Protokoll:
16186

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 186

  • date_rangeDatum: 12. November 2008

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 22:56 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/186 Zusatzfragen sierungsgesetzes (Drucksache 16/10835) . . . . . . . . . . . . . . . – Wahlvorschläge der Fraktionen CDU/ CSU, SPD, FDP, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wahl der Mitglieder des Gremiums gemäß § 10 a des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes (Drucksache 16/10836) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Hans-Peter Uhl, Kristina Köhler (Wiesba- den), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Sebastian Edathy, Gabriele Fograscher, Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Frak- Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Mündliche Frage 1 Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) 19796 C 19796 C 19797 C 19798 A 19798 C 19799 A 19799 C 19800 B 19800 C 19800 D 19801 A Deutscher B Stenografisch 186. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l 90. Jahrestag der Einführung des Frauenwahl- rechts in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Konrad Schily . . . . . . . . . . . . . . . . Benennung des Abgeordneten Paul Lehrieder als Schriftführer . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 1: – Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung eines Gremiums gemäß § 10 a des Finanzmarktstabili- T F ( D V D F t r S A A 19795 A 19795 C 19795 D 19795 D 19796 B tion der SPD: Verbot des Vereins „Heimat- treue Deutsche Jugend“ (HDJ) prüfen (Drucksache 16/10839) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19796 D undestag er Bericht ung 2. November 2008 t : agesordnungspunkt 2: ragestunde Drucksachen 16/10802, 10/834) . . . . . . . . . . ringliche Fragen 1 und 2 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) reigesetzte Neutronenstrahlung bei Castor- ransporten; Erfordernis eines Minimie- ungsgebotes und Konsequenzen für chutzmaßnahmen ntwort strid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19797 A 19797 A, B Erfahrungen mit dem trägerübergreifenden Persönlichen Budget als Regelleistung und Schlussfolgerungen der Bundesregierung II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 Antwort Klaus Brandner, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) Entwicklung des Holzpreises und Auswir- kungen der Finanzkrise auf den Export von Holz in die USA Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Mündliche Frage 6 Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) Maßnahmen der Bundesregierung zur Richtigstellung der Meldung des Bundes- amtes für Verbraucherschutz und Lebens- mittelsicherheit bezüglich Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmit- teln Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Mündliche Frage 7 Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Umsetzung der auf dem Milchgipfel am 30. Juni 2008 versprochenen Mengenredu- zierung Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 8 und 9 Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zeitplan für die Genehmigung des Biomas- seforschungszentrums Leipzig und Gründe für deren erneute Verzögerung; Vorbehalte von Bundes- und Länderbehörden gegen die Genehmigung des Biomasseforschungs- zentrums Leipzig Antwort Ursula Heinen, Parl. Staatssekretärin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M W B D f A A C Z W D M W U s a d A C Z W M D E g F F A A Z D D M V A D b d a d A A Z V 19801 C 19801 C 19802 C 19803 A 19803 C 19804 A 19804 C 19804 D 19805 C ündliche Frage 10 olfgang Gehrcke (DIE LINKE) edeutung des von Bundesminister r. Franz Josef Jung verwendeten Begrif- es „Stabilisierungsoperation“ in Bezug auf fghanistan ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 11 olfgang Gehrcke (DIE LINKE) nterschied zwischen einem „asymmetri- chen Konflikt“ und einem Krieg in Bezug uf Afghanistan nach Auffassung der Bun- esregierung ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . ündliche Frage 14 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) twaige Verlustabschirmung für Beteili- ungsgesellschaften der DB AG in der unktion von Zweckgesellschaften für inanzderivatgeschäfte ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 16 eronika Bellmann (CDU/CSU) nstieg der Vorstandsvergütungen der eutschen Bahn AG im Zeitraum von 1999 is 2007, insbesondere im Verhältnis zu en Gehaltsstrukturen der übrigen Mit- rbeiter, und Beurteilung durch die Bun- esregierung ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 19806 B 19806 C 19807 B 19807 D 19808 A 19809 A 19809 B 19809 C 19810 A 19810 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 III Mündliche Frage 17 Veronika Bellmann (CDU/CSU) Stand des Gesamtvorhabens Sachsen-Fran- ken-Magistrale und Lösung des aktuellen Finanzierungsengpasses Antwort Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 18 Lutz Heilmann (DIE LINKE) Rechtliche Grundlage für die Vorarbeiten zum Bau einer festen Fehmarnbelt-Que- rung durch dänische Vermesser Antwort Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Mündliche Fragen 20 und 21 Alois Karl (CDU/CSU) Erhöhte Einspeisevergütung für Strom aus nachhaltig erzeugtem Palm- und Sojaöl für Betreiber von bestehenden Blockheizkraft- werken sowie Erlass einer entsprechenden Nachhaltigkeitsverordnung Antwort Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 23 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erstmalige Kenntnis des Bundesministe- riums für Bildung und Forschung über die Existenz kontaminierter Laugen im For- schungslager Asse Antwort Dr. Frieder Meyer-Krahmer, Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Z A B N w l R C A C D D B H D H D S M T – – – D G F U W 19810 C 19810 D 19811 C 19811 D 19812 B 19813 A 19813 D 19813 D 19814 C 19814 D usatztagesordnungspunkt 4 ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gemäß Anlage 5 ummer 1 Buchstabe b GO-BT: zu den Ant- orten der Bundesregierung auf die dring- ichen Fragen auf Drucksache 16/10834 . . enate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ngelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . hristoph Pries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . edi Wegener (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . einz Schmitt (Landau) (SPD) . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . igmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des interna- tionalen Terrorismus durch das Bun- deskriminalamt (Drucksachen 16/9588, 16/10822) . . . . . . Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abwehr von Gefah- ren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt (Drucksachen 16/10121, 16/10822) . . . . . Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/10823) . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . 19815 A 19815 B 19816 D 19817 D 19819 B 19820 C 19821 C 19823 A 19824 C 19825 B 19826 D 19827 D 19829 A 19831 B 19832 C 19832 D 19832 D 19833 A 19834 A 19834 D 19836 D 19838 B 19839 C 19840 B 19840 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Hofmann (Volkach) (SPD) . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einrichtung eines Registers über unzuver- lässige Unternehmen (Korruptionsregister- Gesetz) (Drucksache 16/9780) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul K. Friedhoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . Paul K. Friedhoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitsförderung (Drucksache 16/10806) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Kornelia Möller, Klaus Ernst, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Handlungsfähigkeit der Bundesagentur für Arbeit erhalten – Auf Senkung der Beitragssätze verzich- ten (Drucksache 16/10618) . . . . . . . . . . . . . . . K D D K B A D S G T E e B u s ( A S D K N D J T a b M M T A R G 19842 B 19844 B 19845 B 19847 B 19848 B 19849 D 19850 D 19852 C 19854 C 19852 D 19853 A 19856 B 19857 C 19859 B 19861 A 19861 D 19863 A 19864 B 19865 D 19867 B 19867 B laus Brandner, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . tefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . erald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . agesordnungspunkt 6: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur ekämpfung unerlaubter Telefonwerbung nd zur Verbesserung des Verbraucher- chutzes bei besonderen Vertriebsformen Drucksache 16/10734) . . . . . . . . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . arin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . icole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Manzewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ) Vereinbarte Debatte: Legislativ- und Ar- beitsprogramm der Kommission für 2009 ) Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Michael Link (Heilbronn), Florian Toncar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mehr Demokratie und Öffent- lichkeit für Europa – Regelmäßige Europa-Fragestunden im Plenum des Deutschen Bundestages (Drucksache 16/8080) ichael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . arkus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . lexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . 19867 C 19868 C 19869 C 19871 A 19872 A 19873 C 19875 B 19876 C 19878 A 19879 A 19879 B 19880 C 19881 C 19883 A 19884 B 19885 B 19886 D 19888 A 19888 A 19889 C 19891 A 19892 B 19893 D 19895 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 V Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundes- dienstrechts (Dienstrechtsneuord- nungsgesetz – DNeuG) (Drucksachen 16/7076, 16/7440, 16/10850, 16/10887) . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdisziplinargesetzes, des Bundesbeamtengesetzes und weite- rer Gesetze (Drucksachen 16/2253, 16/10850) . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für ein modernes Berufsbeamtentum (Drucksachen 16/129, 16/10850 . . . . . . . . c) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Birgit Homburger, Elke Hoff, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgeset- zes (Drucksachen 16/9317, 16/9823) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: a) Große Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Sevim Dağdelen, Petra Pau, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Soziale Existenzsicherung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (Drucksachen 16/7213, 16/9018) . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Markus Kurth, Josef Philip Winkler, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Asylbewer- berleistungsgesetzes (Drucksache 16/10837) . . . . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T E e o k ( K ( T E e z t ( T a b T E e d n R s 1 d v ( i Z A K w B C R n ( K 19896 C 19897 C 19899 A 19900 D 19900 D 19901 A 19901 A 19902 A 19902 A 19902 B agesordnungspunkt 10: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum rdnungspolitischen Rahmen der Kran- enhausfinanzierung ab dem Jahr 2009 Krankenhausfinanzierungsreformgesetz – HRG) Drucksachen 16/10807, 16/10868) . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- es zur Änderung des Telekommunika- ionsgesetzes Drucksache 16/10731) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 12: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Drei- zehnten Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksache 16/10730) . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Frank Schäffler, Martin Zeil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft – Die europäische Alternative zu Wirtschaftsprotektionis- mus und Ausländerdiskriminierung (Drucksache 16/6997) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 13: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu em Übereinkommen der Vereinten Natio- en vom 13. Dezember 2006 über die echte von Menschen mit Behinderungen owie zu dem Fakultativprotokoll vom 3. Dezember 2006 zum Übereinkommen er Vereinten Nationen über die Rechte on Menschen mit Behinderungen Drucksache 16/10808) . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 3: ntrag der Abgeordneten Markus Kurth, erstin Andreae, Marieluise Beck (Bremen), eiterer Abgeordneter und der Fraktion ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Historische hance des VN-Übereinkommens über die echte von Menschen mit Behinderungen utzen Drucksache 16/10841) . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Brandner, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19903 B 19903 C 19903 C 19903 D 19904 A 19904 A 19904 B VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land), Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- neten René Röspel, Jörg Tauss, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Im Deutsch-Israelischen Jahr der Wissenschaft und Technologie 2008 neue Impulse für die Zusammenarbeit setzen (Drucksache 16/10847) . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 2 Frank Spieth (DIE LINKE) Inhalte und strittige Fragen in der letzten Sitzung der Arbeitsgruppe des Bundes- ministeriums für Gesundheit zum ange- kündigten Rettungsdienstgesetz Antwort Rolf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 3 Frank Spieth (DIE LINKE) Zeitpunkt der Vorlage eines Gesetzent- wurfs zum Rettungsdienst und Termin für die nächste Sitzung der Arbeitsgruppe A R A M H V u v a 2 A H A M M V s k A A C A M D E s u A A A M H S r r A A 19905 C 19906 D 19908 C 19909 C 19910 B 19910 D 19911 A 19912 B 19914 A 19915 A 19915 C 19916 D 19917 D 19919 A 19919 C ntwort olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ündliche Frage 4 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) om Bundesministerium für Wirtschaft nd Technologie zugrunde gelegter Anteil on Atomkraft und erneuerbaren Energien n der Stromversorgung in seiner „Vision 030“ ntwort artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Fragen 12 und 13 anfred Kolbe (CDU/CSU) erkaufsverhandlungen über die Liegen- chaften der ehemaligen Bundeswehrkran- enhäuser in Leipzig-Wiederitzsch und mberg sowie zukünftige Nutzung ntwort hristian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 ündliche Frage 15 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) xistenz einer Malusregelung für Vor- tandsmitglieder der Deutschen Bahn AG nd etwaige Anwendungskriterien ntwort chim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 ündliche Frage 19 ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) chutz von Atomkraftwerken gegen Ter- oranschläge durch Flugzeuge unter ande- em durch Vernebelung ntwort strid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19919 D 19920 A 19920 B 19920 C 19920 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 VII Anlage 8 Mündliche Frage 24 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Zeitplan für den Betreiberwechsel des For- schungslagers Asse und mögliche Vorbe- halte innerhalb der Bundesregierung gegen die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Be- trieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH Antwort Dr. Frieder Meyer-Krahmer, Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 25 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Rechenschaftspflicht der bisherigen Betrei- ber des Forschungsbergwerks Asse II und Zeitpunkt der Kenntnis im Bundesministe- rium für Bildung und Forschung über die wahrscheinliche Kontamination der ein- dringenden Lauge Antwort Dr. Frieder Meyer-Krahmer, Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 26 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Forschung im Tiefenaufschluss von Asse II und Gründe für den Abbruch der ver- suchsweisen Einlagerung hochradioaktiven Atommülls Antwort Dr. Frieder Meyer-Krahmer, Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Mündliche Fragen 27 und 28 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Förderkriterien im Rahmen der Biosicher- heitsforschung sowie in der Förderperiode 2008 bis 2011 beantragte bzw. abgelehnte Projekte Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M O K z U A G A M K H O A G A M K P u B A G A M V K A v H i A P A M D V i A P 19921 A 19921 B 19921 C 19921 D nlage 12 ündliche Frage 29 mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) onkrete Schritte der Bundesregierung ur Freilassung der im Iran festgehaltenen S-Staatsbürgerin Esha Momeni ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . nlage 13 ündliche Frage 30 erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) umanitäre Hilfe für die Flüchtlinge im stkongo ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . nlage 14 ündliche Frage 31 erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) läne der internationalen Gemeinschaft nd der Bundesregierung zum Schutz der evölkerung im Ostkongo ntwort ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . nlage 15 ündliche Frage 32 olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) enntnis der Bundesregierung über den ufenthalt des von Interpol wegen Kriegs- erbrechen gesuchten Präsidenten der utu-Miliz FDLR, Ignace Murwanashyaka, n Deutschland ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 ündliche Frage 33 r. Ilja Seifert (DIE LINKE) erwendung von Ganzkörperscannern auf nternationalen Flughäfen ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19922 A 19922 C 19923 A 19923 B 19923 C VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 Anlage 17 Mündliche Frage 34 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ermittlung von Standorten bei Mobilfunk- endgeräten zu repressiven bzw. präventi- ven Zwecken durch Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern seit 2005 Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Mündliche Frage 22 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Besteuerung von Geländewagen im Ver- hältnis zur Besteuerung von Kleinwagen vor dem Hintergrund der umweltpoliti- schen Ziele der Bundesregierung Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Mündliche Frage 36 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Auflagen und Entgelte für Garantiezusa- gen für Finanzunternehmen mit Leistun- gen aus dem Finanzmarktstabilisierungs- fonds Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Mündliche Fragen 37 und 38 Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) Auswahlkriterien für die Zusammenset- zung der Expertengruppe „Neue Finanz- architektur“ sowie geplante Konsultatio- nen mit anderen Fachleuten Antwort Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 21 Mündliche Fragen 39 und 40 Dr. Axel Troost (DIE LINKE) Begründung für den Verzicht auf Stimm- rechte des Bundes bei der Commerzbank wegen der Eigenkapitalspritze in Form ei- ner stillen Einlage; Presseberichte über d e C d A N A M W G ö b d f N g A N A M U V f z u A N A E J D W R S z w r B A E D ( ü v d n 19923 D 19924 C 19924 D 19925 A en Verzicht des Bundes auf Entsendung ines Vertreters in den Aufsichtsrat der ommerzbank und auf Einmischung in as Tagesgeschäft der Bank ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 22 ündliche Fragen 41 und 42 erner Dreibus (DIE LINKE) ründe für die niedrigen Gebühren bei der ffentlichen Garantie für die Commerz- ank sowie fehlende Auflagen in Bezug auf ie Arbeitsplatzsicherung; mögliche Ge- ahr eines Dumpingwettlaufes mit anderen ationalstaaten bei den Stützungsbedin- ungen für Banken ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 23 ündliche Fragen 43 und 44 lla Lötzer (DIE LINKE) erzinsung der öffentlichen Kapitalspritze ür die Commerzbank und Auflagen be- üglich ihres Kreditangebots an Firmen nd Privatpersonen ntwort icolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 24 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten örg Tauss, Gerd Andres, Ulla Burchardt, r. Herta Däubler-Gmelin, Elvira Drobinski- eiß, Angelika Graf (Rosenheim), Mechthild awert, Dr. Carola Reimann, Dr. Margrit pielmann und Andrea Wicklein (alle SPD) ur namentlichen Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur Abwehr von Gefah- en des internationalen Terrorismus durch das undeskriminalamt (Tagesordnungspunkt 3) nlage 25 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Michael Bürsch und Helga Kühn-Mengel beide SPD) zur namentlichen Abstimmung ber den Entwurf eines Gesetzes zur Abwehr on Gefahren des internationalen Terrorismus urch das Bundeskriminalamt (Tagesord- ungspunkt 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19925 C 19925 D 19926 B 19926 B 19927 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 IX Anlage 26 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Abwehr von Gefahren des internatio- nalen Terrorismus durch das Bundeskriminal- amt (Tagesordnungspunkt 3) Dr. Lale Akgün (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 27 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Andreas Weigel, Petra Heß und Andrea Wicklein (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts (Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG) (Tagesordnungspunkt 8 a) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 28 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuord- nung und Modernisierung des Bundesdienst- rechts (Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG) (Tagesordnungspunkt 8 a) Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Maik Reichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 29 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienst- rechts (Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG) – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdisziplinargesetzes, des Bundesbe- amtengesetzes und weiterer Gesetze – Antrag: Für ein modernes Berufsbeamten- tum – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 8 a bis c) Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Kramer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . P S D A Z – – ( M G H U K A Z E s a r p D J E D F D M A Z d r g D J M M H 19928 B 19929 D 19930 B 19930 B 19930 C 19931 B 19931 C 19932 A 19933 B 19935 A 19936 A etra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 30 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Anfrage: Soziale Existenzsicherung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des Asylbewerberleistungsgesetzes Tagesordnungspunkt 9 a und b) ichael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . laus Brandner, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 31 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zum ordnungspoliti- chen Rahmen der Krankenhausfinanzierung b dem Jahr 2009 (Krankenhausfinanzierungs- eformgesetz – KHRG) (Tagesordnungs- unkt 10) r. Hans Georg Faust (CDU/CSU) . . . . . . . . ens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . ike Hovermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . rank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . r. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . nlage 32 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Ände- ung des Telekommunikationsgesetzes (Ta- esordnungspunkt 11) r. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . artin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . 19937 A 19937 D 19939 A 19940 C 19942 C 19943 A 19944 A 19944 D 19945 C 19946 D 19947 C 19948 C 19949 C 19950 C 19951 C 19952 C 19953 B 19955 A 19956 A 19956 C X Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 33 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Außenwirtschaftsverordnung – Antrag: Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft – Die europäische Alter- native zu Wirtschaftsprotektionismus und Ausländerdiskriminierung (Tagesordnungspunkt 12 a und b) Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19957 C 19958 A 19958 D 19960 B 19961 A 19961 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19795 (A) ) (B) ) 186. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 13.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19919 (A) ) (B) ) kündigten Rettungsdienstgesetz, und welches sind die noch bezahlbare und umweltverträgliche Stromversorgung in strittigen Fragestellungen? Deutschland – Geht es ohne Kernenergie?) zugrunde, und wie Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Frage des Abgeordneten Frank Spieth (DIE LINKE) (Druck- sache 16/10802, Frage 2): Welches waren die Inhalte der letzten Sitzung der Arbeits- gruppe des Bundesministeriums für Gesundheit zum ange- d s t P L O b T p A b te te R z s n A d d s t b a F g d t d r f K b K s F r A d F D Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Burkert, Martin SPD 12.11.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 12.11.2008 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2008 Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 12.11.2008 Gerster, Martin SPD 12.11.2008 Göppel, Josef CDU/CSU 12.11.2008 Gröhe, Hermann CDU/CSU 12.11.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 12.11.2008 Kucharczyk, Jürgen SPD 12.11.2008 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2008 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 12.11.2008 Leutert, Michael DIE LINKE 12.11.2008 Lötzer, Ulla DIE LINKE 12.11.2008 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 12.11.2008 Müller (Braunschweig), Carsten CDU/CSU 12.11.2008 Rachel, Thomas CDU/CSU 12.11.2008 Schily, Otto SPD 12.11.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2008 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 12.11.2008 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 12.11.2008 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht Um Missverständnisse zu vermeiden möchte ich vorab arauf hinweisen, dass das Bundesministerium für Ge- undheit (BMG) an der Novellierung des Rettungsassis- entengesetzes und der dazugehörigen Ausbildungs- und rüfungsverordnung arbeitet. Rettungsdienstgesetze sind andesgesetze, in denen insbesondere Strukturen und die rganisation des Rettungsdienstes geregelt werden. In islang drei Sitzungen hat eine Expertengruppe das hema „Ausbildungsziel, Ausbildungsinhalte und Kom- etenzen“ bearbeitet und ein erstes Rohkonzept einer usbildungszielbeschreibung diskutiert. Gegenstand der isherigen Erörterungen in der Expertengruppe waren un- r anderem Ausbildungsinhalte, die Fragen der Kompe- nzabgrenzung und der Delegation ärztlicher Aufgaben an ettungsassistenten. Eine weitere Sitzung zu Ausbildungs- iel und -inhalten wird im Januar 2009 stattfinden. Ab- chließende Ergebnisse der Expertengruppe liegen noch icht vor. nlage 3 Antwort es Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Frage es Abgeordneten Frank Spieth (DIE LINKE) (Druck- ache 16/10802, Frage 3): Wann wird die Bundesregierung einen Gesetzentwurf zum Rettungsdienst auf den Weg bringen, und gibt es einen Termin für die nächste Sitzung der Arbeitsgruppe des Bundesministe- riums für Gesundheit zu diesem Gesetzentwurf? Das BMG hat die Arbeiten zur Novellierung des Ret- ungsassistentengesetzes und der dazugehörigen Aus- ildungs- und Prüfungsverordnung Ende letzten Jahres ufgenommen. Mit dem Ziel einer soliden fachlichen undierung der Vorschläge und der Herstellung eines rößtmöglichen Konsenses über die Weiterentwicklung ieses Berufsfeldes wurde im Januar 2008 eine Exper- engruppe eingesetzt. Sie wird in einem Stufenverfahren ie Themenfelder Ausbildungsziel, Ausbildungsstruktu- en und Ausbildungsfinanzierung beraten. Dieses Ver- ahren wurde gewählt, weil die Entscheidungen zum omplex Ausbildungsziel Auswirkungen auf die Aus- ildungsstrukturen haben und diese wiederum für die osten der Ausbildung von wesentlicher Bedeutung ind. Zum Stand der Beratungen siehe die Antwort auf rage 2. Ein Gesetzentwurf wird nach Abschluss der Be- atungen der Expertengruppe erstellt werden. nlage 4 Antwort es Parl. Staatssekretärs Hartmut Schauerte auf die rage des Abgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 4): Welche Atomkraftwerkskapazitäten (in Gigawatt) legt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) in der „Vision 2030“ (siehe Seite 15 der Broschüre Sichere, 19920 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) viel Strom soll in dieser Vision aus erneuerbaren Energien im Vergleich zu dem Regierungsziel für 2020 erzeugt werden? In der zitierten BMWi-Broschüre werden Optionen für eine weitestgehend CO2-freie, versorgungssichere und kostengünstige Stromerzeugung in der Zukunft aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums betrachtet. Zwischen den die Bundesregierung tragenden Koali- tionsparteien bestehen unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Nutzung der Kernenergie zur Strom- erzeugung. Entgegen den geltenden Regelungen des Atomgesetzes, das einen kontinuierlichen Ausstieg aus der Kernenergie bis etwa zum Jahr 2022 vorsieht, unter- stellt die BMWi-Vision 2030 „Optionen für eine CO2- freie Stromerzeugung in Deutschland bis 2030“ einen Stromenergiemix, der aus rund einem Drittel Kernener- gie, einem Drittel fossiler Brennstoffe (wie zum Beispiel Kohle und Gas) mit CO2-Abscheidung sowie einem Drittel emeuerbarer Energien besteht. Es ist erklärtes Ziel der Bundesregierung, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2020 auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen. Wie hoch 2030 dann deren Anteil tatsächlich sein wird, hängt un- ter anderem davon ab, welche Fortschritte bei den Ener- gietechnologien erreicht werden und auch wie sich der Gesamtstromverbrauch zukünftig entwickelt. Deshalb wurde in der BMWi-Vision ein Anteil der erneuerbaren Energien von rund einem Drittel angenommen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Christian Schmidt auf die Fra- gen des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) (Drucksache 16/10802, Fragen 12 und 13): Ist der Bundesregierung bekannt, ob derzeit Verkaufsver- handlungen über die Veräußerung der Liegenschaften der ehe- maligen Bundeswehrkrankenhäuser in Leipzig-Wiederitzsch und Amberg stattfinden und wer die jeweiligen Interessenten sind? Wann ist mit einem Abschluss der Verkaufsverhandlungen und damit mit einem Verkauf zu rechnen, und wie werden die Liegenschaften dann zukünftig genutzt werden? Zu Frage 12: Die Verwertung bzw. der Verkauf der Liegenschaften der ehemaligen Bundeswehrkrankenhäuser Amberg und Leipzig erfolgte seit Juni 2005 durch die Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbh (g.e.b.b). Es gab einige Interessenten für beide ehemaligen Bundeswehrkrankenhäuser. Es wurde entschieden, die Verhandlungen mit der VedaSan Amberg Besitzgesell- schaft mbH in Verbindung mit der VedaSan Manage- ment Gesellschaft mbH, entwickelt durch die Casacom Verwaltungs- & Beteiligungs GmbH, für das ehemalige Bundeswehrkrankenhaus Amberg sowie mit der Veda- San Leipzig Besitzgesellschaft mbH in Verbindung mit der VedaSan Management Gesellschaft mbH, ebenfalls entwickelt durch die Casacom Verwaltungs- & Beteili- g h Z t d k w d b b n A d d ( B f N B g f v d l a d n A d A G m c z A (C (D ungs GmbH, für das ehemalige Bundeswehrkranken- aus Leipzig abzuschließen. u Frage 13: Die Verkaufsverhandlungen wurden bereits im Sep- ember 2008 abgeschlossen. Die Verträge zum Verkauf er ehemaligen Bundeswehrkrankenhäuser sollen nun urzfristig unterzeichnet werden. Zukünftig sollen in den Liegenschaften zum einen ieder medizinische Einrichtungen angesiedelt werden, aneben werden andere Nutzungen geplant. Zudem ver- leiben aufgrund eines Mietvertrages mit dem Käufer in eiden Liegenschaften jeweils eine Dienststelle des Sa- itätsdienstes der Bundeswehr. nlage 6 Antwort es Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Frage er Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/10802, Frage 15): Gibt es für den Vorstand der Deutschen Bahn AG neben einer Bonus-Regelung auch eine Malus-Regelung, und wenn ja, wird diese Malus-Regelung im Fall des massenhaften Aus- falls von ICE-Zügen angewandt? Das Vergütungssystem des Vorstandes der Deutschen ahn AG ist im Geschäftsbericht der Deutsche Bahn AG ür das Jahr 2007 (siehe dort Seite 219 f.) dargestellt. ach Abschluss eines Geschäftsjahres werden auf der asis der Konzernergebnisse für jedes Vorstandsmit- lied der Erfolgsfaktor und der persönliche Leistungs- aktor ermittelt. Daraus folgt, dass ein durch den Ausfall on ICE-Zügen bedingter wirtschaftlicher Misserfolg es Unternehmens sich nach der Logik des zugrunde ge- egten leistungsorientierten Vergütungssystems negativ uf die Jahrestantieme auswirken kann. Somit beinhaltet as Vergütungssystem der Deutsche Bahn AG eine Bo- us-/Malus-Regelung. nlage 7 Antwort er Parl. Staatssekretärin Astrid Klug auf die Frage des bgeordneten Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 19): Hält die Bundesregierung die Vernebelung von Atom- kraftwerken sowohl für eine wirksame als auch hinreichende Maßnahme gegen Terroranschläge mit Flugzeugen, und, falls nein, welche weiteren Maßnahmen beabsichtigt die Bundesre- gierung den Atomkraftwerksbetreibern aufzuerlegen, damit Atomkraftwerke hinreichend gegen Terroranschläge mit Flug- zeugen geschützt sind? Die Vernebelung trägt innerhalb des gestaffelten und iteinander verzahnten Gesamtsystems unterschiedli- her Schutzmaßnahmen des Betreibers und des Staates um Schutz von Kernkraftwerken gegen terroristische nschläge bei. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19921 (A) ) (B) ) Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Frieder Meyer-Krahmer auf die Frage der Abgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 24): Wann ist bei der Asse mit dem Betreiberwechsel zum Bundesamt für Strahlenschutz zu rechnen, und welche Vorbe- halte gibt es innerhalb der Bundesregierung gegen die Deut- sche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH in diesem Zusammenhang? Das Bundeskabinett hat am 5. November 2008 den Be- treiberwechsel der Schachtanlage Asse vom Helmholtz Zentrum München zum Bundesamt für Strahlenschutz zum l. Januar 2009 beschlossen. Es gibt seitens der Bun- desregierung keinerlei Vorbehalte gegen die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) als zukünftige Betriebsfüh- rungsgesellschaft. Anlage 9 Antwort des Staatssekretärs Dr. Frieder Meyer-Krahmer auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 25): Wem gegenüber waren die bisherigen Betreiber des For- schungsbergwerks Asse II, insbesondere die GSF (Gesell- schaft für Strahlenforschung), rechenschaftspflichtig, und wann wurde es im Bundesministerium für Bildung und For- schung, insbesondere in der Hausspitze, zum ersten Mal für wahrscheinlich gehalten, dass eindringende Lauge durch den in der Asse eingelagerten Atommüll kontaminiert werden könnte, bis hin zum Überschreiten von Freigrenzen? Die für die Schachtanlage Asse II zuständige Geneh- migungsbehörde ist das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), die Aufsichtsbehörde ist das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klima- schutz. Das Bundesministerium für Bildung und For- schung (BMBF) ist Zuwendungsgeber für die Schacht- anlage Asse. Daraus ergeben sich die Rechenschafts- und Genehmigungspflichten des Betreibers, zum Bei- spiel werden alle genehmigungspflichtigen Maßnahmen vorher durch das LBEG bewilligt, Vorgänge, die die Zu- wendung betreffen, sind mit dem BMBF abzustimmen. Dem BMBF ist die Überschreitung von Freigrenzen von in Laugensümpfen aufgetretener kontaminierter Lauge zeitgleich mit der Öffentlichkeit Mitte Juni 2008 bekannt geworden. Für eindringende Lauge, also die sogenannte Zutrittslauge, wurde nie eine Überschreitung von Frei- grenzen festgestellt, da sie aufgefangen wird. Ein Kon- takt dieser Lauge mit den eingelagerten Abfällen ist da- her ausgeschlossen. Anlage 10 Antwort des Staatssekretärs Dr. Frieder Meyer-Krahmer auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 26): 1 T E d E s R U l K b n t S f p w z w k d b r d d A d d ( Z c F F Z b e D (C (D Welche Forschung, insbesondere auch solche, die man als Gorleben-relevant bezeichnen kann, wurde im sogenannten Tiefenaufschluss der Schachtanlage Asse II betrieben (bitte mit Angabe der jeweiligen Zeiträume), und aus welchen Gründen wurde von der einstmals geplanten versuchsweisen Einlagerung von hochradioaktivem Atommüll in der Asse wieder abgesehen (bitte alle Gründe angeben, das heißt politi- sche, technische, geologische etc.)? In der Schachtanlage Asse wurde im Zeitraum von 972 bis 1980 eine Prototypkaverne im sogenannten iefenaufschluss errichtet. Sie wurde errichtet, um die inlagerung von mittelaktiven Abfällen zu erproben, mit er Intention einer Vereinfachung und Verbilligung der ndlagerung von mittelaktiven Abfällen. Da die Ver- uche fehlschlugen, Abfallsimulat (Beton) direkt durch ohrleitungen in die Kaverne zu fördern, wurden diese ntersuchungen abgebrochen. Es kam nie zu einer Ein- agerung radioaktiver Abfälle in die Kaverne. In die onzepte zur Einlagerung radioaktiver Abfälle in Gorle- en ist diese Technik nicht eingeflossen. Im Rahmen ei- es genehmigten Sonderbetriebsplans wurde die Proto- ypkaverne im Jahre 2007 mit Schotter bzw. mit orelbeton verfüllt, der Porenraum wurde mit Schutz- luid gefüllt. Anfang der 90er-Jahre wurde von ursprünglich ge- lanten Versuchen zur Einlagerung von wärmeent- ickelnden Abfällen Abstand genommen, da ein Kon- ept zur direkten Endlagerung hochradioaktiver Abfälle, elches als Basis für solche Experimente hätte dienen önnen, zu der Zeit nicht existierte. Zudem waren zu iesem Zeitpunkt die Bewegungen des Grubengebäudes ereits bekannt, sodass von der versuchsweisen Einlage- ung von wärmeentwickelnden Abfällen auch aufgrund er unsicheren Prognose im Hinblick auf die Stabilität es Grubengebäudes abgesehen wurde. nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Fragen er Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Drucksache 16/10802, Fragen 27 und 28): Welche Kriterien muss ein Antragsteller/eine Antragstelle- rin erfüllen, um im Rahmen der Biosicherheitsforschung zu- wendungsberichtigt zu sein, bzw. gibt es Voraussetzungen hinsichtlich ihrer Rechtsform? Welche in der aktuellen Förderperiode der Biosicherheits- forschung (2008 bis 2011) beantragten Projekte wurden abge- lehnt, und mit welcher Begründung? u Frage 27: Antragsberechtigt sind Unternehmen der gewerbli- hen Wirtschaft, Hochschulen und außeruniversitäre orschungseinrichtungen mit Sitz in Deutschland. Eine örderung können nur juristische Personen beantragen. u Frage 28: Das Recht des Zuwendungsgebers, bestimmte Anga- en über beantragte Vorhaben bekannt zu geben, entsteht rst mit der Wirksamkeit des Zuwendungsbescheids. Aus atenschutzgründen ist der Zuwendungsgeber (BMBF) 19922 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) daher gehalten, Projektskizzen und Anträge auf For- schungsförderung vertraulich zu behandeln. Eine Wei- tergabe dieser Informationen an Dritte ist daher nicht zulässig. Grundlage für die Antragstellung war die Be- kanntmachung des BMBF „Beiträge zur Biologischen Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen“ vom 4. Juli 2007. Die Förderentscheidung erfolgte nach den Kriterien: Beitrag des Projekts zur Erreichung der Ziele der Bekanntmachung, wissenschaftliche Qualität des Projekts, wissenschaftliche Qualifikation des Antragstel- lers, interdisziplinäre Vernetzung im Hinblick auf die Lösung der wissenschaftlichen Fragestellungen des Ver- bundprojekts. Beantragte Projekte, die diesen Kriterien nicht in aus- reichendem Maße entsprachen, wurden aus diesen Grün- den abgelehnt. Anlage 12 Antwort des Staatsministers Günter Gloser auf die Frage des Ab- geordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 16/10802, Frage 29): Welche konkreten Schritte unternimmt die Bundesregie- rung zur Unterstützung der Bemühungen zur Freilassung der US-amerikanischen Staatsbürgerin iranischer Herkunft, Esha Momeni, die im Iran festgehalten wird? Die am 15. Oktober 2008 in Iran inhaftierte Frauen- rechtlerin und an einer amerikanischen Universität ein- geschriebene Filmstudentin Esha Momeni ist am 10. No- vember 2008 nach übereinstimmenden Berichten ihrer Familie und Unterstützer auf Kaution aus dem Gefäng- nis entlassen worden und soll sich nun vor einem Gericht verantworten. Die Bundesregierung betrachtet ihre Lage mit Sorge. Da Frau Momeni nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, sind die Handlungsmöglichkeiten der Bundesre- gierung jedoch begrenzt. Die USA haben in Teheran keine eigene diplomati- sche Vertretung. Die Schweiz vertritt die Interessen der USA gegenüber der iranischen Regierung. Die Bundesregierung hatte die französische EU-Rats- präsidentschaft gebeten, den Fall zum Gegenstand einer baldigen EU-Menschenrechtsdemarche an das iranische Außenministerium zu machen. Die Bundesregierung ist weiterhin bemüht, zusätzli- che Erkenntnisse über die Umstände und Hintergründe des Vorgehens gegen Frau Momeni zu erlangen. Anlage 13 Antwort des Staatsministers Günter Gloser auf die Frage der Ab- geordneten Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 30): Was sind die Gründe dafür, dass die meisten Flüchtlinge im Ostkongo noch immer von der humanitären Hilfe abge- schnitten sind, weshalb sich eine humanitäre Katastrophe ab- l m b t H F S T g l l l 5 z c n u 5 z v a e d f W d n K d n k e N z m G H l A d g G (C (D zeichnet, und was konkret macht die Bundesregierung dage- gen, um dies zu verhindern? Während im unmittelbaren Verlauf der Kampfhand- ungen in den ersten Novembertagen die operative hu- anitäre Hilfe eingestellt werden musste, konnten die ereits vor Ort tätigen Hilfsorganisationen diese unmit- elbar im Anschluss daran wieder aufnehmen. Nach Angaben von ECHO – dem Amt für humanitäre ilfe der EU-Kommission – ist die Versorgung der lüchtlinge in und in der unmittelbaren Umgebung der tadt Goma gewährleistet, während sie in den übrigen eilen Nordkivus weiterhin schwierig ist, wobei die An- aben zur Versorgungslage der Flüchtlinge nicht einheit- ich sind. Gesicherte Zahlen über die nach den Kampfhand- ungen der vergangenen Tage zusätzlich Vertriebenen iegen nicht vor; Schätzungen bewegen sich zwischen 0 000 und 100 000 Menschen (zusätzlich zu den bereits uvor landesweit 1,6 Millionen und allein im Nordkivu irca 1 Millionen Vertriebenen). Zur weiteren Unterstützung der laufenden Maß- ahmen hatte das Auswärtige Amt die bereits zuvor mfangreiche humanitäre Hilfe vor zwei Wochen auf ,9 Millionen und aktuell am 10. November 2008 auf bis u 7 Millionen Euro aufgestockt. Auch wird die akute Flüchtlingsproblematik über die om Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen- rbeit und Entwicklung finanzierten Maßnahmen der ntwicklungsorientierten Not- und Übergangshilfe sowie er langfristigen Entwicklungszusammenarbeit abgepuf- ert. Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank- alter Steinmeier, hat sich in Telefonaten mit dem Präsi- enten der Republik Ruanda, Paul Kagame, und dem euen Außenminister der Demokratischen Republik ongo, Alexis Tambwe Mwamba, dafür eingesetzt, dass ie Kampfhandlungen eingestellt werden und es zu ei- em Dialog zwischen den unmittelbar Beteiligten ommt. Der Gipfel von Nairobi vom 7. November 2008 war in erster, wichtiger Schritt, dass die Prozesse von airobi und Goma wieder aufgenommen werden. Diese ielen auf die Entwaffnung der Hutu-Milizen in der De- okratischen Republik Kongo und anderer bewaffneter ruppierungen, die Verfolgung des „harten Kerns“ der utu-Rebellen und der Rückkehrmöglichkeit der Mit- äufer nach Ruanda. nlage 14 Antwort es Staatsministers Günter Gloser auf die Frage der Ab- eordneten Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 31): Welche konkreten Pläne gibt es seitens der internationalen Gemeinschaft und der Bundesregierung, um im Falle einer weiteren Gewalteskalation im Ostkongo die Bevölkerung schnellstmöglich zu schützen? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19923 (A) ) (B) ) Die Frage einer internationalen Intervention stellt sich derzeit nicht. Die Suche einer politischen Lösung steht für die Bundesregierung im Vordergrund. Die afrikanischen Akteure haben im Beisein des Ge- neralsekretärs der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, auf einem Krisengipfel der Afrikanischen Union in Nairobi am 7. November 2008 selbst einen Waffenstill- stand gefordert, eine entsprechende Überwachungsfazi- lität eingerichtet und Bereitschaft zu eigenem militäri- schen Engagement zur Wiederherstellung des Friedens im Nordkivu signalisiert. Wir sollten die afrikanischen Partner im Sinne der „ownership“ an dieser Selbstverpflichtung messen, un- terstützen und gegebenenfalls die Umsetzung anmahnen. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, hat in einem Schreiben vom 31. Oktober 2008 an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen um Verstär- kung der friedenserhaltenden MONUC-Mission gebe- ten. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am 11. November 2008 über die Lage im Kongo beraten. Eine Entscheidung über eine Verstärkung von MONUC ist dabei noch nicht gefallen. Eine solche Entscheidung wird voraussichtlich erst auf der Grundlage eines umfas- senden Berichtes des Generalsekretärs zu MONUC er- folgen, der für den 19. November 2008 angekündigt ist. Im Zentrum der Diskussion steht derzeit weniger die Frage einer Ausweitung des Mandats von MONUC als vielmehr die geforderten Verstärkungen von MONUC mit neuen Fähigkeiten und weiteren Truppen. Das MONUC-Mandat wird spätestens am 31. Dezember 2008 im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verlän- gert. Der Rat für Auswärtige und Allgemeine Angelegen- heiten der EU hat sich in seinen Schlussfolgerungen vom 10. November 2008 für die Unterstützung von sowie eine engere Zusammenarbeit mit MONUC ausgespro- chen. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 32): Welche Kenntisse hat die Bundesregierung über den sich in Deutschland aufhaltenden und von Interpol gesuchten Ignace Murwanashyaka, Präsident der gefürchteten Hutu- Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), der nach eigenen Angaben (Interview mit TV-Magazin Fakt vom 3. November 2008) die volle Kontrolle und den Über- blick über die Miliz hat, und wieso wird dieser nach Kenntnis der Bundesregierung nicht wegen Verdachts von Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und festgesetzt? Der ruandische Staatsbürger Dr. Ignace Murwanashyaka (M) hält sich nach Kenntnis der Bundesregierung in Mannheim auf. Die im TV-Magazin „Fakt“ gegen M er- hobenen Vorwürfe sind der Bundesregierung aus ähnlich lautenden Pressemeldungen seit 2006 bekannt und Ge- genstand eines am 28. Juni 2006 eingeleiteten Ermitt- l F a m i k n c S k A d A c f k v n F p d O ü d A d A D d s S e n u ( A F d w (C (D ungsverfahrens der Generalbundesanwaltschaft. Die akten und Zusammenhänge sind wesentlich komplexer ls in dem Bericht dargestellt. Wegen des konkreten Er- ittlungsverfahrens bitte ich um Ihr Verständnis, dass ch Ihnen Einzelheiten hierzu öffentlich nicht mitteilen ann. Dies gilt auch für die Frage einer möglichen Fest- ahme aufgrund etwaiger ausländischer Fahndungsersu- hen. Die aus den Gesamtumständen der aufzuklärenden traftaten sich ergebende diffizile Ermittlungsarbeit önnte anderenfalls weiter erschwert werden. nlage 16 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des bgeordneten Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) (Drucksa- he 16/10802, Frage 33): Auf welchen internationalen Flughäfen (weltweit) werden nach Kenntnis der Bundesregierung bereits Ganzkörperscan- ner/Nacktbildscanner bei den Personenkontrollen verwendet? Der Bundesregierung liegt keine gesicherte und um- assende Aufstellung über die Verwendung von Ganz- örperscannern bei der Personenkontrolle an Flughäfen or. Nach hier vorliegenden Informationen werden an eun US-Flughäfen „Body-Scanner“ auf der Basis von reiwilligkeit (anstelle des Abtastens durch Sicherheits- ersonal) verwendet. Weitere internationale Flughäfen, ie Ganzkörperscanner nutzen sollen, sind Moskau, saka, Tokio und Mexiko. Die EU-KOM unterrichtete ber „Realtests“ mit Ganzkörperscannern an Flughäfen er Niederlande, Großbritanniens und Finnlands. nlage 17 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmaier auf die Frage des bgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 34): In welchem Umfang haben Sicherheitsbehörden von Bund und – nach Kenntnis der Bundesregierung – Ländern jeweils seit 2005 jährlich Standorte von Mobilfunkendgeräten zu re- pressiven bzw. präventiven Zwecken ermittelt, etwa gemäß § 100 i der Strafprozessordnung, § 98 des Telekommunika- tionsgesetzes oder anderer Rechtsgrundlagen, und in welchem Umfang forderten diese Sicherheitsbehörden derweil – gege- benenfalls unter Hinweis auf einen Notfall – jeweils Standor- terkenntnisse der Notrufzentralen der Björn-Steiger-Stiftung an? Seitens der Polizeibehörden des Bundes wurde in em in Rede stehenden Zeitraum 28-mal von der repres- iven Standortermittlung gemäß § 100 i Abs. 1 Nr. 2 der trafprozessordnung (StPO) Gebrauch gemacht. Davon ntfallen 15 Standortermittlungen auf das Bundeskrimi- alamt (BKA) (2005: 5; 2006: 5; 2007: 4; 2008 bisher 1) nd 5 Standortermittlungen auf die Bundespolizei BPOL). In sieben weiteren Fällen leistete die BPOL mtshilfe für Länderpolizeien und in einem weiteren all wurde Amtshilfe für eine nachgeordnete Behörde es Zollkriminalamtes (ZKA) geleistet. Auch hierfür ar § 100 i Abs. 1 Nr. 2 StPO einschlägig. 19924 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) Standortermittlungen zu präventiven Zwecken hat die BPOL nicht durchgeführt. In circa 2 bis 3 Einzelfällen pro Jahr hat das Bundeskriminalamt auf Ersuchen aus- ländischer Dienstellen zum Zwecke der Gefahrenabwehr bei Gefahr im Verzug auf der Grundlage von § 19 Abs. 4 des Bundeskriminalamtgesetzes (BKAG) in Verbindung mit dem jeweils örtlich einschlägigen Landespolizeirecht eine Lokalisierung von Mobilfunkendgeräten durchge- führt. Dabei ging es bisher ausschließlich um Suizidan- kündigungen. Eine diesbezügliche Statistik wird beim Bundeskrimi- nalamt aufgrund der geringen Fallzahlen nicht geführt. Die Notrufzentrale der Björn-Steiger-Stiftung wird vom Bundeskriminalamt nicht in Anspruch genommen. Ebenso liegen den BKA und BPOL keine statistischen Daten zur Standortermittlung zu präventiven und repres- siven Zwecken durch die Länderpolizeien vor. Dem BMJ liegen darüber hinaus keine statistischen Erkenntnisse zu diesem Thema aus ihren Geschäftsbe- reich vor. Zwar sieht die zum 1. Januar 2008 in Kraft getretene Neuregelung in § 100 g Abs. 4 StPO eine statistische Er- hebung von Daten zu repressiven Verkehrsdatenabfragen vor, entsprechende Daten sind aber erstmals im Jahr 2009 für das Kalenderjahr 2008 zu erwarten und werden entsprechend den Vorgaben in § 100 g Abs. 4 StPO die Ermittlung von Standorten von Mobilfunkgeräten nicht gesondert ausweisen. Aus dem vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg erstellten Er- fahrungsbericht über die „Rechtswirklichkeit der Aus- kunftserteilung über Telekommunikationsverbindungs- daten nach §§ 100 g, 100 h der Strafprozessordnung“ gehen entsprechende Daten für die Jahre ab 2005 eben- falls nicht hervor; der Untersuchung lag unter anderem eine Analyse von Verfahrensakten aus den Jahren 2003 und 2004 zugrunde. Die MPI-Untersuchung liegt dem Deutschen Bundestag als Bundestagsdrucksache 16/8434 vor (vergleiche dort insbesondere Seite 63, 81 f.). Soweit die Frage auf die Erhebung von Standortdaten durch Nachrichtendienste zielt, sind geheimhaltungsbe- dürftige Methoden der Nachrichtendienste betroffen. Die Bundesregierung berichtet hierzu nur in den dafür vorge- sehenen besonderen Gremien des Deutschen Bundesta- ges. Anlage 18 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/10802, Frage 22): Ist es im Sinne der umweltpolitischen Ziele der Bundesregie- rung, wenn nach dem Maßnahmepaket der Bundesregierung ein Käufer eines Audi-Geländewagens Q7 V12 TDI 1 852 Euro Steuerersparnis erzielt und damit 15-mal soviel Steuern spart wie der Käufer eines Kleinwagens Toyota Aygo 1,0, und ist die Bundesregierung der Auffassung, dass damit eine „punktge- a d f t b d m l r J a 1 A g d z g d d l J A d d N n b f d s t r G z A g b (C (D naue“ Förderung, wie es die Bundeskanzlerin für ein Kon- junkturprogramm immer gefordert hat, erreicht wird? Die befristete Kfz-Steuerentlastung für Pkw wird vor llem konjunkturellen Anforderungen und im Ergebnis er Sicherung von Arbeitsplätzen gerecht. Diese kurz- ristig umsetzbare Maßnahme wirkt der Kaufzurückhal- ung von Verbrauchern bis zur Umstellung auf eine CO2- ezogene Kfz-Steuer entgegen. Ihr wesentliches Ziel ist ie zeitnahe Stabilisierung der Nachfrage in allen Seg- enten des Pkw-Marktes, einem von der konjunkturel- en Entwicklung besonders betroffenen Wirtschaftsbe- eich. Umweltpolitischen Zielen dient die auf maximal zwei ahre verlängerte Entlastung für besonders schadstoff- rme Pkw, die vorzeitig die ab 1. Januar 2011 bzw. . September 2015 verbindlichen Euro-5- oder Euro-6- bgasvorschriften erfüllen. Damit setzt die Bundesre- ierung auf der Hersteller- wie auf der Verbraucherseite eutliche Anreize. Außerdem wird die Bundesregierung ügig die Umstellung der Kfz-Steuer auf eine CO2-bezo- ene Bemessungsgrundlage mit Wirkung ab 2011 und ie Übertragung der Kfz-Steuer von den Ländern auf en Bund vorantreiben. Im Übrigen käme für den in der Frage genannten Ge- ändewagen zurzeit nur eine Steuerentlastung für ein ahr (926 Euro) infrage. nlage 19 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Frage es Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/10802, Frage 36): Wie viel Entgelt für Garantiezusagen hat bzw. wird die Bundesregierung jeweils von Finanzunternehmen gemäß § 6 Abs. 1 Satz 3 des Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetzes (FMStFG) verlangen, die Garantien sowie ggf. weitere Unter- stüzungen gemäß § 7 f. FMStFG beantragen bzw. schon zuge- sagt erhielten (wie etwa Hypo Real Estate Bank, Commerz- bank etc.), und welche Auflagen gemäß § 5 Abs. 2 bis 4 der Finanzmarktstabilisierungsfondsverordnung wurden bzw. wer- den diesen Unternehmen jeweils konkret auferlegt, insbeson- dere zu Vergütungshöhe, Abfindungen, Boni und anderen Ver- gütungsteilen von Organmitgliedern sowie zu Beschränkungen und Gestaltungen der Geschäftstätigkeit? Nach § 10 a des Gesetzes zur Errichtung eines Fi- anzmarktstabilisierungsfonds ist die Errichtung eines esonderen Gremiums zum Finanzmarktstabilisierungs- onds vorgesehen. Zusammensetzung und Arbeitsweise ieses Gremiums werden vom Deutschen Bundestag be- timmt. Das Bundesministerium der Finanzen unterrich- et das Gremium über alle den Finanzmarktstabilisie- ungsfonds betreffenden Fragen. Im Gegenzug tagt das remium geheim und alle Gremiumsmitglieder und Sit- ungsteilnehmer sind zur Geheimhaltung verpflichtet. llein diesem Gremium gegenüber darf die Bundesre- ierung zu konkreten Stabilisierungsfällen Auskunft ge- en und Rechenschaft ablegen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19925 (A) ) (B) ) Anlage 20 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) (Drucksache 16/10802, Fragen 37 und 38): Nach welchen Kompetenzkriterien hat die Bundesregie- rung die Mitglieder der von Otmar Issing geleiteten Experten- gruppe „Neue Finanzarchitektur“ ausgewählt, und welche Finanzmarktanalysen (zum Beispiel in Form schriftlicher Ver- lautbarungen, Pressestatements oder Aufsätzen) haben die Mitglieder aus der Zeit vor Juli 2007 vorzuweisen, in denen sie auf die seit Juli 2007 eingetretenen Probleme und Risiken hingewiesen haben? Sind Konsultationen der von Otmar Issing geleiteten Ex- pertengruppe „Neue Finanzarchitektur“ mit Experten aus Wissenschaft, Verbänden, Gewerkschaften und Nichtregie- rungsorganisationen geplant, die sich schon vor Juli 2007 kri- tisch zur Entwicklung der Finanzmärkte geäußert haben? Zu Frage 37: Als Mitglieder der Gruppe wurden ausgewiesene Experten berufen, die über langjährige Erfahrungen in ihren jeweiligen Bereichen verfügen. – Sie erwarben ihre Erfahrungen in Wissenschaft, Zentralbanken, EU- Kommission, der Bank für internationalen Zahlungsaus- gleich oder der Bundesverwaltung. Damit sind in der Gruppe ein breites Erfahrungsspektrum und verschie- dene Perspektiven vertreten. Die Mitglieder der Exper- tengruppe sind auch durch Publikationen in ihren Berei- chen hervorgetreten. So hat beispielsweise Herr Professor Issing zahlreiche Publikationen zur Geldpoli- tik und Geldtheorie veröffentlicht. Professor Krahnen hat umfangreich zu den Bereichen Banken, Kapital- und Finanzmärkte publiziert, unter anderem eine Schrift zu den Risiken der Finanzmärkte von 2003 und zu Bankri- siken vom Februar 2007. William White war als langjäh- riger Chefvolkswirt der Bank für internationalen Zah- lungsausgleich verantwortlich für deren Jahresberichte, die relativ früh kritische Hinweise auf Entwicklungen auf den Finanzmärkten enthielten. Zu Frage 38: Die Expertengruppe hat die Aufgabe mit Blick auf den ersten Finanzgipfel am 15. November 2008 in Washington und die Folgegipfel die Bundeskanzlerin und den Finanzminister bei ihrer Positionierung zu un- terstützen und geeignete Empfehlungen abzugeben. Da- bei steht es ihr frei, sich mit Fachleuten außerhalb der Gruppe auszutauschen und externe Analysen in ihre Meinungsbildung einfließen zu lassen. Anlage 21 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Axel Troost (DIE LINKE) (Drucksache 16/10802, Fragen 39 und 40): Wie begründet die Bundesregierung, dass die Eigenkapi- talspritze für die Commerzbank durch den Sonderfonds Fi- nanzmarktstabilisierung (Soffin) in der Form einer stillen Ein- m f r v G D G b h m G k s A d d ( Z F r s f d s t r G z A r g (C (D lage und damit unter Verzicht auf Stimmrechte durchgeführt werden soll? Sind Presseberichte zutreffend, dass der Bund trotz öffent- licher Eigenkapitalspritze keinen Vertreter in den Aufsichtsrat der Commerzbank entsendet und sich nicht ins Tagesgeschäft einmischen möchte, und, falls ja, wie begründet die Bundesre- gierung dies? Nach § 10 a des Gesetzes zur Errichtung eines Finanz- arktstabilisierungsfonds (Finanzmarktstabilisierungs- ondsgesetz – FMStFG) ist die Errichtung eines besonde- en Gremiums zum Finanzmarktstabilisierungsfonds orgesehen. Zusammensetzung und Arbeitsweise dieses remiums wird vom Deutschen Bundestag bestimmt. as Bundesministerium der Finanzen unterrichtet das remium über alle den Finanzmarktstabilisierungsfonds etreffenden Fragen. Im Gegenzug tagt das Gremium ge- eim, und alle Gremiumsmitglieder und Sitzungsteilneh- er sind zur Geheimhaltung verpflichtet. Allein diesem remium gegenüber darf die Bundesregierung zu kon- reten Stabilisierungsfällen Auskunft geben und Rechen- chaft ablegen. nlage 22 Antwort er Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Fragen es Abgeordneten Werner Dreibus (DIE LINKE) Drucksache 16/10802, Fragen 41 und 42): Wie begründet die Bundesregierung die Tatsache, dass die Commerzbank für öffentliche Garantien über maximal 15 Mil- liarden Euro nur in etwa 1 Prozent Gebühren bezahlen soll angesichts der Formulierung in der Begründung des Finanz- marktstabilisierungsgesetzes, dass die Garantieentgelte „grund- sätzlich eine Höhe von 2 Prozent im Jahr nicht unterschreiten“ sollten, und wie begründet die Bundesregierung, dass der Bund der Commerzbank trotz öffentlicher Eigenkapitalspritze keine Auflagen in Bezug auf Arbeitsplatzsicherung machen möchte, auch nicht in Zusammenhang mit der Fusion mit der Dresdner Bank? Ist sich die Bundesregierung der Gefahr bewusst, dass sich die Nationalstaaten in einen Dumping-Wettlauf darum bege- ben, wer seinen Banken die günstigsten Stützungsbedingun- gen bietet, und, falls ja, wie begründet sie dann, dass die britischen Banken für öffentliche Eigenkapitalspritzen mehr als 10 Prozent Zinsen bezahlen, die Commerzbank dagegen deutlich weniger? u Frage 41: Nach § 10 a des Gesetzes zur Errichtung eines inanzmarktstabilisierungsfonds (Finanzmarktstabilisie- ungsfondsgesetz – FMStFG) ist die Errichtung eines be- onderen Gremiums zum Finanzmarktstabilisierungs- onds vorgesehen. Zusammensetzung und Arbeitsweise ieses Gremiums werden vom Deutschen Bundestag be- timmt. Das Bundesministerium der Finanzen unterrich- et das Gremium über alle den Finanzmarktstabilisie- ungsfonds betreffenden Fragen. Im Gegenzug tagt das remium geheim und alle Gremiumsmitglieder und Sit- ungsteilnehmer sind zur Geheimhaltung verpflichtet. llein diesem Gremium gegenüber darf die Bundes- egierung zu konkreten Stabilisierungsfällen Auskunft eben und Rechenschaft ablegen. 19926 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) Zu Frage 42: Ziel des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes ist es, das Vertrauen in das Finanzsystem wiederherzustellen und den Geschäftsverkehr zwischen den Finanzinstitu- tionen wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Vor die- sem Hintergrund führt das Gesetz Maßnahmen ein, die erforderlich sind, um die volle Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte zu gewährleisten und das Finanzsystem zu stabilisieren. Jedes Unternehmen soll dabei frei entschei- den können, ob und welche Maßnahmen es im Rahmen seiner individuellen Geschäftspolitik in Anspruch neh- men will. Anlage 23 Antwort der Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl auf die Fragen der Abgeordneten Ulla Lötzer (DIE LINKE) (Drucksa- che 16/10802, Fragen 43 und 44): Wie begründet die Bundesregierung, dass für die Verzin- sung der öffentlichen Kapitalspritze für die Commerzbank Darlehenszinsen als Vergleichsmaßstab herangezogen wer- den, obwohl Eigenkapital deutlich höheren Verlustrisiken aus- gesetzt ist und daher deutlich höher verzinst werden müsste? Sind der Commerzbank im Zuge der Stützungsaktion durch den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) be- züglich ihres Kreditangebots an Firmen und Privatkunden nur vage oder präzise, nachprüfbare Auflagen gemacht worden, und welche sind dies? Nach § 10 a des Gesetzes zur Errichtung eines Finanz- marktstabilisierungsfonds (Finanzmarktstabilisierungsfonds- gesetz – FMStFG) ist die Errichtung eines besonderen Gremiums zum Finanzmarktstabilisierungsfonds vorge- sehen. Zusammensetzung und Arbeitsweise dieses Gre- miums wird vom Deutschen Bundestag bestimmt. Das Bundesministerium der Finanzen unterrichtet das Gre- mium über alle den Finanzmarktstabilisierungsfonds be- treffenden Fragen. Im Gegenzug tagt das Gremium geheim und alle Gremiumsmitglieder und Sitzungsteil- nehmer sind zur Geheimhaltung verpflichtet. Allein die- sem Gremium gegenüber darf die Bundesregierung zu konkreten Stabilisierungsfällen Auskunft geben und Re- chenschaft ablegen. Anlage 24 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Jörg Tauss, Gerd Andres, Ulla Burchardt, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Elvira Drobinski-Weiß, Angelika Graf, Mechthild Rawert, Dr. Carola Reimann, Dr. Margrit Spielmann und Andrea Wicklein (alle SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des in- r n ( s ( k n i l n e g k G l s s t j V S B d w P g a d d g n s P r d s e l g n r f N l n w E c z k c (C (D ternationalen Terrorismus durch das Bundes- kriminalamt (Tagesordnungspunkt 3) Ich verweigere dem Gesetzentwurf der Bundesregie- ung für ein Gesetz zur Abwehr von Gefahren des inter- ationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt 16/10121) bei der Beratung in zweiter und dritter Le- ung meine Zustimmung. Nach Artikel 73 Abs. 1 Nr. 9 a des Grundgesetzes GG) hat der Bund die ausschließliche Gesetzgebungs- ompetenz für die Abwehr von Gefahren des internatio- alen Terrorismus durch das Bundeskriminalpolizeiamt n Fällen, in denen eine länderübergreifende Gefahr vor- iegt, die Zuständigkeit einer Landespolizeibehörde icht erkennbar ist oder die oberste Landesbehörde um ine Übernahme ersucht. Der Entwurf dient der einfach- esetzlichen Umsetzung dieser neuen Gesetzgebungs- ompetenz des Bundes. Das BKA soll im Zuge der Novellierung des BKA- esetzes ein umfassendes Spektrum geheimer Ermitt- ungsinstrumentarien erhalten. Diese Möglichkeiten ollen auch explizit Nichtbeteiligte betreffen, die der Ge- etzesentwurf vage „Kontaktpersonen“ nennt. Als Kon- aktperson kann den Buchstaben des Gesetzes folgend eder Mensch gelten, der auch nur entfernt mit einem erdächtigen in Kontakt steht. Viele Kritiker – und auch achverständige bei der öffentlichen Anhörung des KA-Gesetzentwurfes im Innenausschuss – monierten aher zu Recht, dass mit dem vorliegenden Gesetzent- urf dem grundsätzlichen Trennungsgebot zwischen olizei und Geheimdienst nicht hinreichend Rechnung etragen wird bzw. dass dieses Trennungsgebot quasi ufgehoben wird. Als eine neue Befugnis soll das BKA dabei auch ver- eckt auf informationstechnische Systeme zugreifen ürfen, womit die sogenannten Onlinedurchsuchungen emeint sind. Das Bundesverfassungsgericht hat mit sei- er Entscheidung zum nordrhein-westfälischen Verfas- ungsschutzgesetz dieser Ausforschung der digitalen rivatsphäre allerdings enge Grenzen gesetzt. Als Vo- aussetzung verlangt es tatsächliche Anhaltspunkte für ie Entstehung konkreter Gefahren. Der Einsatz verdeckter Ermittlungsmaßnahmen, die o weitgehend in die Grundrechte der Betroffenen ingreifen, bedarf grundsätzlich einer vorherigen richter- ichen Prüfung. Der Richtervorbehalt soll eine vorbeu- ende Kontrolle der geplanten Überwachungsmaß- ahmen durch eine neutrale Stelle gewährleisten. Die ichterliche Kontrolle darf nur in begrenzten Ausnahme- ällen, etwa bei Gefahr im Verzuge – etwa während der achtzeiten –, ausgesetzt werden und ist dann unverzüg- ich nachzuholen. Der Gesetzentwurf sieht jedoch Aus- ahmeregelungen für besondere Eilfälle bei Maßnahmen ie der Quellentelekommunikationsüberwachung, dem insatz verdeckter Ermittler oder der Onlinedurchsu- hung vor, die sich alle durch erhebliche Vorbereitungs- eiten auszeichnen. Für die genannten Methoden sind aum Eilfälle denkbar, in denen eine vorherige richterli- he Entscheidung nicht einzuholen wäre – der Gesetz- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19927 (A) ) (B) ) entwurf verletzt insofern den Anspruch nach effektivem prozessualem Grundrechtsschutz. Durch den heimlichen Zugriff auf Computer und an- dere informationstechnische Systeme werden zudem re- gelmäßig nicht nur gefahrenbezogene Erkenntnisse, son- dern auch tiefe Einblicke in die „digitale Privat- und Intimsphäre“ der durchsuchten Personen und ihr Kom- munikationsverhalten gewonnen. Hierbei lässt es sich in vielen Fällen nicht vermeiden, dass die Ermittlungen auch den Kernbereich privater Lebensgestaltung verlet- zen. Darüber hinaus wird eine heimliche Ausforschung regelmäßig auch andere Personen – als die Zielperson – betreffen, deren Daten, aus welchen Gründen auch im- mer, auf dem „Zielcomputer“ gespeichert sind. Schon diese „Streubreite“ der Maßnahme sollte Anlass sein, Onlinedurchsuchungen grundsätzlich infrage zu stellen. Aus diesen Gründen ist es auch absolut unzureichend, dass der behördeninterne Datenschutzbeauftragte des BKAs und nicht etwa der unabhängige Bundesbeauf- tragte für den Datenschutz dafür Sorge tragen soll, den Schutz des absolut geschützten Kernbereichs privater Lebensführung sicherzustellen. Darüber hinaus trifft der vorliegende Gesetzentwurf keinerlei Vorkehrungen dafür, die Durchsuchung des „richtigen“ Computers zu garantieren. Onlinedurchsu- chungen unterscheiden sich von Lauschangriffen oder auch Telekommunikationsüberwachungen, bei denen die Orte bzw. die Gelegenheiten der Überwachung – von tat- sächlichen Irrtümern abgesehen – mit Gewissheit fest- stehen. Bei Onlinedurchsuchungen hingegen besteht ein erhebliches Risiko, dass Unverdächtige betroffen wer- den, wenn die Infiltration des Zielsystems „von außen“ – über eine Internetverbindung – bewirkt wird. In der mündlichen Verhandlung vor dem Bundesverfassungs- gericht wurde das nicht unerhebliche Risiko einer Aus- forschung des falschen Rechners – unfreiwillig – durch den Präsidenten des BKA bestätigt. Ohnehin hat die Bundesregierung bisher keinen Nachweis dafür erbracht, dass präventive Onlinedurch- suchungen unverzichtbar seien. Vergleichbare Zweifel sind bezüglich der Notwendigkeit und Effektivität von Rasterfahndungen angebracht. Der bloße Hinweis auf – nicht zu bestreitende – terroristische Bedrohungen reicht hierfür allein nicht aus. Es bedürfte vielmehr des Nachweises, dass das bisherige Instrumentarium heimli- cher Überwachungsmethoden nicht ausreicht und mithin nur Onlinedurchsuchungen in der Lage sind, zukünftige Gefahren zu bewältigen. Zusätzlich erschwert wird eine Zustimmung aufgrund der erneut vorgenommenen „Relativierung der Zeugnis- verweigerungsrechte“, insbesondere mit Blick auf die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten. Dies ist al- lerdings nicht nur ein Problem des BKA-Gesetzes, son- dern letztlich ein Folgeproblem der Änderung der StPO im vergangenen Jahr. Mit dem Gesetz zur „Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung und anderer ver- deckter Ermittlungsmaßnahmen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung“, verabschie- det am 9. November 2007, wurden auch die Vorgaben d Ä S N s v 2 a d T F s v V n v b – d s R h n d r d B r l l P s g r d b f f w m A G u s d g A (C (D er Zeugnisverweigerungsrechte geändert. Ziel dieser nderung war es, „ein harmonisches Konzept für den chutz bei Berufsgeheimnisträgern“ zu schaffen. Mit der eufassung des § 53 b (alt) bzw. § 160 a (neu) des Ge- etzentwurfes wurde eine Differenzierung der Zeugnis- erweigerungsberechtigten nach § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, und 4 – Geistliche, Strafverteidiger und Abgeordnete – uf der einen Seite und den nach § 53 zur Verweigerung es Zeugnis Berechtigten – Anwälte, Notare, Ärzte, herapeuten, Journalisten – andererseits vorgenommen. ür den zuerst genannten Personenkreis ist ein uneinge- chränktes Beweiserhebungs- und Verwertungsverbot orgesehen, für den zweiten Personenkreis wurde eine erhältnismäßigkeitsprüfung etabliert, die dann zu ei- em Beweiserhebungsverbot führen kann. Diese Relati- ierung der Zeugnisverweigerungsrechte wurde von mir ereits bei der Änderung der StPO kritisiert, weil diese gerade mit Blick auf die Angehörigen der Medien – en verfassungsrechtlichen Vorgaben des Informanten- chutzes und des Redaktionsgeheimnisses nicht adäquat echnung trägt. Dies gilt erst recht für die nun vorgese- enen weitgehenden Eingriffsmöglichkeiten und Maß- ahmen des BKA-Gesetzes, insbesondere mit Blick auf ie Onlinedurchsuchung, auf die die Zeugnisverweige- ungsrechte der StPO jetzt inhaltsgleich übertragen wer- en. Aus diesem Grund muss bei der Umsetzung des KA-Gesetzes wie auch bei der Umsetzung der Ände- ungen der StPO sorgfältig geprüft werden, ob diese Re- ativierung des Zeugnisverweigerungsrechtes und vor al- em die vorgesehene Verhältnismäßigkeitsprüfung in der raxis tatsächlich den notwendigen Berufsgeheimnis- chutz sicherstellen kann. Sollte es Anhaltspunkte dafür eben, dass diese Relativierung des Zeugnisverweige- ungsrechtes zu einer unangemessenen Einschränkung es Berufsgeheimnisschutzes – und hierbei insbesondere ezüglich der verfassungsrechtlichen Vorgaben zum In- ormantenschutz und des Redaktionsgeheimnisses – ührt, wird auf solche Entwicklungen zeitnah reagiert erden müssen. Nicht allein wegen dieser Punkte ist mir eine Zustim- ung nicht möglich. nlage 25 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Michael Bürsch und Helga Kühn-Mengel (beide SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt (Tagesordnungspunkt 3) Die Entscheidung, das Bundeskriminalamt mit der efahrenabwehr des internationalen Terrorismus zentral nd ausschließlich zu betrauen, ist bereits vom Deut- chen Bundestag mit einer Zweidrittelmehrheit vor über rei Jahren beschlossen worden. Damals ist das Grund- esetz entsprechend geändert worden. Diese generelle ufgabenzuständigkeit wird nun mit den Änderungen 19928 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) zum BKAG einfachgesetzlich nachvollzogen und ausge- füllt. Dies ist richtig und notwendig. Das Gesetz übernimmt eine große Anzahl bereits vor- handener und bewährter Polizeibefugnisse aus längst geltenden Gesetzen der deutschen Länderpolizeien, und orientiert sich strikt an den Vorgaben des Bundesverfas- sungsgerichts. Mit der Konzentration und Zentralisie- rung der Polizeibefugnisse auf Bundesebene in einem zentralen Kriminalitätsfeld zur Gefahrenabwehr und zur Straftatenverhütung werden allerdings erstmals auf Bun- desebene polizeiliche Befugnisse im Rahmen der Terro- rismusbekämpfung geschaffen, die den ausschließlich den Nachrichtendiensten vorbehaltenen Aufgaben sehr nahekommen. Für den Bereich der Onlinedurchsuchung halte ich die für die Praxis vorgestellten Eilfälle für sehr konstruiert. Auch bin ich skeptisch, ob die zur Auswertung von eventuellen Kernbereichserkenntnissen eingesetzten BKA-Beamten einschließlich des BKA-Datenschutzbe- auftragten ausreichend neutral und unabhängig entschei- den können. Darüber hinaus bin ich der Auffassung, dass der Kreis der zeugnisverweigerungsberechtigten Personen, deren Schutz der Entwurf in § 21 u des Bundeskriminalamts- gesetzes anordnet, zu eng gefasst ist. Patientinnen und Patienten haben ein Recht darauf, dass das Arzt-Patien- ten-Verhältnis vertraulich bleibt. Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten müssen daher Geistlichen, Strafver- teidigern und Abgeordneten in diesem Zusammenhang gleichgestellt werden. Dennoch kann ich diesem Gesetz insgesamt zustim- men, weil durch die gesetzlich verankerte unabhängige Evaluierung dieser Streitfragen und die Befristung der Bestimmung zur Onlinedurchsuchung im neuen BKA- Gesetz gewährleistet ist, dass nicht nur das eventuell an- gerufene Bundesverfassungsgericht, sondern auch der Gesetzgeber selbst zwingend gehalten sind, das grund- sätzlich einzuhaltende Trennungsgebot zwischen poli- zeilichen Aufgaben und nachrichtendienstlicher Zustän- digkeit strikt einzuhalten, und so auch die hohen Anforderungen für besonders intensive Grundrechtsein- griffe evaluiert und überprüft werden. Anlage 26 Erklärung nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des Internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt (Tagesordnungspunkt 3) Dr. Lale Akgün (SPD): Ich stimme dem Gesetzent- wurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt (16/10121) bei der Beratung in zweiter und dritter Lesung zu, obgleich ich folgende Be- denken zu Protokoll gebe: h t T l d k Ü s p G l l z z m – r m G z R g d d g s f P r d w f P K d K b a l f t t a F i e d r d g d (C (D Nach Art. 73 Abs. 1 Nr. 9 a des Grundgesetzes (GG) at der Bund die ausschließliche Gesetzgebungskompe- enz für die Abwehr von Gefahren des internationalen errorismus durch das Bundeskriminalpolizeiamt in Fäl- en, in denen eine länderübergreifende Gefahr vorliegt, ie Zuständigkeit einer Landespolizeibehörde nicht er- ennbar ist oder die oberste Landesbehörde um eine bernahme ersucht. Der Entwurf dient der einfachge- etzlichen Umsetzung dieser neuen Gesetzgebungskom- etenz des Bundes. Das BKA soll im Zuge der Novellierung des BKA- esetzes ein umfassendes Spektrum geheimer Ermitt- ungsinstrumentarien erhalten. Diese Möglichkeiten sol- en auch explizit Nichtbeteiligte betreffen, die der Geset- esentwurf vage „Kontaktpersonen“ nennt. Als Kontaktperson kann den Buchstaben des Geset- es folgend jeder Mensch gelten, der auch nur entfernt it einem Verdächtigen in Kontakt steht. Viele Kritiker und auch Sachverständige bei der öffentlichen Anhö- ung des BKA-Gesetzentwurfes im Innenausschuss – onierten daher zu Recht, dass mit dem vorliegenden esetzentwurf dem grundsätzlichen Trennungsgebot wischen Polizei und Geheimdienst nicht hinreichend echnung getragen wird bzw. dass dieses Trennungs- ebot quasi aufgehoben wird. Als eine neue Befugnis soll das BKA dabei auch ver- eckt auf informationstechnische Systeme zugreifen ürfen, womit die sogenannten Onlinedurchsuchungen emeint sind. Das Bundesverfassungsgericht hat mit einer Entscheidung zum nordrhein-westfälischen Ver- assungsschutzgesetz dieser Ausforschung der digitalen rivatsphäre allerdings enge Grenzen gesetzt. Als Vo- aussetzung verlangt es tatsächliche Anhaltspunkte für ie Entstehung konkreter Gefahren. Der Einsatz verdeckter Ermittlungsmaßnahmen, die so eitgehend in die Grundrechte der Betroffenen eingrei- en, bedarf grundsätzlich einer vorherigen richterlichen rüfung. Der Richtervorbehalt soll eine vorbeugende ontrolle der geplanten Überwachungsmaßnahmen urch eine neutrale Stelle gewährleisten. Die richterliche ontrolle darf nur in begrenzten Ausnahmefällen, etwa ei Gefahr im Verzuge, etwa während der Nachtzeiten, usgesetzt werden und ist dann unverzüglich nachzuho- en. Der Gesetzentwurf sieht jedoch Ausnahmeregelungen ür besondere Eilfälle bei Maßnahmen wie der Quellen- elekommunikationsüberwachung, dem Einsatz verdeck- er Ermittler oder der Onlinedurchsuchung vor, die sich lle durch erhebliche Vorbereitungszeiten auszeichnen. ür die genannten Methoden sind kaum Eilfälle denkbar, n denen eine vorherige richterliche Entscheidung nicht inzuholen wäre. Der Gesetzentwurf verletzt insofern en Anspruch nach effektivem prozessualem Grund- echtsschutz. Durch den heimlichen Zugriff auf Computer und an- ere informationstechnische Systeme werden zudem re- elmäßig nicht nur gefahrenbezogene Erkenntnisse, son- ern auch tiefe Einblicke in die „digitale Privat- und Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19929 (A) ) (B) ) Intimsphäre“ der durchsuchten Personen und ihr Kom- munikationsverhalten gewonnen. Hierbei lässt es sich in vielen Fällen nicht vermeiden, dass die Ermittlungen auch den Kernbereich privater Lebensgestaltung verlet- zen. Darüber hinaus wird eine heimliche Ausforschung regelmäßig auch andere Personen (als die Zielperson) betreffen, deren Daten, aus welchen Gründen auch im- mer, auf dem „Zielcomputer“ gespeichert sind. Schon diese „Streubreite“ der Maßnahme sollte An- lass sein, Onlinedurchsuchungen grundsätzlich infrage zu stellen. Aus diesen Gründen ist es auch absolut unzu- reichend, dass der behördeninterne Datenschutzbeauf- tragte des BKA und nicht etwa der unabhängige Bundes- beauftragte für den Datenschutz dafür Sorge tragen soll, den Schutz des absolut geschützten Kernbereichs priva- ter Lebensführung sicherzustellen. Darüber hinaus trifft der vorliegende Gesetzentwurf keinerlei Vorkehrungen dafür, die Durchsuchung des „richtigen“ Computers zu garantieren. Onlinedurchsu- chungen unterscheiden sich von Lauschangriffen oder auch Telekommunikationsüberwachungen, bei denen die Orte bzw. die Gelegenheiten der Überwachung – von tat- sächlichen Irrtümern abgesehen – mit Gewissheit fest- stehen. Bei Onlinedurchsuchungen hingegen besteht ein erhebliches Risiko, dass Unverdächtige betroffen wer- den, wenn die Infiltration des Zielsystems „von außen“ über eine Internetverbindung bewirkt wird. In der münd- lichen Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht wurde das nicht unerhebliche Risiko einer Ausforschung des falschen Rechners – unfreiwillig – durch den Präsi- denten des BKA bestätigt. Ohnehin hat die Bundesregierung bisher keinen Nachweis dafür erbracht, dass präventive Onlinedurch- suchungen unverzichtbar seien. Vergleichbare Zweifel sind bezüglich der Notwenigkeit und Effektivität von Rasterfahndungen angebracht. Der bloße Hinweis auf – nicht zu bestreitende – terroristische Bedrohungen reicht hierfür allein nicht aus. Es bedürfte vielmehr des Nachweises, dass das bisherige Instrumentarium heimli- cher Überwachungsmethoden nicht ausreicht und mithin nur Onlinedurchsuchungen in der Lage sind, zukünftige Gefahren zu bewältigen. Zusätzlich erschwert wird eine Zustimmung aufgrund der erneut vorgenommenen „Relativierung der Zeugnis- verweigerungsrechte“, insbesondere mit Blick auf die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten. Dies ist al- lerdings nicht nur ein Problem des BKA-Gesetzes, son- dern letztlich ein Folgeproblem der Änderung der StPO im vergangenen Jahr. Mit dem Gesetz zur „Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung und anderer ver- deckter Ermittlungsmaßnahmen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung“, verabschie- det am 9. November 2007, wurden auch die Vorgaben der Zeugnisverweigerungsrechte geändert. Ziel dieser Änderung war es, „ein harmonisches Kon- zept für den Schutz bei Berufsgeheimnisträgern“ zu schaffen. Mit der Neufassung des § 53 b (alt) bzw. 160 a (neu) des Gesetzentwurfes wurde eine Differenzierung der Zeugnisverweigerungsberechtigten nach § 53 Abs. 1 S A V t g g v V n w Ä B s d t h B d r A G d r d x s d t g d s s s n d Z e z s s f k u B n t Z w d w s u (C (D atz 1 Nr. 1, 2 und 4 – Geistliche, Strafverteidiger und bgeordnete – auf der einen Seite und den nach § 53 zur erweigerung des Zeugnis Berechtigten – Anwälte, No- are, Ärzte, Therapeuten, Journalisten – andererseits vor- enommen. Für den zuerst genannten Personenkreis ist ein unein- eschränktes Beweiserhebungs- und Verwertungsverbot orgesehen, für den zweiten Personenkreis wurde eine erhältnismäßigkeitsprüfung etabliert, die dann zu ei- em Beweiserhebungsverbot führen kann. Diese Relativierung der Zeugnisverweigerungsrechte urde von einigen SPD-Abgeordneten bereits bei der nderung der StPO kritisiert, weil diese – gerade mit lick auf die Angehörigen der Medien – den verfas- ungsrechtlichen Vorgaben des Informantenschutzes und es Redaktionsgeheimnisses nicht adäquat Rechnung rägt. Dies gilt erst recht für die nun vorgesehenen weitge- enden Eingriffsmöglichkeiten und Maßnahmen des KA-Gesetzes, insbesondere mit Blick auf die Online- urchsuchungen, auf die die Zeugnisverweigerungs- echte der StPO jetzt inhaltsgleich übertragen werden. us diesem Grund muss bei der Umsetzung des BKA- esetzes wie auch bei der Umsetzung der Änderungen er StPO sorgfältig geprüft werden, ob diese Relativie- ung des Zeugnisverweigerungsrechtes und vor allem ie vorgesehene Verhältnismäßigkeitsprüfung in der Pra- is tatsächlich den notwendigen Berufsgeheimnisschutz icherstellen kann. Sollte es Anhaltspunkte dafür geben, ass diese Relativierung des Zeugnisverweigerungsrech- es zu einer unangemessenen Einschränkung des Berufs- eheimnisschutzes – und hierbei insbesondere bezüglich er verfassungsrechtlichen Vorgaben zum Informanten- chutz und des Redaktionsgeheimnisses – führt, wird auf olche Entwicklungen zeitnah reagiert werden müssen. Ich stimme diesem Gesetzentwurf trotz folgender chwerwiegender Bedenken zu: erstens den oben ge- annten inhaltlichen Gründen, zweitens der Tatsache, ass im parlamentarischen Verfahren nicht ausreichend eit vorhanden war, um über den überarbeiteten Gesetz- ntwurf breit in der gesamten SPD-Bundestagsfraktion u diskutieren. Ich gehe davon aus, dass zunächst das Bundesverfas- ungsgericht das Gesetz ausführlich auf seine Verfas- ungskonformität prüfen wird. Danach sollte gegebenen- alls die Umsetzung durch parlamentarische Verfahren ritisch begleitet werden – in dieser Legislaturperiode nd darüber hinaus. Klaus Uwe Benneter (SPD): Die Entscheidung, das undeskriminalamt mit der Gefahrenabwehr des inter- ationalen Terrorismus zentral und ausschließlich zu be- rauen, ist bereits vom Deutschen Bundestag mit einer weidrittelmehrheit vor über drei Jahren beschlossen orden. Damals ist das Grundgesetz entsprechend geän- ert worden. Diese generelle Aufgabenzuständigkeit ird nun mit den Änderungen zum BKAG einfachge- etzlich nachvollzogen und ausgefüllt. Dies ist richtig nd notwendig. 19930 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) Das Gesetz übernimmt eine große Anzahl bereits vor- handener und bewährter Polizeibefugnisse aus längst geltenden Gesetzen der deutschen Länderpolizeien. Mit der Konzentration und Zentralisierung der Polizeibefug- nisse auf Bundesebene in einem zentralen Kriminalitäts- feld zur weit im Vorfeld liegenden Gefahrenabwehr und noch weiter im Vorfeld liegenden Straftatenverhütung werden erstmals auf Bundesebene polizeiliche Befug- nisse im Rahmen der Terrorismusbekämpfung geschaf- fen, die gefährlich nahe an die ausschließlich den Nach- richtendiensten vorbehaltenen Aufgaben herankommen. Auch wenn ich mir im Bereich der Onlinedurchsu- chung die sehr lebensfremd konstruierten Eilfälle nicht vorstellen kann und die zur Auswertung von eventuellen Kernbereichserkenntnissen eingesetzten BKA-Beamten einschließlich dessen Datenschutzbeauftragten nicht als ausreichend neutral und unabhängig im Sinne der Recht- sprechung des Bundesverfassungsgerichts ansehe, kann ich diesem Gesetz zustimmen, weil durch die gesetzlich verankerte unabhängige Evaluierung dieser Streitfragen und die Befristung der Bestimmung zur Onlinedurchsu- chung im neuen BKA-Gesetz gewährleistet ist, dass nicht nur das eventuell angerufene Bundesverfassungs- gericht, sondern auch der Gesetzgeber selbst zwingend gehalten ist, das grundsätzlich einzuhaltende Trennungs- gebot zwischen polizeilichen Aufgaben und nachrichten- dienstlicher Zuständigkeit strikt einzuhalten, und so auch die hohen Anforderungen für besonders intensive Grundrechtseingriffe evaluiert und überprüft werden. Ulrich Kelber (SPD): Dem Gesetzentwurf „Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt“ stimme ich aufgrund des Mehr- heitsbeschlusses meiner Fraktion zu. Der Gesetzentwurf enthält nach meiner Auffassung aber eine Reihe von Be- fugnissen für das Bundeskriminalamt, die ich für falsch halte bzw. für zu weitgehend. Die Regelungen zur Onlinedurchsuchung entsprechen nicht den datenschutz- rechtlichen Erfordernissen, die einen so schweren Ein- griff in die Privatsphäre der Menschen rechtfertigen. Hier müsste aus meiner Sicht in jedem Fall ein Richter- vorbehalt gelten; wichtige Fragestellungen zum Beispiel technischer Natur sind bis heute nicht befriedigend be- antwortet. Die Ausweitung der Präventivbefugnisse für das Bun- deskriminalamt lassen sich nur schwer mit dem bewähr- ten Trennungsgebot zwischen Polizei und Geheimdiens- ten vereinbaren. Aus meiner Sicht sind die Befugnisse zu weitgehend, weil sie eben nicht nur zur Terrorabwehr eingesetzt werden dürfen. Gleichzeitig ist die Kontrolle aber klar unzureichend. Lothar Mark (SPD): Nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema und Abwägung aller Bedenken kann ich dem heute zur Abstimmung stehenden Gesetzentwurf zum BKA-Gesetz nicht zustimmen. Dies aus folgenden Gründen: Mit der großen Anzahl von neuen Überwachungs- und Ermittlungsbefugnissen für das Bundeskriminalamt u h m n d r I u f D c h d w d z m m k m A s d z g d a d z s z z a t l h w d e a r d s (C (D nd dem Paradigmenwandel hin zum präventiven Sicher- eitsstaat scheint mir das umfangreiche Regelwerk nicht it den Werten der Sozialdemokratie vereinbar. Dies gilt insbesondere für die in der Diskussion völlig eue Video-Observation innerhalb privater Wohnräume, ie erweiterte und stark vereinfachte akustische Wohn- aumüberwachung, das Eindringen in Privaträume zur nstallation von speziellen Programmen auf Rechnern nd Telekommunikationseinrichtungen (was Mobiltele- one einschließt) für diverse Ausspähungen sowie okryptierungszwecke – oft auch als Onlinedurchsu- hung bezeichnet –, die Aushebelung des Richtervorbe- altes bei TKÜ-Maßnahmen durch vermeintliche Eilbe- ürftigkeit und mehr. Die meisten Dinge davon haben ir Sozialdemokraten stets ausgeschlossen. Hinzu kommen gravierende verfassungsrechtliche Be- enken zum Beispiel von Journalistenverbänden, Poli- eigewerkschaften, Datenschutzbeauftragten, des ehe- aligen Bundesinnenministers Gerhard Baum und vieler ehr. Bereits jetzt ist absehbar, dass es zu Verfassungs- lagen gegen das heute zu verabschiedende Gesetz kom- en wird, das noch in diesem Jahr in Kraft treten soll. nlage 27 Erklärung nach § 31 Abs. 2 GO der Abgeordneten Andreas Weigel, Petra Heß und Andrea Wicklein (alle SPD) zur Abstim- mung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundes- dienstrechts (Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG) (Tagesordnungspunkt 8 a) Dem Dienstrechtsneuordnungsgesetz können wir un- ere Zustimmung in der vorliegenden Form aus folgen- en Gründen nicht geben: Erstens. Bundeswehrpensionäre mit NVA-Vordienst- eiten können zu ihrem ohnehin schon geringeren Ruhe- ehalt nach wie vor nur einen Bruchteil dessen hinzuver- ienen, was ihre Kameraden hinzuverdienen können, die usschließlich in der Bundeswehr gedient haben. Zweitens. 18 Jahre nach der deutschen Einheit hätte er Anspruch der Bundeswehr, eine „Armee der Einheit“ u sein, endlich auch allumfassend umgesetzt werden ollen. Die von uns vorgeschlagene Regelung, die Hin- uverdienstgrenze für Pensionäre mit NVA-Vordienst- eit auf das Niveau ihrer Kameraden aus dem Westen nzuheben, hätten für den Steuerzahler keine Mehrkos- en bedeutet. Für die Betroffenen wäre es dagegen end- ich zu einem Ende der nicht hinnehmbaren Ungleichbe- andlung gekommen. Drittens. Bundeswehrsoldaten mit NVA-Vordienstzeit ird das Ruhegehalt nur für ihre Dienstzeit in der Bun- eswehr angerechnet. Die Dienstzeit in der NVA wird rst beim Eintritt in die gesetzliche Rentenversicherung nerkannt. Demnach erhalten diese Soldaten im Zeit- aum vom Eintritt in den Ruhestand, das heißt zwischen em 54. und 62. Lebensjahr, bis zur Vollendung des ge- etzlichen Rentenalters ein weitaus geringeres Ruhege- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19931 (A) ) (B) ) halt als Soldaten ohne Vordienstzeit in der NVA. Die Mehrheit der Soldaten (Unteroffiziere) muss kraft Geset- zes ihren Dienst bereits mit 54 Jahren beenden. Das ge- ringe Ruhegehalt (entspricht rund 38,5 Prozent der Dienstbezüge) kann bis zum Eintritt in das Rentenalter durch das „erhöhte Ruhegehalt“ (§ 26 a SVG) aufge- stockt werden. Diese Ruhegehaltssätze liegen zwischen 55 Prozent und 60 Prozent der vormaligen Dienstbe- züge. Ruhegehaltsempfänger, die nur in der Bundeswehr gedient haben, können dagegen bis zu 71,75 Prozent er- halten. Während beim regulären Ruhegehalt (ohne NVA- Biografie) bis zum 61. Lebensjahr bis zu 120 Prozent der ruhegehaltfähigen Dienstbezüge (bis zum 65. Lebens- jahr 100 Prozent) hinzuverdient werden können, darf der Hinzuverdienst beim „erhöhten Ruhegehalt“ im Monat 325 Euro nicht übersteigen – oder das gesamte „erhöhte Ruhegehalt“ entfällt. Dagegen wird beim Überschreiten der regulären Hinzuverdienstgrenze der höhere Hinzu- verdienst lediglich mit dem regulären Ruhegehalt ver- rechnet. Da das Gesetzespaket dennoch eine Reihe von wichti- gen und (unserer Meinung nach) zu begrüßenden Ver- besserungen enthält, insbesondere für unsere Soldatin- nen und Soldaten, halten wir es für nicht sachgerecht, es abzulehnen, und enthalten uns daher der Stimme. Wir erwarten von der Bundesregierung, zeitnahe Lösungsvorschläge zu erarbeiten, die diese Ungerechtig- keit beenden, damit die Aussage „Armee der Einheit“ 19 Jahre nach dem Mauerfall nicht zum bloßen Lippen- bekenntnis verkommt. Anlage 28 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts (Dienstrechtsneuordnungs- gesetz – DNeuG) (Tagesordnungspunkt 8 a) Robert Hochbaum (CDU/CSU): In abschließender Lesung wird heute das Dienstrechtsneuordnungsgesetz (16/7076) beraten. Grundsätzlich umfasst es eine Viel- zahl notwendiger gesetzlicher Änderungen. Dennoch kann ich dem Gesetz inklusive der beschlossenen Ände- rungsanträge der Koalitionsfraktionen nicht zustimmen und werde mich deshalb enthalten. Grund dafür ist die Ablehnung des Änderungsantra- ges des Verteidigungsausschusses vom 11. November 2008, welcher eine Gleichbehandlung bezüglich der Hinzuverdienstgrenzen von Ruhegehaltsempfängern der Bundeswehr forderte. Die Hinzuverdienstgrenze von Pensionären der Bun- deswehr mit Vordienstzeit in der Nationalen Volksarmee liegt weit unter dem was Pensionäre der Bundeswehr ohne NVA-Biografie hinzuverdienen dürfen. Achtzehn Jahre nach der Wiedervereinigung sollte der Anspruch, eine „Armee der Einheit“ sein zu wollen, allumfassend umgesetzt sein. e z n d e r c m b w g i d ( w R a g e R j e V g h 1 H 3 R d v r d R k d „ D s h w m s l B d f g (C (D Obwohl die Möglichkeit bestand, die Forderung nach iner Angleichung der Hinzuverdienstgrenzen umzuset- en, wurde diese im vorliegenden Dienstrechtsneuord- ungsgesetz und auch in den Debatten im federführen- en Innenausschuss nicht wahrgenommen. Zwar konnte ine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten er- eicht werden, jedoch bleibt auch in Zukunft ein deutli- her Unterschied zwischen Pensionären der Bundeswehr it NVA-Biografie und welcher ohne NVA-Biografie estehen. Maik Reichel (SPD): Im zu beschließenden Gesetz urde leider keine Streichung im Soldatenversorgungs- esetz § 26 a Halbsatz 2 Nr. 4 durchgeführt. Dies halte ch für ungerecht. Die Hinzuverdienstgrenze von Pensionären der Bun- eswehr mit Vordienstzeit in der Nationalen Volksarmee NVA) liegt weit unter dem was Pensionäre der Bundes- ehr ohne diese Verdienstzeit hinzuverdienen dürfen. Bundeswehrsoldaten mit NVA-Vordienstzeit wird das uhegehalt nur für ihre Dienstzeit in der Bundeswehr ngerechnet, die Dienstzeit in der NVA wird erst bei der esetzlichen Rentenversicherung anerkannt. Demnach rhalten diese Soldaten im Zeitraum des Eintrittes in den uhestand, das heißt zwischen dem 54. und 62. Lebens- ahr, bis zur Vollendung des gesetzlichen Rentenalters in weitaus geringeres Ruhegehalt als Soldaten ohne ordienstzeit in der NVA. Während beim regulären Ruhegehalt (ohne NVA-Bio- rafie) bis zum 61. Lebensjahr bis zu 120 Prozent der ru- egehaltfähigen Dienstbezüge (bis zum 65. Lebensjahr 00 Prozent) hinzuverdient werden können, darf der inzuverdienst beim „erhöhten Ruhegehalt“ im Monat 25 Euro nicht übersteigen – oder das gesamte „erhöhte uhegehalt“ entfällt. Dagegen wird beim Überschreiten er regulären Hinzuverdienstgrenze der höhere Hinzu- erdienst lediglich mit dem regulären Ruhegehalt ver- echnet. Ehemalige NVA-Soldaten, die nach 1990 in der Bun- eswehr gedient haben, erhalten bis zum Eintritt in das entenalter demnach nicht nur weniger Ruhegehalt, sie önnen außerdem weitaus weniger zu ihrem Ruhegehalt azuverdienen. Diese Ungleichbehandlung ist mit dem Anspruch, eine Armee der Einheit“ sein zu wollen, nicht zu vereinbaren. ie im Dienstrechtsneuordnungsgesetz (DNeuG) vorge- chlagene Lösung ist nicht ausreichend. Eine Gleichbe- andlung der Ruhegehaltsempfänger der Bundeswehr ird damit nicht erreicht. Der Deutsche Bundestag und seine zuständigen Gre- ien sind aufgefordert, diese Ungleichbehandlung abzu- chaffen und schnellstmöglich eine entsprechende Rege- ung zu schaffen, die Bundeswehrangehörigen mit NVA- iografie eine ebensolche Möglichkeit des Hinzuver- ienstes gibt, wie ihren Kameraden ohne diese Biogra- ie. Da das Gesetzespaket dennoch eine Reihe von wichti- en und meiner Meinung nach zu begrüßenden Verbes- 19932 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) serungen enthält, insbesondere für unsere Soldatinnen und Soldaten, werde ich diesem Gesetz trotzdem zustim- men. Anlage 29 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts (Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG) – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesdisziplinargesetzes, des Bundesbe- amtengesetzes und weiterer Gesetze – Antrag: Für ein modernes Berufsbeamten- tum – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 8 a bis c) Clemens Binninger (CDU/CSU): Lassen Sie mich zu Beginn eine Bewertung abgeben. Ein gut funktionie- render öffentlicher Dienst und zuverlässige Behörden sind ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor für un- ser Land. In Deutschland sind mehr als 4,5 Millionen Menschen im öffentlichen Dienst beschäftigt, davon rund 1,8 Mil- lionen Beamte. Wir haben in Deutschland einen öffent- lichen Dienst, der hervorragend ausgebildet ist, hoch motiviert und absolut integer seine Aufgabe wahrnimmt – dafür allen Beamtinnen und Beamten, die Tag für Tag ihre Arbeit leisten, von der Ministerialebene bis zu den einzelnen Dienststellen vor Ort, auch im Namen unserer Fraktion einen ganz herzlichen Dank. Sie sind Garanten für eine stabile und gesetzmäßige Verwaltung, die dem Gemeinwohl dient. Ein Wesensmerkmal eines modernen öffentlichen Dienstes ist, dass er offen für notwendige Reformen ist. Und dazu gehört auch eines der zentralen innenpoliti- schen Projekte der Großen Koalition, welches wir heute beschließen: das Dienstrechtsneuordnungsgesetz. Auf den Tag genau vor einem Jahr hat die Bundes- regierung uns den Entwurf für das Gesetz zur Neuord- nung und Modernisierung des Dienstrechts vorgelegt. Er wurde im parlamentarischen Verfahren an mancher Stelle ergänzt und weiter verbessert. Heute beschließen wir dieses wichtige Gesetz – und wir tun dies, lange be- vor die Bundesländer ihre Dienstrechtsreformen abge- schlossen haben. Ich betone das deshalb, weil es die Länder waren, die in der 2006 beschlossenen Föderalis- musreform auf eine Trennung des Dienstrechts bei Bund und Ländern großen Wert gelegt haben, was wir als In- nenpolitiker eher kritisch gesehen haben. Die Rahmenbedingungen für die Behörden, die Ver- waltung und den öffentlichen Dienst verändern sich. Neue Aufgabenbereiche, Service- und Kundenorientie- r d D f d p R d t a t l d z e d w k s S W w s n s z v z g u G e r D s b r S v d l d e a g n l t d m (C (D ung, technische Veränderungen, demographischer Wan- el – das sind nur einige Entwicklungen, die uns bei der ienstrechtsreform beschäftigt haben. Wir haben uns ge- ragt, welche Regelungen notwendig sind, welche verän- ert oder abgeschafft werden können. Wir setzen als Ergebnis eines intensiven Beratungs- rozesses mit dem Dienstrechtsneuordnungsgesetz eine eihe wichtiger und notwendiger Modernisierungen für ie Beamtinnen und Beamten des Bundes und die Solda- innen und Soldaten um, von denen ich einige nochmals usdrücklich ansprechen möchte. Wir verändern die Rahmenbedingungen für die Leis- ungsbezahlung im Bundesbeamtengesetz und verankern eistungsbezogene Elemente durchgehend. Wir greifen abei auf eine Reihe von leistungsbezogenen Elementen urück, die es bereits gibt. Es gibt die Leistungsprämie, s gibt die Leistungszulage, es gibt die Leistungsstufe, ie wir neu gestaltet und optimiert haben. Manches, was hier auch von der Opposition gefordert ird, ist leicht gesagt, aber konkret betrachtet unprakti- abel. Wir verbessern das heute bestehende System, an- tatt komplett neue Elemente einzuführen, die unter dem trich nur zu mehr bürokratischem Aufwand führen. enn am Ende vier Prozent der Arbeitszeit dafür aufge- andt werden müssten, um ein Prozent der Besoldungs- umme leistungsbezogen zu verteilen, dann würde das icht Leistungsbereitschaft und Motivation steigern, ondern bestenfalls den Grad der Selbstbeschäftigung. Wir reduzieren unnötige Bürokratie und vereinfachen ahlreiche Regelungen im Laufbahnrecht, indem wir iele der heute über 100 Laufbahnen vereinfachen und usammenfassen. Wir gestalten das Bundesbesoldungsgesetz neu. Die emeinsame, einheitliche Grundgehaltstabelle für Beamte nd Soldaten wird fortgeführt und weiterentwickelt. Die rundgehaltstabelle für Richterinnen und Richter wird benfalls angepasst. Ergebnis: In Zukunft wird es den ein altersbezogenen Stufenaufstieg nicht mehr geben. ie tatsächlich geleistete Dienstzeit wird entscheidend ein. Der Aufstieg in den Stufen des Grundgehalts erfolgt ei anforderungsgerechter Leistung. Bei nichtanforde- ungsgerechter Leistung wird man wie bisher in der tufe des Grundgehaltes verbleiben. Mit der Abkehr om Dienstaltersprinzip wird dieses Verbleiben jedoch auerhaften Charakter haben. Auch das ist ein wichtiges eistungsbezogenes Merkmal in der Besoldung. Wir übertragen mit dem Gesetz die Rentenreformen er letzten Jahre in das Versorgungsrecht. So wird an rster Stelle richtigerweise die Verlängerung der Lebens- rbeitszeit auf Beamte übertragen, und zwar wirkungs- leich zur „Rente mit 67“ für Arbeitnehmer. Das Pensio- ierungsalter wird zukünftig bei 67 anstatt 65 Jahren iegen. Für Beamte im Polizeivollzugsdienst wird es zukünf- ig bei 62 anstatt 60 Jahren liegen. Für Polizeibeamte, ie im Schichtdienst tätig sind, hat das Bundesinnen- inisterium bei der Beratung im Innenausschuss auf Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19933 (A) ) (B) ) meine Forderung hin zugesichert, dass der Sonderurlaub für diese Gruppe von vier auf sechs Tage im Jahr erhöht wird, also eine Entlastung bereits im Jahr der Belastung erfolgt. Auch wenn ich mir persönlich hier eine andere Lösung gewünscht hätte, ist dies doch ein Signal, dass wir die besondere Belastung dieser Berufsgruppe aner- kennen. Gerade beim Thema Pensionen lohnt sich auch ein Blick in den Dritten Versorgungsbericht der Bundes- regierung, den wir in dieser Woche ebenfalls im Innen- ausschuss diskutiert haben. Der Bericht zeigt: Für den Bund werden die Pensionszahlungen nicht zum Pro- blem. Die Versorgungssteuerquote, also der Anteil am Steueraufkommen des Bundes, der für Versorgungsleis- tungen aufgebracht werden musste, lag 2003 bei 2,53 Prozent und wird in den nächsten Jahrzehnten – bei leichtem Anstieg der Besoldung – sogar sinken. Auch hat der Bund bereits 2006 mit der Änderung des Versor- gungsrücklagengesetzes einen Versorgungsfonds zur Fi- nanzierung künftiger Versorgungsausgaben eingerichtet. Bei den Ländern stellt sich die Belastungssituation naturgemäß etwas anders dar. Aber auch hier relativiert sich manche Schreckensmeldung, wenn man die Zahlen des Versorgungsberichts betrachtet. Lassen Sie mich zuletzt noch auf ein aus meiner Sicht ganz bedeutendes Thema eingehen, nämlich auf die Frage der Mitnahme von Versorgungsleistungen bzw. von Rentenansprüchen, also auf die Frage, was passiert, wenn aus dem Beamtenverhältnis in die Wirtschaft oder umgekehrt und wieder zurück gewechselt wird. Auch hier ist mancher mit Forderungen und Kritik schnell bei der Hand, muss dann aber erkennen, dass eine Realisierung sehr anspruchsvoll ist. Eine einseitige Lösung, die nur den Wechsel aus dem öffentlichen Dienst in die Wirtschaft attraktiv gemacht hätte, halte ich für falsch und ist so auch nicht umzusetzen. Deshalb ha- ben wir dem Bundesministerium des Innern einen Auf- trag erteilt, zu prüfen, ob eine Parallelität der Versor- gungssysteme eine angebrachte Lösung wäre. Mit diesem Gesetzentwurf legen wir ein modernes und transparentes Beamten-, Besoldungs- und Versor- gungsrecht vor, durch das auf veränderte Rahmenbedin- gungen reagiert und das Dienstrecht zukunftsfest gestal- tet wird. Dieses Gesetz ist das Ergebnis von vielen Gesprächen und zahlreichen Verhandlungen, die in den letzten zwölf Monaten geführt wurden. Und es ist ein sehr gutes Ergebnis, das die Koalition heute vorlegt, ein Ergebnis, durch das die Gestaltungsräume im Dienst- recht positiv genutzt werden und ein Gesetz, das durch- aus auch als Blaupause für die Dienstrechtsreformen der Länder gelten kann. Deshalb verdient der Gesetzentwurf unsere Zustimmung. Siegmund Ehrmann (SPD): Anknüpfend an das seinerzeit zwischen Bundesinnenminister Otto Schily und den Gewerkschaften vereinbarte Eckpunktepapier zur Modernisierung des öffentlichen Dienstes und dem darauf basierenden Entwurf eines Strukturreformgeset- z v D t n B V d r m g d s A u s z D d m e Z t g L c r d p w n v S d s S f A r d 6 d z b s g h E z g m A w Ü h (C (D es haben die Regierungsfraktionen in der Koalitions- ereinbarung ihre Ziele konkretisiert. Das vorliegende Gesetzeswerk zielt darauf ab, das ienstrecht leistungsorientierter und flexibler zu gestal- en, die in der Rentenversicherung notwendig geworde- en Veränderungen wirkungsgleich zu übertragen, die eamtenversorgung langfristig zu sichern, aber auch den erwaltungsaufwand zu reduzieren. Diesen Zielen wird ieses grundsolide Dienstrechtsneuordnungsgesetz ge- echt! Zum Thema der Leistungskomponenten folgende An- erkungen: Gelegentlich suggeriert die Debatte, das eltende Recht wäre vollkommen frei von Instrumenten, ie zu herausgehobenen Leistungen anreizen. Die Aus- chreibung höherwertiger Dienstposten, transparente uswahlverfahren und das Prinzip der Bestenauslese nd schließlich sich darauf stützende Beförderungsent- cheidungen sind nach wie vor wesentliche Faktoren, die u besonderem Engagement anregen. Daneben greift das ienstrechtsneuordnungsgesetz die seit 1997 bestehen- en zusätzlichen leistungsbezogenen Elemente der Prä- ien, Zulagen und Leistungsstufen auf. Um eine weitere Stärkung der variablen Bezahlungs- lemente haben wir in der Koalition lange gerungen. Das iel meiner Fraktion war dabei, das Verfahren der Leis- ungsbewertung, vor allem aber auch das Leistungsbud- et in Anlehnung an den Tarifbereich auszugestalten. etztendlich mussten wir akzeptieren, dass eine Aufsto- kung des Budgets nicht zu realisieren war. Zudem ist es atsam, zunächst einmal sorgfältig die Erfahrungen mit en nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst raktizierten Methoden und Verfahren der Leistungsbe- ertung auszuwerten, bevor wir sie zu einem allgemei- en Maßstab für den öffentlichen Dienst machen. Dessen ungeachtet gibt es deutliche Schritte nach orne: Das ausschließlich am Lebensalter orientierte ystem des Besoldungsdienstalters wird aufgehoben und urch den Aufstieg nach Erfahrungszeiten und der tat- ächlichen Leistung ersetzt. Ein weiterer wichtiger chritt ist die Chance, Bewerber künftig bei Berufser- ahrung und besonderer Qualifikation in einem höheren mt als dem Eingangsamt einzustellen. Mit dem Dienstrechtsneuordnungsgesetz werden pa- allel zu den Regeln in der Rentenversicherung überdies ie allgemeinen Altersgrenzen schrittweise von 65 auf 7 Jahre angehoben. Die besonderen Altersgrenzen für ie Beamten im Vollzugsdienst werden ebenfalls um wei Jahre von derzeit 60 auf künftig 62 Jahre angeho- en. Auch dies geschieht schrittweise. In einem äußerst chwierigen Abwägungsprozess haben wir darum gerun- en, ob für Beamte im Wechselschichtdienst weiterge- ende Modifikationen notwendig und vertretbar sind. Im rgebnis haben wir uns darauf verständigt, hiervon ab- usehen. Dabei verkenne ich nicht, dass diese Beschäfti- ungsgruppe besonderen Belastungen ausgesetzt ist. Wir üssen das Thema aber im Auge behalten, indem die rbeitsbedingungen insbesondere der Vollzugsbeamten issenschaftlich analysiert werden. Das Thema „flexible bergänge“ bleibt insofern auch in diesem Zusammen- ang auf der Tagesordnung. Mit der schrittweisen Er- 19934 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) höhung der Altersgrenze geht die Verpflichtung des Dienstherrn einher, entsprechend dem Grundsatz „Reha- bilitation vor Versorgung“ die Instrumente der Personal- fürsorge zu stärken und alles zu tun, um vorzeitigen Pen- sionierungen vorzubeugen. Ferner wird mit diesem Gesetz die Bedeutung und Notwendigkeit der berufli- chen Weiterbildung gestärkt. Sie soll so ausgelegt sein, dass Mitarbeiter auf andere Aufgaben und eine entspre- chende Verwendung vorbereitet werden. Schließlich ist mit einer Revisionsklausel der gesetzliche Auftrag fi- xiert worden, die Erhöhung der Altersgrenze bis Ende 2011 noch einmal zu überprüfen. Zum Thema „Anrechnung der Schul- und Hochschul- zeiten“ im Versorgungsrecht: Durch die Rentenreform 2004 sind die bewerteten drei Jahre der Ausbildung nach Vollendung des 17. Lebensjahres für Zeiten des Schul- oder Hochschulbesuchs – nach einer vierjährigen Über- gangsregelung – nur noch als unbewertete Anrechnungs- zeit ausgestaltet. In der Versorgung wurden schon bisher Zeiten der allgemeinen Schulbildung nicht als ruhege- haltfähige Dienstzeit berücksichtigt, die Hochschulaus- bildung kann allerdings bis zu 1 095 Tagen anerkannt werden. Um eine wirkungsgleiche Übertragung der Ren- tenmaßnahme auf die Versorgung der Bundesbeamten sicherzustellen, sollen die Zeiten einer Hochschulausbil- dung künftig nur noch in einem Umfang von 855 Tagen als ruhegehaltfähige Dienstzeit berücksichtigt werden können. Würde man die Hochschulzeiten vollständig aus dem Versorgungsrecht herauslösen, würde dies zu un- gleich stärkeren finanziellen Konsequenzen führen, als sie in der gesetzlichen Rentenversicherung eintreten. Dies zeigt ein Vergleich der Kürzungsbeträge in Rente und Versorgung: Die Rente eines Akademikers mit drei Jahren Hoch- schulausbildungszeiten kann um bis zu 59,76 Euro mo- natlich – 3 Jahre x 0,75 Entgeltpunkte x aktueller Ren- tenwert 2008 von 26,56 Euro – geringer ausfallen. Zur wirkungsgleichen Übertragung dieser Rentenmaßnah- men können bis zu 240 Tage der berücksichtigungs- fähigen Hochschulausbildungszeiten von drei Jahren (= 1 095 Tage) entfallen. Daraus würden sich für Pen- sionäre in den obersten Besoldungsgruppen ab Besol- dungsgruppe A 16 finanzielle Auswirkungen ergeben, die zum Teil erheblich über den höchsten Rentenkür- zungsbetrag hinausgingen. Zum Beispiel würden die Bezüge in der Besoldungsgruppe B 9 nach den Anpas- sungen des Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpas- sungsgesetzes 2008/2009 um rund 109 Euro gekürzt. Mit Blick auf diese unterschiedlichen Kürzungsbe- träge in Rente und Versorgung soll in die Übertragungs- regelung eine Kappungsgrenze eingeführt werden. Diese Kappungsgrenze stellt sicher, dass auch in der Versor- gung die monetäre Belastung der Versorgungsempfänge- rinnen und Versorgungsempfänger des Bundes zum Zeit- punkt der Ruhestandsversetzung nicht über den jeweiligen höchstmöglichen rentenrechtlichen Kür- zungsbetrag hinausgeht. Dies wird durch Ermittlung der dem Rentenkürzungsbetrag entsprechenden Ausbil- dungszeiten und deren Abzug von den nach bisherigem Recht berücksichtigungsfähigen Zeiten der Hochschul- a H z n f n e e g d t i r D v n H s r g s e B a p i d D R e w B r n w b B n V s g l g a c s d A s R h P c n n m d g v (C (D usbildung erreicht. Die so berechneten Zeiten der ochschulausbildung werden dem Versorgungsfestset- ungsbescheid der einzelnen Versorgungsempfängerin- en und Versorgungsempfänger zugrunde gelegt. Inso- ern wird dem Gebot wirkungsgleich Übertragung zwar icht in der Struktur, aber in der finanziellen Wirkung ntsprochen. Hervorheben möchte ich ausdrücklich, dass s künftig wie in der Rentenversicherung die Versor- ungsauskunft gibt, ohne dass ein berechtigtes Interesse argelegt werden muss. Auch wenn die Zusammenarbeit innerhalb der Koali- ionsfraktionen zielorientiert und angenehm war, gibt es n einer Sache einen gravierenden Dissens. Die Forde- ung meiner Fraktion, Lebenspartner im öffentlichen ienstrecht mit Ehepartnern gleich zu behandeln, wurde on der Union abgelehnt. Das ist ärgerlich, zumal in ei- igen Ländern – auch unter CDU-Beteiligung; siehe amburger Koalitionsvertrag – in die von uns ange- trebte Richtung agiert wird. Wir haben unsere Forde- ung nicht zur „Kopfsache“ gemacht, indem wir das esamte Paket an die Gleichstellung der Lebenspartner- chaften geknüpft haben. An diesem Punkt wird wieder inmal deutlich, dass Ihre Haltung in dieser Frage ein eleg rückwärtsgewandten Denkens ist. Wir hoffen ber, dass die Europäische Kommission bzw. der Euro- äische Gerichtshof demnächst dieser Benachteiligung m Bund und einigen Ländern den Garaus machen wer- en. Dem Ziel einer stärkeren Flexibilisierung trägt das ienstrechtsneuordnungsgesetz zum Beispiel dadurch echnung, dass der Eintritt berufserfahrener Personen in in Beamtenverhältnis des Bundes erheblich erleichtert ird. Im Gegensatz dazu ist ein Ausscheiden aus dem eamtenverhältnis vor Erreichen der Altersgrenze zwar echtlich möglich, aber unverändert mit erheblichen fi- anziellen Einbußen verbunden. Es geht um das Stich- ort „Mitnahmefähigkeit der Versorgung“, was zugege- enermaßen ein komplexes Thema ist. Beamtinnen und eamte, Richterinnen und Richter sowie Berufssoldatin- en und -soldaten verlieren bei einer Entlassung ihre ersorgungsansprüche und werden lediglich in der ge- etzlichen Rentenversicherung nachversichert. Im Ge- ensatz dazu verfügen die Tarifbeschäftigten des öffent- ichen Dienstes sowohl über Anwartschaften aus der esetzlichen Rentenversicherung als auch über solche us der Zusatzversorgung. Diese sind wie die betriebli- hen Altersversorgungen der Privatwirtschaft inzwi- chen schon nach kurzer Zeit unverfallbar. Während sich er öffentliche Dienst im Tarifbereich wie ein privater rbeitgeber dem Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt tellt, erzwingt das heutige Beamtenversorgungsrecht im egelfall die lebenslängliche Tätigkeit für einen Dienst- errn. Damit ist der Beamtenstatus nicht attraktiv für ersonen, die ihre berufliche Mobilität aus unterschiedli- hen Gründen nicht verlieren wollen. Deshalb fordern icht nur die Gewerkschaften, sondern auch die vom In- enausschuss angehörten Sachverständigen, die Mitnah- efähigkeit der Versorgung einzuführen. Wir fordern eshalb in der vorgelegten Entschließung die Bundesre- ierung auf, bis Ende Januar 2009 ein Regelungskonzept orzulegen. Dann wird sich kurzfristig eine Sachverstän- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19935 (A) ) (B) ) digenanhörung nur zu diesem Thema anschließen. Bei gutem Willen sollte es möglich sein, das Thema noch in dieser Legislaturperiode abschließend zu behandeln. Zum Schluss: Das Dienstrechtsneuordnungsgesetz bietet viel Licht, gelegentlich aber auch Schatten. Wir werden die Erfahrungen der Praxis aufmerksam be- obachten und dort, wo geboten, Modifikationen vorneh- men. Wir müssen am Ball bleiben. Ich bedanke mich bei den Kollegen Göbel und Binninger, aber auch bei den Verantwortlichen des Bundesinnenministeriums für die gute Zusammenarbeit. Rolf Kramer (SPD): Seit der Neuordnung der Ge- setzgebungskompetenzen zwischen Bund und Ländern von 2006 betrifft die geplante Neuordnung des Bundes- dienstrechtes nur noch die Bundesbeamten. Hier stellen die Soldatinnen und Soldaten sowie die Zivilbeschäftig- ten der Bundeswehr den größten Anteil. Die Besonder- heiten dieser Berufgruppe spiegelten sich auch in den Beratungen des Gesetzentwurfes der Bundesregierung, in den Ausschüssen und Arbeitsgruppen wieder. Ich be- danke mich bei meinen Koalitionskollegen des Innen- ausschusses ausdrücklich für die konstruktive und offene Diskussion dieser Problematik. Im Rahmen dieser Beratungen konnte daher eine Reihe von Änderungen zugunsten der Angehörigen der Bundeswehr erreicht werden. So wird die ursprünglich nur für Soldaten vorgesehene Verlängerung der Laufzei- ten der Erfahrungsstufen von 18 auf 12 Monate verkürzt. Mit dieser Veränderung ist die von den Soldaten immer wieder kritisierte „gefühlte“ Ungleichbehandlung gegen- über den verbeamteten Zivilbeschäftigten erkennbar ab- gemildert worden. Trotzdem bleibt es dabei, dass sich die Zusammenfassung unterschiedlicher Besoldungssys- teme in einem Tabellenwerk als problematisch erwiesen hat. Eine eindeutige Verbesserung stellt die uneinge- schränkte Anrechnung der Erfahrungszeiten eines Solda- ten bei einem Wechsel vom Soldaten- in das Beamten- verhältnis dar. Hierbei ist besonders hervorzuheben, dass sich die Verlängerung der Erfahrungszeiten im Soldaten- verhältnis nicht auf das Beamtenverhältnis auswirkt. Auch wenn der betroffene Personenkreis eher klein sein dürfte, stellt diese Regelung einen eindeutigen Fort- schritt dar. Weitere Verbesserungen sind bei der Besoldungsüber- leitung erreicht worden. Hier ging es insbesondere um die Vermeidung von Überholeffekten bei Beförderun- gen. Damit sind Verwerfungen vermieden worden, nach denen das Grundgehalt eines vor der Überleitung Beför- derten niedriger ist, als das eines nach der Überleitung Beförderten. Frühzeitige Leistungserbringung hätte sich also nicht gelohnt. Als Verteidigungspolitiker begrüße ich für meine Fraktion, dass es gelungen ist, ein Prämiensystem für Angehörige des Kommandos Spezialkräfte der Bundes- wehr, KSK, einzuführen. Hier werden Prämien in Höhe von 3 000 bis maximal 10 000 Euro für die Bereitschaft gezahlt, mindestens sechs Jahre Dienst beim KSK zu l M w E m H A d d s g P d k l u e e z g P b G d o S t b w A m t s s R s m d – h g d d t l z p b w (C (D eisten. Die Vorauszahlung dieser Prämien soll dabei die otivation der Soldaten bei Fortbildungen und Fachver- endungen erhöhen. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist die vorgesehene rhöhung des Auslandsverwendungszuschlages. Erst- als seit seiner Einführung im Jahre 1996 wird der öchstbetrag von 92 auf 110 Euro pro Tag angehoben. ngesichts der Veränderung der Gefahrenlage insbeson- ere in Afghanistan war dieser Schritt mehr als notwen- ig. Die Verteidigungspolitiker der SPD können dem Ge- etzentwurf trotz dieser Verbesserungen aber nur mit ehemmter Freude zustimmen. Bei drei wesentlichen unkten sehen wir Nachbesserungsbedarf. Hier greifen ie vorgeschlagenen Regelungen aus unserer Sicht zu urz. Die 600-Euro-Zulage für bestimmte Teile bei den Pi- oten und den Ärzten der Bundeswehr spaltet die Truppe nd führt zu Ungerechtigkeiten. Zudem löst sie nicht inmal im Ansatz die strukturellen Probleme, sondern ist her als eine Art Heftpflaster zu verstehen. Es fehlt aus unserer Sicht ein schlüssiges Gesamtkon- ept, wie die Attraktivität der Bundeswehr nachhaltig esteigert werden kann. Gerade Fachärzte und erfahrene iloten werden in der Privatwirtschaft gesucht, und diese ietet attraktive Arbeitsplätze an. Ob diese Zulage diese ruppen davon abhält, weiterhin – wie bei den Ärzten – ie Bundeswehr in größerer Anzahl zu verlassen, bleibt ffen. Vor diesem Hintergrund werden wir vonseiten der PD darauf dringen, dass der Verteidigungsminister ein ragfähiges Konzept vorgelegt, wie die drängenden Pro- leme gerade im Sanitätsbereich strukturell verändert erden können. Es hilft nicht, immer wieder von einer ttraktivitätssteigerung der Bundeswehr zu reden, man uss auch etwas dafür tun. Darauf werden wir als Ver- eidigungspolitiker auch weiter mit Nachdruck hinwei- en. Ein letzter Punkt betrifft die Möglichkeit der Berufs- oldaten, nach ihrer Pensionierung in einem bestimmten ahmen Geld hinzuzuverdienen. Dies ist eine gute und innvolle Sache, sieht man sich das Alter an, in dem die eisten ihren Dienst verlassen müssen – ab 53 Jahren ist ies möglich. Warum aber diese Regelung, die den Steuerzahler sprich: den Haushalt – überhaupt nichts kostet, Ange- örige der Bundeswehr aus den alten Bundesländern ge- enüber Angehörigen der Bundeswehr mit NVA-Vor- ienstzeiten bevorzugt, ist überhaupt nicht zu verstehen. Die Verteidigungspolitiker von Union und SPD haben eshalb einen Änderungsantrag eingebracht, der wenigs- ens in diesem Punkt 19 Jahre nach der Wiederherstel- ung der Einheit die bestehenden Ungleichheiten wischen Ost und West auflöst. Leider sind die Innen- olitiker uns in diesem Punkt nicht gefolgt, was ich sehr edaure. Ich hätte mir hier eine andere Entscheidung ge- ünscht. 19936 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) Dr. Max Stadler (FDP): Mit der heutigen Beratung beenden wir den Prozess der Neuordnung des Dienst- rechts. Die Modernisierung des Dienstrechts fängt damit erst an. Zahlreiche Aufgaben blieben unerledigt, vieles fehlt: die mitnahmefähige Ausgestaltung der erworbenen Versorgungsansprüche, die Weiterentwicklung der Leis- tungselemente, eine Flexibilisierung des Ruhestandsein- tritts und die Gleichstellung eingetragener Lebenspartner mit Ehegatten im Besoldungs-, Versorgungs- und Beihil- ferecht. Befriedigend ist das nicht. Die FDP hätte sich mehr Mut und mehr Entschlossenheit gewünscht. Die Länder sind hier vielfach weiter. Sie entwickeln sich zu den eigentlichen Schrittmachern bei der Modernisierung des Dienstrechts. Wir hätten diese Rolle dem Bund zuge- dacht. Doch der Reformmotor stottert. Der Bund fällt als Ideen- und Impulsgeber aus. Wieder einmal ist es der Großen Koalition nicht gelungen, sich auf mehr als auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen. Die eigentlichen Probleme wurden entweder gar nicht ange- fasst oder, wie im Falle der Mitnahme von Versorgungs- ansprüchen, in eine Entschließung der Koalitionsfraktio- nen abgeschoben. Was bleibt, ist eine handwerklich saubere Umsetzung technischer Einzelfragen, ein, wie es die Sachverständigen in der Anhörung ausgeführt haben, braves, biederes oder auch betuliches Gesetz. Was fehlt, ist ein Bekenntnis zum Berufsbeamtentum. Was fehlt, ist eine Vision, eine Vorstellung davon, wie ein modernes und zukunftsfestes Berufsbeamtentum des Bundes aus- sehen sollte. Die FDP-Bundestagsfraktion hat in allen vorgenann- ten Punkten Alternativvorschläge unterbreitet. Ich ver- weise zur Vermeidung von Wiederholungen auf unseren heutigen Entschließungsantrag zum Dienstrechtsneuord- nungsgesetz. Ich verweise darüber hinaus auf unseren Antrag „Für ein modernes Berufsbeamtentum“ auf Bun- destagsdrucksache 16/129, den wir gleich zu Beginn der Wahlperiode in den Deutschen Bundestag eingebracht haben. Darin setzen wir uns für eine leistungsbezogene Bezahlung ein, die gerecht, transparent und unbürokra- tisch ausgestaltet ist und darüber hinaus auch regional-, arbeitsmarkt-, berufsgruppen- und aufgabenbezogene Differenzierungen erlaubt. Auch die FDP behauptet nicht, in Sachen Leistungsbezahlung im Besitz eines Pa- tentrezepts zu sein. Auch verkennen wir nicht die Schwierigkeiten in der Praxis, wie sie sich im Bereich der Tarifbeschäftigten des öffentlichen Dienstes gele- gentlich zeigen. Es ist jedoch der falsche Weg, daraus die Konsequenz zu ziehen, in den wesentlichen Punkten alles beim Alten zu belassen. Mindestens erforderlich gewesen wäre eine Experimentierklausel, um verschie- dene Leistungsmodelle zu erproben und einen Wettbe- werb um die besten Lösungen in Gang zu setzen. Beim Ruhestandseintritt setzt die FDP statt auf starre Altersgrenzen auf ein flexibles Konzept, das es dem Ein- zelnen ermöglicht, ab Vollendung des 60. Lebensjahres den Zeitpunkt seines Ruhestandseintritts selbst zu be- stimmen, sofern seine bis dahin erworbenen Versor- gungsansprüche über dem Niveau der Mindestversor- gung liegen. Umgekehrt soll es allen, die dies wollen und können, möglich sein, auch über die jetzigen bzw. zukünftig geltenden Altersgrenzen hinaus zu arbeiten. E z t w s S s s W t f P n W a i s n g D d m h f s t d e E l r t i e b g b d e t m E s g g d d B Ä b W S s a B h t s (C (D in längeres Verbleiben im aktiven Dienst ist mit Anrei- en zu versehen. Für Deutschland muss das Leitbild gel- en, möglichst lange am Erwerbsleben teilzuhaben, statt ie bisher möglichst frühzeitig auszuscheiden. Die FDP setzt darüber hinaus auf mehr Mobilität zwi- chen öffentlichem Dienst und gewerblicher Wirtschaft. olange es bei der jetzigen Regelung mit der obligatori- chen Nachversicherung in der gesetzlichen Rentenver- icherung bleibt, wird dem beamteten Personal ein echsel in die Privatwirtschaft zu wirtschaftlich akzep- ablen Bedingungen nicht möglich sein. Die Koalitions- raktionen von CDU/CSU und SPD sprechen dieses roblem in ihrem Entschließungsantrag an, lösen es aber icht. Die FDP wird an dieser Stelle nicht lockerlassen. ir behalten uns weitere parlamentarische Initiativen usdrücklich vor. Die Sorge, dass das beamtete Personal m Falle der mitnahmefähigen Ausgestaltung von Ver- orgungsansprüchen in Scharen davonläuft, teilen wir icht. Und wenn, stimmte etwas mit den Beschäfti- ungs- und Bezahlungsbedingungen im öffentlichen ienst nicht. Dann wäre es Aufgabe des Gesetzgebers, urch entsprechende attraktivitätssteigernde Maßnah- en einen Ausverkauf des öffentlichen Dienstes zu ver- indern und für geeigneten Nachwuchs sowie für quali- izierte Quereinsteiger zu sorgen. Gänzlich unverständlich ist die unterbliebene Gleich- tellung von eingetragenen Lebenspartnern mit Ehegat- en im Dienstrecht des Bundes. Schon aus Rechtsgrün- en spricht viel für eine solche Gleichstellung. Ich rlaube mir an dieser Stelle den Hinweis auf die jüngste ntscheidung des Europäischen Gerichtshofs in der Vor- egungssache Tadao Maruko. Zumindest aber spricht echtspolitisch alles für eine solche Gleichstellung. Spä- estens nach der Einbeziehung der Lebenspartnerschaft n die gesetzliche Renten- und Krankenversicherung rweist sich die Ungleichbehandlung der in einer Le- enspartnerschaft lebenden Beamtinnen und Beamten egenüber Verheirateten als Anachronismus, den es zu eseitigen gilt. Hier hat der Gesetzgeber, wie das Bun- esverfassungsgericht ausdrücklich festgestellt hat, inen weiten, längst noch nicht ausgeschöpften Gestal- ungsspielraum. Von diesem Gestaltungsspielraum acht die Koalition höchst unterschiedlichen Gebrauch. s ist in hohem Maße widersprüchlich, wenn die Gleich- tellung nunmehr auch beim Erbschaftsteuerrecht erfol- en soll, was zu begrüßen ist, in der Besoldung, Versor- ung und bei der Beihilfe der Beamtinnen und Beamten es Bundes aber nach wie vor unterbleibt. Aus den vorgenannten Gründen ist es der FDP-Bun- estagsfraktion nicht möglich, dem Gesetzentwurf der undesregierung zuzustimmen. Hieran ändert auch der nderungsantrag der Koalitionsfraktionen nichts. Dieser ringt keine wirklichen Verbesserungen. Er enthält im esentlichen Klein-Klein. Sollte die Koalition auf der uche nach einer Blaupause für ein nachhaltig moderni- iertes und zukunftsfestes Berufsbeamtentum sein, sei uf den eingangs erwähnten Antrag „Für ein modernes erufsbeamtentum“ vom 1. Dezember 2005 und unseren eutigen Entschließungsantrag hingewiesen. Beide An- räge empfehle ich dem Deutschen Bundestag zur Zu- timmung. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19937 (A) ) (B) ) Ebenfalls zur Zustimmung empfohlen sei der Gesetz- entwurf der FDP-Bundestagsfraktion zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes auf Bundestagsdrucksache 16/ 9317. Hinter den dort vorgesehenen Verbesserungen für Soldatinnen und Soldaten bleiben die in dem Ände- rungsantrag der Koalitionsfraktionen enthaltenen Prä- mien für Angehörige der Spezialkräfte der Bundeswehr deutlich zurück. Diese benachteiligen insbesondere län- ger dienende Kommandosoldaten und Kampfschwim- mer, da erst mit Stichtag 1. April 2008 eine Berechtigung zur Prämienzahlung eingeräumt wird, obwohl viele An- gehörige der Spezialkräfte bereits seit zehn Jahren in den jeweiligen Verbänden dienen. Die Attraktivität gerade für die erfahrenen Soldaten, die einen Großteil der Ein- sätzkräfte bilden, ist auf diese Weise nicht gegeben. Hier geht die FDP einen anderen Weg, indem sie in den Mit- telpunkt ihres Gesetzentwurfs insbesondere die Perso- nalbindung von Wissensträgern stellt. Petra Pau (DIE LINKE): Wir beraten und beschlie- ßen heute zeitgleich mehrere Gesetze. In allen geht es um Beamtinnen und Beamte, sofern sie dem Bund die- nen. Die Länder schaffen für ihre Bediensteten bekannt- lich eigene Regeln. So droht ein rechtlicher Flickentep- pich, was ich nach wie vor für falsch halte. Grundsätzlich, so heißt es, soll ein modernes und transparentes Beamten-, Besoldungs- und Versorgungs- recht geschaffen werden. Damit werde das Berufsbeam- tentum – Zitat – „zukunftsfest“ gestaltet. Auch hier hat die Linke eine andere Meinung. Das Beamtentum ist kein Zukunftsmodell. Heute geht es allerdings nicht um solch grundsätzli- che Fragen, sondern um konkrete Vorhaben. Mit dem neuen Recht sollen das Leistungsprinzip gefördert, die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt, der Personaleinsatz fle- xibilisiert, die Eigenverantwortung und Motivation erhöht, die Beamtenversorgung und die Rentenversiche- rung gesichert und eine aufwendige Bürokratie vermie- den werden. Soweit die Beschreibung des Vorhabens. Die Realität sieht anders aus. Zwei von vielmehr Kritik- punkten mögen das illustrieren. Erstes Beispiel: Die Ent- wicklung des neuen Dienstrechtes ging weitgehend an den Betroffenen vorbei. Die Gewerkschaften haben das mehrfach moniert. So schafft man keine höhere Motiva- tion bei den Beschäftigten im öffentlichen Dienst, son- dern nur Abwehr und Frust. Zweites Beispiel: Aus- gangspunkt für die neuen Regelungen sind mitnichten die Anforderungen an einen modernen öffentlichen Dienst. Es ist vielmehr die klamme Kassenlage. Kosten- neutralität heißt das Zauberwort. Für die Beschäftigten aber ist das mitnichten neutral, sondern oft belastend. Ich werde konkreter: Das Alter für die Pensionierung soll auf 67 Jahre angehoben werden. Begründung: Das sei für alle anderen Beschäftigten auch geschehen. Das stimmt. Aber was die Linke bei allen anderen schon für falsch hielt, wird die Linke bei Beamtinnen und Beam- ten nicht gutheißen. Beamtinnen und Beamte sollen mo- biler und flexibler werden. Dem aber steht entgegen, dass beides nicht honoriert, vielfach aber bestraft wird. So können erworbene Versorgungsansprüche sogar ent- f P L F E A g t g n s D l t g d l n s B w z m S S e v d d s s l h B s G u s G s s H I i f B S r d h K (C (D allen, wenn öffentlich Bedienstete zum Beispiel in die rivatwirtschaft wechseln. Ursprünglich sollte eine an eistungen orientierte Entlohnung eingeführt werden. achleute wissen, dass das ein ehrgeiziges Vorhaben ist. s wurde weitgehend aufgegeben und damit auch der nspruch, dass Benachteiligungen von Beamtinnen ge- enüber Beamten aufgehoben werden. Es gibt ein sicheres Indiz dafür, dass selbst die Koali- ionsfraktionen, also CDU/CSU und SPD, mit ihren ei- enen Gesetzesvorhaben höchst unzufrieden sind. Denn ach monatelanger Arbeit schoben sie kurz vor Tores- chluss 160 Seiten mit Änderungsformulierungen nach. ie machen das Gesamtwerk kaum besser. Aber sie be- egen, dass das gewählte Verfahren insgesamt wenig ransparent und gemessen an demokratischen Grundtu- enden schlicht inakzeptabel war. Das kritisiere ich, aber as ist nicht das Entscheidende für unser Votum. Die Linke begrüßt einige neue Regelungen. Aber wir ehnen das gesamte, sogenannte Dienstrechtsneuord- ungsgesetz ab. Es bleibt hinter den selbst gestellten An- prüchen zurück. Es geht vielfach einseitig zulasten der undesbeamtinnen und -beamten im öffentlichen Dienst. Gestatten Sie mir einen Nachsatz. Im letzten Moment fiel einigen Abgeordneten auf, as ich schon bei der öffentlichen Expertenanhörung um Gesetzesentwurf erfragt hatte: Es gibt eine funda- entale Benachteiligung für beamtete Soldatinnen und oldaten, die aus den neuen Bundesländern kommen. ie drohen in Armut zu stürzen, sobald ihr Dienst be- ndet ist. Ich habe schon mehrfach gesagt: Lieber ein un- erbindlicher Festakt zur deutschen Einheit weniger und afür mehr tatsächliche Gleichstellung des Ostens und es Westen, das wäre ein wirklicher Schritt zur deut- chen Einheit. In letzter Minute wurde in den Ausschüs- en für Verteidigung und für Inneres ein Passus empfoh- en, der diese Ungerechtigkeit mildern kann. Die Linke at dem zugestimmt. Das entkräftet unsere Kritik an der undeswehr nicht, aber es bekräftigt unser Pro für eine oziale Einheit. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Die Große Koalition will die Wettbewerbs- nd Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes stärken – o steht es im Koalitionsvertrag. Mit dem vorliegenden esetz wird dieses Ziel völlig verfehlt. Es hilft nichts, wenn Sie auf der ersten Seite des Ge- etzentwurfs die richtigen Ziele aufschreiben, Sie müs- en Sie dann auf den folgenden Seiten auch umsetzen. ier finden sich zwar viel Seiten, aber wenig konkrete nhalte. Ihre Unfähigkeit zu nachhaltigen Reformen trifft n diesem Fall rund 480 000 Beschäftigte in einem öf- entlich-rechtlichen Dienstverhältnis des Bundes. Die ediensteten bei der Bundespolizei, die Soldatinnen und oldaten, die Beamtinnen und Beamten in den Ministe- ien, in den Bundesbehörden und nicht zu vergessen bei en Postnachfolgeunternehmen und der Deutschen Bahn aben sich nach einem Jahr Beratung in der Großen oalition mehr erhofft als die formale, handwerklich 19938 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) schlechte Umsetzung der – in meinen Augen nach wie vor falschen – Ergebnisse der Föderalismusreform. Es gab ja mal so etwas wie den Hauch eines Reform- lüftchens im Bereich des Beamtenrechts. Sowohl vom Deutschen Beamtenbund als auch von der Gewerkschaft Verdi ging das Signal der Reformbereitschaft aus. Die Große Koalition hat diesen Reformwillen komplett er- stickt, von einer „Weiterentwicklung“ des Beamten- rechts ist nichts zu sehen. Der Bund ist meilenweit da- von entfernt, für seine Bundesbeamten ein Dienstrecht vorzulegen, das Vorbild und Modellcharakter auch für die Länder entfalten könnte. Geradezu peinlich finde ich, dass nach Abschluss der Beratungen im Innenausschuss die Verteidigungspoliti- ker einen richtigen Änderungsantrag zur Altersversor- gung der ehemaligen NVA-Soldatinnen und -soldaten vorlegen, der dann wiederum im Innenausschuss von den Fraktionen der Großen Koalition abgelehnt wird. Sie hatten genug Zeit, diese Querelen untereinander abzu- stimmen. Wie wollen Sie erklären, dass Sie dann noch in Form einer Tischvorlage die zugesagten Anhebungen im B-Bereich zurücknehmen. Ich finde die Rücknahme richtig, aber bitte nicht in diesem Stil; eine handwerklich saubere Gesetzesarbeit ist das mindeste, was ich von der Großen Koalition erwarte. Aber lassen Sie mich zur inhaltlichen Kritik kommen. Wir Grünen kritisieren diesen Entwurf vor allem für die fehlende Gleichstellung von eingetragenen Lebenspart- nerschaften, die fehlende Möglichkeit zur Mitnahme von Versorgungsansprüchen in die Privatwirtschaft und die vorgesehene pauschale Anhebung der Altersgrenzen bei bestimmten Berufsgruppen. Bei der Erhöhung des Pensionsalters auf 67 Jahre ana- log zur „Rente mit 67“ sind nach unserer Auffassung Son- derregelungen für bestimmte Berufsgruppen notwendig. Beispielsweise können Polizeibeamtinnen und -beamte im Schichtdienst nicht über das 60. Lebensjahr hinaus eingesetzt werden. Die hohen Anforderungen im polizei- lichen Alltag führen schon heute dazu, dass viele Beam- tinnen und Beamte der Bundespolizei die Polizeidienst- fähigkeit vor der Vollendung des 60. Lebensjahres verlieren. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit würde in der Praxis zu einem hohen Prozentsatz der Frühpen- sionierung und damit verbunden zu einer deutlichen Kürzung des Ruhegehaltes führen. Die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben einen Musterentwurf er- arbeitet, nach dem in diesen Ländern keine Verlängerung der Lebensarbeitszeit der Polizeibeamtinnen und -beam- ten zu erwarten ist. Die Möglichkeit zur Mitnahme von Versorgungs- ansprüchen ist die Voraussetzung für einen Wechsel zwi- schen Staatsdienst und Privatwirtschaft. Wer das Ziel des Austausches beschreibt, muss auch die Instrumente der Realisierung zur Verfügung stellen, und das tun Sie nicht. Ihr Gesetzentwurf verhindert die Durchlässigkeit und die Flexibilität. Wie rückständig das angebliche Modernisierungsge- setz der Koalition ist, zeigt sich an keinem Punkt so d t 5 u S d g g f G h v r L s A k B g b e t v h k u t s d f 1 e u s u d G s s e r s r s D n d r s s B d g s 2 D (C (D eutlich wie an der fehlenden Gleichstellung von einge- ragenen Lebenspartnerschaften. Es atmet den Muff der 0er-Jahre, wie hier die Diskriminierung von Lesben nd Schwulen fortgeschrieben wird. Und das von einer PD, deren Justizministerin noch vor kurzem vollmun- ig die volle Gleichstellung von Lebenspartnerschaften efordert hat, und von einer CDU, die inzwischen auch ern mal beim Christopher Street Day ein Regenbogen- ähnchen in den Wind hält. Hier und heute treten Sie die leichberechtigung mit Füßen. Die lesbische Bundesbeamtin mit Frau und Kind er- ält keinen Familienzuschlag – im Gegensatz zu ihrem erheirateten Kollegen ohne Kind. Der schwule Bundes- ichter erhält für seinen kranken oder pflegebedürftigen ebenspartner keine Beihilfe – bei Verheirateten ist das elbstverständlich. Die lesbische Soldatin kann in fghanistan sterben – ihre Lebenspartnerin bekommt eine Hinterbliebenenversorgung. Dieser Umgang des undes mit seinen Beamtinnen und Beamten ist aus- renzend und diskriminierend. Auf Länderebene schreitet die Gleichstellung von Le- enspartnerschaften immer weiter voran, auf Bundes- bene sagen SPD und Union den homosexuellen Beam- innen und Beamten heute kalt ins Gesicht: Eure erbindlichen Partnerschaften sind uns nichts wert. Ihr abt zwar die gleichen Pflichten wie Eheleute, aber eine Rechte. Das empört nicht nur völlig zu Recht die nmittelbar und unter Umständen sogar existenziell Be- roffenen. Es passt nicht in den freiheitlichen Verfas- ungsstaat, den Bundesinnenminister Schäuble neuer- ings für sich reklamiert. Das ist der Ausdruck des insteren autoritären Staates, wie wir ihn aus der Zeit vor 968 kennen. Die Gleichberechtigung der Lebenspartnerschaften ist uroparechtlich geboten. Bei der gesetzlichen Kranken- nd Rentenversicherung ist sie längst vollzogen. Warum oll Entsprechendes nicht auch für Bundesbeamtinnen nd -beamte gelten? Drei Sachverständigenanhörungen es Bundestages haben gezeigt, dass nichts gegen die leichstellung von Lebenspartnerschaften spricht, aber ehr viel dafür. Mit unserem Änderungsantrag zum chwarz-roten Gesetzentwurf geben wir der Koalition ine letzte Chance, uns allen die Peinlichkeit zu erspa- en, dass im Jahr 2008 noch ein diskriminierendes Ge- etz verabschiedet wird. Es ist bedauerlich, dass wir die echtliche Gleichheit von Menschen unterschiedlicher exueller Identität überhaupt noch diskutieren müssen. ies wäre wohl anders, wenn im Jahr 2000 die rot-grü- en Pläne zum Lebenspartnerschaftsrecht nicht am Wi- erstand des schwarz-gelben Bundesrats gescheitert wä- en. Trotz der Unzulänglichkeiten des Gesetzentwurfs und einer skandalösen Defizite in Sachen Lebenspartner- chaft will ich nicht verschweigen, dass er in anderen ereichen auch ein paar positive Dinge enthält: Es wird ie Sonderzahlung in das Grundgehalt und in die Versor- ung eingebaut. Es gibt einen erhöhten Familienzu- chlag in Höhe von 50 Euro ab dem dritten Kind, und die 7-Jahre-Grenze bei der Lebenszeiternennung entfällt. as begrüßen wir durchaus. Aber für eine Zustimmung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19939 (A) ) (B) ) ist das zu wenig. Insgesamt lehnen wir den Gesetzent- wurf der Großen Koalition ab. Im Entschließungsantrag der FDP steht viel Richti- ges. Wir stimmen ihm zu. Lassen Sie mich zum Schluss feststellen: Die Chance einer Weiterentwicklung und Modernisierung des Beam- tenrechts wurde vertan. Statt Glanzlicht sind sie rote La- terne. Ein weiteres großes Reformvorhaben wird auf die kommende Legislaturperiode verschoben. Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister des Innern: Mit der Reform des Bundes- dienstrechts wird ein wichtiges Modernisierungsprojekt des Regierungsprogramms „Zukunftsorientierte Verwal- tung durch Innovationen“ zum Abschluss gebracht. Die Bundesregierung hat mit dem Entwurf des Dienstrechts- neuordnungsgesetzes die Gestaltungsspielräume ge- nutzt, die für den Bund mit der Neuordnung der dienst- rechtlichen Regelungskompetenzen im Grundgesetz durch die Föderalismusreform I entstanden sind. Der Gesetzentwurf des Dienstrechtsneuordnungsgeset- zes ist auf die besonderen Personalstrukturen des Bundes zugeschnitten, die durch eine große Anzahl der Soldatin- nen und Soldaten gekennzeichnet ist. Die Soldatinnen und Soldaten leisten – und hier möchte ich die Leistung aller übrigen Beschäftigten keineswegs schmälern – ei- nen besonders wichtigen Beitrag für das Wohl unseres Gemeinwesens. Ihr besonderer Einsatz wird durch spe- zielle Besoldungsregelungen auch finanziell gewürdigt. Für eine zukunftsfähige Verwaltung ist ein moderner, leistungsfähiger öffentlicher Dienst unerlässlich. Das Berufsbeamtentum ist ein wichtiger Garant für eine rechtsstaatliche und bürgerfreundliche Verwaltung. Un- sere Aufgabe ist es, hier die Weichen für die Zukunft zu stellen. Das bedeutet, dass wir den zu erwartenden demogra- fischen Wandel für den öffentlichen Dienst ernst neh- men. Einerseits führt das zu der schrittweisen Anhebung der Altersgrenzen, was mit der sich erfreulich verlän- gernden Lebenserwartung korrespondiert. Anderseits wollen wir im Wettbewerb mit der Wirtschaft um die besten Beschäftigten mit attraktiven und differenzierten Beschäftigungsbedingungen antreten. Ziel ist es, die Be- schäftigungsbedingungen so zu gestalten, dass ange- sichts der Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt qualifi- ziertes, neues Personal gewonnen werden kann und die vorhandenen Beschäftigen gefördert werden. Der vorliegende Gesetzentwurf des Dienstrechtsneu- ordnungsgesetzes schafft hierfür die erforderlichen recht- lichen Voraussetzungen. Die Leistungs- und Wettbe- werbsfähigkeit des öffentlichen Dienstes und das Leistungsprinzip werden gestärkt. Eine Reihe von Ein- zelbausteinen in den Schwerpunktbereichen Statusrecht, Besoldungsrecht und Versorgungsrecht verfolgen diesen übergreifenden Reformansatz. Das neue Bundesbeamtengesetz schafft die Voraus- setzungen für eine moderne Personalverwaltung. Dazu gehört insbesondere die Reform des Laufbahnrechts. Be- r t s n w k E A k e d s n g L d z a d r B a K h n d d r i L n L w h s a h t w L t B s T R B f R e N t G u d a (C (D ufserfahrungen in der Wirtschaft und verwaltungsin- erne Ausbildungen werden gleichgestellt. Für die Ein- tellung von Bewerberinnen und Bewerbern wird nur och entscheidend sein, was gelernt wurde, nicht mehr o. Neben der Anerkennung von Berufserfahrungen önnen zukünftig auch besondere Qualifikationen beim instieg in eine Beamtenkarriere berücksichtigt werden. ngesichts des zu erwartenden Rückgangs von Erwerbs- räften ist der öffentliche Dienst auch auf ältere, berufs- rfahrene „Einsteiger“ angewiesen. Das neue Bundesbeamtengesetz trägt den sich wan- elnden Strukturen im Hochschul- und Ausbildungswe- en Rechnung. Der Bologna-Prozess hat zu zahlreichen euen Ausbildungen geführt. Gab es bisher nur eine be- renzte Möglichkeit, diese neuen Abschlüsse für eine aufbahnbefähigung anzuerkennen, kann zukünftig je- er Ausbildungs- und Studienabschluss einer Laufbahn ugeordnet werden. Das heißt nicht, dass Bewerber un- bhängig von der Art ihrer Qualifikation eingestellt wer- en. Entscheidend sind der Bedarf und die Anforde- ungsprofile, die die einzelnen Behörden für ihren edarf definieren. Für die Praxis wird sich vorteilhaft uswirken, dass – entsprechend der Beschlüsse der MK und IMK – erstmals Hochschulabschlüsse ganz- eitlich den Laufbahngruppen zugeordnet werden kön- en. Auch die Änderungen im Besoldungsrecht spiegeln ie grundlegenden Reformansätze wider. Kernpunkt ist ie Neugestaltung der Grundgehaltstabellen. Bisher ichteten sich der Einstieg und Aufstieg in der Tabelle nnerhalb einer Besoldungsgruppe im Prinzip nach dem ebensalter. Dieses sogenannte Senioritätsprinzip wird unmehr abgeschafft. Künftig stehen Entwicklung und eistung des Einzelnen im Vordergrund, und zwar so- ohl für den Einstieg als auch für den Aufstieg inner- alb einer Besoldungsgruppe. Mit diesem Systemwech- el ist das Leistungsprinzip im Besoldungsrecht künftig uf allen Ebenen verwirklicht: Neben Amt und Grundge- alt, die nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leis- ung vergeben werden, richtet sich künftig auch die Ent- icklung innerhalb einer Besoldungsgruppe nach eistung und Erfahrung. Der Gesetzentwurf hält an einheitlichen Gehaltsstruk- uren für Beamte und Soldaten fest. Die Frage, ob den esonderheiten des Soldatenberufs und den militäri- chen Personalstrukturen innerhalb einer gemeinsamen abelle angemessen durch differenzierende Regelungen echnung getragen wird, hat in den parlamentarischen eratungen und in der vom Innenausschuss durchge- ührten Sachverständigenanhörung eine maßgebliche olle gespielt. Das Ergebnis, das sich in der Beschluss- mpfehlung des Innenausschusses niederschlägt, sieht achsteuerungen zugunsten der Soldatinnen und Solda- en vor. Die bereits im Regierungsentwurf getroffene rundentscheidung, einheitliche Tabellen für Beamte nd Soldaten beizubehalten, wird dadurch gestärkt. Das ist ein Erfolg. Eine einheitliche Besoldung für en Bund nach einheitlichen Strukturen garantiert für lle Statusgruppen Vorteile. Es ist daher richtig, an der 19940 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) Zusammengehörigkeit des öffentlichen Dienstes im Bund festzuhalten. Zur Stärkung des Leistungsprinzips im Besoldungs- recht gehört auch die Weiterentwicklung der individuellen Leistungselemente. Mit der Anhebung der Vergabe- höchstgrenzen für Teamprämien und mit der Verankerung eines gesetzlichen Mindestbudgets erfolgt ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Was die Frage des Aus- baus des Finanzbudgets anbetrifft, ist die Entscheidung in dem Gesetzentwurf mit Blick auf die Tarif- und Be- soldungsrunde 2008 zurückgestellt worden. Die Ent- wicklung bestätigt in der Nachschau, dass diese vorläu- fige Zurückstellung richtig war. Das Thema ist damit vorerst, aber sicherlich nicht langfristig von der Tages- ordnung gestrichen worden. Die demografische Entwicklung erfordert es, die nach- haltige Finanzierbarkeit der Beamtenversorgung im Blick zu behalten. Wir haben dieses bereits zu Beginn der Legislaturperiode mit der Errichtung eines Ver- sorgungsfonds für den Bund getan. Dieser Kurs der Stabilisierung und Stärkung dieses eigenständigen Al- terssicherungssystems wird mit dem Dienstrechtsneu- ordnungsgesetz weiter fortgesetzt. Die Auswirkungen durch die steigende Lebenserwartung und den mit ihr verbundenen demografischen Wandel treffen alle Alters- sicherungssysteme in gleicher Weise. Die Änderungen in der gesetzlichen Rentenversicherung werden daher in der Beamtenversorgung wirkungsgleich nachvollzogen. Dazu gehört insbesondere die durchgängige Anhebung der Altersgrenzen um zwei Jahre. Die allgemeinen Altersgrenzen für Beamtinnen und Beamte des Bundes wird ab 2012 stufenweise angehoben und ab 2029 bei 67 Jahren liegen. Ebenso werden die besonderen Alters- grenzen um zwei Jahre erhöht. Ein weiterer Punkt ist, dass Hochschulzeiten nur noch eingeschränkt als ruhegehaltfähige Dienstzeit berück- sichtigt werden können. Auch hier erfolgt eine wir- kungsgleiche Übertragung zum Rentenrecht. Eine Kap- pungsgrenze stellt sicher, dass die Kürzungswirkung entsprechend der Rente nicht überschritten wird. Wirkungsgleichheit ist ein Leitziel, das wir ernst neh- men und konsequent umsetzen. Durch Einführung einer Evaluierungsklausel wird dieses Leitziel festgeschrie- ben. Deshalb soll zum Stichtag 31. Dezember 2011 die Wirkung von Rente und Beamtenversorgung verglichen werden, um die Systeme im Gleichklang zu entwickeln. Offen ist noch die Frage, wie die bisherigen versor- gungsrechtlichen Nachteile beim vorzeitigen Ausschei- den aus dem öffentlichen Dienst vermieden werden kön- nen, um den Erfahrungsaustausch zwischen der privaten Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst weiter zu för- dern. Hierzu liegt ein Entschließungsantrag vor, über den heute zusammen mit dem Entwurf des Dienstrechts- neuordnungsgesetzes entschieden werden soll. Ich denke, dass es richtig ist, wenn wir – das hat auch die Anhörung im April dieses Jahres gezeigt – diesen Aspekt gesondert diskutieren und beraten. Die Ent- schließung wird von der Bundesregierung daher aus- drücklich unterstützt. n g t A k f F a h f L s w d h l d e s b i s n e t a z G g A m t A g w w h b f S A (C (D Mit dem Gesetzentwurf des Dienstrechtsneuord- ungsgesetzes haben wir ein umfassendes Konzept vor- elegt, das den Weg für ein modernes Berufsbeamten- um eröffnet. nlage 30 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Anfrage: Soziale Existenzsicherung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz – Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des Asylbewerberleistungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 9 a und b) Michael Hennrich (CDU/CSU): Im Hinblick auf den ontinuierlichen Anstieg der Asylbewerberzahlen An- ang der 90er-Jahre haben sich CDU/CSU, SPD und DP im Asylkompromiss von 1992 unter anderem dar- uf geeinigt, ein Gesetz zur Regelung des Mindestunter- alts von Asylbewerbern zu schaffen, das außerhalb des rüheren Bundessozialhilfegesetzes deutlich abgesenkte eistungen und den Vorrang von Sachleistungen vor- ieht. Auf dieser Grundlage entstand 1993 das Asylbe- erberleistungsgesetz. Kerngedanke des Gesetzes ist es, ie Leistungen für Asylbewerber gegenüber der Sozial- ilfe zu vereinfachen und auf die Bedürfnisse eines in al- er Regel nur vorübergehenden Aufenthaltes in der Bun- esrepublik Deutschland abzustellen. Der letzte Punkt ist entscheidend und wird uns noch inmal begegnen. Das Asylbewerberleistungsgesetz ist eit 1993 mehrfach geändert worden. An die damit ver- undenen heftigen Debatten kann ich mich noch gut er- nnern. An der Grundkonzeption des Gesetzes hat sich eit seiner Einführung aber nichts geändert. Mit ihren Initiativen fordern die Linken und die Grü- en die Abschaffung dieses Gesetzes. Sie stellen die so- ben skizzierte Grundkonzeption des Asylbewerberleis- ungsgesetzes infrage. Dies kann ich, insbesondere ngesichts der guten Erfolge dieses Gesetzes, nicht ak- eptieren. Die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die roße Anfrage der Linken festgestellt, dass sie keinen esetzlichen Handlungsbedarf sieht und Änderungen im sylbewerberleistungsgesetz ablehnt. Dem kann ich ich nur anschließen: Die Linke hat sich in der genann- en Großen Anfrage mit den einzelnen Aspekten des sylbewerberleistungsgesetzes beschäftigt. Die 23 Fra- en mit Unterpunkten wurden dann auf 48 Seiten beant- ortet. Dabei höre ich allerdings wenig Neues. Sie alle issen, auf welche Weise das Gesetz seit seiner Entste- ung von unterschiedlichen Gruppen kritisiert wird. Die Grünen haben das Asylbewerberleistungsgesetz ereits bei seiner Entstehung kritisiert und gesagt, es ühre zu einem Ausschluss von Asylsuchenden aus der ozialhilfe und der Grundsicherung für Arbeitsuchende. llerdings hat dieser Ausschluss besondere Gründe, die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19941 (A) ) (B) ) eine andere Beurteilung der Situation rechtfertigen. Das sehe nicht nur ich so, sondern das hat auch das Bundes- verwaltungsgericht bestätigt. Sie schreiben es selbst in ihrem Antrag. Der Grund für eine unterschiedliche Be- handlung ist, dass es bei Asyl zunächst nicht um einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland, sondern um eine vorübergehende Versorgung der Betroffenen bis zu einer Entscheidung über ihren Asylantrag geht. Es besteht eben gerade kein sozialer Integrationsbedarf. Diese Tat- sache kann nicht einfach außer Acht gelassen werden. Sie sind der Ansicht, alles andere als eine Gleichstellung sei ein Verfassungsverstoß. Ich halte es im Gegenteil für bedenklich, Ungleiches gleich zu behandeln. Das ist auch nicht in der Verfassung vorgesehen. Sie haben recht: Die Leistungen nach dem Asylbe- werberleistungsgesetz sind geringer als die Leistungen für Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger. Die me- dizinische Versorgung von Asylsuchenden und Gedulde- ten ist nach dem Asylbewerberleistungsgesetz auf die unabweisbar notwendige Behandlung „akuter Schmerz- zustände“ beschränkt. Dafür gibt es jedoch eine Begrün- dung, die die Bundesregierung in ihrer Antwort noch einmal verdeutlicht. Ich zitiere: Der Umstand, dass die Grundleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz geringer ausfallen als vergleichbare Leistungen nach dem Zwölften Buch des Sozialgesetzbuches rechtfertigt nicht die An- nahme, der Gesetzgeber gewährleiste mit den Leis- tungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz nicht das verfassungsrechtlich Gebotene. Soweit Leis- tungsberechtigte nach dem Asylbewerberleistungs- gesetz von den Leistungen nach dem SGB XII aus- geschlossen sind, liegt keine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung vor. Denn die in § 1 Abs. 1 Asyl- bewerberleistungsgesetz aufgeführten Personen ha- ben kein verfestigtes Aufenthaltsrecht; es wird in der Regel nur von einem kurzen, vorübergehenden Auf- enthalt ausgegangen und deshalb werden Leistungen zur sozialen Integration nicht gewährt. Machen wir uns nur kurz deutlich: Dessen ungeachtet umfasst das Gesetz in der medizinischen Versorgung trotzdem Vorsoge bei Impfungen oder beispielsweise ohne Einschränkungen bei Leistungen in der Schwan- gerschaft. Die Menschen werden nicht allein und unver- sorgt gelassen. Wenn Sie behaupten, dass 15 Jahre nach Inkrafttreten des Asylbewerberleistungsgesetzes festzustellen sei, dass dieses Gesetz weder damals noch heute dazu geeig- net war und ist – wie vom Gesetzgeber beabsichtigt – die Einreise von Asylsuchenden nach Deutschland zu redu- zieren bzw. in Deutschland bereits lebende abgelehnte Asylsuchende bzw. Geduldete zu einer schellen Ausreise aus Deutschland zu bewegen, dann haben Sie die Zahlen nicht verfolgt. Erinnern wir uns: Ziel der damaligen Bundesregie- rung war es, den Zustrom von Flüchtlingen in die Bun- desrepublik Deutschland zu begrenzen und den Miss- brauch des Asylrechts zu beenden oder zumindest einzuschränken, da die Bundesrepublik Deutschland da- mals europaweit die Hauptlast der Flüchtlingsströme zu t e D b A s D s b n s b z A d s a t a i g s e t l n s s l 4 b 2 k 3 s e d g h s I e f n g b 1 A s v A s A z H w (C (D ragen hatte. Diese Flüchtlingsströme führten zu einer normem Belastung der sozialen Sicherungssysteme in eutschland. Nicht selten lag bei den Flüchtlingen ne- en dem Willen zur Erlangung staatlicher Leistungen im llgemeinen auch der Wille zur Erlangung guter ge- undheitlicher Versorgung in der Bundesrepublik vor. ieses Ziel der Erlangung gesundheitlicher Leistungen pielte – und spielt bis heute – eine entscheidende Rolle ei den Einreisemotiven von Flüchtlingen. Dem widersprechen Sie in ihrem Antrag. Aber woher ehmen Sie diese Erkenntnis? Es hat sich aufgrund der eit 1989 ständig gestiegenen Anzahl von Asylbewer- ern – 438 191 im Jahre 1992 – und der Tatsache, dass um Beispiel in den frühen 90er-Jahren 95 Prozent der sylbewerber nicht als Asylberechtigte anerkannt wur- en, gezeigt, dass ein großer Teil der Asylsuchenden ich ohne tatsächliche Furcht vor politischer Verfolgung uf das Asylrecht berief. Die Bundesregierung vermu- ete damals, dass viel zu häufig wirtschaftliche Gründe ls prägendes Motiv für die Einreise bei den Ausländern m Vordergrund standen. Auch die hohe Anzahl derjeni- en Ausländer, die über sichere Drittstaaten einreisten, tützten diese Vermutung. Um diesem Asylmissbrauch ntgegenzutreten, wurde dann das Asylbewerberleis- ungsgesetz geschaffen und ein Personenkreis von Aus- ändern definiert, der zukünftig nicht mehr Leistungen ach dem damaligen Bundessozialhilfegesetz, BSHG, ondern nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten ollte. Diese Idee war richtig, das zeigt uns die Entwick- ung der letzten Jahre. Wie sehen die Zahlen genau aus? 1994 hatten wir 39 000 Regelleistungsempfänger nach dem Asylbewer- erleistungsgesetz, 2006 noch 194 000. Auch im Jahr 007 ist die Zahl der Leistungsempfänger weiter gesun- en. Da lag die Zahl der Asylanträge nur noch bei 0 000. 2003 lag sie noch bei 323 000. Diese Zahlen prechen dafür, dass das Gesetz seinen Sinn und Zweck rfüllt, nämlich unsere Sozialsysteme zu entlasten und ie Zahl der Asylbewerber auf die Menschen zu be- renzen, die überwiegend wirklich in Not sind. Meine Damen und Herren von den Linken, Ihre auptsächliche Kritik basiert darauf, dass es den Men- chen, die bei uns Asyl beantragen, nicht gut genug geht. ch will zunächst einmal darauf hinweisen, dass in kaum inem anderen europäischen Land Asylbewerber so um- assende Leistungen erhalten wie in Deutschland. Auch ach dem bereits erwähnten Rückgang der Zahlen betru- en die Bruttoausgaben für Leistungen nach dem Asyl- ewerberleistungsgesetz im Jahr 2006 immerhin noch ,165 Milliarden Euro. Wir haben pro Jahr rund 20 000 sylbewerber, die allerdings durch zügigere Verfahren chneller Klarheit bekommen und damit weniger Kosten erursachen. Nur kurz will ich darauf hinweisen, dass die Zahl der sylbewerber wieder steigt. Vor allem sind es Antrags- teller aus dem Irak, die übrigens in aller Regel einen ufenthaltstitel erhalten. Denn es gibt leider immer noch ahlreiche Länder, in denen Menschen aufgrund Ihrer erkunft und oft auch wegen ihres Glaubens verfolgt erden. Die irakischen Christen sind nur ein Beispiel 19942 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) unter vielen. Insbesondere das Thema Christenverfol- gung zieht sich beinahe über den gesamten Erdball und ist nicht nur im Irak, sondern auch in der Türkei, in Ägypten, Saudi-Arabien, aber auch in Korea bittere Rea- lität. Hier sind wir gefragt, und solche Menschen werden von uns nicht abgewiesen. Das ist das Wichtigste: Diese Menschen zunächst zu schützen und ihnen hier sicheren Aufenthalt zu geben. Diesen Menschen wird nicht ge- holfen, indem aus populistischen Gründen die Abschaf- fung eines Gesetzes gefordert wird, das mit Augenmaß eine sinnvolle Regelung und einen Ausgleich zwischen den Interessen der asylsuchenden Menschen und den Steuerzahlern schafft. Außerdem darf man eine Tatsache nicht außer Be- tracht lassen: Es kann nicht in erster Linie darum gehen, diese Menschen hier bei uns aufzunehmen und dabei nicht die Ursache für ihren Aufenthalt zu bekämpfen. Wir kümmern uns um diejenigen, die bis hierher kom- men. Aber dort, von woher sie hergekommen sind, sind Millionen, die vor Ort bleiben und leiden. Gerade jene dürfen wir nicht vergessen. Diesen Menschen kann man helfen, indem man an verschiedenen Stellen ansetzt: Asylpolitik und Entwicklungspolitik sind die zwei Pole, an denen wir aktiv sind und dies auch weiter sein wollen und müssen. Wir helfen den Menschen, indem wir uns für eine eu- ropäische Asylpolitik einsetzen, die unbegrenzte Ein- wanderung verhindert und in allen Staaten menschen- würdige Bedingungen für Menschen, die aus der Not zu uns kommen, schaffen. Ich erinnere daran, dass Mitte Juni die gemeinsame Einwanderungs- und Asylpolitik in Europa in eine neue Phase eingetreten ist, als die euro- päische Kommission zwei Mitteilungen zum Thema Einwanderungspolitik und Asylstrategie verfasst hat. Wir helfen den Menschen aber auch, indem wir die Entwicklungshilfe stärken und dadurch bessere Rahmen- bedingungen für die Bevölkerung in den Entwicklungs- ländern und in Krisensituationen schaffen. Sie alle wis- sen: Die Entwicklungspolitik ist ein Instrument für eine friedliche und nachhaltige Entwicklung in der Welt. Sie hilft, Not und Elend in anderen Ländern und Kontinen- ten zu bekämpfen. Wir werden im Jahr 2009 fast 2,5 Milliarden Euro mehr für Entwicklungshilfe ausge- ben als noch 2005. Wir sind inzwischen das Land mit den zweithöchsten Entwicklungsausgaben weltweit. Ich meine, wir setzen das Geld da ein, wo es hinge- hört, in den Ländern, aus denen die Menschen sonst zu uns kommen müssten. Darauf richten wir unser Augen- merk. Was wir nicht tun, ist ein – so schreiben es die Grünen – „ungeeignetes, überflüssiges und unverhältnismäßiges Gesetz“ abschaffen. Würde diese Einschätzung stim- men, hätte das Gesetz nicht so viele Jahre und unbean- standet vom Bundesverfassungsgericht bestanden. Daher lehnen wir die Anträge der Linken und der Grünen ab. w d d d l l Ä Z r D M f h L A h L a e S U S t A d t S s S d e B M A f n s d v l 3 c m S W m g h I o d t d h E 1 e (C (D Gabriele Hiller-Ohm (SPD): 1993 trat das Asylbe- erberleistungsgesetz in Kraft. 15 Jahre lang wurde an em Gesetz so gut wie nichts geändert. Heute legen uns ie Grünen einen Gesetzentwurf zur Abschaffung eben ieses Gesetzes vor. Warum, so frage ich Sie, liebe Kol- eginnen und Kollegen von den Grünen, haben Sie so ange gewartet, um ein ungeliebtes Gesetz aus der Kohl- ra in den Papierkorb zu verdammen? Sie hatten die eit, zum Beispiel unter rot-grüner Regierung, Verbesse- ungen für Asylbewerberinnen und -bewerber in eutschland einzufordern. Ich will Ihnen die Antwort geben: Es gab kaum die öglichkeit, politische Mehrheiten für eine Abschaf- ung oder Veränderung dieses Gesetzes zu finden. 2001 aben wir gemeinsam – also Rot-Grün – versucht, die eistungen für die betroffenen Menschen zu erhöhen. cht Jahre war da dieses Gesetz schon in Kraft, und es atte nicht eine einzige Anpassung an die gestiegenen ebenshaltungskosten gegeben. Eine Aufstockung wäre lso wirklich an der Zeit gewesen. Ich erinnere: Wir sind gescheitert! Wir haben eine ntsprechende Verordnung zwar erfolgreich vorgelegt. ie ist dann aber im Bundesrat mit der Mehrheit von nion und FDP abgeschmettert worden. Heute fordern ie die Abschaffung des gesamten Asylbewerberleis- ungsgesetzes und wollen eine Gleichbehandlung von sylbewerbern, Geduldeten und ihren Familien mit eutschen Bezieherinnen und Beziehern von Sozialleis- ungen. Ich finde dieses Ansinnen gut. Aber, so frage ich ie, haben sich die politischen Mehrheiten in der Zwi- chenzeit so geändert, dass eine Neuregelung an dieser telle möglich ist? Sie sind in der Opposition. Die Linke, ie heute einen Entschließungsantrag vorgelegt hat, ist s auch. Wir befinden uns in einer großen Koalition. Im undesrat kann ich bisher auch keine rot-rot-grüne ehrheit erkennen. Wo also sollen die Stimmen für die bschaffung des Gesetzes herkommen? Die heftigen Debatten um den Asylkompromiss An- ang der 90er-Jahre haben gezeigt, wie schwer es ist, ei- en gesellschaftlichen und politischen Konsens herzu- tellen. Wir brauchen diesen Konsens aber dringend, um ie Situation der Menschen, die bei uns Asyl suchen, zu erbessern. Die meisten befinden sich drei Jahre und änger im Leistungsbezug. Sie müssen mit rund 5 Prozent weniger auskommen als deutsche Grundsi- herungsbezieherinnen und -bezieher. Es gibt gerade al etwa 41 Euro im Monat an Bargeld und 184 Euro in achleistungen für den sogenannten Haushaltsvorstand. ohnen müssen Asylbewerber und ihre Familien zu- eist in Sammelunterkünften. Dieser Zustand ist drin- end veränderungswürdig! Zumindest über eine Erhö- ung der Regelleistung müsste nachgedacht werden. nzwischen sind 15 Jahre ohne eine Anpassung nach ben vergangen. Wenn man die Entwicklung der Zahlen er Asylbewerberinnen und -bewerber betrachtet, müss- en sich auch diejenigen bewegen, die eine Verbesserung er Lebensbedingungen bisher verhindert haben. Ausge- end von 439 000 betroffenen Empfängerinnen und mpfängern ist die Zahl um mehr als die Hälfte auf 94 000 zurückgegangen. Einen starken Rückgang gab s ebenfalls bei der Zahl der jährlichen Asylanträge, die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19943 (A) ) (B) ) jetzt bei rund 30 000 liegt. Davon sind gegenwärtig le- diglich etwa 19 000 Erstanträge. Diese Zahlen müssten vor allem auch die Bundeslän- der überzeugen, endlich ihren Widerstand gegen Verbes- serungen im Asylbewerberleistungsgesetz aufzugeben. Ohne die Zustimmung der Länder können wir uns unsere Mühen hier im Bundestag sparen. Die Länder sind es nämlich, die die Regelleistungen bezahlen müssen. Ha- ben Sie grünes Licht aus dem Bundesrat für Ihren Geset- zesentwurf? Ich fürchte nein. Wir hingegen stellen uns der politischen Realität. Wir wollen beispielsweise aktuell mit dem Arbeitsmigra- tionssteuerungsgesetz den Zugang für junge, geduldete Migrantinnen und Migranten zur Ausbildung erleich- tern. Sie sollen künftig BAföG-Förderleistungen und Leistungen der Berufsausbildungsbeihilfe nach dem SGB III erhalten. Ich habe gezeigt, warum der Grünen-Gesetzentwurf zum Asylbewerberleistungsgesetz derzeit keine politi- sche Option ist. Wir werden den Gesetzentwurf der Grü- nen und den Entschließungsantrag der Linken deshalb ablehnen. Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP): Die Anträge von Linken und Grünen auf Abschaffung des Asylbe- werberleistungsgesetzes sind klassische Klientelpfle- geanträge. Um die eigene, leider zu häufig durchschim- mernde Multikultiideologie und ihre Sympathisanten werden eben mal in sich widersprüchliche Anträge ge- strickt, die nur das Ziel haben, vorgebliches Gutmen- schentum zu demonstrieren. Eine reale Verwirklichung ihrer Anträge haben die Antragsteller ganz offensichtlich nicht im Sinn. Eigenartigerweise behaupten die Grünen, dass das Asylbewerberleistungsgesetz nicht geeignet war und ist, die Einreise von Asylsuchenden zu reduzieren. Unter „Kosten“ wird dann aber argumentiert, die Zahl der Asylsuchenden gehe immer weiter zurück, nun könne man die Asylsuchenden ja wieder in die allgemeinen Sozialleistungen aufnehmen. Während die Grünen so ih- ren Antrag selbst als nicht schlüssig entlarven, verfallen die Linken in ihre schon abgenutzte und abgestandene Revolutionsrhetorik von „Klima alltäglicher Gewalt“, „Pogrom“ und „Härte und Abschreckung“. Wie immer bei den Linken ist der Affront gegen den demokratischen Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland der einzige Sinn und Zweck dieser rein zur Propaganda verfassten Anträge. Solche Pamphlete sind eine Beleidigung aller damals an dieser parlamentarischen Entscheidung mitwirkenden Parteien, also nicht nur CDU/CSU, sondern auch FDP und SPD. Diese Ausführungen der Linken haben durch- aus volksverhetzenden Charakter. Einmal mehr wird „das Pogrom in Rostock“ für Linke-Zwecke instrumen- talisiert. Dieses Ausschlachten von schrecklichen Miss- ständen zu so plumper Propaganda ist widerlich. Eine Partei, die so etwas als Antrag ins Parlament einbringt, sollte nicht als Mehrheitsbeschafferin in Landtagen ho- fiert, sondern klar in ihre Schranken gewiesen werden. S w a B f d h a h g d b w D r w l a S s d a U l A u r g a k s s D r z t R w h b E g w z s h z A M r d Z l (C (D ie hat keinerlei moralische Legitimation, sich immer ieder als Anwalt von Grund- und Menschenrechten ufzuspielen. Wenn andererseits die Grünen den „Ausschluss der etroffenen aus der Sozialhilfe und der Grundsicherung ür Arbeitssuchende“ monieren, dann muss man sich ob ieser Krokodilstränen schon auch wundern: Die Grünen aben selbst in zwei Legislaturperioden Regierungsver- ntwortung nicht an diesem Sachverhalt gerüttelt. Sie aben nicht einmal für eine Erhöhung der Bedarfssätze esorgt. Warum haben die Grünen denn die Abschaffung es Asylbewerberleistungsgesetzes nicht zur Koalitions- edingung gemacht, als sie mit der SPD koalierten? So ichtig scheint das den Grünen nicht gewesen zu sein. Wer Asylsuchende sozialrechtlich mit Arbeitslosen in eutschland gleichstellen will, der muss natürlich unse- en Arbeitslosen erklären, warum sie, die möglicher- eise jahrelang durch Steuerzahlungen und Abgaben- eistungen für die Kosten unseres Sozialsystems ufgekommen sind, nun nicht auch höhere Ansprüche an ozialleistungen haben als die, die das nicht haben. Wer o etwas, wie Linke und Grüne, will, muss ehrlich sagen, ass unser Sozialleistungsniveau in manchen Ländern ls unendlicher verlockender Reichtum wirken muss. nd er muss sagen, dass unsere ohnehin schon in Schief- age befindlichen sozialen Sicherungssysteme durch die bschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes weiter nter Druck gerieten – zulasten der Bedürftigen in unse- em Land, die nirgendwo anders hinkönnen und nir- endwo Asyl oder Sozialleistungen bekommen können ls eben hierzulande. Wer diese Zusammenhänge in den Blick nimmt, er- ennt die Anträge von Grünen und Linken als das, was ie sind: ein Versuch, unser Sozialsystem weiter zu de- tabilisieren, zulasten der Bedürftigen in unserem Land. iese Anträge sind schlicht asozial. Es gibt durchaus auch aus liberaler Sicht Verbesse- ungsbedarf in der deutschen Asylpraxis. So ist die in- wischen weitgehend stattgehabte Abkehr vom Sachleis- ungsprinzip immer Ziel der FDP gewesen. Sie ist im ahmen des Asylbewerberleistungsgesetzs ermöglicht orden. Dass mit Bayern und Sachsen die Länder die öchsten Sachleistungsquoten haben, in denen die FDP islang nicht mitregierte, spricht eine deutliche Sprache. Der Rückgang der Asylbewerberzahlen ist sicher kein inwand dagegen, dass sich das Asylbewerberleistungs- esetz im Großen und Ganzen bewährt hat. Die FDP hat iederholt Anträge eingebracht – zuletzt im Herbst vor wei Jahren –, die es Asylbewerbern eröffnen sollten, elbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Die Grünen aben in ihrer Regierungszeit diesem Vorschlag nicht ur Mehrheit verhelfen wollen. Auch die Verkürzung der sylverfahren ist ein Instrument, mit dem die Zeit, die enschen unter das Asylbeweberleistungsgesetz fallen, eduziert werden kann. Statt das Asylbeweberleistungsgesetz abzuschaffen, as sich insgesamt positiv auf die zuvor problematischen ustände im deutschen Asylsystem ausgewirkt hat, sol- en lieber die nächstliegenden Verbesserungen vorge- 19944 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) nommen werden: die deutliche Reduzierung der Verfah- rensdauer, der konsequente Vollzug des Ergebnisses und die Arbeitserlaubnis, die Asylbewerbern die Chance zur Selbstversorgung gibt. Das ist die richtige Politik zu- gunsten der Menschen, die in unserem Land Asyl vor Verfolgung suchen. Dass Grüne und Linke diese Forderungen nicht erhe- ben, macht deutlich, dass es ihnen eben nicht um das Wohl der Betroffenen geht, sondern nur um eine mög- lichst ungehemmte Multikultisierung unserer Gesell- schaft. Die daraus resultierenden gesellschaftlichen Spannungen und Konflikte und die Verschlechterung der sozialen Sicherheit nehmen sie billigend in Kauf. Nicht die betroffenen Menschen, sondern diese Ideologie ist Triebfeder der vorliegenden Anträge. Mit der FDP ist eine solche unsoziale Politik nicht zu machen. Für die FDP bleibt der Mensch im Mittelpunkt jeder verantwortlichen Politik. Ulla Jelpke (DIE LINKE): Wir reden heute über das Asylbewerberleistungsgesetz. Nach diesem Gesetz er- halten Asylsuchende, Geduldete und sogar anerkannte Bürgerkriegsflüchtlinge deutlich abgesenkte Sozialleis- tungen. Diese sogenannten Leistungen sind seit 15 Jahren nicht angehoben worden. Laut Gesetz erhalten die Betroffenen immer noch lächerliche 184 Euro im Monat. Zu Beginn möchte ich daran erinnern, in wel- chem Kontext das Asylbewerberleistungsgesetz einge- führt wurde. Seit über 15 Jahren gibt es in Deutschland die rassisti- sche Sondergesetzgebung in Form des Asylbewerber- leistungsgesetzes. Es wurde nach der faktischen Ab- schaffung des Grundrechts auf Asyl eingeführt und stand im Kontext von rassistischer Hetze und pogromartiger Stimmung gegen Flüchtlinge, die damals in ganz Deutschland wütete. Schon damals waren Flüchtlinge in Sammelunterkünften untergebracht, die schnell zum Ziel von Brandanschlägen und Übergriffen wurden. Zugleich sahen sich die Kommunen mit der Aufnahme einer gro- ßen Zahl von Flüchtlingen überfordert, die vor dem Bür- gerkrieg auf dem Balkan nach Westeuropa geflohen wa- ren. Doch statt auf eine politische und solidarische Lösung zu setzen, sollten auf Kosten der Flüchtlinge die kommunalen Haushalte entlastet werden, und es wird weiterhin auf Kosten der Flüchtlinge gespart. Was bedeutet dieses Gesetz konkret für die Betroffe- nen, die Asylbewerber, Geduldeten und Bürgerkriegs- flüchtlinge? Es bedeutet, dass sie unterhalb des offiziel- len Existenzminimums vegetieren müssen. Sie erhalten nur circa 60 Prozent des normalen Grundleistungssatzes. Zugleich gilt das sogenannte Sachleistungsprinzip: Auf diskriminierende Art bekommen sie statt Geld lediglich Gutscheine oder Fresspakete von minderer Qualität. Die bloße physische Existenz der Betroffenen soll gesichert werden, und das über einen Zeitraum von vier Jahren. Erst dann haben sie Anspruch auf Sozialhilfe. Wie das mit dem Schutz der Menschenwürde vereinbar sein soll, dazu hört man von der Bundesregierung kein einziges Argument. l i R A n m d A d M z g h s i r m s H g i E l d t t A G s s d h k l r s I g f m F m i b g n L n b s (C (D Die Betroffenen erhalten keine Gesundheitsvorsorge, ediglich in Notfällen oder bei akuten Schmerzen wird hnen geholfen. Es gilt ein faktisches Arbeitsverbot. Die esidenzpflicht nimmt ihnen die Bewegungsfreiheit. sylbewerber und Geduldete werden bewusst diskrimi- iert und ausgegrenzt. Die allermeisten werden in Sam- elunterkünften und Lagern untergebracht und werden ort zur Zielscheibe rassistischer Gewalt. Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Große nfrage zu diesem Thema macht deutlich, dass sie an iesem rassistischen Sondergesetz nichts ändern will. it hanebüchenen Argumenten wird der verringerte So- ialleistungsbezug mit einem angeblich geringeren Inte- rationsbedarf begründet. Zudem sei nur ein vorüberge- ender Aufenthalt zu erwarten, wie die Bundesregierung chreibt. Dies ist wirklich eine zynische Begründung. Erstens st ein Aufenthalt von vier Jahren wohl kaum als vo- übergehend zu bezeichnen. Zweitens geht diese Argu- entation schon davon aus, dass gestellte Asylanträge owieso abgelehnt werden und die Betroffenen in ihr erkunftsland zurückkehren. Drittens darf man nie ver- essen, dass das Asylbewerberleistungsgesetz auch für n Deutschland geborene Kinder gilt. Selbst wenn deren ltern nach vier langen Jahren endlich der volle Sozial- eistungsbezug zusteht, bekommen sie für die Kinder in eren ersten vier Lebensjahren nur die abgesenkten Leis- ungen. Viertens haben die meisten sogenannten Leis- ungsempfänger eine Duldung; sie sind also gar keine sylbewerber. Bekanntlich ist auch der Aufenthalt von eduldeten keineswegs nur vorübergehend, wie die er- chreckend hohe Zahl von Kettenduldungen zeigt, die ich häufig zehn Jahre oder länger hinziehen. Diese Beispiele zeigen, dass die Argumente der Bun- esregierung an den Haaren herbeigezogen sind. Es errscht die rassistische Unterstellung, Asylbewerber ämen einzig zu dem Zweck nach Deutschland, Sozial- eistungen zu beziehen. Daraus folgt ein Abschreckungs- egime mit fatalen Folgen für die physische und psychi- che Gesundheit der Betroffenen, die Verhinderung ihrer ntegration mit allen Mitteln. Die Antwort der Bundesre- ierung ignoriert diese humanitären Probleme. Die Fraktion Die Linke dagegen fordert die Abschaf- ung des Asylbewerberleistungsgesetzes und aller diskri- inierenden Sonderregelungen für Asylbewerber und lüchtlinge! Klaus Brandner, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Arbeit und Soziales: Die Bundesregierung st von der Richtigkeit und Wirksamkeit des Asylbewer- erleistungsgesetzes überzeugt. Die Kritik, die die Fraktion Die Linke mit der vorlie- enden Großen Anfrage an dem Gesetz übt, teilen wir icht. Die Große Anfrage befasst sich mit den Hilfen zum ebensunterhalt für bestimmte Ausländergruppen mit icht verfestigtem Aufenthaltsrecht, die nach dem Asyl- ewerberleistungsgesetz gewährt werden. Die dort ge- tellten Fragen betreffen Kritikpunkte, die seit 1993 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19945 (A) ) (B) ) – seit Bestehen des Gesetzes – immer wieder diskutiert werden. So geht es zum Beispiel um die im Vergleich zur Sozialhilfe abgesenkte Leistungshöhe oder die Form der Leistungsgewährung primär als Sachleistung. Sie wissen: Das Asylbewerberleistungsgesetz flan- kiert den sogenannten Asylkompromiss von 1992 aus leistungsrechtlicher Sicht und ist damit immer in die schwierige Diskussion um die Änderung der ausländer- rechtlichen Regelungen einbezogen. Das Ausländerrecht ist zuletzt nach einem komplizierten und langwierigen Diskussionsprozess Anfang 2008 durch das Gesetz zur Umsetzung aufenthalts- und asylrechtlicher Richtlinien der Europäischen Union geändert worden – und zwar unter Einbeziehung auch des Asylbewerberleistungsge- setzes. Eines will ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen: Die Bundesregierung bekennt sich ohne Wenn und Aber zum Asylrecht, wie es in Art. 16 a GG geregelt ist. Men- schen, die in ihren Herkunftsländern politisch verfolgt werden oder einer unmenschlichen Behandlung ausge- setzt sind, genießen Asylrecht – und sollen in unserem Land auch anständig leben können. Von den hitzigen Debatten vergangener Jahre dazu sind wir heute zum Glück weit entfernt. Das wird auch bei einem Blick auf die Zahl der jährlichen Asylanträge deutlich, die in den Jahren 2006 und 2007 nur noch bei jeweils rund 30 000 lag. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 lagen 323 000 Asylanträge vor. Diese Entwicklung hat natürlich im Laufe der Jahre auch zu einem deutlichen Rückgang bei der Zahl der Empfänger von Regelleistun- gen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz geführt. Manche halten die seit 1993 unverändert gebliebene Leistungshöhe für Grundleistungen des Asylbewerber- leistungsgesetzes für problematisch. Hierzu hat die Bun- desregierung bereits im Dezember 2007 in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen festgestellt, dass „derzeit nicht die Absicht be- steht, die Beträge … zu ändern“. Diese Position haben wir in der Antwort auf die vorliegende Große Anfrage bekräftigt und wie folgt begründet: Das Asylbewerber- leistungsgesetz geht primär vom Sachleistungsprinzip aus. Wenn Sachleistungen gewährt werden, ist sicherge- stellt, dass diese der Preisentwicklung folgen. Hinzu kommt, dass Leistungen für Asylbewerber nicht – wie im SGB XII und im SGB II – pauschaliert werden, son- dern im Einzelfall individuelle Beihilfen – zum überwie- genden Teil ebenfalls als Sachleistungen – etwa für Be- kleidung, Hausrat usw. gewährt werden. Auch diese einmaligen Beihilfen folgen der Preisentwicklung. Richtig ist, dass die Grundleistungen nach dem Asyl- bewerberleistungsgesetz geringer ausfallen als ver- gleichbare Leistungen nach dem Zweiten oder Zwölften Buch Sozialgesetzbuch, früher Bundessozialhilfegesetz. Das rechtfertigt jedoch nicht die Annahme, der Gesetz- geber gewährleiste mit den Leistungen nach dem Asyl- bewerberleistungsgesetz nicht das verfassungsrechtlich Gebotene. Denn das Asylbewerberleistungsgesetz unter- stützt Personen in einer Übergangsphase bis zum Vorlie- gen des endgültigen Asylbescheids – und diese Phase schließt Leistungen nach dem Zweiten oder Zwölften B b l h a n w g d A l h w s g A 2 s 1 b t m t z e F d l p P J m e I n D b z i h 1 d m (C (D uch Sozialgesetzbuch aus. Sobald sich ein Asylbewer- er jedoch aus von ihm nicht zu vertretenden Gründen änger als vier Jahre in der Bundesrepublik aufhält, er- ält er die gleichen Leistungen wie ein deutscher Staats- ngehöriger. Die soziale Existenzsicherung von Asylbewerbern ach dem Asylbewerberleistungsgesetz hat sich be- ährt. Es schiebt dem Missbrauch einen Riegel vor und ewährt denen, die leistungsberechtigt sind, die notwen- ige Unterstützung. Das soll so bleiben! nlage 31 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zum ordnungspolitischen Rahmen der Krankenhaus- finanzierung ab dem Jahr 2009 (Krankenhaus- finanzierungsreformgesetz – KHRG) (Tages- ordnungspunkt 10) Dr. Hans Georg Faust (CDU/CSU): Der jetzt vor- iegende Entwurf der Bundesregierung für ein Kranken- ausfinanzierungsreformgesetz enthält ein Konzept, mit elchem die wesentlichen Herausforderungen der deut- chen Krankenhäuser in den nächsten Jahren angegan- en werden können. Vor dem Hintergrund der Großdemonstration des ktionsbündnisses „Rettung der Krankenhäuser“ vom 5. September 2008 hier in Berlin und dem Aufruf die- es Bündnisses zu einer aktiven Mittagspause am 8. November 2008 ist es meines Erachtens dringend ge- oten, die wesentlichen Inhalte dieses Gesetzes noch in- ensiver in der Öffentlichkeit vorzustellen. Deshalb öchte ich die folgenden Kernelemente intensiver erör- ern: die Vorgaben zu Neuregelung der Investitionsfinan- ierung, die verbesserte Refinanzierung von Tariflohn- rhöhungen, das Förderprogramm „Pflegepersonal“, die inanzierung der ärztlichen Weiterbildung, den Wegfall es GKV-Rechnungsabschlags, die Vorgaben zu Rege- ung eines Basisfallwertkorridors, die Vorgaben für ein auschaliertes Vergütungssystem für Psychiatrie und sychosomatik. Zu den einzelnen Punkten. Erstens: Investitionsfinanzierung. Bis zum Ende des ahres 2009 werden Grundsätze und Kriterien für die Er- ittlung eines Investitionsfallwertes auf Landesebene ntwickelt, damit die Krankenhäuser leistungsorientierte nvestitionspauschalen ab dem Jahr 2012 erhalten kön- en. Zweitens: Refinanzierung von Tariflohnerhöhungen. ie für die Jahre 2008 und 2009 tarifvertraglich verein- arten Lohn- und Gehaltssteigerungen werden ab 2009 u 50 Prozent durch die Krankenkassen refinanziert. Das st eine Maßnahme, die zu einer Entlastung der Kranken- äuser bei den zu tragenden Personalkosten um circa ,3 Milliarden Euro führen wird. Darüber hinaus wird as Statistische Bundesamt einen Orientierungswert er- itteln, der zeitnah die Kostenentwicklung im Kranken- 19946 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) hausbereich erfasst. Dieser wird voraussichtlich ab 2011 die Grundlohnanbindung ersetzen. Drittens: Förderprogramm „Pflegepersonal“. Für die Neueinstellung von Krankenschwestern und Kranken- pflegern wird ein Förderprogramm aufgelegt. Durch eine anteilige Finanzierung aus Mitteln der Kostenträger sollen in den kommenden drei Jahren bis zu 21 000 zu- sätzliche Pflegestellen geschaffen werden. Bis zu 5 Pro- zent der Mittel können zur Erprobung neuer Arbeitsor- ganisationen, zum Beispiel bei den Arbeitsabläufen und -strukturen, verwendet werden. Hierfür werden circa 220 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Des Weite- ren wird die Finanzierung der Praxisanleitung für Aus- zubildende in der Krankenpflege und der Ausbildungs- vergütungen für Hebammen und Entbindungspfleger sichergestellt. Dies entlastet die ausbildenden Kranken- häuser um gut 150 Millionen Euro. Viertens: Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung. Die Selbstverwaltung wird beauftragt, bis zum 30. Juni 2009 zu prüfen, ob Zu- oder Abschläge für bestimmte Leistungen oder Leistungsbereiche erforderlich sind, um die Zusatzkosten der ärztlichen Weiterbildung sachge- recht zu finanzieren. Die Zu- oder Abschläge sollen möglichst von Qualitätsindikatoren für die Weiterbil- dung abhängig gemacht werden. Fünftens: Wegfall des GKV-Rechnungsabschlags. Der Abschlag in Höhe von 0,5 Prozent vom Rechnungsbe- trag bei gesetzlich krankenversicherten Patientinnen und Patienten, der GKV-Rechnungsabschlag, wird ab An- fang des Jahres 2009 entfallen. Hierdurch bleiben den Krankenhäusern circa 230 Millionen Euro im Budget er- halten. Durch das zeitgleiche Auslaufen der Anschubfi- nanzierung zur integrierten Versorgung in Höhe von bis zu 1 Prozent werden den Krankenhäusern weitere rund 300 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Sechstens: Basisfallwertkorridor. Die im Kranken- hausfinanzierungsreformgesetz vorgesehene Fortentwick- lung der Landesbasisfallwerte hin zu einem einheitlichen Bundesbasisfallwert mit einem Korridor von +2,5 bis –1,5 Prozent, inklusive einer fünfjährigen schrittweisen Anpassung, stellt sicherlich eine Verbesserung für die meisten Bundesländer bei der Finanzierung der Betriebs- kosten ihrer Krankenhäuser durch die gesetzlichen Kran- kenkassen dar. Die genauen Wirkmechanismen dieses Korridors auf die Krankenhäuser, die Krankenkassen und in den einzelnen Bundesländern müssen aber noch genauer betrachtet und gegebenenfalls angepasst wer- den. Siebtens: Vergütungssystem für Psychiatrie und Psy- chosomatik. Durch die Partner der Selbstverwaltung soll für die Psychiatrie und Psychosomatik ein neues Vergü- tungssystem mit tagesbezogenen Pauschalen entwickelt werden. Dabei werden die Vorgaben eng an die Regelun- gen zum DRG-Entgeltsystem nach § 17 b Krankenhaus- entgeltgesetz angelehnt, die sich bewährt haben. Darüber hinaus ist auch darauf hinzuweisen, dass eine Begleitfor- schung zu den Auswirkungen des neuen Vergütungssys- tems, insbesondere zur Veränderung der Versorgungsstruk- turen und zur Qualität der Versorgung, durchzuführen ist. m e F z 3 d s H k b g e w k W z b C r w w f v g d v e s z s s m 1 z n g s d e i s h v m s f d z l n b ü (C (D Durch die von mir beschrieben gesetzlichen Maßnah- en, wie zum Beispiel die Refinanzierung von Tariflohn- rhöhungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, das örderprogramm Pflegepersonal, die bessere Refinan- ierung der Kosten der Pflegeausbildung mit gut 70 Millionen Euro, den Wegfall der Belastungen aus em GKV-Rechnungsabschlag sowie durch die An- chubfinanzierung bei der integrierten Versorgung in öhe von rund 530 Millionen Euro, werden den Kran- enhäusern insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro zur Ver- esserung ihrer finanziellen Situation durch den Bundes- esetzgeber zur Verfügung gestellt. Dabei darf auch nicht in Vergessenheit geraten, dass s durch bereits bestehende gesetzliche Grundlagen zu eiteren Einnahmezuwächsen bei den Krankenhäusern ommt. So ist davon auszugehen, dass es durch das achstum der Grundlohnsumme in Höhe von 1,41 Pro- ent – laut Bekanntmachung des BMG vom 2. Septem- er 2008 – und durch eine zu erwartende Steigerung des asemix-Volumens um 3 Prozent zu Budgetverbesse- ungen in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro kommen ird. Wir werden an der einen oder anderen Stelle noch eiter gehende Ergänzungen vornehmen müssen. An- ühren möchte ich hier als Stichworte: die Vereinbarung on Innovationsentgelten auch unterjährig und unabhän- ig von der Budgetvereinbarung für das Krankenhaus, amit auch während des Jahres unabhängig von der indi- iduellen Budgetvereinbarung Innovationsentgelte ver- inbaren werden können, die Konvergenzphase für be- ondere Einrichtungen – hier ist aus meiner Sicht noch u klären, ob die gesetzlich vorgesehene Ausgestaltung o zielführend ist oder Veränderungen erforderlich ind –, Spezialambulanzen in oder an Kinderkliniken. Abschließend möchte ich deutlich machen, dass für ich die Initiative des GKV-Spitzenverbandes vom 4. Oktober 2008, bei der Sofortmaßnahmen zur Begren- ung der Krankenhausausgaben gefordert werden, nicht achvollziehbar ist. Denn sollte dieser Vorschlag wort- leich umgesetzt werden, würde es zu einer Schlechter- tellung der Krankenhäuser im Gegensatz zu bestehen- em Recht kommen. Jens Spahn (CDU/CSU): Der vorliegende Gesetz- ntwurf zur Reform der Krankenhausfinanzierung geht n die richtige Richtung und stellt eine spürbare Verbes- erung für die Krankenhäuser in Deutschland dar. Ich alte es für ein gutes Signal für die Krankenhäuser und or allem ihre Beschäftigten, dass sie insgesamt mit ehr Geld rechnen können und sich dadurch ihre wirt- chaftliche Situation entspannt. Der Gesetzentwurf er- üllt viele der schon lange vorgebrachten Forderungen er Krankenhäuser. Die Reform der Krankenhausfinan- ierung wird die flächendeckende und gute Versorgungs- andschaft in Deutschland weiter sichern helfen. In dem Gesetz ist vorgesehen, dass die Kliniken im ächsten Jahr gute 3 Milliarden Euro mehr erhalten. Da- ei möchte ich eines betonen, da dies immer wieder bersehen wird: Ich halte es für richtig, dass wir den Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19947 (A) ) (B) ) Krankenhäusern diese zusätzlichen Mittel geben. Aber es ist klar, dass dies zu einem Anstieg der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen führt. Und eben diese Ausgabensteigerung – wie auch die Erhöhung der Hono- rare in der ambulanten Versorgung – führt dazu, dass der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung auf 15,5 Prozent im nächsten Jahr steigt. Die Einführung des Gesundheitsfonds hat damit nichts zu tun. Es erscheint mir wichtig, darauf nochmals hinzuweisen, da dies in der Debatte häufig nicht berücksichtigt wird. Nun zum Gesetzentwurf: Es werden eine Reihe von Verbesserungen für die Krankenhäuser vorgenommen, wie beispielsweise eine teilweise Refinanzierung der ta- rifvertraglich vereinbarten Lohn- und Gehaltssteigerun- gen durch die Krankenkassen, die Einführung eines För- derprogramms zur Verbesserung der Situation des Pflegepersonals oder der planmäßige Wegfall des GKV- Rechnungsabschlags. Für die ersteren beiden sollten wir allerdings noch nach einer möglichst unbürokratischen Regelung suchen und schauen, wie wir dem Problem ge- recht werden können, dass gerade den Krankenhäusern, die es nötig hätten, die geforderte Kofinanzierung sehr schwerfallen dürfte. Besonders betonen möchte ich, dass wir mit dem Ge- setz die Perspektive zur Einführung von leistungsorien- tierten Investitionspauschalen eröffnen. Im Entwurf ist vorgesehen, dass Bund und Länder gemeinsam Grund- sätze und Kriterien dieser modernen Investitionsfinan- zierung erarbeiten. Damit gewährleisten wir für die Krankenhäuser, dass sie die benötigten Mittel für ihre In- vestitionen erhalten. Wir starten mit diesem Gesetz auch die Entwicklung und Einführung eines pauschalierten und tagesbezoge- nen Vergütungssystems für Leistungen der Psychiatrie und Psychosomatik. Natürlich muss man sich dabei be- wusst machen, dass die Behandlungen sich in diesem Bereich von der rein somatischen Krankenhausbehand- lung, wie beispielsweise einer Operation, unterscheiden. Diese Besonderheiten müssen und werden wir bei der Entwicklung eines pauschalierten Vergütungssystems beachten. Den vorliegenden Gesetzentwurf werden wir nun sorgfältig im Ausschuss und im Rahmen einer öffentli- chen Anhörung beraten. Dabei wird es gerade auch bei der Frage der Ausgestaltung der Konvergenz des Bun- desbasisfallwertes noch Diskussionsbedarf geben. Im Entwurf ist die Konvergenz der Landesbasisfallwerte an einen Korridor mit einer Bandbreite in Höhe von +2,5 Prozent bis –1,5 Prozent um einen rechnerisch er- mittelten Bundesbasisfallwert vorgesehen. Allerdings ist es in den Ländern, die derzeit einen sehr niedrigen Landesbasisfallwert haben – wie bei- spielsweise mein Heimatland Nordrhein-Westfalen oder auch Schleswig-Holstein – nur schwer zu vermitteln, weshalb die gleiche Leistung in den verschiedenen Län- dern so unterschiedlich vergütet wird. So können in ei- ner nordrhein-westfälischen Stadt wie Bonn durch eine einfache Blinddarmoperation derzeit etwa 2 038 Euro erlöst werden, während es für die gleiche Operation we- n a f s r d g ü u m m V t P n z g z P i K A P N h m s W d K m z L K w W w n k w a h a h d h e t u n t e n i n e (C (D ige Kilometer weiter in Koblenz über sieben Prozent, lso gute 150 Euro, mehr gibt. Dies vor Ort zu erklären, ällt mir jedenfalls schwer. Zwar würden nach der vorge- ehenen Konvergenz bis 2014 auf den Basisfallwertkor- idor die Unterschiede etwas geringer ausfallen, aber ennoch weiterhin sehr weit spreizend – und damit Un- erechtigkeiten festschreibend – vorhanden sein. Ich bin berzeugt, dass hier eine Lösung gefunden werden muss nd auch kann, die den Korridor enger gestaltet und da- it zum Abbau dieser Preisunterschiede beiträgt. Dies uss in diesem Sinne im anstehenden parlamentarischen erfahren noch mal aufgegriffen werden. Eike Hovermann (SPD): Vor einigen Wochen pro- estierten über 100 000 Ärzte, Ärztinnen, Pfleger und flegerinnen in Berlin gegen fehlende Gelder im statio- ären Bereich. Sie protestierten zu Recht gegen unbe- ahlte Überstunden. Und zu Recht protestierten sie ge- en einen zunehmenden Burnout. Ärzte wandern heute unehmend aus, treten Stellen nicht an. Die Zahl der fleger und Ärzte nimmt ab, gleichzeitig wird ihnen ein mmer höherer Dokumentationsaufwand aufgelastet. rankenhäuser schließen oder fusionieren zunehmend. ll das geschieht unter Druck, oft ungeplant und von der olitik oft ohne jegliche Perspektive begleitet. Der Protest ist verständlich und braucht Antworten. ur, der Ort des Streikes war falsch. Die Protestwellen ätten vor den Toren der Landesparlamente stattfinden üssen. Hier hat die Vernachlässigung der Krankenhäu- er in stärkstem Maße und im Grunde sogar in sträflicher eise stattgefunden. Seit Jahren senken die Bundeslän- er – alle Bundesländer – ihre Investitionsgelder an die rankenhäuser, erledigen ihre Pflichtaufgaben im Rah- en der dualen Finanzierung nur halbherzig – und das ulasten von Patienten, Ärzten und Pflegekräften. Die änder wollen über die Zahl der Krankenhäuser und rankenhausbetten als Letztentscheider bestimmen. Sie ollen bestellen und bestimmen, aber nicht bezahlen. enn hier nicht eine rigorose Kehrtwendung einsetzt, ird das derzeitige strukturelle Desaster weitergehen, icht zuletzt verstärkt auch durch die derzeitige Finanz- rise, die natürlich auch den Gesundheitssektor treffen ird. Der Bund hat im Rahmen seiner planerischen und uch finanziellen Möglichkeiten via Beitragssatzerhö- ung, via vermehrter Ausschüttung von Mitteln aus dem llgemeinen Steuertopf die ärgsten Löcher stopfen ge- olfen. Er hat zusätzlich erste Planungen über die Been- igung der Grundlohnsummenanbindung eingeleitet. Er at ein erstes Pflegeförderprogramm aufgelegt; es gibt ine verbesserte Finanzierung im Bereich der Psychia- rie; es gibt mehr Gelder in der Ausbildungsfinanzierung nd manches mehr noch. Aber die Länder tun das Ihrige icht dazu. Das heißt nichts anderes, als dass der Inves- itionsstau an den Krankenhäusern zunehmen wird, benso Schließungen und Fusionen. Angefügt sei hier ur, dass nicht jede Schließung falsch ist. Das Geld hat n leistungsfähige Einheiten zu fließen. Nicht alle soge- annten Bürgermeister- und Landratskrankenhäuser sind ntsprechend der gesetzlichen Vorgaben leistungsfähig 19948 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) für die Zukunft mit all den Problemen, die demografi- scher Wandel und medizinisch-technischer Fortschritt mit sich bringen. Deshalb sind auch Parolen wie „Der Deckel muss weg“ im Grunde keine nachhaltige Zielformulierung. Diese Einsicht muss von den Krankenhausärzten und von den Pflegekräften, insbesondere aber auch von ihren sie vertretenden Organisationen wie der Deutschen Kran- kenhausgesellschaft, dem Marburger Bund und Verdi besser in die öffentlichen Diskussionen eingebracht wer- den. Vor allem sollte dabei für Proteste auch der richtige Ort gewählt werden – nämlich vor den Landesparlamen- ten. Bund und Länder müssen sich endlich auch klar wer- den über den Wechsel von der dualen Finanzierung hin zur Monistik. Dabei gilt es, schnellstens eine Lösung für das Finanzierungsdelta bei Wegfall der Ländergelder zu finden, die natürlich nicht allein beim Bund liegen kann; es sei denn, die oben genannten Verbände sagen offen, dass es eine deutliche Erhöhung der Beiträge geben müsse. Alles dies ist ohne großen Aufschub einzuleiten; denn sonst werden die durch den anstehenden Fonds, den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich – Morbi- RSA – und den einheitlichen Beitragssatz sowieso schon verkomplizierten Finanzierungsfragen noch schwieriger zu lösen. Allein die genannten Bausteine werden noch für manche finanzielle Überraschung sorgen. Das Jahr 2009 wird hier für die Haushaltsplanungen der Kassen noch viele Aufgaben parat halten, die jetzt in ihrer Dyna- mik noch nicht zu übersehen sind. In diese finanziellen Rahmenbedingungen sind – für alle sichtbar – noch eingeflochten die Entwicklungen im ambulanten Bereich, die Entwicklungen im Bereich Me- dizinischer Versorgungszentren, MVZ, die Neufindung der Selbstverwaltung bei erodierenden Kassenärztlichen Vereinigungen, KV. All dies und manches mehr wird na- türlich Auswirkungen auf den stationären Bereich haben. Hier müssen auch die Entwicklungen der unterschiedli- chen Klinikträger mit ihren unterschiedlichen Finanzie- rungsressourcen beachtet werden. Hier herrschen große Planungsunsicherheiten und oft auch Ängste, die meis- tens zu einem Beharren auf Unhaltbarem bis zur letzten Minute führen. Dies muss von politischer Seite offen angesprochen werden – mit offenen Lösungsansätzen, mit machbaren Lösungsansätzen. Hier sind auch und insbesondere die Bundesländer gefordert. Ihre Verweigerungshaltung geht insbesondere zulasten der kommunalen Träger und da- mit zulasten der gewünschten Trägervielfalt. Hier gibt es fast flächendeckend ein Wegducken, ein Aufschieben, ein Verlagern – kurz: ein Nichterledigen von strukturel- len, drängenden Aufgabenlösungen. Der Bund ist im Rahmen seiner Möglichkeiten und Zuständigkeiten erste Schritte gegangen. Sie werden nur greifen können, wenn die Bundesländer sich Schritt für Schritt auch neuen, unabweisbaren Einsichten nicht nur öffnen, sondern auch Lösungsschritte dafür einleiten. Wir können und sollten nicht immer wieder auf die nächsten Wahlen auf Bundes- oder Länderebene warten. P k R g s d e b m d s K g g s E B a s w B d h „ h n s g s A s A u s f M b a n w h h F b n n e r z t a z (C (D olitisch-taktisch ist das zwar immer so gewesen, wir önnen es uns aber nicht mehr leisten. Die finanziellen essourcen werden schmaler, die Zeitfenster immer en- er. Jeder weiß es. Also bleibt: Es gibt nichts Gutes, es ei denn, man tut es – ein schmerzhafter Weg inmitten er unterschiedlichen Interessen. Daniel Bahr (Münster) (FDP): Heute beraten wir in rster Lesung den durch die Bundesregierung einge- rachte Gesetzentwurf zum ordnungspolitischen Rah- en der Krankenhausfinanzierung ab dem Jahr 2009 – as Krankenhausfinanzierungsrahmengesetz. Schon im Koalitionsvertrag verkündeten Sie, dass pätestens 2008 ein ordnungspolitischer Rahmen für die rankenhausversorgung nach dem Ende der Konver- enzphase festzulegen sei. Sie hatten zu Beginn der Le- islaturperiode mit Ihren großen Mehrheiten im Deut- chen Bundestag und Bundesrat viel versprochen. Die rwartungshaltung der Krankenhäuser mit ihren vielen eschäftigen, der Patienten, der Krankenkassen und uch der Bundesländer war entsprechend groß. Der Ge- etzentwurf ist gemessen an den Ankündigungen und Er- artungen eine Enttäuschung. In weiten Teilen drehen Sie mit diesem Gesetz nur die elastungen zurück oder gleichen das aus, was Sie in en letzten drei Jahren durch Ihre Politik den Kranken- äusern aufgebürdet haben. So sind exemplarisch der Sondersparbeitrag“ für die Krankenhäuser und die Er- öhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte zu nen- en. Des Weiteren haben die Krankenhäuser erheblich teigende Sachkosten insbesondere im Bereich der Ener- ie zu schultern, und auch die getroffenen Tarifab- chlüsse für 2008 und 2009 treiben die Kosten auf der usgabenseite erheblich in die Höhe. Viele Krankenhäu- er können angesichts der Belastungen nicht mehr ihre ufgaben erfüllen, selbst wenn sie gut gewirtschaftet nd ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die FDP-Bundestagsfraktion hatte auf diese Risiken chon im Gesetzgebungsverfahren zur Gesundheitsre- orm hingewiesen und auch einen eigenen Antrag im ai dieses Jahres in den Deutschen Bundestag einge- racht, durch den belastende Entscheidungen Ihrer Ko- lition korrigiert worden wären und eine verbesserte Fi- anzierung für die Krankenhäuser zu erreichen gewesen äre. Es ist gut, dass das Sondersparopfer der Kranken- äuser jetzt endlich entfallen soll. Diese Maßnahme ätte aber nie ergriffen werden dürfen. Dann wären das inanzdefizit der Krankenhäuser und damit ihre Pro- leme auch nicht so groß geworden. Es ist im Übrigen icht gerechtfertigt, die Summe dieses Zwangsrabattes un in die angeblichen Besserungen für Krankenhäuser inzurechnen. Der große Wurf ist mit dem Krankenhausfinanzie- ungsgesetz nicht gelungen. Ein schrittweiser Übergang ur monistischen Finanzierung wäre nötig, und ein ech- es Preissystem könnte die Vorteile von Fallpauschalen ufzeigen. Mit den Preisen wären dann Anreize für effi- ientes, wirtschaftliches Handeln gesetzt worden. Ein Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19949 (A) ) (B) ) Wegfall der Budgetierung hätte für die notwendige Fle- xibilität gesorgt. Stattdessen sieht das Szenario ein Stück anders aus, zugegebenermaßen auch deshalb, weil im Krankenhaus- bereich die Länder immer ein Stückchen anders denken als die Gesundheitspolitiker im Bund. Einiges aber hätte man ganz bestimmt auch mit den Ländern anders ma- chen können. Es bleibt bei der Budgetierung, nur soll es jetzt einen krankenhausspezifischen Orientierungswert geben. Fast wäre man versucht zu vermuten, dass das gute alte Kos- tendeckungsprinzip fröhliche Urständ feiert. Die Investitionskosten werden nicht mit den Betriebs- kosten aus einer Hand finanziert, um in die Investitions- entscheidungen alle relevanten Parameter einfließen zu lassen, sondern es bleibt bei der dualen Finanzierung. Allerdings muss man feststellen, dass die Investitions- pauschalen gegenüber der heutigen Praxis sicherlich der bessere Weg sind. Nur steht zu befürchten, dass die Mo- nistik damit auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wird. Die Krankenhäuser unterliegen nach wie vor dirigisti- schen Maßnahmen, die ein unternehmerisch verantwor- tungsbewusstes Handeln deutlich erschweren. So wer- den bei dem Geld, das die Krankenhäuser zusätzlich erhalten sollen, Vorschriften gemacht, wie es verwendet werden muss, unter anderem nämlich für zusätzliche Stellen im Pflegebereich. Wenn ein Krankenhaus seine Arbeitsabläufe so organisiert hat, dass es zum Beispiel eher Dokumentationsassistenten oder Ärzte braucht, aber keine Pflegekräfte, hat es Pech gehabt oder es steckt viel Energie hinein, Pflegekräfte zu Dokumentationsas- sistenten umzuwidmen. Die Angleichung der Basisfallwerte an einen Bundes- wert ist zwar im Hinblick auf den Gesundheitsfonds und den planwirtschaftlichen Ansatz konsequent, aber fatal. Der Gesundheitsfonds zentralisiert das deutsche Ge- sundheitssystem, und wir lehnen ihn deshalb ab. Es ist vom Grundsatz her egal, ob man einen engen Korridor oder einen einzigen Basisfallwert vorsieht, denn im Prin- zip bedeutet es nichts anderes als eine bundesweite An- gleichung der Preise. Solche zentralen Vorgaben haben aber mit Wettbewerb wenig zu tun. Allenfalls könnte man über Orientierungswerte reden, die den Verträgen der einzelnen Kostenträger zugrunde gelegt werden kön- nen. Bei den pauschalierten Entgelten für psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen wird ein Freifahrt- schein ausgestellt. Wie er eingelöst wird, ist zurzeit nicht erkennbar. Wenn für alle Patienten mit schwerer Depres- sion zum Beispiel eine Tagespauschale gezahlt wird, egal, ob eine aufwendige Therapie dahintersteht oder le- diglich eine Verwahrung, dann setzt das falsche Anreize. Es gibt zudem Bedenken, dass aus tagesbezogenen pau- schalierten Entgelten schnell Fallpauschalen werden könnten. Ob aber Fallpauschalen in diesem Bereich der richtige Weg sind, muss noch sehr gründlich diskutiert werden. Was positiv an der Erarbeitung solcher Entgelt- f l r s u H e s I s l k h L W m d R d r S e w s a p g n d m g r S H K d B A m e r s v a d w n h t M s S W (C (D ormen ist, ist die Notwendigkeit, sich über Behand- ungsabläufe klar zu werden und miteinander darüber zu eden, ob diese oder jene Behandlungsmethodik der innvollere Weg ist. Aber man kann dem Ministerium nd der Selbstverwaltung keine so weitreichenden andlungsspielräume geben, wie das in diesem Gesetz- ntwurf geschieht. Hier muss das Parlament die Ent- cheidung darüber treffen, ob die zu entwickelnden deen tatsächlich umgesetzt werden sollen oder nicht. Frank Spieth (DIE LINKE): In den Krankenhäusern ind die Fenster undicht und das Personal pfeift auf dem etzten Loch. Wer heute als Patient ins Krankenhaus ommt, wird merken: Es wird ungemütlich. Mit dem hier vorliegenden Entwurf zum Kranken- ausfinanzierungsreformgesetz (KHRG) will man die eistungsfähigkeit der Krankenhäuser sichern und eine eiterentwicklung des Finanzierungssystems vorneh- en. Schaut man sich den Gesetzentwurf an, dann sind arin in der Tat Vorschläge enthalten, die in die richtige ichtung gehen. Aber unterm Strich habe ich den Ein- ruck, dass man der untergehenden Titanic mit der Be- eitstellung von mehr Rettungsbooten helfen will. Den chiffsuntergang wird man damit nicht verhindern. Aber s wird zum Glück einige Überlebende mehr geben. Wir erden Gelegenheit haben, in den Beratungen des Ge- undheitsausschusses und in der vorgesehenen Experten- nhörung den Gesetzentwurf auf Herz und Nieren zu rüfen. Ich bin davon überzeugt, dass an dem hier vorlie- enden Entwurf noch erhebliche Verbesserungen vorge- ommen werden müssen. In den Krankenhäusern, bei den Beschäftigten und en Patienten, herrscht jedenfalls Alarmstimmung. Der assive Personalabbau der letzten Jahre, gerade im Pfle- ebereich, wird jetzt auch endlich von der Bundesregie- ung erkannt. Aber die vorgesehene Aufstockung der tellen für Pflegepersonal ersetzt noch nicht einmal zur älfte die über 50 000 abgebauten Arbeitsplätze von rankenschwestern und Krankenpflegern. Darüber hinaus will die Regierung die Übernahme er Tarifsteigerungen für die Jahre 2008 und 2009 im udget des Jahres 2009 regeln. Ein tolles Versprechen. uch hier wird ein Schritt in die richtige Richtung ge- acht, aber bei genauer Überprüfung noch nicht einmal in halber Schritt realisiert. Der Vorschlag zur Finanzie- ung der Tarifkostensteigerung gleicht einem Überra- chungsei mit toller Verpackung und wenig Inhalt. Die orgesehenen 1,35 Milliarden Euro reichen nur dazu us, um knapp die Hälfte der Einkommenssteigerungen er Beschäftigten aufzufangen. Den Rest müssen die so- ieso klammen Krankenhäuser tragen. Wo sollen sie ach den zurückliegenden Mangeljahren diese Mittel ernehmen? Die von der Bundesregierung vorgesehene Investi- ionspauschale kommt mir vor wie eine Nebelbombe. an lässt hier den Investitionsstau bei den Krankenhäu- ern quasi hinter Nebelschwaden verschwinden. Beim tudium des Gesetzentwurfes frage ich mich allerdings: er soll da eigentlich zukünftig was bezahlen und wel- 19950 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) che Investitionsprobleme werden damit real gelöst? Der mittlerweile unstrittige Investitionsstau von 50 Milliar- den Euro in Krankenhäusern, insbesondere in West- deutschland, wird damit nicht wirklich aufgelöst. Die Linke kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bundesregierung hier einfach den Weg des ge- ringsten Widerstands gegangen ist, weil die Bundeslän- der eine andere Regelung nicht akzeptiert hätten. Offen- kundig sollen die Investitionen von den Krankenkassen und damit im Wesentlichen von den Beitragszahlern ge- tragen werden und nicht wie bisher vom Steuerzahler. Na klar, damit bleibt sie ihrem Umverteilungsgrundsatz treu, die Menschen mit kleinen und mittleren Einkom- men zu belasten, während die Einkommensstarken ent- lastet werden. Der Beitrag des Bundes zur Modernisie- rung der Krankenhäuser ist Null; er ist materiell im Gesetzentwurf nicht nachvollziehbar. Wir werden der Koalition die Nagelprobe in der kommenden Sitzungs- woche nicht ersparen. Wir haben für die abschließende Beratung des Haushalts den Antrag gestellt, dass der Bund den finanziell klammen Ländern mit jährlich 2,5 Milliarden Euro zum Abbau des Investitionsstaus unter die Arme greifen soll. Mal gespannt, wie sie ab- stimmen wird. Wir finden es gut, dass eine der Forderungen aus dem Antrag der Linken vom März dieses Jahres: „Aktuelle Finanznot der Krankenhäuser beenden“, übernommen wurde, nämlich den Sanierungsbeitrag abzuschaffen. Diese gesetzlich verordnete Kürzung von Krankenhaus- rechnungen in Höhe von 230 Millionen Euro zugunsten der Krankenkassen hätte eigentlich schon in diesem Jahr gestoppt werden müssen. Dies hatten wir im Frühjahr gefordert. Damals hat die Koalition sich dagegen ausge- sprochen. Späte Erkenntnis ist besser als gar keine. Die Tatsache, dass am 25. September fast 150 000 Beschäf- tigte aus den Kliniken, Krankenschwestern, Kranken- pfleger, Ärzte und Hebammen vor dem Brandenburger Tor demonstriert haben unter der Überschrift „Der De- ckel muss weg! – Die Finanznot der Krankenhäuser be- enden!“ hat offensichtlich zu dem späten Erkenntnisge- winn der Bundesregierung beigetragen. Ich freue mich, dass die außerparlamentarische Opposition eine derar- tige Überzeugungskraft besitzt. Weiter so! Am 6. März dieses Jahres bei der Beratung unseres Antrags zur Überwindung der Finanznot in den Kran- kenhäusern hat die Koalition uns noch entschieden wi- dersprochen, obwohl sie schon damals wusste, dass der Tanker „Krankenhaus“ schlingert. Immerhin hat Herr Dr. Faust von der CDU sein Bedauern über die Ableh- nung durch seine Fraktion zum Ausdruck gebracht. Der Vertreter der SPD-Fraktion, Herr Hovermann, hat im Brustton der Überzeugung wegen angeblich fehlender Finanzierbarkeit „in vollem Bewusstsein“ abgelehnt. Ich bin auf Herrn Hovermanns neue Erkenntnisse und die seiner Fraktion sehr gespannt. Ich vermute, es geht nach der Devise „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern! – Die Regierung gibt vor, wir setzen um!“ Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Die Krankenhäuser brauchen ohne wenn und aber mehr G s G i d M d s d D t e e s a H h F d m s ü s t v e k D I ti e g c G b d r t w d D R t v p t s D p k t s s ü c (C (D eld. In diesem Ziel sind wir uns einig. Über die Dimen- ion des Maßnahmepakets müssen wir uns im weiteren esetzgebungsverfahren um die beste Lösung streiten, m Interesse an einer guten gesundheitlichen Versorgung er Bevölkerung in den Krankenhäusern. Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): an könnte meinen, der Protest der Krankenhäuser auf er Straße ist gehört und anerkannt worden. Aber ist die- er Protest auch verstanden worden? Daran lässt sich bei er Lektüre dieses Gesetzentwurfes durchaus zweifeln. er Gesetzentwurf ist keine wirksame Therapie des Pa- ienten Krankenhaus. Herausgekommen sind allenfalls in paar schmerzstillende Pflaster. Uns liegt ein Gesetz- ntwurf vor, der alles andere als ein Ergebnis voraus- chauender Politik ist. Er ist allenfalls eine Feuerwehr- ktion gegen lodernde Proteste. Nehmen wir als Beispiel die Investitionsfinanzierung. ier haben Sie fast eine Punktlandung beim Status Quo ingelegt. Zwar steht der Einstieg in eine pauschalierte örderung zumindest auf dem Papier. Entscheidend ist och aber, ob die Länder der Verpflichtung nachkom- en, Investitionsmittel in ausreichender Höhe bereitzu- tellen. Es bleibt zudem in der Praxis völlig den Ländern berlassen, in welchem Maße sie künftig von der Pau- chalförderung Gebrauch machen werden. Für die meis- en Krankenhäuser wird sich also nichts ändern. Der In- estitionsstau im zweistelligen Milliardenbereich bleibt rhalten, mit all den schlimmen Folgen vor allem für die ommunalen und freigemeinnützigen Krankenhäusern. enn bislang konnten von den Defiziten in der jetzigen nvestitionsförderung vor allem die privaten Träger profi- eren. Lukrative Krankenhausübernahmen werden ihnen rleichtert. Ihre Investitionen werden mitunter großzügi- er aus öffentlichen Mitteln gefördert als bei öffentli- hen Krankenhäusern. Das Ergebnis ist, dass dem esundheitssystem Gewinne im zweistelligen Prozent- ereich entzogen werden. Eine Mogelpackung ist der Vorschlag zum Wegfall er Grundlohnanbindung. An die Stelle der Grundlohn- ate soll nach Ihren Vorstellungen ein Orientierungswert reten, der durch das Statistische Bundesamt ermittelt ird. Bis dahin klingt das ganz gut. Erst das Kleinge- ruckte offenbart, was Sie wirklich im Schilde führen: as Bundesgesundheitsministerium soll künftig per echtsverordnung darüber entscheiden, ob dieser Orien- ierungswert sich vollständig, nur zu einem Teil oder ielleicht auch gar nicht auf die künftigen Krankenhaus- reise auswirken wird. An die Stelle des alten Deckels ritt ein neuer Budgetdeckel, den Sie nach Belieben be- timmen können. Sie wollen sich künftig selbst auf den eckel setzen können, wenn es Ihnen politisch gerade asst. Nachdem Sie bereits den Beitragssatz der Kran- enkassen vor allem mit Blick auf die Wahlen im nächs- en Jahr festgelegt haben, wollen Sie jetzt die Preise im tationären Sektor ebenso willkürlich bestimmen. Wo oll das enden? Wollen Sie künftig in Ihrem Hause auch ber die Wirksamkeit von Arzneimitteln und von ärztli- hen Behandlungsmethoden entscheiden? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19951 (A) ) (B) ) Problematisch ist auch das vorgesehene Programm zur Förderung neuer Pflegestellen im Krankenhaus, das Sie hier mit viel Pomp gefeiert haben. Es ist zwar zu be- grüßen, dass Sie nun endlich auf den Abbau von fast 50 000 Stellen in den letzten zehn Jahren reagieren. Dass es Ihnen damit wirklich ernst ist, kann man aber bezwei- feln. Schließlich sind nach der Ansicht ihres Kronzeugen in Sachen Krankenhauseffizienz, McKinsey, vor allem diejenigen Krankenhäuser besonders leistungsfähig, die besonders wenig Personal haben. Es ist im Übrigen zu befürchten, dass von diesem Pro- gramm vor allem diejenigen Krankenhäuser profitieren werden, die in der Vergangenheit viele Pflegestellen ab- gebaut haben und deswegen heute schwarze Zahlen schreiben können. Belohnen wir also damit nicht genau diejenigen, die in den letzten Jahren besonders rabiat Ge- winne auf dem Rücken der Patienten und des Personals eingestrichen haben? Woher sollen Krankenhäuser die Kofinanzierung hernehmen, die wie die Schwerpunkt- krankenhäuser oder Unikliniken zwar einen besonders hohen Pflegeaufwand haben, aber wegen der Benachtei- ligung in der DRG-Finanzierung – Stichwort Sonderent- gelte – bislang benachteiligt sind. Ohnehin beschleicht mich hier und auch an anderen Stellen mittlerweile der Eindruck, dass Ihr Herz vor al- lem für McKinsey und die privaten Krankenhausträger schlägt. Nicht umsonst empfiehlt uns zum Beispiel Frau Caspers-Merk die zweistelligen Umsatzrenditen, die pri- vate Krankenhausträger inzwischen erwirtschaften, als erstrebenswerte Blaupause für alle anderen Krankenhäu- ser im Lande. Sprechen Sie einmal mit Betriebsräten und Gewerkschaftern in diesen Krankenhäusern. Ich be- zweifle, dass Sie dann immer noch der Auffassung sind, dass solche Renditeerwartungen gut für die Patienten und das Personal sind. Alles in allem finde ich, dass in den Ausschussberatun- gen noch kräftig nachgebessert werden muss, damit am Ende für die Patientinnen und Patienten etwas Vernünfti- ges herauskommt. Dies gilt vor allem für die Investitions- finanzierung und die Budgetbegrenzung. Zumindest im Detail verbesserungswürdig sind zudem Ihre Vorschläge zur Umsetzung der Psychiatrie-Personalverordnung. Hier sind verbindliche Schritte für die vollständige Umsetzung der Verordnung bis 2012 nötig. Damit im Zusammenhang steht auch die beabsichtigte Einführung eines pauscha- lierten Entgeltsystems für psychiatrische Einrichtungen. Der Vorschlag ist bislang zu unkonkret. Und es ist nicht auszuschließen, dass Fehlanreize zulasten von Patientin- nen und Patienten entstehen. Lassen Sie mich noch ein paar Anmerkungen zum Thema Aus- und Weiterbildung machen. Es ist richtig und wichtig, dass mit dem Gesetzentwurf hierauf re- agiert wird. Aber es kommt sehr darauf an, die dafür kal- kulierten Mittel dann auch zielgenau einzusetzen. Das schließt meiner Ansicht nach eine pauschale Finanzie- rung über das DRG-System, wie aktuell, aus. So richtig es war und ist, immer wieder auch Effi- zienzreserven zu erschließen, führt doch kein Weg an ei- ner besseren Finanzierung des Gesundheitssystems vor- b v c s K g e d l v s g B d n d Ü z s k w b s G m u w 1 b h s d p 2 d K t g K d r i F i v a d n g (C (D ei. Und in dieser Frage hat die Koalition in den ergangenen drei Jahren wahrlich versagt. Marion Caspers-Merk (SPD): Krankenhäuser brau- hen verlässliche Rahmenbedingungen und Planungs- icherheit. Dies leistet der vorgelegte Entwurf eines rankenhausfinanzierungsreformgesetzes der Bundesre- ierung. Der Entwurf umfasst strukturelle Reformen benso wie finanzielle Maßnahmen zur Verbesserung er wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser. Hand- ungsbedarf besteht, weil die wirtschaftliche Situation ieler Krankenhäuser schwieriger geworden ist. Die Ur- achen hierfür sind vielfältig. Insbesondere die diesjähri- en Kostensteigerungen bei den Tariflöhnen belasten die udgets der Krankenhäuser erheblich. Darauf reagiert er vorgelegte Gesetzentwurf. Handlungsbedarf besteht auch, weil in den vergange- en Jahren ein verschärfter Abbau von Pflegepersonal in en Krankenhäusern festzustellen ist. Dies führt zu einer berbelastung der verbleibenden Pflegekräfte und damit u einer Gefährdung der Qualität der pflegerischen Ver- orgung. Eine besondere Rolle spielt dabei, dass Kran- enhäuser notwendige Investitionen teilweise zweck- idrig aus den Geldern für die Patientenversorgung ezahlen. Die Verbesserung der Situation des Pflegeper- onals in Krankenhäusern ist ein wichtiges Anliegen des esetzentwurfs. Erfreulich ist, dass die vorgesehenen finanzwirksa- en Maßnahmen grundsätzlich auch von den Ländern nterstützt werden. Im Bundesrat wurde der Gesetzent- urf in einem Entschließungsantrag aller Länder am 9. September 2008 begrüßt. Der Entwurf enthält folgende Maßnahmen zur Ver- esserung der wirtschaftlichen Situation der Kranken- äuser: Die oberhalb der Grundlohnrate liegenden Tariflohn- teigerungen des Jahres 2008 und 2009 sind hälftig von en Krankenkassen zu tragen. Die strikte Grundlohnanbindung der Krankenhaus- reise wird perspektivisch aufgegeben. Ab dem Jahr 011 soll hierzu ein Orientierungswert verfügbar sein, er zeitnah die für den Krankenhausbereich relevante ostenentwicklung erfasst. Zur Verbesserung der Situa- ion des Pflegepersonals ist ein dreijähriges Förderpro- ramm vorgesehen. Durch anteilige Finanzierung der rankenkassen sollen deutlich mehr Stellen im Pflege- ienst geschaffen werden, über die Höhe der Finanzie- ung sind wir gesprächsbereit. Um die Personalbesetzung n der Psychiatrie zu optimieren, ist eine verbesserte inanzierung der Psychiatrie vorgesehen. Anzumerken st, dass die genannte hälftige Refinanzierung von tarif- ertraglich vereinbarten Lohn- und Gehaltssteigerungen uch für die Psychiatrie gilt. Schließlich erfolgt zum 1. Januar 2009 die Aufhebung es GKV-Rechnungsabschlags. Die skizzierten Maßnahmen zur Verbesserung der fi- anziellen Lage der Krankenhäuser verbinden mit Au- enmaß das wirtschaftlich Notwendige mit dem finan- 19952 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) ziell Machbaren. Die Krankenhäuser müssen dabei jedoch immer noch nachhaltige Bemühungen zur Er- schließung von Wirtschaftlichkeitsreserven unterneh- men. Es bleibt also ein bedeutsames Interesse für wirt- schaftliches Handeln der Krankenhäuser erhalten. Allerdings unterstützen die geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen die Krankenhäuser hierbei nach- haltig. Die finanzwirksamen Maßnahmen kommen im Ergebnis insbesondere auch der Aufrechterhaltung einer zufriedenstellenden Qualität der Patientenversorgung zugute. Der Gesetzentwurf beinhaltet aber auch verschiedene strukturelle Maßnahmen: Zwischen den Ländern bestehen bei Krankenhausbe- handlungen heute deutliche Preisunterschiede. Die Spann- weite der Landesbasisfallwerte soll deshalb innerhalb von fünf Jahren vermindert werden. Dies ist ein vertret- barer Kompromiss im Interesse der Länder. Für psychia- trische und psychosomatische Einrichtungen wird ein neues, pauschalierendes Vergütungssystem auf der Grundlage von tagesbezogenen Entgelten entwickelt und eingeführt. Eine erstmalige Abrechnung nach diesem neuen Entgeltsystem ist für das Jahr 2013 vorgesehen. In der Frage der Investitionsfinanzierung haben Bund und Länder gemeinsam einen tragfähigen Weg in die Zu- kunft ebnen können. Es wird ein gesetzlicher Entwick- lungsauftrag für eine zukünftige Investitionsfinanzie- rung durch leistungsorientierte Investitionspauschalen ab 2012 verankert. Einzelheiten sind zwischen Ländern und Bund bis zum Jahresende 2009 festzulegen. Maß- geblich für die Zustimmung der Länder zu dieser Re- form der Investitionsfinanzierung war vor allem das den Ländern ausdrücklich eingeräumte Recht, auch künftig eigenständig über Umfang und Form ihrer Krankenhaus- investitionsfinanzierung entscheiden zu können. Mein Appell an die Länder bleibt erhalten: Ziehen Sie sich nicht weiter von den notwendigen Investitionen zurück! Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf des Kranken- hausfinanzierungsreformgesetzes werden – immer mit Blick auf das finanziell Machbare – wichtige Entschei- dungen zur Verbesserung der finanziellen Situation der Krankenhäuser getroffen sowie strukturelle Maßnah- men zur Reform der Krankenhausfinanzierung eingelei- tet. Für die gesetzliche Krankenversicherung entstehen durch die Maßnahmen des Gesetzentwurfs Mehrausga- ben in Höhe von insgesamt rund 2 Milliarden Euro. Durch den Zuwachs der beitragspflichtigen Einnahmen sowie den Wegfall der Anschubfinanzierung für die inte- grierte Versorgung können die Krankenhäuser im Jahr 2009 mit weiteren GKV-Mehreinnahmen in Höhe von rund 1 Milliarde Euro rechnen. Der Schätzerkreis ging für die GKV-Beitragssatzfest- setzung für 2009 von Mehrausgaben im Krankenhausbe- reich in Höhe von maximal 3,5 Milliarden Euro aus. Da- bei sind auch Leistungszuwächse berücksichtigt. Diese Summe bedeutet ein deutliches Mehr für unsere Kran- kenhäuser. Diese Summe ist im allgemeinen Beitrags- satz für 2009 bereits eingespeist. Die Krankenhäuser e b u A l b t d t d P s E k z d t d s g s S H b t d V O m s v A g w u s c v d w W ü P B b (C (D rhalten dazu Planungssicherheit, verlässliche Rahmen- edingungen und eine klare Finanzierungszusage – weil ns eine gute Patientenversorgung wichtig ist. nlage 32 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Telekommunikationsge- setzes (Tagesordnungspunkt 11) Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU): Die Entwick- ung auf dem Telekommunikationsmarkt ist von unge- rochener Dynamik und Innovation geprägt. Schnelle echnische Entwicklung und ständig neue Geschäftsmo- elle sind für diesen Markt charakteristisch. Ebenfalls ypisch ist leider, dass einige unseriöse Unternehmen, ie es in jeder Branche gibt, durch mehr als zweifelhafte raktiken Verbraucher und Wettbewerber gleichermaßen chädigen. Dieser Herausforderung stellen wir uns heute mit dem ntwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Tele- ommunikationsgesetzes. Ich möchte insbesondere auf wei Punkte eingehen, die aufgrund der Entwicklungen er letzten Zeit für die Verbraucher, aber auch die Markt- eilnehmer an Bedeutung gewonnen haben: An erster Stelle steht dabei der eklatante Missbrauch er gegenwärtigen Rechtslage durch skrupellose Ge- chäftemacher. Mit aufdringlichen Werbeanrufen drin- en sie frech in die Privatsphäre der Bürger ein und ver- uchen, die überraschten Verbraucher zu überrumpeln. ie nutzen rücksichtslos aus, dass der Verbraucher zu ause den mehr oder minder seriösen Angeboten unvor- ereitet gegenübersteht. Ein Schwerpunkt dieser Aktivi- äten ist der Wechsel des Telefonanbieters, ein anderer er Wechsel der Betreibervorauswahl, der Preselection. Selbstverständlich gibt es Konsumenten, die keine erträge abschließen möchten. Doch auch sie können pfer dieser unseriösen Firmen werden. Die Callcenter elden ihren Auftraggebern wahrheitswidrig einen ent- prechenden Vertragsabschluss. Das TK-Unternehmen eranlasst daraufhin die Umstellung des betreffenden nschlusses. Spätestens mit der ersten Rechnung erfährt der Bür- er, dass er durch unlautere Machenschaften geschädigt orden ist. Nun muss er von Pontius zu Pilatus laufen, m den vorherigen Zustand wiederherzustellen. Insbe- ondere älteren Mitbürgern, den bevorzugten Opfern sol- her Praktiken, fällt dies schwer. Schätzungen gehen da- on aus, dass mehr als 15 000 Bürger jährlich durch iese dreisten Methoden übervorteilt werden. Dies ist nicht länger hinnehmbar. Der neue Anbieter ird in Zukunft dem alten Anbieter eine entsprechende illenserklärung des wechselwilligen Verbrauchers bermitteln müssen. Dies wird den Missbrauch bei den reselection-Einstellungen eindämmen. Das Gesetz zur ekämpfung unerlaubter Telefonwerbung und zur Ver- esserung des Verbraucherschutzes bei besonderen Ver- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19953 (A) ) (B) ) triebsformen, das heute auch seine erste Lesung im Deutschen Bundestag erfahren hat, ergänzt den Verbrau- cherschutz bei dem vollständigen Wechsel zu einem an- deren Telefonanbieter. Gleichzeitig hat eine solche Re- gelung den willkommenen Effekt, dass die Zahl der unerwünschten Werbeanrufe abnehmen wird. Insofern haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ein vergleichbarer Handlungsbedarf durch massen- haften Missbrauch liegt im 0180er-Nummern-Bereich glücklicherweise nicht vor. Dennoch müssen wir auch hier der Entwicklung von Servicenummern hin zu viel- fältigen Geschäftsmodellen Rechnung tragen. Im Inte- resse der Verbraucher werden wir durch die Verpflich- tung, Höchstpreise für Anrufe aus den Mobilfunknetzen in der Werbung anzugeben, für mehr Transparenz sorgen. Wie schon bei den teuren Premiumdiensten mit der 0900er-Nummer, werden wir auch in diesem Preisseg- ment sowohl für Anrufe aus den Mobilfunknetzen als auch aus dem Festnetz Preishöchstgrenzen festlegen. Dabei wird der Charakter des 0180er-Bereichs als preis- günstiger Raum für die verschiedensten Dienstleistun- gen auf jeden Fall erhalten bleiben. Die Bilanz wird sich sehen lassen können: Die Aus- schaltung unlauteren Wettbewerbs und Eindämmung krimineller Praktiken stärkt die ehrlichen Unternehmen und schützt die Verbraucher. Die neue Struktur im 0180er-Nummern-Bereich gestaltet diesen Bereich noch transparenter und übersichtlicher. Über Einzelheiten und mögliche Verbesserungen wer- den wir im weiteren parlamentarischen Verfahren ge- meinsam beraten. Ich freue mich auf konstruktive Bera- tungen. Julia Klöckner (CDU/CSU): Der vorliegende Ge- setzentwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zur Ersten Änderung des Telekommunika- tionsgesetzes ist ein Beleg dafür, dass die Bundesregie- rung Verbraucherpolitik praxisnah und problemorientiert gestaltet. Denn statt nur die von Brüssel beschlossenen Vorgaben für Bußgelderhebungen bei Roaming-Gebüh- ren umzusetzen, reagiert die Bundesregierung auf aktu- elle Entwicklungen des Marktes und setzt im Sinne des Verbrauchers mit festgelegten Preisobergrenzen oder der schriftlichen Bestätigung bei Telefonanbieterwechsel wichtige Eckpfeiler im Telekommunikationsdschungel. Der vorliegende Gesetzentwurf zur Änderung des Te- lekommunikationsgesetzes beinhaltet unter anderem eine Ermächtigungsgrundlage für die Bundesnetzagen- tur, um die technische Voraussetzung zu schaffen, den nervigen und teuren Wartenschleifen entgegenzutreten. Jeder kennt das Phänomen, und jeder hat sich darüber schon einmal geärgert: „Wir verbinden Sie gleich wei- ter.“ Dann die Melodie von Vivaldis Frühling. Egal mit wem man sprechen möchte, eines ist meist gleich: Zu- nächst wird abgeschoben – in die Warteschleife. Gefan- gen im Gedudel der Ungeduld und Kostenpflicht bleibt einem nur, im Takt mitzuklopfen oder aufzulegen. So oder so ähnlich erleben viele Verbraucher täglich ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Serviceangeboten: E R c B w b m m t t d i d t l t t k p m n z n f d u b g r e t d b s z m t t G m V D A m Z d n la m s B m a b T a p M u (C (D ndlose und überteuerte Anrufe mit kostenpflichtigen ufnummern, bei denen man schon vor dem eigentli- hen Kontakt mit einem Mitarbeiter für Musik oder andansagen bezahlt, bevor man die Information erhält, egen der man ja eigentlich anruft. Wer zum Beispiel ei der Deutschen Bahn eine Auskunft erhalten will, uss gleich zweimal zahlen: Ruft man die Servicenum- er der Deutschen Bahn an, um eine Auskunft zu erhal- en, gelangt man erst einmal in die kostenpflichtige War- eschleife. Erreicht man eine Serviceperson, verbindet iese einen mit der Nummer der Fahrplanauskunft, man st wieder in der Warteschleife. Leider kann der Kunde iese Auskunft nicht direkt anrufen, er muss also den eureren ersten Anruf in Kauf nehmen und sich „anstel- en“, um überhaupt eine Auskunft zu erhalten: Die Wei- erleitung bzw. der erste Anruf, der sich nur auf die Wei- erleitung oder eine Rufnummernauskunft bezieht, ostet 1,80 Euro, die eigentliche anschließende Fahr- lanauskunft „nur“ 34 Cent pro Minute. Natürlich muss an bei Anrufen auch mit Wartezeiten rechnen, weil icht immer genügend Mitarbeiter für die Kunden jeder- eit da sein können. Aber dass der Verbraucher hierfür och zahlen soll, das ist Abzocke. Eine vor einigen Tagen veröffentlichte Onlineum- rage des Bundesverbandes Verbraucherzentrale belegt iese Unzufriedenheit auch in Zahlen: Neben Service- nd Qualitätsdefiziten der Telekommunikationsanbieter ezeichnen eine Vielzahl der 15 000 Befragten die lan- en Wartezeiten und die schwierige telefonische Er- eichbarkeit als ein großes Ärgernis. Sie wollen einen inheitlichen, niedrigen Tarif ohne kostenpflichtige War- eschleifen. Über 60 Prozent der Befragten kritisierten ie viel zu langen Warteschleifen, in denen man hängen leibt. Ebenfalls fast 60 Prozent der Verbraucher be- chweren sich über die teuren Zugangsmöglichkeiten um Kundendienst über 0180er- oder 0900er-Nummern. Das oft angebrachte Gegenargument vieler Unterneh- en, warum schon die Nutzung der Warteschleifen kos- enpflichtig sei, ist, das sei in der Nutzung der sogenann- en 0180er-Rufnummern begründet. Bei einem solchen eteilte-Kosten-Dienst bestimmt nämlich der Teilneh- ernetzbetreiber, welchen Preis der Teilnehmer für die erbindung und die Dienstleistungen insgesamt zahlt. ie Berechnung des zu zahlenden Entgelts knüpft an den ufbau der Verbindung an. Ist diese zustande gekom- en, berechnet der Teilnehmernetzbetreiber ab diesem eitpunkt die Dauer des Gesprächs und damit die Kosten es Anrufs. Für den Teilnehmernetzbetreiber ist es aber icht ersichtlich, ob der Kunde in einer Warteschleife ge- ndet ist. Es ist nur unter größtem technischen Aufwand öglich, Beginn oder Ende einer Warteschleife zu erfas- en. Im Gegensatz dazu gib es die sogenannten Offline- illing-Nummern, das sind zum Beispiel 0900er-Num- ern oder 0190er-Nummern. Bei sogenannten offline bgerechneten Diensten legt der Verbindungsnetzbetrei- er, der den Dienst für den Service-Provider festlegt, die arife nach Vorgabe des Anbieters fest. Hier würde es lso sehr wohl technisch möglich sein, erst ab dem Zeit- unkt Kosten zu erheben, ab dem der Kunde mit einem itarbeiter spricht. Und genau hier wollen wir ansetzen nd der Bundesnetzagentur die Ermächtigungsgrundlage 19954 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) geben, um alle technischen Möglichkeiten auszuschöp- fen. Durch die Umwandlung von sogenannten Geteilten- Kosten-Diensten in Feste-Kosten-Dienste muss die Bun- desnetzagentur jetzt einen Teil der bestehenden 0180er- Nummern umrüsten. Schließlich handelt es sich bei die- sen Nummerngassen um Mehrwertdienste. Schon jetzt gibt es eine Vielzahl an Firmen, die den Gebührenzähler erst dann laufen lassen, wenn der Kunde weitervermittelt wurde. Die genaue Praxis kann jedes Unternehmen künftig mit seinem Anbieter vereinbaren. Ebenso unterstützt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, Preisobergrenzen bei 0180er-Rufnummern einzufüh- ren. 0180er-Nummern werden von vielen Unternehmen als Servicenummern benutzt, feste Preise gelten bislang nur für Anrufe aus den Festnetzen. Die Preise für Anrufe aus den Mobilfunknetzen sind hingegen häufig recht hoch und für die Verbraucherinnen und Verbraucher nur schwer erkennbar. Umso wichtiger ist es, feste Preise für Anrufe aus den Mobilfunknetzen festzulegen, die den Kunden in der Werbung mitgeteilt werden. Die Preis- obergrenzen werden künftig folgendermaßen festgelegt: Anrufe aus dem Festnetz kosten höchstens 14 Cent pro Minute oder 20 Cent pro Anruf, Anrufe aus dem Mobil- funknetz sollen höchstens 28 Cent pro Minute oder 40 Cent pro Anruf kosten. Die ihrer Höhe nach ange- messenen Höchstbeträge sind auch ein sachgerechtes und legitimes Differenzierungsmerkmal zu den in der Regel kostenintensiven 0900er-Premium-Diensten. Preis- klarheit und Preiswahrheit – dies sind wichtige Eckpfei- ler der vorgesehenen Gesetzesänderungen. Beides zu- sammen bietet unserer Meinung nach eine sinnvolle Ergänzung der Änderungen im Telekommunikationsge- setz, die im Rahmen der Bekämpfung unerlaubter Tele- fonwerbung angedacht sind. Stichwort „Slamming“: Diese Art der Abzocke – also das Unterschieben von Verträgen im Telekommunika- tionsbereich – nimmt immer mehr zu. Ungeachtet des- sen, dass derartige Verträge schon heute keine rechtliche Wirkung entfalten, stellt sich leider in der Realität oft- mals ein anders Bild dar. So wird der Verbraucher im Falle eines untergeschobenen Vertrages gezwungen, eine zumeist zeit- und kostenintensive und nervenaufreibende Korrespondenz mit dem Alt- und Neuanbieter zu führen, um den „Urzustand“ seines alten Vertrages wiederherzu- stellen. Viele Verbraucher scheitern jedoch schon hier, denn die Telekommunikationsunternehmen sitzen am längeren Hebel und zeigen sich gegenüber den Kunden oftmals wenig kooperativ. Fälle, bei denen bestehende Telekommunikationsverträge durch vermeintliche Neu- anbieter gegen den Willen der betroffenen Verbraucher gekündigt und bei denen die Kunden in neue Verträge gedrängt oder unverlangte Tarifwechsel innerhalb eines laufenden Telekommunikationsvertrages vorgenommen wurden, bestimmen schon seit längerer Zeit den Bera- tungsalltag der Verbraucherzentralen. Das Buhlen um die Kunden um jeden Preis mit zum Teil unlauteren Me- thoden ist aus Verbrauchersicht inakzeptabel und lässt sich auch nicht mit dem stetig zunehmenden Druck auf die Telekommunikationsunternehmen rechtfertigen, sich d t n G s B t w t V t e f d V s g f d d o g b f k s n S d f m u g u V w c W d d s g b r s l b w r d r n U z m b (C (D em Wettbewerb des hart umkämpften Telekommunika- ionsmarktes stellen zu müssen. Umso wichtiger ist es, mit gesetzgeberischen Maß- ahmen Einhalt zu gebieten. Neben den Änderungen im esetz gegen unlauteren Wettbewerb ergänzen die Ge- etzesänderungen im Telekommunikationsgesetz unser estreben, das massive Problem untergeschobener Ver- räge zu reduzieren. Deshalb ist im Falle eines Anbieter- echsels künftig die Textform für die Kündigung des al- en Vertrages notwendig. Damit wird eine ertragsumstellung ohne Wissen des Verbrauchers un- erbunden. Der neue Anbieter muss dem alten Anbieter ine Kündigung vorlegen, bevor zum Beispiel ein Tele- onanschluss auf einen neuen Anbieter umgestellt wer- en kann. So wird das unbemerkte Unterschieben von erträgen quasi unmöglich. Allerdings ist hier auch Vor- icht geboten: Bei der kundenunfreundlichsten Ausle- ung der jetzigen Formulierung ist der Begriff „Text- orm“ interpretierfähig und könnte so ausgelegt werden, ass lediglich die Übermittlung der Kündigung durch en Anbieter in Textform erfolgen muss. Fälschungen der Tricksereien von Unternehmen wären so vorpro- rammiert. Dies werden wir gesetzgeberisch sehr genau eobachten und gegebenenfalls nachbessern. Bleibt zu hoffen, dass künftig mit transparenten und airen Mitteln um die Gunst der Telekommunikations- unden geworben wird und diese tatsächlich in der Lage ein werden, selbstbestimmt und überzeugt von den ih- en angebotenen Leistungen Verträge abzuschließen. omit dient diese Vorschrift nicht nur der Verbesserung es Verbraucherschutzes, sondern auch einem fairen und unktionierenden Wettbewerb in diesem Markt. Flankiert werden diese gesetzgeberischen Maßnah- en von dem heute ebenfalls beratenen Gesetz gegen nerlaubte Telefonwerbung im Rahmen des Gesetzes ge- en unlauteren Wettbewerb. Dieser Gesetzentwurf sieht nter anderem ergänzend vor, dass im Falle einer bloßen ertragsänderung, also zum Beispiel bei einem Tarif- echsel, und bei gänzlich neuen Verträgen die Verbrau- herinnen und Verbraucher zukünftig ein umfassendes iderrufsrecht im BGB erhalten sollen. Danach müssen ie Anbieter die Verbraucherinnen und Verbraucher über ie Vertragskonditionen und die Widerrufsmöglichkeit chriftlich aufklären. Bei Widerruf wird der Vertrag rundsätzlich rückwirkend aufgelöst. Erhalten die Ver- raucherinnen und Verbraucher keine Widerrufsbeleh- ung, gilt das Widerrufsrecht zeitlich unbeschränkt, an- onsten steht ihnen dieses Recht zwei bzw. vier Wochen ang zu. Die Beweislast für den Zugang der Widerrufs- elehrung trägt der Anbieter. Kurzum: Wir beraten heute gleich zwei Gesetzesent- ürfe der Großen Koalition im Telekommunikationsbe- eich, die beide gemeinsam einen wichtigen Schutz für ie Verbraucherinnen und Verbraucher bilden: Transpa- enz, kundenorientierter Wettbewerb durch gleiche tech- ische Vorraussetzungen, und Schutz vor kriminellem nterschieben von Verträgen – mit dem Ersten Gesetz ur Änderung des Telekommunikationsgesetzes kom- en wir dem Bild der Union von einem mündigen Ver- raucher ein gutes Stück näher. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19955 (A) ) (B) ) Martin Dörmann (SPD): Im Bereich der Telekom- munikation haben wir es mit besonders dynamischen Märkten zu tun, auf deren Entwicklung der Gesetzgeber von Zeit zu Zeit zu reagieren hat. Die Große Koalition will die Transparenz und die Funktionsfähigkeit erhöhen sowie Verbraucherrechte stärken, insbesondere beim Mobilfunk. Welche Einzelregelungen sieht der vorlie- gende Gesetzentwurf der Bundesregierung im Wesentli- chen vor? Erstens. Zunächst einmal geht es um die wirksame Durchsetzung der europäischen Verordnung über das Roaming in öffentlichen Mobilfunknetzen. Diese sieht beispielsweise vor, dass den Kunden im europäischen Ausland für abgehende und ankommende Anrufe keine überhöhten Preise in Rechnung gestellt werden. Der Eu- rotarif soll ein hohes Verbraucherschutzniveau garantie- ren und zugleich für eine ausreichende Gewinnspanne der beteiligten Unternehmen sorgen. Die tatsächliche Umsetzung der Verordnung muss auf der nationalen Ebene sichergestellt werden. Hierzu sieht der Gesetzent- wurf Bußgelder bei Verstößen der Unternehmen vor. Au- ßerdem werden die Befugnisse der Bundesnetzagentur gestärkt. Die Regulierungsbehörde kann von sich aus tä- tig werden, um die Einhaltung der Verordnung zu ge- währleisten und kann bei Verstößen die sofortige Be- endigung anordnen. Zweitens. Die 0180er-Nummern sollen transparenter und günstiger werden. Der Rufnummernbereich 0180 wird von vielen Unternehmen und Behörden für ihre Kundenkontakte genutzt, aber auch von Erotikdiensten missbraucht. Der Rufnummernbereich soll nun neu ge- staltet werden, um den Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie der Wirtschaft besser gerecht zu werden. Bislang waren für Anrufe aus dem Festnetz eine Preisansage sowie eine Preisobergrenze von 14 Cent pro Minute bzw. 20 Cent pro Anruf festgelegt. Im Mobilfunk galten abweichende Regelungen: Eine Preisobergrenze war nicht vorgesehen, und in der Ansage musste nur all- gemein auf einen möglicherweise abweichenden Preis aus dem Mobilfunknetz hingewiesen werden. Nunmehr soll auch aus dem Mobilfunk eine Preisansagepflicht so- wie eine Preisobergrenze festgelegt werden, die für die- sen Bereich 28 Cent pro Minute bzw. 40 Cent pro Anruf betragen soll. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen auch bei Telefonaten per Handy wissen, worauf sie sich einlassen. Die Preisobergrenzen und die neue Ansagepflicht schützen sie und machen zugleich die Nutzung der Dienste aus dem Mobilfunk attraktiver. Weiterhin soll Unternehmen künftig die Möglichkeit eröffnet werden, Warteschleifen für ihre Kunden kosten- los anzubieten. Teure Wartezeiten blieben den Anrufern in diesen Fällen somit erspart. Durch die neuen Bestim- mungen soll die 0180er-Rufnummerngasse klarer struk- turiert werden. Daneben steht den Unternehmen weiter- hin mit den 0900-Nummern ein Bereich zur Verfügung, in dem höhere Entgelte verlangt werden können, sodass die notwendige Differenzierung für unterschiedliche Dienste erhalten bleibt. Drittens. Der Schutz vor untergeschobenen Verträgen soll gestärkt werden. Bislang war es so, dass die Umstel- l w V b h S R G f a h g d l m s d u w l w H r b v e J b F g U b K w r m o k V s m p Z i V v B u V v n w v h s b (C (D ung des Telefonanschlusses auf eine Betreibervoraus- ahl – Preselection – praktisch auf Zuruf möglich war. ielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern war aber nicht ewusst, dass sie eine solche Erklärung abgegeben aben; in vielen Fällen kam es deshalb zu vermeidbaren treitigkeiten. Nun soll ein Textformerfordernis zu echtsicherheit bei allen Beteiligten führen. Im weiteren esetzgebungsverfahren werden wir prüfen, ob das Text- ormerfordernis auch auf andere Fälle als Preselection usgedehnt werden sollte. Viertens. Bei Diensten, die eine Handy-Ortung vorse- en, wollen wir Missbrauchsgefahren ausschließen. Es ibt heute verschiedene Dienste, bei denen die Standort- aten eines Handys an Dritte gesendet werden. Hier wol- en wir die Anregung des Bundesrates aufgreifen, eine issbräuchliche Ortung und einen Eingriff in die Per- önlichkeitsrechte auszuschließen. Hierzu hat die Bun- esregierung in ihrer Gegenäußerung den Vorschlag nterbreitet, dass der betroffene Teilnehmer seine Ein- illigung ausdrücklich, gesondert und schriftlich ertei- en soll. Zudem soll der Diensteanbieter verpflichtet erden, ihn nach höchstens fünfmaliger Feststellung des andystandortes mit einer Textmitteilung zu informie- en. Dieses Anliegen wollen wir im weiteren Gesetzge- ungsverfahren aufgreifen. Fünftens. Die Zahl der Mobilfunkverträge ist in den ergangenen Jahren rapide angestiegen. Inzwischen gibt s in Deutschland mehr Handys als Einwohner. Bis zum ahresende sollen es insgesamt fast 110 Millionen Mo- ilfunkverträge sein. Im Gegensatz zu den Inhabern von estnetzanschlüssen sind die Handybesitzer in nur gerin- em Umfang in den Teilnehmerverzeichnissen enthalten. m hier Abhilfe zu schaffen, soll der Inhaber eines Mo- ilfunkanschlusses künftig per Textmitteilung über den ontaktwunsch eines anderen Teilnehmers informiert erden. Dabei sind Name und Telefonnummer des Inte- essenten angegeben. Der gesuchte Teilnehmer kann so- it selbst entscheiden, ob er den Kontakt erwidern will, hne dass es zur Übermittlung seiner Mobilfunknummer ommt. Insgesamt wird es im weiteren parlamentarischen erfahren darum gehen, die Verbraucherrechte so zu tärken, dass möglichst zugleich auch für die Unterneh- en ein zusätzlicher Nutzen entsteht, sei es durch Trans- arenz, attraktive Dienste oder größere Rechtsicherheit. udem werden wir prüfen, ob aus den aktuellen Urteilen nhaltlich auf die Verpflichtung zur Speicherung von orratsdaten Konsequenzen für dieses Gesetzgebungs- erfahren gezogen werden müssen. Parallel zum vorliegenden Gesetzentwurf hat die undesregierung einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung nerlaubter Telefonwerbung und zur Verbesserung des erbraucherschutzes bei besonderen Vertriebsformen orgelegt, in dem weitere Änderungen des Telekommu- ikationsgesetzes enthalten sind. Werbung mit uner- ünschten Telefonanrufen sind ein großes Ärgernis für iele Verbraucherinnen und Verbraucher. Bereits nach eutiger Rechtslage ist sie rechtswidrig. Mit dem Ge- etzentwurf soll es Kunden ermöglicht werden, sich von estimmten, insbesondere am Telefon geschlossenen 19956 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) Verträgen durch einen Widerruf zu lösen. Zudem sollen Verstöße gegen das bestehende Verbot der unerlaubten Telefonwerbung künftig mit einer Geldbuße geahndet werden. Auch diese Gesetzesinitiative stärkt somit die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher und fin- det die Unterstützung der Koalitionsfraktionen. Manfred Zöllmer (SPD): Als Verbraucherpolitiker haben wir uns in den vergangenen Jahren immer wieder mit Fragestellungen aus dem Telekommunikationssektor beschäftigen müssen. Es scheint, dass der Übergang in den Wettbewerb in diesem Bereich einerseits als gelun- gen gelten darf, andererseits muss wegen bestimmter Fehlentwicklungen immer wieder nachjustiert werden. Wir haben dies in Bezug auf 0190er-Nummern gemacht, Dialer unter Kontrolle gebracht, für bessere Preisan- sagen und Preisanzeigen gesorgt und – wo nötig – auch Preisobergrenzen eingeführt. Mit der vorliegenden weiteren Änderung des Tele- kommunikationsgesetzes werden mehrere für Verbrau- cherinnen und Verbraucher wichtige Entscheidungen ge- troffen: Viele Unternehmen nutzen 0180er-Nummern für ihre Kundenkontakte. Bisher muss nur auf den Preis für Anrufe aus den Festnetzen und auf die Möglichkeit ab- weichender Preise für Anrufe aus den Mobilfunknetzen hingewiesen werden. Um die Transparenz für die Kun- den zu verbessern, sind die Firmen zukünftig gehalten, auch anzugeben, was Anrufe sowohl aus dem Festnetz als auch vom Handy kosten. Das bisherige Geteilte-Kos- ten-Prinzip, wonach sich der Anrufer und der Angeru- fene die Kosten teilen, wird aufgeben, weil eine solche Kostenteilung nicht praktiziert wird. Derzeit schwanken Preise für Anrufe bei 0180er-Nummern aus den Mobil- funknetzen zwischen 69 und 87 Cent pro Minute. Künf- tig dürfen sie nicht mehr als 28 Cent pro Minute oder 40 Cent pro Anruf betragen. Dies ist eine vertretbare Größenordnung. Für Anrufe bei 0180er-Nummern aus den Festnetzen dürfen Anbieter schon heute höchstens 15 Cent pro Minute oder 20 Cent pro Anruf verlangen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen mit diesem Gesetz auch besser vor „untergeschobenen“ Ver- trägen bei der Betreibervorauswahl, Preselection, ge- schützt werden. Derzeit ist es Praxis, dass die Betreiber- vorauswahl umgestellt wird, ohne dass der Teilnehmer dies wollte oder sich darüber im Klaren war, eine Um- stellung beantragt zu haben. Einige Anbieter nutzen dies aus. In Zukunft muss daher die Erklärung der Kunden zur Einrichtung oder Änderung der Betreibervorauswahl in Textform vorliegen. Das schafft Transparenz und Klarheit. Zur Umsetzung der europäischen Roaming-Verord- nung, die das Telefonieren in anderen als dem eigenen Mobilfunknetz regelt, werden Bußgelder eingeführt und die Befugnisse der Bundesnetzagentur erweitert. Immer öfter werden in letzter Zeit Ortungsdienste für private Handystandortdaten in den Medien angeboten. Über diese Serviceanbieter kann man eine beliebige Zielperson anhand ihres Mobiltelefons sofort lokalisie- ren. Dies bietet erhebliche Missbrauchsmöglichkeiten, obwohl Ortungsdienste zweifellos auch nützliche An- w s F v M s d g b R b z B s w e f t s f t d s h c v E t i k b h s n d i E 2 f n b v r v w e t U h Ä g d U n (C (D endungen wie die Ortung einer in Not geratenen Per- on oder das Auffinden eines vermissten Kindes bieten. ür die Ortung privater Mobiltelefone über einen Ser- iceanbieter muss derzeit lediglich eine SMS, Short essage Service, zur Einwilligung an den Anbieter ge- endet werden. Die Missbrauchsgefahr besteht darin, ass nicht sichergestellt werden kann, ob diese Einwilli- ung tatsächlich vom Handyeigentümer stammt. Ich bin sehr erfreut darüber, dass das Bundeskabinett eschlossen hat, der möglichen privaten Bespitzelung im ahmen dieser Novellierung einen Riegel vorzuschie- en. Die Übermittlung von Standortdaten an Dritte soll ukünftig nur noch dann möglich sein, wenn der Handy- esitzer solch einer Ortung ausdrücklich, gesondert und chriftlich zugestimmt hat. Der Handy-Inhaber muss be- usst einwilligen. Zusätzlich soll über die Zahl der rfolgten Ortungen spätestens bei der fünften Standort- eststellung informiert werden. Die Privatsphäre, der Da- enschutz und das Recht auf informationelle Selbstbe- timmung müssen auch in der digitalen Welt gelten. Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP): Leider dür- en wir uns erst zu dieser späten Stunde mit den ak- uellen Vorschlägen der Bundesregierung zur Zukunft es Telekommunikationsmarktes beschäftigen. Dort cheint sich das Bewusstsein, dass es sich dabei um eine öchst innovative und wirtschaftlich bedeutsame Bran- he handelt, zwar in Ansätzen, aber immer noch nicht ollständig durchgesetzt zu haben. Ich hoffe sehr, dass dieser Gesetzentwurf nicht das inzige ist, was Ihnen im Bereich der Telekommunika- ionspolitik für den Rest dieser Wahlperiode eingefallen st. Führt man sich Ihr Werk vollständig vor Augen, wird lar – wir ahnten es schon seit langem – welches ver- raucherpolitische Leitbild die Bundesregierung be- errscht: Anbieter von Telekommunikationsdiensten ind im Zweifelsfall fiese Abzocker, Verbraucher ah- ungslose Deppen. Aber eines nach dem anderen. Im Wesentlichen geht er vorliegende Regierungsentwurf fünf Punkte an, die m Telekommunikationsgesetz verändert werden sollen. rstens werden Vorgaben aus der EU-Verordnung vom 7. Juni 2007 über das Roaming in öffentlichen Mobil- unknetzen umgesetzt. Zweitens wird die 0180er-Ruf- ummerngasse überarbeitet. Drittens sollen Verbraucher esser vor untergejubelten Verträgen bei der Betreiber- orauswahl geschützt werden. Viertens soll es zu Neu- egelungen beim Auskunftsverfahren zur Verfolgung on unerlaubten Werbeanrufen kommen, und schließlich urden auch einige mögliche neue Gebührentatbestände ntdeckt. Ich möchte mich an dieser Stelle bei der ersten Bera- ung auf wenige Hauptkritikpunkte konzentrieren. Die msetzung der EU-Roaming-Verordnung müssen wir ier meines Erachtens nicht näher betrachten. Mit den nderungen der Gebühren- bzw. Beitragsbestimmun- en müssen wir uns ohnehin noch eingehender auseinan- ersetzen, insbesondere weil aus meiner Sicht die auf nternehmen zukommenden Gebühren nach wie vor icht wirklich kalkulierbar sind. Darüber hinaus sehe ich Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19957 (A) ) (B) ) jedoch bereits jetzt einige Probleme, die im Zuge der Ausschussberatungen aus der Welt geschafft werden sollten und die ich Ihnen hier in der ersten Beratung be- reits benennen will. Zur 0180er-Nummerngasse bzw. den Geteilte-Kos- ten-Diensten. Zunächst sei mir der Hinweis erlaubt, dass Sie, wenn Sie sich schon einen neuen Namen für diesen Dienst ausdenken, der aus Verbrauchersicht prägnanter sein soll, dann auch konsequent sein müssen. Dann müssten Sie von festen Preisen statt von festen Kosten reden; denn die Kosten sind ja gerade nicht fest. Aber das ist nur eine Kleinigkeit. Viel wesentlicher ist die Frage nach den Preisober- grenzen. Auch die Parteien der jetzigen Regierungs- koalition haben ja durchaus ihren Teil zur Liberalisie- rung des Telekommunikationsmarktes beigetragen. Ihr Vorschlag hinterlässt bei mir allerdings den Eindruck, Sie wollten wieder ein Stück zurück in die Zeit des guten alten Bundespostmonopols. Wenn das der Fall ist: gute Reise! Dann sollten Sie aber auch gleich alle weiteren Preise wieder selbst festlegen, statt ständig neue und un- gerechtfertigte Höchstgrenzen einzuführen. Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass sich die 0180er-Ruf- nummerngasse im Markt sehr gut etabliert hat. Ich sehe gar keine Veranlassung zu einer Änderung. Das müssen Sie noch einmal überprüfen. Die von Ihnen behauptete Stärkung der Verbraucher- rechte durch Einführung des Textformerfordernisses wird nach hinten losgehen. Sie überziehen die Vielzahl der seriösen Anbieter von Telekommunikationsdiensten mit noch mehr Bürokratie, während die wenigen schwar- zen Schafe weiter unseriös handeln werden. Denn unter- geschobene Verträge sind bereits nach heutigem Recht unwirksam. Ob sich nun die Unwirksamkeit aus einem ungewollten Werbeanruf ergibt oder der Vertrag nicht wirksam ist, weil es an einer Unterschrift fehlt, ist für den Verbraucher irrelevant. Nach wie vor wird er auch selbst aufmerksam sein müssen und Einspruch erheben, wenn er sich hintergangen fühlt. Das kann er auch. Ein Textformerfordernis stärkt aus meiner Sicht die Verbraucher nicht effektiv. Stattdessen machen Sie ge- wünschte Vertragsabschlüsse komplizierter. Hierzu soll- ten wir uns etwas Zielgenaueres einfallen lassen. Dabei sollten wir bedenken, dass die Wettbewerber gemeinsam mit der Deutschen Telekom in diesem Zusammenhang gerade erst ein effektives automatisiertes Auskunftsver- fahren etabliert haben. Das könnten Sie dann vergessen. Unter Umständen kann doch auch die Industrie eine un- bürokratische Lösung erarbeiten, die etwa an der Teil- nahme am automatisierten Verfahren anknüpft. Auch einige weitere Punkte müssen wir in den Aus- schüssen noch einmal intensiv debattieren. Schließlich fehlen aus meiner Sicht auch manche Aspekte. Nicht zu- letzt sollten Sie sich in Erinnerung rufen, dass Sie die Branche gerade erst mit massiven Vorratsdatenspeiche- rungs- und Überwachungspflichten überzogen haben. Da stehen Sie noch immer in der Schuld. Um den schlimmsten Schaden von der Branche abzuwenden, hat die FDP-Fraktion einen Gesetzentwurf zur Verlängerung des Bußgeld-Moratoriums in § 150 des Telekommunika- t S B s w b B k r m g V i s V z m n d A l l e d F d t 1 1 F d b F d s f g o d R d B v t ß s r A (C (D ionsgesetzes eingebracht, für den ich schon an dieser telle werben möchte. Ich hoffe auf eine konstruktive und weiterführende eratung in den Ausschüssen und am Ende auf ein Ge- etz, das überzeugender ist als Ihr heute vorgelegter Ent- urf. Sabine Zimmermann (DIE LINKE): 2007 gab es ei der Bundesnetzagentur etwa 36 000 Anfragen und eschwerden von Verbrauchern im Bereich der Tele- ommunikation. Das sind deutlich mehr als in den Be- eichen Post oder Elektrizität. Das zeigt, dass wir es hier it einer besonderen Problemlage zu tun haben. Die Liberalisierung hat unseriöse Geschäftsmodelle efördert. Das betrifft gerade den Gebrauch der 0180er- orwahl für Kundendienste. Diese Vorwahlnummer, die n der Regel von Behörden benutzt wird und deshalb als eriös galt, wird von windigen Unternehmen benutzt, um erbraucherinnen und Verbraucher in Unkenntnis abzu- ocken. Hier muss der Gesetzgeber sofort handeln. Es ist überfällig, den Missbrauch durch 0180er-Num- ern zu unterbinden. Es ist deshalb richtig, dass Unter- ehmen mit einer 0180er-Servicenummer zukünftig über en Preis der Gesprächsminute informieren, egal, ob der nruf vom Festnetz oder vom Handy erfolgt. Viel zu ange wurden den Verbrauchern die Kosten verheim- icht. Es ist überfällig, für Anrufe der 0180er-Nummern ine Preisobergrenze festzulegen. Derzeit liegen die Preise es Mobilfunknetzes bei dem Fünf- bis Sechsfachen des estnetzes. Es ist völlig unverständlich, warum die Bun- esregierung nicht der Empfehlung der Verbraucherzen- ralen gefolgt ist, eine einheitliche Preisobergrenze von 0 Cent festzulegen. Nun wird der Verbraucher mit 4 Cent pro Minute zur Kasse gebeten, wenn er vom estnetz anruft. Wenn er vom Handy telefoniert, ist es as Doppelte. Es ist überfällig, dass ein Anbieterwechsel schriftlich estätigt werden muss. Hier wurde in Tausenden von ällen Missbrauch betrieben, mit neuen Verträgen, die er Kunde angeblich bestellt hatte. All diese Regelungen für den Telekommunikations- ektor sind überfällig. Ich sehe dies nicht als großen Er- olg. All dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Wir ehen auch nicht in den Supermarkt und kaufen ein, hne zu wissen, was die Milch oder das Brot kostet. Je- er würde es als absurd empfinden, wenn es gültige echtslage wäre, einen Mietvertrag abzuschließen, ohne ass der Mieter unterschreibt. Aber all dies war bisher in ereichen der Telekommunikation möglich und wurde on windigen Geschäftemachern ausgenutzt. Trotzdem reicht das, was die Bundesregierung hier ut, nicht aus. Wenn die Damen und Herren von der Gro- en Koalition ehrlich wären, würden sie einräumen, dass ie selbst diese Fehlentwicklungen mit der Liberalisie- ung des Telekommunikationssektors befördert haben. uch FDP und Grüne haben lange Zeit vom freien Wett- 19958 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) bewerb gesprochen, der angeblich zum Nutzen der Ver- braucher sei. In kaum einem anderen Bereich ist der freie und un- geregelte Wettbewerb so weit vorgedrungen wie bei der Telekommunikation. Die Folge ist, dass der Zweck des Wirtschaftens in diesem Bereich nicht darin besteht, für den Bürger oder die Bürgerin ordentliche und vertrau- ensvolle Kommunikationsdienstleistungen zur Verfü- gung zu stellen, sondern darin, möglichst viel Geld zu verdienen. Anders sind die vielen Missbrauchsfälle nicht zu erklären. Deshalb musste der Gesetzgeber in der Vergangenheit immer wieder neue Regelungen zum Verbraucherschutz erlassen. Bekämpft werden damit aber nur die Symp- tome. Die Linke trägt den Weg der Liberalisierung nicht mit und plädiert dafür, zu prüfen, einen solch wichtigen Be- reich der Kommunikation in öffentliche Verantwortung zu übertragen. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit dem Entwurf zur Änderung des Telekommunika- tionsgesetzes setzt die Bundesregierung die EU-Verord- nung 717/2007 um. Der Entwurf beschränkt sich aber nicht auf die EU-Vorgaben zum Roaming, sondern greift auch eine Reihe anderer Punkte auf, die den Telekom- munikationsmarkt betreffen. Aus unserer Sicht kommt es dabei vor allem darauf an, den Verbraucherschutz im Telekommunikationsgesetz zu stärken. Die Bundesregie- rung hat von der Möglichkeit, Verbraucherinteressen stärker zu berücksichtigen und die Transparenz im Tele- kommunikationsmarkt zu erhöhen, in ihrem Entwurf lei- der nicht ausreichend Gebrauch gemacht. Beschwerden über sogenannte untergeschobene Ver- träge, bei denen der Kunde ohne sein ausdrückliches Einverständnis zu einer Umstellung der Betreiberaus- wahl gebracht wird, haben erheblich zugenommen. Dem Missbrauch bei der Umstellung der Betreiberauswahl soll nun ein Riegel vorgeschoben werden. Wir begrüßen, dass diese Problematik endlich angegangen wird, doch leider geht der Entwurf der Bundesregierung an dieser Stelle nicht weit genug. Durch die im Gesetzesentwurf vorgesehene Textform wird dem Problem zwar begeg- net, doch das Ziel eines umfassenden Schutzes vor sol- chen Verträgen wird nicht erreicht. Denn die bloße Text- form sieht laut § 126 b BGB nicht zwingend eine eigenhändige Unterschrift vor. Wir fordern deshalb, die Schriftform als verbindlich festzuschreiben. Damit müssten die Kunden selbst den Stift in die Hand nehmen und wären vor dubiosen Verträgen deutlich besser ge- schützt als durch die bloße Textform. Darüber hinausgehend fordern wir einen Aktionsplan gegen Betrug in der digitalen Welt. Denn untergescho- bene Verträge sind nur eine von vielen unfairen Ge- schäftspraktiken, die im Kommunikationsmarkt an der Tagesordnung sind. Aber Kostenfallen im Internet, Lockvogelangebote, Gewinnspiele oder aggressive Ver- kaufsmethoden wie unerlaubtes Telefonmarketing sind keine Schicksalsfügung. Deswegen müssen bestehende G ü c K V t s a s b m g 0 d s c d V n F c B K t T e m E s O B n l O ß d G s t b A l e e (C (D esetze dringend auf ihre Netz- und Digitaltauglichkeit berprüft und Verbraucherschutzvorschriften entspre- hend aktualisiert werden, um den Verbraucherschutz im ommunikationsmarkt umfassend zu verbessern. Ähnlich unzureichend wie bei den untergeschobenen erträgen sieht der Gesetzesentwurf bei den sogenann- en Feste-Kosten-Diensten aus: Die Bundesregierung etzt zwar Preisobergrenzen für 0180er-Nummern fest, ber sie verpflichtet die Anbieter nicht zu einer Preisan- age, wenn Kunden diese Dienste nutzen. Dabei bleibt es ei fünf unterschiedlichen Tarifen, die für 0180er-Num- ern gelten. Außerdem ist in dem Entwurf keine Be- ründung zu finden, warum die Preisobergrenze für 180er-Nummern ausgerechnet auf 14 Cent pro Verbin- ungsminute festgesetzt wurde. Uns würde auch interes- ieren, wieso ein Aufschlag von 50 Prozent für Gesprä- he aus Mobilfunknetzen zulässig sein soll, auch wenn ie Entgelte für Mobilfunkverbindungen sinken. Für die erbraucherinnen und Verbraucher ist also weiterhin icht automatisch klar, wie viel sie für einen Anruf eines este-Kosten-Dienstes bezahlen müssen. Wie viel einfa- her wäre es, wenn eine verpflichtende Preisansage zu eginn eines solchen Anrufs sie kurz und genau über die osten informieren würde. Dadurch wäre es ein Leich- es, Transparenz in das Dickicht der unterschiedlichen arife für Feste-Kosten-Dienste zu bringen. Aber solche infachen verbraucherpolitischen Verbesserungen sucht an in diesem Gesetzentwurf vergeblich. Insgesamt lässt die Bundesregierung Sorgfalt bei der rarbeitung des Gesetzentwurfs missen: Wie sonst lässt ich erklären, dass sie ein so brisantes Thema wie die rtung von Handys erst durch die Stellungnahmen des undesrates auf die Agenda des Gesetzesentwurfs ge- ommen hat? Zurzeit ist es möglich, durch eine einma- ige Bestätigung per SMS der faktisch unbegrenzten rtung des Mobilfunktelefons zuzustimmen. Wir begrü- en, dass die Bundesregierung durch die Stellungnahme es Bundesrates eingesehen hat, dass diesen Praktiken renzen gesetzt werden müssen. Gerade im Umgang mit olchen datenschutzrechtlich brenzligen Angelegenhei- en sollte die Bundesregierung in Zukunft mehr Pro- lembewusstsein zeigen. nlage 33 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Dreizehnten Gesetzes zur Ände- rung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Au- ßenwirtschaftsverordnung Antrag: Rückbesinnung auf die soziale Markt- wirtschaft – Die europäische Alternative zu Wirtschaftsprotektionismus und Ausländerdis- kriminierung (Tagesordnungspunkt 12 a und b) Rolf Hempelmann (SPD): Der Boom an den globa- en Rohstoffmärkten hat einigen Schwellenländern norme Leistungsbilanzüberschüsse beschert. Damit inher geht eine deutliche Zunahme an Gründungen von Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19959 (A) ) (B) ) staatlichen Investitionsfonds. Sie sind ein geeignetes In- strument, die generierten Devisenüberschüsse eines Lan- des zu reinvestieren. Auf diese Weise kann nicht nur eine Aufwertung der heimischen Währung und damit eine Schwächung der internationalen Konkurrenzfähigkeit, sondern auch ein Durchschlagen der hohen Liquidität auf die inländische Inflation vermieden werden. Staatsfonds sind jedoch kein neues Phänomen. Die Erdöl exportierenden Länder verwalten die Devisen- überschüsse aus Ölexporten seit Jahrzehnten über Staats- fonds. „Neu“ ist jedoch, dass die Fondsvolumina be- trächtlich wachsen und dass einige Staatsfonds ihre Anlagestrategien deutlich renditeorientierter ausrichten als zuvor. Wir müssen uns auch in Deutschland darauf gefasst machen, dass sie künftig auf stärkere Unterneh- mensbeteiligungen abzielen, die sich durchaus spürbar auf die Eigentumsverhältnisse einiger der hier ansässi- gen börsennotierten Unternehmen auswirken können. Klar ist: Für die deutsche Wirtschaft ist ein offenes Investitionsregime unerlässlich. Wir haben gerade auf- grund unserer hohen Exportorientierung ein starkes Inte- resse daran, offene Märkte und gute Investitionsbedin- gungen zu fördern. Ausländische Direktinvestitionen sind ein Zeichen der internationalen Wettbewerbsfähig- keit des Ziellandes. Gleichwohl bereitet es zumindest Bauchschmerzen, dass die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Sektor bei manchem potenziellen Investor zunehmend verwischt. Nicht nur Staatsfonds, sondern auch Staats- konzerne, die sich zu multinationalen Konzernen entwi- ckeln, drängen auf die internationalen Märkte. Das ver- rät der Blick nach China oder Russland. Die Ankündigung Dimitrij Medwedews, „nationale Cham- pions“ schaffen zu wollen, klingt noch in den Ohren. Vermehrt wird daher die Sorge geäußert, dass es sich bei Beteiligungs- bzw. Übernahmebegehren in sensiblen Wirtschaftsbereichen um strategische Beteiligungen handeln könnte. Dadurch könnte Deutschland über wirt- schaftliche Zusammenhänge politisch erpressbar werden oder dazu gezwungen sein, strategisches Know-how weiterzugeben. Es gibt keinen Grund für allgemeinen Alarmismus gegenüber ausländischen Investoren, zumal die Bundes- republik bislang durchaus gute Erfahrungen mit Großbe- teiligungen aus dem Ausland gemacht hat. Die seit Jahrzehnten operierenden Staatsfonds aus den Erdöl exportierenden Ländern sind uns traditionell will- kommene Investoren, die als umsichtige, fast konserva- tive Anleger auftreten, die langfristige Investitionsper- spektiven vorübergehenden Renditesprüngen vorziehen. Eine merkliche Bedrohung ist von ihnen bislang nicht ausgegangen. Allerdings beschränkte sich ihr Engage- ment bislang auch immer auf Minderheitsbeteiligungen. Was wir also sicher nicht wollen, ist eine Dämonisie- rung ausländischer Investoren wie der Staatsfonds. Denn klar ist, dass ausländische Staatsfonds in der Finanzkrise bereits eine positive Rolle gespielt haben. Staatsfonds sorgen für Liquidität auf den Finanzmärkten, auch in Krisenzeiten. Sie verteilen bestehende Risiken und tra- g d l S w s g k K s s g s t l e d d c m a b s a a f m i w O w f N o s n t g d d t s g i z 4 s e b g g d g (C (D en mit ihrem weltweiten Engagement zur Integration er internationalen Finanzmärkte bei. Der Gesetzgeber sollte sich rechtzeitig mit potenziel- en Risiken auseinandersetzen. Die Finanzkraft der taatsfonds und der internationalen Finanzakteure ächst. Es stellt sich die Frage, ob wir solche Wirt- chaftsbereiche, die zum Beispiel Fragen der Versor- ungssicherheit berühren – wie die Funktionsfähigkeit ritischer Infrastrukturen und Märkte – oder sensibles now-how, jeglichem Investitionsvorhaben mit Bauch- chmerzen preisgeben oder ob wir uns das Recht zuge- tehen, problematische Investitionen zu prüfen und ge- ebenenfalls zu untersagen. Der Europäische Gerichtshof, EuGH, betrachtet ein olches – übrigens auch schon im EG-Vertrag angeleg- es – Prüfbegehren als gerechtfertigt, sofern eine tatsäch- iche und hinreichend schwere Gefährdung vorliegt, die in Grundinteresse der Gesellschaft berührt. Ich denke a zum Beispiel an die derzeit zum Verkauf angebotenen eutschen Stromnetze. Mit Blick auf die Versorgungssi- herheit, die auch in Zukunft gewährleistet werden uss, kann es gerechtfertigt sein, bestimmte Aktivitäten usländischer Investoren unter den Vorbehalt einer Un- edenklichkeitsprüfung zu stellen. Dafür wollen wir mit der 13. Novelle des Außenwirt- chaftsgesetzes eine gesetzliche Grundlage schaffen – llerdings mit klaren Grenzen, um Deutschlands Status ls attraktiven Investitionsstandort nicht zu gefährden. Vorgesehen ist ein Prüfrecht der Bundesregierung, so- ern Investoren aus Nicht-EU- und Nicht-EFTA-Staaten indestens 25 Prozent der Stimmrechtsanteile an einem n Deutschland ansässigen Untenehmen erwerben ollen – sofern daraus eine Gefährdung der öffentlichen rdnung oder der Sicherheit der Bundesrepublik er- achsen könnte. Der EuGH erkennt eine mögliche Ge- ährdung der öffentlichen Sicherheit in Sektoren mit etzinfrastrukturen, wie Telekommunikation und Strom, der bei der Gewährleistung von Dienstleistungen von trategischer Bedeutung. Für ein großes Investitionsvorhaben in einem unter ationalen Sicherheitsaspekten besonders schützenswer- en Sektor greifen gewisse Verfahrensregeln. So gilt es rundsätzlich, eine Einzelfallprüfung vorzunehmen und as Prinzip der Verhältnismäßigkeit zu achten. Die Bun- esregierung hat sich außerdem für eine sehr zurückhal- ende Anwendung der neuen Regelung des Außenwirt- chaftsgesetzes ausgesprochen. Das ist besonders laubwürdig vor dem Hintergrund, dass die heute schon m Außenwirtschaftsgesetz vorhandenen Regelungen ur Übernahme von deutschen Rüstungsunternehmen in 0 Jahren nicht ein einziges Mal angewendet worden ind. Die bestehende Gesetzgebung sichert darüber hinaus inen Großteil möglicher Risiken ab. So sind alle Netz- etreiber in Deutschland nach dem Energiewirtschafts- esetz dazu verpflichtet, Verbraucher sowie nachgela- erte Elektrizitäts- und Gasversorgungsnetze iskriminierungsfrei und zu wirtschaftlichen Bedingun- en an ihr Netz anzuschließen. Der Missbrauch einer 19960 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) ) (B) ) marktbeherrschenden Stellung kann auch nach dem Kar- tellrecht geahndet werden. Schließlich sieht das erst kürzlich verabschiedete Risikobegrenzungsgesetz Maß- nahmen zur Steigerung der Transparenz im Wirken von Finanzinvestoren vor. Dass wir uns an eine zurückhaltende Anwendung des Prüfrechts halten, ist auch eine Frage der Glaubwürdig- keit für den Exportweltmeister Deutschland. Wir dürfen uns nicht an anderen Industrienationen orientieren, die in der letzten Zeit zunehmend auf protektionistische Maß- nahmen zurückgreifen, um ihrer heimischen Volkswirt- schaft vermeintlich Vorteile zu bescheren. Mit Blick auf die schiere Finanzkraft mancher Inves- toren und mögliche strategische Motivationen einer grö- ßeren Unternehmensbeteiligung erscheint es dennoch vernünftig, mithilfe der uns vorliegenden Regelung die Handlungsfähigkeit des Staates zum Schutze kritischer Infrastruktur bzw. sicherheitsrelevanter Dienstleistungen auszubauen. Ich bitte Sie herzlich, den vorliegenden Regierungs- entwurf zu unterstützen. Sicher gibt es noch kleine Än- derungen, die vorgenommen werden sollten. Ich denke da zum Beispiel an jene Regelung, die vorsieht, dass ein potenzieller Investor vor seinem Engagement in Deutschland eine Unbedenklichkeitsbescheinigung be- antragen kann. Dieses Recht sollte auch einem hier an- sässigen Unternehmen zugestanden werden. Auf diese Weise kann es seine Attraktivität gegenüber potenziellen Geldgebern aus dem Nicht-EU- bzw. Nicht-EFTA-Aus- land steigern und den Prozess einer Umstrukturierung beschleunigen. Kurz und gut, nicht nur der Käufer, son- dern auch der Verkäufer sollte ein Anrecht auf die Bean- tragung einer Unbedenklichkeitsbescheinigung haben. Alles in allem haben wir es jedoch mit einem gut durchdachten Entwurf zu tun, dem zugutezuhalten ist, dass er sich stark an bestehendem EU-Recht und an der Rechtsprechung des EuGH orientiert. Er wird damit dem Grundsatz gerecht, dass Rechtsunsicherheit vermieden und das gute Investitionsklima in Deutschland erhalten werden müssen. Rainer Brüderle (FDP): Deutschland profitiert vom internationalen Handel und der Globalisierung wie kaum ein anderes Land. Deutsche Produkte sind fast überall auf der Welt gefragt. Umgekehrt bietet uns der Welthan- del Produkte und Dienstleistungen, die wir selbst gar nicht oder nur deutlich teurer herstellen könnten. Wir profitieren nicht nur vom Warenhandel, sondern auch von ausländischem Kapital, das in deutsche Unterneh- men investiert wird. Das schafft Arbeitsplätze bei uns und erhöht unseren Wohlstand. Diese Freiheit des Kapi- talverkehrs müssen wir uns erhalten. Sie ist nicht zuletzt unverzichtbarer Bestandteil des europäischen Binnen- marktes und Grundlage unserer Wirtschaftsordnung. Protektionistischen Tendenzen, wie sie in der Diskussion um die Abschottung Deutschlands gegenüber ausländi- schen Staatsfonds seit dem vergangenen Jahr immer wieder bedient wurden, sollte der Bundestag nicht nach- geben. Die Sorge, ausländische Eigentümer könnten un- ser Land lahmlegen wollen, ist unbegründet. e i ö f S B P m A f 5 d w s Z c d z d u w M b w m v F K R U m r l l D v f w i D z r a t I a G E h g d a h W l (C (D Auf Wettbewerbsmärkten ist es kein Problem, wenn in Unternehmen auch ausländische Eigentümer hat. Um n der Konkurrenz bestehen zu können, müssen sich alle konomisch verhalten. Auch ein chinesischer Staats- onds will keine Milliarden an Staatsvermögen in den and setzen. Hier brauchen wir also überhaupt keine eschränkungen, weder Meldepflichten noch staatliche rüfungsvorbehalte. Wenn durch Unternehmensübernah- en die Struktur eines Marktes gefährdet wird, ist es ufgabe des Kartellamts, dies zu prüfen und gegebenen- alls einzuschreiten. Das Bundeskartellamt war in den 0 Jahren seines bisherigen Bestehens immer ein Garant afür, dass der Wettbewerb in Deutschland geschützt ird und sich Monopolisierungstendenzen nicht durch- etzen können. Warum sollten die Wettbewerbshüter in ukunft nicht genauso erfolgreich weiterarbeiten? Selbstverständlich ist es nicht sinnvoll, ein staatli- hes, halbstaatliches oder privates inländisches Monopol urch ein ausländisch beeinflusstes Monopol zu erset- en. Die Antwort kann aber nicht Abschottung lauten; ie Antwort muss Wettbewerb lauten. Wettbewerb ist nd bleibt das beste Entmachtungsinstrument. Es gibt in der Tat Märkte, auf denen sich der Wettbe- erb nicht durchsetzen lässt. In Märkten mit natürlichen onopolen, auf denen kein Wettbewerb herrschen kann, raucht aber auch nicht zwischen guten und uner- ünschten Investoren unterschieden zu werden. Hier uss straff reguliert werden, aber nicht mit Eigentums- erboten, sondern über eine Verhaltensregulierung. Die DP hat vorgeschlagen, den Instrumentenkasten des artellamts um ein Entflechtungsinstrument als Ultima atio zu erweitern. Wer sich als marktbeherrschendes nternehmen dauerhaft wettbewerbswidrig verhält, uss die Konsequenzen zu spüren bekommen. In der Vergangenheit haben wir uns bemüht, mehr Di- ektinvestitionen ins Land zu holen, und haben im Aus- and dafür geworben. Die Wahrscheinlichkeit, dass aus- ändische Staatsfonds nun ihre kompletten Reserven in eutschland anlegen wollen, ist allerdings gering. Jeder ernünftige Investor streut seine Anlagen. Wenn die reien Devisenreserven alle in die G-7-Länder fließen ürden, und zwar proportional zum jeweiligen Brutto- nlandsprodukt der Empfängerländer, wäre das für eutschland ein im Vergleich zur Wirtschaftskraft und u den bestehenden ausländischen Investitionen eher ge- inges Volumen. Realistisch dürfte sein, dass sich die usländischen Direktinvestitionen in Deutschland künf- ig um einige Prozent erhöhen – jedenfalls wenn wir den nvestoren keine Knüppel zwischen die Beine werfen. Mehr ausländische Investitionen in Deutschland sind lles andere als ein Anlass zur Sorge und schon gar kein rund, Industriepolitikern eine Spielwiese für staatliche ingriffe in die Wirtschaft zu schaffen. Statt den Frei- andel jetzt infrage zu stellen, muss Deutschland ein anz anderes Ziel verfolgen: Wir sollten darauf dringen, ass die Welthandelsorganisation neben dem Freihandel uch den Wettbewerb schützt. Deutschlands Schicksal ängt von offenen Märkten und mehr Wettbewerb ab. ir sollten uns auch auf europäischer und internationa- er Ebene dafür einsetzen, dass die politische Einfluss- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 19961 (A) ) (B) ) nahme auf ausländische Direktinvestitionen überall ver- ringert wird. Mit dem Gesetzentwurf der schwarz-roten Koalition werden Investitionen und Arbeitplätze in Deutschland gefährdet. Auch wenn das Veto der Regie- rung nur im Einzelfall angewendet werden soll, schreckt es ausländische Geldgeber grundsätzlich ab. Das ist generell, aber insbesondere im gegenwärtigen Konjunk- turabschwung wirtschaftspolitisch unverantwortlich. Die- ser schwarz-rote Merkantilismus ist zum Scheitern ver- urteilt. Das ist genauso unsinnig, als wenn wir unsere Seehäfen gegen ausländische Schiffe abschotten würden. Wir brauchen keinen Protektionismus. Mit einem protek- tionistischen Wirtschaftsnationalismus verschenken wir Chancen, auch wenn er unter dem Deckmantel „aktiver Industriepolitik“ daherkommt. Das Außenwirtschaftsge- setz muss internationalen Handel und Investitionen un- terstützen und nicht behindern. Deshalb gilt es, interna- tional für mehr Transparenz auf den Kapitalmärkten zu werben und das Wettbewerbsrecht konsequenter anzu- wenden. Dr. Herbert Schui (DIE LINKE): Vor einigen Tagen bemühte sich der Bundeswirtschaftsminister gegenüber China, Missverständnisse auszuräumen, und ermunterte den chinesischen Staatsfonds zu Investitionen in Deutschland. Dieses Missverständnis bringt die Bundes- regierung heute in den Bundestag ein. Sie stellt damit ein Gesetz zur Debatte, das ihr selbst etwas peinlich ist. Das Gesetz ermöglicht staatliches Eingreifen bei Unterneh- mensübernahmen. Etwas komisch wirkt es daher, wenn der zuständige Minister es mit den Worten kommentiert, dass die Unternehmen sich darauf verlassen könnten, dass die Regierung am liebsten gar nicht eingreift. Sie hatte auch etwas Pech mit ihrem Projekt. Erst ver- langen diverse DAX-Vorstände, darunter der Vorstands- vorsitzende der Deutschen Bank, von der Regierung Maßnahmen zum Schutz vor ausländischen Staatsfonds. Als sich dann die Regierung emsig an die Arbeit macht, erntet sie nicht Anerkennung, sondern öffentliche Dre- sche von denen, die das Gesetz bestellt hatten. Ein Grund dafür ist, dass sich der Wind inzwischen gedreht hat. In der Finanzkrise hofft so manches westliche Un- ternehmen auf Rettung durch einen Staatsfonds. Die einst stolzen westlichen Finanzinstitute nahmen dankend 92 Milliarden Dollar von Staatsfonds entgegen. Der Au- ßenminister und der Finanzminister machten in den letz- ten Wochen arabischen und asiatischen Fonds ihre Auf- wartung, unter anderem, um für eine Beteiligung bei der Deutschen Bahn zu werben. Ein weiterer Grund für die Ablehnung der Wirtschaft ist, dass sie anderen Staaten nicht zugestehen möchte, was die Bundesregierung für sich in Anspruch nimmt. Die Wirtschaft möchte, dass Deutschland auch weiterhin andere Länder zwingt, ihre Märkte zu öffnen und ihre öffentlichen Unternehmen an ausländische Investoren zu verkaufen. Deutsche Unter- nehmen kaufen mehr ausländische Firmen als umge- kehrt. Der wichtigste Grund für die Ablehnung der Wirt- schaft ist jedoch das, was Michael Hüther als schweren ordnungspolitischen Sündenfall bezeichnet. Mit ihrem Gesetzesvorschlag gibt die Bundesregierung zu, dass K l k d g j R d n n D f d D g g r o i i ü d o v k m s m g g d w S n A w Z E d f m d K s P u n l M c i G b S l s b (C (D apitalverkehrsfreiheit und Vertragsfreiheit keine abso- uten Rechtsgüter sind. Unternehmensübernahmen sind eine Privatangelegenheit. Sie sind den Grundinteressen er Gesellschaft unterzuordnen. Nun hat die Bundesre- ierung nicht die Absicht, dies ernst zu nehmen. Sie hat a bereits klargemacht, dass Arbeitsplatzsicherung keine olle spielen wird. Doch die Wirtschaft hat Angst davor, ass andere die Grundinteressen der Gesellschaft ernster ehmen könnten, dass das Eigentum an Betrieben zu ei- er politischen Frage wird. Der Bundesverband der eutschen Industrie sieht deshalb „ein Risikopotenzial ür Staatseingriffe und Populismus“. Die Bundesregierung hatte einige Schwierigkeiten, zu efinieren, was gutes und was böses Kapital sein soll. er erste Entwurf wurde zurückgezogen, der Zeitplan eriet durcheinander. Jetzt verzichtet sie auf eine Ab- renzung und setzt auf Einzelfallprüfungen. Die Kanzle- in nannte in ihren ersten Äußerungen die pure Rendite- rientierung privater Investoren sogar als Positivmerkmal m Vergleich zu Staatsfonds. Für die meisten Menschen st dagegen klar, dass die zunehmend kurzfristige und berzogene Renditeorientierung von Finanzinvestoren as Allgemeinwohl bedroht. Ob sie aus Deutschland der einem anderen Land kommen, ob es sich um pri- ate oder staatliche Fonds handelt, spielt dabei meist eine Rolle. Will man das öffentliche Interesse schützen, sollte an die wichtige Infrastruktur überhaupt nicht privati- ieren. Sie gehört in öffentliche Hand. Investoren kann an am besten kontrollieren, wenn die Beschäftigten ge- enüber der Kapitalseite im Unternehmen mindestens leichberechtigt sind. Die Bundesregierung verfolgt iese Ziele nicht. Die Absage des Börsengangs der Bahn ird sie sich ja wohl nicht als Verdienst anrechnen. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): eit Juni 2007 kündigt die Große Koalition in immer euen Varianten mit großer Rhetorik eine Reform des ußenwirtschaftsgesetzes an. Jetzt wird der Gesetzent- urf als nächtlicher Tagesordnungspunkt eingebracht. uvor hörte man munkeln, die Koalition sei mit ihrem ntwurf nun gar nicht mehr so glücklich. Nachdem vor er letzten Hessen-Wahl das Schreckgespenst „Staats- onds“ an die Wand gemalt und die Abwehr von allen öglichen Gefahren bis zum Bundesparteitag der CDU iskutiert wurde, ist es nun merkwürdig still geworden. ein Wunder: Erst vorgestern tagte der Deutsch-Chine- ische Gemischte Wirtschaftsausschuss in Berlin. Laut ressemitteilung des deutschen Wirtschaftsministeri- ms war „Kernthema des Ausschusses die Frage nach ei- em Ausbau von chinesischen Investitionen in Deutsch- and“. Genau vor denen hatte die Große Koalition über onate populistisch gewarnt. Und in den letzten Wo- hen warb die deutsche Finanzagentur auch international ntensiv für die Staatsanleihen, die Deutschland zur egenfinanzierung seines Banken-Rettungspaketes raucht. Bei beiden Themen erscheint der chinesische taatsfonds plötzlich in viel freundlicherem Licht als im etzten Hessen-Wahlkampf. Mit der Finanzmarktkrise cheint sich die Perspektive doch sehr verschoben zu ha- en. 19962 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 (A) (C) (B) ) Nach diesem Gesetzentwurf will das Wirtschaftsmi- nisterium nun bei 25 Prozent Beteiligung von Investoren aus Nicht-EU-Staaten an deutschen Unternehmen das letzte Wort haben. Wie ist die Situation? Zunehmend en- gagieren sich weltweit staatliche Fonds. Es besteht die Sorge, dass sie die Unternehmenspolitik beeinflussen könnten. Um dieser Sorge zu begegnen, braucht es an- dere Antworten als die der Bundesregierung. Wir brau- chen gemeinsame Regeln, die staatlichen wie privaten Finanzinvestitionen einen Handlungsrahmen geben. Ge- nau das leistet der Gesetzentwurf aber nicht. Nicht aus- tionsabkommen auf globaler Ebene, für soziale und ökologische Standards im internationalen Handel sowie für internationale Regeln, die mehr Transparenz in der Investitionspolitik von Fonds schaffen. Machtbegrenzungen in Unternehmen sind in Deutschland schon lange nötig. Wenn wir sie umsetzen, schützen wir sie auch vor unerwünschtem Einfluss von außen. Das deutsche Wettbewerbsrecht insgesamt ist voller Lücken. Wer Wirtschaftsmacht begrenzen will, muss in allen Bereichen gegen Monopole vorgehen. Die ländische Beteiligungen an sich sind das Problem. Es kommt darauf an, wie überhaupt Investitionskontrolle aussehen soll. Und da bleibt dieser Gesetzentwurf alle Antworten schuldig. Wir brauchen als Exportland beides: Erstens brauchen wir eine Öffnung für ausländische Investoren. Zweitens müssen faire Regeln für deutsche wie für ausländische Investoren gleichermaßen gelten. Das schafft Vertrauen, und daran werden deutsche Investoren im Ausland ge- messen. Diese Frage ist für alle Wirtschaftszweige höchst relevant. Dieser Entwurf stellt mit der 25-Prozent-Regel dage- gen ausländische Investoren unter Generalverdacht und schadet dem Investitionsstandort. Er ist auch europa- rechtlich in höchstem Maße fragwürdig. Wir haben in der EU den Grundsatz der Kapitalverkehrsfreiheit. Der wird im Gesetzentwurf mehrfach verletzt. Einmal sollen hier selbst Firmen aus EU-Staaten anders behandelt wer- den, wenn sie selbst zu einem Viertel Investoren von au- ßerhalb der EU gehören. Dann sollen sie auch unter die 25-Prozent-Regel fallen, wenn sie in Deutschland inves- tieren. Das wird vor den Europäischen Gerichten nicht Bestand haben. Die Frage der Sicherheitsinteressen, die mit der Wirtschaft verbunden wird, wird im Entwurf nicht näher definiert. Genau das fordert aber die EU. In unserem Grünen-Antrag für eine nachhaltige inter- nationale Investitionspolitik vom Juni beschreiben wir, worum sich die Bundesregierung kümmern müsste, wenn es ihr wirklich um eine wirkungsvolle Investitions- kontrolle ginge. Wir haben Probleme mit Investoren, die sich nicht an Regeln halten, egal, ob sie nun inländisch oder ausländisch sind. Nicht nur Staatsfonds, sondern auch viele Hedgefonds arbeiten sehr intransparent. Die internationalen und europäischen Gremien und Institutio- nen haben begonnen, multilaterale Lösungswege bei der Kontrolle von Investoren zu entwickeln. Wir müssen die Investitionsregeln in der EU harmonisieren. Wir erwar- ten entsprechende Initiativen der Regierung bei der in- ternationalen Regelsetzung: für multilaterale Investi- K L g s l W v n E t r d n m n I k v d m R g s s u d g N v v g d B a P d e (D onzentration nimmt zu, nicht nur bei Strom, Gas und ebensmitteln. Es spricht einiges dafür, jetzt für Klarheit bei den Re- eln, aber auch für eine Offenheit bei Investitionen zu orgen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, Deutsch- and würde sich gegen ausländisches Kapital wehren. ir brauchen es und müssen es willkommen heißen. Ein erantwortungsvoller Vorschlag für gemeinsame inter- ationale Regeln schafft Vertrauen und ist zielführend. r muss jetzt engagiert vertreten werden. Genau das leis- et dieser Gesetzentwurf nicht. Darum wäre die Bundes- egierung gut beraten, ihn jetzt zurückzuziehen und sich er eigentlichen Regulierungsprobleme endlich so anzu- ehmen, wie das unser Antrag beschreibt. In letzter Zeit hat der Wirtschaftsminister seine Argu- entation zu diesem Gesetzentwurf geändert. Er warnt un weniger vor den Staatsfonds, sondern vor russischen nvestoren, die das deutsche Stromübertragungsnetz auf- aufen könnten und will dies mit der 25-Prozent-Regel erhindern. Aber das Kernproblem ist doch, dass heute ie großen Energiekonzerne mit den Netzen einen im- ensen Wettbewerbsvorteil haben und es noch gar keine egulierung für den Verkauf der Übertragungsnetze ibt, den Vattenfall und Eon planen. Wir Grünen haben chon im Frühsommer ein Modell für eine Netzgesell- chaft mit staatlicher Mehrheitsbeteiligung vorgelegt nd in den Bundestag eingebracht. Uns geht es darum, ie Grundlage für einen fairen Wettbewerb auf den Ener- iemärkten zu schaffen. Dazu muss klar sein, dass die etze weder großen Stromkonzernen einen Marktvorteil erschaffen, noch zur Gelddruckmaschine für andere In- estoren verkommen. Diese grundlegende Infrastruktur ehört unter eine starke Regulierung. Und genau gegen iese Regulierung hat sich der Wirtschaftsminister in rüssel stets gewehrt. Auch hier erwarten wir Antworten uf das Problem, anstatt einen Gesetzentwurf, der an der roblemlage völlig vorbeigeht. Mit unserem grünen Mo- ell für die Netzgesellschaft können wir ihnen hier gerne ine Hilfestellung bieten. 91, 1 0, T 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. November 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27 Anlage 28 Anlage 29 Anlage 30 Anlage 31 Anlage 32 Anlage 33
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618600000

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Dabei

möchte ich die Kolleginnen ganz besonders hervorhe-
ben. Die Sitzung ist eröffnet.

Heute ist der 90. Jahrestag der Einführung des Frauen-
wahlrechts in Deutschland. Genau heute vor 90 Jahren,
am 12. November 1918, verkündete der Rat der Volks-
beauftragten in seinem Aufruf an das deutsche Volk:

Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind
fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, all-
gemeinen Wahlrecht auf Grund des proportionalen
Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten
männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.

Damit erlangte das Wahlrecht für Frauen in Deutschland
erstmals Gesetzeskraft.

Die Verkündung des Frauenwahlrechts durch die zwei
Tage zuvor aus der Revolution hervorgegangene Regie-
rung bedeutete die Erfüllung einer Forderung, für die
Frauenorganisationen leidenschaftlich und zu Recht
viele Jahre gekämpft hatten. Die Gleichberechtigung der
Frau und die Einführung des Frauenstimmrechts waren
schließlich wesentliche Leitgedanken der Revolutionäre
von 1918, die in der Weimarer Republik, der ersten
parlamentarischen Demokratie auf deutschem Boden,
Realität wurden.

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Redet
Von den insgesamt 421 Sitzen der auf Grundlage des
neuen demokratischen Wahlrechts gewählten National-
versammlung wurden zunächst 36, später 41 Sitze von
weiblichen Abgeordneten besetzt. Zu den Parlamenta-
rierinnen der ersten Stunde gehörten unter anderem
Gertrud Bäumer und Marie-Elisabeth Lüders, Marie
Juchacz und Luise Zietz. Das Zahlenverhältnis von
Männern und Frauen im Parlament hat sich über
90 Jahre hinweg verbessert. Bei 32,1 Prozent liegt der
Frauenanteil heute im Deutschen Bundestag. Die Auffas-
sung, dass das nicht genug ist, werden die meisten teilen.


(Beifall bei der SPD, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schließlich ist noch immer nicht jeder zweit
Hauses von einer Frau besetzt. So sollte es ab

(C (D ung 2. November 2008 0 Uhr Die Verwirklichung tatsächlicher Gleichberechtigung on Frau und Mann in allen Bereichen und auf allen benen der Gesellschaft ist ein langer Weg. Bis heute ist ieses Ziel nicht erreicht. Die Einführung des Frauenahlrechts war nur ein Schritt auf diesem Weg, gleichohl ein sehr bedeutsamer. Daher markiert der 2. November 1918 ein historisches Datum, an das wir ns heute nicht ohne Stolz erinnern. Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, eine amtlihe Mitteilung: Der Kollege Dr. Konrad Schily feierte m vergangenen Freitag seinen 71. Geburtstag. Im Naen des ganzen Hauses gratuliere ich ihm und wünsche lles Gute. Der Kollege Albert Rupprecht hat sein Amt als chriftführer niedergelegt. Als Nachfolger schlägt die raktion der CDU/CSU den Kollegen Paul Lehrieder or. Sind Sie damit einverstanden? – Dann ist das so bechlossen. Dazu gratulieren wir Ihnen außerordentlich. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall)


Interfraktionell ist verabredet worden, die verbun-
ene Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste auf-

ext
geführten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Wolfgang Bosbach, Dr. Hans-Peter Uhl, Kristina
Köhler (Wiesbaden), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord-
neten Sebastian Edathy, Gabriele Fograscher,
Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Verbot des Vereins „Heimattreue Deutsche Ju-
gend“ (HDJ) prüfen

– Drucksache 16/10839 –
ngsvorschlag:
huss (f)


schuss
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
sowie

e Platz des
er sein.

Überweisu
Innenaussc
Rechtsaus
Ausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
ZP 2 Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE

Bahnchef Mehdorn ablösen, Verkehrsminis-
ter Tiefensee entlassen, Börsengang der Deut-
schen Bahn endgültig absagen

ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus

(Bremen)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Historische Chance des VN-Übereinkommens
über die Rechte von Menschen mit Behinde-
rungen nutzen

– Drucksache 16/10841 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
weit erforderlich, abgewichen werden.

Schließlich mache ich auf zwei nachträgliche Aus-
schussüberweisungen im Anhang der Zusatzpunktliste
aufmerksam:

Der in der 140. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem
Rechtsausschuss (6. Ausschuss) zur Mitberatung über-
wiesen werden.

Beratung des Antrags der Abgeordneten Carl-
Ludwig Thiele, Frank Schäffler, Dr. Hermann
Otto Solms, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP

Keine Steuererhöhung bei der Erbschaftsteuer –
Gesetzentwurf zur Reform des Erbschaft-
steuer- und Bewertungsrechts zurückziehen

– Drucksachen 16/7765 –
überwiesen:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Der in der 76. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem
Rechtsausschuss (6. Ausschuss) zur Mitberatung über-
wiesen werden.

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Ulla Lötzer,

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(C (D weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Den Reichtum umverteilen – für eine sozial gerechte Reform der Erbschaftsbesteuerung – Drucksache 16/3348 – überwiesen: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – ch höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlosen. Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 1 auf: – Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Einsetzung eines Gremiums gemäß § 10 a des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes – Drucksache 16/10835 – – Wahlvorschläge der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wahl der Mitglieder des Gremiums gemäß § 10 a des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes – Drucksache 16/10836 – Wir kommen sofort zur Abstimmung. Wer stimmt für en gemeinsamen Antrag auf Einsetzung des Gremiums uf Drucksache 16/10835? – Gegenstimmen? – Enthalungen? – Damit ist der Antrag einstimmig angenomen. Das Gremium gemäß § 10 a des Finanzmarktstabi isierungsgesetzes ist damit eingesetzt. Wir kommen zur Wahl der Mitglieder. Wer stimmt ür die gemeinsamen Wahlvorschläge auf Drucksahe 16/10836? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – amit sind die Wahlvorschläge einstimmig angenomen. Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Hans-Peter Uhl, Kristina Köhler der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Sebastian Edathy, Gabriele Fograscher, Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Verbot des Vereins „Heimattreue Deutsche Jugend“ – Drucksache 16/10839 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Eine Aussprache ist für heute nicht vorgesehen. Daher kommen wir gleich zur Überweisung. Interraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Drucksache 16/10839 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. – Damit sind Sie einverstanden. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 2 auf: Fragestunde – Drucksachen 16/10802, 16/10834 – Zunächst rufe ich gemäß Nr. 10 der Richtlinien für die Fragestunde die dringlichen Fragen auf. Es handelt sich um den Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Ich rufe die dringliche Frage 1 des Kollegen Volker Beck auf: Warum setzen die neuen „Atommüll-Behälter … deutlich mehr“ – 40 Prozent – „Neutronenstrahlung frei als die alten Castor-Behälter“ und welche Konsequenzen hat dies für Schutzmaßnahmen für Polizei und Bevölkerung im Umfeld der Transportstrecke? A Vielen Dank, Frau Präsidentin. Wenn Sie erlauben, würde ich gerne die dringlichen Fragen des Kollegen Beck und des Kollegen Hofreiter gemeinsam beantworten, weil sie den gleichen Themenkomplex umfassen. Ich beginne mit der Frage des Kollegen Beck. Die Antwort lautet wie folgt: Der Vergleich der Gammaund Neutronenleistungsmessungen an den Castorbehältern beim Transport im Jahr 2006 und der Messungen der Aufsichtsbehörden an den TN-85-Behältern in diesem Jahr zeigt, dass die Ergebnisse der Gammaund Neutronenleistungsmessungen nahezu übereinstimmen und keine systematischen Nachteile der TN-85-Behälter gegenüber den Castorbehältern ersichtlich sind. Somit sind nach Ansicht der Bundesregierung Presseverlautbarungen unzutreffend, nach denen die TN-85Behälter deutlich mehr Neutronenstrahlung freisetzen als die Castorbehälter in den vergangenen Jahren. Die Schutzmaßnahmen für die Polizei und die Bevölkerung orientieren sich somit an den bereits in 2006 und früheren Jahren ergriffenen Maßnahmen beim Transport von Castorbehältern in das Zwischenlager Gorleben. Dann rufe ich jetzt die dringliche Frage 2 des Abge ordneten Dr. Anton Hofreiter auf: Inwieweit teilt die Bundesregierung die Ansicht des Lei ters der Strahlenschutzkommission, Rolf Michel, dass für Castortransporte ein Minimierungsgebot für die frei werdende Strahlung aus Gründen der Minimierung der Gefährdung der Öffentlichkeit und der am Transport Beteiligten gelten müsse, nachdem beim aktuellen Castortransport mit französischen Behältern vom Typ TN 85 die Strahlung in der Umgebung offenbar höher als in den letzten Jahren war, und welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung daraus? A Die Frage des Kollegen Hofreiter beantworte ich wie folgt: Das Sicherheitskonzept bei der Beförderung radioaktiver Stoffe beruht gemäß verkehrsrechtlicher Vor s D b h d d d f d l m s Z a h F m k b 2 G g s n 2 f k g I C a e 2 v d n F e s d m (C (D chriften auf der Festlegung von Grenzwerten für die osisleistung und die Kontamination für die Transportehälter und die Fahrzeuge. Dieses Sicherheitskonzept at sich nach Ansicht der Bundesregierung sowohl bei en Transporten in der Vergangenheit als auch bei dem iesjährigen Transport von hochradioaktiven Abfällen in as Zwischenlager Gorleben bewährt. Die in diesem Jahr und in der Vergangenheit durchgeührten Messungen der Aufsichtsbehörden bestätigen, ass von allen verwendeten Transportbehältern die zuässigen Grenzwerte für die Dosisleistung und Konta ination unterschritten wurden. Die Bundesregierung tellt klar, dass auch in Zukunft nur Transporte in das wischenlager genehmigt und durchgeführt werden, die lle verkehrsrechtlichen und atomrechtlichen Sichereitsanforderungen erfüllen. Herr Beck, Sie haben eine Nachfrage. Frau Präsidentin, ich gehe davon aus, dass wir die ragerechte aufaddieren, weil die Kollegin im Zusamenhang geantwortet hat. Herr Beck, selbstverständlich. Das freut mich. – Um Ihre Antwort nachvollziehen zu önnen, würde ich gerne wissen, wie hoch die Strahlenelastungen pro Castorbehälter im Jahre 2006 und in 008 waren, damit wir das mit den Untersuchungen, die reenpeace gemacht hat, abgleichen können; denn es ibt offensichtlich einen Widerspruch bei den Ergebnisen der zwei stattgefundenen Messungen. A Die Ergebnisse der Messungen in den Jahren 2008, 006 und auch in den Vorjahren sind im Internet veröfentlicht, unter anderem auf der Website der GRS. Dort önnen Sie sich die Kurve ansehen und ausdrucken. Es ibt ja unterschiedliche Messungen unterschiedlichster nstitutionen in unterschiedlichen Entfernungen vom astorbehälter. Sie können sich dort die Kurven genau nschauen. Sie sehen, dass sich die Kurven der Messrgebnisse nicht unterscheiden, wenn man 2008 und 006 vergleicht. Hat denn die Bundesregierung die Pressemeldungen on Montag zum Anlass genommen, mit Greenpeace arüber zu sprechen, wie sie zu den anderen Messergebissen gekommen sind, um der Diskrepanz in dieser rage nachzugehen? Es ist doch alarmierend, wenn man inerseits Messergebnisse hat, die auf ein Nichtanwachen der Strahlung hindeuten, und andererseits welche, ie einen anderen Befund liefern. Meines Erachtens uss man im Rahmen der Atomaufsicht dieser Frage Volker Beck nachgehen. In welcher Form sind Sie dieser Frage seit Montag nachgegangen? A Wir haben keine Veranlassung, an den veröffentlichten Messergebnissen zu zweifeln. Ich hatte keinen direkten Kontakt mit Greenpeace. Wir haben uns über die Veröffentlichung von Greenpeace gewundert und wissen nicht, wie man zu dem entsprechenden Ergebnis gekommen ist. Sowohl die Messungen, die in Frankreich beim Start der Behälter durchgeführt wurden, als auch die Messungen, die von deutschen Behörden durchgeführt wurden, kamen alle zu dem gleichen Ergebnis, das auf der Website der GRS zusammengefasst veröffentlicht wird. Herr Hofreiter. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618600100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618600200
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618600300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618600400
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618600500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618600600
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618600700
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618600800
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618600900




(A) )


(B) )

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618601000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618601100

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Sehr geehrte Frau
Staatssekretärin, haben wir Sie richtig verstanden, dass
Sie keinerlei Kontakt zu Greenpeace gesucht haben, die
Messungen nicht überprüft haben und nicht beurteilen
können, ob Greenpeace einen Messfehler gemacht hat
oder ob diese Messungen korrekt sind?

A
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618601200


Es gibt die Vermutung, dass Greenpeace Messungen
durchgeführt hat, deren Ergebnisse sehr wohl im Rah-
men der Grenzwerte liegen, und man aus diesen Mess-
ergebnissen Rückschlüsse auf Messwerte in unmittelba-
rer Nähe des Castorbehälters gezogen hat. Dort haben
aber keine Messungen von Greenpeace stattgefunden.
Die Behörden haben in unmittelbarer Nähe, also in ei-
nem 2-Meter-Abstand, Messungen durchgeführt. Das
sind die Messungen, die dokumentiert sind und deren
Ergebnisse sich von denen in den Vorjahren nicht unter-
scheiden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618601300

Sie haben eine weitere Nachfrage. – Bitte sehr.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich hatte Sie nach dem Minimierungsgebot gefragt.
Sie haben uns geantwortet, dass die Strahlung innerhalb
der Grenzwerte liegt. Aber darum ging es nicht in der
Frage und auch nicht in der Aussage von Herrn Michel.
Es ging um das Minimierungsgebot. Teilen Sie nun die
folgende Ansicht – diese beachtet das Minimierungsge-
bot –: Wenn beide Behältertypen unterhalb des Grenz-
wertes liegen, wobei ein Behältertyp, der klassische
Castorbehälter, besser ist, müsste dieser Behälter ver-
wendet werden? Oder teilen Sie diese Ansicht, die Herr
Michel vorgetragen hat, nicht?

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(C (D A Natürlich gibt es ein Minimierungsgebot. Das ist ja uch der Grund, weshalb nicht die bisherigen Castorbeälter zum Einsatz gekommen sind, sondern die speziell ür die jetzt transportierten HAW-Glaskokillen entwikelten neuen Behälter TN 85. Der Inhalt dieser Behäler, die jetzt transportiert wurden, entwickelt eine höhere adioaktivität und damit auch eine höhere Wärmeleis ung als der Inhalt früherer Castorbehälter. Deshalb wuren die bisherigen Behälter nicht zum Einsatz gebracht, ondern die neu entwickelten Behälter, deren Dosisleisung an der Außenhülle sich nicht von der früherer Beälter unterscheidet. Die Aussage von Herrn Michel bezog sich auf die ypothese, dass man sich, wenn die Messungen, Aussaen und Rückschlüsse von Greenpeace stimmen sollten, atürlich Gedanken darüber machen muss. Da aber die essungen sowohl der Behörden in Frankreich als auch n Deutschland, die tatsächlich in unmittelbarer Nähe der astorbehälter und auch in weiterer Entfernung durchge ührt wurden, die Ergebnisse von Greenpeace nicht betätigt haben, gibt es aus unserer Sicht dazu keine Veranassung. Die nächste Frage hat die Kollegin Menzner. Danke, Frau Präsidentin. – Da es sich um zwei Fra enkomplexe handelt, gehe ich davon aus, dass ich zwei achfragen stellen darf. Die erste Frage betrifft die Messungen von Greeneace, deren Ergebnisse die Menschen sehr irritiert aben; Greenpeace hat allerdings selbst darauf hingeiesen, dass sie nicht unter optimalen Bedingungen vorenommen wurden. Wir alle wissen, dass Neutronentrahlung nicht innerhalb von Tagen geringer wird. Ist on Ihrer Seite vorgesehen, noch einmal unabhängige rüfmessungen, wie sie auch vor dem Abtransport und ach der Ankunft vorgesehen sind, durchzuführen, und war an allen elf Behältern und nicht nur stichprobenrtig? A Da solche Messungen bereits vorgenommen worden ind, und zwar sowohl auf französischer Seite als auch uf deutscher Seite, nämlich vom Eisenbahn-Bundesamt nd vom Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg, ehen wir keine Veranlassung, diese Messungen zu wieerholen oder ihre Ergebnisse in Zweifel zu ziehen. Meine zweite Frage: Ist Ihnen bekannt, dass der nie ersächsische Landtagsabgeordnete unserer Partei aufrund der Verwendung der neuen Behälter Strafantrag nter anderem gegen die Genehmigungsbehörde gestellt at? Dorothée Menzner Ich möchte auf zwei wesentliche Punkte des Strafantrags hinweisen. In der Begründung heißt es erstens, dass die Neutronenabschirmung im Bereich der Tragzapfen im Deckenbereich stark minimiert ist, und zweitens, dass Havarietests nur mit Modellen, nicht aber mit Originalcastoren und -behältern durchgeführt wurden. Wie stehen Sie dazu? A Der Strafantrag ist mir nicht bekannt. Ich kann mich dazu erst äußern, wenn ich seinen Inhalt kenne. Dann erkläre ich Ihnen das sehr gerne. Frau Höhn. Ich bitte, jetzt genauso zu verfahren wie gerade, so dass auch ich zwei Nachfragen stellen darf, eine zur Frage des Kollegen Volker Beck und eine zur Frage von Toni Hofreiter. Unter welchen Rahmenbedingungen sind die Messungen in diesem Jahr vorgenommen worden, und haben sich diese Rahmenbedingungen von den Rahmenbedingungen in den vorigen Jahren unterschieden? A Nein, es haben genau die gleichen Messungen stattgefunden. Wenn man Vergleiche ziehen will, ist es wichtig, dies zu gewährleisten. Ich empfehle Ihnen, sich die auf www.grs.de dargestellten Kurven der letzten Jahre anzuschauen. Dann werden Sie sehen, dass sich die Kurven in nichts unterscheiden. Zweite Nachfrage: Jeder Transport ist mit Strahlen belastung verbunden. Man muss versuchen, sie zu minimieren. Deshalb hat der Umweltminister des Landes Niedersachsen gestern die Forderung aufgestellt, jetzt im Hinblick auf die Endlagerfrage eine ergebnisoffene Suche voranzutreiben und diese Frage nicht auf Gorleben zu beschränken. Meine Frage an Sie: Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass man jetzt eine ergebnisoffene Suche starten sollte, auch nach anderem Wirtsgestein, und wann wird die Bundesregierung damit endlich loslegen? A Indem ich deutlich mache, dass es, was die Strahlenbelastung durch den Castortransport angeht, in diesem Jahr keine Unterschiede zu den Vorjahren gibt, will ich nichts beschönigen. Das war aber die Implikation der Fragesteller. Ich will nicht beschönigen, dass mit jedem Transport radioaktiven Abfalls Belastungen, auch Strahlenbelastungen, verbunden sind, die sich maximal inner h d w a n s z D T f u s d e f d G a w G s p s d r d d P G u G f p I r b K n A d D h (C (D alb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte bewegen ürfen. An dieser Stelle möchte ich aber auch betonen, dass ir für den Abfall, der in deutschen Kernkraftwerken ngefallen ist und der wiederaufgearbeitet und dann eier Endlagerung zugeführt werden muss, verantwortlich ind. Wir haben die Verantwortung dafür, diesen Abfall urückzunehmen und ihn an die dafür geeignete Stelle in eutschland zu transportieren. Deshalb finden diese ransporte statt. Wie Sie wissen, wird eine Diskussion darüber geührt, wie das künftige deutsche Endlager aussehen soll nd wo es platziert werden soll. Hierzu gibt es unterchiedliche Auffassungen. Die Auffassung des Bunesumweltministeriums – Sie kennen sie – ist, dass wir ine ergebnisoffene Suche starten sollten, um herauszuinden, ob es in Deutschland anderes Wirtsgestein gibt, as als Endlager möglicherweise besser geeignet ist als orleben. Dazu gibt es innerhalb der Bundesregierung llerdings unterschiedliche Auffassungen. Herr Kollege Hill. Auch ich bitte, zwei Nachfragen stellen zu dürfen, je eils eine zu beiden Themen. Frau Staatssekretärin, mir ist bei meinen Besuchen in orleben etwas aufgefallen – es geht um das Begleitper onal –: Die Polizistinnen und Polizisten, die den Transort begleiten, standen ohne Indikatoren bzw. ohne Doimeter sehr dicht an den Castoren. Einmal sah ich sogar, ass eine junge Frau an der Frontseite eines Castors, der elativ hohe Strahlung abgibt, stand. Mir wurde erklärt, ass man lediglich Referenzmessungen an zwei oder rei Stellen des Transportes durchführt, an denen sich ersonal mit Dosimetern befindet. Erste Frage dazu: Warum ist das so? Zweite Frage: eht man hier nicht nachlässig mit diesen Menschen m, die sich allein schon aus beruflichen Gründen diesen efahren aussetzen müssen? Ein weiterer Punkt. Frau Höhn hat eben die Messverahren angesprochen. Inwiefern werden die zum Zeitunkt des Transports vorliegenden Wetterlagen, wie nversionen, Niederschläge usw., bei diesen Messverfahen berücksichtigt? Man muss ja davon ausgehen, dass ei unterschiedlichen Wetterlagen auch unterschiedliche ontaminationen vorhanden sind. A Vielen Dank. – Die Schutzmaßnahmen vor Ort sind ufgabe der Behörden vor Ort. Das ist keine Aufgabe es Bundesumweltministeriums. Durch die Definition von Grenzwerten für maximale osisleistungen, die von den Behältern ausgehen dürfen, at der Bundesgesetzgeber sein Möglichstes getan, um Parl. Staatssekretärin Astrid Klug die Belastung, die von den Behältern ausgeht, zu minimieren und eine Obergrenze festzulegen. (Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Was ist mit den Wetterlagen?)

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618601400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618601500
Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618601600
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618601700
Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618601800




(A) )


(B) )

Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618601900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618602000
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618602100
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618602200
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618602300
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618602400
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618602500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618602600
Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618602700
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618602800




(A) )


(B) )



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618602900

Das war die Antwort auf beide Fragen?

A
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618603000


Ja.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Das ist ein bisschen wenig!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618603100

Der Kollege Beck zur Frage von Herrn Hofreiter.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618603200

Ich habe eine Nachfrage dazu, wie Sie die Kompetenz

Ihres Hauses hinsichtlich der Atomaufsicht handhaben.
Sie sagten vorhin ja, Sie selber hätten nicht bei Green-
peace angerufen. Ich will es Ihnen überlassen, mit wem
Sie telefonieren wollen. Sie werden ja sicher entspre-
chende Leute im Haus haben.

Wenn es Hinweise dafür gibt, dass Messungen von-
einander abweichen und dass etwas schiefgeht, wie bei
Asse II jede Menge schiefgegangen ist, gehen Sie diesen
Hinweisen dann nicht nach, sondern verlassen Sie sich
einfach auf die im Internet präsentierten Messungen?
Oder rufen Sie dort an und fragen Sie: Woher kommen
eure Informationen? Was habt ihr gemessen? Wie
kommt ihr zu dem abweichenden Bild?

Finden Sie nicht, dass es zur Verantwortung Ihres Mi-
nisteriums im Rahmen der Atomaufsicht gehört, einem
solchen Hinweis nachzugehen, statt die Hände in den
Schoß zu legen?

A
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618603300


Da es offizielle Messungen gibt, durch die die Mes-
sungen von Greenpeace nicht bestätigt werden, bzw. wir
auch davon ausgehen, dass Greenpeace Rückschlüsse
aus den eigenen Messungen gezogen hat, die methodisch
nicht zulässig sind, gibt es für uns keine Veranlassung,
daran zu zweifeln, dass sich an der Dosisleistung der Be-
hälter im Vergleich zu den Vorjahren nichts verändert
hat.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618603400

Ein Antrag zur Geschäftsordnung.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618603500

Ich denke, wir haben diese Fragen jetzt eingehend

diskutiert. Dramatisch ist ja insbesondere, dass Sie fest-
stellen mussten, dass die Bundesregierung keine Auffas-
sung zu der Frage hat, wie wir zu einem sicheren Endla-
ger kommen. Ich glaube, bei dieser Frage geht es um die
Umwelt und die Gesundheit des ganzen Landes.

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(C (D Deshalb beantrage ich namens meiner Fraktion, nach 106 und Anlage 5 unserer Geschäftsordnung eine Ak uelle Stunde zum Thema „Aktuelle Castortransporte nd die ungelöste Frage des Atommülls“ durchzuführen. (Zuruf von der SPD: Das ist sehr überraschend!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618603600

Vielen Dank. – Das entspricht der Nr. I.1.b der Richt-

inien für die Aktuelle Stunde. Die Aussprache findet
ach dieser Fragestunde statt.

Nichtsdestotrotz möchte ich gerne noch die beiden
ngemeldeten Nachfragen von Herrn Koppelin und Frau
r. Dückert zulassen, durch die die Aktuelle Stunde ja
ielleicht auch bereichert werden kann.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1618603700

Frau Staatssekretärin, ich beziehe mich mit meiner

rage auf die Frage 1 des Kollegen Beck. Wie viele Poli-
isten waren anlässlich dieses Castortransports im Ein-
atz, und wie hoch sind die Kosten für diesen Einsatz?

A
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618603800


Es tut mir leid. Diese Frage kann ich Ihnen nicht be-
ntworten. Das müssen Sie entweder den Bundesinnen-
inister oder die Länderinnenminister fragen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das kann wirklich nicht wahr sein! Ich dachte, wir hätten eine Bundesregierung! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können wir Sie zitieren?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618603900

Frau Dr. Dückert.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618604000

Frau Staatssekretärin, Sie haben eben ja noch einmal

etont, dass Sie davon ausgehen, dass die Messungen
on Greenpeace methodisch nicht zulässig waren. Auf
er anderen Seite haben Sie auf verschiedene Fragen
einer Kolleginnen und Kollegen geantwortet, dass es

einen Kontakt und keine Gespräche mit Greenpeace
ab. Es stellt sich mir jetzt nicht dar, wie Sie zu der
nterpretation kommen konnten, dass das methodisch
icht zulässig war.

Vor diesem Hintergrund möchte ich Sie fragen, ob
icht gerade die Vermutung, die Sie geäußert haben, und
ie Verunsicherung, die in der Bevölkerung besteht,
azu Anlass geben, zügig mit Greenpeace Kontakt auf-
unehmen und aufzuklären, warum es diese unterschied-
ichen Arten von Messungen bzw. Ergebnisse der Mes-
ungen gab.

A
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618604100


Ich nehme diese Anregungen gerne auf. Aber das
ird an den vorliegenden Messergebnissen aus konkre-

en Messungen im unmittelbaren Umfeld der Castorbe-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Astrid Klug
hälter in einem 2-Meter-Abstand, zu dem Greenpeace
Aussagen gemacht hat, ohne dort gemessen zu haben,
nichts ändern.

Aber ich nehme Ihre Anregungen gerne auf. Das ist
kein Problem.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618604200

Jetzt folgt noch eine Frage von Frau Dr. Flachsbarth.


Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1618604300
Hat die

Bundesregierung Erkenntnisse darüber, in welchem
Maße sich die Belastung für Mensch und Umwelt im
Rahmen der Castortransporte dadurch vervielfacht, dass
es zu maßgeblichen Verzögerungen der Transporte durch
die Demonstrantinnen und Demonstranten kommt, und
wie hoch dann sozusagen die Schadwirkung einzuschät-
zen ist, der nicht nur die Demonstranten ausgesetzt sind,
sondern auch die Polizisten und das Begleitpersonal?

A
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618604400


Ich habe darüber keine Erkenntnisse. Da wir aber, wie
ich schon mehrfach ausgeführt habe, Grenzwerte für die
maximale Strahlenbelastung definiert haben, die von
Castorbehältern ausgeht, und die implizieren, dass davon
keine nicht vertretbaren gesundheitlichen Gefahren aus-
gehen, gilt das sowohl für eine Fahrt, die einen Tag dau-
ert, als auch für eine Fahrt, die zwei oder drei Tage dau-
ert.


Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618604500

Eine zweite Frage.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618604600

Frau Staatssekretärin, vor meiner politischen Tätig-

keit habe ich meine medizinische Ausbildung hinter
mich gebracht. Grenzwerte sind schön und gut, aber sie
sind immer nur in Verbindung mit Expositionszeiten zu
sehen. Das heißt, es mag zwar sein, dass eine solche
Strahlenbelastung für einen oder zwei Tage relativ be-
langlos ist, nicht aber für mehrere Tage. Ich rege in die-
sem Zusammenhang an, möglicherweise auch vonseiten
der Bundesregierung verstärkt darauf hinzuweisen.
Könnten Sie dem zustimmen?

A
Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1618604700


Auch das nehme ich gerne als Anregung mit.


Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618604800

Damit sind wir am Ende der dringlichen Fragen.

Ich rufe die übrigen Fragen in der üblichen Reihen-
folge auf und beginne mit dem Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Ich rufe die Frage 1 des Kollegen Dr. Seifert auf:
Welche Erfahrungen und Ergebnisse gibt es aus Sicht der

Bundesregierung seit Einführung des trägerübergreifenden

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(C (D Persönlichen Budgets als Regelleistung – 1. Januar 2008 –, und welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus diesen Erfahrungen und Ergebnissen? Herr Brandner. K Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr eifert! Nach Auffassung der Bundesregierung ist die eitspanne seit der Einführung des Rechtsanspruchs auf rägerübergreifende Persönliche Budgets noch zu kurz, m über belastbare Erkenntnisse zu verfügen oder um chlussfolgerungen ziehen zu können. Allerdings ist ach Einführung des trägerübergreifenden Persönlichen udgets als Regelleistung ein erheblicher Anstieg der udgetbewilligungen zu konstatieren. Begleitend unterstützt das Strukturverstärkungsproramm der Bundesregierung gezielte Maßnahmen, um as trägerübergreifende Persönliche Budget bekannter u machen. Erste Ergebnisse zur Umsetzung und zum rfolg werden im Sommer 2009 vorliegen. Diese sollen anach in einer Best-Practice-Dokumentation zusamengefasst und als weitere Hilfe für die Inanspruch ahme des Persönlichen Budgets veröffentlicht werden. Herr Dr. Seifert, eine Nachfrage. Vielen Dank für die Aussage, dass Sie noch nichts sa en können, Herr Staatssekretär. Aber immerhin gab es ine ausreichend lange Vorbereitungszeit, in der klar ar, dass das trägerübergreifende Persönliche Budget ur Regelleistung werden soll. Insofern verwundert mich as schon ein bisschen. Ich möchte zumindest nachfragen, ob Sie den Überlick darüber haben, wie viele von den jetzt neu bewiligten Budgets tatsächlich trägerübergreifend sind, also ehr als zwei oder drei Träger umfassen und nicht nur infache Maßnahmen sind, die bisher ohnehin schon in iner geringfügig anderen Form gewährt worden sind. K Herr Abgeordneter Seifert, das Bundesministerium ür Arbeit und Soziales geht von mehr als 5 000 statisisch erfassten Fällen bei Leistungsträgern im Rahmen es Persönlichen Budgets aus; so viele sind jedenfalls ekannt. Tatsächlich werden aber dem Bundesministeium für Arbeit und Soziales längst nicht alle Persönlihen Budgets, die beantragt und von den zahlreichen eistungsträgern in Deutschland bewilligt werden, geeldet. Es kann daher aus unserer Sicht davon ausge angen werden, dass die Zahl bewilligter Persönlicher udgets deutlich höher liegt. Wir gehen im Haus davon us, dass es an die 10 000 sein werden. Eine weitere Nachfrage, Herr Seifert. Sie sprachen nur vom Persönlichen Budget. Wie jeder weiß, gibt es aber einen großen Unterschied zwischen dem allgemeinen Persönlichen Budget und dem trägerübergreifenden Persönlichen Budget. Ich will mich vergewissern, dass wir vom gleichen Sachverhalt sprechen. Ich möchte zudem nachfragen, wie es sich mit der Anrechnung von Einkommen und Vermögen verhält. Jemand, der ein Einkommen hat, weil er oder sie als behinderter Mensch arbeiten geht – das wird von der Bundesregierung gefördert und gefordert –, ist im Rahmen des trägerübergreifenden Persönlichen Budgets nicht anspruchsberechtigt, weil das Gewähren von Sozialhilfeleistungen dann nicht möglich ist. K Auch wenn überwiegend nur ein Träger Leistungen erbringt, gehen wir insgesamt gesehen von dem neuen Leistungsinstrument des trägerübergreifenden Persönlichen Budgets aus. So viel zu Ihrer ersten Frage. Ich will in diesem Zusammenhang sehr deutlich machen, dass die Bundesregierung gerade bezüglich des Persönlichen Budgets sehr viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet hat. Ende 2007 ist eine Öffentlichkeitskampagne mit einer Informationstour der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen mit dem Titel „Selbstbestimmt leben: Persönliches Budget“ durchgeführt worden. Darüber hinaus ist ein Informations-Flyer erstellt worden, und zwar in leichter Sprache. Eine DVD mit wichtigen Informationen zum trägerübergreifenden Persönlichen Budget wurde angefertigt. Zudem wurde eine große Plakatund Anzeigenkampagne durchgeführt. Darüber hinaus werden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales zahlreiche Informationsund Fortbildungsveranstaltungen wie Bundesfachtagungen und Regionalkonferenzen zum Persönlichen Budget durchgeführt und den Interessierten angeboten. Als besonders erfolgreich kann die Informationsbroschüre des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zum trägerübergreifenden Persönlichen Budget bezeichnet werden; diese kennen Sie sicherlich, Herr Seifert. Diese Broschüre wurde über 100 000-mal angefordert bzw. verteilt. Sie ist auch deshalb so nachgefragt, weil sie einen in leichte Sprache übersetzten Teil beinhaltet, der sich insbesondere an Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernbehinderung richtet. Aufgrund der großen Nachfrage ist dieser Informations-Flyer inzwischen auch in Brailleschrift für blinde Menschen herausgegeben worden. Zur Begleitung der Öffentlichkeitskampagne ist für die Jahre 2008 bis 2010 das Programm zur Strukturverstärkung und Vorbereitung auf das Persönliche Budget mit entsprechender begleitender Öffentlichkeitsarbeit aufgelegt worden. Hiermit sollen auch Ideen angeregt werden, wie und wo das neue Instrument zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderung eingesetzt und wie sein Bekanntheitsgrad gesteigert werden kann. Dies wird inzwischen in 27 einzelnen Modell p r T 2 B z w s w K m m b r K m c l g R F D t T m f F s N g d S s p u E z l g d T c k s E (C (D rojekten erprobt. Um das Förderprogramm zu finanzieen, haben die Bundesregierung und der Beirat für die eilnahme behinderter Menschen für die Jahre 2008 bis 010 3,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In den roschüren sind natürlich auch die Leistungsvoraussetungen beschrieben. Dazu liegen zumindest mir keine eiteren detaillierten Angaben vor. Die Fragen 2 und 3 des Kollegen Spieth aus dem Ge chäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit erden schriftlich beantwortet, ebenso die Frage 4 des ollegen Fell aus dem Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Wirtschaft und Technologie. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver raucherschutz. Zur Beantwortung steht die Parlamentaische Staatssekretärin Ursula Heinen zur Verfügung. Ich komme zur Frage 5 der Kollegin Dr. Happachasan: Wie hat sich der Holzpreis für die verschiedenen Sortimente im Laufe dieses Jahres entwickelt, und wie beeinflusst die Finanzkrise den Export von Holz in die USA? Bitte schön. Urs Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Kol egin Dr. Happach-Kasan, die Entwicklung der Erzeuerpreise für forstwirtschaftliche Produkte war für alle ohholzsortimente im Zeitraum von Mitte 2007 bis zum rühjahr 2008 durch einen moderaten Anstieg geprägt. anach sind die Preise bis zum Herbst wieder leicht un er das Niveau von Ende des Jahres 2007 gefallen. Die endenz der Preise für alle Rohholzsortimente – das üssen wir leider deutlich feststellen – ist zurzeit leicht allend. Die Finanzmarktkrise, um zum zweiten Teil Ihrer rage zu kommen, hat eine Rezession in der Bauwirtchaft der USA ausgelöst. Dadurch ist vor allem die achfrage nach Nadelschnittholz deutlich zurückgeganen. Es gab bereits Produktionskürzungen, etwa in skaninavischen Ländern wie Norwegen, aber auch bei uns. ie haben aber noch zu keiner Entspannung der Exportituation beigetragen. Dadurch stehen die Erzeugerreise, insbesondere im Bereich Nadelschnittholz, weiter nter Druck. Gestatten Sie mir noch eine Anmerkung zur weiteren inschätzung der Entwicklung. Wir sind davon übereugt, dass der Rohstoff Holz weiter im Trend der Zeit iegt, es vielfältige Verwendungsmöglichkeiten für ihn ibt und sich dadurch günstige Perspektiven auftun. Ich arf beispielsweise darauf hinweisen, dass es gerade in eilen Osteuropas und des Nahen Ostens einen erheblihen Bauboom gibt, der den Export bei uns beleben ann. Wir hoffen, dass die Initiativen, die der Holzabatzfonds zurzeit ergreift, um den Export zu beleben, den xport vor allem in diese Richtung lenken werden. Frau Happach-Kasan, eine Nachfrage. Frau Kollegin, ich habe dazu eine Nachfrage. Ich be danke mich erst einmal für die positive Einschätzung des Werkstoffes Holz. Die Darstellung der Bundesregierung teile ich. Vor vier Jahren ist in Deutschland die Charta für Holz beschlossen worden, die mit großer Begeisterung sowohl von der Politik als auch von den Unternehmen aufgegriffen worden ist. Meine Nachfrage lautet: Inwieweit sehen Sie Möglichkeiten, über die Umsetzung der Ziele innerhalb der Charta für Holz einen höheren Absatz von Holz im Baubereich gerade in Deutschland zu erreichen? Sind Sie der Auffassung, dass man beispielsweise Architekturbüros stärker dafür begeistern sollte oder Ausbildungskapazitäten zur Verfügung stellen sollte, um die Verwendung von Holz im Baubereich zu verstärken? Denn wir haben Nachbarländer, in denen deutlich mehr mit Holz gebaut wird, als es bei uns in Deutschland der Fall ist. Ur Am liebsten würde ich sagen, dass wir genau das machen wollen und umzusetzen versuchen. Ich weiß nicht, ob Sie im vergangenen Jahr dabei gewesen sind, als hier in Berlin das erste Mehrfamilienhaus aus Holz entstanden ist. Wir meinen, das war ein – wie sagt man immer so schön? – wunderbares Leuchtturmprojekt, mit dem aufgezeigt wird, was man alles mit dem Baustoff Holz machen kann. Wir haben auf den Messen – ich habe viele besucht – gesehen, dass der Baustoff Holz immer mehr im Kommen ist. Ihre Anregung, besonders die Architekturbüros anzusprechen, nehmen wir sehr gerne auf. Bitte schön, Sie haben eine weitere Nachfrage. Wie weit achten Sie – auch in Zusammenarbeit mit anderen Häusern – darauf, dass bei Verordnungen die Verwendung des Werkstoffes Holz nicht stärker mit Auflagen belegt wird, als dies für die Sicherheit der Bauten tatsächlich erforderlich ist? Ur Wie Sie wissen, hat sich die Bundesregierung ganz klar zum Ziel gesetzt, Verordnungen so einfach wie möglich zu halten und vor allen Dingen bürokratische Hemmnisse abzubauen. Aus dem Grund werden nicht nur alle Gesetzesvorhaben, sondern auch alle Verordnungen vom Normenkontrollrat untersucht. Bisher sind wir da auf einem guten Weg. K m c V b m g s m p u d B s m d t n l n s t l w s s R t h k Ü a d G d t c r s m s d b z r h (C (D Jetzt kommen wir zur Frage 6 der Kollegin Happach asan: Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, um die Meldung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL, zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln, die nicht übereinstimmend mit der BVL-Studie sind, richtigzustellen und somit dem falschen Eindruck in der Öffentlichkeit entgegenzutreten, die Verbraucher würden durch Lebensmittel aus Deutschland einem erhöhten Risko ausgesetzt? Urs Hintergrund ist, dass der Leiter des Bundesamtes für erbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im Oktoer gemeinsam mit dem Vorsitz der Landesarbeitsgeeinschaft für Verbraucherschutz die Ergebnisse des so enannten Lebensmittelmonitorings aus dem Jahr 2007 ehr ausführlich vorgestellt hat. Sie wissen, das Lebensittelmonitoring ist ein repräsentatives Untersuchungs rogramm, das von einem Ausschuss der Länder geplant nd dann von den Ländern durchgeführt wird. Die Läner ihrerseits übermitteln dem BVL die Daten, und das undesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel icherheit erstellt anschließend den Bericht. Die Presseitteilung, auf die Sie sich beziehen und die sehr breit in en Medien veröffentlicht wurde, enthält sehr viele neurale Zahlen und präsentiert einige positive, aber auch eiige negative Trends. Gestatten Sie mir, auch wenn das jetzt etwas ausführicher ist, das an einem Beispiel deutlich zu machen, ämlich am Beispiel des Apfels. Daran kann man das so chön sehen. Der Anteil der Höchstmengenüberschreiungen hat sich im Vergleich zum Jahr 2004 halbiert, iegt aber immer noch bei 7,4 Prozent. Erstaunlichereise wiesen deutsche Äpfel – leider – häufiger Rück tände auf, die zulässigen Höchstmengen wurden jedoch eltener überschritten als bei südamerikanischen Äpfeln. Zur Schattenseite gehört auch, dass die gesetzlichen ückstandshöchstmengen bei verschiedenen Lebensmit eln zum Teil erheblich überschritten wurden. Dazu geörten insbesondere Grünkohl mit 20 Prozent, Wirsingohl mit 14 Prozent und Pfirsiche mit 12 Prozent berschreitung. Darüber hinaus berichtet das Bundes mt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, ass die Belastung bei einigen Proben, so bei Kopfsalat, rünkohl, Austernseitlingen und Tomaten, so hoch lag, ass bei einmaligem Verzehr gesundheitliche Beeinrächtigungen nicht auszuschließen seien. Diese Aussagen sowie die Überschrift der entsprehenden Pressemitteilung, die ich hier noch einmal zitieen darf – „In Obst und Gemüse erneut zu hohe Rücktände von Pflanzenschutzmitteln festgestellt“ –, haben öglicherweise dazu beigetragen, dass Presseorgane zu ehr oberflächlichen Schlussfolgerungen verleitet wuren, obwohl gerade das BVL konstatiert hat, dass veresserte Eigenkontrollen des Handels teilweise Erfolge eigen. Wir haben die Veröffentlichungen und die daraus esultierenden Diskussionen sehr ernst genommen und aben deshalb jetzt das BVL gebeten, in einem Fachge Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen spräch mit den Erzeugerverbänden die Ergebnisse des Lebensmittelmonitorings 2007 einschließlich der Problematik der Einhaltung von Rückstandshöchstmengen zu erörtern. Frau Happach-Kasan, Sie haben eine Nachfrage. Bitte schön. Die Überschrift bezieht sich insbesondere auf Pflan zenschutzmittel. Berichtet wird anschließend über geringfügig belastete, häufig verzehrte Erzeugnisse: bei Tomaten verringert, bei Äpfeln halbiert. Am Ende ist die Rede von erhöhter Kontamination von Wildfleisch mit Blei – das ist kein Pflanzenschutzmittel – und von hohen Gehalten an Mykotoxinen – auch kein Pflanzenschutzmittel – bei Muskatnuss und Paprikapulver. Die Überschrift gibt meines Erachtens nicht ganz den Text in der Presseveröffentlichung wieder. Teilen Sie meine Einschätzung? Ur Frau Dr. Happach-Kasan, ich teile Ihre Einschätzung, dass gerade die Überschrift in Bezug auf bestimmte Absätze in der Pressemitteilung zu voreiligen Schlüssen geführt hat. Aus diesem Grund haben wir intensive Gespräche auch mit dem BVL geführt und festgehalten, dass wir auf diesem Gebiet ein paar Dinge doch noch genauer bearbeiten müssen. Frau Dr. Happach-Kasan, bitte. Ich habe noch eine Nachfrage. Sie selbst haben mir mit Schreiben vom 5. September geantwortet, die Tatsache, dass Rückstände zu finden sind, müsse nicht damit einhergehen, dass dies zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. Sie haben ausgeführt, dass in 2006, also im Jahr vor diesem Bericht, lediglich bei 14 von insgesamt 17 535 untersuchten Proben ein gesundheitliches Risiko nicht ausgeschlossen werden konnte. Teilen Sie meine Einschätzung, dass die Lebensmittelsicherheit in Deutschland sehr, sehr hoch ist und wir uns beglückwünschen könnten, wenn die Verkehrssicherheit genauso hoch wäre? Ur Ich teile Ihre Ansicht, dass die Lebensmittelsicherheit sehr hoch ist. Das liegt natürlich auch daran, dass die Länder hervorragende Kontrollen durchführen. Auch das Instrument des Lebensmittelmonitorings dient der Sicherheit. Es zeigt auf, wo es gegebenenfalls Problembereiche gibt. Dann können wir mit den Erzeugern darüber sprechen und Veränderungen herbeiführen. V M d s n i w A W w t b m c d t d S t s l g s V f b h B M e A h a s d s d M W a u g (C (D Sie zitieren mich, glaube ich, aus dem September. Die eröffentlichung des Lebensmittelmonitorings 2007 ist itte Oktober erfolgt, sodass ich natürlich bedauere, ass es in dem einen oder anderen Bereich zu Verchlechterungen gekommen ist. Aber lassen Sie mich ur noch einmal zur Erläuterung sagen: Es werden nicht n jedem Jahr dieselben Produkte untersucht, sondern es erden in jedem Jahr andere Stichproben vorgenommen. uch wenn in einem Jahr besonders besorgniserregende erte beispielsweise bei Grünkohl festgestellt werden, erden im nächsten Jahr vielleicht andere Produkte un ersucht. Hierbei geht es um eine Stichprobe, die jeweils esonders untersucht wird. Ich rufe die Frage 7 der Kollegin Ulrike Höfken auf: Wie will die Bundesregierung die auf dem Milchgipfel am 30. Juli dieses Jahres versprochene Mengenreduzierung konkret umsetzen? Urs Vor allen Dingen, Frau Kollegin Höfken, geht es um ie Frage, wie die Beschlüsse des Milchgipfels vonseien der Bundesregierung konkret umgesetzt wurden. Auf em Milchgipfel im Sommer wurden Maßnahmen zur tärkung der Quotendisziplin auf nationaler Ebene bera en. Die Ergebnisse sind in dem Papier „Eine leistungstarke Milchwirtschaft in Deutschland sichern“ nachzuesen. Ein Teil der Maßnahmen betrifft in der Tat uns. Es eht um das, was wir auf dem Verordnungsweg umzuetzen haben. Die Bundesregierung hat zugesagt, umgehend einen erordnungsvorschlag zur Änderung des Umrechnungs aktors der Anlieferungsmilch in den Bundesrat einzuringen. Das haben wir gemacht. Die Bundesregierung atte darüber hinaus zugesagt, den von Bayern in den undesrat eingebrachten Antrag auf Abschaffung der olkereisaldierung zu unterstützen. Das haben wir benfalls getan. Außerdem haben wir zugesagt, eine Konzeption zur bschaffung der Bundessaldierung zu erarbeiten. Wir aben nicht nur eine Konzeption, sondern umgehend uch einen Maßgabebeschluss zur Abschaffung der geamten Saldierung erarbeitet, der dann von Bayern in en Bundesrat eingebracht worden ist. Wir haben damit ozusagen unsere Hausaufgaben vom Milchgipfel erleigt. Leider hat der Bundesrat – das wissen Sie – den aßnahmen am vergangenen Freitag nicht zugestimmt. ir bedauern diese Entscheidung sehr, haben sie aber zu kzeptieren. Frau Höfken, eine Nachfrage. Welche weiteren Maßnahmen werden Sie ergreifen, m den Bundesrat von Ihren Beschlüssen zu überzeuen? Welche Wege werden Sie gehen, um die Mengenre Ulrike Höfken gulierung und die Mengenreduzierung zu erreichen? Ist es ebenfalls richtig, dass Sie es nicht erreichen, dass in den geplanten Milchfonds die versprochenen 300 Millionen Euro fließen, sondern allenfalls 270 Millionen Euro, und dass davon 70 Millionen Euro Mittel der Agrarleitlinie sind, während 200 Millionen Euro nur durch Umschichtungen zur Verfügung gestellt werden können? Stimmt es, dass vor diesem Hintergrund die Verluste, die durch eine Liberalisierung der Mengenregulierung auftreten würden, nicht im Allermindesten zu kompensieren sind? Ur Sehr geehrte Kollegin Höfken, ich werde mich jetzt einmal bemühen, die zahlreichen Fragen, die Sie in dieser einen Frage verpackt haben, zusammenfassend zu beantworten. Sie wissen, dass wir sozusagen zwei Diskussionsebenen haben. Eine Diskussionsebene ist hier, in unserem Land, Stichwort „Mengenreduzierung“. Diese Diskussion wird aber, wie Sie wissen, auf europäischer Ebene so nicht geführt. Ganz im Gegenteil: Dort steht regelmäßig, auch zurzeit im Rahmen der Health-Check-Verhandlungen, die Mengenausweitung zur Diskussion, sodass wir hier eine sehr große Bandbreite an Diskussionsthemen zu bewältigen bzw. an Problemen zu lösen haben. Sie wissen auch, dass wir sehr bemüht sind, Partner auf der europäischen Ebene zu finden, die unseren Kurs der Begrenzung mitgehen. Ich bin relativ zuversichtlich, dass wir mit unserer neuen Ministerin auch in der kommenden Woche, wenn der Health-Check in seine Schlussphase tritt, zu guten Lösungen kommen werden. Was den Milchfonds angeht, sind wir zurzeit dabei, zu verhandeln. Da haben wir schon erste Erfolge erzielt, zum Beispiel, dass wir ihn sozusagen aus der zweiten Säule finanzieren können und damit diejenigen Maßnahmen, die wir für ein sogenanntes Soft Landing, also für eine sanfte Landung, im Bereich der Milch für notwendig erachten, in Deutschland tatsächlich durchführen können. Seien Sie mir nicht böse: Über die tatsächlichen Mittel, die zur Verfügung stehen, kann ich Ihnen zurzeit noch keine Auskunft geben. Sie haben eine weitere Nachfrage. Darf ich einmal nachfragen, wie sich die Bundeslän der bezüglich der Kofinanzierung, die sie für den Milchfonds leisten, positionieren sollen? Schließlich müssen sie angesichts dieser Ausstattung auf alle weiteren Maßnahmen, die in den Programmen für die ländlichen Räume eigentlich vorgesehen wären, verzichten. m c n n t s v d z P m c i w h H m c F z f b r m 1 A r I H e 2 s c r d h D g (C (D Urs Diese Frage kann ich Ihnen, Kollegin Höfken, leider icht beantworten. Ich rege aber an, dass Sie diese Frage och einmal an die entsprechenden Bundesländer richen. Sie wissen, dass wir uns zwar in regelmäßigen Geprächen mit den Bundesländern befinden, aber in der ergangenen Woche doch überrascht gewesen sind, dass ie Bundesländer unserem Votum bei den Verordnungen ur Mengenreduzierung nicht gefolgt sind. Dann kommen wir jetzt zur Frage 8 des Kollegen eter Hettlich: Wie lautet der aktuelle Zeitplan für die Genehmigung des Biomasseforschungszentrums Leipzig, die seit über drei Jahren aussteht, und wie begründet die Bundesregierung die erneute Verzögerung bei der Genehmigung? Urs Kollege Hettlich, wenn Sie einverstanden sind, würde ch gern Ihre beiden Fragen zusammen beantworten, eil sie in einem engen inhaltlichen Zusammenhang steen. Dann rufe ich auch die Frage 9 des Kollegen Peter ettlich auf: Welche Bundesund Länderbehörden haben mit welcher Begründung zum jetzigen Zeitpunkt noch Vorbehalte gegen die Genehmigung des Biomasseforschungszentrums Leipzig? Urs Das Deutsche Biomasseforschungszentrum hat seine orschungsaktivitäten bereits am 1. Januar 2008 in Leipig in den Liegenschaften des dort ansässigen Instituts ür Energetik aufgenommen. Die wissenschaftlichen Areiten konnten somit bis zur rechtsförmlichen Etablieung vom ehemaligen Institut für Energetik wahrgenomen werden. Der Bundesminister der Finanzen hat am 2. Februar dieses Jahres die Einwilligung gemäß § 65 bs. 2 und 3 der Bundeshaushaltsordnung erteilt. Die echtsförmliche Etablierung, wie es so schön heißt, des nstituts erfolgte am 28. Februar 2008. Das Institut ist im andelsregister eingetragen. Die Verschmelzung mit dem hemaligen Institut für Energetik erfolgte am 17. Juni 008. Insofern ist das Genehmigungsverfahren abgeschlosen. Das Zentrum entwickelt sich planmäßig – mit heute irca 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in zahleichen Forschungsprojekten aktiv sind. Ich glaube aber, Ihre Frage zielte auf einen etwas aners gelagerten Sachverhalt, nämlich auf die vorgeseene Erweiterung des Biomasseforschungszentrums. azu ist eine Reihe von Baumaßnahmen geplant. Dabei eht es beispielsweise um weitere Unterbringungsmög Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen lichkeiten für Mitarbeiter sowie Techniker und technische Prüfstände. Für diese Baumaßnahmen hatte der Freistaat Sachsen finanzielle Mittel in Höhe von 2 Millionen Euro zugesagt. Eine Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und dem Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, die insbesondere für die zugesagte Mittelbereitstellung notwendig ist, steht noch aus. Die Vereinbarung wird aber in Kürze abgestimmt sein. Hierbei haben wir auch das Bundesministerium für Finanzen einbezogen. Die Frage der Freiwilligkeit stellte sich nicht; wir mussten es einbeziehen. Das BMF hat nun seine Zustimmung erteilt. Eine Verzögerung bei den Baumaßnahmen – um das vielleicht vorwegzunehmen – ist dadurch nicht entstanden. Die Planungen und dazugehörigen Abstimmungen bzw. die Einholung von Genehmigungen laufen schon parallel. Uns liegt die Entwicklung des Deutschen Biomasseforschungszentrums als politischer Schwerpunkt – das wissen Sie – sehr am Herzen. Es geht darum, dort die Forschung auf dem Gebiet der Bioenergie zu bündeln und damit noch weiter zu stärken. Da es keine Nachfragen gibt, kommen wir zum Ge schäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung. Für die Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Christian Schmidt zur Verfügung. Es liegen zwei Fragen des Kollegen Wolfgang Gehrcke vor. Ich rufe zunächst die Frage 10 auf: Was versteht die Bundesregierung unter einer „Stabilisierungsoperation“, wie der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef Jung, in der Süddeutschen Zeitung vom 24. Oktober 2008 ausführte und mit dieser Begrifflichkeit begründet, dass in Afghanistan kein Krieg stattfindet? Ich gebe dem Kollegen Parlamentarischen Staatssekretär Christian Schmidt die Gelegenheit zur Beantwortung der Frage 10. C Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber Kollege Gehrcke, auf Ihre erste Frage ist zu antworten: Der ISAF-Einsatz – Sie wissen das – beruht auf einer Ermächtigung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und findet in Übereinstimmung mit der demokratisch gewählten Regierung Afghanistans statt. Die im Rahmen von ISAF – „ISAF“ sollte man durchaus einmal ausbuchstabieren: International Stability Assistance Force, also: Internationale Stabilisierungsund Unterstützungstruppe – in Afghanistan eingesetzten deutschen Truppen nehmen vielschichtige Aufgaben wahr. Das dient insgesamt der Stabilisierung der afghanischen Staatlichkeit und der Überwindung innerstaatlicher afghanischer Konflikte. Dabei handelt Deutschland auf der Grundlage eines umfassenden Ansatzes. Sie wissen, dass wir den mit dem Begriff „vernetzte Sicherheitspolitik“ – international: comprehensive approach – verbinden. Dieser vernetzte Ansatz soll politische, wirtschaftliche, entwicklungspoliti s D s b b n Z g b m m n s s w d t n K g b A a d b s S w W b i z K a s D w w s d g k d (C (D che, polizeiliche und militärische Maßnahmen verbinden. ie Aufgaben deutscher Streitkräfte zur Unterstützung die es Ansatzes reichen entsprechend von Sicherungsaufgaen über Maßnahmen der Unterstützung der Ausbildung is hin zu humanitären Hilfsund Unterstützungsmaßahmen im Rahmen der sogenannten zivil-militärischen usammenarbeit. Diese Vielschichtigkeit ist mit dem Beriff Stabilisierungsoperation, nach dem Sie gefragt haen, zutreffend ausgedrückt. Mit dem Begriff Krieg dagegen würde unser Engageent in Afghanistan bzw. das internationale Engageent in Afghanistan weder hinsichtlich des politischen och hinsichtlich des militärischen Auftrags, noch hinichtlich des völkerrechtlichen Rahmens zutreffend bechrieben. Eine Nachfrage, Herr Gehrcke. Herr Staatssekretär, erst einmal Dank für Ihre Ant ort. Öffentlich besteht ja der allgemeine Eindruck, dass er zuständige Minister und die Bundesregierung alles un, um den Begriff „Krieg“ zu vermeiden. Deswegen un meine Nachfrage: Es ist überall zu lesen, dass der rieg in Afghanistan – ich benutze bewusst diesen Beriff – Teil des Krieges gegen den Terror ist. Würden Sie estätigen, dass der Einsatz in Afghanistan nach Ihrer uffassung auch Teil des Krieges gegen den Terror ist, lso der Begriff „Krieg“ durchaus angemessen ist? C Herr Kollege, ich glaube, im allgemeinen Sprachgerauch wird manches freier verwendet. Wir sind aber chon dazu verpflichtet, uns am völkerrechtlichen prachgebrauch zu orientieren. Völkerrechtlich ist das, as im Rahmen von ISAF stattfindet, kein Krieg. ieso? Der Krieg ist eine Fallgruppe des internationalen ewaffneten Konflikts. Kennzeichnend für einen Krieg st die mit Waffengewalt ausgetragene Auseinandersetung zwischen souveränen Staaten. Auf innerstaatliche onflikte, auch wenn diese umgangssprachlich zum Teil ls Bürgerkriege bezeichnet werden, findet der klassiche Kriegsbegriff völkerrechtlich keine Anwendung. a wir uns strikt an das Völkerrecht halten, bemühen ir uns, auch die entsprechende Terminologie zu verenden. Eine weitere Nachfrage. Das wäre ja schön. Sie könnten mich hier begeistert ehen, wenn ich den Eindruck hätte, dass sich die Bunesregierung strikt an das Völkerrecht halten würde. Ich laube allerdings nicht einmal, dass sie sich an das Völerrecht hält. Aber sehen wir einmal davon ab. Beantworten Sie mir doch bitte die Frage, wieso eine er rechtlichen Positionen, die die Bundesregierung im Wolfgang Gehrcke mer wieder zitiert, nämlich Art. 5 des NATO-Paktes, also der Bündnisfall – das ist ja der Rückgriff auf einen in der NATO-Geschichte erstmalig eingetretenen Fall –, eben für Kriege bzw. bewaffnete Auseinandersetzungen dieser Form gedacht ist. C Herr Kollege, natürlich würde es mich außerordentlich freuen, wenn es mir gelingen würde, Sie zufriedenzustellen. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das liegt an Ihnen!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618604900
Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1618605000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618605100
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618605200
Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1618605300




(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618605400
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618605500
Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1618605600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618605700




(A) )


(B) )

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618605800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618605900
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1618606000
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618606100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618606200
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1618606300
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618606400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618606500




(A) )


(B) )

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618606600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618606700
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1618606800
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618606900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618607000
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1618607100
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618607200
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618607300
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618607400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618607500




(A) )


(B) )

Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618607600
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618607700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618607800
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618607900
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618608000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618608100
Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618608200
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618608300




(A) )


(B) )

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1618608400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618608500
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1618608600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618608700
Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618608800
Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1618608900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618609000




(A) )


(B) )

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618609100

Gleichwohl kann das nicht alleiniger Maßstab unserer
Formulierungen sein. Aber vielleicht gibt es ja ab und zu
einen Windfall-Profit bei Ihnen in der Form, dass Sie
meinen Ausführungen zustimmen können.

Sie beziehen sich auf Art. 5 des NATO-Vertrages. Der
NATO-Vertrag beinhaltet in der Tat eine Bündnisver-
pflichtung. Die Bündnisverpflichtung, die gemäß Art. 5
übrigens nicht in Bezug auf ISAF, sondern insgesamt als
Reaktion auf die terroristischen Angriffe auf die Verei-
nigten Staaten von Amerika durch Beschluss des NATO-
Rates am 12. September 2001 festgestellt worden ist, hat
nicht automatisch kriegerische Maßnahmen zur Konse-
quenz. Der Bündnisfall – Sie kennen, denke ich, den
NATO-Vertrag genauso gut wie ich – wird in Art. 5 nur
sehr grundsätzlich geregelt. Daraus sind keine unmittel-
baren kriegerischen Konsequenzen abzuleiten. Ohne
rechtshistorisch argumentieren zu wollen: Bei Rückgriff
auf den Brüsseler Pakt, den früheren Vertrag der Westeu-
ropäischen Union, wären wir dem von Ihnen angespro-
chenen Punkt etwas näher gekommen.

Ich kann Ihnen hier nun leider nicht mit weiteren
Ausführungen dienen, ob Sie das nun zufriedenstellt
oder nicht. Es ist und bleibt so, dass sich für die Bezeich-
nung dieses Konflikts als Krieg kein begriffliches Fun-
dament, auch nicht in Art. 5 des NATO-Vertrages, fin-
det.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1618609200

Herr Dr. Seifert hat noch eine Nachfrage. Bitte, Herr

Dr. Seifert.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618609300

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Staatssekretär,

Sie haben gerade sehr wortreich erzählt, was alles an-
geblich in Afghanistan im Rahmen von ISAF getan
wird. Die Frage richtete sich aber an das Verteidigungs-
ministerium und bezog sich auf eine Aussage des Vertei-
digungsministers. Somit reden wir hier darüber, was die
militärische Komponente dieses vielfältigen Engage-
ments in Afghanistan ist. Wenn ich die Berichte im Fern-
sehen richtig deute und die entsprechenden Berichte
richtig lese, dann ist es so, dass dort Leute totgeschossen
werden sowie Gebäude und andere Dinge mit militäri-
schen Mitteln kaputtgemacht werden. Was ist denn das
anderes als Krieg?

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(C (D C Herr Kollege, falls ich Ihre Qualifizierung von „worteich“ so verstehen soll, dass Sie mit der Tiefe der Antort nicht zufrieden waren, dann kann ich Ihrer Bemerung nicht folgen. Die Aussage, wo geschossen werde, ei Krieg, ist leider zu kurz gegriffen. Es gibt – damit bin ch bei der umgangssprachlichen Begrifflichkeit, die ollege Gehrcke schon angesprochen hat – beispielseise das Buch eines deutschen Journalisten über Krieg n den Städten. Mit dieser Formulierung wollte er nicht agen, dass die Bundeswehr oder andere Armeen durch ie Städte fahren und schießen, (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Aber in Afghanistan macht sie es doch!)

Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618609400

ondern er wollte beschreiben, dass dort Gewalttätigkei-
en stattfinden. Auch bei einem robusten Einsatz zur Si-
herung des Friedens kann und wird es zur Anwendung
on Gewalt kommen, und es wird unmittelbaren Zwang
eben. Sonst wäre es nicht notwendig, dass entsprechend
usgerüstete und ausgebildete Einheiten sich beteiligen.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1618609500

Dann kommen wir jetzt zur Frage 11:

Was unterscheidet nach Auffassung der Bundesregierung

(Süddeutsche Zeitung, 24. Oktober 2008)

gung, Dr. Franz Josef Jung, in Bezug auf Afghanistan spricht,
von einem Krieg?

Bitte.

C
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618609600


Ich darf wie folgt antworten: Nach dem humanitären
ölkerrecht findet ein internationaler bewaffneter Kon-

likt zwischen zwei oder mehr Staaten statt, die einander
uf der Ebene des Völkerrechts, also als Völkerrechts-
ubjekte, gleichberechtigt gegenüberstehen und glei-
hermaßen an die für diese Art von Konflikt geltenden
egeln gebunden sind. Die Situation in Afghanistan un-

erscheidet sich davon grundlegend. Noch immer leidet
fghanistan unter feindseligen Kräften, die im Innern
es Landes gegen die Regierung kämpfen, allen voran
en Taliban, die die Zivilbevölkerung, staatliche Institu-
ionen, zivile und militärische Aufbauhelfer sowie auch
eutsche Soldatinnen und Soldaten mit Heimtücke und
ücksichtslosigkeit immer wieder angreifen. Anders als
ie Kombattanten in einem internationalen bewaffneten
onflikt fühlen sich diese Aufständischen an keinerlei
egeln des humanitären Völkerrechts gebunden. Sie
erfolgen im Gegenteil eine offensive Strategie der An-
riffe auf Unbeteiligte, oft mit heimtückischen, vom
ölkerrecht in einem bewaffneten Konflikt untersagten
affen oder Kampftaktiken und unter Ausnutzung der
esonanz in den Medien. Da die ISAF-Truppen durch

hre strikte Orientierung am Völkerrecht auf diese An-
riffe nicht in gleicher Weise antworten können und dies
uch nicht dürfen, kann man von einem „asymmetri-
chen Konflikt“, also nicht gleichwertigen Konflikt,
prechen. Der Begriff hat aber keine eigene völkerrecht-
iche Bedeutung.






(A) )



(B) )


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1618609700

Herr Gehrcke.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618609800
Überzeugen

Sie einen kritischen Abgeordneten! Ich versuche es mei-
nerseits ja auch, wenn auch in Form von Fragen.

Wenn ich Ihre Antwort zusammenfassen darf, lautet
sie: Krieg ist für Sie ein nicht wünschenswerter Zustand,
der zwischen Staaten stattfindet. Für alles andere benut-
zen Sie nicht den Begriff „Krieg“, sondern andere
Formulierungen. „Asymmetrisch“ bedeutet: wenn eine
organisierte Armee auf nicht organisierte Widerstands-
gruppen, wie immer man sie einordnen will, trifft. Ihr
Merkmal war, dass die Regeln des humanitären Völker-
rechts, auch des Kriegsrechts, gewahrt bleiben müssen.
Sind Sie wirklich der Auffassung, dass Bombenangriffe
auf die Zivilbevölkerung, die ja auch durch OEF-Kom-
mandos oder ISAF-Truppen erfolgen, oder eine nicht ge-
wollte Bombardierung des pakistanischen Grenzgebietes
irgendwie den Regeln des humanitären Kriegsrechts ent-
sprechen?

C
Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618609900


Der von uns geleistete Beitrag im Kontext der von Ih-
nen angesprochenen Missionen von ISAF und OEF rich-
tet sich streng nach dem Völkerrecht und den entspre-
chenden Begrifflichkeiten. Ich will aber deutlich sagen,
dass vor dem Hintergrund dessen, was die Charta der
Vereinten Nationen, die Genfer Konventionen sowie
sonstige völkerrechtliche Grundlagen mit dem Begriff
„Krieg“ verbinden, die Abwesenheit von Krieg nicht die
Abwesenheit von Gewalt bedeutet. Das kann sich so-
wohl auf die Ausübung von Gewalt gegen die Bevölke-
rung als auch auf die notwendigen Maßnahmen, dieser
Gewalt Einhalt zu gebieten, beziehen.

Es gibt Bereiche, in denen sich Gruppierungen zu-
sammenschließen, um gegen die staatliche Existenz ei-
nes Landes oder gegen die Regierung vorzugehen. Als
Beispiel fällt mir die FARC in Südamerika ein, eine Orga-
nisation von Rebellen – um nicht zu sagen: Terroristen –,
die versuchen, in einem Land einen Umsturz herbeizu-
führen. Auch dies ist nach dem Völkerrecht kein Krieg,
wenngleich es eine bewaffnete Auseinandersetzung ist.
Die Wahl der Mittel hat sich – das ist mit „asymme-
trisch“ gemeint – bei denjenigen, die als Staat oder inter-
national dagegen vorgehen, am Völkerrecht zu orientie-
ren.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618610000

Sie haben noch eine weitere Nachfrage. Bitte sehr.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1618610100

Das sind Feinheiten, die mir Spaß machen. Ich frage

zurück: Wie viele Umstürzler haben später den Friedens-
nobelpreis – ich denke beispielsweise an Nelson
Mandela – erhalten? Das wollte ich aber nicht erörtern.

Ich möchte Sie fragen, ob Sie dem ehemaligen Vertei-
digungsminister Herrn Rühe zustimmen, der ebenfalls in

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(C (D er Süddeutschen Zeitung geschrieben hat, ein Problem er Bundesregierung sei, dass sie der Bevölkerung nicht ie Wahrheit sage. Er ist dafür, weit mehr Truppen nach fghanistan zu schicken. Zur Wahrheit gehöre, dass dort rieg herrsche und dass dort Menschen in einem Krieg türben. Er plädiert also sehr deutlich für die Benutzung es Wortes „Krieg“. Ich denke, das ist das, was die Menschen empfinden. s interessiert mich, weshalb ein ehemaliger Verteidiungsminister einen Krieg „Krieg“ nennen darf, wähend der jetzige Verteidigungsminister alle möglichen mschreibungen finden muss oder findet, um nicht den egriff „Krieg“ für das einzuführen, was dort stattfindet. C Manchmal hat bei früheren Amtsinhabern der Veruch einer deutlichen Darstellung Vorrang vor der Bechtung der Notwendigkeiten, denen diejenigen ausgeetzt sind, die in der konkreten Situation entscheiden üssen. Herr Kollege, bezogen auf Ihre Frage – das habe ich eines Erachtens deutlich gemacht – ist eines sehr klar u sagen: Wir können und wollen nicht bei der Bevölkeung in unserem Land und anderswo den Eindruck aufommen lassen, als ob die Situation in Afghanistan eine riedliche wäre. Natürlich ist die Situation gefährlich für ie Zivilbevölkerung, für die dort tätigen Entwicklungselfer, für Soldaten, eigentlich für alle Menschen. Deshalb ist es notwendig, dort mit Gewalt zu unterinden, dass diese Situation eskaliert. Gewalt ist aber nur ann geboten, wenn keine anderen Mittel mehr helfen. eshalb bleibe ich dabei, dass die Verwendung dieser egrifflichkeit sich nicht einer falschen bzw. missver tandenen Zurückhaltung verdankt, sondern einer präzien Orientierung an dem, was das Völkerrecht uns als rundlage bietet und was wir – in Sonderheit in einem nternationalen Konflikt mit einer internationalen Geeinschaft und einer multinational orientierten Aktion – ational zu übernehmen verpflichtet sind. Es bleibt dabei: Es ist ein bewaffneter Konflikt, ein symmetrischer Konflikt. Was wir tun, trägt dazu bei, zu erhindern, dass in dieser Region Krieg entsteht. Die Fragen 12 und 13 des Kollegen Kolbe sollen chriftlich beantwortet werden. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. ur Beantwortung der Fragen steht der Kollege Parlaentarischer Staatssekretär Achim Großmann zur Verfü ung. Wir beginnen mit der Frage 14 des Kollegen Anton ofreiter: Inwieweit liegen der Bundesregierung Informationen darüber vor, ob die Deutsche Bahn Finance B. V. – eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG, DB AG, mit Sitz in den Niederlanden – oder andere DB-AG-Beteiligungsgesellschaften als Zweckgesellschaften für die DB AG Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt fungieren und als solche Geschäfte mit ausländischen Finanzderivaten betrieben haben oder noch betreiben, und ist die Bundesregierung – für den Fall, dass es bei der Deutschen Bahn Finance B. V. oder anderen DB-AG-Beteiligungsgesellschaften zu Verlusten mit derartigen Derivaten gekommen ist – bereit, diese Gesellschaften ebenso finanziell abzuschirmen, wie sie dies im Fall deutscher Banken beabsichtigt? A Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Dr. Hofreiter, die Deutsche Bahn Finance B. V. ist die Finanzierungsgesellschaft des DB-Konzerns. Die Aktivitäten beschränken sich nach Angaben der Deutschen Bahn AG auf die Emission von Anleihen und Privatplatzierungen. Die so aufgenommenen Finanzmittel werden per Darlehen an die Deutsche Bahn AG weitergereicht. Geschäfte mit Finanzderivaten werden von der Deutschen Bahn Finance B. V. nicht abgeschlossen. Der DBKonzern nutzt Finanzderivate zur Absicherung von Währungs-, Zinsund Energiepreisrisiken. Gemäß der DB-Konzern-Finanzierungsrichtlinie dürfen derivate Finanzinstrumente grundsätzlich nur von der Deutschen Bahn AG und ausschließlich zu Sicherungszwecken eingesetzt werden. Die Transaktionen beziehen sich immer auf ein Grundgeschäft und dienen einzig der Beschränkung von Risiken. Verlustrisiken können insofern nicht auftreten, als der spekulative Einsatz von Derivaten bei der Deutschen Bahn AG explizit untersagt ist und das durch entsprechende Regularien – zum Beispiel Unterschriftenregelung, Vorstandsbeschluss – abgesichert wird. Der Bundesregierung ist kein Verstoß gegen diese Vorgaben bekannt. Herr Hofreiter, eine Nachfrage? Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618610200
Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618610300




(A) )


(B) )

Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1618610400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618610500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Vielen Dank, Herr
Staatssekretär. – Meine erste Nachfrage lautet: Können
Sie ausschließen, dass die DB Finance eine sogenannte
außerbilanzielle Zweckgesellschaft hat bzw. dass es au-
ßerbilanzielle Risiken bei der DB AG gibt?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618610600


Ich habe meine Antwort schon mit der Einschränkung
versehen, dass ich diese Feststellungen nur gemäß den
Aussagen der Deutschen Bahn AG treffen kann. Sie wis-
sen, dass die Deutsche Bahn ein selbstständiges, aktien-
rechtlich geführtes Unternehmen ist, und Sie haben
sicherlich Verständnis dafür, dass ich derart präzise
Nachfragen nicht beantworten kann, sondern dass ich
erst bei der Deutschen Bahn AG nachfragen muss, um
verlässliche Antworten geben zu können. Ich sage Ihnen
gerne zu, Ihre Frage schriftlich zu beantworten.

B

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(C (D Haben Sie eine weitere Nachfrage, Herr Hofreiter? – itte sehr. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618610700
Vielen Dank. – Noch einmal zur Präzisierung. Mich

ürde insbesondere interessieren, ob die Finanzierungs-
esellschaft der Deutschen Bahn AG, also die DB Fi-
ance B. V., eine Vollbanklizenz hat, ob ihr Sitz in Ams-
erdam ist und ob diese Gesellschaft eine sogenannte
ußerbilanzielle Zweckgesellschaft besitzt.

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618610800


Ich nehme diese Fragen auf und sage Ihnen zu, dass
ch sie schriftlich beantworte, nachdem wir die Bahn
ntsprechend kontaktiert haben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618610900

Der Kollege Seifert hat ebenfalls eine Nachfrage.


Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618611000

Herr Staatssekretär, im zweiten Teil der schriftlichen

rage des Kollegen Hofreiter wurde danach gefragt, ob
er Schutzschirm der Bundesregierung auch über die DB
inance gespannt wird, falls Verluste durch ihr Finanz-
ebaren auftreten. Das ist wichtig für den Fall, dass sich
ie Aussagen der Deutschen Bahn AG, auf die Sie sich
etzt berufen müssen, vielleicht am Ende doch nicht als
o haltbar und belastbar erweisen, wie man sich das ei-
entlich wünschen müsste.

A
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618611100


Wir gehen davon aus, dass die DB AG der Bundes-
egierung auf die vorgelegten Fragen ordnungsgemäß
nd wahrheitsgemäß antwortet. Ich teile daher Ihre Ein-
chätzung des Risikos nicht. Auf Ihre Frage kann ich Ih-
en konkret sagen, dass die DB AG kein Unternehmen
es Finanzsektors ist und deshalb keine Unterstützung
ach dem Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetz in An-
pruch nehmen kann.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Das ist doch wenigstens mal eine Aussage, die man versteht!)



Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618611200

Die Frage 15 der Kollegin Gesine Lötzsch wird

chriftlich beantwortet.

Wir kommen nun zur Frage 16 der Kollegin Veronika
ellmann:

Inwiefern rechtfertigt das Betriebsergebnis der Deutschen
Bahn AG nach Ansicht der Bundesregierung die im Zeitraum
1999 bis 2007 vollzogene Vervielfachung der Vorstandsvergü-
tungen, und wie beurteilt die Bundesregierung den Anstieg
dieser Gehalts- und Vergütungsstrukturen um fast 400 Prozent
im Verhältnis zum Anstieg der Gehaltsstrukturen der übrigen
Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG?

Herr Großmann, bitte.






(A) )



(B) )

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618611300


Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Kollegin
Bellmann, einen bewertenden Vergleich nimmt die Bun-
desregierung nicht vor.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618611400

Ihre Nachfrage, bitte.


Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618611500

Das ist schade, weil man dies nach den Äußerungen

des Bundesverkehrsministers zu Boni und Dividenden
hätte erwarten können.

Meine Nachfrage ist: Wie wollen Sie zukünftig die
nötige Transparenz und Kontrolle sichern, wenn es um
die Gehaltsstrukturen, aber auch um die Infrastrukturzu-
schüsse laut der Leistungs- und Finanzierungsvereinba-
rung geht, über die wir erst kürzlich Näheres erfahren
haben? Der DB AG sind ja jetzt 2,5 Milliarden Euro zu-
gesichert worden. Wie sollen in Zukunft Kontrolle und
Transparenz seitens des Anteilseigners Bund gewähr-
leistet werden, da diese Mittel nicht, wie im Bundes-
schienenwegeausbaugesetz – ein kompliziertes Wort –
festgelegt, als ein zinsloses Darlehen, sondern als nicht
rückzahlbare Baukostenzuschüsse gezahlt werden sol-
len?

A
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618611600


Das ist ja schon jetzt der Fall. Da gibt es keine Ände-
rungen. Die LuFV – die Leistungs- und Finanzierungs-
vereinbarung, das sollte man für diejenigen Kolleginnen
und Kollegen hinzufügen, die das Kürzel „LuFV“ nicht
kennen – ist dem Verkehrsausschuss gestern Abend zu-
gegangen. Wir werden sie heute dem Haushaltsaus-
schuss zustellen. Die beiden Fachausschüsse haben
dann, wie im Parlament beschlossen und zugesagt, die
Möglichkeit – sie ist ja noch nicht abgeschlossen; dies
ist ein Entwurf –, sich mit der LuFV zu beschäftigen.

Aus unserer Sicht ist, wenn wir diese LuFV so be-
schließen, der Einsatz der Mittel so klar und so transpa-
rent geregelt wie nie zuvor, weil wir uns mit der Bahn
auf genaue Anlageklassen geeinigt haben, die nachvoll-
ziehbar und transparent sind, und weil wir die Möglich-
keit haben, über Testate einerseits des Wirtschaftsprüfers
und andererseits derjenigen, die die Investitionen testie-
ren müssen, genau nachzuvollziehen, wohin das Geld
geflossen ist.


Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1618611700

Sie haben die Möglichkeit zu einer weiteren Nach-

frage.


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Ich habe hierzu keine Nachfrage!)


Dann kommen wir zur Frage 17 der Kollegin
Bellmann:

Welche Kenntnisse – Finanzierung, Planungs- und Reali-
sierungsstand, zeitliche Realisierung, Beteiligung der betrof-
fenen Bundesländer – liegen der Bundesregierung hinsichtlich
des Gesamtvorhabens Sachsen-Franken-Magistrale vor, und

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(C (D ist die Bundesregierung gewillt, den aktuellen Finanzierungsengpass – zum Beispiel für eine vollständige Elektrifizierung der Strecke – mit Mitteln des am 5. November 2008 beschlossenen Wirtschaftsförderungsprogramms oder bereits in den Bundeshaushalt eingestellten Geldern – beispielsweise für die nicht realisierte Transrapidstrecke zum Flughafen München Franz Josef Strauß – zu finanzieren? A Vielen Dank. – Frau Kollegin Bellmann, einen aktuelen Finanzierungsengpass sehe ich nicht. Der Ausbau er sogenannten Franken-Sachsen-Magistrale ist im Weentlichen zwischen Hof und Dresden – bis auf die beien Eisenbahnknoten Chemnitz und Zwickau – abgechlossen. Der Abschnitt Werdau–Leipzig befindet sich och im Bau. Der Umbau des Bahnhofs Chemnitz auptbahnhof hat im Oktober 2008 begonnen. Bisher urden Abschnitte mit einer Länge von insgesamt rund 90 Kilometern grundlegend saniert und mit moderner eitund Sicherungstechnik ausgerüstet sowie für den insatz von Neigetechnikfahrzeugen angepasst. Für die lanung und den Bau wurden bis Ende 2007 Mittel in öhe von insgesamt 1 001 Millionen Euro verausgabt. as sind 1 Milliarde und 1 Million Euro. In diesem Zusammenhang verweist die Bundesregieung auf den Schienenwegeausbaubericht, der dem Parament in regelmäßigen Abständen zugestellt wird und er im Internetauftritt des Bundesministeriums für Verehr, Bau und Stadtentwicklung einzusehen ist. Die erforderlichen Abstimmungen mit den Eisenbahnfrastrukturunternehmen des Bundes, insbesondere mit er DB Netz AG, zur Einordnung der Elektrifizierung es Abschnittes Hof–Reichenbach–Vogtland im Zuge er sogenannten Franken-Sachsen-Magistrale in die mitelfristige Investitionsplanung konnten bisher noch nicht bgeschlossen werden. Zur Finanzierung aus Mitteln des m 5. November 2008 beschlossenen Maßnahmepaketes er Bundesregierung zur Beschäftigungssicherung durch achstumsstärkung kann zurzeit noch keine Aussage etroffen werden, da die Beschlussfassung zu diesem aßnahmepaket dem Haushaltsgesetzgeber vorbehalten st. Sie wissen, dass wir am 20. November die Bereiniungssitzung haben und das Haushaltsgesetz Ende Noember in zweiter und dritter Lesung im Deutschen Bunestag beraten werden soll. Frau Bellmann, Sie haben eine Nachfrage? – Bitte. Ihre Antwort halte ich für ziemlich abenteuerlich, eil Sie im ersten Teil sagen, es gebe keinen Engpass, nd im zweiten Teil, dass die Elektrifizierung – zum eispiel die der Strecke Hof–Reichenbach – noch nicht bgeschlossen ist. Das beschreibt den finanziellen Engass, den es gibt. Die beiden Anrainerländer Bayern und achsen beziffern ihn auf ungefähr 33 Millionen Euro. as Land Sachsen konnte die Planung mit EFRE-Mit eln betreiben; aber auf der bayerischen Seite fehlt es och. Deswegen war meine ursprüngliche Frage, auf die ie jetzt nicht geantwortet haben, ob wir das möglicher Veronika Bellmann weise mit den Mitteln, die für den Bau der Transrapidstrecke zur Verfügung gestellt werden sollten, ausgleichen könnten. A Ein Finanzierungsengpass entsteht dann, wenn eine Maßnahme baureif ist und das Geld fehlt, sie zu beginnen. Ich habe Ihnen aber in meiner Antwort – ich glaube, sehr überzeugend – dargestellt, dass dann, wenn man bereits 1 Milliarde Euro investiert hat, davon keine Rede sein kann. Jetzt geht es darum, dass wir die noch ausstehenden Projekte – unter anderem die Elektrifizierung – planen und dann das Geld zeitnah zur Verfügung stellen. Von daher sehe ich eine Finanzierungsnotwendigkeit am heutigen Tage nicht. Ich habe darauf hingewiesen, dass wir jetzt über das Maßnahmepaket sprechen und wir, wenn der Bundestag entsprechend beschlossen hat, den nächsten Schritt tun können, so wie wir das bei allen anderen Projekten auch machen. Man kann über eine Finanzierungsvereinbarung und über Finanzmittel auf der Grundlage eines vorgelegten Planes beschließen. Daran arbeiten wir genauso wie die Sachsen. Sie können sich daran erinnern, dass wir es waren, die vorgeschlagen haben, einen Teil dieser Maßnahmen über EFRE-Mittel zu finanzieren. Sachsen hat dankenswerterweise zugesagt, die Kofinanzierung der Mittel zur Hälfte zu übernehmen, also eine Hälfte trägt der Bund, die andere Hälfte Sachsen. Das zeigt, dass wir auf einem sehr guten Wege sind. Auf die Frage zu den Transrapidmitteln haben wir schon auf mehrere Fragen von Kolleginnen und Kollegen des Deutschen Bundestages antworten müssen: Leider hätten diese Mittel im Haushaltsplan erst eingeworben werden müssen. Es ist nicht so, dass wir sie in einem Tresor liegen hätten und wir jetzt krampfhaft überlegen müssten, für welche anderen Maßnahmen wir sie ausgeben. Sie haben noch eine Nachfrage? – Bitte. Meine zweite Nachfrage knüpft an das an, was Sie eben zu dem Maßnahmepaket zur Konjunkturstabilisierung bezüglich der Verkehrsinfrastruktur gesagt haben. Wir alle wissen, dass nur das finanziert werden kann, was bereits planfestgestellt ist, wo also ein gewisser Planvorlauf vorhanden ist, damit dieses Konjunkturstabilisierungsprogramm schnell wirksam werden kann. Im Bereich Straßenbau ist mir zumindest aus meinem Bundesland bekannt, welche und wie viele planfestgestellte Verfahren es gibt. In mehreren Bundesländern sind viele planfestgestellte Verfahren noch nicht durchfinanziert. Meine Frage ist: Wie sieht es im Bereich Schiene – abgesehen von der Elektrifizierung der Sachsen-Franken-Magistrale –, vor allen Dingen im Osten Deutschlands und insbesondere in Sachsen, aus? Ich denke an die Planvorläufe und an das, was man mögli c e d j E l S W s B v H t B w l H d n N f A e e l S d H d I t s d d b g (C (D herweise in dieses Konjunkturstabilisierungsprogramm inbeziehen könnte. A Ich habe Ihnen das Prozedere genannt. Wir müssen etzt abwarten, was der Deutsche Bundestag beschließt. s wird sicherlich so sein, dass man eine Haushaltsvor age macht, in der die Bereiche Straße, Wasserstraße und chiene mit finanziellen Beträgen ausgestattet werden. eil wir darauf gehofft haben, dass so etwas passiert, ind wir seit einigen Wochen dabei, mit den einzelnen auträgern – das heißt bei der Straße mit den Auftragserwaltungen, aber auch mit der Erfahrung, die wir im ause haben; mit den Wasserund Schifffahrtsverwal ungen bei den Wasserstraßen; mit der DB AG bei den ahnprojekten – eine Grundlage dafür zu schaffen, dass ir einen guten Vorschlag mit Projekten machen, die re ativ schnell umsetzbar sind. Dann komme ich jetzt zur Frage 18 des Kollegen Lutz eilmann: Auf welcher rechtlichen Grundlage sollen Ende dieses Jahres dänische Vermesser im Auftrag der dänischen Femern Baelt A/S Vorarbeiten für den geplanten Bau einer festen Fehmarnbelt-Querung Messungen auf Fehmarn durchführen (Lübecker Nachrichten vom 5. November 2008, Seite 21)

Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618611800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618611900
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618612000




(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618612100
Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1618612200
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618612300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618612400
Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1618612500

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618612600


Sehr geehrter Herr Heilmann! Die Duldungsanord-
ung wurde am 1. November 2008 in den Lübecker
achrichten und dem Fehmarnschen Tageblatt veröf-

entlicht und verweist als rechtliche Grundlage auf § 17
llgemeines Eisenbahngesetz. Zuständig für den Erlass

iner im Rahmen des § 17 Allgemeines Eisenbahngesetz
rforderlichen Duldungsanordnung ist die Planfeststel-
ungsbehörde, im vorliegenden Fall der Landesbetrieb
traßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein. Die Bun-
esregierung ist in diesen Prozess nicht eingebunden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618612700

Eine Nachfrage?


Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618612800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Staatssekretär, da diese Vermessungsarbeiten von
er Baufirma Femern Baelt A/S durchgeführt werden:
st es möglich, dass als Rechtsgrundlage der Staatsver-
rag, der zwischen Dänemark und Deutschland geschlos-
en wurde, gilt?

A
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618612900


Ich darf noch einmal betonen: Die Zuständigkeit für
ie Duldungsanordnung liegt bei der Planfeststellungs-
ehörde. Der einschlägige § 17 Allgemeines Eisenbahn-
esetz besagt – ich zitiere –:

Eigentümer und sonstige Nutzungsberechtigte haben
zur Vorbereitung der Planung … eines Vorhabens






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Achim Großmann
oder von Unterhaltungsmaßnahmen notwendige
Vermessungen, Boden- und Grundwasseruntersu-
chungen einschließlich der vorübergehenden An-
bringung von Markierungszeichen und sonstige
Vorarbeiten durch den Träger des Vorhabens oder
von ihm Beauftragte zu dulden.

Das ist ein Zitat aus dem Gesetz, das auch bei allen an-
deren Baumaßnahmen gilt, wenn das vorgesehen ist, was
Sie angesprochen haben, wenn es also zu einer Dul-
dungsanordnung kommt.


Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618613000

Haben Sie eine weitere Nachfrage?


Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618613100

Ja, ich habe eine weitere Nachfrage. – Sie beziehen

sich auf das Allgemeine Eisenbahngesetz. Es ist richtig,
dass das Anwendung findet, wenn Eisenbahnstrecken
gebaut werden, also Eisenbahnschienen verlegt werden.
Nun wissen wir aber alle, dass die Fehmarnbelt-Querung
nicht nur aus zwei Eisenbahnschienen, sondern auch aus
Straßen besteht, auf denen Kraftfahrzeuge fahren sollen,
und die Hinterlandanbindung ebenfalls eine Straße ist.
Insofern meine Nachfrage: Welche Rechtsgrundlage gibt
es denn für diese Vermessungs-, Prüfungsmaßnahmen
usw.?

A
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618613200


Es geht eindeutig um eine Schienenverbindung, die
auch von Pkws genutzt wird. Ich glaube, ich habe Ihnen
in meiner Antwort schon gesagt, dass die Bundesregie-
rung in diesen Prozess nicht eingebunden ist. Ich bitte
deshalb um Verständnis dafür, dass ich anrege, dass Sie
diese Frage an die Landesregierung in Schleswig-Hol-
stein richten; denn sie hat diese Duldungsanordnung ge-
mäß § 17 Allgemeines Eisenbahngesetz ausgesprochen
und die Richtlinien in den Zeitungen, die Sie zitiert ha-
ben, veröffentlicht.


Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618613300

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-

ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit. Zur Beantwortung steht wiederum die Kollegin
Astrid Klug zur Verfügung.

Die Frage 19 des Kollegen Fell wird schriftlich beant-
wortet.

Ich rufe die Frage 20 des Kollegen Karl auf:
Wie beabsichtigt die Bundesregierung, vertreten durch das

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
cherheit, zu gewährleisten, dass den Betreibern von Block-
heizkraftwerken nach dem 1. Januar 2009 eine erhöhte Ein-
speisevergütung für Strom aus mit nachhaltig erzeugtem
Palm- und Sojaöl betriebenen Bestandskraftwerken gewährt
wird?

A
Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1618613400


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr
Kollege Karl, wenn Sie erlauben, würde ich gerne beide

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(C (D ragen gemeinsam beantworten, weil sie das gleiche hema betreffen. Dann rufe ich auch die Frage 21 des Kollegen Karl uf: Welche Haltung nimmt die Bundesregierung hinsichtlich des Zeitpunkts des Erlassens einer nationalen Nachhaltigkeitsverordnung durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ein, und wie beurteilt sie diese im Hinblick auf den gesetzgeberischen Willen des Deutschen Bundestages, der die Gewährung einer erhöhten Einspeisevergütung für Strom aus mit nachhaltig erzeugtem Palmund Sojaöl betriebenen und vor dem 1. Januar 2009 in Betrieb genommenen Biomassekraftwerken im Rahmen der EEG-Novelle – Erneuerbare-Energien-Gesetz – vorsieht? A Die Neufassung des EEG ist am 31. Oktober 2008 im undesgesetzblatt veröffentlicht worden und wird am . Januar 2009 in Kraft treten. Für Strom aus Palmund ojaöl besteht dann – wie bislang – Anspruch auf die rundvergütung und gegebenenfalls den KWK-Bonus. er Deutsche Bundestag hat den Anspruch auf den zu ätzlichen Bonus für nachwachsende Rohstoffe, den soenannten Nawaro-Bonus, an das Inkrafttreten von achhaltigkeitsregelungen gekoppelt. Bis dahin kann ür Strom aus Palmöl daher kein Nawaro-Bonus beanprucht werden. Nachhaltigkeitsregelungen werden derzeit auf EUbene intensiv diskutiert. Im Zuge dieser Diskussion pielt auch die Ausweitung solcher bislang vornehmlich ür den Biokraftstoffbereich vorgesehenen Regelungen uf andere Biomasseanwendungen eine Rolle. Ziel aller eteiligten ist eine Einigung noch im Jahr 2008. Insbe ondere die Bundesregierung drängt im Rahmen der Verandlungen auf ein schnelles Inkrafttreten der EU-Regeungen. Diese wird sie nicht zuletzt im Interesse der etreiber von Blockheizkraftwerken zügig in nationales echt umsetzen. Die Bundesregierung bereitet deshalb bereits jetzt paallel zur europäischen Debatte die nationale Umsetzung or und wird nach Abschluss der Verhandlungen unverüglich den Entwurf einer nationalen Nachhaltigkeitserordnung vorlegen. Eine Kabinettbefassung wird für anuar 2009 angestrebt. Sofern der Bundestag zustimmt, ann die Nachhaltigkeitsverordnung dann unverzüglich n Kraft treten. Sie soll mit Rückwirkung zum Kabinettsermin ausgestaltet werden. Für den Fall, dass eine Nachhaltigkeitsregelung auf uropäischer Ebene wider Erwarten nicht zustande komen sollte, würde die Bundesregierung eine nationale achhaltigkeitsverordnung beschließen. Damit würde es och im Jahre 2009 eine verbindliche Regelung zu achhaltigkeitskriterien geben. Eine Nachfrage, Herr Kollege Karl? Zunächst vielen Dank für die Beantwortung. – Eine Nachfrage schließt sich an: Wir haben November. Sie gehen davon aus, dass eine europäische Verordnung in den nächsten fünf bis sechs Wochen kommen wird. Dieses Thema treibt sehr viele Betreiber und Investoren von Blockheizkraftwerken um, weil sie, wenn der NawaroBonus wegfiele, vor dem wirtschaftlichen Aus stünden. Sie könnten das Jahr 2009 nicht überbrücken, um auf eine Verordnung im Jahr 2010 zu warten. Mit welcher Sicherheit gehen Sie davon aus, dass diese europäische Verordnung kommt? Mit welcher Bestimmtheit können Sie uns sagen, dass eine Verordnung der Bundesregierung kommt, und in welchem Zeitraum kann sie umgesetzt werden? As Wir gehen fest davon aus, dass eine politische Einigung auf europäischer Ebene noch in diesem Jahr erreicht wird. Es gibt inzwischen einen breiten Konsens über den Inhalt. Es spricht eigentlich nichts mehr dagegen, dass sie nicht in diesem Jahr beschlossen werden kann. Ich habe eben angekündigt, dass wir dann sehr zeitnah, noch im Januar, im Kabinett die Umsetzung in nationales Recht beschließen werden, und, wenn der Bundestag mitspielt, sehr zeitnah das Verfahren zur Umsetzung der europäischen Regelungen in nationales Recht abschließen werden. Sollte es auf europäischer Ebene zu keiner Einigung kommen, werden wir eine nationale Nachhaltigkeitsverordnung beschließen. Die europäische Debatte und die Nachhaltigkeitskriterien haben ihren Ursprung in der Nachhaltigkeitsverordnung, die wir in Deutschland im Zusammenhang mit dem Biokraftstoffquotengesetz Ende letzten Jahres beschlossen haben. Wenn bis zum Ende des Jahres auf europäischer Ebene keine Einigung erreicht werden kann, wenn dort keine Mehrheit gefunden wird, wollen wir eine nationale Regelung in Kraft setzen. Wir haben die Absicht, das sehr zeitnah zu tun. Dies ist im Interesse der Blockheizkraftwerkbetreiber, die sich bemühen, für das bisher nicht nachhaltig erzeugte Palmoder Sojaöl eine Alternative zu organisieren und dies entsprechend zu belegen. Sie brauchen aber Kriterien und Systeme, um es belegen zu können. Wir wollen in den Kabinettsbeschluss im Januar auch einbringen, dass diejenigen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Verordnung in Kraft getreten ist, den Beweis erbringen, dass ihr Palmoder Sojaöl laut den definierten Kriterien nachhaltig produziert wurde, rückwirkend ab dem Zeitpunkt des Kabinettsbeschlusses einen Anspruch auf den Nawaro-Bonus haben. Sie haben noch eine weitere Nachfrage. – Bitte sehr. Ist damit gewährleistet, dass steuerliche Vergünsti gungen, Bezuschussungen in keinem Fall wegfallen, wenn die Kriterien im Nachhinein erfüllt werden? m h g s v d o d k P b d v z m t g B d n s D g t g g d s z d g z g n w (C (D Ast Der Nawaro-Bonus ist ja keine steuerliche Begünsti ung, ondern wird von den Netzbetreibern bzw. den Energieersorgern im Rahmen der Einspeisevergütung nach em EEG gezahlt. Wenn wir in der Nachhaltigkeitsverrdnung einen solchen Mechanismus verankern, dass erjenige, der zu einem späteren Zeitpunkt, also nach Inrafttreten der Verordnung, nachweisen kann, dass das almöl, das er eingesetzt hat, ab dem Zeitpunkt des Kainettsbeschlusses nachhaltig produziert wurde, kann er Nawaro-Bonus auch im Nachhinein gezahlt werden. Dann sind diese Fragen beantwortet. Die Frage 22 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch wird om Bundesministerium der Finanzen beantwortet, und war nach Frage 34. Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Bildung und Forschung. Zur Beantwor ung steht Staatssekretär Dr. Meyer-Krahmer zur Verfüung. Wir kommen zunächst zur Frage 23 der Kollegin ärbel Höhn: Wann hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung – und insbesondere die Hausspitze – erstmalig Kenntnis darüber, dass kontaminierte Laugen mit künstlichen Radionukliden – sei es Cäsium 137, Tritium oder Kobalt – im Forschungslager Asse existieren, unabhängig davon, ob Freigrenzen überschritten wurden oder nicht? D Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Frau Abgeordete, ich darf hier für meinen Parlamentarischen Staatsekretär antworten. Die Antwort auf Ihre Frage lautet: as Bundesministerium für Bildung und Forschung war rundsätzlich über die Durchführung von Radioaktiviätsmessungen informiert. Solche Kontrollmessungen ehören in Anlagen, in denen mit Radioaktivität umgeangen wird oder radioaktive Stoffe lagern, zum Stanard. Messprotokolle oder Ergebnisse einzelner Analyen wurden jedoch nicht dem BMBF, sondern der uständigen Genehmigungsbehörde zugestellt. Daher ist em BMBF zum Beispiel die Überschreitung der Freirenze für Cäsium 137 bei kontaminierter Lauge erst eitgleich mit der Öffentlichkeit Mitte Juni 2008 bekannt eworden. Eine Nachfrage, Frau Höhn? Ja, ich habe extremen Nachfragebedarf. – Ich habe icht gefragt, wann Sie erfahren haben, dass die Grenzerte überschritten waren. Das hatten Sie ja bereits ge Bärbel Höhn sagt; zumindest bezüglich der Hausspitze sei das im Juni dieses Jahres gewesen. Ich habe gefragt: Wann haben Sie Kenntnis darüber bekommen, dass es überhaupt eine Kontamination, eine Betroffenheit gab? Darauf antworten Sie, dass Sie grundsätzlich etwas bekommen haben. Ich habe ganz konkret gefragt: Wann haben Sie oder jemand anders aus dem Bundesforschungsministerium, wann hat die Hausspitze das erste Mal davon erfahren, dass in der Lauge Radionuklide nachgewiesen worden sind? Ich habe mich noch nicht einmal auf einen Stoff beschränkt. Ich hätte gerne eine präzise Antwort auf die Frage: Wann? D Im Juni 2008. Die Begründung können Sie im NMUBericht von Anfang September dieses Jahres, in dem der Umgang mit dieser Information mit Nachdruck moniert wird, lesen. Der entscheidende Satz auf Seite 5 lautet: Obwohl das NMU das LBEG – das ist die Genehmigungsbehörde – bereits seit 1993 mehrfach angewiesen hatte, dass Kontaminationen von Salzlaugen zu melden seien, bestand für das NMU erstmals im Juni 2006 die Möglichkeit der Kenntnisnahme von kontaminierten Laugen. Dass dabei Freigrenzen überschritten wurden, erfuhr das NMU erstmals im Juni 2008 vom HMGU. So war die Situation auch bei uns im BMBF. Auch wir hatten vor Juni 2008 keine Informationen über diese Ergebnisse. Frau Höhn, Sie haben eine weitere Frage. Bitte sehr. Ich habe eine zweite Nachfrage. Mir liegt ein Brief an Ihr Ministerium aus dem Jahre 2001 vor. Darin führte die niedersächsische Behörde aus, dass die Laugen auf Cäsium untersucht werden. In diesem Schreiben findet man also einen Hinweis darauf, dass man sie auf Radionuklide untersucht. Haben Sie auch in der Folge dieses Briefes keinerlei Informationen bekommen und auch nicht nachgefragt, was bei diesen Untersuchungen herausgekommen ist? So muss ich Ihre Antwort nämlich verstehen. Ist das richtig? D Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass das Helmholtz-Zentrum in die Lage versetzt wird, die Asse finanziell, fachlich, aber auch von den Geräten her zu betreiben. Dazu gehören auch die Laugenuntersuchungen. Wie Sie wissen, ist seit Ende der 80er-Jahre, seit 1988, Laugeneintritt festzustellen. Seitdem werden grundsätzlich alle Laugen gemessen. Unsere Aufgabe besteht zunächst einmal darin, zu gewährleisten, dass die Voraussetzungen für diese Messungen gegeben sind. Die Messergebnisse werden, wie ge s h n z u h c g L l r n e g s d t – N d A A r d n d G g v t F e i c H w w s i d E (C (D agt, an die Genehmigungsbehörde weitergeleitet. Sie at die Auswertung und die Kontrolle der Messergebisse vorzunehmen. Für uns war am wichtigsten, sicherustellen, dass Proben genommen und gemessen werden nd dass die Messergebnisse an die Genehmigungsbeörde weitergeleitet werden. Das ist unsere vornehmlihe Aufgabe. Frau Kollegin Menzner. Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär, Sie haben aus eführt, dass Sie sehr wohl schon seit längerer Zeit vom augeneintritt in die Asse wussten und dass Sie veran asst haben, Messungen durchzuführen. Habe ich Sie ichtig verstanden, dass Sie sich aber nie für die Ergebisse dieser Messungen interessiert haben und dass Sie rst im Jahre 2008 durch die Medien darauf aufmerksam emacht geworden sind, dass die Laugen kontaminiert ind? D Sie müssen die Arbeitsteilung der verschiedenen Akeure beachten. Es gibt eine Genehmigungsbehörde das Landesbergamt –, eine Aufsichtsbehörde – das iedersächsische Umweltministerium – und das BMBF, as für die Finanzierung der Asse zuständig ist. Unsere ufgabe besteht darin – ich habe dies schon in meiner ntwort auf die Frage von Frau Höhn erläutert –, die Vo aussetzungen dafür zu schaffen, dass die Asse innerhalb es Rechtsrahmens funktioniert. Was die Kompetenzverteilung betrifft, so steht es uns icht zu, die Ergebnisse der Messungen zu bewerten und araus Schlussfolgerungen zu ziehen. Das ist Sache der enehmigungsbehörde. Allerdings würden auch wir saen, dass wir hätten informiert werden müssen. Das ist öllig klar. Im Juni 2008 haben wir deshalb das Informaionsgeschehen sofort umgestellt. Als letzter Fragestellerin gebe ich der Kollegin lachsbarth das Wort. Herr Staatssekretär, es ist ohne Zweifel richtig, dass s im Umgang mit der Asse Defizite gegeben hat. Das ist n den vielen Diskussionen, die wir geführt haben, siherlich deutlich geworden. Welche Maßnahmen hat Ihr aus, nachdem es über die Kontamination informiert ar, ergriffen, um eine mögliche Gefährdung von Umelt, Mensch und Mitarbeitern auszuschließen und um icherzustellen, dass die Defizite, die es zweifellos gibt, n Zukunft ausgeschlossen werden können? D Wir haben verschiedene Maßnahmen ergriffen. Zum rsten haben wir im Rahmen eines Gutachtens unter Staatssekretär Dr. Frieder Meyer-Krahmer sucht, woher diese Kontamination kommt. Danach stammt die Kontamination aus der Kammer selbst, in der dieses radioaktive Material lagert. Zum Zweiten haben wir sofort nach der Ministerentscheidung von Herrn Gabriel, Frau Schavan und Herrn Sander von Anfang September, nach der ein Betreiberwechsel vorgesehen ist, das BfS einbezogen. Das BfS war ab diesem Zeitpunkt an allen Fragen hinsichtlich des Umgangs mit den Laugen und dem radioaktiven Material unmittelbar beteiligt. Es wird keine wichtige Entscheidung mehr gefällt, ohne dass das BfS einbezogen ist. Bereits jetzt befinden sich drei Mitarbeiter des BfS ständig und regelmäßig auf der Asse selbst, um sich das Geschehen anzuschauen. Zum Dritten haben wir inzwischen das Strahlenschutzprogramm erweitert. Wir sind gerade dabei, die Strahlenschutzanforderungen bis Ende dieses Jahres auf das im Atomrecht geltende Niveau zu erhöhen; denn es geht auch darum, dass wir, wenn es zu dieser Übertragung der Asse kommt, hinsichtlich des Erreichens des Strahlenschutzniveaus möglichst weit sind. Die Fragen 24 bis 44 werden schriftlich beantwortet. Die Frage 35 wurde zurückgezogen. Damit sind wir am Ende der Fragestunde. Ich rufe Zusatzpunkt 4 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gemäß Anlage 5 Nummer 1 Buchstabe b GO-BT zu den Antworten der Bundesregierung auf die dringlichen Fragen auf Drucksache 16/10834 Als Erste rufe ich die Kollegin Renate Künast für Bündnis 90/Die Grünen auf. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Bot schaft dieser Tage, die Botschaft aus Gorleben und von den vielen Tausenden Menschen, die dort am Wochenende gegen ein Endlager Gorleben demonstriert haben, ist ja wohl klar. Die Botschaft lautet: Wenn ihr den Konsens aufknüpft, knüpfen wir ihn auch wieder auf. So einfach ist das. – Die Botschaft lautet: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. – Die Botschaft lautet auch: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Ich glaube, dass wir nach all diesen Demonstrationen am Wochenende zum Teil eine falsche Debatte geführt haben. Es ist darüber geredet worden, ob es nach dem Atomkonsens legitim ist, dort Straßen zu blockieren, sich auf Gleise zu setzen und zu demonstrieren. Das ist eine vollkommen falsche Fragestellung. Die Fragestellung muss eigentlich lauten, ob es politisch legitim ist, den Konsens jetzt wieder aufzuknüpfen, nachdem man sich nach langen politischen Auseinandersetzungen in diesem Land und nach langem Streit auf einen Konsens geeinigt hatte und nachdem man gemeinsam ein Papier u g m m d g F i – I d w f g u z m a g l D E f e u n s n h g l C a h z n K s j k c d (C (D nterschrieben hatte, nachdem die Kritiker, die sich Soren um die Umwelt und die Gesundheit der Menschen achen, zugestimmt und gesagt haben: Okay, wir nehen längere Zeiten hin, dafür unterschreibt ihr aber auch en Ausstieg. – Diejenigen, die diesen Konsens nach der anzen Debatte jetzt wieder aufknüpfen, müssen sich die rage gefallen lassen, ob ihr Handeln eigentlich legitim st. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Was hat das mit dem Müll zu tun?)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618613500
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618613600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618613700




(A) )


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Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618613800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618613900
Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1618614000
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618614100
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618614200

(Alois Karl [CDU/CSU]: Zuschuss!)

Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1618614300
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1618614400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618614500
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618614600




(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618614700
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618614800
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618614900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618615000
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618615100
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618615200
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618615300
Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618615400
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618615500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618615600




(A) )


(B) )

Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1618615700
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618615800

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die FDP fragt gleich, was das mit dem Müll zu tun hat.
ch weiß, dass die FDP als verlängerter politischer Arm
er Lobbyisten draußen immer solche Fragen stellt. Das
undert mich jetzt ehrlich gesagt gar nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie von der FDP und der CDU/CSU haben die Unver-
rorenheit, den Betreibern jetzt noch unter die Arme zu
reifen


(Gudrun Kopp [FDP]: Ach du liebe Zeit!)


nd unter dem großen Deckmäntelchen des Klimaschut-
es so zu tun, als seien Atomkraftwerke verkannte Kli-
aschützer. Klein Fritzchen und Klein Erna können das

usrechnen: Jedes moderne Gaskraftwerk, das gerade
ebaut wurde, emittiert weniger CO2, als bei der Herstel-
ung von Atomstrom verursacht wird. So einfach ist das.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as heißt, man muss sich nicht einmal auf den hohen
benen der technologischen Entwicklung befinden. Sie

unktionalisieren Ihr Deckmäntelchen. In Wahrheit geht
s nicht um CO2 und ums Klima, sondern um den Profit
nd darum, dass die Betreiber durch längere Laufzeiten
och mehr Geld in ihr Säckel und in ihre Hosentaschen
cheffeln. Um nichts anderes geht es.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Da Sie immer wieder fragen, Frau Kopp, gebe ich Ih-
en unter uns Frauen einen kleinen Verbraucherinnen-
inweis: Wer Atomkraftwerke betreibt, hat auch zwin-
end Atommüll. Wer sie noch länger laufen lässt, hat
etzten Endes auch mehr Atommüll und somit mehr
astortransporte, Frau Kopp.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben eines festgestellt: Ihre Unverfrorenheit,
ber auch Asse II und die damit verbundene Unsicher-
eit haben die Menschen auf die Straße getrieben, und
war alle Generationen. Sie dürfen sich darüber auch
icht wundern, wenn Sie den Konsens aufknüpfen. Die
onzernvertreter haben zwar den Atomkonsens unter-

chrieben, halten sich aber nicht daran und investieren
etzt Millionen Euro in Anzeigen, in denen sie als ver-
annte Klimaschützer dargestellt werden, und sie versu-
hen seit Monaten, gegen den offensichtlichen Wortlaut
es Gesetzes die Laufzeiten von jüngeren AKWs auf die






(A) )



(B) )


Renate Künast
alten zu übertragen. Wenn dies alles passiert und die
Lobbyisten in Nadelstreifen immer wieder auf das Kanz-
leramt und die Ministerien einwirken, dann sagt das
Volk in Ermangelung einer Einlasserlaubnis: Die Gleise
und die Straßen sind unser. Das ist doch logisch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Debatte um die Castortransporte wird gerade
schärfer, weil Sie mit der Laufzeitverlängerung mehr
atomaren Müll bewirken. Das heißt, wenn Sie den Kon-
sens aufknüpfen, auf den sich einige eingelassen haben,
dann wird die Sorge größer. Das gilt für Gorleben stell-
vertretend für alle Regionen. Alle Menschen dort wis-
sen, dass es nie ein ordentliches Auswahlverfahren gege-
ben hat. An dieser Stelle lügt die CDU/CSU einfach.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es hat nie eines gegeben. Man hat sich gedacht: Wunder-
bar, hier ist der Eiserne Vorhang. Wenn mal ein Unfall
passiert, dann machen wir an der anderen Stelle zu. Das
war doch die Überlegung. Es ging darum, in einem Zo-
nenrandgebiet eine ganz tolle Zonenrandgebietsförde-
rung zu leisten. Es ging um nichts anderes als um Inves-
titionen in Niedersachsen.

Die Menschen gehen auf die Straße. Ich bitte Sie, da-
rüber nachzudenken, ob es – wenn man Worte wie
„christlich“ oder „sozial“ im Namen trägt – richtig ist, die
Interessen und Sorgen der Menschen einfach zu negieren.
Die Menschen machen sich Sorgen wegen Asse II, weil
sie wissen, dass sie den Akteuren – zum Beispiel Klaus
Kühn, der Betriebsleiter bei Asse II war – nicht trauen
können. Klaus Kühn ist auch zu Gorleben als Gutachter
tätig. Das können Sie doch in einer Demokratie nieman-
dem vermitteln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir vertreten immer noch die Forderung, endlich eine
ergebnisoffene Suche durchzuführen. Salz, Ton und Gra-
nit müssen untersucht werden. Die Arbeitsteilung, dass
in Bayern die meisten Atomkraftwerke stehen und im
Norden der Müll eingelagert wird, ist nicht zu akzeptie-
ren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sind auch gerne bereit, über eine Neubewertung
der Atomenergie zu reden. Die Terrorgefahr ist seit 2001
gestiegen. Die Leukämieraten bei Kindern steigen. Die
Kosten für den Atommüll steigen.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr!)


– Natürlich ist das wahr. Rund um die Atomkraftwerke
steigen die Leukämieraten.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Nein!)


– Sie können ja gleich reden.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Wider besseres Wissen! Das ist Volksverdummung!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618615900

Frau Kollegin!

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(C (D Auch wenn keiner der Wissenschaftler sagt, er könne chon belegen, dass es zwingend durch die Atomkraft erursacht ist, fällt allen auf, dass im 5-Kilometer-Umreis von Atomkraftwerken fünfjährige Kinder ein beeutend höheres Risiko tragen. Frau Kollegin, Sie müssten Ihren letzten Satz schon ngefangen haben. Die letzte Chuzpe in dieser Woche, die wir alle zu ammen zurückweisen sollten, ist der neueste PR-Trick on RWE. Jetzt bieten sie Atomstrom als Klimaschutz n. Atomstrom aus der Steckdose ist für das Klima ungeähr so gut wie Mentholzigaretten gegen Halsweh. Frau Kollegin! Lassen Sie uns endlich diese Debatte ernster, sauberer nd einer Demokratie würdig führen. Als Nächstem erteile ich das Wort dem Kollegen hristian Hirte, der heute seine erste Rede halten wird, nd zwar nicht, weil er ignoriert worden wäre, sondern eil er als Nachrücker dem Bundestag noch nicht sehr ange angehört. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! 977 war ich ein Jahr alt. Damals hätte niemand gedacht, ass ich heute als Thüringer meine erste Rede hier halte. amals hätte aber auch niemand gedacht, dass wir heute och immer keine Lösung für die Endlagerung unserer ernbrennstäbe gefunden haben. 1977 hatten sich die amals politisch Verantwortlichen in Niedersachsen und onn in einer quasi großen Koalition darauf verständigt, m niedersächsischen Gorleben ein Endlager für Kernrennstäbe einzurichten. 30 Jahre wird also nun schon iskutiert, ob und wie ein mögliches Endlager eingerichet werden soll. Die Diskussion wird teilweise noch imer so geführt, als könnten wir noch „Nein danke“ zu ei em Endlager sagen. Wir können natürlich noch lange iskutieren, ob wir sofort, in 10, 20 oder in 40 Jahren aus er Kernenergie aussteigen. Aber wir müssen uns heute nserer Verantwortung stellen. Wir können die Augen icht davor verschließen, dass wir schon Atommüll haen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616000
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616100
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616200
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616300
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616400

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616500

(Beifall)

Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616600






(A) )



(B) )


Christian Hirte
Egal wie man zur Nutzung der Kernenergie steht, wir
müssen mit den heute vorhandenen Abfällen umgehen.
Diese sind auch mit Ideologie nicht wegzudiskutieren.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fangen Sie einmal an, ohne Ideologie zu diskutieren!)


Wir haben also gar keine Alternative zur Endlagerung.
Im Übrigen haben wir zumindest bislang noch keine Al-
ternative zur Kernenergie. Zur Verantwortung gegenüber
zukünftigen Generationen gehört auch, dass wir für ein
bezahlbares Leben Sorge tragen müssen. Wenn wir die
Tendenz steigender Energiepreise schon nicht aufhalten
können, sollten wir sie wenigstens nicht beschleunigen.
Ein verfrühter Ausstieg aus der Kernenergie verursachte
aber genau das.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deswegen ist die Position der Unionsfraktion hier auch
so deutlich. Wir und die große Mehrheit in diesem Land
wollen bezahlbare Energie. Ich hoffe, dass das auch für
die Mehrheit in diesem Haus gilt.

Sichere Energieversorgung bei einem breiten Ener-
giemix, möglichst geringe Importabhängigkeit, bezahl-
bare Preise für Bürger und Wirtschaft sowie möglichst
niedrige CO2-Emissionen, das ist mehr denn je ein zen-
trales politisches Anliegen, dessen Durchsetzung durch
richtige politische Weichenstellungen gewährleistet wer-
den muss.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deutschland hat das Potenzial, diese Herausforderung
besser als andere zu meistern. Wir haben die Technolo-
gie und die Qualifikationsvorsprünge und nicht zuletzt
die Innovations- und die Investitionskraft, Energie effi-
zienter zu nutzen und erneuerbaren Energien zum
Durchbruch zu verhelfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Diese Vorteile gilt es zu nutzen und weiter auszubauen.
Aber noch geht es nicht vernünftig ohne Kernenergie.
Niemand wird bestreiten wollen, dass Deutschlands
Kernkraftwerke bei weitem die sichersten auf der Welt
sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir nutzen die Kernenergie seit Jahrzehnten und ha-
ben daher die Verpflichtung, die Frage der Endlagerung
sicher und nachhaltig zu lösen. Dazu gehört, die 2001
unterbrochene Erkundung des Salzstocks Gorleben so
schnell wie möglich wieder aufzunehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Uns hilft es heute nur wenig, die Kämpfe von damals zu
führen. Wir brauchen Lösungen. Zur Wahrheit gehört,
dass im Januar 2001 die rot-grüne Bundesregierung be-
schlossen und vereinbart hat, dass die deutschen Kern-
kraftwerke zunächst weiterlaufen, deren Abfälle in
Frankreich aufbereitet, dann nach Deutschland zurück-
geholt und schließlich hier endgelagert werden. Die Grü-
nen haben in politischer Verantwortung also selbst die
Castortransporte mitgetragen, die sie heute politisch und

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(C (D raktisch bekämpfen. Das ist politisch unverantwortlich nd wenig glaubwürdig. Die Grünen müssen sich schon ntscheiden, ob sie Teil der Lösung oder Teil des Prolems sein wollen. Der Bundesumweltminister hat kürzlich in seiner Erffnungsrede zum Endlagersymposium darauf hingewieen: Ein betriebsbereites Endlager für diese Abfälle sollte spätestens bis zum Jahr 2035 zur Verfügung stehen, da ab diesem Zeitpunkt sukzessive die Aufbewahrungsgenehmigungen für die Transportbehälterlager sowie die Genehmigungen für die Standortzwischenlager auslaufen. ch kann nur hoffen, dass wir nicht wieder 30 Jahre waren müssen, bis wir uns einer längst überfälligen Entcheidung stellen. Dann stünde vielleicht meine Tochter, ie heute ein Jahr alt ist, hier und würde uns allen zu echt vorwerfen: Warum habt ihr damals nicht gehanelt und die Lösung des Problems auf nachfolgende Geerationen übertragen? Jede weitere Verzögerung aus ideologischen oder ahlkampftaktischen Gründen führt in der Sache nicht eiter. Der Umweltminister bleibt aufgefordert – ich zi iere den Koalitionsvertrag –, „die Lösung dieser Frage ügig und ergebnisorientiert“ anzugehen und noch „in ieser Legislaturperiode“ zu einer Lösung zu kommen. assen Sie uns aufhören, über das Ob eines Endlagers zu iskutieren. Lassen Sie uns ein Wie finden. Wir brauhen ein Endlager. Die Menschen verdienen im Übrigen ezahlbare Energiepreise. Herzlichen Dank. Als Nächstes spricht die Kollegin Angelika runkhorst für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! as Demonstrationsrecht ist ein Bürgerrecht, und viele aben davon in Gorleben am letzten Wochenende Gerauch gemacht und sich auch korrekt verhalten. Aber eider haben wir in den vergangenen Tagen auch einiges nderes mit ansehen müssen: Leuchtmunition, die, auf ferde geschossen, Brandwunden verursacht hat, Steine egen Polizisten, die zu Verletzungen geführt haben, Anchläge auf Bahngleise, Leuchtraketen gegen Hubchrauber – das ist ganz gefährlich; denn die Dinger falen auch mal herunter –, Blockaden. Wenn wir heute ber solche Ereignisse sprechen, dann möchte ich an eien Satz von Jürgen Schwabe, den Inhaber des Lehrtuhls für öffentliches Recht an der Universität Hamurg, erinnern. Er hat auf Folgendes hingewiesen: Wenn er Staat dafür sorgen muss, dass friedlich protestierende emonstranten von Bahngleisen entfernt werden, dann ommt es – jedenfalls wenn man in einem Rechtsstaat Angelika Brunkhorst lebt – nicht so sehr darauf an, ob diese dabei friedlich sind, sondern es kommt darauf an, ob es eine Rechtsverletzung ist. – Und das ist es. Warum ich diesen Hinweis an dieser Stelle für so wichtig empfinde, wird dann schnell klar, wenn ich das Verhalten der Kollegen aus der grünen Fraktion am vergangenen Wochenende beleuchte. Wenn man auf die Homepage einiger grüner Fraktionsmitglieder schaut, dann sieht man, welche Eindrücke sie geschildert haben. Frau Pothmer beispielsweise zeigt sich begeistert. Sie hat in ihrer Heimatlyrik geschildert, es seien sehr viele junge Gesichter zu sehen gewesen, sie sprach vom Teil der Bewegung – achten Sie einmal auf die Wortwahl! –, es ging um den Kampf und die Heimat. Sie sprach von vielen grünen Fahnen aus vielen Bundesländern, die bei der Kundgebung gewesen seien: Die grüne Jugend in der Blockade …, (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616700

(Beifall bei der FDP)

Christian Hirte (CDU):
Rede ID: ID1618616800




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


mein Platz war bei der bäuerlichen Notgemeinschaft.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei meinem Bruder! – Zurufe von der FDP und der CDU/CSU)


Solche Formulierungen beklemmen mich. Sie lullen doch
wirklich ein, Frau Künast.


(Beifall bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war doch gar nicht von mir!)


Frau Bärbel Höhn steht ihrer Kollegin in nichts nach.
Frau Höhn sah ihre Aufgabe als Bundestagsabgeordnete
darin – wiederum wörtlich –, bei den Sitzblockaden an-
wesend zu sein und darauf zu achten, dass es von allen
Seiten friedlich zuging


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP und der CDU/CSU)


und dass die Polizei beim Wegräumen die Rechte der
Demonstranten achtete. Das schlägt nun wirklich dem
Fass den Boden aus. Wie steht es denn wirklich um die
wunderbare Friedlichkeit, die die Kollegen von den Grü-
nen in solch eine gefährliche Schwärmerei versetzt?
Frau Höhn, ich fürchte, die Rechte der Demonstranten
sind nicht so sehr das Problem, das uns hier bewegen
sollte, sondern der Rechtsbruch, zu dem Sie junge Leute
ermuntern, indem Sie da sind und sich solidarisch erklä-
ren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die Botschaft, die Sie vermitteln. Sie ermuntern
zum Rechtsbruch. Das ist nicht zu fassen. Was ist eigent-
lich mit den Rechten von Tausenden Polizisten? Was ist
denn mit den Rechten von Hunderttausenden Bahnrei-
senden, die keine Verbindung haben?


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(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da fährt keine Bahn!)


Frau Künast, lassen Sie das! Damit kommen Sie nicht
eit.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da gibt es gar keinen Bahnhof! Die Gleise hören in Uelzen auf!)


Es hätte Ihnen, meine Damen und Herren von den
rünen, gut angestanden, zur Besonnenheit aufzurufen,

nstatt gedankenlos und opportunistisch Solidaritätsbe-
undungen abzugeben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben überhaupt keine Ahnung!)


s kommt wirklich nicht darauf an – das muss man hier
anz deutlich sagen –, ob Sitzblockaden friedlich sind;
ie sind rechtswidrig, und darauf kommt es an dieser
telle an.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte die Grünen – Sie hatten nicht immer so
roße Sympathien für Rechtsbrüche – einfach daran er-
nnern – ich helfe Ihrem Gedächtnis gern auf die
prünge –, dass es Ihr grüner Umweltminister war, der
ie Grundlage für die Castortransporte gelegt hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s war Teil des Atomkompromisses, dass die Brenn-
täbe aus den Wiederaufbereitungsanlagen La Hague
nd Sellafield zurückgenommen werden müssen. Wenn
ie mir die Bemerkung gestatten: Das ist eine Regelung,
ie bereits im deutsch-französischen Vertrag geregelt ist.
ch möchte noch einen Rückblick in das Jahr 2001 ma-
hen. Ich zitiere aus der Welt vom 6. Februar 2001. Dort
agte Herr Jürgen Trittin: Demonstrationen gegen
astor-Transporte in Deutschland halte er für unklug;

chließlich seien die Transporte „notwendig und unab-
eisbar“.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im gleichen Artikel erfahre ich auch, dass die heutige
undesvorsitzende, Frau Claudia Roth, „Demonstra-

ionsaufrufen ihrer eigenen Partei gegen den bevorste-
enden Rücktransport von deutschem Atommüll aus
rankreich erneut eine Absage“ erteilte. Die Grünen
tünden hinter dem Atomkonsens, und Atommülltrans-
orte seien im Sinne des Atomkonsenses notwendig.
ber sie hat sich jetzt einer anderen Idee hingegeben
eine erstaunliche Wandlung –: Medienwirksam war sie

abei. Super, toll! Das ist schon ein Ding. Sie rief sogar
u zivilem Ungehorsam auf, was auch immer darunter
u verstehen ist.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wissen Sie nicht? Das ist ja lustig!)







(A) )



(B) )


Angelika Brunkhorst
Kommen wir auf eine weitere klaffende Lücke in Ih-
rem Gedächtnis: Die Grünen haben sieben Jahre lang
Regierungsverantwortung getragen; aber Sie haben wäh-
rend der ganzen Zeit keine konstruktiven Schritte getan,
um die Endlagerfrage zu lösen, überhaupt nicht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618616900

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1618617000

Ja, ich komme zum Schluss. – Sie haben die ganze

Endlagerfrage schlichtweg verdrängt und beklagen nun,
dass die Endlagerfrage ungelöst ist. Wo kommen wir
denn da hin?

An dieser Stelle, ganz zum Schluss, möchte ich Sie
fragen: Werden Sie denn – wenn es wirklich dazu
kommt, was Sie immer wieder fordern und was leider
auch Herr Gabriel jetzt vorhat, nämlich, dass neue
Standorte zu finden seien –, wenn es dort zu Widerstän-
den kommt, diese Widerstände ebenso vehement und en-
thusiastisch unterstützen? Ich weiß nicht, wohin das füh-
ren soll.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618617100

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist zu Ende.


Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1618617200

Ich jedenfalls sage für meine Partei: 2010 ist das Mo-

ratorium zu Ende. Dann wird die Lagerstätte in Gorleben
zu Ende erkundet. Wenn die Ergebnisse vorliegen, wird
man wissen, was man weiter zu tun hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618617300

Der Kollege Christoph Pries ist der nächste Redner

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1618617400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Albert Einstein hat einmal gesagt:

Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die
menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin
ich mir nicht ganz sicher.

Ich bin überzeugt, wenn Albert Einstein heute auf der
Besuchertribüne säße, er hätte seine Freude.

Vor acht Jahren hat Rot-Grün im Konsens mit der
Energiewirtschaft den Atomausstieg vereinbart. Wir ha-
ben damit den längsten und heftigsten gesellschaftlichen
Konflikt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-
land beendet – dachten wir zumindest. Damals begann
eine geradezu harmonische Zeit: weniger Castortrans-
porte, weniger Proteste und eine neue Energiepolitik.
Sogar bei der Endlagerproblematik hatten wir in dieser
Legislaturperiode die große Chance, eine Lösung auf
breiter gesellschaftlicher Basis zu finden.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, Sie aben diese Chance mit Ihrer Blockadehaltung vertan. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

CSU]: Wie bitte? Das ist Verkennung der Re-
alität!)

ereits im Herbst 2006 hat Bundesumweltminister
igmar Gabriel ein Konzept für die Endlagersuche vor-
elegt. Dieses Konzept sieht eine ergebnisoffene und
ransparente Endlagersuche nach international festgeleg-
en Kriterien vor. Gorleben ist eine Alternative, nicht
ehr und nicht weniger. Das Konzept stellt damit einen

airen Kompromiss zwischen Gegnern und Befürwortern
es Standortes Gorleben dar.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, wir
aben unsere Hausaufgaben gemacht; Sie haben sich
em Kompromiss verweigert.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dann schauen wir mal!)


ie haben es vorgezogen, Endlagerpolitik nach dem
otto Ihres Fraktionskollegen Axel Fischer zu betrei-

en: Klappe zu, Affe tot.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Wer ist der Affe? – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Sehr geehrte Damen und Herren, im Jahr 2000 konnte
an noch hoffen, das pessimistische Menschenbild von
lbert Einstein wäre zumindest für die deutsche Atom-
nd Endlagerdebatte widerlegbar. Diese schöne Aussicht
st seit dieser Woche endgültig zerstört. Die heutige De-
atte beweist es. Acht Jahre nach dem Atomkonsens ste-
en wir wieder am Anfang: Der Atomausstieg ist wieder
ahlkampfthema. In der Endlagerfrage herrscht weiter
lockade; die Gesellschaft ist wieder in zwei Lager ge-

palten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, angesichts dessen
tellt sich die Frage: Wer ist schuld? Schuld sind auf je-
en Fall nicht diejenigen, die im Wendland friedlich de-
onstriert haben; denn diese Menschen fühlen sich be-

rogen, und das zu Recht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Warum? Ich möchte einmal kurz aus der Einleitung
es Atomkonsenses zwischen der Bundesregierung und
er Energiewirtschaft vom 14. Juni 2000 zitieren. Dort
eißt es:

Beide Seiten werden ihren Teil dazu beitragen, dass
der Inhalt dieser Vereinbarung dauerhaft umgesetzt
wird.

ch betone: dauerhaft.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, heute muss man
anz klar feststellen: Wir haben unsere Zusagen gehal-
en. Die Energiewirtschaft hat das gegebene Wort gebro-
hen, tatkräftig unterstützt von Union und FDP. Deshalb
at die SPD-Bundestagsfraktion volles Verständnis für
ie friedlichen Demonstranten. Diese Menschen haben






(A) )



(B) )


Christoph Pries
den Zusagen der Energiewirtschaft vertraut. Sie haben
geglaubt, in Deutschland gelte der Grundsatz „Verträge
müssen eingehalten werden“. Wir stehen zu diesem
Grundsatz. Deshalb gilt für die SPD-Bundestagsfrak-
tion: Am Atomausstieg wird nicht gerüttelt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Standardargument der Atomlobby lautet: Die
Menschen haben nur deshalb Angst vor Atomenergie,
weil ihnen das notwendige physikalische Fachwissen
fehlt.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Quatsch!)


Ich sage: Eine sehr gewagte These, hat doch die Atom-
lobby selbst ein grundlegendes physikalisches Gesetz
völlig vergessen. Das dritte Axiom von Isaac Newton
lautet: Kraft erzeugt Gegenkraft.

Sehr geehrte Damen und Herren von Union und FDP,
glauben Sie wirklich, mit millionenschweren PR-Kam-
pagnen der Energiewirtschaft und ihrer kompromisslo-
sen Haltung in der Endlagerfrage können Sie den Men-
schen Sand in die Augen streuen? Glauben Sie wirklich,
das Thema Atomenergie wird im nächsten Bundestags-
wahlkampf ein Gewinnerthema? Das hat doch schon
2002, 2005 und auch bei der diesjährigen Landtagswahl
in Bayern nicht funktioniert. Statt sich im kommenden
Jahr eine blutige Nase zu holen, sollten Sie lieber mit
uns das Endlagerkonzept von Sigmar Gabriel umsetzen.
Sie befänden sich damit in guter Gesellschaft.


(Beifall bei der SPD)


In allen anderen Ländern werden die Endlager in ei-
nem Vergleich der alternativen Standorte bestimmt. Alle
Länder haben aus den Fehlern Deutschlands ihre Lehren
gezogen. Nur Union, FDP und Energiewirtschaft wollen
um jeden Preis an Gorleben festhalten, auch um den
Preis eines späteren Scheiterns vor Gericht.

Bei der Wahl von Gorleben spielten viele Kriterien
eine Rolle. Größtmögliche Sicherheit, Transparenz des
Verfahrens und Öffentlichkeitsbeteiligung gehörten
nicht dazu. Fest steht, dass wir spätestens 2030 ein funk-
tionsfähiges Endlager für unseren hochradioaktiven
Atommüll benötigen. Für die SPD-Bundestagsfraktion
ist dies nur über ein ergebnisoffenes, transparentes und
zielgerichtetes Auswahlverfahren sicher zu erreichen.
Nur ein solches Auswahlverfahren schafft Rechtssicher-
heit und die nötige Akzeptanz in der Bevölkerung. Es ist
mit Blick auf die nächsten Generationen unverantwort-
lich, nur auf Gorleben zu setzen. Ebenso unverantwort-
lich ist es, jeden Endlagerstandort prinzipiell als unge-
eignet abzulehnen. Bundesumweltminister Gabriel hat
einen Kompromissvorschlag gemacht. Bewegen müs-
sen sich jetzt andere.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618617500

Das Wort hat die Kollegin Dorothée Menzner von der

Fraktion Die Linke.

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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Ich kann von uns nicht gerade behaupten, dass ir Altkanzler Schröder viele Tränen nachweinen; aber it einer Aussage lag er richtig – ich zitiere –: Atomtransporte quer durch die Republik, die nur durch massiven Polizeischutz zu sichern sind, passen nicht zu einer auf Konsens und Zukunftsfähigkeit ausgerichteten Demokratie. er Elan der damaligen Bundesregierung verließ sie ann allerdings sehr schnell wieder. Die Realität bei astortransporten sind 17 000 Einsatzkräfte, Aushebe ung der Grundrechte, Verbotskataloge, Einschränkung er Bewegungsfreiheit der Bewohnerinnen und Bewoher. Ich könnte das fortsetzen. Die B.Z. titelte in den vergangenen Tagen: „Atomhaoten kosten uns 30 Millionen Euro“. Kollegin runkhorst hat eben Ähnliches angeführt. All dies sugeriert verunglimpfend: alles schwarzer Block, alles haoten, die dort demonstrieren. Nein, mitnichten! Die, ie da demonstrieren, sind Schülerinnen und Schüler, andwirte, Gewerbetreibende, kommunale Abgeordete der angrenzenden Kommunen und aller Parteien, es ind Lehrerinnen und Lehrer, fast die komplette Ärztend auch Pastorenschaft, also ein ganz breites Bündnis ller Bevölkerungsgruppen, hinweg über alle Weltanchauungen. Die Atomchaoten sind andere. Die Atomchaoten sind ie, die ein Endlager in einem absaufenden Bergwerk ngelegt haben, die Atomenergie sponsern – und das hne ausreichende Versicherung. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Christoph Pries (SPD):
Rede ID: ID1618617600

s sind die, die schon jetzt 40 Milliarden Steuergelder
erschwendet haben: in Schwarzbauten und Sackgassen.

Wo nicht gesprochen wird – das ist an Castortagen im
endland der Fall –, suchen sich die Betroffenen eine

ndere Sprache, eine Sprache des zivilen Ungehorsams,
ine Sprache, die sich mit „Widersetzen“ und „Anliegen
eutlich machen“ umschreiben lässt. Sie legen schlicht-
eg ihre Körper in den Weg.

Listige Bauern stellten Betonpyramiden vor den Cas-
or und sich damit gegen die Atompolitik. Sie sagten:

ir wollen keine Konfrontation; wir wollen den Dialog.
ie wollten Gespräche mit Innenminister Schünemann
us Niedersachsen oder Kanzlerin Merkel oder Umwelt-
inister Gabriel führen. Neun Stunden hätten diese Zeit

ehabt, mit ihnen ins Gespräch zu kommen; denn so
ange waren sie dort verankert. Aber dieser Dialog fand
icht statt – so wie viele Möglichkeiten zum Dialog
icht genutzt wurden. Diese Bauern treibt die Sorge um
hre Existenz, um ihre ganz persönliche Existenz. Das ist
hre Motivation.

Aber mein Herz lacht, wenn ich so viel kreative Ener-
ie sehe und erlebe: gegen die Milliardenlobby, gegen






(A) )



(B) )


Dorothée Menzner
eine Politik, die nur verschiebt, verschaukelt, ver-
schweigt, verdrängt und vertuscht und dafür noch nicht
einmal zur Rechenschaft gezogen wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Mein Herz lacht, wenn ich erlebe: 16 000 Menschen
haben am vergangenen Samstag auf der Demonstration
gerufen: Yes, we can. – Die meisten von ihnen sind übri-
gens nicht für den Erhalt des fadenscheinigen Atomkon-
senses, sondern wirklich für ein Abschalten, für eine
klare Perspektive, für den Ausstieg aus dieser Politik,
und sie machen das auch immer wieder deutlich.

Mein Herz lacht, wenn ich sehe, wie Clowns mit Spaß
und Lust ihren Protest auf die Straße tragen und so die
Absurdität der gepanzerten Staatsmacht entlarven.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Und was hat das mit Verantwortung für den Müll zu tun?)


Wer solche Einsätze zwei-, vier- oder, wie ich, zehn-
mal erlebt hat, verliert den Respekt und glaubt nicht
mehr an den so viel beschworenen Dialog. Der Dialog
an Castortagen im Wendland ist sehr einseitig: mit Flüs-
tertüte, Räumbefehl, NATO-Draht, Hubschraubern und
17 000 gepanzerten Einsatzkräften. Erzählen Sie mir
jetzt nichts von Deeskalation! Das ist so wahr wie die
Asse trocken.

Ich habe auch diesmal wieder gesehen und hautnah
gespürt – wie manche Kolleginnen und Kollegen hier –,
wie das ganze Arsenal unmittelbarer Maßnahmen aus-
sieht: kopf- oder gelenkverdrehende Griffe, Faust-
schläge, Abdrängen, Tritte, Schlagstock- und Wasser-
werfereinsatz. Das Gefühl der Demütigung, das dabei
aufkommt, ist sehr real. Ich glaube, es ist kein Ausweis
von Demokratie, wenn ein solches Gefühl bei Bürgerin-
nen und Bürgern erzeugt wird, die ganz berechtigte Sor-
gen, Ängste und Nöte zu Gehör zu bringen versuchen.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Ein seltsames Demokratieverständnis!)


Ich danke den Menschen in Gorleben und anderswo,
die immer wieder diesen selbstlosen Einsatz fahren.
Ohne sie hätten wir eine WAA. Ohne sie hätten wir
Schnelle Brüter und rund 100 Atomkraftwerke in
Deutschland.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ohne sie wären etliche Skandale – das ist vorhin in der
Fragestunde deutlich geworden – immer noch unter der
Decke, nicht aufgegriffen und nicht transparent. Sie trot-
zen dem Atomstaat – und das seit Jahrzehnten, seit über
30 Jahren im Wendland. Ich frage mich nur: Wer wird
ihnen einmal und wann ein Bundesverdienstkreuz oder,
vielleicht besser, ein Bundesverdienst-X überreichen?

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man doch gar nicht annehmen! Das ist nicht mehr logisch! – Gegenruf von der LINKEN – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜND d r g k l l g h w l a D r K a w a d e w s F n F z K 2 v r H r d k (C (D NIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr haltet mal die Füße still! Die sozialistischen Atomkraftwerke waren immer die sichersten!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618617700

Das Wort hat der Kollege Dr. Joachim Pfeiffer von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618617800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Frau Künast, Sie haben vorhin nach der Botschaft
efragt. Die Botschaft der Diskussion ist für mich ganz
lar – ich rate uns hier wirklich zu einer nüchternen Ana-
yse und nicht zu Emotionalität und Ideologie; die Ideo-
ogie in Kernkraftfragen hat dieses Land viel zu lange
espalten –: Unabhängig davon, ob wir, wie Sie wollen,
eute oder morgen oder, wie wir wollen, übermorgen –
ir wollen die Kernenergie nämlich als Brückentechno-

ogie nutzen – aus der Kernenergie in der jetzigen Form
ussteigen, muss die Entsorgungsfrage gelöst werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as wissen Sie genauso gut, wie wir das wissen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch!)


Wir haben in der Großen Koalition zumindest er-
eicht, dass jetzt endlich für 95 Prozent dieser Abfälle
larheit herrscht; denn das Endlager für schwachradio-

ktive Abfälle in Schacht Konrad ist jetzt im Bau und
ird ab 2012/2013 zur Verfügung stehen. Das muss man

uch einmal sagen; das ist nämlich eine gute Botschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist aber auch richtig, dass wir bei der Endlagerung
er hochradioaktiven Abfälle – der Kollege vor mir hat
s angesprochen – noch nicht sehr viel weiter sind, als
ir Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre waren. In die-

em Zusammenhang lassen Sie mich feststellen: Sie,
rau Künast und meine Damen und Herren von den Grü-
en, waren in dieser Frage auch schon einmal weiter.
rau Brunkhorst hat dazu ja schon fast alle Fakten aufge-
ählt. In der Tat hat der Parteirat der Grünen – Frau
ünast und Frau Roth waren ganz vorne mit dabei –
001 entschieden, dass Demonstrationen gegen den be-
orstehenden Rücktransport von Atommüll aus Frank-
eich unklug seien.


(Angelika Brunkhorst [FDP]: Komisch, nicht? – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


err Trittin war immerhin klug genug, wenn ich das
ichtig mitbekommen habe, am Wochenende nicht an
en Demonstrationen teilzunehmen. Er wollte sich wohl
eine Doppelzüngigkeit vorwerfen lassen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, der hat eine Synagoge eingeweiht!)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
Er hat sich damit anders verhalten als andere von Ihnen,
die dabei waren.

Die Grünen haben mehrfach darauf hingewiesen, dass
die Castortransporte notwendig und rechtlich nicht ab-
weisbar sind. Insofern muss ich Ihnen klar sagen: Sie
schaden mit Ihren jetzigen Aktionen nicht nur Ihrer eige-
nen politischen Glaubwürdigkeit heute, sondern Sie de-
monstrieren und protestieren damit quasi auch gegen die
Entscheidungen von gestern, die Ihre eigenen Regie-
rungsmitglieder getroffen haben. Das sollte man sich
einmal vor Augen führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann Ihnen, Frau Künast, nur zurufen: Seien Sie
froh, dass Sie nicht Mitglied der SPD sind, insbesondere
nicht der Hessen-SPD; denn Sie würden wahrscheinlich
aus der Partei ausgeschlossen werden, wenn Sie heute
gegen das demonstrieren, wofür Sie sich gestern noch
ausgesprochen haben.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Der 11.11. war gestern, Herr Pfeiffer! Oder?)


Jetzt möchte ich aber doch noch ein paar inhaltliche
Punkte aufgreifen, Frau Künast. Sie haben hier vorhin
andere der Lüge bezichtigt. Sie haben behauptet, andere
hätten Halbwahrheiten oder Ähnliches gesagt. Dazu
kann ich nur sagen: Sie argumentieren mit falschen An-
gaben und Halbwahrheiten, weil Sie offensichtlich ver-
suchen – das ist ja legitim, solange man das auch darlegt –,
ein politisches Süppchen zu kochen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was kochen Sie denn da gerade, Herr Pfeiffer?)


Sie haben nämlich offensichtlich ein wenig Angst, in die
Defensive zu geraten, weil die politische Diskussion und
auch die Diskussion in der Bevölkerung im Moment in
eine andere Richtung laufen: Hier wird für einen rationa-
leren Umgang mit der Kernenergiefrage plädiert, und
das Polarisieren fällt offensichtlich nicht mehr auf so
fruchtbaren Boden, wie es in der Vergangenheit der Fall
war. Deshalb würde ich die Ereignisse vom vergangenen
Wochenende eher als letztes Aufbäumen betrachten, bei
dem versucht wird, an alte Zeiten anzuknüpfen, um da-
raus politisches Kapital zu schlagen.

Lassen Sie mich, Frau Künast, nachdem Sie eben im
Zusammenhang mit der Endlagerung von Halbwahrhei-
ten gesprochen haben, noch ein weiteres von vielen Bei-
spielen, die es gibt, anführen, nämlich das Thema Gorle-
ben. Es wurde vorhin gesagt, der Standort Gorleben sei
willkürlich von der Politik festgelegt worden.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja!)


Gorleben wurde nach der Untersuchung von mehr als
140 Salzstöcken in einem mehrstufigen Verfahren als
potenzieller Standort für ein Entsorgungszentrum mit
Endlager ausgewählt. Dieses Verfahren war transparent
und nachvollziehbar. Das wurde ja schon alles belegt.

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(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sagen Sie noch: Es gab Bürgerbeteiligung, oder was?)


ie Erkundung erfolgte im Einvernehmen von Bund,
and und Standortgemeinden.

Vielleicht noch ein Wort zu den Standortgemeinden:
s ist doch schon erstaunlich, dass sich dort in den ver-
angenen 20, 30 Jahren immer eine politische Mehrheit
ür die Weiterführung der Erkundungen ausgesprochen
at.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: So ist das!)


ie wenigsten von denen, die am Wochenende demon-
trierten, kamen aus der Region. Über 90 Prozent waren
ugereiste, die von Ihnen oder anderen herbeigerufen
urden, um, wie schon erwähnt, ein letztes Aufbäumen

u veranstalten. Sie sollten meiner Meinung nach die de-
okratischen Entscheidungsprozesse in den Standortge-
einden respektieren. Dort haben sich diejenigen, die

ich dafür ausgesprochen haben, diese Erkundungen zu
nde zu führen, schon mehrfach demokratischen Wahlen
estellt.

Wir befinden uns jetzt – in diesem Fall durch Herrn
rittin verschuldet – in der Situation, dass wir nicht wei-

erkommen. Alle Fragen, die als Begründung für das
oratorium angeführt wurden, sind seit 2005 abschlie-

end gelöst. Lassen Sie uns Gorleben weiter erkunden,
m festzustellen, ob es geeignet ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


s geht nicht darum, politisch die Eignung festzustellen,
ondern wir wollen, dass der Erkundungsprozess zu
nde geführt wird. Wenn der Prozess in der Sache zu
nde geführt ist, dann können wir feststellen, ob der
tandort geeignet ist oder nicht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Verplemperte Zeit!)


ir unterwerfen uns da gerne jeglichem internationalen
eview, um dieses Vorgehen entsprechend testieren zu

assen.

Deshalb ist das, was Sie dort tun, leider politische
randstiftung, aber kein Beitrag zur Beantwortung der
ntsorgungsfrage.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618617900

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618618000

Frau Künast hat die Gelegenheit nicht genutzt, aber

ie Frau Kollegin Höhn wird sich gleich in ihrem Rede-
eitrag sicherlich eindeutig von Gewalt und Straftaten
m Zusammenhang mit den Demonstrationen distanzie-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
Das hätte ich auch von Ihnen heute an diesem Redner-
pult gerne gehört. Auch Kernkraftgegner müssen verant-
wortlich handeln und ihren Beitrag leisten.

Ich danke abschließend ausdrücklich der Polizei, die
ständig Herr der Lage war, die das gesunde Mittelmaß
zwischen Demonstrationsfreiheit und Sicherheit von
Menschen und Sachen gefunden hat und auf deren Rü-
cken die Dinge ausgetragen wurden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618618100

Das Wort hat die Kollegin Bärbel Höhn von Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618618200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

war am Samstag mit dabei; ich war eine der 16 000 Men-
schen, die in Gorleben friedlich und fantasievoll de-
monstriert haben. Ich muss sagen: Es war Ausdruck
lebendiger Demokratie und sehr fantasievoll, was die
Bürgerinnen und Bürger dort gemacht haben. Das war
ein sehr großes Erlebnis für mich, und es wäre schön ge-
wesen, wenn Sie, Herr Pfeiffer, mit dabei gewesen wä-
ren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Brigitte Pothmer in Begeisterung schwelgt, hat
das auch etwas damit zu tun, dass wir dort Hunderte von
Treckern gesehen haben, alle mit Dannenberger Kenn-
zeichen, Bauern, die sehr bewusst demonstriert haben:
Wir wollen diesen Atommüll in unserer Region nicht.
Das war eine klare Demonstration der Bauern dort, Herr
Pfeiffer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bauern haben vor der Bayern-Wahl vielleicht noch CSU
gewählt; aber jetzt müssen Sie aufpassen, dass sie Ihnen
nicht auch in Niedersachsen von der Fahne gehen.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Niedersachsen kann noch keine CSU wählen, noch nicht!)


Wenn Sie, Herr Pfeiffer, hier sagen: „Das war ein letz-
tes Aufbäumen“, dann haben Sie es einfach nicht ver-
standen. Sie sagen: Die anderen sind in der Defensive.
Gleichzeitig halten Sie hier eine Rede, die von Defensi-
vität wirklich nur so tropft. Herr Pfeiffer, das war ein
Pfeifen im Walde, was Sie hier an diesem Rednerpult ge-
liefert haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja, es gibt ein Wiederaufleben des Konfliktes; es wird
wieder demonstriert. Das hat zwei Gründe. Erstens sind
die Leute gekommen, weil der bestehende Atomkonsens
aufgekündigt werden soll. Dieser Atomkonsens ist übri-
gens der Grund dafür, dass viele in den letzten Jahren
nicht mehr demonstriert haben. Das ist das große Ver-
dienst von Rot-Grün. Wir haben einen jahrzehntelangen

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(C (D onflikt entschärft, indem wir einen Atomkonsens und amit das Ende der Produktion von weiterem Atommüll n Deutschland besiegelt haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


as ist der Grund, warum die Leute in den letzten Jahren
icht mehr demonstriert haben. Und warum kommen sie
etzt? Weil Sie von der CDU und von der FDP gemein-
am mit der Atomwirtschaft diesen gesellschaftlichen
onsens infrage stellen. Deshalb waren die Leute dort,
nd zwar zu Recht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der zweite Grund ist, dass sie in den letzten Wochen
elernt haben, dass die Frage der Endlagerung keines-
egs beantwortet ist, gerade nicht bei dem Salzstock in
nd um Gorleben.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Wir sagen, wir wollen es erkunden!)


ie Betreiber der Asse haben immer wieder behauptet,
ass die Asse sicher ist, dass sie trocken ist


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Wir reden hier über Gorleben, nicht über die Asse!)


nd dass sie Hunderttausende von Jahren sicher sein
ird. Dennoch hat sich herausgestellt, dass die Asse un-
icht ist und sifft.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Gorleben, nicht Asse!)


Die Asse ist genau neben Gorleben. Wenn Sie über
orleben reden, sollten Sie auch über die Asse reden.
er das nicht macht, hat die Situation vor Ort nicht ver-

tanden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Brand [CDU/CSU]: Lassen Sie doch die Unterstellungen!)


Es gab immer eine argumentative Verbindung von der
sse nach Gorleben. Zum Beispiel Professor Kühn hat

mmer gesagt: Wir überzeugen euch, dass die Asse tro-
ken ist, und deshalb wird es auch in Gorleben funk-
ionieren. Wenn ein Wissenschaftler, ein Quasiwissen-
chaftler, das so überzeugend darstellt und eine
icherheit für Hunderttausende von Jahren attestiert und
ich dann herausstellt, dass das Ganze nach 20 Jahren
urchsifft, muss ich den Leuten, die sich die Frage stel-
en, ob sie diesem Menschen noch glauben, recht geben.
ieser Art von Sicherheitsargumentation darf man nicht
lauben. Und wenn die Menschen einmal getäuscht wor-
en sind, warum sollte das dann in Gorleben nicht wie-
er geschehen?

Es geht darum, dass anderes Wirtsgestein mit unter-
ucht wird. Es geht darum, dass man eine ergebnisoffene
ntersuchung durchführt, meine Damen und Herren.


(Zuruf der Abg. Angelika Brunkhorst [FDP])


Frau Brunkhorst, Ihr Parteikollege ist in dieser Frage
chon viel weiter als Sie. Vom niedersächsischen Um-






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
weltminister halte ich sonst wenig, aber dieses Mal hat
er durchaus etwas Vernünftiges gesagt. Er hat nämlich
gesagt: Wir brauchen endlich eine ergebnisoffene Suche
nach einem Endlager in Deutschland. – Es wäre richtig,
wenn Sie von der Großen Koalition damit endlich begin-
nen würden,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und zwar dahin gehend, dass man es ähnlich wie in der
Schweiz und in Frankreich macht, dass man nicht nur
eine ergebnisoffene Suche durchführt, sondern dass man
auch die Bevölkerung daran beteiligt. Auch das ist not-
wendig, um genau das, was Sie vorhin angesprochen ha-
ben, Herr Pfeiffer, zu vermeiden, nämlich Gewalt.

Ich möchte noch einmal auf das Thema Gewalt zu
sprechen kommen. Herr Pfeiffer, Sie haben gesagt, wir
sollten auch einmal etwas zum Thema Gewalt sagen. Ich
frage Sie: Ist es Gewalt, wenn Bauern in Gorleben Tre-
cker auf die Straße stellen und damit dafür sorgen, dass
der Castor nicht durchkommt? Ist es Gewalt, wenn sich
Bauern in Gorleben mit einer Betonpyramide auf die
zweite mögliche Zugangsstraße stellen und damit dafür
sorgen, dass der Transport nicht durchkommt? Ich finde,
das war eine Aktion, die sinnvoll und richtig war, um ge-
gen diesen Atomtransport zu demonstrieren. Es war
richtig, dass die Bauern das gemacht haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


In den 70er-Jahren hat bezüglich Gorleben keine er-
gebnisoffene Suche stattgefunden. Vielmehr hat Minis-
terpräsident Albrecht gedacht, er bekomme 12 Milliar-
den DM in sein Land, und das Ganze könne man an der
Grenze zur DDR ruhig bauen.

Letzter Punkt, meine Damen und Herren. Sie haben
mehrfach Jürgen Trittin angegriffen. Das weise ich
schärfstens zurück; denn er hat ganz anders gehandelt.
Er hat erstens durch den Atomkonsens deutlich gemacht,
dass hier in absehbarer Zeit kein Atommüll mehr produ-
ziert wird. Das war wichtig für den Konsens in der Ge-
sellschaft. Er hat es zweitens mit dem Verbot der Wie-
deraufbereitung und der direkten Endlagerung geschafft,
den bereits für Gorleben genehmigten Müll um 80 Pro-
zent zu reduzieren.

Dass wir so wenige Transporte nach Gorleben haben,
ist Jürgen Trittin und der rot-grünen Regierung zu ver-
danken. Dafür sollten Sie dankbar sein, weil genau das
jahrelang dazu geführt hat, dass wir einen Konsens hat-
ten, dass wir Ruhe an diesem Punkt hatten.

Sie stören diese Ruhe. Das Ergebnis dessen, was Sie
angestoßen haben, werden Sie ernten. Sie werden näm-
lich nicht ein letztes Aufbäumen erleben, sondern den
Anfang einer kraftvollen Antiatombewegung, die jetzt
wieder da ist und Ihnen das Leben schwer machen wird.
Wir werden dabei sein.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie hatten aber Ministerverantwortung!)


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(C (D Das Wort hat die Kollegin Hedi Wegener von der PD-Fraktion. Guten Tag, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! In den letzten Tagen ist viel geschrieben und m Fernsehen viel gezeigt worden, seit Sonnabend, seit er ersten Demonstration, die vor dem Castortransport tattgefunden hat. Was hat sich abgespielt auf der Bahntrecke Frankreich–Deutschland–Niedersachsen–Lüneurg–Lüchow/Dannenberg–Gorleben, in meinem Wahlreis? Im Übrigen kommen aus meinem Wahlkreis die eukämiebelasteten Kinder der Elbmarsch. In dieser Hinicht sind es also zwei Baustellen. Wissen Sie, die Bilder im Fernsehen und die Darstelungen in den Zeitungen sind das eine, die Realität ist ber noch viel problematischer. Ich empfehle Ihnen, sich er Auseinandersetzung mit den Atomkraftgegnern zu tellen. Ungefähr 17 000 Polizisten stehen etwa 17 000 Deonstranten gegenüber. Eine Eins-zu-eins-Betreuung ibt es sonst nur noch im Knast und in der Psychiatrie. ch kann zwischen Demo-Touristen und ernsthaften tommüllgegnern durchaus unterscheiden. Die Proteste ibt es wieder verstärkt, seit die CDU und seit der Minis Goreben kommt! Der Salzstock ist gut, und deshalb soll der ochradioaktive Müll dort endgültig eingelagert werden, icht nur für ein paar Jahre, sondern für immer und wig. – Die Frage der Entsorgung des Abfalls bleibt aber eiterhin ungelöst. Ob Gorleben der bestgeeignete tandort ist, kann nur im Vergleich mit Alternativen berteilt werden. Die Proteste haben sich aber auch verstärkt, weil die nion und die Atomlobby den Konsens zum Ausstieg aktisch aufgekündigt haben, und zwar aus reinem Geinnstreben. Eigentlich waren wir in Zeiten der Finanzrise so weit, darüber nachzudenken, ob die reine Geldier der richtige Ratgeber ist. Anscheinend gilt für die ewinne aus der Atomenergie aber keinerlei Zurückhal ung. Man möchte den Bürger für dumm verkaufen, inem man ihm erzählt, ein steigender Ölpreis habe steiende Strompreise zur Folge, und nur durch Atomkraft önne der Verbraucher bezahlbaren Strom bekommen. ir scheint, in dieser Sache gilt der gleiche Grundsatz ie im Hinblick auf die Finanzkrise: Gewinne werden rivatisiert, und die Verluste – in diesem Falle die Kosen für die Beseitigung des Abfalls – werden sozialisiert. as heißt, sie werden dem Steuerzahler aufgebürdet, und ie gehen vor allen Dingen zulasten der Gesundheit zuünftiger Generationen. In meinem Wahlkreis ist jedes Jahr im November der eufel los: (Zuruf von der CDU/CSU: Ja, wir haben das schon im Kalender eingetragen!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618618300
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618618400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618618500

ben die Hubschrauber, unten die Hundestaffeln, Was-
erwerfer und Hundertschaften. Ich habe viele Jahre als
onfliktschlichterin – sowohl bei der Polizei als auch
ei den Kirchen – die Demonstrationen begleitet, Tag






(A) )



(B) )


Hedi Wegener
und Nacht. Ich weiß, dass der Pastor eine Beerdigung in
der Nähe der Transportstrecke schnell abschließen muss;
ansonsten käme die Trauergemeinde nicht mehr nach
Hause. Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass die
Schultaschen der Kinder untersucht werden? Da helfen
auch Ihre süffisanten Darstellungen vom Ablauf nichts,
verehrte Kollegin von der FDP. Verharmlosung ist ein
schlechter Ratgeber.

Die Bauern, die mit ihren schweren Traktoren und
Maschinen die Strecke verbarrikadiert haben, sind nicht
verrückt. Sie haben schlicht und ergreifend Sorgen, weil
Salz keine Lösung ist. Salz ist löslich, aber nicht die Lö-
sung für die Endlagerung von Atommüll.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich sage nur: Asse! Dieses Stichwort fiel in der Frage-
stunde ein paarmal. Asse ist der unbestreitbare Beweis
dafür, dass die Atomenergie keineswegs eine Form von
Ökoenergie ist. Atomstrom kann nur deswegen als sau-
ber dargestellt werden, weil wir den Dreck nicht sehen.

Ich sehe es als riesigen Erfolg der Demonstranten an,
dass die Niedersächsische Landesregierung eine 180-Grad-
Wende vollzogen hat. Jetzt fordert sie, Alternativstand-
orte zu prüfen. Das ist gut. Überzeugen Sie endlich Ihre
halsstarrigen Kollegen in Bayern und Baden-Württem-
berg!

Ich danke an dieser Stelle ganz ausdrücklich der Poli-
zei.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mit Umsicht, aber auch mit Konsequenz hat sie den
Castortransport begleitet. Der Mix aus Gewährenlassen
und konsequentem Durchgreifen hat bewirkt, dass es gut
gelaufen ist. Ich teile nicht die Einschätzung der Polizei-
gewerkschaft, dass die Deeskalation fehlgeschlagen sei.

Glauben Sie ja nicht, dass alle Polizisten dort gerne
ihren Dienst machen. Überträgt man die Einstellung der
Bevölkerung auf die Polizei, so kann man sagen, dass es
auch unter den Polizisten viele Atomkraftgegner gibt.
Die Polizei hat in den letzten Jahren viel dazugelernt,
und sie hat durch einen offensiven Dialog mit der Bevöl-
kerung und mit den Demonstranten zur Konfliktschlich-
tung beigetragen. An dieser Stelle also meinen ganz
herzlichen Dank an die Lüneburger Polizei!


(Beifall bei der SPD)



Hedi Wegener (SPD):
Rede ID: ID1618618600

Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt die Kollegin

Dr. Maria Flachsbarth das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618618700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die fünfte Jahres-
zeit im Wendland liegt wieder hinter uns. Castortrans-
porte werden von großen Demonstrationen begleitet,
wobei es sich großteils nicht um einheimische, sondern
um angereiste Demonstranten handelt.

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(C (D Einerseits sind diese Proteste sicherlich Ausdruck rnsthafter Sorge. Andererseits haben sie inzwischen uch Eventcharakter. ausende von Polizisten waren vor Ort. Blockierer ver rauen, so scheint es, vorbehaltlos der Umsicht der Poliei und der Sicherheit der Transportbehälter. Auch in iesem Jahr gab es wieder gewalttätige Übergriffe Einelner. Der Event unter dem Dach der Demonstrationsreiheit ist uns lieb und teuer. Die Sicherung des Transorts – zu dem gibt es keine Alternative; das haben chon viele Redner gesagt – kostete den Steuerzahler irca 20 Millionen Euro. (Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Sofortiges Abschalten ist die Alternative!)


(Zuruf des Abg. Lutz Heilmann [DIE LINKE])


Und dann gibt es keine weiteren Transporte?
Ein wenig skurril scheint die Mitwirkung einiger grü-

er Politikerinnen und Politiker auch aus diesem Hause
u sein – wir haben darüber bereits gesprochen –; denn
hr Parteifreund Jürgen Trittin hat diese Transporte ver-
nlasst.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, die Betreiber haben sie veranlasst!)


r war es, der als Bundesumweltminister anstelle der
iederaufbereitung in La Hague der Energiewirtschaft

ufgetragen hat, die Brennstäbe zurück nach Deutsch-
and zu holen.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die jetzigen Transporte sind Gegenstand der Aus-
tiegsvereinbarung zwischen Rot-Grün und der Atom-
irtschaft,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die gilt doch nicht mehr! Was denn jetzt?)


enauso übrigens wie das zehnjährige Erkundungsmora-
orium in Gorleben, das trotz abgearbeiteter Zweifelsfra-
en weiter anhält.

Im Koalitionsvertrag, liebe Kolleginnen und Kollegen
on der SPD, waren wir uns doch einig, in nationaler
erantwortung die Frage der sicheren Endlagerung zü-
ig und ergebnisorientiert anzugehen


(Christoph Pries [SPD]: Na, na!)


nd in dieser Legislaturperiode – nicht wahr, Herr Pries –
u einer Lösung zu kommen. Letztendlich ist das eine
rage der Generationengerechtigkeit und der Verantwor-

ung für die Sicherheit unserer Bevölkerung; das haben
ir, glaube ich, damals gemeinsam so gesehen.

In Bezug auf die schwach- und mittelradioaktiven
bfälle sind wir tatsächlich einen entscheidenden Schritt
eitergekommen: 90 Prozent der radioaktiven Abfälle,
ie allerdings nur 1 Prozent der Radioaktivität veranlas-
en, können voraussichtlich 2013 im Schacht Konrad bei
alzgitter sicher endgelagert werden.


(Zuruf von der SPD: „Sicher“ gibt es nicht!)







(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth
Hier hat die Große Koalition entschieden gehandelt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Umrüstung der Schachtanlage zu einem Endlager
hat bereits begonnen. Die erforderlichen Mittel sind im
Bundeshaushalt eingestellt. Die Öffentlichkeit wird de-
tailliert informiert und die Leistung der Standortkom-
mune angemessen berücksichtigt.

Beim Schacht Asse II hat diese Bundesregierung end-
lich Verantwortung für ein Versuchsendlager übernom-
men, dessen gravierende Probleme von der Vorgänger-
regierung noch ignoriert wurden.


(Zuruf von der CDU/CSU: So sieht das aus!)


Jetzt arbeitet man an einem Konzept für eine geordnete
Schließung. Dabei haben die Sicherheit der dort arbei-
tenden Menschen und der Menschen, die in der Umge-
bung leben, natürlich oberste Priorität.

Hinsichtlich eines Endlagers für hochradioaktive Ab-
fälle treten wir allerdings auf der Stelle. Die Union hatte,
weil wir um die Zweifel wissen, ob denn der Standort
Gorleben Resultat eines qualifizierten Auswahlverfah-
rens sei, vorgeschlagen – Herr Pries, nur um auch dazu
etwas zu sagen –, die Wiederaufnahme der Erkundung
mit einer internationalen Überprüfung nach den Regula-
rien der OECD-NEA zu begleiten. Ein solcher metho-
disch abgesicherter und international anerkannter Pro-
zess sollte neben der fachlichen Begutachtung natürlich
auch zu einer Versachlichung der politischen Diskussion
führen.

Statt einer inhaltlichen Antwort haben wir dann vom
Herrn Bundesumweltminister das Standortauswahlver-
fahren vorgeschlagen bekommen.


(Christoph Pries [SPD]: Das ist doch sehr gut!)


Ziel soll es dabei sein, nicht, wie im Atomgesetz vorge-
sehen, einen geeigneten, sondern den bestmöglichen
Standort zu finden, weil man sich – so habe ich ihn ver-
standen – nach Jahren der Erkundung nicht dem Risiko
aussetzen wolle, dass ein Gericht die Entscheidung
kippt, weil es keine Alternativuntersuchungen gegeben
hat. Dass bei der Entscheidung für den Schacht Konrad
das OVG Lüneburg im März 2006 gerade im Gegenteil
festgestellt hat, dass ein Mangel eben nicht darin be-
stehe, dass alternative Standorte nicht umfassend und
vergleichend untersucht worden wären, wird allerdings
ignoriert.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Flachsbarth, es ist auch nicht für hochradioaktive Abfälle vorgesehen!)


Namhafte Wissenschaftler bestreiten, dass Vergleichbar-
keit möglich ist. Auch das wird ignoriert. Wie es bei ei-
ner Alternativerkundung und einer Erkundungszeit für
Gorleben von 30 Jahren möglich sein soll, Abfälle tat-
sächlich 2035 einzulagern – dann nämlich, wenn die Ge-
nehmigungen für die ersten Zwischenlager auslaufen –,
auch darauf wird nicht geantwortet.

Wenn denn die Untersuchungen kürzer sein sollen,
also nicht so intensiv wie in Gorleben, dann frage ich

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(C (D ich besorgt, welche Erkenntnisse weggelassen werden ollen und wie das mit der Aussage des BfS zusammenasst, dass die Sicherheit eines möglichen Endlagers nur it standortund anlagenspezifischen Sicherheitsanaly en ermittelt werden könne. Auch auf diese Frage gibt es eine Antwort. Wer soll das Verfahren – das frage ich hier in aller Öfentlichkeit; ich bitte wirklich um Antwort – aufgrund elcher rechtlichen Grundlagen eigentlich finanzieren? ie Erkundung von Gorleben hat 1,5 Milliarden Euro ekostet. Das haben nicht die bösen Strommultis finaniert, sondern die Stromkunden. ar nicht zu reden von der Gretchenfrage – diese Frage at auch Minister Sander in Niedersachsen gestellt –: o, bitte schön, soll denn konkret alternativ gesucht erden? (Angelika Brunkhorst [FDP]: Ja, Ross und Reiter müssen genannt werden!)


(Angelika Brunkhorst [FDP]: Genau!)


enn sich nicht der Eindruck aufdrängen soll, der Vor-
chlag einer Alternativerkundung sei schlicht eine
erzögerungstaktik, die die Lösung der Endlagerfrage
ffenhalten soll, dann müssen diese Fragen zügig beant-
ortet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Angelika Brunkhorst [FDP])


Das absurde Theater in der Endlagerfrage muss ein
nde haben. Der deutsche Atommüll lässt sich nicht
egdemonstrieren. Die Union fordert die Aufhebung
es Moratoriums und die Erfüllung des Koalitionsvertra-
es.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618618800

Das Wort hat der Kollege Heinz Schmitt (Landau)


on der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1618618900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Die Medien und wir alle waren überrascht,
ass die Antiatombewegung wieder da ist.


(Zuruf von der LINKEN: Die war nie weg!)


ir haben dies mit Wohlwollen wahrgenommen. Wir ha-
en mit Respekt und Achtung vor den Menschen reagiert,
ie ihre Auffassung vertreten haben. Es gibt natürlich
uch Grenzen: Gewalttäter werden nicht akzeptiert.
ichtig bleibt dennoch: Demokratie braucht Menschen,
ie sich engagieren, für ihre Überzeugung eintreten und
amit in diesem Staate ein Grundrecht wahrnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bekenne auch, dass ich vor vielen Jahren mit vie-
en Hunderttausenden in Wackersdorf mitgeholfen habe,
ass dort keine Plutoniumfabrik gebaut wurde. Wir wur-






(A) )



(B)


Heinz Schmitt (Landau)

den von der einheimischen Bevölkerung unterstützt, die
uns mit Frühstück versorgt hat. Darunter waren auch
brave einheimische CDU-Wähler.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Andersherum: CSU!)


Sie waren dankbar, dass auch Menschen von außerhalb
gekommen sind, um mitzuhelfen, dass dieses Milliar-
dengrab nicht entsteht.

Lassen wir uns nicht täuschen: Wer den Atomkonsens
von 2001 aufkündigt, der spielt mit dem Feuer. Der
Kompromiss für den geordneten Ausstieg aus der Atom-
kraft hat unsere Gesellschaft befriedet.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Das ist doch kein Ausstieg! Das ist eine Bestandsgarantie!)


Das war eine der großen Leistungen der rot-grünen Bun-
desregierung. Wer diesen Atomkonsens aufkündigt – das
ist die Lehre aus den letzten Tagen –, wird unser Land
erneut spalten. Die Antihaltung zur Atomkraft ist sehr
wohl begründet. Sie ist nicht weg. Es gibt heute nir-
gendwo in der Welt eine gesicherte Entsorgung. Das ist
kein deutsches Problem. Der Jumbojet Atomkraft ist ge-
startet, ohne dass eine Landebahn für ihn gebaut wurde.

Wir belasten die heutige Generation und auch künf-
tige Generationen für Tausende von Jahren mit atoma-
rem Abfall. Wir nehmen künftige Generationen, Herr
Pfeiffer, in Geiselhaft. Der Atommüll ist da; das wissen
wir alle. Aber je schneller wir aus der Atomnutzung aus-
steigen, desto größer sind unsere Möglichkeiten, die Ri-
siken nicht noch größer werden zu lassen. Je mehr Ab-
fall anfällt, desto stärker ist die Wärmeentwicklung und
desto größer werden auch die Schutzanforderungen.
Hinzu kommen Gefahren wie Terrorismus oder schwere
Unfälle. Es ist falsch, Tschernobyl als eigentlich undenk-
baren Einzelfall abzutun. Wir haben oft Glück gehabt.
Wir kennen die Störfälle der letzten Jahre, auch in
Deutschland. Deshalb bleibt aus Sicht der SPD der
Atomausstieg richtig.

Mehr noch: Gerade für den Klimaschutz ist der
Atomausstieg wichtig. Es geht um den Umbau in eine
hocheffiziente, sichere und umweltverträgliche Energie-
versorgung. Atomkraft blockiert Innovationen für erneu-
erbare Energien und ist mit Effizienz nicht vereinbar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das beste AKW erreicht einen Wirkungsgrad von gerade
einmal 35 Prozent. Das ist Technik von gestern.

Zu den Geldern wurde schon etwas gesagt. Mein Wahl-
kreis liegt in der Nachbarschaft der „Versuchswiederauf-
bereitungsanlage“ Karlsruhe. Dort lagern 60 000 Liter
hochangereicherte Flüssigkeiten, deren Entsorgung mit
mittlerweile 5 Milliarden Euro kalkuliert wird. In Wa-
ckersdorf wurden, wenn ich mich richtig erinnere, 2 Mil-
liarden DM in den Sand gesetzt. So viel zum Thema bil-
lige Atomenergie.

Auch wenn das Gesetz zum Ausstieg aus der Atom-
kraft von 2001 der Umweltbewegung nicht weit genug

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(C (D ing, so trug es doch wesentlich zur Befriedung unserer esellschaft bei. Dieses hohe Gut dürfen wir nicht ver pielen. Der Kompromiss beendete die tiefe Spaltung nseres Landes. Zugleich belegt der Erfolg der erneueraren Energien, dass Alternativen zu der risikoreichen nd verschwenderischen Nuklearenergie durchaus mögich sind. Wir werden noch zwei Transporte aus La Hague nach orleben erleben, um unsere vertraglichen Verpflichtunen zu erfüllen. Dennoch müssen wir einen geeigneten tandort für ein Endlager finden. Es gibt berechtigte weifel, ob Gorleben der geeignete Standort ist. Deshalb ordern wir ein unabhängiges Auswahlverfahren. Gerade ach dem Debakel um Asse II gilt als oberstes Ziel: Siherheit zuerst. Allen voran tun sich CDU und CSU – auch die FDP ittlerweile wieder verstärkt – immer noch schwer, für in Ende der Atomkraft zu plädieren. Damit betreiben ie ein Spiel mit dem Feuer. Die Atomkraft ist eine Diosauriertechnik – danke schön –, die sich nur rechnet, wenn viel Strom erbraucht wird. Die Zukunft muss anders aussehen. Die ukunft heißt aus unserer Sicht Einsparung, Nutzung on Solarenergie, Windund Wasserkraft, Geothermie nd Biomasse. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Die Energiepolitik rückt ins Zentrum des Wahlkamp-
es. Daraus kann eine gute, eine notwendige Zukunfts-
ebatte werden. Auf der einen Seite steht das alte Den-
en, das von CDU, CSU und FDP vertreten wird; auf der
nderen Seite steht der Umbau der Energieversorgung in
ichtung Effizienz und erneuerbare Energien. Erlauben
ie mir dieses Bild zum Schluss: Das ist so ähnlich wie
eorge Bush gegen Barack Obama.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber muss ich jetzt erst einmal lange nachdenken! Wer ist jetzt wer?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618619000

Das Wort hat der Kollege Dr. Georg Nüßlein von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1618619100

Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Ich

abe mir aus Welt Online den gleichen Artikel ausge-
ruckt, den Frau Brunkhorst hier angeführt hat, weil kein
nderer Artikel die Doppelzüngigkeit der Grünen so
urz und prägnant belegt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es gibt offenbar rot-grüne Castoren. Das sind die gu-
en Castoren. Dann gibt es die schwarz-roten. Das sind
)






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
die bösen Castoren. Ich betone „schwarz-rot“, weil der
Bundesumweltminister in der Bredouille ist, solche
Dinge unterstützen zu müssen. Ich bin froh, dass sich zu-
mindest Kollegen aus der SPD vom Rechtsbruch und
von der Gewalt distanzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Grünen bringen das ja nicht über die Lippen. Sie be-
kommen es nicht hin, zu sagen, dass Rechtsbruch nicht
infrage kommt. Dabei müsste ein solches Bekenntnis
doch vor allen Dingen von diesem demokratischen Haus
ausgehen.

Zu dem, was die Grünen hier machen, gibt es Paralle-
len.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie jetzt zum AntisemitismusAntrag?)


Ich komme aus dem Landkreis Günzburg. Dort steht das
Kernkraftwerk Gundremmingen, und dort existiert seit
geraumer Zeit auch ein Zwischenlager. Seinerzeit, vor
Trittin, haben die Grünen bei Zwischenlagern immer von
Blechhütten oder Tennishallen gesprochen und Gefahren
an die Wand gemalt. Als man dann plötzlich Regierungs-
verantwortung hatte, war das alles plötzlich gut und rich-
tig und man konnte es problemlos zwölffach über die
Republik verteilen. Also, wenn das keine Doppelzüngig-
keit ist! Das ist ein Unding!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Da zieht auch das Pseudoargument von Frau Höhn nicht,
man habe den Konsens aufgekündigt und deshalb müss-
ten die Atomkraftgegner wieder unterstützt werden.

Lassen Sie mich etwas zu dem sagen, was sich hier
andeutet, zum Geschäft mit der Angst, das hier gemacht
werden soll. Herr Pries, Angst entsteht nicht durch man-
gelndes Wissen um physikalische Vorgänge. Angst ent-
steht insbesondere dann, wenn diejenigen, die politische
Verantwortung tragen, sie gezielt schüren. Ich bin Frau
Kotting-Uhl ausgesprochen dankbar dafür, dass sie zu
der KiKK-Studie, die Frau Künast angesprochen hat, im
Ausschuss ganz klar gesagt hat, dass der Zusammen-
hang, den Frau Künast hergestellt hat, nicht richtig ist.
Das ist Gott sei Dank nicht so. Sonst wäre das, was Sie
in Ihrer Regierungszeit gemacht haben, ja in doppelter
Hinsicht unverantwortlich: Wenn Kinder im Umfeld von
Kernkraftwerken an Krebs erkranken und an Krebs ster-
ben würden, dann hätten Sie nicht sagen dürfen, dass sie
in 20 Jahren oder irgendwann einen Ausstieg anstreben,
dann hätten Sie den sofortigen Ausstieg fordern müssen.
Das ist schließlich etwas, was Sie vorher immer lauthals
gefordert haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben dem doch zugestimmt, weil Sie wissen, dass
das, was Sie hier predigen, nicht wahr ist. Sie verun-
sichern Familien, indem Sie hier in unsittlicher Art und
Weise Dinge vortragen, die nicht haltbar sind. Ich bitte
die Kolleginnen und Kollegen von der SPD, dies nicht

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(C (D uch noch aufzunehmen und, wie Herr Schmitt vorhin, on Störfällen und ähnlichen Dingen zu reden. Warum diskutiert die Union über die Kernfrage? Weil ir in einer großen industriellen Volkswirtschaft die be echtigte Frage stellen müssen: Wie können wir diese olkswirtschaft verlässlich, umweltschonend und kos engünstig mit Strom versorgen? iebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, wir haen miteinander das Erneuerbare-Energien-Gesetz bechlossen, in dem steht, dass wir den Anteil der erneueraren Energien bis zum Jahr 2020 auf mindestens 0 Prozent erhöhen wollen. Die Frage ist: Wo kommen ie anderen 70 Prozent her? ie Frage müssen Sie beantworten. Sie können sich icht aus der Affäre stehlen und keine Antwort liefern der nur von Solarenergie sprechen. Wir müssen sagen, o die Energie herkommen soll. Diese Frage können Sie nter dem Druck der internationalen Klimapolitik nicht rnsthaft beantworten, wenn Sie die Kernenergie komlett ausblenden. Ich sage noch etwas zum Thema Endlager. Man kann iel darüber diskutieren, was man parallel machen öchte, was man noch erkunden und erforschen will. azu wird es eine engagierte Debatte geben, die auf das iel ausgerichtet ist, in dem heute schon mehrfach angeprochenen Zeitraum tatsächlich ein Endlager zu finden. ies brauchen wir, egal, ob wir aussteigen oder nicht. ber ich verstehe nicht – vielleicht kann der Bundesumeltminister, der anschließend spricht, etwas dazu sagen –, arum man das Moratorium in Gorleben mit aller Macht ufrechterhalten muss. Diejenigen, die wirklich daran ineressiert sind, dass wir an der Stelle vorankommen, üssen doch die Erkundung weitertreiben. Es gibt bis ang kein wissenschaftliches oder technisches Argument egen Gorleben. An der Stelle weiterzumachen und arallel etwas anderes zu tun, wäre in Ordnung und ürde zeigen, dass man es ernst meint. Diejenigen, die agen, dass das Moratorium bestehen bleiben soll, dass ie Gorleben nicht weiter erkunden wollen, sagen im runde doch nur eines: Wir wollen um Himmels willen icht, dass – ich greife den Vergleich von vorhin auf – er Flieger ohne Landebahn irgendwann eine Landebahn ekommt. Denn dann würde die Diskussion, ob man ernenergie in diesem Land nicht doch verantwortlich utzen kann, Auftrieb bekommen. Vielen herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Bundesminister Sigmar abriel. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, bei ein paar Punkten muss man aufpassen, dass man nicht zu sehr Versteck spielt. Erstens. Der Atommüll aus La Hague muss zurück nach Deutschland. Es ist deutscher Müll. Deswegen müssen wir ihn zurücknehmen. Der Standort, an den er gehört, ist das Zwischenlager in Gorleben. Dazu gibt es keine Alternativen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


(Zuruf von der SPD: Eben nicht so!)


(Zuruf von der SPD: Einsparen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618619200

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)


Zweitens. Man darf dagegen demonstrieren; das ist
keine Frage. Aber wer den Transport durch den Einsatz
seines Körpers, durch Straßenblockaden oder Gleis-
blockaden aufhalten will, begeht Rechtsbruch. Diejeni-
gen, die das tun, wissen das und empfinden es als das Ri-
siko, das sie bereit sind, einzugehen. Trotzdem ist es
Rechtsbruch. Deswegen ist die Polizei aufgefordert, da-
für zu sorgen, dass der Transport ungehindert das Zwi-
schenlager erreicht. Liebe Kollegen von der Linken, da
werden keine Grundrechte aufgehoben,


(Zuruf von der LINKEN: Ach nein!)


sondern es wird dafür gesorgt, dass die Polizei Recht
und Gesetz durchsetzen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Ich sage das, weil ich in unterschiedlichen Funktionen
mit diesem Thema zu tun hatte und weil man den Poli-
zeibeamtinnen und Polizeibeamten dort nicht den Ein-
druck vermitteln darf, sie würden etwas machen, was
nicht rechtmäßig ist.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Ich danke ausdrücklich beiden Seiten: den friedlichen
Demonstranten und denjenigen, die – sogar ausweislich
der Demonstranten – ihren Job als Polizeibeamtinnen
und Polizeibeamte dort außerordentlich gut gemacht ha-
ben. Das ist eine Bestätigung, die es nicht immer gibt.
Ich finde, beide Seiten haben gut abgewogen dort re-
agiert. Wir sollten jetzt nicht versuchen, das Ergebnis ir-
gendwie zu konterkarieren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Drittens. Eines ist auch klar: Der Protest dort lebt wie-
der auf, weil zwei wesentliche Bedingungen, die in den
letzten Jahren dazu geführt haben, dass der Protest abge-
nommen hatte, in den Augen der Demonstranten nicht
mehr gegeben sind. Es ist nach ihrer Auffassung nicht
mehr sicher – das ist die erste Bedingung –, dass der
Atomkonsens, eine vertragliche Grundlage mit den
Energieversorgungsunternehmen und ein Gesetz, das
den Ausstieg aus der Kernenergie bis zum Jahr 2020
vorsieht, eingehalten wird.


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(C (D (Zuruf von der LINKEN: Das ist kein Ausstieg! Das ist eine Bestandsgarantie!)


Das ist doch dummes Zeug. Ich habe nichts dagegen,
enn Sie noch einmal deutlich machen, dass Sie auch an
er Stelle unrealistische Positionen vertreten. Aber in
er Sache selber war es so, dass – –


(Widerspruch bei der LINKEN)


Passen Sie auf: Machen Sie keine Zwischenrufe, son-
ern halten Sie zu dem Thema eine Rede. Das ist ein bis-
chen schwieriger, aber das ist eine intellektuelle Leis-
ung, die man als Abgeordneter gelegentlich erbringen

uss.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Dieser Konsens ist in den Augen der Demonstranten
ufgekündigt. Es ist nicht mehr sicher, dass sich die
enge des Atommülls nicht unendlich vergrößert.

Die zweite Bedingung war, dass es zu einem ergebnis-
ffenen Auswahlverfahren kommt. Beide Bedingungen
ind in den Augen der Demonstranten nicht mehr gege-
en. Deswegen wird der Protest in den nächsten Jahren
unehmen. Da bin ich ganz sicher. Deswegen ist das
este, was man machen kann, diese gesetzgeberisch vor-
esehene Maßnahme, aus der Kernenergie auszusteigen,
icht anzuzweifeln und zu einem ergebnisoffenen Aus-
ahlverfahren für ein Endlager zurückzukommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ann wird es dort weniger Proteste geben. Wer aller-
ings erklärt, die Atomenergie sei eine Bioenergie, und
tomendlager seien Biotonnen, der treibt die Leute auf
ie Straße. Das ist die Konsequenz.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, auch in der Frage „Wie
oll mit Gorleben umgegangen werden?“ gibt es ein Ver-
teckspiel. Frau Kollegin Flachsbarth, ich will Ihnen
anz offen sagen: Aus meiner Sicht haben wir erstens
en Koalitionsvertrag eingehalten – wir haben Ihnen im
inblick auf die Endlagersuche einen Vorschlag ge-
acht –, und zweitens haben wir angeboten, das Morato-

ium aufzuheben;


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Aha! Interessant!)


as steht da drin. Die Bedingung ist allerdings, dass man
icht einfach das Wort „Gorleben“ streicht und stattdes-
en einen anderen Ortsnamen nennt oder einfach Gorle-
en stehenlässt; das ist der Vorwurf, den ich dem Kolle-
en Sander aus Niedersachsen, anders als Frau Höhn,
ache. Vielmehr muss man sich endlich auf ein Verfah-

en verständigen, das weit über eine Legislaturperiode
es Bundestages hinaus gilt; das ist die große Schwierig-
eit.

Das eigentliche Problem ist: Wir diskutieren über die
ndlagerfrage. Aber selbst dann, wenn wir Gorleben






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
weiter erkunden und uns letztlich sogar für diesen Stand-
ort entscheiden würden, würde das Endlager in Gorleben
nicht bis zum Jahre 2025 fertig sein, sondern frühestens
2030 oder 2035. Das heißt, wir haben einen sehr langen
Prozess vor uns, der weit über eine Legislaturperiode des
Bundestages hinausreicht.

Wir haben also die Verantwortung dafür, ein Verfah-
ren zu finden, auf das sich die Menschen in Deutschland
– sowohl die Befürworter als auch die Kritiker der Kern-
energie – verständigen können; das ist die eigentliche
Aufgabe des Deutschen Bundestages. Dieses Verfahren
darf aber nicht darin bestehen, nur andere Standorte vor-
zuschlagen. In diesem Verfahren müssen zunächst die
Sicherheitsanforderungen an ein Endlager für hochradio-
aktive Stoffe festgelegt werden; das ist das Erste, was
man tun muss.

Was Gorleben angeht, ist man anders vorgegangen.
Man hat sich zuerst für den Standort entschieden, dann
die Sicherheitskriterien am Standort entwickelt und so-
gar die ursprünglichen Kriterien verändert.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nein! So stimmt das nicht!)


– Aber natürlich. Genau das ist in Gorleben passiert. Se-
hen Sie sich nur einmal an, was mit dem Multibarrieren-
konzept geschehen ist. Auf einmal war es nicht mehr nö-
tig, weil es in Gorleben nicht darzustellen ist. Zuerst
muss man die Sicherheitsanforderungen festlegen und
dann die verschiedenen Standorte miteinander verglei-
chen. Das ist bisher nicht getan worden. An dieses Ver-
fahren müssen wir uns aber halten.

Ich frage mich: Warum blicken wir vor dem Hinter-
grund der in Deutschland zugegebenermaßen ziemlich
verfahrenen Situation nicht einmal in andere Länder?
Warum schauen wir uns nicht an, was man in Frankreich
macht? Warum schauen wir uns nicht an, was man in der
Schweiz oder in Finnland macht? Dort geht man nämlich
anders vor. In Frankreich gibt es sogar Standortgemein-
den, die sich um ein Endlager bewerben. Dort wird näm-
lich ein völlig anderes Verfahren praktiziert. Auch in der
Schweiz werden zuerst die Sicherheitskriterien festge-
legt, dann vergleicht man die Standorte miteinander, und
letztlich verständigt man sich auf einen Standort. Dieses
Verfahren wird in Deutschland bisher nicht angewandt.
Deswegen wird man in Deutschland für keinen Standort,
für den man sich entscheidet, Akzeptanz finden.

Ich bin mir absolut sicher: Wenn wir morgen an ei-
nem anderen Standort mit Untersuchungen beginnen
würden, würde sich niemand bereit erklären. Es käme zu
den gleichen Protesten wie in Gorleben. Das Einzige,
was man tun kann, ist Folgendes: Man muss die Verfah-
ren und die Kriterien, die man anlegt, öffentlich erläu-
tern. So kann man in der Öffentlichkeit Akzeptanz für
das Auswahlverfahren und letztlich auch für einen be-
stimmten Standort gewinnen. Aber an dieser Stelle ver-
weigern Sie sich. Geben Sie es zu! Es ist doch nicht
dramatisch und nicht schlimm, zu sagen: Ich habe
Schwierigkeiten, diese Entscheidung in meinem Wahl-
kreis zu vertreten.

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(C (D In meinem Wahlkreis befinden sich zwei Endlager. ch weiß, wie schwierig eine solche Situation ist. Schon etzt rufen mich sozialdemokratische Bundestagsabgerdnete aus Baden-Württemberg oder Bayern an und fraen mich: Hast du wirklich die Absicht, auch bei uns ach einem Standort Ausschau zu halten? Ich weiß, dass as in diesen Ländern schwierig ist. Man darf aber nicht agen – das gilt auch für diejenigen, die Gorleben als tandort wollen –: Wir machen einfach in Gorleben wei er. Frau Flachsbarth, ich wundere mich ernsthaft, wie Sie rgumentieren. Es ist doch so, dass Sie zum heutigen eitpunkt gar nicht wissen, ob Gorleben tatsächlich geignet ist. Es gibt keine Langzeitanalyse – allein dafür räuchte man zehn Jahre Zeit –, sondern nur den Begriff er Eignungshöffigkeit. Dieser Begriff stammt übrigens om Wort „hoffen“. An dieser Stelle kann ich nur sagen: offen und Harren hält manchen zum Narren. Was machen Sie denn, wenn sich im Laufe der Zeit erausstellt, dass Gorleben ungeeignet ist? (Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das würde ich am liebsten schon jetzt wissen!)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


ch sage Ihnen: Wenn sich das erst im Jahre 2020, nach
er Sicherheitsanalyse bzw. nach dem Langzeitsicher-
eitsnachweis, herausstellt, dann stehen Sie mit leeren
änden da. Dann müssen Sie mit der Endlagersuche von
orne beginnen. Das ist das eigentliche Problem.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Niedersachsen gibt es nicht viele Sozialdemokra-
en, die Ihnen sagen: Wenn wir in einem Auswahlverfah-
en feststellen, dass Gorleben und andere Standorte
leich gut geeignet sind,


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das würden wir ja gerne wissen! Wir wissen es aber nicht!)


ann kommt das Endlager nach Gorleben. Ich allerdings
age Ihnen, dass das so ist; denn in Gorleben haben wir
m meisten investiert. Sie bringen uns mit Ihrem Modell
ber in die Situation, dass der Druck am Ende so groß
ein wird, dass wir bei den Sicherheitsanforderungen
achgeben müssen, um Gorleben realisieren zu können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


as ist der Weg, der auch in Morsleben und bei der Asse
eschritten worden ist.

Der andere Weg ist natürlich genauso schlimm. Der
ruck wird so groß sein, dass man sagen wird: Lasst uns

inmal mit den Russen reden und sie fragen, ob sie das
icht nehmen. Es wird die gleiche Situation entstehen.
ir werden bei den Sicherheitsanforderungen nachge-

en, weil die Laufzeit der Zwischenlager im Jahre 2035
usläuft. Wir dürfen dort dann nicht mehr zwischenla-
ern. Dann wird der Druck so groß sein, dass wir entwe-






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
der im eigenen Land nachgeben oder prüfen, wem wir
das im Ausland unter der Tür durchschieben können,
ohne dass wir Einfluss auf die Sicherheitsanforderungen
haben werden.

Frau Flachsbarth, wenn ich Ihre Aussage ernst nehme
und sage, dass wir das lösen wollen, dann muss ich auch
sagen, dass das nur dann geht, wenn man zwei oder drei
Pferde aus dem Stall lässt. Wenn Sie beim Pferderennen
nur ein Pferd herauslassen, das unterwegs vom Oberver-
waltungsgericht erschossen wird, dann werden Sie den
Siegerkranz am Ende nicht nach Hause tragen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie legt ihn sich selbst um!)


Deswegen sage ich Ihnen: Wenn Sie zwei oder drei
Standorte nach vorher vorgegebenen Kriterien untersu-
chen, dann werden Sie zu einem Endlager kommen und
in Deutschland auch eine Akzeptanz dafür finden.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Lassen Sie das doch international überprüfen! Was ist denn dabei?)


Alles andere ist der Weg in die organisierte Unverant-
wortlichkeit, wie wir sie bei der Asse und in Morsleben
vorgefunden haben. Das dürfen wir in Deutschland nicht
noch einmal machen.

Deswegen gilt unser Angebot: erstens ergebnisoffene
Suche, zweitens Fortsetzung oder Aufhebung des Mora-
toriums in Gorleben – das ist keine Frage; das kann man
dann sofort machen – und drittens vorherige Festlegung
der Standortkriterien. Dann werden wir zu einem Ergeb-
nis kommen, das man öffentlich auch erklären kann.
Wenn das nicht gelingt, dann werden die Proteste größer
und dann laufen wir Gefahr, dass wir das Problem im
Jahr 2035 nicht gelöst haben.

Wir wollen das lösen, aber nicht auf dem Weg, auf
dem Asse und Morsleben herbeigeführt wurden.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Von einem Minister hätte ich aber etwas anderes erwartet!)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1618619300

Als letzter Redner in der Aktuellen Stunde hat der

Kollege Marco Bülow von der SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618619400

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es

haben heute schon viele Redner darauf hingewiesen,
dass sich der Protest in Gorleben wieder verstärkt hat.
Ich brauche darüber nicht abstrakt zu diskutieren.

Auch ich gehörte schon häufiger zu den friedlichen
Demonstranten vor Ort in Gorleben. Wie vielen anderen
Demonstranten ging es auch mir eben nicht nur um den
Atommüll, der dort angelandet ist, sondern auch um den
Protest gegen die Kernkraft insgesamt. Wie viele andere
habe auch ich die Diskussionen verfolgt, die dann zu
dem Atomkonsens geführt haben. Mir ging er damals zu

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(C (D eit, weil ich dachte, dass man den Kompromiss zu früh etroffen hat und dass dabei zu viele Faktoren außer cht gelassen wurden. Wie viele andere Atomgegner habe auch ich gesagt: kay, wir akzeptieren diesen Kompromiss, weil wir ann eine Sicherheit dafür haben, dass wir aus dieser echnologie aussteigen, dass wir diese Gefahren miniieren und dass wir eine Chance haben, von der Atom nergie wegzukommen. Deshalb haben viele Demonsranten gesagt: Okay, dann bleiben wir auch von diesen emonstrationen weg, mit der Hoffnung, dass der Anteil er Atomenergie nicht nur reduziert wird, wie dies unter ot-Grün geschehen ist, sondern dass die Atomenergie rgendwann auch einmal gestoppt und der Atommüll icht noch weiter obendrauf geladen wird. Diese Hoffnung ist eben nicht erfüllt worden. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


iese Hoffnung wird von denen einseitig aufgekündigt,
ie diesen Kompromiss damals mitunterschrieben und
esagt haben: Ja, dann habt ihr eine Sicherheit, dass es
en Ausstieg gibt. Die Atomkraftbefürworter wollen
etzt nicht mehr zu dieser Sicherheit stehen, wobei
fälschlicherweise – davon ausgegangen wird, dass die
enschen keine Lust mehr auf Demonstrationen haben.
ielleicht werden sie sogar noch benutzt nach dem
otto: Es demonstriert niemand mehr; heute sind ja an-

cheinend wieder alle für die Atomenergie. – Von daher
st der Protest heute, solange er friedlich ist und ein deut-
icher Eindruck hinterlassen wird, gerechtfertigt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


Ich möchte auf ein paar Punkte eingehen, die hier dis-
utiert worden sind.

Herr Pfeiffer, Sie haben davon gesprochen, dass die
iskussion sehr von Ideologie geprägt ist. Sie wollten
achlichkeit schaffen und haben sich darüber beklagt,
ass wir in dieser Gesellschaft eine Spaltung haben. Ja,
as ist wahr. Ich habe ja gerade darauf hingewiesen, wa-
um wir diese Spaltung wieder haben, nämlich weil der
ompromiss infrage gestellt worden ist. Sie von der
nion haben die einmalige Chance, diese Spaltung zu
berwinden.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Ohne Sie!)


Im Endeffekt geht es hier nämlich nicht um die Indus-
rie. Wenn die Union sagt, sie sei für den Kompromiss,
nd wenn sie diesen Atomkompromiss unterschreibt,
ann kann die Industrie sagen, was sie will: Dieser Kom-
romiss wird dann, egal wer irgendwann einmal regiert,
urchgesetzt. Das heißt, Sie könnten die Spaltung über-
inden. Geben Sie sich also einen Ruck und überwinden
ie die Spaltung! Dann gibt es auch keine Demonstratio-
en bei den Castortransporten mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Herr Nüßlein, Sie haben gesagt, dass Sie mit uns dazu
tehen – das finde ich sehr gut, weil sich diesbezüglich






(A) )



(B) )


Marco Bülow
in der CDU/CSU eine Menge bewegen musste; das ist
aber gelungen –, dass wir bis 2020 einen Anteil der er-
neuerbaren Energien von 30 Prozent erreichen und sie
weiter ausbauen wollen. Das ist ein wichtiges Ziel. Es ist
auch gut, dass es diese Gemeinsamkeit gibt. Ich glaube,
dass fast das gesamte Haus dafür einsteht.

Sie haben zu Recht nach den übrigen 70 Prozent ge-
fragt. Wir haben noch einen gemeinsamen Beschluss ge-
fasst, nämlich die Energieeffizienz deutlich zu steigern.
Der Anteil der erneuerbaren Energien beträgt derzeit
14 Prozent. Er war unter Schwarz-Gelb bzw. zu Beginn
von Rot-Grün deutlich niedriger. Energieeffizienz und
der Ausbau von erneuerbaren Energien zusammenge-
nommen werden dazu führen, dass wir die Atomenergie
nicht mehr brauchen werden.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: 30 Prozent des Strombedarfes, Herr Kollege!)


Das ist keine politische Aussage einer Partei oder ei-
nes einzelnen Abgeordneten. Beispielsweise wird auch
in der neuesten Studie der Deutschen Gesellschaft für
Luft- und Raumfahrt deutlich dargelegt, wie ohne Atom-
kraft sowohl unsere Klimaschutzvereinbarungen als
auch alle anderen Energievorhaben umgesetzt werden
können. Das zeigt, dass es möglich ist, sowohl mit dem
Ausbau von erneuerbaren Energien als auch mit Ener-
gieeffizienz und der Beibehaltung der anderen Technolo-
gien, aber ohne Atomkraft einen Pfad zu finden, der eine
Energiewende bringt. Dazu gibt es mehrere Studien. Das
können Sie alle nachlesen.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Sagen Sie doch etwas zur Kohle!)


Ich möchte auch auf die Kosten eingehen, die immer
wieder angesprochen werden. Nach meinen Informatio-
nen will die niedersächsische Regierung die Kosten für
die Castortransporte nicht mehr tragen. Ich habe auch
gehört, dass sich in Baden-Württemberg mehrere
Unionsabgeordnete dafür ausgesprochen haben, die
Schweizer dringlich aufzufordern, das Atommüllendla-
ger möglichst nicht in Grenznähe zu errichten, sondern
ergebnisoffen nach einem Standort zu suchen. Das wol-
len wir in Deutschland auch.

Wer die Kosten für die Castortransporte nicht tragen
will und keine Endlager in der Nähe der eigenen Landes-
grenze möchte, der muss sich auch gegen Atomkraft
aussprechen. Andernfalls hat es keinen Sinn, diese Rech-
nung aufzumachen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir die Laufzeit um zehn Jahre verlängern
– wie es einige fordern –, dann fallen 3 500 Tonnen hoch-
radioaktiven Materials zusätzlich an, ganz zu schweigen
von den Tausenden von Tonnen schwach- und mittel-
radioaktiven Materials. Wenn wir das nicht wollen, dann
dürfen wir die Laufzeit nicht verlängern. Diejenigen, die
für eine Laufzeitverlängerung eintreten, müssen auch
angeben, wo das zusätzliche Material bleiben soll. Ich
finde, dass jeder Ministerpräsident und jeder Abgeord-
nete, der sich dafür ausspricht, das zur Not auch bei sich

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(C (D or der Haustür akzeptieren muss. Sonst sollte man nicht ür eine Verlängerung der Laufzeit plädieren. Ich komme zum Schluss. Was die Kosten angeht, sind inige Zahlen genannt worden. In Wackersdorf waren es ,6 Milliarden Euro. In Karlsruhe sind es mittlerweile ast 4 Milliarden Euro für die Forschung. Das sind weiere 4 Milliarden Euro, für die größtenteils der Steuerahler aufkommen muss. Wer Atomkraft immer noch für günstig hält, der misschtet die Zahlen, die durch Forschung, Endlager, icherheitsbestimmungen und die Castortransporte auch n Zukunft auf uns zukommen werden. Diese Kosten üssen in Zukunft eingerechnet werden. Dann werden ir feststellen: Atomkraft ist nicht nur von gestern, sonern auch überteuert. Vielen Dank. Die Aktuelle Stunde ist beendet. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 auf: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt – Drucksache 16/9588 – – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus durch das Bundeskriminalamt – Drucksache 16/10121 – Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – Drucksache 16/10822 – Berichterstattung: Abgeordnete Helmut Brandt Michael Hartmann Frank Hofmann Gisela Piltz Ulla Jelpke Wolfgang Wieland – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 16/10823 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Michael Luther Bettina Hagedorn Jürgen Koppelin Roland Claus Omid Nouripour Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat namentliche Abstimmung verlangt. Des Weiteren liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion der FDP vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt es dagegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Redner dem Kollegen Dr. Hans-Peter Uhl von der CDU/ CSU-Fraktion das Wort. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wieso redet Herr Uhl? Der hat doch keine Ahnung!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
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Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1618619600

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Der Deutsche Bundestag hat durch Verfas-
sungsänderung dem Bundeskriminalamt die Aufgabe der
Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus
gestellt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie ist er denn dazu gekommen? – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren doch Sie!)


Damit es diese Aufgabe erfüllen kann, muss es mit den
notwendigen Befugnissen ausgestattet werden.

Der vorliegende Gesetzentwurf enthält diese Befug-
nisse, die uns aus vielen Polizeigesetzen der Länder
bekannt sind. Es handelt sich um die üblichen Standard-
befugnisse wie Durchsuchung, Befragung und Iden-
titätsfeststellung, aber auch um das Instrument der
Telekommunikationsüberwachung und der akustischen
Wohnraumüberwachung. Das ist Standard in den Bun-
desländern. Diese Standards reichen aber nicht mehr aus.
Wir wissen, Terroristen bedienen sich komplizierter Ver-
schlüsselungstechniken. Der Sauerland-Fall hat uns das
gezeigt. Das BKA hat bis heute, 15 Monate nach der
Festnahme und der Beschlagnahme, die auf der Fest-
platte gespeicherten kryptischen Daten noch nicht ent-
schlüsselt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird durch dieses Gesetz auch nicht besser!)


15 Monate danach! Daraus lernen wir,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was denn?)


dass der wohlfeile Vorschlag, man möge Computer doch
beschlagnahmen, dann brauche man keine Onlinedurch-
suchung, untauglich ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Online ist das auch nicht zu machen! Quatsch! Der versteht noch weniger von PCs als ich!)


Glücklicherweise wurden die Gespräche der Sauer-
land-Täter im Auto abgehört. Damit war eine Maßnahme
erfolgreich, die von einigen noch immer – genauso wie
das Abhören von Wohnungen – als Teufelszeug abge-

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(C (D ehnt wird. Wäre dies in diesem Fall nicht geschehen, äre es zu einem Terroranschlag mit möglicherweise ausenden Toten gekommen. Aus diesem Grunde haben wir dem BKA zusätzlich u den Standardbefugnissen die Befugnis übertragen, erdeckt informationstechnische Systeme zu überprüfen. ie Beschlagnahme reicht eben nicht aus. Die sogeannte Onlinedurchsuchung ist bei der Terrorbekämpung unverzichtbar. Sie wird nur unter ganz bestimmten, ngen Voraussetzungen und nur in den wenigen Fällen erroristischer Gefährder zum Einsatz kommen. Es ist eswegen reine Panikmache, wenn einige Politiker und edien dieses Instrument als ein Mittel des totalen berwachungsstaates diffamieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD] – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Kollegen der SPD machen das!)


Herr Ströbele, als wir in der Großen Koalition ange-
reten sind, fanden wir eine unter rot-grüner Verantwor-
ung erfolgte Ermächtigung zur Onlinedurchsuchung
or.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn!)


ie Ermächtigung erfolgte übrigens im Wege einer
ienstvorschrift, unterschrieben von einem Staatssekre-

är. Das war die gesamte Ermächtigung zum Eingriff in
ie Grundrechte der Menschen. Als der Minister davon
rfuhr, hat er diesen grob fahrlässigen Umgang mit den
rundrechten unverzüglich gestoppt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut! – Gisela Piltz [FDP]: Das hat er nicht gemacht!)


Demgegenüber hat der FDP-Innenminister Wolf in
ordrhein-Westfalen wenigstens ein veritables Gesetz

ls Legitimationsgrundlage für die Onlinedurchsuchung
n diesem Bundesland vorgelegt.


(Gisela Piltz [FDP]: Dafür habe ich ihn auch gelobt!)


ls Jurist muss man aber sagen: Diesem Gesetz stand
ie Verfassungswidrigkeit sozusagen auf die Stirn
eschrieben. Es war also für den ehemaligen FDP-In-
enminister Baum ein Leichtes, das Gesetz seines FDP-
ollegen Wolf in Nordrhein-Westfalen vor dem Bundes-
erfassungsgericht aufheben zu lassen; das war keine
roße Kunst.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist liberal!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618619700

Herr Kollege Uhl, erlauben Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Wiefelspütz?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1618619800

Ja, bei Herrn Wiefelspütz immer.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Der redet doch nachher! Der soll jetzt nicht fragen!)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618619900

Herr Kollege Uhl, können Sie bestätigen, dass der

FDP-Innenminister von Nordrhein-Westfalen dieses sa-
genhafte Gesetz nur deshalb gemacht hat, damit das
Bundesverfassungsgericht unsere gemeinsame Auffas-
sung bestätigen konnte, dass die Onlinedurchsuchung
verfassungskonform ist, und zwar unter strengsten Vo-
raussetzungen, oder gab es andere Motive? Können Sie
zudem das seltsame Verhalten der CSU erklären, eine
Koalition mit der FDP einzugehen und sich auf die
Onlinedurchsuchung zu verständigen?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gestern war der 11.11.!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1618620000

Das bestätige ich gerne, Herr Kollege Wiefelspütz;

denn das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hilft uns,
das BKA-Gesetz mit der rechtmäßigen Befugnis zur
Onlinedurchsuchung auszustatten und heute auf den
Weg zu bringen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie wollten die Entscheidung doch nicht abwarten!)


Der vorliegende Entwurf eines BKA-Gesetzes ent-
spricht Punkt für Punkt den Vorgaben, die uns Karlsruhe
gemacht hat. Wir gehen zweistufig vor. In der ersten
Stufe wird natürlich alles getan, um kernbereichsrele-
vante Daten nicht zu durchsuchen. Wenn dies aber nicht
möglich ist, wird in der zweiten Stufe alles getan, um
Kernbereichsdaten nicht zu verwerten, sondern zu lö-
schen. Dies alles haben wir im Gesetz geregelt. Deswe-
gen wird dieses Gesetz, egal wer es angreifen will – die
FDP oder andere –, vor dem Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe Bestand haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warten wir mal ab!)


Ich möchte, weil das das FDP-Verhalten sehr deutlich
macht, auf den Koalitionsvertrag zu diesem Thema zwi-
schen der FDP und der CSU in Bayern zu sprechen kom-
men. In der Koalitionsvereinbarung, die beide Parteien
unterschrieben haben,


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Genau!)


heißt es:

Onlinedurchsuchungen von Computern stellen ei-
nen tiefen Eingriff in die Privatsphäre dar und sind
daher nur in absoluten Ausnahmefällen zulässig.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das stimmt!)


Genauso steht es in unserem Gesetz.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Schweigen bei der FDP!)


Dann heißt es weiter:

Die gesetzlichen Kriterien sind im Hinblick auf die-
sen Ausnahmecharakter zu überprüfen.

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(C (D enau das haben wir in diesem Gesetz gemacht. Dann eißt es in der Koalitionsvereinbarung in Bayern: Insbesondere entfällt künftig die Befugnis zum heimlichen Betreten von Wohnungen im Zusammenhang mit Onlinedurchsuchungen. eswegen haben wir das von vornherein in unserem Geetz weggelassen. Der Kernbereich privater Lebensführung so heißt es in dem Koalitionsvertrag – ist nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts unantastbar; (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles gegen Ihren Willen, Herr Uhl! Werden Sie wenigstens rot, wenn Sie das hier erzählen!)


die dazu ergangenen Regelungen werden präzisiert.

Genau diese Präzisierung haben wir, Herr Stadler, in
iesem Gesetz vorgenommen.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Nicht so gut wie wir!)


ch empfehle Ihnen, Herr Stadler, und meinen verehrten
olleginnen und Kollegen von der FDP, aus Glaubwür-
igkeitsgründen dringend Ihren Kreuzzug gegen die
nlinedurchsuchung in Berlin nicht auf die Spitze zu

reiben und gleichzeitig in Bayern klammheimlich
nlinedurchsuchungen zuzulassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Unglaublich!)


Es geht um ein Gesetz – das sage ich in allem Ernst;
enn es geht nicht um irgendein Gesetz –, mit dem wir
ersuchen, die Bürger dieses Staates vor einem mögli-
herweise drohenden Terroranschlag zu schützen. Das
st der Sinn, die Ratio Legis: Schutz vieler Menschen vor
inem Terroranschlag, von dem keiner weiß, wann er
ommt, woher er kommt und wie er aussieht. Wir hoffen
och sehr, dass dieses Gesetz einen Beitrag dazu leistet,
ass auch in Zukunft ein solcher Terroranschlag verhütet
erden möge und dass den Menschen durch die kluge,
ernünftige und sachgerechte Anwendung der Vorschrif-
en dieses Gesetzes – dies soll nicht im Übermaß, son-
ern mit Sorgfalt und Konsequenz geschehen – ein sol-
her Terroranschlag erspart bleibt.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1618620100

Das Wort hat die Kollegin Gisela Piltz von der FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1618620200

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

eute ist quasi ein historischer Tag; denn der Bundestag






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
schreibt Rechtsgeschichte, aber leider nicht im positiven
Sinne. Heimliche Durchsuchungen sind ein Novum in
der deutschen Geschichte, ein Novum, auf das der
Rechtsstaat aus unserer Sicht besser verzichten sollte.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das hat in NRW angefangen unter Herrn Wolf, FDP!)


Mit dem BKA-Gesetz entsteht darüber hinaus eine
Polizei auf Bundesebene. Bisher war es so, dass der Be-
reich der Gefahrenabwehr der Länderebene vorbehalten
war. Auch das ist eine Neuerung dieses Gesetzes.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Eine notwendige!)


Aus unserer Sicht war die Gefahrenabwehr auf der Län-
derebene bisher sehr gut aufgehoben. Eine Polizei des
Bundes, nicht nur für besondere Fälle, sondern mittel-
fristig ein deutsches FBI – das ist etwas, was wir ableh-
nen.


(Beifall bei der FDP)


Der zweite Schritt, der heute ein Novum darstellt, ist
die Bündelung von Kompetenzen beim BKA in bislang
nicht gekannter Weise. Sie, Herr Schäuble, wiederholen
ständig, dass eigentlich jeder Ortspolizist tun dürfe, was
nach dem BKA-Gesetz dem BKA erlaubt ist. Aber das
macht es nicht besser und nicht richtiger. Es ist nicht so.
Das, was Sie hier vorlegen, ist eine Bündelung all des-
sen, was irgendwo in einem Landesgesetz steht. Das hat
es bisher in keinem Land gegeben. Es ist bedauerlich,
dass das jetzt auf Bundesebene durchgesetzt wird und
Sie das auch noch verniedlichen. Die stetige Wiederho-
lung macht es nicht wahrer, Herr Minister.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, Koalitionsrunden müssen
wirklich wunderbare Veranstaltungen sein.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das haben Sie lange nicht erlebt!)


– Ich habe das schon erlebt; ich habe in NRW die Koali-
tionsvereinbarung geschrieben. Angesichts dessen, was
darin steht, können Sie vor Neid nur erblassen.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das hat man vor dem Verfassungsgericht gesehen!)


Da wird um Grundrechtseingriffe gefeilscht wie auf
einem Basar: Gibst du mir den Wegfall der Erbschaft-
steuer bei der Unternehmensnachfolge, gebe ich dir die
heimliche Onlinedurchsuchung; tausche Befristung bei
der Onlinedurchsuchung gegen Streichung der Eilfall-
regelung. Grundrechte werden so zur Verhandlungs-
masse. Vielleicht hat auch der Einsatz der Bundeswehr
im Inneren noch irgendwie damit zu tun. Um den
Rechtsstaat geht es leider niemandem von Ihnen mehr,
und das ist wirklich sehr bedauerlich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Nach erfolgter Einigung musste dann alles ganz chnell gehen. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Das hat das esetz auch nicht verdient. Da wird eingeladen für den reitag, da wird ausgeladen für den Freitag, da wird eineladen für den Montag. So kann man mit Parlamentaierkollegen nicht umgehen; das ist kein ordentliches erfahren. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Auch dabei ging es Ihnen nicht mehr um den Rechts-
taat. Das, was Sie hier geboten haben, hat eher etwas
it Kasperletheater zu tun. Mit Ihrer Zwischenfrage,
err Wiefelspütz, haben Sie das eben nahtlos fortge-

etzt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ch frage mich nur: Wer ist hier der Kasper, und wer ist
as Krokodil? Das habe ich noch nicht ausmachen kön-
en.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Und wer ist der Schutzmann?)


ines weiß ich jedenfalls genau: Der Seppel sind die
ürgerinnen und Bürger in diesem Lande. Sie narren die
ürgerinnen und Bürger mit dieser unerträglichen Auf-

ührung.


(Beifall bei der FDP)


Und wofür der ganze Aufstand? Zu mehr Rechtsstaat-
ichkeit führt er jedenfalls nicht. Die Änderungsanträge,
ie Sie eingebracht haben, machen aus einem schlech-
en, verfassungsrechtlich bedenklichen Gesetz ein
chlechtes, verfassungsrechtlich bedenkliches Gesetz.
aran haben Sie wirklich lange gearbeitet; das muss
an Ihnen lassen. Aber es gibt eben kein Mehr für den
echtsstaat. Sie haben eine Eilfallregelung gegen die
efristung getauscht.

Aber vielleicht findet es die SPD ja ganz toll, endlich
inmal eine Agenda 2020 zu haben, nachdem die
genda 2010 für sie zum Albtraum geworden ist. Viel-

eicht hoffen Sie ja auch selbst, dass Ihr Gesetz noch vor
em Bundesverfassungsgericht landet. Wir jedenfalls
erden alles dafür tun, um das zu erreichen; denn so,
ie Sie es hier praktizieren, darf man mit der Verfassung
icht umgehen.

Ich will nur ein paar Punkte nennen. Dazu gehören
eimliche Onlinedurchsuchungen, bei denen das BKA
elber darüber entscheidet, ob der Kernbereich privater
ebensgestaltung betroffen ist.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Ja!)


azu gehört die Quellen-Telekommunikationsüberwa-
hung, die genau das ist, was das Bundesverfassungsge-
icht schon gesagt hat, nämlich das Überwinden der ent-
cheidenden Hürde zur Ausspähung des gesamten
ystems. Herr Uhl, das passiert nicht nur dann und
ann; das ist in den letzten drei Jahren 30-mal vom Zoll

ngewendet worden. 30-mal! Das können Sie auch hier
icht mehr verniedlichen, lieber Herr Uhl.






(A) )



(B) )


Gisela Piltz

(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Wenn es geholfen hat!)


Die optische Wohnraumüberwachung mit völlig un-
zureichendem Kernbereichsschutz zählt dazu. Dabei
wird nämlich das sogenannte Richterband mitlaufen, das
erst einmal alles aufzeichnet; aber es ist niemand da, der
auf Stopp drückt, wenn tatsächlich der Kernbereich er-
fasst wird. Die akustische Wohnraumüberwachung mit
ebenso geringem Kernbereichsschutz und die Überwa-
chung von Kontakt- und Begleitpersonen mit dem ge-
samten Repertoire von Überwachungsmaschinerie zäh-
len hierzu. Und das kann wirklich jeden treffen, jeden,
der irgendwie in Kontakt mit irgendjemandem steht; er
muss es gar nicht wissen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Jeden? Das stimmt doch gar nicht!)


Weiter gehört dazu die Rasterfahndung unter Missach-
tung der Vorgaben des Verfassungsgerichts; daran ändert
auch Ihre Streichung der Eilfallregelung nichts.

Überhaupt ist der Gesetzentwurf nach unserer Auffas-
sung von einer generellen Geringschätzung des Kern-
bereichs privater Lebensgestaltung getragen. Das Bun-
desverfassungsgericht hat uns aber mit auf den Weg
gegeben, dass dieser Bereich absolut zu schützen ist. Das
haben Sie nicht konsequent getan.


(Beifall bei der FDP)


Ich habe es eben am Beispiel der Richterbänder be-
schrieben. Aber Sie haben zum Beispiel beim Einsatz
verdeckter Ermittler ebenfalls komplett auf den Kernbe-
reichsschutz verzichtet. Aber Sie handeln ja verfas-
sungsgemäß.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Weil es sonst gar nicht geht!)


Hinzu kommt noch die Aushöhlung des Schutzes von
Berufsgeheimnisträgern. Ich frage Sie ernsthaft, ob Sie
nicht begriffen haben, dass Zeugnisverweigerungsrechte
von Berufsgeheimnisträgern Ausfluss der Grundrechte
sind, beispielsweise der Justizgrundrechte, die ein faires
Verfahren gewährleisten und mithin den vertraulichen
Kontakt zum Anwalt sicherstellen müssen. Herr Brandt,
ich kann überhaupt nicht verstehen, wieso Sie als An-
walt da mitgemacht haben.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Auf die Schranken müssen Sie achten!)


Die FDP schätzt die Arbeit des Bundeskriminalamtes,
überhaupt keine Frage.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Davon merkt man nichts!)


Wir möchten, dass das BKA besser arbeiten kann, mit
gutem Personal, mit ordentlicher Ausstattung. Dazu passt
im Übrigen nicht, dass Sie in den vergangenen Jahren
den Haushalt des BKA jedes Mal gekürzt haben. Das ist
nämlich genau das Gegenteil dessen, was Sie hier immer
erzählen. Dieses Gesetz aber hat das BKA wirklich nicht
verdient. Wie soll zum Beispiel ein Beamter dort wissen,
was unter „Gütern der Allgemeinheit, deren Bedrohung

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(C (D ie Grundlagen oder den Bestand des Staates oder die rundlagen der Existenz der Menschen berührt“, zu ver tehen ist? Wie soll das ein Beamter beim BKA interpreieren, wenn das nicht einmal ein Sachverständiger bei er Anhörung konnte und vor allen Dingen – erschrekenderweise – nicht einmal der Präsident des BKA elbst? Das müssen Sie einmal erklären. Es ist unverantwortlich, Beamte mit dieser Entscheiung alleinzulassen. Das führt natürlich nicht zu mehr icherheit, sondern eher zu mehr Unsicherheit, nämlich ei denen, die sich für unsere Sicherheit einsetzen sollen. ch wiederhole: Das ist unverantwortlich. Es gäbe noch viel zu diesem Gesetz zu sagen. Meine ieben Minuten Redezeit reichen leider nicht für alle ritikpunkte. Deshalb nur noch eines: Wir werden das esetz ablehnen. (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Völlig überraschend!)


(Beifall bei der FDP)


Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618620300

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Fritz

udolf Körper von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1618620400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen

ie mich auf den Ausgangspunkt eingehen: Warum
urde dieses Bundeskriminalamtsgesetz eigentlich no-
elliert? Das Bundeskriminalamt bekommt mit dieser
ovelle Zuständigkeiten, um Gefahren des internatio-
alen Terrorismus in den Fällen abzuwehren, in denen
das ist mir ganz wichtig – eine länderübergreifende
efahr vorliegt, die Zuständigkeit einer Landespolizei-
ehörde nicht erkennbar ist oder die oberste Landesbe-
örde um eine Übernahme ersucht. Das ist im Grunde
enommen die Zuständigkeitserweiterung innerhalb un-
erer föderalen Sicherheitsarchitektur. Das ist eine he-
ausforderungsgerechte Weiterentwicklung.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)


Ich finde, das muss man sehr deutlich machen. Als
rgebnis der Föderalismusreform I wurde dem Bund
urch den neuen Art. 73 Abs. 1 Nr. 9 a des Grundgeset-
es die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz gege-
en, das BKA mit entsprechenden Zuständigkeiten aus-
ustatten. Ich sage, das ist herausforderungsgerecht.
uch wenn ich dieses Datum nicht überstrapazieren
ill: Was die terroristische Bedrohung in unserem Land

nbelangt, war der 11. September 2001 ein Schlüssel-
rlebnis, das man nicht so ohne Weiteres wegdiskutieren
ann.

Worum geht es jetzt? Welche Aufgaben bekommt das
undeskriminalamt eigentlich? Die Abwehr von Gefah-

en des internationalen Terrorismus ist eine gesamtstaat-
iche Aufgabe mit internationalen Bezügen. Schon jetzt






(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
– auch das will ich noch einmal festhalten – obliegt der
Dienstverkehr der Polizeien des Bundes und der Länder
mit den zuständigen Stellen anderer Staaten grundsätz-
lich dem BKA. Ich kann mich noch an die Diskussion
erinnern, die aufkam, als das BKA nationale Verbin-
dungsstelle von Europol wurde. Offensichtlich hat es
auch da eine Verfassungsklage gegeben. Ich möchte
auch daran erinnern, dass das BKA nationales Büro für
Interpol und nationale Eingangsstelle im Rahmen des
Schengen-Verbundes ist. Das zeigt, dass es aufgrund in-
ternationaler Gefahrenlagen notwendig war, im Verbund
mit dieser Funktion für das BKA entsprechend zu rea-
gieren. Deswegen ist es gut, dass das Bundeskriminal-
amt bereits jetzt eine besondere, zusammenfassende
Funktion bei der Verhütung und Verfolgung von Strafta-
ten mit länderübergreifender oder internationaler Bedeu-
tung hat.

Operative Maßnahmen zur Gefahrenabwehr sind bis-
lang jedoch nur auf der Länderebene möglich. Dies be-
deutet, dass bei bestimmten Gefahren, bestimmten Hin-
weisen, bestimmten Informationen im Zusammenhang
mit terroristischen Ereignissen, die eben nicht Ländern
zuzuordnen sind, zukünftig das Bundeskriminalamt die
Möglichkeit hat, dem entsprechend nachzugehen. Das
erspart im Grunde genommen den Abklärungs- oder Ab-
stimmungsprozess zwischen den verschiedenen Bundes-
ländern und beispielsweise dem Bundeskriminalamt.

In Zukunft hat das BKA die Möglichkeit, bei länder-
übergreifenden Gefahren, bei unklarer Landeszuständig-
keit oder auf Ersuchen eines Landes selbst einzugreifen.
Insbesondere aus dem Ausland eingehende Informatio-
nen über terroristische Gefahren können so, wie ich eben
schon sagte, unmittelbar in Abwehrmaßnahmen umge-
setzt werden.

Ich will zugeben, dass die Diskussion um den neuen
§ 4 a Bundeskriminalamtgesetz, wo die Zuständigkeiten
geregelt sind, nicht so ganz einfach gewesen ist,


(Dr. Max Stadler [FDP]: Die Lösung auch nicht!)


insbesondere die Diskussion mit den Ländern. Die Lö-
sung ist: Die Länder bleiben zuständig. Das ist ganz si-
cher kein Nachteil. In der Vergangenheit haben wir, was
die Zusammenarbeit der Polizeien von Bund und Län-
dern betrifft, immer gute Erfahrungen gemacht. Im Übri-
gen gilt an dieser Stelle unseren Sicherheitsbehörden ein
herzlicher Dank für die bisher geleistete gute Arbeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir sehen auch eine Evaluierung vor – darauf bin ich
stolz –,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darauf sind Sie stolz?)


speziell im Hinblick auf diesen § 4 a, was die Zuständig-
keitszuschnitte anbelangt, um dann zu erkennen, ob es so
funktioniert oder nicht. Ich denke, das ist richtig.

Was die Instrumentarien angeht, sehen wir im Grunde
genommen nichts anderes vor als das, was in einem nor-
malen Polizeigesetz eines Landes – 16 solcher Gesetze

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(C (D aben wir in der Bundesrepublik Deutschland – festgechrieben ist. Wir haben damit gute Erfahrungen geacht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD])


Neu ist der Komplex, den wir mit „Onlinedurchsu-
hung“ umschreiben. Das ist keine Erfindung von uns,


(Gisela Piltz [FDP]: Waren Sie da nicht Staatssekretär?)


ondern das ist eine neue technische Entwicklung. Wir
tellen fest, dass Kommunikation immer mehr online er-
olgt. Sicherheitsbehörden dürfen bei einer solchen tech-
ischen Entwicklung, die letztendlich Gefahren und
isiken für unsere Sicherheitslage bedeutet, nicht hin-

erherhinken; das ist, denke ich, einfach so.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Weil wir Neuland betreten, war es gut, dass wir die
ntscheidung in Karlsruhe abgewartet haben. Letztend-

ich – so ist meine Auffassung – war das kein Schaden,
eil die Karlsruher Entscheidung uns sehr geholfen hat
nd klargestellt hat, was möglich ist und was nicht mög-
ich ist. Ich bin der Meinung: Wir haben exakt entlang
en Vorgaben dieser Entscheidung eine gute Regelung
efunden.

Was beispielsweise die Onlinedurchsuchung anbe-
angt, ist in Karlsruhe die Vorgabe formuliert worden:
ichterliche Anordnung. Diese Vorgabe der richterlichen
nordnung wird von uns umgesetzt. Was die Durchsu-

hung anbelangt, schreibt Karlsruhe vor: in einem geeig-
eten unabhängigen Verfahren. Was sehen wir vor? Wir
ehen einen Datenschutzbeauftragten aus dem Bundes-
riminalamt vor,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus dem BKA!)


er – § 4 f Bundesdatenschutzgesetz – nicht weisungsge-
unden ist und somit frei entscheiden kann. Das ist das
enaue Abbilden der Karlsruher Entscheidung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es kommt noch eines hinzu, Frau Piltz. In diesem
erfahren ist es so, dass ein Zweifel des Datenschutzbe-
uftragten nicht überstimmt werden kann. Wenn der Da-
enschutzbeauftragte Zweifel artikuliert, wird eine rich-
erliche Entscheidung einzuholen sein – genau wie es die
arlsruher Entscheidung vorsieht. Ich finde, dass wir
ier ein gutes Ergebnis vorweisen können.

Liebe Frau Piltz, ich sehe es eher positiv, dass unsere
iskussionen und Debatten im Laufe der Zeit auch noch

in paar Änderungen gegenüber dem ursprünglichen
ntwurf hervorgebracht haben. Ich bin der Auffassung:
as ist ein gutes Beispiel für gute parlamentarische Ar-
eit, wie sie eigentlich immer von uns erledigt werden
ollte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
Das kann man an den verschiedensten Punkten fest-
machen. Meine Kollegen Hofmann und Wiefelspütz ge-
hen noch darauf ein, wie beispielsweise die Eilfallrege-
lung zu verstehen ist


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wirklich erklärungsbedürftig!)


oder, Frau Piltz, was die Auskunftsverweigerungsbe-
rechtigung für Geistliche, Strafverteidiger und Abgeord-
nete anbelangt. Hier haben wir die Regelung aus der
Strafprozessordnung übernommen,


(Dr. Max Stadler [FDP]: Unzureichend!)


und zwar, wie ich denke, richtigerweise. Aus der ent-
sprechenden Debatte kennen Sie ja auch schon die wei-
teren Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben.

In diesem Sinne, meine Damen und Herren, möchte
ich mich bei all denjenigen bedanken, die intensiv an
dieser Gesetzesnovelle mitgearbeitet haben. Ich bin si-
cher, dass wir mit diesem novellierten BKA-Gesetz ei-
nen guten Beitrag für die Sicherheitslage unseres Landes
leisten werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618620500

Das Wort hat die Kollegin Ulla Jelpke von der Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1618620600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die ober-

flächlichen Änderungen, die nach der Expertenanhörung
im Innenausschuss am BKA-Gesetz vorgenommen wur-
den, können meines Erachtens über eines nicht hinweg-
täuschen: Dieses Gesetz atmet den Geist eines Obrig-
keitsstaates, eines Staates, der einen allmächtigen, alles
wissenden Polizei- und Geheimdienstapparat anstrebt,
also ein deutsches FBI.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Stasi!)


Das lehnen wir ab, weil es auf Kosten von Grund- und
Bürgerrechten geht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Bei der Anhörung haben wir erfahren, dass auch von
der Union und der SPD benannte Experten auf ganz of-
fenkundige Mängel an diesem BKA-Gesetz hingewiesen
haben. Ich will hier nur einige wichtige aufzählen:

Es fehlt dem Gesetz an klaren Begriffsbestimmungen.
Es wird nicht klipp und klar gesagt, was genau mit dem
Begriff „internationaler Terrorismus“ gemeint ist. Es ist
nicht klar, wer genau als sogenannte Kontakt- und Be-
gleitperson von vermeintlichen Terrorverdächtigen
ebenfalls ausgeforscht werden kann.

Es erlaubt den BKA-Beamten in Privatwohnungen
einzudringen, um heimlich Wanzen und Kameras anzu-

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(C (D ringen. Nach dem Großen Lauschangriff kommt jetzt lso der große Spähangriff, und das alles, ohne genau zu egeln, unter welchen Voraussetzungen das eigentlich eraubt sein soll. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist nicht wahr! – Helmut Brandt [CDU/CSU]: Gucken Sie doch einmal ins Gesetz hinein!)


Das alles haben die Sachverständigen bei der Anhö-
ung festgestellt. Die Koalition will, dass das BKA die
ffenen Fragen einfach selbst beantwortet. Es ist uns ja
uch im Innenausschuss gesagt worden: Hier kontrol-
iert, wer das Gesetz selbst gemacht hat. Der Sach-
erständige Christoph Möllers hat das Organisations-
onzept folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „Wir
eben allen Behörden, die wir haben, alle Kompetenzen,
ie wir kennen“, und dann sehen wir weiter.

Dass BKA-Chef Ziercke in der Anhörung selbst aus-
eführt hat, er möchte gerne so viele Ermittlungsbefug-
isse wie nur irgend möglich, das verwundert uns natür-
ich überhaupt nicht, aber ich sage hier ganz deutlich:

ir dürfen ihm diese Befugnisse einfach nicht geben.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


enn, meine Damen und Herren, Selbstkontrolle durch
as BKA ist ungefähr so, wie einen Alkoholiker in einen
chnapsladen zu stellen und ihn zu ermahnen: Trink
icht zu viel!


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Vergleichen Sie das BKA mit einem Alkoholiker? Unglaublich! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja wohl das Letzte!)


Ich hätte gehofft, dass die Koalition wenigstens auf
rofessor Hansjörg Geiger hört, einen Mann, der übri-
ens früher Chef des BND war. Der hat bestätigt, Herr
auder: Der Kreis der sogenannten Kontakt- und Be-
leitpersonen ist viel zu weit gefasst.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Mir nicht!)


nd: Die Regelungen zum Schutz der Privatsphäre ent-
prechen nicht den Anforderungen des Bundesverfas-
ungsgerichtes.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das Gesetz vermischt polizeiliche und geheimdienst-
iche Tätigkeiten; denn es verleiht dem BKA Befug-
isse, wie sie normalerweise Geheimdiensten vorbehal-
en sind. Dazu zählt der ganze Komplex heimlicher
berwachungsmaßnahmen weit im Vorfeld eines kon-
reten Tatverdachts.

Der unbescholtene Bürger laufe Gefahr, so Professor
eiger wörtlich, „zum Objekt staatlicher Ausforschung

u werden“. Ohne Normenklarheit wissen die Bürger
icht, welches Verhalten sie in den Augen der neuen Su-
erbehörde BKA verdächtig macht und wann das BKA
ie einem Verdacht aussetzen kann.






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke

(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Die Bürger wissen das schon, nur Sie nicht!)


Eine Kontrolle des BKA gibt es kaum noch, weil es ja
heimlich ermittelt und heimlich Computer durchleuch-
tet, Kameras und Wanzen anbringt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Öffentlich bringt es nicht viel! – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Bleiben Sie ein bisschen bei der Wahrheit!)


Nach fünf Jahren soll das Gesetz – Herr Körper hat es
hier eben schon freudig angemerkt – evaluiert werden.
Wer soll es evaluieren? Die Bundesregierung natürlich.
Das kann man nur noch als lächerlich bezeichnen,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


dass die Bundesregierung ein Gesetz macht und meint,
sie könne sich selber kontrollieren.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Das ist einfach falsch!)


Ich halte das jedenfalls nicht für eine parlamentarische
und demokratische Kontrolle.

Dieses Gesetz beinhaltet darüber hinaus die Lizenz
zur Willkür. Das ist mit der Fraktion der Linken nicht zu
machen.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Für Willkür brauchen Sie kein Gesetz!)


Denn wohin diese Willkür führt, haben die Ermittlungs-
behörden erst vor wenigen Wochen vorgeführt, als sie
auf dem Flughafen Köln/Bonn zwei Reisende festge-
nommen haben, die angeblich einen Terroranschlag ge-
plant hatten.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Schon wieder Nordrhein-Westfalen! Schon wieder FDP!)


Schon nach wenigen Tagen mussten sie wieder freigelas-
sen werden, weil sowohl die Aktion als auch der Ver-
dacht völlig unbegründet waren. Das kommt meines Er-
achtens dabei heraus, wenn man der Polizei immer mehr
unkontrollierbare Befugnisse einräumt.

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.
Wir stimmen gegen dieses Gesetz; denn es ist ein weite-
rer gefährlicher Schritt hin zum Überwachungsstaat und
baut Grundrechte und Bürgerrechte deutlich ab.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618620700

Das Wort hat jetzt der Kollege Wolfgang Wieland von

Bündnis 90/Die Grünen.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Wieland, bleib bei der Wahrheit! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Herr Wieland, ich freue mich!)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zur Beru igung der Großen Koalition – auch zu Ihrer Beruhiung, Herr Wiefelspütz – sage ich zunächst vorweg: elbst wir stellen nicht in Abrede, dass wir auch morgen och in einem Rechtsstaat leben werden. Das wird die einzige Stelle sein, wo Sie mir Beifall penden. Umso lieber höre ich ihn. – Zur Beruhigung der ollegin Jelpke sage ich: Auch morgen im Frühnebel erden nicht Männer in schwarzen Mänteln bei Ihnen lingeln; so weit sind wir nicht. (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618620800

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as Problem ist ein ganz anderes: Das BKA wird über-
aupt nicht mehr klingeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


as BKA verlegt seine Tätigkeit so weit in den Geheim-
ereich, dass wir die ganze Buchstabensuppe von § 20 a
is § 20 x brauchen, alle Kompetenzen, die hier schon
enannt wurden, von Onlinedurchsuchung über IMSI-
atcher, den Einsatz von verdeckten Ermittlern und
-Leuten bis hin zu Videoangriff, Lauschangriff usw.,
hne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Warum
raucht man all das? Weil es im System liegt. Es liegt
erade im Sinn dieser Vorfeldarbeit, dass sie ins Klan-
estine geht, weil die Ermittlungen nicht auffallen sol-
en.

Deswegen wiederhole ich es und freue mich, Herr
ollege Hartmann, dass immer mehr das sagen: Wir
erden ein deutsches FBI bekommen und zugleich eine
olizei, die ihr eigener Geheimdienst ist. Das können wir
ahrlich nicht gebrauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das ist ja auch falsch! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das ist besser als das FBI!)


usätzlich entsteht durch Überzentralisierung eine Art
onsterbehörde, ohne dass eine adäquate parlamentari-

che Kontrolle auch nur angedacht ist. Auch dies haben
ir Ihnen schon mehrfach gesagt. Unsere Nachrichten-
ienste werden kontrolliert, so schlecht das auch sein
ag. Wir haben Gremien dafür. Wir haben die G-10-
ommission, wir haben das Parlamentarische Kontroll-
remium,


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Wir haben Ströbele!)


ie das leisten sollen. Jetzt geben wir dem BKA das
olle geheimdienstliche Instrumentarium, und es gibt
eine Instanz, die das kontrollieren kann. Aus unserer
icht haben die BKA-Skandale der nächsten 20 Jahre
ier ihre Wurzeln. Für uns ist das ein Grund, dieses Ge-
etz in toto abzulehnen.






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Zu der behaupteten Sicherheitslücke. Es wird immer
so getan, als habe das BKA bisher Däumchen gedreht
und untätig herumgesessen, als habe der Innenminister
dreieinhalb Jahre lang einer riesigen Sicherheitslücke ta-
tenlos zugesehen. Wo war denn die Sicherheitslücke? Es
gab sie nicht. Wir waren effektiv. Wie waren handlungs-
fähig im föderalen System. Das gemeinsame Terrorab-
wehrzentrum in Berlin ist insoweit ein Erfolgsmodell ge-
wesen.

Herr Kollege Wiefelspütz, terroristische Netzwerke
mit Zentralisierung bekämpfen zu wollen, das ist so
sinnvoll wie zum Fischfang auszufahren ohne Netz, aber
dafür mit einem Panzerkreuzer. So sinnvoll ist Ihr Vorge-
hen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ich fische nicht, Herr Wieland!)


– Sie fischen höchstens im Trüben. Wo war denn die Si-
cherheitslücke? Wir hatten eine Sicherheitslücke bei den
Kölner Kofferbombern. Die Frage ist doch, was sich da-
bei ändern müsste. Hätten wir mit einem neuen BKA-
Gesetz diese beiden Männer vorher erkannt? Diese
Frage kann doch niemand ernsthaft beantworten. Sie tun
das Gegenteil von dem, was notwendig ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618620900

Herr Kollege Wieland, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Hartmann?


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618621000

Selbstverständlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618621100

Bitte schön.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618621200

Geschätzter Herr Kollege Wieland, jenseits des not-

wendigen Schlagabtausches, den man um einen derart
schwierigen, aber auch wichtigen Gesetzentwurf führen
muss, möchte ich Sie etwas fragen. Sie haben darauf hin-
gewiesen – das Bild mit dem Panzerkreuzer war schön –,
dass man das, was alles vorgesehen ist, gar nicht nötig
habe und auch nicht brauche.

Ich frage Sie in der gebotenen Sachlichkeit. Natürlich
haben unsere Sicherheitsbehörden bisher eine hervorra-
gende Arbeit geleistet. Das wurde auch nie von uns be-
stritten. Natürlich hat das BKA mit den bisher zur Verfü-
gung stehenden Mitteln eine tolle Arbeit geleistet.

Sind Sie bereit zuzugeben, dass es in Zeiten des inter-
nationalen Terrorismus oftmals nicht so einfach möglich
ist festzustellen, ob eine Spur einem Bundesland zuzu-
ordnen ist oder nicht? Sind Sie bereit einzugestehen,
dass viele Spuren, die aus dem Ausland kommen, viele
Bewegungsmuster, die aufzuzeigen sind, es erforderlich
machen, dass nicht nur Länderpolizeien das weiterhin

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(C (D ürfen, was sie bereits bisher durften, sondern dass dies uch das Bundeskriminalamt darf? Um nicht mehr und icht weniger geht es nämlich. Einen Popanz muss man abei nicht aufbauen. Herr Kollege Hartmann, es tut mir leid, aber den Po anz bauen andere auf. Das BKA war bisher handlungsnd aktionsfähig. Sie werden sich daran erinnern, dass ach dem 11. September in Hamburg, sofort nachdem er Verdacht aufkam, dass sich eine Hamburger Zelle ebildet haben könnte, BKA-Beamte unter Anleitung er Generalbundesanwaltschaft vor Ort waren und dort rmittelt haben. Möglicherweise werden Sie sich auch aran erinnern, dass wir schon zu Zeiten der Roten Aree Fraktion durch Palästinenser und andere dem inter ationalen Terrorismus ausgesetzt waren, der sogar in ünchen zugeschlagen hat. Das ist also nicht so neu, wie Sie es behaupten. Wir aren immer gut aufgestellt in der Hierarchie Generalundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt. Die Federührung lag aber bei der Generalbundesanwaltschaft. as wird jetzt auf den Kopf gestellt. Sie legen die von hnen so gehasste sogenannte Knechtrolle ab. Deshalb habe ich gestern gesagt, Binninger triumhiere, weil er glaubt, die Polizei wird nun der Chef. Das ieht er nicht so falsch. Auf der BKA-Jahrestagung, die eute eröffnet wird, an der wir aber nicht teilnehmen önnen, weil wir hier sind, werden heute Abend die ektkorken knallen – das sage ich Ihnen voraus –, weil ie Polizei heute an das Ziel ihrer Wünsche kommt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Böse Polizei oder was?)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618621300

Ich habe das gar nicht bewertet.


Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1618621400

Herr Kollege Wieland, erlauben Sie auch eine Zwi-

chenfrage des Kollegen Wiefelspütz?


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618621500

Ich halte das immer mit der Sesamstraße: Wieso wes-

alb warum, wer nicht fragt bleibt dumm. – Bitte schön,
err Kollege Wiefelspütz.


(Heiterkeit – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Man muss aber nicht gleich das Krümelmonster geben am Rednerpult!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618621600

Herr Kollege Wieland, bitte schauen Sie mir in die

ugen.


(Heiterkeit)



Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618621700

Herr Kollege, ich bin hier zu manchem verpflichtet,

ber dazu nicht. So weit geht es nun wirklich nicht.






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist hier aber ein schlechter Aufschnitt von „Casablanca“!)



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1618621800

Herr Wieland, haben Sie sich eigentlich einmal ge-

fragt, warum das Bundeskriminalamt seit vielen Jahr-
zehnten Terrorismus bekämpfen und verfolgen darf – im
Übrigen sehr erfolgreich –, wenn es entsprechende terro-
ristische Straftaten gegeben hat? Welchen Sinn macht es
eigentlich, dass das Bundeskriminalamt zwar repressiv
tätig werden kann, also Täter verfolgen darf – Stichwort
Terrorismus –, aber nicht bei der Gefahrenabwehr tätig
sein darf, Herr Wieland?


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618621900

Ich antworte Ihnen gerne: weil diese neuen Kompe-

tenzen nicht notwendig sind.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Glauben Sie daran?)


Gerade im Bereich des Terrorismus – das wurde uns im-
mer gesagt und ist mit Blick auf § 129, Bildung krimi-
neller Vereinigungen, und § 129 a, Bildung terroristi-
scher Vereinigungen, des Strafgesetzbuches nicht ganz
falsch – gibt es eine sogenannte präventive Komponente.
Das heißt, wenn sich eine terroristische Vereinigung im
Ausland gebildet hat, beispielsweise al-Qaida, dann sind
deren Straftaten bei uns unter Strafe gestellt.

Alle, die sich in diesem Umfeld organisieren und bei
uns einreisen, können mit den Mitteln der Strafverfol-
gung bekämpft und verfolgt werden. Das passiert doch
heute schon. Malen Sie doch nicht ein Bild, als ob wir
gezwungen gewesen wären, untätig zu sein! Malen Sie
doch nicht ein Bild, als ob der Rechtsstaat dem interna-
tionalen Terrorismus schutzlos ausgeliefert gewesen
wäre!


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ohne Wohnraumüberwachung wäre es so gewesen! Sie waren doch dagegen!)


Das Gegenteil ist richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir waren mit unseren dezentralen Strukturen erfolg-
reich, aber Sie sind gerade dabei, sie zu zerschlagen.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Wo wird etwas zerschlagen?)


Sie werden sich noch wundern, welche Sicherheitslü-
cken dadurch entstehen. Die Bürgerrechte sind dabei nur
ein Aspekt. Es ist auch die völlig falsche Sicherheitsphi-
losophie, die Sie zugrunde legen, Herr Kollege.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Fritz Rudolf Körper [SPD]: So ein Quatsch! Es wird nichts zerschlagen! Schauen Sie in das Gesetz hinein!)


– Wer schreit, hat unrecht, Herr Körper.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Dummes Zeug!)


Dieses Temperament hätten Sie vorhin bei Ihrer Rede
zeigen sollen. Da habe ich es allerdings vermisst.

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(C (D (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Hier geschieht, was alte Polizeistrategen – ich erin-
ere mich an Herrn Stümper in Baden-Württemberg; ich
rinnere mich an Horst Herold, den früheren Präsidenten
es BKA – immer gefordert haben: eine Entfesselung
er Polizei, eine Entgrenzung bei der Polizeiarbeit. Vo-
aussetzung für die Eingriffsbefugnis ist nur noch die
efahr aufgrund des internationalen Terrorismus. Ohne
chwarzseher zu sein, kann man sagen: Diese Gefahr
erden wir in den nächsten 20 Jahren leider immer ha-
en. Das heißt, wir werden immer eine Zuständigkeit des
KA haben.

Heute Morgen hat der Herr Bundesinnenminister im
nfo-Radio gesagt, dass die Maßnahmen nichts Neues
ind, dass es das Telefonabhören seit 100 Jahren gibt
ich weiß nicht, ob es stimmt; aber es kann sein, dass es

chon so lange möglich ist – und dass die Länderpoli-
eien die anderen Befugnisse seit 50 Jahren haben. Da
rage ich mich, ob schon vor 50 Jahren IMSI-Catcher be-
annt waren und Onlinedurchsuchungen durchgeführt
urden.

Was der Innenminister suggerieren will, ist falsch. Er
ill nämlich suggerieren, dass hier gar nichts Neues ent-

teht. Aber es entsteht in der Qualität etwas Neues. Die
änderpolizeien haben in extremen Ausnahmefällen wie
eiselnahmen von diesen Befugnissen Gebrauch ge-
acht. Hier wird aber aus der Ausnahme die Regel. Das
KA wird gezwungen sein – es wird entsprechend han-
eln –, diese ganze Palette der Maßnahmen einzusetzen,


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Woher wissen Sie das?)


eil es die alleinige Zuständigkeit für die Terrorismus-
bwehr bekommt und ohne diese Maßnahmen seine
ufgabe nicht erfüllen kann. Das Signal in Richtung der
änder wird sein, dass der Bund das jetzt macht. Dies ist
in verheerendes Signal mit Blick auf die Bereiche, in
enen es Mängel gibt. In Kiel hat der Landesverfas-
ungsschutz die Gefahr durch die Kofferbomber nicht
rkannt. Dort kommt das Signal an, dass Gefahrenab-
ehr in Zukunft Bundessache ist. Dadurch werden wir
or Ort sozusagen blinder. Das ist die völlig falsche Zen-
ralisierungstendenz, die sich in diesem Gesetz wieder-
indet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Von dem sogenannten Kompromiss – die Kollegin
iltz hat es bereits gesagt – ist herzlich wenig zu halten.
achdem Sie so lange auf die Entscheidung zur Online-
urchsuchung gewartet haben – das war ja richtig –,
ätte ich eigentlich erwartet, dass Sie diese Entschei-
ung wenigstens eins zu eins umsetzen. Diese Notwen-
igkeit hat Ihnen der Sachverständige Geiger sehr deut-
ich nahegelegt. Wenn man im Gesetz ausführt, dass eine

aßnahme nur dann nicht ausgeführt werden darf, wenn
u erwarten ist, dass dadurch allein Daten aus dem Kern-
ereich der privaten Lebensgestaltung erfasst werden,
ann wird diese Schranke wirkungslos. Denn es werden
n der Regel Mischformen sein. Es werden in der Regel






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland
höchst private und höchst banale Dinge nebeneinander
auf der Festplatte zu finden sein. Sie halten aber an dem
Wort „alleine“ fest.

Sie haben gesagt, dass es eine geniale und großartige
Kontrollmethode ist, wenn zu den beiden BKA-Beam-
ten, die wohl ein Ermittlungsinteresse und einen Jagdin-
stinkt im positiven Sinne haben, die etwas herausbekom-
men und weiterkommen wollen, der hauseigene
Datenschutzbeauftragte hinzutritt. Dazu sage ich Ihnen:
Kein Mensch kann sich selber kontrollieren. Diesen
Menschen müssten Sie noch erfinden; den müssten Sie
noch zeigen. Das wird vor dem Bundesverfassungsge-
richt keinen Bestand haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Zuruf des Abg. Frank Hofmann [Volkach] [SPD])


Abschließend: Von der Richterin am Bundesverfas-
sungsgericht Frau Hohmann-Dennhardt stammt der
Satz: Es gibt nicht nur die Sicherheit durch den Staat. Es
gibt auch die Sicherheit vor dem Staat. – Diese Sicher-
heit vor dem Staat treten Sie leider mit diesem Gesetz
hin zu einem allgegenwärtigen, allzuständigen BKA mit
Füßen.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Der schürt wider besseres Wissen!)


Jutta Limbach, die frühere Präsidentin des Bundesver-
fassungsgerichtes, hat das Wort von der permanenten
verfassungsgerichtlichen Nachhilfe geprägt. Als Frak-
tion sehen wir uns gezwungen, um diese Nachhilfe in
Karlsruhe nachzusuchen. An Ihrer Lernfähigkeit beste-
hen nach dieser Debatte gewisse Zweifel. Aber hier gilt
der alte Satz: Wer nicht hören will, muss fühlen. Sie wer-
den das zur Kenntnis nehmen müssen.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Ich dachte, er sei gegen Gewalt! Nun ist er für Gewalt!)


Wo wir als Opposition es nicht geschafft haben, Sie zu
überzeugen, wird es dann das Wort der Richterinnen und
Richter aus Karlsruhe tun.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1618622000

Das Wort hat der Bundesminister Dr. Wolfgang

Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des In-
nern:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Frei-
heitsrechte, die unser Grundgesetz verbürgt, bedürfen
des Schutzes durch den Rechtsstaat, durch den freiheit-
lich verfassten Staat. Sie sind, wie wir es übrigens ge-
rade auf den Finanzmärkten erleben, ohne Ordnung,

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(C (D hne Regeln, ohne Gesetze nicht garantiert. Deswegen st es notwendig, dass der freiheitlich verfasste Rechtstaat die Grundrechte schützt. Die Polizei hat im Zusammenhang mit Straftaten im runde zwei Aufgaben: Die eine ist, wenn der Verdacht esteht, dass eine Straftat begangen worden ist, unter der erantwortung der Staatsanwaltschaft die Aufklärung on Straftaten zu verfolgen. Das ist die repressive Aufabe. Sie hat zum anderen die Aufgabe, wenn möglich traftaten zu verhindern. Das ist die präventive Aufgabe. Das Bundesverfassungsgericht hat im Übrigen in seier Entscheidung zum nordrhein-westfälischen Landeserfassungsschutzgesetz gesagt, die Aufgabe, Straftaten, nschläge und Gefahren zu verhindern, sei noch höherertiger als die Verfolgung von begangenen Straftaten. as ist ohne Weiteres einleuchtend; denn es ist ja wichtier, dass gar nichts passiert. Gegen Selbstmordattentäter um Beispiel hilft die Strafverfolgung relativ wenig. eswegen müssen wir versuchen, schwere Straftaten zu erhindern. Das ist ein polizeilicher Auftrag. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Aufgabe ist nach der Ordnung des Grundgeset-
es – mit kleinen grenzpolizeilichen Ausnahmen – bis-
er Sache der Polizeien der Bundesländer.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aus gutem Grund!)


Das mag sein. Alles, was im Grundgesetz steht, steht
ort aus gutem Grund. Aber wenn das im Grundgesetz
us gutem Grund so ist, wie es ist, Herr Kollege
tröbele, dann ist auch die jetzige Fassung des Grundge-
etzes aus gutem Grund so, wie sie ist.

Man hat dort gesagt: Wegen der besonderen Schwere
er Bedrohung durch den internationalen Terrorismus,


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: So ist es!)


eil es dabei immer um internationale Zusammenarbeit
eht, also in der Regel länderübergreifend, soll das Bun-
eskriminalamt abweichend von der bisherigen Ordnung
ine Gefahrenabwehrbefugnis für diese und für keine an-
ere Gefahr bekommen. Das müssen wir gesetzlich
msetzen – nicht mehr und nicht weniger.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ie Diffamierungskampagne, die daraus abgeleitet wird,
st diesem freiheitlichen Verfassungsstaat nicht ange-
essen.

Das, was Sie zur Entfesselung gesagt haben – ich
abe Ihnen sehr genau zugehört – –


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Begriff Stümper, den kennen Sie noch?)


Ja, Sie sind einer. Wenn ich Sie sehe und Ihre Rede
öre, fällt es mir ein.


(Lachen und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
Jetzt will ich Ihnen sagen: Das, was Sie zur Entfesse-
lung der Polizei und des Bundeskriminalamtes gesagt
haben, ist eine Beleidigung aller Landespolizeien; denn
sie haben über 50 Jahre ihre Aufgaben im Rahmen der
gesetzlichen Befugnisse erfüllt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich weise Ihre Aussage zurück. Wegen dieser Aussage
bin ich unfreundlicher zu Ihnen, als ich es normaler-
weise bin.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird ihnen jetzt weggenommen!)


– Nein, den Landespolizeien wird überhaupt nichts weg-
genommen, Herr Kollege Ströbele. Das ist wiederum die
Unwahrheit, so, wie es eine Unwahrheit ist, Frau Kolle-
gin Jelpke, zu behaupten, das heimliche Betreten von
Wohnungen sei in dem Gesetzentwurf geregelt. Das ist
ausdrücklich nicht geregelt.


(Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD])


Den Ländern werden keine Zuständigkeiten weggenom-
men; es bleibt bei den Zuständigkeiten der Länder. Die
Zuständigkeit des Bundeskriminalamtes kommt hinzu;
wir setzen das um, nicht mehr und nicht weniger. Das ist
der Auftrag des Verfassungsgebers; das muss geschehen.

Das Bundeskriminalamt bekommt keine neuen Be-
fugnisse. Es ist nicht wahr, dass ein „Sammelsurium“
oder dergleichen entsteht. Wenn wir im Jahr 2008 ein
Gesetz machen, dann berücksichtigen wir natürlich die
Erfahrungen, die man seit 1949 oder 1950 in den Bun-
desländern gesammelt hat, und die bisherige Rechtspre-
chung, nicht mehr und nicht weniger. Im Übrigen ist die
Verhinderung eines Fahrraddiebstahls, für den Sie, Herr
Kollege Ströbele, schon einmal Videoüberwachung ein-
gesetzt haben wollten, nicht wichtiger als die Abwehr
der Gefahren des internationalen Terrorismus.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich?)


Das Bundeskriminalamt muss ebenfalls die Befugnisse
erhalten, über die die Landespolizeien verfügen, wenn es
diese Aufgabe wahrnehmen soll.

In die jüngere Vergangenheit fällt auch – Kollege
Körper hat es beschrieben – die Entwicklung der neuen
Kommunikationstechnologien. Wenn die Polizeien
Straftaten verhindern sollen, dann müssen sie versuchen,
in Kommunikationsvorgänge, die Straftaten immer vor-
hergehen, einzudringen. Das macht übrigens nur Sinn,
wenn man es heimlich macht; bei der Strafverfolgung ist
das nicht notwendig, bei der Gefahrenabwehr schon. Das
geht übrigens immer nur aufgrund richterlicher Ent-
scheidung, und zwar in jedem Einzelfall.

Es wird eine Verfälschung unseres rechtsstaatlichen
Systems zur Verunsicherung der Bevölkerung betrieben;
das ist unverantwortlich und wirklich nicht angemessen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Nun ist eine neue Informationstechnologie entstanen. Es war bisher schon möglich, den Telefonverkehr nter engen Voraussetzungen aufgrund richterlicher Entcheidung zu überwachen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 48 000 Mal!)


Wir reden von Gefahrenabwehr; wir reden nicht von
trafverfolgung. Wir reden nicht von Repression, son-
ern von Prävention. – Das ist selbstverständlich bisher
chon rechtens, immer unter engen Begrenzungen,
benso Eingriffe in das Briefgeheimnis, in die Unver-
etzlichkeit der Wohnung. Nun hat man, als die neue
echnologie entstanden war, gesagt: Wir machen das in
naloger Anwendung der Gesetze zur Überwachung des
elefonverkehrs. Das ist eine Entscheidung, die ich nicht
ritisiert habe. Das war die frühere Bundesregierung;
as ist in Ordnung.

Dann hat der Bundesgerichtshof während der Vorbe-
eitung des Entwurfs des BKA-Gesetzes gesagt: Das ist
war keineswegs verboten, aber ihr braucht dafür eine
igene gesetzliche Grundlage, nicht mehr und nicht we-
iger. Wir schaffen also keine neuen Befugnisse, son-
ern wir reagieren auf neue technologische Entwicklun-
en, mit dem Ziel der Bewahrung unserer Grundrechte
urch den freiheitlichen Verfassungsstaat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dies geht in jedem Einzelfall nur durch richterliche
ntscheidung. Deswegen bin ich völlig beruhigt. Natür-

ich soll das durch das Verfassungsgericht überprüft wer-
en. Es gehört zu den großen Verbürgungen unserer
reiheitsrechte, dass alles, was verfassungsrechtlich be-
weifelt wird, unter den Voraussetzungen des Bundes-
erfassungsgerichtsgesetzes – ob die Klage zulässig ist –
berprüft werden kann. Dem sehe ich mit großer Gelas-
enheit und Sicherheit entgegen, weil das Gesetz genau
er Systematik unseres Grundgesetzes entspricht.

Meine Bitte nach langen Beratungen, die wir uns
icht leichtgemacht haben: Hören wir auf, unseren frei-
eitlichen Verfassungsstaat in einer Weise zu diffamie-
en, die bei jungen Menschen bewirkt, dass sie glauben,
s entstünde so etwas wie die Stasi. Das Gegenteil ist der
all.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ir verteidigen die Freiheitsrechte. Das geht nicht ohne
en Verfassungsstaat und seine Befugnisse.

Ich möchte auch nicht, dass Polizeien, Nachrichten-
ienste oder wer auch immer in Grauzonen handeln.
eswegen brauchen sie klare rechtliche Grundlagen.
rundrechte sind geschützt; sie müssen durch den Staat
eschützt werden. In grundrechtlich geschützte Bereiche
ann nur aufgrund eines Gesetzes eingegriffen werden.
in solcher Eingriff muss im Einzelfall möglich sein.
as Gesetz muss die Voraussetzungen genau regeln. Im
weifelsfall wird ein unabhängiger Richter zu entschei-
en haben. So ist es beim Haftbefehl und bei der Woh-
ungsdurchsuchung. Nicht anders ist es bei der Telefon-
ontrolle, und nicht anders ist es bei der Onlinekontrolle.
ieses System bleibt. Deswegen ist das kein Angriff auf






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
den Rechtsstaat, sondern ein Gesetz zur Verteidigung
des Rechtsstaats und zur Wahrung der Sicherheit und der
Freiheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir sollten auf-
passen. Alle Länder werden entsprechende Gesetze ma-
chen. Sie werden diese Befugnisse alle brauchen. Bayern
hat es.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Bayern voran!)


Die bayerische Landesvorsitzende der FDP hat richtiger-
weise eine entsprechende Koalitionsvereinbarung unter-
schrieben.

Sie sollten dem Bundeskriminalamt nicht weniger
Befugnisse zur Gefahrenabwehr geben als jede Landes-
polizei braucht – nicht mehr und nicht weniger.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: So ist es!)


Wir sollten sagen: Mit diesem Gesetz zeigen wir, dass
wir die Bedrohung durch den internationalen Terroris-
mus ernst nehmen. Man muss nicht übertreiben, aber sie
ist nach wie vor vorhanden; alle Experten sagen das. Wir
sind bisher verschont geblieben, Gott sei Dank. Wir ha-
ben Glück gehabt. Wir haben aufmerksame Sicherheits-
behörden. Wir sollten tun, was wir können, und nicht zur
Hysterie neigen. Aber wir sollten aufhören, unseren frei-
heitlichen Verfassungsstaat und die Organe, die zu sei-
nem Schutz da sind, zu diffamieren. Wir säen damit et-
was, was Freiheit und Recht in unserem Land nicht
sicherer und nicht stabiler macht. Im Übrigen sollten wir
sehen, dass jede Freiheitsordnung des Schutzes bedarf.
Das haben uns gerade die Erfahrungen der letzten Wo-
chen gezeigt.

Unsere Polizeien, das Bundeskriminalamt und alle
unsere rechtsstaatlichen Institutionen verdienen Ver-
trauen. Wir schützen die Freiheit. Freiheit und Sicherheit
sind kein Gegensatz, sondern zwei Seiten derselben Me-
daille. Dieses Gesetz wird dem gerecht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618622100

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Dr. Max

Stadler das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618622200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Im Zuge einer streitigen Debatte ist es sicherlich
richtig, auch auf Gemeinsamkeiten hinzuweisen. Herr
Minister, selbstverständlich wissen auch wir um die ter-
roristische Bedrohung. Selbstverständlich ist auch uns
der Schutz der Bevölkerung vor den Gefahren durch den
Terrorismus ein Anliegen.

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(C (D Der Streit dreht sich um die Methoden. Da wird es alerdings sehr prinzipiell; denn wir sagen: Der Rechtstaat, so wie er sich bei uns über Jahrzehnte hinweg uner Geltung des Grundgesetzes entwickelt hat, ist stark enug, um die Gefahren abzuwehren. Wir brauchen eine Eingriffe in die Strukturen und Institutionen des echtsstaates. Herr Minister, das ist der entscheidende unkt der Auseinandersetzung. Aufgrund vieler Äußeungen von Ihnen, Herr Schäuble, wissen wir, dass Sie ie Sorge haben, dass die überkommenen Institutionen, ie Sicherheitsbehörden, so wie sie konzipiert sind, und ie rechtlichen Befugnisse nicht ausreichen. Das ist Ihre orge, die Sie oft zum Ausdruck gebracht haben. Sie haen nicht zuletzt deswegen gesagt, dass es in der sichereitspolitischen Debatte keine Tabus geben dürfe. Wir greifen Ihre Grundhaltung auf und schauen, was avon in den Entwurf des BKA-Gesetzes, der uns heute orliegt, eingeflossen ist. Wir stellen fest: Es handelt ich eben nicht um den Entwurf eines normalen Polizeiesetzes. Es trifft den Kern der Auseinandersetzung icht, wenn man sagt: Da ist nur aufgeschrieben worden, as in den Länderpolizeigesetzen sowieso schon steht, nd jetzt darf das Bundeskriminalamt das, was jeder orfpolizist darf. Tatsächlich verlassen Sie mit diesem esetzentwurf bewährte Strukturen des Polizeirechts. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Und was ist mit Bayern?)


s gibt jetzt Eingriffe in die Befugnisse der Länder. Es
ibt jetzt Tätigkeiten des Bundeskriminalamts, die nicht
ehr durch den Generalbundesanwalt überwacht wer-

en. Das Bundeskriminalamt kann als Polizeibehörde
eheimdienstähnliche Methoden anwenden.

Der Sachverständige Professor Geiger hat in der An-
örung darüber gesprochen. Er hat gesagt: Wenn ge-
eimdienstliche Methoden zum Alltag der Polizeiarbeit
erden, dann ist das Trennungsgebot zwischen Nach-

ichtendiensten und Polizeien verletzt. Sie führen so
iefe Eingriffe ein, wie es in keinem Polizeigesetz in die-
er Massivität bisher der Fall war. Beispiel: heimliche
nlinedurchsuchungen. Sie sagten hier in Ihrer Rede zu
echt, dass dann immer ein unabhängiger Richter ent-

cheiden muss. Warum steht das dann anders in Ihrem
esetzentwurf?


(Beifall der Abg. Gisela Piltz [FDP])


ie haben für den Eilfall vorgesehen, dass es zunächst
einer richterlichen Entscheidung bedarf.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Hört! Hört!)


as ist ein rechtsstaatlicher Sündenfall, der völlig uner-
räglich ist, weil es diesen Eilfall im Handyzeitalter gar
icht geben darf. Justiz kann so organisiert werden, dass
mmer ein Richter zu erreichen ist, der eine Entschei-
ung trifft. Das ist auch die Auffassung des Deutschen
ichterbundes.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
Ich sage am Schluss meiner kurzen Rede noch: Da,
wo Sie Neuland hätten beschreiten können, haben Sie es
nicht getan.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was ist denn mit Bayern?)


Sie hätten die Gelegenheit gehabt, in diesem Gesetzent-
wurf einen gleichwertigen Schutz für alle Berufsgeheim-
nisträger vorzusehen. Anwälte, Journalisten und Ärzte
hätten Sie mit Strafverteidigern und Abgeordneten
gleichstellen können. Sie haben es nicht getan. Sie haben
nicht den neuen Weg beschritten, eine parlamentarische
Kontrolle vorzusehen, wenn schon der Generalbundes-
anwalt nicht mehr die Aufsicht und Kontrolle hat.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618622300

Kollege Stadler, Sie haben zu Recht den Schluss Ihrer

Rede angekündigt.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1618622400

Ja, ich komme zum Schluss. – Sie hatten nicht die

Fantasie, aus der Sachverständigenanhörung Anregun-
gen neuerer Art aufzugreifen, zum Beispiel die von Pro-
fessor Geiger, der einen Bürgeranwalt vorgeschlagen
hat. Wenn immer mehr Menschen heimlich überwacht
werden – Sie selber haben ja gesagt, das müsse heimlich
geschehen –, dann müssen die Kontrolle und der Schutz
aber auch damit Schritt halten.

Dieses Gesetz ist kein normales Polizeigesetz. Es ist
ein weiterer Schritt in einen ausufernden Präventions-
staat. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618622500

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Frank

Hofmann das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1618622600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Der Entwurf eines BKA-Ge-
setzes, den wir heute vorlegen, wird nach seiner Verab-
schiedung das modernste und rechtsstaatlich anspruchs-
vollste Polizeigesetz der Bundesrepublik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Das gesamte polizeiliche Instrumentarium, das zur Be-
kämpfung des internationalen Terrorismus notwendig
ist, haben wir in diesem Gesetzentwurf abgebildet. Dies
umfasst – und es bleibt dabei – die bekannten und be-
währten polizeilichen Standardbefugnisse wie die Vorla-
dung und erkennungsdienstliche Maßnahmen. In allen
Polizeigesetzen der Länder sind diese klassischen Poli-
zeibefugnisse seit Jahrzehnten festgeschrieben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dagegen haben selbst wir nichts!)


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(C (D uch in den Bundesländern, in denen FDP, Grüne und ie sogenannte Linke an der Regierung beteiligt sind, ist ein Wort der Kritik von Ihrer Seite zu hören. Nur im und sollen die gleichen Maßnahmen plötzlich Teufelseug sein. Das ist beim besten Willen nicht nachvolliehbar. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Geheimdienstliche Maßnahmen wollen Sie!)


Schauen wir einmal auf die Rasterfahndung.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das brauchen Sie nicht!)


as ist ein Instrument, das enthalten ist. Dass es sie in
amburg nicht gibt, ist der Größe des kleinen Landes
amburg geschuldet.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine riesige Sicherheitslücke!)


ie großen Bundesländer haben die Rasterfahndung in
hrem jeweiligen Polizeigesetz. Schauen Sie in die StPO.
ann stellen Sie fest, dass es dort eine Eilfallregelung
ibt. Laut dieser Regelung ordnet im Eilfall der Staats-
nwalt an, nicht der Richter. Was haben wir beim Ent-
urf des BKA-Gesetzes gemacht? Laut unserem Ent-
urf darf die Rasterfahndung nur durchgeführt werden,
enn diese vorher von einem Richter angeordnet wird.
usätzlich wird ausschließlich nur im Rahmen dieses
KA-Gesetzes die Rasterfahndung nach fünf Jahren
urch einen unabhängigen Wissenschaftler evaluiert.
on daher lag auch Frau Jelpke falsch, die gesagt hat,
as werde von der Bundesregierung gemacht. Nein, es
ird von einem unabhängigen Wissenschaftler evaluiert.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zusätzlich! Ein einziger!)


Ebenfalls im Entwurf des BKA-Gesetzes ist die
nlinedurchsuchung enthalten, auf die das gesamte Ge-

etz in den Medien und von Teilen der Opposition häufig
eduziert wird. Die Onlinedurchsuchung ist kriminalis-
isch geboten, sagen uns die Fachleute, und zwar über-
eugend.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


ie ist verfassungsrechtlich in engen Grenzen erlaubt,
rteilt das Bundesverfassungsgericht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber diese haltet ihr mit eurem Entwurf nicht ein!)


eshalb sollten wir die Onlinedurchsuchung nicht in
iesen Gesetzentwurf aufnehmen?

Es ist richtig, dass die CDU/CSU uns, der SPD-Frak-
ion, nicht jeden Wunsch von den Lippen abgelesen hat.


(Heiterkeit des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ir haben die Einschaltung eines Richters bei der Online-
urchsuchung immer befürwortet. Aber der Idee, zuerst






(A) )



(B) )


Frank Hofmann (Volkach)

einen unabhängigen Datenschutzbeauftragten des Bun-
deskriminalamtes einzuschalten, konnten wir uns nicht
verschließen. Denn nach dem Datenschutzbeauftragten
des Bundeskriminalamtes kann nun auch der Bundesda-
tenschutzbeauftragte, Herr Schaar, kontrollieren. Wenn
es schon so sein muss, dass man den Kernbereich erst im
Nachhinein prüft, gibt es nun zumindest zwei Kontroll-
instanzen:


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der kann doch immer und alles kontrollieren! Das ist doch nicht neu!)


den Richter und später noch den Datenschutzbeauftrag-
ten des Bundes. Das ist ein Vorteil. Wir halten es für
richtig, das so zu regeln.

Ebenso wie bei der Rasterfahndung sagen wir auch an
dieser Stelle: Wir wollen dieses neue Instrumentarium
evaluieren.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum wollen Sie eigentlich nicht alles evaluieren? Warum wollen Sie nur drei Maßnahmen evaluieren?)


Hinzu kommt, dass diese Maßnahme befristet ist. Es war
nicht unser Wunsch, die Befristung bis zum Jahre 2020
vorzusehen. Aber ich sage: lieber eine Befristung auf
zwölf Jahre als keine Befristung.

Was den Eilfall angeht, möchte ich diejenigen von Ih-
nen, die Mitglied des Innenausschusses sind, daran erin-
nern, dass uns hierzu zusätzliche Protokollnotizen vor-
liegen, sodass für jeden klar sein muss, dass die
Eilfallregelung eine Ausnahme im Einzelfall sein kann.
Wir fordern, dass es in jedem Bundesland, in dem das
BKA einen Sitz hat, eine Selbstverständlichkeit ist, dass
genug Ermittlungsrichter erreichbar sind. Ich erinnere
daran, dass sich die Länder Hessen und Nordrhein-West-
falen, als der Umzug des BKA nach Berlin anstand, da-
für starkgemacht haben, dass dieser Umzug nicht statt-
findet. Vor diesem Hintergrund erwarten wir aber auch,
dass die Ermittlungsrichter in diesen Ländern auch sonn-
und feiertags Tag und Nacht zur Verfügung stehen. Ich
denke, das ist notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU] – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen eine Eilzuständigkeit!)


Es wird immer wieder kritisiert, dass dadurch, dass
das BKA solche Maßnahmen vornimmt, eine neue Qua-
lität geschaffen werde. Die Rasterfahndung ist seit Jahr
und Tag in der Strafprozessordnung geregelt. Bisher
führte das Bundeskriminalamt ganze zwei Rasterfahn-
dungen durch. Ich wiederhole: ganze zwei Rasterfahn-
dungen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles Fehlschläge!)


Zu sagen, dieses Gesetz würde in Zukunft ständig ange-
wendet und missbraucht, ist falsch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Außerdem möchte ich auf Folgendes hinweisen: Die ohnraumüberwachung ist seit 2001 geregelt. Wenn ier vorgetragen wird, das BKA müsse jetzt jedes Jahr indestens 50 oder 100 Mal zuschlagen, sage ich: Nein! wischen 2001 und 2007 wurden vom BKA ganze sieen Wohnraumüberwachungen durchgeführt. Da kann an nicht sagen, dass aufgrund der neuen Quantität, die adurch entsteht, dass das BKA eine solche Maßnahme urchführen darf, eine neue Qualität erreicht wird. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt darf aber nicht nur gelauscht, sondern auch geguckt werden! Das ist doch wohl ein Unterschied, Herr Kollege! – Zuruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


as ist völlig neben der Sache.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Jetzt möchte ich noch etwas zum Argument der Ent-
achtung der Staatsanwaltschaften sagen; auch das wird

tändig von euch angeführt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz genau! Weil es richtig ist!)


ie kritisieren, die Staatsanwaltschaften würden die
achherrschaft in den Terrorverfahren verlieren. Das ist
alsch.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das ist es nicht!)


Die Doppelzuständigkeit der Polizei, auf der einen
eite Gefahren abzuwehren und auf der anderen Seite
trafverfolgung zu betreiben, ist täglich Brot.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht im Terrorismusbereich!)


ie Landeskriminalämter tun dies auch im Terrorismus-
ereich seit Jahr und Tag. Wer hat aufseiten der Länder
isher von einer Entmachtung der Staatsanwaltschaften
esprochen? Niemand!


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil der Generalbundesanwalt zuständig war und nicht die Länder!)


ier schießen Sie weit über das Ziel hinaus.

Das Gleiche gilt für Polizei und Geheimdienste. Die
eimlichen Ermittlungsmethoden werden von den Lan-
eskriminalämtern schon seit langer Zeit praktiziert. Wer
at dort bisher gefordert, dass an dieser Stelle zusätzli-
he parlamentarische Kontrollen notwendig sind? Nie-
and!


(Dr. Max Stadler [FDP]: Oh doch!)


ird das von den Grünen, der FDP oder den Linken
ort, wo sie an einer Landesregierung beteiligt sind, ge-
ordert? Nein, das fordern Sie nicht.


(Beifall des Abg. Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/ CSU] – Gisela Piltz [FDP]: Natürlich! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Frank Hofmann NEN]: Sie haben doch selber früher im Terrorismusbereich ermittelt! Haben Sie das etwa schon vergessen? Oder waren Sie nur ein Dorfpolizist, Herr Kollege? – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Wir legen einen guten Gesetzentwurf vor. Ich bin der
Überzeugung, dass wir mit diesem Gesetz dazu beitra-
gen, die Menschen gegenüber den Bedrohungen durch
den internationalen Terrorismus zu schützen. Gleichzei-
tig haben wir den Eingriffsbefugnissen Zügel angelegt,
die so eng sind, dass die Freiheitsrechte weiterhin ge-
wahrt bleiben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618622700

Kollege Hofmann, jetzt laufen Sie Gefahr, die

Freundschaft des Kollegen Wiefelspütz aufs Spiel zu
setzen; denn Sie sind schon in seiner Redezeit.


(Gisela Piltz [FDP]: Wenn das so ist, reden Sie bitte weiter! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das gefällt uns aber gut! Mach ruhig weiter! Besser kann es nicht mehr werden!)



Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1618622800

Letzter Satz. Wir haben also für den Eingriff so kurze

Zügel vorgesehen, dass die Freiheitsrechte weiterhin ge-
wahrt und geschützt bleiben. Wir machen ein gutes Ge-
setz, und ich hoffe, dass wir damit auch helfen, dass wir
weiterhin vor terroristischen Anschlägen in Deutschland
geschützt bleiben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618622900

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege Jan

Korte das Wort.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Noch jemand aus Absurdistan!)



Frank Hofmann (SPD):
Rede ID: ID1618623000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte Ihnen noch einmal kurz etwas zu dem Thema
sagen, was sehr viele Bürgerinnen und Bürger in diesem
Land bewegt, nämlich zu der Onlinedurchsuchung.

Weder in der Anhörung noch heute noch von der Re-
gierungskoalition wurde nachgewiesen, warum sie ei-
gentlich wirklich notwendig ist. Warum ist sie notwen-
dig? Um im Kampf gegen den Terrorismus zu bestehen,
müsse man das machen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Schauen Sie einmal ins Grundgesetz!)


Da wir keine Antwort bekommen haben, will ich die
Bundesregierung zitieren. In einer Kleinen Anfrage
wurde Folgendes gefragt – Zitat –:

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(C (D Was ist nach Auffassung der Bundesregierung der zusätzliche Nutzen der Online-Durchsuchung, der nur durch dieses Instrumentarium, nicht aber mit anderen Instrumenten erreicht werden kann? ie Bundesregierung antwortete auf diese Kleine Anrage – ich zitiere –: Im Zuge von Online-Durchsuchungen können regelmäßig dieselben Erkenntnisse gewonnen werden wie durch „offene“ Durchsuchungen und die Auswertung sichergestellter Computerdateien. as sagt selbst die Bundesregierung. Deswegen geht es hier offensichtlich um etwas völlig nderes. Es geht sozusagen um eine sicherheitspolitische ereinigung von Geheimdienstund Polizeitätigkeiten it neuen Befugnissen wie der Onlinedurchsuchung. as lehnen wir strikt ab. Wo liegt bei der Onlinedurchsuchung der eigentliche kandal? Um das den Zuhörerinnen und Zuhörern noch inmal deutlich zu machen: Es ist ja schon in vielen ebatten und von Gutachtern gesagt worden, was die enschen heute auf ihren Computern haben: E-Mails, iebesbriefe, Tagebücher, Steuererklärungen usw. usf. llein dadurch wird schon deutlich, wo das Problem iegt. Ein praktisches Beispiel aus der Politik: Wenn der ollege Uhl und der Kollege Wiefelspütz irgendwann in ente sind und sich dann E-Mails schreiben, in denen teht, was sie in den letzten Jahren hier gemacht haben, ann wäre es Herrn Schäuble oder wem auch immer bei inem Verdacht im Prinzip möglich, das nachzuvollzieen. (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Bei denen muss man das auch!)


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist nicht akzeptabel. Das ist ein zu tiefer Eingriff
nd bringt überhaupt nichts, weil dieselben Erkenntnisse
uch jetzt schon auf anderem Wege gewonnen werden
önnen, wie die Bundesregierung selber sagt.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Bei den beiden schon! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Der Uhl kann überhaupt keinen Computer bedienen, Herr Korte! Er hat überhaupt keinen Laptop!)


Wie so oft – wie auch bei der Vorratsdatenspeiche-
ung – hat die SPD gesagt, dass sie das alles nicht mit-
acht. Jetzt hat sie verkündet, dass sie einen enormen
ompromiss erreicht und sich hinsichtlich der Bürger-

echte voll durchgesetzt hat.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)


s wird erstens angeführt, dass eine Befristung bis 2020
rfolgt. Vielleicht erleben das hier ja einige noch. Zum
weiten – darauf ist heute mehrfach hingewiesen wor-
en – wird gesagt, dass zwei BKA-Beamte und der
KA-eigene Datenschutzbeauftragte, der angeblich un-
bhängig agieren soll, die Daten durchsehen werden. Es
ind also drei BKA-Beamte. Das ist wirklich eine ganz






(A) )



(B) )


Jan Korte
tolle Überprüfung. Da kann man dann ja wirklich sehr
beruhigt sein. So geht es nicht. Das glaubt draußen ja
auch wirklich kein Mensch mehr.

Ich will noch eine Sache ansprechen, auf die auch
mehrfach hingewiesen worden ist, nämlich auf die
Frage, ob das jetzt verfassungsgerichtsfest ist oder nicht.
Das mag vielleicht sogar so sein. Ich habe, wie viele an-
dere auch, erhebliche Zweifel daran. Für uns im Bundes-
tag ist das aber überhaupt nicht die Kernfrage. Der Kern-
punkt ist doch, dass nicht alles, was juristisch und
technisch möglich ist, auch gemacht werden muss.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nur das Notwendige!)


Wir meinen: Das hier muss nicht gemacht werden, weil
das damit völlig aus dem Lot gerät.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Gisela Piltz [FDP] und Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Erst wenn man sich darüber im Klaren ist, was wir in
den letzten zwei Jahren hier beschlossen haben – Anti-
terrordatei, Vorratsdatenspeicherung; man bräuchte
20 Minuten Redezeit, um das alles aufzuzählen –, wird
deutlich, dass wir heute den endgültigen Dammbruch
hinsichtlich des Eingriffs in die Grund- und Freiheits-
rechte erleben. Das ist mit uns nicht zu machen.

Ich möchte eine letzte Bitte an den Minister und ins-
besondere auch an die Law-and-Order-Fraktion stellen:


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ja, genau!)


Sagen Sie uns doch einmal, welche Gesetze Sie noch er-
lassen wollen, damit die größtmögliche Sicherheit her-
gestellt wird, sodass wir uns einmal darauf vorbereiten
können, wo sich der Rubikon befindet, bei dem auch Sie
sagen, dass das jetzt doch etwas viel wird. Uns würde
einmal interessieren, wann das der Fall sein wird.

Da sich die Großkoalitionäre heute bei allen Mögli-
chen bedankt haben – vor allem bei sich selber –, be-
danke ich mich bei allen, die auf der Straße – das sind
zum Glück immer mehr – und hier im Parlament gegen
die Onlinedurchsuchung und dieses BKA-Gesetz aufge-
standen sind. Das wird auch in Zukunft der Fall sein. So
einfach wie bisher kriegen Sie solche Vorhaben nämlich
nicht mehr durch. Daran arbeiten wir fleißig mit.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618623100

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege

Helmut Brandt.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618623200

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Die Abwehr von Gefahren des internationalen
Terrorismus stellt unsere Sicherheitsbehörden vor eine
große Herausforderung. Die Bürgerinnen und Bürger un-

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(C (D eres Landes erwarten zu Recht von der Politik, dass ales getan wird, um Anschläge in unserem Land zu verindern. Ich bin deshalb froh, dass wir heute nach langen iskussionen, einer Anhörung von Sachverständigen nd intensiven Beratungen innerhalb der Koalitionsfrakionen die dringend erforderliche gesetzliche Grundlage ierfür schaffen und eine Schwachstelle im Sicherheitsystem schließen. Ich stelle zunächst fest, dass bis auf die Fraktion Die inke alle Fraktionen darin übereinstimmen, dass wir on dem weltweit agierenden Terrorismus unmittelbar edroht sind. Diese ganz offenkundige Erkenntnis wird on der Linken ignoriert, die stattdessen in stereotyper iederholung Anfragen an die Bundesregierung richtet, elche konkreten Anhaltspunkte es für bevorstehende erroranschläge in Deutschland gibt. Die Blutspur des errorismus, die sich durch alle Welt zieht, müsste auch ür die Linke ein Alarmzeichen darstellen. Auch Sie von er Linken erinnere ich daran, dass Sie als Mitglied diees Hauses für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürer Mitverantwortung tragen. Noch schwerer verständlich ist die Haltung der Frakion der FDP bzw. der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, ie die Gefahr durchaus sehen, jedoch nicht bereit sind, ie notwendigen gesetzlichen Grundlagen zur Abwehr er Gefahr mit zu beschließen. In der Öffentlichkeit ist mmer noch die Wahrnehmung verbreitet, dass – weil es n Deutschland noch keinen so fürchterlichen Anschlag ie in Spanien, Großbritannien oder gar wie in den USA egeben hat – die Bedrohung für uns nicht entsprechend roß sei. Dies ist aber eine trügerische Ruhe; denn all die orkommnisse weltweit und in Europa und schließlich uch die fehlgeschlagenen Attentate in Deutschland zeien, dass wir unmittelbar mit der Bedrohung leben und ns hierauf einstellen müssen. Nach der Änderung des Grundgesetzes in Art. 73 bs. 1 Nr. 9 a haben wir mit dem jetzt zur Verabschieung stehenden Gesetzentwurf die notwendige Grundage geschaffen, dass das Bundeskriminalamt bereits im orfeld eines terroristischen Anschlags tätig werden ann. So viel Glück wie bisher haben wir beim nächsten al vielleicht nicht. Die Notwendigkeit, in diesem Be eich das Bundeskriminalamt mit Präventionsaufgaben u betrauen, ergibt sich daraus, dass die Arbeitsweise der erroristen eine solche Konzentration gebietet. Die Geahren des internationalen Terrorismus haben bislang unekannte Herausforderungen für den Staat und seine Beörden geschaffen. Die Kaltblütigkeit und der Fanatismus der bislang im usland erfolgreich verübten Anschläge zeigen, dass ich internationale Terroristen von unserem Strafrecht icht im Mindesten abschrecken lassen. urch das BKA-Gesetz haben wir endlich das rechtliche nstrumentarium geschaffen, auch präventiv gegen den nternationalen Terrorismus vorzugehen. Die zentrale teuerung der Gefahrenabwehr durch das BKA ist für ine effektive Bekämpfung des internationalen Terrorisus unabdingbar, Helmut Brandt da wir ja gar nicht wissen – das hat die Vergangenheit gezeigt –, in welchem Bundesland ein Anschlag geplant, vorbereitet und durchgeführt wird. Auch für die Kooperation mit Polizeibehörden anderer Länder ist eine Bündelung der Kompetenzen beim BKA unabdingbar. Ich komme auf den heute zu verabschiedenden Gesetzesentwurf zurück und möchte nicht versäumen, mich bei den Mitarbeitern der beteiligten Ministerien ausdrücklich für ihre hervorragende Arbeit bei diesem Gesetzesvorhaben zu bedanken. Dabei waren wir uns stets bewusst, dass wir mit der Schaffung der neuen Eingriffsbefugnisse auch zu beachten haben, dass nicht unnötig in die Rechte unserer Bürgerinnen und Bürger eingegriffen wird und dass die Vorgaben aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts einzuhalten sind. In der öffentlichen Diskussion ist dabei nicht immer deutlich geworden, dass – mit einer Ausnahme – praktisch alle Regelungen dieses Gesetzes bereits langjährig bestehende Standardregelungen für die Landespolizeien darstellen. Eine Ausnahme gibt es lediglich bei der Schaffung des verdeckten Eingriffs in informationstechnische Systeme in § 20 k Bundeskriminalamtgesetz, der sogenannten Onlinedurchsuchung. Wenn man die Diskussion in den letzten Monaten verfolgt hat, dann stellt man fest, dass sich offenbar dem unbefangenen Bürger der Eindruck aufdrängt, dass à la George Orwell praktisch jeder von einer solchen Maßnahme betroffen sein kann; Sie haben diesen Eindruck gerade noch einmal erwecken wollen, Herr Korte. Dabei wurde leider zu selten deutlich gemacht, dass eine solche Maßnahme dann und wirklich nur dann zulässig ist, wenn bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass eine Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit oder für den Bestand des Staates besteht. Obwohl sich mithin die sogenannte Onlinedurchsuchung ohnehin nur auf wenige im Bereich des Terrorismus auffällig gewordene und verdächtige Personen beziehen wird, haben wir mit einer aufwendigen Regelung in § 20 k Abs. 7 dafür Sorge getragen, dass der notwendige Kernbereichsschutz gewährleistet ist. Dies geschieht in zwei Schritten. Im ersten Schritt muss ein Richter die Onlinedurchsuchung anordnen. Die Onlinedurchsuchung unterliegt also einem sogenannten Richtervorbehalt, was die Opposition noch immer bestreitet. Nach der Anordnung durch einen Richter sollen zwei BKA-Beamte und der unabhängige Datenschutzbeauftragte des BKA prüfen, ob der Kernbereich der privaten Lebensgestaltung verletzt wurde. Damit haben wir den Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts und den Ängsten der Bevölkerung vor einem unbefugten Eingriff des Staates in die Privatsphäre des Einzelnen voll und ganz Rechnung getragen. Weiterhin werden wir eine Evaluierung derjenigen Vorschriften nach Ablauf von fünf Jahren vornehmen lassen, die wirklich Neuregelungen darstellen. Hierbei geht es um die Zuständigkeit des Bundeskriminalamtes gegenüber den Landespolizeibehörden – d d s z m c l i r d B i b a u M A K I s h k t s h b d p s Ä 1 t h b s u k v n (C (D Kollege Brandt, achten Sie bitte auf Ihre Redezeit. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jedes Wort ist richtig!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618623300


Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1618623400

– ich komme gleich zum Schluss, Frau Präsidentin –,

ie Rasterfahndung und die in § 20 k geregelte Online-
urchsuchung.

Im Hinblick auf die Redezeit will ich zusammenfas-
end Folgendes feststellen: Wir haben mit dem Gesetz
ur Abwehr von Gefahren des internationalen Terroris-
us durch das Bundeskriminalamt eine bestehende Lü-

ke im Sicherheitssystem der Bundesrepublik Deutsch-
and wirksam geschlossen. Der hohe Sicherheitsstandard
n unserem Land wird hierdurch optimiert. Die Bürge-
innen und Bürger unseres Landes können sich weiterhin
arauf verlassen, dass vonseiten des Parlamentes wie der
undesregierung alles unternommen wird, dass wir auch

n Zukunft in Freiheit und Sicherheit in Deutschland le-
en können. Insoweit geht mein Appell noch einmal an
lle, heute dieser Verantwortung gerecht zu werden und
nserem Gesetzesvorhaben zuzustimmen.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618623500

Das Wort hat der Kollege Gert Winkelmeier.


(Beifall der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE])



Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1618623600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
ir will die Fragestunde des Deutschen Bundestages
nfang Juni hier in diesem Parlament nicht aus dem
opf. Vor einem halben Jahr hat der Bundesminister des

nnern in der Fragestunde versucht, den Schwarzen Peter
einen Kritikern zuzuschieben. Sie, Herr Dr. Schäuble,
aben fachkundigen Menschen vorgeworfen, die Bevöl-
erung durch ihre – aus meiner Sicht: durchaus berech-
igte – Kritik zu verunsichern. Sie haben diesen Men-
chen sogar vorgeworfen, die Freiheit zu gefährden. Das
aben Sie in der heutigen Debatte wiederholt. Ich bleibe
ei meiner Feststellung: Sie sind es, der die Menschen in
iesem Land verunsichert.

Das Entsetzen über 9/11 hat die Angst in den Mittel-
unkt gestellt, gerade die Angst, selbst Opfer eines An-
chlags zu werden. Die Psychologie empfiehlt aber, über
ngste zu reden. Haben wir eigentlich jemals über den

1. September 2001 geredet? Haben wir politisch disku-
iert, was da vor gut sieben Jahren geschehen ist? Das
aben wir nicht. Der 11. September 2001 wurde zum Ta-
uthema, außer wenn es darum ging, neue Sicherheitsge-
etze zu verabschieden und die Rechte der Bürgerinnen
nd Bürger weiter auszuhöhlen. Dann diente er als dan-
enswerter Vorwand. Es hat weitere Anschläge gegeben,
iele Menschen mussten ihr Leben lassen. Da will ich
ichts verharmlosen. Unser Land war nicht unmittelbar






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
betroffen, aber die Angst war da. Politische Strategen
wie Sie, Herr Schäuble, haben diese Situation genutzt,
um den Überwachungsstaat weiter auszubauen. Die so-
genannten Otto-Kataloge haben den allgemeinen Trend
der Angst noch bedienen können. Die Bilder der einstür-
zenden Twin Towers vor Augen, gab es nur wenig Pro-
teste gegen die einschneidenden Beschränkungen der
Rechte von Bürgerinnen und Bürgern. Gut sieben Jahre
danach ist die Skepsis gestiegen, und das ist gut so.
Meine Redezeit lässt es nicht zu, alle Kritiker zu zitieren.
Ich beschränke mich auf den ehemaligen Präsidenten des
Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Bundes-
nachrichtendienstes, Hansjörg Geiger – Zitat –:

Dieses Gesetz bringt eine deutliche Veränderung
der Sicherheitsarchitektur in Deutschland. … Wie
schon der Verfassungsschutz wird auch das BKA
zunehmend im Vorfeld von Gefahren ermitteln.
Außerdem erhält das BKA immer mehr heimliche
Ermittlungsbefugnisse. Auch da droht ein Zustän-
digkeitskonflikt. Und der Betroffene kann sich
überhaupt nicht wehren, weil er von heimlichen
Maßnahmen ja nichts mitbekommt.

Meine Redezeit lässt es auch nicht zu, auf jede ein-
zelne Maßnahme wie Schleier- und Rasterfahndung,
Onlinedurchsuchung und Telekommunikationsüberwa-
chung einzugehen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Genug Unsinn geredet!)


Für einige Fragen muss aber Zeit bleiben: Brauchen wir
wirklich noch einen Geheimdienst? Mit diesem Gesetz
darf das Bundeskriminalamt alles, was dem Verfas-
sungsschutz schon jetzt erlaubt ist. Der Unterschied ist
aber: Das BKA unterliegt keinerlei parlamentarischer
Kontrolle. Wollen wir wirklich, dass die Polizeiarbeit
künftig Bundessache wird und nicht mehr, wie bisher be-
währt, Ländersache bleibt? Wer löscht wann aufgrund
welcher Kriterien Aufzeichnungen, die den Kernbereich
privater Lebensgestaltung betreffen? Wem obliegt die
Definition der sogenannten Eilkompetenz? Der vorlie-
gende Gesetzentwurf nimmt wenig Rücksicht auf den
Richtervorbehalt. Nach der richterlich angeordneten
Onlinedurchsuchung entscheiden zuerst BKA-Beamte,
dann ein Datenschutzbeauftragter des BKA und erst am
Ende ein Richter, ob der Kernbereich verletzt wurde.
Der Richter muss in einer so sensiblen Frage aber immer
die erste Entscheidung haben.

Wo beginnt die Privatsphäre? Das ist im Gesetz nicht
definiert. Was genau ist der Kernbereich privater Le-
bensführung? Was ist mit der ärztlichen Schweige-
pflicht? Ich will nicht, dass das BKA heimlich Wohnun-
gen durchsuchen und versteckte Kameras installieren
darf. Als über den Lauschangriff gestritten wurde, haben
Kritiker vor einem Spähangriff gewarnt. Dazu schreibt
die Süddeutsche Zeitung – ich zitiere –:

Als seinerzeit … Kritiker exakt davor warnten, da-
vor also, dass dem Lauschangriff eines Tages der
Videoangriff folgen werde, wurden sie als Spinner
abgetan. Nun soll die Spinnerei Gesetz werden.

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(C (D Was vorgestern als unmöglich und gestern noch als unerhört galt, gilt heute als akzeptabel. uch heute gibt es wieder Spinner: die Bundesärztekamer, die Deutsche Polizeigewerkschaft, der Deutsche ichterbund, der Verband der deutschen Internetwirt chaft, der Deutsche Anwaltverein und Reporter ohne renzen. Sind das alles Spinner? Diese Organisationen arnen mit Recht vor den Folgen des BKA-Gesetzes, as ich, vor allem nach der BVG-Entscheidung zum omputergrundrecht, für verfassungswidrig halte. Sie, err Innenminister, setzen darauf, dass wir uns an solche ingriffe in die Grundrechte gewöhnen. Wir aber weren nicht zulassen, dass solche Gesetze zur Selbstvertändlichkeit werden. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wer ist „wir“?)


Wir, das sind die Öffentlichkeit und die, die sich enga-
ieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618623700

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin mir sicher,

ass sowohl der Kollege Winkelmeier als auch jetzt
achfolgend der Kollege Wiefelspütz hocherfreut sind,
ass Sie sich so zahlreich zu ihren Redebeiträgen ver-
ammelt haben, um danach an der namentlichen Abstim-
ung teilnehmen zu können. Ich finde aber, es gebietet

ie Fairness, dass wir alle Rednerinnen und Redner hier
usreden lassen und uns gegenseitig die Chance geben,
u hören, was sie zu sagen haben. Ich bitte also darum,
is zum Aufruf der Abstimmung die Gespräche, welche
ringend geführt werden müssen, vor dem Plenarsaal zu
ühren und die entsprechende Aufmerksamkeit und
uhe herzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Wort hat der Kollege Wiefelspütz für die SPD-
raktion.


(Beifall bei der SPD)



Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618623800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Bitte kein Mitleid: Endlich habe ich einmal das
ngemessene Forum.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Beifall der Abg. Jörg Tauss [SPD] und Clemens Binninger [CDU/CSU])


ir alle hätten bei einem solch wichtigen Gesetz gern
inreichend viele engagierte und interessierte Zuhörerin-
en und Zuhörer.

Das Gesetz, über das wir heute hier abschließend re-
en, ist das wichtigste Sicherheitsgesetz in dieser Wahl-
eriode. Ich bin froh, dass wir das in guter Ordnung zu
nde gebracht haben. Es hat eine lange Geschichte; vier






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz
Jahre sind es. Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben,
und ich bin der festen Überzeugung, dass sich das Er-
gebnis sehen lassen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Verfassungsstaat Bundesrepublik Deutschland ist
ein außerordentlich qualifizierter Rechtsstaat. Ich per-
sönlich bin der Auffassung, Herr Wieland, es ist der qua-
lifizierteste Rechtsstaat weltweit.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie sägen unerträglich an ihm!)


Das war vor diesem Gesetz so,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


und das ist nach diesem Gesetz so. Daran haben sehr
viele mitgewirkt, in Grenzen sogar Sie, Herr Wieland.

Wir haben nach 1949 hier in Deutschland mit vielen
Beteiligten etwas Außerordentliches entwickelt: einen
hoch qualifizierten Rechtsstaat. Was das wirklich ist,
kann man beurteilen, wenn man die Realität in solchen
Ländern beobachtet, wo es so etwas nicht gibt. Der
Rechtsstaat hier in Deutschland ist eine großartige zivili-
satorische Leistung, und man erträgt vielleicht sogar da
und dort, dass manche Menschen nicht begreifen, wel-
che Qualität und welch großartige Sache dies ist.

Ich kenne kein Land dieser Welt, Frau Leutheusser-
Schnarrenberger, in dem der Grundrechtsschutz einen so
hohen Stellenwert wie in Deutschland hat. Kein Land
hat ein Verfassungsgericht von solcher Bedeutung wie in
unserem Land, kein Land kennt einen Art. 19 Abs. 4
Grundgesetz, der es jedem Bürger ermöglicht, Grund-
rechtseingriffe durch unabhängige Gerichte überprüfen
zu lassen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schäuble sagt, Verfassungsautisten!)


Wir haben in 16 Ländern Deutschlands 16 Polizeige-
setze mit Befugnissen zur Gefahrenabwehr und mit
Befugnissen zur Verbrechensverfolgung sowie mit prä-
ventiven und repressiven Zuständigkeiten. Jetzt verab-
schieden wir ein Gesetz, wonach es dem Bundeskrimi-
nalamt auf Bundesebene erlaubt ist, im Bereich von
Terrorismus nicht nur Strafverfolgung, sondern auch Ge-
fahrenabwehr zu betreiben. Hier wird eine Lücke in un-
serer Sicherheitsarchitektur geschlossen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die es nicht gibt!)


Diese Architektur hat sich bewährt und wird weiterent-
wickelt, ohne dass sie auf den Kopf gestellt wird. Diese
Sicherheitsarchitektur Deutschlands – schreiben Sie bitte
mit, damit Sie etwas gelernt haben, Herr Wieland –
könnte man als kooperativen Sicherheitsföderalismus
umschreiben. Das bleibt auch so. 80 Prozent der Sicher-
heitsarbeit in Deutschland wird von den Ländern und
20 Prozent grosso modo vom Bund geleistet, und wir
machen es gemeinsam.

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(C (D (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ändern es gerade!)


as bleibt auch in Zukunft so. Ich habe nie verstanden,
arum im Bereich des internationalen Terrorismus
urch das Bundeskriminalamt zwar Verbrechen verfolgt
erden können, aber nicht die Gefahrenabwehr vorge-
ommen werden darf. Es war überfällig, dass wir diese
ücke schließen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Dieses Polizeigesetz hat in der Tat besondere Qualitä-
en. Wenn ich den Rednern der Opposition Glauben
chenken dürfte, dann dürften wir in Deutschland kein
inziges Polizeigesetz erlassen. Das sind Beiträge aus
er Opposition, die nicht aus Deutschland, sondern aus
bsurdistan stammen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


as hat mit der Wirklichkeit dieses Landes doch über-
aupt nichts zu tun.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


as BKA-Gesetz ist ein strikt rechtsstaatliches Gesetz
uf sehr hohem Niveau, und anders als vielleicht bei
em einen oder anderen Landespolizeigesetz ist mit gro-
er Akribie, mit sehr viel Mühe die strenge Rechtspre-
hung des Bundesverfassungsgerichts zur präventiven
elefonüberwachung, zum großen Lauschangriff und na-

ürlich auch im Bereich der Onlinedurchsuchung einge-
rbeitet worden.

Zu den besonderen Vorzügen unseres Landes gehört
uch, dass jeder, der der Auffassung ist, dass da irgend-
twas nicht in Ordnung ist, das Bundesverfassungsge-
icht anrufen kann. Bitte schön! Wer sich ein blaues
uge holen will, soll den Weg nach Karlsruhe wählen.
uch das ist völlig in Ordnung. Wir werden in Demut

bwarten, was uns die Richterweisheit in Karlsruhe zu
agen hat.

Lassen Sie mich noch etwas zur Onlinedurchsuchung
agen. Herr Minister Schäuble hat zu Recht darauf hin-
ewiesen: Verbrechen hat etwas mit Kommunikation zu
un. Die Kommunikationstechnik hat sich massiv entwi-
kelt. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Lücke
wischen den Sicherheitsbehörden, ihren Befugnissen,
hren technischen Möglichkeiten und denjenigen, die
ightechkommunikation zu verbrecherischen Zwecken

nwenden, eher größer als kleiner geworden ist. Man
uss sich doch damit auseinandersetzen, wie man damit

mzugehen hat.

Die Onlinedurchsuchung, wie wir sie im Gesetz aus-
estaltet haben, ist strikt rechtsstaatlich; das, was uns von
arlsruhe vorgegeben worden ist, ist millimetergenau
mgesetzt worden. Frau Leutheusser-Schnarrenberger,
er Landesgesetzgeber in Bayern wird gut beraten sein,
bzuschreiben, was wir hier aufgeschrieben haben. Ich
in einmal sehr gespannt, was bei Ihnen herauskommt.
ie werden das Rad nicht neu erfinden, sondern vermut-

ich millimetergenau das abschreiben, was wir hier ent-






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz
wickelt und in den Gesetzgebungsberatungen auf dem
Gebiet des Kernbereichsschutzes noch einmal verbessert
haben.

An dem Beitrag von Herrn Korte fand ich einen As-
pekt – ich hoffe, das schadet Ihnen nicht, Herr Korte –
intelligent.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Sie sagen: Ich wäre selbst dann gegen die Onlinedurch-
suchung, wenn sie verfassungsgemäß wäre. Dazu muss
ich Ihnen sagen: Das finde ich fair. Diese Argumentation
verfolgt auch der eine oder andere in meiner Fraktion,
zum Beispiel mein Freund Jörg Tauss. Manchmal kann
man für seine Freunde nichts.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Er sagt: Verfassungsrecht hin oder her, ich will die
Onlinedurchsuchung nicht. – Ich bin anderer Auffas-
sung, weil ich glaube, dass man diesen technischen
Entwicklungen Rechnung tragen muss. Aber dieses Ar-
gument respektiere ich. Wir sind bis heute ohne Online-
durchsuchungen ausgekommen. Man kann die Auffas-
sung vertreten: Wir kommen auch noch die nächsten
20 Jahre ohne Onlinedurchsuchungen aus, ohne dass die
Sicherheit in Deutschland zusammenbricht. Aber blei-
ben Sie dann, bitte schön, weiterhin so fair und intelli-
gent, Herr Korte, und sagen Sie nicht: „Deutschland
wird Überwachungsstaat“, sondern: Auch wenn das ver-
fassungskonform und mit dem Rechtsstaat vereinbar ist,
will ich die Onlinedurchsuchung nicht, weil ich sie für
überflüssig halte. – Dieses Argument respektiere ich,
auch wenn es nicht mein Argument ist. Diese Argumen-
tation verfolgt auch der eine oder andere in meiner Frak-
tion.

Ich bitte Sie um Zustimmung zu diesem Gesetz, das
unsere Sicherheitsarchitektur weiterentwickelt und einen
Beitrag zu Sicherheit und Freiheit in unserem Land ist.

Schönen Dank für das Zuhören.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618623900

Ich schließe die Aussprache.

17 Kolleginnen und Kollegen aus der SPD-Fraktion
haben eine Erklärung nach § 31 der Geschäftsordnung
abgegeben.1) Wir nehmen diese zu Protokoll.

Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-
tionen der CDU/CSU und der SPD sowie von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwürfe eines Gesetzes zur
Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus
durch das Bundeskriminalamt. Der Innenausschuss
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/10822, die genannten Gesetzentwürfe der Fraktio-
nen der CDU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/9588
sowie der Bundesregierung auf Drucksache 16/10121 zu-

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1) Anlagen 24 bis 26 2)

(C (D ammenzuführen und als Entwurf eines Gesetzes zur bwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus urch das Bundeskriminalamt in der Ausschussfassung nzunehmen. Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handeichen. – Wer stimmt dagegen? – Wer möchte sich entalten? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beraung mit den Stimmen der Unionsfraktion und der SPDraktion gegen die Stimmen der FDP-Fraktion, der raktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die rünen angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Wir stimmen nun auf Verlanen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen über den esetzentwurf namentlich ab. Ich bitte die Schriftführe innen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzuehmen. – Ist dies überall der Fall? – Alle Schriftführeinnen und Schriftführer sind an ihrem Platz. Ich eröffne die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich chließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerinen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. as Ergebnis der namentlichen Abstimmung wird Ihnen päter bekannt gegeben.2)


Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
chließungsantrag der Fraktion der FDP. Wer stimmt für
en Entschließungsantrag auf Drucksache 16/10851? –
er stimmt dagegen?

Wir wiederholen die Abstimmung, da das Präsidium
n der Feststellung des Abstimmungsergebnisses nicht
inig ist. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der
DP-Fraktion? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthal-

ungen? – Dann ist der Entschließungsantrag – mit einer
timme Mehrheit, wie wir hier vorne auszählend festge-
tellt haben – mit den Stimmen der Unionsfraktion und
er SPD-Fraktion gegen die Stimmen der Antragsteller,
er Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen abgelehnt worden.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 auf:

Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-
Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), Birgitt
Bender, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Einrichtung eines
Registers über unzuverlässige Unternehmen

(Korruptionsregister-Gesetz)


– Drucksache 16/9780 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Federführung strittig

Seite 19854 C






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Bevor ich die Aussprache eröffne, bitte ich diejenigen
Kolleginnen und Kollegen, welche sich noch auf dem
Weg nach draußen zu anderen wichtigen Beratungen be-
finden, dies zu beschleunigen, und alle anderen Kolle-
ginnen und Kollegen, die notwendige Aufmerksamkeit
für den ersten Redner herzustellen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Hans-Christian Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es gibt Gesetze, die wir nicht brauchen. Eines davon ha-
ben wir gerade eben behandelt. Es gibt aber auch Ge-
setze bzw. gesetzliche Regelungen, die bisher fehlen und
die wir ganz dringend brauchen. Wir brauchen vor allen
Dingen ausreichend Gesetze und Vorkehrungen gegen
Bestechung und Korruption im Land. Es gibt immer
wieder Fälle, wo wir feststellen, dass die derzeitigen In-
strumente nicht ausreichen, um aus Deutschland ein
Land zu machen, in dem so etwas möglichst wenig vor-
kommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben hier einen Gesetzentwurf zur Einführung
eines Korruptionsregisters vorgelegt. Anhand dieses Re-
gisters sollen öffentliche Stellen, die Aufträge vergeben
wollen, feststellen können, welche von den Unterneh-
men, die sich nach der Ausschreibung eines Auftrages
auf diesen beworben haben, schon einmal als unzuver-
lässig aufgefallen sind, also etwa, weil sie Bestechung
betrieben haben, weil sie Geldwäsche betrieben haben,
weil sie Schwarzarbeit in erheblichem Umfang in ihren
Firmen zugelassen, befördert oder betrieben haben, weil
sie Bilanzfälschung oder Ähnliches betrieben haben. Ein
solches Register wollen wir auf Bundesebene schaffen,
damit sich bundesweit jede Bundesbehörde und jeder an-
dere öffentliche Auftraggeber informieren kann, ob eine
bestimmte Firma schon einmal als unzuverlässige Firma
in Erscheinung getreten ist.

Dieser Gedanke ist jetzt von uns nicht neu in die De-
batte gebracht worden. Vielmehr gibt es in zahlreichen
Bundesländern, wie zum Beispiel Nordrhein-Westfalen,
Berlin, Baden-Württemberg oder Bayern, schon solche
Register. Aber auf Bundesebene gibt es das noch nicht.

Doch auch auf Bundesebene ist das kein ganz neuer
Gedanke. Ich richte mich jetzt insbesondere an die Kol-
leginnen und Kollegen, mit denen wir einmal die rot-
grüne Koalition gebildet haben. In dieser haben wir im
Jahr 2002, unmittelbar vor der damaligen Bundestags-
wahl, schnell ein Gesetz zur Einführung eines bundes-
weiten Korruptionsregisters erarbeitet. Das haben wir im
Deutschen Bundestag in drei Lesungen behandelt und
verabschiedet. Aber dieses Gesetz ist nicht in Kraft ge-
treten, weil der Bundesrat nicht mitgemacht hat und das
Gesetz da hängen geblieben ist.

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(C (D (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


as vor sechs Jahren notwendig war – damals hat sich
um Beispiel Herr Müntefering sehr intensiv darum ge-
ümmert und dafür gesorgt, dass das noch vor der Bun-
estagswahl verabschiedet wurde –, das ist jetzt, sechs
ahre später, noch notwendiger geworden, als es damals
chon war.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Hintergrund dafür, dass die Sozialdemokraten da-
als bereit waren, darüber zu reden, viele Stunden bei
erhandlungen zu verbringen, um etwas Vernünftiges
ustande zu bringen, und das zu beschließen, war, dass
s damals in einigen Städten – ich nenne als Beispiele
uppertal und Köln – Korruptionsvorwürfe gegen Poli-

iker gab. Darin sollten auch Sozialdemokraten verwi-
kelt gewesen sein. Inzwischen gibt es dazu Urteile und
uch Verurteilungen. Damals hatte die SPD offenbar das
edürfnis, dafür zu sorgen, dass so etwas in der Zukunft
uf keinen Fall vorkommt. Alle Politiker, gerade SPD-
olitiker, in den Ländern, in den Kommunen, aber auch
uf Bundesebene sollten wissen können, welche Firmen
chon einmal unangenehm aufgefallen sind. Der Gesetz-
ntwurf ist damals vor dem Hintergrund entstanden, dass
an eine Bundestagswahl gewinnen wollte. Das ist zwar

in vernünftiger Grund; aber man darf das Vorhaben
ann nach der Wahl nicht vergessen. Der Gesetzentwurf
st ja nicht aus inhaltlichen Gründen gescheitert, sondern
r konnte deshalb nicht umgesetzt werden, weil der Bun-
esrat ihn damals ausgebremst hat.

Seitdem sind sechs Jahre vergangen. Die Große Ko-
lition hätte die Verpflichtung gehabt, ein solches Gesetz
uf den Weg zu bringen. Das war ihr offenbar nicht mög-
ich, obwohl der Bundesrat inzwischen selber ein sol-
hes Gesetz und die Einrichtung eines Korruptionsregis-
ers fordert. Deshalb sagen die Grünen heute: Wir haben
inen entsprechenden Gesetzentwurf ausgearbeitet; ihr
raucht nur zuzustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ieser Gesetzentwurf sieht vor, dass ein Korruptions-
egister eingerichtet wird, in das die Firmen aufgenom-
en werden sollen, bei denen kein vernünftiger Zweifel

aran besteht, dass sie in Geldwäsche, Subventionsbe-
rug, Untreue, Bestechung, Schwarzarbeit, Bilanzfäl-
chung oder Ähnliches verwickelt sind, insbesondere
enn eine Firma schon einmal strafrechtlich verurteilt
orden ist, wenn gegen sie ein Strafbefehl erlassen wor-
en ist, wenn gegen einen der Beteiligten durch einen
ichter ein Haftbefehl erlassen worden ist oder wenn ein
eständnis oder Ähnliches vorliegt, was Zweifel daran

usschließt, dass ein solcher Tatbestand vorliegt.

Die Firmen sind dem aber nicht schutzlos preisgege-
en. Bevor sie in ein solches Korruptionsregister aufge-
ommen werden, werden sie davon unterrichtet, und sie
rhalten die Möglichkeit, Gegendarstellungen zu ma-
hen und Belege oder Beweise für eine unrechtmäßige
eschuldigung anzubringen. Diese werden geprüft, und
enn die Prüfung zugunsten der Betroffenen ausfällt,






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele

Ernst-Reinhard Beck Dr. Jürgen Gehb Norbert Königshofen Hans Raidel
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Georg Brunnhuber
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt

Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Christian Hirte
Robert Hochbaum

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artmut Koschyk
homas Kossendey
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
elmut Lamp
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
ngbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther
homas Mahlberg
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister

Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)


(Reutlingen) Norbert Geis Dr. Rolf Koschorrek Dr. Peter Ramsauer

kommen sie nicht in das Regist
öffentlichen Hand, die über Au
25 000 Euro entscheiden wolle
einsehen, um festzustellen, wel
Dann können sie selbstständig
dacht, der in dem Register festg
dert, mit der entsprechenden F
gehen und ob sie sich liebe
wenden oder den Auftrag no
möchten.

Das ist der Inhalt dieses Ges
nünftig und richtig. Selbstvers
schutzbestimmungen – das erw
nen, und das steht auch
anzuwenden. Insbesondere dür
nicht zweckentfremdet werden
lungen ist der Gesetzentwurf ru
wäre eine vernünftige Maßnah

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 549;
davon

ja: 375
nein: 168
enthalten: 6

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann

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er. Alle Auftraggeber der
fträge in Höhe von über

n, können dieses Register
che Firma aufgefallen ist.
entscheiden, ob der Ver-
ehalten ist, sie daran hin-
irma ein Geschäft einzu-
r an eine andere Firma
ch einmal ausschreiben

etzentwurfes. Das ist ver-
tändlich sind die Daten-
artet man von den Grü-
im Gesetzentwurf –

fen solche Informationen
. Aufgrund dieser Rege-
nd und gut begründet; er
me gegen Korruption in

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3
b
s
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homas Dörflinger
arie-Luise Dött
aria Eichhorn
r. Stephan Eisel
nke Eymer (Lübeck)

se Falk
r. Hans Georg Faust
nak Ferlemann
grid Fischbach
irk Fischer (Hamburg)


(KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel

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nserem Lande. Ich bitte um
ollte Ihnen viel leichter fallen
enen Sie heute schon zugestim


(Beifall beim BÜNDNIS Vizepräsidentin Petra Pau Liebe Kolleginnen und Koll u Tagesordnungspunkt 3 und g ührerinnen und Schriftführern amentlichen Schlussabstimm urf der Fraktionen der CDU/ er Bundesregierung zur Abwe ernationalen Terrorismus durc ekannt: abgegebene Stimme 75 Kolleginnen und Kollegen en 168 Kolleginnen und Kol ich der Stimme enthalten. Der ngenommen. laus Hofbauer ranz-Josef Holzenkamp oachim Hörster nette Hübinger ubert Hüppe r. Peter Jahr r. Hans-Heinrich Jordan ndreas Jung artholomäus Kalb ans-Werner Kammer teffen Kampeter lois Karl ernhard Kaster iegfried Kauder (VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ulia Klöckner
ens Koeppen
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe

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(C (D Ihre Zustimmung. Diese als bei anderen Gesetzen, mt haben. 90/DIE GRÜNEN)


:
egen, ich komme zurück
ebe das von den Schrift-

ermittelte Ergebnis der
ung über den Gesetzent-

CSU und der SPD sowie
hr von Gefahren des in-

h das Bundeskriminalamt
n 549. Mit Ja haben
gestimmt, mit Nein ha-
legen gestimmt, 6 haben
Gesetzentwurf ist damit

r. Angela Merkel
riedrich Merz
aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
hilipp Mißfelder
arlene Mortler

tefan Müller (Erlangen)

ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
ita Pawelski
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
eatrix Philipp
onald Pofalla
aniela Raab






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Hans Peter Thul
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Willy Wimmer (Neuss)

Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

SPD

Dr. Lale Akgün
Gregor Amann
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Dirk Becker
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Ute Berg
Petra Bierwirth
Lothar Binding (Heidelberg)

Volker Blumentritt
Kurt Bodewig
Clemens Bollen
Gerd Bollmann
Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Willi Brase

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ernhard Brinkmann

(Hildesheim)

r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
igmar Gabriel
is Gleicke
ünter Gloser
ieter Grasedieck
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
r. Reinhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
etra Heß
tephan Hilsberg
etra Hinz (Essen)

erd Höfer
is Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl

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olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
altraud Lehn
abriele Lösekrug-Möller
irk Manzewski
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arkus Meckel

etra Merkel (Berlin)

rsula Mogg
arko Mühlstein
etlef Müller (Chemnitz)

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r. Rolf Mützenich
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homas Oppermann
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ohannes Pflug
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hristoph Pries
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r. Sascha Raabe
teffen Reiche (Cottbus)

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erold Reichenbach
hristel Riemann-
Hanewinckel
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ene Röspel
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

arianne Schieder
lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

r. Frank Schmidt
einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider (Erfurt)

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(Everswinkel)


wen Schulz (Spandau)

r. Angelica Schwall-Düren
r. Martin Schwanholz
olf Schwanitz
ita Schwarzelühr-Sutter
olfgang Spanier

örg-Otto Spiller
r. Ditmar Staffelt
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r. Peter Struck

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(C (D r. Rainer Tabillion ella Teuchner ranz Thönnes üdiger Veit imone Violka r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen ydia Westrich r. Margrit Wetzel eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba altraud Wolff eidi Wright anfred Zöllmer rigitte Zypries ein PD erd Andres r. Axel Berg lla Burchardt r. Herta Däubler-Gmelin lvira Drobinski-Weiß enate Gradistanac ngelika Graf abriele Hiller-Ohm hristine Lambrecht elga Lopez othar Mark r. Matthias Miersch r. Wilhelm Priesmeier echthild Rawert r. Carola Reimann önke Rix rank Schwabe r. Margrit Spielmann örg Tauss ndrea Wicklein DP ens Ackermann r. Karl Addicks hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Edmund Peter Geisen r. Wolfgang Gerhardt iriam Gruß oachim Günther r. Christel Happach-Kasan Vizepräsidentin Petra Pau Gisela Piltz Frank Schäffler Dr. Konrad Schily Marina Schuster Monika Knoche Jan Korte Katrin Kunert Dr. Gesine Lötzsch Peter Hettlich Priska Hinz Ulrike Höfken Bärbel Höhn Enthalten SPD Dr. Hermann Otto Solms Dr. Max Stadler Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Florian Toncar Dr. Daniel Volk Christoph Waitz Dr. Guido Westerwelle U D K K W D P E Wir kehren nun zur Debatte zurück. Das Wort für die Union Dr. Georg Nüßlein. (Beifall bei der C Dr. Georg Nüßlein (CDU/C Frau Präsidentin! Meine Da hatte gehofft, dass ich von Herr grob erfahre, warum die Grün Position beraten haben wollen, das in der jetzigen Phase ein s wurf ist. Dazu haben Sie aber n (Wolfgang Wieland [BÜN NEN]: Korruption droht Hans-Christian Ströbele GRÜNEN]: Ist Korruption Ich hatte den Eindruck, Deutschland als Korruptionsho aber fatal und völlig falsch ist. lrich Maurer orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau lke Reinke T U S R U M M A zu Tagesordnungspunkt 4 sfraktion hat der Kollege DU/CSU)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )


SU):
men! Meine Herren! Ich
n Kollegen Ströbele ganz
en das in so prominenter
warum sie meinen, dass
ehr wichtiger Gesetzent-
ichts gesagt.

DNIS 90/DIE GRÜ-
ja wohl immer! –

[BÜNDNIS 90/DIE
nicht wichtig?)

Ihnen geht es darum,
chburg darzustellen, was

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hilo Hoppe
te Koczy
ylvia Kotting-Uhl
enate Künast
ndine Kurth (Quedlinburg)

arkus Kurth
onika Lazar
nna Lührmann

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(Hans-Christian Ströbele GRÜNEN]: Warum habe Korruptionsregister?)


ch sage Ihnen ganz offen, dass
in, weil die Forderung nach e
igentlich nicht in die Zeit eine
ir eigentlich andere Sorgen h
aben wir uns mit der Frage zu
ern können, dass die Finanzk
berschwappt bzw. wie dies nic
enn wir dies schon nicht verh

eits passt das dann doch wied
en Sinne, weil es bei uns v
ichts Besseres zu tun haben, a
ager, Banker und andere an de
em könnte man den Eindruc
ieso alle korrupt sind.

Das will ich ihnen aber nicht


(Hans-Christian Ströbele GRÜNEN]: Das ist a (D arco Bülow r. Peter Danckert rtwin Runde ttmar Schreiner wald Schurer r. h. c. Wolfgang Thierse [BÜNDNIS 90/DIE n die Länder dann ich hinund hergerissen inem Korruptionspranger r Finanzkrise passt, in der aben müssten. Vielmehr befassen, wie wir verhinrise in die Realwirtschaft ht so gravierend ausfällt, indern können. Andererer zum Thema im weiteiele gibt, die momentan ls politisch motiviert Man Pranger zu stellen. Zu k erwecken, dass sie so unterstellen. [BÜNDNIS 90/DIE uch beser so!)

Heinz-Peter Haustein
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Michael Link (Heilbronn)

Markus Löning
Dr. Erwin Lotter
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Detlef Parr

Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


DIE LINKE

Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Dr. Dagmar Enkelmann
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping

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(Caul Schäfer r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann Nicole Maisch Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Jürgen Trittin Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier Dr. Georg Nüßlein Ich möchte Ihnen ganz sachlich sagen, dass wir als Union allergrößte Vorbehalte gegenüber dem haben, was Sie hier vortragen. Das beginnt bereits mit der Frage, wen Sie am Ende eintragen wollen: die Töchter oder den ganzen Konzern? Weshalb reicht es nicht aus, wenn es bereits die Bundesländer tun? (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht alle!)





(A) )


(B) )


Weshalb muss der Bund dies zusätzlich machen?

Wenn Sie sagen, es würden nicht alle tun, dann muss
ich Ihnen entgegenhalten, dass in Hessen, in Nordrhein-
Westfalen und in Baden-Württemberg derzeit darüber
nachgedacht wird, die Ausschlussregister wieder abzu-
schaffen, weil kaum Gebrauch davon gemacht wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer denkt denn in Hessen darüber nach?)


Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Thema
zeitlich vielleicht nicht ganz so richtig platziert ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und warum hat der Bundesrat das gefordert?)


– Man kann über vieles diskutieren. Die Frage ist aber,
in welchem Kontext man darüber diskutiert und welche
Show man darum herum machen möchte. Ich habe die
Sorge, dass Sie lieber eine Show darum herum machen
möchten. Ich möchte Sie einmal reden hören, wenn ich
fordern würde, ein Handschriftenregister für Graffiti-
sprüher einzuführen. An dieser Stelle würden Sie ganz
andere Töne anschlagen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein gravierender Unterschied!)


Das aber nur, um die Debatte ein bisschen aufzuheitern.

Das Thema „Kosten- und Personalaufwand“ ist in der
Tat ein Problem. Das werden Sie nicht bestreiten, weil
das so in Ihrem Antrag steht. Die Umsetzung Ihrer For-
derungen kostet richtig viel Geld. Sie schreiben, dies
werde vielleicht ausgeglichen durch das, was der Bund
letztendlich spart, wenn öffentliche Investitionen nicht
länger mit missbrauchsanfälligen Unternehmen umge-
setzt werden. Ich kenne die Rechnung zwar nicht, aber
ich frage mich, ob denn die Unternehmen nichts aus ei-
ner rechtskräftigen Verurteilung lernen. Dies impliziert
doch die Vorgabe, dass man diese Unternehmen aus-
schließen muss, um ernsthaft abzuschrecken. Lernen die
Unternehmen denn nichts hinzu?

Um rechtskräftige Verurteilungen geht es Ihnen je-
doch gar nicht. Das macht den Gesetzentwurf aus unse-
rer Sicht vollkommen inakzeptabel. Sie wollen, dass ein
Unternehmen sofort in das neu zu schaffende Register
eingetragen werden muss, wenn ein dringender Tatver-
dacht besteht. Meines Erachtens sollte man nicht Sorge
dafür tragen, dass ein Unternehmen, das unter einem sol-
chen Verdacht steht, letztendlich pleitegeht, weil ihm
keine öffentlichen Aufträge mehr erteilt werden, und
dann vor ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten

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(C (D teht. Es kann nicht sein, dass man durch ein solches Reister zu einer Vorverurteilung kommt und damit dafür erantwortlich ist, dass Unternehmen in zusätzliche chwierigkeiten kommen. Kollege Nüßlein, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Ströbele? Herzlich gern. Bitte. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1618624000
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618624100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618624200
Herr Kollege, haben Sie sich einmal die Vorausset-

ungen für einen Eintrag in das Korruptionsregister der
änder angeschaut, die Sie genannt haben? Wissen Sie,
elche Voraussetzungen ausreichend sind, um in deren
orruptionsregister eingetragen zu werden? Die Voraus-

etzungen sind noch wesentlich geringer. Vor allen Din-
en ist eine vorherige Informationspflicht – das habe ich
orhin erwähnt – und damit auch eine Abwehrmöglich-
eit überhaupt nicht gegeben. Das heißt, wir bewegen
ns in einem sehr viel engeren rechtsstaatlich sicheren
ahmen als die Länder, die das seit vielen Jahren prakti-
ieren. Von Missbrauch ist bisher nichts bekannt gewor-
en.

Ich frage Sie also: Sind Sie nicht auch der Meinung,
ass dieser Vorschlag durchaus sehr ausgewogen und
echtsstaatlich fundiert ist?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1618624300

Ich erkenne an, dass Sie in grüner Manier unter daten-

chutzrechtlichen Aspekten einen ausgewogenen Vor-
chlag gemacht haben. Wenn man in diesem Bereich et-
as tun möchte, könnte man es ungefähr auf diese Weise
achen. Das will ich gar nicht bestreiten.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber edel!)


s gibt aber auch Beispiele aus den Ländern, angesichts
erer ich Ihren Vorschlägen nicht folgen würde. Wir re-
en doch darüber, was wir als Bundesgesetzgeber tun
ollten. Unsere Einschätzung, dass die Länder es in eige-
er Zuständigkeit sehr viel schlechter machen, sollte uns
icht veranlassen, etwas Ähnliches auf den Weg zu brin-
en, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle ein
isschen besser wäre.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus Bayern. Ein Unter-
ehmen im Baugewerbe, das viele Menschen beschäftigt
atte, hat Mitarbeiter, die im Osten im Tiefbau gearbeitet
aben, nach Bayern geholt und im Hochbau eingesetzt,
eil im Osten in diesem Bereich kein Geschäft mehr zu
achen war. Dieses Unternehmen hat geglaubt, die Be-

chäftigten geringer bezahlen zu können. Im Nachgang
urde ihm vorgeworfen, gegen Mindestlohnvorgaben
erstoßen zu haben. Es kam zu einem Strafprozess. Der






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
Staatsanwalt hat letztendlich das Verfahren eingestellt,
weil er keinen Vorsatz erkennen konnte. Aber es wurde
vom zuständigen Hauptzollamt geprüft, ob eine Ord-
nungswidrigkeit vorlag. Die Ersparnis aufgrund der
niedrigeren Löhne wurde mal fünf genommen und ein
Bußgeld von 350 000 Euro festgesetzt. Wenn das Unter-
nehmen dieses Bußgeld wirklich bezahlen muss, dann ist
die Konsequenz, dass es zukünftig von öffentlichen Auf-
trägen ausgeschlossen wird.

Der Unternehmer hat sich anständig verhalten, er hat
einen Sozialplan aufgestellt und ist mit seinen Mitarbei-
tern fair umgegangen. Er wird vom Staat dadurch „be-
lohnt“, dass er erstens eine hohe Summe zahlen muss
und dass er zweitens – das ist für das Unternehmen das
gravierendere Problem – an den Pranger gestellt und
nicht mehr bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen
berücksichtigt wird, was dazu führt, dass Mitarbeiter
entlassen werden müssen.

Ich gehe davon aus, dass wir dieses Problem auf sinn-
volle Weise lösen werden. Aufgrund dieser Beispiele
überlegt man sich schon, wie man mit solchen Unterneh-
men umgehen sollte.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Nichts anderes verlangen wir!)


Deshalb kann ich nur vor Vorschlägen warnen, mit de-
nen der Eindruck erweckt wird, als könne man Unter-
nehmen einfach mal so an den Pranger stellen.

Ich kann an dieser Stelle noch weitere Beispiele an-
führen. Ich habe ohnehin ein Problem damit, dass es bei
Unternehmen und bei Menschen, die in der Öffentlich-
keit stehen, relativ schnell zu Vorverurteilungen kommt.
Ich beziehe nicht die Abgeordneten mit ein; denn sie alle
wissen, wie sie sich verhalten müssen, wenn sie vom
Staatsanwalt ins Visier genommen werden. Aber wenn
ein Staatsanwalt wie in dem von mir genannten Beispiel
aufgrund eines Verdachtes in einem Unternehmen auf-
taucht, mit Kunden telefoniert und mit Lieferanten
spricht, dann ist der Schaden sehr viel höher als die
eventuell gerechtfertigte Strafe. Auch wenn das Unter-
nehmen unschuldig ist, wird der erlittene Imageschaden
von niemandem ausgeglichen. Deshalb habe ich Pro-
bleme damit, wenn versucht wird, Leute und Unterneh-
men an den Pranger zu stellen.

Wenn wir in der jetzigen Phase ein solches Gesetz be-
schließen würden, dann müssten wir insbesondere auf
die Außenwirkung achten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Wir müssen den Eindruck vermeiden, als ob es in
Deutschland ein größeres Korruptionsproblem gibt. Auf
der Liste von Transparency International liegen wir un-
ter 180 Staaten auf Platz 13.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht besser als Platz 13! Wir sollten anspruchsvoller sein! Wollen Sie uns mit Somalia vergleichen, oder was?)



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(C (D Ja, es geht noch besser. Aber es gibt eine weitaus gröere Zahl an Ländern, die hinter uns liegen. Ich habe das im Sommer dieses Jahres erlebt, als ich it CSU-Kollegen in Griechenland war. Damals war ort die Siemens-Affäre das große Thema. Es hat einen icht nur während der politischen Gespräche, sondern uch bis hin zum Mittagessen verfolgt. Selbst beim Mitagessen hat ein griechischer Kollege gemeint, es sei pportun, noch einmal auf den Deutschen und Siemens erumzuhacken und zu sagen, was das doch für ein urchtbar korrupter Haufen sei und dass dies alles zum immel stinke. Ich habe die Schnauze voll gehabt – so age ich einmal auf gut Bayerisch – und habe ganz deutich gesagt, dass zum Thema „Bestechung und Bestechichkeit“ zwei Seiten gehören: der eine, der gibt, und der ndere, der die Hand aufhält. Jeder möge doch bitte an ieser Stelle vor seiner eigenen Tür kehren und schauen, ass es keinen gibt, der die Hand aufhält. Das Problem, as die Wirtschaft im Außenbereich hat, ist nämlich, ass es in anderen Ländern – da kommen wir zu denjenien, die unterhalb des 13. Platzes liegen, also zu den ortfolgenden – leider Gottes gang und gäbe ist, die and aufzuhalten und zu sagen: Gib mir, und dann ma hen wir gemeinsam ein Geschäft. – Wir sollten hier die inge nicht verkehren. Im entsprechenden Bericht des BKA von 2007 steht, ass die allgemeine öffentliche Verwaltung mit einem nteil von 79 Prozent an allen Korruptionsfällen am orruptionsanfälligsten ist. Nun frage ich mich: Warum eschäftigen wir uns nicht zunächst einmal mit den Dinen, die uns selber angehen? (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


ir sind doch in der Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass
erade in der öffentlichen Verwaltung durch entspre-
hende Kontrollmechanismen nicht so einfach die Hand
ufgehalten werden kann. Da führen wir kein Register
der Ähnliches ein. Warum konzentrieren wir uns nicht
nsbesondere auf Themen, die unmittelbar unserem Zu-
riff unterliegen? Warum wollen wir uns stattdessen ge-
ade in der jetzigen schwierigen wirtschaftlichen Situa-
ion wieder mit der Wirtschaft beschäftigen, wieder mit
em Finger auf diejenigen zeigen, die mehrheitlich an-
tändig sind und ein sauberes Geschäft machen?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tut doch keiner!)


ies hielte ich für vollständig verfehlt.

Um einen Schritt weiterzugehen: Vor kurzem wurde
n der Öffentlichkeit auch über die Bestechlichkeit dis-
utiert, die sich allmählich auf der Ebene der Europäi-
chen Union breitmacht. Im Übrigen ist auch ein deut-
cher Direktor in die Schlagzeilen gekommen, was mir
ersönlich wehgetan hat, weil auch dies ein bisschen den
indruck erweckt, es seien die Deutschen. Nein, es sind
ie Strukturen. Auf europäischer Ebene lassen wir zu,
ass sich in der Kommission Gestaltungsmacht konzen-
riert und dass über Korruption das eine oder andere rela-
iv einfach bewegt werden kann. Dies ist dann der Fall,
enn sich Macht in den Händen weniger und insbeson-






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
dere bar jeder demokratischen Kontrolle bewegt. Des-
halb sollten wir uns aus meiner Sicht, was das europäi-
sche Thema angeht, intensiv Gedanken darüber machen,
wie wir den europäischen Prozess so gestalten können,
dass er stärker unter demokratischer Kontrolle stattfin-
det, dass nicht, wie Roman Herzog es formuliert hat,
letztendlich die Beamten die Politik machen, sondern
dass der Wille des Parlaments zum Ausdruck gebracht
wird.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sind wir schon bei neuen EUStrukturen!)


Das ist ein Thema der EU-Reform, das ich für ganz ent-
scheidend halte.


(Zuruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Sie sollten eines sehen: Ich habe einen großen Bogen
gespannt. Warum habe ich dies getan? Ich habe eine Re-
dezeit von zwölf Minuten für ein Thema, das es im
Grunde nicht wert ist, in zwei Minuten abgehandelt zu
werden, weil eigentlich alles gesagt ist. Wir werden den
Gesetzentwurf nicht unterstützen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unser Gesetz ist gut!)


Wir wollen dies nicht.

In diesem Sinne bedanke ich mich 1 Minute und
36 Sekunden vor Ende meiner Redezeit ganz herzlich
für die Aufmerksamkeit. Ich will die Kollegen nicht wei-
ter strapazieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618624400

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Paul

Friedhoff das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1618624500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Präsidentin!

Meine Damen und Herren! Ich glaube, in diesem Haus
besteht ein Konsens darüber: Wir alle sind gegen Kor-
ruption und Unzuverlässigkeit.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hoffentlich!)


Wir sind uns auch darin einig, dass wir alle Anstrengun-
gen unternehmen müssen, um Korruption zu bekämpfen.
Auch Unzuverlässigkeiten von Unternehmen können
selbstverständlich nicht geduldet werden; denn Unter-
nehmen, die sich so verhalten, haben im Wettbewerb
häufig einen Vorteil gegenüber den anständigen Unter-
nehmen, die sich an die Gesetze halten.

Leider gibt es trotz vieler Anstrengungen unzuverläs-
sige Unternehmen und Korruption, und das nicht nur in
Entwicklungsländern oder in fernen Ländern, sondern
auch bei uns. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und auf

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(C (D ie anderen zeigen, sondern müssen mit geeigneten aßnahmen die Unzuverlässigkeiten bekämpfen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


Die Betonung liegt hierbei allerdings auf „geeignete
aßnahmen“, Herr Ströbele.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, natürlich!)


amit komme ich zu Ihrem Gesetzentwurf: Nicht alles,
as gut klingt, ist geeignet und noch lange nicht verhält-
ismäßig.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind Verbesserungen gegenüber aufgeschlossen! Machen Sie welche!)


Ja, ich komme gleich dazu.

Wir haben 1997 mit dem damaligen Justizminister
dzard Schmidt-Jortzig das Gesetz zur Bekämpfung der
orruption als Rechtsgrundlage für eine effektive Be-
ämpfung der Missstände eingeführt. Dieses Gesetz hat
ich bewährt, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen.
llerdings muss das Gesetz – das gilt für alle Gesetze –

dministriert werden. Gegen Defizite bei der Durchset-
ung, die entstehen, wenn das Gesetz nicht administriert
ird, hilft nur eine gut organisierte Behördenstruktur.
eitere Gesetze helfen jedoch nicht; sie machen alles

omplizierter und in der Regel wesentlich uneffektiver.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben mit dem Bundeszentralregister und dem
ewerbezentralregister bereits zwei einschlägige Regis-

er, die gegen unzuverlässige Unternehmen und für die
orruptionsbekämpfung gut einsetzbar sind. Das vor-
andene Instrumentarium ist also ausreichend. Wenn es
rotzdem zu Missständen kommt, sollte zuerst geprüft
erden, wie diese bestehenden Informationsquellen bes-

er und effektiver genutzt und vernetzt werden können.

Herr Ströbele, mir ist klar, dass man sich mit einer
olchen Formulierung nicht so gut schmücken kann wie
it dem Ruf nach einem neuen Gesetz, erst recht, wenn

ieses neue Gesetz dann noch einen schönen Namen er-
ält, der für alle Bürger wohlklingt,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


er suggeriert, es gäbe eine Gesetzeslücke. Sie haben
orhin so getan, als sei das etwas ganz Neues. Wenn man
ich einmal ansieht, was bereits im Gesetzblatt steht,
ann kommt man zu dem Ergebnis: So ganz neu ist dies
icht. Wir sollten das, was im Gesetzblatt steht, anwen-
en, und nicht so tun, als gäbe es das gar nicht.


(Beifall bei der FDP)


utzen wir lieber diese beiden vorhandenen Register!
ann werden wir zu ordentlichen Ergebnissen kommen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Strafregister darf gar nicht jeder einsehen!)







(A) )



(B) )


Paul K. Friedhoff
Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf verfolgen die
Grünen ihre gesetzgeberischen Vorhaben aus den Jahren
2002 und 2004 weiter, mit denen sie damals im Bundes-
rat gescheitert sind. In der seitdem vergangenen Zeit
sind wir aber in der Wirtschaft ein Stück weitergekom-
men.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Wir haben inzwischen einige neue Vorstellungen entwi-
ckelt, wenn auch nicht hinsichtlich der Korruption. Wir
haben aber in der Zwischenzeit erkannt, dass wir die
Wirtschaft mit allen möglichen Gesetzen und Informa-
tionspflichten ziemlich fesseln.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht doch nur um die schwarzen Schafe!)


– Ja, es geht um die schwarzen Schafe. Die kann man
auch so herausfiltern. Damit müssen Sie nicht alle behel-
ligen, wie es Ihr Gesetzentwurf vorsieht.


(Beifall bei der FDP)


Mit dem Aufbau neuer Bürokratie durch ein weiteres
Register wird das Ziel der Bekämpfung von Korruption
und Unzuverlässigkeit leider nicht erreicht. Dadurch
wird leider auch kein Wachstum gefördert. Auch wenn
der Beweggrund der Korruptionsbekämpfung sehr gut
klingt, so sind doch die Folgen für die ehrlichen Unter-
nehmen ziemlich böse. Es entstehen mehr Bürokratie
und höhere Kosten für den Staat.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn?)


Wir sollten nicht verkennen, dass die Vielzahl der deut-
schen Unternehmen – Herr Nüßlein, auch Sie haben das
gerade gesagt – nicht von Betrügern geführt werden und
nicht korrupt sind.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat das jemand behauptet? Das habe nicht mal ich gesagt!)


Es gibt ganz wenige, die sich nicht an die Gesetze hal-
ten. Diese können wir mit dem vorhandenen Instrumen-
tarium herausfischen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Neue Register ziehen neue Verwaltungsapparate nach
sich. Es würden auch neue Informationspflichten für die
öffentlichen Auftraggeber geschaffen. Solche Informa-
tionspflichten sind vielfach überflüssig; sie bringen mehr
Kosten und Aufwand als Nutzen. Mit den Mittelstands-
entlastungsgesetzen zum Beispiel – die Zielsetzung ver-
folgen wir alle – wird genau das Gegenteil erreicht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Deshalb muss sich jede Fraktion, die entgegen dieses
Ziels neue Bürokratie einzuführen gedenkt, intensiv fra-
gen lassen, ob dazu die Notwendigkeit besteht. Wir mei-
nen, nein.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Inhaltlich ist vor allem anzumerken, dass hier unter em Deckmantel der Korruptionsbekämpfung diverse eitere Verfehlungen von Unternehmen und Ausschreiungsteilnehmern registriert werden sollen, die mit Koruption im engeren Sinn überhaupt nichts zu tun haben. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um unzuverlässige Unternehmen!)


m Gesetzentwurf der Grünen finden sich neben den
ernpunkten der Korruption zahlreiche weitere mögli-

he Verstöße aus den Bereichen des Kartellrechts, des
rbeitsrechts, des Insolvenzrechts und sogar des Wert-
apierrechts. Das Ganze läuft unter der Überschrift
Korruption“. Solche Verstöße sind natürlich nicht zu
ntschuldigen. Sie sind aber allesamt durch unsere
echtsordnung bereits sanktioniert. Herr Ströbele, diese
traftaten werden registriert. Man kann nachsehen.

Das von den Grünen geforderte nationale Korrup-
ionsregister hätte eine Prangerwirkung. Es würde das
igentliche Problem nicht lösen, sondern einen Wust an
ürokratie mit sich bringen. Vor allen Dingen würde ein
Pranger auf Verdacht“ eingeführt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Doch, das steht in Ihrem Gesetzentwurf.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber es steht ja drin, dass es ein Verdacht ist!)


Das ist ja prima. Sie stehen also an einem Pranger, und
s heißt: nur auf Verdacht. Das finde ich toll. So habe ich
ir den Pranger eigentlich nie vorgestellt.


(Beifall bei der FDP)


Nach Ihren Vorstellungen soll bereits ausreichen, dass
in Strafverfahren eingeleitet wurde. Ich weiß nicht, was
ie damit bezwecken.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Verurteilung oder Strafbefehl steht da!)


Das, was Sie jetzt sagen, steht gar nicht im Entwurf;
etzt machen Sie ihn schön.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, natürlich! Soll ich es Ihnen vorlesen?)


Unsere Wirtschaft braucht Spielregeln; das wissen
ir. Es ist wichtig, dass sich alle daran halten. Ein fairer
ettbewerb kann anders nicht funktionieren. Das wissen

lle am Wirtschaftsleben Beteiligten sehr wohl. Die
DP-Bundestagsfraktion unterstützt den Kampf gegen
orruption und Unzuverlässigkeit. Wir unterstützen aber
eine Symbolpolitik, die Sie hier betreiben.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618624600

Kollege Friedhoff, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Ströbele?






(A) )



(B) )


Paul K. Friedhoff (FDP):
Rede ID: ID1618624700

Ja, klar.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist sehr freundlich, Herr Kollege. Ich stelle so-
wieso fest, dass die Kollegen in diesem Hause, die viel
mit Wirtschaftsthemen zu tun haben, vielfach viel zu-
gänglicher sind als andere Kollegen. Das soll ein Lob
sein.


(Heiterkeit – Paul K. Friedhoff [FDP]: Das war schön verpackt!)


Trotzdem muss ich die Frage stellen: Haben Sie unse-
ren wunderbaren Gesetzentwurf vor Ihrer Rede wirklich
gelesen? Haben Sie insbesondere § 3 gelesen? In Abs. 2
steht:

Straftaten und Verstöße einer Person oder eines Un-
ternehmens werden nur gemeldet, gespeichert und
mitgeteilt, wenn keine vernünftigen Zweifel beste-
hen an der Täterschaft, die sich ergibt aus

1. einer strafrechtlichen Verurteilung,

2. Erlass eines Strafbefehls,

3. Einstellung des Strafverfahrens nach § 153 a der
Strafprozessordnung,

– das bedeutet, wenn zugegeben worden ist, dass eine
Verfehlung vorliegt –

4. gerichtlicher Feststellung eines dringenden Tat-
verdachts,

5. Einleitung eines Strafverfahrens bei Vorliegen ei-
nes Geständnisses des Beschuldigten,

6. einem bestandskräftigen Bußgeldbescheid oder

7. einer zivilrechtlichen Verurteilung zu Schaden-
ersatz.

All das geht weit über die normale Einleitung eines
Strafverfahrens hinaus.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618624800

Herr Ströbele, ich habe den Text hier.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


Er ist an vielen Stellen gemarkert. Daran können Sie
feststellen, dass ich ihn gelesen habe.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann ja auch der Mitarbeiter gemacht haben!)


Obwohl ich kein Jurist bin, habe ich mich damit beschäf-
tigt. Damit beschäftigen sich auch Leute, die zufällig
nicht Juristen sind.

Hier steht: „… die sich ergibt aus … gerichtlicher
Feststellung eines dringenden Tatverdachts“. Ich wüsste
nicht, wie ein Verfahren ohne dringenden Tatverdacht
eröffnet werden kann. Das Gericht stellt damit aber noch
lange nicht die Schuld fest.

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(C (D ei uns, in einem Rechtsstaat gilt – so habe ich als Ingeieur das zumindest verstanden –, dass ich nicht vorab erurteilt werde, sondern dass das ein Gericht machen uss. Ich habe Sie so verstanden, dass Sie sich in all Ih en Tätigkeiten darauf beziehen. Aber hier wollen Sie eien Pranger. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein, nein!)


(Beifall bei der FDP)


Aber natürlich. An den Pranger stellen Sie denjenigen,
egen den ein Verfahren eingeleitet worden ist. Das geht
ns entschieden zu weit. Deswegen können wir das nicht
ls vernünftig ansehen. Wir werden den Gesetzentwurf
blehnen.


(Beifall bei der FDP)


Der Entwurf der Grünen findet aus den genannten
ründen nicht unsere Unterstützung. Wir Liberalen wol-

en geltendes Recht umsetzen. Wir wollen keine über-
lüssigen neuen Gesetze und Vorschriften. Wir wollen
uch keine neue zusätzliche Bürokratie.

Ich bedanke mich bei Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Paul K. Friedhoff (FDP):
Rede ID: ID1618624900

Das Wort hat der Kollege Reinhard Schultz für die

PD-Fraktion.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sind wir nicht erst dran?)



Paul K. Friedhoff (FDP):
Rede ID: ID1618625000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

etzt hat mich die Parlamentarische Geschäftsführerin
er Linken fast aus dem Verkehr gezogen; aber es ist ihr
icht gelungen.


(Dr. Herbert Schui [DIE LINKE]: So ist sie! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie fliegen aber leicht aus der Kurve!)


Die Debatte über den Gesetzentwurf der Fraktion der
rünen kam mir bislang ein bisschen merkwürdig vor.
uf der einen Seite haben alle recht, die sagen: Dieser
esetzentwurf und die heutige Debatte dienen dem
weck, ein Zeichen zu setzen. Auf der anderen Seite
ird das Problem in der Debatte gleichzeitig sehr ver-
iedlicht.

Ich sage einmal vorweg: Ich habe bereits bei ver-
chiedenen Gelegenheiten, zum Beispiel im Wirtschafts-
usschuss und bei Anhörungen zur Reform des Vergabe-
echts, gesagt, dass wir die Anregung des Bundesrates,
ünftig bundesweit und einheitlich ein Register für
chwere Verfehlungen aufzustellen, unterstützen. Ich
abe den Grünen gesagt: Das müsste auf einer Ebene
ein, auf der man gemeinsam darüber reden kann. Denn
iese Reform steht an; wir sind mitten im Prozess. Inso-
ern verstehe ich, dass Sie einen Bypass über einen sol-






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

chen Gesetzentwurf versuchen, aber dass wir jetzt nicht
darauf anspringen, bitte ich auch zu verstehen.

Das im Bundestag von Rot-Grün im Jahr 2002 be-
schlossene Gesetz ist fast wortidentisch mit dem, was
die Grünen jetzt vorgelegt haben.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann kann das doch nicht so schlecht sein!)


– Sage ich doch gar nicht. Vom Inhalt her ist es in Ord-
nung. Völlig bekloppt bin ich nun auch nicht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trotz der Geschäftsführerin der Linken!)


Daraus geht hervor, dass es eben, wie die Überschrift
signalisiert, nicht nur – „nur“ verstehe ich in Anfüh-
rungszeichen – um Korruption geht, sondern um einen
breiten Kranz schwerster Verfehlungen, wie sie bereits
in allen Verdingungsverordnungen aufgezählt sind, die
als Ausschlussgründe für Unternehmen, die sich an öf-
fentlichen Ausschreibungen beteiligen, herhalten kön-
nen. Das betrifft Mitglieder krimineller und terroristi-
scher Vereinigungen, Geldwäsche und Verwandtes,
Betrug, Subventionsbetrug, Bestechung und Steuerhin-
terziehung. Dies geschieht sogar unter Einbeziehung der
Lieferantenkette, also Subunternehmer usw. Das Unter-
nehmen, das sich an der Oberfläche beteiligt, und die
gesamte Kette der beteiligten Unternehmen – auch in-
nerhalb von Arbeitsgemeinschaften – sind dann auszu-
schließen.

Es geht doch jetzt in der Sache darum, ob man bun-
desweit eine Transparenz für diejenigen schafft, die Ent-
scheidungen darüber zu treffen haben, ob ein Unterneh-
mer ausgeschlossen werden kann oder nicht. Es geht um
die Frage, ob die Zuständigen einen Zugriff auf die Da-
ten bekommen oder ob es mehr oder weniger dem Zufall
überlassen wird, dass zum Beispiel jemand, der in Ba-
den-Württemberg oder in Bayern nicht im Register steht,
aber in Nordrhein-Westfalen oder irgendwo anders, wo
es dieses Kataster oder Register nicht gibt, aufgefallen
ist, nicht ausgeschlossen wird. Er könnte nur ausge-
schlossen werden, wenn jemand in der Vergabestelle zu-
fällig durch Hörensagen mitbekommen hat, dass er auf-
fällig geworden ist, und deswegen mehr recherchiert. Es
ist eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung, wenn man
auf diesem Gebiet nicht die notwendige Transparenz und
Beurteilungssicherheit schafft.

Deswegen bin ich dafür, dass wir uns dieses Themas
im Rahmen der Vergaberechtsreform ernsthaft anneh-
men, allerdings nicht mit einem eigenständigen Register
– Herr Friedhoff, da stimme ich Ihnen völlig zu –, son-
dern indem wir das bestehende Gewerbezentralregister,
das seit 2007 beim Bundesamt für Justiz angelegt ist,
aufbohren. Das gibt es. Nicht jedes Gewerbeunterneh-
men ist dort registriert; das ist ein Nachteil. Es sind dort
auch nicht alle Tatbestände erfasst. Aber es ist ein
Mantel, auf dessen Grundlage mit möglichst geringem
bürokratischen Aufwand und möglichst geringen Kosten
eine Plattform geschaffen werden kann, die jeder Verga-
bestelle zugänglich wäre.

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(C (D In den Vergabeverordnungen vieler Länder steht zum eispiel, dass die Unternehmen einen Auszug aus dem ewerbezentralregister beizubringen haben. Aber nur anche Unternehmen stehen drin, und manche sind dort icht erfasst. Manchmal sind die Tatbestände nicht erasst, aber das Unternehmen ist aufgeführt. Damit ist ein nternehmen, das den Auszug erbringt und das einmal erurteilt worden ist, diesen Tatbestand dem Zentralreister aber gar nicht melden musste, reingewaschen, obohl es möglicherweise ein schwerer Sünder ist. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


as sind Zustände, die aus unserer Sicht so nicht hin-
ehmbar sind.

Natürlich geht es uns nicht darum, Unternehmen an
en Pranger zu stellen. Ich sage ganz deutlich: Für uns
st die Abschneidegrenze eine rechtskräftige Verurtei-
ung, ein rechtsbeständiger Bußgeldbescheid oder Ähnli-
hes, also kein Vorverdacht, sondern ein abgeschlosse-
es Verfahren. Wir würden nicht so weit gehen, den
echtsweg abzuschneiden oder Rechtsmittel nicht aus-
uschöpfen. So etwas wollen wir grundsätzlich nicht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Betroffenen werden doch vorher benachrichtigt und können dann etwas dagegen unternehmen!)


Ja, sie werden vorher benachrichtigt und können Wi-
erspruch einlegen, sogar vor Gericht. Das ist aber sehr
ufwendig, Herr Ströbele. Die Betroffenen haben ein Er-
ittlungsverfahren am Hals, werden deswegen regis-

riert, bekommen den Auszug und müssen dann vor ei-
em anderen Gericht dagegen vorgehen,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


bwohl sie gerade damit zu tun haben, die möglicher-
eise nicht gerechtfertigten Verdachtsmomente ihres
eib-und-Magen-Staatsanwalts abzuwehren. So geht das
atürlich nicht.

Es muss sich um ein klares, rechtsbeständiges Urteil,
m einen Bußgeldbescheid oder ein Geständnis handeln;
s gibt ja auch Fälle, in denen jemand, um das Strafmaß
u mindern, gesteht. Dann ist das okay. Aber die Ent-
cheidung muss abschließend und ohne jeden Zweifel
etroffen worden sein. Ansonsten würden wir Unterneh-
en, die aus irgendwelchen Gründen in Verdacht gera-

en sind, aber nichts getan haben, ohne Not an den Pran-
er stellen; hier kommt es mir auf jeden einzelnen Fall
n. Das würde das Ansehen der gesamten Operation
ehr beschädigen als ihm nützen.

Umgekehrt wollen wir natürlich die schwarzen
chafe, die Sünder, die das öffentliche Interesse immer
ieder hintergehen, ob durch Korruption, aktive Beste-

hung, systematische Steuerhinterziehung, die Begünsti-
ung von Schwarzarbeit oder Subventionsbetrug, von
ffentlichen Aufträgen ausschließen. Eigentlich müsste
s auch im Interesse der privaten Wirtschaft sein, die
benfalls in großem Umfang Aufträge vergibt, dass sol-
he Unternehmen ausgeschlossen werden. Wenn ich mir






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

die Verhaltensregeln der Wirtschaft im Hinblick auf den
Kampf gegen die Korruption vor Augen halte, so denke
ich: Eigentlich müssten auch große Wirtschaftsunterneh-
men daran interessiert sein, dass hier ein Höchstmaß an
Transparenz geschaffen wird, damit die Vielzahl der
weißen Schafe, die nichts getan hat, von dem kleinen
Häuflein schwarzer Schafe getrennt wird.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Darüber muss man vernünftig diskutieren. Ich glaube,
wenn man von politischen Showeffekten, die natürlich
legitim sind, absieht, kann man hier zu einem Ergebnis
kommen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618625100

Kollege Schultz, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Friedhoff?


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1618625200

Ja, selbstverständlich. Wir mögen uns und hören uns

zu.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618625300

Herr Kollege Schultz, Sie haben gerade erläutert, was

Sie verändern wollen. Warum wollen Sie nicht das Bun-
deszentralregister nutzen, das für all das, was Sie gerade
gesagt haben, gilt? Es heißt ganz klar, dass auf Strafe er-
kannt sein muss, bevor man dort einen Eintrag bekommt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu hat doch nicht jeder Zugang!)


Sie hingegen wollen das Gewerbezentralregister, in das
viele Dinge nicht eingetragen werden, nutzen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon einmal eine Abfrage beim Bundeszentralregister gemacht? Versuchen Sie das einmal!)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1618625400

Es gibt verschiedene Zentralregister, Herr Friedhoff.

Das Zentralregister, in dem Vorstrafen registriert sind, ist
den Vergabestellen nicht zugänglich. Das sollte auch
grundsätzlich so bleiben. Hier geht es aber um spezifi-
sche Straftatbestände oder um bußgeldbewehrte Tatbe-
stände, die nur zum Teil im Gewerbezentralregister er-
fasst werden. Vor allen Dingen – das ist noch viel
wichtiger – sind nicht alle Unternehmen im Gewerbe-
zentralregister aufgeführt. Insofern sage ich: Dieses vor-
handene Instrument


(Paul K. Friedhoff [FDP]: Das wollen Sie also kombinieren!)


wollen wir nutzen und aufbohren. Das Wort „aufbohren“
kennen Sie doch, oder?


(Paul K. Friedhoff [FDP]: Ein bisschen! Aus dem Ruhrgebiet!)



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(C (D Ja, genau. – So wollen wir das machen. Wir wollen ein neues Instrument entwickeln, sondern das vorhanene gemäß Ihrer Empfehlung weiterentwickeln. Sind ie mit dieser Antwort zufrieden? Damit haben wir wieder einmal einen Beitrag zum onsens geleistet. Wir kommen also voran. Auch bei der ergaberechtsreform insgesamt habe ich das Gefühl, ass ein Problembereich nach dem anderen, in diesem all sogar öffentlich, „abgeräumt“ wird. Das ändert natürlich nichts an den gerechtfertigten inweisen, dass wir nicht nur darüber diskutieren dür en, wie wir es schaffen, bald eine transparente Oberflähe herzustellen, sondern dass wir uns auch konsequent it der Bekämpfung von Korruption und anderen traftatbeständen auseinandersetzen müssen. Hier ist die ituation zum Teil sehr unterschiedlich. Es ist zu Recht dargelegt worden, dass nach der Geetzesnovelle von Rot-Grün, die im Bundesrat gescheiert ist, einige Bundesländer aus eigenem Antrieb aus en Puschen gekommen sind und Antikorruptionsgeetze erlassen haben. Ein Antikorruptionsbzw. Korrupionsbekämpfungsgesetz gibt es bislang nur in NRW seit 2005 – und in Berlin – seit 2006. Andere Länder aben aber immerhin landesweite Korruptionsregister ingeführt – auch das geschah danach; das alles waren olgen der damaligen Debatte –: Baden-Württemberg, ayern, Bremen, Hessen, Niedersachsen und Rheinlandfalz. Einige wenige Länder haben sogar Schwerpunkttaatsanwaltschaften eingerichtet. Das sind auch die änder, die nach der Statistik des Bundeskriminalamtes ie meisten Ermittlungsund Strafverfahren auf diesem ebiet eröffnen, und zwar gemessen an der Wirtschaftsraft des Landes; denn es wäre klar, dass sonst NRW imer vorne läge. Das zeigt, dass diese Maßnahmen nicht berall gleich sind. Wir müssen die Länder, denen der ollzug ja obliegt, zum Teil wirklich bitten, noch einen acken zuzulegen. Ähnliches gilt für den Bereich Schwarzarbeit. Das ist uch so ein Bereich. Mit der Taskforce Schwarzarbeit, in er wir Fachkräfte aus dem Zoll und aus der Bundesnstalt für Arbeit zusammenführen, unternehmen wir als und große Anstrengungen. Es ist dabei aber ein Ärgeris, dass wir nach wie vor das Problem haben, dass es ein einziges Bundesland mit Schwerpunktstaatsanwaltchaften gibt, sondern dass das in dem normalen Gechäft der normal zuständigen Staatsanwaltschaften zum eil versickert und wegen Zeitablauf geradezu versanet, sodass nichts dabei herauskommt, weswegen die chuldigen natürlich weder erwischt noch bestraft und uch die Einnahmen, die der Öffentlichkeit zustehen ürden, nicht zurückgeführt werden, wie zum Beispiel ie entzogenen Steuern, die mit der Schwarzarbeit zuammenhängen. Das könnte man von schwerer Verfehlung zu schweer Verfehlung durchbuchstabieren, um in dieser Termiologie zu bleiben. In den Bundesländern gibt es eine ehr unterschiedliche Schlagzahl hinsichtlich des Um Reinhard Schultz gangs damit. Diejenigen, die etwas laxer damit umgehen, versündigen sich eigentlich an allen anderen – sowohl hinsichtlich der wirtschaftlichen und finanziellen Seite als auch hinsichtlich der moralischen Grundlage; denn es werden Gesetze gemacht, die zum Teil nicht vernünftig vollzogen werden. Wenn derjenige, der in Versuchung kommt, entweder aktiv oder passiv eine Straftat zu begehen – zum Beispiel im Bereich der Bestechung bzw. Bestechlichkeit –, weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, relativ gering ist und wenn er auch weiß, dass es zwar für ihn als Person – er erhält eine Strafe oder muss ein Bußgeld zahlen –, aber nicht für seinen Gewerbebetrieb Konsequenzen hat, wenn er erwischt wird, dann ist das alles doch für die Katz. Wenn wir es mit den moralischen Grundlagen unserer auf Fairness aufbauenden Wettbewerbsgesellschaft ernst meinen, dann müssen wir im Kampf gegen Korruption, Schwarzarbeit, Subventionsbetrug und andere schwere Verfehlungen deutlich einen Zacken zulegen. Dazu gehört am Ende natürlich auch eine Informationsoberfläche, über die jeder, der öffentliche Aufträge vergibt, weiß, dass diejenigen, die dort registriert sind, wirklich Sünder sind, die im öffentlichen Auftragswesen zumindest für eine bestimmte Zeit nichts zu suchen haben. (Beifall bei der SPD – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Ihnen können wir eine gute Koalition machen!)


(Paul K. Friedhoff [FDP]: Ja! Sehr sogar!)





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– Ja, das können wir ja auch, wenn die Zahlen dafür rei-
chen. Die jetzige ist aber auch nicht schlecht. Koalitio-
nen haben ja selten ausschließlich etwas mit Zuneigung
zu tun. Das war bei uns ja auch nicht anders, und das ist
auch bei der Großen Koalition nicht nur der Fall. Koali-
tionen haben oft schlicht und einfach etwas mit den rech-
nerischen Möglichkeiten zu tun. Insofern muss man in
solchen Debatten auch einmal ganz frei reden.

Ich wünsche mir, dass wir hinsichtlich dieses Themas
und auch hinsichtlich der Vergaberechtsreform insge-
samt am Ende eine breite Mehrheit über die Große Ko-
alition hinaus erreichen.

Ich habe jetzt acht Minuten verschenkt und bitte, das
mit einem Bier zu honorieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Paul K. Friedhoff (FDP):
Rede ID: ID1618625500

Für die Fraktion Die Linke spricht nun Professor

Herbert Schui.


(Beifall bei der LINKEN)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1618625600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Ge-

setzentwurf der Grünen spielt in einer Welt, die wenigs-
tens insofern noch in Ordnung ist, als die Korruption ein
Gesetzesverstoß in der einen oder anderen Weise ist,
nicht aber in einer Welt, in der diejenigen bei der Gesetz-

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(C (D ebung erfolgreich Hand anlegen, die sonst aktiv bestehen müssten. (Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Mal an! Aber jetzt zum Thema! – Reinhard
Schultz [Everswinkel] [SPD]: Das muss man
sich erst mal reinziehen!)

Ja, passen Sie auf.

Wenn wir uns vorstellen, dass die Welt insofern halb-
egs in Ordnung wäre, dann ist Ihr Gesetzentwurf
urchaus begrüßenswert. Aber auch hier könnte das Re-
ister umfassender sein, auch wenn es dann kein einfa-
hes Korruptionsregister mehr wäre, das nur Straftaten
nd Verstöße auflistet.

Was sollte beispielsweise noch in das Register aufge-
ommen werden? Was sollte die politische Entschei-
ungsinstanz wissen? Werden Tariflöhne gezahlt? Wie
och sind die Löhne überhaupt, auch wenn Tariflöhne
ezahlt werden bzw. sie dem Entsendegesetz entspre-
hen? Ich glaube, auch das kann für eine öffentliche Ent-
cheidung darüber, an wen ein Auftrag vergeben wird,
edeutend sein. Wie verhält es sich mit den Arbeitsbe-
ingungen? Wird die Gründung eines Betriebsrates stän-
ig hintertrieben? Wie ist es mit dem Umweltschutz?
erden die herrschenden Normen überboten? Wird
ehr gemacht als vorgeschrieben? Auch diese Frage
äre angebracht. Wie war es mit Pfusch am Bau, auch
enn er niemals justiziabel geworden ist?

Was gehört noch in ein erweitertes Register? Dass
eispielsweise Siemens die Gründung einer Betriebsge-
erkschaft als Gegengewerkschaft zur IG Metall finan-

iert – das ist die amüsante Geschichte mit dem Sie-
ens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer und mit
ilhelm Schelsky –, gehört ebenfalls hinein.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Veruntreuung! – Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Das ist eindeutig Korruption!)


Ja, das ist ein Straftatbestand. Sie haben das nicht in
hre Liste aufgenommen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Untreue!)


Ja, richtig. Danke. Ich wollte es aber lieber als politi-
ches Phänomen begriffen haben. Da wird jemand aus-
eguckt und hoch dotiert, und dann gründet er sozusagen
ine Gegengewerkschaft. Es könnte ja sein, dass im
tadtrat beispielsweise SPD-Mitglieder vertreten sind,
ie gleichzeitig in der IG Metall sind und sich dann da-
ür einsetzen, dass ein solches Unternehmen trotz allem
inen öffentlichen Auftrag nicht bekommt, weil das
eine Art und Weise ist.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Kommt die SPD-Mitgliedschaft dann ins Zentralregister?)


Die ist ohnehin öffentlich. Aber das ist nicht mein
unkt.






(A) )



(B) )


Dr. Herbert Schui
Noch wichtiger aber ist, sich darüber Rechenschaft
abzulegen, wie Gesetze überhaupt zustande kommen.
Man muss sich darüber klar werden, dass die Korrup-
tionsregister dann weniger lang werden, wenn das ge-
setzlich erlaubt wird, was sonst erst durch Bestechung
erkauft werden müsste. Ich zitiere eine längere Passage
aus der Zeit vom 30. Oktober 2003:

Stolz sind die Lobbyisten auch auf ihren Beitrag zur
Gemeindefinanzreform. BDI und DIHK interve-
nierten bei Wirtschaftsminister Clement und Fi-
nanzminister Eichel gegen das Kommunal-Modell,
das die Regierungsfraktionen favorisierten. Der Te-
lekom-Konzernbeauftragte Maldaner rechnete den
Ministerialbeamten vor, dass dieses Modell seinem
Unternehmen eine zusätzliche Steuerlast von einer
Milliarde Euro bringen würde.

Die Regierung legte daraufhin einen eigenen Ge-
setzentwurf vor, der allerdings, wie der DIHK-
Mann Alfons Kühn inzwischen öffentlich erklärte,

– so der Artikel in der Zeit –

im Wesentlichen auf den Ausarbeitungen seines
Verbandes beruhte ... „Geld in Umschlägen unter
dem Tisch“, das mache man heute nicht mehr, sagt
Kollegiumspräsident Zumpfort. „Unsere Mittel sind
Information und Kommunikation.“

Herr Zumpfort ist der Präsident eines Kollegiums,
dem die Vorstände der 30 DAX-Unternehmen und an-
dere Interessenvertreter angehören. Sie treffen sich gele-
gentlich zum Meinungsaustausch in Berlin und schauen,
was zu machen ist. Zumpfort berichtet, dass beispiels-
weise die Dienstwagensteuer auf Betreiben dieses Kolle-
giums versenkt worden ist.

Innerhalb der Lobby ist offenbar eine Verschiebung
der Machtverhältnisse erfolgt. Die Managementberaterin
Inge Maria Burgmer sagt, die großen Unternehmen hät-
ten sich innerhalb der Lobbyszene gegenüber ihren Ver-
bänden durchgesetzt; die Steuerungsmöglichkeiten der
Konzernlenker und ihre politische Bedeutung hätten zu-
genommen, zum Beispiel bei der Mitwirkung an Geset-
zen.

Zwischen 2004 und 2007 wirkte ein Angestellter der
Deutschen Börse AG gleich an zwei Gesetzen mit. Des
Weiteren ist die Bankenrichtlinie zu nennen, über die der
Focus am 27. Oktober berichtete.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Nun seien Sie doch friedlich. Es geht mir um eine bes-
sere Gesetzgebung; ich will Ihrem Gesetzentwurf zu-
stimmen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben auch einen Antrag zum Lobbyismus vorgelegt!)


– Gut.

Das Energiewirtschaftsgesetz aus Clements Zeiten ist
ein weiteres Beispiel. Theo Koll, Redaktionsleiter bei
Frontal 21, hat ermittelt und einiges Interessantes festge-
stellt: Unter Inkaufnahme von Risiken erpressten die

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(C (D nergiekonzerne die Bundesregierung zu Clements Zeit. ie Drohung wirkt schlussendlich. Die Konzerne sind urchaus in der Lage, ein Gesetz nach ihren Vorstellunen durchzusetzen. In den Fußnoten der Gesetzesvorlage eißt es mehrfach: Wörtlich RWE. Wenn die Dinge so eit gediehen sind und wenn es so weitergeht, dann gibt s bald keine Korruption mehr. Dann bleibt Ihr Korrupionsregister leer. Ihr Gesetzentwurf in Gottes Ohr! Auch über Parteispenden wäre zu reden. Ich möchte och immer sehr gerne wissen, wem der Altkanzler elmut Kohl sein Ehrenwort gegeben hat, (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch!)


ls es um die besagten 2 Millionen gegangen ist. Ist an-
esichts solcher und anderer Spenden sicher, dass die
esetzgebung unabhängig vom Spender ist?

Je größer der Einfluss der Unternehmerschaft auf die
esetzgebung ist, desto geringer ist die Zahl der Korrup-

ionsdelikte. Deswegen reicht ein Korruptionsregister al-
eine – so sehr ich es begrüße – nicht aus.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618625700

Das Wort hat der Kollege Philipp Mißfelder für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Der bleibt auch bis zu seinem 60. Lebensjahr Vorsitzender der Jungen Union!)



Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618625800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Kollege Schultz, Sie wollten mir offen-
ar gerade charmant zu meiner Wiederwahl als Vorsit-
ender der Jungen Union gratulieren. Zu meinem 29. Le-
ensjahr passt das auch.

Herr Schui, Sie haben gerade einen bunten Strauß an
erfehlungen bis hin zu schweren Straftaten präsentiert.
ie haben sehr viel miteinander vermischt. Dazu muss

ch Ihnen sagen: Es tut mir leid, wir arbeiten im Wirt-
chaftsausschuss zwar nicht zusammen, sitzen aber dort
usammen. Dort haben Sie schon wesentlich bessere
eiträge geleistet als heute. Was Sie gerade gesagt ha-
en, war schlichtweg am Thema vorbei. Das ist nicht
hema des Gesetzentwurfs, für den Herr Ströbele mit
roßer Verve geworben hat.

Herr Ströbele, wenn ich sehe, wie leer die Reihen bei
hnen sind, dann muss ich sagen, dass das Interesse in
hrer eigenen Fraktion und in Ihrer Wunschkonstellation
ot-Grün nicht so stark ausgeprägt zu sein scheint wie

hr Engagement für den Gesetzentwurf.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die müssen jetzt den Parteitag vorbereiten!)







(A) )



(B) )


Philipp Mißfelder
Ich bin angesichts des geringen Interesses Ihrer Kollegen
optimistisch, dass dieses Thema nicht so offensiv voran-
getrieben wird, wie Sie es gerade in Ihrer Rede getan ha-
ben.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben das schon einmal verabschiedet! Das darf man nicht vergessen!)


Ich bin der Meinung, dass wir das so nicht machen soll-
ten.

Im Übrigen ist das, was Sie vortragen, nichts anderes
als kalter Kaffee. Darüber wurde bereits mehrfach bera-
ten. Aber nichts wurde verabschiedet, und zwar aus gu-
tem Grund


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schon mal verabschiedet worden!)


– es ist aber nicht Gesetz geworden –, weil man der Mei-
nung war, dass es nicht richtig ist, einen öffentlichen
Pranger zu schaffen und Menschen vorzuverurteilen, be-
vor eine abschließende juristische Bewertung stattgefun-
den hat.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Mehrheit des Bundestages war damals dafür!)


Das ist der Kardinalfehler Ihres Gesetzentwurfs: Sie
sagen, ein hohes Maß an Gewissheit bezüglich der Ver-
fehlung solle Maßstab sein. Was soll das heißen? Es gibt
sicherlich bessere Möglichkeiten, gegen Korruption vor-
zugehen. Dass das notwendig ist, obwohl wir im europäi-
schen Vergleich statistisch gesehen verhältnismäßig gut
dastehen, steht außer Zweifel. Denn Korruption ist eine
der Geißeln, die beispielsweise im öffentlichen Bereich
eine große Rolle spielt; Herr Kollege Nüßlein hat bereits
darauf hingewiesen. Wir müssen Korruption sehr ernst
nehmen und sehr konsequent bekämpfen.

Ich wende mich allerdings entschieden gegen eine
Stigmatisierung, die zu einer öffentlichen Vorverurtei-
lung führt. Das ist genau das Ziel, das Sie verfolgen. Sie
sagen, ein Zentralregister über unzuverlässige Unterneh-
men reiche deshalb nicht aus, weil nicht jeder zu jedem
Zeitpunkt dazu Zugang habe; es müsse möglich sein,
Menschen öffentlich an den Pranger zu stellen. Das
werte ich eindeutig als eine Vorverurteilung. Mit
schwarzen Listen und sonstigen Dingen, die Sie vorha-
ben, möchten wir nichts zu tun haben, schon gar nichts
mit einem Denunziantengesetz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Partei, die sonst so sehr in bestimmten Bereichen,
nicht in allen, auf die Bürgerrechte verweist, versagt an
dieser Stelle komplett.


(Dirk Niebel [FDP]: Das haben sie sogar in Regierungsverantwortung gemacht!)


Bei jedem Thema schreien Sie nach den Bürgerrechten,
und das legt den Verdacht nahe, dass Sie sich anders als
die FDP, die das bei jedem Thema macht – nicht nur

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(C (D ann, wenn es um ihre Klientel geht –, nur dann für die ürgerrechte stark machen, wenn es um Ihre Klientel eht. Wenn es aber um eine bestimmte gesellschaftliche ruppe geht, die Ihnen nicht passt, wie zum Beispiel die nternehmer, dann sind Sie schnell mit Vorverurteilunen bei der Hand und stellen sie öffentlich an den Praner. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Es wird jetzt klar, warum Sie wiedergewählt worden sind, nämlich weil Sie Durchblick haben! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nicht zugehört!)


Der Gesetzentwurf würde, sollte er Gesetzeskraft er-
angen, was tatsächlich nicht geschehen wird – wir wer-
en ihn nämlich mit Mehrheit ablehnen –, Willkür Tür
nd Tor öffnen. Deshalb muss man sich bei einer zu-
ünftigen Beratung dieses Themas Gedanken darüber
achen, wie man Korruption wirksam, effizient und

hne zum Beispiel öffentliche Verleumdung zu betreiben
erhindern kann. Das ist der Punkt, an dem wir, wie ich
laube, viel zu tun haben. Wir können im Bereich des
ergaberechts einiges machen. Der Vorschlag des SPD-
ollegen Schultz, über Schwerpunktstaatsanwaltschaf-

en nachzudenken, ist sicherlich sinnvoll. Das würde al-
erdings nicht in unsere Zuständigkeit fallen. Das tun die
änder konsequent, und Sie haben die positiven Bei-
piele gerade genannt.

Was mich massiv stört – ich glaube, das ist in dieser
ebatte ganz klar herausgekommen –, ist der Eindruck,
en Sie mit der Länge dieser Debatte erwecken. Sie ha-
en nur ein Bild der Unternehmer vor Augen. Sie zeich-
en, wie es Herr Schui in seiner Rede getan hat – zwei-
ellos haben Sie das etwas eleganter getan als Herr
chui, der alles in einen Topf gerührt hat –, ein Bild des
nternehmers, der per se korrupt ist. Zumindest legen
ie diesen Verdacht nahe. Als hätte der Deutsche Bun-
estag in dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage
ichts Wichtigeres zu tun,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, nun kommen Sie doch nicht damit! Sie hatten sechs Jahre Zeit, das zu machen!)


ls sich in der Kernzeit, in der es auch um den öffent-
ichen Diskurs geht und nicht darum, Erklärungen zu
rotokoll zu geben, so lange mit einem Gesetzentwurf
u beschäftigen, der schon einmal an anderer Stelle ab-
elehnt worden ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht von uns!)


ie tun so, als ob das Wohl und Wehe der deutschen
irtschaft oder des öffentlichen Gemeinwesens in
eutschland daran hinge, ob dieses Gesetz zustande
ommt oder nicht. Das halte ich für unangebracht. Ich
laube auch, dass das der Problemstellung, die wir aktu-
ll angesichts der nun drohenden Wirtschaftskrise haben,
icht entspricht.






(A) )



(B) )


Philipp Mißfelder

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich!)


Wir sind gegen ein Korruptionsregister. Wir sind für
eine effiziente Bekämpfung der Korruption. Das kann
mit einer Stärkung der Staatsanwaltschaften geschehen.
Das kann auf anderer Ebene besser als mit Ihrem Gesetz-
entwurf geschehen. Deshalb werden wir ihn ablehnen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618625900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/9780 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Fe-
derführung ist jedoch strittig. Die Fraktionen der CDU/
CSU und SPD wünschen Federführung beim Ausschuss
für Wirtschaft und Technologie, die Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen wünscht Federführung beim Rechts-
ausschuss.

Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Federführung beim
Rechtsausschuss – abstimmen. Wer stimmt für diesen
Überweisungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Der Überweisungsvorschlag ist gegen die
Stimmen der antragstellenden Fraktion von den übrigen
Fraktionen abgelehnt.

Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der
Fraktionen der CDU/CSU und SPD – Federführung
beim Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – ab-
stimmen. Wer stimmt für diesen Überweisungsvor-
schlag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Der Vorschlag zur federführenden Überweisung an den
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie ist angenom-
men.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sen-
kung des Beitragssatzes zur Arbeitsförderung

– Drucksache 16/10806 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kornelia
Möller, Klaus Ernst, Dr. Barbara Höll, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Handlungsfähigkeit der Bundesagentur für
Arbeit erhalten – Auf Senkung der Beitrags-
sätze verzichten

– Drucksache 16/10618 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

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(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parlaentarische Staatssekretär Klaus Brandner. K Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, iebe Kollegen! Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist so ünstig wie schon lange nicht mehr. Erstmals seit 1992 iegt die Zahl der Arbeitslosen wieder unter 3 Millionen. eniger Arbeitslose, mehr Erwerbstätige, mehr sozialersicherungspflichtig Beschäftigte und Hunderttauende freie Stellen sind das Ergebnis einer erfolgreichen olitik. Aufgrund dieser positiven Entwicklung kann der eitragssatz zur Arbeitslosenversicherung weiter sinken. as ist der Erfolg der konsequenten und nachhaltigen eformpolitik: reformieren, investieren, sanieren. Dieser reiklang ist erfolgreich durchgeführt worden, und daer dürfen wir uns auch einmal gemeinsam freuen, enn wir erleben in diesem Land oft genug, dass der Erolg von einer Gruppe in der Gesellschaft eingestrichen ird, während für die negativen Ergebnisse die Politik erantwortlich ist. Jetzt legen wir eine hervorragende Bianz vor, und meines Erachtens sollten wir dies auch mit llem Selbstbewusstsein nach außen vertreten. Innerhalb von zwei Jahren haben wir den Beitrag zur rbeitslosenversicherung halbiert, von 6,5 Prozent Ende 006 auf heute 3,3 Prozent. Unser Ziel ist es, den Beiragssatz dauerhaft auf 3 Prozent zu senken und die Beiräge zur Sozialversicherung langfristig unter 40 Prozent u halten. Das ist eine gut kalkulierte Größenordnung, ie den Kriterien von Stabilität und Verlässlichkeit echnung trägt. Wegen der guten konjunkturellen Entwicklung der etzten Zeit und der guten Finanzsituation der Bundesgentur für Arbeit ist es möglich, (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit der Zukunft?)

Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1618626000

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


en Beitragssatz für einen befristeten Zeitraum von an-
erthalb Jahren, nämlich vom 1. Januar 2009 bis zum
0. Juni 2010, sogar auf 2,8 Prozent zu reduzieren. Da-
it nutzen wir den vorhandenen Spielraum optimal aus.
ns ist wichtig, dass mit dem Beitragssatz zur Arbeitslo-

enversicherung keine willkürliche Stop-and-go-Politik
etrieben wird; vielmehr setzen wir auf eine Politik der
tabilität und Verlässlichkeit, denn die Bundesagentur
raucht gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten fi-
anziellen Spielraum. Es wäre deshalb falsch, die Bei-
räge in wirtschaftlich guten Zeiten maßlos zu senken,
ie es einige leider immer wieder verlangen und be-

timmt auch heute wieder fordern werden, denn das be-
eutete, dass in konjunkturell schwierigen Lagen die
eiträge prozyklisch wieder erhöht werden müssten.
as wäre keine verlässliche und vorausschauende Poli-

ik.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Klaus Brandner
Die Bundesagentur für Arbeit hat erhebliche Rückla-
gen. Deshalb können wir den Beitragssatz für einen
überschaubaren Zeitraum von 18 Monaten auf 2,8 Pro-
zent senken und so die Beitragszahler erheblich entlas-
ten.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Gegenüber 2006 beträgt die Entlastung rund 30 Milliar-
den Euro jährlich; ich wiederhole es: 30 Milliarden Euro
Entlastung in einem Jahr, für Unternehmen und für Ar-
beitnehmer. Das hilft bei den Unternehmen mit, Investi-
tionen schneller und besser durchführen zu können, und
bei den Arbeitnehmern hilft es, den privaten Konsum an-
zuschieben. Der private Konsum wird umso wichtiger, je
schwieriger das weltwirtschaftliche Umfeld für unser
Wachstum ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Berücksichtigt man nur die Arbeitslosenversicherung
und vergleicht die Jahre 2006 und 2009, so ergibt sich
bei jemandem, der 30 000 Euro Jahreseinkommen hat,
eine Entlastung von 555 Euro pro Jahr, und dies jeweils
bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Berücksichtigt
man insgesamt alle Veränderungen bei den Beitragssät-
zen zur Sozialversicherung zwischen 2006 und 2009,
dann hat ein Arbeitnehmer mit einem Jahresbruttoein-
kommen von 30 000 Euro im Vergleich zu 2006 264 Euro
mehr in der Tasche. So setzen wir gerade jetzt, wo wir
schwierigen Zeiten entgegensehen, wichtige Impulse für
Wachstum und Beschäftigung.

Natürlich sehen wir die Risiken am Arbeitsmarkt. Wir
müssen damit rechnen, dass sich die Finanzkrise auf die
reale Wirtschaft auswirken und dass die Entwicklung am
Arbeitsmarkt stagnieren wird. Auch eine ungünstigere
Entwicklung ist sicherlich nicht auszuschließen. Aber
gerade in solchen Zeiten sind wohlüberlegtes Handeln,
Stabilität und Verlässlichkeit von enormer Bedeutung.
Die Bundesregierung geht mit dieser Situation wahrlich
nicht leichtfertig um. Sie ist vorbereitet und reagiert prä-
ventiv auf die zu erwartenden Folgen der Finanzkrise.
Unser Ziel ist es, die Beschäftigungserfolge der letzten
Jahre zu sichern. Es geht daher nicht um einen Wettlauf
um die niedrigsten Beitragssätze, sondern es geht um
eine zukunftsfähige Bundesagentur, die ihrem Auftrag,
Arbeitslose zu qualifizieren und passgenau zu vermit-
teln, nachkommt und für diesen Auftrag auch genügend
Mittel zur Verfügung hat.


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Viel zu viel!)


Effizienz und Qualität dürfen nach unserer Überzeugung
kein Gegensatz sein.

Weiterbildung, gezielte Qualifizierung und nachhal-
tige Arbeitsmarktpolitik sind von entscheidender Bedeu-
tung, um Beschäftigung in diesem Land zu sichern. Wir
brauchen eine Arbeitsmarktpolitik, die den veränderten
Erwerbsbiografien ebenso Rechnung trägt wie den
hohen Qualifizierungsansprüchen infolge des internatio-
nalen Wettbewerbs. Deswegen werden wir die arbeits-
marktpolitischen Instrumente neu ausrichten. Wir wer-
den die Maßnahmen noch passgenauer und flexibler
ausgestalten, um die größtmögliche Wirkung mithilfe

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(C (D er arbeitsmarktpolitischen Instrumente zur Integration n den Arbeitsmarkt zu erreichen. Dass wir den Beitragssatz weiter senken können, ist icht nur Ergebnis einer gelungenen Reformpolitik, sonern auch das Ergebnis einer nachhaltigen, vorausschaunden und verlässlichen Arbeitsmarktpolitik. Genau iese Arbeitsmarktpolitik wollen wir weiter vorantreien. So stellen wir die Weichen, die Beschäftigung auch n wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu sichern. Mit aneren Worten: Wir leisten damit einen verlässlichen Beirag zur Sicherung von Arbeit und Beschäftigung in dieem Land. Herzlichen Dank. Für die FDP-Fraktion redet der Kollege Dirk Niebel. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Es ist lange schon möglich, die Beiträge zur Areitslosenversicherung weiter zu senken. Die Betrachungsweise des Herrn Staatssekretärs ist doch recht einimensional, wenn er diesen zwingend notwendigen chritt zu etwas mehr Entlastung von Betrieben und Areitnehmern so darstellt, als wenn jetzt alles gut wäre. Diese Bundesregierung hat sich vorgenommen, den eitrag zu den Sozialversicherungen dauerhaft auf unter 0 Prozent zu senken. Das haben Sie nur einmal kurzzeiig geschafft, nämlich bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie ie Pflegeversicherungsbeiträge zum Sommer dieses ahres erhöht haben. Auch mit der jetzt angekündigten notwendigen Maßahme der weiteren Absenkung der Arbeitslosenversiherungsbeiträge werden Sie bei Einführung des Geundheitsfonds zum 1. Januar 2009 über der 40-Prozenteitragsmarke bleiben. Sie haben Ihr Ziel nicht erreicht. ie haben mit einem wesentlichen sozialpolitischen Ziel chiffbruch erlitten. Das muss man hier ganz deutlich agen. Sie haben eine eindimensionale Betrachtungsweise eliefert, indem Sie zwar völlig zu Recht festgestellt haen, dass die notwendigen Beitragssenkungen in der Areitslosenversicherung durchgeführt worden sind. Da ussten wir Sie übrigens teilweise zum Jagen tragen. as Sie unterschlagen haben, das ist die Erhöhung der ehrwertsteuer, die von Ihnen unter anderem auch zur bsenkung der Beitragsbelastung der Arbeitslosenversi herung durchgeführt worden ist. Was Sie aber unterchlagen haben, ist die Erhöhung der Rentenversicheungsbeiträge. Was Sie unterschlagen haben, ist die rhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge. Jetzt stellen Sie sich hin und tun so, als wäre eine Beiragsabsenkung in der Arbeitslosenversicherung von Dirk Niebel 0,5 Prozentpunkten eine deutliche Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger und als wäre deswegen die Mehrbelastung in der Krankenversicherung – ohne Gesundheitsfonds – um 0,5 Prozentpunkte faktisch kompensiert. Sie entlasten Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei der Arbeitslosenversicherung um 4 Milliarden Euro. Sie belasten die gesamte Gesellschaft insgesamt mit 5 Milliarden Euro, Herr Kauder; denn die Arbeitslosenversicherungsbeiträge sparen nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und die Arbeitgeber, nicht die Rentner, nicht die Arbeitslosen, nicht die Studierenden, nicht die Hausfrauen, nicht die Schülerinnen und Schüler. Diese Menschen, die durch die Mehrwertsteuererhöhung von Ihnen überproportional belastet wurden, werden jetzt wieder zusätzlich belastet: durch eine Scheinentlastung im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Das ist unredlich. Trotz der Notwendigkeit und übrigens auch der Möglichkeit der Entlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei der Arbeitslosenversicherung lamentiert die Nürnberger Anstalt wieder öffentlich in den Medien. Sie sagt: Wir müssten an die Rücklagen gehen. – Natürlich muss sie das. Alles, was in Nürnberg zu viel an Geld zur Verfügung steht, ist vorher Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu viel weggenommen worden. Die Nürnberger Anstalt hat nicht die Aufgabe, die Sparbüchse der Bundesrepublik zu sein; sie hat die Aufgabe, die Arbeitslosenversicherung zu organisieren und einen Integrationsprozess zu gestalten, zu dem auch gehört, den Menschen und den Betrieben mehr vom selbstverdienten Geld übrig zu lassen, Arbeit billiger zu machen, damit man leichter einstellt oder damit es schwerer fällt, zu entlassen, den Menschen mehr Netto vom selbstverdienten Brutto zu lassen, damit sie konsumieren können. Das führt dazu, dass man Arbeitsplätze gewinnt. Das führt dazu, dass man Beitragszahler und Steuerzahler gewinnt und im Ergebnis eine dauerhaft gute Entwicklung für die deutsche Wirtschaft sicherstellt. Sie tun so, als seien Sie so etwas Ähnliches wie der Weihnachtsmann. Sie machen aber nichts anderes, als den Menschen das zurückzugeben, was Sie ihnen zu viel weggenommen haben. Deswegen ist das, was jetzt passiert, zwingend notwendig und dauerhaft möglich. Aus diesem Grund muss man ganz deutlich sagen: Die Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung auf 2,8 Prozent ist zwar eine Entlastung, aber sie ist nur befristet bis nach der Bundestagswahl. Was Sie im Vorfeld der Landtagswahl in Bayern als Wahlgeschenk für die CSU angerührt haben, versuchen Sie für d w M k b d b u f E r r d d u z R Z s 2 u a r B ü b k a r i t z 2 W w b (C (D ie sogenannte Große Koalition über den Bundestagsahltermin zu retten. Machen Sie es dauerhaft! Die öglichkeiten sind da. Die Spielräume gibt es. Dann önnen wir auch über eine vernünftige Reform der areitsmarktpolitischen Instrumente und der Strukturen er öffentlichen Arbeitslosenversicherung und der Areitsverwaltung diskutieren. Das machen wir morgen m 10.55 Uhr. Ich lade Sie alle herzlich dazu ein. (Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Sie müssen schwer traumatisiert worden sein bei Ihrem Arbeitgeber! – Heiterkeit – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: Der Guido macht das super!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
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(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1618626200

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist das!)


(Beifall bei der FDP)





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(Volker Kauder [CDU/CSU]: Zusätzlich!)


(Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Widerspruch bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618626300

Der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe hat jetzt das Wort

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1618626400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist gut, dass dieser Gesetzentwurf der Bundesregie-
ung uns den Anlass bietet, angesichts der aktuellen He-
ausforderungen, die vor uns stehen, noch einmal über
as Erreichte zu reden. Wir haben auf dem Arbeitsmarkt
ie beste Situation seit 16 Jahren: erstmals seit 16 Jahren
nter 3 Millionen Arbeitslose. Wir sind damit noch nicht
ufrieden, wir sind noch nicht am Ziel, aber es ist ein
iesenerfolg der Regierung von Angela Merkel, diese
ahl erreicht zu haben. Darauf können wir gemeinsam
tolz sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dazu gehören weitere Rekordzahlen. Es gibt
8 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
nd 41 Millionen Erwerbstätige. Das sind Rekordzahlen,
uf die wir gemeinsam stolz sein können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das allein ist auch die Basis für das, was die Bundes-
egierung hier vorschlägt, nämlich für die Senkung des
eitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung. Wir haben
ber all die Jahre der Großen Koalition sinkende Ar-
eitslosenzahlen, und deswegen haben wir auch sin-
ende Beitragssätze. Wir halten Kurs, indem wir jetzt,
uch wenn die Zeiten schwieriger werden, damit fortfah-
en und die Beitragssätze weiter senken. Wir sind damit
m nächsten Jahr bei einem paritätisch finanzierten Bei-
ragssatz zu den Sozialversicherungen von 39,25 Pro-
ent. Wir sind bei einem Beitragssatz von klar unter
0 Prozent für die Arbeitgeber.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Im Koalitionsvertrag steht es anders!)


ir wissen, wie wichtig das für die wirtschaftliche Ent-
icklung in diesem Land ist.

Ich will noch einmal deutlich sagen, was bei der Ar-
eitslosenversicherung schon erreicht worden ist und






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
was jetzt noch erreicht wird: Wir entlasten die Menschen
im nächsten Jahr noch einmal um 4 Milliarden Euro.
Man muss das Gesetz und die Verordnung in einem poli-
tischen Zusammenhang sehen. Das ist dann eine Entlas-
tung gegenüber 2006 um 3,7 Prozentpunkte. Das bedeu-
tet für die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegenüber 2006
insgesamt eine Entlastung um 30 Milliarden Euro; es
sind nicht nur die 4 Milliarden Euro in einem Jahr. Das
ist eine einmalige Erfolgsbilanz dieser Großen Koali-
tion. Das sind die Zahlen, um die es geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben das gegen erhebliche Widerstände durch-
gesetzt. Wir behalten diesen Kurs bei. 265 Euro Ent-
lastung – der Staatssekretär Brandner hat zu Recht da-
rauf hingewiesen – bedeutet das für einen Arbeitnehmer
schon bei einem Jahresbruttoeinkommen von
30 000 Euro.

Wir haben es mit dem Aufbau sozialversicherungs-
pflichtiger Beschäftigungsverhältnisse in der Tat ge-
schafft, Reserven bei der BA anzuhäufen. Ich will jetzt
nicht sagen, dass es an dem Gehalt des Kollegen Niebel
lag, dass es damals anders war. Aber zu der Zeit, lieber
Kollege Niebel, als Sie noch bei der BA beschäftigt wa-
ren, benötigte die BA jedes Jahr einen Zuschuss des
Bundes.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich kann Ihnen versichern, dass das nicht an mir lag!)


Wir haben ihn auch gegeben; aber wir sind froh, dass die
BA heute Reserven hat und keinen Bundeszuschuss
mehr braucht. Das ist der Unterschied gegenüber frühe-
ren Zeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn ich von den
Zahlen ausgehe, die uns der Sachverständigenrat heute
in seinem Gutachten präsentiert hat, nämlich dass trotz
der wirtschaftlichen Stagnation, auf die wir uns einstel-
len müssen, die Zahl der Arbeitslosen jahresdurch-
schnittlich nur um 30 000 steigt, dann liegt der Schluss
nahe, dass der Arbeitsmarkt in einer robusteren Verfas-
sung ist, als es in früheren Jahren der Fall gewesen ist.
Viele Jahre gab es Wachstumsraten von mehreren Pro-
zent, ohne dass die Arbeitslosigkeit gesunken ist.

Ich rate uns dazu, jetzt einmal das zu tun, was wir tun
können, und die weitere Entwicklung der Finanzen ab-
zuwarten. Ich weise nur darauf hin: Im Jahr 2007 ist die
Entwicklung der Finanzen der Bundesagentur für Arbeit
am Ende um 11 Milliarden Euro positiver ausgefallen als
erwartet. Statt eines erheblichen Defizits ist ein Über-
schuss erzielt worden. Auch in diesem Jahr – so sieht es
bisher wenigstens aus – wird der BA-Haushalt um
3,4 Milliarden Euro besser dastehen, als es für dieses
Jahr prognostiziert war. Das zeigt, diese Regierung hat
bisher immer vorsichtiger geschätzt und wurde nachher
von der Realität positiv übertroffen. Wann, wenn nicht in
einer solchen Zeit sollten die Reserven, die die Bundes-
agentur hat, eingesetzt werden, um den Arbeitsmarkt an-

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(C (D ukurbeln? Die BA ist keine Sparkasse. Deshalb ist jetzt er richtige Zeitpunkt, das zu tun. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Jetzt wiederholt er meine Rede! Ist ja klasse!)


ir setzen also jetzt genau die richtigen Akzente.

Ich will auch noch einmal etwas zu der Befristung sa-
en, lieber Kollege Niebel. Ihre Argumentation ist nun
irklich völlig an den Haaren herbeigezogen. Wir haben
reimal den Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung
er Gesetz formal unbefristet gesenkt. Wir haben uns
ann immer die Freiheit genommen, und zwar immer
egen Ihren Widerstand, das unbefristete Gesetz zu än-
ern und die Beiträge noch stärker zu senken.


(Dirk Niebel [FDP]: Das war immer zu wenig und wäre auch jeweils noch früher gegangen!)


en Menschen ist es egal, ob sie per Gesetz oder per
erordnung entlastet werden. Die Menschen haben diese
ntlastung nötig. Deshalb bekommen sie sie auch.


(Dirk Niebel [FDP]: Wir stimmen ja auch zu!)


er niedrigere Beitragssatz wird dann zu einem Dauer-
ustand werden, wenn sich der Arbeitsmarkt auch in Zu-
unft wieder dauerhaft positiv entwickelt. Es ist besser,
efristet die Beiträge zu senken, als sie unbefristet kon-
tant zu lassen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das habe ich immer gesagt! Sie haben nur nicht zugehört!)


enau das haben wir immer getan. Das hat nichts mit
er Bundestagswahl zu tun. Wir stehen vielmehr dafür,
ass die Beiträge immer dann gesenkt werden, wenn es
öglich ist. Nach dieser Maxime haben wir wie keine

ndere Regierung vor uns gehandelt, liebe Kolleginnen
nd Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Schwarzer Weihnachtsmann!)


Keiner wird heute ernsthaft behaupten können, schon
lle Konsequenzen der Finanzmarktkrise absehen zu
önnen. Aber so viel ist klar: Beitragssatzsteigerungen
ären Gift für die reale Wirtschaft. Beitragssatzsteige-

ungen wären Gift für den Arbeitsmarkt. Wir verhindern
ie nicht nur, sondern senken sogar die Beiträge zur Ar-
eitslosenversicherung. Wir tun das uns Mögliche, liebe
olleginnen und Kollegen, um mit unserer Politik die
uswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt so gering
ie möglich zu halten. Wir tun das uns Mögliche, um
en Arbeitsmarkt zu schützen. Deshalb appelliere ich an
ie Arbeitgeber: Gehen Sie mit den Arbeitnehmern jetzt
emeinsam durch diese schwierige Phase! Lassen Sie
ns gemeinsam die Herausforderungen meistern, vor de-
en die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt jetzt stehen!

Wir als Politik unterbreiten ein Unterstützungsange-
ot: Mit niedrigeren Beiträgen zur Arbeitslosenversiche-
ung, mit der Verlängerung des Bezugszeitraums für das
urzarbeitergeld leisten wir einen Beitrag dazu, dass die
enschen gemeinsam und solidarisch diese Krise über-






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
winden können. Wir werden diesen Weg auch weiterge-
hen, zur Not auch gegen Widerstände. Ich rufe Sie auf:
Machen Sie dabei mit! Der Arbeitsmarkt braucht bele-
bende Effekte. Das vorliegende Gesetz ist ein gutes Ge-
setz, das wir unterstützen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618626500

Kornelia Möller spricht jetzt für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1618626600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

und Herren! Wenn ich höre, was Sie gerade gesagt ha-
ben, und wenn ich mir den Gesetzentwurf ansehe, kann
ich nur sagen: Die Bundestagswahl wirft ihre langen
Schatten voraus. Nun will die Koalition noch einmal so
richtig auf die große Pauke hauen. Sie will den niedrigs-
ten Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung seit 1975
beschließen,


(Zuruf von der CDU/CSU: Bravo!)


und das trotz Finanzkrise, Kurzarbeit und beginnender
Entlassungswellen bei den Menschen, die in der Leih-
arbeit ohnehin schon zu schlechten Bedingungen arbei-
ten müssen. Ich nenne das Vorhaben einen billigen Ta-
schenspielertrick auf Kosten von Bürgerinnen und
Bürgern.


(Beifall bei der LINKEN)


Hier die Fakten: Das IAB geht für 2009 von einer
Steigerung der Erwerbslosigkeit auf durchschnittlich 3,5
bis 3,7 Millionen aus. Dabei sind die Auswirkungen der
aktuellen Wirtschaftswachstumsprognosen wie zum Bei-
spiel des IWF, der von einem Minuswachstum von
0,8 Prozent ausgeht, noch nicht berücksichtigt. Hinzu
kommen heute schon mehr als 8 Millionen Menschen in
atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Was 2010 wird,
weiß niemand. Aber dass mit der Krise die Arbeitslosig-
keit steigt, ist gewiss. Für diese Menschen braucht man
volle und nicht leere Kassen in der BA. Wir sind daher
gegen die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversi-
cherung.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sie haben die Kassen aber auch nicht gefüllt!)


Fakt ist: Mit den Hartz-Gesetzen wurde die BA ein-
seitig betriebswirtschaftlich ausgerichtet, und die lang-
zeiterwerbslosen Menschen wurden in den Bereich des
SGB II abgeschoben, wo sie bis heute nicht im Entfern-
testen die notwendigen Fördermöglichkeiten für eine ra-
sche Rückkehr in den Arbeitsprozess erhalten. Noch
immer fehlen über 7 000 Vermittler. Das Organisations-
chaos ist auch nach drei Jahren nicht beendet. Außerdem
fehlen Schlussfolgerungen aus dem durch die Hartz-Ge-
setze verursachten Niedergang der geförderten berufli-
chen Weiterbildung und ihrer Träger. Wir brauchen ei-

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(C (D en wirkungsvollen, wenn Sie so wollen, Schutzschirm ür die zu erwartende steigende Zahl von Erwerbslosen. uch deshalb ist die Beitragssatzsenkung gerade jetzt er falsche Schritt. Fakt ist, dass viele Unternehmen mit den Geldern, die hnen der Staat durch die Unternehmensteuerreform gechenkt hat, nicht massenhaft Arbeitsplätze schaffen und rhalten. Das Märchen von den angeblich zu hohen ohnnebenkosten können Sie sich schenken. – Herr rauksiepe, Sie könnten ruhig zuhören. – Durch die Senung der Arbeitslosenbeiträge können die Unternehmen llein 2009 mit einem milliardenschweren warmen Euoregen rechnen. Angesichts der gegenwärtigen globalen bsatzprobleme wird man sich in den meisten Unternehen allerdings vordringlich überlegen, wie mit den zu ätzlichen Mitteln Rationalisierungsund Kostensenungsprogramme aufgelegt werden können. Das ist das egenteil von Arbeitsplatzbeschaffung. Schon jetzt wird urzgearbeitet und entlassen. Fakt ist die hohe Langzeitarbeitslosigkeit. Um sie abubauen, werden ausreichende Mittel für Arbeitsmarktaßnahmen benötigt. 70 Prozent der Arbeitslosen, so iel wie in fast keinem anderen europäischen Land, sind angzeiterwerbslos, und dies trotz Wirtschaftsaufchwungs und angeblicher Wirkung der Arbeitsmarkteformen in den vergangenen Jahren. Bereits vor der Fianzkrise kamen die Nürnberger Arbeitsmarktforscher ür 2009 auf fast 2,4 Millionen Erwerbslose im SGB II. etzt werden weit mehr Menschen betroffen sein. Da raucht es Geld, um diese Menschen gut betreuen und chnell wieder in Arbeit vermitteln zu können, Geld, das ie heute den Erwerbslosen von morgen vorenthalten nd an Unternehmen umleiten wollen. Fakt ist, dass Sie Rentnerinnen und Rentner, Studeninnen und Studenten, Arbeitslose und Langzeitarbeitsose nicht entlasten. Bei den abhängig Beschäftigten erden die Minientlastungen durch andere Faktoren ehr als kompensiert. Übrig bleibt die nackte Wahrheit: Gewinnen werden or allem die Unternehmen. Entlastungen von Arbeitehmerinnen und Arbeitnehmern sind marginal, und sie erden für den Preis künftiger Arbeitsplatzund Exis enzunsicherheit erkauft. Wichtig ist auch: Die Nürnberger Arbeitsmarktforcher haben bereits Anfang 2007 ermittelt, dass aus derrtigen Beitragssenkungen die Menschen in den östlihen Bundesländern den geringsten Nutzen ziehen. Da ach fast 20 Jahren deutscher Einheit die Arbeitslosigeit zwischen Rostock und Dresden nach wie vor dopelt so hoch ist wie die zwischen Hamburg und Münhen, brauchen wir eine neue Offensive für mehr rbeitsplätze, für öffentlich geförderte Jobs vor allem in en strukturschwachen Gebieten, übrigens auch im Wesen, auch in Bayern. Das kostet nun einmal Geld. Schauen Sie über den Teich. Obama will im Angeicht der bevorstehenden Rezession eine Verlängerung er Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes, eine stärkere Kornelia Möller Binnennachfrage also. Vielleicht lassen Sie einfach Ihre Scheukappen fallen und sehen endlich der Realität ins Auge. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Denn es ist paradox. Der Welt und insbesondere
Deutschland stehen die wirtschaftlich schwersten Zeiten
bevor, und die Regierung senkt zu Beginn dieser Ent-
wicklung die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung.
Gleichzeitig beschließt sie ein Gesetz, mit dem darüber
hinaus verstärkt an den Instrumenten der Arbeitsförde-
rung gespart werden soll.

Daraus kann man nur eine Schlussfolgerung ableiten:
Ganz offensichtlich will die Koalition den ohnehin
schon Benachteiligten auch noch den Großteil der Las-
ten der kommenden Rezession aufbürden. Ich sage Ih-
nen: Nicht mit uns. Beerdigen Sie Ihren Gesetzentwurf.
Stimmen Sie unserem Antrag zu; denn Arbeitsmarktpo-
litik muss immer Politik für, aber nicht gegen die Men-
schen sein.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618626700

Nun hat die Kollegin Brigitte Pothmer für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618626800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auf
2,8 Prozent ist nicht sachgerecht und hat nichts, aber
auch gar nichts mit der Entwicklung auf dem Arbeits-
markt zu tun. Die Senkung der Beiträge für die Arbeits-
losenversicherung ist der Versuch, die Steigerung der
Krankenkassenbeiträge zu kompensieren, die durch den
unsäglichen Gesundheitsfonds verursacht wird.

Deswegen, lieber Herr Brandner, ist es auch nicht so,
dass Arbeitgeber oder Arbeitnehmer 30 Milliarden Euro
mehr in der Tasche haben. Vielmehr ist das das Prinzip
„linke Tasche, rechte Tasche“. Dabei bleibt bei den Be-
troffenen einfach nichts übrig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Doch, ein Loch!)


Dies ist vielmehr ein Wahlkampfmanöver. Das geht
leider zulasten derjenigen, die infolge der steigenden Ar-
beitslosigkeit, die wirklich kommen wird und auf die wir
uns vorbereiten müssen, dringend Qualifizierungsmaß-
nahmen benötigen. Zudem wird es die Bundesagentur
für Arbeit in eine absehbare Schieflage bringen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Falsche Rede, Frau Kollegin!)


Wenn Sie mir das nicht glauben wollen – mir gegen-
über sind Sie ja immer sehr ungläubig –, dann glauben
Sie das doch wenigstens dem Chef der Bundesagentur
für Arbeit,


(Dirk Niebel [FDP]: Dem glaube ich noch nicht einmal die Uhrzeit!)


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(C (D er schon im Oktober gesagt hat, dass dieses Manöver u einer Schieflage in seiner Agentur und zu einem Mius von 5 Milliarden Euro im operativen Geschäft fühen werde. Dabei ist er von einer Wachstumsprognose on 1,2 Prozent ausgegangen. Vor dem Hintergrund eier Wachstumsprognose von 1,2 Prozent bedeutet das in Minus von 5 Milliarden Euro im operativen Gechäft! Wir reden aber nicht mehr über Wachstum. Dereit reden wir von einer Rezession. Das bedeutet eine teigende Arbeitslosenzahl. Für die Bundesagentur für rbeit bedeutet das sinkende Einnahmen bei gleichzeitig teigenden Ausgaben. Das wiederum bedeutet mehr osten für dringend notwendige arbeitsmarktpolitische aßnahmen, jedenfalls wenn man auf diesem Gebiet och einen gewissen Anspruch hat. Die Rücklage der Bundesagentur für Arbeit wird vor iesem Hintergrund abschmelzen wie Schnee in der onne während des Klimawandels, liebe Freundinnen nd Freunde. Außerdem wird der Beitragssatz von ,8 Prozent niemals 18 Monate beibehalten. Das wissen ie ganz genau, Herr Brauksiepe. Das weiß auch der Arbeitsminister. Dieser Beitragsatz wird bis zum Tag der Wahl beibehalten. Dafür ist as Projekt auch da. Ich glaube aber nicht, dass Ihnen as viel nützen wird. Der Arbeitsminister hat selbst gesagt, dass eine Beiragssatzsenkung auf 3 Prozent strukturell vielleicht verünftig sein könne, aber nur dann, wenn die Arbeitsosenzahl auf dem gegenwärtigen Niveau gehalten wird. eder und jede von uns weiß aber, dass das nicht so sein ird. Es wäre wirklich gut, wenn wir uns ein bisschen uf die sehr schwierigen Zeiten vorbereiten würden, die uf uns zukommen. Es ist doch klar wie Kloßbrühe, dass ieser Konjunkturabschwung, der durch die Finanzkrise och einmal verschärft wird, auch zu schwerwiegenden inbrüchen auf dem Arbeitsmarkt führen wird. Allein in der Zeitarbeitsbranche arbeiten 700 000 enschen, die bereits jetzt von Arbeitslosigkeit bedroht nd zum Teil auch schon betroffen sind. Genauso verhält s sich bei den Beschäftigten mit befristeten Arbeitsverältnissen. Diese Probleme liegen doch nicht in einer ernen Zukunft. Sie gibt es bereits jetzt. Da nützt es überhaupt nichts – wie auch heute gescheen –, von Vollbeschäftigung zu reden. Man muss sich inmal vorstellen, dass der Bundesarbeitsminister letzten onat im Rahmen der Haushaltsberatungen trotz der euen Entwicklung von Vollbeschäftigung schwadroiert hat. So sieht der Haushalt auch aus; denn in ihm ist n keiner Weise die Situation berücksichtigt, die auf uns ukommen wird. Der Minister schwadroniert von Volleschäftigung, ohne auch nur eine einzige Andeutung arüber zu machen, wie sie denn erreicht werden könnte. eidtragende dieses Politikversagens sind diejenigen, ie jetzt in der Gefahr sind, ihren Arbeitsplatz und damit hr Einkommen zu verlieren. Brigitte Pothmer Sie haben den Vorschlag gemacht, die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes zu verlängern. Ich halte das für eine vernünftige Maßnahme. Aber niemand sollte so tun, als wäre mit dieser Maßnahme allein das Problem bereits gelöst. Wir müssen uns auch vor Augen führen, dass die Verlängerung der Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes Geld kostet und den Etat der Bundesagentur für Arbeit belasten wird. (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Belastet wird der Etat der Bundesagentur für Arbeit
im Übrigen auch, wenn die Ankündigung des Bundesar-
beitsministers, die Qualifizierung in den Betrieben zu
verbessern, in die Realität umgesetzt wird.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sie haben das System nicht verstanden!)


Wenn das Programm WeGebAU tatsächlich stärker ge-
fördert wird, dann kostet das zusätzlich Geld. Auch der
nachträgliche Erwerb eines Hauptschulabschlusses ist
nicht umsonst zu haben, sondern kostet 160 Millionen
Euro.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ein Abschluss?)


Das unsägliche Projekt eines Ausbildungsplatzbonus,
der nur reine Mitnahmeeffekte hervorrufen wird, kostet
der Bundesagentur für Arbeit 450 Millionen Euro.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Die Agentur! Akkusativ!)


– Ich danke Ihnen für den Hinweis. Ich berichtige – so
viel Zeit muss sein –: Dieses Projekt kostet die Bundes-
agentur für Arbeit zusätzlich 450 Millionen Euro.

Lieber Herr Brauksiepe, Sie sind vielleicht gut in
Grammatik, aber Sie sind offensichtlich ganz schlecht in
Mathematik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Wenn Sie all die Kosten zusammenrechnen, dann kön-
nen Sie hier nicht allen Ernstes ankündigen, dass die
Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gesenkt werden.
Mehr Arbeitslose kosten nämlich mehr Geld; wir brau-
chen mehr Geld für Qualifizierung. Was Sie angekündigt
haben, ist nicht umsonst zu haben.

Nehmen Sie Vernunft an und nehmen Sie diesen Vor-
schlag zurück! Lassen Sie die Arbeitslosen nicht im
Stich!

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Beleidigung von Herrn Brauksiepe nehmen Sie zurück!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618626900

Jetzt spricht die Kollegin Andrea Nahles für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Liebe Frau Kollegin Pothmer, wir sind hier im eutschen Bundestag und nicht auf dem Parteitag der rünen. Ich will das nur zur allgemeinen Orientierung agen. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen aber auch gar nichts über die Grünen!)

Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618627000

Wer so viel Alarmismus verbreitet, der muss wissen,
ass er unverantwortlich handelt; denn wir befinden uns
nsgesamt in einer Phase, in der es eine Verunsicherung
ibt. Deswegen sollten wir nicht noch zusätzlich Öl ins
euer gießen,


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist ökologisch gar nicht wünschenswert!)


ndem wir Behauptungen aufstellen, mit denen die Lage
n unbotmäßiger Weise dramatisiert wird. Das muss an
ieser Stelle klar gesagt werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Arbeitsminister redet in dieser Situation von Vollbeschäftigung, Frau Nahles!)


Fakt ist, dass wir seit 16 Jahren die niedrigste Arbeits-
osenzahl haben: 2 997 000. Wir müssen uns darüber im
laren sein, dass dadurch neue Spielräume eröffnet wer-
en. Weil wir eine konjunkturelle Abschwungsituation
aben, sehe ich diese Spielräume richtig genutzt, wenn
ir die BA nicht als Sparschwein im Hinblick auf Ar-
eitslosenbeiträge ansehen.


(Dirk Niebel [FDP]: Gut, dass Sie das auch schon gesehen haben!)


ir sollten die Spielräume, die es gibt, ein Stück weit
eitergeben. Dies wird die Binnennachfrage stabilisie-

en. Das ist in dieser Situation gut; das ist doch ganz
lar.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir müssen aber auch aufpassen; denn die Prognosen
es Sachverständigenrates von heute gehen von einem
ullwachstum aus. Wir müssen natürlich präventiv akti-
ierende Maßnahmen ergreifen; denn dies wird sich
davon gehen wir aus – auch auf die Arbeitslosenzahlen

uswirken. Niemand muss über den Ernst der Lage auf-
eklärt werden. Aber für genau diese Situation haben
ir Reserven gebildet. Dies konnten wir deswegen, weil
ie Situation in den letzten Jahren sehr gut war. Diese
eserven liegen mittlerweile bei 15 Milliarden Euro. Ich

age Ihnen: Obwohl die Prognosen heute nach unten
orrigiert wurden, kann die BA das leisten. Sie kann
och Kurzarbeitergeld und 1 000 Vermittlungsstellen für
ine bessere Job-to-Job-Vermittlung finanzieren. Das al-
es ist möglich, ohne dass wir die BA ausplündern.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht Herr Weise aber anders!)







(A) )



(B) )


Andrea Nahles
Ich sage das an dieser Stelle, damit der Alarmismus
keine falschen Vorstellungen hervorruft. Dies ist mög-
lich, und deswegen machen wir es.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dass wir flexibel sind, sieht man an einem intelligen-
ten Vorschlag; wir haben ihn noch gar nicht gewürdigt.
Dieser intelligente Vorschlag sieht nämlich vor, den Bei-
tragssatz zur Arbeitslosenversicherung per Gesetz auf
3,0 Prozent zu reduzieren und ihn dann weiter auf
2,8 Prozent zu senken. Für den Fall aber, dass sich die
Lage dramatisch entwickelt, hat der Arbeitsminister die
Möglichkeit – dies wurde eben schon von Klaus
Brandner ausgeführt –, per einfacher Verordnung


(Dirk Niebel [FDP]: Ohne Parlament und nach den Bundestagswahlen will er das machen!)


und ohne Parlament auf 3,0 Prozent zurückzugehen. Das
bietet die Chance, auf die aktuelle Situation zu reagieren.
Das halte ich für sehr intelligent und pfiffig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es ermöglicht angesichts dieser Situation Flexibilität.


(Dirk Niebel [FDP]: Traut ihr eurer Mehrheit nicht?)


Ich denke, dass wir neben den Beitragssätzen, die na-
türlich wichtig sind, andere arbeitsmarktpolitische Maß-
nahmen ergreifen müssen, wobei ich hinzufügen
möchte, dass die Entlastung der Arbeitnehmer und der
Arbeitgeber in Höhe von 3,7 Milliarden Euro sicherlich
ein Stimulus für die Konjunktur ist. Wir wollen auch an-
dere konjunkturelle Maßnahmen ergreifen. Der Beitrag
zur Arbeitslosenversicherung ist nicht das Einzige, wo-
rauf wir uns konzentrieren.

Deswegen haben wir ein Konjunkturpaket vorgelegt.
Es ist ganz interessant, dass dieses Konjunkturpaket sehr
einmütig und zügig vorgelegt worden ist. Nach dem Ret-
tungsschirm für die Banken haben wir nicht lange gefa-
ckelt und nicht lange abgewartet, sondern ein Konjunk-
turpaket zur Stabilisierung der Arbeitsplätze vorgelegt.
Darin sind zwei wesentliche Punkte enthalten, die auch
unser Arbeitsfeld betreffen. Der eine wesentliche Punkt
ist, dass Menschen erst gar nicht in Arbeitslosigkeit hi-
neinrutschen sollen. In den letzten Jahren waren die Job-
to-Job-Vermittlung und das frühzeitige Intervenieren
– nicht erst zu handeln, wenn das Kind in den Brunnen
gefallen ist – ein ganz zentrales Erfolgskriterium. Dafür
gibt es 1 000 zusätzliche Vermittlungsstellen in der Bun-
desagentur für Arbeit. Darauf setzen wir schon jetzt im
Sinne einer vorsorgenden Arbeitsmarktpolitik, obwohl
die Situation jetzt noch ausgesprochen positiv ist.

Der zweite Punkt ist: Im Bereich der Argen – das ist
schon beschlossen; das will ich aber in Erinnerung rufen –
gibt es 9 700 zusätzliche Vermittlungsmöglichkeiten.
Teilweise werden Personen, die in der Vermittlung tätig
sind, von der leistungsbezogenen Vermittlung abgezo-
gen; teilweise werden Personen zusätzlich eingestellt.
Wir werden die Befristungen für diejenigen Menschen,
die das tun, zurückführen, und zwar in drei Jahresschrit-

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(C (D en auf 10 Prozent, was ich für eine vertretbare Größenrdnung halte. Ich halte es aber auch für sehr wichtig, dass wir auf ie bereits jetzt absehbaren Steigerungsraten bei der Aneldung von Kurzarbeit reagieren. Wir können die Aneldungen jetzt noch nicht auswerten, weil das quartalseise erfolgt, hören aber aus diesem Bereich: Es wird ehr Kurzarbeit angemeldet. Wir müssen den Betrieben as Signal geben: Ihr braucht eure gut qualifizierten Areitskräfte nicht zu entlassen, wenn ihr vorübergehend ine Delle habt. (Dirk Niebel [FDP]: Ich möchte mal wissen, wer hier eine Delle hat!)


ir sind bereit, die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes
uf 18 Monate zu verlängern. Das ist bereits heute, Frau
othmer, per Verordnung geschehen. Genauso werden
ir in dieser Zeit Qualifizierung ermöglichen. Das wird

n Bälde geschehen. Damit möchte ich sagen: Wir
eagieren doch in Ihrem Sinne. Warum müssen Sie dann
ier in dieser Weise agieren?


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber, Frau Nahles, wir haben Sie gelobt dafür!)


Ich sage Ihnen ganz klar: Das Kurzarbeitergeld ist
ine sehr gute Maßnahme. Ich komme aus einer Region,
n der wir angesichts einer Arbeitslosigkeit von 4 bis
Prozent nicht wirklich davon sprechen können, dass es

ns schlecht geht. Gerade dort gibt es aber Unterneh-
en, die Sorge haben, weil sie Zulieferer der Maschi-

enbau- oder Automobilindustrie sind. Wenn diese Un-
ernehmen ihre Leute jetzt entlassen müssen, finden sie
päter keine guten Leute. Damit wäre der gesamte Be-
rieb gefährdet. So stellt sich die Situation in den Betrie-
en dar. Deshalb ist es so wichtig, die Bezugsdauer des
urzarbeitergeldes zu verlängern.

Darüber hinaus arbeiten wir daran, die Vermittlung
nsgesamt weiter zu optimieren. Deswegen werden wir
n der nächsten Zeit die Frage der arbeitsmarktpoliti-
chen Instrumente auf die Tagesordnung setzen. Wir ha-
en uns entschlossen, die Anzahl der Instrumente zu ver-
ingern. Das tun wir auf eine sehr mutige Art und Weise
nd in der nötigen Form. Ich sage voraus: Es wird den
euten nutzen, es wird für Entbürokratisierung sorgen,
nd es wird die Vermittlungschancen sogar erhöhen.

Dabei ist für mich entscheidend, dass wir auch hier
ie Logik der Vorsorge und der Prävention zum Tragen
ringen. In den letzten zehn Jahren ist klar geworden,
ass es entscheidend ist, Bildungspolitik und Arbeits-
arktpolitik immer mehr miteinander zu verzahnen. Es

st immer klarer geworden, dass die Arbeitsmarktpolitik
ort, wo Bildungsdefizite bestehen, nachher nur noch
ine Reparatur der vorhandenen Schwächen durchführen
ann, und das oft nur mit viel Mühe, viel Geld und mit
weifelhaftem Erfolg.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen haben wir auch die Föderalismusreform gemacht!)







(A) )



(B) )


Andrea Nahles
Deshalb sagen wir: Wir schaffen einen Rechtsan-
spruch auf Sprachförderung, damit Leute überhaupt eine
Arbeit annehmen und bewältigen können. Zudem schaf-
fen wir einen Rechtsanspruch auf Nachholen des Haupt-
schulabschlusses, und zwar im Rahmen der Arbeits-
marktpolitik. Das hätte man vor Jahr und Tag doch kaum
für möglich gehalten. Es war jahrelang ein Tabu. Ich
gebe zu, auch viele in der SPD haben das aus ordnungs-
politischen Gründen nicht gewünscht. Ich halte es aus
pragmatischen Gründen für notwendig. Auch das wer-
den wir in den nächsten Wochen auf den Weg bringen.

Ich möchte für die SPD-Fraktion der BA, die viel ge-
scholten wird – speziell von einem ehemaligen Mitarbei-
ter dieser Organisation; man muss dahinter eine persön-
liche Problematik vermuten –, meinen Dank
aussprechen.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie meint mich! Mein Name ist Niebel! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Er hat doch heute gar nicht die Auflösung gefordert!)


Tatsache ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der BA und der Argen mit ihrem Einsatz in den letzten
Jahren einen großen Anteil am Erfolg der Arbeitsmarkt-
politik hatten, und zwar weil sie vor Ort eigenverant-
wortlich entscheiden.

Wir, die SPD-Fraktion, wollen die freie Förderung,
die Handlungsspielräume der Arbeitsmarktpolitik vor
Ort stärken. Dabei sind wir im Einvernehmen mit der
CDU/CSU-Fraktion:


(Dirk Niebel [FDP]: Warum streicht ihr es dann?)


Wir wollen die freie Förderung deutlich stärker aus-
bauen als derzeit vonseiten des Ministeriums und der
Regierung angedacht. Damit wollen wir denen Anerken-
nung zollen, die seit Jahren vor Ort ihre Arbeit gut ma-
chen; wir wollen ihre Handlungsspielräume erhöhen.


(Dirk Niebel [FDP]: Ihr streicht das doch zusammen! Im Gesetzentwurf wird massiv zusammengestrichen!)


Ich sehe uns auf der sicheren Seite. Wir können ohne
Probleme diese Beitragssatzsenkung vornehmen. Wir
müssen allerdings mehr als nur die Beitragssatzsenkung
in Angriff nehmen, weil wir sonst unserer Aufgabe nicht
gerecht würden.

Besten Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618627100

Die Kollegin Dr. Claudia Winterstein hat jetzt das

Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1618627200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zum Antrag der Linken will ich nur ganz kurz

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(C (D agen: Auf eine Senkung des Beitragssatzes zu verzichen, wäre natürlich der völlig falsche Weg. Sie wollen un noch mehr Geld für die Arbeitsmarktpolitik ausgeen. Sie meinen offensichtlich: Viel hilft viel. In diesem all ist es aber sicherlich nicht sinnvoll, mehr auszugeen. Es geht um Qualität, nicht um Quantität. n der Arbeitsmarktpolitik muss es um Effizienz und um ine Konzentration auf sinnvolle Maßnahmen gehen. rotz der Beitragssatzsenkung werden wir dazu in der age sein. Nun aber zum vorliegenden Gesetzentwurf. Die FDP ält eine Senkung der Beitragssätze für sinnvoll, richtig nd vor allen Dingen für finanzierbar. (Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP] – Dirk Niebel [FDP]: Und überfällig!)


(Beifall bei der FDP)


ch will auf die Rücklagen hinweisen, die sich Ende
007 auf insgesamt 17,9 Milliarden Euro belaufen haben.
uch im laufenden Geschäftsjahr – Stand: Oktober – ver-

eichnen wir einen Überschuss von 818 Millionen Euro.
as sind Beitragsgelder, gezahlt von Arbeitnehmern und
rbeitgebern. Diese Gelder müssen wir selbstverständ-

ich über Beitragssatzsenkungen an die Beitragszahler
urückgeben.


(Beifall bei der FDP)


Sie legen einen Gesetzentwurf vor, mit dem der Bei-
ragssatz auf 3 Prozent abgesenkt werden soll. Hinzu
ommt die Verordnung, nach der der Beitragssatz auf
,8 Prozent gesenkt werden soll. Das hört sich eigentlich
anz gut an.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ist es auch!)


eider ist das aber nur die halbe Wahrheit; denn die Sen-
ung auf 2,8 Prozent ist nur vorübergehend. Sie machen
leich eine Rolle rückwärts und sagen, dass Sie diesen
rozentsatz im Jahr 2010, also nach der Bundestags-
ahl, wieder erhöhen werden. Es ist doch ganz offen-

ichtlich, dass es sich hierbei um ein Wahlgeschenk han-
elt. Herr Brauksiepe, da brauchen wir uns nichts
orzumachen.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Was ist denn Ihre Rolle rückwärts?)


Die Senkung dieses Beitragssatzes müsste eigentlich
azu führen, dass auch die Lohnnebenkosten sinken. Das
äre insbesondere wegen der nachlassenden Konjunktur
ichtig. Leider geschieht das aber nicht. Es gibt da ein
roblem. Dieses Problem heißt Ulla Schmidt. Sie ist da-
ür verantwortlich, dass die Beitragssätze in der Kran-
enversicherung kontinuierlich und entgegen allen vor-
erigen Versprechungen im Prinzip ständig steigen.


(Dirk Niebel [FDP]: Ypsilanti der Gesundheitspolitik!)


Und dann erklärt die Ministerin noch, das sei alles gar
icht so problematisch, weil die Beiträge zur Arbeitslo-






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
senversicherung sinken würden. Deswegen sei es nicht
so schlimm, wenn die Beiträge zur Krankenversicherung
steigen würden. Man bleibe insgesamt ja trotzdem unter
40 Prozent. Tatsache ist, dass die positive Entwicklung
bei der Arbeitslosenversicherung letztendlich durch die
Misswirtschaft der Ministerin im Gesundheitsbereich
zunichtegemacht wird.


(Beifall bei der FDP)


Es kommt also letztendlich zu einer Mehrbelastung der
Beitragszahler. In der Summe werden die Sozialversi-
cherungsbeiträge zum 1. Januar 2009 auf 40,15 Prozent
steigen. Das ist weiß Gott das falsche Signal für die
Wirtschaft.


(Beifall bei der FDP)


Im Übrigen wäre der Spielraum zur Senkung des Bei-
tragssatzes bei der Arbeitslosenversicherung deutlich
höher, wenn sich der Bund nicht zunehmend aus den Ta-
schen der Beitragszahler bedienen würde,


(Beifall bei der FDP)


zum Beispiel indem er Lasten des Bundeshaushalts ein-
fach dem Haushalt der Bundesagentur für Arbeit aufbür-
det.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist Wegelagerei!)


Der größte Brocken ist der Eingliederungsbeitrag. Hier
entzieht der Bund der Bundesagentur ganze 5 Milliarden
Euro. Er greift dem Beitragszahler tief in die Tasche.
Diese 5 Milliarden Euro entsprechen 0,6 Beitragssatz-
punkten. Das heißt, ohne diese Belastung könnte man
eine weitere Senkung vornehmen.


(Beifall bei der FDP)


Damit aber nicht genug. Das Vorgehen hat Methode,
wie man an aktuellen Ankündigungen der Bundesregie-
rung sieht. Der Rechtsanspruch auf das Nachholen eines
Hauptschulabschlusses geht zulasten der Bundesagentur.
Die von der Regierung groß angekündigten zusätzlichen
1 000 Job-to-Job-Vermittler gehen zulasten der Bun-
desagentur. Die Verlängerung der Bezugsdauer des
Kurzarbeitergeldes geht zulasten der Bundesagentur.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Worüber würden Sie es denn bezahlen, Frau Winterstein?)


Die Regierung rühmt sich für ihre Wohltaten. Dabei wer-
den sie in Wirklichkeit von den Beitragszahlern bezahlt
werden müssen. Das ist Politik zulasten Dritter.


(Beifall bei der FDP)


Ich fasse zusammen: Die Senkung der Beiträge ist
richtig. Der Griff des Bundes in die Taschen der Bei-
tragszahler ist es ganz sicher nicht.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618627300

Stefan Müller spricht jetzt für die CDU/CSU-Frak-

tion.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Die junge Generation zur Generationengerechtigkeit bitte!)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1618627400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir stellen heute einen ganz wesentlichen Fortschritt bei

er FDP fest. Herr Niebel hat mich gebeten, die FDP
eute einmal zu loben.


(Dirk Niebel [FDP]: Zu Recht zu loben!)


ch will dem ausdrücklich nachkommen, Herr Niebel.

Bedauerlicherweise mussten wir in Bayern eine Ko-
lition mit Ihnen eingehen. Verstehen Sie es als vertrau-
nsbildende Maßnahme.


(Lachen bei der FDP – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das kostet euch etwas!)


ber wir erleben hier einen ganz wesentlichen Fort-
chritt,


(Dirk Niebel [FDP]: Latex und Lederhosen wären auch möglich gewesen!)


ämlich dass die FDP heute – meines Erachtens zum ers-
en Mal – begrüßt, dass der Beitrag zur Arbeitslosenver-
icherung gesenkt werden soll. Das ist wirklich ein Fort-
chritt. Denn, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
DP, bisher haben Sie den Beitragssatzsenkungen nicht
ugestimmt.


(Dirk Niebel [FDP]: Weil ihr sie mit anderem Mist gekoppelt habt!)


ch will feststellen, dass Sie heute zum ersten Mal einen
ortschritt zeigen. Das begrüße ich außerordentlich; das
inde ich sehr gut.

Frau Winterstein, Sie haben gesagt, die Senkung auf
,8 Prozent sei viel zu wenig, weil sie nur befristet sei;
ieles andere mehr haben Sie kritisiert. Seien Sie beru-
igt. Für den Fall, dass wir ab 2009 auch hier im Bund
emeinsam regieren sollten,


(Dirk Niebel [FDP]: Auch bedauerlicherweise, wie Sie gerade sagten?)


in ich sehr zuversichtlich, dass wir dauerhaft auf
,8 Prozent senken können, wenn es die finanzielle Lage
er Bundesagentur und vor allem auch die Arbeitsmarkt-
age zulassen.

Die Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages
uf 3,3 bzw. 2,8 Prozent fügt sich gewissermaßen naht-
os in die Politik der Entlastungen der Bürgerinnen und
ürger durch die Große Koalition ein.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: So ist das! – Dirk Niebel [FDP]: 19 Steuererhöhungen in drei Jahren! Deswegen müsst ihr die Koalition mit uns machen!)


ies machen wir natürlich nicht zum Selbstzweck, son-
ern weil wir damit zwei Ziele verbinden. Erstens wol-
en wir die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die-
em Land finanziell entlasten, und zweitens wollen wir






(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

einen Beitrag dazu leisten, dass Einstellungshemmnisse
abgebaut werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Erstens: finanzielle Entlastungen der Arbeitnehmer.
Ich will Ihnen das, was in den vergangenen Jahren ge-
macht worden ist, noch einmal in Erinnerung rufen. Am
31. Dezember 2006 lag der Beitragssatz zur Arbeitslo-
senversicherung noch bei 6,5 Prozent. Wir haben ihn
dann zum Jahresanfang 2007 auf 4,2 Prozent und zum
Jahresbeginn 2008 auf 3,3 Prozent gesenkt.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie haben sich denn die Gesundheitskosten entwickelt?)


Mit der Reduzierung auf 2,8 Prozent bewirken wir eine
Entlastung der Arbeitnehmerschaft in Deutschland um
13 Milliarden Euro. Das heißt, 13 Milliarden Euro mehr
bleiben den Menschen in den Taschen.


(Dirk Niebel [FDP]: Was kosten der Gesundheitsfonds und die Pflegeversicherung?)


Das Problem ist nicht, dass die Löhne in Deutschland
generell zu niedrig sind, sondern unser Problem ist, dass
die Abzüge zu hoch sind. Wir legen jetzt einen weiteren
Baustein dafür, dass die Menschen in unserem Land ent-
lastet werden können;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


also mehr Netto vom Brutto. Alles, was Sie, liebe
Freunde von der FDP, bisher theoretisch aufgeschrieben
haben, wird von uns in dieser Großen Koalition umge-
setzt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Demenz! Aber in dem Alter ist das selten!)


Zweitens: Abbau von Einstellungshemmnissen. Dazu
ist, glaube ich, schon vieles gesagt worden. Die Senkung
der Lohnzusatzkosten plus Lohnverzicht der Arbeitneh-
mer in den vergangenen Jahren plus eine wettbewerbsfä-
higere Wirtschaft haben in den vergangenen Jahren dazu
geführt, dass mehr Arbeitsplätze in unserem Land haben
entstehen können. Dass wir einen Aufschwung am Ar-
beitsmarkt erreicht haben, hat diese Große Koalition
durch die Senkung der Lohnzusatzkosten mit bewirkt.
Auch das sollte bei dieser Gelegenheit einmal gesagt
werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Die sind doch immer noch bei 40 Prozent!)


Nun stellt sich hier im Hause und in der öffentlichen
Diskussion – die Linken haben einen entsprechenden
Antrag eingereicht – immer wieder die Frage, ob die
weitere Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages
verantwortbar ist. Ich sage ausdrücklich: Ja, es ist ver-
antwortbar. Die Finanzlage der Bundesagentur für Ar-
beit lässt es zu. Die BA hat in den vergangenen Jahren
Rücklagen in Höhe eines zweistelligen Milliardenbetra-
ges angesammelt. Die liquiden Mittel der Bundesagentur
belaufen sich auf 13,5 Milliarden Euro. Es ist schon öf-
ter gesagt worden – nicht nur von Ihnen, Herr Niebel –:

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(C (D ie Bundesagentur ist in der Tat keine Sparkasse und eine Vermögensverwaltung, die nur dazu dient, einen weistelligen Milliardenbetrag irgendwo am Kapitalarkt anzulegen. (Dirk Niebel [FDP]: Besser nicht! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Am besten durch die Bayerische Landesbank!)


eswegen machen wir durch diese Beitragssatzsenkung
twas, das Kernanliegen von CDU/CSU-Politik ist, näm-
ich den Menschen etwas zurückzugeben, was man ih-
en vorher abgenommen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin froh, dass wir den Beitragssatz senken kön-
en, ohne dass bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik ge-
part werden muss. Frau Möller, Sie erwecken hier einen
öllig falschen Eindruck, wenn Sie behaupten, dass
urch die Beitragssatzsenkungen der vergangenen Jahre
uch nur ein Euro an der aktiven Arbeitsmarktpolitik ge-
part worden wäre. Wir haben in den vergangenen Jah-
en den Beitragssatz gesenkt und den Ansatz für die
ktive Arbeitsmarktpolitik im Haushalt der BA nicht
erändert. Ich bitte Sie, das anzuerkennen und nicht
tändig Lügen in dieser Republik zu verbreiten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich sage: Es ist verantwortbar, weil immer noch genü-
end finanzielle Möglichkeiten bestehen, um denen zu
elfen, die bislang vom Aufschwung am Arbeitsmarkt
och nicht haben profitieren können. Ich weise aber
uch ganz ausdrücklich darauf hin: Mit Geld allein ist es
icht getan. Wer glaubt, dass man den Menschen nur mit
inem Haufen Geld und vielen Maßnahmen helfen kann,
ie Integration in den Arbeitsmarkt hinzubekommen,
em muss man leider sagen, dass die Ergebnisse aller
ntersuchungen der vergangenen Jahrzehnte genau das
egenteil belegen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Es kommt darauf an, dass wir wirksame Instrumente
ur Hand haben und dass dafür ausreichend Geld zur
erfügung steht; auch hierzu werden wir einen Beitrag

eisten. Es kommt ganz entscheidend darauf an, dass
icht nur Geld zur Verfügung steht, sondern dass die Ar-
eitsmarktverwaltung auch leistungsfähig ist.

Um dafür zu sorgen, dass die Bundesagentur noch
ehr als bisher ein leistungsfähiger Dienstleister am Ar-

eitsmarkt sein kann, werden wir morgen in erster Le-
ung einen Gesetzentwurf zur Reform der Arbeitsmarkt-
nstrumente beraten. Ich würde mich freuen, wenn Sie
uch dieses Vorhaben konstruktiv begleiten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Das war in Ansätzen gar nicht so schlecht!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618627500

Gerald Weiß spricht jetzt für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Als letzter Redner in dieser Debatte möchte ich
einige Aspekte unserer Aussprache aufarbeiten.

Zunächst will ich Ihnen mitteilen, dass die gemein-
nützige Rechengemeinschaft Franz Romer und Gerald
Weiß grundsolide und seriös nachgerechnet hat. Herr
Niebel, Sie haben in einer „niebelösen“ Äußerung be-
hauptet, wir hätten das Ziel, den Sozialversicherungsbei-
tragssatz bei unter 40 Prozent zu belassen, nicht erreicht.
Als wir nachgerechnet haben, sind wir auf einen Bei-
tragssatz von 39,2 Prozent gekommen.


(Dirk Niebel [FDP]: Zum 1. Januar 2009?)


Nachher werde ich Ihnen dieses wertvolle Dokument
überreichen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Da haben Sie aber falsch gerechnet!)


Dann können Sie gerne nachrechnen und das überprü-
fen.


(Dirk Niebel [FDP]: Die 0,9 Prozent für die Krankenversicherung der Arbeitnehmer haben Sie leider vergessen, Herr Kollege!)


Es blieb einer Weltökonomin, geschult in marxisti-
schem Geist, vorbehalten, einen Zusammenhang zu
leugnen, den die internationale Fachwissenschaft festge-
stellt hat und der im gesamten Spektrum der Lehrmei-
nung unstrittig ist: dass hohe Lohnnebenkosten die Wett-
bewerbsfähigkeit unseres Landes belastet haben und
dass es eine Investition in Beschäftigung ist, die Lohnne-
benkosten sukzessive und wo immer möglich zu senken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein Land, das den größten Teil der sozialen Sicherung
an den Bruttolohn bzw. an Arbeit bindet, hat in wettbe-
werblicher Hinsicht ein Problem, insbesondere im Be-
reich arbeitsintensiver Produktion. Wir haben Herrn
Weise, den Chef der Bundesagentur für Arbeit, gefragt,
wie er die Wirkung der Senkung des Arbeitslosenversi-
cherungsbeitragssatzes von 6,5 Prozent auf 3,3 Prozent,
also um mehr als 3 Prozentpunkte – das ist der Schritt,
den wir jetzt machen; demnächst senken wir ihn sogar
auf 2,8 Prozent –, einschätzt. Er hat uns versichert, dass
diese Maßnahme selbstverständlich eine beachtliche und
positive Arbeitsplatzwirkung hat. Zwar kann man die
Wirkung dieses Schrittes, weil es sich dabei um eine Teil-
ursache handelt, nicht isolieren. Es ist aber unstrittig,
dass dadurch mehrere 100 000 Arbeitsplätze geschaffen
werden.

Die Ergebnisse der Untersuchungen der Fachwissen-
schaft besagen, dass die Reduzierung der Belastung
durch Sozialversicherungsbeiträge um 1 Prozentpunkt
mit 100 000 neuen Arbeitsplätzen belohnt wird. Entge-

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(C (D en dem Ratschlag der Weltökonomin Kornelia Möller ehen wir genau diesen Weg konsequent weiter, um in eutschland Arbeitsplätze zu schaffen. Das ist der rich ige Weg. Jetzt möchte ich mit dem Märchen, dass unser Land n prekären Arbeitsverhältnissen versinkt, aufräumen. rau Möller, lassen wir einmal Zahlen sprechen. Im Beeich der Zeitarbeit gibt es Gutes, Schlechtes, Segensreihes, Probleme und Risiken; all das muss man aufarbeien, und darüber muss man diskutieren. Aber man sollte icht sagen, dass uns eine Welle droht, die den Arbeitsarkt verschlingt, sodass es in Deutschland bald nur och prekäre Arbeitsverhältnisse gibt. Derzeit gibt es 00 000 prekäre Beschäftigungsverhältnisse, doppelt so iele wie vor vier Jahren; das stimmt. Dem möchte ich ine andere Zahl gegenüberstellen: Insgesamt befinden ich heute 28 Millionen Menschen in Deutschland in eiem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverältnis. a können Sie doch nicht sagen, dass das prägende erkmal dieser Volkswirtschaft die Zeitarbeit oder die rekäre Arbeit ist. Sie haben Recht, dass das anders angefangen hat. Am nfang gab es den Aufschwung vor allem im Bereich er Zeitarbeit. In der Gesamtbilanz ist aber mittlerweile estzustellen, dass mehr als die Hälfte der zugewachseen Arbeitsplätze Vollzeitstellen und sozialversicheungspflichtig sind. Es existiert also nicht dieses düstere ild, das Sie hier an die Wand malen. Dieses düstere Bild stimmt übrigens auch nicht mit lick auf die Ressourcen, die wir jetzt weggeben und die an dann für die Arbeitsmarktpolitik nicht mehr zur erfügung hat. Weil es mir wirklich darum geht, dass ir dieser Geschichtsklitterung der Linken entgegentre en, stelle ich fest, dass keine einzige arbeitsmarktpolitiche Maßnahme nicht stattgefunden hat, weil das Geld efehlt hat – keine einzige. Das ist auch kein Wunder; enn die Höhe der zur Verfügung gestellten Mittel ist ja leich geblieben, obwohl wir den Arbeitslosenversicheungsbeitrag so stark gesenkt und damit für eine Gesamtntlastung von 30 Milliarden Euro gesorgt haben. Für Eingliederungsmaßnahmen nach dem SGB III ich sage jetzt einmal vergröbernd: Das ist die klassi che Kurzzeitarbeitslosigkeit – haben wir, obwohl die ahl der Arbeitslosen um Millionen signifikant zurückegangen ist, sowohl in 2006 als auch in 2007 und 2008 eweils 3,3 Milliarden Euro an Mitteln zur Verfügung estellt. Das ist also trotz dieser starken Rückgabe zu iel bezahlter Beiträge gleich geblieben. Zur Arbeitslosigkeit gemäß SGB II, also grob gesagt ur Langzeitarbeitslosigkeit, vulgo Hartz IV: Die Einliederungshilfen bzw. -leistungen betrugen 2006 ,7 Milliarden Euro, 2007 4,8 Milliarden Euro und 2008 ,8 Milliarden Euro. Ich wage die Prognose: Auch im kommenden Jahr ird keine einzige sinnvolle arbeitsmarktspolitische Gerald Weiß Maßnahme unterbleiben müssen, weil das Geld fehlt. Bauen Sie hier doch keinen Popanz auf und folgen Sie dem Weg, den wir Ihnen aufzeigen! Es ist der Weg der Vernunft und hin zu mehr Beschäftigung in Deutschland. Herzlichen Dank. Damit schließe ich die Aussprache. Es ist verabredet, die Vorlagen auf den Drucksachen 16/10806 und 16/10618 an die Ausschüsse zu überweisen, die in der Tagesordnung vorgeschlagen sind. – Damit sind Sie einverstanden. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 6 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung und zur Verbesserung des Verbraucherschutzes bei besonderen Vertriebsformen – Drucksache 16/10734 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Zwischen den Fraktionen ist verabredet, eine Dreiviertelstunde zu debattieren. – Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort gebe ich jetzt als Erstem dem Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Alfred Hartenbach für die Bundesregierung. A Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Unerlaubte Telefonwerbung ist für viele Menschen eine massive Belästigung. Sie ist ein Eingriff in die Privatsphäre und die Ursache für viel Streit darüber, ob am Telefon nun tatsächlich ein Vertrag geschlossen worden ist oder nicht. Insbesondere ältere Menschen leiden unter unseriösem Telefonmarketing und dem Ärger, der damit verbunden ist. Unerlaubte Telefonwerbung ist deshalb eine Herausforderung für den Verbraucherschutz. Sie ist ein Übel, und wir müssen und werden dagegen etwas tun. Ich freue mich, dass wir uns in der Sache grundsätzlich einig sind. Im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher sollten wir jetzt an einem Strang ziehen. Das heißt konkret: Wir sollten den vorliegenden Gesetzentwurf möglichst rasch beschließen. Dieser Gesetzentwurf sieht im Wesentlichen fünf Maßnahmen vor: Erstens wollen wir klarstellen, dass Werbeanrufe nur dann zulässig sind, wenn der Verbraucher vorher aus d f 5 T d n d f l b v w s g b v V D d n e S m o d T u w m s I – W w h K – s R w K (C (D rücklich eingewilligt hat. Bei unerlaubten Werbeanruen kann künftig ein Bußgeld bis zu einer Höhe von 0 000 Euro verhängt werden. Zweitens muss bei Werbeanrufen künftig immer die elefonnummer angezeigt werden. Die Unterdrückung er Rufnummer wird verboten und kann ebenfalls mit eiem Bußgeld geahndet werden. Drittens erweitern wir den Widerruf von Verträgen, ie am Telefon abgeschlossen worden sind. Bei der Lieerung von Zeitschriften oder Wettund Lotteriediensteistungen war der Widerruf nach dem Fernabsatzgesetz isher ausgeschlossen. Das wollen wir ändern. Viertens können Verbraucher künftig bei Fernabsatzerträgen über Dienstleistungen die Verträge so lange iderrufen, bis der Vertrag vollständig erfüllt ist, wenn ie denn zuvor nicht über das Widerrufsrecht ordnungsemäß belehrt worden sind. Fünftens schaffen wir eine Regelung, die vor allem eim Wechsel des Telefonoder Energieanbieters releant ist. Eine Kündigung des alten Vertrages oder die ollmacht hierzu bedürfen in Zukunft der Textform. iese Regelung verhindert, dass der neue Anbieter urch bloßen Zuruf eigenmächtig in das Vertragsverhältis des Verbrauchers mit seinem bisherigen Anbieter ingreift, ohne dass der Verbraucher dies wünscht. Diese Regelungen sorgen für einen umfassenden chutz vor unlauterer Telefonwerbung. Wir schaffen dait Lösungen für alle bekannten Problemfälle, und zwar hne dabei die redlichen Unternehmer zu belasten oder en Geschäftsverkehr zu erschweren. Der ganz überwiegende Teil von Verträgen, die am elefon geschlossen sind, wird heute reibungslos und nkompliziert abgewickelt. Ich meine, das muss auch eiter so bleiben, und deshalb lehnen wir – das Bundesinisterium der Justiz und ich – auch die sogenannte Be tätigungslösung ab. Stellen Sie sich vor, Frau Klöckner, hr Lieblingswinzer ruft Sie an (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Oh ja! Das ist mein Bruder!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





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(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1618627600
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618627700

das weiß ich doch – und empfiehlt seinen neuen Wein.
enn Sie dann am Telefon ein paar Flaschen kaufen,
ollen Sie doch nicht erst eine schriftliche Bestätigung
interherschicken, bevor Ihr Bruder, der Winzer, die
iste absendet.


(Dirk Manzewski [SPD]: Er hat ja die Erlaubnis, sie anzurufen! – Gegenruf der Abg. Julia Klöckner [CDU/CSU]: Genau! Wir haben ein bestehendes Geschäftsverhältnis!)


Sei nicht so kleinlich! Das war ein einprägsames Bei-
piel für alle, die nicht Manzewski und Klöckner heißen.


(Dirk Manzewski [SPD]: Das war ein ganz schlechtes Beispiel!)


Die Bestätigungslösung würde erstens zu erheblicher
echtsunsicherheit führen. Ob ein Vertrag wirksam ist,
ürde davon abhängen, ob der Unternehmer oder der
unde angerufen hat. Wenn der Unternehmer angerufen






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach
hat, dann würde die Wirksamkeit von der Einwilligung
des Verbrauchers abhängen. Wer kann aber nach länge-
rer Zeit noch genau nachweisen, bei wem das Telefon
zuerst geklingelt hat?

Zweitens dürfte die Bestätigungslösung im Ergebnis
zu noch mehr unerwünschten Telefonanrufen führen.
Unseriöse Unternehmen würden versuchen, die Verbrau-
cher durch weitere Anrufe zu der notwendigen Bestäti-
gung zu bringen. Dabei bestünde die weitere Gefahr,
dass unseriöse Unternehmen dem Verbraucher mit einer
vorformulierten Bestätigung dann gleich noch irgend-
welche Vertragsbedingungen unterjubeln könnten.

Drittens würde das Recht völlig unübersichtlich,
wenn wir eine Bestätigungslösung schaffen und an-
schließend weiter den Widerruf des Vertrages ermögli-
chen, wozu wir europarechtlich verpflichtet sind.

Schließlich würde viertens die Bestätigungslösung zu
erheblichen Wertungswidersprüchen führen. Selbst bei
arglistiger Täuschung oder Drohung sind Verträge zu-
nächst wirksam und nur anfechtbar. Verträge aufgrund
unlauterer Telefonwerbung wären dagegen zunächst un-
wirksam und könnten nur durch ihre Bestätigung oder
Annahme in Textform wirksam werden. Das passt nicht
zueinander.

Übrigens ist es auch längst nicht so, dass Verbraucher
bei der Bestätigungslösung – anders als beim Widerruf –
überhaupt nicht aktiv werden müssten. Wenn etwa ein
Anbieter den bisherigen Tarif nach einer telefonischen
Werbung umstellt und den neuen Tarif vom Konto des
Verbrauchers abbucht, muss der Verbraucher sehr wohl
tätig werden, wenn er sein Geld zurückhaben möchte.
Auch Mahnungen, den angeblich vereinbarten Preis end-
lich zu zahlen, lassen nicht alle Verbraucher unbeein-
druckt.

Ich halte daher nichts von einer Bestätigungslösung
und meine, dass unser Gesetzentwurf die Verbraucher
besser schützt und für die Praxis mehr taugt. Vielleicht
rührt die Sympathie für die Bestätigungslösung aus der
Debatte über den Datenmissbrauch her. Dort geht es
auch darum, ob ein Verbraucher der Verwendung seiner
Daten bloß widersprechen kann oder ob er vor deren
Verwendung einwilligen muss. Auch dort sprechen man-
che von einer Bestätigungslösung. Aber es geht hier um
eine vorherige Einwilligung. Bei den Verträgen, die am
Telefon geschlossen werden, gibt es nur einen richtigen
Weg, nämlich mehr Möglichkeiten, solche Verträge zu
widerrufen. Genau diese wollen wir mit unserem Gesetz
schaffen.


(Beifall der Abg. Sabine LeutheusserSchnarrenberger [FDP])


Ich bin sicher, dass wir hier auf einem guten, auf dem
richtigen Weg sind.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Die Kollegin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat etzt das Wort für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol egen! Im Juni dieses Jahres haben wir das erste Mal ber einen Antrag der FDP genau zu diesem Thema deattiert. Nach der Rede von Herrn Hartenbach muss ich eststellen: Die jetzige Debatte ähnelt der damaligen ehr. Genau die Problempunkte, die heute eine Rolle pielen, haben wir damals angesprochen. Um gleich auf en Punkt zu kommen, mit dem Sie sich am intensivsten efasst haben, Herr Hartenbach, nämlich ob es eine chriftliche Bestätigung geben soll oder nicht: Herr anzewski, ich erinnere daran, dass Sie damals die FDP eschimpft und gesagt haben, wie wenig konsequent sie ei, weil sie eine schriftliche Bestätigung in ihren Antrag icht aufgenommen habe. (Dirk Manzewski [SPD]: Nicht beschimpft, kritisiert!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618627800
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1618627900

n anderen Punkten haben Sie angeblich Widersprüch-
ichkeiten entdeckt. Was lese ich nun? Der Gesetzent-
urf der Bundesregierung deckt sich in weiten Teilen
it dem damaligen Antrag der FDP.

Herr Hartenbach, Sie haben das Pro und Kontra – Sie
aren vor allem bei den Argumenten für das Kontra
berzeugend – zur schriftlichen Bestätigung vorgetra-
en; das muss ich nicht wiederholen. Ich bin mir aber si-
her, dass gerade dieser Punkt in der Anhörung, die wir
eute im Rechtsausschuss zu diesem Thema beschlossen
aben, eine wichtige Rolle spielen wird.

Insgesamt teile ich Ihre Einschätzung, Herr Hartenbach,
ass es in vielen Einzelpunkten Übereinstimmung über
ie Fraktionsgrenzen hinweg gibt. Es besteht dringender
andlungsbedarf. Die Zahl der Belästigungen, denen
an selbst ausgesetzt ist – man muss nicht unbedingt in

ein Wahlkreisbüro gehen, sondern nur ausnahmsweise
m Wochenende zu Hause sein –, nimmt zu. Es kann
assieren, dass man sechs- bis achtmal wegen irgend-
elcher Lotterien, Zeitungen oder sonstiger Dinge be-
elligt wird. Da man am Display nicht immer erkennen
ann, wer anruft, nimmt man den Anruf an, obwohl man
ls Abgeordnete vielleicht schon einen geschärften Blick
at. Es ist also ganz entscheidend, dass es keine Ruf-
ummerunterdrückung mehr geben wird. Es wäre schön,
enn es eine einheitliche Vorwahlnummer gäbe. Das ist
on Ihnen, Herr Manzewski, in der Debatte im Juni als
in guter Vorschlag bezeichnet worden. Ich hoffe, dass
ir in der Anhörung über das Pro und Kontra dieses Vor-

chlags – ich sehe nur wenige Argumente für ein Kontra –
ebattieren werden.

Wir verfolgen doch ein gemeinsames Ziel: Was kön-
en wir tun, um Verbraucherinnen und Verbraucher bes-
er zu schützen? Das geltende Recht, das Gesetz gegen
en unlauteren Wettbewerb, das bereits bestimmte
andlungen für unzulässig erklärt, reicht nicht aus und
reift nicht. Sonst nähme die Zahl der Behelligungen
urch unseriöse Einrichtungen nicht ständig zu. Wenn






(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
man den Zahlen, die die Verbraucherzentralen länderbe-
zogen zusammengestellt haben, trauen kann, dann muss
man feststellen, dass die Zahl der kritisierten und wohl
nicht erlaubten Telefonanrufe, um Verträge abzuschlie-
ßen und Werbung zu betreiben, ohne dass vorher eine
Einwilligung vorliegt, eindeutig im fünfstelligen Bereich
bzw. in der gesamten Bundesrepublik sogar im sechs-
stelligen Bereich liegt.

Deshalb: Der mündige Verbraucher ist wichtig, Ver-
braucheraufklärung und Verbraucherbildung sind wich-
tig, aber wenn es nicht gewisse gesetzliche Instrumenta-
rien gibt, dann bleibt Verbraucherschutz ein leeres
Versprechen. Es ist schade, dass heute nicht auch Ver-
braucherinnen und Verbraucher über uns Abgeordnete
hinaus hier sitzen, damit sie sehen, wie intensiv wir uns
mit diesen Fragen beschäftigen,


(Beifall bei der FDP)


die übrigens schon Bundesminister Seehofer, als er auch
noch für Verbraucherschutz zuständig war, beschäftigt
haben. Damals ging es noch um die Ankündigung von
Gesetzentwürfen; jetzt sind wir Gott sei Dank in der
Phase der Konkretisierung.

Ich teile die Einschätzung des Justizministeriums,
dass gerade dem Widerrufsrecht, und zwar dem ausge-
dehnten Widerrufsrecht, der Verbraucherinnen und Ver-
braucher entscheidende Bedeutung zukommt; denn es
gibt Gesetzeslücken, nicht nur was die Anwendung und
die Möglichkeit, überhaupt ein Widerrufsrecht ausüben
zu können, angeht; es gibt vielmehr auch Lücken bei der
Frage, wie lange dieses Widerrufsrecht gilt, damit eben
bei Fernabsatzverträgen in anderen Bereichen dieses Wi-
derrufsrecht der Verbraucherin oder des Verbrauchers
nicht bei Erfüllung des Vertrages schon vor Ablauf der
Frist erlischt. Hier Korrekturen vorzunehmen, halte ich
für ganz entscheidend. Wir unterstützen in diesem Punkt
die Vorschläge, die in dem Gesetzentwurf formuliert
worden sind.

Mein Glaube an die Abschreckungswirkung von Buß-
geldern und neuen Ordnungswidrigkeitstatbeständen ist
extrem begrenzt. Ich glaube auch nicht, dass gerade die,
die wir vielleicht im Blickfeld haben, also diejenigen,
die wirklich unerlaubte Telefonwerbung vornehmen,
sich von Bußgeldern bis zu einer Höhe von 50 000 Euro
abschrecken lassen werden.


(Zuruf von der FDP: Sehr wahr!)


Daher ist das ein Aspekt in dem vorgelegten Gesetzent-
wurf, den wir als Liberale deutlich hinterfragen werden.


(Beifall bei der FDP)


Aber im Großen und Ganzen kann ich konstatieren:
Wir werden uns sehr konstruktiv in die Beratungen ein-
bringen. Unser Antrag deckt sich in vielen Punkten mit
dem, was heute als Gesetzentwurf vorliegt. Ich teile die
Meinung, dass dieses Gesetzgebungsverfahren sehr in-
tensiv, sehr sachlich, aber auch in einem überschaubaren
Zeitraum durchgeführt werden sollte, und zwar allein
schon, weil wir Änderungen im Zusammenhang mit Än-
derungen im UWG – § 7 – beschlossen haben, die die
unerlaubten Telefonanrufe betreffen. Es sollte kein allzu

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(C (D roßer Zeitraum zwischen dem Inkrafttreten dieses Geetzes und dem, was wir hier beraten, liegen; denn das ient der Verbrauchersicherheit. Recht herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP – Julia Klöckner [CDU/ CSU]: Das war jetzt gar nicht schlecht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618628000

Der Kollege Dr. Günter Krings spricht jetzt für die

DU/CSU-Fraktion.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)



Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1618628100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich brenne schon darauf, zu erfahren, was der
uslöser der Heiterkeit in den Reihen meiner Fraktion

st. Aber da muss ich mich noch neun Minuten gedulden.
ie neun Minuten will ich gerne mit einigen Bemerkun-
en zu dem jetzt vorliegenden Gesetzentwurf ausfüllen.

Bei Anruf Werbung – so hat dieses Phänomen vor ei-
igen Wochen eine große deutsche Zeitung beschrieben
nd mit der Schlagzeile offenbar auf den berühmten
itchcock-Film angespielt. Natürlich sind die Folgen
es Anrufs bei Werbung nicht ganz so fatal und letal wie
ei Hitchcock, allerdings eine Parallele gibt es: Auch
erbung ist nervtötend. Wir haben gerade 20.20 Uhr

nd befinden uns in einer Stunde, in der in vielen deut-
chen Haushalten das Telefon klingelt, was wahrlich
eine Begeisterung auslöst. Diese Anrufe stehlen Zeit.
abei werden zum Teil Verträge untergeschoben, und
or allem ältere Menschen werden durch solche Anrufe
berrumpelt.

Die Zahlen sprechen für sich. Für das Jahr 2006 geht
an von etwa 220 Millionen Anrufen aus. Die sind na-

ürlich nicht alle illegal, aber viele davon. Die Tendenz
st steigend. Laut einer Forsa-Umfrage sollen sich
6 Prozent der Angerufenen belästigt fühlen.

Eine der Hauptforderungen der Union war es, einen
rdnungswidrigkeitstatbestand einzufügen. Er mag
icht in allen Fällen ausreichend helfen, aber er ist ein
lares Unwerturteil des Gesetzgebers. Hierfür haben wir
inen Rahmen von bis zu 50 000 Euro vorgesehen. Man
ann sich darüber streiten, ob es zumindest erwägens-
ert ist, mit Bußgeldern bis zu 250 000 Euro in Rich-

ung des Vorschlags des Bundesrates zu gehen. Meines
rachtens müssen wir im Ordnungswidrigkeitenrecht al-

erdings auch systemkonform bleiben. Beispielsweise
ieht § 119 Ordnungswidrigkeitengesetz vor, dass selbst
rob anstößige und belästigende Handlungen mit einer
trafe von maximal 10 000 Euro belegt werden. Ir-
endwo muss es also auch im Rahmen des sonstigen
ystems der Ahndung von Ordnungswidrigkeiten blei-
en.

Wichtig ist auch, dass der genervte Angerufene, der
enervte Bürger jetzt erstmalig einen vernünftigen An-
prechpartner in Gestalt der Bundesnetzagentur hat, an
en er seine Beschwerden richten kann.






(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings
Ein Streitpunkt ist natürlich auch, wann angerufen
werden darf, wie wir also die weißen von den schwarzen
Schafen trennen. Dies ist insofern wichtig, als die Mehr-
zahl aller Callcenter, die Mehrzahl aller Anrufer selbst-
verständlich weiße Schafe sind, die durchaus aufgrund
von Einwilligungen agieren; aber es gibt eben auch an-
dere. Wo liegt die Grenze?

Zurzeit bestehen zu viele Schlupflöcher – darüber
sind wir uns wohl alle einig –, weil eben nach jetziger
Gesetzeslage keine ausdrückliche Einwilligung gefor-
dert ist. Deshalb sagt der Regierungsentwurf dazu ganz
klar: Es muss eine ausdrückliche Einwilligung vorlie-
gen. Der Bundesrat geht sogar noch ein Stück weiter und
spricht von schriftlicher Einwilligung. Meiner Auffas-
sung nach sollten wir ganz offen darüber diskutieren,
was hier die bessere Formulierung ist. Gelegenheit dazu
wird es im Beratungsverfahren geben.

Ein weiterer Punkt wurde angesprochen: Was ist denn
bei Verträgen, die dann doch am Telefon, nach unerbete-
nen Anrufen, zustande kommen? Sollen diese Willens-
erklärungen seitens des Verbrauchers schriftlich bestätigt
werden müssen? Auch dies ist eine Idee des Bundes-
rates. Das Bundesjustizministerium hat eben wieder in
Gestalt von Herrn Staatssekretär Hartenbach dagegen ar-
gumentiert, meines Erachtens in der Sache überzeugend.

Es gibt ein wichtiges systematisches Argument gegen
das Vorhaben des Bundesrates: Hier würde eine Rege-
lung über das Zustandekommen von Verträgen in ein
Spezialgesetz, in das Gesetz gegen den unlauteren Wett-
bewerb, hineingegeben werden.

Wir haben vor einigen Jahren im Deutschen Bundestag
große Anstrengungen unternommen, um die Regelungen
vieler Spezialgesetze, gerade verbraucherschützender
Spezialgesetze, ins BGB zurückzuholen: das Verbrau-
cherkreditgesetz, das Haustürwiderrufsgesetz und an-
dere. Wir wollten mehr Transparenz, mehr Klarheit ha-
ben, wollten all diese Dinge an einer zentralen Stelle für
den Verbraucher nachlesbar haben, nämlich im BGB.
Dies nunmehr wieder in Spezialgesetze auszulagern, die
nichts mit dem Zustandekommen von Verträgen zu tun
haben, ist in der Sache kein richtiger Schritt. Es gibt
noch viele Fragen: Was ist denn in der Schwebezeit ei-
nes solchen Vertrages, wenn der Unternehmer die Bestä-
tigung noch nicht angefragt, der Verbraucher den Vertrag
noch nicht bestätigt hat? Ist dann zumindest der Unter-
nehmer an sein Angebot gebunden, oder muss der Ver-
braucher sich gefallen lassen, dass der Unternehmer die-
ses Angebot vielleicht sogar wieder zurückzieht? Wenn
das so wäre, bekäme er mit einem solchen Gesetz Steine
statt Brot. Besser ist daher die Regelung, die der Regie-
rungsentwurf vorsieht: ein starkes Widerrufsrecht, das
ausgeweitet wird und das selbstverständlich erst mit der
schriftlichen Bestätigung beginnt.

Ein weiteres Problemfeld besteht insbesondere bei
Abonnements und Dauerleistungsverträgen. Hier geht
das Widerrufsrecht praktisch leider vielfach ins Leere.
Nach jetziger Regelung erlischt das Widerrufsrecht,
wenn eine Seite geleistet hat, der Unternehmer also die
erste Zeitschrift zugeschickt hat, damit begonnen hat,

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(C (D elefondienstleistungen anzubieten. Der Regierungsenturf sieht hier insofern eine Verbesserung vor, als dieses iderrufsrecht künftig fortbestehen soll, bis beide Sei en mit der Leistung begonnen haben, bis also auch der erbraucher seine erste Rate bezahlt hat. Dies ist übriens auch an systematisch geeigneter Stelle geregelt, im esetz über Fernabsatzverträge, das inzwischen Teil des ürgerlichen Gesetzbuches ist. Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit Dauerieferungen, also Telekommunikationsleistungen, Stromieferungen und Ähnlichem, sind die ungewollten Anieterwechsel. Sie bekommen den Anruf, lassen sich im elefonat überreden oder überzeugen, Sie wechseln den nbieter oder Ihnen wird vielleicht sogar nur ein Vertrag ntergeschoben. Was passiert, wenn Sie zu Ihrem alten nbieter, zum Beispiel zum alten Telefonanbieter, zu ückwollen? Der neue Anbieter muss Sie sozusagen freieben, obwohl der alte Vertrag gekündigt bleibt. Das rgebnis kann sein, dass man nachher ganz ohne Tele onanbieter und mit einer toten Leitung dasteht. Wenn an es etwas ironisch formulieren würde, könnte man agen: Man hat gar kein Telefon mehr, und das ist sozuagen der wirksamste Schutz gegen Werbeanrufe. Aber atürlich ist das ein Schutz, den wir alle nicht wollen nd an den wir nicht gedacht haben. Deswegen lautet die ösung – sie ist, wie ich finde, sehr praxisorientiert –: Ein irksamer Schutz vor Werbeanrufen besteht darin, dass ie Kündigung in einer schriftlichen Form erfolgen uss. Hier herrscht eben ein besonderes Schutzbedürf is, und von daher gibt es eine besondere Rechtsfolge. Ich glaube, es ist deutlich geworden: Der Regierungsntwurf bietet eine gute Vorlage, um den Verbraucher esser vor unerbetenen Anrufen zu schützen. Das Verot, das wir vor einigen Jahren im Gesetz verankert haen – ebenfalls nach langer Diskussion; das will ich beonen –, musste nun noch effektiv durchgesetzt werden. in Verbot, das nur auf dem Papier des Gesetzblattes xistiert, bringt nichts. Wir müssen es in der Praxis efektiv durchsetzen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Danke schön. Genau ein Applaus pro Rede muss sein,
inde ich. – Dazu liegen gute Vorschläge vor.

Wir haben jetzt im Rechtsausschuss in Kooperation
it den mitberatenden Ausschüssen, vor allem mit dem
erbraucherschutzausschuss, noch die Möglichkeit, über
inzelheiten ausführlich zu sprechen. Ich gehe davon
us, dass das in Form von Anhörungen oder erweiterten
erichterstattergesprächen geschehen wird. Jedenfalls
aben wir hier es – quer durch alle interessierten Aus-
chüsse – in der Hand, die Landplage der unerwünschten
elefonanrufe einzudämmen. Ich biete an und freue
ich auf eine konstruktive Zusammenarbeit.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618628200

Karin Binder hat jetzt das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1618628300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat im August
2007 eine repräsentative Forsa-Umfrage vorgelegt, die
hier heute schon angesprochen worden ist. Danach wur-
den 64 Prozent der Befragten schon mindestens einmal
ohne ihre Einwilligung von einem Unternehmen angeru-
fen. Bei den über 65-Jährigen waren es 78 Prozent. Das
zeigt, wer vor allem betroffen ist. 86 von 100 Befragten
fühlten oder fühlen sich durch unlautere Telefonwerbung
belästigt. Bereits im Juli 2007 habe ich in diesem Hause
auf die Folgen dieser unerwünschten Anrufe hingewie-
sen. Insbesondere ältere Menschen werden durch diese
unlauteren Werbemethoden oft über den Tisch gezogen
und verfangen sich in Verträgen, die sie unter reellen Be-
dingungen nicht abgeschlossen hätten. Auch unerfah-
rene jüngere Kunden oder Menschen mit Migrationshin-
tergrund und Sprachschwierigkeiten gehen in diese
Telefonfalle und wissen sich hinterher nicht mehr zu
wehren.

Seit geraumer Zeit sind wir uns mit vielen anderen
verbraucherpolitischen Akteuren einig, dass hier etwas
passieren muss. Auch die Regierungskoalition hat dies
erkannt und aufgenommen. Wer jedoch nun angenom-
men hat, dass die Regierung daraus rasche Schlussfolge-
rungen ziehen würde, wurde enttäuscht. Es hat mehr als
zwei Jahre gedauert. Es wurde herumgedoktert, um nun
wieder einmal mehr ein halbherziges Ergebnis zu prä-
sentieren.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ach ja! Das ist immer so destruktiv!)


Blicken wir noch einmal zurück: Im Januar 2007
stellte der VZBV fest, dass die Zahl unerbetener Werbe-
anrufe seit Inkrafttreten des gesetzlichen Verbotes sogar
noch angestiegen war. Im ersten Quartal 2006 wurden
offenbar 82,6 Millionen unaufgeforderte telefonische
Werbekontakte festgestellt. Das bedeutet 800 000 An-
rufe pro Tag. In der Zwischenzeit sind zwei Jahre ver-
gangen. Wir können davon ausgehen, dass sich an dieser
Situation und an der Zahl dieser Anrufe nicht viel verän-
dert hat.

Nun liegt uns ein Gesetzentwurf vor. Wir begrüßen es
ausdrücklich, dass nach langwieriger Abstimmung zwi-
schen Justizministerium und Verbraucherschutzministe-
rium endlich ein Vorschlag auf dem Tisch liegt. Es wur-
den auch einige Verbesserungen am ursprünglichen
Entwurf vorgenommen. Unter anderem muss bei Werbe-
anrufen jetzt wirklich die Rufnummer des Anrufenden
angezeigt werden. Auch die Widerrufsrechte werden
ausgeweitet, womit ein besserer Schutz der Verbrauche-
rinnen und Verbraucher vor Kostenfallen auch im Inter-
nethandel erreicht werden soll.

Aber ich stelle fest, dass wesentliche Änderungsvor-
schläge, insbesondere von der Verbraucherzentrale Bun-

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(C (D esverband und auch von der Konferenz der Verbrauherschutzminister der Länder, keinen Eingang efunden haben. Die Regierung muss sich schon fragen assen, warum der Gesetzentwurf gerade die Maßnahen ausspart, die im Sinne der Verbraucherinnen und erbraucher m wirkungsvollsten die werde ich Ihnen gleich sagen – (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ich kann es kaum erwarten!)


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Welche denn?)


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Welche denn?)


egen die telefonische Dauerbelästigung wären.

Es geht vor allem darum, die Menschen überhaupt vor
olchen unlauteren Anrufen zu schützen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wie denn?)


s handelt sich um ein Eindringen in die Privatsphäre
er Wohnung. Die Unannehmlichkeiten, die sich daraus
rgeben können, sollten gar nicht erst entstehen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Wie denn? Schnur durchschneiden oder was?)


Bitte gedulden Sie sich, liebe Kollegin.

Ich fand die Erklärungen von Herrn Staatssekretär
artenbach nicht sehr logisch.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Doch!)


ie Telefonanrufe kommen trotz Widerrufsrechts oder
iderruffrist und Ähnlichem in die Wohnungen. Die
aßnahmen, die möglich wären, ergreifen Sie nicht.

Ich möchte zwei zentrale Defizite aufzeigen. Verträge
us unerwünschten Werbeanrufen müssen nichtig sein,
olange der Kunde sie nicht schriftlich bestätigt hat. Sie
erden aber nicht nichtig. Sie gestatten, dass unlautere
erbeanrufe zu Verträgen führen. Die Menschen müs-

en aktiv werden, wenn sie diese Verträge nicht haben
ollen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Was ist, wenn einer kein Fax hat?)


mgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Leute, die den
ertrag haben wollen, können aktiv werden. Sie haben
icht das Problem, dass sie aufgrund fehlenden Ver-
tändnisses für solche Geschäfte möglicherweise Fehler
achen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das verstehe ich nicht!)


ieser Standpunkt wird auch von den Verbraucher-
chutzministern der Länder vertreten.

Die Bundesregierung will die telefonischen Vertrags-
bschlüsse jedoch weiter dulden und ein 14-tägiges Wi-
errufsrecht ohne Angabe von Gründen einräumen. Das
st wenigstens was – das gestehe ich zu –, aber in meinen
ugen ist das nicht das Optimale.






(A) )



(B) )


Karin Binder
Der zweite große Mangel ist das viel zu niedrige Buß-
geld. Frau Leutheusser-Schnarrenberger, ich gebe Ihnen
recht: 10 000 bis 50 000 Euro Bußgeld reißen es nicht.
Das zahlen die Unternehmen aus der Portokasse. Das ist
in meinen Augen ein großer Fehler. Wenn die Verbrau-
cherzentrale Bundesverband schon heutzutage Unterlas-
sungserklärungen erwirkt, bei denen im Falle des Versto-
ßes 250 000 Euro Ordnungsgeld zu zahlen sind, dann
frage ich mich, wieso die Regierung das Bußgeld für die
Unternehmen auf 10 000 bis maximal 50 000 Euro redu-
zieren will. Aus unserer Sicht wäre die Gewinnabschöp-
fung die einzig wirksame Maßnahme, die Maßnahme,
die tatsächlich wehtäte und verhindern würde, dass un-
lautere Anrufe stattfinden.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618628400

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618628500

Wenn die Firmen davon ausgehen müssen, dass es

wehtut, dann werden sie es bleiben lassen. Nur so sortie-
ren wir die schwarzen Schafe aus.

Damit beende ich meinen Beitrag und bedanke mich
für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618628600

Jetzt spricht Nicole Maisch für Bündnis 90/Die Grü-

nen.


Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618628700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Staatssekretär! Frau Staatssekretärin!
Wir haben in der Debatte gehört: Gegen das gesetzliche
Verbot der Telefonwerbung wird täglich tausendfach
verstoßen. Ein Großteil der Bevölkerung, darunter auch
Frau Leutheusser-Schnarrenberger, fühlt sich durch
diese unerlaubten Telefonanrufe belästigt und in der Pri-
vatsphäre gestört.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Noch schlimmer als die Belästigung durch Telefonan-
rufe ist jedoch der Schaden, der durch untergeschobene
Verträge zustande kommt, also Abzocke durch Werbean-
rufe.

Sie alle bekommen, wenn Sie sich mit Verbraucher-
schutz beschäftigen, Briefe des Inhalts in Ihr Wahlkreis-
büro: Eine alte Frau, die nicht einmal einen Computer
besitzt, hat einen Vertrag über eine Internet-Flatrate ab-
geschlossen. Kunden, die glauben, sie hätten mit der Te-
lekom telefoniert, haben danach einen zweiten Telefon-
vertrag mit einem dubiosen Anbieter am Hals. – Hier
bestand dringend Handlungsbedarf. Es hat lange gedau-
ert. Aber jetzt hat uns die Bundesregierung etwas vorge-
legt.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Eine gute Regierung!)


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(C (D Verbraucherinnen und Verbraucher haben das Nachehen, wenn sie ungewollte Telefonoder Lotterieverräge haben. Die sind zwar laut UWG verboten, aber das indert viele Unternehmen nicht daran, diese Form der erbung weiterzubetreiben und dann damit Profite zu achen. Das heißt, es liegt ein illegales Verhalten vor, nd das wird im Zweifelsfall auch noch dadurch belohnt, ass rechtsgültige Verträge abgeschlossen werden. ie Scherereien haben dann die Verbraucherinnen und erbraucher am Hals; denn sie müssen sich darum kümern, etwas wieder loszuwerden, was sie eigentlich nie aben wollten. Deshalb haben wir Grünen, die Verbrauherverbände und auch einige Bundesländer immer wieer darauf verwiesen, dass es notwendig ist, im Gesetz u verankern, dass solche Verträge nur durch eine chriftliche Bestätigung zustande kommen. Auch Horst eehofer hat uns an verschiedener Stelle immer wieder ersprochen, dass wir auf einem guten Weg hin zur geetzlichen Verankerung dieser schriftlichen Bestätigung eien. Die Bundesregierung hat in dem vorliegenden Geetzentwurf leider nichts zur Frage der schriftlichen Betätigung gesagt, (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hört! Hört!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Stimmt ja auch!)


ber – das müssen ja auch wir Grüne als Oppositions-
artei anerkennen – einiges hat sich schon verbessert:

Die Einführung eines Bußgeldes bei Rufnummernun-
erdrückung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Lei-
er ist es in der Realität so, dass es schwer nachweisbar
st, dass wirklich eine Rufnummer unterdrückt wurde.
ch mache ja kein Beweisfoto vom Display meines Han-
ys, wenn ich angerufen werde.

Ein wirklich sehr guter Aspekt ist, dass Zeitschrif-
enabos und Lotteriedienstleistungen in Zukunft auch
iderrufen werden können. Ich kann Ihnen ein kleines
eispiel aus der Zeit nennen, als ich noch kein Geld und
einen Fernseher hatte: Nach dem Anruf eines sehr elo-
uenten Herrn von TV Spielfilm hatte ich plötzlich eine
ernsehzeitschrift abonniert.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Und seine Handynummer?)


Richtig ist auch, dass in Zukunft ein Bußgeld in Höhe
on bis zu 50 000 Euro bei einem Verstoß gegen das
erbot von unerlaubten Werbeanrufen gesetzlich vorge-
ehen ist.

Man muss aber sagen: Das eigentliche Problem wird
icht angegangen. Verbraucherinnen und Verbraucher
erden nämlich weiterhin nicht wirksam vor Abzocke
eschützt. Das würde nur funktionieren, wenn man die
ösung mit einer verpflichtenden schriftlichen Bestäti-
ung wählen würde. Dieser Ansatz wirkt präventiv. So
önnte dafür gesorgt werden, dass Verbraucherinnen und
erbraucher nicht hinterher Scherereien damit haben,






(A) )



(B) )


Nicole Maisch
wie sie Verträge, die sie gar nicht wollten, wieder los-
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesländer NRW und Bremen haben das Pro-
blem erkannt und haben jeweils mit Unterstützung der
Union den Weg hin zur gesetzlichen Verankerung einer
schriftlichen Bestätigung eingeschlagen. Man kann der
neuen Verbraucherschutzministerin nur sagen, hier hätte
sie die Chance, ein deutliches Zeichen für den Verbrau-
cherschutz zu setzen. Ich fordere sie deshalb auf – sie
wird es im Protokoll nachlesen können –, sich so, wie es
ihr Vorgänger angekündigt hat, für die gesetzliche Ver-
ankerung einer schriftlichen Bestätigung einzusetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang möchte ich gerne Margaret
Thatcher zitieren. Ich zitiere ja gerne konservative Poli-
tiker.


(Beifall des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/ CSU])


Sie sagte nämlich: If you want anything said – ask a
man. If you want something done – ask a woman.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das stimmt! Aber warum hat Frau Künast dann nichts auf den Weg gebracht?)


Horst Seehofer hat über die Frage der schriftlichen Be-
stätigung geredet. Es ist jetzt an Frau Aigner, zu handeln.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618628800

Dirk Manzewski hat jetzt das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618628900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Freunde der Rechtspolitik!


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Der Verbraucherpolitik!)


Es ist ein schöner Tag für mich heute, und zwar deshalb,
weil ich feststellen kann, dass sich im Grunde genom-
men alle fraktionsübergreifend mit diesem Thema be-
schäftigen. Das erfreut mich. Es ist nämlich noch gar
nicht so lange her, dass das hier im Hause völlig anders
war. Dass wir uns nun überhaupt darüber unterhalten, hat
etwas damit zu tun, dass wir Regularien haben, die deut-
lich machen, dass Telefonwerbung nicht erlaubt ist. Das
ist Rot-Grün zu verdanken: Die Regularien wurden näm-
lich damals gegen den erheblichen Widerstand anderer
Fraktionen eingeführt. Ich schaue hierbei insbesondere
ganz nach rechts.


(Zuruf von der SPD: Genau!)


Es ist ja berechtigt, dass jetzt alle Fraktionen diese Auf-
fassung teilen. Es ist ja wirklich so, dass sich uner-

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(C (D ünschte Telefonwerbung für die Verbraucher in letzter eit zu einer immer schlimmer werdenden Belästigung ntwickelt hat. Insbesondere die Zahl der in diesem Zuammenhang untergeschobenen Verträge, bei denen einach ein Vertragsschluss behauptet wird, hat extrem zuenommen. Das gilt insbesondere für die angeblichen echsel von Stromoder Telefonanbietern. Es ist richtig, dass sich die Bundesregierung dieser roblematik angenommen hat. Sie will diese lösen, inem sie beim Widerrufsrecht ansetzt und es in der Form eu regelt, dass es nicht gleich durch die erstmalige nanspruchnahme einer Dienstleistung erlischt. In der ergangenheit war es ja oft vorgekommen, dass Verraucher erst durch zugesandte vermeintliche Auftragsestätigungen darauf aufmerksam gemacht wurden, dass hre telefonische Einwilligung zur Zusendung von Infor ationsmaterial einfach frech als Vertragsschluss ausgeegt worden ist und ihr Widerrufsrecht zwischenzeitlich, eil sie beispielsweise schon unbemerkt ein anderes Te efonnetz nutzten, entfallen war. Ergänzt werden soll diese Maßnahme der Bundesreierung dadurch, dass von nun an die Kündigung eines olchen Dauerschuldverhältnisses bzw. die Vollmacht ierzu der Schriftform bedarf. Dies lässt mich erneut die Frage aufwerfen – Herr ollege Hartenbach hat schon im Vorfeld darauf re giert –, warum wir die aufgrund eines Cold Calls fernündlich abgeschlossenen Verträge nicht grundsätzlich om Kunden bestätigen lassen. Worum geht es dem Teefonwerber letztlich? Es geht ihm um den Abschluss eies Vertrages. Setzen wir grundsätzlich bei dessen Wirkamkeit an, dann werden wir feststellen, wie schnell iese Werbeanrufe uninteressant werden. Man muss eies deutlich sagen: Die Telefonwerber setzen doch geade darauf, dass den Betroffenen die ihnen zustehenden egularien nicht bekannt sind oder dass sie sie nicht ein etzen. Das wird von vornherein mit einkalkuliert. Nun wird entgegengehalten – der Herr Staatssekretär at das gemacht, weil er genau wusste, was ich hier ausühren werde –, dass eine solche Regelung dem Gechäftsverkehr abträglich sei und es schwer zu beweisen ei, ob es sich hierbei um einen Cold Call handelt. Er hat llerdings schlechte Beispiele gewählt; denn ich gehe avon aus, Frau Klöckner, dass Ihr Bruder die Erlaubnis at, Sie anzurufen. (Julia Klöckner [CDU/CSU]: Nein, ich rufe an, damit er weiß, dass ich wieder etwas brauche!)


ch gehe auch davon aus – so schätze ich Ihre Familie
in –, dass Ihr Bruder nur Kunden anruft,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Die sind seriös! Die wählen CDU!)


on denen er vorher die Einwilligung dazu erhalten hat.

Ich frage Sie ernsthaft, Herr Staatssekretär: Was ist
enn der schriftliche Nachweis für die Kündigung des
lten Vertrages im Zusammenhang mit dem Wechsel ei-
es Dauerschuldverhältnisses – ich sage ausdrücklich: in
chriftform – anderes als eine solche Bestätigung des






(A) )



(B) )


Dirk Manzewski
Willens des Kunden? Warum soll das, was bei der Mehr-
zahl der unerlaubten Werbeanrufe möglich ist, nicht all-
gemein Gültigkeit erhalten? Das verstehe ich nicht.

Wir reden – auch das ist nicht ganz deutlich gewor-
den – hier wie dort nur von Verträgen, die aufgrund so-
genannter Cold Calls, also nur durch unerwünschte An-
rufe durch den Werbenden zustande gekommen sind. Im
Streitfall ist es völlig anders, als Sie es dargelegt haben.
Im Streitfall müsste nämlich zunächst der Werbende, der
sich auf die Gültigkeit eines Vertrages beruft, beweisen,
dass eine Einwilligung zum Anruf bestand bzw. der Ver-
braucher derjenige gewesen ist, der ihn zuvor angerufen
hat.

Wenn ich lese – das wurde auch von Ihnen vorgetra-
gen –, dass sanktionsrechtlich Werbeanrufe von jetzt an
nur noch erlaubt sein sollen, wenn zuvor eine ausdrück-
liche Einwilligung hierzu vom Kunden erteilt worden ist
– sanktionsrechtlich soll eine konkludente Einwilligung
also nicht mehr ausreichen –, dann geht auch das – seien
wir ehrlich – genau in diese Richtung.

Im Übrigen würden wir hierdurch das Paradoxon ver-
meiden, dass der unerlaubte Werbeanruf einerseits mit
einem Bußgeld sanktioniert wird, andererseits aber das
gegebenenfalls negative Rechtsgeschäft für den Verbrau-
cher zunächst gültig bleibt und nicht von Anfang an un-
wirksam ist.

Ich sage auch deutlich, dass ich zugegebenermaßen
eine Art Déjà-vu empfinde. Wenn wir nämlich das beste-
hende Widerrufs- und Rückgaberecht nunmehr auch auf
Verträge zur Lieferung von Zeitungen und Zeitschriften
oder zur Erbringung von Lottodienstleistungen auswei-
ten, dann finde ich das richtig, zumal ich schon in der
Vergangenheit darauf hingewiesen habe und auch die
Ungleichbehandlung moniert habe. Ich erinnere mich al-
lerdings dunkel daran, dass auch dies seinerzeit als nicht
praktikabel und dem geschäftlichen Verkehr abträglich
dargestellt worden war.

Lassen Sie mich abschließend noch einen weiteren
Punkt ansprechen. Wenn die Bundesregierung nun die
Verpflichtung zur Rufnummernanzeige vorschlägt, dann
mag dies sicherlich helfen, um den Initiator des Anrufs
zu identifizieren. Ich befürchte allerdings, dass die An-
gerufenen gleichwohl nicht die Verbraucherschutzver-
bände informieren werden, da dies – bei allem Ärger
über den Anruf und unabhängig von der Beweisfrage,
wer angerufen hat – für sie mit weiterem Aufwand ver-
bunden ist.

Es wurde auch nicht angesprochen – das haben wir in
internen Gesprächen von Fachleuten erfahren –, dass
Rufnummernanzeigen manipuliert werden können. Von
daher wird das Vorhaben insbesondere dann nicht wei-
terhelfen, wenn sich der Anrufer im Ausland aufhält,
was uns in der Zukunft verstärkt erwarten wird. In die-
sem Zusammenhang finde ich den Vorschlag übrigens
nicht gut, dass statt der Nummer des Callcenters auch
diejenige des Auftraggebers im Display erscheinen
kann. Abgesehen davon, dass es den Verbraucherschutz-
verbänden oder Mitbewerbern meiner Auffassung nach
nicht zuzumuten ist, den Streit darüber auszutragen, ob

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(C (D atsächlich die Beauftragung eines Callcenters erfolgt ist nd, wenn ja, in welchem Umfang, will ich die Callcener nicht aus der Verantwortung entlassen; denn sie haen meiner Auffassung nach mit ihrem Auftraggeber orab abzuklären, ob es sich um einen Cold Call handelt. enn – da beißt die Maus keinen Faden ab – es sind etztendlich die Callcenter, die diese belästigenden Anufe tätigen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben verschieene Gesetzentwürfe, übrigens auch einen Antrag der rünen. Diesen haben Sie vorhin gar nicht erwähnt, Frau ollegin. Wir haben den Antrag der FDP-Fraktion, der eilweise wortgleich ist mit dem jetzigen Vorschlag der undesregierung. Das hat mich schon sehr interessiert, rau Leutheusser-Schnarrenberger. Als der Referentenntwurf vorgelegt wurde, haben Sie interessanterweise uasi diesen Entwurf ganz schnell ins Plenum eingeracht. Ich halte alle drei für sehr interessant. Ich würde nicht o borniert sein und sagen, dass ich den Stein der Weisen efunden habe. Dazu ist das Problem viel zu komplex nd viel zu diffizil. Wir werden uns zusammensetzen. ie wissen, dass ich dazu auch stehe, wenn ich so etwas nkündige. Wir werden versuchen, eine gemeinsame Löung zu finden, und zwar – so hoffe ich – im Sinne der etroffenen und ich gehe davon aus, dass ich auf inten ive Diskussionen und Unterstützung bei diesen Beraungen mit Ihnen zählen kann. Das war es. Ich danke Ihnen, und ich freue mich auf nteressante Beratungen mit Ihnen. Jetzt hat Julia Klöckner das Wort für die CDU/CSU raktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Staatssekretärin! erehrte Herren Staatssekretäre! Liebe Kolleginnen und ollegen! (Zuruf von der CDU/CSU: Was ist das für eine Differenzierung?)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618629000
Dirk Manzewski (SPD):
Rede ID: ID1618629100

Wir haben doch zwei. Eins und eins ergibt zwei.


(Zuruf von der CDU/CSU)


Ich habe Frau Heinen bereits als liebe Staatssekretärin
ituliert.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, viele Callcenter-
itarbeiterinnen und -Mitarbeiter wissen seit Wochen

nd Monaten, wie es sich anfühlt, einer Berufsgruppe
nzugehören, deren Beliebtheit sich am unteren Ende
er Skala befindet, so etwa zwischen Gebrauchtwagen-
ändler und Politiker. Es gibt Tausende von Callcenter-
itarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die einen ordentli-

hen Job machen, die genau die Dienstleistung erbrin-
en, die sich Verbraucherinnen und Verbraucher wün-
chen.






(A) )



(B) )


Julia Klöckner
Zudem ist eine Vielzahl von Arbeitsplätzen in
Deutschland in der Callcenter-Branche beheimatet. Des-
halb ist es so wichtig, dass wir die schwarzen Schafe he-
rausziehen, die die ganze Branche schädigen, und dass
wir vor allen Dingen den schwarzen Schafen das Hand-
werk legen, die uns allen unsere Nerven kosten und die
vor allen Dingen Menschen überrumpeln, die etwas
schwächer in der Auseinandersetzung sind, oft auch äl-
tere Menschen.

Es werden nämlich bewusst Seniorenlisten unter den
schwarzen Schafen der Callcenter ausgetauscht, um
diese Senioren zu überrumpeln. Wir kennen alle das Bei-
spiel einer älteren Dame – dieses hat Frau Maisch er-
wähnt –, die zu einem Internetanschluss kam, obwohl sie
überhaupt keinen Computer besaß. Das ist meines Er-
achtens bodenlos und nicht in Ordnung. Das wirft natür-
lich ein schlechtes Licht auf die Branche.

Deshalb ist heute ein guter Tag für unsere Verbrau-
cherinnen und Verbraucher, aber auch ein guter Tag für
die Unternehmerinnen und Unternehmer, die in dieser
Branche ihren Beruf ordentlich ausüben.

Wir werden heute noch – ich schaue zur Frau Kolle-
gin Krogmann – das Telekommunikationsgesetz debat-
tieren bzw. zu Protokoll geben. In diesem Gesetzentwurf
haben wir eine Passage untergebracht, die auch Herr
Krings bereits erwähnt hat, nämlich zum Thema Text-
form. Damit wollen wir das sogenannte Slamming, das
Unterschieben von Verträgen, unterbinden; denn es kam
nicht selten vor, dass eine Telefongesellschaft behaup-
tete, dass ein Verbraucher einen Vertrag gekündigt habe.
Das konnte man lange Zeit behaupten. Jetzt soll die
Textform vorgeschrieben sein.

Wir müssen darauf achten, dass diese Textform nicht
zum Beispiel von der neuen Firma selbst definiert wird,
sondern dass die Unterschrift desjenigen nötig ist, der
kündigen möchte, damit das Ganze auch zu verifizieren
ist.

Ich bin sehr froh, dass die SPD-Ministerin Zypries,
die ich im persönlichen Umgang sehr mag, erkannt hat,
dass Handlungsbedarf besteht. Als ich sie vor zwei Jah-
ren auf die Problematik angesprochen habe, dass die un-
lautere Telefonwerbung zunimmt, bekam ich noch
schriftlich zur Antwort – Herr Hartenbach, Ihr Name
war als Unterzeichner zu finden –, dass kein Handlungs-
bedarf bestehe, denn es existiere bereits ein Gesetz. Die
Existenz eines Gesetzes allein stellt aber noch lange
nicht sicher, dass das Gesetz gut ist. Stichwort UWG.
Wir haben noch ziemlich viele Regelungslücken, durch
die die schwarzen Schafe schlüpfen können. Deshalb bin
ich sehr froh, dass wir hier gemeinsam vorangegangen
sind und endlich diesen Gesetzentwurf vorlegen.

Ich möchte aber auch betonen – leider gibt es nur
noch wenige Besucher auf der Zuschauertribüne –, dass
wir diese unlauteren und belästigenden Werbeanrufe
nicht gänzlich unterbinden können. Denn eines ist klar:
Gegen Gesetze wird leider immer verstoßen werden.
Auch wenn mit dem vorliegenden Gesetz Verstöße wirk-
sam geahndet werden können, gilt: Diejenigen, die aus
dem Ausland anrufen, können nur schwer belangt wer-

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(C (D en. Um die Anrufe besser verfolgen zu können, darf die ufnummer in Zukunft nicht mehr unterdrückt werden. ber diejenigen, die die Rufnummer unterdrücken, könen nur sehr schwer ermittelt werden. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass wir unseren Verraucherinnen und Verbrauchern ihre Rechte klarmahen. Deswegen, Frau Staatssekretärin Heinen, wäre es ut, wenn das Verbraucherschutzministerium mit der inisterin an der Spitze eine entsprechende Kampagne ahren würde, um die Verbraucherinnen und Verbraucher ufzuklären. Frau Zypries hat etwas Ähnliches angedeuet. Wenn wir aus den beiden Haushalten eine solche ufklärung gemeinsam finanzieren könnten, dann wäre as sicherlich prima. Liebe Frau Maisch, ich bedanke mich für Ihren onstruktiven Debattenbeitrag und dafür, dass Sie die unkte, die Sie gut fanden, auch angesprochen haben. ie haben betont, dass Frauen nicht nur reden, sondern uch handeln. Es ist schade, dass diese Entwicklung erst it der neuen Legislaturperiode eingesetzt hat. Wir hät en uns gewünscht, dass Ihre Ministerin Frau Künast daals gehandelt hätte. (Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seehofer hat doch nur angekündigt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn damals gab es dieses Problem ebenfalls schon;
uch das UWG war schon ein Thema. Sie haben sich da-
als aber mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.


(Zurufe von der SPD – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618629200

Frau Kollegin, bitte kommen Sie zum Schluss, bevor

er Tumult endgültig ausbricht.


(Dirk Manzewski [SPD]: In der nächsten Rede werde ich Sie zitieren, Frau Klöckner!)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1618629300

Das freut mich. Wenn Sie mich zitieren, können Sie

ur dazugewinnen.

Ich wünsche uns allen möglichst geruhsame Abende
hne belästigende Anrufe. Denjenigen, die in der Call-
enterbranche ordentlich arbeiten, wünsche ich viel
paß bei der Arbeit. Den Verbraucherinnen und Verbrau-
hern wünsche ich, dass sie einen guten Service bekom-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618629400

Damit schließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/10734 an die Ausschüsse, die

n der Tagesordnung aufgeführt sind, vorgeschlagen. –
amit sind Sie einverstanden. Dann ist es so beschlos-

en.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 7 a und 7 b
auf:

a) Vereinbarte Debatte

Legislativ- und Arbeitsprogramm der Kom-
mission für 2009

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus
Löning, Michael Link (Heilbronn), Florian
Toncar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Mehr Demokratie und Öffentlichkeit für
Europa – Regelmäßige Europa-Fragestunden
im Plenum des Deutschen Bundestages

– Drucksache 16/8080 –
Überweisungsvorschlag:
Ältestenrat (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Es ist vorgesehen, eine Stunde zu debattieren. –
Hierzu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erstem Redner erteile
ich dem Kollegen Michael Roth das Wort für die SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1618629500

Guten Abend, Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Als ich vor einem guten Jahr erst-
mals über das Legislativ- und Arbeitsprogramm der
Europäischen Kommission reden durfte, habe ich meiner
Hoffnung Ausdruck verliehen, dass 2008 ein gutes Jahr
für Europa wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie werden mit mir
sicherlich übereinstimmen, dass sich unsere Hoffnungen
nicht so ganz erfüllt haben: das gescheiterte Referendum
in Irland, damit verbunden der ins Stocken geratene Ra-
tifizierungsprozess für den Vertrag von Lissabon, der
Krieg in Georgien und damit die Krise in den Beziehun-
gen zwischen der Europäischen Union und Russland und
nicht zuletzt die Finanzkrise, die das gesamte Ordnungs-
gefüge innerhalb der Europäischen Union nicht nur in-
frage gestellt hat, sondern uns alle mit drängenden Fra-
gen konfrontiert hat, auf die wir schnellstmöglich haben
eine Antwort finden müssen.

Das Legislativ- und Arbeitsprogramm ist nunmehr
das Angebot der EU-Kommission an uns, an die Mit-
gliedstaaten und an die Organe der EU, daran mitzuwir-
ken, wie es im kommenden Jahr weitergehen soll. Wir
müssen uns in der heutigen Debatte auch fragen: Wird
die EU-Kommission ihrer traditionellen Rolle als Motor
der europäischen Integration gerecht?

Das Legislativ- und Arbeitsprogramm ist überschrie-
ben mit dem Motto: „Jetzt für ein besseres Europa
handeln“. Zum einen kann man feststellen: Die Phrasen-
dreschmaschinen in Brüssel scheinen mindestens ge-
nauso gut zu funktionieren wie in Berlin und anderswo.

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(C (D ch muss fragen: Ist das wirklich ernst gemeint? Denn as Motto „Jetzt für ein besseres Europa handeln“ wird on einer Europäischen Kommission eingefordert, deren mtszeit sich dem Ende nähert. Wir alle wissen, dass er Gesetzgebungsprozess innerhalb der Europäischen nion in den nächsten Monaten abgeschlossen sein ird. Also dürfte doch zumindest die Frage erlaubt sein: st die EU-Kommission diesem Motto in den vergangeen Jahren gerecht geworden? Ich habe da mitunter eine Zweifel. Ich habe aber auch den Eindruck gewon en, dass die EU-Kommission, wenn man sich das Leislativund Arbeitsprogramm genauer anschaut, noch icht die zukunftsweisenden Antworten gefunden hat, ie wir brauchen. Dass die Verantwortung dafür aber icht allein die EU-Kommission zu tragen hat, darauf omme ich gleich zu sprechen. Ich habe das Stichwort „Finanzkrise“ genannt. Was rwarten die Bürgerinnen und Bürger von uns? Zum eien erwarten wir eine Flankierung der nationalen Strateien, über die wir im Bundestag ausführlich geredet und estritten haben. Wir erwarten zum anderen, dass endich Schluss ist mit dem gnadenlosen Wettbewerb um die iedrigsten Unternehmensteuern. Wir erwarten zudem, ass die Steueroasen innerhalb der Europäischen Union, ber auch innerhalb Europas endlich trockengelegt weren. ir erwarten, dass die Finanzmärkte endlich ordentlich eguliert werden. Der marktradikale Wind, der auch in en Fluren der EU-Kommission im Berlaymont geweht at, hat sich überlebt. Ich hoffe, dass sich dies in den ächsten Jahren auch für die sich neu zu installierende ommission als Handlungsmaxime ergibt. Ich begrüße im Namen meiner Fraktion ausdrücklich as Sozialpaket. Es ist der sehr späte Versuch, die soziale imension der Europäischen Union nicht nur in Sonn agsreden zu stärken, sondern endlich auch einmal ein aar konkrete Vorschläge zu unterbreiten, was das im agtäglichen politischen Handeln eigentlich heißt. Es eicht aber nicht, wenn die Betriebsräterichtlinie nur eicht überarbeitet wird. Da muss noch mehr folgen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Innenund Justizolitik. Wir haben eine Reihe von Richtlinienentwürfen n Aussicht gestellt bekommen: zur Saisonarbeit, zu inerbetrieblichen Versetzungen von Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmern. Es geht um bezahlte Auszubilende. Es geht um Migration und um Integration. Die U-Kommission hat verstanden, dass das zwei Seiten erselben Medaille sind. Das wissen wir auch aus unseem nationalen Handeln heraus. Ich vermisse aber in diesem Zusammenhang beipielsweise Vorschläge der EU-Kommission zur Beendiung der Ausgrenzung von Roma und Sinti. Das ist ein rängendes Problem nicht allein in Mittelosteuropa oder n Südosteuropa. Besonders wichtig ist mir: Wie entwickeln wir das aager Programm weiter? Finden wir endlich eine ver Michael Roth antwortungsvolle Balance zwischen Freiheit einerseits und dem Streben nach Sicherheit andererseits? Das Stockholmer Programm ist in Aussicht gestellt. Es muss uns auch im Bundestag in den nächsten Monaten intensiv beschäftigen; denn ich habe den Eindruck gewonnen, dass man es manchmal mit der Terrorismusbekämpfung übertreibt, und ich frage mich, wie man die Bürgerrechte stärker zum Ausdruck bringen kann. In diesem Zusammenhang fordern wir, die SPD-Fraktion, dass man die Zuständigkeiten für die Justizund die Innenpolitik perspektivisch in der EU-Kommission trennt. Das nutzt den Bürgerrechten. Das ist eine gute Tradition in fast allen Mitgliedstaaten. Davon kann auch die EU-Kommission profitieren, bei der sich mitunter die vielen Kommissare darum schlagen, wer denn nun für welches Dossier und für welches Ressort zuständig ist. Aber all diese Politikbereiche, die ich jetzt genannt habe, beeinflussen auch unmittelbar unser nationalstaatliches Handeln. Das heißt, wie setzen wir uns im Deutschen Bundestag damit auseinander? Werden wir unserer Verantwortung gerecht? Deswegen unterstütze ich im Grundsatz die Initiative der FDP-Fraktion, die gesagt hat: Wenn der Europäische Rat tagt, brauchen wir eine Regierungserklärung der Bundeskanzlerin. Wir brauchen eine intensive parlamentarische Beratung. Das ist keine Kür, sondern Pflicht. Dazu verpflichtet uns auch die Vereinbarung zwischen Bundestag und Bundesregierung. Ich würde uns allen dazu raten, keine formalen Lösungen zu suchen, sondern politische Lösungen, die dem parlamentarischen Alltag Rechnung tragen. Möglicherweise gibt es einmal einen europäischen Gipfel, bei dem sich eine entsprechende Regierungserklärung erübrigt. Dennoch haben Sie im Grundsatz recht: Die Beratung, die Debatten gehören in die Mitte des Bundestages. Sie müssen von der Bundeskanzlerin auf den Weg gebracht und verantwortet werden, nicht von leitenden Beamten des Bundeskanzleramtes oder des Auswärtigen Amtes. Insgesamt umfasst das Programm der Kommission – ich übernehme die Formulierung – 12 strategische Initiativen, 37 vorrangige Initiativen, 33 Vereinfachungsvorschläge, 20 Vorschläge, die man gerne zurückziehen möchte. Bei all diesen Strategien und Initiativen vermisse ich aber die lang und breit angekündigte Übersetzungsstrategie. Ich hätte mir von der Kommission gewünscht und auch von ihr erwartet, dass sie allen nationalen Parlamenten und den Mitgliedstaaten die Hand zum Dialog reicht. Wir brauchen eine umfassende Übersetzung in alle Amtssprachen der Europäischen Union, damit die Abgeordneten ihre Arbeit erledigen können. Das gilt nicht nur für die Amtssprache Deutsch, sondern auch für viele andere Amtssprachen. Wir dürfen das nicht nur in Englisch oder Französisch bekommen. Es ist eigentlich traurig, dass uns das Legislativund Arbeitsprogramm bislang nur in Englisch vorgelegt wurde, aber nicht in Deutsch. s w V F d L b n w K k p e F b s l n s S d t n r e w l g m o z i i M f w b s t R a o (C (D Dennoch lade ich uns alle dazu ein, kritisch und kontruktiv mit dem Programm ins Gericht zu gehen. Ich ünsche uns gute Beratungen und freue mich auf die orschläge und Kommentierungen aus den anderen raktionen. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Markus Löning für ie FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ieber Michael Roth, hier ist das Legislativund Areitsprogramm der Kommission auf Deutsch. Ich weiß icht, warum ihr es nur auf Englisch bekommen habt. Wie stellen wir uns die Europa-Fragestunde vor, die ir in diesem Antrag vorschlagen? Die Idee ist, dass die anzlerin nach jedem Europäischen Rat hier ins Plenum ommt und eine Erklärung zu den Ergebnissen des Euroäischen Rates abgibt. Danach soll sie sich – das ist das igentlich Neue an unserem Vorschlag – den spontanen ragen der Abgeordneten stellen. Wir möchten eben nicht das exerzieren, was wir jetzt ei unseren Fragestunden tun: Spätestens am Freitag ind die Fragen schriftlich einzureichen, dann kann tageang darüber nachgedacht werden, Formulierungen könen ausgefeilt werden; schließlich wird uns von Staatsekretären – ich entschuldige mich bei den anwesenden taatssekretären – etwas vom Blatt vorgelesen. Das ist ie langweiligste Veranstaltung im Deutschen Bundesag. Es ist eine Schande für das Parlament, dass wir das icht längst geändert haben. Es ist wichtig, dass wir insbesondere beim Thema Euopa einmal versuchen, neue Wege zu gehen. Wir wollen ine Debatte, die lebendig ist. Wir wollen das erreichen, as der britische und der schwedische Premierminister ängst tun. Wir wollen wie die Kolleginnen und Kolleen Abgeordneten dort das Recht erhalten, hier im Parlaent aufzustehen und den Regierungschef tagesaktuell, hne Vorbereitung, spontan zu befragen, ihn unter Druck u setzen und eine Debatte zu führen. Wie oft reden wir darüber, dass Europa zu langweilig st, dass zu wenig passiert, dass sich niemand für Europa nteressiert! Dann machen wir Europa spannend. Lieber ichael Roth, es handelt sich hier um mehr als einen ormalen Vorschlag; es handelt sich um etwas, mit dem ir das Interesse der Menschen für Europa durchaus esser wecken können als zurzeit. Machen wir eine pannende Debatte, live im deutschen Fernsehen überragen, sodass die Leute wirklich sehen können, was die egierungschefin oder der Regierungschef zu sagen hat, uch unter dem Druck der drängenden Fragen der Abgerdneten. Das wäre etwas Neues. Ich glaube, der Deut Markus Löning sche Bundestag sollte an dieser Stelle einmal etwas Neues ausprobieren. Dahinter steckt aber mehr als das Thema Europa und die Absicht, das Parlament spannender zu machen. Dahinter steckt – das ist etwas sehr Ernsthaftes –, dass wir unserem Anspruch gerecht werden müssen, die europäische Politik und das Agieren der Bundesregierung in den Räten zu kontrollieren. Wir haben eine Reihe von Initiativen auf den Weg gebracht und eine Reihe von Verbesserungen erreicht. Die Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Bundestag ist schon angesprochen worden. Von der Kommission, aber auch von der Bundesregierung werden wir inzwischen früher und besser informiert. Wir führen unsere Debatten über europäische Initiativen gerade in den Ausschüssen zum Teil deutlich früher. Aber, meine Damen und Herren, reicht das, um unserem Anspruch auf demokratische Kontrolle dessen, was in Brüssel passiert, gerecht zu werden? Ist das Maß an Transparenz, das wir herstellen, ausreichend? Oder müssen wir als Abgeordnete einen höheren Anspruch an uns selber haben und die Dinge, die in Brüssel hinter verschlossenen Türen passieren, als Parlament transparenter darstellen? Ich glaube, diesen Anspruch sollten wir haben. Wir sind es den Wählerinnen und Wählern, den Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland schuldig, dass wir europäische Politik transparent machen. Ich will in diesem Zusammenhang an das MaastrichtUrteil des Bundesverfassungsgerichts erinnern. Es gibt uns nämlich genau das auf: demokratische Kontrolle auszuüben und europäische Politik transparent zu machen. Deswegen bitte ich Sie um Unterstützung für unseren Antrag, um Unterstützung für unser Anliegen. Ich freue mich auf konstruktive und spannende Debatten in den Ausschüssen. Lassen Sie mich einen Punkt des Arbeitsprogramms herausheben, den ich für zentral halte – diesem Punkt räumt die Kommission in ihrem Arbeitsprogramm zu Recht einen weiten Raum ein –: das Thema Wirtschaft und Finanzen. Ich glaube, dass das nächste Jahr politisch von der Bewältigung der Finanzkrise dominiert sein wird. Das ist das Thema, mit dem wir uns im nächsten Jahr auseinandersetzen müssen, auf der nationalen, aber insbesondere auf der europäischen Ebene. Man sollte klar sagen, dass Elemente der Konstruktion Europas, gerade die Europäische Zentralbank und der Euro, in dieser Finanzkrise Stabilitätsanker gewesen sind. Stellen wir uns vor, wir hätten verschiedene nationale Währungen gehabt und die nationalen Regierungen hätten völlig unkoordiniert auf die Finanzkrise reagiert. Meine Damen und Herren, das wäre ein Desaster geworden. Wir können froh sein, dass wir den Euro haben, und wir können froh sein, dass gemeinsam gehandelt worden ist. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





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(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der FDP)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618629600

(Beifall bei der FDP)

Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1618629700




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(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Wir sollten diesen erfolgreichen Kurs konsequent ortsetzen. Das heißt aus meiner Sicht, dass wir explizit ie Länder einladen, der Euro-Zone beizutreten, die das önnten, zum Beispiel Schweden, Dänemark und Großritannien, auch wenn die Briten ein bisschen skeptisch ind. Wir sollten die Einladung aussprechen, jetzt beizureten, und die Euro-Zone dadurch vergrößern. Zum Binnenmarkt im Finanzbereich formuliert die ommission in ihrem Arbeitsprogramm eine ganze eihe von Vorschlägen. Im Finanzbereich funktioniert er Binnenmarkt nur teilweise. Das ist einer der Gründe ür diese Krise. Wir haben Banken, die miteinander eng m Geschäft sind – auf der Bankenseite funktioniert der innenmarkt –, aber die Kommunikation zwischen den ufsichtsbehörden funktioniert nicht. 70 verschiedene ehörden kontrollieren den Finanzsektor im Binnenarkt. Das geht nicht. Bei der Hypo Real Estate haben ir gesehen, wie schlecht die Kommunikation zwischen en verschiedenen nationalen Aufsichtsbehörden ist. iner der Gründe für diese Finanzkrise war, dass die uropäische Bankenaufsicht nicht funktioniert hat. Da esteht dringender Handlungsbedarf. Das College of Supervisors, dessen Einrichtung jetzt ereinbart worden ist, kann nur ein erster Schritt auf dieem Weg sein. Wir brauchen mehr. Wir brauchen gleiche tandards hinsichtlich der Transparenz von Finanzproukten. Diese Forderung richtet sich insbesondere an unere britischen Freunde, die ich von dieser Stelle aus och einmal auffordere, sich den Standards der anderen nzunähern und anzupassen. Wir brauchen gleiche Stanards bei der Unterlegung mit Eigenkapital, bei der Hafung und auch bei der persönlichen Verantwortung. (Beifall der Abg. Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD] – Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Wunderbar, dass Sie das endlich erkennen!)


Insgesamt brauchen wir gemeinsame Regeln und
leiche Standards in einem funktionierenden Binnen-
arkt. Ich sage an dieser Stelle noch einmal ganz deut-

ich etwas zur persönlichen Verantwortung: Zu einer
unktionierenden Marktwirtschaft gehören persönliche
erantwortung und persönliche Haftung. Das können
ir nicht ignorieren. Diese Konsequenz aus der Finanz-
rise müssen wir europaweit durchsetzen.

Wir sollten auch über die EU hinausschauen. Nutzen
ir die Chance, jetzt gemeinsam die Amerikaner unter
ruck zu setzen, ihre Geldpolitik zu ändern! Die euro-
äische, an Geldwertstabilität orientierte Geldpolitik war
rfolgreich, die amerikanische Geldpolitik hat zur Krise
eführt. Nutzen wir die Chance, Druck auf die Amerika-
er auszuüben, dass sie ihre Geldpolitik in unserem
inne verändern!

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. – Nutzen
ir die Chance, die in dieser Krise steckt, um Europa im
inanzbereich und im Wirtschaftsbereich vorwärtszuent-
ickeln, gemeinsam zu handeln und gemeinsam aus die-

er Krise zu kommen!

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)







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Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618629800

Nun hat das Wort der Kollege Thomas Dörflinger für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1618629900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zunächst möchte ich die Frage aufklären, wieso
der eine Kollege ein englisches Exemplar hatte, andere
aber schon über das deutsche Exemplar des Arbeitspro-
gramms verfügen. Das liegt an Folgendem: Auch ich
habe am Montag recherchiert und es nur auf Englisch
gefunden. In der Zeit von Montag bis Mittwoch wurde
es offensichtlich übersetzt. Auch mir liegt inzwischen
das deutsche Exemplar vor.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dies zeigt einmal mehr, wie berechtigt und wie sinnvoll
der Antrag war, der unter der Federführung von Hans
Peter Thul und Michael Roth zur Übersetzungsstrategie
der Europäischen Union gestellt und hier von uns ein-
stimmig verabschiedet wurde. Denn in diesem Punkt
sind wir immer noch nicht am Ende angekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, wie das Legislativ-
und Arbeitsprogramm der Kommission im Frühjahr die-
ses Jahres aussah, und mir jetzt die aktualisierte Version
vom 5. November ansehe, finde ich eine begrüßenswerte
Konzentration auf und eine Priorisierung von Themen,
die wichtig sind, etwa in dem Maße, wie Kollege Löning
es vorgetragen hat. Zunächst einmal erwarten die Men-
schen schlicht und ergreifend angesichts dessen, was
sich in den letzten Wochen und Monaten ereignet hat,
dass auch die Kommission ihren Beitrag dazu leistet,
dass die Finanz- und Bankenkrise möglichst bald bewäl-
tigt wird. Das ist richtig. Das Ganze wird kombiniert mit
den Themen Klima, Umwelt und Energie, bei denen die
Kommission und auch wir als Bundesrepublik Deutsch-
land uns ehrgeizige Ziele gesetzt haben. Beim Ar-
beitsprogramm der Kommission konzentriert man sich
auf das, was tatsächlich machbar ist.

Wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, was ebenfalls im
Frühjahr im Europäischen Parlament zu diesem Thema
beschlossen wurde, und mir vor dem geistigen Auge ver-
gegenwärtige, wie das Arbeitsprogramm ausgesehen
hätte, wenn man all das, was dort als Mangel charakteri-
siert wurde, in das Arbeitsprogramm gepackt hätte, dann
hätte das Arbeitsprogramm nicht nur bis einschließlich
2009, sondern bequem bis 2019, vielleicht sogar bis
2090 gereicht. Insofern ist es sinnvoll, wenn man sich
konzentriert und Prioritäten setzt.

Ich will auch ein paar Worte zu dem Antrag, den uns
die FDP vorgelegt hat, sagen. In der Analyse, Herr Kol-
lege Löning, sind wir uns weitgehend einig, dass der Mi-
nisterrat an Bedeutung gewinnt und dass das im Deut-
schen Bundestag zu einer intensiveren Befassung mit
diesen Themen führen muss. Die Frage ist nur, wie wir

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(C (D s machen. Da bin ich eher beim Kollegen Roth denn bei hnen. Richtig ist, dass die Kanzlerin nach einem Euroäischen Rat selbstverständlich eine Regierungserkläung abgibt. Das hat sie bisher immer getan; das haben uch ihre Vorgänger immer getan. (Markus Löning [FDP]: Nein, beim letzten hat sie es nicht getan! – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nein!)


ergegenwärtigen wir uns noch einmal, Herr Kollege
öning – dafür war die heutige Ausschusssitzung eigent-

ich ein guter Beweis –, wie lange wir uns mit der Unter-
ichtung über die verschiedenen Räte befasst haben und
ass schlussendlich die weiteren Punkte der Tagesord-
ung – Herr Kollege Steenblock, „Schweinsgalopp“ war
u Recht Ihre Wortwahl – im Schweinsgalopp bewältigt
erden mussten.

Wenn wir uns einmal vorstellen, wir machen das nicht
it 25 oder 30 Leuten im Europaausschuss, mit dem zu-

tändigen Staatsminister des Auswärtigen Amtes oder
ine
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618630000
Ich weiß nicht, ob das Er-
ebnis für all diejenigen, die dann eine Frage stellen
öchten, so befriedigend ausfällt, wie man sich das jetzt

enkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir trauen Frau Merkel das zu!)


ch glaube eher, dass das Gegenteil richtig ist.


(Markus Löning [FDP]: Soll das etwa heißen, Sie trauen das Ihrer eigenen Bundeskanzlerin nicht zu?)


Ich habe keinen Zweifel, dass die Frau Bundeskanzle-
in mit diesen Fragen umgehen kann. Es stellt sich aber
ie Frage, ob wir selbst als Parlamentarierinnen und Par-
amentarier uns mit einer solchen Einrichtung einen Ge-
allen tun würden. Ich glaube, nein.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen persönlich sagen:
enn wir im Deutschen Bundestag mehr Transparenz

erstellen wollen, dann wäre ich für den Vorschlag of-
en, bei uns selbst anzufangen. Wir sollten darüber nach-
enken, ob wir die Fragestunde, in der die Kolleginnen
nd Kollegen unter anderem die Möglichkeit haben, An-
iegen aus ihren Wahlkreisen vorzutragen und darüber

it Vertretern der Bundesregierung zu diskutieren, im
eutschen Fernsehen übertragen. Ich hätte damit kein
roblem.


(Markus Löning [FDP]: Ach! Das langweilt doch schon die Leute auf den Rängen zu Tode!)


as wäre im Sinne der Bürgerinnen und Bürger und ein
eitrag zu mehr Transparenz. Allerdings habe ich erheb-

iche Zweifel, ob wir uns und den Bürgerinnen und Bür-
ern einen Gefallen tun würden, wenn wir eine zusätzli-
he Institution, eine Europa-Fragestunde, schaffen
ürden.






(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger

(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Wir können es doch einmal ausprobieren!)


Ich glaube, das bisherige System, das Gremium des
Europaausschusses zu nutzen, um uns mit der Bundesre-
gierung auszutauschen, die Ergebnisse anschließend ab-
seits von Regierungserklärungen in den parlamentari-
schen Betrieb einzuspeisen und zum Anlass zu nehmen,
im Deutschen Bundestag Debatten über diese Themen
zu führen, ist der richtigere und der zielführendere Weg.
Ansonsten würden wir uns in Dingen verzetteln, die sich
gut anhören, die aber mit Sicherheit nicht die Ergebnisse
liefern, die man sich von ihnen erhofft hat.

Ich sage noch einmal: In der Analyse sind wir uns
weitgehend einig. Was die Durchführung betrifft, so
glaube ich allerdings nicht, dass wir mit zusätzlichen in-
stitutionellen Formen im Geschäftsbetrieb des Deut-
schen Bundestages zu einem sinnvollen Ergebnis kom-
men.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1618630100

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege

Alexander Ulrich das Wort.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Spontan reden, bitte! Nicht wieder nur ablesen, Herr Kollege!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618630200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Kollege Roth, hier wurde schon über den Titel des Ar-
beitsprogramms diskutiert. Ich denke, eigentlich müss-
ten wir das Arbeitsprogramm mit der Frage „Wie führt
man Europa aus der Krise?“ überschreiben.

Wenn man sich die Ereignisse dieses fast abgelaufe-
nen Jahres vor Augen führt – Stichworte: Georgien-Kon-
flikt, Mittelmeerunion, Finanzmarktkrise, Barcelona-
Prozess, Umgang mit dem Nein der Iren –, dann muss
man feststellen, dass sich Europa in den letzten Jahren,
wenn es um die Bewältigung von Krisen ging, selten so
wenig einig gezeigt hat. Das hat dazu geführt, dass die
Menschen immer mehr Abstand zu diesem Europa ge-
winnen. Sie haben keinen Glauben mehr daran, dass die-
ses Europa, die europäischen Regierungen und die Euro-
päische Kommission handlungsfähig sind und die
Bevölkerungen der Länder Europas aus der Krise führen
können.

Eigentlich hätte man sich dieses Papier sparen kön-
nen. Denn was wollen wir noch erwarten? In einem hal-
ben Jahr finden Europa-Wahlen statt. Die Kommission
weiß, dass sie sich im Prinzip in ihrer Abschluss- bzw.
Ehrenrunde befindet. Bald wird es eine neue Kommis-
sion geben. Von der jetzigen Kommission können wir im
nächsten Jahr nicht mehr viel erwarten. Wir können nur
hoffen, dass sie Wege aufzeigt, wie die genannten Pro-
bleme gelöst werden können. Dass keiner meiner Vor-

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(C (D edner das Nein der Iren angesprochen hat, zeigt, dass uch wir diese Probleme nicht richtig wahrnehmen. Es ist noch nicht allzu lange her, da haben auch Sie ie deutsche Bundeskanzlerin dazu beglückwünscht, ass sie es während der deutschen Ratspräsidentschaft eschafft habe, die europäischen Verträge zu retten. Ich laube, damals hat man zu früh applaudiert. Denn heute issen wir, dass wir aus dieser Sache nicht einfach daurch herauskommen, dass wir die Iren so lange abstimen lassen, bis das Ergebnis stimmt. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Sie sind doch sowieso gegen den Vertrag! – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Sie sind doch sowieso gegen Lissabon! Sie wollen das doch gar nicht!)


Langsam frage ich mich: Wo bleiben die Vorschläge,
ie eure Fraktionen der EU-Kommission zur Lösung
ieses Problems vorlegen wollen? Die Situation ist rela-
v einfach – wir haben das schon vor zwei Jahren gesagt –:
an wird für diese Verträge keine Mehrheit bekommen.
ort, wo Volksabstimmungen durchgeführt wurden,
urden sie abgelehnt.

Hinzu kommt, dass Sie sich jetzt auch noch in den
on Ihnen selbst geschaffenen Konflikten verfangen ha-
en. Sie haben gesagt: Es wird zusätzliche Beitritte nur
ei einem neuen EU-Vertrag geben. Jetzt klopfen die
leineren Länder an die Tür. Was machen Sie nächstes
ahr? Ich höre von den Koalitionsfraktionen und der Re-
ierung keinen Vorschlag, und ich höre auch nichts dazu,
ie die Kommission damit umgehen will. Es herrscht
ur Zerstrittenheit.

Ich glaube, dass das zu wenig sein wird und dass die
eutsche Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen
it schuld daran sind, dass Europa in diese Krise hinein-

eführt worden ist. Die deutsche Ratspräsidentschaft hat
inen großen Anteil daran gehabt.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Sie haben den Vertrag doch abgelehnt! – Hans Peter Thul [CDU/CSU]: Die Kommunisten in Berlin waren die einzigen, die Nein gesagt haben!)


– Wir haben Nein zu diesem Vertrag gesagt und befin-
en uns damit in Übereinstimmung mit der Mehrheit der
evölkerung. Überall dort, wo im letzten Jahr abge-

timmt worden ist, wurde mit Nein gestimmt.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Quatsch! – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Falsch!)


ürde in Deutschland abgestimmt werden, dann würden
iese Verträge auch abgelehnt werden, weil auch die
eutsche Bevölkerung weiß: Ein neoliberales Europa ge-
ört nicht auf die Tagesordnung.


(Beifall bei der LINKEN – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Objektiv falsch! Keine Kenntnis der Abstimmung!)


Kollege Löning, euren Antrag finde ich in Ordnung.
ir werden ihm auch zustimmen. Ich bin einmal ge-

pannt, ob die CDU/CSU ihm auch dann noch zustim-






(A) )



(B) )


Alexander Ulrich
men wird, wenn wir zustimmen, weil wir ja aus der letz-
ten Woche wissen, dass sie lieber einen eigenen Antrag
stellt, wenn wir zustimmen wollen. Wir werden eurem
Antrag aber zustimmen, weil es richtig ist.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Ihr habt ja gar nicht zugestimmt!)


Wir führen ja auch immer die Diskussion darüber – auch
unter den Obleuten –, dass es notwendig wäre, dass wir
mehr über die Ratsgipfel erfahren, und dass wir im Bun-
destag eine Debatte darüber brauchen.

Wir haben uns auch nicht damit abgefunden, dass
man beim letzten Mal den Europa-Ausschuss umgangen
hat. Dass man das Plenum oder den Europa-Ausschuss
umgangen hat, war früher anscheinend gang und gäbe.
Mittlerweile umgeht man sie komplett. Das ist meines
Erachtens auch eine Missachtung des Geistes der Verein-
barung, die zwischen Bundesregierung und Bundestag
getroffen worden ist.

Es ist vollkommen richtig – darin haben Sie auch un-
sere Unterstützung –, dass wir für diesen Antrag mögli-
cherweise eine Mehrheit erreichen. Wir hoffen, dass wir
in Zukunft mehr europapolitische Debatten führen wer-
den, vielleicht auch zu einer besseren Uhrzeit als abends
um fast halb zehn.

Die fehlende europäische Öffentlichkeit ist eine wich-
tige Ursache für die Fehlentwicklung in Europa. Dass
Sie das erkannt haben, haben Sie durch Ihren Antrag
deutlich gemacht. Man merkt auch, dass es natürlich ein
Problem ist, wenn die Mehrheiten in den Bevölkerungen
immer wieder ignoriert werden.

Wir können lesen, dass die Europäische Kommission
70 Millionen Euro ausgeben will, damit im Fernsehen
mehr über sie berichtet wird. Das hat ihr den Vorwurf
eingebracht, dass sie Hofberichterstatter einkaufen will.
Ich glaube aber, dass das Problem ein anderes ist. So-
lange das Europäische Parlament kein Initiativrecht hat
– auch das ist ein Problem des Lissabon-Vertrags –, wird
es nicht ernst genommen. Solange wir keine parlamenta-
rische Demokratie auf europäischer Ebene haben, wird
das Fernsehen darüber auch nicht informieren. Wie ge-
sagt: Der Vorschlag der FDP, hier über den Rat zu unter-
richten, hat unsere Unterstützung.

Das Arbeitsprogramm der Kommission ist im Zusam-
menhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu sehen.
Das Verbindungsbüro des Deutschen Bundestages in
Brüssel schreibt in seiner Kurzinformation zum Ar-
beitsprogramm – ich zitiere –:

Welche Maßnahmen kann die Kommission ergrei-
fen, um das Wachstum zu fördern, Arbeitsplätze
und soziale Sicherheit sowie die finanzielle Stabili-
tät zu gewährleisten? Auf diese Fragen geht die
Kommission mit vielen Mitteilungen und wenigen
Rechtsetzungsvorschlägen ein.

Das ist eine sehr treffende Beschreibung der Situa-
tion. Allerdings liegt das nicht so sehr an der Kommis-
sion und noch weniger an der französischen Ratspräsi-
dentschaft. Es liegt auch nicht am Nein der Iren zum

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(C (D ertrag von Lissabon. Ich zitiere Hugo Brady, einen konomen und Berater des irischen Außenministeriums, er am 7. November 2008 in der taz sagte: (Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Im Original, bitte!)


Der neue Lissabon-Vertrag hätte uns in der Finanz-
krise keinen Schritt weitergebracht, bei der Wirt-
schafts-, Sozial- und Finanzpolitik beinhaltet er ja
keine weitergehende Integration.

An wem liegt es dann also? Darauf gibt es eine einfa-
he Antwort: Es liegt auch an der deutschen Bundesre-
ierung.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Oh!)


ie Bundesregierung zeigt neuerdings gerne mit dem
inger auf Amerika. Man muss sagen, dass auch sie nun
ie Gestaltung der Globalisierung predigt. Die französi-
che Ratspräsidentschaft hat eine europäische Wirt-
chaftsregierung und eine umfassende Weltfinanzpolitik
es IWF vorgeschlagen. Die Bundesregierung hat das
bgelehnt.

Diese Krise ist keine Krise made in USA, wie uns
och vor wenigen Wochen dargestellt wurde, sie ist auch
ine Krise made in Europe. Die US-Wirtschaft war über-
ordert, das globale Wachstum dauerhaft durch die Ver-
chuldung der US-Bürger zu finanzieren.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Gier war zu groß!)


Kollege Löning, es ist wirklich fatal, dass Sie hier
uch noch sagen, die Europäische Zentralbank sei ei-
entlich ein Vorreiter, und den Vorschlag machen, die
merikaner müssten sich daran orientieren. Hätten die
merikaner eine ähnliche Zinspolitik betrieben wie die
uropäische Zentralbank, dann wäre noch mehr Geld für
ie Zocker zur Verfügung gestellt worden. Notwendig
ind niedrigere Zinsen, damit das Wirtschaftswachstum
ngekurbelt wird und ein Beitrag für Wachstum und Be-
chäftigung geleistet wird. Denn nächstes Jahr wird Eu-
opa in die Krise geführt werden. Ich bin gespannt, wel-
he Vorschläge ihr dann gegen die Zunahme der
assenarbeitslosigkeit macht.

Diese europapolitische Debatte bräuchte mehr als das
erschweigen, dass man Europa in die Krise geführt hat.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618630300

Nächster Redner ist der Kollege Rainder Steenblock

ür die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Jetzt musst du erst mal sechs Minuten verwenden, um dem Kollegen Ulrich alles zu erklären!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Nein, das mache ich nicht.






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Lieber Kollege Ulrich, erlauben Sie mir eine Bemerkung
zu Ihrer zentralen Argumentation, was den Lissabon-
Vertrag angeht. Sie haben, glaube ich, immer noch nicht
verstanden – das macht Ihre Argumentation so windig –,
dass wir im Falle eines Scheiterns des Lissabon-Ver-
trags, von dem die große Mehrheit dieses Hauses über-
zeugt ist, dass er Europa handlungsfähiger, transparenter
und demokratischer macht – all das, was Sie eben ange-
sprochen haben und was Sie fordern –, nichts anderes
haben als den Nizza-Vertrag. Für diesen Vertrag werben
Sie mit Ihrer Politik; denn es gibt nur diese Alternative.

Wenn Sie die Kampagne gegen den Lissabon-Vertrag
führen – das haben Sie hier gemacht und in anderen Län-
dern unterstützt –, dann sprechen Sie sich dafür aus, dass
die Europäische Union so undemokratisch, intransparent
und handlungsunfähig bleibt, wie der Vertrag von Nizza
sie nun einmal macht. Diese Botschaft geben Sie der Be-
völkerung mit. Das ist verantwortungslos.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will zunächst auf den Antrag der FDP eingehen
und mich bei der FDP bedanken, dass wir diese Europa-
Debatte aufgrund des vorliegenden Antrages auf einem
Debattenplatz der FDP führen. Denn es ist nicht mehr so
einfach, Europa-Debatten in diesem Hause auf die Ta-
gesordnung zu setzen – das hat auch etwas mit der Re-
gierungserklärung zu tun –; deshalb vielen Dank dafür.

In der Sache selber unterstützen wir die Intention Ih-
res Antrages. Ich glaube aber, dass wir in zwei Punkten
Diskussionsbedarf haben, über die wir in den Ausschüs-
sen fair diskutieren sollten.

Sie haben in Ihrem Antrag zu Recht die Regierungs-
erklärung und die Debatten dazu angesprochen. Es ist
nicht wahr, wenn vonseiten der Regierung behauptet
wird, dass die Bundesregierung nach jedem Gipfel Be-
richt erstattet. Die Kollegen aus dem Europa-Ausschuss
– insbesondere die Obleute – erinnern sich sehr gut an
die quälende Debatte zum letzten Rat, als zunächst eine
Regierungserklärung avisiert war. Dann wurde das zu-
rückgenommen und angekündigt, dass die Kanzlerin im
Europa-Ausschuss Bericht erstatten wird. Das hat dann
auch nicht stattgefunden. Letztendlich hat ein Mitarbei-
ter des Kanzleramtes in einer Sondersitzung des Europa-
Ausschusses einigen Mitgliedern eine Stunde aus der
Zeitung vorgelesen, was auf dem Gipfel passiert ist.

Die Behandlung der Europäischen Räte insbesondere
dann, wenn die Regierungschefs der EU angesichts der-
artiger existenzieller Krisensituationen wie beim letzten
Gipfel verhandeln, muss in diesem Hause erfolgen. Da-
rüber hat der Deutsche Bundestag zu debattieren. Das ist
überhaupt keine Frage.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Die CDU/CSU hat auf ihrer Fraktionsseite zu der
heutigen Debatte die wunderbare Meldung veröffentlicht


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(C (D du guckst so, als wenn du das gar nicht wüsstest, ichael; ich lese es dir gerne vor –: Das Begehren nach einer Regierungserklärung in der nach einer Tagung des Europäischen Rates folgenden Sitzungswoche ist gängige Praxis und bedarf keiner zusätzlichen Beantragung. as steht auf eurer Homepage. Es ist aber falsch. ach dem, was wir gerade erlebt haben, ist es ziemlich reist, der Öffentlichkeit so etwas vorzugaukeln. So geht s nicht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man könnte auch sagen, das ist gelogen!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist richtig!)


Ich halte eine Änderung des Antrages für notwendig,
m die Transparenz, die Spannung und die öffentliche
eteiligung an solchen Debatten zu verbessern, was wir
lle wollen. Es sollte nicht nur hinterher Berichte bzw.
ebatten geben. Wenn wir den Europäischen Rat und
nser Parlament ernst nehmen, dann macht es häufig
inn, auch vor den Sitzungen des Europäischen Rates
ine Debatte zu führen, um der Regierung die Meinung
es Parlamentes zu dem, was dort diskutiert werden soll,
itzuteilen; darüber sollten wir noch einmal diskutieren.
s darf nicht nur im Nachhinein eine Berichterstattung
ber das geben, was dort passiert ist. Es macht häufig
inn, vor den Sitzungen des Europäischen Rates im
undestag eine Debatte über die Zielsetzung zu führen.
ir wollen der Regierung Aufträge mitgeben, damit sie
eiß, wie sie sich verhalten soll. Wenn sich der Bundes-
g in dieser Frage emanzipieren soll, sollten wir ein biss-

hen weiterdenken.

Das gilt auch im Hinblick auf eine europäische Frage-
tunde, über deren Einführung wir schon lange diskutie-
en. Dafür gab es fast eine Mehrheit. Ich erinnere an die
usammenarbeitserklärung, die die Einführung einer
olchen Fragestunde vorsah. Eine solche Fragestunde
ann ein sinnvolles Element sein. Wir sollten darüber
achdenken, ob es nicht Sinn macht, nicht nur die Bun-
eskanzlerin, sondern auch andere Fachminister zu be-
ragen. Das sollte man ausweiten. Aber eine europäische
ragestunde in diesem Hause macht sicherlich Sinn, um
u bündeln und die Aufmerksamkeit auf bestimmte The-
en der europäischen Politik, die von Deutschland be-

influsst wird, zu lenken, um den Bundestag damit stär-
er zu befassen – das wollten wir immer – und um
nsere Verantwortung als Parlamentarier bei der Mitge-
taltung der Regierungspolitik deutlich zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


eshalb freue ich mich auf die weiteren Beratungen über
en vorliegenden Antrag. Die Intention wird sicherlich
om ganzen Haus geteilt.

Lassen Sie mich noch etwas zum Arbeits- und Legis-
ativprogramm sagen. Im letzten Jahr einer Kommission
erden nur wenige Entscheidungen getroffen. Ich






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
möchte mich auf einen Aspekt beziehen, der aus unserer
Sicht am meisten zu kritisieren ist. Es ist zu würdigen,
dass man zuerst die Lissabon-Strategie angeht. Es geht
um Jobs and Growth, Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Das Problem der Kommission in den letzten Jahren ist
aber gewesen, dass sie die Lissabon-Strategie nur als
ökonomische Wachstumsstrategie verstanden hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Daraus resultieren extreme Probleme, die wir bei der
Akzeptanz und der Steuerung dieser ökonomischen Stra-
tegie haben. Wenn wir Ökologie, Ökonomie und soziale
Verantwortung nicht zusammendenken und nicht in eine
Strategie einbinden, dann werden wir scheitern. Dann
werden wir nicht nur einen Vertrauensverlust, sondern
auch einen Effizienzverlust erleiden. Aber das berück-
sichtigt die Kommission auch in ihren jetzigen Arbeits-
planungen nicht. Diese Planungen enthalten sicherlich
vernünftige Vorschläge zum Klimaschutz und die 20/20-
Verpflichtung. All das teilen wir. Aber es ist keine neue
Intention in diesem Programm erkennbar, abgesehen von
einem Punkt, über den ich mich besonders freue. Wir
sollten das Grünbuch zur grenzüberschreitenden Mobili-
tät der Jugend weiterentwickeln. Ich erinnere in diesem
Zusammenhang an die ERASMUS-Debatte. Wenn wir
unserer Jugend die Chance geben wollen, sich im euro-
päischen Wettbewerb zu behaupten, dann müssen wir
ihnen grenzüberschreitende Aktivitäten ermöglichen;
diese sind wichtig. Das sollte aber nicht nur für Studen-
ten gelten. Das sollten wir vielmehr auf eine sehr viel
breitere Grundlage stellen. Auch diejenigen, die eine
Lehre oder eine andere Ausbildung machen, sollten die
Möglichkeit haben, am grenzüberschreitenden europäi-
schen Austausch teilzunehmen. Das wird die europäi-
sche Identität der Bürgerinnen und Bürger weiter stär-
ken.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618630400

Für die Bundesregierung hat nun das Wort Herr

Staatsminister Günter Gloser.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618630500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zuerst einige Anmerkungen zu Ihnen, Herr Ulrich. Ich
weiß nicht, welches Bild Sie sonst bei europapolitischen
Debatten malen. Wenn aber selbst der irische Premier-
minister vor der letzten Sitzung des Europäischen Rates
im irischen Parlament die nicht rhetorisch gemeinte
Frage stellt: „Wo stünden wir Iren, wenn wir angesichts
der Finanzkrise und ihrer Auswirkungen auf die Real-
wirtschaft nicht Mitglied in der Europäischen Union wä-
ren?“, und trotz der Schwierigkeiten im eigenen Land zu
vermitteln versucht, dass Irland genau zum richtigen
Zeitpunkt Mitglied der Europäischen Union ist, dann
weiß ich nicht, warum Sie der Bundesregierung den
Schwarzen Peter für diese Krise zuschieben. Das ist ein
völliger Fehlschluss.

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(C (D Sie haben eine bunte Vielzahl von Themen aufgeliset. Da wird die Mittelmeerunion in einem Atemzug mit er Kaukasus-Krise und dergleichen mehr genannt. Ich uss mich schon fragen: In welcher Welt leben Sie denn igentlich? Gerade in der Kaukasus-Krise, finde ich, hat och die Europäische Union als einziger Akteur die entprechenden Weichen gestellt, zumindest die für einen affenstillstand. Dass wir mit der Lösung nicht zufrie en sein können, ist eine ganz andere Geschichte. Aber s war die Europäische Union, die gehandelt hat. Auch as die Bewältigung der Finanzmarktkrise angeht, hat ie Europäische Union gehandelt, wenn auch – darauf omme ich zurück – in der Vergangenheit sicherlich icht rechtzeitig Initiativen ergriffen worden sind, um egeln aufzustellen. Ich bin immer überrascht, zu erfahren, wer alles geenwärtig für Regeln ist. Ich kann mich noch an Debaten erinnern, in denen gerade hier nur noch von der Freieit die Rede war. Nichts gegen Freiheit – ich bin für reiheit –, ber zur Freiheit gehört auch Verantwortung. Gelegentich hörte man nur noch, dass es eine Strangulierung ebe und sich Menschen und Unternehmen nicht entfalen könnten. Es war Peer Steinbrück – das sage ich ganz eutlich –, der während der deutschen EU-Präsidentchaft gesagt hat, dass die Finanzmärkte Regeln brauhen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Markus Löning [FDP]: Eben!)


r hat die notwendige Unterstützung in der Europäi-
chen Union nicht bekommen; die kam erst später. Wenn
etzt die Europäische Kommission in ihrem Arbeitspro-
ramm entsprechende Regeln vorsieht, so gibt es hier
roße Zustimmung.

Zum Programm selbst: Rainder Steenblock hat gerade
ngesprochen, dass es das letzte Arbeitsprogramm für
ie existierende Kommission ist. Es ist richtig, eine neue
ommission nicht mit allen Dingen zu belasten, aber es
ibt verschiedene Bereiche, in denen man wegen der ak-
uellen Situation etwas mehr Ehrgeiz hätte erkennen las-
en können. Ich finde es richtig, dass Themen wie
achstum und Beschäftigung, Klimawandel und Nach-

altigkeit, Europa der Bürger und Europa als Partner in
er Welt, was schon in der Strategieplanung enthalten
ar, jetzt konkret umgesetzt werden. Das sind wichtige
unkte. Ich glaube auch, dass für den Finanzmarkt ent-
prechende Regeln erarbeitet werden müssen. Ich nenne
eispielsweise die Transparenz finanzieller Akteure wie
edgefonds, Vorstandsgehälter, aber auch die ange-
ahnte Finanzmarktaufsicht. Wir hätten uns auch, weil

as ein wichtiges wirtschaftliches Betätigungsfeld ist,
inen Hinweis auf den Abschluss von Solvency II, des
chlüsselprojekts für den Versicherungssektor, ge-
ünscht. Weitere Initiativen, gerade angesichts der wirt-

chaftlichen Entwicklung, sollen zur Entlastung der klei-
en und mittleren Unternehmen beitragen.






(A) )



(B) )


Staatsminister Günter Gloser
Ich finde es richtig und gut – gelegentlich gibt es auch
bei uns schon Debatten darüber –, dass die EU-Kommis-
sion an der Umsetzung der auf dem Frühjahrsgipfel 2007
unter deutscher EU-Präsidentschaft verbindlich be-
schlossenen Ziele beim Klimaschutz festhält. Es ist rich-
tig, dass wir jetzt nicht einen Gang zurückschalten. Ich
weiß, dass es Debatten darüber gibt, welche Auswirkun-
gen das hat, aber ich finde es gut, dass die Kommission
ausdrücklich betont, bei den Anstrengungen für den Kli-
maschutz nicht nachzulassen. Die Europäische Union
sollte im nächsten Jahr auf den Konferenzen in Posen
und Kopenhagen als ein Akteur auftreten und sich nicht
möglicherweise laschere Vorschriften von anderen Part-
nern in dieser Welt diktieren lassen.

Der Bereich „Justiz und Inneres“ wird sich auf die
Vorstellung des Stockholmer Programms konzentrieren,
das die Weichen für die Zeit 2010 bis 2014 stellen soll.
Die Kommission betont zu Recht, wie wichtig das
Thema Migrationspolitik ist. Aber – das kann die Bun-
desregierung in einer ersten Bewertung sagen – leider
gibt es hier wenig Initiativen.

Ich komme zu einem weiteren Punkt, auf den Rainder
Steenblock schon hingewiesen hat. Ich glaube, dass wir
schon früher in der Lissabon-Strategie auch die Nachhal-
tigkeit entwickelt haben, möglicherweise schon vor der
Zeit, als Rot-Grün regiert hat. Aber das, was nicht ausge-
prägt ist, ist die soziale Dimension der Europäischen
Union. Die soziale Dimension ist aber nicht mit einer
europäischen Rente oder einem europäischen Gesund-
heitsschutz gleichzusetzen, sondern die soziale Dimen-
sion kann zum Beispiel auch die Frage umfassen, wie
wir mit Hypothekenzinsen umgehen. Folgen wir dem
amerikanischen Modell, das flexibel und nicht fixiert ist,
oder orientieren wir uns an fixen Hypothekensätzen? Ich
glaube, wir müssen vor dem Hintergrund der Wahlen
zum Europäischen Parlament im nächsten Jahr die Nach-
haltigkeitsstrategie mit der sozialen Dimension in Ein-
klang bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. – Aller-
dings wünschte ich mir auch, dass seitens der EU-Kom-
mission in den Außenbeziehungen noch mehr Energie
entwickelt wird. Ich kann mich nahtlos der Kritik des
Parlaments anschließen, weil wir an diesem Punkt ge-
meinsam in dieselbe Richtung zielen: Wir hätten von der
Kommission durchaus ein Wort zur Übersetzungsstrate-
gie erwartet. Das ist eine Leerstelle, die eigentlich noch
gefüllt werden sollte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618630600

Nächster Redner ist der Kollege Thomas Bareiß für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! eine Herren! Die aktuelle Finanzund Kapitalmarkt rise macht deutlich, welche Rolle die EU derzeit spielt nd auch zukünftig spielen muss. Ich knüpfe an das an, as Kollege Ulrich gesagt hat: Gerade in der jetzigen eit hat die EU meines Erachtens eine unglaublich tarke Akzeptanz in der Bevölkerung, weil die Menchen spüren, dass auf dem globalen Finanzmarkt Dinge assieren, die in einem Mitgliedstaat allein gar nicht ehr geregelt werden könnten. Wir brauchen vielmehr remien und Institutionen wie die Europäische Union nd den Euroraum, in denen wir gemeinsame Lösungen ür die Probleme dieser Welt finden. Deshalb ist es ein utes Zeichen, dass wir in der Europäischen Union chnell handlungsfähig waren und jetzt gemeinsame Löungen finden. Ich knüpfe an das an, was Kollege Löning angesprohen hat: Es wäre eine Katastrophe, wenn wir jetzt noch 5 verschiedene Währungen in der Europäischen Union ätten. Es ist ein gutes Zeichen, dass es in der Welt einen tarken Euro gibt, der teilweise schon Ankerwährung georden ist und damit auch Stabilität in die Finanzmärkte ebracht hat. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1618630700

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen, müssen wir uns
ber auch überlegen, welche kommenden Herausforde-
ungen wir in der Europäischen Union gemeinsam ange-
en müssen und was dies für unser Arbeitsprogramm in
er Europäischen Union in den nächsten Monaten be-
eutet.

Ich schicke vorweg und unterstreiche sehr deutlich,
ass meines Erachtens in den letzten Monaten nicht die
ärkte an sich, sondern einzelne Akteure auf diesen
ärkten versagt haben. Dies hat dazu geführt, dass das

ertrauen erschüttert wurde und dass der Kapitalmarkt
n weiten Teilen nicht mehr so funktionierte, wie er
unktionieren sollte. Ein Akteur sind sicherlich die Ra-
ingagenturen, die eigentlich hätten Vertrauen schaffen
ollen, aber für das vertrauenslose Agieren entsprechend
estraft wurden.

Wir müssen innerhalb der Europäischen Union Lö-
ungen finden, wie wir die Ratingagenturen zukünftig
uf ein Fundament stellen, das Vertrauen schafft. Hierzu
at die Europäische Kommission heute Lösungsvor-
chläge geliefert. Auch das zeigt, dass die Europäische
nion in diesem Bereich handlungsfähig ist. Darauf
üssen wir aufbauen. Wir brauchen eine verstärkte Auf-

icht der Ratingagenturen und Regelungen, die dafür
orgen, dass wir zukünftig fundiertere Benotungen bzw.
atings bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage aber ganz klar, dass mehr Regulierung nicht
mmer gleichzeitig auch etwas Gutes bedeutet. Die gro-
en Rufe nach Bretton Woods II, was mehr Inflexibilität
nd mehr starre Systeme bedeutete, sind meines Erach-
ens nicht die richtigen Signale, die wir in den Markt set-
en dürfen. Wir brauchen gemeinsame Standards, aller-






(A) )



(B) )


Thomas Bareiß
dings nicht immer mehr Regulierung. Wir haben diese
Standards in weiten Teilen dieser Welt bereits festgelegt;
wir müssen sie nur noch umsetzen. Ein Thema ist
Basel II, das wir in Deutschland und Europa weitestge-
hend umgesetzt haben, das aber in den USA und anderen
Finanzmärkten noch nicht in der Form gilt, wie es sein
sollte. Wenn diese Standards weltweit gegolten hätten,
hätten wir auch keine solche Krise gehabt, wie wir sie in
den letzten Wochen gespürt haben. Auch die Themen
„gemeinsame Bilanzierungsrichtlinien“ und „Normen-
sammlung EVS“, die in der Zwischenzeit von den USA
und in Europa anerkannt werden, werden dazu führen,
dass wir uns gegenseitig besser verstehen und dass zu-
künftig in den Märkten mehr Vertrauen vorhanden sein
wird.

Ich möchte noch etwas zum IWF sagen. Auch hier
wird immer wieder versucht, etwas in seine Rolle hin-
einzuinterpretieren. Viele sagen, der IWF müsse jetzt
zum großen Regulierer in der Welt aufsteigen. Ich
glaube, das würde nicht funktionieren. Andere Staaten
würden dem IWF diese Rolle nicht zugestehen. Ganz
offen gesagt: Er wäre dazu auch nicht in der Lage. – Be-
vor wir Europäer oder Deutsche dies fordern, müssen
wir zunächst einmal unsere Hausaufgaben in Europa ma-
chen. Wir brauchen in Europa ein klares Signal für eine
gemeinsame Bankenaufsicht in der Europäischen Union.
Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen: Wir
brauchen diese Aufsicht vielleicht sogar nur im Euro-
raum. Diese Aufsicht sollte ihren Sitz in Frankfurt ha-
ben. Von Deutschland sollte das ganz klare Signal ausge-
hen, dass wir gemeinsam die Lösungen der Probleme der
Europäischen Union angehen, keine weiteren Schlupflö-
cher zulassen und verhindern, dass unkontrollierbare
Risiken entstehen.

Ich kann die Bundesregierung nur darin unterstützen,
dass sie Forderungen nach einer Wirtschaftsregierung
innerhalb der Europäischen Union eine klare Absage er-
teilt hat. Würden wir diesen Forderungen nachgeben,
würden wir einen Schritt zu weit gehen. Wir sind gut da-
mit gefahren, dass wir beispielsweise eine unabhängige
EZB haben, die für den Bürger und für den Verbraucher
eine ordentliche Geldpolitik betreibt. Die EZB muss
auch zukünftig neue Aufsichtsstrukturen entwickeln,
Stichworte „Ratingagenturen“ und „Bankenaufsicht“. In
dieser Form muss sie entsprechend unabhängig sein.

Meine Redezeit läuft langsam ab. Noch ein letzter
Punkt. Gerade in dieser Zeit müssen wir in Europa, in
der Welt verstärkt für ein Herabsetzen der Handels-
hemmnisse sorgen. Wir brauchen einen freien Welthan-
del. Gerade für Deutschland als Exportweltmeister ist
das ein ganz wichtiger Punkt. WTO und Doha müssen
weiterentwickelt werden. Wenn wir das nicht schaffen,
müssen wir verstärkt bilaterale Verträge in den Mittel-
punkt stellen. Ich sage ganz klar: Wir sollten auch das
transatlantische Bündnis in stärkerem Maße in den
Blickpunkt rücken. Wir sollten durchaus überlegen, ob
wir im Verhältnis zwischen den USA, Kanada und Eu-
ropa Vorreiter sein können.

Herzlichen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618630800

Nun hat das Wort der Kollege Axel Schäfer für die

PD-Fraktion.


Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1618630900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir können über alles reden; aber wir sollten uns zumin-

est an die Fakten halten. Also, noch einmal zur Erklä-
ung an den Kollegen Ulrich: Es geht nicht, hier falsche
inge zum Thema Referenden zu behaupten, um damit
ie Europäische Union und den Einigungsgedanken, so
ie wir ihn umsetzen, zu diskreditieren und hinterher die
ürger damit überzeugen zu wollen, dass das das
chlechte an Europa sei. Es ist schlicht und einfach
alsch.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


s hat in der Geschichte der Europäischen Gemein-
chaft/Europäischen Union 36 Referenden gegeben. Da-
on waren 27 ein Erfolg und 9 ein Misserfolg. Zwei
iese Misserfolge fanden in Norwegen statt, weil man
icht beitreten wollte. Das muss man auch ehrlich sagen.
an darf nicht nur sagen: „Die haben dagegen ge-

timmt“, sondern man muss auch alle aufzählen können,
ie dafür gestimmt haben. Das können Sie nicht, und das
ollen Sie nicht, und deshalb diskreditieren Sie sich mit

hrer Europapolitik ständig selbst.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich würde jetzt gern zu den wirklich ernsthaften Din-
en kommen, nämlich zum einen zum Antrag der Kolle-
en der FDP und zum anderen zu dem, was im Aktions-,
egislativ- und Arbeitsprogramm der Kommission steht.
ir alle in diesem Haus sind uns wahrscheinlich einig:
as Grundanliegen der FDP ist richtig. Die Frage ist nur,
ie wir es umsetzen. Das ist genau die Schwierigkeit.
an muss in Koalitionen und in bestimmten Konstella-

ionen immer schauen, dass auch eine Regierung, die
on der Mehrheit getragen und gestützt wird, im Parla-
ent möglichst immer das macht, was man will. Das

lappt nicht immer. Das klappt in keiner Regierungskon-
tellation der Welt. Das kennen Sie von den Landesre-
ierungen, an denen Sie beteiligt sind. Wir müssen des-
alb schauen, dass wir das so gut wie möglich machen.

Dabei dürfen wir natürlich nicht vergessen, wie viel
utes wir schon gemacht haben. Ich erlebe bei jeder Sit-

ung im Europäischen Parlament, in der COSAC und
onst wo, dass Personen zu uns deutschen Abgeordne-
en, egal welcher Couleur, kommen und sagen: Das, was
hr im Bundestag an Zusammenarbeitsvereinbarungen
nd damit an Erhöhung der Transparenz im Parlament
ür die Abgeordneten und damit auch für die öffentliche
ebatte gemacht habt, ist ein Stück weit eine Vorlage,

in gutes Beispiel für uns. Dieses gute Beispiel sollten
ir auch benennen. Wir sollten uns an diesem guten Bei-






(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)

spiel in der Praxis abarbeiten, indem wir das entspre-
chend umsetzen. Ich denke, das gehört dazu.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zur Kritik gehört immer auch ein Stückchen Selbst-
kritik: Warum lernen wir hier im Deutschen Bundestag
nicht auch manchmal vom Europäischen Parlament?
Warum zum Beispiel sollen die Ausschüsse nicht öffent-
lich tagen? Das wäre ein großer Gewinn für die Debatte.
Spätestens nach der dritten Runde würden wir uns abge-
wöhnt haben, Fensterreden zu halten, und würden nur
noch Sachbeiträge leisten. Das wäre vor allen Dingen für
die Europaarbeit eminent wichtig.


(Beifall des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Was wir hier beim Deutschen Bundestag ebenso wie in
den Landtagen machen, ist im Gegensatz zu Europa und
zur kommunalen Ebene demokratisch noch ein Stück-
chen unterentwickelt.


(Beifall des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zur Wahrheit gehört natürlich, dass wir auf Bundes-
und Landesebene so etwas wie das Legislativ- und Ar-
beitsprogramm der Kommission, an dem sich jedes Jahr
die Parlamente, Oppositions- und Regierungsparteien,
kritisch abarbeiten, nicht haben. Bei uns läuft das halt
anders. Also muss man überlegen, welche intelligenten
Elemente von Europa wir für die bundesdeutsche Politik
übernehmen können. Wir wollen ja nicht nur gemeinsam
für Europa kämpfen und miteinander arbeiten, sondern
auch voneinander lernen. Bitte auch im Parlamentaris-
mus!


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Thomas Silberhorn [CDU/CSU])


Was wir von der Kommission und diesem Arbeitspro-
gramm erwarten, will ich an der Frage der Erweiterung
einerseits und dem Thema Finanzmarkt andererseits
kurz deutlich machen.

Was die Erweiterungsstrategie betrifft, brauchen wir
mehr Mut. Wir alle brauchen ein bisschen Mut bei dem,
was wir dort fordern. Wir sind eine Europäische Ge-
meinschaft mit 491 Millionen Bürgerinnen und Bürgern.
Es sind noch einmal insgesamt 26 Millionen, um die es
in Südosteuropa oder auf dem Westbalkan – so heißt das
Kunstwort – geht. Auch wenn wir das aufrechterhalten,
was wir an Kopenhagener Kriterien und an Beitrittsvo-
raussetzungen haben und brauchen, müssen wir be-
stimmte Wege oder Türen öffnen, zum Beispiel durch
bessere Visamöglichkeiten, sodass vor allen Dingen die
jungen Menschen aus diesen Ländern zu uns kommen
können, wenn sie das wollen. Damit bringen wir Europa
ein Stückchen voran, wo das notwendig, wichtig und
richtig wäre. Dazu müssen wir ganz bestimmte Dinge,
die wir bisher vielleicht zu restriktiv gesehen haben, ein
bisschen progressiver sehen. Dafür brauchen wir große
Unterstützung im Parlament hier und auch im Europäi-
schen Parlament; denn das hieße, bestimmte liebgewor-

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(C (D ene Traditionen, die nicht immer ganz so lieb sind, ein tück zu überwinden. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dazu gehört auch, dass die Kommission sich dort
ichtbarer macht. Bei allen zu Recht genannten Proble-
en zum Thema Übersetzung: Wir brauchen keinen
ommissar für Sprachenvielfalt; wir brauchen Spra-

henvielfalt. Wir brauchen aber einen Kommissar, der
ich jeden Tag nur um diese Frage der Erweiterung küm-
ert und vor Ort, in Südosteuropa, auch präsent ist, so-

ass deutlich wird: Wir wollen, dass diese Länder, weil
ie zu Europa gehören, in den nächsten Jahren und Jahr-
ehnten in die Europäische Union kommen. Dazu muss
on der Kommission mehr getan werden.

Ein letzter Punkt, zum Thema Finanzmarkt und zu all
em, was jetzt ansteht. Seien wir ganz ehrlich: Wir ha-
en in den 90er-Jahren den Binnenmarkt vollendet, weil
ir zu Recht vieles liberalisieren und deregulieren muss-

en. Wir sind jetzt, im 21. Jahrhundert, in der Situation,
ass wir zur Frage, was staatliche, das heißt politische
egulierung anbelangt, wieder ein Stückchen neu den-
en, manches Alte wieder aufnehmen und uns vor allen
ingen beim Blick auf das, was notwendig ist, keine
cheuklappen anlegen dürfen.

Aus meiner Sicht ist ganz klar, dass dazu natürlich
uch die von Frankreich genannte „Wirtschaftsregie-
ung“ gehört. Es ist notwendig, dass die Europäische
entralbank unabhängig ist und nicht Weisungen der Re-
ierung unterliegt, wie das früher bei der französischen
ationalbank der Fall war. Genauso notwendig ist es,
ass wir, was Wirtschaftspolitik anbelangt, vom politi-
chen Willen getragene stärker greifende Vereinbarun-
en brauchen und nicht nur das, was bisher ist und was
ls Balance zur Geldpolitik so nicht funktioniert.

Lassen Sie uns diese Debatte offen miteinander füh-
en, weil wir alle noch keine abschließenden Konzepte
aben. Es ist gut, wenn wir das im Verhältnis zu dem,
as bisher war, kritisch diskutieren, damit wir zu besse-

en Lösungen kommen, auch zu besseren Lösungen für
ie Kommission.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618631000

Bevor ich dem Kollegen Thomas Silberhorn von der

DU/CSU-Fraktion das Wort erteile, will ich darauf hin-
eisen, dass er den Abend seines heutigen 40. Geburts-

ages bei uns verbringt.


(Beifall)


ch gratuliere sehr herzlich, lieber Herr Kollege
ilberhorn, und wünsche alles Gute.

Herr Kollege, Sie haben nun das Wort.






(A) )



(B) )


Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1618631100

Frau Präsidentin, herzlichen Dank für die guten Wün-

sche. Vielen Dank auch für die vermeintlichen Beileids-
bekundungen. Wenn ich in die Runde blicke, stelle ich
fest: Den 40. Geburtstag haben auch andere schon über-
standen.


(Heiterkeit)


Es macht mich natürlich stolz und glücklich, am
40. Geburtstag vor dem Forum der gesamten deutschen
Öffentlichkeit eine Grundsatzrede zur Europapolitik hal-
ten zu dürfen.


(Heiterkeit – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: In sechs Minuten!)


Das Legislativ- und Arbeitsprogramm der Kommis-
sion erweckt auf den ersten Blick den Eindruck einer
neuen Bescheidenheit: weniger Rechtssetzungsvor-
schläge als bisher, eine Reihe von Vereinfachungsvor-
schlägen, 20 Vorschläge werden sogar zurückgezogen.
Ich halte es mit Blick auf die Europawahlen und auf das
Ende der Amtszeit der gegenwärtigen Kommission im
nächsten Jahr für angemessen, dass jetzt nicht viele,
viele neue Vorschläge unterbreitet werden, die ohnehin
nicht mehr von den jetzigen Akteuren umgesetzt werden
können. Wir müssen auch in der Europäischen Union
Bescheidenheit üben, damit neu gewählte Parlamentarier
und eine neu besetzte Kommission von neuem entschei-
den können, was auf die Tagesordnung kommt. Das, was
wir unter dem Gesichtspunkt der Diskontinuität im
Deutschen Bundestag seit langem pflegen, muss auch in
der Europäischen Union im nächsten Jahr Einzug halten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


In der Sache allerdings ist das Programm der Kom-
mission durchaus ambitioniert. Wir stehen vor gewalti-
gen Herausforderungen: weltweite Finanzkrise, schwä-
chelnde Konjunktur, Preissteigerungen für Energie und
Lebensmittel. Es ist jetzt an allen politischen Akteuren
und natürlich auch an der Europäischen Union, Orientie-
rung zu geben und Handlungsfähigkeit unter Beweis zu
stellen. Insofern halte ich die Schwerpunkte der Kom-
mission für richtig gesetzt: Förderung von Wachstum
und Beschäftigung, Klimaschutz und innere Sicherheit.
Das sind auch die Schwerpunkte der nationalen Politi-
ken. Ich finde es gut, dass es eine parallele politische
Agenda bei der Europäischen Union und den nationalen
Parlamenten gibt, dass wir gemeinsam die großen He-
rausforderungen der Zeit angehen.

Ich halte es allerdings auch für angebracht, dass die
Europäische Union mehr Bescheidenheit in der Sache
übt und mehr Ehrgeiz im Interesse der Bürger und der
Unternehmen zeigt.

Stichwort „Wachstum und Beschäftigung“: Die Euro-
päische Union hat sich das Ziel gesetzt, bis 2012 die Bü-
rokratiekosten um 25 Prozent zu senken und damit die
Wirtschaft um 150 Milliarden Euro zu entlasten. Die
hochrangig besetzte Gruppe zum Bürokratieabbau, die
zur Erreichung dieses Ziels eingesetzt worden ist, hat

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(C (D (Markus Löning [FDP]: Eine Menge Geld gekostet!)


ereits eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet und wird
eitere unterbreiten. Es ist jetzt Sache der Kommission,

ntsprechende Initiativen dazu auf den Tisch zu legen,
eispielsweise wenn es um die Vereinfachung der Rech-
ungslegung und Buchhaltung, um den Abbau von Sta-
istik- und Informationspflichten oder die Vereinfachung
es Erhebungsverfahrens bei der Mehrwertsteuer geht.
orschläge zu all diesen Punkten hat die hochrangig be-
etzte Gruppe zum Bürokratieabbau schon auf den Tisch
elegt oder wird sie noch erarbeiten.


(Markus Löning [FDP]: Sie können ruhig Namen sagen!)


ie Kommission muss dazu nun auch ganz konkrete
msetzungsvorschläge auf den Tisch legen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as ist nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen
ichtig. Das ist auch mit Blick auf die Europawahl
ichtig. So können wir nämlich der Bevölkerung in
eutschland und den anderen Mitgliedstaaten sagen:
ir reden nicht nur von Bürokratieabbau, wir tun ganz

onkret etwas dafür. Entsprechende Rechtsetzungsvor-
chläge könnten von der Kommission leicht erarbeitet
nd vorgeschlagen werden, und ihre Umsetzung würde
iemanden etwas kosten.


(Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Heute ist die Krümmungsvorschrift für die Gurke gekippt worden!)


Stichwort Klimaschutz: Die Europäische Union
immt weltweit eine Vorreiterrolle ein, nicht zuletzt auf-
rund unserer Initiativen während der deutschen Rats-
räsidentschaft. Es ist richtig, dass man vor der Weltkli-
akonferenz in Kopenhagen nach einem gemeinsamen

uropaweiten Ansatz sucht, um ein Post-Kioto-Abkom-
en zur Bekämpfung des Klimawandels nach 2012 hin-

ubekommen.

Man darf aber auch nicht verkennen, dass unter dem
orwand des Klimawandels auch knallharte wirtschaftli-
he Interessen vertreten werden. Wir müssen deshalb
ufpassen, dass Klimaschutz und wirtschaftliche Interes-
en nicht gegeneinander ausgespielt werden. Ich darf in
iesem Zusammenhang an den Handel mit Emissions-
ertifikaten erinnern: Wir laufen schon Gefahr, dass
nergieintensive Betriebe in Deutschland kujoniert und
amit Betriebsstandorte und Arbeitsplätze gefährdet
erden. Demgegenüber haben die Franzosen – im Übri-
en im Benehmen mit ihren Umweltverbänden – schon
eschlossen, ihre Kernenergiekapazitäten auszubauen,
nd zwar mit dem Ziel, Strom aus Kernenergie verstärkt
n Deutschland, Polen und anderen europäischen Län-
ern zu verkaufen. Auf der Basis der Vorschläge, die
etzt zum Emissionszertifikatehandel auf dem Tisch lie-
en, würden wir also zu Verlierern werden. Das darf
icht das Ergebnis der europäischen Klimaschutzpolitik
ein, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
Wir müssen in der Europäischen Union Wege aufzei-
gen, wie Klimaziele und wirtschaftliches Wachstum in
Einklang gebracht werden können, beispielsweise indem
die Europäische Union sich für Forschung für erneuer-
bare Energien engagiert und der Beitrag der Landwirt-
schaft genutzt und gefördert wird, zum Klimaschutz in
Land- und Forstwirtschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, die Europäische Union
sollte in der Vorgehensweise und in den Verfahren, die
sie wählt, ein bisschen mehr Bescheidenheit zeigen. Wir
erleben seit geraumer Zeit, dass die Kommission vom
Modell der gegenseitigen Anerkennung und von Min-
deststandards Abstand nimmt und ein Modell der Voll-
harmonisierung verfolgt. Sie setzt sich auch über Beden-
ken im Hinblick auf die Subsidiarität hinweg. Letztlich
zeigt sie so einen starken Drang zur Zentralisierung.

Wenn wir es nicht schaffen, den Kommunen, Regio-
nen und den Mitgliedstaaten genug eigenen Handlungs-
spielraum, eigene Kompetenzen und genügend Spiel-
raum zur Umsetzung der Vorgaben, die die Europäische
Union beschließt, zu lassen, dann werden wir erleben,
dass sich weiterer Unmut aufstaut, wie das in Irland der
Fall war.

Ich würde es befürworten, wenn wir im Tagesgeschäft
der Europäischen Union dazu kämen, dass ein Nein oder
eine fehlende Mehrheit dazu führt, dass eine Initiative
begraben wird. Auf diese Weise gäbe es keinen ständi-
gen Drang, einen Kompromiss einzugehen. Außerdem
gewinnt man so nicht den Eindruck, dass nie jemand
Nein sagt und es immer zu Ergebnissen in Form von
Kompromisspaketen kommen muss.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist für die Akzeptanz von Politik auch wichtig,
dass Dinge, die keine Mehrheit finden, am Ende schei-
tern und nicht in irgendeinem Kompromiss verwurstet
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dies würde vielleicht dazu führen, dass wir bei den gro-
ßen Fragen der europäischen Integration nicht vor der
Situation stehen wie jetzt in Irland, wo sich der kleine
Unmut über lange Zeit aufgestaut und sich dann in ei-
nem Nein zum Vertrag von Lissabon entladen hat.

Es ist Sache der Europäischen Union und insbeson-
dere auch der Kommission, eine Balance zwischen den
Dingen zu finden, die wir nur auf europäischer Ebene re-
geln können, und dem Bedürfnis nach eigenem Hand-
lungsspielraum sowie nach Identifizierung mit eigenen
Belangen in den Regionen, den Kommunen und den
Mitgliedstaaten. Wenn wir diese Balance nicht errei-
chen, werden wir aus der Akzeptanzkrise der Europäi-
schen Union nicht herauskommen. Das Miteinander von
EU und den Mitgliedstaaten setzt eigene Spielräume auf
beiden Seiten voraus.

Ich danke für die Aufmerksamkeit. Nachdem uns auf-
grund der heutigen Debatte die Gelegenheit zu einer Ge-

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(C (D urtstagsfeier davonzurennen scheint, lade ich alle Anesenden ein, im Anschluss an unsere Debatte in der arlamentarischen Gesellschaft noch einen Absacker zu ich zu nehmen. (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abgeordnete der CDU/CSU erheben sich – Zuruf von der CDU/CSU: Na, na, wir kommen! – Zuruf von der SPD: Happy Geburtstag!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618631200

Der Beifall großer Teile, auch der Oppositionsfraktio-

en, war gewiss.

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 7 b: Interfrak-
ionell wird die Überweisung der Vorlage auf Druck-
ache 16/8080 an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
en? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann ist die Überwei-
ung so beschlossen.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 c auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Neuordnung und Modernisie-

(Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG)


– Drucksachen 16/7076, 16/7440 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Bundesdiszipli-
nargesetzes, des Bundesbeamtengesetzes
und weiterer Gesetze

– Drucksache 16/2253 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innen-
ausschusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/10850 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Clemens Binninger
Siegmund Ehrmann
Gisela Piltz
Ulla Jelpke
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/10887 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Michael Luther
Bettina Hagedorn
Gisela Piltz
Roland Claus
Omid Nouripour






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dr. Max Stadler,
Gisela Piltz, Ernst Burgbacher, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der FDP

Für ein modernes Berufsbeamtentum

– Drucksachen 16/129, 16/10850 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Clemens Binninger
Siegmund Ehrmann
Gisela Piltz
Ulla Jelpke
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn

c) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Dr. Rainer Stinner, Birgit Homburger, Elke
Hoff, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes

– Drucksache 16/9317 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/9823 –

Berichterstattung:
Abgeordente Ralf Göbel
Siegmund Ehrmann
Dr. Max Stadler
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn

Zu dem Entwurf eines Dienstrechtsneuordnungsge-
setzes der Bundesregierung liegt ein Änderungsantrag
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und ein Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion der FDP vor.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu die-
sem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. – Ich
sehe, dass Sie damit einverstanden sind. Folgende Kolle-
gen haben ihre Reden zu Protokoll gegeben: Clemens
Binninger, Siegmund Ehrmann, Rolf Kramer, Dr. Max
Stadler, Petra Pau, Silke Stokar von Neuforn und der
Parlamentarische Staatssekretär Dr. Christoph Bergner.1)

Außerdem liegen zum Dienstrechtsneuordnungsge-
setz Erklärungen nach § 31 unserer Geschäftsordnung
der Kollegen Maik Reichel, Robert Hochbaum, Andreas
Weigel, Petra Heß und Andrea Wicklein vor, die dem
Protokoll beigefügt werden.2)

Tagesordnungspunkt 8 a. Abstimmung über den von
der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur
Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts.
Der Innenausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/10850, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung auf Drucksachen 16/7076
und 16/7440 in der Ausschussfassung anzunehmen.

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1) Anlage 29
2) Anlagen 27 und 28

(C (D Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen vor, über den wir zunächst ab timmen werden. Wer stimmt für den Änderungsantrag uf Drucksache 16/10869? – Wer ist dagegen? – Enthalungen? – Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposi ionsfraktionen abgelehnt. Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handeichen. – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der Geetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der ppositionsfraktionen angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Geetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st damit in dritter Lesung mit dem gleichen Stimmenrgebnis wie zuvor angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 16/10850 empfiehlt der Ausschuss, eine Entschlieung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehng? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss mpfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen nd der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der Frakion der FDP und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ngenommen. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Entchließungsantrag der Fraktion der FDP auf Druckache 16/10870. Wer stimmt für diesen Entschließungsntrag? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der Entchließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen bgelehnt. Beschlussempfehlung des Innenausschusses zu dem on der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf ur Änderung des Bundesdisziplinargesetzes, des Bunesbeamtengesetzes und weiterer Gesetze. Der Auschuss empfiehlt unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 16/10850, den Gesetzentwurf der undesregierung auf Drucksache 16/2253 für erledigt zu rklären. Darüber müssen wir abstimmen. Wer ist für iese Beschlussempfehlung? – Wer ist dagegen? – Entaltungen? – Dann ist die Beschlussempfehlung einstimig angenommen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 8 b: Beschlussmpfehlung des Innenausschusses zu dem Antrag der raktion der FDP mit dem Titel „Für ein modernes Beufsbeamtentum“. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 4 einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/10850, en Antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/129 bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsraktionen gegen die Stimmen der FDP-Fraktion bei nthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der raktion Die Linke angenommen. Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Tagesordnungspunkt 8 c: Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion der FDP zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes. Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/9823, den Gesetzentwurf der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/9317 abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 9 a und 9 b auf: a)





(A) )


(B) )

Ulla Jelpke, Sevim Dağdelen, Petra Pau, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Soziale Existenzsicherung nach dem Asyl-
bewerberleistungsgesetz

– Drucksachen 16/7213, 16/9018 –

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Markus Kurth, Josef Philip Winkler, Volker Beck

(Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Asyl-
bewerberleistungsgesetzes

– Drucksache 16/10837 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Die Fraktion Die Linke hat zu ihrer Großen Anfrage
einen Entschließungsantrag eingebracht.

Die Kollegen Michael Hennrich, Gabriele Hiller-
Ohm, Hartfrid Wolff, Ulla Jelpke und der Parlamentari-
sche Staatssekretär Klaus Brandner haben ihre Reden zu
Protokoll gegeben.1)

Gleichwohl eröffne ich die Aussprache und erteile
dem Kollegen Josef Winkler für die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es ist jetzt 15 Jahre her, dass im Zuge der Verfassungs-
änderung zur Einschränkung des Asylgrundrechts das
Asylbewerberleistungsgesetz in Kraft getreten ist. Wir
haben dieses Gesetz von Beginn an aus grundsätzlichen
und menschenrechtlichen Erwägungen heraus kritisiert;
denn dieses Gesetz führt zu einem diskriminierenden
Ausschluss von Asylsuchenden aus der Sozialhilfe und
aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende.

Die Leistungen aufgrund dieses Gesetzes betragen in-
zwischen nur noch etwa zwei Drittel der Leistungen, die
Sozialhilfeempfänger bekommen. Hinzu kommt, dass

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M1) Anlage 30

(C (D ie medizinische Versorgung von Asylsuchenden und eduldeten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz auf ie unabweisbar notwendige Behandlung akuter chmerzzustände beschränkt ist. Das muss man sich einal vorstellen. Seit der Einführung des Gesetzes wurden ie Leistungen nicht ein einziges Mal an die Preisenticklung angepasst. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


Das heißt, dass seit 1993 in § 3 Abs. 1 des Asylbe-
erberleistungsgesetzes unverändert ein im Übrigen
och in D-Mark ausgewiesener Betrag von 80 DM im
onat, umgerechnet sind das 1,36 Euro pro Tag und pro

erson, als einziges Bargeld für den gesamten persönli-
hen Bedarf dieser Menschen – ich nenne beispielsweise
ie Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr, Telefon-
ebühren, Porto, Rechtsanwaltsgebühren usw. – zur Ver-
ügung steht. Zusätzliche Leistungen, zum Beispiel für
ine Monatskarte im öffentlichen Nahverkehr, werden
icht gewährt.

Die Leistungen für Essen, Kleidung, Körperpflege,
ber auch für Energie im Haushalt werden als Sachleis-
ngen in Form von Essenspaketen oder Vollverpflegung,
utscheinen oder Bargeld mit einem seit 1993 ebenfalls
nveränderten Wert von 360 DM, also 184 Euro pro Mo-
at, gewährt. Wenn man das mit dem Regelsatz beim Ar-
eitslosengeld II vergleicht – 351 Euro zu 184 Euro –,
ann sieht man, wie schrecklich diese Entwicklung für
ie betroffenen Menschen ist.

Deshalb legt meine Fraktion einen Gesetzentwurf zur
ufhebung des Asylbewerberleistungsgesetzes vor, den

ch hier kurz skizzieren möchte. 15 Jahre nach Inkraft-
reten dieses Gesetzes ist festzustellen, dass es die ei-
entlich gewünschten Effekte nicht erreicht hat. Denn
ie Asylantragszahlen haben in Deutschland zwar einen
istorischen Tiefpunkt erreicht, aber es gibt niemanden,
er ernsthaft behaupten würde, dass dies auf die Rege-
ungen des Asylbewerberleistungsgesetzes zurückzufüh-
en ist. Hierfür sind vielmehr die Drittstaatenregelung,
ie rigiden Grenzkontrollen und das Konzept der soge-
annten sicheren Herkunftsstaaten verantwortlich.

Ein weiterer Punkt ist, dass sich die Aufenthaltsdauer
on abgelehnten Asylsuchenden und Geduldeten nicht
eduziert, sondern sich deutlich verlängert hat. Ende
006 lebten über 100 000 Geduldete seit über sechs Jah-
en, 70 000 Geduldete seit über acht Jahren und
0 000 Geduldete sogar seit mindestens zwölf Jahren in
eutschland. Bezogen im Jahr 2000 noch 20 Prozent der
nspruchsberechtigten länger als drei Jahre Leistungen
ach dem Asylbewerberleistungsgesetz, so sind es in-
wischen rund die Hälfte.

Dies zeigt, dass man die Motivation dieser Menschen
öllig falsch eingeschätzt hat. Nicht die Höhe der sozial-
echtlichen Transferleistungen, vor denen in diesem
ause immer wieder gewarnt wird, war für diese Men-

chen der entscheidende Grund, nach Deutschland zu
ommen bzw. hierzubleiben. Diese Menschen haben in
er Regel vielmehr gravierende rechtliche, humanitäre
der tatsächliche Gründe, die sie daran hindern, in ihr
eimatland zurückzukehren. Die Verleumdung, diese
enschen wollten nur in die Sozialsysteme zuwandern,






(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler
entspricht nicht der Wahrheit. Die Fakten sagen etwas
anderes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein Gesetz, das offenkundig weder geeignet noch er-
forderlich ist, um mit verhältnismäßigen Mitteln seinen
Zweck zu erfüllen, hat seinen Sinn verfehlt. Wer dieses
Gesetz beibehalten möchte, zeigt, dass es ihm weniger
um die Bekämpfung des angeblichen Asylmissbrauchs
geht als vielmehr darum, Asylsuchende und Geduldete
in Deutschland zu schikanieren und zu diskriminieren.
Damit wollen wir Schluss machen. Deshalb werbe ich
eindringlich dafür, dass in der zweiten und dritten Bera-
tung diesem Gesetz zugestimmt wird. Darum bitte ich Sie.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ich schließe die Aussprache. Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/10871. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der Fraktion der FDP abgelehnt. Tagesordnungspunkt 9 b. Hier wird interfraktionell die Überweisung des Gesetzentwurfs auf Drucksache 16/10837 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum ordnungspolitischen Rahmen der Krankenhausfinanzierung ab dem Jahr 2009 (Krankenhausfinanzierungsreformgesetz – KHRG)

Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1618631300

– Drucksachen 16/10807, 16/10868 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Reden zu
diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll zu geben. –
Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Es handelt sich
dabei um die Reden folgender Kollegen und einer Kolle-
gin: Dr. Hans Georg Faust, Jens Spahn, Eike Hovermann,
Daniel Bahr, Frank Spieth, Dr. Harald Terpe und Par-
lamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk.1)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwurfs
auf Drucksache 16/10807 an die in der Tagesordnung
aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Inzwischen
liegt die Gegenäußerung der Bundesregierung zur Stel-
lungnahme des Bundesrates auf Drucksache 16/10868
vor, die wie der Gesetzentwurf überwiesen werden soll.

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1) Anlage 31

2)

3)

4)

(C (D ibt es anderweitige Vorschläge? – Ich sehe, das ist nicht er Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes – Drucksache 16/10731 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Rechtsausschuss Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Kultur und Medien Auch hier wird interfraktionell vorgeschlagen, die eden zu Protokoll zu geben. – Ich sehe, auch damit ind Sie einverstanden. Es handelt sich um die Reden der olleginnen und Kollegen Dr. Martina Krogmann, Julia löckner, Martin Dörmann, Manfred Zöllmer, Hans oachim Otto, Sabine Zimmermann und Kerstin ndreae.2)


Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/10731 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. – Auch
ierzu sehe ich keinen Widerspruch. Dann ist die Über-
eisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a und 12 b auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Dreizehnten Geset-
zes zur Änderung des Außenwirtschaftsgeset-
zes und der Außenwirtschaftsverordnung

– Drucksache 16/10730 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainer
Brüderle, Frank Schäffler, Martin Zeil, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Rückbesinnung auf die soziale Marktwirt-
schaft – Die europäische Alternative zu Wirt-
schaftsprotektionismus und Ausländerdiskri-
minierung

– Drucksache 16/6997 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Auch hier wird interfraktionell vorgeschlagen, die
eden zu Protokoll zu geben. – Ich sehe dazu keinen
iderspruch. Es geht um die Reden der Kollegen Rolf
empelmann, Rainer Brüderle, Dr. Herbert Schui, der
ollegin Kerstin Andreae3) und des Parlamentarischen
taatssekretärs Hartmut Schauerte4).

Anlage 32
Anlage 33
Der Redebeitrag wird im Plenarprotokoll der 187. Sitzung abge-
druckt.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 16/10730 und 16/6997 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. – Auch hier sehe ich keinen Widerspruch. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 13 sowie Zusatz-
punkt 3 auf:

13 Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen der Vereinten Nationen vom
13. Dezember 2006 über die Rechte von Men-
schen mit Behinderungen sowie zu dem Fakul-
tativprotokoll vom 13. Dezember 2006 zum
Übereinkommen der Vereinten Nationen über
die Rechte von Menschen mit Behinderungen

– Drucksache 16/10808 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus

(Bremen)

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Historische Chance des VN-Übereinkommens
über die Rechte von Menschen mit Behinde-
rungen nutzen

– Drucksache 16/10841 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfah-
ren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort für die Bundesregierung dem Parlamentari-
schen Staatssekretär Klaus Brandner.

K
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618631400


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-
ginnen! Liebe Kollegen! Ich weiß, dass es schon spät ist.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das macht nichts! – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wir sind bei dir! – Dr. Stephan Eisel [CDU/ – w h F T g K u l n m m f Ü v – d r s f g G Ü k s F g g f u – u M n h l a d N g d (C (D CSU]: Die Bundesregierung ist immer im Dienst!)


Das macht uns gar nichts; denn dieses Thema ist uns
ichtig.

Ich will deshalb gleich zu Beginn sagen: Ich rede
eute Abend hier nicht, weil einzelne Abgeordnete der
raktion bestimmt haben, dass heute Abend zu diesem
hema gesprochen wird. Ich rede vielmehr aus Überzeu-
ung zu diesem Thema.

Als Zweites sage ich ganz deutlich, lieber Markus
urth, dass nicht die Bundesregierung die Tagesordnung
nd den Zeitpunkt dieser Debatte festgesetzt hat, was du
eider so kritisch angemerkt hast, sondern dass immer
och das Parlament die Tagesordnung aufstellt und da-
it auch, wann und wie lange gesprochen wird. Insofern
öchte ich den Hinweis geben, dass man nicht so ei-

ernd damit umgehen sollte.

Es geht um ein sehr ernstes Thema, nämlich um das
bereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte
on Menschen mit Behinderungen, das aus meiner Sicht
das will ich klar sagen – immerhin das Potenzial hat,
en Alltag von über 600 Millionen behinderten Bürge-
innen und Bürgern auf der Welt entscheidend zu verbes-
ern.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Auch von den anderen!)


Das Übereinkommen ist Ausdruck des aktiven Kamp-
es gegen Diskriminierung. Für die Betroffenen ist es ein
roßer Schritt auf dem Weg zu einer uneingeschränkten
leichstellung, zu Teilhabe und Selbstbestimmung. Das
bereinkommen und das dazugehörige Fakultativproto-
oll spezifizieren und konkretisieren grundlegende Men-
chenrechte wie das Recht auf Leben, das Recht auf
reizügigkeit und das Recht auf gleichberechtigten Zu-
ang zur Justiz, umfassen aber auch konkrete Regelun-
en zur Chancengleichheit und zur Gestaltung barriere-
reier Lebenswelten.

Deutschland gehörte am 30. März 2007 zu den Erst-
nterzeichnern beider Dokumente.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Seitdem wurde gemümmelt!)


Herr Seifert, hören Sie mal zu, arbeiten Sie konkret mit
nd machen Sie keine schrägen Zwischenrufe! –


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Sie lassen mich nicht arbeiten!)


it dem vorliegenden Gesetzentwurf gehen wir den
ächsten Schritt: Das Übereinkommen und das dazuge-
örige Fakultativprotokoll sollen innerstaatlich verbind-
ich werden.

Um Missverständnissen vorzubeugen, will ich hier
usdrücklich betonen: Das Übereinkommen basiert auf
en zentralen Menschenrechtsabkommen der Vereinten
ationen. Es schafft also keine Sonderrechte, sondern
ewährleistet, dass die spezifischen Lebenslagen behin-
erter Bürgerinnen und Bürger systematisch beachtet






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Klaus Brandner
werden. Das Fakultativprotokoll erweitert die Kompe-
tenzen des Vertragsausschusses des Übereinkommens
um das Verfahren der Individualbeschwerde und das Un-
tersuchungsverfahren. Beide Verfahren lehnen sich an
die entsprechenden Verfahren in anderen Menschen-
rechtsverträgen an und stärken damit die Umsetzung des
Übereinkommens.

Die deutsche Delegation hat sich, unterstützt von den
Verbänden behinderter Menschen, von Anfang an aktiv
an den Verhandlungen beteiligt und die Verhandlungspo-
sition der Europäischen Union maßgeblich beeinflusst.
Während des gesamten Verhandlungsprozesses waren
Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft stets
eng mit eingebunden. Eine Vertreterin des Deutschen
Behindertenrates wirkte als Mitglied der deutschen Re-
gierungsdelegation aktiv an den Verhandlungen mit. Ge-
meinsam haben wir uns erfolgreich beispielsweise dafür
eingesetzt, die Belange von Frauen mit Behinderungen
in eigenen Regelungen im Konventionstext besonders zu
benennen.

Für die Belange behinderter Bürgerinnen und Bürger
ist in Deutschland in den vergangenen Jahren politisch
viel bewegt worden. Seit 1998 ist zum traditionellen so-
zialrechtlichen Ansatz in der Politik für und mit behin-
derten Bürgerinnen und Bürgern ein starker bürgerrecht-
licher Ansatz getreten. Es ist gelungen, in nur einem
Jahrzehnt ein ganzes Politikfeld von Grund auf zu erneu-
ern und Großes auf den Weg zu bringen: Sozialgesetz-
buch IX, das Behindertengleichstellungsgesetz, das All-
gemeine Gleichbehandlungsgesetz, eine ganze Reihe er-
folgreicher Arbeitsmarktprogramme und die Einführung
des Rechtsanspruchs auf ein persönliches Budget. All
das hat den Alltag behinderter Bürgerinnen und Bürger
in Deutschland spürbar verbessert.

Es wäre aber falsch, sich auf den Lorbeeren auszuru-
hen.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Wohl wahr!)


Es gibt keinen Grund zur Selbstzufriedenheit. Wir müs-
sen gemeinsam ehrgeizig bleiben. Ich betone: gemein-
sam ehrgeizig bleiben. Die Konvention der Vereinten
Nationen ermuntert und verpflichtet uns dazu. Sie wird
in Zukunft ein wichtiges Referenzdokument sein, auf
dessen Grundlage neue Entwicklungen in der Behinder-
tenpolitik angestoßen und beurteilt werden.

Ich baue darauf, dass wir die Politik in möglichst gro-
ßer Gemeinschaft fortführen. Deswegen habe ich darauf
hingewiesen, dass Eifern an dieser Stelle falsch wäre.
Kollege Kurth, es wurde darauf hingewiesen, dass das
Parlamentsfernsehen heute Abend diese Debatte über-
trägt. Ich lege großen Wert darauf, festzustellen, dass die
Enge der Tagesordnung damit zu tun hat, dass das Parla-
ment auf Parteitage Rücksicht nimmt. Die Grünen haben
nun einmal am Freitag einen Parteitag. Deshalb hat sich
die Tagesordnung dieses Parlaments sehr gedrängt. Ich
finde es unfair, wenn man nach außen so tut, als würde
die Bundesregierung diesem wichtigen Tagesordnungs-
punkt wenig Bedeutung beimessen und dieses Thema zu
nachtschlafender Zeit nur hasenfüßig behandeln.


(Peter Rauen [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


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(C (D Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Erwin Lotter für ie FDP-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen nd Herren! Ich kann Ihnen, werte Kolleginnen und Kolegen der Regierungsfraktionen, anlässlich meiner ersten ede im Deutschen Bundestag Kritik leider nicht erspa en. afür ist unser heutiges Thema, die UN-Behindertenechtskonvention, viel zu wichtig. Die Konvention kann – ich betone: kann – ein Meienstein auf dem Weg zu vollständiger Gleichberechtiung, Teilhabe und Chancengleichheit behinderter Menchen sein. Die FDP steht uneingeschränkt hinter den ielen der UN-Konvention. elbstbestimmung, vollständige gesellschaftliche Teilabe und die Sicherung von Chancengleichheit sind elbstverständliche Bestandteile liberaler Gesellschaftsolitik. Allein durch die Ratifizierung der Konvention weren wir in der Behindertenpolitik aber keinen Schritt voankommen. Um das Hauptziel der Konvention, nämlich as Begreifen von Behinderung nicht als Schwäche, sonern als menschliche Normalität, zu erreichen, (Beifall der Abg. Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618631500

(Beifall bei der FDP)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1618631600

(Peter Rauen [CDU/CSU]: Schade!)


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Schön!)


(Beifall bei der FDP)


edarf es einer sorgfältigen und öffentlichen Diskussion
owie einer Überprüfung unserer politischen, rechtlichen
nd sozialen Realität.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ie Konvention muss mit Leben erfüllt werden. Deshalb
üssen Bund, Länder und Gemeinden überprüfen, ob

ie Rahmenbedingungen und das staatliche Handeln
em Sinn der Konvention entsprechen.

Viele behinderte Menschen in Deutschland knüpfen
chon heute ganz konkrete Erwartungen an die Konven-
ion. Viele Eltern behinderter Kinder zum Beispiel leiten
us der Konvention ab, dass ihre Kinder nach der Ratifi-
ierung des Übereinkommens durch den Bundestag
icht mehr Förderschulen besuchen müssen, sondern
uch bei jeder Regelschule einen Anspruch auf Auf-
ahme und qualitativ hochwertige Förderung und Bil-
ung haben. Auch Patientenvertreter psychisch Kranker
aben Fragen gestellt, die bislang aber keine hinrei-
hende Würdigung durch den Gesetzgeber erfahren ha-
en. Diese Menschen müssen wir mit ihren Sorgen,






(A) )



(B) )


Dr. Erwin Lotter
Wünschen und Erwartungen ernst nehmen. Diese Men-
schen wollen wissen, woran sie sind und was ihnen die
Konvention ganz praktisch bringen wird.

Leider nimmt die Bundesregierung die Wünsche Be-
troffener nicht ernst genug. So hat die Bundesregierung
zum Beispiel schriftliche Anfragen meines Vorgängers
Jörg Rohde und des Kollegen Markus Kurth von den
Grünen wortkarg und wenig bis gar nicht überzeugend
beantwortet.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Leider wahr!)


Herr Staatssekretär Thönnes hat in einer der Antworten
wörtlich erklärt, dass das Kabinett die Übereinstimmung
der deutschen Rechtslage mit den Anforderungen der
Konvention beschlossen hat. Es ist mir völlig neu, dass
juristische Überprüfungen neuerdings durch Kabinetts-
beschlüsse ersetzt werden können.


(Beifall bei der FDP)


Vor über eineinhalb Jahren, am 30. März 2007, haben
die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Frau
Karin Evers-Meyer, und Staatssekretär Franz Thönnes
die Konvention bei den Vereinten Nationen in New York
vor Ort unterzeichnet. Die Bundesregierung mit all ihren
Ministerien hatte somit eineinhalb Jahre Zeit für eine
kritische Überprüfung des Handlungsbedarfs, den die
Konvention mit sich bringen könnte. Das Ergebnis der
Überprüfung überrascht mich dann doch. Lapidar heißt
es jetzt im Entwurf des Ratifizierungsgesetzes:

Durch das Gesetz entsteht kein weiterer Voll-
zugsaufwand.

Und:

Durch das Gesetz entstehen für Bund, Länder und
Gemeinden keine weiteren Kosten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren von SPD
und Union, beim besten Willen nehme ich Ihnen das
nicht ab. Sie alle wissen, dass die Konvention, die wir
Liberalen ausdrücklich unterstützen, in vielen Details
zumindest in einem Spannungsverhältnis zu geltendem
Recht steht. So schreibt zum Beispiel Kollege Hüppe
von der CDU/CSU in der vergangenen Woche in einem
Brief an die Elterninitiative „Eine Schule für alle“:

Eine Umsetzung des Artikels 24 bedeutet für die
Bundesländer ein Umdenken in ihrer bisherigen
Schulpolitik. Konsequenterweise müssten sie das
Förderschulsystem weitestgehend aufgeben und
Kindern mit Behinderungen die Beschulung in Re-
gelschulen ermöglichen.

Ich frage Sie, Herr Hüppe: Warum erklären Sie nicht
in der Problem-, Ziel- und Lösungsskizze des Gesetzent-
wurfes, was Sie der Elterninitiative klipp und klar in Ih-
rem Brief mitgeteilt haben,


(Beifall bei der FDP)


nämlich dass Sie die grundsätzliche Beschulung behin-
derter Kinder in Regelschulen bei uns in Deutschland
nur mittel- bis langfristig für durchsetzbar halten? Die

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(C (D leiche Frage richte ich an die Kollegin Silvia Schmidt, ehindertenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Sie reifen Ihre Koalitionspartner, CDU und CSU, direkt an, enn Sie in Ihrem Schreiben an die gleiche Elterninitia ive erklären, dass inklusive Bildung ein Ansatz ist, den ie unionsregierten Bundesländer wohl eher nicht untertützen. Völlig zu Recht stellen Sie die Konvention als ine politische Herausforderung dar, nicht jedoch als Löung aller Probleme behinderter Menschen in Deutschand. Aber auch Sie müssen sich fragen lassen, warum ie diese Erkenntnis nicht in den vorliegenden Gesetzntwurf haben einfließen lassen. (Beifall bei der FDP – Zustimmung des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Besonders beunruhigt mich bei Ihrem Brief an die El-
erninitiative, Frau Schmidt, der letzte Satz:

Die UN-Konvention gibt uns dazu das richtige In-
strument an die Hand, um auch für Sie als enga-
gierte Mutter nach langem Kampf eine Rechts-
grundlage für Inklusion zu haben.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Das ist richtig!)


rau Schmidt, wollen Sie wirklich, dass Eltern behinder-
er Kinder jetzt vor Gericht in jahrelangen Rechtsstrei-
igkeiten die Beschulung ihrer Kinder in Regelschulen
urchsetzen müssen?

Das ist der springende Punkt Ihres Umgangs mit der
N-Konvention, verehrte Kolleginnen und Kollegen der
egierungsfraktionen. Sie nehmen bewusst Rechtsunsi-
herheiten in Kauf, getreu dem Motto: Was wir politisch
icht erreichen, sollen halt die Gerichte klären. Das
enne ich verantwortungslos.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Kollege, jetzt sind Sie aber zu streng mit uns!)


echtsunsicherheiten, enttäuschte Hoffnungen und
issverständnisse werden der Konvention nicht zum Er-

olg verhelfen.

Danke.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618631700

Herr Kollege Dr. Lotter, das war Ihre erste Rede hier

n diesem Haus. Ich beglückwünsche Sie dazu sehr herz-
ich und wünsche Ihnen für Ihre weitere Arbeit alles er-
enklich Gute.


(Beifall)


Nun hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion der
ollege Hubert Hüppe.


Dr. Erwin Lotter (FDP):
Rede ID: ID1618631800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch

einen Glückwunsch an Herrn Dr. Lotter für diese Jung-
ernrede.






(A) )



(B) )


Hubert Hüppe

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Nicht zu großzügig, Hubert!)


– Doch, ich bin da sehr großzügig. – Ich freue mich – ich
glaube, Sie sind behindertenpolitischer Sprecher Ihrer
Fraktion –, dass ich jetzt solche neuen Töne zur Inklu-
sion höre. Ich glaube, wenn Sie so weitermachen und die
FDP Ihrer Politik folgt, dann können wir eine Menge
daraus machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Seit langem gab es die Idee einer UN-Menschen-
rechtskonvention, die vor allen Dingen die Menschen-
rechte von Menschen mit Behinderungen im Blick hat.
Mit der Annahme der UN-Konvention über die Rechte
von Menschen mit Behinderungen durch die Generalver-
sammlung der Vereinten Nationen im Dezember 2006 ist
diese Idee real geworden. Deutschland – das wurde eben
schon einmal gesagt – hat sich an der inhaltlichen Ge-
staltung beteiligt und diese UN-Konvention intensiv be-
gleitet und mitgeprägt. Im März 2007 – auch dies wurde
gesagt – wurde sie gezeichnet. Damit haben wir von An-
fang an eine Vorreiterrolle eingenommen. Ich möchte an
dieser Stelle noch einmal allen Beteiligten, die dort mit
sehr viel Kraft und Engagement für uns verhandelt ha-
ben, für die Realisierung der UN-Konvention danken.

Mit diesem internationalen Übereinkommen liegt ein
Dokument vor, das den Schutz der in zahlreichen ande-
ren Konventionen aufgeführten Menschenrechte speziell
abgestimmt auf die Belange von Menschen mit Behinde-
rungen garantieren soll. Die UN-Konvention ist ein No-
vum in der Behindertenpolitik. Von vielen Seiten werden
große Erwartungen an die Ratifizierung und die Umset-
zung der UN-Konvention geknüpft.

Erklärtes Ziel des Übereinkommens ist die Chancen-
gleichheit von Menschen mit Behinderungen sowie ihre
umfassende Teilhabe an der Gesellschaft. Sie will die
Grundrechte dieser Menschen garantieren. Durch die
Ratifizierung der UN-Konvention ist es unsere Aufgabe,
auch weiterhin dafür zu sorgen, dass eine gesellschaftli-
che Entwicklung fortgeführt wird, die Menschen unab-
hängig von Art und Grad der Behinderung als gleichbe-
rechtigte Bürgerinnen und Bürger anerkennt.

Die Konvention unterstützt unsere bisherigen Hand-
lungen und Entscheidungen in der Behindertenpolitik.
Wir haben in den vergangenen Jahren über die Par-
teigrenzen hinweg – das betone ich ausdrücklich – einen
guten Weg eingeschlagen, um Menschen mit Behinde-
rungen mehr Selbstbestimmung und ein Leben mitten in
der Gesellschaft zu ermöglichen. Das gilt sowohl im
Hinblick auf das Behindertengleichstellungsgesetz und
das SGB IX als auch im Hinblick auf den Rechts-
anspruch auf Leistungen in Form des Persönlichen Bud-
gets.

Ich sage aber auch, dass wir längst noch nicht alles er-
reicht haben. Dies gilt vor allem für die praktische Um-
setzung von Ansprüchen. Wir haben weniger ein Defizit
bei den Rechtsnormen. Die Probleme liegen vielmehr in

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(C (D er Praxis. Im SGB IX heißt es zum Beispiel, dass Frisen eingehalten werden müssen und dass der zweite Träer die Leistungen auch dann zuteilen muss, wenn er elbst nicht zuständig ist. In Wirklichkeit sieht die Situaion aber so aus, dass Behinderte immer noch von einer telle zur anderen geschickt und insbesondere Eltern äufig weggeschickt werden, obwohl sie eigentlich Anprüche geltend machen könnten. Das ist nicht länger innehmbar. Diese Konvention ist der Leitfaden, an dem sich unere politischen Entscheidungen, aber auch ihre praktiche Umsetzung messen lassen müssen. Bei allen Geetzgebungsverfahren haben wir darauf zu achten, dass ie in der UN-Konvention enthaltenen Rechte auch tatächlich umgesetzt werden. Das gilt für alle Bereiche, icht nur für das SGB IX und die Gesundheitsund Soialpolitik. Das gilt auch für die Bildungspolitik und bis in zur Verkehrsund Kulturpolitik. Meine Damen und Herren, positiv ist, dass infolge ieser UN-Menschenrechtskonvention erstmalig eine nabhängige Stelle geschaffen werden muss, die den rozess der Umsetzung und Durchführung der UN-Konention in Deutschland überwacht und begleitet. Damit ämmen wir das Risiko ein, dass diese Konvention in en Schubladen verschwindet und vergessen wird. Ebenfalls begrüße ich, dass diese Konvention ohne orbehalte und Interpretationserklärungen ratifiziert ird. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Und was ist mit der Denkschrift?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Denkschrift ist nicht Sache des Parlaments, son-
ern eine Stellungnahme der Regierung; darauf komme
ch noch zu sprechen. Sie ist auch kein Bestandteil des
esetzgebungsverfahrens; auch darauf muss man an die-

er Stelle hinweisen.

Die UN-Konvention über die Rechte der Menschen
it Behinderungen kann als Grundlage für die Weiter-

ntwicklung einer modernen Behindertenpolitik dienen.
us diesem Grund dürfen wir nicht den Eindruck erwe-

ken, als sei schon alles gut. Ich gebe Ihnen recht: Wenn
an die Denkschrift liest, kann man manchmal den Ein-

ruck gewinnen, als sei schon alles getan. Nein, dieses
okument nur als Bestätigung der bisherigen Politik zu
etrachten, wäre aus meiner Sicht nicht richtig.


(Beifall des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Ich möchte an dieser Stelle neben den positiven As-
ekten auch ein paar kritische Worte sagen; das wird Sie
reuen, Herr Dr. Lotter. Meine Kritik bezieht sich insbe-
ondere auf Teile der Übersetzung, aber auch – darauf
urde gerade hingewiesen – auf Teile der Denkschrift.
o kann ich in der Tat meine Enttäuschung darüber nicht
erhehlen, dass die in der englischsprachigen Fassung
ewählte Formulierung „inclusive education“ in der
eutschsprachigen Fassung mit „integrative Bildung“
bersetzt wurde.






(A) )



(B) )


Hubert Hüppe

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Weder aus politischer noch aus wissenschaftlicher Sicht
beinhalten Inklusion und Integration das Gleiche.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Richtig!)


Während der Gedanke der Integration von einer Anpas-
sung des behinderten Kindes an das bestehende Bil-
dungssystem ausgeht, muss sich nach dem Inklusions-
konzept das Bildungssystem an den Bedürfnissen des
einzelnen Kindes orientieren. Dies ist meiner Meinung
nach in Art. 24 der Originalversion deutlich zum Aus-
druck gebracht worden. Um dieses Recht ohne Diskrimi-
nierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu
verwirklichen, soll auf allen Ebenen ein inklusives Bil-
dungssystem gewährleistet werden.

Bei den vielen Begegnungen, die ich wie alle ande-
ren, die in der Behindertenpolitik tätig sind, erlebe, stelle
ich immer wieder fest: Eines der größten Probleme ist,
dass die Menschen, die keine Behinderung haben, nie
gelernt haben, mit Menschen mit Behinderung umzuge-
hen. Das liegt zum Teil auch daran, dass sie nicht mit ih-
nen aufgewachsen sind.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Richtig!)


Um das zu ändern, sollte man dafür sorgen, dass behin-
derte und nicht behinderte Kinder in einen gemeinsamen
Kindergarten und nicht in getrennte Kindergärten gehen.
Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Das gilt für Menschen mit und ohne Behinderung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Noch ein Wort zu Art. 10. Der Staatssekretär hat
schon darauf hingewiesen, dass dort das Recht auf Le-
ben dokumentiert ist. In der englischen Sprache spricht
man von „inherent right to life“. Übersetzt wird das mit
„angeborenes Recht auf Leben“. Wenn ich das richtig
übersetzen würde, dann würde ich sagen, dass es mehr
darum geht, dass es für jeden Menschen ein innewoh-
nendes Recht auf Leben gibt. Das ist ein Unterschied.
Das sage ich auch im Hinblick auf die Debatte, die über
die Spätabtreibungen geführt wird. Auch hier muss man
fragen, wie ernst man das Recht auf Leben nimmt. Das
Bundesverfassungsgericht hat eindeutig gesagt, dass
auch schon dem ungeborenen Kind ein Lebensrecht zu-
kommt.


(Peter Rauen [CDU/CSU]: Richtig!)


Wenn zum Beispiel über 90 Prozent der ungeborenen
Kinder, bei denen das Down-Syndrom festgestellt
wurde, getötet werden, dann ist das für mich auch eine
Diskriminierung von behinderten Menschen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD])


Meine Damen und Herren, die Ratifizierung des
Übereinkommens – wir werden in der Anhörung und

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(C (D uch danach sicherlich eine sehr kritische Diskussion arüber führen – ist für mich von großer Bedeutung. Die N-Konvention bedeutet eine einmalige Chance zur onsequenten Fortentwicklung der Rechte der Menschen it Behinderungen. Wir sollten diese Chance nutzen. Vielen Dank fürs Zuhören. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Ilja Seifert für die raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Herr Staatssekretär, Sie haben es offenbar immer och nicht begriffen: Diese Konvention wird nicht nur as Leben von 600 Millionen Menschen mit Behindeungen auf der Welt verändern; diese Konvention hat das otenzial, die Lebenssituation von uns allen – auch von hnen – zu verändern. Das ist nämlich eine Menschenechtskonvention und kein Behindertenspezialgesetz. as haben sogar Sie gesagt; aber Sie haben nicht geerkt, welche Konsequenzen das hat. Das ist der unglaublich positive Aspekt daran: Es ist ie erste Menschenrechtskonvention des 21. Jahrhunerts. Wir reden hier nicht über Nichtigkeiten, sondern ber etwas sehr Wichtiges. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618631900

(Beifall bei der LINKEN)

Hubert Hüppe (CDU):
Rede ID: ID1618632000

In dem Zusammenhang muss ich schon einmal sagen:
enn Sie behaupten, dass das nichts kostet, dann ma-

hen Sie sich entweder etwas vor oder Sie belügen die
evölkerung oder – das wäre das Schlimmste – Sie wol-

en es nicht. Wir brauchen nicht nur ein Gesetz, in dem
teht, dass die Bundesrepublik Deutschland mitbekom-
en hat, dass es diese Konvention gibt, sondern wir

rauchen Umsetzungs- und Vollzugsgesetze. Nach mei-
em bisherigen Überblick werden das auf Bundes- und
änderebene mindestens ungefähr 300 sein. Das ist das,
as ich bis jetzt recherchiert habe. Vermutlich werden es

m Ende noch mehr werden.

Damit Sie wissen, was ich meine: Im § 201 des Straf-
esetzbuches zum Beispiel geht es um den Schutz der
rivatsphäre. Wo ist diese denn in irgendeinem Heim ge-
eben, wenn jeder zur Tür hereinkommen kann? Das
uss geändert werden, wenn wir diese Konvention ernst

ehmen. Das war nur ein Beispiel, weil ich nicht immer
ie aufzählen will, die jeder schon tausendmal gehört
at.

Wir brauchen nicht nur ein Umsetzungs- und Voll-
ugsgesetz, sondern wir brauchen ein richtiges Konzept
ür die Umsetzung und den Vollzug dieser Konvention.
as kostet ein bisschen, vor allen Dingen natürlich geis-

ige Anstrengung und dann auch ein bisschen Geld.






(A) )



(B) )


Dr. Ilja Seifert
Ganz klar ist: Wir brauchen auch eine Übersetzung,
die dem Geist dieser Konvention gerecht wird. Wenn Sie
nicht einmal bereit sind, anzuerkennen – das ist mir
durch die Antwort auf eine Anfrage gerade erst wieder
bestätigt worden –, dass es auch andere Übersetzungs-
möglichkeiten als die gibt, die Sie uns hier ständig vor-
halten, dann hat das etwas mit Ignoranz zu tun. Es gibt
die „Schattenübersetzung“ des „Netzwerks Artikel 3“
– ich danke den Kolleginnen und Kollegen aus der Be-
hindertenbewegung ausdrücklich dafür, dass sie sich
diese Mühe gemacht haben –, in den wenigstens die
gröbsten Fehler Ihrer Übersetzung ausgemerzt sind.

Deshalb werden die Linke und, wie ich hoffe, auch
viele andere Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundes-
tag wenigstens darum kämpfen, dass die von Ihnen so
abgeschwächte Übersetzung nicht „als amtlich“ bezeich-
net wird, damit sich anschließend niemand auf ir-
gendeine andere Übersetzung berufen kann. Das ist ein
Trick von Ihnen, den wir nicht durchgehen lassen kön-
nen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Gleiche gilt für die sogenannte Denkschrift. Herr
Hüppe hat behauptet, sie sei nicht Teil des Ratifizie-
rungsprozesses. Dann verknüpfen Sie sie auch nicht da-
mit! Dann sollten Sie klipp und klar sagen, dass diese
Denkschrift nichts mit dem richtigen Leben zu tun hat


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat er doch gesagt!)


– Entschuldigung, ich will das von der Regierung hören –
und dass sie im Ratifizierungsprozess keine Relevanz
hat. Dann kann nicht später, wenn sich die Richter damit
befassen müssen, vorgebracht werden, dass der Gesetz-
geber diese Denkschrift einbezogen hat. Das muss raus.

Weiterhin ist zu überlegen, wie die Kompetenzen auf
Bundes- und Länderebene zu regeln sind. Die ganze
Kleinstaaterei muss überdacht werden, ob es um das
Baurecht, das Schulrecht oder das Heimrecht geht. Das
kann man nicht wie in Kleinstaaten jeweils unterschied-
lich regeln.

Ein weiterer Punkt: Wir können Menschen mit psychi-
schen Erkrankungen und Psychiatrieerfahrungen nicht im
Regen stehen lassen, wenn sie dagegen kämpfen,
zwangseingewiesen zu werden, nicht etwa, weil sie sich
selbst oder andere gefährden, sondern nur deshalb, weil
sie eine psychische Erkrankung haben.

Ich denke, all diese Fragen müssen bedacht werden.
Uns liegt ein unglaublich wichtiges Dokument vor.
Selbst in der abgeschwächten Form ist es eine tolle Kon-
vention. Aber lassen Sie sie in ihrer ursprünglichen
Form wirken. Sorgen Sie dafür, dass nicht die Menschen
mit Behinderungen sich der Umwelt anpassen müssen,
sondern passen Sie die Umwelt den Menschen mit Be-
hinderungen so an, dass sie darin leben können!

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Markus Kurth für die raktion Bündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! uch wenn ich von Staatssekretär Brandner des Eiferns ezichtigt worden bin – ich weiß, dass die Bundesregieung die Tagesordnung nicht selbst erstellt, sondern die ie tragenden Mehrheitsfraktionen und die Parlamentarichen Geschäftsführer –, (Ute Kumpf [SPD]: Auch Ihr Kollege Beck, Kollege Kurth!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618632100
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618632200

leibe ich dabei, dass die Debatte über dieses so überaus
ichtige Übereinkommen einen besseren Zeitpunkt ver-
ient hätte als jetzt nach 22.30 Uhr. Ich hoffe doch sehr,
ass dies bei der zweiten und dritten Lesung der Fall
ein wird.


(Ute Kumpf [SPD]: Würden Sie den Parteitag nicht Freitag machen, könnten wir es anders regeln!)


Dass Sie jetzt den Parteitag der Grünen dafür verant-
ortlich machen, obwohl die UN-Konvention schon seit

nderthalb Jahren vorliegt, ist kleine Münze.


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist der Grund dafür!)


Aber zur Sache: Ich möchte vorweg auf die Einwände
on Herrn Seifert eingehen, weil ich glaube, dass es für
ie Menschen, die diese Debatte verfolgen, wichtig ist,
larzustellen, dass die Denkschrift der Bundesregierung
eine Beschlusssache des Parlamentes ist. Es ist bloß
ine Willensbekundung der Bundesregierung.

Ich habe ein Gutachten des Wissenschaftlichen
ienstes eingeholt und mit anderen Völkerrechtlern ge-

prochen: Aus der Denkschrift der Bundesregierung
lleine gehen keinerlei Interpretationshilfen für Gerichts-
ntscheidungen und dergleichen hervor. Ich glaube, wir
üssen das sehr deutlich machen. Es wäre auch

chlimm, wenn es so wäre. Denn die Denkschrift ver-
chenkt alles, was an positivem Veränderungsgehalt in
ieser Konvention enthalten ist. In der Konvention wird
in völlig neues Verständnis von Behinderung angelegt.
s geht nicht darum, dass sich der Mensch anpassen
uss, wie Herr Seifert richtig ausgeführt hat; stattdessen
erden die Umweltbedingungen und äußeren Umstände
on Behinderungen in den Fokus gerückt. Behinderung
ird als Wechselverhältnis zwischen der Besonderheit

ines Menschen und der ihn umgebenden Lebensumwelt
nd sozialen Umwelt gesehen. Art. 12 der UN-Konven-
ion sieht die gleiche Anerkennung vor dem Recht vor.
r eröffnet die Möglichkeit, wenn nicht sogar die Ver-
flichtung, etwa im Betreuungsrecht Änderungen vorzu-
ehmen und die Geschäftsfähigkeit von Menschen mit
ehinderungen nicht mehr abzuerkennen, sondern ihnen

tattdessen eine rechtliche Begleitung zur Verfügung zu
tellen.

In Art. 19 ist das Recht auf Wohnen und auf unabhän-
ige Lebensführung in den eigenen vier Wänden veran-
ert. Das heißt, wir können und müssen den Kostenvor-






(A) )



(B) )


Markus Kurth
behalt in der Sozialhilfe, wenn es darum geht, in den
eigenen vier Wänden selbstbestimmt zu wohnen, kippen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD])


Art. 24 beinhaltet das wichtige Recht auf Bildung;
das hat der Kollege Lotter schon ausgiebig angespro-
chen. Das heißt, die UN-Konvention eröffnet die Mög-
lichkeit – das ist noch keine Garantie –, einen Durch-
bruch bei inklusiver Bildung zu erzielen. Ich hoffe, dass
die von der FDP mitregierten Bundesländer das genauso
engagiert betreiben werden, wie Sie es eben dargelegt
haben.

Die Übersetzungsfehler gehen unter anderem darauf
zurück, dass die Länder von Inklusion, inklusiver Be-
schulung und Beschulung in der Regelschule nicht viel
wissen wollten und dass deswegen von integrativer Be-
schulung die Rede ist. Ich hoffe sehr, dass dieses Parla-
ment über das hinauskommt, was mir die Bundesregie-
rung in ihrer Antwort auf meine schriftliche Anfrage am
9. Oktober 2008 beschieden hat. In der Antwort der
Bundesregierung heißt es lapidar:

Das Kabinett hat anlässlich der Beschlussfassung
über den Gesetzentwurf auch beschlossen, dass die
derzeitige deutsche Rechtslage … den Anforderun-
gen des Übereinkommens entspricht.

Wenn dem so wäre, dann bräuchten wir die UN-Konven-
tion erst gar nicht zu ratifizieren. Ich kann nur davor
warnen, dieses wichtige Kernstück, ein Erbe der rot-grü-
nen Regierung, zu verspielen. Wir sollten die deutsche
Rechtslage in einem emanzipativen Sinn weiterent-
wickeln und den Stolz darüber, dass die Bundesrepublik
Deutschland bei der Verhandlung über dieses Abkom-
men treibende Kraft war, in eine entsprechend stolze Ge-
setzgebung auf nationaler Ebene münden lassen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE] – Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Schade, dass nur noch so wenige Grüne da sind!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618632300

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist nun die Kollegin

Silvia Schmidt für die SPD-Fraktion.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618632400

Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Da-

men und Herren! Sehr geehrter Herr Dr. Lotter, meinen
herzlichen Glückwunsch zu dieser Rede. Ich freue mich
unglaublich, dass Sie das genauso sehen wie wir; denn
es ist festzustellen – das können Sie noch nicht wissen –,
dass wir im Grunde genommen alles, was mit der Politik
zugunsten von Menschen mit Behinderungen zu tun hat,
gemeinsam vorangebracht und geschlossen getragen ha-
ben. Um das zu verdeutlichen: Wir sind stolz auf das
SGB IX; Herr Brandner hat dazu schon einiges gesagt.
Wir haben auch den Grundstein für eine UN-Konvention
gelegt. Das sollten wir nicht vergessen. Das Persönliche

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(C (D udget wurde dort schon festgeschrieben. Das ist die ichtige Richtung. Aber natürlich gibt es Veränderungsedarf, Hubert Hüppe. Markus Kurth hat es schon erähnt. Es geht um das SGB XII und den Grundsatz „amulant vor stationär“. Darüber reden wir schon 30 Jahre. s passiert aber nichts. Es werden weiter Heime gebaut, nd zwar in verstärktem Maß. Menschen dürfen aufrund des Mehrkostenvorbehalts nicht dort leben, wo sie eben wollen. Die überörtlichen Träger haben aber festestellt, dass ambulante Leistungen mit Sicherheit preiserter sind als stationäre. Aber das kommt nicht an. Zum Inklusionsgedanken selbst, also zur Idee, von nfang an mittendrin zu sein. Richard von Weizsäcker at gesagt: Was ich am Anfang nicht trenne, brauche ich päter nicht mehr zusammenzuführen. – Das sollten wir ns alle gut merken. Wir sollten auf die Kultusminister n den Bundesländern entsprechend einwirken, insbeondere auf den bayerischen. Schleswig-Holstein und erlin haben bereits erkannt: Inklusion ist die Zukunft. s gibt keinen anderen Weg. Diesen sollten wir beschrei en. Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung erficht das eifrig. Sie haben Briefe erwähnt. Es gibt auch einen Brief on uns vieren, in dem wir die Kultusminister aufforern, die inklusive Bildung voranzutreiben. Wir haben ehr unterschiedliche Antworten bekommen. Man hat ich für Integration entschieden. Wir halten das für nicht ichtig und hoffen, dass noch eine Veränderung einsetzt. ie haben vollkommen recht: Es ist nicht gut, dass man och immer schreiben muss, dass sich die Rechtslage ndern wird und dass die Eltern behinderter Kinder echtssicherheit erhalten werden. Ich finde es unanstänig, dass Eltern mit behinderten Kindern heutzutage ihre echte noch vor Gericht einklagen müssen. Es ist nicht ur unanständig, sondern teilweise auch menschenverchtend und hat wirklich nichts mit dieser Konvention u tun. Einen Punkt möchte ich noch ansprechen. Wir sollten icht mehr – darum bitte ich einfach – über schwache enschen reden; denn eine Gesellschaft ist nur dann chwach, wenn sie den Menschen, die einen Unterstütungsbedarf haben, diesen nicht gewährleisten kann. Vielen Dank und einen schönen Abend. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618632500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/10808 und 16/10841 an die in der
agesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Ich sehe, das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Axel E.
Fischer (Karlsruhe-Land), Ilse Aigner, Michael
Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Röspel, Jörg Tauss, Willi Brase, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD

Im Deutsch-Israelischen Jahr der Wissen-
schaft und Technologie 2008 neue Impulse für
die Zusammenarbeit setzen

– Drucksache 16/10847 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Wie in der Tagesordnung schon ausgewiesen, werden
die Reden zu Protokoll genommen. Es handelt sich um
die folgenden Kolleginnen und Kollegen: Axel Fischer,
Dr. Heinz Riesenhuber, René Röspel, Patrick Meinhardt,
Dr. Petra Sitte und Priska Hinz.

Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU):
Das Deutsch-Israelische Jahr der Wissenschaft und

Technologie 2008 geht auf die gemeinsame Initiative un-
serer geschätzten Bundesministerin für Bildung und For-
schung, Dr. Annette Schavan, und des israelischen Minis-
ters für Wissenschaft, Kultur und Sport, Galeb Majadle,
zurück. Das Ziel dieses bilateralen Jahres ist der Ausbau
und die Intensivierung der zwischen beiden Ländern seit
nahezu 50 Jahren bestehenden Kooperation in Wissen-
schaft und Forschung.

Die deutsch-israelische Wissenschaftskooperation gilt
zu Recht als eine Wegbereiterin für die Aufnahme diplo-
matischer Beziehungen, und sie ist auch heute noch ein
wichtiges und besonders lebendiges Element der bilate-
ralen Beziehungen. Darüber hinaus bietet die Koopera-
tion die Chance, auf der Basis der bestehenden bilatera-
len Kontakte gemeinsame Kooperationen mit dritten
Ländern aufzubauen.

Die offizielle Auftaktveranstaltung des Wissenschafts-
jahres am 7. und 8. April in Berlin mit einem klassischen
Konzert, einem Festakt und einem Symposium mit je
20 deutschen und israelischen Nachwuchswissenschaft-
lern verschiedener Fachbereiche zum Thema des Wissen-
schaftsjahres „Wissenschaft als Diplomatie des Vertrau-
ens“ war ein großer Erfolg. Damit konnte eine Serie von
Veranstaltungen eingeleitet werden, die die Vielfalt und
Exzellenz der deutsch-israelischen Kooperation in Bil-
dung und Forschung, Wissenschaft und Technologie öf-
fentlich sichtbar machten.

Das Albert-Einstein-Zentrum an der Hebräischen
Universität Jerusalem, das im Zusammenhang mit dem
Einsteinjahr 2005 gegründet wurde, präsentierte sich
zum Beispiel vor kurzem an der Humboldt-Universität bei
der Veranstaltung „Einstein revisits Humboldt“. Wissen-
schaftler beider Länder hatten in vier verschiedenen

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(C (D achspezifischen Workshops die Gelegenheit, Kooperaionsmöglichkeiten mit Fachkollegen auszuloten. Die Schwerpunkte der fruchtbaren Zusammenarbeit iegen bei Projekten in der Gesundheitsund Umweltforchung und in den Geistesund Kulturwissenschaften. Gerade bei der gemeinsamen Umweltforschung soll it den israelischen Partnern intensiv geprüft werden, ob ie im Rahmen der Zusammenarbeit gewonnenen vielfäligen Ergebnisse und Lösungskonzepte, zum Beispiel bei er Wasserforschung, an die Bedürfnisse von Entwickungsund Schwellenländern angepasst werden können, nd ob sich hieraus Möglichkeiten zur gemeinsamen Koperation mit diesen Ländern ergeben. Ausgehend von er Kooperation auf dem Gebiet des Wassermanageents gilt es weitere Forschungsthemen mit regionalem harakter in die multilaterale Zusammenarbeit einzube iehen, wie zum Beispiel die Entwicklung von Konzepten ür eine nachhaltige Landnutzung und für die Bekämpung der Desertifikation sowie die Erforschung und Eraltung der Biodiversität der Region. Sollten sich hier nsere Hoffnungen erfüllen, werden wir einen großen chritt auf dem Weg zur sicheren Versorgung mit Wasser n Entwicklungsländern beschreiten, vielen Menschen ein esünderes und besseres Leben bzw. Überleben sichern nd einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten önnen. Mit der zivilen Sicherheitsforschung wird gerade ein eues, viel versprechendes Kooperationsfeld angestoßen. uch Nachwuchswissenschaftler werden zukünftig stärer in die Kooperation eingebunden werden, um für daurhafte Kontinuität und Nachhaltigkeit in den deutsch-isaelischen Beziehungen zu sorgen. Die Bedeutung einer esonderen Förderung von Nachwuchswissenschaftlern, nsbesondere die erstmalige Auslobung eines Förderpreies für leistungsstarke deutsch-israelische Teams von achwuchswissenschaftlern, kann von daher gar nicht och genug geschätzt werden. Das Wissenschaftsjahr war Anlass für zahlreiche Imulse. Gerade im Bereich der Geistesund Kulturwissenchaften kann die Kooperation durch neue Instrumente nd Institutionen belebt werden. Das besondere Augenerk liegt dabei auf der Zusammenarbeit von Nachuchswissenschaftlern beider Länder. Die Einrichtung eines Minerva Humanities Center ird die Kooperation in den Geistesund Kulturwissen chaften stärken und beleben. Dessen Gründung wurde nlässlich der ersten Deutsch-Israelischen Regierungsonsultationen im März 2008 angeregt. Die Gründung eies Jungen Kollegs der Geisteswissenschaften wird auch ie junge Generation verstärkt in den wissenschaftlichen ialog einbinden. Es wird in den nächsten fünf Jahren peziell der Nachwuchsausbildung dienen und soll für tudierende aller Universitäten offen sein, einen interdisiplinären Ansatz haben. Young Scientists sollen die Mögichkeit erhalten, ihre Forschungsarbeiten gemeinsam it Senior Scientists durchzuführen. Angesichts der schwierigen Situation, in der sich die eistesund Kulturwissenschaften in der Kooperation efinden, sind weitere besondere Maßnahmen insbeson dere zur Förderung des Nachwuchses erforderlich. Der Nachwuchswissenschaftlerpreis ARCHES (Award for Research Cooperation and High Excellence in Science)


(A) )


(B) )

wechselnd in den Geistes- und Kulturwissenschaften, den
Natur- und Ingenieurwissenschaften und in den Lebens-
wissenschaften vergeben wird, wurde dieses Jahr an ein
junges geisteswissenschaftliches Forscherteam verlie-
hen.

Damit die Tatkraft und der Enthusiasmus der jungen
Wissenschaftler sich frei entfalten und Früchte erbringen
können, werden wir uns dafür einzusetzen, dass die grenz-
überschreitende Arbeit der Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler im Rahmen multilateraler Projekte durch
die zuständigen Behörden erleichtert wird. Wenn nötig
werden wir hierzu einen runden Tisch mit allen beteilig-
ten Partnern einrichten und zu Rate ziehen. Es gilt, mit
unseren langfristig angelegten Maßnahmen die Impulse
des Wissenschaftsjahres über das Jahr 2008 hinaus wir-
ken zu lassen und dazu beizutragen, die dauerhafte Trag-
fähigkeit der deutsch-israelischen Kooperation zu si-
chern.

Neben der Auftaktveranstaltung in Berlin, siehe News-
letter 1, veranstalteten die wissenschaftlichen Einrich-
tungen der Stadt Heidelberg – DKFZ, Uni, Hochschule
für Jüdische Studien – und die Stadt Heidelberg, die eine
Städtepartnerschaft mit Rehovot unterhält, am 17./18.
Juli das Symposium „Heidelberg-Israel, Science and
Culture“, das die intensiven Kontakte Heidelbergs mit Is-
rael feierte. Am Festakt nahm auch die Bundesministerin
für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan teil.

Vom 21. bis 25. September veranstalteten die israeli-
schen und deutschen Mitglieder der Internationalen Liga
gegen Epilepsie in Berlin den 8. Europäischen Epilepsie-
kongress, der vom Parlamentarischen Staatssekretär bei
der Bundesministerin für Bildung und Forschung
Thomas Rachel eröffnet wurde. Dieser Kongress hat die
Bedeutung der deutsch-israelischen Kooperation in den
Neurowissenschaften hervorgehoben, auch auf multilate-
raler Ebene.

Im Deutsch-Israelischen Jahr der Wissenschaft und
Technologie 2008 müssen neue Impulse für die Zusam-
menarbeit gesetzt werden.


Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1618632600

Wissenschaft lebt davon, dass sie Grenzen überschrei-

tet, und das nicht nur in ihrem Fach. Auch dass unsere Be-
ziehungen zu Israel heute, fast 60 Jahre nach dem Zwei-
ten Weltkrieg, wieder sehr eng und freundschaftlich sind,
verdanken wir zum großen Teil der Wissenschaft.

Es waren engagierte Wissenschaftler, die schon in den
50er-Jahren vor allen anderen unsere Völker wieder zum
Gespräch zusammenbringen konnten, und dies war lange
vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahre
1965. Nach zahlreichen Vorgesprächen reisten im Jahre
1959 Otto Hahn, Wolfgang Gentner und Feodor Lynen
von der Max-Planck-Gesellschaft erstmals zum Weiz-
mann Institute of Science in Rehovot, und bereits ein Jahr
später begannen die Institute, gemeinsam an konkreten
Projekten zu arbeiten. Diese Zusammenarbeit wurde

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Zu Protokoll ge

(C (D 964 vertraglich besiegelt, und sie bildete die Basis für ie zahlreichen Programme und Forschungszentren der inerva-Stiftung, die in der Folge entstanden. Sie sind un schon seit über 40 Jahren eine zentrale Säule der eutsch-israelischen Forschungskooperation und erfülen höchste wissenschaftliche Ansprüche: bei der Proektförderung in der Grundlagenforschung, zum Beispiel er Krebsforschung, in den 37 Minerva-Exzellenzzentren n Israel und bei der Nachwuchsförderung durch das Mierva-Stipendienprogramm. Nach Minerva kamen weitere wichtige Eckpfeiler der ooperation hinzu. So startete 1996 das Programm eutsch-Israelische Projektkooperation, DIP, zur Beareitung hoch aktueller Fragestellungen, zum Beispiel in er Alzheimerforschung, in der Mikrostrukturphysik und n der Biochemie. Das DIP-Program wird seit 2008 von er Deutschen Forschungsgemeinschaft betreut. Die Vereihung des Chemie-Nobelpreises 2004 an Professor aron Ciechanover vom Technion in Haifa unterstreicht ie hohe Qualität der Forschung im Rahmen von DIP, enn das Projekt, für das er ausgezeichnet wurde, wurde on DIP mitgefördert. Ein weiteres wichtiges Flaggschiff der deutsch-israeischen Zusammenarbeit ist die Deutsch-Israelische Stifung für Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, IF, die in einer hochrangig besuchten Festwoche vom 6. bis 21. November 2008, an der auch Bundesministein Schavan teilnimmt, ihren 20. Geburtstag feiert. Desalb möchte ich die Arbeit von GIF an dieser Stelle beonders würdigen. Die Idee zu dieser gemeinsamen tiftung entstand in den 80er-Jahren. Schimon Peres chlug Helmut Kohl zunächst vor, eine Industriestiftung ach amerikanischem Vorbild zu gründen, was jedoch eiige Komplikationen wegen der Nähe der israelischen Inustrie zum Militär bedeutet hätte. Wir konnten Herrn eres schließlich von den Vorteilen einer rein zivilen Forchungsstiftung überzeugen. In einer gemeinsamen Stiftung für bilaterale Kooperaionsprojekte der Wissenschaft sollten Partner aus beiden ändern zusammengeführt werden, über das gesamte pektrum der Naturwissenschaften und der Geisteswisenschaften. Das eingezahlte Kapital sollte von beiden ändern zu gleichen Teilen aufgebracht werden und daurhafte Planungssicherheit gewährleisten. Gemeinsam it Gideon Patt, dem damaligen israelischen For chungsminister, haben wir dieses einzigartige Projekt ufgebaut. Unser damaliger Finanzminister Gerhard toltenberg, der sich als früherer Forschungsminister der issenschaft ebenso herzlich verbunden fühlte, wie er ich immer für das deutsch-israelische Verhältnis eingeetzt hat, hat damals unter großen Schwierigkeiten Hausaltsmittel für die Stiftungsgründung bereitgestellt. Und endlich konnten wir 1988 unser Board of overnors gemeinsam benennen: Die ersten Mitglieder uf deutscher Seite waren Prof. Ernst Biekert, Prof. Hans eidenmüller und Prof. Hubert Markl; letzterer war daals Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft nd Vizepräsident der Alexander von Humboldt-Stiftung. ür den Erfolg von GIF war es sehr wichtig, dass sie von nseren großen Forschungsorganisationen mitgetragen Axel E. Fischer gebene Reden wurde, dass wir hoch angesehene Wissenschaftler für die Mitarbeit gewinnen konnten, und dass bei der Auswahl der Projekte neben wissenschaftlicher Exzellenz und der engen Zusammenarbeit von deutschen und israelischen Forschern auch die Aktualität der Fragestellungen und die Nutzbarkeit der Forschungsergebnisse für beide Seiten die wesentlichen Kriterien waren und sind. Schon in den allerersten Jahren wurde die große Spannweite der Themen deutlich, die GIF unterstützt hat. Besonders stark waren zunächst Projekte aus dem Bereich der Lebenswissenschaften vertreten, aus der Biotechnologie und aus der Landwirtschaft, um neue Methoden und Pflanzen für den schwierigen Anbau in ariden Gebieten zu finden. Ebenso hervorzuheben sind dann die Projekte aus der Gesundheitsforschung, die uns in der Behandlung von Krebs weitergebracht haben. Dazu kommen die gemeinsamen Ausgrabungen bei Gath zur Erforschung der alten Kultur der Philister sowie die Projekte zur Herstellung neuer Materialien mithilfe von Nanoröhren. Deutsche und israelische Wissenschaftler werden im Rahmen der GIF-Förderung auch gemeinsam an Projekten im größten Teilchenbeschleuniger der Welt am CERN in Genf, dem Large Hadron Collider, mitarbeiten. Die statistische Erfolgsbilanz von GIF ist beeindruckend. Über 2 000 Wissenschaftler aus Israel und aus Deutschland haben bis heute eine eindrucksvolle Vielfalt exzellenter Arbeiten vorgelegt und rund 1 000 Kooperationsprojekte vorangebracht. Hinzu kommt das im Jahr 2000 ins Leben gerufene Nachwuchsförderprogramm für junge Wissenschaftler, das bisher rund 200 Forschertalente gefördert hat. Rund 165 Millionen Euro hat GIF bis heute insgesamt für die Wissenschaft zur Verfügung gestellt, aus einem Stiftungskapital von heute 211 Millionen Euro. Diese hervorragende Bilanz ist ganz wesentlich auch Dr. Amnon Barak zu verdanken, der seit 20 Jahren die Geschäfte der Stiftung mit großem Engagement führt. Bereits seit 1973 arbeiten auch die Forschungsministerien beider Länder und das israelische Wirtschaftsministerium sehr eng zusammen. Sie fördern nicht nur gemeinsame akademische Spitzenforschung, sondern auch anwendungsorientierte Kooperationsprojekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Von großer Bedeutung sind dabei die Projekte zur besseren Nutzung der knappen Wasserressourcen in der Region, bei denen nicht nur deutsche und israelische Wissenschaftler zusammenarbeiten, sondern auch jordanische und palästinensische Forscher und Forschungsinstitutionen beteiligt sind. So leistet die Wissenschaft nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Umweltprobleme in der Region, sondern sprengt einmal mehr politische und psychologische Grenzen. Sie schlägt eine Brücke der Verständigung zwischen den Völkern und kann mithelfen, den Weg für den Frieden für die Menschen in diesem Krisengebiet zu bereiten. Neben den großen Eckpfeilern der Kooperation gibt es zahlreiche weitere Formen der Zusammenarbeit mit Israel, nicht nur bei den großen Forschungsorganisationen. So gibt es rund 70 Hochschulpartnerschaften, zum Beispiel aus Hessen zwischen der Goethe-Universität Frankfurt und den Universitäten in Jerusalem und Tel Aviv und zwischen der Universität Kassel und der Bar I b s g f t d A F u s z z W a J w w s A G d d n b t r n r h w t i b s b w r A f d m s d G r M s i t z n s w W g s M Zu Protokoll ge (C (D lan Universität. Der DAAD und die Alexander von Humoldt-Stiftung vergeben Forschungsstipendien an Forcher und Nachwuchswissenschaftler. Die in Israel tätien privaten Stiftungen wie die Volkswagen-Stiftung ördern auf vielfache Weise den Wissenschaftlerausausch und den Aufbau neuer Forschungsinstitute. Auch ie politischen Stiftungen vor Ort – die Konraddenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die riedrich-Naumann-Stiftung, die Hanns-Seidel-Stiftung nd die Heinrich-Böll-Stiftung – arbeiten eng mit Univeritäten und Wissenschaftlern aus Deutschland und Israel usammen. Es ist äußerst erfreulich zu sehen, dass die inwischen fast 50 Jahre währende deutsch-israelische issenschaftskooperation heute so vielfältig und breit ngelegt ist, dass man sie kaum noch überblicken kann: a, es ist schwer, überhaupt ein Gebiet zu finden, auf dem ir nicht zusammenarbeiten. Dennoch bleibt Raum für weitere Verbesserungen, den ir nutzen müssen. Das deutsch-israelische Jahr der Wis enschaft 2008, das unsere Forschungsministerin nnette Schavan und der israelische Forschungsminister aleb Majadle im sechzigsten Jahr nach der Staatsgrünung Israels ausgerufen haben, würdigt deshalb nicht nur ie bisherigen Erfolge, sondern setzt auch zahlreiche eue Zeichen für die Zukunft. Wir wollen und müssen die fruchtbare Zusammenareit in Wissenschaft und Forschung mit Israel auch künfig auf hohem Niveau fortsetzen und erweitern. In unseem Antrag, den wir heute hier einbringen, machen wir och einmal deutlich, worum es dabei vor allem geht. Isael und Deutschland gehören als Hightech-Nationen eute zu den führenden Wissenschaftsnationen der Welt, obei ich gerne auf den Ruf Israels als „Silicon Valley of he Middle East“ hinweise. Eine enge Zusammenarbeit st für beide Staaten essenziell, wie auch für unsere Wettewerbsfähigkeit in der globalisierten Wissensgesellchaft, in der nur Innovationen der Garant für sichere Areitsplätze und Wohlstand sein können. Gleichzeitig ollen wir die deutsch-israelische Wissenschaftskoope ation noch stärker als bisher darauf ausrichten, eine ntwort auf aktuelle und künftige Herausforderungen zu inden: auf die alternde Gesellschaft, den Klimawandel, ie Energieverknappung, den internationalen Terrorisus und letztendlich auch auf die Frage der Friedens icherung im Krisengebiet Nahost. Deshalb wollen wir vor allem die gemeinsame anwenungsorientierte Forschung verstärken, besonders in der esundheitsforschung und in der Energieforschung, da über hinaus in der zivilen Sicherheitsforschung, um enschen und wichtige Infrastrukturen vor terroristi chen Angriffen besser schützen zu können. Durch eine ntensivere Zusammenarbeit in den Geisteswissenschafen wollen wir zudem die traditionellen Verbindungen wischen Deutschland und Israel weiter stärken; das eue Minerva-Institut für Geistesund Kulturwissenchaften kann dazu einen großen Beitrag leisten. Wir ünschen uns auch die noch stärkere Einbeziehung von issenschaftlern aus den palästinensischen Autonomie ebieten und den Nachbarstaaten Israels in die gemeinamen Projekte. Denn der direkte Kontakt von Mensch zu ensch, die gemeinsame Arbeit und gemeinsame Ziele Dr. Heinz Riesenhuber gebene Reden sind immer noch der beste Weg, Vorurteile und Vorbehalte abzubauen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Ganz besonders wichtig ist und bleibt die Aufgabe, die Zusammenarbeit von Nachwuchswissenschaftlern beider Länder noch mehr zu intensivieren. Das Kapital unserer beiden Staaten liegt vor allem in den Köpfen der Menschen, und unsere Zukunft liegt in den Händen junger Wissenschaftler, in ihrem neuen Denken und in ihrem frischen Geist. Wir unterstützen die neuen Impulse der Bundesregierung für die Forschungskooperation mit Israel voll und ganz. Diese Zusammenarbeit hat sich seit ihren Anfängen in den 50er-Jahren über alle Erwartungen hinaus glanzvoll entwickelt und viele Grenzen überschritten. Wir brauchen auch in Zukunft viele engagierte Wissenschaftler in Deutschland und Israel, die inspirierende Antworten auf drängende Zeitfragen finden und dabei helfen, die besonderen Beziehungen unser Völker weiter zu vertiefen und auch in der Krisenregion Nahost eine Brücke der Verständigung zu bauen. Wir brauchen die Kreativität und den zuversichtlichen Geist der Wissenschaft, um in unserer begrenzten und gefährdeten Welt die Zukunft zu erfinden, für unsere Völker und als unseren Beitrag zur gemeinsamen Zukunft der Menschheit. Am letzten Wochenende jährte sich zum 70. Mal der Jahrestag der sogenannten Reichspogromnacht. In dieser Nacht im Jahre 1938 zeigte sich für alle Welt deutlich die hässliche Fratze des deutschen Nationalsozialismus. Aber die Diskriminierung von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern im Deutschen Reich wurde bereits mit der Machtergreifung Hitlers 1933 institutionalisiert. Dies betraf natürlich auch die vielen jüdischen Wissenschaftler in Deutschland. Durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April 1933, das die Entlassung von „regimekritischen“ Beamten vorsah, setzte in den wissenschaftlichen Institutionen eine Entlassungswelle ein, von der etwa 20 Prozent der Universitätsangestellten betroffen waren. Dies führte dazu, dass so renommierte jüdische Wissenschaftler wie Albert Einstein, Theodor W. Adorno oder Victor Klemperer entlassen wurden und meist emigrierten. Viele weniger bekannte Wissenschaftler jüdischen Glaubens verloren aber nicht nur Ihre Arbeitsstellen, sondern später auch ihr Leben. Vor diesem Hintergrund ist es besonders bemerkenswert, dass bereits Ende der 50er-Jahre eine erste offizielle Delegation der Max-Planck-Gesellschaft, MPG, vom Weizmann Institut, WIS, nach Israel eingeladen wurde. Der Kontakt zwischen der MPG und dem WIS markierte den Beginn einer kontinuierlichen und langfristigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder und trug wesentlich zum Aufbau der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland bei. Besiegelt wurde die Kooperation zwischen der MPG und dem WIS endgültig mit dem bis heute geltenden Minerva-Vertrag von 1964. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel sollte erst ein Jahr später, 1965, folgen. Seitdem hat sich die wissen s M I E R w i r E f G 1 s i h s b n m a h f f g n t e g s d r D t b z B T P p g s l c g t m h d d v n s Zu Protokoll ge (C (D chaftliche Kooperation ständig verstärkt. Neben dem inerva-Vertrag ist dabei insbesondere die Deutsch sraelische Stiftung für wissenschaftliche Forschung und ntwicklung, GIF, zu nennen. Diese 1986 von beiden egierungen gegründete Stiftung fördert jährlich mittlereile circa 40 Projekte. Anträge können dabei nur von sraelischen und deutschen Forschern gemeinsam eingeeicht werden. Unsere SPD-Bundesforschungsministerin delgard Bulmahn hat sich Anfang 2000 insbesondere ür das heutige Nachwuchswissenschaftlerprogramm bei IF eingesetzt. Allein bis 2006 wurden hierdurch 64 Nachwuchsprojekte gefördert. Israel besitzt heute eine exzellente Wissenschaftslandchaft. Mit Ausgaben um die 4,65 Prozent des Bruttonlandsproduktes, BIP, gibt es prozentual weltweit den öchsten Betrag für Forschung und Entwicklung aus. Ein ichtbarer Erfolg dieser Gelder sind die vier Israelis, die isher einen Nobelpreis für wissenschaftliche Erkenntisse erhalten haben. Israel ist assoziiertes Mitglied beim 7. Forschungsrahenprogramm der Europäischen Union und kann somit n den aktuellen Programmen teilnehmen. Dieses Jahr at Israel zum Beispiel 24 erfolgreiche Bewerbungen um inanzielle Förderung beim Europäischen Forschungsrat ür Grundlagenforschung erhalten. Pro Einwohner sowie emessen am BIP steht es damit unter allen Bewerberationen auf Platz eins, weit vor Deutschland, Großbriannien oder Frankreich. Auch dieser Erfolg zeigt, wie xzellent die israelische Forschung ist. Letztes Jahr konnte ich, zusammen mit einigen Kolleen, bei einer Ausschussreise vor Ort einige Forschungstrukturen besichtigen. Besonders beeindruckt hat mich abei die deutsch-israelische Zusammenarbeit im Beeich der Wassertechnologie und Umweltforschung. Israel ist ein wasserarmes Land. Deshalb unterstützt eutschland Vorhaben, die die Verfügbarkeit und Quali ät von nutzbarem Wasser erhöhen und verbessern. Hierei wird vermehrt auch mit israelischen Nachbarstaaten usammengearbeitet. So besuchten wir zum Beispiel das multilaterale MBF-Projekt zum integrierten Wassermanagement am otem Meer. An diesem durch das BMBF finanzierten rojekt arbeiten deutsche, israelische, jordanische und alästinensische Wissenschaftler zusammen. Dies ist ein utes Beispiel dafür, dass scheinbar unüberbrückbare taatliche Gegensätze auf der Wissenschaftsebene viel eichter überwunden werden können. Neben dem Wassermanagement gibt es weitere Bereihe, die ein gemeinsames Problem für die gesamte Reion darstellen und nachhaltig nur multilateral bearbeiet werden können. In unserem Antrag haben wir als ögliche wissenschaftliche Kooperationsprojekte desalb eine nachhaltige Landnutzung, die Zurückdrängung er Desertifikation und die Erhaltung der Biodiversität er Region genannt. Ich freue mich, dass die heutige Leitung des BMBF den on Bundesforschungsministerin Bulmahn eingeschlageen Weg der verstärkten Förderung von Nachwuchswisenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus Israel und Dr. Heinz Riesenhuber gebene Reden Deutschland besondere Bedeutung beimisst. Die Auslobung eines Förderpreises für leistungsstarke deutschisraelische Teams steht damit auch in einer sozialdemokratischen Tradition. Daniel Barenboim hat mit seinem West-Eastern Divan Orchestra im Bereich der Musik vorgemacht, wie wichtig und erfolgreich die Zusammenarbeit zwischen jungen Menschen verschiedener Kulturen und Religionen ist. Man sollte meiner Meinung nach deshalb prüfen, ob die bestehenden Förderungen nicht auch auf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den Nachbarländern Israels ausgeweitet werden könnten. Trotz unserer gemeinsamen leidvollen Geschichte ist Deutschland mittlerweile ein wichtiger Partner Israels. In der wissenschaftlichen Zusammenarbeit stehen wir hinter den USA auf Platz zwei. Gleichzeitig haben wir ein hohes Ansehen bei den arabischen Ländern der Region. Dies ist eine Chance, die wir verstärkt nutzen sollten. Denn so wie die deutsch-israelische wissenschaftliche Zusammenarbeit zur Versöhnung unserer beiden Länder beigetragen hat, so hoffe ich, dass die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und seinen Nachbarn ebenfalls zu einer stärkeren Annäherung beitragen wird. Wissenschaft kann Brückenbauer sein! Im Hinblick auf den Nahen Osten fühlen wir uns diesem Motto als Sozialdemokraten auch weiterhin verpflichtet. Mir wurde im Dezember vergangenen Jahres die Ehre zuteil, an einer Reise des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung nach Israel teilzunehmen. Das, was ich auf dieser Reise gesehen habe, die Menschen und ihre Leistungen, die ich kennenlernen durfte, haben bei mir einen starken und bleibenden Eindruck hinterlassen. Doch – das sei mir an dieser Stelle gestattet zu sagen – ich wundere mich über den uns heute vorliegenden Antrag der Koalitionsfraktionen schon. Soll der Antrag – postum sozusagen – das bereits am 8. April dieses Jahres von Dr. Annette Schavan und ihrem israelischen Amtskollegen Raleb Majadele eingeleitete Deutsch-Israelische Jahr der Wissenschaft und Technologie 2008 öffentlich machen? Das würde ich insofern verstehen, als dass dieses Ereignis bis dato weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt blieb. Das Datum der Antragstellung scheint allerdings geeignet, heute an den Neubeginn deutsch-jüdischer Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologieförderung vor jetzt fast schon 50 Jahren zu erinnern. Zu einem sehr frühen Zeitpunkt hat sich die Wissenschaft als Diplomatie des Vertrauens erwiesen. Die Rolle der Max-Planck-Gesellschaft und des israelischen Weizmann Institut of Science wurden im Antrag gewürdigt. Das ist den Verfassern zwar spät, nicht zu spät und gerade noch rechtzeitig eingefallen. Doch warum werden, wo das Bergfest des Wissenschaftsjahres längst hinter uns liegt, erst jetzt neue Impulse von den Regierungsfraktionen gefordert? Oder setzte die Bundesregierung gar die falschen, indem sie stärkere anwendungsorientierte Forschungskooperatio n a t M v i t f j s s a E s s M 2 n I D v a g t D a s s f L d h w s V d d d s t U e n s v A t s s l d Z W E Zu Protokoll ge (C (D en forderte? Der Fokus lag bislang auf der Zusammenrbeit deutscher und israelischer Wissenschaftseinrichungen. Die Schwerpunkte des Jahres 2008 sind die edizinwissenschaften, die Umweltforschung und die ziile Sicherheitsforschung. Durchgerührt werden Projekte m Bereich der Trinkwasserüberwachung und der Detekion von chemischen, biologischen und explosiven Geahrstoffen sowie der Schutzsysteme von Rettungskräften. Doch das besondere Augenmerk des Wissenschaftsahres liegt auf der Zusammenarbeit von Nachwuchswisenschaftlern beider Länder, um die sehr guten Forchungsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel uch in der nächsten Generation fortsetzen zu können. rstmals gibt es einen Förderpreis für zwei leistungstarke deutsch-israelische Teams von Nachwuchswissenchaftlern in den Geistesund Sozialwissenschaften. Ein eilenstein des Wissenschaftsjahres ist ein neues, mit Millionen Euro Stiftungskapital ausgestattetes Mi erva-Zentrum für Geistesund Kulturwissenschaften. ch glaube, wir stehen hier in einer guten Kontinuität. Die Koalition möchte pünktlich zum Ende des eutsch-Israelischen Wissenschaftsjahres 2008 die Aktiitäten bundesdeutscher Wissenschaftseinrichtungen und nderer beteiligter Institutionen mit einem eigenständien Antrag im Bundestag begleiten – nein sie will, ich ziiere, „neue Impulse für die Zusammenarbeit setzen“. as ist doch begrüßenswert. Zumal sie sich auch auf eine nlässlich dieses Jahres veröffentlichte 72-seitige Brochüre des Bundesministeriums für Bildung und Forchung stützen kann. Welch glückliches Zusammentrefen! Schaut man sich die Zusammenarbeit zwischen beiden ändern genauer an, dann stellt man sehr schnell fest, ass über die Jahre gemeinsames Forschen auf Augenöhe betrieben wurde und dieser Austausch heute zum issenschaftlichen Alltag gehört. Das war nicht immer o. Ein kurzer Blick auf die lange und widersprüchliche orgeschichte scheint mir daher notwendig. Ausgangs es 20. Jahrhunderts gelang jüdischen Intellektuellen, ie zugleich eine Staatsgründung unterstützten, die Grünung einer hebräischen Universität in Jerusalem. Sie ollte geistiges, kulturelles und wissenschaftliches Zenrum für die neu entstehende jüdische Gesellschaft sein. nd sie war zu Teilen natürlich auch eine Reaktion auf ine Jahrhunderte währende Geschichte von Diskrimiierung, Ausgrenzung, Vertreibung und Ermordung jüdicher Menschen – auch auf deutschem Staatsgebiet. Dort erschärften sich diese Tendenzen in den Zwanzigerund nfang der Dreißigerjahre unerträglich. In der systema ischen Ermordung von sechs Millionen jüdischer Menchen während der Zeit des deutschen Faschismus fanden ie ihren unfassbaren Höhepunkt. Wer noch konnte, verieß Deutschland. Vielen jüdischen Intellektuellen wurde iese Hebräische Universität Jerusalem neuer geistiger ufluchtsund Arbeitsort. Diese wie andere israelische issenschaftseinrichtungen sind in ihrer Gründung und ntwicklung beeinflusst von Erfahrungen jüdischer Intel René Röspel gebene Reden lektueller und – wie man heute sagen würde – Spitzenforscher, die zuvor an deutschen Universitäten oder der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft als der Vorläuferin der Max-Planck-Gesellschaft geforscht und gelehrt hatten. Die aktive Beteiligung ihrer vormaligen Kolleginnen und Kollegen an der Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden, auch in ihren eigenen Instituten, an Rassenpolitik und „Volk-ohne-Raum“-Wahn, an Kriegswirtschaft und Kolonialismus sollte uns heute mahnen, die Freiheit der Forschung zwingend als sozial kontextualisierten Wert zu begreifen. Man kann sich noch heute sehr lebendig vorstellen, wie unglaublich schwierig die Voraussetzungen für gemeinsame Wissenschaftskontakte gewesen sein müssen. Sieben Jahre nach dem Luxemburger Abkommen zur Annäherung von Deutschland und Israel begannen 1959 wissenschaftliche Kontakte über die Max-Planck-Gesellschaft. Aus meinen Gesprächen in Israel weiß ich, dass es dazu auch heftige Diskussionen in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit Israels gegeben hat. Da erst 1965 diplomatische Beziehungen zwischen beiden Ländern aufgenommen wurden, stimmt wohl die Einschätzung, dass die Wissenschaft einen ganz maßgeblichen Anteil an der Vertrauensbildung hatte. Diese Rolle hat sie nie verloren. So beteiligen sich heute auch jordanische und palästinensische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den Forschungsprojekten. Zudem ist Israel durch die Zusammenarbeit mit Deutschland erfolgreich in die Forschungsrahmenprogramme der EU integriert und stellt mit einem Ausgabenanteil von 4,8 Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung anderen Ländern echte Herausforderungen. Wenn man dann noch weiß, dass es über die weltweit höchste Wissenschaftlerund Ingenieurdichte gemessen an der Bevölkerung verfügt, dann wird klar, warum ich eingangs gesagt habe, dass hier in der Tat Forschungszusammenarbeit auf Augenhöhe betrieben wird. Die Zuwanderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus osteuropäischen und insbesondere Staaten der früheren Sowjetunion hat weitere inhaltliche und qualitative Marken setzen können. Das wäre im Übrigen mit Einwanderungsregelungen bundesdeutscher Prägung undenkbar gewesen! Auch da könnte die Koalition etwas lernen. Im Umfeld dieses Wissenschaftsjahres wird betont, dass man sich stärker anwendungsorientierter Forschung zuwenden will. Damit wird dem selbst gesetzten und allgemeinen Trend in der Ausrichtung von Wissenschaft und Forschung gefolgt. Und so wundert es nicht, wenn in Israel die Namen derselben großen deutschen Firmen als Kooperationspartner auftauchen, die auch schon maßgeblich von der Hightech-Strategie der Bundesregierung profitieren. Ich will das auch bei dieser Gelegenheit kritisch anmerken. Und in Israel treffen diese Unternehmen dann auch noch auf andere, bessere Finanzierungspotenziale ausländischer Investoren, insbesondere in Bezug auf die Mobilisierung von Wagniskapital. Nun hebt Ministerin Schavan den besonderen Schwerpunkt Geistesund Kulturwissenschaft hervor. Dazu soll ein weiteres Minerva-Zentrum gegründet werden. Es soll d d D o s t p a r o u h w N s d g s p l a w e g v c s K w d d n d S p U i A s k t u Z u t S d w k N i n S – Zu Protokoll ge (C (D er Reflexion von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ienen und der Politik Handlungsoptionen aufzeigen. as ist spannend, weil die konkrete Ausrichtung noch ffen ist. Und gespannt bin ich auch darauf, wie wissenchaftliche Erkenntnisse bereits arbeitender Kooperaionszentren dieser Prägung, beispielsweise des Verbundrojektes „Migration und soziale Integration“, in Israel ufgenommen werden. Ich wünschte mir dabei auch Anegungen, für das Leben in Deutschland bestehender der auch im Aufbau befindlicher jüdischer Gemeinden nd für die Integrationsarbeit in ihren Kommunen. Israel at schließlich umfangreiche Integrationserfahrungen, enn es darum geht, neue soziale Perspektiven zu öffnen. Dass sich insgesamt vor allem wissenschaftlicher achwuchs vernetzen und kontinuierlich kooperieren oll, kann nur begrüßt werden. Ich hoffe aber zugleich, ass dabei vorbereitend auch noch mehr Studierende anesprochen werden. Die Erfahrungsberichte aus der Brochüre des Ministeriums zeigen ja sehr eindrücklich, wie rägend die Aufenthalte im jeweils anderen Land waren. Der Bereich ziviler Sicherheitsforschung soll erstmaig durch gemeinsame Verbundprojekte in die Zusammenrbeit zwischen Deutschland und Israel aufgenommen erden. Ganz abgesehen davon, dass in absehbarer Zeit in Zwischenbericht zu Inhalt und Stand dieses Prorammteils notwendig ist, sollten vor dem Hintergrund on Forschungen auf geistesund kulturwissenschaftlihem Gebiet auch deren Erkenntnisse sowie Lösungsanätze entlang der ethnischen, religiösen und sozialen onfliktlinien in Israel mit diesen Programmteil vernetzt erden. Fragwürdig erscheint uns daher, wenn die Bunesregierung mit Israel sogenannte neue Sicherheitsproukte zur Umsetzung von Wettbewerbsvorteilen auf interationalen Hochtechnologiemärkten anstrebt. Gerade er Nahe Osten und das Beispiel Israel zeigen doch, dass icherheit mit noch so hoch technisierten Systemen nicht roduzierbar ist, wenn die zivile Konfliktlösung versagt. nsere Priorität liegt darauf, dass Sicherheitsforschung hren Namen nur verdient, wenn sie nicht einseitig auf bschottung setzt, sondern nachhaltige Konfliktlösungstrategien entwickelt. Im Fall Naher Osten muss sie konret auf eine Stärkung des Friedensprozesses ausgerichet werden. Diesem Ziel sollte sich alles andere nterordnen. Die Linke unterstützt ausdrücklich die Ausweitung der usammenarbeit mit Israel – hier konkret in Wissenschaft nd Forschung. Lassen Sie mich sinngemäß mit den Woren von Dr. Uwe Bovensiepen, einem Young-Scientisttipendiaten schließen. Durch klug gestaltete und geförerte Programme lassen sich historische Gräben überinden und ein vielversprechendes Potenzial für die Zuunft entwickeln. Priska Hinz EN)





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Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618632700




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Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1618632800
René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1618632900




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Die Pflege, der Ausbau und die Vertiefung der deutsch-

sraelischen Beziehungen haben für die Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen einen zentralen politischen
tellenwert. Hier im Bundestag haben wir gemeinsam
Regierung und Opposition – vor nicht langer Zeit, den




Dr. Petra Sitte
gebene Reden






(A) (C)



(B) )


Priska Hinz (Herborn)


60. Geburtstag des Staates Israel gewürdigt. Unsere Be-
ziehungen zu Israel sind sehr gut, fest und lebendig.

1965 hat Deutschland mit dem Staat Israel diplomati-
sche Beziehungen aufgenommen. Dies wurde nicht zuletzt
deshalb möglich, weil auf dem Gebiet der Wissenschaften
viele Jahre vorher erste Kontakte und Kooperationen
zwischen unseren beiden Ländern entstanden. Die Max-
Planck-Gesellschaft und das israelische Weizmann Insti-
tute of Science spielten dabei eine zentrale Rolle. Dies
unterstreicht einmal mehr, welche segensreiche Kraft
wissenschaftliche Kooperation und internationaler Aus-

enthält nichts, was über die Ankündigungen der Regie-
rung hinaus zusätzliche Impulse setzen würde.

Schauen wir uns exemplarisch eine ihrer Forderungen
an. Sie fordern in ihrem Antrag die Bundesregierung auf,
„vor dem Hintergrund der umfassenden bilateralen und
regionalen Kooperation in Wassertechnologie und -ma-
nagement in der Region von Jordan und Totem Meer und
dem dort anhaltenden Wassermangel, die Zusammenar-
beit in diesem Bereich im Rahmen des Möglichen zu ver-
tiefen“.
tausch für Verständigung, Freundschaft und Fortschritt
in dieser Welt entfalten können.

Heute blicken wir auf viele Jahre vielfältiger und er-
folgreicher Zusammenarbeit zwischen Deutschland und
Israel auf ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen Ge-
bieten, beispielsweise der Gesundheitsforschung, zurück.
Nun gilt es diese fruchtbare Kooperation zu pflegen und
weiter auszubauen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
begrüßt daher nachdrücklich, dass 2008 zum Jahr der
Deutsch-Israelischen Wissenschaft und Technologie aus-
gerufen wurde.

Die Auslobung eines Förderpreises für leistungsstarke
deutsch-israelische Teams von Nachwuchswissenschaft-
lern oder die Absicht der Bundesregierung, ein neues Mi-
nerva-Zentrum für Geistes- und Kulturwissenschaften in
Israel einzurichten, sind wichtige Impulse für eine ver-
tiefte Zusammenarbeit und finden daher unsere klare Un-
terstützung.

Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD bringen
nun heute einen Antrag mit dem Titel „Im Deutsch-Israeli-
schen Jahr der Wissenschaft und Technologie neue Im-
pulse für die Zusammenarbeit setzen“ ein. Da stellt sich
die Frage, welche Bedeutung dieses Wissenschaftsjahr
für die Koalitionäre tatsächlich hat. Welchen Monat ha-
ben wir? Richtig, November. In welchem Jahr leben wir?
Richtig, im Jahre 2008. Wann wurde das Deutsch-Israe-
lische Jahr der Wissenschaften feierlich eröffnet? Rich-
tig, Anfang April dieses Jahres. Das Deutsch-Israelische
Jahr der Wissenschaft und Technologie ist fast vorbei,
und Sie, sehr geehrte Damen und Herren von den Regie-
rungsfraktionen, merken anscheinend erst jetzt, dass es
ein solches überhaupt gibt!

Jetzt sind Sie aufgewacht und wollten noch schnell vor
Ablauf des Jahres etwas ins Parlament einbringen. Das
merkt man Ihrem Antrag leider an: schöne warme Worte,
nichts Konkretes, wachsweiche Forderungen an die Re-
gierung. An Ihrem Antrag ist nicht alles falsch, aber er

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Die Wasserknappheit ist ein ernstes Problem in dieser
egion. Das sehen wir genauso. Die Zusammenarbeit im
ereich von Wassertechnologie und Management sollte
ertieft werden. – Auch das halten wir für sinnvoll und
ünschenswert. Aber wozu fordern Sie die Bundesregie-

ung auf? Wollen Sie den Expertenaustausch intensivie-
en, mehr Geld in die Hand nehmen, Prozesse vor Ort
urch deutsche Fachleute unterstützen? Die einzig kon-
rete Formulierung ihrer Forderung ist die Zusammenar-
eit „im Bereich des Möglichen“ zu vertiefen. Blumiger,
ebulöser, unverbindlicher kann man gar keine Forde-
ung formulieren.

Angesichts der Bedeutung der deutsch-israelischen
usammenarbeit im Wissenschaftsbereich kann ich nur
offen, dass die Bundesregierung nicht ebenso gestal-
ungsschwach und ideenlos agieren wird, wie die Koali-
ionsfraktionen es mit dem vorgelegten Antrag getan ha-
en. Die deutsch-israelische Zusammenarbeit hat mehr
ngagement, Energie und Enthusiasmus verdient!


Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1618633000

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

rucksache 16/10847 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. – Sie sind damit ein-
erstanden, wie ich sehe. Dann ist die Überweisung so
eschlossen.

Damit, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind wir am
chluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich danke Ihnen, dass Sie so lange ausgehalten und
itdiskutiert haben.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
ges auf morgen, Donnerstag, den 13. November 2008,
.30 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.

Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618633100