Protokoll:
16140

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 140

  • date_rangeDatum: 25. Januar 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:15 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/140 16/7866) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches So- zialgesetzbuch (Rentenabschlags- verhinderungsgesetz) (Drucksachen 16/7459, 16/7866) . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7869) . . . . . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7870) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Dr. Heinrich L. Kolb, Dr. Karl Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 14739 B 14739 B 14739 C 14739 D 14740 A 14742 A 14743 B 14744 D 14747 A 14748 B 14749 A 14750 C 14752 A 14752 B Deutscher B Stenografisch 140. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Norbert Königshofen . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Zusatztagesordnungspunktes 4 Tagesordnungspunkt 19: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksachen 16/7460, 16/7866) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Volker Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiteren Abgeordneten und der 14739 A 14739 A 14739 B Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Beschäfti- gungschancen Älterer verbessern – undestag er Bericht ung 5. Januar 2008 t : Reformen der Agenda 2010 nicht zurücknehmen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Arbeit statt Frühverrentung fördern – zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Beschäftigungssituation Äl- terer verbessern – Übergang vom Erwerbsleben in die Rente sozial ge- stalten (Drucksachen 16/6644, 16/7003, 16/6929, Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14754 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Carl-Ludwig Thiele, Frank Schäffler, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Keine Steuererhöhung bei der Erbschaftsteuer – Gesetzentwurf zur Reform des Erbschaftsteuer- und Bewer- tungsrechts zurückziehen (Drucksache 16/7765) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Gentechnikgesetzes (Drucksachen 16/6814, 16/7868) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des EG-Gentechnik- Durchführungsgesetzes (Drucksachen 16/6557, 16/7868) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Christel Happach- Kasan, Hans-Michael Goldmann, Dr. Edmund Peter Geisen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Gen- technikgesetzes (Drucksachen 16/4143, 16/7868) . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- c d e H D E D U D U P D U 14755 A 14757 A 14757 C 14757 D 14760 B 14760 C 14762 A 14763 C 14765 B 14767 A 14768 D 14770 A 14771 C 14773 C 14774 D 14775 C 14775 C 14775 C schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Cornelia Behm, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Schutz von Mensch, Umwelt und gentechnikfreier Produktion im Gentechnikrecht bewah- ren (Drucksachen 16/6943, 16/7868) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Bärbel Höhn, Cornelia Behm und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einfuhrverbot für Produkte aus dem gentechnisch veränderten Mais MON863 anordnen (Drucksachen 16/4905, 16/5948) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Cornelia Behm, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kennzeichnung gentechnikfreier Fütterung bei tieri- schen Produkten ermöglichen (Drucksachen 16/6944, 16/7283) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Einfuhrverbot für den gentechnisch veränderten Mais MON810 anordnen und den Verkauf von MON810-Saatgut stoppen (Drucksache 16/7835) . . . . . . . . . . . . . . . orst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14775 D 14775 D 14776 A 14776 B 14776 B 14778 C 14780 D 14782 B 14783 C 14785 C 14785 D 14786 A 14787 C 14788 B 14789 A 14789 D 14790 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 III Tagesordnungspunkt 4: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bun- despolizeigesetzes und anderer Gesetze (Drucksachen 16/6291, 16/6569, 16/7871) b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Silke Stokar von Neuforn, Volker Beck (Köln), Jerzy Montag, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Einrichtung ei- ner Polizeireformkommission (Drucksachen 16/3704, 16/4837) . . . . . . . Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Henry Nitzsche (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . Ralf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Inge Höger, Oskar Lafontaine und der Fraktion DIE LINKE: Für ein sofortiges Verbot von Streumunition in Deutschland (Drucksache 16/7767) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Weigel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Silke Stokar von Neuforn, Grietje Bettin, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Datenschutz bei der Verwendung von RFID-Chips sicherstellen (Drucksache 16/7138) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A E ü Ä n M J A E ü r G S M H W D G M A E ( A z k B n A Z d v n B M G K S G A A 14793 A 14793 A 14793 B 14794 C 14796 C 14799 A 14800 A 14800 C 14801 D 14803 A 14803 C 14805 C 14805 D 14806 D 14807 D 14808 C 14810 A 14811 A 14811 D 14811 B, D nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Entwurf eines Vierten Gesetzes zur nderung des Gentechnikgesetzes (Tagesord- ungspunkt 21 a) ichael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . osef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Entwurf eines Gesetzes zur Ände- ung des Bundespolizeigesetzes und anderer esetze (Tagesordnungspunkt 4 a) abine Bätzing (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Eva Möllring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . esine Multhaupt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . aik Reichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung des Abgeordneten Volker Beck Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur bstimmung über den Entwurf eines Geset- es zur Änderung seeverkehrsrechtlicher, ver- ehrsrechtlicher und anderer Vorschriften mit ezug zum Seerecht (139. Sitzung, Tagesord- ungspunkt 25 b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Datenschutz bei der Verwendung on RFID-Chips sicherstellen (Tagesord- ungspunkt 23) eatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . anfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . nlage 6 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14813 A 14814 A 14814 D 14815 B 14815 C 14816 A 14816 D 14817 C 14817 D 14818 A 14818 B 14818 B 14819 C 14821 A 14821 D 14822 C 14823 C 14824 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 14739 (A) ) (B) ) 140. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 11.0
  • folderAnlagen
    Anlage 5 ung ) 4. Absatz; der dritte Satz Jahre 2003 hat das Bun- ig entschieden, dass es Sammelkonto einzurich- dazu aufrufen müsste, alle ichten, sondern dazu auf- bomben durch neue Streu- Blindgängerquote zu erset- nn Otto Solms: uss Sie trotzdem an Ihre 90/DIE GRÜNEN): n die falsche Richtung. – Drucksache 16/7138 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss (f) Ausschuss für Wirtschaft und Ausschuss für Ernährung, Lan Verbraucherschutz Ausschuss für Bildung, Forsch Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Kultur und Med Zu diesem Tagesordnungspu den zu Protokoll zu nehmen. Es den der Kolleginnen und Ko CDU/CSU, Manfred Zöllmer, Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 14813 (A) ) (B) ) Knoche, Monika DIE LINKE 25.01.2008 * Ulrich, Alexander DIE LINKE 25.01.2008 Susanne Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 25.01.2008* Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.01.2008 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmaier, Peter CDU/CSU 25.01.2008 Barnett, Doris SPD 25.01.2008* Blank, Renate CDU/CSU 25.01.2008 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 25.01.2008 Bollen, Clemens SPD 25.01.2008 Brüderle, Rainer FDP 25.01.2008 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 25.01.2008 Caspers-Merk, Marion SPD 25.01.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 25.01.2008 Duin, Garrelt SPD 25.01.2008 Ernst, Klaus DIE LINKE 25.01.2008 Faße, Annette SPD 25.01.2008 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 25.01.2008* Freitag, Dagmar SPD 25.01.2008 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.01.2008 Granold, Ute CDU/CSU 25.01.2008 Griefahn, Monika SPD 25.01.2008 Gröhe, Hermann CDU/CSU 25.01.2008 Günther (Plauen), Joachim FDP 25.01.2008 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 25.01.2008 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.01.2008 Hirsch, Cornelia DIE LINKE 25.01.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 25.01.2008* Dr. h. c. Kastner, SPD 25.01.2008 K K L L L M M M M N O P D D R R D S S D D S T A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten rummacher, Johann- Henrich CDU/CSU 25.01.2008 urth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.01.2008 ehn, Waltraud SPD 25.01.2008 intner, Eduard CDU/CSU 25.01.2008* ips, Patricia CDU/CSU 25.01.2008 attheis, Hilde SPD 25.01.2008 eierhofer, Horst FDP 25.01.2008 einhardt, Patrick FDP 25.01.2008 ücke, Jan FDP 25.01.2008 ouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.01.2008 swald, Eduard CDU/CSU 25.01.2008 oß, Joachim SPD 25.01.2008 r. Ramsauer, Peter CDU/CSU 25.01.2008 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 25.01.2008 oth (Heringen), Michael SPD 25.01.2008 oth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.01.2008 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 25.01.2008 chily, Otto SPD 25.01.2008 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 25.01.2008 r. Stadler, Max FDP 25.01.2008 r. Stinner, Rainer FDP 25.01.2008 trothmann, Lena CDU/CSU 25.01.2008 euchner, Jella SPD 25.01.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 14814 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Vier- ten Gesetzes zur Änderung des Gentechnikge- setzes (Tagesordnungspunkt 21 a) Michael Brand (CDU/CSU): Wie viele andere Kol- leginnen und Kollegen möchte auch ich dem Bundes- minister, Herrn Kollegen Horst Seehofer, zu dem von ihm gewählten Weg der ausführlichen und offenen Vor- bereitung der vorliegenden Änderung des Gentechnik- gesetzes Anerkennung und Glückwunsch aussprechen. Angesichts der weit verbreiteten und zu Teilen auch von mir politisch geteilten Skepsis zu manchen Fehlent- wicklungen beim Umgang mit der Schöpfung und unse- rer natürlichen Lebensgrundlagen ist es ein wichtiger Schritt, dass der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf den Schutz von Mensch und Natur vor Missbrauch an die erste Stelle setzt und dabei das ethisch begründete Interesse an verantwortbarer Forschung nicht ausschließt. Dabei bleiben zwar auch heute noch Fragen offen, wie zum Beispiel die vom Bundesrat zu Recht ange- mahnte und dieses Mal noch nicht eingeführte Regelung zum Schutz der Bienenvölker und der Imkerei. Als einer der grundlegenden Fortschritte ist die posi- tive Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ für gentechnik- freie Lebensmittel zu bewerten. Von dieser Regelung er- warte ich mir, gemeinsam mit der überwiegenden Mehrheit der Verbraucher und vielen verantwortungs- vollen Händlern, die wirkungsvollste Entwicklung ge- gen eine überzogene Anwendung von Gentechnik: näm- lich eine deutliche Steigerung der nationalen und internationalen Nachfrage nach gentechnikfreien Le- bensmitteln, die Auswirkungen in der deutschen, aber auch der globalen Ernährungswirtschaft haben wird. Auch die klarere und verbindlichere Regelung der Abstände sowie das Standortkataster und das restriktive Haftungsrecht erscheinen geeignet, eine Gefährdung von Mensch und Natur oder auch eine ungewollte Verbrei- t v E b n l g d m m D t m t D v U o d r s l n n s ü F u n B l E E g e w s a S t E g n u f u h A A h m R Wicklein, Andrea SPD 25.01.2008 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 25.01.2008 Dr. Wiefelspütz, Dieter SPD 25.01.2008 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 25.01.2008* Zypries, Brigitte SPD 25.01.2008 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D ung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln zu erhindern. Selbstverständlich bleibt es dauernde Aufgabe, die ntwicklung nach dem Inkrafttreten des neuen Rechts zu eobachten und offen zu sein für Nachsteuerungen. Den- och bleibt dieser Gesetzentwurf eine klare und verläss- iche Grundlage für den verantwortbaren Umgang mit entechnisch veränderten Lebensmitteln. Dabei ist mir persönlich wichtig, darauf hinzuweisen, ass ich in der gentechnikfreien Produktion von Lebens- itteln die von mir klar bevorzugte Alternative sehe. In einem Wahlkreis haben sich wie in anderen Regionen eutschlands viele Landwirte mit ihren zu bewirtschaf- enden Flächen zu einer gentechnikfreien Zone zusam- engeschlossen, was ich als Verbraucher und als poli- isch Verantwortlicher sehr begrüße. Die jüngste ebatte, gar „Klonfleisch“ zu verkaufen, halte ich auch or diesem Hintergrund für eine völlige Verirrung im mgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen. Dennoch kann ich bei meiner Entscheidung als Abge- rdneter des Deutschen Bundestages nicht übersehen, ass es vor dem Hintergrund der großen globalen He- ausforderungen auch darum gehen muss, dass an einem o hervorgehobenen Standort wie Deutschland die Mög- ichkeit zu verantwortlicher Forschung und Entwicklung icht ausgeschlossen werden darf. Dies sind wir nicht ur den weit schlechter gestellten Völkern in den weit chlechter gestellten Regionen der Erde schuldig. Es ist berdies auch geboten, dass verantwortliche deutsche orschung sich auf dem Weltmarkt behaupten muss – nd dies nicht zuletzt um andere Vorstellungen von ei- em zum Beispiel völlig monopolisierten Weltmarkt im ereich der Gentechnik nicht Wirklichkeit werden zu assen. Nach intensiveren Gesprächen mit einer Reihe von xperten zum diesem Gesetzentwurf komme ich zu dem rgebnis, dass dieser Gesetzentwurf ein insgesamt aus- ewogenes Verhältnis von begründetem Schutz und benfalls begründeten Gestaltungsmöglichkeiten auf- eist. Vor diesem Hintergrund stimme ich diesem Ge- etzentwurf zu. Josef Göppel (CDU/CSU): Erstens. Ich erkenne usdrücklich das Bemühen von Bundesminister eehofer an, eine ausgewogene Balance zwischen Wei- erführung der Forschung zur Grünen Gentechnik und ingrenzung der Risiken des kommerziellen Anbaus entechnisch veränderter Pflanzen zu finden. Zweitens. Aufgrund des Überwiegens anderer Mei- ungen wird die freie Feldflur nun trotzdem zu einem nkontrollierbaren Experimentierfeld gemacht. Der ge- undene Kompromiss reicht meines Erachtens nicht aus, m Einträge in den Boden wie zum Beispiel örtlich über- öhte Konzentrationen von Bacillus thuringiensis und ufnahmen durch das Edaphon sowie unbeabsichtigte uskreuzungen, die nicht mehr rückholbar sind, zu ver- indern. Meine Bedenken richten sich in diesem Zusam- enhang auch gegen die zugrunde liegende europäische ichtlinie. Auch sie verhindert irreversible Veränderun- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 14815 (A) ) (B) ) gen und dauerhafte Schäden in der Biosphäre nicht mit der nötigen Sorgfalt. Drittens. Die jetzt vorgesehene Regelung läuft auf eine Monopolisierung der Saatgutbranche hinaus. Der Wettbewerb wird immer mehr unterbunden. Das schränkt auch die ökologische Bandbreite der verfügba- ren Saatgutsorten ein. Viertens. Die Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzenarten ist patentrechtlich geschützt. Aktuelle Beispiele aus USA und Kanada zeigen, dass selbst bei ungewolltem Austrag auf Nachbarfelder von Saatgut- konzernen immense Schadenersatzforderungen gegen- über betroffenen Landwirten erhoben werden. Fünftens. Das vorliegende Gesetz enthält keine Rege- lungen zum Schutz der Imkerei. Echte Koexistenz muss jedoch auch das Nebeneinander dieses landeskulturell wichtigen Wirtschaftszweiges mit dem GVO-Anbau si- chern. Die Belange der Imkerei müssen beim Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen angemessen berück- sichtigt werden. Ich unterstütze voll die entsprechende Entschließung des Bundesrates vom 30. November 2007. Sie wurde leider nicht übernommen. Aus den genannten Gründen stimme ich gegen den Gesetzentwurf. Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur Änderung des Bundespolizeigesetzes und anderer Gesetze (Tagesordnungspunkt 4 a) Sabine Bätzing (SPD): Ich werde dem Gesetzent- wurf aus Gründen der Fraktionsdisziplin zustimmen, wenngleich ich Bedenken habe, dass die Strukturierung der Direktionen und die damit verbundene Orientierung an Ländergrenzen sich negativ auf den Landkreis Alten- kirchen, Rheinland-Pfalz, auswirken können. Der Landkreis Altenkirchen wird durch die Neuorga- nisation der Bundespolizei in besonderer Weise betrof- fen sein. Die RE-9-Strecke, von Aachen bis Gießen, ver- läuft auf der Strecke zwischen Au und Niederscheiden durch Rheinland-Pfalz. Bislang war danach die Bundes- polizeidienststelle Siegen, NRW, für den Kreis Altenkir- chen, RLP, zuständig. Aufgrund der geringen Entfer- nung von 25 Kilometer waren kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten die positiven Folgen. Die zu beschließende Neuorganisation sieht dagegen vor, dass die Bundespolizei zukünftig von der rheinland- pfälzischen Direktion in Koblenz bis in den Kreis Alten- kirchen agieren muss. Die Reaktionszeit und der alltägli- che Einsatz würden durch die Fahrstrecken von bis zu 80 Kilometer stark beeinträchtigt. Dies bedeutet wie- derum sowohl eine Verschlechterung der Arbeitssitua- tion für die Beamtinnen und Beamten als auch für die Si- cherheit der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. s g E k m s z r c s O m a w s b d s d r T g k E t d t n A S d s d S v w S d W k f e H S n k i I e p O d B (C (D In Gesprächen mit der jetzigen Bundespolizeidienst- telle in St. Augustin wurde mir nachdrücklich und laubhaft versichert, dass der Kreis Altenkirchen im insatzfall auch künftig wie bisher abgedeckt werden önnte und es zu praktikablen Alltagsregelungen kom- en würde. Dies setzt vor allem eine ausreichende Per- onalstärke für die Einsatzstelle in Siegen voraus, die war nicht über das Gesetz geregelt, sondern unter ande- em durch die Organisations- und Dienstpostenpläne si- hergestellt werden muss. Aufgrund der bisherigen Aus- agen setze ich voraus, dass diese Zusagen auch in der rganisation berücksichtigt und eingehalten werden, da- it auch in diesen Regionen, wo mehrere Bundesländer neinandergrenzen, sinnvoll und praktikabel gearbeitet erden kann. Sofern das Gesetz in der vorgelegten Form beschlos- en wird, werde ich die Veränderungen vor Ort kritisch egleiten, da die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl er Bürgerinnen und Bürger oberste Priorität haben müs- en. Michael Brand (CDU/CSU): Im Zusammenhang mit er insgesamt unstrittig notwendigen Organisations- eform innerhalb der Bundespolizei und unbeschadet der atsache, dass der Deutsche Bundestag nicht in die Or- anisationsgewalt des zuständigen Ministers eingreifen ann, muss ich dennoch einige kurze Anmerkungen zur ntscheidung machen, die sich auf die spezifische Situa- ion des Standortes Hünfeld (Hessen, Landkreis Fulda) er Bundespolizei beziehen. So unstreitig wie die Notwendigkeit der Organisa- ionsreform ist die Tatsache, dass die in Hünfeld statio- ierten Kräfte sich vor allem mit dem durch die utobahn- und ICE-Anbindung rasch zu erreichenden chwerpunkt Rhein-Main-Gebiet, und hier vor allem em größten Flughafen Europas befinden. Dass die Ein- ätze der operativen Hundertschaften sich auch auf an- ere Räume im Bundesgebiet erstrecken, und dass vom tandort Hünfeld auch besondere Aufgaben durch eine on bundesweit fünf Einheiten zur Beweissicherung ahrgenommen werden, hebt die Bedeutung dieses tandortes weiter hervor. Zudem war in der Diskussion er sinnvolle Vorschlag, die in Hünfeld befindliche erkstatt zu einer Bereichswerkstatt auszubauen. Und so war es nicht nur für die Bediensteten und die ommunalen Verantwortlichen, sondern auch für die achlich mit der Organisationsreform befassten Experten ine gute und plausible Nachricht, dass der Standort ünfeld in seiner spezifischen Konstellation in voller tärke erhalten werden sollte. Dass statt eines Ausbaus un gar eine Reduzierung vorgenommen werden soll, ann daher nicht nur regional nicht überzeugen. Insofern st es wichtig und sehr zu begrüßen, dass durch vielfache nitiativen erreicht wurde, den Deutschen Bundestag zu inem Entschließungsantrag zu bewegen, der eine Über- rüfung des derzeitigen Standes der Entscheidungen zur rganisationsreform der Bundespolizei vorsieht und zu- em bereits für das übernächste Jahr einen Bericht des undesinnenministers einfordert. 14816 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 (A) ) (B) ) Der Deutsche Bundestag hat keine Befugnis, die Ent- scheidung des Ministers in der Organisation zu ändern; dies ist dem Ressortminister vorbehalten und unterliegt nicht der Entscheidung des Parlaments. Insofern vertraue ich darauf, dass die heutige Ent- scheidung zur notwendigen Organisationsreform der Bundespolizei die Sicherheit der Bürgerinnen und Bür- ger unseres Landes erhöht. Davon unbenommen bleibt, dass die Interessen der Betroffenen ebenso berücksich- tigt werden wie die sachlichen Gründe für eine Beibehal- tung oder – wie ursprünglich vorgesehen – eine Stärkung des Standortes Hünfeld in Sachlichkeit und Ernsthaftig- keit nochmals durchgeprüft werden können. Wenn ich als Abgeordneter des Deutschen Bundestages der Re- form zustimme, so trifft diese Zustimmung dezidiert nicht die alleine vom Minister zu treffende, und vom Parlament nach rechtlicher Lage nicht änderbare Ent- scheidung zu der Umsetzung der Reform an den einzel- nen Standorten. Dennoch bleibe ich gemeinsam mit vielen anderen Beobachtern und Entscheidern zuver- sichtlich, dass unser konsequentes, fachlich fundiertes Argumentieren am Ende eine Auswirkung auf die im Laufe der nächsten Monate und Jahre erfolgende Umset- zung der Feinplanung bei der Organisationsreform ha- ben wird. Hubertus Heil (SPD): Zur Abstimmung über den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Bundespolizeigesetzes und anderer Gesetze auf Druck- sache 16/6291 gebe ich folgende Erklärung ab: Erstens. An der von der Bundesregierung beantragten Änderung des Bundespolizeigesetzes habe ich erhebli- che Zweifel. Mir ist bewusst, dass konkrete Standortfra- gen nicht Gegenstand des Gesetzgebungsverfahrens sind. Ich befürchte jedoch im Ergebnis eine kaum zu- mutbare Belastung der von der Reform betroffenen Tau- senden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten und ne- gative strukturpolitische Auswirkungen für die betroffenen Regionen. Zweitens. Es erscheint sehr fraglich, ob das Ziel der Novelle erreicht werden kann, die Strukturen zu ver- schlanken und die Effizienz zu erhöhen. Tatsächlich fällt keine Führungsebene weg. Mit den Revieren etabliert sich vielmehr noch eine neue Ebene, die nur aufgrund der flächenmäßigen Größe der neu gebildeten Inspektio- nen überhaupt nötig wird. Auch durch die lokale Aus- weitung der Zuständigkeit von Inspektionen nimmt die Präsenz der Bundespolizei in der Fläche ab. Das vorge- sehene Ziel, mehr Einsatzkräfte „auf die Straße“ zu brin- gen, wird damit verfehlt. Drittens. Das neue Bundespolizeipräsidium und die für Angelegenheiten der Bundespolizei zuständige Ab- teilung im BMI haben eine nahezu identische Aufgaben- struktur. Dadurch werden Kosten nicht minimiert, son- dern verdoppelt. An dieser Stelle wäre es angebracht, dem Vorbild einiger Landesinnenministerien zu folgen und die Führungsfunktionen beim Ministerium zu belas- sen. Ein Bundespolizeipräsidium mit einem solch hohen Kostenaufwand erscheint verzichtbar. S e b d B D k d s S m d t t B w s n Z d g n u n t d Z f u a Ä s R i r w n d w i t d n h w b k f F d d B t d A a (C (D Viertens. Des Weiteren ist es nicht gelungen, die tandorte der Bundesbereitschaftspolizei in Richtung der rkannten Einsatzschwerpunkte zu verlagern. Die Ver- andskräfte werden nicht verstärkt, sondern geschwächt, enn effektiv können nach dem Gesetzentwurf etliche eamtinnen und Beamten weniger eingesetzt werden. iese Einheiten werden bei wichtigen Großeinsätzen zu- ünftig fehlen. Dies ist – vor allem vor dem Hintergrund es vom BMI skizzierten Bedrohungsszenarios – unver- tändlich. Fünftens. Da auch In meinem Wahlkreis Gifhorn ein tandort der Bundespolizei geschlossen wird, konnte ich ir bei einem Besuch von Staatssekretär Altmaier an iesem Standort ein Bild der Lage machen. Die Beam- innen und Beamten an den von der Schließung bedroh- en Standorten sind tief verunsichert über die Pläne des MI. Der Besuch des Staatssekretärs konnte die Ein- ände und Probleme nicht aufheben. Im Gegenteil, die chwachen Argumente aus dem BMI haben die betroffe- en Beamtinnen und Beamten zu Recht verärgert. Das iel der Kosteneinsparung und Effizienzerhöhung ist urch die Standortschließungen nicht zu erreichen, da ut aufeinander eingestimmte Einsatzverbände ausei- andergerissen werden und die Einsatzfähigkeit durch nangemessen lange Anfahrtszeiten zu Einsatzorten icht gewährleistet werden kann. Ich erwarte vom Bundesinnenminister, dass er im In- eresse der betroffenen Beamtinnen und Beamten und er Standorte seine Möglichkeiten nutzt, um berechtigte weifel und Kritik auszuräumen – im Interesse einer ef- izienten Mittelverwendung, einer starken Bundespolizei nd eines fairen Umgangs mit den Beamtinnen und Be- mten. Wolfgang Gunkel (SPD): Ich gebe dem Gesetz zur nderung des Bundespolizeigesetzes nicht meine Zu- timmung. Meine Skepsis gegenüber dem von der egierung vorgelegten Gesetzesentwurf habe ich bereits m September zum Ausdruck gebracht. Da der Regie- ungsentwurf auch nach den kritischen Anmerkungen ährend der Expertenanhörung des Innenausschusses icht geändert wurde, bleibt meine ablehnende Haltung em Gesetzesvorhaben gegenüber bestehen. Begründet urde die Reform mit der veränderten Sicherheitslage m Zuge des weltweiten Terrorismus und des fortschrei- enden europäischen Integrationsprozesses. Insbeson- ere die Tatsache, dass Deutschland ab diesem Jahr nur och von Ländern, die dem Schengenabkommen ange- ören, umgeben ist und deshalb die Grenzkontrollen egfallen, ist für den Bundesinnenminister Anlass, die isherigen Strukturen zu überdenken und zu verschlan- en. Ebenso ist auch der finanzielle Aspekt der schrump- enden Haushaltsmittel Motivation für die Neugestaltung. ür mich stellen sich allerdings einige Fragen, welche ie oben schon angekündigten Bedenken am Erreichen es Zwecks durch die Reform betreffen. Bei der von undesinnenminister Schäuble immer wieder skizzier- en Gefährdungslage erscheint es mir als geradezu para- ox, eine Reform umzusetzen, die eine Veränderung der ufgaben für einige Tausend Polizeibeamtinnen und Be- mten bedeutet. Zudem ist die Terrorismusbekämpfung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 14817 (A) ) (B) ) nicht primäre Aufgabe der Bundespolizei, sondern die der Länderpolizeien, des BKA und der Verfassungs- schutzämter. Dass sich mit dem Wegfall der Schengen- grenzen auch eine veränderte Sicherheitslage darstellt, bleibt unbestritten. Diese muss allerdings sorgfältig eva- luiert werden, bevor es zu einer Veränderung der Struk- turen kommen kann. Die Erfahrungen der „Westerweite- rung“, also der Wegfall der Grenzen zu den Beneluxländern, Frankreich und Österreich haben ge- zeigt, dass Aktionismus in diesem Moment deplaziert ist. Denn es wurde – ebenso wie jetzt an den Grenzen zu Polen und Tschechien – Personal abgebaut, welches dann bald wieder aufgebaut werden musste. Wenn man sich ein solches Hin und Her ersparen will, sollte man die Reduzierung von Personal in dieser Grö- ßenordnung noch einmal überdenken. Das gesetzte Ziel, die Strukturen zu verschlanken und die Effizienz zu er- höhen, erscheint äußerst fraglich, wenn man beachtet, dass keine Führungsebene wegfällt, sondern mit den er- forderlich werdenden Revieren noch eine neue etabliert wird. Die Reviere werden allerdings nur aufgrund der flächenmäßigen Größe der neu gebildeten Inspektionen nötig. Durch die lokale Ausweitung der Zuständigkeit von Inspektionen nimmt die Präsenz der Bundespolizei in der Fläche ab. Das vorgesehene Ziel, mehr Einsatz- kräfte „auf die Straße“ zu bringen, wird verfehlt. Das neue Bundespolizeipräsidium und die für Angelegenhei- ten der Bundespolizei zuständige Abteilung im Bundes- ministerium des Inneren haben eine nahezu identische Aufgabenstruktur. Dadurch werden Kosten verdoppelt und nicht minimiert. An dieser Stelle wäre es fachpoli- zeilich angebracht, dem Vorbild einiger (CDU-geführter) Landesinnenministerien zu folgen und die Führungs- funktionen beim Ministerium zu belassen. Damit ist ein Bundespolizeipräsidium mit hohem Kostenaufwand ver- zichtbar. Es ist nicht gelungen, die Standorte der Bun- desbereitschaftspolizei in Richtung der erkannten Ein- satzschwerpunkte zu verlagern. Die Verbandskräfte werden nicht verstärkt, sondern geschwächt, denn effek- tiv können nach dem Gesetzesentwurf etliche Beamtin- nen und Beamte weniger eingesetzt werden. Diese Ein- heiten werden bei wichtigen Großeinsätzen, Einsätzen zur Terrorismusbekämpfung, bei denen sie die Landes- polizeien oder das Bundeskriminalamt unterstützen, zukünftig fehlen. Auch dies ist hinsichtlich der Be- drohungsvisionen des Bundesinnenministers umso un- verständlicher. Wenn nach dem Wegfall der Schengengrenzen eine verstärkte Verlagerung der Einsatzschwerpunkte auf die Flughäfen erfolgt, ist es nicht nachvollziehbar, weshalb Flughafeninspektionen zu Revieren herabgestuft wer- den. Damit wird man den zukünftigen einzigen Außen- grenzen nicht gerecht. Der vorliegende Gesetzesentwurf lässt befürchten, dass gerade bei der Kostenfrage „ge- schönt“ worden ist. Neben diesen Gründen möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen, dass für mich der Umgang des Bundesinnenministeriums mit den teilha- benden Parlamentariern mehr als unglücklich lief. Die Abgeordneten – im Übrigen auch die Sachverständigen der Anhörung – sind nicht im ausreichenden Maße über die Einzelheiten der Reform informiert worden. Außer- d t g v s k r V K d N d r S G s t s m D d s s s z s c l v t B A Ä s R d E S d D g n r z n c d b n n w t s (C (D em wurde bei der Umsetzung der Reform und der Be- eiligung des Deutschen Bundestag eine Eile an den Tag elegt, die ich in Anbetracht des Umfangs des Gesetzes- orhabens für völlig unangemessen halte. Dr. Eva Möllring (CDU/CSU): Dem Gesetzentwurf timme ich zu und gebe folgende Erklärung zu Proto- oll: Ich begrüße es grundsätzlich, dass mit der Ände- ung des Bundespolizeigesetzes eine Verschlankung der erwaltungsebene erreicht wird die dazu dient, mehr räfte für den Einsatz abzustellen. Ich begrüße es außer- em, dass so die gesetzlichen Voraussetzungen für eine euorganisation der Bundespolizei geschaffen werden, ie diese für die vor ihr liegenden Herausforderungen üstet. Ich halte es jedoch für bedenklich, dass weder tandort- noch Personalentscheidungen Gegenstand des esetzgebungsverfahrens waren. Insbesondere die voraus- ichtliche Schließung des Standorts Gifhorn durch minis- eriellen Erlass und die Entscheidung, die beiden Ein- atzhundertschaften aus Gifhorn abzuziehen, sind für ich weder polizeifachlich noch politisch nachvollziehbar. a die Entscheidung über die künftigen Standortfragen er Bundespolizei nicht Gegenstand des parlamentari- chen Verfahrens ist, sondern hier lediglich die Voraus- etzungen für die erforderliche Neustrukturierung ge- chaffen werden, stimme ich zwar dem Gesetzentwurf u. Wenn diesem Gesetz allerdings der Abzug der Ein- atzhundertschaften aus Gifhorn folgen soll, widerspre- he ich einer solchen Entscheidung hiermit ausdrück- ich. Die Beamten leisten von Gifhorn aus eine orzügliche Arbeit. Sie sind logistisch gut in einer wei- en Fläche einsetzbar, sind in Gifhorn als elementarer estandteil verwurzelt und stellen den Ersatz für die ufgabe des BGS-Standortes 1998 dar. Gesine Multhaupt (SPD): Ich gebe dem Gesetz zur nderung des Bundespolizeigesetzes nicht meine Zu- timmung. Meine ablehnende Haltung gegenüber dem von der egierung vorgelegten Gesetzentwurf sehe ich insbeson- ere nach den kritischen Anmerkungen während der xpertenanhörung des Innenausschusses bestätigt. Begründet wird diese Reform mit der veränderten icherheitslage im Zuge des weltweiten Terrorismus und es fortschreitenden europäischen Integrationsprozesses. ie sich daraus geplanten personellen Umstrukturierun- en und Standortentscheidungen sind für mich jedoch icht nachvollziehbar. Die Umsetzung bedeutet für meh- ere 1 000 Beamte eine Veränderung der Aufgaben und um Teil gar einen Wohnortwechsel. Meinen Wählerin- en und Wählern kann ich diese Reform nicht hinrei- hend vermitteln. Insbesondere in meinem Wahlkreis ergibt sich durch ie Reform eine Standortverschlechterung. Für Olden- urg ist vorgesehen, dass hier zukünftig nur noch ein achgeordnetes Revier sein wird, der Sitz der übergeord- eten Inspektion hingegen nach Bad Bentheim verlegt ird. Der Standort Oldenburg würde damit trotz der gu- en geografischen Lage und guten Infrastruktur ge- chwächt. Die personellen Konsequenzen für die 85 Mit- 14818 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 (A) ) (B) ) arbeiterinnen und Mitarbeiter wurden bis heute nicht geklärt. Ich halte nach wie vor Oldenburg für den richtigen Standort einer neuen Inspektion. Nicht nur die optimale verkehrsgeografische Lage mit entsprechender Schie- nen- und Straßenverkehrsanbindung sprechen dafür, sondern auch die weiteren wichtigen Behörden und Or- ganisationen wie beispielsweise die Gerichtsbarkeit. Neben den Gründen, die konkret auf Oldenburg zu- treffen, ist der Umgang des Bundesinnenministeriums mit den Parlamentariern und Entscheidungsträgern in- nerhalb der Bundespolizei massiv zu kritisieren. Der In- formationsfluss aus dem Ministerium war nicht ausrei- chend, die Planungen wurden nicht genügend mit den Verantwortlichen innerhalb der Bundespolizei abgespro- chen. Maik Reichel (SPD): Meine anfängliche Skepsis ge- genüber dem Regierungsentwurf hat sich durch die An- hörung im Innenausschuss nicht geändert. Die veränderte Sicherheitslage nach Wegfall der Schengen-Grenzen ist ein berechtigter Grund für diese Reform. Dennoch sind manche Standortentscheidungen nicht nachvollziehbar, dies meine ich hinsichtlich der Einsatzschwerpunkte. Zum anderen bemängle ich den Informationsfluss aus dem Ministerium ins Parlament. Eine solche Reform der Bundespolizei ist in allzu großer Eile durch das Parla- ment gebracht worden. Den Bedenken meines Kollegen Wolfgang Gunkel schließe ich mich daher vollinhaltlich an und verweigere dem Gesetz zur Änderung des Bun- despolizeigesetzes meine Zustimmung. Anlage 4 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung see- verkehrsrechtlicher, verkehrsrechtlicher und anderer Vorschriften mit Bezug zum Seerecht (139. Sitzung, Tagesordnungspunkt 25 b, Druck- sache 16/7843) Ich erkläre im Namen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass unser Votum „Nein“ lautet. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Datenschutz bei der Verwendung von RFID-Chips sicherstellen (Ta- gesordnungspunkt 23) Beatrix Philipp (CDU/CSU): „Alle Jahre wieder …“ könnte auch über dieser Debatte stehen, denn vor gut ei- nem Jahr debattierten wir an dieser Stelle einen Antrag der FDP-Fraktion mit dem Titel: „Bei Warenetikettierung m l B d d s S Z t d u c m F s a S r w v f d s g g b U D w l t b F A f s a r u g w R q r F v c (C (D it RFID-Chips den Datenschutz sichern“. Heute nun iegt uns ein ähnlicher Antrag vor – diesmal der Fraktion ündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Datenschutz bei er Verwendung von RFID-Chips sicherstellen“. In bei- en Anträgen geht es um das, was uns – bei ansonsten ehr unterschiedlichen Auffassungen – alle eint: der chutz der informationellen Selbstbestimmung – nun im usammenhang mit der RFID-Technologie. So weit, so gut! Der vorliegende Antrag der Grünen geht jedoch wei- er. Die Grünen sind sicher, dass die „Entwicklung“, also er vielfältige Einsatz der RFID-Technologie, „Ängste nd Bedenken bei den Verbraucherinnen und Verbrau- hern auslöst“. Diese Einschätzung teilen wir nicht. Meine Damen und Herren von den Grünen, lassen Sie ich Folgendes ganz klar feststellen: Die CDU/CSU- raktion nimmt die Sorgen und Ängste der Bevölkerung ehr ernst, aber, wie schon mehrfach von dieser Stelle us betont, wir werden uns nicht daran beteiligen, die orgen und Ängste mit fernliegenden Szenarien zu schü- en oder gar „Orwell’sche Bilder“ heraufzubeschwören. Ich weiß gar nicht, was die Grünen stets und immer ieder dazu veranlasst, den Menschen Horrorszenarien orzuspiegeln. Es gibt kaum ein Thema, das nicht von ihnen mit den ürchterlichsten Vermutungen begleitet wird. Ich finde das sehr bedenklich, weil es zum Beispiel azu führt, dass die Menschen – etwa bei Daten, die bei taatlichen Stellen anfallen – mittlerweile dem Staat ge- enüber ein Misstrauen entwickeln, das bei weitem das egenüber wirtschaftlichen Unternehmen übertrifft. Das edeutet, dass dem Staat eher Missbrauch oder sorgloser mgang bei der Sammlung und/oder Verwendung von aten zugetraut wird als einem Wirtschaftsunternehmen. Ich glaube, wir haben – neben der Kontrolle, zu der ir verpflichtet sind – auch eine andere Aufgabe, näm- ich den Menschen die Chancen aufzuzeigen, die mit echnischen Neuerungen und Weiterentwicklungen ver- unden sind oder sein können. Das heißt im konkreten all, also für die RFID-Technologie, dass zuallererst ufklärung darüber geboten ist, wie diese Technologie unktioniert, wie sie eingesetzt wird und wo ihre techni- chen Grenzen liegen. Und selbstverständlich muss auch ufgezeigt werden, wie die bestehenden datenschutz- echtlichen Instrumentarien bereits Anwendung finden. In den vergangenen Debatten ist schon vieles von mir nd auch von meinen verehrten Kolleginnen und Kolle- en zur Funktionsweise der RFID-Technologie gesagt orden. Deswegen kann ich es kurz machen: RFID steht für adio Frequency Identification, zu deutsch: Radiofre- uenz-Identifikation. Es handelt sich also um ein Verfah- en zur kontaktlosen Identifikation von Objekten per unk. Mit anderen Worten: RFID-Chips unterscheiden sich on dem bisherigen Barcode/Strichcode auf jeder Verpa- kung dadurch, dass der Zahlencode nunmehr durch Ra- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 14819 (A) ) (B) ) diowellen mit einem Lesegerät verbunden werden kann. RFID-Systeme bestehen also immer aus einem Lesege- rät und einem Transponder, dem sogenannten Tag. Der „Tag“ enthält einen Mikrochip mit gespeicherten Daten. Immer wenn ein „getagtes“ Objekt in die Reichweite ei- nes Lesegerätes gelangt, werden dessen Daten automa- tisch erfasst, egal ob es bewusst oder nur zufällig in die Empfangsreichweite gebracht wurde. Genau diese Situation wird immer wieder dazu miss- braucht, Ängste der Verbraucherinnen und Verbraucher zu schüren. Was aber in diesem Zusammenhang von der Opposition nicht mehr ausgeführt und benannt wird, ist der Umstand, dass die Reichweite solcher Lesegeräte – abhängig vom Frequenzbereich – sehr gering ist. Passive „Tags“, also solche ohne eigene Energiequelle, besitzen im Niedrigfrequenzbereich lediglich eine Reichweite von wenigen Zentimetern. Selbst im Hochfrequenzbe- reich werden Reichweiten nur bis zu knapp drei Metern erreicht. In der Praxis haben aber 90 Prozent aller einge- setzten RFID-Systeme eine Reichweite von höchstens einem Meter. Auch die Einsatzgebiete von RFID-Systemen werden gern unterschlagen: Das Haupteinsatzgebiet dieser Tech- nologie liegt nämlich in der Logistik und der Kontrolle automatisierter Arbeitsprozesse, zum Beispiel in der Au- tomobilindustrie bzw. in der Lagerhaltung und Lagerver- waltung. In diesen Bereichen ist der Einsatz dieser Tech- nologie datenschutzrechtlich völlig unbedenklich. Darin dürfte auch Einigkeit zwischen allen Anwesenden beste- hen. Dass RFID für die deutsche Wirtschaft große Chan- cen bietet, bestreitet wohl auch niemand. Deutschland ist neben Frankreich und Großbritannien führend in der Entwicklung von RFID-Anwendungen. Für die deutschen Hersteller wird bis 2010 eine Umsatz- steigerung auf circa 1,4 Milliarden Euro Gesamtumsatz – mit der damit verbundenen Steigerung von Arbeits- plätzen – prognostiziert. Allein in der Automobilindus- trie werden durch den erhöhten Einsatz von RFID-Chips bis zum Jahre 2010 Produktivitätseffekte von 2,42 Mil- liarden Euro erwartet. Die Kennzeichnung von Konsumgütern mit RFID- Tags wird von Verbrauchern sehr unterschiedlich bewer- tet. Aber sie befindet sich gegenwärtig noch in den Kinderschuhen und wird den Strichcode nur langsam ab- lösen. Der Einsatz von sogenannten intelligenten Rega- len, bei denen automatisch das fehlende Produkt ange- fordert wird, reicht über das Versuchsstadium noch nicht hinaus. Ich empfehle jedem, sich einen solchen Laden einmal anzusehen. Mittelfristig wird es für die Verbraucherinnen und Verbraucher bei den bereits bestehenden Anwendungs- formen, das heißt also Wegfahrsperren, Veranstaltungs- tickets oder E-Pass bleiben, der im Übrigen gegen unge- wolltes „Auslesen“ geschützt ist; also Anwendungen, deren Vorteile auf der Hand liegen. Die von Herrn Schaar und auch im vorliegenden Antrag anklingenden Gefahren, dass Dienstleister über heimlich ausgelesene RFID-Tags detaillierte Verhaltens-, Nutzungs- und Be- w o b f A p a s g k B w I k s v d A T d n K w E d e u k T h Z s d z v A e r R R g r T v d b m t b w t (C (D egungsprofile erstellen, um ihre Marketingstrategie zu ptimieren, ist zwar fantasievoll, vielleicht auch vorstell- ar, aber höchstens Zukunftsmusik. Die CDU/CSU-Fraktion verschließt sich nicht der Be- assung mit – wenn auch noch theoretischen – Gefahren. uch wir haben uns schon für eine Kennzeichnungs- flicht und Deaktivierungsmöglichkeiten von RFID-Chips usgesprochen. Als Vorbild könnte hier die Warendieb- tahlsicherung in Kaufhäusern dienen. Wir stehen einem weiteren Diskussionsprozess zu- unsten von Datensicherheit und Verbraucherfreundlich- eit jederzeit offen gegenüber. Und das werden wir in den eratungen im Ausschuss – wie immer – tun. Der Über- eisung dorthin stimmen wir natürlich zu. Manfred Zöllmer (SPD): Die Radio-Frequency- dentification-Technologie, kurz RFID, ist eine zu- unftsträchtige Technolgie, deren Anwendung aber auch chon in unserem heutigen Alltag zu finden ist. RFID ist om Grundsatz her ein System, mit dem Objekte über as Auslesen von Daten identifiziert werden können. uf sogenannten RFID-Transpondern – oder Chips, ags oder RFID-Etiketten genannt – finden sich Daten, ie mittels eines weiteren Geräts gelesen werden kön- en. Diese oftmals verschlüsselten Daten werden in ontext zu einer computergestützten Datenbank gesetzt, elche die gelesenen Daten auswertet und mithin am nde des Systems steht. Wenn wir also über diese Technologie diskutieren, ann müssen wir uns anschauen: Wo kann und wird sie ingesetzt? Welche Vorteile bringt sie Verbraucherinnen nd Verbrauchern und Unternehmen? Welche Gefahr ann von ihr ausgehen? Wie umweltverträglich ist diese echnologie? Und: Welchen gesetzgeberischen Bedarf aben wir in Bezug auf diese Technologie? Oftmals wird im Zusammenhang mit RFID von einer ukunftstechnologie gesprochen, wobei diese Zukunft chon begonnen hat. Bereits heute findet sich in der In- ustrie die RFID-Technologie in der Lagerhaltung, Pro- esssteuerung und Logistik. Im privaten Bereich sind iele Verbraucherinnen und Verbraucher mit RFID in utoschlüsseln, Sportstudio-Einlasskarten oder Zeit- rfassungssystemen konfrontiert. Die WM-Tickets wa- en durch RFID personalisiert, und im Verkehrsverbund hein-Ruhr, Rhein-Sieg und Niederrhein wird eine FID-Karte als Monatskarte verwendet. Für die Unternehmen erwächst aus dieser Technolo- ie ein Zukunftspotenzial, welches die Unternehmen be- echtigt nutzen wollen. Die Logistik kann mithilfe der echnologie erheblich effektiver werden, und es wird ermeidbarer, dass nachgefragte Ware fehlt. Abläufe in er Produktion selbst können effizienter gestaltet werden is hin zum sogenannten „Internet der Dinge“, wonach it RFID-Tags gekennzeichnete Gegenstände sich un- ereinander „erkennen“ und ein Auto sich praktisch sel- er zusammenbauen könnte. Allein für den Absatzmarkt der RFID-Technologie erden Studien zufolge in der EU in diesem Jahr Inves- itionen von 2,5 Milliarden Euro getätigt. Dabei sind dies 14820 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 (A) ) (B) ) nicht nur die Funkchips an sich, sondern insbesondere die Software zur Datenverarbeitung sowie die im Um- feld angesiedelten Dienstleistungen, die für ein enormes Wachstum in diesem Bereich sorgen werden. Aber auch für Verbraucherinnen und Verbraucher kann die Techno- logie Vorteile bringen. Wenn mehr Daten als auf einem Barcode gespeichert werden können, dann können Verbraucherinnen und Verbraucher auch die Möglichkeit bekommen, mehr über ein Produkt zu erfahren, wenn sie es beispielsweise im Supermarkt unter ein Lesegerät halten und über In- haltsstoffe, Herkunft und Produktionsmethoden infor- miert werden. Es ist auch vorstellbar, dass der Umtausch defekter Geräte erleichtert wird, dass der Kauf von Pira- terieprodukten verhindert wird oder etwa im Gesund- heitsbereich, in Kliniken, Menge und Dosierung von Medikamenten richtig erfolgen. Jede Technologie birgt aber auch Risiken und Gefah- ren. Zunächst ein Wort zur Umweltverträglichkeit: Selbstverständlich muss für RFID-Chips auch gelten, dass in ihrer Herstellung kein Blei verwendet werden darf. Das bislang verwendete Kupfer in Antennen und Transpondern macht eine Entsorgung schwierig und teuer. Ähnlich wie bei der Mobiltelefonie müssen wir uns auch mögliche Strahlenbelastung – insbesondere durch die Lesegeräte – anschauen. Der Einsatz der RFID-Technologie kann Rationalisie- rungsmaßnahmen nach sich ziehen. Dadurch bedingte Verluste von Arbeitsplätzen müssen in eine Gesamtbe- trachtung mit einbezogen werden. Das Besondere an der RFID-Technologie besteht aber darin, dass die Kommunikation zwischen RFID-Chips und dem RFID-Lesegerät kontaktlos und im Prinzip un- sichtbar erfolgt. RFID-Chips können trotz ihrer Antenne so klein produziert werden, dass sie unauffällig an Pro- dukten angebracht sind und nicht wahrgenommen wer- den könnten. Neue, voll funktionsfähige polymere RFID-Tags – also sendende Chips aus Kunststoff – sind höchstens papierdick und können überall und unsichtbar an- oder eingebracht werden. Ohne Hinweis auf einen RFID-Chip wären sie somit für Verbraucherinnen und Verbraucher unsichtbar. Wenn wir über Gefahren und Risiken der Technologie sprechen, muss auseinandergehalten werden: Eine Ge- fahr geht natürlich nicht von der reinen Datenmenge aus, die sich auf einem Funkchip befindet, auch nicht von Tatsache, dass diese Daten – etwa an der Supermarkt- kasse – ausgelesen werden. Entscheidend für eine Risi- kobeurteilung und damit auch entscheidend für die Be- wertung eines gesetzgeberischen Auftrags ist die Verknüpfung ausgelesener Daten mit einer sogenannten Hintergrunddatenbank, die dann zum Beispiel einen Ein- kauf personalisieren könnte, weil die von mir gekauften Produkte mir unmittelbar zugeordnet werden könnten, weil ich mit einer EC-, Kredit- oder Kundenkarte gezahlt habe. Die Folge könnte sein, dass meine Kaufentschei- dungen überprüfbar wären und ich Objekt zum Beispiel für gezielte oder besonders manipulative Werbung würde. c s n p M i v E A a D g w b t c F p c d t l r o b g a i r o m E t u l n e W G c d v N d e g g H T e r r d u d (C (D Wir sollten uns vor Horrorszenarien hüten, wie man- he fantasievolle Geister – gerade der Opposition – sie tets entwickeln. Wir dürfen aber auch nicht naiv mit der euen Technologie und ihren möglichen Missbrauchs- otenzialen umgehen. Die Notwendigkeit gesetzlicher aßnahmen muss sorgfältig geprüft werden. Basis dafür st nach wie vor das „Volkszählungsurteil“ des Bundes- erfassungsgerichts, das aus dem Grundrecht der freien ntfaltung der Persönlichkeit – Art. 2 GG – und der chtung der Menschenwürde – Art. 1 GG – das Recht uf informationelle Selbstbestimmung abgeleitet hat. ieses Recht beinhaltet die Befugnis des Einzelnen, rundsätzlich selber zu entscheiden, wann und innerhalb elcher Grenzen persönliche Lebenssachverhalte offen- art werden. Wer also nicht weiß, welche seiner Verhal- ensweisen, welcher Kauf von Konsumgütern oder wel- he Informationen gespeichert werden, kann in seiner reiheit gehemmt sein, aus eigener Selbstbestimmung zu lanen und zu handeln. Das heißt, dieses grundgesetzli- he Recht auf informationelle Selbstbestimmung macht aher jeden Einzelnen selbst zum Herrn über die ihn be- reffenden Daten. Neue Technologien, wie etwa auch die RFID-Techno- ogie, können die Privatsphäre des Einzelnen so berüh- en, dass die individuelle Selbstbestimmung gefährdet der gehemmt wird. Jede Verbraucherin und jeder Ver- raucher müssen daher auch unter veränderten technolo- ischen Bedingungen grundsätzlich über Erhebung, Ver- rbeitung und Nutzung von Daten bestimmen können. Allein diese Grundsätze sind für uns der Gradmesser m Hinblick auf die RFID-Technologie: Die Verbrauche- innen und Verbraucher müssen wissen, welches Produkt der Objekt mit einem RFID-Tag ausgestattet ist. Es uss deutlich sein, was mit dem RFID-Chip nach dem inkauf geschieht: Wird er dauerhaft deaktiviert, abge- rennt, oder können oder möchten die Verbraucherinnen nd Verbraucher nach eigenem Willen den Chip aktiviert assen, um zu einem späteren Zeitpunkt seine Vorteile zu utzen. Es muss Offenheit über erfasste Daten geben; ine Weitergabe von persönlichen Daten darf nur im ege einer Opt-in-Lösung, also mittels ausdrücklicher enehmigung durch die Verbraucherinnen und Verbrau- her, erfolgen. Erfasste Daten durch einen RFID-Chip ürfen nicht mit Hintergrunddatenbanken in einer Weise erknüpft werden, dass personenbezogene Verhalten, utzungs-, Kauf- oder Bewegungsprofile ohne Wissen es Betroffenen erstellt werden können. Der Deutsche Bundestag hat mit seiner Beschluss- mpfehlung vom 28. März letzten Jahres die Bundesre- ierung dazu aufgefordert, über ihre Aktivitäten, Planun- en, aber auch über einen möglichen gesetzgeberischen andlungsbedarf im Zusammenhang mit der RFID- echnologie zu berichten. Die Beschlussempfehlung nthält inhaltliche Vorgaben an die Bundesregierung, de- en Umsetzung auch Gegenstand der Berichtsaufforde- ung ist. Verehrte Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, er genannte Bericht wird in Kürze offiziell vorgelegt nd muss dann diskutiert werden. Ihr Antrag greift daher em in der Beschlussempfehlung vorgezeichneten Ver- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 14821 (A) ) (B) ) fahren vor und kommt insoweit zur Unzeit. Auch eine Selbstverpflichtung ist im Moment weder abschließend vereinbart noch endgültig gescheitert. Auch hier sollten wir zuwarten. Dabei betone ich, dass eine Selbstver- pflichtung nur dann eine wirksame Selbstregulierung darstellt, wenn sie Aussagen zu Transparenz, Kenn- zeichnung, Verzicht auf heimliche Profilbildung, Daten- sicherheit, Deaktivierung und Datensparsamkeit trifft. Gleichzeitig müssen wirksame Sanktionsmechanismen vorgesehen sein. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Politik die Einführung und Nutzung der neuen RFID-Technologie sehr eng und gut begleitet. Die Wirtschaft muss ihre Ver- antwortung im Rahmen des Prozesses – etwa durch eine funktionierende Selbstverpflichtung – mit erfüllen. Ich bin mir sicher, dass wir alle der neuen Technologie eine Chance geben wollen, aber wir gleichzeitig den guten und gehobenen Datenschutzstandard, den wir in Deutschland haben, auch bei neuen Technologien ver- wirklicht sehen wollen. Gisela Piltz (FDP): Spätestens seit der Einführung der neuen Reisepässe im Jahr 2005, die seit November 2007 auch mit gespeicherten Fingerabdrücken ausgege- ben werden, kennt sie jeder: Radio-Frequency-ldentifi- cation-Chips, kurz: RFID-Chips, kleine Funkchips, die dabei sind, die Welt zu erobern, und auf denen man auch, wie im Falle der Reisepässe, Fingerabdrücke spei- chern kann. Jede Technologie hat ihren Nutzen. RFID-Chips kön- nen in Unternehmen für mehr Transparenz und für einen höheren Automatisierungsgrad sorgen. So setzt bei- spielsweise gerade die Logistikbranche immer mehr RFID-Chips ein. Der Weg von Produkten kann vom Her- steller bis zum Verkaufsregal lückenlos nachvollzogen werden, weil die RFID-Chips auf Paletten und Contai- nern angebracht werden. Abläufe werden beschleunigt, Lagerbestände reduziert und Kosten gesenkt. Und hört es sich nicht zunächst toll an, dass ein Verschwinden von Gepäck auf Flughäfen oder ein Verschicken an die fal- sche Adresse vermieden werden könnte, wenn Koffer mit einem RFID-Chip ausgestattet werden würden? Neben den Vorteilen und Möglichkeiten, die RFID- Systeme besitzen, um zum Beispiel das gerade genannte „Kofferproblem“ zu lösen, gibt es aber auch Nachteile und Gefahren. RFID ermöglicht es, Objekte eindeutig und kontaktlos zu erkennen. Mit RFID-Systemen kön- nen Personen überwacht werden und Bewegungsprofile erstellt werden, ohne dass die Person es merkt. Zugegebenermaßen muss jede Technologie die Mög- lichkeit haben, sich weiterzuentwickeln. Und eine Ein- schränkung durch Vorschriften in einem frühen Stadium kann dazu führen, dass Anwendungspotenziale nicht ausgeschöpft werden und guten Ideen der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Eine grenzenlose Entwick- lungsmöglichkeit bei den RFID-Systemen darf jedoch nicht dazu führen, dass wir den gläsernen Kunden, den gläsernen Patienten oder den total gläsernen Bürger be- kommen. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbe- s n s ß H n r a l n E f n A ti D m s b e r g w a w r c A S l d b s b t Ü w e t k u t s m d d z t t l v n (C (D timmung darf nicht – um Kostensenkungen in Unter- ehmen zu erreichen – dramatisch ausgehöhlt werden. Viele Fragen und Belange hinsichtlich der Daten- icherheit sind bei RFID-Systemen noch nicht abschlie- end geklärt. Mehrfach haben wir auch schon in diesem ause über dieses Problem diskutiert, zuletzt bei den euen Reisepässen, die jetzt seit November letzten Jah- es ausgegeben werden und wozu wir als FDP-Fraktion uch Anträge eingebracht haben. Wir brauchen nun end- ich einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser euen Technologie, den Funkchips. Dies hat auch die uropäische Kommission erkannt, die Empfehlungen ür Datenschutzprinzipien auf RFID-Anwendungen och in diesem Quartal erlassen möchte. Wir als FDP-Bundestagsfraktion haben bereits einen ntrag zur Sicherung des Datenschutzes bei Warenetiket- erung mit RFID-Chips eingebracht, Drucksache 16/2673. ort haben wir auch kritisiert, wie die Bundesregierung it dem Thema umgeht. Schön, dass auch über ein Jahr päter Bündnis 90/Die Grünen das Problem erkannt ha- en. Die Bundesregierung versucht schon seit längerem rfolglos, der Wirtschaft eine Selbstverpflichtungserklä- ung abzuringen, welche den Datenschutzerfordernissen enügt. Heraus gekommen ist bisher eine Erklärung, elche von der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. ls „wischiwaschi“ und völlig unzureichend bezeichnet ird. Und das mit Recht. Eine Selbstverpflichtungserklä- ung muss geeignet sein, das Vertrauen in die Datensi- herheit und Datensparsamkeit zu gewährleisten. Diese nforderungen erfüllt die vorhandene Vorlage für eine elbstverpflichtungserklärung nicht. Wir brauchen end- ich einen echten Fortschritt bei diesem Thema, damit iese aufstrebende Technik nicht durch Misstrauen ge- remst wird. Die Wirtschaft hat uns für unsere Forderungen kriti- iert, weil sie das Problem selbst lösen wollte. Das hat is heute offensichtlich nicht funktioniert. Im FDP-An- rag haben wir daher gefordert, dass RFID-Chips nach bergabe an den Verbraucher unwiderruflich deaktiviert erden, es sei denn, der betroffene Verbraucher erklärt twas anderes. Durch den Chip ausgelöste Kommunika- ionsvorgänge müssen deutlich für die Betroffenen ge- ennzeichnet werden. Es muss ein sicherer Schutz gegen nbefugte Zugriffe erfolgen. Es ist selbstverständlich, dass eine Selbstverpflich- ung auch Sanktionsmechanismen vorsehen muss, da an- onsten die Wirksamkeit nicht gewährleistet ist. Nun uss sich auch die Bundesregierung bewegen: Ich for- ere die Bundesregierung auf, sich jetzt ernsthaft mit iesem Thema zu befassen, die Sorgen der Bürger ernst u nehmen und endlich zu handeln. Karin Binder (DIE LINKE): RFID ist eine Zukunfts- echnologie. Die Fraktion der Grünen stellt in ihrem An- rag sehr richtig fest, dass die RFID-Technologie vor al- em im Bereich der Logistik über große Potenziale erfügt. Das ist nicht von der Hand zu weisen; denn icht nur Logistiker, Bibliotheken und vor allem auch 14822 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 (A) ) (B) ) der Einzelhandel versprechen sich viel von der Technik mit den Funkchips und haben wie die Metro-Gruppe mit dem „Future-Store“ teils umfassende Versuche gestartet. Wie jede neue Technologie bergen die meist nicht sichtbaren RFID-Chips auch Risiken in sich. Die Chips sind schon heute oft in Kundenkarten, auf Produktver- packungen oder in Kleidungsstücken zu finden, – und natürlich – das haben wir schon oft kritisiert – in den neuen Reisepässen. Der Verbraucher wird damit zum Dauersender seiner eigenen Informationen, ohne genau zu wissen, mit welchen weiteren Informationen die Da- ten verknüpft werden und was eigentlich genau mit den Informationen geschieht. RFID entmündigt die Verbrau- cher damit und setzt sie Risiken aus. Der unbemerkte RFID-Chip im Kragensaum lässt es zu, dass Bewegungsprofile der Kundinnen und Kunden erstellt werden. Der Chip in der Kundenkarte kann Infor- mationen über das Konsumverhalten speichern oder wel- chen Weg durch die Regalreihen der Kunde nimmt. Diese Daten können mit anderen Daten verknüpft wer- den: mit Gesundheitsdaten, Bankdaten, Arbeitszeitkon- ten. Es sind Bewegungsprofile möglich, die mehr erlau- ben als zielpersonenorientierte Werbung. Wo Daten erst einmal anfallen, werden sie später auch für andere Zwecke genutzt. Das lehrt die Erfahrung. Wer garantiert denn, dass die per RFID-Chip ermittelte Menge der gekauften Weinflaschen oder Schokoriegel nicht Einfluss auf die Berechnungen von Versicherungs- beiträgen hat – nach dem Motto: Wer zu viel nascht, zahlt mehr für die Zahnbehandlungszusatzversicherung. Wer kann denn ausschließen, dass die Auswertung des Konsumverhaltens eines Verbrauchers/einer Verbrauche- rin missbraucht wird für die Berechnung von Zinssätzen bei Ratenkrediten oder für die individuelle Preiskalkula- tion? Niemand kann das ausschließen; denn diese Preis- diskriminierung ist ja gerade der Gegenstand der Feld- versuche, die der Einzelhandel durchführt. Aus diesen Gründen stimme ich der Forderung der Grünen zu, die in ihrem Antrag einen wirkungsvollen Schutz der Verbraucher vor den Risiken der RFID-Tech- nologie fordern. Was jedoch nicht funktionieren wird, ist einmal mehr die Idee, dass die Wirtschaft diesen Schutz selbst gewährleisten soll, indem sie eine Selbstverpflich- tungserklärung abgibt. Die Selbstverpflichtung der Ban- ken, das Girokonto für jedermann anzubieten, ist das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt ist. Die Selbst- verpflichtung der Wirtschaft, genügend Lehrstellen an- zubieten, wird regelmäßig gebrochen. Freiwillige CO2- Reduktion: Gescheitert. Mein Vertrauen in Selbstver- pflichtung und Selbstbeschränkung hält sich also nach- vollziehbar in Grenzen. Wir brauchen stattdessen eine gesetzlich verpflich- tende Beschränkung des Einsatzes von RFID-Technik im Endkundenbereich statt freiwilliger Lösungen. Nur das gewährt den nötigen Schutz vor Missbrauch. Dafür jedoch brauchen wir eine generelle Modernisierung des Bundesdatenschutzgesetzes, das für Transparenz sorgt, damit die Kunden wissen, welche Daten gespeichert werden, mit welchen Datenbanken eine Verknüpfung s b s w d n d g b N m k d s R d f d k n F g t W v w s s w e t w d d s t w m n f E h t u A g t g h z D t d (C (D tattfindet und was genau mit den Daten geschieht. Wir rauchen dazu einen Arbeitnehmerdatenschutz, der aus- chließt, dass Beschäftigte per RFID-Chip ausspioniert erden. Und es muss nicht nur gewährleistet sein, dass ie Verbraucher auch weiterhin anonym einkaufen kön- en. Es muss die Regel sein! Deshalb geht der Antrag der Grünen an der entschei- enden Stelle leider nicht weit genug und versagt aus- erechnet beim Verbraucherschutz. Im Interesse der Ver- raucher sagt Die Linke daher: Stoppt RFID. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Der Einsatz der RFID-Technologie schreitet im- er weiter voran. Wir sehen die Potenziale dieser Zu- unftstechnologie, verschließen aber gleichzeitig nicht ie Augen vor den Risiken für die Endverbraucher. Wir ehen die Verantwortung der Politik, die Anwendung der FID-Technologie nicht ausschließlich dem Markt und er Wirtschaft zu überlassen. Die Politik muss Standards ür Datenschutz und Verbraucherschutz setzen, wir for- ern eine transparente Debatte über Chancen und Risi- en dieser neuen Technologie. Die ethischen Grenzen beim Einsatz der RFID-Tech- ologie müssen gesetzt werden. Es ist nicht Science- iction, sondern konkrete Überlegung der britischen Re- ierung, verurteilten Straftätern RFID-Chips zu implan- ieren, um so die überfüllten Gefängnisse zu entlasten. ir ziehen hier klar die Grenze: Chips zur Überwachung on Menschen zu implantieren, ist mit der Menschen- ürde nicht vereinbar. Und – lassen Sie mich auch das gleich zu Beginn an- prechen – wir lehnen die Speicherung von biometri- chen Fingerabdrücken im Personalausweis ab. Hier ird die gesamte Bevölkerung ab dem 16. Lebensjahr rkennungsdienstlich behandelt. Aus dem Identifika- ionsinstrument Ausweis wird so schleichend ein Über- achungsinstrument. Wir sind nicht grundsätzlich gegen en Chip im Ausweis, aber auch hier gilt ähnlich wie bei er Gesundheitskarte: Die Bürgerinnen und Bürger müs- en über ihre Daten selbst bestimmen. Zusätzliche Funk- ionen im gesetzlich vorgeschriebenen Personalausweis ie elektronische Signatur zur Teilnahme am E-Govern- ent oder zur Identifikation bei Onlinegeschäften dürfen ur mit Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger auf reiwilliger Basis aufgenommen werden. Unser Hauptkritikpunkt richtet sich aber gegen den insatz von RFID-Chips im Einzelhandel. Wir fordern ier eine verbindliche und verlässliche Selbstverpflich- ung der Wirtschaft zur Einhaltung von Datenschutz- nd Verbraucherschutzstandards. Wir bringen hier einen ntrag in das Parlament ein, weil wir das deutliche Si- nal senden wollen: Die Zeit für eine Selbstverpflich- ung läuft ab. Eine technologiebezogene gesetzliche Re- elung wird erforderlich, wenn die Wirtschaft jetzt nicht andelt. Die Untätigkeit der Bundesregierung hat hier ur Folge, dass eine Zukunftstechnologie nicht den urchbruch erzielen wird, weil die erforderliche Akzep- anz der Verbraucherinnen und Verbraucher ohne Schutz er persönlichen Sphäre nicht erlangt werden kann. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 14823 (A) ) (B) ) Lassen Sie mich unsere wesentlichen Kritikpunkte noch einmal erläutern: Durch die mögliche Verknüpfung von Warendaten mit Kundendaten zum Beispiel über Kundenkarten können detaillierte individuelle Verhal- tens- und Konsumprofile erstellt werden. Für die Daten auf den RFID-Chips, die auf den Waren angebracht sind, gibt es keine Löschungspflicht, das Bundesdatenschutz- gesetz findet keine Anwendung, weil es nicht um perso- nenbezogene Daten geht. Durch die eindeutige Serien- nummer des Chips kann aber jeder Gegenstand eindeutig identifiziert werden. Wenn die Chips beim Verlassen des Ladens nicht deaktiviert werden, tragen wir diese Wa- reninformation mit uns herum. Der Chip im Anzug oder der Hose kann kontaktlos ausgelesen und der Kunde an- hand des identifizierten Produkts etwa nach teuren oder billigen Produkten „klassifiziert“ werden. Genau ein sol- ches Verfahren hat sich kürzlich IBM patentieren lassen, um so passend für die Kunden bestimmte Produkte zu bewerben. Nach Medienberichten gehen die Überlegun- gen sogar so weit, den als „besonders kaufkräftig“ iden- tifizierten Kundinnen und Kunden besonders günstige Angebote zu offerieren. Die weniger Kaufkräftigen ge- hen dabei leer aus. Das Forschungsinstitut für Rationalisierung, FIR, an der RWTH in Aachen hat zwei Studien zum Thema RFID durchgeführt. Auch diese Studien kommen zu dem Ergebnis: „Die Konsumenten fordern eindeutig, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten.“ Im Auftrag der Bundesregierung wird gemeinsam mit der Wirtschaft das Forschungsvorhaben „Trusted-RFID“ gefördert. Ich sage hier für meine Fraktion ganz deut- lich: Wir sind für ein Datenschutzgütesiegel auch für die Anwendung der RFID-Technologie. Aber mit der jetzt geplanten Mogelpackung werden Sie nicht durchkommen. Ein Konsortium von Produzenten und Anwendern der RFID-Chips mit Firmen wie Galeria Kaufhof oder X-ident technology GmbH und der Fraunhofer-Gesellschaft und der TÜV Informationstechnik GmbH will geeignete Kri- terien für ein Datenschutzsiegel „geprüfte Datensicher- heit bei der Anwendung von RFID-Technologie“ entwi- ckeln. Ein Datenschutzsiegel von der Wirtschaft für die Wirtschaft ohne Beteiligung des Bundesdatenschutzbe- auftragten und ohne Beteiligung der Verbraucherschutz- verbände wird keine Akzeptanz finden. Wo Datenschutz drauf steht, muss auch Datenschutz drin sein. Die Mindeststandards sind in unserem Antrag benannt: Wir erwarten eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft, die durch unabhängige Stellen überprüft wird, einklagbar ist und mit Sanktionen, die wehtun, ver- bunden sind. RFID-Chips müssen deutlich sichtbar ge- kennzeichnet sein, und es muss eine endgültige Deakti- vierung der RFID-Chips an den Kassen der Geschäfte erfolgen. Konsumprofile dürfen nur aufgrund einer Opt- in-Einwilligung der Kundinnen und Kunden erstellt wer- den. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich auch auf europäischer Ebene für verbindliche Standards bei der Anwendung der RFID-Chips im Einzelhandel einzuset- zen. e s s r c s t W r c s s b D a f T g Z S u N d S w m v f d W h G p m R C i e i i D I k g s – v s a d h S (C (D Gert Winkelmeier (fraktionslos): Für manche mag s eine verlockende Vorstellung sein: Das Auto meldet ich beim Besitzer und zeigt, dass es gerne in die Werk- tatt möchte. Andere wiederum finden den Gedanken eizvoll, sich selbst keinen Kopf mehr um den alltägli- hen Lebensmitteleinkauf machen zu müssen: Ihr Kühl- chrank erstellt den Einkaufsplan. Es geht schon eine gewisse Faszination aus vom „In- ernet der Dinge“. Da finden Waren selbstständig ihren eg und können sogar noch miteinander kommunizie- en. Doch die Risiken überschatten immer noch die Chan- en! So lange diese Risiken nicht wirkungsvoll ausge- chlossen werden können, sollte die RFID-Technologie o eingeschränkt wie möglich genutzt werden. Sonst ha- en wir bald den gläsernen Menschen – ohne dass die atenschutzgesetzgebung darauf reagiert hat. Ein modernes, auf informationelle Selbstbestimmung usgerichtetes Datenschutzgesetz halte ich für die Kern- orderung, damit die Menschen vor den Gefahren neuer echnologien – wie zum Beispiel der RFID-Technolo- ie – so weit wie möglich bewahrt werden. In diesem usammenhang halte ich die Forderung nach einer elbstverpflichtung der Wirtschaft, wie es die Grünen nd vor einiger Zeit auch die FDP forderten, für eine ebenforderung. Es ist eine abenteuerliche Vorstellung, ass sich dadurch der gläserne Mensch verhindern lässt. olche Selbstverpflichtungen, sollten sie ausgehandelt orden sein, wurden selten eingehalten. Oder sie kom- en gar nicht erst zustande. Es wurde ja bereits einmal versucht, für die Nutzung on RFID-Chips eine Selbstverpflichtungserklärung zu ormulieren. Die Verbraucherschützer bezeichneten sie amals als „wischiwaschi“ und längst nicht ausreichend. arum sollte bei einem erneuten Versuch etwas anderes erauskommen? Ganz davon zu schweigen, dass die rünen in ihrem Antrag eine Frist bis Frühjahr 2008 an- eilen; das wird nie und nimmer funktionieren und ist ir zu blauäugig. Datenschützer fordern – europaweit – verbindliche egelungen für den hochsensiblen Bereich der RFID- hips. Um den Datenschutz zu gewährleisten, treten sie n einzelnen Fällen auch für eigene Gesetze ein, wie der uropäische Datenschutzbeauftragte Peter Hustinx dies m Dezember forderte. Eine der größten Gefahren für die nformationelle Selbstbestimmung ist, dass gewonnene aten vernetzt oder an Dritte weitergegeben werden. Die dee, dass sich in Zukunft mein Status in der Kranken- asse ändern könnte, weil mein Kühlschrank weit häufi- er Sahne als Magerquark bestellt, erweckt Vieles, aber icherlich kein Vertrauen. Solche Vorgänge müssen wie auch die heimlichen Überwachungsmaßnahmen on Personen durch diese Technologie – unter Strafe ge- tellt werden, wie es der Bundesdatenschutzbeauftragte nlässlich einer Konferenz im vergangenen Juni for- erte. Das kann eine Selbstverpflichtung nicht leisten. Des- alb brauchen wir ein modernes, auf informationelle elbstbestimmung ausgerichtetes Datenschutzgesetz. 14824 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 (A) (C) (B) ) Solange wir ein solches Gesetz nicht haben, gibt es auch keine durch den Verbraucher einklagbaren Rechte. Daher sollte zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Einsatz von RFID-Chips weitestgehend vermieden werden, sonst sind wir alle bald gläsern. Anlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Ge- schäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Moderne Agrartechniken und Produktionsmethoden – ökonomische und ökologische Potenziale 1. Bericht: Alternative Kulturpflanzen und Anbauver- fahren mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Wahlkreiskommission für die 16. Wahlpe- riode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundes- wahlgesetz – Drucksachen 16/4300, 16/6702 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Ergänzender Bericht der Wahlkreiskommission für die 16. Wahlperiode des Deutschen Bundestages gemäß § 3 Bundeswahlgesetz – Drucksachen 16/6286, 16/6702 Nr. 2 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2007 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 25 Titel 893 01 – Prämien nach dem Wohnungsbau-Prämiengesetz – – Drucksachen 16/7448, 16/7573 Nr. 8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2007 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 12 Titel 632 11 – Beteiligung des Bundes an den Leistungen für Unter- kunft und Heizung (KdU) – – Drucksachen 16/7449, 16/7573 Nr. 9 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2007 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 12 Titel 681 12 – Arbeitslosengeld II – – Drucksachen 16/7450, 16/7573 Nr. 10 – (D – Drucksache 16/3217 – – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Moderne Agrartechniken und Produktionsmethoden – ökonomische und ökologische Potenziale 2. Bericht: Precision Agriculture – Drucksache 16/3218 – Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch den Präsidenten des Bundesrech- nungshofes Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über die Umsetzung und Weiterentwicklung der Organisa- tionsreform in der landwirtschaftlichen Sozialversiche- rung – Drucksache 16/6147 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten 2007 des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Kooperation und Verantwortung – Voraussetzungen ei- ner zielorientierten Gesundheitsversorgung – Drucksachen 16/6339, 16/6840 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten 2005 des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Koordination und Qualität im Gesundheitswesen – Drucksache 15/5670 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen- abschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht zur Realisierung der Ziele des Bologna- Prozesses – Drucksache 16/5252 – 140. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. Januar 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614000000

Die Sitzung ist eröffnet.

Vor Eintritt in die Tagesordnung zwei Mitteilungen:
Der Kollege Norbert Königshofen feiert heute seinen
65. Geburtstag. Im Namen des ganzen Hauses gratuliere
ich dazu sehr herzlich und wünsche alles Gute.


(Beifall)


Hinsichtlich unserer heutigen Tagesordnung mache
ich darauf aufmerksam, dass die als letzter Punkt ange-
kündigte Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der
FDP zurückgezogen worden ist und deshalb entfällt.


(Anton Schaaf [SPD]: Wie schade! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das ist bedauerlich!)


Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung
des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und
anderer Gesetze

– Drucksache 16/7460 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Volker Schneider (Saarbrücken), Klaus

Redet
Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiteren Abgeordneten
und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Ent-
wurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des

(Rentenabschlagsverhinderungsgesetz)


– Drucksache 16/7459 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses
für Arbeit und Soziales (11. Ausschuss)


– Drucksache 16/7866 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Irmingard Schewe-Gerigk


(8. A gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 16/7869 – (C (D ung 5. Januar 2008 0 Uhr Berichterstattung: Abgeordnete Hans-Joachim Fuchtel Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Anja Hajduk – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 16/7870 – Berichterstattung: Abgeordnete Hans-Joachim Fuchtel Carsten Schneider Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Anja Hajduk b)

richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel,

Dr. Heinrich L. Kolb, Dr. Karl Addicks, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Beschäftigungschancen Älterer verbessern –
Reformen der Agenda 2010 nicht zurück-
nehmen

ext
– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich
L. Kolb, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP
Arbeit statt Frühverrentung fördern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Volker
Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst,
Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion DIE LINKE
Beschäftigungssituation Älterer verbessern –
Übergang vom Erwerbsleben in die Rente
sozial gestalten

ksachen 16/6644, 16/7003, 16/6929,

rstattung:
nete Irmingard Schewe-Gerigk
usschuss)
– Druc
16/7866
Berichte
Abgeord






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt
es Widerspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann
ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Parlamentarischen Staatssekretär Franz Thön-
nes das Wort.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1614000100


Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die
Lage auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland ist so
günstig wie lange nicht mehr. Die Arbeitslosigkeit ist in
den letzten zwei Jahren um 1,2 Millionen zurückgegan-
gen. Seit Dezember 2005, als wir noch bei 11,1 Prozent
lagen, ist sie auf 8,1 Prozent im Dezember 2007 gesun-
ken.

Zum ersten Mal seit langem kommt der Aufschwung
auch den Menschen zugute, die auf dem Arbeitsmarkt
schwerer vermittelbar sind. Das gilt gerade für die älte-
ren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutsch-
land. Die Fakten sind erfreulich. Die Zahl der älteren
Arbeitslosen sank um 18 Prozent, um 192 000. Sie ist
damit überdurchschnittlich gefallen. 35 Prozent Rück-
gang verzeichnen wir in den letzten beiden Jahren im
Bereich der Langzeitarbeitslosen.

Auf der anderen Seite ist die Zahl der Erwerbstäti-
gen im gleitenden Jahresdurchschnitt 2007 um 1,7 Pro-
zent auf knapp 40 Millionen gestiegen. Die Steigerung
der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
fällt mit einem Plus von 2,1 Prozent auf knapp 27 Mil-
lionen noch deutlicher aus. Das sind gut 500 000 Jobs
mehr. Das sind gute Perspektiven für 500 000 Beschäf-
tigte, ihre Familien und ihre Kinder in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Erfreulich ist auch der verbreitete Mentalitätswechsel.
In vielen Betrieben werden das Fachwissen, die Erfah-
rungen, das Prozesswissen und die Kompetenzen der äl-
teren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder hö-
her bewertet und geschätzt. Von März 2006 bis März
2007 hat sich die Zahl der über 50-jährigen Beschäf-
tigten um 6,2 Prozent verbessert. 363 000 Beschäftigte
über 50 Jahre sind hinzugekommen. Das sind 54 Prozent
der insgesamt Hinzugekommenen. Das ist gut so; denn
eine soziale Marktwirtschaft darf sich niemals damit ab-
finden, dass sich die Einstellung breitmacht: Mit 50 ge-
hörst du zum alten Eisen. – Nein, die Älteren gehören
dazu. Wir brauchen einen gesunden Mix zwischen Jung
und Alt, zwischen den Generationen, um die Stärke un-
serer Volkswirtschaft bewahren zu können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dieser Entwicklung wollen wir weiteren Schwung
geben. Wir wollen aber auch nicht vergessen, denjenigen
zu helfen, die bei der beruflichen Wiedereingliederung
nicht so schnell zum Zuge kommen. Mit dem Gesetz,
das wir heute beschließen, erhalten ältere Arbeitnehme-

r
g
s

g
H
f
W
b
d
A
v

l
z
r
r
n
a
a
r
g
t
b
z
b
A
B
e
S
s
s
K
t

t
ä
b
w
v
Ä
z
p
b
B
e
z
w
k
s

ä
d
5
A
C
s

(C (D innen und Arbeitnehmer deshalb länger Arbeitsloseneld und auch zusätzliche Unterstützung bei der Arbeitsuche. Die Koalition hält Wort. Am 12. November des verangenen Jahres haben wir uns darauf verständigt, die öchstdauer des Anspruches auf Arbeitslosengeld ür Arbeitslose ab dem 50. Lebensjahr zu verlängern. ir haben damals gleichzeitig beschlossen, dass Ältere ei der Arbeitssuche gezielt unterstützt werden sollen, ass wir sie aber auch verstärkt dazu anhalten, sich um rbeitsplätze zu bemühen. Das setzen wir nun mit den orliegenden Entwürfen zur Änderung der Gesetze um. Wir verlängern die Dauer des Anspruchs auf Arbeitsosengeld in drei Stufen: 50-Jährige erhalten künftig bis u 15 Monate, 55-Jährige bis zu 18 Monate und 58-Jähige bis zu 24 Monate Arbeitslosengeld. Die Verlängeung betrifft erstens alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmer, die nach der Verkündung dieses Gesetzes rbeitslos werden. Sie gilt zweitens rückwirkend aber uch für alle, die im Januar oder im Februar dieses Jahes – also vor der Verkündung des Gesetzes – arbeitslos eworden sind oder noch arbeitslos werden. Sie gilt dritens auch für jene, die im Januar oder Februar noch Areitslosengeld bezogen haben, deren Anspruch aber inwischen oder in den nächsten Wochen nicht mehr esteht. Die Betroffenen werden rückwirkend auch dann rbeitslosengeld erhalten, wenn sie inzwischen in den ezug des Arbeitslosengeldes II wechseln mussten oder ine Altersrente bezogen haben. Deshalb das ganz klare ignal: Alle Arbeitslosen werden grundsätzlich so getellt, als wäre das Gesetz bereits im letzten Jahr verabchiedet worden und zum 1. Januar dieses Jahres in raft getreten. Dies bringt mehr Sicherheit und Ver rauen, und es schafft auch mehr Gerechtigkeit. Die Verlängerung des Bezugs von Arbeitslosengeld rägt der manchmal eben doch schwierigeren Integration lterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Areitsmarkt Rechnung. Kernziel unserer Politik bleibt eiterhin die Aktivierung von Arbeitslosen. Deswegen erbessern wir die berufliche Wiedereingliederung für ltere mit dem vorliegenden Gesetz. Dem längeren Be ug von Arbeitslosengeld ist jetzt eine intensive Förderhase vorgeschaltet. Dabei sollen die Agenturen für Areit und die Arbeitsgemeinschaften gemeinsam mit den etroffenen zunächst feststellen, welche Probleme einer rfolgreichen Vermittlung entgegenstehen und was mit usätzlicher Förderung und Unterstützung gezielt getan erden kann, damit diese Betroffenen wieder in Arbeit ommen. Dazu gehört auch der neue Eingliederungsgutchein, um hier zu helfen und für Autonomie zu sorgen. Nach zwölf Monaten erfolgloser Vermittlung haben ltere Arbeitslose künftig einen Rechtsanspruch darauf, ass die Agentur einen neuen Job im ersten Jahr mit 0 Prozent des förderfähigen Lohnes unterstützt. Ältere rbeitslose können mit dieser Förderzusage, die ihre hancen am Arbeitsmarkt spürbar verbessert, künftig elbst auf Arbeitgeber zugehen. Parl. Staatssekretär Franz Thönnes Natürlich können wir lediglich Anreize schaffen, um die Einstellung Älterer zu verbessern. Dies tun wir mit den Programmen der Weiterbildung und Integration; als Beispiel nenne ich unsere Initiative „50 plus“. Wirksam werden können diese Maßnahmen allerdings nur dann, wenn die Bereitschaft der Arbeitgeber, das besondere Können und den Wissensschatz der Älteren wieder etwas höher anzusetzen, in dieser Gesellschaft zunimmt. Diejenigen, die das heute schon tun, handeln im Übrigen nicht nur verantwortungsbewusst, sondern angesichts des demografischen Wandels und der Feststellung, dass jetzt schon in einigen Bereichen Facharbeitermangel zu verzeichnen ist, auch im eigenen Interesse, wenn sie Älteren mehr Chancen geben. Deswegen mein Appell an die Wirtschaft, an die Unternehmer und die Personalverantwortlichen: Fangen Sie jetzt damit an, denn die Zeit ist dafür günstig! Meine Damen und Herren, der dritte Schwerpunkt des Gesetzes ist eine Nachfolgeregelung zur sogenannten 58er-Regelung, die am 31. Dezember des letzten Jahres ausgelaufen ist. Sie wissen, wer 58 Jahre alt war, konnte entscheiden, ob er noch an der Vermittlung teilnehmen will. Wenn nicht, konnte er noch so lange die Transferleistungen beziehen, bis er abschlagsfrei in Rente gehen konnte. Ohne eine Nachfolgeregelung wäre jeder Arbeitslosengeld-II-Bezieher, der einen Anspruch auf eine Altersrente mit Abschlägen hat, verpflichtet, diese in Anspruch zu nehmen. Dies entspricht dem Nachranggrundsatz aller Fürsorgeleistungen: Nur wer nicht selbst seine Existenz aus eigener Kraft gewährleisten kann und keinen Anspruch auf andere vorrangige Leistungen hat, kann die von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern erbrachte solidarische Leistung der staatlichen Fürsorge in Anspruch nehmen. Grundsätzlich ist auch eine eigene Altersrente mit Abschlägen eine vorrangige Leistung. Wäre die alte 58er-Regelung ersatzlos ausgelaufen, wäre deshalb jeder ältere Arbeitslose, der Anspruch auf eine Altersrente mit Abschlägen hat, auch darauf verwiesen worden. Dies verhindern wir mit der Neuregelung, die wir heute hier beschließen. Nun gilt: Bezieher von Arbeitslosengeld II haben damit bis zur Vollendung des 63. Lebensjahres Zeit, wieder eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen und den Verweis auf eine Abschlagsrente zu vermeiden. Darüber hinaus sollen auch besondere Härtefälle berücksichtigt werden. Durch Rechtsverordnung wird geregelt, in welchen besonderen Fällen man auch nach dem 63. Lebensjahr nicht verpflichtet ist, eine Abschlagsrente in Anspruch zu nehmen. Beispielsweise müssen wir uns mit denjenigen befassen, die einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigkeit nachgehen und ergänzend zu ihrem Erwerbseinkommen Arbeitslosengeld II beziehen. Über die in der Verordnung zu regelnden Fälle hinaus haben die Träger auch weiterhin einen Ermessensspiel r t A w F ä g D g N n n s d n b D t d w v i t h B d Ü l t B v w b d u F (C (D aum, ob sie für Hilfebedürftige, die keine Rente beanragen, ersatzweise selbst einen Antrag stellen. Über den Einfluss der Nachfolgeregelung auf die rbeitslosenstatistik ist in diesen Tagen viel diskutiert orden, wenn auch nicht immer sehr sachkundig. (Widerspruch bei der LINKEN – Anton Schaaf [SPD]: Allerdings!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


akt ist: Die statistische Erfassung der Arbeitslosigkeit
lterer Menschen wird mit dem Auslaufen der 58er-Re-
elung verbessert.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es! – Dirk Niebel [FDP]: Das hat der DGB ganz anders gesehen!)


iejenigen, die nach dieser Regelung bislang nicht mit-
ezählt wurden, sind nun weitestgehend einbezogen.
ach der Neuregelung gelten im SGB II nur diejenigen
icht als arbeitslos, die der Arbeitsvermittlung faktisch
icht mehr zur Verfügung stehen. Dabei wird berück-
ichtigt, dass in einigen Bereichen Schwierigkeiten bei
er Integration bestehen. Deswegen sollen diejenigen
icht mehr mitgezählt werden, die nach zwölf Monaten
ei der Integration keinen Erfolg erzielt haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist ein Statistiktrick!)


as sollte nicht als Gleichgültigkeit gegenüber den Be-
roffenen verstanden werden; denn mit der Einfügung
es Abs. 2 a in § 3 SGB II wird klar geregelt, dass er-
erbsfähigen Hilfebedürftigen, die das 58. Lebensjahr
ollendet haben, unverzüglich Angebote zur Vermittlung
n Arbeit oder Arbeitsgelegenheiten zu unterbreiten sind.


(Dirk Niebel [FDP]: Das hat der DGB irgendwie anders gesehen! – Gegenruf des Abg. Ludwig Stiegler [SPD]: Wenn die FDP den DGB unterstützt, ist höchste Alarmstufe!)


Die Nachfolgeregelung zur bisherigen 58er-Regelung
ritt rückwirkend zum 1. Januar 2008 in Kraft. Dabei ist
ervorzuheben, dass wir in Zusammenarbeit mit der
undesagentur für Arbeit und durch Empfehlungen an
ie Optionskommunen sichergestellt haben, dass in der
bergangsphase bis zur Verabschiedung der Neurege-

ung kein Arbeitslosengeld-II-Bezieher in eine vorzei-
ige Altersrente mit Abschlägen verwiesen wird.

Abschließend ist festzustellen: Für Bezieherinnen und
ezieher von Arbeitslosengeld II, die das 58. Lebensjahr
ollendet haben, bleibt unsere klare Orientierung: Wir
ollen, dass Menschen in Arbeit kommen und die ver-
esserten Chancen am Arbeitsmarkt aktiv genutzt wer-
en. Die neuen Regelungen bieten hier mehr Sicherheit
nd unterstützen die Integration in neue Arbeit.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614000200

Das Wort hat der Kollege Dirk Niebel von der FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1614000300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir erleben heute den Abschluss eines aus
populistischen Gründen eingeleiteten „Roll-Beck“. Es
geht darum, die Chancen für ältere Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt zu ver-
schlechtern. Das muss so deutlich gesagt werden.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der CDU/ CSU: Nein!)


Vor dem Hintergrund der am Sonntag anstehenden
Landtagswahlen haben sich Union und SPD Ende letz-
ten Jahres in einem populistischen Wettkampf darauf ge-
einigt, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die Chan-
cen von älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt
verschlechtert, die Beitragskassen der Bundesagentur für
Arbeit belastet und im Ergebnis nicht einmal etwas be-
wirkt, weil die Bezugsdauer im Durchschnitt schon
heute nicht erreicht wird.

Die Regelungen der sogenannten Agenda 2010 haben
dazu geführt, dass bei der Arbeitslosenversicherung das
Prinzip der Risikoversicherung wieder in den Mittel-
punkt gerückt worden ist. Die Arbeitslosenversicherung
ist deshalb eine zutiefst solidarische Versicherung, weil
alle einzahlen, aber zum Glück nicht alle arbeitslos wer-
den. Deswegen muss man das solidarische Ausgleichs-
prinzip der Risikoversicherung hochhalten. Es geht
ebenso wie bei einer Gebäudeversicherung nicht darum,
ob jemand zwei Monate oder 20 Jahre eingezahlt hat.
Wenn ein Haus abbrennt, dann wird dem Versicherungs-
nehmer der Schaden ersetzt, und wenn es nicht abbrennt,
dann hat er Glück gehabt.

Die Bundesregierung verkennt mit diesem Gesetz,
dass durch die Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeits-
losengeldes die Beschäftigungssituation Älterer deutlich
besser geworden ist. Während noch 1998 nur 37,7 Pro-
zent der über 55-Jährigen in Arbeit waren, waren Ende
letzten Jahres 52 Prozent dieser Altersgruppe erwerbstä-
tig. Die Beschäftigungschancen für Ältere sind durch die
Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes
deutlich gestiegen. Darin sind sich alle Forschungsinsti-
tute einig; erst heute hat das IAB dies festgestellt, ob-
wohl es nicht gerade als FDP-nah gilt, weil wir seine Pri-
vatisierung fordern.


(Beifall bei der FDP)


Das ist logisch; denn das Arbeitslosengeld I bemisst
sich nach dem letzten Nettoeinkommen. Je länger man
arbeitslos ist, desto weniger groß ist die Chance, noch
einmal das letzte Nettoeinkommen zu erzielen. Es ist
also folgerichtig, den Leistungsbezug möglichst bis zum
Ende auszuschöpfen. Das führt im Ergebnis dazu, dass
man noch weniger Chancen auf einen Arbeitsplatz hat.

Der Weg, den die Bundesregierung gehen müsste, ist,
die Chancen auf einen Arbeitsplatz zu erhöhen. Es ist
doch keine Frage der sozialen Gerechtigkeit, ob jemand
drei Monate länger Leistungen bezieht. Eine Frage der
sozialen Gerechtigkeit ist es, ob jemand die Chance hat,
ohne Leistungen vom Staat durch seiner eigenen Hände
Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen.


(Beifall bei der FDP)


S
d
l

D
z
t
n
u

h
b
1
l
E
b
u
n
m

R
K
e
b
s
d
d
d
f
n
g
K
u
u

d
m
d
P
d
m
g
r
r
m
H
l
D
k
s

(C (D Der leider viel zu spät aus dem Amt geschiedene taatssekretär Andres hat am 10. Oktober 2007 hier in iesem Haus in einer Aktuellen Stunde Folgendes deutich gemacht – ich zitiere –: Die durchschnittliche Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I beträgt bei den 50bis 55-Jährigen im Durchschnitt rund sechs Monate …, bei den 55bis 60-Jährigen rund sieben Monate und bei den 60bis 65-Jährigen rund elf Monate. as bedeutet, dass schon heute im Durchschnitt die Beugsdauer nicht ausgeschöpft werden muss. Das bedeuet in der Konsequenz: All das, was sich hier abspielt, ist ichts anderes als populistischer Wahlkampf von Union nd SPD, um deren Wählergruppen zu bedienen. Der ehemalige Superminister Wolfgang Clement – er at nicht nur ganz aktuell einen Namensartikel geschrieen, sondern er schreibt schon längere Zeit – hat sich am 4. Oktober 2007 in der Welt am Sonntag über die Verängerung des Bezuges von Arbeitslosengeld I geäußert. r stellt die Frage, ob die Verlängerung Sinn mache, und eantwortet sie wie folgt: „Nein, das ist sachlich falsch nd politisch töricht.“ – Recht hat Herr Clement, nicht ur bei dieser Aussage, sondern auch bei der neu geachten Aussage. Sie können doch nicht die Kritiker in Ihren eigenen eihen, diejenigen, die in der Sache wirklich profunde enntnisse besitzen, auf Kosten der Menschen, um die s hier eigentlich gehen müsste, einfach zur Seite schieen. Wir müssen die Beiträge zur Arbeitslosenvericherung so weit senken, wie es irgend geht. Das beeutet, dass man die Spielräume dazu nutzen muss, statt ie Leistungen zu erhöhen. Deswegen könnten Sie statt er Ausweitung des Arbeitslosengeldes die Spielräume ür Beitragssenkungen bis auf 3 Prozent mit dem Ergebis besserer Chancen auf einen Arbeitsplatz und dem Erebnis besserer staatlicher Finanzen ausnutzen; denn die assen werden nur von Menschen gefüllt, die Beiträge nd Steuern zahlen. Diese Tatsache verlieren Sie mehr nd mehr aus dem Blick. Während aufgrund der anstehenden Finanzkrise in en Vereinigen Staaten die Steuern gesenkt werden, dait die Menschen mehr Netto vom Brutto haben, senkt ie Bundesregierung ihre Wachstumserwartungen. Diese olitik nützt den Menschen gar nichts. Mit einer Politik, ie den Menschen nützt, wird dafür gesorgt, dass sie ehr Netto vom Brutto haben. Aber seit diese Bundesre ierung im Amt ist, macht sie durch ständiges Abkassieen durch Steuern und Abgaben genau das Gegenteil. Es eicht nicht, wenn die Bürger in diesem Jahr vielleicht it 240 Euro entlastet werden. Dies muss man vor dem intergrund sehen, dass im letzten Jahr der durchschnitt iche Verdiener mit 1 600 Euro mehr belastet worden ist. aher sagen die Menschen völlig zu Recht: Wir haben eine Möglichkeiten, an dem Aufschwung, der fast chon wieder verebbt ist, teilzuhaben. Dirk Niebel Ein paar Worte zu dem Zwischenruf von Herrn Burgbacher, was Herr Struck denn zu Herrn Clement sage, weil ich ihn damit nicht ganz allein lassen möchte. Es ist schon bemerkenswert, welch unterschiedliche Auffassung die SPD hinsichtlich der Anschlussverwendung ehemaliger Regierungsmitglieder hat. Der Niedersachse Struck, der eigentlich seit seinem gestrigen 65. Geburtstag altersmilde sein sollte, erklärt, (Andrea Nahles [SPD]: Zur Sache, Herr Niebel!)


(Beifall bei der FDP)


(Zuruf des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


dass Herr Clement ein Energielobbyist sei. Dabei ver-
kennt er, dass der Niedersachse Schröder ein Gaslobby-
ist ist.


(Andrea Nahles [SPD]: Was hat das mit dem Thema zu tun?)


Im Schattenkabinett von Frau Ypsilanti ist ein Solarlob-
byist als potenzieller Minister vertreten. Da muss man
schon sagen: Sie haben in Ihrem Portfolio für jede ener-
giepolitische Frage den geeigneten Lobbyisten. Das kön-
nen Sie den Menschen anbieten. Aber das ist nicht die
richtige Art und Weise, Politik zu machen.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Das ist wirklich unverschämt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614000400

Das Wort hat der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1614000500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Große Koalition hat schon mit dem Fünften und dem
Sechsten SGB -III-Änderungsgesetz das arbeitsmarkt-
politische Instrumentarium so umgestaltet, dass Men-
schen eine bessere Chance haben, in Beschäftigung zu
kommen, gerade auch ältere Menschen. Es ist uns gelun-
gen, das Lissabon-Ziel der Europäischen Union einer
Beschäftigungsquote von 50 Prozent für Ältere schon
jetzt zu erreichen. Bereits im zweiten Quartal des
Jahres 2007 lag die Quote bei 52 Prozent. Das ist ein
großer beschäftigungspolitischer Erfolg dieser Bundes-
regierung und der Großen Koalition. Das ist die Wahr-
heit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Weil wir diese Beschäftigungserfolge haben, konnten
wir genau das machen, was wir gegen den Widerstand
der gesamten Opposition durchgesetzt haben. Wir haben
die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung erneut ge-
senkt, und zwar in dem Wissen, dass wir für Ältere die
Leistungen ausweiten wollen. Also: Leistungsverbesse-
rungen bei gleichzeitiger Beitragssatzsenkung aufgrund
einer guten wirtschaftlichen Entwicklung und zusätzli-
cher Arbeitsplätze. Das ist das, was wir erreicht haben
und was wir machen können. Darum geht es heute in
dieser Debatte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


W
T
S
r
m
u

e
z
N
A
s
z
i
z
s
E
e
r
h
K
v
d
S
l
r
e
d
d

E
h
v
p
H

D
z
R

d
a
i
i
h

I
v
d
a
l
s
b
a
s

(C (D ir setzen das um, was wir auf Parteitagen zu diesem hema beschlossen haben, die Union im Jahre 2006, die PD im letzten Jahr. Es wird jetzt eine bessere Honorieung der Beitragsund Lebensleistung älterer Arbeitneherinnen und Arbeitnehmer geben. Das ist richtig so, nd das ist ein Ausdruck sozialer Gerechtigkeit. Bevor ich auf Menschen zu sprechen komme, um die s uns eigentlich gehen sollte, will ich etwas zu den Prinipien sagen, die hier gerne so hoch gehalten werden. atürlich ist die Arbeitslosenversicherung keine reine nsparversicherung, wie Kollege Lafontaine so gerne agt. Deswegen ist es auch Unsinn, zu sagen, jemand ahle soundso viel ein und bekomme nur soundso viel m Fall der Arbeitslosigkeit heraus. Abgesehen davon ahlt diese Versicherung nicht nur passive Leistungen, ondern sie finanziert auch aktive Arbeitsmarktpolitik. s ist also völliger Unsinn, zu sagen, es handele sich um ine reine Ansparversicherung. Sie ist aber auch keine eine Risikoversicherung. Schon in der Vergangenheit aben Ältere mit Recht mehr Leistung bekommen. Herr ollege Niebel, ich will Ihr Beispiel von der Gebäudeersicherung aufgreifen. Sie sagen, auch demjenigen, er zwei Monate eingezahlt hat, werde das Gebäude im chadensfall ersetzt. Das ist wahr, aber bei der Arbeits osenversicherung war das noch nie so. Wenn Sie in Iher Zeit als Mitarbeiter der BA Leuten, die zwei Monate ingezahlt haben, Arbeitslosengeld ausgezahlt haben, ann haben Sie sich einer Amtspflichtverletzung schulig gemacht. Das war schon immer verboten. in bisschen länger musste man schon immer eingezahlt aben, um Anspruch auf Leistungen der Arbeitslosenersicherung zu haben. Also, lassen wir diese Prinziienreiterei, und lassen Sie uns bei der Wahrheit bleiben, err Kollege Niebel! Ich glaube, das hilft uns weiter. as zu den Prinzipien. Hier kommen mehrere Prinzipien usammen. Hier spielt nicht nur ein einziges Prinzip eine olle. Jetzt rede ich über die Menschen und über das Thema er Frühverrentung. In diesem Zusammenhang will ich n die Anhörung erinnern. Sie von der Opposition tun mmer so, als seien Sie die Sieger der Anhörung. Wahr st, dass Sie jeweils einen Sachverständigen gefunden aben, der Ihre Vorurteile bestätigt hat. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ch will nur einmal an das erinnern, was der Kollege
om DGB in der Anhörung gesagt hat. Stellen Sie sich
en 53-jährigen Nokia-Arbeiter in Bochum vor, der jetzt
rbeitslos wird und nach dieser Regelung drei Monate
änger Arbeitslosengeld I beziehen kann. Welche Vor-
tellungen haben Sie eigentlich von den Leuten? Glau-
en Sie, diese Leute legen sich erst einmal drei Monate
uf die faule Haut, und wenn sie dann 54 sind, schauen
ie sich locker-flockig um, wie es mit Arbeit aussieht?






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Das ist doch irrsinnig. Welches Menschenbild haben die,
die so etwas unterstellen, überhaupt?


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sie von den Grünen wissen das ganz genau. Es gibt nur
einen einzigen Grund, warum Sie darauf beharren. Diese
Regelung hat Ihnen damals Herr Clement aufs Auge ge-
drückt, und Sie meinen, Sie dürften jetzt nicht davon ab-
weichen und zugeben, dass Sie klüger geworden sind.
Deswegen halten Sie an dieser Regelung fest, mit der
man das Kind mit dem Bade ausgeschüttet hat. Unsere
Regelung bringt mehr soziale Gerechtigkeit, und sie ist
an den Interessen der Menschen orientiert.


(Dirk Niebel [FDP]: Es war die CDU, die das durchgesetzt hat!)


Es ist nicht nur das, was wir machen. Ich verstehe,
wenn sich die Menschen fragen, ob ihnen die Verlänge-
rung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I um
drei Monate wirklich hilft. Wir verbinden das mit Ein-
gliederungsmaßnahmen. Der 53-Jährige, der jetzt bei
Nokia ausscheiden muss, hat nicht nur drei Monate län-
ger Anspruch auf Arbeitslosengeld I, sondern er hat auch
Anspruch auf einen Eingliederungsgutschein. Das heißt,
ein Arbeitgeber, der diesen Menschen einstellt, kann bis
zu 50 Prozent Zuschuss bekommen. Das ist es, was wir
mit dem längeren Bezug des Arbeitslosengeldes verbin-
den. Fördern und Fordern, die Aktivierung steht bei uns
im Mittelpunkt. Das ist sozial gerecht, und das ist richtig
so. Darum machen wir das.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir verstärken die Bemühungen, ältere Menschen in
Arbeit zu bringen. Da kann ich an das anknüpfen, was
Staatssekretär Franz Thönnes gesagt hat. Wir haben eine
vernünftige Nachfolgeregelung für die sogenannte
58er-Regelung gefunden, die nebenbei dazu führt, dass
die Statistik zu unseren Ungunsten verändert wird. Bis-
her war es so, dass jeder mit 58 Jahren erklären konnte,
dass er dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung ste-
hen will.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber nicht müsste! Er konnte!)


Damit kam er aus der Statistik heraus.

Auch Sie, Kolleginnen und Kollegen von den Grü-
nen, wissen: Der frühere Minister für Wirtschaft und Ar-
beit Clement hat darauf gedrungen, dass dieses Angebot
möglichst vielen Menschen von den Arbeitsagenturen
vorgelegt wird. Da haben wir von Ihnen keinen Protest
gehört. Jetzt verpflichten wir uns, über 58-Jährigen ver-
stärkt Angebote zu machen, um sie wieder in Arbeit zu
bringen. Dezember 2007: Die Menschen konnten sich
vom Arbeitsmarkt verabschieden. Januar 2008: Sie kön-
nen es nicht mehr, und sie bekommen gleichzeitig ver-
stärkt Angebote für den Wiedereintritt in den Arbeits-
markt. Das ist der Unterschied. Was wir machen, ist
richtig, und deswegen gehen wir diesen Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


v
S
z
A

a
m
g
u
b
g
ä
s
F

l
C
d
1
g
m

u
d
u
h
D
R
g
a
r
V
i
u

d

r
T
Z
V

t

(C (D Wir haben uns in diesem Zusammenhang auch darauf erständigt – selbst Sie haben in der Anhörung keinen achverständigen gefunden, der dagegen ist –, die Hinuverdienstgrenze für diejenigen, die eine vorgezogene ltersgrenze in Anspruch nehmen, (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die halten wir auch für sinnvoll! Jetzt machen Sie es nicht so kleinteilig!)


uf 400 Euro zu erhöhen. Wir werden weitere Maßnah-
en ergreifen, um Menschen verstärkt in Arbeit zu brin-

en. Dies ist erneut ein Maßnahmenpaket. Der Erfolg in
nserer Politik gibt uns Recht. Die älteren Menschen ha-
en in großen Teilen von dem Aufwuchs an Beschäfti-
ung profitiert. Eine überdurchschnittlich hohe Anzahl
lterer Arbeitsloser ist in Beschäftigung gekommen. Un-
ere Maßnahmen dienen dazu, dass dies weiterhin der
all ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir beraten dieses Gesetz heute abschließend. Im
etzten Jahr hat die erste Lesung stattgefunden. Wir, die
DU/CSU-Fraktion, haben großen Wert darauf gelegt,
ass wir die Regelungen zwar rückwirkend zum
. Januar in Kraft setzen, dass wir uns aber auch genü-
end Zeit für ein geordnetes Beratungsverfahren neh-
en.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat
ns noch bis Montag gute Vorschläge für Änderungen an
iesem Gesetzentwurf gemacht. Wir haben das beraten
nd aufgegriffen. Stellen Sie sich nur einmal vor, wir
ätten das im letzten Jahr im Eiltempo durchgezogen!
as, was dabei herausgekommen wäre, wäre ja wie bei
ot-Grün gewesen. Es ist also gut, dass wir uns die Zeit
enommen haben, das in einem geordneten Verfahren
usführlich zu beraten. Wir haben ein geordnetes Verfah-
en gewählt. Wir haben das Gesetz im parlamentarischen
erfahren verbessert. Die Entscheidung ist jetzt reif. Es

st ein gutes Gesetz daraus geworden, und ich bitte dafür
m Zustimmung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614000600

Das Wort hat jetzt der Kollege Oskar Lafontaine von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Der Dauerredner! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, zu jedem Thema!)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614000700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Ich möchte mich heute für meine Fraktion mit zwei
hemen beschäftigen: einmal mit dem Thema der
wangsverrentung und zum anderen mit dem Thema der
erlängerung des Arbeitslosengeldes.

Ich komme zunächst zum Thema der Zwangsverren-
ung. Wir werden diesen Gesetzentwurf insgesamt ab-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
lehnen, weil wir mit den gegenwärtigen Regelungen der
Zwangsverrentung nicht einverstanden sind.


(Beifall bei der LINKEN – Andrea Nahles [SPD]: Es gibt keine gegenwärtigen Regelungen der Zwangsverrentung!)


Zur Begründung unserer Ablehnung möchten wir hier
die Stellungnahme des IAB vortragen. Diese Äußerung
stellt im Grunde genommen eine saubere Begründung
auch unseres Gesetzentwurfes dar. Die Wissenschaftler
des IAB haben in der Sachverständigenanhörung Fol-
gendes ausgeführt:

Allerdings kommt nach dem Gesetzentwurf der
Fraktionen der CDU/CSU und SPD eine Zwangs-
verrentung weiterhin ab der Vollendung des
63. Lebensjahrs in Frage. Daher greift der Entwurf
zu kurz. Eine Zwangsverrentung vor dem Eintritts-
alter für die abschlagsfreie Altersrente sollte viel-
mehr generell vermieden werden, wie es bspw. im
Entwurf des Rentenabschlagsverhinderungsgeset-
zes der Fraktion der Linken auch vorgesehen ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Etwas später kommt die für uns entscheidende Aussage:

Die Begrenzung des Schutzes vor Zwangsverren-
tung auf die Zeitspanne bis zur Vollendung des
63. Lebensjahres trägt auch dem Ziel einer Verrin-
gerung des Risikos der Altersarmut nur unzurei-
chend Rechnung.

Wir haben immer wieder dargestellt, dass die ganze Ren-
tenpolitik der letzten Jahre Altersarmut programmiert.
Auch die jetzige Regelung ist – nach der Stellungnahme
der Wissenschaftler des IAB – ein Schritt hin zu mehr
Altersarmut. Man kann das nicht leugnen. Das lässt sich
auch aus den Zahlen eindeutig ableiten.

Ich zitiere weiter aus dieser Stellungnahme:

Für die große Mehrheit der von Rentenabschlägen
potentiell Betroffenen ergeben sich jedoch keinerlei
Verbesserungen gegenüber einer uneingeschränkten
Zwangsverrentung, da für die meisten Hilfebedürf-
tigen in längerer Perspektive nur die vorgezogene
Altersrente für langjährig Versicherte in Frage
kommt, die ohnehin erst ab dem vollendeten
63. Lebensjahr bezogen werden kann. Diese
Gruppe muss demnach Rentenabschläge von zu-
nächst maximal 7,2 % und nach der Anhebung der
abschlagsfreien Regelaltersgrenze auf 67 Jahre Ab-
schläge von bis zu 14,4 % hinnehmen.

Das ist das Entscheidende. Angesichts dessen, dass in
der Rentenformel ohnehin Armutsrenten programmiert
sind – Sie wissen das –, sind solche Abschläge unter gar
keinem Gesichtspunkt zu verantworten.


(Beifall bei der LINKEN)


Rechnen Sie 7,2 Prozent oder 14,2 Prozent bezogen
auf 600 Euro, 400 Euro oder meinetwegen auch 700 Euro,
und dann wissen Sie, worüber wir hier reden.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sie reden inzwischen über das Jahr 2029!)


W
t
n
d
ß
d
a

d
l
h
s
A
d

b
C
V
w
g

d
s
h

k
B

t
S
g
l
i
a

W
d

d
E
c
z
g
S

D
j
d

(C (D ir haben ja dargestellt, wie sich die Rente in den letzen Jahren entwickelt hat. Wir können Ihnen nicht oft geug sagen – es kann ja sein, dass Sie in gutem Glauben ie Rentenformel umgebaut haben –: Sie haben in groem Umfang Altersarmut programmiert, und Sie wollen iesen Weg fortsetzen. Dies können wir in keinem Fall kzeptieren. Nun komme ich zur Verlängerung der Bezugsdauer es Arbeitslosengeldes. Natürlich begrüßen wir die Verängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes. Wir aben das ja immer wieder gefordert. Wir werden dieem Teil zustimmen. Deswegen haben wir um getrennte bstimmung gebeten. Insofern bedanken wir uns dafür, ass dies möglich ist. Aber wir weisen zugleich darauf hin, dass das Areitslosengeld lange Zeit, auch unter der Regierung von DU/CSU und FDP, sehr viel länger gezahlt worden ist. or diesem Hintergrund klingt es zumindest etwas merkürdig, wenn man jetzt die bescheidene Veränderung als roßen Erfolg feiert. Früher war es so, (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Früher war auch die Zukunft besser!)


(Beifall bei der LINKEN)


ass die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
ehr viel länger einen Anspruch auf Arbeitslosengeld
atten. Ich wollte das nur noch einmal feststellen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die entscheidende Frage – das wird bei dieser Dis-
ussion ja wieder ganz deutlich – ist, durch welche
rille man das Thema Arbeitslosengeld betrachtet.

Wenn man es aus der Sicht der Unternehmen betrach-
et, dann kommt man zu all den Schlussfolgerungen, die
ie hier vorgetragen haben. Diese sind dann im Grunde
enommen auch nachvollziehbar. Für die Unternehmen
äuft all das, was mit Arbeitslosengeld usw. verbunden
st, unter der Rubrik Lohnnebenkosten; es handelt sich
lso um Kosten.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass wir im Vergleich zur FDP unterschiedlicher Meinung sind?)


enn man die Kostenbrille aufhat, dann kommt man zu
iesen Schlussfolgerungen.

Wenn man aber einmal die Frage stellt, was eigentlich
er Sinn der Arbeitslosenversicherung ist, und zu dem
rgebnis kommt, dass der Sinn der Arbeitslosenversi-
herung ist, das Leben derjenigen, die arbeitslos werden,
u erleichtern und zu verbessern, dann kommt man zu
anz anderen Schlussfolgerungen als zu denjenigen, die
ie hier immer wieder vortragen.


(Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Dann muss man konsequenterweise vom Schulanfang bis zum Renteneintritt zahlen!)


ann kann man zum Beispiel zynisch sagen – das klingt
a hier durch, insbesondere natürlich bei der FDP; aber
a wundert es uns auch nicht mehr –: Verkürzt doch für






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
die älteren Arbeitslosen möglichst die Bezugsdauer des
Arbeitslosengeldes. Dann werden sie aktiver und werden
sich um einen Arbeitsplatz bemühen. Auf diese Weise
senken wir die Arbeitslosigkeit. – Sie mögen das so se-
hen. Für uns ist das blanker Zynismus.


(Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Das ist wissenschaftlich belegt!)


Im Übrigen will ich zur Statistik aus Zeitgründen
nicht viel sagen. Wenn Sie das näher betrachten, dann
sehen Sie auch, dass die Interpretationen nicht stimmen.
Ich verweise auf Ausführungen eines Mitglieds des
Sachverständigenrats. Aus Zeitgründen kann ich das hier
nicht vorstellen.

Wir sagen nun einmal in aller Klarheit: Die Arbeits-
losenkasse enthält das Geld der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer – das ist der entscheidende Ansatzpunkt –
und nicht das Geld der Unternehmen. Das ist der Unter-
schied. Darüber muss man sich Klarheit verschaffen.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das haben wir jahrzehntelang anders gehört!)


Nun haben Sie entschieden. Sie haben entschieden, in
diesem Jahr in die Kasse der Arbeitslosen zu greifen und
25 Milliarden Euro herauszunehmen, und kommen da-
durch zu einem viel geringeren Arbeitslosengeld. Wäh-
rend nun um die Aufwendungen für die Verlängerung
der Bezugsdauer ein riesiges Theater gemacht und die
Frage gestellt worden ist, ob das überhaupt zu finanzie-
ren wäre – in Ihrem Gesetzentwurf steht: Mehraufwen-
dungen in 2008 755 Millionen Euro, in 2009 1,1 Mil-
liarden Euro und dann wieder 800 Millionen Euro usw.;
manche hielten das ja für unverantwortlich und wollten
in keinem Fall mehr bezahlen –, haben Sie nicht die ge-
ringsten Skrupel, 25 Milliarden Euro aus der Kasse zu
nehmen und die Hälfte davon, also 12,5 Milliarden Euro,
den Unternehmen zu geben. Es ist einfach unglaublich,
was Sie für eine Philosophie an den Tag legen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen habe ich Ihnen immer wieder gesagt, die
Freiburger Schule – ich führe hier nur eine renommierte
Ökonomenschule aus Deutschland an – bietet Ihnen eine
Auflösung für die Summe Ihrer Fehlschlüsse an. Dieses
Geld ist nicht Geld der Arbeitgeber. Es geht nur um
Lohn. Nur dann, wenn man endlich begreift, dass die
permanente Forderung nach Senkung der Lohnneben-
kosten schlicht und einfach eine Forderung nach Sen-
kung der Löhne ist, hat man wirklich einen Zugang zu
dem, worum es hier eigentlich geht.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der FDP)


– Ich weiß, Ihr Denken ist da seit vielen Jahren völlig
fehlgeleitet. Aber schauen Sie es sich noch einmal an.


(Heiterkeit bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Sie geben der Irrationalität ein Gesicht!)


– Die Ökonomen der Freiburger Schule, Herr Niebel, ha-
ben etwas mehr drauf als Sie. Das möchte ich einmal
ganz leise anmerken.

f
2
n
h
1
d
l
G
g
Z
g

i
e
E
i
w
d
J
i
p

w
k
l
s

B
d
K
l
g
b
d



L
d

E
t
a
u
w
m
a
v
m

(C (D Wenn man diesen Ansatzpunkt hat, dann wird man olgende Berechnung anstellen: Man legt die 5 Milliarden Euro, die Sie aus der Arbeitslosenkasse ehmen, auf 2,5 Millionen – aus Gründen der Einfacheit – arbeitslose Arbeitnehmer um und kommt auf 0 000 Euro pro Kopf. Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie a machen, welche Chancen für Arbeitslose Sie verspieen, wenn Sie so verfahren? Und dann geben Sie das eld, das den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ehört, auch noch zur Hälfte den Unternehmen. Diesen usammenhang wollen Sie einfach nicht sehen; das bereifen Sie nicht. Solange Sie nur die Kostenbrille tragen, kommen Sie mmer zu völlig falschen Vorstellungen: Obwohl letztndlich die Unternehmen nicht nur um 8 Milliarden uro, sondern zusätzlich um 12,5 Milliarden Euro, also nsgesamt um mehr als 20 Milliarden Euro, entlastet orden sind, zanken Sie sich darum, ob es möglich ist, en Arbeitnehmern 700 oder 800 Millionen Euro pro ahr zugutekommen zu lassen. Das sind die Zahlen, die m Raum stehen. Es ist also zu fragen, ob der Ansatzunkt Ihrer Politik überhaupt richtig ist. Wir können Ihnen nur empfehlen, Ihre Betrachtungseise aufzugeben. Die Fraktion Die Linke sagt: Man ann Arbeitnehmer, die jahrzehntelang in die Arbeitsosenversicherung einbezahlt haben, nicht so mit Almoen abspeisen, wie Sie das jetzt tun wollen. (Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sie wollen sie auf Almosenniveau halten!)


(Beifall bei der LINKEN)


isher haben Sie keine einzige vernünftige Begründung
afür vorgetragen, warum es zu Zeiten der Regierung
ohl möglich war, viel länger Arbeitslosengeld zu zah-

en, und es jetzt angesichts der Summen, die ich Ihnen
enannt habe, nicht möglich sein soll, ähnlich lange Ar-
eitslosengeld zu zahlen. Wenn Sie natürlich die Brille
er Unternehmen auf haben – –


(Dirk Niebel [FDP]: Weil die aus Steuermitteln bezahlt werden sollten!)


Bei Ihnen verwundert das nicht, Herr Niebel.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich habe noch nicht einmal eine Brille!)


etztendlich ist die FDP doch eine Vertretungsgruppe
er größeren Unternehmen.


(Lachen bei der FDP – Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist doch nur lächerlich, was Sie von sich geben!)


s ist ja in Ordnung, wenn Sie deren Interessen hier ver-
reten. Die große Mehrheit der Bevölkerung besteht aber
us Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, und es geht
m deren Geld, über das hier so nonchalant entschieden
orden ist. Dabei ist folgendes Ergebnis herausgekom-
en: Brosamen für die Arbeitnehmer, und der Löwen-

nteil fließt an die Unternehmen. Das ist Umverteilung
on unten nach oben. Deshalb ist das kein Gesetz, das
an loben kann. Im Grunde genommen handelt es sich






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
nämlich um ein Umverteilungsgesetz; um nichts ande-
res!


(Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Die Rede war der Beleg dafür, dass der Fachkräftemangel das Parlament erreicht hat! – Widerspruch bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614000800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Irmingard Schewe-

Gerigk von Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren von der Regierungskoalition,
eine geordnete Gesetzgebung sieht anders aus. Erst leug-
neten Sie das Problem der drohenden Zwangsverrentung
für über 60-jährige Langzeitarbeitslose,


(Andrea Nahles [SPD]: Wollen wir doch gar nicht! Jetzt jammern Sie mal nicht!)


auf das wir Sie mit unserem Antrag vom Mai 2007 erst
einmal hinweisen mussten. So sprach zum Beispiel der
Kollege Brauksiepe von einem Phantomproblem. Das
Credo der CDU lautete nämlich, das betreffe ohnehin
niemanden; die Opposition betreibe Panikmache.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das ist inzwischen bestätigt! Fragen Sie das Ministerium!)


Nun sehen Sie das Problem offensichtlich doch, aber
erst seitdem Sie durch die vereinigte Opposition Nach-
hilfeunterricht erhalten haben und Verdi und die Sozial-
verbände eine Klage angedroht haben. Trotzdem sind
Sie noch immer auf einem Auge blind: Zwar geben Sie
jetzt zu, dass das Problem, das vorher angeblich keines
war, immerhin 25 000 Personen betrifft; aber eine ange-
messene Regelung, nach der kein Langzeitarbeitsloser,
der arbeiten will und arbeiten kann, gegen seinen Willen
eine lebenslange Rentenkürzung hinnehmen muss, legen
Sie nicht vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie bleiben auf halbem Wege stehen. Nach Ihrem
Vorschlag werden Arbeitslose jetzt zwar erst ab dem
63. Lebensjahr zwangsweise in Rente geschickt, das be-
deutet aber immerhin noch eine Rentenkürzung von
7,2 Prozent bzw. von 14,4 Prozent für die späteren Jahr-
gänge, die bis 67 arbeiten müssten. Sie schaffen damit
quasi eine Zwangsverrentung light. Damit erhöhen Sie
die Altersarmut weiter.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der kann sich das leisten!)


Das sagen nicht nur wir Grüne, sondern auch das Institut
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung warnt vor den
Risiken der Sozialbedürftigkeit im Ruhestand.

Herr Brauksiepe, an dieser Stelle möchte ich das im-
mer wieder von Ihnen vorgebrachte Argument klarstel-
len, die Grünen hätten die 58er-Regelung mitbeschlos-
sen. Ich frage Sie: Sehen Sie wirklich keinen

U
e
A
d

h
a
n
e
e
t
u
u
w

t
B
A
s
a
b
b

D
d
t
G

P
d
u
E
a
v

D
c
a



s
n

D
d
l

(C (D nterschied darin, ob man – es geht ja um die Höhe der igenen Rente! – selbst entscheiden kann, eine Rente mit bschlägen in Kauf zu nehmen oder nicht, oder ob man azu gezwungen wird, in Rente zu gehen? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn Sie schließlich sagen, die Langzeitarbeitslosen
ätten bei Rentenbezug meist mehr Geld in der Tasche
ls bei ALG-II-Bezug, dann werfen Sie außerdem auch
och mit Nebelkerzen; denn jemand, der 15 Jahre lang
ine Rente von 1 000 Euro bekäme, müsste in dieser Zeit
ine Rentenkürzung von insgesamt 13 000 Euro verkraf-
en. „Ist das nichts?“, frage ich Sie. Nein, meine Damen
nd Herren, wir Grüne bleiben dabei: Wer arbeiten will
nd kann, darf nicht zwangsweise in Rente geschickt
erden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gerade vor dem Hintergrund der Erhöhung des Ren-
enalters leisten Sie sich hier eine arbeitsmarktpolitische
ankrotterklärung. Aktivierung und Integration in den
rbeitsmarkt wären das Gebot der Stunde. Stattdessen

etzen Sie weiterhin auf Zwangsverrentung, wenn auch
ls Lightprodukt. Selbst hierfür haben Sie über ein hal-
es Jahr benötigt, während Sie die Erhöhung der Diäten
innen kürzester Zeit über die Bühne gebracht haben.


(Andrea Nahles [SPD]: Och, ach Gott! Sie nehmen es auch mit!)


as hat die politische Öffentlichkeit sehr wohl verstan-
en. Auf ein Gesetz, das am 1. Januar 2008 in Kraft tre-
en sollte, konnten Sie sich nicht einigen. Jetzt soll das
esetz rückwirkend gelten.

Ich kann Ihnen hier nicht ersparen, auf eine weitere
einlichkeit hinzuweisen: Sachverständige mussten in
er Anhörung vor vier Tagen das Ministerium auf die
nbedachten Folgen Ihrer Flickschusterei hinweisen.
rst vor zwei Tagen haben Sie einen Änderungsantrag
uf den Weg gebracht, um bereits eingeleitete Renten-
erfahren stoppen zu können.


(Anton Schaaf [SPD]: Es gab keine eingeleiteten Rentenverfahren! Unfug!)


as wäre sonst gar nicht möglich gewesen. Die erhebli-
he Verunsicherung bei denjenigen, die Ihre Untätigkeit
usbaden müssen, ist hingegen nicht korrigierbar.


(Andrea Nahles [SPD]: Nennen Sie einen einzigen Fall, wenn Sie schon Behauptungen aufstellen, Frau Schewe-Gerigk!)


Warum schreien Sie jetzt so?

Ich verstehe ja, dass Teilen der Koalition und insbe-
ondere der SPD das Thema Zwangsverrentung unange-
ehm geworden ist.


(Andrea Nahles [SPD]: Etwas behaupten, ohne dafür Belege zu haben!)


eshalb haben Sie Ihren Murks hinter der Verlängerung
es Bezugs des Arbeitslosengeldes I versteckt. Hier wol-
en Sie sich als Wohltäter zugunsten der älteren Arbeits-






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk
losen darstellen. Meine Kollegin Pothmer wird dazu
noch das Entsprechende sagen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wir zittern schon! – Andrea Nahles [SPD]: Da sind wir gespannt!)


Ich komme zum Schluss. Auch wenn ich anerkenne,
dass durch das Gesetz eine Verbesserung der bestehen-
den Situation erfolgt, bleibt Folgendes festzuhalten.

Erstens. Auch die Zwangsverrentung light erhöht das
Risiko der Altersarmut; denn gerade Langzeitarbeitslose
haben häufig Rentenansprüche, die knapp über dem
Grundsicherungsniveau liegen, und benötigen jetzt auf-
grund der Rentenkürzung doch wieder Fürsorgeleistun-
gen, und zwar lebenslang.

Zweitens. Durch das Gesetz entsteht ein Verschiebe-
bahnhof der Kosten von der Rentenversicherung zu den
Kommunen, weil ja doch wieder Sozialleistungen ge-
zahlt werden müssen.

Drittens. Es ist unglaubwürdig, das Rentenalter anzu-
heben und gleichzeitig Langzeitarbeitslose frühzeitig in
Rente zu schicken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Stimmt!)


Kurz gesagt: Das Gesetz zur Zwangsverrentung light
verstärkt die Altersarmut, verschiebt Kosten auf die
Kommunen und diskreditiert das Projekt „Rente mit 67“.
Darum lehnen wir Ihre Vorschläge ab und werden dem
Rentenabschlagsverhinderungsgesetz zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614000900

Das Wort hat die Kollegin Andrea Nahles von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1614001000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

gibt zwei gute Nachrichten. Die möchte ich auch für die
Menschen, die jetzt zuhören, nennen, weil es hier so
viele Mäkeleien zu hören gab.

Die erste gute Nachricht ist, dass wir den Bezug des
Arbeitslosengeldes I für Ältere verlängern, und zwar in
Schritten.


(Zuruf von der LINKEN: Da habt ihr euch schwergetan!)


Dies geschieht nicht zulasten einer anderen Gruppe oder
einer anderen Generation.

Die zweite gute Nachricht ist, dass wir niemanden ge-
gen seinen Willen vor dem 63. Lebensjahr in Rente schi-
cken.

D
d
r

d
d
W
t
z
g
g

b

D
S
g
z
i

S
b

I
d


I
R

E
i

t

(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Das ist eine Supernachricht!)


as gilt nicht ab heute, sondern schon rückwirkend ab
em 1. Januar 2008. Wenn nun Sie, Frau Schewe-Ge-
igk, hier Behauptungen aufstellen,


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, welche?)


ann bitte ich Sie, diese zu belegen. Wir haben nämlich
ie ganz klare Aussage bekommen, dass in den letzten
ochen niemand unter 63 Jahren von den Arbeitsagen-

uren gezwungen wurde, in Rente zu gehen. Dem ein-
igen Fall, der uns aus einer Optionskommune vorgetra-
en wurde, wurde nachgegangen. Der Fall wurde
eregelt.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Haben Sie alle Arbeitsagenturen besucht?)


Das heißt aus meiner Sicht, dass Sie hier versuchen,
ewusst die Menschen zu verunsichern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as gilt im Übrigen auch für die Linkspartei. Herr
chneider hat praktisch im Stundentakt Presseerklärun-
en herausgegeben, in denen stand, dass Tausende ge-
wungen sein werden, zum frühestmöglichen Zeitpunkt
n die Rente zu gehen. Das ist Panikmache ohne Ende.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ie waren doch regelrecht enttäuscht, dass das ausge-
lieben ist, Herr Schneider.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ch muss Ihnen sagen, dass diese Art der Verunsicherung
er Menschen absolut nicht in Ordnung ist.


(Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Herr Schneider, Sie haben gleich die Gelegenheit, hier
hre Argumente vorzutragen. Sie stehen doch auf der
ednerliste.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614001100

Frau Kollegin, er steht nicht auf der Rednerliste.


(Iris Gleicke [SPD]: Da lässt ihn nicht einmal seine eigene Fraktion reden!)


r möchte gerne eine Zwischenfrage stellen. Die Frage
st, ob Sie das genehmigen.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1614001200

Natürlich. Ich dachte, er steht auf der Rednerliste; das

ut mir leid.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614001300

Bitte schön.






(A) )



(B) )


Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614001400

Frau Nahles, das ist kein Problem. Da Sie meine Zwi-

schenfrage erlaubt haben, brauchen wir uns an dieser
Stelle nicht mehr zu streiten.

Sie haben gesagt, ich würde im Stundentakt Presse-
erklärungen herausgeben, in denen von Tausenden sol-
cher Fälle die Rede sei. Ich möchte Sie an die letzte Sit-
zung des Ausschusses für Arbeit und Soziales erinnern,
in der ich nachgefragt habe, wie viele Personen genau in
den nächsten beiden Jahren davon betroffen sein werden.
Ich habe da folgende Auskunft erhalten: Im Jahre 2008
ist mit 25 000 entsprechender Fälle zu rechnen, im
Jahre 2009 mit 30 000.

Stimmen Sie mir zu, dass es durchaus berechtigt ist,
25 000 Fälle bzw. 30 000 Fälle als Tausende dieser Fälle
zu bezeichnen – es handelt sich nämlich um 25 mal
1 000 bzw. um 30 mal 1 000 Fälle –, und dass dieser
Sachverhalt in meinen Presseerklärungen demzufolge
absolut korrekt wiedergegeben wurde?


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Nein! – Dirk Niebel [FDP]: Das ist jetzt höhere Mathematik!)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1614001500

Herr Schneider, das, was Sie jetzt machen, ist ein

Trick.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das müssen Sie gerade sagen!)


Ich wiederhole: Sie haben in Ihren Presseerklärungen
von Tausenden solcher Fälle gesprochen. Übrigens: Na-
türlich verstehe ich Ihre Rechnung. Ich war auf der
Grundschule in Weiler, und auch auf dieser Zwergschule
hat man das Rechnen gelernt; gar keine Frage.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Na also! Selbst da lernt man das!)


Sie wissen ganz genau, dass wir für diese Tausende von
Fällen eine Lösung erarbeitet haben. Sie hingegen haben
versucht, Panik zu verbreiten


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir haben euch die Lösung aufgedrängt!)


und den Leuten einzureden, dass es keine Lösung dieses
Problems gibt. Ich sage Ihnen, Herr Schneider: Es gibt
sehr wohl eine Lösung, und zwar zum 1. Januar 2008.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das steht auch in unserer Presseerklärung! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal etwas zur Sache!)


Demzufolge kann man ganz simpel festhalten: Das, was
Sie in Ihren Presseerklärungen geschrieben haben, hat
sich für die Betroffenen ganz einfach erledigt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE a F m r F v c t w F f e D v b f h R s c n W d m g n b r d S Z g m m s (C (D LINKE]: Das sehen 25 000 Menschen anders in diesem Land!)


Da in diesem Zusammenhang vor der Wiederkehr der
lten Frühverrentungspraxis gewarnt wurde – das tut die
DP ja seit geraumer Zeit –,


(Dirk Niebel [FDP]: Ja!)


öchte ich diesbezüglich klarstellen, dass die Verlänge-
ung der ALG-I-Regelung, die wir vorschlagen, mit den
rühverrentungsprogrammen, die in der Regierungszeit
on Kohl und Blüm aufgelegt wurden, nicht zu verglei-
hen ist. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokra-
en – das sieht mittlerweile übrigens auch die Union so –
ollen keinesfalls zu dieser Form der massenhaften
rühverrentung zurückkehren; denn das ist der völlig
alsche Weg.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])


Wir haben außerdem das Renteneintrittsalter für alle
inheitlich angehoben. Die von uns vorgeschlagene
reimonatsregelung wird so keine neue Welle der Früh-
errentung zur Folge haben; das ist auch gut so. Die Ar-
eitslosigkeit der Älteren ist trotzdem nicht in dem Um-
ang gesunken, wie wir es uns gewünscht haben.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen nehmen Sie sie ja aus der Statistik heraus!)


Wir haben die Erwerbstätigenquote der Älteren erhö-
en können; das hat mein Kollege Brauksiepe eben zu
echt erwähnt. Sie liegt mittlerweile über dem europäi-

chen Durchschnitt. Nichtsdestotrotz – das ist bedrü-
kend – ist die Arbeitslosenquote der Älteren immer
och überproportional hoch; sie beträgt 26 Prozent.
enn man die Arbeitslosenquote der Älteren mit der

urchschnittlichen Arbeitslosenquote vergleicht, muss
an leider feststellen, dass wir es trotz vieler Bemühun-

en – als ein Beispiel nenne ich die Initiative „50 plus“ –
icht geschafft haben, die überproportional hohe Ar-
eitslosenquote unter Älteren in dem Maße zu reduzie-
en, in dem dies notwendig ist.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Deshalb werden sie jetzt aus der Statistik genommen!)


Deswegen ist es in dieser Situation gerechtfertigt,
ass wir entsprechend auf die Realitäten reagieren.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen müssen die Anstrengungen erhöht werden!)


owohl beim Arbeitslosengeld als auch beim Thema
wangsverrentung, wie Sie es nennen – es gibt im Übri-
en gar keine Zwangsverrentung; hier ist nämlich ein Er-
essensspielraum gegeben, Frau Schewe-Gerigk –,


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Sie haben das schon verstanden!)


üssen wir die Realitäten ehrlich anerkennen und fest-
tellen: Hier ist noch viel zu tun.






(A) )



(B) )


Andrea Nahles
Wir haben viele gute Programme aufgelegt. Ich will
Ihnen einige Beispiele nennen. Wir haben das
WeGebAU-Programm aufgelegt.


(Dirk Niebel [FDP]: Und die Mehrwertsteuer erhöht!)


Dabei handelt es sich um ein eineinhalbjähriges Weiter-
bildungsprogramm, in dessen Rahmen hier in Berlin äl-
tere Mechatroniker ausgebildet werden. In der Zeit, in
der sie in einem Betrieb arbeiten, bezahlt die BA ihre
Qualifizierung.

In Mönchengladbach wurde ein Programm aufgelegt,
in dessen Rahmen ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer im Bereich der Pflege bzw. der Altenbetreuung
weitergebildet werden. Ziel dieser Weiterbildung ist
nicht in erster Linie der spätere Einsatz im harten Pflege-
alltag, sondern vielmehr die Begleitung älterer Men-
schen.

In Berlin-Mitte werden ältere Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer im Einzelhandel mit einem speziellen Pro-
gramm qualifiziert. Das alles sind Möglichkeiten zur
Qualifizierung, voll bezahlt im Job.

Jetzt kommt die schlechte Nachricht: Der Mentalitäts-
wechsel in den Unternehmen ist noch nicht so weit ge-
diehen, dass dieses Programm, das wirklich eine volle
Finanzierung vorsieht – diese beschwören wir in Sonn-
tagsreden ja immer –, angenommen wird. Die Fallzahlen
bei WeGebAU sind im Verhältnis zu dem Bedarf an
Qualifizierung, den wir bei Älteren in diesem Land ha-
ben, nicht in Ordnung. Ich appelliere dringend, nicht nur
den Blick auf die arbeitslosen Älteren zu richten. Auch
die Unternehmen müssen Bereitschaft an den Tag legen,
ihnen eine Chance geben, natürlich mit unserer Hilfe.
Das ist, wie gesagt, möglich, wird aber – das ist mehr als
bedauerlich – nicht ausreichend angenommen.


(Beifall der Abg. Gabriele Hiller-Ohm [SPD] – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen nehmen Sie sie aus der Statistik!)


Wir dürfen vor diesem Hintergrund also in unseren
Bemühungen nicht nachlassen. Wir müssen weiterhin
für Gesundheitsprävention in den Betrieben werben. Wir
müssen altersgerechte Formen der Arbeit fördern. Auch
Schichtarbeit kann man altersgerecht gestalten, zum Bei-
spiel durch ein Fünf-Schichten-System. Arbeitsplätze in
der Produktion kann man ergonomisch anpassen. Mit
Teilrentenkonzeptionen kann man versuchen, Flexibilität
und echte Altersteilzeit zu ermöglichen und nicht nur Al-
tersteilzeit nach dem Blockmodell. Es gibt also eine
Fülle von Möglichkeiten. Diese müssen wir nutzen.

Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass wir
heute noch nicht da sind, wo wir sein wollen. Deswegen
müssen wir den älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmern entgegenkommen und ihnen helfen. Wir müs-
sen aber auch alle Beteiligten bitten, weitere Anstren-
gungen zu unternehmen. Ich jedenfalls bin mit der
Situation älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
in diesem Land noch nicht zufrieden. Lassen Sie uns

d
m

F

m
t
n
s

S
M
s
d
l
W

D
n
h
H
d

g
z
d
w
k
r
T
f
s
e
a
e
s
h
s

D
m
m

p
F
s

(C (D eswegen gemeinsam weitere Anstrengungen unternehen! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614001600

Das Wort hat der Kollege Dr. Heinrich Kolb von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1614001700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

öchte zunächst auf die Ausführungen des Staatssekre-
ärs Thönnes eingehen, der hier für die Bundesregierung
och einmal nicht ohne Stolz die Zahlen des Auf-
chwungs referiert hat.


(Anton Schaaf [SPD]: Zu Recht!)


icherlich, Herr Thönnes, gibt es eine große Zahl von
enschen in unserem Lande, die arbeitslos gewesen

ind und jetzt einen Arbeitsplatz haben. Ich hoffe sehr,
ass das so bleibt. Der Aufschwung nämlich, den wir er-
eben durften, hat erkennbar an Kraft verloren. Dunkle

olken ziehen am konjunkturellen Horizont auf.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Leider ja!)


ie Frage ist, ob sich die Regierung weiter in einer schö-
en, lyrischen Beschreibung der Erfolge der Vergangen-
eit ergehen kann oder ob sie sich nicht vielmehr den
erausforderungen der Zukunft stellen muss. Ich habe
ie Befürchtung, dass Sie dabei versagen.


(Beifall bei der FDP)


Die Gesetze, die Sie heute vorlegen, passen nämlich
enauso wie andere Gesetze, die noch im Verfahren sind,
um Teil nicht mehr in die Zeit. Sie sind geprägt von
em Geist, dass Geld da sei und man nur schauen müsse,
as man mit diesem Geld macht. Gerade in Zeiten einer
onjunkturpolitischen Verdunkelung muss man die Prio-
itäten neu justieren. Da müssen Sie sich fragen, Herr
hönnes, ob es richtig ist, die Tarifautonomie abzuschaf-

en. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sprach in die-
em Zusammenhang heute sogar völlig zu Recht in
inem Kommentar von einem „Putsch gegen die Tarif-
utonomie“. Dass Sie in diesem Jahr die Pflegebeiträge
rhöhen werden, ist schon beschlossen. Dass Sie in ab-
ehbarer Zeit auch die Krankenversicherungsbeiträge er-
öhen werden, ist zwar noch nicht beschlossen, aber so
icher wie das Amen in der Kirche.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Falsch!)


och das ist eine Politik, die prozyklisch wirken und so-
it den Konjunkturabschwung verstärken wird. Deshalb
üssen Sie Ihre Prioritäten neu justieren.


(Beifall bei der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Quatsch!)


Ich komme – das ist einer unserer zentralen Kritik-
unkte an dem Gesetzentwurf, der heute vorliegt – zur
rage der Zwangsverrentung. Frau Nahles, Sie haben ge-
agt: Niemand wird gegen seinen Willen vor dem






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
63. Lebensjahr in Rente geschickt. – Aber danach, Frau
Nahles, passiert genau dieses. Das Problem ist, dass das
Risiko, von dieser Regelung betroffen zu werden, eben
nicht gleich verteilt ist. Wenn man sich das genauer an-
schaut, sieht man, dass bestimmte Gruppen besonders
betroffen sind. Was Sie heute vorlegen, ist, ich will das
so nennen, eine Diskriminierung langjährig Versicherter.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Das Privileg, nach langer Versicherungszeit vorzeitig in
Rente gehen zu können, wendet sich jetzt nämlich gegen
die Begünstigten. Die gewerblichen Arbeitnehmer, der
Schlosser und der Maurer, die Ihnen in Ihren Reden
sonst so wichtig sind, Herr Scharf, also Personen mit
vergleichsweise niedrigen Renten, werden von Ihnen mit
Abschlägen in die Rente geschickt.


(Andrea Nahles [SPD]: Eben nicht! Ihnen sind die Leute scheißegal!)


Akademiker, die erst im Alter von 29 oder 30 Jahren von
der Hochschule kommen,


(Dirk Niebel [FDP]: Die gut Verdienenden!)


ein hohes Einkommen haben und hohe Rentenansprüche
erwerben, dürfen mit Ihrer Billigung ohne Abschläge ih-
rem Ruhestand entgegensehen. Ich frage Sie: Ist das ge-
recht? Wollen Sie das wirklich? Wenn Sie das nicht wol-
len, dann dürfen Sie dieses Gesetz heute so nicht
beschließen.


(Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Das ist nämlich unsozial!)


Das ist ein Aspekt. Ein weiterer Aspekt ist, dass die
Frühverrenteten auf Dauer aus dem Erwerbsleben he-
rausgedrängt werden. Es gibt kein Zurück, raus ist raus.


(Andrea Nahles [SPD]: Stimmt doch nicht! Das ist doch überhaupt nicht wahr!)


– Natürlich, Frau Nahles. Wer das Pech hat, zu Beginn
einer Rezession seinen Arbeitsplatz zu verlieren, und
dann aufgrund der schlechten Konjunktur kein Angebot
bekommt, muss der Zwangsverrentung entgegensehen.
Er kann wegen der niedrigen Zuverdienstgrenzen dann
auch in konjunkturell besseren Zeiten nicht mehr zurück.
Jemand, der erst am Ende eines Abschwungs arbeitslos
wird und dann im Aufschwung von neuen Arbeitsplatz-
angeboten profitieren kann, würde dagegen von einem
solchen Schicksal nicht ereilt. Auch das ist ungerecht;
das müssen Sie doch zugeben. Das kann man so nicht in
ein Gesetz hineinschreiben. Allein schon deswegen ist
dieses Gesetz heute abzulehnen.


(Beifall bei der FDP)


Wir von der FDP-Bundestagsfraktion sind gegen eine
Zwangsverrentung. Wenn das Kernziel ist, wie der Herr
Staatssekretär zu Beginn seiner Rede gesagt hat, ältere
Menschen so lange wie möglich im Erwerbsleben zu
halten, dann muss man festhalten, dass diese Zwangsver-
rentungsregeln zur Erreichung dieses Ziels ausgespro-
chen kontraproduktiv sind.

V
i
S
a
k
s
r

t
u
n
Z
t
n
z
r
A
w
f

r
P


r
Ü
z

E
d
r
s

D
U
d

n
w
f
s
d

C

(C (D Wir sind auch gegen die heutige Vorlage, weil die erlängerung des Arbeitslosengeldes I kontraproduktiv st. Dies haben in der Anhörung übereinstimmend alle achverständigen gesagt. Eine längere Bezugszeit führt uch zu einer längeren Verweilzeit in der Arbeitslosigeit. Das wollen wir nicht. Wir wollen, dass ältere Menchen so schnell wie möglich in das Erwerbsleben zuückkommen. Wir sind außerdem gegen dieses Gesetz, weil es staistische Manipulationen beinhaltet. Liebe Kolleginnen nd Kollegen von der SPD, auch hier gibt es wieder eien prozyklischen Effekt. In konjunkturell schlechten eiten werden ältere Langzeitarbeitslose aus der Statis ik ausgeblendet. Es wäre lebensfremd, wenn man das icht sehen würde. So werden die Bemühungen, Langeitarbeitslose wieder in das Erwerbsleben zurückzufühen, natürlich leiden, weil in den Agenturen diejenigen rbeitslosen, die sichtbar sind und statistisch abgebildet erden, vorrangig behandelt werden. Das ist doch ein ach menschlich. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)


Die Anhebung der Zuverdienstgrenze ist nichts ande-
es als ein Reförmchen. Sie ist ebenso mutlos wie die
olitik der Großen Koalition insgesamt.

Ich sage Ihnen noch einmal: Der richtige Weg wäre
darin hat Herr Adamy die FDP-Fraktion bei der Anhö-

ung auch ausdrücklich bestärkt und bestätigt –, den
bergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand flexibel

u gestalten.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist der Mann vom DGB!)


s gilt, für über 60-Jährige flexibel einen Übergang auf
er Basis dessen, was diese in ihrem Erwerbsleben be-
eits geleistet haben, zu suchen, und zwar unter Wegfall
ämtlicher Zuverdienstgrenzen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das hat er selbst beim ALG-I-Bezug bestätigt!)


ann kann jeder selbst entscheiden, ob und in welchem
mfang er weiterhin erwerbstätig bleiben will. Das wäre
er richtige Weg.

Das aber, was Sie heute hier vorlegen, ist aus den ge-
annten Gründen kontraproduktiv und abzulehnen. Das
ird auch in der jetzigen konjunkturellen Situation dazu

ühren, dass sich die Probleme der Älteren eher ver-
chärfen, als dass sie geringer werden. Deshalb ist das
er falsche Weg. Wir lehnen das ab.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614001800

Das Wort hat jetzt der Kollege Paul Lehrieder von der

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1614001900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! In den letzten Monaten hat sich der
Arbeitsmarkt in Deutschland erfreulich positiv entwi-
ckelt. Ganz besonders erfreulich war, dass gerade auch
ältere Arbeitslose von dieser Entwicklung profitiert ha-
ben.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Bis 59 Jahre!)


So ist die Erwerbstätigenquote der älteren Arbeitnehmer
von 37,7 Prozent im Jahr 1998 Ende 2007 auf nunmehr
52 Prozent gestiegen.

Der Kollege Oskar Lafontaine hat hier aus der Stel-
lungnahme des IAB, des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung, zur Anhörung vom letzten Montag zi-
tiert. Herr Lafontaine, auch ich war bei dieser Anhörung.
Auch ich habe nachgefragt, wie sich die Beschäftigungs-
situation unserer älteren Mitbürger verändert hat. Herr
Präsident, mit Ihrem geschätzten Einverständnis darf ich
aus der Antwort des Herrn Walwei vom genannten Insti-
tut zitieren:

Wenn wir auf die Beschäftigungssituation Älterer
schauen, dann müssen wir sagen, sie sind nach wie
vor noch eine Problemgruppe des Arbeitsmarktes.
Wir haben – wenn man so will – eine unterpropor-
tionale Beschäftigungsquote und eine überpropor-
tionale Arbeitslosenquote. Die Situation hat sich
verbessert, das hat Herr Wuttke eben auch aus-
geführt. Es gibt noch gar keine Veranlassung zur
Euphorie. Wir haben aber – und das ist wichtig –
bei den Älteren einen leicht positiven Trend, der
geht schon über etwas längere Zeit. Der ist zuletzt
einmal sicherlich durch die Konjunktur verstärkt
worden, es sind aber auch erste Effekte der Arbeits-
marktreform.

Lieber Herr Lafontaine, wenn Sie zitieren, dann soll-
ten Sie auch sagen, dass uns das IAB recht gegeben hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614002000

Herr Kollege Lehrieder, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Spieth von den Linken?


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1614002100

Ja, bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614002200

Bitte schön, Herr Spieth.


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614002300

Herr Kollege Lehrieder, ich habe eine Frage.

In den Anhörungen sind auch die Statistiken und die
Erfolgsbilanz bei den Arbeitslosen – insbesondere bei
den älteren Arbeitslosen – diskutiert worden. Es wurde
auch darüber diskutiert, dass beispielsweise noch im Ok-
tober letzten Jahres 570 000 ältere Arbeitslose aufgrund

d
g

n
m

e
d

g
d
n

S
S
e
n

g
w
a
u

D
A
e
u
l

a
n
a
r
n
b
n
d
f

s
t
u
A

(C (D er sogenannten 58er-Regelung nicht als Arbeitslose reistriert wurden. (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen denn die Frage aufgeschrieben?)


Gegenwärtig wird mit diesem Gesetzentwurf ja er-
eut der Versuch gemacht, statistische Tricks vorzuneh-
en, um die Öffentlichkeit zu täuschen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614002400

Herr Kollege Spieth, Sie sollen eine Frage stellen.


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614002500

Ich stelle die Frage jetzt. Manchmal muss man vorher

twas erläutern, damit die Frage auch beantwortet wer-
en kann.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Frage!)


Selbst die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit-
eberverbände sagt, dass dies ein Statistiktrick ist, durch
en die Problematik am Arbeitsmarkt im Grunde ge-
ommen verschleiert wird. Sehen Sie das auch so?


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1614002600

Lieber Kollege, zunächst einmal: Vielleicht sollten

ie sich darauf beschränken, eine Frage zu stellen. – Da
ie jetzt hier Statistiktricks erwähnen, erwidere ich mit
inem guten Zitat: Ich glaube keiner Statistik, die ich
icht selber gefälscht habe.

Ihnen ist bekannt, dass bei diesen Expertenanhörun-
en – zum Beispiel des Gesundheitsausschusses; das
urde von meinem Kollegen Brauksiepe vorhin bereits

usgeführt – jeder natürlich solche Zahlen heraussucht
nd interpretiert, die für seine Argumentation passen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Alle Sachverständigen haben das gesagt! – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herrje!)


urch die Änderungen des Gesetzes, das den Bezug des
LG I regelt, wollen wir hinsichtlich der 58er-Regelung

ine Verbesserung erreichen, um genau die von Ihnen
nterstellte Statistikfälschung nicht mehr entstehen zu
assen.

Herr Staatssekretär Thönnes hat im Eingangsreferat
usgeführt, dass die Wertschätzung von älteren Arbeit-
ehmern erkannt werden soll. Ich glaube, hier sind wir
uf einem wichtigen und guten Weg, den Wert eines älte-
en Arbeitsnehmers für einen Betrieb bzw. für ein Unter-
ehmen anders als vielleicht noch vor etlichen Jahren zu
ewerten. Ein 50- bzw. 55-Jähriger gehört bei uns längst
icht mehr zum alten Eisen. Genau dies spiegelt sich
urch die verstärkten Vermittlungsbemühungen gerade
ür Ältere auch in dem Gesetzentwurf wider.

Frau Nahles hat auf das Projekt WeGebAU hingewie-
en. Genau das ist korrekt. Wir bemühen uns um die Äl-
eren. Wir wollen die Älteren im Arbeitsmarkt halten
nd ihnen einen Lebensinhalt geben, sofern noch eine
rbeitsmöglichkeit besteht.






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
Meine Damen und Herren, der Anstieg der Beschäfti-
gungsquote Älterer ist auch eine Folge der guten Kon-
junktur der vergangenen Jahre, vor allem aber auch das
Resultat struktureller Verbesserungen, die wir als Große
Koalition auf dem Arbeitsmarkt erreichen konnten, und
damit das Ergebnis einer Politik des Förderns und For-
derns, die weniger auf Frühverrentung setzt. Vielmehr
wollen wir gerade diejenigen unterstützen, die sonst
kaum Aussichten auf einen Arbeitsplatz haben.

Bei den guten Zahlen hinsichtlich der Vermittlung äl-
terer Arbeitsloser sollten wir nicht vergessen, dass bei
der beruflichen Eingliederung Älterer in vielen Bran-
chen weiterhin Probleme bestehen. Deshalb werden wir
jetzt tätig und bringen das Siebte Gesetz zur Änderung
des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Ge-
setze auf den Weg, mit dem wir die soziale Absicherung
älterer Arbeitnehmer und ihre Integration in den Arbeits-
markt weiter verbessern wollen.

Gerade auf das Erfahrungspotenzial von Arbeitneh-
mern, die die 50 überschritten haben, können wir künftig
allein schon aus demografischen Gründen immer weni-
ger verzichten. Die demografische Entwicklung und der
zunehmende Fachkräftebedarf sind nun einmal Tatsachen,
an denen wir nicht vorbeikommen. Auf längere Sicht
liegt deshalb in dieser Gruppe eine unserer wichtigsten
Arbeitskraftreserven in der Bevölkerung.

Deshalb verlängern wir die Dauer des Anspruchs auf
Arbeitslosengeld I in drei Stufen. Dabei werden die Vor-
versicherungszeiten in den letzten fünf Jahren und das
Lebensalter berücksichtigt. Künftig erhalten 50-Jährige
bis zu 15 Monate, 55-Jährige bis zu 18 Monate und 58-
Jährige bis zu 24 Monate Arbeitslosengeld I.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Daran hat sich doch nichts geändert!)


Die Verlängerung gilt für alle, die nach Inkrafttreten
des Gesetzes arbeitslos werden und Anspruch auf Ar-
beitslosengeld haben. Sie gilt auch für diejenigen, die
bereits arbeitslos sind und nach Inkrafttreten des Geset-
zes ebenfalls Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.

Die Verlängerung der ALG-I-Bezugsdauer ist kein
Almosen. Es geht um unsere soziale Verantwortung de-
nen gegenüber, die viele Jahre Beiträge in die Arbeits-
losenversicherung eingezahlt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist wichtig, die Verlängerung der Bezugsdauer von
ALG I nicht isoliert zu betrachten. Deshalb verbessern
wir zweitens die Wiedereingliederung mit Einglie-
derungsgutscheinen und Eingliederungszuschüssen.
Der Eingliederungsgutschein ist an ein konkretes Ar-
beitsangebot gekoppelt mit dem Auftrag, sich selbst um
die Einlösung des Gutscheins zu bemühen. Er bietet den
Betroffen die Möglichkeit, mit diesem Instrument aus ei-
gener Initiative auf mögliche Arbeitgeber zuzugehen
und so eine Förderleistung mitzuerbringen.

Zum Dritten beinhaltet der Gesetzentwurf eine Nach-
folgeregelung der sogenannten 58er-Regelung. Die 58er-
Regelung stand in vielen Bereichen der Beschäftigung
älterer Mitarbeiter entgegen. Der neue § 3 Abs. 2 a

S
d
b
s
G
d
u
b
m
w
d
5
a
J
l

ä
A
s
j
n
D
f
b
z
r
g
r
d


z

d
f
m
i
r
v
s
l
k
n
R
r
e
m
r
e
s
b

Ä
T
s

(C (D GB II sieht vor, dass erwerbsfähige Hilfsbedürftige, die as 58. Lebensjahr vollendet haben, unverzüglich in Areit oder in eine Arbeitsgelegenheit vermittelt werden ollen. Dies ist eine klare Vorgabe für die Träger der rundsicherung für Arbeitsuchende, sich verstärkt um ie Integration gerade dieser Altersgruppe zu bemühen nd diesem Ziel im Konfliktfall Vorrang vor einer auf etriebswirtschaftliche Effizienz ausgerichteten Arbeitsarktpolitik einzuräumen. In den vergangenen Jahren ar dies häufig nicht der Fall, was sich nicht zuletzt aran zeigt, dass erwerbsfähige Hilfsbedürftige, die das 8. Lebensjahr vollendet haben, eher nachrangig durch rbeitsmarktpolitische Maßnahmen gefördert wurden. ugendlichen und jungen Erwachsenen wurde hier bisang ein rechtlicher Vorrang eingeräumt. Bei der Neuregelung gilt immer der Grundsatz: Auch ltere Menschen sind unverzüglich in Arbeit oder in eine rbeitsgelegenheit zu vermitteln. Gelingt dies nicht, ist ichergestellt, dass die Träger spätestens im Abstand von eweils sechs Monaten zu prüfen haben, welche Maßahmen zur Eingliederung in Arbeit erforderlich sind. arüber hinaus wird einheitlich für alle Hilfsbedürftigen estgelegt, dass sie erst nach der Vollendung des 63. Leensjahres eine Altersrente mit Abschlägen in Anspruch u nehmen haben. Herr Staatssekretär Thönnes hat beeits darauf hingewiesen, dass es eine Härtefallregelung ibt. Es ist also längst nicht so, dass Scharen von 63-Jähigen in die Zwangsrente geschickt werden, wie es uns ie Linke-Partei glauben machen möchte. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also doch eine Zwangsrente! – Kornelia Möller [DIE LINKE]: Sie sagen es: Es ist eine Zwangsrente!)


Ich komme auf den Begriff „Zwangsverrentung“ noch
urück. Ich kenne doch längst Ihre Lieblingsausdrücke.

So wird eine frühzeitige Zwangsverrentung vermie-
en. Dies ist notwendig, wenn tatsächlich das Ziel ver-
olgt wird, erwerbsfähige Hilfsbedürftige im Alter von
indestens 58 Jahren verstärkt in den Arbeitsmarkt zu

ntegrieren. Bestünde die Möglichkeit einer Zwangsver-
entung erwerbsfähiger Hilfsbedürftiger bereits im Alter
on weniger als 63 Jahren, hätten die Träger der Grund-
icherung auch einen geringeren Anreiz, ihre Vermitt-
ungsbemühungen bei den über 57-Jährigen zu verstär-
en; darauf habe ich bereits eingangs hingewiesen. Die
eu auf 63 Jahre festgesetzte Altersgrenze als frühesten
entenzeitpunkt für ALG-II-Bezieher drängt zwar den

ichtigen Nachrangigkeitsgrundsatz der Fürsorgeleistung
twas zurück, wonach jeder alles ihm Mögliche tun
uss, um Hilfsbedürftigkeit zu vermeiden oder zu ver-

ingern. Für eine solche Regelung spricht jedoch, dass
ine Privilegierung im Rentenrecht für Frauen und
chwerbehinderte Menschen nicht in einen Nachteil
eim ALG-II-Bezug umschlagen darf.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ltere Arbeitslose dürfen sich dabei allerdings nicht dem
rugschluss hingeben, die ersten Arbeitsangebote auszu-
chlagen in der Hoffnung, es käme noch etwas Besseres.






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
Um „Fordern und Fördern“ effektiv umsetzen zu kön-
nen, sind wir natürlich auf die Zusammenarbeit mit der
Bundesagentur für Arbeit angewiesen. Ich war sehr er-
freut darüber, dass Herr Rudolf Knorr von der Bundes-
agentur für Arbeit im Verlauf der Anhörung am vergan-
genen Montag in diesem Zusammenhang noch einmal
klare Worte gefunden hat. Demnach legt die Bundes-
agentur für Arbeit mit „Beginn der Vermittlung fest,
welche Aktivitäten der Kunde selbst unternehmen soll“.
Dazu muss der, der in Arbeitslosigkeit geraten ist, natür-
lich auch bereit sein. Für das Gelingen unserer Reformen
sind auch die Mitarbeit der Bundesagentur für Arbeit
und die Initiative der Betroffenen unerlässlich.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614002700

Das Wort hat die Kollegin Brigitte Pothmer vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614002800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist

heute so, wie wir es sehr häufig hier erleben: Vor dem
Mikrofon und den Kameras zeigen sich die Vertreter der
Großen Koalition gern in tiefer Sorge um die Beschäfti-
gung Älterer; aber sobald die Kameras ausgeschaltet
sind, werden hinter den Kulissen die Statistiken frisiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Angelika Krüger-Leißner [SPD]: Das ist doch ein Märchen!)


Mit der Regelung, die Sie jetzt einführen, Frau Nah-
les, wird die Zahl der Arbeitslosen nicht mehr von der
realen Arbeitslosigkeit abhängig gemacht. Vielmehr ma-
chen Sie die Zahl der Arbeitslosen von der Arbeits-
marktlage abhängig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das, Frau Nahles, ist ein Konzept, mit dem Sie nicht die
Arbeitslosigkeit bekämpfen, sondern die Zahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Andrea Nahles [SPD]: Warum gucken Sie immer nur mich an?)


Vielleicht bekommen Sie damit eine bessere Bilanz,
aber mit Sicherheit keine geringere Arbeitslosigkeit.

Frau Nahles, auch Sie waren doch bei der Anhörung
dabei. Alle, aber auch alle Sachverständigen, die da ver-
treten waren, haben dieses Problem thematisiert.


(Andrea Nahles [SPD]: Entschuldigung, wenn Sie vielleicht auch mal Herrn Brauksiepe ansprechen würden!)


Sie haben darauf hingewiesen, dass diese Manipulation
real negative Folgen für die Betroffenen haben wird. Es
waren nicht unsere Sachverständigen, die das gesagt ha-
ben. Der DGB spricht zum Beispiel davon, dass Fehl-
anreize geschaffen werden, die dazu führen, dass für die-
sen betroffenen Personenkreis keine Angebote mehr
unterbreitet werden. Das wird zur Folge haben: weniger

V
t
g
f
d
M
g
m

S
h
f
b



t
r
r
S
s

t
n
g
v
b
d

f
d
d
a

w
d
t
K
g
i

l
v
g
w
s
K

(C (D ermittlungsbemühungen, mehr Arbeitslose. Der Vertreer der BDA, wahrlich nicht unser Sachverständiger, hat esagt, Statistiktricks würden dazu führen, dass der Reormbedarf am Arbeitsmarkt vernebelt wird. Die Bunesagentur für Arbeit selber fürchtet den Vorwurf der anipulation von Arbeitslosenzahlen, und zwar deswe en, weil sie diejenigen sind, die die Statistiken erstellen üssen. ie haben wahrlich noch sehr gut in Erinnerung, was es eißt, geschönte Vermittlungszahlen auf den Markt weren zu müssen. Die Erinnerungen an das Jahr 2002 sind ei ihnen jedenfalls noch sehr lebendig. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben was gelernt!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die haben was gelernt, die Große Koalition nicht.

Das IAB sagt, diese Regelung verschlechtere die Si-
uation älterer Hilfebedürftiger und laufe den Zielen Ih-
es Gesetzentwurfs zuwider. Die Sachverständigen wa-
en wohl alle zu begriffsstutzig, um zu erkennen, dass
ie damit Wohltaten über ältere Beschäftigungslose aus-
chütten werden.

Meine Damen und Herren von der Großen Koalition,
un Sie sich selbst, uns, aber auch den Steuerzahlern ei-
en Gefallen, und beenden Sie die Farce von Anhörun-
en, wenn die Positionen der Sachverständigen, die dort
orgetragen werden, in keiner Weise in Ihre Meinungs-
ildung und das, was Sie uns hier vorlegen, Eingang fin-
en.


(Andrea Nahles [SPD]: Die Grünen wollen die Anhörungen abschaffen!)


Was ich aber zusätzlich als sehr großes Problem emp-
inde, ist die Botschaft, die Sie mit dieser Regelung an
ie älteren Arbeitslosen senden. Die Botschaft heißt
och: Wer älter ist und keinen Job findet, ist nicht mehr
rbeitslos, sondern schlicht und ergreifend unbrauchbar.

Meine Damen und Herren, Sie predigen hier immer
ieder, dass ältere Arbeitnehmer gebraucht werden, dass
eren Integration in den Arbeitsmarkt für Sie eine zen-
rale arbeitsmarktpolitische Aufgabe ist. Aber wenn die
irche aus ist, werden die Betroffenen schlicht und er-
reifend ausgemustert. Was daran christlich oder sozial
st, müssen Sie uns einmal erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Schon die Verlängerung des Bezugs des Arbeits-
osengeldes I ist – das wissen Sie auch – letztlich ein
ergiftetes Geschenk. Daran ändert der Eingliederungs-
utschein, von dem hier heute noch einmal die Rede
ar, gar nichts. Der Eingliederungsgutschein ist ein In-

trument, mit dem Sie versucht haben, die berechtigte
ritik von Herrn Müntefering beiseitezuschieben.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Da hat die Anhörung andere Ergebnisse gebracht, Frau Pothmer!)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
In der Sache bringt dieser Eingliederungsgutschein
nichts. Wir haben bereits zwölf Kombilöhne. Sie glau-
ben doch nicht im Ernst, dass dieser 13. an irgendeiner
Stelle etwas ändern wird.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614002900

Bedenken Sie die Zeit, Frau Pothmer.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614003000

Ich komme zum Schluss. – Zur Eingliederung Älterer

in den Arbeitsmarkt trägt weder dieses Gesetz noch die-
ser Eingliederungsgutschein etwas bei. Das werden Sie,
wenn das Gesetz in Kraft ist, zur Kenntnis nehmen müs-
sen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614003100

Das Wort hat der Kollege Anton Schaaf von der SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1614003200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Frau Pothmer, wenn ich Sie
richtig verstanden habe, dann haben Sie eben gesagt, Sie
sind nicht damit einverstanden, dass wir den Bezug von
Arbeitslosengeld I jetzt verlängern.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Richtig!)


Sie halten die Systematik für falsch. So habe ich es ver-
standen. Gleichzeitig lehnen Sie es ab, dass der betrof-
fene Personenkreis – also ältere Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, die arbeitslos geworden sind – ab dem
63. Lebensjahr unter Umständen Rente beantragen
muss. Das heißt im Klartext: Sie wollen den Zeitraum
für den Bezug von Arbeitslosengeld II für ältere Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die keinen Job fin-
den, schlichtweg verlängern.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/ CSU]: So ist es!)


Sie wollen sie aus der aktiven Arbeitsmarktpolitik vor-
zeitig herausnehmen; denn der Bezug von Arbeitslosen-
geld I ist eine Versicherungsleistung. Gleichzeitig wol-
len Sie aber nicht, dass die Betroffenen frühverrentet
– oder wie Sie sagen: zwangsverrentet – werden. Damit
verlängern Sie schlichtweg die Bezugsdauer von
Arbeitslosengeld II für ältere Arbeitslose. Sonst nichts.
Das ist doch völlig klar.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Übrigens ist es mir ein absolutes Rätsel, wieso die
Grünen und die FDP – ich schaue zu Herrn Kolb herüber –
das Einhalten des Nachrangigkeitsprinzips in unseren
sozialen Sicherungssystemen in der Art und Weise in
Misskredit bringen.

U
n
W
g
s
z
e

I
r
k
w
s

d
d

W
S
S
s
s

h
M
A
f
a
w


S
m

s
F
h
b
e
e
H
w
A

D
t

Z
m
h

(C (D nser Sozialstaatsprinzip beruht darauf, dass man zuächst einmal die eigene Leistungsfähigkeit in die aagschale wirft. Erst wenn diese nicht ausreicht, dann reift die Solidarität der Allgemeinheit. Sie wollen diees Prinzip an dieser Stelle grundsätzlich außer Kraft seten. Sie setzen die Solidarität der Allgemeinheit vor die igene Leistungsfähigkeit. ch halte dies für einen völlig falschen Ansatz, der unseen Sozialstaat nachhaltig schädigen und infrage stellen ann. Bei der FDP verwundert mich das nicht: Das, was ir, paritätisch und solidarisch finanziert, als Sozial taatlichkeit begreifen, ist für die FDP Teufelswerk. Da ich gerade bei der FDP bin, will ich noch Folgenes sagen: Herr Niebel, Ihre Ausführungen hinsichtlich es Lobbyismus waren wirklich hochspannend. (Dirk Niebel [FDP]: Ich habe kein Problem mit Herrn Clement!)


(Beifall des Abg. Rolf Stöckel [SPD])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn man im Glashaus sitzt, sollte man aber nicht mit
teinen werfen. Ihr Hinweis auf Amerika und die dortige
teuersenkung war schon bemerkenswert. Ihre klassi-
che Klientel, nämlich die Manager bei Banken, Ver-
icherungen und in der Maklerwirtschaft in Amerika,


(Dirk Niebel [FDP]: Die alte Leier!)


at eine massive Krise verursacht, die Millionen von
enschen richtig viel Geld kosten wird. Diese haben in
merika eine Rezession heraufbeschworen. Aber Sie

eiern die amerikanische Regierung, weil sie sozusagen
ls Notwehrreaktion die Steuern senkt. Es ist schon aber-
itzig, wie Sie hier argumentieren.


(Beifall bei der SPD – Abg. Dirk Niebel [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Nein, Herr Niebel, ich lasse keine Zwischenfrage zu.
ie haben Ihre Wahlkampfrede schon gehalten. Ich
öchte Ihre Redezeit nicht noch verlängern.


(Beifall bei der SPD)


Herr Kollege Lafontaine, die Altersarmut muss man
icherlich auf der Agenda haben. Das ist überhaupt keine
rage; ich widerspreche Ihnen da nicht. Im Wesentlichen
at dieses Problem auch mit unterbrochenen Erwerbs-
iografien der Menschen zu tun. Übrigens hat Rot-Grün
ine untere Auffanggrenze eingeführt, nämlich die steu-
rfinanzierte Grundsicherung im Alter. Man kann über
öhen zwar immer diskutieren, aber immerhin haben
ir diese untere Grenze eingeführt, um dem Problem der
ltersarmut auf gerechte Art und Weise zu begegnen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])


ass man über die Höhe dieser Grundsicherung disku-
ieren kann, ist natürlich richtig.

Den Ist-Zustand bei der Altersarmut einfach in die
ukunft so zu übertragen, dass es für die eigene Argu-
entation passt, würde bedeuten, dass Politik nicht mehr

andlungsfähig ist. Die Sozialdemokraten werden das






(A) )



(B) )


Anton Schaaf
nicht tun. Wir werden die Zahl von 3,5 Millionen ar-
beitslosen Menschen, die aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit
befürchten müssen, im Alter arm zu sein, nicht hinneh-
men. Wir werden weiter daran arbeiten, dass die Men-
schen im Alter nicht arm sind, indem sie jetzt eine Arbeit
bekommen. Das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun zum Arbeitslosenversicherungsbeitrag. Auch
über dessen Höhe kann man miteinander streiten. Ich
gebe Ihnen recht, dass die Senkung dieses Beitrags be-
wirkt, das 25 Milliarden Euro bei denen bleiben, die die
Beiträge aufbringen. Aber wir nehmen dieses Geld nicht
aus der Kasse der Arbeitslosenversicherung. Vielmehr
bleibt es bei denen, die diese Beiträge normalerweise
aufbringen müssten.

Bei dem Arbeitslosengeld I schränken wir keine Leis-
tung ein. Auch das muss man einmal festhalten. Der Ein-
gliederungstitel wird nicht verändert. Es ist ja nicht so,
dass es keine aktive Arbeitsmarktpolitik mehr gibt. Aber
Sie sagen, dass wir an dieser Stelle den Unternehmen im
Lande Geschenke machen würden. Die Hälfte dieser
25 Milliarden Euro behalten die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in diesem Land; das muss man einmal
festhalten. Das verschweigen Sie grundsätzlich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Hälfte von dem, was Sie „vorenthaltenen Lohn“
nennen, bleibt bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmern.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Richtig!)


Das muss man klarmachen, wenn man sich bei allen an-
deren Sachen andauernd darüber beschwert, dass Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer zusätzlich belastet wer-
den. An dieser Stelle werden sie entlastet, und die
Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung werden in
keiner Weise eingeschränkt.

Man muss sich anschauen, wozu die Blüm’sche Ar-
beitsmarktpolitik – 32 Monate Arbeitslosengeld-I-Bezug –
geführt hat. Damals war alles in Ordnung; wir alle haben
es gefeiert. Im Nachhinein muss man aber feststellen,
dass diese Politik zu folgender Situation geführt hat: Die
älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, in der Re-
gel in der Großindustrie und im öffentlichen Dienst, die
mit zunehmendem Alter teurer werden, sind von den
Unternehmen systematisch aus den Produktionsprozes-
sen gedrängt worden. Systematisch! Dies geschah nur,
weil sie älter und teurer und an der einen oder anderen
Stelle eventuell nicht mehr leistungsfähig waren.

Diese Praxis, bei der den Älteren suggeriert wird,
dass sie in dieser Gesellschaft nicht mehr brauchbar
sind, weil sie über 50 Jahre alt sind, haben wir schlicht-
weg beendet. Es ist richtig, dass wir sie beendet haben.


(Beifall bei der SPD – Kornelia Möller [DIE LINKE]: Nein, das ist falsch! Sie haben nicht bei den Unternehmen angesetzt, sondern bei den Beschäftigten!)


te
A
s
r
g
A
5
w
d
w
m

z
H
m
S
b

h
g
k
f
s
d
h
s

I
k
t
d
b

n
k
m
e
W
Y

K

(C (D Sie können an dieser Stelle kritisieren, wie Sie möchn. Man muss sich die Beschäftigungsquote älterer rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einmal an chauen. Wenn Sie dann sagen, dass bei den über 60-Jähigen die Verbesserung am Arbeitsmarkt noch nicht anekommen ist, gebe ich Ihnen zunächst einmal recht. ber bei den über 50-Jährigen sowie auch bei den über 5-Jährigen ist sie angekommen. Die über 55-Jährigen erden dann über 60 Jahre alt, und die Verbesserungen, ie am Arbeitsmarkt tatsächlich stattgefunden haben, erden somit auch bei ihnen ankommen. Das ist für ich überhaupt keine Frage. Lassen Sie mich ganz zum Schluss, weil meine Redeeit am Ende ist, Folgendes sagen – sicherlich auch im inblick auf das Wochenende, da fast jeder Redner vor ir Wahlkampf gemacht hat –: Die Art und Weise, in der ie mit Sachthemen den Menschen Panik gemacht haen, fällt in sich zusammen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Der Kollege Schneider at zu Recht darauf hingewiesen, dass die derzeitige Reelung zu massenhaften Zwangsverrentungen führen önnte, wenn wir nicht zum 1. Januar 2008 einen Ersatz ür die 58er-Regelung schaffen. Herr Kollege Schneider, o haben Sie es auch formuliert. Herausgekommen ist abei – das darf man einmal sagen –: Es wurden massenaft Menschen verunsichert, die jetzt in der Situation ind. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Durch Ihre Politik sind sie verunsichert! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sie müssen gerade darüber reden!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


hre Prognose ist aber in keiner Weise eingetreten. – Ich
ann das in der politischen Auseinandersetzung aushal-
en. Aber bei den Menschen, die Sie mit der Androhung
er Zwangsverrentung zum 1. Januar verunsichert ha-
en, sollten Sie sich entschuldigen, Herr Schneider.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614003300

Herr Kollege Schaaf, kommen Sie bitte zum Schluss.


Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1614003400

Ich bin schon am Schluss.

Ich kann den Menschen in Hessen und Niedersachsen
ur sagen: Wenn Sie keine Ankündigungspolitik und
eine Panikmache haben wollen, wenn Sie wollen, dass
an Ihnen seriöse Lösungen anbietet, für die man sich

insetzt und die man umsetzt, dann wählen Sie am
ochenende nicht Protest; wählen Sie SPD: Jüttner,
psilanti!


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Heuchler! – Dirk Niebel [FDP]: Das sieht Herr Clement ganz anders!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614003500

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

ollegen Dr. Heinrich Kolb.






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1614003600

Herr Kollege Schaaf, es war wirklich ein beeindru-

ckendes Schauspiel, wie Sie anderen Wahlkampf vorge-
worfen haben, aber selbst in einer Art und Weise überzo-
gen haben, wie ich es in diesem Hause noch nicht erlebt
habe.


(Anton Schaaf [SPD]: Ich habe mich angepasst!)


Sie sollten sich wirklich überlegen, ob das angemessen
war.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben den Grünen und uns vorgeworfen, wir hät-
ten eine seltsame Sichtweise, was den Nachrangigkeits-
grundsatz angeht. Ich frage Sie: Darf nicht auch der
Staat, darf nicht auch ein Gemeinwesen rechnen? Ist es
wirklich sinnvoll, Menschen zwei Jahre früher mit Ab-
schlägen in den Ruhestand zu schicken und dafür zu ris-
kieren, dass ihnen nach dem 65. Lebensjahr für die ge-
samte Rentenbezugsdauer aufstockende Grundsicherung
gezahlt werden muss? Wenn Sie sich das einmal genau
anschauen, werden auch Sie zu dem Ergebnis kommen,
dass das in vielen Fällen ein Nullsummenspiel sein wird.
Weil das so ist, hat aus unserer Sicht Priorität, dass die
Menschen im Erwerbsleben bleiben. Deshalb ist dies ge-
rechtfertigt.


(Beifall bei der FDP)


Ein bisschen schwanger zu sein, wie Sie sich das vorstel-
len, geht außerdem nicht. Entweder gilt der Nachrangig-
keitsgrundsatz – dann hätte man die Altersgrenze nicht
von 60 auf 63 Jahre anheben dürfen –, oder er gilt nicht
in dieser Schärfe. Ich glaube, das, was wir vorgetragen
haben, entbehrt nicht eines gewissen Augenmaßes.

Ich möchte Ihnen einen weiteren Punkt vorhalten. Sie
haben gesagt, amerikanische Bankenmanager seien eine
Klientel der FDP. Ich sage Ihnen: Schauen Sie sich ein-
mal die deutschen Bankenmanager an, insbesondere die,
die für die derzeitige Finanzkrise verantwortlich sind!
Ich nenne nur die Stichworte „Sachsen Landesbank“,
„KfW“ und „IKB“. Die Leute, die dort Verantwortung
tragen, haben Parteibücher der Großen Koalition, aber
doch nicht der FDP. Das muss man hier einmal deutlich
sagen.


(Beifall bei der FDP)


Am bemerkenswertesten fand ich schließlich, was Sie
nicht gesagt haben. Auf meinen Vorhalt „Der Maurer
wird zwangsverrentet, der Bauingenieur nicht“ haben
Sie sich, obwohl Sie alles andere hier schön haben Re-
vue passieren lassen, in keiner Weise bezogen. Der ei-
gentliche Skandal ist, dass Sie auf solche Vorwürfe nicht
eingehen. Das, meine ich, sollten Menschen bedenken,
wenn sie irgendwann einmal – nicht am Sonntag – vor
Wahlentscheidungen stehen.


(Zurufe von der FDP: Auch am Sonntag! Gerade am Sonntag!)


Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)


B

I
s
s
m

D
e
s
d
E
r

M
m
W
A
g
s
p
t
g
a

S
S
g
S
D
k

d

w
R
i
s
c
e

U

(C (D Herr Kollege Schaaf zur Erwiderung. Herr Kollege Kolb, ich bleibe bei meiner Aussage in ezug auf Ihre spezielle Klientel. ch bleibe auch dabei, dass man schauen kann, was diese pezielle Klientel zum Teil mit Menschen anrichtet. Das ieht man zum Beispiel jetzt in Bochum, wo skrupellos it der Zukunft von Menschen hantiert wird. (Zuruf von der FDP: Das hat doch mit der FDP nichts zu tun! – Dirk Niebel [FDP]: Ich habe nicht einmal eine Nokia-Aktie!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614003700
Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1614003800

(Dirk Niebel [FDP]: Falsch!)


ann wird von Teilen der FDP – ich habe mir da das
ine oder andere anschauen dürfen und antun müssen –
ogar noch gerechtfertigt, dass Unternehmen sozusagen
en Subventionen hinterherreisen und überall verbrannte
rde hinterlassen. Ich habe mir Argumentationen anhö-

en müssen, dass das eigentlich doch okay ist.

Aber das ist überhaupt nicht die Frage. Die Frage des
aurers oder des Dachdeckers ist eine ganz andere. Sie
üssen sich anschauen, was die Koalition da auf den
eg gebracht hat, zum Beispiel was die Frage von guter
rbeit angeht, was die Frage von Qualität von Arbeit an-
eht. Wir werden nie verhindern können, dass Menschen
ich kaputtarbeiten. Wir können aber an dieser Stelle
räventiv arbeiten. Wenn Menschen sich kaputtgearbei-
et haben, müssen wir ihnen eine vernünftige Antwort
eben. Das ist der entscheidende Punkt. Sie liefern diese
llerdings überhaupt nicht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie kneifen!)


ie individualisieren das Lebensrisiko Arbeitslosigkeit.
ie individualisieren das Lebensrisiko Alter. Sie wollen
ar nicht die Solidarität des Staates und auch nicht die
olidarität der Arbeitgeber, die jetzt mit dazu beitragen.
aher habe ich von dem, was ich eben gesagt habe, in
einer Weise irgendetwas zurückzunehmen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614003900

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Meckelburg von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1614004000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

ill dem Beispiel von Herr Schaaf im Schlusssatz seiner
ede jetzt nicht nachkommen. Wir sind zwar irgendwo

m Wahlkampf; aber die Bürgerinnen und Bürger werden
chon wissen, wo sie am Sonntag ihr Kreuzchen ma-
hen. Ich glaube, dass unsere Debatte das nicht groß be-
influssen wird.

Ich will noch einmal festhalten: Es geht heute um die
msetzung der Koalitionsbeschlüsse vom November.






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg
Der erste Teil, die Verringerung des Arbeitslosenver-
sicherungsbeitrages, ist umgesetzt; dies haben wir be-
reits im letzten Jahr beschlossen. Ich will noch einmal
auf die Wirkung hinweisen: Wir haben die Arbeitslosen-
versicherungsbeiträge in zwei Stufen – zum 1. Januar
letzten Jahres und zum 1. Januar dieses Jahres – von
6,5 Prozent auf 3,3 Prozent verringert. Das sind 25 Mil-
liarden Euro, die an diejenigen zurückgehen, die Bei-
träge zahlen. Das bedeutet für Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer im Schnitt 400 Euro Einkommen mehr im
Jahr. Ich glaube, das muss man an dieser Stelle noch ein-
mal sagen, weil es Kosten senkt und dazu beiträgt, dass
neue Arbeitsplätze geschaffen werden, auch wenn Sie
von den Linken das ständig bezweifeln.

Im zweiten Teil geht es heute darum, die Anspruchs-
dauer beim Arbeitslosengeld I zu verlängern und den
Eingliederungsgutschein als neues Instrument einzu-
führen. Ich will es deutlich sagen: Wir wissen, dass die
Situation Älterer am Arbeitsmarkt besser geworden ist.
Wir wissen, dass die Zahlen eine positive Sprache spre-
chen. Dennoch wissen wir auch: Ältere brauchen nach
wie vor länger, um wieder in Arbeit zu kommen. Deswe-
gen ist es sinnvoll, eine solche stufenweise Verlängerung
vorzunehmen. Im Einzelnen steigt die Anspruchsdauer
in drei Altersstufen – 50, 55 und 58 Jahre – auf 15, 18
bzw. 24 Monate. Als Union sind wir der Auffassung,
dass wir mit diesen Stufen vor allen Dingen diejenigen
erreichen, die lange Zeit in die Sozialversicherung ein-
gezahlt haben. Davon sollen sie auch profitieren, und in-
sofern stellt dies ein Stück Gerechtigkeit dar. Zugleich
geht es darum, die Chance für Ältere zu erhöhen, in Ar-
beit zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich füge hinzu, wobei ich ein bisschen überzeichne:
Mit der Verlängerung des Arbeitslosengeldes I wollen
wir nicht erreichen, dass man sich länger in Arbeitslosig-
keit wohlfühlen kann. Unser Ziel ist es, vermehrt auch
ältere Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu brin-
gen. Es ist das Ziel dieser Gesetzgebung, ältere Men-
schen noch stärker in Arbeit zu bringen, als es bereits
zurzeit der Fall ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In diesem Zusammenhang ist das Instrument des Ein-
gliederungsgutscheins eine Notwendigkeit, weil er
hilft, die Zeit wirklich zu nutzen, in der man unter Bezug
von Arbeitslosengeld I nach Arbeit suchen kann. Über
die Bedingungen des Eingliederungsgutscheins werde
ich nicht viel sagen. Er bedeutet, dass man sich bewer-
ben kann und gleichzeitig die Möglichkeit hat, ein Jahr
lang gefördert zu werden. Entweder bekommt man die-
sen Eingliederungsgutschein, verbunden mit einem kon-
kreten Arbeitsangebot, von der Arbeitsagentur, oder man
bekommt – das ist neu, und das muss in die Köpfe älterer
Menschen hinein – den Auftrag, sich selbst um dessen
Einlösung zu bemühen, sich also selbstständig zu bewer-
ben. Es geht konkret um verstärkte Eigenbemühungen.
Die Eingliederungsvereinbarung zwischen der Arbeits-
agentur und dem Arbeitslosen sieht vor, dass beide Sei-
ten alle drei Monate miteinander Kontakt haben. Auf

d
C
g

s
H
f
g
A

v
n
V
d
W
l
d

k
s
w
D
b
w
v
m





d
l
u
n
u
r

z
H
M
m
n
s

g
h
R
l
n

(C (D iese Weise wird nachjustiert werden können, um alle hancen zu nutzen, ältere Menschen in Arbeit zu brinen. Das ist das Hauptziel. Dasselbe gilt für die 58er-Regelung. In diesem Zu ammenhang erwähne ich, dass es im Gesetz auch einen inweis auf eine Rechtsverordnung gibt, mit der Härte älle geregelt werden. Hier soll ein Ermessensspielraum enutzt werden können, welche Maßnahme seitens der rbeitsagentur in Angriff genommen werden kann. Wir nehmen auch eine Veränderung beim Zuverdienst or; das ist von allen positiv bewertet worden. Wir sehen un eine gleichmäßige Grenze von 400 Euro vor. In der ergangenheit hat es hier Schwierigkeiten gegeben, weil ie Menschen gedacht haben, dies sei die Grenze. In irklichkeit lag sie etwas darunter. Das ist jetzt einheit ich geregelt; auch dies ist ein Fortschritt, den wir mit iesem Gesetz erreichen. Dafür, dass dies alles zum 1. Januar in Kraft treten ann, obwohl es endgültig erst Mitte Februar beschlosen sein wird – wir beschließen es heute, der Bundesrat ird dem folgen –, haben wir Regelungen getroffen. ass wir dies hinbekommen haben, ist im Ausschuss eispielsweise von der Fraktion der Grünen gelobt orden. Das ist nicht ganz einfach; aber alle sind darauf orbereitet, zu wissen, dass die Fälle, die infrage komen – – (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat Sie denn gelobt?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sie waren es, glaube ich, Frau Schewe-Gerigk.

(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich war das? Keine üble Nachrede!)


Okay, zumindest einer von Ihnen.
Es soll also dann, wenn man nach geltendem Recht ab

em 1. Januar bereits im Rentenbezug wäre, die Mög-
ichkeit bestehen, dies wieder rückgängig zu machen
nd die verlängerten Arbeitslosengeld-I-Bezugszeiten zu
utzen. Dies ist vorbereitet und wird auch relativ zügig
mgesetzt werden können, weil alle Partner bereits da-
an arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Anton Schaaf [SPD])


Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas Kritisches
u den Anträgen der FDP sagen. Einer Ihrer Anträge,
err Niebel, ist der Standardantrag, der eine Liste von
öglichkeiten enthält, wie man Wirtschaft und Arbeits-
arkt verändern kann. Sie wissen, dass es hier dafür

ach wie vor keine Mehrheit gibt. Sie können ihn gerne
tellen; wir werden ihn ablehnen.

Die Vorstellung der FDP, bei einer Rente mit 60 unbe-
renzt hinzuverdienen zu können, ist aus meiner Sicht
öchst unsozial, weil derjenige, der nur einen geringen
entenanspruch hat und nicht über der Mindestmarge

iegt, weiterhin arbeiten muss, da er diese Möglichkeit
icht nutzen kann,


(Widerspruch des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])







(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg
während derjenige, der diese Grenze erreicht hat und
über dem Mindestarbeitslosengeldbezug liegt, in Rente
gehen und tüchtig dazuverdienen kann. Das heißt, dieje-
nigen, die vorher schon ordentlich verdient haben und
eine ordentliche Rente mit 60 bekommen, können auch
noch ordentlich dazuverdienen. Ich halte dies für höchst
ungerecht; ich sage dies in aller Deutlichkeit.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In diesem Punkt haben Sie ausnahmsweise recht! Für das Protokoll: Lob bei den Grünen!)


Jetzt noch ein Wort zu den Anträgen und Bemerkun-
gen der Linken. Herr Lafontaine, wenn Sie von Abschlä-
gen in Höhe von 14,4 Prozent reden, dann wollen Sie
damit den Menschen fürchterlich Bange machen. Sie
müssen aber auch angeben, worauf sich diese 14,4 Pro-
zent beziehen: Sie beziehen sich auf das Jahr 2029; denn
erst dann kommt die Rente mit 67.

Das heißt, Sie machen heute den Menschen Angst mit
etwas, was erst 2029 möglicherweise ansteht.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Die jungen Leute müssen wissen, was auf sie zukommt!)


In der Zwischenzeit wird sich der Arbeitsmarkt positiv
entwickeln. Das ist dringend notwendig. Ich bin sicher,
dass wir beide nicht mehr dem Parlament angehören,
Herr Lafontaine, wenn die entsprechenden Regelungen
anstehen.


(Anton Schaaf [SPD]: Das weiß man nie!)


Sie wollen – das ist Ihre Alternative – lieber lange Ar-
beitslosengeld zahlen. Sie wollen nicht die Menschen in
Arbeit bringen, sondern beschränken sich nur darauf,
wie man den Menschen möglichst lange Arbeitslosen-
geld zahlen kann. Konkret heißt das, dass Sie älteren
Arbeitslosen möglichst lange ALG I oder ALG II ge-
währen wollen, und zwar – je nachdem, wie die Einzah-
lungen waren – möglicherweise auf einem niedrigeren
Niveau. Das ist völlig falsch.


(Widerspruch bei der LINKEN – Kornelia Möller [DIE LINKE]: So ein Unsinn, Herr Meckelburg!)


Wir als Koalition wollen, dass möglichst viele Men-
schen in Arbeit kommen und dadurch auch entsprechend
hohe Renten beziehen. Wir wollen höhere Einzahlungen
und höhere Renten erreichen, als mit Ihrem Modell mög-
lich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das ist Almosenniveau. Sie haben dieses Wort ja eben
gebraucht.

Herr Präsident, gestatten Sie mir eine abschließende
Bemerkung. – Der größte Vorwurf, den man Ihnen ma-
chen muss, ist, dass Sie als gemischte Partei irgendwo in
der Nachfolge der SED stehen.


(Lachen bei der LINKEN)


Das müssen vor allem diejenigen wissen, die neu dazu-
gekommen sind, und damit auch Sie, Herr Lafontaine.

D
S

d
D
e

W
d

F
G
g
A
s
s
a
n

t

d
s
w
h
d
g
B

s
a
z
A
m
d

B

u
G
G

(C (D adurch, dass Sie in diese Partei eingetreten sind, stellen ie sich auch in die Nachfolge. Der größte Vorwurf, den man Ihnen machen muss, ist, ass Sie 40 Jahre lang die Menschen in einem Teil eutschlands von wirtschaftlicher Entwicklung, Lohn ntwicklung und Wohlstand ausgeschlossen haben. ir sind dabei, dies auszugleichen. Sie sind die Letzten, ie das Recht haben, ständig als Ratgeber aufzutreten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Oskar Lafontaine [DIE LINKE], an die CDU/CSU gewandt: Heuchler! Ihr seid jämmerliche Heuchler! Ihr habt die Blockparteien einkassiert! Die Bauernpartei war eine stalinistische Gründung! Die sitzen bei euch im CDU-Vorstand! Ihr seid schlimme Heuchler! Pharisäer! Da sitzen die ganzen Blockflöten!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614004100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
raktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
esetzentwurf zur Änderung des Dritten Buches Sozial-
esetzbuch und anderer Gesetze. Der Ausschuss für
rbeit und Soziales empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-

chlussempfehlung auf Drucksache 16/7866, den Ge-
etzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD
uf Drucksache 16/7460 in der Ausschussfassung anzu-
ehmen.

Die Fraktion Die Linke hat Teilung der Frage bean-
ragt.

Ich rufe daher zunächst Art. 1 des Gesetzentwurfes
er Fraktionen der CDU/CSU und der SPD in der Aus-
chussfassung auf. Ich bitte diejenigen, die zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Art. 1 ist angenommen mit den Stimmen
er Koalitionsfraktionen und der Fraktion Die Linke ge-
en die Stimmen der FDP-Fraktion und der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen.

Ich rufe Art. 2 bis Art. 7 sowie Einleitung und Über-
chrift des Gesetzentwurfes in der Ausschussfassung
uf. Ich bitte diejenigen, die zustimmen, um ihr Hand-
eichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Art. 2 bis
rt. 7 sowie Einleitung und Überschrift sind angenom-
en mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen

ie Stimmen der Oppositionsfraktionen.

Damit ist der Gesetzentwurf in allen Teilen in zweiter
eratung angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen.

Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion
Die Linke zur Änderung des Zweiten Buches Sozialge-
setzbuch. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales emp-
fiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/7866, den Gesetzentwurf der Fraktion
Die Linke auf Drucksache 16/7459 abzulehnen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung gegen
die Stimmen der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/
Die Grünen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
und der FDP-Fraktion abgelehnt. Damit entfällt nach un-
serer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Wir setzen die Abstimmungen über die Beschluss-
empfehlungen des Ausschusses für Arbeit und Soziales
auf Drucksache 16/7866 fort. Der Ausschuss empfiehlt un-
ter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des
Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/6644 mit
dem Titel „Beschäftigungschancen Älterer verbessern –
Reformen der Agenda 2010 nicht zurücknehmen“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen aller Fraktionen
bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion angenommen.

Unter Nr. 4 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7003 mit
dem Titel „Arbeit statt Frühverrentung fördern“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen aller Fraktionen gegen die Stimmen
der FDP-Fraktion angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 5 sei-
ner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/6929 mit dem
Titel „Beschäftigungssituation Älterer verbessern –
Übergänge vom Erwerbsleben in die Rente sozial gestal-
ten“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lung ist mit den Stimmen aller Fraktionen gegen die
Stimmen der Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Carl-
Ludwig Thiele, Frank Schäffler, Dr. Hermann
Otto Solms, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP

Keine Steuererhöhung bei der Erbschaft-
steuer – Gesetzentwurf zur Reform des Erb-
schaftsteuer- und Bewertungsrechts zurück-
ziehen

– Drucksache 16/7765 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt

e
i

d
w

K
d
s
R
z

r
v
s
l
r
M
s
w
n
d

h
g
S
s
p
d

s
u
s
D
g
E

n
t
s
A
z
d
s
n
K
a

(C (D s dagegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann st das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als Sprecher er antragstellenden Fraktion dem Kollegen Carl-Ludig Thiele von der FDP-Fraktion das Wort. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten olleginnen und Kollegen! Die FDP-Fraktion fordert ie Bundesregierung auf, Steuererhöhungen bei der Erbchaftsteuer zu unterlassen und den Gesetzentwurf zur eform des Erbschaftsteuerund des Bewertungsrechts urückzuziehen. Es ist schon erstaunlich: Wir diskutieren zurzeit daüber, ob Subventionen für Großbetriebe zur Schaffung on Arbeitsplätzen sinnvoll sind. Dabei müssen wir festtellen, dass die Bindung zum Erhalt von Arbeitsplätzen ediglich fünf Jahre beträgt. Zeitgleich legt die Bundesegierung einen Gesetzentwurf vor, in dem der deutsche ittelstand für den Fall, dass er eine Stundung der Erbchaftsteuer erhält, 15 Jahre lang gebunden ist. Hiermit ird der Mittelstand wieder einmal in einer Form beachteiligt, wie es mittlerweile leider das Kennzeichen er Großen Koalition ist. (Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Das hat der Genosse der Bosse eingeleitet!)


(Beifall bei der FDP)

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1614004200

(Beifall bei der FDP)


Es ist doch eine verkehrte Welt: Großunternehmen er-
alten Millionensubventionen und sind nur fünf Jahre
ebunden, und der deutsche Mittelstand erhält keine
ubventionen, sondern wird nur dann steuerlich ver-
chont, wenn der Betrieb 15 Jahre fortgeführt wird. Das
asst hinten und vorne nicht. Das muss diskutiert wer-
en. Das soll der deutsche Mittelstand wissen.


(Beifall bei der FDP)


Schon bei der Unternehmensteuerreform wurden aus-
chließlich Kapitalgesellschaften entlastet. Die Lohn-
nd Einkommensteuerzahler und auch die mittelständi-
chen Personengesellschaften wurden nicht entlastet.
ieser rote Faden des praktischen Regierungshandelns
egen den deutschen Mittelstand setzt sich bei dieser
rbschaftsteuerreform fort.


(Dirk Niebel Es gibt – auch das möchte ich einmal ansprechen – eien fundamentalen Unterschied zwischen börsennotieren Kapitalgesellschaften und dem deutschen Mitteltand. Wenn ein Aktionär verstirbt, dann werden seine ktien vererbt und bewertet. Um die Steuerschuld zu ahlen, die dann festgesetzt wird, kann der Erbe Teile er Aktien verkaufen und aus dem Veräußerungserlös eine Steuern bezahlen. Aber kein einziges Großunterehmen in Deutschland hat jemals auch nur einen Cent apital durch die Erbschaftsteuer verloren, weil es eben n der Börse gehandelt wird. Carl-Ludwig Thiele Das ist bei familiengeführten Unternehmen grundsätzlich anders. Häufig fehlt der Kopf des Unternehmens. Da aber für die Zukunft des Unternehmens die wesentlichen Vermögenswerte in das Unternehmen investiert wurden, sind entsprechende freie Mittel nicht verfügbar. Die Erben sind daher häufig gezwungen, Teile des Unternehmens zu veräußern oder dem Unternehmen selbst Kapital zu entziehen, um die Erbschaftsteuer überhaupt zahlen zu können. Damit ist die Erbschaftsteuer im Bereich der Unternehmen eine ausschließliche Mittelstandsteuer. (Dirk Niebel [FDP]: Und vernichtet Arbeitsplätze!)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Das wird überhaupt nicht berücksichtigt.


(Beifall bei der FDP)


Ursprünglich ist das seitens der Großen Koalition er-
kannt worden. Deshalb ist, wie von der FDP schon seit
Jahren gefordert, in der Koalitionsvereinbarung erklärt
worden, dass für den Fall der Fortführung des Betriebes
die Erbschaftsteuer gestundet und diese bei Fortführung
des Unternehmens über zehn Jahre komplett erlassen
wird.


(Dirk Niebel [FDP]: Sehr vernünftig!)


Aber der nun vorgelegte Gesetzentwurf der Regierung
sieht gänzlich anders aus.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Täuschen und tricksen!)


Der Koalitionsvertrag wird gebrochen und damit auch
das Versprechen gegenüber dem deutschen Mittelstand;


(Florian Pronold [SPD]: Na, na, na!)


denn vorab werden 15 Prozent des Wertes der Unterneh-
men steuerpflichtig gestellt, ob die Begünstigung greift
oder nicht. Dabei muss man wissen, dass die Werte der
Unternehmen nach der Bewertung der Regierung das
Zwei- bis Dreifache – die Wirtschaft hat das Drei- bis
Vierfache errechnet; es gibt aber auch Fälle, die darüber
hinausgehen – betragen. Auf diese erhöhten Werte sind
vorab Steuern in Höhe von 15 Prozent zu zahlen. Damit
erreicht man in Einzelfällen die Höhe der Steuerbelas-
tung, die derzeit Unternehmen überhaupt zu tragen ha-
ben. Das ist keine Entlastung des Mittelstandes, sondern
eine Belastung des Mittelstandes, und die brauchen wir
in unserem Lande nicht.


(Beifall bei der FDP – Ernst Burgbacher [FDP]: Abzocke!)


Ich möchte noch auf einen weiteren Punkt hinweisen.
Der Staat macht auch ein schlechtes Geschäft. Derjenige,
der wegen der Erbschaftsteuer Deutschland verlässt,
zahlt Jahr für Jahr keine Steuern mehr in Deutschland.
Man muss sehen, dass wir in einem internationalen
Wettbewerb sind. Das wird überhaupt nicht berücksich-
tigt. In Österreich, unter einem sozialdemokratischen
Bundeskanzler, läuft die Erbschaftsteuer gerade aus und
wird in Zukunft nicht mehr erhoben. In Deutschland, un-
ter einer Kanzlerin von der Union, wird sie verfestigt

u
h

p
D
S
a
G
a
a
s
d
u
E
f
3
M
t
c
L
d
g
l
d
l
n
V

W
V
F
w

u
s
k
H

I
w
H
d
w
S
m
L
E

(C (D nd gegen die Interessen des Mittelstands deutlich eröht. Das kann nicht richtig sein. (Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Unglaublich!)


Ferner betreiben Sie eine maßlose Steuererhöhungs-
olitik gegenüber den Erben in der Steuerklasse II und III.
er Freibetrag wird zwar leicht von 5 000 Euro in der
teuerklasse II und 10 000 Euro in der Steuerklasse III
uf 20 000 Euro erhöht, aber der Eingangssteuersatz für
eschwister, Nichten und Neffen wird von 12 Prozent

uf 30 Prozent erhöht. Das gilt in der Steuerklasse III
uch für nichteheliche Lebensgemeinschaften. Ein Bei-
piel: Wenn ein Haus erworben wurde, dieses Haus nach
er neuen Bewertung einen Wert von 240 000 Euro hat
nd einer der Partner verstirbt, dann erhält der andere ein
rbe im Wert von 120 000 Euro. 20 000 Euro sind steuer-

rei, und die verbleibenden 100 000 Euro werden mit
0 000 Euro besteuert. Diese 30 000 Euro sind einen
onat nach Erhalt des Steuerbescheides fällig. Viele äl-

ere Bürger und Rentner in unserem Lande – entspre-
hende Briefe habe ich – fragen sich, wie sie an ihrem
ebensabend das Geld überhaupt aufbringen sollen, um
ie Steuern zahlen zu können. Auf der einen Seite wird
efordert, zu sparen und vorzusorgen, weil die Rente al-
eine den Lebensstandard im Alter nicht sichert; wenn
as aber geschehen ist, dann macht der Staat Kasse zu-
asten dieser Personen. Ein Steuersatz von 30 Prozent
icht auf die Bemessungsgrundlage, sondern auf den
ermögenswert geht in Richtung einer Teilenteignung.


(Beifall bei der FDP)


ir halten es für abenteuerlich, dass die Menschen, die
orsorge für sich, ihre Verwandten oder auch ihre
reunde getroffen haben, in der Form zur Kasse gebeten
erden. Das kann überhaupt nicht richtig sein.


(Florian Pronold [SPD]: Wenn die doch nicht verwandt sind! In der Steuerklasse III sind die nicht verwandt!)


Das Gesetz ist kompliziert, verwaltungsaufwendig
nd streitanfällig. Es hat leider gute Gründe, warum es
o spät auf die Tagesordnung des Deutschen Bundestags
ommt, nämlich damit es vor den Landtagswahlen in
essen und Niedersachsen nicht diskutiert werden kann.


(Florian Pronold [SPD]: Erzählen Sie doch nicht so einen Unsinn!)


ch appelliere an Sie: Überarbeiten Sie den Gesetzent-
urf, ziehen Sie ihn zurück! Denn so, wie er jetzt von
errn Koch und dem stellvertretenden Parteivorsitzen-
en der SPD, Herrn Steinbrück, auf den Weg gebracht
urde, ist er eine reine Zumutung und bedeutet eine
teuererhöhung. Mit der Erbschaftsteuer holen Sie sich
ehr als 4 Milliarden Euro von den Menschen, die ihr
eben lang gearbeitet und gespart haben. So kann der
ntwurf nicht bleiben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614004300

Das Wort hat der Kollege Otto Bernhardt von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1614004400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Wahlkampf lässt grüßen. Lieber Kollege
Thiele, schon die Überschrift Ihres Antrags ist falsch:


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein! Ist richtig!)


Der vorliegende Gesetzentwurf führt nicht zu einer Steuer-
erhöhung,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Doch!)


sondern er ist aufkommensneutral. Das wissen Sie. Sie
haben hier gegen besseres Wissen die Unwahrheit ge-
sagt. Das stelle ich zunächst einmal fest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Starker Tobak, Herr Bernhardt!)


Es ist zwar richtig, dass einige Sozialdemokraten
gerne einen höheren Erbschaftsteuersatz hätten. Es ist
auch richtig, dass einige Christdemokraten möglichst gar
keine Erbschaftsteuer oder einen geringeren Steuersatz
wollen.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Auch das ist richtig! – Gabriele Frechen [SPD]: So ist das Spannungsverhältnis!)


In dieser Zwölferkommission haben wir uns auf eine
aufkommensneutrale Lösung geeinigt. Wenn wir nichts
ändern würden, dieses Gesetz also nicht verabschiede-
ten, Herr Kollege Thiele, würden wir im nächsten Jahr
genauso viele Steuern einnehmen.

Das, was Sie zum Mittelstand gesagt haben, ist genauso
verkehrt wie das, was Sie zur Unternehmensteuerreform
gesagt haben. Bezüglich der Unternehmensteuerreform
hat das Europäische Zentrum für Wirtschaftsforschung
und Strategieberatung, nicht die Union, festgestellt, dass
der eigentliche Gewinner der Mittelstand ist, und zwar
ganz schlicht deshalb, weil der Mittelstand den Vorteil
der Steuersenkung hat und all die Gegenfinanzierungs-
maßnahmen den Mittelstand bekanntlich nicht treffen.

Wenn Sie in dieses Gesetz jetzt einmal hineinsehen,
dann stellen Sie fest – das ist politisch gar nicht so leicht;
Sie werden es gleich sehen –: Die Entlastung des Mit-
telstandes beim Übergang auf die nächste Generation
– sie ist im Koalitionsvertrag vereinbart – kostet etwa
750 Millionen Euro. Das heißt, die Neuordnung ist ein
Geschenk von 750 Millionen Euro an die Wirtschaft.

Da wir uns geeinigt haben, dass am Ende das Gleiche
herauskommt, mussten wir in der Tat andere stärker be-
lasten. Folglich standen wir vor der Frage: Wen? Wir ha-
ben uns in der Großen Koalition einvernehmlich ent-
schieden: Die engeren Angehörigen – Ehepartner,
Kinder, Enkelkinder – wollen wir trotz der höheren Be-
wertung – sie ist keine Erfindung von uns, sondern eine
Auflage des Bundesverfassungsgerichts – nicht stärker
belasten. Deshalb haben wir die Freibeträge dort in er-

h
t
w
d
s

t
d
k

S
R
r
B
d
e
g
u

d

a
h
a
t
d
v
r
c

b
g
s
n
v

e
r
A
s
g
1
l

d
t
e

u
s
e
I
d

(C (D eblichem Umfang erhöht. Da wir die Wirtschaft entlasen und die engeren Angehörigen nicht stärker belasten ollten, blieb uns nach Adam Riese nur die Möglichkeit, ie weitläufigeren Verwandten und die Nichtverwandten tärker zu belasten. Das ist das Ergebnis. Ich stelle fest, dass natürlich kein Gesetz den Bundesag so verlassen hat, wie es hineingekommen ist. Das hat er ehemalige und jetzige Vorsitzende der sozialdemoratischen Fraktion einmal deutlich gesagt. (Florian Pronold [SPD]: Herr Bernhardt, er ist noch Fraktionsvorsitzender!)


chauen Sie sich das Unternehmensteuergesetz an: Im
ahmen der Beratungen dieses Gesetzes wurden Ände-

ungen in Höhe von 620 Millionen Euro beschlossen.
ei der Unternehmensteuerreform ging es um 5 Milliar-
en Euro, die uns zur Verfügung standen. Ich sage noch
inmal: Wir haben im Rahmen der Beratungen Änderun-
en in Höhe von 620 Millionen Euro beschlossen. Es ist
ns damals sogar gelungen, eine bestimmte Maßnahme
den Übergang von EBIT zu EBITDA – durchzusetzen,
ie allein 400 Millionen Euro kostet.

Meine Kollegen von Stetten und Fuchs werden noch
uf einige Änderungswünsche meiner Fraktion einge-
en. Unser Veränderungswille und unsere Wünsche sind
llerdings lange nicht so umfangreich, wie es bei der Un-
ernehmensteuerreform der Fall war. Dort haben wir sie
urchgesetzt. Wir haben aber auch hier Wünsche; das ist
öllig klar. Ich bin ziemlich sicher: Wenn das Anhö-
ungsverfahren durchgeführt sein wird, wird noch man-
her Wunsch auf den Tisch kommen.


(Florian Pronold [SPD]: Weihnachten ist schon vorbei!)


An zwei Dingen werden wir jedoch festhalten. Es
leibt bei den 4 Milliarden Euro; darauf haben wir uns
eeinigt. Auch wenn mancher sagt: „Arbeitet nicht so
chnell!“ – ich kenne diese Aufforderung –, sage ich ge-
auso deutlich: Wir werden rechtzeitig ein neues Gesetz
erabschieden.

Ich gehe davon aus, dass wir schon Mitte Februar die
rste Lesung haben und im März ein Anhörungsverfah-
en durchführen werden. Ich hoffe, dass wir dann im
pril oder Mai – es gibt noch keine abschließenden Ent-

cheidungen – das Gesetz verabschieden. Ich bin dage-
en – um das auch deutlich zu sagen –, dass es gleich
4 Tage später in Kraft tritt. Dazwischen sollten mög-
ichst sechs oder acht Wochen liegen,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Den Leuten Zeit zum Sterben geben!)


amit die Betroffenen sich mit der neuen Situation ver-
raut machen können und nicht alle an einem Wochen-
nde zum Anwalt rennen


(Florian Pronold [SPD]: Oder alle sterben!)


nd dann Entscheidungen nur unter steuerlichen Ge-
ichtspunkten getroffen werden, die man nachher bedau-
rt. – Für Schenkungen gilt das Gleiche, Herr Kollege.
ch dachte nicht an Selbstmord. Für Schenkungen gelten
ie gleichen Beträge.






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt

(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist makaber!)


Dann gibt es einen weiteren Punkt in Ihrem Antrag,
Herr Kollege Thiele, bei dem Sie – was Sie sonst eigent-
lich nie machen – nicht ordentlich gearbeitet haben.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wahlkampf!)


Sie feiern da Frankreich und weisen darauf hin, dass dort
in Zukunft 90 Prozent aller Erbschaftsfälle steuerfrei
sein sollen. Bei uns sind heute schon 92 Prozent steuer-
frei. Ihnen liegt die Statistik vor. Nur 8 Prozent aller
Todesfälle oder Schenkungen führen heute in Deutsch-
land zu Erbschaftsteuerzahlungen.


(Gabriele Frechen [SPD]: Da haben wir ja noch Spielraum!)


Eines unserer Anliegen bei den Verhandlungen war
– der Kollege Pronold, der mit von der Partie war, wird
mir recht geben –, die Zahl der Betroffenen möglichst
nicht zu erhöhen. Es bleiben bei uns also 7 bis 8 Prozent.
Das heißt, das, was Frankreich erreichen will, haben wir
längst verwirklicht.

Natürlich weiß auch ich, dass eine Reihe von Ländern
weniger Erbschaftsteuer erhebt oder sie gerade abge-
schafft hat. Das stößt in meiner Fraktion durchaus auf
Sympathie. Nur, wir müssen natürlich darauf hinweisen:
Die Amerikaner haben eine viel höhere; die Engländer
haben eine höhere. Ich habe mir den internationalen Ver-
gleich angeguckt. Da liegt Deutschland im Mittelfeld.
Ich sage nicht, dass das gut ist. Aber ich sage genauso
deutlich: Eine ersatzlose Streichung der Erbschaftsteuer
wird politisch nicht durchsetzbar sein, nicht einmal bei
den Finanzministern der Union in den Ländern. Es gibt
zwar den ersten Landesfinanzminister, der sagt, er könne
sich das vorstellen.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Baden-Württemberg!)


Aber ich glaube nicht, dass es dafür eine Mehrheit gibt.
Deshalb sage ich: Man muss darüber nachdenken – das
ist eine Frage, die sich in der nächsten Legislaturperiode
stellt –, ob man die Erbschaftsteuer in die Einkommen-
steuer einarbeitet. Aber eine ersatzlose Streichung wer-
den wir nicht hinbekommen.

Lassen Sie mich abschließend feststellen: So, wie es
der Großen Koalition gelungen ist, eine vernünftige Un-
ternehmensteuerreform vorzulegen, werden wir uns
auch – da können Sie sicher sein – auf eine vernünftige
und mittelstandsfreundliche Erbschaftsteuerreform eini-
gen. Wir müssen Sie enttäuschen: Den großen Krach,
den einige erwarten, wird es auch bei dieser wichtigen
Reform nicht geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Den gibt es in der FDP! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ihr seid doch nicht alle damit zufrieden!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614004500

Das Wort hat die Kollegin Dr. Barbara Höll von der

Fraktion Die Linke.

E
r
Z
a
E
s
v
r
e
b

D

z
t
g
G
h
M
b
o
L

E

t
d
h
d
d

S
b
f
m

g
E

d
ß
u

(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ben haben wir über die völlig unzureichende Verlängeung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I, über die wangsverrentung ab 63 und die einsetzende Altersrmut gesprochen. Herr Thiele, ich muss Ihnen sagen: in Großteil der Rentnerinnen und Rentner wird froh ein, wenn sie noch ein bisschen gespart haben, um sich ielleicht eine neue Brille kaufen oder die dritten Zähne eparieren lassen zu können. Wenn ein Rentner verstirbt, rbt ja wohl nicht er und zahlt Erschaftsteuer, sondern estenfalls seine Frau, Kinder oder Enkelkinder. as zur Klarstellung. In meiner Heimatstadt Leipzig plakatiert die FDP dereit: Kitas sanieren. – Eine berechtigte Forderung, berachtet man den baulichen Zustand auch des Kinderartens, den meine Tochter besucht. In Leipzig reicht das eld hinten und vorne nicht, auch weil wir die Armutsauptstadt Sachsens sind, eine Stadt, in der Tausende änner und Frauen, aber auch Kinder von Hartz IV le en müssen. Deshalb wollen nun die Leipziger Stadtverrdneten der FDP, der CDU und der SPD 49 Prozent der eipziger Stadtwerke privatisieren. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Da ist aber keine Erbschaftsteuer fällig!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614004600

(Dirk Niebel [FDP]: Oder Geschwister!)


inem Bürgerbegehren ist es


(Iris Gleicke [SPD]: Da können Sie Christine Ostrowski fragen, wie man das macht!)


rotz der äußerst hohen Quoren in Sachsen gelungen,
ass wir am Sonntag einen Bürgerentscheid in der Stadt
aben. Leipziger Bürgerinnen und Bürger werden über
ie Verscherbelung des städtischen Tafelsilbers entschei-
en können.


(Dirk Niebel [FDP]: Ist hier der Gemeinderat?)


tädte wie Leipzig haben zu wenig Geld, um ihre Aufga-
en erfüllen zu können, und auch das Land Sachsen ver-
ügt nicht über die Mittel, um diese Aufgaben überneh-
en zu können.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist aber eine Landessteuer!)


Sie von der FDP stellen sich heute hier hin und schla-
en allen Ernstes vor, der Bundestag möge mal eben auf
innahmen in Höhe von 4 Milliarden Euro verzichten,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Für die Länder! – Dirk Niebel [FDP]: Die kriegen wir doch gar nicht!)


ie den Bundesländern über die Erbschaftsteuer zuflie-
en; das ist die Intention Ihres Antrages. Das ist schlicht
nd einfach verantwortungslos.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Zur Begründung fällt Ihnen nichts weiter ein, als auf
den internationalen Steuerwettbewerb und Länder, in
denen keine Erbschaftsteuer erhoben wird, zu verweisen.
Sie verschweigen natürlich, dass diese Länder ganz an-
dere Steuersysteme haben und einige beim Einkommen
ordentlich zugreifen. Sie verweisen nicht auf Länder wie
die Vereinigten Staaten von Amerika, wo den öffentli-
chen Kassen über die Erbschaftsteuer jährlich immerhin
rund 70 Milliarden Dollar zufließen. Sie verweisen auch
nicht auf Italien, welches die Erbschaftsteuer im Jahre
2006 – man höre und staune – wieder eingeführt hat.

In Ihrem Antrag kritisieren Sie den Gesetzentwurf der
Bundesregierung und fordern letztendlich den Verzicht
auf jegliche Erbschaftsbesteuerung. Sie fordern den Ver-
zicht auf 4 Milliarden Euro, die wir für Kindertagesstät-
ten, Schulen und Krankenhäuser brauchen.


(Dirk Niebel [FDP]: Aber das, was Sie da erzählen, steht nicht im Antrag!)


Auch ich habe viel am Regierungsentwurf zu kritisieren;
darüber werden wir zu gegebener Zeit sprechen. Hier
nur so viel: Das jährlich anfallende Erbvolumen wird in
den nächsten Jahren massiv ansteigen. Seriöse Schätzun-
gen gehen von insgesamt 130 Milliarden Euro aus.
Wenn die Regierung dabei bleibt, wie es in ihrem Ge-
setzentwurf steht, über die Erbschaftsteuer nur 4 Milliar-
den Euro einnehmen zu wollen, so ist das de facto schon
eine Senkung; und das kritisieren wir.


(Beifall bei der LINKEN)


Erbschaften werden in Deutschland immer häufiger
zu einem wesentlichen Faktor der Vermögensbildung.
Die Regierung der Großen Koalition entlässt gerade die
wirtschaftlich Leistungsfähigen immer stärker aus ihrer
sozialen Verantwortung: Senkung des Spitzensteuersat-
zes, Nichterhebung der Vermögensteuer und tenden-
zielle Absenkung der Erbschaftsteuer – das ist keine so-
zial gerechte Politik.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich muss Ihnen den Vorwurf machen, dass Sie der Öf-
fentlichkeit einen Gesetzentwurf vorlegen, obwohl Sie
im Dunkeln stochern. Unsere Fraktion hat nach den
Auswirkungen der Reform des Erbschaftsteuer- und
Bewertungsrechts gefragt. Was haben Sie geantwortet?

Die Fragen 5 bis 12 werden zusammenhängend wie
folgt beantwortet: Zu den erfragten Werten zur
durchschnittlichen Erbschaftsteuerbelastung liegen
keine Angaben vor.

Ich frage mich, wie Sie Ihre Gesetze machen, wenn Sie
uns, dem Parlament, nicht einmal sagen können, welche
Auswirkungen dieses Gesetz hätte. Das kann doch wohl
nicht sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Werden wir konkret: Eine Erbschaft oder eine Schen-
kung ist aus Sicht des Empfängers immer ein Vermö-
genszuwachs. Allerdings sind die Chancen der Bürgerin-
nen und Bürger, in den Genuss einer Erbschaft und
damit zu Vermögen zu kommen, äußerst ungleich ver-
teilt. Zwei Drittel der Bevölkerung über 17 Jahren verfü-

g
e
k
F
z
ü
m
m
1
k
H
5
1
i
a

g
V
S
d
u
t
E
m
i
1
d
d
v

d
G
d
S
s
e
a
P
i
s

S
s
b
n

t
l
u
t
d

W
E
m
M
E

(C (D en in der Bundesrepublik Deutschland über kein oder in sehr geringes Nettovermögen. 1 Prozent der Bevölerung verfügt allein über 20 Prozent des Vermögens. asst man das etwas weiter, stellt man fest, dass 10 Proent der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ber 60 Prozent des Nettovermögens verfügen. Da Verögen bekanntlich zum überwiegenden Teil in den Failien bleibt, erbten in den Jahren 2001 und 2002 knapp 0 Prozent aller Haushalte, denen eine Erbschaft zugute am, mehr als 250 000 Euro. Knapp 60 Prozent der aushalte erhielten Erbschaften von weniger als 1 000 Euro und 30 Prozent aller Haushalte weniger als 3 000 Euro. Der Volksmund sagt: Der Teufel scheißt mmer auf den größten Haufen. – Das hat nichts, aber uch gar nichts mit Chancengleichheit zu tun. Die Prinzipien Chancengerechtigkeit und Leistungserechtigkeit halten doch gerade Sie von der FDP als erfechter der Marktwirtschaft immer hoch. Erinnern ie sich zufällig noch an Walter Eucken, der gesagt hat, ass die Erbschaftsteuer die notwendige Korrektur ist, m die Marktwirtschaft in Gang zu halten? Er argumenierte, dass die Menschen sich nicht auf ihren großen rbschaften ausruhen sollen, sondern selber aktiv sein üssten. Daraus könnte man rein theoretisch – was auch ch nicht will – eine Erbschaftsbesteuerung in Höhe von 00 Prozent ableiten. Natürlich müsste es dann einen orentlichen Freibetrag geben, sodass sichergestellt ist, ass selbstgenutztes Wohneigentum in normaler Größe erschont bleibt. Das muss man vor dem Hintergrund betrachten, dass ie erbenden Kinder meistens nicht erst im Erbfall in den enuss von Vorteilen kommen, sondern bereits ganz anere Bildungschancen haben. Der Tochter oder dem ohn eines Millionärs ist der bauliche Zustand einer tädtischen Kindertagesstätte meistens egal; für sie gibt s Kindermädchen oder private Einrichtungen, die top usgestattet und saniert sind. Nicht ohne Grund hat die ISA-Studie 2006 erneut belegt, dass der Bildungserfolg n Deutschland wie in kaum einem anderen Land von der ozialen Herkunft abhängt. In Punkto Chancengleichheit hat Deutschland noch große Defizite abzubauen ... o die OECD. Eine entsprechend ausgestaltete Erbchaftsteuer kann ein Mittel sein, um die Ungleichheiten eim Vererben etwas abzubauen und mehr Generatioengerechtigkeit herzustellen. Nun einmal konkret zu den Punkten, die der FDP-Anrag enthält. Sie beklagen die angebliche Schlechterstelung der Immobilien. Das Bundesverfassungsgericht hat ns den Auftrag gegeben, möglichst alle Vermögensaren gleich zu behandeln. Darüber jetzt zu jammern, ist och einfach unehrlich. (Beifall bei der LINKEN – Florian Pronold [SPD]: Das stimmt!)


ir sehen die Möglichkeit und die Notwendigkeit, die
rbschaftsbesteuerung zu reformieren, und zwar so, dass
ehr Geld in die öffentlichen Kassen kommt. Unserer
einung nach besteht ein Potenzial, 6 bis 8 Milliarden

uro jährlich einzunehmen.






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Klipp und klar gesagt: Auch für uns als Linke ist es
wichtig, dass jeder und jede die Sicherheit hat, im Todes-
fall eines Angehörigen das selbstgenutzte Eigenheim
weiter nutzen zu können, ohne sich aufgrund der Erb-
schaftsteuer zu verschulden. Das kann man über Freibe-
träge sicherstellen. Es ist aber notwendig, endlich einmal
der Lebensrealität ins Auge zu sehen. Wir müssen uns
von der absoluten Privilegierung nach Verwandtschafts-
graden lösen. Es gibt nun einmal auch viele Menschen,
die zusammenleben, aber nicht die Möglichkeit haben,
zu heiraten, die nicht verwandt sind, aber eine ähnliche
Behandlung bei der Erbschaftsteuer brauchen. Ich finde
es gut, dass sich die CDU/CSU da etwas bewegt hat, zu-
mindest was Partnerschaften angeht. Aber da gilt es wei-
terzudenken.

Auch beim Betriebsvermögen gibt es Möglichkeiten,
wenn man an den sachlichen Wirtschaftsgütern im Be-
trieb anknüpft und nicht einfach allgemein sagt: Der Be-
trieb soll die nächsten zehn Jahre weiterbestehen. Denn
das ist eine Überforderung durch das Steuerrecht.

Wir haben konkret diesen Vorschlag vorgelegt: Wir
müssen das Erbschaftsteuerrecht so ändern, dass mehr
soziale Gerechtigkeit in der Bundesrepublik Deutsch-
land hergestellt wird.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614004700

Das Wort hat nun die Parlamentarische Staatssekretä-

rin Nicolette Kressl.

N
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1614004800


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Lassen Sie mich zunächst in Ergänzung des
Redebeitrags von Herrn Bernhardt, der Herrn Thiele
schon auf einige falsche Bewertungen in Sachen Unter-
nehmensbesteuerung hingewiesen hat, daran erinnern,
dass vor einigen Jahren die Anrechenbarkeit der Gewer-
besteuer auf die Einkommensteuer eingeführt worden
ist, was zu einer deutlichen Entlastung der mittelständi-
schen Unternehmen, die der Einkommensteuer unterlie-
gen, geführt hat. Dies war bereits ein ganz wichtiger
Schritt. Ich finde, das hätten Sie beim Thema „Einkom-
mensbesteuerung bzw. Unternehmensbesteuerung des
Mittelstandes“ nicht unterschlagen sollen.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Diese Koalition hat das nicht beschlossen, Frau Staatssekretärin!)


Zur Sache selbst. Die Bundesregierung hat am
11. Dezember des vergangenen Jahres den Entwurf des
Gesetzes zur Neuordnung des Erbschaftsteuer- und Be-
wertungsrechts im Kabinett beschlossen. Derzeit liegt er
dem Bundesrat zur Stellungnahme vor. Er wird zügig in
den Bundestag eingebracht werden; Herr Bernhardt hat
das schon angesprochen. Auch ich gehe davon aus, dass
der Gesetzentwurf den Fraktionen in der nächsten Sit-
zungswoche zur Beratung vorliegen wird.

j
e
g
d

I
t
n

s
n
v
W
n
e
z
s
l
d
p
s
t
L

v
t
d
s
W
e
r

k
s
E
f
Z
d
h
t
w

t
H
t
r
e
t

a
E
e
d

(C (D Ich finde es etwas unangebracht, dass manche schon etzt, vor der parlamentarischen Beratung dieses Gesetzntwurfes, behaupten, zu wissen, dass alles zurückgezoen werden muss und wie die Beratungen verlaufen weren. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die Kritik ist doch breit!)


ch lege nämlich sehr großen Wert darauf, dass die Frak-
ionen im parlamentarischen Verfahren auch die Ergeb-
isse der Anhörungen bewerten.

Zur Zielsetzung. Die Bundesregierung hat sich zwi-
chen zwei wichtigen Anforderungen bewegt. Zum ei-
en war der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts
om 7. November 2006 zur Erbschaftsteuer umzusetzen.
ie Sie wissen, genügt das bestehende System insoweit

icht der Verfassung, als bei den Vermögensarten bei
inheitlichem Steuersatz unterschiedliche Wertansätze
ugrunde gelegt werden. Das bedeutet, wir müssen dafür
orgen, dass sich die Bewertung in Zukunft in allen Fäl-
en am gemeinen Wert orientiert. Zum anderen hat sich
ie Große Koalition bereits zu Beginn dieser Legislatur-
eriode zum Ziel gesetzt, Unternehmensnachfolgen erb-
chaftsteuerlich zu erleichtern. Da die detaillierte Bera-
ung noch aussteht, will ich im Folgenden unsere
eitlinien darlegen.

Die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts, künftig
om gemeinen Wert auszugehen, würde ohne anderwei-
ige Veränderungen – das muss man betonen – zu einem
eutlich höheren Aufkommen führen. Dieses theoreti-
che Mehraufkommen soll nach unserem gemeinsamen

illen bei den Erben verbleiben, indem einerseits der
ngste Familienkreis entlastet und andererseits die Gene-
ationenfolge von Betrieben begünstigt wird.

Dazu einige Details. Angehörigen, die in Steuer-
lasse I sind, werden künftig kräftig angehobene per-
önliche Freibeträge eingeräumt: 500 000 Euro für
hegatten, 400 000 Euro für Kinder und 200 000 Euro

ür Enkel. Dies gilt, wohlgemerkt, pro Erwerber. Unser
iel war immer – es ist auch politisch so formuliert wor-
en –, den Wert eines durchschnittlichen Einfamilien-
auses abzudecken. Dass dieser Wert regional sehr un-
erschiedlich sein kann, ist in der politischen Debatte,
ie ich glaube, immer deutlich geworden.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Für Lafontaine reicht das nicht! Der hat es dann im Saarland schwer!)


Die entfernteren Verwandten und die Nichtverwand-
en, die in den Steuerklassen II oder III sind, werden, wie
err Bernhardt erwähnt hat, stärker belastet; das ist rich-

ig. Ich bin aber ganz sicher, dass wir in den parlamenta-
ischen Beratungen noch darüber diskutieren können, ob
s möglich ist, eine Differenzierung zwischen verwand-
en und nichtverwandten Erben vorzunehmen.

Zum Betriebsvermögen. Was das Betriebsvermögen
ngeht, haben wir gerade für den Mittelstand wichtige
rleichterungen vorgesehen. Er profitiert zunächst von
inem großzügigen Verschonungsabschlag. 15 Prozent
er Bemessungsgrundlage werden pauschal als nichtbe-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Nicolette Kressl
günstigt bestimmt. Im Übrigen erfolgt eine vollständige
Freistellung. Zusätzlich ist im Gesetzentwurf vorgese-
hen, einen sogenannten gleitenden Abzugsbetrag in
Höhe von 150 000 Euro zu gewähren. Dies führt im Er-
gebnis dazu, dass Betriebsvermögen im Gesamtwert von
1 Million Euro steuerfrei gestellt wird. Bis zu einem Ge-
samtwert des Betriebsvermögens in Höhe von 3 Millio-
nen Euro wird der Abzugsbetrag abgeschmolzen. Herr
Thiele, auch diesen Hinweis habe ich in Ihrer Rede ver-
misst. Sie haben nämlich unterstellt, dass jede Vererbung
von Unternehmen automatisch versteuert wird.

Im Gegensatz dazu muss sichergestellt sein, dass die
Verschonung von Betriebsvermögen zielgenau ausge-
staltet ist; mir ist wichtig, auch das deutlich zu machen.
Diese Vorgabe entspricht nicht nur unserer politischen
Auffassung, sondern erfolgt auch – das muss hinzuge-
fügt werden – aus dem verfassungsrechtlichen Grund,
dass Verschonungen sehr genau begründet werden müs-
sen. Wenn man sich die Entscheidung des Bundesverfas-
sungsgerichts genau durchliest, sieht man nämlich sehr
deutlich: Wenn verschont wird, muss diese – ich setze
das in Anführungszeichen – „Privilegierung“ begründet
sein, zum Beispiel durch Nutzen für das Allgemeinwohl.
Deshalb hat sich die Regierung dafür entschieden, eine
Lohnsummenregelung sowie eine Behaltensfrist vorzu-
sehen. Ich vermute, auch darüber werden wir nach der
Anhörung diskutieren. Es gilt allerdings, um das noch
einmal deutlich zu machen, der Grundsatz, dass Ver-
schonungen gut begründet sein müssen, damit die Rege-
lung verfassungsgemäß bleibt. Wir wollen im Parlament
einen sauberen, verfassungsfesten Gesetzentwurf verab-
schieden.


(Beifall bei der SPD – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre ja mal etwas Neues!)


Auch bei der Bewertung werden wir den Besonder-
heiten der verschiedenen Branchen Rechnung tragen. Im
Regierungsentwurf wird kein bestimmtes Bewertungs-
verfahren vorgeschrieben; auf diese Weise können die
Besonderheiten der maßgeblichen Wirtschaftskreise be-
rücksichtigt werden.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Der Gesetzgeber macht das doch gar nicht! Das macht der Verordnungsgeber!)


Einzelheiten sollen – das haben Sie von der FDP in Ih-
rem Antrag geschrieben, und das ist richtig – in einer
Rechtsverordnung geregelt werden. Ein entsprechender
Entwurf wird erstellt. Wir planen, diesen Entwurf dem
Deutschen Bundestag rechtzeitig vor Beginn seiner Be-
ratungen zur Verfügung zu stellen.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wird der denn auch vom Normenkontrollrat überprüft?)


Vorhin hat es geheißen, es gebe einen Wortbruch in
Bezug auf die Koalitionsvereinbarung.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Stimmt auch!)


– Nein, es ist kein Wortbruch. Sie haben entweder unter-
schlagen oder nicht bemerkt, dass wir zu einem anderen
System übergegangen sind.

S
A
t
V
p
w

r
u
d
g
u
g
b
e

p
h
s
d
b

F
c
S
z
t

A
b
4
d
d
z
L

a
t
G
d
t
h
e
s
g
d

(C (D (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Es steht drin: „wird freigestellt“, aber es wird nicht freigestellt!)


ie sind von einem anderen technischen Weg, von einem
bschmelzungsmodell ausgegangen, das nur für das un-

ernehmerische Vermögen – das sogenannte produktive
ermögen – gilt. Gegenstände, die typischerweise der
rivaten Lebensführung dienen, waren nach diesem Ent-
urf von der Begünstigung ausgeschlossen.

Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsge-
ichts haben wir politische Diskussionen darüber geführt
nd uns für das vorliegende Konzept entschlossen, mit
em wir einerseits eine sehr weit gehende und großzü-
ige Lösung für Unternehmensübergänge bereitstellen
nd andererseits die Vorgaben des Bundesverfassungs-
erichts dadurch erfüllen, dass nicht mehr zwischen den
eiden Vermögensarten unterschieden werden muss. So
twas hätte sicherlich zu schwierigen Debatten geführt.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Abgrenzungsschwierigkeiten!)


Gestatten Sie mir einen wichtigen Hinweis – Steuer-
olitik wird ja meist als sehr trockener Bereich angese-
en –: In diesem Gesetzentwurf spiegeln sich auch ge-
ellschaftliche Veränderungen wider. Wir erreichen mit
em Regierungsentwurf auch für die eingetragenen Le-
enspartnerschaften ein Stück mehr Gleichstellung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ür eingetragene Lebenspartner gilt künftig der glei-
he Freibetrag wie für Ehegatten. Es ist wichtig, dass der
taat, wenn sich zwei Menschen rechtlich gegenseitig
ur Übernahme von Verantwortung bekennen, dies posi-
iv anerkennt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Eine Anmerkung zur Frage des Aufkommens. Das
ufkommen der Erbschaftsteuer soll – das ist mehrfach
etont worden – dem derzeitigen Niveau von ungefähr
Milliarden Euro entsprechen. Die Berechnungen, bei

enen konkrete Fälle zur Erprobung herangezogen wur-
en, wurden – es ist wichtig, das deutlich zu machen –
usammen mit den Ländern erstellt, übrigens auch mit
ändern, in denen die FDP an der Regierung beteiligt ist.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist ja interessant!)


Lassen Sie mich zusammenfassen: Die Regierung hat,
usgehend von den vereinbarten politischen Eckpunk-
en, einen ausgewogenen Gesetzentwurf vorgelegt. Die
roße Koalition hat von Anfang an deutlich gemacht,
ass Erbschaften und Schenkungen in Deutschland wei-
erhin besteuert werden sollen. Der Deutsche Bundestag
at dies in seiner Entschließung vom 25. Mai 2007 noch
inmal deutlich gemacht. Es ist für die Bundesregierung
elbstverständlich, sich nun konstruktiv an den Beratun-
en im Parlament zu beteiligen, und ich gehe davon aus,
ass dies auch für die Oppositionsfraktionen gelten wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614004900

Nun hat Kollege Gerhard Schick, Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen, das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
möchte zu dem Thema Erbschaftsteuer und dem Antrag
der FDP-Fraktion drei Fragen ansprechen. Erstens. Wel-
che Rolle hat die Erbschaftsteuer, und was heißt das für
das Aufkommen, vielleicht auch für die Frage der Zu-
ordnung zwischen Bund und Ländern? Zweitens. Wel-
che Bürokratielasten entstehen daraus? Drittens. Was
heißt dies in Bezug auf die veränderten gesellschaftli-
chen Bedingungen? Frau Kressl hat diesen Punkt eben
auch angesprochen.

Wenn man sich anschaut, was in den letzten Jahren in
Deutschland passiert ist, dann ist eine Sache bemerkens-
wert, jedoch meines Erachtens in der gesellschaftlichen
Diskussion völlig unterbelichtet. Es ist das Faktum, dass
sich die Zahl der überschuldeten Haushalte in den letzten
15 Jahren verdoppelt hat. Es gibt also ein größeres Volu-
men an Erbschaften, weil es ein größeres Geldvermögen
gibt und das ist auch nicht verwunderlich, wenn man
weiß, dass Vermögenspositionen und Schulden aus öko-
nomischer Sicht etwas miteinander zu tun haben –, es
gibt eine große Anzahl von überschuldeten Haushalten,
übrigens nicht nur im Osten unseres Landes, sondern
auch im Westen, und zwar aus ganz unterschiedlichen
Gründen. Das heißt, wir haben eine Auseinanderent-
wicklung zwischen Haushalten, die Vermögen akkumu-
lieren können, und Haushalten, die sich immer stärker
verschulden.

Es gibt eine Steuer, die versucht, hier eine Klammer
zu setzen, die Erbschaftsteuer; das ist ihre Rolle im Steu-
ersystem. Wir in Deutschland meinen, es uns leisten zu
können, diese Steuer nicht weiterzuentwickeln und unter
den Anteilen vermögensbezogener Steuern anderer Staa-
ten zu bleiben, obwohl wir hier ein deutliches Auseinan-
derklaffen haben. Ich glaube, das ist falsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen auch sehen, dass es sich hierbei nicht nur
um eine personenbezogene Verteilungs- und Aus-
gleichswirkung handelt, also um eine Klammerwir-
kung, die verhindert, dass unsere Gesellschaft auseinan-
derfällt – ich fand das Eucken-Zitat von Frau Höll hier
sehr gut platziert –, sondern natürlich auch um eine re-
gionale Wirkung. Wir versuchen, mit der Erbschaft-
steuer sicherzustellen, dass Bildung nicht nur in einigen
sehr reichen Bundesländern im Süden unseres Landes fi-
nanziert werden kann, sondern auch in Mecklenburg-
Vorpommern, in Niedersachsen, in Brandenburg, in
Sachsen etc.

Ich finde es schon interessant, dass die Kolleginnen
und Kollegen der FDP-Fraktion sagen: Ignorieren wir
faire Bildungschancen für die Menschen in diesen Län-
dern; sie interessieren uns nicht. – Das geschieht vor
dem Hintergrund, dass die Studierendenzahlen in den
nächsten Jahren steigen und dass der Wissenschaftsrat

u
e
r

m
e
m
w
s

D
r

S
s
w
b
b
a
d
n
D

s
e
d
b
t
a
e
h
v
D
r

S
b
z
d
n
g
e
s

b
d
j
k
B
o
e
I

(C (D nd die Kultusministerkonferenz für die nächsten Jahre ine deutliche Steigerung der Ausgaben in diesem Beeich prognostizieren. Ein weiterer Punkt ist besonders lustig. Hören Sie einal genau zu, wie Sie argumentieren, und überlegen Sie inmal, ob Sie hier auf der richtigen Spur sind. Sie arguentieren in Ihrem Antrag, dass der europäische Steuerettbewerb dazu führt, dass unser Steueraufkommen inkt. Wörtlich heißt es: Hierdurch wird das deutsche Steueraufkommen Jahr für Jahr geschmälert. as könne der Deutsche Bundestag doch nicht akzeptieen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Was? „Zurückziehen“ haben wir gesagt!)


ie schlagen uns vor, das zu beschließen. – Nach Be-
chlusslage Ihrer Partei beinhaltet Ihr Vorschlag, dass
ir nicht nur einen europäischen Steuerwettbewerb ha-
en, sondern auch noch einen deutschlandinternen Wett-
ewerb zwischen den Bundesländern, damit das Steuer-
ufkommen weiter geschmälert wird. Damit schaffen Sie
ie Erbschaftsteuer de facto ab. Sie schaffen damit ge-
au die Klammer ab, die unser Land zwingend benötigt.
as ist genau der falsche Weg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zum zweiten Punkt, zu den bürokrati-
chen Belastungen. Herr Bernhardt, Sie haben gesagt,
s werde wie bei der Unternehmensteuerreform auch bei
er Erbschaftsteuerreform eine vernünftige Lösung ge-
en. Ich möchte Sie daran erinnern, dass es bei der Un-
ernehmensteuerreform nur aufgrund eines großen Kraft-
kts gelungen ist, die Bürokratielasten zu mildern. Ich
rinnere Sie an die geringwertigen Wirtschaftsgüter. Ich
offe, dass es uns auch bei diesem Gesetzentwurf mit
ereinten Kräften gelingt – vor allem auch mithilfe des
rucks aus der Opposition –, dass Sie nicht weitere bü-

okratische Lasten aufbauen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


teuerexperten sprechen hier von einem weltfremden
ürokratischen Monster. Ich glaube, das sollten Sie sich
u Herzen nehmen. Ich erinnere im Zusammenhang mit
er Unternehmensteuerreform daran, dass wir schon we-
ige Monate nach der Verabschiedung im Jahressteuer-
esetz die ersten Korrekturen vornehmen mussten, weil
s nicht gut gemacht war. Ich hoffe, dass das bei der Erb-
chaftsteuer besser läuft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Kleinbetriebe werden natürlich begünstigt; Sie ha-
en von der Entlastung gesprochen. Ich glaube aber,
ass Sie sich zu Herzen nehmen müssen, dass ein 15-
ähriger Zeithorizont einfach zu lang ist. Die Schwan-
ungen bei der Lohnsumme führen dazu, dass sich ein
etrieb 15 Jahre lang Gedanken darüber machen muss,
b er durch Veränderungen im Betrieb nicht plötzlich zu
iner Nachzahlung gezwungen wird, zum Beispiel im
nsolvenzfall. 15 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Ich






(A) )



(B) )


Dr. Gerhard Schick
frage Sie, ob die Entlastung dieser Betriebe aufgrund bü-
rokratischer Lasten, verringerter Gestaltungsmöglichkei-
ten und der Verkomplizierung der unternehmerischen
Entscheidungen nicht sehr teuer erkauft ist. Ich glaube,
dass Sie hier in die falsche Richtung gehen und dass un-
ser Vorschlag, höhere Freibeträge einzuführen, damit
erst gar keine Bewertung der Betriebe erfolgt, der bes-
sere ist. Lassen Sie ihn sich noch einmal durch den Kopf
gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eines zu Frau Kressl. Die Einzelheiten der Bewertung
müssten ja eigentlich ins Gesetz. Sie haben gesagt, dass
Sie die Verordnung gleichzeitig vorlegen wollen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


Das ist ein guter Vorschlag. Eines aber ist wichtig: Der
Normenkontrollrat muss alles, auch das Bewertungsver-
fahren, überprüfen. Dann erst wissen wir wirklich, wel-
che bürokratischen Lasten damit verbunden sind. Wenn
Sie das tun und wenn wir eine ehrliche Diskussion da-
rüber führen, dann lassen wir uns darauf ein. Ich glaube
aber, dass es in der Koalition ein böses Erwachen geben
wird, weil Sie merken werden, dass die bürokratischen
Lasten immens sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Letztes Stichwort: Modernisierung. Frau Kressl, Sie
haben die gesellschaftliche Veränderung angespro-
chen. Schauen Sie sich einmal an, wie viel sich in unse-
rem Land verändert und wie sich die Familien heute zu-
sammensetzen. Wahlverwandtschaften spielen eine viel
größere Rolle. Gerade bei älteren Menschen gibt es häu-
fig ein Zusammenleben ohne Trauschein. In Frankreich
wurde jetzt eine interessante Zahl veröffentlicht, die das
Land bewegt hat. 2007 war die Zahl der Kinder, die
nichtehelich geboren wurden, zum ersten Mal größer als
die Zahl der Kinder, die in Ehen hineingeboren wurden.
Ich habe mir daraufhin einmal die Zahl in Deutschland
angeschaut. Auch hier gab es in den letzen Jahren eine
deutliche Entwicklung, nämlich ein Plus von über
60 Prozent.

Ich glaube, angesichts dieser Veränderungen ist Ihre
Fixierung auf die engen Erbschaftsverhältnisse nicht
überzeugend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Florian Pronold [SPD]: Gleiche Regelung für enge Familienangehörige! – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Aber Kind ist Kind! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Der liebe Gott hat alle Kinder gerne!)


Das ist ein Beispiel für die Veränderung der gesellschaft-
lichen Beziehungen. Hier springen Sie insgesamt zu
kurz.

Sie haben gesagt, dass Sie bei den Lebenspartner-
schaften einen Schritt nach vorne gehen. Sie haben nur
die eine Seite der Medaille erwähnt. Sie haben gesagt,
dass Sie den Freibetrag erhöhen. Bei den Steuerklassen
ändert sich nichts: Hier werden die Lebenspartner nach
wie vor wie fremde Menschen behandelt.

m
z
n

A
w
F
w

d
L
l
l
d
d

I
n
W
d
M
S
l

C

1
r
s
c
e

b
s
r

s
s
f
n
b
s

(C (D Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine persönliche Beerkung. Nach meinem Kenntnisstand bin ich der ein ige Abgeordnete dieses Hauses, der eine Lebensparterschaft eingegangen ist. (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Das kann sich ja noch ändern!)


llerdings habe ich sie nicht nach deutschem Recht ge-
ählt, sondern nach dem Recht unseres Nachbarlandes
rankreich, weil Homosexuelle dort nicht diskriminiert
erden.

Ich glaube, man sollte sich einmal klarmachen, wie
ie Situation in Deutschland ist. Menschen in diesem
ande, die Verantwortung füreinander übernehmen wol-

en, schauen mit Neid auf unsere europäischen Nachbar-
änder, wo es einen diskriminierungsfreien Zugang zu
iesem Recht gibt: in Spanien, in Frankreich, in den Nie-
erlanden, in Dänemark und in Schweden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


n Deutschland aber schaffen wir es wegen einer bor-
ierten gesellschaftlichen Diskussion und wegen des
iderstandes der Ministerpräsidenten aus der Union in

en Ländern – mit Unterstützung der FDP – nicht, diese
odernisierung zu erreichen. Ich fordere Sie auf: Geben

ie sich einen Ruck und schaffen Sie es, dass hier end-
ich Gleichberechtigung herrscht.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614005000

Ich erteile Kollegen Christian Freiherr von Stetten,

DU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1614005100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am

5. Februar 2008 werden wir den von der Bundesregie-
ung erarbeiteten Entwurf eines Gesetzes zur Erbschaft-
teuerreform hier im Plenarsaal beraten. Heute, drei Wo-
hen vor Beginn der parlamentarischen Sacharbeit, also
igentlich zum völlig falschen Zeitpunkt,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Aber vor der Wahl in Hessen, Herr Kollege! – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Und vor Karneval!)


eraten wir diesen Antrag der FDP-Fraktion. Man darf
ich die Frage stellen, was die FDP damit eigentlich er-
eichen will.

Ihr Antrag lautet: „Keine Steuererhöhung bei der Erb-
chaftsteuer – Gesetzentwurf zur Reform des Erbschaft-
teuer- und Bewertungsrechts zurückziehen“. Abschaf-
en will die FDP die Erbschaftsteuer also scheinbar
icht. Denn auf Ihrem Parteitag haben Sie etwas anderes
eschlossen. Auch in Ihrem Antrag ist von einer Ab-
chaffung der Erbschaftsteuer keine Rede.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)







(A) )



(B) )


Christian Freiherr von Stetten
Wenn Sie an der Erbschaftsteuer festhalten wollen,
Herr Thiele, dann bleibt von Ihrem Antrag eigentlich nur
noch die Teilüberschrift „Keine Steuererhöhung bei der
Erbschaftsteuer“ übrig. Damit sind Sie – der Kollege
Otto Bernhardt hat das schon angesprochen – von dem,
was wir wollen, gar nicht weit weg. Das steht übrigens
explizit in unserem Kabinettsbeschluss, den Sie kritisie-
ren. Das Erbschaftsteueraufkommen beträgt etwa
4 Milliarden Euro. Genau diese Summe ist Beschluss-
lage der Großen Koalition. Was soll also Ihr Antrag kurz
vor den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen?

Ich schlage vor – das hat die Staatssekretärin vorhin an-
gemahnt –: Wir warten den ordnungsgemäßen Gesetz-
gebungsprozess ab, bis der Regierungsbeschluss am
15. Februar das Parlament offiziell erreicht. Nach der
ersten Lesung im Parlament wird es eine Anhörung mit
den betroffenen Bürgern und Verbänden geben. Dann
können wir auch über die sachlichen Vorschläge der
FDP diskutieren. Ich sage ganz deutlich an die Adresse
des Finanzministeriums: Frau Staatssekretärin, es wird
Änderungen an diesem Gesetzentwurf geben müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Wir beraten doch das Gesetz, nicht das Finanzministerium!)


– Genau deswegen melden wir Änderungsbedarf an,
Herr Pronold. Bei diesem Gesetz gilt das Gleiche wie bei
allen anderen: Laut dem nach Ihrem Fraktionsvorsitzen-
den Peter Struck benannten Struck’schen Gesetz kommt
kein Gesetz aus dem Bundestag so heraus, wie es von
der Regierung eingebracht wurde.


(Florian Pronold [SPD]: Nicht „kein“, sondern „fast kein“!)


Das wird schon deswegen passieren, weil die Bundes-
länder Änderungsanträge einbringen und beschließen
werden. Heute Morgen sind in meinem Büro 13 Ände-
rungsanträge von unterschiedlichen Bundesländern ein-
gegangen, übrigens auch von Bundesländern, in denen
die FDP an der Regierung beteiligt ist. Auf Landesebene
beteiligt sich die FDP konstruktiv an der Beratung des
Gesetzentwurfs.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das tun wir hier auch!)


Eine Verweigerungshaltung reicht jedenfalls nicht aus.

Die Kommission unter Roland Koch, dem Minister-
präsidenten von Hessen,


(Ute Kumpf [SPD]: Noch-Ministerpräsident!)


und Bundesminister Steinbrück hat sicherlich gute Ar-
beit geleistet. Aber die Beschlüsse der Koch/Steinbrück-
Kommission haben für mich keinen Verfassungsrang.
Herr Spiller, Sie haben die Koch/Steinbrück-Kommis-
sion bestimmt noch nicht in unserem Grundgesetz ge-
funden. Dort sind der Bundestag, der Bundesrat und an-
dere Organe als Verfassungsorgane aufgeführt.


(Florian Pronold [SPD]: Es ist spannend, wie die Union den Koch vor der Wahl darstellt! Großer Vertrauensbeweis für Koch von der Unionsfraktion!)


W
ü
s
r

P
1
s
t
g

W
w

s
A
s
f
1
d
S
B
M
S
e
b
m
r
s
g
s
w
A
g
w
l
z
s
i

d

D
Z
F
f

D
u

(C (D ir werden am 15. Februar mit der Arbeit beginnen, ber die Neuregelung beraten und dann Beschlüsse fasen; denn wir sind das zuständige Verfassungsorgan. Daan darf kein Zweifel bestehen. (Beifall bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Schauen wir mal!)


Herr Thiele, wir werden in den Beratungen Ihre
unkte aufgreifen. Ich bin völlig Ihrer Meinung: Eine
5-jährige Haltefrist ist nicht akzeptabel. Einen ent-
prechenden Änderungsantrag werden wir in die Bera-
ungen einbringen. Ich sage unserem Koalitionspartner
anz klar: Das steht nicht in unserem Koalitionsvertrag.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


enn wir unterschiedlicher Auffassung sind, müssen
ir den Koalitionsvertrag zurate ziehen, Herr Pronold.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP] – Florian Pronold [SPD]: Gerne!)


Ich weiß, dass der Urteilsspruch des Bundesverfas-
ungsgerichts unsere Arbeit nicht gerade vereinfacht.
ber alle am Gesetzgebungsprozess Beteiligten sollten

ich daran erinnern, wie die Diskussion über eine Re-
orm der Erbschaftsteuer gestartet ist. Es war der
7. März 2005, also vor fast genau drei Jahren, als der
amalige Bundeskanzler Gerhard Schröder von der
PD, der damalige Vizekanzler Joschka Fischer vom
ündnis 90/Die Grünen, die CDU-Vorsitzende Angela
erkel und der damalige CSU-Vorsitzende Edmund

toiber in einer gemeinsamen Sitzung zum Jobgipfel
ine Änderung der Erbschaftsteuergesetzgebung
eschlossen haben. Es wurde beschlossen, die Unterneh-
ensübertragung zu erleichtern und das Erbschaftsteuer-

echt entsprechend zu ändern. Danach soll die Erbschaft-
teuerschuld für jedes Jahr der Betriebsfortführung
estundet und das Betriebsvermögen völlig erbschaft-
teuerfrei auf die nächste Generation übertragen werden,
enn der Betrieb zehn Jahre fortgeführt wird. Das ist die
usgangslage unserer Beratungen. Darüber bestand ein
roßer, parteiübergreifender Konsens. Herr Thiele, ob-
ohl die FDP bei den damaligen Gesprächen im Kanz-

eramt nicht dabei war, unterstützte sie – so habe ich
umindest Ihren Parteivorsitzenden Westerwelle ver-
tanden – diese Initiative. Wir wollten das gemeinsam
m Bundestag verabschieden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dieses Ziel sollten wir bei den Beratungen nicht aus
en Augen verlieren.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ie Bundesregierung hat den Betroffenen entsprechende
usagen gegeben. Wir werden es nicht zulassen, dass
amilienunternehmen ins benachbarte erbschaftsteuer-
reie Ausland getrieben werden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as sind Leistungsträger unserer Gesellschaft, die wir in
nserem Land behalten wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Christian Freiherr von Stetten
Zum Abschluss darf ich Ihnen als Baden-Württem-
berger noch sagen: Es gibt sicherlich kein Land in
Deutschland, das über diese einmalige Struktur von gro-
ßen, mittleren und kleinen Familienunternehmen ver-
fügt. Die außergewöhnlich positive Entwicklung, die
Baden-Württemberg in den letzten Jahrzehnten genom-
men hat, hat sicherlich mit diesen erfolgreich geführten
Familienbetrieben und ihren engagierten Mitarbeitern zu
tun. Unser Land wird nicht mehr wiederzuerkennen sein,
wenn eine ideologisch geprägte Erbschaftsteuerreform,
wie sie gerade wieder von den Linken vorgetragen
wurde, die Abwanderung dieser Familienbetriebe ins
Ausland zur Folge hat. Das werden wir nicht zulassen.

Ich freue mich auf die gemeinsame Diskussion in den
nächsten Wochen und Monaten im Ausschuss und bin
mir sicher, dass wir zur Mitte des Jahres ein vernünftiges
Erbschaftsteuergesetz vorlegen werden, mit dem den In-
teressen der Familienunternehmen Rechnung getragen
wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614005200

Das Wort hat nun Kollege Hermann Otto Solms,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614005300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich will in der Kürze der Zeit noch auf einige
Fakten hinweisen.

Zunächst einmal, Herr Kollege Schick, haben wir
nicht die Abschaffung der Erbschaftsteuer gefordert,
sondern wir haben gefordert, dass der Gesetzentwurf des
Kabinetts zurückgenommen wird.


(Beifall bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig! Vom Dezember!)


Dass wir darüber heute diskutieren, liegt daran, dass das
Kabinett im Dezember darüber beschlossen hat. Es war
natürlich klar, dass wir möglichst zeitnah die Debatte
dazu führen wollen. Es ist auffallend, dass die Koali-
tionsfraktionen den Kabinettsbeschluss bislang nicht
übernommen haben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig! – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Wir arbeiten daran!)


Deswegen wollen wir als Opposition in diese Diskussion
eingreifen.

Das Zweite, was ich sagen will: Wir halten uns besser
an die Fakten.


(Florian Pronold [SPD]: Ja, das wäre gut!)


In den letzten zehn Jahren betrug das Erbschaftsteuer-
aufkommen im Schnitt 3,2 Milliarden Euro. Sie haben
4 Milliarden Euro beschlossen, ohne zu wissen, wie die
Situation im nächsten Jahr überhaupt sein wird.

D
h


n

d
U
w
w
s
s
d
v
i
s

S
c
S
J
m

U
N
Z
A
N

D
h
f
l

a
L
L

D
i
E
f
k
W
w

(C (D (Florian Pronold [SPD]: Im nächsten Jahr soll es bei 4,2 Milliarden Euro liegen!)


eswegen bedeutet dieser Beschluss eine Steuererhö-
ung.


(Beifall bei der FDP – Florian Pronold [SPD]: Das ist Unsinn! Nehmen wir doch die letzten 100 Jahre als Durchschnitt!)


Lassen Sie mich doch bitte ausreden; ich habe nur we-
ig Zeit.


(Dirk Niebel [FDP], zu Florian Pronold [SPD] gewandt: Hören Sie doch mal zu, Sie Genosse der Bosse!)


In Ihrem Koalitionsvertrag haben Sie beschlossen,
ass die Erbschaftsteuer ganz entfallen soll, wenn das
nternehmen nach der Übergabe mindestens zehn Jahre
eitergeführt wird. Davon ist das Kabinett jetzt in zwei
esentlichen Punkten abgewichen: zum einen 15 Jahre

tatt 10 Jahre Haltefrist, zum anderen nicht 100 Prozent,
ondern nur 85 Prozent. Wenn Sie jetzt davon ausgehen,
ass die Bewertung des Betriebsvermögens sich etwa
ervierfachen wird, dann heißt das, dass die Erbschaft
m Vergleich zu früher immer noch zu 60 Prozent be-
teuert wird.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist das!)


Für die Betroffenen klingt das jedenfalls so, als hätten
ie ihnen etwas Falsches versprochen. Dieses Verspre-
hen geht noch auf die Kanzlerschaft von Gerhard
chröder zurück. Die Vereinbarung ist damals auf dem
obgipfel getroffen worden, und Sie haben sie übernom-
en.

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen; denn die älteren
nternehmer, gerade die Mittelständler, sind dabei, ihren
achlass zu regeln. Sie müssen wissen, woran sie sind.
weieinhalb Jahre sind sie am Nasenring durch die
rena geführt worden und wissen nicht, wie sie ihren
achlass regeln sollen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


as Gleiche gilt für die Notare, die unsicher sind und bis
eute nicht wissen, was sie machen sollen, und jetzt
ürchten, dass sie hinter die Fichte geführt werden sol-
en.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich noch etwas dazu sagen, warum wir
uf unserem Parteitag beschlossen haben, daraus ein
andesrecht zu machen. Die Erbschaftsteuer ist eine
andessteuer.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


as wissen auch Sie, Herr Schick. In einem Föderalstaat
st es richtig, dass man die Gebietskörperschaften bei
innahmen und Ausgaben so trennt, dass wir dem Ver-

assungsauftrag, dass das Demokratieprinzip zur Wir-
ung kommt, Rechnung tragen können. Die Bürger, die
ähler können doch nur entscheiden, wenn sie wissen,
er wofür verantwortlich ist.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Dass die Landesfinanzminister das nicht wollen, ist klar.
Sie wollen sich hinter dem Bundestag verstecken, aber
kassieren. Deswegen stimmen auch die Berechnungen,
denen die Landesfinanzminister zugestimmt haben,
nicht, weil die natürlich Kasse machen wollen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau!)


Das liegt aber in deren Verantwortung. Sie sollen selbst
entscheiden, wie hoch die Erbschaftsteuer sein soll.

Dass das funktioniert, zeigt das Beispiel Schweiz, wo
es sich um eine Kantonalsteuer handelt. Es gibt Kantone,
die keine Erbschaftsteuer erheben, und es gibt Kantone,
die eine Erbschaftsteuer erheben, und zwar jeweils in
unterschiedlicher Höhe und in unterschiedlicher Art und
Weise. Wenn man es so machen würde, hätte man einen
Wettbewerbsföderalismus, der dem ganzen Land nur gut
täte.

Lassen Sie mich noch eine letzte Bemerkung machen.
Was ist die Wirkung der Erbschaftsteuer? Mit der Erb-
schaftsteuer wird das Prinzip der Nachhaltigkeit, das ja
die Grünen immer im Munde führen, beschädigt. Denn
die Menschen, die Vorsorge betreiben, sparen, auf Kon-
sum verzichten und für sich, ihre Kinder und Enkel et-
was aufbauen,


(Florian Pronold [SPD]: Die können ihr Geld nicht mitnehmen!)


werden bestraft. Aber diejenigen, die das Geld ausgeben,
verschwenden


(Florian Pronold [SPD]: Wo denn?)


und sich zum Schluss darauf verlassen, der Staat werde
im Alter schon für sie sorgen, werden sozusagen be-
lohnt.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD – Florian Pronold [SPD]: Betreiben Sie doch nicht eine solche Volksverdummung! – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Die ungleiche Vermögensverteilung wird nachhaltig gesichert!)


Wenn Sie das Prinzip der Nachhaltigkeit, das gesell-
schaftspolitisch von größter Relevanz ist, nicht strapa-
zieren wollen, dann müssen Sie die Erbschaftsteuer so
gestalten, dass sie maßvoll ist, möglichst wenig Unter-
schiede macht und nur wenige trifft. Dann brauchten sie
auch weniger Freibeträge mit niedrigen Steuersätzen.
Damit würden Sie dieses Prinzip erhalten.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann legen Sie doch einen solchen Vorschlag vor! Sie hätten dann auch nicht das Problem, das heute besteht, nämlich dass einige sehr hoch – und das auch noch in Abhängigkeit von den Verwandtschaftsverhältnissen – und andere gar nicht besteuert werden. Ich befürchte, dass diese Fehlentwicklung noch weiter geht, als sie sich schon bisher gezeigt hat, wenn Sie diesem Gesetzentwurf im Großen und Ganzen folgen. K n n d K z F w E L b D S w S V d v n s e L s t a 1 z u r m – p S m w g d k i s d E (C (D Das Wort hat nun Florian Pronold, SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Herr Solms, das, was Sie hier als Bild zeichen, ist eine Verzerrung der Wirklichkeit. Wir haben eien Entwurf für die Erbschaftsteuer vorgelegt, nach dem er Freibetrag zwischen 400 000 und 500 000 Euro bei indern und Ehepartnern liegt. In der Regel vererben wei Elternteile. Das bedeutet: Für ein Kind beträgt der reibetrag 800 000 Euro. Wenn dieser Betrag angespart ird, kann er ohne die Zahlung auch nur eines Cents rbschaftsteuer vererbt werden. Schauen Sie sich bitte einmal die Realität in diesem and an, wie viele Menschen es schaffen, in ihrem Leen 800 000 Euro pro Kind auf die hohe Kante zu legen. as sind nicht die Kleinsparerinnen und Kleinsparer, die ie eben für Ihren Klassenkampf von oben in die Verantortung nehmen wollten. Die FDP führt in jeder politischen Debatte das chwert des Bürokratieabbaus. Jetzt legt sie aber einen orschlag vor, der dem widerspricht. Dabei würde sie ie Erbschaftsteuer genauso gerne abschaffen wie Herr on Stetten aus Baden-Württemberg. Er sagt es aber weigstens offen, wenn auch nicht heute. Die FDP traut ich aber nicht, ehrlich zu sein, sondern sagt: Wir wollen inen Wettbewerbsföderalismus in dieser Frage. Jedes and soll selber festlegen, ob und wie viel Erbschaftteuer es überhaupt erheben will. Jetzt haben wir ein Riesenproblem. Denn das Eigenum von Menschen in Deutschland beschränkt sich nicht uf ein Bundesland. Daraus folgt: Wir brauchten 44 Doppelbesteuerungsabkommen zwischen den einelnen Ländern, (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Erzählen Sie doch nicht einen solchen Unsinn!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614005400
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1614005500

(Beifall bei der SPD)


m simple Erbfälle regeln zu können. Einen solchen Bü-
okratieaufbau würde ich dem ansonsten von Ihnen im-
er gelobten Normenkontrollrat vorlegen.


(Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Das brauchen wir doch überhaupt nicht!)


Natürlich, es sei denn, die Erbschaftsteuer würde kom-
lett abgeschafft. Aber das wollen Sie angeblich nicht.
ie müssen schon wissen, was Sie eigentlich wollen.

Herr Thiele, Herr Bernhardt hat vorhin deutlich ge-
acht, dass auch zukünftig 90 Prozent der Erbfälle,
enn nicht sogar mehr, nicht der Besteuerung unterlie-
en werden. Wir haben wie vereinbart eine Regelung für
en Mittelstand getroffen.

In der Koalitionsvereinbarung steht übrigens noch ein
aum zitierter Teilaspekt: Es ist ein Abschmelzmodell
m Lichte des Bundesverfassungsgerichtsurteils umzu-
etzen. Es ist von Nicolette Kressl angesprochen wor-
en, dass wir – wir kommen jetzt zur Geschichte dieses
ntwurfs – bereits ein Abschmelzmodell hätten,






(A) )



(B) )


Florian Pronold

(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: An wem ist der gescheitert?)


über zehn Jahre mit der kompletten Abschmelzung.

Wir saßen beim Jobgipfel zusammen. Wir waren uns
sogar bereits einig. Damit wäre eine komplette Ab-
schmelzung erfolgt.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Aber ihr wolltet es doch nicht!)


– Falsch. Fragen Sie den Herrn Bernhardt, der saß mit
dabei.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Ich habe selbst dabeigesessen!)


Er kann Ihnen sagen, warum es gescheitert ist. Ers-
tens. Wir haben dort die Arbeitsplatzklausel vereinbart.
Es war Herr Glos, der das gestoppt hat – so viel zur
Wahrheit. Zweitens. Wir haben dort zwischen produkti-
vem und unproduktivem Vermögen getrennt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Es hat damals schon keinen Fraktionsentwurf gegeben, weil die Grünen dagegen waren!)


Dann kam überwiegend aus der Union die Kritik, dass
man das nicht machen kann. Nun haben wir eine Rege-
lung, und deswegen ist es keine Abweichung.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Doch!)


Der Professor Crezelius hat seinerzeit behauptet: Die
damals so gelobte Regelung mit der kompletten Ab-
schmelzung, 100 Prozent, aber nur bei produktivem Ver-
mögen, führt dazu, dass viele Unternehmen steuerlich
stärker belastet werden als ohne die 100-prozentige Ent-
lastung, weil es eben auch sogenanntes nichtproduktives
Vermögen – Beispiel: Pachtflächen in der Landwirt-
schaft – gibt. – Deswegen haben wir eine Regelung ge-
troffen, die auch diesen wirtschaftlichen Gegebenheiten
in den Unternehmen Rechnung trägt


(Dirk Niebel [FDP]: Das wird den Landwirten in Bayern total gefallen!)


und die 85 Prozent der eigentlichen Steuerschuld ab-
schmelzen kann.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wo ihr zuerst 30 Prozent haben wolltet!)


Darin ist auch noch sogenanntes unproduktives Vermö-
gen enthalten, das sonst komplett der Besteuerung unter-
worfen wird. Das ist eine wirklich mittelstandsfreundli-
che und gute Regelung.


(Beifall der Abg. Lydia Westrich [SPD])


Ich darf Sie daran erinnern, was der Ausgangspunkt
der Debatte war: Wir wollten etwas für Familienunter-
nehmen tun, die den Betrieb fortführen. Wir wollten
nichts für diejenigen tun, die einen Betrieb erben, ihn
möglichst schnell weiterverkaufen, um dann steuerbe-
günstigt das Erbe zu verjubeln.

Wenn wir Betriebsvermögen begünstigen, gebieten es
der politische Sachverstand wie auch das Urteil des Bun-

d
M
k
b
m
d
d
l
w

v
r
a

I
Ä


d

I
h
W
G
e

M
w
u
d

D
t

s
K
e
n
z
f
e
G
d
d
s

d

(C (D esverfassungsgerichts, an die hohe Privilegierung des ittelstands und der Landwirtschaft die Bedingung zu nüpfen, dass der Betrieb fortgeführt wird und die Areitsplätze erhalten werden. Das ist für uns als Sozialdeokraten das A und O. Die Gemeinwohlverpflichtung ieser Eigentumsrechte ist so stark ausgeprägt, dass wir as Vermögen im Erbfall bei der Besteuerung besserstelen als andere Vermögensarten. Nur mit dieser Kopplung ird das verfassungsrechtlich halten. Natürlich kommt es im Laufe eines Gesetzgebungserfahrens – Herr von Stetten, wenn Sie nicht telefonieen würden, könnten Sie hier zuhören – zu Änderungsnträgen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Der spricht gerade mit Struck!)


ch habe von der Länderseite heute einen ganzen Berg
nderungsanträge erhalten.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Ja, hier!)


Schön. – Über diese Änderungsanträge können wir re-
en.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Nein, wir beschließen sie!)


ch habe überhaupt kein Problem damit. Nur, Sie haben
ier mit beschlossen: 4 Milliarden Euro Aufkommen.
enn man dann einen Änderungsantrag einbringt, der
eld kostet, muss man zum Ausgleich einen anderen

inbringen, der wieder Geld einbringt.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Den machen Sie dann, nicht?)


an kann draußen nicht immer nur etwas verkünden,
as den Staat Geld kostet, den Leuten also etwas bringt,
m dann zu sagen: Aber die Sozis sind dafür zuständig,
ass das Geld an anderer Stelle wieder hereinkommt.


(Beifall bei der SPD)


as kann nicht die Arbeitsteilung in der Großen Koali-
ion sein.

Ich bin wirklich überrascht, Herr von Stetten, dass Sie
o wenig Zutrauen zum hessischen Ministerpräsidenten
och haben. Sie haben in Ihrem Redebeitrag eine Wahl-

mpfehlung für Hessen gegeben, die ich von CDU-Seite
icht erwartet hätte. Eine so große Übereinstimmung
wischen uns beiden hätte ich nie vermutet. Auch ich
inde, dass Andrea Ypsilanti eine bessere Erbschaftsteu-
rreform aushandeln würde. Am Sonntag ist eine gute
elegenheit, im Hinblick auf eventuelle Nachgefechte in
ieser Frage dafür zu sorgen, dass sie die Möglichkeit
azu erhält. Wenn aus der CDU entsprechende Unter-
tützung kommt, indem man Herrn Koch kritisiert,


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das ist doch jetzt peinlich!)


ann überrascht und freut mich das.


(Beifall des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Florian Pronold
Wir haben – Herr Schick, darauf will ich gerne einge-
hen – eine ganze Menge Aspekte, die Sie angesprochen
haben, in dem Verfahren behandelt, zum Beispiel auch
Bürokratie. Das Abschmelzmodell ist an sich bürokra-
tisch, weil man 10 oder jetzt 15 Jahre lang


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Zehn Jahre reichen, Herr Kollege!)


immer wieder überprüfen muss, ob der Betrieb fortge-
führt wird. Wer auf ein solches Modell setzt, der nimmt
einen Bürokratieaufwuchs bewusst in Kauf. Gerade wir
als SPD waren übrigens in den Debatten schon weiter
und hätten uns auch andere Modelle vorstellen können,
die einfacher gewesen wären und diesen Bürokratieauf-
wuchs nicht gebracht hätten.

Aber in der Frage des Bewertungsrechtes, die Sie
auch angesprochen haben, haben wir uns auf Maßstäbe
geeinigt, die ohne große zusätzliche Bürokratie herange-
zogen werden können. Maßstab bei den Grundstücken
sollen die Vergleichspreise sein. Wir haben einen riesi-
gen Grundstücksmarkt, sodass eine ganze Menge von
Vergleichswerten vorliegt, die man heranziehen kann,
ohne Gutachter oder andere groß beschäftigen zu müs-
sen. Beim Betriebsvermögen haben wir uns darauf ge-
einigt, die in der Branche üblichen Verfahren heranzu-
ziehen. Bei einem Betriebsübergang muss das Vermögen
ohnehin ermittelt werden. Es entsteht also kein zusätzli-
cher Aufwand für die Bewertung im Rahmen der Schen-
kung- bzw. Erbschaftsteuer. Das neue Bewertungsrecht
soll also zu einem Bürokratieabbau führen.

Letzter Punkt. Ich bin wirklich stolz darauf, dass es
uns mit dem Regierungsentwurf gelungen ist, die gleich-
geschlechtlichen Lebenspartnerschaften endlich de
facto den Ehen gleichzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Etwas!)


Das ist ein großer Erfolg. Herr Schick, ich verstehe, dass
Sie es schön fänden – auch ich habe dafür gekämpft –,
wenn man es geschafft hätte, von der Steuerklasse III auf
die Steuerklasse I umzustellen. Aber ich bitte, zu regis-
trieren, dass es wirklich kein kleiner, sondern ein Rie-
senschritt ist, wenn der Freibetrag von 10 200 Euro jetzt
auf 500 000 Euro erhöht wird und der Versorgungsfrei-
betrag von 400 000 Euro im Bürgerlichen Gesetzbuch
hinzukommt. Im Ergebnis werden dann 95 Prozent der
Lebenspartnerschaften genauso wie Ehen behandelt wer-
den. 95 Prozent werden keine Erbschaftsteuer zahlen.
Das ist gut so, weil die Lebenspartner füreinander Ver-
antwortung übernehmen. Wer Pflichten hat, der soll auch
Rechte haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich gebe zu, es wäre schön gewesen, wenn wir uns
auch auf eine Änderung der Steuerklasse hätten einigen
können. Aber ich glaube, das ist nur noch eine Frage der
Zeit. Moderne Entwicklungen setzen sich in den Ansich-
ten politischer Gruppierungen unterschiedlich schnell
durch. Aber die Zeichen der Zeit sind eindeutig. Die

M
k
t
g
d

h

w
t
d
d
b
p
t
D
d

l

K
b
s
G
d
s
A
b
h

E
1
d
B

W
s
d

r
e
f
g
t
m

(C (D öglichkeit zur Änderung der Steuerklasse wird noch ommen. Ich bitte aber darum, den bereits jetzt erreichen großen Erfolg nicht kleinzureden, nur weil man zuegebenermaßen noch einen – kleinen – Pferdefuß finet. Sie haben es angesprochen: Wir Sozialdemokraten ätten gern deutlich mehr Erbschaftsteuer, (Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Wie viel?)


eil wir damit Bildung und Forschung sowie Kinderbe-
reuung in den Ländern finanzieren wollen. Es hätte
urchaus Möglichkeiten dazu gegeben. Die Union war
azu nicht bereit. Viele wollten sogar gar nichts. Nun ha-
en wir uns auf diesen Kompromiss geeinigt. Die Eck-
unkte, die wir versprochen und die Sie hier im Bundes-
ag mitbeschlossen haben, haben wir sehr gut umgesetzt.
ie werden wir auch so vor der Sommerpause ins Bun-
esgesetzblatt bringen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614005600

Als letztem Redner in dieser Debatte erteile ich Kol-

egen Michael Fuchs, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1614005700

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe

ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lie-
er Herr Kollege Pronold, vieles von dem, was Sie ge-
agt haben, findet unsere Zustimmung; wir haben das
anze ja gemeinsam vereinbart. Aber wir wollen auch
ie Dinge herausstellen, bei denen wir deutlich unter-
chiedlicher Meinung sind. Sie wollten bei dem
bschmelzmodell unbedingt bei 30 Prozent und nicht
ei 15 Prozent landen. Gott sei Dank hat sich die Union
ier durchgesetzt; denn das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Deshalb haben war jetzt eine Haltefrist von 15 Jahren!)


s ist auch richtig, dass wir festgelegt haben, dass diese
5 Prozent die Diskussion über produktive und unpro-
uktive Vermögen überflüssig machen; denn das wäre
ürokratie im Quadrat gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir wissen auch, wie so etwas abläuft. Es wäre äußerst
chwierig gewesen, hier klar zu differenzieren. Das ist
er richtige Weg; den sollten wir weitergehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich erlaube mir eine kurze Bemerkung zu Ihren Äuße-
ungen zum Kollegen Koch aus Hessen: Hier halte ich
s, Herr Pronold, doch lieber mit Ihrem Kollegen, dem
rüheren Bundeswirtschaftsminister Clement, der uns
anz klare Hinweise gegeben hat, was wir am Sonntag
un sollten. Das gefällt mir schon besser. Nehmen Sie es
ir bitte nicht übel, dass ich das so sehen muss.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat aber mit der Erbschaftsteuer nichts zu tun!)


Wenn ich nun noch etwas zur Sache sagen darf, dann
fällt mir als Erstes das Geburtstagskind von gestern ein,
Herr Pronold. Ich möchte ihm auch nachträglich von
dieser Stelle aus gratulieren. Peter Struck hat ja das
Struck’sche Gesetz in dieses Hohe Haus eingeführt – so
wollen wir es auch bei der Erbschaftsteuerreform halten –:
Kein Reformentwurf ist so in den Deutschen Bundestag
hineingegangen, wie er herauskommt. Wir haben eben
noch eine Menge zu verändern.

Hier halte ich es auch mit meinem lieben Kollegen
Ramsauer, der gesagt hat: Dieses Reformpaket ist ein
Rohling, und nun wollen wir diesen Rohling schleifen


(Florian Pronold [SPD]: Der Ramsauer ist kein Rohling! Ich weise das zurück!)


und in die Richtung bringen, dass wir ein vernünftiges
Gesetz machen, das der Wirklichkeit und vor allem der
Situation der Familienbetriebe gerecht wird. Es muss
unsere Aufgabe sein, die Unternehmen, denen wir helfen
wollen, nämlich gerade den deutschen Familienunter-
nehmen, möglichst weitgehend steuerfrei zu stellen;
denn sie belassen die Arbeitsplätze in Deutschland und
wandern nicht so schnell ab. Viele von ihnen haben „le-
benslänglich Deutschland“. Unsere Aufgabe besteht da-
rin, dafür zu sorgen, dass deren Arbeitsplätze in
Deutschland erhalten bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Durch das Bundesverfassungsgericht sind wir in einer
relativ schwierigen Situation, weil es uns vorgegeben
hat, eine Gleichstellung hinzubekommen und eine klare
Begründung vorzulegen, warum wir die Unternehmen
weitgehend von der Erbschaftsteuer freistellen wollen.
Aber ich denke, dass wir hier auf dem richtigen Wege
sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für total falsch halte ich die Haltefrist von 15 Jahren.
Ich bin selber Unternehmer gewesen; ich sage Ihnen:
Das muss geändert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will das begründen. Wir haben noch zwei Jahre vor-
her eine Haltefrist; insgesamt geht es also um 17 Jahre.
Das sind, auf Unternehmensebene gerechnet, zwei Ge-
nerationen. Es muss möglich sein, in einer so langen
Frist etwas mehr und deutlicher zu verändern.

Falsch ist auch, dass in der letzten Verhandlungsrunde
die Pro-rata-temporis-Abschmelzmethode herausgenom-
men wurde. Es ist angebracht, dass man, wenn jemand
beispielsweise acht oder neun Jahre sein Unternehmen
weitergeführt hat, dies dann aber etwa aus gesundheitli-
chen Gründen nicht mehr kann, ihm entsprechend
80 Prozent oder 90 Prozent erlässt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


E
z
n
d
l
D


a
U
d
w
p
N
s
ä

d
k

E
s
a
w

D

D
s
m
e
e

K

g

F
s
d
i
D
a
Ä
a
g
t
g
d

(C (D s kann nicht angehen, dass wir jemanden zwingen, über ehn Jahre durchzuhalten, wenn er es vielleicht physisch icht mehr kann. In meinen Augen ist es nicht gerecht, ass er nach neun Jahren die volle Erbschaftsteuer zahen muss, wenn er das letzte Jahr nicht mehr durchhält. ies kann nicht angehen. In dem anstehenden Verfahren ist es unsere Aufgabe ich lade alle Kolleginnen und Kollegen dazu ein –, uch darüber nachzudenken, wie wir den Nachweis des nternehmenserhalts regeln. Wie es organisiert weren soll, die 70 Prozent Personalkosten zu indexieren, eiß ich nicht. Dafür müssen wir noch eine vernünftige, raktikable und bürokratiearme Regelung finden; der ormenkontrollrat hat uns zwischenzeitlich ohnehin chon ins Stammbuch geschrieben, dass hier noch Vernderungen vorgenommen werden müssen. Auf jeden Fall gehört für mich hundertprozentig dazu, ass wir hier die Verordnung zur Bewertung diskutieren önnen. s muss für uns klar sein, dass wir, bevor wir über ein olches Gesetz entscheiden, wissen, wie die Verordnung ussieht, mit der die einzelnen Unternehmensteile beertet werden. arauf sollten wir gemeinsam hinwirken. (Florian Pronold [SPD]: Das hat die Staatssekretärin zugesagt!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Und im Gesetz!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


arin sind wir uns sicherlich einig. Ich bitte die Staats-
ekretärin, uns den Verordnungsentwurf so bald wie
öglich zuzuleiten, damit wir ihn diskutieren oder die

ntsprechenden Regelungen sogar noch in das Gesetz
inbauen können. Ich halte das für sinnvoll.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614005800

Kollege Fuchs, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Thiele?


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1614005900

Lieber Herr Kollege, Sie ermöglichen mir eine län-

ere Redezeit. Das ist schön.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1614006000

Das ist nicht primär meine Absicht. Ich habe eine

rage an Sie, Herr Kollege Fuchs: Wenn die Erbschaft-
teuer auf dem Bewertungsrecht aufbaut, dann wäre es
as Selbstverständlichste von der Welt, dies wie bisher
n einem Gesetz zu regeln statt in einer Verordnung.
enn unabhängig davon, wie die Verordnung inhaltlich

usgestaltet wird, gilt, dass der Bundestag nicht an einer
nderung der Verordnung beteiligt werden muss. Da es

ber um eine elementare Frage für die Bemessungs-
rundlage der Erbschaftsteuer geht, halte ich es für rich-
ig, von vornherein eine entsprechende gesetzliche Re-
elung vorzusehen. Denn nur dann ist gewährleistet,
ass Änderungen nur vom Gesetzgeber vorgenommen






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
werden können. Denn die Gesetzgebungskompetenz
liegt nicht bei irgendeiner Verwaltung, sondern beim
Deutschen Bundestag.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1614006100

Verehrter Herr Kollege, manchmal hilft es, zuzuhö-

ren. Ich habe eben deutlich gemacht, dass wir das even-
tuell in das Gesetz aufnehmen,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nicht eventuell!)


um zu einer klaren Regelung zu kommen, über die wir
jederzeit die parlamentarische Kontrolle ausüben. Es tut
mir leid, wenn Sie das nicht mitbekommen haben, weil
Sie sich mit dem geschätzten Kollegen Solms ausge-
tauscht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte noch zwei weitere Punkte anführen. Vor
kurzem habe ich dem Kollegen Steinbrück einen Brief
geschrieben, verehrte Frau Staatssekretärin, in dem ich
ihn gebeten habe, mir mitzuteilen, welche höheren Steuer-
einnahmen er aus der Kündigung des Doppelbesteue-
rungsabkommens mit Österreich erwartet. Ich warte
noch auf eine Antwort. Ich habe ihm meinen Brief schon
vor vier Wochen geschickt; ich sollte vielleicht nachfra-
gen, ob er in dem großen Haus verloren gegangen ist. Ich
verspreche mir von Herrn Steinbrücks Maßnahme zu-
sätzliche Einnahmen, Herr Pronold, die wir dann in an-
deren Bereichen einsetzen können, um die Steuersätze
etwas zu korrigieren.


(Florian Pronold [SPD]: Was haben Sie denn gegen den Herrn Beckenbauer?)


Denn wenn der Kollege Steinbrück das Doppelbesteue-
rungsabkommen mit Österreich kündigt – das kommt
fast einer Kriegserklärung gleich –, dann müssen wir da-
von ausgehen, dass er sich davon hohe Einnahmen ver-
spricht. Aber meines Wissens sind diese Einnahmen bis-
her nicht in das Aufkommen von 4 Milliarden Euro
eingerechnet. Das heißt, wir erhalten höhere Einnahmen,
die wir dann beispielsweise dafür verwenden können,
um zwischen den Steuerklassen II und III zu differenzie-
ren und Korrekturen an den Steuersätzen vorzunehmen,
was ich für richtig halte.

Lassen Sie mich zum Abschluss feststellen: Es muss
unser Ziel sein, die mittelständischen Unternehmen wei-
testgehend von der Erbschaftsteuer freizustellen. Da-
durch können Arbeitsplätze in Deutschland gesichert
werden, und wir können dafür sorgen, dass die Gemein-
wohlverpflichtung, durch die diese Arbeitsplätze in
Deutschland erhalten bleiben, auch belohnt wird. Das
war unsere gemeinsame Absprache, die im Koalitions-
vertrag festgehalten ist. Dieser gemeinsamen Absprache
wollen wir nachkommen. Das werden wir auch verwirk-
lichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


D
d
s
S
i

(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 16/7765 zur federführenden Beratung an en Finanzausschuss und zur Mitberatung an den Auschuss für Wirtschaft und Technologie vorgeschlagen. ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann st die Überweisung so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 21 a bis 21 e auf: a)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614006200

desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Vierten Gesetzes zur Änderung des Gen-
technikgesetzes
– Drucksache 16/6814 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Ersten Gesetzes zur Änderung des EG-Gen-
technik-Durchführungsgesetzes
– Drucksache 16/6557 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-
Michael Goldmann, Dr. Edmund Peter Geisen,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion der
FDP eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes
zur Änderung des Gentechnikgesetzes
– Drucksache 16/4143 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (10. Ausschuss)

– Drucksache 16/7868 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Peter Bleser
Elvira Drobinski-Weiß
Dr. Christel Happach-Kasan
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Cornelia Behm, Nicole Maisch, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Schutz von Mensch, Umwelt und gentechnik-
freier Produktion im Gentechnikrecht bewah-
ren
– Drucksachen 16/6943, 16/7868 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Peter Bleser
Elvira Drobinski-Weiß
Dr. Christel Happach-Kasan
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Bärbel Höhn, Cornelia Behm und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Einfuhrverbot für Produkte aus dem gentech-
nisch veränderten Mais MON863 anordnen

– Drucksachen 16/4905, 16/5948 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Max Lehmer
Elvira Drobinski-Weiß
Dr. Christel Happach-Kasan
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Cornelia Behm, Nicole Maisch, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Kennzeichnung gentechnikfreier Fütterung
bei tierischen Produkten ermöglichen

– Drucksachen 16/6944, 16/7283 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Max Lehmer
Elvira Drobinski-Weiß
Dr. Christel Happach-Kasan
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Höfken, Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Einfuhrverbot für den gentechnisch veränder-
ten Mais MON810 anordnen und den Verkauf
von MON810-Saatgut stoppen

– Drucksache 16/7835 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Gentechnikgesetzes liegt ein Entschließungsantrag der
Fraktion Die Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundes-
minister Horst Seehofer das Wort.

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen! Zunächst einmal freue ich mich, dass wir nach lan-

g
g
G
d
S
m
r

j
e
d
m
k
h
s
d
l

v
s
W
z

D
l
a
d
b

D
C
t
d
w
i
m
z
s
u
d
d
s

f
b
a
D
P
R
s
k
a
B
z
t

(C (D er und sorgfältiger Diskussion heute endlich klare Reeln für die Entwicklung und Sicherheit der Grünen entechnik in Deutschland beschließen werden. Ich enke, dass die Regierungskoalition damit ein wichtiges ignal setzt, wie man verantwortungsvoll – ohne Angstache auf der einen Seite oder Populismus auf der ande en Seite – mit der Grünen Gentechnik umgehen kann. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Grüne Gentechnik ist bekanntlich eine noch sehr
unge Technologie. Sie ist in vielen Bereichen der Welt
tabliert. Bei uns in Europa bzw. in Deutschland findet
ie Anwendung in eher bescheidenem Maße statt. Damit
an die Dinge, die sicherlich in der nächsten Stunde dis-

utiert werden, richtig einordnen kann, muss man darauf
inweisen, dass es im Moment in Deutschland aus-
chließlich um die Nutzung von Genmais geht und dass
ie Fläche, die für den Anbau von Genmais in Deutsch-
and zurzeit genutzt wird, deutlich unter 1 Prozent liegt.

Wie bei jeder jungen Technologie gibt es auch hier
iele unerforschte Fragen. Die Aussage, es sei alles
chon erforscht, ist so nicht zutreffend. Deshalb ist es der

ille der Koalition und auch der Regierung, dass wir Ja
ur Forschung vor allem in Deutschland sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as betrifft die Sicherheitsforschung, um vor allem auch
angfristige Entwicklungen zu erkennen. Das betrifft
ber auch die Entwicklungsforschung, zum Beispiel für
ie nächste Generation von möglichen Nutzungen, etwa
ei Energiepflanzen.

Wir wollen die Forschung, und wir wollen sie hier in
eutschland. Wir wollen nicht, dass uns Länder wie
hina oder Indien Nachhilfestunden in der Grünen Gen-

echnik geben, weil die Forschung eben nicht hier, son-
ern im Ausland betrieben wird. Ein Land, das so wie
ir in der Wissensgesellschaft lebt und hoch entwickelt

st, darf sich nicht künstlich unwissend stellen. Deshalb
öchte ich hier noch einmal ein eindeutiges Bekenntnis

ur Forschung formulieren. Dabei steht auch in der For-
chung das Vorsorgeprinzip, also der Schutz von Mensch
nd Umwelt, an vorderster Stelle. Damit machen wir
eutlich, dass es nicht um einen blinden Fortschritt, son-
ern immer um einen ethisch verantwortlichen Fort-
chritt geht.

Ich stelle Wissenschaftlern in Deutschland, ob im öf-
entlichen Dienst, in Universitäten oder in der Wirtschaft
eschäftigt, immer die Frage: Wo können Sie in Europa
uf diesem Feld besser als in der Bundesrepublik
eutschland forschen? Nennen Sie mir bitte ein einziges
rojekt, das Sie in Deutschland wegen der rechtlichen
ahmenbedingungen, die wir mit dem vorliegenden Ge-

etzentwurf sogar noch verbessern, nicht verwirklichen
önnen. – Ich muss Ihnen sagen: Da herrscht Fehl-
nzeige. Deshalb ist die ständige Behauptung, die
edingungen in Deutschland seien nicht so, um unter
umutbaren Voraussetzungen forschen zu können, unzu-
reffend.






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
Ich darf das Parlament davon unterrichten, dass im
Moment 38 gültige Freisetzungsanträge – Freisetzung ist
die Genehmigung für ein Forschungsvorhaben unter
Freilandbedingungen – laufen. Meine erste Feststellung
im Rahmen eines verantwortlichen Umgangs mit dieser
jungen Technologie ist, dass wir die Forschung wollen,
wir sie ermöglichen und unter verantwortlichen Bedin-
gungen in Deutschland nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wie jede neue Technologie wird auch die Gentechnik
von Ängsten und Ablehnungen begleitet. Es gibt darüber
eine sehr heterogene Diskussion. Wer im Lande unter-
wegs ist, wird sie nicht ausblenden können. Deshalb
möchte ich hier für die Regierung deutlich sagen, dass
das, was die Koalition im Koalitionsvertrag vereinbart
hat, in dem Gesetzespaket, das heute zur Abstimmung
steht, seinen Niederschlag gefunden hat. Trotz unseres
Bekenntnisses zu Forschung, Entwicklung und einer
weiteren Nutzung lautet das oberste und wichtigste Prin-
zip bei der Nutzung der Grünen Gentechnik: Der Schutz
von Mensch und Umwelt bleibt bestehen. Das ist hier
berücksichtigt worden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das war für uns bei der Definition der Forschungsbe-
stimmungen und bei der Aufstellung der Regeln zur
Koexistenz, also der Wahlfreiheit für die Landwirte, und
vor allem auch bei der Wahlfreiheit für die Verbraucher
beim Einkauf von Lebensmitteln maßgeblich.

Man hört immer wieder Äußerungen wie „Die ande-
ren machen das doch auch“, „Unter wirtschaftlichen Ge-
sichtspunkten müssen wir in jedem Fall die Chancen
nutzen, unabhängig davon, wie wir die Risiken bewer-
ten“ oder – das ist in den letzten Wochen besonders in
den Mittelpunkt gerückt – „Wir müssen die Gentechnik
schon deshalb anwenden, weil sonst die Futtermittelver-
sorgung in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr
gewährleistet ist“. Ich sage hier ganz deutlich für die Re-
gierung, dass wirtschaftliche Überlegungen das Vorsor-
geprinzip nicht außer Kraft setzen dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich habe mich seit vielen Jahren auf verschiedenen
Feldern mit der Gentechnik beschäftigt. Früher war aus-
schließlich der Gesundheitsminister für die Gentechnik
zuständig. Ich fühle mich an manche Diskussionen über
die Rote und die Weiße Gentechnik erinnert. Ich erlaube
mir hier den Satz, dass die Akzeptanz einer Technologie
oft mit dem Wissen um ihre fachlichen Zusammenhänge
wächst. Deshalb werden wir noch viel mit der Bevölke-
rung, mit den Betroffenen kommunizieren müssen. Ich
kann mich daran erinnern, wie die Debatte über die Rote
Gentechnik in der Medizin in Deutschland Anfang der
90er-Jahre begonnen hat.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Insulin!)


Viele möchten heute an diese Diskussion und die damals
gebrauchten Argumente nicht mehr erinnert werden.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Ü
e
J
b

d
f
v
e
l
d
f
s
d
l
f
s
ü
D
d
a

d
f
p
u
b
E
P
d
d
m
b
F

V
m
D
d
s
a
z
i
d
G
J
b
a

D

z
t

(C (D ber die Rote Gentechnik in der Medizin ist durch die thischen und rechtlichen Regeln, die wir in den 90erahren gefunden haben, ein hohes Maß an Konsens hereigeführt worden. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Es sind immer dieselben, die dagegen sind!)


Ich möchte darauf hinweisen, dass die Regierung in
en nächsten Wochen sehr nachdrücklich für eine Re-
orm des Verfahrens der Zulassung von gentechnisch
eränderten Organismen eintreten wird. Die Zulassung
rfolgt auf europäischer Ebene und ist für alle Mitglieds-
änder der Europäischen Union verbindlich. Heute ist
as Verfahren ein politischer Vorgang, der von den Zu-
älligkeiten der politischen Zusammensetzung der ver-
chiedenen Räte abhängig ist. So, Wolfgang Zöller, kann
as nicht bleiben. Ich mache da eine Anleihe bei der Zu-
assung der Hightecharzneimittel. Deren Zulassung er-
olgt durch die Arzneimittelagentur in London auf wis-
enschaftlicher Basis, sie ist transparent und rechtlich
berprüfbar und basiert auf allen, auch unterschiedlichen
enkrichtungen der Wissenschaft. Es ist ganz wichtig,
ass wir dieses Zulassungsverfahren objektivieren und
uf eine wissenschaftlichere Grundlage stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich denke, wir haben eine Reihe von guten Regeln für
ie Koexistenz in der Landwirtschaft gefunden. Das
riedliche Nebeneinander von verschiedenen Nutzungs-
rofilen – biologischer Anbau, konventioneller Anbau
nd Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen – ist gege-
en. Wir haben jetzt Regeln für den Transport, für die
rnte und für die Lagerung gentechnisch veränderter
flanzen. Die gab es vorher nicht. Es sind Regeln über
ie Abstände festgelegt worden. Der Abstand von Fel-
ern, auf denen sich gentechnisch veränderte Organis-
en befinden, zu denen, auf denen konventioneller An-

au stattfindet, beträgt jetzt 150 Meter, der Abstand zu
eldern eines Biobauern 300 Meter.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Bisher war das null!)


orher betrug der Abstand mangels Regelungen null; so-
it haben wir jetzt gegenüber früher 300 Meter mehr.
as möchte ich hier festhalten. Ich bin froh, dass wir
iese Regelungen gefunden haben. Es sind Nachbar-
chutzregeln, und sie haben zum Ziel, dass derjenige, der
nders anbauen möchte, im Regelfall vor der Auskreu-
ung geschützt wird. Mit den Abständen, mit denen wir
m europäischen Mittelfeld liegen, können wir uns
urchaus präsentieren. Ich sage denjenigen, die dieses
esetz besonders kritisieren, obwohl sie in den letzten

ahren für diesen Bereich Verantwortung getragen ha-
en, dass diese Regelung deutlich klarer und strenger ist
ls die, die ich übernommen habe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


eshalb ist die Koexistenz gewährleistet.

Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zur Kenn-
eichnung machen. Auch hierüber gibt es eine eigenar-
ige Diskussion. Es gibt eine verpflichtende Kennzeich-






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
nung, und die gilt europaweit. Diese Kennzeichnung ist
dann verpflichtend, wenn ein Lebensmittel gentechnisch
veränderte Organismen enthält. Nun ist eigenartig, dass
diejenigen, die mir vorwerfen, dass die Kennzeichnung
unklar oder sogar täuschend ist, verschweigen, dass bei
der jetzt gültigen Regelung zur Gentechnikkennzeich-
nung Spuren von gentechnisch veränderten Organismen
enthalten sein können, weil europaweit die Kennzeich-
nung erst bei einem Schwellenwert von 0,9 Prozent not-
wendig ist. Somit können Spuren von gentechnisch ver-
änderten Organismen im Lebensmittel enthalten sein,
ohne dass dieses gekennzeichnet sein muss.

Wer mich – wie die FDP-Fraktion – auffordert, es bei
der gegenwärtigen Kennzeichnungsregelung zu belas-
sen, der muss wissen, dass er dafür eintritt, dass Lebens-
mittel in den Regalen stehen können, die gentechnisch
veränderte Spuren enthalten und nicht kennzeichnungs-
pflichtig sind. Deshalb sage ich Ihnen: Wer die jetzige
Kennzeichnungsregelung beibehalten möchte, der infor-
miert die Verbraucher falsch. Unsere Regelung ist
eindeutig: Ein Produkt mit der Kennzeichnung „ohne
Gentechnik“ darf keine Gentechnik enthalten. „Ohne
Gentechnik“ bedeutet, dass das Produkt – ganz gleich,
ob tierischen oder nichttierischen Ursprungs, also Eier,
Milch, Wurst oder anderes –, das der Verbraucher kauft,
ohne jede gentechnische Substanz sein muss. Wenn das
der Fall ist, dann kann es mit der Aufschrift „ohne Gen-
technik“ gekennzeichnet werden. Dies ist eine ehrliche
Kennzeichnung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir verabschieden heute ein Gesetzespaket, das klare
und sichere Regeln für alle Anwender, auch für die Ver-
braucher, beinhaltet. Damit ist die Debatte um die Grüne
Gentechnik nicht abgeschlossen. Was wir tun, ist ein ge-
setzgeberischer Zwischenschritt. Ich empfehle uns, die
weitere Debatte in einem Dialog zu führen, auch mit der
Bevölkerung, mit den Verbrauchern. Niemand sollte sich
einbilden, dass er dieses Thema der Bevölkerung einfach
überstülpen kann. Wir müssen uns um diesen Dialog mit
allen Pros und Kontras bemühen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich manchen, die hier
direkt vor mir sitzen, sagen: Wenn man sich der
Kant’schen Empfehlung beugt, nämlich sich seines Ver-
standes zu bedienen, dann ist man gut beraten. Eines
geht nicht: dass ich zum gleichen Thema am gleichen
Tag, sogar in der gleichen Stunde, von Frau Künast
„dreistes Täuschungsmanöver“ höre, um dann von Frau
Höhn, die der gleichen Fraktion angehört, „Diese Rege-
lung mit der Kennzeichnung ist längst überfällig“ zu hö-
ren.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sind doch zwei verschiedene Themen!)


Ich bitte um Sachlichkeit und Dialog.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


F

K
n
g
s

D
b

M
g
e
K
I
u
d
m
n

w
Z
e
t
r
i
D

d
f
h
w
g
s
D
U
s
d

B
l
s
d

g
b
N
F
t
g
s

(C (D Das Wort hat nun Kollegin Christel Happach-Kasan, DP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Herr Minister, in einem Punkt stimme ich Ihen voll zu – das möchte ich Ihnen gleich am Anfang saen –: Zulassungsverfahren müssen rein fachlich entchieden werden und nicht politisch. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614006300

(Beifall bei der FDP)

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1614006400

anke schön, das ist eine sehr wichtige Klarstellung. Ich
in Ihrer Meinung.

In einem anderen Punkt bin ich allerdings nicht Ihrer
einung: Seit inzwischen elf Jahren werden weltweit

entechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Ich finde,
in Kind, das elf Jahre alt ist, gehört nicht mehr in den
inderwagen und auch nicht mehr in den Kindergarten.

ch weiß ganz genau: Diese Kinder wollen in die Schule
nd wollen sich weiterentwickeln. Daher scheint mir,
ass es sich um eine falsche Einschätzung handelt, wenn
an nach elfjähriger Anwendung von einer neuen Tech-

ologie spricht.

(Beifall bei der FDP)


Ich war mit einigen Personen auf der Grünen Woche;
ir haben uns da getroffen. Es gab Veranstaltungen.
um Beispiel hat der Evangelische Entwicklungsdienst
ine Diskussionsveranstaltung „Essen global – Produk-
ion egal? Experten werfen einen Blick über den Teller-
and: Welche Folgen hat unser Konsum für Kleinbauern
n Nord und Süd?“ organisiert. Dort fand eine wichtige
iskussion statt.
Eine Buchautorin stritt in dieser Diskussion erregt für

as Verbot der Grünen Gentechnik und nebenbei auch
ür ihr Buch; doch keine einzige Hand regte sich. Es
errschte Stille, obwohl die Zuschauerreihen voll besetzt
aren. Die 70 Prozent der Bevölkerung, die angeblich
egen Gentechnik sind, hatten wohl gerade Pause, oder
ie waren indisponiert; auf jeden Fall waren sie nicht da.
as regt an zu den Fragen: Wie kommen entsprechende
mfragen zustande, und welche Aussagekraft haben

ie? Können sie wirklich Maßstab für politisches Han-
eln sein?


(Beifall bei der FDP)

Ich will an Folgendes erinnern: 1978 wurde Louise

rown, das erste Retortenbaby, geboren. 70 Prozent
ehnten die damit verbundene Technologie ab. Inzwi-
chen haben wir Hunderttausende von Kindern, die dank
ieser Technologie geboren wurden.

Im letzten Herbst fragte David Harnasch in der Fuß-
ängerzone von Freiburg nach Dihydrogenmonoxid. Die
efragten Freiburger wollten den Stoff sofort verbieten.
ach einer repräsentativen Umfrage, vorgetragen auf der
ünfjahresfeier des Bundesinstituts für Risikobewer-

ung, lehnten 70 Prozent unserer Bevölkerung Dihydro-
enmonoxid ab. Warum? Dihydrogenmonoxid ist Was-
er.






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

(Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Klingt aber gefährlich! – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Das heißt, Sie stellen die Bevölkerung für blöd hin!)


Wenn man etwas komisch fragt, dann will die Mehr-
heit sogar Wasser verbieten, genauso wie die Gentech-
nik, obwohl niemand von uns mit Produkten der Grünen
Gentechnik oder der Weißen Gentechnik je schlechte Er-
fahrungen gemacht hat. Die Beispiele zeigen: Es ist ein
gravierender Politikfehler, Verbraucherumfragen zum
Maßstab für politisches Handeln zu machen.


(Beifall bei der FDP – Zuruf der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])


– Liebe Kollegin Tackmann, das hat im Übrigen auch
nichts mit Demokratie zu tun.


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Doch!)


Wir entscheiden im Deutschen Bundestag nicht, was auf
den Tellern unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger ist,


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Aber über die Bedingungen!)


sondern wir entscheiden, welche Voraussetzungen diese
Produkte zu erfüllen haben, und das machen wir gut.


(Beifall bei der FDP)


Ich finde es bedenklich, dass auf der linken Seite des
Hauses ein derartig verqueres Politik- und Demokratie-
verständnis vorhanden ist. Bei der Vorstellung der ersten
Novelle zum Gentechnikgesetz 2004 hat Renate Künast
gesagt, dass es keine Anhaltspunkte für eine Gefährdung
der Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher
gebe.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist los? Ich denke, der Markt soll es regeln! Sie sind doch von der FDP!)


– Natürlich, Sie haben das gesagt, und ich zitiere Sie.
Das mache ich doch gerne. Das mache ich doch auch
gut, wenn Sie so etwas sagen. Sie haben sich auf die
Feststellungen des Bundesinstituts für Risikobewertung
berufen, und damit hatten Sie recht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ihr Nachfolger, Bundesminister Seehofer, folgt ihr auf
dem Fuße und kopiert sie perfekt. Er erklärt vor der Ver-
abschiedung des Gesetzes, er sehe keine Gefahren für
Verbraucher und Umwelt. Völlig zu Recht verbürgen
sich beide, die abgewählte Ministerin und ihr Nachfol-
ger, für die Unbedenklichkeit der Produkte der Züch-
tungsmethode Grüne Gentechnik.


(Zuruf von der SPD: Das ist eine liberale Militanz!)


Aber trotz dieser Erklärung tun beide alles, um den
Erfolg der Züchtungsmethode zu verhindern. Warum?
Es sind ihre vordergründigen parteipolitischen Interes-
sen, die sie motivieren.


(Beifall bei der FDP)


D
w

E
b
d

O
D
A
f
W
d
C
d
s

H
d
M
t
v
D
D
D
n
t

w
F
k
d

D
v
u

d
e
w

I

z
n
S
L
H

(C (D a es keine Gefahr gibt, muss auch niemand geschützt erden. (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Die Lobby spricht!)


s ist der mangelnde Mut, politische Führungskraft zu
eweisen und den Menschen zu sagen, dass diese Pro-
ukte sicher sind.

Vor zwei Jahren noch hat Minister Seehofer für mehr
ffenheit gegenüber modernen Technologien plädiert.
as ist vergessen. Jetzt schlingert er von Aussage zu
ussage. Im April, nach der Aussaat des Bt-Maises, er-

olgte ein Betriebsverbot von MON810. Das war vor der
ahl zum CSU-Landesvorstand. Im Dezember wurde

er Erlass aufgehoben. Das war nach der Wahl zum
SU-Landesvorstand. Diese Sorte ist sicher. Spanien ist
as Land in Europa, das am meisten Erfahrung mit die-
er Sorte hat. Ihm können wir vertrauen.

Die Bundesregierung hat mit ihrer Initiierung der
ightech-Strategie richtig erkannt, dass der Erhalt und
ie Schaffung neuer Arbeitsplätze für die Zukunft der
enschen in diesem Land von entscheidender Bedeu-

ung sind. Zur Umsetzung der Strategie ist ein inno-
ationsfreundliches Gentechnikgesetz von Bedeutung.
ie Anhörung hat ergeben, dass Max-Planck-Institut,
eutsche Forschungsgemeinschaft, Bundesverband
eutscher Pflanzenzüchter und Deutsche Industrieverei-
igung Biotechnologie die Gesetzesnovelle als innova-
ionsfeindlich scharf kritisieren.


(Beifall bei der FDP)


Herr Minister Seehofer, Ihre Aussagen zur Forschung
erden durch die Realität in Deutschland konterkariert.
reisetzungsversuche werden zerstört – in Gießen
onnte nicht ein einziger ausgewertet werden –, sie wer-
en nach wie vor abgelehnt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist aber nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass sie es machen müssen!)


as ist nicht Geschichte, sondern wir haben nach wie
or die Situation, dass Gentechnikgegner mobilisieren,
m Felder zu zerstören.


(Zuruf von der FDP: Unerhört!)


Es ist ungewöhnlich, dass bei einem Gesetz sowohl
ie Unternehmerseite als auch die Gewerkschaftsseite
ine Position vertreten. Europa verliert seine Wettbe-
erbsfähigkeit, so der Geschäftsführer der BASF.


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Jetzt kommt es!)


ch appelliere an die Mitglieder aus Rheinland-Pfalz.

Die Bundesregierung hat ihr Versprechen, die Spit-
enposition in einer Zukunftstechnologie anzustreben,
icht gehalten, so der Vorsitzende der DIB. Minister
eehofer vollzog eine Kehrtwende und knickte vor der
obby der Gentechnikgegner ein, so IG-BCE-Chef
ubertus Schmoldt. Eine beschämende Bilanz.






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
Der Bt-Mais-Anbau in Deutschland im vergangenen
Jahr hat gezeigt, dass die Koexistenz ohne Mühe organi-
siert werden kann.


(Beifall bei der FDP)


Es ist schon bemerkenswert, liebe Kolleginnen und
Kollegen, dass Gentechnikgegner sich einen rechtskräf-
tig verurteilten Landwirt aus Kanada ins Land holen,


(Widerspruch bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


damit er mit unwahren Geschichten die Menschen gegen
die Gentechnik mobilisiert. Landwirte, die ihm wider-
sprechen wollen, werden daran gehindert. Damit erwei-
sen sich einige Gentechnikgegner als Mitglieder einer
Sekte. Und genau diese Sekte bedient die Große Koali-
tion mit dem vorliegenden Gesetzentwurf.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Rede müssen Sie vervielfältigen!)


Die CDU/CSU hat einen Wahlbetrug begangen. Sie hat
sukzessive nahezu jede Position geräumt:


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Die Rede müssen wir noch vor den Landtagswahlen verteilen! Das ist beste Wahlwerbung!)


Rechtssicherheit? Nicht vorhanden. Förderung des An-
baus und der Forschung? Nicht vorhanden. Einziger
Lichtblick ist die Möglichkeit von nachbarschaftlichen
Absprachen. Mit den neuen Bestimmungen zur „Ohne-
Gentechnik“-Kennzeichnung betreibt Minister Seehofer
die Aufweichung seiner eigenen Verordnung. Bauern-

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1614006500
„Scheinheiligkeit
hoch drei“, und Renate Künast sagt: „dreistes Täu-
schungsmanöver“; aber in der Protokollerklärung sagen
die Grünen, dass sie die Kennzeichnung begrüßen.
Liebe, arme Grüne, bei Ihnen ist kein innerer Kompass
vorhanden. Sie flattern wie ein Fähnlein im Wind. Wo
sind die Verbände?


(Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Frau Künast, stellen Sie doch eine Zwischenfrage. –
Die in Deutschland über die Grüne Gentechnik geführte
Debatte gleicht Don Quichottes Kampf gegen die Wind-
mühlen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Keine Sekunde zusätzlich!)


– Es freut mich, dass ich den Nerv getroffen habe, Kol-
lege Kelber. Vielen Dank, das war eine Anerkennung.


(Beifall bei der FDP)


Wir können in Europa keinen Sonderweg gehen. Als
Wissenschaftsstandort sind wir vielmehr gefordert, ver-
mehrt in Züchtung zu investieren und die kommenden
Herausforderungen zu meistern: den Klimawandel, die
Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und die
energetische Nutzung von Biomasse. Dafür brauchen
wir gentechnische Züchtungsverfahren.

k
h


a

S
s
g
d

D
m
w

B
d
d
e

S

v
l
h

D
G
g
z
V
D

(C (D (Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP] hält ein Bild hoch)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614006600

Liebe Kollegin, Sie müssen zum Ende Ihrer Rede

ommen. Halten Sie das Bild also bitte nicht zu lange
och.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1614006700

– Letzter Satz.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Was ist das?)


Kartoffeln, die gegen die Krautfäule resistent sind und
uch bei uns wachsen können.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Ich sehe die Resistenz nicht!)


ie enthalten ein Kartoffelgen, das ihnen mit gentechni-
chen Methoden eingepflanzt wurde. Das halten wir für
ut. Diese Kartoffelpflanzen sind besser als solche, die
er Phytophtora erlegen sind.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: So viel zum Werbeblock!)


iese Krankheit hat dazu geführt hat, dass in Irland da-
als Millionen von Menschen gestorben oder ausge-
andert sind.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614006800

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1614006900

Die FDP-Bundestagsfraktion lehnt die Gesetze der

undesregierung als innovationsfeindlich ab, ebenso
en Entschließungsantrag der Linken und die Anträge
er Grünen. Wir verweisen auf unseren eigenen Gesetz-
ntwurf, der die Zukunft beschreibt.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614007000

Ich erteile das Wort Kollegin Elvira Drobinski-Weiß,

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1614007100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

ersuche, wieder zur Sachlichkeit bzw., wie einige Kol-
eginnen und Kollegen es gerne formulieren, zur Wahr-
eit und Klarheit zurückzukehren.

Mit dem Gentechnikgesetz und dem dazugehörigen
urchführungsgesetz bringen wir die Novellierung des
entechnikrechts zu einem guten Ende. Das ist ein Er-
ebnis, für das sich beide Koalitionspartner aufeinander-
ubewegt haben und Kompromisse eingegangen sind.
or allem die Verbraucherinnen und Verbraucher in
eutschland haben dabei gewonnen. Damit meine ich






(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß
auch die 80 Prozent, die Kollegin Happach-Kasan auf ei-
ner Veranstaltung vermisst hat, wie sie vorhin gesagt hat.
Die neue „Ohne-Gentechnik“-Kennzeichnungsregelung
kann einen unhaltbaren Zustand beenden; denn die Re-
gelung schafft die Grundlage dafür, dass Verbraucherin-
nen und Verbraucher beim Einkauf endlich die Wahl ha-
ben.

Ich bedanke mich bei Herrn Minister Seehofer dafür,
dass wir diese Regelung gemeinsam auf den Weg brin-
gen konnten. Die Kennzeichnung liegt meiner Fraktion
und mir ganz besonders am Herzen; denn nach unserer
Ansicht haben Verbraucher ein Recht auf Information
und ein Recht auf die Möglichkeit, zu wählen.

Wer diese Wahlmöglichkeit nutzen will, muss wissen,
was die „Ohne-Gentechnik“-Kennzeichnung aussagt.
Herr Minister Seehofer hat das vorhin schon kurz darge-
stellt. Gestatten Sie mir, dass ich etwas ausführlicher
darauf eingehe. Wenn man in den letzten Tagen die Be-
richterstattung zu diesem Thema verfolgt hat, konnte
man ein gewisses Durcheinander feststellen. Das eigent-
liche Problem ist wohl, dass es an dieser Regelung ein-
fach nichts zu kritisieren gibt. Seien wir ehrlich: Das
bringt uns alle offensichtlich ein wenig durcheinander.
Die Gräben sind aufgebrochen. Nicht nur ehemalige Kri-
tiker werden zu Unterstützern, sondern auch umgekehrt.
Auch die Argumente wechseln die Seite. Wer sich
ansonsten gern der Transparenz verweigert und die
Überlastung der Verbraucher durch ein Zuviel an Infor-
mationen anprangert, fordert plötzlich brutalstmögliche
Deklaration bis ins kleine Mikrodetail. Es ist kein Wun-
der, dass die Öffentlichkeit verwirrt ist.

Sicher ist, dass die „Ohne-Gentechnik“-Kennzeich-
nung ein enormer Fortschritt für die Verbraucher ist.
Ohne diese Kennzeichnung müssen sie zurzeit damit
rechnen, dass Fleisch-, Eier- und Milchprodukte von
Tieren stammen, die mit gentechnisch veränderten
Pflanzen gefüttert wurden; denn tierische Erzeugnisse
sind nach EU-Recht nicht kennzeichnungspflichtig. Ein-
zig bei ökologisch erzeugten Produkten ist das ausge-
schlossen. Denn diese werden ohne Gentechnik erzeugt.

Verbraucher, die den Anbau gentechnisch veränderter
Pflanzen ablehnen, sind also gezwungen, mit ihrem Ein-
kauf diesen Anbau zu unterstützen. Auch die Anbieter,
die auf solche Futterpflanzen verzichten, haben bisher
keine praktikable Möglichkeit, ihre Produkte auszulo-
ben. Das ist ein unhaltbarer Zustand, der jetzt beendet
wird.


(Beifall bei der SPD)


Wer eine Regelung kritisieren will, die so eindeutig
und unzweifelhaft im Interesse der Verbraucherinnen
und Verbraucher ist, muss die Argumente gegen die
„Ohne-Gentechnik“-Kennzeichnung schon ziemlich an
den Haaren herbeiziehen. Ich möchte hier vier Punkte
richtigstellen.

Erster Punkt. Die neue Regelung zur „Ohne-Gentech-
nik“-Kennzeichnung wird im Vergleich zur alten Kenn-
zeichnungsverordnung verschärft. Denn nach der alten
Regelung konnten auch Erzeugnisse mit einem Anteil
gentechnisch veränderter Organismen von bis zu 0,9 Pro-

z
J
d
d

n
e
s

d

A
s
G
t
h
t
i
d
s
t
P

u
d
n
w
m

n
c
z
s

d
g
L
n
u
d
n

z
d
b
E
z
v

t
M
e
s
v
s
n

(C (D ent mit „Ohne Gentechnik“ gekennzeichnet werden. etzt liegt die Grenze bei 0,1 Prozent. Die Behauptung, ie Kennzeichnungsregelung sei hier aufgeweicht woren, ist also falsch. Zweiter Punkt. Die „Ohne-Gentechnik“-Kennzeichung ist für alle verarbeiteten Produkte gleich geregelt, gal ob es sich um Lebensmittel pflanzlichen oder tierichen Ursprungs handelt. Wenn auf den Produkten Ohne Gentechnik“ steht, dann ist keine Gentechnik rin. uch Zusatzstoffe bzw. Enzyme, die mithilfe gentechnicher Verfahren gewonnen wurden, selbst aber keine VO enthalten, sind bei Produkten mit der „Ohne-Gen echnik“-Kennzeichnung nicht erlaubt, und zwar unabängig davon, ob es sich hier um pflanzliche oder um ierische Erzeugnisse handelt. In diesem Zusammenhang st die Behauptung, pflanzliche Lebensmittel würden iskriminiert, falsch. Der Käse mit gentechnisch hergetelltem Chymosin darf genauso wenig die „Ohne-Genechnik“-Kennzeichnung tragen wie die vegetarische izza mit gentechnisch gewonnenen Zusatzstoffen. Der dritte Punkt, den ich nennen möchte, ist, dass die nverarbeiteten Produkte unterschiedlich behandelt weren. Die Ursache dafür ist die europäische Kennzeichungspflicht für GVO-Produkte. Pflanzliche Produkte erden von der Kennzeichnungspflicht erfasst. So üsste zum Beispiel ein gentechnisch veränderter Apfel den es, Gott sei Dank, nicht gibt – auch als gentechisch verändert gekennzeichnet werden. Der herkömmlihe Apfel darf also keine „Ohne-Gentechnik“-Kenneichnung tragen, weil diese überflüssig ist. Es ist elbstverständlich, dass er gentechnikfrei ist. Bei Milch, Eiern und Fleisch ist das anders. Denn für ie gibt es keine EU-Kennzeichnungspflicht. Sie gilt für entechnisch veränderte Futtermittel. Sie läuft aber ins eere, weil tierische Produkte ja nicht der Kennzeichungspflicht unterliegen. Damit haben Verbraucherinnen nd Verbraucher keine Möglichkeit, zu erfahren, ob iese Produkte von Tieren stammen, die mit gentechisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Durch die Regelung zur „Ohne-Gentechnik“-Kenneichnung – Sie merken, ich wiederhole es immer wieer, damit es wirklich alle verstehen – bekommen Verraucher demnächst die Information darüber, ob Milch, ier und Fleisch von Tieren stammen, die keine kenneichnungspflichtigen und damit keine gentechnisch eränderten Futtermittel bekommen haben. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Wie war das früher?)


(Beifall bei der SPD)


Mein letzter Punkt. Entsprechend den EU-Vorschrif-
en für ökologische Erzeugung gibt es hier allerdings die

öglichkeit einer Ausnahme: Wenn ein Zusatzstoff bzw.
in Enzym unverzichtbar und nur noch durch gentechni-
che Verfahren hergestellt werden kann und nur noch so
erfügbar ist, dann darf dieser Stoff sowohl für ökologi-
che Produkte als auch für Ohne-Gentechnik-Erzeug-
isse eingesetzt werden. Ob es eine Alternative gibt,






(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß
wird im Einzelfall genau geprüft. Bisher gibt es keine
Ausnahmen.

Gerade der letzte Punkt, die Ausnahme, von der wir
nicht wissen, ob sie jemals eintreten wird, wird von den
Kritikern aufgegriffen, von denen, die unter dem Vor-
wand, totale Transparenz schaffen zu wollen, nach Mög-
lichkeiten suchen, die „Ohne-Gentechnik“-Kennzeich-
nung zu verhindern. Sie haben jahrelang in Kauf
genommen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher
gezwungen waren, ohne ihr Wissen mit jedem Kauf den
Anbau und die Verfütterung von gentechnisch veränder-
ten Pflanzen zu unterstützen. Entweder ist der plötzliche
Schrei nach totaler Transparenz scheinheilig, oder es fin-
det hier tatsächlich ein Umdenken statt, und den Ver-
braucherinnen und Verbrauchern soll endlich das Recht
auf mehr Information eingeräumt werden. Wir werden es
sehen.

Wir werden das weiter kritisch beobachten: bei der
Diskussion über Kennzeichnungsschwellenwerte für
Saatgut, bei der Diskussion über Toleranzwerte für in
Europa nicht zugelassene GVO, aber auch dann, wenn es
zu einem neuen Verunreinigungsskandal kommen sollte.

Ich hoffe sehr, dass Sie diese Unterscheidung verstan-
den haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614007200

Das Wort hat nun Kollegin Kirsten Tackmann, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614007300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Werte Gäste! Herr Minister, Sie haben auf der
Grünen Woche gesagt, die Entscheidung über die Gen-
technik dürfe sich nur nach der Frage richten, ob sie zu
verantworten sei. Das Zitat lautet:

Es darf niemals unter dem Diktat beantwortet wer-
den, weil wir wirtschaftlich dazu gezwungen sind.

Diese Aussage haben Sie vorhin dankenswerterweise
wiederholt. Ich verstehe bloß nicht, warum Sie den Ent-
wurf eines Gentechnikgesetzes vorlegen, durch den die
Anwendung dieser Risikotechnologie noch gefährlicher
wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Zugegeben, die Gentechnikdebatte ist nicht einfach.
Verschiedene Argumente müssen gegeneinander abge-
wogen werden. Gerade deshalb hat die Politik eine be-
sondere Verantwortung. Es sind sehr komplexe Fragen
zu beantworten: ethische Fragen, wissenschaftliche Fra-
gen, Fragen nach Nutzen und Risiko und die Frage nach
Gewinnern und Verlierern.

Dabei macht die Linke einen ganz deutlichen Unter-
schied: Rote und Weiße Gentechnik werden in einem
Labor oder in einer Industrieanlage angewandt; auch das

i
g
P
S
a
h
s

g
S
w
g
h
s

S
r
r

S
d
w
f
s
d

e
s
l
w
S
w
W
r
w

f
t
g
m
s
V
G
t
b
t
g

H
n
i
A
is

W
M

(C (D st riskant, aber dieses Risiko ist beherrschbar. Im Geensatz dazu werden im Rahmen der Grünen Gentechnik flanzen auf einem Acker angebaut; das ist ein offenes ystem und deutlich riskanter. Das liegt aber nicht nur n dieser Risikotechnologie. Das Risiko wird durch die andfesten Profitinteressen der Saatgutkonzerne vertärkt. Internationale Erfahrungen belegen massive Verdränungseffekte aufgrund aggressiver Marktstrategien der aatgutmultis. Wie man die Agrogentechnik auch beertet, eines steht fest: Ein bisschen Agrogentechnik ibt es genauso wenig wie ein bisschen schwanger. Desalb muss am Ende dieser Debatte immer die Frage getellt werden: Auf welcher Seite stehen wir eigentlich? Für die Linke ist klar: Erstens. Wir stehen auf der eite der gentechnikfreien Landwirtschaft und der Imkeei. Zweitens. Wir stehen auf der Seite der Verbraucheinnen und Verbraucher. ie sollen mitentscheiden können, ob Genpflanzen auf em Acker wachsen sollen oder nicht. Deswegen hätten ir die Kennzeichnung „Agrogentechnikfrei gefüttert“ ür viel sinnvoller gehalten. Der Kennzeichnungsvorchlag, der jetzt vorliegt, ist aber zumindest ein Schritt in ie richtige Richtung. Das Gentechnikgesetz muss aus der Sicht der Linken ines leisten: den Schutz der gentechnikfreien Landwirtchaft und der Imkerei vor Verunreinigung. Genau das eistet der Gesetzentwurf der Regierung nicht. Durch ihn ird sogar der Koalitionsvertrag gebrochen, in dem die icherung der Koexistenz von Anwendern und Nichtanendern versprochen wird. Deshalb stellt sich die Frage: essen Interessen verteidigt die Koalition? Um die Inte essen der großen Mehrheit, die keine Agrogentechnik ill, geht es ihr offensichtlich nicht. Warum ist der Linken der Schutz der agrogentechnikreien Landwirtschaft so wichtig? Erstens. Die Agrogenechnik kann die Gesundheit von Tieren und Menschen efährden. Zweitens. Die Landwirte geraten in eine imer größere Abhängigkeit, insbesondere über den Patent chutz. Drittens. Es gibt keine vertrauenswürdigen EUerfahren zur Zulassung von Genpflanzen. Sie schließen efahren nicht aus, sind intransparent und undemokra isch. Viertens. Ökologische Schäden sind nicht rückholar. Fünftens. Die Verunreinigungsrisiken sind so vielfälig, dass selbst durch strengste Regeln keine Sicherheit arantiert werden kann. Ein Beispiel: Im Jahre 2006 gab es einen Skandal im inblick auf den Reis LL 601, der sich aus einem kleien US-Forschungsanbau weltweit verbreitete, sogar bis n deutsche Supermärkte. Daran wurde deutlich, dass der nbau von Genpflanzen auf Dauer nicht beherrschbar t. er anderes behauptet, ignoriert diese Realität oder lügt. it dem vorliegenden Gesetzentwurf wird dieses kaum Dr. Kirsten Tackmann mehr ernsthaft bestrittene Verunreinigungsrisiko nicht reduziert: Beispiel eins. Mit den Abstandsregelungen sollen Verunreinigungen des Nachbarfeldes durch Pollen verhindert werden. Aber der vorgeschlagene Abstand ist viel zu gering. Die Bienen halten sich auch nicht an von uns beschlossene Sicherheitsabstände. Sicherheitszonen für ökologisch sensible Gebiete werden nicht geregelt. Folgende Verunreinigungsrisiken werden gänzlich ignoriert: Erstens. Es bleibt immer Resterntegut auf dem Acker. Zweitens. Die Landwirtschaftstechnik kann nicht so gesäubert werden, dass es keine Vermischung gibt. Drittens. Verarbeitungsund Lagerkapazitäten müssen, um eine Vermischung zu vermeiden, vollständig getrennt werden; das geben selbst Befürworter zu. Viertens. Illegaler Handel mit Saatund Erntegut kann nicht ausgeschlossen werden. Trotz dieser Sicherheitslücken behauptet die Koalition, vor allen Dingen die CDU/CSU, die Koexistenz könne mit diesem Gentechnikgesetz gesichert werden. Ich sage: Genau das ist nicht der Fall. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Beispiel zwei. Nachbarn sollen sich auf einen noch
geringeren Sicherheitsabstand einigen dürfen. Das sind
aus unserer Sicht Absprachen zulasten Dritter und wird
auch nicht dadurch geheilt, dass man so etwas in das
Standortregister aufnimmt.

Aus der Sicht meiner Fraktion haben die Änderungen
des Gentechnikgesetzes eine verheerende Wirkung. Sie
gefährden das gerade wieder gewachsene Vertrauen der
Verbraucherinnen und Verbraucher in die Landwirtschaft.
Unsere Agrarwirtschaft hat aber national wie internatio-
nal nur dann eine Chance, wenn sie verbraucherorientiert
produziert. Der Verbraucherwille ist aber eindeutig: Le-
bensmittel sollen bezahlbar sein, Lebensmittel sollen
gesund sein, sie sollen tierschutzgerecht und umwelt-
schonend produziert werden. Für die Mehrheit der Ver-
braucher gehört das Freisein von Agrogentechnik dazu.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein gesundes Image unserer Agrarwirtschaft und eine
schleichende Verunreinigung durch genetisch veränderte
Pflanzen passen nicht zusammen. Deshalb kann ich dem
Deutschen Bauernverband nur zustimmen, wenn er den
Landwirtinnen und Landwirten rät, diese Risikotechno-
logie besser nicht anzuwenden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Und zwar mit dem neuen Gesetz!)


Die Linke hat in ihrem Entschließungsantrag zu die-
sem Gesetzentwurf die dringendsten Änderungen, die
nötig sind, formuliert: Erstens. Jeder Freisetzungsver-
such, auch Forschungsanbau, muss für den jeweiligen
Standort geprüft werden, und zwar unter demokratischer
Mitsprache der Betroffenen. Das heißt, dass das verein-
fachte Verfahren nicht zur Regel gemacht werden darf.
Zweitens. Die gentechnikfreie Imkerei muss dringend
geschützt werden.

Drittens. Wir lehnen private Absprachen zur Verrin-
gerung der Mindestabstände ab.


(Beifall bei der LINKEN)


V
s
b
r
L
m
L
w
s

B

N
w
t

b
ü
p
g
p

K

d

l
S
T
J
K
g
A
a

E
d

(C (D Der vorliegende Gesetzentwurf ist aus unserer Sicht errat an den Interessen der gentechnikfreien Landwirtchaft und Imkerei wie auch an den Interessen der Verraucher. Wer konsequent an der Seite der Verbraucheinnen und Verbraucher und der einheimischen andwirtschaft stehen will – die gentechnikfrei arbeiten öchte –, muss diesen Gesetzentwurf ablehnen. Die inke tut das, und sie geht noch einen Schritt weiter: Sie ird weiter gentechnikfreie Zonen und Regionen unter tützen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat nun Kollegin Ulrike Höfken, Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Frau Happach-Kasan, Ihre Rede sollte man schnell in iedersachsen und Hessen verteilen, damit die Leute issen, was Sie von den Bürgerinnen und Bürgern hal en: König ohne Volk. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Ich habe in SchleswigHolstein das beste Erststimmenergebnis erzielt!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614007400
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614007500

Frau Tackmann, ich kann vieles, was Sie gesagt ha-
en, teilen. Aber das ist ein interessanter Wandel gegen-
ber dem, was wir bei den Linken in Mecklenburg-Vor-
ommern erlebt haben. Wir haben versucht, die
entechnikfreie Produktion zu schützen. Doch das war
artout nicht gewollt.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614007600

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage? Die

ollegin Tackmann drängt es.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614007700

Nein. Ich will jetzt auf etwas anderes eingehen, und

as wäre ein Nebenkriegsschauplatz.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Den hätten Sie nicht aufmachen dürfen!)


Frau Kollegin Drobinski-Weiß hat gesagt, die Öffent-
ichkeit sei verwirrt. So ein Zufall. Herr Minister
eehofer kommt so soft daher. Das ist aber kein softes
hema. Agrogentechnik ist eine aggressive Technologie.
ens Katzek als Vertreter der Agrogentechnik sagt selbst:
oexistenz ist nicht möglich. Das sagen wir auch. Agro-
entechnik beinhaltet unheimliche Abhängigkeit, ist ein
ngriff auf das Recht auf Eigentum und möglicherweise

uf die körperliche Unversehrtheit und die Gesundheit.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Früher war der Abstand 0 Meter!)


s handelt sich hierbei also um eine Technologie, über
ie die Auseinandersetzung hart geführt werden muss.






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken
Minister Seehofer macht einen auf Helden der bayeri-
schen Bauern, auf Bewahrer der Schöpfung; doch hinten
macht er die Tür weit auf. Das wollen wir nicht mitma-
chen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch wenn das sicher nicht im Sinne der Kolleginnen
und Kollegen gerade von der SPD ist, so ist es leider so,
wie es die Bundesregierung auf dem Vorblatt ihres Ge-
setzentwurfs schreibt: Das deutsche Gentechnikrecht ist
so auszugestalten, dass Forschung und Anwendung der
Gentechnik in Deutschland gefördert werden. So sieht
das Gesetz aus. Wir wollen den Schutz der gentechnik-
freien Erzeugung. Dass Vorsorge vernünftig ist, zeigt
nicht nur die Rote Gentechnik. Unsere Diskussion hat
doch dazu beigetragen, dass Gesetze erlassen wurden,
die dies regeln. Alles andere wäre unverantwortlich ge-
wesen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Lieber Gott!)


Ich nenne hier nur Asbest, Contergan, Atomtechnik,
DDT oder FCKW.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Haben Sie noch etwas vergessen?)


Es ist keinesfalls so, dass man sagt: Lasst doch die
Vorsorge beiseite. Vielmehr haben wir die Verantwor-
tung dafür und müssen sie auch wahrnehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will deutlich machen, dass das Gentechnikgesetz
die Schutzstandards massiv verschlechtert, die von Rot-
Grün gemeinsam gesetzt wurden. Ich nenne nur die Pri-
vatabsprachen, die Ausnahmeregelungen für die For-
schung oder die Verwertungsmöglichkeiten. Liebe Kol-
leginnen und Kollegen, Sie haben ja noch versucht,
Protokollnotizen und Erklärungen zu machen. Ich habe
sie mir angeguckt; sie haben das leider nicht verbessert.

Zusammen mit den unzureichenden Feldabständen,
der ungeregelten Lagerung und dem ungeregelten Trans-
port wird etwas passieren, was vielleicht nicht intendiert
war: Es wird Krieg in die Dörfer kommen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Uli, das haben wir doch unter Rot-Grün nicht hingekriegt!)


Es ist eine Frechheit, dass sich Minister Seehofer da-
mit brüstet, schärfere Regeln zu schaffen. Er hat den
Mais MON810 zugelassen. Dann ließ er diesen Mais
zwei Jahre lang ohne die notwendigen Anbauvorschrif-
ten anbauen. Damals war der Bundesrat noch massiv da-
gegen, dass die gute fachliche Praxis geregelt wurde.
Das heißt, er ließ ein Fahrzeug zu, doch die Verkehrs-
regeln kamen erst zwei Jahre später und dann auch noch
mangelhaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu den Privatabsprachen. Sie wurden
schon von verschiedenen Seiten angesprochen. Letztlich
ist dies trotz aller Verbesserungsaktivitäten der Sozialde-
mokraten ein Freibrief zur Verunreinigung. Das hört sich
nett, freiwillig und autonom an. Wenn man sich das aber

k
g
s
e
M
b
d
z
w
e
P

S
N
g
t

m
W

W
w
d
n
h
d
H

z
z
g
k

s
u
d
c
w
v
m
k
U
a
d

z
o
g

(C (D onkret vergegenwärtigt, dann sieht man doch das Folende: Da schreibt ein Bauer seinen Nachbarn an und agt ihm: Ich möchte jetzt Genmais anbauen. Innerhalb ines Monats soll der Nachbar antworten, ob er auch ais anbauen will. Vielleicht aber bekommt der Nach ar den Brief gar nicht. Vielleicht geht der Brief auch an en Eigentümer, der vergisst, ihn an den Pächter weiteruleiten. Der Nachbar weiß vielleicht noch gar nicht, as er im nächsten Jahr anbauen will. Er hätte ja noch in Dreivierteljahr Zeit. Seit wann haben wir hier eine lanwirtschaft? (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Weil alle so planlos arbeiten? Einfach lächerlich!)


eit wann ist es in Ordnung, dass Anbauvorschläge den
achbarn schon Wochen oder Monate vorher offenzule-
en sind? Was ist das für eine Art und Weise freien Un-
ernehmertums? Ich finde, das ist ein Skandal.

Das Problem ist damit aber noch nicht zu Ende, dass
an seine eigenen Anbaupläne plötzlich Gott und der
elt offenlegen muss.


(Gustav Herzog [SPD]: Am besten, der Bauer schickt eine E-Mail!)


enn der Bauer nun doch keinen Mais anbauen will,
eil zum Beispiel die Witterung nicht ganz richtig ist,
ann ist die Frage, was passiert. Das ist sehr ernst zu
ehmen. Der Bauer hat dann plötzlich auf die Sicher-
eitsabstände verzichtet. Wenn er sagt, ich will jetzt
och keinen Mais anbauen, dann ist er auf einmal in
aftungsregelungen verstrickt.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das trifft nicht zu!)


Das ist eine völlig praxisferne Regelung, die im Prin-
ip mit der Rechtswirklichkeit nichts zu tun hat und die
u massiven Auseinandersetzungen führen wird. Übri-
ens wird sie den Behörden auch die Kontrollmöglich-
eiten erschweren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Punkt ist der Freifahrtschein für die For-
chung. Man muss deutlich sagen, dass es sich hierbei
m die Forschung mit ungenehmigten Produkten han-
elt. Hier werden die Sicherheitsanforderungen ganz lo-
ker einfach heruntergefahren. Die Regelungen sind so
eit gehend, dass darunter sogar der Forschungsanbau
on Gentechnikpflanzen auf mehr oder weniger schlecht
it einem Zaun abgesicherten Institutsfeldern fallen

önnte. Das heißt, der kommerzielle Anbau könnte unter
mständen besser geschützt sein als der Forschungs-

nbau mit den ungenehmigten Produkten. Auch hier ist
ie Überwachung durch die Behörden fast unmöglich.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ihnen fallen auch keine Argumente mehr ein, wenn es um die Wahrheit geht!)


Es gäbe noch einiges über die thermische Verwertung
u sagen, nämlich über ein In-den-Verkehr-Bringen,
hne dass die Überwachungsmöglichkeiten dieser neuen
entechnischen Anlagen überprüfbar wären.






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken
Ganz klar ist auch: Minister Seehofer hat in der Frage
der Gentechnik ein langes Sündenregister.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


– Ja, wir sind ja über die Besuche des Ministers im Klos-
ter unterrichtet. – 2007 hat er im Bundestag gesagt, er
habe noch keine einzige gentechnisch veränderte Pflanze
zugelassen. Das stimmt nicht. Das hat er als Gesund-
heitsminister getan.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das ist doch auch in Ordnung! Gut so!)


Das war keinesfalls Renate Künast. Als erste Amtshand-
lung ließ er auch den Verkauf von Saatgut wieder zu –
mit all den Folgen, die es heute gibt.

Es geht weiter: Zu neuen Zulassungen von Gentech-
nik auf der EU-Ebene hat er Ja gesagt. Es gab Verunrei-
nigungsskandale mit nicht zugelassenen GVOs: Raps,
Mais und Zucchini. Er sagte, es gibt keine Gefahr für die
Verbraucher; die Behörden sollen schnell reagieren. Was
passiert jetzt? Es gibt Neuregelungen, wonach nicht zu-
gelassene GVOs plötzlich verwertet werden dürfen.

Zu den Imkern: Es gab die Zusage, die Belange der
Imker sollten berücksichtigt werden. Was steht im Ge-
setz? Die Probleme der Imker sind überhaupt nicht ge-
löst.

Eben wurde es noch einmal angesprochen: Die For-
schung soll nach Minister Seehofer immer nur nach dem
obersten Prinzip des Schutzes von Mensch und Umwelt
und ohne Risiken erfolgen. Wir sehen aber ganz deutlich
ein ungeheures Anwachsen der Zahl problematischer
Freisetzungen. Im Jahre 2007 wurden 78 Freisetzungs-
experimente in Deutschland durchgeführt, 2001, in der
Amtszeit von Ministerin Künast, waren es noch 46.

Daneben nenne ich die problematischen Versuche in
Gatersleben. Ich erinnere auch an das, was in Rostock
passiert ist – Stichwort: Kartoffelpflanzen – und zukünf-
tig mit dem Weizen passieren soll. Das alles sind nicht
verantwortbare Versuche.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ganz klar ist auch die weitere Aussage, dass er Raps ab-
lehnt. Trotzdem soll er angebaut werden.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das ist doch auch in Ordnung!)


Nur ein Satz zur Gentechnikkennzeichnung. Wir fin-
den das in Ordnung. Das ist aber nur ein Punkt in einem
Gesamtpaket. Es ist kein Wunder, dass man sagen muss:
99 Prozent dieses Paketes sind miserabel, und wir lehnen
sie ab. Dieses eine kleine Prozent ist in Ordnung. Man
muss auch sagen: Dass die Futtermittelindustrie hier
schäumt, zeigt ja nur, dass sie vor jeder kleinen Transpa-
renz und Wahlmöglichkeit der Verbraucher Angst hat.

Zum Schluss zu MON810, dem Genmais. Wir stehen
wieder vor einer neuen Anbausaison. Darum müssen wir
uns mit dem Gentechnikgesetz auch so beeilen. Minister
Seehofer hat das Ganze wieder zugelassen. Ich sage

d
r
e

L
d
B
n
g
s

d
A

K

j
l
v
n

k
p
w
d
B
U
v
d

S
Z
d

n
d

(C (D azu nur: Es wird eine heftige Auseinandersetzung daüber geben. Diese Wiederzulassung hat sich Monsanto rschlichen. Sie können Ihren Kollegen Borchert, den ehemaligen andwirtschaftsminister, fragen, was er als Vorsitzender es Jagdverbandes davon hält, dass von Monsanto zum eispiel Daten der Imker und der Umweltverbände geutzt werden. Daneben erschleicht es sich mit tatkräftier Unterstützung Ihres Bundesamtes, des BVL, Zulasungen. Das ist nicht in Ordnung. Wir fordern – auch in dem heute vorliegenden Antrag – en sofortigen Stopp von MON810 und keine weitere ussaat von Genmais. Danke schön. Das Wort zu einer Kurzintervention hat Kollegin irsten Tackmann. Sehr verehrte Kollegin Höfken, ich glaube, Sie tragen etzt zum vierten Mal das Argument hinsichtlich Meckenburg-Vorpommern vor. Ich erkläre das jetzt auch zum ierten Mal. Vielleicht erreichen wir ja einen Erkenntisfortschritt. Sind Sie bereit, zu akzeptieren, dass wir es durchaus ritisieren, dass in Groß Lüsewitz, Mecklenburg-Vorommern, nach wie vor beispielsweise Raps angebaut ird, dass der Landwirtschaftsminister zu der Zeit, als ie PDS Mitglied der Landesregierung war, Till ackhaus hieß und von der SPD kam und dass sich der mweltminister – er hieß Wolfgang Methling und kam on der PDS – in Person sehr deutlich und explizit gegen ie Anwendung der Agrogentechnik positioniert hat? (Ulrich Kelber [SPD]: Im Kabinett hat er zugestimmt!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614007800
Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614007900

ind Sie auch bereit, anzuerkennen, dass während dieser
eit Rot-Grün die Bundesregierung stellte und die Bun-
esgesetzgebung zu verantworten hatte?

Ich bitte doch, das noch einmal zu kommentieren.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Sie hat es praktisch bestätigt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614008000

Kollegin Höfken.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614008100

Nur ganz kurz; das ist ja jetzt nicht das Hauptthema.

Der Minister der Linken bzw. PDS, wie sie damals
och hieß, hat diesen Aktivitäten und Zulassungen ein-
eutig zugestimmt.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Nein, das stimmt nicht!)







(A) )



(B) )


Ulrike Höfken
Problematischerweise ging es dabei auch um den Raps.
Gleiche Erfahrungen haben wir in Sachsen-Anhalt ge-
macht.

Ich werte ja jeden Erkenntnisgewinn als Fortschritt.
Das gilt auch für die Tatsache, dass sich zumindest die
Haltung Ihrer Person geändert hat. Das ist vielleicht das
Gute daran.

Danke.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1614008200

Nun hat Kollege Peter Bleser, CDU/CSU-Fraktion,

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1614008300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Mit dem heutigen Gesetz hat die Koalition ein
wichtiges Ziel in dieser Legislaturperiode und für unser
Land erreicht. Mit diesem Gesetz bleibt Deutschland In-
novationsland. Wir lösen die Blockade beim Einsatz der
Grünen Gentechnik. Mit diesem Gesetz erleichtern wir
die Forschung, und wir schaffen mehr Wahlfreiheit für
die Verbraucher. Mit diesem Gesetz regeln wir endlich
den sicheren und praxisnahen Anbau von gentechnisch
veränderten Pflanzen. Damit haben wir das Gentechnik-
gesetz der Vorgängerregierung deutlich verbessert.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Was haben wir im Einzelnen gemacht? Wir haben die
Forschung erleichtert. Forschungsvorhaben mit nachge-
wiesen sicheren Organismen müssen nur noch angezeigt
werden. Dann kann mit der Forschung sofort begonnen
werden. Das ist Entbürokratisierung. Das ist Kernauf-
gabe dieser Koalitionsregierung.

Wir haben des Weiteren die Koexistenz zwischen
dem Anbau von gentechnisch verändertem Mais und
konventionellem Maisanbau. Durch die Definition der
guten fachlichen Praxis geben wir den Landwirten end-
lich die Möglichkeit zur praxisnahen Handhabung dieser
Technologie. Die Wissenschaft empfiehlt uns: 50 Meter
Abstand reichen vollkommen aus, um eine Vermischung
sicher zu vermeiden. Wir haben diesen Sicherheitsab-
stand um den Faktor 3 vergrößert und ihn beim konven-
tionellen Anbau auf 150 Meter festgelegt. Beim Öko-
landbau sieht der Koalitionskompromiss 300 Meter
Abstand vor. Das hat keine große Bedeutung, weil beim
Maisanbau kaum Ökolandbau stattfindet.

Für uns ist entscheidend, dass die praktische Handha-
bung verbessert wird. Deswegen haben wir im Gesetz
die gute fachliche Praxis aufgegriffen, wonach der Ab-
stand null sein kann, wenn das eine nachbarschaftliche
Vereinbarung zulässt. Voraussetzung ist aber, dass der
Nachbar sein Produkt als gentechnisch verändert kenn-
zeichnet und diese Vereinbarung im Standortregister
angezeigt wird. Damit haben wir im Wesentlichen alle
Voraussetzungen geschaffen, gentechnisch veränderte
Pflanzen anzubauen, wenn es die ökonomischen Bedin-
gungen ratsam erscheinen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


D
G
w
d

A
r
s
c

I
s
z

b
n


w
P
d

U
g

m
h
P
t
s
i
d
r
n
s
n
G
Z
g
M
i
z
d
g
w

d
t

(C (D Wir haben beim Standortregister nichts verändert. ort bleiben wir bei der parzellenscharfen Nennung des rundstückes. Jeder, der es möchte, kann erfahren, wo elche Pflanzen von wem angebaut werden. Wir wollten as eigentlich anonymer machen. ber das hätte lediglich eine halbe Stunde Zeitverzögeung zur Folge gehabt, bis Gentechnikgegner – diese Geetzesbrecher, die Bestände zerstören – das entsprehende Grundstück gefunden hätten. (Ulrich Kelber [SPD]: Macht doch kein Rückzugsgefecht!)


(Ulrich Kelber [SPD]: Nicht wir, ihr!)


ch bin zuversichtlich, dass die Kraft dieser Leute
chnell erlahmen wird, wenn die Zahl der Anbauflächen
unimmt.

Wir haben bei der Haftung nichts verändert. Es bleibt
ei der Regelung des Bürgerlichen Gesetzbuches, wo-
ach die Haftung nicht eingeschränkt ist.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das haben Sie auch gerne gemacht?)


Das haben wir gerne gemacht, Frau Tackmann; denn
ir haben in Übereinstimmung mit der guten fachlichen
raxis das Ganze so geregelt, dass die Technik auch in
er Praxis Anwendung finden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


nter Rot-Grün betrug der Abstand null. Wir haben das
eändert und die Abstände im Gesetz geregelt.

Bei der Kennzeichnung gibt es Verwirrung. Ich will
it dem Einfachsten beginnen, um es zu erklären. Jeder

at bislang mit seinen täglichen Mahlzeiten Stoffe oder
rodukte aufgenommen, die in der Produktion mit gen-

echnisch veränderten Organismen in Kontakt getreten
ind. Bei fast 80 Prozent der Milch- und Fleischprodukte
st das der Fall, weil die Futtermittel gentechnisch verän-
ert sind. Das müssen wir den Menschen sagen. Wir wä-
en bereit gewesen, für eine entsprechende Kennzeich-
ung zu sorgen, damit der Verbraucher weiß, was er zu
ich nimmt. Nun haben wir uns darauf verständigt, dass
ach der Ökoverordnung die Kennzeichnung „Ohne
entechnik“ auch dann verwendet werden darf, wenn
usatzstoffe in der Produktion zum Einsatz kommen, die
entechnisch verändert sind, und nichts anderes auf dem
arkt verfügbar ist. Bei Futtermitteln gilt das nicht. Das

st eine Änderung im Vergleich zu den bisherigen Kenn-
eichnungsmöglichkeiten. Aber das ist ehrlich, weil wir
ie Definition von Grüner Gentechnik entsprechend vor-
enommen haben. Ich sage ganz offen: Da waren nicht
ir die Treiber, sondern das war unser Koalitionspartner.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir lassen uns gern loben für was Gutes!)


Es bleibt also jetzt dem Verbraucher überlassen, mit
er Kenntnis, was hinter der Kennzeichnung „ohne Gen-
echnik“ steht, zu entscheiden, welche Produkte er kauft.


(Beifall des Abg. Dr. Hans-Heinrich Jordan [CDU/CSU])







(A) )



(B) )


Peter Bleser
Dann wird sich herausstellen, welche Linien sich am
Markt durchsetzen und welche nicht. Aufgabe des Ge-
setzgebers ist es, die Wahlfreiheit zu ermöglichen. Das
tun wir mit diesem Gesetz in exzellenter Weise.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich das gleich

zu beschließende Gesetz bewerten. Ich glaube, es gibt
kaum eine Technologie, die so emotional diskutiert wird
wie die Grüne Gentechnik. Aber ich hoffe sehr, dass es
– das ist mehrfach angesprochen worden – gelingt, dass
die Grüne Gentechnik in der Bevölkerung genauso ak-
zeptiert wird, wie es vorher die Rote und später die
Weiße erlebt hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass
die Grüne Gentechnik viel mehr Potenzial im Sinne des
Umweltschutzes und auch im Sinne der Anwendungen
in der Nahrungsmittelerzeugung hat, als heute viele
wahrhaben wollen.

Ich will ein paar Beispiele nennen. So hat der Einsatz
von gentechnisch veränderten Pflanzen in den Vereinig-
ten Staaten zu einer Rückführung des Einsatzes von
Pflanzenschutzmitteln seit 2003 in Höhe von 34 Prozent
beigetragen. Ist das kein Ergebnis?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ist doch Quatsch!)


Wir werden in den nächsten Jahren neue Nutzungs-
möglichkeiten für diese Pflanzen haben. Frau Happach-
Kasan hat das Beispiel Kartoffel genannt, wo sechs bis
sieben Pflanzenschutzspritzungen eingespart werden
können, wenn man die phytophthoraresistenten Sorten
anbaut, wo das Gen übrigens aus der Kartoffel stammt,
nicht aus irgendeiner anderen Pflanze.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden dadurch auch neue Resistenzen gegen
Trockenheit haben. Das wird bei der zunehmenden Kli-
maveränderung und Wasserknappheit von Bedeutung
sein. Wir werden damit Möglichkeiten schaffen, die
wachsende Erdbevölkerung und den durch die Änderung
des Konsumverhaltens steigenden Nahrungsmittelbedarf
in Zukunft abzudecken. Dieser wird in den nächsten
30 Jahren um 50 Prozent steigen, ungeachtet der Ver-
wendung zur Erzeugung von Energie und als Rohstoff
für die technische Anwendung.

Die Grüne Gentechnik ist eine Chance, die wir unter
Berücksichtigung der Risiken – die wollen wir nicht au-
ßer Acht lassen – nutzen wollen. Wir haben die Ängste
aufgegriffen und sie in diesem Gesetz nach unserer Auf-
fassung ausreichend berücksichtigt.

Wenn 10,3 Millionen Landwirte in 22 Ländern auf
über 100 Millionen Hektar Grüne Gentechnik anwen-
den, dann müssen wir uns fragen: Sind die alle dumm?
Sind die alle verantwortungslos?


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Bauen die das alle freiwillig an?)


Oder sind sie nur zukunftsgewandter als wir? Ich meine,
das Letztere ist der Fall.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s
u
a
d
C
U
v

d

F
W
e


h
u

D
h
s
r
ü

G
s

s
d
v
R
a
G
n
w
d
w
b

(C (D Meine Damen und Herren, wir haben mit diesem Geetz den Rahmen dafür geschaffen, dass die Verbraucher nd die Landwirte entscheiden können. Damit haben wir uf Innovation mit Risikoabschätzung gesetzt. Ich bin avon überzeugt, dass eine Technologie, die so viele hancen bietet und zum Wohle der Menschen und der mwelt genutzt werden kann, auch nicht durch Denkerbote aufgehalten werden kann. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Dr. Matthias Miersch von er SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Happach-Kasan, was ich Ihnen empfehle, ist eine oche Kloster Plankstetten; vielleicht kommen Sie da inmal zum Nachdenken. (Beifall der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE] – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist ein Männerkloster!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614008400

(Beifall bei der SPD)

Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1614008500

Das kriegen wir schon hin. Wenn die Mönche das ge-
ört haben, werden sie Frau Happach-Kasan aufnehmen,
m sie auf den richtigen Weg zu bringen.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Ich bin auf einem sehr guten Weg!)


enn das, was Sie hier gesagt haben, ist von vorne bis
inten falsch. Das fängt schon damit an, dass der Deut-
che Bundestag aufgerufen ist, Politik für die Bevölke-
ung zu machen und sehr wohl wahrzunehmen, dass
ber 70 Prozent gegen Grüne Gentechnik sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ihre Aufregung in diesem Haus zeigt mir, dass das
esetz, das wir hier vorlegen, ein gutes Gesetz ist. Das

pricht für die heutige Verabschiedung dieses Gesetzes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das sehen Gewerkschaften und Unternehmen anders!)


Frau Höfken, für Sie war es ein schwieriger Draht-
eilakt, das rot-grüne Gesetz, das uns als Grundlage
iente, mit dem heute zu verabschiedenden Gesetz zu
ergleichen. Natürlich waren Sie während der Zeit von
ot-Grün gezwungen, europarechtliche Vorgaben zu be-
chten. Diesen Punkt lassen Sie aber einfach außer Acht.
anz nebenbei sagen Sie, die Kennzeichnung sei in Ord-
ung. Alle, die mit Grüner Gentechnik zu tun haben,
issen, dass die Kennzeichnung ein Riesenfortschritt für
ie Erhaltung der gentechnikfreien Landwirtschaft ist,
eil sie die Nachfrage der Verbraucherinnen und Ver-
raucher nach gentechnikfreien Produkten stärkt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch
Sie sagen, bei der Haftung habe sich viel geändert.
Wenn Sie dem Kollegen Bleser zugehört hätten, dann
hätten Sie einen Eindruck davon bekommen, was alles
zur Disposition gestanden hat. Ich kann Ihnen sagen:
Wir haben an der Haftung nichts geändert. Wir haben am
Standortregister nichts geändert. Das ist ein wichtiger
Erfolg angesichts der Gentechniklobby, die in diesem
Bereich massive Veränderungen angemahnt hatte.

Es ist wichtig, bei den nachbarschaftlichen Abspra-
chen ein wenig die Tatsache zu berücksichtigen, dass bei
all dem die Rechte Dritter zu beachten sind. Insofern ha-
ben wir notwendige Vorkehrungen getroffen, die es dem
Landwirt unter Umständen schwer machen, eine ent-
sprechende Vereinbarung zu treffen. Das ist gewollt.
Wenn der Deutsche Bauernverband sagt, er rate vom An-
bau gentechnisch veränderter Pflanzen ab, dann ist das
ein wichtiges Signal. Damit können wir zufrieden sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich warne davor, sich zurückzulehnen und zu denken,
damit sei es jetzt gelaufen. Im Gegenteil! Ich glaube, wir
sind aufgerufen, dieses Thema im Deutschen Bundestag
auch weiter zu beraten,


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Sehr gut!)


irgendwann vielleicht mit anderen Mehrheitsverhältnis-
sen.

Es ist auch wichtig, dass wir die Herausforderungen,
die mit der Grünen Gentechnik verbunden sind, realis-
tisch bewerten. Wir müssen erkennen, dass es heute
schon Pflanzenarten gibt, die schlichtweg nicht koexis-
tenzfähig sind. Ich würde mir wünschen, dass wir bei-
spielsweise über ein Verbot für die Ausbringung von
Raps sowohl in der Forschung wie auch im kommerziel-
len Bereich nachdenken.


(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])


Ich würde mir wünschen, dass der Deutsche Bundes-
tag sehr deutlich dafür eintritt, dass die sogenannte Ter-
minatortechnologie, also das „Totmachen“ der Ernte
durch gentechnisch veränderte Pflanzen, verboten wird
und niemals Anwendung findet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614008600

Herr Kollege Miersch, erlauben Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Happach-Kasan?


Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1614008700

Selbstverständlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614008800

Bitte schön, Frau Happach-Kasan.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1614008900

Herr Kollege Dr. Miersch, es ist Ihnen sicherlich be-

kannt, dass auch in Deutschland die Koexistenz beim

R
R
s
D
e
w
d
g
k
w

r
i

d
g
b
K
r
b
b
m

n
e
d
A
M
t
a
a
g

B
b
g
g
u
u
m
E
K
f
g
I
z
T
g

(C (D aps organisiert wird. Ich nenne beispielsweise den aps, der für die Lebensmittelund Futtermittelindustrie owie für die Herstellung von Biodiesel angebaut wird. er Raps, der für die chemische Industrie angebaut wird, nthält Erucasäure, die für die Tensidproduktion verendet wird. Dieser Raps ist für die Lebensmittelprouktion nicht geeignet, weil er schlecht schmeckt und in eringem Maße giftige Bestandteile enthält. Deswegen önnen die Rückstände auch nicht als Futtermittel verendet werden. Ist Ihnen bekannt, dass diese Organisation beim Raps eibungslos und mit großer Zufriedenheit der Landwirte n Deutschland betrieben wird? (Zuruf von der SPD: Welche Prüfungsergebnisse haben Sie dazu eigentlich?)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1614009000

Liebe Frau Kollegin Happach-Kasan, mir ist bekannt,

ass gentechnisch veränderter Raps in Deutschland au-
enblicklich überhaupt nicht zugelassen ist. Jeder Ver-
raucher weiß, dass Raps über eine Distanz von vielen
ilometern auskreuzt. Wenn man in den Vegetationspe-

ioden an entsprechenden Regionen mit dem Auto vor-
eifährt, sieht man, was Raps anrichten kann. Daher
leibe ich dabei: Ein gentechnisch veränderter Raps
uss verboten bleiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Quatsch!)


Es ist auch wichtig, dass wir die Imkerproblematik
och einmal sehr sorgfältig beraten. Aber auch da gehört
s zur Ehrlichkeit, Frau Kollegin Höfken, anzuerkennen,
ass Rot-Grün in diesem Punkt an Grenzen gestoßen ist.
uch da ist Europa gefordert. Ich glaube, dass es gut ist,
onitoring-Programme aufzulegen und diese Problema-

ik, die eine ganz besondere ist und die unter Umständen
uch die Frage der Grünen Gentechnik noch einmal ganz
nders aufwerfen kann, hier im Hause in den zuständi-
en Gremien zu beraten.

Ein letzter Punkt: Wir sind gut beraten, wenn wir der
evölkerung genau zuhören und ihr die Möglichkeit ge-
en, sich vor allen Dingen vor Ort zu entscheiden, ob sie
entechnikfreien Anbau oder GVO-Anbau will. Die
entechnikfreien Regionen sind ein wirksames Mittel,
m dem Willen der Bevölkerung Ausdruck zu verleihen
nd Rechtsverbindlichkeit sicherzustellen. Ich wünsche
ir, dass es möglich sein wird – gerade auf kommunaler
bene, wo wir ja eine Bauleitplanung haben –, in den
ommunalparlamenten tatsächlich Beschlüsse dazu zu

assen. Wir sollten daran arbeiten, dass es verbindliche
entechnikfreie Regionen in Deutschland geben kann.
nsofern warne ich davor, jetzt die Hände in den Schoß
u legen. Die Arbeit an den offenen Fragen, die diese
echnologie aufwirft, muss jetzt eigentlich erst anfan-
en.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.






(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614009100

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

der Kollege Ulrich Kelber von der SPD-Fraktion das
Wort.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1614009200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Das heute vorliegende Gesetzespaket ist vor allem
aus zwei großen Bestandteilen zusammengesetzt: der
Frage der Kennzeichnung und der Frage des Anbaus.

Ich möchte am Anfang die Einschätzung des Zusam-
menschlusses der Umwelt- und Verbraucherschutzver-
bände, Campact, zitieren, der für eine gentechnikfreie
Landwirtschaft eintritt. Dort sagt man: Die neue Kenn-
zeichnung ist ein großer Durchbruch für die gentechnik-
freie Landwirtschaft und für die Wahlfreiheit der Ver-
braucherinnen und Verbraucher. – Dem ist nichts
hinzuzufügen, und die Glaubwürdigkeit ist auch an dieser
Stelle besonders hoch.

Die Einschätzung zum restlichen Gesetzespaket ist in
den Details nicht immer von Begeisterung und zum Teil
von Widerspruch geprägt. Sie lautet: Der Durchmarsch
der Grünen Gentechnik in Deutschland wird nicht statt-
finden. – Das ist die Einschätzung der Verbraucher- und
Umweltschutzverbände.


(Beifall bei der SPD)


Ich stimme Herrn Minister Seehofer zu, der gesagt
hat: Dieses Gesetz ist in diesen Fragen strenger als das
Recht, das noch aus rot-grünen Zeiten stammt. – Das ist
eine Sachfeststellung, kein Vorwurf an die damalige
Mehrheit. Sie wollte nämlich mehr erreichen, ist mit ei-
nigen zusätzlichen Vorlagen – daran muss man hier noch
einmal erinnern – aber am CDU/CSU-dominierten Bun-
desrat gescheitert.

„Ja zur Forschung – große Skepsis gegenüber der An-
wendung“, das ist die Haltung an dieser Stelle. Ich unter-
stütze da die Einschätzung des Deutschen Bauernver-
bands. Meine Bewertung der derzeit angebotenen
gentechnisch veränderten Pflanzen ist die: Sie haben kei-
nen ökologischen Vorteil. Sie haben keinen gesellschaft-
lichen Vorteil. Sie vernichten wirtschaftliche Chancen,
die wesentlich größer sind, nämlich im Bereich der kon-
ventionellen Züchtung, im Bereich der gentechnikfreien
Landwirtschaft und des Ökolandbaus, wo durch die
mangelnde Koexistenzfähigkeit sehr viel mehr Arbeits-
plätze und sehr viel mehr Geld gefährdet sind. Von da-
her: Ja zur Forschung und so viel Nein wie möglich zur
Anwendung auf den Feldern.

Sie haben gesagt, die Koalition habe sich bei der Gen-
technik auf Forschungs- und Anwendungsförderung ge-
einigt. Zur Ehrlichkeit gehört dazu: Das war eine Aus-
sage zu allen Formen, also zur Roten, Weißen und
Grünen Gentechnik, und war nicht allein auf die Grüne
Gentechnik bezogen. Selbstverständlich wollen wir die
Anwendung der Weißen und Roten Gentechnik in

D
b
F

S
f
d
d
d
B
3
S
L
b
S

D
w

A
A
m
g

K

l

S

b
d

i
r
d
v

(C (D eutschland befördern, weil sie wirklich viel Nutzen ringt. Da danke ich für die differenzierte Einschätzung, rau Kollegin Tackmann. Frau Happach-Kasan hat uns empfohlen, von den paniern zu lernen. Sie hat gesagt, die hätten mehr Erahrung mit Mais. Ich habe die Möglichkeit genutzt, aus er ersten Reihe zu telefonieren, und habe mich nach en Abstandswerten beim Maisanbau in Spanien erkunigt. Ich weiß nicht, ob sie das auch vorher getan hat. ei uns gilt jetzt: 150 Meter bei konventionellem und 00 Meter bei ökologischem Landbau. Die Werte in panien sind: ebenfalls 300 Meter beim ökologischen andbau, aber 220 Meter plus vier Reihen Mantelsaat eim konventionellen Landbau. Also sind die Werte in panien strenger. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Grund, stolz zu sein!)


ie spanische Regierung hat zudem angekündigt, sie
eiter zu verschärfen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wir?)


Liebe Frau Happach-Kasan, bitte bringen Sie einen
ntrag ein mit dem Ziel, dass sich Deutschland bei den
bständen beim Maisanbau an Spanien orientiert, weil
an das dort besser weiß! Wir unterstützen den dann

ern.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614009300

Herr Kollege, erlauben Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Happach-Kasan?


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1614009400

Natürlich; ich habe eine solche Bitte noch nie abge-

ehnt.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sachkenntnis schadet nichts!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614009500

Bitte schön.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1614009600

Herr Kollege Kelber, es macht doch immer wieder

paß.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1614009700

Das weiß ich erst nach der Frage.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1614009800

Ich dachte, das wissen Sie auch vor der Frage. Ein

isschen Voraussehen können Sie sich, glaube ich,
urchaus leisten.

Sicherlich wissen Sie wie ich, dass Spanien das Land
st, das am meisten Bt-Mais anbaut. Das liegt auch da-
an, dass gerade Katalonien sehr viele Erfahrungen mit
em Maiszünsler hat und diese Sorten sich dort her-
orragend bewährt haben. Deswegen haben wir dort






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
jedes Jahr sehr große Zuwächse. Im vergangenen Jahr ist
Bt-Mais auf 75 000 Hektar angebaut worden. Das ist,
glaube ich, eine ganz gute Sache. Vor diesem Hinter-
grund hat der spanische Landwirtschaftsminister wohl
zu Recht erklärt – ich hoffe, das haben auch Sie gele-
sen –, dass sich Spanien – –


(Zuruf von Bundesminister Horst Seehofer)


– Entschuldigen Sie bitte, Herr Minister. Sie haben völ-
lig recht.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1614009900

Eine sehr charmante Kollegin übrigens.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614010000

Trotzdem darf er nicht von der Regierungsbank Zwi-

schenrufe machen.


(Heiterkeit)



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1614010100

Tut mir leid, Herr Minister. Ich habe versucht, Sie zu

schützen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kelber, Sie wissen, dass in Spanien auf
75 000 Hektar Bt-Mais angebaut wird. Sie wissen, dass
gerade Spanien sagt: Wir richten uns voll nach der
EFSA. Sie wissen, dass Spanien sagt: Wir wollen keine
Importverbote. Sicherlich wissen Sie auch, dass Koexis-
tenz in Spanien zu der Zeit, als mit dem Anbau begon-
nen wurde, überhaupt nicht organisiert wurde. Ich hoffe,
Sie haben auch das gelesen.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1614010200

Frau Happach-Kasan, es gibt manchmal Augenblicke,

in denen man lieber keine Zwischenfragen stellen sollte.
Sie haben vorhin gesagt, wir sollten bei den Anbau-
regeln von Spanien lernen. Ich habe Ihnen beigebracht,
dass die gesetzlichen Regelungen in Spanien bereits
heute strenger sind und dass die Spanier sie weiter ver-
schärfen wollen. Damit, dass Sie das nicht verneint ha-
ben, haben Sie diese Aussage sozusagen bejaht. Von da-
her bedanke ich mich für die Zwischenfrage an dieser
Stelle.


(Beifall bei der SPD)


Nun aber noch ein Punkt zu den Grünen. Man hat
schon die Bemühung bemerkt, das Gesetz zu kritisieren.
Originalzitat: 99 Prozent des Gesetzes sind Mist. – Das
hat Uli Höfken gerade gesagt, und das bei einem Gesetz,
das zu 99 Prozent identisch mit den Regelungen aus rot-
grüner Zeit ist.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 99 Prozent der Änderungen! Von wegen!)


Zu den privatrechtlichen Absprachen. Meiner Mei-
nung nach wären privatrechtliche Absprachen nicht nö-

t
u

m
e
d
w

c
w
e
m
E
d
g
u
s
s
w

K

a

w
b
h
F

g

l
g

g
h
r
l
j
i



(C (D ig. Aber man muss sich wirklich anschauen, was heute nd was in Zukunft möglich ist. Heute ist es möglich, dass zwei Nachbarn – einer öchte Genmais anbauen; dem anderen ist es egal – mit inem Fingerschnipp eine Genossenschaft gründen. Für ie gemeinsamen Felder gelten dann keinerlei Abstandserte. In Zukunft können sie eine privatrechtliche Absprahe treffen. Dafür muss zunächst ein Einschreiben unteregs sein. Das kann nicht verloren gehen oder irgend inem anderen gegeben werden. In diesem Schreiben uss auf die Rechtsfolgen hingewiesen werden. Die rnte des Nachbarn muss ebenfalls gekennzeichnet weren. Er muss alle Dritten, mit denen er Maschinen, Laerflächen und Ähnliches gemeinsam nutzt, informieren nd fragen, ob es Konflikte gibt. Dann wird diese Abprache noch ins Standortregister eingetragen. Das ist chärfer als die heutigen Möglichkeiten und keine Aufeichung. Das muss man einfach akzeptieren. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Höfken? Ja, natürlich. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Oh nein! Habt ihr keine Familien zu Hause?)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614010300
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1614010400


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614010500

Bitte schön.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614010600

Ich gebe zu: Auch ich muss weg. Trotzdem will ich

ufmerksam bleiben und natürlich auch fragen.

Erstens. Die unternehmerische Freiheit der Land-
irte, vor allem derjenigen, die nicht Gentechnik an-
auen wollen, wird durch die Offenlegungszwänge, die
inter dieser Regelung stehen, erheblich eingeschränkt.
ragezeichen.


(Zuruf von der SPD: Ich dachte, ihr seid für Transparenz!)


Zweitens. Die Haftungsanforderungen sind völlig un-
eklärt. Fragezeichen natürlich.

Drittens. Ebenso sind die Kontrollmöglichkeiten völ-
ig ungeklärt. Auch dahinter mache ich natürlich ein Fra-
ezeichen.

Sie weisen auf mögliche privatrechtliche Umgehun-
en durch Betriebsteilungen oder -zusammenführungen
in, die heute möglich sind. Das ändert aber nichts da-
an, dass Ihr Gesetzentwurf zu einer drastischen Dränge-
ei und zu einer unternehmerischen Einschränkung der-
enigen führt, die gentechnikfrei wirtschaften. Das finde
ch nicht in Ordnung.


(Zuruf von der FDP: Frage!)


Fragezeichen.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1614010700

Ich nehme das als Frage. – Es sind zwei Punkte zu un-

terscheiden.

Zur Haftung. Die Einschätzung von Campact, die
Pressemitteilung des BUND von gestern und die Mittei-
lung des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft
von vor drei Tagen stimmen darin überein, dass die Haf-
tungsfragen gegenüber dem bisherigen Gesetz völlig un-
verändert bleiben – so die Expertinnen und Experten.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie recht!)


Bei dem anderen Punkt haben Sie zwei Sachen ver-
mischt, nämlich die privatrechtlichen Absprachen, die
freiwillig sind, und die Frage, ob man auf die Informa-
tion seines Nachbarn antwortet, der sagt: Ich will Gen-
mais anbauen; was machst du auf deinen Grundstücken,
die in dem entsprechenden Radius – 150 oder 300 Me-
ter – liegen? – Auch dort bekommt man ein Einschrei-
ben mit Rechtsfolgenhinweis, und diese Auskunft muss
zu einem Zeitpunkt gegeben werden, wo jeder Landwirt
bereits entschieden und disponiert haben muss, was er
tut. Wenn sie nicht gegeben wird, kommt etwas gegen-
über dem heutigen Recht Zusätzliches ins Spiel: Es wird
nämlich dann in das Grundstücksregister eingetragen,
dass nicht klar ist, ob die entsprechenden Abstandswerte
eingehalten worden sind. Die Kontrollbehörde kann das
dann kontrollieren. Von daher gibt es aus meiner Sicht
auch hier eine Klarstellung und eine Rechtsverbesserung
gegenüber der aktuellen Situation.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, das werden wir noch sehen!)


Ich freue mich, Herr Minister Seehofer, dass am Ende
die von uns vorgeschlagene Form der Kennzeichnung
sehr fair aufgenommen wurde. Sie sind ja auch in den
letzten Tagen von vielen Verbänden auf der Grünen Wo-
che für die neue Kennzeichnung öffentlich gelobt wor-
den, ebenso für die Beibehaltung des Bundesprogramms
Ökologischer Landbau, das wir von Ihnen gewollt ha-
ben. Diese Arbeitsteilung sollten wir beibehalten: Sie
übernehmen sozialdemokratische Inhalte und werden
dafür öffentlich gelobt. Ich habe für die Zukunft noch ei-
nige weitere Beispiele: die Umschichtung von Agrarsub-
ventionen, die Nährwertkennzeichnung, die Erweiterung
des Verbraucherinformationsgesetzes. Lassen Sie es uns
so machen: Sie übernehmen es und lassen sich dann in
der Öffentlichkeit dafür loben. Das reicht uns als Sozial-
demokratinnen und Sozialdemokraten.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Es gibt ein paar Punkte, die für die nationale Politik
auch nach heute wichtig sind. Erstens müssen wir uns in
der Tat um einige Fragen der Belange der Imker in unse-
rem Land kümmern, die nicht beantwortet sind und auf
die es auch noch nicht an allen Stellen Antworten gibt.
Von daher meine Bitte an Sie, Herr Seehofer: Lassen Sie
uns eine nationale Imkereikonferenz einberufen, auf der
wir über sämtliche Fragen sprechen, die die Imker in
Deutschland betreffen – dabei wird es auch um Fragen
des Nachwuchses und der Organisation gehen –, weil

w
d

k
G
s
a
e
m
u
t
g
e
c
V
b
F
h
l
n
n
e
e
d

H
d
B
V
M
n
B
1
a
d
b
G
D

m
d
u
g

1)

(C (D ir die Imkereiwirtschaft und ihre Bedeutung für die eutsche Landwirtschaft stärken müssen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens werden wir uns um das europäische Recht
ümmern müssen; dort ist im Hinblick auf die Grüne
entechnik einiges im Argen. Es geht sowohl um die

tärkere Wissenschaftlichkeit des Zulassungsverfahrens
ls auch um eine demokratische Beurteilung. Es geht
ben nicht nur darum, ob eine Pflanze für sich genom-
en für Organismen und die menschliche Gesundheit

ngefährlich ist, sondern auch darum, ob sie Anbaukul-
uren, Formen der Wirtschaftlichkeit anderer Kulturen
efährdet. Auch dies muss geklärt werden, und das ist
ine gesellschaftliche und keine isolierte wissenschaftli-
he Entscheidung. Wir brauchen die Möglichkeit der
erbindlichkeit von gentechnikfreien Regionen. Wir
rauchen eine klare Kennzeichnung von Saatgut in der
orm, dass Saatgut nur einen besonders geringen Anteil
aben darf, der praktisch an der Nachweisbarkeitsgrenze
iegt, damit sich der Gentechnikanteil auf den Feldern
icht hochschaukelt. Die Kennzeichnung, die wir jetzt
ational auf den Weg bringen, brauchen wir europaweit
benso verbindlich. Die SPD wird bis zur Sommerpause
inen Vorschlag für eine solche gemeinsame Initiative
es Deutschen Bundestages auf den Tisch legen.


(Beifall bei der SPD)


Auch mein dritter Punkt stellt eine Bitte an Sie dar,
err Seehofer. Sowohl das gültige Recht als auch das,
as wir heute verabschieden und das hoffentlich bald im
undesgesetzblatt stehen wird, erlaubt Ihnen, in der
erwaltungspraxis über das Problem mit Genmais
ON810 zu entscheiden. Die Fragen sind gewichtig ge-

ug, dass wir es nicht zulassen sollten, dass zum
eispiel in Unterfranken in der nächsten Saison auf
10 Hektar diese Sorte angebaut wird. Ich fordere Sie
uf, Ihre Möglichkeiten auszuschöpfen, anderen Län-
ern in der Europäischen Union zu folgen und den An-
au von MON810 wegen der ungeklärten Fragen auf
rundlage unserer bestehenden Gesetze zu untersagen.
as ist die klare Bitte der SPD an Sie.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beifall nur für den letzten Teil!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614010800

Ich schließe die Aussprache.

Bevor wir zur Abstimmung kommen, teile ich Ihnen
it, dass zwei Erklärungen zur Abstimmung nach § 31

er Geschäftsordnung von den Kollegen Michael Brand
nd Josef Göppel aus der CDU/CSU-Fraktion vorlie-
en.1)

Anlage 2






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/7868, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/6814 in
der Ausschussfassung anzunehmen. Die Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen hat Teilung der Frage beantragt. Ich
rufe daher zunächst Art. 1, Art. 4 und Art. 5 Abs. 1 so-
wie Einleitung und Überschrift des Gesetzentwurfes der
Bundesregierung in der Ausschussfassung auf und bitte
diejenigen, die zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Art. 1, Art. 4, Art. 5
Abs. 1 sowie Einleitung und Überschrift sind angenom-
men mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen der Oppositionsfraktionen.

Ich rufe jetzt Art. 2, Art. 3 und Art. 5 Abs. 2 des Ge-
setzentwurfes in der Ausschussfassung auf. Ich bitte dieje-
nigen, die zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Art. 2, Art. 3 und Art. 5
Abs. 2 sind mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegen die
Stimmen der FDP-Fraktion bei Enthaltung der Fraktion
Die Linke angenommen. Damit ist der Gesetzentwurf in
allen Teilen in zweiter Beratung angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei einer
Gegenstimme aus den Reihen der CDU/CSU-Fraktion
und gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen ange-
nommen. Der Kollege Göppel hatte, wie ich bereits er-
wähnt habe, zuvor eine persönliche Erklärung zur Ab-
stimmung abgegeben.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/7887.
Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
ist abgelehnt mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
und der FDP-Fraktion bei Zustimmung der Fraktionen
Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen.

Abstimmung über den von der Bundesregierung ein-
gebrachten Gesetzentwurfes zur Änderung des EG-Gen-
technik-Durchführungsgesetzes. Der Ausschuss für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz emp-
fiehlt unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/7868, den Gesetzentwurf der Bundesre-
gierung auf Drucksache 16/6557 anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um
ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung ange-
nommen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und
der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen
gegen die Stimmen der FDP-Fraktion.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –

G
i

d
A
c
f
F
I
w
h
a
m
s

r
t

d
e
D
n
W
s
i
n
t

r
t

ä
e
s
G
f
h
m
F
u

r
t

s
f
s
G
s
m
m
F
u

D
f
v

(C (D egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st mit gleichem Stimmenverhältnis angenommen. Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion er FDP zur Änderung des Gentechnikgesetzes. Der usschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau herschutz empfiehlt unter Nr. 3 seiner Beschlussempehlung auf Drucksache 16/7868, den Gesetzentwurf der raktion der FDP auf Drucksache 16/4143 abzulehnen. ch bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Entaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung bgelehnt mit den Stimmen aller Fraktionen bei Zustimung der FDP-Fraktion. Damit entfällt nach unserer Ge chäftsordnung die weitere Beratung. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernähung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu dem Anrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel Schutz von Mensch, Umwelt und gentechnikfreier Prouktion im Gentechnikrecht bewahren“. Der Ausschuss mpfiehlt unter Nr. 4 seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/7868, den Antrag der Fraktion Bündis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/6943 abzulehnen. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen timmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung st angenommen mit den Stimmen der Koalitionsfraktioen und der FDP-Fraktion bei Gegenstimmen der Frakionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernähung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu dem Anrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel Einfuhrverbot für Produkte aus dem gentechnisch vernderten Mais MON863 anordnen“. Der Ausschuss mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 16/5948, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die rünen auf Drucksache 16/4905 abzulehnen. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenommen it den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDPraktion bei Gegenstimmen der Fraktionen Die Linke nd Bündnis 90/Die Grünen. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernähung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu dem Anrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel Kennzeichnung gentechnikfreier Fütterung bei tierichen Produkten ermöglichen“. Der Ausschuss empiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 16/7283, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die rünen auf Drucksache 16/6944 abzulehnen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist it den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDPraktion bei Gegenstimmen der Fraktionen Die Linke nd Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 16/7835 an die in der Tagesordnung aufge ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so beschlossen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Jetzt rufe ich die Tagesordnungspunkte 4 a und 4 b auf: a)





(A) )


(B) )

regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Bundespolizeigesetzes und
anderer Gesetze

– Drucksachen 16/6291, 16/6569 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/7871 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Dr. Dieter Wiefelspütz
Gisela Piltz
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Silke Stokar von
Neuforn, Volker Beck (Köln), Jerzy Montag, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Einrichtung einer Polizeireformkommission

– Drucksachen 16/3704, 16/4837 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Clemens Binninger
Wolfgang Gunkel
Gisela Piltz
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn

Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein
Entschließungsantrag der Fraktion der FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Damit eröffne ich die Aussprache und erteile als ers-
tem Redner dem Parlamentarischen Staatssekretär
Dr. Christoph Bergner von der Bundesregierung das
Wort. – Bitte schön.

D
Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1614010900


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die No-
velle des Bundespolizeigesetzes, die wir zu dieser nach-
mittäglichen Stunde nach intensiver Beratung sowohl in
den Gremien der Koalition wie auch im Fachausschuss
beschließen wollen, ist ein wichtiger Bestandteil der
Neuorganisation der Bundespolizei.

Als Ergebnis dieser Neuorganisation wird die Bun-
despolizei die wachsenden Anforderungen besser bewäl-
tigen können. Wir reagieren damit nicht nur auf die Er-
weiterung des Schengen-Raums. Die Neuorganisation
stellt auch eine Antwort dar auf weitere veränderte si-
cherheitspolitische Herausforderungen wie die zuneh-
mende terroristische Bedrohung, die dynamischen Ent-

w
i

s
c
t
g
B
n
d
d
K
s
v
F

e
H
z
n
I
t
s
l
G
p

V
e
s
d
u
u
l
ß

G
a
m
S
m
t
w
a
m
s
d
p
S
a

w
n
d
R
u
k
d

(C (D icklungen der Verkehrsströme und die Bekämpfung llegaler Migration. Dieser Gesetzentwurf ist Bestandteil der Neuorganiation, aber eben nur ein Bestandteil. Weitere wesentlihe Bausteine liegen im ausschließlichen Verantworungsbereich des Bundesministeriums des Innern. Dazu ehören etwa die Festlegung von Zahl und Sitz der undespolizeibehörden und -dienststellen, deren Persoalausstattung sowie die sachliche und örtliche Zustänigkeit der Behörden. Diese zuletzt genannten Entscheiungsfelder zählen – darauf haben die Vertreter der oalitionsfraktionen in der Beratung des Innenausschus es des Deutschen Bundestages zu Recht gemeinsam erwiesen – zur Organisationsgewalt des zuständigen achministers. Unter der Vielzahl der Zuschriften zu diesem Gesetzntwurf – diese Erfahrung konnten wir in unserem ause machen – dominieren eindeutig die Äußerungen u diesem zweiten, in der Organisationsgewalt des Miisteriums liegenden Komplex. Das zeigt das besondere nteresse an Dingen aus einem Bereich, der nicht unmitelbar Gegenstand des Gesetzentwurfes ist. Das untertreicht auch das Spannungsfeld der Kompetenzverteiung zwischen Ministerium und Parlament, das diese esetzesberatung aus unserer Sicht in besonderer Weise rägte. Ich darf Ihnen versichern, dass wir um die regionalen erpflichtungen und Erwartungen wissen, mit denen der inzelne Abgeordnete konfrontiert wird. Natürlich wisen wir auch, dass der eine im Ergebnis glücklicher und er andere weniger glücklich sein wird. Aber dies darf ns nicht daran hindern, ein Gesamtkonzept zu vertreten, nd dies darf das Parlament nicht daran hindern, das voriegende Gesetz nach eingehender Beratung zu beschlieen. Mit dem heute hier zu beschließenden „Entwurf eines esetzes zur Änderung des Bundespolizeigesetzes und nderer Gesetze“ wird der Weg freigemacht, um erstals eine Oberbehörde zur einheitlichen polizeilichen teuerung der gesamten Bundespolizei zu schaffen. Dait wird ein ganz zentraler Bestandteil der Neuorganisa ion der Bundespolizei umgesetzt. Aus dem Ministerium erden dabei konsequent nichtministerielle Aufgaben bgeschichtet, die diese Oberbehörde künftig übernehen wird. Die bisherigen regionalen Bundespolizeiprä idien und die zentrale Bundespolizeidirektion gehen in ieser Oberbehörde auf. Außerdem werden die Bundesolizeiämter zu Bundespolizeidirektionen aufgewertet. ie werden mehr Verantwortung tragen und in der Regel uch über einen größeren Personalkörper verfügen. Dies alles muss sich auch in der Besoldungsstruktur iderspiegeln. Deshalb sind wir den Koalitionsfraktioen sehr dankbar, dass sie über einen Änderungsantrag en notwendigen dienstund besoldungsrechtlichen ahmen schaffen, um den betroffenen Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern schnell eine Perspektive zu eröffnen, ünftig auch entsprechend dem Mehr an Verantwortung, as sie zu übernehmen haben, honoriert zu werden. Parl. Staatssekretär Dr. Christoph Bergner Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Umsetzung wird natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Der Gesetzentwurf enthält daher auch ganz bewusst eine mit den Gewerkschaften und Interessenvertretungen abgestimmte Übergangsregelung, (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja wohl ein Witz!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


damit den Beschäftigten auch in der Übergangsphase In-
teressenvertretungen zur Verfügung stehen. Bundes-
minister Schäuble hat immer wieder betont, dass mit der
Neuorganisation – dies zitiere ich hier gern – nicht nur
das polizeilich Erforderliche, sondern auch das sozial-
verträglich Mögliche erreicht werden muss.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang kurz auf
den ebenfalls auf der Tagesordnung stehenden Antrag
zur Einrichtung einer Polizeireformkommission einge-
hen, der bereits in der Sitzung vom 20. März 2007 durch
den Innenausschuss zu Recht abgelehnt wurde. In die-
sem Zusammenhang ist nicht nur darauf zu verweisen,
dass man aufpassen muss, die Zuständigkeiten der Exe-
kutive und die Kontrollpflichten und die Kontrollverant-
wortung des Parlaments nicht zu verwischen, sondern
auch darauf, dass wir den Faktor Zeit bei den Beratun-
gen im Blick haben sollten.

Im Rahmen der öffentlichen Anhörungen wurden ma-
teriellrechtliche Änderungen bei den Aufgaben und Be-
fugnissen der Bundespolizei gefordert. Auch Grundsatz-
fragen wurden gestellt. Für beides gilt: Natürlich bietet
eine so weitgehende Reform breiten Diskussionsstoff,
aber es gilt eben auch: Die Beschäftigten der Bundes-
polizei werden dem Gesetzgeber dankbar sein, wenn der
derzeit andauernde Schwebezustand bald beendet wird.
Alle Beteiligten brauchen jetzt schnell Klarheit über die
künftige Struktur.

Unser Dank gilt den Beschäftigten, die sich auch in
dieser Phase der Veränderung loyal und verlässlich ge-
zeigt haben. Sie haben den Prozess der Neuorganisation
aktiv beobachtet und mitgestaltet. Artikulationen eigener
Interessenlagen sind legitim. Unzählige wertvolle Anre-
gungen und gute Vorschläge sind eingegangen und in die
Feinplanung eingeflossen.

Selbstverständlich wird das Bundesministerium des
Innern bei der Umsetzung der Neuorganisation ein be-
sonderes Augenmerk auf die Sozialverträglichkeit und
auch auf die anderen Punkte richten, die in dem Ent-
schließungsantrag vom 23. Januar vom Innenausschuss
an uns herangetragen wurden.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614011000

Herr Kollege Bergner, ich bitte, zum Schluss zu kom-

men.

D
Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1614011100


Ein kontinuierlicher Evaluierungsprozess soll natür-
lich eine Reform wie diese begleiten.


H
p
u
U

F

1
d


n



N
G
n

g
e
t
u
d
a

S
t
H
a
V
g

h
t
n

n
w
w

(C (D Angesichts der begrenzten Redezeit möchte ich nicht zuletzt mit Blick auf die Beschäftigten – meiner offnung Ausdruck verleihen, dass mit der heutigen arlamentarischen Beratung der Abschluss gefunden nd Klarheit geschaffen wird, damit wir zügig in die msetzungsphase eintreten können. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614011200

Das Wort hat die Kollegin Gisela Piltz von der FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1614011300

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

000 Bundespolizisten mehr im operativen Bereich –
as ist ein lobenswertes Ziel, keine Frage.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Guter Einstieg!)


Das ist aber wahrscheinlich das einzige Mal, dass ich
ett zu Ihnen bin.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An Ihrer Stelle wäre ich ruhig. Sie trifft es voll. –


(Lachen bei der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt sind wir einmal gespannt!)


atürlich bietet sich die Verlagerung der Schengen-
renzen an, um über eine neue Aufgabenverteilung
achzudenken.

In der Anhörung wurde jedoch – nicht nur uns – eini-
es deutlich: Es fehlt belastbares Material, zum Beispiel
ine Bestandsanalyse. Es fehlt eine Bewertung der letz-
en großen Reform, der von 1998, damit Ihre Pläne für
ns voll und ganz nachvollziehbar sind. Transparenz in
er Entscheidungsfindung haben Sie zwar angekündigt;
ber im wirklichen Leben sieht es anders aus.

Herr Staatssekretär, ich wundere mich eigentlich, dass
ie auf diese Hängepartie hinweisen, der die Beschäftig-

en immer noch ausgesetzt sind. Sie haben doch diese
ängepartie herbeigeführt. Jetzt beenden Sie sie und tun

uch noch so, als ob das eine Leistung wäre. Was das
erfahren angeht, hätte ich mir das wirklich anders vor-
estellt.


(Beifall bei der FDP – Petra Pau [DIE LINKE]: Das stimmt!)


Eine konsequente Neuorganisation, um mehr Sicher-
eit für unsere Bürgerinnen und Bürger zu schaffen, hät-
en wir mittragen können. Die Flughäfen werden aber
ur am Rande erwähnt. Die Bundespolizei im Ausland
der sogenannte Auslandsverwendungspool – wird gar

icht erwähnt. Wir hätten uns zum Beispiel auch ge-
ünscht, dass man die Ausbildung in der Akademie er-
ähnt. Das alles haben Sie nicht getan.






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
Das Gesetz, das wir hier heute beschließen sollen, re-
gelt nur den Führungsaufbau der Bundespolizei. Konse-
quenzen reichen aber bis zu jeder Dienststelle. Gleich-
zeitig findet damit eine Neuorganisation der gesamten
Bundespolizei statt, die Konsequenzen für die Laufbahn
vieler Beamtinnen und Beamter hat.

Der Gesetzentwurf kann aus unserer Sicht nicht unab-
hängig von der Neuorganisation betrachtet werden. Das
war in der Anhörung klar und ist in der letzten Woche,
spätestens am Dienstagabend, auch den Koalitionsfrak-
tionen klar geworden. Da haben sie nämlich einen
Entschließungsantrag formuliert, mit dem sie – ein char-
manter Vorgang – ihr eigenes Gesetz kommentieren.
Wenn Sie möchten, dass die im Entschließungsantrag
angeführten Punkte Gesetz werden: Warum sorgen Sie
nicht dafür? Warum stellen Sie einen Entschließungsan-
trag und bringen diesen nur in den Innenausschuss ein?
Sie haben nicht den Mut, diesen Antrag heute hier zu be-
raten, sondern Sie haben den Antrag klammheimlich im
Innenausschuss gestellt und damit der Öffentlichkeit ent-
zogen. Sind Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, nun
Mitglieder der die Regierung tragenden Fraktionen, oder
sind Sie es nicht? Das muss man sich angesichts dessen
fragen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt zur SPD. Herr Körper, ich habe gesehen: Heute
darf nur einer reden. Weder darf der Berichterstatter
noch dürfen Sie sprechen. Das lässt schon tief blicken.
Ich möchte Sie, Herr Körper, deshalb gern einmal zitie-
ren:

Wir möchten noch einmal grundsätzlich über die
Neuorganisation der Bundespolizei reden – das
sage ich ganz deutlich –;

– das haben Sie gesagt, nicht ich –

denn die Auswirkungen, wie sie sich darstellen
können, sind unserer Auffassung nach nicht geeig-
net, polizeiliche Arbeit zu effektivieren und zu for-
cieren.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Recht hat er! – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Zitat Ende!)


Was ist daraus geworden? Liebe Kolleginnen und Kolle-
gen von der SPD, Sie waren es, die den Bundespolizis-
tinnen und Bundespolizisten begründete Hoffnung ge-
macht haben, weil Sie hier mit der CDU/CSU die
Mehrheit stellen. Sie wollten sich für jeden Einzelnen
einsetzen. Sie haben Versprechungen gemacht und medi-
enwirksam Schlüsselübergaben verweigert. Was ist da-
bei herausgekommen?


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Das Gesetz!)


Im Prinzip überhaupt nichts!


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie das unter „Ausübung von Regierungsverant-
wortung“ und „Einsatz für die Bundespolizei“ verstehen,

d
m
d

k
e

D
U

S
z
k
A

W
g
v
R

D
g
1
S

D
t
n
d

d
L
S
w
r


i

(C (D ann bin ich mehr als enttäuscht. Das gilt nicht nur für ich, sondern mit Sicherheit auch für viele in der Bun espolizei. Ich möchte auf diesen Entschließungsantrag zurückommen, der hier so gelobt wird. Sicherlich haben ihn inige nicht gelesen. In Punkt 1 steht: Der Innenausschuss des Deutschen Bundestages geht davon aus, dass die Sozialverträglichkeit unter Berücksichtigung der bereits erzielten Ergebnisse besonders beachtet wird. as bringt dem Einzelnen nicht wirklich etwas, oder? nter Punkt 4 heißt es in diesem Entschließungsantrag: Der Innenausschuss des Deutschen Bundestages begrüßt die vorgesehene konsequente Abschichtung nicht-ministerieller Aufgaben auf das künftige Bundespolizeipräsidium. chauen Sie sich die Aufteilung einmal an: Es sind nur ehn Planstellen davon betroffen. Das ist für mich keine onsequente Aufteilung, sondern, im Gegenteil, eine ufblähung. (Petra Pau [DIE LINKE]: Das ist insbesondere ein Witz! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist witzig!)


enn die Bundesregierung im Haushaltsausschuss sa-
en muss, dass sie noch keine abschließende Bewertung
orgenommen hat, dann frage ich mich, warum Sie diese
eform hier heute einbringen.


(Beifall bei der FDP)


Besonders schön finde ich persönlich die Ziffer 6:

Die Umsetzung und Ergebnisse der Neuorganisa-
tion der Bundespolizei werden vom Bundesministe-
rium des Innern überprüft.

as kann man so machen, wenn man es aus der Hand
eben will. Das Schöne dabei ist aber, dass es bis zum
. März 2010 einen Bericht geben soll. Ich bin sicher,
ie zusammen werden da gar nicht mehr regieren.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Schauen wir mal!)


arüber hinaus ist auch klar: Das fällt unter die Diskon-
inuität des Parlaments. Das heißt, das ist das Papier
icht wert, auf dem es steht. Das finde ich besonders be-
auerlich.


(Beifall bei der FDP)


Apropos „wert“: Was soll das Ganze kosten? Nach
em Gesetzentwurf kosten die Beschilderung einzelner
iegenschaften 25 000 Euro und neues Papier, neue
tempel usw. 165 000 Euro. Dann steht im Gesetzent-
urf: „Weiterer Vollzugsaufwand entsteht nicht.“ Da-

über, glaube ich, können wir hier lang und breit streiten.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gelogen!)


Das ist zwar kein parlamentarischer Ausdruck, aber
ch würde Ihnen nicht widersprechen, Herr Kollege.






(A) )



(B) )


Gisela Piltz

(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind die ganzen Besoldungserhöhungen auch nicht drin, die beschlossen worden sind!)


In einem Bericht an den Haushaltsausschuss sind an
Kosten für Umzüge und Trennungsentschädigungen ins-
gesamt knapp 100 Millionen Euro, verteilt auf die nächs-
ten drei Jahre, aufgeführt worden. Ist das nichts?

Sie überlegen, ein neues Bundespolizeipräsidium in
Potsdam zu bauen. Sie ziehen einmal um, Sie ziehen
zweimal um. Übrigens finde ich, es ist ein Unding, dass
eine Schlüsselübergabe stattfindet – da gebe ich Ihnen
Recht; aber das ist auch das einzige Mal, Herr Körper –,
bevor der Bundestag überhaupt eine Entscheidung ge-
troffen hat. Sie ziehen um, bevor wir das entschieden
und genehmigt haben. Ich finde, so geht man mit dem
Parlament nicht um.


(Beifall bei der FDP)


Das kann man nicht machen. Auch dafür sind noch ein-
mal mindestens 100 Millionen Euro fällig. Das ent-
spricht ja wohl nicht dem, was im Gesetz steht.

Dann komme ich noch auf eine hübsche Sache, näm-
lich darauf, wie viele B-Stellen eigentlich neu geschaf-
fen werden. Deren Zahl erhöht sich – ein Schelm, wer
Böses dabei denkt – von 12 auf 26.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kostet ja wohl auch!)


Wenn Sie einmal den Bundesrechnungshof dazu befra-
gen, dann wird er Ihnen sagen, dass es erhebliche He-
bungen im Vergleich zu anderen Ämtern und ein
Ungleichgewicht bei der Bewertung der jeweiligen Lei-
tungsfunktionen gibt. Er sagt: Wir können für die regio-
nalen Bundespolizeidirektionen die Notwendigkeit ei-
genständiger Vizepräsidentenfunktionen nicht erkennen. –
Und: Das BMI hat in dem vorliegenden Bericht die Er-
forderlichkeit einer zusätzlichen Funktion „Stellvertre-
ter“ zum Beispiel nicht nachgewiesen.

Das ist aus meiner Sicht eine Ohrfeige für die neue
Stellenbewertung in Ihrem Haus. Es ist mitnichten so,
dass das üblich ist, wie es uns in der Anhörung vorge-
gaukelt worden ist, sondern das ist aus unserer Sicht ein-
fach Geldverschwendung, nur damit Menschen beför-
dert werden. Das freut mich für jeden persönlich. Aber
das hat mit Bundespolizeireform nichts zu tun.


(Beifall bei der FDP)


Wir sehen diese Bundespolizeireform nicht als singu-
läre Maßnahme, sondern sie bestätigt unseren Eindruck,
dass es immer mehr Zentralisierung in diesem Land gibt.
Das macht uns Sorge; denn eines ist doch klar: Nicht al-
les, was im Bund und zentral geregelt wird, wird auch
besser geregelt. Wir haben den Eindruck, dass Sie die Si-
cherheitsarchitektur komplett umbauen wollen. Da
kommt Ihnen der Umbau der Bundespolizei sehr entge-
gen. Für Liberale gibt es bei diesem Thema kein
„Anything goes!“ Was für den Architekten eines Gebäu-
des die Statik ist, ist für den Sicherheitsarchitekten die
Verfassung. So, wie die Statik nicht im Belieben des Ar-

c
d
d
g

S

r
w
w
w
I

w
b
B
t
I
d
f

D
v


r
z
m

p
D
a
h
k
h
d
h
V
b
g

(C (D hitekten steht, steht die Verfassung nicht im Belieben es Innenministers. Wir Liberale wissen das. Wir hoffen, ass das Parlament insgesamt das irgendwann auch bereift. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614011400

Das Wort hat der Kollege Michael Hartmann von der

PD-Fraktion.


Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1614011500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Liebe Frau Piltz, ich zittere zwar immer noch ein
enig ob Ihrer Aussage, dass es die SPD voll treffen
erde. So richtig wahrgenommen habe ich das nicht. Ich
age es allerdings dennoch, hier ans Pult zu treten, um

hnen wenigstens in einem Punkt zu entgegnen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber bitte nicht 19 Minuten, auch wenn Ihnen sonst nie jemand zuhört, Herr Kollege!)


Frau Piltz, in der Opposition zu sein, ist nun einmal
irklich doof: Man meckert, man mäkelt, aber man
ringt nicht einen Vorschlag ein, wie zum Beispiel die
undespolizei – darum geht es in diesem Fall – perspek-

ivisch entwickelt werden kann. Wenn Sie glauben, dass
hre Kritik berechtigt ist, dann dürfen wir auch erwarten,
ass Sie einen Vorschlag machen, wie die Bundespolizei
ür die Zukunft aufgestellt werden soll.


(Gisela Piltz [FDP]: Ich glaube ehrlich gesagt, Sie wären lieber Opposition in dieser Frage!)


azu kam an diesem Freitagnachmittag nicht ein Satz
on Ihnen; das ist sehr schade.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gisela Piltz [FDP]: Geben Sie mir ein Ministerium, und ich tue das! – Zuruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Lieber Herr Wieland, keine Angst, ich gehe mit unse-
er Lebenszeit sorgsam um. Die Drohung, 19 Minuten
u reden, werde ich nur dann wahrmachen, wenn Sie
ich weiter durch Zwischenrufe ärgern.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage nichts mehr!)


Unsere Bundespolizei bildet einen zentralen Eck-
feiler der Sicherheitsarchitektur der Bundesrepublik
eutschland. Die Zeiten ändern sich, und damit gibt es

uch andere Herausforderungen für die innere Sicher-
eit. Sie unterliegen dem Wandel, und diesem Wandel
ann und will sich auch die Bundespolizei nicht entzie-
en. Mit dem Fall der Mauer, der Wiederherstellung der
eutschen Einheit und dem Ende des Ost-West-Konflikts
at sie viele Veränderungen erlebt. Auch heute gibt es
eränderungen: Die Grenzen des Schengen-Raums ha-
en sich verschoben. Wir haben neue Herausforderun-
en zu bewältigen, die sich aus dem internationalen Ter-






(A) )



(B) )


Michael Hartmann (Wackernheim)

rorismus ergeben. Und unsere Flughäfen – das ist ein
ganz wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Reform
unserer Bundespolizei – werden als Grenzübergänge im-
mer wichtiger.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sagen Sie einmal etwas zu den Flughäfen in Bayern!)


Die rund 40 000 bei der Bundespolizei Beschäftigten,
die sich nie ihrer Pflicht entzogen haben und auch jetzt
nicht ihrer Pflicht entziehen, wissen das. Sie sind Bun-
desbeamte und wissen, dass sie davon ausgehen müssen,
dass sie nicht immer und ewig an einem Standort bleiben
werden.

Seit 1990 wurden bereits zwei große Reformen
durchgeführt; nun steht die dritte an. Frau Piltz, die SPD
hat es sich als Regierungspartei mit dieser Reform in der
Tat nicht leicht gemacht. Die SPD ist der Bundespolizei
und all ihren Beschäftigten spätestens seit der Ära Otto
Schily in besonderem Maße verpflichtet und bleibt das
auch. Wir werden immer darauf achten, dass die Belange
der Beschäftigten der Bundespolizei angemessen be-
rücksichtigt werden. Wenn es sein muss, legen wir uns
da und dort auch mit dem Koalitionspartner an.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ohne Ergebnis!)


Der Bundesinnenminister hat eine Organisationsent-
scheidung getroffen. Herr Staatssekretär Bergner, Sie ha-
ben mit Recht – das ist der juristisch korrekte Terminus –
von der Organisationsgewalt gesprochen. Aber gelegent-
lich haben wir den Eindruck, dass das Wort „Gewalt“ im
Ministerium sehr genau genommen wird.


(Petra Pau [DIE LINKE]: Das stimmt!)


Wir sprechen in diesem Zusammenhang lieber von der
Organisationshoheit des Ministers in bestimmten Berei-
chen. Wie dem auch sei: Dem Ministerium sei zugestan-
den, dass Organisationsentscheidungen und Reformen
bei einem so großen Personalkörper nie einfach sind.
Die Kritiker sind laut, die Befürworter im Regelfall
leise. Die Versuchung für uns als Abgeordnete, quasi lo-
kalegoistisch zu argumentieren, ist immer groß. Das mag
da oder dort zwar sachlich-fachlich begründet sein,
grundsätzlich versucht aber jeder von uns, seine Pflicht
wahrzunehmen und sich für die Interessen des eigenen
Wahlkreises einzusetzen, während dem Ministerium die
Gesamtabwägung obliegt.

Der SPD ging es bei der Kritik an den Plänen des
Bundesinnenministeriums nicht um lokalegoistische Be-
lange. Uns ging es nicht darum, standortegoistisch zu
agieren. Es ging uns aber sehr wohl darum, strukturkri-
tisch die Reform anzugehen. Das wäre uns allerdings
leichter gefallen und besser möglich gewesen, wenn der
Diskussion über die Reform der Bundespolizei eine
nachvollziehbare Aufgabenkritik vorausgegangen wäre.


(Beifall des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die SPD trägt gerne all das mit, was polizeifachlich
gerechtfertigt ist. Wir wissen dabei sehr genau, wo die

G
d
d
s
W
m
l
a

d
g
u
l
K
R

t
f
d
s
z
l
R
u

u
p

w
c

E
o
t
n
u
w
u
h
d
w

n
N
L
d
g
P
w
o
n
k

g

(C (D renzen des parlamentarischen Einflusses liegen. Vor iesem Hintergrund werden wir dem Gesetz, das nicht ie Details, über die in der Öffentlichkeit besonders tark diskutiert wird, regelt, grundsätzlich zustimmen. ir werden auch den Grundsätzen des Gesetzes zustimen. Ich sage Ihnen aber deutlich: Wir stimmen nicht eichten Herzens zu, sondern sehr schweren Herzens und n einzelnen Stellen voller Zweifel. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schon wieder?)


Manches schmerzt bitter, was infolge der Änderungen
es Bundespolizeigesetzes geschehen wird. Wir hätten
ern mehr und Besseres für diese Mannschaft, die gut ist
nd es verdient hätte, erreicht. Aber es war nicht mög-
ich. Letztlich spielte – ich gebe dies gerne zu – auch die
oalitionsräson bei der ganzen Geschichte eine große
olle.
Damit eines klar ist: Das Ziel des Bundesinnenminis-

eriums, Herr Staatssekretär Dr. Bergner, nach dem Weg-
all der Schengen-Grenzen für mehr Polizeipräsenz in
er Fläche zu sorgen und Strukturen effizienter zu ge-
talten, zu verschlanken und gewinnbringender einzuset-
en, teilen wir. Da stehen wir beieinander. Wir haben al-
erdings unsere Zweifel, ob dieses Ziel durch diese
eform tatsächlich überall erreicht wird. Wir erlauben
ns, diese Zweifel in sachlicher Kritik


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Begründeter!)


nd nicht in einem boshaften Angriff auf den Koalitions-
artner zu äußern.

Sie wissen – Herr Staatssekretär, Sie haben das er-
ähnt –, dass die Mannschaft in hohem Maße verunsi-

hert ist.

(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Da sind auch viele Frauen dabei!)

s handelt sich um persönliche Schicksale von ganz
hne Zweifel guten und treuen Beamtinnen und Beam-
en und weiteren Beschäftigten. Wir reden hier über ei-
en Personalkörper, der wahrhaftig nicht überbezahlt ist
nd in dem hohe Gehalts- und Lohnstrukturen keines-
egs überwiegen. Deshalb lautet unsere erste, wichtigste
nd dringendste Bitte an den Bundesinnenminister: Ge-
en Sie sorgsam und pfleglich mit den Beschäftigten und
eren Interessen um, wenn diese Reform umgesetzt
ird.


(Beifall bei der SPD)

Die Sozialverträglichkeit der Entscheidungen darf

icht Überschrift bleiben, sondern muss Inhalt werden.
ichts wäre nämlich fataler als eine Demotivation und
ähmung dieser im Übrigen größten Behörde im Bereich
er inneren Sicherheit infolge der Standortentscheidun-
en. Beamtinnen und Beamte tun dort oft mehr als ihre
flicht; das wissen wir. Deshalb sind wir froh und keines-
egs kleinmütig oder enttäuscht, dass wir wenigstens
der immerhin – das überlasse ich Ihrer Bewertung – ei-
en Entschließungsantrag mit der Union verhandeln
onnten, der sechs sehr relevante Punkte enthält.

Erstens. Die Sorgsamkeit in der Umsetzung wird zu-
esichert. Die Sozialverträglichkeit wird garantiert. Herr






(A) )



(B) )


Michael Hartmann (Wackernheim)

Staatssekretär Dr. Bergner, wir vertrauen Ihnen, dem
Bundesinnenminister und dem ganzen Haus, dass das
keine leeren Worte sind, die zu Papier gebracht wurden
und dann einfach abgeheftet werden. Wir werden darauf
achten, ob Sie den Entschließungsantrag der Koalitions-
fraktionen so ernst nehmen, wie er es verdient. Wir ge-
hen aber auch davon aus, dass Sie ein eigenes Interesse
daran haben, dass diese Punkte so abgearbeitet werden,
wie wir vereinbart haben.

Zweitens geht es um den Einsatz von Verwaltungs-
personal in befristet einzurichtenden Servicestellen. Das
ist ein Punkt, der für die betroffenen Beschäftigten von
erheblicher Bedeutung ist und den ich hier deshalb noch
einmal hervorheben möchte.

Dritter Punkt – ein wirklicher Schwerpunkt –: Die
Personalausstattung der Flughäfen muss in unserem ge-
meinsamen Sicherheitsinteresse liegen. Der Frankfurter
Flughafen ist mittlerweile der größte deutsche Grenz-
übergang; dies bringt enorme Belastungen für das Perso-
nal mit sich. Dort gibt es nämlich viele Kriminalitäts-
und Deliktsfelder. Deshalb muss es dort eine gute und
gescheite Personalausstattung geben. Wir wollen darauf
achten, dass das tatsächlich geschieht.

Viertens wollen wir darauf achten – auch das sollte im
Interesse der Reform und von uns allen liegen –, dass
keine Doppelstrukturen entstehen, indem ein zentrales
Polizeipräsidium geschaffen wird, aber zugleich eine
Bundespolizeiabteilung im Ministerium bestehen bleibt.
Es kann nicht sein, dass die eine Stelle das tut, was die
andere besser täte. Die Reform wäre ad absurdum ge-
führt, wenn es zu diesen Doppelstrukturen käme.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind doch ab 1. März da!)


Der fünfte Punkt ist ein Punkt, der unbedingt umge-
setzt werden muss. In Bayern muss die Bundespolizei
bei der Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Aufgaben die
volle Kompetenz erhalten.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


Für uns ist es ohnehin ein Anachronismus, dass sich
Bayern in Zeiten eines zusammenwachsenden Europas
zusätzlich eine eigene Grenzpolizei hält. Hoffentlich
wird das nicht schlimmer, sondern besser durch die Ver-
einbarung, die jetzt zwischen dem Bundesinnenministe-
rium und dem Land Bayern erzielt wurde.

Sechstens fordert der Innenausschuss in dem gemein-
sam vereinbarten Entschließungsantrag das Bundesin-
nenministerium auf, bis Anfang 2010 festzustellen, ob
eines der wesentlichen Ziele, nämlich mehr Polizeiprä-
senz in der Fläche, tatsächlich erreicht wurde. Wenn das
nicht geschieht, muss man offen und mutig genug sein,
darüber nachzudenken, ob man die eine oder andere Ent-
scheidung entweder zurücknimmt oder anders strickt.
Auf jeden Fall erwarten wir, dass auch dieser Punkt nicht
nur rhetorisch zugestanden, sondern auch ernsthaft ge-
prüft wird.

Lassen Sie mich eines am Rande sagen.


n
i
w


Z

A
w

m
w
K
d
E
e
t
d
a
d
l
a

w
S
s
B
s
v
d

b
e
t
m
M
l
s
w
t
s
s
b
t

(C (D (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Schluss!)


Nein, am Rande. Herr Kollege Wieland, ich habe Ih-
en gesagt: Wenn Sie Zwischenrufe machen, dann rede
ch länger. Zwingen Sie mich nicht dazu, meine Drohung
ahrzumachen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe zweimal applaudiert! Das müssen Sie verrechnen, Herr Kollege!)


Ich habe sogar so viel Zeit, dass ich mir in Ruhe Ihre
wischenrufe anhören und eine Pause einlegen kann.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch einmal: Ich habe zweimal Beifall geklatscht!)


ber auch ich möchte meine Termine im Wahlkreis
ahrnehmen.

Lassen Sie mich noch einmal den Versuch unterneh-
en, eine Anmerkung am Rande zu machen – sie ist mir
ichtig, und sie ist ausdrücklich an die Kolleginnen und
ollegen der Unionsfraktion gerichtet –: Unsere Bun-
espolizei leistet immer mehr und immer wichtigere
insätze im Ausland. Gemeinsam mit der Bundeswehr
rfüllt sie dort eine zentrale Aufgabe, die friedensstif-
end und friedenssichernd wirkt. Deshalb müssen wir
iesen Sachverhalt gesetzlich genauer und besser regeln,
ls es derzeit der Fall ist, und zwar sowohl im Interesse
er Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die im Aus-
and tätig sind, als auch im Interesse der Zusammen-
rbeit zwischen Bund und Ländern.

Wir sollten den Mut haben, uns diesem Thema zuzu-
enden, auch wenn es umstritten ist und wir von vielen
eiten kritisiert werden. Die Herstellung von Planungs-
icherheit und die Gewährleistung von Sicherheit für die
eamtinnen und Beamten im Ausland sollten gemein-

ame Ziele der Koalition sein. Ich biete an und schlage
or, dass wir uns über diese Frage unterhalten sollten;
enn das ist dringend notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Polizei-
eruf ist kein Beruf wie jeder andere; das wissen wir. Er
rfordert große Einsatzbereitschaft, die die Polizeibeam-
innen und Polizeibeamten auch erbringen. Viel Idealis-
us gehört dazu, diesen Beruf zu ergreifen. Er prägt die
enschen, die diesen letztlich lebensgefährlichen und

ebensbedrohlichen Beruf im Interesse unserer gemein-
amen Sicherheit ausüben. Daher verdienen sie für das,
as sie jeden Tag in komplizierten Schichtdiensten leis-

en, Dank und Anerkennung, und sie haben einen An-
pruch auf Fürsorge. Lassen Sie uns das bei allen Ent-
cheidungen, die wir hier und anderswo treffen, immer
edenken. Herr Wieland, ich schenke Ihnen sechs Minu-
en meiner Redezeit.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614011600

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau von der Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614011700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

dem Gesetzentwurf, der heute zu beschließen ist, soll
eine Reform der Bundespolizei legitimiert werden, die
auch ohne Gesetz bereits eifrig vorangetrieben wurde.
Ich nenne diese Praxis eine grobe Missachtung des
Parlaments. Denn der Bundestag ist keine Vollzugsabtei-
lung des Bundesinnenministeriums, und das Bundes-
innenministerium schwebt nicht über den Dingen, jeden-
falls nicht nach dem parlamentarischen Verständnis der
Fraktion die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


Vor elf Tagen fand eine Expertenanhörung zum vor-
liegenden Gesetzentwurf statt. Drei von fünf Experten,
also die Mehrheit, kritisierten den Gesetzentwurf und
das Verfahren. Das Protokoll dieser Anhörung ist noch
nicht einmal autorisiert und rechtskräftig. Trotzdem wol-
len die Unionsfraktion und die SPD diesen Gesetzent-
wurf heute ungeachtet aller Kritik beschließen. Ich
nenne das abgehobenen Hochmut, übrigens auch gegen-
über den betroffenen Bundespolizisten und Bundespoli-
zistinnen.

Einer der Experten kritisierte die Geheimhaltungs-
politik der Bundesregierung. Wer gute Sachargumente
habe, könne sich auch Transparenz leisten, sagte er. Das
war eine höflich formulierte Ohrfeige. Es war übrigens
nicht der Sachverständige, den die Linke bestellt hatte,
sondern der Experte der SPD, Berlins Polizeipräsident
Dieter Glietsch.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein toller Sachverständiger!)


Trotzdem forciert auch die SPD das Gesetzeswirrwarr.
Ich frage mich immer wieder, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der SPD: Wer hat bei Ihnen eigentlich das
Sagen: Ihr eigener Sachverstand, der durchaus vorhan-
den ist, wie ich aus Erfahrung weiß, oder der Wille der
Union?

Als wir im Dezember zum ersten Mal über den Ent-
wurf dieses Reformgesetzes sprachen, kritisierte ich das
Verfahren und beschrieb die Sorgen der Bediensteten der
Bundespolizei. Dafür erntete ich von Bundesinnenminis-
ter Schäuble von der Regierungsbank den Zwischenruf:
Alles gelogen! Ich hätte diesen Zwischenruf rügen las-
sen können. Nun ist er protokolliert. Das Protokoll kur-
siert inzwischen bei der Bundespolizei, sodass sich die
Polizistinnen und Polizisten ihren eigenen Reim darauf
machen können. So viel zum Umgang mit den Briefen,
die auch Sie erreicht haben. Alles gelogen?

Übrigens haben nur zwei Sachverständige das Re-
formwerk grundsätzlich für gut befunden. Der eine war
Herr Seeger, der Beauftragte des Bundesinnenministe-

r
H

d
f
d

v
g
p
B
B
e
d
s
K

p
D
r
k
t
z
h
e
e
n
b
a
p

E
l
r
G
c
e
m
M
t

s
s
K
k
B

o
d
w

w
v

(C (D iums für die Umsetzung der Reform. Der andere war err Ziercke, (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist immer für die Regierung!)


er Chef des Bundeskriminalamtes. Er ist als solcher of-
enbar in froher Erwartung, dass für das BKA bei alle-
em ordentlich etwas abfällt.

Damit wäre ich beim Kern unserer Kritik. Mit dem
orliegenden Gesetzentwurf soll dieses und jenes
eregelt werden; der Beantwortung der entscheidenden,
olitischen Frage – „Wie passt diese Reform der
undespolizei in die neue Sicherheitsarchitektur, die
undesinnenminister Schäuble vorschwebt?“ – weicht
r jedoch verlässlich aus. Diese Frage wäre einer Bun-
estagsdebatte würdig. Diese Debatte fand bisher nicht
tatt. Das nährt Spekulationen, für die allein die Große
oalition verantwortlich ist.

Im Gesetzentwurf ist zum Beispiel von einem Stellen-
ool für Auslandseinsätze der Bundespolizei die Rede.
as Bundesinnenministerium bezeichnet diesen Pool als

ein technische Lösung. Doch letztlich geht es um kon-
rete Auslandseinsätze mit konkreten Polizeibedienste-
en unter konkreten Einsatzbedingungen. Darüber wäre
u sprechen, und darüber wäre nicht irgendwo, sondern
ier im Deutschen Bundestag zu entscheiden. Deshalb
rinnere ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, an
ine aktuelle Forderung der Linken, die wir in Form ei-
es Antrages parlamentarisch auf den Weg gebracht ha-
en: Wir wollen endlich einen Parlamentsvorbehalt für
lle Auslandseinsätze der Bundespolizei und der Länder-
olizeien.


(Beifall bei der LINKEN)


s kann doch nicht sein, dass der Bundestag über Aus-
andseinsätze der Bundeswehr zu entscheiden hat, wäh-
end Bundespolizistinnen und Bundespolizisten nach
utdünken in alle Welt geschickt werden können, mögli-

herweise auch in paramilitärische Einsätze. Wir haben
rst am Mittwoch im Innenausschuss über die Polizei-
ission in Afghanistan debattiert. Diese Praxis ist eine
issachtung des Parlaments und zugleich eine Missach-

ung der Bundespolizistinnen und Bundespolizisten.

Das Gleiche gilt dafür, dass der Bund und der Frei-
taat Bayern klammheimlich ein Sonderabkommen ab-
chließen, ohne dass der Bundestag über die Inhalte in
enntnis gesetzt wird. Nach allem, was man bisher lesen
onnte, muss man sich ernsthaft die Frage stellen, ob
ayern noch zur Bundesrepublik gehört


(Heiterkeit des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD] – Daniela Raab [CDU/CSU]: Da gehen die Meinungen auseinander!)


der ob die Bundespolizistinnen und Bundespolizisten
ort in einen Auslandseinsatz geschickt werden. Ich
arte wieder auf den Zwischenruf: Alles gelogen!


(Beifall bei der LINKEN)


Fazit: Die Fraktion Die Linke wird diesem Gesetzent-
urf zur Reform der Bundespolizei nicht zustimmen,
or allem weil zweierlei nicht geht: erstens, dass das






(A) )



(B) )


Petra Pau
Parlament dummgehalten wird, während Tatsachen ge-
schaffen werden, und zweitens, dass zugleich an einer
Sicherheitsarchitektur gebastelt wird, die möglicher-
weise oder wahrscheinlich dem Grundgesetz wider-
spricht.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614011800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Silke Stokar von Neu-

forn von Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Diese Re-
form der Bundespolizei kann von Anfang an nur als
missglückt bezeichnet werden. Ich möchte noch einmal
daran erinnern: Nicht nur wir, sondern auch die Bediens-
teten der Bundespolizei haben erst durch die Medien er-
fahren, dass im Bundesinnenministerium von Staats-
sekretär Hanning – der vom BND, wo er die
Geheimhaltung verinnerlicht hat, ins Innenministerium
gewechselt ist – ohne Beteiligung und ohne Information
der Bediensteten, wie bei einer geheimen Kommando-
sache, diese Reform erarbeitet wurde. Auch von den
Grundzügen der Reform erfuhren die Polizisten aus den
Medien.

Werter Herr Staatssekretär Bergner, hier zu behaup-
ten, die Gewerkschaften, die Bundespolizei, die Be-
diensteten seien beteiligt gewesen, ist ein schlechter
Witz. Man muss nur auf die Internetseiten der Gewerk-
schaften gehen, um die geballte Kritik an der Nichtbetei-
ligung nachlesen zu können.

H
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1614011900
Ich finde, es ist be-
dauerlich und es ist auch ein schlechter Stil, dass wir hier
und heute von einer Bundespolizeireform reden, die für
die Betroffenen Umzüge von Ost nach West, die Auf-
gabe der eigenen Wohnung und Gespräche in der Fami-
lie bedeutet, in denen klar wird, dass die Familie umzie-
hen wird und dass die Kinder die Schule wechseln
müssen – die Reform ist mit erheblichen Eingriffen in
das persönliche Leben der Bundespolizeibeamten ver-
bunden –, und die in Abwesenheit des Bundesinnen-
ministers verabschiedet wird. Ich finde, das ist ein ver-
dammt schlechter Stil.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Ich weiß, dass der Bundesinnenminister heute an der
Innen- und Justizministerkonferenz in Slowenien teil-
nimmt. Es ist aber an Ihnen, mit Ihrer Mehrheit die Ge-
schäftsordnung zu nutzen, diesen Tagesordnungspunkt
an einem Tag im Plenum zu behandeln, an dem der Bun-
desinnenminister selbst Zeit hat, die Inhalte der Reform
vor den Bediensteten zu vertreten und an dem er nicht
die dritte Ebene, den Staatssekretär, an die Front schickt.
Ich finde, das ist ein schlechter Stil.

p
c

H

G

n



F
d
u
w

d
h
I
f
k

G

i
A
a
f
h
i
i


d
U
d
a

W
s
d
n
h
p
T

(C (D Lassen Sie mich etwas zu einigen inhaltlichen Kritikunkten sagen, die in der Anhörung zu Recht angesprohen worden sind. Frau Kollegin, erlauben Sie eine Zwischenfrage des errn Kollegen Bosbach? Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614012000
Immer gern, Herr Kollege Bosbach, ich sage auch

icht mehr „Bossbach“.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Es ist aber genau umgekehrt!)


Ich wusste, dass ich Sie damit ärgere.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist aber der Boss!)



Wolfgang Bosbach (CDU):
Rede ID: ID1614012100

Deshalb habe ich mich nicht zu Wort gemeldet. –

rau Kollegin, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen,
ass diese Debatte eigentlich gestern stattfinden sollte
nd dass sie auf Ihren Wunsch hin auf heute vertagt
urde,


(Zuruf von der CDU/CSU: Auf Wunsch der Linken!)


ass sich der Bundesinnenminister förmlich entschuldigt
at, weil er an dem Europäischen Rat der Justiz- und der
nnenminister teilnehmen muss? Sind Sie nicht der Auf-
assung, dass man ihm daraus keinen Vorwurf machen
ann?


(Beifall bei der CDU/CSU)



(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Kollege, mir ist bekannt, dass sich Herr Bundes-

nnenminister Schäuble und auch Herr Staatssekretär
ltmaier heute in Slowenien aufhalten. Das kritisiere ich

uch gar nicht. Ich kann Ihnen aber etwas zu den Abläu-
en sagen, was Ihnen eigentlich bekannt sein sollte. Ich
abe – genauso wie es Frau Pau eben gesagt hat – bereits
m Innenausschuss ganz massiv kritisiert, dass plötzlich
n einem Affentheater – –


(Zurufe von der CDU/CSU: Was?)


Herr Körper und andere haben in der Öffentlichkeit für
ie SPD verkündet: Wir lassen uns von der CDU keine
ltimaten setzen. Wir werden – wie auch von uns gefor-
ert – in Ruhe die Stellungnahmen der Fachanhörung
uswerten.

Dann aber wurde sozusagen im Schnelldurchlauf ein
ortprotokoll erstellt. Das haben wir am Freitagabend

pät bekommen. Sie von der Großen Koalition haben
arauf bestanden, dieses Thema in dieser Woche im In-
enausschuss und sofort im Plenum zu behandeln. Es
ätte überhaupt nichts dagegen gesprochen, sich für die
arlamentarische Beratung Zeit zu nehmen und dieses
hema in der nächsten Sitzungswoche in Anwesenheit






(A) )


)

Silke Stokar von Neuforn
des Bundesinnenministers zu behandeln. Schieben Sie
das jetzt bitte nicht auf die Linksfraktion. Sie haben die
Geschäftsordnungsmehrheit. Sie hätten einen angemes-
senen Termin, an dem der Bundesinnenminister selbst
seine Reform im Parlament vertreten kann, finden kön-
nen. Ich denke, das reicht als Antwort aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Daniela Raab [CDU/CSU]: Das war schon zu viel!)


– Ja, genau. Frau Kollegin, Sie erinnern mich an das
Stichwort Bayern. Auch hierzu muss noch etwas gesagt
werden. Viele wissen das gar nicht. Warum hat der Bun-
desinnenminister dieses Verwaltungsabkommen mit
Bayern nicht einfach auslaufen lassen? Warum wird die-
ses Verwaltungsabkommen mit Bayern nicht gekündigt?
Wir haben mittlerweile europäische Standards zur
Grenzsicherung, wir haben FRONTEX. Nun gibt es das
Bundesland Bayern, das meint, dass seine Grenzjäger
die eigenen Landesgrenzen schützen müssen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


Bayern weigert sich hier, Bundesrecht anzuerkennen.
Bundesinnenminister Schäuble spielt sonst gern den
Hardliner. Hier ist er nicht konfliktfähig und nicht in der
Lage, Herrn Beckstein zu sagen: Die Bundespolizei hat
auch in Bayern volle Kompetenz. Wem wollen Sie das
erklären? Wir haben die Umsetzung einer EU-Luft-
sicherheitsrichtlinie. Am Münchener Flughafen ist die
Bundespolizei zuständig, in Nürnberg und in Augsburg
ist die bayerische Landespolizei zuständig. Das ist hier
doch eine Kleinstaaterei, die zu Sicherheitsrisiken führt.
Ich bin der Meinung, hier sollte sich der Bundesinnen-
minister tatsächlich einmal durchsetzen und sagen, dass
das Bundesrecht auch in Bayern gilt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich zum Bundespolizeipräsidium kom-
men. Herr Körper, Sie hatten mit Ihrer inhaltlichen Kri-
tik ja recht. Ich vermisse hier den Kollegen Gunkel, der
ja Berichterstatter der SPD war. Aus guten Gründen hat
er gesagt, dass er sich das hier heute nicht antut. Er hat
eine schriftliche Erklärung abgegeben, wonach er dieser
Bundespolizeireform nicht zustimmen wird. Ich verstehe
diesen Kollegen sehr gut, weil Sie sich aufgrund der
Koalitionsräson, wie Kollege Hartmann das hier gesagt
hat, wider besseres Wissen in diese Ecke haben drängen
lassen und weil Sie das Ultimatum akzeptiert haben.

Ein Massenumzug eines Bundespolizeipräsidiums
mit 709 Stellen nach Potsdam – die meisten werden aus
Koblenz kommen – ist nicht vernünftig, zumal diese
Aufgaben im BMI als Doppelaufgaben wahrgenommen
werden. Warum jetzt eine IT-Abteilung von Koblenz
nach Potsdam umziehen soll, ist für niemanden nachzu-
vollziehen. Dahinter steckt nur die Idee von Bundes-
innenminister Schäuble, sich zentrale polizeiliche
Machtzentren in der Nähe des BMI zu schaffen. Das hat
mit Sicherheit im Land und in der Fläche überhaupt
nichts zu tun.

l

S
d
O
n
d
B
s
d

t
B
z
g
d
w
p
n
c

S
f

A
S
l
R

a
j
E
s

C

e
s
B
g
B
l
is

z
a

(C (D Ein letzter inhaltlicher Punkt, weil meine Redezeit abäuft. (Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Das wäre der erste inhaltliche Punkt!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie wollten ja Inhalte hören. In den ostdeutschen Bun-
esländern sind die stationären Grenzkontrollen nach
sten wegfallen. In einer solchen Situation hätten wir
icht gleichzeitig an die 2 000 Bundespolizeibeamte aus
iesem Grenzraum abgezogen und damit eine negative
otschaft an die Bevölkerung gesendet. Das ist die fal-

che Botschaft, und das ist auch die falsche Entschei-
ung.

Wir hätten es begrüßt, wenn es zum Beispiel eine Un-
ersuchung der Aufgaben der Bereitschaftspolizeien der
undesländer, die ja in Konkurrenz zu den Landespoli-
eien stehen, und eine Umgruppierung des Personals ge-
eben hätte. In einer Situation, in der die Bevölkerung
urch den Wegfall der stationären Grenzkontrollen so-
ieso schon verunsichert ist, zeitgleich mit der Bundes-
olizeireform auch noch einen Massenumzug von Ost
ach West durchzuführen, ist genau das falsche inhaltli-
he Signal.

Ihre Polizeireform ist deswegen von Anfang an in den
and gesetzt worden, weil Sie unserem Antrag, am An-
ang der Reform eine Expertenkommission einzusetzen
am Beginn einer Reform stehen die Definition der
ufgaben und die Aufgabenkritik –, nicht gefolgt sind.
ie haben die Organisationsreform in einen inhaltlich

uftleeren Raum gesetzt. Deshalb ist das eine verfehlte
eform.

Verfehlte Reformen sind wir unter dieser Großen Ko-
lition aber gewohnt. Im Grunde genommen haben Sie
edes Reformvorhaben mit Ihrem Dauerstreit und am
nde mit sinnlosen Kompromissen in den Sand gesetzt –
o, wie dieses.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Henry Nitzsche [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614012200

Das Wort hat der Kollege Stephan Mayer von der

DU/CSU-Fraktion.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1614012300

Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen! Ge-

hrte Kollegen! Die Novellierung des Bundespolizeige-
etzes und die damit verbundene Strukturreform der
undespolizei sind polizeifachlich notwendig und sach-
erecht. Ich möchte an dieser Stelle insbesondere den
undesinnenminister Dr. Schäuble ausdrücklich dafür

oben, dass er diese Bundespolizeireform angegangen
t.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Natürlich ist es als Politiker immer einfacher, nichts
u tun. Damit tritt man niemandem auf die Füße. Es war
ber richtig, diese Strukturreform anzugehen, weil sie

(B)







(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)

überfällig ist. Sie ist deshalb überfällig, weil sich die Si-
cherheitslage in Deutschland insbesondere nach dem
11. September 2001 grundlegend geändert hat und weil
am 21. Dezember letzten Jahres die stationären Grenz-
kontrollen zu Tschechien und Polen wegen des Beitritts
der beiden Länder zum Schengen-Raum weggefallen
sind. Wir haben – analog zum deutlich angestiegenen
Passagieraufkommen – einen erhöhten Bedarf an Poli-
zeikräften an deutschen Flughäfen zu konstatieren. Wir
sind nach wie vor im Fokus des internationalen und ins-
besondere des islamistischen Terrorismus. Deswegen ist
es richtig, diese Strukturreform anzugehen. Mit dieser
Strukturreform wird die Mittelbehördenstruktur über-
wunden. Es wird eine Zentralisierung in einer Oberbe-
hörde, in einem Bundespolizeipräsidium, erreicht. Die
Bundespolizei kann sich endlich auf ihre Kernaufgaben
konzentrieren.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch in Bayern!)


Insgesamt wird die Bundespolizei effektiver und ziel-
genauer an der aktuellen Sicherheits- und Gefährdungs-
lage in Deutschland ausgerichtet. Als außerordentlich
positiv ist festzustellen, dass aufgrund dieser Struktur-
reform zusätzlich 1 000 Polizeivollzugskräfte im opera-
tiven Geschäft eingesetzt werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Hauptziel muss eine möglichst effektive und opti-
male Gewährleistung der inneren Sicherheit für die Bür-
gerinnen und Bürger in Deutschland sein. Bei aller
durchaus notwendigen Kritik muss nach wie vor die
oberste Maxime sein, dass wir das hohe Sicherheits-
niveau, das wir in Deutschland haben, erhalten. Dabei
dürfen Animositäten zwischen unterschiedlichen Behör-
den und Polizeien keine Rolle spielen.

Was das Personalkonzept angeht, liegt die Struktur-
reform nicht in der Hand des Parlaments, des Gesetzge-
bers. Dennoch ist es eine notwendige Aufgabe, dass wir
uns mit dem neuen Personalkonzept auseinandersetzen.
In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem auf
Bayern eingehen, das schon einige Male von den Vor-
rednern genannt wurde. Die Entscheidungen bezüglich
der Bundespolizeiabteilung in Rosenheim und des Bun-
despolizeiamtes in Schwandorf waren herbe und
schmerzliche Einschnitte und waren vor Ort nur schwer
vermittelbar. Dennoch ist es meines Erachtens insbeson-
dere durch den starken Einsatz der CSU-Landesgruppe
und der Wahlkreisabgeordneten Daniela Raab und Klaus
Hofbauer gelungen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


zu einigermaßen akzeptablen und vertretbaren Ergebnis-
sen zu kommen. Ich danke dem Bundesministerium für
die Zusage, dass es zu einer sozialverträglichen Umset-
zung der Strukturreform kommen wird, dass ein
Dienstortwechsel der betroffenen Bundespolizeibeamten
nur dann ansteht, wenn er wirklich unumgänglich ist,
und dass keine Verwaltungsangestellten entlassen wer-
den. Außerordentlich erfreulich ist ebenfalls, dass es in
Zukunft befristet eingerichtete Servicestellen geben
wird, in denen die Verwaltungsangestellten unterge-

b
s

o

I
i
B
d
s
g
k
n
W
b
ß

h
e
z
B
v
n
d
a
B

Z
B
s
w
i
t
d
n
s
h

t
t
L
n
g

(C (D racht werden, die von der Strukturreform betroffen ind. Meine sehr verehrte Kollegin Pau, Sie haben gefragt, b Bayern überhaupt noch in Deutschland liegt. (Petra Pau [DIE LINKE]: So habe ich es nicht gesagt!)


ch möchte festhalten: Sie können froh sein, dass Bayern
n Deutschland liegt; denn insbesondere das Bundesland
erlin, das Sie hier mitvertreten, profitiert im Rahmen
es Länderfinanzausgleichs von dem überproportional
tarken Steueraufkommen Bayerns. Um es klar zu sa-
en: Bayern liegt nicht nur in Deutschland, sondern be-
ennt sich auch zu Deutschland. Frau Kollegin Stokar,
atürlich richtet sich Bayern nach dem Bundesrecht. Die
ahrnehmung grenzpolizeilicher Aufgaben ist durch die

ayerische Landespolizei bislang hervorragend und au-
erordentlich erfolgreich gewährleistet worden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist die Schlussfolgerung daraus?)


Das Verwaltungsabkommen, das von Ihnen als Ge-
eimabkommen diskreditiert wird, ist alles andere als
in Geheimabkommen, es ist ein Verwaltungsabkommen
wischen der Bayerischen Staatsregierung und dem
undesinnenministerium. Ich bin guter Hoffnung und
ertraue darauf, dass dieses Verwaltungsabkommen, das
un fortgeschrieben wird, gute Rahmenbedingungen für
ie Verstetigung der bislang hervorragenden Zusammen-
rbeit zwischen der bayerischen Landespolizei und der
undespolizei bieten wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Präsenz der Bundespolizei vor Ort wird auch in
ukunft entscheidend sein. Wir müssen feststellen: Die
ürgerinnen und Bürger insbesondere im Grenzbereich

ind angesichts des Wegfalls der Grenzkontrollen teil-
eise verängstigt. Da wird natürlich befürchtet, dass die

llegale Migration und damit auch die Begleitkriminali-
ät zunehmen. Deswegen wird es unsere Aufgabe sein –
a vertraue ich wirklich auf die Zusagen des Bundesin-
enministers und des Bundesinnenministeriums –, die
tarke Präsenz der Bundespolizei vor Ort weiter zu er-
alten.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie beschließen gerade das Gegenteil!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614012400

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1614012500

Ja, Herr Präsident, ich komme jetzt zum Ende.

Ich bin zuversichtlich, dass es möglich sein wird, un-
er Einbeziehung aller Beschäftigten, der Personalvertre-
ungen vor Ort und des Parlaments sozialverträgliche
ösungen zu finden. In diesem Sinne kann ich uns allen
ur empfehlen, dieser Novellierung des Bundespolizei-
esetzes zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614012600

Das Wort hat jetzt der fraktionslose Kollege Henry

Nitzsche.


Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1614012700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Grenz-

öffnung nach Osteuropa ist ein historischer Moment.
Das sagte die Bundeskanzlerin am 21. Dezember 2007
in Zittau. Recht hat sie. Ein historisch einmaliger Mo-
ment ist es allerdings auch für die Menschen, die bisher
durch die festen Grenzkontrollen zurückgehalten wur-
den. Ich meine nicht die Schnäppchenjäger, die zum
Görlitzer Weihnachtsmarkt gehen, sondern zum Beispiel
illegal Einreisende. Die Bundespolizeigewerkschaft
meldete, dass es bis zum 13. Januar 564 Fälle gab. Das
ist eine Steigerung um 150 Prozent im Vergleich zum
vorigen Jahr. Polizeiexperten gehen sogar davon aus,
dass die Dunkelziffer zehnmal so hoch liegt; denn nur je-
des 2 000. Fahrzeug wird kontrolliert.

Zum Thema Kriminalität. Im grenznahen Raum Gör-
litz sind an einem einzigen Wochenende zehn Autos ge-
stohlen worden. Die Landespolizei vermutet, dass die
Diebe die Wagen nach Polen bringen. Es könnte sich um
Auftragskriminalität handeln.

Wie ist die Lage der Bevölkerung? Ich zitiere den
Sachsenspiegel vom 22. Januar dieses Jahres:

Mit Bürgerwehr, Stacheldraht, Alarmanlagen und
einfachen Waffen sind die Bewohner der Grenz-
region … aktiv … Die Kleingärtner aus Ebersbach
meinen, jene, die früher über die grüne Grenze ka-
men, nutzen nun die Straßen an den Grenzübergän-
gen. Das geht schneller, und dort hält sie jetzt kei-
ner mehr auf.

Gestern gab es in MDR Info eine Abstimmung über
die Frage: War der Wegfall der Grenzkontrollen richtig?
54 Prozent sagen: Nein, die Grenzkontrollen haben vor
Kriminalität aus diesen Ländern geschützt.

Für den Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der
Polizei, Konrad Freiberg, kommt es ganz dick:

Es ist das eingetreten, was wir befürchtet haben.
Wir haben vor der vorzeitigen Grenzöffnung ge-
warnt. Nun gilt es gegenzusteuern, um die Men-
schen vor illegaler Einwanderung zu schützen.

Es dürften keinesfalls Kräfte der Bundespolizei aus den
Grenzregionen abgezogen werden.

Was geschieht jetzt durch diesen Gesetzentwurf?
Josef Scheuring, Vorsitzender der Gewerkschaft der
Polizei, Bezirk Bundespolizei, sagt: Dieses Gesetz be-
wirkt keine Effizienzsteigerung, weder durch die Ver-
schlankung der Behörde noch durch den fehlenden Ab-
gleich mit den anderen Sicherheitsbehörden.

Gerade an den östlichen Grenzen Deutschlands kann
nur ein enges Netz von Dienststellen die Flächenpräsenz
gewährleisten. Durch die geplanten neuen Bundespoli-
zeidirektionen und der gleichzeitigen Reduzierung von
nachgeordneten Dienststellen wird aber genau das Ge-
genteil erreicht.

w
r
3
g

k
a
e
1

n
e
s
s

s

n
C

W
d
t

D
d
h
s
s
V
t


t
a

g
s

(C (D Die Effizienz der Bundespolizei wirklich steigern ürde die räumliche Erweiterung ihres Handlungsspiel aumes. Aber der derzeitige Handlungsstreifen von 0 Kilometern wird ihren jetzigen Anforderungen nicht erecht. In diesen Zeiten eine Reform der Bundespolizei mit nappen Haushaltsmitteln zu begründen und an solchen uszurichten, ist eine Bankrotterklärung des Staates. Nur ines steigt wirklich, nämlich die Zahl der B-Stellen von 2 auf 26. Bundespolizisten sind keine gewöhnlichen Arbeitehmer. An ihrer Arbeitsmoral hat das gesamte Volk ein normes Interesse. Eine Demoralisierung dieser Menchen durch unsinnige Reformen können wir uns in dieen Zeiten einfach nicht leisten. Im Übrigen, Herr Präsident, ist das Plenum nicht bechlussfähig. Ich erteile als letztem Redner zu diesem Tagesord ungspunkt dem Kollegen Ralf Göbel von der CDU/ SU-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! enn der Kollege Nitzsche an der Anhörung zum Bunespolizeigesetz teilgenommen hätte, hätte er den größen Teil seiner Rede so nicht halten können. Ich will eingangs auch auf Sie, Frau Piltz, eingehen. em Innenausschuss liegt seit einiger Zeit ein Antrag er FDP vor, der sich mit der Neuordnung der Sichereitsstrukturen der Bundesrepublik Deutschland bechäftigt. Dort sind alle Ziele genannt, die auch bei dieer Reform eine Rolle spielen. Es gibt aber keinen orschlag seitens der FDP, wie man diese Neuorganisa ion schaffen könnte. (Gisela Piltz [FDP]: Herr Göbel, geben Sie mir ein Ministerium, und ich mache Ihnen einen Vorschlag! – Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst einmal muss die Regierung handeln!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614012800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1614012900

(Beifall bei der CDU/CSU)


In Nordrhein-Westfalen hat Ihre Partei das Innenminis-
erium. Sie könnten dort erst einmal üben, bevor Sie sich
uf Bundesebene versuchen.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Die machen gerade ganz andere Sachen!)


Kollegin Pau hat viele Experten erwähnt; das fand ich
anz nett. Aber Sie haben den Experten Wimber verges-
en, der im Übrigen die Ziele der Reform teilt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nett, dass Sie das jetzt nachholen! Vielen Dank, Herr Göbel! – Petra Pau [DIE LINKE]: Im Gegensatz zu Ihnen nehmen wir keine Gefälligkeitsexperten! So couragiert sind wir!)







(A) )



(B) )


Ralf Göbel
Mich hat gewundert, dass Sie auf Ihren eigenen Exper-
ten nicht eingegangen sind. Er hat nämlich den interes-
santesten Beitrag geliefert, indem er gesagt hat: Wir lö-
sen die Bundespolizei auf und verteilen alle Beamte auf
die Länder. Bei der Bahn lassen wir uns noch etwas ein-
fallen. – Dann machte er den wirklich genialen Vor-
schlag, der in diesem Haus eigentlich von niemandem
geteilt wird, die GSG 9 dem Bundeskriminalamt zu un-
terstellen. Es wäre sehr sinnvoll gewesen, wenn Sie auf
diesen Experten, den Sie benannt haben, in Ihrer Rede
eingegangen wären.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Der darf nicht mehr kommen!)


Wir sind uns darüber einig, dass für diese Reform
eine Notwendigkeit besteht. Das ist auch von den Vor-
rednerinnen und Vorrednern gesagt worden. Worüber
gestritten wird – es ist auch richtig, dass wir darüber
streiten –, ist die Frage, ob das Modell, das der Bundes-
innenminister gewählt hat, von uns akzeptiert werden
sollte. Hier gibt es unterschiedliche Auffassungen. Das
ist völlig normal. Das gibt es in den Ländern bei jeder
Polizeireform, dass nämlich unterschiedliche Auffassun-
gen über die Ausgestaltung der Reform bestehen.

Ich bin der Auffassung, dass sich aus der Sachver-
ständigenanhörung ergeben hat, dass das vorgeschlagene
Modell des Bundesinnenministers richtig ist. Dennoch
will ich – wie im Innenausschuss auch – noch einmal
deutlich machen – es ist ja auch Publikum anwesend –,
was wir im Parlament überhaupt zu entscheiden haben.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Genau!)


Wir entscheiden nicht über Standorte, über Dienstpläne
oder über die Einrichtung von Inspektionen. All das ist
der parlamentarischen Entscheidung entzogen, weil dies
in der Organisationsgewalt des Ministers liegt. Das Par-
lament setzt nur den groben Rahmen. Das tun wir heute,
indem wir entscheiden: Es gibt ein Bundespolizeipräsi-
dium, es gibt Bundespolizeidirektionen, und es gibt die
Bundespolizeiakademie.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und es gibt viele B-Stellen!)


Der Rest der Ausgestaltung ist Angelegenheit des Minis-
ters. Dafür hat er die Verantwortung übernommen.

Angesichts der Kritik der Grünen, warum der Gesetz-
entwurf so grob gerastert ist, muss ich Sie ernsthaft fra-
gen, warum Sie bei der letzten Änderung des Bundespo-
lizeigesetzes im Jahre 2005 der Regelung zugestimmt
haben, dass die Festlegung auf eine bestimmte Anzahl
von Polizeidienststellen im Gesetz gestrichen wird. Da-
mals lautete die Begründung, dass der Minister eine grö-
ßere Flexibilität braucht, um auf Veränderungen bei der
Sicherheitslage flexibel reagieren zu können.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Das war damals eine kluge Position!)


– Das war damals eine kluge Position. Was Sie aber da-
mals von diesem Rednerpult verteidigt haben, sammeln
Sie heute wieder ein, indem Sie sagen: Bis zur letzten

D
d

n
w
n

d
P
M
t
B
A
l

z
g
e
k
M
e

i
t
w
t
g
t

t
g
r
g
h
p
s
h

E
W
s
m

s
t
n
S
f
d
W
s
R

(C (D ienststelle muss im Gesetz geregelt sein, wie die Bunespolizei organisiert ist. Das ist nicht in Ordnung. (Beifall bei der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt ja überhaupt nicht!)


Aus Sicht unserer Fraktion sind die Ziele richtig defi-
iert. Der Minister ist mit seiner Entscheidung darüber,
ie er die Organisationsreform durchführen will, auf ei-
em richtigen Weg.

Ich will hier dem Eindruck widersprechen, die Be-
iensteten seien nicht beteiligt gewesen. Es wurde eine
rojektgruppe eingerichtet, in der Mitarbeiterinnen und
itarbeiter der Bundespolizei und die Personalvertre-

ungen beteiligt waren. Das ist vom Vorsitzenden des
ezirks Bundespolizei der GdP, Herrn Scheuring, in der
nhörung des Innenausschusses sogar ausdrücklich ge-

obt worden.
Es gab hier ein Novum; Sie erinnern sich an die Sit-

ung des Innenausschusses, bei der der Minister den Ab-
eordneten des Deutschen Bundestages zugesagt hat, auf
ine interne Homepage des Ministeriums zugreifen zu
önnen. Das ist in der Tat ein Novum. Noch nie hat ein
inister so offen den Zutritt zum Ministerium und damit

ine Teilnahme an der Diskussion ermöglicht.
Die Einrichtung des neuen Bundespolizeipräsidiums

st von vielen Sachverständigen als ein richtiger Weg be-
rachtet worden, die Polizei zentral zu steuern. Zum Vor-
urf der Zentralisierung, den Frau Piltz erhoben hat: Na-

ürlich ist es richtig. Aber wer hat denn bisher zentral
esteuert, wenn Angelegenheiten mehrerer Präsidien be-
roffen waren? Das war das Ministerium.

Jetzt wollen wir eine Behörde, die die unteren Struk-
uren und Direktionen im Bundespolizeidienst strate-
isch steuert und die polizeiliche Arbeit von dort vorbe-
eitet. Das ist ein guter Ansatz in der Reform, weil er
leichzeitig ermöglicht, dass die anderen Bundessicher-
eitsbehörden mit dem Ansprechpartner Bundespolizei-
räsidium noch besser zusammenarbeiten können, als
ie es bisher schon tun. Herr Ziercke hat dies in der An-
örung sehr eindrucksvoll bestätigt.

Straffung der Organisation heißt natürlich auch, dass
inschnitte gemacht werden müssen. Ich habe gesagt:
ir entscheiden nicht über die Standorte, aber selbstver-

tändlich kümmern wir uns um die Auswirkungen, die
it Standortentscheidungen verbunden sind.
Wir kennen dieses Problem aus den Organisationsent-

cheidungen des früheren Bundesverteidigungsminis-
ers Dr. Struck, der die Bundeswehr ebenfalls neu geord-
et hat. Dabei sind in verschiedenen Wahlkreisen
tandorte weggefallen, auch in meinem Wahlkreis. Ich
inde es völlig legitim – das ist auch richtig –, dass sich
ie Kolleginnen und Kollegen aus den betroffenen
ahlkreisen genauso für den Erhalt dieser Standorte ein-

etzen, wie dies die Kommunalpolitiker vor Ort in ihren
esolutionen getan haben.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Nicht nur die genannten, gell! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber darüber entscheiden wir ja heute nicht, wie Sie richtig ausgeführt haben!)







(A) )



(B) )


Ralf Göbel
Das ist in Ordnung. Ich bitte aber auch, zu verstehen
und zu akzeptieren, dass der Minister die Gesamtverant-
wortung für die Organisation trägt,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja das Problem!)


die Organisation insgesamt im Bundesgebiet stimmig
sein muss und deshalb auch auf die eine oder andere aus
regionaler Sicht berechtigte Kritik nicht eingegangen
werden kann. Uns ist die Sozialverträglichkeit der Um-
setzung wichtig, und wir nehmen anerkennend zur
Kenntnis, dass mit den Personalvertretungen in diesem
Sinne bereits beraten worden ist.

Ich will am Ende meiner Rede die Gelegenheit nut-
zen, mich für meine Fraktion bei allen Beschäftigten der
Bundespolizei für die Arbeit zu bedanken, die sie in der
Zeit geleistet haben. Ich hoffe, dass wir jetzt mit dieser
Entscheidung über das Gesetz wieder die notwendige
Ruhe in die tägliche Arbeit bringen. Ich bin optimistisch,
dass wir in zwei Jahren in diesem Hause über die erfolg-
reiche Umsetzung der Bundespolizeireform debattieren
können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614013000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
rung des Bundespolizeigesetzes und anderer Gesetze.

Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/7871, den Gesetzent-
wurf der Bundesregierung auf Drucksachen 16/6291 und
16/6569 in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
sung zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in
zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfrak-
tionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen an-
genommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zu-
stimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit gleichem
Stimmenverhältnis angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7888.
Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Zu-
stimmung der Oppositionsfraktionen abgelehnt.

Ich darf noch bekannt geben, dass es eine Reihe von
Erklärungen zur Abstimmung nach § 31 der Geschäfts-
ordnung gegeben hat, die wir zu Protokoll nehmen. Es
handelt sich um die Erklärungen der Kollegen Michael
Brand und Dr. Eva Möllring von der CDU/CSU-Frak-
tion sowie Maik Reichel, Wolfgang Gunkel, Sabine

B
S

I
n
P
s
d
D
B
g
d
G
E

A
F
W
e

n
L

K
h
d
2
d
l
d
n
D
u
h
t

d
d

1)

(C (D ätzing, Gesine Multhaupt und Hubertus Heil von der PD-Fraktion1)


Tagesordnungspunkt 4 b: Beschlussempfehlung des
nnenausschusses zu dem Antrag der Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen mit dem Titel „Einrichtung einer
olizeireformkommission“. Der Ausschuss empfiehlt in
einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/4837,
en Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
rucksache 16/3704 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
er Koalitionsfraktionen sowie der FDP-Fraktion bei
egenstimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und
nthaltung der Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 22 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Paul
Schäfer (Köln), Monika Knoche, Inge Höger,
Oskar Lafontaine und der Fraktion DIE LINKE

Für ein sofortiges Verbot von Streumunition in
Deutschland

– Drucksache 16/7767 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
raktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. Gibt es
iderspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist

s so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
erin der Kollegin Inge Höger von der Fraktion Die
inke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1614013100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! 100 000 Opfer
at der Einsatz von Streubomben bis heute schon gefor-
ert. 98 Prozent waren Zivilistinnen und Zivilisten.
7 Prozent waren Kinder. Streubomben sind Waffen, mit
enen angeblich militärische Ziele getroffen werden sol-
en; faktisch aber wird mit Streumunition Krieg gegen
ie Bevölkerung geführt. Streubomben töten noch lange
achdem die eigentlichen Kriegshandlungen vorbei sind.
ie Blindgänger wirken wie Landminen, heimtückisch
nd verheerend. Der Einsatz von Streubomben muss da-
er genauso wie der von Landminen geächtet und verbo-
en werden.

Die Linke fordert in dem hier vorliegenden Antrag
as vollständige Verbot der Produktion, der Lagerung,
es Handels und des Einsatzes von Streumunition.


(Beifall bei der LINKEN)


Anlage 3






(A) )



(B) )


Inge Höger
Leider spricht sich die Bundeswehr bis heute gegen eine
konsequente Abrüstung von deutscher Streumunition
aus. Die Bundesregierung behauptet, es gebe zwei Sor-
ten von Streumunition. Eine Sorte sei für die Zivilbevöl-
kerung gefährlich, eine andere vermeintlich zuverlässig
und dadurch ungefährlich.

Als zuverlässig gilt für die Bundesregierung Streumu-
nition mit einer Blindgängerrate von unter 1 Prozent. Bei
Hunderttausenden oder gar Millionen Stück verstreuter
Submunition stellt jedoch auch 1 Prozent noch eine be-
achtliche Gefährdung dar. Vor allem aber machen Exper-
tinnen und Experten regelmäßig die Erfahrung, dass die
Blindgängerraten deutlich höher liegen. Die viel geprie-
senen Selbstzerstörungsmechanismen, die verhindern
sollen, dass die Submunition über Jahre hinweg explo-
sionsbereit bleibt, funktionieren häufig nicht. Diese Er-
fahrungen von Expertinnen und Experten ignoriert die
Bundesregierung standhaft.

Warum schafft es die Bundesregierung nicht, sofort
und vollständig auf Minen zu verzichten? Warum
schließt sie sich nicht wenigstens dem Moratorium des
EU-Parlaments an? Andere Länder sind hier deutlich
konsequenter: Belgien hat bereits 2006 und Österreich
im Dezember 2007 auf den Einsatz, die Produktion und
die Lagerung von Streumunition verzichtet. Warum
schließt sich Deutschland dem nicht an?

Der Erhalt bestimmter militärischer Fähigkeiten ist
der Bundeswehr und der Bundesregierung offensichtlich
wichtiger als humanitäre Erwägungen. Das Verteidi-
gungsministerium erklärt klar, dass vor der Vernichtung
von Streumunition Alternativen mit der gleichen militä-
rischen Wirkung gefunden werden müssten. Bis zu die-
sem Zeitpunkt soll Streumunition weiterhin eingesetzt
werden können.

Wer den Ausstieg aus dieser Technologie lediglich zu
einem langfristigen Ziel erklärt, der meint es nicht ernst
mit einem Ausstieg.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer an militärisch zweckmäßigen Alternativen arbeitet,
denkt nicht an den Schutz der Zivilbevölkerung. Die
Position der Bundesregierung ist aus Sicht der Linken
inkonsequent und unglaubwürdig.

Die Linke begrüßt zwar, dass die Bundesregierung
bei der Waffenkonferenz der Vereinten Nationen auf
eine völkerrechtlich verbindliche Lösung hinwirken
will. Doch wir verstehen nicht, warum es notwendig sein
soll, bis dahin eigene Streumunition zu behalten. Miss-
trauisch macht uns, dass die Bundesregierung keine
Auskünfte über die Testbedingungen gibt, nach denen
die vorhandene Streumunition nur eine Blindgängerrate
von 1 Prozent hat. Auch die Menge der in Deutschland
gelagerten Streumunition wird schamhaft verschwiegen.
Es hilft nicht, unangenehme Wahrheiten kurzerhand zur
Verschlusssache zu erklären. Nur Länder, die ihre Muni-
tion weiter einsetzen wollen, schweigen. Österreich und
Belgien haben die Größe ihrer Bestände offengelegt.
Durch Schweigen und Ausflüchte wird die angebliche
Abrüstungsabsicht nicht glaubwürdiger.

l
s
S
a
t
z
k
S
t
a
n
l


s

C

H
w
v
S
w
d
W

T
g
n
a
d
E
t
z
u
W
l
j
e

(C (D Der Weg zum weltweiten Ausstieg aus dieser gefährichen Technologie ist sicher schwierig. Aber was pricht dagegen, hier und heute damit zu beginnen? chließen Sie sich dem Vorbild Österreichs und Belgiens n und verzichten Sie auf den Einsatz von Streumuniion! Unterstützen Sie die Initiative Norwegens und seten Sie sich im Rahmen des Oslo-Prozesses für eine onsequente und verbindliche Vertragsform gegen treumunition ein! Ächtung und Verbot von Streumuni ion sind möglich, ein Verbot von Streubomben ist vor llem dringend nötig. Dies kann hier und heute beginen. Mit diesem Ziel hat die Fraktion Die Linke den voriegenden Antrag eingebracht. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist aber nur mit einer Person anwesend, die Fraktion Die Linke! – Gegenruf des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Sie sind ja auch nur drei! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir haben das aber auch nicht losgetreten!)


Wir bitten trotz alledem um Ihre Unterstützung für die-
en Antrag.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614013200

Das Wort hat der Kollege Hans Raidel von der CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1614013300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Der Antrag der Linken ist abzulehnen, weil er
ie so oft wirklichkeitsfremd ist. Damit hier keine Miss-
erständnisse entstehen: Das Thema Streubomben und
plitterbomben insgesamt ist für uns alle wichtig. Wir
ollen die Abschaffung und das Verbot erreichen. Aber
ie Wege sind verschieden; wir gehen einen realistischen
eg.


(Inge Höger [DIE LINKE]: Die beiden von mir genannten Länder zeigen, dass es sofort möglich ist!)


Der Bundestag hat sich 2006 letztmalig mit dieser
hematik befasst und das sogenannte Achtpunktepro-
ramm der Bundesregierung ausdrücklich begrüßt. Da-
ach wird Deutschland voraussichtlich bis 2015 einseitig
uf Streumunition verzichten. Darüber hinaus beschafft
ie Bundeswehr jetzt schon keine Streumunition mehr.
s wurde bereits mit der Vernichtung solcher Streumuni-

ion begonnen, die über der Blindgängerrate von 1 Pro-
ent liegt. Die Bundesregierung ist damit gut aufgestellt,
nd sie verdient auch Lob für ihre Handlungsweise.
enn Sie bedenken, dass Staaten wie die USA, Russ-

and, China, Indien, Pakistan, Israel und Brasilien bis
etzt internationale Regelungen verweigern und gar nicht
rst an Prozessen – zum Beispiel dem Oslo-Prozess –






(A) )



(B) )


Hans Raidel
teilnehmen, dann sehen Sie, wie schwierig und komplex
dieses international wichtige Thema ist.

Wir beteiligen uns im Rahmen des Oslo-Prozesses, wie
auch Sie wissen. Aber noch mehr setzen wir auf die UNO-
Karte. Hier arbeiten wir sehr aktiv am Zustandekommen
eines Verbots bzw. eines Beseitigungsabkommens mit.
Deswegen haben wir und hat die Bundesregierung einen
Dreistufenplan zum UN-Waffenübereinkommen vorge-
legt. Dieser Vorschlag ist mittlerweile als Gesprächs-
grundlage akzeptiert. Deutschland greift mit diesem Vor-
schlag auch die Initiative des EU-Parlaments aus dem
Jahre 2006 auf – es stimmt also nicht, was Sie gesagt ha-
ben –, in der gefordert wird, Maßnahmen zu verlangen,
um die Herstellung, die Lagerung, die Verbreitung und
den Einsatz von Streumunition und Splitterbomben jeder
Art zu unterbinden. Das ist die wörtliche Formulierung
aus diesem Protokoll.

Der deutsche Plan unterscheidet sich deutlich vom
Oslo-Konzept. Mit dem Dreistufenplan soll ein gangba-
rer Weg aufgezeigt werden, wie mittelfristig weltweit
auf Streumunition verzichtet werden kann. Kernziel ist
es, in einem ausgewogenen Ansatz den Schutz der Zivil-
bevölkerung vor Streumunition nachhaltig zu erhöhen,
ohne dabei notwendige militärische Fähigkeiten zu ver-
nachlässigen.

Die drei Stufen sind erstens das sofortige Verbot von
besonders gefährlicher Streumunition und die restriktive
Regulierung des Einsatzes anderer Arten zum Schutz der
Zivilbevölkerung, zweitens der mittelfristige Verzicht
auf alle Arten von Streumunition und drittens der Ersatz
der Streumunition durch alternative Munition, durch die
die Gefährdung Dritter auf ein Minimum reduziert wird,
während sie zugleich die militärisch notwendige Be-
kämpfung von Punktzielen erlaubt. Im deutschen Vor-
schlag werden ergänzend auch die Produktion und der
Export gefährlicher Streumunition verboten und deren
Vernichtung gefordert.

Die mit dem deutschen Entwurf klar definierte Linie
zur Streumunition entspricht – das ist sehr wichtig – so-
wohl den Empfehlungen des Internationalen Roten
Kreuzes in Genf als auch dem Grundsatz des UN-Waf-
fenübereinkommens, humanitären Schutz zu gewähren,
ohne militärische Notwendigkeiten zu ignorieren. Wir
sind damit in bester Gesellschaft und müssen uns von
niemandem etwas vorwerfen lassen. Unser Ansatz wird
auch von EU- und NATO-Partnern mehrheitlich geteilt.
Eine Vereinbarung im Rahmen der UNO würde auch
Staaten mit besonders großen Beständen von Streumuni-
tion einbinden und wäre sicherlich ein großer Erfolg.

Der Oslo-Prozess – um auch darauf einzugehen – hat
einen sehr anspruchsvollen Zeitplan. Der vor wenigen
Tagen – am 21. Januar 2008 – veröffentliche Entwurf
soll bis zum Jahresende 2008 in Oslo zur Zeichnung auf-
gelegt werden. Das Ziel ist klar formuliert: Es wird ein
sofortiges, bedingungsloses und umfassendes Verbot
von Streumunition als ganze Waffenkategorie gefordert.
Bei einigen EU- und NATO-Partnern gilt das jedoch als
unangemessen, weil die militärische Bedeutung von
Waffenwirksamkeit in der Fläche nicht berücksichtigt

w
R

d

r
R
s
d

d
N
g
v
m
M

B
h
f
n

I

c
u
F
u
V
z

F

M
v
r
w
s
n
b

s
u
T
d

n
l

(C (D ird. Viele Staaten signalisieren zudem, dass sie nur im ahmen der UNO mitarbeiten wollen. Ob sich das Oslo-Konzept durchsetzen wird, ist also erzeit mehr als fraglich. Ohne zeitliche Stufenlösung von der auch heute Vormittag im Unterausschuss „Ab üstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung“ die ede war – hat es sicherlich keine Chance. Als Diskus ionsgrundlage, auch bei der UNO, halte ich es allerings für nützlich und wertvoll. Der Antrag der Linken entspricht nicht dem Weg, den ie Bundesregierung mit ihrem Dreistufenplan vertritt. otwendige Bündnisfähigkeiten wie die Landesverteidiung gemäß Art. 5 des NATO-Vertrages werden ebenso ernachlässigt wie die Fähigkeiten für Operationen geäß Kapitel VII der UN-Charta für friedenserzwingende aßnahmen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das muss man nicht mit Streubomben machen!)


ei der Bundeswehr würde eine Fähigkeitslücke entste-
en, die so nicht verantwortet werden kann. Der Dreistu-
enplan der Bundesregierung ist aus meiner Sicht natio-
al geboten und international wünschenswert.

Wir begrüßen diese Initiative der Bundesregierung.
ch glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir sind
wie häufig in Abrüstungsfragen – Motor, Schrittma-

her und Impulsgeber und gehen mit unserem Vorschlag
nd auch, was das Verhalten der Bundeswehr in dieser
rage angeht, sehr verantwortungsvoll mit dem Thema
m. Wir gehen auch gemessen an den internationalen
orgaben mit einem guten Beispiel voran. Wir unterstüt-
en diesen Weg, und ich sage: Weiter so!

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614013400

Das Wort hat der Kollege Harald Leibrecht von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1614013500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Wir beraten mit dem Verbot

on Streumunition heute ein Thema, das aus humanitä-
en Gründen von großer Bedeutung ist. Streumunition
ird durch Bomben, Artillerie oder Raketen verschos-

en, die über dem Ziel Hunderte von sogenannten klei-
en Bomblets verteilen und großflächig zur Explosion
ringen.

Diese Flächenwaffe unterscheidet dabei nicht zwi-
chen zivilen und militärischen Zielen und tötet daher
nterschiedslos. Das Problem dabei ist, dass ein großer
eil der Bomblets beim Aufschlag nicht detoniert, son-
ern als Blindgänger am Boden liegen bleibt.

Diese Blindgänger, die man durchaus mit Antiperso-
enminen, die auch wir ablehnen, vergleichen kann, stel-
en noch Jahre nach dem Ende von Kampfhandlungen






(A) )



(B) )


Harald Leibrecht
für die dort lebenden Menschen – oftmals sind es spie-
lende Kinder – eine riesige Gefahr dar. Die Rüstungs-
industrie hat es bis heute nicht geschafft, die Blindgän-
gerrate auf 0 Prozent zu reduzieren. Wenn zum Beispiel
ein Bauer weiß, dass auf seinem Feld Streubomben nie-
dergingen, interessiert es ihn reichlich wenig, ob die
Blindgängerrate bei 30 Prozent liegt, wie es heute bei
mancher Streumunition der Fall ist, ob bei 20 Prozent,
5 Prozent oder bei 1 Prozent. Dieser Bauer wird auf
Jahre hinweg sein Feld nicht bewirtschaften und seine
Familie nicht ernähren können.

Da wir die Folgen von Streumunition kennen, hat sich
meine Fraktion, die FDP-Fraktion, bereits im
September 2006 für die Ächtung dieser Waffe ausge-
sprochen, und wir hatten seinerzeit auch eine sehr inten-
sive Debatte hier im Bundestag. Neben der FDP legten
damals auch die Grünen sowie die CDU/CSU und die
SPD entsprechende Anträge vor. Seitdem finden Diskus-
sionen über dieses Thema hier im Haus, in den Aus-
schüssen und in den Fraktionen, statt. Die Linken hatten
damals diese politische Entwicklung offensichtlich ver-
schlafen, zumindest war von ihnen damals nichts zu hö-
ren. Jetzt, über ein Jahr nach der entscheidenden Debatte
im Bundestag, kommen sie quasi wie die alte Fastnacht
mit ihrem Antrag und spielen sich als Retter der Nation
auf.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor einer Woche haben wir es noch debattiert!)


Viele Kolleginnen und Kollegen im Bundestag beschäf-
tigen sich aus echter Überzeugung mit der Problematik
der Streubomben und setzen sich seit langem und glaub-
würdig für deren Ächtung ein. Dass die Linken nun mei-
nen, bei diesem Thema die Meinungsführerschaft über-
nehmen zu müssen, macht sie wenig glaubhaft. Das
muss hier deutlich gesagt werden.

Aber auch inhaltlich weist der Antrag der Linken
Schwächen auf. Sicher, eine weltweite Ächtung dieser
schrecklichen Waffe ist wünschenswert, und auch wir
wollen, dass die Bundesregierung sich bei unseren Ver-
bündeten dafür stark macht. Aber zu meinen, dass sich
unsere NATO-Partner von uns vorschreiben lassen, wel-
che Waffen sie zur Verteidigung ihrer Soldaten, die hier
im Land stationiert sind, haben dürfen und welche nicht,
ist realitätsfern. Die mit Deutschland verbündeten Staa-
ten, deren Truppen bei uns im Land auf unsere Einla-
dung hin hier sind und die für die Sicherheit in Europa
sorgen, werden auch in Zukunft selbst darüber entschei-
den, ob sie auf Streumunition verzichten oder nicht.

Wie gesagt, wir müssen für unsere Position der Äch-
tung der Streubomben werben, wir sollten uns aber nicht
als moralische Lehrmeister aufspielen. Gerade diese Art
von Arroganz gegenüber den Verbündeten würde eher
das Gegenteil erreichen. Mit unserem Antrag von 2006
geht es uns, der FDP, um die Ächtung einer schreckli-
chen Waffe und nicht, wie es beim Antrag der Linken
der Fall ist, darum, NATO-feindlichen Ressentiments ein
Podium zu bieten. Glaubhafte Abrüstungspolitik sieht
anders aus als der Antrag der Linken.

d

S
d
J
W
u
h
n

s
d
z
d
w
S

d

S
f
g
w
n

Ä
W
b
S
V
n

2
d
D
i
d
V
t

f
z

(C (D Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FDP und der SPD sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614013600

Das Wort hat jetzt der Kollege Andreas Weigel von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Andreas Weigel (SPD):
Rede ID: ID1614013700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch ich wünsche mir manchmal, dass die Welt
einfacher wäre, als sie es tatsächlich ist. Es ist nur
leider nicht so.

o hat unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier in
er vergangenen Woche während der Debatte über den
ahresabrüstungsbericht seine Rede beendet. Dass die
elt der Abrüstung nicht so einfach gestrickt ist, wie wir

ns das manchmal wünschen, ist eine Einsicht, die bis-
er bedauerlicherweise die Fraktion der Linken noch
icht hat.

Ihr Antrag, den Sie heute vorlegen, zeugt von einer
ehr vereinfachten Weltsicht. Er zeichnet im Übrigen ein
üsteres Bild. Die Bundeswehr wirft bei Auslandseinsät-
en offenbar mit Streumunition wild um sich, wenn ich
en Antrag richtig lese. In Wirklichkeit ist die Bundes-
ehr im Rahmen ihrer Einsätze bisher noch nie in der
ituation gewesen, und zwar kein einziges Mal,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ass sie Streumunition eingesetzt hat.


(Inge Höger [DIE LINKE]: Warum kann sie sie dann nicht vernichten?)


ie unterstellen der Bundeswehr Beschaffungsvorhaben
ür neue Streumunition. Das ist nicht der Fall. Der Re-
ierungsbeschluss von 2006 legt fest, dass die Bundes-
ehr keine Neubeschaffung von Streumunition vor-
immt.

Sie sagen: Die internationalen Verhandlungen zur
chtung von Streumunition treten auf der Stelle. Die
ahrheit ist, dass durch die Verhandlungen seit Novem-

er letzten Jahres große Fortschritte erzielt worden sind.
ie behaupten, Deutschland verweigere sich bei diesen
erhandlungen. Das stimmt ebenfalls nicht. Deutschland
immt eine Vorreiterrolle ein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


007 hat die Bundesregierung auf internationaler Ebene
as erste Mal konkrete Handlungsvorschläge vorgelegt.
er deutsche Dreistufenplan – mein Kollege Raidel hat

hn schon angesprochen – entspricht den Empfehlungen
es Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und den
orgaben des Waffenübereinkommens der Vereinten Na-

ionen.

Liebe Frau Höger, ich halte Ihren Antrag für ziemlich
ragwürdig, weil Sie, erstens, Tatsachen verdrehen,
weitens, falsche Behauptungen aufstellen und, drittens,






(A) )



(B) )


Andreas Weigel
weltfremde Lösungen präsentieren – und das alles auf
anderthalb Seiten. Ihr Antrag ist darüber hinaus respekt-
los gegenüber den Soldatinnen und Soldaten der Bun-
deswehr, die von Ihnen in diesem Antrag in ein, wie ich
meine, übles Licht gerückt werden, und respektlos ge-
genüber den deutschen Diplomaten, die sich insbeson-
dere in den vergangenen Monaten in zähen Verhandlun-
gen sehr engagiert dafür eingesetzt haben, dass es zu
einer Ächtung von Streumunition kommt.

Im Übrigen erweisen Sie mit diesem Antrag, den Sie
heute, eine Woche nachdem wir dieses Thema zu promi-
nenter Stunde im Bundestag behandelt haben, in das Par-
lament einbringen, dem Eintreten für die Ächtung von
Streumunition einen Bärendienst: zum einen wegen des
Inhalts des Antrags, zum anderen wegen des Zeitpunkts,
an dem Sie diesen Antrag einbringen. Erst vor einer Wo-
che haben wir hier über diesen Gegenstand diskutiert.
Unter anderem hat die Fraktion der Grünen einen Antrag
zum Thema „Verbot von Streumunition“ vorgelegt. Fast
alle Redner haben auf dieses Thema substanziell
reagiert. Von Ihnen haben wir leider Gottes nichts ge-
hört.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt kommen sie hinterher!)


Wir haben in der letzten Woche auch gesagt, dass wir
Abrüstungspolitik grundsätzlich wieder stärker in den
Fokus des Parlamentes rücken sollten. Aber das heißt
doch nicht, dass wir darüber nur eine Woche später er-
neut diskutieren – vor fast leerem Haus –, sondern das
heißt, dass wir dieses Thema dann auf die Tagesordnung
setzen, wenn es neue Entwicklungen gibt. In der vergan-
genen Woche hat es weder neue Entwicklungen gegeben
noch mitteilenswerte Neuigkeiten. Wenn wir mit diesem
Thema so umgehen, verbessern wir auch nicht die öf-
fentliche Wahrnehmung. Es ist schade, dass wir es zu
dieser Zeit diskutieren. Diejenigen, die uns heute zu-
schauen, meinen womöglich, dass dieses Thema es nicht
wert sei, zu prominenter Stunde im Bundestag diskutiert
zu werden.

Ich will in meiner Rede nicht noch einmal das auf-
greifen, was ich vorige Woche gesagt habe. Ich will le-
diglich einige wenige Dinge, die mir in diesem Zusam-
menhang wichtig sind, ansprechen.

Es wird behauptet, die Große Koalition betreibe mit
ihrer Unterscheidung zwischen gefährlicher und unge-
fährlicher Streumunition Augenwischerei.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das sage ich auch weiterhin!)


Ich will hier klarstellen: Die SPD-Fraktion ist für ein
umfassendes Verbot von Streumunition. Wir sind dafür,
dass die Herstellung, Verbreitung und Verwendung von
Streumunition in Zukunft sanktioniert wird.


(Beifall bei der SPD)


Der militärische Nutzen von Streumunition, von
Bomben und Granaten, die eine Vielzahl von kleinen
Sprengkörpern freisetzen, ist ohnehin zweifelhaft. Dies

g
v
f
d
t

l
n
n
u

E
d
S
h

A
k
h
p
t
v
e
s
t
A
b
E

d
n
s
h
P
w
d
l
t
v
J

i
o
h

D
m
t
B

d
F
d
b
b
s

(C (D ilt im Übrigen auch für moderne Munition mit einer ermeintlich niedrigen Blindgängerrate. Die Koalitionsraktionen haben die Bundesregierung 2006 aufgeforert, Schritt für Schritt auf eine völkerrechtliche Ächung von Streumunition hinzuarbeiten. Wir fordern klare Einschränkungen bezüglich der Zuassung auch von alternativer Munition. Alternative Muition ist aber eben keine Streumunition. Sie ist damit icht gleichzusetzen. Es handelt sich dabei auch nicht m einen semantischen Trick. s gibt klare Unterscheidungskriterien: Streumunition ient der Flächenbekämpfung und erscheint aus heutiger icht militärisch verzichtbar; übrigens ist das Verbot aus umanitären Gründen ohnehin dringend notwendig. lternative Munition – sie ist leider notwendig – beämpft Punktziele mit maximal zehn Sprengkörpern; erkömmliche Streumunition hat über 1 000 Sprengkörer. Im Gegensatz zur Unzuverlässigkeit von Streumuniion muss alternative Munition eine hohe technische Zuerlässigkeit vorweisen. Ich gestehe allerdings ein, dass s da noch allerhand Klärungsbedarf gibt. Die Sachvertändigen, die wir im Unterausschuss „Abrüstung, Rüsungskontrolle und Nichtverbreitung“ im Rahmen einer nhörung im Dezember letzten Jahres gehört haben, haen darauf hingewiesen, dass es derzeit wenig gesicherte rkenntnisse über diese Zuverlässigkeit gibt. Im Vergleich zu den von Ihnen angesprochenen Länern ist die Vernichtung und Abschaffung von Streumuition in Deutschland aber nicht nur unter qualitativen, ondern auch unter quantitativen Gesichtspunkten zu seen. Nicht zuletzt aufgrund unserer geostrategischen osition zu Zeiten des Kalten Krieges lagern wir hier eit mehr Munitionsarten, als das in anderen Ländern er Fall ist. Die Bundeswehr verfolgt das Ziel, einen völigen Verzicht von Streumunition zu erreichen. Im zweien Halbjahr 2007 ist mit der endgültigen Entsorgung on Streumunitionsmodellen begonnen worden. Dieses ahr wird Weiteres in Angriff genommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sorge bereiten mir nsbesondere diejenigen Staaten, die sich bisher kaum der nur sehr widerwillig an den internationalen Verandlungen zu Streumunition beteiligt haben. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


(Inge Höger [DIE LINKE]: Sondern?)


(Beifall bei der SPD)


as sind insbesondere Staaten mit umfangreichen Streu-
unitionsarsenalen. Dazu gehören die Vereinigten Staa-

en, China, Russland, zudem Indien, Pakistan, Israel und
rasilien.

Wichtig ist, dass bei den Verhandlungen im Rahmen
er Vereinten Nationen nach langem Stillstand wieder
ahrt aufgenommen wurde. Das ist auch ein Verdienst
er deutschen Bundesregierung. Im November 2007 ha-
en sich die Vertragsstaaten bei einer Beratung einhellig
ereit erklärt, erstmals in den Verhandlungen die Fort-
chritte aufzuzählen und insbesondere Definitionen von






(A) )



(B) )


Andreas Weigel
Streumunition vorzunehmen. Vor einer Woche sind be-
merkenswerte Fortschritte erzielt worden, die an dieser
Stelle auch erwähnt werden sollten. Bei einem Treffen
im Rahmen der UN-Verhandlungen haben sich die Ver-
einigten Staaten erstmals unmissverständlich dafür aus-
gesprochen, bis Ende dieses Jahres ein völkerrechtlich
verbindliches Abkommen zur Ächtung von Streumuni-
tion zu verabschieden. Es ist erfreulich, dass sich insbe-
sondere die Amerikaner an dieser Stelle so deutlich posi-
tioniert haben. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr ein
konkretes Ergebnis erzielen werden. Ich denke, wir sind
auf dem richtigen Weg. Wir werden im Frühjahr, vor der
Konferenz in Dublin, hier sicherlich noch einmal da-
rüber diskutieren können, dann hoffentlich vor breiterem
Publikum.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614013800

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich dem Kollegen Thilo Hoppe vom Bündnis 90/
Die Grünen das Wort.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1614013900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

werde noch darauf zurückkommen, ob der Antrag realis-
tisch oder unrealistisch ist. Lassen Sie mich zunächst
aber noch an Folgendes erinnern: Kurz vor Weihnachten
gab es im Paul-Löbe-Haus eine Ausstellung mit vielen
Fotos zur Streubombenproblematik. Mich haben diese
Fotos, Fotos von verstümmelten Kindern, wirklich scho-
ckiert. Makabererweise gibt es viele Bomblets, die wie
Spielzeug aussehen und bei der leisesten Berührung de-
tonieren.

Bis zu 20 000 Menschen sind in einigen Jahren durch
Streubomben und Landminen ums Leben gekommen.
Mit Streubomben, die mit Tausenden von Bomblets, mit
Minibomben, gefüllt sind, können auf einen Schlag viele
Menschen getötet und große Flächen unpassierbar ge-
macht, also quasi vermint werden. Streubomben töten
unterschiedslos Soldaten und Zivilisten. Sie stellen eine
große Gefahr für die Zivilbevölkerung dar, oft noch
Jahre, manchmal Jahrzehnte nach den kriegerischen
Auseinandersetzungen. Ich meine, Streubomben sind be-
sonders brutale, grausame Waffen, die ohne Wenn und
Aber geächtet und aus der Welt geschafft werden müs-
sen.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich rede heute als Entwicklungspolitiker zu diesem
Thema, weil weltweit 200 000 Quadratkilometer Flä-
chen mit Landminen und Streubomben kontaminiert
sind, in Laos beispielsweise 20 Prozent aller anbaubaren
Ackerflächen. Streubomben und Landminen sind ein
ganz großer Hungerfaktor und verschärfen in sehr vielen
Ländern das Hungerproblem. Es gibt also sehr viele
plausible, gute Gründe – das haben mehrere Rednerin-
nen und Redner heute gesagt –, sich für ein umfassendes
Verbot von Streubomben einzusetzen.


K
s
W
G
r
f

z
n
W
S
s
r
B
d

b

H
t
t
t

G
a
v

Ö
d
v
s
t
t
K
S
b
D
d
E
S
E
g
S
d
h
s
n
7
b
l
i
d

v
b
z
u

(C (D Bei uns in Deutschland gibt es ein großes Bündnis: landmine.de“. Die Kirchen, Brot für die Welt und die indernothilfe haben sich diesem Bündnis angeschlos en. Viele Prominente unterstützen die Aktion: Anne ill, Ulrike Folkerts, Marius Müller-Westernhagen und ünther Jauch; ich könnte noch eine ganze Reihe weite er Prominenter aus allen Bereichen der Gesellschaft anühren. Auf internationaler Ebene gibt es zwar den Oslo-Proess und Bemühungen der Bundesregierung, aber bisher ur zwei Staaten, Belgien und Österreich, die sich ohne enn und Aber ganz klar für ein striktes Verbot von treubomben jeder Art ausgesprochen haben. Belgien ist ogar so weit gegangen, dass den Banken die Finanzieung von Geschäften mit Streubomben untersagt wurde. anken, die in solche Geschäfte verwickelt sind, können ort vor Gericht gebracht werden. Im September 2006 haben wir einen Antrag eingeracht, der die Zielsetzung hat, dem belgischen Beispiel jetzt auch dem österreichischen Beispiel – zu folgen. eute kommt Die Linke mit einem sehr ähnlichen An rag, den wir von der Zielsetzung her voll und ganz unerstützen. Sie hätten 2006 aber auch unseren Antrag unerstützen können. Ich überspringe einige Punkte meiner Rede; denn die efahren und die Grausamkeit, die von diesen Waffen usgehen, wurden hier schon von mehreren Rednern erdeutlicht. Ich möchte auf das Argument eingehen, die Beispiele sterreich und Belgien seien unrealistisch und nicht von ieser Welt, Kollege Weigel. Ich war im Dezember, kurz or Weihnachten, als einziger Parlamentarier des Deutchen Bundestages auf einer Konferenz in Wien. Die öserreichische Parlamentspräsidentin hat zu einer begleienden Parlamentarierkonferenz eingeladen. Auf dieser onferenz waren Österreich und Belgien natürlich die tars, weil sie ein umfassendes Verbot durchgesetzt haen. Ich möchte Ihnen sagen, welche Rückmeldung eutschland bekommen hat – nicht ich persönlich oder ie Grünen, sondern der Antrag der Koalitionsfraktionen –: in Vertreter des britischen Oberhauses hat es nicht als chritt in die richtige Richtung, sondern als gefährliche ntwicklung bezeichnet, wenn man beginnt, zwischen efährlichen und im Gegenzug angeblich ungefährlichen treubomben – so werden die Streubomben bezeichnet, ie eine Blindgängerquote von 1 Prozent oder weniger aben – zu unterscheiden; Kollege Leibrecht hat das chon deutlich gemacht. Ich habe das anhand des Libaons einmal ausgerechnet: Dort sind in den letzten 2 Stunden des vergangenen Krieges so viele Streubomen geworfen worden, dass, wären das die neuen, angebich intelligenten, ungefährlichen Streubomben gewesen, mmer noch 40 000 Blindgänger im Libanon liegen würen. Das ist also kein Ausweg. Mehrere Redner, auch Redner von der ÖVP, konserative und liberale Politiker, Politiker aller Couleur, haen gesagt: Wenn wir diese Debatte jetzt aufmachen und wischen gefährlichen und ungefährlichen Streubomben nterscheiden, dann konterkarieren wir alle Bemühun Thilo Hoppe gen, zu einem umfassenden Verbot von Streubomben zu kommen. Es wurde auch ein Verdacht geäußert, den ich jetzt nicht unterstreichen, über den ich aber referieren möchte: Es gibt deutsche Firmen, die Streubomben produzieren, die an der Produktion dieser angeblich weniger gefährlichen Streubomben beteiligt sind. Einige Redner haben den Antrag sogar als Marketingstrategie angesehen, weil man jetzt nicht mehr Streubombenbestände zu vern rufen könnte, die alten Streu bomben mit einer geringeren zen. Vizepräsident Dr. Herma Herr Kollege Hoppe, ich m Redezeit erinnern. Thilo Hoppe (BÜNDNIS Danke schön. – Das führt i Ich rufe den Tagesordnungspunkt 23 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Silke Stokar von Neuforn, Grietje Bettin, Volker Beck BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Datenschutz bei der Verwendung von RFIDChips sicherstellen Technologie dwirtschaft und ung und ien nkt ist vereinbart, die Re handelt sich um die Rellegen Beatrix Philipp, SPD, Gisela Piltz, FDP, Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe Sie auf, dem österreichischen und dem belgischen Beispiel zu folgen. Dort haben die Parlamentarier es geschafft, sich über das gesamte Parteienspektrum hinweg für eine Ächtung von Streubomben einzusetzen, und zwar ohne Wenn und Aber und ohne diese unsinnigen Unterscheidungen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)





(A) (C)


(B) )


(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1614014000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/7767 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

K
B
g

D
f
v
s

n

d
e

1)

Berichtig

(C ist wie folgt zu lesen: „Erst im desverwaltungsgericht endgült nicht erlaubt war, ein solches ten“. (D arin Binder, Die Linke, Silke Stokar von Neuforn, ündnis 90/Die Grünen, sowie des fraktionslosen Kolleen Gert Winkelmeier.1)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/7138 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlos-
en.

Wir sind damit am Schluss unserer heuten Tagesord-
ung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 13. Februar 2008, 13 Uhr,
in.

Die Sitzung ist geschlossen.