Protokoll:
16127

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 127

  • date_rangeDatum: 16. November 2007

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:38 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/127 den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 48 Abs. 3) (Drucksachen 16/118, 16/7159) . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7162) . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 42: m) Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Tagesordnungspunkt 33: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches So- zialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksachen 16/6741, 16/7151 (neu)) – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7164) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Dr. Heinrich L. Kolb, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Überschüsse 13305 B 13305 C 13312 B 13312 B Deutscher B Stenografisch 127. Sitz Berlin, Freitag, den 16 I n h a l Zusatztagesordnungspunkt 7: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Siebenundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Drucksachen 16/6924, 16/7159) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Siebenund- zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Drucksachen 16/117, 16/7159) . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von G J D D V N E 13305 B 13305 B Enkelmann, Ulrich Maurer, Klaus Ernst, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE: Privilegien beseiti- undestag er Bericht ung . November 2007 t : gen – Mitglieder des Deutschen Bundes- tages in die gesetzliche Rentenversiche- rung einbeziehen (Drucksache 16/7107) . . . . . . . . . . . . . . . erda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. h. c. Susanne Kastner (SPD) . . . . . . . . . . r. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13305 D 13306 A 13307 B 13308 A 13309 D 13310 C 13311 D 13314 D der Bundesagentur für Arbeit an Beitragszahler zurückgeben – Bei- tragssenkungspotenziale nutzen II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Gesine Lötzsch, Kornelia Möller, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit zur Vermeidung von Lang- zeitarbeitslosigkeit, für mehr Quali- fizierung und eine längere Bezugs- dauer des Arbeitslosengeldes verwenden (Drucksachen 16/6434, 16/6035, 16/7151 (neu)) Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Rauen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Peter Rauen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Aktiengesetzes (Drucksachen 16/1444, 16/5524) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine, Dr. Barbara Höll, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion DIE LINKE eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Aktiengesetzes (Drucksachen 16/3015, 16/5524) . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . M K D N E T a b 13312 C 13312 D 13313 C 13317 A 13318 A 13319 B 13321 B 13322 B 13323 B 13324 A 13324 D 13325 B 13327 B 13328 B 13329 D 13331 B 13331 D 13333 A 13334 A 13334 B 13334 C 13335 C 13337 B echthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 34: ) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiundzwanzigs- ten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgeset- zes (22. BAföGÄndG) (Drucksachen 16/5172, 16/7214) . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7215) . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothee Bär, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Renate Schmidt (Nürnberg), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Jörg Tauss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: BAföG an neue Entwicklungen anpassen – Auszu- bildende mit Kindern unterstützen, Auslandsaufenthalte erleichtern, Mi- grantenförderung verbessern und Hinzuverdienstgrenzen erhöhen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Uwe Barth, Sibylle Laurischk, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Studierende Mütter durch die Sofortmaßnahme Baby- BAföG unterstützen – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Statt Nullrunde – BAföG angleichen – zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sofortmaßnahmen beim BAföG – Für mehr Zugangsgerechtigkeit und höhere Bildungsbeteiligung (Drucksachen 16/4162, 16/3142, 16/4157, 16/4158, 16/7214) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13337 D 13338 D 13340 C 13341 C 13343 D 13341 C 13341 D 13341 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 III c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des Ausbil- dungsförderungsbedarfs (Drucksache 16/5808) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt (Nürnberg) (SPD) . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 36: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abge- ordneten Hartwig Fischer (Göttingen), Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gabriele Groneberg, Dr. Sascha Raabe, Dr. Bärbel Kofler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für eine intensive wirtschaftliche und entwick- lungspolitische Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent auf Augenhöhe (Drucksachen 16/5257, 16/6800) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Ab- geordneten Dr. Karl Addicks, Hellmut Königshaus, Jens Ackermann, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Strategien für die deutsche Entwicklungs- zusammenarbeit mit Afrika erarbeiten und durchsetzen (Drucksachen 16/5243, 16/7153) . . . . . . . . . . G D H H D H T G H T G B A d A i s ( M M M G W T a 13342 B 13342 B 13346 A 13347 B 13349 B 13351 A 13352 D 13354 C 13354 D 13355 B 13355 D 13357 D 13358 B 13358 D 13359 C 13359 C abriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . üseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . üseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 38: roße Anfrage der Abgeordneten Marieluise eck (Bremen), Volker Beck (Köln), lexander Bonde, weiterer Abgeordneter und er Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: ktuelle Entwicklungen in Russland und hre Auswirkung auf die Beziehungen zwi- chen der EU und Russland Drucksachen 16/4932, 16/6241) . . . . . . . . . . arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 37: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, Hartwig Fischer (Göttin- gen), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU sowie der Abgeordne- ten Gabriele Groneberg, Dr. Sascha Raabe, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Energie- und Entwicklungspolitik stärker ver- zahnen – Synergieeffekte für die welt- weite Energie- und Entwicklungsförde- rung besser nutzen (Drucksachen 16/4045, 16/5275) . . . . . . . 13360 A 13361 B 13362 C 13364 A 13365 A 13365 B 13365 C 13366 C 13366 D 13367 C 13368 A 13369 C 13369 D 13370 D 13372 B 13373 A 13373 D 13375 B 13376 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, Klaus Brähmig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Gabriele Groneberg, Dr. Sascha Raabe, Stephan Hilsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Klimawandel global und effizient eindämmen – Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen in Ent- wicklungsländern entschieden voran- bringen (Drucksachen 16/5740, 16/6962) . . . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 40: Antrag der Abgeordneten Daniel Bahr (Müns- ter), Heinz Lanfermann, Dr. Konrad Schily, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: GKV-eigene Tarife durch Koopera- tion von GKV und PKV beim Wahltarif zur Kostenerstattung ersetzen (Drucksache 16/6794) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 39: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der nachträglichen Siche- rungsverwahrung bei Verurteilungen nach Jugendstrafrecht (Drucksache 16/6562) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Abgeordneten Irmingard Schewe- Gerigk, Volker Beck (Köln), Jerzy Montag, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zugang zu Rentenleistungen für ehemalige Ghetto- Insassen erleichtern (Drucksache 16/6437) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A E A u A p S V S A E D B u n e Ä t A E K R s z A p A Z ( M H 13376 C 13376 D 13377 C 13379 A 13380 B 13381 C 13381 D 13381 D 13382 A 13383 B 13383 D 13384 A nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärungen nach § 31 GO zur namentlichen bstimmung über den Entwurf eines Sieben- ndzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des bgeordnetengesetzes (Zusatztagesordnungs- unkt 7) abine Bätzing (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . wen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Matthias Miersch, Garrelt Duin, Marco ülow, Gerold Reichenbach, Clemens Bollen nd Steffen Reiche (Cottbus) (alle SPD) zur amentlichen Abstimmung über den Entwurf ines Siebenundzwanzigsten Gesetzes zur nderung des Abgeordnetengesetzes (Zusatz- agesordnungspunkt 7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten atja Mast, Kerstin Griese und Dr. Carola eimann (alle SPD) zur namentlichen Ab- timmung über den Entwurf eines Siebenund- wanzigsten Gesetzes zur Änderung des bgeordnetengesetzes (Zusatztagesordnungs- unkt 7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Energie- und Entwicklungspolitik stär- ker verzahnen – Synergieeffekte für die weltweite Energie- und Entwick- lungsförderung besser nutzen – Beschlussempfehlung und Bericht: Klimawandel global und effizient ein- dämmen – Klimaschutz und Anpas- sungsmaßnahmen in Entwicklungslän- dern entschieden voranbringen Tagesordnungspunkt 37 a und b) . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13385 A 13385 D 13386 B 13386 D 13387 A 13387 C 13388 A 13388 A 13389 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 V Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: GKV-eigene Tarife durch Ko- operation von GKV und PKV beim Wahltarif zur Kostenerstattung ersetzen (Tagesord- nungspunkt 40) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans Georg Faust (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung bei Verurteilungen nach Jugendstrafrecht (Tages- ordnungspunkt 39) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Zugang zu Rentenleistungen für ehemalige Ghetto-Insassen erleichtern (Ta- gesordnungspunkt 41) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13390 A 13390 A 13391 C 13392 B 13393 B 13393 D 13394 C 13394 C 13395 C 13396 A 13397 B 13398 B 13399 A 13399 C 13399 C 13400 B 13401 D 13402 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13305 (A) ) (B) ) 127. Sitz Berlin, Freitag, den 16 Beginn: 9.0
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    13384 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) (C) (B) (D) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Berichtigungen 126. Sitzung, Seite 13145 (B), Änderung des endgülti- gen Ergebnisses der namentlichen Abstimmung: Abgegebene Stimmen: 572; davon ja: 517 nein: 41 enthalten: 14 126. Sitzung, Seite 13147 (C), in der Abstimmungsliste ist nach dem Namen „Wolfgang Nešković“ der Name „Norman Paech“ einzufügen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13385 (A) ) (B) ) gönne, zustimmen.Leutert, Michael DIE LINKE 16.11.2007 Sabine Bätzing (SPD): Ich werde dem Gesetzent- wurf aus Gründen der Fraktionsdisziplin und, weil ich die Erhöhung der Abgeordnetendiäten niemandem miss- DIE GRÜNEN Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 16.11.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amann, Gregor SPD 16.11.2007 Beckmeyer, Uwe SPD 16.11.2007 Binninger, Clemens CDU/CSU 16.11.2007 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 16.11.2007 Bodewig, Kurt SPD 16.11.2007 Bülow, Marco SPD 16.11.2007 Burgbacher, Ernst FDP 16.11.2007 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.11.2007 Erler, Gernot SPD 16.11.2007 Ernst, Klaus DIE LINKE 16.11.2007 Faße, Annette SPD 16.11.2007 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 16.11.2007 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 16.11.2007 Göbel, Ralf CDU/CSU 16.11.2007 Golze, Diana DIE LINKE 16.11.2007 Großmann, Achim SPD 16.11.2007 Hinsken, Ernst CDU/CSU 16.11.2007 Homburger, Birgit FDP 16.11.2007 Hübner, Klaas SPD 16.11.2007 Jaffke, Susanne CDU/CSU 16.11.2007 Kleiminger, Christian SPD 16.11.2007 Knoche, Monika DIE LINKE 16.11.2007 Königshaus, Hellmut FDP 16.11.2007 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ 16.11.2007 M M M M M P P P R R D D S S W W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Siebenundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Zusatzta- gesordnungspunkt 7) ortler, Marlene CDU/CSU 16.11.2007 üller (Gera), Bernward CDU/CSU 16.11.2007 üller (Düsseldorf), Michael SPD 16.11.2007 üller-Sönksen, Burkhardt FDP 16.11.2007 üntefering, Franz SPD 16.11.2007 au, Petra DIE LINKE 16.11.2007 aula, Heinz SPD 16.11.2007 etzold, Ulrich CDU/CSU 16.11.2007 aidel, Hans CDU/CSU 16.11.2007 eichel, Maik SPD 16.11.2007 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 16.11.2007 r. Scheer, Hermann SPD 16.11.2007 teinbach, Erika CDU/CSU 16.11.2007 trothmann, Lena CDU/CSU 16.11.2007 eigel, Andreas SPD 16.11.2007 ellmann, Karl-Georg CDU/CSU 16.11.2007 öhrl, Dagmar CDU/CSU 16.11.2007 olf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.11.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 13386 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) Ich halte die Erhöhung jedoch für einen Fehler. Es geht nicht darum, dass gute Arbeit nicht gut entlohnt werden soll. Ich bin der Überzeugung, dass wir hier weit überwiegend sehr gute und sehr zeitintensive Arbeit leis- ten. Auch ist es richtig, die Diäten an der Bedeutung der Tätigkeit zu messen. Ich habe daher kein Problem mit der Argumentation, dass die Diätenerhöhung durch die Leistung verdient sei. Für mich ist allerdings ausschlaggebend, dass weite Teile der Bevölkerung, die ebenfalls sehr gute, wichtige und zeitintensive Arbeit leisten und ebenfalls eine ent- sprechende Erhöhung verdient haben, diese in den letz- ten Jahren nicht erhalten haben und auch – noch – nicht in diesem Maße von dem wirtschaftlichen Aufschwung profitiert haben. Solange uns als politisch Verantwortli- chen die Aufgabe nicht gelungen ist, der Bevölkerung entsprechende Steigerungen des Einkommens zu ver- schaffen, halte ich eine Diätenerhöhung in der vorge- schlagenen Höhe für falsch. Ich werde daher, sollte das Gesetz in dieser Form beschlossen werden, die Erhö- hung nicht für mich behalten, sondern für meinen Wahl- kreis verwenden. Über die Art der Verwendung werde ich die Öffentlichkeit informieren. Für richtig an dem Gesetzentwurf halte ich die Ab- senkung der Altersentschädigung. Ich setze mich jedoch dafür ein, dass in Zukunft ein System geschaffen wird, bei dem die Abgeordneten Beiträge in eine Versorgungs- einrichtung, sei es die gesetzliche Rentenversicherung oder ein Versorgungswerk, leisten und dafür einen ent- sprechenden Anspruch auf Altersversorgung erwerben. In diesem Falle halte ich auch eine entsprechende Erhö- hung der Diäten für richtig. Veronika Bellmann (CDU/CSU): Die „Diäten“ bzw. deren Erhöhungen sind ein in der Öffentlichkeit sehr sensibel wahrgenommenes Thema, unabhängig davon, ob es sich um die Landes- oder die Bundesebene han- delt. Das Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglie- der des Deutschen Bundestages – Abgeordnetengesetz – vom 18. Februar 1977, zuletzt geändert zum 18. Oktober 2005, regelt in § 11, dass sich die Höhe der Bezüge von Bundestagsabgeordneten an den Bezügen von Richtern an oberen Bundesgerichten oder an der Besoldung von direkt gewählten hauptamtlichen Bürgermeistern in mit- telgroßen Städten orientieren soll. Jedoch stößt die ge- setzliche Notwendigkeit, dass der Bundestag selbst da- rüber zu entscheiden hat, wie hoch die Bezüge der Abgeordneten sein sollen, auf Unverständnis in der Be- völkerung. Diese Stimmung in der Bevölkerung hat un- ter anderem dazu beigetragen, dass der Deutsche Bun- destag die Diäten der Bundestagsabgeordneten seit dem 1. Januar 2003 nicht mehr erhöht hat. Damit bleibt die Gehaltsentwicklung eines Bundestagsabgeordneten hin- ter der gesetzlichen Festlegung und der allgemeinen Ein- kommensentwicklung zurück. Das Thema Abgeordnetendiäten ist seit jeher in der Öffentlichkeit mit Vorurteilen behaftet. Der Grund dafür liegt in dem unglücklichen Verfahren. Wenn der Deut- sche Bundestag für seine Mitglieder selbst beschließen muss, wie und in welcher Höhe sich die Bezüge entwi- c d d i v g w u a u t s n P i g s k n s b R i c d s r h s d t d w u r e a s g g d s n r w s D d n d h 5 (C (D keln sollen bzw. ob und wann sie angepasst werden, ann hat dies allein durch das Verfahren immer den Ver- acht der Selbstbedienung gegen sich, selbst wenn dies n dem „Diätenurteil“ des Bundesverfassungsgerichts om 5. November 1975 mit der Maßgabe „vor den Au- en der Öffentlichkeit durch Gesetz“ festgeschrieben urde. Diesen Selbstbedienungsverdacht der Bürgerinnen nd Bürger müssen wir Volksvertreter wahrnehmen, ihm ber auch dementsprechend sensibel gegenübertreten, m ein gewisses Verständnis für die Besoldung und Al- ersvorsorge der Volksvertreter zu erzeugen. Es ist unbe- tritten: Demokratie hat ihren Preis. Doch der Preis muss achvollziehbar und transparent sein. Das Ansehen der olitiker bei den Wählerinnen und Wählern steht auch m Zusammenhang mit dem Komplex „Diäten“. Mit kleinen und zum Teil unübersichtlichen Änderun- en im System der Abgeordnetendiäten, der Altersvor- orge, des Zulagenwesens und der Aufwandspauschalen önnen wir das notwendige Vertrauen bei den Bürgerin- en und Bürgern nicht erzeugen. Wir müssen die Men- chen bei all unseren Entscheidungen mitnehmen, auch ei unserer Besoldung. Dies tun wir nicht, wenn wir eine eform des Gesamtsystems der Abgeordnetenbesoldung n Trippelschritten begehen und immer wieder die glei- hen Diskussionen führen müssen. Was wir Abgeordnete es Deutschen Bundestages benötigen, ist eine umfas- ende Reform unserer Bezüge, Zulagen und Alterssiche- ung. Länderparlamente wie das in Nordrhein-Westfalen aben dem Deutschen Bundestag vorgemacht, wie eine olche Reform angegangen werden kann. Ich halte die geplante Erhöhung der Abgeordneten- iäten für unberechtigt, weil sie wieder nicht mit einer atsächlichen und umfassenden Reform verbunden ist, ie das gesamte System des Zulagenwesens, der Auf- andspauschalen sowie der Altersversorgung einbezieht nd kann dem Siebenundzwanzigsten Gesetz zur Ände- ung des Abgeordnetengesetzes daher nicht zustimmen. Swen Schulz (Spandau) (SPD): Den in dem Gesetz- ntwurf enthaltenen Grundsatz halte ich für richtig: eine n einem nachvollziehbaren Maßstab orientierte Ent- chädigung der Abgeordneten in ihrer aktiven Zeit bei leichzeitiger Absenkung der Altersentschädigung aus- eschiedener Abgeordneter. Deshalb werde ich der Än- erung des Abgeordnetengesetzes zustimmen. Allerdings halte ich die in dem Gesetzentwurf vorge- chlagenen Änderungen bei der Altersentschädigung für icht ausreichend. Ich trete für eine strukturelle Ände- ung ein, wonach die Abgeordneten selbst vorsorgen ürden oder, besser noch, in die gesetzliche Rentenver- icherung einzuzahlen hätten. Diese Position ist im eutschen Bundestag derzeit nicht mehrheitsfähig. Doch selbst bei Beibehaltung des bisherigen Systems er Altersentschädigung hätte es über die Absenkung hi- aus noch einige Änderungen geben sollen. Vor allem ie Möglichkeit des vorzeitigen und abschlagsfreien Er- alts der Altersentschädigung bereits im Alter von 7 Jahren – abhängig von der Dauer der Zugehörigkeit Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13387 (A) ) (B) ) zum Deutschen Bundestag – ist eine nicht nachvollzieh- bare Privilegierung. Nach Abwägung der Argumente stimme ich dem Ge- setz gleichwohl zu, weil ich dem im Grundsatz richtigen Weg Unterstützung geben möchte und nicht durch eine Ablehnung denjenigen Unterstützung signalisieren möchte, die in pauschaler und unsachlicher Art und Weise Politik und Politiker angreifen. Ich werde mich auch in Zukunft für weitergehende Reformschritte bei der Entschädigung von Abgeordne- ten einsetzen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Matthias Miersch, Garrelt Duin, Marco Bülow, Gerold Reichenbach, Clemens Bollen und Steffen Reiche (Cottbus) (alle SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Siebenundzwanzigsten Ge- setzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Zusatztagesordnungspunkt 7) Wir werden der Änderung des Abgeordnetengesetzes nicht zustimmen, weil wir die Änderungen nicht für zeit- gemäß und auch nicht für sachgerecht erachten. Gleich- zeitig möchten wir nicht die teilweise populistischen Stimmen unterstützen, die in pauschaler und ebenso un- sachlicher Art und Weise Politik und Politiker angreifen. Deshalb werden wir uns der Stimme enthalten. Vor einer Änderung des Abgeordnetengesetzes hätte eine breite Diskussion über die Alternativen der Diäten- bemessung und der Altersentschädigung geführt werden müssen. Gerade die Reform der Altersversorgung war ein erklärtes Ziel, welches nun nur unzureichend erreicht wird. Wir verkennen nicht, dass die Altersgrenze für die Al- tersentschädigung auf das 67. Lebensjahr angehoben wird, der Altersversorgungsanspruch von 3 auf 2,5 Pro- zent pro Jahr gesenkt wird und ein dauerhafter Orientie- rungsmaßstab für die Entschädigung durch die Anpas- sung an die Vergütung der Bürgermeister von Städten und Gemeinden mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern er- reicht werden soll. Auf der anderen Seite entsteht nun- mehr ein Anspruch auf Altersentschädigung nach einem Jahr. Vor allem bleibt es aber weiter dabei, dass die Ab- geordneten nicht selbst für die Altersversorgung auf- kommen müssen und das Leitbild der Beamtenversor- gung weiterhin gilt. In einem breit angelegten Diskurs hätte geklärt wer- den müssen, welches Modell am besten geeignet gewe- sen wäre, eine gute Grundlage für das schwierige Amt des Abgeordneten zu bilden. Dabei wäre zum Beispiel auch zu erörtern gewesen, wie ein breiter Querschnitt der Bevölkerung im Parlament abgebildet werden kann, wie Unabhängigkeit und Qualifikation gesichert werden können. i g e d c t A f A z t V s h r g s d g h z z e b e d S n n m d d r m s g d e r d s g (C (D Leider ist auch die Opposition nicht bereit gewesen, m Rahmen einer Anhörung diese grundsätzlichen Fra- en aufzuklären. Ohne zeitlichen Druck hätte durchaus ine externe Sachverständigenkommission gebildet wer- en können. Die Beschlussfassung hätte dann mögli- herweise in einer Zeit erfolgen können, in der die posi- ive wirtschaftliche Entwicklung auch für einen größeren nteil der Bevölkerung spürbar ist, was die Akzeptanz ür eine entsprechende Regelung sicher erhöht hätte. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Katja Mast, Kerstin Griese und Dr. Carola Reimann (alle SPD) zur na- mentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Siebenundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Zusatzta- gesordnungspunkt 7) Wir stimmen der Änderung des Abgeordnetengeset- es zu, weil wir wissen, dass die SPD-Bundestagsfrak- ion sich engagiert dafür eingesetzt hat, wesentliche eränderung bei den Abgeordnetendiäten, der Altersver- orgung und der Transparenz über die Nebeneinkünfte erbeizuführen. Als Erfolg werten wir, dass es uns bereits unter der ot-grünen Bundesregierung gelungen ist, die Offenle- ung der Nebeneinkünfte von Abgeordneten zu be- chließen. Dieser Beschluss konnte wegen Klagen vor em Bundesverfassungsgericht erst in diesem Jahr um- esetzt werden. Wir finden, die Bürgerinnen und Bürger aben ein Recht darauf zu wissen, woher etwaige finan- ielle Zuwendungen an ihre Abgeordnete kommen. Ein weiterer Erfolg ist, dass der Deutsche Bundestag um ersten Mal in seiner Geschichte die Abgeordneten- ntschädigung dauerhaft an einen Orientierungsmaßstab indet. Dieser Orientierungsmaßstab ist die Besoldung ines einfachen Richters an einem obersten Gerichtshof es Bundes und jene von Bürgermeistern mittlerer tädte und Gemeinden mit 50 000 bis 100 000 Einwoh- ern. Der Deutsche Bundestag verpflichtet sich mit sei- er heutigen Entscheidung selbst, die seit 2003 nicht ehr erhöhten Diäten in zwei Schritten auf dieses Besol- ungsniveau anzuheben. Künftige Anhebungen werden anach nur noch vorgenommen, wenn sich der Orientie- ungsmaßstab ebenfalls ändert. Weniger Zustimmung erhält der Koalitionskompro- iss aus unserer Sicht bei der Absenkung der Altersvor- orge von 3 Prozent auf 2,5 Prozent der Entschädi- ungshöhe pro Jahr als Abgeordneter. Wir wollten einen eutlicheren Schritt an dieser Stelle, nämlich mindestens ine Absenkung auf 2 Prozent. Wir begrüßen die Einfüh- ung der Rente ab 67 für Abgeordnete. Wir stimmen dennoch zu, da wir es als Erfolg werten, ass die Bürgerinnen und Bürger mit der heutigen Ent- cheidung endlich Klarheit haben, unter welchen Bedin- ungen Erhöhungen der Entschädigungen stattfinden. 13388 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) Die heutige Entscheidung wird erneut zu mehr Transpa- renz bei den Abgeordnetenentschädigungen führen. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Energie- und Entwicklungspolitik stärker verzahnen – Synergieeffekte für die weltweite Energie- und Entwicklungsförderung besser nutzen – Beschlussempfehlung und Bericht: Klima- wandel global und effizient eindämmen – Kli- maschutz und Anpassungsmaßnahmen in Ent- wicklungsländern entschieden voranbringen (Tagesordnungspunkt 37 a und b) Michael Kauch (FDP): Umwelt- und Klimaschutz bedeutet, gemeinsam Verantwortung für die Erde zu übernehmen. In vielen Ländern der Welt ist ein dynamisches Wirt- schaftswachstum zu verzeichnen. Das ist erfreulich. Denn damit besteht die Hoffnung, dass sich die Lebens- bedingungen vieler Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern verbessern werden. Eine positive wirtschaftliche Entwicklung wird den Menschen helfen, wenn es die politischen Bedingungen ihrer Heimatländer erlauben. Doch mit der wirtschaftlichen Entwicklung steigt der Bedarf nach Rohstoffen und Energie. Entwicklungslän- der sind also nicht nur von den Folgen des Klimawandels betroffen, sondern tragen zunehmend zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Auf diese klimapolitischen Herausforderungen müssen wir in Kooperation zwischen Industrieländern und den sich entwickelnden Ländern eine Antwort haben. Aber nur der Weg wird erfolgreich und für die Entwicklungsländer annehmbar sein, der ihre wirtschaftliche Entwicklung nicht behindert, aber zu- gleich entscheidende Impulse für den globalen Kampf zur Eindämmung des Klimawandels gibt. Die Lösung muss aus Sicht der FDP vor allem Technologietransfer heißen. Damit stellt sich die Kernfrage: Wie gelingt es uns, Kapital und technisches Know-how durch Investitionen in die Länder zu bringen, in denen der Einsatz klima- schonender Technik am effektivsten und am effizientes- ten ist? Das gilt allen voran für die erneuerbaren Ener- gien. Der Einsatz von Solaranlagen ist hier zu nennen. Klimaschonende Erzeugung von Energie in sonnenrei- chen Ländern braucht dabei auch Visionen. Eine Zu- kunftsvision ist ein Stromverbund zwischen Europa, den nordafrikanischen Staaten und dem Mittleren und Nahen Osten. Das DESERTREC-Projekt „Strom für Europa aus der Wüste Afrikas“ könnte zukunftsweisend sein. Aufgrund der Kohlevorkommen in China, aber auch bestimmten Regionen Afrikas ist es wichtig, dass wir auf mehr Energieeffizienz und auf CO2-Abscheidung bei K b a B I g z p t T t l d k d M T d n T s e i n s l Z F c w a A d t l F b p n v w Z w p p a t r g E b s E s (C (D ohlekraftwerken setzen. Denn diese Maßnahmen ha- en aus globaler Sicht die größten Klimaschutzpotenzi- le. Der Anteil fossil befeuerter Kraftwerke liegt zum eispiel in Afrika bei über 70 Prozent. Wir brauchen ein nnovationspaket für moderne Technologien der Ener- ieeffizienz, der erneuerbaren Energien und CO2-redu- ierter Kohleverstromung, in dessen Rahmen Modell- artnerschaften möglichst Deutschlands mit ausgewähl- en Ländern auf den Weg gebracht werden sollten. Statt echnologietransfer mit der Gießkanne zu machen, soll- en wir Leuchttürme für saubere Energie in den Entwick- ungsländern entwickeln. Doch bereits kurz- und mittelfristig muss es gelingen, ie Investitionen in klimafreundliche Technik zu verstär- en. Ein zentraler Anreiz bieten die flexiblen Instrumente es Kioto-Protokolls, allen voran „Clean Development echansim“ – CDM. Durch CDM-Projekte können reibhausgasemissionen verringert werden, wo dies zu en geringsten Kosten geschehen kann. Indem er Unter- ehmen und Staaten einen Anreiz zur Senkung ihrer reibhausgasemissionen gibt, kommt CDM eine Schlüs- elfunktion im internationalen Klimaschutz zu. CDM ist ine herausragende Anwendung des Marktprinzips auf nternationaler Ebene. Er muss daher national wie inter- ational politisch gestützt und strukturell für mehr Klima- chutz weiterentwickelt werden. CDM sollte ein wesent- icher Eckpfeiler eines Klimaschutz-Abkommens für die eit nach Ablauf des Kioto-Protokolls im Jahr 2012 sein. ür die FDP ist klar, dass wir mehr CDM-Projekte brau- hen und nicht weniger, wie es einige politische Kräfte ollen. CDM braucht bei allem Optimierungsbedarf zu llererst politische Unterstützung und keinen Gegenwind. Der internationale Emissionshandel muss durch den usbau von Klimaschutzprojekten in Entwicklungslän- ern auf eine breitere Grundlage gestellt werden. Eine echnologieorientierte Klimaschutzpolitik ist von zentra- er Bedeutung. Zu den Anträgen der Großen Koalition: Die FDP- raktion wird den Antrag 16/5740 ablehnen und sich eim Antrag 16/4045 enthalten. Der Antrag 16/5740 wird von uns aus entwicklungs- olititischen Gründen abgelehnt, weil die Forderung ach innovativen, ODA-relevanten Förderinstrumenten on uns nicht unterstützt werden kann. Außerdem haben ir ordnungspolitische Bedenken, da keine wirkliche ieltransparenz beim Verhältnis entwicklungs- und um- eltpolitischer Maßnahmen geschaffen wird. Der Antrag 16/4045 spricht zwar den richtigen As- ekt einer Verzahnung von Energie- und Entwicklungs- olitik an. Er hinterlässt aber im Ergebnis mehr Fragen ls Antworten. Zudem gibt es Punkte, die wir nicht un- erstützen können. Dazu gehört die Forderung nach Ein- ichtung eines globalen Dachfonds für erneuerbare Ener- ien durch die Europäische Kommission. Die schlechten rfahrungen mit dem Europäischen Entwicklungsfonds estätigen uns. Dagegen hat die FDP Alternativvor- chläge zur Förderung der erneuerbaren Energien in den ntwicklungsländern gemacht, die auf marktbasierte In- trumente aufbauen. Das ist der richtige Weg! Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13389 (A) ) (B) ) Die FDP-Bundestagsfraktion hat in ihrem Antrag „Um- weltschutz in Afrika“ (Bundestagsdrucksache 16/5132) wesentlich weitreichendere Konzepte für Technologie- kooperationen für saubere Energie, aber auch die Ver- knüpfung der Klimapolitik mit Biodiversität aufgezeigt, als die Große Koalition vorgelegt hat. Schon deshalb werden wir den Anträgen der Regierungfraktionen nicht zustimmen. Heike Hänsel (DIE LINKE): Jeder Mensch hat das- selbe Recht auf Nutzung der Atmosphäre. Dieser Ge- danke muss für die Debatte um Klimaschutz und Ener- giewende grundlegend sein. Er wirkt zunächst ganz selbstverständlich – aber er hat weitreichende Konse- quenzen. Wir brauchen eine gerechte Klimapolitik, in der die Entwicklungsrechte des Südens anerkannt wer- den. Das heißt: Regelungen zum Klimaschutz dürfen nicht die bestehende Ungerechtigkeit in der Nutzung der Atmosphäre fortschreiben oder Entwicklungspotenziale der Länder des Südens beschneiden. Wir brauchen statt- dessen einen Ansatz, der Emissionsrechte global in ei- nem gerechten und transparenten Verfahren zuweist. Das heißt aber auch, dass wir – die Gesellschaften des Nor- dens – zuallererst unsere Emissionen drastisch absenken müssen. Die Linke hat in ihrem Antrag „Nationales Sofortpro- gramm und verbindliche Ziele für den Klimaschutz fest- legen“ (Bundestagsdrucksache 16/5129) weitgehende Klimaziele für die Bundesrepublik aufgestellt und ein sehr konkretes Klimaschutzprogramm formuliert. Ein solches Maß an Konkretisierung lassen die Koalitions- fraktionen vermissen, wenn es um die Energiewende in Deutschland und Europa geht. Wir fordern die Bundes- regierung auf, sich in Bali für eine verbindliche Minde- rungspflicht für Industrieländer in der Größenordnung von minus 30 Prozent bis 2020 einzusetzen. Die ersten Opfer des Klimawandels sind die Menschen in den Ländern des Südens – das beschreiben Sie ja in Ih- ren Anträgen. Die Hauptverantwortlichen für den Klima- wandel jedoch sind wir – die Industriegesellschaften des Nordens. Daraus erwächst die Verpflichtung, Kompensa- tionsmechanismen zur Unterstützung der Menschen bei der Bewältigung der Klimawandelfolgen besser und zu- verlässiger als bislang auszustatten. Ich begrüße sehr, dass Frau Wieczorek-Zeul vorgestern im Ausschuss an- gekündigt hat, die deutschen Beiträge zu den entspre- chenden Fonds aufzustocken. Entscheidend wäre aber, dass langfristige Finanzierungsabkommen geschlossen werden, damit die Unterstützung verbindlich gesichert werden kann. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globaler Umweltschutz (WBGU) empfiehlt der Bundes- regierung außerdem, den Zentralen Nothilfefonds der VN „durch angemessene Zahlungen zu unterstützen und sich für ein verbindliches Finanzierungsschema des Fonds einzusetzen“. Auf die Peinlichkeit, dass die Bun- desregierung diesen Fonds – im Gegensatz zu etlichen Entwicklungsländern! – so gut wie gar nicht finanziell unterstützt, hat Die Linke schon mehrmals hingewiesen. Die Koalition bezieht sich ständig positiv auf den Be- r a a u h k u s g s z p s e t l g H E d c d h e C d G k C B j r d r f P k d r c I K b M u ß e i 2 Z g n h T S r (C (D icht des WBGU, scheut aber vor dessen Empfehlungen n entscheidenden Punkten zurück! Der WBGU fordert uch, neue Finanzierungsmechanismen zu erschließen, nd nennt ganz konkret „die Einführung emissionsab- ängiger Nutzungsentgelte für den Luft- und Seever- ehr“. Im Antrag der Koalition wurde daraus ein sehr nverbindlicher Prüfauftrag. Genau hier muss aber ange- etzt werden: Die gesellschaftlichen Kosten, die der stei- ende Verkehr zu Luft, zu Wasser und auf der Straße mit ich gebracht hat, müssen wieder auf ihre Verursacher urückgeführt werden. An diesem Punkt ist auch die internationale Handels- olitik angesprochen. Der liberalisierte Handel verur- acht ein zunehmendes Güterverkehrsaufkommen und ntsprechend steigende CO2-Emissionen. Zugleich un- erlaufen international tätige Konzerne soziale und öko- ogische Standards, indem sie Standorte und Länder ge- eneinander ausspielen. Eine Neuausrichtung der andelspolitik ist daher zentrale Voraussetzung für den rfolg der Energiewende auf globaler Ebene. Die Bun- esregierung tut leider genau das Gegenteil davon. In Bali wird es auch um den Clean Development Me- hanism (CDM) gehen. Die Koalitionsfraktionen for- ern den Ausbau dieses Instruments. Eine Expertenan- örung unserer Fraktion Anfang September hat jedoch rgeben, dass 30 bis 50 Prozent der gegenwärtigen DM-Projekte nicht wirklich zusätzliche Emissionsmin- erungen in Entwicklungsländern bringen, dass sie im egenteil zu einem Netto-Mehrausstoß führen. Dazu ommt, dass die eigentlich geforderte Nachhaltigkeit der DM-Projekte in vielen Fällen nicht gegeben ist, zum eispiel bei Staudammprojekten oder Aufforstungspro- ekten in Monokulturen. Wir fordern daher ein Morato- ium für die Genehmigung neuer CDM-Projekte durch ie UN und für die Ausstellung der CDM-Emissions- echte/-zertifikate für bereits laufende Projekte, bis Ver- ahren etabliert sind, die diesen Missbrauch unterbinden. Abschließend möchte ich noch einen entscheidenden unkt ansprechen, den ich an dieser Stelle schon oft be- lagt habe: Ich begreife nicht, warum die Vergabepolitik er multilateralen Banken, in denen die Bundesregie- ung Sitz und Stimme hat, von Ihnen gar nicht angespro- hen wird. Genau an dieser Stelle wird doch die von hnen ständig angeführte Verzahnung von Energie-, lima- und Entwicklungspolitik ganz konkret. Die Welt- ank finanziert immer noch und sogar im steigenden aße groß dimensionierte Erdöl-, Erdgas-, Staudamm- nd Industrieprojekte und subventioniert damit die gro- en Öl- und Energiekonzerne, während die Förderung rneuerbarer Energien stagniert. Gerade mal 4 Prozent hres gesamten Portfolios für Energie hat die Weltbank 006 in die Förderung erneuerbarer Energien gesteckt. ugleich verdoppelten sich die Zusagen der Weltbank- ruppe für fossile Energieträger 2006 auf fast 900 Millio- en US-Dollar, die Weltbank engagiert sich in etlichen öchst zweifelhaften Energieprojekten, Stichwort: schad-Pipeline. Die Bundesrepublik gehört zu den ganz wenigen taaten, die einen eigenen Vertreter im Exekutivdirekto- ium der Weltbank sitzen haben. Frau Wieczorek-Zeul, 13390 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) nutzen Sie diesen Einfluss endlich für die längstens überfällige Wende in der Energiefinanzierung! Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: GKV-eigene Tarife durch Kooperation von GKV und PKV beim Wahltarif zur Kostenerstattung ersetzen (Ta- gesordnungspunkt 40) Dr. Hans Georg Faust (CDU/CSU): Dem Antrag der FDP-Bundestagsfraktion „GKV-eigene Tarife durch Kooperation von GKV und PKV beim Wahltarif zur Kostenerstattung ersetzen“ kann die CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion nicht zustimmen. Die Union kann diesem Antrag – obwohl er von der Richtung her auf dem richtigen Weg ist – nicht zustim- men, weil er leider über das Ziel hinausschießt. Denn eine komplette Streichung des § 53 Abs. 4 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch, SGB V, hätte zur Folge, dass eine Kostenerstattung im Rahmen der gesetzlichen Kranken- versicherung, GKV, so gut wie unmöglich wäre. Dies wollen wir als Union nicht und dies kann die FDP-Bun- destagsfraktion auch nicht wirklich ernsthaft wollen. In diesem Zusammenhang muss ich Sie leider auch an Ihr früheres Regierungshandeln erinnern. Sie können die komplette Streichung des Kostener- stattungsprinzips nicht wirklich ernsthaft wollen, weil Sie, als Sie noch gemeinsam mit der Union Regierungs- verantwortung trugen – vor Ihrer Zeit, Herr Bahr –, be- reits den Gesetzlichen Krankenkassen mit dem 2. GKV- Neuordnungsgesetz vom 23. Juni 1997 verschiedene Möglichkeiten an die Hand gegeben hatten, um durch Wahltarife ihre Leistungsangebote stärker differenzieren zu können. Auch erinnere ich mich noch sehr gut an die Aussagen der FDP-Bundestagsfraktion hier im Hohen Hause, als Rot-Grün nur wenige Wochen nach dem Re- gierungswechsel 1998 mit dem sogenannten GKV-Soli- daritätsstärkungsgesetz die von Union und Liberalen gemeinsam beschlossenen Bestimmungen zu den Wahl- tarifen in der Gesetzlichen Krankenversicherung wieder aufgehoben hatte. Und ich erinnere mich im Zusammenhang mit Ihrem aktuellen Antrag auch noch gut an Ihre zustimmenden – es waren ja nicht wirklich viele – Äußerungen zum GKV-Modernisierungsgesetz, GMG. Denn mit dem GKV-Modernisierungsgesetz wurden erst wieder die Wahltarife in der gesetzlichen Krankenversicherung ein- geführt und damit den gesetzlichen Krankenkassen und deren Versicherten möglich gemacht. Dass der Weg, den Union und Sozialdemokraten mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz, GKV-WSG, vor- gegeben haben, ein zielführender und richtiger Weg ist, bestätigen nicht nur die ersten positiven Entwicklungen bei den Mutter-Vater-Kind-Kuren und den Schutzimp- fungen sowie bei der guten Einigung zwischen den Ge- setzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zur Fortentwicklung der ambulanten ä r M A s tu i r u m w l m g s K F t K C s p G s b A c E h d k ü g 1 T r d k v r s d k V s d d h B A s r V (C (D rztlichen Vergütung, sondern auch sachkundige Äuße- ungen von Medizinrechtlern, wie zum Beispiel dem ünchner Fachanwalt für Medizinrecht, Herr Professor lexander Ehlers, zum GKV-Wettbewerbsstärkungsge- etz. So äußert sich Herr Professor Ehlers in der Ärzte-Zei- ng vom 24. Oktober 2007 wie folgt zu den Wahltarifen n der gesetzlichen Krankenversicherung: „Die Wahlta- ife werden zu mehr Wettbewerb zwischen den Kassen nd zu mehr Freiheiten für die Versicherten führen und it der jüngsten Gesundheitsreform wurden weitere ettbewerbliche Elemente im Gesundheitswesen etab- iert und das System ein Stück weit liberalisiert.“ Ich kann daraus schließen, dass Union und Sozialde- okraten mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz rundsätzlich auf dem richtigen und zielführenden Weg ind, um den Wettbewerb zwischen den gesetzlichen rankenkassen zu stärken und den Versicherten mehr reiheiten zu geben. Hier bieten gerade die neuen Wahl- arife – mit Selbstbehalten, Beitragsrückerstattung oder ostenerstattung – den gesetzlichen Krankenkassen eine hance, ihr Leistungsspektrum aktiver als bisher zu ge- talten und sich dadurch im Wettbewerb noch besser zu ositionieren. Was aber weder politisch gewollt war, noch so dem KV-Wettbewerbsstärkungsgesetz zu entnehmen ist, ind Fehlentwicklungen, wie sie derzeit unter anderem ei der AOK-Rheinland/Hamburg festzustellen sind. Die OK-Rheinland/Hamburg bietet nun selbst Zusatzversi- herungen für Auslandsreisen, die Unterbringung im in- oder Zweibettzimmer bei einer Krankenhausbe- andlung oder für die Mehrkosten bei Zahnersatz an und ringt damit offensiv in den Markt der privaten Kran- enversicherer, PKV, ein. Mit diesem Geschäftsgebaren geht die Kasse weit ber das Angebot der sogenannten Wahltarife hinaus, die esetzliche Krankenkassen ihren Versicherten seit dem . April anbieten dürfen, wie etwa die zuvor erwähnten arife mit Selbstbehalt oder Beitragsrückerstattung. Die einen Zusatzversicherungen, die Leistungen abdecken, ie nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Kran- enkassen gehören, durften bisher ausschließlich die pri- ate Krankenversicherung, PKV, anbieten. Der Gesetzgeber hat zwar mit dem GKV-Modernisie- ungsgesetz aus dem Jahre 2004 Kooperationen zwi- chen gesetzlicher und privater Krankenversicherung auf iesem Gebiet möglich gemacht. Die gesetzlichen Kran- enkassen sind dabei aber ausdrücklich auf die Rolle des ermittlers beschränkt worden. Versicherer sollten aus- chließlich die privaten Krankenversicherer sein. Hier ist ie gesetzliche Grundlage doch nun wirklich eindeutig. Nur zur Verdeutlichung: Für Zusatzversicherungen ieser Art steht eindeutig der § 194 Abs. 1 a SGBV, und ier ist Folgendes nachzulesen: „Die Satzung kann eine estimmung enthalten, nach der die Krankenkasse den bschluss privater Zusatzversicherungsverträge zwi- chen ihren Versicherten und privaten Krankenversiche- ungsunternehmen vermitteln kann. Gegenstand dieser erträge können insbesondere die Wahlarztbehandlung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13391 (A) ) (B) ) im Krankenhaus, der Ein- oder Zweibettzuschlag im Krankenhaus sowie eine Auslandsreisekrankenversiche- rung sein.“ Ich empfehle daher auch noch einmal den Blick in die Begründung zu Abs. 1 a des § 194 SGB V, der Folgen- des zu entnehmen ist: „Gegenstand der Kooperation sei die Vermittlung insbesondere der in Satz 2 aufgeführten Zusatzversicherungsverträge“ – also die Vermittlung von Verträgen zur Wahlarztbehandlung, Ein- oder Zweibett- zimmer sowie Auslandsreisekrankenversicherung – „zwischen den Versicherten der gesetzlichen Kranken- kasse und den Versicherungsunternehmen. Hierdurch solle dem Wunsch der Versicherten Rechnung getragen werden, bestimmte Versicherungen, die ihren gesetzli- chen Krankenversicherungsschutz ergänzen, über ihre gesetzliche Krankenversicherung abschließen zu kön- nen. Die Versicherten der gesetzlichen Krankenversiche- rung könnten von einer solchen Vermittlung eines Versi- cherungsvertrages insbesondere dann profitieren, wenn die gesetzliche Krankenversicherung für sie günstige Gruppentarife ausgehandelt habe.“ Auch der Blick ins Krankenhausentgeltgesetz, KHEntgG, hier insbesondere in den fünften Abschnitt „Gesondert berechenbare ärztliche und andere Leistun- gen“, hilft dem sachkundigen Betrachter weiter und ver- schafft die notwendige Klarheit. In § 17 Kranken- hausentgeltgesetz ist ebenso eindeutig wie klar festge- legt, dass „… andere als die allgemeinen Krankenhaus- leistungen als Wahlleistungen gesondert berechnet wer- den dürfen.“ Allgemeine Krankenhausleistungen sind im gleichen Gesetz, § 2 Abs. 2 Krankenhausentgeltgesetz, als „… im Einzelfall nach Art und Schwere der Krank- heit für die medizinisch zweckmäßige und ausreichende Versorgung des Patienten notwendig …“ definiert. Zweckmäßig und ausreichend ist nicht mit Chefarztbe- handlung und Zweibettzimmer gleichzusetzen. Denn für diese Leistungen sieht § 17 Krankenhausentgeltgesetz ausschließlich Regelungen zwischen der Deutschen Krankenhausgesellschaft, DKG, und dem Verband der privaten Krankenversicherungen vor. Der Antrag der FDP-Bundestagsfraktion ist somit nicht erforderlich. Erforderlich ist aber eine Klarstellung die verdeutlicht, dass insbesondere Chefarztbehandlung sowie Ein- und Zweibettzimmer keine Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, die über Kostenerstattung refinanzierbar sind. Die Kostenerstat- tung ist grundsätzlich immer auf die Leistungen be- schränkt, die auch im Rahmen der gesetzlichen Kran- kenversicherung zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit, die im GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz geschaffen wurde, die Höhe der Kostenerstattung zu variieren, hatte zum Ziel, die Versicherten vor unkalkulierbaren Kosten zu schützen, die im Rahmen der Kostenerstattung anfal- len können. Die Regelung beinhaltet keine Möglichkeit, über das Leistungsspektrum der gesetzlichen Kranken- versicherung hinauszugehen, was mit den genannten Verträgen getan wird. Für eine Klarstellung wird sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion einsetzen. F B b d Ä l g d d s z k s T C m H b u d s g s Ä v h n m d v H 2 s r K k n d r t W z s l A k E s d d d s n D g h b (C (D Dr. Karl Lauterbach (SPD): Der Antrag der FDP- raktion, den wir heute hier verhandeln, ist ein typisches eispiel für die einseitige Lobbypolitik, die diese Partei eileibe nicht nur im Gesundheitsbereich prägt. Ob nun ie 21 000 Apotheker oder die 120 000 niedergelassenen rzte – ausgerechnet die in Wirtschaftsfragen vermeint- ich liberale FDP findet immer noch eine Interessen- ruppe, die vor einem fairen Wettbewerb bewahrt wer- en muss. Im vorliegenden Fall sollen die Unternehmen er Privatassekuranz vor dem wenigen Wettbewerb ge- chützt werden, den unser Koalitionspartner überhaupt ugelassen hat. Leider konnte hier auch die letzte Gesundheitsreform einen fairen Wettbewerb zwischen GKV und PKV chaffen. Die Zweiklassenmedizin besteht weiterhin. atsächlich ist es sogar so, dass durch die Wahltarife für hefarztbehandlung auch in der GKV die Zweiklassen- edizin sogar verschärft wird. Während Zusatztarife für otelleistungen im Krankenhaus, wie Ein- oder Zwei- ettzimmer, aus ethischer Sicht kein Problem darstellen nd ich es ausdrücklich für die Verbraucher begrüße, ass auch die gesetzliche Krankenversicherung endlich olche Tarife anbieten darf, lehne ich jede Form von un- leicher Bezahlung für gleiche medizinische Leistungen chärfstens ab. Die unterschiedliche Honorierung der rzte je nach Versichertenstatus – ob gesetzlich oder pri- at – ist der gravierendste Systemfehler unseres Gesund- eitswesens, wobei ich hinzufüge: Unterschiedliche Ho- orare sind sehr wohl erwünscht. Aber die Unterschiede üssen durch die Qualität der Leistung und die Schwere es Falles begründet werden, nicht dadurch, dass der Pri- atversicherte ein höheres Honorar bezahlen kann. Es ist doch so: Ein gesetzlich Versicherter mit einem öchstbeitrag von 550 Euro im Monat zahlt davon circa 50 Euro für die Krankenversicherung der Einkommens- chwachen. Wechselt er in die private Krankenversiche- ung, muss er dies nicht mehr bezahlen, weil die private rankenversicherung am Finanzausgleich der Kranken- assen zwischen Geringverdienenden und Gutverdie- enden nicht teilnimmt. Nur aus diesem Grunde können ie privaten Krankenversicherungen trotz höherer Hono- are für die Ärzte und mehr als doppelt so hohen Verwal- ungsausgaben billiger als die gesetzlichen Kassen sein. er bei hohem Einkommen gesetzlich versichert bleibt, ahlt nicht nur mehr, sondern muss dazu beim Arztbe- uch warten, bis der Privatversicherte behandelt wurde, eistet dann die Praxisgebühr und zahlt selbst für ein rzneimittel im Wert von 10 Euro 5 Euro beim Apothe- er dazu. Über die Jahrzehnte zahlt er mehrere 100 000 uro Beitrag. Wird er dann krank, steht ihm die Privat- prechstunde eines Universitätsprofessors nicht zu, der agegen den privatversicherten Studenten empfängt. Ärzte denken wirtschaftlich, sie behandeln nicht je- en Patienten gleich. Sie bevorzugen solche Patienten, ie ihnen mehr Geld einbringen – das sind die Privatver- icherten. Das Einkommen, das ein Patient dem Arzt ge- eriert, entscheidet über die Qualität der Behandlung. as Schlimme ist, dass die kleine Gruppe der Privile- ierten diese Zweiteilung der Gesellschaft für richtig ält. In der Partei der Besserversicherten, der FDP, ha- en sie auch ihre parlamentarische Vertretung, die diese 13392 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) Privilegien mit Klauen und Zähnen verteidigt. Das wahre Problem unseres Gesundheitssystems ist aber nicht, wie die Privatversicherten vor längeren Wartezei- ten geschützt werden können, wenn es jetzt auch gesetz- lich Versicherte gibt, die es sich leisten können, beim Arzt mehr zu bezahlen. Das wahre Problem ist, dass die- jenigen, die sich dies nicht leisten können, oft zu spät und dann auch noch falsch behandelt werden, weil sie keinen oder viel zu späten Zugang zum Spezialisten ha- ben, der sich um die Bagatellerkrankungen der Privat- versicherten kümmert. Dadurch verlieren sie nicht nur an Lebensqualität, sondern sterben auch unnötig früh, verursachen aber gleichzeitig hohe Kosten für die Allge- meinheit. Tatsächlich bekommen zum Beispiel Patienten mit Prostatakrebs häufig eine falsche Therapie, weil sie nicht zum Fachmann gehen können. Die falsche und un- nötige Behandlung kostet viel Geld; denn je weiter fort- geschritten eine Krankheit ist, desto teurer wird sie. Unser Gesundheitssystem würde wirtschaftlicher und besser werden, wenn alle Patienten, die einen Spezialis- ten benötigen, auch von einem Spezialisten behandelt werden würden. Daher sind unterschiedliche Honorare für gleiche Leistungen – ob nun in der PKV oder in der GKV – der falsche Weg. Ziel einer vernünftigen, nicht an Lobbyinteressen ausgerichteten Politik muss es sein, dass derjenige die beste medizinische Behandlung be- kommt, der sie braucht, und nicht derjenige, der mehr bezahlt. Daniel Bahr (Münster) FDP): Die Gesundheitsre- form ist gerade mal einige Monate her, und schon zeigen sich erste Umsetzungsprobleme. Die Koalition hat mit dem Gesetz unter anderem das Ziel verfolgt, dass gesetz- liche Krankenkassen auch Wahltarife anbieten dürfen. Das ist vom Grundsatz her richtig, wenn es gut gemacht ist. Die schwarz-rote Koalition hat es aber schlecht ge- macht, mit fatalen Folgen für die Versicherten und für das Verhältnis von privater und gesetzlicher Krankenver- sicherung. Die Gesundheitsreform von 2004 hatte einen guten und praktikablen Weg ermöglicht. Gesetzliche Krankenkassen dürfen ihren Versicherten Zusatzleistun- gen über Kooperationstarife mit einer Privatversiche- rung anbieten. Uns ist bis heute kein Grund erkennbar, warum dieser gute und erfolgreiche Weg durch die neue schwarz-rote Gesundheitsreform konterkariert wird. Die schwarz-rote Koalition verwischt die Grenzen zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Immer weniger Menschen werden nach der Gesundheitsreform die Möglichkeit haben, eine private Krankenvollversi- cherung abzuschließen. Auch Zusatzversicherungen bei privaten Krankenversicherungen werden unattraktiver. Die aktuelle Gesundheitsreform bewirkt eine Wettbe- werbsverzerrung zulasten der Versicherten. Nach Gesetzeslage sollen gesetzliche Krankenkassen das anbieten, was den Umfang des Sozialgesetzbuchs V umfasst. Das sind Leistungen, die dem Wirtschaftlich- keitsgebot entsprechen und nicht der Eigenverantwor- tung des Versicherten zugerechnet werden können. Sie müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein und dürfen das Maß des Notwendigen nicht über- schreiten. Dafür war der Schutz der Körperschaft ge- r d K e l m m c W w u k S s K E a c c a s s s E l r s n ß n G n K a k h s l f a D W d f A v l s ü n d s v W t d (C (D echtfertigt. Wer aber mehr versichern möchte, muss ies bei einer privaten Versicherung tun. Gesetzliche rankenkassen und private Krankenversicherungen sind ben völlig unterschiedlich. Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Rege- ung im Gesetz so weitgehend ausgelegt, wie sie von indestens einer Koalitionspartei eigentlich nicht ge- eint sein kann. Das Ministerium hat das Bundesversi- herungsamt darauf hingewiesen, dass im Rahmen der ahltarife zur Kostenerstattung auch Zusatzleistungen ie Chefarztbehandlung und Ein- oder Zweibettzimmer nd Leistungen bei einer Auslandsreise erstattet werden önnen. Das geht aber über den Leistungskatalog des GB V hinaus, das sind Leistungen die über private Zu- atzversicherungen abgedeckt werden sollten. Erste rankenkassen bieten mittlerweile solche Tarife an. rste Klagen sind die Folge, die den Körperschaftsstatus uch aus europarechtlicher Sicht infrage stellen. Die Wahltarife benachteiligen vor allem die Versi- herten selbst. Im Gegensatz zur privaten Krankenversi- herung unterliegen die gesetzlichen Krankenkassen uch mit dem Wahltarif nicht den Bedingungen des Ver- icherungsvertrags- und des Versicherungsaufsichtsge- etzes. Die Versicherten haben also weniger Rechte, als ie das bisher bei privaten Versicherungen gewohnt sind. ine gesetzliche Krankenkasse hat jederzeit die Mög- ichkeit, durch eine Änderung ihrer Satzung den Wahlta- if wieder zu schließen. Damit verliert der Versicherte einen entsprechenden Schutz. Versucht er dann, bei ei- em anderen Anbieter die Versorgungslücke zu schlie- en, wird er mit seinem aktuellen Lebensalter und sei- em in der Zwischenzeit eventuell verschlechterten esundheitszustand eingestuft. Das bedeutet, dass er je ach Situation erheblich höhere Prämienzahlungen in auf nehmen muss. Gesetzliche Krankenkassen müssen nders als Privatversicherer diese Tarife nicht mit Eigen- apital unterlegen. Es erfolgt keine Risikoprüfung, das eißt, eine saubere Kalkulation ist kaum möglich. Ge- etzliche und private Krankenversicherungen werden bi- anziell und steuerlich anders behandelt. Beispielsweise ällt bei einer Privatversicherung Versicherungssteuer n, bei einer gesetzlichen Krankenkasse hingegen nicht. as sind Wettbewerbsverzerrungen die einen fairen ettbewerb zulasten der Versicherten verhindern. Bei er gesetzlichen Krankenversicherung besteht die Ge- ahr, dass es zu Quersubventionierungen zwischen dieser rt Kostenerstattungstarif und dem Bereich der Pflicht- ersicherung kommt. Im Übrigen besteht ein unkalku- ierbares Risiko, ob auf diesem Feld tätige Krankenkas- en ihren Status als Sozialversicherung europarechtlich berhaupt halten können. Die Gesundheitsreform 2003, das Gesundheitsmoder- isierungsgesetz, hatte für solche Mehrleistungen über en GKV-Leistungskatalog hinaus, Kooperationen zwi- chen privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen orgesehen. Diese Kooperationen haben sich gut zum ohle des Versicherten entwickelt. Mit der schwarz-ro- en Regelung der Wahltarife macht die Bundesregierung iese Kooperationen zunichte. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13393 (A) ) (B) ) Wer Wettbewerb unter fairen Bedingungen will, der muss sich der FDP anschließen und Krankenkassen zu Versicherungen umwandeln. Diese sind dann keine Be- hörden mit Körperschaftsstatus mehr sondern Unterneh- men im Wettbewerb zueinander. Die FDP hat schon seit Jahren einen stärkeren Wettbewerb zwischen Kranken- versicherungen um günstigere und innovative Tarife für die Versicherten gefordert. Die FDP-Bundestagsfraktion tritt auch seit Jahren für die Kostenerstattung als Regel- fall ein. Es ist bekannt, dass die FDP schon seit längerem gesetzliche Krankenkassen in private Krankenversiche- rungen umwandeln will. Dann könnten Krankenversi- cherungen um bessere Leistungen, bessere Versorgung und günstigere und innovative Tarife konkurrieren. Der Versicherte könnte sich auf einem Markt das für ihn pas- sende Versicherungspaket wählen. Das alles wäre ein konsistenter Ordnungsrahmen mit fairen Wettbewerbs- bedingungen. Da die schwarz-rote Koalition diesen Weg nicht ge- hen will, ist es besser hier eine klare Trennung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung zu zie- hen. Es ist deshalb sinnvoll, es bei der bisherigen Rege- lung im Sozialgesetzbuch V zu belassen. Auch zukünftig sollen Zusatztarife über Leistungen, die nicht zum un- mittelbaren Leistungsspektrum der gesetzlichen Kran- kenversicherung gehören, in Kooperation mit privaten Krankenversicherungsunternehmen angeboten werden können, nicht jedoch von der gesetzlichen Krankenkasse selbst. Unabhängig davon, muss jeder GKV-Versicherte, wie in § 13 festgeschrieben, auch weiterhin die Möglich- keit haben, sich für die Kostenerstattung zu entscheiden. Frank Spieth (DIE LINKE): Die FDP hat es beinahe geschafft, mich mit ihrem Antrag aufs Glatteis zu füh- ren. Ich habe mir verwundert die Augen gerieben und mich gefragt: Will die FDP jetzt eine Stärkung der ge- setzlichen Krankenversicherung? Erst beim Lesen der Begründung ist mir aufgefallen, dass es nicht um die Stärkung der gesetzlichen Krankenkassen und der Soli- dargemeinschaft, sondern um eine Stärkung der Position der privaten Krankenversicherung geht und damit um die weitere Absicherung von Privilegien und Rendite- erwartungen der Aktionäre. Um es vorweg zu sagen: Wir werden deshalb diesen Antrag ablehnen. Ich will Ihnen auch erläutern, warum. Die Linke will eine solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversicherung, in die alle in Deutschland lebenden Menschen einbezogen werden. In dieser sollen alle von allen Einkommensarten ohne Obergrenze den gleichen prozentualen Beitrag einzahlen. Über diese Bürgerinnen- und Bürgerversicherung sollen alle die erforderlichen, notwendigen und wirtschaftlich vertretbaren Leistungen erhalten. Die Solidargemeinschaft trägt gemeinsam die Last des Einzelnen bei Krankenhausaufenthalt und bei ärztlicher Behandlung, bei Rehabilitation und bei ande- ren Heilmaßnahmen. Dabei muss der Grundsatz gelten, dass die Kranken die bestmögliche Versorgung erhalten. Der Weg, der mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungs- gesetz eingeschlagen wurde, Wahltarife einzuführen, zerstört diesen Grundsatz. Die Große Koalition hat mit W d G K B w k d d w G c w h w t Z e G a g t w k h A B z v d v m 6 d G s g N d k s n c B d t n D h s z d g p (C (D ahltarifen in der gesetzlichen Krankenversicherung en Selbstbehalt eingeführt, also einen Teilkaskotarif für esunde und daraus abgeleitet höhere Beiträge für ranke. Zusätzlich hat die Koalition für Gesunde den eitragsrückerstattungstarif ermöglicht. Für die Kranken ird es damit teurer. Mit der Kostenerstattung bei Kran- enhausaufenthalt und Arztbehandlung wird das System er Solidargemeinschaft zusätzlich geschädigt und wer- en die Betroffenen hinters Licht geführt. Denn damit ird in letzter Konsequenz die Zweiklassenmedizin im esundheitswesen zementiert und selbst in der gesetzli- hen Krankenversicherung verankert. Genau das wollen wir nicht! Es darf nicht zugelassen erden, dass Menschen mit geringem Einkommen von ochwertiger medizinischer Versorgung ausgeschlossen erden und nur noch diejenigen mit Kostenerstattungs- arifen oder entsprechenden privaten Zusatztarifen den ugang zur bestmöglichen medizinischen Versorgung rhalten. Aber genau auf diesem Weg ist das deutsche esundheitswesen mittlerweile. Mir wird von Ärzten aus Krankenhäusern und von mbulant tätigen Medizinern berichtet, dass die Versor- ung der Patienten immer mehr von der Einkommenssi- uation abhängig ist und Privatversicherte bevorzugt erden. Damit werden sozial Benachteiligte und ein- ommensschwache Bevölkerungsgruppen von einer ochwertigen Versorgung faktisch ausgeschlossen. Eine LG-II-Bezieherin berichtete mir kürzlich in einem rief, dass ihr von einem Arzt empfohlen wurde, für ihr u früh geborenes Kind, Frühchen, eine private Zusatz- ersicherung abzuschließen, um alle medizinisch erfor- erlichen Leistungen zu erhalten. Ganz abgesehen da- on, dass dies gesetzwidrig ist – die Frau hätte dies nur it einer Versicherung abdecken können, die monatlich 0 Euro gekostet hätte. Wie soll eine ALG-II-Bezieherin as bezahlen? Michael Moore und das amerikanische esundheitssystem lassen grüßen. Die Kommerzialisierung und Privatisierung des Ge- undheitswesens lohnt sich nur für die Leistungserbrin- er, aber nicht für die Leistungsbezieher, die Kranken. ein, mit Wahl- und Kostenerstattungstarifen wird mit em 130 Jahre alten Grundsatz in der gesetzlichen Kran- enversicherung gebrochen: dass Junge für Alte, Ge- unde für Kranke und Gutverdienende für Geringverdie- ende einstehen. Wir wollen eine moderne und soziale Krankenversi- herung. Wir wollen deshalb die solidarische und soziale ürgerinnen- und Bürgerversicherung. Dies alles will ie FDP nicht, auch nicht mit dem hier vorliegenden An- rag. Sie will das System der Privilegien und der Rosi- enpickerei stärken. Dabei macht die Linke nicht mit. eshalb werden wir gegen diesen Antrag stimmen. Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das ätte ich mir auch nicht träumen lassen: Die FDP chwingt sich zur Retterin von Solidarprinzip und So- ialversicherung auf. Die Krankenkassen würden durch as Angebot von Wahltarifen ihren rechtlichen Status efährden. Deshalb sollten sie dieses Geschäft lieber den rivaten Krankenversicherungsunternehmen überlassen. 13394 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) In der Sache ist das weitgehend an den Haaren herbei- gezogen. Weder dem Grundgesetz noch dem europäi- schen Gemeinschaftsrecht lässt sich entnehmen, dass öffentliche Unternehmen grundsätzlich gegenüber priva- ten Unternehmen zurückzustehen hätten. Gewährleistet muss lediglich sein, dass das Beitragsaufkommen nur für sozialversicherungsrechtliche Aufgaben verwendet wird. Die von der FDP befürchteten Quersubventionierun- gen sind also verboten, und dieses Verbot ist im SGB V auch festgeschrieben. Aber darum geht es der FDP auch gar nicht. Tatsächlich will sie den Schutzzaun um die PKV wieder etwas höher machen. Dabei werden sie die guten Wünsche einiger aus der Union begleiten. Die dürften ganz erschrocken darüber sein, was sie der PKV mit den Wahltarifen eingebrockt haben. Auf einmal muss diese sich der Konkurrenz der gesetzlichen Kassen erwehren. So hatten sie sich das nicht gedacht. Dabei stehen die Patronageverhältnisse zwischen Union, FDP und privater Assekuranz in einem seltsamen Gegensatz zu dem Hohelied, das in diesen Parteien sonst auf die PKV gesungen wird. Wenn die PKV tatsächlich so beispielgebend und leis- tungsfähig ist, wie das diese Politiker immer wieder be- haupten, warum kann sie sich nicht selber wehren? Wa- rum müssen schon wieder die Verbündeten in den Parteien angebaggert und die Gutachter in Stellung ge- bracht werden, statt den Versicherten attraktive und in- telligente Angebote zu machen? Was ist das eigentlich für ein System, das sofort Schnupfen bekommt, wenn es dem Wind des Wettbewerbs ausgesetzt wird? Die Wahltarife in der GKV sind weder Bein- noch Systembruch. Sie können das Solidarsystem sogar stär- ken, wenn sie bei denen, die weder auf Solidarität noch auf Wahlfreiheit verzichten wollen, die Zustimmung zur GKV festigen. Sie können sich auch finanziell für die Versichertengemeinschaft rechnen. Den ängstlichen Kolleginnen und Kollegen von der Linken sei da die Auswertung des Modellprojekts zu Selbstbehalten emp- fohlen, die die Techniker-Krankenkasse vor wenigen Jahren durchgeführt hat. Damals überstiegen die Einspa- rungen die ausgeschütteten Beitragsrabatte. Allerdings zeigen die bisherigen Zahlen, dass der Großteil der Versicherten nur ein geringes Interesse an Wahltarifen hat. Die meisten Versicherten scheinen mit dem vergleichsweise unkomplizierten Sachleistungssys- tem der GKV vollauf zufrieden zu sein. Das Leben ist ja auch sonst kompliziert genug. Insofern ist die Diskus- sion über den Antrag der FDP auch nur von begrenzter Bedeutung. Wichtiger ist aber ein anderer Aspekt. Wenn es uns nicht endlich gelingt, eine gemeinsame Wettbewerbsord- nung für Krankenversicherer aller Rechtsformen zu schaffen, werden wir solche und ähnliche Auseinander- setzungen immer wieder erleben. Es gibt keinen guten Grund dafür, zwei Krankenversicherungssysteme mit völlig unterschiedlichen Spielregeln nebeneinander zu betreiben. Das schadet der sozialen Gerechtigkeit, setzt falsche Anreize für das Gesundheitswesen und verhin- dert eben auch Wettbewerb. Das lässt sich auch nicht mit einer „Sonderwirtschaftszone“ im Bereich der Wahl- t f n A d r 2 c a J L S d a w B f v n a n b B s z b g l n w e s l u o S v z N D R i n e M S W e (C (D arife beheben. Dafür wäre schon ein größerer Wurf er- orderlich. Allerdings wird dafür auch etwas mehr Mut ötig sein, als ihn diese Bundesregierung aufbringt. nlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der nachträglichen Sicherungsver- wahrung bei Verurteilungen nach Jugendstraf- recht (Tagesordnungspunkt 39) Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Mit dem vorliegen- en Gesetzentwurf setzt die Große Koalition eine Verab- edung aus dem Koalitionsvertrag vom 11. November 005 um. Dort heißt es wörtlich: „Die nachträgliche Si- herungsverwahrung soll in besonders schweren Fällen uch bei Straftätern verhängt werden können, die nach ugendstrafrecht wegen schwerster Straftaten gegen das eben, die körperliche Unversehrtheit oder die sexuelle elbstbestimmung verurteilt wurden.“ Genau dies wer- en wir jetzt tun. Zur historischen Redlichkeit gehört es allerdings uch, nicht nur einen Blick auf den Koalitionsvertrag zu erfen, sondern nachdrücklich auch auf die langjährigen emühungen der Unionsländer hinzuweisen, diese of- enkundige Lücke in unserem System der Sicherungs- erwahrung zu schließen. Ich empfinde es als überhaupt icht ehrenrührig, auch von dieser Stelle einmal deutlich uszusprechen, welch gewichtige Beiträge die Justizmi- isterinnen und Justizminister der Länder in dieser De- atte seit vielen Jahren beisteuern. Und wenn das Land ayern im vergangenen Monat bei der Behandlung die- es Gesetzentwurfes im Bundesrat zu Protokoll gab – ich itiere wörtlich –: „Wir können daher mit Fug und Recht ehaupten, gemeinsam den entscheidenden Anstoß dazu egeben zu haben, dass diese Sicherheitslücke nun end- ich geschlossen werden kann“, dann ist es völlig in Ord- ung, dass dies einmal auch deutlich ausgesprochen ird. Die Debatten in der Vergangenheit haben gezeigt, und s wird heute nicht anders sein, dass es sich bei dem In- titut der Sicherungsverwahrung um ein bei vielen unge- iebtes Kind handelt. Die Sicherungsverwahrung ist nbestritten das schärfste Schwert, das unsere Rechts- rdnung zur Verfügung stellt. Sie verhindert, dass ein traftäter die Freiheit erlangt, obwohl er seine Strafe voll erbüßt hat. Gleichwohl sind die bisherigen Regelungen ur Sicherungsverwahrung wie auch die nun anstehende euregelung gut, richtig und leider auch notwendig. enn wir sollten uns immer wieder daran erinnern: Die atio legis aller Regelungen zur Sicherungsverwahrung st der Schutz unserer Mitbürger vor Straftätern, von de- en mit einer hohen Wahrscheinlichkeit weiterhin eine rnst zu nehmende Gefahr für Leib und Leben anderer enschen ausgeht. Diese Gruppe von gefährlichen traftätern ist sicherlich überschaubar, aber es gibt sie. ir können sie nicht einfach wegdiskutieren oder sonst infach ausblenden, frei nach dem Motto: Was nicht sein Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13395 (A) ) (B) ) darf, das nicht sein kann. All dies wäre völlig unverant- wortlich. Für uns als Union zählt es zu den wichtigsten Anlie- gen, entschlossen für die Sicherheit und körperliche Un- versehrtheit unserer Mitbürger einzutreten. Und die best- mögliche Erfüllung dieser Verpflichtungen ist für mich auch keine Frage liberaler oder weniger liberaler Aus- richtung der Rechtspolitik. Entscheidend ist vielmehr das Bemühen, auf der Grundlage unserer demokrati- schen Rechtskultur und mit allen Mitteln unseres wehr- haften Rechtsstaates das Risiko für unsere Mitbürger, das von dieser überschaubar kleinen Gruppe gefährlicher Menschen ausgeht, so gering wie möglich zu halten. Daher will ich an dieser Stelle nochmals deutlich da- rauf hinweisen, dass es auch bei der anstehenden Erwei- terung der Sicherungsverwahrung nicht um Strafe oder Sühne geht und dass damit selbstverständlich auch nicht gegen das Verbot der Doppelbestrafung oder der Rück- wirkung verstoßen wird. All dies ist inzwischen höchstrichterlich und abschließend verfassungsrechtlich geklärt. Jegliche Sicherungsverwahrung dient allein dem Schutz der Allgemeinheit vor dem nach wie vor gefährli- chen Täter. Der Staat hat, dies ist meine felsenfeste Überzeugung, eindeutig auch diesen Schutzauftrag ge- genüber unseren Mitbürgern einzulösen. Als potenzielle Opfer haben unsere Mitbürger ein Anrecht, den best- möglichen Schutz zu erhalten, den eine Rechtsordnung zur Verfügung stellen kann. Ihr Recht auf Leben, ihr Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit darf auch nicht haltmachen vor Tätern, die nach Jugendstrafrecht verurteilt wurden und am Ende eines langjährigen Strafvollzugs weiterhin eine Gefahr für ihre Mitbürger darstellen. Diese Lücke wol- len und werden wir jetzt schließen. Nun wird diesem Lü- ckenschluss vorgehalten, er sei mit dem Erziehungsge- danken des Jugendstrafrechts unvereinbar. Ich halte diesen Einwand für nicht stichhaltig, ja, ich empfinde ihn geradezu als Schutzbehauptung. Sicherlich ist unser Jugendstrafrecht vom Erziehungsgedanken noch form- barer junger Menschen getragen, und dies ist gut und auch richtig so. Junge Täter sollen zunächst einmal im Jugendstrafvollzug die Chance erhalten, ihre Reiferück- stände durch die Entwicklung ihrer Persönlichkeit aus- zugleichen. Und wir sind doch alle glücklich, wenn dies gelingt. Doch was geschieht, wenn dies misslingt? Wir ken- nen doch die Berichte von Gutachtern und Therapeuten über Täter, deren Sozialisierungs- und Erziehungsdefi- zite im Jugendstrafvollzug nicht behoben werden konn- ten, vielleicht, weil sie auch noch nie sozialisiert oder er- zogen worden sind. Was geschieht also, wenn die Erziehung gescheitert ist, aber vom Täter weiterhin er- hebliche Gefahren für die Allgemeinheit drohen? Bedau- erndes Achselzucken wie bisher, frei nach dem Motto: Pech gehabt, damit muss man halt leben. Oder raffen wir uns auf, ein reales Defizit im System der Sicherungsver- wahrung endlich zu beheben, auch wenn es sich nur um vermeintliche Einzelfälle handeln sollte? Ich bin jedenfalls froh, dass die Koalition mit dem vorliegenden Gesetzentwurf, den wir heute in erster Le- s W l g E m f c H r J ß h W j k n w F z g w A s t t S S h V a d b i s d d s o b a w n t l v W e r g l f (C (D ung beraten, sich für den letzteren und damit besseren eg entschieden hat. Ich weiß, dass er nicht alle Vorstel- ungen und Wünsche, die in der Diskussion sind, aufge- riffen hat. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass dieser ntwurf eine wohl fundierte Grundlage für unsere parla- entarischen Beratungen darstellt, auf die ich mich reue. Joachim Stünker (SPD): Bislang ist die nachträgli- he Sicherungsverwahrung nur bei Erwachsenen und eranwachsenden möglich, die nach Erwachsenenstraf- echt verurteilt werden. Leider gibt es aber auch nach ugendstrafrecht verurteilte junge Täter, die trotz Verbü- ung einer mehrjährigen Jugendstrafe weiterhin in ho- em Maße für andere Menschen gefährlich sein können. ir werden den Schutz der Bevölkerung vor solchen ungen Schwerkriminellen verbessern. Gegen sie kann ünftig die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung achträglich angeordnet werden. Die Maßnahme be- irkt, dass ein junger Täter trotz Haftverbüßung nicht in reiheit entlassen wird. Allerdings ist möglicher lebenslanger Freiheitsent- ug bei einem noch in der Entwicklung befindlichen jun- en Menschen ein stärkerer Eingriff als bei einem Er- achsenen. Deshalb legen wir die Messlatte für die nordnung der nachträglichen Sicherungsverwahrung ehr hoch. Sie wird nur Jugendliche und Heranwachsende be- reffen, die wegen gravierender Verbrechen zu mindes- ens sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt wurden. Die ieben-Jahres-Schwelle stellt sicher, dass ein junger traftäter zum Zeitpunkt der Entscheidung über die Ver- ängung der Sicherungsverwahrung ein Erwachsener ist. on der Richtigkeit dieser hohen Schwelle konnten wir uch den Koalitionspartner überzeugen. Gravierende Verbrechen sind solche gegen das Leben, ie körperliche Unversehrtheit oder die sexuelle Selbst- estimmung oder Fälle von Raub mit Todesfolge – auch n Verbindung mit räuberischem Diebstahl oder Erpres- ung. Der Katalog dieser sogenannten Anlasstaten für ie nachträgliche Sicherungsverwahrung ist enger als er des Erwachsenenstrafrechts. Die Anlassstraftat muss außerdem zu einer schweren eelischen oder körperlichen Schädigung des Opfers der zur Gefahr einer solchen für das Opfer geführt ha- en. Das Erfordernis schränkt die Anlasstaten zusätzlich uf die schwerwiegendsten Verbrechensfälle ein. Im Er- achsenenstrafrecht gibt es diese Beschränkung so icht. Zudem bedarf die nachträgliche Anordnung der Un- erbringung in der Sicherungsverwahrung einer Gefähr- ichkeitsprognose. Es müssen vor Ende des Jugendstraf- ollzugs Tatsachen erkennbar sein, die mit hoher ahrscheinlichkeit erwarten lassen, dass der Verurteilte rneut gravierende Verbrechen begehen wird. Das Ge- icht muss nach Einholung von zwei Sachverständigen- utachten aufgrund einer Gesamtwürdigung die Gefähr- ichkeit des Täters mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ür die Zukunft annehmen. Die Voraussetzungen für ei- 13396 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) nen weiteren Verbleib in der Sicherungsverwahrung sind jährlich zu überprüfen. Bei Erwachsenen gilt eine Über- prüfungsfrist von regelmäßig zwei Jahren. Die Einführung der nachträglichen Sicherungsver- wahrung für nach Jugendstrafrecht Verurteilte wird zwar weiterhin nicht alle Straftaten verhindern. Aber es erhöht die Sicherheit unserer Bevölkerung, wenn ein junger Schwerkrimineller, der anderenfalls in kürzester Zeit wieder rückfällig wird, in staatlichem Gewahrsam bleibt. Jörg van Essen (FDP): Die Sicherungsverwahrung gehört zu den Themen, mit denen sich der Bundestag in jeder Wahlperiode erneut befasst. Aufgrund von aktuel- len Ereignissen, die in besonderer Weise für Aufmerk- samkeit in der Öffentlichkeit sorgten, sah sich der Ge- setzgeber in den vergangenen Jahren mehrmals in der Pflicht, Gesetze zu verabschieden, die das Instrument der Sicherungsverwahrung für immer mehr Anwen- dungsfälle geöffnet hat. Um es vorweg klar zu sagen: Die Sicherungsverwahrung ist leider nach wie vor not- wendig und daher als Maßregel der Besserung und Si- cherung im Strafrecht unverzichtbar. Wenn ich Besuche mache in Strafvollzugsanstalten in meinem Wahlkreis und dort mit den Anstaltsleitern, aber auch mit meinen Kollegen bei der Staatsanwaltschaft diskutiere, werden immer wieder Fälle genannt von Straftätern, die seit vie- len Jahren inhaftiert sind und bei denen jede neue Begut- achtung die Prognose stützt, dass eine Freilassung des Inhaftierten in keiner Weise zu verantworten wäre. Viele Strafgefangene bleiben auch nach langjähriger Haft wei- terhin brandgefährlich. Hier bietet die Sicherungsver- wahrung eine letzte Möglichkeit, auf diese Fälle ange- messen zu reagieren. In der 14. Wahlperiode hat der Bundestag die nach- trägliche Sicherungsverwahrung eingeführt. Die Rege- lung, die damals auch mit den Stimmen der FDP verab- schiedet wurde, sieht vor, dass die Anordnung der nachträglichen Sicherungsverwahrung auch dann erfol- gen kann, wenn sich der Hang zu gefährlichen Straftaten erst während des Vollzugs herausstellt und das erken- nende Gericht die Anordnung bereits bei Verurteilung des Täters im Urteil vorbehalten hat. Ich glaube nach wie vor, dass wir damit eine verhältnismäßige und ak- zeptable gesetzliche Lösung gefunden haben, die sowohl den Bedürfnissen der Praxis als auch den Bedürfnissen nach einer rechtsstaatlich einwandfreien Gesetzesgrund- lage gerecht wird. Die FDP-Bundestagsfraktion war der Auffassung, dass diese Voraussetzungen bei der Anordnung der nach- träglichen Sicherungsverwahrung dann nicht mehr gege- ben sind, wenn die Anordnung nicht im Urteil vorbehal- ten wird, sondern erst nachträglich erfolgt. Wir haben dieser erneuten Erweiterung der Sicherungsverwahrung in der vergangenen Wahlperiode daher nicht zuge- stimmt. Grund für unsere Ablehnung war auch die mit dem Gesetz eingeführte Möglichkeit der nachträglichen Sicherungsverwahrung gegenüber Heranwachsenden. Bereits damals wurde von vielen Sachverständigen da- rauf hingewiesen, dass erhebliche Probleme im Hinblick auf die Prognoseentscheidung zu erwarten sind. m r d j w p J d k a m h s W h d a d r g R i J S g f D g d M u E d z r r m H d f D s r d d w k b m v I R h z A k r (C (D Die damals vorgetragenen Argumente gelten für eine Fraktion für den Gesetzentwurf, den wir heute be- aten, in besonderer Weise. Die Bundesregierung möchte ie nachträgliche Sicherungsverwahrung ausdehnen auf unge Menschen, die nach Jugendstrafrecht verurteilt urden. Wir reden daher über Verurteilte, die zum Zeit- unkt der Tatbegehung 14 bis 17 Jahre alt oder 18 bis 20 ahre alt waren, soweit das Jugendstrafrecht zur Anwen- ung kam. In der Gesetzesbegründung heißt es hierzu, es önne Fälle geben, in denen nach Einschätzung von Gut- chtern und Justiz nach oder noch nach Verbüßung einer ehrjährigen Jugendstrafe von einer entsprechenden ho- en künftigen Gefährlichkeit auszugehen sei. Diese chwammige Formulierung überzeugt mich in keiner eise von der Notwendigkeit dieser Initiative. Dem ste- en Aussagen von namhaften Kriminologen gegenüber, ie überstimmend die Auffassung vertreten, dass ihnen us ihrer Praxis kein Fall bekannt sei, der die Notwen- igkeit für eine Erweiterung der nachträglichen Siche- ungsverwahrung auf junge Menschen erfordert. Der Widerstand aus den Kreisen der Wissenschaft ge- en den Gesetzentwurf der Bundesregierung ist groß, zu echt, wie ich meine. Eine Persönlichkeitsverfestigung n Richtung eines Wiederholungshanges hat in jungen ahren oftmals noch nicht stattfinden können. Bei jungen traftätern kann aufgrund der viel kürzeren Delinquenz- eschichte eine zuverlässige Aussage über künftige Ge- ährlichkeit meist nicht zuverlässig getroffen werden. ie Bundesregierung sieht dies ebenso. Die Gesetzesbe- ründung spricht daher von der besonderen Unsicherheit er notwendigen Gefährlichkeitsprognose bei jungen enschen, die sich aus ihrer kürzeren Lebensgeschichte nd Legalbiographie sowie ihrer noch nicht beendeten ntwicklung ergibt. Auch aus einem anderen Grund halte ich die Initiative er Bundesregierung für bedenklich. In den vergangenen ehn Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die siche- ungsverwahrt sind, verdoppelt. Damit verliert die Siche- ungsverwahrung ihre Funktion als Ultima ratio. Der ehe- alige Richter am Bundesgerichtshof Hartmuth orstkotte ist in der FAZ am Sonntag wie folgt zitiert wor- en: „Die ausufernde Maßregelgesetzgebung läuft Ge- ahr, das Gerüst unseres Rechtsstaates zu unterspülen.“ as Bundesverfassungsgericht hat bisher die Verfas- ungsgemäßheit der nachträglichen Sicherungsverwah- ung mit der engen Begrenzung des Anwendungsbereichs er Norm begründet. Das Gericht hat darauf hingewiesen, ass die nachträgliche Anordnung der Sicherungsver- ahrung nur in besonderen Ausnahmefällen in Betracht ommt und auf einige wenige Verurteilte beschränkt leibt. Durch die ständige Erweiterung der Anordnungs- öglichkeiten der nachträglichen Sicherungsverwahrung erliert die Maßregel gerade ihren Ausnahmecharakter. ch halte es für bedenklich, wenn der Gesetzgeber hier als eaktion auf Einzelfälle versucht, jede denkbare Sicher- eitslücke zu schließen. Der Blick in das Strafgesetzbuch eigt, dass die Vielzahl der gesetzlichen Regelungen zur nordnung der Sicherungsverwahrung mittlerweile eine Systematik mehr erkennen lässt. Ich halte die Ausweitung der nachträglichen Siche- ungsverwahrung auch vor dem Hintergrund, dass es in Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13397 (A) ) (B) ) Deutschland nach wie vor an zuverlässigen Diagnose- und Prognoseinstrumenten fehlt, für höchst bedenklich. Es passt nicht zusammen, wenn der Bundesgesetzgeber ständig die Anordnungvoraussetzungen erweitert und die Länder aufgrund ihrer Personal- und Finanzknapp- heit nicht in der Lage sind, die hohen Anforderungen an die Prognoseentscheidungen und die Begutachtung zu erfüllen. Es wird den Problemen in keiner Weise gerecht, einzig und allein in der Sicherungsverwahrung die Lö- sung für schwere Fälle von Straftätern zu sehen. Gerade für junge Menschen müssen Alternativen gefunden wer- den, ich denke da zum Beispiel an den Ausbau von am- bulanten Maßnahmen. Nicht hinzunehmen sind auch die Defizite, die seit vielen Jahren bestehen bei der Bereit- stellung sexualtherapeutischer Angebote. Ich bin mir im Klaren, dass diese therapeutischen Maßnahmen Geld kosten. Wenn die Bereitstellung ausreichender therapeu- tischer Maßnahmen jedoch geeignet ist, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, dann kann das Argument der leeren Kassen nicht gelten. Ich sehe hier auch einen wichtigen Beitrag für den Opfer- schutz. Verantwortliche Rechtspolitik muss sicherstellen, dass die Gewährleistung von Sicherheit verhältnismäßig und mit rechtsstaatlichen Mitteln erfolgt. In diesem Rah- men bieten sich Alternativen zur Sicherungsverwahrung, gerade in Bezug auf junge Menschen, an. Ich würde mich freuen, wenn wir die parlamentarischen Beratun- gen auch dafür nutzen würden, uns mit diesen Alternati- ven sachlich und unter Hinzuziehung von Sachverstand aus Wissenschaft und Praxis auseinanderzusetzen. Wolfgang Nešković (DIE LINKE): Mit dem vorlie- genden Entwurf bezweckt die Bundesregierung, beson- ders gefährliche, nach Jugendstrafrecht verurteilte Straf- täter auch nach Ablauf ihrer Haftstrafen in Verwahrung zu halten, um die Allgemeinheit vor ihnen zu schützen. Ich gehe davon aus, dass dieses Vorhaben in der Öffent- lichkeit mehrheitlich auf Zustimmung treffen wird. Ich verstehe sehr gut, dass sich die Menschen nach Sicher- heit und Schutz sehnen. Ich meine weiterhin, dass meine Fraktion keinen Blumentopf bei den Wählerinnen und Wählern gewinnen wird, wenn wir uns heute gegen die- sen Entwurf aussprechen. Wir tun uns mit unserem Wi- derspruch also keinen Gefallen. Es geht jedoch nicht da- rum, was gefällt – es geht darum, was richtig ist. Richtig ist ein entscheidender Grundsatz des Straf- rechts, der sich in der französischen Aufklärung heraus- gebildet hat, seine Fortentwicklung im deutschen Ide- alismus nahm und schließlich in das Preußische Allgemeine Landrecht und später in das deutsche Straf- gesetzbuch Eingang fand. Dieser alte und wertvolle Grundsatz ist das Schuldprinzip. Es ist die richtige Idee, dass die Strafe, also auch der Freiheitsentzug, seine Ur- sache in der Schuld des Täters haben muss. Wenn eine Haftzeit endet, dann bedeutet dies, dass eine Schuld ab- gegolten wurde. Ein weiterer Freiheitsentzug unter den bisherigen Be- dingungen, der nunmehr unter dem Etikett der Sicherung oder Besserung stattfindet, läuft auf eine Strafe für noch n n d s g d v n d z m d ß w d s U v d N b h T E v v s 1 J w v a d s s g r S s w s d d S d (C (D icht begangene Taten hinaus. Natürlich mag es in ei- em rechtstaatlichen Gemeinwesen niemand recht über ie Lippen bringen, dass es in Ordnung sei, einen Men- chen für Taten zu bestrafen, die er noch gar nicht be- angen hat. Was daher sehr viel leichter über die Lippen geht und eshalb für die Begründung bevorzugt wird, ist das Wort on der Zweigleisigkeit des Strafrechtes. Demnach sei ur ein Gleis für schuldadäquate Strafe zuständig; auf em zweiten Gleis der Maßregel hätte der Freiheitsent- ug schon keinen Strafcharakter. Auf diesem sei viel- ehr der Schutz der Allgemeinheit angesprochen oder ie Besserung des Täters. Aber auf beiden Gleisen fährt ein Täter gleicherma- en in den Knast. Für ihn macht es keinen Unterschied, enn der identische Vollzug das eine Mal Strafe, das an- ere Mal Maßregel heißt. Er verbringt seine Gefangen- chaft hinter denselben Gittern unter denselben täglichen mständen. Er ist unschuldig – aber gefährlich. Doch die Abwehr on Gefahr ist gerade keine Aufgabe des Strafvollzuges. Dieses ernste Begründungsdefizit sorgte vermutlich afür, dass man mit der Sicherungsverwahrung in der achkriegszeit zunächst äußerst behutsam umging. Man eschränkte die Sicherungsverwahrung damals auf öchstens zehn Jahre für erheblich rückfallgefährdete äter schwerster Straftaten nach der dritten Bestrafung. s bestand auch kein Anlass, dieses Instrument weiter zu erschärfen, weil die Gewalttaten über einen Zeitraum on 30 Jahren objektiv nicht zunahmen. Ich zitiere dazu aus dem gekürzten Zweiten Periodi- chen Sicherheitsbericht der Bundesregierung vom 5. November 2006. Auf Seite 9 heißt es: In den letzten drei Jahrzehnten hat, entgegen weit verbreiteter Meinung, weder die Opfergefährdung durch Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung noch durch Mord oder Totschlag zugenommen; dies gilt auch für Sexualmorde an Kindern. Ohne echte Not brachen jedoch in den späten 90er- ahren die rechtstaatlichen Dämme. Die Zehnjahresfrist urde aufgehoben. Außerdem konnte die Sicherungs- erwahrung nun bereits bei zweimaliger Tatbegehung ngeordnet werden. 2002 konstruierte der Gesetzgeber ann eine vorbehaltene Sicherungsverwahrung, die chon bei einer Erstverurteilung infrage kam. 2004 chließlich eröffnete das Bundesverfassungsgericht so- ar den Weg für eine nachträgliche Sicherungsverwah- ung, die ohne Vorbehalt noch nach Verbüßung der trafe angeordnet werden konnte. Während die schwere Kriminalität zurückging, mar- chierte die Sicherungsverwahrung unaufhaltsam vor- ärts. Was über viele Jahrzehnte einmal eine winzige, chwer zu begründende Ausnahme zum Schuldprinzip arstellte, rückte plötzlich in die Nähe einer Regel. Wir sprechen heute über eine weitere Ausweitung auf ie Gruppe der jugendlichen und heranwachsenden traftäter, von denen völlig zu Recht angenommen wird, ass sie noch sehr stark formbar sind. Anders als 13398 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) erwachsene Straftäter haben sie erst eine sehr kurze Le- bensphase der Prägung durchlebt, auf die sie zudem selbst kaum Einfluss hatten. Diese Tätergruppe wird straffällig, bevor sie ihr Le- ben überhaupt in die eigenen Hände nimmt. Sie tut ande- ren Gewalt an, quält andere, vergewaltigt und mordet, bevor es jemandem gelingt, ihnen Empathie nahezubrin- gen oder eine Fühlung für den Wert des menschlichen Lebens. Aber weil sie Menschen sind und weil sie jung sind, sagen wir von ihnen im Besonderen: Die schreiben wir trotzdem nicht ab. Ihre Haftzeit ist eine Erziehungszeit, die ihnen oft nicht etwa die Rückkehr in die Gesellschaft, sondern erstmalig einen Einzug in die Gesellschaft ermöglichen soll. Jeder Einzelne von Ihnen, der nach Ablauf der Haft in die Freiheit entlassen wird, ist Träger von Chance und Risiko zugleich. Es besteht das Risiko, dass sich alte Verhaltensmuster wiederholen und Menschen wieder missachtet, gequält oder gar getötet werden. Es besteht jedoch auch die Chance, dass die Gemeinschaft einen Menschen zurückgewinnt, der seinen Mitmenschen mit Respekt und Verantwortung begegnet. Der uns heute vorliegende Entwurf behandelt eben- falls Chance und Risiko. Er trägt jedoch eine schlimme Tendenz in sich. Er sieht zuallererst das Risiko und ver- nachlässigt die Chancen. Eine freie Gesellschaft funktio- niert umgekehrt. Sie erträgt eher Risiken, als dass sie sich von ihren Chancen trennt. Und schließlich: Wenn eine freie Gesellschaft nicht umhinkommt, Risiken zu bewerten und zur Grundlage der Gesetzgebung zu machen, dann lässt sie sich nur von Fakten, nicht von Ängsten leiten. Ich zitiere deshalb noch einmal aus dem Zweiten Periodischen Bericht der Bundesregierung, diesmal aus der ungekürzten Fassung, S. 47: „Gefühlte“ Kriminalität, die maßgeblich auch durch die nicht immer sachgerechte Aufbereitung dieses Themas durch die in ihrer alltäglichen Bedeutung stetig wachsenden Massenmedien gespeist wird, kann auch kriminalpolitische Entscheidungen nach- haltig beeinflussen und deren Optionen begrenzen. Im Klartext wird hier zum Ausdruck gebracht: Weil die Medien Ängste weiter schüren, soll der Gesetzgeber weitere Gesetze machen. Überlegen Sie bitte sehr genau, ob Sie das überzeugend finden. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der vorliegende Gesetzentwurf beinhaltet die sechste Aus- weitung der Sicherungsverwahrung binnen gerade ein- mal zwölf Jahren. Die vermeintlichen Lücken wurden von Mal zu Mal kleiner; die Vorschläge, um diese Lü- cken noch zu schließen, mit jedem Mal ausgefeilter und detaillistischer. Ich denke, es ist der Zeitpunkt gekommen, einmal in- nezuhalten und sich die Frage zu stellen: Wo geht sie hin, die Entwicklung im Bereich der Sicherungsverwah- rung? w a r w l d t l s n g i s a R A i h b m w m t P u s n G m D g s g p k h w s r t s f t s N t m R S c i i (C (D Im Jahr 1995 waren 183 Menschen in Sicherungsver- ahrung. Bis März 2007 stieg diese Zahl kontinuierlich n – auf jetzt 415 Personen. Das bedeutet eine Steige- ung um mehr als das Doppelte in nur zwölf Jahren! Es erden also immer mehr Menschen – tendenziell lebens- änglich – prophylaktisch zur Sicherheit verwahrt, und ies ganz im Gegensatz zu der tatsächlichen Kriminali- ätsentwicklung in den für die Sicherungsverwahrung re- evanten Kriminalitätsbereichen: Bei schweren und chwersten Gewalt- und Sexualstraftaten sind die Krimi- alitätszahlen in dem oben genannten Zeitraum gleich eblieben oder sogar rückläufig. Richtig ist, es gibt ganz wenige Menschen, die für hre Mitmenschen sehr gefährlich bis lebensgefährlich ind, manchmal für einen gewissen Zeitraum, manchmal uch ein Leben lang. Doch es ist die Aufgabe der echtspolitik, an dieser Stelle nicht nur die Sicherheit im uge zu haben – dies ist selbstverständlich –, sondern mmer auch die Rechte der Betroffenen im Blick zu be- alten. Letzteres, mag es auch schwierig sein, ist und leibt die Aufgabe, der wir Rechtspolitiker uns stellen üssen. Es gab in der Rechtspolitik unter denen, die sie befür- orten, zur Sicherungsverwahrung einmal einen Mini- alkonsens. Nur bei wiederholten und nur bei schwers- en Straftaten, nur bei erwachsenen Menschen, deren ersönlichkeitsentwicklung bereits abgeschlossen ist, nd nur auf sicherer psychologischer Prognosebasis ollte Sicherungsverwahrung angeordnet werden kön- en. Seit dieser Konsens verlassen wurde, erodieren die renzen im Bereich Sicherungsverwahrung immer ehr. Um vermeintlicher Sicherheit willen wurden die eliktschwellen abgesenkt, die Tatsachengrundlage aus- edünnt, der Personenkreis ausgeweitet. Stets waren chreckliche Einzelfälle Anlass, hier immer weiter zu ehen. Wir Grünen haben hiergegen angekämpft, stop- en konnten wir an dieser Stelle wenig. Aber wenigstens onnten wir die verfahrensrechtlichen Sicherungen erhö- en, um Fehlurteilen vorzubeugen. Nun liegt erneut eine Ausweitung der Sicherungsver- ahrung auf dem Tisch. Nach dem Willen der Koalition oll nun Sicherungsverwahrung auch gegen minderjäh- ige Straftäter verhängt werden können; sogar bei Ersttä- ern und bis kurz vor Haftentlassung. Die für Heranwach- ende geltenden besonderen Schutzregelungen werden ür Jugendliche nicht übernommen. Fesseln, die aus gu- en Gründen der Sicherungsverwahrung noch angelegt ind, werden gesprengt. Es sind Türöffner für weitere euregelungen – sprich Ausweitungen – die ich vonsei- en der sicherheitspolitisch Nimmersatten auf uns zukom- en sehe. Lückenlose Sicherheit kann es in einem freiheitlichen echtsstaat nicht geben. Übertragen auf das Recht der icherungsverwahrung: Ein lückenloses Recht der Si- herungsverwahrung kann es niemals geben. Daran will ch an dieser Stelle ausdrücklich erinnern, bevor wir nun n die Ausschussberatungen eintreten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13399 (A) ) (B) ) Brigitte Zypries, Bundesministerin der Justiz: Die Unterstützung des Projekts, das wir hier auf den Weg bringen, wird nicht allen in der Koalition leichtfallen, und das ist auch verständlich. Wir reden hier über die nachträgliche Sicherungsverwahrung von jungen Men- schen, von Menschen, die zwar schwere Straftaten ver- übt haben, die sich aber noch in der Entwicklung befin- den und die ihre Strafe vollständig verbüßt haben. Wir haben uns die Arbeit an diesem Gesetz alles an- dere als leicht gemacht, aber ich meine, das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wir verbessern den Schutz der Allgemeinheit, aber wir beschränken die Sicherungsver- wahrung zugleich auf Extremfälle. Das ist eine vernünf- tige und eine verfassungskonforme Lösung. Es kann einzelne Fälle geben, in denen am Ende des Vollzugs der Jugendstrafe die große Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Täter künftig hochgefährlich sein wird. Mit diesem Gesetz schaffen wir die Rechtsgrundlage, damit wir Betroffene weiterhin in staatlichem Gewahr- sam behalten können. Das ist ein schwerer Eingriff, das ist aber auch der wirksamste Schutz für die potenziellen Opfer. Das Grundgesetz verlangt, dass wir zu diesem Mittel nur in besonders schwerwiegenden Fällen greifen. Das ist vor allem eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Die Si- cherungsverwahrung ist das schärfste Schwert, dass das Strafrecht zu bieten hat. Für junge Menschen, die das Leben noch vor sich haben, stellt sich die Sicherungsver- wahrung zudem noch härter dar als für ältere Erwach- sene. Bei ihnen ist es auch besonders schwierig, eine si- chere Prognose über ihre Gefährlichkeit zu erstellen; schließlich ist ihre Lebensgeschichte erst kurz und ihre Persönlichkeitsentwicklung dauert noch an. Wir haben diese Umstände in unserem Gesetzentwurf berücksichtigt und daher strenge Voraussetzungen für die nachträgliche Sicherungsverwahrung aufgestellt. Vier Bedingungen müssen erfüllt sein: Erstens. Der Betrof- fene muss zu mindestens sieben Jahren Jugendstrafe ver- urteilt sein. Zweitens. Die Strafe muss verhängt worden sein we- gen eines Verbrechens gegen das Leben, die sexuelle Selbstbestimmung oder die körperliche Unversehrtheit oder wegen eines Raubverbrechens mit Todesfolge. Drittens: Die Tat muss beim Opfer zu einer schweren seelischen oder körperlichen Schädigung oder Gefähr- dung geführt haben. Viertens. Am Ende des Vollzugs der Jugendstrafe muss nach einer gründlichen Gesamtwürdigung die hohe Wahrscheinlichkeit stehen, dass der Betroffene weitere solche Straftaten begehen wird. Dies sind Voraussetzungen, die den einen zu eng und den anderen nicht eng genug waren. Es ging bei diesem Gesetz aber nicht darum, einen Kompromiss zwischen unterschiedlich hohen Forderungen kurzerhand auszu- rechnen. Es ging dabei um viel mehr. Es ging darum, die Besonderheiten des Jugendstrafrechts mit dem Erforder- nis eines wirksamen Schutzes der Allgemeinheit in einen sinnvollen und angemessenen Ausgleich zu bringen. Das w a d u A d s e g D c K e D I d L G d d G n F p T c h V d G H b g f v s l 5 n s t w e h m (C (D ar keine leichte Aufgabe, denn schließlich geht es hier uch um höchste Rechtsgüter unserer Verfassung. Trotz- em ist es uns gelungen, eine gute Lösung zu finden, nd ich hoffe auf eine breite Zustimmung hier im Haus. nlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Zugang zu Renten- leistungen für ehemalige Ghetto-Insassen er- leichtern (Tagesordnungspunkt 41) Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): Der Terror es Naziregimes hat unendlich viel Leid über die Men- chen in Europa und darüber hinaus gebracht. Dieses un- rmessliche Leid kann durch menschliche Anstrengun- en allein niemals wirklich wieder gutgemacht werden. ennoch sollten und müssen wir alles Menschenmögli- he versuchen, den Überlebenden dieser menschlichen atastrophe ihr Leben zu erleichtern, den Schmerz – wo s geht – auch durch finanzielle Leistungen zu lindern. as ist Konsens in der deutschen Gesellschaft. Das Versagen aller staatlichen und mitmenschlichen nstrumente zum Aufhalten der Katastrophe der Nazi- iktatur und der organisierten Vernichtung menschlichen ebens müssen wir im Bewusstsein, auch der jungen eneration, halten – damit solche Barbarei niemals wie- er geschehen kann. Zu den menschenverachtenden Verbrechen der Nazi- iktatur gehört auch, dass Millionen von Menschen in hettos zusammengepfercht wurden, erst in ihren eige- en Städten, dann in großen, überregionalen Ghettos. ür uns heute unvorstellbar lebten sie dort zusammenge- fercht und in ständiger Todesangst. Warschau, Krakau, heresienstadt sind Namen, die uns bis heute den Schre- ken vor Augen halten! Um der Selektion in die Vernichtungslager zu entge- en oder um sich mit einer zusätzliche Mahlzeit vor dem erhungern zu bewahren, bemühten sich viele, innerhalb es Ghettos zu arbeiten. Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen in hettos zusammengepfercht wurden und die mit der offnung, dadurch ihr Leben retten zu können, eine Ar- eit annahmen, müssen selbstverständlich von den Aus- leichs- und Entschädigungszahlungen bedacht werden. Im Jahr 2002 haben wir im Deutschen Bundestag raktionsübergreifend das „Gesetz zur Zahlbarmachung on Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto“ be- chlossen. Doch von den 70 000 Anträgen konnten bis- ang nur 8,72 Prozent positiv beschieden werden. Die Prozent, die im Antrag genannt werden, entsprechen icht den tatsächlichen Zahlen. Das ist zu wenig! Die ge- etzliche Rentenversicherung kann nur dann einen Ren- enantrag bewilligen, wenn zwei Bedingungen erfüllt erden: die Beschäftigung erstens aus eigenem Willens- ntschluss und zweitens gegen Entgelt. Im Zusammen- ang mit der in Ghettos verrichteter Arbeit erscheint es ehr als fraglich, ob diese Begriffe geeignet sind. Im 13400 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) Bereich der gesetzlichen Rentenversicherung sind sie je- doch Voraussetzung für die Anerkennung einer Beitrags- zeit. Niemand will diesen Opfern des Naziregimes ihren Anspruch auf finanzielle Entlastung ihrer derzeitigen Lebenssituation versagen. Dies lässt sich aber nicht, wie die Damen und Herren der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vorschlagen, über eine Änderung der sozialver- sicherungswirksamen Kriterien von geleisteter Arbeit er- langen. An die Adresse der Grünen gerichtet kann ich nur sa- gen, dass es überaus bemerkenswert ist, mit welcher Ve- hemenz Sie jetzt dieses Gesetz schlecht reden. Tatsache aber ist: Für Sie als damaliger Koalitionspartner muss doch absehbar gewesen sein, dass sie den wenigsten Op- fern gerecht werden. Das nenne ich symbolische Politik! Oder wollen Sie ernsthaft behaupten, dass 2002 keiner der Experten in der damaligen rot-grünen Regierung da- mit rechnete, dass durch dieses Gesetz nur wenige Be- troffene in Form einer Rente entschädigt werden kön- nen? Wir können uns jetzt mit juristischen Spitzfindigkei- ten über die gesetzliche Rentenversicherung aufhalten. Wir können aber auch handeln! Und hier, meine Damen und Herren, hat die Bundesregierung die Lage bereits er- kannt und deshalb schnell und unkompliziert reagiert. Am 1. Oktober dieses Jahres ist eine Richtlinie der Bun- desregierung in Kraft getreten, die die Defizite der bishe- rigen Entschädigungspraxis korrigiert. Es ist die „Richt- linie über eine Anerkennungsleistung an Verfolgte für Arbeit in einem Ghetto, die keine Zwangsarbeit war und bisher ohne sozialversicherungsrechtliche Berücksichti- gung geblieben ist“. Mit einer einmaligen Entschädi- gungszahlung von 2 000 Euro werden wir den Bedürf- nissen der mittlerweile hochbetagten ehemaligen Ghetto-Insassen eher gerecht als mit immer neuen Ände- rungsanträgen zu dem 2002 beschlossenen Gesetz. Ich stimme Ihnen zu, dass den Betroffenen lange Rechts- streitigkeiten nicht zuzumuten sind. Genau deshalb er- sparen wir ihnen diesen Weg durch die Instanzen. Die Richtlinie ist noch druckfrisch, die Anträge eben erst ausgegeben. Dennoch haben bereits über 1 000 Be- troffene einen Antrag gestellt. Es ist also mit einer gan- zen Reihe von Anträgen zu rechnen. Die Wiedergutmachung ist eine gesamtgesellschaftli- che Aufgabe! Deshalb ist es nur richtig und gut, dass nicht nur die Gruppe der Rentenversicherten den finan- ziellen Ausgleich der Ghetto-Arbeiter übernimmt, son- dern dass wir dies als gesamtgesellschaftliche und damit staatliche Aufgabe annehmen. Ich sage: Bevor wir über langwierige, beitragspoliti- sche Spitzfindigkeiten diskutieren und an der gesetzli- chen Rentenversicherung herumdoktern, sollten wir han- deln! Die Opfer des Naziregimes verdienen unsere volle Solidarität und Hilfe – wie sie die Richtlinie der Bundes- regierung schnell und unbürokratisch garantiert! Klaus Brandner (SPD): Bei dem von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebrachten Antrag handelt es s Z n s t e A B h B U B a c s b v g k n i z r B b w ( i i z f B D s n v d k n s B R d l k e Z d z V s v d Z g (C (D ich um Vorschläge zur Änderung des Gesetzes zur ahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in ei- em Ghetto, kurz ZRBG. Das ZRBG ist 2002 fraktionsübergreifend vom Deut- chen Bundestag beschlossen worden. Ziel war es, ren- enrechtliche Regelungen zu ergänzen, die aufgrund neu- rer Rechtsprechung des Bundessozialgerichts zur rbeit in einem Ghetto erforderlich geworden sind. Das undessozialgericht hatte – im Gegensatz zu seiner frü- eren Rechtsprechung – entschieden, dass eine in einem etrieb des Ghettos Lodz aufgenommene Tätigkeit unter mständen als „sozialversicherungsrechtlich relevante eschäftigung“ eingestuft werden kann. Das wären dann uch Beitragszeiten, die in der gesetzlichen Rentenversi- herung zu berücksichtigen sind. Diese Rechtsprechung zum Ghetto Lodz betrifft aus- chließlich Tätigkeiten, die gerade nicht als Zwangsar- eit anzusehen sind. Sie wurden im Rahmen einer relati- en Freiwilligkeit, aus eigenem Willensentschluss und egen Entgelt ausgeübt. Das Bundessozialgericht hat largestellt, dass dann selbst in der Zwangssituation ei- es Ghettolebens ein Beschäftigungsverhältnis möglich st. Es hat damit die Freiwilligkeit als Grundvorausset- ung für ein Beschäftigungsverhältnis im sozialversiche- ungsrechtlichen Sinne gerade nicht infrage gestellt. Das undessozialgericht hat sich vielmehr im Rahmen des estehenden Systems mit der Frage auseinandergesetzt, elche Art und welcher Umfang staatlichen Zwangs noch) mit dem Begriff des Beschäftigungsverhältnisses m sozialversicherungsrechtlichen Sinne zu vereinbaren st. Dabei hat es ausdrücklich an der Unterscheidung wischen Beschäftigungsverhältnis und Zwangsarbeit estgehalten. Durch das ZRBG, das sich eng an die Vorgaben des undessozialgerichts anlehnt, wird die rentenrechtliche ifferenzierung zwischen Zwangsarbeit und der Be- chäftigung im sozialversicherungsrechtlichen Sinne icht aufgehoben, sondern fortgesetzt. Denn das ZRBG erfolgt das Ziel, dass Rentenzahlungen aus den nach er Rechtsprechung des Bundessozialgerichts anzuer- ennenden Beitragszeiten für Ghetto-Beschäftigungen icht an anderen Besonderheiten unseres Rentenrechts cheitern. So war vor Inkrafttreten des ZRBG insbesondere für erechtigte mit Wohnsitz im Ausland die Zahlung einer ente aus diesen Beitragszeiten wegen der zu beachten- en Regelungen über die Zahlung von Renten ins Aus- and in den meisten Fällen nicht möglich. Was die Aner- ennung einer Beitragszeit aus einer Beschäftigung in inem Ghetto anbelangt, sind auch nach Inkrafttreten des RBG – wie durch das Bundessozialgericht vorgegeben – ie Freiwilligkeit und Entgeltlichkeit der Beschäftigung umindest glaubhaft zu machen. Die Erfüllung weiterer oraussetzungen für eine Rentenzahlung, wie zum Bei- piel die Beachtung der Regelungen über die Zahlung on Renten ins Ausland, ist dagegen nicht mehr erfor- erlich. Die in dem Antrag geforderten Erweiterungen des RBG durch neue Definitionen des Begriffs „Beschäfti- ung aus freiem Willensentschluss“ sowie des Begriffs Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13401 (A) ) (B) ) „Entgeltlichkeit sind nicht mit dem Begriff der Beschäf- tigung im sozialversicherungsrechtlichen Sinn zu verein- baren. Es mag zwar fraglich erscheinen, ob die Begriffe „Beschäftigung aus freiem Willensentschluss“ und „Ent- geltlichkeit im Zusammenhang mit Arbeit im Ghetto den Sachverhalt zutreffend beschreiben können. Für die ge- setzliche Rentenversicherung müssen diese Merkmale aber elementare Voraussetzung für die Anerkennung ei- ner Ghetto-Beitragszeit bleiben. Denn ansonsten würden der gesetzlichen Rentenversicherung Aufgaben zuge- wiesen, die keinerlei Bezug mehr zur Sozialversicherung und zur Versichertengemeinschaft haben, sondern als reine Entschädigungsleistungen anzusehen wären. Leistungen für Beschäftigungen in einem Ghetto, die keine Beschäftigungen im sozialversicherungsrechtli- chen Sinn darstellen, können ausschließlich als steuerfi- nanzierte Leistung auf der Grundlage einer eigenständi- gen Entschädigungsregelung erbracht werden. Das Bundesministerium der Finanzen hat seit dem vergangenen Jahr Gespräche mit Vertretern der Jewish Claims Conference geführt, um eine Billigkeitslösung außerhalb des ZRBG zu finden. Mit dem Beschluss des Bundeskabinetts am 19. September 2007 zur „Richtlinie der Bundesregierung über eine Anerkennungsleistung an Verfolgte für freiwillige Arbeit in einem Ghetto, die bis- her ohne sozialversicherungsrechtliche Berücksichti- gung geblieben ist,“ ist die von der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen geforderte Alternativregelung zum ZRBG schon längst konkretisiert worden. Die Richtlinie richtet sich an Verfolgte, deren Tätigkeit in einem Ghetto nicht alle Merkmale eines rentenrechtlichen Beschäftigungs- verhältnisses erfüllt, und sieht die Zahlung einer einma- ligen Leistung aus humanitären Gründen in Höhe von 2 000 Euro vor. Der Forderung von Bündnis 90/Die Grü- nen nach einer Pauschalregelung ohne Differenzierung zwischen freiwilliger Arbeit und Zwangsarbeit kann sich die SPD-Fraktion jedoch nicht anschließen. Denn für Zwangsarbeit ist bereits im Rahmen des Stiftungsgeset- zes „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ eine Ent- schädigung gezahlt worden. Auch die im Antrag von Bündnis 90/Die Grünen ge- nannte Entscheidung des 4. Senats des Bundessozialge- richts vom 14. Dezember 2006 führt zu keiner anderen Erkenntnislage. Es bestehen erhebliche Zweifel, dass die vom Senat entwickelte Definition von Freiwilligkeit zu einem Leistungsanspruch in der gesetzlichen Rentenver- sicherung führen und durch die heutigen Beitragszahler finanziert werden soll. Diese Zweifel werden offenbar auch vom 4. Senat des Bundessozialgerichts geteilt. Denn in seiner Entscheidung stellt auch der 4. Senat die Frage, ob die Finanzierung einer Rente für eine Ghetto- Beschäftigung, die nicht den Kriterien einer Beschäfti- gung im Sinne der Sozialversicherung entspricht, aus den Rentenversicherungsbeiträgen der heutigen Versi- cherten verfassungskonform ist. Wegen der Zurückver- weisung des Verfahrens an das zuständige Landessozial- gericht zur weiteren Sachaufklärung musste der 4. Senat die Verfassungsmäßigkeit nicht weiter prüfen. Für die im Antrag geforderte Einsetzung einer Kom- mission, die im Zusammenhang mit dem ZRBG histori- s d d d l s B u a r w G b d z d f G t v r a M o d h l a g t s E s d g n z e n s h e z 2 b d e n 1 w v h e t (C (D che Streitfragen klären soll, sehen wir keine Notwen- igkeit. Sowohl die Rentenversicherungsträger als auch ie Sozialgerichte haben die Möglichkeit, im Rahmen er vorgeschriebenen Sachverhaltsaufklärung gutachter- iche Stellungnahmen von Historikern erstellen zu las- en. Davon wurde auch vielfach Gebrauch gemacht, zum eispiel zu Ghettos in Ungarn, in Galizien, in Litauen nd dem Generalgouvernement. Dabei hat sich gerade uch herausgestellt, dass es nur wenige Ghettos gab, de- en Zustände mit denen im Ghetto Lodz vergleichbar aren. Die Absicht, den Menschen zu helfen, die in den hettos unter entsetzlichen Bedingungen leben und ar- eiten mussten, ist zu begrüßen. Diesen Menschen mit en Möglichkeiten der gesetzlichen Rentenversicherung u helfen, war auch die Intention des Gesetzgebers bei er Schaffung des ZRBG. Er ist dabei durch die Schaf- ung von mehreren Fiktionen in diesem Gesetz an die renzen dessen gegangen, was in der gesetzlichen Ren- enversicherung noch möglich und verfassungsrechtlich ertretbar ist. Wenn es bei rund 70 000 Anträgen nur zu und 5 900 Bewilligungen gekommen ist, dann liegt es n den barbarischen Arbeitsbedingungen in den Ghettos. an muss sich aber auch darüber im Klaren sein, dass hne das ZRBG kaum ein verfolgter Ghetto-Insasse von er Rechtsprechung des Bundessozialgerichts profitiert ätte. Den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, die Rege- ungen des ZRBG im Ergebnis auch auf Zwangsarbeit uszudehnen, lehnt die SPD-Fraktion ab. Dr. Heinrich L. Kolb (FDP): Das Thema der heuti- en Debatte ist ein wichtiges Thema, das einer kurzfris- igen Lösung bedarf. Das will ich für meine Fraktion chon zu Beginn meiner Rede hier sehr deutlich sagen. s taugt aber nicht für die parteipolitische Auseinander- etzung oder gar die parteipolitische Profilierung, so wie ie Grünen das hier ganz offensichtlich versuchen. Ich rate dazu, zu einem fraktionsübergreifenden Vor- ehen zurückzukehren, und vor allen Dingen sich auch och einmal sehr bewusst zu machen, warum das Gesetz ur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in inem Ghetto, ZRBG, das wir ja im Jahre 2002 hier in ei- em breiten Konsens beschlossen haben, letztlich nicht o gewirkt hat, wie wir alle es uns erhofft und gewünscht atten. Das ZRBG war ein Versuch, die Problematik der hemals in einem Ghetto Beschäftigten rentenrechtlich u lösen. Der Gesetzgeber, also dieses Hohe Haus, hat 002 einstimmig diesen Ansatz gewählt, weil er sich da- ei auf die vorangegangene Rechtsprechung des Bun- essozialgerichts, BSG, stützte, die ihrerseits seit 1997 rstmals eine rentenrechtliche Lösung für ehemals in ei- em Ghetto Beschäftigte vorgab. Bis zum Urteil des BSG zum Ghetto Lodz vom 8. Juni 1997 – Az.: 5 RJ 66/95 = BSGE 80, 250 – urde davon ausgegangen, dass Arbeit in Ghettos, die on der deutschen Besatzung oder auf ihre Veranlassung in eingerichtet wurden, als Zwangsarbeit auf Grundlage ines öffentlich-rechtlichen Gewaltverhältnisses geleis- et wurde. Da damit keine rentenversicherungspflichtige 13402 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 (A) ) (B) ) Beschäftigung vorlag, kamen Zahlungen aus der gesetz- lichen Rentenversicherung auch nicht in Betracht. Mit dem Urteil des BSG wurde nun die Arbeit im Ghetto Lodz als ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsver- hältnis angesehen, das auf freiem Willensentschluss be- ruhte und gegen Entgelt ausgeübt wurde. Ergänzend zur damals bestehenden Rechtslage sollten mit dem ZRBG Renten für Beschäftigungszeiten in ei- nem Ghetto grundsätzlich auch im Ausland auszahlbar gestellt werden. Bis dahin war das nicht in allen Fällen gewährleistet. Schließlich sollten Rentenansprüche auch dann entstehen, wenn eine Zugehörigkeit der Antragstel- ler zum Personenkreis des Fremdrentengesetzes oder des deutschen Sprach- und Kulturkreises nicht gegeben sein sollte. Das ZRBG sollte also den bestehenden renten- rechtlichen Weg zur Lösung des Problems ausbauen. Hier muss man, glaube ich, klipp und klar feststellen, dass der Versuch, die Frage im Rahmen des Rentenrech- tes zu lösen, sich als in der Praxis nicht gangbar erwie- sen hat. Denn die rentenrechtliche Herangehensweise hat – für uns alle unerwartete – Schwierigkeiten mit sich gebracht. Die rentenrechtliche Lösung, für die Verhält- nisse des Ghettos in Lodz passend, war nicht ohne Wei- teres auf andere Ghettos übertragbar. Insbesondere der Kern der rentenrechtlichen Lösung, also die Geltendma- chung einer „aus eigenem Willensentschluss zustande gekommenen“ und „gegen Entgelt ausgeübten“ Tätig- keit, war in der Antragspraxis für andere Ghettos nicht ohne Weiteres nachweisbar. In seiner praktischen An- wendung hat das ZRBG daher nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt, sondern zu hohen Ablehnungsraten und einer Klagewelle. Von den etwa 70 000 Anträgen wurden bisher nur circa 5 Prozent positiv beschieden. Dazu will ich aber für meine Fraktion sehr deutlich sagen: Den Rentenversicherungsträgern, also den zu- ständigen LVAs, kann das Scheitern der Umsetzung des ZRBGs, anders als es die Grünen in ihrem Antrag tun – „… haben viel zu hohe Hürden aufgebaut“ –, aber nicht vorgeworfen werden. Sie haben nur nach der im Gesetz geregelten rentenrechtlichen Logik gehandelt. Nach alledem halte ich den von den Grünen vorgeschla- genen Lösungsweg einer weicheren Formulierung der rentenrechtlichen Kriterien nicht für richtig. Auch eine Parallelität von Rentenrecht und Entschädigungsrecht kann die Lösung nicht sein. Ich meine, eine abschließende Entschädigungslösung allein ist – vor dem Hintergrund der bei der Umsetzung des rentenrechtlichen Ansatzes aufgetretenen Probleme – der richtige und sinnvolle Weg. Die Bundesregierung ist insoweit bereits auch in Gesprächen mit den Vertretern der Opfer. Zentrales Ziel der Entschädigungsregelung muss die Herstellung von Rechtsfrieden sein. Die Höhe einer angemessenen Entschädigung wird meines Erach- tens unter Gewichtung vieler Umstände erfolgen müssen. Wir sollten das Ergebnis dieser Gespräche abwarten und nicht – wie es bei Annahme des Antrages der Grünen der Fall wäre – parallel dazu ein Signal aussenden, das eher geeignet ist, Verwirrung zu stiften als Klarheit zu schaf- fen. G e u d A v z d – – – – – m d n (C (D Da die FDP-Bundestagsfraktion aus den dargestellten ründen den Ansatz der Fraktion der Grünen ablehnt, ine entschädigungsrechtliche Lösung grundsätzlich aber nterstützt, werden wir uns bei der Abstimmung über en Antrag auf Drucksache 16/6437 enthalten. nlage 9 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 838. Sitzung am 9. No- ember 2007 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 es Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz zur Neuregelung des Rechtsberatungs- rechts Zweites Gesetz über die Bereinigung von Bundes- recht im Zuständigkeitsbereich des Bundesminis- teriums der Justiz Zweites Gesetz zur Änderung des Pflichtversiche- rungsgesetzes und anderer versicherungsrechtli- cher Vorschriften Erstes Gesetz zur Änderung des Bundesnatur- schutzgesetzes Gesetz zu dem Protokoll vom 28. Oktober 1993 zur Änderung des Europäischen Übereinkommens vom 30. September 1957 über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigun- gen für die Jahre 2005 bis 2008 (21. Subventionsbe- richt) – Drucksachen 16/6275, 16/6487 Nr. 1.2 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Erfahrungsbericht der Bundesregierung über die Durchführung des Stammzellgesetzes (Erster Stammzellbericht) – Drucksache 15/3639 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Erfahrungsbericht der Bundesregierung über die Durchführung des Stammzellgesetzes (Zweiter Stammzellbericht) – Drucksache 16/4050 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 127. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. November 2007 13403 (A) (C) (B) ) Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationaler Bildungsbericht 2006 – Bildung in Deutsch- land und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 16/4100 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 16/5681 Nr. 1.39 Drucksache 16/6041 Nr. 2.17 Drucksache 16/6389 Nr. 1.31 Drucksache 16/6389 Nr. 2.59 Drucksache 16/6389 Nr. 2.103 Drucksache 16/6389 Nr. 2.104 Drucksache 16/6389 Nr. 2.105 Drucksache 16/6389 Nr. 2.106 Drucksache 16/6389 Nr. 2.107 Drucksache 16/6389 Nr. 2.119 Drucksache 16/6389 Nr. 2.120 Bericht der unabhängigen Expertenkommission „Fi- nanzierung Lebenslangen Lernens“ – Der Weg in die Zukunft – Drucksache 15/3636 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der unabhängigen Expertenkommission „Finanzierung Le- benslangen Lernens“ Der Weg in die Zukunft – Druck- sache 15/3636 – – Drucksache 15/5427 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 2007 – Drucksache 16/5225 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutsch- lands 2007 und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 16/5823 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/150 Nr. 1.37 Drucksache 16/5199 Nr. 1.35 Drucksache 16/5199 Nr. 2.34 Drucksache 16/5199 Nr. 2.36 Drucksache 16/5199 Nr. 2.37 Drucksache 16/5199 Nr. 2.38 Drucksache 16/5199 Nr. 2.39 Drucksache 16/5199 Nr. 2.40 Drucksache 16/5199 Nr. 2.41 Drucksache 16/5199 Nr. 2.42 Drucksache 16/5199 Nr. 2.43 Drucksache 16/5199 Nr. 2.44 Innenausschuss Drucksache 16/4105 Nr. 2.35 Drucksache 16/5681 Nr. 1.38 (D Drucksache 16/6389 Nr. 2.121 Drucksache 16/6389 Nr. 2.122 Finanzausschuss Drucksache 16/6389 Nr. 2.73 Drucksache 16/6389 Nr. 2.115 Drucksache 16/6389 Nr. 2.117 Drucksache 16/6389 Nr. 2.124 Drucksache 16/6389 Nr. 2.138 Drucksache 16/6715 Nr. 2.19 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/6041 Nr. 2.8 Drucksache 16/6389 Nr. 2.131 Drucksache 16/6715 Nr. 2.30 Drucksache 16/6715 Nr. 2.41 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/6389 Nr. 2.67 Drucksache 16/6501 Nr. 2.6 Drucksache 16/6715 Nr. 2.21 Drucksache 16/6715 Nr. 2.22 Drucksache 16/6715 Nr. 2.28 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/6501 Nr. 1.11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/3382 Nr. 2.12 Drucksache 16/4105 Nr. 2.56 Drucksache 16/4501 Nr. 2.11 Drucksache 16/4501 Nr. 2.12 Drucksache 16/5199 Nr. 1.1 Drucksache 16/6389 Nr. 1.16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/6041 Nr. 2.11 Drucksache 16/6041 Nr. 2.12 Drucksache 16/6715 Nr. 2.6 Drucksache 16/6389 Nr. 2.53 Drucksache 16/6389 Nr. 2.80 Drucksache 16/6389 Nr. 2.94 127. Sitzung Berlin, Freitag, den 16. November 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Ich muss Ihnen mitteilen, dass der Ältestenrat in sei-
ner gestrigen Sitzung verabredet hat, dass während der
Haushaltsberatungen in der kommenden Sitzungswoche
wie üblich keine Befragung der Bundesregierung, keine
Fragestunde und keine Aktuellen Stunden durchgeführt
werden. – Damit sind Sie offensichtlich einverstanden.
Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 7 sowie den Tagesordnungs-
punkt 42 m auf:

ZP 7 – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten
Entwurfs eines Siebenundzwanzigsten Ge-
setzes zur Änderung des Abgeordnetenge-
setzes

– Drucksache 16/6924 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler,
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weite-
ren Abgeordneten und der Fraktion der FDP
eingebrachten Entwurfs eines Siebenund-

4

Redet
zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des
Abgeordnetengesetzes

– Drucksache 16/117 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler,
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än-
derung des Grundgesetzes (Art. 48 Abs. 3)


– Drucksache 16/118 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Wahlprüfung, Immuni
schäftsordnung (1. Ausschuss)


– Drucksache 16/7159 –

(C (D ung . November 2007 0 Uhr Berichterstattung: Abgeordnete Bernhard Kaster Christian Lange Jörg van Essen Dr. Dagmar Enkelmann Volker Beck – Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 16/7162 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Königshofen
Gunter Weißgerber
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

2 m) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Dagmar Enkelmann, Ulrich Maurer, Klaus
Ernst, Volker Schneider (Saarbrücken) und der
Fraktion DIE LINKE

Privilegien beseitigen – Mitglieder des Deut-
schen Bundestages in die gesetzliche Renten-
versicherung einbeziehen

ext
– Drucksache 16/7107 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales

Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU
und der SPD zur Änderung des Abgeordnetengesetzes,
über den wir später namentlich abstimmen wollen, liegt
ein Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen vor. Es ist verabredet, für die Aussprache eine
halbe Stunde vorzusehen. – Dazu höre ich keinen Wider-
spruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
llegin Gerda Hasselfeldt für die CDU/

Beifall bei der CDU/CSU)
tät und Ge- nächst der Ko
CSU-Fraktion.


( Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Über die geplante Änderung unserer Entschädigung und unserer Altersversorgung wird in der Bevölkerung, wie ich meine, zu Recht intensiv diskutiert. Das ist für die Abgeordneten, die sich dieser Diskussion stellen, vor allem für diejenigen, die diese Diskussion mit konkreten Vorschlägen begleiten, wie es die Kolleginnen und Kollegen aus den Koalitionsfraktionen tun, nicht immer einfach. Ich verstehe aber auch, dass manche Menschen, vor allem diejenigen, die wenig verdienen, in dieser Diskussion ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Gleichwohl will ich deutlich sagen: Bei sachgerechter Betrachtung erkennt man, dass diese Vorschläge ausgewogen sind. Sie sind sachgerecht und verdienen unsere Unterstützung. Als Erstes stellt sich die Frage, warum wir selbst entscheiden. Für viele von uns wäre es wesentlich einfacher und bequemer, sich zurückzulehnen und diese Entscheidung anderen zu überlassen. Das ist aber geltende Verfassungslage. Das ist geltendes Recht. Das Verfassungsgericht schreibt vor: Wir sollen entscheiden. Wir sollen vor den Augen der Öffentlichkeit darüber entscheiden. Ich füge hinzu: Ich finde das richtig so; denn eine Übertragung der Entscheidung an irgendeine Kommission würde nichts anderes bedeuten, als die Verantwortung abzutreten, sie auf andere abzuwälzen. Sich vor der Entscheidung zu drücken, bedeutet, sich hinter einer Kommission oder einem anderen Gremium zu verstecken. Unser Ansatz ist ein anderer. Unser Ansatz ist ein transparenter Ansatz. Wir wollen öffentlich sagen, was wir warum vorschlagen, dieses auch begründen und mit der Bevölkerung diskutieren. Es stellt sich eine zweite Frage: Warum die Diätenanpassung jetzt? – Seit 1995 steht im Abgeordnetengesetz, dass sich die Entschädigung der Abgeordneten am Gehalt eines Bürgermeisters einer Stadt oder Gemeinde in der Größenordnung zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern zu orientieren hat. Dieser Maßstab ist damals gewählt worden, weil die Tätigkeit, die Verantwortung und die Belastung dieses Personenkreises in etwa mit denen eines Bundestagsabgeordneten vergleichbar sind. Obwohl das seit 1995 im Gesetz verankert ist, sind wir noch weit von dieser Bezugsgröße entfernt. Was nun vorgesehen ist, ist eine Annäherung daran. Selbst mit dieser Änderung wird die genannte Bezugsgröße noch nicht ganz erreicht. Natürlich kann man sich dann fragen: Ist dieser Maßstab richtig? – Jeder könnte sich einen anderen vorstellen. Manche meinen, das persönliche Einkommen sollte der Maßstab sein, andere wieder sagen, das Durchschnittseinkommen sollte der Maßstab sein. Ich gehe nicht so weit, zu sagen, dass zum Beispiel das Einkommen eines Fußballspielers ausschlaggebend sein sollte. D d B W i n d K m n g r g o P t b – g n d O B V w s t H k t z E k i d q A d l 2 b a w 2 d 6 g d w ß (C (D ie Ehrlichkeit und Redlichkeit der Debatte verlangt es, ass wir die Tätigkeitsprofile, die Anforderungen, die elastung und die Verantwortung vergleichen können. enn wir dies als Ansatzpunkt nehmen, dann – da bin ch mir sicher – ist dieser gesetzlich fixierte Maßstab icht zu hoch gegriffen, sondern er ist angemessen und er richtige. Bei dieser Gelegenheit, meine liebe Kolleginnen und ollegen, lassen Sie mich ein paar grundsätzliche Beerkungen machen und einige Fragen aufwerfen, die icht nur wir zu beantworten haben, sondern die, wie ich laube, im Rahmen der Diskussion auch die Bevölkeung zu beantworten hat, nämlich zum Beispiel die Fraen: Was muss uns eigentlich ein unabhängiger Abgerdneter wert sein? Was sollte ein Abgeordneter an rofil, an Eigenschaften, an Fähigkeiten, an Qualifika ionen mitbringen? Bei der Beantwortung dieser Fragen sollten wir uns ei objektiver Betrachtung darüber im Klaren sein ohne jetzt überheblich zu sein –, dass das, was die Ab eordneten zu entscheiden und zu verantworten haben, icht nur für sie selbst, sondern für das ganze Land, für ie gesamte Bevölkerung, von enormer Tragweite ist. b es sich hier nun um Entscheidungen handelt über undeswehreinsätze im Ausland, über Maßnahmen zur erbesserung des Klimaschutzes, zur Verbesserung der irtschaftlichen Entwicklung oder zur Verbesserung der ozialen Gerechtigkeit, was immer es auch ist. Wir streien um die beste Entscheidung zu Recht. Vor diesem intergrund kann die Antwort nur lauten: Unsere Demoratie braucht die Besten in unserem Land für die poliische Verantwortung. Wer die Besten sind, das entscheidet nicht jeder Einelne, das entscheiden nicht wir, sondern das liegt in der ntscheidung der Wählerinnen und Wähler. Nur, wir beommen die Besten gar nicht in die Auswahl, wenn wir hnen nicht das Gefühl vermitteln können, dass sie für as, was von ihnen verlangt wird, auch annähernd adäuat bezahlt werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612700100

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Vorschläge umfassen auch eine Reduzierung der
ltersversorgung. Sie beinhalten einmal die Senkung
er jährlichen Steigerungsrate, die früher bei 4 Prozent
ag und mittlerweile 3 Prozent beträgt. Diese wird auf
,5 Prozent reduziert. Die Senkung der Altersversorgung
einhaltet weiter, dass der Höchstsatz von 69 Prozent
uf 67,5 Prozent reduziert wird. Dieser wird auch nicht
ie bisher schon nach 23, sondern künftig erst nach
7 Parlamentsjahren erreicht. Außerdem beinhaltet er
ie Erhöhung der Altersgrenze von 65 Jahren auf
7 Jahre. Wir passen uns hiermit den Regelungen in der
esetzlichen Rentenversicherung an. Wir wollen, dass
as, was wir anderen zumuten, auch für uns gilt. Wir
ollen uns ganz bewusst diesen Regelungen anschlie-
en.






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt
Natürlich taucht da immer wieder die Frage auf: Wa-
rum macht ihr keine Systemumstellung, warum nicht
höhere Bezüge und davon Beiträge für ein Versorgungs-
werk? Wir haben auch dies geprüft – die Diskussion
läuft ja nicht nur eine Woche, sondern in dieser Legisla-
turperiode bereits seit eineinhalb Jahren –, und das Er-
gebnis dieser Prüfung ist Folgendes: Erstens. Es würde
eine deutliche Mehrbelastung für den Bundeshaushalt
nicht nur kurzfristig, sondern auch mittelfristig bedeu-
ten. Zweitens gibt es eine Untersuchung einer ebenfalls
unabhängigen Kommission aus dem Jahr 1993, der so-
genannten Kissel-Kommission,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gutachten möchte ich auch gern haben!)


die deutlich gemacht hat, dass durch eine solche Umstel-
lung keinerlei Einsparungen zu verzeichnen wären. Drit-
tens entspricht unser jetziges System im Wesentlichen
der Versorgung in anderen öffentlichen Bereichen, die
mit dem unseren vergleichbar sind; im Übrigen wird es
auch in fast allen Landtagen so praktiziert.

Außerdem sagt eine reine Systemumstellung doch
überhaupt nichts. Ich denke, dass die Bürgerinnen und
Bürger auch ein Recht darauf haben, zu wissen, wie
hoch die Versorgung dann sein soll. Soll sie, wenn eine
solche Systemumstellung kommt, anschließend niedri-
ger oder höher sein, oder soll sie gleichbleiben? Ab wel-
chem Alter soll diese Versorgung dann gelten? Ich
meine, die Bürger haben einen Anspruch darauf, dies zu
hören und zu wissen. Aber, mit Verlaub, in keinem der
Gesetzentwürfe, in keinem der Anträge der Oppositions-
fraktionen ist davon nur ein Wörtchen zu lesen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich frage mich, warum das so ist. Scheuen Sie die Dis-
kussion, wenn es ein wenig konkreter wird?

Niemand von uns soll sich hier verstecken, niemand
von uns soll sich vor der Verantwortung drücken; viel-
mehr sollen wir darüber eine offene Diskussion vor den
Augen der Öffentlichkeit führen, so wie es uns das Ver-
fassungsgericht aufgibt. Wir haben Ihnen dazu Vor-
schläge gemacht. Der Gesetzentwurf ist beraten. Er sieht
konkrete Vorschläge vor, Vorschläge dazu, die Altersver-
sorgung zu reduzieren, die Entschädigung an einen ob-
jektiv vergleichbaren Maßstab anzupassen. Es ist ein
Gesetzentwurf, meine lieben Kolleginnen und Kollegen,
der unsere Zustimmung verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612700200

Der Kollege Jörg van Essen spricht jetzt für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1612700300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir haben in den verschiedenen Gremien in der vergan-
genen Woche die Fragen beraten. Die FDP-Bundestags-

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(C (D raktion bleibt bei der Ablehnung des Vorschlages der oalition, weil wir den besseren Vorschlag haben. (Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Dann mal los!)


Es gibt erneut keinen Systemwechsel, aber dieser
echsel ist dringend notwendig,


(Beifall bei der FDP)


enn alles das, was Kollegin Hasselfeldt vorgetragen
at, trägt ja nicht wirklich. Wir merken seit vielen Jah-
en, dass die Bürger das Gefühl haben, dass das, was mit
en Diäten der Abgeordneten geschieht, nicht gerecht
st. Das ist ein Gefühl bei den Bürgern, das wir schon
eshalb ernst zu nehmen haben, weil wir merken, wie
iele Bürger sich bei uns mit Kritik und mit Vorschlägen
elden.

Gefreut hat mich in den letzten Tagen, dass es auch
ine intensive Debatte in den Medien gegeben hat. Zu-
ätzlich hat mich gefreut, dass es so viel Unterstützung
ür den Vorschlag der FDP-Bundestagsfraktion gegeben
at, indem die Notwendigkeit des Systemwechsels auch
n den Medien herausgestellt worden ist.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb will ich noch einmal deutlich machen, was
ir wollen. Wir wollen zur Transparenz beitragen, ja,

uch wir; denn die unabhängige Kommission, die wir
orschlagen, wird ihre Vorschläge natürlich begründen
üssen, wird darlegen müssen, warum sie sagt, die Ab-

eordneten sollen dies oder jenes verdienen.

Ich sage deutlich: Wir werden uns dem unterwerfen.
as kann niedriger sein; dann werden wir uns unterwer-

en. Es kann aber auch ein Stück mehr sein; dies werden
ir ebenso akzeptieren. Deshalb ist dies aus unserer
icht der richtige Weg. Alle, die das Hohelied des Mutes
ingen, den wir haben müssen, seien daran erinnert, dass
iele Diätenentscheidungen gar nicht in diesem Hause
efallen sind, sondern in Redaktionsstuben.

Ebenso sage ich deutlich: Wir möchten, dass es einen
ystemwechsel bei der Altersvorsorge gibt. Wir haben
ns in Nordrhein-Westfalen als FDP dafür eingesetzt,
ass es zu diesem Systemwechsel gekommen ist. Er ist
urchgeführt worden. Das zeigt, dass das Ganze mach-
ar ist. Vor allen Dingen glaube ich, dass wir verantwort-
ich sind, wenn wir durch eigene Kapitalbeträge für die
ltersversorgung sorgen. Wir merken in allen sozialen
icherungssystemen, dass wir zu solchen Systemände-
ungen kommen. Der Bundestag muss dabei vorange-
en.


(Beifall bei der FDP)


uch das spricht für den Vorschlag der FDP-Bundes-
agsfraktion.

Von daher aus unserer Sicht noch einmal die klare
nsage: Wir wollen eine Verfassungsänderung. Bisher

chreibt das Bundesverfassungsgericht vor, dass wir die
ntscheidung über die Höhe der Diäten selbst fällen
üssen. Es gibt ein wissenschaftliches Gutachten des
eutschen Bundestages, das deutlich und klar unter-

treicht, dass das möglich ist. Dann sollten wir es auch
n.






(A) )



(B) )


Jörg van Essen
Der Bundespräsident ist eine neutrale Institution, der
die Kommission berufen kann. Die Bürger haben dann
Vertrauen in diese Kommission. Deshalb ist das der rich-
tige Weg, die Abgeordnetendiäten festzulegen.

Wir möchten, dass diese Kommission auch Vor-
schläge für die Altersversorgung macht. Ich bin nach
den guten Erfahrungen, die wir in Nordrhein-Westfalen
beispielsweise gemacht haben, ganz sicher, dass die von
uns vorgeschlagene Systemänderung geht. Von daher
werbe ich für die Unterstützung des Vorschlages der
FDP-Bundestagsfraktion. Das ist der richtige Weg für
die Festlegung der Diäten, aber auch für die Altersver-
sorgung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612700400

Es spricht jetzt die Kollegin Dr. Susanne Kastner für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612700500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zum besseren Verständnis unserer Bürgerinnen und
Bürger hier auf der Tribüne und zu Hause an den Bild-
schirmen sei noch einmal darauf hingewiesen, dass der
Deutsche Bundestag heute in der 16. Legislaturperiode
arbeitet. Es mag für einige Bürgerinnen und Bürger im
Lande und möglicherweise auch für den einen oder an-
deren Journalisten oder Kollegen interessant sein, wenn
man dazu noch einige Fakten zum Besten gibt.

In der letzten vollständigen vierjährigen Wahlperiode,
die von 1998 bis 2002 andauerte, kam der Deutsche
Bundestag zu 253 Sitzungen zusammen. Während dieser
Zeit trafen sich die Fraktionen zu 1 226 Sitzungen, und
die 23 Ausschüsse tagten 2 848-mal zu den unterschied-
lichsten Themen.

Die aktuell 613 Abgeordneten des Deutschen Bun-
destages betreuen 82 Millionen Bürgerinnen und Bürger
in den 300 vorhandenen Wahlkreisen. Wenn meine Ab-
geordnetenmitarbeiter und ich am Jahresende Bilanz zie-
hen – ich weiß, dass es bei anderen Kolleginnen und
Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, ganz genauso
ist –, staunen wir über mehr als tausend Bürgerfälle, die
uns erreicht haben. Hier finden sich langwierige Fälle
aus den Wahlkreisen, die Rente, Reha-Maßnahmen oder
Asyl betreffen ebenso wie die Betreuung von Firmen in
Schwierigkeiten, denen geholfen werden soll, und Ar-
beitnehmerfragen. Da sind aber auch die rasch zu erledi-
genden Aufgaben und die Fragen von Schulklassen über
Demokratie und Parlament.

Über tausend Bürgerkontakte pro Jahr ergeben bei
613 Abgeordneten immerhin 2 452 000 Anfragen aus
der Bevölkerung innerhalb einer Wahlperiode.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bravo!)


Ich denke, das ist wirklich eine beeindruckende Zahl. Ich
bin ohnehin der Meinung – das sollte man durchaus sa-

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(C (D en –, wir, die Mitglieder des Deutschen Bundestages, rbeiten viel intensiver, als manchmal wahrgenommen ird. Deshalb sollten wir uns nicht selber kleinreden. Trotzdem kenne ich keinen Beruf, bei dem man sich egen seiner Bezahlung so sehr rechtfertigen muss. Die ampagne der deutschen Boulevardpresse in der Verangenheit war schon wirklich bemerkenswert, obwohl ch gestern feststellen konnte, dass bei der Boulevardresse auch schon ein Umdenken eingesetzt hat. Das ibt zu Hoffnung Anlass. Denn in der Vergangenheit war s wirklich so, dass das bloße Erwähnen des Wortes Diäten“ schon einen richtigen Sturm der Entrüstung usgelöst hat, der dann mittelfristig auch von der Bevölerung übernommen worden ist. Nichtsdestotrotz werden wir jetzt einer Erhöhung der iäten in den Jahren 2008 und 2009 zustimmen. Im Üb igen handelt es sich um die erste Erhöhung seit dem ahre 2003. Eine gleichmäßige Erhöhung, auf diese echs Jahre verteilt, hätte eine Steigerung von etwa ,5 Prozent pro Jahr bedeutet. Das ist – ich glaube, das issen inzwischen auch viele Bürgerinnen und Bürger – icht maßlos, sondern völlig angemessen. Wir stehen dait nicht in etwa auf der Ebene eines Bill Gates oder an erer Reicher in unserem Land. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bill Gates ist aber nicht Deutscher!)


Ja, der ist nicht aus unserem Land. Das ist egal, Frau
ünast. Man wird immer mit Personen der obersten Ein-
ommensschichten verglichen.

Es wäre auch unanständig, auf einer Ebene mit den
uperreichen zu stehen, weil es sich bei unseren Gehäl-

ern um Steuergelder handelt. Wenn wir dort stünden,
ann würde man uns mit Recht vorwerfen, die Boden-
aftung zu verlieren.

Ich wiederhole: Wir werden 2009 auf derselben Stufe
tehen, die Bürgermeister deutscher Gemeinden und
eutscher Städte mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern be-
eits heute erreicht haben. Alle diese 109 Bürgermeister
rhalten bereits jetzt diese Bezahlung im Monat. Es han-
elt sich um die Bürgermeister von Städten wie Plauen,
ippstadt, Celle, Passau und Castrop-Rauxel. Die Bür-
ermeister der größeren Städte – das sind nochmals 82 –
eziehen im Übrigen natürlich wesentlich höhere Gehäl-
er. Wir deutschen Abgeordneten betreuen, nebenbei be-

erkt, in unseren Wahlkreisen 230 000 Bürgerinnen und
ürger. Auch deshalb halte ich die Erhöhung für voll-
ommen angemessen.

Ich möchte Ihnen noch eine erstaunliche Zahl mittei-
en. Ein Bundesbürger gibt zurzeit pro Abgeordneten
0 Cent aus. Nach der Erhöhung werden es 66 Cent sein,
nd das nicht pro Monat, sondern einmal im Jahr. Ich
iederhole: 66 Cent pro Bürger und Jahr für einen Ab-
eordneten. Da stellt sich wirklich die Frage nach der
ertigkeit unseres Parlaments und letztendlich auch

nserer Demokratie.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, die Forderung eines
ystemwechsels bei den Altersbezügen von Abgeordne-

en hört sich für viele vielleicht sehr gut an, weil man






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Susanne Kastner
gleich an geringere Kosten denkt. Herr van Essen, in
Nordrhein-Westfalen ist dieser Systemwechsel in der Tat
vollzogen worden. Die Bezüge dort sind von 4 800 Euro
auf 9 500 Euro gestiegen. Das ist ein Plus von sage und
schreibe 97,9 Prozent. Auf den Bundestag übertragen
hieße das eine Erhöhung der Diäten auf 13 871 Euro.
Außerdem blieben die erworbenen Ansprüche der be-
reits im Ruhestand befindlichen Kollegen bestehen und
damit auch die damit verbundenen Kosten.

Solche Zahlen zeigen sehr schnell, dass es nicht so
einfach ist, wie viele denken. Deshalb schließe ich mich
den Worten an, die unser Erster Parlamentarischer Ge-
schäftsführer in seiner Einbringungsrede in der vergan-
genen Woche gesagt hat: Wir müssen unsere Altersbe-
züge reduzieren; ein Systemwechsel würde das Ganze
nur verwässern.

Genau diese Senkung der Altersversorgung haben wir
durchgeführt. Vor zwölf Jahren hat ein Abgeordneter
noch 4 Prozent seiner Diäten als Altersversorgungsan-
spruch bekommen. Dann haben wir auf 3 Prozent redu-
ziert, und jetzt, beim aktuellen Gesetzentwurf, sind wir
bei 2,5 Prozent.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Blanke Altersarmut!)


Außerdem führen wir – wie für alle anderen Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer – auch für uns Abgeord-
nete die Rente mit 67 ein. Es wird immer wieder behaup-
tet, Mitglieder des Deutschen Bundestages erhielten ab
dem ersten Tag eine hohe Rente. Das ist schlichtweg
falsch. Wir erwerben lediglich Anwartschaften auf die
spätere Rente mit 67, was anderen gegenüber auch kei-
nen Unterschied darstellt.

Die Kolleginnen und Kollegen der Grünen fordern in
ihrem Antrag die Einrichtung eines Versorgungs-
werks. Das kennen wir von den Versorgungswerken an-
derer Berufsgruppen. Es bedeutet doch offensichtlich
keinen Systemwechsel. Ein solcher Schritt bringt ledig-
lich Neueinstellungen bei der Bundestagsverwaltung mit
sich, die den höheren Verwaltungsaufwand bewältigen
muss. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
wenn Sie schon von einem Versorgungswerk reden und
einen Systemwechsel fordern, dann hätte ich von Ihnen
eigentlich erwartet, dass Sie verlangen, dass die Abge-
ordneten bei einem Systemwechsel in die bestehenden
Systeme einzahlen, sodass kein neues bürokratisches
Monstrum geschaffen werden muss.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass das Bun-
desverfassungsgericht uns diese Vorgehensweise be-
schrieben hat und dass die Erklärung dafür lautet, dass
öffentlich und nicht hinter verschlossenen Türen über
Neuregelungen diskutiert werden soll. Richtig ist auch,
dass es dementsprechend momentan nicht möglich ist,
andere über unsere Gehälter entscheiden zu lassen. Das
wäre für uns alle einfacher und die Ergebnisse wären
– davon bin ich überzeugt – überraschend.

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(C (D Sie, Herr Kollege Westerwelle, haben in diesem Zuammenhang eine unabhängige Sachverständigenkomission beim Bundespräsidenten vorgeschlagen. Es inte essiert mich, wer in einer solchen Kommission sitzen oll. (Jörg van Essen [FDP]: Der Bund der Steuerzahler!)


ch frage mich, welches Selbstverständnis wir in unse-
em Parlament haben, wenn wir solche Entscheidungen
n Zukunft einem anderen Verfassungsorgan übertragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es stellt sich noch eine Frage: Welche Art von Parla-
ent wollen wir in Zukunft eigentlich haben? Ich denke,
ir wollen ein unabhängiges Parlament mit Vertretern

us 121 Berufsgruppen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612700600

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612700700

Einen letzten Satz, Frau Präsidentin. – Im Grundge-

etz steht das Wort Entschädigung. Ich sage zum
chluss: Ich bin stolz und dankbar, hier arbeiten zu dür-
en, um einen kleinen Beitrag für unsere Gesellschaft
eisten zu können. Dafür bedarf es keineswegs einer Ent-
chädigung, sondern durchaus einer angemessenen Be-
ahlung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612700800

Jetzt hat das Wort die Kollegin Dr. Dagmar

nkelmann für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612700900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Gestat-

en Sie mir eine kurze Vorbemerkung. Ich finde es gut,
ass die Koalition namentliche Abstimmung beantragt
at. Das schafft wenigstens Transparenz.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir haben erst in der vergangenen Woche in erster
esung über die Änderung des Abgeordnetengesetzes
esprochen. Bereits heute, also nach nur einer Woche,
ird es den Beschluss dazu geben. So schnell kann es
anchmal in der Politik gehen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sehr gut!)


un wundern Sie sich, dass sich viele Bürgerinnen und
ürger über dieses Tempo nicht gerade freuen. Ich
enke, die Bürgerinnen und Bürger merken, dass es bei
nderen Entscheidungen ganz anders geht. Die Anglei-
hung der Lebensverhältnisse von Ost und West wurde
uf die lange Bank geschoben. Die Aufhebung der Kür-






(A) )



(B) )


Dr. Dagmar Enkelmann
zung der Pendlerpauschale wurde inzwischen wieder
vertagt. Die Verlängerung der Bezugsdauer des
Arbeitslosengeldes I – darüber werden wir nachher bera-
ten – ist halbherzig. Wirksame Maßnahmen gegen zu-
nehmende Armut werden auf den Sankt-Nimmerleins-
Tag verschoben.

Wir hatten hier gestern eine Debatte, in der es um die
Anhebung des Arbeitslosengeldes II von 347 Euro auf
435 Euro ging. Es gab einen Antrag auf eine einmalige
Weihnachtsbeihilfe für Hartz-IV-Empfänger in Höhe
von 40 Euro. Diese Debatte war von Hohn gegenüber
den Betroffenen geprägt. Man muss sich schämen, an ei-
ner solchen Debatte teilgenommen zu haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei den Diäten haben Sie Entschlusskraft und Mut
bewiesen. Nun stellen Sie fest, dass die Bürgerinnen und
Bürger dieses Landes Ihnen das nicht gönnen. Was regt
die Leute tatsächlich auf? Es ist weniger die aktuelle
Höhe der Diäten, sondern vor allen Dingen die Anhe-
bung um monatlich fast 700 Euro in zwei Jahren. Wer
trotz Arbeit auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen
ist, weil das Einkommen nicht reicht, darf sich, wie ich
finde, zu Recht aufregen.

Viele empören sich über die Privilegien der Abge-
ordneten bei der Altersversorgung. Diese bleiben trotz
einer marginalen Absenkung bestehen. Abgeordnete
werden auch nach dieser Gesetzesänderung nicht in die
Altersversorgung einzahlen. Es bleibt dabei, dass Abge-
ordnete nach wie vor bereits nach acht Jahren Zugehö-
rigkeit zum Bundestag einen Anspruch haben, für den
der Durchschnittsrentner etwa 60 Jahre arbeiten muss.
Die Rente ab 67 für Abgeordnete, die uns hier verkauft
wird, ist ein Feigenblatt. Wer dem Bundestag länger an-
gehört hat, kann ohne Abschläge bereits mit dem
57. Lebensjahr aus dem Berufsleben als Bundestagsab-
geordneter ausscheiden. Wer in diesem Jahr mit
0,54 Prozent – das sind 3 bis 5 Euro – mehr für die Rente
abgespeist wurde, der darf sich zu Recht aufregen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer durch Ihre Politik von einer Zwangsverrentung be-
droht ist, der versteht die Welt nicht mehr.

Wir legen Ihnen heute einen Vorschlag zur Neurege-
lung der Altersversorgung vor. Frau Hasselfeldt, wir
möchten, dass dieser Vorschlag in den Ausschüssen
gründlich geprüft wird. Das ist ein Systemwechsel. Wir
wollen, dass Abgeordnete künftig in die gesetzliche
Rentenversicherung einzahlen.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Kollege Struck hat in der Bild am Sonntag Fol-
gendes gesagt:

Die Opposition will dagegenstimmen. Ich gehe da-
von aus, dass sie das Geld trotzdem gern nimmt und
es nicht an bedürftige Dritte spendet.

Lieber Peter Struck, dir und allen Kolleginnen und Kol-
legen darf ich sagen, dass die Abgeordneten der Fraktion
Die Linke das Geld aus der Erhöhung der Diäten für so-
ziale Projekte in ihren Wahlkreisen spenden werden.

Ich danke Ihnen.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Das kann ja jeder sagen! Mal sehen, was Herr Lafontaine spendet!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612701000

Jetzt hat das Wort der Kollege Volker Beck für Bünd-

is 90/Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612701100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ein biss-

hen mehr als nur Empörung von außerhalb des Parla-
ents in diese Debatte zu tragen, wäre ganz gut und
äre auch der Seriosität des Themas angemessen, Frau
ollegin Enkelmann.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


Ich glaube, dass wir gut beraten sind, wenn wir erläu-
ern würden, warum Abgeordnete eine angemessene
ntschädigung und eine angemessene Altersversorgung
aben müssen. Dadurch wird die Unabhängigkeit des
andats gesichert und damit auch die Unabhängigkeit

er politischen Entscheidungen des Hohen Hauses. Ab-
eordnete, die schlecht bezahlt werden, müssen es sich
ntweder leisten können – das ist der Fall, wenn sie ver-
ögend sind; so war es im 19. Jahrhundert –, oder sie

nterliegen den Verlockungen der Lobbyisten, die mit
em Inaussichtstellen von Nebenjobs und Jobs im An-
chluss an das politische Mandat politische Entscheidun-
en beeinflussen. Das ist die teuerste Veranstaltung für
ie Republik, nämlich wenn nicht nach bestem Wissen
nd Gewissen entschieden wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Frau Kollegin Kastner, es wäre schön, wenn man die
nträge der Konkurrenz wenigstens liest,


(Dr. h. c. Susanne Kastner [SPD]: Das habe ich gemacht!)


evor man sie in der Debatte vom Tisch wischt. Wir ha-
en einen Antrag hinsichtlich eines Altersversorgungs-
erks vorgelegt. Darin geben wir auch an, wo das Ni-
eau liegen soll. Wir behaupten nicht, dass wir radikal
ürzen wollen, sondern wir wollen ein transparenteres
nd für die Bevölkerung nachvollziehbareres Verfahren.
inen entsprechenden Vorschlag haben wir vorgelegt.

Das Gutachten, das der Präsident des Deutschen Bun-
estages auf unsere Anregung hin in Auftrag gegeben
at, kommt zum Ergebnis, dass wir nicht Diäten in Höhe
on 14 000 Euro, sondern einen Altersversorgungsbei-
rag von monatlich ungefähr 3 000 Euro pro Abgeordne-
en brauchen, um das jetzige Versorgungsniveau, dessen
esamtvolumen ja dem Volumen nicht unähnlich ist, das
ie heute beschließen wollen, zu halten. Insofern erzäh-

en Sie Ammenmärchen. Das Gutachten kommt außer-
em zu dem Ergebnis, dass es für den Haushalt langfris-
ig günstiger ist, die Altersversorgung über ein
ersorgungswerk als direkt aus dem Bundeshaushalt zu

inanzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

Auf diesen Vorschlag sind Sie nicht eingegangen. Sie
haben das Gegenteil behauptet. Sie müssen jetzt also ein
anderes Gutachten vorlegen, in dem dargelegt wird, dass
das, was uns der Bundestagspräsident zur Beratung mit-
gegeben hat, falsch ist. Bis dahin ist das vorliegende
Gutachten die Grundlage der Diskussion.

Zu den Vorschlägen der anderen Fraktionen im Hohen
Hause. Die FDP möchte die Frage los sein und darüber
hier nicht mehr debattieren und die Entscheidung einer
Kommission beim Bundespräsidenten überlassen. Wir
können aber nicht anders, als darüber selbst zu entschei-
den. Denn wir sind der Gesetzgeber. Wir können doch
nicht bei unbequemen Fragen sagen, da möge uns ein
anderer erlösen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


Es rettet uns kein höheres Wesen. Die Entscheidung da-
rüber, was angemessen ist, müssen wir selber treffen und
vertreten.

Die Vorstellung, dass selbst das System der Altersver-
sorgung von einer Kommission festgelegt werden soll,
ist nun völlig aberwitzig. Denn Gesetze können die
Kommissionen nicht ändern. Sie können vielleicht einen
Index nach bestimmten Maßstäben weiterentwickeln,
aber sie können keine Strukturreformen vornehmen. Wir
könnten ja auch sagen: Warum überlassen wir nicht auch
das Thema ALG I und ALG II – weil es die Parteien zer-
reibt – einer Kommission? Dann wären wir diese unan-
genehme Frage los. Nein, wir als Gesetzgeber können
uns nicht aus der Verantwortung stehlen! Wem das zu
schwer ist, der soll sich nicht für ein Mandat im Deut-
schen Bundestag bewerben!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Geschätzte Kollegen von der PDS, der Vorschlag, die
Abgeordneten unter anderem in die Rentenversicherung
einzubeziehen, genießt auch in unserer Fraktion Sympa-
thien. Aber so wie Sie das wollen, geht es gerade nicht.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wie denn?)


Wenn Sie die Abgeordneten in das heutige System der
Rentenversicherung – also eines ohne Bürgerversiche-
rung – einbeziehen, dann kommen Sie zu dem Ergebnis,
dass ein Freiberufler, der noch nie in diesem Rentenver-
sicherungssystem versichert war, das Parlament nach
vier Jahren als Abgeordneter ohne Altersversorgungsan-
sprüche verlässt. Das funktioniert nur, wenn man es in
eine Bürgerversicherung einbezieht.

Unser Vorschlag eines Versorgungswerkes ist kompa-
tibel mit den Vorstellungen unserer Arbeitsgruppe So-
zialpolitik, die alle Versorgungswerke als Teilkom-
ponente in das System der Bürgerversicherung
einbeziehen will.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wie stimmt ihr denn jetzt ab, Leute? Stimmt ihr jetzt zu, oder was?)


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1)

2)

(C (D nser Vorschlag ist der erste Schritt dahin. Aber er folgt iner anderen Systematik als Ihr Vorschlag. Deshalb ürde ich mich freuen, wenn unser Antrag die Unter tützung des Hauses fände. Denn nur zusammen mit iner Strukturreform der Altersversorgung kann eine anemessene Diätenerhöhung auf Akzeptanz in der Bevölerung treffen. Vielen Dank, meine Damen und Herren. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Geetzentwurf zur Änderung des Abgeordnetengesetzes. u dieser Abstimmung liegt eine Reihe von persönlichen rklärungen nach § 31 unserer Geschäftsordnung vor. Es ibt Erklärungen der Kolleginnen und Kollegen eronika Bellmann, Swen Schulz, Dr. Matthias Miersch, arrelt Duin, Marco Bülow, Gerold Reichenbach, lemens Bollen, Steffen Reiche, Katja Mast, Kerstin riese, Dr. Carola Reimann und Sabine Bätzing.1)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612701200

Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
chäftsordnung empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
chlussempfehlung auf Drucksache 16/7159, den Ge-
etzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und SPD auf
rucksache 16/6924 in der Ausschussfassung anzuneh-
en. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-

hen. – Die Gegenstimmen? – Die Enthaltungen? – Da-
it ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung angenom-
en mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen

er Opposition. Enthaltungen hat es nicht gegeben.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Hierzu haben die Fraktionen
er CDU/CSU und SPD namentliche Abstimmung ver-
angt. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
ie vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind alle Urnen
esetzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich hiermit die
bstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme noch nicht abgeben konnte? – Das ist nicht der
all. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
chriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-

ung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ihnen später be-
anntgegeben.2)

Wir setzen die Abstimmungen fort.

Wir kommen zum Entschließungsantrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7185. Wer

timmt für diesen Entschließungsantrag? – Die Gegen-
timmen? – Die Enthaltungen? – Damit ist der Entschlie-
ungsantrag bei Zustimmung der einbringenden Frak-
ion und Gegenstimmen im übrigen Haus abgelehnt.

Anlagen 2 bis 4
Siehe Seite 13314 D






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Wir kommen nun zur Abstimmung über den von der
Fraktion der FDP eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
rung des Abgeordnetengesetzes auf Drucksache 16/117.
Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung empfiehlt unter Buchstabe b seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/7159, den Gesetz-
entwurf der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/117
abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Die Gegen-
stimmen? – Die Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
in zweiter Beratung bei Zustimmung der FDP-Fraktion
und Gegenstimmen im übrigen Haus abgelehnt, wobei
ich mir nicht ganz sicher über das Abstimmungsverhal-
ten des Kollegen Grund bin.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Dagegen! – Olaf Scholz [SPD]: Er hat dagegen gestimmt!)


– Er hat also abgelehnt; gut. – Damit entfällt nach unse-
rer Geschäftsordnung eine weitere Beratung.

Ich komme jetzt zur Abstimmung über den von der
Fraktion der FDP eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
rung des Art. 48 Abs. 3 des Grundgesetzes. Der Aus-
schuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsord-
nung empfiehlt weiterhin unter Buchstabe b seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/7159, den Ge-
setzentwurf der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/118
abzulehnen. Ich bitte jetzt diejenigen, die dem Gesetz-
entwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. Die
Gegenstimmen? – Die Enthaltungen? – Damit ist dieser
Gesetzentwurf bei Zustimmung der einbringenden Frak-
tion und Gegenstimmen im übrigen Haus abgelehnt. Da-
mit entfällt die dritte Beratung.

Tagesordnungspunkt 42 m. Interfraktionell wird vor-
geschlagen, die Vorlage auf Drucksache 16/7107 zur Fe-
derführung an den Ausschuss für Wahlprüfung, Immuni-
tät und Geschäftsordnung und zur Mitberatung an den
Ausschuss für Arbeit und Soziales zu überweisen. Gibt
es dazu weitere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist so beschlossen.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 33 a und 33 b
auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Sechsten
Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches
Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze

– Drucksache 16/6741 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Arbeit und Soziales (11. Ausschuss)


– Drucksache 16/7151 (neu)

Berichterstattung:
Abgeordneter Stefan Müller (Erlangen)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/7164 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Peter Weiß (Emmendingen)

Waltraud Lehn

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(C (D Dr. Claudia Winterstein Dr. Gesine Lötzsch Anja Hajduk b)

richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel,
Dr. Heinrich L. Kolb, Dr. Karl Addicks, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit
an Beitragszahler zurückgeben – Beitrags-
senkungspotenziale nutzen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara
Höll, Dr. Gesine Lötzsch, Kornelia Möller,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit
zur Vermeidung von Langzeitarbeitslosig-
keit, für mehr Qualifizierung und eine län-
gere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes
verwenden

– Drucksachen 16/6434, 16/6035, 16/7151 (neu)

Berichterstattung:
Abgeordneter Stefan Müller (Erlangen)


Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Än-
erung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer
esetze liegt ein Entschließungsantrag der Fraktionen
er CDU/CSU und der SPD vor. Es ist verabredet, ein-
inviertel Stunden zu debattieren. – Dazu höre ich kei-
en Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich gebe als Erstem dem Kollegen Parlamentarischen
taatssekretär Gerd Andres das Wort.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1612701300

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Es ist in dieser Woche öffentlich, aber auch in die-
em Haus der eine oder andere Unkenruf laut geworden,
ie Koalition befinde sich im Winterschlaf oder sie sei in
ine Schockstarre verfallen. Ich finde, wir sollten diese
nken ruhig weiter quaken lassen. Denn wir führen mit
iesem Gesetz vor, dass wir unmittelbar, rasch und sehr
chnell handeln. Wir lösen ein und wir setzen um, was
ir versprochen haben.

Die Koalition hat sich vor gut zwei Jahren vorgenom-
en, die Sozialversicherungsbeiträge in der Summe

achhaltig auf unter 40 Prozent zu senken. Mit dem Be-
chluss, den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung ab
em 1. Januar 2008 auf 3,3 Prozent abzusenken, werden
ir dieses Ziel erreicht haben. Für den Durchschnittsver-
iener bedeutet das immerhin eine jährliche Entlastung
on 122 Euro. Das ist ein guter Erfolg und ein wichtiger
chritt.

Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Bundesagentur
ür Arbeit bis zum Jahre 2011 ohne zusätzliches Geld
om Bund auskommen kann. Die ausreichende Finan-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres
zierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik und eine nach-
haltige und solide aufgestellte Bundesagentur für Arbeit,
ein Beitragssatz wie zuletzt zu Zeiten von Helmut
Schmidt und ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um mehr
als 1,1 Millionen Menschen seit Amtsantritt, das ist eine
glänzende Bilanz für einen Arbeitsminister, eine Bilanz,
die ihresgleichen sucht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir profitieren dabei gewiss auch von der guten Ent-
wicklung der Konjunktur. Aber manche Skandalisierun-
gen sind schon befremdlich. Ich sage hier ganz deutlich:
Die Bundesagentur, die von der FDP als reformunfähige
Mammutbehörde abgestempelt wird und angeblich auf-
gelöst gehört,


(Zuruf von der FDP: Jawohl!)


diese BA hat in den vergangenen Jahren so gut gewirt-
schaftet, dass zum Jahresende die Rücklage der BA auf
rund 18 Milliarden Euro angestiegen sein wird, und das,
obwohl für den diesjährigen Haushalt der Bundesagentur
ein deutliches Minus prognostiziert worden war. Viel-
leicht sollten einige Kollegen einmal im Licht der Reali-
täten überprüfen, was sie da so in die Mikrofone erzäh-
len. Die Realität ist: Die Bundesagentur hat ein sehr
gutes Ergebnis erzielt. Ich füge hinzu: Sie macht einen
guten Job. Davon sollen jetzt auch diejenigen profitie-
ren, die dieses Ergebnis mit ermöglicht haben: die Bei-
tragszahlerinnen und Beitragszahler.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben es sich verdient, weil sie es sind, die den Auf-
schwung tragen.

Noch etwas sei an dieser Stelle gesagt: Es sind gerade
die Erfahrung und das Wissen der Älteren in den Beleg-
schaften, von denen die Unternehmen profitieren. In
manchem Unternehmen wird das gesehen, bewegt sich
da etwas; bei anderen, die noch immer dem Jugendwahn
anhängen, dürfen wir nicht nachlassen in dem Bemühen,
sie zum Umdenken zu bewegen. Die Unternehmen brau-
chen beides: Sie brauchen die jungen Hüpfer, und sie
brauchen die alten Hasen. Es ist längst nicht mehr so,
wie es einmal war: Arbeitslos zu werden, ist auch für Äl-
tere nicht mehr das Ende. Wir sind da ein gutes Stück
vorangekommen: Bei den 55- bis 59-Jährigen haben wir
im zweiten Quartal 2007 eine Beschäftigungsquote von
sage und schreibe 67,2 Prozent erreicht. Ich denke, dies
ist ein Erfolg, der sich sehen lassen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612701400

Herr Kollege, es gäbe den Wunsch nach einer Zwi-

schenfrage des Kollegen Ilja Seifert. Möchten Sie sie zu-
lassen?

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Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1612701500


Ja, bitte.

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(C (D Bitte schön. Herr Staatssekretär, Sie loben gerade die Leistungen er Bundesagentur für Arbeit sehr. Können Sie mir bitte inmal erklären, wieso Sie 530 Millionen Euro aus der ingliederungshilfe wegnehmen wollen, um das Areitslosengeld I länger zahlen zu können? Diese sind ja erade für Menschen gedacht, die es schwerer haben, ermittelt zu werden, bzw. bei denen man weiß – zum eispiel bei Menschen mit Behinderungen und anderen, ie Eingliederungshilfe brauchen –, dass die Vermittlung mmer noch sehr viel problematischer als bei anderen ist. ort fehlt es dann. Wie können Sie mir erklären, dass das für die Menchen vernünftig und sinnvoll ist, die mehr Hilfe für die ingliederung in den Arbeitsprozess brauchen? G Herr Seifert, ich habe gerade einmal zwei Minuten esprochen. Ich werde auf den anderen Teil noch zuückkommen und dann Ihre Frage beantworten. Gut, damit bin ich einverstanden. G Ich war bei den Beschäftigungsquoten Älterer. – Ich inde, dass wir uns darauf nicht ausruhen dürfen und uch nicht können. Unser erstes Ziel muss es daher weier sein, alle Anstrengungen zu unternehmen, dass ältere rbeitnehmer in Arbeit bleiben und nicht arbeitslos weren. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Koaliionspartner haben sich am Montagabend auf eine Verängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I für ltere Arbeitslose geeinigt. Arbeitslose ab 50 Jahren solen bis zu 15 Monate Arbeitslosengeld I erhalten, wenn ie in den fünf Jahren davor zweieinhalb Jahre einbeahlt haben. Ab 55 Jahren steigt die Dauer auf 8 Monate, wenn drei Jahre Beiträge gezahlt wurden. chließlich sollen über 58-Jährige bis zu 24 Monate rbeitslosengeld I erhalten, wenn sie vier der letzten ünf Jahre versichert waren. Ich finde, dass das insgesamt ein tragfähiger Komproiss ist, durch den auch das Interesse der Versicherten emeinschaft berücksichtigt wird, weil die Mittel der eitragszahler nur dort eingesetzt werden, wo die Areitslosigkeit unvermeidbar fortbesteht. Uns ist dabei or allem eines wichtig: Wir wollen die Förderung älteer Arbeitsloser verbessern. Unser Ziel bleibt: Perspekive statt Frührente. Wir wollen daher jedem älteren Arbeitslosen ein konretes Arbeitsplatzangebot machen. Wo dies nicht mögich ist, soll er einen Eingliederungsgutschein erhalten. Parl. Staatssekretär Gerd Andres rüber zu diskutieren. Dann sind auch Sie gefordert, jenseits von Unkenrufen aus der Starre zu erwachen und Ich sage ausdrücklich, dass der vorliegende GesetzMit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird auch geregelt, wie das Verhältnis von Beitragszahlungen und Steuermitteln bei den Eingliederungsmitteln im Bereich des SGB II aussieht. Herr Seifert hat ja darauf hingewiesen, dass wir vorsehen, aus nicht verausgabten Mitteln des Eingliederungstitels zukünftig gut 500 Millionen Euro aufzuwenden, um damit diese zusätzlichen Aktivitäten für Ältere finanzieren zu können. Wir sind in der günstigen Situation, dass wir die Beitragsmehreinnahmen der Bundesagentur für Arbeit für sehr unterschiedliche Dinge – wie ich finde: vernünftig – nutzen können. Wir werden erstens einen Pensionsfonds für die beamtenähnlich Beschäftigten bei der Bundesagentur für Arbeit einrichten. Damit erreichen wir ein Stück mehr Generationengerechtigkeit, weil klar ist, dass vorhandene Mittel im Hinblick auf künftige Belastungen für die Beschäftigten der Bundesagentur für Arbeit verwandt werden. Zum Zweiten werden wir dafür sorgen, dass sich die Bundesagentur für Arbeit auch künftig aufgrund entsprechender Regelungen aus ihrem Haushalt an den Einglie s d g u z r s u c C b o u 5 m 1 m Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 557; davon ja: 377 nein: 166 enthalten: 14 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Helmut Brandt D M G C G L H A T M M D A I D E I (D en haben und noch beschließen werden, zu der außerorentlich erfolgreichen Bilanz von Franz Müntefering ehört. Er hat dies als Arbeitsminister zu verantworten nd vorangetrieben. Es ist daher richtig und gut, daran u erinnern, dass dieser Arbeitsminister nach zwei Jahen eine glänzende Bilanz vorweisen kann. Das untertreichen alle Zahlen deutlich. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich gebe Ihnen jetzt das von den Schriftführerinnen nd Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlihen Abstimmung über den von den Fraktionen der DU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Sieenundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgerdnetengesetzes – das sind die Drucksachen 16/6924 nd 16/7159 – bekannt: Es wurden abgegeben 57 Stimmen. Mit Ja haben gestimmt 377 Abgeordnete, it Nein haben gestimmt 166 Abgeordnete. Es gab 4 Enthaltungen. Damit ist der Gesetzentwurf angenomen. r. Ralf Brauksiepe onika Brüning eorg Brunnhuber ajus Caesar itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn r. Stephan Eisel nke Eymer lse Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann ngrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612701600
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612701700

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1612701800
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612701900
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1612702000




(A) )


(B) )


(Bönstrup)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612702100
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Michael Glos
Josef Göppel
sich daran zu beteiligen.
entwurf neben vielen anderen Sachen, die wir beschlos-
Nur dann, wenn es ihm trotz all
derungen nicht gelingt, auf d
Fuß zu fassen, wird das Arbeits
zahlt. Dies entspricht klar unse
und Fordern“.

Bei alldem muss klar sein: D
beit hat zwar Überschüsse, ab
nicht über Gebühr strapazieren
zusätzlichen Belastungen für
– auch das ist mir wichtig zu b
gerung der Bezugsdauer für Ä
Jüngeren gehen. Auch das ist e
rechtigkeit.

Die Bundesregierung wird
schnellstmöglich einen Geset
werden dann noch ausreichend
er Bemühungen und För-
em Arbeitsmarkt wieder
losengeld I länger ausge-
rem Grundsatz „Fördern

ie Bundesagentur für Ar-
er wir dürfen diese auch
. Wir wollen daher keine
die BA. Gleichzeitig
etonen – darf die Verlän-
ltere nicht zulasten der

in Stück Generationenge-

zu diesem Kompromiss
zentwurf vorlegen. Wir
Gelegenheit haben, da-

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ir die Systematik des SGB II
undesagentur für Arbeit für v
ittel für Eingliederungsmaßna
rbeitsmarktpolitik verausgabt

roffene Menschen sozusagen a
as andere System abgibt, und
hem Maße. In den letzten Mon
en abgenommen, was uns seh
ich noch immer um mehr als
chen. Angesichts dessen halten
ig und außerordentlich vernü
gentur für Arbeit bei den Be
ine Verrechnung des Zuschuss
rmitteln gewähren, zur Fin
aßnahmen herangezogen wir

(C beteiligt. Das macht Sinn uss Ihnen sagen: Bevor eingeführt haben, hat die iele Menschen erhebliche hmen und für eine aktive . Sie ist diejenige, die beus dem einen System in zwar in nicht unerhebliaten haben die Quantitär freut. Aber es handelt eine Viertelmillion Men wir es für recht und bilnftig, dass die Bundesitragsmitteln bzw. durch es, den wir ihr aus Steuanzierung aktivierender d. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Peter Götz Dr. Wolfgang Götzer Ute Granold Reinhard Grindel Hermann Gröhe Michael Grosse-Brömer Markus Grübel Manfred Grund Monika Grütters Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg Olav Gutting Holger Haibach Gerda Hasselfeldt Ursula Heinen Uda Carmen Freia Heller Michael Hennrich Jürgen Herrmann Bernd Heynemann Peter Hintze Robert Hochbaum Klaus Hofbauer Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster Anette Hübinger Hubert Hüppe Dr. Hans-Heinrich Jordan Dr. Franz Josef Jung Andreas Jung Bartholomäus Kalb Hans-Werner Kammer Steffen Kampeter Alois Karl Bernhard Kaster Siegfried Kauder (Villingen Schwenningen)





(A) )


(B) )

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach

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r. Gerd Müller
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(Braunschweig)


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ernd Neumann (Bremen)

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atherina Reiche (Potsdam)

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r. Heinz Riesenhuber
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

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nita Schäfer (Saalstadt)

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r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
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hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

go Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
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(C (D onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg olfgang Grotthaus olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker laus Hagemann ichael Hartmann ina Hauer r. Reinhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß tephan Hilsberg etra Hinz erd Höfer rank Hofmann ike Hovermann hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber ans-Ulrich Klose r. Bärbel Kofler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl r. Hans-Ulrich Krüger ngelika Krüger-Leißner ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten rsula Mogg arko Mühlstein esine Multhaupt r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Dr. Carola Reimann Christel Riemann Hanewinckel Walter Riester René Röspel Karin Roth Ortwin Runde Marlene Rupprecht Anton Schaaf Axel Schäfer Bernd Scheelen Marianne Schieder Otto Schily Dr. Frank Schmidt Ulla Schmidt Silvia Schmidt Renate Schmidt Heinz Schmitt Carsten Schneider Olaf Scholz Ottmar Schreiner Reinhard Schultz Swen Schulz Ewald Schurer Frank Schwabe Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Rita Schwarzelühr-Sutter Wolfgang Spanier Jörg-Otto Spiller Dr. Ditmar Staffelt Dieter Steinecke Ludwig Stiegler Rolf Stöckel Christoph Strässer Dr. Peter Struck Joachim Stünker Dr. Rainer Tabillion Jörg Tauss Jella Teuchner Dr. h. c. Wolfgang Thierse Franz Thönnes Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger Dr. Marlies Volkmer Hedi Wegener Petra Weis Gunter Weißgerber Gert Weisskirchen Dr. Rainer Wend Lydia Westrich Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Waltraud Wolff Heidi Wright Uta Zapf Manfred Zöllmer Brigitte Zypries N C V M D M K S B M B G J D D S D M A J D F J D U R A P M J U O P H D H M J D H E D M D G J H S H In S M M H P J B D D C G J F ein DU/CSU eronika Bellmann ichael Brand r. Peter Jahr anfred Kolbe atharina Landgraf PD ernhard Brinkmann artin Burkert ettina Hagedorn abriele Hiller-Ohm ohannes Kahrs irk Manzewski etlef Müller önke Rix r. Ernst Dieter Rossmann ichael Roth ndreas Steppuhn örn Thießen r. Wolfgang Wodarg DP ens Ackermann aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Edmund Peter Geisen ans-Michael Goldmann iriam Gruß oachim Günther r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein lke Hoff r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger ichael Link arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler D M D D D C F D D D H M D H D K D H E D R D W D W D H L H C I D U D D K J K O U D U D K K W D B E P V D D D F D D A J S B D K V C B r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann olfgang Gehrcke r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch nge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping an Korte atrin Kunert skar Lafontaine lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae olker Beck ornelia Behm irgitt Bender G A D H K K A B B W P P U D B T U F R M U M A N J K W O B C K E C Ir D R S H D J W J F H G E C F S C W G G Ir J D M S G D F D C (C (D rietje Bettin lexander Bonde r. Thea Dückert ans-Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar nna Lührmann icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler raktionslose Abgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier nthaltung DU/CSU riedrich Merz PD lemens Bollen illi Brase arrelt Duin abriele Frechen is Hoffmann osip Juratovic r. Matthias Miersch echthild Rawert teffen Reiche erold Reichenbach r. Margrit Spielmann DP r. Karl Addicks hristian Ahrendt Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Wir kommen zurück zu unserer Debatte. Ich gebe das Wort dem Kollegen Dirk Niebel für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Kollege Staatssekretär hat gesagt, man werde Wort halten bei dem, was man versprochen habe. Zumindest für einen Teil, über den wir nun debattieren, gilt das für den Staatssekretär ganz persönlich nicht. Ich meine damit die Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I. Sie alle erinnern sich sicherlich, dass es zu diesem Thema eine Aktuelle Stunde gab. Herr Andres hat in dieser Aktuellen Stunde für die Bundesregierung und vermutlich auch für sich selbst geredet. Ich erlaube mir, aus seinen damaligen Ausführungen zu zitieren. Er sagte damals: Ich finde es faszinierend, dass uns jetzt Zahlen und Untersuchungsergebnisse vorliegen, die belegen, dass wir das, was wir mit der Absenkung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes erreichen wollten, auch erreichen: ein anderes Verhalten bei den betroffenen Menschen und ein anderes Verhalten bei den beteiligten Betrieben. Völlig zu Recht hat der Staatssekretär festgestellt, dass sich die Erwerbsbeteiligung Älterer – das sagen auch alle Forschungsinstitute – ursächlich durch die Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I von 38 auf 52 Prozent erhöht hat. Genau das war unser Ziel: Wir wollten die Teilhabechancen verbessern und die Menschen in Arbeit bringen und nicht die Arbeitslosigkeit finanzieren. Das haben wir – übrigens gemeinsam mit der damaligen Opposition – auf den Weg gebracht, um älteren Menschen wieder eine Chance zu geben. Sie sollten nicht ausgegliedert werden. Genau das drehen Sie mit dem, was Sie angeblich versprochen haben, wieder zurück. Sie haben Ihr Versprechen gebrochen. Sie nehmen vielen Menschen die Chance, wieder einen Arbeitsplatz in diesem Land zu bekommen. Zudem senken Sie die Beiträge. Das ist anerkennenswert; denn ein Beitragspunkt weniger wird allgemein mit 100 000 mehr Arbeitsplätzen gleichgesetzt. Eine Beitragssenkung ist allein aufgrund der Tatsache, dass Sie zu Beginn des Jahres den Bürgerinnen und Bürgern mit der höchsten Steuererhöhung in der Geschichte der Republik das Geld aus der Tasche gezogen haben, notwendig, um die Kaufkraft der Menschen zu stärken. Die Bevölkerung fragt sich völlig zu Recht: Wo bleibt mein eigener Aufschwung? Es nutzt nichts, wenn brutto viel auf dem Lohnzettel steht, aber netto nichts zum Ausgeben übrig bleibt. Deswegen hätten Sie hier den ganzen Weg gehen müssen. Die zu diesem Thema durchgeführte Anhörung hat gezeigt, dass eine Beitragssenkung auf 3 Prozent trotz einer sinnvollen und von uns geforderten Pensionsrückstellung sachgerecht und realistisch ist. Das IfW in Kiel hält 2,9 Prozent und das Karl-Bräuer-Institut sogar 2,7 Prozent für möglich. Sie könnten also die Beiträge noch weiter senken, Arbeit dadurch noch billiger m s G n i b t i B E s s t s 5 d s w d d d d s m 2 I f b D D v z r h n n c d a f „ b K A n B O f d D (C (D achen, die Chancen auf Einstellung noch mehr verbesern und so den Menschen zumindest ein Stück weit das efühl geben, dass der Aufschwung auch in ihrem eigeen Portemonnaie ankommt. Das machen Sie nicht. Das st ein großer Fehler. Im Gegenteil, Sie belasten die Bundesagentur für Areit zusätzlich weiter mit versicherungsfremden Leisungen. Das hat sogar der Deutsche Gewerkschaftsbund n der Anhörung beklagt. Nach Angaben des Karlräuer-Instituts zahlt die Bundesagentur 11,9 Milliarden uro für Dinge, die nicht Sache der Beitragszahler, ondern Sache der Steuerzahler, also der Gesamtgesellchaft, wären. Zusätzlich übertragen Sie mit einer Beeiligung an den Eingliederungsleistungen für Arbeitsloengeld-II-Empfänger zusätzliche Lasten in Höhe von Milliarden Euro auf die Beitragszahler und somit auf en Faktor Arbeit. Sie nehmen den Menschen Chancen, tatt ihnen Perspektiven zu eröffnen. Deswegen sagen ir: Ihre Arbeitsmarktpolitik geht in die Irre. Herr Andres, Sie selbst haben völlig zu Recht gesagt, ass die durchschnittliche Arbeitslosengeldbezugsdauer er 50bis 55-Jährigen ungefähr sechs Monate beträgt, ie der 55bis 60-Jährigen ungefähr sieben Monate und ie der 60bis 65-Jährigen ungefähr elf Monate. Sie elbst haben folgerichtig daraus geschlossen, dass Sie it einer gesetzlich geregelten Bezugsdauer bis zu 4 Monaten den Realitäten nicht entsprechen. Sie sollten hrer richtigen Schlussfolgerung entsprechende Taten olgen lassen und die richtige Politik daraus entwickeln. Die Menschen in Deutschland wollen die Chance haen, ihr Leben selbst in die Hand nehmen zu können. as bedeutet: Wir müssen die Arbeit billiger machen. ie Bundesregierung hat, obwohl im Koalitionsvertrag ereinbart ist, die arbeitsmarktpolitischen Instrumente u modernisieren, seit eineinhalb Jahren einen Evaluieungsbericht in der Schublade liegen, an den Sie nicht erangehen will. Darin steht, dass ein Großteil der Maßahmen, die sie mit dem Geld anderer Leute bezahlt, icht nur nicht hilft, sondern den Betroffenen bei der Suhe nach einem Arbeitsplatz schadet. Ich frage mich, ob as nicht einfach nur ideologisch begründet ist, weil Sie n althergebrachten, geliebten, tradierten Maßnahmen esthalten wollen, damit diejenigen, die im Rahmen der Arbeitslosenindustrie“ Jahrzehnte Geld verdient haen, weiter daran verdienen werden. Das geht alles auf osten der Menschen, die das Ganze mit ihrer Hände rbeit zu finanzieren haben. Aus diesen Gründen können wir Ihren Vorschlägen icht folgen. Kehren Sie zur Reformpolitik der alten undesregierung zurück! Erleichtern Sie uns als legaler pposition gegenüber dieser Regierung das Leben inso ern, als wir nicht in die Lage versetzt werden, ständig ie Reformen von Herrn Schröder vertreten zu müssen. as wäre eigentlich Ihre Aufgabe. Der Kollege Peter Rauen spricht jetzt für die CDU/ CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Niebel, ich glaube, eine Opposition kann ein Stück glaubwürdiger sein, indem sie in manchen Momenten auch Erreichtes anerkennt. Vor fast zwei Jahren ist die Bundesregierung mit zwei überragenden Zielen angetreten: erstens, die Staatsfinanzen zu sanieren und, zweitens, wieder mehr Menschen in Arbeit zu bringen. In diesem Jahr meldet Deutschland zum ersten Mal seit 1989, das erste Mal nach der Wiedervereinigung, wieder ausgeglichene Haushalte nach Brüssel, also Bund, Länder, Gemeinden und die sozialen Kassen. Wir haben auch Wort gehalten, indem wir die Sozialversicherungsbeiträge unter 40 Prozent gedrückt haben. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Vorübergehend, nicht dauerhaft!)


(Wackernheim)





(A) )


(B) )


(Tuchenbach)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Hildesheim)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1612702200

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD)





(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612702300

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Peter Rauen (CDU):
Rede ID: ID1612702400

(Dirk Niebel [FDP]: Das habe ich!)


Das aus meiner Sicht Wichtigste aber ist, dass wir wie-
der mehr Menschen in Arbeit gebracht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nach den letzten Meldungen haben wir 864 000
mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsver-
hältnisse und 1 129 000 weniger Arbeitslose als vor
zwei Jahren. Dies alles – gesunde Haushalte, gesenkte
Sozialabgaben und funktionierender Arbeitsmarkt – ist
nach zwei Jahren erreicht. Wer da noch behauptet, die
Regierung sei nicht handlungsfähig, hat offenkundig
Probleme mit der Wahrnehmung der Realität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die wichtigste Veränderung ist die Festsetzung des
Arbeitslosenversicherungsbeitrages auf 3,3 Prozent.
Wenn wir im November 2005 gesagt hätten, dass wir
zum 1. Januar 2008 die Beiträge von damals 6,5 Prozent
fast halbieren werden, hätten Sie uns für verrückt erklärt.
Aber nicht nur das. Auch die Bezugszeit des Arbeitslo-
sengeldes für ältere Arbeitnehmer wird verlängert. Die
Bundesagentur für Arbeit kann 2,5 Milliarden Euro in
einen Versorgungsfonds der BA einstellen. Sie beteiligt
sich mit 5 Milliarden Euro an den Eingliederungsbeiträ-
gen und mit 290 Millionen Euro an den Beiträgen wäh-
rend der Kindererziehungszeiten.

Ich kenne die Bedenken bezüglich des Verschiebens
von steuerfinanzierten Fürsorgeleistungen auf die bei-
tragsfinanzierte Kasse der Bundesagentur für Arbeit. Ich
persönlich teile diese Bedenken. Dennoch bleibt festzu-
stellen: Mit dem heutigen Gesetz wird der Steuerzahler
um 5,3 Milliarden Euro entlastet. Darüber hinaus haben
wir durch die Beitragssenkung die in die Versicherung
Einzahlenden, also Arbeitnehmer und Unternehmer, um
insgesamt rund 24 Milliarden Euro entlastet. Die Bun-

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(C (D esagentur für Arbeit hatte erfreulicherweise im ahr 2006 einen Überschuss von 11,2 Milliarden Euro, uch durch den Einmaleffekt durch die vorgezogene ahlung der Sozialversicherungsbeiträge. Heute vor eiem Jahr ging man davon aus, dass in 2007 ein Minus on 4,2 Milliarden Euro in der Kasse sein würde. In ahrheit sind es 6,8 Milliarden Euro, die übrig sind. Das st ein Delta von 11 Milliarden Euro. Wie sind diese gewaltigen finanziellen Änderungen u erklären? Die positiven Daten des Arbeitsmarktes alein – so schön sie auch sind – erklären nicht diese gealtige finanzielle Veränderung. Die Bruttolöhne haben ich 2006 um 14 Milliarden Euro und in diesem Jahr eiter erhöht. Die Zahl der Empfänger von Arbeitslo engeld hat sich 2006 im Vergleich zum Vorjahr um 82 000 auf 1 446 000 verringert. Im Juni war die Zahl er Bezieher von Arbeitslosengeld unter 1 Million geutscht. Es hat noch andere Veränderungen gegeben, die us meiner Sicht sehr zu beachten sind. Der Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frankürgen Weise, hat diese in der aktuellen Wirtschaftswohe, wie ich finde, beim rechten Namen genannt. Er pricht dort von einer „massiven Verhaltenskompoente“. Es ist etwas geschehen, was man mit Zahlen und tatistiken schwerlich messen kann. In der Bevölkerung st ein genereller Bewusstseinswandel eingetreten. Die irmen sind weg vom früheren Jugendwahn und haben ieder die Qualität älterer Arbeitnehmer zu ihrem eigeen Nutzen erkannt. Voraussetzung für diesen Wandel ar ein Wechsel im Denken dahin gehend, dass der Staat icht mehr für jeden allumfassende Fürsorge bis hin zur ente garantiert und dies auch nicht mehr will. Die Re ormen am Arbeitsmarkt läuteten in der Tat eine wahre evolution in den Köpfen der Menschen ein. Die Person elbst rückte wieder in den Mittelpunkt arbeitsmarktpoliischer Betrachtung, wobei der Staat die flankierenden aßnahmen trifft. Insofern ist Hartz IV eben nicht die ortführung des Arbeitslosenund Sozialhilfesystems; artz IV ist ein Paradigmenwechsel in zur selbstbestimmten Persönlichkeit, die aufgeforert ist, sich aktiv dem Arbeitsmarkt zu stellen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Lesen Sie mal die Petitionen zu diesem Thema!)


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wohl wahr!)


Der Erfolg dieser Konzeption spiegelt sich in allen
aushalten und in allen sozialen Kassen wider. Herr
ndres hat eben bereits erklärt, dass mit Beginn des
euen Jahres die Bezugszeiten für Arbeitslosengeld ver-
ängert werden. Es gibt Bedenken, dass die Verlängerung
iese massive Verhaltenskomponente wieder verändern
önnte; das muss man sehen. Nicht zuletzt hat unser von
ir hochgeschätzter Arbeitsminister Müntefering selbst

iese Gefahr gesehen. Wird es dazu kommen? Ich
laube, nicht. Die Tatsache, dass die Vorversicherungs-
eiten zweieinhalb Jahre, drei Jahre bzw. vier Jahre be-
ragen müssen, deutet darauf hin, dass hier Arbeitnehmer

it einer langen Erwerbsbiografie begünstigt werden;
ie haben es auch verdient, dass die Bezugsdauer verlän-






(A) )



(B) )


Peter Rauen
gert wird. Aber wenn diesen Leuten gleich die Vermitt-
lungsgutscheine gegeben werden – ich habe mein gan-
zes Leben mit Arbeitnehmern zusammengearbeitet;
diejenigen, die jetzt begünstigt werden, sind nicht darauf
aus, arbeitslos zu sein –, werden sie sehr schnell wieder
in Arbeit kommen. Wenn das intelligent gemacht wird,
dann wird diese Verhaltenskomponente nicht verändert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Eines lassen Sie mich, der sich im Prinzip immer
noch als Arbeiter fühlt, ganz deutlich sagen: Es ist schon
wichtig, dass den Menschen, die ein ganzes Leben lang
gearbeitet haben, die Fürsorge betrieben haben, die das
getan haben, was wir alle erwarten, nämlich für sich
selbst einzustehen, ein Stück Angst davor genommen
wird, dass sie vielleicht im höheren Alter noch arbeitslos
werden. Ich glaube, hier werden die Richtigen begüns-
tigt. Ich bin mir sicher, dass dieses Gesetz auf Millionen
von Arbeitnehmern eine sehr beruhigende Wirkung ha-
ben wird.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Insbesondere, wenn man zwangsverrentet wird!)


Ich glaube, das war die Mühen wert, die man bei diesem
Gesetzentwurf an den Tag gelegt hat.

Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612702500

Jetzt hat der Kollege Dr. Gregor Gysi das Wort für

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Er sagt jetzt, dass er seine Anwaltsbezüge spenden will!)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612702600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Rauen, ich habe Ihnen gerade zugehört. Sie haben ernst-
haft gesagt, dass ALG-II-Bezieherinnen und -Bezieher
selbstbestimmt leben können. Ich glaube, Sie haben nie
mit einem gesprochen. Ich muss das wirklich einmal so
deutlich sagen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Lesen Sie mal die Gerichtsurteile dazu!)


Dass Sie gestern als christliche Partei auch noch das
Weihnachtsgeld für die Leute abgelehnt haben, ebenso,
den Regelsatz zu erhöhen,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Weil wir das vor zwei Jahren bereits eingeführt haben, Herr Gysi!)


das spricht dafür, dass Sie gegen die Selbstbestimmung
dieser Leute auftreten.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich finde es übrigens auch erstaunlich, Herr Niebel, ass Sie hier sagen, die arme FDP sei jetzt dazu verureilt, die Schröder’schen Reformen zu verteidigen. Das acht auch deutlich, warum wir so gegen die chröder’schen Reformen waren: Es war nämlich genau eoliberale FDP-Politik. Dann haben Sie gesagt, Herr Rauen, man müsse würigen, dass jetzt mehr Leute sozialversicherungspflichtig ätig sind. Ich nenne Ihnen einmal ein paar Zahlen, die ie zur Kenntnis nehmen müssen: 2,5 Millionen Kinder n Armut; 7,4 Millionen Leute, die ausschließlich oder usätzlich von ALG II leben; (Rolf Stöckel [SPD]: Besser als vor drei Jahren!)


(Beifall bei der LINKEN)


,2 Millionen Vollbeschäftigte, die einen so geringen
ohn beziehen, dass sie zusätzlich Sozialleistungen in
nspruch nehmen müssen, die Aufstocker;


(Rolf Stöckel [SPD]: Gut, dass es die Sozialleistungen gibt!)


Millionen in Mini- und Midijobs; 800 000 in Leihar-
eit, einer modernen Form der Sklaverei. Diese Zahlen
achen deutlich, dass Sie die Arbeitslosenstatistik hier

icht ehrlich beschreiben.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber heute geht es ja um etwas anderes. Es geht um
ie Verlängerung der Bezugsdauer von ALG I und um
eitragssenkungen. Fangen wir einmal mit dem Ersten
n. Da muss ich der Union eines lassen: Hier haben Sie
ich im Wesentlichen gegen die SPD durchgesetzt.

Die SPD verkauft das ja als großen Erfolg. Ich will
inmal vergleichen, was der SPD-Parteitag beschlossen
at und was herausgekommen ist. Ihr Parteitag hat be-
chlossen, dass die 45- bis 49-jährigen Arbeitslosen
5 Monate lang Arbeitslosengeld I beziehen sollen,
0-Jährige und Ältere sollen 24 Monate lang
rbeitslosengeld I beziehen. Dann haben Sie gesagt, das
anze solle aus den Überschüssen der Bundesagentur
ezahlt werden. Was ist herausgekommen? Für die 45-
is 49-Jährigen gar nichts; für sie ändert sich nichts. Für
ie 50- bis 54-Jährigen kommen statt 24 Monaten nur
5 Monate heraus, das heißt, statt einer Steigerung um
2 Monate kommt nur eine Steigerung um 3 Monate
eraus. Das ist gerade einmal ein Viertel. Das ist ein Er-
olg für die Union, kein Erfolg für Sie; das muss man
anz klar sagen. Für die 55- bis 57-Jährigen ändert sich
ichts. Sie bekommen, wie jetzt, das Arbeitslosengeld I
8 Monate lang. Erst für die 58-Jährigen und Älteren ist
ine Bezugsdauer von 24 Monaten eingeführt worden;
a sie Arbeitslosengeld I bislang 18 Monate lang be-
ommen, ist das eine Steigerung um 6 Monate. Das ist
lles, was Sie erreicht haben.

Dann muss man noch sehen, dass im Vergleich zu
em, was Sie gefordert haben, die Vorversicherungs-
eiten erhöht worden sind und dass der Arbeitszwang
erstärkt wird. Wenn man das alles zusammennimmt, ist
aum eine Besserstellung der Betroffenen eingetreten.






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Die Union hat sich weitgehend durchgesetzt, nicht die
SPD, zumindest nicht mit dem, was sie einmal beschlos-
sen hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Darüber hinaus werden die Kosten nicht aus den Über-
schüssen der Bundesagentur gedeckt, sondern durch
Einsparungen bei ALG II und bei der Eingliederungs-
hilfe.

Nun haben Sie, Herr Staatssekretär, von den Über-
schüssen gesprochen. Ich schildere Ihnen einmal, was
mir eine Frau geschrieben hat. Sie ist über 58 und hat un-
terschrieben, dass sie nicht mehr vermittelt werden, son-
dern bis zur gesetzlichen Rente ALG II beziehen will.
Aber sie hat sich weiterhin beworben, weil sie eigentlich
tätig sein wollte. Jetzt hat diese Frau ein Unternehmen
gefunden, das sie einstellen wollte. Das Unternehmen
wollte aber den Eingliederungszuschuss haben. Die
Arge hat gesagt: Nein, Sie haben doch unterschreiben,
dass Sie nicht mehr vermittelt werden. Dann bekommt
das Unternehmen auch keinen Zuschuss. – So kann man
natürlich Zuschüsse sparen. Den Job hat sie nicht be-
kommen; dafür zahlen wir ihr weiter ALG II. Bekloppter
geht es doch gar nicht. Wir hätten diese Frau in Arbeit
bringen können, machen das aber nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe in vielen Zeitungen gelesen, dass die Verlän-
gerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I für ei-
nen Linksruck in der SPD steht.


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Das ist wahr! – Rolf Stöckel [SPD]: Für die Bild-Zeitung sind wir nicht verantwortlich!)


Dieses bisschen, über das wir gerade diskutiert haben,
soll also einen Linksruck der SPD ausmachen. Meine
Damen und Herren von der FDP und von der Union, ich
muss Ihnen eines sagen – vielleicht haben Sie es verges-
sen –: Unter Helmut Kohl haben Ihre Parteien beschlos-
sen, das Arbeitslosengeld bis zu 32 Monate lang zu zah-
len.


(Dirk Niebel [FDP]: Das war ein großer Fehler!)


Wenn das jetzt ein Linksruck sein soll, dann müssten Sie
nach heutigen Maßstäben damals linksextremistisch ge-
wesen sein. Vor diesem Ruf möchte ich Sie dann doch in
Schutz nehmen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Was hat sich für die ALG-II-Empfänger geändert?
Eine Regelsatzerhöhung und die Zahlung von Weih-
nachtsgeld lehnen Sie ab. Gibt es irgendwelche Verände-
rungen bei den demütigenden Deklarierungen hinsicht-
lich Altersvorsorge, Sparguthaben, Wohnung und Auto,
die diesen Menschen abverlangt werden? Sie wissen,
wie sich Leute fühlen, wenn sie ihren Lebensstandard
auf Sozialhilfeniveau reduzieren müssen, um überhaupt
ALG II in Anspruch nehmen zu können. Das muss man
ändern.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Die Bundesagentur für Arbeit hat einen Überschuss on 18 Milliarden Euro erwirtschaftet. Nichts davon seten Sie in diesem Sinne ein. Was müsste man nach unseer Meinung mit diesen Überschüssen machen? Wir üssten die Bezugsdauer von ALG I deutlich verlän ern. Beim ALG II müssten wir zumindest den Regelatz erhöhen und die Kriterien, die Sie erfunden haben nd die erfüllt sein müssen, damit man es überhaupt bentragen kann, verändern. Wir müssten Weiterbildungsaßnahmen und einen öffentlich geförderten Beschäfti ungssektor finanzieren. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Förderunterricht für inder, die entweder besonders begabt sind oder denen s in der Schule schwerer fällt. Sie wissen ganz genau, ass es Eltern gibt, die sich diesen Unterricht leisten önnen, und andere, die sich das nicht leisten können. ir könnten einer wichtigen Aufgabe nachkommen und leichzeitig arbeitslose Lehrerinnen und Lehrer in Bechäftigung bringen. Wir würden endlich Arbeit statt Areitslosigkeit finanzieren. Sie aber verwenden nichts on dem Geld für derartige Maßnahmen, sondern sagen: ieses Geld muss an die Unternehmen zurückfließen. as ist nicht sozialdemokratisch gedacht, im Gegenteil. (Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Aber die Arbeitnehmer zahlen auch Beiträge!)


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt kommen wir zur Senkung der Arbeitslosenver-
icherungsbeiträge. Sie sind stolz darauf


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Zu Recht!)


nd rechnen immer vor, was die Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer davon haben. In den Jahren 1995 bis 2006
etrug der Beitrag 6,5 Prozent. Die Große Koalition,
lso Union und SPD, haben diesen Beitrag auf 4,2 Pro-
ent gesenkt. Intern wurde vereinbart, den Beitrag weiter
u senken, und zwar auf 3,5 Prozent. Wir kennen das ja
chon von der Mehrwertsteuer: Die einen wollten eine
rhöhung um 0 Prozent, die anderen um 2 Prozent-
unkte. Als Kompromiss sind 3 Prozentpunkte heraus-
ekommen. – Und was ist jetzt bei der Koalitionsver-
andlung rausgekommen? Statt der vereinbarten
,5 Prozent sind es 3,3 Prozent. Wieder hat sich die
nion gegenüber der SPD durchgesetzt.

Die Frage ist: Was spart man dadurch? Wer spart
as? Die Absenkung von 6,5 Prozent auf 3,3 Prozent
acht für die Unternehmen eine jährliche Einsparung

on 25 Milliarden Euro aus.


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Das ist doch in Ordnung! – Dirk Niebel [FDP]: Halbe-halbe!)


Zu Ihrer Theorie sage ich gleich etwas. Wenn Sie
albe-halbe machen, dann sind es 12,5 Milliarden. Ich
ache aber nicht halbe-halbe. Ich werde Ihnen das

leich erklären. – Bei einer Senkung von 4,2 Prozent auf
,3 Prozent geht es um 7 Milliarden Euro; nach der
albe-halbe-Theorie ginge es um 3,5 Milliarden Euro.

Ich will Ihnen erklären, warum ich nicht halbe-halbe
ache. Es fängt damit an, dass Sie falsch berechnen,






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer netto im Ver-
gleich zum Bruttoeinkommen mehr hätten. Eine Arbeit-
nehmerin oder ein Arbeitnehmer mit 2 300 Euro Brutto-
einkommen monatlich erhält im Jahr netto 124,20 Euro
mehr. Bei einem Einkommen in Höhe von 1 000 Euro
brutto monatlich sind es im Jahr 54 Euro mehr. Da ist
nichts mit 400 Euro mehr. Sie müssten schon ein Spit-
zenverdiener sein, um so viel davon zu haben.

Ich werde Ihnen jetzt einmal verdeutlichen, warum
ich der Meinung bin, dass eine Senkung der Lohnneben-
kosten die Unternehmen begünstigt. Darf ich Ihnen das
erklären, Herr Niebel?


(Dirk Niebel [FDP]: Gern!)


Da Sie mir das logischerweise nicht glauben, werde ich
die neoliberale Freiburger Schule zitieren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612702700

Herr Kollege, würden Sie vorher noch die Frage des

Kollegen Rauen zulassen?


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612702800

Ja, selbstverständlich.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Die Freiburger Schule war nie neoliberal!)


– Aber wirklich schwerwiegend!


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Von Freiburg hat er keine Ahnung! Das steht schon einmal fest! – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: Das können ja nur wir entscheiden!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612702900

Herr Rauen, bitte.


Peter Rauen (CDU):
Rede ID: ID1612703000

Herr Gysi, Sie haben eben eine jährliche Entlastung

von 123 Euro genannt.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612703100

Ja, 124,20 Euro.


Peter Rauen (CDU):
Rede ID: ID1612703200

Ich nehme jetzt einmal ein einfaches Beispiel, damit

man im Kopf mitrechnen kann: Da ist ein Facharbeiter,
der auf 2 500 Euro brutto im Monat kommt. Bei einer
Senkung des Satzes um 3,2 Prozentpunkte entfallen auf
ihn 1,6 Prozentpunkte. 1,6 Prozent von 2 500 Euro, das
bedeutet im Monat 40 Euro.


(Dirk Niebel [FDP]: Der Mann kann rechnen!)


Das sind im Jahr 480 Euro. – Diesem Facharbeiter blei-
ben nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge etwa
2 000 Euro. Dann bezahlt er noch 150 Euro Steuern und
muss vielleicht sein Haus mit einer Rate von 500 Euro
monatlich abbezahlen. Er liegt mit dem, was er zum Le-
ben zur Verfügung hat, oft unter dem, was der hat, der
sozusagen nichts hat, der Arbeitslosengeld II bezieht und

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(C (D ohngeld in Anspruch nimmt. Ich sage Ihnen eines: Für en Facharbeiter sind 480 Euro im Jahr sehr viel Geld. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rolf Stöckel [SPD])


Es gibt noch ein Zweites. Sie haben gesagt, das
omme den Unternehmen zugute. Das ist wahr. Bei den
4 Milliarden Euro an Entlastung geht die Hälfte an die
nternehmen. Können Sie sich nicht vorstellen, dass es

ür einen Handwerksbetrieb, der haushaltsnahe Dienst-
eistungen erbringt, wichtig ist, die 40 Euro pro Mitar-
eiter und Monat weniger an Beiträgen zu zahlen, weil
r dadurch vielleicht den Auftrag in Konkurrenz zur
chwarzarbeit bekommt und deshalb Menschen ordent-

ich beschäftigen kann?

Ich bitte Sie, das einfach zur Kenntnis zu nehmen,
nd bitte um eine Antwort darauf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rolf Stöckel [SPD])



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612703300

Solange ich antworte, sollen Sie aufgrund irgendeiner

egel stehen bleiben. Das zu bemessen, ist insofern
chwer, als Sie gar keine Frage gestellt haben. Sie haben
inen kurzen ergänzenden Vortrag gehalten. Das macht
ichts; den habe ich mir gern angehört. Ich werde Ihnen
etzt aber belegen – dann können Sie sich auch gerne
ieder setzen –, warum das Ganze eine Entlastung der
nternehmen ist.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Ist das etwas Falsches?)


Ich komme noch einmal zu der ordoliberalen Freibur-
er Schule zurück. Der berühmte Autor Alexander
üstow, der der FDP nahestand, wie Sie wissen, schreibt
nter der Überschrift „Mythos Arbeitgeberanteil“ – ich
itte Sie, einfach einmal zu bedenken, was er dazu aus-
ührt –:

Denn während man früher glauben konnte und es
zum Teil auch so war, dass die Kosten der Sozialpo-
litik von den Unternehmern getragen wurden, sind
ja heute die Summen, um die es sich handelt, viel
zu hoch, um das zu ermöglichen,


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wir machen hier keine Lyrik! Das waren doch Zahlen!)


vielmehr wird der weitaus größte Teil des Sozial-
aufwandes direkt und indirekt von den Arbeitern
selber getragen. Denn auch der Teil, der formell als
Unternehmerbeitrag gezahlt wird, geht ja in Wirk-
lichkeit vom Lohn ab; um so viel, wie der Unter-
nehmer an Sozialbeiträgen zahlen muss, kann er an
Lohn weniger zahlen. Auch das geht also auf Kos-
ten der Arbeiter.


(Beifall bei der LINKEN)


as sage nicht etwa ich; das sagt Alexander Rüstow. –
eshalb waren meine Zahlen richtig.






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi

(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Keine Antwort auf die Frage!)


Wir sind gegen die Senkung des Arbeitslosenversi-
cherungsbeitrages – ich habe es Ihnen begründet –, weil
wir Weiterbildung brauchen, weil wir die Finanzierung
von Arbeit statt von Arbeitslosigkeit brauchen


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Gönnt ihr den Menschen das Geld nicht?)


und weil wir fest davon überzeugt sind, dass man die Be-
zugsdauer des ALG I verlängern muss und das ALG II
grundsätzlich verändern muss. Deshalb ist die Senkung
falsch.

Sie machen es uns heute hier sehr schwer. Auch wenn
die Verlängerung der Bezugsdauer des ALG I viel zu ge-
ring ist, würden wir dazu Ja sagen, damit überhaupt et-
was passiert.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612703400

Sie müssen zum Ende kommen, Herr Kollege.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612703500

Okay, Frau Präsidentin. – Aber der Senkung des

Arbeitslosenversicherungsbeitrages können wir nicht zu-
stimmen. Deshalb müssen wir leider insgesamt Nein sa-
gen.


(Beifall bei der LINKEN – Rolf Stöckel [SPD]: Das hat uns jetzt aber überrascht! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Weil Sie lieber abkassieren!)


Ich danke für Ihr Gehör und bitte Sie, hier im Bundes-
tag sozialere Entscheidungen zu treffen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612703600

Wenn die Redezeit schon mehr als um ist, ist das mit

den Zwischenfragen immer so eine Sache.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Gott sei Dank ist es noch nicht zwölf!)


Ich gebe jetzt das Wort der Kollegin Brigitte Pothmer
für Bündnis 90/Die Grünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612703700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Aus

wissenschaftlicher Perspektive lassen sich keine, aber
auch gar keine Gründe finden, mit denen sich eine Ver-
längerung des ALG I-Bezuges – egal in welcher Vari-
ante – rechtfertigen ließe. Sie wiegt die Betroffenen in
einer Scheinsicherheit und führt dazu, dass Suchaktivitä-
ten gebremst werden und damit die Rückkehr in den ers-
ten Arbeitsmarkt verschleppt wird; es gibt eine Vielzahl
von Untersuchungen, die diesen Zusammenhang bele-
gen. Sie schafft Anreize für eine verfehlte Frühverren-
tungspolitik, und die Zeche zahlen diejenigen, die kür-
zere Beitragszeiten haben. Es profitieren nur diejenigen
davon, die vor der Arbeitslosigkeit relativ gute Löhne
bekommen haben. Die Lebensleistungen derjenigen, die
zwar lange eingezahlt haben, aber aufgrund ihres gerin-

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(C (D en Einkommens ergänzend ALG II bekommen, werden icht anerkannt. Diese Menschen profitieren in keiner eise. – So äußerte sich Dr. Ulrich Walwei, stellvertre ender Direktor des Instituts für Arbeitsmarktund Beufsforschung in der Anhörung am Montag dieser Wohe zu diesem Gesetzesvorhaben. Es gab keinerlei Reaktion auf der Seite der Vertreter er Koalitionsfraktionen. Ich frage mich wirklich: Waum veranstalten wir überhaupt noch solche Anhörunen? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


as geht ins eine Ohr hinein und zum anderen wieder
eraus. Ich kann Ihnen auch sagen, warum das so ist. Sie
aben eine interessengeleitete Einsichtsbarriere, und da-
egen kommt offenbar kein wissenschaftliches Institut
n.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Sie haben entschieden, sich für eine bestimmte Klien-
el einzusetzen, die Klientel der Facharbeiter. Auf die
ebensleistung derjenigen, die noch weniger haben
und davon gibt es leider viele –, pfeifen Sie. Das

ehme ich Ihnen übel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie erweisen ja sogar denen einen Bärendienst, von de-
en Sie behaupten, dass Sie etwas Gutes für sie tun wol-
en. Tun Sie doch nicht so, als sei eine um sechs Monate
erlängerte Bezugsdauer von ALG I in den heutigen
eiten ein existenzieller Sicherheitsgurt! Wirkliche Si-
herheit – das wissen Sie – gibt es nur dann, wenn es
uch einen neuen Arbeitsplatz gibt. Deswegen geht es
arum, darauf alle, aber auch alle Anstrengungen zu
ichten.

Herr Rauen, die Angst der Menschen – die nehme ich
irklich ernst – kann ihnen doch am ehesten dann ge-
ommen werden, wenn Sie aufhören, ihnen die Erspar-
isse, die sie für das Alter zurückgelegt haben, wegzu-
ehmen, wenn sie arbeitslos werden. Deswegen sagen
ir: Mindestens 3 000 Euro pro Lebensjahr müssen im
alle der Arbeitslosigkeit anrechnungsfrei bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie können doch nicht auf der einen Seite sagen: „Leute,
hr müsst privat vorsorgen“, und ihnen das Geld dann in
em Falle, in dem sie es am dringendsten brauchen, wie-
er wegnehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


o kann man den Menschen die Angst nicht nehmen.
ir sagen: Das ist weder sozial noch gerecht.

Woher nehmen Sie jetzt das Geld für die ALG-I-Ver-
ängerung? Schade, Herr Rauen, dass Sie dazu so wenig
esagt haben. Ich finde das ganz besonders dreist: Sie
ehmen das Geld im Wesentlichen aus dem Topf, dessen
nhalt dazu dienen soll, diejenigen zu fördern und zu un-






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
terstützen, die Förderung und Qualifizierung brau-
chen, damit sie überhaupt eine Chance haben, auf dem
ersten Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. 600 Millio-
nen Euro, das ist ein Sechstel des Eingliederungstitels in
diesem Bereich. Wenn Sie den einen geben, dann neh-
men Sie den anderen. Dieses Sechstel nehmen Sie de-
nen, die es am dringendsten brauchen, um wieder eine
Perspektive zu haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Wofür wird es denn ausgegeben?)


Auch das ist nicht sozial, auch das ist nicht gerecht.

Sie kommen zu einer Politik zurück, von der ich ge-
hofft hatte, dass wir sie gemeinsam überwunden haben.
Sie alimentieren, statt zu qualifizieren. Sie überweisen,
statt zu befähigen. Das ist der falsche Weg, und das wis-
sen Sie eigentlich selbst, insbesondere die Kolleginnen
und Kollegen von der SPD.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612703800

Frau Kollegin – –


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612703900

Ja, gleich. – Aber Sie sind getrieben von dem Umfra-

geelend und von der Sehnsucht nach mehr Wählerinnen
und Wählern. Das hat nicht funktioniert. Ich frage Sie:
Was machen Sie jetzt? Welche Konsequenz ziehen Sie
daraus?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704000

Frau Kollegin, möchten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Weiß zulassen?


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704100

Ja, gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704200

Bitte schön.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1612704300

Frau Kollegin Pothmer, nachdem Sie behauptet ha-

ben, die von der Großen Koalition beabsichtigte Verlän-
gerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I und
die Einführung des Vermittlungsgutscheins, den wir älte-
ren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern geben wol-
len, damit sie nicht lange Arbeitslosengeld in Anspruch
nehmen müssen, sondern Arbeit finden, gingen zulasten
der Eingliederungstitel im Haushalt der Bundesagentur
für Arbeit, und nachdem der Haushalt der Bundesagen-
tur in dieser Woche verabschiedet worden ist: Nehmen
Sie bitte zur Kenntnis, dass in diesem Jahr die Bundes-
agentur für Arbeit 2,7 Milliarden Euro für Eingliede-
rungsmaßnahmen zur Verfügung hatte und ausgegeben
hat, dass sie ausweislich ihres Haushaltes im kommen-
den Jahr 3,4 Milliarden Euro ausgeben will und das zu-
dem mit dem niedrigen Beitragssatz von 3,3 Prozent
durchfinanziert ist. Es steht also mehr Geld für Einglie-
derung zur Verfügung und nicht weniger.

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(C (D Herr Kollege Weiß, da lacht ja die Koralle. (Heiterkeit beim BÜNDNNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/ CSU]: Das sind Daten des Haushalts!)

Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704400

ie sind diejenigen, die immer wieder beklagen, dass es
mmer noch zu viele gibt, die aus dem ALG-I-Bereich in
en ALG-II-Bereich gehen, also zu Langzeitarbeitslosen
erden, und sich da zu wenig tut. Wenn die BA das
eld, das ihr für die Integration zur Verfügung gestellt
ird, nicht ausgegeben hat, dürfen Sie ihr das doch nicht
egnehmen, sondern dann müssen Sie alles, aber auch

lles dafür tun, dass diese Qualifizierung und Förderung,
ie ja – verdammt noch mal – gebraucht wird, auch
irklich stattfindet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Wir
nehmen ihr nichts weg, sie hat nächstes Jahr
mehr!)

Lassen Sie mich einmal etwas zu dem Vermittlungs-
utschein sagen, Herr Kollege Weiß. Das ist doch ein
ake. Ich habe im Ausschuss nachgefragt: Sagen Sie
inmal, wie soll das denn mit dem Vermittlungsgut-
chein funktionieren? Wann soll der denn ausgegeben
erden? Da hat der Kollege Brandner zu mir gesagt, ich

olle einmal an mich halten und nicht solche Fragen stel-
en.


(Klaus Brandner [SPD]: Das war sehr richtig! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sie nehmen die Zahlen nicht zur Kenntnis!)


o weit zur Seriosität Ihrer Politik.

Ich würde jetzt gern mit meiner Rede fortfahren. Herr
ollege Weiß, Sie dürfen sich gerne wieder setzen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sie nehmen keine Zahlen zur Kenntnis! Das ist noch schlimmer!)


Ich möchte betonen, wo wir den Korrekturbedarf se-
en. Wir sind ja nicht diejenigen, die sagen, Hartz IV sei
akrosankt, da dürfe man überhaupt nichts ändern. Wirk-
che Veränderungen brauchen wir im Arbeitslosengeld-II-
ereich. Wir wissen alle: Die Regelsätze sind eindeutig
u niedrig. Die Regelsätze müssen angehoben werden.
s ist überhaupt nicht möglich, ein Kind mit 2,50 Euro
m Tag zu ernähren. Es ist schon gar nicht möglich, ein
olches Kind dann auch noch gesund zu ernähren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s ist eine Schande, dass diese Kinder am Schulessen
icht teilnehmen können. Es ist falsch, dass im Regelsatz
ichts, aber auch gar nichts für Nachhilfe, für musisch-
ulturelle Bildung oder für Betätigung in einem Sport-
erein vorgesehen ist. Darin ist wirklich gesellschaftli-
her Sprengstoff enthalten. Das ist eine soziale Schief-
age, die wir beheben müssen. Deswegen brauchen wir
n diesem Bereich dringend eine Veränderung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Ich frage Sie einmal: Wo sind Sie eigentlich geblie-
ben? Wo ist Ihre Empörung geblieben? Ich kann mich
noch gut erinnern: Die Milchpreise stiegen, und aus den
beiden Koalitionsfraktionen kam die Forderung: Da
muss man jetzt korrigieren. Wenn ich mir die Haushalts-
ansätze ansehe: Nichts, gar nichts ist da zu finden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704500

Frau Pothmer, es gibt noch einen Wunsch zu einer

Zwischenfrage der Kollegin Höll.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704600

Ja, bitte.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612704700

Werte Kollegin, ich teile die von Ihnen so vehement

vorgetragene Kritik an den Regelsätzen, an der Strei-
chung der Einmalbeihilfen bei Hartz IV usw. Ich möchte
einmal nachfragen: Ist meine Erinnerung richtig, dass
Sie das mit diesen Regelsätzen, die so niedrig sind, dass
man Kinder nicht gesund ernähren kann, dass es keine
Extrazuschüsse für herausragende Ereignisse wie Ju-
gendweihe, Konfirmation, das Weihnachtsfest usw. gibt,
hier im Bundestag mit verabschiedet haben?


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704800

Frau Kollegin Höll, haben Sie auch zur Kenntnis ge-

nommen, dass wir schon vor längerer Zeit einen Antrag
gestellt haben, der genau in diesem Bereich eine Korrek-
tur vorsieht? Nicht alles, was damals beschlossen wor-
den ist, ist aus unserer Sicht in Granit gehauen. Nicht al-
les, was damals beschlossen worden ist, haben wir mit
Zustimmung zur Kenntnis genommen, sondern haben
wir auch begleitend kritisiert, haben die entsprechenden
Konsequenzen gezogen und tun das auch weiterhin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich frage noch einmal: Wo ist eigentlich der Haus-
haltsansatz geblieben, der genau die Kritik, die auch aus
Ihren Reihen kommt, aufnimmt? Wir als Grüne haben in
unserem Haushaltsänderungsantrag eine Anhebung der
Regelsätze auf 420 Euro vorgeschlagen und haben das
auch mit einer entsprechenden Gegenfinanzierung be-
gleitet. Für uns hat die Bekämpfung der Armut der
Ärmsten nämlich höchste Priorität. Sie kümmern sich
leider um eine andere Gruppe. Auch das finden wir nicht
sozial, und auch das finden wir nicht gerecht.

Lassen Sie mich noch zu einem anderen Punkt in die-
sem Gesetzentwurf kommen. Ich meine den wirklich un-
genierten Griff des Bundesfinanzministers in die Kassen
der Bundesagentur für Arbeit und damit, Herr Rauen,
auch in die Kassen der Beitragszahlerinnen und
Beitragszahler. Wo ist Ihre Empörung in dieser Frage?
Dass der Bundesfinanzminister den Beitragszahlerinnen
und -zahlern 5 Milliarden Euro raubt, dass er sie um
5 Milliarden Euro prellt – mit Beitragsgeldern werden
Straßen finanziert –, das können Sie, Herr Rauen, doch
keinesfalls hinnehmen. Nicht nur der Ehrliche, sondern
auch die Beschäftigten sowie die Arbeitgeberinnen und
Arbeitgeber sind hier doch die Dummen.

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(C (D (Beifall der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Verkäuferinnen und Bauarbeiter werden doppelt zur
asse gebeten, wenn es darum geht, die Perspektive von
angzeitarbeitslosen zu verbessern: einmal in ihrer Rolle
ls Beitragszahlerinnen und Beitragszahler und dann
uch noch in ihrer Rolle als Steuerzahlerinnen und Steu-
rzahler. Das ist weder sozial noch gerecht. Das Gleiche
ilt übrigens auch für die Kosten, die entstehen, um Kin-
ererziehungszeiten in der Arbeitslosenversicherung ab-
usichern. Das, was der Finanzminister hier macht, ist
irklich ein Raubzug zulasten der Beitragszahlerinnen
nd Beitragszahler.

Der Finanzminister kennt sich gut aus; denn er
ommt von der Küste. Er hat uns neulich verraten, dass
r früher Pirat, eine Art Störtebeker werden wollte. Wie
ie sich vielleicht erinnern, war Störtebeker ein ziemlich
ngehobelter Kerl, vielleicht ein Raufbold. Herr
teinbrück, was Sie und ihn unterscheidet, ist Folgendes:
r hat es den Reichen genommen und den Armen gege-
en. Ich bin mir sicher, Herr Störtebeker würde Sie heute
icht wählen, und das ist auch richtig so.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Aber Sie garantiert auch nicht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612704900

Der Kollege Klaus Brandner spricht jetzt für die SPD-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1612705000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Mit dem Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur
nderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und an-
erer Gesetze zeigt die Große Koalition auch nach
chwierigen Verhandlungen im Koalitionsausschuss
andlungsfähigkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ir beschließen heute nämlich die Senkung des Bei-
ragssatzes in der Arbeitslosenversicherung und legen
leichzeitig fest, dass wir die Dauer des Bezuges von
rbeitslosengeld I für Ältere verlängern.

Bei dieser Debatte können wir als Erstes feststellen:
eder gönnt die Linke den Menschen mehr Netto im

ortemonnaie – nämlich die Beitragssenkung –, noch
önnt sie den Älteren eine längere Dauer des Bezugs von
rbeitslosengeld I; ansonsten würde sie nicht gegen die-

es Gesetz stimmen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wer hat ihnen das denn weggenommen? Das waren doch Sie! Sie haben es doch geklaut!)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner
Liebe Frau Pothmer, wie Sie wissen, schätze ich Sie
sehr. Heute haben Sie allerdings eine Menge gewagter
Konstruktionen vorgetragen.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles wissenschaftlich abgesichert!)


Ich würde gern auf alle eingehen; aber dazu reicht meine
Redezeit nicht.

Zuallererst möchte ich etwas zum Beitragssatz sa-
gen: Wir senken den Beitragssatz auf 3,3 Prozent. Das
ist ambitioniert – das will ich gerne feststellen –; aber es
ist das Ergebnis einer erfolgreichen Politik, die refor-
miert, die saniert, die investiert und die die Arbeitslosig-
keit ganz erheblich zurückgeführt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Reformdividende für diesen Rückgang der Arbeits-
losigkeit ist unter anderem die Beitragssatzentlastung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage hier an dieser Stelle ganz klar: Eine Senkung
von 6,5 Prozent auf 3,3 Prozent entspricht 25 Milliarden
Euro. Das bedeutet, für Investitionen in Unternehmen
stehen 12,5 Milliarden Euro mehr zur Verfügung, und
auch die Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer wird um 12,5 Milliarden Euro gestärkt. Damit
stützen wir die Binnenkonjunktur in einer, wirtschaftlich
gesehen, durchaus nicht unambitionierten Art und
Weise.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612705100

Herr Kollege Brandner, lassen Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Möller zu?


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1612705200

Bitte.


Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612705300

Herr Kollege Brandner, da Sie augenscheinlich unter

partiellem Gedächtnisverlust leiden, möchte ich Sie fra-
gen, ob Sie sich vielleicht an unseren Antrag erinnern, in
dem unter anderem die Verlängerung des ALG I gefor-
dert wurde. Außerdem wurde darin gefordert, die Über-
schüsse der BA auch dafür zu verwenden, Nichtleis-
tungsempfänger und -empfängerinnen besser zu
qualifizieren und mehr benachteiligten Jugendlichen zu
einer außerbetrieblichen Ausbildung zu verhelfen. Sie
haben diesen Antrag abgelehnt. Das heißt, Sie sollten
sich zumindest daran erinnern, was Sie abgelehnt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1612705400

Frau Kollegin Möller, Sie wissen, dass wir eine solide

Politik machen, die durchfinanziert ist, die sich – das
habe ich gerade gesagt – darin zeigt, dass wir den Men-
schen erstens Beiträge zurückgeben und damit ihre indi-
viduelle Kaufkraft erhöhen. Zweitens verlängern wir die

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(C (D ezugsdauer des Arbeitslosengeldes I für Ältere, da, wo esondere Risiken bestehen. Drittens haben wir genüend Geld für Aktivierungsmaßnahmen, das nach jetziem Stand in beiden Haushaltstiteln – diese betreffen soohl SGB III als auch SGB II – nicht annähernd usgeschöpft wird. Insofern sind wir auf einem soliden urs und brauchen auf Ihre populistischen Anträge nicht eiter einzugehen. Lassen Sie mich an dieser Stelle in meiner Rede fortahren. Die Entlastung für die Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmer ist hier deutlich geworden. Man kann die urchschnittseinkommenssituation ein bisschen ambi ionierter sehen. Bei jemandem, der pro Monat ein Einommen von 3 000 Euro hat, ergibt dies im Vergleich wischen den Jahren 2005 und 2008 immerhin 576 Euro. ir haben den Beitragssatz fast halbiert. Eine so große ettoentlastung kann sich sehen lassen. Ich habe über en Nachfrageimpuls und die Unterstützung der Binnenonjunktur gesprochen. In dem Zusammenhang sage ich auch, dass das DIW um Beispiel jetzt gerade aktuell titelt: Konjunktur in raftvoller Verfassung. Deshalb haben wir keine Sorge, ass wir den Beitragssatz so ambitioniert auf 3,3 Prozent bsenken. Wir machen unsere Politik mit Zuversicht. Es at sich gezeigt, dass sie am Ende erfolgreich ist. Wir achen uns keine Sorgen bezüglich der zukünftigen Fi anzverfassung der BA, die für 2007 einen Überschuss n Höhe von 18 Milliarden Euro ausweist. (Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


s gibt Medienberichte, in denen von erheblichen De-
iziten in 2008 gesprochen wird. Das Handelsblatt bei-
pielsweise titelt heute: „Arbeitsagentur erwartet Mil-
iarden-Defizit“. Die Süddeutsche Zeitung schreibt
eute: „Nürnberg erwartet Milliardenloch“. Ich könnte
och weitere Beispiele nennen. Wir müssen uns fragen:
st das ein Grund zur Panik? Wie gehen wir solide damit
m?

Wir müssen an dieser Stelle deutlich machen, dass in
er öffentlichen Debatte übersehen wird, dass wir ers-
ens eine Liquiditätsreserve von 6 Milliarden Euro
chaffen; die BA wünscht sich sogar eine von
Milliarden Euro. Sie hat unsere volle Unterstützung,
enn sie eine solche Liquiditätsreserve aufbaut. Zwei-

ens sorgen wir mit einem Versorgungsfonds dafür, dass
ie Beamtenpensionen in der Zukunft durch entspre-
hende Rückstellungen abgesichert werden. Drittens
erden wir einen Eingliederungsbeitrag von 5 Milliar-
en Euro vorsehen.

All das im Haushalt 2008 berücksichtigt bringt bei
er jährlichen Betrachtungsweise durchaus ein Defizit.
nsgesamt gesehen übersieht es aber, dass wir die Spiel-
äume systematisch nutzen, um Vorsorge zu treffen. Wir
üssen deutlich machen, dass mit der Liquiditätsreserve

enügend arbeitsmarktpolitische Spielräume in den Zeit-
äumen entstehen, in denen die Konjunktur zurückfahren
ann. Das ist uns wichtig. Wir wollen keine Stop-and-
o-Politik. Wir wollen verantwortliche Politik und Si-






(A) )


)

Klaus Brandner
cherheit für die Menschen. Daher müssen wir zum rich-
tigen Zeitpunkt genügend finanzielle Mittel haben, um
sie zu unterstützen.

Deshalb sage ich klar an Frau Pothmer und andere,
die dies kritisch angesprochen haben: Wir nehmen kei-
nem etwas weg. 12,6 Milliarden Euro für aktivierende
Maßnahmen stehen im Haushalt 2008 zur Verfügung.
Sie werden nicht annähernd ausgeschöpft; das muss ich
Ihnen sagen.

Wir sorgen vor, und zwar erstens dadurch, dass wir
Rücklagen schaffen, dass wir Reserven bilden. Zweitens
sorgen wir vor, indem genügend Mittel zur Verfügung
gestellt werden, sodass in die Zukunft investiert werden
kann, in Weiterbildung, in Qualifizierung, in die Köpfe.
Das ist ein komplett richtiges Vorsorgeprogramm und
keine – wenn man es so nennen will – gefährliche Poli-
tik, die wir betreiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wegen dieser Finanzlage können wir uns erlauben,
Spielräume beim Arbeitslosengeldbezug für Ältere zu
nutzen. Ich will an dieser Stelle erstens ganz deutlich sa-
gen, dass die Menschen, die hart gearbeitet haben, es
verdient haben. Zweitens finde ich es gut, dass wir uns
in der Koalition darauf verständigen konnten, dass die
Sorgen Älterer ernst genommen werden, dass nach einer
langen Erwerbs- und Arbeitstätigkeitsphase die Bezugs-
dauer des Arbeitslosengeldes I verlängert wird. Denn
das Risiko, arbeitslos zu werden, ist für Ältere einfach
größer. Deshalb will ich an dieser Stelle klar und deut-
lich sagen: Es war uns wichtig, diesen Schritt zu gehen.

An dieser Stelle haben wir uns von unserem Koali-
tionspartner durchaus unterschieden. Wir wollten, dass
die finanziellen Leistungen aus den Überschüssen der
Bundesagentur finanziert werden. Das ist uns nicht hun-
dertprozentig gelungen. Aber es ist gut, dass es uns ge-
lungen ist, die CDU vollständig davon zu überzeugen,
dass sie auf den Rüttgers-Plan verzichtet. Den Älteren
geben und den Jüngeren nehmen, das war mit uns nicht
zu machen. Das ist uns wichtig, und das möchte ich an
dieser Stelle deutlich zum Ausdruck bringen.


(Beifall bei der SPD)


Uns ist auch wichtig, dass die Chancen auf Weiterbil-
dung nicht zulasten von Familien, Frauen und von Men-
schen mit gebrochenen Erwerbsbiografien geschmälert
werden. Im Gegenteil: Es ist unser Verständnis von Soli-
darität, diejenigen, die ein erhöhtes Risiko haben, ar-
beitslos zu werden, entsprechend zu unterstützen. Durch
eine Förderung muss dieses Risiko in der Zukunft mini-
miert werden.


(Beifall bei der SPD)


Ich will an dieser Stelle klar und deutlich sagen: Der
Grundsatz einer solidarischen Risikoversicherung bleibt
für uns uneingeschränkt bestehen. Die Solidarität – der
Stärkere tritt für den Schwächeren ein – hält die Gewerk-
schaft – ich meine, die Gesellschaft – zusammen.


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(C (D (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Dieser Freud’sche Versprecher muss im Protokoll stehen!)


Herr Kollege, herzlichen Dank, dass Sie meinen Ver-
precher so freundlich bejubeln. Es zeigt Ihre Kollegiali-
ät. Ich bedanke mich dafür.

Ich will an dieser Stelle deutlich sagen, dass nicht nur
üttgers, sondern auch Lafontaine und heute Gysi falsch

iegen, wenn sie dem Motto frönen „Wer viel einzahlt,
uss auch viel rauskriegen“. Das ist ein Bild von einer

öllig entsolidarisierten Gesellschaft, in der es nur da-
auf ankommt, dass sich jeder Einzelne selbst ausrei-
hend versorgt. Für uns gilt nicht das Motto „Wenn jeder
n sich selbst denkt, ist an alle gedacht“. Solidarität ist
nser Grundsatz. Diesen Grundsatz werden wir auch in
er Arbeitsmarktpolitik weiterhin mit Leben erfüllen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir verfügen nun über ein großes Finanzvolumen
ank einer erheblich geringeren Zahl von Arbeitslosen.
as schafft Spielräume, um Langzeitarbeitslose stärker

u fördern. An dieser Stelle will ich die Bundesagentur
ür ihre Arbeit loben. Wir haben immer zu ihr gestanden.
iele wollten sie plattmachen und haben sie von diesem
ult aus häufig sehr negativ dargestellt. Ich sage sehr
lar: Wir stehen zur Bundesagentur für Arbeit, aber wir
rwarten auch, dass die dort zur Verfügung stehenden
ittel offensiv ausgegeben werden, um denen in diesem

and, die der Unterstützung bedürfen, zu helfen. Dies ist
in Aufruf an die Kolleginnen und Kollegen dort, die
pielräume, die durch die Haushalte eröffnet worden
ind, zu nutzen.


(Beifall bei der SPD)


Mit diesem Gesetz justieren wir den Aussteuerungs-
etrag neu.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Verfassungswidrig!)


ir schaffen damit eine neue Finanzarchitektur. Das ist
ier auch schon angesprochen worden. Frau Pothmer,
er Aussteuerungsbetrag ist durchaus ambivalent zu be-
erten.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist verfassungswidrig!)


as wissen wir. Der positive Aspekt war, dass durch
ine schnelle Vermittlung viele Menschen erst gar nicht
n Langzeitarbeitslosigkeit gekommen sind.


(Dirk Niebel [FDP]: Wer schneller vermittelt wird, hat schneller Arbeit!)


ber für diejenigen – das ist der negative Aspekt –, die
icht schnell vermittelt werden konnten und die arbeits-
os geblieben sind, hat der Aussteuerungsbetrag genau
as Gegenteil bewirkt. Denn man hat die Förderung auf-
egeben, wenn Langzeitarbeitslosigkeit drohte. Eine ent-
prechende Verzahnung hat nicht geklappt. Diese Fehl-
ntwicklung wollen wir stoppen.

Wir sorgen dafür, dass der Aussteuerungsbetrag abge-
chafft wird und dass sich die Bundesagentur zu

(B)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner
50 Prozent an dem Eingliederungstitel des SGB II – das
ist der Rahmen, der Grundlage für die Finanzierung von
Langzeitarbeitslosen ist – beteiligt.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Rauen, dem können Sie doch nicht zustimmen! – Dirk Niebel [FDP]: Das ist eine Zweckentfremdung von Beitragsmitteln!)


Das ist richtig und verantwortungsvoll. Es zeigt auch,
dass wir die BA nicht aus der Verantwortung entlassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vieles ist uns in den letzten Verhandlungen gut gelun-
gen. Aber zwei Punkte sind noch nicht erledigt, die in
der zweiten Hälfte der Legislaturperiode mit unserem
Koalitionspartner zu regeln sind. Es geht erstens um die
sogenannte Zwangsrente. Es ist wichtig, von dieser
Stelle aus zu sagen: Es darf keinen Automatismus geben,
dass man aus der Langzeitarbeitslosigkeit direkt in die
Rente geschickt wird.


(Beifall bei der SPD)


Wer arbeiten will und kann, muss eine besondere Förde-
rung erfahren. Mit 60 gehört man eben nicht zum alten
Eisen. Wir haben dazu einen vernünftigen Vorschlag
vorgelegt. Wir erwarten von unserem Koalitionspartner,
dass er sich aktiv an einer Lösung beteiligt. Wir wissen
aber auch, dass die Zeit drängt. Ich bitte Sie daher, dass
wir an diesem Punkt recht bald eine sachgerechte Lö-
sung finden.

Genauso offen will ich einen zweiten Punkt anspre-
chen: den Mindestlohn für Briefdienstleister. Die Bun-
deskanzlerin hat zugesagt, dass die Briefzusteller parallel
zur Postliberalisierung ins Arbeitnehmer-Entsendegesetz
aufgenommen werden. Aus unserer Sicht liegen die Vo-
raussetzungen dafür eindeutig vor. Wir müssen Lohn-
dumping in diesem Land gemeinsam bekämpfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass man zu der
Vereinbarung über die Briefdienstleister steht und nicht
zu viele Menschen aufgrund eines zu niedrigen Lohn-
niveaus auf ergänzendes Arbeitslosengeld II angewiesen
sind. Das ist unwürdig, und das wollen wir bekämpfen.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612705500

Herr Kollege, es gibt eine Zwischenfrage des Kolle-

gen Niebel.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1612705600

Bitte.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1612705700

Vielen Dank. Herr Kollege Brandner, auch wenn die-

ses Thema gar nicht auf der Tagesordnung steht, haben
Sie das Arbeitnehmer-Entsendegesetz und die Post-
dienstleistungsbranche angesprochen. Können Sie mir
erklären, warum Sie, nachdem Ihr Parteitag einen Min-

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(C (D estlohn von 7,50 Euro beschlossen hat, das Angebot er Union, 8 Euro als Mindestlohn festzusetzen, abgeehnt haben? ind Sie tatsächlich der Ansicht, dass dieses Thema, uch wenn es nicht auf der Tagesordnung steht, auch von en Kollegen von der Union so gesehen wird, wie Sie es erkündet haben? Herr Niebel, erstens wissen Sie, dass wir eindeutig ur Tarifautonomie stehen, dass wir ganz deutlich darauf auen, dass branchenspezifische Tarifabschlüsse ins Areitnehmer-Entsendegesetz aufgenommen werden, und ass wir auf dem Parteitag einen allgemeinen gesetzlihen Mindestlohn von 7,50 Euro beschlossen haben. as ist ein großer Unterschied. Ich hoffe, dass Sie diese ifferenzierung kennen nd die Tarifautonomie als ein grundgesetzlich gechütztes Gut auch zukünftig Ihre Unterstützung finden ird. Wir wollen gerade nicht in die Tarifautonomie einreifen. (Dirk Niebel [FDP]: Das gilt dann auch für die GDL?)


(Widerspruch bei der SPD)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1612705800

(Zuruf von der SPD: Offensichtlich nicht!)


Unser Koalitionspartner irrt – zumindest was seine
orderung angeht –, wenn er glaubt, dass es eine Mög-

ichkeit wäre, einen Mindestlohn von 8 Euro zu verein-
aren. Der Gesetzgeber sollte sich aus der Tarifautono-
ie heraushalten. Wir halten die Voraussetzungen für

ine Aufnahme in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz für
egeben. Die Tarifvertragsparteien haben ihre Schular-
eiten gemacht. Da werden und wollen wir ihnen nicht
ineinreden.

Der allgemeine gesetzliche Mindestlohn wird auf der
agesordnung bleiben. Er ist aktueller denn je. In den

etzten Tagen haben Gutachten die Runde gemacht, wo-
ach ein Mindestlohn grundsätzlich keine negativen
eschäftigungspolitischen Wirkungen hat. Für die Bau-
ranche hat das IAB eine entsprechende Studie vorge-
egt. Darüber wird kritisch diskutiert. Es ist bekannt,
err Niebel, dass es im überwiegenden Teil der europäi-

chen Länder einen allgemeinen gesetzlichen Mindest-
ohn gibt. Wir werden nicht locker lassen, bis wir auch in
eutschland einen allgemeinen gesetzlichen Mindest-

ohn haben,


(Dirk Niebel [FDP]: Das hört sich gut an!)


eil das die einzige Chance ist, eine Lohnuntergrenze
inzuziehen und zumindest für soziale Gerechtigkeit im
nteren Lohnsegment zu sorgen.


(Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Gilt das auch für die GDL, die Tarifautonomie?)


Ich will ganz klar sagen, dass der scheidende Bundes-
rbeitsminister Franz Müntefering das Thema Mindest-
ohn massiv vorangetrieben hat. Er hat an dieser Stelle
ls engagierter Debattenredner sehr häufig auf dieses






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(B) )


Klaus Brandner
Thema hingewiesen. Ich möchte ihm nicht nur für das
danken – wie der Herr Staatssekretär das bereits richtig
gemacht hat –, was er an unterschiedlichen Stellen in
diesem Parlament sowie im nordrhein-westfälischen
Parlament für die Menschen in diesem Land geleistet
hat. Vielmehr sind wir ihm insgesamt für seine Fairness
und für sein erfolgreiches Engagement für die Menschen
in diesem Land zu Dank verpflichtet. Das möchte ich an
dieser Stelle ausdrücklich erwähnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das Thema fairer Löhne wird auf der Tagesordnung
bleiben, da soll sich niemand täuschen. Ich bin über-
zeugt, dass der kommende Verantwortliche im Arbeits-
und Sozialministerium, Olaf Scholz, dieses Thema ebenso
offensiv vorantreiben wird wie Franz Müntefering.

Wir verabschieden heute wichtige Änderungen beim
Beitragssatz, bei der Finanzarchitektur der BA und bei
der Verlängerung der Bezugsdauer Älterer. Wir wollen
keinen Wettlauf um die niedrigsten Beitragssätze. Wir
wollen einen Wettlauf um die besten Leistungen für die
Menschen in diesem Land. Das ist das Anliegen, dafür
treten wir an. Ich hoffe, dass wir dabei auf viel Unter-
stützung in diesem Haus treffen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612705900

Als Nächster hat der Kollege Dr. Heinrich Kolb für

die FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1612706000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich finde, die Debatte heute markiert einen Wendepunkt
in der Arbeitsmarktpolitik. Eine mutlose Koalition nutzt
Senkungspotenzial beim Arbeitslosenversicherungsbei-
trag allenfalls halbherzig und öffnet gleichzeitig wieder
die Schleusen für soziale Leistungen, die aus Mitteln der
Beitragszahler bezahlt werden sollen.


(Klaus Brandner [SPD]: Sie wollten doch 3,5 Prozent! Jetzt müssen Sie nicht angeben! Wir haben Sie überholt!)


Nach dem, was Sie, Herr Kollege Brandner, am Ende Ih-
rer Rede angekündigt haben,


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ihr habt doch 3,5 Prozent beantragt!)


muss einem angst und bange werden, was die zukünftige
Politik der Koalition in diesem Bereich anbelangt.


(Beifall bei der FDP – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: 3,5 Prozent, das war euer Antrag!)


Der Herr Kollege Rauen hat gesagt, man müsse das
Erreichte anerkennen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ja!)


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(C (D n der Tat, Kollege Brauksiepe: Die Senkung ist erfreuich. Nur, wer zu spät kommt, der kann nicht erwarten, afür gelobt zu werden. (Beifall bei der FDP – Klaus Brandner [SPD]: Was? Wir sind auf der Höhe der Zeit! Nur die FDP hinkt wieder einmal hinterher!)


as ist doch der Punkt.


(Klaus Brandner [SPD]: Sie sind doch zu spät gekommen! Entschuldigen Sie mal! Der Mann ist ja total vergesslich!)


ie geben den Beitragszahlern immer nur das zurück,
as ohne besondere Anstrengungen möglich ist. Sie nut-

en die konjunkturell bedingten Windfall-Profits für
eitragssatzsenkungen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Richtig!)


ie gehen aber nicht an die Kernbereiche heran, auf die
n der Anhörung deutlich hingewiesen wurde, zum Bei-
piel an die versicherungsfremden Leistungen.


(Beifall bei der FDP)


Der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung ist
weifelsohne gesenkt worden. Zur Wahrheit gehört aber
uch – hier neigen Sie ja ein bisschen zur Verdrängung –,
ass in allen anderen Bereichen der Sozialversicherung
rhöhungen stattfanden.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


ei der Rentenversicherung war es eine Erhöhung um
,5 Prozentpunkte, bei der Krankenversicherung um
urchschnittlich 0,5 Prozentpunkte, bei der Pflegeversi-
herung – das ist bereits beschlossen – werden es
,25 Prozentpunkte sein,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Ja! Das geht aber auch mit Leistungssteigerungen einher!)


nd nicht zu vergessen ist die Mehrwertsteuererhöhung
m 3 Prozentpunkte. Das führt im Saldo zu einer Mehr-
elastung der Menschen in unserem Lande.


(Beifall bei der FDP)


ragen Sie die Bürgerinnen und Bürger doch einmal, ob
n ihrem Portemonnaie wirklich mehr angekommen ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Genau!)


efühlt ist da Ebbe. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der FDP)


Herr Kollege Rauen – Sie wissen, dass ich Sie persön-
ich sehr schätze –, Sie haben gesagt, dass Sie die Lohn-
usatzkosten jetzt auf unter 40 Prozent gesenkt haben;
s wurde berechnet, dass wir jetzt bei 39,77 Prozent lie-
en.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ja! Geben Sie doch endlich einmal zu, dass das stimmt!)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
– Das mag ja sein, lieber Herr Kollege Müller. Aber in
Ihrem Koalitionsvertrag steht, dass Sie die Lohnzusatz-
kosten dauerhaft auf unter 40 Prozent senken wollen.


(Jörg Rohde [FDP]: Genau! Das steht da drin!)


Ab dem 1. Juli 2008 wird der Beitragssatz zur Pflegever-
sicherung um 0,25 Prozentpunkte angehoben; das ist be-
reits beschlossen. Dann werden Sie wieder bei über
40 Prozent sein.


(Dirk Niebel [FDP]: Genau!)


Deswegen haben wir im Ausschuss einen Änderungsan-
trag eingebracht. Wir haben Sie aufgefordert, jetzt alle
Potenziale zu nutzen, um dauerhaft unterhalb von
40 Prozent zu bleiben. Darum geht es doch in Wirklich-
keit.


(Beifall bei der FDP)


Sollen wir Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der Koalition, etwa dafür loben, dass Sie jetzt einen Ein-
gliederungsbeitrag kreiert haben?


(Dirk Niebel [FDP]: Machen Sie das bloß nicht!)


Er löst den wahrscheinlich verfassungswidrigen Aus-
steuerungsbetrag ab; insoweit kommen Sie Karlsruhe
zuvor.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist aber auch verfassungswidrig!)


Ich sage Ihnen – hier stimme ich Ihnen zu, Frau Kollegin
Pothmer –: Auch dieser Eingliederungsbeitrag ist mit
hoher Wahrscheinlichkeit verfassungswidrig.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich! Alle Sachverständigen haben das bestätigt!)


Aus meiner Sicht ist darauf hinzuweisen, dass die BA,
die Bundesagentur, im Saldo mit 3 Milliarden Euro be-
lastet wird. Das, was Sie mit diesem Eingliederungsbei-
trag betreiben, ist nichts anderes als Haushaltssanierung
auf Kosten der Beitragszahler. Dabei machen wir nicht
mit.


(Beifall bei der FDP)


Es mag schön sein, dass jetzt mehr Geld als je zuvor
für Eingliederungsmaßnahmen zur Verfügung steht. Es
bleibt aber vollkommen unklar, wofür dieses Geld ei-
gentlich verwendet werden soll.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Für die Arbeitslosen!)


Eine grundlegende Neuausrichtung der arbeitsmarktpoli-
tischen Instrumente ist überfällig. In Ihrem Koalitions-
vertrag heißt es wörtlich:

Das, was unwirksam und ineffizient ist, wird abge-
schafft. Diese Überprüfung soll bis Ende kommen-
den Jahres abgeschlossen sein.

Das wäre Ende 2006 gewesen. Jetzt sind wir bereits am
Ende des Jahres 2007. Aber diese Frage ist noch immer
unbeantwortet.

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(C (D Man kann wirklich nicht so vorgehen, wie es Herr ollege Brandner gesagt hat. Er sagte: Wir legen hier orräte an. (Klaus Brandner [SPD]: Doch, natürlich kann man das!)


(Dirk Niebel [FDP]: Allerdings! Fehlanzeige!)


ie verhalten sich wie ein Hamster, wenn der Winter be-
orsteht.


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


ie sollen keine Vorräte anlegen, sondern den Beitrags-
ahlern das Geld zurückgeben. Das wäre die richtige
orgehensweise.


(Beifall bei der FDP)


Herr Brandner, besonders dreist ist: Noch bevor der
ingliederungsbeitrag gesetzestechnisch beschlossen
ar, wurde er schon in Teilen verschoben. Er soll näm-

ich zur Deckung der Verlängerung der Bezugsdauer des
rbeitslosengeldes I dienen.


(Jörg Rohde [FDP]: Was? Ich denke, das kostet gar nichts!)


azu kann ich nur sagen: Während bei der Bahn ge-
treikt wird, herrscht auf den Verschiebebahnhöfen der
roßen Koalition rege Betriebsamkeit. Das ist ein Mus-

er, das wir in der Vergangenheit leider schon öfter be-
bachten mussten.


(Beifall bei der FDP)


Ich glaube, dass die Verlängerung der Bezugsdauer
es Arbeitslosengeldes I eine falsche Entscheidung ist.
ie führt in der Tat zur Verringerung der Suchaktivitäten
lterer Arbeitnehmer. Ich glaube nicht, dass man damit,
ie der Kollege Rauen gesagt hat, den Versicherten mit

angen Vorversicherungszeiten wirklich hilft. Es sind
och gerade diese Menschen mit langen Erwerbsbiogra-
ien, die hohe Rentenansprüche haben, die bisher aus
en Betrieben herausgedrängt worden sind.


(Klaus Brandner [SPD]: Dann drängen Sie sie doch nicht heraus!)


enau das wird in Zukunft wieder passieren. Ich halte
as für falsch. Wir wollen, dass ältere Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer möglichst lange am Erwerbsleben
eilhaben; das ist der Kerngedanke unserer Politik. Sie
erfallen zurück in Zeiten der Frühverrentung. Das fin-
et unsere Zustimmung nicht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612706100

Ich gebe jetzt das Wort dem Kollegen Max

traubinger für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1612706200

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
ir diskutieren heute im Zusammenhang mit dem Ent-






(A) )



(B) )


Max Straubinger
wurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Dritten
Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze über die
Absenkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages bzw.
die Bildung einer Rücklage für die Pensionsverpflich-
tungen und darüber hinaus sicherlich auch über die Ver-
längerung der Dauer des Bezugs von Arbeitslosengeld I,
welche mit einem noch zu erarbeitenden Gesetzentwurf
umgesetzt werden wird.

Vor zwei Jahren hätten wir uns nicht vorstellen kön-
nen, dass der Arbeitslosenversicherungsbeitrag, der
damals bei 6,5 Prozent lag, zum 1. Januar 2008 auf
3,3 Prozent abgesenkt werden kann. Dies ist letztendlich
der Erfolg dieser Bundesregierung, die sich zum Ziel ge-
setzt hat, den Gesamtsozialversicherungsbeitragssatz auf
unter 40 Prozent zu senken. Dieses Ziel wird mit dem
heutigen Tag erreicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dass dieses Ziel erreicht werden konnte, ist den Bemü-
hungen der Bundesregierung nach dem Motto „Sanieren,
Investieren und Reformieren“ zu verdanken. Dafür sind
die Bundeskanzlerin und im Besonderen auch der Bun-
desarbeitsminister, Franz Müntefering, mit verantwort-
lich. Ich danke ausdrücklich Bundesminister Franz
Müntefering für die Arbeit, die er zur Belebung des Ar-
beitsmarktes geleistet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Damit sind vielen Menschen neue Chancen eröffnet
worden. Dies kommt darin zum Ausdruck, dass
1,5 Millionen Erwerbstätige mehr zu verzeichnen sind
als vor zwei Jahren. Das ist ein Beleg für die erfolgrei-
che Arbeit dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Weg wird mit der Absenkung des Arbeitslo-
senversicherungsbeitrages fortgesetzt, weil auch das ein
Faktor ist, mehr Beschäftigung in Deutschland zu be-
kommen. Wenn in der Vergangenheit manchmal bezwei-
felt worden ist, dass die Senkung von Lohnnebenkos-
ten hierzu einen Beitrag leisten kann, so muss man
feststellen: Die Ergebnisse der vergangenen beiden Jahre
zeigen, dass, wenn Sozialversicherungsbeiträge abge-
senkt werden, mehr Beschäftigung erreicht und vor allen
Dingen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe ver-
bessert wird.

Herr Kollege Dr. Gysi, wenn Sie dies als Zuckerl für
die Arbeitgeber darstellen, möchte ich sagen: Entschei-
dend ist letztendlich, dass wir Arbeitsplätze haben. Des-
halb ist es eine große Chance für die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer in Deutschland. Sie wollen ihnen
diese Chancen verwehren, wenn Sie heute diesem An-
trag nicht zustimmen und sich im Gegenteil für höhere
Beitragszahlungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer aussprechen. Das ist letztendlich die Abkassier-
politik sozialistischen Gedankenguts, die Sie umsetzen
wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D ch glaube, dass wir hiermit einen wichtigen Schritt für ie Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft machen. Vor allen Dingen werden damit auch zukünftige Ziele rreicht: Mit der Versorgungsrücklage, die gebildet ird, leisten wir einen wichtigen Beitrag, dass auch Ver orgungsansprüche zukünftig gesichert sind. Darüber hiaus ist all dies solide finanziert. Dies wird ja ab und zu n Zweifel gezogen. Kollege Klaus Brandner hat vorhin ereits auf die Überschriften in den Tagesmeldungen erwiesen. Ich möchte nur an den Beginn des ahres 2007 erinnern. Wir und die BA haben damals mit inem Defizit von 4 Milliarden Euro für dieses Jahr geechnet. Am Ende dieses Jahres können wir feststellen, ass bei der BA ein Überschuss von 7 Milliarden Euro rwirtschaftet wurde. Das ist eine weite Spannbreite von ber 11 Milliarden Euro. Das zeigt, dass die Maßnahmen er Vergangenheit gegriffen haben. In dem Jahreswirtschaftsgutachten wird wiederum on einem Wirtschaftswachstum ausgegangen, wenn s auch nicht mehr so kräftig wie im letzten oder diesem ahr sein wird. (Dirk Niebel [FDP]: Bringt die BA doch an die Börse! Mit stimmrechtslosen Volksaktien!)


ch bin überzeugt, dass damit auch zukünftig positive
rbeitsmarkteffekte verbunden sind, die Arbeitslosigkeit

n unserem Land dementsprechend weiter sinken und die
rwerbstätigkeit steigen wird, sodass wir für das Ende
es Jahres 2008 gegenüber den jetzigen Planungen wie-
er ein ausgeglichenes Ergebnis bei der BA erwarten
önnen. Ich bin hier sehr optimistisch. Wir sind die Opti-
isten in unserem Land. Es sind viele Pessimisten unter-
egs, aber wir werden sie mit unseren Ergebnissen zum
chluss wieder überzeugen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist hier natürlich auch darzustellen, dass zukünf-
ige Entscheidungen anstehen. Ich möchte hier durchaus
uch auf das eingehen, was Klaus Brandner in Bezug auf
inen Mindestlohn für Briefdienstleister und zum Über-
ang von der Arbeitslosigkeit in die Rente gesagt hat,
bwohl das heute nicht das Thema ist.

Ich wünsche mir einfach, dass hier das Angebot der
nion angenommen wird. Wir stehen nicht für niedrige
öhne, sondern wir stehen für hohe Löhne. Diese kön-
en auch erreicht werden. Wenn hier für einzelne Berei-
he Grundlagen dafür geschaffen werden müssen, dass
ie Löhne nicht massiv absinken, so reichen wir dafür
ie Hand. Ich bin überzeugt, dass das möglich ist und
ass sich vor allen Dingen auch die SPD zu bewegen
at.

Ich glaube, hier ist festzustellen: Für diejenigen, die
berwiegend Briefdienstleistungen erbringen, muss eine
ntergrenze geschaffen werden. Dazu reichen wir die
and. Dies müssen aber natürlich die Tarifparteien erar-
eiten und in einem vernünftigen Tarifvertrag vereinba-
en. Wir werden dieses Ziel angehen und unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])







(A) )



(B) )


Max Straubinger
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, es wird auch
vielfältig über den zukünftigen Übergang vom Bezug
des Arbeitslosengeldes I in den Bezug des Arbeitslosen-
geldes II und die damit verbundene Inanspruchnahme ei-
gener Leistungsfähigkeit und Mittel – sei es in Form von
Sparguthaben, sei es in Form eines vorgezogenen Ren-
teneintritts – gestritten. Dies ist sicherlich ein wichtiges
Thema. Ich glaube aber, dass es hier völlig überzeichnet
und überhöht dargestellt wird, weil sehr viele Menschen
die Chance wahrnehmen, lieber eine höhere Rente als
niedrigstes Arbeitslosengeld II zu beziehen.

Es ist schon bemerkenswert, dass gerade die linke
Fraktion hier einen längeren ALG-II-Bezug fordert, ob-
wohl sie doch immer sagt, dass die Hartz-Gesetze und
das ALG II abgeschafft gehören.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612706300

Herr Kollege, der Herr Kollege Schneider von der lin-

ken Fraktion würde gerne eine Zwischenfrage stellen.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1612706400

Bitte, Herr Schneider.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Schneider, Sie können doch die Redezeit von Herrn Straubinger nicht verlängern! Er hat doch schon acht Minuten!)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612706500

Herr Kollege Straubinger, weil Sie das am Schluss an-

gesprochen haben, möchte ich Sie erstens darauf hinwei-
sen – ich denke, Sie wissen das und können mir das auch
bestätigen –, dass man bei seinen Überlegungen hin-
sichtlich der vorgezogenen Rente immer betrachten
muss, was man in der Zeit, während der man die vorge-
zogene Rente bezieht, gegenüber dem ALG II mögli-
cherweise mehr hat und was man später, während des
Rentenbezugs, insgesamt weniger hat. Können Sie mir
bestätigen, dass das Minus für einen Rentner, der zehn
Jahre lang Rente bezieht, selbst bei einer Rente von
1 000 Euro bei circa 2 000 Euro liegt?

Zweiter Punkt. Nachdem Sie das jetzt angesprochen
haben: Haben Sie die Absicht, die Zwangsverrentung
so einzuführen, wie das geschehen wird, wenn die 58er-
Regelung einfach ausläuft, oder dürfen wir damit rech-
nen, dass es hier noch zu Abmilderungen für die Betrof-
fenen kommt? Wenn ja: Wann dürfen wir damit rech-
nen?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1612706600

Herr Kollege Schneider, Sie stellen das völlig falsch

dar, auch in der Öffentlichkeit. Keinem Rentner wird et-
was entzogen. Bei dem, was Sie angesprochen haben,
handelt es sich um den normalen Abschlag, der sich aus
der längeren Rentenbezugsdauer ergibt. Aber den Rent-
nern wird nichts weggenommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es wird ihnen weniger gegeben!)


Das ist das Entscheidende.

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(C (D Ich sage ganz offen: Es kann nicht sein, dass Sie von er Linksfraktion auf Möglichkeiten aufmerksam mahen, die es zu nutzen gilt, und gleichzeitig keine Hemungen haben, abzuräumen, wenn es um Sparbücher eht. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist unseriös, was Sie behaupten!)


(Widerspruch bei der LINKEN)


Genau so ist es. Das ist meines Erachtens nicht richtig.

Auch in einem Sozialstaat müssen die Menschen im
ahmen ihrer Möglichkeiten herangezogen werden, be-
or sie ALG II auf Kosten der Steuerzahler beziehen.
as ist meines Erachtens das Entscheidende. Darüber
erden wir sicherlich noch eine intensive Diskussion

ühren. Aber ich bin sehr dafür, dass wir uns dabei an der
ache orientieren. Lieber Kollege Klaus Brandner, ich
in überzeugt, dass die in der Öffentlichkeit dargestell-
en Probleme die Menschen nicht sehr berühren. Die

eisten, wenn nicht alle, werden sich für die Rente ent-
cheiden und zusätzlich eine Hinzuverdienstmöglichkeit
n Anspruch nehmen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612706700

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

olfgang Meckelburg, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1612706800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Es stimmt, ich bin der letzte Redner.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Den Letzten beißen die Hunde!)


er Hauptpunkt der heutigen Debatte ist – das werden
ir gleich beschließen – eine erneute Senkung des Ar-
eitslosenversicherungsbeitrags um weitere 0,9 Pro-
entpunkte zum 1. Januar 2008. Das ist ein riesengroßer
rfolg der Großen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein Wort an Sie, meine Damen und Herren von der
DS. Entschuldigung, ich muss ja jetzt Die Linke sagen.
as ist eine Kombinatslösung aus Alt-SED, WASG und
DS.


(Zurufe von der Linken)


Das muss man jedes Mal sagen. Sie wechseln dauernd
en Mantel, sodass man nicht mehr erkennt, wer alles
ich darunter noch verbirgt.

Ich will heute nicht zu viel Zeit auf Sie verwenden.
m es deutlich zu sagen: Sie sind nicht die zukunftstrei-
ende Kraft, sondern rückwärts gewandt. So wichtig
ind Sie nun auch nicht.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg
Ich will vielmehr über das reden, was wir erreicht haben,
was wir beschließen und was wir vorhaben. Unsere Poli-
tik ist eine klare und real existierende Alternative zu Ih-
rer „Wünsch dir was“-Politik. Diese Koalition hat Wirt-
schaftswachstum ermöglicht. Wir werden die jährliche
Nettoneuverschuldung beenden. Das ist mit dieser Ko-
alition erreichbar. Wir haben zudem schon einiges auf
dem Arbeitsmarkt bewegt.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das stimmt! Lohndumping, Billigjobs, prekäre Beschäftigungsverhältnisse!)


Es gab einmal 5 Millionen Arbeitslose. Nun sind es
3,5 Millionen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten beträgt wieder 27 Millionen. Das sind die
Stellen, an denen man sieht, dass sich wirklich etwas auf
dem Arbeitsmarkt bewegt. Die Zahl der Beitragszahler,
die in die Sozialversicherung einzahlen, ist ebenfalls ge-
stiegen. Es muss weniger Arbeitslosengeld ausgezahlt
werden, weil wieder mehr Menschen in Arbeit gekom-
men sind. Aufgrund dieser Politik sind wir in der Lage,
den Arbeitslosenversicherungsbeitrag zu senken. Kurz
gesagt – ich zitiere nun Herrn Steinbrück von gestern
Abend –: „Dieses Land ist nach zwei Jahren stärker als
vor zwei Jahren.“ Wo er recht hat, hat er recht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


– Meine Damen und Herren von der SPD, Sie hätten ru-
hig mitklatschen dürfen. Ich habe bewusst Herrn
Steinbrück zitiert, um die Möglichkeiten der Koalition
zu verbessern.

Wir verstärken die dargelegten positiven Tendenzen
mit dem, was wir heute beschließen. Wir haben ergän-
zend einen Antrag vorgelegt, der eine noch stärkere Sen-
kung des Beitragssatzes in der Arbeitslosenversicherung
als ursprünglich geplant vorsieht. Wir haben einen Ent-
schließungsantrag vorgelegt – den sollten wir vielleicht
dann näher behandeln, wenn er ansteht –, in dem geht es
vor allen Dingen um die Verlängerung des Arbeitslo-
sengeld-I-Bezuges. Ich finde, das, was Peter Rauen
heute zu Beginn gesagt hat, sollte noch einmal klar wer-
den. Durch die drei Möglichkeiten des Arbeitslosengeld-
I-Bezuges und die entsprechenden Vorversicherungszei-
ten bin ich relativ sicher, dass wir diejenigen erreichen,
die wir auch erreichen wollen. Das sind nämlich diejeni-
gen mit den längeren Beitragszeiten, das sind diejenigen,
die es sehr ungerecht fänden, wenn sie gegenüber ande-
ren anders behandelt würden. Ich glaube, da gibt es eine
ganz große Trefferquote. Darüber sollten wir aber reden,
wenn wir so weit sind und den Gesetzentwurf vorliegen
haben. Die Regierung hat versprochen, ihn so schnell
wie möglich auf den Tisch zu legen.

Zu dem Gesetz, das wir heute beschließen werden: Es
geht um diese Rücklage von 18 Milliarden Euro, die da
ist. Ich finde, wir gehen damit sehr sinnvoll um. Wir ge-
ben sie nicht für staatliche Bewirtschaftung aus – ich
glaube, das wäre Ihnen auf der linken Seite das Liebs-
te –, sondern wir wollen sie sinnvoll einsetzen. Wir neh-
men 2,5 Milliarden Euro aus der Rücklage für den Vor-
sorgefonds, der gebildet wird. Diese Basis ist für die

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(C (D ersorgung der zurzeit 8 000 Versorgungsempfänger nd der 22 000 Beamtinnen und Beamten, die demächst bei der Bundesanstalt Empfänger werden, hilfeich. Wir haben den Eingliederungsbeitrag der BA für angzeitarbeitslose im Arbeitslosengeld II und wollen Milliarden Euro als Eingliederungsbetrag für Hartz-IVmpfänger dorthin geben. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht verfassungsgemäß!)


as kann man strittig sehen, und ich möchte das heute
icht weiter vertiefen. Wir haben das mit der FDP ein
isschen diskutiert. Ich glaube schon, dass man das ver-
reten kann. Das ist übrigens gesetzlich über den § 340
GB III – ich sage das noch einmal – abgesichert, in
em steht, dass diese Mittel, die als Versicherungsbei-
räge gezahlt werden, auch zur Arbeitsförderung genutzt
erden können. Wir befinden uns da also auf relativ si-

herem Terrain. Ich glaube, wenn man das anders wieder
inbekommt, wenn die Situation insgesamt noch besser
ird, haben wir da auch mit Ihnen kein Problem mehr.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der FDP, da
ie beim letzten Mal das Gefühl hatten, dass ich Sie viel-

eicht zu schonend behandelt habe – ich hatte den Ein-
ruck, die SPD war an der Stelle ein bisschen traurig –,
öchte ich das heute wettmachen. Ich will noch einmal

eutlich sagen: Wir haben jetzt in der zweiten Stufe,
eide Stufen zusammengenommen, im Vergleich des
. Januar dieses Jahres mit dem 1. Januar des kommen-
en Jahres eine Senkung des Arbeitslosenversicherungs-
eitrages von 6,5 auf 3,3 Prozent. Das ist fast eine Hal-
ierung dieses Beitrages. Wir rutschen damit in die
eiten der 80er-Jahre zurück, in denen es solche Bei-

ragszahlungen gab. Das ist ein Erfolg, und das wird uns
uf dem Arbeitsmarkt weiterhelfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist ein Gesamtbetrag von 25 Milliarden Euro. Da
ich Milliarden so schlecht vorstellen lassen, mache ich
s noch einmal deutlich: Diese Gesamtsenkung bedeutet
ei den Arbeitnehmern durchschnittlich 430 Euro netto
ehr in der Tasche. Das ist so ähnlich wie eine Lohn-

rhöhung, die im Jahr 430 Euro ausmacht. Das ist der
ffekt, und das hat auch Wirkung.

Nun zu Ihnen von der FDP. Da gibt es ja den Streit
ber die Mehrwertsteuer. Ich sage einmal deutlich: Wir
ätten den ersten Schritt, die erste Senkung des Arbeits-
osenversicherungsbeitrages, ohne die Mehrwertsteuer-
rhöhung nicht hinbekommen. Wir hätten das nicht hin-
ekommen, nach der damaligen Planung schon gar
icht. Wir hätten es jetzt auch nicht geschafft, dass wir
ei 3,3 Prozent landen; ursprünglich hatten wir
,5 Prozent vor. Interessanterweise haben Sie ja auch
ehr schnell nachgelegt, das ist erst zwei oder drei Tage
er. Bisher hatten Sie auch nur den Mut, 3,5 Prozent zu
ordern.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, wir haben Schlüsse aus der Anhörung gezogen!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg
Wissen Sie, bei dem Eiertanz, den Sie zu den Beitrags-
absenkungen aufführen, hat man manchmal das Gefühl,
Sie wollen bei einem Minusbeitrag landen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612706900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kolb?


Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1612707000

Ja, gern.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1612707100

Herr Kollege Meckelburg, es kann ja sein, dass Sie

die Anhörung zu diesem Thema deshalb am Dienstag-
abend durchgeführt haben, damit Sie sich bis Mittwoch-
morgen nicht mit den Ergebnissen konfrontiert sehen
müssen. Wir allerdings haben die Anhörung aufmerksam
verfolgt, auch das, was das Karl-Bräuer-Institut gesagt
hat. Nicht nur 3,0 Prozent – wie wir es sagen – sind ohne
Weiteres möglich, sondern sogar 2,9 oder auch 2,7 Pro-
zent sind nach den Aussagen des Karl-Bräuer-Institutes
ohne Weiteres machbar – und nicht nur nach den Aussa-
gen des Karl-Bräuer-Institutes.


(Widerspruch bei der SPD)


Da war für uns doch klar, dass wir im Lichte der An-
hörung sagen: Jetzt kann der Beitrag noch weiter gesenkt
werden. – Warum haben Sie sich denn nicht ähnliche
Gedanken gemacht? Ich verstehe das nicht. Warum ma-
chen wir dann überhaupt Anhörungen?


Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1612707200

Ich bin bei der Anhörung dabei gewesen. Es hat auch

kritischere Stimmen gegeben – die hören auch Sie sonst
manchmal gerne –, die aus der Wirtschaft gekommen
sind, wonach man vorsichtig sein sollte. Ich finde, dass
wir sehr verantwortlich handeln, wenn wir bei
3,3 Prozent landen;


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


denn wir hatten uns bereits im Vorfeld darauf verstän-
digt,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe das Protokoll dabei!)


die Beiträge von 3,9 Prozent auf 3,3 Prozent zu senken.
Sie hatten nichts Besseres zu tun, als diesen Eiertanz
fortzusetzen. Warum haben Sie von der FDP nicht ein-
fach die Kraft, mal zu sagen: „Mensch, das habt ihr gut
gemacht“?


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zuletzt will ich aus der Anhörung zitieren, weil strit-
tig war, ob die Senkung der Arbeitslosenversicherungs-
beiträge für den Arbeitsmarkt hilfreich sei. Ich sage das
vor allem an die Linke gerichtet, die das bei meiner letz-
ten Rede durch Zwischenrufe wie „Woher wissen Sie
das?“ bestritten hat. Ich habe bewusst nachgefragt und
biete Ihnen jetzt eine ganze Sammlung von Zitaten von
Experten an. Sie können nicht nur die BDA, sondern Sie

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(C (D önnen auch die Bundesagentur für Arbeit oder das Intitut für Arbeitsmarktund Berufsforschung, IAB, das ie sonst gern zitieren, fragen. Ich lese drei Stellen vor. ie erste Stelle lautet: Die Absenkung des Beitragssatzes zur Arbeitsförderung wird sich positiv auf die Beschäftigungsentwicklung in Deutschland auswirken. as ist ein wörtliches Zitat aus der Stellungnahme des AB. Warum? Auch das wird hier erklärt: Sie vermindern ... Arbeitskosten, wodurch die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt. Andererseits führen sie ... zu höheren Nettoeinkommen, wodurch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen steigt. as sagt das IAB, das auch Sie sonst gerne zitieren. Zuetzt wird gesagt, dass eine Beitragssenkung um ,7 Prozentpunkte zu etwa 100 000 neuen Arbeitspläten führen wird. Die Anhörung ist eine Lehrstunde für ie gewesen. Ich hoffe, Sie nehmen diese Aussagen statt es Buches, das Sie immer mit sich herumtragen, mit in ie Fraktion und reden darüber. Dann wären wir ein tück weiter. Wir jedenfalls sind auf einem guten Weg nd werden weitermachen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612707300

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
ung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer
esetze. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales emp-

iehlt unter Nr. I seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/7151(neu), den Gesetzentwurf der Bun-
esregierung auf Drucksache 16/6741 in der Ausschuss-
assung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
etzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen,
m das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
ung mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen
er Opposition angenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der
esetzentwurf in dritter Beratung mit den Stimmen der
oalition bei Gegenstimmen der Opposition angenom-
en.

Unter Nr. II seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 16/7151(neu) empfiehlt der Ausschuss, eine Ent-
chließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen der Koalition bei Gegenstimmen der Opposi-

ion angenommen.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der
raktionen der CDU/CSU und der SPD auf






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Drucksache 16/7190. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Auch dieser Entschließungsantrag ist mit den Stimmen
der Koalition bei Gegenstimmen der Opposition ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt 33 b: Der Ausschuss empfiehlt
unter Nr. III seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/7151(neu) die Ablehnung des Antrags der
Fraktion der FDP auf Drucksache 16/6434 mit dem Titel
„Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit an Beitrags-
zahler zurückgeben – Beitragssenkungspotenziale nut-
zen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist gegen die Stimmen der FDP mit den Stim-
men des übrigen Hauses angenommen.

Unter Ziffer IV empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
des Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache
16/6035 mit dem Titel „Überschüsse der Bundesagentur
für Arbeit zur Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit,
für mehr Qualifizierung und eine längere Bezugsdauer
des Arbeitslosengeldes verwenden“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Auch diese Beschlussempfehlung ist
bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke mit den Stim-
men des übrigen Hauses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 35 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und der
Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs ei-
nes Gesetzes zur Änderung des Aktiengesetzes

– Drucksache 16/1444 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine,
Dr. Barbara Höll, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs ei-
nes Gesetzes zur Änderung des Aktiengesetzes

– Drucksache 16/3015 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/5524 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Günter Krings
Klaus Uwe Benneter
Mechthild Dyckmans
Wolfgang Nešković
Jerzy Montag

Über den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/3015
werden wir später namentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Oskar Lafontaine, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Die nächste halbe Stunde bereitet uns – das öchte ich nicht verhehlen – durchaus Vergnügen. Wir ind auch nicht nur in lauterer Absicht hier; denn wir ollen Sie heute vorführen. Es geht nämlich darum, dass nicht nur in Deutschand, sondern in aller Welt viele Menschen sich darüber eklagen, wie die Einkommen auseinanderklaffen, dass nsbesondere im Management in aller Welt, auch in eutschland, mittlerweile Gehälter gezahlt werden, die on der großen Mehrheit der Bevölkerung schlicht als nanständig empfunden werden. Warum wir Sie heute vorführen wollen und zur naentlichen Abstimmung einladen, hat folgenden Grund: mmer dann, wenn es irgendwelche Skandale gibt, wenn um Beispiel Managergehälter nach allgemeiner Meiung viel zu hoch sind, wenn Abfindungen viel zu hoch ind, treten die Empörungspolitiker aller Fraktionen an nd beklagen sich in der Boulevardpresse darüber, wie nverschämt das sei. Das war etwa damals bei der Abindung von Esser bei MAN so. Quer durch alle Fraktioen gab es da eine große Empörung. Auch wenn über die orstandsgehälter der Deutschen Bank berichtet wird, ibt es quer durch die Fraktionen Leute, die sagen, das ei so nicht mehr hinnehmbar; teilweise wird das als bszön bezeichnet. Ihre große Empörung wird in der oulevardzeitung zitiert. Nun werden die normalen Bürgerinnen und Bürger agen, wenn die Fraktionen über eine solche ungerechtertigte Selbstbereicherung so empört sind, dann wird siherlich irgendetwas unternommen werden. Das ist der unkt, warum wir Sie heute zur namentlichen Abstimung bitten: Sie wollen nichts unternehmen. Sie sind an ieser Stelle total unglaubwürdig. Während sich auf der inen Seite der Sektor der Löhne, von denen man nicht eben kann, immer weiter ausbreitet, tun Sie nichts dageen, dass sich auf der anderen Seite die Managergehälter mmer schamloser nach oben bewegen. Wir machen Ihnen zwei Vorschläge. Der eine Vorchlag ist, die Managergehälter zu begrenzen. Ich zitiere en amerikanischen Banker Morgan, der bereits im voretzten Jahrhundert gesagt hat: Ich möchte nicht, dass in einer Bank ein Manager mehr verdient als das 20-Fa he dessen, was derjenige erhält, der das niedrigste Einommen in meiner Bank hat. Nun lachen Sie darüber. (Zuruf von der CDU/CSU: Es hat gar keiner gelacht!)

Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612707400

(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ja, genau!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ber ich möchte Ihnen den Zusammenhang darstellen,
er aus unserer Sicht besteht. Eine soziale Marktwirt-
chaft kann nur funktionieren, wenn sie auf einem ethi-
chen Fundament beruht.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Stünker [SPD]: Lafontaine’sche Ethik!)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Das heißt, es muss gewisse Grundüberzeugungen geben,
von denen alle ausgehen können, die sich an dieser so-
zialen Marktwirtschaft beteiligen.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Die Sie ablehnen!)


Eine der Grundüberzeugungen ist, dass es einigermaßen
gerecht zugeht. Jedem in Deutschland kann man erklä-
ren, dass qualifizierte Manager beispielsweise das
20-Fache dessen erhalten, was derjenige erhält, der das
niedrigste Einkommen im Unternehmen hat. Das ist
noch vermittelbar. Wenn aber heute Vorstandsvorsit-
zende das 150-Fache eines Facharbeiters haben, dann ist
das nicht mehr vermittelbar. Das ist nicht mehr leis-
tungsgerecht und hat auch mit Marktwirtschaft über-
haupt nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist bedauerlich, dass Sie hier wieder zu feige sein
werden, irgendetwas zu beschließen.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wir haben schon längst was beschlossen!)


Sie können ja einen besseren Vorschlag machen. Aber
Sie werden in der namentlichen Abstimmung heute
– und das bereitet Vergnügen – deutlich machen, dass
alle Ihre Reden draußen völlig unglaubwürdig sind.

Dasselbe gilt für die Aktienoptionen. Ein Mann wie
Heiner Geißler, bei dem ich bedaure, dass er nicht mehr
hier in diesem Hause sprechen kann,


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das ist Heucheln!)


hat immer wieder darauf hingewiesen, wie obszön es ist,
dass die Aktienkurse steigen, wenn Manager ankündi-
gen, dass Tausende Arbeitsplätze abgebaut werden. Ja-
wohl, dieser Zusammenhang ist nach Auffassung der
Linken obszön.

Noch obszöner ist es aber, wenn man dadurch auch
noch viel Geld verdient. Deshalb schlagen wir vor – das
wäre mein zweiter Vorschlag –, die Belohnung von Ma-
nagern mit Aktienoptionen zu untersagen; denn sie wer-
den dadurch geradezu angereizt, Massenentlassungen
anzukündigen, um das eigene Einkommen zu vermeh-
ren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es ist bedauerlich, dass dies bei Ihnen zu Gelächter
führt.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Es hat keiner gelacht! Was soll denn der Blödsinn?)


Das ist eine der Ursachen dafür, dass Sie im Volk immer
mehr Glaubwürdigkeit verlieren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612707500

Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Günter Krings,

CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Manfred Grund [CDU/CSU]: Etwas höheres Niveau, Günter!)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1612707600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren Kollegen! Herr Lafontaine, es ist bemerkenswert,
ass Sie im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich be-
cheidener geworden sind. Sie waren ja einmal – die äl-
eren Kollegen in diesem Haus erinnern sich vielleicht
och – Finanzminister einer Bundesregierung. Damals
ollten Sie noch die Weltmärkte regulieren. Heute be-
nügen Sie sich wenigstens damit, die Vorstandsgehälter
egulieren zu wollen.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Sehr guter Einstieg!)


Die beiden vorliegenden Gesetzentwürfe spiegeln
icht nur ein tiefes Misstrauen, sondern eine klare Ab-
ehnung des Systems der sozialen Marktwirtschaft wi-
er.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Was? Sie haben das nicht richtig verstanden!)


Es ist interessant, dass Sie diese Aussage in Ihrem
wischenruf infrage stellen. Ich habe bei der ersten Le-
ung dieser Gesetzentwürfe vor ziemlich genau einem
ahr gesagt, dass ich bei Ihnen ein Misstrauen gegenüber
er sozialen Marktwirtschaft erkenne. Im Protokoll kann
an nachlesen, dass es einen Aufruhr bei der Linksfrak-

ion gab. Sie haben damals gesagt, dass Sie die soziale
arktwirtschaft ablehnen. Offenbar sehen Sie und ei-

ige andere das inzwischen wieder anders. Das spricht
ür die Geschichtsvergessenheit Ihrer Partei. Sie erinnern
ich nicht einmal mehr daran, was von Ihnen vor einem
ahr gesagt worden ist.

Soziale Marktwirtschaft bedeutet in unserer Gesell-
chaft: Schutz der Schwachen.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Nein, die Bereicherung der Reichen!)


er Schutz der Schwachen steht im Mittelpunkt unserer
ozialen Marktwirtschaft. Das bedeutet aber nicht, das
inkommen derjenigen, die mehr verdienen, zu deckeln.
ie Schwachen in unserer Gesellschaft, diejenigen, die

n den unteren Lohngruppen sind, würden keinen einzi-
en Euro mehr verdienen, wenn man bei den Vorständen
ine Deckelung vornähme. Kein einziger Arbeitnehmer
ürde etwas davon haben. Sie geben Steine statt Brot.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Aha!)


Die Wirtschaft ist kein Nullsummenspiel nach dem
otto: Was man oben abschneidet, kommt unten an. Un-

ere Volkswirtschaft, unsere soziale Marktwirtschaft, ist
ine dynamische Veranstaltung. Die CDU/CSU-Fraktion
ird sich daher gegen einen solchen billigen Populismus

ntschieden wehren.


(Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Waren Sie in letzter Zeit mal in der Kirche?)







(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings
Unterstellen wir doch einmal für einen Augenblick,
dass die Manager in der Breite so charakterlos sind, wie
Sie das in Ihrem Gesetzentwurf zugrunde legen. Wenn
man das Gehalt der Manager an die unteren Lohngrup-
pen koppeln würde, hieße das doch, dass der Manager in
den unteren Lohngruppen nur Arbeitsplätze wegrationa-
lisieren oder ins Ausland verlagern müsste, und schon
könnte er sich sein Gehalt erhöhen. Ihr Ansatz kann
doch gar nicht funktionieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Sie beherrschen ja noch nicht einmal die simplen Grundrechenarten!)


Mir geht es darum, deutlich zu machen, dass man ei-
nerseits die Einzelfälle sehen muss, in denen es – teil-
weise in den USA, teilweise auch in Deutschland – zu
Missständen gekommen ist. Diese werden zu Recht,
auch von unserer Fraktion, kritisiert. Andererseits muss
man sehen, was der Gesetzgeber sinnvollerweise durch
Verbotsgesetze regeln kann. Nicht jede falsche Unter-
nehmensentscheidung kann Anlass für ein Verbotsgesetz
sein. Es gibt in Deutschland Grundrechte – Art. 2,
Art. 12, Unternehmerfreiheit –, die zu beachten sind.
Dass Sie mit diesen Grundrechten nicht viel am Hut ha-
ben, wissen wir. Das haben Sie hier eindrucksvoll bestä-
tigt.

Kern Ihres Gesetzentwurfs ist der alte Gedanke vom
gerechten Lohn. Dieser Gedanke wurde bereits im Mit-
telalter diskutiert.


(Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Steht schon in der Bibel!)


Ziemlich genau ausgangs des Mittelalters hat man fest-
gestellt, dass man hierfür keine, zumindest keine gesetz-
lichen Vorgaben finden kann. Sie greifen offenbar auf
die Zeit davor zurück. Das lässt Rückschlüsse auf den
Stand Ihrer Politik und Ihre wirtschaftspolitische Denk-
weise zu.

Herr Lafontaine, Sie haben behauptet, wir würden
nicht handeln und hätten die Missbrauchsfälle nicht zum
Gegenstand der Gesetzgebung gemacht. Das ist schlicht-
weg falsch.

In der letzten Wahlperiode gab es in diesem Haus
keine Linksfraktion; die brauchten wir nicht; die brau-
chen wir auch heute noch nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Doch, dringend!)


Da haben wir, CDU/CSU, SPD und Grüne gemeinsam,
ein Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz beschlos-
sen,


(Kristina Köhler [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Hört! Hört! Lesen bildet!)


weil wir ja wissen, dass Sonnenlicht das beste Reini-
gungsmittel für solche Missbrauchsfälle ist. Wenn man
Missbrauchsfälle dieser Art möglichst zurückdrängen
will, dann muss man verhindern, dass überhöhte Vor-

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(C (D tandsvergütungen im Stillen gezahlt werden; man muss s offenlegen. Das haben wir durch dieses Gesetz ereicht. (Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Das war ja sehr wirksam!)


Die Bundesregierung hat außerdem eine Kodex-
ommission, die sogenannte Cromme-Kommission,

ingesetzt. Von ihr gibt es klare und sinnvolle Empfeh-
ungen zur Gehaltsstruktur in deutschen Unternehmen.
ber 90 Prozent der DAX-Unternehmen befolgen diese
mpfehlungen bereits.

Ich habe bisher hauptsächlich zur Deckelung der Ge-
älter gesprochen; vielleicht noch ein paar Worte zum
hema Aktienoptionen. Das ist fast noch abstruser. Sie
ollen Aktienoptionen für Vorstände verbieten.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Ja!)


brigens hat die Cromme-Kommission, die Kodex-
ommission, vorgeschlagen, dass sich gerade bei Vor-

tänden die Vergütungen aus einem festen und einem va-
iablen Bestandteil zusammensetzen sollten. Warum?

eil variable Bestandteile wie vor allem Aktienoptionen
ie Verantwortung und das Engagement eines Managers
och einmal steigern. Das gilt übrigens für alle Ebenen
ines Unternehmens. Wir wollen mehr Beteiligung,
ehr Kapitalbildung in Arbeitnehmerhand, und zwar auf

llen Stufen des Unternehmens, von den unteren und
ittleren Lohngruppen bis hin zu den Vorständen. Wer

as ablehnt, wer Leistungsanreize auch durch Aktienop-
ionen ablehnt, der ist gegen Leistung in Unternehmen
nd der gefährdet damit letztlich Arbeitsplätze, weil
eistungschancen nicht ausgeschöpft werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Das ist nur Karneval!)


Der Staat kann einiges tun; das haben wir gesehen.
ir haben auch schon einiges gemacht. Wir haben die

orstandsvergütungsoffenlegung beschlossen. Wir ha-
en eine Kommission eingesetzt, die konkrete Empfeh-
ungen formuliert hat, die in weiten Teilen der Wirtschaft
uch befolgt werden. Der Staat kann aber eines nicht
achen: Er kann sich nicht an die Stelle der Eigentümer

etzen; die Aktionäre müssen konkret festlegen, welche
ergütung gezahlt wird.

Aktiengesellschaften in einer sozialen Marktwirt-
chaft sind vom Willen der Eigentümer abhängig. Es
ind keine volkseigenen Betriebe, auch wenn Sie das
ern hätten. Sie haben in Ihrem Entwurf unter der Über-
chrift „Alternativen“ – diese Zeile kennen wir alle – na-
ürlich geschrieben: Keine. – Im tiefsten Herzen hätten
ie natürlich gern die Alternative: Umwandlung der Ak-

iengesellschaften in volkseigene Betriebe.


(Kristina Köhler [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Ja, genau!)


ann sollten Sie so mutig sein, das auch offen zu sagen,
eine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings
In den Aktiengesellschaften in Deutschland kann und
soll jeder Aktionär in der Hauptversammlung mitreden.
Jeder, der sich eine Aktie kauft, auch ein Mitglied Ihrer
Partei, kann mitreden, kann Einfluss ausüben. In den
Verwaltungsräten sind die Aktionäre vertreten, übrigens
auch die Arbeitnehmer; Arbeitnehmermitbestimmung.
Die Arbeitnehmervertreter in Aktiengesellschaften in
Deutschland haben mittelbar oder unmittelbar Einfluss
darauf, wie die Vergütung ausfällt. Wenn Sie das offen-
bar nicht für ausreichend halten, ist das auch Ausdruck
eines Misstrauens gegen die Arbeitnehmermitbestim-
mung in Deutschland. Offenbar haben Sie auch damit
ein Problem.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Da haben Sie recht!)


Die Verantwortung der Unternehmensführer in
Deutschland ist groß. Sie sind nicht nur für die Bilanz-
zahlen und für die Aktienkurse verantwortlich; sie haben
auch Verantwortung für ihre Mitarbeiter. Sie tragen letzt-
lich auch für deren Familien Verantwortung, die vom
Einkommen der Mitarbeiter abhängen. Nötig sind daher
engagierte und qualifizierte Mitarbeiter und Vorstände.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612707700

Herr Kollege Krings, Ihr Kollege Grund würde gern

eine Zwischenfrage stellen.


Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1612707800

Aber sehr gern.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Bestellte Frage!)



Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1612707900

Vielen Dank. – Herr Kollege Krings, ist Ihnen ein

Beispiel dafür bekannt, dass der rot-rote Berliner Senat
auch nur in einem Fall bei Unternehmen, an denen er be-
teiligt ist und bei denen er eine Mehrheit hat, die Gehäl-
ter der Geschäftsführer gedeckelt hat?


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist ja interessant!)


Ist Ihnen bekannt, ob der rot-rote Senat in Berlin in den
letzten Jahren die Einkommen der Beschäftigten im öf-
fentlichen Dienst in Berlin massiv gekürzt hat?


Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1612708000

Herzlichen Dank, Herr Kollege. – Die Frage spricht

für sich. Sie war nicht bestellt, aber trotzdem sehr auf-
schlussreich.

Erstens ist mir sehr wohl bekannt, dass die Linkspar-
tei oder PDS – irgendwie heißt sie jeden Monat anders –
im Berliner Senat vertreten ist. Zweitens ist mir bekannt,
dass die Linkspartei offenbar keine Anstalten gemacht
hat, höhere Einkommen für Arbeitnehmer in den unteren
Lohngruppen oder eine Deckelung der Vorstandsgehäl-
ter durchzusetzen. Insofern: Herzlichen Dank für diese
Frage. Sie bestätigt wirklich, wie bigott diese Forderun-
gen sind, die Sie hier gestellt haben.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brillant!)


Lassen Sie mich zum Kerngedanken kommen: Wir
rauchen engagierte und qualifizierte Unternehmensfüh-
er für die Arbeitsplätze und für den Wirtschaftsstandort
eutschland. Es ist richtig, dass nicht alle diesen Anfor-
erungen gerecht werden. Nicht alle werden diesen An-
orderungen gerecht, aus Unvermögen, die wenigsten
ahrscheinlich aus Unwillen. Aber es ist ja geradezu
rotesk, anzunehmen, dass dann, wenn wir Aktienoptio-
en verbieten und Vorstandsgehälter deckeln, auf einmal
ie Qualität dieser Vorstände besser würde, dass sie bes-
ere Arbeit leisten und mehr Arbeitsplätze in Deutsch-
and schaffen und erhalten würden.

Alles in allem, meine sehr verehrten Damen und Her-
en, sind dies Vorschläge aus der sozialistischen Motten-
iste. Es sind Vorschläge, die schon einmal in einer deut-
chen Wirtschaftsordnung nicht funktioniert haben. Wir
lle in diesem Hause tun gut daran, wenn wir den Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland, wenn
ir den Menschen in Deutschland weitere Experimente

la PDS/Linkspartei ersparen. Entsprechend werden wir
iesen Gesetzentwürfen selbstverständlich nicht zustim-
en.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612708100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Mechthild

yckmans, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Mechthild Dyckmans (FDP):
Rede ID: ID1612708200

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Bei Ihren Anträgen und Gesetzentwürfen der letz-
en Zeit, werte Kolleginnen und Kollegen der Linken,
uss man sich wirklich fragen, was Sie eigentlich wol-

en; denn dass es Ihnen nicht um inhaltliche Regelungen
eht, ist mittlerweile den meisten bekannt.

Es sind nichts als Schaufenstervorlagen, die Sie hier
orbringen; das haben Sie, Herr Kollege Lafontaine,
uch ganz deutlich und ganz offen so ausgesprochen.
enn warum beantragen Sie nicht, wenn Sie eine Mehr-
eit zum Beispiel für Ihren Vorschlag zum Verbot der
ktienoptionen haben wollen, eine Anhörung im
echtsausschuss? Warum laden Sie nicht zu einem Be-

ichterstattergespräch ein oder machen wenigstens Ihre
osition in der Sitzung des Rechtsausschusses deutlich?
ichts von alledem haben Sie getan, nichts.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


s geht Ihnen nur um eine populistische Debatte hier im
lenum.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: In diesem Punkt, ja! Wir wollen Sie vorführen!)







(A) )



(B) )


Mechthild Dyckmans
– Wenn Sie jemanden testen oder vorführen wollen,
dann machen Sie das bitte woanders. Das Plenum ist
nicht der geeignete Ort dafür.


(Zustimmung bei der FDP)


Statt zum Beispiel die Aktienoptionspläne als Ge-
haltsbestandteile der Vorstände zu bekämpfen, könnten
Sie ja auch einmal darüber nachdenken, was Sie für die
finanzielle Beteiligung der Arbeitnehmer am Gewinn
der Unternehmen tun könnten. Es wäre einmal eine be-
sondere Sache, wenn wir positive Vorlagen, bei denen
für die Arbeitnehmer auch etwas herauskommt, von Ih-
nen bekämen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Außerdem vielleicht eine kleine Nachhilfestunde: Die
auf Aktienoptionen basierenden Vergütungen für Vor-
stände sind nicht nur in den USA, sondern auch in Eu-
ropa längst wieder rückläufig. So ist in Deutschland der
Anteil der Optionsprogramme an den Managervergütun-
gen bei den DAX-30-Unternehmen um fast 40 Prozent
gesunken. Der Markt regelt sich durchaus selber; man
muss ihn eben nur lassen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)


Unternehmen machen schon heute ihre Entscheidun-
gen transparenter und verständlicher. Das sehen wir an
der Existenz und der ständigen Weiterentwicklung des
Corporate Governance Kodexes. In diesem Kodex fin-
den sich klare Regelungen zu Vorstandsvergütungen und
Aktienoptionen. Er ergänzt damit die Vorgaben des § 87
Aktiengesetz. Wie Kollege Krings bereits sagte, halten
sich die Unternehmen zu über 95 Prozent an diese Soll-
bestimmungen des Kodexes. Wir sehen also: Transpa-
renz und gesellschaftliche Normen haben einen gewich-
tigen Einfluss auf die Höhe der Entlohnung.


(Beifall bei der FDP)


Damit bin ich bei der Höhe der Vorstandsvergütun-
gen. Wir können ja durchaus darüber klagen, dass die
Vorstandsvergütungen zu hoch sind. Aber wenn Sie die
Strukturen der Vorstandsvergütung ändern, wenn Sie
diesbezüglich etwas regeln wollen, dann bedenken Sie
doch bitte, dass es in Deutschland circa
16 000 Aktiengesellschaften und eben nicht nur die des
DAX 30 gibt. Sie stellen aber immer nur auf die Mana-
gergehälter dieser 30 Unternehmen ab. Extremfälle die-
nen Ihnen als Argument. Die Gesetzgebung richtet sich
aber an die Allgemeinheit und hat sich nicht an solchen
Sondergruppen zu orientieren.


(Beifall bei der FDP)


Ein großer Teil der Vorstandsvergütungen bei deut-
schen Aktiengesellschaften ist wesentlich geringer als
bei den DAX-30-Unternehmen. Was wäre denn die
Folge Ihrer Vorschläge? Dies wäre ein Abwandern guter
Vorstände aus Deutschland in andere Länder,


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Dann holen wir uns halt chinesische Manager! Mein Gott, was ist das für eine Argumentation?)


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(C (D o ihnen für dieselbe Tätigkeit und Verantwortung mehr ezahlt wird. Wir liegen schon heute mit unseren durchschnittlihen Vorstandsvergütungen in Deutschland unter dem uropäischen Maß und unter dem amerikanischen alleal. Es ist doch realitätsfern, zu glauben, dass wir mit iner gesetzlichen Deckelung der Vorstandsgehälter gute anager in Deutschland halten könnten. Eine Ober renze auf nationaler Ebene einzuführen, macht gerade egen der hohen Mobilität dieser Berufsgruppe keinen inn. Der Markt für die besten Manager ist – ähnlich wie ür die weltbesten Fußballspieler – global und nicht auf in einziges Land beschränkt. Ihnen geht es mit Ihren Vorschlägen doch im Grunde ur um staatliche Reglementierung und Staatseinfluss. ie wollen eine Staatswirtschaft à la DDR. Dies hat aber n der Vergangenheit noch in keinem Land zu besseren ebensbedingungen für Bürgerinnen und Bürger ge ührt. Für die FDP sage ich ganz klar: Wir wollen diese taatliche Einschränkung der unternehmerischen Freiheit icht. Wenn gesetzliche Regelungen in diesem Bereich rforderlich sein sollten, dann ist für uns der einzige eg die Stärkung der Aktionärsrechte. enn die Aktionäre und nicht der Gesetzgeber oder die ffentlichkeit sind die Eigentümer der Gesellschaften. ur sie haben über die Geschicke der Unternehmen und egebenenfalls über die Managergehälter zu entscheien. Wenn Sie einen Kleinaktionär fragen, dann wird er hnen genau das sagen: Es ist nicht Aufgabe des Staates, iese Fragen gesetzlich zu regeln, sondern es ist seine eiene Aufgabe als Eigentümer der Gesellschaft. Danke schön. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zuruf von der FDP: So ist es!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612708300

Ich gebe das Wort dem Kollegen Klaus Uwe

enneter, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Klaus Uwe Benneter (SPD):
Rede ID: ID1612708400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Zugegeben, auch mir wird schwindlig, wenn ich
ir die Gehälter des einen oder anderen Topmanagers

nschaue. 15 Millionen Euro kassierte der Vorstandsvor-
itzende von RWE, Harry Roels, im vergangenen Jahr,
icht gefolgt von Josef Ackermann, der es immerhin auf
3,2 Millionen Euro brachte. Das ist maßlos, das ist un-
erfroren, und das ist dreist.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Klaus Uwe Benneter
Das ist empörend, Herr Lafontaine. Maßlos, unverfroren
und dreist ist auch, dass solche Gehälter in keinem Ver-
hältnis mehr zur Lage der jeweiligen Aktiengesellschaft
und zur tatsächlichen Leistung dieser Vorstände stehen.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Es trifft ebenfalls zu, die Entwicklung der Manager-
gehälter der letzten Jahre als geradezu obszön zu be-
zeichnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Natürlich empört es mich, wenn ein Friseur in Sach-
sen nach Tarif 3,82 Euro pro Stunde verdient und diese
Manager im gleichen Zeitraum 1 700 Euro einstreichen.

Aber was machen nun unsere PDS-Empörer vom
Dienst daraus?


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Was machen Sie daraus?)


Sie schlagen vor, die Vorstandsbezüge durch Gesetz zu
deckeln und durch ein weiteres Gesetz Aktienoptionen
für Vorstände zu verbieten. Mit zwei Gesetzentwürfen
auf sechs Seiten erklären Sie uns, wie wir soziale Ge-
rechtigkeit per Gesetz herstellen können.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Besserer Vorschlag!)


Schön, dass das Leben zumindest für unsere PDS-Empö-
rer vom Dienst so einfach ist. Nur schade, dass die Vor-
stellungen dieser Kollegen mit der Realität wenig zu tun
haben. Die Wirklichkeit ist halt komplizierter als ein So-
zialismus nach zentralen Planvorgaben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/ CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der PDS, Sie
fordern, per Gesetz dafür zu sorgen, dass unverschämt
überbezahlte Manager nicht mehr als das 20-Fache des
am schlechtesten bezahlten Angestellten verdienen dür-
fen. Alles verfassungswidrig; das wissen Sie auch. Aber
weil Sie wissen, dass das nur Propaganda ist,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


fordern Sie auch noch, dass wir diesen Unsinn in na-
mentlicher Abstimmung zurückweisen. Kein Sorge, wir
werden Ihnen diesen Gefallen tun.

Schauen Sie sich unsere vorhandenen Gesetze doch
erst einmal an, bevor Sie mit Ihren abstrusen Ideen um
die Ecke kommen und damit wieder einmal die Luftho-
heit über den Stammtischen erobern wollen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist Sache der CSU!)


Wir sind geduldig und erklären Ihnen immer wieder:
Wir leben jetzt in einer sozialen Marktwirtschaft; über
die Vergütung des Vorstands einer Aktiengesellschaft
bestimmt sein Aufsichtsrat. § 87 des Aktiengesetzes legt
schon heute fest, dass die Gesamtbezüge eines Vor-

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(C (D tandsmitglieds in einem angemessenen Verhältnis zu einen Aufgaben und zur Lage der Gesellschaft zu steen haben. (Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Das ist ein Witzparagraf!)


ie erforderliche Angemessenheit bezieht sich dabei ge-
ade nicht auf die Höhe der Gesamtbezüge, sondern auf
eren Verhältnis zu den Aufgaben des Vorstandsmit-
lieds und zur Lage der Aktiengesellschaft.

Es müsste doch auch einem PDS-Empörer vom
ienst einleuchten, dass die internationale Konkurrenz

uf dem Markt der Vorstandsmitglieder es nicht ermög-
icht, in Deutschland durch ein nationales Gesetz abso-
ute Höchstgrenzen für die Bezüge von Vorstandsmit-
liedern von Aktiengesellschaften einzuführen.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Das müsste auch Ihnen, Herr Lafontaine, einleuchten.

(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Ich habe ja Beifall gespendet!)

ie Aufgaben der einzelnen Vorstandsmitglieder und die
age der jeweiligen Aktiengesellschaft sind viel zu ver-
chieden, als dass man per Gesetz eine Höchstgrenze für
orstandsbezüge festlegen könnte. Wir haben es hier
ben nicht mehr mit Kombinaten zu tun.

Wir müssen hier einmal mehr die Auswirkungen der
lobalisierung zur Kenntnis nehmen und uns darauf ein-

ichten, nicht indem wir Fensteranträge für die Stamm-
ische schreiben, sondern indem wir seriös und ernsthaft
inen Rahmen für die Bezügekriterien vorgeben. Meine
ollegen Vorrednerinnen und Vorredner haben schon
arauf hingewiesen, dass wir da in den letzten Jahren
icht untätig waren. Der Vorwurf, dass die Höhe von
orstandsbezügen unanständig, ja geradezu obszön und
nverantwortlich ist,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie der Abg. Renate Schmidt [Nürnberg] [SPD])


st berechtigt. Er betrifft zuerst die Aufsichtsräte

(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])

nd damit leider auch viele dort vertretene Gewerkschaf-
erinnen und Gewerkschafter in diesen Aufsichtsräten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


Heute gilt: Der Aufsichtsrat muss die Angemessen-
eit sorgfältig prüfen. Wenn er dieser Pflicht nicht nach-
ommt, macht er sich schadensersatzpflichtig, genau wie
orstandsmitglieder, die sich begünstigen lassen. All das

st schon heute im Gesetz geregelt. Hier sind verantwort-
iches Verhalten, vor allen Dingen Selbstkontrolle der
ufsichtsräte, der Verbandsfunktionäre und der Vor-

tände gefragt.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Dr. Günter Krings [CDU/CSU])

Herr Lafontaine, das hat übrigens schon der Bankier

nd Vordenker des PDS-Gesetzenwurfs, John Morgan,






(A) )



(B) )


Klaus Uwe Benneter
gewusst, als er bei einer Anhörung im amerikanischen
Kongress erklärte, dass in erster Linie der Charakter
zähle. Das zu bedenken, würde ich auch dem einen oder
anderen hier empfehlen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Zur Stärkung ebendieser Selbstkontrolle haben wir
2002 den Corporate Governance Kodex auf den Weg ge-
bracht. Außerdem haben wir per Gesetz – die Kollegen
haben das erwähnt – die Offenlegung der Vorstandsver-
gütungen beschlossen. Durch Offenlegung wird trans-
parent, ob die im Aktiengesetz verankerten Vorgaben
– insbesondere seitens der Aufsichtsräte – eingehalten
werden. Beides, der Corporate Governance Kodex und
das Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz, sind
wichtige Instrumente, um die Gier dreister Vorstände
ausbremsen zu können.

Nun komme ich auf Ihren Gesetzentwurf zu sprechen,
in dem der Umgang mit Aktienoptionen behandelt wird.
Wenn ich lese, dass sich der Wert von Aktienoptionen
des ehemaligen Daimler-Chrysler-Chefs Schrempp auf
mehr als 50 Millionen Euro belaufen soll, dann kann
auch ich einen dicken Hals bekommen, und zwar nicht
aus Neid, sondern aus Wut über die Dreistigkeit, mit der
ein erwiesen unfähiger Manager, der Tausende Arbeits-
plätze vernichtet hat, sich selbst bedient.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Was folgt daraus?)


Aber abschaffen per Gesetz, meine Kollegen von der
PDS, funktioniert auch hier nicht so einfach, wie sich
das Klein Fritzchen oder Klein Oskarchen so vorstellt.
Aktienoptionen haben sich mittlerweile leider zu einem
festen Bestandteil der Vergütung von Vorstandsmitglie-
dern entwickelt. Sie sind international weit verbreitet.
Sicher, Aktienoptionen sind ein ökonomischer Anreiz,
den Unternehmenswert zu erhöhen. Das birgt Miss-
brauchsgefahren wie die meisten anderen Vergütungs-
formen auch.

Ich habe es Ihnen aber schon einmal erklärt: Es gibt in
Deutschland längst eine ganze Reihe von Regelungen,
die diesem Missbrauch vorbeugen. Es ist nämlich falsch,
zu behaupten, dass Aktienoptionen, so wie unser Aktien-
gesetz sie zulässt, systematisch die kurzfristige Unter-
nehmensausrichtung auf Gewinnmaximierung und Ren-
ditesteigerung allein fördern würden.

Aktienoptionsprogramme können bei uns nur unter
der Mitwirkung der Hauptversammlung und damit in
voller Transparenz beschlossen werden. Es kann also of-
fen von allen Aktionären erörtert werden, ob das Pro-
gramm den langfristigen Aktionärsinteressen entspricht.
Außerdem dürfen Aufsichtsräte nicht Begünstigte sol-
cher Programme sein. Es gibt gesetzlich vorgeschrieben
die Möglichkeit einer zweijährigen Wartezeit, damit mit
solchen Optionen nicht kurzfristig agiert werden kann.
All das steht schon heute im Gesetz. Mit dem Vorstands-
vergütungs-Offenlegungsgesetz haben wir für mehr
Transparenz bei den Aktienoptionen gesorgt.

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(C (D Wenn man Aktienoptionsprogramme abschafft, dann assen sich die Vorstände etwas anderes einfallen und eichen auf Phantom-Stock-Programme oder Ähnli hes aus. Sie, meine lieben PDS-Empörer vom Dienst, üssen sich mit uns und den Gewerkschaften schon etas Intelligenteres einfallen lassen, wenn Sie diesen tat ächlich üblen Missständen beikommen wollen. estalten, meine Kolleginnen und Kollegen PDS-Empöer, ist schwieriger, als Menschen aufzuwiegeln und Emörung zu organisieren. Das unterscheidet Sozialdemoraten von der PDS, mit oder ohne Lafontaine. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612708500

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

r. Gerhard Schick, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

a läuft die Große Koalition schön in die Falle. Sie sa-
en im Endeffekt – ich fasse das einmal zusammen –:
ie soziale Marktwirtschaft, so wie wir sie haben, ist in
rdnung. Dann gibt es das große Klagen über ein paar
anager, die aus dem Rahmen fallen. Aber die Feststel-

ung, Herr Benneter, die Sie selber getroffen haben, dass
as Verhältnis zwischen der Situation der Gesellschaft
nd den Aufgaben der Vorstände einerseits und den Ent-
ohnungen andererseits nicht mehr stimmt, sagt doch
ichts anderes, als dass die Regelung im Aktiengesetz
icht ausreichend ist. Deswegen ist die Kritik, die die
inkspartei vorträgt, richtig. Man kann nicht nur klagen,
ondern es muss, wenn der Rahmen nicht mehr stimmt,
esetzlich etwas geändert werden. Wir sind dafür, das zu
n.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Nun zu Ihren Ausführungen zur sozialen Marktwirt-
chaft, Herr Krings. Ich habe mir einmal überlegt, was
ie meisten Mitglieder Ihrer Partei wohl darüber denken.
ie waren einmal die Partei der sozialen Marktwirt-
chaft. Schauen Sie sich einmal an, was soziale Markt-
irtschaft bedeutet. Das heißt doch nicht nur: Wir ma-

hen einen Grundsockel für die Schwächsten, ansonsten
ann passieren was will.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Der Markt ist sozial!)


chauen Sie sich genau an, was die Vordenker Ihrer Par-
ei früher geschrieben haben.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Genau!)


ei Walter Eucken steht eindeutig: Man muss etwas ge-
en die Auseinanderentwicklung bei den Einkommen
n.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Gerhard Schick
Dort steht etwas über Leistung und Gegenleistung. Ich
frage Sie: Wo ist die Gegenleistung, wenn ein 44-jähri-
ger Manager nach seinem Ausscheiden aus dem Unter-
nehmen jedes Jahr noch 400 000 Euro bekommt? Das ist
keine soziale Marktwirtschaft. Sie müssen etwas tun,


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wir haben etwas getan!)


wenn Sie weiterhin die Partei der sozialen Marktwirt-
schaft bleiben wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Wir lehnen den konkreten Vorschlag ab, weil wir mei-
nen, dass er zu kleinteilig ist und dass Sie mit dem Fak-
tor 20 die Frage nach der Gerechtigkeit, nach der Lohn-
spreizung nicht richtig beantworten.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Machen Sie einen eigenen Vorschlag!)


Wir müssen vielmehr an folgende Frage herangehen:
Warum klappt es eigentlich nicht, dass die Aufsichtsräte
wirksam Kontrolle ausüben? Deswegen wollen wir klei-
nere, effektivere Aufsichtsräte. Wir wollen mehr Trans-
parenz schaffen. Das Offenlegungsgesetz war gut,


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Aha! Aha!)


aber es ist nicht ausreichend. Wir müssen es weiterent-
wickeln und darauf reagieren, dass neue Schlupflöcher
gefunden worden sind. Wir brauchen natürlich auch
Leistung und Gegenleistung und eine klare Haftungs-
regel für Manager, damit dem etwas entgegensteht.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das sind ganz andere Ansätze!)


Wir müssen die Klagerechte für einzelne Aktionärinnen
und Aktionäre für den Fall verbessern, dass der Vorstand
und der Aufsichtsrat nicht im Interesse der Gesellschaft
handeln.

Liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Großen Ko-
alition, einfach nur zu sagen, alles sei gut, und dann wie-
der Empörung zu äußern, wird nicht ausreichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir fordern Sie auf: Tun Sie etwas gegen Exzesse, damit
unsere Marktwirtschaft eine soziale Marktwirtschaft
bleibt!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612708600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-
wurf der Fraktion Die Linke zur Änderung des Aktien-
gesetzes auf Drucksache 16/1444. Der Rechtsausschuss
empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/5524, den Gesetzentwurf der
Fraktion Die Linke abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist in zweiter Beratung bei Gegenstimmen

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(C (D er Fraktion Die Linke mit den Stimmen des Hauses im brigen abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Ge chäftsordnung die weitere Beratung. Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktion ie Linke zur Änderung des Aktiengesetzes auf Druck ache 16/3015. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter uchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 16/5524, den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke bzulehnen. Die Fraktion Die Linke verlangt namentlihe Abstimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen und chriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. ind die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall. ch eröffne die Abstimmung. Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der all. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftührerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu eginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung ird Ihnen später bekanntgegeben.1)


Bevor wir die Beratungen fortsetzen, möchte ich die
olleginnen und Kollegen bitten, ihre Plätze wieder ein-

unehmen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612708700

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 34 a bis 34 c auf:
a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-

regierung eingebrachten Entwurfs eines
Zweiundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung
des Bundesausbildungsförderungsgesetzes

(22. BAföGÄndG)

– Drucksache 16/5172 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung (18. Ausschuss)

– Drucksache 16/7214 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dorothee Bär
Renate Schmidt (Nürnberg)

Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring


(8. Ausschuss)

– Drucksache 16/7215 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus-Peter Willsch
Klaus Hagemann
Ulrike Flach
Dr. Gesine Lötzsch
Anna Lührmann

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothee
Bär, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer

Ergebnis Seite 13343 D






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Renate Schmidt

(Nürnberg), Dr. Ernst Dieter Rossmann, Jörg

Tauss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD

BAföG an neue Entwicklungen anpassen –
Auszubildende mit Kindern unterstützen,
Auslandsaufenthalte erleichtern, Migran-
tenförderung verbessern und Hinzuver-
dienstgrenzen erhöhen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ina Lenke,
Uwe Barth, Sibylle Laurischk, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der FDP

Studierende Mütter durch die Sofortmaß-
nahme Baby-BAföG unterstützen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia

(Saarbrücken)

tion DIE LINKE

Statt Nullrunde – BAföG angleichen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Kai Gehring,
Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Sofortmaßnahmen beim BAföG – Für mehr
Zugangsgerechtigkeit und höhere Bildungs-
beteiligung

– Drucksachen 16/4162, 16/3142, 16/4157, 16/4158,
16/7214 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dorothee Bär
Renate Schmidt (Nürnberg)

Uwe Barth
Cornelia Hirsch
Kai Gehring

c) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider

(Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpas-
sung des Ausbildungsförderungsbedarfs

– Drucksache 16/5808 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Bundes-
ministerin Annette Schavan.

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mehr Geld für

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(C (D AföG-Empfänger, mehr Schüler und Studierende, die AföG bekommen werden, und Schritte zur Moderni ierung und Internationalisierung – das ist die dreifache otschaft, die mit der heute zu beratenden und zu verab chiedenden BAföG-Novelle verbunden ist. Wir werden damit die erste substanzielle Erhöhung eit 2001 beschließen. Wir erhöhen die Bedarfssätze um 0 Prozent und die Freibeträge um 8 Prozent. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


as heißt, Schüler und Studierende bekommen eine
pürbar höhere Förderung. Bei Studierenden steigt der
erzeitige Höchstsatz von 585 Euro monatlich auf künf-
ig 643 Euro. Der Bund wird – die Voraussetzungen da-
ür sind in dieser Woche im Haushaltsausschuss geschaf-
en worden – allein im ersten vollen Jahr nach
nkrafttreten der Novelle, also im Jahre 2009, über
00 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir rechnen mit 18,5 Prozent mehr Geförderten, also
und 100 000 zusätzlichen Schülern und Studierenden,
ie eine Förderung erhalten werden. Das heißt, dass der
nteil der durch BAföG Geförderten erstmals bei fast
0 Prozent liegen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das ist möglich durch ein hohes Engagement beider
egierungsfraktionen und beider Partner in der Regie-

ung. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken, nicht
uletzt auch für den Verlauf der Haushaltsberatungen in
ieser Woche. Denn es ist ja kein Geheimnis, dass wir
ns zu Beginn dieses Jahres, als wir uns im Kabinett mit
mpulsen für die Modernisierung und Internationalisie-
ung im Bildungsbereich beschäftigt haben, noch nicht
icher waren, ob es im Laufe des Jahres eine BAföG-Er-
öhung geben kann. Ich habe damals genau das vertre-
en, was wir im Kabinett besprochen und beschlossen
atten. Wir haben im Laufe des Jahres gesehen, dass die
onjunktur sich gut entwickelt und mehr möglich ist, als
ir dachten. Deshalb sage ich noch einmal Dank an die-

enigen, die dazu beigetragen haben, dass wir nun ge-
einsam diese positive Botschaft an die Schüler und
tudierenden in Deutschland richten können.

Modernisierung und Internationalisierung waren Ele-
ente, die wir bereits im Frühjahr im Kabinett verab-

chiedet haben. Ich glaube, dass sie sehr wichtig sind.
azu gehört die Familienförderung. Die Zahlung eines
inderbetreuungszuschlages für das erste Kind in Höhe
on 113 Euro und für jedes weitere Kind in Höhe von
5 Euro monatlich – es handelt sich um einen Vollzu-
chuss ohne Darlehensanteil –


(Ina Lenke [FDP]: Das ist zu wenig!)


st ein nächster wichtiger Impuls unserer Familienpoli-
k.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan

Auslandssemester eingelegt. Wir wissen aber: Der An- Vermutlich werden wir zum Wintersemester dieses Jah-
Ausland zu beginnen, nimmt zu. Deshalb halte ich es für
richtig, dass wir künftig keine Orientierungsphase mehr
verlangen bzw. dass die sogenannte obligatorische
Orientierungsphase wegfällt und ein Studium von Be-
ginn an, auch wenn es außerhalb Deutschlands begonnen
wird, gefördert wird. Das ist ein wichtiger Schritt zur In-
ternationalisierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Schließlich werden die Hinzuverdienstgrenzen für
alle Auszubildenden vereinheitlicht und angehoben. Das
heißt, künftig können alle Auszubildenden einheitlich
und ohne Differenzierung nach Ausbildungsart – das gilt
also für Schüler und Studenten gleichermaßen – ohne
Anrechnung auf das BAföG 400 Euro netto pro Monat
hinzuverdienen. Das gilt für das klassische Beispiel: Wer
nebenher regelmäßig einem Minijob nachgeht, wird
künftig keine Kürzung des BAföGs mehr zu befürchten
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, es wird zwei Zeitpunkte
für die Einführung dieser Regelungen geben. Die von
mir zuletzt genannten Impulse zur Modernisierung und
Internationalisierung werden unmittelbar nach Verkün-
dung des Gesetzes in Kraft treten. Die Anhebung der

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 536;
davon

ja: 50
nein: 481
enthalten: 5

Ja

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Dr. Dietmar Bartsch
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky

Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Wolfgang Gehrcke
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Inge Höger
Dr. Barbara Höll

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(D aben. Es gibt also wieder mehr Studierende in Deutschand; das ist wichtig. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


ie Stimmung für das Studieren wird besser; auch das
st wichtig.

Dieses Gesetz ist unser Signal an die Studierenden,
ass wir ihre Bemühungen unterstützen und dass uns
ichtig ist, ihnen nicht nur eine gute Ausbildung zu er-
öglichen und Exzellenz an unseren Hochschulen zu

ewährleisten, sondern ihnen auch vernünftige Möglich-
eiten zu geben, ihr Studium zu finanzieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612708800

Ich komme zu Tagesordnungspunkt 35 zurück und

ebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern
rmittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung
ber den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke zur Ände-
ung des Aktiengesetzes bekannt, Drucksachen 16/3015
nd 16/5524: Abgegebene Stimmen 536. Mit Ja haben
estimmt 50, mit Nein haben gestimmt 481, Enthaltun-
en 5. Der Gesetzentwurf ist damit abgelehnt.

lla Jelpke
r. Lukrezia Jochimsen
r. Hakki Keskin
atja Kipping

an Korte
atrin Kunert
skar Lafontaine
lla Lötzer
r. Gesine Lötzsch
lrich Maurer
orothée Menzner
ornelia Möller
ersten Naumann
olfgang Nešković
r. Norman Paech

Petra Pau
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer (Köln)

Volker Schneider


(Saarbrücken)

Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann
teil derer, die daran interessiert sind, ihr Studium im res die Abwärtskurve in Deutschland erstmals gestoppt
Ebenso bedeutsam ist im
tionspolitischen Debatten und
tionsplanes, dass künftig alle
tionshintergrund, die in D
voraussichtlich auch bleiben w
werden. Dieser Schritt ist nach
es schon ausländische Studiere
überfällig. Nun ist nicht mehr
die Mindesterwerbsdauer der
sondern lediglich die Bleibepe
den. Das ist ein wichtiger Impu
tegrationspolitik.


(Beifall bei der CDU/C Zur Internationalisierung. F in der Regel in Deutschland beg Kontext unserer integra des Nationalen IntegraStudierenden mit Migraeutschland leben und erden, BaföG-berechtigt so vielen Jahren, in denen nde in Deutschland gibt, wie in der Vergangenheit Eltern ausschlaggebend, rspektive der Studierenls im Rahmen unserer In SU und der SPD)


rüher wurde ein Studium
onnen, und dann wurden

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reibeträge und der Bedarfssät
ommenden Wintersemesters,
eführt werden. Das, was wir h
chließen, ist also ein zweigest
ird die Bundesausbildungsför

s werden wichtige Impulse g
erden die Mittel, die die Bund
brigens unter Beteiligung der
ind beim BAföG Bund und
eure –,


(Ilse Aigner [CDU/C m nächsten und übernächsten J Mit Blick auf die Kurve de laube ich, dass wir dies zum (Cze wird zum Beginn des also im Jahre 2008, eineute hier beraten und beuftes Verfahren. Dadurch derung modernisiert, und esetzt. Vor allen Dingen esregierung bereitstellt – Länder; denn bekanntlich Länder gemeinsame Ak SU]: So ist es!)


ahr erheblich erhöht.

r Studienanfängerzahlen
richtigen Zeitpunkt tun.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Fraktionslose Abgeordnete

Henry Nitzsche
Gert Winkelmeier

Nein

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Renate Blank
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)

Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund

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r. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
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olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
eter Hintze
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster
olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ens Koeppen
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing
duard Lintner
atricia Lips
r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
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r. h. c. Hans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
r. Gerd Müller
ildegard Müller
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

ernd Neumann (Bremen)

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r. Andreas Scheuer
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ernd Schmidbauer
ndreas Schmidt (Mülheim)


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Susanne Kastner Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Steffen Reiche Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Christel Riemann Hanewinckel Andrea Wicklein Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Dr. Wolfgang Wodarg Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Hartfrid Wolff Stephan Hilsberg Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Christel Humme Brunhilde Irber Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl Dr. Hans-Ulrich Krüger Angelika Krüger-Leißner Jürgen Kucharczyk Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Waltraud Lehn Helga Lopez Gabriele Lösekrug-Möller Dirk Manzewski Lothar Mark Caren Marks Katja Mast Hilde Mattheis Markus Meckel Petra Merkel Ulrike Merten Dr. Matthias Miersch Ursula Mogg Marko Mühlstein Detlef Müller Gesine Multhaupt Dr. Rolf Mützenich Andrea Nahles Thomas Oppermann Holger Ortel Johannes Pflug Joachim Poß Christoph Pries Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Mechthild Rawert W S R D K M O M A A B M O D U S R H C O O S E F D D R R W D J D D A L R C D J D J J D J F R S J D H P G G D L D alter Riester önke Rix ené Röspel r. 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Susanne Kastner Nächster Redner in unserer Debatte ist der Kollege Uwe Barth, FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP – René Röspel [SPD]: Jetzt lobe mal die guten Taten! Auch wenn es schwerfällt!)


(Hildesheim)


(Wackernheim)





(A) (C)


(B) )


(Tuchenbach)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )



Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1612708900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Von allen Änderungen, die in der 22. Novelle zum Bun-
desausbildungsförderungsgesetz enthalten sind, ist die
wesentliche und für die von diesem Gesetz Betroffenen
interessanteste mit Sicherheit die Erhöhung der Bedarfs-
sätze und der Freibeträge um 10 bzw. 8 Prozent.


(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieses Vorhaben ist gut, weil hier dringender Bedarf be-
steht; die letzte Erhöhung datiert schließlich noch aus
dem Jahr 2001. Trotz allem ist das aber nicht genug, weil
wir mit diesem Gesetz ein angestaubtes und in der Tat
unzeitgemäßes Förderinstrument nur ein klein wenig
aufpeppen.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Dass das so ist, wissen insbesondere Sie, Frau Minis-
terin, sehr gut. Vor nicht allzu langer Zeit wurden Sie
von Spiegel Online noch damit zitiert, Sie hätten die
KfW-Kredite als „Meilenstein in der Studentenförde-
rung“ gefeiert. Außerdem hieß es dort, Sie seien keine
flammende Befürworterin des BAföGs, sondern hielten,
ganz im Gegenteil, seine Abschaffung durchaus für
möglich.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört!)


Daher frage ich Sie: Warum halten Sie trotz dieser Er-
kenntnis an diesem Gesetz fest?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Der wirtschaftliche Aufschwung und die damit zu-
sammenhängenden Steuermehreinnahmen haben nun die
Möglichkeit eröffnet, diesen alten Karren sozusagen mit
einer neuen Lackschicht zu versehen. Natürlich freut es
die FDP, uns Bildungspolitiker und wohl am meisten die
BAföG-berechtigten Schüler, Studenten und Auszubil-
denden – natürlich jeweils auch in der weiblichen Form –,
dass sie nun etwas mehr Geld zur Sicherung ihres Le-
bensunterhalts in der Tasche haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dies ist mit der Gesetzesänderung erst einmal gesichert.

Wenn man sich den langen, verschlungenen und in
der Tat von vielen Änderungen begleiteten Weg dieses
Gesetzentwurfes einmal ansieht, könnte man sogar zu
der Auffassung gelangen, das sei schon viel. Mit Blick
auf die Realität des Jahres 2007 muss man allerdings sa-
gen: Es ist schlicht und ergreifend nicht genug.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Mit einer Erhöhung der Bedarfssätze und den weiteren
vorgesehenen Änderungen ist es nicht getan. Ich will Ih-

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(C (D en auch zeigen, warum das so ist: Insgesamt bekomen derzeit etwa 25 Prozent der Studenten BAföG. napp die Hälfte davon bekommt den Höchstsatz. Das eißt, dass etwas mehr als 10 Prozent aller Studenten en BAföG-Höchstsatz bekommen. Doch angesichts der atsache, dass laut einer Erhebung des Studentenwerkes 0 Prozent aller Studenten – jeder Fünfte! – mit weniger ls dem BAföG-Höchstsatz ihr Leben bestreiten müssen, ird klar, dass hier etwas im Argen liegt. Denn wie kann s sein, dass doppelt so viele Studenten mit weniger eld auskommen müssen als die 10 Prozent, die den AföG-Höchstsatz bekommen? Gerade die SPD wird immer wieder zitiert, dass sie as BAföG vor allem als sozialpolitisches Instrument etrachtet. as heißt, Ihr Fokus liegt auf den 10 Prozent der Studieenden aus den einkommensschwächsten Schichten. Sie ernachlässigen dabei aber die deutlich größere Gruppe on Studierenden, die aus marginal einkommensstärkeen Schichten der Bevölkerung kommen, aber aufgrund er Förderstruktur des BAföG durch den Rost fallen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Deswegen Freibeträge!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


as ändern Sie auch mit einer permanenten Erhöhung
er Freibeträge nicht. Deswegen wiederhole ich, was ich
ereits im Ausschuss gesagt habe: Unser Problem sind
icht die Studenten, die den Höchstsatz bekommen – un-
ere Aufmerksamkeit brauchen diejenigen, die aus Fa-
ilien mit mittlerem Einkommen, mit einem Arbeitsein-

ommen kommen und von ihren Eltern eben nicht
däquat unterstützt werden können.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Schafft doch die Studiengebühren in NRW ab!)


An dieser Stelle, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ulminieren in der Hochschulpolitik die gesammelten
ehlleistungen dieser Koalition.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr wahr!)


ngefangen bei der Mehrwertsteuererhöhung bis hin zur
rage der Verwendung der sogenannten Überschüsse der
undesagentur für Arbeit wird immer wieder klar: Sie
ehmen den Menschen so viel von ihrem Erarbeiteten
eg, dass es inzwischen nicht einmal der Mittelschicht
ehr möglich ist, ihre Kinder in ihrer Ausbildung adä-

uat zu unterstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Und deswegen Studiengebühren? Jungs, überlegt euch mal, was ihr wollt!)


as ist nicht nur sozialpolitisch, das ist auch bildungspo-
itisch ein Skandal.


(Jörg Tauss [SPD]: Abzocke bei den Familien – durch euch! – Gegenruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]: Ich sage nur: Mehrwertsteuererhöhung!)







(A) )



(B) )


Uwe Barth
Die Koalition bietet uns mit diesem Gesetz den Spatz
in der Hand. Den nehmen wir; wir sollten aber weiter
nach der Taube auf dem Dach trachten. Der System-
wechsel zu einer elternunabhängigen, individuell be-
darfsorientierten Bildungsfinanzierung – natürlich mit
einem erhöhten Darlehensanteil, gleichzeitig aber mit ei-
ner Verbesserung der Beratung der Studierenden über
die Möglichkeiten der Studienfinanzierung, über Stipen-
dien und Darlehen – ist das Modell der Zukunft.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Angesichts einer Koalition der Stellschraubendreher
ist eine echte Reform leider nicht zu haben. Um zumin-
dest Härten zu vermeiden, werden wir uns jedoch, wie
wir im Ausschuss klargemacht haben, nicht verweigern,
zumal einige unserer Änderungsanträge und Änderungs-
vorschläge in der Novelle Berücksichtigung gefunden
haben. Was wir beim Thema „studierende Mütter“ zu
kritisieren haben, wird meine Kollegin Lenke nachher
noch vortragen. Ich will hier jedoch sagen: Wir werden
dem Gesetzentwurf zustimmen, den Systemwechsel je-
doch weiterhin mit Nachdruck verfolgen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612709000

Ich gebe das Wort der Kollegin Renate Schmidt,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Renate Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1612709100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Mi-

nisterin! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! Manche
mögen sich gewundert haben, wieso ausgerechnet ich in
den Bildungsausschuss – und dies als Berichterstatterin
für das BAföG – wollte.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir nicht!)


Der Grund ist ein ganz einfacher: Ich wollte zurück zu
meinen parlamentarischen Wurzeln. Diese sind neben
der Familienpolitik das BAföG, wofür ich von 1980 bis
1987 Berichterstatterin war.


(Beifall bei der SPD)


In diesen Jahren haben sich die jeweiligen Koalitio-
nen ganz schön gefetzt, und die FDP war auf jeder Seite
immer mit dabei.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Da sprach der damalige Unionskollege Klaus Daweke
vom „Engholm’schen Steckrüben-Winter“ und die SPD-
Abgeordnete Renate Schmidt von der „Wilms’schen
Wassersuppe“, als die Union und die FDP beim Regie-
rungswechsel 1982 das Schüler-BAföG weitestgehend
abgeschafft und das Studenten-BAföG verschlechtert
hatten.


(Jörg Tauss [SPD]: So etwas habt ihr gemacht?)


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(C (D Bei allem ehemaligen Streit, den wir miteinander haten, sollten wir nicht vergessen: Das BAföG ist ein geeinsames Kind von SPD und Union. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


s wurde 1969 durch die erste Große Koalition gezeugt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s wurde vielfach verändert: Es wurde verbessert, ver-
chlechtert, gänzlich infrage gestellt, ausgezehrt und von
delgard Bulmahn dann wieder aufgepäppelt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich wollte mit dieser Entscheidung aber nicht nur zu
einen Wurzeln zurück, sondern das BAföG gemeinsam
it meiner Fraktion und der Koalition in dieser Legisla-

urperiode auch deutlich erhöhen. Das habe ich im ersten
erichterstattergespräch sehr deutlich gemacht. Frau Mi-
isterin, ich hätte mir gewünscht, dass Sie mit uns ge-
einsam an der Spitze der Bewegung für das BAföG ge-

ämpft hätten und nicht im Regelfall als Nachhut
interhergelaufen wären.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dennoch verkenne ich nicht, Frau Ministerin, dass es
ür Sie ein langer, schwieriger und sicherlich nicht ganz
infacher Weg war: angefangen von Ihrer Absicht im
pril 2005, das BAföG auslaufen zu lassen und stattdes-

en Studienkredite anzubieten, wie es der Kollege Barth
erade gefordert hat, über die ursprünglich beabsichtigte
leine Novelle ohne jegliche Erhöhung und die dann
orgesehene zweistufige Anpassung von Freibeträgen
nd Bedarfssätzen bis hin zur heute hier vorliegenden
2. Novelle, in der eine Erhöhung der Freibeträge um
Prozent und der Bedarfssätze um 10 Prozent in einem
chritt ab dem Wintersemester 2008 vorgesehen ist.


(Beifall bei der SPD)


Es war für Sie auch ein nicht ganz einfacher und
ahrscheinlich schwieriger Weg von dem Schreiben der
amaligen baden-württembergischen Bildungsministerin
chavan an ihre Länderkollegen, für die Förderung beim
weiten Bildungsweg über Kollegs, Berufsoberschulen
nd Abendgymnasien eine dreijährige vorherige Er-
erbstätigkeit zu fordern, bis hin zu dem heute hier vor-

iegenden Status quo, das heißt der uneingeschränkten
ufrechterhaltung der Förderung beim zweiten Bil-
ungsweg ohne jegliche zusätzliche Bedingungen.

Weil Ihr Weg von der Absicht des Auslaufenlassens
es BAföG über Ihre ziemlich zurückhaltende Beschei-
enheit bei den Reformbemühungen bis hin zur Einsicht
er Notwendigkeit einer deutlichen Erhöhung so weit
ar, bedanke ich mich – das ist ernst gemeint – bei Ih-
en, Frau Ministerin Schavan, dafür, dass Sie uns, die
PD, als BAföG-Fraktion nach einem gewissen Zögern

etztendlich unterstützt haben.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Renate Schmidt (Nürnberg)

Ich danke natürlich auch meiner eigenen Fraktion
– allen voran Peter Struck und unserem Haushälter
Klaus Hagemann –


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


und unserem Koalitionspartner, die mitgeholfen haben,
unser gemeinsames Kind BAföG deutlich zu verschö-
nern.


(Beifall bei der SPD)


Vor allen Dingen danke ich aber dem Bundesfinanz-
minister, der trotz seiner berechtigten Bemühungen, den
vielfältigen Ausgabenwünschen entgegenzutreten, deut-
lich gemacht hat, dass die zusätzlichen Ausgaben für das
BAföG Investitionen in die Zukunft sind,


(Beifall bei der SPD)


Investitionen, die dringend notwendig sind, und zwar in
dem Sinne, Not zu wenden; denn im internationalen Ver-
gleich haben wir zu wenig Studierende, und wir ver-
schwenden Talente, wenn wir es weiter zulassen, dass
trotz gleicher Begabung in so hohem Ausmaß aus Arbei-
terkindern Arbeiter und aus Akademikerkindern Akade-
miker werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bildung – das war einmal ein Aufstiegsversprechen.
Das ist es nicht mehr. Wir haben dafür zu sorgen – ge-
rade auch hier im Deutschen Bundestag –, dass es das
wieder wird.


(Beifall bei der SPD)


Das BAföG ist dafür selbstverständlich nicht das einzige
Instrument, aber ein wichtiges. Es ist ein Instrument für
Chancengleichheit und höhere Studierendenzahlen.
Durch eine Kombination von Begabtenförderung und
Studienkrediten – so sinnvoll diese ergänzend auch sein
mögen – kann es nicht ersetzt werden.


(Beifall bei der SPD)


Kredite sind immer die schlechtere Lösung, weil da-
durch junge Menschen mit einem Schuldenberg, der bis
auf 120 000 Euro anwachsen kann, in ihr Berufsleben
entlassen werden.


(Uwe Barth [FDP]: So ein Quatsch!)


Berufliche Unabhängigkeit, Familiengründung, Schaf-
fung von Eigentum – all das wird vor einem solchen
Hintergrund zu einem unerfüllbaren Wunschtraum.

Deshalb ist es so wichtig, dass diese Koalition, dass
das ganze Parlament am BAföG festhält, dass der Anteil
der Geförderten nicht sinkt, sondern ansteigt und dass
sich die Notwendigkeit des Nebenherjobbens vor allem
in Zeiten von Bachelor und Master in Grenzen hält.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb ist die Anhebung der Freibeträge um 8 Prozent
und der Bedarfssätze um 10 Prozent ab dem Winterse-
mester 2008 ein wichtiger und großer Schritt nach vorne.
Rund 100 000 Studierende werden – Frau Ministerin hat
es gerade erwähnt – zusätzlich gefördert, und das mit hö-

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(C (D eren Beträgen, genauso wie all diejenigen, die bislang efördert wurden. Natürlich wünscht sich die Opposition mehr, und das ofort. Das ist ihr gutes Recht. Unsere Pflicht als Regieungskoalition ist aber, aus dem Wünschenswerten das achbare zu machen und dies in den finanziellen Konext einzubetten. Lassen Sie mich deshalb noch auf zwei unkte der Vorlagen der Linken eingehen. Erstens. Wir halten Studiengebühren für einen Irrweg. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


ir halten es für einen doppelten Irrweg, diese falschen,
uf Landesebene erhobenen Studiengebühren vom Bund
inanzieren zu lassen


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Genau lesen!)


nd dann den Versuch zu unternehmen, die Länder dafür
n Anspruch zu nehmen. Dies kann nur scheitern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Es ist mindestens ein dreifacher Irrweg, ein
lternunabhängiges BAföG als vollen Zuschuss für alle
tudierenden zu fordern. Dies wäre mit 20 Milliarden
uro Mehrkosten nicht nur unfinanzierbar, sondern auch
ozial ungerecht; denn mit den Steuermitteln von Ver-
äuferinnen finanzierten sich die Millionärssöhne dann
hr Sportwägelchen.


(Beifall bei der SPD)


as hätte eine Zerstörung der Akzeptanz des BAföG zur
olge und würde es sturmreif für diejenigen schießen,
ie es in Wirklichkeit gar nicht wollen.


(Beifall bei der SPD)


Ein richtiger Schritt – in diesem Fall zurück, weg von
er ursprünglichen Novelle – ist ebenfalls, den zweiten
ildungsweg nicht durch zusätzliche Bedingungen zu
rschweren. Auch hier gilt: Wir können uns eine Ver-
chwendung von Talenten nicht leisten. Wir haben zu
enige Studierende auch deshalb, weil wir zu wenige
biturienten und Abiturientinnen haben. Die Durchläs-

igkeit unseres Bildungssystems nach unten funktioniert
ervorragend. Die Durchlässigkeit nach oben herzustel-
en, ist mühsam und beschwerlich.


(Beifall bei der SPD)


eshalb dürfen wir jungen, ehrgeizigen Berufsaufsteige-
innen und -aufsteigern keine zusätzlichen Steine in den

eg legen.

Lassen Sie mich auf zwei weitere wichtige Verbesse-
ungen der 22. BaföG-Novelle eingehen. Die zusätzliche
örderung von Studierenden mit Kindern ist eine längst
berfällige Verbesserung. Hier danke ich vor allem der
ollegin Bär, die sich dies genauso wie die SPD-Frak-

ion zu einem Herzensanliegen gemacht hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Renate Schmidt (Nürnberg)

Diese neue Familienförderung wird das Zeitfenster für
die Familiengründung ein Stück weiter öffnen – das ist
dringend notwendig –, wenn es gelingt – das ist wichtig –,
eine verbesserte Kinderbetreuung an den Hochschulen
anzubieten. Hier sind vor allen Dingen die Länder gefor-
dert.

Es gibt zudem Verbesserungen für Migranten und Mi-
grantinnen sowie Auslandsstudierende. Letztere können
künftig ab dem ersten Semester BAföG-gefördert im
Ausland studieren. Auslandsstudien werden in Zukunft
an Bedeutung gewinnen. Deshalb hat sich die Koalition
vorgenommen, zeitnah – ich hätte gern, dass wir das bis
zum Sommersemester 2008 unter Dach und Fach brin-
gen – zinsbegünstigte Studienkredite der KfW auch für
Auslandsstudierende anzubieten.

Sehr geehrte Frau Ministerin, die 22. BAföG-Novelle
ist letztendlich von einem Reförmchen zu einer ausge-
wachsenen Reform mit einem Finanzvolumen von mehr
als einer halben Milliarde Euro geworden.


(Beifall bei der SPD)


Die SPD als BAföG-Partei beansprucht einen wesentli-
chen Anteil an diesem Werdegang.


(Beifall bei der SPD)


Dennoch ist damit aus meiner Sicht nicht alles erledigt.
Wir werden uns umgehend an die Erarbeitung des Ent-
wurfs eines BAföG-Modernisierungsgesetzes machen,
das noch vorhandene Ungereimtheiten beseitigen und
der Umstellung auf Bachelor und Master überall Rech-
nung tragen wird. Für uns wird das BAföG immer ein
zentraler Punkt bei der Herstellung von Chancengleich-
heit bleiben, für die Kinder unseres Volkes, aber vor al-
len Dingen für die Zukunft unseres Volkes.


(Anhaltender Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612709200

Ich gebe das Wort der Kollegin Cornelia Hirsch,

Fraktion Die Linke.


Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612709300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Frau Schmidt, die Linke hält die heute diskutierte
BAföG-Novelle nicht für eine ausgewachsene Reform,
wie Sie sie bezeichnet haben. Wir sind der Auffassung,
diese Reform ist – wenn überhaupt – eine Reparaturmaß-
nahme. Außerdem ärgert uns, dass Sie diese Reparatur-
maßnahme erstens viel zu spät ausführen und zweitens
auch noch ganz, ganz empfindliche Lücken darin sind.


(Beifall bei der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Purer Neid!)


Sie sprechen hier immer wieder von der großen Be-
deutung der Bildung, von den Zukunftschancen der jun-
gen Generation. Jetzt zeigt sich, dass diese Worte in der
Großen Koalition doch eher leere Phrasen sind und nicht
wirklich etwas dahintersteckt.


(Jörg Tauss [SPD]: Purer Neid!)



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(C (D Herr Tauss, wir können uns das ganz konkret anchauen. Ich möchte die Punkte aufnehmen, die auch on Ihnen, Frau Ministerin, angeführt worden sind. Sie aben sehr, sehr stark die Anhebung der Bedarfssätze elobt und hochgejubelt. Ich finde, man muss noch einal ganz genau unter die Lupe nehmen, was die Große oalition hier vorschlägt. Die Erhöhung soll sein richtig, Herr Kollege Brase –: 10 Prozent. Allerdings oll diese zehnprozentige Erhöhung zum 1. Oktober 008 erfolgen. Der BAföG-Beirat der Bundesregierung atte gefordert, diese Erhöhung bereits Ende des letzten ahres, Ende 2006, durchzuführen. Wenn Sie diese Erhöung jetzt nach hinten verschieben und erst zum . Oktober 2008 durchführen, würde das bedeuten, dass indestens – aber wirklich mindestens! – noch einmal Prozent draufgelegt werden müssen, ansonsten höhlen ie das BAföG einfach weiter aus. Das ist keine verläss iche, keine sichere und keine kostendeckende Studienfianzierung. (Beifall bei der LINKEN – René Röspel [SPD]: Sie haben doch für die Studenten noch keine einzige Verbesserung zustande bekommen!)


(Willi Brase [SPD]: 10 Prozent!)


Das wäre schon schlimm genug, aber Sie setzen noch
ins drauf: Wenn Sie wenigstens diese Erhöhung zum
. Oktober beschließen und die Bedarfssätze dann regel-
äßig einfach anpassen würden, wäre das zumindest

ine Perspektive, die man den Studierenden geben
önnte. Sie schlagen aber mit der Novelle vor, dass der
ächste BAföG-Bericht erst ein Jahr später vorgelegt
erden soll, also nicht Ende 2008, sondern Ende 2009.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das macht doch auch Sinn!)


Das bedeutet in der Konsequenz, dass in diesem Par-
ament über eine BAföG-Erhöhung das nächste Mal erst
m Jahr 2010 diskutiert werden wird. Sie orientieren sich
etzt an einer Erhöhung, die schon Ende 2006 notwendig
ewesen wäre, und sagen zugleich – Schwarz auf Weiß –
en Studierenden, dass es vor 2010 auch keine weitere
rhöhung geben wird. Das sind faktisch also vier Null-

unden, die Sie den Studierenden zumuten. So etwas
ehnt die Linke nun definitiv ab.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Frau Ministerin, Sie haben von der Studierenden-
chaft und dem wichtigen Signal gesprochen, das Sie
ier jetzt aussenden wollen, sodass mehr junge Men-
chen ein Studium aufnehmen wollen, daher möchte ich
hnen nur eine der vielen, vielen Mails, die uns und si-
herlich auch Sie erreicht haben, zur Kenntnis geben. Sie
ibt vielleicht ein bisschen die Stimmung in der Studie-
endenschaft wieder. Da schreibt ein Student aus Dres-
en: „Diese Erhöhung, die die Große Koalition vor-
chlägt, ist ein Hohn für alle, die BAföG beziehen. Die
ätze sind zurzeit so viel zu niedrig, dass 10 Prozent ein-
ach nur ein Witz sind.“ – Ich glaube, das trifft die Situa-






(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch
tion der Studierendenschaft sehr klar und zeigt, vor wel-
chen Herausforderungen wir stehen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ist das Ihr Ernst?)


– Herr Schulz, Sie fragen, ob das mein Ernst ist. Man
kann sich anschauen, was zum Beispiel die Vorgaben der
Familiengerichte sind. Es ist keine Fantasterei, was die
Linken hier machen, wenn wir eine Erhöhung der Be-
darfssätze um 19 Prozent noch in diesem Jahr fordern.


(Jörg Tauss [SPD]: Elternabhängig oder elternunabhängig?)


Wenn wir diese Erhöhung von 19 Prozent beschließen
würden, dann würden wir die Vorgaben der Familienge-
richte für kostendeckende Bedarfssätze erfüllen. Das
wäre der richtige Schritt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte noch einen weiteren Punkt nennen, der
uns stört. Es ist nämlich nicht nur so, dass aktuell die Si-
tuation der Studierenden an den Hochschulen schlechter
wird, auch die große Herausforderung von der sozialen
Öffnung wird nicht wirklich angegangen. Es gibt zwar
die Erhöhung der Freibeträge – es ist auch ein richtiger
Schritt, dass das überhaupt angegangen wird –,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das ist das erste Mal, dass Sie das sagen!)


was aber fehlt, sind ganz entscheidende Punkte, über die
man weiter diskutieren müsste.

Frau Schmidt, Sie haben schon angesprochen, was da
alles Anfang der 80er-Jahre abgeschafft wurde. Man
müsste dann aber auch sagen, was Anfang der 70er-Jahre
da war. Das war beispielsweise ein umfassendes Schü-
ler-BAföG, was bedeutete, dass man sich ab der zehnten
Klasse nicht zwischen einer ausfinanzierten Form der
Ausbildung und der Möglichkeit entscheiden musste,
weiter zur Schule zu gehen und eben keine Finanzierung
zu bekommen. Es ist doch klar, dass sich sehr viele
Schülerinnen und Schüler gerade aus armen Schichten
für den ersteren Weg entscheiden müssen. Der Ausbau
des Schülerinnen- und Schüler-BAföGs wäre eine Per-
spektive, wirklich einen Schritt nach vorne zu kommen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es gibt eine zweite Möglichkeit, wie Sie das Problem
hätten angehen können. Die rot-grüne Bundesregierung
hat den Schritt gemacht und die Verschuldung nach dem
Studium bei einem Betrag von 10 000 Euro gedeckelt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Genau in dieser Richtung müsste man jetzt weiterdisku-
tieren. Man kann doch nicht bei einem solchen Schritt
stehenbleiben. Genau deshalb fordert die Linke einen
Vollzuschuss und lehnt das Darlehen ab.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Renate Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Elternunabhängig! So was Bescheuertes habe ich noch nicht gehört!)


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(C (D Als Nächstes möchte ich auf die Studiengebühren einehen, weil dieser Punkt hier angesprochen wurde. Ich alte es für ziemlich verlogen, dass die SPD hier immer ieder als großer Gegner von Studiengebühren auftritt, ie es aber war, die mit der Einführung von Studienkonen den Weg für die Einführung allgemeiner Studiengeühren geebnet hat. Das muss man hier festhalten. (Jörg Tauss [SPD]: Das ist einfach nicht wahr! Das ist Blödsinn! Das weiß sie auch!)


an muss sich außerdem die Frage stellen, ob es richtig
st, dass Studierende, die BAföG beziehen, jetzt auch
och Studiengebühren bezahlen sollen. Es ist doch ab-
urd, den Studierenden zwar die Sozialleistung BAföG
u geben, sie aber gleichzeitig Studiengebühren zahlen
u lassen.


(Jörg Tauss [SPD]: Nicht in den SPD-Ländern! Das wollen wir mal festhalten!)


ie bieten den Studierenden als Lösung an, mehr hinzu-
erdienen zu können.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Was gucken Sie uns an?)


ie dürfen jetzt 400 Euro mehr verdienen. Dann ist ja al-
es wunderbar, und dann klappt alles. Das kann doch
irklich nicht die Lösung des Problems der Studienge-
ühren sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es ist vollkommen richtig, gemeinsam dafür zu strei-
en – wir freuen uns, wenn die SPD unser Bündnispart-
er ist –, dass die Studiengebühren abgeschafft werden.
ber es müsste ein erster Schritt sein, den Studierenden

etzt zu helfen. Deshalb schlägt die Linke vor, dass die
osten für Studiengebühren bei dem Bedarf für das
AföG berücksichtigt werden. Das würde sehr vielen
tudierenden helfen. Deshalb haben wir heute diesen
ntrag vorgelegt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Jörg Tauss [SPD]: Dann subventionieren wir Bayern! Ist Ihnen das klar?)


Letzter Punkt. Es wird immer wieder die Frage ge-
tellt, wie das alles finanziert werden soll. Sie, Frau
chmidt, haben gesagt, die Aufgabe der Koalition sei es,
as Machbare möglich zu machen. Sie haben sich sehr
afür gelobt, 300 Millionen Euro mehr für das BAföG
ereitzustellen. 300 Millionen Euro mehr klingen für
lle, die hier zuhören, nach unheimlich viel Geld. Es ist
ber wichtig, diese Summe in Relation zu setzen, und
war in Relation dazu, dass 2008 wegen der Steuerge-
chenke für Großkonzerne und Unternehmen, die be-
chlossen sind, 8 Milliarden Euro zum Fenster herausge-
chmissen werden. Man muss also die 300 Millionen
uro den 8 Milliarden Euro gegenüberstellen. Das zeigt,
elche Priorität junge Menschen in der Großen Koali-

ion haben.

Besten Dank.






(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Der Klassenkampf kann nicht mal daheimgelassen werden!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612709400

Nächster Redner ist der Kollege Kai Gehring,

Bündnis 90/Die Grünen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Da müsste man fast klatschen, dass er jetzt kommt!)



Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612709500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die BAföG-Debatten der letzten Monate haben mindes-
tens eine überraschende und erfreuliche Botschaft:
Selbst die Große Koalition ist fähig zum lebenslangen
Lernen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Lebensbegleitend! Lebenslang wollen wir das nicht!)


Im Februar beschloss das schwarz-rote Kabinett eine
Nullrunde für Schülerinnen, Schüler und Studierende.
Vieles, was wir heute von Ihnen hören, klang vor kurzem
noch ganz anders. Da hieß es, für eine BAföG-Erhöhung
stehe kein Geld zur Verfügung. Um der jungen Genera-
tion weniger Staatsschulden aufzubürden, wollten Sie
bei der jungen Generation sparen – ein wahrlich merk-
würdiges Verständnis von Generationengerechtigkeit.

Gut, dass es anders gekommen ist. Der träge Tanker
bewegt sich doch. Den weiten Weg, den gerade auch Bil-
dungsministerin Schavan zurückgelegt hat, hat Frau
Schmidt bereits treffend beschrieben. Unterm Strich
kann man sagen: Die Große Koalition hat sich auf uns
Grüne und auf die Opposition zubewegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Ihr wart im Beiboot und wir in den schönen Kreuzfahrtkabinen!)


Daher tragen wir zahlreiche Änderungen, die Sie an Ih-
rer eigenen Novelle vornehmen, weitgehend mit, aber
eben nur weitgehend; denn das, was Sie zum Beispiel
mit dem neuen Kinderzuschlag betreiben, ist Augenwi-
scherei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nach allem, was Sie bisher verkündet haben, glaubt
doch jetzt jeder: Bald gibt es für alle BAföG-Empfänger
mit einem Kind 113 Euro zusätzlich. – Pustekuchen. Mit
Ihrem Änderungsantrag, den Sie in letzter Minute einge-
bracht haben, haben Sie dafür gesorgt, dass nur diejeni-
gen Eltern den vollen Zuschuss bekommen, die den
BAföG-Höchstsatz erhalten. Wer Pech hat, bekommt für
sein Kind nicht 113 Euro, sondern 1,13 Euro. Das muss
man wissen. Dafür lässt sich keine Kinderbetreuung or-
ganisieren. Das ist ganz offensichtlich. Für jedes weitere
Kind gibt es dann nur noch 0 bis 85 Euro. Wir fordern
dagegen: Für jedes Kind von BAföG-Empfängern muss
es 113 Euro geben – ohne Wenn und Aber!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Auch bei der – grundsätzlich sehr lobenswerten – Anassung der Fördersätze und Freibeträge können die chüler und Studierenden nicht ganz zufrieden sein. ass Sie sie um 10 bzw. 8 Prozent erhöhen, ist gut. Das indet ausdrücklich unsere Anerkennung, ja sogar ein leines Lob. Dass Sie die Erhöhung aber um ein Jahr erschieben, ist halbherzig, unnötig und inakzeptabel. ie vom BAföG-Beirat empfohlene Erhöhung trägt ausrücklich das Haltbarkeitsdatum Herbst 2007. Wenn Sie etzt erst im Herbst 2008 anpassen, dreht das BAföG bis ahin ohne Not eine weitere Nullrunde. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


arum geben Sie den Schülern und Studierenden nicht,
ie von uns beantragt, wenigstens zum 1. April 2008 die
ringend benötigten Mittel zum Lebensunterhalt?

Auch wenn wir Ihre Novelle im Grundsatz mittragen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ill ich im Interesse der Studierenden noch ein paar Fra-
en stellen. Es geht mir dabei um eher kleine, aber für
ie Betroffenen doch zentrale Korrekturen, um die Be-
eitigung von Fehlern und Gerechtigkeitslücken.

Warum halten Sie zum Beispiel an den starren Ober-
renzen beim Unterkunftszuschuss fest? Warum über-
ehmen Sie nicht unseren Vorschlag, angemessene Miet-
nd Heizkosten komplett zu übernehmen, sodass man
uch in München und Düsseldorf vom BAföG leben
ann?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Warum schaffen Sie den Kinderdarlehensteilerlass für
tudierende Eltern völlig übereilt ab? Warum gewähren
ie keine großzügigen Übergangsfristen, damit junge El-

ern Vertrauen in geltende Regelungen haben können?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Warum stellen Sie Lebenspartnerinnen und Lebens-
artner nicht endlich auch im BAföG mit Ehegattinnen
nd Ehegatten gleich, sondern schreiben Diskriminie-
ung fort?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Warum verweigern Sie sich der simplen Klarstellung
m Gesetz, dass Studierende nicht benachteiligt werden
ürfen, wenn die Hochschule ihre Studiengänge ver-
flichtend von Diplom auf Bachelor umstellt und das
AföG-Amt dies als förderschädlichen Fachrichtungs-
echsel wertet?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ein Thema!)


ie Schreiben der betroffenen Studierenden liegen doch
uch Ihnen vor. Sie hätten das also in der Novelle ändern
önnen.

Angesichts all dieser Fragen verstehe ich nicht, wa-
um Sie unsere konkreten Verbesserungsvorschläge ein-
ach vom Tisch wischen. Es hilft sicherlich nicht weiter,
egenüber den realen BAföG-Problemen eine Vogel-






(A) )



(B) )


Kai Gehring
Strauß-Politik zu betreiben. Hier hätten Sie den Studie-
renden das Leben leichter machen können.

Wenn wir über die Lage und die Bedürfnisse der Stu-
dierenden sprechen, können wir das BAföG nicht isoliert
betrachten. Wir müssen in dem Zusammenhang ebenso
über Studiengebühren reden, auch wenn Union und FDP
das nicht passt. Denn während wir im Bund dafür sor-
gen, dass die Studierenden endlich wieder so viel Geld
im Portemonnaie haben wie zu rot-grünen Zeiten, grei-
fen schwarz-gelb regierte Länder gleichzeitig den Stu-
dierenden mit Studiengebühren tief in die Tasche.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


Wenn zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen Minister
Pinkwart die Forderung nach mehr BAföG stellt, ist das
wirklich ein starkes Stück.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – René Röspel [SPD]: Mittelstandsfeindlich!)


Wir sagen als Grüne klipp und klar: Die Campus-Maut
der Neoliberalen ist abwählbar! Die Landtagswahlen in
Hamburg, Hessen und Niedersachsen entscheiden maß-
geblich darüber, ob Hochschulen wieder studiengebüh-
renfreie Zonen werden können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Studiengebühren wirken sozial selektiv, schrecken ab
und grenzen aus. Deshalb müssen sie abgeschafft wer-
den.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Solange es Studiengebühren gibt, müssen wir jedoch
auch im BAföG damit umgehen. Wir haben daher vorge-
schlagen, den Studierenden einen entsprechend höheren
Zuverdienst anrechnungsfrei einzuräumen. Wer neben-
her jobben muss, um Studiengebühren zu finanzieren,
der soll dafür nicht auch noch beim BAföG-Bezug be-
straft werden. Diesen Vorschlag, vielleicht auch den der
Linken, hätten Sie wenigstens einmal prüfen können.

Es wird schnell deutlich, dass kleinteilige Reparatu-
ren am BAföG mittelfristig nicht ausreichen. Denn viele
Regeln der Ausbildungsförderung werden den langfristi-
gen Trends in Hochschulpolitik und Studierverhalten der
jungen Menschen immer weniger gerecht:

Stichwort neue Studienstrukturen: Ein Masterstudium
wird nur dann gefördert, wenn es auf einen Bachelor
aufbaut. Aber wann genau ist das der Fall, und warum ist
das überhaupt so?

Stichwort lebenslanges Lernen: Wer direkt nach dem
Bachelor weiterstudiert, kann gefördert werden; wer erst
ein paar Jahre Berufserfahrung sammelt und dann mit
32 Jahren den Master nachholen will, bekommt kein
BAföG.

Stichwort Teilzeitstudium: Wer Kinder erzieht, Praxis-
erfahrung sammelt oder Angehörige pflegt und deshalb
nur Teilzeit studieren kann, obwohl er oder sie Vollzeit

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(C (D tudieren möchte, darf seinen BAföG-Bezug nicht über inen längeren Zeitraum strecken. Die Beispiele zeigen: Notwendig ist eine grundleende Reform der Lebensunterhaltsfinanzierung von ungen Menschen in Ausund Weiterbildung. Das zenrale Ziel und die Leitlinie der Grünen ist: Wir wollen en Hochschulzugang für junge Menschen aus allen Einommensschichten, insbesondere aber aus einkommenschwächeren und hochschulfernen Bildungsmilieus ereichtern. enn man rein schuldenbasierte Ansätze zur Studiumsinanzierung wie Kredite heranzieht – etliche Kolleginen und Kollegen in diesem Raum schwebt das ja vor –, allen diese jungen Menschen von vornherein raus. Liebe Koalitionäre, bevor Sie nach Ihrer Last-Minuteinigung beim BAföG die Hände beruhigt in den Schoß egen und gemeinsam feiern, muss ich Ihnen noch sagen: ie Debatte über eine moderne Studienfinanzierung, die ür mehr Chancengerechtigkeit sorgt, ist mit dem heutien Tag nicht beendet. Sie muss weitergeführt werden. enn man sich die schwarz-rote Meinungsvielfalt an chaut, stellt man fest, dass das wohl heißen muss: Nach em BAföG-Streit ist vor dem BAföG-Streit. Vielen Dank. Das Wort hat der Bundesfinanzminister Peer teinbrück. (Beifall bei der SPD – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wir freuen uns, den Bildungsminister begrüßen zu dürfen!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612709600


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1612709700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

n der Tat kein so guter Kenner der Materie wie Frau
enate Schmidt. Ich kann mich an den Zeugungsvor-
ang des BAföG im Jahr 1969 nicht so genau erinnern.


(Renate Schmidt [Nürnberg] [SPD]: So viel jünger bist du auch nicht! – Heiterkeit bei der SPD)


Habt ihr etwas Unanständiges gesagt?


(Jörg Tauss [SPD]: „So viel jünger bist du auch nicht“, hat sie gesagt!)


Da ich keinen Ordnungsruf der Präsidentin höre,
cheint sich das noch im Rahmen des Erlaubten zu be-
egen.


(Heiterkeit bei der SPD)


Ich will mit zwei Bemerkungen sehr deutlich machen,
arum ein Haus wie das Bundesfinanzministerium seine
and reicht, um beim BAföG zu Verbesserungen zu
ommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Der erste Hinweis lautet: Wir brauchen in Deutsch-
land nicht weniger, sondern deutlich mehr Studierende
und Akademiker.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Jawohl!)


Wir haben es bereits heute mit einem Mangel an qualifi-
zierten Arbeitskräften zu tun. Dieses Land wird seinen
Standard hinsichtlich des materiellen Wohlstands und
der sozialen Wohlfahrt im globalen Wettbewerb nur hal-
ten können, wenn wir über die Qualität im Wettbewerb
bestehen. Wir werden im Wettbewerb niemals bestehen
können, wenn wir versuchen, billiger zu sein. Wenn wir
in diesem Wettbewerb aber durch bessere Qualität beste-
hen wollen, brauchen wir eine höhere Akademikerquote
und nicht eine stagnierende oder abnehmende Akademi-
kerquote.


(Beifall bei der SPD – Ina Lenke [FDP]: Auch Akademikerinnen mit Kindern!)


Zurzeit nehmen nur 35 Prozent eines Jahrgangs ein
Hochschulstudium auf. Diese Quote ist deutlich zu ge-
ring. Wir brauchen mindestens 40, in meinen Augen so-
gar an die 45 Prozent, was in etwa dem Standard skandi-
navischer Gesellschaften entsprechen würde.

Sie wissen, dass wir bereits heute einen Mangel an
qualifizierten Arbeitskräften haben. Das gilt insbeson-
dere für die Naturwissenschaften und die Ingenieurwis-
senschaften. Ich halte die Meldung, dass uns bereits
heute ungefähr 50 000 Ingenieure fehlen, für eine abso-
lute Alarmmeldung. Es gibt fast die gleiche Anzahl offe-
ner Ingenieurstellen. Das bedeutet, dass uns ein ganzer
Jahrgang an Universitätsabsolventen fehlt. Es gibt be-
merkenswerte Berechnungen, nach denen dies zu einem
volkswirtschaftlichen Schaden in einer Größenordnung
von 3,5 Milliarden Euro führt. Wir müssen diesbezüg-
lich den europäischen Standard erreichen.

Das bedeutet, dass wir bei den jungen Menschen
Ängste abbauen müssen. Es darf nicht sein, dass sie aus
rein materiellen Gründen ein Studium nicht aufnehmen.
Das wiederum bedeutet, dass das BAföG eine konstitu-
tive, grundlegende Bedeutung hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Mein zweiter Hinweis – dies ist kein günstiges Zeug-
nis für diese Gesellschaft –: Die Durchlässigkeit unseres
Bildungssystems ist mit Blick auf die Kinder, die aus
einkommensschwächeren bzw. bildungsferneren Schich-
ten kommen, nicht in der Form gegeben, wie es sein
müsste. Wir machen die Erfahrung – das ist statistisch,
empirisch belegt –, dass im Vergleich zum Durchschnitt
viel zu wenig junge Leute, die erkennbar nicht aus einem
Akademikerhaushalt kommen, ein Studium beginnen.
Dadurch geht dieser Gesellschaft eine Vielzahl von Be-
gabungen verloren. Viele nehmen ein Studium leider
nicht auf, weil die materielle Frage in der Tat eine ent-
scheidende Rolle spielt. Ich muss zugeben, dass die Ein-
führung von Studiengebühren diesbezüglich eine prohi-
bitive Wirkung hat.

Die Einführung von Studiengebühren spielt gerade
vor diesem Hintergrund eine große Rolle. Ich mache kei-

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(C (D en Hehl daraus, dass ich in meiner Funktion als Lanespolitiker gegen die Einführung von Studiengebühren ewesen bin. (Beifall bei der SPD – Uwe Barth [FDP]: Deswegen sind Sie abgewählt worden!)


Ich glaube nicht, dass das der Grund ist, warum ich ab-
ewählt worden bin.


(Uwe Barth [FDP]: Aber einer der Gründe!)


Ich glaube auch nicht, dass das einer der Gründe war.
a bin ich mir ziemlich sicher.


(Uwe Barth [FDP]: Das ist keine Glaubensfrage!)


n Gesprächen mit Studenten und ihren Eltern habe ich
ehr oft die Erfahrung gemacht, dass es jemandem, der
it rund 2 000 Euro netto nach Hause kommt, eine
ochter und einen Sohn hat, sehr schwerfällt, zweimal
00 oder 500 Euro im Jahr zu bezahlen, weil das unge-
ähr 100 Euro im Monat entspricht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter! Auch
enn er mit 1 500 oder 1 600 Euro nach Hause kommt,
uss er rund 100 Euro abzwacken.

Die Kreditkonditionen, die da genannt werden, sind
uch nicht so, wie ich mir das gewünscht habe. In der
nkündigung hieß es ja, es werde relativ leicht sein, sol-

he Kredite zu günstigen Zinskonditionen aufzunehmen.
ch stelle fest: Da muss ganz kräftig gezahlt werden. –
b es je andere Modelle dafür geben wird, will ich da-
ingestellt sein lassen.

Ich will darauf hinaus, dass wir mehr junge Leute, vor
llen Dingen junge Frauen, aus den vermeintlich bil-
ungsferneren Schichten, aus den Familien, in denen
isher erkennbar noch nicht akademische Laufbahnen
bsolviert worden sind, in den Stand versetzen müssen,
edenfalls materiell gesichert ein Studium aufzunehmen,
m damit in Deutschland ein Begabungspotenzial zu he-
en, das uns sonst verloren ginge, was sträflich wäre.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Uwe Schummer [CDU/CSU])


Deshalb ist es richtig, dass wir die Bedarfssätze und
ie Freibeträge erhöhen. Dass man so etwas immer über-
ieten kann, Frau Hirsch, ist mir sehr klar. Aus Ihrer et-
as schrillen Rede sind bei mir eigentlich nur zwei
inge hängen geblieben, nämlich: Sie wollen immer
och mehr, und Sie haben die Großkonzerne auch bei
iesem Thema wieder irgendwie hineingeschwurbelt. –
o ganz nachvollziehbar ist das für mich nicht.

Ich muss aus Gründen der Fairness und des Anstands
ine Bemerkung machen; daran liegt mir. Die Tatsache,
ass wir im Regierungsentwurf von etwas anderen Daten
nd Sätzen ausgegangen sind, lag schon an dem nicht
eicht zu übergehenden Finanzminister und nicht an Frau
chavan.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Aha!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Das war die Debatte, die ich mit ihr geführt habe und in
der sich der Bundesfinanzminister durchgesetzt hat. Das
zu sagen ist eine Frage des Anstands, der an dieser Stelle
auch gewahrt werden soll, damit das niemand in den fal-
schen Hals bekommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Ilse Aigner [CDU/CSU]: Das war jetzt ehrlich! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Wir sind im Gegensatz zu euch immer ehrlich!)


Ich will abschließend sagen, dass ich, auch überzeugt
von der Meinungsbildung in der Fraktion, zu diesem
Projekt stehe. Das gilt ebenfalls für das, was das Parla-
ment in eigener Zuständigkeit bei den Freibeträgen und
Bedarfssätzen erneut geändert hat. Noch einmal zu mei-
nem Verständnis von einer gestaltenden Finanzpolitik.
All denjenigen, die glauben, dass alle Steuermehreinnah-
men und Entlastungseffekte an anderer Stelle aus-
schließlich zur Senkung der Nettokreditaufnahme einge-
setzt werden sollten, sage ich: Nein, ein Teil davon muss
in die Gestaltung der Zukunft dieses Landes gehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Welches sind die Hauptfelder, um Zukunft für dieses
Land zu gestalten? Das hat überwiegend mit Bildung zu
tun. Sie wissen, dass ich das nicht eng meine, also nicht
bezogen nur auf die allgemeinbildenden Schulen. Wir
reden hier über Kinderbetreuung, vorschulische Ange-
bote, allgemeinbildende Schulen, Ganztagsbetreuung,
akademische Bildung, berufliche Bildung, Weiterbil-
dung, über die gesamte Bandbreite. Will sagen: Es muss
Geld in die Köpfe und die Fähigkeiten der Menschen hi-
neingesteckt werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wohl wissend, dass Sie alle kundige Thebanerinnen
und Thebaner sind: Das Groteske ist, dass die Mittel, die
wir dort aufwenden, nach dem geltenden Haushaltsrecht
konsumtive Ausgaben sind, obwohl ich mir bessere in-
vestive Ausgaben für die Zukunft dieses Landes nicht
vorstellen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich würde mir wünschen, dass wir uns über die De-
batte zur Föderalismusreform II und die Frage der
Schuldenbremse hinaus intensiv darüber auseinanderset-
zen, ob wir nicht eine Lösung vermeiden sollten, die von
einem falschen Investitionsbegriff ausgeht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn man zum Beispiel einen Quader Beton auf einen
Vorplatz setzt, ist das investiv, und man könnte die Neu-
verschuldensregelung im Sinne einer Erweiterung der
Kreditaufnahme in Anspruch nehmen. Dagegen ist das
BAföG konsumtiv und verschlechtert die Kreditaufnah-
memöglichkeiten des Bundeshaushaltes. Dies ist
schlicht und einfach Unsinn; deshalb müssen wir diese
Frage weiterhin aufgreifen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Aus der Sicht des Bundesfinanzministeriums ist es ine richtige Investition, eine Zukunftsinvestition, eine lassische Investition und nicht Konsum. Ich würde mir ünschen, dass die Verbesserung der BAföG-Rahmenedingungen dazu führt, dass mehr junge Menschen enn je das Studium aufnehmen. Herzlichen Dank fürs Zuhören. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612709800

Das Wort zu einer Kurzintervention auf die Rede des

ollegen Kai Gehring gebe ich dem Kollegen Jörg
auss.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh, nein!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1612709900

Ich freue mich, dass Sie sich so freuen; das ist ja fast

ie in alten Zeiten.

Gestatten Sie, Herr Minister, dass ich an dieser Stelle
age: Es ist gut, in dieser Sache einen Finanzminister an
einer Seite zu haben. Insofern sage ich auch herzlichen
ank.


(Beifall bei der SPD)


Aber nun zu Ihnen, Kollege Gehring: Es ist in der Tat
o, dass das BAföG ein sehr komplexes, in seiner Syste-
atik auch nicht sofort durchschaubares Gesetz ist. Hin-

ichtlich eines Punktes bitte ich Sie, sich ein wenig zu
orrigieren. Es ging um die 113 Euro für die Kinder Stu-
ierender. Nur zur Klarstellung: Diese 113 Euro bekom-
en im Grunde genommen alle; der Bedarf erhöht sich

ür alle um diesen Betrag. Für fast alle BAföG-Empfän-
er bleiben in der Praxis letztlich diese 113 Euro übrig.
er bisher kein BAföG bekam, weil das Einkommen

napp darüber lag, höher lag als der Bedarf, der be-
ommt künftig etwas mehr BAföG. Insofern haben wir
n der Tat auf beiden Seiten eine Verbesserung. Daraus
esultiert meine herzliche Bitte, dass wir an dieser Stelle
icht zu falschen Interpretationen kommen.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das hätte ich auch noch gesagt, Herr Tauss, aber vielen Dank!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612710000

Herr Kollege Gehring, Sie können antworten.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612710100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich gehe darauf sehr

ern ein, weil ich es immer schade finde, wenn Regie-
ungsfraktionen nicht genau wissen, was sie mit ihren ei-
enen Änderungsanträgen beschließen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Wir haben diese Frage am vergangenen Mittwoch so-
ohl im Familienausschuss als auch im Bildungsaus-

chuss thematisiert, und die jeweiligen Staatssekretäre
aben genau das Gegenteil von dem gesagt, was Sie ge-






(A) )



(B) )


Kai Gehring
rade geschildert haben. Von daher gibt es hier offensicht-
lich in der Großen Koalition noch dringenden Ge-
sprächsbedarf.


(Jörg Tauss [SPD]: Folgen Sie meiner Interpretation, dann sind Sie gut beraten! – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ausnahmsweise hat Herr Tauss recht!)


Ausweislich der Begründung des Gesetzentwurfes
geht es um die Frage, dass dieser Kinderzuschlag eben
nicht nur nach Bedarf, sondern auch einkommensabhän-
gig gezahlt werden soll, also genauso einkommensab-
hängig, wie das BAföG selber auch gezahlt werden wird.
Deshalb ist es ganz offensichtlich ein richtiges Beispiel
gewesen, dass eben nicht jeder Studierende 113 Euro be-
kommt, sondern es nur diejenigen mit dem BAföG-
Höchstsatz erhalten. Uns ist erläutert worden, dass nicht
jeder BAföG-berechtigte Studierende den vollen Zu-
schuss von 113 Euro bekommt, sondern nur diejenigen,
die den Höchstsatz bekommen. Daneben gibt es Studie-
rende mit einem niedrigeren Satz, die dann vielleicht
12 Euro oder 57 Euro bekommen.

Mit dem Fakt, dass Sie hier im Vergleich zu Ihrem
ersten Vorschlag durchaus eine Änderung, nämlich eine
Verschlechterung, vorgenommen haben, sollte man ganz
offen und ehrlich umgehen. Diese Frage der Einkom-
mensabhängigkeit sollte geklärt werden.

Ich habe aber eben auch Frau Schmidt so verstanden,
dass Sie als SPD ohnehin Überlegungen hinsichtlich ei-
nes BAföG-Modernisierungsgesetzes anstellen. Des-
halb sind das Punkte, die in diesem Zusammenhang
noch einmal dringend aufgegriffen werden sollten,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


um eine bessere Förderung von Studierenden mit Kin-
dern gestalten zu können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1612710200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ina Lenke, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1612710300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu-

nächst wundert es mich sehr, Herr Steinbrück, dass Sie
sich zum Verfechter von sozialen Leistungen für Mütter
ausrufen. Sie wissen ganz genau, dass Sie derjenige wa-
ren, der die 4 Milliarden Euro für die Betreuung von
Kindern unter drei Jahren bis zum Schluss nicht zahlen
wollte; davon mussten Sie erst einmal überzeugt werden.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist nicht wahr! Das stimmt doch nicht!)


Frau Schavan, Sie haben sich und die Regierung
heute Morgen im Deutschlandfunk sehr gelobt und aus-
geführt, wie eklatant das BAföG erhöht wird. Ich will
mich hier jedoch auf den geringen Kinderbetreuungszu-
schlag von 113 Euro konzentrieren.

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(C (D Wo waren Sie eigentlich, und Frau Schmidt, wo waen Sie eigentlich, als das Elterngeld konzipiert worden st und durch diese Neukonzeption des Elterngeldes die tudentinnen mit Kind nur die Hälfte dessen bekamen, as sie beim Bezug von Erziehungsgeld erhalten hätten? it dem Erziehungsgeld bekamen die Studentinnen 4 Monate lang 300 Euro; mit dem Elterngeld wurde das anze halbiert. Das macht 3 600 Euro für jede Studentin it Kind aus. ie sollten sich also doch überlegen, ob Sie etwas mehr der doch etwas weniger für die Studentinnen mit Kind etan haben. Die FDP hat deshalb schon bei der Verabchiedung des Elterngeldes einen Antrag für die Studeninnen mit Kind eingebracht; wir haben das BabyAföG genannt. Wir wollen jedem Kind ab Geburt 80 Euro geben, und wir wollen das durch den Darleensteilerlass finanzieren, der damit verrechnet werden ürde. Meine Damen und Herren, es wird hier so viel davon eredet, dass so wenige Studentinnen Kinder bekämen. m Jahr 2000 waren es 7,1 Prozent. Wenn wir sagen: Wir wollen Studentinnen unterstützen, wenn sie Kinder aben“, müssen wir angesichts dieser niedrigen Geburenrate mehr Wahlfreiheit geben. Das haben Sie mit dem erringerten Kinderbetreuungszuschlag einfach nicht geacht. Diese Streichung bleibt einfach bestehen. Es sind 600 Euro Verlust für die Studentinnen mit Kindern. Ich finde, wir sollten die Studentinnen eher ermutien, im Studium Kinder zu bekommen; denn wenn die inder dann drei Jahre alt sind und die Berufstätigkeit eginnt, gibt es Ganztagsbetreuungsplätze und die Ganzagsschule. Hier haben Sie wirklich nichts Gutes für die tudentinnen getan. Deshalb will ich zum Schluss sagen: Durch Ihre Poliik, durch Ihr Gesetz machen Sie es den Studentinnen esentlich schwerer, Studium und Familie besser mit inander zu vereinbaren. Auch die katholische Kirche at das gemerkt. Sie hat gesagt, die geplanten Verbesseungen sind ein Armutszeugnis für diese Regierung. Das orum Hochschule und Kirche startet eine Postkartenampagne, um Sie auf diese Differenzen in Ihrer angebich kinderfreundlichen Politik in diesem Bereich auferksam zu machen. Das Wort hat die Kollegin Dorothee Bär von der DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Nicolette Kressl [SPD])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612710400


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1612710500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Schmidt,

ch habe Ihnen ganz genau zugehört. Ich fand es total
ett, dass Sie gesagt haben, dass das BAföG 1969 ge-






(A) )



(B) )


Dorothee Bär
zeugt wurde und es heute gleichzeitig noch ein Kind ist.
Da möchte man gerne mit dem BAföG tauschen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Das einzig Positive 1969 war, dass es da die Grünen
noch nicht gab. Bei der Historie, die Sie hier vorgetragen
haben, hat eine kleine Verkehrung der Vergangenheit
stattgefunden, besonders was das letzte Jahr betrifft. Ich
bin sehr froh, dass der Bundesfinanzminister Peer
Steinbrück die Großmut hatte anzuerkennen,


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Große Koalition ist mitten in der Pubertät!)


dass es nicht an unserer Ministerin lag, dass es nicht zu
einer sofortigen Erhöhung kam.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dafür bedanke ich mich ausdrücklich. Annette Schavan
war nämlich von Anfang an eine ganz große Kämpferin
und hat uns da unterstützt.


(Lachen bei der SPD und der LINKEN)


Lieber Peer Steinbrück, in den letzten Tagen wurde oft
davon gesprochen, dass die Verlässlichkeit der SPD et-
was abhanden gekommen ist. Ich kann nur sagen: Mit
Ihrer Großmut, dass Sie zugegeben haben, dass Sie einen
Fehler gemacht haben, sind Sie nicht nur – wie ich lesen
konnte – Europas tollster Finanzminister, sondern auch
Europas ehrlichster Finanzminister.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612710600

Frau Kollegin Bär, erlauben Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Dr. Rossmann?


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1612710700

Ich erlaube deswegen keine Zwischenfrage, weil ich

nicht möchte, dass die Kollegen Rossmann und Tauss,
obwohl sie von ihrer Fraktion keine Redezeit bekommen
haben, trotzdem reden.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Barth [FDP]: Das ist schade! Das hätte die Einigkeit der Großen Koalition demonstriert!)


Ich finde es auch spannend – muss ich ganz ehrlich
sagen –, dass sich die SPD hier als BAföG-Fraktion oder
BAföG-Partei bezeichnet hat. Meine Fraktion, meine
Partei und sicherlich auch die CDU, lieber Fraktionsvor-
sitzender, haben einen allgemeinpolitischen Anspruch.
Wenn Sie sich als BAföG-Partei bezeichnen, heißt das,
dass Sie, wenn 25 Prozent aller Studenten BAföG be-
kommen, wahrscheinlich nur noch 25 Prozentpunkte bei
den Wahlen erreichen möchten.


(Jörg Tauss [SPD]: Für Bayern wäre das ganz gut! – Gegenruf der Abg. Renate Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Jetzt hörst du aber auf! – Heiterkeit)


– Für Bayern wäre es gut. Ja, das stimmt. – Das ist aber
nicht der Anspruch. Wir kämpfen zwar für das BAföG,

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(C (D ber wir sind doch eine Partei, die sich auch noch andeen Themen widmet. Wenn man das auf die Begrifflicheit bringt, die hier im Raum ist, kann man feststellen: ir haben große Kämpfer und große Unterstützung. – orhin hat einer der Kollegen gerufen: Nach der Riesterente kommt das Schavan-BAföG. – Das wäre ein Beriff, den man einführen könnte. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Ganz bestimmt nicht!)


Frau Kollegin Hirsch, zu Ihnen möchte ich Folgendes
agen – zu Ihren abstrusen Forderungen komme ich
achher –: Sie haben angeprangert, dass die nächste Dis-
ussion erst 2010 möglich wäre.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Stattfinden würde!)


Real stattfinden würde. Das muss man noch einmal ge-
au nachprüfen. Es wäre natürlich wünschenswert, dass
ine solche Diskussion in diesem Hause im Jahre 2010
wenn es denn dazu kommt – ohne Ihre Fraktion statt-

inden kann.


(Lachen bei der LINKEN)


Sie stellen sich hier hin und sagen, dass die
00 Millionen Euro, die der Bund zusätzlich zur Verfü-
ung stellt, überhaupt nicht viel Geld sind. Gegenüber
edem, der hier oben auf der Zuschauertribüne sitzt oder
ieser Debatte am Fernseher folgt, ist es eine wahnsin-
ige Arroganz, wenn hier ein Politiker, der gerade ein-
al über 20 Jahre ist, behauptet: 300 Millionen Euro,

as ist überhaupt nicht viel Geld. – Das ist eine Arroganz
ondergleichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Angeblich sind Sie immer für den kleinen Mann. Ich
erstehe: Wenn man zwei Fraktionsvorsitzende hat, die
onzen und Millionäre sind, dann sind
00 Millionen Euro wahrscheinlich wirklich nicht viel
eld.


(Lachen bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was ist denn das für ein Niveau hier? Das ist ja Stammtisch!)


Diese 300 Millionen Euro betreffen nur den Bundes-
nteil. Sie haben nicht berücksichtigt, dass es im
ahr 2009 zusammen mit den Mitteln der Länder insge-
amt über 540 Millionen Euro sind. Angesichts unserer
ngespannten Haushaltslage


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Selbst verschuldet!)


wir alle verpflichten uns immer wieder dazu, den nach-
olgenden Generationen keine Schulden zu hinterlassen –
ind über 540 Millionen Euro wirklich ein ganz großer
atzen Geld.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, einen stär-
eren Zuwachs zu bekommen, als es im Jahr 2001 der
all war. Wir konnten aufgrund der Haushaltslage seit






(A) )



(B) )


Dorothee Bär
2001 leider keine Erhöhung mehr vornehmen. Jetzt gibt
es eine 10-prozentige Erhöhung. Ich denke, das ist ein
ganz wichtiges Signal. Ich wünsche mir, dass diese
10-prozentige BAföG-Erhöhung das Signal ist, das von
hier heute ausgeht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es war für uns völlig selbstverständlich, dass die Be-
darfssätze jetzt an die gestiegenen Lebenshaltungskosten
angepasst werden müssen. Wir haben eine sehr gute Lö-
sung gefunden.

In Ihren Anträgen, Frau Kollegin Hirsch, ist von
19 Prozent die Rede. Sie bauen hier wirklich Luftschlös-
ser. Ich höre von Ihnen immer nur: noch mehr, noch
mehr, noch mehr, noch mehr, noch mehr. Sie machen nie
einen konkreten Vorschlag. Der einzige konkrete Vor-
schlag, den Sie gemacht haben, hätte – die Kollegin
Schmidt hat es im Ausschuss schon betont – eine Erhö-
hung um 20 Milliarden Euro zur Folge. Forderungen wie
diese kann eine Fraktion immer dann leicht stellen, wenn
sie sich ganz sicher ist, dass sie in den nächsten Jahren
und Jahrzehnten nie Regierungsverantwortung tragen
wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Renate Schmidt [Nürnberg] [SPD])


Wenn Ihre Forderungen aber bewirken, dass Sie nie re-
gieren, dann ertragen wir das hier auch noch.

Sie haben auf verschiedene Erhöhungen, die CDU/
CSU und SPD in der laufenden Legislaturperiode vorge-
nommen haben, geschimpft. Sie wollen trotzdem, dass
Steuergelder ausgegeben werden. Allerdings sagen Sie
nicht, woher das Geld genommen werden soll.

Ich möchte auf ein paar Punkte eingehen, die schon
genannt wurden. Im Namen unserer Sprecherin, Ilse
Aigner, aber auch im Namen unserer ganzen Fraktion
und auch der Fraktion der SPD möchte ich sagen: Wir
haben uns sehr darum bemüht, die Kollegiatenförderung
zu erhalten. Das war ein ganz wichtiger Schritt in die
richtige Richtung. Für die Kollegschüler ist dies sehr
wichtig. Es hat sich gezeigt, dass in den letzten Monaten
der Diskussion noch etwas erreicht wurde. Oft heißt es:
Am Gesetzentwurf wird nichts mehr geändert. Wir ha-
ben uns eng an den Bitten orientiert, die von den Kolle-
giaten an uns herangetragen wurden. Unsere Koalition
hat hier einen Riesenerfolg erzielt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das BAföG wird internationaler; auch dazu wurde
schon viel gesagt.

Frau Schmidt, Sie haben gesagt: Die Einführung des
Kinderbetreuungszuschlags ist für mich eine Herzensan-
gelegenheit. – Genauso ist es für mich.

Kollege Tauss hat mit dem, was er in seiner Kurzin-
tervention vorhin erklärt hat, völlig recht gehabt:
113 Euro werden allen gezahlt, die jetzt studieren und
ein Kind haben, egal wie hoch ihr BAföG ist. Wer jetzt
studiert, erhält für das erste Kind 113 Euro und 85 Euro
für jedes weitere Kind.

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(C (D An Sie, Frau Kollegin Lenke: Es ist wunderbar; auch ch sehe das so. Auch ich würde mir wünschen, dass es aushaltspolitisch möglich wäre, da noch mehr Geld zur erfügung zu stellen. Das ist nicht weniger. Sie bekommen mehr Geld. Es geht darum, positive Zeichen zu setzen. Ich untertütze Ihre Forderung, junge Frauen dazu zu bewegen, chon während des Studiums Kinder zu bekommen. enn auch wenn man es während des Studiums nicht so ieht, im Nachhinein weiß man, dass das Studium die este Zeit dafür ist. Es ist wesentlich leichter, Familie nd Studium unter einen Hut zu bekommen, als später amilie und Beruf. Frau Kollegin Bär, Frau Kollegin Lenke würde gern ine Zwischenfrage stellen. Bitte schön. (Willi Brase [SPD]: Die hat sich noch zusätzliche Redezeit organisiert! – Gegenruf des Abg. Uwe Barth [FDP]: Aber sie hat schon Redezeit gehabt! Deswegen darf sie!)


(Ina Lenke [FDP]: Das ist weniger!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612710800
Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1612710900


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612711000

Bitte schön, Frau Lenke.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1612711100

Frau Bär, ich gehe davon aus, dass Sie bei meiner

ede zugehört haben. Sie wissen, dass Studentinnen bis-
er für 24 Monate 300 Euro Erziehungsgeld pro Monat
ekommen haben. Durch die Einführung des Elterngel-
es, das es seit dem 1. Januar 2007 gibt, bekommen sie
etzt insgesamt nur noch 3 600 Euro. Das habe ich zu
em Betreuungszuschlag für Studentinnen, der jetzt nur
13 Euro pro Monat beträgt, ins Verhältnis gesetzt. Sie
aben hier gesagt: Die Studentinnen, die zukünftig Kin-
er bekommen, bekommen das Geld BAföG-abhän-
ig. – Das finde ich noch wunderlicher. Dazu würde ich
ern um Ihre Meinung bitten; das ist meine Frage.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1612711200

Es geht jetzt um BAföG und um diejenigen, die

AföG erhalten. Diejenigen, die jetzt BAföG erhalten
nd Kinder haben, bekommen – anders als vom Kolle-
en Gehring behauptet wurde – die vollen 113 Euro, und
war unabhängig davon, wie hoch das BAföG ist. Wir
achen hier einen ganz wichtigen und entscheidenden
chritt. Wir setzen ein wichtiges Signal. Ich denke, dass
ie durch Ihre ständige Schlechtrederei unserer guten
nitiativen eher dafür sorgen, dass weniger Kinder gebo-
en werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich würde mir wünschen, dass es in Zukunft nicht
ehr „Studium oder Kinder“ heißt, sondern dass es in
ukunft in Deutschland für jede Studentin, aber auch für






(A) )



(B) )


Dorothee Bär
jeden Studenten „Studium und Kind“ heißt. Denn die
Kinderlosenquote bei Akademikerinnen und Akademi-
kern ist alarmierend. Noch alarmierender ist sie bei den-
jenigen, die unter 30 sind. Es wäre wünschenswert,
wenn nicht nur mehr Kinder geboren werden würden,
sondern die Frauen auch jünger wären, wenn sie ihr ers-
tes Kind bekommen; denn dann ist die Wahrscheinlich-
keit, sich für weitere Kinder zu entscheiden, größer.

Herr Präsident, Sie erlauben doch sicherlich ange-
sichts dieses wichtigen Themas, dass ich noch einen Satz
dazu sage.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612711300

Ich erlaube Ihnen nur noch einen Abschlusssatz.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1612711400

Einen Satz noch. – Ich denke, wir haben eine gute

Möglichkeit geschaffen, Studium und Familienplanung
zu vereinbaren. Ich denke, dass wir alle heute sagen soll-
ten: Den Koalitionsfraktionen ist ein sehr wichtiger
Schritt gelungen. Es wäre wichtig, dass auch die Opposi-
tionsfraktionen positive Signale aussenden.


(Uwe Barth [FDP]: Sie hatten jetzt neun Minuten Redezeit!)


Denn Kinderkriegen fängt im Kopf an.


(Uwe Barth [FDP]: Das müssen wir noch vertiefen!)


– Ich erkläre es Ihnen nachher noch einmal persönlich.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich hoffe, dass ich bei meiner nächsten Rede im Deut-
schen Bundestag Frau Schavan, Herrn Steinbrück, den
Staatssekretären und dem ganzen Haus dafür danken
darf, dass die Geburtenzahlen in die Höhe gesprungen
sind. Das hätte man dann uns zu verdanken.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612711500

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Ernst Dieter Rossmann von der SPD-Fraktion.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1612711600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich mache jetzt eine Kurzintervention, weil es
bemerkenswert ist, wenn in einer Debatte zwei Minister
das Wort ergreifen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist wahr!)


Es ist genauso bemerkenswert, dass zum Parlamentaris-
mus gehört, dass Abgeordnete manchmal von sich aus,
weil sie von einer Sache zutiefst überzeugt sind, sagen,
dass sie auf volles Risiko gehen, und für eine Sache ar-
beiten, die ihnen wichtig ist.

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(C (D Das wird bei der Koalitionsfraktion der CDU/CSU eim Thema BAföG sicherlich auch der Fall gewesen ein, und zwar so diskret, dass sie es selber kaum geerkt hat. Es ist an anderer Stelle so gewesen, dass die ozialdemokratischen Bildungspolitiker Anfang des Jahes für sich gesagt haben: Das wollen wir ändern. Das achen wir öffentlich. Wir werben um Zustimmung da ür. Wir gehen mit vollem Risiko in unsere Fraktion. ort wollen wir dafür sorgen, dass sich etwas bei einer olchen Schlüsselfrage ändert. Das wurde vom Fraktionsvorsitzenden aufgenomen, der noch im Sommer Häme dafür erfahren hat; ich ill gar nicht sagen, von welcher Seite. Daher sollte man n dieser Stelle sagen, dass es auch zum Parlamentarisus gehört, wenn ein Fraktionsvorsitzender in Rück prache mit seinen Arbeitsgruppen sagen kann: Das ist ir, das ist uns als Fraktion so wichtig, dass wir uns da ür vehement einsetzen. Ich finde, es ist im Parlamentarismus nicht das chlechteste, wenn es nicht nur Danksagungen – das age ich bei aller Wertschätzung – an die Regierung ibt, sondern wenn sich fachkundige Abgeordnete aus nnerer Überzeugung das Recht nehmen, sich für eine ache einzusetzen. Das wollte ich hiermit dokumentieen. Danke schön. Zur Erwiderung Frau Kollegin Bär. Ich bedanke mich mit voller parlamentarischer Über eugung bei meinem Fraktionsvorsitzenden Volker auder, der sich in dieser Frage ebenfalls eingesetzt hat, einem Landesgruppenchef Peter Ramsauer, meiner inisterin Annette Schavan sowie meinen Staatssekretä en Thomas Rachel und Andreas Storm. (Jürgen Koppelin [FDP]: Jetzt ist es gut! – Jörg Tauss [SPD]: Mich haben Sie vergessen!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612711700
Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1612711800

Ich danke auch den Mitgliedern meiner Arbeits-
ruppe Bildung und Forschung, weil sie von Anfang an
ahinterstand. Ich freue mich, dass wir unsere Regierung
on der Wichtigkeit dieses Themas nicht erst noch über-
eugen mussten.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612711900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
ung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes. Der
usschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgen-

bschätzung empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussemp-
ehlung auf Drucksache 16/7214, den Gesetzentwurf der
undesregierung auf Drucksache 16/5172 in der Aus-

chussfassung anzunehmen. – Ich bitte diejenigen, die






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung
mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-
Fraktion bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und
Enthaltung des Bündnisses 90/Die Grünen angenom-
men.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist mit gleichem Stimmenverhältnis angenommen.

Wir setzen die Abstimmungen zu der Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 16/7214 fort.

Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Be-
schlussempfehlung, den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und SPD auf Drucksache 16/4162 mit dem
Titel „BAföG an neue Entwicklungen anpassen – Aus-
zubildende mit Kindern unterstützen, Auslandsaufent-
halte erleichtern, Migrantenförderung verbessern und
Hinzuverdienstgrenzen erhöhen“ für erledigt zu erklä-
ren. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Dann ist die Beschluss-
empfehlung, wenn ich das Abstimmungsverhalten der
Grünen richtig interpretiere, einstimmig angenommen
worden.

Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der FDP auf Drucksache 16/3142 mit dem Titel „Studie-
rende Mütter durch die Sofortmaßnahme Baby-BAföG
unterstützen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen aller Fraktionen
gegen die Stimmen der FDP-Fraktion angenommen.

Weiterhin empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 4 seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/4157 mit dem Ti-
tel „Statt Nullrunde – BAföG angleichen“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen aller Fraktionen bei Gegenstimmen der Frak-
tion Die Linke angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 5 sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/7214 die
Ablehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 16/4158 mit dem Titel „Sofort-
maßnahmen beim BaföG – Für mehr Zugangsgerechtig-
keit und höhere Bildungsbeteiligung“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der
Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen und bei Enthaltung der FDP-Fraktion angenom-
men.

Tagesordnungspunkt 34 c. Interfraktionell wird die
Überweisung des Gesetzentwurfs auf Drucksache 16/5808

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(C (D n die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse orgeschlagen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – as ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so be chlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 36 sowie den Zuatzpunkt 8 auf: 36 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abgeordneten Hartwig Fischer Bauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gabriele Groneberg, Dr. Sascha Raabe, Dr. Bärbel Kofler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Für eine intensive wirtschaftliche und entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent auf Augenhöhe – Drucksachen 16/5257, 16/6800 – Berichterstattung: Abgeordnete Hartwig Fischer Gabriele Groneberg Dr. Karl Addicks Hüseyin-Kenan Aydin Ute Koczy P 8 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Hellmut Königshaus, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Neue Strategien für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika erarbeiten und durchsetzen – Drucksachen 16/5243, 16/7153 – Berichterstattung: Abgeordnete Hartwig Fischer Gabriele Groneberg Dr. Karl Addicks Thilo Hoppe Hüseyin-Kenan Aydin Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so be chlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin der Kollegin Gabriele Groneberg von der SPDraktion das Wort. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie verabschiedet erst einmal Herrn Tauss!)


Sie haben jetzt Gelegenheit, hier zu sprechen, wenn
ie es wünschen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1612712000

Entschuldigen Sie vielmals, Herr Präsident, aber Herr

Kollege Tauss ist immer so überzeugend, dass ich mich
ihm schlecht entziehen kann.


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612712100

Ich will nur sagen: Bei uns geht die Tagesordnung

aber immer noch dem Kollegen Tauss vor.


(Heiterkeit – Jörg Tauss [SPD]: Das können wir auch einmal ändern!)



Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1612712200

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Unser Antrag, über den wir heute re-
den, ist gekennzeichnet von einer Verantwortung, die wir
hier in Deutschland gegenüber unserem Nachbarkonti-
nent Afrika empfinden. Diese Verantwortung ist aber
auch mit einem hohen Respekt verbunden. Denn mit Re-
spekt müssen wir die durchaus positive wirtschaftliche
und politische Entwicklung, die einige Regionen Afrikas
in den letzten Jahren durchlaufen haben, anerkennen.
Gekennzeichnet ist dieser Prozess durch ein überdurch-
schnittliches Wirtschaftswachstum von rund 5 Prozent,
verminderte Inflationsraten und demokratische Refor-
men.

Natürlich gibt es Krisensituationen auf dem Konti-
nent Afrika. Erst gestern haben wir über die schreckliche
Situation in Darfur gesprochen, aber auch über den
Hoffnungsschimmer, der im Süden des Sudans auf-
taucht. Wir haben darüber zu reden, dass es zahlreiche
und ermutigende Beispiele der Überwindung von Krieg
und der Linderung von Elend und Armut gibt. Auch sind
bei der Bekämpfung von HIV/Aids erhebliche Anstren-
gungen unternommen worden.

Ghana ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung mu-
tiger Zivilgesellschaften, die Durchführung fairer demo-
kratischer Wahlen, gute Regierungsführung sowie für
eine positive, dynamische Wirtschaftsentwicklung, wo-
von auch die Bevölkerung im Lande profitiert. Ghana
hat das hohe Ziel der Selbstkontrolle durch den African
Peer Review Mechanism, kurz APRM, erreicht. Bei dem
APRM handelt es sich um ein von der afrikanischen
NEPAD-Initiative initiiertes Instrument der Selbsteva-
luation und -reformierung afrikanischer Gesellschaften –
von Afrikanern für Afrikaner.

Ferner muss erwähnt werden, dass einige Länder
Afrikas vorbildlich sind bei der Korruptionsbekämp-
fung, der Durchsetzung von Rechtsstaatlichkeit, der Par-
tizipation von Parlamenten und dem Aufbau zivilgesell-
schaftlicher Institutionen. Natürlich ist es erfreulich,
dass der Anteil von Frauen in den nationalen Parlamen-
ten signifikant gestiegen ist. Ich halte es für außerordent-
lich wichtig, dass dieses positive Bild des modernen
Afrika in Deutschland und in Europa stärker wahrge-
nommen wird und sich in den Köpfen der Menschen
festsetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Die eingangs erwähnte Verantwortung, die wir gegenber Afrika tragen, spiegelt sich natürlich auch in der genda wider, mit der wir uns während unserer Doppelräsidentschaft im Rat der Europäischen Union und in er G 8 befasst haben. Wir haben in Heiligendamm unere Partnerschaft mit Afrika bekräftigt. Denn wir haben in Interesse an einem stabilen, demokratischen und auftrebenden Afrika. Die G-8-Regierungen bekennen sich zu ihrer Verantortung und zu den beim Gipfel von Gleneagles 2005 ingegangenen Verpflichtungen. Zum ersten Mal waren iesmal Entwicklungsund Schwellenländer eingeladen. amit haben wir verdeutlicht: Wir reden nicht über uch. Wir reden mit euch. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Bemühungen steht in langfristiges, nachhaltiges Wirtschaftswachstum in frika. Deshalb unterstützen wir unsere afrikanischen artner in folgenden Bereichen: bei der guten Regieungsführung, bei der regionalen Integration und beim usbau des Privatsektors, bei Maßnahmen zur Entwick ung der afrikanischen Finanzmärkte und beim Ausbau er regionalen Infrastruktur, um Afrika für Investoren atraktiver zu machen. Unsere Botschaft lautet: Afrika ist ein Kontinent der hancen. Allerdings: Ohne Frieden und Sicherheit ist ine nachhaltige Entwicklung des afrikanischen Koninents nicht möglich. Deshalb muss der Ausbau der afrianischen Sicherheitsarchitektur weiter gefördert weren. Neben der Unterstützung der afrikanischen ereitschaftstruppe legen die G 8 besonderes Augenerk auf zivile Elemente wie die Polizeiausbildung und echnische Expertise. Ganz wichtig: In Heiligendamm haben wir uns verflichtet, zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose nd Malaria sowie zur Stärkung der Gesundheitssysteme n den Ländern Afrikas in den kommenden Jahren rund 0 Milliarden US-Dollar zusätzlich bereitzustellen. Dait leisten wir einen wichtigen Beitrag, damit Afrika die illenniumsentwicklungsziele bis 2015 erreichen kann. Auch während unserer EU-Ratspräsidentschaft haen wir unsere Beziehungen zu Afrika auf ein stabiles undament gestellt. Die EU-Afrika-Strategie, die wir geeinsam mit der AU und mit unseren afrikanischen artnern erarbeitet haben, ist geprägt von den gemeinsaen Interessen Europas und Afrikas in der Klimaund nergiepolitik. Wir wollen eine verstärkte Zusammenareit bei der Energiesicherheit, beim Zugang zu Energie, eim Klimawandel und bei der Bewältigung seiner Folen, ebenso bei der Förderung günstiger Rahmenbedinungen für Investitionen sowie bei der Förderung von rneuerbaren Energien und von Energieeffizienz. Die U-Afrika-Partnerschaft soll Teil der gemeinsamen EUfrika-Strategie werden. Sie wird auf dem EU-Afrikaipfel Ende 2007 förmlich verabschiedet. Jetzt komme ich zu den Wermutstropfen. Leider finet sich im Energieaktionsplan ein Passus, in dem von inem Dialog über die friedliche Nutzung der Nuklearnergie die Rede ist. Deutschland hat sich dafür einge Gabriele Groneberg setzt, dass es sich dabei um einen wertfreien Dialog handelt, der die Nichtverbreitung mit einschließt und den Fokus auf höchste Sicherheitsstandards legt, der also nicht notwendigerweise zur Förderung der Nuklearenergie führt. Nuklearenergie ist für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit keine Option. In diesem Bereich findet keine Zusammenarbeit statt. Diese Position versuchen wir bei der Weltbank, in multilateralen Einrichtungen und in der EU durchzusetzen. Wir halten es für sinnvoller, zur Verbesserung der Energieinfrastruktur beizutragen; hier sind substanzielle Investitionen dringend erforderlich. Dies ist ein Ziel, auf das wir zusammen mit unseren afrikanischen Partnern intensiv hinarbeiten. Zudem sind die beschleunigte Nutzung lokaler erneuerbarer Energieressourcen und die Steigerung der Energieeffizienz nach unserer Auffassung vielversprechendere Ansätze für Afrikas Entwicklung und für die Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika als die Förderung von Nuklearenergie. Ich weiß, dass in diesen Diskussionen immer gerne mit dem Finger auf einen gezeigt und gefragt wird: Was macht ihr denn selbst? – Wir reden hier nicht aus dem hohlen Bauch. Deutschland hat den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen; das haben wir übrigens in unserem Koalitionsvertrag festgeschrieben. – Herr Ruck, ich weiß, dass es Ihnen schwerfällt, das anzuerkennen; aber de facto ist es so, und wir sind darüber sehr froh. – Danach richten wir natürlich auch unsere entwicklungspolitische Zusammenarbeit aus. Wichtig ist – das sage ich hier ganz deutlich –: Wir verlangen von anderen nichts, was wir nicht selbst zu leisten bereit sind. Die Bilanz unserer Doppelpräsidentschaft kann sich sehen lassen. Es freut mich, feststellen zu können, dass die vom Bundestag erhobenen Forderungen Berücksichtigung gefunden haben. Im Nachgang zu diesem fast abgeschlossenen Jahr und zu den Debatten, die wir geführt haben, kann ich feststellen: So viel Afrika hatten wir auf unserer Tagesordnung noch nie. Auch so viele positive und richtungweisende Beschlüsse – sowohl vom Bundestag als auch von der Bundesregierung –, die Afrika betrafen, gab es bisher noch nie. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Jahren kontinuierlich fortsetzt, dass das also nicht nur ein Strohfeuer ist und dass wir die Freude haben werden, daran gemeinsam weiterarbeiten zu können. Danke schön. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612712300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Karl Addicks von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1612712400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren, die Anträge – Ihr Antrag ebenso wie unserer –

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(C (D urden vor dem G-8-Gipfel formuliert; das merkt man hrem Antrag deutlich an. Frau Groneberg, Sie haben geagt, dass etliche Punkte Berücksichtigung gefunden haen. Wir sind, ehrlich gesagt, gespannt darauf, ob sie, da ie Berücksichtigung gefunden haben, letztendlich auch mgesetzt werden. Es stimmt, was Sie gesagt haben: Afrika ist auf einem ichtigen Weg. Aber Afrika ist noch lange nicht auf dem eg, den wir uns wünschen; es gibt leider einige Werutstropfen. insichtlich der Konsequenzen, die aus den Feststellunen zu ziehen sind, unterscheiden sich unsere Anträge rheblich. Wir sind der Auffassung, dass unsere Entwicklungsusammenarbeit viel mehr die der Armut breiter Bevölerungsschichten zugrunde liegenden Ursachen beämpfen muss; das haben wir schon oft gesagt. orin liegen die Ursachen der Armut? Sie liegen unseer Auffassung nach darin – ich hoffe, Sie werden mir da olgen –, dass breite Bevölkerungsteile, im Grunde der esamte informelle Sektor – er macht in den meisten frikanischen Entwicklungsländern, gerade in Subahara-Afrika, mehr als zwei Drittel aus – keine Mögichkeit hat, am Marktgeschehen teilzunehmen. Das ist s, was sich in Afrika entwickeln muss. Das schaffen wir ur durch wirtschaftliche Entwicklung. Die war für uns inmal so wichtig, dass wir sie in den Namen dieses Miisteriums aufgenommen haben. Das kommt in Ihrem ntrag leider viel zu kurz. Im Haushalt haben Sie für die Außenwirtschaftsförerung, die in diesem Bereich extrem wichtig ist, ganze Millionen Euro mehr vorgesehen. Ich denke, es ist je ermann bekannt, dass Entwicklung nicht von oben nach nten verläuft; Entwicklung verläuft von unten nach ben, sie setzt unten an. Da, wo die Wertschöpfungsketen beginnen, muss unsere Entwicklungspolitik anseten. Das sind der ländliche Raum, die Agrarwirtschaft, as sind Kleinhandel, Kleingewerbe und Handwerk; das etzt sich fort zu immer größeren Einheiten. So fängt ein olkswirtschaftliches Rad an, sich zu drehen. Deshalb ind die Mikrofinanzkredite ja so erfolgreich. Allerdings war die westliche Entwicklungszusamenarbeit in den letzten 25 Jahren gerade in diesen Be eichen viel zu wenig präsent. Unsere Ausgaben für grarentwicklung sind seit 1980 leider rückläufig; zu etzt lagen sie im unteren einstelligen Prozentbereich, ei gerade einmal bei 1,5 Prozent, wenn ich mich recht ntsinne. An dieser Stelle möchte ich noch einmal den Weltenticklungsbericht erwähnen, in dem die Feststellung ge roffen wird – Sie haben das alle zur Kenntnis genomen –, dass man durch die Entwicklung der grarwirtschaft, des ländlichen Raumes einen um den aktor vier höheren Entwicklungserfolg hätte erzielen Dr. Karl Addicks können als durch die Förderung anderer Wirtschaftsbereiche. Das stellen wir nach 25 Jahren fest! Ich muss Ihnen sagen, ich fand diesen Bericht einigermaßen bestürzend. Ich hoffe, dass wir nicht in 25 Jahren hier stehen und sagen, wir hätten das zum Klimawandel und zur Entwicklung des privaten Sektors ganz anders machen sollen. Wir predigen seit Jahren, dass die Basissektoren die wichtigsten sind. Übrigens ist auch die Bildung in unserer Entwicklungszusammenarbeit bisher zu kurz gekommen. Natürlich ist die Förderung von Kleinhandel, Kleingewerbe etc. nicht das Alleinseligmachende. Mindestens ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger sind Maßnahmen, die zu Investitionen der Privatwirtschaft führen, die den Unternehmergeist, den entstehenden Mittelstand in Afrika fördern und beflügeln, egal ob in kleinem oder großem Maßstab. Das wird zu einer nachhaltigen Entwicklung führen. Afrika kann nicht von außen entwickelt werden. Afrika wird und muss sich letztlich aus sich selbst heraus entwickeln. Diese Selbsthilfekräfte müssen wir viel stärker fördern. Alles andere ist im Grunde vergebliche Liebesmüh. In diesem Zusammenhang ist übrigens auch unser Wirtschaftsministerium viel stärker gefordert. Wir hatten früher ein Afrika-Referat im Wirtschaftsministerium. Lieber Kollege Fischer, leiern Sie doch einmal an, dass wir wieder so ein Referat bekommen! Das würde der Komplementarität unserer EZ gut tun. Bevor meine Redezeit abgelaufen ist, möchte ich sagen, dass ich der Auffassung bin, dass auch unsere afrikanischen Partner gefordert sind. Ihr Antrag, meine Damen und Herren von der Koalition, bezieht sich auf eine Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe. Dann müssen wir unseren Partnern aber auch ganz deutlich sagen, dass sie endlich ihre Hausaufgaben machen müssen, und zwar schnell, indem sie die notwendigen Rahmenbedingungen setzen, die letztlich dazu führen, dass die Privatwirtschaft in ihren Ländern anspringt. Wer investiert denn Geld in ein Land, in dem die Bürokratien aufgebläht sind, in dem jeder Fortschritt eher verschleppt als vorangetrieben wird, in dem man für die Erteilung einer Lizenz monatelang braucht, in dem man seine Lieferungen nicht aus dem Zoll bekommt und in dem die Verwaltungsmitarbeiter so mies bezahlt werden, dass sie korrupt werden müssen? Das ist in vielen Ländern immer noch so. Einige Länder sind auf dem richtigen Weg; das wollen wir hier nicht unterschlagen. Wir müssen hier endlich Reformen abverlangen. Noch ganz kurz ein paar Worte zur Budgethilfe. Dazu kann ich an dieser Stelle nur sagen: Kommt drauf an, mit wem man es macht! – Die Länder, die ihre Parlamente nicht an Haushaltsentscheidungen beteiligen, können kein Partner für Budgethilfe sein. Im Grunde können es auch nicht Länder sein, in denen es kein Privateigentum an Grund und Boden gibt. Wie soll das denn gehen? Mosambik kann von daher keine Budgethilfe bekommen, auch deshalb nicht, weil die derzeitige Regierung die O s z k d L E d s w g s t s a W T M g b d w I b d v 1 8 i i w d w B A R s W r T (C (D pposition offenbar gar nicht als Teil des demokratichen Geschehens begreift. Ich hoffe, dass wir hier bald usammen mit unseren Partnern zu einer Änderung ommen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt der Kollege Hartwig Fischer von er CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ieber Kollege Addicks, ich bin Ihnen dankbar für Ihre hrlichkeit hinsichtlich der 25 Jahre. 16 Jahre davon war ie FDP mit in der Verantwortung, sodass wir alle in dieem Parlament wohl Verantwortung dafür tragen. (Gabriele Groneberg [SPD]: Schön, dass Sie das auch sehen!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612712500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1612712600

Ich will Ihnen ausdrücklich bescheinigen – das haben
ir im Ausschuss schon gesagt –: Der FDP-Antrag ist
ut, aber er ist nicht gut und nicht umfassend genug. Wir
ind der Überzeugung, dass Sie unserem Antrag beitre-
en können; denn er ist kohärent und auf Nachhaltigkeit
owie auf die Eigenverantwortlichkeit des Kontinents
usgerichtet.

Kollegin Groneberg hat es schon deutlich gemacht:
ir haben uns gestern mit UNMIS und UNAMID zum

hema Darfur befasst. Vorgestern mussten wir uns im
enschenrechtsausschuss über Massenvergewaltigun-

en und Zwangskannibalismus an Kindern im Krisenge-
iet Kivu im Kongo informieren lassen, einem Land, in
em andere Regionen auf einem guten Weg sind, und
ir erleben Herrn Mugabe, wie er sein Volk unterdrückt.

ch sage aber ganz deutlich: Wir debattieren im Augen-
lick über 47 Länder in Subsahara-Afrika, von denen
rei negative Schlagzeilen machen. Das bedeutet, dass
iele Länder deutlich mehr Licht als Schatten zeigen.
3 Länder sind dem Peer-Review beigetreten, in
Ländern wird er implementiert, in 4 Ländern wurde er

nzwischen durchgeführt. Mehr als die Hälfte der Länder
n Subsahara-Afrika ist also auf einem guten Weg.

Der Peer-Review ist eine der Grundlagen für die Ent-
icklung von Eigenverantwortlichkeit in Afrika. Diesen
emokratischen und wirtschaftlichen Reformprozess
ollen wir gemeinsam unterstützen. Es war gut, dass die
undeskanzlerin Professor Appiah auf Vorschlag der
frikastiftung für seine Verdienste um den African-Peer-
eview ausgezeichnet hat; denn er hat die Zivilgesell-

chaft in Ghana einbezogen und ist damit einen neuen
eg gegangen, der Grundlage für dieses offene Verfah-

en ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will jetzt nicht auf jedes Thema eingehen. Zum
hema Aids, dem wir uns besonders widmen – auch in






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

diesem Antrag –, kann ich nur sagen: Im Bereich der
Prävention müssen wir noch mehr gemeinsam leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will auf den Themenbereich eingehen, den auch
der Kollege Addicks angesprochen hat, auf die Budget-
hilfe. Die Budgethilfe dient der Eigenverantwortlichkeit
in den afrikanischen Ländern. Wir müssen uns aber einig
sein, dass es für die Budgethilfe bestimmter Grundvor-
aussetzungen bedarf. Diese Grundvoraussetzungen hei-
ßen: Der Staat muss zeigen, dass er auf dem Weg von
Good Governance ist. Der Staat muss zeigen, dass er be-
reit ist, sich dem Peer-Review-Prozess zu unterwerfen.
Der Staat muss zeigen, dass er gegen Korruption vorgeht
und das Parlament an der Bereitstellung der Budgethilfe
beteiligt, wie bei uns üblich ist. Das sind die Grundvo-
raussetzungen, um Demokratie zu entwickeln.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Lieber Kollege Addicks, Sie haben das Thema der
Eigenverantwortlichkeit schwerpunktmäßig angespro-
chen. Ich kann dazu nur sagen: Das ist doch einer der
Schwerpunkte des Regierungs- und Koalitionspro-
gramms.


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Der Kollege hört gar nicht zu! Das ist ja unerhört!)


– Das bringe ich ihm nachher bei. – Wir haben deutlich
gemacht, dass wir einen Schwerpunkt auf die Mikro-
finanzen legen. Wir haben nicht umsonst Herrn Kaberuka
von der Afrikanischen Entwicklungsbank angehört. Wir
sehen, dass der beschriebene Prozess dazu führt, dass
sich langsam, aber sicher ein Mittelstand entwickelt,
dass zunehmend mehr aus dem informellen in den for-
mellen Sektor überführt wird und dass dadurch mittel-
standsfreundliche Strukturen aufgebaut werden.

Da viele Bürgerinnen und Bürger nicht wissen, wo-
rum es bei den Mikrofinanzen geht, möchte ich ein Bei-
spiel nennen. Wir haben einen Betrieb gesehen, der von
jemandem gegründet wurde, der sich für 100 Dollar
Schraubenzieher und anderes Werkzeug gekauft hat, um
Autos zu reparieren. Diesen Mann haben wir nach vier
Jahren wieder besucht. Er hatte den nächsten Kredit be-
kommen, weil er immer pünktlich zurückzahlte, und war
nicht mehr alleine, sondern hatte acht Beschäftigte, weil
seine Werkstatt inzwischen Autos besser reparieren
konnte. – Eine ähnliche Erfolgsgeschichte haben wir
auch bei einem Betrieb erlebt, der Mais zu Mehl mahlt.
Das ist der richtige Weg, um vom informellen in den for-
mellen Sektor zu überführen.

Wir haben des Weiteren Schwerpunkte in den Berei-
chen regenerative Energien und Biodiversität gesetzt.
Das Thema Klimawandel spielt gerade seit Heiligen-
damm eine besondere Rolle. Ich bin froh, dass wir nicht
nur in Heiligendamm mit einigen afrikanischen Regie-
rungschefs in Dialog treten konnten, sondern dass auch
der Folgeprozess in Lissabon am 8. und 9. Dezember
dieses Jahres in Richtung eines partnerschaftlichen Mit-
einanders gehen wird. Das gilt genauso für die Transpa-

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(C (D enzinitiative EITI. Wer sich die Rohstoffsituation in ielen Ländern anschaut, der weiß, dass wir voneinander ernen müssen, zum Beispiel von Botswana. Dieses and zertifiziert seit zehn Jahren seine Rohstoffe, bietet ie auf dem Weltmarkt zu fairen Preisen an, berücksichigt den daraus erzielten Erlös in seinem Budget und hat as Geld für die Einführung der Schulpflicht eingesetzt. as ist der Weg, den auch andere afrikanische Länder ehen müssen und bei dem wir sie begleiten können. as wird in Regierungsverhandlungen durchgesetzt; arüber bin ich froh. Lassen Sie mich noch auf die Umwelt zu sprechen ommen. Ich kann Ihnen nur empfehlen: Befassen Sie ich mit Lagos, der früheren Hauptstadt von Nigeria! iemand weiß, wie viele Menschen in dieser Stadt leen. Die Angaben schwanken zwischen 16 Millionen nd 18 Millionen. Diese Stadt ist auf Lagunen gebaut. enn Sie dorthin kommen, sehen Sie als Erstes Schiffe, ie in keinem europäischen Hafen mehr anlanden dürfen nd teilweise nur noch zur Hälfte aus dem Wasser heausragen. Alte Ladungen verrotten. Trotzdem sind enschen froh, wenn sie solche Schiffe betreten dürfen, eil sie dort einen Lebensraum finden. Sie fischen von iesen Schiffen aus und verkaufen die gefangenen Fische uf dem Markt. Aber diese Fische sind in der Regel rank, sodass häufig Kinder erkranken. Angesichts desen muss es in unserem Interesse liegen, solche Staaten eim vorbeugenden Umweltschutz zu unterstützen. Geau das fordern wir in unserem Antrag. Lassen Sie mich noch einmal auf die Krisengebiete urückkommen. Ich bin sehr froh darüber, dass Deutschand seit einigen Jahren afrikanische Länder und die frikanische Union unterstützt, eigene Friedenstruppen ufzubauen. Ich bin dankbar, dass das Kofi-Annaneacekeeping-Center, von der vorherigen Regierung geauso gefördert wie von der jetzigen, nun errichtet ist nd zum Aufbau afrikanischer Kapazitäten beiträgt. So oll erreicht werden, dass die Afrikaner auch in Krisenituationen eigenverantwortlich und auf der Grundlage on internationalen Mandaten arbeiten können. Afrika hat viel mehr Licht als Schatten. Ich wünsche ir, dass auch bei solchen Debatten die Tribüne für die ournalisten einmal voll ist. Wir wünschen uns natürlich, ass über die Krisenherde berichtet wird, um das Elend er Menschen und unsere gemeinsame Verantwortung eutlich zu machen. Aber ich wünsche mir auch eine Beichterstattung darüber, wie die Afrikaner ihr Schicksal elbst in die Hand nehmen. Herr Kaberuka hat uns deutich gemacht: Die Afrikaner, die in der Bundesrepublik eutschland in der Diaspora leben, schicken inzwischen nglaublich viel Geld in ihre Länder, nicht nur um ihre amilien zu unterstützen und humanitäre Hilfe zu leis en, sondern auch um ihre Heimatländer über PPP-Proekte voranzubringen. In diesem Sinne sollten wir sie unerstützen. Das Wort hat der Kollege Aydin von der Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Uns liegen heute zwei Anträge vor, über die wir beraten. Die FDP schreibt in ihrem vorliegenden Antrag, fünf Jahrzehnte weltweite Entwicklungshilfe in Milliardenhöhe hätten an der Armut in Afrika nichts geändert. Das ist ein Kurzschluss, lieber Kollege Addicks; denn die Ursachen für die unbefriedigende Entwicklung verschweigen Sie in Ihrem Antrag. Sie verschweigen den Schuldendienst und die Zinslast, die die afrikanischen Länder zu tragen haben und hatten. Sie verschweigen, dass seit den 70er-Jahren insgesamt 400 Milliarden US-Dollar aus Afrika herausgeschafft worden sind. (Dr. Karl Addicks [FDP]: Durch Kleptokraten, ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612712700

(Beifall bei der LINKEN)

Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612712800

(Dr. Karl Addicks [FDP]: Zuhören!)


Sie verschweigen, dass Privatbanken, IWF und die Welt-
bank Afrika über Jahrzehnte in einem Würgegriff hiel-
ten. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen von der
FDP, das, was Sie fordern, nämlich Liberalisierung und
Marktöffnung, wurde den Afrikanern unter dem Begriff
Strukturanpassung längst aufgedrückt. Aber all das ist
gescheitert. Nehmen Sie das endlich zur Kenntnis!


(Beifall bei der LINKEN)


Wer die Entwicklungszusammenarbeit infrage stellt,
ist zynisch.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie bringt etwas, wenn sie richtig angesetzt wird. So hat
Sansibar – Herr Fischer, Sie fischen dort gelegentlich –
bedeutsame Fortschritte bei der Bekämpfung der Kin-
dersterblichkeit erreicht. Entscheidend dafür war eine
Aufklärungskampagne der WHO. Die WHO stellte kos-
tenlos Medikamente und Moskitonetze zur Verfügung;
die Malariainfektionen gingen dort um 90 Prozent zu-
rück. Die Arbeit der WHO ist erfolgreiche Entwick-
lungshilfe, mitfinanziert durch deutsche Entwicklungs-
gelder.

Andere haben weniger Glück. In Westafrika sterben
jedes Jahr Hunderttausende an der dort verbreiteten
Schlafkrankheit. Der Grund: Für die Pharmaindustrie ist
Westafrika kein lukrativer Markt, weil die Menschen
dort die Medikamente nicht bezahlen können. Die Linke
sagt: Der Zugang zu Gesundheit, zu Bildung und zu
Trinkwasser ist ein Menschenrecht.


(Beifall bei der LINKEN)


Entwicklungspolitik muss auf die Etablierung der sozia-
len Sicherungssysteme ausgerichtet sein. Doch von einer
systematischen Ausrichtung auf dieses Ziel sind wir

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(C (D eilenweit entfernt. In die Grundbildung fließt gerade inmal 1 Prozent der bilateralen Entwicklungshilfe. Im Antrag der Regierungsfraktionen finden wir zu ieser Problematik nichts. Es gibt nur Allgemeinplätze. ie fordern die Effizienzsteigerung der Entwicklungszuammenarbeit, aber Sie benennen keine konkreten Straegien; sie fehlen in Ihrem Antrag. Stattdessen langweien Sie uns auf elf Seiten vor allem mit Blabla. (Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Kannst du das mal auf Suaheli sagen!)


nteressant an Ihrem Antrag ist nur, was nicht erscheint,
um Beispiel etwas zur Steigerung der Entwicklungs-
ilfe auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ihr
ntrag ist ein Paradebeispiel dafür, wie man alle Pro-
leme beschönigt, ohne sich auf irgendetwas festzule-
en.

Besonders skandalös ist Ihr Umgang mit einem der
ringendsten Probleme. Ich spreche von Ihrem Verhält-
is zu dem Flüchtlingsdrama vor den Toren Europas. Sie
ordern ernsthaft, Deutschland müsse sich – ich zitiere
us Ihrem Antrag – „weiterhin für die wirkungsvolle und
umanitäre Eindämmung der anhaltenden Flüchtlings-
tröme einsetzen“.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)


ufgrund dieser sogenannten Eindämmung kamen allein
n den letzten vier Wochen über 300 Afrikaner bei dem
ersuch der Einreise nach Europa auf hoher See um.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Das ist hochgradig zynisch, was Sie da sagen! – Dr. Karl Addicks [FDP]: Das ist unanständig!)


Halten Sie das für humanitär, liebe Kolleginnen und
ollegen von der Koalition?


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612712900

Herr Kollege Aydin, erlauben Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Raabe?


Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612713000

Nein, die Kollegen können gleich in ihren Reden auf

ich eingehen.

Kommen wir zum Kernstück der deutschen Afrikapo-
itik. Ich spreche von dem Wirtschaftspartnerschaftsab-
ommen mit den afrikanischen Staaten. Da sie es nicht
nterschreiben wollen, droht der EU-Handelskommis-
ar Mandelson diesen Ländern, die Entwicklungshilfe zu
ürzen. Mit einem Dialog auf Augenhöhe, den Sie in Ih-
em Antrag fordern, hat das nun wirklich nichts zu tun.
on der Ministerin Wieczorek-Zeul hätte ich erwartet
das wäre durchaus angebracht –, dass sie etwas lauter

ls bisher gegen die Erpressungspolitik ihres Kollegen
andelson protestiert.

Ich fasse zusammen: Die FDP will Entwicklung
urch mehr ruinösen Wettbewerb erreichen, die Regie-
ungsparteien haben nicht mehr als Phrasen zu bieten.






(A) )



(B) )


Hüseyin-Kenan Aydin
Zu solch einer Position können wir unsere Zustimmung
nicht geben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612713100

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Sascha Raabe von der SPD-Fraktion das Wort.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1612713200

Sehr geehrter Herr Kollege Aydin, wenn Sie sagen,

wir würden die Problematik der Flüchtlinge, die aus
Afrika aufgrund einer Vielzahl gewalttätiger, sehr dra-
matischer Konflikte nach Europa fliehen, nicht ernst
nehmen, dann erzürnt mich das sehr. Denn Ihre Partei ist
es, die jeden Einsatz und jeden militärischen Schutz, den
wir bieten wollen, um Flüchtlingen Schutz vor Mord,
Vergewaltigung und zum Teil vor Abschlachtung zu ge-
ben, ablehnt, selbst dann, wenn es darum geht, UN-
Flüchtlingslager in Afrika zu schützen. Sie sehen zu, wie
in Afrika Menschen von marodierenden Banden hinge-
metzelt werden, weshalb die Menschen natürlich flüch-
ten müssen. Dann werfen Sie uns vor, dass wir gegen das
Flüchtlingsdrama nichts tun. Das ist wirklich zynisch,
Herr Aydin.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Unanständig!)


Sie sollten einmal für den Schutz dieser Menschen in
Afrika sorgen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612713300

Zur Erwiderung Herr Kollege Aydin.


Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612713400

Lieber Kollege Sascha Raabe, Sie sollten zur Kennt-

nis genommen haben, dass meine Fraktion Militärein-
sätze zur Eindämmung von Fluchtbewegungen nicht als
das geeignete Mittel ansieht. Das haben wir immer ge-
sagt. Ich glaube auch nicht, dass wir selbst mit Militär-
einsätzen in Darfur, im Südsudan oder im Kongo die
Flüchtlingsströme an den Grenzen Europas aufgehalten
hätten. Was mir in Ihrem Antrag vor allem fehlt, ist, Kol-
lege Raabe – das erwarte ich zumindest von der sozial-
demokratischen Fraktion –, dass Sie die offizielle, legale
Einwanderung in die Europäische Union zum Gegen-
stand Ihrer Regierungspolitik machen, damit die Men-
schen nicht auf hoher See ertrinken. Das wäre Ihre Auf-
gabe.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Nebelkerzen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612713500

Das Wort hat der Kollege Thilo Hoppe vom

Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auf ie Responsibility to protect werde ich noch zu sprechen ommen, aber zunächst zum Koalitionsantrag. Die Koalition hat einen Antrag zur Afrikapolitik vorelegt, der viele Wahrheiten enthält. Auch ich als Oppoitionspolitiker kann dort kaum ein Haar in der Suppe inden. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Bravo!)

Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612713600

rotzdem reicht es für uns nicht zur Zustimmung.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Schade!)


ir werden uns der Stimme enthalten, und zwar aus fol-
endem Grunde: Trotz der Vielzahl von 32 Spiegel-
trichen und Einzelforderungen fehlt Entscheidendes.
ie drücken sich vor einigen unbequemen Themen, und
as sind gerade die Themen, bei denen Kurskorrekturen
ringend erforderlich sind.

Erstens der Agrarbereich. Zumindest die hauseigene
valuierungsabteilung der Weltbank hat gestern vorge-
acht, dass es möglich ist, aus Fehlern zu lernen und

ine Kurskorrektur zumindest zu beschreiben. Das, was
ie Weltbank in den letzten 20 oder 25 Jahren auf dem
grarsektor in Afrika gemacht hat, ist – das sagt die ei-
ene Selbstkontrolle – unter dem Strich betrachtet an der
auptzielgruppe, an den Ärmsten der Armen und an den
ungernden, völlig vorbeigegangen. Daraus folgert die
valuierungsabteilung, dass künftig nicht mehr das
grobusiness, also die Konzentration auf Großplantagen

ür das Exportgeschäft, im Mittelpunkt der Entwick-
ungszusammenarbeit stehen sollte, sondern endlich die
ezielte Förderung von Kleinbauern. Denn gerade die
leinbauern, die nachhaltig heimische Produkte für re-
ionale und lokale Märkte anbauen, sind das Rückgrat
er Ernährungssicherheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich werde nicht müde, hier in jeder Debatte zu beto-
en, dass trotz aller Erfolgsmeldungen, trotz guter
achstumsraten die Zahl der Hungernden in vielen

taaten Subsahara-Afrikas parallel dazu ansteigt. Das
eigt, dass Afrika nicht auf dem richtigen Weg ist.

Die deutsche und die europäische Entwicklungszu-
ammenarbeit haben auf dem Agrarsektor die gleichen
ehler gemacht wie die Weltbank. Die Weltbank hat
iese Fehler jetzt zumindest erkannt. Diese kritische
elbsterkenntnis und eine Kurskorrektur stehen bei der
undesregierung und der Europäischen Union noch aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Das ist richtig!)


Zweitens. Das Kohärenzproblem, das insbesondere
ie Europäische Union hat, wird im Koalitionsantrag
leinlaut in einem Spiegelstrichlein angedeutet, wenn es
eißt, es sei ein Problem, dass die Küsten vor Ghana und
auretanien überfischt seien. Da hätten Sie sich ein Bei-

piel an unserem Bundespräsidenten nehmen können,
er dieses Problem sehr viel deutlicher und mutiger an-






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
gesprochen hat. Er hat sogar von Schandverträgen ge-
sprochen, die den Staaten Afrikas aufgezwungen wur-
den.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sehen wir auch so!)


Er hat die doppelten Standards verurteilt. Die Verträge,
die dort abgeschlossen werden, dienen nicht einer nach-
haltigen Entwicklung, sondern Partikularinteressen, viel-
leicht einigen korrupten Ministerialbeamten in Afrika
und einigen Fischereiunternehmen, überwiegend aus den
Niederlanden.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Und Spanien!)


Das, was die Entwicklungszusammenarbeit der Euro-
päischen Union und der Bundesregierung gutgemeint
aufgebaut hat, wird durch andere Politikbereiche der Eu-
ropäischen Union – die Handelspolitik, die Agrarpolitik –
wieder zerstört. Wir erwarten, dass bei der Gipfelkonfe-
renz, die jetzt in Lissabon stattfinden wird, diese furcht-
baren Widersprüche klar, mutig und frei angesprochen
und diskutiert werden.

Das Gleiche gilt für das Thema Menschenrechte. Wir
halten nichts von dem britischen Vorschlag, den ganzen
Gipfel platzen zu lassen, wenn der grausame Diktator
Robert Mugabe am Tisch Platz nimmt. Es wäre aber ge-
nauso fatal, Mugabe kommen zu lassen und dann so zu
tun, als sei in Simbabwe nichts geschehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist absolut notwendig – das erwarten wir von der
Bundesregierung –, die Menschenrechtsverletzungen in
Simbabwe klar auf die Tagesordnung zu bringen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


genauso wie die Menschenrechtsverletzungen in Darfur
und im Kongo; der Kollege Fischer ist darauf eingegan-
gen.

Die internationale Gemeinschaft hat durch die Re-
sponsibility to protect einen Paradigmenwechsel einge-
leitet. Nicht die Einmischung in die inneren Angelegen-
heiten, nicht die Souveränität ist das oberste Gut,
sondern dort, wo Menschen wirklich an Leib und Leben
bedroht werden, wo ihnen ihre Existenzgrundlage entzo-
gen wird, hat die internationale Gemeinschaft die
Pflicht, einzugreifen, zu intervenieren, den Bedrängten
und Notleidenden beizustehen. Doch diese Erkenntnis
ist noch nicht überall angekommen. Das Engagement
der internationalen Gemeinschaft muss immer wieder
neu betont und verteidigt werden gegenüber ganz unter-
schiedlichen Interessen aus ganz unterschiedlichen
Lagern, gegenüber Wirtschaftsinteressen von großen
Unternehmen, aber auch gegenüber ehemaligen Frei-
heitskämpfern, die als Befreiungskämpfer gestartet sind
und jetzt als grausame Despoten ihr Dasein fristen.

Wir müssen wirklich aus den Fehlern der Vergangen-
heit lernen. Wir müssen Kurskorrekturen klar benennen,
unabhängig von Ideologien und Positionen, die wir frü-

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(C (D er eingenommen haben; denn nur wenn die Wahrheit uf den Tisch kommt, ist eine Kurskorrektur möglich. Das Wort hat der Kollege Gert Weisskirchen von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ate sehr dazu, diese Debatte auf ihren vernünftigen ern zurückzuführen und nicht beispielsweise das chicksal der Flüchtlinge zu instrumentalisieren. Darum ürde ich herzlich bitten. Die Lissaboner Gipfelkon erenz wird dann Sinn machen, wenn die Fragen, mit enen auch Europa im Südosten und im Süden dieses ontinents konfrontiert wird, vernünftig beantwortet erden. In erster Linie leiden die Menschen, die versuchen, us Mauretanien mit Booten zu den Kanarischen Inseln der von der Nordküste Afrikas nach Malta oder Spaien zu kommen. Ich fände es sehr gut, wenn die Euroäische Union nicht versuchen würde, diese Ströme so u interpretieren, dass es darum ginge, eine Festung uropa aufzubauen. Ich fände es gut, wenn die Europäer erstehen würden, dass das ein Alarmzeichen dafür ist, ass es auf dem afrikanischen Kontinent Probleme gibt, ie Afrikaner und Europäer nur gemeinsam lösen könen. Wenn wir diese Aufgabe als eine gemeinsame interretieren, dann, so glaube ich, wird es möglich sein, die ositiven Prozesse, die es in Afrika auch gibt, zu verstären und zu beschleunigen. Dann können wir mit dafür orgen, dass die Menschen aus dem Kongo, aus Failing tates nicht flüchten müssen, sondern eine Chance seen, in ihren Nationalstaaten zu bleiben, ihr Schicksal in ie Hand zu nehmen und das eigene Leben vernünftig zu estalten. Das ist Aufgabe der Partnerschaft zwischen uropa und Afrika. Ich bin zuversichtlich, dass die Buneskanzlerin und Frau Wieczorek-Zeul das Problem so euten und den Gipfel in Lissabon zum Erfolg führen erden. Herr Kollege Weisskirchen, erlauben Sie eine Zwi chenfrage der Kollegin Kerstin Müller? Bitte schön. Kerstin Müller EN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612713700
Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612713800

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612713900
Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612714000
Herr Kollege Weisskirchen, ich bin Ihrer Meinung,

ass es notwendig ist, die Fluchtursachen zu bekämpfen,
amit die Menschen künftig in ihren Ländern bleiben
önnen. Ich möchte noch einmal auf das von Herrn
oppe angesprochene Thema Simbabwe zu sprechen
ommen und eine ganz konkrete Frage stellen. Die Bun-






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

desregierung hat die Absicht, auch dann an dem Gipfel
teilzunehmen, wenn Mugabe kommt. Ich frage Sie: Wie
wird die Bundesregierung Sorge dafür tragen, dass die
Situation in Simbabwe offensiv Thema des Gipfels wird
und man nicht einfach „business as usual“ betreibt?


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612714100

Frau Müller, ich kann dem, was Sie damit zum Aus-

druck bringen, nur zustimmen. Ich hoffe sehr, dass die
Bundeskanzlerin oder wer auch immer von der Bundes-
regierung an dem Gipfel in Lissabon teilnehmen wird,
sehr klar sagt, dass das, was in Simbabwe vor sich geht
und das Verhalten von Mugabe von uns nicht hingenom-
men werden können.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Europäische Union muss klar und deutlich sagen:
Wenn du, Mugabe, diese Form der Diktatur fortsetzt,
dann kannst du mit uns nicht rechnen. Wir Europäer ver-
urteilen das, was dort vor sich geht. Wir unterstützen
alle, besonders die demokratische Opposition, die in die-
sem Land versuchen, einen Weg in die Zukunft zu fin-
den,

Frau Kollegin Müller, ich bin sicher, dass die Bundes-
kanzlerin dieses Thema aufgreifen wird. Ich würde es
für fatal halten, wenn die Frau Bundeskanzlerin die
Menschenrechte anderswo auf der Erde in den Mittel-
punkt ihrer Anstrengungen stellt – mit Recht –, aber ge-
rade an diesem Punkt sagen würde: Mugabe, du bist
herzlich willkommen. Das darf nicht sein.


(Beifall bei der SPD)


An dieser Stelle möchte ich noch etwas hinzufügen:
Herr Kollege Hoppe, Sie haben mit Recht den Bericht
der World Bank erwähnt. Wenn Sie in den Bericht
schauen, werden Sie feststellen, dass die ökonomische
Entwicklung in Afrika sehr differenziert beurteilt wer-
den muss. Es gibt eine positive Entwicklung. Nicht al-
lein in den Ländern Afrikas, die über große Boden-
schätze verfügen, hat sich das Wirtschaftswachstum im
Laufe einer Dekade um jährlich mehr als 5 Prozent er-
höht, sondern auch in den Ländern, die über gar keine
Bodenschätze verfügen. Ich finde, das ist ermutigend.
Das zeigt, dass kleine Unternehmen und Bauern auch
durch die Mittel, die wir im Rahmen der wirtschaftlichen
Zusammenarbeit zur Verfügung stellen, die Möglichkeit
erhalten, die Entwicklung in ihrer schwierigen Region
positiv zu beeinflussen und sich durchzusetzen.

Ich würde mir sehr wünschen, Frau Kollegin
Kortmann, dass es zuletzt gelingt, das, was am Ende die-
ses Jahres als Gefahr droht, nämlich dass wir unsere
Märkte nicht öffnen gegenüber den Kleinbauern, gegen-
über denjenigen, die Handel treiben, gegenüber denjeni-
gen, die den Marktzugang nach Europa suchen, über das
Landwirtschaftsministerium oder über das Wirtschafts-
ministerium zu verhindern. Wenn es nötig ist, muss eben
die Frist noch einmal verlängert werden, in das Jahr
2008 hinein.

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(C (D Ich würde mir weiter wünschen, dass eine solche Verängerung dann auch eine Entsprechung in den Ländern frikas selbst findet. Dort muss für eine Anpassung ge orgt werden, sodass die Länder eine bessere Chance haen, ihre Produkte auf unseren Märkten zu verkaufen. er entscheidende Schlüssel ist – da gebe ich Ihnen echt –: dass sie ihre Produkte auf unseren Märkten veraufen können. Das ist ein Ansporn dafür, dass sie eiene ökonomische Entwicklungen in ihren Ländern voantreiben. Das wünsche ich mir sehr. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612714200

Herr Kollege Weisskirchen, ich darf Sie noch einmal

nterbrechen. Der Kollege Hoppe würde gern eine Zwi-
chenfrage stellen.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612714300

Kollege Hoppe.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612714400

Ich stimme Ihren Forderungen bezüglich des Markt-

ugangs zu. Es gibt aber ein Phänomen, das im neuen
valuierungsbericht der Weltbankabteilung beschrieben
urde – es ist nicht der gesamte Bericht –: In mehreren

frikanischen Staaten sind einerseits erfreuliche Raten
eim Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, andererseits
ibt es eine Gruppe von verletzlichen und hungernden
enschen; die Zahl der Hungernden ist ebenso angestie-

en.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612714500

Leider!


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612714600

Teilweise werden aufgrund von wirtschaftlichen Akti-

itäten im Goldbergbau sogar Flüsse vergiftet, und Men-
chen, die vorher von der Subsistenzlandwirtschaft oder
on der Fischerei gelebt haben und statistisch bettelarm
aren, sich aber selbst ernähren konnten, haben diese
öglichkeiten nicht mehr.

Das war der Kern meiner Botschaft: Es gibt Bevölke-
ungsgruppen in vielen afrikanischen Ländern, die vom
ortschritt abgekoppelt werden und denen es aufgrund
irtschaftlicher Aktivitäten einiger Firmen sogar

chlechter geht als vorher. Das war das Problem.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612714700

Ich stimme Ihnen zu, gerade auch was den Anteil der

achsenden Probleme betrifft. Ich will das, was Sie sa-
en, lieber Herr Kollege Hoppe, nicht verharmlosen: Es
st virulent, und es ist dramatisch, was sich dort abzeich-
et. Aber es ist auch ein Hinweis darauf, dass innerhalb
frikas die ökonomische Entwicklung mit sozialen
olarisierungsprozessen einhergeht.

Wir reden doch jetzt schon von African Ownership,
on der Verantwortungsübernahme durch die Afrikaner
elbst. Deshalb gibt es eine gute Chance, diesen Proble-






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

men in den Ländern zu begegnen, indem Good Gover-
nance, also gute Regierungsführung, stärker vorange-
bracht wird und sich zivilgesellschaftliche Gruppen zum
Aufbau der Demokratien ausprägen. Dann kann es gelin-
gen, über die Zeit hinweg die dramatischen Probleme,
die Sie hier mit Recht beschrieben haben, positiv aufzu-
nehmen und ins Gute zu wenden. Der afrikanische Kon-
tinent hat es verdient, dass wir ihm bei diesem schwieri-
gen Entwicklungsprozess helfend zur Seite stehen.
Lissabon kann ein gutes Signal dafür werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612714800

Das Wort hat jetzt der Kollege Holger Haibach von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1612714900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist nicht be-
sonders wahrscheinlich, dass allzu viele Menschen in
Afrika diese Debatte verfolgen. Nachdem ich mir den
Beitrag des Kollegen Aydin angehört habe, ist das – um
es vorweg ganz deutlich zu sagen – auch gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Man muss sich entlang seines Beitrags einmal an-
schauen, wie deutsche Entwicklungszusammenarbeit,
deutsche wirtschaftliche Zusammenarbeit funktioniert
und wie sie mit der Außen- und Menschenrechtspolitik
ineinandergreift. Da wird von dieser Koalition und von
der Bundesregierung, wie ich finde, eine zunehmend ko-
härente Politik betrieben.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Sehr kohärent!)


Das muss auch unser Anspruch sein.

Der Kollege Fischer hat zu Recht gesagt: Es gibt
Schatten, aber es gibt auch Licht. – Ich finde es richtig,
bei einer solchen Debatte auch einmal über Licht zu re-
den.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Richtig!)


Sie haben uns vorgeworfen, wir würden zu wenig tun,
wenn es um den Zugang zu Bildung und Wasser geht. Zu
den Punkten Bildung und Wasser können Sie als dritten
Punkt noch angemessenen Wohnraum hinzunehmen. Sie
sind auch stellvertretendes Mitglied im Menschenrechts-
ausschuss. Ich empfehle Ihnen, ab und zu einmal zu des-
sen Sitzungen zu kommen.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Da haben wir den Salat!)


Dann könnten Sie wissen, dass es im Wesentlichen diese
Bundesregierung gewesen ist, die bei den letzten Sitzun-
gen der alten Menschenrechtskommission und bei den
Sitzungen des Menschenrechtsrates daran beteiligt war,
genau diese drei Themen in Form von Resolutionen im-
mer wieder auf die Tagesordnung zu setzen, dass sie mit

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(C (D afür gesorgt hat, dass dies internationale Standards weren. (Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Bildungszusammenarbeit wurde doch auf nur noch acht Staaten reduziert!)


Der zweite Punkt betrifft die Frage: Was tun wir zur
ekämpfung von Krankheiten? Was tun bei den Medika-
entenpreisen? Ich weise nur einmal darauf hin, dass es

uf diesem Gebiet sehr viel freiwillige Zusammenarbeit
freiwillige Zusammenarbeit ist mir an dieser Stelle so-
ar lieber – mit hier in Deutschland bestehenden Firmen
ibt. Ich denke zum Beispiel an die Firma Boehringer
ngelheim, die Aidsmedikamente in Afrika sehr kosten-
ünstig auf den Markt bringt. Ich könnte viele andere
irmen nennen. Auf jeden Fall halte ich den Vorwurf an
ieser Stelle in seiner Pauschalität für nicht richtig.

Dritter Punkt: Sie haben gesagt, Deutschland tut,
enn es um die Frage von Gewalt geht, zu wenig. Es ist

chon vom Kollegen Raabe darauf hingewiesen worden,
ass es durchaus ein gewisser Gegensatz ist, auf der ei-
en Seite zu sagen, wir beteiligen uns an keiner Stelle an
riedenssichernden Maßnahmen, und auf der anderen
eite den Vorwurf zu erheben, die Regierung tut zu we-
ig gegen Gewalt. Das ist Double Standard und in einer
olchen Debatte auf jeden Fall nicht angebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wer bei der Anhörung im Menschenrechtsausschuss
ar – ich glaube, Frau Schuler-Dschryver war auch im
ntwicklungshilfeausschuss – und gehört hat, welch
chreckliche Dinge im Kongo geschehen, der muss be-
roffen sein und auch erkennen, dass wir vor der Not-
endigkeit stehen, dort weiter tätig zu sein. Aber er
uss auch anerkennen, dass es die GTZ ist, die im We-

entlichen dort die Arbeit macht, und dass die Situation
esser wäre, wenn es mehr solche Organisationen und
ehr Länder wie Deutschland gäbe. Auch da hat
eutschland meiner Auffassung nach eine Vorreiterrolle,
nd auch das könnten Sie ruhig anerkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Über Ihre – ist es postkommunistische? – Rhetorik
um Thema „Würgegriff des IWF und der Weltbank“
ill ich mich hier nicht weiter verbreiten.


(Dr. Herbert Schui [DIE LINKE]: Tun Sie es doch!)


Nur noch eine Bemerkung zur Problematik der Ein-
anderung und zu den Menschen, die an den Grenzen
er Europäischen Union nach Europa drängen: Jawohl,
as ist ein ganz großes Problem, eines, dem wir uns ver-
ntwortlich stellen müssen. Aber was ist denn die beste
ösung? Die beste Lösung kann nur sein, dass wir die
edingungen der Menschen vor Ort so verbessern, dass
s für sie nicht die Notwendigkeit gibt, nach Europa zu
ehen, weil die Bedingungen bei uns wesentlich besser
ind. Das muss doch unsere Aufgabe sein. Das ist Ent-
icklungshilfe auf gleicher Augenhöhe.






(A) )



(B) )


Holger Haibach

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Was tun Sie aktuell für diese Leute, Herr Haibach?)


Das Verteilen von Wohltaten hier und da, wenn der gute
weise Buana irgendwann vorbeikommt, kann dagegen
nicht die richtige Art und Weise sein.

Zu dem, was Herr Kollege Hoppe in einer meines Er-
achtens sehr vernünftigen Art und Weise gesagt hat, will
ich noch das eine oder andere anmerken. Sie haben be-
klagt, dass wir uns in dem Antrag, den die Koalition vor-
gelegt hat, zu drei Themen nicht hinreichend geäußert
hätten, nämlich zu WTO, Überfischung und Umwelt. Ich
darf Sie nur auf die Absätze 10 und 16 des Antrages hin-
weisen. Das ist bei uns Thema gewesen. Nun kann man
über die Gewichtung diskutieren, aber es ist jedenfalls
ein Thema.

Frau Müller, wenn Sie die Bundeskanzlerin auffor-
dern, bei dem Afrika-Gipfel, wenn Herr Mugabe auf-
taucht, deutliche Worte zu finden, dann bin ich bei Ih-
nen; das will ich auf jeden Fall sagen. Aber ich denke,
die Bundeskanzlerin hat bei ihrer Reise und bei ihren
Gesprächen mit der Afrikanischen Union mehr als ein-
mal deutlich gemacht, dass es nicht darum geht, Herrn
Mugabe einzuladen, um ihm einen Persilschein auszu-
stellen, sondern darum, ihn einzuladen, um ihn nicht aus
der Verantwortung zu lassen und ihn auf dem Afrika-
Gipfel zu stellen. Das ist an dieser Stelle auch unsere
Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Wahrnehmen von Verantwortung ist keine Sache,
die nur auf einer Seite geschieht. Afrika und die Afrika-
nische Union haben eine Verantwortung, und wir sind
dafür aufgefordert, diese Verantwortung zu stärken und
die Menschen dort in die Lage zu versetzen, ihr Leben
selbst zu bestimmen, ihre Staatlichkeit selber zu führen,
damit der afrikanische Kontinent ein Hort von wirt-
schaftlicher Prosperität, von Menschenrechten, von De-
mokratie und von Rechtsstaatlichkeit wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612715000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU
und SPD mit dem Titel „Für eine intensive wirtschaftli-
che und entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit
dem afrikanischen Kontinent auf Augenhöhe“. Der Aus-
schuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/6800, den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und SPD auf Drucksache 16/5257 anzuneh-
men. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen

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(C (D ie Stimmen der FDP-Fraktion und der Fraktion Die inke bei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen angeommen. Beschlussempfehlung des Ausschusses für wirtchaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem ntrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Neue Stra egien für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit it Afrika erarbeiten und durchsetzen“. Der Ausschuss mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 16/7153, den Antrag der Fraktion der FDP auf rucksache 16/5243 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen ller Fraktionen bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion ngenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 38 auf: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Marieluise Beck Alexander Bonde, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Aktuelle Entwicklungen in Russland und ihre Auswirkung auf die Beziehungen zwischen der EU und Russland – Drucksachen 16/4932, 16/6241 – Es liegen zwei Entschließungsanträge der Fraktion ündnis 90/Die Grünen vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei Bündis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten soll. Gibt es iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so be chlossen. Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat die ollegin Marieluise Beck vom Bündnis 90/Die Grünen as Wort. Marieluise Beck RÜNEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

ntwort der Regierung auf unsere Große Anfrage ist
chwammig, und der Beobachter kann daraus schließen,
as auch die Spatzen von den Dächern pfeifen: Diese
egierung ist eben in sich widersprüchlich und hat keine
irklich gemeinsame Haltung in Bezug auf Russland.
ann kann man natürlich auch keine stringente Politik

ntwickeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Man kann grosso modo feststellen, dass, was die in-
enpolitische Entwicklung in Russland anbelangt, die
ntwort der Bundesregierung sehr wohl kritisch ausfällt
nd dabei, was wichtig ist, die OSZE eindeutig gestärkt
nd gegen die Angriffe verteidigt wird, die insbesondere
us Russland kommen. Aber wirklich klar zu benennen,
as für eine Entwicklung sich derzeit in Russland ab-

pielt, davor drückt sich die Regierung. Wenn wir uns
nschauen, was sich gerade jetzt im Vorfeld der Wahlen
bspielt, welche Tendenzen sich zeigen, dann muss man






(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)

sagen: Die Demokratie bleibt in Russland zunehmend
auf der Strecke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten bei der FDP)


Gänzlich zurückgenommen bei ihrer Beantwortung
ist die Regierung beim ganzen Komplex Energie- und
Umweltpolitik. Dabei stehen wir vor ganz wichtigen
Entscheidungen. Wie soll eine Energiepartnerschaft mit
Russland aussehen? Weitgehend keine Vorstellungen.
Wie soll der Investitionszugang geregelt werden? Auch
da hält sich die Bundesregierung bedeckt. Vor allen Din-
gen: Wie kann eine gemeinsame europäische Energie-
politik umgesetzt werden?

Die Bundesregierung bezeichnet Russland weiterhin
als „strategischen Partner“ und verdeckt damit, dass sie
Russland zu einem Partner erklärt, ein Land, das offen-
sichtlich viele unserer Werte verletzt und nicht teilt. Wir
sind nach wie vor der Meinung, dass die Regierung rich-
tiger beraten wäre, zu sagen: Die strategische Partner-
schaft ist ein Ziel, aber derzeit ist sie keine Realität.

Wir stehen in Russland kurz vor Wahlen. Die Nach-
richten, die zu uns dringen, und die Entwicklungen sind
ausgesprochen besorgniserregend. Unter Putin hat die
Justiz zunehmend an Unabhängigkeit verloren. Am al-
lerdeutlichsten wird das bei der Behandlung des Falles
Chodorkowski. Die Zivilgesellschaft ist durch das NGO-
Gesetz stark eingeschränkt worden, und zwar vor allen
Dingen durch die Vorfeldwirkung dieses Gesetzes. Es
gibt kaum mehr eine unabhängige Berichterstattung in
den Medien, vor allen Dingen nicht in den Telemedien.
Die Einschüchterung von Journalisten – sie gipfelte im
Mord an vielen Journalisten – haben wir alle verfolgt.

Oppositionelle Parteien werden a) kaum zugelassen
und b) dort, wo sie noch zugelassen sind, massiv behin-
dert. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung ist, dass von
Mitgliedern der Partei Union der rechten Kräfte vor kur-
zem 14 Millionen Broschüren unter dem Vorwand einge-
sammelt worden sind, dieses Material müsse staatsan-
waltschaftlich dahin gehend überprüft werden, ob es
Verunglimpfungen der Politik oder des Kremls enthalte.

Hinzu kommt die massive Einschränkung der OSZE.
Wir haben darüber gestern Abend gesprochen. Soeben
lief über den Ticker, dass sich die OSZE unter den von
der russischen Regierung gesetzten Bedingungen – sie
gestatten keine wirkliche Wahlbeobachtung mehr – ent-
schieden hat, auf die Entsendung von Wahlbeobachtern
zu verzichten. Ich halte das für eine richtige Entschei-
dung; denn sonst würde die OSZE zum Feigenblatt.

Die russische Außenpolitik ist ein Spiegel der innen-
politischen Entwicklung. Der Kreml ist offensichtlich
bereit, für die Durchsetzung der Interessen nach innen
manche außenpolitische Krise anzuheizen. Das gilt ein-
mal für das Kosovo – Russland ist aus der gemeinsamen
Linie der Kontaktgruppe ausgeschieden –, und das gilt
auch für das iranische Atomprogramm. Putins Einladung
an den Präsidenten Ahmadinedschad hat diesen wieder
ein Stück weit hoffähig gemacht. Das ist eine sehr pre-
käre Strategie.

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(C (D Das jüngste Beispiel ist das skandalöse Vorgehen geen die Lufthansa in Bezug auf die Überflugrechte. Da st massiv Vertrauen zerstört worden, was jeder Investor, er nach Russland geht, natürlich sehr genau mitbeommt, sodass er sich fragen muss: Wie verlässlich ist er Handelspartner Russland, wenn so agiert wird, wie s bezüglich der Lufthansa geschehen ist? Hinzu kommt, ass sich die Bundesregierung – nach einem Anruf aus heinland-Pfalz, wie wir lernen konnten – weggeduckt at. Es zeigt sich, wie widersprüchlich die russische Poitik ist. Unter dem Strich ist festzustellen, dass nur ein geeinsames Auftreten der EU gegenüber Russland – wir rauchen es, auch zur Lösung außenpolitischer Fragen nd Krisen – Erfolg haben kann. Dort liegt der Schlüsel. Deswegen muss jedem „divide et impera“, das von ussischer Seite versucht wird, mit einer ganz großen eschlossenheit begegnet werden. Wie das gehen soll, enn nicht einmal zwischen dem Auswärtigen Amt und em Kanzleramt Geschlossenheit besteht, ist allerdings ie Frage. Deshalb bleibt unsere Forderung: Wir brauhen in diesem wichtigen Bereich der Außenpolitik eine este Haltung, die in eine wirklich kohärente Strategie er EU eingebettet ist. Sonst wird uns dieser Partner imer weiter entgleiten und sich immer weiter in Richtung ines autoritären Regimes entfernen. Schönen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612715100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Manfred Grund

on der CDU/CSU-Fraktion.


Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1612715200

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Wer in den letzten Tagen und Wochen Gesprächs-
artner aus Russland zu Besuch gehabt hat oder an
iskussionen mit russischen Gesprächspartnern teilge-
ommen hat – ob es Regierungsmitglieder, Abgeordnete
er Staatsduma oder Politologen gewesen sind –, wird
estgestellt haben: Die Russen sind als Gesprächspartner
m Moment „auf Krawall gebürstet“. Sie werfen uns vor:
hr wollt uns nicht verstehen; ihr redet uns schlecht; ihr
ollt uns unseren guten Präsidenten kaputtmachen; ihr
ollt nicht, dass Russland zu seiner alten Stärke zurück-

indet.

Das Problem ist nicht, dass Russland zu einer be-
timmten Stärke findet, dass es ein in jeder Hinsicht auf
leicher Augenhöhe handelnder Partner wird. Was uns
irklich irritiert, liebe Marieluise Beck, sind die Wider-

prüche in der aktuellen russischen Entwicklung, in der
ussischen Innen- und Außenpolitik. Widersprüche gibt
s weniger aufseiten der Bundesregierung als vielmehr
uf russischer Seite. Nicht jedem Haken, der dort ge-
chlagen wird, kann die deutsche Außenpolitik in dem
aße folgen, dass sie tatsächlich immer sofort eine Ant-
ort geben kann.






(A) )



(B) )


Manfred Grund
Widersprüchlich ist, dass uns gesagt wird: Präsident
Putin ist Hüter der Verfassung. Er wird die Verfassung
nicht manipulieren, nicht brechen, er wird sich nicht
noch einmal zur Präsidentschaftswahl stellen, aber er
wird an der Spitze der Partei „Einiges Russland“, deren
Mitglied er nicht ist, kandidieren. Kremlastrologen sa-
gen uns: Er wird dann versuchen, eine Stellung einzu-
nehmen, die ihn, obwohl es nicht in der Verfassung steht,
über das Amt des Präsidenten erhebt. Danach wird er
eine bestimmende Rolle in der Innenpolitik und der Au-
ßenpolitik Russlands einnehmen.

Dazu kommt, dass wir es mit einer inszenierten russi-
schen Gesellschaft zu tun haben. Inszeniert ist sowohl
die Regierungspartei – sie ist eine Retortenpartei, eine
künstliche Partei, eine Kremlpartei – als auch die zweite
Partei, die vom Kreml ins Leben gerufen wurde, um
quasi ein Gegengewicht oder ein Feigenblatt zu bilden.
Es ist eine inszenierte Gesellschaft. Die einen tun so, als
würden sie demokratische Politik betreiben, die anderen
tun so, als wären sie demokratisch legitimierte Gesell-
schaft. Das ist eine Tradition, die bis zu Katharina II. zu-
rückreicht; insgesamt ist das also nicht allzu neu.

Es gibt eine Jugendorganisation, die sich „Die Unsri-
gen“ – im Russischen: Naschi – nennt. Diese Jugendor-
ganisation mit durchaus militanten Anklängen ist sich
nicht zu schade, die eine oder andere Veranstaltung von
Regimekritikern zu stören.

Das sind die Widersprüche in der Innenpolitik.

Es gibt auch Widersprüche in vielen Bereichen der
Außenpolitik. Präsident Putin war vor wenigen Wochen
in Teheran und hat dort am Rande einer Konferenz der
Anrainer dieser Region umfangreiche Vereinbarungen
mit dem iranischen Präsidenten getroffen, unter anderem
dahin gehend, dass das Atomkraftwerk Busher mit russi-
scher Hilfe und Unterstützung weitergebaut bzw. fertig-
gestellt wird. Es gibt Verträge über die Lieferung von bis
zu 50 Kampfflugzeugen MiG-29 an den Iran und einen
Vertrag über ein gemeinsames Projekt raumfahrttaugli-
cher Raketen. Es ist eine Horrorvorstellung, dass der
Iran von Ahmadinedschad mit der Perspektive auf
Atomwaffen dann über raumfahrttaugliche Interkonti-
nentalraketen verfügt und es damit genau zu der Bedro-
hung kommt, für die der amerikanische Schutzschirm
gedacht ist, über den hier so viel diskutiert wird. Das ist
der erste Widerspruch.

Zweiter Widerspruch in der Außenpolitik: Russland
versucht, die Region Iran-Mittel-/Zentralasien einzubin-
den, und zwar ausschließlich im russischen Interesse. Es
geht hier um Öl, Gas und letztendlich um die Verfü-
gungsgewalt über diese Ressourcen. Es geht Russland
darum, dass es turkmenisches Gas nach wie vor durch
seine Pipelines in Richtung Osteuropa, in Richtung
Ukraine, Belarus, Moldau leiten und es zu einem Vielfa-
chen des Aufkaufpreises verkaufen kann, weil Turkme-
nistan nicht über eigene Pipelines verfügt. Es geht da-
rum, kasachisches Öl und Erdgas genauso, also
ausschließlich über russische Pipelines, in Richtung Eu-
ropa zu transportieren. Deshalb gab es auch viele Versu-
che Russlands, den Bau einer Pipeline, die den Namen
Nabucco tragen soll, zu verhindern, die Gas an der russi-

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(C (D chen Einflusssphäre vorbei in Richtung Europa transortieren und damit einen Teil der Unabhängigkeit, die ir brauchen, um nicht gänzlich von Russland energieolitisch an die Kette gelegt zu werden, schaffen soll. Interessanterweise ist es Aserbaidschan und Georgien or drei Jahren gelungen, sich mit einer Ölpipeline, die on Baku über Tiflis nach Ceyhan in der Türkei reicht, us der Ölabhängigkeit von Russland herauszuarbeiten. un gibt es viele Versuche Russlands, eigenständige ipelines zu verhindern, sowohl in dieser Region als uch bis hin zu Europa, um die Vormachtstellung, die es at, zu zementieren. Die Vormachtstellung zementiert atürlich auch eine Pipeline, die wir als Ostseepipeline ennen, die Nord-Stream-Pipeline, die die direkte Verindung der deutschen Energieverbraucher an Russland ewährleistet, aber – hier nehme ich auf, was Marieluise eck gesagt hat – Europa spaltet. In dem Moment, in em jeder Abnehmer an einer eigenen Pipeline hängt, ällt es wesentlich einfacher, den Hahn zuzudrehen, enn sich ein Land wie die Ukraine oder möglichereise auch Polen erdreistet, etwas anderes zu denken der zu tun, als in Moskau erwartet wird. Es gibt also roße Probleme in dem Bereich der Energiesicherheit. Andere Punkte wurden schon angesprochen. Georien gehört dazu. Es gibt keinen Konflikt, den Georgien n den letzten 16, 17 Jahren in Ossetien und in Abhasien erlebt hat, wo nicht in irgendeiner Weise Russand die Finger im Spiel hatte. Dasselbe gilt für die kraine und für die Republik Moldau, die zu einem Plan us Moskau – das war das sogenannte Kozak-Memoranum – gesagt hat: Wir sind damit nicht einverstanden; enn wir können nicht ein Fünftel unseres Territoriums einen Streifen, der sich Transnistrien nennt – auf Dauer nter russischer Hoheit lassen. Es ist ein Teil unseres erritoriums. Als Antwort konnten moldauische Waren nicht mehr ach Russland exportiert werden. Dadurch sind ein Dritel der moldauischen Staatseinnahmen verloren geganen. Wir können diese Ausfälle nicht ausgleichen. Es ist in großes Problem, dass die Transformationsländer, die ich in Richtung Demokratie und in Richtung Europa beegen wollen, abgestraft werden können, wir aber kaum inen Ausgleich für die Sanktionen aus Moskau gewähen können. Dies alles gehört in den Kontext dieser Deatte hinein. Ich habe nicht – vorhin ist es aber angeklungen – über ie Verletzung der Menschenrechte gesprochen. Die Inaftierung von Chodorkowski gehört dazu. Andere neueiche Milliardäre, die wesentlich regimefreundlicher ind, werden an der langen Leine geführt und kaufen in roßbritannien Fußballvereine auf. Kritische Leute hinegen werden inhaftiert. Wir wissen von Auftragsmoren. Der Mord an der Journalistin Politkowskaja ist uns llen noch in Erinnerung. All das gehört zu diesem wiersprüchlichen Bild, das Russland zurzeit abgibt. Wir sind gut beraten, erstens alles zu tun, damit wir zu inem kollektiven Sicherheitssystem mit Russland zuückfinden. Es wird in Europa keine Sicherheit ohne ussland geben. Das heißt, vertrauensbildende Maßnahen im politischen Bereich sind von uns vielleicht sogar ls Vorleistungen zu erbringen. Manfred Grund Zweitens. Es gibt keine abgestimmte europäische Energiepolitik. Daran mangelt es; Frau Kollegin Beck hat richtigerweise schon darauf hingewiesen. Deswegen sind wir gegeneinander auszuspielen. Wir brauchen dringend eine abgestimmte europäische Energiepolitik. Die Bundesregierung geht auf diesem Weg voran. Wir müssen Russland dazu bringen, zu den Normen zurückzukehren, die im freien Welthandel gelten. Das gilt für die Energiecharta, die Russland noch zu unterzeichnen hat. Erst dann besteht für getätigte Investitionen – Gasprom braucht in den nächsten Jahren 70 Milliarden Dollar an Investitionen, um neue Ölund Gasfelder zu erschließen – Rechtssicherheit. Ein negatives Beispiel ist das Unternehmen Shell, das auf Sachalin investiert hat und quasi enteignet worden ist. Es muss Rechtssicherheit geben. Wir müssen eine gemeinsame und stringente Energiepolitik machen. Dann können wir versuchen, auf gleicher Augenhöhe mit Russland ins Gespräch zu kommen. Das ist Teil der deutschen Regierungspolitik. Wir unterstützen das Handeln der Bundesregierung auf diesem Gebiet. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Marina Schuster von der FDP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Beim Tagesordnungspunkt „Aktuelle Entwicklung in Russland“ muss ich eines vorwegschicken: Nicht alles ist verhandelbar. Menschenrechte, Demokratie, aber auch der Punkt Vertragstreue stehen für uns nicht zur Disposition. Wenn wir uns die Äußerungen und das Verhalten von Putin anschauen, dann können wir den Eindruck gewinnen, er würde fast alles für verhandelbar halten. Denn seit Monaten wirft er uns immer neue Brocken hin. Meine Vorredner haben die Punkte bereits angesprochen: KSE, OSZE, Kosovo und – das hat Frau Beck schon erwähnt – die Luftfrachtverträge. Ich sehe mit großer Sorge, dass sich Russland seit einigen Jahren in nahezu allen staatlichen und gesellschaftlichen Bereichen, was die Modernisierung angeht, rückwärts entwickelt. In dem Entschließungsantrag, den die Grünen heute vorgelegt haben, sind Beispiele dafür genannt worden; sie kamen in dieser Debatte auch schon zur Sprache. Ich möchte nur ein paar Punkte herausgreifen: Es gibt erhebliche Behinderungen der Zivilgesellschaft, beispielsweise durch das NGO-Gesetz. Auch die Vertreter unserer Stiftungen in Moskau, aber auch anderswo in Russland, haben damit sehr stark zu kämpfen. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch die Botschaften!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612715300

(Beifall bei der FDP)

Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1612715400


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(C (D Ja, sehr richtig, auch die Botschaften. – Bei der Verammlungsund Meinungsfreiheit gibt es massive Einchränkungen. Ferner erfolgt – Frau Beck hat das schon ngesprochen – eine direkte oder indirekte Kontrolle eies großen Teils vor allem der elektronischen Medien, ber auch der Printmedien. Diese Liste könnte man um aktuelle Geschehnisse ereitern. Wir müssen uns nur die Tickermeldungen zum hema OSZE und Russland ansehen. Erst gestern Abend aben wir darüber debattiert. Frau Beck, Sie haben angeprochen, dass ursprünglich 70 Wahlbeobachter für 5 000 Wahllokale zugelassen werden sollten. Jetzt stelen wir fest, dass es diesen Wahlbeobachtern gar nicht öglich sein wird, ins Land zu gelangen, weil die russi che Regierung die Visa verweigert. Das ist eine sehr raurige und einmalige Entwicklung im Rahmen der SZE. Das muss man hier noch einmal ganz deutlich ritisieren. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie russische Regierung scheint zu vergessen, dass bere-
henbare und verlässliche Partner gefragt sind, dass Ver-
rauen eine elementare Größe in der internationalen Poli-
ik ist und dass man dieses Vertrauen auch verspielen
ann.

Meine Fraktion – das gilt sicherlich für die Mehrheit
n diesem Haus – steht an der Seite derer, die ein offenes,
erlässliches und freies Russland anstreben, ein Russ-
and, das seiner Verantwortung in der Welt gerecht wer-
en kann. Deswegen sagen wir auch ganz offen, dass wir
ns nicht unter Druck setzen lassen werden, nicht bei
en anstehenden Verhandlungen, aber auch nicht bei den
rundlagen des Entspannungsprozesses und den Grund-

agen von Freiheit und Demokratie.

Wir haben heute zu Recht Kritik an Russland geübt.
ch möchte aber auch ein klares Fragezeichen hinter die
olitik setzen, die nichts anderes kennt als einen Rück-
all in die Mechanismen des Kalten Krieges. Ich habe
eider den Eindruck, dass zum Beispiel die USA immer
och keinen Ansatz dafür gefunden haben, wie sie jetzt
it Russland umgehen möchten. Wir dürfen nicht in die
eiten der Blockkonfrontation zurückfallen. Dazu
öchte ich zwei Beispiele nennen:

Wir haben 1999 zusammen mit den anderen NATO-
taaten den adaptierten KSE-Vertrag unterzeichnet. Ra-

ifiziert haben wir ihn im Gegensatz zu Russland nicht.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: So ist es!)


ir können zu Recht über seine inhaltlichen Details
treiten. Aber das politische Signal, das davon ausgegan-
en ist, ist auch klar. Das war politisch eindeutig ein
ehler. Weil wir damit eine politische Front aufmachen,
ollten wir diesen Fehler korrigieren.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612715500

Frau Kollegin Schuster, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Grund?






(A) )



(B) )


Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1612715600

Nein.

Zum Schluss möchte ich noch das leidige Thema der
Raketenstationierung erwähnen. Ich verstehe bis heute
nicht, wie es sein kann, dass man über Europas Sicher-
heit redet, aber nicht mit Europa darüber redet. Es ist an
der Zeit, dass wir uns nicht als Spielball sehen, sondern
klare Positionen beziehen. Das liegt vor allem auch im
europäischen Interesse. Es gilt, endlich eine europäische
Position zu definieren und diese dann auch gegenüber
der NATO und gegenüber Russland zu vertreten.

Ich freue mich, dass wir diese Debatte heute führen.
Die Entschließungsanträge der Grünen sind insoweit
sehr wichtig. Ich freue mich auf die Beratungen im Aus-
schuss.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU] und des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612715700

Das Wort hat der Kollege Gert Weisskirchen von der

SPD-Fraktion.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612715800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Was ist denn eigentlich unser langfristiges Ziel? Unser
langfristiges Ziel – das hat die Frau Bundeskanzlerin
beim Sankt Petersburger Dialog in Wiesbaden noch ein-
mal unterstrichen – ist eine strategische Partnerschaft
zwischen Deutschland und Russland.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ein Ziel? Das ist aber neu! – Marina Schuster [FDP]: Das ist neu!)


– Ja, das ist das Ziel.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber der Russlandbeauftragte schreibt immer in sein Papier, dass wir eine strategische Partnerschaft haben!)


Dieses Ziel, liebe Kollegin Beck, hat zum Inhalt, dass
wir natürlich offen über die Probleme debattieren. Im
Rahmen des Sankt Petersburger Dialogs haben wir das
vor wenigen Wochen getan. In unseren Diskussionen
ging es zum Beispiel darum, dass wir die innere Ent-
wicklung Russlands für nicht glücklich halten. Der Mord
an Anna Politkowskaja und andere Ereignisse sind schon
erwähnt worden, zum Beispiel die gesetzliche Ein-
engung der politischen Parteien und die gesetzliche Ein-
engung bzw., wenn man so will, die Bürokratisierung
der Zivilgesellschaft.

Immerhin hat die mutige Frau Pamfilowa deutlich ge-
macht – wir waren mit dabei, Frau Beck –: Wir werden
uns dieser Aufgabe stellen und, wenn nötig, eine Geset-
zesinitiative auf den Weg bringen, damit die Bürokrati-
sierung abgebaut wird. Denn die Zivilgesellschaft – das

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(C (D st ihr eigenes Zitat – braucht Luft zum Atmen und die reiheit, sich zu entwickeln. (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist von Frau Pamfilowa! Die Frage ist, ob der Kreml das auch so sieht! Sie spricht ja nicht für die Regierung!)


Frau Beck, entschuldigen Sie: Auch Sie waren dabei,
ls Wladimir Putin in jener Podiumsdiskussion in Wies-
aden gesagt hat: Lasst uns darüber reden. Wo nötig,
uss die Gesetzeslage zugunsten der Nichtregierungs-

rganisationen geändert werden. – Was ich damit sagen
ill, ist nichts anderes als dies: Man könnte die Liste der
efizite erweitern und das Bild zeichnen, dass die De-
okratie in Russland in höchstem Maße gefährdet ist;

as könnte man ohne Probleme so darstellen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Gefährdet“? Sie ist nicht vorhanden!)


Wir müssen uns mit der Frage beschäftigen: Können
ir das Bild, das wir entwerfen, mit dem Ziel der strate-
ischen Partnerschaft in Übereinstimmung bringen? Es
ommt darauf an, dass wir unseren Partnern in Russland
agen: Haltet euch an die Verpflichtungen bzw. an die
ommitments, die ihr eingegangenen seid, zum Beispiel
n die Übereinkunft des Europarates. Darin heißt es zum
eispiel: Jetzt wäre es notwendig, das 14. Zusatzproto-
oll zur Europäischen Menschenrechtskonvention um-
usetzen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612715900

Herr Kollege Weisskirchen, der Kollege Beck würde

erne eine Zwischenfrage stellen.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612716000

Bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612716100

Darf ich aus diesem Anlass darum bitten, wegen der

ortgeschrittenen Zeit von nun an auf Zwischenfragen
nd Kurzinterventionen zu verzichten?


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Richtig so!)


itte schön, Herr Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612716200

Herr Kollege Weisskirchen, Sie haben gerade gesagt,

ie russische Demokratie sei gefährdet; das hat mich
öllig durcheinander gebracht. Ich glaube, dort gibt es
ichts Demokratisches mehr, was gefährdet werden
önnte. Denn von demokratischen Verhältnissen ist in
ussland nichts übriggeblieben.

Ich möchte Sie fragen, ob Sie folgende Meinung tei-
en:

Die Duma ist im Wesentlichen eine vom Kreml orga-
isierte Schau von Demokratie. Das verschärfte Wahlge-
etz sieht vor, dass nur die Parteien zur bevorstehenden
ahl zugelassen werden, die mindestens 50 000 Mit-






(A) )


)

Volker Beck (Köln)

glieder haben, und es verlangt, dass jede Partei in jedem
der Föderationssubjekte bestimmte Mindestmitglieds-
zahlen nachweisen kann; diese Regelung hat zum Verbot
der Republikanischen Partei von Wladimir Ryschkow
geführt.

Darüber hinaus mischt sich der Kreml in die Listen-
aufstellungen der Parteien „Union Rechter Kräfte“ und
„Jabloko“ ein und verhindert dadurch, dass ein unabhän-
giger Duma-Abgeordneter einen Listenplatz erhält. Da-
durch, dass die Hürde auf 7 Prozent erhöht wurde, ist es
faktisch ausgeschlossen, dass der nächsten Duma eine
demokratische, nicht vom Kreml gesteuerte Partei ange-
hört. Von einer Demokratie nach unserem Verständnis
kann nicht die Rede sein.

Die gelenkte bzw. souveräne Demokratie in Russland,
wie Putin sie selbst bezeichnet hat, verfügt weder über
eine freie Zivilgesellschaft – das sieht man am NGO-Ge-
setz –, noch finden dort freie und faire demokratische
Wahlen statt. Vor diesem Hintergrund ergibt es auch ei-
nen Sinn, dass man versucht, die OSZE-Wahlbeobachter
fernzuhalten. Denn man möchte sich nicht durch interna-
tionale Beobachtung einschränken lassen. All das bedeu-
tet, dass der Zugang zu den Wahlen nicht frei ist und
dass der Ablauf der Wahlen nicht fair und demokratisch
sein wird.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1612716300

Lieber Kollege Beck, von all dem, was Sie gerade ge-

sagt bzw. gefragt haben, greife ich ein einziges Detail
auf. Die Stichworte sind: Jabloko, SPS und Ryschkow.
Ich würde die These formulieren: Wenn es den demokra-
tisch orientierten Parteien wie Jabloko und SPS – das
gilt auch für einen Teil der Republikanischen Partei – ge-
lungen wäre, sich zu einer überzeugenden demokrati-
schen Plattform zusammenzutun, dann wären ebenjene
Demokraten, mit denen wir eng kooperieren und mit de-
nen wir partnerschaftliche Beziehungen pflegen, in der
nächsten Duma; das sagen Ihnen die Kollegen selbst,
wenn Sie sie fragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nur, Sie wissen genauso wie ich, lieber Kollege Beck
– lassen Sie mich das offen sagen –, dass Russland nur
einen winzigen Moment in der Geschichte – das war in
den wenigen Wochen der Zeit des Übergangs vom Za-
renreich zur Revolution – überhaupt die Chance hatte,
eine Demokratie aufzubauen. Das ist doch das Dilemma
der russischen Demokratie. Ich meine, wir sollten bei al-
ler Kritik – was Sie sagen, ist ja berechtigt – die histori-
schen Zusammenhänge erkennen.

Deshalb ist mein Schluss: Wir sollten mit den Part-
nern, die wir haben, geduldig zusammenarbeiten, damit
die Chance auf eine innere Entwicklung Russlands ge-
nutzt wird, damit Russland hoffentlich bald, so schnell
wie möglich, ein demokratisches Land wird, und zwar
so, wie wir Westeuropäer Demokratie verstehen. Das
würde ich mir sehr wünschen. Bitte deshalb nicht allein
und ausschließlich schwarze Gemälde entwerfen – auch
wenn die in vielen Punkten sicherlich ihre Berechtigung
haben –, sondern der russischen Demokratie helfen, das

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(C (D u werden, was sie werden will, nämlich eine europäiche Demokratie, vergleichbar mit unseren! (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können das doch nicht ernsthaft als Demokratie beschreiben!)


Ich will das ganz ernsthaft so beschreiben. Wenn Sie
ich nämlich die Umfragen vom Lewada-Institut an-
chauen, wenn Sie die Böll-Stiftung fragen, wenn Sie die
ollegen von Memorial fragen, dann werden Sie erken-
en, dass die innere Entwicklung Russlands, wie Herr
ollege Grund richtig gesagt hat, höchst widerspruchs-
oll, höchst ambivalent ist. Aber wenn sie widerspruchs-
oll ist, dann wäre es doch klug, sich zu überlegen, wo
an an den positiven Elementen dieser Entwicklung an-

nüpfen kann, sie verstärken kann, damit Russland in
er Tat eine Chance hat – ich wiederhole es –, das zu
erden, was es in sich selber auch werden will: ein euro-
äischer Staat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


as ist das, was die Europäer in Russland wollen. Wir
üssen ihnen dabei helfen, dass sie es auch werden; das

st unsere gemeinsame Aufgabe.

Lieber Kollege Beck, ich will Ihnen auch sagen: Ich
erstehe ja, dass Sie bei dieser Auseinandersetzung in
ussland besondere Erfahrungen gemacht haben. Doch
enn Sie diese Form der Kritik fortsetzen, landen Sie re-

ativ schnell bei dem Problem, das Dimitri Simes in
oreign Affairs in seinem jüngsten Artikel „Losing
ussia“ beschrieben hat: Russland wird verloren gehen.
r sagt deutlich, warum jetzt die Gefahr besteht, dass
ussland die innere Kohärenz und die inneren Stabili-

ätsfunktionen verliert, die die Demokratie ausmachen:
eil die USA es in dem Triumphgefühl nach dem Ende
es Kalten Krieges versäumt haben, die inneren demo-
ratischen Strukturen zu unterstützen und den Demokra-
en zu helfen. Stattdessen ist man Russland mit dem
estus gegenübergetreten: Ihr müsst schön das lernen,
as wir für Demokratie halten. – Jeffrey Sachs zum Bei-

piel hat nichts anderes gemacht, als zu versuchen, den
eoliberalismus in Russland durchzusetzen.

Das alles sind Faktoren, die herangezogen werden
üssen, um deutlich zu machen: Lasst uns dem, was in
ussland geschieht, mit einer Haltung der Geduld be-
egnen! Damit meine ich mitnichten eine Haltung des
assiven Entgegennehmens, der Permissivität. Lasst uns
ber alles daran setzen, mitzuhelfen, dass dieses Land,
as größte Land der Erde, kein Petrostaat wird – vor die-
er Gefahr steht Russland gegenwärtig –, der vollständig
on den großen Rohstoffreserven – von Öl und von Gas –
bhängig wird, sondern dass dieses Land auf dem Pfad
er Modernisierung, den es ja bereits beschritten hat, be-
chleunigt vorankommt.

Dann wird relativ rasch die russische Elite vor der
entralen und entscheidenden Aufgabe stehen, auch die
konomie zu modernisieren. Wenn Russland Mitglied
er WTO ist, dann wird es dem Wettbewerb ausgesetzt
ein. Russland kann mit seinen Industrien und Dienst-

(B)







(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

leistern dem rauen Sturm des Weltmarktes nicht stand-
halten, ohne dass es sich ökonomisch modernisiert, die
Produktivitätsraten vorantreibt und die entsprechende
Infrastruktur bereitstellt: Bildung, Verkehr, Gesundheit,
Rentensysteme. Das alles sind große Reformaufgaben,
die der politischen Elite Russlands bevorstehen.

Man kann solche großen Reformschritte aber nicht
gehen, wenn man Barrieren aufrichtet und das politische
System kanalisiert und einengt, sondern man kann sol-
che großen Reformaufgaben nur bewältigen, wenn die
Demokratie die Chance hat, sich zu entfalten, wenn die
Zivilgesellschaft die Freiheit hat, selbst zu handeln, und
wenn den Menschen in Russland die Chance gegeben
wird, sich an dem Wohlstand und Reichtum zu beteili-
gen. Das ist die zentrale Aufgabe, vor der die politische
Elite in Russland steht.

Den Russen muss deutlich gemacht werden, dass es
nicht gut wäre, wenn sie aus ihrem Land fliehen und sich
am Mittelmeer oder anderswo, zum Beispiel am Schwar-
zen Meer, in Zypern,


(Manfred Grund [CDU/CSU]: In Karlsbad!)


in Karlsbad oder auch bei uns in Deutschland, in Baden-
Baden, wunderbare Häuser kaufen würden. Das alles
sind magische Orte für die russische Intelligenz. Wenn
die russische Elite erkennt, dass sie eine große Reform-
aufgabe vor sich hat und dass sie sie nur bewältigen
kann, wenn sie mit Verantwortungsbewusstsein an ihre
Aufgabe, die Gestaltung der Zukunft ihres Landes, he-
rangeht, dann wird Demokratie sozusagen die zwangs-
läufige Folge dieser Entwicklung sein, lieber Kollege
Beck.

Das jetzige politische System der gelenkten Demo-
kratie, die Putin erfunden hat und in der die Menschen
eingegrenzt bzw. eingeschränkt werden, ist nämlich ein
Hemmnis für eine solche positive Entwicklung. Das
können und dürfen wir nicht wollen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612716400

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Gehrcke von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612716500

Schönen Dank, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Es ist ein Verdienst der Fraktion der Grü-
nen, dass sie die Große Anfrage gestellt und damit auch
eine Debatte hier im Plenum des Bundestages herbeige-
führt hat. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass eine
solche Debatte bei vollerem Haus und zu einer günstige-
ren Zeit stattgefunden hätte, weil die Beziehungen zu
Russland wirklich eines der Grundthemen der deutschen
und der europäischen Außenpolitik sind. Das ist über-
haupt keine Frage.

Ich finde, das Ergebnis, das sich in Ihrem Entschlie-
ßungsantrag niederschlägt, wird diesem Anspruch über-
haupt nicht gerecht. Ich gebe zu – das ist auch mein Ein-
druck –, dass das, was von der Regierung hinsichtlich

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(C (D er strategischen Partnerschaft immer verbreitet wird, so twas wie eine Blackbox ist. Es wird nie inhaltlich bechrieben. Das, was die Grünen in ihrem Entschlieungsantrag anbieten, ist aber überhaupt keine Strategie. nsofern nimmt das eine dem anderen nichts. Aus meiner Sicht muss man auf einer vernünftigen rundlage noch einmal darüber nachdenken, wie eine ußenpolitische Philosophie gegenüber Russland gestalet werden kann. Ein Ergebnis des neuen Denkens, das ja uch ein wenig mit einem russischen Politiker zusamenhängt, ist, dass man die Interessen des Partners, des ontrahenten oder des Gegners immer in die eigenen berlegungen mit einbezieht, sie also nicht nur konträr etrachtet. Eine der großen Erfahrungen in der Außenolitik – und nicht nur dort – ist, dass man Demütigunen immer vermeiden muss, egal, ob man sie bewusst erbeiführt oder ob sie herbeigeführt worden sind. Das äre eine außenpolitische Philosophie, über die es sich achzudenken lohnte. Ich sage Ihnen ganz nüchtern: Ohne eine wirkliche trategische Partnerschaft mit Russland gibt es keine uropapolitik. Eine Europapolitik ohne Russland ist icht denkbar. Ohne eine wirkliche strategische Partnerchaft mit Russland werden Sie kein außenpolitisches roblem lösen können. Darauf mussten Sie erst auferksam gemacht werden. Ohne eine wirkliche strategi che Partnerschaft mit Russland wird es keine stabile ntwicklung geben, auch keine ökonomische. Der Ansatzpunkt meiner Überlegungen ist, ob nicht uf der Basis der OSZE eine Zweitauflage der großen onferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in uropa, auf der man sich durchaus mit den drei Körben er KSZE befassen könnte, notwendig ist. Ich will Ihnen in paar Dinge vorhalten. Entschuldigung, Frau Beck, enn ich das so zuspitze, aber der rote Faden, der sich urch Ihre Vorlagen zieht, ist der erhobene Zeigefinger. as finde ich am schlimmsten. Wenn ich über die deut che Politik gegenüber Russland, Israel und Polen nachenke, dann werde ich nie die deutsche Vergangenheit usblenden. in erhobener Zeigefinger bringt überhaupt nichts. Aber enau das tun Sie. Lesen Sie doch einmal Ihren Text! Ich bitte Sie, unter Berücksichtigung des Selbstvertändnisses der russischen Politik darüber nachzudenen, ob das Gefühl der Einkreisung durch die Ausdehung der NATO an die Grenzen Russlands im Westen nd nun zunehmend auch im Süden – das liegt auf der and; die Avancen der USA an Georgien, Aserbaid chan und Armenien, Mitglied der NATO zu werden, ind doch bekannt – tatsächlich aus der Luft gegriffen st. Ich bitte Sie, darüber nachzudenken, ob das System er Raketenabwehr in Polen und Tschechien Europa icht erneut spaltet. ch bitte Sie, darüber nachzudenken – das brauchen wir etzt nicht auszudiskutieren; Frau Schuster ist darauf beeits ausführlich eingegangen –, ob das Scheitern des Wolfgang Gehrcke KSE-Vertrages – weil die NATO ihn nicht ratifiziert hat – nicht ein solches Gefühl verstärken muss. Ich bitte Sie, darüber nachzudenken, ob das von Russland artikulierte ökonomische Interesse daran, dass die neuen Pipelines nicht an seinen Grenzen vorbeigehen – das nehmen Sie in der Energiepolitik bei anderen Staaten immer hin –, nicht berechtigt ist. Ich bitte Sie, darüber nachzudenken, ob nicht gerade das Vorgehen in der Kosovo-Politik die Spaltung in Europa vertieft und ob Russland in dieser Frage nicht eine vernünftige, weitsichtige Position bezieht. Wenn Sie das alles ausblenden, werden Sie nicht zu einer strategischen Partnerschaft mit Russland kommen. Ich will abschließend sagen: Ich bin ein Gegner der Innenpolitik und der strategischen Orientierung der Politik unter Putin. Das hat mit meinen politischen Vorstellungen überhaupt nichts zu tun. Ich kritisiere die russische Innenpolitik, aber von einem anderen Standpunkt aus. Ich kritisiere sie, weil sie zu wenig sozial und demokratisch ist. Aber ich nehme immer eine Position der Gemeinsamkeit mit Russland und nicht eine Position des erhobenen Zeigefingers ein. Schönen Dank. Ich schließe die Aussprache. Der Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen auf Drucksache 16/7187 soll zur federführenden Beratung an den Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe und zur Mitberatung an den Auswärtigen Ausschuss, den Innenausschuss und den Rechtsausschuss überwiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so beschlossen. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7186. Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der Fraktion Die Linke bei Zustimmung der FDP-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 37 a und 37 b auf: a)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612716600
richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christian

(Göttingen)

CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gabriele
Groneberg, Dr. Sascha Raabe, Dr. Axel Berg,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Energie- und Entwicklungspolitik stärker ver-
zahnen – Synergieeffekte für die weltweite
Energie- und Entwicklungsförderung besser
nutzen

– Drucksachen 16/4045, 16/5275 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Christian Ruck Gabriele Groneberg Dr. Karl Addicks Heike Hänsel Ute Koczy b)

richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christian
Ruck, Dr. Wolf Bauer, Klaus Brähmig, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU so-
wie der Abgeordneten Gabriele Groneberg,
Dr. Sascha Raabe, Stephan Hilsberg, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Klimawandel global und effizient eindämmen –
Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen in
Entwicklungsländern entschieden voranbrin-
gen

– Drucksachen 16/5740, 16/6962 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Christian Ruck
Gabriele Groneberg
Hellmut Königshaus
Heike Hänsel
Ute Koczy

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Es gibt kei-
en Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
erin das Wort der Kollegin Gabriele Groneberg von der
PD-Fraktion.


Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1612716700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

er Tat geht es um zwei Anträge der Koalitionsfraktio-
en, zum einen um die effizientere Verzahnung von
nergie- und Entwicklungspolitik und zum anderen um
limaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in Entwick-

ungsländern. Beide beinhalten aktuelle Problematiken,
ie unweigerlich miteinander zusammenhängen und nur
lobal lösbar sind. Da es zu beiden Anträgen schon aus-
ührliche Debatten gegeben hat, fasse ich mich kurz –
as Sie mit Sicherheit freuen wird.

Der erste Antrag zielt darauf ab, die Energiegewin-
ung mit den Herausforderungen der Entwicklungszu-
ammenarbeit zu verknüpfen. Das bedeutet zunächst
inmal, dass Einnahmen aus der Rohstoffgewinnung in
ntwicklungsländern in armutsrelevanten Bereichen wie
ildung und Gesundheit Verwendung finden. Beispiels-
eise verfügt Afrika, das über ein Zehntel der weltweit
ekannten Ölreserven beheimatet, über ein enormes
otenzial. Doch gerade Beispiele wie Angola und Nige-
ia zeigen, dass Bodenschätze allein nicht ausreichen.
ier, wie in so vielen anderen Entwicklungsländern

uch, verhindert hauptsächlich Korruption eine breite
irtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Au-

okratische Regierungen und diverse Machtcliquen sind






(A) )



(B) )


Gabriele Groneberg
in der Regel die Profiteure der vorherrschenden intrans-
parenten Strukturen und eben nicht die Bevölkerung.
Deshalb sind wir aufgefordert, mit den rohstofffördern-
den Staaten bei ihren Bestrebungen nach einem transpa-
renten Abbau ihrer Rohstoffe zusammenzuarbeiten.

Wir fordern daher in unserem Antrag, dass die Initia-
tive EITI, die die Offenlegung der Einnahmen aus der
Rohstoffwirtschaft fordert, um durch Transparenz die
Korruption zu bekämpfen, von uns weiterhin politisch,
organisatorisch und finanziell unterstützt wird.

Angesichts der steigenden Ressourcenknappheit und
des wachsenden Bedarfes, der vor allen Dingen auch die
Entwicklungsländer betreffen wird, ist es an uns, den In-
dustrieländern, den Aufbau nachhaltiger Energiesysteme
sowie die Entwicklung klimafreundlicher Technologien
zu unterstützen. Frau Koczy, tatsächlich fördern wir mit
1,6 Milliarden Euro Projekte im Bereich erneuerbarer
Energien in rund 40 Partnerländern. Damit zählt dieses
Gebiet zu den Schwerpunkten unserer Zusammenarbeit.

Eine effiziente und kostengünstige Energieversor-
gung, liebe Kolleginnen und Kollegen – darin sind wir
uns sicher einig –, ist als ein weiteres daran gekoppeltes
Ziel gerade für Entwicklungsländer ein vorrangiges An-
liegen. Wir wollen damit natürlich vor allem auch das lo-
kale Wirtschaftswachstum unterstützen. In unserem An-
trag fordern wir aus diesem Grund, Entwicklungspolitik
als ein eigenständiges, nachhaltiges Element in eine um-
fassende, langfristig angelegte Energieaußenpolitik ein-
zubeziehen.

Diese Problematik ist noch vor einem ganz anderen
Hintergrund zu sehen, nämlich vor dem Hintergrund des
Klimawandels. Wir haben uns in unserem Antrag mit
den Folgen des Klimawandels in den Entwicklungslän-
dern intensiv auseinandergesetzt. Obwohl sie kaum ei-
nen Beitrag dazu geleistet haben, dass sich das Klima
zurzeit so stark wandelt, werden sie massiv von den Fol-
gen betroffen sein. Wir sprechen hier von der besonde-
ren Verwundbarkeit der Entwicklungsländer, zum einen
weil deren Volkswirtschaften und staatliche Institutionen
zumeist fragil sind, und zum anderen, weil die meisten
Ökonomien agrarisch geprägt sind und sich somit Wet-
terextreme gravierend auswirken können. Auf diese Pro-
blematik wird mein Kollege Sascha Raabe nachher in-
tensiver eingehen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist klar, Nachhaltigkeit!)


– Ja, natürlich, wir praktizieren das, von dem wir reden.
Das habe ich vorhin schon einmal erwähnt.

Weiter sprechen wir davon, dass die zunehmende Ver-
knappung von Boden und Trinkwasser auch immer Ur-
sache von politischen Krisen und Konflikten war und ist
und sich dieser Zustand sicherlich weiter verstärken
wird. Aus diesem Grund muss Klima- und Anpassungs-
politik auch als Element präventiver Sicherheitspolitik
verstanden werden. Wir fordern in unserem zweiten An-
trag deshalb auch, dass wirksame Instrumente zur Finan-
zierung der enorm hohen Anpassungskosten weiterent-
wickelt werden. Wir brauchen eine kohärente Strategie,
die unsere umfassenden klima- und entwicklungspoliti-

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(C (D chen Forderungen bündelt und somit die Wechselwirungen ausreichend berücksichtigt. Ich erwarte, dass der eil der Einnahmen aus dem Emissionshandel, der für aßnahmen in Entwicklungsund Schwellenländern orgesehen wird, in absoluter Übereinstimmung mit unerer entwicklungspolitischen Arbeit eingesetzt wird. Wir müssen Energiesicherheit und Klimaschutz als emeinsame Herausforderung begreifen. Deshalb brauhen wir auf internationaler Ebene wirkungsvolle Instruentarien und Strategien, wie wir sie in den Anträgen ordern, die der Komplexität dieser unmittelbar miteiander verknüpften Problematiken unserer Meinung ach angemessen Rechnung tragen. Vielen Dank. Die Rede des Kollegen Michael Kauch von der FDP raktion nehmen wir zu Protokoll.1)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612716800
er Kollege Dr. Georg Nüßlein von der CDU/CSU-Frak-
ion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1612716900

Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren!

0 Jahre lang haben wir diskutiert, ob es tatsächlich so
twas wie einen von Menschen herbeigeführten Klima-
andel gibt. Ich glaube, wir müssen jetzt aufpassen, dass
ir uns nicht in Diskussionen verfangen, in denen es da-

um geht, welche Ziele wir uns setzen, und dass wir
icht anfangen, uns gegenseitig mit Zielvorgaben zu
berbieten.


(Widerspruch der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


ir sollten vielmehr die Frage stellen, was wir für einen
eitgehenden Klimaschutz tun können und welche Vo-

aussetzungen dafür vorhanden sein müssen. Ich meine,
n erster Stelle braucht Klimaschutz Akzeptanz,


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn ich das schon höre!)


uallererst natürlich bei uns im Land. Wenig helfen Pu-
likationen, wenig helfen Vorgaben irgendwelcher Ziele,
nd es helfen schon gar keine Predigten, auf was man in
ukunft alles verzichten sollte. Vielmehr geht es darum,
ass wir Ökonomie und Ökologie miteinander vereinba-
en, damit die Leute draußen akzeptieren, dass wir den
limaschutz in Deutschland zu einem ganz wichtigen
olitischen Tagesordnungspunkt machen.

Wachstum und Wahrung der Schöpfung gehören für
ns von der Union zusammen. Nur wenn es uns gelingt,
ier bei uns zu zeigen, dass man auf der einen Seite Res-
ourcen schonen und das Klima schützen und auf der an-
eren Seite weiter wachsen kann, wird das alles akzep-

Anlage 5






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
tiert. Dazu gehört, dass wir uns an die Spitze der
Technologieentwicklung setzen. Umwelttechnik und
Automobiltechnik sind die Techniken, die Deutschland
stark gemacht haben. Bei den Energietechnologien sind
wir mittlerweile in weiten Bereichen Marktführer. Das
sind die Dinge, die man bei uns in erster Linie voran-
bringen muss.

Sie werden sich jetzt fragen, was meine Ausführun-
gen mit der entwicklungspolitischen Debatte zu tun ha-
ben. Es gibt Menschen, die sagen, dass Deutschland für
3,2 Prozent der weltweiten klimaschädlichen Emissio-
nen verantwortlich ist und dass in China die CO2-Emis-
sionen pro Jahr um mehr zunehmen, als was wir in
Deutschland insgesamt emittieren. Nun sage ich: Das ist
richtig, aber nichtsdestoweniger oder gerade deshalb
müssen wir zeigen, dass man für den Klimaschutz etwas
tun und trotzdem wachsen kann; denn die Entwicklungs-
länder haben einen Anspruch – das wird hier keiner be-
streiten – auf Wachstum. Wir müssen zeigen, dass das
geht, ohne dass sie dieselben Fehler wiederholen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zuruf von der FDP)


– Die FDP sagt gerade, auch wir hätten einen Anspruch
auf Wachstum. Weil auch wir diesen Anspruch haben
und ihn erfüllen wollen, müssen wir klug mit diesem
Thema umgehen und überlegen, wie man Technologie
effizient einsetzen kann, um das Klima zu schützen.

Die Entwicklungsländer brauchen den Transfer von
angepasster Technologie. Ein ausgebautes Instrumenta-
rium der Entwicklungszusammenarbeit gibt es in diesem
Zusammenhang. Ich nenne als Beispiel die 4E-Fazilität,
mit der die Nutzung von Technologien aus dem Bereich
der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz, die
wir exportieren können, gefördert wird. Das ist aus mei-
ner Sicht ganz entscheidend.

Es geht aber nicht nur um Hochtechnologie, um High-
tech, sondern es geht auch um die Frage, was in den Ent-
wicklungsländern sonst noch passieren kann. In diesem
Zusammenhang möchte ich auf einen ganz entscheiden-
den Eigenbeitrag der Entwicklungsländer aufmerksam
machen. Ein Fünftel der Treibhausgasemissionen ent-
steht aufgrund der Rodung von Wäldern und der Beseiti-
gung von Torfböden. Auch da müssen wir nach meiner
Meinung ansetzen. Indonesien ist allein wegen der Ab-
holzung der Wälder der drittgrößte Emittent nach den
USA und China. Da muss man sich überlegen, wie wir
mit diesem Thema umgehen. Ich sage: Wir müssen einen
ökonomischen Ansatz wählen und dürfen diesen Län-
dern nichts verbieten. Wir müssen diesen Wäldern einen
ökonomischen Eigenwert geben. Wir müssen letztend-
lich eine finanzielle Inwertsetzung des Nichtrodens in
Gang setzen. Das wird im Schwerpunkt nicht aus staatli-
chen Haushalten finanziert werden können, sondern wir
müssen uns dabei insbesondere am globalen Emissions-
handel orientieren. Diesen müssen wir weltweit und um-
fassend ausbauen und die Gelder hier zielgenau einset-
zen.

Was den Emissionshandel angeht, so sind wir mittler-
weile auf dem Weg, von den 400 Millionen Euro voraus-

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(C (D ichtlichen Veräußerungserlösen pro Jahr 120 Millionen uro international einzusetzen. Das ist ökonomisch sinnoll. Ebenso ökonomisch sinnvoll ist es, dabei die EZapazitäten zu nutzen, statt parallele Ressorts aufzuauen und das Rad neu zu erfinden. assen Sie uns an dieser Stelle, wo wir sehr erfolgreich nd sehr gut sind, entsprechend weitermachen. Wir müssen und wollen darauf achten, dass die Maßahmen ODA-fähig sind, insbesondere im Bereich der nergieversorgung und bei den notwendigen Anpassunen an den Klimawandel. Denn eines ist auch klar: Nieand ist vom Klimawandel so stark betroffen wie die ntwicklungsländer. Ein entscheidendes Instrument in diesem Rahmen ist er Clean-Development-Mechanism, und zwar deshalb, eil er einen Technologietransfer impliziert. Auch das uss man sich vergegenwärtigen. Aber wir müssen aus inem solchen Mechanismus erst einmal etwas machen. a gibt es etliche Kritikpunkte, die wir zeitnah ausräuen müssen, insbesondere beim Thema Bürokratie. Wir üssen methodische Klarheit bei der Anrechnung von rojekten schaffen. Wir sollten meiner Überzeugung ach das Augenmerk auf Afrika richten. Bei alledem ollten wir nicht versäumen, Planungsund Investitionsicherheit zu schaffen. CDM-Investitionen sind langfrisige Investitionen, für die die Industriestaaten politische icherheit brauchen. Dies sollte man bei den Post-2012erhandlungen berücksichtigen. Auf der anderen Seite üssen wir uns sehr genau überlegen, wo wir solche rojekte umsetzen, wie man dort noch einen Beitrag zu ood Governance leisten kann, um auch da entspre hende Projektsicherheit zu erreichen. Was die Themen Energiepolitik und Entwicklungszuammenarbeit in Deutschland angeht, muss man diffeenzieren. Es gibt eine Reihe energiereicher Entwickungsländer, die wir dazu anhalten sollten, ihre ntwicklung mehr aus ihrem Energiereichtum zu förern. Mit „anhalten“ meine ich nicht, dass wir uns auf oralische Vorgaben und Aufforderungen beschränken ollten, sondern wir sind in besonderer Weise als Abneher gefragt; da sollten wir uns einem entsprechenden erhaltenskodex anschließen. Es ist an uns, in erster Linie Länder zu stabilisieren, ie uns Energie liefern. Das ist ein Eigeninteresse, dem ir, wie ich meine, nachgeben dürfen. (Markus Löning [FDP]: Meinen Sie SaudiArabien?)


(Gabriele Groneberg [SPD]: Richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Saudi-Arabien ist aufgefordert, seinerseits Entwick-
ungspolitik zu machen mit dem vielen Geld, das es de-

onstrativ mit den Ölexporten macht. Aber das ist et-
as, lieber Kollege, was wir im Deutschen Bundestag

eider nicht beschließen können.

Wir sollten meiner Meinung nach aber auch an die
ntwicklungsländer denken, die nicht in großem Um-

ang über Ressourcen verfügen. Diese haben ein ernst-






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
haftes Problem mit dem Anstieg der Energiepreise; da
können wir beim Beispiel Saudi-Arabien bleiben. Ich
bin der festen Überzeugung, dass wir ihnen durch einen
angepassten Technologietransfer helfen müssen, damit
sie nicht länger von Energieimporten abhängig sind.
Dazu müssen wir in unserem Land die entsprechende
Politik betreiben. Ich bin der festen Überzeugung, dass
wir da auf einem guten Weg und für Bali entsprechend
aufgestellt sind.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612717000

Die Rede der Kollegin Heike Hänsel von der Fraktion

Die Linke nehmen wir zu Protokoll.1)

Damit hat das Wort die Kollegin Ute Koczy von der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612717100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich möchte mich bei der Diskussion über die-
sen Antrag vor allem auf die Unterschiede zu unserem
Antrag konzentrieren; denn vier Minuten Redezeit sind
wenig.

Zunächst einmal fällt das Datum des Antrages auf:
17. Januar 2007. Das heißt, Sie hatten elf Monate Zeit,
mit diesem Antrag umzugehen. Der Titel dieses Antra-
ges lautet: „Energie- und Entwicklungspolitik stärker
verzahnen – Synergieeffekte für die weltweite Energie-
und Entwicklungsförderung besser nutzen“. Das ist ein
wichtiges Thema. Ich frage mich, warum wir über dieses
Thema heute so spät diskutieren. Warum diskutieren wir
überhaupt so spät über einen Antrag, der eigentlich da-
rauf abzielte, die G-8- und die EU-Präsidentschaft vo-
ranzutreiben?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche G-8-Präsidentschaft? – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: 15.15 Uhr ist früher Nachmittag!)


Sie haben einen Antrag vorgelegt, um im Nachhinein be-
stimmte Dinge klarzustellen. Ich finde das äußerst merk-
würdig.


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: So ist das Prozedere!)


– Ich kenne das Prozedere. Umso schlimmer ist es, dass
es Ihnen nicht gelungen ist, Ihre Regierung adäquat vo-
ranzutreiben.


(Markus Löning [FDP]: Da hat sich die Koalition nicht mit Ruhm bekleckert!)


Ein paar Punkte weisen darauf hin, dass Sie nicht so er-
folgreich waren, wie dieser Antrag vorgaukelt.

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1) Anlage 5

(C (D Ich möchte darauf hinweisen, dass wir Grünen einen ntrag mit dem Titel „Rohstoffeinnahmen für nachhal ige Entwicklung nutzen“ vorgelegt haben, über den wir ier am 10. Mai 2007 diskutiert haben. Energie, Rohtoffe und Klima sind Themen, die zusammengehören. ch bin sehr froh darüber, dass hier im Rahmen der Enticklungspolitik darüber diskutiert wird. Wenn man den ntrag der Grünen liest, weiß man, warum wir dem oalitionsantrag nicht zustimmen werden: Sie sind, uch im Rahmen der Diskussion, auf bestimmte Punkte, ie ich wichtig finde, nicht eingegangen. Die Bundesregierung muss aufgefordert werden, daür zu sorgen, dass keine Kredite der Weltbank und der ntwicklungsbanken für Erdölund Gasprojekte vergeen werden. Die Umsetzung des Salim-Berichts ist nach ie vor sehr wichtig. Davon steht kein Wort in Ihrem ntrag. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Markus Löning [FDP]: Sie wollen doch immer entschulden!)


Wir brauchen mehr Transparenz bei Bürgschaftsent-
cheidungen der Bundesregierung. Diesbezüglich ist
ichts von der Bundesregierung zu erwarten. Nichts ist
etan worden. Die Gewinne aus den sogenannten Kon-
liktrohstoffen müssen sanktioniert werden. Auch das
aben wir bislang nicht großartig thematisiert. Außer-
em ist zu fragen, was mit dem Geld passiert, das durch
rdöl- und Gasprojekte eingenommen wird.

Wir haben gerade über das Thema Russland gespro-
hen. Ich weise darauf hin, dass die Deutsche Bank Gel-
er des verstorbenen Diktators des zentralasiatischen
andes Turkmenistan verwaltet und wir immer noch
eine Möglichkeit haben, an diese Gelder heranzukom-
en.


(Markus Löning [FDP]: Ist der Mann denn rechtskräftig verurteilt?)


uch dieses Thema wird von den Koalitionsfraktionen
gnoriert.

Das Schöne an diesem Antrag ist, dass man Sie an
en Erwartungen messen kann, die Sie dort formuliert
aben. In Punkt 18 haben Sie einen solchen Einspruch
ormuliert.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das heißt, 17 Punkte sind in Ordnung!)


enn man genau liest, stellt man fest, dass Sie nicht sehr
eit gekommen sind. Sie fordern zum Beispiel:

Die Bundesregierung muss die deutsche EU-Rats-
präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 und die
deutsche G8-Präsidentschaft 2007 dazu nutzen, die
europäische Entwicklungs-, Energie- und Klima-
schutzpolitik auf das gemeinsame strategische Ziel,
die Verzahnung von Energiesicherheit, Entwick-
lungszusammenarbeit und Klimaschutz, auszurich-
ten und in den internationalen Harmonisierungspro-
zess der Entwicklungspolitik einzubetten.

avon habe ich nichts mitbekommen.


(Markus Löning [FDP]: Was?)







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(B) )


Ute Koczy
Zum Zweiten fordern Sie die Bundesregierung unter
Punkt 13 auf, den von Ihnen „eingeforderten Bericht zur
stärkeren Verzahnung von Maßnahmen der Entwick-
lungszusammenarbeit mit dem Ansatz der Exportunter-
stützung für Erneuerbare Energien spätestens bis zum
Frühjahr 2007 dem Deutschen Bundestag vorzulegen“.
Auch diesbezüglich bitte ich darum, dass Sie das nach-
bearbeiten. Lesen Sie Ihren Antrag noch einmal, und sa-
gen Sie dann, was Sie erreichen wollen.


(Markus Löning [FDP]: Den müssen sie zurückziehen! Das ist doch erledigt!)


Dieser Antrag macht mich vor allem nervös, weil Sie
sagen, dass Sie einen „ausgewogenen Energiemix“ an-
streben. Sie sagen, dass Sie – ich zitiere – „über alle
Energieträger hinweg Spitzentechnologien“ entwickeln
wollen, „um weltweit eine nachhaltige Energieversor-
gung zu gewährleisten.“ Wir wissen – Herr Ruck hat das
gestern gesagt –, dass Atompolitik für eine Seite der
Koalition nicht tabu ist. Das hätte zum Tabu gemacht
werden müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sagen Nein zu dieser Ausrichtung. Ich bitte Sie, da-
bei zu bleiben und das nicht zu forcieren; denn es wäre
eine fatale Fehlleistung in der Entwicklungspolitik,
wenn Sie diesen Schritt täten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612717200

Das Wort als letzter Redner zu diesem Tagesord-

nungspunkt hat der Kollege Dr. Sascha Raabe von der
SPD-Fraktion.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1612717300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kollegin Koczy, es geht heute nicht nur
um einen Antrag, sondern es geht um zwei Anträge. Das
sollte Ihnen aufgefallen sein, wenn Sie sich schon so
akribisch mit der Chronologie befasst und darauf hinge-
wiesen haben, wann die Einbringung war. Sie wissen,
dass es im parlamentarischen Prozess vor allem wichtig
ist, wann man einen Antrag einbringt. Wir haben diese
beiden Anträge, den zum Klimaschutz und auch den zur
Energiepolitik, an sehr prominenter Stelle, nämlich in
der Kernzeit, noch vor den G-8-Debatten, eingebracht.

Wenn wir als Koalitionsfraktionen einen Antrag ein-
bringen, ist es so, dass wir die Bundesregierung motivie-
ren, das, was in den Anträgen gefordert wird, zu machen,
noch bevor wir den Antrag hier in zweiter und dritter Be-
ratung beschlossen haben.


(Markus Löning [FDP]: Ja, ja, ja! Das sind doch Märchen, die Sie da erzählen!)


Das lässt sich auch an Zahlen festmachen, die ganz evi-
dent sind.


(Markus Löning [FDP]: Sie haben sich nicht getraut, der Bundesregierung etwas ins Stammbuch zu schreiben!)


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(C (D Eine Initiative im Rahmen der G-8-Präsidentschaft ar zum Beispiel darauf gerichtet, dass die Weltbank eien Vorstoß in der Frage unternimmt, wie man mit eiem internationalen Fonds Tropenwälder schützen kann. ie Mittel eines solchen Fonds können für die Entschäigung der Nichtnutzung verwendet werden. Natürlich üssen Entwicklungsländer das Recht haben, ihre Tro enwälder wirtschaftlich zu nutzen. Davon leben Menchen. Frau Koczy, noch vor unserem Beschluss hier hat die undesregierung 55 Millionen US-Dollar für einen onds zugesagt, der insgesamt nur ein Volumen von 50 Millionen US-Dollar hat. Wir sind neben Großbriannien die Einzigen, die dafür im Rahmen der G-8-Präidentschaft eine konkrete Zusage gemacht haben. Daran ieht man: Die Regierung handelt, auch weil wir sie mit uten Anträgen unterstützen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Gabriele Groneberg [SPD]: Vorauseilender Gehorsam!)


ir hätten uns diese Schnelligkeit manchmal ge-
ünscht, als wir noch mit Ihnen in einer Koalition gewe-

en sind.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lag an der SPD! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das lag weniger an uns!)


Ich möchte darauf hinweisen, dass wir in unserer Ent-
icklungszusammenarbeit einen Schwerpunkt sehr ernst
ehmen, den auch Herr Nüßlein in seiner Rede genannt
at, nämlich die Frage, wie wir die tropischen Regen-
älder in ihrer Biodiversität schützen. Es ist schon ange-

prochen worden, dass in den tropischen Regenwäldern
in Fünftel der CO2-Emissionen entstehen. Aber auch
ast 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten kommen in
iesen Wäldern vor. Wir reden hier über ein Problem,
as wirklich sehr ernst ist und schnell gelöst werden
uss.

Der Kollege Ruck und ich waren mit zwei weiteren
ollegen in Indonesien und haben uns vor Ort angese-
en, wie schnell dort Ölpalmenplantagen tropische Re-
enwälder vernichten und ersetzen. Natürlich sagt ein
rmes Land wie Indonesien: Wenn ihr nicht wollt, dass
ir unsere Wälder in Ölpalmenplantagen umwandeln,
ann müsst ihr uns Einkommensalternativen bieten.

In unserem Antrag haben wir übrigens auch geschrie-
en, dass zu prüfen ist, inwieweit wir einen Mechanis-
us und einen Fonds im Rahmen der Initiative REDD

nterstützen können, die der lokalen Bevölkerung einen
usgleich geben können. Denn es gibt nicht nur Tiere
der Pflanzen, sondern auch viele Menschen, die in und
on den Wäldern leben. An dieser Stelle geht die Bun-
esregierung mit gutem Beispiel voran. Wir werden das
uch weiter fordern und die Mittel dafür zur Verfügung
tellen.

Ebenso sind wir seit 1992 in Brasilien mit
30 Millionen Euro der wichtigste Geber in dem Pro-
ramm mit dem Ziel, die amazonischen Regenwälder zu






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
schützen; wir tragen fast die Hälfte der Kosten des ge-
samten Programms. Das nützt uns etwas; denn es geht
um das Klima, die Luft und die Temperatur – was wir
alle brauchen. Es geht im Rahmen der Biodiversität
nicht nur darum, ein paar hübsche Tierarten zu schützen.
Es ist zwar schön, einen Puma und andere Tiere zu se-
hen; aber dort leben Pflanzen- und Tierarten, die uns im
medizinischen Bereich hilfreich sein können, weil sie für
die Behandlung von Krebs und anderen Krankheiten
wichtig sind. Es geht also darum, dass wir dieses Erbe
schützen und diese Potenziale ausnutzen können.

Im Rahmen der WTO müssen wir dafür sorgen, dass
die Patente, die daraus entwickelt werden, nicht allein
von den internationalen Pharmakonzernen abgeschöpft
werden, sondern auch der lokalen Bevölkerung ein Nut-
zen bleibt. Denn dann hat man auch eine Motivation der
Menschen, diese Wälder zu schützen.

In diesem Sinne, glaube ich, machen wir eine kohä-
rente und gute Politik. Ich bitte Sie deshalb, beiden An-
trägen zuzustimmen, Frau Koczy. Wenn man Ihrer Rede
genau zugehört hat, hat man herausgehört, dass Sie das
alles eigentlich richtig und gut finden.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann haben Sie nicht richtig zugehört! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt stimmen wir dagegen! Sie haben uns überzeugt!)


In Wirklichkeit müssen Sie Ihre Kritik an den Einbrin-
gungsdaten festmachen. Geben Sie sich einen Ruck und
stimmen Sie unseren Anträgen zu. Ansonsten machen
wir das allein und schützen die Welt und das Klima
selbst.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612717400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU
und SPD mit dem Titel „Energie- und Entwicklungspoli-
tik stärker verzahnen – Synergieeffekte für die weltweite
Energie- und Entwicklungsförderung besser nutzen“.
Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 16/5275, den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und SPD auf Drucksache 16/4045 anzuneh-
men. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfeh-
lung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei
Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen und bei Ent-
haltung der FDP-Fraktion und der Fraktion Die Linke
angenommen.

Zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem
Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD mit dem
Titel „Klimawandel global und effizient eindämmen –
Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen in den Ent-
wicklungsländern entschieden voranbringen“. Der Aus-

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(C (D chuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/6962, den Antrag der Fraktionen der DU/CSU und SPD auf Drucksache 16/5740 anzunehen. Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposiionsfraktionen angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 40 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Daniel Bahr Schily, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP GKV-eigene Tarife durch Kooperation von GKV und PKV beim Wahltarif zur Kostenerstattung ersetzen – Drucksache 16/6794 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit Alle Reden sollen zu Protokoll genommen werden. Es andelt sich um die Reden der Kollegen Dr. Hans Georg aust, CDU/CSU, Dr. Karl Lauterbach, SPD, Daniel ahr, FDP, Frank Spieth, Die Linke, und Birgitt Bender, ündnis 90/Die Grünen.1)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/6794 an den Ausschuss für Gesundheit
orgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
er Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 39 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ein-
führung der nachträglichen Sicherungsver-
wahrung bei Verurteilungen nach Jugend-
strafrecht

– Drucksache 16/6562 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Auch hier sollen die Reden zu Protokoll genommen
erden. Es handelt sich um die Reden der Kollegen
r. Jürgen Gehb, CDU/CSU, Joachim Stünker, SPD,

örg van Essen, FDP, Wolfgang Nešković, Die Linke,
erzy Montag, Bündnis 90/Die Grünen, und der Bundes-
inisterin Brigitte Zypries.2)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/6562 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
ndere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das
o beschlossen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 41 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck (Köln),

Anlage 6
Anlage 7






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Jerzy Montag, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Zugang zu Rentenleistungen für ehemalige
Ghetto-Insassen erleichtern

– Drucksache 16/6437 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei Bünd-
nis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten soll. Gibt es
Widerspruch? – Das ist nicht der Fall.

Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin
Irmingard Schewe-Gerigk von Bündnis 90/Die Grünen
das Wort,


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hat sie schon selbst gemacht! – Heiterkeit)


die bereits am Rednerpult steht und jetzt auch reden darf.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als Rot-
Grün 2002 das Ghettorentengesetz vorlegte, das in die-
sem Hause einstimmig beschlossen wurde, glaubten wir,
wir hätten ein Stück mehr Gerechtigkeit geschaffen, Ge-
rechtigkeit für Menschen, die während des Nationalso-
zialismus in Ghettos gezwungen wurden, Gerechtigkeit
für Menschen, die dort eine Erwerbsarbeit annahmen,
oft, um dem Hungertod zu entgehen, und dafür bis heute
keinen Ausgleich erhalten haben.

Ich finde, es ist eine echte Schande, was nun passiert.
Von 70 000 Anträgen auf eine solche Rente wurden nur
5 Prozent positiv beschieden. Derzeit sind vor Sozialge-
richten noch 10 000 Streitfälle anhängig. Nichts kann bei
der Auszahlung der Rente für Ghettoarbeit unangebrach-
ter sein als Geiz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Es geht oft um hochbetagte, traumatisierte Menschen.
Sie dürfen nicht in kräftezehrende, langwierige Verfah-
ren getrieben werden.

Ich will Ihnen ein Beispiel einer heute in Israel leben-
den 81-jährigen Dame schildern. Sie wurde 1926 in der
Ukraine geboren. Ihr Dorf wurde Mitte Juli 1941 von
deutschen Truppen besetzt. Unmittelbar danach begann
das Morden. Das junge Mädchen verlor über 100 Fami-
lienangehörige. Auch ihre Eltern und ihre vier Ge-
schwister überlebten die deutsche Besatzung nicht. Sie
selbst kam in ein Ghetto und fand durch die Vermittlung
des sogenannten Judenrates Arbeit. Sie bekam kein
Geld, aber immerhin so viele Lebensmittel, dass sie sich
und ihren damals noch lebenden kleinen Bruder ernäh-
ren konnte. Später gelang ihr die Flucht. Mehrere Jahre
lebte sie unter schrecklichsten Bedingungen in einem
Heuschober versteckt, aber sie überlebte.

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(C (D Ihr Antrag nach dem Ghettorentengesetz wurde abgeehnt. Nach Aktenlage wurde entschieden: Die Antragtellerin habe in den 50er-Jahren in ihrem damaligen ntschädigungsantrag nur von Zwangsarbeit gesprohen. Auch seien Lebensmittel, Holzkohle und Kleidung ein Entgelt. Zudem gebe es Widersprüche über die geauen Zeiträume der Ghettohaft. Werte Kolleginnen und ollegen, ist das nach 60 Jahren eigentlich ein Wunder? Gott sei Dank entscheiden nicht alle Gerichte nach ktenlage. Das Landessozialgericht NRW hat einen aneren Weg gefunden. Der Berichterstatter Dr. von enesse hat die betroffene Dame in Israel aufgesucht nd befragt. Er hat Gutachter hinzugezogen. Am Ende am das Gericht zu völlig anderen Ergebnissen als die entenversicherung. Solch engagierten Richtern kann ar nicht genug gedankt werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


Die Rentenversicherungsträger haben viel zu hohe
ürden aufgebaut. Sie können doch für die Situation, der
enschen in einem Ghetto zur Zeit des Nationalsozialis-
us ausgesetzt waren, nicht die gleichen Kriterien von
reiwilligkeit und Entgelt anlegen wie für die heutige
rbeitswelt in einem demokratischen Staat. Ich wieder-
ole: Was hier passiert, empfinde ich als eine echte
chande.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


In den letzten Monaten hat sich die Rechtsprechung
ber zugunsten der Betroffenen bewegt. Das Bundesso-
ialgericht hat eindringlich eine angemessene Würdi-
ung der historischen Tatsachen verlangt. Die Renten-
ersicherungsträger sind aber offenbar nicht bereit,
twas zu ändern. Sie gehen regelmäßig durch alle Instan-
en. Das dürfen wir nicht länger zulassen.

Dass die Bundesregierung im September eine Härte-
ichtlinie zum Ghettorentengesetz verabschiedet hat, war
in erster Schritt. Darauf können Sie sich aber nicht aus-
uhen, und Sie können die Hände nicht in den Schoß le-
en; denn diese Richtlinie reicht nicht aus. Auch die
ewish Claims Conference ist der Meinung, dass die Be-
echtigungskriterien unklar und restriktiv sind. Sie for-
ert, dass sie noch überarbeitet und klarer formuliert
erden. Das sehen wir genauso.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine Einmalzahlung
on 2 000 Euro ist kein angemessener Ausgleich. Da-
urch wird man dem Verfolgungsschicksal ehemaliger
hettoinsassen nicht gerecht. Ich zitiere Robert Probst
on der Süddeutschen Zeitung: Es ist ein Billigfonds, der
iemanden zufriedenstellen kann.

Zudem bringt die Richtlinie keine Änderung der
issstände beim eigentlichen Ghettorentengesetz. Unter
ntrag sieht daher vor:

Erstens. Der Personenkreis, den die Richtlinie der
undesregierung im Blick hat, erhält pauschalierte lau-

ende Leistungen von monatlich 150 Euro.






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk
Zweitens. Parallel wird der Zugang zum eigentlichen
Ghettorentengesetz erleichtert, damit anspruchsberech-
tigte Betroffene Leistungen in vollem Umfang geltend
machen können.

Vordringlichstes Ziel muss es sein, die hochbetagten
ehemaligen Ghettoinsassen schnell zu ihrem Recht kom-
men zu lassen, und dazu dienen die Pauschalleistungen.
Schnelle Hilfe darf aber nicht dazu führen, Menschen
vom Verfolgen ihres vollen Rentenanspruchs abzuhal-
ten. Deshalb wollen wir die Klarstellung im Gesetz.

Meine Damen und Herren, das Ghettorentengesetz
wurde 2002 einstimmig beschlossen. Ich würde mich
sehr freuen, wenn wir die notwendigen Korrekturen hier
ebenso einmütig vornehmen würden.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612717500

Die Reden der Kollegen Peter Weiß (Emmendingen),

CDU/CSU, Dr. Heinrich Kolb, FDP, und Klaus
Brandner, SPD, nehmen wir zu Protokoll.1)

Deshalb hat jetzt das Wort der Kollege Jan Korte von
der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612717600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Fraktion Die Linke unterstützt ausdrücklich den hier
vorliegenden Antrag, weil es gerade angesichts des Al-
ters der Betroffenen einer schnellen und unbürokrati-
schen Lösung bedarf. Der Antrag hat also unsere volle
Zustimmung.

Auf das Problem wurde schon hingewiesen. Das
Ghettorentengesetz wurde damals vom ganzen Hause
verabschiedet. Das war richtig und gut gemeint; aber in
der Praxis hat sich nun gezeigt, dass es sich nicht be-
währt hat und im Übrigen für die Betroffenen unzumut-
bar ist.

Die Formulierungen im Gesetz und erst recht die da-
raus abgeleiteten Entscheidungen zahlreicher Sozialge-
richte, die die Anträge der Betroffenen reihenweise ab-
lehnten, zeigen eine Unsensibilität gegenüber der realen
Situation der vom NS-Faschismus verfolgten Ghettobe-
wohner. Das stellt vielleicht den eigentlichen Skandal
dar. Der vorliegende Antrag ist richtig, um diesen Skan-
dal zu beenden. Die Arbeitsaufnahme müsse – so heißt
es im Gesetz – „aus eigenem Willensentschluss zustande
gekommen“ und „gegen Entgelt ausgeübt“ worden sein.
Die Anforderungen der Freiwilligkeit und eines Entgelts
mögen für normale Arbeitsverhältnisse unter heutigen
Bedingungen zutreffende Beschreibungen sein. Für die
Situation in einem Ghetto – das ist hier zu Recht darge-
stellt worden – treffen sie aber nicht zu.

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1) Anlage 8

(C (D Es geht auch darum, politisch anzuerkennen, dass es ich hier um gesetzliches Unrecht handelt. Dem zollt ieser Antrag den entsprechenden Respekt. Ich will abschließend darstellen, wie dies aus Sicht er Betroffenen wahrgenommen wird. Wie die im Geetz genannten Voraussetzungen auf die Betroffenen geirkt haben, macht eine Petition deutlich, die eingereicht urde. Der Petent beklagt, die im ZRBG genannten Kri erien verlangten aus der Sicht der Antragsteller, also der pfer, das Eingeständnis eines gewissen Maßes an Eienbeteiligung an ihrem Verfolgungsschicksal. Das Geetz wird so verstanden, dass die Frage, ob eine Anpruchsberechtigung besteht oder nicht, allein davon bhängt, ob und in welchem Umfang die Opfer bereit ind, zuzugeben, ihr Verfolgungsschicksal aktiv mitgetaltet zu haben, indem sie ein Entgelt entgegengenomen oder sich freiwillig zu einer Beschäftigung gemel et haben. Dieses Eingeständnis – so wird in der Petition usgeführt – ist für die meisten ehemals Verfolgten mit inem Verrat an ihrem eigenen Opferdasein gleichzuseten und – wenn man sich das einmal konkret vorstellt – berhaupt nicht zu verstehen. Auch deswegen ist der orliegende Antrag richtig und im Sinne der Opfer. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in diesem ause eine Einstimmigkeit darüber erzielen könnten, iesen Vorgang im Sinne der noch wenigen lebenden etroffenen abzuschließen. Wir sollten das gesetzliche nrecht, das damals herrschte, anerkennen, und den pfern zu ihrem Recht verhelfen. Ich fände es auch sinnvoll, wenn wir die Debatten ber das Ghettorentengesetz dazu nutzen würden, verangenheitspolitisch darüber zu diskutieren, wer von em damaligen Unrecht profitiert hat. Wir sollten zum inen den Opfern zu ihrem Recht verhelfen und ihnen nerkennung zollen, zum anderen aber deutlich machen, er damals die Täter waren und wer davon profitiert hat. ies könnte im Rahmen einer Debatte hier im Bundestag eschehen. Schönen Dank. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1612717700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/6437 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Dienstag, den 27. November 2007, 10 Uhr,
in.

Die Sitzung ist geschlossen.