Protokoll:
16126

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 126

  • date_rangeDatum: 15. November 2007

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:01 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/126 zung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unter- stützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/6939, 16/7140) . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7160) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Monika DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13089 B 13089 B 13095 C 13096 C 0000 A0000 A13097 C 13099 A 13100 B 13101 A 13101 C 13102 B 13103 B 13104 D 13106 A Deutscher B Stenografisch 126. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Begrüßung des Präsidenten der Nationalver- sammlung der Demokratischen Republik Laos, Herrn Thammfavong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Marion Seib . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 4, 5 b, 13, 15 b, 24 und 30 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: a) – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Fortset- W D D W J 13091 C 13087 A 13087 B 13088 D, 13089 A 13089 A Knoche, Wolfgang Gehrcke, Paul Schäfer (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE zu dem Antrag der undestag er Bericht ung 15. November 2007 t : Bundesregierung: Fortsetzung des Ein- satzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der ge- meinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlan- tikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheits- rats der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/6939, 16/6971, 16/7142) alter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ 13089 C 13089 B 13091 C 13093 A 13094 C Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13106 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Jens Ackermann, Christian Ahrendt, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mahnungen des Sachverständi- genrates ernst nehmen – Mehr Freiheit wagen (Drucksache 16/7112) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 42: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Otto Fricke, Rainer Brüderle, Jens Ackermann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Abschaffung der Sozialisierung (Drucksache 16/3301) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Fleischgesetzes (Drucksache 16/6964) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 26. Okto- ber 2004 über die Zusammenarbeit zwi- schen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Schweizerischen Eidgenossen- schaft andererseits zur Bekämpfung von Betrug und sonstigen rechtswidri- gen Handlungen, die ihre finanziellen Interessen beeinträchtigen (Drucksache 16/6965) . . . . . . . . . . . . . . . . d e f g h i) j k l 13107 C 13111 B 13107 D 13108 A 13109 D 13114 A 13115 D 13118 A 13120 A 13121 A 13121 D 13122 C 13124 C 13125 D 13127 B 13129 C 13129 D 13129 D ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Organisation des Bundesausgleichsamtes (Drucksache 16/7079) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Vier- ten Gesetzes zur Änderung des Fahrleh- rergesetzes (Drucksache 16/7080) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Martin Zeil, Rainer Brüderle, Paul K. Friedhoff, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: De-minimis-Beihilfen mittelstands- freundlicher ausgestalten (Drucksache 16/3149) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Gisela Piltz, Martin Zeil, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Er- werbswirtschaftliche Betätigung der Kommunen durch eine Klarstellung im Gesetz gegen den unlauteren Wettbe- werb eindämmen (Drucksache 16/5963) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und der Fraktion DIE LINKE: Keine deutsche Beteiligung an der Operation Enduring Freedom in Afghanistan (Drucksache 16/6098) . . . . . . . . . . . . . . . Antrag der Abgeordneten Michael Leutert, Hüseyin-Kenan Aydin, Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für die soziale Rehabilita- tion von Kindersoldaten eintreten (Drucksache 16/6358) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Patrick Döring, Hans-Michael Goldmann, Horst Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Obligatorische Haftpflichtversicherung für gewerbli- che Binnenschiffe beim Transport ge- fährlicher Güter (Drucksache 16/6640) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Daniel Bahr (Münster), Heinz Lanfermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Regelung zur Substitutionsbe- handlung Opiatabhängiger praxisnah gestalten – Rechtssicherheit für substi- tuierende Ärzte schaffen (Drucksache 16/6795) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Patrick Döring, Horst Friedrich (Bayreuth), Joachim Günther (Plauen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Abschaffung der Vorlagepflicht von Prüfbüchern – Modifikation der §§ 41, 42 der Verord- 13130 A 13130 A 13130 A 13130 A 13130 B 13130 B 13130 C 13130 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 III nung über den Betrieb von Kraftfahr- unternehmen im Personenverkehr (Drucksache 16/6797) . . . . . . . . . . . . . . . . n) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2006 (Drucksache 16/3000) . . . . . . . . . . . . . . . . o) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sondergutachten des Sachverständigen- rates für Umweltfragen – Klimaschutz durch Biomasse (Drucksache 16/6340) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Frank Spieth, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Fünften Sozialgesetzbuches (Drucksache 16/4808) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neuordnung der Entschädigung von Telekommuni- kationsunternehmen für die Heranzie- hung im Rahmen der Strafverfolgung (TK-Entschädigungs-Neuordnungsge- setz – TKEntschNeuOG) (Drucksache 16/7103) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Monika Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Stärkung des parlamentarischen Frage- rechts (Drucksache 16/6789) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 43: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Patrick Döring, Hans-Michael Goldmann, Michael Kauch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: To- xische Rückstände in Transport-Contai- nern – Herausforderung für Arbeits- und Verbrauchersicherheit (Drucksachen 16/5612, 16/6812) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie – zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Achtzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsver- ordnung c d Z A ( K F n w S f s t ( T a 13130 D 13130 D 13130 D 13131 A 13131 A 13131 B 13131 C – Verordnung der Bundesregierung: Einhundertsechste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschafts- verordnung – (Drucksachen 16/6269, 16/6369 Nr. 2.1, 16/6382, 16/6487 Nr. 2.1, 16/6875) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie – zu dem Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Dr. Heinz Riesenhuber, Veronika Bellmann, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordne- ten Dr. Rainer Wend, Martin Dörmann, Dr. Ditmar Staffelt, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Die Zukunft der deutschen Luftfahrtin- dustrie sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Herbert Schui, Dr. Barbara Höll, Ulla Lötzer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Initia- tive Frankreichs aufgreifen – EADS durch Kapitalerhöhung stärken und staatliche Sperrminorität sicherstel- len (Drucksachen 16/5908, 16/6395, 16/7049) ) – m) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 297, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 305 und 306 zu Petitionen (Drucksachen 16/6946, 16/6947, 16/6948, 16/6949, 16/6950, 16/6951, 16/6952, 16/6953, 16/6954, 16/6955) . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ntrag der Abgeordneten Carsten Müller Braunschweig), Ilse Aigner, Michael retschmer, weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- eten René Röspel, Jörg Tauss, Willi Brase, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der PD: Stärkung europäischer Wettbewerbs- ähigkeit – ARTEMIS und weitere gemein- ame Technologieinitiativen sinnvoll gestal- en Drucksache 16/7117) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ) – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Fortsetzung 13131 C 13131 D 13132 B 13133 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 der Beteiligung deutscher Streit- kräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolu- tion 1590 (2005) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 24. März 2005 und weiterer Man- datsverlängerungen durch den Si- cherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/6940, 16/7141) . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7165) . . . . . . . . . . . . . b) – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Operation in Darfur – UNAMID – auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Si- cherheitsrats der Vereinten Natio- nen vom 31. Juli 2007 (Drucksachen 16/6941, 16/7143) . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7163) . . . . . . . . . . . . . Brunhilde Irber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Thießen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Vereinbarte Debatte: Arbeits- und Legisla- tivprogramm der Europäischen Kommis- sion für 2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G F B M T T a b c K M H G M K G T Z d G b u ( A M R U 13133 B 13133 C 13133 C 13133 D 13134 A 13135 B 13135 D 13137 A 13138 A 13139 B 13140 A 13140 C 13141 C 13142 C, D 13145 D, 13148 A 13142 D 13143 D 13144 C 13150 B 13151 D 13153 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . ünter Gloser, Staatsminister für Europa . . . lorian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . arkus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: ) Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Regelsätze erhöhen – Dynami- sierung anpassen – Kosten für Schulbe- darfe abdecken (Drucksache 16/7040) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einführung einer Weihnachts- beihilfe für Grundsicherungsbeziehe- rinnen und -bezieher (Drucksache 16/7041) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Markus Kurth, Brigitte Pothmer, Irmingard Schewe- Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Regelsätze bedarfsgerecht anpassen (Drucksache 16/7113) . . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines esetzes zur Bekämpfung von Preismiss- rauch im Bereich der Energieversorgung nd des Lebensmittelhandels Drucksachen 16/5847, 16/7156) . . . . . . . . . . lbert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . artin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . lla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 13154 C 13155 B 13156 B 13157 B 13158 C 13159 C 13161 A 13161 A 13161 B 13161 B 13162 C 13163 C 13164 C 13165 C 13167 C 13168 C 13168 D 13169 A 13169 B 13170 C 13171 C 13172 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 V Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Hans- Josef Fell, Jürgen Trittin, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Klimaverhandlungen in Bali zum Erfolg machen – Glaubwürdig han- deln und verhandeln für den Klimaschutz (Drucksache 16/6960) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astrid Klug, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksachen 16/6774, 16/7149) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Dritten Gesetzes zur Än- derung des Zweiten Buches Sozial- gesetzbuch (Drucksachen 16/7075, 16/7111, 16/7149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7150) . . . . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T A S D F n ( J S U D J T – – T A M t L v ( H R D U C T a 13173 B 13174 B 13175 B 13175 C 13176 C 13177 B 13178 D 13180 A 13181 A 13181 D 13182 C 13183 C 13183 C 13183 D 13183 D 13184 C 13185 C 13186 D 13188 A 13189 A agesordnungspunkt 12: ntrag der Abgeordneten Jörg van Essen, abine Leutheusser-Schnarrenberger, Mechthild yckmans, weiterer Abgeordneter und der raktion der FDP: Opferinteressen ernst ehmen – Opferschutz stärken Drucksache 16/7004) . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die elektromagneti- sche Verträglichkeit von Betriebsmit- teln (EMVG) (Drucksachen 16/3658, 16/7157) . . . . . . . Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7158) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 14: ntrag der Abgeordneten Dr. Norman Paech, onika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, wei- erer Abgeordneter und der Fraktion DIE INKE: Einmarsch der Türkei in den Irak erhindern Drucksache 16/7039) . . . . . . . . . . . . . . . . . . üseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . uprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . ta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: ) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab- kommen vom 26. Juli 2007 zwischen der Europäischen Union und den Verei- nigten Staaten von Amerika über die Verarbeitung von Fluggastdatensätzen 13190 A 13190 B 13191 B 13192 B 13193 A 13194 C 13195 B 13195 D 13196 A 13196 B 13196 C 13197 B 13199 B 13199 C 13200 D 13202 B VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (Passenger Name Records – PNR) und deren Übermittlung durch die Flugge- sellschaften an das United States De- partment of Homeland Security (DHS) (PNR-Abkommen 2007) (Drucksachen 16/6750, 16/7144) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Silke Stokar von Neuforn, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Euro- päische Datenschutzstandards bei der Weitergabe von Fluggastdaten an die USA sicherstellen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Stärkung des Daten- und Rechtsschutzes bei der Weitergabe von Fluggastdaten an die USA (Drucksachen 16/4445, 16/4577, 16/5929) in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bun- despolizeigesetzes (Drucksachen 16/6292, 16/6570(neu), 16/7148) Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Bildungspolitische Kata- strophe verhindern – Betreuungsgeld eine Absage erteilen (Drucksache 16/7114) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- b T A b w F t s l ( M M R M T Z d N c ( T A N g D L ( 13203 C 13203 D 13204 A 13204 B 13205 D 13207 A 13208 A 13209 A 13210 C gie zu dem Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Andreas G. Lämmel, Klaus Hofbauer, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Andrea Wicklein, Doris Barnett, Engelbert Wistuba, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die wirtschaftlichen und arbeits- platzschaffenden Erfolge der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regio- nalen Wirtschaftsstruktur“ nutzen – Regionales Wachstum und Beschäfti- gungseffekte intensivieren (Drucksachen 16/5607, 16/6837) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Dr. Barbara Höll, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Fördermit- tel Aufbau Ost in voller Höhe beibehal- ten – Geplante Kürzung der Gemein- schaftsaufgabe von 100 Mio. Euro zurücknehmen (Drucksache 16/7042) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 18: ntrag der Abgeordneten Michael Link (Heil- ronn), Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DP: Das Instrument der Wahlbeobach- ungen durch die OSZE darf nicht ge- chwächt werden – ODIHR muss hand- ungsfähig und unabhängig bleiben Drucksache 16/7001) . . . . . . . . . . . . . . . . . . anfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ichael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . olf Kramer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines eunten Gesetzes zur Änderung des Versi- herungsaufsichtsgesetzes Drucksachen 16/6518, 16/6966, 16/7152) . . agesordnungspunkt 20: ntrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, icole Maisch, Cornelia Behm, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN: Verbraucherfreundliche ebensmittelkennzeichnung einführen Drucksache 16/6788) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 D 13211 A 13211 B 13211 C 13212 D 13214 A 13215 C 13216 B 13216 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 VII Tagesordnungspunkt 25: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirt- schaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2008 (ERP-Wirtschaftsplan- gesetz 2008) (Drucksachen 16/6565, 16/7154) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Hans-Josef Fell, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nanotech- nologie – Forschung verstärken und Vorsorgeprinzip anwenden (Drucksache 16/7115) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Ver- änderungsbedarf des bestehenden Rechtsrahmens für Anwendungen der Nanotechnologie (Drucksache 16/6337) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die umweltgerechte Gestal- tung energiebetriebener Produkte (Ener- giebetriebene-Produkte-Gesetz – EBPG) (Drucksachen 16/6651, 16/7155) . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Wohngeldrechts und zur Änderung an- derer wohnungsrechtlicher Vorschrif- ten (Drucksachen 16/6543, 16/7166) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/7167) . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T E e E n ( T E e N d g ( T E e z s ( T A u t R ( T E e M B s s ( Z A W w C G r W d ( N 13216 D 13217 B 13217 B 13217 C 13218 A 13218 B 13218 B 13219 B 13220 B 13220 D 13221 C 13222 D agesordnungspunkt 27: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur rleichterung familiengerichtlicher Maß- ahmen bei Gefährdung des Kindeswohls Drucksache 16/6815) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 28: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur euordnung und Modernisierung des Bun- esdienstrechts (Dienstrechtsneuordnungs- esetz – DNeuG) Drucksache 16/7076) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Achten Geset- es zur Änderung des Steuerberatungsge- etzes Drucksache 16/7077) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 31: ntrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP nd BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erhal- ung der Weinbaukultur durch vernünftige eform der EU-Weinmarktordnung Drucksache 16/6959) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 32: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur odernisierung der Aufsichtsstruktur der undesanstalt für Finanzdienstleistungsauf- icht (Aufsichtsstrukturmodernisierungsge- etz) Drucksache 16/7078) . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 6: ntrag der Abgeordneten Dorothee Bär, olfgang Börnsen (Bönstrup), Peter Albach, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DU/CSU sowie der Abgeordneten Monika riefahn, Jörg Tauss, Martin Dörmann, weite- er Abgeordneter und der Fraktion der SPD: ertvolle Computerspiele fördern, Me- ienkompetenz stärken Drucksache 16/7116) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13224 A 13224 A 13224 B 13224 C 13224 D 13225 A 13225 B VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheits- rats der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 6 a) Dr. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Lydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Angelika Graf (Rosenheim) und Wolfgang Spanier (beide SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den Antrag: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Re- aktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheits- rats der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 6 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Lale Akgün und Renate Gradistanac (beide SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Un- terstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Verein- ten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantik- vertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen (Tagesordnungspunkt 6 a) . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Lothar Binding (Heidelberg), Gabriele Hiller- Ohm, Christian Kleiminger, Jürgen Kucharczyk, C M D c z S s g S A s S g A E ü Ä b D M A E ( ü t S i R d ( A E ( ü t S i R d ( A E m A z s r d r ( 13227 A 13227 D 13229 D 13230 C 13230 C 13231 A 13232 A hristine Lambrecht, Waltraud Lehn, Dirk anzewski, Lothar Mark, Hilde Mattheis und r. Rainer Tabillion (alle SPD) zur namentli- hen Abstimmung über den Antrag: Fortset- ung des Einsatzes bewaffneter deutscher treitkräfte bei der Unterstützung der gemein- amen Reaktion auf terroristische Angriffe egen die USA auf Grundlage des Art. 51 der atzung der Vereinten Nationen und des rt. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Re- olutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des icherheitsrats der Vereinten Nationen (Ta- esordnungspunkt 6 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 rklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur nderung des Zweiten Buches Sozialgesetz- uch (Tagesordnungspunkt 15 a) r. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . anfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 rklärung des Abgeordneten Johannes Röring CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung ber die Beschlussempfehlung zu dem An- rag: Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Operation n Darfur – UNAMID – auf Grundlage der esolution 1769 (2007) des Sicherheitsrats er Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 Tagesordnungspunkt 7 b) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 rklärung des Abgeordneten Erich G. Fritz CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung ber die Beschlussempfehlung zu dem An- rag: Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Operation n Darfur – UNAMID – auf Grundlage der esolution 1769 (2007) des Sicherheitsrats er Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 Tagesordnungspunkt 7 b) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 rklärung des Abgeordneten Peter Weiß (Em- endingen) (CDU/CSU) zur namentlichen bstimmung über die Beschlussempfehlung u dem Antrag: Beteiligung bewaffneter deut- cher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Ope- ation in Darfur – UNAMID – auf Grundlage er Resolution 1769 (2007) des Sicherheits- ats der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 Tagesordnungspunkt 7 b) . . . . . . . . . . . . . . . 13232 D 13234 B 13234 C 13234 D 13235 A 13235 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 IX Anlage 10 Erklärung des Abgeordneten Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Einmarsch der Türkei in den Irak verhin- dern (Tagesordnungspunkt 14) . . . . . . . . . . . . Anlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die elektro- magnetische Verträglichkeit von Betriebsmit- teln (EMVG) (Tagesordnungspunkt 17) Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Bildungspolitische Katastrophe verhindern – Betreuungsgeld eine Absage er- teilen (Tagesordnungspunkt 16) Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Die wirtschaftlichen und arbeitsplatzschaffen- den Erfolge der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts- struktur“ nutzen – Regionales Wachstum und Beschäftigungseffekte intensivieren – Antrag: Fördermittel Aufbau Ost in voller Höhe beibehalten – Geplante Kürzung der Gemeinschaftsaufgabe von 100 Mio. Euro zurücknehmen (Tagesordnungspunkt 21 a und b) Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S C A Z A t w u H A Z d d g K D F D D D A Z d m n U D H K U A Z d l v p D 13235 B 13235 B 13236 A 13237 A 13237 D 13238 C 13239 B 13240 D 13241 D 13242 C 13243 C 13244 B 13245 D 13246 C 13247 B abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Das Instrument der Wahlbeobach- ungen durch die OSZE darf nicht geschwächt erden – ODIHR muss handlungsfähig und nabhängig bleiben (Tagesordnungspunkt 18) eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . nlage 15 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Än- erung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (Ta- esordnungspunkt 23) laus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . r. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 16 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Verbraucherfreundliche Lebens- ittelkennzeichnung einführen (Tagesord- ungspunkt 20) da Carmen Freia Heller (CDU/CSU) . . . . . r. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . arin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 17 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes über die Feststel- ung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonder- ermögens für das Jahr 2008 (ERP-Wirtschafts- langesetz 2008) (Tagesordnungspunkt 25) r. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 13248 A 13248 D 13249 C 13250 B 13251 B 13252 D 13253 A 13253 D 13254 D 13255 D 13257 A 13257 D 13258 C 13259 C 13260 B X Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 18 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Nanotechnologie – Forschung verstärken und Vorsorgeprinzip anwenden – Unterrichtung: Bericht der Bundesregie- rung zum Veränderungsbedarf des beste- henden Rechtsrahmens für Anwendungen der Nanotechnologie (Tagesordnungs- punkt 22 a und b) Johann-Henrich Krummacher (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 19 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die umwelt- gerechte Gestaltung energiebetriebener Pro- dukte (Energiebetriebene-Produkte-Gesetz – EBPG) (Tagesordnungspunkt 26) Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 20 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichte- rung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls (Tagesord- nungspunkt 27) Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . S J J A A Z d u ( ( R S D P S A Z d d o A L D D C A Z d d m J G D D U 13261 B 13262 A 13262 D 13263 C 13264 A 13265 A 13266 C 13268 A 13269 B 13270 A 13271 D 13272 A 13272 D 13273 C 13274 A 13275 D abine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 21 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung nd Modernisierung des Bundesdienstrechts Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG) Tagesordnungspunkt 28) alf Göbel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . iegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 22 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Achten Gesetzes zur Än- erung des Steuerberatungsgesetzes (Tages- rdnungspunkt 29) ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ydia Westrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 23 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Erhaltung der Weinbaukultur urch vernünftige Reform der EU-Wein- arktordnung (Tagesordnungspunkt 31) ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13276 C 13277 C 13278 B 13279 A 13279 D 13281 A 13282 B 13283 C 13284 B 13285 A 13287 A 13288 B 13288 D 13289 D 13291 A 13292 D 13293 B 13293 D 13294 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 XI Anlage 24 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisie- rung der Aufsichtsstruktur der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Aufsichts- strukturmodernisierungsgesetz) (Tagesord- nungspunkt 32) Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 25 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Wertvolle Computerspiele för- dern, Medienkompetenz stärken (Zusatztages- ordnungspunkt 6) Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Waitz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lothar Bisky (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13295 C 13297 A 13297 D 13298 B 13298 D 13299 D 13300 C 13301 C 13302 C 13303 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13087 (A) ) (B) ) 126. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    1) Anlage 25 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13227 (A) ) (B) ) Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 15.11.2007 tung der völkerrechtlichen Zulässigkeit der Operation des NATO-Vertrags ist in seiner Begründung – als Ant- wort auf den 11. September 2001 – nach Ablauf von sechs Jahren fragwürdig geworden. Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zur Tornado-Entsendung vom 3. Juli 2007 die Bewer- Petzold, Ulrich CDU/CSU 15.11.2007 Rachel, Thomas CDU/CSU 15.11.2007 Raidel, Hans CDU/CSU 15.11.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt A d p d s d v i 2 i O m E d g v t Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amann, Gregor SPD 15.11.2007 Bätzing, Sabine SPD 15.11.2007 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 15.11.2007 Bodewig, Kurt SPD 15.11.2007 Claus, Roland DIE LINKE 15.11.2007 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.11.2007 Faße, Annette SPD 15.11.2007 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 15.11.2007 Freitag, Dagmar SPD 15.11.2007 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 15.11.2007 Golze, Diana DIE LINKE 15.11.2007 Großmann, Achim SPD 15.11.2007 Jaffke, Susanne CDU/CSU 15.11.2007 Dr. Jordan, Hans- Heinrich CDU/CSU 15.11.2007 Knoche, Monika DIE LINKE 15.11.2007 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.11.2007 Leutert, Michael DIE LINKE 15.11.2007 Mortler, Marlene CDU/CSU 15.11.2007 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 15.11.2007 Müller (Düsseldorf), Michael SPD 15.11.2007 D S W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den An- trag: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tages- ordnungspunkt 6 a) Dr. Axel Berg (SPD): Ich lehne den Antrag der Bun- esregierung heute ab, weil sich meines Erachtens die olitischen Rahmenbedingungen in Afghanistan und auf er Welt signifikant verändert haben, sodass ich eine Zu- timmung zu einer Verlängerung des Mandates aufgrund er aktuellen Lage nicht mehr mit meinem Gewissen ereinbaren kann. Insbesondere folgende Entwicklungen bestätigen mich n dieser Ansicht: Sechs Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 001 und eines nach der Gewaltexplosion 2006 gerade n den alten OEF-Operationsgebieten des Südens und stens und der ISAF-Ausweitung auf ganz Afghanistan üssen wir die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel zur indämmung von Terrorismus, Gewalt und Militanz und ie Rechtsgrundlagen für den Einsatz kritisch hinterfra- en. Das Recht auf individuelle und kollektive Selbst- erteidigung nach Art. 51 der Satzung der Vereinten Na- ionen und davon abgeleitet der Bündnisfall nach Art. 5 r. Scheer, Hermann SPD 15.11.2007 trothmann, Lena CDU/CSU 15.11.2007 öhrl, Dagmar CDU/CSU 15.11.2007 olf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.11.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 13228 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Enduring Freedom in Afghanistan dadurch umgangen, dass es die klare Trennung zwischen OEF und ISAF als gegeben vorausgesetzt hat. Es stellte fest, dass ein Organstreitverfahren „keine allgemeine Prüfung der Völkerrechtskonformität von militärischen Einsätzen der NATO“ erfordere: „Weder hat das Bundesverfassungs- gericht zu prüfen, ob die Anschläge des 11. September 2001 völkerrechtlich dem damaligen afghanischen Tali- ban-Regime zugerechnet werden können, noch ist zu entscheiden, ob sich die Operation Enduring Freedom auf das Recht auf kollektive Selbstverteidigung stützen konnte und fortdauernd kann und welche Rolle diesbe- züglich den Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zukommt, in denen dieser das Selbstverteidigungsrecht anerkennt bzw. bekräftigt“. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat wieder- holt und meines Erachtens auch zu Recht festgestellt, dass islamistischer internationaler Terrorismus und an- dere Arten des Terrorismus eine Bedrohung der interna- tionalen Sicherheit und des Weltfriedens darstellen. Der Sicherheitsrat betont zugleich die Verpflichtung der Staaten, Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus nur im Einklang mit dem Völkerrecht zu ergreifen. Im Kampf gegen internationale Terroristen kann der Einsatz von bewaffneten Kräften ein notwendiges Mittel sein, um die Gefahr einzudämmen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. OEF war notwendig und erfolgreich, um al-Qaida/Ta- liban zu vertreiben, ihre Ausbildungsstruktur zu zerstö- ren und ihre Rückkehr nach Afghanistan in Schranken zu halten. Doch nun sollte die konkrete Überprüfung, ob eine weitere OEF-Teilnahme noch völkerrechtlich legiti- mierbar ist und ob sie im Hinblick auf das Ziel der Terro- rismusbekämpfung überhaupt noch sinnvoll, wirksam und verantwortbar ist, im Vordergrund stehen. Nach dem 11. September konnten USA und NATO – gestützt auf die VN-Sicherheitsratsresolution 1368 vom 12. September 2001 – für sich das Recht auf indivi- duelle und kollektive Selbstverteidigung in Anspruch nehmen. Sechs Jahre später ist diese Rechtsgrundlage immer dünner und fragwürdiger geworden. Jetzt weiter auf das Selbstverteidigungsrecht zu pochen bedeutet, es zeitlich und räumlich völlig zu entgrenzen – und damit das internationale Gewaltverbot zu unterlaufen und zu zersetzen. Hinzu kommt, dass der US-geführte Global War against Terrorism und seine militärische Kernopera- tion OEF in erheblichem Widerspruch zur Auflage des VN-Sicherheitsrates agierte, wonach die Staaten sicher- stellen müssen, „dass alle Maßnahmen, die sie zur Be- kämpfung des Terrorismus ergreifen, mit allen ihren Ver- pflichtungen nach dem Völkerrecht in Einklang stehen müssen, VN-SR-Res. 1624 vom 14. September 2005. Die bisherige Bilanz des vorwiegend militärischen und nachgeordnet politischen Vorgehens gegen den in- ternationalen Terrorismus ist insgesamt eher ernüch- ternd. In den Jahren 2001 bis 2005 gelang es, die Taliban von der Macht in Afghanistan zu vertreiben und fernzu- halten sowie die dortige Ausbildungsinfrastruktur von al-Qaida zu zerstören. Der wesentlich von Deutschland f V D I m o n d d B w u g D r A s t d g I g r r A E k t g g n z h 1 b e U 2 M n R i w t t M U A N N u A A s 4 w (C (D orcierte Petersberg-Prozess führte zur Schaffung der erfassung für eine islamische Republik in Afghanistan. er US-geführte Krieg gegen den Terror folgte aber dem rrglauben, den islamistischen internationalen Terroris- us vor allem militärisch besiegen zu können. Er wurde ft mit unverhältnismäßigen Mitteln und unter Inkauf- ahme von großen Opfern unter der Zivilbevölkerung urchgeführt. Zusammen mit der Entführung von Ver- ächtigen und der unwürdigen und völkerrechtswidrigen ehandlung von Gefangenen förderten diese Vorgehens- eisen islamistische Militanz, statt sie einzudämmen, nd trugen zu einer gesellschaftlichen Entfremdung ge- enüber einer militärischen Terrorismusbekämpfung bei. er US-Angriff auf den Irak hat dann den Stabilisie- ungsprozess in Afghanistan zurückgeworfen und der kzeptanz der internationalen Präsenz dort erheblich ge- chadet. Das internationale Vorgehen gegen den islamis- ischen Terrorismus muss auf den Prüfstand. Bis zum heutigen Tage sind wichtige Verantwortliche er Terroranschläge des 11. September 2001 noch nicht efasst, ist ihre veränderte Infrastruktur nicht zerschlagen. nsbesondere die unwegsamen paschtunischen Stammes- ebiete im Westen Pakistans bilden die neuen Rückzugs- äume, aus denen al-aida und andere terroristische sowie adikalislamische Gruppen relativ geschützt operieren. uch wenn es in der Vergangenheit immer wieder zu inzelaktionen von amerikanischen Kommandotruppen am, gehört Pakistan nicht zum Einsatzgebiet der Opera- ion Enduring Freedom. Es ist die Aufgabe der jeweili- en Regierung – in diesem Fall Pakistans –, entschieden egen die bewaffneten terroristischen Gruppen im eige- en Land vorzugehen und den Gruppen den Nährboden u entziehen. Weil das Taliban-Regime dieser Aufgabe über Jahre inweg nicht nachkam und den Attentätern nach dem 1. September 2001 weiter Schutz und Unterstützung ot, haben sich die USA – unterstützt und getragen von iner breiten Allianz von Staaten und gestützt auf die N-Sicherheitsrats-Resolution 1368 vom 12. September 001 – zur militärischen Selbstverteidigung entschieden. it dem Abschluss des Petersberg-Prozesses hat Afgha- istan seine Souveränität wiedererlangt. Die afghanische egierung trägt damit auch im Bereich der Sicherheit, nklusive der Terrorismusbekämpfung, die Hauptverant- ortung. Sie wird hierbei von der internationalen Staa- engemeinschaft, insbesondere der VN-mandatierten In- ernational Security Assistance Force (ISAF) unterstützt. Die Vereinten Nationen haben im Dezember 2001 das andat der ISAF-Mission zunächst nur auf Kabul und mgebung beschränkt und im Oktober 2003 auf ganz fghanistan ausgeweitet. Die seit August 2003 von der ATO geführte ISAF-Truppe übernahm zunächst im orden, dann im Westen und schließlich 2006 im Süden nd Osten die Verantwortung. Im Operationsplan vorn Dezember 2005 hat ISAF die usbildung der afghanischen Nationalarmee und die ufgabe der Bekämpfung von bewaffneten Aufständi- chen mit übernommen. Am 5. Oktober 2006 hat die auf 0 000 Kräfte aufgewachsene ISAF die territoriale Aus- eitung abgeschlossen. Spätestens damit ist die Beru- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13229 (A) ) (B) ) fung auf das Recht auf Selbstverteidigung und somit die Rechtsgrundlage für die Operation Enduring Freedom in Afghanistan fragwürdig geworden. Für die Operation Enduring Freedom liegt kein Status of Forces Agree- ment (SOFA) vor, das die Rechte der Streitkräfte in Af- ghanistan regelt. Die afghanische Regierung hat die USA wiederholt aufgefordert, eigenmächtige Militärak- tionen zu unterlassen. Mit der Operation Enduring Freedom (OEF) unterhal- ten die USA in Afghanistan eine extralegale Parallel- struktur, die für den Wiederaufbau, die Ausbildung von Armee und Polizei, die Bekämpfung von Aufständi- schen und den Terrorkampf zuständig ist. Abstimmungs- prozesse mit den Partnern können damit umgangen, Ein- blicke und Einwirkungsmöglichkeiten begrenzt werden. Der Military Commissions Act erlaubt den US-Truppen uneingeschränkte, auch willkürliche Verhaftung von Ter- rorverdächtigen sowie die Anwendung folterähnlicher Verhörmethoden. Zurzeit sind noch circa 12 000 OEF-Kräfte in Afgha- nistan präsent, davon 11 000 US-Soldaten. Die Opera- tion Enduring Freedom ist vornehmlich nicht mit der un- mittelbaren Terrorismusbekämpfung befasst. Etwa 6 000 US-Soldaten von OEF sind an der Ausbildung, Einsatz- führung und -begleitung der afghanischen Armee, der afghanischen Polizei und der afghanischen Hilfspolizei beteiligt. Die von OEF ausgebildeten und geführten Truppen und Sicherheitskräfte werden zur Aufstandsbe- kämpfung eingesetzt und von OEF-Truppen begleitet. In den gemeinsamen Operationsgebieten von ISAF und OEF im Osten und Süden kann zwischen ISAF- und OEF-Kräften, Terrorbekämpfung und Aufstandsbe- kämpfung, Einsätzen unter dem Mandat der VN oder Einsätzen unter Berufung auf das Recht auf Selbstvertei- digung von außen nicht mehr unterschieden werden. Seit der Gewaltexplosion in 2006 gerade in den alten OEF- Operationsgebieten des Südens und Ostens und der ISAF-Ausweitung auf ganz Afghanistan stellt sich ver- schärft die Frage nach der Wirksamkeit von OEF bei der Eindämmung von Terrorismus, Gewalt und Militanz. Die militärischen Kommandoaktionen und das teils rücksichtslose Vorgehen von OEF erweisen sich meines Erachtens als kontraproduktiv und unverantwortlich. Sie gefährden ISAF und die Aussichten auf den Gesamter- folg in Afghanistan. Es ist anerkennenswert, dass sich ISAF und OEF um einheitliche Einsatzregeln und um die Vermeidung von Opfern unter der Zivilbevölkerung bemühen. Das reicht aber nicht aus. Es darf außerhalb des ISAF-Verantwortungsbereichs keine weiteren aus- ländischen Militär- und Sicherheitskräfte geben. Der deutsche militärische Beitrag zum Anti-Terror- kampf beschränkte sich in den vergangenen Jahren auf die maritimen Beiträge am Hörn von Afrika und im Mit- telmeer. Laut Aussage von Verteidigungsminister Jung kam das Kommando Spezialkräfte im Rahmen von OEF seit Oktober 2005 in Afghanistan nicht mehr zum Ein- satz. Bei früheren Einsätzen hatten die Spezialsoldaten ihren Auftrag, mutmaßliche Terroristen zu bekämpfen, zu verhaften und vor Gericht zu bringen, nur sehr einge- schränkt durchführen können, weil auf US-Seite eine r H T m R l d E g w R u b n r i s i g I d a d s d D A d w A m D I t R u f h v u P u F n d ( c u S g t d (C (D echtsstaatliche Vorgehensweise nicht gewährleistet war. ätten sie gemäß ihrem Parlamentsauftrag mutmaßliche erroristen militärisch bekämpft bzw. gefangen genom- en und an die USA ausgeliefert, hätten sie sich dem isiko ausgesetzt, sich strafbar zu machen. Die Obergrenze von 1 400 Soldatinnen und Soldaten iegt auch weit über den circa 300 Soldatinnen und Sol- aten, die in den vergangenen Jahren durchschnittlich im insatz waren. Für die zunehmend in den Vordergrund erückte Begründung der Überwachung strategisch ichtiger Seewege am Horn von Afrika gibt es keine echtsgrundlage. Gleichzeitig gehören Piraterie zur See nd der Schutz der Schifffahrtswege zu jenen Bereichen, ei denen im Rahmen kollektiver Sicherheit internatio- al Handlungs- und Regelungsbedarf besteht. Aus diesen Gründen kann ich heute einer Verlänge- ung des Einsatzes deutscher Soldatinnen und Soldaten m Rahmen der Operation Enduring Freedom nicht zu- timmen. Meines Erachtens sollte nun ein Kurswechsel n Afghanistan im Vordergrund stehen: Wir, also die Bundesrepublik Deutschland, sollten ge- enüber den USA, in der NATO und gegenüber den SAF-Partnern darauf hinarbeiten, dass das Nebeneinan- er von ISAF und OEF beendet wird und die Gesamtver- ntwortung für die militärische Sicherheitsunterstützung er afghanischen Regierung allein bei ISAF liegt. Dies ollte auch eine Beendigung der nationalen Ausbildung er afghanischen Polizei- und Militärkräfte unter dem ach der Operation Enduring Freedom durch die US- dministration beinhalten. Die militärischen Ausbil- ungsanteile sollten in die ISAF-Mission eingegliedert erden. Durch eine Stärkung der ISAF-Mission können wir fghanistan zu Frieden und Stabilität verhelfen und so- it die Ursachen von Terrorismus effektiv bekämpfen. eshalb macht es meines Erachtens weitaus mehr Sinn, SAF auszubauen und dementsprechend dafür einzutre- en, dass andere an OEF beteiligte Staaten weiterhin essourcen für die ISAF-Mission zur Verfügung stellen, m die Strukturen und Ressourcen von ISAF zu stärken. So können wir die Verhütung von vermeidbaren Op- ern, insbesondere unter der Zivilbevölkerung, die Ein- altung der Menschenrechte und des humanitären Kriegs- ölkerrechts zu einem entscheidenden Maßstab machen nd sollten sowohl intern als auch gegenüber unseren artnern darauf achten, dass dieser Maßstab in die Praxis mgesetzt und wirksam überwacht wird. Martin Burkert (SPD): Die Operation Enduring reeedom (OEF) und die Entsendung von RECCE-Tor- ados halte ich für falsch und gefährlich, wohingegen er Einsatz der International Security Assistance Force ISAF) wichtig und richtig ist. Die ISAF soll eine friedli- he, politische Entwicklung Afghanistans gewährleisten nd die Regierung Afghanistans bei ihrer Aufgabe, für icherheit, Recht und Ordnung im ganzen Land zu sor- en, unterstützen. Auch beim Wiederaufbau Afghanis- ans hat ISAF Erfolge vorzuweisen. Insbesondere die eutsche Bundeswehr hat in ihrem Verantwortungsbe- 13230 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) reich zu einer Stabilisierung des Nordens Afghanistans beigetragen. Dabei muss ISAF aber klar abgegrenzt werden von der OEF, die die Bekämpfung des internationalen Terro- rismus zum Ziel hat. So hat der Einsatz von Tornados der Bundeswehr über ganz Afghanistan meine Befürch- tungen vom Frühjahr leider bestätigt. Er hat zu erhebli- chen Unschärfen bei der Aufgabenteilung von ISAF und OEF geführt. Ich sehe meine Zweifel von damals, dass es gelingen wird, die Einsatzbedingungen – insbesondere hinsicht- lich der Zusammenarbeit zwischen ISAF und OEF – de- tailliert zu trennen und dies auch der Bevölkerung zu vermitteln, bestätigt. Und ich befürchte nach wie vor, dass die Erfolge der ISAF-Mission durch den Anti-Ter- ror-Einsatz akut gefährdet werden. Unser Interesse muss es sein, die Situation in Afgha- nistan zu stabilisieren, an einem friedlichen Wiederauf- bau mitzuarbeiten und die Eigenverantwortung zu stär- ken. Nur so hat das Land nach mehr als 20 Jahren Krieg und Bürgerkrieg eine Chance auf eine dauerhafte, fried- liche Perspektive ohne Terrorismus. Ich bin mir bewusst, dass Wiederaufbau und Entwick- lung ohne Sicherheit nicht möglich sind, aber die OEF stellt für mich gerade kein Mittel der Stabilisierung der Lage in Afghanistan. Das durch Widerstandsaktivitäten verunsicherte Gebiet Afghanistans hat sich nach über- einstimmenden Erkenntnissen der UNO und anderer namhafter Organisationen (Senlis Council, Großbritan- nien) von der Hälfte auf etwa zwei Drittel des afghani- schen Staatsgebiets vergrößert. Wir stehen bei dem umfassenden Staatsbildungs-Pro- zess vor enormen sensiblen, sozialen, kulturellen und re- gionalen Herausforderungen. Umso mehr werden wir scheitern, wenn wir einen „Guerillakrieg“ gewinnen wollen. Kriegerische Mittel sind deshalb aus meiner Sicht falsch – und die OEF ist letztlich ein Krieg gegen den Terrorismus. Ich glaube an den langfristigen Erfolg rechtsstaatlicher Strukturen, und ich setze auf unser friedliches Engagement für Afghanistan. In diese Richtung müssen wir weiter gehen: Wir müs- sen mehr Mittel für den zivilen Aufbau zur Verfügung stellen und auf eine bessere internationale Koordinie- rung beim zivilen Aufbau hinwirken. Wir müssen den innenpolitischen Versöhnungsprozess in Afghanistan un- ter Einbeziehung aller Kräfte unterstützen, die bereit sind, die afghanische Verfassung zu respektieren und den bewaffneten Kampf einzustellen. Wir müssen uns für die Bekämpfung der afghanischen Drogenökonomie und die verstärkte Schaffung nachhaltiger Einkommens- alternativen für Bauern einsetzen. Wir müssen den Auf- bau der Polizei in Afghanistan effektiver vorantreiben und gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft die notwendigen Mittel hierfür bereitstellen. Wir müssen noch stärker als bisher den Aufbau des afghanischen Rechtssystems forcieren und auf eine gute Ausbildung und angemessene Bezahlung von Richtern und Staatsan- wälten hinwirken. M e l s E k r d s U t i M a d w d E E w V d u 1 u s u U ( l v d n r e B d a n b e a t 1 d S a t U n E (C (D Unsere Kraft, unseren Fokus und unsere finanziellen ittel sollten wir aber nur darauf richten, und nicht auf ine Mission, bei der es ungeklärt bleibt, ob sie den zivi- en Aufbau tatsächlich stärkt oder ihn nicht vielmehr chwächt. Mich in dieser Ungewissheit für einen militärischen insatz zu entscheiden, ist mir nicht möglich. Deshalb ann ich dem Antrag nicht zustimmen. Jürgen Koppelin (FDP): Dem Antrag der Bundes- egierung auf Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter eutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemein- amen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die SA stimme ich nicht zu. Ich befürworte sehr wohl den Einsatz auch bewaffne- er Kräfte gegen den Terrorismus. Der vorgelegte Antrag st kein „ehrlicher Antrag“, denn für das erforderliche andat würden weit weniger Soldaten als im Antrag usgewiesen ausreichen. Die Bundesregierung geht je- och weit darüber hinaus. Durch den Mandatsantrag ird der Parlamentsvorbehalt unterlaufen. Dieser Antrag er Bundesregierung ist ein „Blanko-Scheck“ für den insatz der Bundwehr in einem riesigen potenziellen insatzgebiet, ohne dass das Parlament weiter befasst erden müsste. Lydia Westrich (SPD): Ich stimme einer weiteren erlängerung des Mandates der Operation Enduring Free- om, OEF, nicht zu. Diese Operation war die konsequente nd richtige Antwort auf die schrecklichen Ereignisse des 1. September 2001 und hatte die Zielsetzung, „Führungs- nd Ausbildungseinrichtungen von Terroristen auszu- chalten, Terroristen zu bekämpfen, gefangen zu nehmen nd vor Gericht zu stellen sowie Dritte dauerhaft von der nterstützung terroristischer Aktivitäten abzuhalten.“ Bundestagsdrucksache 14/7296, 7. November 2001) Als völkerrechtliche Grundlage diente dabei vor al- em das Recht zur individuellen und kollektiven Selbst- erteidigung nach Art. 51 der UN-Charta. Nach Art. 51 er UN-Charta darf dieses Selbstverteidigungsrecht aber ur so lange dauern, „bis der Sicherheitsrat die zur Wah- ung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit rforderlichen Maßnahmen getroffen hat.“ Zwar hat das undesverfassungsgericht in seiner Tornado-Entschei- ung zur Völkerrechtskonformität des OEF-Einsatzes usgeführt, dass „der Sicherheitsrat der Vereinten Natio- en in seiner Resolution 1368 (2001) vom 12. Septem- er 2001 das Recht der Vereinigten Staaten zur individu- llen und kollektiven Selbstverteidigung ausdrücklich nerkannt und diese Resolution immer wieder bekräf- igt“ hat, „auch in der Resolution 1707 (2006) vom 2. September 2006 betreffend das jüngste ISAF-Man- at.“ Allerdings habe ich doch starke Bedenken, ob das elbstverteidigungsrecht, welches ja ohne UN-Mandat ngewendet werden kann, tatsächlich sechs Jahre anhal- en darf. Dies gilt umso mehr, als dass es bereits eine von der N mandatierte und von der NATO geführte Internatio- ale Sicherheitsunterstützungstruppe, ISAF, gibt, deren insatzgebiet im Oktober 2006 auf ganz Afghanistan Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13231 (A) ) (B) ) ausgedehnt wurde. Durch die Erweiterung des Einsatz- raumes ist die ISAF in die Lage versetzt worden, alle mi- litärischen Aufgaben abzudecken – eine Tatsache, die auch dem politischen Willen der beteiligten Staaten ent- spricht. Folglich bestehen die OEF und die ISAF nebeneinan- der. Der maßgebliche Unterschied ist jedoch, dass wir mit der Zustimmung zur OEF Verantwortung für eine US-geführte Operation übernehmen, auf die wir – im Gegensatz zur ISAF – keinen Einfluss haben. Damit ein- her geht ein Mangel an Transparenz: Zwar wird von US- amerikanischer Seite immer betont, dass keine zivilen Opfer zu beklagen sind – eigene Kenntnisse hierüber ha- ben wir allerdings nicht. Deshalb halte ich es für angebracht, dass wir uns auf unser ISAF-Engagement konzentrieren und uns dafür einsetzen, die OEF in die ISAF einzugliedern. Dies gilt umso mehr, als sich das derzeitige deutsche Engagement im Rahmen der OEF auf den Einsatz am Horn von Afrika beschränkt, da das Kommando Spezialkräfte seit Oktober 2005 wohl nicht mehr in Afghanistan stationiert ist. In diesem Zusammenhang ist schließlich auch über eine eigenständige Mandatierung des Einsatzes am Horn von Afrika nachzudenken. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Angelika Graf (Rosenheim) und Wolfgang Spanier (beide SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Antrag: Fortset- zung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemein- samen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutio- nen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicher- heitsrats der Vereinten Nationen (Tagesord- nungspunkt 6 a) Ich begrüße sehr, dass die Bundesregierung die Kritik an der Mandatsumsetzung im Hinblick auf die vielen zivilen Opfer, die der Kampf für die „Operation dauer- hafte Freiheit“ kostet, ernst nimmt und dies in ihre Ein- satzauflagen einbezieht. Ebenso unterstütze ich ausdrücklich, dass die Bundes- regierung in ihrem Afghanistankonzept und in dem oben genannten Antrag berücksichtigt, dass die Entstehung von Terrorismus auch durch die sozialen und ökonomi- schen Umstände begünstigt wird und deshalb die militä- rische Option der Bekämpfung nur eine von vielen sein kann. Im Sinne der Nachhaltigkeit mindestens genauso wichtig ist deshalb die Bekämpfung der existenziellen Not und der Defizite in der Sicherheit im täglichen Le- ben und der menschenrechtlichen Situation in Afghanis- tan. Mit unserem Engagement in Afghanistan haben wir uns selbst in die Verantwortung genommen, in Afghanis- t n s d d c f R m s u n d z A s w W t d z f V v w o g d t r 2 F A g h b R l b m z f j m i r s T s w e l d (C (D an gemeinsam mit den Afghaninnen und der internatio- alen Gemeinschaft ein funktionierendes, demokrati- ches Staatswesen zu etablieren und daran zu arbeiten, ass Afghanistan in der Zukunft in der Lage ist, die Be- ürfnisse der afghanischen Bevölkerung selbst zu si- hern. Dies ist ein langwieriger Prozess und bisher nicht rei von Enttäuschungen und Rückschlägen: In vielen egionen leben die Menschen weiterhin in absoluter Ar- ut, die Sicherheitssituation und der Menschenrechts- tandard sind weiterhin in vielen Landesteilen prekär. Dennoch muss man feststellen: Die Bundesregierung nd die deutschen Hilfsorganisationen haben in Afgha- istan in den letzten sechs Jahren in den Bereichen, in enen sie gemäß der internationalen Aufgabenteilung uständig waren und zum Teil weit darüber hinaus, gute rbeit geleistet. Der ISAF-Einsatz, welchen der Deut- che Bundestag vor kurzem verlängert hat, ist ein not- endiger und nützlicher Beitrag zur Sicherheit beim iederaufbau des Landes. Es gibt jedoch aus meiner Sicht eine Reihe von Kri- ikpunkten an der Mandatsverlängerung für OEF. Ich zweifle daran, dass der NATO-Bündnisfall, auf em der Einsatz beruht, noch gegeben ist. Ich bin über- eugt, dass hier nach sechs Jahren eine neuerliche Prü- ung der Einsatzgrundlagen erforderlich ist. Darüber hinaus ist die Prüfung der Verfassungs- und ölkerrechtlichkeit des OEF-Einsatzes in Afghanistan in ielen Gesprächen von Bundestagsabgeordneten immer ieder an die Bundesregierung herangetragen worden, hne dass dies seinen Niederschlag in dem heute vorlie- enden Beschlussvorschlag gefunden hätte. Ich plädiere eshalb für eine Überprüfung der internationalen und na- ionalen rechtlichen Einhegung des Engagements. Dazu kommt, dass nach Auskunft der Bundesregie- ung das deutsche KSK-Kontingent in Afghanistan seit 005 nicht mehr abgerufen wurde. Hier stellt sich die rage, ob die finanziellen Mittel für den OEF-Einsatz in fghanistan nicht sinnvoller in anderen Bereichen ein- esetzt werden könnten. Da nach der Einschätzung nam- after Beobachter nämlich nur ein geringer Teil der Tali- an-Kämpfer ideologisch motiviert ist und sich in den eihen der Taliban viele der im Krieg sozialisierten Ge- egenheitskämpfer finden, die mit dem Kampf den Le- ensunterhalt für sich und ihre Familie verdienen, muss an – um den Sumpf, in dem Terrorismus wächst, aus- utrocknen – diesen Menschen eine Perspektive in einer riedlichen Gesellschaft bieten. Dazu bedarf es über die etzt bereits geplante Erhöhung hinaus einer weiteren assiven Ausweitung des Entwicklungshilfeetats, der m Vergleich zu dem Mitteleinsatz im militärischen Be- eich immer noch deutlich schlechter gestellt ist. Weiterhin kritisiere ich – trotz der im Beschlussvor- chlag angesprochenen Einsatzauflagen – die mangelnde ransparenz des Einsatzes der OEF-Truppen. Die Ein- ätze der Bundeswehr müssen im Parlament beschlossen erden. Grundlage dieser Beschlüsse ist gewöhnlich ine Offenlegung der Arbeit der Soldaten, welche mög- ichst allen Abgeordneten zugänglich sein sollte. Über ie Arbeit von OEF wird jedoch in den Medien sehr se- 13232 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) lektiv, wenig objektiv und häufig nur im Zusammenhang mit so genannten „Kollateralschäden“, „zivilen Opfern“ und der offensichtlich fehlenden Sensibilität gegenüber der afghanischen Kultur berichtet. Ich möchte nicht, dass deutsche Soldaten damit in Zusammenhang gebracht werden. Das OEF-Mandat in Afghanistan ist ein wichtiger Be- standteil des gesamten deutschen Engagements im Rah- men von OEF. Dazu kommt, dass im Falle eines eventu- ellen Angriffs der USA auf den Iran – wie ihn Präsident Bush ins Auge gefasst hat – das deutsche OEF-Kontin- gent am Horn von Afrika wenig Möglichkeiten hätte, sich dieser kriegerischen Auseinandersetzung zu entzie- hen. Wir wären mitten drin. Ich lehne daher aus den oben angeführten Gründen die Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte im Rahmen von OEF ab. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Lale Akgün und Renate Gradistanac (beide SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den Antrag: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Verein- ten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantik- vertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Verein- ten Nationen (Tagesordnungspunkt 6 a) Ich begrüße ausdrücklich, dass die Bundesregierung in ihrem Afghanistan-Konzept und in dem oben genann- ten Antrag berücksichtigt, dass die Entstehung von Ter- rorismus auch durch soziale und ökonomische Umstände begünstigt wird und deshalb die militärische Option der Bekämpfung nur als einen Teilaspekt von mehreren an- sieht. Mindestens genauso wichtig ist, das Engagement für die Beseitigung der existenziellen Not und der Defi- zite in der Sicherheit im täglichen Leben zu verstärken. Besonders dieser, aber auch folgende weitere Aspekte haben mich letztlich jedoch dazu bewogen, der Fortset- zung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte im Rahmen der OEF nicht zuzustimmen, da ich das Primat des Zivilen vor dem Militärischen in der Gesamtbetrach- tung des Einsatzes nicht gegeben sehe. Erstens. Die Bundesregierung und die deutschen Hilfsorganisationen haben in Afghanistan in den letzten sechs Jahren in den Bereichen, in denen sie gemäß der internationalen Aufgabenteilung zuständig waren und zum Teil weit darüber hinaus, viel Positives bewirkt. Der zivile ISAF-Einsatz, welchen der Deutsche Bundestag vor kurzem verlängert hat, ist ein notwendiger und nütz- licher Beitrag zur Sicherheit beim Wiederaufbau des Landes. Der OEF-Einsatz ist jedoch kein ziviler, sondern ein massiv militärischer. Er forderte bereits viele zivile Op- fer. Diese sind nicht nur aus humanitären Gründen un- v g A d g U w b g n b c r v w o g s m D s w c s d s l g n g w m d w g d t h n E p i v a d S A (C (D erantwortlich, sie haben auch sehr negative Auswirkun- en auf den Erfolg des zivilen ISAF-Einsatzes in fghanistan. Obwohl zurzeit im Rahmen von OEF keine eutschen Soldaten in Afghanistan tätig sind, macht die rundsätzliche Beteiligung Deutschlands an der OEF die nterscheidbarkeit der zivilen Aufbauarbeit der Bundes- ehr im Rahmen von ISAF immer weniger unterscheid- ar von den militärischen Aktivitäten und damit weniger laubwürdig. Zweitens. Ich zweifle daran, dass der NATO-Bünd- isfall, auf dem der Einsatz beruht, noch gegeben ist. Ich in überzeugt, dass hier nach sechs Jahren eine neuerli- he Prüfung der Einsatzgrundlagen erforderlich ist. Drittens. Die Prüfung der Verfassungs- und Völker- echtlichkeit des OEF-Einsatzes in Afghanistan ist in ielen Gesprächen von Bundestagsabgeordneten immer ieder an die Bundesregierung herangetragen worden, hne dass dies seinen Niederschlag in dem heute vorlie- enden Beschlussvorschlag gefunden hätte. Viertens. Weiterhin kritisiere ich – trotz der im Be- chlussvorschlag angesprochenen Einsatzauflagen – die angelnde Transparenz des Einsatzes der OEF-Truppen. ie Einsätze der Bundeswehr müssen im Parlament be- chlossen werden. Grundlage dieser Beschlüsse ist ge- öhnlich eine Offenlegung der Arbeit der Soldaten, wel- he möglichst allen Abgeordneten zugänglich sein ollte. Über die Arbeit von OEF wird jedoch in den Me- ien sehr selektiv, wenig objektiv und häufig nur im Zu- ammenhang mit sogenannten Kollateralschäden, „zivi- en Opfern“ und der offensichtlich fehlenden Sensibilität egenüber der afghanischen Kultur berichtet. Ich möchte icht, dass deutsche Soldaten damit in Zusammenhang ebracht werden. Fünftens. Das OEF-Mandat in Afghanistan ist ein ichtiger Bestandteil des gesamten deutschen Engage- ents im Rahmen von OEF. Zu diesem zählen auch die eutschen OEF-Truppen am Horn von Afrika. Im Falle eiterer militärischer Auseinandersetzungen in der Re- ion – zum Beispiel bei einem US-Angriff auf den Iran – ürfte es schwierig bis unmöglich werden, die dort sta- ionierten deutschen Truppen aus dem Einsatz herauszu- alten, zumal, wie oben beschrieben, der NATO-Bünd- isfall noch immer Grundlage des OEF-Einsatzes ist. ine aktive oder passive Involvierung deutscher Trup- en in weitere Konflikte im Nahen und Mittleren Osten st aber in jedem Fall zu vermeiden. Sie ist bei einer un- eränderten Beteiligung Deutschlands am OEF-Einsatz ber nicht mit ausreichender Sicherheit zu verhindern. Ich lehne daher aus den oben angeführten Gründen ie Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher treitkräfte im Rahmen von OEF ab. nlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Lothar Binding (Heidelberg), Gabriele Hiller-Ohm, Christian Kleiminger, Jürgen Kucharczyk, Christine Lambrecht, Waltraud Lehn, Dirk Manzewski, Lothar Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13233 (A) ) (B) ) Mark, Hilde Mattheis, und Dr. Rainer Tabillion (alle SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Fortsetzung des Einsatzes bewaff- neter deutscher Streitkräfte bei der Unterstüt- zung der gemeinsamen Reaktion auf terroristi- sche Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tages- ordnungspunkt 6 a) Der Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Re- aktionen auf terroristische Angriffe gegen die USA werde ich (Operation Enduring Freedom) nicht zustim- men. Trotz aller Bedenken schicke ich voraus, dass seit 2001, seit dem ersten Eingreifen der internationalen Ge- meinschaft, in Afghanistan einige positive Veränderun- gen zu erkennen sind. Im Bereich von Familie (Stich- wort selbstbestimmtes Leben von Frauen), Bildung, Schule und Hochschule hat sich einiges zum Positiven verändert. Seit einiger Zeit nehmen aber Gewalt, Armut und Hoffnungslosigkeit wieder zu. Die humanitäre Situation der Bevölkerung hat sich seit 2006 wieder deutlich ver- schlechtert. „Nahrungsmittelunsicherheiten, chronische Mangelernährung, mangelhafter Zugang zu Trinkwasser und fehlende medizinische Versorgung beherrschen den Alltag der Zivilbevölkerung.“ Außerdem behindert Kor- ruption die Arbeit der deutschen Einheiten. Die Situation für deutsche Soldaten in Afghanistan wird durch diese Verhältnisse vor Ort immer komplizierter und unsiche- rer. Es ist zu erkennen, dass das OEF-Mandat nicht nach- haltig und nicht zielführend ist. Das Ziel aus dem Jahr 2001, Menschenrechte, Demokratie und Wohlstand in Afghanistan zu verankern, konnte bis heute nicht er- reicht werden. Eine Ablehnung der Mandatsverlängerung bedeutet nicht, dass das Ziel nicht mehr erreicht werden soll, ganz im Gegenteil. Es müssen andere Wege gefunden werden das Ziel zu erreichen, ohne militärische Eingriffe und ohne Spezialkommandos der deutschen Bundeswehr. Nach den terroristischen Angriffen auf die USA am 11. September 2001 wurde eine Sonderaktion zur Be- kämpfung des Terrors ins Leben gerufen doch nun, sechs Jahre später, ist es nach herrschendem Völkerrecht schwierig, weiter von einer Sonderaktion zu sprechen. Die Sicherheitsresolution 1368 (2001) und 1373 (2001) wird lediglich mit dem Recht auf Selbstverteidigung nach Art. 51 der UN-Charta anerkannt. Der zunehmende Abstand zum 11. September 2001 macht es immer schwieriger, von einem dauernden Angriff zu sprechen. Der UN-Sicherheitsrat geht zwar von einem fortwähren- den Recht zur Selbstverteidigung aus, was aber den ur- sprünglichen Zielen des Mandates widerspricht. Eine so- genannte „Intervention auf Einladung“ hat meinem Verständnis nach nichts mit den Zielen aus dem Jahr 2001 gemein. Mit einer solchen Begründung könnten die deutschen Einheiten von allen Ländern, denn alle Länder h d g k ü i g l d t d s A d d m s s s a d h s 2 d w d k G t w M R S d B M k n s s E v a b A b s b (C (D aben sicherlich das Recht auf Selbstverteidigung, zu je- er Zeit „eingeladen“ werden. Mit welcher Begründung sollten weitere „Einladun- en“ abgelehnt werden? Mit welcher Begründung sucht Deutschland in Zu- unft Länder aus, denen „geholfen“ werden soll? Mit welcher Begründung entscheidet Deutschland ber das Recht der Selbstverteidigung der Staaten, wenn n diesem Fall nur das Recht der Selbstverteidigung reift? Die Veränderungen seit der Resolution im Jahr 2001 iegen offen. Nach den terroristischen Anschlägen auf ie Vereinigten Staaten von Amerika wurde die Opera- ion Enduring Freedom mit dem Recht auf Selbstvertei- igung, so wie es Art. 51 der UN-Charta ermöglicht, ge- tartet. Doch im November 2007 findet ein Wechsel der rgumentation statt. Der UN-Sicherheitsrat bekräftigt ie OEF-Mandatsverlängerung „mit dem erneuten Aus- ruck seiner Unterstützung für die internationalen Be- ühungen zur Ausrottung des Terrorismus (…).“ Diese ei im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen, o das BMJ. Damit findet ein Wechsel statt, weg vom ur- prünglichen Recht der Selbstverteidigung nach einem ndauernden terroristischen Angriff, hin zur Ausrottung es internationalen Terrorismus. Im Falle eines unmittelbar stattfindenden oder dro- enden Terrorangriffs auf einen Bündnispartners, in die- em Fall des Angriffs auf die USA am 11. September 001, wurde dem Partner im Ausnahmefall geholfen, och mit einer weiteren Verlängerung des Mandates (es äre die sechste Verlängerung) hat es den Anschein, ass aus dem Ausnahmefall eine Dauerinstanz werden önnte. Der Einsatz hat sich in der Zwischenzeit über die renzen des mittlerweile souveränen Staates Afghanis- an hinaus ausgebreitet (Mission Creep). Der „Verant- ortungsbereich des deutschen Einsatzkontingentes und arine reicht bei der Operation Enduring Freedom vom oten Meer bis vor die Küste Kenias sowie bis zur traße von Hormuz und umfasst ein Seegebiet von etwa er achtfachen Größe Deutschlands.“ So beschreibt die undeswehr das Einsatzgebiet im Rahmen des OEF- andates. Es ist nicht festzustellen, in welche Spezial- ämpfe gegen den Terrorismus die Bundeswehr mit ei- er Verlängerung des Mandates hineingezogen wird. Jede(r) Abgeordnete, der der Mandatsverlängerung eine Zustimmung erteilt, ist mitverantwortlich für Ein- ätze von deutschen Spezialkräften, hat aber keinerlei influss auf die Operationen vor Ort. Jede(r) Abgeordnete ist mit seiner Stimmabgabe mit- erantwortlich für die vielen zivilen Opfer, die in Spezi- leinsätzen gegen Terroristen ums Leben kommen. Ne- en den beiden genannten Mitverantwortlichkeiten der bgeordneten sollte auch das Wohlergehen und das Le- en der Soldaten aus den deutschen Einheiten berück- ichtigt werden. Jede(r) Abgeordnete ist mitverantwortlich für das Le- en der deutschen Soldaten. Die in den Gebieten vor- 13234 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) herrschenden Bedingungen erschweren nicht nur die Ar- beit der Spezialeinheiten, den Terror einzudämmen, sondern die Bedingungen gefährden das Leben aller deutschen Soldaten in den Regionen der OEF. Die Genfer Abkommen schreiben den Schutz der Op- fer bei internationalen bewaffneten Konflikten vor, die Zivilbevölkerung soll vor militärischen Handlungen ge- schützt werden. Bei einer Verlängerung des OEF-Man- dates wird die Zivilbevölkerung weiteren militärischen Spezialkämpfen ausgesetzt. Durch Bombenhagel wäh- rend der alliierten Spezialeinsätze zur Terrorbekämpfung kommen immer wieder unschuldige Zivilisten ums Le- ben. Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus an der Seite der USA darf nicht vor der Einhaltung der Menschenrechte stehen. Auch die fortgesetzte Bedrohung durch internationale Terroristen begründet keinen weiteren militärischen Ein- satz, bei dem Zivilisten verletzt werden oder ums Leben kommen. Mit der Ablehnung der aktiven Bekämpfung werden zivile Opfer weitgehend geschützt. Die Länder Japan, Italien und weitere andere haben das OEF-Mandat auch nicht verlängert. Es ist natürlich kein Grund, den genannten Ländern nachzueifern, aber die Regierungen und Parlamente dieser Länder haben ih- ren Austritt aus der Operation Enduring Freedom ähn- lich begründet. Anlage 6 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Drit- ten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (Tagesordnungspunkt 15 a) Dr. Peter Jahr (CDU/CSU): Am Donnerstag, den 15. November werde ich mich bei dem von den Fraktio- nen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf ei- nes Dritten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch, Drucksache 16/6774, der Stimme ent- halten. Nach dem Gesetzentwurf will sich der Bund im kom- menden Jahr mit rund 3,9 Milliarden Euro an den Unter- kunftskosten von Empfängern des Arbeitslosengeldes II beteiligen. Dazu wird die Gesamtbeteiligungsquote auf durchschnittlich 29,1 Prozent der Leistungen der kom- munalen Träger für Unterkunft für das Jahr 2008 festge- legt. Erstmals ist die Veränderung der Anzahl der Alg-II- Bedarfsgemeinschaften ausschlaggebend für die Anpas- sung der Bundesbeteiligung. Problematisch ist, dass zwar die Zahl der Bedarfsge- meinschaften sinkt, aber die Kosten und damit der Fehlbe- trag pro Bedarfsgemeinschaft steigen. Demnach würde die Gesetzesänderung eine Absenkung der Bundesbeteili- gung zum Beispiel in Sachsen von 31,2 auf 28,6 Prozent bedeuten, was einem Einnahmeausfall für die sächsischen Landkreise von rund 14 Milliarden Euro entsprechen würde. Diese Problemlage gilt es anzuerkennen. K n r E D R t t ß S 3 s t z m u m s R 3 k u s a k u m k u 2 r z s m b z e d g Z d i E l z A A (C (D Allerdings ist das Ausmaß der Betroffenheit der ommunen aufgrund bisher nur geschätzter Daten icht mit Sicherheit abzusehen. So kommt es nach Be- echnungen der Bundesregierung auch zu finanziellen ntlastungen in verschiedenen sächsischen Regionen. ieser Argumentation folgend müssten Fehlbeträge im ahmen des sächsischen Finanzausgleichs berücksich- igt werden. Insgesamt sehe ich mich aufgrund der unsicheren Da- enlage nicht in der Lage, diesen Sachverhalt abschlie- end zu bewerten, und ich enthalte mich daher der timme. Manfred Kolbe (CDU/CSU): Dem Entwurf eines . Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialge- etzbuch, welches die Bundesbeteiligung an den Leis- ungen der Kommunalen Träger für Unterkunft und Hei- ung (KdU) zurückführt, kann ich nicht zustimmen. Die Bundesregierung begründet diese Rückführung it dem Rückgang der Zahl der Bedarfsgemeinschaften m 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr; die alleinige Be- essungsgrundlage „Entwicklung der Bedarfsgemein- chaften“ sei in § 46 Abs. 7 SGB II normiert. Diesem ückgang der Anzahl der Bedarfsgemeinschaften um ,7 Prozent steht jedoch eine tatsächliche Steigerung der ommunalen Ausgaben für die Kosten der Unterkunft nd Heizung um rund 8,4 Prozent gegenüber, da insbe- ondere die Energiekosten stark angestiegen sind und ußerdem Jugendliche unter 25 Jahren seit 1. Juli 2006 eine eigene Bedarfsgemeinschaft mehr bilden können nd jetzt größtenteils Teil der elterlichen Bedarfsge- einschaft sind. So liegen beispielsweise im Landkreis Delitzsch die ommunalen Ausgaben für die Kosten der Unterkunft nd Heizung zum 30. September 2007 bereits um ,6 Millionen Euro über den Kosten zum Vorjahreszeit- aum. Im Landkreis Torgau-Oschatz sind sie um 8,4 Pro- ent gestiegen. Auch im Landkreis Riesa-Großenhain ind sie um 8,4 Prozent gestiegen. Alle diese drei von ir im Deutschen Bundestag vertretenen Landkreise ha- en daher erhebliche Mehrkosten zu bewältigen, und die urückgehende Bundesbeteiligung wird bei ihnen eine rhebliche Finanzierungslücke reißen. Hieraus ergibt sich, dass die seinerzeit bei Verabschie- ung der Anpassungsformel des § 46 Abs. 7 SGB II an- enommene Korrelation zwischen der Entwicklung der ahl der Bedarfsgemeinschaften und der Entwicklung er Kosten der Unterkunft und Heizung nicht eingetreten st und daher die beabsichtigte Wirkung verfehlt wird. ine faire Anpassungsformel muss sich an der Entwick- ung der tatsächlichen Kosten für Unterkunft und Hei- ung orientieren und nicht allein an der Entwicklung der nzahl der Bedarfsgemeinschaften. nlage 7 Erklärung des Abgeordneten Johannes Röring (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag: Beteiligung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13235 (A) ) (B) ) bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/ UN-Hybrid-Operation in Darfur – UNAMID – auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 (Tagesordnungspunkt 7 b) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet „Ja“. Anlage 8 Erklärung des Abgeordneten Erich G. Fritz (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/ UN-Hybrid-Operation in Darfur – UNAMID – auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 (Tagesordnungspunkt 7 b) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet „Ja“. Anlage 9 Erklärung des Abgeordneten Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Operation in Darfur – UNAMID – auf Grundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 (Tagesordnungs- punkt 7 b) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet „Ja“. Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hakki Keskin (DIE LINKE) zur Abstimmung über den Antrag: Einmarsch der Türkei in den Irak verhindern (Tagesordnungspunkt 14) Im Gegensatz zu meiner Fraktion stimme ich gegen den Antrag, weil ich ihn für nicht ausgewogen halte. Anlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die elektromagnetische Verträglichkeit von Be- triebsmitteln (EMVG) (Tagesordnungspunkt 17) Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU): Ich freue mich sehr, dass wir heute das Gesetz über die elektromagneti- sche Verträglichkeit von Betriebsmitteln verabschieden. n d G L t k s s f o a m n f l t t F e t d u s f g B R s u r e z z d n w a r z z B g G r d r n D s g (C (D Der Titel ist sperrig und lässt nicht erahnen, dass hier icht nur eine der wichtigsten Fragen innerhalb der EU, ie Warenfreiheit, berührt wird, sondern auch eine der rundlagen des friedlichen Miteinander in unserem and: die elektromagnetische Verträglichkeit von elek- rischen Geräten, die man komplett im Laden kaufen ann. Das Gesetz soll einen funktionierenden Gemein- chaftsmarkt dadurch gewährleisten, dass ein angemes- enes Niveau der elektromagnetischen Verträglichkeit estgelegt wird. Ein Gerät, das auf Zypern verkauft werden darf, muss hne weitere Prüfung und bürokratische Hemmnisse uch in Deutschland vertrieben werden können. Ge- einsamer Markt ist die Absage an nationalen Protektio- ismus und an nichttarifäre Handelshemmnisse. Gerade ür eine Exportnation wie die Bundesrepublik Deutsch- and ist die Funktionsfähigkeit des Gemeinsamen Mark- es essenziell. Für die Menschen in unserem Land hat dies die posi- ive Folge, dass sie Ihren Fön, ihre Mikrowelle, ihren ernseher betreiben können, ohne den Nachbarn durch lektromagnetische Störungen beim reibungslosen Be- rieb seiner Geräte zu stören. Nun endlich haben wir die Richtlinie 2004/108/EG er Europäischen Union in nationales Recht umgesetzt nd so die dringend benötigte Rechtssicherheit – insbe- ondere für kleine und mittlere Unternehmen – geschaf- en. Dabei wurden neue Erkenntnisse berücksichtigt, Be- riffe definiert und Verwaltungsverfahren gestrafft. Außerdem haben wir einen Handlungsrahmen für die undesnetzagentur zur Ausführung des Gesetzes im ahmen der Störungsbeseitigung, die allein in national- taatlicher Verantwortung erfolgt, gesetzt. Dabei galt für ns die Maxime, dass nur eine Behörde, die mit klar um- issenen Befugnissen ausgerüstet ist, ihrem Auftrag, die lektromagnetische Verträglichkeit von Betriebsmitteln u gewährleisten und Störungen so effektiv wie möglich u beseitigen, erfüllen kann. Ich bin voller Zuversicht, ass die Bundesnetzagentur die ihr eingeräumten Befug- isse mit der bekannten Professionalität nutzen wird. Sie ird dabei auf ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz ufbauen und ihn weiter mehren können. Besonders wichtig ist dies für die Fälle, in denen Ge- äte Sicherheitsfunk gefährden, zum Beispiel den Poli- eifunk oder den Funkverkehr zwischen Verkehrsflug- eug und Tower stören. In solchen Fällen muss die undesnetzagentur im Interesse der Sicherheit der All- emeinheit einschreiten können und dürfen. Hier haben wir im Einklang mit dem europäischen esetzgeber klargestellt, dass überragend wichtige Inte- essen der Allgemeinheit Vorrang haben – aber auch nur iese! Gerade als Exportnation können wir kein Inte- esse an nichttarifären Handelshemmnissen haben. Bitte gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang och einen Hinweis auf die Situation des Amateurfunks. ie Amateurfunker wollen zu Recht gesetzlich nicht chlechter gestellt werden als bisher. Wir erkennen die esellschaftliche Bedeutung der Amateurfunker an. 13236 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Deshalb haben wir durch eine redaktionelle Änderung im Gesetzestext klargestellt, dass die Rechtsstellung der Amateurfunker sich nach der Novelle nicht verschlech- tern wird. Der Status quo bleibt für die Amateurfunker richtigerweise erhalten. Wir verabschieden heute ein gutes Gesetz und tragen zur Stärkung des EU-Binnenmarktes bei! Martin Dörmann (SPD): Wir verabschieden heute die Novellierung des Gesetzes über die elektromagneti- sche Verträglichkeit von Betriebsmitteln, kurz EMVG genannt. Was verbirgt sich hinter dem sperrigen Titel? Das EMVG regelt den Schutz der Funk- und Tele- kommunikationsdienste sowie des Betriebes elektrischer Geräte untereinander vor elektromagnetischen Störun- gen. Zugleich geht es aber auch um den freien Verkehr und Wettbewerb elektrischer Geräte auf dem europäi- schen Binnenmarkt. Mit diesem Ziel setzt das neue EMVG eine entsprechende Richtlinie der EU um. Diese will Rechtssicherheit für alle Marktbeteiligten und ein harmonisiertes und angemessenes Schutzniveau für alle Betriebsmittel erreichen. Apparate, Anlagen und Sys- teme sollen nicht durch elektromagnetische Phänomene beeinträchtigt werden. Im Prinzip verfolgte auch das bislang geltende EMVG diese Zielsetzungen. Das Gesetz wird nunmehr aufgrund der europäischen Vorgaben weiter verbessert und konkretisiert. Hierbei sind insbesondere auch die Er- fahrungen der Bundesnetzagentur berücksichtigt wor- den, die für die Störungsermittlung und Störungsbeseiti- gung als Behörde zuständig ist. Worum geht es? Es soll verhindert werden, dass beim Betrieb elektrischer oder elektronischer Geräte andere Geräte bzw. Funk- und Telekommunikationsanlagen in ihrer Funktion gestört werden. Dafür müssen sie unterei- nander elektromagnetisch verträglich sein. Prinzipiell lässt sich dieses Ziel auf zwei Arten erreichen. Einerseits kann man die Störaussendungen des einen Gerätes be- grenzen. Andererseits ist es aber auch möglich, das an- dere Gerät bereits so störfest zu konzipieren, dass es in seiner Funktion nicht gestört werden kann. Das EMVG ist letztlich eine Kombination beider Lösungen. Mit dem neuen EMVG stärken wir die Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie der Unterneh- men durch klare Schutzvorschriften. Dies betrifft übri- gens auch datenschutzrechtliche Gesichtspunkte. So ist in dem Gesetz klargestellt, dass die Bundesnetzagentur bei ihrer Störungsermittlung den Kernbereich privater Lebensgestaltung beachten muss. Entsprechende Maß- nahmen sind unverzüglich zu unterbrechen, soweit und solange tatsächliche Anhaltspunkte für die Annahme vorliegen, dass ein Gespräch den Kernbereich privater Lebensgestaltung betrifft. Dennoch erlangte Erkennt- nisse aus dem Kernbereich dürfen nicht verwertet wer- den und sind unverzüglich zu löschen. Es sei jedoch klargestellt, dass die Bundesnetzagentur ohnehin nicht über die Möglichkeiten verfügt, in Tele- f g o w h b w r a r l N S t 8 f n g d W t J n A n s S D w B h L d d D a h r n t a v e E s Z s w s h e a (C (D ongespräche hineinzuhören. Vielmehr geht es in der Re- el um offene Kanäle, beispielsweise den Amateurfunk der Betriebsfunk, bei denen jeder Beteiligte ohnehin eiß, dass eine unbegrenzte Anzahl von Personen mit- ören kann. Es geht also beispielsweise um solche Fälle, ei denen die Bundesnetzagentur ermitteln muss, aus elcher Quelle eine Störung anderer Betriebsmittel her- ührt. Das EMVG dient somit an dieser Stelle gerade uch dem Grundrechtsschutz. Für die SPD-Bundestagsfraktion war es ein besonde- es Anliegen, bei der Ausgestaltung des Gesetzes die Be- ange des Amateurfunks zu berücksichtigen. Durch die euregelungen sollte vermieden werden, dass eine chlechterstellung der Amateurfunker erfolgt. Weltweit nehmen 2 Millionen Menschen am Ama- eurfunkdienst teil, allein in Deutschland gibt es rund 0 000 Funkamateure. Der Amateurfunk und der See- unk haben eine lange Tradition. Ihr Schutz ist in inter- ationalen Verträgen der Bundesrepublik Deutschland eregelt. Uns war wichtig, angestammte Nutzungsrechte in iesen Bereichen nicht zurückzudrängen, sondern das irken der Amateurfunker zu unterstützen. Der Ama- eurfunk leistet eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. unge Menschen werden zur Technik gebracht und ler- en mit Medien verantwortungsvoll umzugehen. Der mateurfunk ist daher geeignet, der allgemeinen Tech- ikfeindlichkeit entgegenzutreten. Es hat sich herausgestellt, dass der ursprüngliche Ge- etzentwurf der Bundesregierung an einer wichtigen telle zugunsten der Amateurfunker nachzubessern war. urch die Neuregelung in § 14 Abs. 6 des EMVG haben ir sichergestellt, dass die bisherigen Möglichkeiten der undesnetzagentur, den Amateurfunk zu schützen, er- alten bleiben. Konkret geht es um die Frage, welche ösungen es gibt, wenn sich beispielsweise herausstellt, ass sich ein Fernsehgerät und ein Amateurfunkgerät urch ihre elektromagnetischen Aussendungen stören. er ursprüngliche Entwurf sah vor, dass die Bundesnetz- gentur lediglich bloße Empfehlungen zur Störungsbe- ebung geben kann, ansonsten jedoch nur auf den Zivil- echtsweg verweisen konnte. Gerade solche – meist achbarschaftliche – Gerichtsauseinandersetzungen soll- en jedoch vermieden werden. Deshalb ist nun klargestellt, dass die Bundesnetz- gentur auch weiterhin befugt ist, bei bestehenden oder orhersehbaren Problemen im Zusammenhang mit der lektromagnetischen Verträglichkeit die notwendigen rmittlungs- und Abhilfemaßnahmen zu ergreifen – elbstverständlich unter Abwägung der Interessen und in usammenarbeit mit den Beteiligten. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass solche Lö- ungen meist sehr schnell und ohne großen Kostenauf- and gefunden werden können, etwa durch das Vor- chalten von Filtern, die nur wenige Euro kosten. Somit aben wir hier eine praxisnahe Regelung getroffen, die inen angemessenen Interessenausgleich ermöglicht und uch die Amateurfunker schützt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13237 (A) ) (B) ) Zusammenfassend lässt sich somit festhalten: Mit der Verabschiedung dieses Gesetzes senden wir ein positives Signal an Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbrau- cher sowie die Amateurfunker. Martin Zeil (FDP): Die Europäische Union hat im Januar 2005 eine überarbeitete Richtlinie über elektro- magnetische Verträglichkeit von Produkten in Kraft ge- setzt. Man hat aus den Schwächen der alten Richtlinie gelernt und möchte sie mit der neu gefassten beheben. Das ist zu begrüßen. Vor allem den bürokratischen Aufwand bei der Um- setzung der Richtlinie will die EU verringern. Das soll unter anderem erreicht werden, indem die Hersteller von elektronischen Geräten eine größere Eigenverantwor- tung übernehmen und selbst darüber entscheiden, ob ihre Erzeugnisse das Gütesiegel CE verdienen und damit ver- trieben werden dürfen oder nicht. Auf diese Weise kann die derzeit noch verbindliche Hinzuziehung einer unab- hängigen Prüf- und Kontrollstelle künftig entfallen. Da- durch sollen das Inverkehrbringen neuer Produkte deut- lich erleichtert und Kosten eingespart werden. Die Bundesregierung hat der Richtlinie mit dem vor- liegenden Gesetzentwurf Rechnung getragen, leider wieder einmal viel zu spät: Ist die Richtlinie bis Jahres- beginn 2008 nicht in nationales Recht umgesetzt, droht ein Vertragsverletzungsverfahren. Dadurch wurde unnö- tiger Druck aufgebaut, denn es gab zum Gesetzentwurf einigen Diskussions- und Nachbesserungsbedarf, insbe- sondere für die §§ 13 ff., die die Marktaufsicht innerhalb des Bundesgebietes regeln, für die die Bundesnetzagen- tur zuständig ist. Der Bundesrat, der sich im November 2006 mit dem Gesetzentwurf befasste, hatte Alarm geschlagen und Änderungen angemahnt. Besonders monierte er, dass das Abhören des Inhalts von Aussendungen ermöglicht werden soll, wenn aufgrund einer Störung bestimmte Rechtsgüter gefährdet werden, und zwar ohne gesetzli- che Schutzvorkehrungen wie eine richterliche Anord- nung. Auch die vorgesehene Übermittlung von Daten, die eine Gefahr für hochrangige Schutzgüter vermuten las- sen, an Strafverfolgungs- oder Polizeibehörden sorgten im Bundesrat für verfassungsrechtliche Bedenken. Sach- lich geht es hierbei um die Nutzung von „Zufallsfunden“ für strafverfolgende bzw. präventive Zwecke. De facto übernimmt die Bundesnetzagentur damit eine Art „Hilfs- sherifffunktion“. Betrachtet man das im Zusammenhang mit dem rechtlich garantierten Schutz des Kernbereichs privater Lebensgestaltung, erscheint das als durchaus fragwürdig. Die Koalition hat aufgrund der Kritik des Bundesrates am 23. Oktober 2007 einen Änderungsantrag mit zahl- reichen Nachbesserungen vorgelegt. Damit hat sie, zu- mindest indirekt, Mängel am Gesetzentwurf eingestan- den. Bei einem Berichterstattergespräch, das am 5. November stattfand und an dem Vertreter der Koali- tion, der Opposition, des Bundesjustizministeriums und der Bundesnetzagentur teilnahmen, wurde deutlich, dass d K r l B B d I t a T t d n m z d d d l I d s w d E D d n d d m w u s g n s a G U s d l T j d n v s N z (C (D er Gesetzentwurf immer noch widersprüchlich ist. Die oalition hatte deshalb erklärt, dass sie ihren Ände- ungsantrag noch einmal überarbeiten würde. Die inzwischen vorgenommenen Korrekturen sind al- erdings gering und haben bestehende rechtspolitische edenken nicht völlig ausräumen können. So hat die undesnetzagentur nach wie vor ohne Richtervorbehalt ie Befugnis – § 14 Abs. 7 –, „sich Kenntnis von dem nhalt und den näheren Umständen der Telekommunika- ion zu verschaffen“. Ein solcher Richtervorbehalt würde llerdings die Arbeit der Bundesnetzagentur in weiten eilen unmöglich machen. Der Wunsch nach dem Rich- ervorbehalt relativiert sich auch vor dem Hintergrund er Unterschiede zwischen der Störungsbeseitigung ach dem EMVG und der strafprozessualen Telekom- unikationsüberwachung. Während letztere auf das ge- ielte Abhören von Kommunikation ausgerichtet ist, ist ie Kommunikation bei der Störungsbeseitigung nach em EMGV allenfalls ein Nebeneffekt. Auch der Widerspruch zwischen den Absätzen 7 und 8 es § 14 ist ungelöst und wird sich wohl auch nicht lösen assen: In ersterem heißt es, dass die Aufzeichnung des nhalts von Gesprächen unzulässig ist, in letzterem steht, ass die erlangten Erkenntnisse unverzüglich zu löschen ind. Wieso muss man löschen, was nicht aufgezeichnet erden darf? Die Antwort auf diesen Widerspruch ergibt sich aus er Praxis: Bei der Überwachung von Frequenzen zur rmittlung einer Störung kann es sich um allgemeine aten, bloße Geräusche oder um Kommunikation han- eln. Ist erkennbar, dass Kommunikation vorliegt, darf icht aufgezeichnet werden. Wenn bei der anschließen- en Filterung der Signale nachträglich festgestellt wird, ass es sich dabei doch um Kommunikation handelt, üssen die Aufnahmen sofort gelöscht werden. Es musste eine gesetzliche Regelung gefunden erden, die die Arbeit der Bundesnetzagentur nicht nmöglich macht. Es besteht ohne Frage ein gesamtge- ellschaftliches Interesse daran, dass die Störungsbeseiti- ung auch zukünftig effektiv erfolgen kann. Eine praxis- ahe Arbeitsgrundlage für die Bundesnetzagentur zu chaffen und gleichzeitig der „reinen Lehre“ in Bezug uf die Normenklarheit Rechnung zu tragen, ist dem esetzentwurf nicht gelungen. Seitens der FDP-Bundestagsfraktion bleibt daher ein nbehagen bezüglich möglichen Datenmissbrauchs be- tehen. Unser Votum zu dem Gesetzentwurf lautet aus iesem Grund: Enthaltung. Sabine Zimmermann (DIE LINKE): Wenn der vor- iegende Gesetzentwurf in Kraft tritt, benötigen die echniker der Netzagentur zukünftig eine umfangreiche uristische Zusatzausbildung. Durch § 14 EMVG werden iese Mitarbeiter zu Hilfspolizisten gemacht, die nicht ur Telefongespräche abhören dürfen, sondern auch rele- ante Daten an die Ermittlungsbehörden weiterleiten ollen. Durch dieses Gesetz werden in einer Nacht-und- ebel-Aktion Grundrechtseingriffe legalisiert, die nicht u dulden sind. 13238 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Sicherlich: Die Koalitionsfraktionen haben Schran- ken für die Verletzung des Fernmeldegeheimnisses ein- gebaut. Es fragt sich nur, woher die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen sollen, was sie dürfen und was nicht. Im Wirtschaftsausschuss wurde uns vom Justiz- ministerium gesagt, diese Frage sei klar geregelt, denn in § 14 Abs. 8 steht, ich zitiere: Eine Maßnahme nach Absatz 7 ist unverzüglich zu unterbrechen, soweit und solange tatsächliche An- haltspunkte für die Annahme vorliegen, dass das Gespräch den Kernbereich privater Lebensgestal- tung betrifft. Ich kann nur hoffen, dass die Techniker der Bundes- netzagentur in Zukunft mit dem Gesetzbuch und einem Grundgesetzkommentar unterm Arm zur Arbeit gehen. Denn die Regelungen im vorliegenden Entwurf sind al- les andere als klar. Zudem sind die Eingriffsmöglichkeiten zu weitrei- chend: Wir brauchten zumindest einen durchgehenden Richtervorbehalt – nicht erst bei der Weitergabe erhobe- ner Daten. Auch müsste der Eingriff in das Fernmelde- geheimnis zumindest auf den Fall einer Gefährdung be- sonders hoher Rechtsgüter – namentlich von Leib, Leben oder Freiheit einer Person – beschränkt bleiben. Jetzt sagen SPD und Union, man solle sich nicht so aufregen; es gehe in dem Gesetzentwurf gar nicht um Abhörmaßnahmen, sondern lediglich um den störungs- freien Betrieb von Elektrogeräten, vom Föhn bis zum Radio. Ich frage Sie: Wenn es wirklich nur um die Besei- tigung von Störungen geht, weshalb ist denn dann die Weitergabe von Daten an die Polizei im neuen Abs. 9 des Art. 14 vorgesehen, soweit Anhaltspunkte für eine der in § 100 a StPO aufgelisteten Straftaten vorliegen? In diesem Paragrafen geht es um schwerste Verbrechen. Von Funkstörungen durch eine defekte Mikrowelle oder Ähnlichem ist in § 100 a StPO meines Wissens an keiner Stelle die Rede. Uns drängt sich die Erkenntnis auf: Mit dem EMVG sollen Umwege für neue Abhörmaßnahmen geschaffen werden, die im Bedarfsfall dann zur Verfü- gung stehen. Dabei wird die Linke nicht mitmachen. Der EMVG-Entwurf ist eine Schlamperei. Im Aus- schuss wurde uns vom BMJ und vom Wirtschaftsminis- terium mitgeteilt, es habe von Anfang an festgestanden, dass hinsichtlich der Grundrechtseingriffe Änderungen im Gesetzentwurf gemacht werden müssten. Der ent- sprechende Änderungsantrag kam aber erst Monate spä- ter. Was ist denn das für eine Arbeitsweise, bei der die Bundesregierung Gesetzentwürfe in Umlauf bringt, von denen sie von Anfang an weiß, dass sie mangelhaft sind? Und auch ein anderer Fakt zeigt, wie schlampig hier gearbeitet wurde: Amateurfunker aus ganz Deutschland haben zu Recht dagegen protestiert, dass die Definition von elektromagnetischen Störungen als „unerwünschtes Signal“ im ursprünglichen Gesetzentwurf weggelassen und dass damit vom Text der EU-Richtlinie abgewichen wurde. Die Linke hat bereits vor einem Jahr eine Kleine Anfrage gestellt, in der dieses Problem beleuchtet wurde. Die Bundesregierung sah aber keinerlei Ände- rungsbedarf. Jetzt – fast zwölf Monate später – konnten s n g K t s G D l g u v i d t R a d t E b w s n t k w t d g k a e a s n w b h s D R s t A z h K w i n g (C (D ich SPD und Union in ihrem Änderungsantrag doch och dazu durchringen, den Text der Richtlinie original- etreu zu übernehmen. Warum nicht gleich so? Die Linke begrüßt es ausdrücklich, dass die Große oalition wenigstens in diesem Punkt noch auf die Ama- eurfunkerinnen und -funker gehört hat. Wegen der chwerwiegenden Grundrechtseingriffen lehnen wir das esetz aber ab. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): er Gesetzentwurf über die elektromagnetische Verträg- ichkeit von Betriebsmitteln, EMVG, dient zwar vorder- ründig nur der Umsetzung einer EU-Richtlinie, umso nverständlicher finde ich es daher, wie sorglos Sie die ielen rechtlichen Unklarheiten und Missverständnisse m Zusammenhang mit diesem Gesetz ignorieren. Grundsätzlich unterstützen wir ja die Bemühungen er EU-Kommission, für eine Beseitigung von bürokra- ischen Hemmnissen zu sorgen. Die Schaffung von echts- und Planungssicherheit ist gerade im Hinblick uf den teuren Ausbau der Breitbandkabelnetze für die eutsche mittelständische Wirtschaft von großer Bedeu- ung. Die Kritik der Amateurfunker, das EMVG würde die U-Richtlinie nicht richtig bzw. nur verkürzt wiederge- en und wäre eine Gefahr für alle Funkdienste, teilen ir nicht. In der Richtlinie steht, eine elektromagneti- che Störung sei „jede elektromagnetische Erschei- ung, die die Funktion eines Betriebsmittels beein- rächtigen könnte. Eine elektromagnetische Störung ann ein elektromagnetisches Rauschen, ein uner- ünschtes Signal oder eine Veränderung des Ausbrei- ungsmediums selbst sein.“ Die Bundesregierung lässt en zweiten Satz mit der Begründung weg, dass auch ewollte Aussendungen ein unerwünschtes Signal sein önnten. Wir schließen uns dieser Argumentation an, nsonsten könnte ja jeder Emittent sich darauf stützen, r habe das Signal gewollt und deshalb könne es nicht ls Störung angesehen werden. Bei Betriebsmitteln mit ehr geringer elektromagnetischer Emission greift oh- ehin die Privilegierung nach § 2 Nr. 3 des Gesetzent- urfes. Die geplanten Befugnisse der Bundesnetzagentur, ins- esondere das Abhören und die Weitergabe von Daten, alten wir für einen elementaren Eingriff in den ge- chützten Privatbereich der Bürgerinnen und Bürger. ass die Große Koalition nach Protesten ihrer eigenen echtsleute die Befugnisse der Bundesnetzagentur abge- chmälert hat, macht die Sache nicht besser. Es stehen aber immer noch eine Reihe von Unklarhei- en und Missverständnisse im Gesetzesentwurf: Die ufzeichnung des Inhalts ist nach dem Gesetzeswortlaut war unzulässig. Im neuen abgeänderten Gesetzestext eißt es jedoch „dennoch erlangte Kenntnisse aus dem ernbereich privater Lebensgestaltung dürfen nicht ver- ertet werden und sind unverzüglich zu löschen.“ Dies st doch ein Widerspruch in sich! Wenn die Aufzeich- ungen unzulässig ist, kann logischerweise auch nichts elöscht werden, oder? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13239 (A) ) (B) ) Wie sollen denn die Mitarbeiter der Bundesnetzagen- tur, die zum größten Teil Techniker und keine Juristen sind, diese juristischen Feinheiten auseinanderhalten können, wenn noch nicht einmal die Vertreter aus dem Bundesjustizministerium hier Klarheit schaffen? Da passt es auch ins Bild, dass Sie es zunächst noch nicht einmal für nötig gehalten haben, den Rechtsaus- schuss in die Beratungen zu diesem Gesetzentwurf mit einzubeziehen. Womöglich hätten wir dann jetzt den Ur- sprungstext im Gesetzentwurf und müssten nachträglich mal wieder die Gerichte bemühen. Auf unser Drängen hin wurden die Rechtsexperten dann doch mit einbezo- gen und konnten so zumindest das Schlimmste verhin- dern. Trotzdem brachte das kurzfristig einberufene Be- richterstattergespräch nicht die notwendige Klarheit. Das lag vor allem daran, dass Sie Ihre eigenen Leute im Rechtsausschuss ausgebremst haben. Wir haben dafür überhaupt kein Verständnis. Einem Gesetz, das so viele Fragen aufwirft und so viele Unwegsamkeiten aufweist, können wir nicht zu- stimmen. Deshalb fordere ich Sie auf: Klären Sie die of- fenen Fragen und schaffen Sie Klarheit, bevor Sie eine Richtlinie umsetzen, ohne die Konsequenzen einschät- zen zu können. Anlage 12 Zu Protokoll gegebenen Reden zur Beratung des Antrags: Bildungspolitische Katastrophe verhindern – Betreuungsgeld eine Absage erteilen (Tagesordnungspunkt 16) Thomas Bareiß (CDU/CSU): Vor sieben Jahren wurde ich in den Gemeinderat meiner Heimatgemeinde gewählt. Eine meiner ersten Initiativen im Gemeinderat war damals der Antrag, die gemeindeeigenen Kindergär- ten versuchsweise für unter Dreijährige zu öffnen, mit dem Ziel die Vereinbarkeit von Beruf und Familie den Eltern zu erleichtern. Damals musste ich mich gegen ei- nen Sturm der Entrüstung zur Wehr setzen. Mit der gleichen Vehemenz, wie ich mich immer da- für ausgesprochen habe, Betreuungsplätze für unter Dreijährige auszubauen, bin ich heute für die Einführung eines Betreuungsgeldes für diejenigen in unserer Gesell- schaft, die sich bewusst für eine Betreuung, Erziehung und Bildung in den ersten drei Jahren zu Hause entschei- den – weil diese Eltern einen enormen, unschätzbaren Dienst nicht nur für das Kind, sondern auch für die Ge- sellschaft leisten. In dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen können wir sehr viel über die Notwendigkeit von außer- familiären Betreuungsmöglichkeiten lesen. Dabei kommt der Eindruck auf, dass hier einige Kollegen doch etwas neidvoll auf das blicken, was wir in zwei Jahren Großer Koalition geschafft haben und was – mit Verlaub – sieben Jahre Rot-Grün nicht geschafft hat. Ich möchte stichwort- artig nur drei Punkte nennen: e z b b K w k g e g b 6 H t K r s r d B d g d a w l K u c i b r M o d f p t i D t t l g E B 1 M g z m d d s (C (D Die Absetzbarkeit von Betreuungsleistung: Dies ist in wichtiges Etappenziel bei der finanziellen Unterstüt- ung von Familien: Wir haben die steuerliche Absetz- arkeit für den Haushalt als Arbeitgeber und die Kinder- etreuungskosten deutlich verbessert – erwerbsbedingte inderbetreuungskosten für alle Familien mit zwei er- erbstätigen Eltern und mit Kindern unter 14 Jahren önnen bis zu einem Betrag von 4 000 Euro steuerlich eltend gemacht werden. Das Elterngeld: Mit der Einführung des Elterngeldes rhalten erwerbstätige Eltern einen finanziellen Aus- leich. Die Personen, die das Kind maßgeblich betreuen, ekommen im ersten Jahr nach der Geburt des Kindes 7 Prozent des letzten Nettoeinkommens bis zu einer öchstgrenze von 1 800 Euro. Damit wird die Lebenssi- uation der Eltern im ersten Jahr nach der Geburt des indes verbessert. Die Bilanz elf Monate nach Einfüh- ung des Elterngeldes ist sehr positiv. Damit wurden un- ere Erwartungen zum Elterngeld voll erfüllt! Das Krippenausbauprogramm: In den nächsten Jah- en werden wir die Betreuungsplätze verdreifachen und er Bund wird insgesamt 4 Milliarden Euro investieren. und, Länder und Kommunen werden bis zu 12 Milliar- en Euro dafür aufwenden. Damit zeigen wir, dass wir das Thema Betreuung un- emein wichtig nehmen. Betreuung ist uns etwas wert, em Bund immerhin 4 Milliarden Euro. Das ist gut so – ber gerade weil uns Betreuung etwas wert ist, müssen ir auch die Betreuungsformen, die zu Hause gewähr- eistet werden, fördern. Denn sehr viele Eltern wollen ihr ind in den ersten drei Jahren zu Hause erziehen. Das ist ns wichtig! Weil sie damit eine wichtige gesellschaftli- he Aufgabe übernehmen: Verantwortung für sich und hre Kinder. Laut dem Institut für Demoskopie Allens- ach hält es eine überwiegende Mehrheit der Bevölke- ung – Männer wie Frauen – wünschenswert, dass eine utter kleiner Kinder ihre Berufstätigkeit deutlich kürzt der sogar aufgibt. Nur 20 Prozent halten es für richtig, ass beide Elternteile ihre volle Berufstätigkeit weiter- ühren, wohingegen 69 Prozent eine Teilzeit oder kom- lette Berufspause einlegen möchten. 84 Prozent der El- ern glauben, ein Kind unter drei Jahren wird am besten n der Familie betreut. Das ist der Wunsch der Eltern! eshalb müssen wir auch etwas für diese Eltern tun! Wir müssen vor allem finanziell etwas tun: Viele El- ern sind in den ersten Kinderjahren auf finanzielle Un- erstützung angewiesen. Eines möchte ich auch klarstel- en: Eltern, die ihre Kinder selbst erziehen, haben bereits roße Nachteile – sie verzichten beispielsweise auf ein inkommen und auf Rentenansprüche, um sich für den eitragszahler von morgen zu kümmern. Deshalb sind 50 Euro für jedes Kind, das zu Hause betreut wird, das indeste, was wir tun können, um diese Benachteili- ung auszugleichen! Diese Eltern müssen eine finan- ielle Anerkennung über das Betreuungsgeld bekom- en. Das steht nicht im Widerspruch zu der Erwerbsquote er Frau. Baden-Württemberg ist das beste Beispiel: Ba- en-Württemberg hat mit 68 Prozent die höchste Be- chäftigungsquote von Müttern, schneidet aber bei den 13240 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Betreuungsplätzen im bundesweiten Vergleich immer als Schlusslicht ab. Zum Vergleich: In Großbritannien besuchen 34 Pro- zent der Kinder unter drei Jahren eine Betreuungsein- richtung bei einer Erwerbsquote von 63 Prozent, in Schweden sind es 48 Prozent mit einer Erwerbsquote von 90 Prozent berufstätiger Mütter mit Kindern im Vor- schulalter. Das zeigt: Auch bei einer Betreuung in den ersten drei Monaten zu Hause kann die Frauenerwerbs- quote nachhaltig in Deutschland erhöht werden. Wir brauchen zur Steigerung der Frauenerwerbsquote intelligentere Ansätze. Wir müssen uns verstärkt um den Wiedereinstieg nach der Babypause kümmern. Wir müs- sen es dem erziehenden Elternteil ermöglichen, dass er den Anschluss an seinen Beruf findet. Hier sind auch verstärkt Teilzeitmodelle gefragt. Aber da sind alle ge- fordert: die Politik, die Gesellschaft, aber vor allem auch die Unternehmen. Wir brauchen mehr Initiativen wie Betriebskindergärten, um den Arbeits- und Betreuungs- ort so nah wie möglich zueinanderzubekommen. Aber auch hier geht die Bundesregierung einen erfolgreichen Weg. Ich rate jedoch, in der Debatte um die Betreuungs- frage nicht immer nur an die Sicht der Eltern zu denken – vielmehr sollten wir aus dem Blickwinkel unserer Kin- der denken. Das Wichtigste ist, den Kindern einen guten Start ins Leben zu geben. Da sind wir uns einig: Wir müssen mehr im Vorschulalter tun und in Bildung inves- tieren – hier sind wir vor allem in den Kindergartenjah- ren drei bis sechs gefordert. Da vertraue ich aber auch den Ländern, die hier schon jetzt einiges tun. Wie anmaßend muss man sein, wenn man, wie in dem uns vorliegenden Antrag geschehen, die Betreuung von Kleinkindern zu Hause beim Vater oder Mutter als „bil- dungspolitische Katastrophe“ bezeichnet. Das ist ein Schlag ins Gesicht jener Eltern, die ihr Kind zu Hause erziehen. Familien sind die Keimzellen, in denen Bil- dung, Werte, Maßstäbe von einer Generation zur nächs- ten weitergegeben werden. Wenn nicht in der Familie, ja wo denn dann? Seien wir doch mal ganz ehrlich: In den ersten drei Jahren – der so wichtigen ersten Lebensphase – braucht ein Kleinkind zuerst mal Liebe, Geborgenheit und Zuneigung. Das sind die wichtigen Faktoren! Auch hier steht die Frage, wo als in der Familie selbst diese Geborgenheit und Zuneigung am besten sichergestellt werden kann? Jetzt gibt es viele, die sagen: Das Geld kommt nicht bei den Kindern an! Das Betreuungsgeld wird nicht zum Kindeswohl eingesetzt. Gerade die „falschen“ Familien profitieren davon. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wir sollten den Eltern etwas zutrauen! Wir, die CDU/CSU- Bundestagsfraktion, halten die Eigenverantwortung je- des einzelnen Menschen für sehr wichtig. Uns leitet die Frage, wie ein Staat beschaffen sein muss, der die Frei- heitsräume des Menschen sichert und ihn in der Wahr- nehmung seiner Eigenverantwortung stärkt. Diese Ei- genverantwortung sollten wir den Eltern zugestehen! Dass gerade die Grünen, wie in ihrem vorliegenden Antrag geschehen, Familien mit Migrationshintergrund n u ti d F w b S b n a t m R t e t e i h g M d t a e e n F d d u s p a g g l s f d G v e u w g l F s K (C (D icht zutrauen, mit Kindererziehung verantwortungsvoll mzugehen, ist schon erstaunlich. Wenn wir Integra- onsprobleme lösen wollen, dann müssen wir das auf an- erem Wege tun: Wir müssen dafür sorgen, dass in den amilien mit Migrationshintergrund deutsch gesprochen ird, damit diese sich auch in das gesellschaftliche Le- en in Deutschland integrieren können. Das ist doch eine elbstverständlichkeit! Ich möchte allerdings nicht leugnen, dass wir Pro- lemfamilien haben. Weil wir dieses Thema sehr ernst ehmen müssen, bin ich der Auffassung, dass wir es uch wagen sollten, staatliche Leistungen an verpflich- ende Früherkennungsuntersuchungen zu koppeln. Da- it können wir gewährleisten, dass kein Kind durchs aster fällt und wir schon früh Problemfälle zielorien- iert angehen können. Letztlich ist das Betreuungsgeld ine gesellschaftliche Anerkennung der Lasten, die Müt- er bei der Kinderbetreuung leisten. Vor kurzem hat mich ine Frau gefragt: „War es eigentlich nicht richtig, dass ch mein Kind in den ersten Jahren zu Hause erzogen abe. Habe ich damit nicht das Beste für mein Kind ge- eben?“ Die Union wird das nicht zulassen. Wir schätzen jede utter oder jeden Vater, die oder der sich dafür entschei- et, seine Kinder zu Hause zu erziehen! Im Übrigen: Auch in anderen Ländern wird diese Be- reuung honoriert: In Norwegen und Finnland – ab 2008 uch in Schweden – gibt es bis zum dritten Lebensjahr in Betreuungsgeld. Auch Frankreich gewährt über das rste Lebensjahr hinaus finanzielle Hilfe für Eltern, die icht erwerbstätig sind. Damit sind diese Länder in ihrer amilienpolitik sehr viel flexibler, was die Förderung er unterschiedlichen familiären Wünsche hinsichtlich er Kinderbetreuung angeht! Sie sehen, meine Damen und Herren der Opposition nd darüber hinaus, das Betreuungsgeld ist eine gute und innvolle familienpolitische Notwendigkeit! Die CDU/CSU-Fraktion will, dass Eltern Betreuungs- lätze dort wo notwendig in Anspruch nehmen können, ber nicht müssen. Wir wollen keine Umerziehungspro- ramme, sondern wirkliche Wahlfreiheit – das ist der roße Unterschied zu ihren Vorstellungen. Deshalb wol- en wir neben den bereits bestehenden familienpoliti- chen Maßnahmen das Betreuungsgeld. Zur echten Wahl- reiheit gehört, jede Art der Betreuung anzuerkennen – as gilt auch für die häusliche Erziehung. Aus diesem rund lehnen wir den Antrag der Grünen ab! Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD): Familien erdienen unsere volle Anerkennung, und sie verdienen ine moderne Familienpolitik. Wir Sozialdemokratinnen nd Sozialdemokraten fördern seit dem Regierungs- echsel 1998 bedarfsdeckende und gute Betreuungsan- ebote, mehr Zeit für Familien und wirkungsvolle Geld- eistungen. Wir haben das Tagesbetreuungsausbaugesetz, das örderprogramm für Ganztagsschulen, den Kinderzu- chlag, die verbesserte steuerliche Absetzbarkeit von inderbetreuungskosten und das Elterngeld auf den Weg Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13241 (A) ) (B) ) gebracht. In diesem Jahr haben wir erreicht, dass der Ausbau der Kinderbetreuung weiter vorangetrieben wird und 2013 ein Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren eingeführt wird. Es kommt jetzt darauf an, den eingeschlagenen Kurs in der Familien- politik zu halten, denn er ist richtig! In der Diskussion um das Betreuungsgeld rieb man sich zuletzt verwundert die Augen: Über Wochen er- klärte die Familienministerin, dass sie ein Betreuungs- geld aus bildungspolitischen Gründen für völlig falsch hält. Wir haben sie in dieser Position immer unterstützt. Und nun gibt sie der CSU nach – und nimmt eine For- mulierung, die weit über die Einigung zwischen Bund und Ländern und den Fraktionen hinaus geht, in ihren Gesetzentwurf auf. Wir werden dem so nicht zustimmen. Wir werden nicht zulassen, dass wie auf dem türkischen Basar nach dem Motto „Gibst du mir das; kriegst du das“ der vernünftige und richtige und zudem dringend notwendige Betreuungsausbau mit dem Unsinn des Be- treuungsgeldes verknüpft wird. Das Betreuungsgeld – um es hier noch einmal deut- lich zu formulieren – widerspricht allem, wofür wir mit unserer Familienpolitik stehen: der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Gleichstellung der Geschlechter, den möglichst gleich guten Startchancen für Kinder un- abhängig von ihrer Herkunft. Einige CSU-Herren ma- chen sich hier ihren persönlichen Lebensentwurf zum Wunschbild für unsere Gesellschaft. Aber meine Herren: Sie verkennen die gesellschaftliche Realität. Die Zeiten sind vorbei, wo der Mann seinen Mann in der Arbeits- welt stand und die Frau Kind und Küche hütete. Wir be- günstigen dieses „Alleinernährer-Modell“ bereits seit Jahrzehnten durch das Ehegattensplitting. Doch dieses Modell stirbt aus, gleichzeitig nehmen die verschiedens- ten Formen von Familien zu. Zudem sind immer mehr Eltern berufstätig. Frauen – fragen Sie doch einfach mal Ihre Töchter – wollen heute selbstverständlich Beruf und Familie ver- binden, und Männer – und das freut mich besonders – wollen sich mehr Zeit für die Familie nehmen. Die stei- genden Zahlen bei der Inanspruchnahme der Vätermo- nate beim Eltengeld zeigen das – eine Leistung, die wir gegen den Widerstand derselben Bastion der CSU durchgesetzt haben, die jetzt meint, sich mit dem Betreu- ungsgeld ein letztes Fleckchen altbackener Einverdien- der-Familienromantik bewahren zu müssen. Die Väter- monate sind – sehen Sie es ein, meine Herren – ein voller Erfolg! Eine großartige Entwicklung für unsere Kinder, und als Kinderpolitikerin steht für mich das Wohl der Kinder immer im Mittelpunkt – für unsere Kinder, die zunehmend mehr von ihren Vätern haben, indem sie mehr Zeit mit ihnen haben. Genau aus dieser kinderpolitischen Sicht ist das Be- treuungsgeld verheerend. Es sendet falsche Signale aus. In Thüringen, wo man eine Art Betreuungsgeld durch die Hintertür eingeführt hat, gehen die Zahlen für die In- anspruchnahme öffentlicher Kinderbetreuung zurück. Dort bekommen Eltern, die ihre Kinder nicht in die Kita schicken, eine Prämie. Das muss man sich mal vorstel- len. Das ziemlich unverhohlene Ziel dieser Familienpo- l m n d a s a M M g d r j n N a H l e d a t m d e w n v s K n S S l g d m d G f d s s r M s b s K g m g w (C (D itik ist natürlich, Müttern die Kindererziehung am hei- ischen Herd schmackhaft zu machen. Aber sie ist nicht nur ideologisch fragwürdig, sie ist icht am Wohl des Kindes orientiert, sie beraubt die Kin- er der Chance der frühen Förderung. Gerade für Eltern us sozial schwachen Familien ist dieses Geld eine Ver- uchung, sie melden ihre Kinder aus dem Kindergarten b und bekommen diese 150 bis 300 Euro. Das ist eine enge Geld. Dieses Thüringer Modell – und das CSU- odell des Betreuungsgelds nicht minder – birgt die roße Gefahr, dass frühe Föderung gerade den Kindern, ie sie am dringendsten brauchten, versagt bleibt. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass ge- ade das frühkindliche Alter vor dem sechsten Lebens- ahr für spätere Bildungschancen entscheidend ist. In ei- em Lebensumfeld, in dem es oft an Geschwistern oder achbarkindern mangelt, sind institutionelle Betreuungs- ngebote zunehmend wichtig. Auch Kinder, die zu ause optimal gefördert werden, profitieren von zusätz- ichen guten Bildungseinrichtungen von Anfang an. Sie rwerben dort soziale Kompetenzen im Umgang mit an- eren Kindern. Auch unter ökonomischen Aspekten müssen wir es llen jungen Frauen und Männern ermöglichen, erwerbs- ätig zu sein. Im Vergleich zu früheren Jahren investieren ehr Frauen Zeit, Engagement und Geld in ihre Ausbil- ung. Die Quote der Frauen, die Hochschulabschlüsse rwerben, liegt mittlerweile über der der Männer. Wenn ir wollen, dass sich gut qualifizierte Frauen und Män- er für Familie entscheiden, ist das Betreuungsgeld ein öllig falsches Signal! Alle wollen das Beste für unsere Kinder. Das unter- telle ich auch den Befürwortern des Betreuungsgeldes. inder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Sie haben icht nur ein Recht auf gewaltfreie Erziehung und den chutz vor Gewalt, Vernachlässigung und Ausbeutung. ie haben auch ein Recht auf Förderung und Entwick- ung zu einer selbstbestimmten und verantwortungsfähi- en Persönlichkeit. Deshalb sollten wir; statt über Kin- er zu reden, mit ihnen reden und dafür sorgen, dass sie itreden können. Wir sollten ihre Rechte stärken und sie amit stärken. Eine Klarstellung der Kinderrechte im rundgesetz ist die logische Konsequenz einer kinder- reundlichen Politik. Eine Ergänzung des Art. 6 würde ie Rechtsposition der Kinder deutlich stärken und die taatliche Schutzpflicht gegenüber Kindern im Grundge- etz ausdrücklich festschreiben. Diese Grundgesetzände- ung ist mit einer Zweidrittelmehrheit zu erreichen. eine Fraktion hat sich bereits einstimmig dafür ausge- prochen, in anderen Fraktionen gibt es noch Beratungs- edarf. Ich bitte Sie im Interesse unserer Kinder: Unter- tützen Sie uns dabei, treten Sie für die Stärkung der inderrechte ein! Ina Lenke (FDP): Die FDP erteilt dem Betreuungs- eld der Großen Koalition eine Absage. SPD und die Fa- ilienministerin von der Leyen haben sich in der Ver- angenheit klar gegen das Betreuungsgeld gestellt. Nun ird es wider besseren Wissen, wohl noch in diesem 13242 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Jahr im Gesetz verankert werden, obwohl es erst 2013 eingeführt werden soll. Die FDP hat auf ihrem Bundesparteitag in Stuttgart im Frühjahr klar gegen die Einführung eines Betreu- ungsgeldes gestimmt. Auch die FDP-Bundestagsfraktion hat sich bereits im Antrag zum Familienbericht im Juni eindeutig gegen das Betreuungsgeld ausgesprochen. Unsere Gründe: Erstens. Kinder unter drei Jahren profitieren von zu- sätzlicher Bildung in einer pädagogischen Einrichtung. Zweitens. Kinder mit anderer Muttersprache als Deutsch erhalten in Betreuungseinrichtungen Hilfe und Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache. Drittens. Frauen – besonders Alleinerziehende – nutzt kein monatlicher Zuschuss von etwa 150 Euro. Davon können sie die Existenz für sich und das Kind nicht si- chern. Viertens. Frauen, die nach Auslaufen des einjährigen Elterngeldes wieder arbeiten wollen, helfen nur gute au- ßerhäusige Betreuungsangebote und nicht der Lockruf des Betreuungsgeldes. Fünftens. Familien, deren Einkommen für alle Fami- lienmitglieder nicht ausreicht, werden aus finanziellen Gründen eher das Geld nehmen, um das Familienein- kommen aufzustocken. Hierbei ist Norwegen ist das beste Beispiel: 1998 wurde ein Betreuungsgeld eingeführt, weil zu wenig Kinderbetreuungsplätze für unter Dreijährige da waren. Wie hat sich das Betreuungsgeld in Norwegen ausge- wirkt? Kinder, die zusätzlichen Spracherwerb und Kon- takt zu norwegisch sprechenden Kindern brauchten, blieben zu Hause. Familien, die zusätzliche Einnahmen benötigen, um das Familieneinkommen aufzustocken, entschieden sich für das Geld. Die einseitige Geschlech- terrolle wurde verfestigt: Es waren eben wieder die Frauen, die zu Hause blieben. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass sich auch in Deutschland diese negativen Auswirkungen ein- stellen werden. Im Bundestag sind die politischen Fron- ten geklärt. Bis auf die SPD und die Familienministerin. Beide haben sich vehement gegen ein Betreuungsgeld ausgesprochen, werden aber dem Gesetz, in dem das Be- treuungsgeld enthalten ist, zustimmen. Und alles wegen Bayern! Heute hat der Ministerpräsident Dr. Beckstein seine Regierungserklärung vor dem bayerischen Landtag gehalten, unter anderem mit den Aussagen: „Ohne Spra- che keine Integration!“ „Sprache ist der erste Schritt in die Mitte unseres Lebens.“ „Wir werden auf Dauer nicht akzeptieren, dass Kinder in eine Regelklasse kommen, die nicht ausreichend Deutsch können.“ Trotzdem will er auf Biegen und Brechen auf Bundesebene das Betreu- ungsgeld durchsetzen. Die FDP will Kinder aus bildungsfernen Familien früh fördern und den Müttern und besonders den Allein- erziehenden die Erwerbstätigkeit ermöglichen – nach Auslaufen des Elterngeldes. Für uns Liberale steht die Wahlfreiheit immer oben an. Dem Motto des Deutschen F e A d s r g d D d r m g b g s i a Z s m f b l w i b r n e d d s M S w u K d A k e g d g g z e g d w h w s s s (C (D rauenrates stimme ich zu: Bessere Kinderbetreuungs- inrichtungen statt Betreuungsgeld. Diana Golze (DIE LINKE): Der hier zu debattierende ntrag ist wichtig, um wiederholt auf den Zickzackkurs er Familienpolitik dieser Bundesregierung hinzuwei- en. Der doppelte Salto rückwärts der Familienministe- in, das Betreuungsgeld nun doch irgendwie als Beruhi- ungspille für die CSU in den Gesetzesgrundlagen für en Ausbau der Krippenbetreuungsangebote für unter reijährige zu schreiben, ist in der Tat ein Schritt, der in ie völlig entgegengesetzte Richtung führt, als die bishe- ige Debatte vermuten ließ. Oder doch nicht? Schaut an sich die „Errungenschaften“ in der Familienpolitik enauer an, so scheint es doch einen roten Faden zu ge- en, der sich durch alle Initiativen zieht. Erlauben Sie mir einen kurzen Exkurs in die vergan- enen zwei Jahre. Die Familienministerin hat mit vielen chönen und großen Worten zu Beginn ihrer Amtszeit mmer wieder davon gesprochen, Politik für die Kinder uf der Schattenseite der Gesellschaft zu machen – die ahlen der Kinder die von Armut betroffen sind, ließen ich auch nicht mehr kleinreden und standen zudem im- er stärker im Fokus der Öffentlichkeit. Was politisch olgte, war ein Elterngeldgesetz, dass von Rot-Grün vor- ereitet wurde und aus gleichstellungspolitischer Sicht ängst überfällig war. Für die Frauen, die aus der Er- erbstätigkeit kommend die ersten Lebensmonate mit hrem Kind verbringen wollen, ist dies eine enorme Ver- esserung, für die Väter, die in dieser wichtigen Zeit ih- er Rolle als Elternteil gerecht werden wollen und dies un mit geringeren finanziellen Risiken tun können, ein normer Erfolg. Doch bereits hier wurde deutlich, wer urch dieses Gesetz schlechter gestellt werden würde: iejenigen, deren Kinder auf der Schattenseite der Ge- ellschaft geboren werden. Die Schlechterstellung von üttern, die Arbeitslosengeld II beziehen, war ein erstes ignal für die Richtung, in die die Politik schreiten ürde. Dann folgte eine schier endlos scheinende Debatte m den längst gesetzlich vorgegebenen Ausbau der indertagesbetreuungsangebote. Wohl wissend, dass as bisherige Tempo, mit dem der gesetzlich geregelte usbau voranschreitet, dem einer Schnecke gleich- ommt, machte Frau von der Leyen bereits im Entwurf ines Gesetzes zur Einrichtung eines Sondervermö- ens, das den Ausbau ankurbeln sollte, unterschwellig eutlich, wem dieser Ausbau gilt: 35 Prozent Versor- ungsquote mit dem Zusatz, dass die Plätze, die hier eschaffen werden sollen, Kindern von Erwerbstätigen ur Verfügung stehen werden sowie Kindern, bei denen in erhöhter pädagogischer Bedarf besteht. Das, sehr eehrte Frau Ministerin, ist eine Politik, die den Kin- ern auf der Schattenseite des Lebens nicht helfen ird, weil die Defizite, die sie aus ihrer sozialen Lage eraus mit auf den Weg bekommen, nicht ausgeglichen erden. Stattdessen lassen Sie sich den familienpoliti- chen Staubwedel wieder aus der Hand nehmen und chaffen somit den Nährboden für eine weitere Ver- chärfung der sozialen und bildungspolitischen Un- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13243 (A) ) (B) ) gleichheit oder, wie es im Antrag der Fraktion Die Grü- nen heißt eine bildungspolitische Katastrophe. Ihr Rezept für den Burgfrieden mit der CSU hat be- reits eine Geschichte. Setzen Sie sich mit den Ergebnis- sen aus Thüringen auseinander! Dort wurde 2006 ein solches Betreuungsgeld eingeführt. Auch wenn Herr Althaus weiterhin flammende Reden für dieses Betreu- ungsgeld hält, sprechen die Zahlen eine andere Sprache: Laut Angaben des Statistischen Landesamts gingen sie- ben Prozent weniger Zweijährige in eine Krippe. Selbst der thüringische SPD-Landesvorsitzende Christoph Matschie sieht die Gefahr, dass ein Betreuungsgeld in die entgegengesetzte Richtung führen wird. Nicht der Anreiz, Kindern ein Bildungsangebot zusätzlich zur el- terlichen Betreuung zu bieten, würde geschaffen, son- dern der Anreiz, Kinder gar nicht erst in der Kinder- krippe anzumelden. Das ist die bildungspolitische Katastrophe, die die Grünen in ihrem Antrag zu Recht beschreiben. Frau Ministerin, Sie müssen sich entscheiden: Entwe- der ist das Betreuungsgeld zutiefst ungerecht und bil- dungs- wie integrationspolitisch hochproblematisch, wie Sie bei anderer Gelegenheit erklärt haben. Dann muss es raus aus dem Gesetz. Oder Sie erklären uns heute, dass Herr Singhammer Sie überzeugt hat. Dann gehört es in das Gesetz. Wenn Sie das Betreuungsgeld aber für falsch halten und es dennoch aus dem Begründungsteil des ei- nen in die Paragrafen eines anderen Gesetzes schreiben lassen, ist das doppelzüngig und zynisch. Im Fall des Betreuungsgeldes ist jetzt jedenfalls die SPD gefordert. Sie muss den Gesetzentwurf mit dem Betreuungsgeld- Paragrafen stoppen! Die „heile Welt der Familie“ als dem Ort, an dem Kin- der behütet in einem großen, sozial weitläufigen Gefüge aufwachsen, entspricht oft nicht mehr dem Bild, das die Realität zeichnet. Zunehmend weit voneinander entfernt lebende Familienkreise, eine steigende Anzahl alleinerzie- hender Eltern und zunehmende Beschäftigungsbiografien, die durch Brüche oder Mehrfachbeschäftigung und Unter- bezahlung gekennzeichnet sind, sind Gründe, warum die Familie eben nicht mehr immer verlässlich für Kinder ist. Hinzu kommen ständige Veränderungen und wachsende Anforderungen an Kinder und ihre Fähigkeiten, mit der Vielfalt der visuellen, medialen und sozialen Impulse zu- rechtzukommen. Hier brauchen Kinder pädagogische Un- terstützung von qualifiziert ausgebildetem Fachpersonal und Zugang zu den Ressourcen, die ihnen helfen, diese Mammutaufgabe zu bewältigen. Im gemeinsamen Lernen mit Gleichaltrigen, in einer Umgebung, die diese Fähig- keiten fördert. In den Medien kann man fast täglich das Ausmaß der wachsenden Kinderarmut verfolgen. Ein wichtiger Be- standteil der Bekämpfung der Folgen dieser Armut ist der Rechtsanspruch auf ein gebührenfreies Betreuungs- angebot für alle Kinder. Auch aus diesem Grund ist der Anreiz, der durch das Betreuungsgeld geschaffen wird, ein falscher. Gesamtpolitisch gesehen wäre statt der Schaffung eines Betreuungsgeldes die Einrichtung einer Kindergrundsicherung, die sich an den Bedürfnissen der Kinder misst, ein Schritt, der in die richtige Richtung g B l e G w n u F k D ü z r E j h r D m Z d F z z t m g f m a Z w d d d s p s g a t s d t g s v f z V s W d (C (D eht. In dieser Grundsicherung könnten gebührenfreie etreuungs-, Bildungs- und Freizeitangebote als Sach- eistungen enthalten sein. Dazu freilich müsste man auch in wenig mehr zu Transparenz in der Erarbeitung von esetzesvorhaben neigen, denn dies müsste sinnvoller- eise mit den Verbänden und Vereinen, den Institutio- en und Gewerkschaften erarbeitet werden. Dass dies nicht der Politikstil des Familienministeri- ms ist, wurde auch dieses Mal bewiesen. Vielleicht, rau von der Leyen, laden Sie die Oppositionsparteien ünftig zur Ausschussberatung ins Bundespresseamt! ann sind wir wenigstens zeitgleich mit der Presse ber Ihre Vorhaben informiert und müssen nicht bis um Erscheinen der Tageszeitung am Folgetag oder auf elevante Tickermeldungen warten. Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN): s ist merklich ruhig um die Familienpolitik. Sonst wird a vonseiten der Familienministerin kaum eine Gelegen- eit ausgelassen, um den eigenen – vermeintlich – histo- ischen Aufbruch in der Familienpolitik zu beschwören. och jetzt, wo das Gesetz zum Betreuungsausbau un- ittelbar bevorsteht – angereichert mit der sogenannten ukunftsoption „Betreuungsgeld“ –, ist es Herr Struck, er sich als Retter in der Not anbietet. Sein Angebot an rau von der Leyen – Zitat –, „ihr zu helfen, wieder auf- ustehen und die getroffene Vereinbarung einzuhalten“, eigt, wie tief die Gräben mittlerweile zwischen den Be- eiligten sind. Selbst in der Koalition glaubt doch nie- and mehr an den Formelkompromiss zum Betreuungs- eld. Der Versuch, es jeder Seite Recht zu machen, unktioniert einfach nicht, auch dann nicht, wenn einfach ehr Geld verteilt wird. Denn das Problem liegt ganz woanders: Der Rechts- nspruch auf Betreuung soll für alle kleinen Kinder den ugang zum Förderangebot eröffnen. Das ist richtig und ichtig. Das Betreuungsgeld bietet aber ausgerechnet enjenigen Familien einen finanziellen Anreiz, kein För- erangebot zu beanspruchen, die tendenziell am meisten avon profitieren würden. Die Bundesfamilienministerin elbst hat diese Auswirkungen des Betreuungsgeldes ointiert mit „bildungspolitischer Katastrophe“ um- chrieben. Dem wäre doch eigentlich nichts hinzuzufü- en. Damit aber nicht genug: Das Betreuungsgeld binde uch noch wichtige Gelder, die enorm kostbar für wei- ere Qualitätsverbesserungen bei Betreuung und Bildung eien. Und die familienpolitischen Widersprüche, die as Betreuungsgeld bewirken würde, setzen sich fort. El- erngeld und Betreuungsausbau sollen, so betont die Re- ierung, die Erwerbstätigkeit von Müttern fördern. Dies ei der Schlüssel zur eigenständigen Existenzsicherung on Frauen. Dies sei der zentrale Ansatz zur Bekämp- ung von Familienarmut. Wenn sie davon aber so über- eugt ist, wieso kann sie sich dann nicht klar von einem orschlag distanzieren, der dem diametral entgegen- teht? Wenn Ihnen die Argumente fehlen, sehen Sie sich die ord Vision Studie oder auch den heute erschienen Kin- erreport noch einmal an. Da steht es schwarz auf weiß: 13244 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Die Zukunftschancen von Kindern hängen hierzulande massiv vom sozialen Hintergrund der Familie ab. Was Kinder wirklich brauchen, ist eine qualitativ hochwer- tige Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur, um den Teu- felskreislauf der Armut zu durchbrechen. Machen Sie dem unschönen Schauspiel von CSU und auch einigen in der Union ein Ende. Es ist schwer, mitanzusehen, wie Sie wider besseres Wissen öffentlich den Eindruck erwecken, es werde sich zu einseitig und zulasten der finanziellen Familienförderung um die Kin- derbetreuung gekümmert. Elegant übergangen wird die milliardenschwere Familienförderung und ganz beson- ders die üppige steuer- und sozialrechtliche Eheförde- rung. Stattdessen wird das Betreuungsgeld als notwendi- ger und gerechter Ausgleich gepriesen – und deshalb auch gleich die Zustimmung zum Betreuungsausbauge- setz von der Einführung des Betreuungsgeldes abhängig gemacht. Gerade die konservativen Bundesländer im Sü- den unseres Landes würden den wichtigen Betreuungs- ausbau sofort opfern, wenn sie sich nicht mit ihren un- sinnigen Familientransferleistung durchsetzen. Ich appelliere deshalb erneut an Sie, diesem bildungs- politisch katastrophalen und den Kindern Chancen ver- bauenden Betreuungsgeld eine klare Absage zu erteilen. Anlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und des Berichts: Die wirtschaftlichen und arbeitsplatzschaffen- den Erfolge der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts- struktur“ nutzen – Regionales Wachstum und Beschäftigungseffekte intensivieren – Antrag: Fördermittel Aufbau Ost in voller Höhe beibehalten – Geplante Kürzung der Gemeinschaftsaufgabe von 100 Millionen Euro zurücknehmen (Tagesordnungspunkt 21 a und b) Andreas Lämmel (CDU/CSU): Wir beraten heute den Koalitionsantrag zur Fortführung der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- schaftsstruktur“, kurz GA genannt, und den Antrag der Fraktion Die Linke zur Aufstockung der GA gegenüber dem Finanzplan der Bundesregierung um 100 Millionen Euro und damit zur Rückkehr auf das Niveau von 2006. Die GA ist das wichtigste Förderinstrument für struk- turschwache Regionen in Deutschland. Regionale Stand- ortnachteile sollen ausgeglichen und ein Anschluss an die allgemeine Wirtschaftsentwicklung soll ermöglicht werden. Der Abbau regionaler Entwicklungsunter- schiede stärkt zugleich das gesamtwirtschaftliche Wachstum und erleichtert den Strukturwandel. Die GA trägt damit auch maßgeblich zum Aufbau Ost bei. Gleichwohl zeigt die wirtschaftliche Entwicklung Ost- deutschlands kein homogenes Bild, sondern ein sehr he- t h b d B D g n K S d d O D 7 s n d F d e s b f L W v m f B 2 H k Z p w W D M s b c i u B z s d g g w w H s d z g n (C (D erogenes. Ähnliche Muster des Strukturwandels sind eute auch in alten Bundesländern zu beobachten. So ha- en wir mit der Arbeitsmarktregion Uelzen für die För- erperiode von 2007 bis 2013 erstmals auch in den alten undesländern ein A-Fördergebiet im Rahmen der GA. ies ist möglich durch die erstmals gesamtdeutsche Ab- renzung der Förderregionen, die aufgrund neuer regio- albeihilferechtlicher Vorgaben durch die Europäische ommission erfolgte. Der überwiegende Teil der GA-Mittel, rund sechs iebtel, fließt auch heute noch in die neuen Bundeslän- er, die durchgängig Höchstfördergebiet sind. Warum ist as wohl so? Noch immer ist die Arbeitslosenquote in stdeutschland doppelt so hoch wie in Westdeutschland. as Bruttoinlandsprodukt je Einwohner liegt bei rund 0 Prozent des Westniveaus. Die Steuerkraft der ostdeut- chen Kommunen liegt im Durchschnitt immer noch bei ur etwa 46 Prozent der westdeutschen. Es mangelt in en neuen Ländern noch immer an Unternehmen mit ührungsfunktion beziehungsweise mit Firmensitz in en neuen Bundesländern, an zukunftsfähigen und an xportintensiven Wirtschaftszweigen. Deswegen be- teht die Rechtfertigung für Maßnahmen zu einer Ver- esserung der Wirtschaftsstruktur in den neuen Ländern ort. Aber – das sage ich besonders an die Adresse der inksfraktion –: Wir dürfen nicht nur auf den Vergleich est-Ost abstellen. Wir dürfen auch nicht vergessen, on welchem Punkt wir 1990 nach 40 Jahren Sozialis- us gestartet sind. Gemessen daran haben wir große Er- olge zu verzeichnen. Sie kennen den „Jahresbericht der undesregierung zum Stand der deutschen Einheit 007“, den wir letzte Woche hier in diesem Hohen ause debattiert haben. Die Zahlen sind also alle be- annt, ich will sie hier nicht wiederholen. Nur auf eine ahl möchte ich hinweisen: Während 1990 die Arbeits- roduktivität, das heißt das Bruttoinlandsprodukt pro Er- erbstätigem, in Ostdeutschland bei nur 35 Prozent des estniveaus lag, waren es im letzten Jahr 78 Prozent. ieser beeindruckende Aufholprozess wäre ohne die ittel der GA nicht in diesem Ausmaß möglich gewe- en, denn die Investitionsförderung steigert durch eine essere Kapitalausstattung die Arbeitsproduktivität, wel- he wiederum eine wichtige Grundlage für Wohlstand st. Eine Wirkungsanalyse des Instituts für Arbeitsmarkt- nd Berufsforschung zeigt darüber hinaus die enorme edeutung der Investitionsförderung auch auf die An- ahl an Arbeitsplätzen, insbesondere in den ersten chwierigen Jahren nach der Wiedervereinigung. Ohne ie GA wäre demnach die Entwicklung der Beschäfti- ung in den Fördergebieten um bis zu 40 Prozent gerin- er ausgefallen. Für meine Fraktion kann ich sagen: CDU und CSU aren und sind die Parteien der deutschen Einheit, und ir werden es bleiben. Wir haben uns deshalb in den aushaltsverhandlungen erfolgreich und gegen Wider- tände dafür eingesetzt, dass die GA – genauer gesagt: er Bundesanteil an der GA – im Jahr 2008 im Vergleich ur ursprünglichen Finanzplanung um 50 Millionen auf- estockt wird. Das heißt, wir können die GA auch im ächsten Jahr auf dem diesjährigen Niveau von 644 Mil- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13245 (A) ) (B) ) lionen Euro weiterführen. Die Linksfraktion will nun mit ihrem Antrag statt einer Aufstockung um 50 Millionen Euro, wie wir sie jetzt beschlossen haben, eine Aufsto- ckung um 100 Millionen Euro und damit eine Rückkehr auf das Niveau von 2006. So sehr dieses Anliegen grundsätzlich verständlich ist, wäre es andererseits auch schön, einen seriösen Gegenfinanzierungsvorschlag zu bekommen. Die Große Koalition kann den Weg der Haushaltskonsolidierung nicht verlassen. Doch für die Zukunft brauchen wir Planungssicher- heit. Wir haben deshalb auch in dem Entschließungsan- trag der Koalitionsfraktionen zum „Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit“, der am 9. November 2007 zum ersten Mal gelesen wurde, eine entsprechende For- mulierung zur GA aufgenommen. Ich lade die Kollegin- nen und Kollegen von der Linksfaktion daher ein, diesen Antrag zu unterstützen. Mit dem Koalitionsantrag zur GA machen wir zudem deutlich: Wir stehen zum grundgesetzlich verankerten Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse. Wer sich mit der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur auskennt, der weiß um die nicht ganz neue Diskussion über die rich- tige Ausgestaltung der Regionalpolitik: Da haben wir auf der einen Seite die Verfechter des Ausgleichsprinzips und auf der anderen Seite die Verfechter der Wachstums- poltheorie. Interessant sind in diesem Zusammenhang übrigens auch die sich widersprechenden Empfehlungen unserer höchsten wirtschaftlichen Sachverständigen: Während der Sachverständigenrat im Jahr 1999 noch empfahl, die Politik solle sich bei der Förderung auf die Wachstumszentren konzentrieren, rät er im Jahr 2004 wieder davon ab. Insofern kann ich nur sagen: Vielen Dank für jede neue Empfehlung. Aus meiner langjährigen landespolitischen Erfahrung heraus kann ich Ihnen sagen: Den oft behaupteten Wi- derspruch zwischen der Förderung strukturschwacher Regionen und dem Ansatz „Stärken stärken“ gibt es in dieser Schärfe nicht. Sehr erfolgreiche Technologie- und Netzwerkprogramme wie NEMO, InnoNet, INNO- WATT und Innovative regionale Wachstumskerne wer- den meist als „Cluster“-Programme interpretiert, die dem Ausgleichsprinzip der GA zuwiderlaufen. Die Wahrheit aber ist: Diese Programme sind ausgerichtet auf Technologie, auf Forschung und Entwicklung. Es ist keinesfalls Fördervoraussetzung, dass die Antragssteller in einem Agglomerationsraum, in einer Metropolregion oder wie immer man es nennen will, tätig sein müssen. In der Diskussion um die Stärkung von Metropolregio- nen, die durch die territoriale Agenda der europäischen Raumordnungsminister vom 24./25. Mai 2007 ausgelöst wurde, sage ich auch ganz deutlich: So etwas darf es nicht geben. Eine Förderung von Regionen darf nicht vom Raumordnungstyp abhängig gemacht werden. In unserem Antrag findet sich auch eine Formulie- rung zur stärkeren Evaluierung der Infrastrukturförde- rung durch die GA. Ich möchte an dieser Stelle anmer- ken, dass wir bei der Evaluierung dieses Förderinstruments schon sehr weit sind, auch und beson- ders im Vergleich zum EFRE, dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung, durch den viele GA-Pro- j W k d d k S d s c 2 r s h d n s V w d i c t s w d r M A A a s h – s b k s l G s d s a s d t I u w t w a (C (D ekte kofinanziert werden. Im Bereich der regionalen irtschaftsförderung werden drei Arten von Erfolgs- ontrollen praktiziert: die Vollzugskontrolle auf Ebene er einzelnen Projekte, die Zielerreichungskontrolle und ie Wirkungskontrolle. Das Schwergewicht der Erfolgs- ontrolle liegt bei den Ländern. Die Ergebnisse der GA- tatistik werden im 36. Rahmenplan der GA umfassend argestellt. Sämtliche mir bekannte Studien zeigen einen ignifikant positiven Effekt der GA auf die wirtschaftli- he Entwicklung in der geförderten Region. Bund und Länder haben darüber hinaus vereinbart, ab 007 eine zusätzliche Statistik über die mit der Förde- ung erzielten Arbeitsplatzeffekte fünf Jahre nach Ab- chluss des Investitionsvorhabens zu erstellen. Das eißt, dieses Jahr bekommen erstmals die Unternehmen, ie ihre Investitionsvorhaben 2002 abgeschlossen haben, och einmal einen entsprechenden Fragebogen zuge- chickt. Wenn jetzt im Zuge unseres Antrags auch die orausschau für durch die GA geförderte Projekte der irtschaftsnahen Infrastruktur erweitert wird, so leistet as einen weiteren Beitrag zur Transparenz des Förder- nstruments. Ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam ma- hen, dass wir es bei der Evaluierung auch nicht über- reiben sollten; denn jeder zusätzliche Fragebogen chafft gleichzeitig auch mehr Bürokratie, und davon ollen wir eigentlich weniger. Lassen Sie uns daher auf iesem Feld zu einer ausgewogenen Balance kommen. Ich möchte bei Ihnen allen um Zustimmung zu unse- em Antrag werben. Ich habe positiv registriert, dass die itglieder der FDP-Fraktion in allen mitberatenden usschüssen – außer im Haushaltsausschuss – für den ntrag votiert haben, während sie sich noch im Unter- usschuss „Regionale Wirtschaftspolitik“ und im Aus- chuss für Wirtschaft und Technologie in Stimment- altung geübt haben. Auch die Fraktion Die Linke hat außer im Haushaltsausschuss – in den übrigen Aus- chüssen für den Antrag votiert. Hoffen wir also, dass ei ihr heute nicht ihre Haushälter anwesend sind, dann ann sie auch zustimmen. Andrea Wicklein (SPD): 192 Milliarden Euro ange- toßene Investitionen, 960 000 geschaffene und 1,5 Mil- ionen gesicherte Arbeitsplätze, so sieht die Bilanz der emeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschaftsstruktur eit 1991 aus. Diese Zahlen sind beachtlich. Sie belegen ie Bedeutung der Gemeinschaftsaufgabe für unsere Wirt- chaftspolitik. Durch die Gemeinschaftsaufgabe werden usschließlich Regionen gefördert, die strukturschwach ind oder sich im Strukturwandel befinden. Erstmals 2007 mussten sich alle Regionen mit Beginn er neuen Förderperiode einer gesamtdeutschen Bewer- ung unterziehen. Wer gefördert wird und mit welcher ntensität, ist abhängig von der Anzahl der Arbeitslosen nd vom Nachholbedarf bei der Infrastruktur. Die Aus- ahl nach diesen festgelegten und von der EU bestätig- en Kriterien hat gezeigt: Ostdeutschland bedarf auch eiterhin flächendeckend einer Höchstförderung. Aber uch Regionen in Westdeutschland brauchen unsere Un- 13246 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) terstützung, wie zum Beispiel der Landkreis Lüneburg oder die bayerischen Grenzregionen. Mit der Gemeinschaftsaufgabe wird nicht konsumiert, sondern investiert. Sie fördert das Wachstum von Unter- nehmen und den Aufbau von Beschäftigung in denjeni- gen Teilen Deutschlands, die es besonders schwer haben. Die Gemeinschaftsaufgabe hilft strukturschwachen Re- gionen, sich selbst zu helfen. Sie bekämpft Abwande- rung durch Schaffung neuer Arbeit. Daher ist für uns So- zialdemokraten die Gemeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschaftsstruktur ein Ausdruck innerdeutscher Solida- rität. Der finanzielle Beitrag für die Gemeinschaftsaufgabe ist angebracht, denn die Erfolge sind unübersehbar: Höchstfördergebiete weisen eine höhere Wachstumsrate in der gewerblichen Wirtschaft auf, als der Rest des Lan- des. Jeder Fördereuro löst mehr als das Fünffache an pri- vaten Investitionen aus. Geförderte Unternehmen schaf- fen deutlich mehr Arbeitsplätze, selbst wenn der allgemeine Trend negativ ist. Und die Einkommen der Arbeitnehmer geförderter Unternehmen steigen schnel- ler als der Durchschnitt. Die Gemeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschafts- struktur hat damit die größte volkswirtschaftliche Ren- dite aller Wirtschaftsförderinstrumente. Sie hilft nicht nur den Unternehmen, sondern vor allem den Menschen in den strukturschwachen Regionen. Erfolge zeigen, dass wir die GA auch weiterhin auf mindestens heutigem Niveau finanziell ausstatten müs- sen. Über 4 000 Anträge liegen derzeit zur Bearbeitung vor. Sie beinhalten ein Investitionsvolumen in Milliar- denhöhe. Die Verantwortung für die Ausführung der Regiona- len Wirtschaftspolitik liegt bei den Bundesländern. Sie bestimmen die Förderschwerpunkte. Das ist auch richtig so. Wichtig ist aber auch, dass die Regionen selbst wis- sen, was sie fördern wollen und wo ihre Potenziale lie- gen. Schlicht: Wie sie sich ihre wirtschaftliche Zukunft vorstellen. wir müssen die Regionen dabei unterstützen. Die GA muss die Regionen dabei unterstützen. Mit dem vorliegenden Antrag wollen wir deshalb die Regionen ermuntern, eigene regionale Entwicklungs- konzepte aufzustellen. Auch in der vor zwei Tagen statt- gefundenen Anhörung wurde eines besonders deutlich: Das Gelingen regionaler Wirtschaftspolitik hängt davon ab, ob die Akteure vor Ort gut zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Es müssen Netzwerke gebildet, Absprachen getroffen und eine gemeinsame Strategie verfolgt werden. Es kommt darauf an, alle Fördermög- lichkeiten optimal zu verknüpfen: die GA Regionale Wirtschaftsstruktur mit der GA Agrarstruktur und Küs- tenschutz und mit den EU-Programmen. Nur so können Zukunftsfelder – wie die Biomasse oder die Solartechnik – für die Regionen erschlossen werden. Mit Zusammenar- beit gelingt Entwicklung auch in strukturschwachen Regionen und nicht nur in den sogenannten Wachstums- polen. Die Gemeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschafts- struktur ist das entscheidende nationale Instrument, um w b l D u h t a v d g i i f g l h d a t d w U g g v t t ö d u n D f n l L f m e r o E e r K n s I G s s (C (D irtschaftliche Unterschiede zwischen Regionen abzu- auen. Wir wollen weiterhin allen Menschen in Deutsch- and – egal, wo sie wohnen – eine Perspektive zu geben. ie GA bekämpft Arbeitslosigkeit, fördert Innovationen nd muss auch in Zukunft als nationales Instrument er- alten bleiben. Der Antrag der Regierungskoalition leis- et dazu seinen Beitrag. Doris Barnett (SPD): Es gibt zwar einige, aber nicht llzu viele Themen, bei denen sich alle im Bundestag ertretenen Parteien einig sind. Unser jetziges ist eines avon. Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der re- ionalen Wirtschaftsstruktur“ hat eine Erfolgsgeschichte n unserem Land hingelegt. Ich gebe zu, dass diese nicht mmer so spektakulär sind wie der Start eines A380, aber ür die Regionen, in denen eben ein „Start“ vonstatten ing, hat dieser nachhaltige Wirkung. Die GA, wie sie abgekürzt heißt, dient zwar seit vie- en Jahren dazu, dem Osten unserer Republik beim Auf- olprozess der Lebensbedingungen zu helfen. Dabei ürfen wir aber nicht außer Acht lassen, welche Erfolge uch in den alten Bundesländern erreicht wurden. Wir im Unterausschuss „Regionale Wirtschaftspoli- ik“ haben sowohl eine Region in den neuen als auch in en alten Bundesländern besucht und uns von den Aus- irkungen der Förderung der GA, die ja in gleichem mfang vom Bund und dem jeweiligen Land zur Verfü- ung gestellt wird, selbst ein Bild zu machen. Was wir esehen haben, aber auch die Erkenntnisse, die wir in ielen Gesprächen mit Betroffenen geführt haben, bestä- igen, dass der Bund mit der GA ein hervorragendes Mit- el zur Verfügung hat, um gezielt – zusammen mit den rtlichen Verantwortlichen – Investitionen auszulösen, ie Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern. Gerade Klein- nd Mittelständler bleiben in den Regionen, ziehen eben icht weg, nutzen die ja oft vorhandene Infrastruktur. enn auch in Mittelstädten gibt es gute Fachschulen, die ür den dringend benötigten Nachwuchs sorgen. Die GA als Regionalförderung unterstützt damit nicht ur die Arbeitsmarktpolitik, sondern auch die Entwick- ung der Gemeinden. Wir können keine entvölkerten andstriche wollen, die zwar wunderschöne natur- reundliche Wohngebiete sind, aber eben kein Auskom- en für junge Menschen bieten, noch dazu, wenn sie ine Familie gründen wollen. Die Regionalförderung er- eicht ja gerade entlegene Gebiete und kann somit Stand- rtnachteile ausgleichen. Sicher ist es wahr, dass Geld alleine noch keine rfolgsgeschichte auslöst. Grundvoraussetzung sind ngagierte Akteure, also Unternehmer und Unternehme- innen, ausgebildeten Fachkräfte und einsatzfreudige ommunalpolitiker, ohne die auch alles Geld der Welt ichts nützt. Es sind denn auch zunächst diese klimati- chen Bedingungen, die den Boden für eine erfolgreiche nvestition bereiten. Dabei sollten wir daran denken, die A als Förderinstrument nicht zu belasten mit bürokrati- chen Anforderungen, die ihren Einsatz behindern. In unserem gemeinsamen Antrag haben wir aufge- chrieben, wie die GA aufzustellen ist, welche Aufgaben Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13247 (A) ) (B) ) auf die einzelnen Beteiligten zukommen. Ich bin davon überzeugt, dass wir damit nicht nur der Erfolgsge- schichte GA noch ein paar Verbesserungen angedeihen lassen, sondern sie fortentwickeln. Sie muss auch fortbe- stehen – das sagten uns am vergangenen Montag, 12. November 2007, alle Experten bei unserer Anhö- rung –, sie muss auch finanziell verstetigt und angepasst werden, das heißt, sie bedarf auch im kommenden Jahr mindestens des Umfangs wie in diesem Jahr. Für uns wäre es absolut unverständlich, wenn eine so rentable Anlage von Steuermitteln gekürzt werden würde. Die Auswirkungen einer solchen Entscheidung auf die be- troffenen Regionen, die sich ja nicht nur in den neuen Bundesländern befinden, sondern zum Beispiel auch Konversionsregionen im Westen des Landes sind, wären schlimm für alle Akteure, die doch die Nützlichkeit täg- lich unter Beweis stellen. Wir selbst haben doch nachge- wiesen, dass die vom Bund und den Ländern eingesetz- ten Gelder in der Regel eine achtfache Investition auslösen und somit über Steuereinnahmen, über nicht zu zahlende Sozialtransfers – im Gegenteil, Sozialbeiträge werden ja von den zusätzlich Beschäftigten gezahlt – mindestens in gleicher Höhe wieder zurück an die staat- lichen Haushalte fließen. Wenn jetzt die Mittel der Regionalförderung zurück- gefahren würden, würde das ein Abrücken vom Ziel der Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen, also ei- ner Gleichwertigkeit der Entwicklungschancen, bedeu- ten. Zu glauben, es wäre möglich, durch starke und im- mer stärker werdende Regionen, den Metropolregionen, wirkungsvolle Ausstrahlungseffekte für den ländlichen Raum zu erreichen, heißt, sich bisher wenig mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben. Denn sonst käme man zu ganz anderen Schlussfolgerungen. Unser Appell kann deshalb nur lauten: Deutschlands Zukunft liegt in all seinen Menschen und all seinen Re- gionen. Wer die Regionen vernachlässigt, vernachlässigt die Menschen. Das kann keiner wollen und deshalb be- darf es einer verlässlichen und ausreichend ausgestatte- ten Regionalförderung, also einer zukunftsfähigen GA. Gudrun Kopp (FDP): Den Kollegen und Kollegin- nen von der Koalition habe ich zu Ihrem gemeinsamem Antrag bereits in der ersten Debatte im Juni alles gesagt, was dazu zu sagen ist: Es handelt sich hier um ein Doku- ment der reinen Selbstbeweihräucherung, dem es an jeg- licher fachlicher Substanz fehlt. Er strotzt nur so von lee- ren Floskeln und enthält sich jeder kritischen Bewertung eines Programms, das immerhin rund 600 Millionen Euro über die Republik verteilt. Schlimmer noch, sie be- zeichnen die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Ver- besserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ als das „zentrale Element der regionalen Wirtschaftspolitik“, als gäbe es keine Alternative zu einer Politik, die sich im Ausschütten von Steuergeldern – also Geldern, die die Bürger erst einmal aufbringen mussten – erschöpft. Al- les ist gut, weiter so, und – da ihrer Ansicht nach die Be- deutung der Regionalförderung in Zukunft noch zuneh- men soll, wie es in ihrem Antrag heißt – am besten noch mehr Geld in die Hand nehmen. Da brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn die Linke ihre Argumentation a K s W b d n a W z R p g s m m g V d o s s n t m e D k d e A v w s b h m S s w s m v D G s S A k g w U l A j (C (D ufgreift und die vollständige Rücknahme der geplanten ürzung verlangt. Die Notwendigkeit der Haushaltskon- olidierung, auf die ich im Unterausschuss „Regionale irtschaftspolitik“ ausdrücklich hingewiesen habe, leibt dabei auf der Strecke. Grundsätzlich ist richtig: Mit gezielter, impulsgeben- er Wirtschaftsförderung in strukturschwachen Regio- en kann im Einzelfall eine die Wirtschaft stärkende und rbeitsplätzeschaffende beziehungsweise -sichernde irkung erreicht werden. Die Gemeinschaftsaufgabe, usammen mit den Mitteln des Europäischen Fonds für egionale Entwicklung, EFRE, konnte bislang einige ositive Akzente setzen. Allerdings bleibt auch richtig, dass solche Förderun- en stets politische Eingriffe in das Marktgeschehen dar- tellen, die häufig nicht unproblematisch sind: Mitnah- eeffekte, bürokratische Hemmnisse gerade für kleine it mittelgroße Unternehmen, mangelnde Evaluierun- en der Mittelvergaben und fehlende Transparenz im ergabeverfahren sind allzu häufig die Schattenseiten ieser finanziellen Förderung. Völlig offen bleibt, ob und in welchem Umfang auch hne Fördermittel investiert worden wäre. Subventionen pielen nämlich nur zu einem Teil eine Rolle bei den An- iedlungs- und Investitionsentscheidungen von Unter- ehmen. Wesentlich wichtiger sind andere Standortfak- oren wie die vorhandene Infrastruktur, engagierte kom- unale Ansprechpartner wie Wirtschaftsförderer sowie infache und unbürokratische Genehmigungsverfahren. er staatliche Eingriff durch finanzielle Unterstützung ann hingegen eine Fehlsteuerung bewirken, wenn da- urch nämlich Investitionen hervorgerufen werden, die s unter normalen Umständen an diesem Ort, in dieser rt oder in dieser Höhe nicht gegeben hätte. Diese In- estitionen müssen dann mit künstlichen Mitteln, also eiteren Subventionen, am Leben erhalten werden – ein tändiger Teufelskreis. Ganz zu schweigen von den Ar- eitsplätzen, die an anderer Stelle gar nicht erst entste- en, weil der Staat den Bürgern und Unternehmen im- er weniger im Portemonnaie lässt, um die ubventionen finanzieren zu können. Das Geld fällt chließlich nicht vom Himmel. Umverteilung schafft ie immer eben mehr Probleme, als sie löst. Unter Umständen können überkommene Wirtschafts- trukturen in einer Region durch Subventionen sogar ze- entiert und ein notwendiger Wandel verzögert oder gar erhindert werden. So werden einige Regionen in eutschland bereits seit 20, 30 Jahren mit Mitteln der emeinschaftsaufgabe gefördert. Offensichtlich konnten ich hier keine selbsttragenden Strukturen entwickeln. ubventionen können so zur Droge werden, aus deren bhängigkeit sich der „Süchtige“ nicht mehr befreien ann. Darüber hinaus ist – bei aller Zustimmung zu dem rundgesetzlich verankerten Ziel der Herstellung gleich- ertiger Lebensverhältnisse – zu hinterfragen: Wie viel ngleichheit verträgt unsere Volkswirtschaft tatsäch- ich? Denn Unterschiedlichkeit kann sogar ein besserer nsporn für verstärkte eigene Anstrengungen sein als ede noch so hohe Subvention. 13248 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Für die FDP ist klar: Die Gemeinschaftsaufgabe hat ihren Wert in dem Ansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. För- dermittel müssen sehr gezielt eingesetzt und das Ergeb- nis muss vor allem gut evaluiert werden. Langfristig muss die staatliche Wirtschaftsförderung zurückgefahren werden, auch damit im Rahmen der Fortentwicklung des deutschen Föderalismus hin zu einem leistungsstarken Wettbewerbsföderalismus künftig auf Mischfinanzierun- gen verzichtet werden kann. Die FDP hat – gemeinsam mit CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen – im Unterausschuss „Regionale Wirtschaftspolitik“ beantragt, für die Gemeinschaftsauf- gabe zusätzlich 50 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, allerdings unter Wahrung der Konsolidierungs- ziele. Im Klartext: Die Erhöhung soll aus dem Haushalt des Wirtschaftsministeriums finanziert werden und nicht zu einer höheren Verschuldung führen. Wie ich jetzt er- fahren habe, hat die Koalition diesem Anliegen in den heutigen Haushaltsberatungen entsprochen, verbunden allerdings mit Kürzungen, die letztendlich ausgerechnet den Bereich Wissenschaft und Forschung betreffen, also zulasten zukunftsorientierter Investitionen gehen. Das ist für die Liberalen nicht akzeptabel. Die FDP wird also keinem der beiden Anträge ihre Zustimmung geben. Sabine Zimmermann (DIE LINKE): Die regionale Wirtschaftsförderung erhalten, das schreiben sich Union und SPD mit dem vorliegenden Antrag auf die Fahne. Das ist bitter nötig. Die Gelder der sogenannten Gemein- schaftsaufgabe Regionale Wirtschaftsförderung sind ein wichtiger Bestandteil des Aufbaus Ost. Sechs von sieben Euro der Mittel gehen in die neuen Bundesländer. Sie werden hier dringend gebraucht, wenn wir an dem Ziel gleichwertiger Lebensbedingun- gen festhalten wollen. Das erste Mal sprachen wir über diesen Antrag vor fünf Monaten. Damals äußerten wir die Befürchtung, dass der Antrag der Koalitionsfraktionen in der Schub- lade verschwinden wird und die Regierung weitermacht wie bisher, nämlich die Fördermittel kürzt. Was ist seitdem passiert? Es gab monatelange Ausein- andersetzungen um die von der Bundesregierung ver- fügte Kürzung. Anfang 2006 beschloss die Große Koali- tion eine neue Finanzplanung, die eine Kürzung der Mittel der Gemeinschaftsaufgabe vorsieht, und zwar um 100 Millionen Euro auf 600 Millionen Euro pro Jahr ab 2007 bis 2011. Seitdem wird jedes Jahr um die Aufsto- ckung der Mittel gestritten. Heute Abend beschließt der Haushaltsauschuss – so hoffe ich –, die Gelder für die Gemeinschaftsaufgabe um 50 Millionen Euro aufzustocken. Das wäre ein kleiner Erfolg, den wir hauptsächlich dem Druck der Länder und Kommunen verdanken. Allerdings: Das ist immer noch weniger als in den Vorjahren, und es ist weniger als erforderlich. In diesem Jahr sind dreimal mehr Gelder beantragt worden, als be- willigt werden können. d p F a a r t g f s u s A d F S s g w s w k g v l c c h r s g f T s d „ d s G W f g h g g i (C (D Die Bundesregierung beklagt die anhaltende Abwan- erung der Menschen aus dem Osten, verweigert es aber, olitisch zu handeln. Notwendig ist ein grundlegender Kurswechsel in der örderpolitik. Die Regierung muss ihre Kürzungspolitik ufgeben und die Gelder wieder aufstocken: mindestens uf 694 Millionen Euro. Das ist etwa die Höhe des Jah- es 2006. Das empfahl einmal der Bundesverkehrsminis- er, ohne in der Koalition dafür das erforderliche Rück- rat zu zeigen. Das ist es, was die Linke in dem vorliegenden Antrag ordert. Meinen Sie es ernst mit der Zukunft der Gemein- chaftsaufgabe, meine Damen und Herren von Union nd SPD? Dann bleibt Ihnen nur, unserem Antrag zuzu- timmen. Genügend Geld für den Aufbau Ost, das ist zentrale ufgabe der Regierung. Aber natürlich ist zur Zukunft er Gemeinschaftaufgabe noch mehr zu sagen. Die Anhörung am Montag im Bundestag hat wichtige ragen aufgeworfen. Ich will dazu abschließend drei tichwörter nennen: Stichwort „Metropolregion“: Werden in Zukunft trukturschwache Regionen weiter gefördert und so leichwertige Lebensbedingungen angestrebt? Oder ird die regionale Wirtschaftspolitik auf den Kopf ge- tellt, indem sogenannte Metropolregionen gefördert erden, die sich eigentlich aus eigener Kraft entwickeln önnen? Die Bundesregierung ist hier eine Antwort schuldig eblieben. Zu befürchten ist, dass die schleichende Um- erteilung der Fördermittel weitergeht, von wirtschaft- ich schwachen zu wirtschaftlich starken Regionen. Stichwort „Transparenz“: Fördergelder sind öffentli- he Gelder. Deswegen sollte auch öffentlich sein, wel- hes Unternehmen wie viele Fördermittel bekommen at. Für Unternehmenssubventionen mit Geldern der Eu- opäischen Union gilt dies schon, für die regionale Wirt- chaftsförderung in Deutschland nicht. Hier ist die Re- ierung gefordert. Stichwort „Gute Arbeit“: Bezahlt die Firma, die öf- entliche Fördergelder erhält, ihre Beschäftigten nach arif? Bietet sie genug Ausbildungsplätze an? Behindert ie die Arbeit oder die Gründung von Betriebsräten? Bisher spielen solche Fragen in der staatlichen För- erpolitik in Deutschland kaum eine Rolle. Das Thema Gute Arbeit“ gehört aber auch in der Förderpolitik auf ie Tagesordnung. Die Linke wird hier nicht lockerlas- en. Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die emeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen irtschaftsstruktur, GA, ist ein wichtiges und auch er- olgreiches Förderinstrument für strukturschwache Re- ionen in Deutschland. Insbesondere in Ostdeutschland at sie Beträchtliches geleistet, Dementsprechend be- rüße ich es, dass Sie sich, liebe Kolleginnen und Kolle- en von der Koalition, so eindeutig in ihrem Antrag zu hr bekennen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13249 (A) ) (B) ) Trotzdem fällt es mir schwer, Ihren Antrag ernst zu nehmen. Denn wenn ich Ihre Haushaltspolitik für die GA sehe, scheint Ihre Sympathie für die Gemeinschafts- aufgabe starken Schwankungen zu unterliegen. Schon im vergangenen Jahr wollten Sie die GA um 100 Millio- nen Euro kürzen, was unter Hinzurechnung der Länder- anteile eine reale Kürzung um 200 Millionen Euro be- deutet hätte. Die Kürzungsvorlage konnte im Parlament ja dann wenigstens halbiert werden. Doch der Haushalts- entwurf der Regierung für 2008 machte deutlich, dass auch das bloß Augenwischerei war. Wieder sollte die Gemeinschaftsaufgabe und damit die Wirtschaftsförde- rung für die strukturschwachen Regionen in Deutschland dran glauben. Da nutzt es auch nichts, wenn in der heuti- gen Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses die Kürzung wieder zurückgenommen wird. Ein schaler Ge- schmack bleibt. Die Koalition scheint trotz sichtbarer Erfolge nicht wirklich vom Instrument der GA überzeugt zu sein. Stattdessen setzen Sie, liebe Kolleginnen und Kolle- gen von der Koalition, weiter ungebrochen auf die in- effiziente Investitionszulage. Minister Tiefensee hat be- reits angekündigt, dass er sie auch über das Jahr 2009 hinaus weiterführen will. Dabei wurde gerade wieder deren Sinnfälligkeit am vergangenen Montag bei der Anhörung des Wirtschaftsausschusses zur Zukunft der Regionalförderung vonseiten der Sachverständigen er- heblich in Zweifel gezogen. Keine Zielgenauigkeit, viele Mitnahmeeffekte – ist es das, was Sie unter Regionalför- derung verstehen? Liest man Ihren Antrag genauer, beschleichen einen aber auch hier schon Zweifel, wie wichtig Ihnen die re- gionale Wirtschaftsförderung eigentlich ist. Denn wenn man Dinge ausschließlich über den grünen Klee lobt, ohne sich mit ihnen ernsthaft auseinander zu setzen, tut man ihnen nicht immer einen Gefallen. Die Forderungen in ihrem Antrag sind nichtssagend und nachgerade lä- cherlich. Sie stellen lediglich fest, dass alles so bleiben soll wie bisher. Das ist ein politisches Armutszeugnis. Es reicht auch nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, einfach nur mehr Geld zu fordern. Was wir brauchen, ist eine Reform der Regionalförde- rung, die die Wertschöpfungspotenziale in den Regionen zielgenau erschließt, die dazu auf weniger Dirigismus und mehr Autonomie in den Regionen setzt und ihren Schwerpunkt vor allem auf zukunftsfähige, umwelt- und klimafreundliche Wirtschaftszweige legt. Mit einem Festhalten am Status quo oder kosmetischen Änderun- gen kommt man da nicht weiter. Geben Sie den Regio- nen mehr Autonomie, sowohl was die Entscheidungen zur Förderung betrifft als auch bei den Finanzen. Und – was wohl von gleich großer Bedeutung ist: begraben Sie endlich ihren Mythos vom Wirtschaftswachstum durch Infrastrukturausbau. Sie bekommen mit keinem neuen Kilometer Autobahn oder Bundesstraße irgend- welche nennenswerten Arbeitsplatzzuwächse mehr. Zahlreiche Studien haben das längst nachgewiesen. Hö- ren Sie auf, den Leuten Sand in die Augen zu streuen, in- dem sie Ihnen Arbeitsplätze durch Beton versprechen. Der Bundesverkehrswegeplan ist unter diesem Gesichts- punkt wohl das teuerste und nutzloseste Beschäftigungs- p m A c a g t r h G t l s d w a m m b w a f W d k i s l w m n m E s w s k s w i p s b k t s (C (D rogramm, das in der Geschichte der Bundesrepublik je- als aufgelegt wurde. nlage 14 Zu Protokoll gegebe Rede zur Beratung des Antrags: Das Instrument der Wahlbeobachtungen durch die OSZE darf nicht geschwächt werden – ODIHR muss handlungs- fähig und unabhängig bleiben (Tagesordnungs- punkt 18) Heike Hänsel (DIE LINKE): Ich habe selbst an etli- hen Missionen als Wahlbeobachterin teilgenommen – uch, aber nicht nur im Rahmen der OSZE. Ich habe anz unterschiedliche Erfahrungen mit Wahlbeobach- ungen gemacht, vor allem aber diese: Der formal kor- ekte Ablauf von Wahlen ist eine notwendige, aber nicht inreichende Bedingung für die Demokratisierung einer esellschaft. Wir brauchen einen Begriff von Demokra- isierung, der über die Abhaltung formal korrekter Wah- en hinausgeht. Die OSZE ist mit ihrem bisherigen An- atz nur sehr eingeschränkt in der Lage zu erfassen, wie emokratisch das Umfeld ist, in dem Wahlen abgehalten erden. Es kann also nicht nur darum gehen, die Wahlbeob- chtung der OSZE zu stärken, sondern dieses Instrument uss einer gründlichen Evaluierung unterzogen werden. Erstens. „Don’t talk to the local people – sprecht nicht it der lokalen Bevölkerung“ – das bekam ich als Wahl- eobachterin der OSZE in Mostar, Bosnien-Herzego- ina, zu hören. Die Wahlbeobachterinnen und Wahlbeob- chter durften sich dort nur im militärischen Konvoi ortbewegen, wir haben formelle Abläufe beobachtet, ahlboxen aufgestellt, aber uns keinen Eindruck von en begleitenden Umständen der Wahlen verschaffen önnen. Das war nicht erwünscht. Zu gefährlich, hieß es mmer. Überhaupt sehe ich das Problem, dass die OSZE-Mis- ionen, wenn sie in Regionen stattfinden, in denen aus- ändische Truppen stationiert sind, stark militarisiert erden. Die gesamte Logistik wird in Zusammenarbeit it den örtlich stationierten Militärs abgewickelt. Und icht zuletzt werden die OSZE-Einsätze selbst von ehe- aligen oder ausgeliehenen Militärs geleitet. Auch diese inbindung gefährdet übrigens die Unabhängigkeit einer olchen Mission. Diesen Aspekt, der meines Erachtens ichtiger ist als die Frage des diplomatischen Status, pricht die FDP in ihrem Antrag allerdings nicht an. Zweitens. In Bosnien haben wir es erlebt: In formal orrekten Wahlen können dennoch zutiefst undemokrati- che gesellschaftliche Verhältnisse zementiert werden, enn im Vorfeld Einschüchterungen, Diskriminierungen m Zugang zu den Medien, informelle Absprachen, Er- ressungen etc. stattfinden. Eine Wahlbeobachtermis- ion, die am Wahltag mit standardisierten Fragebögen ewaffnet stichprobenartig einige Wahlbüros besucht, ann das nicht erfassen. Wenn keine lebendige demokra- ische Zivilgesellschaft gefördert wird, ist die aus- chließliche Fokussierung auf Wahlen kontraproduktiv. 13250 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Die Durchführung von formal korrekten Wahlen ist kein Ersatz für Demokratisierung und auch nicht hinrei- chend für Vertrauensbildung oder die Befriedung von kriegerischen Konflikten. Wir haben es in der DR Kongo gesehen: Die Wahlbeobachtungsmission der EU zeigte sich mit dem Verlauf der dortigen Wahlen zufrieden – kurz darauf brach in mehreren Regionen des Landes er- neut der Bürgerkrieg aus. Ich komme gerade aus Kolumbien zurück, wo regel- mäßig Wahlen stattfinden, die von westlichen Wahlbeob- achtern als den demokratischen Standards entsprechend eingestuft werden. Und zugleich finden in diesem Land schlimme Menschenrechtsverletzungen statt, kritische Kandidatinnen und Kandidaten, Friedensaktivistinnen und -aktivisten, Gewerkschafterinnen und Gewerkschaf- ter werden bedroht, im schlimmsten Fall getötet. Eine al- ternative Wahlbeobachtungsmission, zusammengestellt von NGOs, der ich selbst angehört habe und die bereits mehrere Wochen vor der Präsidentschaftswahl 2006 ihre Arbeit in Kolumbien aufgenommen hatte, kam deshalb zu einer gänzlich anderen Einschätzung des Wahlprozes- ses als die offizielle Mission der EU. Drittens. Die osteuropäischen und zentralasiatischen Regierungen empfinden die Wahlbeobachtermissionen zunehmend als Einmischung. Die Motive dieser Regie- rungen sind – da stimme ich zu – mehr als fragwürdig. Aber zunehmend kritisieren auch regierungsferne Par- teien und Organisationen in diesen Ländern die Politik der OSZE. Bei der OSZE, so ihr Eindruck, scheint oft das Ergebnis einer Wahl für die Beurteilung des Wahl- verlaufs maßgeblich zu sein: Eine Wahl war demokra- tisch, wenn die „Richtigen“ – das heißt, die dem Westen zugeneigten Kräfte – sich durchgesetzt haben. Deshalb riskieren OSZE und ODIHR zunehmend, als Instrument zur Vertretung westlicher Interessen in Osteuropa be- trachtet zu werden. Die FDP ist der Meinung, dass, wer „sich mit dem Be- griff einer Demokratie schmückt“, sich auch als solche verhalten solle, und verlangt als Maßstab hierfür „Trans- parenz, das heißt Überprüfbarkeit von Wahlen, die von unabhängigen Wahlbeobachtern begleitet werden“ Heißt das, dass die FDP zu den nächsten Bundestagswahlen ei- nen Antrag an die OSZE auf Entsendung einer Wahlbe- obachtermission stellen wird? Immerhin: Nicht wenige hätten sich im Jahr 2000 eine Wahlbeobachtermission in den USA gewünscht, als der derzeitige US-Präsident zum ersten Mal ins Amt gewählt wurde. Aber die USA, selbst mit vielen Wahlbeobachtern international – vor allem in Osteuropa – im Einsatz, hatte keine Wahlbeobachterin- nen und Wahlbeobachter eingeladen. Anlage 15 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Neunten Geset- zes zur Änderung des Versicherungsaufsichtsge- setzes (Tagesordnungspunkt 23) Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU): Im Juli 2005 erklärte das Bundesverfassungsgericht mehrere Rege- lungen des bestehenden Versicherungsaufsichtsgesetzes f c s w r i A w g f V s m h b d e E V ü h g l d g t s s a h a d s n D m s g L n E n G F z J c a z U a ( (C (D ür verfassungswidrig. Dies machte es nötig, das Versi- herungsaufsichtsgesetz zu novellieren, um eine verfas- ungsmäßige Regelung zu schaffen. Ziel dieser Novelle ar neben der Umsetzung des Bundesverfassungsge- ichtsurteils die Anpassung der Versicherungsaufsicht an nternationale Standards sowie Neuregelungen bei der ufsicht über Lebensversicherungsunternehmen. Wir als Unionsfraktion bewerten den Gesetzesent- urf grundsätzlich positiv. Das Versicherungsaufsichts- esetz wird mit dieser Novelle im Sinne des Bundesver- assungsgerichts angepasst. Dies stärkt die Stellung der ersicherten. Des Weiteren bereiten wir die Versicherungswirt- chaft auf die kommenden Aufsichtsstandards im Rah- en der europäischen Solvency-II-Regelungen vor. Das eißt, entsprechend der Entwicklung im Bankenbereich, ekannt als Basel II, ist auch im Versicherungsbereich er Übergang zu einer mehr prinzipienbasierten Aufsicht rforderlich. Dabei werden erhöhte Anforderungen an ntscheidungsprozesse und an das Risikomanagement in ersicherungsunternehmen gestellt. Diese Neuregelung ber das Risikomanagement stärkt die Wettbewerbsfä- igkeit der deutschen Versicherungsunternehmen. Ein utes Zeichen für den Versicherungsstandort Deutsch- and! Des Weiteren konnten wir bei den Regelungen für eutsche Pensionsfonds eine gute Einigung erzielen. Die rößten deutschen Unternehmen, also alle DAX-30-Un- ernehmen und ein bedeutender Teil großer mittelständi- cher Unternehmen, planen, die betriebliche Altersvor- orge ihrer Mitarbeiter in eigenständige Pensionsfonds uszulagern und abzusichern. Allerdings wurden die bis- erigen Regelungen zur Deckung des Fondsvermögens ls zu rigide empfunden, sodass sich bisher nur wenige eutsche Unternehmen für einen Pensionsfonds ent- cheiden konnten. Das wird sich nun ändern. Aktuell darf die Unterdeckung bei Pensionsfonds bei ur maximal 5 Prozent liegen. Das bedeutet, wenn die ifferenz zwischen Pensionsansprüchen und Fondsver- ögen diese Grenze überschreitet, muss die Trägerge- ellschaft sofort einspringen und ausgleichen. Das Trä- erunternehmen hätte dafür unangemessen hohe iquiditätsreserven vorhalten müssen. In der neuen Regelung wird die Unterdeckungsgrenze un auf 10 Prozent erhöht. Damit passen wir uns an die U-Pensionsfondsrichtlinie und auch an die internatio- alen Bilanzierungsregelungen an. Wird die 10-Prozent- renze erreicht, hat der Fonds mit der Bundesanstalt für inanzdienstleistungsaufsicht einen Sanierungsplan auf- ustellen und muss die Unterdeckung innerhalb von drei ahren beseitigen. Ein sofortiger Ausgleich der Unterde- kung ist nicht mehr erforderlich. Zusätzlich sichern Pensionsfonds alle Betriebsrenten- nsprüche noch wie folgt ab: Erstens. Sie sind zu 100 Pro- ent durch Kapital gedeckt. Zweitens. Eine zeitweilige nterdeckung, beispielsweise bei großen Schwankungen m Aktienmarkt, ist über den Pensionssicherungsverein PSV) abgesichert. Drittens. Für alle Fälle müssen die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13251 (A) ) (B) ) Trägerunternehmen haften. Dies wurde mit der Siebten VAG-Novelle eingeführt. Mit dieser Neuregelung des Versicherungsaufsichtsge- setzes positionieren wir uns gut im europäischen Ver- gleich, und wir bewegen international tätige Unternehmen dazu, ihre Betriebsrentenansprüche über Pensionsfonds am Standort Deutschland zu decken. In einem zweiten Punkt konnten wir uns ebenfalls eini- gen: Die Eigenmittelfunktion bei Lebensversicherungsun- ternehmen wird gestärkt. Es geht um die sogenannten Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen. Die Bildung dieser Rückstellungen ist momentan nur zulässig, wenn deren Entnahme ausschließlich für die Beitragsrückerstat- tung verwendet wird. Das Handels- und das Steuerrecht verlangen dies. In bestimmten Fällen erscheint jedoch eine weiterge- hende Entnahmemöglichkeit aus diesen Rückstellungen gerechtfertigt, zum Beispiel, wenn der Versicherer zu er- höhten Leistungen verpflichtet wird. Die Entnahme kann auch als Risikopuffer dienen, um unvorhersehbare Ver- luste aus Versicherungsverträgen auszugleichen. Die aus- schließliche Verwendung dieser Rückstellungen für Leis- tungen an Versicherte bleibt gewahrt. Darüber hinaus muss auch immer die Bundesanstalt für Finanzdienstleis- tungsaufsicht zustimmen. Ich halte das für eine sinnvolle Ergänzung des Versicherungsaufsichtsgesetzes. Durch die Änderungen stabilisieren wir die Position der Versicherungswirtschaft im europäischen Kontext, ohne die Belange der Versicherten, der Versorgungsan- wärter und der Versorgungsempfänger zu beeinträchti- gen. Zusammengefasst stärken wir mit diesem Gesetz den Finanzplatz Deutschland. Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD): Mit dem heutigen Beschluss zur Umsetzung eines 9. Gesetzes zur Ände- rung des Versicherungsaufsichtsgesetzes setzen wir frist- gerecht das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Juli 2005 um, welches Teile des Versicherungsauf- sichtsgesetzes für nicht mit der Verfassung vereinbar er- klärt hat. Um es vorwegzunehmen: Die Verabschiedung des heutigen Gesetzes ist ein guter Tag für die Verbrauche- rinnen und Verbraucher, insbesondere für die Inhaberin- nen und Inhaber von Lebensversicherungen, und es ist ein guter Tag für den Finanzstandort Deutschland, da zu erwarten ist, dass aufgrund der neuen Regelungen wei- tere Unternehmen Pensionsfonds für ihre Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer in Deutschland auflegen wer- den. Insofern fordern wir nicht nur, sondern wir fördern insbesondere auch die deutsche Wirtschaft. Was haben wir mit dem vorliegenden Gesetz erreicht? Unter anderem verschärfen wir die Genehmigungskrite- rien, nach denen die Aufsichtsbehörde bei Versiche- rungsunternehmen, die alle bzw. Teile ihrer Versiche- rungsverträge auf ein anderes Versicherungsunternehmen übertragen, zustimmen muss. Dies dient vor allem den Inhaberinnen und Inhabern von Lebensversicherungen. Denn bei einer solchen Übertragung muss nun gesichert sein, dass die durch Prämienzahlungen der Versiche- r w d u m u r n b w b l A d r e R v r E a e w s s U z R V x f d w V r d s s b e V d R w r t a k R V r d d W n (C (D ungsnehmer beim Versicherer geschaffenen Vermögens- erte im Fall von Bestandsübertragungen als Quellen für ie Erwirtschaftung von Überschüssen erhalten bleiben nd den Versicherten in gleichem Umfang zugute kom- en wie ohne Austausch des Schuldners. Zum anderen setzen wir den internationalen Trend m, das deutsche Versicherungsaufsichtsrecht von einer egelbasierten zu einer Mehr-Prinzipien-basierten Fi- anzaufsicht umzustellen, wie es sie im Bankenbereich ereits seit einiger Zeit gibt. Durch diese Umstellung erden starre gesetzliche Vorgaben aufgegeben, und die eaufsichtigten Unternehmen erhalten größere Hand- ungsfreiheit. Im Gegenzug erhöhen sich aber auch die nforderungen an die Entscheidungsprozesse innerhalb er Unternehmen. So muss zum Beispiel bei Versiche- ungsgruppen das an der Spitze stehende Unternehmen in Risiko-Management besitzen, das die Verteilung der isiken auf Gruppenebene erfasst. Diese Regelung dient or allem dazu, der Versicherungswirtschaft Zeit einzu- äumen, sich auf die zukünftigen Aufsichtsstandards des uropäischen Solvency-II-Regimes vorzubereiten, ist lso ein weiterer Schritt in Richtung Vollendung eines uropäischen Binnenmarktes für Finanzdienstleistungen. Lassen Sie mich darüber hinaus noch zwei weitere ichtige Regelungen erläutern, die Aufnahme in das Ge- etz gefunden haben und mit dazu beitragen, den Finanz- tandort Deutschland noch attraktiver zu machen und nternehmen zu ermuntern, Kapital in Deutschland an- ulegen: Zum einen handelt es sich um die Regelung zur ückstellung für die Beitragsrückerstattung gemäß § 56 a ersicherungsaufsichtsgesetz, zum anderen um die Fle- ibilisierung der Bedeckungsregelungen bei Pensions- onds nach §§ 115 und 117 VAG. Mit dem vorliegenden Gesetz wird klargestellt, dass ie für die Rückstellung für Beitragsrückerstattung zuge- iesenen Beträge nur für die Überschussbeteiligung der ersicherten einschließlich der durch §153 des Versiche- ungsvertragsgesetzes vorgeschriebenen Beteiligung an en Bewertungsreserven verwendet werden dürfen. Wir tellen damit klar, dass durch das vor kurzem verab- chiedete Versicherungsvertragsgesetz der Überschuss- egriff in der Lebensversicherung ab dem 1. Januar 2008 rweitert wird. Die Schlusszahlungen, mit denen die ersicherten an den Bewertungsreserven beteiligt wer- en, können damit auch zulasten der sogenannten freien ückstellung für Beitragsrückerstattung RfB, gebucht erden. Des Weiteren sorgen wir dafür, dass Lebensversiche- ungsunternehmen in bestimmten Ausnahmefällen – na- ürlich nur mit Zustimmung der BaFin – eine Entnahme us der Rückstellung für Beitragsrückerstattung tätigen önnen. Dies gilt jedoch nur für die Fälle, in denen die ückstellungen für die garantierten Leistungen aus den ersicherungsverträgen aus Gründen, die die Versiche- ungsunternehmen nicht verschuldet haben, erhöht wer- en müssen. Auch muss ausgeschlossen sein, dass an- ere Finanzierungsquellen nicht zur Verfügung stehen. ie ich finde, ist dies eine richtige und sinnvolle Maß- ahme, um Lebensversicherungsunternehmen im Notfall 13252 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) eine Stärkung der Deckungsrückstellung zu ermögli- chen. Ein wichtiger und lange strittiger Punkt wird mit dem vorliegenden Gesetz nun auch zugunsten der Wettbe- werbsfähigkeit von Unternehmen in Deutschland imple- mentiert: die Flexibilisierung der Bedeckungsregelungen bei Pensionsfonds. Wie Sie wissen, können seit 2002 Arbeitgeber im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge auch den Durchführungsweg Pensionsfonds wählen. Was verste- hen wir unter einem Pensionsfonds? Dieser ist nach der Legaldefinition des § 112 VAG eine rechtsfähige Versor- gungseinrichtung, die im Wege des Kapitaldeckungsver- fahrens Leistungen der betrieblichen Altersvorsorge für einen oder mehrere Arbeitgeber zugunsten von Arbeit- nehmern erbringt und dem Arbeitnehmer einen eigenen Anspruch auf Leistung gegen den Pensionsfonds ein- räumt. Dieser kann in Form einer Aktiengesellschaft oder eines Pensionsfonds-Vereins auf Gegenseitigkeit betrieben werden. Ein Arbeitgeber schließt mit dem Pensionsfonds ei- nen Versorgungsvertrag, in dem der Pensionsfonds be- auftragt wird, die Versorgungsleistung an einen Arbeit- nehmer zu erbringen. Die Versorgungsleistungen werden aus den Beiträgen des Arbeitgebers und den Erträgen des Pensionsfonds finanziert. Ebenso kann der Arbeitneh- mer den Pensionsfonds für seine Entgeltumwandlung nutzen. Das entsprechende Kapital wird nun in Aktien und Rentenpapieren angelegt. Hierbei unterliegt der Pen- sionsfonds geringeren Beschränkungen als bei Pensions- kassen oder Lebensversicherungsunternehmen, mit dem primären Ziel, eine höhere Rendite zu erreichen. Hier fängt das Problem an. Denn es besteht auch das Risiko einer Unterdeckung des Fonds. Wenn nun der Fonds die zugesagte Versicherungsleistung nicht erbrin- gen kann, zum Beispiel aufgrund fallender bzw. schwan- kender Aktienkurse, trifft den Arbeitgeber aufgrund seiner bindenden Versorgungszusage eine Nachschuss- pflicht in Höhe des fehlenden Versorgungskapitals bzw. das Versorgungsversprechen fällt insoweit auf ihn zu- rück. Bisher müssen Unternehmen bei schlechter Wertent- wicklung, das heißt, wenn die Unterdeckung über 5 Pro- zent beträgt, eigene finanzielle Mittel aufwenden, um diese in den Pensionsfonds einzuzahlen. In diesem Zu- sammenhang sei aber darauf hingewiesen, dass bei einer möglichen Insolvenz des Unternehmens der Pensions- Sicherungs-Verein die Versorgungszusagen gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern leistet. Diese sofortige Nachschusspflicht führte zu berech- tigter Kritik der Unternehmen, die Pensionsfonds anbie- ten, und fördert durchaus die Gefahr, dass diese Pen- sionsfonds nicht in Deutschland, sondern vor allem im europäischen Ausland angelegt würden. Das vorliegende Gesetz behebt nun diesen Missstand und sorgt dafür, dass die Bedeckungsregelungen von Pensionsfonds flexibler gestaltet werden. Dies gilt je- d s c P v r n 5 f d m k g s i p c n z v h l l A s P B A s d w e n l v B s s V w s z V f v f s g m V d (C (D och nur für sogenannte nichtversicherungsförmige Pen- ionspläne, also für Pensionsfonds, die nicht wie Versi- herungen aufgebaut sind. Denn versicherungsförmige ensionspläne gleichen denen von Lebensversicherungs- erträgen und sollten daher auch den gleichen Anforde- ungen unterliegen. Wir werden nunmehr den Grad der Unterdeckung für ichtversicherungsförmige Pensionspläne von derzeit Prozent auf zukünftig 10 Prozent festlegen. Damit er- üllen wir den Wunsch der in der Anhörung zum Aus- ruck gekommenen Vorstellung der einzelnen Unterneh- en, die in Deutschland Pensionsfonds anbieten. Zudem ann in Zukunft bei Überschreiten der Unterdeckungs- renze, sofern der Arbeitgeber die erforderlichen Nach- chussbeiträge nicht zahlt, die Aufsichtsbehörde BaFin m Einzelfall bei nichtversicherungsförmigen Pensions- länen die Frist zur Rückkehr zur vollständigen Bede- kung verlängern. Diese Frist darf jedoch zehn Jahre icht überschreiten. Damit wird bei der Nichtzahlung die wingende Umstellung der Versorgungsleistungen auf ersicherungsförmige Durchführung mit entsprechend erabgesetzten Beträgen vermieden. Last, but not least setzen wir mit diesem Gesetz wört- ich die verbindlichen Vorgaben hinsichtlich der Rege- ungen zum Aufstellen eines Sanierungsplanes gemäß rt. 16 Abs. 2 der Richtlinie 2003/41/EG des Europäi- chen Parlaments und des Rates vom 3. Juni 2003 – EU- ensionsfondsrichtlinie – über die Tätigkeiten und die eaufsichtigungen von Einrichtungen der betrieblichen ltersversorgung um. Unternehmen haben nach einem olchen Sanierungsplan bis zu drei Jahre Zeit, die Unter- eckung des Fonds auszugleichen. Fazit dieses Gesetzes ist die Erhöhung der Wettbe- erbsfähigkeit der deutschen Pensionsfonds und damit in weiterer Beleg für die Attraktivität des deutschen Fi- anzstandortes. Wir alle wissen, wie wichtig die betrieb- iche Altersvorsorge als eine der Säulen unserer Alters- orsorge ist. Daher ist es richtig und notwendig, gute edingungen für Unternehmen zu schaffen, die Pen- ionsfonds in Deutschland gründen wollen. Letztendlich bleibt festzustellen: Der heutige Be- chluss ist ein guter Tag für die Verbraucherinnen und erbraucher. Frank Schäffler (FDP): Der vorliegende Gesetzent- urf wurde in der gestrigen Sitzung des Finanzausschus- es entscheidend überarbeitet. Aufgrund dieser Ergän- ungen denken wir, dass die neunte VAG-Novelle den ersicherungsstandort stärken wird und stimmen ihr zu. Der Gesetzentwurf enthielt in seiner Fassung als Re- erentenentwurf eine Flexibilisierung der Bedeckungs- orschriften für Pensionsfonds. Im Kabinettsentwurf ehlte diese Regelung dann, gestern im Rahmen der Aus- chussberatungen haben wir sie schließlich wieder ein- efügt. Nun ist eine Unterdeckung von 10 Prozent ge- äß § 115 VAG zulässig. Mit dieser Regelung lösen wir ein gemeinsames ersprechen aller Fraktionen während der Beratungen er achten VAG-Novelle ein. Bei einer unvoreinge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13253 (A) ) (B) ) nommenen Prüfung dieser Frage im Rahmen der Anhö- rung – die übrigens auf Drängen der FDP stattfand – wurde deutlich, dass hier ein wesentliches Hindernis für das Entstehen von mehr Pensionsfonds in Deutschland beseitigt werden musste. Es war völlig unverständlich, warum die Koalitionsfraktionen dieses Problem nicht schon bei der letzten Novellierung des VAG lösen woll- ten. Eine sachliche Begründung gab es dafür nicht; schon die Anhörung zur achten VAG-Novelle hatte den Flexibilisierungsbedarf unterstrichen. Umso mehr ist es jedoch jetzt zu begrüßen, dass sich die Koalitionsfraktio- nen im Rahmen der vorliegenden Novellierung einer hö- heren Einsicht nicht verschlossen haben. Dies ist auch deshalb bemerkenswert, weil das Bundesfinanzministe- rium während der Ausschussberatungen noch heftig ge- gen eine Flexibilisierung argumentierte. Die zweite wichtige Änderung betrifft die Rückstel- lungen für Beitragsrückerstattung. Die Eigenmittelfunk- tion der RfB bei Lebensversicherungsunternehmen wird gestärkt. Auch hier wurde der Änderungsbedarf, auf den wir bereits in der ersten Lesung hingewiesen hatten, im Rahmen der Anhörung erneut deutlich. Wir begrüßen die nun gefundene Regelung, die Entnahmen in eng be- grenzten Ausnahmefällen erlaubt und sicherstellt, dass die Mittel ausschließlich für Leistungen an die Versi- cherten verwendet werden. Dadurch werden die Interes- sen der Unternehmen und der Versicherten gewahrt. Dr. Axel Troost (DIE LINKE): Das Ergebnis der Be- ratungen zur Änderung des Versicherungsaufsichtsgeset- zes zeigt aus meiner Sicht Licht und Schatten. Die Frak- tion Die Linke begrüßt, dass mit diesem Gesetzentwurf, wenn auch mit einiger zeitlicher Verzögerung, den Vor- gaben des Bundesverfassungsgerichtes hinsichtlich des § 14 Versicherungsaufsichtsgesetz entsprochen wird. Damit werden unter anderem die Belange der Versicher- ten bei Übertragung eines Bestandes von Versicherungs- verträgen von einem Unternehmen an ein anderes gere- gelt. Diese Änderung war überfällig, wie auch der Bund der Versicherten und die Verbraucherzentralen sagen. Ebenso begrüßen wir im Grundsatz die schrittweise Umsetzung der künftigen europäischen Solvabilitätsvor- schriften, Solvency II, aber eben nur im Grundsatz. Wir lehnen zum Beispiel die Lockerung des § 115 VAG ab, mit der den Versicherungsunternehmen eine größere Un- terdeckung ohne Nachschusspflicht ermöglicht werden soll. Wir meinen: Eine möglichst hohe Deckungsquote gibt den Versicherten eine große Einlagensicherheit und stellt somit ein Qualitätsmerkmal dar. Mit Verweis auf den Standortwettbewerb der europäischen Versiche- rungsunternehmen diese Standards nun zu senken, gibt einer Ideologie des „race to the bottom“ den Vorzug ge- genüber einem ausgeprägten Qualitätsdenken. Dazu sa- gen wir auch im Interesse der Versicherten ganz klar Nein. In diesem Sinne sehen wir auch kritisch, dass im Rah- men des § 56 a die Chance verpasst wurde, eine für den Verbraucher hinreichende Transparenz zu schaffen. Wenn den Versicherern schon Gelegenheit gegeben wird, auf die Rückstellungen für Beitragsrückerstattun- g d c T t w d u n Z g g n w d w § d w k h b r s h s g s s g g a h B B g h d s r u t d l w Z v B s w r d (C (D en zurückzugreifen, dann sollte es zwingend sein, dass en Versicherten dargelegt wird, welche einzelvertragli- hen Auswirkungen dies für sie hat. Auch hier gilt, dass ransparenz und ausreichend hohe Standards als Quali- ätsmerkmale und nicht als Hemmnisse wahrgenommen erden sollten. Hinzu tritt, dass auf europäischer Ebene ie Diskussion über den Umgang mit diesen Geldern nd den damit verbundenen Transparenzanforderungen och nicht abgeschlossen ist. Insofern wird zum jetzigen eitpunkt mit dieser Regelung auch ein falsches Signal esetzt – nämlich für, zumindest in diesem Punkt, weni- er transparente und weichere Solvabilitätsvorschriften. Schließlich zielt unsere Kritik auf jene Punkte, die icht geregelt werden, unserer Meinung nach aber sehr ohl regelungsbedürftig sind: Erstens haben die Verbraucherzentralen wiederholt arauf hingewiesen, dass es für eine angemessene Be- ertung der Risikostrategie unverzichtbar ist, dass in 64 a auch das Risikoergebnis als zu berücksichtigen- es Kriterium Erwähnung finden muss. Das vermissen ir nach wie vor. Zweitens beinhaltet der vorliegende Gesetzentwurf eine für die Versicherten zufriedenstellende Regelung insichtlich der Aufteilung der Risikogewinne. Damit leibt es weiter zu sehr in das Ermessen der Versiche- ungsunternehmen gestellt, was diese für eine angemes- ene Verteilung zwischen Versicherern und Versicherten alten. Auch und gerade wegen des außerordentlich ra- ant wachsenden Marktes für private Rentenversicherun- en muss der Gesetzgeber hier eine klare Regelung chaffen. Versicherer und Versicherungsnehmer stehen ich hier auf einem Markt mit hohem Monopolisierungs- rad und mit erheblichen Informationsunterschieden ge- enüber. Da kann man nicht so einfach tun, als seien wir uf dem Markt für Kartoffeln. Drittens und abschließend fordert die Linke – und ier sind wir uns mit den Kolleginnen und Kollegen vom ündnis 90/Die Grünen ganz einig –, dass im Falle der estandsübertragung den Versicherten ein Sonderkündi- ungsrecht eingeräumt werden muss, ohne dass ihnen ieraus Nachteile erwachsen. Wenn ohne eigenes Zutun es Versicherten faktisch der Vertragspartner wechselt, o darf der Versicherte hier nicht seiner Zustimmungs- echte beraubt werden. Weil wir hier Licht und Schatten sehen, können wir ns bei diesem Gesetzentwurf nur enthalten. Gleichzei- ig bleibt für uns festzustellen: Einmal mehr hat die Bun- esregierung leider nicht das herausgeholt, was an Deut- ichkeit für die Versicherten wünschenswert wäre. Hier äre mehr möglich gewesen. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): u der heute abschließenden Lesung der neunten No- elle zum Versicherungsaufsichtsgesetz im Deutschen undestag möchte ich erst einmal den Hintergrund die- er Novelle in Erinnerung rufen. Kern des Gesetzent- urfes ist eine Umsetzung des Bundesverfassungsge- ichtsurteils vom 26. Juli 2005. In diesem Urteil wurden ie Übertragungen von Versicherungsbeständen, wie sie 13254 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) bislang im Versicherungsaufsichtsgesetz geregelt wur- den, für verfassungswidrig erklärt. Dass dies jetzt von der Koalition umgesetzt wird, begrüßen wir in der Sa- che. Oberstes Anliegen ist nämlich, dass die Transparenz und Nachvollziehbarkeit für die Versicherten gewähr- leistet wird. Dadurch erhalten die Bürgerinnen und Bür- ger eine belastbare Grundlage, auf der sie eine tragfähige Entscheidung zum Versicherungsabschluss fällen kön- nen. Nur wenn Versicherer und diejenigen, die eine Ver- sicherung abschließen, auf „gleicher Augenhöhe“ sind, kann der Markt für Versicherungsleistungen fair und wettbewerbsgerecht funktionieren. Doch diesem Ziel wird der vorliegende Gesetzent- wurf insgesamt nicht gerecht; denn die konkrete Umset- zung, wie sie nun von der Bundesregierung vorgesehen ist, reicht keineswegs aus, um die Belange der Versiche- rungsnehmer angemessenen zu berücksichtigen. Ich will dies am Beispiel unseres konkreten Ände- rungsantrages zur Aufteilung der Gewinnquellen auf Versicherte und Anteilseigener der Versicherungsunter- nehmen – § 81 c Versicherungsaufsichtsgesetz –, den wir in die Beratungen im Finanzausschuss eingebracht ha- ben, erläutern. Wir fordern darin, dass die Beteiligung der Versicherungsnehmer am Kapitalanlageergebnis, am Risikoergebnis und die Beteiligung an den übrigen Er- gebnissen 90 Prozent nicht unterschreiten dürfen. Damit beabsichtigen wir, die Versicherungsnehmer an den Ge- winnquellen, die sie durch die Zahlung ihrer Beiträge erst ermöglichen, transparent und nachvollziehbar zu be- teiligen. Bisher ist der Umfang dieser Beteiligung nur in einer Verordnung geregelt; lediglich für den Fall der Ka- pitalgewinne ist ein konkreter Wert vorgeschrieben: 90 Prozent. Die anderen Gewinnquellen, die zum Bei- spiel dadurch entstehen können, dass die Lebenserwar- tung bei Rentenversicherungen von den Versicherern länger angesetzt wird, als sie tatsächlich ist, sollen nur „angemessen“ auf die Versicherten einerseits und die Aktionäre andererseits aufgeteilt werden. Was „ange- messen“ ist, bleibt wiederum der Bundesanstalt für Fi- nanzdienstleistungsaufsicht vorbehalten und ist gerade für die Versicherten selbst überhaupt nicht nachvollzieh- bar. Wir sehen aber gerade hier die Verantwortung des Gesetzgebers, um im Sinne der Versicherten, also der Verbraucher, transparente, verlässliche und nachvoll- ziehbare Rahmenbedingungen ganz klar im Gesetz und nicht in irgendwelchen Verordnungen zu verankern, die keiner kennt. Die Interessenabwägung zwischen Versi- chertengemeinschaft einerseits und den Eigentümern der Versicherungen andererseits ist nicht Aufsichtstechnik, die in Verordnungen ihren Platz hat, sondern eine politi- sche Entscheidung von wesentlicher Bedeutung für die Beteiligten. Das bezieht natürlich die Grundlagen mit ein, auf die sich die Beteiligungsquote bezieht. Die Ab- grenzung dieser Grundlagen dürfen wir nicht in Verord- nungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs- aufsicht überlassen. Hier muss zumindest eine Kontrollmöglichkeit des Gesetzgebers vorhanden sein. Dem vonseiten der Koalition vorgebrachten Argu- ment, dass die Aufteilung der Gewinne zwischen Versi- cherten und den Aktionären der Versicherungsgesell- schaften nicht im Gesetz, sondern in einer allgemein u g W a W w d V K e w n s p D s g k v V e A w i g t d e r d s n – d w d n d r u i G m B h V t v m s l v U M V (C (D nbekannten Verordnung und auch dort nicht eindeutig eregelt werden sollte, weil dies ein ganz wichtiger ettbewerbsparameter sei, der vom Gesetzgeber nicht ngetastet werden sollte, halten wir für nicht haltbar. enn der Wettbewerb schon so gut funktionieren sollte, arum hat dann das Bundesverfassungsgericht unbe- ingt mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit für die ersicherungsnehmer gefordert? Für Kundinnen und unden ist bei Vertragsabschluss bisher nämlich nicht rkennbar und vergleichbar, wie die Erträge aufgeteilt erden. Sie können diesen Wettbewerbsparameter gar icht in ihre Entscheidungen einbeziehen, weil sie ihn chlichtweg nicht kennen. Der Vorwurf, wir würden hier lanwirtschaftliche Vorgaben machen, ist Humbug: enn erstens ist die Beteiligung an den Kapitalgewinnen chon in der existierenden Verordnung mit 90 Prozent enannt und zweitens zeichnet sich die Leistungsfähig- eit und damit die Wettbewerbsfähigkeit einer Lebens- ersicherung dadurch aus, ob sie mit den Beiträgen ihrer ersicherten und mit ihrer Risiko- und Kostenstruktur ntsprechend hohe Gewinne erzielt, unabhängig von der ufteilung dieses Gewinns. Bei der eigentlichen Ge- innerzielung erfolgt doch der Wettbewerb – und nicht n Spielräumen versteckt in irgendwelchen Verordnun- en. Unbefriedigend war auch die vorgebrachte Argumen- ation für die Erweiterung der Zugriffsmöglichkeiten für ie Versicherungsunternehmen auf die Überschüsse, die igentlich den Versicherten zustehen, § 56 a Versiche- ungsaufsichtsgesetz. Die vorgeschlagene Änderung, ass Versicherungsunternehmen künftig berechtigt sein ollen, mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde in Aus- ahmefällen die Rückstellung für Beitragsrückerstattung so heißt der allgemeine Überschusstopf – zur Abwen- ung eines drohenden Notstandes heranzuziehen, halten ir nicht für ausreichend. An die Kundinnen und Kun- en hat dabei offensichtlich in der Großen Koalition er- eut niemand gedacht; denn die Kunden müssten über iesen Vorgang informiert und die Auswirkungen auf ih- en konkreten Versicherungsvertrag individuell beziffert nd nachvollziehbar begründet werden. Auch das fehlt n Ihrem Gesetz. Aus diesen Gründen können wir dem vorliegenden esetzentwurf zur neunten VAG-Novelle nicht zustim- en. Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim undesminister der Finanzen: Mit dem Gesetz, das wir eute beraten, knüpfen wir an die Neuregelungen für die ersicherungsvermittlung und für das Versicherungsver- ragsrecht an, die in diesem Jahr bereits vom Bundestag erabschiedet wurden. Auch dieses Gesetz wird für ehr Verbraucherschutz sorgen und Versicherte insbe- ondere bei Lebensversicherungen deutlich besserstel- en. Anlass für diesen Gesetzentwurf waren die Bundes- erfassungsgerichtsurteile vom 26. Juli 2005. Mit seinen rteilen hat das Gericht neue verfassungsrechtliche aßstäbe für die Lebensversicherung aufgestellt und orschriften im Versicherungsaufsichtsrecht für verfas- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13255 (A) ) (B) ) sungswidrig erklärt. Das Gericht hat dem Gesetzgeber aufgegeben, bis zum 31. Dezember 2007 eine verfas- sungsgemäße Neuregelung zu schaffen. Heute steht die abschließende Beratung über diesen Gesetzentwurf an. Ich freue mich, dass der Regierungsentwurf im Wesentli- chen die Billigung aller Fraktionen gefunden hat. Das Bundesverfassungsgericht hatte vor allem die Regelungen beanstandet, die für die Übertragung eines Bestands von Versicherungsverträgen auf ein anderes Unternehmen gelten. Eine Bestandsübertragung ist nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde möglich. Bisher hat die Aufsichtsbehörde nur darauf geachtet, dass bei der Bestandsübertragung die garantierten Leistungen der Versicherten nicht gefährdet wurden. Ihre berechtigten Erwartungen auf eine Beteiligung an den Überschüssen, die das Versicherungsunternehmen mit den von ihnen eingezahlten Beiträgen erzielt, wurden dagegen nur ein- geschränkt berücksichtigt. Dieser Zustand soll nun geändert werden: Zukünftig sind die Belange der Versicherten von der Aufsichtsbe- hörde umfassend festzustellen und werden ungeschmä- lert in die Entscheidung über die Genehmigung einge- bracht. Bei Lebensversicherungen wird sichergestellt, dass die durch Prämienzahlungen der Versicherungsneh- mer geschaffenen Vermögenswerte – einschließlich even- tueller stiller Reserven – mit übertragen werden und den betroffenen Versicherten in gleichem Umfang zugute- kommen wie ohne Austausch des Schuldners. Mitglieder von Versicherungsvereinen bekommen zusätzlich einen Anspruch auf Entschädigung, wenn sie durch eine Be- standsübertragung ihre Mitgliedschaft verlieren. Von den übrigen Regelungen des Gesetzentwurfs ist die Einführung gesetzlicher Mindestanforderungen an das Risikomanagement hervorzuheben. Damit soll im Versicherungsbereich eingeführt werden, was im Ban- kenbereich bereits seit 2005 vorgeschrieben ist. Im We- sentlichen geht es darum, die Unternehmen zu veranlas- sen, eine eigene Risikostrategie zu entwickeln sowie angemessene interne Steuerungs- und Kontrollsysteme einzuführen. Dabei wird darauf geachtet, dass die Anfor- derungen verhältnismäßig bleiben, das heißt Größe der Unternehmen und der Art ihres Geschäfts angepasst sind. Im parlamentarischen Verfahren sind noch zwei zu- sätzliche Regelungen in das Gesetz aufgenommen wor- den. Diese betreffen zum einen die Lebensversicherung und zum anderen Pensionsfonds. Die Lebensversiche- rungen sind durch die Regelung der Rückstellungen für die Beitragsrückerstattung betroffen. Hierzu muss man wissen: Die Beiträge, die für die Überschussbeteiligung der Versicherten bestimmt sind, werden den Versicherten nicht sofort ausgezahlt. Vielmehr werden sie zunächst der Rückstellung für Beitragsrückerstattung zugewiesen, der sogenannten RfB. Die RfB dient den Versicherungs- unternehmen zugleich als Eigenmittel und ist daher für die Sicherstellung ihrer finanziellen Stabilität sehr wich- tig. Die neue Regelung präzisiert die Voraussetzungen, unter denen die Unternehmen ausnahmsweise auf die RfB zugreifen können. Diese Möglichkeit liegt im Inte- resse der Sicherung der Leistungsfähigkeit des Versiche- r V B d r t h F g l D P B d d c d t s n e c n c g e A D m s te f h li s w A W d n s w m f m r ti V d (C (D ungsunternehmens und ist daher auch im Interesse der ersicherten. An dem rechtlich abgesicherten Schutz der eteiligung am verbleibenden Überschuss ändert sich adurch nichts. Zudem wird der Entwurf um eine bereits seit mehre- en Jahren diskutierte Frage aus dem Bereich der be- rieblichen Altersversorgung ergänzt. Der Gesetzgeber at den 2001 neugeschaffenen Pensionsfonds große reiheit bei der Kapitalanlage gegeben. Er hat aber leichzeitig festgelegt, dass der Wert dieser Kapitalan- age nur in relativ engen Grenzen schwanken darf. urch diese Vorgabe ist die Flexibilität der deutschen ensionsfonds bisher eingeschränkt. Mit dem auch im ereich der betrieblichen Altersversorgung zunehmen- en Wettbewerb in der Europäischen Union erweist sich ies als Nachteil. Die Erhöhung der Grenze für Unterde- kungen von 5 auf 10 Prozent gibt den Pensionsfonds ie nötige Flexibilität, um auf Schwankungen des Kapi- almarktes angemessen reagieren zu können. Die Pen- ionsfonds werden bei Unterdeckungen angehalten, ei- en von der BaFin zu genehmigenden Sanierungsplan zu rarbeiten. Hierdurch wird die Sicherheit für die Ansprü- he der Versorgungsempfänger gewährleistet. Wir verbinden mit diesem Gesetzentwurf die Moder- isierung des Rechts mit mehr Schutz für die Verbrau- her und mit mehr Gerechtigkeit beim Interessenaus- leich. Daher sollte der Gesetzentwurf auch im Plenum ine breite Zustimmung finden. nlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Verbraucherfreund- liche Lebensmittelkennzeichnung einführen (Tagesordungspunkt 20) Uda Carmen Freia Heller (CDU/CSU): Bündnis 90/ ie Grünen möchten noch mehr Farbe in unsere Super- ärkte bringen. Mit roten, gelben und grünen Punkten ollen dem Verbraucher im Sinne einer staatlich verordne- n Verkehrsampel freundlicherweise die Entscheidungen ür die Lebensmittelauswahl abgenommen werden. Des- alb lautet also der Titel des Antrags „Verbraucherfreund- che Lebensmittelkennzeichnung einführen“. Ob dies tat- ächlich diesen Sinn der Verbraucherfreundlichkeit erfüllt, agen wir zu bezweifeln. Die Union lehnt die sogenannte mpelkennzeichnung aus einer Vielzahl von Gründen ab. ir wehren uns dagegen, dem Verbraucher das eigenstän- ige Denken durch solche Farbkennzeichnungen abzu- ehmen und setzen vielmehr auf Information statt auf taatlich verordnete Fernsteuerung. Denn eine Nähr- ertampel gibt nur scheinbar eine gute Orientierung. Viel- ehr stellt sie eine starke Vereinfachung dar, die der Viel- alt unserer Produkte in keiner Weise Rechnung trägt und anche Branchen, wie die Süßwarenindustrie, fast gene- ell in die rote Ecke stellt. Der vorliegende Antrag orien- ert sich nicht am Leitbild der mündigen und informierten erbraucherinnen und Verbraucher. Er trägt auch nicht azu bei, dass Verbraucher mehr über Ernährung lernen, 13256 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) im Gegenteil: Sie vereinfacht, statt nachvollziehbare In- formationen zu liefern. Minister Seehofer formulierte seine Kritik zum Ampelsystem sehr direkt: Die Ampel „trägt mehr zur Verdummung der Bevölkerung als zu ih- rer Information bei“! Für die CDU/CSU ist ein nach sub- jektiven Kriterien bewertendes Ampelsystem mit dem Prinzip der objektiven Nährwertinformation unvereinbar. Ein weiteres Argument gegen eine Ampelkennzeichnung ist deren Eindimensionalität. Sie teilt Lebensmittel ein- fach nur in gute und schlechte Lebensmittel ein. Deshalb ist sie ein unzulänglicher Ernährungsratgeber. Die Einfüh- rung dieses Systems kann dazu führen, dass Verbrauche- rinnen und Verbraucher eine ganze Reihe von Produkten mit roten Punkten aus ihrem Speiseplan generell strei- chen, die ihnen aber gleichzeitig essenzielle Nährstoffe zuführen. Produkte mit roten Zeichen sind möglicher- weise wichtige Lieferanten für Vitamine oder Mineral- stoffe, zum Beispiel Nüsse, Butter, Olivenöl. Darüber hinaus verleitet das Signposting zu Fehlver- halten, weil es schlichtweg unlogisch ist. Will man sich besonders „gut = grün“ ernähren, suggeriert die Ampel, dass, wenn man möglichst viele Produkte mit dem grü- nen Punkt wählt, man sich gesund ernähre. Andererseits bedeutet eine rote Ampel bei Lebensmitteln, anders als im Straßenverkehr, nicht Stopp!, sondern dass diese Le- bensmittel maßvoll sehr wohl verzehrt werden können. Eine Einteilung der Lebensmittel in das grobe Raster gut und schlecht verwirrt den Verbraucher, weil es gerade nicht auf die Bewertung einzelner Lebensmittel an- kommt, sondern auf eine ausgewogene Ernährung, in der alle Nahrungsmitteln ihren Platz haben. Es geht um eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung mit indi- viduell unterschiedlichen Anforderungen an Nährstoffe, Energiezufuhr und Mengen. Politik und Gesetzgeber dürfen es sich bei diesem wichtigen Thema nicht so ein- fach machen! Zudem bietet die Ampelkennzeichnung wenig An- reize für die Hersteller, Rezepturen innerhalb einer Pro- duktkategorie zu überarbeiten, da die Verringerung eines Nährstoffanteils keine grundlegende Verbesserung von Rot auf Gelb oder von Gelb auf Grün führen kann. Wo und wie sollen die Grenzziehungen, das Umspringen in der Farbskala denn erfolgen? Die Union hat bereits auf ihrem vor einigen Monaten durchgeführten Ernährungskongress deutlich hervorge- hoben, dass unter anderem die Kalorienzahl zur besseren Vergleichbarkeit auf den Verpackungen – am besten gut sichtbar an prominenter Stelle auf der Schauseite des Etiketts – hervorgehoben werden sollte. Dabei soll min- destens die Angabe des Brennwertes bezogen auf eine Portion unter Bezug auf einen durchschnittlichen Refe- renzwert von 2 000 Kilokalorien ausgewiesen werden. Natürlich variiert der individuelle Energiebedarf jedes einzelnen Menschen – aber jeder mündige Bürger sollte ein Mindestmaß an Verantwortung und Interesse für seine Gesundheit und sein persönliches Wohlbefinden aufbringen. Natürlich soll jetzt niemand mit dem Taschenrechner neben dem Teller Dreisätze ausrechnen. Es geht um das grundsätzliche Gespür für die tatsächlich benötigte tägli- c c w i l i w g e d d E K c d U b T w K f m e g w w V g m E s te n m R a s k l d g s U S B b D m m z v M e A A r s (C (D he Kalorienzufuhr. Bei vielen Menschen ist das natürli- he Hungergefühl verloren gegangen, das Gefühl dafür, ie viel Energie der Körper wirklich braucht. Deshalb st die Kalorienangabe im Verhältnis zum täglichen Ka- orienbedarf eine wichtige Hilfe. Diese Angaben sollen n der Regel bezogen auf die Portion in einheitlichen und iedererkennbaren Symbolen zum Beispiel als Pikto- ramm auf Lebensmittelverpackungen bzw. -etiketten rfolgen. Dazu ist mittelfristig eine Vereinheitlichung er Portionsgrößen für Lebensmittel derselben Kategorie urch jeweilige Branchen der Wirtschaft erforderlich. inheitlichkeit und leichte Verständlichkeit bei der ennzeichnung sind unabdingbar, damit der Verbrau- her problemlos die Informationen auswerten kann. Um en Lebensmittelproduzenten für eine Übergangszeit die mstellung zu erleichtern, soll lediglich der Brennwert ezogen auf die Portion unter Bezug auf die empfohlene ageszufuhr auf der Schauseite des Etiketts angegeben erden. Diese Variante kann auch bei Klein- und leinstverpackungen verwendet werden. Ich möchte noch mal deutlich den Ansatz der Union ormulieren: Wir setzen auf sachliche und faktische Infor- ation des Verbrauchers ohne das bewertende Element iner Ampelkennzeichnung. Wir unterstellen dem mündi- en Verbraucher, dass er wenige Produktinformationen issen möchte und mit gesundem Menschenverstand aus- ertet. Eine eigenverantwortliche Kaufentscheidung der erbraucher auf der Basis einer verständlichen und ver- leichbaren Information ist unser Ziel. Mit diesen Infor- ationen auf der Verpackung geben wir eine verlässliche ntscheidungsgrundlage, mit welcher dem Verbraucher ehr viel mehr gedient ist als mit einer politisch motivier- n Bewertung einzelner Lebensmittel. Wenn man sich einen Mars-Riegel gönnt, dann er- ährt man sich ja nicht gleich schlecht. Im Gegenteil, an soll diese kleine Sünde ganz bewusst genießen. Im ahmen einer ausgewogenen Ernährung ist schließlich lles erlaubt. Aber in Maßen. Wer nicht Maß hält, ist elbst schuld. Wenn im Jahre 2002 ein an Diabetes er- rankte Richter einen Prozess anstrengt und den Herstel- er der Mars-Riegel für seine Krankheit, ausgelöst durch en täglichen Verzehr von mindestens zwei Schokorie- eln, verklagt, dann kann ich nur mutmaßen: ein typi- ches Beispiel für unsere Spaß- und Genussgesellschaft. nd dann noch eigenes Fehlverhalten anderen in die chuhe schieben! Es darf in Deutschland keinen riesigen eipackzettel mit Risiken und Nebenwirkungen für Le- ensmittel geben. Bisher sind bereits einige Lebensmittelproduzenten in eutschland mit gutem Beispiel vorangegangen, denn ittlerweile tragen 60 Prozent der verpackten Lebens- ittel zumindest eine herkömmliche Nährwertkenn- eichnung. Ziel ist eine erweiterte Nährwertinformation on 70 Prozent aller Lebensmittel auf dem deutschen arkt bis zum Jahre 2010. Dieses Ziel ist sicherlich sehr hrgeizig, aber die Lebensmittelwirtschaft hat auf der llgemeinen Nahrungs- und Genussmittel-Ausstellung, nuga, 2007 in Köln die Verbreiterung und Verbesse- ung der Nährwertinformationen begrüßt und ihre Unter- tützung zugesagt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13257 (A) ) (B) ) Als Kernaussage möchte ich hervorheben, dass Prä- vention und Bekämpfung von Übergewicht eine gesamt- gesellschaftliche Aufgabe sind, jeder soll seinen Beitrag entsprechend seiner Kompetenz und Verantwortung leis- ten, der Verbraucher ebenso wie Wirtschaft und Handel, Politik und Wissenschaft. Eines ist klar: Erweiterte Nährwertinformationen, die wahr, leicht verständlich und miteinander vergleichbar sind, werden das Problem Übergewicht nicht lösen, das ja bekanntlich von vielen weiteren Einflussfaktoren wie genetischer Disposition und Bewegung etc. abhängt. Es ist illusorisch zu glau- ben, eine solche Nährwertkennzeichnung löse das Pro- blem Übergewicht, aber sie ist ein wichtiger Mosaik- stein, welcher als Teil eines Gesamtkonzeptes dem interessierten und verantwortlichen Verbraucher bei der Produktauswahl helfen kann. Entscheidend für die Bekämpfung des Übergewichts sind letztlich die Aufklärung des Verbrauchers und Moti- vation, etwas für seine Gesundheit zu tun. Dazu gehören eben auch eine bewusste Ernährung und viel Bewegung, in den Schulen und auch im Berufsalltag der Erwachse- nen. Die Politik kann bei diesem Ziel nur Hilfestellung leisten. Der verantwortliche Umgang mit der eigenen Gesundheit – diese Aufgabe verbleibt letztlich beim Ver- braucher. Dr. Marlies Volkmer (SPD): Benjamin Franklin sagte: „Seit der Erfindung der Kochkunst essen die Men- schen doppelt soviel, wie die Natur verlangt …“ Mit den Folgen dieses Phänomens müssen wir uns heutzutage ganz besonders befassen – auch wenn nicht alles, was gegessen wird, als Ergebnis von Kochkunst bezeichnet zu werden verdient. Ungefähr 37 Millionen Erwachsene und 2 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind übergewichtig oder adipös. Jedes zweite stark über- gewichtige Kind leidet bereits unter einer Folgeerkran- kung wie Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen, Vorstufen des Diabetes oder orthopädischen Erkrankungen. Damit aus den übergewichtigen Kindern von heute nicht die Frührentner von morgen werden, müssen Gegenmaßnah- men ergriffen werden. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und ausreichender Bewegung kann dem entgegenwirken. Ein wichtiger Aspekt ausge- wogener Ernährung ist die Auswahl beim Einkauf. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind schon jetzt be- reit, ihren Einkauf auf eine vernünftige Ernährung abzu- stellen. Die geltenden Vorschriften und die Praxis der Kennzeichnung sind dafür jedoch nicht ausreichend. Nährwertangaben sind in der Regel nicht verpflichtend. Wenn sie dennoch gemacht werden, sind sie oft schwer zu finden und schwer zu verstehen. So sind sie keine Hilfe. Verbraucherinnen und Verbraucher benötigen In- formationen, die schnell, einfach und klar verständlich bei der Kaufentscheidung helfen und es leicht machen, eine gesündere Alternative zu wählen. Es geht also um die Erweiterung der Wahlfreiheit, nicht um deren Ein- schränkung. Dabei muss beachtet werden, dass das Wis- sen über Nahrung, Nahrungszubereitung und ausgewo- gene Ernährung im Allgemeinen schwindet. Bestimmte Kenntnisse können deshalb bezüglich der Verständlich- k w – d h n Ü b f S m s K n s b U B c e g s e a g t n E n p p a z f u m n w d e – z d r e D d k w N t d F f l m m (C (D eit von Nährwertkennzeichnungen nicht vorausgesetzt erden. Das Angebot an problematischen Nahrungsmitteln insbesondere verarbeitete und zusammengesetzte Pro- ukte mit verstecktem hohem Fett-, Zucker- und Salzge- alt – wird immer größer. Daran muss eine Kennzeich- ung ansetzen, die zur Bekämpfung und Prävention von bergewicht eine Verhaltensänderung der Verbraucher eim Einkauf erreichen soll. Nährwertkennzeichnung ist ür die Wahlfreiheit der Verbraucher unerlässlich. Die PD setzt sich deshalb dafür ein, sie verpflichtend zu achen. Solange nur einige Produkte gekennzeichnet ind, gibt es keine echte Vergleichsmöglichkeit. Die ennzeichnung muss für die Masse der Verbraucherin- en und Verbraucher schnell und leicht verständlich ein. Ein für alle Hersteller und Produkte gleiches Sym- ol ist deshalb unerlässlich. Die Angaben müssen – ohne mrechnungsschritte – unmittelbar vergleichbar sein. edarfsbezogene Angaben sind wegen der unterschiedli- hen Bedarfe nicht geeignet. Die Kennzeichnung muss ine Bewertung enthalten, die für den Konsumenten die esündere Alternative offensichtlich macht. Nur eine olche Empfehlung ist im alltäglichen Einkaufsstress ine echte Entscheidungshilfe. Die Bewertung muss auf nerkannten wissenschaftlichen Ernährungsempfehlun- en beruhen und kann keinesfalls auf Zahlen der Indus- rie zurückgreifen. Keine denkbare Nährwertkennzeich- ung ist für sich genommen geeignet, eine ausgewogene rnährung sicherzustellen. Eine Informationskampagne zur Einführung der euen Kennzeichnung ist deshalb unerlässlich. Wir ap- ellieren deshalb an die Bundesregierung, ihre Eck- unkte zur Nährwertkennzeichnung zu überarbeiten und uf EU-Ebene für eine verpflichtende, wertende Kenn- eichnung einzutreten. Die Kompetenz des Bundesamts ür Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, BVL, nd der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, DGE, üssen hier genutzt werden. Die Nährwertkennzeich- ung, die von der britischen Food Standard Agency ent- ickelt wurde, Ampel, muss auf Anwendbarkeit im eutschen Markt geprüft werden. Daneben sollte auch ine Marktforschungsstudie zur Nährwertkennzeichnung auf übliche Portionen des jeweiligen Lebensmittels be- ogen – durchgeführt werden, um zu sehen, welche Art er Kennzeichnung am ehesten zur gewünschten Ände- ung des Verbraucherverhaltens führt. Auch wenn wir in inigen Punkten mit den Antragstellern übereinstimmen: er Antrag von Bündnis 90/Die Grünen wird den Anfor- erungen nicht gerecht. Es genügt eben nicht, die Auf- lärung alleine den Verbraucherverbänden zu überant- orten. Ebenso fehlt die Forderung nach verbindlicher ährwertkennzeichnung auf EU-Ebene. Meines Erach- ens bedarf es keiner neuen Studie zu den Grundlagen er Ernährungsempfehlungen. Hier liegen umfängliche orschungsergebnisse vor. Es kommt darauf an, diese ür eine verpflichtende, transparente und leicht verständ- iche Verbraucherinformation zu nutzen. Hans-Michael Goldmann (FDP): Sie, ich – wir alle üssen uns jeden Tag neu entscheiden, welche Lebens- ittel wir einkaufen und was wir essen und trinken. Ei- 13258 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) nige Kollegen, unter anderem auch die Antragsteller, sind überzeugt davon, dass wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr Orientierung geben mit einer Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln. Das halte ich für einen Irrweg, und zwar ganz einfach deshalb, weil hier eine Bewertung von Lebensmitteln vorgenommen wird, die einmal ausbuchstabiert vollkommen fragwür- dig ist. Nehmen wir mal den Bereich der Fette und Öle. Da finde ich kein Produkt mit einem grünen Punkt, kein Rapsöl, kein Olivenöl, selbst Halbfettmargarine ist nicht mehr im grünen Bereich, sondern gelb gekennzeichnet. Was tut der Verbraucher nun? Wie soll er nun kochen, braten, backen? Der greift trotzdem zum Rapsöl und zum Olivenöl, weil er es kennt und weil er es zur Zube- reitung der Speisen braucht. So wird aus der Ampel eine reine Hampelei. Die Antragsteller beschreiben die hinlänglich bekann- ten gesellschaftlichen Probleme von Fehlernährung und Übergewicht. Es wird darauf hingewiesen, dass die Fol- gekosten von ernährungsbedingten Erkrankungen für das deutsche Gesundheitssystem für das kommende Jahr von jetzt etwa 70 Milliarden Euro auf über 100 Milliar- den Euro ansteigen könnten. Zentrale Forderung des An- trages ist die Einführung der Ampelkennzeichnung nach britischem Vorbild. Zusätzlich wird auf Werbeeinschrän- kungen und Werbeverbote etwa für Süßwaren in anderen Ländern verwiesen. Diese einseitige politische Steuerung des Konsums durch dirigistische staatliche Eingriffe in das Marktge- schehen wie zum Beispiel Werbeverbote und Nähr- wertampel lehnt die FDP-Bundestagsfraktion strikt ab. Die FDP steht für einen Verbraucherschutz, der neben gesetzlichen Vorgaben verstärkt auf Eigeninitiative und Wettbewerb setzt. Wir stehen zum Leitbild des mündi- gen und informierten Verbrauchers. Symbolpolitik, in deren Mittelpunkt Produkt- und Werbeverbote stehen, sind für den gewünschten Verbraucherschutz kontra- produktiv, schaden der Wirtschaft und vernichten Ar- beitsplätze in Deutschland. Deshalb unterstützen wir nachdrücklich den Ansatz der Freiwilligkeit der Unter- nehmen zur verbesserten Kennzeichnung von Lebens- mitteln. Die dafür gewählte Angabe der zentralen Ele- mente „1+4“, Brennwert als Kalorien-Gehalt aus Fett, Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz, ist grundsätzlich der richtige Weg. Deshalb hätte ich den Bundesernäh- rungsminister an dieser Stelle gerne für seinen einge- schlagenen Kurs gelobt. Leider ist aber auch in diesem zentralen ernährungs- und verbraucherpolitischen Be- reich zu befürchten, dass die Streitereien zwischen CDU/CSU und SPD einer vernünftigen Lösung im Wege stehen. Der vom SPD-Parteitag verabschiedete Antrag einer verpflichtenden Nährwertkennzeichnung unter- streicht die Handlungsunfähigkeit dieser Bundesregie- rung zulasten der Ernährungswirtschaft und der Verbrau- cher. Offensichtlich sind sich SPD und Union uneinig, ob die Kennzeichnung freiwillig oder verpflichtend er- folgen soll. Das ist ein weiterer ernährungspolitischer Offenbarungseid. Vor diesem Hintergrund kann ich nur alle Verfechter einer Ampelkennzeichnung vor einem weiteren ernäh- rungspolitischen Irrweg warnen. Es ist nahezu unmög- l R a h F A n e d f c V l p n c r d t t Z n c h l D g z M m s c P c R e s d m c v d s o P c s w e a i l (C (D ich, nachvollziehbare Kriterien für eine Einteilung in ot-Gelb-Grün zu definieren. Selbst ein Speiseplan, der usschließlich Lebensmittel mit einem grünen Punkt ent- ält, kann dennoch ungesund sein und somit zu einer ehlernährung führen. Mit dem Ampelsystem ist keine ussage darüber möglich, ob sich jemand gesund er- ährt oder nicht. Deshalb tritt die FDP für einen ganzheitlichen Ansatz in. Dabei sind Ernährungsaufklärung, Bewegungsför- erung, leichtverständliche und nützliche Nährwertin- ormationen sowie die Wahlfreiheit aus einem breit gefä- herten Lebensmittelangebot zielführende Ansätze zur ermeidung von Übergewicht von Kindern und Jugend- ichen. Schließlich müssen alle gesellschaftlichen Grup- ierungen eingebunden werden. Karin Binder (DIE LINKE): Wussten Sie, dass noch icht einmal ein Fünftel des insgesamt verkauften Zu- kers tatsächlich für Süßwaren verwendet wird? Die estlichen 82 Prozent des Zuckerumschlags gehen in an- ere, auf den ersten Blick oft unverdächtige Lebensmit- el wie Ketchup, Senf oder Tütensuppen. Fast allen Fer- igprodukten und sogar abgepacktem Fleisch wird ucker zugesetzt, um sie länger haltbar zu machen. Nun hat ja Zucker zumindest bei gesundheits- und er- ährungsbewussten Verbraucherinnen und Verbrau- hern seit geraumer Zeit nicht den besten Ruf. Und so at sich die Lebensmittelindustrie allerhand einfallen assen, um den Zucker in ihren Produkten zu verstecken. a wird Zucker dann wohlklingend und Gesundheit sug- erierend als Fructose, Glucose oder Fruchtsüße be- eichnet: Traubenzucker, Milchzucker, Roh-Rohrzucker, elasse und so weiter. Oder es wird explizit geworben it dem Slogan „ohne Zuckerzusatz“. Dabei enthält das o angepriesene Produkt oft schon mehr als genug Zu- ker aus den darin enthaltenen Früchten. Auf etlichen rodukten ist noch nicht mal klar zu erkennen, dass Zu- ker drin ist, weil die Hersteller ihn verschämt unter der ubrik Kohlehydrate unterbringen, ohne auf den darin nthaltenen Zucker hinzuweisen. Es ist also schwer, als Verbraucherin den Zuckerkon- um einigermaßen im Blick zu behalten, geschweige enn, den allgegenwärtigen Zucker zu vermeiden, wenn an das möchte oder vielleicht sogar aus gesundheitli- hen Gründen muss. Ähnliches gilt für Fette und Salz, insbesondere bei erarbeiteten Lebensmitteln. Seit Jahren wird hier von en Lebensmittelherstellern getrickst, getäuscht und ver- chleiert mit Begriffen wie „kalorienarm“ oder „light“, der es werden Zuckerbomben mit dem Slogan „Null rozent Fett“ angepriesen. Das muss anders werden. Wir wollen, dass Verbrau- herinnen und Verbraucher beim Einkauf und beim Es- en schnell, einfach und zuverlässig erkennen können, as sie da konsumieren. Deshalb treten wir ein für eine inheitliche und transparente Nährwertkennzeichnung uf verarbeiteten Lebensmitteln. Zucker, Salz, Fette und nsbesondere gesättigte Fettsäuren müssen klar und deut- ich auf den Produkten angegeben sein. Und damit nicht Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13259 (A) ) (B) ) jeder Hersteller sich hier sein eigenes System mit selbst gewählten Basiswerten ausdenkt, wollen wir eine ge- setzliche Normierung. Nur so ist aus unserer Sicht ge- währleistet, dass auf allen Produkten vergleichbare Grundangaben zu finden sind und dass die angegebenen Portionsgrößen gleich und vor allem realistisch sind. Und nur so kann auch gesichert werden, dass alle Her- steller dieselben wissenschaftlich gesicherten Werte für den durchschnittlichen Tagesbedarf eines Nährstoffs zu- grunde legen, nämlich die der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und nicht die des europäischen Branchen-Instituts mit seinen deutlich höheren Angaben für den täglichen Fett- oder Zuckerbedarf. Ich finde es bezeichnend, wie die Lebensmittelindus- trie Sturm läuft gegen Pläne zur Lebensmittelkennzeich- nung. Ursprünglich hatte ich vor, hier besonders auf- schlussreiche Passagen aus einem Briefwechsel zwischen dem Lobbyverband der Lebensmittelindustrie BLL und dem Verbraucherministerium vorzutragen, den die Verbraucherorganisation foodwatch vor kurzem öf- fentlich gemacht hat. Ich verzichte jetzt wegen meiner kurzen Redezeit aber doch darauf und verweise auf die foodwatch-Dokumentation im Internet. Aber was ist eigentlich der Grund für die Aufregung der Lebensmittelkonzerne? Was ist so schlimm daran, den Verbraucherinnen und Verbrauchern eindeutig mit- zuteilen, was in den Produkten enthalten ist? Warum soll sich die informierte Käuferin nicht aufgrund der Nähr- wertangaben auf der Packung im direkten Vergleich für oder gegen ein Produkt entscheiden können? Was ist schlimm daran, wenn gesündere Produkte durch die Le- bensmittelkennzeichnung einen Wettbewerbsvorteil be- kämen? Und wer oder was zwingt den Verbraucherminister ei- gentlich, sich ständig der Lebensmittellobby zu beugen? Als zuständiger Politiker weist er gesetzliche Regelung weit von sich und lässt den Konzernen bei der Ausge- staltung der Kennzeichnung freie Hand. Politisch verant- wortliche Gestaltung sieht anders aus! Fehlernährung und Übergewicht sind längst nicht mehr nur Probleme einzelner Individuen. Hier liegt ein massives strukturelles Problem der modernen Industrie- staaten vor, wo Süßigkeiten, Fertiggerichte, Limonaden und Softdrinks, Frühstücksflocken und andere Zucker- und Kalorienbomben ein Milliardengeschäft sind. Da- raus kann ganz schnell ein massives gesellschaftliches Problem werden. Wir fordern deshalb die Bundesregierung und insbe- sondere das Verbraucherministerium nachdrücklich auf, sich auf ihren Auftrag zu besinnen und den gesundheitli- chen Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher über die wirtschaftlichen Interessen der Lebensmittelindustrie zu stellen. Solange das nicht passiert, braucht Herr Mi- nister Seehofer hier nichts mehr über gesunde Ernährung erzählen, und seinen hochgejubelten „Nationalen Aktions- plan gegen Übergewicht und Fehlernährung“ kann er dann auch einpacken. m Ü s s d G „ s k d t d G t G V d u g a i u d a g c 2 5 v 5 h e z k K e i d I h z v V w m s s e u e 6 f d m d o f b (C (D Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Da- it Verbraucherinnen und Verbraucher sich besser einen berblick über den Nährwert von Lebensmitteln ver- chaffen können, wollen wir Grüne ein Kennzeichnungs- ystem, das auf einen Blick und ohne aufwendiges Stu- ium der Nährwerttabellen anspricht und informiert. erade hat die EU dazu neue Vorschläge vorgelegt. Die bösen Buben“ Fett, Zucker und Salz müssen als Verur- acher von Übergewicht, Karies und Herz-Kreislauf-Er- rankungen eindeutig benannt werden. Und zwar auf em direktesten Weg, nämlich dem über die Lebensmit- elverpackungen: Hier sind Informationen erforderlich, ie Transparenz und eine schnelle Orientierung über den esundheitswert des Lebensmittels schaffen. Dafür bie- et die verbindliche Ampelkennzeichnung, wie sie in roßbritannien gemeinsam von Wissenschaftlern und erbraucherinnen und Verbrauchern entwickelt wurde, ie beste Gewähr. Sie ist einfach und leicht verständlich nd sofort zu erfassen. Die Größe von roten, gelben oder rünen Feldern innerhalb eines Kreisdiagramms zeigt n: Von diesem Lebensmittel kann ich heute noch etwas n den Einkaufswagen laden, von dem besser weniger nd von jenem nur in Maßen. So wird die Kaufentschei- ung effektiv erleichtert und ein Gegengewicht zu den ggressiven Werbespots und schillernden Verpackungen eschaffen, mit der die Ernährungswirtschaft gerade zu- ker- und fetthaltige Lebensmittel bewirbt. Diese setzte 004 allein für Schokolade und Zuckerwaren mit rund 70 Millionen Euro Werbegeldern ein Hundertfaches on dem ein, was die Bundesregierung mit bescheidenen Millionen Euro für Ernährungsaufklärung vorgesehen at. Der von Minister Seehofer vorgestellte Vorschlag zu iner unverbindlichen und freiwilligen Nährwertkenn- eichnung ist dagegen eine Mogelpackung. Er ignoriert omplett die Forderungen von Ernährungsfachleuten, inderärzten und Verbraucherverbänden nach einem infachen und klaren Konzept. Minister Seehofer setzt nhaltlich und sogar optisch zu 100 Prozent die Vorgaben er Ernährungsindustrie um und stellt damit klar, wessen nteressen er vertritt. Wenn die Bundesregierung ernst- aft ihrer Verantwortung nachkommen will, zur Redu- ierung von Fehlernährung und Übergewicht in der Be- ölkerung beizutragen, wie sie immer behauptet, darf sie erbraucherinnen und Verbraucher nicht noch mehr ver- irren. Dem Seehofer- und damit Industriekonzept angelt es an Einheitlichkeit, Verbindlichkeit und Ver- tändlichkeit. Sollen wir in Zukunft alle mit Lupe, Ta- chenrechner und Lehrbuch durch die Läden laufen, um ntscheiden zu können, was in den Einkaufskorb soll nd was nicht? Welche Schlussfolgerungen soll man aus iner Information ziehen, die aussagt, dass man jetzt Prozent der Tageskalorien, aber nur 1 Prozent Fett, da- ür aber 11 Prozent Zucker zu sich genommen hat? Wo och bekannt ist, dass sehr viele Menschen Probleme it Prozentzahlen und der Prozentrechnung haben! Zu- em haben sich Handelsketten wie Edeka und Rewe der Konzerne wie McDonald’s oder Coca Cola schon ür andere Systeme entschieden. Statt Orientierung für die Verbraucherinnen und Ver- raucher zu bieten, wird vonseiten des „Verbraucher“- 13260 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Ministers Seehofer gezielt eine Verwirrung betrieben. Scheinbar fehlt der politische Wille, tatsächlich eine Ver- besserung der Ernährungssituation herbeizuführen. Diese wäre aber dringend notwendig, wirft man einen Blick auf aktuelle Zahlen: 1,9 Millionen übergewichtige Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 17 Jahren gibt es in Deutsch- land, davon alleine 800 000 mit krankhafter Fettleibigkeit, also Adipositas. Unsere heutige Zeit ist geprägt von Fehl- ernährung und Bewegungsmangel. Wenn es nicht gelingt, den fatalen Trend zum Übergewicht umzukehren, werden die Folgekosten weiter deutlich ansteigen: Staatssekretär Gerd Müller rechnete vor, dass das deutsche Gesundheits- system in den kommenden Jahren – wenn nicht sofort um- gesteuert wird – mit weiteren 30 Milliarden Euro belastet werden wird; zusätzlich zu den 70 Milliarden Euro, die bereits jetzt aufgebracht werden müssen; ganz abgesehen von der Verminderung der Lebensqualität, die mit diesen Krankheiten einhergeht. Für dieses Ernährungsproblem muss der Staat Mitver- antwortung übernehmen und darf die Lebensmittelkenn- zeichnung nicht von der Kooperationsbereitschaft der Lebensmittelindustrie abhängig machen! Deshalb fordern wir Grüne erstens eine eindeutige und verbindliche und damit verbraucherfreundliche Le- bensmittelkennzeichnung nach britischem Vorbild, die klar und einfach vermittelt, welchen Beitrag das Lebens- mittel zu einer gesunden Ernährung leisten kann; zwei- tens dass die Bundesregierung Klarheit bei der fachli- chen Bewertung von Lebensmitteln schafft – es gibt immer noch Wissenslücken bei den Grundlagen der Er- nährungsempfehlungen, wie zum Beispiel bei Zucker – und dass drittens Minister Seehofer eine Informations- kampagne startet, die die neue Lebensmittelkennzeich- nung einer breiten Öffentlichkeit bekannt macht und die Vorteile für die tägliche Essensauswahl herausstreicht. Wir werden die Kennzeichnungsdebatte auch auf Grundlage der EU-Vorschläge weiter führen. Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung eines Gesetzes über die Feststel- lung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonderver- mögens für das Jahr 2008 (ERP-Wirtschafts- plangesetz 2008) (Tagesordnungspunkt 25) Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU): Es ist eine Tatsache: Die deutsche Wirtschaft ist wieder auf Wachs- tumskurs. Dafür verantwortlich ist in allererster Linie der deutsche Mittelstand; denn die Arbeitsplätze, die neu und zusätzlich geschaffen worden sind, sind vor allem im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmungen entstanden. Mit über 30 Millionen Beschäftigten wird die höchste Beschäftigungsquote seit der deutschen Ein- heit erreicht. Bis 2009 könnte die Zahl der Arbeitslosen nach Ansicht der Experten sogar auf 3 Millionen sinken. Es zeigt sich mehr und mehr, dass Reformen Früchte tra- gen, und es wird deutlich, was in Deutschland steckt, w s w m s 3 S H p n D t u S m s n i P v n N s k e d s n t G m h 2 d v G a s d d h E S v d d 4 s G s K a d d ü (C (D enn Rahmenbedingungen verbessert und Kräfte freige- etzt werden. Wir sind deshalb für den Aufschwung gut beraten, enn wir eine weitere Stärkung des Mittelstandes für ehr Wachstum und Beschäftigung erzielen. Der Mittel- tand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Rund ,3 Millionen kleine und mittlere Unternehmen sowie elbstständige in Handwerk, industriellem Gewerbe, andel, Tourismus, Dienstleistungen und freien Berufen rägen die deutsche Wirtschaft. Mittelständische Unter- ehmen stellen 99,7 Prozent aller Unternehmen in eutschland dar, tätigen 40,8 Prozent aller steuerpflich- igen Umsätze, bieten 70,2 Prozent aller Arbeitsplätze an nd bilden 81,9 Prozent aller Lehrlinge aus. Der chwerpunkt unserer Wirtschafts- und Finanzpolitik uss deshalb eine Politik zur Stärkung des Mittelstandes ein. Der Strukturwandel macht vor dem Mittelstand icht halt. Statt mit Rohstoffen wird sich der Mittelstand m globalen Wettbewerb nur mit Wissen, innovativen rodukten und marktfähigen Dienstleistungen und In- estitionen behaupten können. Dazu gehört auch, dass wir eine Verbesserung der Fi- anzierungsbedingungen für den Mittelstand erreichen. ach wie vor haben vor allem kleine und mittelständi- che Unternehmen, aber auch Unternehmerpersönlich- eiten, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, in zu geringes Eigenkapitalpolster oder Probleme bei er Fremdfinanzierung. Der Innovations- und Mittel- tandsförderung kommt bei Gründungen und Investitio- en nach wie vor große Bedeutung zu. Wenn ich mit Un- ernehmerinnen und Unternehmern gerade auch über ründungen von Unternehmen spreche, dann sagen sie ir: Das zentrale Problem ist die Finanzierung. Somit kommt dem ERP-Wirtschaftsplangesetz eine ohe Bedeutung zu. Das ERP-Wirtschaftsplangesetz 008 wird nun erstmals nach den Regelungen des geän- erten Gesetzes über die Verwaltung des ERP-Sonder- ermögens aufgestellt. Die Änderungen traten mit dem esetz zur Neuordnung der ERP-Wirtschaftsförderung m 1. Juli in Kraft. Gegenüber den bisherigen Wirt- chaftsplänen ergeben sich umfangreiche Neuerungen, a die Wirtschaftsförderung zukünftig aus den Erträgen es ERP-Sondervermögens und nicht mehr durch Darle- en finanziert wird. Das Ringen um die Übertragung des RP-Sondervermögens auf die KfW hat Erfolg. Der ubstanzerhalt wird auch für die Zukunft gewährleistet. Aus ERP-Mitteln wird in 2008 die Zinsbegünstigung on Darlehen und Beteiligungskapital für Unternehmen er gewerblichen Wirtschaft, vor allem des Mittelstan- es, sowie für Freiberufler mit einem Volumen von rund Milliarden Euro finanziert. Lassen Sie mich drei Bei- piele nennen. Erstens. Im ERP-Wirtschaftsplan 2008 werden für die ründung von Unternehmen 450 Millionen Euro ange- etzt. Die Absenkung im Plan 2008 im Programm „ERP- apital für Gründung“ von 700 Millionen Euro in 2007 uf 450 Millionen Euro entspricht den Erfahrungen aus er Praxis, da das Programm in den letzten Jahren nie as vorgesehene Volumen erreicht hat. Derzeit wird es berarbeitet und attraktiver gestaltet. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13261 (A) ) (B) ) Zweitens. Bei der Absenkung des Planansatzes 2008 im Programm „ERP-Kapital für Wachstum“ von 400 Millionen Euro in 2007 auf 200 Millionen Euro wurden die gleichen Überlegungen angestellt. Da aber auch das Wachstumsprogramm überarbeitet wird, ist hier ein Planwert von 200 Millionen Euro angesetzt worden, um über entsprechende Spielräume zu verfügen. Drittens. Die Anhebung der Planwerte 2008 im Um- weltprogramm auf 1,45 Milliarden Euro hängt ebenfalls damit zusammen, dass in den letzten Jahren die tatsäch- lichen Zusagewerte stets deutlich höher ausgefallen sind als die Planwerte. Während die Planwerte in der Regel bei 900 Millionen Euro gelegen haben, entwickelten sich die Zusagewerte auf deutlich über 2 Milliarden Euro. Ab Anfang 2008 soll das neue Umweltprogramm „Energie- effizienz in KM“ starten; es ist mit circa 350 Millionen Euro eingeplant. Gleichzeitig wird an einer neuen Auf- teilung der Förderung von Umweltschutz und Energie- einsparung zwischen ERP-SV und KfW gearbeitet. Ins- gesamt sind im Planansatz daher 1,45 Milliarden Euro eingestellt wurden. Dieser Ansatz dürfte bei Nutzung der gegebenen Flexibilitäten ausreichend sein, um alle sinn- vollen Umwelt- und Energiesparvorhaben mitfinanzie- ren zu können. Ziel des ERP-Wirtschaftsplangesetzes 2008 ist es, die größtmögliche Transparenz der Wirtschaftsförderung zu erhalten. Praxisnähe und Effizienz der Wirtschaftsförde- rung müssen stattfinden. Die finanziellen Ansätze müs- sen der wirklichen Nachfrage angepasst werden. Eine spezielle Werbung für die Nutzung von Gründerkapital muss stattfinden. – Das haben wir erreicht. Der ERP- Wirtschaftsplan 2008 orientiert sich tatsächlich mehr an den erreichten Förderzahlen, beweist mehr Flexibilität und ein hohes Maß an Transparenz. Der ERP-Ausschuss wird im kommenden Jahr vor Ort den Förderunterneh- men Besuche abstatten, um den Erfolg der Wirtschafts- förderung und die Programmgestaltung weiter voranzu- bringen. Ich glaube, meine Ausführungen haben Ihnen die Be- deutung der Förderung des Mittelstandes aus den ERP- Mittel deutlich vor Augen geführt. Mir war die Erstel- lung des Berichts des Bundesrechnungshofs besonders wichtig; ich bedanke mich ausdrücklich für die umfas- sende Unterstützung zur sachgerechten Bewertung. Nachdem in der abschließenden Sitzung des ERP-Aus- schusses am Mittwoch alle noch offenen Fragen zufrie- denstellend geklärt werden konnten, gab es für das ERP- Wirtschaftsplangesetz 2008 eine breite Zustimmung. Ich kann Ihnen heute hier versichern, dass wir uns im Aus- schuss gemeinsam weiter dafür einsetzen werden, dass dem Mittelstand weiterhin so viel Förderung wie mög- lich zugute kommt; denn eines weiß ich als erfahrener Unternehmer nur zu gut: Die Gründung und der Erhalt eines Unternehmens und damit die Schaffung von Ar- beitsplätzen stehen und fallen mit der Finanzierung. Garrelt Duin (SPD): Wenn man sich die Geschichte der ERP-Förderung anschaut, liest sie sich wie die Er- folgsgeschichte des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Angefangen mit dem rudimentären Wiederaufbau über d z s h t a w n n ja B P a a f s s E S h c d m E D m S T l f v t 2 s l M h d r d S s t m A U w g E s m m K d n (C (D ie Unterstützung exportintensiver Industrien bis hin um Umweltschutz und Beteiligungskapital für techni- che Innovationen ist das ERP ein Erfolgsmodell. An- and dieser Entwicklung wird ganz klar, welche Bedeu- ung das ERP für zahlreiche Wirtschaftsunternehmen, ber auch für die wirtschaftliche Position Deutschlands eltweit hat. Heute besprechen wir das erste Wirtschaftsplangesetz ach der Neuordnung der ERP-Wirtschaftsförderung. Der eue Wirtschaftsplan 2008 ist deshalb mit denen der Vor- hre nicht mehr vergleichbar. Mit der KfW wurde ein im ereich Mittelstandsförderung besonders kompetenter artner mit ins Boot genommen. Durch diese Zusammen- rbeit erreichen wir Effizienzsteigerung und Bürokratie- bbau. Vorrangiges Ziel ist und bleibt es, die Investitions- ähigkeit mittelständischer Unternehmen langfristig zu ichern und die Gründung neuer Unternehmen zu unter- tützen. Das Fördervolumen und die Förderintensität des RP bleiben dabei bestehen. Das in der KfW angelegte ondervermögen bleibt der Wirtschaftsförderung weiter- in ausdrücklich erhalten. Die Kolleginnen und Kollegen der Opposition versu- hen wieder einmal den Eindruck zu erwecken, die Bun- esregierung gefährde den Substanzerhalt des ERP-Ver- ögens. Das ist reine Angstmacherei und soll von dem rfolgsmodell ERP und seiner Neuordnung ablenken. enn auch der Bundesrechnungshof bestätigt uns, dass it der Umsetzung des ERP-Wirtschaftsplans 2008 der ubstanzerhalt des ERP-Vermögens nicht in Gefahr ist. rotz der Probleme der IKB-Bank ist die für die Über- assung von Eigenkapital gewährte Vergütung bzw. die ür das Nachrangdarlehen gewährte Verzinsung in Höhe on mindestens 590 Millionen Euro jährlich gewährleis- et. Wir wollen mit der Umsetzung des Wirtschaftsplans 008 weiterhin zukunftsorientierte Akzente setzen. Un- ere Politik setzt eindeutige Zeichen für nachhaltige Be- ebung und Stützung der wirtschaftlichen Dynamik im ittelstand. Mit dieser bedarfsorientierten Förderung aben wir genau ins Schwarze getroffen. Die ERP-För- erung von Existenzgründern sowie kleinen und mittle- en Unternehmen stärkt den Standort Deutschland und amit unsere Position im europäischen und globalen tandortwettbewerb. Nicht zuletzt stellt sie einen wichtigen Beitrag zur Lö- ung der Beschäftigungsprobleme dar. Denn neue Be- riebe und die Ausweitung mittelständischer Unterneh- en wirken sich positiv und nachhaltig auf den rbeitsmarkt aus. Die Finanzierung von betrieblichen mweltprojekten und neuen Energiequellen leistet einen ichtigen Beitrag für unsere ökologischen Zielsetzun- en. Gerade in strukturschwachen Regionen ist das RP-Sondervermögen ein wichtiges Fördermittel, be- onders für die kleinen und mittelständischen Unterneh- en. In Gesprächen mit Vertretern der Sparkassen in einer Region wurde deutlich, dass bei Krediten für die MU fast zu 100 Prozent auf die Kreditmöglichkeiten es ERP zurückgegriffen wird. Es gab in den vergangenen Jahren auch Zeiten, in de- en das anders war, als Kredite aus den ERP-Program- 13262 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) men kaum genutzt wurden. Seit einiger Zeit wird aber wieder verstärkt investiert. Dies ist sicherlich auf den wirtschaftlichen Aufschwung, aber auch auf die günsti- gen Bedingungen der ERP-Förderung zurückzuführen. Das ist doch genau das, was wir mit unserer Politik errei- chen wollen: Wir wollen den Mittelstand stärken und die Menschen in Deutschland am Aufschwung teilhaben las- sen. Martin Zeil (FDP): Der ERP-Wirtschaftsplan 2008 ist bekanntlich aufgrund der zwischenzeitlich erfolgten Neuordnung der ERP-Wirtschaftsförderung ein Plan un- ter völlig neuen Prämissen. Wir standen und stehen die- ser Neuordnung skeptisch gegenüber, und der vorlie- gende Plan ist nicht gerade geeignet, diese Skepsis zu zerstreuen. Lassen Sie mich zunächst auf die politischen Akzente eingehen, die der Wirtschaftsplan setzt und die sehr auf- schlussreich sind. Der vorgelegte Gesetzentwurf enthält grundlegende Umsteuerungen bezüglich der Verteilung der Fördermittel. So erfolgt eine massive Reduzierung der Mittel für die Gründung von Unternehmen, und zwar um rund 36 Prozent. Auch das ERP-Kapital für Wachs- tum wird erheblich heruntergefahren: 50 Prozent weni- ger als bisher will man dafür ausgegeben. Das sind schon ganz beträchtliche Kürzungen und zwar ausge- rechnet im Bereich „Unternehmerkapital“, in dem Pro- gramm, das dazu da ist, der immer wieder betonten Ei- genkapitalschwäche des Mittelstandes abzuhelfen. Ebenfalls starke Einbußen hinnehmen muss das Regio- nalförderprogramm, das auf 30 Prozent der früheren För- derung verzichten muss. Hierbei handelt es sich um ein Instrument, das vor allem den Investitionsbedürfnissen gestandener Unternehmen in den neuen Ländern entgegen kommt, die zu hegen und pflegen es viele Gründe gibt, zum Beispiel den, dass sie immer noch viel zu rar gesät sind. Schließlich und letztlich sei die Reduzierung des Be- teiligungskapitals um 20 Prozent genannt. Dabei ist es für den Mittelstand und seine Wettbewerbsfähigkeit sehr wichtig, zu wachsen, und hilfreich, dafür Kapitalspritzen zu bekommen. Eine erhebliche Aufstockung, ja, eine regelrechte Auf- blähung hingegen erfährt das ERP-Umweltschutzpro- gramm, bei dem der Mitteleinsatz um ganze 61,1 Prozent zulegt. Nicht, dass wir etwas gegen den Umweltschutz hätten. Ganz im Gegenteil. Aber eine dermaßen einseitige Akzentuierung des ERP-Förderprogramms erscheint uns als deutlich überzogen. Wir können auch nicht erkennen, wieso das unbedingt dem Mittelstand nutzt und frommt. Es dient vielmehr zuerst und vor allem der Umsetzung der äußerst ehrgeizigen Klimaschutzziele der Bundesregie- rung. Die Bundesregierung begründet die erheblich verän- derten Mittelansätze damit, dass sich auch die Nachfrage nach Fördermitteln in den einzelnen Bereichen geändert habe und dass sie dem mit einem angepassten Mittelan- satz zu entsprechen suche. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Sieht man sich die Vergleichszahlen an, so stellt m d 2 2 r r tu e b te p d n G h e a S d t b w s j Z d ü e a g 5 t d s k a r m A d F d F h b b s s (C (D an fest, dass die reale Nachfrage nach dem Regionalför- erprogramm und nach Beteiligungskapital von 2006 zu 007 gestiegen ist. Bei beiden ist aber der Mittelansatz für 008 zurückgefahren worden. Was wir hier konstatieren, ist, dass sich die ERP-Förde- ung immer mehr von der klassischen Mittelstandsförde- ung entfernt. Statt Beteiligungskapital für mehr Wachs- m zu erhalten, wird der Mittelständler mit Beihilfen für nergiesparende Maßnahmen und Umweltinvestitionen eglückt. Diese können ihm möglicherweise helfen, Kos- n zu senken, aber sein naturgemäß viel stärker ausge- rägtes Anliegen, zu investieren, um zu wachsen, befrie- igen sie nicht. So viel zu den aus unserer Sicht zweifelhaften und icht voll nachvollziehbaren Schwerpunktsetzungen des esetzentwurfs. Auch sonst lässt er einiges zu wünschen übrig. Das at der Bericht des Bundesrechnungshofes zum Gesetz- ntwurf sehr deutlich gemacht. Es mangelt dem Entwurf n Transparenz und Klarheit. Beides liegt aus meiner icht in der Bringschuld der Bundesregierung gegenüber em Parlament, und zwar ganz besonders vor dem Hin- ergrund der Neuordnung, die viele Änderungen mit sich ringt, die erklärt und verstanden werden wollen. Es ist mir in diesem Zusammenhang unverständlich, arum das Wirtschaftsministerium nicht bereits von ich aus Informationen zur geplanten Zinsverbilligung e Förderprogramm und die sich daraus ergebenden insausgaben geliefert hat, sondern dass es dazu erst es Anstoßes durch den Bundesrechnungshof brauchte. Die nachträglich gelieferte Aufstellung unterstreicht brigens noch einmal, dass das Umweltprogramm mit iner Zinsverbilligung von fast 9 Milliarden Euro alle nderen Positionen deutlich übertrifft, die Zinsverbilli- ung des Unternehmerkapitals zum Beispiel um rund Milliarden Euro. Erfreulich ist auch, dass die Bundesregierung nach- räglich eine Plausibilitätsbetrachtung geliefert hat, die ie Förderung des Jahres 2008 in die Zukunft fort- chreibt. Die Rechnung enthält allerdings etliche Unbe- annte und ist nicht mehr als ein Schätzwert, der sich uch anders als erwartet entwickeln kann. Es ist zu begrüßen, dass die Bundesregierung alle An- egungen des Bundesrechnungshofes auf- und angenom- en hat, gleichzeitig aber in gewisser Weise auch ein rmutszeugnis, dass es der „Nachhilfe“ durch den Bun- esrechnungshof bedurft hat, um mehr Licht in das ERP- ördergeschäft zu bringen. Trotzdem werden wir uns bei der Abstimmung über iesen Gesetzentwurf der Stimme enthalten, weil wir die ördermittelverteilung für nicht voll nachvollziehbar alten und zudem immer noch große Zweifel daran ha- en, dass in den nächsten Jahren Einnahmen und Ausga- en in geplanter Weise in Übereinstimmung zu bringen ind. Dr. Herbert Schui (DIE LINKE): Der ERP-Wirt- chaftsplan für das Jahr 2008 sieht zinsverbilligte Finan- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13263 (A) ) (B) ) zierungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen in Höhe von vier Milliarden Euro vor. Die Linke stimmt diesem Gesetzentwurf zu. Das ERP-Programm hebt sich positiv ab von der allgemeinen wirtschaftspolitischen Linie der Bundesregierung. Erstens setzt es das Eingeständnis voraus, dass volks- wirtschaftliche Effizienz von freien Kapitalmärkten nicht zu erwarten ist. Private Beteiligungsfonds setzen hohe Summen für die Übernahme etablierter Unterneh- men ein, die Beteiligung an jungen Unternehmen in der Gründungs- oder Startphase liegt im kaum messbaren Bereich. Unter dem Strich entziehen die Kapitalmärkte mit ihrer Renditeerwartung den Unternehmen häufig mehr Mittel, als sie ihnen zur Verfügung stellen. Zweitens werden die ERP-Kredite zweckgebunden für Investitionen vergeben, darunter auch für Forschung und Entwicklung. Dies steht in wohltuendem Kontrast zur allgemeinen Entwicklung auf dem Finanzsektor. Finanztransaktionen dienen heute nicht in erster Linie realen Investitionen, sondern der Erzeugung von Rechts- titeln, die bereits bestehendes Produktivvermögen tribut- pflichtig machen. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Sommer dieses Jahres wuchs das Kreditvolumen für schuldenfinanzierte Unternehmensübernahmen und wag- halsige Spekulationsgeschäfte von Hedgefonds stark an. Die Bundesregierung hat diese Entwicklung durch die Liberalisierung der Finanzmärkte befördert. Eine Alter- native ist die zinsgünstige öffentliche Kreditvergabe un- ter der Bedingung, dass die Mittel für Realinvestitionen verwendet werden. Drittens besteht die ERP-Förderung aus zurückzuzah- lenden Krediten an investierende Unternehmen. Dies ist deutlich besser als allgemeine Steuergeschenke an den Unternehmenssektor, die durch Mehrwertsteuererhöhun- gen gegenfinanziert werden. Die blauäugige Hoffnung, dass steigende Gewinne automatisch zu mehr Investitio- nen und mehr Beschäftigung führen, sollte man inzwi- schen aufgegeben haben. Weitere politische Anstrengungen sind nötig, um die Wirksamkeit des ERP-Sondervermögens zu erhalten: Erstens darf das Sondervermögen nicht mehr als Liquiditätsquelle für den Bundeshaushalt missbraucht werden. Die Neuordnung des Sondervermögens in die- sem Jahr hat die Substanz geschwächt und die Liquidität verringert. Zweitens sollte das Sondervermögen nicht für die Förderung von Großkonzernen wie EADS eingesetzt werden. EADS benötigt statt öffentlichen Krediten und Subventionen eine öffentliche Kapitalerhöhung, damit die geplanten Notverkäufe von Airbuswerken unterbun- den werden können. Drittens muss die parlamentarische Kontrolle über die effiziente Verwendung der ERP-Mittel gestärkt werden, erst recht nach der Übertragung auf die KfW. In Zukunft muss genau evaluiert werden, welche Wirkungen die einzelnen Förderprogramme in Bezug auf Innovation und Beschäftigung gebracht haben. Die bisherige Pla- nungspraxis ist verbesserungswürdig. Planzahlen und I n d d F s K z D d u l w d m E J w A d a K A v d m I n d w i g u f C b U D 1 w s f B d s r Z d b a a h V U t (C (D stzahlen für die einzelnen Programme haben meist we- ig miteinander zu tun. Viertens muss die notwendige Verzinsung des Son- ervermögens in der KfW sichergestellt werden, damit as Fördervolumen beibehalten werden kann. Die inanzspekulationen der IKB haben der KfW schwer ge- chadet. Eine Präzisierung des Aufgabenbereichs der fW kann dazu beitragen, ähnliche Verluste in Zukunft u verhindern. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): as ERP-Sondervermögen spielt eine zentrale Rolle in er Förderung des Mittelstandes, des Umweltschutzes nd von Innovationen. Das zu verabschiedende Gesetz egt den ERP-Wirtschaftsplan für 2008 fest. Insgesamt erden 363 Millionen Euro für Förderzwecke und die amit verbundenen Kosten bereitgestellt. Aufgrund der großen Bedeutung des ERP-Sonderver- ögens hatten wir die weitgehende Übertragung des RP-Sondervermögens an die KfW im Sommer dieses ahres sehr kritisch betrachtet. Die Finanzkrise hat schon enige Wochen nach der Übertragung gezeigt, dass auch nlagen in der KfW nicht ohne jedes Risiko sind und ass es problematisch ist, sein Portfolio weitestgehend uf eine Bank zu konzentrieren. Bis heute können wir nicht abschätzen, wie weit die fW von der Finanzkrise betroffen sein wird und welche uswirkungen dies auf die Förderkraft des ERP-Sonder- ermögens haben wird. Nichtsdestoweniger werden wir er konkreten Vorlage des ERP-Wirtschaftsplans zustim- en. Der Wirtschaftsplan hat einige positive Punkte. nsbesondere begrüßen wir, dass für Umweltschutztech- ologien sowie für das Innovationsprogramm für 2008 eutliche Aufwüchse vorgesehen sind. Sowohl das Um- eltprogramm als auch das Innovationsprogramm sind n den letzten Jahren sehr gut gelaufen. Daher ist es fol- erichtig, hier weitere Akzente zu setzen. Positiv ist aus nserer Sicht auch die Entwicklung des ERP-EIF-Dach- onds. Dieser hat inzwischen in eine Reihe von Venture- apital-Unternehmen investiert und die gewünschte He- elwirkung erzielt. Das heißt, die Venture-Capital- nternehmen konnten mit der Unterstützung des achfonds ein Vielfaches an Mitteln einwerben. Über Milliarde Euro Venturecapital konnte damit generiert erden, die für Investitionen in Start-ups zur Verfügung tehen. Ich denke, wir sollten diese Erfolgsgeschichte ortsetzen. Daher begrüßen wir die Ankündigung der undesregierung mit dem EIF in Gespräche einzutreten, ie Dachfondsmittel aufzustocken. Es war sehr voraus- chauend, dass dafür Mittel im Rahmen der Neustruktu- ierung reserviert wurden. Ein weiterer Grund für unsere ustimmung ist die Zusicherung der Bundesregierung, ass das ERP-Vermögen und die Förderung erhalten leiben sowie die zugesagten Erlöse im Wirtschaftsplan uftauchen. Wir werden uns dies auch in Zukunft genau nsehen. Der Bundesrechnungshof hat in der Vergangen- eit seine Skepsis zum Ausdruck gebracht, dass das ermögen tatsächlich erhalten bleibt. Wir werden im nterausschuss weiter unsere parlamentarische Kon- rollfunktion ausüben. 13264 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Anlage 18 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Nanotechnologie – Forschung ver- stärken und Vorsorgeprinzip anwenden – Unterrichtung: Bericht der Bundesregie- rung zum Veränderungsbedarf des beste- henden Rechtsrahmens für Anwendungen der Nanotechnologie (Tagesordnungspunkt 22 a und b) Johann-Henrich Krummacher (CDU/CSU): Der Nano-Bereich ist zweifelsfrei eines der wissenschaftlich spannendsten und anwendungsperspektivisch vielver- sprechendsten Forschungsgebiete. Von der Elektronik- und Automobilbranche über Lichttechnik und Energie- gewinnung bis hin zu Medizin und Gesundheit: Die Na- notechnologie hat das Potenzial, einen maßgeblichen Beitrag zu leisten nicht nur zur Erweiterung der Produkt- palette, sondern auch zur Effizienzsteigerung und Res- sourcenschonung. Kurz: Die Nanotechnologie hat Schnittstellen im gesamten Innovationsprozess. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Querschnittstechno- logie. Bei jedem Übergang von der Entwicklung zur An- wendung müssen ganz selbstverständlich auch mögliche Nebeneffekte bedacht und erforscht werden. Genau das ist ja auch ein Wesenselement des Forschungsprozesses: Forschung ist im Grunde eine Entdeckungsfahrt, kein Abklappern bekannter Haltestellen nach einem Zeitplan. Und in der Wissenschaftsgeschichte waren es ohnehin in der Regel die ungeplanten Effekte, die die eigentlichen Fortschritte brachten. Insgesamt bietet die Nanotechnologie heute echte, er- probte und abgesicherte Verbesserungen. Und in man- chen Bereichen ist sie eine vielversprechende Unbe- kannte, die es weiter zu ergründen gilt. Auch der uns vorliegende Antrag von Bündnis 90/ Die Grünen zur Nanotechnologie erkennt zunächst deren Chancen und Potenziale an. Auch der Ansatz, bei allem Zukunftsoptimismus auch Risiken und Nebenwirkungen zu ergründen, ist ebenso unbestritten wie apodiktisch. Jenseits dieser Grundlagen jedoch verabschiedet sich der Antrag von einer nüchternen Betrachtung. So verkennt er die intensiven Bemühungen und den fruchtbaren Dialog, mit denen Wissenschaft und Politik gemeinsam die Welt der Nanotechnologie kartografie- ren: Die Spitzenforschung als „Pionier“, die Breitenfor- schung als „Vermessungsteam“ und die Politik quasi als „Entscheider“ über die Erschließung. Der Antrag igno- riert die wegweisende Ressortkoordination und Abstim- mung zwischen Forschung, Umwelt, Gesundheit, Ver- kehr, Arbeits- und Verbraucherschutz. Er verschließt die Augen vor dem mehrjährigen, von der Bundesregierung geförderten Projekt „Innovation mit Normen und Stan- dards“ des Institutes für Normung, welches Prozesse und Ergebnisse einschätzbar macht. Ebenfalls initiierte das B S z w u v r r r c n E n g g d v g p k m H i k r H l n S r d k d D t e M w f b d v B v v k g s g n d d e r d (C (D MBF unter der Leitung von Ministerin Dr. Annette chavan das Projektcluster Nano Care, um Risiken früh- eitig aufzuspüren und zu unterbinden. Entsprechend erden im Nano-Dialog 2006 bis 2008 die „Sicherheit nd Aufgaben für die Forschung“ sowie die „Förderung on Innovation und Chancen für den Umweltschutz“ be- ücksichtigt. Dies alles geschieht bereits im Rahmen der essortübergreifenden Forschungsstrategie der Bundes- egierung, die sich außerdem immer im gesellschaftli- hen Dialog befindet, sei es durch Konferenzen, Inter- etportale, Analysen und Presseberichte oder durch inrichtungen wie den „NanoTruck“. Darüber hinaus offenbart der Antrag – aller Bekennt- isprosa zum Trotz – auch einen latenten Vorbehalt ge- enüber nanotechnologischen Innovationen, wenn nicht ar gegenüber dem Innovationsprozess insgesamt. Wür- en wir dem Antrag folgen, würden wir die Chancen erstreichen lassen, ohne dabei Erkenntnissicherheit zu ewinnen. Wir würden uns vielmehr in eine forschungs- olitische „Endlosschleife“ begeben. Denn jede neue Er- enntnis wirft bekanntlich neue Fragen auf – das ist nun al das Prinzip fortschreitender Erkenntnis. Auch der inweis auf das Vorsorgeprinzip ist an dieser Stelle eine rreführende Halbwahrheit: Denn das Vorsorgeprinzip ommt dann zum Tragen, wenn angesichts realer Gefah- en oder aus Gründen des Umweltschutzes dringender andlungsbedarf besteht, die verfügbaren wissenschaft- ichen Daten jedoch eine umfassende Risikobewertung icht zulassen. Wo es Gefährdungsindizien gibt, wird im inne des Vorsorgeprinzips gehandelt. Es darf aber ge- ade nicht als Vorwand für die Umkehr der Beweislast ienen, nach dem Motto: im Zweifel gegen den Ange- lagten. Ich warne vor jeder Innovationsbremse, weil da- urch das Generieren gerade jener wissenschaftlicher aten verhindert würde, die zu einer objektiven Bewer- ung benötigt werden. Was wir brauchen – und in jeder Weise fördern –, ist ine verantwortungsvolle Forschung, die von der ersten inute an eine Risikoabschätzung vornimmt. Bei der Anwendung nanotechnologischer Produkte ürde die Argumentationslinie des Antrages eher grei- en, wenn sich nicht ein weiteres Missverständnis offen- aren würde: „Die“ Nanotechnologie gibt es nicht, son- ern nanotechnologische Ansätze und Perspektiven in ielen Bereichen. In der Medizin oder anderen sensiblen ereichen gibt es wirksame Test- und Genehmigungs- erfahren, die auch eingehalten werden. Bei Neuerungen on Autolacken oder in der Textilindustrie hingegen ann die praktische Bewährungsprobe viel eher erfol- en. Verantwortungsvolle Forschungspolitik heißt auch, olche Differenzierungen vorzunehmen. Unsere Bundeskanzlerin hat vor einiger Zeit etwas esagt, das auch im Bereich der Forschungspolitik verin- erlicht werden sollte. Als Angela Merkel den Begriff es „kreativen Imperativs“ geprägt hat, lag dessen Be- eutung darin: Die Politik muss an den richtigen Stellen ingreifen und auf der anderen Seite auch wieder an den ichtigen Stellen loslassen. Im Forschungsbereich sollte ie Politik tatsächlich alle Gängeleien lassen und im Ge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13265 (A) ) (B) ) genzug dann umso mehr regeln, desto konkreter sich Ge- fährdungspotenziale abzeichnen. Der Antrag der Grünen hingegen impliziert das Er- richten genereller „Regelungsmauern“, und zwar auf eine Art und Weise, die die Forschung – die Carl Fried- rich von Weizsäcker zufolge ja gerade vom positiven „Geist des Staunens“ lebt – letztlich gefährden würde. Das Ignorieren der ausgewogenen Forschungspolitik, des fundierten Vorgehens der Großen Koalition, des Zu- sammenspiels von Wissenschaft und allen beteiligten Ministerien unter Federführung von Dr. Annette Schavan und des BMBF ist eigentlich nur mit oppositio- neller Ausblendung zu erklären. Kurz: Das Motiv des Antrages ist nur zur Hälfte stimmig und in der Umset- zung zur Gänze fraglich. Darum lehnen wir den Antrag ab und laden die Antragsteller vielmehr ein, sich eben- falls am bereits stattfindenden, in der Abwägung nüch- ternen und vom Geist her dennoch gestaltungsbereiten Dialog zu beteiligen. René Röspel (SPD): Ein Professor soll einmal auf die Frage „Was ist Nanotechnologie?“ geantwortet ha- ben: „Nanotechnologie ist mit einzelnen Molekülen Lego spielen.“ – Als Familienvater weiß ich, was Kinder mit Lego-Bausteinen bereits alles konstruieren können. Wenn ein Professor davon schwärmt, müssen die Mög- lichkeiten also mindestens vergleichbar sein. Nanomedizin, Nanoelektronik, Nanobiologie, Nano- optik – schon an dieser kurzen Aufzählung sieht man, was für Potenzial in diesem „Zwerg“ – die Übersetzung des griechischen Wortes „nano“ – steckt. Nano dehnt sich über die Grenzen der verschiedenen wissenschaftli- chen Disziplinen hinweg aus. Sie ist eine wirkliche Querschnittstechnologie. Dabei umschreibt Nanotechno- logie eigentlich nur eine physikalische Eigenschaft, nämlich die Größe, und stellt noch kein Endprodukt dar. Fast keiner von uns kann sich heute sein Büro ohne Computer vorstellen. Der weltweit jährliche Umsatz in der Informationstechnologie ist gewaltig, wobei Deutschland in diesem Feld leider weniger gut aufge- stellt ist. Wenn man sich an die ersten, ganze Räume fül- lenden Computer erinnert, die einem Taschenrechner von heute nicht das Wasser reichen können, kann man ein Ziel erkennen: kleiner, leichter, leistungsfähiger. Pro- zessoren stellen dabei das Herz eines jeden Computers dar. Dank der mittlerweile im Nanobereich arbeitenden Technik können immer kleinere Transistoren hergestellt und verbessert werden. Um das Jahr 2000 arbeitete man noch an Prozessoren über der magischen 100-nm- Grenze. – Bei Nanotechnologie spricht man von Mate- rial kleiner als 100 Nanometer (nm); ein Nanometer ent- spricht einem Milliardstel Meter. Im Vergleich dazu: ein menschliches Haar hat in etwa eine Dicke von 80 000 nm. – In den nächsten Tagen sollen bereits soge- nannte 45-nm-Prozessoren ausgeliefert werden. Dieser Chip ist mit circa 731 Millionen Transistoren bestückt. Im September hat die Firma Intel bereits erste 300-mm- Wafer vorgestellt, welche im 32-nm-Fertigungsverfah- ren hergestellt wurden. Jeder einzelne Testchip vereint mehr als 1,9 Milliarden Transistoren auf einem Stück Si- l g a l J F w D c J z n s I e f e l u e „ i g a c w z l g d s U h r s g g t a s H u t T s a m u (C (D izium. Allein in diesem Teilbereich der Nanotechnolo- ie steckt noch viel Potenzial. Genauso könnte ich aber uch Beispiele aus anderen Bereichen nennen. Die Chancen der Nanotechnologie sind in Deutsch- and früh erkannt worden. Bereits mit Beginn der 90er- ahre förderte das Bundesministerium für Bildung und orschung die Nanotechnologie. Erstmalig gebündelt urden diese Programme im Jahre 1999. 2003 stand eutschland bei der öffentlichen Förderung weltweit mit irca 293 Millionen Euro auf Platz 4, hinter den USA, apan und der Europäischen Kommission. Auch die jet- ige Bundesregierung setzt die Förderung der Nanotech- ologie fort. So hat die Große Koalition 2006 zum Bei- piel die „Nano-Initiative – Aktionsplan 2010“ gestartet. n der nächsten Haushaltswoche werden wir über die ndgültigen finanziellen Zuwendungen für das Jahr 2008 ür diesen Bereich beraten. Mittlerweile kann man auch erste Erfolge feiern. Laut iner aktuellen Studie von Ernst&Young hat Deutsch- and europaweit die meisten Unternehmen, Mitarbeiter nd Produkte bei medizinischen Nanoanwendungen – in ebenfalls sehr vielversprechender Bereich in der Nanowelt“. Insgesamt seien deutschlandweit 66 Firmen n diesem Sektor tätig, mehr als 300 sind es weltweit. In anz Europa sind bereits 80 medizinische Nanoprodukte uf dem Markt, 43 davon wurden in Deutschland entwi- kelt. Deutschland ist also gut aufgestellt. Mit Nano wird mittlerweile gern geworben, auch enn nicht immer Nanotechnologie drin steckt – wie um Beispiel der „iPod nano“. Auch bei dem Versiege- ungsspray „Magic-Nano“, welches im April 2006 auf- rund von Nebenwirkungen vom Markt genommen wer- en musste, wurden keine Nanopartikel verwendet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz, BUND, hat in einem Diskussionspapier zum verantwortungsvollen mgang mit der Nanotechnologie richtigerweise darauf ingewiesen: Eine einfache Bewertung von Nanopartikeln ist … schwierig, da genau diejenigen Eigenschaften, durch die ein potenzieller Nutzen entsteht, auch diejenigen sind, durch die ein mögliches Risiko be- gründet wird. Aufgrund der geringen Größe können die Partikel echt leicht in den menschlichen Körper eindringen bzw. ich dort ablagern. Auch haben Nanopartikel plötzlich anz andere Eigenschaften als die gleiche Substanz in rößerer Dimension. Nichttoxische Materialen können oxisch wirken. Die genauen Auswirkungen sind bisher ber noch unklar. Problematisch erscheinen dabei insbe- ondere die freien Partikel. Dies stellt vollkommen neue erausforderungen an den Arbeitsschutz bei Herstellung nd Entsorgungen von Produkten. Wie eine Studie aus dem Jahre 2006 in Nature Nano- echnology aufweist, ist die öffentliche Akzeptanz dieser echnologie maßgeblich für die Umsetzung der be- chriebenen Potenziale. Die Wissenschaftler fanden her- us, dass in der USA derzeit die öffentliche Wahrneh- ung noch als neutral – da die Technologie noch zu nbekannt sei – beschrieben werden kann. Dieser Trend 13266 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) könnte aber relativ schnell in die eine oder andere Rich- tung umschlagen. Deshalb riefen die Wissenschaftler die Regierungen auf, die Chancen und Risiken der Nano- technologie verstärkt in der Bevölkerung darzustellen. Der durch Deutschland fahrende „Nano-Truck“ des BMBF und Programme wie „NanoCare“ sind sicherlich die ersten Schritte, dieser Forderung nachzukommen. Bereits 2004 hat die SPD aus ähnlichen Überlegun- gen heraus zusammen mit ihrem grünen Koalitionspart- ner in der Drucksache 15/3051 einen Bericht der Bun- desregierung über den möglichen Veränderungsbedarf der relevanten Rechtsrahmen im Bereich Nanotechnolo- gie bis 2005 eingefordert. Dieser Bericht liegt uns mit- tlerweile vor, leider ganze zwei Jahre später als vom Par- lament verlangt. Aufgrund des Wahljahres 2005 kann man eine gewisse Verzögerung nachvollziehen. Warum das Ministerium allerdings so lange für diesen Bericht gebraucht hat, leuchtet mir nicht ganz ein. Als Hauptaussage des Berichts kann man zusammen- fassen: Nach derzeitigem Kenntnisstand sieht die Bundes- regierung gegenwärtig grundsätzlich keinen Verände- rungsbedarf bei bestehenden Gesetzen und Verordnungen aufgrund nanotechnologischer Entwicklungen. Ob im Einzelfall darüber hinaus nanotechnologische Sonderre- gelungen im Hinblick auf die gesetzgeberischen Pflich- ten der Gefahrenabwehr und der Vorsorge erforderlich sind, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht entschieden wer- den. – Dieser Aussage widersprechen die Grünen mit ih- rem uns ebenfalls vorliegenden Antrag. Den Argumen- ten für diese unterschiedlichen Positionen werden wir uns im Ausschuss widmen. Deshalb will ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. Zufriedenstellend finde ich die Bewertung des Berichtes allerdings nicht. Wichtig ist mir aber, noch einmal darauf hinzuweisen, dass wir uns derzeit in einer sensiblen Phase befinden, in der die Weichen für die „Nanowelt“ gestellt werden kön- nen. Um vernünftige und verantwortungsvolle Entschei- dungen treffen zu können, benötigt man belastbare In- formationen. Das bedeutet für den Bereich der Nanotechnologie verstärkte Grundlagenforschung, insbe- sondere im Bereich der Technikfolgenabschätzung. Richtigerweise müssen wir uns auch mit den möglichen Risiken befassen, seien sie technischer, medizinischer oder ethischer Natur. Dies ist nicht allein Aufgabe des Staates; dabei ist auch die Industrie stärker gefragt. Beim Stichwort Industrie muss ich aber eine bekannte Forderung wiederholen: Die Mittel der Industrie müssen erhöht werden. In den USA und Japan gab die Industrie 2004 60 Prozent aller Gelder für Forschung und Ent- wicklung der Nanotechnologie aus. In der EU waren es gerade mal 25 Prozent aller Gelder. Ganz ehrlich, da stimmt etwas nicht mit der Verteilung. Ebenfalls wichtig ist eine klarere Darstellung des Ist- zustandes, also zum Beispiel eine Auflistung von Pro- dukten auf dem Markt, in denen Nanopartikel bereits verwendet werden. Endlich geklärt werden muss eben- falls die Begriffsbestimmung. Wie soll man der Bevöl- kerung die Chancen und Risiken vermitteln, wenn man nicht hundertprozentig sagen kann, worüber man über- haupt spricht? a A d u k h i ü i N d g w t n e s s i d b a g k k d n E s r d N l T K a d G F t m i l B F w W o d r l N v d (C (D Um zu meinem Anfangszitat zurückzukommen: Wir lle müssen dafür Sorgen tragen, dass mögliche negative uswirkungen vermieden und die großen Möglichkeiten er „Lego-Bauten“ zum Nutzen für Mensch und Umwelt mgesetzt werden. Cornelia Pieper (FDP): Der Wissenschaftstheoreti- er, Professor Dr. Alfred Nordmann, bringt es in seinem eutigen Artikel „Die Philosophie des grauen Schleims“ n der Zeit auf den Punkt: Nach Jahren der Diskussion ber die Nanotechnologie herrscht in der Öffentlichkeit mmer noch eine sehr diffuse Vorstellung davon, was anotechnologie ist. Woran liegt das? Ist es, wie er sagt, er zu abstrakte Begriff, der alle konkreten Anwendun- en zwar richtig umfasst? Doch, haben wir jemals, wenn ir über Zement, den Grundstoff für unseren wichtigs- en Baustoff Beton, gesprochen haben, an die Nanotech- ologie gedacht? Aber gerade die Zementherstellung ist ine der ältesten Nanotechnologien, derer sich die Men- chen seit über 2 000 Jahren bedienen. Zement verdankt ein Bindevermögen eben genau jenen kleinen Teilchen m nanoskaligen Bereich. Warum hat diese Tatsache noch keinen Grünen hinter em Ofen hervorgelockt, um in der Gesellschaft eine reite Diskussion über die Risiken und Nebenwirkungen nzuzetteln? Sie wissen nur zu gut: Der Stoff ist allge- enwärtig und aus unserem Leben schlecht wegzuden- en. Zement ist zu konkret. Längst bekannt und auch onkret sind die Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Sie sind aus em Bereich der Elektrotechnik/Elektronik schon heute icht mehr wegzudenken, halten in der Photovoltaik inzug und werden das immer knapper werdende Rein- ilizium ersetzen. Wozu sollen wir eigentlich, wie es die Grünen in ih- em Antrag fordern, den gesellschaftlichen Dialog über ie Nanotechnologie intensivieren und das Wissen über anotechnologie in der Bevölkerung erhöhen? Ermög- icht nicht erst die Kenntnis über konkrete Stoffe und echnologien bewusste Entscheidungen im täglichen onsumverhalten, bei politischen Abstimmungen und uch im Dialog mit der Wissenschaft? Nein, das ist nicht er richtige Weg und auch nicht der richtige Ansatz. ibt es eigentlich die Nanotechnologie, oder sollten wir orschungspolitiker nicht korrekterweise von den Nano- echnologien sprechen? Und wenn es uns wirklich ernst it dem Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft st, sollten wir dann nicht besser über konkrete Techno- ogieanwendungen wie zum Beispiel den Zement für den eton oder das Kohlenstoff-Nanoröhrchen für künftige ernsehbildschirme reden? Ich gebe Herrn Professor Nordmann völlig recht, enn er sagt: Nanotechnologie ist eher eine Art und eise, die Forschung in der Chemie oder der Physik zu rganisieren. Insofern werden natürlich Nanomaterialien azu beitragen, viele Technologiefelder grundlegend zu evolutionieren. Sie werden uns helfen, mit Leittechno- ogien globale Märkte zu bedienen. So verstanden ist die anotechnologie eine Querschnitttechnologie mit sehr erschiedenen Anwendungsbereichen, die von der Me- izin, der Chemie, der Raumfahrt über die Optik bis hin Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13267 (A) ) (B) ) zur Sensorik ihren Einzug halten wird. Bereits im Jahr 2015 wird es kaum noch einen Bereich in unserem Le- ben geben, in dem nicht Materialien in Nanogröße eine Rolle spielen. Nanomaterialien werden künftig zu einer verbesserten und verträglichen Individualmedizin und somit zu einer verbesserten Diagnose und Therapie füh- ren. Sie werden Wirkstoffe von Medikamenten im menschlichen Körper zielgenau zum Ort der Erkrankung transportieren und eine optimale Dauermedikation er- möglichen. In der klinischen Forschung sind bereits Na- nomaterialien mit magnetischen Eigenschaften bekannt, die der gezielten nichtinvasiven Tumorbekämpfung die- nen. Nanomaterialien werden helfen, dass mit deutschen Höchsttechnologien das Potenzial für zukunftssichere Arbeitsplätze, ein nachhaltiges ressourcenschonendes Wachstum sowie eine bessere Gesundheitsvorsorge und -versorgung ausgeschöpft wird. Nanotechnologie bringt aber nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Vorteile. Das zeigt die dritte Studie „Nachhaltigkeitseffekte der Nanotechnologie“ des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung der Universität Bremen. Die Ökobilanzen verschiedener Anwendungsbeispiele zeigten positive Nachhaltigkeits- effekte durch den Einsatz der Nanotechnologie. Beeindruckende Ergebnisse zeigen Lacke mit nanotech- nologischen Komponenten, deren Energie- und Schad- stoffbilanz wesentlich besser als bei herkömmlichen Verfahren ist. Ein weiteres Beispiel ist die lichtemittie- rende Diode, LED. Sie ist schon heute energetisch güns- tiger als die herkömmliche Glühbirne. In den Labors wird daran gearbeitet, ihre Lichtausbeute noch erheblich zu steigern. Dann ist ihre Energiebilanz noch günstiger als die von Energiesparlampen. Auch in neue Berufsbilder und die Novellierung von Berufsausbildungs- und Studienordnungen wird die Na- notechnologie ihren Einzug halten. Nur mit entsprechen- der Fachkompetenz und einem gut ausgebildeten Berufs- nachwuchs sind die Vorsprünge Deutschlands in der Nanotechnologie zu halten. Das schließt ein, dass zu- gleich die Lehreraus- und Lehrerweiterbildung auf diese Entwicklung reagieren muss, um die junge Generation in die Lage zu versetzen, wieder mehr nach den Chancen neuer Technologien zu fragen, ohne dabei den kritischen Blick für die Risiken zu verstellen. Der Standort Deutschland hat in der Nanotechnologie ein hohes Niveau erreicht. Deutschland nimmt in der Forschung zur Nanotechnologie weltweit den zweiten Platz nach den USA ein. In der Umsetzung in marktfä- hige Produkte und Anwendungen liegt es allerdings hin- ter den USA und Japan. Es besteht jedoch die Gefahr, dass – wie bei vielen anderen Technologien, die in Deutschland entwickelt wurden – die herausragenden Forschungsergebnisse aus der Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Forschung bei uns nicht im erforderlichen Umfang in neue innovative Produkte ein- fließen und damit die Wertschöpfung und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Ausland erfolgt. Die Chemikerin Marie Curie sagte einmal: Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen. – Diesem Denkansatz müssen wir uns ver- p w z s S m L w w d u s B B s a d g t h b k m s E c s v d d f S a M E G b s d F k e d m a d E d z e t z i d w t (C (D flichtet fühlen. Ja, wir müssen unseren Erkenntnisge- inn auch nutzen, um die Wirkzusammenhänge besser u verstehen und Gefahren frühzeitig zu erkennen. Nur o können wir Vorbehalte und Ängste überwinden. icherlich wurden in der Vergangenheit große Fehler ge- acht. Eine unkritische Technikgläubigkeit ging oft mit eichtsinn einher. Das Ergebnis: Die Angst scheint sich ie Mehltau über unsere Gesellschaft zu legen. Vielfach ird zuerst nach den Risiken gefragt. Die Frage nach en Chancen steht oft erst an zweiter Stelle. Genau an diesem Punkt muss auch die wissenschafts- nd forschungspolitische Arbeit der FDP ansetzen. Ich ehe es als forschungspolitische Sprecherin der FDP- undestagsfraktion als meine Aufgabe an, im Deutschen undestag und in seinen Gremien einerseits die For- chung auf dem Gebiet der Nanotechnologie zu fördern, ndererseits aber zugleich Sorge dafür zu tragen, dass ie Sicherheitsforschung fest in diese Forschungspro- ramme integriert ist. Hätte man den römischen Impera- or Julius Caesar gefragt, ob Nanopartikel die Gesund- eit gefährden, dann hätte er diese Frage nicht nur nicht eantworten können, er hätte sie auch gar nicht stellen önnen. Was sagt uns das? An erster Stelle steht nun ein- al der Erkenntnisgewinn. Erst, wenn wir den For- chungsgegenstand kennen und beginnen, ihn auf seine ignung für bestimmte Anwendungsfelder zu untersu- hen, setzt eine verantwortungsbewusste Sicherheitsfor- chung ein. Wir alle wissen, dass das griechische Wort „nanos“ so iel wie „Zwerg“ bedeutet. Fast jeder von uns weiß, dass ie mathematische Einheit „nano“ ein Milliardstel be- eutet. Aber haben wir heute schon standardisierte Ver- ahren für die Messung und Prüfung nanopartikulärer toffe? Genau hier muss die Arbeit der Wissenschaftler nsetzen, in deren Ergebnis wir über geeignete Prüf- und essmethoden für die Sicherheitsforschung verfügen. rst darauf aufbauend können wir unsere derzeitige esetzeslage zum Schutz der Gesundheit und zum Ar- eitsschutz, das Chemikaliengesetz und auch die Alt- toffverordnungen, das Arzneimittel- und Medizinpro- uktegesetz anpassen. Ja, wir brauchen auch eine orschung, die zur Früherkennung von möglichen Risi- en, wie sie das Bundesinstitut für Risikobewertung, ine Ressortforschungseinrichtung des BMELV, bereits urchführt. Ich bin meiner Verantwortung frühzeitig nachgekom- en. Bereits im Jahr 2001 habe ich eine Kleine Anfrage n die Bundesregierung mit auf den Weg gebracht, Bun- estagsdrucksache 14/5443, in der ich den Stand und die ntwicklung der Nanotechnologie kritisch hinterfragte. Im Jahr 2004 gelang es meiner Arbeitsgruppe „Bil- ung und Forschung“ die Diskussion in der Fraktion um Thema anzustoßen, was letztendlich dazu führte, in inem Antrag an den Deutschen Bundestag – Bundes- agsdrucksache 15/3074 – die Positionen der FDP aufzu- eigen und klare Forderungen zu stellen. Als Mitglied m Bildungs- und Forschungsausschuss bin ich auch für en Bereich der Technikfolgenabschätzung mit verant- ortlich. Insofern habe ich auch das TAB-Projekt Nano- echnologie von Beginn an begleitet. Der überaus inte- 13268 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) ressante Bericht – Bundestagsdrucksache 15/2713 – wurde vom Bundestag zur Kenntnis genommen und be- stimmt in weiten Feldern unsere politische Arbeit. Eine wirklich ressortübergreifende, konsistente Ge- samtforschungsstrategie zur Nanotechnologie ist auch aus unserer Sicht notwendig. Die „Nano-Initiative – Ak- tionsplan 2010“, die die Bundesregierung im Rahmen ihrer Hightechstrategie auf den Weg gebracht hat, kann nur ein Anfang sein. Der vorliegende Bericht der Bun- desregierung zeigt mir, dass der notwendigen Sorgfalts- pflicht auch nachgekommen wird. Wir werden unseren Kindern sicherlich eine viel sau- berere Natur, sauberere Flüsse und gesündere Wälder übergeben, als wir sie von unseren Eltern übernommen haben. Wir dürfen aber nicht vergessen: Auch unsere Kinder werden nur im Wohlstand leben, wenn wir die Innovationsfähigkeit und die wirtschaftliche Dynamik Deutschlands erhalten. Dr. Petra Sitte (DIE LINKE): Wie in der normalen Lebenswelt gibt es auch in der Welt der Politik Moden, mit welchen die Träger und Trägerinnen ihrer Umge- bung suggerieren möchten, dass sie besonders modern, auf der Höhe der Zeit, wenn nicht sogar ihr voraus sind. Und wenn das Modethema wirklich Mode, das heißt populär geworden ist, dann wird es plötzlich ganz leicht, darüber zu sprechen, dann fragt niemand mehr nach schwierigen Einzelheiten und den ursprünglichen Ab- sichten. Dann reicht meist die immerwährende Wieder- holung von gestanzten Begriffen. In diese Gefahr haben sich aus meiner Sicht die Ko- alitionsfraktionen beim Thema Nanowissenschaften und Nanotechnologie begeben. Seit gut einem Jahr, also seit dem Start der Hightechstrategie, ist das Programm zur Förderung der Forschung in diesem fachlich breiten Feld in Betrieb genommen. Ihm ging eine Analyse der Stär- ken und der Schwächen voraus und das Versprechen, erstere zu nutzen, indem unter anderem letztere behoben werden. Seitdem hat die Bundesregierung viele Tagungen und Broschüren zu Teilprogrammen mit fantasievollen Na- men vorgelegt: Neben NanoFutur, dem NanoBioNet oder dem NanoTruck finden sogenannte Nano-Meetings am laufenden Band statt. Gerade die größeren Sympo- sien gleichen aber eher Verkaufsveranstaltungen für die Marke „Nano“, als dass man dort als interessierter Bür- ger oder Politikerin Aufklärung über Chancen und Risi- ken lernen könnte. Und so verbleibt bei den Teilnehme- rinnen und Teilnehmern, mit denen ich sprechen konnte, der Eindruck, dass mit „Nano“ ein bloßer Etiketten- wechsel stattfindet, weil alles Nano ist. Und aber auch ein Unbehagen über neue Stoffe, die mit viel Geld geför- dert werden, während ihre Wirkungen auf Mensch und Umwelt immer noch weitgehend unbekannt sind. Das hat aus Sicht der Fraktion Die Linke vor allem zwei Gründe: Die Bundesregierung versäumt es, sich auf den wirk- lich innovativen Charakter der Anwendungen, die mit Nanoteilchen möglich sind, zu konzentrieren. Hier w g s v s g m d p t z p d s v D k g m d h l s b r w e w e p M c W J i d D V r e t b z s w u s g F g B d Z (C (D ürde es darauf ankommen, die Mittel des Förderpro- ramms auf neuartige Felder in der Grundlagenfor- chung zu konzentrieren und mit ihnen Anwendungen in or allem öffentlich sinnvollen und industriell eher chwer finanzierbaren Bereichen zu unterstützen. Dazu ehören die Entwicklung schonender Krebstherapien ithilfe sogenannter Nanofähren sowie energiesparen- er und ressourceneffizienter Bau- und Dämmstoffe, von reiswerten Solarzellen oder auch von Leichtbauelemen- en, die beispielsweise beim Transport zu Klimaschutz- ielen beitragen. Stattdessen werden mit dem Nanoforschungsförder- rogramm reine Konsumartikel wie Autolacke oder ren- itestarke Entwicklungen in der Chiptechnologie hoch- ubventioniert. Diese Interpretation des Schlagwortes on „Stärken stärken“ in der Hightechstrategie findet ie Linke politisch verfehlt. Zweitens war es ja bereits der Vorgängerregierung lar, dass Nanopartikel, da sie andere Eigenschaften als leiche Stoffe in anderer Größe aufweisen, – wörtlich – it Vorsicht zu genießen sind. Schon 2004 formulierte amals Rot-Grün, dass die Erforschung von Gesund- eits- und Umweltrisiken einen besonders hohen Stel- enwert haben müsse. Was aber ist passiert: Das Programm NanoCare, das ich mit Auswirkungen auf den menschlichen Körper eschäftigt, ist der Bundesregierung gerade fünf von und 640 Millionen Euro der gesamten Nanoförderung ert. Nach anderthalb Jahren wurden erst kürzlich die rsten Zwischenergebnisse vorgestellt, die aber noch bei eitem keine Handlungsempfehlungen beinhalten. Die rste fundierte Einschätzung der Gefahren am Arbeits- latz in der verarbeitenden Industrie soll erst in neun onaten kommen; bis danach Schutzmaßnahmen entwi- kelt sind oder eine Arbeitsschutzgesetzgebung auf den eg gebracht ist, vergehen weitere Monate, wenn nicht ahre. Zu Recht fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen n ihrem Antrag daher eine fundamentale Erweiterung er finanziellen Basis für diesen Bereich. Die Fraktion ie Linke hat von Beginn an gesagt, dass, statt munter in erbraucherprodukte zu investieren, die Bundesregie- ung in der öffentlichen Pflicht ist, eine Risikoforschung inzurichten, die der Verbreitung der Produkte und Ma- erialien zuvorläuft. Auch die Verbraucheraufklärung leibt die Bundesregierung schuldig, denn ihre Websites u diesem Thema sind beschämend dürftig und glänzen eit vielen Monaten mit Hinweisen, dass sie aktualisiert erden müssen. Inzwischen weiß man aber sicher, dass Nanopartikel nter spezifischen Umständen hochgiftig für den Körper ind. Da sie so klein sind, gelangen sie als Staub ins Lun- engewebe und in Cremes in untere Hautschichten. US- orscher haben nachgewiesen, dass sie die DNA schädi- en und Krebs auslösen können. Die Linke hält es daher für skandalös, dass sich die undesregierung laut ihrem Bericht noch nicht einmal azu durchringen kann, in deutschen und europäischen ulassungsregelungen wie beispielsweise der EU-Che- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13269 (A) ) (B) ) mikalienrichtlinie REACH das Kriterium „Partikel- größe“ des zu untersuchenden Stoffes durchzusetzen. So sieht sie vorerst keinen Handlungsbedarf auf der gesetz- lichen Ebene, da es für die Zulassung neuer Chemikalien oder neuer Verbraucherprodukte Prüfpflichten der Indus- trie gäbe. Aber wenn die Partikelgröße eines Stoffes irre- levant bei der Begutachtung ist, dann gibt es selbstre- dend keine Prüfung von Nanostoffen. Warum dieses Versäumnis nicht schnellstmöglichst nachgeholt wird, muss hier daher mit Nachdruck gefragt werden. Zumal die Bundesregierung wenigstens bei der Lebensmittelzu- lassung einräumt, dass man die Einführung des Nano- kriteriums „prüfe“. Weshalb also nicht auch in anderen Bereichen? Wo, bitte schön, ist bei dieser Politik der Leitfaden zu finden? Unsere Bilanz ist also, dass sich Schwarz-Rot in die modischen Maschen des Themas Nanowissenschaften völlig verstrickt haben. Sie subventionieren mit öffentli- chen Geldern vor allem exportorientierte Technologien in renditestarken Branchen, ohne verbindliche Gegen- leistungen einzufordern und die Verantwortung der In- dustrie bei der Erforschung von Risiken festzuklopfen. Die Chancen, die für öffentliche Belange in Nanoent- wicklungen liegen, werden nicht mit Überzeugung auf- genommen. Deswegen braucht es Druck: Neben direktem Ver- braucherschutz hält Die Linke auch aus diesem Grund die Kennzeichnungspflicht für Produkte, die Nanoparti- kel enthalten, für ein ganz relevantes politisches Instru- ment. Nun werden Sie, meine Damen und Herren aus den Koalitionsfraktionen, auf diese auch von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen übernommene Forderung aus den Umweltorganisationen antworten, dass zum Beispiel auch in der allbekannten homogenisierten Milch Nano- partikel zusätzlich erzeugt werden. Jedenfalls wird vom Forschungsministerium eine fehlende Abgrenzung zu tradierten Verfahren als Hindernis für die Kennzeich- nung von Lebensmitteln benannt. Sicher, man muss hier eine mögliche Verunsicherung von Verbrauchern ernst nehmen. Aber hätten wir heute die Kennzeichnungs- pflicht für gentechnisch veränderte Organismen, wenn man damals so herangegangen wäre? Dort hat man sich für die Unterscheidung zwischen alten und neuen Ver- fahren der Genmanipulation entschieden. Weshalb also nicht auch in den Nanowissenschaften eine entspre- chende Lösung suchen? Die Linke hält diese Einwände für ein Ablenkungs- manöver. Wir wollen aber nicht nur mit der Mode gehen, sondern für uns zählt auch die Vernunft. Daher finden wir es notwendig, auch mit einem eigenen Antrag die Debatte über Vor- und Nachteile von Nanopartikeln wei- ter am Laufen zu halten, und werden Mechanismen im Sinne eines umfassenden Verbraucher- und Arbeits- schutzes vorschlagen. Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nanotechnologie gilt als eine der Schlüsseltech- nologien des 21. Jahrhunderts. Die Erwartungen an die Potenziale dieser neuen Technologie sind groß. Viele F v k z d g t a t h v d g t d g s t F d e k v t t w s d E f B d l l N B d e e d g g d a k b g s A z h a R f b t u s (C (D orschungs- und Umweltbereiche profitieren inzwischen on den Vorteilen der Beschaffenheit der kleinen Parti- el. Immer mehr erfolgreiche Forschungsprojekte haben u umsetzbaren Ergebnissen geführt, so zum Beispiel in er Ressourceneffizienz, im Bereich erneuerbarer Ener- ien, der Medizin oder der Materialforschung. Die nano- echnologische Forschung und Anwendung wird somit bsehbar zu einer nachhaltigen Umwelt- und Klimapoli- ik beitragen können. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, DIW, at Anfang November die Ergebnisse einer repräsentati- en Bevölkerungsbefragung veröffentlicht, in der es um ie allgemeine „Technikakzeptanz“ in der Bevölkerung ing. Die Nanotechnologie wurde dabei als ein konkre- es Beispiel abgefragt. Die Ergebnisse zeigen erstens, ass die Deutschen nicht generell „technikfeindlich“ ein- estellt sind, denn die in Deutschland gemessenen Ein- tellungen lagen im europäischen Durchschnitt. Zwei- ens reagierten über 40 Prozent der Befragten auf die rage: „Helfen Wissenschaft und Technik, die Probleme er Zukunft zu lösen, oder schaffen sie eher neue?“ un- ntschieden. Wir lesen diese Antwort als ein klares „Es ommt darauf an.“ Darauf nämlich, dass die Politik zu- erlässige Rahmenbedingungen setzt, damit aus neuen echnischen Entwicklungen, hier insbesondere Nano- echnologie, eben keine Gefahren für Mensch und Um- elt entstehen. Wer sich mit der Nanotechnologie befasst, wird chnell gewahr, dass die Kleinheit der Partikel neben all en Chancen und Potenzialen auch Risiken birgt. Die ntwicklung dieser Technologie ist so rasant, dass Ge- ahrenabwehr und Technikfolgenabschätzung in diesem ereich unabdingbar parallel laufen müssen. Schon in er letzten Legislaturperiode haben wir daher die dama- ige Bundesregierung aufgefordert, einen Bericht vorzu- egen, der den Regelungsbedarf nennt, der durch die utzung von Nanotechnologie in den verschiedensten ereichen entsteht. Zu diesem Bericht ist es aufgrund es Regierungswechsels nicht mehr gekommen. Erst mit inem neuen Antrag der Grünen erreichten wir, dass Sie ndlich aufwachen und sich um den Regelungsbedarf in er Nanotechnologie kümmern. Im Oktober 2007 wurde der Bericht nun endlich vor- elegt. Ich habe gehofft, dass Sie diese lange Zeit für ründliches Nachdenken und Prüfen genutzt haben. Lei- er wird diese Hoffnung enttäuscht. Sie kommen über llgemeine Erkenntnisse nicht hinaus: „Nanopartikel önnten (öko)toxikologische Nebenwirkungen mit sich ringen.“ Aber was folgern Sie daraus? Es bestehe „ge- enwärtig kein Veränderungsbedarf bei bestehenden Ge- etzen und Verordnungen“. Damit verschließen sie die ugen vor der Verantwortung, in der Sie stehen. In den wei Jahren, die Sie uns auf den Bericht warten ließen, at die Industrie die Anwendung der Nanotechnologien usgeweitet, ohne dass eine ausreichende begleitende isikoforschung und Technikfolgenabschätzung stattge- unden hat. Die Risiken weder bei der Herstellung noch ei der Nutzung noch bei der Entsorgung eines nano- echnologischen Produktes werden bisher umfassend nd kontinuierlich beforscht. Gefahrenabwehr und Vor- orge im Bereich der Nanotechnologie werden weder 13270 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) von der Wirtschaft noch von der Bundesregierung für nötig gehalten. Die Wirtschaft ist bisher nicht verpflich- tet, Nanopartikel in Produkten zu deklarieren. Wir halten dies aber für dringend notwendig, um den Verbraucher- schutz und den Schutz der Umwelt zu gewährleisten. Ein freiwilliges Meldeverfahren der Wirtschaft, wie Sie es vorschlagen, ist keine Lösung zur Erfassung potenzieller Risiken. Gerade die Lebensmittelwirtschaft hat uns in den letzten Jahren keinen Anlass geboten, ihr einen der- artigen Vertrauensvorschuss zu geben. Wir befürworten die Anwendung von Nanotechnolo- gie in solchen Formen, wo Partikel gebunden sind und bleiben. Wir unterstützen den Ausbau der öffentlichen Förderung von Nanotechnologien vor allem in den Be- reichen, die einen absehbaren Mehrwert erwarten lassen. Dazu gehören vor allem die Bereiche erneuerbare Ener- gien, Energiespartechnologien, Umwelt- und Medizin- technologien. Jedoch setzt in diesen wie auch in allen anderen Anwendungsbereichen die Nutzung von Nano- technologie einen verantwortungsvollen Umgang vo- raus: Die Risikoforschung muss fester Bestandteil bei der Förderung von nanotechnologischen Innovationen werden! Hier muss die öffentliche Hand mit gutem Bei- spiel vorangehen. Deswegen fordern wir, insgesamt 10 Prozent der öffentlichen Fördergelder für Nanotech- nologien für die begleitende Risikoforschung und für die Technikfolgenabschätzung zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig muss gewährleistet werden, dass auch die Unternehmen sich zumindest an der Risikoforschung be- teiligen. Darüber hinaus brauchen wir feste Regelungen bei Herstellung, Verwendung und Vermarktung von Nano- partikeln. Für Bereiche, in denen die Partikel direkt mit dem menschlichen Organismus in Kontakt gebracht wer- den, wie zum Beispiel durch den Verzehr von Lebens- mitteln, brauchen wir ein Moratorium. Hier ist es beson- ders dringend zu wissen, was die Partikel kurz-, mittel- und langfristig im menschlichen Organismus bewirken. Hinzu kommt für Bereiche wie Lebensmittel, Reini- gungsmittel und Kosmetika, dass bisher noch kein Mehrwert durch Nanotechnologie belegt werden kann. Brauchen wir Fleisch, das länger frisch aussieht, ohne tatsächlich frisch zu sein? Seit 2004 fordern wir, dass entsprechend den Vor- schlägen des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag die Anwendung von Nanotechno- logie durch ein systematisches Monitoring-Programm begleitet wird. Dabei müssen die biomedizinischen, öko- logischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fol- gen kontinuierlich erhoben und bewertet werden. Dabei darf es aber nicht bleiben. Erkenntnisse über Risikopo- tenziale müssen auch in gesetzgeberisches Handeln um- gesetzt werden. Sonst verlieren die Menschen das Ver- trauen in die Nutzbarkeit der Potenziale neuer Technologien. Das ist Ihre Aufgabe, sehr geehrte Bundesregierung! Ich hoffe, dass das jetzt nicht weitere zwei Jahre dauert, sondern dass Sie unsere Vorschläge annehmen und um- setzen. A t h K I f i n m W M g K s P w t u t P g E s a V w d b m s g t n C t e m r a r u w e D K l (C (D nlage 19 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebe- ner Produkte (Energiebetriebene-Produkte-Ge- setz – EBPG) (Tagesordnungspunkt 26) Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU): Moderne Mobili- ät und Energieversorgung basieren heute weltweit auptsächlich auf der Nutzung fossiler Energieträger. limawandel, steigende Energiepreise und wachsende mportabhängigkeit sind die damit verbundenen Heraus- orderungen. Zur Lösung dieser Herausforderungen sehe ch drei zentrale Elemente: Energie muss effizienter ge- utzt werden als heute, CO2-freie und moderne einhei- ische Energieträger müssen vorangebracht, und der ettbewerb muss weiter gestärkt werden. Denn nur der arkt liefert effiziente Ergebnisse. Klimaschutz ist Chefsache. Bestimmt wird die ener- iepolitische Agenda momentan vor allem durch die limapolitik. Allen voran hat die Kanzlerin den Klima- chutz zur Chefsache erklärt. Sie hat die EU- und G-8- räsidenschaft im ersten Halbjahr 2007 genutzt, um hier ichtige Akzente zu setzen. Die nationale Vorbildfunk- ion Deutschlands soll auf Europa übertragen werden, m so international weitere wichtige Treibhausgasemit- enten wie die USA, China oder Indien für ein gestärktes ost-Kioto-Regime zu gewinnen. Das energiepolitische Zieldreieck nicht aus den Au- en zu verlieren. Für die Union basiert eine integrierte nergie- und Klimapolitik auf drei Variablen: Klima- chutz, Bezahlbarkeit und Sicherheit. Wir werden darauf chten, dass diese drei Punkte in einem ausgewogenen erhältnis bleiben. Der Klimaschutz muss gemeistert erden, ohne Wachstum und Arbeitsplätze zu gefähr- en. Diesen Punkt hat auch die Kanzlerin immer wieder etont. Energiepolitik ist in erster Linie Standortpolitik. Nur it wettbewerbsfähigen Energiepreisen kann die deut- che Wirtschaft für den globalen Konkurrenzkampf fit emacht werden. Nur eine gesunde und gestärkte Indus- rie hat die Innovationskraft, die Klimaschutzziele natio- al umzusetzen und gleichzeitig in der weltweiten hampions League für Effizienz und saubere Energie- echnologien mitzuspielen. Wir müssen den Klimaschutz effizient und marktori- ntiert umsetzen. Oberste Prämisse beim Klimaschutz uss sein, die ambitionierten Ziele kosteneffizient zu er- eichen. Maßnahmen müssen vor allem in den Bereichen nsetzen, in denen die CO2-Vermeidungskosten am ge- ingsten sind. Nur so werden die Wettbewerbsfähigkeit nd die Sicherheit der Energieversorgung ebenfalls ge- ährleistet. Am kostengünstigsten ist die Nutzung von Energie- ffizienzpotenzialen, insbesondere im Gebäudebereich. ie Energieeffizienz ist der energie- und klimapolitische önigsweg und wird allen drei Variablen des energiepo- itischen Zieldreiecks gerecht: Sie senkt die Importab- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13271 (A) ) (B) ) hängigkeit, sie reduziert die Klimabelastung, und sie senkt die Strom- und Gasrechnung. Einsparungen können sogar mit einem positiven Er- trag erreicht werden. Das heißt, diese Potenziale liegen brach und brauchen nur einen Anstoß, um geweckt zu werden und kein dauerhaftes und teures Förderpro- gramm. Mehr Transparenz, bessere Informationen über den Energieverbrauch von Produkten oder auch Vor-Ort- Beratung für Haushalte und mittelständische Unterneh- men sind Bausteine für einen lebendigen Markt für Ener- gieeffizienz, auf dem der Kunde selbst entscheidet, wie er die Energie einsparen will. Mit dem Gesetz packt die Bundesregierung einen Be- reich an, der oft im Fokus des öffentlichen Interesses steht, wie die Debatte um Stand-by oder Energiespar- lampen zeigt. Doch mangelte es bislang an politischer Initiative und durchdachten lnstrumenten, um diese Potenziale zu nutzen. Der Fokus liegt bislang eindeutig auf der Angebotsseite, mit der Steigerung der erneuerba- ren Energien in allen Bereichen, dem Emissionshandel etc. Auf energiebetriebene Produkte entfällt ein großer Teil des Verbrauchs von natürlichen Ressourcen und Energie in der EU. Sie haben auch eine Reihe weiterer wichtiger Umweltauswirkungen. Bei den meisten in der EU auf dem Markt befindlichen Produktarten sind bei ähnlicher Funktion und Leistung sehr unterschiedliche Umweltauswirkungen zu beobachten. Insbesondere soll durch Verbesserung der Energieef- fizienz ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Ziel- vorgaben für Treibhausgasemissionen in der EU geleis- tet werden. Die Elektrizitätsnachfrage ist die am schnellsten wachsende Kategorie des Endenergiever- brauchs und wird Prognosen zufolge in den nächsten 20 bis 30 Jahren weiter steigen, sofern keine politischen Maßnahmen gegen diese Tendenz ergriffen werden. Energieeinsparungen sind darüber hinaus die kosten- günstigste Art, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und die Abhängigkeit von Einfuhren zu verringern. Derzeit existieren keine anspruchsvollen Energieeffi- zienzstandards für strom- und energieverbrauchende Produkte. Zudem wissen die Verbraucher beim Kauf von Geräten nicht, wie hoch die Stromkosten des Gerätes sind, und können diese daher nicht in ihre Kaufentschei- dung einbeziehen. Das Augenmerk darf nicht nur auf den Anschaffungskosten liegen, sondern der gesamte Lebenszyklus muss berücksichtigt werden. Um eine breitflächige Markteinführung energieeffizi- enter Produkte zu beflügeln, brauchen wir auf der einen Seite anspruchsvolle Standards und auf der anderen Seite eine verbraucherfreundliche und transparente Ver- brauchskennzeichnung der Produkte. Hier müssen wir darauf achten, dass nicht – wie oft versucht – ordnungs- rechtlich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Zu viel Bürokratie und globale wie europaweite Wettbe- werbsverzerrungen müssen vermieden werden. Bis zum Jahr 2020 strebt die Bundesregierung des- halb das Ziel an, die gesamtwirtschaftliche Energiepro- d b d i s g V m l d M d t s l n g n a h E r l e g d o s w w P a P E z d W z b e i u d U U E n W D s d s (C (D uktivität gegenüber dem Jahr 1990 zu verdoppeln. Dies edeutet, dass im Jahr 2020 pro Einheit Bruttosozialpro- ukt nur halb so viel Energie verbraucht werden soll wie m Jahr 1990. Ein Patentrezept zur nachhaltigen Unter- tützung von Energieeinsparung und Energieeffizienz ibt es nicht. Das ist schon allein deshalb so, weil die ermeidung zusätzlicher Bürokratien und unverhältnis- äßiger staatlicher Eingriffe einen hohen wirtschaftspo- itischen Stellenwert hat. Wie viele Beispiele insbeson- ere aus der deutschen Industrie zeigen, sind diejenigen aßnahmen für Energieeinsparung und Energieeffizienz ie wirksamsten, die sich aufgrund der Preis- und Kos- enrelationen über die Märkte selbst durchsetzen. Somit gilt es, staatliche Initiativen und Aktivitäten auf olche Bereiche zu konzentrieren, in denen wirtschaft- ich rentable und somit für die Volkswirtschaft an sich ützliche Energieeinsparmaßnahmen deshalb nicht er- riffen werden, weil dies durch bestehende Markthemm- isse verhindert wird, also zum Beispiel wegen Mangels n Informationen und direkten Anreizen oder wegen zu oher Transaktionskosten. Das Gesetz ist ein wichtiger Schritt, um beim Thema nergieeffizienz bei energiegetriebenen Produkten vo- anzukommen. Es dient als Rechtsrahmen und gewähr- eistet europaweit einheitliche Verfahren. Details zu den inzelnen Produktgruppen werden noch in Verordnun- en erarbeitet. Hier kommt es auf die Spezifika des Pro- uktes an, ob wir etwa den Top-Runner-Ansatz wählen der weitergehende Ver- und Gebote erlassen. Im engen Dialog mit der Industrie müssen wir dafür orgen, dass aus dem Gesetz eine Win-win-Situation ird: für das Klima, da weniger Ressourcen verbraucht erden, und für die Industrie selbst, die mit innovativen rodukten erst den europäischen und im weiteren Schritt uch den internationalen Markt bedienen kann. Dr. Axel Berg (SPD): Mit dem Energiebetriebene- rodukte-Gesetz setzen wir heute eine Richtlinie der U-Kommission um, die für das Erreichen der Klima- iele der Bundesregierung und auch für das Erreichen er Klimaziele der Europäischen Union unerlässlich ist. ir schaffen damit den Rahmen für verbindliche Effi- ienzstandards bei der Einführung von energiebetrie- enen Produkten in den Europäischen Binnenmarkt. Das Gesetz legt noch keine Standards fest, sondern rmöglicht die Einrichtung eines Regelungsausschusses n Brüssel, in dem alle Mitgliedstaaten vertreten sind nd der für verschiedene Produktgruppen Effizienzstan- ards finden soll. Damit soll es in der Europäischen nion flächendeckend zu einem massiv effizienteren mgang mit Energie und anderen Ressourcen kommen. s soll beispielsweise nicht nur der Stromverbrauch ei- er Waschmaschine vorgeschrieben, sondern auch deren asserverbrauch als Maßstab mitberücksichtigt werden. as ist richtig und nachhaltig. Damit dies allerdings ge- chehen kann, müssen wir den prozeduralen Rahmen mit em heute vorliegenden Gesetz schaffen. Die Idee ist einfach und effektiv. Eine Marktzulas- ung in Europa erhalten nur die Produkte, die die vorge- 13272 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) schriebenen Grenzwerte einhalten. Damit soll in ganz Europa mehr Effizienz im Umgang mit teuren und end- lichen Ressourcen ermöglicht werden. Deshalb werden wir Parlamentarier genau beobach- ten, wie in Brüssel gehandelt wird. Wir wollen ambitio- nierte Standards, um das Effizienzziel von 20 Prozent Steigerung gegenüber 1990, das im Meseberger Pro- gramm der Bundesregierung festgelegt wurde, zu errei- chen. Das ist nur zu schaffen, wenn wir in allen Berei- chen die ambitioniertesten Ziele verfolgen. Wir wollen deshalb das in Japan sehr erfolgreiche Instrument des „Top Runners“ einführen. Es handelt sich um ein ein- faches, dynamisches marktwirtschaftliches Instrument, das die Effizienzstandards des besten Produkts seiner Klasse nach einer festgelegten Zeit zum Standard für alle Produkte dieser Klasse macht. Schon im Koalitionsver- trag haben wir uns für die Einführung eines solchen Pro- gramms auf europäischer Ebene eingesetzt. Das werden wir nun mit Nachdruck in Brüssel fordern. Die in Brüssel entsprechend gemachten Vorgaben sol- len dann durch den Bundestag in deutsches Recht umge- setzt werden. So können wir überprüfen, ob die Stan- dards aus Brüssel ambitioniert genug sind, um unsere nationalen, aber auch die europäischen Ziele der Effi- zienzsteigerung zu erreichen. Gudrun Kopp (FDP): Der heute zu beratende Ge- setzentwurf der Bundesregierung zur umweltgerechten Gestaltung energiebetriebener Produkte (EBPG) stellt die Umsetzung einer EU-Richtlinie dar, an der wir in Deutschland nicht vorbeikommen. Manches, das in der sogenannten Ökodesignrichtlinie geregelt wird, deckt sich dabei mit Ideen, die auch die FDP teilt, anderes wi- derspricht unseren Vorstellungen. Aus diesem Grunde wird sich die FDP heute der Stimme enthalten. Der Grundgedanke, dass auch energiebetriebene Pro- dukte einen großen Beitrag leisten können, um die Ziele der Energieeinsparung, CO2-Vermeidung und der Ener- gieeffizienz zu verwirklichen, ist ja nicht falsch. Die Frage ist nur immer, wie diese Ziele verwirklicht werden können. Als Liberale haben wir hier – wie auch andern- orts – immer in erster Linie auf den Markt gesetzt. Grundvoraussetzung dafür sind hinreichend gekenn- zeichnete Geräte, die es dem Verbraucher ermöglichen, eine informierte Entscheidung zu treffen. Deshalb halte ich beispielsweise die Energieeffizienzkennzeichnung von Elektrogeräten vor diesem Hintergrund für eine Er- folgsgeschichte. Insofern aber wird staatliches Eingrei- fen dort problematisch, wo so konkret in die Produktent- wicklung eingegriffen wird, dass durch eine Ausdünnung des Angebots bestimmte Entscheidungen vom Konsu- menten gar nicht mehr getroffen werden können. Genau in dieser Richtung droht aber Gefahr durch die Ökode- signrichtlinie, was allerdings dem Regierungsentwurf nicht angelastet werden kann. Hier und heute stellt sich vielmehr die Frage, inwie- weit der Gesetzentwurf eine Eins-zu-eins-Umsetzung der Ökodesignrichtlinie darstellt. Der Bundesrat hat hieran in seiner Stellungnahme einige Zweifel geäußert, denen die Koalitionsfraktionen in Teilen gefolgt sind. So i c s d z g E r B d u m m P D b t i h n h t R a G z g P r S d w i S i e m m t d z r M m m n Z n R r l c D l e (C (D st zu begrüßen, dass im Bereich der Produktüberwa- hung nunmehr auf das bereits bestehende Informations- ystem ICSMS zurückgegriffen wird. Andere Einwände es Bundesrates allerdings bestehen fort, und ich möchte umindest die Gelegenheit nutzen, auf einen grundle- enden Zusammenhang hinzuweisen. Das Nebeneinander verschiedenster Richtlinien der U mit zum Teil sich überschneidenden Anwendungsbe- eichen bedarf dringend einer Korrektur. Dass nun zum eispiel ein und dasselbe Produkt auf sich teilweise wi- ersprechende Anforderungen der Ökodesignrichtlinie nd der Produktsicherheitsrichtlinie Rücksicht nehmen uss, ist ein nicht akzeptabler Zustand. Auch Brüssel uss sich fragen lassen, ob es wirklich sinnvoll ist, die roduzenten in Europa mit einem immer engeren ickicht von Detailvorschriften zu überziehen. So lo- enswert es ja ist, dass die Hersteller hier zumindest par- iell einbezogen werden, so unsinnig wird das Ganze mit mmer stärker zunehmender Komplexität. Ich teile des- alb ausdrücklich die Kritik des Bundesrates, der in sei- er Stellungnahme sehr eindringlich darauf hingewiesen at, dass hinsichtlich des Inverkehrbringens von Produk- en mittlerweile Regelungen in den verschiedensten ichtlinien existieren. Wir müssen als Mitgliedstaaten ufpassen, dass hier nicht die Bürokratiewut der EU das egenteil dessen hervorbringt, das sie vorgibt erreichen u wollen, nämlich faire Wettbewerbsbedingungen. Das führt mich zu dem wesentlicheren Einwand ge- en die Ökodesignrichtlinie, den ich hier zumindest zu rotokoll geben möchte. Die sogenannten Durchfüh- ungsvorschriften werden über kurz oder lang die chleusen öffnen für einen politischen Ansatz, bei dem ie Geräteeigenschaften von Produkten zumindest in esentlichen Teilen staatlich vorgegeben werden. Dies st nicht nur technologiepolitisch bedeutsam, weil der taat noch nie zum Innovator taugte. Ein solcher Ansatz st auch wettbewerbspolitisch höchst gefährlich. Öffnet r doch einem Verhalten von marktmächtigen Unterneh- en Tür und Tor, das darauf hinausläuft, eigene Designs arkt- und lobbyschwächeren Unternehmen aufzuok- royieren, um insbesondere innovative Spartenprodukte er Wettbewerber zu unterbinden. Im Übrigen kann dies u einer Lobbypolitik des permanenten Antichambrie- ens führen, die zumindest unseren Vorstellungen einer arktwirtschaft, in welcher der Staat den Ordnungsrah- en für Wettbewerb setzt, aber nicht dessen Inhalte, assiv zuwiderläuft. Wenn also die FDP das heute vorliegende Gesetz icht ablehnt, so in erster Linie in Anerkenntnis der wangsläufigkeit, dass die zugrunde liegende Richtlinie un einmal in Kraft getreten und damit in deutsches echt umzusetzen ist. Gleichwohl aber bleiben in unse- er Fraktion gewisse Bauchschmerzen, und ich appel- iere deshalb an die Bundesregierung, zumindest ein wa- hes Auge auf die Konsequenzen des Gesetzes zu haben. Hans-Kurt Hill (DIE LINKE): Besser spät als nie. as ist die Devise der Großen Koalition. Mit dem vor- iegenden Gesetzentwurf setzt die Bundesregierung ine EU-Richtlinie vom Juli 2005 endlich um. Wie zu Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13273 (A) ) (B) ) erwarten, sind auch Nachbesserungen erforderlich. Deshalb – das möchte ich gleich vorwegnehmen – stimmt die Linke dem entsprechenden Entschließungs- antrag der Grünen zu. Die ökologische Ausgestaltung von Produkten und deren Kennzeichnung ist wichtig und richtig. Verbrau- cherinnen und Verbraucher haben ein Recht, zu erfahren, wie die Umweltbilanz einzelner Sachen aussieht. Aller- dings bleibt der Vorschlag der Bundesregierung auf hal- bem Wege stehen. Wie üblich, wird nur im Wortlaut um- gesetzt, was aus Brüssel kommt – besser ein bisschen weniger. Notwendig wäre gewesen, den Begriff der Nachhal- tigkeit bei diesem Gesetz zu verinnerlichen. Das bedeu- tet, dass bei Wirtschaftsgütern sowohl die ökologischen als auch die sozialen Aspekte im vollen Umfange be- rücksichtigt werden müssen. Die Globalisierung bringt es mit sich, dass viele Dinge des Alltags in Schwellen- und Entwicklungslän- dern produziert werden. Das ist für die Hersteller nicht nur billiger. Auch die energieintensiven Prozesse werden nach China oder in andere Länder verlagert. Das lässt die deutsche Energiebilanz zwar im hellen Lichte er- scheinen. In China aber führt das in eine ökologische Katastrophe. Die Umweltschäden wiederum verschlech- tern die gesundheitliche Situation der Menschen vor Ort erheblich. Gar nicht denken mag ich an die abstoßenden Arbeitsbedingungen, mit denen die Menschen in den Schwellenländern unsere Geiz-ist-geil-Kultur bezahlen müssen. All diese Aspekte gehören auf den Beipackzettel oder besser auf die Verpackung von energiebetriebenen Pro- dukten. Die sogenannte CE-Kennzeichnung reicht hier nicht aus. Sie ist eine freiwillige Erklärung eines Her- stellers, dass seine Produkte die EU-weiten Richtlinien im Wesentlichen einhalten. Verbraucherinnen und Ver- brauchern sagt sie nicht viel. Deshalb bedarf es zusätzli- cher Hinweise und einer unabhängigen Kontrolle. Damit sind wir beim nächsten Stichwort: Die Über- wachung der Einhaltung der Standards von Produkten soll bei den Bundesländern liegen. Um es klar zu sagen: Diese Überwachung wird nicht stattfinden. Erstens ist überhaupt kein Personal vorhanden. Zweitens kommen die Länder auch in anderen Bereichen ihrer Überwa- chungspflicht nicht nach. Sie alle kennen die Angaben auf Kühlschränken und Waschmaschinen zum Energieverbrauch: C ist schlecht, A gut, A++ sehr gut. Für diese Energieverbrauchskenn- zeichnung, die für alle Hersteller Pflicht ist, haben die meisten Bundesländer nicht einmal Vollzugsbehörden benannt, geschweige denn, dass sie Kontrollen durch- führen. Stattdessen sind Verbraucherschutzverbände ge- zwungen, die Geräteanbieter abzumahnen. Es gibt sogar Hersteller, die selbst Juristen bemühen, um gegen Kon- kurrenten vorzugehen, die der Kennzeichnungspflicht nicht nachkommen. Denn wer sich mit Energieschleu- dern durchmogelt, missbraucht den Markt. Ich frage deshalb die Bundesregierung: Wie wollen Sie nach Verabschiedung des vorliegenden Gesetzes eine Ü n D d s e H e v Ö m S z K s G R n e P n G d e U n g C d d s s i S G k E s t a d s i e e G w S L s A i s w b s (C (D berwachung sicherstellen? Ich bin mir sicher, dass Ih- en der Bundesrat da noch einige Hausaufgaben aufgibt. ie Linke wird sich deshalb enthalten. Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit em vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregierung ollen jetzt endlich die Weichen gestellt werden, um nergiebetriebene Geräte – vom Kühlschrank bis zum eizkessel – künftig umweltverträglicher und energie- ffizienter zu machen. Wieder einmal kommt der Impuls on der EU-Ebene. Die dem Gesetz zugrunde liegende kodesignrichtlinie ist immerhin das zentrale Instru- ent, um die im EU-Energieeffizienzplan vorgesehene enkung des Stromverbrauchs von Geräten um 20 Pro- ent bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Und wer in das lima- und Energieprogramm der Bundesregierung chaut, findet beim Punkt Förderung stromeffizienter eräte kaum mehr als eben die Umsetzung dieser EU- ichtlinie. Dieser Bedeutung entsprechend, können wir also ei- en großen Wurf erwarten. Und der wäre auch dringend rforderlich. Schließlich ist der Stromverbrauch in den rivathaushalten ungeachtet aller Energiespardiskussio- en seit 1990 um 16 Prozent gestiegen. Ein wesentlicher rund dafür ist die wachsende Zahl energieverschwen- ender Geräte. Viele davon besitzen nicht einmal mehr inen Ausschaltknopf und verschwenden rund um die hr teuren und klimaschädlich erzeugten Strom. Doch ach der zu erwartenden Tatkraft sucht man in dem Re- ierungsentwurf vergebens. Das Gesetz versprüht den harme einer bürokratischen Pflichterfüllung, wo es och eigentlich ein ambitioniertes Instrument für die ringend erforderliche Steigerung der Energieeffizienz ein müsste. Da reicht es auch nicht, darauf zu verwei- en, dass hier und heute nur der Rahmen aufgetan wird, n dem künftig konkrete Verordnungen für die jeweiligen tandards der Geräte gestellt werden sollen. Denn das esetz weist entscheidende Schwächen auf, die es zu orrigieren gilt. An erster Stelle ist zu nennen, dass die inhaltung der Ökodesignrichtlinie von den Herstellern elbst durch den Aufdruck eines CE-Zeichens dokumen- iert wird. Diese Form der Selbstdeklaration reicht nicht us, um gefährliche und umweltschädliche Importpro- ukte vom Markt fernzuhalten, wie das Beispiel schad- toffverseuchter Spielzeuge aus China zeigt. Wir fordern n unserem Entschließungsantrag zu dem Gesetz deshalb ine Ergänzung der Verbraucherinformation, etwa durch in unabhängig kontrolliertes Prüfzeichen analog zum S-Zeichen und eine Produktinformation zu den Um- eltstandards des Produkts für Kunden. Ein weiterer chwachpunkt ist die Marktüberwachung, die Sache der änder ist. Hier fehlt es nicht nur an Geld und Personal, ondern auch an Ideen. Die von der Bundesregierung in ussicht gestellte Unterstützung der Länder wirkt mit hren 2,5 Stellen geradezu lächerlich. Von einer wirksamen Marktkontrolle kann keine Rede ein. Es wird vielmehr zu einem Gesetz kommen, das eder mehr Transparenz für Verbraucher bringt noch essere Energiestandards am Markt verbindlich durch- etzt. 13274 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Wir fordern daher von der Bundesregierung, zusam- men mit den Ländern ein Überwachungskonzept zu erar- beiten, das in der Praxis funktioniert. 2,5 Stellen werden da nicht weiterhelfen. Dashalb fordern wir eine haus- haltsneutrale Nachbesserung. Schließlich erwarten wir von der Bundesregierung über das vorliegende Gesetz hinaus endlich einen Vorschlag für einen Top-Runner- Ansatz nach japanischem Vorbild zu erarbeiten; denn an- spruchsvolle Energiestandards bei Geräten sind nur die halbe Miete. Wir brauchen auch eine dynamische Wei- terentwicklung der Energieeffizienz. Dazu ist kein In- strument besser geeignet als eben der in Japan äußerst wirkungsvolle Top-Runner-Ansatz. Seit Jahren behaup- ten die Minister Gabriel und Glos stoisch, es werde dem- nächst eine europäische Variante des Top-Runner-Ansat- zes geben. Wie diese allerdings aussehen soll, darüber schweigen sie. Wir fordern die Bundesregierung deshalb auf, ihren Worten jetzt endlich Taten folgen zu lassen und einen konkreten Vorstoß in dieser Frage zu unter- nehmen. Anlage 20 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnah- men bei Gefährdung des Kindeswohls (Tages- ordnungspunkt 27) Ute Granold (CDU/CSU): Wir beraten heute in ers- ter Lesung den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Ge- fährdung des Kindeswohls. Vernachlässigte und misshandelte Kinder brauchen die Hilfe des Staates. In letzter Zeit haben sich erschüt- ternde Berichte über Eltern, die ihre Kinder misshandeln oder vernachlässigen, gehäuft. Nicht zuletzt der schreck- liche Tod des kleinen Kevin aus Bremen hat uns die Ver- antwortung der Gemeinschaft für diese Kinder drastisch vor Augen geführt. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse hat das Bun- desjustizministerium im März 2006 die Expertengruppe „Familiengerichtliche Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls“ eingesetzt, die im November 2006 eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen für die Familien- rechtspraxis vorgelegt hat. Nach geltendem Recht darf das Familiengericht nur dann in die elterliche Sorge eingreifen, wenn und soweit die Gefährdung des Kindeswohls auf einem Fehlverhal- ten bzw. Versagen der Eltern beruht. In der Praxis ist es jedoch häufig sehr schwer, ein solches konkretes Fehl- verhalten der Eltern nachzuweisen. Das Anknüpfen an ein „elterliches Erziehungsversagen“ hat sich vor diesem Hintergrund als untauglich erwiesen. Kritisiert wurden zudem die für den Fall einer Kin- deswohlgefährdung vorgesehenen Rechtsfolgen. Nach geltendem Recht haben die Familiengerichte die zur Ab- wendung der Gefahr „erforderlichen Maßnahmen“ zu er- greifen. Diese Formulierung beinhaltet theoretisch eine V P s g z t Z F g L f m d E s d P z e s d g s w g d g l G R g s s j e 2 v s t a D m m R H e s t s v z V s B g W n p (C (D ielzahl von möglichen Eingriffsmaßnahmen. In der raxis ist jedoch festzustellen, dass die Gerichte von die- en Möglichkeiten kaum Gebrauch machen. Vielmehr reifen sie in den meisten Fällen auf die „Ultima Ratio“ urück, indem sie den Eltern das Sorgerecht ganz oder eilweise entziehen. Problematisch erscheint in diesem usammenhang auch die Rolle der Jugendämter, die die amiliengerichte oft erst dann einschalten, wenn die ei- enen Einwirkungsversuche gescheitert sind und die age sich dramatisch zugespitzt hat. Eine Vielzahl von rühzeitigen – gerichtlichen wie behördlichen – Einfluss- öglichkeiten bleibt somit ungenutzt. Ein weiteres Defizit des geltenden Rechts besteht in er fehlenden Verpflichtung der Familiengerichte, ihre ntscheidungen in einem angemessenen zeitlichen Ab- tand zu überprüfen und sie gegebenenfalls an eine geän- erte Situation anzupassen. Dies führt in der Praxis zu roblemen: Die Jugendämter sind in der Folge äußerst urückhaltend, wenn es darum geht, im konkreten Fall rneut gerichtliche Maßnahmen zu beantragen. Noch chwerer wiegen die Auswirkungen auf das Verhalten er Eltern. Ihre Kooperationsbereitschaft wird in der Re- el deutlich abnehmen. In vielen Fällen dürften sie sich ogar durch die gerichtliche Feststellung in ihrer Sicht- eise bestätigt fühlen und eine Kooperation mit dem Ju- endamt bis auf Weiteres einstellen. Der vorliegende Gesetzentwurf setzt im Wesentlichen ie Änderungsvorschläge der Expertengruppe um: Aus- angspunkt der Überlegungen ist das verfassungsrecht- ich geschützte „Elternrecht“. Nach Art. 6 Abs. 2 und 3 G sind Pflege und Erziehung der Kinder das natürliche echt der Eltern. Eingriffe in dieses Recht bedürfen rundsätzlich einer besonderen Rechtfertigung und müs- en sich stets an den Grenzen der Verhältnismäßigkeit owie der Subsidiarität orientieren. Das Elternrecht ist edoch nicht nur ein Grundrecht, es ist zugleich auch ine Verpflichtung der Eltern. So heißt es in Art. 6 Abs. GG: „Pflege und Erziehung der Kinder sind … die zu- örderst ihnen – den Eltern – obliegende Pflicht“. Ange- ichts dieser Pflichtbindung unterscheidet sich das „El- ernrecht“ von allen anderen Grundrechten und wird llgemein auch als „Elternverantwortung“ bezeichnet. as Bundesverfassungsgericht hat in diesem Zusam- enhang wiederholt klargestellt, dass das „Elternrecht“ aßgeblich dem Kindeswohl diene und wesentlich ein echt im Interesse des Kindes sei, das auf Schutz und ilfe angewiesen ist. Insofern kann man also auch von inem treuhänderischen Recht sprechen. Dort, wo die Eltern nicht willens oder in der Lage ind, das Kindeswohl zu schützen, begründet die „El- ernverantwortung“ für das gefährdete Kind einen An- pruch auf Schutz und für die Gemeinschaft bzw. die sie ertretenden staatlichen Institutionen eine Pflicht, alles u unternehmen, um das Kind vor Misshandlungen oder ernachlässigungen zu schützen. Die Verbesserungsvor- chläge der Expertengruppe sowie die sich häufenden erichte über schwerste Fälle von Kindesmisshandlun- en und -vernachlässigungen zeigen jedoch in trauriger eise, dass die Gemeinschaft diesem Anspruch bisher icht immer gerecht werden konnte und sie daher ver- flichtet ist, neue Lösungsansätze zu finden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13275 (A) ) (B) ) Ziel des vorliegenden Gesetzentwurfs ist es, gefähr- dete Kinder so früh wie möglich zu schützen. Familien- gerichte, Jugendämter, Schule und Polizei müssen in Zu- kunft noch besser zusammenarbeiten und im Einzelfall früher tätig werden. Ausgangspunkt aller Überlegungen muss die Erkenntnis sein, dass Prävention das beste Mittel ist, um Kinder zu schützen. Zentraler Ansatz des vorlie- genden Gesetzentwurfs ist folglich, frühzeitige Maßnah- men zu ergreifen, um anders als bisher eine Zuspitzung der Lage möglichst zu verhindern. Dazu kann die hier vorgeschlagene frühzeitige Ein- schaltung der Familiengerichte, die – anders als Jugend- ämter – verpflichtend auf die Eltern einwirken können, ganz wesentlich beitragen. Der Gesetzentwurf sieht in diesem Sinne vor, das „elterliche Erziehungsversagen“ in § 1666 Abs. 1 BGB als Voraussetzung für ein gericht- liches Eingreifen zu streichen. Dies senkt die Hürden für ein gerichtliches Eingreifen, fördert damit eine frühere Anrufung der Familiengerichte und beseitigt darüber hi- naus die Gefahr, dass die Kooperationsbereitschaft der Eltern wegen der gerichtlichen Feststellung des „Erzie- hungsversagens“ stärker als erforderlich beeinträchtigt wird. Für die Einführung einer gesetzlichen Vermutung der Kindeswohlgefährdung für bestimmte, konkret auf- gezählte Fälle besteht im Übrigen kein praktisches Be- dürfnis. Wir haben deshalb bewusst von einer entspre- chenden Ergänzung abgesehen. Der Gesetzentwurf sieht außerdem eine Konkretisie- rung der Rechtsfolgen vor. Dieser Vorschlag hat in den Stellungnahmen der im Vorfeld bereits beteiligten Län- der und Verbände breite Zustimmung gefunden. Die Ge- richte werden künftig stärker als bisher von den verschiedenen, unter der Schwelle der Sorgerechtsent- ziehung stehenden Instrumenten Gebrauch machen. Der Gesetzentwurf führt in diesem Zusammenhang beispiel- haft das an die Eltern gerichtete und nach § 33 FGG durchsetzbare Gebot auf, Leistungen der Kinder- und Ju- gendhilfe in Anspruch zu nehmen oder für die Einhal- tung der Schulpflicht zu sorgen. Die Gerichte können somit künftig familiengerichtli- che Weisungen an die Eltern erteilen, das heißt, sie kön- nen auf die Eltern einwirken, Kindergartenbetreuung in Anspruch zu nehmen, einen Anti-Gewalt-Trainingskurs zu absolvieren oder das Kind ärztlich untersuchen zu las- sen. Diese Änderung fördert in geeigneten Fällen eine frühzeitige Anrufung der Familiengerichte und trägt so dem Gedanken der Prävention Rechnung. Soweit das Familiengericht von gerichtlichen Maß- nahmen absieht, soll es künftig verpflichtet werden, in ei- nem angemessenen Zeitabstand zu überprüfen, ob diese Entscheidung aufrechtzuerhalten oder aus sachlichen Gründen durch eine gerichtliche Maßnahme zum Schutz des Kindeswohls zu ersetzen ist. Hat sich in der Zwi- schenzeit etwa herausgestellt, dass die Eltern eine be- stimmte Zusage nicht eingehalten haben, kann das Ge- richt nunmehr die erforderliche Maßnahme treffen, von der es zunächst noch abgesehen hatte. Der Gesetzentwurf sieht eine Reihe weiterer Ände- rungen vor, die zum Teil bereits im Entwurf des FGG- Reformgesetzes enthalten sind und dazu beitragen w z s G K f V d l c i l g d g t K r v R m n n d § s t P d d g Ä k l I s h l d l g M d d g f m g v e r b g w (C (D erden, dass Kindeswohlgefährdungen möglichst früh- eitig angegangen werden. Wir wollen zum einen ein ge- etzliches Beschleunigungsgebot für Verfahren wegen efährdung des Kindeswohls festschreiben, das heißt indeswohlverfahren sollen künftig vorrangig durchge- ührt werden. Ferner soll im Rahmen des gerichtlichen erfahrens ein sogenanntes Erziehungsgespräch stattfin- en, bei dem die Kindeswohlgefährdung mit allen Betei- igten erörtert werden soll. Sinn und Zweck einer sol- hen Erörterung ist es, die Eltern noch stärker als bisher n die Pflicht zu nehmen und auf sie einzuwirken, öffent- iche Hilfen in Anspruch zu nehmen und mit dem Ju- endamt zu kooperieren. Die Gerichte sollen im Rahmen ieser Erörterung den Eltern den Ernst der Lage vor Au- en führen, darauf hinwirken, dass sie notwendige Leis- ungen der Jugendhilfe annehmen, sowie auf mögliche onsequenzen – beispielsweise den Entzug des Sorge- echts – hinweisen. Im Interesse eines effektiven präventiven Schutzes on Kindern enthält der Gesetzentwurf im Weiteren eine eihe von Maßnahmen, um die Zusammenarbeit der Fa- iliengerichte mit Jugendämtern und anderen Institutio- en nachhaltig zu stärken. Um mehr Rechtssicherheit in Fällen von „geschlosse- er Unterbringung“ zu schaffen, wollen wir schließlich ie Voraussetzungen für die Erteilung einer nach 1631 b BGB erforderlichen Genehmigung für die ge- chlossene Unterbringung eines Minderjährigen konkre- isieren. Damit werden bestehende Unsicherheiten der raxis ausgeräumt. Die vorgesehene Änderung stellt zu- em klar, dass die geschlossene Unterbringung des Min- erjährigen stets das letzte Mittel sein muss und am stren- en Maßstab der Verhältnismäßigkeit zu prüfen ist. Zusammenfassend ist festzuhalten: Die vorgesehenen nderungen werden künftig einen effektiven, am Gedan- en der Prävention ausgerichteten Schutz von vernach- ässigten und misshandelten Kindern gewährleisten. Im nteresse des Kindeswohls hoffe ich auf zügige und kon- truktive Beratungen. Christine Lambrecht (SPD): Die Bundesregierung at den Entwurf eines Gesetzes zur Erleichterung fami- iengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kin- eswohls vorgelegt. Mit dieser Reform kommt die staat- iche Gemeinschaft ihrer Aufgabe nach, Kindern ein esundes Aufwachsen zu ermöglichen und sie mit allen itteln vor Gefährdung zu schützen. Dazu verpflichtet as Grundgesetz sie für den Fall, dass Eltern den Schutz es Kindes nicht gewährleisten. Uns allen sind noch die erschütternden Berichte ge- enwärtig, in denen Kinder durch die Unfähigkeit über- orderter Eltern vernachlässigt oder sogar vorsätzlich isshandelt wurden. Dies war die Folge zu späten Ein- reifens der Jugendämter und Familiengerichte. Wie die om BMJ vor dem Hintergrund solcher schlimmen Fälle ingesetzte Arbeitsgruppe von Experten aus Familienge- ichten, der Kinder- und Jugendhilfe und der Vertreter etroffener Verbände festgestellt haben, schalten die Ju- endämter die Gerichte oftmals erst nach einem zu lang- ierigen und leider oft zu unergiebigen Hilfeprozess ein. 13276 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Denn häufig kooperieren die Eltern in solchen Problem- fällen nicht oder nur ungern mit dem Jugendamt. Die Gerichte werden dann in der Regel nur noch mit dem einzig verbliebenen Ziel angerufen, den Eltern das Sor- gerecht ganz oder teilweise zu entziehen. Oft bleibt den Gerichten dann nichts anderes mehr übrig. Bei einer schon zugespitzten Gefährdung des Kindes kommt es für das Gericht nicht mehr in Betracht, weniger einschnei- dende Maßnahmen zu treffen, wie etwa verpflichtend auf die Eltern einzuwirken, Kindergartenbetreuung in Anspruch zu nehmen oder das Kind ärztlich untersuchen zu lassen. Ausgangspunkt aller Überlegungen ist daher die Er- kenntnis, dass Prävention das beste Mittel ist, um Kinder effektiv vor Gefährdungen zu schützen. Familienge- richte und Jugendämter müssen daher ihre jeweiligen Aufgaben im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft wahrnehmen. Hier setzt der Gesetzentwurf an. Er trägt dabei den Ergebnissen der Arbeitsgruppe Rechnung und gestaltet die Vorschriften zum familienrechtlichen Kind- schutzverfahren neu aus: Insgesamt sieht der Entwurf ein frühes und „niedrigschwelliges“ Eingreifen des Fa- miliengerichts – das heißt bereits unterhalb der Schwelle der Sorgerechtsentziehung – vor. Solange sie noch im Einzelfall zur Gefahrenabwehr geeignet sind, soll das Gericht sozialpädagogische Hilfs- und Unterstützungs- angebote anordnen und damit zunächst ohne Sorge- rechtsentziehung auf die Eltern einwirken. Gerichtliche Maßnahmen, wie etwa eine Erziehungsberatung in An- spruch zu nehmen, sollen die Eltern so früh wie möglich erreichen, wenn sich eine Problemsituation für das Kind anbahnt. Notwendige öffentliche Hilfen können die El- tern beeinflussen und ihnen helfen, ihre Elternkompe- tenz wieder in Anspruch zu nehmen, bevor eine Notsitua- tion eintritt. Deshalb hat die Bundesjustizministerin gemeinsam mit den Fachexperten Vorschläge erarbeitet. Diese sind in dem nunmehr vorliegenden Gesetzentwurf enthalten: Erstens sollen alle „Hürden“ für die Anrufung der Fami- liengerichte beseitigt werden. Derzeit setzen familienge- richtliche Maßnahmen ein elterliches Erziehungsversa- gen voraus. Ein konkretes Fehlverhalten der Eltern ist jedoch meist nicht feststellbar. Daher wird diese Voraus- setzung gestrichen, und dem Gericht werden konkrete Maßnahmen erleichtert. Voraussetzung soll die Gefähr- dung des Kindeswohls sowie die Unfähigkeit und Un- willigkeit der Eltern sein, die Gefahr abzuwenden. Da- mit werden „Hürden“ für das Jugendamt, das Gericht anzurufen, abgebaut. Zweitens konkretisiert der Regierungsentwurf die Rechtsfolgen bei der Auswahl der Maßnahmen des Ge- richts. So sind insbesondere Weisungen an die Eltern, öf- fentliche Hilfen in Anspruch zu nehmen, wie Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe, etwa eine Erziehungsbera- tung, soziale Trainingskurse oder Gesundheitsfürsorge möglich. Die Jugendämter sollen durch die Bandbreite von Maßnahmen zu einer frühzeitigen Anrufung des Ge- richts angehalten werden. Befolgen die Eltern die Wei- sungen nicht, sind diese auch mit Zwangsmitteln durch- setzbar – bis hin zu einer Fremdunterbringung des Kindes. Ü d p k g u a b t d t u is L U A t m t M r a m l b s U d d D z e c t u d h v s d r l w a m D S t f u (C (D Drittens wird eine Verpflichtung des Gerichts zur berprüfung eingeführt, in angemessenen Zeitabständen ie Entscheidung, keine Maßnahmen anzuordnen, zu rüfen. Es gerät dann kein Fall mehr in Vergessenheit. Viertens gibt die Reform dem Gericht die Möglich- eit, mit den Eltern ein Gespräch über die Kindeswohl- efährdung, das Verfahren, die Leistungen der Kinder- nd Jugendhilfe sowie über Konsequenzen der Nichtin- nspruchnahme von Maßnahmen zu führen. Fünftens wird ein Vorrangs- und Beschleunigungsge- ot für familiengerichtliche Verfahren, die das Kind be- reffen, wie besonders im Fall einer Kindeswohlgefähr- ung, eingeführt. Sechstens wird klargestellt, dass die geschlossene Un- erbringung zum Wohl des Kindes erforderlich sein muss nd der Vorrang anderer öffentlicher Hilfen zu beachten t. Uns allen muss klar sein, dass dieses Gesetz nicht die ösung aller Probleme sein kann. Insbesondere muss die msetzung vor Ort durch eine ausreichende personelle usstattung der Jugendämter gewährleistet sein. Hier sind die Länder am Zuge. Hier müssen Prioritä- en gesetzt werden. Die Kinder verdienen unsere Auf- erksamkeit. Ich freue mich auf die anstehenden Bera- ungen. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP): it dem Gesetzentwurf zur Erleichterung familienge- ichtlicher Maßnahmen bei Kindeswohlgefährdung re- giert die Bundesregierung auf die Fälle von Kindes- isshandlungen und Kindesvernachlässigungen in den etzten Monaten. Uns allen ist noch der Fall Kevin in ester Erinnerung. Fast genau ein Jahr liegt dieses tragi- che Ereignis nun zurück. Der in Bremen eingesetzte ntersuchungsausschuss hat festgestellt, dass der Tod es Jungen von vielen Zuständigen nicht verhindert wor- en sei, obwohl sie die Möglichkeit dazu gehabt hätten. ies sei in hohem Maße auf individuelles Fehlverhalten urückzuführen. Strukturelle Mängel in der Behörde, ine mangelnde Dienst- und Fachaufsicht, eine unzurei- hende Zusammenarbeit der verschiedensten Beteilig- en, fehlende Qualifikationen und schlechte personelle nd sachliche Ausstattung hätten mit dazu beigetragen, ass der Fall Kevin ein solch tragisches Ende genommen abe. Vor fast genau zwei Monaten war aus der Presse on dem „Baby aus der Müllhölle“ zu lesen. Weitere chreckliche Fälle von Kindeswohlgefährdung gibt es, ie ich hier nicht alle aufzählen kann. Behörden und Ge- ichte müssen in die Lage versetzt werden, in diesen Fäl- en früh und entschlossen zu handeln, um das Kindes- ohl zu schützen. Und sie müssen diese Möglichkeiten uch nutzen. In dem nun folgenden parlamentarischen Verfahren uss insoweit genau geklärt werden, woran es in eutschland wirklich fehlt. Sind es Gesetzeslücken? ind es Behördenmängel? Fehlen qualifizierte Mitarbei- er? Warum wird oftmals zu spät und dann auch noch alsch gehandelt? Nach Art. 6 Abs. 2 GG ist die Pflege nd Erziehung der Kinder das natürliche Recht der El- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13277 (A) ) (B) ) tern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Und daran soll sich auch grundsätzlich nichts ändern, wenn die Eltern dieser wichtigen Aufgabe wirklich nachkom- men. Und in den allermeisten Fällen tun sie dies auch. Das verbietet, Eltern unter den Generalverdacht der Kin- deswohlgefährdung zu stellen und eine möglichst lü- ckenlose staatliche Kontrolle aufzubauen. Allein bei Versagen der Eltern, das dann immer zulasten der Kinder geht, muss das staatliche Wächteramt nach Art. 6 Abs. 2 GG auch tatsächlich greifen. Für die FDP-Bundestagsfraktion steht im Bereich des Familienrechts das Wohl des Kindes im Vordergrund. Bereits mit unserem Antrag „Schutz und Chancen für die Kinder in Deutschland“ vom Februar dieses Jahres ha- ben wir uns für die Prävention und den Schutz von Kin- dern stark gemacht. Eltern müssen daher schon frühzei- tig auf die Elternschaft vorbereitet werden. Dazu gehört eine umfassende Information durch Kinder- und Jugend- ärzte und durch Hebammen. Eine enge Kooperation zwi- schen Eltern und Kindertagesstätten ist anzustreben. Auch ein Beistand im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, durch Fördervereine, Eigeninitiativen oder Selbsthilfe- gruppen ist denkbar. Dieses große Ziel, den Schutz gefährdeter Kinder zu verbessern, verfolgt auch der vorliegende Gesetzentwurf mit der Verbesserung des gerichtlichen Verfahrens und ist daher grundsätzlich begrüßenswert. Bei vielen der be- kannt gewordenen Probleme handelte es sich jedoch meiner Meinung nach vorwiegend um Umsetzungspro- bleme in der Praxis. Der Schutz gefährdeter Kinder und Jugendlicher lässt sich nicht alleine durch neue Gesetze erreichen. So hat auch im Fall Kevin in erster Linie das Jugendamt versagt und nicht die Gesetzgebung. Wichti- ger sind somit die umfassende Anwendung und der Voll- zug bereits bestehender Gesetze. Jugendämter, Verbände, Gerichte und aufsuchende Hilfe müssen stärker zusammenarbeiten. Dazu bedarf es auch des entsprechenden Personals und dessen Ausbil- dung. Die an dem Verfahren beteiligten Personen bedür- fen darüber hinaus auf dem Gebiet der Kindeswohlge- fährdung einer umfassenden qualifizierten Fortbildung. Dies schließt auch eine Fortbildung der Richter ein. Und mit einer solchen Fortbildungspflicht stellt auch nie- mand die Unabhängigkeit der Richter in Deutschland in Frage. Dabei handelt es sich jedoch um Aufgaben, die den Ländern zufallen. Ob die im hier vorliegenden Gesetzentwurf enthalte- nen Regelungen im Einzelnen zielführend sind, muss im Rahmen der sich anschließenden Beratungen in den Ausschüssen kritisch hinterfragt werden. Neu durch- dacht werden muss sicherlich das Vorrang- und Be- schleunigungsgebot. Wie auch der Deutsche Familienge- richtstag festgestellt hat, muss das andere kindliche Zeitempfinden und die daraus resultierende Belastung im Verfahren berücksichtigt werden. Darüber hinaus be- darf es eines expliziten Beschleunigungsgebotes auch aufseiten des Jugendamtes, da dessen Beteiligung in kindschaftsrechtlichen Verfahren oft eine wesentliche Ursache für Verfahrensverzögerungen ist. Die Konkreti- sierung der Rechtsfolgen im Rahmen des § 1666 BGB s Ä F a e h r s k p a n b g H r B T h z p s w g n r M I g w g l n t g l d F s f f a f B K s d E S s t s (C (D chadet mit Sicherheit nicht, bringt aber rechtlich keine nderungen mit sich. Sie unterstellt vielmehr, dass die amilienrichter bisher nicht wussten, was sie eigentlich nordnen können. In diesem Zusammenhang bedarf auch die zwingende rneute Überprüfungspflicht des Gerichts bei dem Abse- en von Maßnahmen einer Überarbeitung. Wenn das Ge- icht keine zureichenden Anhaltspunkte dafür sieht, dass ich die Verhältnisse zum Nachteil des Kindes verändern önnten, gibt es keinen Anlass zu einer erneuten Über- rüfung durch das Gericht. Hier gilt es, auch das Recht uf familiäre Freiheit zu schützen. In den Fällen, in de- en sich im Erörterungstermin die Eltern verpflichtet ha- en, ein Hilfsangebot anzunehmen, ist vielmehr das Ju- endamt in die Pflicht zu nehmen, die Umsetzung des ilfsangebotes zu überwachen und das Gericht zu unter- ichten, wenn es hier zu Versäumnissen kommt. Lassen Sie uns alle den Fall Kevin ein mahnendes eispiel sein und alles dafür tun, dass sich solch eine ragödie nicht wiederholt. Jörn Wunderlich (DIE LINKE): Der Gesetzentwurf at sich das Ziel gesetzt, den Schutz gefährdeter Kinder u verbessern, die Rechte von Kindern in materiell- und rozessrechtlicher Sicht zu stärken, die Verfahren zu be- chleunigen und die Beteiligung von Kindern zu ge- ährleisten. Insoweit ist der Gesetzentwurf überwiegend zu be- rüßen. Es ist erforderlich, aber allein nicht hinreichend, iederschwellige Interventionen durch das Familienge- icht zu ermöglichen. Es bedarf weiterer flankierender aßnahmen, um den Schutz der Kinder zu verbessern. nsbesondere die Quantität und Qualität der Einrichtun- en der Jugendhilfe müssen verbessert werden. Es nützt enig, die rechtlichen Möglichkeiten im Rahmen der Ju- endhilfe zu erweitern und auszubauen, wenn die Mög- ichkeiten aufgrund der tatsächlichen Gegebenheiten icht auszuschöpfen sind. Das grundsätzliche Problem bleibt dabei die Überlas- ung der Familienrichterinnen und -richter sowie der Ju- endämter. Damit dem gesetzlich beabsichtigten Hand- ungsprogramm ernsthafte Risiken für die Umsetzung in er Praxis nicht entgegenstehen, müssen vor allem die amiliengerichte und Jugendämter personell so ausge- tattet werden, dass sie den zum Schutz des Kindes er- orderlichen Mehraufwand leisten und die übrigen Ver- ahren, zum Beispiel Scheidung und Unterhalt, in ngemessener Zeit erledigen können. Hier muss die Auf- orderung vom Bund an die Länder gehen. Zu den geplanten Reformen im Einzelnen: § 1666 GB-E, gerichtliche Maßnahmen bei Gefährdung des indeswohls. Der Verzicht auf die bisherigen Tatbe- tandsvoraussetzungen, das heißt, dass die Gefährdung es Wohles des Kindes durch Erziehungsversagen der ltern – durch missbräuchliche Ausübung der elterlichen orge, durch Vernachlässigung des Kindes, durch unver- chuldetes Versagen der Eltern – oder durch das Verhal- en eines Dritten verursacht ist, ist geeignet, den Kinder- chutz zu verbessern, weil nun deutlicher wird, dass 13278 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) zentraler Gesichtspunkt die Sicherung des Kindeswohls bzw. das Kindesvermögen ist. Aus Sicht des Kindes ist es völlig unerheblich, wer oder was die Ursache der Ge- fährdung ist und ob ein elterliches Erziehungsversagen zugrunde liegt. Hauptsache ist, dass die Gefahr schnell und effektiv abgewendet wird. Meine Fraktion und ich halten auch die vorgesehene Herabsetzung der Eingriffsschwelle für zeitweilige Ver- bote der Wohnungsnutzung oder der Kontaktaufnahme eines Elterteils für geeignet, wirksamen Schutz für Kin- der und Jugendliche zu gewähren, die vernachlässigt und/oder misshandelt werden. Hier ist die Annäherung an die Regelungen des Gewaltschutzgesetzes unver- kennbar, und dies ist gut so. Ausgesprochen gut ist, dass das Gericht seine Ent- scheidung des Absehens von Maßnahmen nach § 1666 und § 1667 überprüfen soll. So kann sichergestellt wer- den, dass bei Nichteinschreiten des Gerichts das Kind und die Eltern nicht unbeobachtet bleiben, sondern eine Warnsituation entsteht. Zu überlegen wäre vielleicht eine feste Frist von drei Monaten, um Entscheidungen zu nicht veranlassten Maßnahmen zu überprüfen. Gut ist, wie bereits eingangs gesagt, dass ein Be- schleunigungsgrundsatz für Verfahren nach § 50 e einge- führt wird. Allerdings bedarf es gerade auch deshalb deutlicher personeller Aufstockungen; denn nur eine schnelle, gute Entscheidung macht Sinn. Zudem sollte in § 50 e geregelt werden, dass in bestimmten Fällen, die Eltern nicht in einem Termin gehört werden, wenn dies aus Sicht des Kindeswohls angezeigt ist, zum Beispiel bei dominanten, psychisch labilen, süchtigen oder ge- walttätigen Elternteilen. Ob dies näher konkretisiert wer- den muss oder lediglich auf Antrag zu geschehen hat, ist in den Beratungen zu prüfen. Fazit: Ein insgesamt guter Gesetzentwurf, der aller- dings – auch angesichts des klaren Zusammenhangs zwi- schen sozialen Ursachen und Kindesvernachlässigung bzw. Misshandlung – kein Allheilmittel ist und dessen Wirksamkeit maßgeblich von der angemessenen sachli- chen und personellen Ausstattung der Jugendämter und Gerichte abhängt. Insoweit freue ich mich auf die Dis- kussionen im Ausschuss und die zu veranlassenden flan- kierenden Maßnahmen, um ein gutes Gesetz auch umzu- setzen. Ich denke, wir sind das unseren Kindern schuldig. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregierung ver- folgt das Ziel, den Schutz gefährdeter Kinder zu verbes- sern. Im Wesentlichen schlägt der Gesetzentwurf vor, schnellere Interventionsmöglichkeiten für familienge- richtliche Maßnahmen zu schaffen. Dies soll vor allem durch die Absenkung der Eingriffsschwellen in § 1666 BGB erreicht werden. Der Hintergrund des vorliegenden Gesetzentwurfes ist, denke ich, uns allen bekannt. Der Bremer Fall des zweijährigen Kevin, der furchtbar vernachlässigt und unterernährt aufwuchs, schwere Misshandlungen erlitt und dann – möglicherweise durch seinen drogenkranken V d r w g M e b t l B d z m u e ß b c s g l s g g K l a o g c D e D g P t d n s w d H n s d f G f t b n P (C (D ater – zu Tode kam, hat uns zutiefst erschüttert und ein- ringlich vor Augen geführt, in welch mitunter furchtba- en Zuständen Kinder in Deutschland leben und auf- achsen. In Fällen wie dem des kleinen Kevin sind – das steht anz außer Frage – schnelle, effektive und wirksame aßnahmen vor Ort zum Schutz der betroffenen Kinder rforderlich. Steht die Gefährdung des Kindeswohls zu efürchten, müssen auch die Behörden bzw. die Gerichte ätig werden. Nur, entgegen dem Eindruck, den der vor- iegende Gesetzentwurf erweckt, haben die gesetzlichen estimmungen, also die bislang geltenden Regelungen, ie Behörden und Gerichte nicht daran gehindert, tätig u werden. Ganz im Gegenteil! Im Fall Kevin war das Jugendamt umfassend infor- iert, den Eltern war bereits das Sorgerecht entzogen nd eine Amtsvormundschaft durch das Jugendamt ingerichtet worden, zwischenzeitlich war der Junge au- erhalb der Wohnung des Vaters in einem Heim unterge- racht. Dies macht deutlich: Es waren nicht die rechtli- hen Hürden, an denen die Hilfe für den kleinen Jungen cheiterte. Dies schließt nicht aus, dennoch gesetzliche Änderun- en zu erwägen, um den Schutz der Kinder durch er- eichterte familiengerichtliche Maßnahmen zu verbes- ern. Ich möchte jedoch eindringlich davor warnen, zu lauben, dass es künftig, wenn die vorgeschlagenen Re- elungen Gesetz würden, Fälle wie den des kleinen evin nicht mehr geben würde. Wer dies von dem vor- iegenden Gesetz erwartet, wird enttäuscht werden. Oder nders formuliert: Auch wenn wir das BGB ändern, hne dass sich vor Ort – vor allen in der Arbeit der Ju- endämter – etwas ändert, wird sich an den schreckli- hen Fällen wenig bis nichts ändern. Insoweit möchte ich eine sachliche und besonnene iskussion über die auf dem Tisch liegenden Vorschläge infordern. Denn eines ist nicht von der Hand zu weisen: er Gesetzentwurf verschiebt ganz klar das bisherige, ut austarierte Verhältnis zwischen den Rechten und flichten der Eltern einerseits und den Aufsichts- und In- erventionsmöglichkeiten des Staates andererseits ein- eutig zugunsten des Staates. Dies wollen wir Grünen icht, jedenfalls so lange nicht, wie die Notwendigkeit olcher grundlegenden Änderungen nicht eindeutig er- iesen und umfassend durchdacht ist. Es steht ganz außer Frage: Es muss mehr getan wer- en, um Kinder vor Vernachlässigung zu schützen. ierzu haben wir Grüne längst ein umfassendes Maß- ahmenpaket erarbeitet. In unserem Antrag „Vernachläs- igung von Kindern erfolgreich bekämpfen“ fordern wir en Ausbau aufsuchender, vertrauensbasierter Angebote ür überforderte Familien, mehr Fortbildungen für Ärzte, ynäkologen und Hebammen, um Vernachlässigung rüher zu erkennen, Verbesserungen bei den Vorsorgeun- ersuchungen für Kinder, stärkere Bekanntmachung der estehenden Hilfsmöglichkeiten nach dem KJHG und icht zuletzt die Errichtung von Fachabteilungen zum roblemfeld Kindesvernachlässigung bei der Polizei. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13279 (A) ) (B) ) Ich denke, dass die von uns vorgeschlagenen Maß- nahmen tatsächlich und in effektiver Weise Hilfe und Unterstützung für die betroffenen Kinder ermöglichen. Ob dies in gleichem Maße auch für den vorliegenden Gesetzentwurf gilt, wird im Verlaufe der Ausschussbera- tungen noch eingehend zu diskutieren sein. Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin der Justiz: In Deutschland sterben jede Woche zwei Kinder an den Folgen von Vernachlässi- gung oder Misshandlung. Etwa 5 bis 10 Prozent aller Kinder unter sechs Jahren werden vernachlässigt. Diese Zahlen stammen aus einer Untersuchung von UNICEF und stehen für die erschütternden Schicksale von Kin- dern, Kleinkindern und Säuglingen. Diese Kinder brau- chen die Hilfe des Staates. Der vorliegende Gesetzentwurf will einen Beitrag dazu leisten, den Schutz dieser Kinder zu verbessern. Er beruht auf den Vorschlägen einer Experten-Arbeits- gruppe, die die Bundesministerin der Justiz im vergan- genen Jahr eingesetzt hat. Der Entwurf setzt die Vor- schläge der Arbeitsgruppe um, soweit sie vom Bundesgesetzgeber erfüllt werden können. Im Mittel- punkt steht dabei das Ziel, die Handlungsmöglichkeiten der Familiengerichte zum Schutz von Kindern noch stär- ker zu nutzen als bisher. Dies bedeutet jedoch nicht, dass anderen Stellen, etwa den Jugendämtern, Aufgaben und Verantwortung abgenommen und auf die Familienge- richte übertragen werden sollen. Vielmehr geht es da- rum, die Zusammenarbeit der Familiengerichte mit den anderen Professionen zu verbessern und die Kinder- und Jugendhilfe dort zu unterstützen, wo sie mit den eigenen Mitteln nicht weiterkommt. Der Entwurf sieht dazu insbesondere Folgendes vor: Kindesschutzmaßnahmen des Familiengerichts sollen künftig nicht mehr davon abhängen, dass die Eltern ihr Sorgerecht missbraucht oder in der Erziehung versagt haben. Diese Voraussetzung des § 1666 BGB soll gestri- chen werden. Damit entfällt eine für die Praxis oft schwierige und vergangenheitsbezogene Prüfung, die zudem oft negative Folgen entfaltet: Stellt nämlich das Familiengericht ein Erziehungsversagen der Eltern fest, so sind die Eltern häufig nicht mehr bereit, mit dem Ju- gendamt zu kooperieren. Deshalb soll es künftig nur noch darauf ankommen, dass das Familiengericht eine Gefährdung für das Kindeswohl feststellt und die Eltern nicht bereit oder in der Lage sind, diese Gefährdung ab- zuwenden. Die Maßnahmen, die das Familiengericht nach § 1666 BGB treffen kann, sollen durch eine beispielhafte Aufzählung konkretisiert werden. Davon versprechen wir uns, dass es in Verfahren nach § 1666 BGB künftig nicht mehr überwiegend nur um die Entziehung der el- terlichen Sorge geht. Vielmehr sollen die Jugendämter ermutigt werden, die Familiengerichte frühzeitig anzuru- fen – etwa wenn eine Erziehungshilfe zur Gefahrenab- wehr ausreichen würde, jedoch die Eltern uneinsichtig sind und das Hilfsangebot nicht annehmen. In Verfahren nach § 1666 BGB soll das Familienge- richt die Eltern künftig zu einer „Erörterung der Kindes- w b a s e w P b J § s n W o A t d b n c r g v G s l g r d d A d s c B i m S r g ü a M f t I (C (D ohlgefährdung“ laden. An dieser Erörterung sollen ne- en den Eltern das Jugendamt und in geeigneten Fällen uch das Kind teilnehmen. Gegenstand des Gesprächs ollen die Situation des Kindes und die Frage sein, wie iner möglichen Gefährdung des Kindeswohls begegnet erden kann. Das Gespräch soll die Eltern stärker in die flicht nehmen und kann dazu dienen, die Mitwirkungs- ereitschaft der Eltern für die Angebote der Kinder- und ugendhilfe zu verbessern. Hat das Familiengericht in einem Verfahren nach 1666 BGB von der Anordnung einer Maßnahme abge- ehen, soll es seine Entscheidung künftig in angemesse- er Zeit, in der Regel nach drei Monaten, überprüfen. enn ein Kindesschutzverfahren ohne gerichtliche An- rdnung endet, dann hat dies ungewollt oft negative uswirkungen. Beim Jugendamt wächst die Zurückhal- ung, das Gericht erneut anzurufen. Gleichzeitig gehen ie Eltern mit dem Gefühl aus dem Gerichtssaal: Wir ha- en gewonnen! Jetzt lassen wir uns vom Jugendamt ichts mehr sagen! – Wir schlagen deshalb die gerichtli- he Überprüfungspflicht vor. So bleibt das Familienge- icht mit der Sache befasst und kann zeitnah Anordnun- en treffen, wenn sich die Situation des Kindes erschlechtert oder die Eltern – entgegen ihrer Zusage erichtstermin – die Hilfen des Jugendamts nicht in An- pruch nehmen. Effektiver Kindesschutz muss früh ansetzen. Wir wol- en deshalb, dass die Familiengerichte frühzeitiger ein- reifen und nicht erst, wenn das Kind sprichwörtlich be- eits in den Brunnen gefallen ist. Ich bin zuversichtlich, ass wir dies mit den vorgeschlagenen Maßnahmen för- ern und den Kindesschutz verbessern können. nlage 21 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung und Modernisierung des Bundes- dienstrechts (Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG) (Tagesordnungspunkt 28) Ralf Göbel (CDU/CSU): Die Föderalismusreform, ie im vergangenen Jahr in Kraft getreten ist, hat die Ge- etzgebungskompentenzen auf dem Gebiet des öffentli- hen Dienstrechts in Bund und Ländern neu geordnet. esoldung, Versorgung und Laufbahnrecht liegen damit n den Händen des jeweiligen Dienstherren. Es war da- it am Bund, als Vorbild zu handeln. Der vorliegende Gesetzentwurf ist der erste wichtige chritt zu einem modernen und transparenten Dienst- echt, welches sich den gewachsenen Herausforderun- en unserer Zeit stellt. Das Berufsbeamtentum ist keine berholte Institution, ganz im Gegenteil, das Berufsbe- mtentum ist eine tragende Säule unseres Rechtsstaates. it diesem Gesetz wollen wir es stärken und zukunfts- est machen, zum Wohle der Allgemeinheit. Viele Stimmen behaupten, das Beamtentum sei veral- et und schlicht nicht mehr notwendig. Dazu möchte ich hnen ein aktuelles Beispiel nennen: die Deutsche Bahn. 13280 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Nein, nicht wieder die leidige Diskussion um die Privati- sierung, sondern noch aktueller: die gerade angelaufenen Bahnstreiks. Man stelle sich vor, es gäbe das Berufsbe- amtentum nicht mehr, und die anderen Berufsgruppen im öffentlichen Dienst entschlössen sich zu einem eben- solchen Streik – Verkehrsunfalle würden seitens der Polizei nicht mehr aufgenommen, Eheschließungen wä- ren nicht mehr möglich und der Arbeitslose bekäme sein Geld nicht. Das alles wäre denkbar, wären die Beamtin- nen und Beamten nicht in einem besonderen Dienst- und Treueverhältnis, das das Streikrecht ausschließt. Solange das System funktioniert, fällt es niemandem auf. Erst wenn es zum Erliegen kommt, bemerken wir, wie wich- tig die Institution des Berufsbeamtentums eigentlich ist. Deswegen bedanke ich mich bei unserem Innenminis- ter Dr. Wolfgang Schäuble und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Arbeit an dem uns hier vorlie- genden Gesetzentwurf. Nach einer langen Abstimmung liegt uns nun ein 350 Seiten umfassender Gesetzentwurf vor, der eine gute Arbeitsgrundlage für die nun folgen- den Beratungen sein wird. Der Gesetzentwurf besteht aus vielen Einzelregelungen, die insgesamt den öffentli- chen Dienst stärken werden und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Wege eröffnen. Eine gut gemachte und wohl überlegte Reform ist kein schneller Prozess, den man von einem Tag auf den anderen durch ein neues Gesetz umsetzen kann. Im Ge- genteil, eine Reform ist ein stetiger Prozess, der immer wieder die aktuellen Entwicklungen betrachten muss und sich ihnen entsprechend anpassen. Es ist ein Irr- glaube, man könne die gesamte Bundesverwaltung quasi über Nacht modernisieren. Die Anforderungen an die Verwaltung und den öffent- lichen Dienst ändern sich ständig. Deswegen muss man sich genau überlegen, welche Regelungen noch zeitge- mäß sind und welche überholt. So sind Begriffe wie Kunden- und Serviceorientierung auch längst in der öffentlichen Verwaltung angekommen. Eine moderne Verwaltung muss dem Bürger Rechtssicherheit und Ver- trauen vermitteln können. Ebensolches muss der Dienst- herr aber auch seinen Beamtinnen und Beamten geben können. Wenn dies gewährleistet ist, steht unser Staat auf soliden Beinen. Im Zuge einer so großen Reform ist es legitim, den ei- nen oder anderen Vorschlag in den Raum zu stellen und zu diskutieren. Nur wenn wir uns neuen Ideen öffnen, kann eine Reform gelingen. Das bedeutet aber nicht, dass jede Idee auch in die Praxis umgesetzt werden kann. Speziell wirtschaftliche Gedanken – die selbstverständlich auch in der Verwal- tung eine Rolle spielen – sind nicht immer eins zu eins umsetzbar. Nicht in allen Bereichen kann die Verwaltung sich einem der Wirtschaft vergleichbaren Wettbewerb stellen. Das liegt bereits in der Natur der Sache. Man kann die Verwaltung nicht allein nach ökonomischen Gesichtspunkten beurteilen. Im Gegenteil: In weiten Tei- len bildet eine funktionierende öffentliche Verwaltung erst die Grundlage für einen funktionierenden Wettbe- werb. G r P d D S s s d K A w t a w E D m i a v n s t m g t i d t e s s b f h s z v s u w S s S B n u L e n M z b (C (D Das Ziel einer guten Verwaltung ist ausschließlich am emeinwohl orientiert, nicht an der Gewinnmaximie- ung. Wenn man dies beachtet, können sich auf gleiche roblemstellungen unterschiedliche Antworten ergeben. In einigen Bereichen können wir den Wettbewerb je- och auch im öffentlichen Dienst nicht außen vor lassen. amit meine ich beispielsweise die Besoldung unserer taatsdiener. Die Bezahlung ist ein ganz besonders sen- ibles Thema, da sie eine zentrale Arbeitsbedingung dar- tellt. Dies wird vor allem dann wichtig, wenn man bei er Personalgewinnung mit der privaten Wirtschaft in onkurrenz tritt. Eine angemessene Besoldung und gute rbeitsbedingungen sind heute unverzichtbar für die Ge- innung neuer und motivierter Beamtinnen und Beam- er. Ebenso können leistungsfähige Beamtinnen und Be- mte nur so dauerhaft im öffentlichen Dienst gehalten erden. Dem Bundesinnenminister ist es gelungen, mit dem ntwurf ein attraktives Zahlungssystem zu entwickeln. ie Besoldungstabelle orientiert sich zukünftig nicht ehr am Alter der Beamtinnen und Beamten, sondern an hrer Erfahrung. Wie in der Wirtschaft profitiert eine Be- mtin oder ein Beamter bei ihrer/seiner Besoldung damit on ihren/seinen über kurz oder lang erworbenen Kennt- issen. Ein solches an Erfahrungsstufen orientiertes Be- oldungssystem wird sich positiv auswirken auf Leis- ungsfähigkeit und Motivation. Doch wie bereits festgestellt, kann nicht jedes Instru- ent der Wirtschaft in den öffentlichen Dienst übertra- en werden. Eine Eins-zu-eins-Übertragung der tarifver- raglich geregelten Leistungsbezahlung auf alle Beamte st nicht zielführend. Immer wieder wurde angebracht, ass dieses Instrument unverzichtbar sei für die Motiva- ion und die Gewinnung von Nachwuchskräften. Dabei xistiert ein solches Instrument auch für Beamte schon eit langem. Es besteht derzeit kein Anlass, an dem be- tehenden System zu rütteln. Es hat sich aufgrund der ürokratiearmen Gestaltung bewährt und trägt der Viel- alt der sehr unterschiedlichen Strukturen der Bundesbe- örden Rechnung. Dies zu pauschalisieren, wäre der fal- che Weg. An anderen Stellen war eine Einigung leichter zu er- ielen. Das Pensionsalter der Beamten wird schrittweise on 65 auf 67 Jahre angehoben. Angesichts der stetig teigenden Lebenserwartung ist eine solche Regelung numgänglich. Bei Berufen mit besonderer Belastung ie zum Beispiel den Polizeivollzugsbeamten und den oldaten wird das Pensionsalter angesichts dieser Be- onderheit entsprechend angehoben. Ein weiterer chwerpunkt ist die Reform des Laufbahnrechts. Auf undesebene gibt es zurzeit 125 verschiedene Laufbah- en. An dieser Stelle kann unnötige Bürokratie abgebaut nd das System vereinfacht werden. Die Anzahl der aufbahnen wird reduziert und die Flexibilität erhöht. Neben allen neuen Ideen waren auch die Interessen inzelner Berufsgruppen zu beachten. Ich nenne dabei ur beispielhaft die Soldaten, Polizeibeamte und die itarbeiter des Auswärtigen Amtes, welche ganz spe- ielle Konstellationen in ihren Berufen mitbringen, die ei dem Gesetzentwurf zu berücksichtigen waren. Dies Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13281 (A) ) (B) ) ist nach langen Verhandlungen erfolgreich geglückt. Bundesinnenminister Schäuble ist es hervorragend ge- lungen, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Ich bin daher zuversichtlich, dass wir zusammen eine Dienstrechtsreform beschließen werden, die dem Inte- resse eines leistungsfähigen und modernen Beamtentum und seiner Funktion im Rechtsstaat gerecht wird. Siegmund Ehrmann (SPD): Mit der heutigen De- batte nehmen wir ein weiteres Projekt in den Fokus, zu dem sich die Koalitionspartner verpflichtet haben. Es geht um eine wichtige Komponente der Modernisierung des öffentlichen Dienstes. Wir wollen die Leistungsbe- zogenheit des Dienstrechtes und einen flexiblen Perso- naleinsatz intensivieren sowie ein Besoldungsrecht schaffen, in dem individuelle Leistung besser gewürdigt werden kann. Dies soll aber ausdrücklich Aspekte einbe- ziehen, die in der letzten Legislaturperiode mit dem Eck- punktepapier „Neue Wege im öffentlichen Dienst“ und dem Entwurf des Strukturreformgesetzes erarbeitet wor- den sind. Nach dem Ergebnis der Föderalismusreform I wirkt sich unser gesetzgeberisches Handeln nicht mehr auf die Gesamtheit der rund 2,9 Millionen in einem öffentlich- rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis Stehenden aus. Die Kompetenz des Bundes konzentriert sich auf die etwa 131 000 Beamtinnen und Beamten, Richter und Richterinnen sowie auf die rund 184 000 Berufs- und Zeitsoldaten und -soldatinnen. Der Regierungsentwurf des Dienstrechtsneuordnungs- gesetzes beansprucht, mit der Neufassung des Bundesbe- amtengesetzes das Leistungsprinzip zu fördern, indem die Anforderungen an die Probezeit erhöht und die Füh- rungsämter auf Probe ausgeweitet werden, die Wettbe- werbsfähigkeit des öffentlichen Dienstes dadurch zu si- chern, dass die Zahl der Laufbahnen reduziert wird, diese sich zugleich aber neuen Qualifikationen öffnen und au- ßerhalb des öffentlichen Dienst erworbene Erfahrungen anerkannt werden, das Pensionseintrittsalter stufenweise auf 67 Jahre zu erhöhen und damit die Entwicklung nach- zuzeichnen, die für die gesetzliche Rentenversicherung beschlossen worden ist. In diesem Kontext begrüße ich ausdrücklich, dass der Grundsatz „Rehabilitation vor Versorgung“ gestärkt werden soll, um Frühpensionierun- gen zu vermeiden. Lassen Sie mich hierzu anmerken: Wenn zugleich die Beschäftigten aber auch verpflichtet werden, an Qualifi- zierungsmaßnahmen teilzunehmen, um neue Befähigun- gen zu erwerben, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass wir die Führungskräfte in den Stand setzen müssen, ihrer Personalentwicklungsverantwortung auch tatsächlich gerecht werden zu können. Manches Detail wird uns im weiteren Gesetzgebungs- verfahren intensiv beschäftigen müssen. Bestimmte eher grundlegende Fragen zu den Themen Laufbahn, Besol- dung und Versorgung werde ich im Folgenden kurz skiz- zieren. Gewissermaßen „vor der Klammer“ fordere ich aber für meine Fraktion, dass wir die rechtliche Gleich- s o s s g s E b g g l d s A f K B d S h S e l a r w F t d B u V w w u s d a s d S l n L s g d t m r n e s b r (C (D tellung der Lebenspartnerschaften im Dienstrechtsneu- rdnungsgesetz weiterentwickeln. Hier bleibt der Ge- etzentwurf weit hinter den Notwendigkeiten zurück. Der zweite Baustein des Dienstrechtsneuordnungsge- etzes umfasst die Novellierung des Bundesbesoldungs- esetzes. Ich möchte positiv hervorheben, dass die ur- prünglich erwogene 10-prozentige Absenkung der ingangsbesoldungen aufgegeben und im Ergebnis das estehende Einkommensniveau mit den bisherigen End- rundgehältern gewahrt worden ist. Die neugestaltete einheitliche Grundgehaltstabelle reift die Forderung meiner Fraktion auf, die Sonderzah- ung und allgemein gewährte Bezügebestandteile in iese Tabelle einzuarbeiten. In den weiteren Beratungen müssen wir aber den tat- ächlichen Wirkungen neuer Instrumente ein besonderes ugenmerk widmen. Konkret geht es um die Stufen- olge und Erfahrungszeiten für alle Laufbahngruppen. ritisch wird zu prüfen sein, ob der Gesetzentwurf den esonderheiten der militärischen Personalstrukturen und en speziellen Karriereverläufen von Soldatinnen und oldaten tatsächlich gerecht wird. So stellt sich beispiel- aft die Frage, ob Erfahrungszeiten der Soldatinnen und oldaten beim Wechsel in ein Beamtenverhältnis nur mit inem Anteil von zwei Dritteln angerechnet werden sol- en. Hier gibt es gewichtige Zweifel, die wir nur dann usräumen können, wenn wir ihnen mit nachvollziehba- en Argumenten begegnen können. Andernfalls müssten ir die im Regierungsentwurf kritisierte Regel ändern. Sie wissen, dass ein besonderes Augenmerk meiner raktion der weiteren Ausgestaltung leistungsorientier- er variabler Besoldungselemente gilt. Dabei geht es um ie Instrumente, Verfahren und letztendlich auch um das udget. Als langjähriger Praktiker in der Personalarbeit nterstreiche ich mit Nachdruck die Forderung, dass die erfahren transparent und mit möglichst geringem Ver- altungsaufwand verbunden sein müssen. Schon heute idmen sich Führungskräfte notwendigerweise Regel- nd Sonderbeurteilungen für Beamtinnen und Beamte owie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, um Beför- erungs- oder Eingruppierungsentscheidungen fundiert bzusichern. Hinzu kommen der Personal- und Organi- ationsentwicklung dienende Mitarbeitergespräche mit en unterstellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. chließlich sind die aus dem Tarifvertrag für den öffent- ichen Dienst (TVöD) resultierenden Verfahren zu bedie- en, um über die den Tarifbeschäftigten zustehenden eistungskomponenten zu befinden. Je nach Leitungs- panne werden somit schon heute erhebliche Ressourcen ebunden. Kommt es dann noch zu streitigen Auseinan- ersetzungen, zum Beispiel bei Konkurrentenklagen, po- enziert sich der Aufwand. Leistungselemente in den Bezahlungssystemen er- öglichen eine stärkere Differenzierung bei der monetä- en Bewertung von Menge und Güte der Arbeitsergeb- isse Einzelner oder von Gruppen, haben im Kern also inen motivationalen Anspruch und sollen die Effizienz teigern. Der wesentliche kritische Erfolgsfaktor ist da- ei, ob die der Entscheidung zugrunde liegenden Krite- ien und Verfahren von den Beschäftigten als transparent 13282 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) und damit zumindest dem Grunde nach nachvollziehbar erfahren werden. Im Ergebnis finde ich es deshalb sinnvoll, in diesem Gesetzgebungsprojekt zunächst auf die weitere Ausge- staltung der Leistungselemente zu verzichten. Es liegt in der Tat nahe, die praktischen Erfahrungen mit dem von den Tarifvertragspartnern im TVöD Vereinbarten auszu- werten und in den grundsätzlichen Zusammenhang des tatsächlichen Nutzwertes zu stellen. Schließlich zum Beamtenversorgungsgesetz: Der Ge- setzentwurf trägt dem Anspruch Rechnung, die Maßnah- men in der gesetzlichen Rentenversicherung wirkungs- gleich zu übertragen. Ein guter Schritt ist, die 2001 normierte Rentenauskunft als Versorgungsauskunft im Versorgungsrecht nachzubilden. Diese allerdings von dem Nachweis eines berechtigten Interesses abhängig zu machen, greift zu kurz und entspricht nicht den Regelun- gen des § 109 SGB VI für die in der gesetzlichen Ren- tenversicherung Versicherten. Meinen Kolleginnen und Kollegen des Koalitions- partners, Sie wissen, dass es für die Mitnahmefähigkeit beamtenrechtlicher Versorgungsansprüche viele gute Gründe gibt. In diesem Zusammenhang erinnere ich an das Eckpunktepapier. In unserer Koalitionsvereinbarung steht nicht, dass wir das Eckpunktepapier für erledigt er- klären und zu den Akten legen. Im Gegenteil: Wir wol- len es in unsere Arbeit einbeziehen. Manches aus dem Eckpunktepapier mag überholt sein, nicht hingegen diese Forderung: In ihm wurde verabredet, dass die durch Arbeitszeiten im Beamtenverhältnis erworbenen Versorgungsansprüche beim Wechsel in die Privatwirt- schaft ungeschmälert mitgenommen werden können. Wir werden dies im Rahmen des Gesetzgebungsverfah- rens einfordern. Es gibt überwiegende Gründe, die für die Mitnahmefähigkeit sprechen. Nicht zuletzt könnte hierdurch endlich auch das schon lange offenkundige Versorgungsdelta der Zeitsoldatinnen und -soldaten beim Wechsel in ein sozialversicherungsrechtliches Be- schäftigungsverhältnis behoben werden. Sie sehen, es gibt aus der Sicht meiner Fraktion zu die- sem Gesetzentwurf der Bundesregierung noch deutlichen Klärungsbedarf. Ich hebe hervor: die Mitnahmefähigkeit der Versorgung, die tatsächliche Gleichbehandlung der Soldatinnen und Soldaten und die Gleichstellung der Le- benspartnerschaften. Die weitere Ausgestaltung der Leis- tungskomponenten ist sehr anspruchsvoll und bedarf des- halb der besonderen Umsicht. Dr. Max Stadler (FDP): Mit dem Gesetzentwurf zur Neuordnung des Dienstrechts des Bundes hat sich die Bundesregierung weit von ihren ursprünglichen Reform- zielen entfernt. Der Entwurf wird dem im Koalitionsver- trag von CDU/ CSU und SPD formulierten Anspruch, die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des öffentlichen Dienstes zu stärken, nicht gerecht. Zwar sind einzelne Reformschritte enthalten, die zu begrüßen sind, zum Beispiel die Abkehr vom Besol- dungsdienstalter oder die Stärkung des Grundsatzes „Re- habilitation vor Versorgung“. Doch reicht das nicht aus. W z t d i D E L d d s L F H d d z z k V h w H s l L s b a B ß m T b A u z S n h t a V w e l d I ö S t o l d l (C (D as vor allem fehlt, ist eine Stärkung des Leistungsprin- ips, insbesondere eine Weiterentwicklung der Leis- ungsbezahlung. Hier fällt der Entwurf deutlich hinter en Reformansatz aus dem Jahre 2004, wie er seinerzeit m Eckpunktepapier „Neue Wege im öffentlichen ienst“ zum Ausdruck kam, zurück. Schlimmer noch: r verharrt auf dem Stand der 90er-Jahre und ist bei ichte betrachtet nichts anderes als eine Festschreibung er Regelungen aus der Dienstrechtsreform von 1997. Damals, noch unter FDP-Regierungsbeteiligung, wurde ie Gewährung von Leistungselementen zusätzlich zur Be- oldung ermöglicht. Leistungsprämie, Leistungszulage und eistungsstufe wurden eingeführt. Damals, noch unter DP-Regierungsbeteiligung, war der Bund Vorreiter. eute, zu Zeiten der sogenannten Großen Koalition, läuft er Bund der Entwicklung hinterher. Die FDP bedauert ies. Für den Aufbau einer weitergehenden Leistungsbe- ahlung seien, so der Bundesinnenminister, keine finan- iellen Spielräume vorhanden. Wer so argumentiert, ver- ennt, dass die Beamtinnen und Beamten in der ergangenheit einen ganz erheblichen Beitrag zur Haus- altskonsolidierung erbracht haben. Beispielhaft er- ähnt seien die Kürzungen bei der Sonderzahlung, die eraufsetzung der Wochenarbeitszeit und die Ein- chnitte bei der Versorgung. In Anbetracht dieser Vor- eistungen wäre es an der Zeit, durch neue Ansätze in der eistungsbezahlung etwas für die Motivation der Be- chäftigten zu tun. Hinzu kommt, dass die Leistungsbezahlung im Tarif- ereich bereits eingeführt worden ist. Ohne Übertragung uf den Beamtenbereich droht der Gleichklang zwischen esoldung und Tarif verloren zu gehen. Das wird zu gro- en Schwierigkeiten überall dort führen, wo Arbeitneh- er und Beamte zusammenarbeiten, zum Beispiel in eams oder bei Projekten. Nicht einmal eine Experimentierklausel zur Erpro- ung verschiedener Leistungsmodelle ist vorgesehen. uf diese Weise hätte man zumindest einmal anfangen nd einen Wettbewerb um die besten Ideen in Gang set- en können. An Vorschlägen mangelt es ja nicht. Lassen ie mich an dieser Stelle auf den Antrag „Für ein moder- es Berufsbeamtentum“ der FDP-Bundestagsfraktion inweisen. Darin sprechen wir uns dafür aus, die Leis- ungsbezahlung gerecht, transparent und unbürokratisch uszugestalten und den Anteil der leistungsabhängigen ergütungsbestandteile am Maß der beruflichen Verant- ortung auszurichten. Um Missverständnisse auszuschließen: Der FDP geht s nicht darum, Entwicklungen in der Wirtschaft kritik- os auf den öffentlichen Dienst zu übertragen. Das würde en Besonderheiten staatlichen Handelns nicht gerecht. m Idealfall ist die Entscheidung für eine Tätigkeit im ffentlichen Bereich nicht nur ökonomisch motiviert. tets sollte die Bereitschaft hinzukommen, Verantwor- ung für Staat und Gesellschaft zu übernehmen. Doch hne Blick über den Tellerrand geht es nicht. Der öffent- iche Dienst muss mit der allgemeinen Entwicklung in er Arbeitswelt und auch mit der Einkommensentwick- ung Schritt halten. Anderenfalls drohen Wettbewerbs- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13283 (A) ) (B) ) nachteile und Nachteile bei der Gewinnung qualifizier- ten Personals. Auch im Bereich des Personalaustauschs zwischen Wirtschaft und Verwaltung tritt die Bundesregierung auf der Stelle. Auch hier gilt: Stillstand ist Rückschritt. Be- sonders zu kritisieren ist, dass sich die Bundesregierung einmal mehr nicht dafür entscheiden konnte, die Versor- gungsansprüche mitnahmefähig auszugestalten. Dies be- hindert den Wechsel in die Privatwirtschaft. Damit wird die notwendige Flexibilität und Mobilität extrem einge- schränkt. Auch hier werden Kostengründe angeführt. Diese Argumentation ist extrem kurzsichtig. Auf diese Weise begibt sich die Bundesregierung zum Beispiel der Möglichkeit, Personalüberhänge durch ein freiwilliges Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis abzubauen. In der Praxis scheitert ein Wechsel in die Privatwirtschaft regelmäßig an den Nachteilen, die mit der Nachversiche- rung in der gesetzlichen Rentenversicherung verbunden sind. Aber auch für die Binnenmobilität des beamteten Personals wird zu wenig getan. Beispielsweise fehlen Vorschriften zur gegenseitigen Anerkennung von Lauf- bahnabschlüssen von Bund und Ländern und zur Kos- tenteilung von Versorgungslasten beim Wechsel des Dienstherrn. Mehr Mut und Kreativität hätte man sich auch in Sa- chen Pensionseintrittsalter gewünscht. Hier sieht der Ge- setzentwurf eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit vor. Wie in der gesetzlichen Rentenversicherung soll das Pensionseintrittsalter stufenweise auf 67 Jahre angeho- ben werden. Die FDP ist hier weiter. Sowohl für den Renten- als auch für den Versorgungsbereich hat sie ein Konzept vorgelegt, das ab Vollendung des 60. Lebens- jahrs einen individuellen Eintritt in den Ruhestand er- möglicht, umgekehrt aber auch eine Weiterarbeit über die jetzt geltenden bzw. vorgesehenen Altersgrenzen hi- naus erlaubt. Lassen Sie mich abschließend zwei weitere Problem- bereiche ansprechen: Nach dem Gesetzentwurf sollen Beamte mit Lebenspartnern weiterhin wie Ledige behan- delt werden. Sie erhalten keinen Familienzuschlag und keine Beihilfe, der überlebende Lebenspartner erhält keine Pension, und beim Aufstieg in den Besoldungsstu- fen soll die Zeit, in denen Beamte sich haben beurlauben lassen, um ihren Partner zu pflegen, nicht anerkannt wer- den. Für die FDP ist dies nicht akzeptabel. Die darin zum Ausdruck kommende Ungleichbehandlung ist zu- dem kurzsichtig. Es ist davon auszugehen, dass hier be- reits in Kürze auf der Grundlage eines zu erwartenden Grundsatzurteils des EuGH zur Gleichstellung von Ar- beitnehmern in Lebenspartnerschaft mit verheirateten Kollegen erheblicher Korrekturbedarf auf den Gesetzge- ber zukommen wird. Eine weitere Frage betrifft eine mögliche Ungleichbe- handlung von Soldatinnen und Soldaten gegenüber Be- amtinnen und Beamten beim Erreichen des Endgrundge- halts sowie bei der Anrechnung von Dienstzeiten im Falle eines Wechsels des Dienstherrn. Ü n h s b u s 2 m a s g r d L G d „ s a B m v W c a d w B J f s f s d d k l i e i s D w d O s (C (D Die FDP-Bundestagsfraktion wird unverzüglich nach berweisung des Gesetzentwurfs im federführenden In- enausschuss die Durchführung einer öffentlichen An- örung beantragen. Sie legt Wert darauf, dass der Ge- etzentwurf mit der Gründlichkeit und Ernsthaftigkeit eraten wird, die der Bedeutung des Themas entspricht nd die erforderlich ist, um das Berufsbeamtentum zu tärken und bestmöglich auf die Herausforderungen des 1. Jahrhunderts vorzubereiten. Petra Pau (DIE LINKE): Erstens. Es geht um ein odernes und transparentes Dienstrechtsgesetz für Be- mtinnen und Beamte. Das ist überfällig und spätestens eit der Föderalismusreform 1 dringend nötig. In diesem rundsätzlichen Pro sind sich das Bundesinnenministe- ium, die Gewerkschaften, die Regierungskoalition und ie Oppositionsfraktionen einig, auch die Fraktion Die inke. Sobald es aber in die Konkreta geht, scheiden sich die eister. Das beginnt beim Verfahren. Modernisierung kann es nur gemeinsam mit den Beschäftigten geben. Eine formale Beteiligung, in der bereits festgezurrte Ergebnisse bekannt gegeben werden, genügt dafür nicht. Das war ein Zitat aus der aktuellen Stellungnahme es DGB. Ein Lob klingt anders. Ähnliche Kritik konnte man Mitte der Woche beim Schöneberger Forum“ in Berlin von vielen Gewerk- chaftern hören. Ich erinnere daran, dass es ähnliche, nhaltende und massive Klagen auch zur Reform der undespolizei gibt. Das legt den Schluss nahe, dass De- okratie und Mitbestimmung im Bundesministerium on Herrn Schäuble offenbar keinen guten Ruf haben. Zweitens. Aber es geht nicht nur um die Art und eise, wie über die Köpfe der Beschäftigten im öffentli- hen Dienst hinweg gehandelt wird. Kritisiert werden uch die Inhalte, begonnen bei den fehlenden Inhalten er Dienstrechtsreform. Das beginnt damit, dass nach ie vor keine Ost-West-Angleichung im Dienstrecht für eamtinnen und Beamten vorgesehen ist. Und das im ahr 17 nach der staatlichen Einheit. Ich würde mich reuen, wenn dieselben Kolleginnen und Kollegen, die ich fraktionsübergreifend vor Wochenfrist so vehement ür ein Einheits- und Freiheitsdenkmal eingesetzt haben, ich nun genauso vehement für die Gleichberechtigung er Beamtinnen und Beamten in den neuen Bundeslän- ern einsetzen. Das wäre eine Frage der Glaubwürdig- eit. Die Beamtinnen und Beamten in Frankfurt/Oder eisten nicht weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen n Frankfurt am Main. Trotzdem werden sie schlechter ntlohnt. Das werden sie noch spüren, wenn sie dereinst hren endgültigen Pensionsbescheid erhalten. Das Ge- etz soll diese Ungerechtigkeit fortschreiben. Das ist für ie Linke nicht hinnehmbar. Drittens. Überhaupt sollte eine Besoldung eingeführt erden, die mehr an der Leistung orientiert ist. Das war ie Ankündigung vom damaligen Bundesinnenminister tto Schily. Und das galt als vereinbart mit den Gewerk- chaften. Im vorliegenden Gesetzentwurf ist davon keine 13284 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Rede mehr. Dieser ministerielle Rückzieher dient aber weder der Motivation der Beamtinnen und Beamten noch ihrem allgemeinen Ruf. Eine ebenso große Fehlleistung betrifft die Mitnahme von Versorgungsansprüchen. Etwa, wenn Beamtinnen und Beamte vom öffentlichen Dienst in die Privatwirt- schaft wechseln. Man kann von Beschäftigen aber nicht einerseits mehr Mobilität erwarten und sie dafür im Fall der Fälle schlechter stellen. Das ist unlogisch und oben- drein unsozial. Ebenso anachronistisch ist, dass eingetragene Lebens- gemeinschaften bei Versorgungsleistungen nach wie vor schlechter gestellt werden sollen, als Ehepartner. Hier tobt sich wieder einmal das überholte Familienbild der Unionsparteien aus. Das Gesetz heißt aber nicht Dienst- Ideologie-Gesetz. Es geht um Rechte für leibhaftige Be- amtinnen und Beamte. Viertens. Bei alledem haben wir nicht nur die Bundes- bediensteten im Blick. Ein fataler Kollateralschaden der sogenannten Föderalismusreform ist ja, dass wir künftig ein Bundesrecht und 16 Länderrechte haben könnten. Es droht also ein Wettlauf der Standards nach unten, je nach Kassenlage. Das aber ist ein schlechter Maßstab für ein leistungsfähiges Beamtentum. Die Linke ist übrigens kein Fan des Beamtentums. Es steht nämlich im Konflikt zum Grundgesetz, das Bürge- rinnen und Bürgern Rechte einräumt, die Beamtinnen und Beamten abgesprochen werden. Zum Beispiel das Streikrecht. Für diesen und weitere Verzichte auf Grund- rechte wurden sie lange sozial abgesichert – nun immer weniger. Die Mängelliste des DGB umfasst übrigens rund 50 Seiten, kleinere und große. Man muss sie nicht alle teilen. Aber man sollte sie auch nicht einfach ignorieren. Es geht um einen modernen, leistungsfähigen öffentli- chen Dienst für Bürgerinnen und Bürger im 21. Jahrhun- dert. Dieses gute Anliegen, das findet jedenfalls die Fraktion Die Linke, sollte erheblich mehr Mühen wert sein, als bisher erkennbar ist. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir diskutieren hier heute das Dientsrecht- neuordnungsgesetz von Bundesinnenminister Schäuble. Lassen Sie es mich gleich zu Anfang sagen: Von einer Modernisierung, die wir jedenfalls wollen – ich weiß nicht, wie es damit bei den Kolleginnen und Kollegen aus der Koalition aussieht –, kann hier allerdings nicht gesprochen werden. Zwar gibt es hier und da ein paar gute Ansätze, die aber gleich „im Keim erstickt“ werden. An anderen Stellen wird noch nicht einmal das längst Überfällige oder vom Bundesverfassungsgericht Gefor- derte geregelt. Schließlich ist dieses Gesetz Ausdruck ei- nes rückwärtsgewandten Gesellschaftsbildes. Lassen Sie mich nur ein paar Punkte ansprechen, ins Detail werden wir in den Ausschussberatungen und auch in der Anhörung gehen: Ich fange mit dem letzten Kritikpunkt an und erinnere Herrn Schäuble an die Protokollerklärung aus dem Hause Z g b u n j v d B G p a d t e V d t B m c i p s n m n u G a u d b K B R p m e c e A m s z n t l P n e n w (C (D ypries. Sie kritisiert, dass der Gesetzentwurf eingetra- ene Lebenspartnerschaften in vielfacher Hinsicht, ins- esondere im Hinblick auf die Beihilfe in Krankheits- nd Pflegefällen und die Hinterbliebenenversorgung, icht einbezieht. Hier sind wir uns mal mit ihr einig, was a selten genug vorkommt. Auch nach unserer Ansicht erstößt dies gegen den Gleichheitsgrundsatz. Ich denke, a befinden wir uns auch in guter Gesellschaft mit dem undesverfassungsgericht, das ausdrücklich sagt: Der esetzgeber darf zwar zwischen Eheleuten und Lebens- artnern differenzieren, diese Differenzierungen dürfen ber nicht unverhältnismäßig sein. Ich appelliere hier an as parlamentarische Selbstverständnis der SPD-Frak- ion und fordere sie auf, die Diskriminierung homosexu- ller Beamter durch entsprechende Änderungsanträge im erfahren zu beenden. Kommen wir zur Besoldung. Begrüßenswert ist, dass ie Sonderzahlung in die Besoldungstabelle eingearbei- et wurde. In der Tat haben wir auch unter Rot-Grün den eamtinnen und Beamten finanziell einiges zumuten üssen, sodass dieser Schritt ein gewisses Maß an Si- herheit gibt im Bereich der Besoldung. Was allerdings m Bereich der Leistungsbezahlung vorgelegt wird, ist einlich, insbesondere die Koppelung der Erfahrungs- tufen an die Leistung. Wir brauchen hier zumindest ei- en Gleichklang mit den Regelungen im Tarifrecht, da- it die Kluft zwischen dem Tarif- und Beamtenbereich icht noch größer wird. Schlimm finde ich, dass die Grundsätze der Beihilfe, nd das hat das Bundesverfassungsgericht gefordert, im esetz nicht geregelt sind. Der neue § 80 des Bundesbe- mtengesetzes ist einfach zu dünn. Die Selbstbehalte nd Belastungsgrenzen sollten hier festgeschrieben wer- en. Ich vermisse auch den hälftigen Beitragszuschuss ei einer freiwilligen Versicherung in einer gesetzlichen rankenkasse. Immer wieder erhalte ich Zuschriften von eamtinnen und Beamten, die sich mit immens hohen isikozuschlägen, die ihr Budget übersteigen, bei einer rivaten Krankenversicherung versichern müssen. Hier uss gehandelt werden und für diese Personengruppe in bezahlbarer und damit gangbarer Weg in die gesetzli- he Krankenversicherung ermöglicht werden. Schließlich wird die Mobilität der Beamten nicht rnsthaft verfolgt. Zwar gibt es Verbesserungen, was die nzahl der Laufbahnen anbelangt. Dieses Gestrüpp uss noch weiter gelichtet werden. Auch hier ist das Ge- etz nur halbherzig. Was den Wechsel zur Wirtschaft und urück anbelangt, geschieht hier gar nichts. Die Mit- ahme der Versorgungsbezüge wird ausgeklammert. Was die Erhöhung des Pensionsalters auf 67 Jahre be- rifft, muss diskutiert werden, ob hier nicht Sonderrege- ungen für bestimmte Berufsgruppen notwendig sind. olizeibeamtinnen und -beamte im Schichtdienst werden icht bis 67 im Einzeldienst oder bei Demonstrationen ingesetzt werden können. Kurzum: Von einem modernen Beamtenrecht mit ei- em modernen leistungsorientierten Bezahlsystem sind ir mit diesem Gesetz noch meilenweit entfernt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13285 (A) ) (B) ) Anlage 22 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Achten Geset- zes zur Änderung des Steuerberatungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 29) Antje Tillmann (CDU/CSU): Erstens: rechtliche Notwendigkeiten. Anlass dieses Gesetzentwurfs ist die EU-Berufsqualifikationsrichtlinie aus dem Jahr 2005, deren Umsetzung in diesem Herbst erfolgen muss. Nach Art. 5 der Richtlinie genießen Staatsangehörige aus ei- nem anderen Mitgliedstaat der EU, die in ihrem Heimat- staat zur Ausübung eines reglementierten Berufs recht- mäßig niedergelassen sind, grundsätzlich auch in Deutschland Dienstleistungsfreiheit. Die Umsetzung dieser Richtlinie schafft die für den inländischen Rechts- verkehr nötige Transparenz und Sicherheit über die Be- fugnis zur geschäftsmäßigen Hilfeleistung in Steuersa- chen. Außerdem sieht die Richtlinie in Art. 5 Abs. 3 eine Ahndung schwerwiegender beruflicher Fehler vor. Diese Regelung wurde durch die Möglichkeit einer Untersa- gung der Tätigkeit als Steuerberater durch die zuständige Steuerberaterkammer im Entwurf umgesetzt und ge- währleistet so den Schutz der Rechtsuchenden und des Rechtsverkehrs vor unqualifizierter Hilfeleistung in Steuersachen durch vorübergehend tätige ausländische Dienstleister. Weiterer Anlass dieses Gesetzentwurfs ist die Anpas- sung der Zulassungsvoraussetzungen zur Steuerberater- prüfung an die durch den sogenannten Bolgona-Prozess eingeführten Bachelor- und Masterstudiengänge. Die Bewerber haben nach geltendem Recht mit einem er- folgreich abgeschlossenen wirtschaftswissenschaftlichen oder rechtswissenschaftlichen Hochschulstudium oder einem Hochschulstudium mit wirtschaftswissenschaftli- cher Fachrichtung mit einer Regelstudienzeit von jeweils mindestens acht Semestern eine praktische Tätigkeit von zwei Jahren nach dem Studium nachzuweisen. Die nach- weisende Tätigkeit erhöht sich auf drei Jahre bei einem Hochschulstudium mit einer Regelstudienzeit von weni- ger als acht Semestern. Der Gesetzentwurf greift nun die unterschiedlichen Wege zum Bachelor- und Masterabschluss auf. Es gibt Konstellationen, nach denen der Bewerber zunächst ein Bachelorstudium, dann eine praktische Tätigkeit und da- nach das Masterstudium absolviert. Jeder Studiengang für sich betrachtet, erfüllt in der Regel nicht die Anfor- derungen an die Dauer der Regelstudienzeit von mindes- tens acht Semestern, sodass eine praktische Tätigkeit nicht von zwei, sondern von drei Jahren nachzuweisen wäre. Aus diesem Grund wurden die Vorbildungsvoraus- setzungen ergänzt. Sowohl der Bachelor- als auch der Masterabschluss müssen in einem wirtschaftswissen- schaftlichen oder rechtswissenschaftlichen Studium er- worben werden. Die Anpassung ist erforderlich, da mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge die Zahl der Hochschulen stetig steigt, die diese Studien- gänge anbieten. l A e t s g e n d k s g d w d g l g a k T m w T h c m V s s D ß t s u c Ä s i t R l o D K s d s u s f r (C (D Zweitens: zusätzliche Änderungen. Neben den recht- ichen Erfordernissen greift der Gesetzentwurf aber auch nregungen der Berufsverbände und der Wirtschaft auf. Zum Syndikus-Steuerberater. So soll es künftig Steu- rberatern erlaubt sein, neben einer selbstständigen Tä- igkeit als Steuerberater auch nichtselbstständig tätig zu ein. Zulässig soll nach dem Entwurf nun auch die An- estelltentätigkeit bei der Wirtschaftsprüferkammer bzw. iner Rechtsanwaltskammer sein. Aber auch darüber hi- aus soll künftig die Angestelltentätigkeit mit dem Beruf es Steuerberaters vereinbar sein, wenn sich die Tätig- eit auf Hilfeleistungen in Steuersachen beschränkt. Für einen Arbeitgeber darf er allerdings nicht in seiner Ei- enschaft als Steuerberater tätig sein; diese Regelung ient der Missbrauchsverhinderung. Mit dieser Erweiterung der Tätigkeitsmöglichkeiten ird eine langjährige Forderung des Berufsstands und er Wirtschaft aufgegriffen. Die Wirtschaft betont seit eraumer Zeit, dass Unternehmen immer schwerer qua- ifiziertes Personal zur Mitarbeit in den Steuerabteilun- en finden können, wenn die Berufsangehörigen dafür uf ihren Beratertitel verzichten müssen. Ob es bei der Aussage im Regierungsentwurf bleiben ann, dass eine Beschränkung auf eine hauptberufliche ätigkeit nicht erforderlich ist, darüber muss im kom- enden Gesetzgebungsverfahren beraten werden. Auch ird zu prüfen sein, ob eine Angestelltentätigkeit auf ätigkeiten bei Unternehmen beschränkt werden muss. Der Berufsstand jedenfalls befürchtet, dass beste- ende Befugnisgrenzen überschritten und sich erhebli- he Wettbewerbsverzerrungen auf dem Steuerberater- arkt ergeben werden, dies zum Beispiel durch erbände, die kostenlos über die Beitragsfinanzierung teuerliche Beratungsleistungen erbringen. Zur Fortbildungspflicht. Die Fortbildungspflicht der teuerberatenden Berufe wird nun gesetzlich verankert. as macht deutlich, dass der Gesetzgeber auch hier gro- en Wert auf Qualitätssicherung legt. Die Kammern hat- en sich hierzu ja schon vor der gesetzlichen Regelung elbst verpflichtet. Diese Fortbildungspflicht erleichtert ns die Argumentation gegen eine zu starke Aufwei- hung der Beratungsbefugnisse. Zu weiteren beruflichen Zusammenschlüssen. Die nderungen in § 56 StBerG legen die Fragen der Zu- ammenarbeit von Steuerberatern mit anderen Berufen n weit größerem Umfang als bisher in die Verantwor- ung der Berater. Dies gilt sowohl hinsichtlich der echtsform als auch in der Frage der Kooperationsmög- ichkeiten. So sieht der Gesetzentwurf zum Beispiel Ko- perationsmöglichkeiten mit allen freien Berufen vor. er Berufsangehörige muss sicherstellen, dass bei der ooperation die Einhaltung der Berufspflichten, bei- pielsweise Verschwiegenheit, Tätigkeitsverbot bei wi- erstreitenden Interessen und Unabhängigkeit, sicherge- tellt ist. Kooperationen mit Gewerbetreibenden bleiben nzulässig. Der Berufsstand begrüßt dieses Vorhaben. Er ieht in dieser Regelung eine Möglichkeit, sich im schär- eren Wettbewerb durch Spezialisierungen zu profilie- en. 13286 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Umstrittener ist die im Gesetz vorgesehene Möglich- keit, Bürogemeinschaften zwischen Steuerberatern und Lohnsteuerhilfevereinen bilden zu dürfen. Laut Geset- zesbegründung unterliegen Lohnsteuerhilfevereine gleichartigen Berufspflichten wie Steuerberater. Sie ha- ben die Hilfeleistung in Steuersachen im Rahmen ihrer Befugnis sachgemäß, gewissenhaft und verschwiegen auszuüben. Die Bürogemeinschaft könnte den Vorteil der gemein- samen Nutzung von Arbeitsmitteln und Personal ohne Aufgabe der Eigenständigkeit haben. Mithin würden die Interessen der ratsuchenden Arbeitnehmer gestärkt, die sich bei der Hilfe in Rechtsfragen kurze Wege, schnelle Lösungen und eine individuelle Beratung wünschen. Ge- rade für Mandanten, die wegen schwankender Einkünfte oder Sondersituationen zwischen den Befugnissen der Berater und Lohnsteuerhilfevereinen hin- und herwech- seln, könnten hieraus Vorteile entstehen. Ob die vonseiten der Steuerberater geäußerten Beden- ken gegen die Zulassung dieser Bürogemeinschaften überwiegen, bleibt der kommenden Anhörung vorbehal- ten. Der Berufsstand äußert sich dahin gehend, dass Lohnsteuerhilfevereine im Gegensatz zu den Steuerbera- tern kein Zeugnisverweigerungsrecht besitzen und nicht unter das Beschlagnahmeprivileg fallen. Zur Erweiterung der Beratungsbefugnisse der Lohn- steuerhilfevereine. Auch berechtigten Anliegen der Lohnsteuerhilfevereine trägt der Gesetzentwurf Rech- nung: So darf künftig auch bei Arbeitgeberleistungen im Zusammenhang mit Kinderbetreuungskosten beraten werden. Vorteile für Mandanten, aber auch für Lohnsteu- erhilfevereine ergeben sich auch aus der Regelung, die Beratungsbefugnis bezüglich der Einnahmen aus neben- beruflicher Tätigkeit im gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Bereich, die künftig nach § 3 Nr. 26 a EStG steuerfrei sind, zu erweitern. Diese Erweiterung ist als Folge der Änderung des Gemeinnützigkeitsrechts er- forderlich. Die weiteren, bisher nicht berücksichtigten Anliegen der Lohnsteuerhilfevereine werden bestimmt noch Ge- genstand der kommenden Beratungen sein, wie zum Beispiel Anpassung der Beratungsbefugnis bei Einkünf- ten aus Kapitalvermögen und privaten Veräußerungsge- schäften unter Berücksichtigung der Abgeltungsteuer und Anhebung der Einnahmegrenze im Sinne des § 4 Nr. 11 Satz 1 c StBerG wegen der Geldentwicklung, Er- weiterung der gesetzlichen Definition der Beratungsbe- fugnis in Richtung auf das Rechtsdienstleistungsgesetz, Änderung der Bezeichnung „Lohnsteuerhilfevereine“ und Aufnahme in den Katalog der Personen, die ein Zeugnisverweigerungsrecht besitzen. Zur Öffnungsklausel zur Übertragung der Steuerbera- terprüfungen auf die Kammern. Weiterhin sieht der Ent- wurf die Aufnahme einer positiven Öffnungsklausel vor, die es den Ländern erlaubt, die Zulassung zur Steuerbe- raterprüfung einschließlich der Erteilung verbindlicher Auskünfte, die organisatorische Durchführung der Prü- fung und die Befreiung von der Steuerberaterprüfung auf die Steuerberaterkammern zu übertragen. Die Steuerbe- raterkammern sollen danach die übertragenen Aufgaben i M T 2 z d w Z d w a d L s f b d g A b n t b d f k F Z S s l s k w L g m d r v e e c w te f d s v v w h m s t (C (D m Rahmen der mittelbaren Staatsverwaltung ausführen. it dem Gesetz zur Änderung von Vorschriften über die ätigkeit der Steuerberater, 7. StBÄndG, vom 24. Juni 000 wurde bereits die Zuständigkeit für die Bestellung um Steuerberater und den Widerruf der Bestellung auf ie Steuerberaterkammern übertragen. Dabei wird an der Bundeseinheitlichkeit der Prüfung eiterhin festgehalten. Die Prüfungsaufgaben und der eitpunkt der Durchführung der Prüfung sollen zwischen en obersten Finanzbehörden der Länder abgestimmt erden. Für den Termin der schriftlichen Prüfung bleiben uch bei einer Übertragung der Steuerberaterprüfung auf ie Kammern weiterhin die obersten Finanzbehörden der änder zuständig. Die Mitglieder des Prüfungsausschus- es werden weiterhin durch die Finanzverwaltung beru- en. Im Falle der Übertragung der Prüfung auf die Steuer- eraterkammern erfolgt die Berufung unter Zustimmung er obersten Finanzbehörden der Länder. Hierzu bedarf es im weiteren Verfahren einer Eini- ung mit den Mitgliedern des Bundesrates. Gegen die ufnahme dieser positiven Öffnungsklausel und für eine undesgesetzliche Direktübertragung sprechen sich ei- ige Länder aus. Sie argumentieren, dass die Organisa- ion der Steuerberaterprüfung nicht zu den Kernaufga- en der Länder gehöre. Auch nach dem Gesetzentwurf es Bundesrats soll die Bundeseinheitlichkeit der Prü- ung gewahrt werden. Des Weiteren soll eine Aufgaben- ommission unter anderem mit Vertretern der obersten inanzbehörden der Länder eingesetzt werden, damit der eitpunkt der Durchführung des schriftlichen Teils der teuerberaterprüfung, die Prüfungsaufgaben der Auf- ichtsarbeiten, die Bearbeitungszeit und die zum schrift- ichen Teil der Prüfung zugelassenen Hilfsmittel zwi- chen den Steuerberaterkammern abgestimmt werden ann. Wir werden im weiteren Verfahren dem Gesetzent- urf der Bundesregierung folgen. Dieser ermöglicht den ändern eine individuelle Entscheidung, ob sie übertra- en wollen oder nicht. Darüber hinaus kommen wir da- it auch den Steuerberaterkammern nach, die sich für ie Öffnungsklausel entschieden haben. Zu Einzelfragen. Ansonsten gibt es eine Reihe weite- er Bestimmungen, die den Berufsstand flexibler an die eränderten Gegebenheiten anpasst, so zum Beispiel ine Regelung, nach der es den Steuerberaterkammern rmöglicht werden soll, von dem Verbot der gewerbli- hen Tätigkeit der Steuerberater Ausnahmen zuzulassen, enn eine Verletzung der Berufspflichten nicht zu erwar- n ist. Oder: die GmbH & Co. KG soll als Rechtsform ür Steuerberatungsgesellschaften, die die Kapitalbin- ungsvorschriften nach § 50 a StBerG erfüllen, zugelas- en werden. Wir befinden uns am Beginn dieses Gesetzgebungs- erfahrens, obwohl nach der jahrelangen Diskussion iele den Eindruck haben, wir hätten den heutigen Ent- urf schon beschlossen. Das ist aber nicht der Fall. Des- alb werden wir – wie immer – sehr sorgfältig alle Argu- ente abwägen und den Betroffenen Gelegenheit geben, ich zu äußern, und hoffentlich möglichst früh im nächs- en Jahr die neuen Regelungen in Kraft setzen. Wie ich Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13287 (A) ) (B) ) werden auch Sie Briefe auf dem Tisch liegen haben von Bürgern, die darauf warten. Lassen Sie’s uns angehen! Lydia Westrich (SPD): Die achten Novelle des Steuerberatungsgesetzes hat eine längere Wegstrecke hinter sich gebracht. Bereits in der letzten Legislaturpe- riode gab es eine rege Diskussion, wie die Stärkung des Berufsstandes der Steuerberater und seine Liberalisie- rung fortgesetzt werden kann. Die vorgezogene Bundes- tagswahl hatte dieses Vorhaben zunächst einmal auf die lange Bank geschoben. Aber nun liegt das bereinigte Werk vor, auf das die steuerberatenden Berufe schon so lange warten. Es ist gelungen, viele Vorschläge aufzu- greifen, die die Rahmenbedingungen dieser Berufe nachhaltig verbessern. Außerdem ist wie häufig eine EU-Richtlinie in nationales Recht umzusetzen, die in diesem Fall die Anerkennung von Berufsqualifikationen regelt. Aufgabe des Steuerberaters als Organ der Steuer- rechtspflege ist in erster Linie die fachgerechte Unter- stützung der Steuerpflichtigen bei der Erfüllung ihrer Pflichten und bei der Gestaltung ihrer steuerrechtlichen Verhältnisse. Das ist in unserer Volkswirtschaft eine be- deutsame Funktion. Deshalb ist das Berufsrecht auch in relativ starkem Maße gesetzlich geregelt. Deutschland ist weltweit berühmt für die Gründlich- keit und die Kompliziertheit seines Steuerrechts. Gesetze und Kommentare füllen viele Meter Regale. Der Drang zur Einzelfallgerechtigkeit, die vielen, teilweise wider- streitenden Gerichtsurteile auf allen Ebenen bis zum EuGH lassen das Heer von Vorschriften Jahr für Jahr an- schwellen. Und es ist in Deutschland seit langem guter beziehungsweise schlechter Brauch, bei vielen gesell- schaftlich oder wirtschaftlich auftauchenden Problemen zuerst einmal nach einer Lösung durch das Steuerrecht zu suchen. Das gilt beileibe nicht nur für die Regierung und das Parlament. Aus allen gesellschaftlichen Berei- chen flattern in ständigem Strom neue Ideen möglicher oder notwendiger steuerlicher Förderung auf den Tisch. So wird dieses Rechtsgebiet für Bürgerinnen und Bürger immer schwieriger durchschaubar. Sie brauchen vertrau- enswürdige und hochqualifizierte Partner an der Seite, um ihren steuerlichen Pflichten nachzukommen. Des- halb muss der Gesetzgeber die steuerberatenden Berufe auch mit den Rahmenbedingungen versehen, die ihnen diese verantwortungsvolle Aufgabe am besten ermögli- chen. Mit dem achten Änderungsgesetz haben wir weitere Modernisierungsschritte vorgelegt. Wir erlauben zum Beispiel künftig die Bürogemeinschaft von Lohnsteuer- hilfevereinen und Steuerberatern, die sich in vielen Fäl- len anbietet wegen der zunehmenden Aufgaben der Steuerberater im betriebswirtschaftlichen Bereich, um Lohnsteuerpflichtigen zügig zu ihrem Recht bzw. ihrer Erstattung verhelfen zu können. Lohnsteuerhilfevereine erhalten zusätzliche Beratungsbefugnisse. Natürlich ist es wie immer, dass sofort noch mehr Wünsche auftau- chen, über die im Anhörungsverfahren noch zu reden sein wird. Wir liberalisieren das Verbot der gewerblichen Tätigkeit für Steuerberater und passen das Gesetz damit den Gepflogenheiten des heutigen Wirtschaftslebens an. Auch mit der Zulassung der GmbH und Co. KG als R w f l k w M d r w a n v e r f s b d b z h s g e a e v m g z r t s d h t z W s l w g d d t D e z a B e d L r (C (D echtsform für Steuerberatungsgesellschaften kommen ir einem Petitum aus den Berufsreihen nach. Die Ein- ührung des sogenannten Syndicus-Steuerberaters ist seit angem erwartet worden. Im anwaltlichen Berufsrecht gibt es keine Beschrän- ung für angestellte Rechtsanwälte. Etwas enger gefasst ird nun auch angestellten Steuerberatern, zum Beispiel itarbeitern der Steuerabteilung eines Unternehmens, ie Möglichkeit geboten, zusätzlich selbstständig in ih- em Beruf tätig zu sein. Das grundsätzliche Verbot ge- erblicher Tätigkeiten für Steuerberater bleibt bestehen, ber die Steuerberaterkammern erhalten das Recht, Aus- ahmen zuzulassen, wenn sie die Berufspflichten nicht erletzen. Damit wird auch eine längjährige Forderung rfüllt. Um deutlich zu machen, wie komplex unser Steuer- echt ist und wie hoch deswegen auch die Qualitätsan- orderungen an die steuerberatenden Berufe sein müs- en, wird eine Fortbildungspflicht eingeführt. Das estärkt das Vertrauen in die Fähigkeiten des Berufsstan- es und unterstreicht seine verantwortungsvollen Aufga- en. Dass die Umsetzung der Berufsanerkennungsrichtlinie ur Umsetzung des Grundsatzes der Dienstleistungsfrei- eit in der EU keine Begeisterungsstürme auslöst, ist ver- tändlich. Allerdings haben wir die von der Kommission esetzte Frist bis zum letzten Tag ausgereizt und dadurch inen langen Zeitraum gewonnen, sich auf die Berufs- nerkennung von Dienstleistern aus anderen EU-Staaten inzustellen. Dafür ist in diesem Gesetz auch eine Reihe on Vorschlägen zur Harmonisierung der Berufsrechte it denen der Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer auf- egriffen worden, die wie seit langem gefordert, den Weg u einer wirklichen Angleichung der verschiedenen Be- ufsrechte ebnen. Bei der Beratung der letzten Novelle des Steuerbera- ungsänderungsgesetzes hat der Bundestag in einer Ent- chließung das Ministerium aufgefordert, unter anderem as Abmahnverhalten gegen selbstständige Bilanzbuch- alter, Buchhalter und Buchführungshelfer zu beobach- en und entsprechend den Deutschen Bundestag darüber u informieren. Da sich das Abmahnverhalten gegen erbungsmaßnahmen dieser Berufsgruppen erneut ver- tärkt hat, ist eine Klarstellung im Gesetz dazu erforder- ich. Die im Internet vorhandenen neuen Möglichkeiten ie Suchbegriffe und dergleichen können nicht zuun- unsten der selbstständigen Buchhalter ausgelegt wer- en. Der im Jahr 2000 geforderte Erfahrungsbericht iente insbesondere der Prüfung einer möglichen Erwei- erung der Befugnisse von geprüften Bilanzbuchhaltern. ie Ergebnisse dieses Berichts nachvollziehend, war in inem ersten Entwurf dieses jetzt eingebrachten Geset- es die Befugniserweiterung auch enthalten. Außer den Betroffenen fordern auch der DIHK und ndere Organisationen, dass geprüfte, selbstständige ilanzbuchhalter die von ihnen für ihre Kunden meist rstellte Umsatzsteuervoranmeldungen auch selbststän- ig autorisieren zu können. Was früher immer an den ändern gescheitert ist, hat nun das Wirtschaftsministe- ium blockiert. 13288 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Nun ist das Umsatzsteuerrecht äußerst komplex und missbrauchsanfällig. Fundierte Kenntnisse sind vor al- lem für die Erstellung der Jahressteuererklärung, die selbstverständlich Steuerberatern vorbehalten bleiben muss, erforderlich. Ob das in gleicher Weise für das Massengeschäft der Erstellung von Umsatzsteuervoran- meldungen gelten muss, ist seit Jahren umstritten. Mir kommt der Streit, wie viele Stunden Unterricht die Umsatzsteuer bei der Ausbildung umfassen soll, nachgerade lächerlich vor. Jeder weiß, dass die Erstel- lung der Umsatzsteuervoranmeldung fast automatisch bei der laufenden Buchführung anfällt. Verschlimmert wird diese Situation jetzt auch noch durch die im Gesetz enthaltene Umsetzung der EU-Richtlinie zu Berufsquali- fikationen. Jeder Österreicher, Belgier, Niederländer mit ver- gleichbarer Ausbildung wie ein Bilanzbuchhalter kann das in Zukunft in Deutschland erledigen. Nur unsere ge- prüften Bilanzbuchhalter dürfen das weiterhin nicht. Deshalb wird die SPD-Fraktion die Entwicklung weiter- hin genau beobachten und für Dienstleistungsfreiheit auch in unserem Land werben. Dass wir den Verbrau- cherschutz dabei nicht aus den Augen verlieren, ist selbstverständlich. Wir arbeiten ja auch auf eine System- änderung bei der Umsatzsteuer hin. Die liegt zwar noch auf einer langen Bank, aber sie muss natürlich in die Überlegungen mit einbezogen werden. Es wäre insge- samt schade, wenn erst die Liberalisierungsdynamik der EU uns zu Befugniserweiterungen zwingen würde, die wir so gar nicht wollen. Die Befürchtungen der Steuer- berater, die kleine Befugniserweiterung für geprüfte Bilanzbuchhalter stelle das Einfallstor für alle möglichen Befugnisübertragungen dar, könnten sich so bewahrhei- ten. Aber das steht nun in diesem Gesetz alles nicht zur Diskussion. Dieses Gesetz dient dazu, die Tätigkeit der Steuerberater zu stärken, und es ist mit seinen vielen Einzelpunkten auch dazu in der Lage. Ich freue mich auf die Anhörung, die sicher mit ihren Anregungen dazu beitragen wird, die lange Wartezeit der Gesetzesreife zu rechtfertigen und ein gut handhabbares Gesetz zu verabschieden. Dr. Volker Wissing (FDP): Mit dem Steuerberater ist es wie mit dem Arzt: Man fühlt sich besser, wenn man nicht hin muss. Unser Steuerrecht ist aber dermaßen kompliziert, dass mittlerweile nicht nur Unternehmen, sondern mehr und mehr auch Privatpersonen eine Steu- erberatung in Anspruch nehmen müssen. Steuerberatung ist heute wichtiger denn je, und je mehr Menschen auf eine solche angewiesen sind, umso wichtiger ist es auch, dass diese Dienstleistung er- schwinglich bleibt. Die Initiative der Bundesregierung kann hier durchaus positive Effekte bewirken und zu mehr Wettbewerb beitragen. Das begrüßt die FDP aus- drücklich. Trotzdem ist die Politik der Bundesregierung halbher- zig und in sich unschlüssig. Man kann nicht die Steuer- gesetze verkomplizieren und gleichzeitig die Anforde- r n r w A s ä g ü t l s k b ä g B d n r S d a k h h l e k F k d d e c W h g d S S t e b B u S d d u g v (C (D ungen an die steuerberatenden Berufe senken. Das passt icht zusammen. Die FDP würde es daher begrüßen, wenn die Bundes- egierung endlich das eigentliche Problem angehen ürde: das viel zu komplizierte deutsche Steuerrecht. llein seit Beginn der vergangenen Legislaturperiode ind 405 Vorschriften des Einkommensteuergesetzes ge- ndert worden. Seit Ende 2002 wurde das Umsatzsteuer- esetz 122- und dass Körperschaftsteuergesetz 45-mal berarbeitet. Das deutsche Steuerrecht gleicht einem Pa- ienten, der mit geöffnetem Brustkorb auf dem OP-Tisch iegt, und der Chirurg will ihn nicht zunähen, weil ihm tändig neue Sachen einfallen, die er noch operieren önnte. So geht es nicht. Allein im Rahmen des Jahressteuergesetzes 2008 ha- en Sie das deutsche Steuerrecht an circa 200 Stellen ge- ndert – ohne es zu vereinfachen. Im Gegenteil, Sie brin- en sogar das Kunststück fertig und fordern von den ürgerinnen und Bürgern, dass diese Ihnen die Anwen- ung des Steuerrechtes erklären, weil Sie dieses selbst icht mehr überblicken. Der Bürger wird zum Steuerbe- ater der Finanzverwaltung; absurder kann es in einem taat kaum zugehen. Wir reden heute über das Achte Gesetz zur Änderung es Steuerberatungsgesetzes. Eigentlich müssten wir vor llem über das Thema Steuervereinfachung reden. Das omplizierte Steuerrecht, das ist die eigentliche Krank- eit. Es ist sehr bedauerlich, dass die Bundesregierung ier nicht nur jeglichen Ehrgeiz, sondern auch noch jeg- iches Problembewusstsein vermissen lässt. Steuerver- infachung ist für diese Bundesregierung offensichtlich ein Thema. Oder wie soll man es sonst erklären, wenn rau Hendricks in der Financial Times Deutschland er- lärt: „Vereinfachen ist schwierig.“ Niemand hat gesagt, ass regieren einfach sein muss, aber anscheinend ist das ie Arbeitseinstellung dieser Bundesregierung. Steuern rhöhen ist einfach – wird gemacht; Steuern vereinfa- hen ist schwierig – wird nicht gemacht. Auf diese eise kann man vielleicht Problemen aus dem Weg ge- en, so kann man aber nicht die Zukunft unseres Landes estalten. Beide Themen sind untrennbar miteinander verbun- en: Ein einfaches Steuerrecht ermöglicht es auch, die teuerberatung zu vereinfachen. Ein hochkompliziertes teuerrecht erfordert den hochqualifizierten Spezialis- en. Fatal ist es allerdings, wenn Sie den Beruf des Steu- rberaters willkürlich öffnen und beim Steuerrecht alles eim Alten lassen. Die FDP geht konstruktiv und ergebnisoffen in die eratungen. Wir werden Ihre Vorschläge in aller Ruhe nd umfassend prüfen. So wichtig die Anpassung des teuerberatungsgesetzes ist, wichtiger bleibt aus Sicht er FDP eine umfassende Reform und Vereinfachung es deutschen Steuerrechtes. Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): Hinsichtlich der Be- rteilung des Änderungsentwurfs zum Steuerberatungs- esetz orientiert sich die Bundestagsfraktion Die Linke or allem an der Verbraucherfreundlichkeit. Die Ver- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13289 (A) ) (B) ) braucherinnen und Verbraucher haben im Zusammen- hang mit der Steuerberatung ein Recht auf Transparenz der entsprechenden Befugnisse sowie auf eine bezahl- bare, effektive und kompetente Beratung. Dies umfasst hier einerseits das Kriterium der Qualitätssicherung – die Verbraucherin oder der Verbraucher soll der unter dem Siegel „Steuerberatung“ angebotenen Dienstleistung vertrauen können –, andererseits soll Steuerberatung auch kostengünstig in Anspruch genommen werden kön- nen. Beide Kriterien begründen sich gerade auch aus der hohen Komplexität der Steuergesetzgebung, die entspre- chende Beratung notwendig macht. Verbraucherschutz im Sinne von Qualitätssicherung und Kostengünstigkeit auf dem Markt für Steuerberatun- gen wird erreicht durch einen Mix aus Regulierung und freiem Wettbewerb auf ebendiesem. Aus Qualitätssiche- rungsgründen ist der Zugang zu diesem Markt be- schränkt: Es gibt Gesetze bezüglich der Frage, wer die Leistung „Steuerberatung“ überhaupt anbieten darf. Die beruflichen Herausforderungen für die auf dem Gebiet der Steuerberatung Tätigen sind aufgrund der Komplexi- tät und Variabilität der steuerlichen Gesetzgebung außer- ordentlich hoch. Eine Regulierung wird hier klassischer- weise über einen Anforderungskatalog bei der Zulassung erreicht. Beispielsweise geschieht dies mit Bezug auf die Berufsbezeichnung „Steuerberater“ oder „Steuerberate- rin“ über Zulassungsvoraussetzungen, zeitlich festge- legte Praxistätigkeit und – im Regelfall – über eine Prü- fung. Für sonstige Anbieter und Anbieterinnen von Steuerberatungsleistungen gibt es restriktiv wirkende Zulassungs- und Aufgabenbegrenzungsvorschriften. Sosehr diese Instrumente die Qualitätssicherung un- terstützen, so bergen sie gleichzeitig die Gefahr einer Monopolstellung einzelner Berufsstände inklusive der Entwertung von erworbener Kompetenz und beruflicher Qualifikation bei den von diesem Markt Ausgeschlosse- nen. Eine Abschottung des Marktes für Steuerberatungs- leistungen hat zugleich negative Folgen für Angebot und Qualität. Ausdrücklich lehnen wir daher eine solche Mo- nopolstellung ab und begrüßen ergänzende und hier kompensierende Regulierungen: Effektive Gebühren- ordnungen und eine Differenzierung der Anbieter und Anbieterinnen, beispielsweise durch die Zulassung von Steuerfachwirten/Steuerfachwirtinnen oder durch Lohn- steuervereine für bestimmte Steuerberatungstätigkeiten, stellen wirksame Instrumente gegen die Entwertung von Erwerbskompetenzen und Berufserfahrungen sowie zur Verhinderung von ausufernden Preisen und zur Förde- rung eines Qualitätswettbewerbs dar. Wichtig bleibt dennoch, dass kompetente Anbieterin- nen und Anbieter in ausreichender Zahl auf dem Markt Zugang finden. Die Zugangsvoraussetzungen sind also nicht zu restriktiv zu gestalten und zu handhaben. Mit Blick auf die hohen Durchfallquoten bei den Steuerbera- terprüfungen, zum Beispiel 2005/06 55,58 Prozent ohne Berücksichtigung der bereits vor und während der Prü- fung Zurückgetretenen – www.knoll-steuer.com –, be- schleichen uns gewisse Zweifel, ob die herrschende Art und Weise der Umsetzung von Zugangsbegrenzungen wirklich nur der Qualitätssicherung dient. S d g r n ä w l w k D s K i z h – 5 h r k w M S f s n u f r t i A t a d E e F n D e S r B e s v d t v l k (C (D Zusammengefasst besteht aus unserer Sicht die chwierigkeit im Umgang mit der Steuerberatung bei er Einführung und Durchsetzung eines adäquaten Re- ulierungsgrads; dies stellt sicherlich eine Gratwande- ung dar, da Qualitätssicherung und Marktöffnung in ei- em gewissen Widerspruch zueinander stehen. Eine Anpassung des Steuerberatungsgesetzes an ver- nderte Bedingungen im Arbeits- und Geschäftsleben ird von der Bundestagsfraktion Die Linke grundsätz- ich begrüßt. Hinsichtlich des vorliegenden Gesetzent- urfs haben wir allerdings bei einigen Punkten Beden- en, ob damit wirklich eine Verbesserung erreicht wird. iese Bedenken umfassen unter anderem die neu ge- chaffenen Möglichkeiten für die Landesregierungen zur ompetenzübertragung auf die Steuerberaterkammern m Zusammenhang mit der Steuerberaterprüfung. Be- üglich der Begründung – Kostendeckung – für die An- ebung der geltenden Gebühren für Zulassungsverfahren von 75 auf 200 Euro – und Prüfungsverfahren – von 00 auf 1 000 Euro – haben wir Klärungsbedarf. Wir se- en in diesem Kontext die Gefahr, dass hier einer weite- en Abschottung des Marktes für Steuerberatungstätig- eiten Vorschub geleistet wird. In diesem Sinne würden ir auch eine stärkere als die vorgesehene Öffnung des arktes für die geprüften Buchhalter/Buchhalterinnen, teuerfachwirte/Steuerfachwirtinnen und Lohnsteuerhil- evereine begrüßen. Insbesondere fragen wir uns in die- em Zusammenhang, warum die Erweiterung der Befug- isse von geprüften Bilanzbuchhaltern/Buchhalterinnen nd Steuerfachwirten/Steuerfachwirtinnen auf das An- ertigen der Umsatzsteuervoranmeldung – unter der Vo- aussetzung des Nachweises entsprechender Qualifika- ionen – nicht mit aufgenommen wurde. Wir befürworten eine weitreichende Kooperation von n der Steuerberatung Tätigen. Zu klären ist nach unserer nsicht, warum im vorliegenden Entwurf eine vollwer- ige Kooperation zwar mit allen freien Berufen, nicht ber mit den Lohnsteuerhilfevereinen zugelassen wurde. Die Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag wird as weitere Gesetzgebungsverfahren zum vorliegenden ntwurf eines Achten Gesetzes zur Änderung des Steu- rberatungsgesetzes kritisch begleiten. Der vorliegenden assung würden wir wegen der genannten Bedenken icht zustimmen. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): er von der Regierung vorgelegte Gesetzentwurf ist ine Rolle rückwärts für ein modernes Berufsrecht der teuerberatenden. Der freie Berufsstand der Steuerbe- atenden hat seine Interessen mit Schützenhilfe des undesrates – insbesondere mit Rückenwind aus Bay- rn – durchgesetzt und die Liberalisierung seines sorg- am geschützten Tätigkeitsbereichs ein weiteres Mal erhindert. Es ist ein Armutszeugnis für die Große Koalition, ass sie sich nicht wenigstens auf die noch im Referen- enentwurf zum Steuerberatungsgesetz vom letzten Jahr orgesehene geringfügige Befugniserweiterung für Bi- anzbuchhalter und Bilanzbuchhalterinnen einigen onnte. Das wäre das Minimum gewesen. 13290 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Das Gesetz geht in die falsche Richtung. Anstatt end- lich zu einer Modernisierung des Berufsrechts der Steu- erberatenden zu kommen, rudert die Regierung zurück und will auch noch den Marktzugang für Berater und Beraterinnen aus dem Ausland hochbürokratisch regle- mentieren. Dafür nimmt die Regierung sogar Verstöße gegen EU-Recht in Kauf. Das ist keine praxisgerechte Gesetzesreform. Sie hilft weder, die Existenz der vielen selbstständigen Buchhal- ter, Bilanzbuchhalter und Steuerfachwirte zu sichern, noch bringt sie die Erhaltung und Schaffung von Ar- beitsplätzen in diesem Bereich voran. Hier siegt Klien- telpolitik über die wirtschaftspolitische Vernunft. Denn fairer Wettbewerb ist auch volkswirtschaftlich sinnvol- ler, als hohe Marktzugangsbarrieren aufzubauen, die die Pfründe bestimmter Berufsgruppen schützen sollen. So würde ein wirklicher Wettbewerb zum Beispiel zu einem preisgünstigen und transparenten Angebot für die Nutzer von Buchhaltungs- und Steuerberatungsleistungen bei- tragen. Es ist wirklich an der Zeit, eine Reform vorzule- gen, die diesen Namen auch verdient. Die Grünen haben deshalb schon vor über einem Jahr einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der eine wirkliche Modernisie- rung des Berufsrechts der Steuerberatenden einfordert. Unser Antrag ist noch im parlamentarischen Verfahren, und wir werden den Regierungsentwurf daran messen. Für die bündnisgrüne Fraktion bedeutet dies, dass selbstständige Buchhalter, Buchführungshelfer, Bilanz- buchhalter sowie Steuerfachwirte endlich die gesetzliche Befugnis erhalten, die Buchhaltung einzurichten, vorbe- reitende Abschlussarbeiten in der Finanzbuchhaltung zu erledigen, die Lohnbuchhaltung abzuschließen und die Umsatzsteuervoranmeldung zu erstellen. Diese berech- tigten Forderungen diskutiert die Politik seit Jahren, lei- der größtenteils erfolglos, denn entscheidende Bereiche der Buchhaltung sind immer noch Steuerberatern und Steuerberaterinnen vorbehalten. Diese starke Einschrän- kung des Verfassungsrechts auf freie Berufswahl ist nicht gerechtfertigt, denn die Qualifikation für die Be- fugniserweiterung ist vorhanden und gesetzlich festge- schrieben. Eine abgeschlossene kaufmännische Ausbil- dung und dreijährige einschlägige Berufserfahrung sind ausreichend, um die Buchhaltung einzurichten, vorberei- tende Abschlussarbeiten in der Finanzbuchhaltung zu er- ledigen, die Lohnbuchhaltung abzuschließen und die Umsatzsteuervoranmeldung zu erstellen. Die Befugnis- erweiterung ist notwendig und längst überfällig. Wir Grünen werden sie deshalb bei den parlamentarischen Beratungen zum Gesetzentwurf aktiv einfordern. Klar ist natürlich: Der Verbraucherschutz muss weiter- hin gewährleistet sein. Mit der Ausweitung der Bera- tungsbefugnisse sollte deshalb nach grünen Vorstellungen der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung ver- bindlich werden, damit Verbraucher und Verbraucherin- nen gegen einen Vermögensschaden aus einer Falschbera- tung abgesichert sind. Darüber hinaus soll es eine Berufsaufsicht geben. Die derzeitige Werberegelung ist praxisfern und streitanfällig, was durch eine Vielzahl von Abmahnver- fahren belegt ist. Die selbstständige Tätigkeit wird da- d P g s d l i z k i b d d r f s L d n k e s z a s m i B e e f h d D v f B W t f A l e t d A u d n u S c g d f f (C (D urch regelrecht verhindert. Die Regierung hat dieses roblem zumindest erkannt und eine Neuregelung vor- eschlagen. Wir werden die neue Werberegelung inten- iv prüfen, ob sie auch tatsächlich Besserung bringt. Die erzeitige Abmahnproblematik muss praxisgerecht ge- öst werden. Selbstständige müssen über ihre Tätigkeit nformieren und wirksam werben können. Das gehört ur Marktwirtschaft dazu. Positiv im Gesetzentwurf ist, dass Steuerberater zu- ünftig auch Arbeitnehmer sein dürfen. Die Verhältnisse n der Arbeitswelt und im gesamten Wirtschaftsleben ha- en sich stark verändert. Es ist deshalb gut, dass es mit em Syndikus-Steuerberater jetzt mehr Flexibilität für ie Steuerberater und Steuerberaterinnen gibt, ihren Be- uf auszuüben. Umso mehr fällt ins Auge, dass die über- älligen Anpassungen für die Lohnsteuerhilfevereine ehr karg ausfallen. Zwar dürfen Steuerberatende und ohnsteuerhilfevereine künftig Bürogemeinschaften bil- en, vollwertige Kooperationen sind aber weiterhin icht möglich. Auch hier springt der Gesetzentwurf zu urz. Gleiches gilt für die starren Grenzen für die Neben- inkünfte, bis zu denen Arbeitnehmer noch von Lohn- teuerhilfevereinen beraten werden dürfen. Diese Gren- en gelten seit dem Jahr 2000, und sie müssen deutlich n die Wertentwicklung angepasst werden, damit die teuerliche Beratung der Arbeitnehmer und Arbeitneh- erinnen weiterhin zu günstigen Konditionen möglich st. Denn wenn ein Arbeitnehmerhaushalt die niedrigen eratungsgrenzen nur geringfügig überschreitet, müsste r komplett zu einem Steuerberater wechseln. Das ist ine unverhältnismäßige Mehrbelastung für die Betrof- enen. Die Begrenzung der Nebeneinkünfte sollte des- alb auf 25 000 Euro angehoben werden. Außerdem soll iese Grenze zukünftig pro veranlagte Person gelten. amit wird auch in diesem Bereich der Übergang zur on den Grünen geforderten Individualveranlagung ge- ördert und damit den Anforderungen an eine moderne esteuerung von Ehe und Familie besser entsprochen. Darüber hinaus wollen wir Grünen den flexiblen echsel zwischen angestellter und selbstständiger Tä- igkeit erleichtern. Die moderne Arbeitswelt verlangt lexible Arbeitnehmer, die zum Beispiel neben ihrem nstellungsverhältnis noch selbstständig tätig sind. So- ange diese selbstständig erzielten Einkünfte ein Neben- inkommen darstellen, also unterhalb der neuen Bera- ungsgrenze für die anderen Einnahmen liegen, sollten ie Lohnsteuerhilfevereine auch diese Arbeitnehmer und rbeitnehmerinnen weiter beraten dürfen. Das ist eine nkomplizierte Lösung für die Betroffenen, und durch ie Beratungsgrenze existiert weiterhin eine klare Tren- ung zum Tätigkeitsbereich der Steuerberatenden. Das Berufsrecht der Steuerberatenden muss moderner nd liberaler werden. Es soll allen Selbstständigen im teuer- und Buchhaltungswesen ausreichende Marktchan- en einräumen und ihnen faire Wettbewerbsbedingungen ewähren. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wird iesem Anspruch nicht gerecht. Er ist ein weiterer Beleg ür die Handlungsunfähigkeit der Großen Koalition. Es ehlt der Mut, überfällige Reformen anzugehen und alte Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13291 (A) ) (B) ) Zöpfe abzuschneiden. Wir Grünen werden in den parla- mentarischen Beratungen deshalb eine grundlegende Überarbeitung des Gesetzentwurfs auf der Basis unserer Modernisierungsvorschläge einfordern. Anlage 23 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Erhaltung der Wein- baukultur durch vernünftige Reform der EU- Weinmarktordnung (Tagesordnungspunkt 31) Julia Klöckner (CDU/CSU): Wie sehr das heutige Thema zur EU-Weinmarktreform den Winzerinnen und Winzern, aber auch uns Politikern auf den Nägeln brennt, zeigt die Tatsache, dass wir interfraktionell im Deutschen Bundestag einen Antrag einbringen, um ge- gen die bestehenden Pläne zur EU-Weinmarktreform Stellung zu beziehen. Sicherlich nicht alltäglich, es un- terstreicht aber die Bedeutung. Hier geht es um mehr als eine politische Entscheidung, es geht um eine jahrhun- dertealte Kultur, aber auch um die Existenz von den deutschen Winzerinnen und Winzern. Ich freue mich deshalb, dass wir heute ein so einmütiges Signal nach Brüssel schicken können. Lassen Sie mich eines vorweg sagen: Deutschland hat viele schöne Seiten. Zweifelsohne prägen die Weinland- schaften, rund 100 000 Hektar, auch das Bild unseres Landes. Weinan- und -ausbau haben eine lange Tradi- tion. Deutschland ist nicht nur ein traditionsreiches Weinbauland, sondern international auch das größte Weinimportland. Umso mehr gilt es, die bestehenden Traditionen zu bewahren und fortzusetzen, ohne uns vor dem Neuen zu verschließen. Der europäische Weinbau unterliegt seit Beginn der Weinmarktpolitik der Europäi- schen Wirtschaftsgemeinschaft in den 70er-Jahren viel- fältigen Veränderungen. Wandelnde Verbrauchsstruktu- ren durch den stetig wachsenden Gemeinschaftsmarkt und der sich mit der Zeit verstärkt nach Qualität ausrich- tenden Nachfrage übten einen enormen Anpassungs- druck auf das Angebot aus. Zudem wirkten sich Markt- steuerungsmaßnahmen der gemeinsamen Marktordnung Wein zunehmend strukturell auf Produktion und Ange- bot der europäischen Weinbaugebiete aus. Die Weinbau- politik der Gemeinschaft reagiert seit 1975/76 mit wach- senden Beschränkungen und Steuerungsinstrumenten, um der Überschussproduktion entgegenzuwirken. Ver- schiedene Reformansätze der vergangenen Dekaden konnten das Ziel, Angebot und Nachfrage annähernd in Einklang zu bringen, nicht erreichen. Während der in- nereuropäische Verbrauch kontinuierlich zurückgeht, werden zunehmend Weine aus der sogenannten Neuen Welt, also aus Chile oder Südafrika, nach Europa impor- tiert. Auch 2006 überschritten die Weinimporte wieder die Milliarden-Litergrenze deutlich. Obwohl Europa den weltweit größten Ein- und Ausfuhrmarkt für Wein dar- stellt und auch bei Produktion und Verbrauch weltweit eine Spitzenstellung einnimmt, ist auf lange Sicht die Marktstellung Europas damit gefährdet. Die europäi- s n v 4 W m E b d G s h w w a W D h a d m J E b g K H 1 M w s h z t D d d t m m n v t h f M P g m e V v D A n h k d (C (D chen Betriebe befinden sich seit mehreren Jahren in ei- er Krise. Zwar führen sie die Rangliste an, dicht gefolgt on den USA, mit 47 Millionen Litern und Chile mit 5 Millionen Litern. Die Liberalisierung des weltweiten einhandels und die niedrigen Einfuhrzölle der Ge- einschaft üben verstärkten Druck auf Preise und das rzeugereinkommen aus. Vor dem Hintergrund, dass der innereuropäische Ver- rauch sinkt, während zunehmend Weine aus Drittlän- ern importiert werden und gleichzeitig Jahr für Jahr der roßteil des Budgets der Weinmarktordnung für die De- tillation, dass heißt die Beseitigung von nicht marktfä- igen Weinen aufgewendet wird, anstatt in die Wettbe- erbsfähigkeit europäischer Weine zu fließen, sprechen ir uns klar für eine Reform aus. Ein Umdenken ist un- bdingbar und notwendig, um mit den europäischen einen wettbewerbsfähig zu bleiben. Klar ist aber auch: er deutsche Weinbau hat nicht zu Überproduktion und oher Haushaltsbelastung beigetragen und darf daher uch nicht durch die Reform belastet werden. Genau ies geschieht aber mit dem Vorschlag zur EU-Wein- arktreform, der durch die Kommission im Juli dieses ahres vorgelegt wurde. Mit den Vorschlägen wird die xistenz der deutschen Winzerinnen und Winzer massiv eeinträchtigt. Kurz zu den wichtigsten Punkten des zurzeit vorlie- enden Referentenentwurfes der Kommission: Erstens. ernpunkt ist ein besserer Einsatz der verfügbaren aushaltsmittel, die auf dem gegenwärtigen Niveau von ,3 Milliarden Euro verbleiben. Alle ineffizienten arktstützungsmaßnahmen sollen sofort abgeschafft erden. Zweitens. Ebenso sollen die Beihilfen für De- tillationsmaßnahmen, Beihilfen für die private Lager- altung, Ausfuhrerstattungen und die Beihilfen für Most ur Anreicherung von Wein abgeschafft werden. Drit- ens. Die Anreicherung mit Zucker soll verboten werden. as ist ein wesentlicher Knackpunkt für die Nordländer, enen die Anreicherung mit Saccharose verboten wer- en soll. Dies sind nur einige Punkte des Reformpaketes, letz- er läuft unseren Interessen absolut zuwider. Probleme üssen nämlich dort gelöst werden, wo sie entstehen. So uss ein nationaler Finanzrahmen den jeweiligen regio- alen Bedürfnissen Rechnung tragen. Die Beseitigung on Überschüssen und damit einhergehende Destilla- ionsmaßnahmen sind nicht weiter aus dem Gesamthaus- alt zu finanzieren. Ich bin der Meinung, dass die Rück- ührung der Destillationsmaßnahmen eine sinnvolle aßnahme ist. Realistischerweise muss es hier in den roblemregionen der EU aus sozialen Gründen zu Über- angslösungen kommen. Die Europäische Kommission uss zudem eine weltweite Vermarktungsoffensive und in Imagekonzept „Europäische Weine“ vorlegen. Der erbraucher verspürt in Zeiten der Globalisierung eine erstärkte Sehnsucht nach regionaler Identifikation. em muss die europäische Weinmarktpolitik mit einer usrichtung nach Regionalität und Originalität Rech- ung tragen. Die Vielfalt und die regionalen Besonder- eiten der europäischen Weinbaukultur sind nämlich ein larer Vorteil gegenüber Einheitsweinen aus Drittlän- ern. Dieses Potenzial gilt es zu schützen, zu nutzen und 13292 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) auszubauen. Weinbautraditionen müssen bewahrt, nicht entwurzelt werden. Die bisherigen nationalen traditio- nellen Weinbereitungsmethoden müssen auch weiterhin Geltung behalten. Die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, Rodungsprogramme anzubieten, lehnen wir ebenso ab. Vorstellbar ist, dass die Mitgliedstaaten im Rahmen ihres nationalen Finanzrahmens Rodungsprogramme anbie- ten dürfen. Mir ist bewusst, dass eine Konfrontationspolitik mit der Kommission nicht zum Ziel führen kann, vor allem dann, wenn es nicht gelingen sollte, in wesentlich stritti- gen Punkten Unterstützung in anderen Mitgliedstaaten zu erhalten. Jedoch dürfen bei der Bedeutung des Wein- baus in Europa und Deutschland auch keine Blanko- schecks ausgestellt werden. Der Zeitdruck, den die por- tugiesische Ratspräsidentschaft gemeinsam mit der Kommission im Moment aufbaut, darf nicht zulasten un- serer wesentlichen Positionen gehen. Dieser Zeitdruck ist schädlich, insbesondere dann, wenn sich die Kom- mission nicht entscheidend bewegt. Und dies ist leider zurzeit nicht zu erkennen. An dieser Stelle möchte ich Bundeslandwirtschafts- minister Horst Seehofer und die Bundesregierung loben. Im Rahmen des weinbaupolitischen Kongresses der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat er den deutschen Winzerinnen und Winzern seine Unterstützung zugesagt und diese in Brüssel zum Ausdruck gebracht. Daran muss die Bundesregierung weiter festhalten. Folgende Grundsätze und Forderungen müssen wir weiterhin bei den anstehenden Verhandlungen besonders im Blick ha- ben: Der deutsche Weinbau hat nicht zu Überproduktion und hoher Haushaltsbelastung beigetragen und darf da- her durch die Reform nicht überproportional belastet werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Durch- führung eines europäischen Rodungsprogramms von 430 Millionen Euro pro Jahr, um dann ab 2014 die An- pflanzungsrechte freizugeben, reine Geldverschwen- dung. Ich will kurz noch drei andere Punkte erwähnen, die in der Branche auf heftige Kritik gestoßen sind. Stich- worte Abschaffung bewährter Weinbezeichnungen, wie Tafelwein/Qualitätswein sowie das Verbot der Angaben „Qualitätsschaumwein“ und „Sekt“. Dies führt bei Ver- brauchern wie Herstellern zu unnötiger Verwirrung und hat zudem keinerlei positive Vermarktungseffekte. Auch die Einschätzung der Anreicherungsspannen ist für uns überhaupt nicht akzeptabel. Diese Vorschläge zeugen von Unkenntnis bewährter Weinbereitungsmethoden und sind eine Missachtung unserer traditionellen Wein- kultur, während man den USA und Australien dieses in bilateralen Handelsvereinbarungen weiterhin zugesteht. Und so wird ein Eingriff in die Höhe der Alkoholanrei- cherung im klimatisch benachteiligten Norden zum Ver- lust beliebter Weinsorten sowie zur Aufgabe von Rebflä- chen und damit einer historischen Kulturlandschaft führen. Auch nachteilige Folgen für Tourismus und Ar- beitsplätze im ländlichen Raum sind hier zu befürchten. Diese Tendenz, den europäischen Weinbau zu verein- heitlichen und regionale Besonderheiten und Charakte- ristika unter den Tisch fallen zu lassen, vernachlässigt d t ü b s b r d E d g n g s k s t n a p l t u r f z t s M h M d i h l i l A B t e f i d n w f s K w ti te u m (C (D ie mittelständischen Belange. Es ist sinnlos, die Struk- uren der neuen Welt auf den europäischen Markt bertragen zu wollen. Ebenso darf der Fehler unnötiger ürokratischer Auflagen durch Cross-Compliance-Vor- chriften im Weinbau nicht wiederholt werden – wir ha- en in der Agrarpolitik ja gesehen, wozu dies führt. Be- eits zu Beginn ist hier minimierend einzugreifen. Auch arf es keine weiteren Kompetenzübertragungen auf die uropäische Kommission geben. Der Subsidiaritätsge- anke ist hier zu wahren. Die EU-Kommission sollte die zahlreichen Anregun- en aus den Diskussionen der vergangenen Monate ernst ehmen und einen völlig neuen Reformvorschlag vorle- en. Es geht nicht um die Blockade einer Reform, ondern um einen konstruktiven Dialog über die wir- ungsvollsten Instrumente zur Verbesserung der Markt- ituation der europäischen Weinerzeuger. Kurzum: Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sagt ers- ens Ja zu einer Reform der europäischen Weinmarktord- ung, zweitens Ja zu einer Mittelverwendung, die sich n der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des euro- äischen Weinbaus orientiert und drittens Ja zu nationa- er Verantwortung in Bezug auf die im Rahmen des na- ionalen Finanzrahmens anzuwendenden Maßnahmen nd zu Sanktionen, falls die vorgesehenen Ziele nicht er- eicht werden. In diesem Sinne gilt es jetzt, sich weiter ür unsere deutschen Winzerinnen und Winzer einzuset- en und die Bundesregierung in ihrem Bemühen zu un- erstützen. Gustav Herzog (SPD): Der deutsche Wein kann sich ehen lassen. Noch besser: Er schmeckt. Qualität vor asse! Deutsche Weine und Sekte sind wettbewerbsfä- ig im Inland, in Europa und in der Welt. Sie erobern arktanteile und gewinnen Liebhaber in vielen Län- ern. Diese Leistung unserer Winzerinnen und Winzer st in einer solchen Debatte zuallererst zu würdigen. Sie aben ihre Chancen wahrgenommen. Aber auch die Po- itik im Bund und in den Weinbauländern – insbesondere n meinem Rheinland-Pfalz – hat ihren Beitrag dazu ge- eistet, nicht immer, aber immer häufiger auch in guter bstimmung mit der Weinwirtschaft. Wir haben zum eispiel mit den Mengenbegrenzungen und den Quali- ätsanforderungen den Rahmen geschaffen, flankiert von iner gezielten Förderung. Deshalb kann ich grundsätzlich sagen: Wir sind der esten Überzeugung, dass immer wieder Veränderungen m europäischen und deutschen Recht genauso notwen- ig sind wie die Überprüfung der Förderkulisse. Wir leh- en eine Reform nicht grundsätzlich ab. In der Zielsetzung, den europäischen Wein wettbe- erbsfähiger zu machen und mehr Geld in die Absatz- örderung zu investieren als durch die Übermengenbe- eitigung zu verschleudern, stimmen wir mit der EU- ommission überein. Auch eine Reihe von Instrumenten erden von uns – mehr oder weniger – mitgetragen. Posi- v sind der bessere Einsatz der verfügbaren Haushaltsmit- l, die Hinwendung zu einem nationalen Finanzrahmen nd die Durchführung von Markterschließungsmaßnah- en. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13293 (A) ) (B) ) Negativ ist die in sich widersprüchliche Regelung zu Rodungsprämie und Freigabe der Pflanzrechte. Auch die Verlagerung von Kompetenzen auf die Kommission wie zum Beispiel für die önologischen Verfahren ist kritisch zu sehen, ebenso die „Grünlese“ als Marktsteuerungsin- strument. Entschieden abzulehnen ist das Verbot der Saccharoseanreicherung. Nur noch mal für diejenigen, die sich nicht so gut in der Weinherstellung auskennen: Wir reden hier nicht von einer Verpanschung des Weins, um den Wein süßer zu machen. Nein, es geht um ein traditionelles Verfahren in der Weinbereitung, bei dem der Zucker dem Most zugegeben wird, also vor der Ver- gärung, um die gewünschten Alkoholgehalte erreichen zu können. Wir sind leider nicht so von der Sonne ver- wöhnt, wie die südlichen Anbaugebiete, wobei – und das muss man auch erwähnen –: Im Süden wird statt Zucker rektifiziertes Traubenmostkonzentrat hinzugegeben, um die Gärung zu optimieren. Die Kommission zeigt sich unterschiedlich kompro- missbereit. Erste Schritte führen zu einem vernünftigen Kompromiss, aber noch immer gibt es klar abzuleh- nende Regelungen. Mit dem vorgelegten Antrag machen wir deutlich, welche weiteren Schritte zu erfolgen haben. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass sich der Weinbau entwickeln kann und die Kulturlandschaft in Deutschland erhalten bleibt. Der Weingipfel in Mainz hat deutlich gemacht, dass es für unsere Position viel Rückhalt in den anderen Mit- gliedstaaten gibt. Rückhalt ist untertrieben. Viele Länder wünschen sich Deutschland als Speerspitze, um die Vor- schläge der Kommission zurückzuweisen und vernünftig auszugestalten. In diesen aufgeregten Zeiten sind gemeinsame An- träge aller Fraktionen im Deutschen Bundestag eher die Seltenheit. Ich freue mich deshalb, dass es diese große Übereinstimmung gibt. Gemeinsam mit allen Teilen der Weinwirtschaft fordern wir eindringlich die Bundesre- gierung auf und sagen unsere volle Unterstützung zu: Verhandeln sie in diesem Sinne in Europa. Herr Bundes- minister Seehofer, wir erwarten, dass Sie sich im Inte- resse der deutschen Winzer und Verbraucher durchset- zen. Dr. Volker Wissing (FDP): Normalerweise hat man eine Regierung, damit diese Probleme löst. Die Bundes- regierung ist vor allem damit beschäftigt, die Probleme zu lösen, die wir ohne sie nicht hätten. Wenn wir uns heute gemeinsam gegen ein Verbot der Saccharoseanreicherung aussprechen, so ist dies auch Ausdruck eines beachtlichen Erkenntniszuwachses bei der Bundesregierung. Ich darf Sie daran erinnern, dass es noch gar nicht allzu lange her ist, dass Bundeslandwirt- schaftsminister Horst Seehofer mit seiner populistischen Forderung nach einem Reinheitsgebot für Wein durch das Land zog – eine Forderung, die offensichtlich seitens der Europäischen Union nur allzu gerne aufgegriffen wird. Die Folgen haben wir deutlich zu spüren bekom- men. Das Vorhaben der Europäischen Union, den deut- schen Winzerinnen und Winzern die sogenannte Saccha- r l b D e n W m R s o a f g k w e s n v b E f V w n s s r H a D a w N e D m f s w B S t e d W a K d s B i (C (D oseanreicherung zu verbieten, ist nichts anderes als die ogische Konsequenz des Seehofer’schen Reinheitsge- ot-Gedöns. Die FDP hat von Anfang an auf die Gefährlichkeit der ebatte hingewiesen, und es hat lange, sehr lange gedau- rt, bis der Erkenntnisprozess bei dem zuständigen Mi- ister einsetzte. Was für das Bier recht ist, ist für den ein noch lange nicht billig. Das hätte Herrn Seehofer al jemand sagen sollen, bevor er Europa mit seinem einheitsgebot verrückt gemacht hat. Aber gut, besser pät als nie. Deshalb begrüßt es die FDP auch außer- rdentlich, dass Herr Seehofer sich mittlerweile, wenn uch noch etwas verschämt, von seiner Reinheitsgebots- orderung verabschiedet hat. Nun gibt es ein Reinheits- ebot, welches keines ist, für ein Marktsegment, welches eines braucht, aber auch ein Minister soll sein Gesicht ahren dürfen. Die Debatte um die EU-Weinmarktreform macht aber ines schmerzlich deutlich: Deutschland ist auf europäi- cher Ebene mittlerweile zwar sehr gut vertreten, aber we- ig präsent. Wie kann es eigentlich angehen, dass Initiati- en, wie das Verbot des Apfelweins, so lange unbemerkt leiben? Wieso hat das zuständige Bundesministerium für rnährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz nicht rüher auf die Europäische Kommission eingewirkt, dass erbote wie das der Saccharoseanreicherung gar nicht erst eiterverfolgt werden? Mittlerweile sind der Bund sowie ahezu alle Länder in Brüssel vertreten, und man wundert ich, wie so viele Leute so wenig mitbekommen. An die- er Stelle würde ich mir wünschen, dass die Bundesregie- ung früher aktiv wird. Es ist gut und richtig, den Brand zu löschen, wenn das aus in Flammen steht. Richtiger und wichtiger wäre es llerdings, dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst brennt. ie Bundesregierung hingegen wartet, bis die Flammen uf dem Dach stehen, rückt mit großem Tatütata aus und ill dann auch noch für die Löscharbeit gelobt werden. ein, dafür können wir Sie nicht loben. Ich erwarte von iner Regierung, dass sie agiert und nicht nur reagiert. ie Bundesregierung war frühzeitig eingebunden. Sie uss deshalb Sorge dafür tragen, dass Vorschläge, die ür die deutschen Winzerinnen und Winzer eine offen- ichtliche Existenzbedrohung darstellen, gar nicht erst eiterverfolgt werden. Daran messen wir die Arbeit der undesregierung. Von dem vorliegenden Antrag geht ein deutliches ignal an die deutschen Weinbaubetriebe aus. Das Vo- um des Deutschen Bundestages ist einstimmig: Es ist in Votum für den deutschen Weinbau, für die Qualität es deutschen Weines sowie die Arbeit der deutschen inzerinnen und Winzer. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Beim Wein- nbau handelt es sich nicht bloß um ein bedeutendes ulturgut und einen wichtigen Wirtschaftsfaktor, son- ern auch um ein Politikum. Dies zeigt auch der gemein- ame Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und ündnis 90/Die Grünen, Drucksache 16/6959, aus dem ch an dieser Stelle zitieren möchte: 13294 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) Der am 4. Juli 2007 vorgelegte Vorschlag lässt eine konsequente Ausrichtung auf das primäre Ziel der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäi- schen Weinwirtschaft vermissen. Er ist deshalb in wesentlichen Teilen zu ändern. Die Linke teilt diese Position. Das haben wir auch im- mer so gesagt. Warum gehören wir trotzdem nicht zu den Antragstellerinnen? Dies, meine Damen und Herren, liegt nicht an irgendwelchen gravierenden inhaltlichen Differenzen, sondern an der anachronistischen Position der Fraktion der CDU/CSU, die an ihrem „Unvereinbar- keitsbeschluss“ festhält, der gemeinsame parlamentari- sche Initiativen mit der Fraktion Die Linke ausschließt, völlig unabhängig von der inhaltlichen Position, die je- weils von meiner Fraktion vertreten wird. Kurioserweise spielt dieses gesamte parteipolitische Taktieren keine Rolle, wenn sich das Interfraktionelle Parlamentarische Weinforum trifft, so wie am zurückliegenden Dienstag- abend geschehen. Außerhalb dieses Hauses können wir uns jederzeit gemeinsam für die Interessen des deut- schen Weinanbaus und der hier lebenden Winzerinnen und Winzer stark machen. Das darf bei den Konservati- ven halt nur nicht offiziell sein. Doch zurück zum eigentlichen Problem. In vino veri- tas – Im Weine liegt die Wahrheit. Ja, am Wein zeigt die Europäische Union ihr wahres politisches Gesicht. Der Kommissionsvorschlag zur Weinmarktordnung will den deregulierten Weinmarkt unter dem Vorwand der Anpas- sung der EU-Agrarpolitik an die Richtlinien der Welt- handelsorganisation. Das entspricht nicht dem Politik- und Europaverständnis der Fraktion Die Linke. Und hierin unterscheiden wir uns grundsätzlich von den an- deren hier im Hause vertretenen Fraktionen – aber eben nicht beim Wein. Durch die Vorhaben der Europäischen Kommission im Rahmen der Reform der EU-Wein- marktordnung werden Kulturgüter wie der traditionelle Weinanbau in Deutschland bedroht. Natürlich ist der Wein nicht nur ein hervorragendes, Identität stiftendes Kulturgut, sondern auch ein oftmals herausragender Wirtschaftsfaktor für die Regionen, in denen er angebaut wird. Gerade für Ostdeutschland und seine beiden Wein- anbaugebiete an der Elbe und zwischen Saale und Un- strut bedeutet der Weinanbau die Möglichkeit, eine kon- kurrenzfähige, sich selbsttragende Wirtschaft vor Ort zu etablieren. „Qualitätswein“ lautet das Credo der heimi- schen Winzerinnen und Winzer. Das ist die Stärke des einheimischen Weins in der Auseinandersetzung mit an- deren Weinregionen. In der Benachteiligung der deut- schen Winzerinnen und Winzer besteht die eigentliche Gefahr des Vorhabens der Europäischen Kommission – besonders in den kleinen Anbaugebieten – gegen- über ihren Kolleginnen und Kollegen aus den südlichen europäischen Ländern. Traditionelle, Jahrhunderte alte önologische Verfahren wie die Aufzuckerung des Wei- nes sollen verboten werden. Trotz des vergleichsweise sehr hohen Direktverarbeitungsanteils beim deutschen Wein sollen die Anbaugebiete beschränkt und teilweise gerodet werden, wovon besonders Weine in Steillage be- troffen wären. Um zum Politikum zurückzukehren: Deutschland ist im Weinanbau kein großer Player und verfügt dement- s t W u m e d m s q r V z s g K H W z t 1 w S u d e d K t R W Z u g W V z b q n d l k k d n s d E t i (C (D prechend über geringe Einflussmöglichkeiten, seine In- eressen gegenüber den in weitaus größeren Mengen ein produzierenden Ländern wie Frankreich, Spanien nd Italien durchzusetzen. Deshalb ist eine klare ge- einsame Positionierung des Deutschen Bundestages in wichtiges Signal nach Brüssel. Auch deshalb wird ie Linke dem Antrag in der vorliegenden Form zustim- en. Wir beantworten nicht Blockade mit Blockade, ondern machen unser Abstimmungsverhalten konse- uent am Inhalt des Antrags fest, nicht an den Einreiche- innen oder Einreichern. Wir lassen uns von der von der ernunft gebotenen Gemeinsamkeit leiten. Das gehört um politischen Grundverständnis einer parlamentari- chen Demokratie. Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die rößte Bedeutung des Weins liegt in seiner Rolle als ulturgut: als solches steht er für hohe Qualtität, für andwerk, Charakter und Herkunft. Aus einem guten ein riecht und schmeckt man den Charakter einer gan- en Region. Auch seine wirtschaftliche Bedeutung darf nicht un- erschätzt werden. Mit einem Produktionswert von circa ,2 Milliarden Euro und mehr als 34 000 Winzern und einverarbeitenden Betrieben in Deutschland stellt der ektor Weinbau eine beachtliche Größe dar. Tourismus nd Gastronomie sind eng mit dem Weinbau verbunden. Die einmaligen deutschen Traditionsweine sind jetzt urch die Reform der europäischen Weinmarktordnung rheblich bedroht. Die erfolgreiche Ausrichtung des eutschen Weinbaus auf Qualität, Weinkultur, Erhalt der ulturlandschaften, Verbrauchernähe und Marktorien- ierung sind in Gefahr. So soll es unter anderem eine Prämie für die freiwillige odung von 200 000 Hektar Reben und bei gleichzeitigen iederbepflanzungsrechten geben. In Zukunft sollen die uckeranreicherung durch Mostkonzentrat ersetzt werden nd die Beihilfen für die Destillation sowie Mostbeihilfen estrichen werden. Ebenso soll die ganze Struktur der einmarktordnung aufgelöst werden Wir denken, dass es durchaus richtig ist, die teure ernichtung der Überschüsse mit Hilfe der Destillation u beenden. Aber diese Überschüsse wurden in Betrie- en in Spanien und Frankreich erzeugt, nicht bei den ualitätsbewussten deutschen Winzern, die sich diese eue Verbraucherausrichtung hart erarbeitet haben. In en genannten Länder haben zu viele Betriebe in den etzten Jahren auf Masse statt Klasse gesetzt. Die Rodung von rund 200 000 Hektar Rebflächen ist eine Lösung der Probleme: Sie benachteiligt EU-weit leine Winzer und die Qualitätserzeuger, zerstört die tra- itionellen Weinregionen, wo es bisher für die Weine ge- ügend Absatz gab. Gleichzeitig will die EU-Kommis- ion wieder Bepflanzungsrechte ausgeben. Das heißt in er Konsequenz: Statt Winzerhandwerk wird es in der U zu einer Entwicklung in Richtung einer industriell- echnisch ausgerichteten Weinproduktion kommen – wie n den USA. Darin sehen wir eine erhebliche Schwä- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13295 (A) ) (B) ) chung der Wettbewerbssituation und einen Verlust des erfolgreichen europäischen Profils beim Verbraucher. Viel sinnvoller als Fehlinvestionen in Rodungen sind unserer Meinung nach Investitionen in Maßnahmen, die die Qualität steigern: Das würde beispielsweise bedeu- ten, dass die Anforderungen an die Hektarhöchsterträge in die Diskussion gebracht werden müssen. Für die deutschen Weinbauern und -wirtschaft ist das geplante Verbot, Wein mit Saccharose anzureichern ebenfalls von Nachteil. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die EU-Kommission damit Deutschland zur Akzeptanz der Gesamtreform pressen will. Zwar wird die Zuckerung sehr begrenzt eingesetzt, ist aber in kli- matisch schlechten Jahren in den nördlichen Regionen teilweise nötig. Statt des geschmacksneutralen Zuckers soll dann nach dem Willen der EU-Kommission Trau- benmostkonzentrat aus anderen EU-Ländern beige- mischt werden. Dadurch sollen die dort produzierten Überschüsse auf „elegante“ Weise doch noch genutzt werden. Deutschen Winzern drohen mit der Reform zu- sätzliche Mehrkosten, wie etwa durch das überteuerte und verordnete Traubenmostkonzentrat. Den gesamten deutschen und nordischen EU-Ländern entstehen große Wettbewerbsnachteile gegenüber der „Neuen Weinbau- welt“ wie etwa den USA. Denn dort ist Saccharosever- wendung erlaubt, auch für den Import in die EU Ich freue mich, dass es gelungen ist, mit allen Fraktio- nen der Bundesregierung und der Weinwirtschaft zu ei- ner gemeinsamen Haltung zu kommen. In diesem gemeinsamen Antrag fordern wir die EU- Kommission auf, die Reform massiv nachzubessern und Qualität und Weinkultur in den Vordergrund zu stellen. Beim Besuch des Agrarausschusses am 5. November in Brüssel haben wir unter anderem diese Positionen ver- treten und die EU-Kommission aufgefordert: sich für eine kohärente Weinbaupolitik in Europa einzusetzen; die umfangreichen Rodungsprogramme widersprechen dem vorgesehenen Wiederbepflanzungsrecht, die Sac- charoseanreicherung weiterhin anzuerkennen und Be- zeichnungsrecht für Qualitätsweinen zu erhalten. Deutschland und die gesamte EU-Weinwirtschaft brauchen keine Industriealisierung des Weinbaus, son- dern eindeutig eine Unterstützung zu Regionalität, Iden- tität und handwerklicher Qualität. All dies verhindert der derzeitige Entwurf der EU-Kommisssion. Mit Nachdruck fordern wir die EU-Kommission auf, die Reform zugunsten der qualitätsbewussten Winzerin- nen und Winzer nachzubessern und keine überschnelle Entscheidung während der portugiesischen EU-Ratsprä- sidentschaft zu erzwingen. Anlage 24 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der Aufsichtsstruktur der Bun- b s – A B n g t I k u m a g s n B B k a B s A g B n t Ü g s B f w d l s f g d B B f z (C (D desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Aufsichtsstrukturmodernisierungsgesetz) (Ta- gesordnungspunkt 32) Leo Dautzenberg (CDU/CSU): Vor zwei Jahren ha- en wir uns in der Großen Koalition bezüglich der deut- chen Finanzmarktaufsicht eine klare Aufgabe gestellt ich darf zitieren –: Im Lichte der Erfahrungen seit Schaffung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als Allfinanzaufsicht sind die Ergebnisse zu bewerten und gegebenenfalls 1. Arbeitsabläufe und 2. Organisation anzupassen. Mit dem heute zur ersten Lesung anstehenden ufsichtsstrukturmodernisierungsgesetz kommt die undesregierung einem Teil dieses Arbeitsauftrages ach: Sie passt die Organisation der BaFin an die heuti- en Erfordernisse an. Der zweite Teil des Arbeitsauftrages aus dem Koali- ionsvertrag muss allerdings noch abgearbeitet werden. ch hoffe, dass wir hier im ersten Quartal 2008 weiter- ommen: Es geht um die Anpassung der Arbeitsabläufe nd dabei vor allem um die Überprüfung der Zusam- enarbeit von Bundesbank und BaFin bei der Banken- ufsicht. Hierzu hat der Sachverständigenrat zur Be- utachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in einem neuen Gutachten in der vergangenen Woche ei- en interessanten Diskussionsbeitrag geleistet: Für die ankenaufsicht – so der Rat – verfüge die Deutsche undesbank aufgrund ihrer Marktnähe über erhebliche omparative Vorteile. Es spreche daher vieles dafür, alle ufsichtsrechtlichen Kompetenzen bei der Deutschen undesbank zu bündeln. Ich möchte der Bundesregierung gar nicht empfehlen, ich diesen Vorschlag bis ins Letzte zu eigen zu machen. llerdings sollte die Einschätzung des Sachverständi- enrates hinsichtlich der Expertise der Deutschen undesbank bei der Bankenaufsicht sehr wohl ernst ge- ommen werden. Die hervorragende fachliche und prak- ische Kompetenz der Deutschen Bundesbank – die im brigen von den beaufsichtigten Instituten selbst so ein- eschätzt wird – muss bei der noch ausstehenden Anpas- ung der Aufsichtsrichtlinie berücksichtigt werden. Die undesbank muss in dem bestehenden System der All- inanzaufsicht durch BaFin künftig in der Bankensäule ieder ein stärkeres Gewicht erhalten. So sollte die Bun- esbank auch bei den Sonderprüfungen – soweit mög- ich – einen Prüfungsvorrang gegenüber externen Wirt- chaftsprüfern erhalten. Doch kommen wir zum ersten Teil der BaFin-Re- orm, der mit dem heute vorgelegten Gesetzentwurf um- esetzt werden soll: die Organisationsreform der BaFin, as heißt konkret die Reform der Führungsstruktur. Die undesregierung schlägt vor, die Präsidialführung der aFin durch ein Kollegialmodell in Form eines fünfköp- igen Direktoriums zu ersetzen. In der Union unterstüt- en wir diesen Vorschlag ausdrücklich. Wir sind davon 13296 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) überzeugt, dass ein Direktorium den gewachsenen und stetig weiter wachsenden Aufgaben einer Allfinanzauf- sicht besser gerecht wird als eine reine Präsidialführung. Die Entscheidung für die Präsidialstruktur war bei Grün- dung der BaFin getrieben von dem Gedanken einer inte- grierten Finanzaufsicht, die sich auch in der auf einen Präsidenten zugeschnittenen Führungsstruktur wider- spiegeln sollte. In dieser Präsidialstruktur bestimmte und bestimmt der Präsident nicht nur alleine die strategische Ausrichtung der BaFin. Er hat auch die alleinige Organi- sations-, Finanz- und Personalhoheit über alle drei Säu- len: die Bankenaufsicht, die Versicherungsaufsicht und die Wertpapieraufsicht. Eine derartige Aufgabenfülle ist gerade angesichts der seit Gründung der BaFin im Jahre 2002 stetig steigenden Anforderungen an den Präsiden- ten in den europäischen und internationalen Gremien nicht mehr sachgerecht. Die Betriebswirtschaft lehrt uns, dass es das Ziel jeder Aufbauorganisation und damit auch implizit jeder Füh- rungsstruktur ist, erstens einen reibungslosen Ablauf des Betriebsgeschehens zu gewährleisten, zweitens die Ar- beitsleistung und Produktivität der Mitarbeiter zu stei- gern und somit drittens erhöhte Wirtschaftlichkeit zu er- reichen. Diese betriebswirtschaftlichen Ziele können in der BaFin mit einer Präsidialstruktur heute nicht mehr umfassend erreicht werden. Ein Aufsichtspräsident, der zunehmend in wichtigen internationalen Gremien einge- bunden ist – von der IOSCO bis zum Financial Stability Forum –, kann nicht gleichzeitig seine Behörde allein- verantwortlich nach innen führen und letzt- und allein- verantwortlich sein für effiziente Arbeitsabläufe. Es ist daher nur sachgerecht, wenn wir dem Präsiden- ten künftig vier Exekutiv-Direktoren zur Seite stellen: einen Direktor für die Bankenaufsicht, einen Direktor für die Versicherungsaufsicht, einen Direktor für die Wertpapieraufsicht und einen Direktor für die innere Verwaltung und damit verbundenen Grundsatzfragen. Mit dem Direktorium wollen wir den Präsidenten also keinesfalls schwächen. Nein, wir wollen die BaFin als Organisation insgesamt stärken und effizienter machen – das ist unser Ziel. Denjenigen, die dennoch fürchten, dass die Einrich- tung eines Direktoriums auf internationaler Bühne als Schwächung des Präsidenten wahrgenommen werden könnte, will ich klar und deutlich sagen: Auch die briti- sche Financial Services Authority, FSA, und die US-No- tenbank Fed, Federal Reserve System, werden von ei- nem Direktorium geleitet. International ist das Direktoriumsmodell also durchaus bekannt und aner- kannt. Damit die Einrichtung eines Direktoriums in der BaFin tatsächlich auch zu den von uns beabsichtigten Zielen – mehr Effizienz und Steigerung der Synergieef- fekte zwischen den drei Säulen – führen kann, müssen die Direktoren mit entsprechenden Kompetenzen ausge- stattet werden. Ansonsten bliebe die neue Führungs- struktur wirkungslos. Es ist daher richtig, dass die Bun- desregierung den Direktoren die Ressortverantwortung für ihre Bereiche zuteilt. Dazu gehört neben der Zustän- digkeit für die Sachentscheidungen des jeweiligen Ge- s t d b t e r b v f t d t a k o i a b s a h w e d g d E t e n P n g l B B s s w l z e w o v t d d T B b (C (D chäftsbereichs konsequenterweise auch die Organisa- ions-, Finanz- und Personalhoheit. Die Richtlinienkompetenz, das heißt die Entschei- ung über die strategische Ausrichtung der BaFin, ver- leibt hingegen beim Präsidenten. Das ist genauso rich- ig wie die Verteilung der Ressortverantwortung auf die inzelnen Direktoren. Darüber hinaus verbleibt die ge- ichtliche und außergerichtliche Vertretung der BaFin eim Präsidenten. Dazu gehört vor allem die Interessen- ertretung Deutschlands in den internationalen Gremien. So wie Finanzmärkte zunehmend nicht mehr national unktionieren, so gewinnt auch die Entwicklung von in- ernationalen Aufsichtsstandards an Bedeutung. Um iese wichtige Entwicklung mit zu prägen und zu kondi- ionieren, bedarf es einer starken deutschen Vertretung uf internationaler Bühne. Dieser aktiven Repräsentation ann sich der Präsident künftig noch stärker widmen, hne dass dabei die Organisation seiner Behörde nach nnen vernachlässigt würde. Ebenso wichtig wie die Verteilung der einzelnen Ver- ntwortlichkeiten auf fünf Schultern ist für mich die Ver- reiterung der Legitimationsbasis von wichtigen Be- chlüssen. Laut Regierungsentwurf soll das Direktorium ls tatsächliches Kollegialmodell funktionieren. Das eißt, das Direktorium fasst seine Beschlüsse – beispiels- eise über den Erlass von Verwaltungsvorschriften – mit infacher Mehrheit. Einzig bei Stimmengleichheit gibt ie Stimme des Präsidenten den Ausschlag. Gerade an- esichts der komplexer werdenden Anforderungen an ie BaFin halte ich es für sachgerecht, dass wichtige ntscheidungen künftig nicht mehr von einem Präsiden- en alleine, sondern – nach eingehender Beratung – von inem fünfköpfigen Direktorium gefällt werden. Wie jede Organisation, so wird auch der Erfolg der euen Führungsstruktur der BaFin von den handelnden ersonen abhängen. Daher ist es unerlässlich, für die euen Direktoriumsposten kompetentes Fachpersonal zu ewinnen. Dafür bedarf es einer angemessenen Bezah- ung. In der Union begrüßen wir es deshalb sehr, dass die esoldungsgruppe für die Direktoriumsmitglieder von 6 auf B 8 angehoben werden soll. Insgesamt unterstützen wir das heute zur ersten Le- ung anstehende Aufsichtsstrukturmodernisierungsge- etz. Das anstehende Gesetzgebungsverfahren werden ir nutzen, um die Einzelheiten der Organisationsrege- ungen zu prüfen und gegebenenfalls Details zu modifi- ieren. Dabei werden wir möglicherweise auch noch inmal die Frage diskutieren, ob die Besetzung des Ver- altungs- sowie des Fachbeirates noch zeitgemäß ist der heute nicht doch noch eine zusätzliche Beteiligung on Wertpapierhandelsbanken und Finanzdienstleis- ungsinstituten geboten wäre. Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass ie Organisationsreform der BaFin nur einen Teilbereich er notwendigen BaFin-Reform darstellt. Der zweite eil der Reform, die Modernisierung der materiellen ankenaufsicht, muss zeitnah folgen. Erlauben Sie mir dieses ebenso simple wie richtige etriebswirtschaftliche Fazit: Eine gute Aufbauorgansia- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13297 (A) ) (B) ) tion der BaFin – wie sie im heutigen Gesetz angelegt ist – ist nichts wert ohne eine mindestens ebenso gute Ablauforganisation, das heißt konkret in der Bankenauf- sicht: eine bessere Zusammenarbeit und Aufgabentei- lung zwischen Bundesbank und BaFin. Dafür müssen wir mit dem zweiten Teil der BaFin-Reform im nächsten Jahr die Weichen stellen. Ich erwarte, dass sich sowohl die BaFin als auch die Bundesbank an dieser Weichen- stellung konstruktiv beteiligen. Jörg-Otto Spiller (SPD): Der vorliegende Gesetz- entwurf mit der sprachlich verunglückten Überschrift er- hebt nicht den Anspruch, eine umfassende Stärkung der deutschen Finanzmarktaufsicht zu bewirken oder gar schon die nötige und ausreichende Reaktion auf die jüngsten Turbulenzen des Marktes zu sein. Aber er ist ein wichtiger Schritt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, besser bekannt unter der Kurzbezeichnung BaFin, erhält mit diesem Gesetz eine neue Führungsstruktur. An die Stelle der bisherigen Präsidialleitung tritt ein Kollegial- organ, das Direktorium, dem neben dem Präsidenten vier weitere Mitglieder angehören, Exekutivdirektoren ge- nannt, einer von ihnen in der Stellung eines Vizepräsi- denten. Der Präsident hat die Richtlinienkompetenz oder, wie es dazu im Entwurf heißt, „er bestimmt die strategische Ausrichtung“ der BaFin. Innerhalb dieses Rahmens lei- ten die Exekutivdirektoren ihren jeweiligen Geschäfts- bereich eigenverantwortlich. Oberstes Beschlussorgan ist das Direktorium. Der bisher für seine gesamte Be- hörde allumfassend verantwortliche Präsident wird zum Primus inter Pares. Vieles spricht dafür, dass eine solche vermehrt auf sektorale Eigenverantwortung einerseits und kollegiale Führung andererseits ausgerichtete Leitungsstruktur, die sich außerhalb der Behördenwelt als weitverbreitetes Or- ganisationsprinzip Tag für Tag höchst erfolgreich be- währt, die BaFin stärken kann. Bei kluger Handhabung der neuen Struktur kann sogar die Stellung des Präsiden- ten wachsen, weil er sich vermehrt auf das wirklich We- sentliche konzentrieren kann. Im Detail wird über die eine oder andere der im Ent- wurf vorgesehenen Regelungen noch nachzudenken sein, beispielsweise über das Erfordernis der Einstim- migkeit bei einigen Beschlüssen des Direktoriums. Der tatsächlich Erste unter den Gleichen muss der Präsident schon sein können. Erwähnt sei auch, dass die beabsichtigte Besoldungs- anhebung für die Direktoriumsmitglieder voll gerecht- fertigt erscheint. Eine ergänzende Bemerkung darf in diesem Zusammenhang allerdings nicht fehlen: Das im Vergleich zu den beaufsichtigten Unternehmen deutlich niedrigere Gehaltsniveau ist keine Besonderheit der Lei- tungsebene. Die Zwänge des öffentlichen Tarif- und Be- soldungsrechts beeinträchtigen die BaFin an ganz vielen Stellen. Die Lehrergehälter, die sie bieten kann, sind für erfahrene Kenner des Bank-, Versicherungs- und Bör- senwesens wenig attraktiv. e v m c u d d u F s d t o d g s d r s e e i d v W n h L t k i a i i r K m l s s F B n m l e d R s h f (C (D Wie eingangs gesagt, ist der heute behandelte Gesetz- ntwurf nur ein erster Schritt. Die große Aufgabe, die on BaFin und Bundesbank getragene deutsche Finanz- arktaufsicht so zu ertüchtigen, dass sie den tatsächli- hen Herausforderungen gewachsen ist, liegt noch vor ns. Hierzu heute nur wenige Anmerkungen. In der durch ie US-Hypothekenkrise ausgelösten Erschütterungen er Finanzmärkte hat sich das Rüstzeug von Bundesbank nd BaFin als ebenso unzulänglich erwiesen wie das der inanzaufsichtsbehörden aller übrigen Länder. Nörgeldebatten über Zuständigkeitsverteilungen zwi- chen Bundesbank und BaFin sind überflüssig. Die Bun- esbank ist schon seit langem an der Bankenaufsicht be- eiligt. Die laufende Überwachung der Kreditinstitute bliegt ihr. So bestimmt es § 7 des Kreditwesengesetzes, er die Zusammenarbeit von Bundesbank und BaFin re- elt. Im Detail wird diese Zusammenarbeit zu verbes- ern sein, und beide Instrumente sind zu erweitern, aber ie organisatorische Grundstruktur, insbesondere die Er- ichtung der Allfinanzaufsicht hat sich bewährt. Verbes- ert werden müssen vor allem die Fähigkeiten zur Früh- rkennung und Frühwarnung. Im Übrigen gilt: Finanzmarktstabilität beginnt mit der igenverantwortlichen Risikokontrolle durch die Kredit- nstitute selbst. Dies ist eine Kernaufgabe von Vorstän- en und Aufsichtsräten und – nicht zu vergessen –, der on den Gesellschaften für teures Geld beauftragten irtschaftsprüfer. Frank Schäffler (FDP): Der vorliegende Entwurf ei- es Aufsichtsstrukturmodernisierungsgesetzes ist nur ein alber Gesetzentwurf. Er befasst sich mit der Reform der eitungsstruktur der Bundesanstalt für Finanzdienstleis- ungsaufsicht, BaFin, die Reform der Bankenaufsicht lammert er aus. Dies geschieht deshalb, weil Sie sich nnerhalb der Koalition nicht einig sind, wie die Banken- ufsicht künftig aussehen soll. Eine Schwächung der Rolle der Bundesbank, wie sie m ursprünglichen Referentenentwurf vorgesehen war, st jedenfalls mit der FDP nicht zu machen. In dem Refe- entenentwurf des Bundesfinanzministeriums, der das abinett nicht erreichte, hieß es – daran möchte ich noch al erinnern –: „Die Änderung bedeutet eine Klarstel- ung hinsichtlich des Umfangs der Rechts- und Fachauf- icht des Bundesministeriums der Finanzen.“ Mit die- em Satz wurde lapidar begründet, dass die Rechts- und achaufsicht des Bundesfinanzministeriums auf die undesbank ausgedehnt werden sollte. Diese soge- annte Klarstellung bedeutete jedoch eine weitgehende ateriell-rechtliche Änderung, die wir sowohl aus recht- ichen als auch aus politischen Erwägungen ablehnen. Es rhob sich nach Bekanntwerden des Referentenentwurfs ann auch ein Sturm der Entrüstung. Dass die Unterstellung der Bundesbank unter die echts- und Fachaufsicht des Bundesfinanzministeriums ich nicht im vorliegenden Gesetzentwurf wiederfindet, at jedoch rein formale Gründe. Ob sie daran inhaltlich esthält, ließ die Bundesregierung in der Antwort auf 13298 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion vor zwei Wochen offen und verwies darauf, dass sie derzeit noch prüfe, wie die Bankenaufsicht modernisiert werden könne. Die aktuellen Auswirkungen der Hypothekenkrise in den USA auf den deutschen Bankenmarkt zeigen gerade, wie wichtig eine starke Bundesbank ist, die gleichzeitig die Geldwertstabilität und die Bankenaufsicht im Blick hat. In den USA war es gerade die Verknüpfung von bil- ligem Geld und einer riskanten Kreditvergabe, die das Ausmaß der Hypothekenkrise herbeigeführt hat. Des- halb ist es für die FDP-Fraktion ein zentraler Punkt bei der Reform der Bankenaufsicht, dass die Bundesbank, die ja ausweislich des DIW-Gutachtens eine hohe Wert- schätzung bei den Kreditinstituten genießt, nicht ge- schwächt wird. Im Gegenteil läuft ja die öffentliche Dis- kussion, wenn wir auf unser Nachbarland Österreich schauen oder auch in das in der letzten Woche vorge- legte Gutachten des Sachverständigenrates, eher dahin, die Bundesbank bei der Bankenaufsicht zu stärken. Der vorliegende Gesetzentwurf reagiert nicht auf diese Diskussion, das konnte er auch gar nicht, sondern er reagiert nur auf die internen Betrugsfälle bei der BaFin. Die Konsequenz, die Sie seitens der Koalition daraus ziehen, ist die Entmachtung des BaFin-Präsiden- ten Jochen Sanio. Neben dem Verhältnis zwischen Bundesbank und BaFin gibt es weitere zentrale Fragen, die Sie weder im vorliegenden Gesetzentwurf noch im ursprünglichen Re- ferentenentwurf angesprochen haben: Wie soll die Fi- nanzierung der aufsichtsfremden Aufgaben der BaFin künftig aussehen? Wie soll die Staatshaftung geregelt werden? Und die wichtigste Frage, die sich aufgrund der Hypothekenkrise stellt: Wie kann die Bankenaufsicht sich auf die wirklichen Risiken konzentrieren und gleichzeitig unnötige Bürokratie abgebaut werden? Dr. Axel Troost (DIE LINKE): „Ein starker Finanz- platz erfordert eine starke Aufsicht.“ So lautet die Pro- blemanalyse zu Beginn des vorliegenden Gesetzesent- wurfs. Ja, genau, herzlich gern! Dann tun Sie aber bitte auch was zur Stärkung der Finanzaufsicht, verehrte Kol- leginnen und Kollegen in den Regierungsfraktionen. An- ders als viele andere Gesetzentwürfe der Koalition leidet der vorliegende Entwurf nicht daran, dass er in die fal- sche Richtung geht, sondern daran, dass er gar keinen Schritt tut. Von Ihrem großspurig zur Verbesserung der Finanzdienstleistungsaufsicht und des Zusammenspiels von Bundesbank und BaFin angekündigten Gesetz ist letztlich nicht mehr übrig geblieben als die Schaffung ei- nes zusätzlichen Direktoriums für die BaFin. Ein solches Direktorium ist für sich aber nur so viel wert, wie es konkrete Instrumente an die Hand bekommt, um die Fi- nanzmärkte auch zu beaufsichtigen und wirksam zu kon- trollieren. Mit Ihrem Entwurf fallen Sie selbst hinter die ohnehin sehr bescheidenen Reformziele des entspre- chenden Eckpunktepapiers des Bundesfinanzministers zurück, der seinerseits nicht gerade für drakonische Fi- nanzmarktregulierung bekannt ist. Die Fachwelt ist sich einig, dass die Folgen und Risiken der aktuellen Hypo- thekenkrise für die Konjunktur noch nicht seriös abge- s o Z a l k B U w a a s k D L s E a f s z s m s n t g m s s m t u b d I d s a A t d r K u n l n f D V n d I v t 2 (C (D chätzt werden können. Aber statt als Lehre daraus die ffensichtlich mangelhafte Regulierung zum Beispiel von weckgesellschaften – Stichwort IKB und Sachsen LB – nzugehen, schieben Sie die nötigen Schritte auf die ange Bank. Zum jetzigen Zeitpunkt nicht wenigstens larzustellen, wie die Kontrollkompetenzen zwischen undesbank und BaFin abgegrenzt werden, erhöht die nsicherheit auf den Finanzmärkten. Dieser Gesetzent- urf leistet damit nicht nur keine Stärkung der Finanz- ufsicht, er schwächt sie sogar noch. Als Linksfraktion würden wir zweifellos die Bundes- nstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht lieber gestärkt ehen als die Bundesbank, aber keine von beiden zu stär- en ist die schlechteste aller möglichen Entscheidungen. er vorliegende Gesetzentwurf leistet daher nur eins: Im aufe zukünftiger Finanzkrisen wird es neben dem Prä- identen oder der Präsidentin der BaFin zusätzlich vier xekutivdirektoren geben, die sich gegenseitig die Ver- ntwortung zuschieben können. Das ist quasi die Schaf- ung von Sündenböcken auf Vorrat, ohne die Sünde elbst begrenzen zu wollen. Denn wirksame Instrumente ur Verhinderung der Krisen werden der BaFin, wie ge- agt, nicht mit auf den Weg gegeben. Als Linksfraktion achen wir gerne konkrete Vorschläge in dieser Hin- icht. So sollten zum Beispiel die Banken auch die noch icht gezogenen Kreditlinien an Zweckgesellschaften ransparent machen müssen und die Kredite selbst we- en des hohen Risikos mit mehr Eigenkapital unterlegen üssen. Des Weiteren müssen die Zweckgesellschaften elbst, wie die Banken, Eigenkapitalunterlegungsvor- chriften unterworfen werden. Nur dadurch ist die un- ögliche Situation zu beenden, dass Banken ihre riskan- en Kredite einfach in Zweckgesellschaften auslagern nd damit ihre Bilanzen schönen. Es werden aber nicht nur die richtigen Spielregeln ge- raucht, sie müssen auch umgesetzt werden. Das erfor- ert eine starke und kompetente demokratische Aufsicht. nsbesondere durch den Verwaltungsrat der BaFin, in em auch fünf Abgeordnete dieses Hauses vertreten ind, ist eine parlamentarische Kontrolle der Aufsicht ngelegt. Das ist im Fall der Bundesbank leider nicht so. uch wenn leider weder unsere Fraktion noch die Frak- ion Bündnis 90/Die Grünen personell bei der Besetzung es BaFin-Verwaltungsrats zum Zuge kamen, so plädie- en wir dennoch gerade wegen der parlamentarischen ontrolle dafür, die Aufsichtskompetenzen der BaFin nd nicht der Bundesbank auszubauen. Aber leider kön- en wir uns hier nicht einmal darüber streiten, denn, iebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktio- en, Sie stärken – traurig genug, dass Ihnen die Links- raktion das sagen muss – nicht einmal die Bundesbank. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): as Aufsichtsstrukturmodernisierungsgesetz soll einer erbesserung der Finanzaufsicht dienen. Dazu soll zu- ächst die Führungsebene der Bundesanstalt für Finanz- ienstleistungsaufsicht (BaFin) neu strukturiert werden. nhaltliche Änderungen, die etwa das Zusammenspiel on BaFin und Bundesbank bei der Bankenaufsicht be- reffen, hat die Bundesregierung frühestens für Anfang 008 in Aussicht gestellt. Während wir das Ziel einer Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13299 (A) ) (B) ) effektiven Arbeit der BaFin unterstützen und auch Reformbedarf sehen, lehnen wir den von der Bundesre- gierung gewählten Weg entschieden ab. Die Bundesre- gierung macht den zweiten Schritt vor dem ersten. An- statt zuerst politische Ziele einer effektiven und verbraucherorientierten Allfinanzaufsicht festzulegen, beschäftigt sie sich mit der formalen Leitungsstruktur der BaFin. Unter Aufgabe des Präsidialmodells soll die Füh- rungsebene der BaFin verbreitert werden. Die Leitung der BaFin, die bisher ausschließlich dem Präsidenten ob- lag, nimmt nunmehr ein fünfköpfiges Direktorium wahr, dem der Präsident angehört. Neben den bisherigen Di- rektoren für die Geschäftsbereiche Wertpapier-, Versi- cherungs- sowie Bankenaufsicht wird zudem ein weite- rer Posten für den Bereich der Grundsatzfragen und Angelegenheiten innerer Verwaltung geschaffen. Ent- scheidungen werden dann von diesem Gremium mit ein- facher Mehrheit beschlossen. Das Organisationsstatut des Direktoriums muss sogar einstimmig beschlossen werden. Diese Neuorganisation der Leitungsstruktur findet aus mehreren Gründen nicht unsere Zustimmung. Zunächst ist die Reorganisation der Führung kontraproduktiv. Der BaFin-Präsident würde durch eine solche Umstrukturie- rung nicht entlastet, sondern geschwächt. Gerade die noch andauernde Finanzmarktkrise hat vor Augen ge- führt, wie bedeutsam es ist, dass die Beaufsichtigten eine zentrale Ansprechperson bei der BaFin haben, die mit den Befugnissen ausgestattet ist, flexibel und zügig zu handeln. Eine Mehrheitsentscheidung durch ein Direkto- renmodell trägt nicht zu einer effektiveren Handlungs- weise bei. Das Krisenmanagement der BaFin hat sich bei den Turbulenzen durch US-Subprime-Kreditderivate be- währt. Die Fehler des Aufsichtssystems liegen an ande- rer Stelle. Sie betreffen insbesondere die Aufgabenver- teilung zwischen Bundesbank und BaFin sowie das materielle Aufsichtsrecht. Die Notwendigkeit für ein Direktorium wird auch mit der Komplexität der jeweiligen Geschäftsbereiche be- gründet, deren Gesamtführung eine einzelne Person überfordere. Dass die Aufsicht über den Versicherungs-, den Wertpapier- und den Bankensektor anspruchsvoll ist und sich in einer Zeit moderner Finanzinstrumente zu- nehmend verkompliziert, ist nicht in Abrede zu stellen. Diese Bereiche wurden aber bisher von den Direktoren erfolgreich gemanagt. Sollte also das vorliegende Mo- dell der Exekutivdirektoren unter Erweiterung um einen Bereich der inneren Verwaltung eher dem Untreuefall und der Bestechlichkeit eines BaFin-Mitarbeiters ge- schuldet sein? Damit würden Fragen der effektiven Lei- tung der BaFin mit Aspekten der internen Kontrolle ver- mengt. Um der internen Ungereimtheiten Herr zu werden, genügt jedoch die Einrichtung einer Compliance- Abteilung. Eine solche Maßnahme kann durch simple Abänderung der Geschäftsordnung der BaFin erfolgen. Dafür ist kein neues Leitungsmodell erforderlich. Des Weiteren verwässert der vorliegende Gesetzes- entwurf die Idee einer integrierten Finanzmarktaufsicht. Eine Trennung zwischen Wertpapier-, Versicherungs- u m n d s E t d n d b g L d B s P l m a B b d a v s w ü m l z A e r d d s v d R m d C m g w m (C (D nd Bankenaufsicht ist anachronistisch. Daher wurde it der BaFin eine Allfinanzaufsicht geschaffen. Wenn unmehr Vertreter der einzelnen Aufsichtsbereiche bei er Leitung der BaFin eine stärkere Rolle einnehmen ollen, dann ist das ein Rückschritt. Damit würde eine igenständigkeit der jeweiligen Geschäftsbereiche be- ont und dem Prinzip entgegengewirkt, die Bereiche urch zunehmende Querschnittsabteilungen zu verzah- en. Sollte eine Reform der Leitungsstruktur schließlich azu dienen, die Macht des Präsidenten durch die Ein- indung in ein Direktorium bewusst zu begrenzen, so eht die Maßnahme unnötig auf Kosten einer effektiven eitung der BaFin. Hat man denn in der Krise, die wir erzeit an den Finanzmärkten erleben, wirklich nichts esseres zu tun, als den Leiter der Finanzaufsicht zu chwächen? Besser wäre es, die Kontrolle des BaFin- räsidenten über den Verwaltungsrat sowie über das Par- ament und damit die Öffentlichkeit zu stärken. Zudem üssten die Personalstruktur, die Qualifikation der Mit- rbeiter sowie ihre Bezahlung und die Ausstattung der aFin verbessert werden. Nur so kann sie ihren Aufga- en auch tatsächlich gerecht werden. Des Weiteren ist er Verwaltungsrat der BaFin zu verkleinern und mit un- bhängigen Experten zu besetzen. Das Aufsichtsmodernisierungsgesetz, das Sie heute orlegen, würde dem Finanzplatz Deutschland mehr chaden als nützen. Das Präsidialsystem hat sich be- ährt. Umstrukturierungen bei der BaFin müssen, wenn berhaupt, in einem einheitlichen Gesetzesvorhaben mit ateriellen Änderungen bei der Bankenaufsicht festge- egt werden. Mit dem vorliegenden Gesetzesentwurf äumt die Bundesregierung das Pferd von hinten auf. nlage 25 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Wertvolle Compu- terspiele fördern, Medienkompetenz stärken (Zusatztagesordnungspunkt 6) Dorothee Bär (CDU/CSU): Wir diskutieren heute in rster Lesung unseren Antrag – den Antrag der Regie- ungskoalition – zu Computerspielen. Uns kommt es arauf an, wertvolle Computerspiele zu fördern und Me- ienkompetenz zu stärken. Eine Diskussion, die nur chwarz-weiß malt, bringt uns nicht weiter. Ein Verbot on sogenannten Killerspielen auch nicht. Wir müssen ifferenziert vorgehen. Unser Antrag spricht gezielt verschiedene betroffene essorts an: besonders das Bundesbildungsministerium it dem Thema „Medienkompetenz stärken“, das Bun- eswirtschaftsministerium mit dem Thema „Wertvolle omputerspiele fördern“ und natürlich den Kulturstaats- inister mit dem Thema „Computerspiele als Kultur- ut“. Bereich Medienkompetenz: Als allererstes müssen ir Eltern ansprechen. Ihre Aufgabe ist es, den Umgang it Medien zu lehren und ihn vor allem auch zu überwa- 13300 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) chen. Das „Abstellen“ von Kindern vor dem Computer ist mindestens so schädlich wie das „Abstellen“ von Kindern vor dem Fernseher. Weder Fernseher noch Computer dürfen Ersatzkindermädchen sein. Als nächs- tes sind die Lehrer und Erzieher gefordert. Mit dem Pro- gramm „Schulen ans Netz“ hat das Bundesbildungsmi- nisterium von Beginn der Initiative 1996 bis 2001 alle Schulen ans Netz gebracht. Bis 1996 waren lediglich 800 von 34 000 Schulen am Netz. So erlernen unsere Kinder bereits frühzeitig den Umgang mit dem Compu- ter und Internet. Das reicht aber noch nicht. Es ist zu überlegen, inwieweit die Erzieher- und Lehrerausbil- dung angepasst werden kann und inwieweit die Lehr- pläne den Umgang mit Computern berücksichtigen. Das ist sicherlich vorrangig eine Länderaufgabe. So wollen wir die Medienkompetenz von Kindern und Jugendli- chen, aber auch von Erziehern und Lehrern verbessern. Bereich Wirtschaft: Die Herstellung und Entwicklung von Computerspielen in Deutschland nimmt inzwischen einen nicht unerheblichen Platz im deutschen Markt ein. Der Umsatz in diesem Bereich liegt in Deutschland auf ähnlich hohem Niveau wie der von Musik- oder Filmin- dustrie. Computerspiele sind ein Wirtschaftsgut gewor- den. Momentan werden von den in Deutschland gekauf- ten PC-Spielen aber nur zehn Prozent auch tatsächlich in Deutschland entwickelt. Andere Staaten wie Frankreich, Kanada, Korea oder die skandinavischen Staaten fördern Computerspiele bereits mit kulturellen oder wirtschaftli- chen Instrumenten. Deutschland gehört also international zu den umsatz- stärksten Ländern für Computerspiele, aber nur wenige Produkte des internationalen Marktes haben auch ihren Ursprung in Deutschland. Das ist nicht nur wirtschaft- lich ein großer Nachteil. Auch aus kultureller Sicht und die Qualität der Spiele betreffend, kann das nicht in un- serem Interesse sein. So geben wir Einflussmöglichkei- ten aus der Hand, aber auch einen Teil kultureller Ent- wicklung. Wir können nicht so tun, als wäre die Gruppe der Menschen, die Computerspiele spielen, eine kleine Gruppe. Die Begeisterung für Computerspiele zieht sich durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten. Ein Ver- bot ist auch aus diesem Grund nicht zu rechtfertigen, weil wir viele erwachsene Menschen damit bevormun- den würden, die selbst entscheiden können, welche Spiele sie für vertretbar halten und welche nicht. Computerspielepreis: Um die Entwicklung und Her- stellung von Computerspielen in Deutschland zu för- dern, wollen wir künftig einen Computerspielepreis aus- loben. Dieser soll kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele auszeichnen, die in Deutschland produ- ziert werden. Dies fördert zum einen die Hersteller und Entwickler von Computerspielen und gibt zum anderen Käufern einen Hinweis, welche Spiele besonders gut er- arbeitet wurden. Mit diesen vielen verschiedenen Maß- nahmen, die unterschiedliche Bereiche und Ressorts be- treffen, wollen wir erreichen, dass die emotionale Diskussion über Computerspiele endlich etwas sachli- cher wird und uns nicht weiter den Weg für neue Ent- wicklungen und Chancen verstellt. M T a d S d A v p P s n k u s t a A s m s K z D c A h g n g P t z z l s d s t S m C m g d k d L h C g i a s (C (D Monika Griefahn (SPD): Ich habe in den letzten onaten an vielen Debatten und Gesprächen zum hema Computerspiele teilgenommen. Dabei ist mir ufgefallen, dass es immer wieder um zwei Seiten geht, ie sich oft unvereinbar gegenüberstehen. Auf der einen eite ist die besorgte Perspektive, die völlig berechtigt en Schutz von Kindern und Jugendlichen im Auge hat. uf der anderen Seite ist die euphorische Seite, die die ielfältigen Chancen und das große Potenzial von Com- uterspielen in den Vordergrund stellt. Diese beiden erspektiven prallen oft unvereinbar aufeinander. Ich denke: Das muss nicht sein. Wenn wir versuchen, achlich auf das Thema Computerspiele zu blicken, kön- en wir beide Seiten angemessen berücksichtigen. Dann önnen wir zu einem effektiven und sicheren Kinder- nd Jugendschutz kommen und gleichzeitig Computer- piele als kulturell und wirtschaftlich wichtige Zukunfts- echnologie nach vorne bringen. Zu dem Thema Kinder- und Jugendschutz möchte ich n dieser Stelle weniger sagen, da es heute ja um einen ntrag aus medien- und kulturpolitischer Sicht geht. Nur o viel: Beim Thema Jugendschutz sind wir zusammen it anderen Kolleginnen und Kollegen bereits im Ge- präch nach der Evaluierung des Hans-Bredow-Instituts. lar ist bereits jetzt, dass wir ganz besonders beim Voll- ug der bestehenden Gesetze vorankommen müssen. och hierüber werden wir in den nächsten Monaten si- her noch viel diskutieren. Heute sprechen wir über einen durchweg positiven nlass. Zusammen mit meinem Kollegen Jörg Tauss abe ich in den letzten Monaten zahlreiche Gespräche eführt und freue mich, dass nun unsere Initiative für ei- en Computerspielepreis in Deutschland daraus hervor- ehen kann. Schon ab dem nächsten Jahr soll es einen reis geben, mit dem qualitativ hochwertige sowie kul- urell und pädagogisch wertvolle Computerspiele ausge- eichnet und gefördert werden können. Warum braucht es so einen Preis? Es gibt mindestens wei Antworten auf diese Frage: Einerseits aus kulturel- er, andererseits aus wirtschaftlicher Sicht. Computer- piele und andere interaktive Unterhaltungsmedien wer- en eben nicht nur wirtschaftlich und technologisch, ondern auch kulturell und gesellschaftlich immer wich- iger. Wir können inzwischen von einer sehr vitalen pielekultur sprechen. Die Nutzer sind dabei längst nicht ehr nur ein paar Sonderlinge, die allein vor ihrem omputer hocken. Stattdessen gibt es inzwischen immer ehr Spielerinnen und Spieler aus allen Bevölkerungs- ruppen – und das unabhängig vom Alter. Mit Inhalten, ie ganz oft an die aktuellen Themen unserer Kultur ge- nüpft sind, werden Computerspiele damit zu einem be- eutenden Bestandteil des kulturellen Lebens unseres andes. In einer Studie der Münchner Medientage ist gerade erausgekommen, dass in diesem Jahr die Ausgaben für omputerspiele erstmals die Ausgaben für Musik schla- en. 1,7 Milliarden Euro geben Spielerinnen und Spieler n Deutschland dafür aus und damit 100 Millionen mehr ls für Musik. Ähnlich sieht es aus, wenn wir Computer- piele mit dem Filmmarkt vergleichen. Ich glaube, das Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13301 (A) ) (B) ) macht schnell die große wirtschaftliche, besser noch die kulturwirtschaftliche Bedeutung klar. Leider muss man aber auch feststellen, dass weniger als 10 Prozent aller in Deutschland gekauften Spiele auch hier produziert sind. Das ist schade; denn so bleibt eine kulturelle und wirtschaftliche Chance ungenutzt. Ein Förderpreis, der der Branche wichtige Anreize gibt, kann hier sehr positiv wirken, damit deutsche Entwick- lerstudios mehr gute Spiele produzieren und möglichst bald den Anschluss an den internationalen Markt finden können. Genau wie das beim Film seit einigen Jahren wunderbar funktioniert, können wir so erreichen, dass mehr Spiele mit Inhalten unserer Kultur Verbreitung fin- den und gespielt werden. Wir fordern die Bundesregierung mit unserem Antrag auf, einen Preis zu schaffen, der kulturelle wie kultur- wirtschaftliche Zeichen setzt. Gerade in Deutschland werden ja in erster Linie Spiele hergestellt, die Katego- rien wie Strategie, Sport oder Wissen zuzuordnen sind. Ich denke da an Fußball- und Sportspiele oder auch Wis- sentests. Gewaltspiele kommen zuallererst aus anderen Ländern, und deswegen ist es gut, wenn wir mit einem Preis die Produktion von kulturell und pädagogisch wertvollen Spielen fördern. Dabei wollen wir, dass die Preisgelder nur für neue Spielkonzepte ausgezahlt wer- den, so wie das auch beim Deutschen Filmpreis gehand- habt wird. Damit hat der Preis zusätzlich einen positiven Einfluss auf das zukünftige Angebot von Computerspie- len in Deutschland. Die Signalwirkung der Preise ist ein zentraler Ge- danke unserer Initiative. Das ist im Sinne der Stärkung von Medienkompetenz, was für uns besonders im Vor- dergrund steht. Mit Verboten macht man Dinge beson- ders schnell besonders interessant. Wenn wir wirklich et- was für den besseren und verantwortungsbewussteren Umgang mit Medien tun wollen, dann müssen wir ge- rade bei der Medienkompetenz ansetzen. Dafür braucht es zwar oft einen längeren Atem, als ein weiteres Verbot aus der Taufe zu heben, aber dafür wirken solche Maß- nahmen auch wirklich nachhaltig. Mit unserem Preis schaffen wir genau das: Wir zeigen positive Beispiele, die nicht nur ungefährlich, sondern vor allem gut ge- macht und kulturell sowie pädagogisch wertvoll sind, und geben damit positive Kaufempfehlungen. Die Branchenverbände BIU, GAME und BITKOM haben uns für die Realisierung dieses Preises ihre Mit- wirkung zugesagt. Darüber freue ich mich; denn ihre Mitarbeit und besonders auch ihre finanzielle Unterstüt- zung sind wichtig, damit ein nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Branche anerkannter und damit möglichst wirksamer Preis entsteht. Ich möchte mich zum Schluss bedanken, zunächst bei meinem Kollegen Jörg Tauss, auf dessen besondere Kenntnis der neuen Medien und ihrer Szene man sich immer verlassen kann. Ich bedanke mich auch bei mei- ner Berichterstatterkollegin Frau Dorothee Bär. Ich hoffe, Sie werden in der CSU und in Bayern auch wei- terhin für ein ausgewogenes Bild in Bezug auf Compu- terspiele werben. Und ich danke allen Mitarbeitern, die m g b k s i t w c d s w E u L d J n l w d V h t h d d S L r d l d S d d s n G C B t f d h E s s n d d g g E D (C (D it ihrer Arbeit dieses Vorhaben mit realisiert haben und anz besonders meinem Mitarbeiter Felix Falk. Ich wünsche dem Bundeskulturstaatsminister und den eteiligten Verbänden ein gutes Händchen bei der kon- reten und möglichst schnellen Ausgestaltung des Prei- es und freue mich schon jetzt auf die erste Preisvergabe m nächsten Jahr. Christoph Waitz (FDP): Die Computerspieleindus- rie hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem Schwerge- icht des Unterhaltungssektors entwickelt. Nach Bran- henangaben ist die Computer- und Videospieleindustrie er am stärksten wachsende Zweig der Medienwirt- chaft. Der Umsatz übersteigt die Einnahmen der Film- irtschaft an den Kinokassen. Allein 2006 stiegen die innahmen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr m sieben Prozent auf 1,12 Milliarden Euro. Das in eipzig alljährlich stattfindende Aushängeschild der In- ustrie, die Messe Games Convention, wurde in diesem ahr von insgesamt 185 000 Interessierten besucht. 501 ationale und internationale Aussteller gaben der Öffent- ichkeit die Möglichkeit, die neuesten Spiele und An- endungen zu testen. Die Games Convention hat sich amit als die europäische Leitmesse für Computer- und ideospiele etabliert. Neue Entwicklungen, die die meisten Kollegen auch ier im Bundestag noch nie wahrgenommen haben dürf- en, begeistern immer mehr Menschen. Ein Beispiel ierfür ist der sogenannte E-Sport. Computerspiele wer- en in Ligen, die mit den Sportligen in der realen Welt urchaus vergleichbar sind, gespielt. Hohe Preis- und ponsorengelder ermöglichen den besten Spielern, ihren ebensunterhalt mit dem Spielen zu verdienen. Live-Be- ichterstattungen, die über das Internet verbreitet wer- en, begeistern Hunderttausende Fans. Diese Entwick- ung wäre ohne die Unterhaltungssoftwareindustrie und ie Begeisterung der Menschen über die angebotenen piele nicht möglich gewesen. Deswegen freut es mich, ass wir endlich auch im Deutschen Bundestag ein Me- ienphänomen diskutieren, das längst in unserer Gesell- chaft etabliert ist und gerade jüngere Menschen in sei- en Bann zieht. Und es freut mich, dass endlich auch die roße Koalition erkannt hat, welche bedeutende Rolle omputerspiele inzwischen für die Mediennutzung der ürgerinnen und Bürger eingenommen haben. Compu- er- und Videospiele sind ein bedeutender Wirtschafts- aktor, wie die Zahlen eindrucksvoll belegen. Ich finde, er vorgelegte Antrag bietet eine gute Gelegenheit, auch ier im Deutschen Bundestag auszusprechen, dass die ntwickler von Unterhaltungssoftware – auch als Wirt- chaftsfaktor in Deutschland – endlich ernst zu nehmen ind. Allen die meinen, hier sprächen wir über die soge- annten Killerspiele sage ich an dieser Stelle klar, dass ie Spieleindustrie überwiegend andere Softwarepro- ukte herstellt. Es handelt sich um Simulationspro- ramme, Gedächtnistrainer, Strategiespiele, Sportpro- ramme und viele andere Programme. Killerspiele oder goshooter machen nur circa 4 Prozent des Marktes aus. iese werden, so hat es auch das Hans-Bredow-Institut 13302 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) ) (B) ) in der Evaluation des Jugendmedienschutzes kürzlich festgestellt, intensiv durch Sachverständige geprüft und für bestimmte Altersgruppen freigegeben. Bei allen An- sätzen, das Verfahren des Jugendmedienschutzes weiter im Detail zu verbessern, wird unserem Jugendmedien- schutz durch das Gutachten ein gutes Zeugnis ausge- stellt. Neben dem Unterhaltungswert, den uns Computer- spiele bieten, hängen immer mehr Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Entwicklung dieser Spiele ab. Dies führt der Antrag von CDU/CSU und SPD richtigerweise aus. Ein Spiel wird heute oft von mehr als 100 Menschen entwickelt. Das Computerspiel muss konzipiert, entwi- ckelt und programmiert werden. Hinzu kommen Texte, Bilder und Musik. Ausgereifte Plots geben Spielen den Charakter eines Spielfilms, der selbst durchlebt und be- einflusst werden kann. Spiele gehören daher in die Mitte unserer Gesellschaft. So wie wir heute ganz selbstver- ständlich Comics, Film und Video als Kulturgüter wahr- nehmen, so müssen wir auch Unterhaltungssoftware als kulturelle Werke ansehen. Zudem können Spiele die Ei- genschaft eines Kulturgutes mit einer pädagogischen Komponente verbinden, sodass Kinder und Jugendliche durch das Spiel ganz nebenbei den Umgang mit neuen Medien erlernen. Bei aller Bedeutung des Themas, was mich wundert, ist die erklärungsbedürftige Dynamik, mit der der An- trag durch die CDU/CSU- und SPD-Fraktion einge- bracht worden ist. Diese Eile ist nicht hilfreich für eine ausgewogene Diskussion. Ein Antrag, der Mittwoch ein- gebracht wird, soll schon am Donnerstag mit der gebo- tenen Ernsthaftigkeit besprochen werden. Dieses Vorge- hen wird der Wichtigkeit des Themas Computerspiele nicht gerecht. Ich vertraue darauf, dass der Antrag noch ausführlich im Kulturausschuss diskutiert wird und auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann noch einmal seine im Antrag erwähnten „Überlegungen zur Förderung von qualitativ hochwertigen interaktiven Unterhaltungsme- dien wie Computer- und Videospiele“ ausführlich erläu- tert. Der Antrag selbst scheint mir – bei aller Sympathie – zumindest mit warmer Nadel gestrickt worden zu sein. Die Forderungen überzeugen durch ein gepflegtes Durcheinander, frei nach dem Motto: Eine Maßnahme wird jemandem schon zugute kommen. Ich vermisse ei- nen roten Faden, eine klare Linie, wie die Förderung der Spieleentwickler schnell, unbürokratisch und vor allem verständlich vonstattengehen könnte. Auch auf finanzieller Ebene gibt es noch Klärungsbe- darf. Insbesondere die Forderung nach einer Förderung aus dem Topf des EU-Programms Media 2007 scheint zumindest in seiner Grundsätzlichkeit überholt zu sein. Schon jetzt stehen 1,5 Millionen Euro dieses Programms für die Förderung der Spieleentwickler zur Verfügung. Das ist zugegebenermaßen nicht viel Geld, da es mit den anderen 26 Mitgliedstaaten geteilt werden muss. Inwie- weit das bereits beschlossene Media-2007-Programm noch einmal aufgeschnürt und die europäischen Partner überzeugt werden können, mehr Geld für die Unterhal- tungssoftwareförderung bereitzustellen, bleibt aber ab- zuwarten. Wahrscheinlich ist, dass erst 2013 erneut Ein- f g E t a D K s t l A s s k M l r s z E R g V s t e s m a b C s g d D H n s l M n h a t s l B m s t a (C (D luss auf die finanzielle Ausstattung des Programms enommen werden kann. Ich denke, wir sollten nicht nur auf die europäische bene hoffen und auf den Sankt-Nimmerleins-Tag war- en, wenn wir hier und heute auf nationaler Ebene bereits lles erreichen können. Ich freue mich auf die weitere iskussion. Dr. Lothar Bisky (DIE LINKE): Im Antrag der oalition wird zutreffend festgestellt, dass Computer- piele eine hohe kulturelle und wirtschaftliche Bedeu- ung haben. Es ist grundsätzlich richtig, diese Entwick- ung weiter zu fördern. Auch die Schaffung zusätzlicher nreize wie zum Beispiel die Auslobung eines „Deut- chen Computerspielpreises“ kann richtig sein. Allerdings werden wichtige Probleme verkannt und o stößt die momentane Konzeption auf meine Beden- en. Warum? Nun, Medienförderungsmodelle nach dem uster der gegenwärtig praktizierten Filmförderung ehnt Die Linke ab. Das Beispiel dieser Medienförde- ungsmodelle zeigt, dass eine Förderung nach künstleri- chen Kriterien heute kaum noch stattfindet. Es zeigt um einen, dass die Förderung immer mehr den bereits rfolgreichen zugutekommt. Zum anderen ist die ückführung öffentlicher Förderungsgelder bei markt- ängigen Filmen durch ein ausgeklügeltes System von erleihgarantien und Rückführungsquoten oft ausge- chlossen. Das halten wir nicht für sinnvoll. Förderungswürdig jedoch erscheint uns die Einrich- ung von Studiengängen für Game Design und Spiele- ntwicklung an öffentlichen Hochschulen. Bislang sind olche in Deutschland nur an wenigen privaten und so- it teuren Studieneinrichtungen zu finden. Wenn Sie sowohl erfolgreiche Computerspiele als uch qualitativ hochwertige Produkte wollen, sollten Sie edenken, dass die meisten international erfolgreichen omputerspiele in das Genre der sogenannten Killer- piele fallen. Die Linke lehnt einen prohibitiven Um- ang mit gewalthaltigen Computerspielen ab. Wir wen- en uns ausdrücklich gegen die immer noch vorhandene iffamierung großer Teile der Entwicklerbranche und underttausender von Nutzerinnen und Nutzern soge- annter Killerspiele. Dass mir persönlich solche Killer- piele mehr als fremd sind, will ich dabei nicht verheh- en. Und zu einem humanistischen und solidarischen enschenbild tragen sie mit Sicherheit nicht bei. Den- och gilt: Die Freiheit von Kunst und Kultur ist ein ho- es Gut. Wenn man den Antrag der Koalition liest, dann fällt uf, dass er auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftig- en in der Entwicklung, der Programmierung, des De- igns, des Testens und der Promotion von Computerspie- en mit keinem Wort eingeht. Dabei gibt es für die eschäftigten reichlich Probleme, auf die ich hinweisen öchte, wie zum Beispiel: keine oder nur eine geringe oziale Absicherung; prekäre Beschäftigung; Arbeitszei- en von bis zu 14 Stunden täglich und keinen Freizeit- usgleich für Überstunden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 13303 (A) ) (B) ) Die Regelungen des Arbeitszeitgesetzes, des Arbeits- schutzes und ein sozial verantwortlicher Umgang mit den Beschäftigten sind in dieser Branche seit vielen Jah- ren außer Kraft gesetzt. Wenn Sie eine stärkere Förde- rung der Computerspieleentwicklung wollen, müssen Sie diese mit einer Sicherung der arbeitsrechtlichen Min- deststandards zwingend verknüpfen. Die Forderung nach guter Arbeit gilt auch für Ent- wickler und Entwicklerinnen von Computerspielen. Und darum schlage ich Ihnen vor, künftig ein Fair-Work-Sie- gel für Computerspiele zu verleihen, also etwas wie einen Umwelt-TÜV für Arbeitsbedingungen. Durch un- abhängige Kontrollen und die Einrichtung einer unab- hängigen Beschwerdehotline sollen so wenigstens die Mindeststandards der Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der frei Beschäftigten gesichert werden. Bei der Auslobung des Computerspielpreises und als Bedingung für den Erhalt weiterer Fördermittel muss das Siegel als entscheidendes Kriterium mit aufge- nommen werden. Sie haben es in Ihrem Antrag verpasst, die weitere zu- künftige finanzielle Förderung der Branche mit einer Verbesserung der Beschäftigungssituation zu verknüp- fen. Das aber scheint mir außerordentlich wichtig zu sein. Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): In der Koalition geschehen noch Zeichen und Wunder. Ich er- innere mich noch lebhaft an die unsägliche Debatte um sogenannte Killerspiele. Und nun plötzlich debattieren wir über einen Antrag zur Förderung von Computerspie- len. Daher hatte ich bisher immer das Gefühl, dass das Wort „Computerspiel“ gerade in den Augen der Union ein Unwort war. Unser verehrter – inzwischen zum Ministerpräsiden- ten aufgestiegener – Günter Beckstein hatte ja alle Hebel in Gang gesetzt, um Computerspiele öffentlichkeitswirk- sam zu diffamieren. Dabei hat er von der CDU/CSU auch ordentlich Schützenhilfe erhalten, wenn ich das hier so salopp sagen darf. Die Debatte war laut, aber al- les andere als differenziert. Sein Gesetzentwurf, womit er einen neuen Verbotsparagrafen ins Strafgesetzbuch schreiben wollte, ist zu Recht im Bundesrat gescheitert. Denn allen ist doch klar: Extrem gewaltverherrlichende Spiele wollen wir nicht, aber einen „Killerspiel“-Para- grafen brauchen wir auch nicht, denn die bestehenden Regelungen reichen hierfür aus. Insofern freue mich über diesen nun sehr positiven Vorstoß. Ich kann Ihnen gleich vorweg sagen: Dieser Antrag findet im Grundsatz unsere Unterstützung. Aber ihm fehlt, mit Verlaub gesagt, Verständnis fürs Medium und der Blick fürs Ganze. Denn eines wird offensicht- lich: Sie verstehen Computerspiele noch immer nicht als ein eigenständiges künstlerisches Medium, stattdessen vergleichen Sie es mit dem Film. Sicherlich gibt es hier Analogien, aber Computerspiele sind doch etwas gänz- lich Neues, dem man sich auch mit neuen Ansätzen und neuen ästhetischen Kategorien nähern muss. s m s P ü t n s w w w S n a a C l n d h K g a P z d g C g d w a e d g s in P S r w s B s d I s n l z n d k (C (D Wer sich ein bisschen mit Computerspielen auskennt, ich die Branche einmal intensiv anschaut und sich auch al mit dem Medium selbst eins zu eins auseinander- etzt, der kann die Augen vor der Bedeutung und dem otenzial dieses Mediums nicht mehr verschließen. Ich bertreibe nicht, wenn ich sage, dass die grüne Bundes- agsfraktion in dieser Frage eine Vorreiterrolle einge- ommen hat. Schon früh haben wir uns in der „Killer- piel“-Diskussion sehr differenziert geäußert. Und dann ar uns klar: Wir müssen einen Schritt weiter gehen, eg von der Verbotsdebatte hin zu der Frage: Wie gehen ir mit Spielen richtig um, wie fördern wir solche piele, die sich allein am Markt nicht durchsetzen kön- en? Offensichtlich hat sich die Koalition diese Frage nun uch gestellt. Die Antworten allerdings reichen mir nicht us. Richtig ist: Der Anteil deutscher Produktionen am omputerspielmarkt ist viel zu gering. Hier muss end- ich etwas geschehen. Denn auch darin sind wir uns ei- ig: Die Computerspielbranche ist eine ganz entschei- ende Zukunftsbranche. Und wir in Deutschland sollten ier den Anschluss nicht verpassen. Die Debatten um die reativ- und die Kulturwirtschaft haben dies deutlich ezeigt. So bin ich auch schon bei meinem ersten Kritikpunkt m Antrag der Koalition. Sie benennen zwar das große otenzial der Branche und weisen auf Infrastrukturdefi- ite hin. Aber alles, was Ihnen zur Förderung einfällt, ist ie großzügige Verteilung von Geldern, die die grundle- enden Strukturprobleme nicht auflösen wird. Für einen omputerspielpreis wollen Sie satte 300 000 Euro aus- eben. Das ist kein Pappenstiel. Dieses Geld wäre an an- erer Stelle deutlich besser angelegt. Wir müssen doch vor allem den katastrophalen Nach- uchsmangel, der in der Computerspielbranche herrscht, ngehen. Ohne Entwickler – und Entwicklerinnen – kann s keine Computerspiele geben. Wir brauchen Ausbil- ungsmöglichkeiten. Warum keine neuen Ausbildungs- änge schaffen oder gar eine Fachhochschule oder Hoch- chule für Computerspiele, die sich dem Thema terdisziplinär annimmt, von der Mathematik über die sychologie bis hin zur Medienästhetik? Auch bestehende tudiengänge müssen Computerspiele endlich als Teil ih- es Bildungsauftrages begreifen. Besonders wünschens- ert wäre im Übrigen auch, dass solche Studiengänge be- onders für weibliche Studierende beworben werden – die ranche scheint bisher noch sehr in „Männerhand“ zu ein. All dies wären wirkliche Schritte nach vorn und ein eutliches Signal. Einfach Fördergelder zu verteilen, wie hr Antrag es fordert, wird nicht allzu viel bringen. Damit topft man Löcher, aber Strukturen ändert man damit icht. Außerdem müssen gerade die kleinen Spieleentwick- er gefördert werden. Hier lässt der Antrag doch einiges u wünschen übrig. Denn klar ist doch: Es sind die klei- en Kreativen mit innovativen Ideen, die sich aufgrund er Kosten, die ein Prototyp verschlingt, ohne Hilfe aum am Markt behaupten können. Von dieser „Humus- 13304 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 126. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 (A) (C) (B) (D) schicht“ lebt die Branche. Die dürfen wir doch nicht aus- trocknen lassen! Wir sollten daher auch die Arbeitsbe- dingungen der Kreativen verbessern helfen. Zuletzt möchte ich auf einen Aspekt hinweisen, der in Ihrem Antrag keinerlei Rolle spielt: die kulturelle Be- deutung von Computerspielen. Sie weisen zwar darauf hin, dass Computerspiele zu einem „kulturell wichtigen Einflussfaktor“ geworden sind. Seien Sie doch aber ein- mal mutig und sagen Sie: Ja, Computerspiele sind Kul- turgut, sie sind inzwischen fester Bestandteil unserer Kultur wie auch Bücher, Filme oder Musik. Das ist ein ganz anderes Selbstverständnis von Computerspielen, von dem ich mir wünschen würde, dass es auch die Ko- alition noch erreicht. Wir Grüne haben erst vor kurzem hierzu einen sehr ergiebigen Runden Tisch veranstaltet. Hier wurde deutlich, dass sich diese Frage eigentlich kaum mehr stellt. Für die meisten Menschen, im Übrigen auch für die Wissenschaft, sind Computerspiele längst Kulturgut. Eine solche Anerkennung hat jedenfalls viele span- nende Fragen zur Folge: Wie sieht es zum Beispiel mit der Archivierung von Spielen aus? Denn Kultur ist Spie- gel der Zeit. Und gemeinhin will man sie für die Nach- welt erhalten, also auch Computerspiele bewahren. Ge- rade vor dem Hintergrund der rasanten technischen Entwicklung in der Branche gibt es schon heute unzäh- lige Spiele, die überhaupt nicht mehr spielbar sind. Das ist ein wirklicher Verlust für die Nachwelt. Ich bleibe dabei: Die positive Bewertung von Compu- terspielen in Ihrem Antrag tragen wir mit. Ihre Schlüsse und Forderungen aber sind uns zu halbherzig. Daher können wir dem Antrag im Ganzen nicht zustimmen. Ein bisschen mehr Mut, liebe Koalition, und wir sind mit dabei. 126. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 15. November 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
herzlich und wünsche Ihnen einen guten Morgen.

Vor Eintritt in die Tagesordnung möchte ich einige
Mitteilungen machen.

Der Kollege Georg Fahrenschon hat am 8. November
2007 auf seine Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag
verzichtet. Als Nachfolgerin begrüße ich herzlich die
Kollegin Marion Seib.


(Beifall)


Frau Seib, da Sie sich hier gut auskennen, verstehen sich
die Wünsche für eine möglichst schnelle und reibungs-
lose Einarbeitung fast von selbst.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktionen FDP, DIE LINKE
und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Redet
Auswirkungen der Entscheidungslosigkeit der
schwarz-roten Koalition

(siehe 125. Sitzung)


ZP 2 Weitere Überweisungen im vereinfachten Ver-
fahren

(Ergänzung zu TOP 42)


a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Frank
Spieth, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Fünften Sozialgesetzbuches

– Drucksache 16/4808 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Rechtsausschuss

(C (D ung 15. November 2007 0 Uhr b)

CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Neuordnung der Entschädigung
von Telekommunikationsunternehmen für die
Heranziehung im Rahmen der Strafverfolgung

(TK-Entschädigungs-Neuordnungsgesetz – TKEntschNeuOG)


– Drucksache 16/7103 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Monika
Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Stärkung des parlamentarischen Fragerechts

– Drucksache 16/6789 –
Überweisungsvorschlag:

ext
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

ZP 3 Weitere abschließende Beratungen ohne Aus-
sprache

(Ergänzung zu TOP 43)


Beratung des Antrags der Abgeordneten Carsten
Müller (Braunschweig), Ilse Aigner, Michael
Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René
Röspel, Jörg Tauss, Willi Brase, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD

Stärkung europäischer Wettbewerbsfähigkeit –
IS und weitere gemeinsame Technolo-
tiven sinnvoll gestalten

sache 16/7117 –
ARTEM
gieinitia

– Druck






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
ZP 4 Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten
Gesetzes zur Änderung des Bundespolizei-
gesetzes
– Drucksachen 16/6292, 16/6570 (neu)
Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)

– Drucksache 16/7148 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Wolfgang Gunkel
Gisela Piltz
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn

ZP 5 – Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Neuregelung des Wohngeld-
rechts und zur Änderung anderer woh-
nungsrechtlicher Vorschriften
– Drucksache 16/6543 –
Erste Beschlussempfehlung und erster Bericht
des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtent-
wicklung (15. Ausschuss)

– Drucksache 16/7166 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bettina Herlitzius


(8. Ausschuss)

– Drucksache 16/7167 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bartholomäus Kalb
Dr. Frank Schmidt
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Anna Lührmann

ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dorothee Bär, Wolfgang Börnsen (Bönstrup),
Peter Albach, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Monika Griefahn, Jörg Tauss, Martin Dörmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
Wertvolle Computerspiele fördern, Medien-
kompetenz stärken
– Drucksache 16/7116 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

ZP 7 – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten
Entwurfs eines Siebenundzwanzigsten Geset-
zes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes
– Drucksache 16/6924 –

Z

w

d
g

(C (D – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Siebenundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes – Drucksache 16/117 – – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes – Drucksache 16/118 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung – Drucksache 16/7159 – Berichterstattung: Abgeordnete Bernhard Kaster Christian Lange Jörg van Essen Dr. Dagmar Enkelmann Volker Beck – Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 16/7162 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Königshofen
Gunter Weißgerber
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

P 8 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Karl
Addicks, Hellmut Königshaus, Jens Ackermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Neue Strategien für die deutsche Entwick-
lungszusammenarbeit mit Afrika erarbeiten
und durchsetzen

– Drucksachen 16/5243, 16/7153 –

Berichterstattung:
Abgeodnete Hartwig Fischer (Göttingen)

Gabriele Groneberg
Dr. Karl Addicks
Thilo Hoppe
Hüseyin-Kenan Aydin

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
eit erforderlich, abgewichen werden.

Der Tagesordnungspunkt 4 – Arbeitnehmer-Entsen-
egesetz – wird abgesetzt. Stattdessen soll als erster Ta-
esordnungspunkt der Bundeswehreinsatz in Afghanis-






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
tan beraten werden. Außerdem ist beabsichtigt, die
Tagesordnungspunkte 5 b, 13, 15 b, 24 und 30 abzuset-
zen. In der Folge müssen die Tagesordnungspunkte 9,
11, 15 a, 17, 19, 21, 23 und 25 jeweils vorgezogen wer-
den.

Der bisher ohne Debatte vorgesehene Tagesordnungs-
punkt 42 m wird zusammen mit dem Gesetz zur Ände-
rung des Abgeordnetengesetzes beraten.

Darüber hinaus sollen morgen die Tagesordnungs-
punkte 34 und 35, 37 und 38 sowie 39 und 40 jeweils ge-
tauscht werden.

Schließlich mache ich auf eine nachträgliche Aus-
schussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste auf-
merksam:

Der in der 97. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf der Bundes-
regierung soll nachträglich zusätzlich an den Haushalts-
ausschuss (8. Ausschuss) nach § 96 der Geschäftsord-
nung überwiesen werden.

Entwurf eines Zweiundzwanzigsten Gesetzes
zur Änderung des Bundesausbildungsförde-
rungsgesetzes (22. BAföGÄndG)


– Drucksache 16/5172 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Darf ich Ihr Einverständnis mit diesen Vereinbarun-
gen feststellen? – Das ist der Fall. Dann haben wir so be-
schlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b auf:

a) – Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
scher Streitkräfte bei der Unterstützung der
gemeinsamen Reaktion auf terroristische
Angriffe gegen die USA auf Grundlage des
Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen
und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie
der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001)
des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen

– Drucksachen 16/6939, 16/7140 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/7160 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Herbert Frankenhauser Lothar Mark Jürgen Koppelin Dr. Gesine Lötzsch Alexander Bonde b)

richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus-
schuss) zu dem Entschließungsantrag der Abge-
ordneten Monika Knoche, Wolfgang Gehrcke,
Paul Schäfer (Köln), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion DIE LINKE zu dem Antrag der Bun-
desregierung

Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
scher Streitkräfte bei der Unterstützung der
gemeinsamen Reaktion auf terroristische
Angriffe gegen die USA auf Grundlage des
Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen
und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie
der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001)
des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen

– Drucksachen 16/6939, 16/6971, 16/7142 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


Ferner liegt zum Antrag der Bundesregierung ein Ent-
chließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
or.

Über die Beschlussempfehlung zum Antrag der Bun-
esregierung werden wir später namentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
iese Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. –
ch höre keinen Widerspruch. Dann haben wir auch das
o vereinbart.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
er Kollege Walter Kolbow für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1612600100

Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, liebe

olleginnen und Kollegen! Beratungen und Entschei-
ungen über Auslandseinsätze sind nie parlamentarische
paziergänge; sie sind vielmehr für den Deutschen Bun-
estag und seine Mitglieder, also für uns, politisch und
ersönlich immer wieder ein schwieriges Terrain. Das
ilt auch und gerade für das Mandat der Operation
nduring Freedom.

Ich will nicht verhehlen, dass ich in dieser Rede im
eutschen Bundestag bei unserem durch ein schreckli-

hes Attentat zu Tode gekommenen Kollegen Kasimi
in, den ich kannte. Ich spreche auch in Gedanken an ihn
nd die Toten dieses schlimmen Anschlags in Baghlan.
pfer dieses Anschlags waren nicht nur Abgeordnete
es afghanischen Parlaments.






(A) )



(B) )


Walter Kolbow
Die SPD-Bundestagsfraktion wird dem vorliegenden
Antrag der Bundesregierung auf Verlängerung der OEF-
Mission zustimmen. Sie tut dies nach intensiver Vorbe-
reitung und Debatte, auch auf dem SPD-Parteitag in
Hamburg. Dies geschieht in der Gewissheit, sich nach
bestem Wissen und Gewissen auf diese Entscheidung
vorbereitet zu haben.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und mit kräftigem Bauchgrimmen!)


Manche aus meiner Fraktion werden ihre Zustim-
mung auch nach diesem intensiven Beratungsprozess
nicht geben können, auch wenn die große Mehrheit mei-
ner Fraktion zu einem anderen Ergebnis kommt. Ich
zolle diesen Kolleginnen und Kollegen Respekt.


(Beifall der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Denn es gibt keine leichten Entscheidungen bei Einsät-
zen bewaffneter Streitkräfte. Hier gilt es, wie wir immer
wieder spüren, sehr prinzipielle Fragen zu lösen, die je-
der und jede für sich verantworten muss. Das ist und
bleibt der Kern der Parlamentsbeteiligung bei Auslands-
einsätzen. Hier helfen weder antiaufklärerischer Populis-
mus mit Generalverweigerung noch eine unkritische
Blankovollmacht.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb war es richtig, dass meine Fraktion den Ab-
lauf der Frist für OEF zum Anlass genommen hat – das
hat die FDP-Fraktion bereits im Rahmen der Beratungen
angesprochen –, sich auf unserem Parteitag in
Hamburg mit der Afghanistan-Frage zu befassen. Hier
geht es nicht darum, sich einem imperativen Mandat
auszusetzen oder die Entscheidungsfreiheit von Abge-
ordneten einzuengen, sondern darum, Aufklärung, Infor-
mation, Transparenz und Kommunikation in dem Wil-
lensbildungsprozess, für den die politischen Parteien
nach unserem Grundgesetz ausdrücklich stehen, zu ge-
währleisten.


(Beifall bei der SPD)


Zur Sache selbst: Es ist unbestritten, dass OEF am
Horn von Afrika und im östlichen Mittelmeer weiter sta-
bilisierenden Einfluss ausüben muss. Auf See müssen
die vermuteten Transportwege der terroristischen Kräfte
weiter überwacht und somit deren Zugang zu potenziel-
len Rückzugsgebieten eingeschränkt werden. Die Be-
denken, die im Laufe der OEF-Mission in Afghanistan
seit 2001 erhoben werden, müssen aber abgearbeitet und
Schwächen des Mandats beseitigt werden. Kritische und
berechtigte Fragen müssen beantwortet werden, so wie
es der Bundesaußenminister am vergangenen Donners-
tag von der gleichen Stelle aus für die Bundesregierung
in seiner Amtsverantwortung getan hat.

Leider hat sich unser Koalitionspartner zu einem ähn-
lichen Vorgehen im Rahmen eines gemeinsamen Ent-
schließungsantrages nicht bereit erklären können.

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(C (D (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Soll das jeden Tag so gehen? – Zurufe von der LINKEN: Oh!)


ichtsdestotrotz haben die veränderten Begründungen
m Antrag der Bundesregierung zur Verlängerung des
EF-Mandats und die schon erwähnte Rede des Herrn
ußenminister die Abwägungsentscheidung zugunsten

iner Zustimmung zur Verlängerung des Operation-
nduring-Freedom-Mandats in meiner Fraktion positiv
eeinflusst.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dabei war uns sehr wichtig, dass es der internationa-
en Gemeinschaft im Rahmen eines Strategiewechsels
elungen ist, die Veränderungen der Einsatzregeln
eit dem 4. August 2007 auch bei OEF durchzusetzen.
ie Soldaten sind nach diesen veränderten Tactical
irectives ausdrücklich angewiesen, bei ihren Einsätzen
ücksicht auf die Zivilbevölkerung und die kulturellen
raditionen zu nehmen. Die Befehlslage ist darauf aus-
erichtet, zivile Opfer zu vermeiden. Sie muss natürlich
onsequent umgesetzt werden. Nach den Berichten, die
ns vorliegen, und nach Inaugenscheinnahmen ist dies
uch der Fall.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


OEF ist nicht nur in ihrem Umfang auf 10 000 Solda-
en halbiert worden, sondern auch ihr Aufgabenschwer-
unkt wurde verändert. 80 Prozent der Kräfte arbeiten
etzt für eine unserer Hauptaufgaben in Afghanistan: die
usbildung von Polizei und Armee. Deswegen wollen
ir mit unseren NATO-Partnern – so auch der Herr Bun-
esaußenminister am vergangenen Donnerstag – prüfen,
b die Ausbildungsaufgaben in Zukunft nicht stärker un-
er dem Mandat von ISAF zusammengezogen werden
önnen.


(Waltraud Lehn [SPD]: Sehr gut!)


Wichtig ist, darauf hinzuarbeiten, den OEF-Einsatz,
olange er noch nötig ist, durch einen Beschluss des UN-
icherheitsrates mandatieren zu lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


on der weiteren Zustimmung der afghanischen Regie-
ung – diese Zustimmung war bisher vorhanden – kann,
ie der Antragstext ausweist, weiterhin ausgegangen
erden.

Nicht nur die Opposition geht kritisch damit um,
rt. 51 der UN-Charta – das Recht auf individuelle und
ollektive Selbstverteidigung – als Rechtsgrundlage für
EF heranzuziehen. Inzwischen ist es herrschende Mei-
ung, dass ein das Selbstverteidigungsrecht auslösender
ewaffneter Angriff auch von nichtstaatlichen terroristi-
chen Organisationen ausgehen kann. Unter deutschen
ölkerrechtlern ist es hier zu einer Fortentwicklung des
ölkerrechts im Rahmen bestehender Normen gekom-
en. Die Anschläge vom 11. September 2001 waren die

rsten Angriffshandlungen, denen weitere – in Anfüh-
ungszeichen – erfolgreiche Angriffshandlungen in aller

elt – in Madrid und London, aber auch in Afghanistan,






(A) )



(B) )


Walter Kolbow
zuletzt in einer Zuckerfabrik in Baghlan –, aber auch ge-
scheiterte Angriffe folgten.

Wie immer wieder aufgedeckt wird, werden weitere
Angriffshandlungen geplant und vorbereitet. Diese An-
griffe sind eine Dauergefahr. Die Gefahr von Angriffen
muss so lange als andauernd betrachtet werden, bis eine
nachhaltige Zerschlagung der Al-Qaida- und Taliban-
Strukturen erreicht wird und eine Wiederholung der An-
schläge vom 11. September 2001 nach Möglichkeit aus-
geschlossen ist. Wichtige Voraussetzung hierfür ist wei-
terhin, dass der al-Qaida und der Taliban Stützpunkte
entzogen und Rückzugsgebiete verwehrt werden. Damit
besteht das Selbstverteidigungsrecht fort. Es war und ist
bis heute die völkerrechtliche Grundlage der Operation
Enduring Freedom.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


– Diese Beurteilung der Sach- und Rechtslage hat bei
den Grünen keinen Anklang gefunden. Schauen Sie aber
einmal in die veröffentlichte Rechtsdiskussion.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


Schauen Sie auch auf den Sicherheitsrat der Vereinten
Nationen, der zuerst in der Resolution 1368 aus 2001
und zuletzt in der Resolution 1776 aus 2007 darauf Be-
zug nahm und damit per se eine Legitimation liefert.

Für unser gesamtes Afghanistan-Engagement gilt:
Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus ist pri-
mär keine militärische Aufgabe. Soldaten sind kein
Selbstzweck. Die internationale Gemeinschaft unter-
nimmt daher umfassende Anstrengungen mit dem Ziel
einer wirksamen Beseitigung gesellschaftlicher, sozialer,
ökonomischer, ökologischer und infrastruktureller Um-
stände, die das Entstehen von Terrorismus begünstigen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612600200

Herr Kollege!


Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1612600300

Abschließend sage ich noch einmal für meine Frak-

tion: Deutschland führt keinen Krieg gegen den interna-
tionalen Terrorismus. Wir leisten im Rahmen eines poli-
tischen Gesamtkonzepts unter Wahrung rechtsstaatlicher
Grundsätze sowie des Völkerrechts auch mit militäri-
schen Mitteln unseren Beitrag, um der fortbestehenden
terroristischen Bedrohung wirksam zu begegnen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Oh!)


Wir können den Terror nicht im klassischen Sinne besie-
gen, aber wir können ihn eindämmen und dafür sorgen,
dass die Terroristen ihre Ziele nicht erreichen. Hierfür ist
die Operation Enduring Freedom unter den dargestellten
Voraussetzungen noch notwendig, auch als wichtiges
Signal an unsere Bündnispartner, auch als Zeichen der
Solidarität in der internationalen Gemeinschaft.

Ich danke für die Geduld.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ h k m K b B A z m W m R w b f F B a K h s A t i d d d D T e l v A m d v d i (C (D NEN]: Das Letzte war die Schlüsselbegründung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612600400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auf der Ehrentribüne

at der Präsident der Nationalversammlung der Demo-
ratischen Volksrepublik Laos, Herr Thammavong,
it seiner Delegation Platz genommen. Im Namen aller
olleginnen und Kollegen des Deutschen Bundestages
egrüße ich Sie sehr herzlich.


(Beifall)


Herr Präsident, wir freuen uns, dass wir Sie hier in
erlin zu Gast haben. Ihr Aufenthalt in Deutschland ist
usdruck nicht nur der freundschaftlichen Beziehungen

wischen unseren Ländern, sondern auch der zuneh-
end engen Kontakte zwischen unseren Parlamenten.
ir verfolgen mit Interesse, dass das laotische Parla-
ent eine zunehmend wichtige Rolle beim erfolgreichen
eformprozess Ihres Landes einnimmt. Für diese Ent-
icklung und für Ihr weiteres parlamentarisches Wirken
egleiten Sie unsere besten Wünsche.

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Werner Hoyer
ür die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1612600500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

DP-Bundestagsfraktion wird dem Mandatsantrag der
undesregierung zustimmen. Wir tun dies letztendlich
us den gleichen Gründen, die meine Kolleginnen und
ollegen und ich vor wenigen Wochen hier vorgetragen
aben, als es um das ISAF-Mandat ging, auch wenn wir
ehen, dass die OEF weit über den ISAF-Einsatz in
fghanistan hinausgeht, gerade was den deutschen An-

eil angeht. Aber die Begründungen sind die gleichen. Es
st ja ein einmaliger Vorgang, Herr Kollege Kolbow,
ass wir nicht die Gelegenheit hatten, über beide Man-
ate im Zusammenhang zu diskutieren und zu entschei-
en.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


ieser Zusammenhang besteht allerdings eindeutig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Auseinandersetzung mit dem internationalen
errorismus bleibt eine Herausforderung. Auch wenn
s – um es plastisch auszudrücken – ein paar Wochen
ang in Europa nicht gekracht hat, sollten wir uns nicht
ertun, wie gefährlich die Situation nach wie vor ist. Die
useinandersetzung mit dem internationalen Terroris-
us ist weiterhin erforderlich.

Es bleibt dabei, dass wir Afghanistan nicht aufgeben
ürfen. Die Afghanen, insbesondere diejenigen, die uns
ertraut haben, dürfen wir nicht alleinlassen. Und wir
ürfen nicht darüber hinwegsehen, dass wir das, was wir
n Afghanistan und für Afghanistan zur Bekämpfung des






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Terrorismus tun, in allererster Linie für unsere eigene Si-
cherheit tun. Gerade deshalb sind wir unseren Soldatin-
nen und Soldaten so dankbar.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, die Aufbauarbeit in Af-
ghanistan bedingt und erfordert Sicherheit. Deshalb,
Kollege Kolbow, kommt es auch im Rahmen von ISAF
zu Kampfhandlungen; wir dürfen das nicht kleinreden.
Daher wird auch der unmittelbare Kampf gegen den Ter-
ror, der unter dem OEF-Mandat stattfindet, weiterhin ge-
braucht – weit über Afghanistan hinaus. Deswegen ist es
Unsinn und unverantwortlich, immer wieder den Ein-
druck zu erwecken, als könne man zwischen dem „gu-
ten“ ISAF-Mandat auf der einen Seite und dem ver-
meintlich „bösen“ OEF-Mandat auf der anderen Seite
unterscheiden. Beide Mandate gehören zusammen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich kann man die Frage stellen: Warum packen
wir nicht alles unter ein Mandat? Hier muss man vor-
sichtig sein. Erstens erfordert dies eine getrennte Lösung
im Hinblick auf unser Engagement am Horn von Afrika
und im Mittelmeer. Zweitens erfordert dies eine Abstim-
mung mit unseren Partnern, die nicht ganz einfach ist,
wenn man berücksichtigt, wer die Hauptlast des OEF-
Mandats trägt. Angesichts des minimalen Beitrags der
Bundeswehr zu OEF in Afghanistan, der gegenwärtig
eher virtueller Natur ist, muss man sagen, dass wir keine
Veranlassung haben, uns gegenüber einer Nation, die
sich im Rahmen von OEF mit mehr als 10 000 Mann in
Afghanistan engagiert, zu erheben.

Schließlich würde eine totale Integration von OEF
und ISAF den Charakter von ISAF erheblich verändern.
Wollen wir das wirklich? Sind wir uns darüber klar, dass
in diesem vereinten Mandat das relative Gewicht der
Bundesrepublik Deutschland sinken würde? Deswegen
warne ich Neugierige. Natürlich ist es sinnvoll, die Ele-
mente von OEF, die genauso gut unter dem ISAF-Man-
dat erledigt werden könnten, dort anzusiedeln. Ich
denke, die Bundesregierung ist gut beraten, darüber in
aller Ruhe mit unseren Partnern zu reden. Denn auf de-
ren Beitrag und auf deren Umschichtung von OEF zu
ISAF käme es im Zweifel an.

Der Kollege Stinner wird gleich noch etwas zu den
militärischen Aspekten sagen, gegebenenfalls auch zur
Frage der Ausbildung; ich will das hier nicht gesondert
ansprechen.

Die Bundesregierung hat uns die Rechtsgrundlagen
in den Ausschüssen überzeugend dargelegt. Deswegen
haben wir keinen Zweifel, dass die Entscheidung, die
wir heute treffen, auf einer rechtlich sauberen Grundlage
steht. Dennoch stellt sich die Frage, ob es auf Dauer
möglich ist und sinnvoll sein könnte, anzustreben, dass
das, was im Rahmen von OEF passiert, auf eine andere
Rechtsgrundlage gestellt wird.

Ich denke, wir sind uns darin einig, dass die Berufung
auf Art. 51 der Charta der Vereinten Nationen – auf die
kollektive Selbstverteidigung – zutreffend ist, dass aber

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(C (D uch dies nicht ad calendas graecas trägt. Deswegen inde ich es richtig, dass sich die Bundesregierung Geanken darüber macht, ob wir hier eine neue Rechtsrundlage anstreben sollten; das könnte Deutschland naürlich nicht alleine leisten, sondern nur gemeinsam mit einen Partnern. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat er gesagt? Was findet er richtig? – Gegenruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er findet es richtig, dass sich die Bundesregierung Gedanken macht! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sollte sie! Er aber auch!)


Ich finde es richtig, dass sich die Bundesregierung Ge-
anken macht, Herr Kollege Trittin, und ich möchte das
nterstützen, weil ich mir durchaus Sorgen mache.

Meine Damen und Herren, was die andere rechtliche
iskussion, die in den letzten Tagen aufgeflammt ist, an-
eht, möchte ich die Bundesregierung und vor allen Din-
en die Mehrheit dieses Hauses nachdrücklich bitten, die
igene Position zu überdenken. Amnesty International
nd Human Rights Watch haben uns mit Nachdruck da-
auf hingewiesen, dass im Zusammenhang mit den Akti-
itäten der Bundeswehr Probleme entstehen könnten.
ch habe keinen Beleg dafür, dass das bisher der Fall
ar. Hier sollten wir aber vorsorgen.

Die Fraktion der FDP hat bereits im letzten Jahr einen
ntsprechenden Antrag eingebracht. Dabei ging es um
ie Sicherstellung der rechtsstaatskonformen Behand-
ung der Gefangenen, die von deutschen Kräften ge-

acht und dann an die Afghanen übergeben werden. Da-
als hat die Mehrheit der Koalitionsfraktionen aufgrund

er Beratung mit der Bundesregierung argumentiert,
iese Probleme könnten durch bilaterale Vereinbarungen
it der afghanischen Regierung gelöst werden. Heraus-

ekommen ist, wie wir gestern gehört haben, ein Bemü-
en darum, dass die afghanische Seite zusichert, dass die
rohung mit der Todesstrafe nicht Anwendung findet

ür Personen, die von der Bundeswehr an die afghani-
chen Behörden übergeben werden. Ich muss sagen: Das
st erheblich zu wenig. Wenn es darum geht, die rechts-
taatskonforme Behandlung solcher Gefangener sicher-
ustellen, müssen wir eine bessere Grundlage haben.

Ich möchte Sie von den Koalitionsfraktionen herzlich
itten, noch einmal zu überdenken, ob es richtig war,
iesen unseren Antrag, den wir demnächst im Plenum
es Bundestages zur Abstimmung stellen, in den Aus-
chüssen abzulehnen. Ich bin gerne bereit, mit den ande-
en Fraktionen noch einmal darüber zu reden, wie wir
ier eine rechtsstaatlich saubere Lösung gemeinsam hin-
ekommen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612600600

Dr. Andreas Schockenhoff ist der nächste Redner für

ie CDU/CSU-Fraktion.






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1612600700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir Deutschen können der Auseinandersetzung mit
dem Terrorismus nicht ausweichen und wir wollen
das auch nicht. Der Deutsche Bundestag hat das
nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck gebracht, dass
er für die Solidarität mit den Vereinigten Staaten
ausdrücklich auch „die Bereitstellung geeigneter
militärischer Fähigkeiten“ beschlossen hat.

Das hat wörtlich an diesem Pult der ehemalige Bundes-
kanzler Schröder zur Notwendigkeit von OEF und damit
zum – auch militärischen – Kampf gegen den Terroris-
mus gesagt. Dies ist nach wie vor richtig. Deshalb wird
die CDU/CSU-Bundestagsfraktion dem Antrag der Bun-
desregierung zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Genauso richtig war auch seine Feststellung, dass wir
im Kampf gegen den Terror einen langen Atem brauchen
und schnelle Erfolge keineswegs garantiert sind. Nicht
nur Madrid und London, sondern auch Länder wie In-
dien, Indonesien, Jordanien und Russland sind seit dem
11. September 2001 Opfer einer steigenden Zahl terro-
ristischer Angriffe geworden. In Deutschland konnte
dies bisher vereitelt werden, nicht zuletzt dank der Ar-
beit unseres Bundesinnenministers und dank der hervor-
ragenden Arbeit der Sicherheitsdienste. Doch die Bedro-
hung ist nach wie vor und auch in absehbarer Zukunft
hoch.

Nach einem terroristischen Angriff würden wir selbst
Unterstützung und Solidarität erwarten. Deshalb liegt es
in unserem Sicherheitsinteresse, dass wir in der interna-
tionalen Gemeinschaft alle gemeinsam den Kampf ge-
gen den Terror fortsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dem dient die Verlängerung des OEF-Mandats in allen
seinen Teilen.

Auch im Zeitalter der asymmetrischen Bedrohung
durch den transnationalen Terrorismus gilt das Recht
auf Selbstverteidigung. Heute sind wir weniger durch
einen Angriffskrieg eines feindlichen Staates bedroht als
durch ein international organisiertes und international
agierendes Netzwerk von Terroristen. Mit al-Qaida
kooperieren unzählige regionale terroristische Struktu-
ren, von denen aus Angriffe auf unsere Freiheit und un-
ser Wertesystem geplant werden. Diese Angriffe können
den Verteidigungs- und Bündnisfall auslösen. Dann
müssen wir handlungsfähig bleiben.

Für die CDU/CSU-Fraktion gilt ganz klar: Militärein-
sätze dürfen nur im Rahmen unseres Grundgesetzes und
des Völkerrechtes stattfinden. Aber im Fall der Selbst-
verteidigung dürfen wir uns nicht davon abhängig ma-
chen, ob im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine
Entscheidung zustande kommt.


(Zuruf von der LINKEN: Aha!)


Deshalb hält die CDU/CSU-Fraktion das im Völkerrecht
ausdrücklich vorgesehene Recht zur individuellen und

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(C (D ollektiven Selbstverteidigung – Art. 51 der UN-Charta – eiterhin für eine legitime und nicht nur vorläufige echtsgrundlage für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die OEF-Truppen handeln unter dem Oberkomando der damals angegriffenen Amerikaner mit dem uftrag, den internationalen Terrorismus zu bekämpfen. hr Einsatz umfasst den gesamten Krisenbogen vom Mahreb über das Horn von Afrika, die arabische Halbinsel nd Zentralasien bis zum Nordkaukasus. Insgesamt beeiligen sich rund 20 Staaten an der Durchführung dieser chwierigen Aufgabe. Wir alle sind uns doch darüber eiig, dass wir die Gefahr dort bekämpfen müssen, wo sie ntsteht – bevor sie zu uns kommt –, natürlich nicht priär, aber lageabhängig auch militärisch. Da vor allem das Grenzgebirge zwischen Afghanistan nd Pakistan Ausbildungsund Ausrüstungsort der Teroristen ist, die den Wiederaufbau des Landes zu verhinern suchen, müssen die OEF-Kräfte auch dort eingeetzt werden. Es reicht nicht aus, den Terroristen einen ückzugsort zu nehmen, wenn nebenan ein neuer ent teht. Daher bedeuten die besorgniserregenden Entwicklunen in Pakistan, über die wir in der letzten Woche hier iskutiert haben, auch die Gefahr eines Rückschlags im ntiterrorkampf. Pakistan muss schnellstmöglich wieder ur verfassungsmäßigen Ordnung zurückkehren – auch amit die Probleme im Grenzgebiet zu Afghanistan nicht eiter anwachsen und sich die pakistanischen Militärs ieder auf die schwierige gemeinsame Grenzkontrolle onzentrieren. In Afghanistan sind die OEF-Truppen ausdrücklich uf Wunsch der demokratisch gewählten afghanischen egierung im Einsatz. Sie waren es, die den Boden für ie Stabilisierung und den Wiederaufbau durch die ISAF ereitet haben. Sie waren es auch, die insbesondere im sten und Süden des Landes die Taliban zurückgedrängt aben. Erst dadurch konnten hier regionale Wiederaufauteams Straßen, Brücken und Schulen tatsächlich wieer aufbauen. Erst seit einem Jahr stehen alle 25 Wiederufbauteams unter dem Oberkommando der NATO. Die ISAF konnte sich erst langsam über die gesamte andesfläche verteilen. Erst schrittweise übernimmt die ATO mehr Verantwortung für die fünf Säulen der Si herheitssektorreform, wie zum Beispiel für den Aufbau nd die Ausbildung der afghanischen Armee. Von den ünf Lead-Nationen in Afghanistan haben die USA beim rmeeund Polizeiaufbau bisher am meisten erreicht, eil sie unter der OEF sowohl personell und materiell ls auch vor allem finanziell die größten Anstrengungen nternehmen. All diejenigen, die ein Ende der Arbeitseilung zwischen der ISAF und der OEF fordern, sollten unächst den eigenen Ansatz optimieren und verstärken. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sogar richtig! An die eigene Nase fassen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn wir die Ausbildung bzw. alle Probleme in Af-
hanistan durch die ISAF bewältigen wollten, dann
üssten wir in der EU und in der NATO im Sinne eines






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
fairen Burden-Sharing, also im Sinne einer Zuteilung
von mehr Lasten und mehr Kosten, erst einmal die Vo-
raussetzungen dafür schaffen. Sind wir in der Lage, das
zu leisten? Wollen wir das? Bei einer Sollstärke der
ISAF von lediglich 90 Prozent sehe ich hier große
Schwierigkeiten. Es fehlt an Kampftruppen, Hubschrau-
bern, Transportflugzeugen und mehr Trainingsteams zur
Ausbildung der afghanischen Armee. Deswegen unter-
stützen wir es sehr, dass unser Verteidigungsminister
zwei Transall-Transportflugzeuge und 130 zusätzliche
Armeeausbilder entsendet.

Einige Ausbilder mehr in der ISAF bedeuten aber
noch lange nicht, dass weniger Ausbilder bei der OEF
erforderlich sind. Im Gegenteil: Mindestens 70 000
ANA-Soldaten wollte die internationale Gemeinschaft
bis 2010 ausbilden. Heute, Ende 2007, nach sechs Jah-
ren, sind weniger als 20 000 tatsächlich einsatzbereit.
Hier müssen wir also deutlich mehr tun. Darum ist es
richtig und auch notwendig, dass 8 000 der insgesamt
12 000 OEF-Soldaten Afghanen für den Armeedienst
ausbilden.

Das alles dient doch auch unserer Exit-Strategie, die
erst dann greift, wenn Afghanistan selbst für seine ei-
gene Sicherheit sorgen kann. Deswegen möchte ich un-
terstreichen, was der Kollege Hoyer vorhin gesagt hat:
Mit der irreführenden Unterscheidung in ein gutes ISAF-
Mandat und ein böses OEF-Mandat kommen wir nicht
weiter.

Wenn die OEF in Afghanistan beendet würde, dann
müsste die ISAF die Aufgabe der Terrorbekämpfung
übernehmen. Dies würde ganz andere Kompetenzen und
auch eine ganz andere Mandatsstruktur erforderlich ma-
chen. Bestimmte Herausforderungen in Afghanistan er-
fordern militärisch robustes Handeln. Auch ISAF-Trup-
pen fordern in Notsituationen Luftunterstützung an. Für
alle Streitkräfte ist die Vermeidung ziviler Opfer oberste
Prämisse. Dieser Maßstab gilt für die OEF nicht weni-
ger. Es war daher richtig und notwendig, dass die Ein-
satzregeln zum Schutz der Bevölkerung verbessert wur-
den.

Zum Schluss möchte ich all diejenigen fragen, die
OEF in Afghanistan als kontraproduktiv kritisieren und
nur noch auf ISAF setzen wollen: Glauben Sie, dass
durch einen Ausstieg unser Einfluss auf die Antiterror-
mission steigt? Unser einseitiger Ausstieg aus der Mis-
sion OEF führte dazu, dass wir künftig keine Mitsprache
mehr bei OEF und der Operationsführung hätten. Es liegt
daher in unserem Interesse, dass durch eine Verlängerung
des OEF-Mandats der von uns geforderte multilaterale
Charakter von OEF erhalten bleibt. Ein Ausstieg aus OEF
bedeutete weder für die Bevölkerung in Afghanistan noch
für die ISAF-Truppen ein Mehr an Sicherheit.

Ich bitte Sie daher, für die Verlängerung des OEF-
Mandats zu stimmen und damit einen sehr wichtigen
Beitrag im Rahmen unserer sehr vielfältigen politischen
Maßnahmen gegen den Terrorismus fortzusetzen, in Afgha-
nistan, aber auch an anderen Brennpunkten des Einsatz-
gebietes.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort erhält nun der Kollege Wolfgang Gehrcke, raktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ebe zu, dass sich mein Mitleid mit der SPD-Fraktion in ehr engen Grenzen hält. Aber nach der Rede von Walter olbow und den Verrenkungen, die er unternommen hat, m zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist, sind ir wieder Zweifel gekommen. Lieber Kollege Kolbow, ines hätte man zumindest leisten müssen: der deutschen evölkerung die Wahrheit zu sagen, was eigentlich ab äuft. Die Operation Enduring Freedom ist ein ampfeinsatz; das wird niemand leugnen können. Die peration Enduring Freedom ist Teil des Krieges gegen en Terror. Deutschland ist an dieser Operation beteiligt. eutschland ist in einem Kampfeinsatz, befindet sich im rieg gegen den Terror. Also stimmt es nicht, wie Kol ege Struck einmal formuliert hat, dass Deutschland am indukusch verteidigt wird. Richtig ist – darum können ie nicht herumreden –: Deutschland führt Krieg am indukusch, und das ist schlimm. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612600800

(Beifall bei der LINKEN)

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612600900

as ist der Kern der Auseinandersetzung. Daran geht
ichts vorbei.

Wenn wir an diesem Punkt sind und über die Bevöl-
erung in Afghanistan nachdenken, ist es notwendig, zu
agen, dass seit 2001 70 000 bis 100 000 Menschen in
fghanistan Opfer dieses Krieges geworden sind. Das

inde ich am bedrückendsten. Wir wollen nicht, dass
enschen irgendwo auf der Welt, auch nicht in Afgha-

istan, Opfer von Terror und Krieg werden. Das ist un-
ere Grundaussage.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Fraktion Die Linke wird dem Antrag der Bundes-
egierung nicht zustimmen; das hat sowieso niemand er-
artet. Wir fordern darüber hinaus, den Bündnisfall in
er NATO aufzuheben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


err Kollege Kolbow, es gibt kein Völkerrecht nach
utsherrenart. Ihre Fraktion kann nicht einfach festlegen,
as völkerrechtlich in Ordnung und was völkerrechts-
idrig ist. Schauen Sie sich doch Art. 51 der Charta der
ereinten Nationen einmal genauer an! Dort geht es um
as Selbstverteidigungsrecht zur Abwehr eines unmittel-
ar stattfindenden oder drohenden Angriffs. Ich könnte
en Text zitieren, aber Sie kennen ihn. Nun müssen Sie
ie Frage beantworten, ob nach sieben Jahren Krieg ge-
en den Terror ein Angriff von Afghanistan auf die USA
der irgendein anderes Land in der Welt droht. Das ist
ffensichtlich nicht der Fall.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
Eine weitere Festlegung in der Charta der Vereinten Na-
tionen besagt, dass das nur so lange gilt, wie die Verein-
ten Nationen selbst nicht handlungsfähig sind. Aber die
Vereinten Nationen haben – das haben wir nicht unter-
stützt – ISAF installiert. Sie sind handlungsfähig. Des-
wegen muss der Bündnisfall aufgehoben werden. Er ist
rechtlich nicht mehr zu begründen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dass der Bündnisfall im NATO-Vertrag zeitlich nicht
befristet ist, liegt auch daran, dass er zum ersten Mal
ausgerufen wurde. Sie können es drehen und wenden,
wie Sie es wollen: Sie bewegen sich nicht auf der Basis
des Völkerrechtes, sondern operieren gegen das Völker-
recht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
wenn Sie uns das nicht abnehmen, dann schauen Sie sich
das an, was Ihnen einmal nahe gewesen ist und heute so
fern ist.

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat
kürzlich eine Denkschrift veröffentlicht. Darin kommt er
– das geht aus den Thesen 101 und 106 hervor – zu dem
gleichen Ergebnis wie wir als Linke. Auch von daher ist
es völlig klar, dass der Zustand, den Sie beibehalten wol-
len, nicht mehr aufrechtzuerhalten ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


In diesem Zusammenhang will ich mit zwei anderen
Punkten aufräumen und Klarheit schaffen. In Ihrem An-
trag haben Sie verquast und verharmlosend festgestellt,
dass im Rahmen des Mandats auch Spezialkräfte einge-
setzt werden sollen. Dabei geht es um KSK.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das heißt Kommando Spezialkräfte!)


– Ja, das weiß ich. Man kann es aber deutlicher ausdrü-
cken, Herr von Klaeden. Sie wissen, dass ich meinen
Kenntnisstand, inwiefern es sich um KSK handelt, nicht
den Kollegen im Plenum mitteilen kann, weil das immer
noch der Geheimhaltungspflicht unterliegt. Das bedaure
ich sehr. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundesregie-
rung den Mut hat, im Zusammenhang mit Afghanistan
Klarheit zu schaffen. Die in Ihrem Antrag getroffene
Feststellung, dass die Vorsitzenden aller Fraktionen diesen
unwürdigen Informationsregelungen zugestimmt hätten,
stimmt aber nicht. Die Vorsitzenden meiner Fraktion
werden sich an der Vorgehensweise, dem Parlament häpp-
chenweise und nach Entscheidung der Regierung Infor-
mationen zukommen zu lassen, nicht weiter beteiligen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir verlangen auch in diesem Punkt Öffentlichkeit.
Die Bevölkerung muss wissen, worum es geht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch zugestimmt!)


– Meine Fraktion nicht.

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(C (D Abschließend fordere ich Sie auf: Ziehen Sie doch inmal Bilanz über das Ergebnis des Krieges gegen den error! Stellen Sie die Frage, ob mit diesem Krieg die efahr des Terrorismus kleiner geworden ist! Sie sagen och selber, dass die Gefahr größer geworden ist. Stellen ie die Frage, ob die Kriege, die mit dem Ziel der Abrüs ung begründet worden sind, tatsächlich zur Abrüstung eführt haben! Im Gegenteil: Sie haben überall in der elt zur Aufrüstung geführt. Herr Kollege. Stellen Sie die Frage, ob die Demokratie befördert orden ist! Das ist nicht der Fall. Überall ist Demokratie bgebaut worden. Selbst wenn Sie ihrer eigenen Logik olgen würden, gäbe es keine Begründung, den Krieg geen Terror fortzusetzen. Man kann gegen Terror kämpen, aber der Krieg führt ins Elend. Danke sehr. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612601000
Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612601100


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612601200

Jürgen Trittin ist der nächste Redner, Fraktion Bünd-

is 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612601300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

ollege Gehrcke, nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass
nter OEF der militärische Beitrag Deutschlands in Af-
hanistan seit 2005 gleich null ist. Darum geht es heute
uch nicht. Es gibt in Afghanistan 3 500 deutsche Solda-
en, die im Rahmen eines klaren Mandats der Vereinten
ationen und im Rahmen einer NATO-Operation namens

SAF tätig sind. Aber dieser Einsatz steht heute nicht zur
ebatte.

Meines Erachtens müssen wir uns heute mit zwei rela-
v einfachen Fragen auseinandersetzen: Erstens. Gefähr-
et OEF die Stabilisierung Afghanistans? Dazu gehört
uch, ob OEF den Erfolg der NATO-Operation ISAF be-
ördert und stabilisiert oder eher gefährdet. Zweitens.
ibt es für die Operation Enduring Freedom noch eine
ölkerrechtlich einwandfreie Grundlage? Das sind die
eiden Fragen, die wir uns stellen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Frank Steinmeier, Sie haben im Ausschuss
tarke Worte zur völkerrechtlichen Begründung gefun-
en. Aber offensichtlich glauben Sie die selbst nicht.
ie könnte es sonst sein, dass die SPD auf ihrem Bundes-

arteitag forderte, dass das auf die Grundlage eines UN-
andats gestellt wird? Die CDU/CSU hat das abgelehnt.

ch frage mich, ob wir nach der innenpolitischen Dauer-
lockade zur außenpolitischen Selbstblockade kommen.

Noch spannender ist die Frage an Sie, lieber Frank
teinmeier, warum Sie als Parteivize auf dem Parteitag

n Hamburg zugestimmt haben, dass der OEF-Einsatz






(A) )



(B)


Jürgen Trittin
auf eine vernünftige völkerrechtliche Grundlage gestellt
wird, während Sie hier als Außenminister und künftiger
Vizekanzler dagegen argumentieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, das Rätsel löst sich, wenn man die Zeit mit
berücksichtigt. Das UN-Mandat vom 12. September 2001
war die Grundlage für OEF. Aber als Grundlage taugt es
heute für Afghanistan nicht – ich betone: nicht mehr!


(Zuruf von der LINKEN)


Selbstverständlich hat der Sicherheitsrat zu Recht den
USA das Recht auf Selbstverteidigung zugestanden. Und
es war richtig, dass wir ihnen an die Seite getreten sind. Es
ist zu Recht geschehen, dass das Taliban Regime gestürzt
und die terroristische Infrastruktur von al-Qaida in Afgha-
nistan zerstört worden ist. Zu Recht haben wir uns daran
beteiligt, eine verfassungsgebende Versammlung in Af-
ghanistan zu etablieren, sodass sie heute einen gewählten
Präsidenten, ein gewähltes Parlament haben. Zu Recht
– Herr Schockenhoff hat darauf hingewiesen – hat OEF
– übrigens nicht im Norden, das hat ISAF schon selber
gemacht – dafür gesorgt, dass die Regierung Afghanistans
über das ganze Land und nicht nur über Kabul regiert.

Das alles sind die Verdienste von OEF. Ich sage Ih-
nen: Es sind gerade die Erfolge von OEF, die heute die
Rechtsgrundlage für ein weiteres Fortbestehen infrage
stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn eines war der Sicherheitsratsbeschluss nicht: Es
war keine Ermächtigung, zeitlich und räumlich unbegrenzt
überall auf der Welt beliebig Krieg führen zu dürfen. So
hat der UN-Sicherheitsrat mit Sicherheit nicht entschieden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich kann Ihnen das anhand eines einfachen Beispiels
erläutern. Nur weil Mohammed Atta sein monströses
Verbrechen in Hamburg geplant hat, hat es keinen Grund
gegeben, gegen Hamburg Krieg zu führen. Nun werden
Sie vielleicht sagen, Kabul ist nicht gleich Hamburg.
Das ist richtig. Ich sage Ihnen aber auch: In Kabul hat
sich etwas geändert. In Kabul regieren nicht mehr die
Taliban; es gibt eine gewählte Regierung; es gibt heute
ein Mandat der Vereinten Nationen für ganz Afghanis-
tan, das ist das ISAF-Mandat. Wollen Sie der afghani-
schen Regierung absprechen, dass Sie ihrer Verpflich-
tung, nämlich in Afghanistan gegen den Terror und seine
Unterstützer vorzugehen, nachkommt? – Ich glaube, das
wollen Sie nicht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612601400

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Westerwelle?


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612601500

Ja, gleich. – Dann gibt es aber auch keinen Grund, dass

in Afghanistan ohne eine Vereinbarung und ein Stationie-
rungsabkommen heute ausländische Truppen tätig sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Herr Westerwelle. Herr Kollege Trittin, Sie haben sich sehr nachdrück ich auf die Kraft und die Autorität der Regierung, die s jetzt in Kabul für Afghanistan gibt, berufen. Ich hatte or wenigen Wochen die Gelegenheit, mit einem Vertreer dieser Regierung, nämlich mit dem Außenminister panta, in Kabul zu sprechen. Ich möchte nur mit einem unkt wiedergeben, was diese von Ihnen gerühmte Reierung mir und auch vielen anderen in der Öffentlicheit gesagt hat. Die Meinung von Außenminister Spanta n Afghanistan war: An dem Tag, wo ihr rausgeht, ist abul wieder die Hauptstadt der Terroristen in der Welt, nd wir haben nichts mehr zu sagen. Lieber Herr Kollege Westerwelle, auch ich war in Af hanistan, so wie viele andere von meiner Fraktion auch. ir haben viele Gespräche mit Herrn Karzai und auch it Herrn Spanta geführt. Sie sitzen genau der gleichen erwechselung auf wie der Kollege Gehrcke. Ich habe icht dafür plädiert, in Afghanistan die militärische Abicherung des Aufbaus zu beenden. Ich habe die Frage estellt: Gibt es für den Teil der militärischen Operation, er in Afghanistan unter dem Label OEF stattfindet, heute och eine völkerrechtlich tragfähige Grundlage? Das ist eine Frage, die Sie mit der Tatsache einer umfassenden ilitärischen Absicherung vermengen können, wie sie SAF auf der Basis des Mandats der Vereinten Nationen erst jetzt wieder verlängert – macht. Ich finde, wir sollen aufhören, die relativ beschränkte Frage, auf welcher echtsgrundlage OEF stattfindet, mit einer allgemeinen ebatte über Krieg und Frieden in Afghanistan zu verinden. Das ist der gemeinsame Irrtum von FDP und inksfraktion. Wir sind genau an dieser Stelle. Ich glaube, nein, ich in davon überzeugt, lieber Herr Außenminister, dass Ihr arteitag etwas Richtiges beschlossen hat, als er gesagt at: Wir wollen, dass dieses Mandat, dieser Einsatz in fghanistan auf eine UN-Grundlage gestellt wird. – Er at gleichzeitig etwas Falsches beschlossen; denn dieses andat gibt es bereits. Es ist das ISAF-Mandat. Ich be auere Sie schon, liebe Kolleginnen und Kollegen von er SPD, dass Sie von der CDU/CSU an die Kette gelegt orden sind, sodass Sie das hier nicht mehr sagen dür en. Wir brauchen in Afghanistan militärische Präsenz nter einem Kommando. Übrigens haben Sie von uns ie das Wort von der bösen OEF und der guten ISAF geört; wenn ISAF im Sangin-Tal einen Staudamm gegen erroristen verteidigt, wenn, wie in diesen Tagen, im ordosten ISAF gegen eingesickerte Militante vorgeht, ann ist das hartes militärisches Vorgehen. Das kann übigens nur die NATO. Nur sie kann solche multilateralen insätze im Verbund durchführen. Aber das, was nicht eht, ist, zuzuschauen, wie durch das Nebeneinander eies militärisch-zivilen Unterstützungseinsatzes – das ist )

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1612601600
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612601700

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
ISAF – und eines davon völlig losgelösten War on Terror
der Erfolg der Mission von ISAF gefährdet wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dafür gibt es in Afghanistan Beispiele zuhauf. Wir ha-
ben den Fall Schindand, den wir hier mehrfach diskutiert
haben. Dort sind 150 Zivilisten aufgrund einer Operation
von OEF ums Leben gekommen, und ISAF musste Sol-
daten heraushauen. Es ist nicht so, dass OEF ISAF ab-
sichert. Es gibt unzählige Fälle, bei denen OEF-Kom-
mandos von ISAF-Truppen gerettet werden mussten.
Deswegen sage ich Ihnen: Praktisch ist es so – dem wi-
derspricht auch niemand vor Ort –, dass OEF den Erfolg
von ISAF gefährdet. Der Terrorismus muss bekämpft
werden, zivil, geheimdienstlich, polizeilich und militä-
risch. Seine Bekämpfung ist Aufgabe der jeweils ge-
wählten Regierung, und dafür unterstützen wir die
afghanische Regierung durch ISAF. Neben ISAF gibt es
keinen Raum für in Tampa und Langley geplante Ram-
boaktionen. Es darf in Afghanistan nur ein Kommando
geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie mit Offizieren darüber sprechen, dann stim-
men sie in diesem Punkt völlig zu, weil es das Basiswis-
sen jeder Stabsschule ist, dass die Einheitlichkeit des
Kommandos in einem Raum, in dem militärische Opera-
tionen durchgeführt werden, gewährleistet sein muss.

Ich breche damit übrigens nicht den Stab über OEF.
OEF macht neben Kommandoaktionen auch sehr Sinn-
volles. 6 000 Soldaten von OEF sind mit der Ausbildung
afghanischer Soldaten beschäftigt. Nur, die einfache
Frage ist: Warum macht das nicht ISAF? Wenn Sie, liebe
Bundesregierung, dieser Frage ausweichen, dann will
ich Sie gerne vor dem Vorwurf in Schutz nehmen, dass
Sie fürchten, dass das Geld kosten würde. Bekannterma-
ßen scheitert bei der Großen Koalition am Geld rein gar
nichts. Nein, der Kern, warum Sie an diese Frage nicht
heran wollen, ist, dass das für Sie, Frau Merkel, und für
Sie, Herr Steinmeier, unbequem ist. Sie müssten näm-
lich, wenn Sie sich mit OEF auseinandersetzen, zum
Beispiel dem amerikanischen Präsidenten erklären, dass
es so in Afghanistan mit OEF nicht weitergeht, dass Ter-
rorismusbekämpfung nur erfolgreich ist, wenn sie auf
dem Boden des Völkerrechts stattfindet und wenn man
international gemeinsam agiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Genau diesen Konflikt scheuen Sie. Diese Scheu vor ei-
nem Konflikt mit den USA in dieser Frage halten Sie
für Bündnistreue. In Wahrheit gefährdet in meinen Au-
gen dieser vorauseilende Gehorsam die riskanteste
Aktion des Bündnisses NATO, nämlich ISAF. Ich sage:
Das ist nicht bündnistreu, das ist nicht klug, und das ist
nicht in deutschem Interesse – und deshalb lehnen wir
heute dieses Mandat ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612601800

Der Kollege Rainer Arnold ist der nächste Redner für

die SPD-Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit echs Jahren werden in Afghanistan Soldaten unter dem EF-Mandat eingesetzt. In diesen sechs Jahren hat sich ie Situation in Afghanistan ganz offensichtlich veränert, in vielen Bereichen zum Guten, in vielen Bereichen st die Situation aber auch ernster geworden. Aber auch as Mandat und die Aufgabenstellung haben sich veränert. Hier wird manchmal diskutiert, als ob wir, wie es m Anfang der Fall war, OEF statisch mandatierten. Die Feststellung, dass ISAF ein aufbauendes Mandat st und OEF ein Kampfmandat, ist einfach nicht richtig; as wurde hier bereits deutlich gesagt. Warum nicht? eil man sich bei der Auseinandersetzung in Afghanis an überhaupt nicht aussuchen kann, mit welchen militäischen Herausforderungen man konfrontiert wird. as bestimmt der Gegner. Selbstverständlich müssen ich auch ISAF-Soldaten in diesem Land nicht nur wehen, sondern, wo es notwendig ist, auch offensiv Sichereit herstellen. Das heißt, sie dürfen nicht warten, bis ich die Taliban zusammenrotten und Stützpunkte überallen. Das ist ein Teil der Wahrheit. Deshalb ist die rennung zwischen OEF und ISAF aus heutiger Sicht atürlich ein Stück weit künstlich. Das, was Herr Gehrcke hier vorgetragen hat, war die bliche Litanei. Herr Gehrcke, ich will mich nicht auf ine Debatte über die völkerrechtliche Legitimation inlassen, und zwar deshalb nicht, weil wir darüber chon sehr häufig debattiert haben. Ich möchte Sie aber aran erinnern, dass Sie, als es um das ISAF-Mandat ing, genauso argumentiert haben, zum Verfassungsgeicht gegangen sind und dort eine eindeutige Niederlage ingefahren haben. An diesem Beispiel sieht man, dass ie Ihre Argumente an den Haaren herbeiziehen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)

Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1612601900

Sie zitieren die Kirchen und andere Organisationen
mmer wieder gerne. Ich tue das jetzt auch einmal:
uman Rights Watch sagt sehr deutlich – diese Organi-

ation ist sicherlich auch aus Ihrer Sicht unverdächtig –,
ass für die Taliban jeder, der mit der Zentralregierung
n Kabul zusammenarbeitet, ein legitimes Ziel der Ge-
alt ist. Herr Gehrcke, wollen Sie dieses Land wirklich
ieder den Taliban überlassen? Diese Frage müssen Sie
ier schon einmal beantworten. Wenn Sie jetzt so tun, als
b OEF das Schlechte und Schlimme ist, während über
SAF der Aufbau geleistet wird, dann müssen Sie auch
ie Frage beantworten, ob Sie irgendwann einmal we-
igstens der Verlängerung des ISAF-Mandates zustim-
en und sich der Verantwortung tatsächlich stellen wer-

en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie sollten besser zuhören!)


Ich will nicht verhehlen, dass es im Zusammenhang
it OEF kritische Fragen zu stellen gibt. Es gibt nichts

nter den Teppich zu kehren. Falsch ist allerdings die
ussage, dass wir nicht wissen, was dort passiert. Wir

rkennen ausdrücklich an, dass die Partner in Amerika in






(A) )



(B) )


Rainer Arnold
den letzten Monaten regelrecht eine Informationsoffen-
sive gestartet haben. Viele von uns kennen Details. Herr
Gehrcke, wollen Sie wirklich, dass die Taliban den deut-
schen Zeitungen entnehmen können, wie die Truppen in
Afghanistan heute oder morgen operieren? Mit dieser
Forderung gefährden Sie das Leben der Soldaten. Des-
halb gilt: Ja, wir brauchen so viel Transparenz wie mög-
lich, aber der Schutz der Soldaten hat oberste Priorität.
Bei dieser Position werden wir bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Die kritischen Fragen wurden von der Regierung auf-
genommen. Ich bin sehr froh darüber, dass der Außen-
minister in seiner Rede zur Einbringung des Antrages
auf Verlängerung des Mandates deutlich gemacht hat,
dass man das Mandat selbstverständlich im Detail wei-
terentwickeln muss. Die Position unserer Kollegen in
der Koalition verstehe ich insofern nicht so ganz. Der
Außenminister hat für die Kanzlerin, für den Verteidi-
gungsminister, für die ganze Regierung gesprochen. Es
wäre schön, wenn wir Parlamentarier die Arbeit der Re-
gierung durch einen entsprechenden Antrag hätten unter-
stützen können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Für die Weiterentwicklung ist es selbstverständlich
notwendig, dass wir eine differenzierte Debatte führen.
Ich bin der Meinung, dass die Aufgabe, die Deutschland
mit etwa 300 Soldaten am Horn von Afrika erfüllt, eine
langfristige Aufgabe ist und diese Aufgabe auf lange
Sicht nicht nur über Art. 51 der UNO-Charta mandatiert
werden sollte. Im Klartext heißt das: Wir müssen der Re-
gierung einen Spielraum lassen, damit sie in der interna-
tionalen Staatengemeinschaft darauf hinwirken kann,
dass es diesbezüglich dauerhaft zu einer Mandatierung
durch die Vereinten Nationen kommt, bei der die Anrai-
nerstaaten einbezogen werden.

Wir Deutschen haben ein herausragendes Interesse an
der Seesicherheit am Horn von Afrika und sollten uns
auch auf der langen Zeitschiene dieser Verantwortung
stellen. Wenn man die vielen kritischen Fragen abwägt
– viele Kollegen machen es sich nicht leicht –, muss man
auf der anderen Seite der Waagschale auch die Argu-
mente benennen, die sehr deutlich für eine Mandatierung
von OEF sprechen.

Aus meiner Sicht müssen wir erstens die Handlungs-
fähigkeit der Bundesregierung, etwas zu verändern und
zu bewegen, sichern. Dabei ist es nicht damit getan, dass
die Deutschen immer wissen, wie es genau geht, dass sie
aber sagen, das Geschäft und die schwierigen Aufgaben
sollen die anderen erledigen. Dann würden der Verteidi-
gungsminister und der Außenminister in der Staatenge-
meinschaft nicht ganz ernst genommen werden. Die Be-
reitschaft, etwas zu verändern, setzt deshalb voraus, dass
wir auch zukünftig Verantwortung übernehmen. Dies
spricht für eine Veränderung und für eine Zustimmung
zu diesem Mandat.


(Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


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(C (D Das Zweite ist mir besonders wichtig. Jeder – abgeseen von den Linken – hat doch erkannt, dass kein Land llein mit der enormen Herausforderung des Terrorismus ertig werden kann. Das heißt, internationale Loyalität nd Solidarität sind keine Einbahnstraße. Auch wir önnen morgen darauf angewiesen sein, dass uns andere elfen. Das ist das eine. Der andere Punkt ist aber, dass die Debatten, die wir m Parlament und in unserer Gesellschaft führen, auch in anada, in den Niederlanden, in Italien und bei den kandinaviern geführt werden. Wir haben keine aktiven oldaten in Afghanistan bei OEF und führen dennoch iese Debatten. Würden wir OEF beenden, hätte dies anesichts der Bedeutung des deutschen Einsatzes bei SAF in Afghanistan mit 3 500 Soldaten insgesamt auch uswirkungen auf die Diskussionen in Kanada und in en Niederlanden. Diese Länder sind jedoch real im Süen von Afghanistan vertreten und übernehmen dort chwierige Aufgaben. Ich mag mir gar nicht ausdenken, as es am Ende für das deutsche Engagement bedeuten ürde, wenn sich eines dieser Länder – die Niederlande, anada oder ein anderes Land – aus seiner Verantwor ung zurückzieht. ies hätte auch Auswirkungen auf uns. Deshalb glaube ch, dass es auch aus dieser Sicht unabdingbar ist, dass ir OEF verlängern. Lassen Sie mich am Ende noch eines sagen. Wir reen immer davon, dass Afghanistan gelingen muss. Das st ein schönes Postulat, und es muss in der Tat gelingen. ber Afghanistan kann auch scheitern, und zwar dann, enn jedes Land glaubt, auf das andere warten zu müs en, bis es das liefert, was zur Sicherheit und zum Aufau – beides ist in Afghanistan wichtig – tatsächlich erracht werden muss. Für uns ist die heutige Debatte, in er es darum geht, OEF um ein weiteres Jahr zu verlänern, bei weitem nicht das Ende der Diskussion. Wir geen davon aus, dass wir uns in den nächsten zwölf Moaten sehr intensiv auch mit der Frage beschäftigen üssen, was in Afghanistan zusätzlich geleistet werden uss. Ich glaube, wir werden nur dann erfolgreich sein, enn jedes Land in der NATO und bei den Verbündeten nsgesamt entsprechend seinen Fähigkeiten und Mögichkeiten handelt und ernsthaft prüft, was politisch verntwortbar ist. Diese Prüfung haben wir immer vorzuehmen, wenn wir Soldaten zum Einsatz schicken. Wir ind dazu bereit. Damit will ich Folgendes zum Ausruck bringen: Ein Einmauern – auch in der Frage, was ir in Zukunft tun – ist nicht sehr hilfreich. Das müssen lle in Afghanistan wissen: Die Zivilgesellschaft muss issen, dass wir sie nicht im Stich lassen. Aber auch die aliban müssen wissen, dass ihre Strategie, Unsicherhei en in den westlichen Gesellschaften zu nähren und zu chüren, damit die Kraft nachlässt, um in Afghanistan ie Herausforderungen zu bewältigen, nicht aufgehen ird und darf. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612602000

Der nächste Redner ist Dr. Rainer Stinner für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1612602100

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Die FDP-Fraktion hat vor einem Jahr dem OEF-
Mandat zugestimmt, aber wir haben das unter Vorbehalt
und mit Bauchschmerzen getan. Wir hatten erhebliche
Kritikpunkte, wir haben damals eine Akzentverschie-
bung vom Militärischen zum Zivilen angemahnt und
zweitens darauf gedrungen, dass die Abstimmung vor
Ort zwischen OEF und ISAF wesentlich besser erfolgt.
Drittens haben wir angemerkt, dass durch die Art des
Vorgehens unter OEF der Gesamterfolg der Operation in
Afghanistan eventuell gefährdet wird. Das waren beim
letzten Mal drei Kritikpunkt bzw. Forderungen von uns.

Wir haben in den letzten zwölf Monaten die Entwick-
lung in Afghanistan genau beobachtet. Wir müssen kon-
statieren, auch als Opposition, dass auf allen drei Feldern
in den letzten zwölf Monaten deutliche Fortschritte er-
reicht worden sind.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])


Das ist Faktum, Herr Trittin. Meine Kollegin Homburger
hat darauf in der letzten Woche schon hingewiesen; ich
will es noch einmal betonen.

Vor allem möchte ich hervorheben, dass es jetzt einen
Fortschritt insofern gibt, als wir in Afghanistan erstmals
gemeinsame, gleichlautende Rules of Engagement für
ISAF und OEF haben. Das ist ein wesentlicher Fort-
schritt, auf den wir immer gedrungen haben. Das dürfen
wir hier zur Kenntnis nehmen.

Leider aber versäumt es die Bundesregierung, die
Fortschritte, die wir sowohl diesbezüglich als auch in
Afghanistan insgesamt machen, laut und deutlich breit
zu kommunizieren. Viele Kolleginnen und Kollegen
wissen das nicht, was ich eben gesagt habe, nämlich dass
es einen Gleichklang zwischen OEF und ISAF bezüglich
des Vorgehens gibt. Die Öffentlichkeit ist über das, was
wir in Afghanistan tun, insgesamt völlig uninformiert.
Ich fordere die Bundesregierung auf, nach außen hin
eine wesentlich offensivere Informationspolitik zu be-
treiben.


(Beifall bei der FDP)


Aber auch im internen Bereich gibt es Informations-
defizite. Wir haben das angesprochen, meine Damen und
Herren von der Bundesregierung. Wir haben einen eige-
nen Gesetzentwurf eingebracht, in dem eine verbesserte
Struktur der Information und der Steuerung der sensi-
blen Einsätze gefordert wird. Leider hat die Mehrheit
uns nicht zugestimmt. Ich fordere Sie auf: Überdenken
Sie das noch einmal!


(Beifall bei der FDP)


Herr Arnold, wir haben gestern im Ausschuss auch
über dieses Thema gesprochen. Wir waren uns einig,

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(C (D ass die Information über das, was in OEF läuft, insgeamt völlig unzureichend ist, und zwar auch für uns achpolitiker. Hier müssen wir nachlegen. Wir stimmen heute mit großer Mehrheit zu, aber auch eute haben wir natürlich unsere Anforderungen. Wir timmen zu, weil wir der Bevölkerung deutlich sagen ollen: Wir tun etwas für Afghanistan, aber wir schüt en uns damit selbst. Was wir dort an internationalem ngagement leisten, tun wir für uns. Unsere Forderungen sind verschiedenartig. Herr oyer hat auf die veränderte Mandatsstruktur hingewie en und dazu das Notwendige gesagt; das möchte ich etzt nicht wiederholen. Wir selbst müssen unsere Hausrbeiten machen; das gilt auch für die Bundesregierung nd die Bundeswehr. Wir mandatieren heute wieder 100 KSK-Soldaten für fghanistan. Sie werden im Augenblick nicht eingesetzt. as wissen wir; das ist auch öffentliches Wissen. Wir üssen uns mit dem Thema KSK aber intensiver be chäftigen. Das Image des KSK als Einheit von Rambooldaten ist ein völlig falsches. as KSK ist eine Spezialtruppe, die es geradezu erlaubt, rößere militärische Operationen zu vermeiden. Das SK ist eine Spezialeinheit, die es ermöglicht, Kollate alschäden zu vermeiden. Das muss endlich in die Öfentlichkeit hineingetragen werden. Das muss deutlicher erden. Wir alle wissen, dass es bei KSK im Augenblick urchaus Probleme gibt, was Rekrutierung angeht. Ich ann hier nicht zu sehr ins Detail gehen; nur so viel: Im ugenblick ist ein Attraktivitätsprogramm KSK in der ehandlung. Es ist dringend notwendig, dass es endlich mgesetzt wird. Herr Minister Jung, ich fordere Sie auf: etzen Sie sich in der Bundesregierung durch! Fordern ie dieses Programm zur Verbesserung der Bedingungen ür unsere Soldaten ein! Setzen Sie sich vor allen Dingen egen Ihren Kollegen, den Antiterrorminister Schäuble, urch! Das Innenministerium blockiert hierbei gegenärtig. Da muss dringend etwas getan werden. Wir brauchen die Verbesserung bei der Personalstrukur. Wir müssen neue, junge Personen für KSK anweren. Wir müssen vor allen Dingen verhindern – ich sage as sehr deutlich und mit Bedacht –, dass erfahrene räfte KSK verlassen. Das ist eine sehr wichtige Bau telle für uns, an der wir arbeiten müssen. Bei KSK geht es nicht nur um Personal; es geht auch m parlamentarische Kontrolle usw. Wenn wir als Bundestag mandatieren, müssen wir uch die Bedingungen dafür schaffen, dass unsere Solaten den Auftrag erfüllen können. Zu KSK konnte ich ier kurz Stellung nehmen. Wir alle wissen aber auch, ass die Marine mit ihren Einsätzen im Rahmen von Dr. Rainer Stinner UNIFIL und am Horn von Afrika an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen ist, sie zum Teil sogar überschritten hat. Wir müssen konsequent sein. Wenn wir unsere Bundeswehr mandatieren, müssen wir bereit sein, die entsprechenden Ausrüstungen und finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Es gibt eine ganze Reihe von Fähigkeiten, die überall angefordert werden – Sanitätsdienst, Lufttransport, Feldjäger –, und dort haben wir Engpässe. Die müssen beseitigt werden. Wir alle wissen: Mit Militär alleine werden wir die Probleme nicht lösen. Wir alle wissen aber auch – wir müssen dies am heutigen Tage im November 2007 zur Kenntnis nehmen –, dass ohne ein militärisches Vorgehen gegen Terroristen, die es nun einmal gibt, der Kampf gegen den Terrorismus nicht zu gewinnen ist. Deshalb stimmen wir heute in dem Wissen zu, dass die Balance zwischen dem Zivilen und dem Militär zugunsten des Zivilen verändert werden muss. Wir brauchen aber die militärische Komponente. Deshalb stimmen wir heute zu. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])


(Beifall bei der FDP)


(Zuruf von der FDP: So ist es!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612602200

Das Wort erhält nun der Kollege Eckart von Klaeden

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1612602300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das

ISAF-Mandat und das OEF-Mandat unterscheiden sich
voneinander in drei wesentlichen Punkten: in der
Rechtsgrundlage, im Auftrag und im Einsatzgebiet.
ISAF ist ein Mandat für Afghanistan zur Unterstützung
der afghanischen Regierung. OEF bekämpft den Terror
in einem Gebiet, das sich vom nördlichen Afrika über
das Mittelmeer und die arabische Halbinsel bis hin nach
Zentralasien erstreckt.

Die Rechtsgrundlage ist hier schon des Öfteren ange-
sprochen worden. Deshalb erlaube ich mir, nicht meine
Rechtsansicht, sondern die der Vereinten Nationen hier
vorzutragen. Die Vereinten Nationen haben in verschie-
denen Resolutionen immer wieder darauf hingewiesen,
dass Art. 51 der VN-Charta ein Recht auf individuelle
und kollektive Selbstverteidigung verbürgt. Dieses
Recht ist also in der VN-Charta selbst festgehalten und
steht deshalb auch nicht zur Disposition des Sicherheits-
rates. Aus diesem Grunde hat der Sicherheitsrat das
Recht auf Selbstverteidigung auch nicht gewährt. Aber
er hat es in zahlreichen Resolutionen – zuletzt im Sep-
tember dieses Jahres – in diesem Zusammenhang aner-
kannt und bekräftigt.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Was soll er sonst auch machen!)


Die weitere Voraussetzung für das Recht auf Selbst-
verteidigung ist ein bewaffneter Angriff. Es ist unstrittig,
dass solche Angriffe, wie wir sie am 11. September 2001

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(C (D n New York und Washington erlebt haben, auch von ichtstaatlichen, terroristischen Organisationen wie alaida ausgehen können. Die Zweifel am Vorliegen der weiteren Voraussetzunen von Art. 51 der VN-Charta gründen sich zum einen uf die Frage, ob die Angriffshandlungen fortdauern, nd zum anderen auf die Frage, ob der Sicherheitsrat die rforderlichen Maßnahmen ergriffen hat, die dazu fühen, dass diese Angriffe nicht mehr stattfinden können. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Dazu möchte ich Ihr Argument hören!)


Gerne, Herr Kollege Gehrcke. Deswegen spreche ich
s ja an. – Ich werde gleich auf die Terroranschläge, die
ich nach dem 11. September 2001 ereignet haben, ein-
ehen.

Der Sicherheitsrat hat zuletzt in seiner Resolution
776 vom September dieses Jahres bekräftigt, dass er
eine eigenen Maßnahmen nicht für geeignet hält, die
erroristischen Angriffe unter anderem auf die Vereinig-
en Staaten erfolgreich einzudämmen. Denn sonst hätte
r in dieser Resolution nicht das Selbstverteidigungs-
echt aus Art. 51 VN-Charta bestätigt.

Schauen wir uns doch einmal die verübten Terror-
nschläge an. 11. September 2001: fast 3 000 Tote;
pril 2002: Bombenanschlag auf eine Synagoge in
jerba, Tunesien, 23 Tote, darunter 18 Deutsche; Okto-
er 2002: Bombenanschlag auf eine Diskothek auf Bali,
02 Tote, darunter 6 Deutsche; Mai 2003: Selbstmordat-
entat in Casablanca, Maroo, 33 Menschenleben; Juni
003: Selbstmordanschlag in Kabul, 4 deutsche Soldaten
amen ums Leben; November 2003: 60 Tote bei Bom-
enanschlägen in Istanbul; März 2004: 192 Tote bei An-
chlägen auf Vorortzüge in Madrid; Mai 2004: Überfall
on Terroristen in Janbu, Saudi-Arabien, 6 Mitarbeiter
estlicher Ölfirmen werden getötet; 50 Ausländer werden

n der Ölstadt Chobar als Geiseln genommen, 22 von ih-
en sterben bei der Befreiungsaktion.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612602400

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage zulas-

en?


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1612602500

Ich möchte zunächst einmal diesen Punkt zu Ende

ortragen und dann die Zwischenfrage zulassen.

Im August 2004 brechen zwei russische Passagierma-
chinen in der Luft auseinander, 89 Tote. In demselben

onat gab es einen Bombenanschlag auf die australi-
che Botschaft in Jakarta, 9 Tote. Einen Monat später ka-
en 34 Menschen bei Bombenanschlägen auf drei Ho-

els am Roten Meer ums Leben. Es gab Terroranschläge
n London im Juli 2005 und im Mai dieses Jahres einen
elbstmordanschlag in Ankara mit 8 Toten und 121 Ver-

etzen. Und in diesem Jahr fand erneut ein Terroran-
chlag in Großbritannien statt.

Seit dem 11. September 2001 sind bereits mehr Deut-
che durch Terroranschläge, die von al-Qaida oder vom
nternationalen Netzwerk von al-Qaida vorbereitet wor-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
den sind, ums Leben gekommen als durch die Terroran-
schläge der RAF in den 70er-Jahren.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wollen Sie überall Soldaten hinschicken, oder was soll das?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612602600

Herr Kollege Trittin.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612602700

Herr Kollege von Klaeden, ich bin beeindruckt von

Ihrer Liste. Die Liste führt aber doch eigentlich zu einer
Frage – das ist die Frage, die wir dann auch bezogen auf
Afghanistan beantworten müssen –: Wenn Sie auflisten,
dass in der Türkei, in Spanien, in Großbritannien, in In-
donesien Terroranschläge stattgefunden haben, schließen
Sie daraus, dass zum Beispiel die Vereinigten Staaten
das Recht hätten, in diesen Ländern, weil es dort diese
Anschläge des internationalen Terrorismus gibt, zu inter-
venieren? Wenn Sie das nicht bejahen, können Sie uns
erklären, warum diese allgemeine Liste der Feststellun-
gen über die Untaten des internationalen Terrorismus
dazu herhalten muss, dieses Recht in Afghanistan aber
anhaltend zuzugestehen?


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1612602800

Herr Kollege Trittin, um es einmal ganz klar zu sa-

gen: Sie verwechseln Täter und Opfer. Die Länder, die
ich gerade aufgeführt habe, die Toten, die es dort gege-
ben hat, sind Opfer terroristischer Anschläge geworden.
Diese terroristischen Anschläge sind aber nicht in diesen
Ländern vorbereitet worden. Ein Grund für die Opera-
tion Enduring Freedom ist es, dem internationalen Terro-
rismus die Nachschubwege abzuschneiden, die es unter
anderem am Horn von Afrika gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Den Zusammenhang herzustellen, den Sie gerade her-
gestellt haben, ist geradezu perfide.


(Zuruf von der LINKEN: Ihre Argumentation ist perfide!)


Der Grund für meine Aufführung der Anschläge ist le-
diglich, darauf hinzuweisen – das ist die Rechtsansicht
der Vereinten Nationen, bestätigt in den letzten Resolu-
tionen –, dass die Terrorgefahr nach wie vor besteht. Der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist selber der An-
sicht, dass die Maßnahmen, die er bisher getroffen hat,
noch nicht ausreichen, um das Terrornetzwerk von al-
Qaida zu zerschlagen. Sie wollen doch nicht im Ernst
behaupten, die Terrorgefahr in Afghanistan sei so weit
zurückgegangen, dass man auf die Terrorbekämpfung in
Afghanistan heute verzichten könnte und dass die afgha-
nische Regierung schon heute in der Lage wäre, Terro-
rismus und Aufständische tatsächlich so zu bekämpfen,
dass wir auf ISAF oder auf OEF verzichten könnten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Es gibt einen weiteren Wunsch nach einer Zwischen rage, diesmal des Kollegen Gehrcke. Ich will darauf ufmerksam machen, dass ich nur eine begrenzte Neiung habe, Zwischenfragen von Kollegen zuzulassen, ie vorher oder nachher ohnehin als Redner in der Deatte gemeldet sind. Das ist also die letzte Ausnahme von dieser gerade enannten Regel. Bitte schön. Herr Präsident, herzlichen Dank wegen Ihrer Groß ut. Auch Dank an Herrn Kollegen von Klaeden. Es ist ein wichtiger und spannender Punkt, den er anesprochen hat. Es ist einfach notwendig, hier einmal achzufragen, um Ihre Gedankenführung überhaupt vertehen zu können. Wenn ich es bei der ganzen Liste des errors, die Sie aufgezählt haben, und den Opfern, die in er Tat zu beklagen sind – ich denke übrigens, in eine olche Liste gehört Afghanistan unmittelbar immer mit inein –, richtig verstanden habe, haben Sie gesagt: urch den Einsatz der Operation Enduring Freedom am orn von Afrika werde die Ausübung des Terrors interational bekämpft. Können Sie mir sagen, was am Horn on Afrika an terroristischen Strukturen zerschlagen, as an bewaffneten Schiffen aufgebracht worden ist, as an Terroristen festgenommen worden ist? Nichts, eil es das nicht gibt. Aber ich bin gespannt auf Ihre Geankenführung, darauf, dass Sie mir das beantworten, amit ich das verstehen kann. Erst einmal, Herr Kollege Gehrcke, habe ich mich icht Ihrer widersprüchlichen Argumentation bedient. eshalb bin ich auch nicht bereit, auf ein falsches Zitat u reagieren und mir unterstellen zu lassen, ich hätte den usammenhang zu OEF hergestellt, den Sie gerade beauptet haben. Ich habe gesagt, dass die Vereinten Nationen selber estgestellt haben, dass die Terrorgefahr, die sich vor alem in den Anschlägen vom 11. September manifestiert at, nach wie vor besteht, und dass die Maßnahmen, die er Sicherheitsrat getroffen hat, noch nicht ausreichen, m den Terrorismus so effektiv zu bekämpfen, dass man nnehmen kann, dass von al-Qaida keine Gefahr mehr usgeht. Um Ihre Frage zu beantworten – Sie haben nach dem orn von Afrika gefragt –: Zum Beispiel ist Somalia in Rückzugsraum für den internationalen Terrorismus ewesen. Es ist im vergangenen Jahr glücklicherweise elungen, die Union der Islamischen Gerichtshöfe aus iesem Land, jedenfalls aus den großen Städten dieses andes, zu vertreiben. Ich will darauf hinweisen, dass gegenüber, auf der ordseite des Golfs von Aden, Jemen liegt, dessen östlicher eil nur eingeschränkt unter Regierungskontrolle steht nd deshalb ebenfalls als Rückzugsgebiet für Terroristen ilt. An der östlichen Küste des Jemens haben Terroristen Eckart von Klaeden im Oktober 2002 den französischen Tanker „Limbourg“ angegriffen. Vor dem 11. September gab es im Jemen einen Angriff auf den US-Zerstörer „USS Cole“. Dass es nicht zu weiteren solcher Anschläge gekommen ist, ist ein wesentlicher Erfolg des Einsatzes unserer Marine am Horn von Afrika. Die Seewege dort zu sichern, damit internationaler Terrorismus keine weiteren Anschläge dieser Art durchführen kann, ist der Zweck dieses Einsatzes. Die Rechtslage ist nach Auffassung der Vereinten Nationen und übrigens auch der afghanischen Regierung – die von mir gerade vorgetragene Rechtsauffassung hat die afghanische Regierung durch die Unterzeichnung des Afghanistan Compact ausdrücklich bestätigt – eindeutig, und kein ernst zu nehmender Vertreter dieses Hauses kann behaupten, dass die Gefahr des internationalen Terrorismus trotz aller Fortschritte, die wir in Afghanistan beobachten können, tatsächlich eingedämmt ist. Daher muss ich sagen: Herr Außenminister, ich habe es für falsch gehalten, dass Sie diese Rechtsgrundlage problematisiert haben. Vor diesem Hintergrund halte ich auch den Beschluss des SPD-Bundesparteitages für falsch. Denn wir haben eine eindeutige völkerrechtliche Grundlage. Wenn diese völkerrechtliche Grundlage problematisiert wird, dann stellt sich die Frage, warum dies geschieht. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Grundlage ist eine Gummimatte!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612602900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612603000
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1612603100




(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich kann mir vorstellen: Ein Grund ist gewesen, mit
entsprechenden Beschlüssen über den Bundesparteitag
hinwegzukommen. Ein solches Infragestellen unseres
internationalen Engagements in Afghanistan droht in
der Form missverstanden zu werden – diese Gefahr
droht –, dass wir uns aus Afghanistan zurückziehen wol-
len, bevor die Aufgabe dort erledigt ist. Das erschwert
die ohnehin schon bemerkenswerte und schwierige Auf-
gabe, die unsere Soldatinnen und Soldaten und unsere
zivilen Helfer dort zu erledigen haben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612603200

Der Kollege Paul Schäfer hat das Wort für die Frak-

tion Die LINKE.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612603300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Frage

„Zivilisierung oder Entzivilisierung der internationalen
Beziehungen“ wird nicht zuletzt dadurch beantwortet,
ob das Völkerrecht strikt umgesetzt wird oder nicht.

Enduring Freedom ist eine militärische Koalition der
Willigen ohne UN-Mandat,


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D nd deshalb trägt sie nicht zur Zivilisierung bei. Im Geenteil: Militärische Macht wird an die Stelle des Rechts esetzt, und daher lehnen wir entschieden ab, dass sich eutschland daran weiter beteiligt. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Lieber Kollege von Klaeden, es gibt eben kein endloses,
erritorial und zeitlich entgrenztes Verteidigungsrecht.
as Selbstverteidigungsrecht endet in der Tat, wenn
ie UNO aktiv wird. Das ist der Kern jeder Vorstellung
on kollektiver Sicherheit: Die UNO ist zuständig für die
ahrung des Weltfriedens; wenn sie aktiv wird, endet das

elbstverteidigungsrecht. Genau das ist der Punkt.

Im Übrigen ist auch darauf hinzuweisen: Kampf ge-
en Terrorismus ist Kampf gegen Schwerstkriminalität
nd kein Krieg. Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


enn Sie, Herr von Klaeden, diese beeindruckende und
rschreckende Liste mit Gewaltakten vorlegen, dann
ollten Sie einmal einen Moment innehalten und überlegen,
nwieweit diese Zunahme an Gewalttaten auch etwas mit
em Krieg im Irak und in Afghanistan zu tun hat.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Vielleicht gehört zur Bilanz des War on Terrorism,
ass andere westliche Staaten oder wir in Afghanistan
um Beispiel einen Geheimdienst mit aufbauen, der, wie
ir jetzt wissen, Gefangene foltert.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


uch das trägt doch offensichtlich dazu bei, dass Terro-
isten einen Resonanzboden haben.

Ich finde, wir müssen uns zentral mit Afghanistan
eschäftigen, aber auch mit dem Einsatz am Horn von
frika, an dem die Bundesmarine beteiligt ist. Mit der
ekämpfung von Terroristen hat das so gut wie nichts zu

un. Es geht, wie der Minister selber sagt, um die Her-
tellung der Seesicherheit. Auch da stellt sich die Frage:
er hat denn diese Militärkoalition damit beauftragt,
er hat sie mandatiert? Das ist doch die entscheidende
rage. Ich kann verstehen, dass der Bundesaußenminister

etzt Skrupel hat und sagt, dass man das gefälligst unter
N-Mandat stellen soll. Aber Skrupel allein genügen
icht. Es geht um konsequentes Verhalten. Das heißt für
ns, die deutsche Beteiligung an OEF zu beenden.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie sagen selber, dass es eigentlich nur um den Ab-
chreckungseffekt geht. Konkrete Ergebnisse gibt es
icht beim Einsatz am Horn von Afrika. Sie haben dort
einen Terroristen gefangen genommen. Sie überprüfen
ber viele Schiffe. In diesem Zusammenhang wird gern
erschwiegen, aber man muss es sagen: Es ging bei OEF
den Jahren 2002 und 2003 darum, den Aufmarsch der
S-Militärkoalition im Irak zu decken. Vergessen wir
as nicht. Auch die deutsche Marine hat US-Kriegs-
chiffe eskortiert, die für einen völkerrechtswidrigen






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

Angriffskrieg in Marsch gesetzt wurden. Im Jahr 2004
hat man das Einsatzgebiet von OEF mir nichts, dir nichts
nach Osten hin ausgeweitet, offensichtlich um die USA
im Irak zu entlasten, die dort zunehmend unter Druck
geraten sind. Auch das gehört zur Wahrheit von OEF.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das ist nicht nur Vergangenheit. Wenn die Bush-Regie-
rung sich entschließen sollte, gegen den Iran militärisch
vorzugehen, dann wären auch deutsche OEF-Einheiten
zumindest mittelbar in Form von Unterstützungsleistungen
dabei. Darauf wette ich. Das allein ist für uns ein ausrei-
chender Grund, zu fordern, dass die Fregatte „Augsburg“
und die anderen Schiffe unverzüglich zurückgezogen
werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Sie selbst müssen doch in Ihrer Bilanz von OEF Folgen-
des zugeben: In Somalia hat die tägliche Gewalt zugenom-
men. In Äthiopien und Eritrea bleiben die Spannungen
erhalten. Die Eindämmung der Piraterie – auch das war
eine Zeit lang auf Ihrem Ticket; Sie haben gesagt: Dazu
tragen wir bei – war nicht erfolgreich. Die Zahlen stei-
gen wieder. Also findet auch das nicht statt.

Sie haben also Terroristen nicht gefangen genommen,
keine Stabilisierung in der Region erreicht, aber Truppen
für Kriege von NATO-Mitgliedstaaten instrumentiert.
Man exerziert schon ein bisschen, was die NATO even-
tuell zukünftig machen will, nämlich Handelswege und
Ressourcennachschub für die entwickelten Industriestaaten
militärisch abzusichern. Genau das wollen wir nicht.
Deshalb ist es höchste Zeit, aus OEF auszusteigen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612603400

Der Kollege Niels Annen ist der nächste Redner für

die SPD-Fraktion.


Niels Annen (SPD):
Rede ID: ID1612603500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich finde,

Herr Kollege Schäfer, dass die Debatte den Anforderungen
einer Debatte über eine Parlamentsarmee, so wie wir sie
in Deutschland haben, bisher gerecht geworden ist. Eine
Ausnahme ist bedauerlicherweise Ihr Beitrag. Ich finde,
dass Sie die Menschen mit Spekulationen und Wetten
über Kriege, die noch gar nicht geführt werden, und Be-
teiligungen, die an den Haaren herbeigezogen werden,
nicht verängstigen sollten. Wir haben es hier mit einer
ernsten Frage zu tun, über die wir auch ernsthaft disku-
tieren sollten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Denn es kann doch gar kein Zweifel daran bestehen,
dass nicht nur in diesem Hause, sondern auch in der
Bevölkerung viele kritische Fragen gestellt werden. Sie

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(C (D aben einige davon aufgeworfen. Tun Sie doch nicht so, ls ob über diese Fragen im Deutschen Bundestag nicht rnsthaft diskutiert würde! (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Viel zu wenig!)


ch finde es ein wenig merkwürdig, wenn Sie sich hier
instellen und Ihre Argumentation einzig und allein auf
inen formalen Gesichtspunkt stützen und fokussieren,
en Sie nicht in der Lage sind zu belegen. Der politi-
chen Frage, die hier im Mittelpunkt steht, müssen Sie
ich stellen. Man kann doch gar nicht leugnen, dass sich
n den letzten Monaten und Jahren die Praxis von OEF
ramatisch zum Positiven hin verändert hat, auch auf
rundlage der Initiative von Abgeordneten aus diesem
ause und der deutschen Bundesregierung. Ich finde,
ie sollten das zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir politisch darüber diskutieren, dann müssen
ir die Frage stellen, ob die Maßnahmen gegen den

nternationalen Terrorismus wirksam sind. Ich finde, es
st nicht ehrlich, sich hier hinzustellen und so zu tun, als
b die Bundesrepublik Deutschland und ihre Regierung
ie Absicht gehabt hätten, weltweit irgendwo Kriege zu
ühren. Der Grund dafür, dass sich Deutschland an den
nternationalen Missionen ISAF und OEF beteiligt, sind
ie Anschläge vom 11. September; das ist die Wahrheit.
ie Wahrheit ist auch, dass wir mit den Ergebnissen der
ekämpfung des internationalen Terrorismus nicht
ufrieden sein können. Die Wahrheit ist auch, dass es
ehlentwicklungen gegeben hat. Und die Wahrheit ist,
ass wir diese Fehlentwicklungen benennen müssen.
as ist unsere Politik.

Auch ich bekomme Anrufe, Briefe und E-Mails; ich
öre kritische Redebeiträge und die Fragen von besorgten
ürgerinnen und Bürgern: Was macht ihr eigentlich in
fghanistan und weltweit? Man muss sich Zeit nehmen,
iese Sorgen ernst nehmen und die Fragen beantworten.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ja!)


ine Antwort ist, dass wir einen Strategiewechsel einge-
eitet haben; der Außenminister hat sich dafür eingesetzt.

ir stellen uns eben nicht hier hin und sagen, da würden
rgendwelche Rechtsgrundlagen infrage gestellt; das hat
einer hier getan.

Der SPD-Bundesparteitag hat gesagt – ich bin froh
arüber, dass das die Politik der Bundesregierung
eworden ist –: Wir bemühen uns darum, eine andere
rundlage zu schaffen. Das ist die Wahrheit; darum geht es.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir bemühen uns darum, die Teile der OEF, die weiter-
in notwendig sind, in das unumstrittene ISAF-Mandat
u integrieren.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wo ist denn Ihr Antrag dazu?)


Ein Punkt ist entscheidend: Sie müssen zur Kenntnis
ehmen, dass wir uns in Afghanistan nicht – Sie versuchen

mer ein wenig, es so darzustellen – in einem Protektorat






(A) )



(B) )


Niels Annen
bewegen. Mit dem Einsatz der Bundesregierung und der
deutschen Soldaten haben wir dazu beigetragen, dass es
eine souveräne afghanische Regierung gibt. Diese sou-
veräne Regierung hat dem Einsatz zugestimmt. Wir
müssen darauf achten, dass wir mit unseren Maßnahmen
die Legitimität der Regierung Karzai stärken. Das eröffnet
nämlich die einzige Möglichkeit, aus dem Teufelskreis
auszubrechen. Dabei bitte ich auch Sie, meine Damen
und Herren, um Ihre Unterstützung.

Es geht darum, dass der eigentliche Schwerpunkt unse-
rer Bemühungen auf dem zivilen Aufbau liegen muss, und
zwar in Afghanistan und darüber hinaus. Das Mandat,
über das wir heute zu entscheiden haben, bezieht sich
nämlich – das ist gesagt worden – nicht nur auf Afgha-
nistan.

Ich möchte einer persönlichen Sorge Ausdruck ver-
leihen. In den letzten Jahren gab es eine Entwicklung im
Rahmen dessen, was die amerikanische Administration
als Krieg gegen den Terrorismus bezeichnet, die dazu
führte, dass es Zweifel an der Art und Weise gibt, wie
dort Krieg geführt wird. Sie alle kennen die Beispiele:
Guantánamo, Abu Ghureib. Wir dürfen keinen Zweifel
daran lassen, dass wir diejenigen, die unsere demokrati-
sche Grundordnung bekämpfen wollen, mit rechts-
staatlichen Mitteln zurückweisen. Ich glaube nicht,
dass man einen Krieg gegen den Terrorismus gewinnen
kann. Deswegen führen wir keinen Krieg gegen den
Terrorismus,


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


sondern unterstützen diejenigen, die sich in Afghanistan
und weltweit für demokratische Rechte und für eine inter-
nationale rechtsstaatliche Ordnung einsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Darum geht es; das muss die Botschaft des Deutschen
Bundestages sein.

Ich möchte Ihnen ganz offen sagen: Ich bedauere es
sehr, dass die Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU-
Fraktion nicht bereit waren, den von uns eingebrachten
Antrag zu unterstützen;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


denn ich glaube – bitte erlauben Sie mir dieses offene
Wort –, dass auch Sie sich den Fragen stellen sollten, die
ebenfalls an Sie gerichtet werden. Wir haben an der
Stelle etwas vorzuweisen. Der Charakter unseres
Engagements hat sich in den letzten Jahren verändert;
das sollten auch Sie zur Kenntnis nehmen. Wenn wir
heute über ISAF und OEF reden, dann stellen wir das Ziel
einer selbsttragenden Sicherheit in den Mittelpunkt;
der Bundesverteidigungsminister hat diesbezüglich
wichtige Initiativen ergriffen. Es hätte Ihnen gutgetan,
dieses Ziel in einen gemeinsamen Antrag einfließen zu
lassen. Das hätte für jene Klarheit gesorgt, welche dieses
Parlament und die Bundesrepublik benötigen, wenn sie
sich auf internationaler Ebene für dieses Ziel einsetzen
wollen.

Eines möchte ich an dieser Stelle klarstellen: Sie,
meine Kolleginnen und Kollegen von der Linksfraktion,

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(C (D eden immer von internationaler Solidarität und betoen den internationalistischen Aspekt. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Zu Recht! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die Sozialdemokratie hat darüber auch mal geredet! Das ist aber schon lange her!)


Natürlich. – Was Sie dabei vergessen, ist, dass sich
eutschland nicht alleine am Wiederaufbau in Afghanis-

an und an der Operation Enduring Freedom beteiligt
at.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Nein! Immer an der Seite der USA, an der Seite von Bush!)


enn wir nicht in der Lage und nicht willens sind, uns
it unseren Bündnispartnern an einen Tisch zu setzen
in Italien, Japan und Kanada werden übrigens ähnli-

he, zum Teil sogar die gleichen Diskussionen wie bei
ns geführt –, dann senden wir ein falsches Signal, Herr
ehrcke.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ihre Botschaft heißt: Solidarität mit Bush!)


eswegen sage ich Ihnen: Der Weg, den wir auf dem
PD-Bundesparteitag aufgezeigt haben, verlangt viel-

eicht ein wenig Geduld, auch von Ihnen, und ein wenig
eit. Er bedeutet aber verantwortliches Handeln. Wenn
ir diesen Weg gehen, können wir die Verantwortung,
ie wir und unser Land an dieser Stelle übernommen ha-
en, wahrnehmen.

Nutzen wir die Möglichkeit, die uns die heutige Ver-
ängerung des OEF-Mandats bietet, um diese politischen
chwerpunkte zu setzen, auch im Gespräch mit unseren
ündnispartnern! Benennen wir offen die Probleme!
erden wir den Anforderungen, die die Menschen in
eutschland zu Recht an uns, den Deutschen Bundestag,
nd an eine Parlamentsarmee stellen, gerecht! Verlän-
ern wir dieses Mandat, befassen wir uns aber auch mit
en schwierigen und strittigen Fragen, wie es der Au-
enminister in seiner Rede deutlich gemacht hat!

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612603600

Das Wort erhält der Kollege Gert Winkelmeier.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612603700

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Un-

ere Debatte zur Einbringung des Antrags auf Verlänge-
ung des OEF-Mandats am vergangenen Donnerstag hat
n einer Stelle ganz deutlich gemacht, wie wenig sich
ie Koalitionsfraktionen, insbesondere die CDU/CSU,
m internationales Recht und Gesetz kümmern. Für
eine Kurzintervention in dieser Debatte bin ich dem
ollegen Wolfgang Gehrcke ausgesprochen dankbar.
er Kollege zu Guttenberg hat in seiner Replik nämlich
icht nur die im Hinblick auf den Kriegseinsatz in






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
Afghanistan untauglichen Resolutionen 1368 und 1373
des UN-Sicherheitsrats als Rechtsgrundlagen von sei-
nem Spickzettel abgelesen. Nein, er hat auch noch die
Resolutionen 1386 und 1444 genannt, die rein gar nichts
mit OEF zu tun haben, sondern die Grundlage für den
ISAF-Einsatz bilden. Ich sage das vor einem sehr erns-
ten Hintergrund; denn auch die Bundesregierung hat in
ihrem Antrag die Resolutionen 1368 und 1373 zur Be-
gründung des OEF-Mandats in Afghanistan herangezo-
gen.

Es gibt eine exakt formulierte Grenze für exekutives
Handeln. Diese Grenze heißt: Es gibt kein exekutives
Handeln außerhalb des Rechts. So steht es im Kernarti-
kel des Grundgesetzes, in Art. 20 Abs. 3. Dieser Artikel
gilt auch für unser parlamentarisches Handeln. Deswe-
gen müssen wir uns sehr sorgfältig damit auseinander-
setzen, ob der OEF-Einsatz rechtmäßig ist.

In den beiden genannten Resolutionen steht nichts,
aber auch gar nichts von Krieg als Mittel zur Beseitigung
des Terrorismus in Afghanistan. Wenn man beide Reso-
lutionen sehr aufmerksam liest – offenkundig hat das
aber kaum jemand von der Regierungskoalition getan –,
stellt man fest: In keiner der beiden Resolutionen hat der
Sicherheitsrat die NATO oder die USA zur Durchfüh-
rung militärischer Aktionen bzw. zur Anwendung von
Gewalt ermächtigt. In Resolution 1368 fordert der Si-
cherheitsrat – ich zitiere –

alle Staaten dingend zur Zusammenarbeit auf, um
die Täter, Organisatoren und Förderer dieser Terror-
anschläge vor Gericht zu stellen, und betont, dass
diejenigen, die den Tätern, Organisatoren und För-
derern dieser Handlungen geholfen, sie unterstützt
oder ihnen Unterschlupf gewährt haben, zur Verant-
wortung gezogen werden …

Kein Wort von militärischer Gewalt! Allein der Sicher-
heitsrat wäre berechtigt, sie anzuordnen.

Falls Sie mir darauf entgegnen wollen, dass die USA
Art. 51 der Charta der Vereinten Nationen, also das
Recht auf Selbstverteidigung, in Anspruch genommen
haben, woraufhin die NATO den Bündnisfall ausgerufen
hat, will ich Art. 51 der UN-Charta zitieren:

Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaff-
neten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten
Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur
individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung,
bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfrie-
dens und der internationalen Sicherheit erforderli-
chen Maßnahmen getroffen hat. Maßnahmen, die
ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidi-
gungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort an-
zuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf
dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, je-
derzeit die Maßnahmen zu treffen, die er zur Wah-
rung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und
der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich wiederhole den letzten Halbsatz:



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(C (D … jederzeit die Maßnahmen zu treffen, die er also der Sicherheitsrat – zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält. Im Übrigen ist es in der Diskussion unter Völkerechtlern völlig strittig, ob ein Terroranschlag eines ichtstaatlichen Akteurs das Recht auf Selbstverteidiung begründen darf. Mit seiner Resolution 1373 ist der Sicherheitsrat am 8. September 2001, 17 Tage nach den Anschlägen vom 1. September, seiner Verpflichtung nach Art. 51 der N-Charta nachgekommen. Auch mit dieser Resolution rmächtigt der Sicherheitsrat nicht zur Anwendung miliärischer Gewalt. Vielmehr ruft er die Staatengemeinchaft auf, bei der Bekämpfung des internationalen Terorismus auf folgenden Gebieten zusammenzuarbeiten: uf politischen, gesetzgeberischen, polizeilichen, wirtchaftlichen und rechtlichen, um den Terrorismus auszurocknen. Spätestens aber als der Sicherheitsrat am 20. Dezemer 2001 mit seiner Resolution 1386 im Einvernehmen it der provisorischen Regierung Afghanistans die von er NATO geführte ISAF-Mission nach Kapitel VII der harta zur Anwendung militärischer Gewalt ermäch igte, war jede Legitimationsgrundlage für die Operation nduring Freedom entfallen nd auch das Recht auf Selbstverteidigung erschöpft. Nun ist ja in der Frage „OEF in Afghanistan“ Beweung in den Bundestag gekommen: bei den Grünen – wir aben es heute gehört – und auch in der SPD; so interretiere ich jedenfalls den Gastbeitrag der Kollegen r. Bartels und Frau Mogg in der Zeitung Die Welt, in em es heißt: nachdenken über OEF. Dazu kann ich nur agen: Machen Sie keine halben Sachen! Werfen Sie den EF-Einsatz in Afghanistan dorthin, wo er hingehört, ämlich auf den Müllhaufen der Geschichte! EF verschlechtert die Sicherheitslage für die Menschen n Afghanistan. Deshalb kann die Entscheidung heute ur lauten: keine Zustimmung für den OEF-Einsatz! Vielen Dank. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt noch einen edner. Danach wird abgestimmt. Deswegen empfehle ch doch sehr, bis dahin noch Platz zu nehmen. – Verhrte Kolleginnen und Kollegen, es gibt noch einzelne lätze. Herr Kollege Ströbele, könnten vielleicht auch Sie als euchtendes Beispiel für andere Kolleginnen und Kolleen einen der zahlreichen Plätze einnehmen? Präsident Dr. Norbert Lammert Das Wort erhält nun als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt der Kollege Karl Lamers für die CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! ISAF gut, OEF schlecht – so hört man es, so liest man es. Ich meine, so kann man es nicht stehen lassen. Den Eindruck zu erwecken, die einen bauen das Land auf und die anderen werfen Bomben, das, liebe Kolleginnen und Kollegen, können wir nicht hinnehmen. Um gleich der Linken, insbesondere Ihnen, Herr Gehrcke, eine passende Antwort zu geben: Nicht wir führen Krieg am Hindukusch, sondern allein die Taliban, und zwar gegen ihr eigenes Volk. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612603800




(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1612603900

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir kämpfen gegen den Terror, und das ist notwendig.

Das ist auch die Antwort auf die Frage, warum wir bei
OEF mitmachen: Wir müssen den international agieren-
den Terrorismus an seinen Wurzeln bekämpfen. Wenn
wir eines aus dem 11. September 2001 und aus den vie-
len nachfolgenden Anschlägen gelernt haben, dann ist es
genau das: Kein Staat, keine westliche Demokratie kann
sagen, dass sie vor dem Terrorismus sicher ist, auch
Deutschland nicht. Als Teil der Weltgemeinschaft und
als NATO-Partner sind wir in unserem ureigenen Inte-
resse verpflichtet, einen wirksamen Beitrag zu dem Ziel
zu leisten, den Terror entscheidend zu treffen und hand-
lungsunfähig zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Genau diesem Ziel dienen die Einsätze im Rahmen der
Operation Enduring Freedom: in Afghanistan, am Horn
von Afrika sowie im Rahmen der Operation Actice
Endeavour im Mittelmeer.

Wesentlich ist: Wir dürfen nicht warten, bis terroristi-
sche Gewalttäter bei uns zuschlagen. Wir müssen dort
einen Beitrag leisten, wo die Bedrohung entsteht.
Bedrohungen müssen wir an der Quelle bekämpfen.
Wir müssen im Vorfeld verhindern, dass sie uns hier in
Berlin, in Heidelberg, in Weinheim oder in München er-
reichen. Wir dürfen zum Beispiel nicht zulassen, dass
die Taliban Afghanistan wieder als Rekrutierungs-, Aus-
bildungs- und Rückzugsbasis nutzen, wie sie es schon
vor dem 11. September 2001 getan haben. Wer heute,
wie die Linke, aus populistischen Gründen aus Afgha-
nistan herausgehen will, der macht den Export von Ter-
ror erneut möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen die Menschen in Afghanistan weiter auf
ihrem Weg begleiten, sich selbst wieder einen Staat auf-
zubauen, auf den sie stolz sein können. Nation-Building –
das ist unsere Hauptaufgabe. Die ISAF-Mission zielt
darauf ab, den politischen, wirtschaftlichen und sozialen

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(C (D ufbau des Landes zu unterstützen. Die OEF trägt dazu ei, dass die ISAF diesen Auftrag erfüllen kann. Terroristen wollen all dies nicht. Sie wollen Terror nd Zerstörung. Sie sind nicht die Robin Hoods der heuigen Zeit, die das Land befreien wollen. Nehmen Sie ur den letzten Anschlag in Baghlan, bei dem 75 Menchen, darunter 60 Schulkinder, getötet und 100 weitere erletzt wurden. Die Taliban sind Menschen, die keine ücksicht, keine Grenze und keine Gnade kennen. ie stehen für Zerstörung; wir stehen für Aufbau und ine positive Zukunft Afghanistans. Sie wollen Diktatur; ir wollen Demokratie. Sie wollen Terror und Anarchie; ir wollen Stabilität und Fortschritt. Wir wollen inneren rieden für Afghanistan. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612604000

Herr Kollege Lamers, möchten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Nachtwei zulassen?


Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1612604100

Bitte schön, Herr Kollege Nachtwei.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612604200

Lieber Kollege Karl Lamers, Sie sind der letzte Spre-

her der Koalition in der Debatte über die weitere Betei-
igung Deutschlands an der Operation Enduring Free-
om. Sie haben, wie Ihre Kollegen auch, zum Wofür
tellung genommen. Die Beantwortung einer entschei-
enden weiteren Schlüsselfrage vermisse ich bisher aber.
ie lautet: Wie wirksam war und ist die Operation Endu-
ing Freedom in Afghanistan? Ich stelle diese Frage seit
wei Jahren immer wieder an die Bundesregierung, habe
isher aber keine konkrete Antwort darauf bekommen.
ie haben jetzt die Chance, diese meilenweit offene
rage für die Koalition endlich zu beantworten. – Bitte
chön.


Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1612604300

Sehr geehrter Herr Kollege Nachtwei, ich danke Ih-

en für diese Frage. Wenn Sie noch zwei Minuten Zeit
aben und dem Schluss meiner Rede zuhören, dann wer-
en Sie eine direkte, klare und perfekte Antwort auf ge-
au diese Frage bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ISAF und OEF sind keine Gegensätze; sie ergänzen
ich, ja, sie bedingen einander. Der Aufbau Afghanis-
ans, den wir alle wollen, ist ohne aktive Terrorbekämp-
ung nicht möglich. Zu Recht beklagen wir Menschen-
erluste unter der Zivilbevölkerung. Jedes Opfer ist
ines zuviel. Wahr ist aber auch: Von unserer Seite wird
lles getan, um bei militärischen Operationen – insbe-
ondere in bebauten und bewohnten Gebieten – zivile
pfer zu vermeiden. Anders die Taliban; ihre perfide
orgehensweise, unbeteiligte Zivilisten bewusst in ihre






(A) )



(B) )


Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)

Aktionen einzuspannen, darf nicht der Operation Endu-
ring Freedom angelastet werden.

Herr Kollege Nachtwei, jetzt sprechen wir einmal
über die Erfolge, die wir erzielt haben. Dass ISAF und
OEF nun enger miteinander verzahnt sind, geht vor al-
lem auf unser Betreiben zurück. Dass Millionen Kinder,
darunter Mädchen, wieder zur Schule gehen dürfen und
eine Ausbildung erfahren, dass Frauen wieder studieren
dürfen, dass Parlamentarierinnen die Zukunft Afghanis-
tans heute aktiv mitgestalten, und das nach nur sechs
Jahren, das ist auch ein Erfolg von OEF in Verbindung
mit ISAF. So muss man es sehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


OEF leistet heute einen großen Teil der Ausbildung
der afghanischen Armee. Das ist gut so; denn wir wol-
len, dass die Menschen in Afghanistan ihr Schicksal bald
selber in die Hand nehmen. Am Horn von Afrika leisten
wir einen wichtigen Beitrag, indem wir Verbindungs-
wege sichern, strategisch wichtige Seepassagen vor ter-
roristischen Anschlägen schützen und zugleich Terroris-
ten den Weg in Rückzugsgebiete versperren. Herr
Kollege Nachtwei, das alles dient letztlich auch unserem
Schutz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Am Montag dieser Woche beging die Bundeswehr
den 52. Jahrestag ihrer Gründung. Ich denke, wir sind
uns einig: Unsere Soldatinnen und Soldaten der Bundes-
wehr haben in diesen Jahrzehnten für Freiheit, Demokra-
tie und Menschenrechte gewirkt und werden dies auch
weiter tun. Dafür Dank und Respekt!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612604400

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1612604500

Operation Enduring Freedom, das heißt Operation

dauerhafte Freiheit. Ich schließe mit dem Satz des
Schriftstellers William Allen White: Freiheit ist das Ein-
zige, das man nicht haben kann, wenn man nicht gewillt
ist, es andern zu geben. – Wir sind dazu bereit und sagen
deshalb Ja zu OEF.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war keine Antwort auf meine Frage!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612604600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksa-
che 16/7140 zum Antrag der Bundesregierung auf Fort-
setzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte
bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf
terroristische Angriffe gegen die USA. Dazu liegt mir

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1)

2)

(C (D ine Reihe von persönlichen Erklärungen zur Abstimung vor, die dem Protokoll beigefügt werden.1)

Der Ausschuss empfiehlt auf Drucksache 16/6939,

uzustimmen. Dazu ist eine namentliche Abstimmung
erlangt.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
orgesehenen Plätze einzunehmen. – Das ist der Fall. Ich
röffne die Abstimmung.

Gibt es noch ein Mitglied des Hauses, das seine
timme bislang nicht hat abgeben können?

Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftfüh-
erinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin-
en. Wie immer werden wir Ihnen das Ergebnis der Ab-
timmung später bekanntgeben.2)

Ich setze die Abstimmungen fort, sobald ich den Ein-
ruck habe, dass mindestens die große Mehrheit der An-
esenden nachverfolgen kann und will, worüber jetzt
eiter abgestimmt werden soll. – Wer bleibt, möge bitte
latz nehmen. Die anderen mögen bitte den Plenarsaal
erlassen.

Tagesordnungspunkt 6 b. Abstimmung über die Be-
chlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf
rucksache 16/7142 zum Entschließungsantrag der
raktion Die Linke zum Antrag der Bundesregierung zur
ortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit-
räfte. Der Ausschuss empfiehlt, diesen Entschließungs-
ntrag auf Drucksache 16/6971 abzulehnen. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –

er enthält sich? – Das Erste war die große Mehrheit.
ie Beschlussempfehlung ist angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-

ungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
rucksache 16/7161. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
ich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt.

Wir setzen unsere Beratungen fort. Ich rufe den
agesordnungspunkt 5 a auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainer
Brüderle, Jens Ackermann, Christian Ahrendt,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Mahnungen des Sachverständigenrates ernst
nehmen – Mehr Freiheit wagen
– Drucksache 16/7112 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Das ist offen-
undig einvernehmlich und damit so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
er Kollege Rainer Brüderle für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


Anlagen 2 bis 5
Ergebnis Seite 13111 C






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1612604700

Herr Präsident, das Rednerpult ist falsch eingestellt.

Waren Sie am Drücker?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612604800

Nein, natürlich nicht. Ich war ganz fasziniert, dass Sie

Ihre Redezeit durch Spielen mit dem Hebemechanismus
des Pultes vertun.


(Heiterkeit)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1612604900

Herr Präsident, Ihre sonst scharfe Beobachtungsgabe

hat Sie verlassen. Ich habe nämlich gar nichts gemacht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612605000

Ja, aber immerhin reicht mein Beobachtungsvermö-

gen aus, um die Uhr weiter im Blick zu behalten.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1612605100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Züge

im Lande stehen heute still. Darüber ärgern wir uns alle.
Es wird höchste Zeit, dass sich die Bundesregierung
endlich intensiv um eine Lösung bemüht. Aber die Ober-
streikenden sitzen auf der Regierungsbank. Sie bremsen
den Deutschlandexpress. Der Heizer ist von Bord gegan-
gen. Nicht nur die Lokführer sorgen für Stillstand in
Deutschland, sondern auch diese Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das war nichts!)


Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der ge-
samtwirtschaftlichen Entwicklung hat deutliche Worte
der Kritik für die Politik dieser Regierung gefunden. Im
Jahresgutachten steht es schwarz auf weiß: Die Politik
der schwarz-roten Koalition ist konzeptionslos und kurz-
fristig orientiert. Die Regierung verfängt sich in takti-
schen Manövern. Die wichtigen Probleme werden nicht
gelöst, sie werden zaghaft angegangen oder verdrängt.
Eine klare Richtung ist bei Schwarz-Rot nicht erkennbar.
Das ist auch ein Grund, weshalb die Akzeptanz von Re-
formen im Land abnimmt: Es wird kein klarer Kurs ge-
fahren.


(Beifall bei der FDP)


Die Neue Zürcher Zeitung, eine angesehene Schwei-
zer Zeitung, kommentiert dazu:

Schwärzer könnte ein Urteil über die wirtschaftspo-
litische Kompetenz der … Regierungskoalition in
Berlin kaum ausfallen.

Damit ist im Klartext gesagt, wie die Situation ist. Selbst
der Wirtschaftsrat der CDU fordert: Ende der ordnungs-
politischen Geisterfahrt!

Der Koalitionsausschuss am Montag war ein Beispiel
für das Trauerspiel, das die Regierung Woche für Woche
aufführt. Manchmal kommt beim koalitionären Kuhhan-
del nur Unfug raus, oft gar nichts. Der Trost der Wirt-
schaftsweisen dazu ist: An vielen Stellen ist Stillstand
noch besser als alles, was die Bundesregierung sich so
ausdenkt. – Von einer Regierung, die gestalten will, ist

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(C (D chon längst nichts mehr übrig. Die inhaltlichen Geeinsamkeiten sind aufgebraucht, wenn sie überhaupt a waren; die Koalition ist tief gespalten, nur der Machtkitt“ hält sie noch zusammen. Nehmen wir die Steuerpolitik: große Steuererhöhunen, aber nichts ist vereinfacht, nichts ist verständlicher. ehmen wir die Arbeitsmarktpolitik: Mindestlöhne, eschränkung der Zeitarbeit, Verlängerung des Bezugseitraums des Arbeitslosengeldes. Das sind keine klaren onzepte für mehr Arbeit und weniger Arbeitslosigkeit. as Schwarz-Rot präsentiert, ist ein Flickenteppich. atchwork mag für eine Handtasche gut sein, für eine egierungspolitik ist es untauglich. Dass es – wahrscheinlich noch nicht 2008, aber in den arauffolgenden Jahren – auch wieder einen Abschwung n Deutschland geben wird – hier zitiere ich noch einmal as Sachverständigengutachten –, ist bei aller Unsichereit der Prognosen eine bedauerliche Gewissheit. Der ächste Abschwung wird kommen, wir sind darauf aber icht vorbereitet. Niemand sollte glauben, dass eine roße Koalition den Konjunkturzyklus außer Kraft etzen kann. Niemand sollte glauben, die Immobilienrise in den Vereinigten Staaten, die Abschwächung der eltkonjunktur seien schon beendet und würden spurlos n uns vorübergehen. Niemand sollte glauben, die Fianzkrise wäre schon zu Ende. Das wird Auswirkungen uf die Realwirtschaft haben. Noch sieht die wirtschaftliche Lage in Deutschland osig aus, und die Versuchung, sich darauf auszuruhen, st groß. Die Bundesregierung ist dem offensichtlich eregen. Es wird schon verteilt, was noch gar nicht erwirtchaftet ist. Die Gestaltungsspielräume für morgen, enn ein Abschwung ansteht, werden der Politik geommen. Dann besteht keine Handlungsmöglichkeit ehr. Der Konjunkturhimmel wird grauer. Die Finanzexerten und die Unternehmer, die befragt werden, haben edämpfte Erwartungen. Manche sprechen schon wieder om Gespenst der Stagflation. Auch was die Geldntwertung betrifft, verfehlen wir die Ziele der Notenank. Aber die Bundeskanzlerin scheint das alles nicht u kümmern. Sie reist lieber wie Humboldt durch die elt. Statt die Vermessung der Welt nachzuspielen, ollte sie lieber die Reformagenda in Deutschland neu ermessen. Das, was die Koalition jetzt tut, erinnert sehr n die Jahre 1999 und 2000. Damals hat die rot-grüne oalition die Reform der Vorgängerregierung als unsozial ebrandmarkt und den Aufschwung genutzt, um Reformen urückzunehmen. Ich erinnere nur an den demografischen aktor in der Rentenversicherung. Der Sachverständigenat warnt die Bundesregierung sehr deutlich davor, den ehler von Rot-Grün der Jahre 1999 und 2000 zu wiederolen und jetzt, da es besser läuft, alles zu verfrühstücken, ei den Reformen einzuschlafen und ihre Politik nicht onsequent fortzuführen. Rainer Brüderle Das Wachstumspotenzial hat sich verbessert, es ist aber immer noch sehr bescheiden. Das sagen die Bundesbank und die Sachverständigen. Man müsste einen langen Atem haben und die Politik durchhalten, aber nicht permanent zurückweichen. Es ist jetzt an der Zeit, Vorsorge zu treffen, aber das erfolgt nicht. Wir müssen mehr Freiheit wagen, statt den Bürgern neue Bevormundungen zuzumuten. Ich denke an die Unternehmensteuerreform, Funktionsverlagerungen und andere Dinge, die falsch angepackt wurden. Die Bundeskanzlerin hat einmal davon gesprochen, sie will mehr Freiheit wagen. Das hat sich völlig verflüchtigt. Das Gegenteil ist die Realität. Es wird Freiheit abgebaut, statt Freiheit geschaffen. Wir brauchen mehr Freiheit auf den Güterund Kapitalmärkten. Wir dürfen keine neuen Mauern errichten. Wir brauchen keinen neuen Protektionismus. Wir sollten froh sein, wenn Ausländer ihr Geld in Deutschland investieren. Wir sollten sie nicht daran hindern und nicht Schutzzäune errichten, damit unfähige und träge DAX-Vorstände vor Wettbewerb geschützt werden. Nein, unsere Wirtschaftsordnung beruht auf Wettbewerb und nicht auf einer Politik, die gegen Wettbewerb gerichtet ist. Wenn Sie diese neuen Barrikaden gegen Wettbewerb errichten, dann begraben Sie Ludwig Erhard zum zweiten Mal. Auf Märkten, auf denen Wettbewerb herrscht, ist es kein Problem, wenn sich auch ausländische Staatsfonds engagieren, weil der Wettbewerb garantiert, dass sich alle ökonomisch verhalten. Auch Chinesen wollen kein Geld durch Fehlverwendung verlieren. Anders verhält es sich mit natürlichen Monopolen wie dem Schienennetz oder Ähnlichem. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stromnetz!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Quatsch!)


Da muss man durch Wettbewerbsbehörden stramm regu-
lieren. Das ist der richtige Weg. Der Sachverständigenrat
warnt sehr deutlich vor den Änderungen des Außenwirt-
schaftsgesetzes. Das wäre ein Einfallstor, mehr staatliche
Eingriffe in die Wirtschaft vorzunehmen.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das will kein Mensch!)


Mehr Wettbewerb wäre die Lösung. Mehr Wettbewerb
auf der Schiene hätte Pluralität zur Folge. Wenn wir
Wettbewerb statt eines Staatsmonopolisten hätten, hätte
der Streik heute nicht so verheerende Auswirkungen.
Mehr Wettbewerb würde der Deutschen Post guttun.
Aber mit Mindestlöhnen auf dem Niveau des Monopolis-
ten wird genau dieser Wettbewerb verhindert, und Zehn-
tausende von Arbeitsplätzen werden abgebaut. Arbeits-
marktreformen sind Investitionen in die Zukunft.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612605200

Herr Kollege, auch nach Anrechnung der Zeit, die die

Einstellung des Pults gekostet hat, müssen Sie zum Ende
kommen.

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(C (D Ich bin beim letzten Satz, Frau Präsidentin. Ihr Vor änger hat die Zeit, die die Veränderung der Höhe des ults gekostet hat, nicht angerechnet. Die habe ich bei dem Wettbewerb der Fraktionen um ie Redezeit schon angerechnet, Herr Brüderle. Die Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosen eldes für Ältere ist kein Beitrag zur Schaffung neuer rbeitsplätze. Herr Müntefering hat völlig recht gehabt. ch habe mich gefreut, als ich ihn vorhin auf der Regieungsbank gesehen habe. Der Mann hat Charakter und eständigkeit. Er hat die richtige Formulierung gewählt: nvestieren in Arbeit, und nicht Investieren in Finanzieung von Arbeitslosigkeit. Das wäre die richtige Politik. amit kämen wir voran, aber das Gegenteil geschieht. Herr Kollege. Sie müssen umsteuern. Wenn Sie weiter so zaghaft sind nd so falsch steuern, wird die Zustimmung zur marktwirtchaftlichen Ordnung im Lande weiter abnehmen. (Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Das war nicht gelungen, Herr Brüderle! Da habe ich schon Besseres gehört!)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1612605300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612605400
Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1612605500

(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612605600
Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1612605700


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612605800

Der Kollege Laurenz Meyer hat jetzt das Wort für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1612605900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Herr Brüderle, ich will am Anfang meiner Rede
wei Punkte aufgreifen, über die Sie, wie ich denke,
irklich noch einmal nachdenken sollten:

Erstens. Sie haben die Bundesregierung aufgefordert,
ie Tarifauseinandersetzung bei der Bahn zu lösen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Freiheit!)


o ist eigentlich das Selbstverständnis der FDP geblieben?


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


as mag zwar blanker Populismus sein; da Sie hier aber
rdnungspolitische Sauberkeit anmahnen, sollten Sie noch
inmal über das nachdenken, was Sie gerade gefordert
aben. Wir sollten stattdessen gemeinsam alle Beteilig-
en auffordern, die Interessen von kleinen Grüppchen
nd die unternehmensinternen Auseinandersetzungen
icht auf dem Rücken der Kunden und der deutschen
irtschaft auszutragen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Wir sollten den Beteiligten klipp und klar sagen, dass
das, was zurzeit stattfindet, so nicht geht. Ich spreche
ganz bewusst beide Seiten an. Das Problem muss sich
lösen lassen. Ich meine, dass auch die übrigen beteiligten
Gewerkschaften einbezogen werden müssen.

Zweitens. Herr Brüderle, ich will Sie nach Ihrer Position
zu den Staatsfonds fragen. Ich will meine Überzeugung
klipp und klar kundtun – vielleicht denken Sie noch ein-
mal über Ihre Positionierung nach –: Der deutsche Staat
sollte sich aus deutschen Unternehmen so weit wie mög-
lich zurückziehen und nicht über wirtschaftlichen Einfluss
politischen Einfluss ausüben. Staatsbeteiligungen sollten so
weit wie möglich abgebaut werden. Wenn ich aber dafür
bin, dass der deutsche Staat auf deutsche Unternehmen
keinen politischen Einfluss ausüben soll, dann kann ich
doch erst recht nicht dafür sein, dass ausländische Staa-
ten auf deutsche Unternehmen einen politischen Einfluss
ausüben. Wenn man ausländischen Staatsfonds das Wort
redet und ihre Beteiligung an deutschen Unternehmen
wünscht, muss zumindest Klarheit herrschen, um was
für Beteiligungen es sich handelt: um Mehrheitsbeteili-
gungen, um politisch relevante Beteiligungen, um eine
10-Prozent-Beteiligung oder sonst etwas. Ich finde den
Ansatz, auf diesem Gebiet für Klarheit zu sorgen, völlig
in Ordnung und halte ihn geradezu für notwendig, wenn
wir unsere Wirtschaftsordnung für die Zukunft stabili-
sieren wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Vor welchem Hintergrund ist das Gutachten des Sach-
verständigenrates zu beurteilen? Für meine Fraktion
sage ich ganz bewusst, dass wir die Kernaussage des
Sachverständigengutachtens in vollem Umfang unter-
stützen. Wir sagen ganz klar: Das Ziel, das wir uns
gesetzt haben, darf nicht gefährdet werden. Über Einzel-
heiten kann man wie immer reden. Ich will noch einmal
in Erinnerung rufen, wo wir Anfang des letzten Jahres
gestanden haben – das ist ja noch nicht so lange her –:
Die Zahlen, die mit Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung
und Wachstum zusammenhängen, brauche ich in diesem
Kreis doch nicht in Erinnerung zu rufen. Die Lage war
desaströs. Sie hat sich durch und mithilfe der Politik ver-
ändert. Das ist ein mehrere Jahre dauernder Prozess.

Die Dinge, die wir auf den Feldern Besteuerung,
Arbeitsmarkt, soziale Sicherung und Bürokratieabbau
getan haben, haben zum wirtschaftlichen Comeback
Deutschlands beigetragen. Wie wir Handwerkerleistungen
und haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich behandelt
haben und weiterhin behandeln wollen, ist ein Aspekt.
Wir wollen durch die Regelung der haushaltsnahen
Dienstleistungen einen Beitrag zur Bekämpfung der
Schwarzarbeit im Bereich der Privathaushalte leisten. Das
ist eine der großen Aufgaben, die wir vor uns haben. Wir
haben die Ausgabendynamik in den sozialen Sicherungs-
systemen gebremst. Erstmalig haben wir es geschafft
– das war ein Ziel dieser Legislaturperiode –, den Anteil
der Sozialabgaben auf unter 40 Prozent zu senken. Die-
ses Ergebnis müssen wir jetzt sichern.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Ein großer Erfolg!)


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(C (D Ich finde, das ist ein riesengroßer Erfolg. Die Arbeitehmer bekommen endlich eine Aufschwungrendite, die ir ihnen auch zugestehen. Wir wollen, dass sie teilaben können, und zwar, indem es mehr Arbeitsplätze ibt. Das ist das Wichtigste. Wenn mehr als 1 Million enschen zusätzlich in Arbeit ist, dann stützt das die In andsnachfrage, sagt der Sachverständigenrat. In der Tache der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bleibt ußerdem mehr Geld, weil wir die Sozialabgaben senen. Genau das ist der richtige Weg. Ich plädiere nachhaltig dafür, dass wir uns neben der aushaltskonsolidierung – das ist das oberste Ziel – ls weitere Aufgabe vornehmen, versicherungsfremde eistungen aus den sozialen Sicherungssystemen herausunehmen. Bezüglich der Leistungen für Kinder haben ir schon einen Markstein gesetzt. Nur durch die Senung der Sozialversicherungsbeiträge können wir auch ür die kleinen und mittleren Einkommen einen Beitrag eisten, was uns ein Anliegen sein muss. Deswegen möchte ich für unsere Fraktion die Gruppe on Arbeitnehmern bzw. die Bevölkerungsgruppe beennen, die für uns in den Beratungen der kommenden onate im Mittelpunkt steht, die im Moment aber noch u wenig benannt wird. Ich meine diejenigen, die keine ransferleistungen, kein BAföG oder kein Wohngeld rhalten, die keine Leistungen für die Kosten der Unterunft bekommen und die daher mit ihrer Arbeit den ebensunterhalt für sich und ihre Familie verdienen üssen. iese kleinen und mittleren Einkommen kommen in der iskussion zu kurz, wenn wir fast ausschließlich über ransferleistungen und über ihre Entwicklung sprechen. ir können nur dann einen wesentlichen Beitrag zur erbesserung ihrer Situation leisten, wenn es uns geingt, die Sozialversicherungsabgaben weiter zu senken. Deswegen hilft uns Ihr Populismus überhaupt nicht eiter. In Bezug auf die Diskussion über die Mindestlöhne ind wir nach wie vor der Meinung, dass die Einkommen den Familien stimmen müssen. Deswegen fordern wir in Mindesteinkommen für alle. Außerdem benötigen wir ine soziale Grundabsicherung in den verschiedenen Beeichen. Das, was am Montag in der Koalitionsrunde verandelt worden ist, halte ich – auch in Bezug auf das rbeitslosengeld I – für eine klare Linie. Der Vorschlag on Herrn Müntefering, einer Verlängerung des Arbeitsosengeldes Weiterbildungsgutscheine voranzustellen, tellt aus meiner Sicht eine zentrale Verbesserung der onstruktion des Arbeitslosengeldes gerade in Bezug uf Ältere dar. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


eswegen unterstützen wir diesen Vorschlag nachdrück-
ich.

Wir müssen die Vielzahl der Programme beim Arbeits-
sengeld I eindampfen, um eine gewisse Übersichtlich-

eit zu schaffen. Ferner müssen wir zusätzlich einen






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 573;
davon

ja: 413
nein: 145
enthalten: 15

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Bosbach

Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)

Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs

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r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
ichael Glos
alf Göbel

osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger

Hubert Hüppe
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)

Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)


(D Beitrag zur Beseitigung des F Wir haben bereits einen Beitra Älterer geleistet, indem wir bes Regelung auslaufen zu lassen tungsoder Sozialplanmodelle auf Kosten der sozialen Siche standes und der Normalarbeitne eindeutig eine wichtige Position (Beifall bei der CDU/CS Dr. Guido Westerw Wir werden alles tun, um die eine der wichtigen, guten Verän hang mit dem Arbeitslosenge Zeitarbeit als Flexibilisierun Möglichkeiten erhalten hat, be es toll, dass inzwischen der Ab die Unternehmen stattfindet. D mer stagniert im Moment, we plätze in den Unternehmen find Deswegen begrüßen wir diese Arbeitnehmer. Wir werden uns das Thema an Gewinn und Kapital als gro vornehmen. Wenn die Große K würden wir eine Weichenstel jahrelang, wenn nicht jahrzehn stritten worden ist. achkräftemangels leisten. g für die Beschäftigung chlossen haben, die 58erund endlich die Verrender großen Unternehmen rungssysteme des Mittelhmer zu stoppen. Das ist ierung. U sowie des Abg. elle [FDP])


se Linie zu halten, damit
derungen im Zusammen-
ld II, dass nämlich die

gsinstrument zusätzliche
stehen bleibt. Wir finden
fluss aus der Zeitarbeit in
ie Zahl der Zeitarbeitneh-
il sie zum Teil Arbeits-
en, für die sie tätig sind.

Form der Beteiligung der

Arbeitnehmerbeteiligung
ße und wichtige Aufgabe
oalition dies schafft, dann
lung erreichen, über die
telang in Deutschland ge-

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Meine Damen und Herren
ollegen, es gibt weltwirtschaft
urs, Immobilienkrise; all das h
em Hintergrund gilt es, den k

ir haben jetzt keine Zeit für
ückwärtsschauen, sondern es
nd zwar vor dem Hintergrund
icklung, der Globalisierung
eswegen sage ich ganz klar: F
ereinbarung die verbindliche
agsbeschlüsse.


(Beifall bei der C Vizepräsidentin Katrin Gö Ich gebe Ihnen jetzt das vo nd Schriftführern ermittelte E bstimmung bekannt, bei der e ehlung des Auswärtigen Auss undesregierung auf Fortsetzu eter deutscher Streitkräfte bei einsamen Reaktion auf terro ie USA auf Grundlage des Ar inten Nationen und des Art. 5 owie der Resolutionen 1368 u ats der Vereinten Nationen gin Abgegeben wurden 574 Stim timmt 414. Mit Nein haben 5 Enthaltungen. Damit ist die enommen. (C, liebe Kolleginnen und liche Risiken: Öl, Dollaraben wir gehört. Vor dielaren Kurs fortzusetzen. Experimente oder für ein muss nach vorne gehen, der demografischen Entund des Klimawandels. ür uns ist die Koalitions Linie und nicht Partei DU/CSU)


ring-Eckardt:
n den Schriftführerinnen
rgebnis der namentlichen
s um die Beschlussemp-
chusses zum Antrag der
ng des Einsatzes bewaff-
der Unterstützung der ge-
ristische Angriffe gegen

t. 51 der Satzung der Ver-
des Nordatlantikvertrags
nd 1373 des Sicherheits-
g.

men. Mit Ja haben ge-
gestimmt 145. Es gab
Beschlussempfehlung an-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian

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orst Seehofer
urt Segner
arion Seib
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
ax Straubinger

homas Strobl (Heilbronn)

ichael Stübgen
ans Peter Thul
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

erd Andres
iels Annen
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
ören Bartol
abine Bätzing
irk Becker
we Beckmeyer
laus Uwe Benneter
te Berg
etra Bierwirth
olker Blumentritt
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)

r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy

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iegmund Ehrmann
ans Eichel
ernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster

ris Gleicke
ünter Gloser
ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
olfgang Grotthaus
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
tephan Hilsberg
erd Höfer
ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
ans-Ulrich Klose
strid Klug
alter Kolbow
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
icolette Kressl
olker Kröning
r. Hans-Ulrich Krüger
ngelika Krüger-Leißner
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristian Lange (Backnang)

abriele Lösekrug-Möller
aren Marks
atja Mast
arkus Meckel
lrike Merten
rsula Mogg
arko Mühlstein
etlef Müller (Chemnitz)

esine Multhaupt
ranz Müntefering

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(C (D r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen arianne Schieder tto Schily lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt arsten Schneider laf Scholz einhard Schultz r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel r. Peter Struck oachim Stünker örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes imone Violka örg Vogelsänger edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks SPD Dr. Lale Akgün Ingrid Arndt-Brauer Werner Dreibus Dr. Dagmar Enkelmann Klaus Ernst Wolfgang Gehrcke Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Thilo Hoppe Christian Ahrendt Daniel Bahr Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Horst Friedrich Dr. Edmund Peter Geisen Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Miriam Gruß Dr. Christel Happach-Kasan Elke Hoff Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Heinz Lanfermann Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Ina Lenke Michael Link Markus Löning Horst Meierhofer Patrick Meinhardt Jan Mücke Burkhardt Müller-Sönksen Dirk Niebel Hans-Joachim Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Gisela Piltz Jörg Rohde Frank Schäffler Dr. Konrad Schily Marina Schuster Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele Florian Toncar Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Dr. Volker Wissing Hartfrid Wolff Martin Zeil Nein CDU/CSU Wolfgang Börnsen Dr. Peter Gauweiler Willy Wimmer K D L W M U M D R A K D G P C E J C W H D L H P D G S R O D H S F W C D R D L W F J S D H D K D H E D S D laus Barthel r. Axel Berg othar Binding illi Brase arco Bülow lla Burchardt artin Burkert r. Peter Danckert enate Gradistanac ngelika Graf laus Hagemann r. Reinhold Hemker abriele Hiller-Ohm etra Hinz hristian Kleiminger rnst Kranz ürgen Kucharczyk hristine Lambrecht altraud Lehn elga Lopez irk Manzewski othar Mark ilde Mattheis etra Merkel r. Matthias Miersch erold Reichenbach önke Rix ené Röspel rtwin Runde r. Frank Schmidt einz Schmitt wen Schulz rank Schwabe olfgang Spanier hristoph Strässer r. Rainer Tabillion üdiger Veit r. Marlies Volkmer ydia Westrich altraud Wolff DP ürgen Koppelin abine LeutheusserSchnarrenberger IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge evim Dağdelen r. Diether Dehm D H L H C I D U D D K J K O U D U D K K W D P B E P V D D D F D D A J S B D K M V C B G A D H K K A B B W P P r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch nge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping an Korte atrin Kunert skar Lafontaine lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender rietje Bettin lexander Bonde r. Thea Dückert ans-Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann eter Hettlich riska Hinz U F R M U M A N J K W O B C K E C Ir D R S H D J W J F H G E C P D R M S Ir D D O E F U J H M D D (D te Koczy ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar nna Lührmann icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler raktionslose Abgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier nthaltung DU/CSU eter Albach r. Wolf Bauer enate Blank anfred Kolbe PD is Hoffmann r. Bärbel Kofler r. Wilhelm Priesmeier ttmar Schreiner wald Schurer DP we Barth oachim Günther einz-Peter Haustein ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb r. Max Stadler Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Wir kommen zu unserer Debatte zurück. Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Herbert Schui für die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu nächst eine kleine Bemerkung zu den Staatsfonds. Herr Meyer, das Problem ist nicht, dass die Politik auf die Wirtschaft Einfluss nehmen würde, sondern umgekehrt: Die Wirtschaft nimmt Einfluss auf die Politik, und darüber muss nachgedacht werden. Das wäre dann in der Tat auch bei den Staatsfonds der wesentliche Punkt. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Everswinkel)


(Wiesloch)





(A) (C)


(B) )


(Frankfurt)


(Bönstrup)


(Wolmirstedt)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612606000

Der Sachverständigenrat mahnt nun: Das Erreichte
nicht verspielen. Das ist auch der Titel seines diesjähri-
gen Gutachtens. Fragen wir uns: Worin besteht dann die
Freiheit, nach der die FDP strebt? Was genau ist erreicht
worden, und was soll nicht verspielt werden? Eine kleine
Liste:

Erstens. Im Januar dieses Jahres ist der Beitragssatz
zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 auf 4,2 Prozent
gesenkt worden. Für das kommende Jahr ist eine weitere
Senkung auf 3,3 Prozent geplant. Für beide Jahre zusam-
mengenommen bringt das den Unternehmen mehr Ge-
winn in Höhe von 12,25 Milliarden Euro. Sicherlich
steigt auch das Netto der abhängig Beschäftigten um
denselben Betrag.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Es hilft auch dem Mittelstand!)


Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Wären diese
12,25 Milliarden Euro in der Kasse der Arbeitslosenver-
sicherung geblieben, dann ginge es den Beschäftigten,
die einmal arbeitslos sind, dann wieder eine Beschäfti-
gung haben, besser, um 12,25 Milliarden Euro besser.
Sie wären immer noch nicht frei von materieller Not,
aber doch etwas freier.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Mehr Freiheit bedeutet hier: weniger Gewinn, dafür aber
mehr Leistungen für Arbeitslose, beispielsweise in Form
einer längeren Zahldauer des Arbeitslosengeldes I oder
in Form von zusätzlicher beruflicher Qualifizierung.

Zweitens. Als weitere Errungenschaft nennt der Sach-
verständigenrat die „moderaten und flexiblen Lohnver-
einbarungen“, damit mehr Wettbewerbsfähigkeit der
deutschen Wirtschaft und eine bessere Position im Ex-
port. So die Argumente des Sachverständigenrats. Die
Welt- und Exportkonjunktur aber sind unsicher. Mehr
Binnennachfrage bei höheren Löhnen ist die bessere
Konjunkturstütze.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Was ist bei den Nettolöhnen erreicht worden? Preisbe-
reinigt, real, sind sie von 1991 bis zum Aufschwungjahr
2006 um 1,8 Prozent gefallen – und das, obwohl die Ar-

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(C (D eitsproduktivität, also das Produktionsergebnis je Bechäftigtenstunde, um 2,4 Prozent gestiegen ist. Also: in Manko, ein Minus in der Verteilungsbilanz von ,2 Prozent. Erreicht hat die CDU/CSU auch, dass es keinen Anang für einen gesetzlichen Mindestlohn – hier bei den riefzustellern – gibt. Drittens. Erreicht hat die Koalition die Rente mit 67, lso in der Praxis zwei Jahre Arbeitslosigkeit mehr und nschließend eine niedrigere Rente. Auch das soll nicht ufs Spiel gesetzt werden. Weiter nenne ich die Zwangserrentung der Älteren. Ein Beispiel aus dieser Gesetzebung: Leute, die Hartz IV bekommen, sollen nach 5 Beitragsjahren schon mit 63 Jahren in Rente gehen. as bedeutet eine um 7,2 Prozent niedrigere Rente. enn an Ihrem Aufschwungmythos wirklich etwas dran äre, dann brauchten Sie nicht zu diesem lausigen Mit el zu greifen, um die Arbeitslosenstatistik künftig zu erschönern. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Nettorenten sind im vergangenen Juli um 0,5 Pro-
ent erhöht worden. Die Preise für die Lebenshaltung
teigen in diesem Jahr um 2,1 Prozent. Also: eine reale
entensenkung um 1,6 Prozent.

Für das kommende Jahr ist eine Rentenerhöhung von
Prozent bei einer Preissteigerung von wahrscheinlich
Prozent beabsichtigt. Also: reale Rentensenkung um
Prozent. „Das Erreichte nicht verspielen“, „Mahnun-

en des Sachverständigenrates ernst nehmen“: Finden
ie, dass diese Rentenregelung mehr Freiheit bedeutet?

Viertens. Was ist sonst noch erreicht worden?
Millionen Kinder sind arm. Ihnen fehlt es am Nötigs-

en, an Nahrung und Kleidung. Der Hartz-IV-Satz liegt
nverändert bei 347 Euro im Monat, zum Leben ohnehin
u wenig. Aber selbst dieses geringe ALG II sinkt von
ahr zu Jahr, weil es nicht den Preissteigerungen angegli-
hen wird.

Fünftens. Wie wollen Sie all das nun rechtfertigen?
s bleibt Ihnen nur ein einziges windiges Argument,
ämlich der Hinweis auf den Aufschwung und darauf,
ass die Arbeitslosigkeit gesunken sei. Bei Licht bese-
en muss man sagen: Das Einzige, was Aufschwung hat,
st Mythenbildung.

Vergleichen wir einmal zwei Perioden miteinander, in
enen das Wirtschaftswachstum fast gleich hoch war,
ämlich die Jahre 1998 bis 2000 mit den Jahren 2005 bis
007. Das Wachstum in der ersten Periode betrug real
,3 Prozent und in der zweiten Periode 5,5 Prozent. Es
ar also ungefähr gleich hoch. Ursache ist in beiden Fäl-

en der steigende Export und die vorübergehend rasch
unehmenden Bruttoinvestitionen.

Der Unterschied ist: Der Zeitraum 1998 bis 2000 liegt
or den Arbeitsmarkt-, den Hartz-Reformen. Warum ist
un die Zahl der registrierten Arbeitslosen im Zeitraum
998 bis 2000 um 391 000 und im zweiten Zeitraum
das stellt die Koalition als einen besonderen Erfolg ih-

er Reformen dar – um 1 078 000 gesunken? Die Antwort






(A) )



(B) )


Dr. Herbert Schui
ist einfach: Das Angebot an Arbeitskräften, also das
Erwerbspersonenpotenzial, ist in der ersten Periode
um 380 000 gestiegen, in der zweiten Periode dagegen
um 104 000 Personen gesunken. Die wichtigsten Be-
stimmungsgründe dieses Arbeitsangebotes sind die De-
mographie, die Wanderung und vor allem die Erwerbs-
neigung als Verhaltenskomponente.

Das Mitglied des Sachverständigenrates Peter
Bofinger hat dies im letzten Gutachten als „Eine andere
Meinung“ sehr klar herausgearbeitet: Diese Erwerbsnei-
gung hat im Zeitraum 1998 bis 2000 um 766 000 Perso-
nen, im Zeitraum 2005 bis 2007 dagegen nur um
95 000 Personen zugenommen. Wörtlich fährt Herr
Bofinger fort:

Die Bereitschaft, in einer Aufschwungphase in den
Arbeitsmarkt einzutreten, war also vor der Durch-
führung

– vor der Durchführung! –

der Arbeitsmarktreformen höher als danach.

So weit also eine gekürzte Liste der Erfolge, die nicht
verspielt werden sollen. Wir sollten uns klar darüber
sein, dass diejenigen, die arbeitslos sind, im Erwerbsper-
sonenpotenzial enthalten sind. Das Fördern und Fordern
durch die Hartz-Gesetze hat also gar nichts gebracht, au-
ßer Armut und Stress für die einen und mehr Gewinn für
die anderen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Überlassen wir also das Entwerfen von Gesetzen
nicht weiter Managern von zweifelhaftem Ruf. Das ist
Aufgabe der Referenten in den Ministerien, nach Kräf-
ten unterstützt von den Staatssekretären.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ich dachte, von uns! Was ist das für ein Verständnis von Parlamentarismus?)


Im vergangenen Juni hat Staatssekretär Otremba vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie von
einem – wörtlich – „Tugendzirkel“ geschwärmt, der
2012 verwirklicht werden soll. Schon jetzt, so schrieb er,
befänden sich „Staat und Wirtschaft … in einem Tu-
gendkreislauf“. Als einen wichtigen Bestandteil dieser
Förderung der allgemeinen Sittlichkeit benennt Otremba
die „Anreizverbesserung am Arbeitsmarkt“ im Rahmen
der Hartz-IV-Gesetzgebung. Angesichts der Überlegun-
gen in der Analyse von Bofinger muss ich sagen: In den
Müll mit Hartz IV und mit dieser Anreiz-Gesetzgebung!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die ganzen Arbeitsmarktreformen im Rahmen der
Agenda 2010 haben, wie Bofinger zeigt, das Angebot an
Arbeitskräften im Allgemeinen nicht erhöht. Umso we-
niger tragen sie dazu bei, dass diejenigen, die als Bezie-
her von ALG I und ALG II bereits auf dem Arbeitsmarkt
als Arbeitssuchende sind, tatsächlich eine Arbeit finden.
Die ganze Schikaniererei, euphemistisch Anreizverbes-
serung genannt, hat nur einen Zweck, nämlich die Ar-

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(C (D eitslosen für ihre Lage selbst verantwortlich zu mahen. Wenn der Sachverständigenrat in seiner Mehrheit nun ahnt, das Erreichte nicht zu verspielen, dann ist klar, er bei dieser Politik was erreicht hat. Es sind die Unterehmen. Es sind die Vermögenden. Diese haben Freiheit azugewonnen, sich zu bereichern. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Anliegen der FDP ist die Verstetigung und Auswei-
ung dieser Entwicklung – so wörtlich im Antrag –, es
oll also noch mehr Freiheit dieser Art gewagt werden.


(Zuruf von der FDP: Wir wollen keinen Sozialismus!)


Wieder mutige Reformmaßnahmen“ heißt die Losung.
ch verstehe Ihren Aufruf zu mehr Mut voll und ganz.
enn es gehört Mut dazu, gegen das Interesse der gro-
en Mehrheit der Bevölkerung den Sozialstaat weiter
mzukrempeln und zu beseitigen. Es gehört umso mehr
ut dazu, als der Bevölkerung klar wird, dass sie hinters

icht geführt wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wagen wir mehr Freiheit von materieller Not. Das ist
nsere Aufgabe. Freiheit von Behördenstress, dem die
rbeitslosen, die Armen ständig ausgesetzt sind.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ie Voraussetzungen sind da. Die Produktivität der Ar-
eit ist hoch und steigt. Sie muss nur vernünftig genutzt
erden. Dahin gehört der Mut. Da ist der Schlüssel zur
reiheit.

Meine Damen und Herren von der FDP, Ihr Freiheits-
egriff muss dringend revidiert werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Gudrun Kopp [FDP]: Das müssen gerade Sie sagen! – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sie haben doch überhaupt nicht das Recht, über Freiheit zu reden!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612606100

Dem Kollegen Dr. Rainer Wend gebe ich jetzt für die

PD-Fraktion das Wort.


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1612606200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Lieber Kollege Brüderle, wir haben uns natür-
ich gefreut, als Sie Franz Müntefering so gelobt haben.
ch will allerdings hinzufügen: Ich kann mich nicht ganz
es Verdachts erwehren, dass die Liberalen die Geradli-
igkeit der Sozialdemokraten immer erst dann entde-
ken, wenn sie denn aus ihren Ämtern scheiden. Wir hät-
en uns gefreut, das etwas früher zu hören. Wahr ist:
ranz Müntefering ist nicht nur Identifikationsfigur für






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
die Sozialdemokraten, er ist nicht nur Stabilitätsanker
für die Koalition, sondern er ist für die politische Klasse
insgesamt wichtig gewesen, weil er in einer Weise Knor-
rigkeit, Geradlinigkeit und Glaubwürdigkeit verkörpert
hat, wie es vielleicht nicht zu viele in unserer politischen
Klasse tun. Von daher haben wir in diesem Amt jeman-
den verloren, der für uns ganz wichtig war und, ich
glaube, auch ganz wichtig bleiben wird. Die sozialdemo-
kratischen Wirtschaftspolitiker jedenfalls danken dem
Arbeitsminister für seine großartige Arbeit.


(Beifall bei der SPD)


Gestatten Sie mir, dass ich auf einige Punkte der De-
batte eingehe. Der Streik der Lokführer wurde erwähnt.
Ich sage ausdrücklich: Die Tarifautonomie – dazu ge-
hört das Streikrecht – hat sich in unserer Republik be-
währt. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände haben
in den letzten Jahrzehnten Flächentarife abgeschlossen,
die sich sehen lassen können. Arbeitskämpfe gehören zu
solchen Tarifauseinandersetzungen dazu. Ich mache mir
aber Sorgen über die aktuelle Entwicklung im Bereich
des Tarifrechtes. Denn wir haben es nicht mehr mit Flä-
chentarifen zu tun. Zunehmend wollen einzelne Interes-
sierte aus Unternehmen, aus Branchen Sonderrechte für
sich beanspruchen. Das ist gefährlich. Denn das, was die
Lokführer mit einigen tausend Beschäftigten heute ma-
chen, könnten morgen die Streckenwärter in ihrem Be-
reich und übermorgen die Mitarbeiter in den Bahnhöfen
bei der Deutschen Bahn machen und jedes Mal für Tage,
vielleicht für Wochen den Fernverkehr, den Nahverkehr
oder den Güterverkehr mit unabsehbaren Folgen lahmle-
gen.

Das wollte Tarifautonomie nicht. Sondern Tarifautono-
mie wollte den verantwortlichen Ausgleich von Interessen
auf einer Ebene des Flächentarifvertrags. Deswegen ap-
pelliere ich an die Lokführer, zu ihrer Verantwortung,
die sie haben, zurückzukehren, einen Abschluss zu ak-
zeptieren, der sich im Rahmen des gesamten Unterneh-
mens bewegt. Das ist der richtige Weg. Den gingen die
Gewerkschaften in den vergangenen Jahrzehnten. Den
sollten sie auch in Zukunft gehen. Dabei haben sie un-
sere uneingeschränkte Unterstützung.


(Beifall bei der SPD)


Die Liberalen befürchten, dass wir unseren Wirt-
schaftsstandort abschotten wollen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brüderle!)


Diese Sorge ist unbegründet. Ich sage ausdrücklich: Wir
heißen ausländische Investoren in Deutschland will-
kommen. Das Kapital, das sie bei uns investieren, um
Gewinne zu machen, ist uns willkommen und soll nicht
zurückgewiesen werden.

Jetzt kommt ein Aber: Aber es sammelt sich Kapital
in einer Größenordnung von Tausenden von Milliarden
– sein Umfang ist größer als der von Staatshaushalten –,
das einen erheblichen Einfluss auf Wirtschaft und Politik
ausüben kann. Zusammen mit unserem Koalitionspartner
vertreten wir die Auffassung, dass wir die Möglichkeit ha-
ben müssen, ausnahmsweise einmal Nein zu sagen, wenn

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(C (D trategische Interessen des Wirtschaftsstandortes eutschland berührt sind. Diese Auffassung von einer usnahmeregelung teilen wir. Wir werden dies gesetz ich verankern, und das ist auch richtig so. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schütterer Beifall! – Gudrun Kopp [FDP]: Das nennen Sie „strategische“ Wirtschaft!)


Ich möchte noch eines in Richtung Linkspartei sagen.
ollege Schui, ich war von Ihrem Parlamentarierver-

tändnis etwas überrascht. Dass Sie nicht wollen, dass
ie Manager die Gesetze machen, ist schon okay. Aber
ass Sie fordern, dass die Ministerialbürokratie die Ge-
etze macht, das überrascht mich.


(Dr. Herbert Schui [DIE LINKE]: Ausarbeiten, nicht verabschieden!)


m Zweifel sollten wir Abgeordneten das Selbstbewusst-
ein haben, dafür einzutreten, dass wir selber uns um un-
ere Gesetze kümmern. Das ist vielleicht doch der rich-
ige Weg, Kollege Schui.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich komme auf das Gutachten des Sachverständi-
enrates zurück. Wie ich weiß, sucht sich aus diesem
utachten jeder gern das heraus, was ihm passt. Ich
uss zugeben: Auch ich bin dieser Versuchung erlegen.
afür zitiere ich von der ersten Seite dieses Gutachtens:

Die gute Verfassung der deutschen Volkswirtschaft
ist nicht nur das Ergebnis der zu Beginn des
Jahres 2005 einsetzenden zyklischen Erholung …
Die Politik hat mit zum Teil sehr weit reichenden Re-
formen auf den Feldern der Besteuerung, des Ar-
beitsmarkts und der Sozialen Sicherung zum wirt-
schaftlichen Comeback Deutschlands beigetragen …

ine Seite weiter heißt es:

Auch eine dem politischen Kompromissgebot ge-
schuldete Politik der kleineren Schritte kann eine
gute Politik sein, vorausgesetzt diese kleineren
Schritte gehen in die gleiche Richtung … Leider ist
– anders als in der letzten Legislaturperiode – eine
solche klare Richtung nicht erkennbar.


(Beifall des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ffensichtlich wünscht sich der Sachverständigenrat die
ot-grüne Regierungszeit zurück.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s ist nicht so, dass ich darüber zu Tode betrübt bin.

Ich finde, wir setzen die rot-grüne Regierungspolitik
u einem großen Teil kontinuierlich fort. Ich will das be-
egen. Der Sachverständigenrat lobt zu Recht die Steu-
rpolitik, die wir gemacht haben. Rot-Grün hat die Ein-
ommensteuer von 53,9 Prozent auf 42 Prozent in der
pitze und von 25,9 Prozent auf 15 Prozent im Ein-
angssteuersatz gesenkt. Sozialdemokraten und Grüne






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
haben die Gewerbesteuer mit der Einkommensteuer-
schuld verrechenbar gemacht – ausgerechnet Sozialde-
mokraten und Grüne. In dieser Kontinuität bewegt sich
die Große Koalition, wenn wir jetzt die Körperschaft-
steuer von 25 Prozent auf 15 Prozent senken, um bei den
Steuersätzen international wettbewerbsfähig zu sein.
Also betone ich: Kontinuität der Großen Koalition.

Ähnlich ist es mit der Arbeitsmarktpolitik; die Ar-
beitsmarktpolitik von Rot-Grün hat der Sachverständi-
genrat zu Recht gelobt. Wir haben Arbeitslosenhilfe und
Sozialhilfe zusammengefasst; das war gut. Wir haben
die BA flexibilisiert; das war gut. Wir fördern und for-
dern; das ist gut. Wir senken jetzt, in dieser Legislatur,
den Arbeitslosenversicherungsbeitrag von 6,5 Prozent
auf demnächst 3,3 Prozent.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das ist sehr gut!)


Das ist Kontinuität rot-grüner Politik. Das sind richtige
Schritte, durch die die Unternehmen wettbewerbsfähiger
werden und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
netto mehr Geld bleibt. Ich wiederhole: Wir setzen die
Regierungspolitik, die die Sozialdemokraten in den letz-
ten Jahren gemacht haben, kontinuierlich fort.

Das gilt übrigens auch für die Haushaltskonsolidie-
rung. Die Große Koalition wird es in diesem Jahr zum
ersten Mal seit Jahrzehnten schaffen, dass der Staats-
haushalt – also der Haushalt von Bund, Ländern, Kom-
munen und sozialen Sicherungssystemen – ausgeglichen
ist. Das hätten wir schon ein bisschen früher haben kön-
nen. Der von Rot-Grün begonnene Subventionsabbau
mit der Abschaffung der Eigenheimzulage und der Kür-
zung der Pendlerpauschale ist in der letzten Legislatur-
periode von der Union blockiert worden. Jetzt haben Sie
sich zum Glück überzeugen lassen. Wir haben es ge-
meinsam gemacht. Es hätte allerdings früher kommen
können. Das ist Kontinuität sozialdemokratischer Wirt-
schaftspolitik.

Jetzt empfiehlt der Sachverständigenrat, wir sollten
die Reformschraube schneller drehen. Er fordert durch
die Blume oder auch ausdrücklich weitere Steuersenkun-
gen und weitere Reduzierung von Sozialleistungen. An
dieser Stelle sagen wir als Sozialdemokraten ausdrück-
lich: Vorsicht! Warum eigentlich? Ich bitte Sie, einen
Moment nach Italien und Frankreich zu sehen. In Italien
rotten sich Links- und Rechtsextremisten zusammen und
kämpfen gegen den Staat. In Frankreich brennen in den
Vororten von Paris Autos. Das passiert, weil der Zusam-
menhalt der Gesellschaften in diesen Ländern gefährdet
ist. Nichts gibt uns die Sicherheit, dass so etwas nicht
auch bei uns geschieht, es sei denn, es gelingt uns als
Große Koalition, den Menschen das Signal zu geben,
dass sie an dem stattfindenden Aufschwung teilhaben,
dass sie mitverdienen, dass ihre Rechte geachtet werden
und dass wir nicht nur auf die schauen, die auf der Son-
nenseite unserer Gesellschaft sind, sondern auch auf die
anderen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dafür müssen wir konkrete Dinge tun.

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(C (D Ein Stichwort ist der Mindestlohn. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn der Mindestlohn?)


ch habe mich heute Morgen gefreut – wenn ich auch et-
as irritiert war –, als ich gelesen habe, dass der Vorsit-

ende der Christdemokratischen Arbeitnehmerschaft,
arl-Josef Laumann, zur Hannoverschen Allgemeinen
eitung gesagt hat, dass es zur sozialen Marktwirtschaft
ehöre, dass der Wettbewerb über Service, Innovation
nd Zuverlässigkeit stattfinde und nicht über die Frage:
er findet den billigsten Arbeitnehmer? – Der Mann hat

echt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lasst uns das in die Praxis umsetzen, beispielsweise
m Postbereich. Das ist – zumindest vorläufig – am

ontag gescheitert. Wir wollen an dem Thema tarifver-
raglich weiterarbeiten, bieten in Richtung Koalitions-
artner aber heute ausdrücklich an, auch einen anderen
eg zu gehen.

Ich darf einmal vorlesen, was in § 6 Abs. 3 Satz 3 des
ostgesetzes steht:

Die Lizenz

die Bundesnetzagentur vergibt Lizenzen an private
ostdienstleister –

ist zu versagen, wenn Tatsachen die Annahme
rechtfertigen, daß der Antragsteller die wesentli-
chen Arbeitsbedingungen, die im lizenzierten Be-
reich üblich sind, nicht unerheblich unterschreitet.

Das ist zum 1. Januar 1998 Gesetz geworden, als die
öhne im Postbereich bei 12 oder 13 Euro pro Stunde la-
en. Heute aber haben Unternehmen Lizenzen, die
,10 Euro pro Stunde zahlen. Wie ist das eigentlich mit
iesem Gesetz vereinbar?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


enn wir bei den tarifvertraglichen Regelungen nicht
eiterkommen, biete ich Ihnen an: Lassen Sie uns über
as Postgesetz und die Lizenzierung weiterkommen, da-
it im Postbereich und darüber hinaus Löhne gezahlt
erden, von denen sich die Menschen ernähren können.
ine Gesellschaft kann nur dann zusammenhalten, wenn
ich Leistung wirklich lohnt. Daher gehört der Mindest-
ohn mit in unser Konzept.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Natürlich hat Herr Meyer recht: Auch das Thema der
ewinnbeteiligung der Arbeitnehmer gehört dazu. Das
achen wir als Große Koalition. Wir erhöhen die Inves-

itionen, damit die öffentliche Nachfrage im nächsten
ahr Arbeitsplätze schafft. Wir werden uns den haus-
altsnahen Dienstleistungen zuwenden, weil dort ein Ar-
eitskräftepotenzial steckt. Die Große Koalition hat also
och viele Aufgaben vor sich, die sie bewältigen muss.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viele andere auch!)







(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
Jenseits aller Sachfragen gehört zu einer Koalition
das Vertrauen der Koalitionspartner.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Dazu sage ich ohne jede Schärfe – es sind schon genug
scharfe Worte gefallen –: Die Bundeskanzlerin hat nach
den letzten Tagen an dieser Stelle eine Bringschuld.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist eigentlich mit dem Vertrauen?)


Ich hoffe, sie kommt dieser nach und wir leisten gemein-
sam gute Politik für unser Land.


(Beifall bei der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hat ihr Wort gebrochen, und Sie lassen es sich gefallen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612606300

Christine Scheel spricht jetzt für Bündnis 90/Die Grü-

nen.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612606400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gerade gab es wieder ein Musterbeispiel: Der eine aus
der Koalition, Laurenz Meyer, macht hier Ankündigun-
gen – eine nach der anderen –; der Redner von der SPD
richtet Appelle an den Koalitionspartner, sich auf be-
stimmte Punkte zu einigen. Daran sieht man, dass diese
Koalition nicht in der Lage ist, das zu tun, was notwen-
dig ist, nämlich eine konsistente Wirtschafts-, Finanz-
und Haushaltspolitik mit einer sozialen Flankierung zu
betreiben. Vielmehr müssen Sie sich mit gegenseitigen
Appellen motivieren, um überhaupt voranzukommen.

Der Sachverständigenrat hat letztendlich bestätigt,
dass die Große Koalition mit den getroffenen Entschei-
dungen einen Salto mortale hingelegt hat. Wir haben hier
gestern eine Debatte über die Auswirkungen der Be-
schlüsse des Koalitionsausschusses geführt. Ich sage Ih-
nen: Das Schönreden der kleinlichen Entscheidungen,
die Sie da getroffen haben, macht unsere Konjunktur in
den nächsten Jahren nicht besser; diese Entscheidungen
werden der Konjunktur eher schaden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sehen, dass der Höhepunkt des konjunkturellen
Aufschwungs, einer wesentlichen Stütze des Erreichten,
bereits überschritten ist. Wir müssen feststellen, dass Sie
sich auf den gestiegenen Steuereinnahmen und auf dem,
was in der letzten Legislaturperiode beschlossen worden
ist – der Sachverständigenrat hat das eindeutig bestätigt –,
ausruhen. Das hat dazu geführt, dass hier im Hause alle
davon reden, es gehe unserer Konjunktur ganz gut. Man
muss nur überlegen, warum das so ist. Es ist gut, dass
der Sachverständigenrat auf Folgendes hingewiesen hat:
Nicht nur die Wirtschaft und die Weltkonjunktur bestim-
men das Auf und Ab bei den Arbeitsplätzen – in der Be-
völkerung wird das manchmal gedacht –; vielmehr ist
die Politik mit ihren Entscheidungen etwa zur Hälfte an
dem Mehr an Arbeitsplätzen, die entstanden sind, betei-
ligt. Man muss an dieser Stelle sagen: Dies betrifft vor-

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(C (D iegend die Entscheidungen der rot-grünen Bundesreierung. Es ist deswegen ein Stück weit überraschend, dass die DP in ihrem Antrag dazu auffordert, die wirksamen Areitsmarktreformen, die Rot-Grün durchgeführt hat, icht zurückzunehmen. Da kann ich mich nur fragen: as haben Sie, Herr Brüderle, eigentlich getan, als diese eformen debattiert und verabschiedet wurden? Sie haen sich damals hier hingestellt und gesagt, das sei alles löd und völlig gaga; es helfe der Konjunktur nicht. Jetzt ordern Sie dazu auf, dass genau das, was gut gelaufen st, nicht zurückgenommen werden soll. Es ist eine eienartige Politik, die die FDP insgesamt immer wieder erfolgt. Wir stellen auch fest, dass es überhaupt keine nachaltige Gesamtstrategie auf den Gebieten der Wirtchafts-, der Finanz-, der Haushaltsund der Sozialpoliik gibt. Die Föderalismusreform II steht an. Wie wollen ie denn dabei ernsthaft zu einem Ergebnis kommen – beipielsweise im Hinblick auf eine Schuldenbremse, die ir dringend brauchen, um die Haushaltsausgaben zu eschränken –, wenn Sie nicht einmal in der Lage sind, as, was der Sachverständigenrat formuliert hat, umzuetzen? Heute findet eine Bereinigungssitzung des Haushaltsusschusses statt. Es ist im Moment völlig unklar, wie ich die Große Koalition dort aufstellen wird, ob mehr espart oder mehr ausgegeben werden soll. Jetzt haben ir gehört, dass die Ausgaben um 5 Prozent gesteigert erden sollen. Sie sagen, das könne man machen, weil ie Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte erhöht worden st; im Fahrwasser der Mehrwertsteuererhöhung könne an dank der zusätzlichen Mittel auf der Einnahmeseite un auch mehr ausgeben. Dazu kann ich nur sagen: Wer icht in der Lage ist, Strukturreformen positiv anzugeen, der hat ein großes Problem, wenn die konjunktuelle Situation etwas schwieriger wird. Dann werden ämlich die Steuereinnahmen zurückgehen, die struktuellen Probleme aber bleiben. Das wird letztendlich Areitsplätze kosten. Ich sage Ihnen ganz offen: Das wolen wir nicht akzeptieren. Ich möchte etwas Kritisches zum Sachverständigenutachten sagen. Der Sachverständigenrat mahnt eine onsolidierung an; der Weg, der begonnen worden ist, olle fortgesetzt werden. Der Rat sagt aber auch: Wenn er Haushalt konsolidiert ist – wir, die Grünen, hoffen, ass das bis 2009 passiert; bislang ist ein konsolidierter aushalt erst für 2011 geplant –, könnten die Steuern ieder gesenkt werden. Schauen wir uns die Lage in Deutschland einmal an: ir haben Defizite im Bildungsund Forschungs ereich. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Forchungsinvestitionen bei uns gering. Wir haben Proleme mit jungen Menschen, die die Schule abbrechen nd keinen geeigneten Zugang zu Bildung bekommen, eil die Infrastruktur, die notwendig ist, um kleine, aber Christine Scheel auch ältere Kinder angemessen zu berücksichtigen, nicht vorhanden ist. Wir haben Probleme. Deswegen müssen wir hier mehr investieren. Schon jetzt versprechen einige aus der Union den Leuten mit Blick auf den Wahlkampf, wann auch immer er einsetzen wird, Steuersenkungen; die FDP tut das sowieso. Stattdessen sollte man lieber erst einmal die Probleme lösen, die zu lösen sind. Es muss mehr in Bildung und Forschung investiert werden, damit wir in diesem Land in Zukunft gut aufgestellt sind, damit es Beschäftigungschancen für alle gibt und die Leute das Geld verdienen können, das sie zum Leben brauchen. In diesem Kontext ist auch die ökologische Modernisierung durch Investitionen in die Zukunft von Bedeutung; denn auch eine ökologische Modernisierung hilft, volkswirtschaftliche Kosten einzusparen. Hier ist es leider so, dass wir permanent mit Ankündigungen konfrontiert werden, zum Beispiel von der Klimaschutzkanzlerin beim G-8-Gipfel. Demnächst wird der Bundesumweltminister auf Bali darauf hinweisen, wie toll in der Bundesrepublik Deutschland alles ist, und der Weltgemeinschaft erklären, wie sie sich ökologisch zu verhalten hat. Aber wo bleiben die Konsequenzen, die gezogen werden, damit wir auf nationaler Ebene vorankommen? Wie und wo genau sparen wir CO2-Emissionen ein? Welche ordnungspolitischen Rahmenbedingungen brauchen wir in diesem Land? Reichen im Hinblick auf die Automobilindustrie Appelle und schöne Ideen aus, oder müssen wir nicht auch einmal überlegen, hier eine klare ordnungspolitische Vorgabe zu machen, damit wir mit dem, was wir uns alle wünschen, schneller vorankommen? Das ist der Punkt, an dem Sie immer wieder versagen. Sie geben nur heiße Luft von sich. Wenn es aber zur Sache geht, sind Sie nicht in der Lage, gemeinsam mit uns gesetzliche Vorgaben auf den Weg zu bringen. Das ist an dieser Stelle das Problem. Wir nehmen zur Kenntnis, dass es gute Gedanken gibt. Aber es gibt keine Gesetze, mit denen diese guten Gedanken in die Tat umgesetzt werden. Wir sind Ihnen dabei sehr gern behilflich. Wie Sie wissen, haben wir etliche Vorschläge auf den Tisch gelegt. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Darauf können wir aber verzichten!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Kernkraft!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte zur Reform des Arbeitslosengeldes I nicht
mehr sehr viel sagen; denn darüber ist in diesem Haus
schon gestern sehr intensiv diskutiert worden. Fakt ist,
dass viele ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerin-
nen im Zuge des Aufschwungs und bedingt durch die
gesetzlichen Vorgaben, die im Hinblick auf den Arbeits-
markt gemacht wurden, wieder einer Erwerbstätigkeit
nachgehen. Das ist eine sehr positive Entwicklung. Das

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(C (D eicht aber noch lange nicht aus; denn es gibt immer och viele ältere Langzeitarbeitslose. Das Fördern und das Weiterbilden bleiben gerade in iesem Bereich wichtiger als das Alimentieren. Sie alientieren aber. Sie kürzen die Eingliederungsmittel für rbeitslose um 600 Millionen Euro. Hier haben Sie die alsche strategische Entscheidung getroffen. Das wird en Menschen leider auch in Zukunft nicht sehr viel helen. Wir halten es für richtig, dass Sie den Beitragssatz ur Arbeitslosenversicherung gesenkt haben. Wir sind llerdings der Meinung, dass Sie heute etwas mehr vereilen, als offensichtlich angemessen wäre. Man muss ich überlegen, ob eine Senkung des Beitragssatzes zur rbeitslosenversicherung auf 3,3 Prozent in der Per pektive zu halten ist. Auch der Sachverständigenrat hat davor gewarnt, etas zu tun, was heute schön, aber nicht solide zu finan ieren ist. Denn das kann schon morgen schaden, wenn ie den Beitragssatz wieder anheben müssen. Dieses roblem haben Sie auch bei der Pflegeversicherung und ei der Gesundheitsreform, die durchgeführt wurde. Ein eitragssatz wird gesenkt, obwohl man weiß, dass er ald wieder steigen wird, weil die notwendigen Reforen in den Bereichen Pflege und Gesundheit fehlen. Das Problem ist, dass Sie nach dem Prinzip „linke Tache, rechte Tasche“ verfahren. Den Beschäftigten geht s aber darum, dass sie netto mehr in der Tasche haben. ur dann können sie die Kaufkraft ankurbeln; das inte essiert die Leute. Die Grünen haben sehr gute Vorchläge zur zielgenauen Entlastung der unteren Einkomensgruppen vorgelegt. Zum Mindestlohn – hier können wir etwas beobachen, das ich für eine große Blamage halte –: Sie heben as Briefmonopol zum 31. Dezember 2007 auf, (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Ja! Damit es endlich Wettbewerb gibt!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


llerdings ohne dafür zu sorgen, dass die verschiedenen
nbieter faire Wettbewerbsbedingungen vorfinden.
leibt es so, wie es ist, dann wird der verschärfte Wett-
ewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen.
etztendlich sind es die finanziellen Interessen von pri-
aten Briefzustellfirmen gewesen, die die Kanzlerin mo-
iviert haben, zu sagen: Wir machen da nichts. – Es kann
icht angehen, dass das dazu beigetragen hat, die
obbyinteressen der WAZ Mediengruppe und die Inte-

essen von Friede Springer zu vertreten. Anscheinend
ilt die Koalitionsräson nicht mehr. In keinem einzigen
ereich haben Sie es zustande gebracht, einen vernünfti-
en Mindestlohn einzuführen, der dann auch umgesetzt
erden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s ist ein Armutszeugnis, dass nicht einmal so ein klei-
er Schritt gegangen werden kann.






(A) )



(B) )


Christine Scheel
Ich halte es für grottenfalsch, wenn letztendlich allein
großkoalitionäre Taktik das wirtschaftspolitische Han-
deln bestimmt. Das geht nicht gut. Wir sehen den Zu-
stand der Großen Koalition als sehr schwierig an. Das ist
nicht gut für unser Land. Vielen ist mittlerweile eingefal-
len, was Willy Brandt zur Zeit der ersten Großen Koali-
tion einmal gesagt hat: „Ich zähle die Wochen und die
Tage.“ Heribert Prantl hat gestern den „Aggregatzu-
stand“ der Großen Koalition wie folgt beschrieben: Das
ist der „Übergang vom festen in einen gasförmigen Zu-
stand“. Das ist insgesamt nicht gut für unser Land. Rei-
ßen Sie sich zusammen und machen Sie das, was Sie
hier immer groß herumposaunen! Tun Sie endlich etwas!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612606500

Alexander Dobrindt redet jetzt für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1612606600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Erlauben Sie mir, ein,
zwei Sätze zu meinen Vorrednern anzubringen. Lieber
Kollege Wend, sehr geehrte Frau Kollegin Scheel, wenn
Sie hier von der Kontinuität rot-grüner Politik sprechen,
dann scheint es da ein größeres Wahrnehmungsproblem
zu geben. Allein wenn man an den SPD-Parteitag denkt,
sieht man, dass Sie sich nicht einmal in der Kontinuität
Ihrer eigenen Partei bewegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Die Arbeitsmarktstatistik genügt, um die Diskontinuität zu verdeutlichen!)


Die Menschen in Deutschland hatten genug von der
hohen Arbeitslosigkeit, die Menschen hatten genug von
Rekordschulden, und die Menschen hatten genug von
der Perspektivlosigkeit. Deswegen ist Rot-Grün abge-
wählt worden, und deswegen ist es gut, dass wir uns
nicht in der Kontinuität rot-grüner Politik bewegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir sind vor zwei Jahren gemeinsam angetreten unter
der Überschrift „Sanieren, Investieren und Reformie-
ren“. Dass dieser Kurs unbestreitbar erfolgreich ist, zeigt
die deutliche Senkung der Arbeitslosigkeit. 3,4 Millio-
nen Arbeitslose sind es aktuell. Das ist immer noch zu
viel; aber damit sind 1,1 Millionen Menschen weniger
arbeitslos als noch vor zwei Jahren. Zum ersten Mal ha-
ben wir in der Bundesrepublik über 40 Millionen Er-
werbstätige.

Herr Kollege Schui, wenn Sie davon sprechen, dass
dies alles keine ausreichenden Erfolge seien, wenn Sie in
Abrede stellen, dass 600 000 Menschen einen neuen Job
haben – dahinter stehen Familien, dahinter stehen Ein-
zelschicksale –, dann ist das blanker Hohn in den Augen
derer, die wieder eine Zukunftsperspektive in Deutsch-
land bekommen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Unser Wirtschaftswachstum ist eines der stärksten der etzten Jahrzehnte: 2,9 Prozent im letzten Jahr, 2,7 Proent in diesem Jahr. Was viel wichtiger ist: Die Menschen – das spürt an, wenn man draußen unterwegs ist – haben wieder ine positive Zukunftserwartung, die Menschen glauen, dass es in den nächsten Jahren auch für sie persönich vielleicht wieder besser wird. Ich glaube, dass dies en Aufschwung weiter trägt: dass die Menschen uns zurauen, die Zukunft zu gestalten. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der geamtwirtschaftlichen Entwicklung hat diese Entwickung im Vorwort seines aktuellen Gutachtens gewürdigt: … präsentierte sich die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2007 weiterhin in einer guten Verfassung. m Weiteren heißt es: Unbestreitbar ist …, dass die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung der letzten zwei Jahre der Politik größere Handlungsspielräume eröffnet hat. as Wichtigste, das der Sachverständigenrat schreibt: Es äre falsch, in den Mahnungen einen Hinweis zu sehen, ass der Aufschwung erlahmt oder gar eine Rezession roht. – Gerade deswegen nehmen wir die Mahnungen nd Warnungen ernst. Selbstverständlich gilt es, unser and weiter zu reformieren und vorwärtszubringen. elbstverständlich wollen wir keine Reformdividende erspielen. Dazu gehört aber auch, dass man die Reormdividende den Menschen in unserem Land ein tück weit zugänglich macht. Deswegen kann ich es überhaupt nicht verstehen, dass n diesem Gutachten steht, dass die Sachverständigen egen eine Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitsosenversicherung sind. Angeblich könne das nicht achhaltig sein. Auch die Grünen stellen das in Abrede. ngeblich müsste er irgendwann wieder erhöht werden. o ist denn da der Mut zu mehr Reformen? Wo ist denn a der Mut, den Menschen etwas mehr in der Tasche zu assen? Wir müssen die Binnenkonjunktur ankurbeln, as heißt, den Menschen etwas mehr in der Tasche lasen. (Beifall bei der CDU/CSU – Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Wo sind die Ansätze?)


ch frage mich: Wo ist die wirtschaftliche Strategie, die
uch in diesem Gutachten angemahnt wird, wenn man
agt, dass man den Beitragssatz zur Arbeitslosenversi-
herung nicht senken kann?

Was für eine Strategie ist das denn? Das klingt eher
anach, den Sparstrumpf der Oma unter dem Kopfkissen
u lassen. Das ist keine Strategie. Wir brauchen aber
ehr Wirtschaftswachstum in Deutschland. Deswegen

st es wichtig, den Beitragssatz zur Arbeitslosenversi-
herung von 6,5 Prozent auf 3,3 Prozent zu senken. Das
ntspricht einem Betrag von 24 Milliarden Euro, den die
enschen mehr in der Tasche haben. Das ist ein Erfolg,

en es in dieser Bundesrepublik seit Jahrzehnten nicht
ehr gegeben hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612606700

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage des

Herrn Schui zulassen?


Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1612606800

Der Herr Schui hat hier wahrlich schon genug Unsinn

geredet, aber bitte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612606900

Herr Schui, bitte schön.


Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612607000

Na gut, ich kommentiere Ihre Bemerkung nicht.

Ich habe Zweierlei anzumerken. Punkt eins. Sie ha-
ben die Ausführungen von Bofinger gelesen, der anderer
Meinung ist. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen,
dass die sinkende Arbeitslosigkeit während des Auf-
schwungs, von dem wir hier reden, das Ergebnis dessen
ist, dass weniger Leute in den Arbeitsmarkt eingetreten
sind? Diese haben nämlich ganz einfach nicht die Ent-
scheidung getroffen, erwerbstätig sein zu wollen. In den
Arbeitsmarkt eintreten: Das bezieht sich nicht auf die
Arbeitslosen, weil sie bereits auf dem Arbeitsmarkt sind.
Ihre Politik hat also keinen Erfolg gehabt, weil die Ent-
wicklung auf individuellen Entscheidungen usw. beruht
hat. Das sollten wir einmal klarstellen.

Punkt zwei. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen,
dass der Sachverständigenrat sagt, dass die Abgaben an
die Arbeitslosenversicherung nicht unter 3,9 Prozent ge-
senkt werden sollten, weil man sonst zu wenig Rückla-
gen für den nächsten Abschwung habe, der bestimmt
komme?


Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1612607100

Lieber Herr Kollege Schui, sind Sie bereit, zur Kennt-

nis zu nehmen, dass zu rot-grünen Zeiten jeden Tag über
1 000 Menschen mehr arbeitslos geworden sind? Sind
Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass im Gegensatz
dazu die Zahl der Beschäftigten bis heute auf über
40 Millionen deutlich gestiegen ist? Das widerlegt Ihre
These.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Herbert Schui [DIE LINKE]: Nein!)


– Das widerlegt Ihre These: Es sind mehr Menschen in
Arbeit als früher. Warum bestreiten Sie das denn? Die
Zahlen sind eindeutig. – Nehmen Sie bitte zur Kenntnis,
dass unsere Politik damit am Schluss erfolgreich sein
wird – und nicht Ihre Thesen, die vollkommen verdreht
sind. Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Herbert Schui [DIE LINKE]: Dann ist Herr Bofinger auch verdreht! Das ist in Ordnung!)


Meine Damen und Herren, es ist nicht allein die Poli-
tik, die diesen Aufschwung verantwortet hat. Es ist auch
nicht allein die Wirtschaft, die diesen Aufschwung ver-
antwortet hat. Es sind zum großen Teil die Menschen in
diesem Land, die diesen Aufschwung mit verantwortet
haben. Wir müssen sie weiterhin mitnehmen, um den

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(C (D ufschwung zu gestalten. Das heißt, wir müssen sie uch weiterhin an dem Aufschwung beteiligen. Wir haben das mit Maßnahmen, die in diesem Gutchten leider nicht aufgezeigt werden, vielfältig getan. urch das CO2-Sanierungsprogramm wurden Investitioen in Milliardenhöhe in die Sanierung von Wohnungen nd Häusern gefördert. Das bringt den Handwerkern vor rt ganz konkret etwas. Das bringt den Kleinen etwas nd nicht der Großindustrie. Das Geld bleibt in der Reion. Die Menschen können Geld verdienen und davon eben. Wir haben die Absetzbarkeit von Handwerksleisungen eingeführt. Wir wollen, dass auch der Haushalt ls Arbeitsplatz mehr Anerkennung findet, um auch daurch Menschen in Arbeit zu bringen. uch das ist ein wichtiger Beitrag, der zukünftig mehr n Bedeutung gewinnen wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Richtig!)


Der Bergführer des Aufschwungs, der Wirtschaftsmi-
ister Michael Glos,


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Wo ist er denn? – Weitere Zurufe von der SPD: Ja, wo ist der Bergführer eigentlich? – Hat er sich verstiegen?)


at recht: Es kommt darauf an, die Konsumlust der Men-
chen in Deutschland zu stärken. Deswegen müssen wir
ber weitere Entlastungen nachdenken.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612607200

Martin Zeil spricht jetzt für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1612607300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Schui, Sie sind Vertreter einer Partei in der
achfolge einer Partei, die 40 Jahre für Unfreiheit in
eutschland gestanden ist.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Sie auch!)


ie brauchen uns über den Freiheitsbegriff nicht zu be-
ehren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es war ja sehr interessant, Herr Kollege Meyer, Sie
aben von dem klaren Kurs in der Koalition gesprochen.
an musste aber nur wenige Minuten später die interes-

ante Diskussion über die Themen Tarifautonomie und
rbeitsmarktpolitik verfolgen, um zu erkennen, dass Sie

ben nicht zu diesem klaren Kurs in der Koalition fin-
en. Ich habe mich über Ihre Ausführungen zur Tarif-
utonomie sehr gewundert. Herr Meyer, Sie haben völ-
ig zu unrecht – weil Sie nicht richtig zugehört haben –
errn Brüderle als Feind der Tarifautonomie hingestellt.






(A) )



(B) )


Martin Zeil
Aber Sie, Herr Kollege Wend, sprechen einer Gruppe,
die im Moment nicht sehr populär ist, den Lokomotiv-
führern, ihre Rechte im Rahmen der Tarifautonomie ab.
Was ist das für ein sozialdemokratisches Verständnis?


(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Wir sind für Solidarität!)


– Herr Kollege Stiegler, Sie sollten vielleicht erst einmal
zuhören, bevor Sie einen Zuruf machen.

Das Sachverständigengutachten zeigt auf, dass zwei
Jahre lang eine Politik der kleinen Schritte, der verpass-
ten Möglichkeiten betrieben wurde, dass vor allen Din-
gen der Anspruch in der Regierungserklärung „mehr
Freiheit wagen“ in vielen Bereichen nicht erfüllt wurde
und dass wir auf vielen Gebieten eine Rolle rückwärts
erleben. Wie sieht es konkret aus? Sie beschließen auf
dem letzten SPD-Parteitag quasi den Rückfall in den de-
mokratischen Sozialismus.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist ein Fortschritt!)


Herr Kollege Stiegler, Wolf Biermann hat Ihnen in ei-
nem Spiegel-Essay eine wunderbare Antwort darauf ge-
geben. Sie sind durch Ihre Regierungsbeteiligung über-
fordert und suchen im Grunde die Nische der Opposition
innerhalb der Regierung.


(Beifall bei der FDP)


Das wäre noch hinzunehmen, wenn Ihre Politik nicht
ganz konkrete negative Folgen für die Menschen hätte.
Laut einer heute veröffentlichten Stellungnahme liegt
Deutschland bei der Kaufkraft nur noch an zehnter
Stelle in Europa. Das kommt daher, dass Sie die Bürger
hauptsächlich abkassiert und ihnen Kaufkraft entzogen
haben.


(Beifall bei der FDP)


Beim Steuerrecht setzt sich das fort. Herr Kollege
Stiegler, ich war gestern in unserer gemeinsamen Heimat
Bayern und habe dort einen Landrat und einen Bürger-
meister getroffen, die weder Ihrer noch meiner Partei an-
gehören. Die haben mich gefragt: Warum haben Sie
denn diese unsinnige Unternehmensteuerreform ge-
macht, mit neuen bürokratischen Belastungen und vor
allen Dingen mit diesen unnötigen Regelungen für den
Mittelstand gerade in den Innenstadtlagen? Ich habe ge-
antwortet: Wir, die Freie Demokratische Partei, haben
dem nicht zugestimmt. Gehen Sie zu Ihren Freunden von
der Union und den Sozialdemokraten.


(Beifall bei der FDP)


Noch ein Wort zum Thema Staatsfonds. Das ist eine
interessante Auseinandersetzung. Herr Kollege Meyer,
ich glaube, dass Sie das Sachverständigengutachten
nicht richtig gelesen haben. Die Sachverständigen sagen
nämlich, eine Mindestanforderung an ein neues Instru-
ment sei die genauere Beschreibung der tatsächlichen
oder vermeintlichen Bedrohung. Man müsse prüfen, ob
es über die bestehenden Instrumente hinaus überhaupt
einer neuen Vorschrift bedürfe. Diese Dinge sollten Sie
sich einmal hinter die Ohren schreiben.

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(C (D Ich kann nur sagen: Ludwig Erhard muss gewusst haen, warum er der Union nie beigetreten ist. Es gibt nur och eine Partei, die für soziale Marktwirtschaft steht, nd das sind die Freien Demokraten. (Beifall bei der FDP – Klaus Barthel [SPD]: Warum ist er dann nicht Mitglied bei Ihnen geworden?)


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612607400

Die Kollegin Edelgard Bulmahn hat jetzt das Wort für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1612607500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Wir diskutieren heute über das Jahres-
utachten des Sachverständigenrates. Deshalb möchte
ch mit zwei Zitaten aus dem Gutachten beginnen.
leich am Anfang stellen die Wirtschaftssachverständi-
en fest:

Nach dem überraschend starken Aufschwung im
Jahr 2006 …


(Ludwig Stiegler [SPD]: Überraschend? Für wen?)


das sagen die Sachverständigen; wir haben gewusst,
ass wir mit unserer Politik einen Aufschwung erreichen
erden –

präsentierte sich die deutsche Volkswirtschaft im
Jahr 2007 weiterhin in einer guten Verfassung.

ieber Kollege Dobrindt, ich weiß, dass ein Erfolg im-
er viele Väter und Mütter hat; das sehen im Übrigen

uch die Sachverständigen so. Denn sie fahren fort:

Zu einem Teil liegt dies daran, dass sich die Politik
namentlich in den Jahren 2001 bis 2006 vielen He-
rausforderungen erfolgreich gestellt hat …

oweit ich mich erinnere, war die SPD die einzige Frak-
ion, die in all diesen Jahren die Regierungspolitik mit-
estaltet hat. Sie kann deshalb zu Recht feststellen, dass
ie diesen Erfolg mitverantwortet und miterreicht hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: In diesen Jahren haben wir im Bundesrat das Schlimmste verhindert! Das war der Punkt! – Ludwig Stiegler [SPD]: Wir teilen auch mit den Nachgeborenen!)


Wir teilen auch. Deshalb weise ich auch darauf hin,
ass auch die Bündnisgrünen und die CDU/CSU in die-
en Jahren mitgewirkt haben.


(Zuruf von der SPD: Genau!)


nsofern sollten wir feststellen, dass es unser gemeinsa-
er Erfolg ist.

Die Wirtschaft wächst – das ist unser gemeinsamer
rfolg – in diesem Jahr um 2,6 Prozent. Im kommenden






(A) )



(B) )


Edelgard Bulmahn
Jahr – auch darauf weisen die Wirtschaftsweisen hin –
wird sie weiter wachsen. Die Arbeitslosigkeit ist deut-
lich gesunken. Es gibt mehr Menschen, die einen Ar-
beitsplatz gefunden haben, erwerbstätig sind und ihr
Geld selbst verdienen können. Das ist ein Erfolg. Für die
Menschen, die einen Arbeitsplatz gefunden haben, ist
das gut.

Wahr ist allerdings auch – das sollte man nicht ver-
schweigen –, dass der Aufschwung noch nicht alle er-
reicht hat. Deshalb lohnt es sich, darüber zu streiten, wie
wir sicherstellen können, dass der Aufschwung alle er-
reicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Steuern senken!)


Die Sachverständigen stellen ausdrücklich fest, dass
in den kommenden Jahren der Stärkung des Binnen-
marktes eine deutlich größere Bedeutung zukommen
wird und dass es vom Gelingen dieser Aufgabe mit ab-
hängt, ob die Wirtschaft weiter wachsen und die Arbeits-
losigkeit weiter zurückgehen wird, sodass auch diejeni-
gen, die bisher nicht am Aufschwung teilhaben, davon
profitieren können. Wir wollen das erreichen. Deshalb
müssen wir alles dafür tun, dass der Binnenmarkt in den
kommenden Jahren gestärkt wird.

Die Koalition hat sich 2005 entschieden, zum einen
den Haushalt zu konsolidieren. Das tun wir, und das
werden wir auch fortsetzen. Wir haben aber gleichzeitig
beschlossen, Investitionen zu tätigen, um den Binnen-
markt zu stärken, damit unser Wirtschaftswachstum
nicht allein vom Export abhängig ist.


(Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])


Das hat Erfolg. Wir haben mit dem 25-Milliarden-Euro-
Programm, das wir derzeit umsetzen und auch fortsetzen
werden, sehr viele Arbeitsplätze – zum Beispiel im
Handwerk – geschaffen. Der Erfolg ist spürbar. Die
Handwerksbetriebe, aber auch die Zulieferbetriebe spü-
ren das bereits.

Dass allein das energetische Gebäudesanierungs-
programm zu einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Pro-
zent geführt hat, zeigt, dass die Entscheidung richtig
war, auf der einen Seite zu investieren und auf der ande-
ren Seite den Haushalt zu konsolidieren.

Wir müssen diese Politik fortsetzen. Es gibt noch sehr
viel zu tun. Das Deutsche Institut für Urbanistik schätzt
den Investitionsbedarf, um die öffentliche Infrastruk-
tur auf Vordermann zu bringen, in den kommenden Jah-
ren auf 70 Millionen bis 80 Millionen Euro.

Es ist richtig, dass wir noch viel stärker zum Beispiel
in Schulen und Kindergärten, aber auch in Straßen und
andere öffentliche Gebäude investieren müssen. Deshalb
müssen wir bereit sein, weiterhin zu investieren und
gleichzeitig den Haushalt zu konsolidieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Alexander Dobrindt [CDU/CSU])


Das muss auch in den Haushaltsberatungen deutlich
werden. Sonst können wir nicht den Binnenmarkt stär-
ken und die bereits erreichten Erfolge sichern.

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(C (D Wenn es richtig ist, dass der Binnenmarkt in den komenden Jahren eine wichtigere Rolle spielen wird, dann st es auch genauso richtig, dass es notwendig sein wird, ass mehr Menschen auch mehr Kaufkraft haben weren. Wir haben die Kaufkraft bei vielen gestärkt. Die ichtigste Voraussetzung, um Kaufkraft zu haben, ist, inen Arbeitsplatz zu haben. Wenn Menschen aber – wie bei den Postdiensten – jeen Tag, stundenlang, bei Regen, bei Kälte und bei Hitze ilos herumschleppen, damit wir alle unsere Post pünkt ich auf dem Schreibtisch haben, und sie dann mit ,20 Euro pro Stunde nach Hause gehen, ist das unantändig. Dafür gibt es kein anderes Wort. Das ist unantändig und deshalb muss das geändert werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Kolleginnen und Kollegen von der FDP, ich
erstehe überhaupt nicht, dass Sie sagen, die Einführung
eschäftigungs- und wettbewerbsfeindlicher gesetzlicher
indestlöhne sei abzulehnen, weil sie Lohnfindungs-

rozesse auf den relevanten Märkten verkennen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Sie wollen Monopole!)


Was heißt das denn eigentlich? Soziale Marktwirt-
chaft kann das doch wirklich nicht heißen und das heißt
s auch nicht. Soziale Marktwirtschaft ist etwas ganz an-
eres. Soziale Marktwirtschaft heißt eben nicht, dass
ich einige Unternehmen auf Kosten der Steuerzahler ih-
en Profit erhöhen. Das ist auch unanständig.


(Beifall bei der SPD)


as ist mit den Grundsätzen einer sozialen Marktwirt-
chaft auch nicht vereinbar. Soziale Marktwirtschaft be-
eutet auch nicht, dass eine Friseuse in Thüringen einen
ruttoarbeitslohn von 3,18 Euro hat und damit vertröstet
ird, dass sie dazu noch ein Trinkgeld bekommt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


oziale Marktwirtschaft heißt nicht, vorher Almosen
inzusammeln und sie dann zu verteilen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Gründungsväter
er FDP würden sich im Grab umdrehen, wenn sie Ihre
osition hören würden.


(Beifall bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Sie haben keine Ahnung von sozialer Marktwirtschaft!)


a möchte ich einmal Friedrich Naumann – zu dem wer-
en Sie sich ja hoffentlich noch bekennen – zitieren.
riedrich Naumann hat ausdrücklich gesagt: Dauerhafte
are kann anständigen Lohn vertragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ichtig, Herr Naumann, das war ein echter Liberaler.
enn Sie den Mindestlohn hier als ein marktwidriges

nstrument bezeichnen, frage ich mich, was Sie unter so-
ialer Marktwirtschaft verstehen. Ich frage mich aller-
ings auch: Was verstehen Sie unter Lohnfindung? Soll
as so aussehen, dass die Unternehmer den Menschen
umpinglöhne zahlen, von denen sie nicht leben






(A) )



(B) )


Edelgard Bulmahn
können, und den Rest sollen sie auf der Straße finden?
Was verstehen Sie denn darunter? Das kann doch wirk-
lich nicht wahr sein.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Steinzeit!)


Das, was Sie hier vertreten, liebe Kolleginnen und Kol-
legen von der FDP, ist nicht Liberalismus, das ist im
Übrigen auch nicht Neoliberalismus, das ist Neofeuda-
lismus, nichts anderes.


(Beifall bei der SPD – Martin Zeil [FDP]: Sie vertreten den demokratischen Sozialismus!)


Franz Müntefering hat das einmal Staatslohntheorie
genannt. Das ist auch richtig. Das ist Staatslohntheorie,
bei der darauf gesetzt wird, dass im Grunde genommen
der Staat den Lohn bezahlt. Das wird nicht gehen, und
das wird auch mit uns nicht zu machen sein. Erstens
richtet das jede Volkswirtschaft zugrunde. Zweitens ist
es unanständig. Jeder Mensch, der 38 oder 40 Stunden in
der Woche harte und gute Arbeitet leistet, muss auch von
seinem Einkommen leben können. Da gibt es kein Wenn
und Aber, das muss gesichert werden.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb ist die Diskussion über Mindestlohn nicht ir-
gendeine sozialromantische Debatte. Mindestlohn ist
keine sozialromantische Idee, sondern eine ordnungs-
politische Grundlage für eine funktionsfähige soziale
Marktwirtschaft, nicht weniger und nicht mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Sie wollen Sozialismus!)


– Liebe Frau Kopp, was Sie vorschlagen, ist Sozialis-
mus, nämlich dass der Staat die Löhne für die Unterneh-
men zahlen muss. Sie müssen einmal Ihre eigene Argu-
mentation überdenken!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir setzen auf einen fairen Wettbewerb, und ein fairer
Wettbewerb braucht auch Regeln. Jedes Unternehmen,
das seinen Leuten faire, anständige und gerechte Löhne
zahlt, muss sich doch in Grund und Boden ärgern, wenn
es einen Konkurrenten hat, der auf Kosten des Steuer-
zahlers ein anderes Unternehmen, das faire Löhne zahlt,
aus dem Markt rauswirft. Das hat doch überhaupt nichts
mehr mit Marktwirtschaft zu tun. Überdenken Sie ein-
mal Ihre eigene Argumentation. Sie stimmt von vorne
bis hinten nicht.


(Gudrun Kopp [FDP]: Sie verstehen wirklich gar nichts!)


Ich habe am Anfang gesagt, wir wollen – und das sage
ich auch noch einmal zum Schluss –, dass alle Menschen
am Wohlstand und am Aufschwung teilhaben. Das wird
unsere politische Aufgabe auch in den kommenden Mo-
naten und Jahren sein. Es lohnt sich, dafür zu streiten
und auch zu arbeiten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Der Kollege Dr. Michael Fuchs hat jetzt das Wort für ie CDU/CSU-Fraktion. (Zuruf von der CDU/CSU: Sagen Sie es der Kollegin noch einmal! – Gudrun Kopp [FDP]: Das nützt nichts mehr! Das versteht sie eh nicht!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612607600


Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1612607700

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe

ollegen! Es gibt eine Reihe von Punkten, die man,
enn man gegen Ende der Debatte spricht, aufgreifen
önnte. Verehrte Frau Bulmahn, eines würde ich doch
un: erstens den Tarifvertrag für die Friseurinnen und
riseure in Sachsen lesen. Der Stundenlohn beträgt näm-

ich nicht 3,14 Euro, sondern 3,82 Euro.


(Edelgard Bulmahn [SPD]: Ich habe gesagt: Thüringen!)


weitens wäre es besser, Sie würden diese Rede an Verdi
ichten, nicht an die FDP; denn Verdi hat diese Tarifver-
räge unterschrieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


hre Rede wundert mich ein bisschen. Die FDP ist der
alsche Ansprechpartner; denn die macht noch keine Tarif-
olitik.

Lieber Kollege Wend, wir sind uns häufig einig, aber
eute muss ich einige Punkte kritisieren.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Damit helfen Sie mir sehr!)


ch habe mir gerade eine Rede des heutigen Gasmanns
us Hannover, des damaligen Bundeskanzlers, bringen
assen, der am 31. Mai 2005 auf Ihrem Parteitag zur
endlerpauschale gesagt hat, dass Frau Merkel in eine
öllig andere Richtung wolle und für die Abschaffung
er Pendlerpauschale sei. Das stimmt nicht mit dem
berein, was Sie uns gerade eben vorgeworfen haben.
as halte ich nicht für richtig.

Nun zu diesem Posttarifvertrag. Machen wir uns
och bitte nichts vor. Hier ist doch kein klassischer Tarif-
ertrag zustande gekommen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Eben! – Edelgard Bulmahn [SPD]: Doch!)


ch selber habe in meinem Leben 16 Jahre lang Tarifver-
äge unterschrieben. Dieser Tarifvertrag beinhaltet erstens
ine Klausel, dass er nur dann wirksam wird bzw. von
eiden Seiten kündbar ist, wenn er in das Entsendegesetz
ufgenommen wird. Ich habe noch nie gesehen, dass
ich Tarifpartner vom Gesetzgeber abhängig machen.
as ist für mich der Beweis, dass man diesen Tarifver-

rag nicht ernst nehmen kann.

Zweiter Punkt: Dieser Tarifvertrag ist ein Vertrag,
em ganze 4 500 Postbedienstete unterliegen.


(Gudrun Kopp [FDP]: So ist es!)


ch erinnere an die Anhörung im Deutschen Bundestag, in
er der Vertreter der DPV gesagt hat, dass 4 500 Leute






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
von diesem Tarifvertrag betroffen sind. Und einen solchen
Tarifvertrag sollen wir für allgemeinverbindlich erklä-
ren? Da machen wir uns lächerlich und höhlen die Tarif-
autonomie in einer Weise aus, die sträflich ist. Da ma-
chen wir nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das stimmt genau mit den Meseberger Beschlüssen
überein. Die Bundeskanzlerin steht dazu. Deswegen ist
Ihr Angriff, Herr Kollege Wend, völlig unberechtigt, und
ich weise ihn zurück. Wenn es zu einem vernünftigen
Tarifvertrag, der mindestens 50 Prozent der Postbediens-
teten umfasst, kommt, dann kann dieser Tarifvertrag für
allgemeinverbindlich erklärt und damit in das Entsende-
gesetz aufgenommen werden. Aber das muss erst einmal
der Fall sein. Dieser Tarifvertrag ist nichts anderes als
ein Monopolverlängerungsvertrag und ein Wettbewerbs-
verhinderungsvertrag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dabei werden wir nicht mitmachen. Das kommt nicht in-
frage.


(Widerspruch bei der SPD)


Ich möchte nicht, dass wir dieselben Verhältnisse, die
wir auch in anderen Bereichen haben, in denen es Mono-
pole gibt, auch bei der Post weiter beibehalten. Ich
möchte Wettbewerb bei der Post haben. Dann wird es
zu neuen Dienstleistungen kommen. Die Telekom hat
zur Genüge bewiesen, was es bedeutet, wenn Wettbe-
werb eingeführt wird. Die Preise sind gesunken, und der
Service ist wesentlich besser geworden, als er früher in
diesem Lande war.


(Zurufe von der SPD und der LINKEN)


Diese Bundesregierung ist auf einem guten Weg. Wir ha-
ben es geschafft, die Arbeitslosenversicherungsbeiträge
von 6,5 Prozent auf 3,3 Prozent fast zu halbieren. Lieber
Kollege Brüderle, da wäre Anerkennung besser als dieses
Gejammer, das ich eben hier hören musste.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ihr Kollege Westerwelle hat am Wochenende davon
gesprochen, wir hätten keinen ordnungspolitischen Rah-
men mehr und es gebe keine Ordnungspolitiker mehr.
Manchmal habe ich das Gefühl, er weiß nicht so genau,
wovon er redet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist wahr!)


Herr Brüderle, wir beide sind Rheinland-Pfälzer. Ich
habe einfach Folgendes gemacht: Ich habe mir die Zahlen
von Rheinland-Pfalz kommen lassen. Das ist nicht so
ganz schwierig. Die CDU war zwischen 1947 und 1990,
teilweise zusammen mit der FDP, an der Regierung. In
diesen Jahren wurden – inklusive der Wiederaufbauzeit –
10 Milliarden Euro Schulden gemacht. Jetzt sind Sie
13 Jahre lang zusammen mit Kurt Beck an der Regie-
rung. In diesen 13 Jahren haben Sie 14 Milliarden Euro
Schulden gemacht. Das zeigt, dass das ordnungspolitische
Verständnis Ihrer Partei nicht gut ausgebildet ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D it 8,8 Prozent lag das Wirtschaftswachstum in der hase, in der Sie in Rheinland-Pfalz Wirtschaftsminister aren, deutlich unter dem vieler anderer Bundesländer. ie Zahl der Arbeitslosen ist in Ihrer Zeit als Wirt chaftsminister von 76 000 auf 147 000 angestiegen. Wissen Sie, was dadurch für mich klar wird? Die FDP augt in einer Regierung nur dann etwas, wenn sie zuammen mit der CDU regiert. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Das ist ja auch leicht! Das schafft sogar auch die SPD!)


arüber sollten Sie einmal ein bisschen nachdenken.

Zu dem Sachverständigengutachten: Jeder nimmt sich
atürlich das heraus, was er braucht und was er hören
ag. Eines steht aber fest, lieber Kollege Brüderle: Wir

aben ein Wirtschaftswachstum, das relevant ist und
ls solches zu bezeichnen ist.


(Rainer Brüderle [FDP]: Das streitet niemand ab!)


n diesem Jahr wird das Wachstum bei mindestens
,6 Prozent liegen. Gestern hat das Statistische Bundes-
mt die neuesten Zahlen dazu vorgelegt. Das Ergebnis
m dritten Quartal ist hervorragend. Trotz der widrigen

eltkonjunkturlage – das wird sicherlich nicht besser –
erden wir auch im nächsten Jahr ein Wachstum zu ver-

eichnen haben.


(Rainer Brüderle [FDP]: Das bestreiten wir gar nicht!)


nsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass dieses Wachstum
erstetigt wird. Das weiß die Große Koalition. Daran
erden wir gemeinsam arbeiten. Ich bin ziemlich sicher,
ass uns das gelingen wird.

Wir haben mehr als 1,5 Millionen Arbeitslose weniger
ls vor zwei Jahren. Das ist ein super Erfolg. Den lassen
ir uns auch von einer von Herbstdepressionen gezeich-
eten FDP nicht kaputt reden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Und der Michael Fuchs wird den Mindestlohn auch noch machen! Die Bekehrung kommt schon noch! Wir geben die Hoffnung nie auf!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612607800

Die Kollegin Ute Berg spricht jetzt für die SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1612607900

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

iebe Kolleginnen und Kollegen! Es war schon interes-
ant, zu beobachten, wie Herr Fuchs seinen Wunsch-
oalitionär beschimpft hat.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Nein!)







(A) )



(B) )


Ute Berg
Ich würde Herrn Brüderle jederzeit als Mensch in Schutz
nehmen. Wir haben uns kennengelernt. Er ist ein sehr
Netter. Als Politiker und Redner kann ich ihn aber nicht
in Schutz nehmen. Herr Brüderle, Sie haben eben wieder
gewütet und alles schwarzgemalt.


(Rainer Brüderle [FDP]: Eigentlich gelb!)


Das war Polemik pur. Das wissen alle, die Sie kennen.

Der Sachverständigenrat hat uns mit der Überschrift
des Gutachtens „Das Erreichte nicht verspielen“ im Prin-
zip ein Riesenkompliment gemacht. Er hat gesagt: Ihr
habt super viel erreicht, aber jetzt seid vorsichtig. – Sie
haben die Erfolge, die wir in der Vergangenheit hatten,
die von den Sachverständigen so hoch gelobt werden,
immer in die Tonne getreten. Deshalb kann ich das, was
Sie jetzt gesagt haben, absolut nicht ernst nehmen.


(Martin Zeil [FDP]: Das sollten Sie aber! Das ist ein großer Fehler!)


Zurück zum Gutachten der Sachverständigen. Der
Mannheimer Sachverständige, Professor Franz, kalauerte
bei einer Debatte über das Gutachten neulich: Prognosen
sind immer dann schwierig, wenn sie für die Zukunft
gemacht werden. Wie schwierig Zukunftseinschätzun-
gen sind, hat der Sachverständigenrat schon häufig
selbst erlebt, wenn seine eigenen Prognosen durch die
Realität widerlegt wurden,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)


zum Beispiel kürzlich bei der Prognose zum Wirtschafts-
wachstum 2006. Der Sachverständigenrat ist von einem
Wachstum von 1 Prozent ausgegangen. Es wurden schließ-
lich 3 Prozent. In seinem neuen Gutachten hat er sich
darüber überrascht gezeigt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Immerhin!)


Das zeigt, dass das, was die Fünf Weisen verkünden,
nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist.


(Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])


Ich sage das nur, um deutlich zu machen, dass wir nicht
jedes Wort auf die Goldwaage legen müssen. Trotzdem
nehmen wir den Rat und die Mahnungen natürlich ernst.

Wir können aber Entwarnung geben: Wir setzen
durchaus nicht auf reine Wohlfühlpolitik, die Transfer-
leistungen ausweitet und Schuldenabbau verhindert,
sondern weiterhin auf aktivierende Maßnahmen. Franz
Müntefering wurde hier häufig gelobt. Er ist zuständig
für eine ganze Menge von aktivierenden Maßnahmen
auf dem Arbeitsmarkt, die wir beschlossen haben und
selbstverständlich weiterführen werden. Wir setzen auch
weiterhin auf Haushaltskonsolidierung. Insofern kann
ich Sie durchaus beruhigen, Frau Scheel.

Natürlich freuen wir uns auch über das Lob, das der
Sachverständigenrat explizit der Regierung Schröder,
Herr Dobrindt, aber auch der jetzigen Regierung, an der
– wie jeder weiß – die SPD maßgeblich beteiligt ist, aus-
gesprochen hat. Besonders erfreulich ist die Aussage des
Sachverständigenrates, die Herr Wend eben schon zitiert
hat, dass unsere Reformen zu einer tiefgreifenden, nicht
nur zyklischen Erholung der Wirtschaft beigetragen haben.

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(C (D n der Tat haben wir neben den Arbeitsmarktreformen, ie schon mehrfach erwähnt wurden, den Mittelstand nterstützt, die Kommunen gestärkt, Forschungsund ntwicklungsausgaben erhöht und die Betreuungsangeote für Kinder ausgebaut. Das hat dazu geführt, dass ehr Frauen erwerbstätig sein können, und diese Frauen raucht die Wirtschaft ja nun dringend. Nicht zuletzt haben aber auch die Tarifparteien mit den oderaten und flexiblen Lohnabschlüssen der letzten ahre einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit er deutschen Unternehmen geleistet. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Lohnsenkungen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


„Das Erreichte nicht verspielen“, mahnen die Wirt-
chaftsweisen nun. Da können wir beruhigen: Das wer-
en wir nicht tun. Aber es ist auch klar, dass Sozial-
emokratinnen und Sozialdemokraten darauf achten
ollen und müssen, dass nicht Wenige viel und Viele
enig verdienen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen alle Bürgerinnen und Bürger am Auf-
chwung beteiligen, auch diejenigen, die Vollzeit arbeiten
nd bisher von dem Lohn für diese Arbeit nicht leben
önnen. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen mit
rbeitslosengeld II und einem Minijob mehr im Porte-
onnaie haben als Vollzeitbeschäftigte mit niedrigen
öhnen. Mit dem Erwerbstätigenzuschuss wollen wir
aher Vollzeitstellen im Niedriglohnbereich attraktiver
achen. Es soll sich lohnen zu arbeiten.

Peter Bofinger, der schon mehrfach zitiert wurde,
irbt in seinem Minderheitenvotum auch noch einmal

ür den Erwerbstätigenzuschuss. Zusätzlich hinterfragt
r die ablehnende Haltung seiner Kollegen zu Mindest-
öhnen. Seine Kollegen nehmen seiner Ansicht nach
ewusst in Kauf, dass Niedriglöhne noch weiter sinken.

Wir hingegen – das wurde nun schon hinreichend deut-
ch, nicht zuletzt in der Rede von Edelgard Bulmahn –
ämpfen für Mindestlöhne und sind in dieser Frage ent-
äuscht von unserem derzeitigen Koalitionspartner. Mir
at noch niemand erklären können, Herr Fuchs, warum
ast alle anderen europäischen Länder ohne die von Kri-
ikern an die Wand gemalten verheerenden Folgen für
ie Volkswirtschaft Mindestlöhne einführen konnten,
ur wir in Deutschland nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Wir sind eine verspätete Nation!)


Hingegen sind wir mit den Koalitionspartnern einver-
tanden bzw. haben dies ganz massiv mit eingebracht,
ass eine Mitarbeitergewinn- und -kapitalbeteiligung
erstärkt möglich wird. Wir hoffen, dass wir in diesem
ereich zu einem guten Ergebnis kommen werden.

Ich spreche einen weiteren Punkt an, der für die einzel-
en Menschen, aber auch für die wirtschaftliche Ent-
icklung Deutschlands von entscheidender Bedeutung

st. Das ist der Bereich Ausbildung, Qualifizierung und
ildung insgesamt. Dass das deutsche Bildungssystem






(A) )



(B) )


Ute Berg
die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler unzurei-
chend ausschöpft, ist hinlänglich bekannt. Zu wenig qua-
lifizierte oder hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer kommen auf dem Markt an. Hier besteht
dringender Handlungsbedarf. Ich möchte das jetzt nicht
weiter ausführen, weil es jedem hier im Raum bekannt ist.

Gut qualifizierte Menschen suchen aber auch interes-
sante und zukunftsweisende Arbeitsplätze, und die entste-
hen vor allem in innovativen Unternehmen. Deutsche
Unternehmen gehören zu den innovativsten in Europa.
Wissenschaft und Forschung in Deutschland gehören zur
Weltspitze. Die Produktion in forschungsintensiven Wirt-
schaftszweigen wächst deutlich schneller als in anderen
Bereichen. Ich nenne nur ein Beispiel: die Solarindustrie.
Die Produktion von Solarzellen in deutschen Fabriken
ist von 1998 bis 2005 um das 156-Fache gestiegen. Die
Umsätze mit deutscher Solartechnik haben sich von
1999 bis 2005 mehr als verzehnfacht. Heute arbeiten
etwa 42 500 Menschen in diesem Bereich.

Eine koordinierte Innovationspolitik ist notwendiger
denn je. Nur so können wir die großen Herausforderun-
gen der Zukunft bewältigen, zum Beispiel den Klima-
wandel, eine finanzierbare Energieversorgung oder die
Bekämpfung von Krankheiten wie Alzheimer und Aids.

Wissenschaft, Wirtschaft und Politik müssen dabei
gezielt zusammenarbeiten. Kooperation und Vernetzung
sind Voraussetzungen für Erfolge.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612608000

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1612608100

Ja, ich komme zum Schluss. – Die Hightechstrategie

und die Exzellenzinitiative sind gute Beispiele für wir-
kungsvolle Kooperationen. Wenn wir in dieser Weise
weiter erfolgreich arbeiten, ist mir um den Standort
Deutschland nicht bange. Ich gehe davon aus, dass die
Wirtschaftsweisen uns dafür dann auch loben werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Die vom Irrtum zur Wahrheit reisen, das sind die Weisen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612608200

Der Parlamentarische Staatssekretär Hartmut

Schauerte hat jetzt das Wort.

H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1612608300


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der
Sachverständigenrat hat ein Gutachten vorgelegt. Es hat
zwei Aussagen: Die Reformpolitik der Bundesregierung
der vergangenen Jahre zahlt sich in einer Reformdivi-
dende aus. Das Erreichte darf nicht durch Zurückdrehen
der Reformen verspielt werden. – Beiden Aussagen
stimmen wir seitens der Bundesregierung uneinge-
schränkt zu.

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(C (D Was der Sachverständigenrat zur Entwicklung der achstumsraten etc. sagt, stimmt mit dem überein, was ie Bundesregierung sagt. Wir haben von Anfang an – das eichnet diese Bundesregierung aus – moderate Schätungen vorgelegt, weil wir uns lieber von der Wirklicheit übertreffen lassen wollen, als dass wir uns nach unen korrigieren müssen. In einer solchen Debatte, wie sie gerade geführt woren ist, geben am Ende die Ergebnisse einen wichtigen inweis darauf, was richtig und was falsch war. Ich darf m Telegrammstil auf ein paar Ergebnisse zu sprechen ommen. Im Vergleich zum Ende der letzten Regierung von ot-Grün unter Gerhard Schröder 1 Million Arbeitslose eniger, 1 Million Beschäftigte mehr. 1,25 Millionen of ene Stellen – so die Schätzung –; eine sensationelle ahl. Die Staatsquote sinkt von 47 Prozent in Richtung on 45 Prozent. Die Neuverschuldung pendelt sich bei ull ein. Herr Schui, Ihre ganze Zahlenarithmetik zu der rage, was denn da tatsächlich gewachsen sei, ist falsch nd führt auch nicht zu dem Ergebnis, das Sie behaupen. Nur eine Zahl will ich nennen: Erstmals in der Gechichte der Bundesrepublik liegt die Zahl der Erwerbsätigen bei nahe 40 Millionen. as ist die entscheidende Größe: Wie viel Menschen ind in Arbeit? 40 Millionen! Das hatten wir noch nie. Wie kommt das nun? Die Politik sollte sich nicht berschätzen, aber auch nicht unterschätzen. Ich will rei, vier Dinge nennen, die ganz wichtig waren, an deen die Politik aber nichts getan hat und bei denen die PD in dem einen oder anderen Punkt sogar dezidiert nderer Meinung war. Der elende Fehler der 35-Stunden-Woche ist beseitigt. n Deutschland wird wieder länger gearbeitet. Der urchschnitt liegt bei nahe 40 Stunden die Woche. (Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist kein Fortschritt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ber den Weg der Veränderung haben wir die größte
erbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
olkswirtschaft erreicht; ich sage: mit unserer stillen
nterstützung und gegen die Überzeugung sozialdemo-
ratischer Wirtschaftspolitik.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer!)


Die Effizienz ist erhöht worden; Sie haben gerade
arauf hingewiesen. Ich behaupte: Keine große Volks-
irtschaft in Europa produziert so effizient wie Deutsch-
nd. Keine große Volkswirtschaft in Europa hat bei ihren
rodukten mittlerweile einen so hohen Innovationsanteil
ie Deutschland; das macht uns weltweit wettbewerbs-

ähig.

Das sind ganz wichtige Fakten, die ziemlich ohne
olitische Beeinflussung zustande gekommen sind.
eswegen ist der Streit darüber, ob das alles Schröder






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte
zuzuschreiben war oder nicht, auch ziemlich müßig.
Lassen wir das einmal weg.


(Zuruf des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])


– Lieber Herr Stiegler, was das Verdienst der SPD an-
geht, habe ich eine zentrale Frage: Warum gab Gerhard
Schröder in der zweiten Wahlperiode nach drei Jahren
entnervt auf? Weil er glaubte, diesen Kurs mit Ihnen
nicht fortsetzen zu können!


(Ute Berg [SPD]: Weil der Bundesrat immer blockiert hat!)


Das war doch der Grund für die vorgezogene Neuwahl!


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist Geschichtsfälschung!)


Er hat aufgeben müssen, weil er mit Rot und Grün kein
Durchkommen mehr sah.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Gott sei Dank hat er aufgegeben! – Ludwig Stiegler [SPD]: Wir sind hier nicht im Bierzelt! – Weitere Zurufe)


Deswegen haben wir die Wahl vorgezogen. Müssen wir
das jetzt noch weiter vertiefen? – Wenn Ihnen das nicht
reicht, liebe Frau Andreae, sage ich noch: Solange Rot-
Grün regierte – das galt erst recht zum Schluss –, waren
alle wichtigen Indikatoren, die etwas über die Wettbe-
werbsfähigkeit und die Zukunftsfähigkeit einer Volks-
wirtschaft aussagen können, stark fallend.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ich würde das Gutachten des Sachverständigenrats lesen!)


Seitdem die Union in der Regierung ist – das gilt nicht
nur für Rheinland-Pfalz –, sind alle uns bekannten Indi-
katoren stark steigend. Das ist doch eine gute Bilanz.
Warum streiten wir uns also?


(Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben das Gutachten nicht richtig gelesen!)


– Doch, das habe ich, und zwar mit allen Varianten. Das
Gutachten besagt zum Beispiel, Frau Scheel, dass Ende
des Jahres 2007 der Wirtschaftsstandort Deutschland
– das ist für die Zukunftsbetrachtung wichtig – wesent-
lich besser positioniert sein wird, als dies zur Zeit der
letzten Aufschwungphase der Fall war. Die Politik hat
mit zum Teil sehr weitreichenden Reformen auf den Fel-
dern der Besteuerung, des Arbeitsmarktes und der sozia-
len Sicherung zum wirtschaftlichen Comeback Deutsch-
lands beigetragen. Eine ganz wesentliche Voraussetzung
dafür haben die Menschen geleistet.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie mal vor, in welchem Zeitraum Reformen entstanden sind!)


Wir haben den Menschen etwas zugemutet. Es gab
stagnierende Einkommen


(Zuruf von der LINKEN: Hungerlöhne!)


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(C (D nd keine Rentenerhöhungen. Jetzt geht es darum, die eformdividende, von der der Sachverständigenrat ge prochen hat, auszuschütten. Dazu will ich Ihnen ein aar Zahlen nennen. Eine Reformdividende ist in Maßen erstmals möglich, hne – das ist die eigentliche Kunst – die Zukunft zu erspielen. Ich sage ganz nüchtern: In diesem Jahr gab s Tarifrunden mit Abschlüssen in Höhe von 2 bis ,5 Prozent. Der durchschnittliche Abschluss in diesem ahr betrug etwa 2,5 Prozent. Dies ist eine Reformdiviende aufgrund der Anstrengungen der Menschen. In diesem Jahr gibt es aufgrund der Systematik in der entenversicherung erstmals wieder eine – wenn auch eringe – Rentenerhöhung in Höhe von 0,5 Prozent. Im ommenden Jahr kann die Steigerung möglicherweise twas höher, nämlich bei 1 Prozent, liegen. Auch das ist in Teil der Reformdividende. Auch ich hätte es lieber, ie würde üppiger ausfallen. Aber noch sind die wirtchaftlichen Erfolge nicht so langanhaltend und stabil, ass die Sprünge größer sein könnten. Wenn wir unseren eingeschlagenen Kurs weiter verolgen, dann wird die Reformdividende eine gewisse Betändigkeit aufweisen. Sie wird höher liegen können, als ies bisher der Fall ist. Dafür lohnt es sich doch zu arbeien. Die Erfolge darf man nicht kaputtreden. Wir freuen ns über diese ersten Erträge, die sich jetzt ergeben, und offen, dass wir den Kurs so fortsetzen können, dass sie icht nur Eintagsfliegen sind, sondern dass sie sich koninuierlich zugunsten der Menschen in Deutschland weierentwickeln. Es lohnt doch, daran zu arbeiten. Ich komme noch ganz kurz zu den aktuellen Punkten, ie angesprochen worden sind. Es ging unter anderem arum, wie man die Attacken ausländischer Staatsfonds bwehren kann. Es ist besser, man brauchte in solchen ällen nicht einzugreifen. Das ist ungefähr vergleichbar it der Ministererlaubnis im Kartellrecht. s muss aber die Möglichkeit zum Eingreifen geben. ir arbeiten daran, einen gangbaren Weg zu finden. Ich arne aber vor einer zu starken Normierung, was zu groen Abgrenzungsproblemen führen würde. (Beifall der Abg. Gudrun Kopp [FDP] – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaube ich auch!)


(Beifall bei der FDP)


as wird also nicht weiterhelfen. Es muss eine Möglich-
eit zum schnellen und kurzfristigen Eingreifen geben,
enn es Attacken von Staatsfonds auf für Deutschland
ichtige Bereiche gibt.


(Gudrun Kopp [FDP]: Was sind „wichtige“?)


Genau das ist der Punkt. Das muss man von Fall zu
all entscheiden. Es ist klüger, kein allzu enges Korsett
nzulegen


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen doch einen Rahmen!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte
und dafür auf die Vernunft der Regierenden in dieser
Frage zu setzen. Ich halte das in einer offenen Gesell-
schaft für den einzig gangbaren Weg.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch das Außenwirtschaftsgesetz! Da steht doch alles drin!)


Jeder Versuch, alle Einzelheiten in einem Gesetzes- oder
Verordnungswerk regeln zu wollen, wird in die Irre füh-
ren.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt doch schon Gesetze dagegen!)


Je weniger Leitplanken es gibt, umso seltener wird dies
der Fall sein. Eine kritische Öffentlichkeit wird schon
dafür sorgen, dass es solche Attacken nicht gibt.

Wir haben Gott sei Dank nur wenige Ministererlaub-
nisse gehabt. Alle Regierungen haben gewusst, dass das
ein hochgefährliches Instrument ist.

Nun zur Post. Wir greifen nicht in die Tarifautonomie
ein. Das ist der Grundsatz der Union. Wir wollen, dass
Mindestlöhne, sofern es sie gibt, nach den bekannten Re-
geln tariflich vereinbart werden, und nichts anderes.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wir haben für die Briefzusteller einen Tarifvertrag!)


Was wir nicht wollen können, Herr Stiegler,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ist die Flucht aus dem Postgesetz!)


ist, dass zu Beginn der Diskussion über Mindestlöhne
der Versuch unternommen wird – das ist der Anfang ei-
nes Prozesses, von dem ich nicht weiß, wo er enden
wird; ich kann es nicht übersehen –, im Prinzip zuzulas-
sen, dass der Haustarif eines großen und dominanten
Wettbewerbers


(Ludwig Stiegler [SPD]: Der noch unter dem Postgesetz liegt!)


zur Messlatte für einen allgemeinverbindlichen Mindest-
lohn wird. Damit wird der Mindestlohn als ein Wettbe-
werbsverhinderungsinstrument missbraucht und sorgt
für das Fortbestehen eines Monopols.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn wir das am Anfang zulassen, werden wir die Min-
destlöhne verbrennen. Es wird mehr Schaden als Nutzen
stiften.


(Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Unsere große Bitte an die Beteiligten ist – dann sind
wir voll bei dem, was wir in Meseberg beschlossen ha-
ben –: Setzt euch an den Tisch, findet einen einvernehm-
lichen,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das verstößt gegen das Postgesetz!)


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(C (D emeinsamen Mindesttariflohn, und ihr habt die Zustimung der Union und der Regierung. Das ist unsere Ein tellung zu diesem Thema. Ich bedanke mich und wünsche Ihnen weiterhin einen rfolgreichen parlamentarischen Tag. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Rainer Wend [SPD]: Welche Regierung meinen Sie? – Geg Unsere! – Gegenruf des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD]: Für die haben Sie gerade nicht gesprochen!)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1612608400


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612608500

Damit schließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/7112 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. – Damit sind Sie ein-
erstanden. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Bevor ich zu den nächsten Tagesordnungspunkten
omme, begrüße ich herzlich neben den Gästen aus dem
nland auf unserer Tribüne auch eine Delegation der chi-
enischen Regierung. Herzlich willkommen hier bei uns!


(Beifall)


Jetzt rufe ich die Tagesordnungspunkte 42 a bis 42 l,
2 n und 42 o sowie die Zusatzpunkte 2 a bis c auf:

2 a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Otto
Fricke, Rainer Brüderle, Jens Ackermann, weite-
ren Abgeordneten und der Fraktion der FDP ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ab-
schaffung der Sozialisierung

– Drucksache 16/3301 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Fleischgesetzes

– Drucksache 16/6964 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Innenausschuss

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 26. Oktober 2004 über die Zu-
sammenarbeit zwischen der Europäischen
Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten ei-
nerseits und der Schweizerischen Eidgenos-
senschaft andererseits zur Bekämpfung von
Betrug und sonstigen rechtswidrigen Hand-
lungen, die ihre finanziellen Interessen beein-
trächtigen

– Drucksache 16/6965 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung der Organisation des Bundesaus-
gleichsamtes

– Drucksache 16/7079 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss

e) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur
Änderung des Fahrlehrergesetzes

– Drucksache 16/7080 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Martin
Zeil, Rainer Brüderle, Paul K. Friedhoff, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

De-minimis-Beihilfen mittelstandsfreundlicher
ausgestalten

– Drucksache 16/3149 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainer
Brüderle, Gisela Piltz, Martin Zeil, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP

Erwerbswirtschaftliche Betätigung der Kom-
munen durch eine Klarstellung im Gesetz ge-
gen den unlauteren Wettbewerb eindämmen

– Drucksache 16/5963 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Paul
Schäfer (Köln), Dr. Gregor Gysi, Oskar
Lafontaine und der Fraktion DIE LINKE

Keine deutsche Beteiligung an der Operation
Enduring Freedom in Afghanistan

– Drucksache 16/6098 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

i) Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael
Leutert, Hüseyin-Kenan Aydin, Monika Knoche,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Für die soziale Rehabilitation von Kindersol-
daten eintreten

– Drucksache 16/6358 –

(C (D Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung j)

Döring, Hans-Michael Goldmann, Horst
Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP

Obligatorische Haftpflichtversicherung für ge-
werbliche Binnenschiffe beim Transport ge-
fährlicher Güter

– Drucksache 16/6640 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

k) Beratung des Antrags der Abgeordneten Detlef
Parr, Daniel Bahr (Münster), Heinz Lanfermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Regelung zur Substitutionsbehandlung Opiat-
abhängiger praxisnah gestalten – Rechts-
sicherheit für substituierende Ärzte schaffen

– Drucksache 16/6795 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

l) Beratung des Antrags der Abgeordneten Patrick
Döring, Horst Friedrich (Bayreuth), Joachim
Günther (Plauen), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Abschaffung der Vorlagepflicht von Prüfbü-
chern – Modifikation der §§ 41, 42 der Verord-
nung über den Betrieb von Kraftfahrunter-
nehmen im Personenverkehr

– Drucksache 16/6797 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

n) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Bericht zum Ausbau der Schienenwege 2006

– Drucksache 16/3000 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

o) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Sondergutachten des Sachverständigenrates
für Umweltfragen

Klimaschutz durch Biomasse

– Drucksache 16/6340 –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

ZP 2 a)Erste Beratung des von den Abgeordneten Frank
Spieth, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Fünften Sozialgesetzbuches

– Drucksache 16/4808 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur Neuordnung der Entschädigung
von Telekommunikationsunternehmen für die
Heranziehung im Rahmen der Strafverfol-

(TK-Entschädigungs-Neuordnungsgesetz – TKEntschNeuOG)


– Drucksache 16/7103 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Kultur und Medien

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Monika
Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Stärkung des parlamentarischen Fragerechts

– Drucksache 16/6789 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

Es handelt sich hierbei um Überweisungen im verein-
fachten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Die Vorlage auf Drucksache 16/5963, Tages-
ordnungspunkt 42 g, soll federführend vom Rechtsaus-
schuss beraten werden. Sind Sie damit einverstanden? –
Das ist der Fall.

Wir kommen jetzt zu den Tagesordnungspunkten 43 a
bis 43 m sowie dem Zusatzpunkt 3. Es handelt sich um
die Beschlussfassung zu Vorlagen, zu denen keine Aus-
sprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 43 a:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und

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(C (D Stadtentwicklung der Abgeordneten Patrick Döring, Hans-Michael Goldmann, Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Toxische Rückstände in Transport-Containern – Herausforderung für Arbeitsund Verbrauchersicherheit – Drucksachen 16/5612, 16/6812 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Margrit Wetzel Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 16/6812, den Antrag der FDP auf rucksache 16/5612 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Damit ist diese Beschlussempfehlung mit Zutimmung der Großen Koalition und der Fraktion Die inke bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion und Enthal ung von Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 43 b: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie – zu der Verordnung der Bundesregierung Achtzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung – Verordnung der Bundesregierung Einhundertsechste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – – Drucksachen 16/6269, 16/6369 Nr. 2.1, 16/6382, 16/6487 Nr. 2.1, 16/6875 – Berichterstattung: Abgeordneter Erich G. Fritz Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 16/6875, die Aufhebung der Verrdnungen auf den Drucksachen 16/6269 und 16/6382 icht zu verlangen. Wer stimmt für diese Beschlussempehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist ie Beschlussempfehlung bei Gegenstimmen der Frakion Die Linke, keinen Enthaltungen und Zustimmung es übrigen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 43 c: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie – zu dem Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Rainer Wend, Martin Dörmann, Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Dr. Ditmar Staffelt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Die Zukunft der deutschen Luftfahrtindustrie sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Herbert Schui, Dr. Barbara Höll, Ulla Lötzer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Initiative Frankreichs aufgreifen – EADS durch Kapitalerhöhung stärken und staatliche Sperrminorität sicherstellen – Drucksachen 16/5908, 16/6395, 16/7049 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Heinz Riesenhuber Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Annahme des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/5908 mit dem Titel „Die Zukunft der deutschen Luftfahrtindustrie sichern“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung bei Zustimmung durch die Große Koalition, Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und Enthaltung bei Bündnis 90/Die Grünen und FDP angenommen. Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/6395 mit dem Titel „Initiative Frankreichs aufgreifen – EADS durch Kapitalerhöhung stärken und staatliche Sperrminorität sicherstellen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und Zustimmung des übrigen Hauses angenommen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses. Tagesordnungspunkt 43 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 297 zu Petitionen – Drucksache 16/6946 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht ist einstimmig angenommen. Tagesordnungspunkt 43 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 298 zu Petitionen – Drucksache 16/6947 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht ist ebenfalls einstimmig angenommen. g S k g g m t F s g B H g m g (C (D Tagesordnungspunkt 43 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 299 zu Petitionen – Drucksache 16/6948 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht ist bei Zustimmung von PD, CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Linen und bei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen anenommen. Tagesordnungspunkt 43 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 300 zu Petitionen – Drucksache 16/6949 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht ist einstimmig angenomen. Tagesordnungspunkt 43 h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 301 zu Petitionen – Drucksache 16/6950 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht ist bei Enthaltung der DP und Zustimmung der übrigen Mitglieder des Haues ebenfalls angenommen. Tagesordnungspunkt 43 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 302 zu Petitionen – Drucksache 16/6951 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht ist bei Ablehnung von ündnis 90/Die Grünen und Zustimmung des übrigen auses angenommen. Es gab keine Enthaltungen. Tagesordnungspunkt 43 j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 303 zu Petitionen – Drucksache 16/6952 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Damit ist die Sammelübersicht bei Gegenstimen der Fraktion Die Linke und Zustimmung des übri en Hauses ebenfalls angenommen. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Tagesordnungspunkt 43 k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 304 zu Petitionen – Drucksache 16/6953 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht ist bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion und Zustimmung des übrigen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 43 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 305 zu Petitionen – Drucksache 16/6954 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht ist bei Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke und Zustimmung des übrigen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 43 m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 306 zu Petitionen – Drucksache 16/6955 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht ist bei Zustimmung durch die Koalition und gegen die Stimmen der gesamten Opposition angenommen. Zusatzpunkt 3: Beratung des Antrags der Abgeordneten Carsten Müller Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René Röspel, Jörg Tauss, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Stärkung europäischer Wettbewerbsfähigkeit – ARTEMIS und weitere gemeinsame Technologieinitiativen sinnvoll gestalten – Drucksache 16/7117 – Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und Zustimmung im übrigen Haus angenommen. Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 7 a und 7 b auf: a)





(A) )


(B) )





(A) )


(B) )

richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus-
schuss) zu dem Antrag der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streit-
kräfte an der Friedensmission der Vereinten
Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage

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(C (D der Resolution 1590 der Vereinten Nationen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerungen durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen – Drucksachen 16/6940, 16/7141 – Berichterstattung: Abgeordnete Eckart von Klaeden Gert Weisskirchen Marina Schuster Wolfgang Gehrcke Kerstin Müller – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 16/7165 – Berichterstattung: Abgeordnete Herbert Frankenhauser Lothar Mark Jürgen Koppelin Dr. Gesine Lötzsch Alexander Bonde b)

richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus-
schuss) zu dem Antrag der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der AU/UN-Hybrid-Operation in Darfur
– UNAMID – auf Grundlage der Resolution
1769 (2007) des Sicherheitsrats der Vereinten
Nationen vom 31. Juli 2007

– Drucksachen 16/6941, 16/7143 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Marina Schuster
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/7163 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

Ich weise Sie darauf hin, dass wir über beide Be-
chlussempfehlungen später namentlich abstimmen wer-
en.

Es ist verabredet, über diesen Tagesordnungspunkt
ine Dreiviertelstunde zu debattieren. – Dazu höre ich
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne jetzt die Aussprache und erteile das Wort
er Kollegin Brunhilde Irber für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1612608600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Verhandlungen, die zu mehr Blutvergießen
führen, Flüchtlingslager, in denen jeder gegen jeden
kämpft, Hunger und Not, die kaum gelindert werden –
über die Lage im Sudan gibt es wenig Erfreuliches zu
berichten. Trotzdem möchte ich gerade deswegen darle-
gen, warum ich für die Verlängerung der deutschen Be-
teiligung an UNMIS und für die deutsche Beteiligung an
UNAMID eintrete.

Zunächst zum Süden. Die Situation im Südsudan ist
nach wie vor angespannt. Sie ist geprägt durch den Streit
über die Festlegung der Grenzlinie zwischen dem Nord-
und Südsudan und die Umsetzung des sogenannten um-
fassenden Friedensabkommens, des Comprehensive
Peace Agreement, vom Januar 2005. Präsident Baschir
hat zwar dem Abzug der nordsudanesischen Armee aus
dem Süden des Landes zugestimmt, doch faktisch hat
eine Truppenverstärkung stattgefunden. Vor allem die
Ölregionen des Südens befinden sich weiterhin unter sei-
ner Kontrolle.

Darüber hinaus hat die SPLM, die wichtigste politi-
sche Kraft des Südsudan, ihre Minister aus der Regie-
rung der Nationalen Einheit abgezogen. In Anbetracht
dieser Ereignisse überrascht es nicht, dass die Umset-
zung des Friedensabkommens in wichtigen Aspekten
hinter dem Zeitplan geblieben ist.

Dennoch gibt es auch hoffnungsvolle Entwicklungen.
Der Aufbau von eigenen Verwaltungsstrukturen im
Südsudan schreitet voran. Teile der geflohenen Bevölke-
rung sind bereits in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Re-
gion Kassala im Südosten des Landes gilt als befriedet.
UNMIS und mit ihr die derzeit im Sudan eingesetzten
Bundeswehrsoldaten haben hierzu einen entscheidenden
Beitrag geleistet. Dafür sage ich Dank an unsere Solda-
ten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


UNMIS bleibt als stabilisierendes Element unver-
zichtbar. Die für Februar 2008 geplante Volkszählung
muss abgesichert werden; denn ohne Zensus wird es
2009 keine Wahlen geben. Auch das Referendum, das
für 2011 geplant ist, wäre gefährdet. Deshalb wäre es fa-
tal, wenn wir den Weg zum Frieden an dieser Stelle ab-
brechen würden. Es ist konsequent, wenn Deutschland
auf der Grundlage der Resolutionen 1590 und 1784 des
Sicherheitsrats der Vereinten Nationen das Mandat sei-
ner Soldaten verlängert. Die Rahmenbedingungen des
Einsatzes bleiben unverändert.

In diesem Zusammenhang ist natürlich die Krisenre-
gion Darfur zu sehen. Die Sicherheitslage dort hat sich
nicht verbessert. Ich möchte an dieser Stelle kurz auf die
Geschehnisse vor Ort eingehen, um zu verdeutlichen,
welche Dimension die humanitäre Katastrophe im Sudan
hat. Schätzungen der UNO zufolge wurden in Darfur seit
2003 mindestens 2,3 Millionen Zivilisten vertrieben.
Rund 400 000 Menschen kamen ums Leben. John
Prendergast von der International Crisis Group hat die

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(C (D reignisse in Darfur treffend auf den Punkt gebracht. Er at gesagt: „Sudan is Rwanda in slow motion.“ Deutschland hat auf die Ereignisse bereits reagiert nd in diesem Jahr rund 19 Millionen Euro für humaniäre Nothilfe in Darfur bereitgestellt. Hilfslieferungen alein bleiben aber wirkungslos, solange vor Ort Anarchie nd Willkür herrschen. Die Friedensmission der Afrikaischen Union, AMIS, hat die notwendige Stabilität und icherheit nicht herstellen können. Die Realisierung des arfur-Friedensabkommens vom Mai 2006 scheint eute weiter entfernt denn je. Schlimmer noch, der Bürgerkrieg in Darfur ist anstekend. Immer mehr Flüchtlinge landen in den Nachbarändern des Sudan: derzeit rund 230 000 im Tschad und ehrere Zehntausend in der Zentralafrikanischen Repu lik. Mit ihnen kommen auch von Sudans Regierung unerstützte Milizen. Sie tragen den Flüchtlingen den ethnichen Krieg Darfurs hinterher. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist nun an uns, ie wir seit Jahren ein Ende des Mordens und der Verreibung in der Region Darfur fordern, unseren Worten aten folgen zu lassen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Robert Hochbaum [CDU/CSU])


Mit der Entscheidung des Sicherheitsrats der Verein-
en Nationen und des Friedens- und Sicherheitsrats der
frikanischen Union für UNAMID bietet sich nun end-

ich die Perspektive, dem Darfur-Friedensabkommen
eben zu verleihen. UNAMID ist die zurzeit einzige

ealistische Möglichkeit, politischen Druck auf die
onfliktparteien auszuüben und sie wieder an den Ver-
andlungstisch zu bringen.

Dazu wird UNAMID ab dem 1. Januar 2008 für zu-
ächst zwölf Monate die Umsetzung des bestehenden
riedensabkommens unterstützen und die laufenden
riedensverhandlungen absichern. Für diese Aufgabe
teht UNAMID das größte Blauhelm-Kontingent in der
eschichte der Vereinten Nationen zur Verfügung. Ab
em 1. Januar des kommenden Jahres werden bis zu
9 555 Soldaten und über 3 770 Polizisten die Zivilbe-
ölkerung vor Überfällen und Vertreibung schützen. Da-
ür hat der Sicherheitsrat UNAMID mit einem robusten

andat ausgestattet. Deutschland wird sich daran mit
is zu 250 Soldaten beteiligen. Die Kosten von
Millionen Euro sind überschaubar.

Die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft
m eine Lösung des Darfur-Konflikts befinden sich in
iner entscheidenden Phase. Wenn ich „internationale
emeinschaft“ sage, meine ich nicht nur unsere Partner.
uch wir sind Teil der internationalen Gemeinschaft.
as heißt, wir müssen den Kriegstreibern im Sudan klar-
achen, dass sie nicht unbeobachtet sind. Wir müssen
orge dafür tragen, dass die Vertreibungen im Sudan
icht ohne Folgen bleiben. Wir müssen jetzt ein glaub-
aftes Signal setzen, damit sich Präsident Baschir keinen
eiteren Wortbruch mehr leisten kann.






(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wird der Frieden im
Sudan in Anbetracht der komplexen Konfliktlage nicht
ein Wunschtraum bleiben? Werden wir den Menschen in
diesem Land, welches größer ist als Westeuropa, effektiv
helfen können? Sie erinnern sich sicherlich, dass wir uns
diese Fragen schon einmal gestellt haben, als es galt, die
Wahlen im Kongo abzusichern. Heute, über ein Jahr
nach den Wahlen, können wir sagen: Unser Einsatz im
Kongo hat sich gelohnt.

Ebenso muss es unser Interesse sein, den Sudan als
Ganzes zu erhalten und zu stabilisieren. Als eines der
größten Flächenländer Afrikas, umringt von acht weite-
ren Staaten, kommt dem Sudan für den Frieden und die
Stabilität in der gesamten Region eine Schlüsselrolle zu.
Deshalb bitte ich heute um breite Zustimmung des Deut-
schen Bundestages zur Verlängerung des Mandats der
deutschen UNMIS-Soldaten im Südsudan und für die
Beteiligung deutscher Soldaten an der AU/UN-Hybrid-
Mission UNAMID in Darfur.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612608700

Marina Schuster spricht jetzt für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1612608800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Eines schicke ich gleich vorweg: Die FDP-
Fraktion wird heute beiden Mandaten zustimmen. Meine
Kollegin Elke Hoff wird später auf das UNMIS-Mandat
eingehen, ich jetzt nur auf das UNAMID-Mandat. Ge-
rade das UNAMID-Mandat erfüllt mich mit großer
Sorge. Wir alle hier wissen, dass diese Sorge aus mehre-
ren Gründen berechtigt ist.

Erstens. Der Zeitplan für die UNAMID-Mission, aber
auch die Truppensteller stehen nach wie vor nicht fest.
Außerdem hat das Regime in Khartoum jetzt wieder an-
gekündigt, es wolle doch nur eine rein afrikanische
Truppe akzeptieren.

Zweitens. Ich warne nochmals vor den logistischen
Herausforderungen; in der Plenardebatte letzte Woche
wurden diese auch angesprochen. Es gibt bereits jetzt
zahlreiche Probleme vor Ort. Der Tagesspiegel hat das in
einem Bericht über das geplante Hauptquartier in al-Faschir
sehr eindringlich geschildert. Der Bericht zitiert Aussa-
gen von Soldaten der Vorhut:

„600 Leute in drei 100-Mann-Zelten. Kein Platz,
keine Planung, keine Logistik“ … „Jede einzelne
Schraube und jede Flasche Wasser muss da hinge-
bracht werden“ …

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(C (D Das verdeutlicht ein wesentliches Problem: den ransport. Darfur ist so groß wie Frankreich und verfügt uasi über keine Infrastruktur. An Transportund auch ampfhubschraubern fehlt es aber nach wie vor. 30 sol en es mindestens sein. Bisher ist aber noch kein einziger ugesagt. Man muss kein Hellseher sein, um sagen zu können: oll einsatzbereit wird das Mandat bis zum 31. Dezemer dieses Jahres nicht sein. Dabei sind gerade die Erartungen der Flüchtlinge vor Ort, aber auch die der nternationalen Gemeinschaft sehr hoch. Der UNAMIDommandeur, General Martin Agwai, hat in einem In erview bereits davon gesprochen, dass die Erwartungen n dieses Mandat wahrscheinlich zu hoch sind. Wir alle hoffen, dass durch das langerwartete robuste andat endlich die Sicherheit und der Schutz der Zivil evölkerung gewährleistet werden. Wir dürfen aber eies nicht vergessen: Das UNAMID-Mandat ist nur ein austein auf dem Weg zu einem friedlichen Darfur. Vor llem dürfen wir nicht blauäugig sein: Ein breit angeleges Friedensabkommen gibt es nicht. Das DPA wurde ur von einer Rebellengruppe unterzeichnet, und wir issen, dass die Zersplitterung weitergeht. Ich fordere die Bundesregierung auf, sich politisch inzusetzen, statt sich hinter AUund UN-Zuständigkeien zu verstecken. enn wir uns finanziell beteiligen und vor allen Dingen oldaten dorthin schicken, dann haben wir eine große erantwortung zu tragen. Wir haben die Verantwortung, nsere Soldaten entsprechend auszustatten. Die internaionale Gemeinschaft muss verhindern, dass dieses Manat, dieser Hoffnungsstrang, zum Waterloo für die Verinten Nationen wird. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612608900

Nächster Redner ist der Kollege Eckart von Klaeden

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1612609000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Wir beschließen heute die Beteiligung deutscher
treitkräfte an zwei Missionen der Vereinten Nationen

m Sudan: an UNMIS und UNAMID. Grundsätzlich
tellt sich zunächst die Frage, warum der Sudan für uns
in so wichtiges Land ist. Sudan ist der größte Flächen-
taat Afrikas. Sudan ist das Scharnier zwischen der afri-
anischen Welt und der arabischen Welt. Sudan ist ein
and mit großen Energieressourcen. Sudan ist aber auch
in Land, das inzwischen seit Jahrzehnten von Bürger-
riegen heimgesucht wird.






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
Der Beschluss vom heutigen Morgen zur Verlänge-
rung des OEF-Mandats hat gezeigt, dass ein Zusammen-
bruch des Sudan bzw. eine weitere chaotische Entwick-
lung in diesem Land auch im Nahen und Mittleren Osten
zu tektonischen Erschütterungen führen kann. Deswegen
sind die Herstellung von Stabilität und die Verbesserung
der Lage im Sudan für uns und unsere Sicherheit von be-
sonderer Bedeutung.

Der Konflikt im Südsudan ist eine der längsten und
gewalttätigsten Auseinandersetzungen in Afrika. Dem
Anfang der 80er-Jahre ausgebrochenen Bürgerkrieg zwi-
schen Nord und Süd fielen mehr als 2 Millionen Men-
schen zum Opfer, meist südsudanesische Zivilisten;
4 Millionen Südsudanesen wurden vertrieben. Der erste
Bürgerkrieg von 1955 bis 1972 hatte bereits schätzungs-
weise 500 000 bis 700 000 Todesopfer gefordert.

Das Friedensabkommen aus dem Jahre 2005 wird lei-
der nicht so umgesetzt, wie wir es uns wünschen; darauf
hat die Kollegin Irber schon hingewiesen. Das liegt ins-
besondere daran, dass das Regime in Khartoum seine
Zusagen nicht einhält. Damit dieser Konflikt nicht wie-
der ausbricht, ist es erforderlich, dass die Einhaltung die-
ses Friedensabkommens weiterhin im Rahmen von
UNMIS überwacht wird. Die Bundesrepublik Deutsch-
land beteiligt sich daran mit 75 Soldaten.

Vor UNMIS liegen große Aufgaben. Im Jahr 2011
soll ein Referendum über die Unabhängigkeit des Sü-
dens vom Norden durchgeführt werden. Es spricht we-
nig dafür, dass der Norden den ölreichen Süden ohne
Weiteres ziehen lassen wird. Auch die Parlamentswah-
len, für das Jahr 2009 vorgesehen, werfen ihre Schatten
voraus. Dafür braucht man zum einen eine Volkszählung
und zum anderen ein Wahlgesetz. Zur Erarbeitung dieses
Wahlgesetzes ist wiederum die Kooperation des Re-
gimes in Khartoum erforderlich.

Ich will ganz deutlich sagen: Sollte Khartoum trotz
der jetzt zögerlich erteilten Zustimmung zur UNAMID-
Mission dabei nicht kooperieren, muss die Verhängung
weiterer Wirtschaftssanktionen im Rahmen des Mögli-
chen bleiben. Mit UNAMID soll das Engagement der
Afrikanischen Union in Darfur unterstützt werden. Ziel
ist und bleibt, das Darfur-Friedensabkommen umzuset-
zen, mit dem der Bürgerkrieg in Darfur, dem seit 2003
mehr als 200 000 Menschen zum Opfer gefallen sind
und der für etwa 2,5 Millionen Flüchtlinge verantwort-
lich ist, beendet werden soll. Doch auch hier – darauf ha-
ben meine Vorredner schon hingewiesen – zeichnet sich
ab, dass das Abkommen nicht so eingehalten wird, wie
es erforderlich ist.

Die Friedensgespräche, die vor wenigen Wochen im
libyschen Sirte stattgefunden haben, müssen wohl als
gescheitert gelten. Es ist erforderlich, dass vor allem die
größten und wichtigsten Rebellengruppen an den weite-
ren Verhandlungen teilnehmen, die für Mitte Dezember
vorgesehen sind.

Die Lage in Darfur ist außerordentlich unübersicht-
lich. Das beginnt schon mit der Zahl der Rebellengrup-
pen: Mal ist von 20, mal von 40 Gruppen die Rede, und
es gibt nicht nur den Konflikt zwischen den Rebellen auf

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(C (D er einen und der Regierung in Khartoum auf der andeen Seite, nein, die Rebellengruppen bekämpfen sich uch untereinander. Gerade diese unübersichtliche Lage st der Grund dafür, dass die Menschen in dieser Region o leiden müssen. Diese unübersichtliche und schreckliche Lage verflichtet die Vereinten Nationen, einzugreifen, und verflichtet auch uns, zu helfen. 26 000 Soldaten und Poliisten sowie 5 500 zivile Kräfte aus über 50 Ländern ollen an UNAMID beteiligt sein. Deswegen ist es richig und gut, dass sich auch Deutschland mit 250 Einatzkräften beteiligen wird. Dabei handelt es sich um inzelpersonal in Stäben, Experten mit Verbindungs-, eratungsund Unterstützungsaufgaben sowie um räfte, die im Rahmen der Lufttransportunterstützung ätig werden sollen. UNAMID ist mit einem robusten Mandat nach ap. VII der VN-Charta ausgestattet: Die Einsatzkräfte aben zur Durchsetzung ihrer Aufträge auch das Recht ur Anwendung von Gewalt sowie die Befugnis zur ahrnehmung des Rechts auf bewaffnete Nothilfe. Bei NAMID wird es sich um die größte derzeitige Mission er Vereinten Nationen handeln. Sie muss gelingen, alen Widrigkeiten zum Trotz. Wir müssen also mehr tun, damit ein Flächenbrand in er Region und weitere Flüchtlingsströme verhindert erden können. Schon jetzt sind die Nachbarländer des Sudan von em Konflikt betroffen: Zum Schutz der Lager im schad, in denen sich circa 230 000 aus Darfur Vertrieene aufhalten, und weiterer 48 000 Flüchtlinge, die sich n der Zentralafrikanischen Republik aufhalten, hat der N-Sicherheitsrat auch eine internationale Präsenz in iesen beiden Ländern mandatiert; sie besteht aus einer SVP-Mission sowie einer Polizeimission der Vereinten ationen und des Tschad. Auf einen bereits am Anfang erwähnten Punkt will ch noch einmal eingehen: auf die großen Energieresourcen im Sudan, vor allem was die Ölvorkommen aneht. Diese Vorkommen machen den Sudan geradezu zu inem Tummelplatz ausländischer Unternehmen. Das ist ieder einmal ein Beispiel dafür, dass reiche Rohstofforkommen für Länder in Afrika häufig nicht ein Segen, ondern ein Fluch sind. In diesem Zusammenhang wird immer wieder zu echt auf die Rolle Chinas hingewiesen. In der Tat: hina hat aufgrund seines ständig steigenden Energiebearfs ein großes Interesse an den sudanesischen Ölfelern, und es hat zu lange gedauert, bis China und auch ussland bereit waren, härtere Sanktionen gegen das suanesische Regime zu verhängen. Doch inzwischen usste auch China – wenn auch zögerlich – erkennen, ass Willkür, Korruption und mangelnde Rechtssichereit im Sudan auch seinen Interessen abträglich sein önnen. Nicht zuletzt dieser späten Einsicht Chinas ist es u verdanken, dass Khartoum der AU/VN-Hybridmision nach langem Sträuben zugestimmt hat. Eckart von Klaeden Das kann aber nur ein erster Schritt sein. Wir sind, wie bereits beschrieben, noch lange nicht am Ziel: der Befriedung des Sudan. Aus diesem Grunde müssen wir beide VN-Missionen unterstützen. Ein zerfallender Staat Sudan hätte furchtbare, folgenschwere Auswirkungen, nicht nur für Afrika und die arabische Welt, für unsere Nachbarregionen, den Nahen und Mittleren Osten – auch wir würden die Folgen dieser tektonischen Erschütterung zu spüren bekommen. Meine Fraktion wird daher beiden Anträgen zustimmen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612609100

Nun hat Dr. Norman Paech für die Fraktion Die Linke

das Wort.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612609200

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Seit Jahren reden wir an diesem Ort darüber,
wie wir dem zerrissenen und verwüsteten Land Sudan
eine friedliche und sichere Zukunft garantieren können.
Das Ergebnis ist immer das Gleiche: Es wird der Einsatz
des Militärs gefordert. Die Mandate werden verlängert,
und jetzt wird sogar der größte Militäreinsatz der UNO
überhaupt vorbereitet.

Sie meinen immer noch, dass das der richtige Weg ist.
Wir sagen Ihnen aber: Das ist ein Scheitern der Politik
und wird die Situation im Sudan nicht verbessern;


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


denn der Schutz von Menschen durch das Militär kann,
wenn das überhaupt möglich ist, immer nur von kurzer
Dauer sein. Langfristig führt der Einsatz von Militär im-
mer nur zu Destabilisierung, zu Zerstörung der sozialen
Strukturen und zu immer mehr Gewalt und weiteren To-
ten.

Sie beteuern dann immer wieder, dass es politischer
und ziviler Kräfte zur Lösung dieses Konfliktes bedarf.
Wo sind sie? Außer den zahllosen humanitären Organi-
sationen, die die äußerste Not zu bekämpfen versuchen,
sehe ich keine weiteren Kräfte. Es gibt keinen zivilen
Einsatz, der dem Aufwand des Militärs in irgendeiner
Weise vergleichbar ist.

Sie berufen sich auf den Friedensvertrag von 2005,
der unter starkem Druck der USA geschlossen wurde
und dessen Einhaltung die UNMIS nun zu überwachen
und zu sichern hat. Wir können doch nicht übersehen,
dass durch diesen Vertrag die Abspaltung des Südens
vom Norden faktisch vorbereitet wird. Die jüngsten
Spannungen, die erneute Eskalation der Gewalt und
auch die Blockade des Friedensprozesses sind doch ge-
rade Ergebnisse dieses verfehlten Vertrages. Die wieder-
aufkeimende Gewalt kann durch UNMIS zwar zeitwei-
lig unterdrückt, aber nie dauerhaft beseitigt werden.
UNMIS wird vielmehr – das befürchten wir – zu einer

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(C (D artei im Sezessionskonflikt, in dem es schließlich um ine heftige Konkurrenz mit China um die Ölressourcen m Süden dieses Landes gehen wird. Deswegen können wir diesen Konflikt nicht isoliert nd als internes Problem des Sudans sehen. Warum haen die USA nämlich ein neues afrikanisches Militärommando – AFRICOM genannt – gegründet, welches lle militärischen Aktivitäten vom Horn von Afrika bis um Golf von Guinea koordinieren soll? Das geschah och nicht, um dort Frieden herzustellen und Menschenechte zu sichern. Machen wir uns doch nichts vor: In er ganzen Region geht es um strategische Rohstoffinteessen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Sudans Nachbar Äthiopien – das dürfen wir nicht ver-
essen – hat seinen Nachbarn Somalia mit Unterstützung
er USA – man kann sogar sagen: auf Anregung – über-
allen und bietet sich jetzt als Standort für AFRICOM
n. So legitim Rohstoffinteressen auch sind: Das Militär
at sich da herauszuhalten.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Damit komme ich zum zweiten Mandat, zur neuen
ission UNAMID für das verwüstete Darfur. Es mag

hr Gewissen und das Gewissen vieler beruhigen, mit
iesem Mandat wieder etwas getan zu haben. Ich sage
hnen aber voraus: Auch dieses gewaltige Militärkontin-
ent wird an der desolaten Situation substanziell nichts
ndern. Blicken Sie doch einmal in den Kongo.

Es ist schon lange kein Krieg der Rebellen von Darfur
egen die Zentralregierung in Khartoum mehr. Die Zahl
er Rebellengruppen ist unübersehbar geworden. Sie
ämpfen allmählich gegeneinander. Der Friedensvertrag
on Abuja ist vollkommen unzureichend, und die Kon-
erenz in Libyen ist ergebnislos geblieben. Warum? Die
ichtigsten Rebellengruppen nahmen daran gar nicht
ehr teil. Stattdessen haben sie sich zusammengefun-

en, um die Unabhängigkeit Darfurs vom Sudan zu pla-
en. Das ist unsere Sorge: Wir befürchten die Trennung
arfurs vom Sudan unter dem Schutz der UNO-Trup-
en, selbst dann, wenn sie dies niemals gewollt haben.

Was fehlt und was die Linke fordert, ist ein umfassen-
es politisches Konzept zur Unterstützung des Friedens-
rozesses. Wir fordern die Aufnahme von neuen Frie-
ensverhandlungen und ein umfassendes Programm für
en Wiederaufbau dieser Region.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ur so kann die Einheit des Landes gewahrt werden.

Wenn Sie alle Mittel, die Sie nun wieder in ein militä-
isches Mandat stecken, für ein großes ziviles Friedens-
nd Wiederaufbauprogramm bereitstellten, hätten Sie
nsere ungeteilte Zustimmung; denn uns trennt doch
icht die Sorge um die Menschenrechte und das kriegs-
errissene Land,






(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


sondern die Mittel, mit denen Sie jetzt diesem Land und
den dort lebenden Menschen zu Leibe rücken. Dafür be-
kommen Sie die Zustimmung der Linken nicht.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612609300

Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Kerstin Müller

für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-
ehrter Herr Paech, ich will kurz auf das eingehen, was
Sie zuletzt gesagt haben. Sie fordern eine umfassende zi-
vile Mission für Darfur. Sie kommen sehr pazifistisch
daher. Aber ich frage mich wirklich, wie Sie in einer Si-
tuation, in der wir es mit einem schleichenden Völker-
mord und Massenvergewaltigungen zu tun haben, in der
aus der Luft bombardiert wird, in der also Krieg
herrscht, mit einem ausschließlich zivilen Programm
überhaupt eine Wirkung erzielen wollen. Nötig ist doch,
zuerst die Gewalt einzudämmen und die Menschen zu
schützen, die heute noch nicht einmal in den Flüchtlings-
lagern Schutz haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Sie basteln sich quasi die Mandate so, wie es in Ihre
Friedensrhetorik passt. Dass UNMIS die zivile Kompo-
nente fehle, ist absurd. Deutschland zum Beispiel stellt
im Höchstfall 75 unbewaffnete Beobachter zur Verfü-
gung. Ein großer Teil dieser Mission findet zwar in Uni-
form statt, ist aber für die Flüchtlingsrückkehr und hu-
manitäre Fragen zuständig. Ich frage Sie: Was hat die
Bereitstellung von unbewaffneten Beobachtern im
Südsudan, die unter schwierigsten Bedingungen einen
Friedensdienst leisten, mit Krieg und mit Militarisierung
zu tun? Was Sie sagen, ist nichts anderes als Rhetorik
und hat mit der Lage vor Ort nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Man kann meinen Ausführungen unschwer entneh-
men, dass meine Fraktion den Mandaten für UNMIS und
UNAMID zustimmen wird, und zwar UNMIS, weil sie
zur Stabilisierung des fragilen Nord-Süd-Friedensab-
kommens unabdingbar ist, und im Hinblick auf Darfur,
weil wir uns schon lange für eine robuste UNO-Frie-
densmission gerade zum Schutz der Menschen vor Ge-
walt einsetzen. Allerdings, Herr Außenminister, dürfen
wir uns nicht damit zufriedengeben – darüber haben wir
im Ausschuss eine Debatte geführt –, dass UNAMID ab
dem 1. Januar 2008 offiziell die Verantwortung für die
Sicherheit der Menschen übernimmt; denn die tatsächli-
che Stationierung wird sich – das war heute wieder von
der UNO zu vernehmen – mindestens bis Mitte 2008

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(C (D inziehen. Der Generalsekretär der UNO, Ban Ki-moon, nd der Chef des DPKO, Herr Guéhenno, haben noch inmal vor Verzögerungen bei der UNAMID-Stationieung gewarnt, weil bislang zu wenige Länder bereit sind, ruppen zu stellen. Herr Kollege Fischer, Sie haben in der letzten Debatte azu gesagt: Wenn wir ein weiteres Jahr debattieren – und ei es auf UNO-Ebene –, dann hat die Weltgemeinschaft ieder einmal bei einem Krisenherd versagt. – Ich timme Ihnen ausdrücklich zu. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


iese UNO-Mission braucht eine stärkere Unterstützung
er internationalen Gemeinschaft. Ich fordere die Bun-
esregierung auf, gemeinsam mit den europäischen Part-
ern noch einmal darüber zu beraten, wie der Mission
chnellstmöglich zum Beispiel die fehlenden 24 Trans-
ort- und Kampfhubschrauber sowie Spezialeinheiten
ur Verfügung gestellt werden können. Herr Guéhenno
at heute gesagt: Wenn das nicht passiert, dann droht die
ission zu scheitern. – Das darf natürlich nicht passie-

en. Nach langem Ringen hat sich die internationale Ge-
einschaft endlich zu einer robusten Friedenstruppe

urchgerungen. Sie darf nicht daran scheitern, dass es zu
enige Länder gibt, die bereit sind, Truppen für diese
ission zu stellen. Als internationale Gemeinschaft sind
ir dazu verpflichtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In Darfur – das richte ich auch an Sie, liebe Kollegin-
en und Kollegen von der Linken – ist ein Dreiklang von
riedensgesprächen, Waffenstillstand und Friedensmis-
ion notwendig. Einige Rebellenorganisationen kehren
eshalb nicht mehr an den Verhandlungstisch zurück,
eil sie wollen, dass zuerst die UNO-Truppe ins Land
ommt, um die Flüchtlinge und die Bevölkerung zu
chützen.

Aber nicht nur die Verzögerung auf internationaler
bene, sondern auch das Verhalten der sudanesischen
egierung führt zurzeit dazu, dass die Stationierung nur

chleppend vorankommt. Sie spielt wieder einmal Katz
nd Maus mit der internationalen Gemeinschaft. Heute
um Beispiel hat das DPKO gemeldet, dass der Sudan
ie Kontingente aus Thailand, Nepal und Skandinavien
icht akzeptiert.

Wir müssen uns, glaube ich, noch einmal die Erfah-
ungen mit dem Regime in Khartoum in den letzten Mo-
aten und Jahren in Erinnerung rufen. Die Zusagen sind
ichts wert. Es reicht nicht, dass die Regierung seinerzeit
er UNAMID-Mission zugestimmt hat. Deshalb appel-
iere ich an die Bundesregierung und uns alle: Auch hier
st die internationale Gemeinschaft nur dann glaubwür-
ig, wenn wir den Druck auf die sudanesische Regie-
ung, die die Mission offensichtlich nicht will, aufrecht-
rhalten, damit sie die Stationierung nicht hintertreibt.
as dürfen wir alle gemeinsam nicht zulassen.






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir brauchen eine entschlossenere internationale Ge-
meinschaft, die bereit ist, Konflikte in Afrika nicht ein-
fach treiben zu lassen, und die sich von der sudanesi-
schen Regierung nicht immer wieder an der Nase
herumführen lässt. Wir brauchen eine internationale Ge-
meinschaft, die bereit ist, sich dauerhaft für den Frieden
in Darfur und im Südsudan zu engagieren und dazu auch
erhebliche Mittel in den Friedensprozess und den Wie-
deraufbau zu investieren.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612609400

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ich komme zum Schluss. – Ich möchte noch auf das
CPA und den Südsudan eingehen. Herr von Klaeden, Sie
haben zu Recht darauf hingewiesen, dass bei einem
Scheitern des Nord-Süd-Abkommens das Auseinander-
fallen des Sudan mit unabsehbaren Konsequenzen – auch
für Europa – droht. Dann ist mit einer Destabilisierung
der gesamten Region zu rechnen. Deshalb müssen wir
auch das verhindern.

Ich erinnere daran, dass die internationale Gemein-
schaft die Garantiemacht für das Nord-Süd-Abkommen
übernommen hat. Zurzeit ist sie aber ein zahnloser Tiger.
Auch dabei ist es unsere Pflicht, Druck auf die Regie-
rung in Khartoum auszuüben und darauf zu drängen,
dass das CPA Schritt für Schritt umgesetzt wird, damit es
nicht aufgrund von Verzögerungen und Taktiererei
scheitert. Das hätte in der Tat unabsehbare Folgen, und
zwar nicht nur für das Horn von Afrika, sondern auch für
Europa.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612609500

Das Wort hat nun der Kollege Jörn Thießen für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Jörn Thießen (SPD):
Rede ID: ID1612609600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Jedes Mal, wenn der Kollege Paech eine Rede im Deut-
schen Bundestag hält, beschleicht mich die deutliche
Anmutung, dass seine Welt in Hamburg beginnt und in
Bremerhaven aufhört. Das sind schöne Städte, aber sie
haben mit der Weltlage wenig zu tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In Darfur – das wird in diesem Hause oft beklagt –
herrscht ein furchtbarer und blutiger Konflikt. Das gilt

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(C (D ber auch für große Teile der Geschichte des Südsudan. ie Kolleginnen Hoff und Mogg und ich haben uns per önlich im Südsudan davon ein Bild gemacht. Wir haben ns auch ein Bild gemacht, wie erfolgreich sich die Verinten Nationen dort sowohl im zivilen als auch im miliärischen Bereich einsetzen. Insofern gebührt den deutchen Soldatinnen und Soldaten und den Vereinten ationen unser hoher Respekt für ihre Arbeit unter be onders schwierigen Bedingungen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben bereits Militärbeobachter eingesetzt. Wir
üssen den anstehenden Dreiklang bedenken und be-

leiten. Volkszählung, Referendum und Wahlen sind
ichtige Schritte in dieser furchtbar gebeutelten Region.
b wir eines Tages vor der Situation stehen, dass sich
er Sudan teilen will, ist in der Tat eine Schwierigkeit,
er wir begegnen wollen, Frau Kollegin Müller. Das ist
ber nicht mit weniger Engagement möglich; notwendig
st vielmehr ein verstärktes Engagement. Deshalb ist das,
as wir beschließen wollen, vollständig und richtig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Beitrag der Hybridmission kommt viel zu spät.
on diesem Ort hier ist viel zu lange ohne großen Druck
eklagt worden, wie schwierig die Situation im Sudan
st. Es ist richtig, dass wir jetzt tun, was wir tun können.
eswegen begrüßt die Fraktion der Sozialdemokraten,
ass jetzt im Sicherheitsrat auch eine Einigung mit
hina herbeigeführt werden konnte. Wir wissen, China

st notwendig, um Druck auf Khartoum auszuüben. Wir
issen aber auch, dass China massive Interessen in die-

er Region hat. Wir sind das Gegenteil von naiv. Wir
erben darum, China als internationalen Partner ernst zu
ehmen und China zu ermutigen, in diese Sicherheitsar-
hitektur mit eigener Autorität einzusteigen.

Die frühere Mission der Afrikanischen Union litt da-
unter, kein robustes Mandat zu haben. Sie hat Morden
nd Vergewaltigungen tatenlos zugesehen; sie war völlig
berfordert. Die jetzige Aktion der UNAMID unter-
treicht die Einsicht, dass afrikanische Angelegenheiten
ederführend von Afrikanern geleitet und geregelt wer-
en müssen. Aber bei dem, was sie nicht schaffen kön-
en, muss Hilfe geleistet werden. Deshalb übernimmt
ie Hybridmission den schwierigen Auftrag von AMIS
nd versieht ihn mit einem deutlich stärkeren Rückhalt
er internationalen Völkergemeinschaft. Diese zwei
andate sind der richtige Weg, zu dem Deutschland mit
echt Ja sagt.

Zur Flankierung der deutschen Beteiligung an den
perationen wäre es sinnvoll, an die deutsche Botschaft

n Khartoum einen eigenen Militärstab zu entsenden,
err Minister. Die Begründung des Bundesministeriums
er Verteidigung, warum Sie das nicht wollen, habe ich
mit Verlaub – nicht verstanden. Ich bitte erneut, das zu
ewerten, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.






(A) )



(B) )


Jörn Thießen

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612609700

Das Wort hat nun die Kollegin Elke Hoff für die FDP-

Fraktion.


Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1612609800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich freue mich sehr, dass wir heute wieder
einmal die Gelegenheit haben, unseren Soldaten, die vor
Ort im Sudan ihren Dienst als unbewaffnete Militär-
beobachter tun, von Herzen zu danken. Denn das, was
sie in diesem spannungsgeladenen Bereich unbewaffnet
tun, verdient wirklich ein Kompliment und großes Lob.
Ich hoffe sehr, dass die Soldaten, die dort ihren Dienst
tun, nicht zu unseren vergessenen Soldaten gehören,
sondern unsere Anerkennung und unseren Respekt ha-
ben.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch meine Fraktion wird der Mandatierung von
UNMIS zustimmen. Wir werden UNMIS nicht nur des-
halb zustimmen, weil sie eine militärische Komponente,
sondern auch deshalb, weil sie eine wichtige politische
Komponente hat. Wir nähern uns immer mehr dem
Punkt, an dem die Einlösung genau dieses Teils der Mis-
sion einen wesentlichen Aspekt unserer politischen
Handlung betreffen wird.

Wir werden in nächster Zeit im Sudan ein Referen-
dum und Wahlen erleben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass dazu auch die
Bundesregierung einen Beitrag, der über den militäri-
schen Beitrag hinausgeht, leisten muss. Es gibt zuneh-
mende Spannungen im Süden. Wenn die Implementie-
rung des CPA nicht funktioniert, wird dies auch
Auswirkungen auf die Umsetzung des Darfur Peace
Agreement haben. Wen sollen wir, die internationale Ge-
meinschaft, davon überzeugen, dass die Schaffung von
Frieden in Darfur durch unsere Aktivitäten wichtig ist,
wenn wir diesen wichtigen Bereich des CPA vergessen?


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen mehr Anstrengungen unternehmen, die-
sen Prozess zu begleiten. Die Vorbereitung der Volks-
zählung, die Vorbereitung des Referendums, die Vorbe-
reitung zur Schaffung eines Wahlgesetzes und
Einrichtung einer Wahlkommission sind nach meiner
Auffassung – auch nach den Erfahrungen, die ich vor
Ort gemacht habe – eine der vordringlichsten Aufgaben,
die Deutschland begleiten kann.

Wer nach Juba reist, wird sehen, dass in dieser Stadt,
die der Sitz der südsudanesischen Regierung ist, keine
Entwicklung stattgefunden hat. Es gibt keine Infrastruk-
tur und keine Straßen. Es fällt immer schwerer, die Men-
schen davon zu überzeugen, dass das internationale
Engagement über den militärischen Beitrag hinaus zur
Verbesserung der Situation der Menschen beiträgt. Des-
halb lautet unser Appell an die Bundesregierung, da-

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(C (D über nachzudenken, allmählich einen Dialog mit Vertreern der Verantwortlichen in Khartoum einzuleiten. Nur o können wir gemeinsam nach Wegen suchen, die nicht u militärischer Eskalation führen. Wenn man sieht, dass eute im Südsudan 50 Prozent des Budgets für Militär usgegeben werden, aber für Straßenbau und Infrastrukr nichts übrig ist, dann müssen wir uns fragen lassen, ob ir an dieser Stelle nicht begleitend mehr Geld in die and nehmen müssen, um die Menschen davon zu über eugen, dass wir nicht nur Soldaten, sondern auch den ufbau von Infrastruktur bezahlen. Es muss ein intellienter Mix aus dem Einsatz beider Mittel sein. Ich hoffe ehr, dass wir hier bald die Gelegenheit haben werden, estzustellen, dass vonseiten der Bundesregierung aktiv azu beigetragen wird, dass der Sudan stabilisiert wird nd von ihm keine weiteren schwerwiegenden Konflikte usgehen, die wir irgendwann nicht mehr beherrschen önnen. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612609900

Nächster Redner ist nun der Kollege Robert

ochbaum für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Robert Hochbaum (CDU):
Rede ID: ID1612610000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine Damen und Herren! Medienberichte
us dem Sudan zeigen leider immer noch verheerende
ilder: Frauen, die auf einem Dorfplatz von bewaffneten
eitermilizen öffentlich gequält und erniedrigt werden,
inder, die 50 Zentimeter groß sind und nur knapp zwei-

inhalb Kilo wiegen. Internationalen Schätzungen zufolge
ibt es mehr als 2,2 Millionen Binnenvertriebene und
icht zuletzt bis heute mehr als 200 000 – es gibt sogar
chätzungen bis zu 400 000 – getötete Menschen. Im
lächenmäßig größten Land Afrikas und speziell in Darfur
chauen wir der größten menschenrechtlichen und huma-
itären Krise weltweit ins Gesicht. Wenn wir hin- und
icht wegschauen, dann haben wir bei unserem Verständ-
is von humanitärer Verpflichtung, bei unserem Verständ-
is von Demokratie und bei unserem Verständnis von
enschlichkeit einfach die Verpflichtung, zu unterstützen

nd zu helfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


us diesem Grund ist es unabdingbar, dass sich auch
eutschland an den Friedensmissionen der Vereinten Natio-
en beteiligt. Wir stimmen den beiden UN-Resolutionen
neingeschränkt zu und ermutigen die Bundesregierung,
, fordern sie geradezu auf, den Friedensprozess im Sudan

ktiv zu unterstützen.

Lassen Sie mich zuerst kurz auf die AMIS-Mission
ingehen. Gelegentlich ist zu lesen, dass AMIS trotz der
nterstützung durch die internationale Gemeinschaft
eine Verbesserung der humanitären Situation und der






(A) )



(B) )


Robert Hochbaum
Sicherheitslage in Darfur herbeiführen konnte. Das ist
teilweise, vor allem aufgrund fehlender Kräfte, sicherlich
richtig; gerade aus diesem Grund ist eine Überführung in
eine umfassende UN-Friedensmission im Sudan zwin-
gend notwendig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Gerade wenn man die Gesamtsituation vor Ort betrachtet,
muss man meiner Meinung nach feststellen, dass ohne
die Vorarbeiten der AMIS-Mission UNAMID nicht
möglich geworden wäre. Es ist somit auch ein Erfolg
von AMIS und ein Erfolg unserer Beteiligung, dass es
zukünftig eine UNO-Mission im Sudan gibt. Mit dieser,
wie man sagt, Hybridmission, die sowohl eine
Zustimmung – das ist ganz wichtig – auf sudanesischer
Seite innehat als auch die direkte Beteiligung der Afrikani-
schen Union vorsieht, besteht nun erstmals die realistische
Chance, das menschliche Leid zu lindern und die Grau-
samkeiten in Darfur zu beenden. Das – und nur das, Herr
Paech – ist unser Ziel, dem sich meiner Meinung nach
heute alle Mitglieder dieses Hohen Hauses anschließen
könnten und müssten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Doch wie geht es weiter? In erster Linie gilt es, in Dar-
fur die Weichen für ein umfassendes Friedensabkommen
zu stellen. Dabei ist es besonders wichtig, alle Rebellen-
gruppen von der Notwendigkeit eines friedlichen Dialogs
zu überzeugen und eine Unterzeichnung des Abkommens
durch alle Konfliktparteien anzustreben. Zudem muss
schnellstens die humanitäre Situation verbessert und die
medizinische Grundversorgung im Land sichergestellt
werden.

Nicht weniger brisant ist der sudanesische Nord-Süd-
Konflikt – davon haben wir heute schon gehört –, der
mich zum zweiten UNO-Mandat mit deutscher Beteili-
gung im Sudan bringt, dem UNMIS-Mandat. UNMIS
unterstützt seit Jahren die ehemaligen Konfliktparteien
bei der Umsetzung des Nord-Süd-Friedensvertrages. Es
sind bereits – das wurde heute schon angesprochen –
erste Erfolge zu verzeichnen. So konnte beispielsweise
die Rückverlegung von Truppen beider Seiten gut voran-
gehen und der Aufbau der Verwaltungsstrukturen im
Südsudan – Frau Irber hat das schon angesprochen – for-
ciert werden. Ganz besonders wichtig ist, dass zahlreiche
Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren konnten. Sie
bauen sich dort eine neue Existenz auf.

Trotz dieser ersten Erfolge kann man natürlich wahr-
lich nicht von einem stabilen Frieden im Sudan sprechen.
Dies hat auch der UN-Generalsekretär während seiner
letzten Reise in die Region bestätigt. Er hat die internatio-
nale Gemeinschaft und damit auch uns aufgerufen, den
Friedensprozess zu unterstützen. Nicht nur deshalb sollten
wir hier und heute das Mandat, welches die Beteiligung
von bis zu 75 Militärbeobachtern umfasst, um ein weite-
res Jahr verlängern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


UNMIS und UNAMID bilden ein Konglomerat zur
Stabilisierung und Befriedung des Landes Sudan. Es ist

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(C (D u betonen, dass es wichtig ist, Hilfe zur Selbsthilfe zu eisten und den politischen Friedensprozess zu unterstüten. Deutschland und Europa haben ein fundamentales nteresse daran, stabile und friedliche Verhältnisse in frika aufzubauen und zu erhalten. Gerade vor dem Hintergrund unseres Verständnisses on der Wahrung der Menschenrechte und von einer emokratischen Grundordnung haben wir eine Verantortung gegenüber der sudanesischen Zivilbevölkerung nd dem Staat Sudan. Dieser Verantwortung sollten wir ns auch in Zukunft stellen. Herzlichen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612610100

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Sie sehr

erzlich bitten, der letzten Rednerin in dieser Debatte
hre Aufmerksamkeit zu schenken. – Ich erteile das Wort
er Kollegin Gabriele Groneberg von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1612610200

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Ich möchte unseren Blick an dieser Stelle
och einmal auf den Zusammenhang zwischen der Mission
nd der konkreten Hilfe für die Bevölkerung richten.
eutschland beteiligt sich an UNMIS vor allen Dingen,
m die für humanitäre Maßnahmen notwendige Sicher-
eit zu schaffen.

Mit der Wiederaufnahme der Entwicklungszusammen-
rbeit im Südsudan 2005 leisteten wir ganz konkret
ilfe: 3 Millionen Euro für den Staatsaufbau und zwei
xperten für die Koordination im wichtigen Bereich
asser; außerdem beteiligten wir uns mit 10 Millionen

uro an dem Fonds, den die internationale Gebergemein-
chaft für den Südsudan gebildet hat. All das würde aber
einen Sinn machen, wenn die Bevölkerung keine Sicher-
eit spüren würde, wenn sie die Friedensdividende, die
ie dringend braucht, nicht zu spüren bekommen würde.

Ohne die Absicherung durch UNMIS wären die Fort-
chritte im täglichen Leben nicht erkennbar und könnte
er Aufbau keine konkrete Form annehmen. Sicherlich
st das alles zähflüssig und das Risiko, dass die Unruhen
ieder ausbrechen, allgegenwärtig. Der heftige Streit um
ie Implementierung des Nord-Süd-Friedensabkommens
eigt deutlich, dass wir den Schutz der Bevölkerung
urch UNMIS noch längere Zeit gewährleisten müssen,
amit der Aufbau vorgenommen werden kann.

Noch schlimmer steht es aber um die Region Darfur.
n dieser Stelle sollten wir uns alle einmal an die eigene
ase fassen. Die im Mai 2005 installierte Mission der
frikanischen Union, AMIS, ist von uns und der interna-
onalen Gemeinschaft von Anfang an unterstützt worden.
ie mangelnde Schutzfunktion dieser Mission und letzt-
ch das Scheitern dieser Mission sind aber nicht allein der
usführenden AU anzulasten. Alle zusammen sind wir






(A) )



(B) )


Gabriele Groneberg
offensichtlich nicht in der Lage gewesen, diese Mission so
auszustatten, dass sie effektiv wirken konnte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das fängt ganz konkret – das ist schon erwähnt wor-
den – bei der mangelnden Bereitstellung von Personal an
und reicht bis zur mangelnden sächlichen Ausstattung.
Man darf hier nicht unerwähnt lassen, dass die Regie-
rung in Khartoum ihren Teil der Vereinbarung, die sie
mit allen getroffen hat, nicht erfüllt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie hat ihren Arbeitsauftrag nicht erledigt; sie ist ihren
Verpflichtungen in diesem Zusammenhang nicht nach-
gekommen.

Die unmenschlichen Vorgänge in der Region Darfur,
die hier heute noch einmal geschildert worden sind,
müssen aufhören. Dafür ist es zwingend notwendig, dass
diese Hybridmission endlich installiert und UNAMID mit
einem robusten Mandat für die Sicherheit der Bevölkerung
ausgestattet wird, um humanitäre Hilfe erst zu ermöglichen.
Zurzeit können dort keine Helfer tätig sein, weil die Sicher-
heit nicht gewährleistet ist.

Herr Paech, ganz ehrlich: An dieser Stelle gerate ich
jedes Mal aus der Fasson. Wie kann man hier Frieden
und humanitäre Hilfe fordern, wenn man weiß, dass die
Helfer dort überhaupt keine Sicherheit haben, also nicht
arbeiten können? Ich kann Sie an dieser Stelle nicht ver-
stehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen unsere Unterstützung nicht verweigern,
weder für dieses Mandat noch für die in Aussicht ge-
stellte Entwicklungszusammenarbeit. Gerne würden wir
die Entwicklungszusammenarbeit eher heute als morgen
aufnehmen; die Wiederaufnahme ist aber definitiv von
einigen Bedingungen abhängig, die die sudanesische
Regierung erst einmal erfüllen muss. Wir hoffen, dass
endlich auch von uns Druck ausgeht, um die Regierung
zum Handeln zu zwingen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612610300

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zu den Abstimmungen.

Zunächst Tagesordnungspunkt 7 a. Abstimmung über
die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses
auf Drucksache 16/7141 zu dem Antrag der Bundes-
regierung zur Fortsetzung der Beteiligung deutscher
Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Natio-
nen im Sudan. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf

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(C (D rucksache 16/6940 anzunehmen. Es ist namentliche bstimmung verlangt. Ich mache darauf aufmerksam, dass nach dieser naentlichen Abstimmung unmittelbar eine weitere folgen ird. Ich bitte nun die Schriftführerinnen und Schriftführer, hre Plätze einzunehmen. – Sind die Plätze an den Urnen esetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – Das ist offensichtlich icht der Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftührerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu eginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung ird Ihnen später bekannt gegeben.1)


Wir fahren nun fort mit einer weiteren namentlichen
bstimmung. Tagesordnungspunkt 7 b. Dabei geht es
m die Abstimmung über die Beschlussempfehlung des
uswärtigen Ausschusses auf Drucksache 16/7143 zu
em Antrag der Bundesregierung zur Beteiligung be-
affneter deutscher Streitkräfte an der gemeinsam von
en Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union
eführten Friedensmission in Darfur. Der Ausschuss
mpfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/6941 anzuneh-
en.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
orgesehenen Plätze einzunehmen, damit wir zur weite-
en namentlichen Abstimmung schreiten können.

Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – Ich sehe, das
st der Fall. Dann eröffne ich die zweite namentliche Ab-
timmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall.
ann schließe ich auch diese Abstimmung und bitte die
chriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-

ung zu beginnen. Das Ergebnis dieser Abstimmung
ird Ihnen später bekannt gegeben.2)

Bevor wir die Beratungen fortsetzen, bitte ich diejeni-
en Kolleginnen und Kollegen, die der weiteren Bera-
ung im Haus nicht folgen wollen, ihre Gespräche vor
em Saal fortzuführen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:

Vereinbarte Debatte

Arbeits- und Legislativprogramm der Europäi-
schen Kommission für 2008

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre dazu kei-
en Widerspruch. Dann werden wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er dem Kollegen Michael Roth für die SPD-Fraktion
as Wort.

Ergebnis Seite 13145 C
Ergebnis Seite 13147 D






(A) )



(B) )


Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1612610400

Liebe Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Her-

ren! Wir haben heute zum zweiten Mal im Deutschen
Bundestag die Gelegenheit, über das sogenannte Ar-
beits- und Legislativprogramm der Europäischen Kom-
mission zu beraten. Ich finde, diese Debatte gehört in
dieses Parlament. Sie eröffnet uns die Chance, zu einem
möglichst frühen Zeitpunkt Einfluss auf das zu nehmen,
was an Gesetzesinitiativen und Projekten seitens der EU-
Kommission im kommenden Jahr auf den Weg gebracht
wird.

Der Fahrplan für das kommende Jahr ist ambitioniert.
Vor diesem Hintergrund sehe ich es als selbstverständ-
lich an, dass sich nicht nur die Europapolitikerinnen und
Europapolitiker des Deutschen Bundestages, sondern
auch möglichst viele Fachpolitikerinnen und Fachpoliti-
ker mit dem Arbeits- und Legislativprogramm beschäfti-
gen.

Es freut mich sehr, dass die EU-Kommission offen-
sichtlich eine unserer Erwartungen aus dem vergangenen
Jahr erfüllt hat, nämlich: weniger ist oft mehr. Das Stra-
tegieprogramm der EU-Kommission vom Februar dieses
Jahres sah noch weit mehr Gesetzesinitiativen vor. Es ist
sehr wohltuend, wenn man sich jetzt das Programm für
das kommende Jahr anschaut. Denn die Europäische
Kommission muss nicht in allen Bereichen tätig werden.
Es geht in vielen Fällen allein darum, dass man die vor-
handenen Gesetze, Verordnungen und Richtlinien besser
anwendet.

In dem einen oder anderen Fall habe ich auch ein we-
nig schmunzeln müssen. Ich weiß nämlich nicht, ob es
notwendig ist, auf EU-Ebene eine Studie zum Obstver-
brauch an den Schulen zu initiieren; dessen bedarf es si-
cherlich nicht. Auch hier ist mein Appell an die EU-
Kommission, ganz besonders kritisch darauf zu achten,
dass man sich mit den eigenen Überlegungen vor Ort
nicht lächerlich macht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es ist zwar noch zu früh, eine Bilanz für das Jahr
2007 zu ziehen, aber alles in allem können wir sagen:
Das Jahr 2007 ist erfolgreich gewesen, und wir haben zu
diesem Erfolg nachhaltig beigetragen. Die EU-Ratsprä-
sidentschaft Deutschlands im ersten Halbjahr 2007 hat
hervorragende Ergebnisse erzielt. Wir haben ein klares
inhaltliches Signal für den Klimaschutz gesetzt. Es freut
mich sehr, dass dieser Beitrag zum Klimaschutz auch
von der EU-Kommission in ihrem Arbeitsprogramm für
2008 konstruktiv aufgegriffen und weiterentwickelt wird
und damit nicht eine Eintagsfliege bleibt.

Wir haben in hervorragender Partnerschaft mit der
portugiesischen Präsidentschaft den institutionellen
Stillstand endlich beendet. Im März haben wir den
50. Geburtstag der Europäischen Union gefeiert. Von
diesem Geburtstag ging ein Startsignal für den Juni-Gip-
fel aus, der ein klares und eng gefasstes Mandat für die
Regierungskonferenz beschließen konnte. Das Ergebnis
liegt uns nun vor.

Jetzt sind wir gefordert, wir, die nationalen Parla-
mente, zum Teil auch die Bürgerinnen und Bürger. Denn

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(C (D m nächsten Jahr wird es darum gehen, den Ratifizieungsprozess dieses Reformvertrags zu einem erfolgreihen Abschluss zu bringen, damit die Europäische nion nach innen und nach außen endlich handlungsfäiger wird und wir in vielen Politikfeldern, die uns am erzen liegen, nicht allein in der Außenund Sichereitspolitik, besser vorangehen können, als das bislang er Fall war. Wir als Deutscher Bundestag – nicht allein ie Bundesregierung, der wir dennoch herzlich danken – önnen feststellen: Es ist auch unser Verdienst, dass wir uropa demokratischer, sozialer gemacht haben und ass Europa vorangekommen ist. Neben dem Ratifizierungsprozess – bei dem deuticher werden muss, dass es dabei nicht um nationale goismen, sondern um gesamteuropäische Interessen eht – gibt es zwei weitere große, gewichtige Baustellen. Es ist zum einen der Gesundheitscheck im Bereich er Agrarpolitik. Wie notwendig grundlegende Reforen im Agrarbereich sind, zeigt nicht zuletzt die neu er ungene Transparenz, die Offenlegung der Verwendung er Agrarmittel. In den vergangenen Tagen war beipielsweise die Offenlegung für den Agrarbereich im and Nordrhein-Westfalen Gegenstand der öffentlichen ebatten. Eines ist deutlich geworden: Hier läuft man hes falsch: Menschen, Unternehmen profitieren von der grarförderung, die diese Förderung nicht benötigen. eshalb muss für uns zentral sein: Die Agrarpolitik uss reformiert werden. Hier haben wir uns gemeinsam it den Landwirtschaftspolitikerinnen und Landwirt chaftspolitikern des Bundestages schnell darauf zu vertändigen, dass Reformbedarf gegeben ist und dass die U in der Pflicht steht, die EU-Agrarpolitik im Sinne der enschen, im Sinne der Landwirtschaft, im Sinne der mwelt nachhaltig und nachdrücklich zu verbessern. Ich sehe zum anderen einen Reformbedarf im Bereich es Finanzrahmens. Im kommenden Jahr wird uns die ukunft der EU-Finanzen umtreiben. Die Halbzeitbilanz teht an. Auch hier bitte ich Sie alle, sich entsprechend inzubringen. Denn wir müssen mit den vorhandenen itteln ordnungsgemäß umgehen. Die Prüfergebnisse es Europäischen Rechnungshofs haben sicherlich nicht ur mich beunruhigt. Da liegt einiges im Argen. Die aushaltskontrolle muss besser werden. Ich kann nur offen, dass die kritischen Berichte des Rechnungshofes on den Verantwortlichen in Brüssel erkannt werden und ass man die entsprechenden Konsequenzen daraus ieht. Lassen Sie mich zum Schluss den Bereich Migration enne. Ich freue mich, dass die EU-Kommission ihm die ntsprechende Aufmerksamkeit schenkt. Wir diskutieren n diesen Wochen nicht allein über die Bluecard; viel ehr geht es darum, wie wir uns als Europäische Union icht mehr nur allein im Rahmen von nationalen Regeungen, sondern im Rahmen von gemeinsamen europäichen Regelungen im Hinblick auf den demografischen andel und im Hinblick darauf, dass wir in unserem Michael Roth Land qualifizierte Arbeitskräfte brauchen, zukunftsfest machen können. Eines aber muss der EU-Kommission deutlich gesagt werden: Migration darf niemals ohne den integrativen Aspekt betrachtet werden. Er ist mindestens gleichrangig einzubeziehen. Integration und Migration gehören zusammen. Da sind auch wir hier im Deutschen Bundestag in der Pflicht. Auch da ist manches noch verbesserungswürdig. Wenn wir mit der EU-Kommission in einen offenen und kritischen Dialog eintreten, meine ich schon, darauf hinweisen zu müssen, dass wir im Bereich der Integration unsere Hausaufgaben zu erfüllen haben, zumal hier weniger Kompetenzen der Europäischen Union berührt sind. Ich vermisse in diesem Zusammenhang ein stärkeres Engagement gegen die organisierte Kriminalität. Das, muss ich sagen, hat mich enttäuscht. Im Strategieprogramm vom Februar waren noch deutliche Initiativen gegen die organisierte Kriminalität vorgesehen. Bei aller Rechtfertigung der verschiedenen Initiativen zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus dürfen wir die wachsende Gefahr durch die organisierte Kriminalität in vielen Mitgliedstaaten der Europäischen Union nicht kleinreden. Ganz im Gegenteil: Hier stehen wir gemeinsam in der Verantwortung. Auch das ist kein nationales Problem, ein Problem, das allein national gelöst werden kann. Vielmehr müssen die Mitgliedstaaten auch hierbei noch besser zusammenarbeiten, damit die Menschen vor mafiösen Strukturen, vor Verbrechen, vor Drogenkriminalität – manche verdienen sich dadurch eine goldene Nase – geschützt werden. Es muss ein klares, entschiedenes Signal geben, nicht nur von den Mitgliedstaaten, sondern auch von der Europäischen Union. Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit. Frau Präsidentin, ich danke Ihnen für den Hinweis. Ich hoffe, wir können in einem Jahr sagen: Das Jahr 2008 war ein gutes Jahr für die Europäische Union. Ich hoffe, dass auch die kritische Überprüfung von Rechtsakten gelingt. Eines muss klar sein: Eine kritische Überprüfung der momentan geltenden Rechtsakte auf europäischer Ebene darf nicht zu einem Abbau von sozialen, ökologischen und Verbraucherschutzstandards führen. Auch das sollte in unserem gemeinsamen Interesse liegen. In diesem Sinne hat das Programm der Europäischen Kommission eine ernsthafte und eine konstruktive Debatte verdient. Vielen Dank. L l B S d d g b d h z S T t t a b s n m t D n T s i t u m r d N S n p h p d f g n D w b n W O (C (D Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Markus öning das Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Kol eginnen und Kollegen! Lassen Sie mich mit dem Thema ürokratieabbau anfangen; Michael Roth hat es hier am chluss seiner Rede angesprochen. Im Gegensatz zu em, was hier gerade vorgetragen worden ist, glaube ich, ass man dabei – wie bei allem in der Politik – mit Auenmaß vorgehen muss. Es ist aber falsch, ausgerechnet eim Bürokratieabbau als Allererstes Augenmaß zu forern. Notwendig ist, dass man an die Sache beherzt erangeht. Ich freue mich schon auf die Auseinandersetungen zwischen Günter Verheugen und Edmund toiber, den beiden Kämpfern gegen die Bürokratie. Ich denke nur an das Affentheater, das wir gerade beim hema Äppelwoi erlebt haben. Mit einer solch unbedach en Geschichte wird sehr schnell so viel politische Initiaive kaputtgemacht. Man kann gar nicht so viel wiederufbauen, wie da ganz schnell eingerissen wurde. Wir rauchen einen vernünftigen Bürokratieabbau. Ich wünche mir auch von der SPD, dass sie dieses Vorhaben icht immer wieder hemmt, sondern uneingeschränkt itträgt, und dass Günter Verheugen uneingeschränkt un erstützt wird. as Legislativund Arbeitsprogramm enthält ein eigees Kapitel zum Thema Bürokratieabbau. Es enthält auch Ausführungen zu einigen anderen hemen. Ich möchte ganz kurz auf den Bereich Verbeserung der Kommunikation eingehen. Meine Erfahrung st, dass die Europäische Kommission dort sehr viel gean hat, und zwar mit einem enormen Mittelaufwand, nd dass durchaus etwas bewirkt wird. In Gesprächen it Bürgern, Schülern und Studenten habe ich die Erfah ung gemacht, dass es durchaus ein vernünftiges Niveau er Information über die Europäische Union gibt. Dieses iveau beschränkt sich in der Regel aber auf diejenigen egmente, die den Einzelnen interessieren. Es gibt weig abstraktes Wissen darüber, wie der Prozess der euroäischen Gesetzgebung funktioniert. Würden wir dazu ier herumfragen, hätten wir, glaube ich, ebenfalls ein aar Ausfälle. Ich möchte aber ausdrücklich loben, dass ie Schüler eine sehr gute Kenntnis dessen haben, was ür sie relevant ist. Das Kernthema dieses Legislativund Arbeitsproramms – damit werden wir uns im Wesentlichen auseiandersetzen – lautet: Wachstum und Arbeitsplätze. Für eutschland ist das eine zentrale Frage. Die Bürger erarten von uns, dass wir uns nach Abschluss der Deatte über den Reformvertrag der wahren Probleme anehmen, dass wir die Politikfelder bearbeiten, durch die achstum und Arbeitsplätze geschaffen werden. Die ECD hat uns mit einer Reihe von Punkten mitgeteilt, Markus Löning nein: 40 enthalten: 14 CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Dr. Stephan Eisel Anke Eymer Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612610500
Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1612610600

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612610700

(Beifall bei der FDP)

Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1612610800

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Michael Glos
Ralf Göbel
Josef Göppel

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ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Friedrich Merz
Maria Michalk
ja: 517
Cajus Caesar Reinhard Grindel Julia Klöckner
was wir tun müssen, um den B
tionsfähig zu machen, um die
marktes endlich voll zu heben.
Streichen des Wettbewerbs a
schlechtes Signal. Wichtig ist,
konzentrieren, was gemacht we

Im Dienstleistungssektor gi
zial. Wir hatten eine verhee
Dienstleistungsrichtlinie. Wenn
schau betrachtet, sieht man: D
ängstlich und protektionistisch
gegeneinander argumentiert.
Dienstleistungsrichtlinie war au
Fehler und ein verheerendes S
Zusammenwachsen.


(Beifall bei d Eine ganze Reihe anderer S beiten müssen – Strommarkt, G tor –, bedarf einer Öffnung für die Verbraucher. Ich glaube, es dem Arbeitsprogramm der Ko Elemente, die den Bürgern nü dass wir sie in unserer Kommu gern nach vorne stellen. Es bleibt dabei: Der Deutsc Dinge viel stärker begleiten mü Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 571; davon D M G innenmarkt wieder funk Potenziale des BinnenAus meiner Sicht war das us dem Zielkatalog ein dass wir uns jetzt auf das rden muss. bt es ein riesiges Potenrende Debatte über die man das in der Rücka wurde nationalistisch, argumentiert. Da wurde Die Debatte über die s meiner Sicht ein großer ignal für das europäische er FDP)


ektoren, in denen wir ar-
asmarkt und Finanzsek-

das weite Publikum, für
ist wichtig, dass wir aus
mmission vor allem die
tzen, unterstreichen und

nikation mit unseren Bür-

he Bundestag wird diese
ssen, als wir es, wie man

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( 2 d D m g l r. Ralf Brauksiepe onika Brüning eorg Brunnhuber P D U n der Rückschau sehen kan ichael Roth, leider ist es nich er ausreichend mit dem Arbe aben. Ich wünsche mir, dass d eschieht. Daran werden wir üssen. Vielen Dank. (Beifall bei de Vizepräsidentin Gerda Ha Bevor ich nun als nächste ellmann das Wort erteile, wi chriftführerinnen und Schriftf isse der namentlichen Abstimm Tagesordnungspunkt 7 a: B uswärtigen Ausschusses zu d ierung „Fortsetzung der Bete räfte an der Friedensmission d udan 2005)

4. März 2005 und weiterer
urch den Sicherheitsrat de
rucksachen 16/6940 und 16/
en 572. Mit Ja haben gestim

estimmt 40, Enthaltungen 14
ung ist damit angenommen.

eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold

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(C (D n, getan haben. Lieber t so, dass sich Fachpolitiitsprogramm beschäftigt as in Zukunft noch mehr alle gemeinsam arbeiten r FDP)


sselfeldt:
r Rednerin der Kollegin
ll ich Ihnen die von den
ührern ermittelten Ergeb-

ungen bekannt geben.

eschlussempfehlung des
em Antrag der Bundesre-
iligung deutscher Streit-
er Vereinten Nationen im
ge der Resolution 1590
Vereinten Nationen vom
Mandatsverlängerungen

r Vereinten Nationen“;
7141. Abgegebene Stim-
mt 518, mit Nein haben
. Die Beschlussempfeh-

olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Thomas Strobl (Heilbronn)

Michael Stübgen
Hans Peter Thul
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl

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rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
erd Andres
iels Annen
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
irk Becker
we Beckmeyer
laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

olker Blumentritt
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
ernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl

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abriele Frechen
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster

ris Gleicke
ünter Gloser
enate Gradistanac
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
r. Reinhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
r. Hans-Ulrich Krüger
ngelika Krüger-Leißner

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

altraud Lehn
elga Lopez
abriele Lösekrug-Möller
irk Manzewski
othar Mark

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Peter Struck oachim Stünker Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Dr. Rainer Tabillion Jörg Tauss Jella Teuchner Hedi Wegener Andreas Weigel Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Jürgen Koppelin Markus Löning Horst Meierhofer Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Nicole Maisch Jerzy Montag Cornelia Hirsch Inge Höger Ulla Jelpke Ulrich Maurer Dorothée Menzner Gunter Weißgerber Gert Weisskirchen Dr. Rainer Wend Lydia Westrich Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Dr. Wolfgang Wodarg Waltraud Wolff Heidi Wright Uta Zapf Manfred Zöllmer Brigitte Zypries FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks Christian Ahrendt Daniel Bahr Uwe Barth Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Horst Friedrich Dr. Edmund Peter Geisen Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Miriam Gruß Dr. Christel Happach-Kasan Heinz-Peter Haustein Elke Hoff Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch J B D H D C G J F D M D D D C F D D D H M B D K M V C B G A D H K K A B B W P P Tagesordnungspunkt 7 b: B Auswärtigen Ausschusses zu d gierung „Beteiligung bewaffne an der AU/UN-Hybrid-Operatio auf Grundlage der Resolution an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender rietje Bettin lexander Bonde r. Thea Dückert ans-Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann eter Hettlich riska Hinz W O B C K E C I D R S H D J W J N C D W S P D K D H E S D W D K W H L H eschlussempfehlung des em Antrag der Bundesreter deutscher Streitkräfte n in Darfur – UNAMID – 1769 h 1 h A m infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel rmingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler ein DU/CSU r. Peter Gauweiler illy Wimmer PD etra Hinz IE LINKE arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill K W E V D D F D D J fr H E C D F J D D H D D D D D B P D A fr G eitsrats der Vereinten Nation 6/6941 und 16/7143. Abgegeb aben gestimmt 512, mit Ne uch diese Beschlussempfehl en. (D ersten Naumann olfgang Nešković lke Reinke olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost örn Wunderlich aktionslos enry Nitzsche nthaltung DU/CSU r. Wolf Bauer DP oachim Günther r. Heinrich L. Kolb IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch r. Martina Bunge r. Gregor Gysi r. Barbara Höll r. Gesine Lötzsch odo Ramelow aul Schäfer r. Petra Sitte lexander Ulrich aktionslos ert Winkelmeier en vom 31. Juli 2007“; ene Stimmen 569. Mit Ja in 45, Enthaltungen 12. ung ist damit angenomPetra Weis Patrick Meinhardt Kerstin Müller Dr. h. c. Wolfgang Thierse Jörn Thießen Franz Thönnes Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger Dr. Marlies Volkmer Heinz Lanfermann Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Ina Lenke Sabine Leutheusser Schnarrenberger Michael Link T U F R M M A hilo Hoppe te Koczy ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth onika Lazar nna Lührmann Dr. Lukrezia Jochimsen Dr. Hakki Keskin Katja Kipping Jan Korte Katrin Kunert Oskar Lafontaine Ulla Lötzer Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 568; davon ja: 512 nein: 44 enthalten: 12 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Cajus Caesar Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Dr. Stephan Eisel Anke Eymer Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)


(Everswinkel)





(A) (C)


(B) )


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
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(VillingenSchwenningen)


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ürgen Klimke
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ristina Köhler (Wiesbaden)

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(Heidelberg)

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(Braunschweig)


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(C (D ans Peter Thul ntje Tillmann r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg erald Weiß go Wellenreuther arl-Georg Wellmann nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch lisabeth WinkelmeierBecker olfgang Zöller illi Zylajew PD r. Lale Akgün erd Andres iels Annen grid Arndt-Brauer ainer Arnold rnst Bahr oris Barnett r. Hans-Peter Bartels laus Barthel ören Bartol irk Becker we Beckmeyer laus Uwe Benneter r. Axel Berg te Berg etra Bierwirth othar Binding olker Blumentritt lemens Bollen erd Bollmann r. Gerhard Botz laus Brandner illi Brase ernhard Brinkmann delgard Bulmahn arco Bülow lla Burchardt artin Burkert r. Michael Bürsch hristian Carstensen arion Caspers-Merk r. Peter Danckert r. Herta Däubler-Gmelin arl Diller artin Dörmann r. Carl-Christian Dressel lvira Drobinski-Weiß arrelt Duin etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann ans Eichel ernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer lke Ferner Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Peter Friedrich Sigmar Gabriel Martin Gerster Iris Gleicke Günter Gloser Renate Gradistanac Angelika Graf Dieter Grasedieck Monika Griefahn Kerstin Griese Gabriele Groneberg Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann Nina Hauer Hubertus Heil Dr. Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl Volker Kröning Dr. Hans-Ulrich Krüger Angelika Krüger-Leißner Jürgen Kucharczyk Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Waltraud Lehn Helga Lopez Gabriele Lösekrug-Möller D L C K H M P U D U M D G F D A T H H J J C D F D M S M G D C W S R D K M O A A B M O U S R H C O O R S E F D D R R W J D D A L R C irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf xel Schäfer ernd Scheelen arianne Schieder tto Schily lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer D J D J J D J F R S J D H A P G G D L D A D E D W H U M B F J C D U R A P M J U O P H D D H M D H E B D M H G H S H I S M M H P r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries DP ens Ackermann hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Edmund Peter Geisen r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann iriam Gruß r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch ellmut Königshaus udrun Kopp einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger ichael Link arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt J B D H D C G J F D M D D D C F D D D H M B D K M V C B G A D H K K A B B W P P U D B T U F R M M A N J K W O B C K E C Ir D R S H D (C (D an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender rietje Bettin lexander Bonde r. Thea Dückert ans-Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth onika Lazar nna Lührmann icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager lisabeth Scharfenberg hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt nen angenehmen Aufenthalt nicht nur bei Ihrem Seminar, sondern auch in Deutschland haben. Alles Gute! Bürger zur Globalisierung fällt aber ganz anders aus. Sie empfinden die Globalisierung oft als Bedrohung, es gibt diffuse Ängste. So, liebe Frau Bellmann, jetz (Beifall bei der C Veronika Bellmann (CDU Sachsen sind geduldige Men bis sie dran sind. – Sehr ve Meine sehr verehrten Damen meinen beiden Vorrednern une wenn sie sagen: Dass wir heut gramm diskutieren, zeigt die g tionalen Parlamente und auch, d sagte, die Arbeiten aus Europa ter die Lupe nehmen müssen. Kommissionspräsident Barro beitsprogramm 2008 sich auf die europäischen Bürgerinnen und B bieten. Gerade weil im Zeitalter wichtiger denn je sei, werde das t haben Sie das Wort. DU/CSU)


(Hildesheim)





(A) )


(B) )


(Wackernheim)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)





(A) )


(B) )


/CSU):
schen. Sie warten schon,
rehrte Frau Präsidentin!
und Herren! Ich möchte
ingeschränkt recht geben,
e über dieses Arbeitspro-
ewachsene Rolle der na-
ass wir, wie Herr Löning

noch stärker kritisch un-

so sagte, dass das Ar-
Verpflichtung stütze, den
ürgern einen Mehrwert zu
der Globalisierung Europa
Hauptaugenmerk auf den

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usrichten. Politik muss sich
nd nicht umgekehrt. Einerseit
ass wir für unsere Arbeitnehm
iche Rahmenregelungen finden
nd ältere Beschäftigte. Andere
ig gegenüber den Unternehme
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ratische Hilfen – auch von Eur
on Innovationen und Zukunf
ransparenz bezüglich der Förd

Selbst wenn Kommissar Spi
ass dem Grünbuch zum Arbeit
etzgeberischen Schritte folg
chlagwort für die Zukunft tro
er Globalisierung – wie
enn je ist, dann muss sich
nsequenter an den drin-
Bürgerinnen und Bürger
den Realitäten anpassen
s ist es dringend geboten,
er beschäftigungsfreund-
, insbesondere für Frauen
rseits sind wir gleichzei-

n verpflichtet, sie in ihrer
Wettbewerb zu stärken.
etriebe brauchen unbüro-
opa –, gezielte Förderung
tstechnologien und mehr
ermittelvergabe.

dla gestern verkündet hat,
srecht zunächst keine ge-
en werden, heißt das
tzdem „Flexicurity“; dies

(Beifall)

Jürgen Trittin
Wolfgang Wieland
Josef Philip Winkler

Nein

CDU/CSU

Dr. Peter Gauweiler
Willy Wimmer (Neuss)


SPD

Petra Hinz (Essen)


FDP

Jürgen Koppelin

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder

Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
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Wolfgang Gehrcke
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
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Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
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Jetzt muss ich Frau Kollegin Bellmann noch einmal
um ein bisschen Geduld bitten. Mir wird soeben gemel-
det, dass auf der Besuchertribüne Abgeordnete aus Af-
ghanistan, aus der Mongolei, aus Kasachstan, aus Us-
bekistan, aus Kirgisistan, aus Turkmenistan und aus
Tadschikistan Platz genommen haben.


(Beifall)


Diese Kolleginnen und Kollegen nehmen an einer Ta-
gung des Auswärtigen Amtes zur Sicherheitspolitik in
unserem Land teil und werden uns nun ein bisschen bei
der Plenardebatte begleiten.

Ich begrüße Sie sehr herzlich hier im Plenum des
Deutschen Bundestages und wünsche Ihnen, dass Sie ei-

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(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Markus Löning [FDP]: Stichwort „Agentur“!)


Die EU-Kommission sollte stärkere Kontrollen der
Verträge ins Pflichtenheft schreiben. Es gibt eine alte
Feldherrenweisheit, die lautet: Erlasse nie einen Befehl,
den du nicht kontrollieren kannst. – Das gilt auch in die-
sem Fall. Es wäre schön, wenn aus dem Arbeitspro-
gramm 2008 ableitbar wäre, dass die EU-Kommission
mittelfristig intensiver an der Vertiefung der EU arbeitet
statt an ihrer Erweiterung. Das wäre zumindest die logi-
sche Folge aus den schwierigen Kompromissverhand-
lungen, die schließlich zur Unterzeichnung des Vertrages
von Lissabon geführt haben. Diese haben nämlich in ers-
ter Linie eines gezeigt: Die Europäische Union bewegt
sich in vielen Bereichen bereits an den Grenzen ihrer
Handlungsfähigkeit.


(Markus Löning [FDP]: Genau!)


Das gilt auch hinsichtlich der Verfestigung ganz bestimm-
ter europäischer Strukturen. Stichworte sind: Agenturun-
wesen, Beobachtungsstellen, europäische Informations-
zentren, wie sie im Rahmen der Gesundheitsrichtlinie
angedacht sind, europäische Kommunikationszentrale im
Rahmen des Telekommunikationsüberwachungsgeset-
zes.


(Markus Löning [FDP]: Das ist aber was anderes!)


Wir müssen entschieden der Tendenz der Kommis-
sion entgegentreten, derartige Institutionen mit Geldern
der Mitgliedstaaten in inflationärer Weise errichten und
finanzieren zu wollen. Der Appell geht allerdings nicht
nur an die Kommission, sondern auch an die Mitglied-
staaten, die sich mit der Einrichtung solcher Institutio-

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(C (D en gern die Zustimmung für Paketlösungen innerhalb er Europäischen Union versüßen lassen. Ebenso gilt es zu verhindern, dass die EU-Kommision unter dem Deckmantel der sogenannten Arbeiten ur Gestaltung neuer politischer Konzepte klammheimich ihre Kompetenzbereiche ausweitet. Auch hier müsen wir unseren kritischen Blick beibehalten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf von der SPD: Ja, so ist es!)


Das Subsidiaritätsprinzip ist auch in Zukunft der ent-
cheidende Maßstab, an dem sich das Vorgehen der
uropäischen Kommission messen lassen muss; denn
ie Subsidiarität gewährleistet Bürgernähe. Die Kommu-
ikation zwischen den politischen Ebenen und dem Bür-
er ist, wie ich eingangs beschrieben habe, der sensi-
elste Bereich der europäischen Politik. Wir sollten also
enau hinschauen, ob, wann und welche Taten die Euro-
äische Kommission ihren Worten aus dem Jahrespro-
ramm 2008 folgen lassen wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612610900

Nächster Redner ist nun der Kollege Alexander

lrich für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612611000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iele Jahre lang bestand in diesem Haus Konsens da-
über, dass Europa Frieden und Wohlstand schafft. Frei
ach dem Motto „Wünsch dir was“ hat jede Seite dieses
auses ihre eigenen Erwartungen an Europa formuliert.
ie eine Seite des Parlaments wollte, dass Deutschland
urch Europa stärker wird und die Märkte der europäi-
chen Nachbarn sichert. Die andere Seite verstand
uropa als Achse des Friedens und als eine politische
ntwort auf die internationalen Märkte.

Es war die Bundesregierung, die den Sozialstaat in
er europäischen Verfassung bzw. im Vertrag von Lissa-
on faktisch bekämpfte.


(Markus Löning [FDP]: Von wegen! Schön wäre es gewesen!)


Sozialstaat“ wurde durch „wettbewerbsfähige soziale
arktwirtschaft“ ersetzt. Mir hat noch niemand erklären

önnen, was er unter Wettbewerbsfähigkeit versteht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Doch, bestimmt! Sie haben es nur nicht verstanden!)


oll das etwa eine Situation wie in Deutschland sein:
ohe Arbeitslosigkeit bei großen Exportüberschüssen?
ie europäische Verfassung und der Vertrag von Lissa-
on müssen nicht das Programm meiner Partei sein.
rotz alledem sagen wir: Diese Verträge müssen für den
ukünftigen Willen der Europäer offen sein.






(A) )



(B) )


Alexander Ulrich

(Beifall bei der LINKEN – Markus Löning [FDP]: Wir reden doch gerade über etwas ganz anderes! Da hat Ihnen wohl jemand das falsche Manuskript gegeben!)


Sie dürfen nicht die Ewigkeitsprinzipien des Grundge-
setzes missachten.

Kollege Roth, Sie haben ein sehr positives Bild von
der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands und davon,
wie sich Europa weiterentwickelt hat, gezeichnet.
Manchmal wäre es, wie ich glaube, notwendig, auch in
diesem Hause ein bisschen realistischer zu sein, wenn
man über Europa nachdenkt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dann fangen Sie doch mal an!)


Wenn sogar ein Linker sagt, der Realismus von Sarkozy
würde uns guttun, weil er ein zutreffenderes Bild von
Europa zeichnet, hat das schon etwas zu sagen. Gestern
hat Sarkozy die Probleme Europas im Europäischen Par-
lament meines Erachtens gut dargestellt.


(Beifall bei der LINKEN – Markus Löning [FDP]: Wollen Sie also auch den Eisenbahnern die Rente kürzen, oder was?)


Im Ausschuss haben wir in der letzten Woche eine
Debatte über das Arbeitsprogramm geführt. Dort er-
zählte uns die Bundesregierung durch Sie, Herr Gloser,
die deutsche EU-Ratspräsidentschaft sei der Motor des
sozialen Europas gewesen. An den Taten sollte man
auch die Bundesregierung und die EU-Kommission
messen.

Im Februar dieses Jahres unterzeichneten die Arbeits-
minister von neun Mitgliedstaaten der Europäischen
Union, darunter Frankreich, Italien, Spanien und Lu-
xemburg, die Erklärung von Paris. Darin wurden soziale
Mindeststandards für Europa gefordert. Der Mann, der
vorgestern erklärte, als Vizekanzler zurückzutreten, hat
diese Erklärung nicht unterschrieben. Er verweigerte
seine Unterschrift. Ich weiß nicht, ob sein Rücktritt, des-
sen Begründung ich respektiere, an der Ansicht der Bun-
desregierung etwas ändert. Doch sehr ernst scheinen es
Bundesregierung und EU-Kommission nicht zu meinen,
wenn es um die soziale Gestaltung der Globalisierung
geht, und dies trotz der massiven Zunahme der Armut in
Europa. Die Zunahme der Armut unter Kindern und älte-
ren Menschen in der EU ist ein Skandal. Mit dieser Art
von Politik schaden Sie der europäischen Idee.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Bellmann hat schon angesprochen, dass EU-
Kommissar Spidla das Grünbuch „Arbeitsrecht“ schein-
bar beerdigt hat; es bleibt abzuwarten, ob das für die Ar-
beitnehmer eine gute oder eine schlechte Nachricht ist.
Dennoch setzt die EU-Kommission weiter auf „Flexicu-
rity“. Sie behauptet nach wie vor, dass durch einen ge-
ringen Arbeitnehmerschutz die Arbeitslosigkeit verrin-
gert wird. Die OECD hat diese Aussage widerlegt und
gezeigt, dass Wachstum und Beschäftigung viel mehr
mit öffentlichen Investitionen und mit einer vernünftigen
Geldpolitik zu tun haben. Ich hoffe, dass die im interna-

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(C (D ionalen Vergleich immer noch viel zu hohe Zahl von 7 Millionen Arbeitslosen in Europa in der Debatte über en Stabilitätspakt und über die Koordination der Euroäischen Zentralbank etwas bewirkt. Wenn es um „Flexicurity“ geht, wird gerne auf den eringen Kündigungsschutz in Dänemark verwiesen. (Markus Löning [FDP]: Es wird vor allen Dingen auf die niedrige Arbeitslosigkeit in Dänemark verwiesen!)


(Beifall bei der LINKEN)


Dabei wird die hohe Unterstützung, die Arbeitslose in
änemark bekommen, allerdings gerne unterschlagen,
err Löning. In Dänemark gab es außerdem Druck auf
rbeitslose, schlecht bezahlte Jobs anzunehmen.


(Markus Löning [FDP]: Immerhin Jobs! Die haben Jobs!)


un einmal zum Vergleich: In Deutschland ist etwa
eder sechste Arbeitsplatz ein Niedriglohnjob, in
änemark nur jeder elfte. Die Anzahl der sogenannten
-Euro-Jobs in Dänemark, auf die sich deutsche Politi-
er so gerne berufen,


(Michael Roth [Heringen] [SPD]: Was sind 0-Euro-Jobs?)


mfasste in der Spitze gerade einmal 267 Fälle. Davon
lieben 2005 ganze 8 Fälle übrig.


(Markus Löning [FDP]: Richtig! Wir sind sehr für das dänische Modell!)


üttelt es die Bundesregierung eigentlich nicht auf, dass
in tschechischer EU-Kommissar für das Wohl der Ar-
eitnehmer in Deutschland eintritt, zum Beispiel bei der
ekämpfung der Leiharbeit?

Das Gleiche gilt für die Energie- und Klimapolitik.
ier gibt es Licht und Schatten. Die Atomenergie be-

chert uns zahlreiche internationale Konflikte; das kann
an jeden Tag nachlesen. Die deutsche Atomforschung

erhindert das von Minister Gabriel hochgepriesene
kologische Wirtschaftswunder. Die Bundesregierung
nd die Europäische Kommission sollten sich daher von
ieser gefährlichen Technologie endlich verabschieden
nd nicht, wie wieder vorgesehen, sie weiter fördern.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Das Manuskript ist ja 20 Jahre alt!)


ie Europäische Kommission und andere haben gefor-
ert, die europäischen Stromgiganten zu zerschlagen.
rivate Monopole setzen die Preise zu hoch, und sie ver-
indern den politischen Einfluss auf die Energiewende.
er Vorschlag der Kommission ist ein wichtiger Schritt,

eicht aber bei weitem nicht aus. Netzindustrien werden
mmer zu Monopolen führen. Selbst wenn, wie vorge-
chlagen, Kraftwerkskapazitäten der Konkurrenz über-
assen werden müssten, verhinderte das weder Preisab-
prachen noch – wie es Enron in Kalifornien gemacht
at – die künstliche Verknappung von Kraftwerkskapazi-
äten. Wir brauchen daher eine öffentliche Kontrolle der
etze.






(A) )



(B) )


Alexander Ulrich
Doch selbst die zaghaften Vorschläge der Kommis-
sion lehnt die Bundesregierung ab. Die Bundesregierung
kämpft gegen die Kommission und damit für europäi-
sche Monopolisten; sie verhindert Mindestlöhne, die vor
der Marktmacht der Arbeitgeber schützen; sie kämpft
sogar, wie im Falle der Post, gegen Arbeitgeber, die
Mindestlöhne wünschen; sie behindert europäische So-
zialstandards gegen den Willen wichtiger EU-Partner.
Nennen Sie das soziale Marktwirtschaft? Lassen Sie
mich hinzufügen: Die Bundesregierung hat die Postlibe-
ralisierung gegen den Willen vieler EU-Partner durchge-
setzt. Die SPD ist beim Postmindestlohn gescheitert.
Deshalb sollte die SPD dem Ende des Postmonopols
nicht zustimmen; das wäre konsequent.


(Markus Löning [FDP]: Die Post zahlt doch Mindestlöhne! Was wollen Sie denn?)


Lassen Sie mich auf einen weiteren Punkt eingehen:
500 Menschen sind allein in diesem Jahr bei dem Ver-
such ertrunken, die sogenannte Festung Europa und
FRONTEX zu überwinden. Die Vereinten Nationen ver-
muten, dass die Dunkelziffer weit höher liegt. Meine Da-
men und Herren, Sie diskutieren über eine Bluecard, Sie
diskutieren über eine Partnerschaft mit Afrika, weil
Afrika Energiequellen besitzt; aber Sie lassen Menschen,
die ihre Familien und ihre Herkunft aufgeben, ersaufen
wie Tiere. Bevor Sie nicht Boote schicken, um die Men-
schen wenigstens vor dem Sterben zu retten, sollte man
das „christliche Menschenbild Europas“ nie wieder in
den Mund nehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Entscheiden Sie sich, auf welcher Seite Sie stehen! Die
Linke steht auf der Seite der Menschen in Europa, der
Arbeitnehmer und der Schwachen. Die Linke will ein
starkes, ein gerechtes Europa. Welches Europa wollen
Sie? Das Arbeitsprogramm der Kommission und die
Politik der Bundesregierung geben hierauf eine Antwort,
die nichts Gutes für nächstes Jahr erahnen lässt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612611100

Nächster Redner ist der Kollege Rainder Steenblock

für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Michael Roth [Heringen] [SPD]: Du hast es immer schwer! – Gegenruf des Abg. Markus Löning [FDP]: Er hat es leicht nach der Vorlage, die er gerade bekommen hat! – Gegenruf des Abg. Michael Roth [Heringen] [SPD]: Aber er muss sich immer abarbeiten!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
legen! Es ist eine gute Tradition, dass wir im Deutschen
Bundestag über das Arbeitsprogramm der Europäischen
Union diskutieren. Ich glaube, es ist wichtig für die Bür-
gerinnen und Bürger in diesem Lande, dass sich der
Deutsche Bundestag nicht nur mit den Visionen von

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(C (D uropa, mit den großen strategischen Entwürfen, die ich im Reformvertrag widerspiegeln, beschäftigt, sonern dass wir hier im Deutschen Bundestag unsere Verntwortung annehmen, über die ganz konkreten Bauteine der europäischen Politik zu diskutieren, auch um afür zu sorgen, dass in allen Köpfen, auch in diesem aus, klarer wird, was die Europäische Union leisten ann, was sie sich vorgenommen hat und was nicht. Das eht auch in die linke Richtung. Solche Veranstaltungen ie heute haben auch etwas mit Bildungsarbeit hier zu un. enn wir wissen genau, dass es wichtig ist, das Thema er konkreten Bausteine in Europa zu transportieren. Ich glaube – da bin ich mir mit dem Kollegen Ulrich öllig einig –: Wenn wir über das soziale Europa sprehen, das die Menschen – auch in diesem Lande – in alen Umfragen als wichtiges Ziel nennen, dann müssen ir auf einer Grundlage darüber sprechen, durch die ertrauen geschaffen werden kann. Oftmals wird gesagt, ass dieses Europa schuld daran ist, dass sich die Armut ergrößert. Diese Form der Auseinandersetzung – ich ill das nur ganz vorsichtig ausdrücken – ist ganz vielen olitikern zu eigen: Sie verkaufen ihre persönlichen Erolge in Brüssel als europäische Idee. Wenn sie nach ause kommen und es nicht funktioniert, dann sind die rüsseler und alle anderen schuld daran, dass das nicht unktioniert. Dass es in Europa Armut gibt und dass die ozialen Verhältnisse in den Ländern nicht so sind, wie ir wollen, hängt am allerwenigsten mit der EU zusamen, weil sie in diesem Bereich kaum Kompetenzen hat; ielmehr hängt das mit nationaler Politik zusammen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lieber Herr Kollege Ulrich, sich hier hinzustellen und
uropa die Schuld zuzuschieben, ist nicht nur perfide,
ondern es führt die Bürgerinnen und Bürger in diesem
and auch in die Irre.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


adurch wird auch nicht die Debatte über die Frage
öglich, wie wir die Europäische Union so gestalten

önnen, dass die Erwartungen der Menschen hinsicht-
ich der sozialen Sicherungssysteme in Europa besser
erden. Das werfe ich Ihnen vor: Sie haben keine Per-

pektive, Sie instrumentalisieren die Ängste der Men-
chen in Europa für Ihre Parteipolitik. Das ist unverant-
ortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es ist richtig: Wir müssen über das soziale Europa re-
en, und wir müssen schauen, welche Möglichkeiten es
ibt, größeres Vertrauen der Menschen zu erwerben. Ein
eispiel will ich sehr deutlich benennen: In 20 Ländern
er Europäischen Union gibt es den Mindestlohn. Das ist
icht das Allheilmittel – überhaupt nicht –, aber das ist
in Instrument, um Sicherheit in Bezug auf die sozialen
trukturen zu erreichen. Das gilt auch für den Arbeits-






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
markt: Die Wachstumsrhetorik allein reicht bei Weitem
nicht aus, die Menschen zu überzeugen, dass die Integra-
tion in Europa der Weg ist, den wir gehen müssen.


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Deshalb ist es aus meiner Sicht wirklich beschämend,
was die deutsche Bundesregierung auf dem wichtigen
Feld der europäischen Arbeits- und Sozialpolitik leistet.


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Deutschland ist das Land, das die Sicherheit auf europäi-
scher Ebene am meisten behindert. Das, was die Bundes-
regierung leistet, ist beschämend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Das liegt aber nicht an uns!)


Es gibt in diesem Bereich also viel zu tun.

Ich sage an dieser Stelle sehr deutlich: Hinsichtlich
des sozialen Europa ist das Arbeitsprogramm der Euro-
päischen Union, über das wir heute hier diskutieren, ent-
täuschend, weil diese Fragen nicht ausreichend aufge-
griffen werden.

Es gibt in dem Arbeitsprogramm aber natürlich auch
positive Seiten. Der zweite für uns ganz wichtige The-
menbereich ist die Nachhaltigkeit der Klima- und Um-
weltpolitik. Hier werden auf der europäischen Ebene die
richtigen Themen angesprochen. Alle wissen: Wenn wir
eine ernsthafte Umweltpolitik und eine Politik in Angriff
nehmen wollen, um diesen Planeten vor dem drohenden
Klimawandel zu retten, dann müssen wir das supranatio-
nal tun. Die EU ist einer der ganz wenigen Hoffnungs-
träger auf dieser Welt dafür, dass eine Klimapolitik be-
trieben wird, durch die tatsächlich Effekte in die
Richtung erzielt werden, die wir wollen.

Deshalb ist es gut, dass die Prioritäten in diesem Be-
reich richtig gesetzt werden. Wir haben an dieser Stelle
weitergehende Vorstellungen als das, was die EU tut.
Wir wollen aber, dass das, was auf dem Klimagipfel be-
schlossen worden ist, konsequent umgesetzt wird. Dafür
gibt es im Arbeits- und Legislativprogramm eine Reihe
von konkreten Zielsetzungen. Es muss weitergehen.

Wenn das umgesetzt wird, dann bedeutet das, dass die
Vorreiterrolle von der Europäischen Union angenommen
und von ihr ausgefüllt wird. Es muss an dieser Stelle
weitergehen. Es ist ein richtiges Ziel, die Senkung der
CO2-Emissionen in den Mittelpunkt zu stellen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612611200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Ulrich?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber gerne.


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt hast Du doch noch Zeit, auf den Unfug zu antworten!)


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(C (D Lieber Rainder, ich kann ja verstehen, dass man das, enn man an der nationalen Umsetzung der Lissabontrategie als Regierungspolitiker beteiligt war und jetzt n der Opposition ist, ein bisschen verfälscht. Gibst du mir nicht doch recht, dass das ein bisschen zum Beispiel mit der Lissabon-Strategie; im sozialen ereich gilt das natürlich für die nationalen Umsetungsprogramme – europäisch organisiert worden ist? ist du nicht auch der Auffassung, dass die Geldpolitik er EZB mit dazu beiträgt, dass man zu wenig für achstum und Beschäftigung tun kann? Bist du nicht uch der Auffassung, dass es falsch war, bei der EU-Ereiterung gänzlich auf soziale Mindeststandards in den itgliedsländern zu verzichten? Bist du angesichts des en noch immer der Auffassung, dass die Kritik, die du eübt hast, gerechtfertigt ist? Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612611300
Lieber Kollege Ulrich, in der Kritik an der Lissabon-

trategie sind wir uns in diesem Punkt einig. Ich habe
erade gesagt, dass Wachstumsrhetorik alleine nicht
ilft, die ökonomischen und die sozialen Probleme Euro-
as zu bekämpfen. Deshalb haben wir Grüne sowohl in
er Regierung als auch in der Opposition gesagt – ich
laube, wir haben hier eine ganz stromlinienförmige
usrichtung in der Argumentation; das ist immer sehr
lar gewesen –: Wachstumspolitik, wie sie dort von eini-
en betrieben wird, reicht überhaupt nicht aus, um die
erausforderungen der europäischen Integration im In-

eresse der Menschen zu bewältigen.

Was die EZB angeht, habe ich eine deutlich andere
osition. Ich glaube nicht, dass die Achse Sarkozy/
afontaine mit der Forderung nach nationalem Protek-

ionismus die europäische Integration auch nur einen
chritt voranbringen kann. Sarkozy und Lafontaine sind

n diesem Bereich eine Defensivkonstellation und versu-
hen nur, nationalen Protektionismus zu organisieren.
as ist falsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ieber Kollege Ulrich, wir sind uns sicherlich einig, dass
ir eine soziale Komponente in Europa brauchen. Die
ege dorthin sind aber bei uns deutlich differenzierter

nd weisen nicht die Eindimensionalität der Sarkozy/
afontaine-Politik auf. – Vielen Dank.

Lassen Sie mich zum Schluss einen weiteren Bereich
ufgreifen, der in dem angesprochenen Arbeits- und Le-
islativprogramm eine große Rolle spielt und der für
eine Fraktion wichtig ist: die Migration. Sie ist zu
echt ein wichtiger Bestandteil des Programms. Die
ommission plant legislative Vorschläge zur Arbeits-
igration – das wurde schon angesprochen –, aber auch
orschläge zu einer gemeinsamen Migrationspolitik und
aßnahmen für ein gemeinsames europäisches Asylsys-

em für 2010. Kollege Ulrich, hier sind unsere Positio-
en dicht beieinander. Wenn man sich die humanitären






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
Katastrophen in der Mittelmeerregion anschaut, dann
weiß man, dass wir handeln müssen; das ist keine Frage.
Das bedeutet, dass wir auf europäischer Ebene eine ge-
meinsame, menschenrechtsorientierte Asyl- und Ein-
wanderungspolitik betreiben müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht also nicht nur um Arbeitsmigration. Vielmehr
brauchen wir eine Politik der Europäischen Union auf
der Grundlage der Genfer Flüchtlingskonvention. Das ist
für uns ein zentraler Bezugspunkt. Eine solche Politik
bedeutet uneingeschränkten und umfassenden Flücht-
lingsschutz in der EU. Dazu gehört die Pflicht der Mit-
gliedstaaten, sicherzustellen, dass Schutzbedürftige tat-
sächlich den Zugang zur Europäischen Union behalten.
Das ist ein zentrales Menschenrecht, das ist ein sozial
und humanitär wichtiges Recht. Dafür werden wir
kämpfen.

Die Themen sind auf der Tagesordnung. Darüber, wie
wir alles umsetzen, müssen wir auf nationaler Ebene dis-
kutieren. Aber das gehört dazu.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612611400

Für die Bundesregierung erteile ich nun das Wort

Herrn Staatsminister Günter Gloser.


Günter Gloser (SPD):
Rede ID: ID1612611500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich glaube, die heutige Debatte über das Arbeits- und
Legislativprogramm der EU-Kommission für 2008 ist
ein gutes Zeichen; denn es widerspricht dem Vorurteil,
dass die EU-Kommission alles in alleiniger Machtfülle
entscheidet. Wir, sowohl die Bundesregierung als auch
das Parlament, haben die Möglichkeit, rechtzeitig auf
verschiedene Aktivitäten Einfluss zu nehmen. In der ak-
tuellen Debatte heißt es häufig, das seien die in Brüssel.
Aber niemand führt konkret aus, wer das eigentlich ist.
Insofern finde ich es gut, dass der Bundestag schon zum
zweiten Mal – das ist schon fast eine Tradition – darüber
debattiert.

Lieber Herr Kollege Ulrich, ich weiß nicht, warum
Sie immer dieses Bild in solchen Debatten malen. Ich
bin nicht sehr umfragegläubig, aber in den letzten Mona-
ten gibt es durchaus Signale, dass die Akzeptanz der
Europäischen Union bei den Bürgerinnen und Bürgern
stark gewachsen ist. Herr Ulrich, wie kommt es, dass
viele außerhalb der Europäischen Union, zum Beispiel
aus der Afrikanischen Union und den ASEAN-Ländern,
zu uns kommen und fragen, wie wir diese Europäische
Union gestalten und wie man trotz der Unterschiede zwi-
schen den Ländern Strukturpolitik betreiben und Solida-
rität zeigen kann. Warum kommen Besucher aus mittel-
amerikanischen Ländern zu uns, die in Gesprächen mit
Parlamentariern fragen, was sie – wenn auch nicht unbe-
dingt eins zu eins – übernehmen können?

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(C (D Die Europäische Union ist zwar kein perfektes Moell; sie hat ihre Schwächen, aber sie hat auch Stärken. s ist meines Erachtens ein Fehler, immer nur die chwächen herauszugreifen und zu unterstellen, dass die uropäische Union nicht für ein soziales Europa und ein uropa steht, das sich beispielsweise um den Umweltchutz kümmert oder in andere Richtungen öffnet. Bei ller Kritik in einzelnen Punkten – darüber können wir treiten – bitte ich Sie, die Europäische Union nicht imer in ein so düsteres Licht zu stellen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Bevor ich einige Punkte aufgreife, möchte ich eine
orbemerkung machen: Für das Arbeits- und Legislativ-
rogramm liegen viele Einzelheiten vor. Wir werden uns
n den nächsten Wochen und Monaten sicherlich noch
m Einzelnen damit befassen.

Der wichtigste Punkt ist – das haben Michael Roth
nd andere bereits angesprochen –, dass im nächsten
ahr in allen Mitgliedstaaten der Reformvertrag ratifi-
iert wird, damit er, wie beabsichtigt – ich erinnere in
iesem Zusammenhang an die Geburtstagsfeier der EU
m 25. März in Berlin –, ein Signal und eine Grundlage
ür die Wahlen zum Europäischen Parlament im Jahr
009 bieten kann. Das sollte unsere oberste Anstrengung
ein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir bitten die Europäische Kommission, zu berück-
ichtigen, wie man mit bestimmten Dossiers umgeht. Sie
aben vorhin die Dienstleistungsrichtlinie angesprochen,
ollege Löning. Ich finde manche Kritik daran berech-

igt. Aber es war sicherlich angesichts der Debatten in
er Europäischen Union ein unglücklicher Zeitpunkt, zu
em die Kommission weiter an der Initiative festgehal-
en hat, die letztlich in unserem Nachbarland, in der die
ienstleistungsrichtlinie quasi als Symbol des damali-
en Verfassungsvertrags empfunden wurde, zu Diskus-
ionen geführt hat. Das war falsch. Deshalb ist es richtig,
ass die Kommission auch bei ihren Gesetzgebungs-
ktivitäten darauf Rücksicht nimmt.

Der Arbeitskalender wird auch dadurch beeinflusst,
ass im Jahr 2009 ein neues Parlament und eine neue
ommission gewählt werden. Einzelne von Ihnen haben
iesen Arbeitskalender bereits angesprochen. Ich
öchte vier Punkte herausgreifen: Wachstum und Be-

chäftigung, Orientierung am Bürger, Sicherheit und
reiheit sowie Europas Rolle in der Welt. Ich glaube,
ass gerade der letzte informelle Gipfel in Lissabon ge-
eigt hat, dass viele dieser Bereiche in die Debatte der
uropäischen Kommission und auch bei uns eingeführt
erden.

Sie haben zu Recht die Frage der Migration angespro-
hen, Kollege Steenblock. Bereits in der nächsten Wo-
he findet ein wichtiger Gipfel statt. Es ist völlig richtig,
ass wir einen Gesamtansatz zum Thema Migration
rauchen. Insofern spreche ich für die Bundesregierung.






(A) )



(B) )


Staatsminister Günter Gloser
Wenn es beispielsweise um die legale Migration und um
bestimmte Richtlinienvorschläge geht, analysieren wir
zunächst den Mehrwert dieser Vorschläge. Aber die
grundsätzliche Zuständigkeit der nationalen Mitglied-
staaten für den Zugang zum Arbeitsmarkt muss beibe-
halten werden. Das ist unsere feste Überzeugung.

Ich komme zu einem anderen wichtigen Punkt. Wir
haben im Frühjahr mit der Weichenstellung in der Frage
der Energie- und Klimaziele begonnen. Auch deshalb
wird es wichtig sein, dass wir das im nächsten Jahr um-
setzen. Es trifft eben nicht zu, Herr Kollege Ulrich, dass
wir mit einer kritischen Haltung zu einem bestimmten
Modell der Kommission allein auf weiter Flur stehen.
Diese Position wird oft vertreten: Wir diskutieren ein-
fach über den Nationalstaat und die Kommission. – In
der gesamten Debatte ist es wichtig, ab und zu den Blick
auf die Nachbarstaaten zu richten. Einige unterstützen
die Vorschläge der Kommission; andere vertreten aber
– beispielsweise was die Entflechtung der Netze angeht –
dieselbe Position wie die deutsche Bundesregierung.

Kurzum: Ich hoffe, dass wir in einem konstruktiven
Dialog die einzelnen Aktivitäten der Kommission offen-
siv diskutieren können, um zu Recht von einem breiten
Spektrum des Parlaments sprechen zu können. Ich
glaube, nur so gelingt es uns, bei allen Notwendigkeiten
einer zentralen Kommunikationsstrategie auch die Bür-
gerinnen und Bürger in einzelne Maßnahmen und Ge-
setzgebungsaktivitäten einzubinden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612611600

Nächster Redner ist der Kollege Florian Toncar für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1612611700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Die FDP-Fraktion sieht das vorgelegte Arbeits-
und Legislativprogramm grundsätzlich als eine gute Ar-
beitsgrundlage für das Jahr 2008 an. Ich möchte mich
deshalb vor allem auf die Punkte konzentrieren, bei de-
nen wir der Meinung sind, dass der Bundestag und die
Bundesregierung besonders aufpassen und sich ein-
mischen müssen.

Zum Thema Einmischen. Herr Staatsminister, ich
freue mich sehr, dass Sie es noch einmal begrüßt haben,
dass wir heute diese Debatte führen. Ich würde mir aber
noch nachdrücklicher wünschen, dass die Bundesregie-
rung bei den Gelegenheiten, bei denen der Bundestag
eine klare Stellungnahme abgibt, diese Linie auch mit-
tragen würde. Die Gelegenheit dazu hatten Sie bei der
Errichtung der Grundrechteagentur. Sie haben sie nicht
genutzt; da sind die Bedenken des Bundestages nicht be-
achtet worden. Das ist ein Verständnis, das so nicht funk-
tionieren kann.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D m Übrigen: Wenn man sich anschaut, wie diese Agentur etzt arbeitet, muss man sagen, dass das, was der Bunestag damals gesagt hat, zu 100 Prozent richtig war. ie Schwerpunktthemen haben wenig mit der Kontrolle er Einhaltung der Grundrechtecharta zu tun; das geht ielmehr in einen sehr weiten Bereich hinein. Man hat as Gefühl, es gibt da eine gewisse Eigendynamik. Es ist enau das eingetreten, was wir vorher gesagt haben. Höen Sie öfter auf den Bundestag! Das täte uns allen gut. (Beifall bei der FDP – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Die Frage ist, auf wen!)


Da waren wir uns aber doch ziemlich einig.

Insbesondere die Themen Bürokratieabbau und bes-
ere Rechtssetzung – das begrüßen wir als Liberale
atürlich im Besonderen – spielen im neuen Arbeitspro-
ramm eine große Rolle. Das Europarecht ist gewach-
en. Wir wollten vieles, aber auch hier müssen wir uns
ei manchen Dingen sehr kritisch fragen, ob das so blei-
en kann.

Wenn die Kommission sagt, dass die Verwaltungs-
nd Bürokratiekosten in den Unternehmen bis 2012 um
5 Prozent gesenkt werden sollen, ist das ein ehrgeiziges
iel. Ich glaube, dass das machbar ist. Das bedeutet aber,
ass im Bereich Bürokratieabbau ab dem Jahr 2008 auch
irklich gearbeitet werden muss. Ich möchte, dass die
undesregierung dafür Sorge trägt, dass die Kommis-

ion entsprechende Anregungen bekommt. Das kann
icht allein die Entsendung von Herrn Stoiber sein; das
üssen auch inhaltliche Vorschläge sein. Gleichzeitig
uss natürlich klar sein, dass sich die Kommission einer

xternen Evaluierung unterzieht. Die Kommission muss
ereit sein, die Einsparung bei den Verwaltungskosten
m 25 Prozent extern, von Wissenschaftlern, von einer
nabhängigen Institution, von einer Unernehmensbera-
ung oder Ähnlichem, überprüfen zu lassen. Ansonsten
önnte man solche Ersparnismodelle immer so rechnen,
ass es passt. Wenn 25 Prozent versprochen werden,
uss es die Kommission auch auf 25 Prozent bringen,

elastbar und extern evaluiert. Das ist es, was wir wol-
en.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben im Bereich Inneres und Recht einige Initia-
iven, die genau das Gegenteil von Bürokratieabbau dar-
tellen. Das Arbeitsprogramm beinhaltet weitere Richtli-
ien zum Thema Antidiskriminierung, die auf Art. 13
estützt werden sollen. Da ist aber schon die Rechts-
rundlage fragwürdig. Nach Art. 13 dürfen Antidiskri-
inierungsmaßnahmen nur dort ergriffen werden, wo

ie Union nach dem Vertrag zuständig ist. Es gibt keine
erechtigung, Antidiskriminierungsmaßnahmen für Be-

eiche durchzuführen, in denen es keine vertragliche Zu-
tändigkeit der Union gibt. Das allgemeine Zivilrecht
iegt nach dem Vertrag nicht in der Zuständigkeit der
nion. Deshalb kann es im Zivilrecht keinen allgemei-
en Diskriminierungsschutz auf europarechtlicher
rundlage geben. Ich möchte, dass die Bundesregierung
ier auf die mangelnde Kompetenz der Union hinweist.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Florian Toncar
Es gibt andere Ideen, beispielsweise im Rahmen der
Migrationsbekämpfung den Vorschlag, dass Mutter-
unternehmen auch für eine illegale Beschäftigung in den
Tochterunternehmen haften. Das ist sicherlich gut ge-
meint. Auch ich bin für Sanktionen gegen Menschen, die
gegen Gesetze verstoßen. Wenn man aber solche Pflich-
ten in einem Konzernverbund einführt, kommt es zu ei-
nem riesigen Kontroll- und Dokumentationsaufwand,
also zu mehr Bürokratiekosten. Wenn wir überall solche
Dinge einführen, sind die 25 Prozent Kostenersparnis si-
cherlich nicht zu erreichen.


(Beifall bei der FDP)


Frau Präsidentin, mit Ihrer Erlaubnis noch ein letzter
Gedanke: Wir haben im Strafrecht die Tendenz, dass die
Europäische Union materielles Strafrecht, Strafbarkeits-
voraussetzungen und Strafrahmen, immer mehr regeln
und vereinheitlichen möchte. Das sollte aber eigentlich
die Ausnahme sein und nur dann erfolgen, wenn dies
zwingend erforderlich ist, um Europarecht zur Geltung
zu bringen. Diese Entwicklung müssen wir kritisch
beobachten. Wir hatten auch im letzten Quartal dieses
Jahres einige Entscheidungen, die sehr tief in die Kom-
petenz der Nationalstaaten hineinregiert haben. Das
Strafrecht ist grundsätzlich Sache der Mitgliedstaaten;
darauf müssen wir achten. Nur wenn es überhaupt nicht
anders geht, muss es europaweit einheitlich geregelt
werden. In diesem Sinne bitte ich die Bundesregierung,
tätig zu werden. Der Bundestag wird daran mitwirken.
Wir werden genau schauen, ob Sie das tun, und Sie in
diesem Sinne kontrollieren.

Hoffen wir, dass das Jahr 2008 ein gutes Jahr für
Europa wird.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612611800

Nächster Redner ist nun der Kollege Bernhard Kaster

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1612611900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Auch ich möchte zunächst einmal begrü-
ßen, dass wir in diesem Jahr zum ersten Mal die Mög-
lichkeit haben, das Arbeits- und Legislativprogramm der
Europäischen Kommission für das nächste Jahr hier im
Plenum miteinander zu beraten. Damit stärken wir die
Europafähigkeit unseres Hauses; denn eines ist in den
letzten Jahren immer klarer geworden: Was auf europäi-
scher Ebene entschieden wird, hat ganz konkrete Aus-
wirkungen auf die Menschen vor Ort, auf die Länder und
auf die Gemeinden. Diese Debatte bietet deshalb auch
die Chance, das Verständnis für europäische Politik zu
steigern und das Unbehagen vieler Bürger gegenüber der
Europäischen Union abzubauen. Wir müssen die Men-
schen in der Europapolitik wieder mehr mitnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir müssen daher die vorgelegten 26 strategischen
Initiativen, 61 Initiativen und Vorschläge in insgesamt

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(C (D 9 Maßnahmepaketen und – man höre hin – 45 Vereinachungsvorschläge und zehn kommunikativen Prioritäen unter drei Hauptkriterien betrachten. Zum einen aben wir das Kriterium der Subsidiarität bzw. Subsidiaitätskontrolle – das ist eine wichtige Aufgabe, die wir ier wahrnehmen –, ich nenne zweitens das Thema Verältnismäßigkeit und drittens das Thema europäischer ehrwert. In dieser Hinsicht müssen wir hier beraten. Wenn ich etwa sehe, dass der Vorschlag der Europäichen Kommission zur Weinmarktordnung als Vereinfahungsvorschlag tituliert wird, dann muss ich manch anere neue Maßnahmen, auch wenn sie unter schönen berschriften daherkommen, als Drohung verstehen. Ich ill ein Beispiel dafür nennen. Die Kommission kündigt ür 2008 ein Grünbuch zur Qualitätspolitik für Agrarereugnisse an. Die gegenwärtig diskutierte europäische einmarktreform verdient aus meiner Sicht eher den amen Wettbewerbsverzerrungsordnung oder Einheitseinverordnung. Den ersten Entwurf des Arbeitsprogramms haben wir ereits im April beraten, und wir haben kritische Punkte ngemerkt. Sehr lobenswert ist – das muss festgestellt erden –, dass die Initiativen unserer Bundeskanzlerin ur Klimaschutzpolitik während der deutschen Präsientschaft einen bemerkenswerten Niederschlag im Areitsprogramm gefunden haben. Man kann also sagen: ie Ratspräsidentschaft unter Leitung unserer Bundesanzlerin trägt im Arbeitsprogramm für das nächste Jahr rüchte. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ndererseits verwundert es schon, dass das industriepo-
itische Arbeitsprogramm oder auch die neue transatlan-
ische Wirtschaftspartnerschaft mehr oder weniger nur
m Rande Erwähnung findet. Immerhin tagte letzten
reitag erstmals das transatlantische Wirtschaftsforum,
as beim Gipfel der Europäischen Union und der USA
m 30. April aus der Taufe gehoben wurde. Ich denke, in
iesen Bereichen muss die Kommission noch energi-
cher voranschreiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Seit Wochen beschäftigen wir uns im Europaaus-
chuss mit einem Projekt und seinem bisher unrühmli-
hen Verlauf, mit dem Projekt Galileo. Das europäische
atellitennavigationsprojekt ist das größte Industrievor-
aben, das jemals auf europäischer Ebene auf den Weg
ebracht wurde. 30 Satelliten sollen in einer Höhe von
4 000 Kilometern die gesamte Erdoberfläche mit Navi-
ationssignalen versorgen können. Wir brauchen in Eu-
opa dieses System mit neuen Anwendungen in den Be-
eichen Verkehr, Telekommunikation, Sicherheit und
ermessung. Wir brauchen in Europa diese Schlüssel-

echnologie, um auch an diesem attraktiven Wachstums-
arkt teilnehmen zu können. Nach dem Scheitern des

isherigen Realisierungs- und Finanzierungskonzeptes
uf der Basis einer öffentlich-privaten Partnerschaft
rängt nun die Zeit. In 2008 müssen wir hier endlich wei-
erkommen. Wir brauchen dringend einen akzeptablen






(A) )



(B) )


Bernhard Kaster
Finanzierungsvorschlag, der einerseits die Obergrenzen
der finanziellen Vorausschau 2007 bis 2013 unangetastet
lässt, andererseits jedoch zusätzliche Finanzierungsmög-
lichkeiten außerhalb der Europäischen Union, etwa über
die ESA, eröffnet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die von der Kommission vorgeschlagene Beschaf-
fungsstrategie, schlicht und vermeintlich offen auszu-
schreiben, kann angesichts der Lage auf dem Weltraum-
markt im Rahmen dieser Industrie nicht funktionieren.
Wenn man die Strukturen kennt, weiß man, dass dies ge-
nau das Gegenteil bewirken würde: Durch eine Aus-
schreibung in der hier vorgeschlagenen Form würden
Monopolstrukturen gestärkt werden, und zwar Monopol-
strukturen außerhalb unseres Landes. Gerade die deut-
sche Industrie hat bei diesem Projekt große Vorleistun-
gen erbracht, die beim weiteren Vorgehen angemessen
berücksichtigt werden müssen. Deutschland muss indus-
triell und technologisch am Ball bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn schon Monopol, dann wollen wir dabei sein!)


Zu Beginn meiner Rede habe ich darauf hingewiesen,
dass die europäische Politik die Menschen mitnehmen
muss. Ich will auf ein Thema zu sprechen kommen, in
dem es konkret darum geht: die Förderung der Mehr-
sprachigkeit. Die Kommission will dazu im nächsten
Jahr eine Mitteilung vorlegen, was ich ausdrücklich be-
grüße. Ich komme aus einer Grenzregion, die man heute
mit Recht als europäische Modellregion bezeichnen
kann, aus der Region Trier/Luxemburg. Ich habe die Er-
fahrung gemacht, dass es enorm wichtig ist, dass die jun-
gen Menschen auch die Sprache des Nachbarn kennen-
lernen; bei uns ist das Französisch.

Unter dem Stichwort Mehrsprachigkeit rege ich an,
darüber nachzudenken, dass in den Schulen neben der
heute schon selbstverständlich gewordenen Arbeitsspra-
che Englisch auch die Sprache des Nachbarlandes ge-
lernt wird. Das sollte in Deutschland ebenso wie in ganz
Europa gerade in den Grenzregionen üblich sein. Da und
dort ist das Französisch, in anderen Regionen Polnisch.
In Bayern mag es mit dem Nachbarland Österreich weni-
ger Probleme geben.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Österreichisch!)


Ich denke, es wäre eine gute Sache, wenn die Sprache
des Nachbarlandes auf dem Stundenplan stünde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karl Addicks [FDP] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In BadenWürttemberg würden wir uns schon über Hochdeutsch freuen!)


Dadurch würde mit Sicherheit das Zusammenwachsen
von grenzüberschreitenden Wirtschaftsräumen gefördert
werden. Viel wichtiger ist aber, dass dadurch grenzüber-
schreitende Kulturräume geschaffen und das grenzüber-
schreitende Miteinander junger Menschen erheblich ge-
fördert würden. Das ist es, worauf es ankommt. Die

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(C (D uropäische Politik muss die Menschen wieder mitnehen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612612000

Nächster Redner ist nun der Kollege Markus Meckel

ür die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Markus Meckel (SPD):
Rede ID: ID1612612100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Es ist schon gesagt worden, dass es wichtig
st, über das Arbeitsprogramm der Kommission zu dis-
utieren. Die Nationalstaaten müssen es sich zur Auf-
abe machen, die Akteure der EU – in diesem Fall ist
as die Kommission – zu fragen, was sie konkret tun
zw. was sie unterstützen.

Der Kollege Michael Roth hat die beeindruckende
ülle des Arbeitsprogramms bereits dargestellt. Gleich-
eitig hat er deutlich gemacht, dass es darauf ankommt,
chwerpunkte zu setzen. Wir müssen schauen, was kon-
ret passiert und welche Schwerpunkte gesetzt werden.

Ich wende mich der Außenpolitik zu. Ich denke, dass
ies eine gewichtige Aufgabe für die Fraktionen ist. Im
ahmen der Vorbereitung der Erweiterung der Europäi-

chen Union müssen beispielsweise die Verträge mit der
ürkei und Kroatien ausgehandelt werden. Aber auch
ei dem Abschluss der Stabilisierungs- und Assoziie-
ungsabkommen mit den Staaten auf dem westlichen
alkan spielen wir eine ganz zentrale Rolle; darauf
omme ich gleich zurück. Während der portugiesischen
räsidentschaft wurde ein Schwerpunkt auf das Ver-

ragsmanagement gelegt, insbesondere auf das Aushan-
eln, aber auch die Begleitung der Verträge im Rahmen
er Europäischen Nachbarschaftspolitik zur Verbesse-
ung der Zusammenarbeit zwischen den AKP-Staaten
nd der Europäischen Union.

Im Zusammenhang mit der Außen- und Sicherheitspo-
itik gibt es eine zentrale Aufgabe – unser Staatsminister,
er auf den Reformvertrag hinwirkt, hat darauf hingewie-
en –: Die zwischen Kommission und Rat gesplittete Ver-
ntwortung muss mit Einsetzung des Hohen Beauftragten
ndlich aufhören, damit Europa in der Außen- und Si-
herheitspolitik ein Stück weit sichtbarer wird. Ich
laube, auf diese zentrale Aufgabe müssen wir uns ange-
essen vorbereiten. Die Frage ist natürlich, wie die au-

enpolitische Verantwortung konkret gestaltet wird: Wie
ieht das Verhältnis des europäischen Außenministers – der
icht so heißen darf – zum neuen Präsidenten der Kom-
ission bzw. des Rates aus? Es wird darauf ankommen,

eim Aufbau der Administration, des neuen europäischen
iplomatischen Dienstes, unsere eigenen Analysen zur
usammenarbeit und Entscheidungsfindung zusammen-
uführen. Für uns alle wird es wichtig sein, in den nächs-
en Monaten hier konkret nachzufragen und den Prozess






(A) )



(B) )


Markus Meckel
der Bildung einer neuen Struktur, die für uns entschei-
dend sein wird, parlamentarisch zu begleiten.

Es ist völlig klar: Europäische Außenpolitik ist zual-
lererst eine Frage des politischen Willens, der Fähigkeit
der Mitgliedstaaten, eine gemeinsame Außenpolitik zu
betreiben. Strukturen können dabei helfen oder hinder-
lich sein. Wir hoffen, dass wir Strukturen finden, die
wirklich helfen.

Die EU-Mission im Kosovo ist eine zentrale Aufgabe,
vor der wir stehen, ohne dass wir heute sagen könnten,
wie sie genau strukturiert sein wird. Wir alle wissen,
dass das auf uns zukommt. Wir wissen noch nicht, auf
welche Art wir vorgehen, welche Grundlage der Sicher-
heitsrat schaffen wird. Die Aufgabe ist aber abzusehen;
die Europäische Union bereitet sich seit 18 Monaten da-
rauf vor. Die Frage ist natürlich – gerade im Hinblick auf
die Verteilung der Verantwortung –, wie die Aufgabe
konkret umgesetzt werden soll. Ich hoffe sehr, dass es
gelingt, hier Strukturen zu finden, die dazu führen, dass
die EU-Mission im Kosovo nicht das gleiche Schicksal
erleidet wie die UNMIK, wo der Vertrauensverlust so
immens groß war, dass sie nach wenigen Jahren infrage
gestellt wurde. Am Anfang haben wir die Arbeit von
UNMIK mit großer Bewunderung betrachtet.

Hier wird es sehr auf uns ankommen, aber auch da-
rauf, dass die entsprechenden Rahmenbedingungen er-
füllt sind. Der Erfolg der Mission im Kosovo wird we-
sentlich davon abhängen, ob es uns gelingt, mit
konkreten Schritten eine realistische Integrationspers-
pektive für den westlichen Balkan zu entwickeln. Wir
müssen deutlich machen, dass die Integration des westli-
chen Balkans in die Europäische Union nicht nur eine
vage Perspektive darstellt, sondern unserem Willen ent-
spricht, um Stabilität in Europa zu gewährleisten.

Ein anderer zentraler Punkt, den ich ansprechen
möchte, ist die europäische Nachbarschaftspolitik. Hier
hat es manchen Fortschritt, manche Initiative – auch
manche deutsche Initiative im Rahmen der deutschen
Präsidentschaft – gegeben. Wir alle wissen, dass wir da-
bei noch immer vor großen Schwierigkeiten stehen. Zur
Balance der Nachbarschaftspolitik im Hinblick auf den
südlichen und den östlichen Flügel muss man sagen:
Bisher gibt es ein klares Ungleichgewicht. Viele Bemü-
hungen konzentrieren sich auf den südlichen Flügel. Wir
brauchen Konzepte, müssen aber auch entsprechenden
Druck aufbauen, damit die Nachbarschaftspolitik im
Hinblick auf den östlichen Flügel gestärkt wird. Gleich-
zeitig muss die Nachbarschaftspolitik sehr viel differen-
zierter betrieben werden. Mit den Aktionsplänen und
Verträgen richten wir den Blick unmittelbar auf die Staa-
ten und vernachlässigen dabei zu sehr die Gesellschaf-
ten. Wir müssen in Zukunft stärker auf die Balance ach-
ten.

Manchmal stehen wir uns auch selbst im Weg. Hier
möchte ich an ein Papier erinnern, das die Kommission
Ende letzten Jahres selbst veröffentlicht hat. Dort wird
auf den Widerspruch zwischen den Aufgaben im Be-
reich der Nachbarschaftspolitik und unserer eigenen
Visapolitik aufmerksam gemacht, durch den wir die Er-
füllung unserer Aufgaben selbst erschweren. Wir müs-

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(C (D en ein Interesse daran haben, dass Menschen zu uns ommen – junge Menschen, Wissenschaftler –, dass es u einem Austausch, zu menschlichen Beziehungen ommt. Im Hinblick auf die Stabilität dieser Länder ist s eine zentrale Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese änder ein europäisches Bild erhalten, dass sie wissen, o es langgeht. Die Transformationsstaaten, die neuen itgliedstaaten können ein Lied davon singen, wie ichtig es ist, dass die Menschen Europa unterstützen. ier blockieren wir uns selbst. Frau Präsidentin, ich bin gleich am Ende meiner ede. – Zu Belarus möchte ich sagen: Lukaschenko hat atürlich überhaupt kein Interesse daran, dass Menschen n die Europäische Union, in die Nachbarländer reisen. r wird also keinen Antrag stellen, die Gebühren für isa zu verringern. Die Gebühren werden nun erhöht, eil die Nachbarländer Mitglieder des Schengen-Raums ind. Ich glaube, wir müssen noch intensiv daran arbeien, dass Menschen nach Europa, in die Europäische nion, kommen können: Schüler, Studenten, Kultur chaffende und Wissenschaftler. Dieser Aufgabe müssen ir uns widmen, um uns nicht selbst im Weg zu stehen. Ich danke Ihnen. Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege homas Silberhorn für die CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! nsere heutige Diskussion über das Legislativund Areitsprogramm der Kommission für 2008 wird wohl ber 2008 hinaus Bedeutung haben. Im Jahr 2009 findet ie Europawahl statt und endet die Amtszeit der arroso-Kommission, sodass die Prioritäten für das ächste Jahr wohl auch die Prioritäten für das Jahr 2009 ein werden. Insoweit begrüße ich es ausdrücklich, dass ir heute über dieses Legislativund Arbeitsprogramm usführlich diskutieren können. Zum Thema „Wachstum und Beschäftigung“ möchte ch anmerken: Ich halte die Idee der Kommission, die irtschaftsund Währungsunion nach ihrem zehnjährien Bestehen einer strategischen Überprüfung zu unteriehen, für gut. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass ie unabhängige Geldpolitik der Europäischen Zentralank der wesentliche Grund dafür ist, dass wir heute eien stabilen Euro haben, der international als Reservend Anlagewährung zunehmend an Gewicht gewinnt. eswegen müssen wir allen Versuchen widerstehen, urch politische Einflussnahme protektionistisch die nabhängigkeit der Europäischen Zentralbank zu ge ährden. Wir müssen die Stabilität der gemeinsamen uropäischen Währung und das Erfolgsprojekt der Wähungsunion weiter festigen. Thomas Silberhorn Unter dem Stichwort „Wachstum und Beschäftigung“ diskutiert die Kommission auch die Zukunft der gemeinsamen Agrarpolitik. Ich denke, wir sind uns darüber einig, dass damit nicht die nächste finanzielle Vorausschau ab dem Jahr 2014 vorweggenommen werden kann. Ich möchte aber auch davor warnen, die gemeinsame Agrarpolitik und ihre Finanzierung als Steinbruch für Einsparungen oder Umschichtungen im EU-Haushalt misszuverstehen. (Markus Löning [FDP]: Da sind wir aber enttäuscht, Herr Silberhorn!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1612612200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1612612300

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Wir müssen schon sehr klar sehen, dass sich die Rolle
der Landwirtschaft verändert. Wir stehen vor einem
weltweit wachsenden Bedarf an qualitativ hochwertigen
Nahrungsmitteln.


(Markus Löning [FDP]: Da brauchen wir weniger Subventionen!)


Wir sehen, dass die Landwirtschaft zunehmend Bedeu-
tung bei der Gewinnung erneuerbarer Energien hat, mit
denen wir unsere Klimaschutzziele erreichen wollen.
Deswegen ist es sicherlich notwendig, dass wir in der
Landwirtschaft mehr Effizienz erreichen. Wir müssen
die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Landwirt-
schaft weiter verbessern und sicherstellen.

Einige kritische Anmerkungen möchte ich zum inte-
grierten Konzept der Kommission zur Migration ma-
chen. Wenn Kommissar Frattini darüber spekuliert, wir
brauchten in Europa 20 Millionen Hochqualifizierte,
dann möchte ich doch dazu raten, einmal die Realität zu
betrachten.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wir brauchen mehr als 20 Millionen!)


Wir haben in Deutschland und auch in ganz Europa mei-
nes Erachtens keinen begründeten Bedarf an zusätzlicher
Zuwanderung, vor allem nicht an Zuwanderung in so-
ziale Sicherungssysteme. Wir haben im Gegenteil viel-
leicht ein gewisses wirtschaftlich motiviertes Interesse
daran, billigere Arbeitskräfte von außerhalb der Europäi-
schen Union in die Europäische Union hereinzuholen.
Ich rate, dazu auch einmal den Blick in südliche Mit-
gliedstaaten wie Spanien oder Italien zu werfen und in
Erfahrung zu bringen, zu welchen Konditionen dort in
der Wirtschaft gearbeitet wird.

Wenn bei uns in Deutschland über einen Fachkräfte-
mangel – beispielsweise bei den Ingenieuren – gespro-
chen wird, dann möchte ich daran erinnern, dass noch
vor nicht allzu langer Zeit große Unternehmen einen
Einstellungsstopp für Ingenieure hatten. Deswegen
braucht man sich nicht darum zu sorgen, dass jetzt offen-
bar der Nachwuchs nicht da ist; man hat ja über Jahre
nicht eingestellt.


(Markus Löning [FDP]: Herr Silberhorn, da sind Sie nicht in der Realität! Fragen Sie einmal herum, was die für einen Bedarf haben!)


Gleichzeitig muss man in Rechnung stellen, dass
viele Ingenieure, die frühverrentet worden sind, derzeit
noch bei der Bundesagentur für Arbeit gelistet sind. Der

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(C (D orrang muss sein, bei uns im Lande auszubilden und rbeitnehmer zu qualifizieren. Erst dann kann man da über nachdenken, zusätzlichen Bedarf von außen zu deken. Deswegen ist es wichtig, dass in dieser europäischen ebatte über die Migrationspolitik das Ausmaß von lealer Migration und damit der Zugang zum Arbeitsmarkt n den Mitgliedstaaten in der Zuständigkeit der einzelnen itgliedstaaten verbleibt, dass auf europäischer Ebene icht ein neues Recht auf dauerhaften Aufenthalt gechaffen wird und damit neue Anreize für Zuwanderung n soziale Sicherungssysteme gesetzt werden. Ich meine auch, dass das Paket der Europäischen ommission zum Asylrecht kritisch hinterfragt werden uss. Ich erkenne durchaus einige Argumente dafür an, ie Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen zu ereinheitlichen sowie über einen einheitlichen Rechtstatus nachzudenken. Ich bitte aber zu bedenken, dass ir in Deutschland die Besonderheit haben, Asylsuchenen ein individuelles Grundrecht auf Asyl zu gewähren. as ist europaweit einmalig. Wir sollten dieses Recht icht dadurch infrage stellen, indem jetzt über einen eineitlichen Rechtsstatus auf europäischer Ebene nachgeacht wird. Was nationale Asylverfahren und Aufnahmebedinungen angeht, will ich durchaus einräumen, dass man ier zu einer Angleichung kommen kann. Aber ich eine, auch da muss man sehr kritisch hinschauen, wenn eispielsweise die Praxis mancher Mitgliedstaaten darin esteht, Legalisierungsaktionen durchzuführen, die im rgebnis eine gemeinsame europäische Politik unterlau en würden. Ein letzter Punkt. Dass die Europäische Union eine uropäische Unterstützungsagentur für das Asylwesen ründen will, ist genauso überflüssig wie viele andere uropäische Einrichtungen. Ich begrüße es, dass die undesregierung – sie ist da offensichtlich die einzige egierung – explizit Bedenken dagegen angemeldet hat. s ist im Informationszeitalter nicht wichtig, dass wir eue Einrichtungen und neue Hierarchieebenen schafen. Wir sollten vielmehr die Möglichkeiten der erleicherten Kommunikation nutzen und das, was vorhanden st, besser vernetzen, statt immer neue Einrichtungen zu chaffen. Zum Schluss möchte ich sagen: Das Anliegen der uropäischen Kommission hinsichtlich einer besseren echtssetzung findet grundsätzlich meine Unterstütung. Aber eine bessere Rechtssetzung durch die Euroäische Union darf nicht einfach bedeuten: Besser ist es, enn wir es in der Europäischen Union selbst machen. ine bessere Rechtssetzung muss den Mitgliedstaaten usreichende Handlungsspielräume lassen. Deswegen ist s wichtig, dass der Deutsche Bundestag in Zusammenrbeit mit allen anderen nationalen Parlamenten seine olle als Wahrer des Subsidiaritätsprinzips ernst nimmt, ie uns im Reformvertrag von Lissabon zugeschrieben ird. Thomas Silberhorn In diesem Sinne freue ich mich auf ein für die europäische Politik spannendes Jahr 2008. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 c auf: a)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612612400
Kipping, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Regelsätze erhöhen – Dynamisierung anpas-
sen – Kosten für Schulbedarfe abdecken

– Drucksache 16/7040 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja
Kipping, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Einführung einer Weihnachtsbeihilfe für
Grundsicherungsbezieherinnen und -bezieher

– Drucksache 16/7041 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Markus
Kurth, Brigitte Pothmer, Irmingard Schewe-
Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Regelsätze bedarfsgerecht anpassen

– Drucksache 16/7113 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin Katja
Kipping, Fraktion Die Linke, das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612612500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Einige

Abgeordnete reagieren nur noch genervt, wenn die Rede
auf Hartz IV kommt. Auch die Reihen der SPD durch-
zieht in diesem Fall meist ein Raunen „Schon wieder die

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(C (D inke mit ihrer Kritik an Hartz IV und ihrer Klage über rmut“. s gibt sogar Abgeordnete, die demonstrativ das Plenum erlassen, wann immer es um Hartz IV geht. Ich kann verstehen, dass die Auseinandersetzung mit rmut eher deprimierend ist. Auch ich würde lieber op imistisch mit Ihnen über Luxus für alle philosophieren. (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das können Sie doch gar nicht! – Ute Kumpf [SPD]: Sie werfen wieder einmal die Themen schrecklich durcheinander!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zurufe von der SPD: Oh!)


akt ist aber: 7 Millionen Menschen in diesem Land
üssen mit Hartz IV leben. Während es einigen offen-

ichtlich zu viel ist, sich auch nur fünf Minuten mit den
uswirkungen von Hartz IV auseinanderzusetzen, müs-

en 7 Millionen mit Hartz IV leben, und das 24 Stunden
m Tag.


(Beifall bei der LINKEN)


Fakt ist auch: Das Leben mit Hartz IV ist nicht einfa-
her, sondern schwerer geworden. Die Kosten für Strom
nd Lebensmittel sind gestiegen. Seit letzter Woche ist
s nun dank der Untersuchungen des Bundesministe-
iums für Arbeit und Soziales auch amtlich: Orientiert
an sich nur an der Preisentwicklung, müsste der Regel-

atz um rund 20 Euro aufgestockt werden. Das heißt, seit
estlegung des Hartz-IV-Regelsatzes ist dieser um
Prozent entwertet worden.

Wenn wir also das Arbeitslosengeld II auf seiner jet-
igen Höhe belassen, bedeutet das schlicht und ergrei-
end nichts anderes, als dass die Menschen jeden Monat
aktisch 20 Euro weniger in der Tasche haben. Vor die-
em Hintergrund ist es für mich völlig unverständlich,
ieso der noch amtierende Bundesminister für Arbeit
nd Soziales trotz dieser Erkenntnis gesagt hat, es be-
tehe kein Handlungsbedarf. Ich hoffe, der neue Minister
ird sich dieses Themas annehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


ür uns Linke ist es nicht hinnehmbar, dass Hartz-IV-
etroffene immer weniger in der Tasche haben.

Aufschwung für alle: Das war die Losung auf dem
PD-Parteitag. Ehrlicherweise hätten Sie hinzufügen
üssen: Aufschwung für alle, nur nicht für Erwerbslose,

ür Niedriglöhner und für Rentner.


(Beifall bei der LINKEN)


enn die SPD ist offensichtlich noch nicht einmal bereit,
en realen Kaufkraftverlust auszugleichen. Nötig wäre
o viel mehr, denn der Regelsatz war von Anfang an viel
u niedrig.

Werfen wir nur einmal einen Blick nach Skandina-
ien. Dort orientiert sich das Grundsicherungsniveau an
er Armutsrisikogrenze. Für Deutschland liegt die
rmutsrisikogrenze laut den neuesten offiziellen






(A) )



(B) )


Katja Kipping
Berechnungen bei 1 000 Euro. Von skandinavischen
Verhältnissen sind wir also noch wirklich weit entfernt.

In der Praxis reicht das Geld meistens so für 20 Tage,
erzählen mir immer wieder Erwerbslose und fragen mich
dann: Was tun, wenn am Ende des Geldes noch so viel
vom Monat übrig ist?


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist eine Frage der Einteilung und des Ausgabeverhaltens!)


Der Paritätische Wohlfahrtsverband bestätigt dieses All-
tagswissen. Deswegen schlagen wir, die Linke, Ihnen
vor, den Regelsatz auf 435 Euro zu erheben, und zwar
umgehend.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie von SPD und von CDU/CSU können es doch als
Chance begreifen. Sie können nun auf die vielen Bekun-
dungen, man müsse über die Höhe des Regelsatzes nach-
denken, der Regelsatz gehöre auf den Prüfstand, Hand-
lungen folgen lassen.

In einem zweiten Antrag schlägt Ihnen meine Frak-
tion, die Linke, vor, für Arbeitslosengeld-II-Beziehende,
für Sozialhilfebeziehende und für Asylsuchende eine
Weihnachtsbeihilfe von 40 Euro einzuführen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das alte Bundessozialhilfegesetz sah eine solche Weih-
nachtsbeihilfe vor, und das aus gutem Grund. Denn
Weihnachten ist für viele ein wichtiges, ja sogar das
wichtigste Familienfest. Für viele ist es darüber hinaus
ein zentraler Bestandteil ihres religiösen Lebens. Ein
solches Fest ist mit höheren Ausgaben verbunden, mit
Ausgaben, die vom Regelsatz nicht zu bestreiten sind.

So sieht die Einkommens- und Verbrauchsstatistik,
die Hartz IV zugrunde liegt, für Geschenke an Kinder
gerade einmal 1,47 Euro vor. 1,47 Euro, meine Damen
und Herren, Hand aufs Herz: Welches Geschenk für Kin-
der fällt Ihnen ein, das man davon kaufen kann?


(Beifall bei der LINKEN)


Zu einem besinnlichen Weihnachtsfest gehört nun
wahrlich mehr als Geld. Das ist mir bewusst. Aber so
ganz ohne Geld lässt sich ein Fest auch nicht ausrichten.
Auch Menschen, die auf Arbeitslosengeld II oder auf
Asyl angewiesen sind, sollten die Möglichkeit haben,
mit ihrer Familie oder mit ihren Freunden ein schönes
Weihnachtsfest zu begehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Insofern appelliere ich an Sie, liebe Christ-Demokraten,
und an Sie, liebe Sozial-Demokraten: Geben Sie sich ei-
nen Ruck und erwärmen Sie sich für die Idee der Weih-
nachtsbeihilfe! Stimmen Sie für den Antrag der Linken!

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat nun Kollege Max Straubinger, CDU/ SU-Fraktion. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! um wiederholten Male setzen wir uns heute in diesem aus mit den wahlkampfbedingten Anträgen der Linken useinander. ir tun das in dem Bewusstsein, dass Deutschland ein ehr soziales Land ist und dass Deutschland und insbeondere diese Bundesregierung den sozialhilfebedürftien Menschen in besonderer Weise beisteht. ies können wir mit der wirtschaftlichen Entwicklung ntermauern, die seit zwei Jahren eingesetzt hat. Wir ählen in Deutschland 1,5 Millionen mehr Erwerbstäige. Damit haben wir die Chancen der Menschen großrtig verbessert. omit haben wir auch mehr Zukunftszutrauen bei den enschen erarbeitet. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Thema verfehlt, setzen!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612612600
Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1612612700

(Zurufe von der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Widerspruch bei der LINKEN)


Sozialpolitik, werte Kolleginnen und Kollegen von
er Linken, misst sich nicht an der höchsten Geldleis-
ung,


(Zurufe von der LINKEN: Aber daran, dass man davon leben kann!)


ie in diesem Regelsatz zum Ausdruck gebracht wird,
ondern Sozialpolitik misst sich im Besonderen daran,
ie viele Chancen die Menschen haben, ihr Leben in Ei-
enverantwortung zu gestalten. Dafür tragen wir beson-
ers Verantwortung. Daran arbeiten wir zuvörderst.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Werte Damen und Herren, Linke wie auch Bündnis 90/
ie Grünen fordern mit ihren Anträgen letztlich eine
auschale Erhöhung der Regelsätze bzw. der Regelleis-
ungen im SGB II: Die Linke auf 435 Euro und Bünd-
is 90/Die Grünen auf 420 Euro. Darüber hinaus wird
efordert, dass die Bemessung dieser Sätze an den Le-
enshaltungskostenindexen ausgerichtet wird. Außer-
em sollen weitere Einmalleistungen im Falle der Ein-
chulung von Kindern erbracht werden. Die Linken
öchten, dass für Schülerinnen und Schüler jedes halbe

ahr zusätzliche Leistungen erbracht werden.


(Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir müssen bei den Linken feststellen: Sie haben
icht kapiert, dass wir eine Reform durchgeführt haben,
ie darauf abzielt, dass die Empfänger von Transferleis-
ungen mit ihrer finanziellen Unterstützung letztendlich
igenverantwortlich umzugehen haben.


(Lachen bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Max Straubinger
Der Weg führt weg von Einzelleistungen und Einzeltat-
beständen und hin zum selbstverantwortlichen Umgang
mit dem erhaltenen Geld.

Im Juli, im August und auch im September ist über
den Anstieg der Lebensmittelpreise in unserem Land
verstärkt diskutiert worden. Die Regelsätze bemessen
sich allerdings nicht nur an den Lebensmittelpreisen,
sondern an den Gesamtkosten eines Einpersonenhaus-
halts. Die Höhe des letztendlich beschlossenen Regelsat-
zes ist nur 20 Prozent niedriger als die unteren 20 Pro-
zent der Einkommen in Deutschland.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das können Sie ja einmal ausprobieren! Unsinn!)


Dieser Abstand ist meines Erachtens notwendig und
sachgerecht. Er wird auch in der Einkommens- und Ver-
brauchsstatistik – sie wird alle fünf Jahre erstellt, also
2008 wieder; zuletzt geschah dies 2003 – abgebildet.

Wir geben zu, dass mit den nach diesem Regelsatz ge-
zahlten finanziellen Mitteln kein üppiges Leben geführt
werden kann; aber damit kann ein menschenwürdiges
Leben geführt werden.


(Elke Reinke [DIE LINKE]: Das ist es eben nicht!)


Jeder – ob ein Geringverdiener, ein Höchstverdiener
oder ein ALG-II-Empfänger – muss sein persönliches
Ausgabeverhalten nach dem ausrichten, was er zur Ver-
fügung hat. Ich bin überzeugt, dass das möglich ist.


(Widerspruch bei der LINKEN – Gegenruf des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wie viel gab es denn in der DDR?)


Wir sollten hier nicht immer nur den Regelsatz von
347 Euro betrachten. Hinzu kommen die finanziellen
Mittel zur Deckung der Kosten für die Unterkunft. Ich
habe es ausrechnen lassen. Eine Familie mit zwei Kin-
dern unter 14 Jahren, in der beide Elternteile ALG-II-
Empfänger sind, erhält 625 Euro ALG-II-Leistungen
plus 416 Euro für die Kinder; das Kindergeld wird abge-
zogen,


(Zuruf von der Linken: Das ist ein Skandal!)


also minus 308 Euro. Die durchschnittlichen Kosten für
eine Wohnung liegen bei 628 Euro. Das bedeutet letzt-
endlich eine Nettounterstützung von rund 1 360 Euro.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Ein Facharbeiter muss schon gehörig arbeiten, um netto
so viel Geld zur Verfügung zu haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kolleginnen und Kollegen von den Linken, Sie for-
dern einen Mindestlohn von 8 Euro.


(Zuruf der Abg. Katrin Kunert [DIE LINKE])


Selbst wenn dies umgesetzt würde, würde kein Lohn in
dieser Höhe ausgezahlt werden. Wenn jemand nämlich
178 Stunden im Monat arbeitet, dann erhält er bei einem

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(C (D tundenlohn von 8 Euro brutto 1 424 Euro. Wenn man avon 20 Prozent Sozialversicherungsbeiträge abzieht, as geschieht, dann kommt man netto auf 1 139 Euro. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Plus Kindergeld!)


Mit Kindergeld ist man dann genauso gestellt. – Aller-
ings hat der eine 40 Stunden in der Woche gearbeitet,
ährend der andere keine Arbeitsleistung erbracht hat.

Es geht hier auch um das Lohnabstandsgebot. Der,
er tagtäglich in der Früh aufsteht und hart arbeitet, muss
um Schluss mehr haben als jemand, der von Sozialleis-
ngen lebt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Vielleicht möchten die anderen auch gern arbeiten!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612612800

Herr Kollege gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Kipping?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1612612900

Ja.


(Dirk Niebel [FDP]: Aber ehrlich bleiben!)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612613000

Herr Straubinger, ich habe mit Interesse Ihre Berech-

ungen verfolgt und habe in diesem Zusammenhang
ine Frage an Sie. Sind Sie bereit, zuzugeben, dass Sie
ei Ihrer Rechnung zwei Fakten außen vor gelassen ha-
en: zum einen, dass Sie bei dem von Ihnen beschriebe-
en Arbeitenden das Kindergeld, welches obendrauf
ommt, nicht eingerechnet haben, und zum anderen,
ass Ihre Berechnung davon ausgeht, dass nur einer in
er Familie arbeitet, Sie also immer noch das vollkom-
en altmodische und überkommene Bild vom alleiner-

ährenden Mann in einer Familie zur Grundlage genom-
en haben, das nicht den modernen Realitäten

ntspricht und auch nicht entsprechen sollte?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1612613100

Frau Kipping, dass Sie den Menschen nicht die Wahl-

reiheit lassen wollen, wie sie ihr eigenes Leben einrich-
en, ist ja bekannt.


(Lachen bei der LINKEN)


Ich wollte nur darstellen, dass die Mindestlohnforde-
ung nicht einmal ausreicht, die jetzigen Regelsätze zu
rreichen. Regelsätze, wie Sie sie in Ihren Anträgen for-
ern, würden bedeuten, dass ein noch weit höherer Min-
estlohn zu schaffen wäre. Das kann meines Erachtens
icht richtig sein. Es würde auch bedeuten, dass die
enschen eigentlich von der Arbeit abgehalten werden.
as kann es meines Erachtens nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich glaube auch, dass es richtig ist, dass die Regel-
ätze gemäß der Steigerung der Rente angepasst werden.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612613200

Herr Kollege, Frau Kipping möchte noch eine Zwi-

schenfrage stellen. Gestatten Sie das?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1612613300

Nein, das lassen wir jetzt.

Dass die Steigerung der Regelsätze der Entwicklung
der Rente entspricht, ist, glaube ich, sehr sachgerecht.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wenn die Abgeordnetengehälter genauso angepasst würden, wäre das schon einmal eine schöne Sache!)


– Das hat nichts mit Abgeordnetengehältern zu tun, Herr
Schneider. – Diese Anpassung ist sehr sachgerecht, weil
die Rente sich letztendlich so entwickelt, wie sich die
Löhne entwickeln. Wenn die Löhne steigen, dann gibt es
eine Rentensteigerung. Das wird dann auch in den Re-
gelsätzen unterlegt. Alles andere wäre meines Erachtens
gegenüber den Rentnerinnen und Rentnern, die die
Preissteigerungen des normalen Lebens genauso bewäl-
tigen müssen, oder auch gegenüber den Niedrigverdie-
nern, die ebenfalls mit diesen Preissteigerungen kon-
frontiert sind, nicht zu verantworten.


(Zuruf des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Auch sie müssen dies bewältigen. Deshalb ist es meines
Erachtens sehr sachgerecht, wie über zehn Jahre hinweg
die Anpassungen der Regelsätze erfolgten.

Es ist für uns vielleicht auch von Bedeutung, die Le-
bensverhältnisse zukünftig etwas zeitnäher zu überprü-
fen. Dies ist möglich, indem wir die Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe nicht wie bisher alle fünf Jahre,
sondern alle drei Jahre erheben, um damit eine zeitnä-
here Betrachtungsweise der Lebensverhältnisse in unse-
rem Land zu gewinnen. Wir sind bereit, dies umzuset-
zen.

Aber ich warne davor, zukünftig wieder Sondertatbe-
stände bzw. Einzelleistungen ins Auge zu fassen. Wir
haben bei der Reform bewusst vom mündigen Bürger
gesprochen und gesagt, dass der mündige Bürger seine
Finanzzuweisung selbst einteilen muss. Die Kritik in der
Vergangenheit lautete doch immer, die Sozialämter
schnüffelten sozusagen in den Haushalten. Dies wurde
mit den Pauschalsätzen – damals wurden sie von 295 auf
345 Euro erhöht – abgeschafft. Ich glaube, das ist gut so.
Aber ich warne davor, hier neue Einzeltatbestände auf-
zunehmen.

Außerdem möchte ich anmerken, dass dies in Bayern
gar nicht notwendig ist. In Bayern ist die Schulwegkos-
tenfreiheit für ALG-II-Empfänger gewährleistet. In Bay-
ern ist die Befreiung vom Büchergeld und von Sonsti-
gem gewährleistet. In Bayern ist auch in vielen anderen
Bereichen eine gute soziale Unterstützung gegeben. Hier
könnte sich die Linke vor allen Dingen dort, wo sie in
unserem Land mitregiert, also in Berlin, wahrscheinlich

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(C (D ine gute Scheibe von der Sozialpolitik in Bayern abchneiden. Ich erteile das Wort Kollegen Heinz-Peter Haustein, DP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Wir sprechen heute über die ALGI-Regelsätze. Wir leben in einem reichen Land. eutschland ist reich. Ich lebe gern hier und stehe zu einem deutschen Vaterland. Trotzdem gibt es unüber ehbare Probleme. Obwohl wir die Hälfte des Haushales des Bundes für soziale Leistungen ausgeben und aus llen Haushalten von Bund, Ländern und Kommunen 86 Milliarden Euro dafür aufwenden, gibt es Ungerechigkeiten. Heute sprechen wir über die Bezieherinnen nd Bezieher der Grundsicherung. Das sind Menschen, ie es allein nicht schaffen, sich zu ernähren und für sich u sorgen. Dafür muss die Gesellschaft aufkommen. Das st richtig so. Ich will einmal beleuchten, was zur Grundsicherung ehört. Zum einen ist das die Miete. Die Miete wird beahlt, unabhängig davon, ob sie steigt oder nicht. Zum nderen sind es die Mietnebenkosten. Die Heizkosten erden unabhängig von der Ökosteuer oder der steigenen Mehrwertsteuer bezahlt. Das ist in Ordnung. Ferner ibt es Sonderbedarfe, zum Beispiel wenn jemand einen ühlschrank oder eine Waschmaschine braucht. (Zuruf von der LINKEN: Das ist doch gar nicht wahr! Wo denn? – Gegenruf von der CDU/CSU: Es gibt Pauschalen! Das ist pauschaliert! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Keine Ahnung!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612613400

(Beifall bei der FDP)

Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1612613500

s gibt außerdem Zuschüsse und Vergünstigungen für
olkshochschulkurse oder Museumsbesuche. Der Staat
ümmert sich auch um diese Menschen.


(Beifall bei der FDP)


amit stehen über die Grundsicherung ungefähr
200 Euro zur Verfügung. Dafür muss der Empfänger

eine Minute arbeiten.

Zum Vergleich schauen wir uns jetzt einmal die Men-
chen an, die jeden Morgen zwischen fünf und sechs Uhr
ufstehen und die ganze Woche arbeiten. Sie fahren zum
eispiel 30 Kilometer zur Arbeit – die Pendlerpauschale
urde ja zum Teil gestrichen, sodass sie die Kosten da-

ür selbst tragen müssen –, sie müssen zudem für den
euren Sprit, die Winterreifen und die Versicherung auf-
ommen, und sie müssen ihre Miete und die erhöhten
ietnebenkosten selbst bezahlen. Niemand gibt ihnen

azu einen Zuschuss. Bei einem Stundenlohn von 8 Euro
ommen sie damit ebenfalls auf ungefähr 1 200 Euro.


(Zuruf von der LINKEN: Das ist falsch!)







(A) )



(B) )


Heinz-Peter Haustein
Ich halte es nicht für gerecht, wenn jemand den ganzen
Monat arbeitet und fast das Gleiche erhält wie – zumin-
dest nicht mehr – jemand, der von der Grundsicherung
lebt.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb müssen wir daran etwas ändern.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Höhere Löhne! Das wäre doch gut!)


Dazu haben wir auch die Möglichkeit, indem wir mit
den richtigen Reformen dafür sorgen, dass in erster Linie
mehr Arbeitsplätze entstehen. Wie diese entstehen kön-
nen, wissen Sie. Eine Reform des Steuersystems und Bü-
rokratieabbau sind die wichtigsten Punkte.


(Zuruf von der LINKEN: Lohnnebenkosten!)


– Dass die Lohnnebenkosten gesenkt werden müssen, ist
auch klar. – Wenn uns das gelingen würde, müssten wir
nicht immer wieder über zusätzliche 20 oder 40 Euro an
dieser oder jener Stelle sprechen.

Es gibt sogar noch eine bessere Möglichkeit, nämlich
die Zusammenfassung aller Transferleistungen zu einem
Bürgergeld.


(Beifall bei der FDP)


Das Bürgergeld würde dem Staat Einsparungen in Höhe
von 40 Milliarden Euro bringen, und es wäre gerechter,
weil alle es in gleicher Weise erhalten. Denjenigen, die
viel haben, wird es als negative Einkommensteuer ange-
rechnet.


(Dirk Niebel [FDP]: Als Steuerzuschuss! Das ist etwas Positives!)


Das Bürgergeld wäre eine richtige Maßnahme. Aber wa-
rum setzen Sie es in der Großen Koalition nicht um?
Weil Sie sich nur streiten und sich nicht einig werden.
Was sollen die Menschen denken, wenn wir uns im Bun-
destag nur herumstreiten, statt dieses Land zukunftssi-
cher zu machen und nach vorn zu bringen?


(Beifall bei der FDP)


Schließlich fordern Sie in Ihrem Antrag noch eine
Weihnachtsbeihilfe. Das klingt ja im ersten Moment
ganz gut. Sie begründen Ihren Antrag mit dem religiösen
Weihnachtsfest.


(Dirk Niebel [FDP]: Gerade die Kommunisten!)


Beim Lesen habe ich mich aber daran erinnert, wie das
zu DDR-Zeiten so war. Damals war es ein Fest des Frie-
dens,


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Der Kirche, auch wenn ich Atheist bin!)


von der Geburt Christi war keine Rede.


(Zuruf von der CDU/CSU: Keine Rede, genau! Die Gottlosen!)


Sie haben es nicht einmal fertig gebracht, einen Weih-
nachtsengel auch als „Engel“ zu bezeichnen. Bei Ihnen

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(C (D ar das eine „Jahresendfigur mit Flügeln“. So sieht sie us! (Abg. Heinz-Peter Haustein [FDP] zeigt eine Weihnachtsfigur – Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)


nd jetzt reden Sie von der religiösen Bedeutung des
eihnachtsfestes.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Ihr Antrag ist scheinheilig. Sie streuen den Leuten
and in die Augen, ohne ihnen eine Perspektive aufzu-
eigen.

In diesem Sinne ein herzliches Glückauf!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612613600

Ich erteile das Wort Kollegin Gabriele Hiller-Ohm,

PD-Fraktion.


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1612613700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eihnachten steht vor der Tür. Damit wir das ja nicht
ergessen, wird von der Linksfraktion rechtzeitig der
assende Weihnachtsantrag vorgelegt. Sie fordern für
lle Bezieher der Grundsicherung die Einführung einer
eihnachtsbeihilfe von 40 Euro. Wenn das kein schö-

es Weihnachtsgeschenk ist! Praktisch ist es auch, da
s die Linksfraktion keinen einzigen Cent kostet. Über
ie Finanzierung dieser Forderung schweigt sich die
inksfraktion nämlich, wie sie es immer tut, aus.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ezahlen müssten das Ganze Bund, Länder und Kom-
unen.

Mit dem Titel Ihres Antrags erwecken Sie zudem den
indruck, als gäbe es in Deutschland überhaupt keine
eihnachtsbeihilfe. Das ist falsch. Die Weihnachtsbei-

ilfe ist im Zuge der Sozialreformen in den Jahren 2004
nd 2005 in einen erhöhten pauschalierten Regelsatz
ingeflossen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: So ist das! – Widerspruch bei der LINKEN)


s wurde also nichts gestrichen oder gekürzt. Erst im
etzten Jahr haben wir sogar Erhöhungen bei der Weih-
achtsbeihilfe vorgenommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie, Kolleginnen und Kollegen von der Linksfraktion,
aben sich dabei verweigert.


(Gabriele Lösekrug-Möller [SPD]: Genauso ist das!)


ie haben unserer Initiative nicht Ihre Zustimmung ge-
eben.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Wie bitte? Was hat die SPD denn gemacht?)







(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm
So sehen Ihr soziales Gewissen und Ihre soziale Verant-
wortung aus.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Oh Gott!)


Was den zweiten Antrag der Linksfraktion angeht,
sieht es nicht besser aus. Darin wird eine Erhöhung der
Regelsätze auf pauschal 435 Euro gefordert – eine wirk-
lich mitreißende Forderung.


(Gerd Andres, Parl. Staatssekretär: Was? Warum so wenig?)


Denn wer möchte denen, die am wenigsten haben, nicht
mehr geben?


(Zuruf von der LINKEN: Sie!)


Wie diese Erhöhung finanziert und woher das dafür be-
nötigte Geld genommen werden soll, darüber erfahren
wir leider auch in diesem Antrag nichts.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Und woher nehmen Sie das Geld für die Diätenerhöhung?)


Wir werden diese Forderung der Linksfraktion ableh-
nen, und zwar aus folgenden Gründen:

Erstens. Die Finanzierung ist völlig offen. Allein die An-
hebung des Regelsatzes kostet mehr als 10 Milliarden Euro.
Die Weihnachtsbeihilfe käme noch hinzu. Die Gegenfinan-
zierung bleibt offen.

Zweitens. Die Aussagen der Linksfraktion sind wi-
dersprüchlich und unglaubwürdig.


(Dirk Niebel [FDP]: Das kennen wir ja!)


Gerade erst haben wir im Bundestag über den Entwurf
eines Gesetzes, in dem die Kosten der Unterkunft gere-
gelt werden sollen, debattiert. In diesem Zusammenhang
hat die Linksfraktion beklagt, dass die Kommunen mit
Sozialleistungen übermäßig belastet würden. In ihren
heutigen Anträgen sattelt sie noch ordentlich drauf und
fordert für Bund, Länder und Kommunen Mehrbelastun-
gen in Milliardenhöhe.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Ja! So sind die!)


Was hier geschieht, das ist reiner Populismus.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linksfrak-
tion, Sie fordern in Ihrem Antrag neben der Erhöhung
der Regelsätze eine jährliche Anpassung der Grundsi-
cherungsleistungen an die Entwicklung der Lebenshal-
tungskosten. Hier sehen auch wir Handlungsbedarf.


(Zurufe von der LINKEN: Aha! – Interessant! – Na also!)


Alle fünf Jahre ermittelt das Statistische Bundesamt im
Rahmen einer Einkommens- und Verbrauchsstichprobe,
wie die Situation im untersten Einkommensfünftel der
Gesellschaft aussieht und wofür dieser Personenkreis
Geld ausgibt. Dieses Verfahren hat sich grundsätzlich be-
währt.

Es gibt aber ein Problem: Der Abstand von fünf Jahren
zwischen zwei Stichproben ist zu groß. Wir haben in den
letzten Jahren erfahren, dass dadurch nicht schnell genug

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(C (D uf Verteuerungen der Lebenshaltungskosten reagiert erden kann. Zu Verteuerungen kam es zum Beispiel aufrund der gestiegenen Gesundheitsund Energiekosten owie im Zuge der Mehrwertsteuererhöhungen. Im Moment ist die jährliche Anpassung der Leistunen an die Entwicklung der Renten gekoppelt. Ein Ausleich für steigende Verbrauchspreise ist dadurch jedoch icht sichergestellt; denn leider gab es in den letzten Jahen auch bei den Renten Nullrunden. Hier brauchen wir ine Neuregelung, um das Existenzminimum zu sichern. Das Sozialministerium bereitet zurzeit an genau dieer Stelle Änderungen vor. Ein Vorschlag ist, den Zeitaum zwischen zwei Einkommensund Verbrauchsstichroben von fünf Jahren auf drei Jahre zu reduzieren. ies wäre ein ganz deutlicher Fortschritt und würde den andlungsdruck bei der jährlichen Anpassung entschär en. Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Ihrem Antrag ordern Sie außerdem eine verstärkte Abdeckung der osten für Schulbedarf. Offensichtlich haben Ihnen die orschläge, die unser Parteivorsitzender Kurt Beck im undesrat gemacht hat, so gut gefallen, dass Sie diese leich abgeschrieben haben. (Lachen bei der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Die Forderung ist aber schon ein bisschen älter!)


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Toll!)


ie Sie sich vorstellen können, sind die Anregungen des
andes Rheinland-Pfalz bei uns und im Ministerium an-
ekommen.

Es ist völlig richtig, die Bildungschancen der Kinder
erechter zu gestalten. Ich habe aber Zweifel, dass sich
ieses Ziel allein durch immer höhere individuelle Geld-
eistungen, wie Sie von der Linksfraktion sie fordern, er-
eichen lässt. Denn wie stellen Sie sicher, dass das Geld
uch bei den Kindern ankommt und für Schulbedarf ein-
esetzt wird?


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Man kann es aber auch nicht ausschließen!)


Neben Geldleistungen müssen wir vor allem die so-
iale Infrastruktur stärken. Im Hinblick auf die Kinder
eißt das: Wir brauchen ein qualifiziertes Bildungs- und
etreuungsangebot einschließlich gemeinschaftlich or-
anisiertem Essen, mehr und bessere Gesundheitsdienst-
eistungen, Freizeitmöglichkeiten, zum Beispiel an
chulen, in Jugendklubs und Sportvereinen.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Wie sieht es denn in Schleswig-Holstein aus, wo Sie herkommen?)


Das Lebensumfeld der von Armut betroffenen Men-
chen muss verbessert werden. Das gilt nicht nur für die
inder, sondern auch für die Erwachsenen. Wir müssen
erstärkt in Aus- und Weiterbildung investieren oder öf-
entlich geförderte Beschäftigung anbieten. Wenn die
inksfraktion jetzt mehr als 10 Milliarden Euro in hö-
ere Regelsätze investieren will, dann fehlt genau an






(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm
dieser Stelle das Geld. Die Menschen werden bei Ihnen
finanziell abgespeist, anstatt über eine verbesserte sozi-
ale Infrastruktur aktive Hilfe zu bekommen.

Falsch ist auch die übertriebene Fixierung auf den
Bund. In Deutschland sind Länder und Kommunen für
die Bildung zuständig.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Wir sind hier aber im Bundestag! Da müssen Sie nach Kiel gehen!)


Wir dürfen diese Ebenen nicht aus der Verantwortung
entlassen. Auch sie müssen die notwendige Infrastruktur
schaffen, um Chancenungerechtigkeit und Armut vor
Ort zu verhindern. Der Bund unterstützt Länder und
Kommunen schon heute durch eine verbesserte Finanz-
zuweisung, zum Beispiel durch das 4-Milliarden-Euro-
Programm zum Ausbau von Ganztagsschulen oder durch
das vor kurzem beschlossene Programm zum Ausbau
von Krippen.

Künftig müssen Bund, Länder und Kommunen noch
stärker an einem Strang ziehen. Wir brauchen in
Deutschland einheitliche Standards für mehr Bildungs-
gerechtigkeit und zur Verhinderung von Armut insbe-
sondere bei den Kindern. Ein Bündnis gegen Kinderar-
mut ist überfällig. Die SPD hat deshalb die Einrichtung
einer Kommission beschlossen. Diese soll ein Gesamt-
konzept für ein Bündnis gegen Kinderarmut ausarbei-
ten. Auch Minister Müntefering hat Initiativen ange-
kündigt. Ich bin sicher, dass der neue Minister, Scholz,
diese Anregungen aufnehmen und die Landessozialmi-
nister ins Boot holen wird.

Ich fasse zusammen: Wir brauchen ein Gesamtkon-
zept gegen Armut in Deutschland. Alle staatlichen Ebe-
nen sind gefordert, alle politischen Ressorts müssen mit-
arbeiten. Zu diesem Konzept gehört sicherlich auch eine
Überarbeitung des Modus für die Ermittlung des Regel-
satzes. Die Anträge der Linksfraktion greifen hier aber
zu kurz. Sie blenden zum Beispiel den Ausbau der sozia-
len Infrastruktur komplett aus.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Die Vorschläge sind auch finanzpolitisch unseriös: Die
Linksfraktion verspricht wieder einmal die Verteilung
von finanziellen Hilfen aus dem Füllhorn, ohne auch nur
anzudeuten, woher das Geld kommen soll.


(Ute Kumpf [SPD]: So sind sie halt!)


Deshalb lehnen wir die Anträge ab.

Zu dem Antrag der Grünen bin ich jetzt leider nicht
mehr gekommen; meine Redezeit ist abgelaufen.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Ich muss sagen, Herr Kurth, ich fand es nicht richtig,
dass Sie Ihren Antrag zu einem so wichtigen Thema so
kurzfristig vorgelegt haben.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Das finde ich nicht angemessen. Aber wir werden ja im
Ausschuss noch Gelegenheit haben, ihn zu behandeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort erteile ich nun Kollegen Markus Kurth, raktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau iller-Ohm, ich kann Sie trösten: Wir werden sicherlich icht den letzten Antrag zu den Regelsätzen vorgelegt aben. Uns wäre es allerdings lieber, wir müssten nicht mmer wieder auf dieses Thema hinweisen. Um es vorweg zu sagen: Auch wir sind der Auffasung, dass Armut nicht alleine mit Geldleistungen daueraft bekämpft werden kann und dass es eine soziale Inrastruktur braucht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612613800
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612613900

ir wollen den Regelsatz bedarfsgerecht angepasst se-
en und ihn nicht gegen eine soziale Infrastruktur aus-
pielen.

Herr Straubinger, nachdem Sie so viel von eigenver-
ntwortlichem Umgang mit dem Budget gesprochen ha-
en – es ist ja im Prinzip richtig, das zu pauschalieren –,
ollte man sich ein paar Fakten zu der Höhe des Budgets
nd zu der Entwicklung in den vergangenen Jahren anse-
en.

Fakt Nummer 1. Das Statistische Bundesamt hat
eute, am 15. November 2007, mitgeteilt, dass der Ver-
raucherpreisindex in Deutschland von Oktober 2006
is Oktober 2007 um 2,4 Prozent gestiegen ist.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Er ist aber für alle gestiegen!)


as geht insbesondere auf den Anstieg der Nahrungs-
ittelpreise und der Preise für alkoholfreie Getränke zu-

ück, der 4,6 Prozent beträgt.

Fakt Nummer 2. Das Forschungsinstitut für Kinderer-
ährung hat schon vor einiger Zeit eine umfangreiche
tudie vorgelegt, wonach es unmöglich ist, mit den gel-

enden Anteilen des Regelsatzes, die für Ernährung vor-
esehen sind, Kinder zu ernähren. Selbst wer nur beim
iscounter kauft – ich zitiere –, muss im Schnitt
,68 Euro täglich bezahlen, um den Appetit eines Teen-
gers mit einer ausgewogenen Kost zu stillen.

Fakt Nummer 3. Es kann auch nicht verwundern – ich
itiere jetzt aus dem Siebten Familienbericht der Bun-
esregierung, also aus einem Dokument, das Sie selbst
006 vorgelegt haben –, dass Sie in Ihrer eigenen Be-
ichterstattung zu dem Schluss kommen:

Allerdings gibt zu denken, dass auch ausgebildete
Oekotrophologinnen und Oekotrophologen nicht
im Stande waren, die Familienhaushalte mit dem
verfügbaren Sozialhilfebudget länger als bis zum
24. Tag eines laufenden Monats … zu beköstigen.

a muss man doch stutzig werden.


(Beifall der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Markus Kurth
Die Erkenntnisse liegen also auf der Hand. Am
2. November 2007 sagte der jetzt zurückgetretene Bun-
desminister Müntefering in einem Interview in der Süd-
deutschen Zeitung: „Wir sammeln Erkenntnisse zu den
Preisentwicklungen“. Ich weiß nicht, wieso man noch
Erkenntnisse sammeln muss, wenn die Fakten, die ich
gerade genannt habe, so klar auf dem Tisch liegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Nun gut, das Ministerium sammelt also erst einmal.

Ein vorläufiges Resultat ist ein interner Bericht, der
offensichtlich für den Koalitionsausschuss angefertigt
worden ist. Auch in diesem internen Bericht kommt man
zu dem Schluss, dass der Regelsatz alleine dann, wenn
man die Inflationsanpassung vornehmen würde, bei
367 Euro bzw., wenn man das gewichtet, bei 359 Euro
liegen müsste.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie ist das denn beim BAföG?)


Ist die Konsequenz wenigstens die, dass Sie die Erhö-
hung des Regelsatzes zumindest um die Inflationsrate
planen? Nein. Sie schreiben: Die weitere Verwendung
des Rentenanpassungswertes für die Fortschreibung des
Eckregelsatzes ist sachgerecht.

Wie kann man angesichts der eigenen Zahlen, die
man hier festgestellt hat, nur zu dieser Konsequenz kom-
men? Wie kann man dann sagen – das treibt ja jedem So-
zialrechtler die Tränen in die Augen –, dass man die An-
passung an den Rentenwert weiter vornehmen will, weil
man sonst ungerechtfertigte Vorteile für Sozialhilfebe-
ziehende bzw. Beziehende von ALG II gegenüber den
Rentnern schaffen würde? Das kann doch wohl nicht
wahr sein.

Die Rente ist ein politisch definierter Wert. Sie wurde
mit Dämpfungsfaktoren versehen, und die Rente ist in
vielen Fällen auch nicht das einzige Einkommen. Wenn
die Rente so niedrig ist, dass man auf Grundsicherungs-
leistungen angewiesen ist, dann profitiert man schließ-
lich auch von einem höheren Regelsatz.

Sie sollten also wenigstens sozialrechtlich konsistent
argumentieren und die Fakten nicht ignorieren. Das
Mindeste wäre es, die Regelsätze um das Niveau der In-
flation, die es in den letzten Jahren gab, anzuheben. Neh-
men Sie sich das bitte zu Herzen, sonst bekommen Sie
noch viele Anträge von uns.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612614000

Da ich das vorhin übersehen habe, erteile ich jetzt der

Kollegin Katja Kipping das Wort für eine Kurzinterven-
tion auf die Rede von Kollegin Hiller-Ohm.

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(C (D Frau Hiller-Ohm, Sie haben zu Recht die Finanzie ung angesprochen. Ich möchte gerne noch einmal auf wei Fakten verweisen. Erstens. Ihnen ist doch auch bekannt, dass wir im uge der Haushaltsberatungen entsprechende Einspa ungsvorschläge unterbreitet haben, zum Beispiel den erzicht auf die Unternehmensteuerreform, welche die ffentliche Kasse viel Geld kostet, oder Einsparungen m Militärhaushalt. (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Da machen Sie schon wieder die nächsten Fehler!)

Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612614100

Ihnen müssen unsere Vorschläge nicht gefallen, und
ie können sagen, dass unsere Einsparungsvorschläge
icht Ihre politische Zustimmung finden, aber zu be-
aupten, wir würden nicht sagen, wie man das finanzie-
en kann, ist eine Verdrehung der Tatsachen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens – auch zur Einsparung. Wenn es einen Min-
estlohn gäbe, dann könnten wir jede Menge Kosten ein-
paren. Bisher zahlen wir jedes Jahr 8 Milliarden Euro
n die sogenannten Aufstocker. Das sind Menschen, die
uf Arbeitslosengeld II angewiesen sind, obwohl sie ar-
eiten gehen. Wenn ordentliche Löhne gezahlt würden,
ann könnten wir in diesem Bereich sehr viel einsparen.

Frau Hiller-Ohm, abschließend möchte ich Ihnen fol-
endes Zitat aus der Rede Ihres Spitzenkandidaten in
amburg, die auf dem SPD-Parteitag viel Beifall gefun-
en hat, nicht vorenthalten, weil Sie uns in Ihrer Rede
ngegriffen und gesagt haben, wir machten uns zu sehr
ür Verteilungsgerechtigkeit stark:

Wer Verteilungsgerechtigkeit als altsozialistische
Ideologie denunziert, verabschiedet sich in Wirk-
lichkeit aus der politischen und ökonomischen Er-
folgsgeschichte der Bundesrepublik und gefährdet
den sozialen Frieden in unserer Zukunft …


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612614200

Frau Kollegin, Sie haben Gelegenheit zur Reaktion.


Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1612614300

Frau Kollegin, in den Punkten 2 und 3 stimme ich Ih-

en zu. Auch wir kämpfen für Mindestlöhne, wie Sie
issen. Wir sehen die Problematik.


(Lachen bei der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Nur, dass Sie keine Lösungen bieten!)


ass es zunehmend mehr Aufstocker gibt, ist uns be-
annt. Darüber brauchen Sie uns nicht zu belehren.


(Beifall bei der SPD)


Zu Punkt 1: Finanzierung Ihrer Wohltaten. Sicherlich
aben Sie Vorschläge vorgelegt, aber nicht immer zu den
onkreten Anträgen. Wenn man die Forderungen aus Ih-
en Anträgen zusammennimmt und Ihre Vorschläge zur
egenfinanzierung sieht, dann stellt man fest, dass man






(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm
unter dem Strich nicht zu einer Null kommt. Ihre Rech-
nung geht nicht auf. Sie können sich nicht bei jedem An-
trag, bei dem Sie nichts zur Gegenfinanzierung sagen,
auf die Unternehmensteuerreform beziehen. Sie können
das Geld nur einmal ausgeben. Sie geben es aber immer
wieder aus. Ich finde es unseriös, dass Sie nicht konkret
sagen, wie Sie es machen wollen. Sie bleiben das immer
schuldig und verweisen nur auf die Unternehmensteuer-
reform. Dem werden wir uns nicht anschließen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612614400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/7040, 16/7041 und 16/7113 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 11 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Bekämpfung von Preismissbrauch im Be-
reich der Energieversorgung und des Lebens-
mittelhandels
– Drucksache 16/5847 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/7156 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Reinhard Schultz (Everswinkel)


Es liegen ein Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP und ein Entschließungsantrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Albert Rupprecht, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1612614500

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Un-

sere Position ist durch die Ereignisse und auch durch die
Debatten in den letzten Wochen in der Sache bestätigt
worden. Es gibt kurzfristig keine Alternative zur Ver-
schärfung der Missbrauchsaufsicht. Wer unseren Gesetz-
entwurf heute ablehnt, akzeptiert, dass den Verbrauchern
jährlich bis zu 9,5 Milliarden Euro aus den Taschen ge-
zogen werden, zum Leidwesen der Privathaushalte und
der stromintensiven Industrien. Es besteht die reale Ge-
fahr, dass Produktionslinien und Arbeitsplätze ins Aus-
land verlagert werden.

Wir haben vor einigen Wochen zu Recht moniert,
dass Eon die Strompreise um 10 Prozent erhöht, und
zwar ohne vernünftige ökonomische Begründung. Wir

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(C (D ören gestern, dass die Gewinne von Eon im Jahr 2007 isher um 22 Prozent gestiegen sind. Ein erheblicher eil dieser Gewinne stammt aus der Quasimonopolstel ung. Das ist Hohn gegenüber den Verbrauchern in unseem Lande. Das Bundeskartellamt muss solche Fälle chlagkräftig untersuchen und erfolgreich gegen Monoolgewinne vorgehen können. Dazu müssen wir heute ie Verschärfung der Missbrauchsaufsicht beschließen. ünftig wird die Beweislast umgekehrt. Die Energiever orger müssen ihre Preiserhöhungen begründen. Wenn ie das nicht können, wird das Bundeskartellamt eine soortige Preissenkung anordnen. Die Grünen und die FDP haben angekündigt, gegen nseren Gesetzentwurf zu stimmen. Frau Andreae, Sie agen, die Grünen stimmten nicht zu, weil sonst der ruck aus dem Kessel genommen werde, um die eigen umsrechtliche Entflechtung durchzusetzen. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Um mehr Wettbewerb durchzusetzen!)


rau Andreae, Sie fügen den Verbrauchern bewusst
chaden zu, statt sie kurzfristig zu entlasten. Sie tun das,
m politische Maßnahmen zu erzwingen, die, wenn
berhaupt, frühestens in zehn Jahren wirken werden. Ich
laube kaum, dass Sie das den Bürgern im Land erklären
önnen.

In der Diskussion gab es in der Tat auch kritische
unkte. Eine Sorge war, dass die Gesetzesnovelle das
uftreten neuer Anbieter verhindert und dass Investitio-
en in neue Kraftwerke reduziert werden. Das kann aber
us logischen Gründen nicht der Fall sein: Wer im
ahr 2008 entscheidet, zu investieren, wird frühestens
012 ans Netz gehen; Ende 2012 gilt aber der § 29 (neu)

WB nicht mehr, weil wir ihn zeitlich befristet haben.
ir gehen nämlich davon aus, dass wir bis 2012 einen

unktionierenden Wettbewerb im Energiebereich ge-
chaffen haben werden; dann ist die verschärfte Form
er Missbrauchsaufsicht nicht mehr notwendig.

Natürlich kann ein Versorger, der investiert, einen hö-
eren Preis ansetzen. Wenn er die Investitionen gegen-
ber dem Kartellamt erklärt, ist das kein Problem. Es
ibt hier keine Preisdeckelung. Es gibt auch keine schäd-
iche flächendeckende staatliche Preiskontrolle. Wir be-
chließen heute die einzelfallbezogene, nachträgliche,
ber scharfe Prüfung, ob überhöhte Monopolpreise ver-
angt werden. Wir beschließen heute, dass überhöhte
reise sofort gesenkt werden müssen.

Wir haben zudem die Kritik, soweit sie überzeugend
nd berechtigt war, in den Gesetzentwurf eingearbeitet.
nsbesondere Professor Weizsäcker hat darauf hingewie-
en, dass die Preise nicht unter die Grenzkosten gedrückt
erden dürfen, weil sonst die Produktion einer zusätzli-

hen Kilowattstunde mehr kostet, als sie einbringt. Das
rgebnis wäre in der Tat, dass die Produktion herunter-
efahren würde. Das wollen wir aber nicht. Deswegen
aben wir in die Gesetzesbegründung den Hinweis auf-
enommen, dass sich das Kartellamt bei der Anwendung
nsbesondere an den Grenzkosten orientieren muss.

Eine große Sorge der Energieversorger war, dass es zu
iner Prozessflut kommen könnte, wenn das Gesetz nicht






(A) )



(B) )


Albert Rupprecht (Weiden)

nur für die Kartellbehörden gilt, sondern auch zivilrecht-
lichen Auseinandersetzungen als Grundlage dient. Das
war und ist nicht unsere Intention. Wir wollen keine Pro-
zessflut bei den Zivilgerichten, sondern wir wollen ein
scharfes Schwert für die Kartellbehörden. Deswegen ha-
ben wir beschlossen, die Novelle ausschließlich auf kar-
tellrechtliche Verfahren zu begrenzen.

Die Verschärfung der Missbrauchsaufsicht ist eine,
wie es der Präsident des Bundeskartellamtes, Dr. Heitzer,
ausgedrückt hat, notwendige Operation. Sie beseitigt
nicht die Ursachen der Krankheit, aber sie lindert die
Schmerzen erheblich. Die Ursachen für den fehlenden
Wettbewerb bekämpfen wir mittelfristig mit einem gan-
zen Maßnahmenbündel. Dazu hat Minister Glos in den
vergangenen Monaten ein Paket für die Bereiche Anreiz-
regulierung, Kraftwerksanschlussverordnung, Europäi-
sierung des Wettbewerbs usw. auf den Weg gebracht.
Dieses Paket wirkt aber erst Schritt für Schritt in den
nächsten Jahren. Die Verbraucher erwarten in den
Jahren 2008 und 2009 allerdings zu Recht eine Linde-
rung der Schmerzen. Das erreichen wir mit der Verschär-
fung der Missbrauchsaufsicht, die wir heute hier be-
schließen werden.

Neben dem Energiebereich gibt es in der Novelle ei-
nen weiteren Schwerpunkt: den § 20 GWB, Diskrimi-
nierungsverbot für marktbeherrschende Unternehmen.
Unser Leitbild ist ein fairer Wettbewerb. Unsere Vorstel-
lung ist auch hier, dass der Leistungsträger faire Bedin-
gungen vorfindet und Leistung belohnt wird, sodass der
Mächtige nicht der Gewinner ist. Es hat nichts mit fai-
rem Wettbewerb zu tun, wenn große Discounter mit
Lockvogelangeboten, wie billiger Butter, die Kunden
anlocken und dann das Defizit auf andere Produkte um-
legen. Davon hat der Verbraucher nichts, weil er das eine
Produkt zwar billiger bekommt, aber das andere überteu-
ert ist.

Diese Masche ist auch gegenüber dem mittelständi-
schen Einzelhandel um die Ecke nicht fair. Der Mittel-
stand kann mit der Marktmacht der großen Anbieter
nicht mithalten und verliert Kunden, und zwar nicht,
weil er schlechte Leistung liefert, sondern weil er dieser
Marktmacht, dieser Werbemacht nichts entgegenzuset-
zen hat. Hinzu kommt die unfaire Praxis, die Preise der
Landwirte zu drücken. Deshalb verbieten wir im Nah-
rungsmittelbereich künftig den Verkauf unter Einstands-
preis, es sei denn, es gibt eine sachliche Rechtfertigung
wie Verderb der Ware oder Saisonartikel im Schlussver-
kauf. Das schafft faire Bedingungen für die Landwirt-
schaft und den Mittelstand im Einzelhandel.

Es hat auch nichts mit fairem Wettbewerb zu tun,
wenn die mächtigen Discounter ihren Lieferanten un-
günstige Konditionen diktieren. Darunter leiden nam-
hafte kleine und große Markenartikler ganz enorm. Des-
halb ändern wir den § 20 Abs. 3. In Zukunft wird es
marktmächtigen Discountern und Ketten untersagt, von
ihren Lieferanten ungünstige Bedingungen zu erzwin-
gen, unabhängig davon, ob diese Lieferanten kleine oder
große Unternehmen sind.

Die großen Mineralölkonzerne haben eine mächtige
Doppelrolle. Auf der einen Seite beliefern sie die freien

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(C (D ankstellen, auf der anderen Seite sind sie aber mit ihren igenen Tankstellen auch Konkurrenten für die freien ankstellen. Es hat nichts, aber auch gar nichts mit faiem Wettbewerb zu tun, dass die großen Mineralölkonerne, wie in der Vergangenheit mehrfach geschehen, an en eigenen Tankstellen den Sprit billiger verkaufen, als ie ihn an die freien mittelständischen Tankstellen lieern. Das ruiniert die freien Tankstellen. Deshalb ändern ir den § 20 Abs. 4 dahin gehend, dass diese Preis-/Kos en-Schere zukünftig nicht mehr zulässig ist. Lassen Sie mich zusammenfassen: Wir verbessern it den Änderungen des § 20 die Rahmenbedingungen in zu einem fairen Wettbewerb. Im Energiebereich chaffen wir heute die Voraussetzungen dafür, dass das undeskartellamt ab dem 1. Januar 2008 scharf gegen berhöhte Preise im Strombereich zum Wohle der Verraucher vorgehen kann. Ich bitte um Ihre Zustimmung. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612614600

Das Wort hat nun Kollege Martin Zeil, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1612614700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

anz sicher ist es eine besonders wichtige Aufgabe in
er Marktwirtschaft, das Kartellrecht zu stärken, auch
nnerhalb des Kartellrechts die Missbrauchsaufsicht zu
tärken und so für mehr Wettbewerb zu sorgen. Aber
ier wird Sonderkartellrecht für einen bestimmten Sek-
or geschaffen. Das ist ein Rückfall gegenüber dem, was
an bei der ersten Reform des Wettbewerbsrechts ge-
acht hat.

an macht das Schwert auch noch stumpf, indem man
as Ganze zeitlich befristet, um hier einen gewissen Ak-
ionismus zu zeigen. Es zeigt sich aber in der aktuellen
iskussion zu anderen Themen, wie zum Beispiel zu
öglichen Preisabsprachen, dass das bestehende Instru-
entarium, gerade auch im Zuge des Amtsermittlungs-

rundsatzes des Bundeskartellamtes, durchaus greift.

Wir sehen diese Novelle, die Sie hier vorschlagen,
icht so, wie Sie das hier dargestellt haben, als sei mit
in bisschen Preiskontrolle mehr Wettbewerb zu schaf-
en. Im Grunde verkaufen Sie den Leuten ein Placebo,
nd die wirklichen Themen, mit denen man mehr Wett-
ewerb schaffen könnte, gerade im Energiebereich, las-
en Sie aus.


(Beifall bei der FDP)


Wir hatten eine sehr ausführliche Anhörung, die für
lare Stellungnahmen gesorgt hat. Nahezu alle Sachver-
tändigen haben sich der Auffassung der Monopolkom-
ission angeschlossen. Ich zitiere:

Das vorgelegte Gesetz ist mindestens verfehlt,
wenn nicht gar kontraproduktiv.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Martin Zeil
Anstatt die Ursachen des fehlenden Wettbewerbs zu
adressieren, sollen die Symptome bekämpft wer-
den, was nicht gelingen wird.

– So weit die Experten.


(Beifall bei der FDP)


Das Interessante ist, die Sachverständigen haben auch
gesagt: Dadurch, dass Sie die Preiskontrolle in dieser
Form ausgestalten, schaffen Sie auf der Erzeugerseite
letztlich eine Barriere für den Markteintritt zusätzlicher
Bewerber. Sie haben außerdem gesagt, dass der gewählte
Kostenbegriff erhebliche Rechtsunsicherheiten schafft.

Wir begrüßen, dass Sie in letzter Minute auf einige
unserer Vorstellungen eingegangen sind, was die Be-
weislastumkehr und den Sofortvollzug angeht. Wir hät-
ten uns darüber hinaus durchaus noch ein bisschen mehr
Bewegung beim Erheblichkeitszuschlag gewünscht.
Auch das von Herrn Kollegen Rupprecht angesprochene
Thema Behinderungsverbot bei der Kosten-Preis-Schere
begrüßen wir.

Aber Sie sollten insgesamt aufhören, sich nur mit den
Symptomen zu befassen, und stattdessen die ökonomi-
schen Ursachen für den fehlenden Wettbewerb anpa-
cken. Ich habe vor wenigen Tagen einen sehr guten Vor-
schlag des hessischen Ministers für Wirtschaft, Herrn
Rhiel, zur Änderung des GWB vorgefunden. Der Vor-
schlag zur Entflechtungsnorm kommt dem sehr nahe,
was wir vorgeschlagen haben. Über Details muss man
noch reden. Er will das auf der Kraftwerksebene, wäh-
rend wir das gerne auf der Unternehmensebene hätten.
Mit diesem Vorschlag sollten Sie sich einmal auseinan-
dersetzen. Herr Rhiel legt in seiner Erklärung den Finger
in die Wunde. Er sagt, auch der Staat habe durch höhere
Abgaben und Steuern erheblich zum Anstieg der Strom-
preise beigetragen.


(Beifall bei der FDP)


Die Politik soll vor der eigenen Haustür kehren. Er über-
nimmt unseren Vorschlag. Da sollten Sie mitmachen.
Die Stromsteuer sollte mindestens halbiert werden. Da-
durch spart ein Durchschnittshaushalt erhebliche Mittel.


(Zuruf von der SPD: Wo ist denn Ihre Gegenfinanzierung?)


Sie sollten auf die Vorschläge aus den eigenen Reihen
hören. Ich sage das zur Union, weil Sie bei den entschei-
denden Dingen herumeiern und keine klare Position ha-
ben.


(Beifall bei der FDP)


Noch ein Wort zum Verbot des Verkaufs unter Ein-
standspreisen. Die Experten in der Anhörungsrunde ha-
ben sehr deutlich gemacht, dass ein solches Verbot zu
steigenden und nicht zu sinkenden Endverbraucherprei-
sen führen wird. Damit zahlt wieder einmal der Verbrau-
cher die Zeche für einen solchen Aktionismus.

Ich darf Ihnen zum Abschluss den schönen Appell ei-
nes Sachverständigen wiedergeben. So hat Herr Profes-
sor Möschel Ihnen zugerufen: Wenn wir unter Indianern

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(C (D ären, dann würde ich jetzt sagen: „Steig ab, bevor das ferd tot ist!“ iesem Urteil zu Ihrem Gesetzentwurf möchte ich mich usdrücklich anschließen. (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Er hat zu viele Wildwestfilme gesehen!)


(Heiterkeit)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612614800

Ich erteile das Wort Kollegen Reinhard Schultz, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1612614900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Die GWB-Novelle, die Reform des Kartell-
echts war ein langwieriger Prozess. Das lag nicht zu-
etzt daran, dass es auch innerhalb der Koalition sehr
orgfältige Beratungen und sehr unterschiedliche Aus-
angspositionen gegeben hat,


(Martin Zeil [FDP]: Das haben wir gemerkt!)


ie sich aufeinander zubewegen mussten. Letztendlich
ind wir zu ordentlichen Ergebnissen gekommen.

Herr Zeil, ich bin ausdrücklich nicht der Auffassung,
ass die Stellungnahme von Verbänden, insbesondere
on solchen des Einzelhandels, die im Wesentlichen
urch große Handelsgruppen majorisiert werden – Metro
llein dominiert im Grunde genommen die Stellung-
ahme eines der Verbände –, aussagekräftig dafür sind,


(Martin Zeil [FDP]: Das war ein Sachverständiger, Herr Kollege!)


as im ortsansässigen Lebensmittelhandel tatsächlich
os ist.


(Beifall des Abg. Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU])


erade Sie als Liberaler werden mir zustimmen, dass
ann, wenn man Preisdumping zulässt – egal ob bei Le-
ensmitteln, Markenartikeln, Benzin oder Diesel –, am
nde eine noch stärkere Vermachtung des Marktes ste-
en wird und wir am Ende hohe Preise haben werden;
enn das ist das Ziel. Jeder Kiosk strebt zum Monopol
das ist ein ökonomisches Prinzip – mit dem Ziel, die
reise selbst ohne Wettbewerb festsetzen zu können. Die
roßen Handelsketten machen Dumpingangebote, um
ie Konsumenten von dem ortsansässigen kleinteiligen
inzelhandel wegzulocken. Das Ergebnis können wir
chon besichtigen: In vielen Ortsteilen gibt es keine orts-
ahe Versorgung mit Lebensmitteln mehr. Wir haben ei-
en erheblichen Druck auf die Anbieter von Markenarti-
eln im Fachhandel, weil die großen Gruppen selbst
achartikel billiger anbieten, ob das Lederwaren, Elek-

ronikartikel oder sonstige Artikel sind. Sie bieten teil-
eise unter Einstandspreis an, um dem ortsansässigen
achhandel das Wasser abzugraben.

Das ist die Situation. Natürlich kann man sagen, dass
as für den Konsumenten kurzfristig gut ist; nach dem






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

Motto: Geiz ist geil. Der Kunde geht in den Media
Markt; dafür geht sein Elektronikhändler in Oberammer-
gau pleite. Am Ende wird die Preispolitik der großen
Gruppen dann aber auch anders aussehen. Ziel ist es
nämlich, die Preise selbst bestimmen zu können. Inso-
fern finde ich es gut, dass wir uns dazu durchgerungen
haben, nicht nur im Bereich der Lebensmittel Unter-
einstandspreise grundsätzlich zu untersagen, sondern
auch bei allen anderen Waren und Dienstleistungen, es
sei denn, sie sind sachlich gerechtfertigt, zum Beispiel
weil es sich um Vorjahresartikel handelt.

Genau das Gleiche gilt für die aktuelle Diskussion
über die Spritpreise. Die Preise sind gegenwärtig extrem
hoch, allerdings gibt es Preisschwankungen mit einer
Bandbreite von bis zu 30 Cent pro Liter. Das können Sie
feststellen, wenn Sie durch Berlin fahren. Jeder Autofah-
rer hat die Chance, günstiger zu tanken. Er muss sich nur
Zeit nehmen, was sich bei 30 Cent pro Liter durchaus
lohnt. Er muss nicht zum Signalpreis tanken.

Woran liegt das? Der Wettbewerb findet nicht in ers-
ter Linie zwischen den großen Mineralölkonzernen und
ihren Vertragstankstellen statt. Die kleinen Vertragstank-
stellen und die freien Tankstellen stehen vielmehr im
Wettbewerb mit den großen Vertragstankstellen und den
dahinterstehenden Konzernen. Deswegen bieten die
Mineralölkonzerne über ihre eigenen Vertragstankstellen
den Endverbrauchern den Sprit häufig günstiger an als
dem Zwischenhändler „freie Tankstelle“. Ziel ist natür-
lich, den freien Wettbewerb auszutrocknen.

Ich finde es gut, dass die Große Koalition die Kraft
und den Mut gefunden hat, dagegen anzugehen. Ich habe
das jahrelang gefordert, aber das Kartellamt war grund-
sätzlich dagegen. Die jetzige Situation macht besonders
deutlich, dass wir mehr und nicht weniger Wettbewerb
brauchen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Beim Thema Energiemärkte sind wir, wie ich finde,
vernünftigerweise aufeinander zugerobbt. Es geht nicht
um eine generelle Preisregulierung. Das wäre ein Rück-
fall in die Zeit vor 1998. Es geht um eine spezifische
Missbrauchsaufsicht, damit man in den Situationen ein-
schreiten kann, in denen ein übermächtiges, großes Un-
ternehmen seine Marktmacht missbraucht, um auf die
eine oder andere Weise Preise zu diktieren, die extrem
viel höher sind als auf dem Vergleichsmarkt. Das wird
die Ausnahme sein. Damit wird nicht alles eingefangen
werden können. Das ist auch kein Ersatz für einen stär-
keren Wettbewerb, den wir durch Anreizregulierung,
Kraftwerksanschlussverordnung und viele andere Me-
chanismen im europäischen Strom- und Gasmarkt errei-
chen wollen. Für den Extremfall des Preisdiktates ist
jetzt aber eine schärfere Waffe gefunden worden. Das
halte ich für gerechtfertigt.

Davor braucht kein neuer Anbieter Angst zu haben.
Die Ausgangslage ist anders im Referentenentwurf. Wir
haben eine maßvolle Zuspitzung der Instrumente des
Kartellamtes gefunden. Das hilft, den extremen Miss-
brauch abzustellen. Wir dürfen aber deshalb nicht darauf
verzichten, eine größere Marktbreite und Marktliquidität

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(C (D m Stromund Gasbereich zu fordern bzw. anzuschieen. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegin Ulla Lötzer, Fraktion ie Linke. Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Auch wir egrüßen die Untersagung von Verkäufen unter Eintandspreis. Das ist ein Grund, warum wir dieser Gesetesvorlage zustimmen. Eine solche Verschärfung ist tatächlich im Interesse der letzten verbliebenen kleinen ante-Emma-Läden und des Fachhandels. Sie ist richtig, eil Preisdumping die Versorgung auf dem Land schon rheblich gefährdet hat. Kollege Zeil, ich glaube, auch Ihnen ist bekannt, dass erade die Discountunternehmen die Verbraucherinnen nd Verbraucher oft mit Lockangeboten in die Läden loken. Hinterher zahlen die aber drauf. Insofern ist es eine chutzmaßnahme für die Verbraucherinnen und Verraucher, diese Lockvogelangebote unter Einstandspreis u untersagen. (Beifall bei der LINKEN – Martin Zeil [FDP]: So etwas nennt man Marktwirtschaft!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612615000

(Beifall bei der LINKEN)

Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612615100

Allerdings wären weitere Schritte notwendig, zum
eispiel eine Stärkung der Rechte der Verbraucherinnen
nd Verbraucher, ein Verbandsklagerecht der Verbrau-
herverbände sowie schärfere Qualitätskontrollen.

Wir unterstützen auch die Missbrauchskontrolle der
nergiepreise. Jedes Instrument gegen den Marktmiss-
rauch durch die großen Vier ist besser, als überhaupt
ichts zu tun. Deren Oligopolstellung, Kollege Zeil, ist
ine Sondersituation, die allerdings auch Sondermaß-
ahmen hervorrufen muss. Für völlig absurd halten wir
as Gegenargument, die Missbrauchskontrolle verhin-
ere Wettbewerb, weil der Markt für neue Anbieter ge-
chlossen würde. Ein Recht auf überhöhte Preise hat ein
nvestor tatsächlich nicht. Aber, Kollege Rupprecht, die-
er Schritt ist kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Es
ann nur ein weiterer Schritt von Maßnahmen sein, nicht
ber der Endpunkt, wie Sie es wollen.


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Es hat auch keiner vor, sich zur Ruhe zu setzen!)


Doch, Sie sagen sehr deutlich: Wir wollen bis 2012 ab-
arten, was aus diesen Maßnahmen folgt, und erst dann
ollen wir weiter überlegen.

Es gibt kein Recht auf Monopolpreise, aber ein Recht
uf Zugang zu Strom. Strom gehört zu den Gütern der
aseinsvorsorge. Wer keinen Strom hat, kann nicht pro-
uzieren oder sitzt im Dunkeln. Im Dunkeln wird es
azu noch kalt. Der Mieterbund schätzt, dass die durch-
chnittlichen Heizkosten für eine 70-Quadratmeter-
ohnung infolge der gestiegenen Energiekosten um






(A) )



(B) )


Ulla Lötzer
150 Euro steigen werden. Die Decke wird also noch vie-
len die Heizung ersetzen.


(Martin Zeil [FDP]: Woher kommt das wohl?)


Angesichts dieser Situation ist es tatsächlich notwen-
dig, Menschen und Betrieben den Zugang zu Strom zu
sichern. Deshalb fordern wir nach wie vor die Rückkehr
zur staatlichen Preiskontrolle und Sozialtarife und nicht
nur die Missbrauchsaufsicht durch das Bundeskartell-
amt.


(Beifall bei der LINKEN)


Das wäre auch kurzfristig die bessere Lösung, Kol-
lege Rupprecht. Dies hat nichts mit der uns in diesem
Zusammenhang immer wieder vorgeworfenen Staats-
gläubigkeit zu tun, sondern das ist das Abc des Sozial-
staats. Aber in dieser Frage gehören Sie alle zurück auf
die Grundschulbank.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Missbrauchsaufsicht ersetzt erst recht keine
strukturellen Maßnahmen, Kollege Rupprecht. Die Mo-
nopolstellung selber ist das Problem, nicht nur in der
Folge die Monopolpreise. Aber an den Monopolpreisen
trifft es die Menschen. Eine Familie zahlt pro Jahr
400 Euro alleine an Monopolaufschlag. 13 Prozent des
Preises gehen auf die Monopolstellung zurück. Auch das
berichtete einer der Sachverständigen.

Deshalb ist es dringend notwendig, ergänzend tat-
sächlich Entflechtungsmaßnahmen zuzustimmen, wie
sie die europäische Wettbewerbskommission vorge-
schlagen hat. Diese lehnen Sie jedoch nach wie vor ab.
Anfang Dezember soll darüber im Europäischen Rat be-
raten werden. Für eine Entscheidung reicht die qualifi-
zierte Mehrheit der Länder. Es gibt eine Menge Länder,
die dafür sind oder die solche Maßnahmen bereits reali-
siert haben. Mit Ihrer Politik im Interesse der vier großen
Energiekonzerne zerstören Sie auch den europäischen
Zusammenhalt in dieser Frage. Deshalb fordern wir Sie
noch einmal auf, der Trennung von Netz und Strom-
erzeugung zuzustimmen, wie sie die Europäische Kom-
mission vorgeschlagen hat. Damit die Netze dann nicht
in die Hände von Heuschrecken geraten, müssen sie
dringend in die öffentliche Hand überführt werden.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612615200

Das Wort hat nun die Kollegin Kerstin Andreae für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612615300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Rupprecht, Sie haben gesagt, wenn die
Grünen – das haben wir angekündigt, und wir werden
auch so handeln – dieser Novelle nicht zustimmten,
hieße das, dass wir den Verbrauchern 9,5 Milliarden
Euro aus der Tasche ziehen.


(Zuruf von der SPD: Mindestens!)


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(C (D ch finde es extrem mutig, dass Sie sich hier hinstellen nd behaupten, Sie könnten mit dieser GWB-Novelle ie Strompreise so senken, dass die Verbraucher zukünfig um 9,5 Milliarden Euro entlastet werden. Darüber reen wir in einem Jahr noch einmal, und dann nagele ich ie auf diese Zahl fest. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Martin Zeil [FDP])


Sie haben mich dann zitiert. Ich bleibe bei diesem Zi-
at: Mit dieser GWB-Novelle nehmen Sie den Druck für

ehr Wettbewerb aus den Energiemärkten heraus. Sie
agen: zunächst bis 2012, und dann schauen wir einmal,
ie das alles greift. – Ich gebe zu, dass in einzelnen Be-

eichen der GWB-Novelle interessante Aspekte enthal-
en sind, nur ist es meines Erachtens sehr fraglich, ob sie
reifen.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Was wollen Sie kurzfristig machen?)


Mit der Preiskontrolle, mit der Preisdeckelung haben
ie nach wie vor ein Problem: Sie ermöglichen nicht,
ass effizientere Anbieter, neue Anbieter auf den Markt
ommen. Sie schotten den Markt ab und wirken damit
ontraproduktiv im Hinblick auf mehr Wettbewerb auf
en Energiemärkten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Martin Zeil [FDP]: So ist es! – Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Was wollen Sie kurzfristig machen?)


Wir sind uns einig, dass wir uns im Hinblick auf die
ermachteten Marktstrukturen, die nicht erst seit heute
estehen, sondern die wir schon seit längerem beobach-
en können, etwas einfallen lassen müssen. Instrumente,
orschläge und Debattenpunkte liegen auf dem Tisch.
as müssen wir jetzt angehen.

Aber wo ist Ihre Diskussion über die Frage der Ent-
lechtung?


(Martin Zeil [FDP]: Nix ist!)


o ist denn Ihre Diskussion darüber, das Problem der
ermachteten Marktstrukturen anzugehen?


(Martin Zeil [FDP]: Genau!)


o ist denn Ihre Diskussion über den Vorschlag des hes-
ischen Wirtschaftsministers Rhiel, der uns gezeigt hat,
as wir tun könnten, um die Monopolstrukturen aufzu-

ösen? Sie führen diese Diskussionen nicht!

Sie schmieden mit der GWB-Novelle ein stumpfes
chwert, behaupten, damit könnten Sie kurzfristig die
reise senken – ich glaube, Sie schaffen es damit nicht –,
irken aber nicht darauf hin, dass wir mehr Wettbewerb

uf den Energiemärkten bekommen, und das ist falsch.
hr Handeln an dieser Stelle ist nicht langfristig ausge-
ichtet. Ihr Handeln an dieser Stelle geht nicht an die Ur-
ache heran. Die Ursache ist, dass es zu wenig Wettbe-
erber auf dem Energiemarkt gibt.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Was wollen Sie kurzfristig machen?)







(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
Wettbewerb braucht Wettbewerber. Das ist eine alte
Regel. Dafür müssen Sie etwas tun. Das heißt, Sie müs-
sen sich mit allen erdenklichen Instrumenten auseinan-
dersetzen, die geeignet sein könnten, mehr Wettbewerb
herzustellen. Dann werden Sie auch niedrigere Preise
bekommen. Niedrigere Preise erreichen Sie, wenn es ei-
nen Wettbewerb gibt und wenn es Anbieter gibt, die
niedrigere Preise anbieten können. Wenn Sie wirklich
Preisbildung auf den Märkten haben, dann sind Sie auf
dem richtigen Weg, aber nicht mit dieser GWB-Novelle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will einen Punkt wirklich noch einmal deutlich
machen. Sie sagen, mit der Preisdeckelung könnten am
Ende niedrigere Strompreise erreicht werden. Bei der
Anhörung ist aber dargelegt worden, dass Sie mit der
Preisdeckelung neuen Anbietern den Zutritt zum Markt
erschweren, wenn nicht sogar verwehren. Das bedeutet,
dass es effizientere Anbieter schwer haben werden. Das
ist das Problem, mit dem Sie sich auseinandersetzen
müssen.

Wir sagen: Diese GWB-Novelle ist ein stumpfes
Schwert. Wir sagen: Setzen Sie sich mit den Vorschlägen
auseinander, die für mehr Wettbewerb auf dem Energie-
markt sorgen! Wir sagen: Das zögerliche Handeln, das
Sie an den Tag legen, wird sich negativ auswirken. Wett-
bewerb braucht Wettbewerber. Tun Sie etwas dafür!
Dann gehen Sie einen deutlich besseren Weg.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612615400

Das Wort hat nun Kollege Rolf Hempelmann, SPD-

Fraktion.


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1612615500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Wir stehen nach einem Jahr Diskussion – so kann man,
glaube ich, sagen – nun vor der Verabschiedung für eine
Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkun-
gen. In verschiedenen Redebeiträgen ist deutlich gewor-
den, dass dies das einzige Instrument ist – das hat sich
auch bei der Anhörung herausgeschält –, das jedenfalls
kurzfristig wettbewerbliche Wirkungen entfalten kann.

Ich sage ausdrücklich, dass ich manches von der Kri-
tik, die angebracht worden ist, nachvollziehen kann.
Auch die Anhörung hat ergeben, dass in der Anwendung
eines solchen Instruments immer auch Risiken stecken;
völlig klar. Wir versuchen, unsere marktentwickelnden
und wettbewerbsentwickelnden Politiken, die aber nur
mittel- und langfristig wirken können, jetzt sozusagen
durch ein Mittel zu ergänzen, das eigentlich nicht unmit-
telbar in ein solches Marktinstrumentarium hineinpasst;
das sei zugestanden.

Deswegen haben wir uns sehr viel Mühe gegeben und
lange miteinander darüber diskutiert, wie die Ausgestal-
tung im Einzelnen sein muss. Herr Schultz hat es eben

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(C (D uch angesprochen. Ich denke, wir sind zu einem ausgeogenen Ergebnis gekommen. Ich will ausdrücklich der These widersprechen, dass ir diese Novelle beschließen, um weitergehende wettewerbliche Politiken zu vermeiden. Dem ist nicht so. Wir haben seit Jahren auf diesem Gebiet eine ganze enge getan. Beispielsweise haben wir vor zwei Jahren as Energiewirtschaftsgesetz novelliert. Daran waren lle vier Fraktionen des Deutschen Bundestages – die raktion Die Linke war damals nicht im Deutschen Bunestag vertreten – (Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Deshalb ist das so schlecht geworden!)


eteiligt: zum einen die rot-grüne Mehrheit im Deut-
chen Bundestag und zum anderen die schwarz-gelbe

ehrheit im Bundesrat. Wir haben damals eine operatio-
elle und rechtliche Entflechtung auf der Basis einer eu-
opäischen Richtlinie beschlossen.

Die Bundesnetzagentur selbst spricht davon, dies sei
usreichend, damit könne man einen diskriminierungs-
reien Netzzugang durchsetzen und es bedürfe keiner ei-
entumsrechtlichen Entflechtung, in der – auch das sollte
an letztlich nicht verschweigen – eine ganze Menge Ri-

iken stecken würden. Entsprechende Maßnahmen kön-
en überhaupt erst nach sehr langer Frist – da hat Herr
upprecht recht – wirken. Ich glaube, dass unser Weg der

ichtige ist.

Wer im Übrigen das Hohelied der eigentumsrechtli-
hen Entflechtung singt und dafür die Kommission lobt,
er sollte einmal ganz genau hinschauen, was sie denn
orhat. Es ist beileibe nicht so, dass es zu einer echten ei-
entumsrechtlichen Entflechtung in Ländern mit Staats-
onopolisten wie etwa in Frankreich kommen würde.
enn ein solches Instrument geschaffen wird, dann soll-

en wir schon darauf bestehen, dass sozusagen eine ebene
pielfläche entsteht und dass die Deutschen nicht
chlechter gestellt werden als andere in Europa.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben noch eine ganze Menge an Hausaufgaben
u erledigen, was das Thema Wettbewerbspolitik an-
eht. Die Kraftwerksanschlussverordnung ist bereits ver-
bschiedet, die Anreizregulierungsverordnung ebenso.
as den Netzausbau angeht, werden wir über das Infra-

trukturbeschleunigungsgesetz hinaus noch einiges tun
üssen. Die Monopolkommission hat weiter gehende
orschläge gemacht. Einige davon, wie etwa zum Regel-
nergiemarkt, werden wir aufgreifen. Ich denke, all das
m Paket kann dazu beitragen, dass wir möglicherweise
n einigen Jahren auf eine solche verschärfte Miss-
rauchsaufsicht verzichten können.

Eines will ich noch ganz klar sagen: Wir dürfen die
offnungen, was dieses Instrument betrifft, nicht allzu

ehr in die Höhe jubeln, Herr Rupprecht, auch wenn die
ahl von 9 Milliarden Euro Monopolgewinne im Raum
teht. Wir werden diese Summe durch eine solche Maß-
ahme nicht eintreiben können. Unabhängig davon, ob
s sich um Monopole oder um Oligopole handelt, sollten
ir immer schauen, um welche Märkte es sich handelt.
ein Blick richtet sich zunehmend nicht mehr allein auf






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann
den deutschen, sondern auch auf den europäischen
Markt. Diesen Markt mit seinen großen und kleinen
Wettbewerbern wollen wir weiterentwickeln.


(Zuruf der Abg. Ulla Lötzer [DIE LINKE])


Das ist der beste Weg, um für die Verbraucher langfristig
faire Preise zu erzielen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612615600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Bekämp-
fung von Preismissbrauch im Bereich der Energieversor-
gung und des Lebensmittelhandels. Der Ausschuss für
Wirtschaft und Technologie empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/7156, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/5847 in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit den
Stimmen von CDU/CSU, SPD und der Linken gegen die
Stimmen von FDP und Grünen angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist mit den gleichen Mehrheitsverhältnissen wie in
der zweiten Beratung angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Ent-
schließungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungs-
antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7181? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlie-
ßungsantrag ist mit den Stimmen von CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der FDP bei Enthaltung von
Linkspartei und Grünen abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7180? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlie-
ßungsantrag ist mit den Stimmen von CDU/CSU und
SPD gegen die Stimmen der Fraktion der Grünen bei
Enthaltung der Fraktionen der FDP und der Linken ab-
gelehnt.

Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 10 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Bärbel
Höhn, Hans-Josef Fell, Jürgen Trittin, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Klimaverhandlungen in Bali zum Erfolg ma-
chen – Glaubwürdig handeln und verhandeln
für den Klimaschutz
– Drucksache 16/6960 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

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(C (D Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion Bündnis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten oll. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin ärbel Höhn, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, das ort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In panien sitzen Wissenschaftler zusammen und beraten ber die letzten Einzelheiten des 4. IPCC-Berichts, der m Samstag veröffentlicht werden soll. Die Nachrichten n diesem IPCC-Bericht sind alarmierend. Der Klimaandel geht schneller voran als bisher angenommen. uch wenn Länder wie China und die USA momentan och versuchen, die Ergebnisse ein Stück zu verwässern, ird deutlich: Die Maßnahmen, die wir ergreifen müs en, sind sehr viel einschneidender als das, was bisher mmer gesagt worden ist. Wir müssen für den Klimachutz mehr tun. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612615700

Dieser Bericht wird nach Bali übermittelt und Grund-
age der dortigen Verhandlungen sein. Es wird wichtig
ein, dass wir in Bali zu einem Ergebnis kommen. Denn
a geht es darum, dass wir die Weichen für ein Nachfol-
eabkommen für das Kioto-Protokoll stellen, das 2012
usläuft. Das wird ein enorm schwieriger Verhandlungs-
rozess, da natürlich all die Bremser, die das nicht wol-
en, mit am Verhandlungstisch sitzen. Deshalb hat die
undesregierung bei diesen Verhandlungen die Unter-

tützung unserer Fraktion. Wir wollen, dass mehr für den
limaschutz getan wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Erfolgreich für Klimaschutz werben kann aber nur,
er im eigenen Land seine Klimahausaufgaben macht.
s kann nicht sein, dass man auf dem internationalen
arkett Wasser predigt und zu Hause Wein trinkt. Das ist
icht überzeugend. Das funktioniert nicht. Genau da
iegt das Problem dieser Bundesregierung: Zwischen den

orten und den Taten klaffen Welten. Das ist das Pro-
lem. Das müssen wir ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie reden vom Klimaschutz, aber dann kämpfen Sie
n der EU dafür, dass deutsche Autos mehr CO2 aussto-
en dürfen. Sie reden vom Klimaschutz, aber Sie vertei-
en die Emmissionsrechte so, dass die schmutzigsten
raftwerke die meisten erhalten. Sie reden vom Klima-

chutz, und dann reist Ihr Umweltminister durchs Land
nd schwört seine Partei auf neue Kohlekraftwerke ein,
ie das in Krefeld geschehen ist. Sie reden vom Klima-

chutz, aber bei Tempo 130 auf Autobahnen, wo Sie






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
sofort etwas tun und 2,5 Millionen Tonnen CO2 einspa-
ren könnten, kneifen Sie. Das geht nicht. Sie müssen Ih-
ren Worten Taten folgen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie reden anders, als Sie handeln. Jeder Vorschlag für
mehr Klimaschutz wird im Dauerstreit der Koalition zer-
redet. Das schadet Ihrer Glaubwürdigkeit. Das unter-
gräbt auch die Verhandlungsposition in Bali. Da ist ganz
wichtig, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer
sehen, dass wir hier etwas tun.

Die Financial Times hat am Dienstag zusammenge-
fasst: Klima leidet unter Glos und Gabriel. – Dem ist
praktisch nichts hinzuzufügen.

Monitor wird heute Abend einen Bericht mit dem Ti-
tel senden: „Merkels Klimapolitik: Die Uhr tickt, die Re-
gierung bremst.“ Auch das beschreibt die Situation gut.

Wenn Sie der Presse und der Opposition nicht glau-
ben, glauben Sie vielleicht dem Kollegen Kelber von der
SPD. Der wurde nämlich gestern in der Berliner Zeitung
mit den Worten zitiert: Die Union muss jetzt klären, wer
beim Klimaschutz den Ton angibt; während die Kanzle-
rin Sonntagsreden halte, gehe die Fraktion auf Distanz.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Recht hat er!)


Das ist genau die Kluft zwischen Reden und Handeln,
die ich meine.

Die Kritik von Herrn Kelber richtet sich gegen die
Weigerung der Union, für Deutschland ein CO2-Minde-
rungsziel von 80 Prozent bis 2050 festzulegen. Das ist in
der Tat ein klimapolitisches Armutszeugnis. Da hat der
Kollege Kelber recht. Aber – das muss ich auch sagen –
anspruchsvolle Ziele bis 2050 sind eine Sache, wichtiger
aber sind konkrete Taten in 2007, in dem Jahr, in dem
wir uns heute befinden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren von der Koalition, beken-
nen Sie sich – da unterstütze ich Herrn Kelber – eindeu-
tig zu dem 80-Prozent-Reduktionsziel bis 2050 ohne
Wenn und Aber. Bekennen Sie sich dazu! Bessern Sie
bei Ihren Klimabeschlüssen nach und setzen Sie sie um!
Stoppen Sie den Neubau von Kohlekraftwerken! Nur
dann, wenn wir keine neuen Kohlekraftwerke bauen,
werden wir im Bereich Klimaschutz einen wichtigen
Schritt vorankommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Setzen Sie sich für Tempo 130 auf Autobahnen ein!
2,5 Millionen Tonnen zu reduzieren, das ist eine Menge.
Also, machen Sie endlich etwas! Beginnen Sie endlich,
zu handeln!

Eines gilt: Ankündigungen und Sonntagsreden haben
wir jetzt genug gehört. Wir wollen, dass etwas geschieht.
Wir wollen, dass der Klimaschutz in Deutschland end-
lich vorankommt.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Brand [CDU/CSU]: Gute Sonntagsrede! – Gegenruf der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie tun ja nichts! Wir haben wenigstens gehandelt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612615800

Das Wort hat nun Kollege Andreas Jung, CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1612615900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Höhn, zunächst möchte ich Ihnen zumindest in ei-
em Punkt recht geben. Sie haben gesagt: Die Klimaver-
andlungen in Bali müssen zu konkreten Ergebnissen
ühren.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und auch hier in Deutschland, nicht nur in Bali!)


Auf Deutschland, Herr Kollege, komme ich gleich zu
prechen. Zunächst möchte ich aber auf die Klimaver-
andlungen in Bali eingehen, um die es in Ihrem Antrag
eht. – Ich bin überzeugt: Wir können uns in der Tat kein
weites Nairobi leisten. Wir sind mit großen Hoffnungen
ach Nairobi gefahren und sind enttäuscht zurückge-
ommen, weil die Ergebnisse nicht so waren, wie wir es
ns erhofft hatten. Dort herrschte ein anderer Geist, und
ie Weltgemeinschaft hat nicht beschlossen: Wir packen
ieses Problem gemeinsam an und machen uns gemein-
am auf den Weg. Frau Höhn, ich gebe Ihnen in diesem
unkt ausdrücklich recht: Wir brauchen Ergebnisse.
uch wir wollen diese Ergebnisse.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie haben gesagt: Wir unterstützen die Positionen und
ie Bemühungen der Bundesregierung. Das fand ich gut.
ch kann Ihnen versichern: Niemand unterstützt die Bun-
esregierung und die Bundeskanzlerin – gerade in diesen
ragen – mehr als die Fraktion der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)


s war die Bundeskanzlerin, die den Klimaschutz zum
opthema gemacht hat, international, im Rahmen der
U- und der G-8-Präsidentschaft, aber auch national.
ir haben uns von Anfang an dazu bekannt, dass
eutschland eine Vorreiterrolle hat und schneller voran-
eht, um die anderen mit ins Boot zu holen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie haben eben gesagt, bei uns passten Reden und
andeln nicht zusammen. Ich muss Ihnen sagen: Das,
as Sie heute gesagt haben, passt nicht zu dem, was Sie
emacht haben, als Rot-Grün regiert hat.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das sind beides ungeheuerliche Behauptungen!)







(A) )



(B) )


Andreas Jung (Konstanz)

Ich will Ihnen die Richtigkeit meiner Behauptung an
ganz konkreten Punkten belegen. Wir tun schon heute
mehr für den Klimaschutz, als Rot-Grün je gemacht hat.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja wo denn?)


Wir haben alles, was Sie im Bereich erneuerbare
Energien gemacht haben, fortgeführt und sogar verbes-
sert.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die brechen doch gerade ein! Das wissen Sie doch!)


Wir tun mehr zur Förderung der regenerativen Wärme.

Sie haben die Kohlekraftwerke angesprochen. Frau
Kollegin, vergleichen Sie einmal den Nationalen Alloka-
tionsplan, den Ihr Kollege Jürgen Trittin für die rot-
grüne Bundesregierung verantwortet hat,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war der allererste! Das wissen Sie auch!)


mit dem, den die Große Koalition in diesem Jahr auf den
Weg gebracht hat. Sie werden feststellen: Sie haben bei
weitem mehr Verschmutzungsrechte verteilt als die
Große Koalition.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch logisch! Das ist doch eine Dummy-Aussage!)


Die rechtlichen Bestimmungen für Kohlekraftwerke in
Deutschland waren noch nie so hart wie heute. Wir tun
auch in diesem Bereich mehr für den Klimaschutz, als
Rot-Grün getan hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Übrigen haben wir das Gebäudesanierungspro-
gramm – Gebäudesanierung ist der effizienteste Weg,
das Klima zu schützen – nicht nur fortgeführt, sondern,
was seinen Umfang angeht, mehr als verdreifacht. Wir
tun damit bei weitem mehr für CO2-Einsparung, als Sie
es jemals getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Brand [CDU/CSU]: Tolle Leistung!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612616000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Höhn?


Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1612616100

Gerne.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612616200

Herr Kollege, der Kollege Göppel hat gesagt, durch

die Investition von 1 Milliarde Euro für das Gebäudesa-
nierungsprogramm werde der CO2-Ausstoß um 1 Mil-
lion Tonnen reduziert. Durch das Tempolimit von
130 Stundenkilometern auf Autobahnen könnten wir,
ohne dass wir Geld investieren, 2,5 Millionen Tonnen
CO2 einsparen. Warum sorgt die Bundesregierung nicht
dafür, dass das Zweieinhalbfache dessen eingespart

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(C (D ird, was durch das Gebäudesanierungsprogramm ereicht wird, und zwar ohne dass wir Geld investieren üssen? Frau Kollegin, entscheidend ist, was am Ende heraus ommt. iese Bundesregierung hat sich dazu bekannt, Vorreiter u sein. Sie hat sich dazu bekannt, 40 Prozent CO2missionen einzusparen, wenn es in der Europäischen nion gelingt – wofür wir eintreten –, eine Reduktion on 30 Prozent herbeizuführen. Wir werden jetzt ganz onkret. Wir machen mit dem Programm von Meseberg das hrgeizigste Klimaschutzpaket, das es in der Bundesepublik jemals gegeben hat. Das ist ohne Beispiel. Auch ot-Grün hat das nicht gemacht. Ich könnte Sie fragen: arum haben Sie das Tempolimit eigentlich nicht mit ot-Grün eingeführt, wenn es so eine gute Idee ist? ntscheidend ist: Wir sparen mit dem Programm von eseberg mehr ein als jemals zuvor. Ich finde, wir brin en ein gutes Paket auf den Weg. Im Übrigen gebe ich hnen recht: Es ist notwendig, hier so weit wie möglich u kommen, um vor der Konferenz in Bali so viel wie öglich auf den Weg zu bringen, (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber zur Autobahn haben Sie nichts gesagt!)


(Ulrich Kelber [SPD]: Die SPD will beides!)

Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1612616300

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


m mit Nachdruck und glaubwürdig in die Verhandlun-
en gehen und den anderen sagen zu können: Seht her,
as wir machen! Jetzt macht mit!

Damit bin ich bei der Konferenz von Bali. Wir unter-
tützen die Position der Bundesregierung ohne Vorbe-
alte, mit Nachdruck und mit ganzem Herzen.

Das Wichtigste ist aus unserer Sicht, dass es ein Ab-
ommen geben wird. Wir brauchen das Kioto-Folge-
bkommen für die Zeit nach 2012 unter dem Dach der
ereinten Nationen. Es muss unter dem Dach der UN
ein. Wir werden nicht hinnehmen, wenn versucht wird,
rgendwelche Gegenmodelle aufzubauen, wenn von den
ereinigten Staaten mit einigen Beteiligten unter dem
usschluss anderer versucht wird, etwas anderes aufzu-
auen. Es muss unter dem Dach der Vereinten Nationen
ein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Wir wollen, dass das 2-Grad-Ziel interna-
ional verbindlich festgelegt wird. Dafür ist die Bundes-
anzlerin immer eingetreten. Selbstverständlich unter-
tützen wir auch ihren Vorschlag, dass Grundlage für ein
erechtes internationales Klimaschutzabkommen sein
ollte, dass wir herunterbrechen und sagen, dass jeder
ensch auf der Welt das gleiche Recht hat, CO2 auszu-

toßen. Wir wissen: Wenn wir das 2-Grad-Ziel erreichen






(A) )



(B) )


Andreas Jung (Konstanz)

wollen, dann bedeutet das, dass wir bis 2050 weltweit
die CO2-Emissionen halbieren müssen. Das heißt, dass
wir in etwa einen Ausstoß von 2 Tonnen CO2 pro Kopf
erreichen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wissen, es sind noch erhebliche Anstrengungen nö-
tig. Wichtig für Bali ist jetzt das 40-Prozent-Ziel bis
2020. Darauf müssen wir aufbauen.

Drittens. Es ist notwendig, dass es endlich gelingt,
die, die beim internationalen Klimaschutz bisher nicht
mitmachen, allen voran die Amerikaner und die Chine-
sen, in dieses Programm zu holen. Sie haben die aktuelle
Diskussion angesprochen. Ich finde es wenig hilfreich,
wenn jetzt zurückgeschaut wird und von den USA und
China die Frage gestellt wird: Liegt das Fortschreiten
des Klimawandels, das wir in den letzten Jahren
beobachten, daran, dass China seit einigen Jahren erheb-
lich mehr Emissionen hat als zuvor, oder liegt es daran,
dass die USA vor vielen Jahrzehnten viel ausgestoßen
hat?

Wir dürfen den Blick auch bei diesem Punkt nicht
nach hinten richten; wir müssen nach vorne schauen.
Denn die Konsequenz ist entscheidend. Alle müssen
mitmachen: die USA, China und alle Industrie- und
Schwellenländer. Wir wollen, dass alle Staaten bei die-
sem Klimaschutzabkommen dabei sind. Dafür hat die
Bundeskanzlerin wie keine andere in den letzten Mona-
ten bei all ihren unterschiedlichen Aufgaben geworben.
Wir haben auf diesem Weg schon ganz erhebliche Fort-
schritte erzielt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der nächste Punkt ist, dass wir nicht nur mehr Staaten
einbeziehen wollen, sondern auch mehr Sektoren. Wir
halten es für notwendig, dass es gelingt, den internatio-
nalen Schiffsverkehr und – das ist ganz wichtig – den in-
ternationalen Flugverkehr in das Emissionshandelssys-
tem einzubeziehen, dass es gelingt, einen weltweiten
Kohlenstoffmarkt – ausgehend von unserem Emissions-
handel in der Europäischen Union – aufzubauen, und
dass es gelingt, eine Grundlage für ein weltweit umspan-
nendes CO2-Handelssystem zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Bei der Konferenz in Nairobi ist deutlich geworden,
dass wir die Entwicklungsländer in ihren Bemühungen,
den Klimawandel zu bekämpfen, aber auch in ihren Be-
mühungen, sich an den Klimawandel anzupassen, stär-
ker unterstützen müssen.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Dann müssen Sie aber auch den Anpassungsdruck erhöhen!)


Das, was in Nairobi beschlossen wurde, kann nur ein
erster Schritt gewesen sein. Selbstverständlich brauchen
wir mehr Geld, um die Entwicklungsländer zu unterstüt-
zen. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir einen Teil
der Mittel, die wir durch die Auktionierung der Emis-
sionsrechte einnehmen, in internationale Klimaschutz-

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(C (D rojekte investieren. Das halte ich für richtig. Das muss er Einstieg sein. Wir müssen darauf aufbauen und die flexiblen Mehanismen des Kioto-Protokolls, CDM und JI, weiterntwickeln und auch sie zu einer Finanzierungsquelle für erartige Maßnahmen machen. Aus unserer Sicht und aus Sicht der Bundesregierung, uss ein Schwerpunkt auf all das gelegt werden, was em Erhalt und der Aufforstung der Wälder in den Enticklungsländern dient. Das ist neben der Frage, wie wir ie Entwicklungsländer an ein solches Modell heranfühen können, ein ganz wichtiger Punkt der internationalen limaschutzpolitik. Das alles zeigt: Wir haben große Ziele vor uns und roße Aufgaben zu bewältigen. Wir wünschen uns kein weites Nairobi. Wir wünschen uns vielmehr, dass es in ali gelingt, einen Durchbruch zu erzielen und einen onkreten Fahrplan zu beschließen, damit wir im Jahr 009 ein Klimaschutzabkommen ausgehandelt und bis 012 in aller Welt ratifiziert haben werden. Das ist notendig. Die Zeit drängt. Wir, die Bundesregierung und ie sie stützende CDU/CSU-Fraktion, tun alles dafür, iese Ziele zu erreichen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612616400

Das Wort hat nun Kollege Michael Kauch, FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1612616500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich war

ben etwas verwundert, Frau Höhn. Ihr Antrag befasst
ich eigentlich mit den Verhandlungen auf Bali. Aber
on der Verhandlungslinie, die wir Deutschen dort ver-
reten sollen, habe ich in Ihrer Rede leider nicht viel ge-
ört.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Stattdessen haben Sie uns erzählt, dass wir in
eutschland jetzt ein Tempolimit einführen sollen, wo-
it Ihrer Meinung nach 2,5 Millionen Tonnen CO2 ein-

espart werden könnten. Das hört sich viel an. Aber es
ntspricht weniger als 0,3 Prozent der deutschen Emis-
ionen und macht weniger als 0,009 Prozent der globa-
en Emissionen aus. Mit Ihrem Tempolimit retten Sie die

elt also nicht. Das ist reine Symbolpolitik, die Sie hier
it Ihrer grünen Ideologie machen. Damit ändern Sie

uf der Welt nichts, aber auch gar nichts.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb sollten wir uns lieber Gedanken darüber ma-
hen, wie wir tatsächlich zu wirksamen Vereinbarungen
m internationalen Kontext kommen. Zunächst einmal
st es entscheidend, auf Bali zu erreichen, dass sich viele






(A) )



(B) )


Michael Kauch
Länder zu dem 2-Grad-Ziel der Europäischen Union be-
kennen, also dazu, die Erderwärmung in diesem Jahr-
hundert auf 2 Grad zu beschränken. Für uns hier im
Deutschen Bundestag ist dieses Ziel vielleicht selbstver-
ständlich, global ist es das aber nicht. Es wäre ein großer
Erfolg, wenn wir in dieser Richtung weiterkommen wür-
den.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Weiterhin ist es wichtig, ein Verhandlungsmandat un-
ter dem Dach der Klimarahmenkonvention zu erreichen.
Das würde bedeuten, dass sich auch Länder wie China
und Indien zu etwas verpflichten müssten und es nicht
bei einem unverbindlichen Dialog bliebe. Auch das ist
noch lange nicht selbstverständlich. Es kommt darauf an,
dass wir diese Länder einbeziehen. Wir müssen uns klar-
machen: Auch wenn wir eine Vorreiterrolle einnehmen
und das auch wollen,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tempolimit!)


ist Deutschland nur für 3 Prozent der globalen Emissio-
nen verantwortlich, die Europäische Union für weniger
als 20 Prozent. Vorreiter zu sein ist gut und richtig. Aber
wir sollten vielleicht auch noch einmal zurückschauen,
ob ein paar andere mitkommen. Ihr Tempolimit wird das
nicht erreichen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: 2,5 Millionen Tonnen sind nichts für Sie?!)


Das Leitbild für die Verhandlungen muss es sein, ei-
nen globalen Kohlenstoffdioxidmarkt für alle Länder
und alle Sektoren mit ehrgeizigen Reduktionszielen zu
erreichen. In diesem Zusammenhang ist es kontrapro-
duktiv, wenn die Koalition – wie zuletzt – Erneuerungen
des EU-Emissionshandelssystems rundweg ablehnt. Wir
haben beantragt, den Emissionshandel auf die Bereiche
Verkehr und Wärme auszudehnen. Daraufhin sagte mir
die Kollegin Flachsbarth von der CDU, das gehe gar
nicht, was wir hier aufschrieben.

Genau das, was die FDP beantragt hat, hat der Sach-
verständigenrat für Umweltfragen als das zielführende
Instrument zum Beispiel zur Förderung der Biomasse
und der erneuerbaren Energien vorgeschlagen. Wenn Sie
schon der FDP nicht glauben, dann glauben Sie wenigs-
tens den Umweltsachverständigen, die die Bundesregie-
rung berufen hat.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Aber nicht als Ersatz für bestehende Förderprogramme!)


– Doch! Sie sollten das Gutachten einmal lesen. Ich
spreche von der zweiten Stufe, die darin vorgeschlagen
wird. Das habe ich Ihren Kollegen im Umweltausschuss
vorgelesen; Sie waren nicht da. Das hole ich aber gerne
noch einmal privat für Sie nach.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ich spreche lieber mit den Experten als mit Ihnen!)


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(C (D Kommen wir zum nächsten Etikettenschwindel der undesregierung, nämlich dem Anpassungsfonds. Herr ung hat gesagt: Einen Teil der Versteigerungserlöse in öhe von 400 Millionen Euro geben wir den Entwick ungsländern. – Das hat die Kanzlerin schon vor Monaen versprochen, ohne dafür eine Finanzierungsgrundage gehabt zu haben. Dann hat der Umweltminister esagt: Mit diesen 400 Millionen Euro fördern wir die rneuerbaren Energien in Deutschland, insbesondere die rneuerbare Wärme. Was ist jetzt herausgekommen? Jedes Ressort hat sich twas von diesen 400 Millionen Euro geschnappt. Der mweltminister erhält für die Förderung der erneuerba en Energien gerade einmal 180 Millionen Euro, der irtschaftsminister hat sich ein bisschen Geld für die MU-Förderung geschnappt, und mit dem Rest bezah en wir die Versprechungen von Frau Merkel. Auf diese rt und Weise in der Welt Versprechungen zu machen, st keine seriöse Politik. Wir sollten die anderen Fehler, die die Bundesregieung in den Verhandlungen mit der Europäischen Union emacht hat, jetzt nicht auf die globale Ebene heben. Es st richtig, dass die Kanzlerin sehr erfolgreich war, als es n der Europäischen Union um die Vereinbarung der iele ging, die den Klimaschutz, die Reduzierung der O2-Emissionen und die Förderung der erneuerbaren nergien betrafen. (Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Sie ist insgesamt sehr erfolgreich!)


(Beifall bei der FDP)


ber die Kanzlerin hat in diese Politik einen großen
onstruktionsfehler eingebaut, nämlich eine gesonderte
ielquote für die Biokraftstoffe. Auch hier empfehle ich

hnen, sich anzuschauen, wie sich die Sachverständigen,
ie Sie als Bundesregierung benannt haben, dazu äußern.
ie sagen: Diese Quote ist verfehlt, und sie sollte nach
nten korrigiert werden, weil Biokraftstoffe unter allen
lternativen in der Biomasse zur geringsten Einsparung

n CO2-Emissionen führen und weil sie außerdem öko-
ogische Probleme mit sich bringen. Das müssen Sie
rnst nehmen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie fordern in Ihrer Pressemitteilung doch die volle Steuerbefreiung für Biokraftstoffe! Das ist unehrlich, Herr Kauch!)


In den weiteren Verhandlungen müssen wir die tech-
ologiepolitische Seite des Klimaschutzes stärker ge-
ichten. Wir werden die Chinesen und die Inder nur
ann ins Boot holen können, wenn sie mit einem wirksa-
en Technologietransfer rechnen können. Das wird der
taat nicht allein finanzieren können. Dafür fehlen uns
ie Haushaltsmittel. Deshalb ist es entscheidend, dass
ir die Instrumente des Kioto-Protokolls – Clean-Deve-

opment-Mechanism und Entwicklungsprojekte im Be-
eich des Klimaschutzes – voranbringen.

Es muss Vertrauen in diese Projekte geschaffen wer-
en. Sie müssen reformiert und wirksam gestaltet wer-
en. Wir dürfen nicht blauäugig sein. Wir sollten diese






(A) )



(B) )


Michael Kauch
Instrumente aber auch nicht, wie es manche auf der lin-
ken Seite dieses Hauses tun, einfach vom Tisch wischen.
So werden wir die Schwellenländer nämlich nicht ins
Boot holen können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612616600

Das Wort hat nun die Parlamentarische Staatssekretä-

rin Astrid Klug.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


As
Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1612616700


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Bali wird tatsächlich die hier beschriebene Nagelprobe,
bei der die Staaten, sowohl die Industrie- als auch die
Entwicklungsländer, zeigen müssen, wie ernst es ihnen
mit dem Klimaschutz ist. Das Jahr 2007 stand und steht
nach wie vor ganz im Zeichen des Klimaschutzes: von
den historischen Beschlüssen auf europäischer Ebene im
Frühjahr über die Verleihung des Friedensnobelpreises
an den Weltklimarat und Al Gore bis zur im Dezember
dieses Jahres in Bali stattfindenden Weltklimakonferenz.
Die Aussagen der Wissenschaftler sind eindeutig. Alle
Berichte liegen vor. Alle Reden sind gehalten. Jetzt ist
die Zeit zum Handeln gekommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: So ist es!)


Ein besseres Zeitfenster als die Weltklimakonferenz
in Bali wird es nicht geben, um eine internationale Ver-
ständigung über den Klimaschutz zu erzielen. Deutsch-
land wird bei den Verhandlungen in Bali gemeinsam mit
der EU Vorreiter und Antreiber für mehr globalen Kli-
maschutz sein. Wir brauchen auf der bevorstehenden
Weltklimakonferenz vor allem den offiziellen Start-
schuss für umfassende Verhandlungen. Nur wenn diese
Verhandlungen bis 2009 abgeschlossen sind, haben wir
die Chance, vor 2013 ein Folgeabkommen zum Kioto-
Protokoll in Kraft zu setzen.

Dabei kommt es entscheidend darauf an, dass die
USA und alle anderen Industrieländer, vor allem aber
auch die Schwellenländer mitmachen. Wenn es gelingt,
die Blockade zwischen den USA und einigen anderen
Industrieländern einerseits und den Schwellenländern
andererseits aufzubrechen, dann stehen die Chancen
nicht schlecht. Wir werden wie in den letzten Monaten
alles, was in unserer Macht steht, tun, um diese Verhand-
lungen zum Erfolg zu führen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Kollegen von den Grünen greifen mit den Forde-
rungen und Maßnahmen, die sie in ihrem Antrag be-
schreiben, fast eins zu eins die Politik der Bundesregie-
rung auf. Wir werten das als Zustimmung zur
grundsätzlichen Linie unserer Klimaschutzpolitik. Viele
der in diesem Antrag beschriebenen Maßnahmen sind

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(C (D ins zu eins aus den europäischen Beschlüssen, die ja nter unserer Federführung zustande gekommen sind, bgeschrieben. So hat sich die Europäische Union bereit rklärt, die Emission von Treibhausgasen bis 2020 im ergleich zum Basisjahr 1990 um 30 Prozent zu reduzie en, wenn es in diesem internationalen Prozess, für den ir alles tun, gelingt, dass andere in das Klimaschutzoot einsteigen und sich zu vergleichbaren Zielen verflichten. Aber selbst wenn niemand in der Welt beim Klimachutz mitmacht, Frau Kollegin Höhn, findet Klimachutz in Europa statt, werden wir in Europa unseren usstoß von Treibhausgasen bis 2020 um mindestens 0 Prozent reduzieren. Wir haben in Europa die dafür otwendigen Instrumente beschlossen, nämlich 20 Proent mehr Energieeffizienz bis 2020 und einen Anteil er erneuerbaren Energien an der Deckung des gesamten nergiebedarfs in Europa in Höhe von 20 Prozent. Mit iesem sehr anspruchsvollen Paket übernimmt Europa eim Klimaschutz eine Führungsrolle in der Welt. Keine ndere Region in der Welt hat sich bisher zu solch ambiionierten Klimaschutzzielen bekannt. Deshalb kann ich ie Kritik an diesen Beschlüssen im Antrag der Grünen icht nachvollziehen. Die europäischen Beschlüsse sind ein Meilenstein. enn wenn wir die Blockaden bei den internationalen limaschutzverhandlungen überwinden wollen, braucht s Vorreiter, braucht es Industrieländer, die den Beweis ntreten, dass Klimaschutz und erfolgreiche nachhaltige irtschaftliche Entwicklung miteinander vereinbar sind. eutschland und Europa sind diese Vorreiter. Wir müs en auch die Schrittmacher und Innovationstreiber sein; enn wenn wir es nicht sind, wird es in der Welt – insbeondere bei den anstehenden Verhandlungen – niemanen geben. Die Welt schaut in dieser Frage auf Europa nd auf Deutschland. Zur Glaubwürdigkeit bei den internationalen Verandlungen gehört ein ambitioniertes nationales Klimachutzpaket. Wir werden Anfang Dezember mit der Umetzung der Meseberg-Beschlüsse beginnen und ein rstes Maßnahmenpaket auf den Weg bringen, das uns in ie Lage versetzen wird, unser eigenes Ziel – 40 Prozent inderung der Emissionen bis 2020 – zu erreichen. Dait sind wir Vorreiter. Wir tun dies nicht nur aus ökolo ischen und klimaschutzpolitischen Gründen, sondern uch in ökonomischer Verantwortung, in Verantwortung ür die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


o wird uns die Umsetzung des Klimaschutzprogram-
es der Bundesregierung über den Klimaschutzeffekt

inaus in die Lage versetzen, 2020 5 Milliarden Euro
inzusparen. Wir haben mit unserer Klimaschutzpolitik
lso eine dreifache Dividende: eine ökologische, eine
konomische und – angesichts knapper werdender Res-
ourcen – übrigens auch eine Friedensdividende. Des-
alb kämpft die Bundesregierung, deshalb kämpft der
undesumweltminister in Bali für einen nicht rückhol-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Astrid Klug
baren Verhandlungspfad, für einen ambitionierten globa-
len Klimaschutz.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612616800

Das Wort hat nun Kollegin Eva Bulling-Schröter,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612616900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

haben es gehört: In Bali muss im Hinblick auf die Zeit
nach 2012 dringend etwas passieren. Wir brauchen ver-
bindliche Ziele für die wichtigsten Emittenten, klare Me-
chanismen mit Sanktionen und tatsächlich wirkende
ökologische Instrumente. Wenn wir bis 2009 ein Post-
Kioto-Abkommen erreichen wollen, dann muss die Eu-
ropäische Union hierbei eine Vorreiterrolle übernehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben schon in einigen Anträgen gefordert, dass
sich die EU bedingungslos zu einem Minderungsziel von
30 Prozent gegenüber 1990 bekennt. Wir können das
nicht, wie Sie es immer noch tun, davon abhängig ma-
chen, dass andere Industrieländer mitspielen. Dies ist in-
zwischen nicht mehr notwendig. Denn Klimaschutz ist
eben kein Wettbewerbsnachteil, er bringt sogar Geld;
Minister Gabriel hat dazu ja in der vorletzten Woche
eine Pressekonferenz abgehalten.

Die Bundesregierung hat sich inzwischen wenigstens
dazu bekannt, die Emissionen um 40 Prozent senken zu
wollen, und eiert hier nicht mehr herum. Herumeiern tut
die Koalition allerdings, wie wir gestern auch in der Süd-
deutschen Zeitung lesen durften, beim Langfristziel von
minus 80 Prozent bis 2050. Wie ich lesen konnte, gibt es
auch aus diesem Grund keinen Koalitionsantrag. Herr
Jung hat sich dazu leider nicht geäußert. Das wäre sehr
interessant für uns gewesen.

Ich frage mich allerdings, wie die Bundeskanzlerin
die Einhaltung des globalen 2-Grad-Zieles für Deutsch-
land gewährleisten will, wenn dies nicht in konkrete
Zahlen hinsichtlich der Minderungspflichten im eigenen
Land gegossen wird. Das ist notwendig.


(Beifall bei der LINKEN)


Genauso unglaubwürdig ist es, wenn die Beschlüsse von
Meseburg sukzessive wieder aufgeweicht werden. Das
Regenerative-Wärme-Gesetz ist gegenüber dem ersten
Entwurf bereits bis zur Unkenntlichkeit zerschossen
worden. Im Übrigen ist es am unglaubhaftesten, wenn
Frau Merkel als Klimaengel in der Welt herumreist und
zu Hause munter 30 neue Kohlekraftwerke geplant wer-
den.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Jung, Sie haben das verteidigt. Das ist schlimm.
Glauben Sie doch nicht, dass die Welt nicht auch auf
Deutschland schaut und verfolgt, was hier passiert.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Antrag der Grüen ist unter anderem davon die Rede, dass neue Finanierungsmechanismen zum Schutz der Tropenwälder tabliert werden müssen – sehr richtig. Die indonesische egierung hat bereits vorgeschlagen, die restlichen Wäler gegen einen finanziellen Ausgleich unter Schutz zu tellen. Es geht um einmalig rund 1 Milliarde bis ,3 Milliarden Euro, um den dortigen Restbestand von irca 90 Millionen Hektar Tropenwälder für die Nachelt zu schützen – mit all den Waldelefanten, Orangtans und sonstigen Tieren sowie natürlich auch zum utzen der lokalen Bevölkerung, etwa in Borneo. Ich inde, das sind im Vergleich zum ökologischen Nutzen ast schon Peanuts. eute Vormittag haben wir darüber gesprochen. Ich eine, hier könnte sich Deutschland profilieren und eine elevante Summe davon übernehmen. Das würde uns in er Welt wirklich gut dastehen lassen. Grundsätzlich halten wir ein solches System für wirungsvoller als die Einbeziehung der Wälder in den DM. Das sieht man unter anderem auch an der traurien Bilanz. Ich habe schon darüber gesprochen. Eine nhörung unserer Fraktion Anfang September ergab, ass 30 bis 50 Prozent der gegenwärtigen Projekte in sien nicht zusätzlich durchgeführt werden; das heißt, in zusätzlicher Klimaschutz ist hier nicht nachweisbar. ie auf dieser faulen Basis ausgegebenen Emissionsgut chriften führen aber zu einem Mehrausstoß in den Inustrieländern. Das ist Gift für den Klimaschutz. Zum Schluss noch – ich habe nur wenig Zeit – zur npassung: Hier muss Geld her. Wir können nicht nur twas versprechen, sondern es muss jetzt wirklich Geld n die Hand genommen werden. ch denke, das ist dringend notwendig; denn nur so könen wir etwas erreichen. Wir hoffen, dass wir auf Bali gemeinsam etwas erreihen. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten. (Beifall bei der LINKEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da sind wir mal gespannt, was das für ein Beitrag ist!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612617000

Das Wort hat nun Kollege Ulrich Kelber, SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1612617100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Das Thema Klimaschutz ist so wichtig, dass be-
timmte Rituale in den Debatten unterbleiben sollten.

Das erste Ritual ist, dass sich die FDP grundsätzlich
ast mit dem Anspruch, eine heilbringende Sekte zu sein,
ier hinstellt und sagt – egal, wie erfolgreich bestimmte
nstrumente sind –, man müsse nur alles über Bord wer-
en, auf die FDP hören und alles wäre noch besser.






(A) )


)

Ulrich Kelber
Herr Kauch, Sie wissen, dass ich Sie sehr schätze;
aber wenn Sie der Großen Koalition hier heute vorwer-
fen, sie würde die Biokraftstoffe zu sehr fördern, wäh-
rend Ihre eigene Fraktion im Deutschen Bundestag ge-
rade den Antrag eingebracht hat, die Biokraftstoffe
völlig von der Steuer zu befreien und mehr als heute zu
fördern, passt das vorne und hinten nicht zusammen. Sie
haben das Gegenteil Ihres eigenen Antrags erzählt.


(Beifall bei der SPD)


Das zweite langweilige Ritual ist, dass CDU/CSU
und Grüne sich immer gegenseitig vorwerfen, zu ihren
jeweiligen Regierungszeiten nichts für den Klimaschutz
getan zu haben bzw. zu tun.

Ich würde mich freuen, wenn die CDU/CSU anerken-
nen würden, dass zu rot-grünen Zeiten viele Klimaschutz-
instrumente geschaffen wurden, auf die wir heute aufset-
zen können – übrigens auch welche, gegen die die CDU/
CSU-Opposition damals gestimmt hat; Sie haben ja ge-
gen alle 18 Klimaschutzinstrumente im Zeitraum von
1998 bis 2005 gestimmt – und die Sie heute mit uns ge-
meinsam weiterentwickeln.


(Michael Brand [CDU/CSU]: Jetzt sind Sie aber der Heilsbringer!)


Hinsichtlich der Grünen würde ich mich freuen, wenn
man anerkennen würde, dass viele dieser Instrumente
ausgebaut worden sind: mehr Geld für die Gebäude-
sanierung, mehr Geld für erneuerbare Energien im Wär-
mebereich, mehr Geld für Forschung auf dem Feld der
erneuerbaren Energien. Sie wissen genau, dass das Kabi-
nett am 5. Dezember einen Gesetzentwurf beschließen
wird, der weitere wichtige Klimaschutzinstrumente vor-
sieht.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich denke, wir sollen Rituale vermeiden!)


– Dies ist wichtig, Frau Höhn.

Auf Bali müssen wir zwei Dinge tun: Wir müssen ers-
tens gute Vorschläge für die internationale Klimaschutz-
politik machen und zweitens glaubwürdig sein und ent-
sprechende nationale Maßnahmen ergreifen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Das Klimaschutzprogramm von Meseberg, mit dem wir
eine Minderung der CO2-Emissionen von über 30 Prozent
erreichen werden, ist ein erster Schritt. Wir werden mit
weiteren Maßnahmen ab 2008 bzw. 2009 die angestrebten
40 Prozent erreichen müssen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1612617200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Fell?


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1612617300

Ja, bitte.

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(C (D Herr Kollege Kelber, Sie haben gerade den Wunsch ge ußert, wir von der Grünen-Fraktion sollten anerkennen, ass es eine Verbesserung bereits gemeinsam implemenerter Instrumente durch die Große Koalition gegeben abe. Sie haben dabei das Altbausanierungsprogramm anesprochen. Wir stellen zu unserem Bedauern fest, dass in iesem Jahr die Neuinvestitionen im Rahmen dieses Proramms um 60 Prozent zurückgegangen sind. Eine ähnlihe Entwicklung gibt es in anderen Bereichen. So sind die nvestitionen im Bereich von Solarkollektoren um über 0 Prozent zurückgegangen. Auch bei den Biogasanlagen ibt es einen Rückgang von circa 50 Prozent. Ich könnte iese Liste fortsetzen. Wie können Sie angesichts dieser ituation behaupten, dass es eine Verbesserung gebe? Wir ehen einen starken Einbruch in bestimmten Branchen, ie für den Klimaschutz äußerst wichtig sind. Das sind drei gute Beispiele. Die Verbesserung be teht zuerst einmal darin, dass mehr Geld zur Verfügung estellt wird. Wenn wir uns an gemeinsame Regierungseiten erinnern, wissen wir, dass auch wir Schwankunen im Rahmen der infrage stehenden Programme hatten nd reagiert haben, zum Beispiel im Bereich der Solarollektoren mit einer erhöhten Förderung. Das tun wir uch jetzt. Im Bereich der Gebäudedämmung müssen wir festtellen, dass der erste Anfangsschwung dahin ist, dass rühe Adaptierer solcher Maßnahmen gehandelt haben. ir müssen nun dafür sorgen, dass dieses Programm atraktiv bleibt und zu weiteren Aufträgen führt. Der getiegene Ölpreis lässt die Anmeldezahlen wieder steigen. Die Betreiber von Biogasanlagen haben aufgrund der eutlich gestiegenen Agrarund Rohstoffpreise ein groes Problem. Deswegen plädieren wir dafür, dass die ovelle zum Erneuerbare-Energien-Gesetz, die Verbes erungen zugunsten der Betreiber von Biogasanlagen orsieht, schon zum 1. Januar 2008 in Kraft treten soll. m 5. Dezember könnten wir somit durch einen Kabiettsbeschluss das klare Signal geben, dass es sich lohnt, n Biogasanlagen in Deutschland zu investieren. So kann eutschland seine Technikund Marktführerschaft bealten und ausbauen. Das sind drei typische Modelle, mit denen man auf arktveränderungen reagieren kann. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612617400
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1612617500

Ich komme zurück zur Konferenz auf Bali und zu der
rage nach der internationalen Glaubwürdigkeit im Zu-
ammenhang damit, dass man auf nationaler Ebene
aßnahmen ergriffen hat. Der erste Punkt ist: Wir müs-

en Druck auf die Vereinigten Staaten ausüben. Der
weite Punkt ist: Die USA in der Zeit nach der Bush-Re-
ierung werden wir nur ins Boot bekommen, wenn auch
ie Entwicklungs- und Schwellenländer entsprechend
erantwortung übernehmen. In der Vergangenheit waren
or allem die Industriestaaten für den Emissionsausstoß
erantwortlich. Aber auch in den Schwellen- und Ent-

(B)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
wicklungsländern muss eine Entwicklung stattfinden,
die Klimaschutz ermöglicht.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und Bundes-
kanzlerin Angela Merkel haben als deutsche Position
festgehalten – darüber haben wir im Bundestag mehr-
fach diskutiert –: Auf Dauer muss es ein globales Emis-
sionsbudget pro Kopf geben. Jeder hat das gleiche
Recht. Das ist die einzige Chance, die Schwellen- und
Entwicklungsländer davon zu überzeugen, dass wir es
mit dem Klimaschutz ernst meinen, dass es sich nicht
um eine neue Idee von Kolonialismus und Unterdrü-
ckung von Entwicklung handelt. Auf Dauer müssen alle
die gleichen Rechte haben. Es ist im Hinblick auf Bali
wichtig, dass wir darüber debattiert haben und dass die
Bundesregierung die deutsche Position präzisiert hat.
Denn Indien, China und andere Schwellen- und Ent-
wicklungsländer haben daraufhin gesagt: Wir glauben,
dass ihr es ernst meint; dies ist eine Grundlage für Ver-
handlungen. Diese Länder haben vor der Konferenz auf
Bali und in Nairobi Verhandlungen grundsätzlich abge-
lehnt und gesagt: Handelt ihr erst einmal alleine; wir
schauen später. Nun sagen sie: Ihr müsst handeln, aber
wir sind bereit, zu verhandeln.

In der Tat hat es mich gestern sehr geärgert, als es so
aussah, dass wir nicht in der Lage sein werden, diese
wichtige Position der Bundesregierung mit einem Be-
schluss des Deutschen Bundestages zu unterstützen. Ich
freue mich, dass es nun anders aussieht. Wir werden in
der nächsten Woche klarmachen, dass ein Emissionsbud-
get von 2 Tonnen pro Kopf, also eine gerechte Lasten-
verteilung auf der Welt, das Ziel der Bundesregierung
und des Deutschen Bundestages und damit der Bundes-
republik Deutschland ist; das ist ein entscheidender
Punkt. Genauso wie es die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler empfehlen, wollen wir 2020 das 40-Pro-
zent-Ziel und mit der Reduzierung von heute 10 Tonnen
Emissionen pro Kopf auf 2 Tonnen 2050 das 80-Pro-
zent-Ziel erreichen.

Folgendes bleibt festzuhalten: Als Umweltpolitiker
und auch als Vertreter einer Seite der Koalition würde
ich mir wünschen, dass manche Dinge noch schneller
umgesetzt werden; das war zu Zeiten von Rot-Grün
nicht anders.

Das, was diese Bundesregierung und die sie stützende
Koalition jetzt vorgelegt haben, ist das ambitionierteste
Klimaschutzpaket nicht nur in der Geschichte der Bun-
desrepublik, sondern auch in Europa. Auf internationa-
len Konferenzen merkt man, dass hiervon das Signal an
die Entwicklungs- und Schwellenländer ausgeht:
Deutschland meint es ernst. Diese Länder sind bereit,
mit Deutschland eine Klimaschutzvereinbarung zu tref-
fen, weil wir glaubwürdig und seriös auftreten.

Wir sollten die deutsche Position im Bundestag ge-
meinsam unterstützen, damit die Bali-Konferenz ein Er-
folg wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf rucksache 16/6960 an die in der Tagesordnung aufge ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 a auf: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch – Drucksache 16/6774 – – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch – Drucksachen 16/7075, 16/7111 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – Drucksache 16/7149 – Berichterstattung: Abgeordnete Katja Kipping – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 16/7150 – Berichterstattung: Abgeordnete Steffen Kampeter Waltraud Lehn Dr. Claudia Winterstein Dr. Gesine Lötzsch Anja Hajduk Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen vor. Nach einer interfraktionel en Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe tunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. ann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst er Parlamentarische Staatssekretär Gerd Andres. G Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! undestag und Bundesrat haben sich 2004 im Vermittungsausschuss darauf verständigt, dass die Kommunen m Zuge der Einführung der sozialen Grundsicherung m insgesamt 2,5 Milliarden Euro entlastet werden. Die osten für Unterkunft und Heizung von SGB-II-Bezieern sind nach dem Gesetz von den Kommunen zu traen. Um das Ziel der Entlastung zu erreichen, haben undestag und Bundesrat vereinbart, dass sich der Bund n diesen Kosten beteiligt. Daneben trägt der Bund – bis uf wenige Ausnahmen – die gesamten Kosten für pasive Leistungen und Eingliederungsleistungen im Parl. Staatssekretär Gerd Andres Bereich der Grundsicherung. Auch die Anhebungen gehen zulasten des Bundes. Im ersten SGB-II-Änderungsgesetz wurde im Dezember 2005 für die Jahre 2005 und 2006 die Bundesbeteiligung an den Wohnkosten abschließend auf 29,1 Prozent festgelegt. Für das Jahr 2007 wurde nach langen Verhandlungen mit den Ländern im letzten Herbst eine Vereinbarung getroffen. Dabei sind zwei Punkte entscheidend: Erstens. Die Bundesbeteiligung an den Leistungen der Kommunen für Unterkunft und Heizung wurde für das Jahr 2007 im Bundesdurchschnitt auf 31,8 Prozent festgelegt. Aus Sicht des Bundes ergibt sich daraus eine Entlastung, die deutlich höher als die zugesagten 2,5 Milliarden Euro ist. Für 14 Länder wurde die Bundesbeteiligung auf 31,2 Prozent festgelegt, für BadenWürttemberg auf 35,2 Prozent und für Rheinland-Pfalz auf 41,2 Prozent. Zweitens. Die Berechnung zur Beund Entlastung der Gesamtheit der Kommunen wurde geändert. Es war ein Vorschlag der Länder, eine Berechnungsformel zu finden, die künftig Streit vermeiden soll. Wir haben deshalb vereinbart, dass die weitere Anpassung von der Entwicklung der Zahl der Bedarfsgemeinschaften im SGB II abhängen sollte. Um es klar zu sagen: Der Bund steht zu seiner Zusage, die Kommunen insgesamt um 2,5 Milliarden Euro jährlich zu entlasten. Das Wort „insgesamt“ ist dabei wichtig; denn der Bund kann nicht die Entlastung jeder einzelnen Kommune garantieren. Die Länder müssen im Zuge des kommunalen Finanzausgleichs für einen angemessenen Ausgleich sorgen. Für die Höhe der Bundesbeteiligung an den Leistungen für Unterkunft und Heizung im Jahr 2008 ist die gesetzliche Anpassungsformel maßgebend, auf die wir uns im vergangenen Jahr in Bundestag und Bundesrat geeinigt haben. Der Mechanismus ist klar: Die durchschnittliche Zahl der Bedarfsgemeinschaften hat sich um 3,7 Prozent verringert. Damit sinkt die Bundesbeteiligung für das Jahr 2008 um 2,6 Prozentpunkte auf durchschnittlich 29,2 Prozent. Das entspricht dem Auftrag des Gesetzes. Die vereinbarten Beteiligungen für einzelne Länder führen dazu, dass die Bundesbeteiligung gemäß der Anpassungsformel in 2008 für 14 Länder auf eine Höhe von 28,6 Prozent, für Baden-Württemberg auf 32,6 Prozent und für Rheinland-Pfalz auf 38,6 Prozent festzulegen ist. Das kann jeder nachrechnen; diese Formel steht so im Gesetz. Das ist das, worauf wir uns Ende 2006 geeinigt haben. Diese gemeinsam gefundene Regelung wird im vorgelegten Gesetzentwurf eins zu eins umgesetzt. Im Bundesrat wurde diesem Berechnungsmodus mit klarer Mehrheit zugestimmt, und er wurde so verabschiedet. Deshalb verstehe ich die Stellungnahme des Bundesrates nicht. Dort wird nach wenigen Monaten eine Änderung der Anpassungsformel gefordert, obwohl diese Regelung nur bis 2010 gelten sollte. Nach einer Ü m n e U d g tu g r R E u te R w H D K D d e W B N d D m d i d 2 z m d (C (D berprüfung wäre ab 2011 sowieso eine Neuregelung öglich. Die vom Bundesrat jetzt geforderte Änderung würde ach Auffassung des Bundes außerdem dazu führen, dass s für die Kommunen kaum Anreize gäbe, die Kosten der nterkunft pro Bedarfsgemeinschaft zu begrenzen. Bei er von den Ländern geforderten neuen Berechnungsrundlage müsste der Bund auch Mehrausgaben bei Leisngen tragen, die im Wesentlichen von den Kommunen esteuert werden. Der Bund selbst hätte damit kein Steueungsinstrument. Der Bund kann aber nicht das finanzielle isiko von Entwicklungen übernehmen, auf die er kaum influss nehmen kann. Das kann niemanden verwundern nd auch niemand wollen. Deshalb bitte ich Sie um Unrstützung für die nach langen Verhandlungen gefundene egelung und für die Zustimmung zu unserem Gesetzenturf. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Heinz-Peter austein, FDP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Wer die Musik bestellt, bezahlt die apelle. as ist ein Grundsatz, den jeder kennt. Niemand käme och auf den Gedanken, zu sagen: Ich bezahle nur die rste Stimme mit den Trompeten, die Altstimme mit den aldhörnern und den Tenor mit den Tenorhörnern; den ass und den Tiefbass bezahlt jemand anderes. (Katrin Kunert [DIE LINKE]: Und die Blockflöte!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612617600
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1612617700




(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612617800

(Beifall bei der FDP)

Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1612617900

(Beifall bei der FDP)


iemand würde das tun.

Bei den Kosten der Unterkunft, über die wir heute re-
en, ist das aber genau so.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


er Bund hat, mit heißer Nadel gestrickt, ein Gesetz ge-
acht, das einen riesigen bürokratischen Aufwand be-

eutet. Er lässt die Kommunen letztlich auf einem Teil
hrer Kosten sitzen. Das ist so nicht in Ordnung; so kann
as nicht gehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Im Haushaltsansatz des letzten Jahres waren
Milliarden Euro veranschlagt, die kommunalen Spit-

enverbände haben 5,3 Milliarden Euro gefordert, und
an hat sich auf 4,3 Milliarden Euro geeinigt. Hier wer-

en wie auf dem orientalischen Basar die Milliarden hin






(A) )



(B) )


Heinz-Peter Haustein
und her geschoben. Das kann nicht Grundlage eines Ge-
setzes sein.


(Beifall bei der FDP)


Den Kommunen wurden die Aufgaben übertragen, und
eine Kostenübernahme wurde versprochen. Es war eine
Entlastung von 2,5 Milliarden Euro geplant. Alleinige
Grundlage dieser Berechnungen sind die Bedarfsgemein-
schaften. Das ist falsch, genau das ist der Kardinalfehler.
Denn obwohl die Zahl der Bedarfsgemeinschaften zu-
rückgegangen ist, sind die Kosten gestiegen. Es wird im-
mer wieder gesagt: Die Kommunen sollten sparen. Wie
denn, wenn die Energiepreise hochgehen? Darauf haben
die Kommunen keinen Einfluss.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber die Bundesregierung!)


So kann es doch nicht gehen.

Die Anhörung im Ausschuss hat gezeigt, dass diese
2,5 Milliarden Euro nicht ausreichend sind.


(Beifall bei der FDP – Rolf Stöckel [SPD]: Das war aber nicht begründet!)


Die Kommunen bleiben also auf einem Teil der Kosten
sitzen. Die Kommunen sind aber der wichtigste Teil un-
seres Staates, sie sind die Säulen unseres Staates. Sie
müssen entlastet und nicht belastet werden.


(Beifall bei der FDP)


Was passiert im Moment? Ich habe es einmal ausrech-
nen lassen: Im Landkreis Freiberg – ich meine die Uni-
versitätsstadt Freiberg in Sachsen – bedeutet das für die-
ses Jahr eine Mehrbelastung von 500 000 Euro.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist eine Menge Holz!)


Was machen die Landkreise? Sie holen sich das Geld über
die Kreisumlage von den Kommunen wieder. Was macht
die Kommune, was macht die Gemeinde? Sie hat nur
zwei Möglichkeiten: Sie kann die Steuern erhöhen – da
bleibt nur die Gewerbesteuer oder die Grundsteuer B ; die
Grundsteuer A spielt ja kaum eine Rolle –, oder sie kann
freiwillige Leistungen einschränken – das will niemand –,
was in der Folge zum Beispiel die Kitagebühren steigen
lässt; auch das will niemand.

Es ist nicht fair, dass der Bund ein Gesetz macht und
die Kommunen letztlich auf den Kosten sitzen bleiben.
So kann es nicht gehen, Herr Staatssekretär.


(Beifall bei der FDP – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Länder haben doch zugestimmt! Sagen Sie doch etwas zu den Ländern!)


Es wird immer wieder ins Feld geführt, die Gemein-
den müssten stärker dafür Sorge tragen, dass die Kosten
sinken. Aber in der Expertenanhörung der letzten Woche
ist mehrfach deutlich geworden, dass die Einflussmög-
lichkeiten der Kommunen sehr gering sind. Erschwerend
kommt für die Kommunen hinzu, dass die unter 25-Jäh-
rigen wieder bei ihren Eltern wohnen müssen. Dadurch
ging zwar die Zahl der Bedarfsgemeinschaften zurück,

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(C (D ie Unterkunftskosten in den verbleibenden Bedarfsgeeinschaften steigen aber zwangsläufig an, weil mehr ersonen in diesen Haushalten leben. Das Argument, die Kommunen ließen die Kosten exlodieren, weil sie nicht dafür aufkommen müssten, reift nicht. Schließlich liegt die Kostenverteilung zwichen Bund und Kommunen schon heute bei 30 : 70, soass ein ausreichender Anreiz zu Einsparungen bei den ommunen gegeben ist. Ich kann hier als Konsequenz nur fordern und bitten: assen Sie die Kommunen und Landkreise nicht auf den osten sitzen! Entlasten Sie sie! Selbst wenn Sie etwas ehr Geld zur Verfügung stellen würden, so ist das Geld ut angelegt. Ich danke Ihnen und schließe mit einem herzlichen lückauf aus dem Erzgebirge. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612618000

Nächster Redner ist der Kollege Karl Schiewerling

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1612618100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Herr Kollege Haustein, um
m Bild zu bleiben: Wir bleiben im System. Die Kapelle
aben nämlich beide bestellt, Bund und Länder. Wir ha-
en nur nicht unterschieden, wer welches Instrument
pielt. Aber dass die Kapelle gemeinsam bezahlt werden
uss, war eindeutig. Im Gesetzentwurf wird das auch in

ieser Weise geregelt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Im vorliegenden Gesetzentwurf wird die Beteiligung
es Bundes an den kommunalen Kosten für Unterkunft
nd Heizung für die Empfänger der Grundsicherung für
as Jahr 2008 neu festgesetzt. Das geschieht auf der ge-
etzlichen Grundlage des Zweiten Sozialgesetzbuches.
uch im Gesetzentwurf wird das Ziel verfolgt, die Kom-
unen weiterhin jährlich um 2,5 Milliarden Euro bun-

esweit zu entlasten. Es wurde verabredet, dass die
ommunen mit Einführung des SGB II im Jahr 2005

ährlich deswegen um diesen Betrag entlastet werden,
amit sie dieses Geld in den Ausbau der Kinderbetreu-
ng investieren. Um das Ziel der Entlastung der Kom-
unen um 2,5 Milliarden Euro pro Jahr zu erreichen,
urde mit dem Ersten Gesetz zur Änderung des Zweiten
ozialgesetzbuches für die Jahre 2005 und 2006 eine
undesbeteiligung auf jeweils 29,1 Prozent vereinbart.

Um die Angemessenheit des Bundesanteils gab es je-
och wiederholt Auseinandersetzungen zwischen Bund,
ändern und Kommunen. Für das Jahr 2007 wurde nach

angen Verhandlungen mit den Ländern eine Vereinba-
ung getroffen, die im Dezember des letzten Jahres mit
en Stimmen aller Länder im Bundesrat gesetzlich um-
esetzt wurde. Mit dieser Vereinbarung wurde die Höhe






(A) )



(B) )


Karl Schiewerling
der Bundesbeteiligung für das Jahr 2007 auf bundes-
durchschnittlich 31,8 Prozent angehoben.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Haben wir durchgesetzt!)


In dem Anpassungsgesetz wurde nach einem langen po-
litischen Abstimmungsprozess festgelegt, dass die Höhe
der Bundesbeteiligung in den Jahren 2008 bis 2010 ge-
mäß der gesetzlich verankerten Anpassungsformel
anhand der Entwicklung der Zahl der Bedarfsgemein-
schaften zu bestimmen ist. Das heißt: mehr Bedarfsge-
meinschaften – mehr Bundeszuschuss, weniger Bedarfs-
gemeinschaften – weniger Bundeszuschuss. Wir haben
zurzeit weniger Bedarfsgemeinschaften. Die Zahl lag im
Juni 2007 8,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das
ist eine gute Entwicklung, an der der Bund wesentlich
mitgewirkt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese Entwicklung hat zwei wesentliche Gründe. Der
erste ist, dass wir im SGB-II-Änderungsgesetz geregelt
haben, dass Jugendliche unter 25 Jahren nicht mehr so
einfach auf Kosten des Staates aus dem Elternhaus aus-
ziehen können, um eine eigene Bedarfsgemeinschaft zu
gründen. Mittlerweile ist die Gewährung von Leistungen
für Unterkunft und Heizung in diesen Fällen von der Zu-
stimmung des kommunalen Trägers abhängig.

Der zweite Grund ist erfreulich. Seit Oktober 2006
haben wir circa 380 000 Langzeitarbeitslose weniger.
Das beste Programm, mit dem man Kosten senken und
Menschen eine Perspektive geben kann, ist, Beschäfti-
gung zu schaffen. Auch das schlägt sich in dieser Form
nieder.

Mit dem vorgelegten Gesetzentwurf setzen wir die
gemeinsam verabschiedete Regelung um. Länder und
Kommunen wollen die Anpassungsformel nun aber ver-
ändern. In der Anhörung haben die Vertreter der Kom-
munen und der Länder immer wieder das Argument
vorgebracht, die Anpassungsformel bilde nicht die tat-
sächliche Entwicklung der Kosten ab.


(Zuruf von der LINKEN: Das ist auch richtig so!)


Wie viele von Ihnen habe auch ich Briefe von Landräten
erhalten, in denen darauf hingewiesen wird, dass die
Kosten trotz der gesunkenen Anzahl von Bedarfsge-
meinschaften steigen.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Geholfen hat es aber nichts!)


Als Gründe für die Kostensteigerung führen sie unter an-
derem die gestiegenen Energiepreise an. Die nun von
Kommunen und Ländern geforderte Anpassung auf der
Basis der Ausgaben wird unter anderem mit den im
Jahr 2006 gestiegenen Ausgaben pro Bedarfsgemein-
schaft begründet. Der Anstieg dieser Kosten war aber
ebenso wie die Folgen des im Jahr 2006 geänderten Um-
zugsrechts von unter 25-Jährigen allen Beteiligten zum
Zeitpunkt der Beschlussfassung bekannt.

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(C (D Es fällt mir deshalb schwer, die nachträglich vorgetraene Argumentation nachzuvollziehen. Ohne die Regeung für unter 25-Jährige wären nämlich viele von ihnen usätzlich mit eigenen Wohnkostenansprüchen an die ommunen herangetreten. Die Kommunen müssen nun in Interesse daran haben, die Wohnkosten einer Bearfsgemeinschaft tatsächlich zu kontrollieren. Wenn die ohnkosten einer Bedarfsgemeinschaft extrem – ich be one: extrem – über dem Durchschnitt liegen, muss die ngemessenheit der Wohnung überprüft werden. Das erden sie aus Eigeninteresse machen; denn schließlich ragen die Kommunen über 70 Prozent der Kosten. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen sie doch ohnehin schon! Die zahlen drei Viertel der Kosten! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Was machen die Kommunen, die keinen adäquaten Wohnraum haben?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Bund wird sich auch weiterhin an den Kosten für
nterkunft und Heizung beteiligen. Er tut dies, um si-

herzustellen, dass die Kommunen im Zuge der SGB-II-
inführung um insgesamt 2,5 Milliarden Euro pro Jahr
ntlastet werden. Sollte dies nachweislich nicht gesche-
en, bin ich allerdings der Auffassung, dass die Bemes-
ungsgrundlage überprüft werden muss. Der Bund hat
ich an die politische Vereinbarung gehalten. Aus die-
em Grunde werden wir dem Gesetzentwurf zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612618200

Das Wort erhält die Kollegin Katrin Kunert, Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612618300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

us dieser Debatte kann ich nur ein Fazit ableiten: Der
und will sich aus der Verantwortung rechnen. Das kann
icht sein!


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Andres, den Beweis für eine Entlastung der
ommunen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro sind Sie
is heute schuldig geblieben.


(Gerd Andres, Parl. Staatssekretär: Quatsch!)


Das ist kein Quatsch. Sie müssen das einmal belegen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612618400

Herr Staatssekretär, ich muss Sie darauf aufmerksam

achen, dass ein Zuruf von der Regierungsbank selbst
ann unzulässig bliebe, wenn er in der Sache richtig
äre.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612618500

Seit Inkrafttreten des SGB II ist die Kostenbeteili-

gung des Bundes zwischen Bund und Kommunen um-
stritten. Regelmäßig gab es lange Debatten darüber, wie
hoch der Bundesanteil sein soll. Regelmäßig standen die
Spitzenverbände auf der Matte, weil die Belastungen vor
allem auf die Kommunen abgewälzt werden.

Nun wollen Sie mit einer Anpassungsformel den
künftigen Bundesanteil errechnen: Je weniger Bedarfs-
gemeinschaften, desto geringer ist der Bundesanteil,
heißt es. Sie alle wissen, dass die Kosten der Kommunen
trotz einer sinkenden Zahl von Bedarfsgemeinschaften
gleichgeblieben bzw. gestiegen sind. Durchschnittlich
sind die Kosten für Unterkunft um 10 Prozent gestiegen.
Da sich der Anteil des Bundes nach der Anzahl der Be-
darfsgemeinschaften richtet, hat der Bund einfach ihre
Anzahl per Gesetz gesenkt: Junge Erwachsene bis
25 Jahre dürfen nur in Ausnahmefällen eine eigene Be-
darfsgemeinschaft bilden. Das ist Nesthockerei per Ge-
setz. Es ist außerdem Betrug, weil die Kosten für die be-
stehenden Bedarfsgemeinschaften dadurch steigen.

Für den Landkreis Stendal, aus dem ich komme und
in dem ich selbst kommunale Mandatsträgerin bin,
würde Ihre Formel bedeuten, dass künftig 900 000 Euro
weniger als im Jahre 2007 fließen. Legt man jedoch die
tatsächlichen Kosten zugrunde, wäre stattdessen eine zu-
sätzliche Bundesbeteiligung in Höhe von 1,2 Millionen
Euro erforderlich. Damit ergibt sich für den Landkreis
Stendal eine Finanzierungslücke von 2,1 Millionen Euro
für 2008. Hier erweist sich Ihre Anpassungsformel als
falsch; denn die Faktoren stehen in keinem sachlichen
Zusammenhang. Ihre Formel ist einfach praxisuntaug-
lich.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Andres, Sie sollten angesichts dieses Defizits in
der Finanzierung einmal deutlich machen, wie man noch
Anreize schaffen will.


(Abg. Rolf Stöckel [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612618600

Frau Kollegin, möchten Sie denn jetzt durch eine

Zwischenfrage vielleicht ein bisschen zusätzliche Rede-
zeit?


Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612618700

Nein, das möchte ich nicht. Ich denke, dass ich sehr

deutlich bin.

Die Linke fordert, die realen Kosten von Unterkunft
und Heizung als Basis für die weitere Berechnung des
Anteils zu nehmen.

Eines wird an dieser Stelle wiederum deutlich: Hätten
die Kommunen von Anfang an mit am Verhandlungs-
tisch gesessen, wären beim Bund wenig Ärger und auch
wenig Arbeit entstanden. Man kann nicht mit den Län-
dern einen Deal zulasten der Kommunen schließen und
sich dann darüber wundern, wenn es Stress gibt.

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(C (D Herr Kollege Stöckel von der SPD, im Gegensatz zu hnen halte ich die Forderungen der Kommunen nicht ür Propaganda. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Er hat doch noch gar nichts gesagt!)


Er hat es gestern im Ausschuss so gesagt. – Weil es
ier um Menschen und nicht um Zahlen geht, nehme ich
ie Forderungen sehr ernst. Es ist sehr bemerkenswert:
igentlich müssten Ihnen die Probleme, was die Kosten
er Unterkunft angeht, bekannt sein. Der Kreis Unna ist
undesweit einer der Kreise mit den meisten Zwangsum-
ügen. Auch der Landkreistag des Landes Nordrhein-
estfalen hat dieses Problem festgestellt.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das hat der Kollege Stöckel gestern völlig richtig gesagt!)


er Vorsitzende des Sozial- und Jugendausschusses des
andkreistages NRW sagte, bei Umsetzung der Quoten-
bsenkung drohe den 54 Kreisen und kreisfreien Städten
n Nordrhein-Westfalen im nächsten Jahr ein Verlust von
ehr als 130 Millionen Euro. Sie müssten diese Pro-

leme in Nordrhein-Westfalen eigentlich kennen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke fordert ein einklagbares Mitwirkungs- und
eteiligungsrecht für die kommunalen Spitzenverbände
hne Wenn und Aber.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Vorwurf der
oalition an die Kommunen, sie gingen nicht verant-
ortungsvoll mit den Kosten der Unterkunft um, ist Un-

inn. Die Kommunen finanzieren bereits heute einen
nteil der Kosten von bis zu 70 Prozent und gehen dem-

ufolge in ihrem eigenen Interesse und im Interesse der
etroffenen vernünftig damit um. Aber der Rückzug des
undes aus der Finanzierung treibt die Kommunen dazu,
ie Kürzungen an die Betroffenen weiterzugeben, und
as lehnen wir ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn Sie so wenig Vertrauen in die Kommunen ha-
en, später vielleicht verlässliche Zahlen für die Kosten
er Unterkunft zu bekommen, dann erlassen Sie doch
infach bundesweite Mindeststandards für die Berech-
ung der Kosten der Unterkunft, die dann auch belastbar
ind. Vorschläge dazu haben wir unterbreitet; sie liegen
uf dem Tisch. Sie haben diese Vorschläge abgelehnt.
ass es geht, zeigt der rot-rote Senat in Berlin.

Lassen Sie mich abschließend Folgendes sagen: Ich
in der Auffassung, dass der Grundsatz, dass derjenige,
er bestellt, auch bezahlen soll, endlich auch im Bundes-
ag in die Praxis umgesetzt werden sollte. Also: Das
onnexitätsprinzip einhalten!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612618800

Die nächste Rednerin ist die Kollegin Britta

aßelmann, Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )


)

Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612618900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Staatssekretär! Es wird hier von Kapel-
len gesprochen und davon, wer sie bestellt und bezahlt.
Fazit: Nach Ihrem Vorschlag – das sollten wir festhalten –
zahlen die Kommunen. Ich gestehe Ihnen meine Ver-
wunderung darüber. Ich wundere mich deshalb, weil
meine Partei doch nicht die einzige ist, die eine kommu-
nale Basis hat. Schreiben Ihnen die vielen redlichen
christdemokratischen und sozialdemokratischen Kom-
munalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker, die vor
Ort mit spitzem Bleistift kalkulieren – übrigens rechnen
sie mit der BA spitz ab, um ihre Gemeinde vor der Haus-
haltssicherung zu bewahren; das sind keine Wolkenku-
ckucksheime –, eigentlich nicht? Rufen sie nicht bei Ih-
nen an? Erklären sie Ihnen nicht, dass das föderale
Fundament weggespart wird, wenn Sie den Bundeszu-
schuss zu den Kosten der Unterkunft um 400 Millionen
Euro reduzieren, während die realen Kosten für die
Kommunen um 10 Prozent gestiegen sind?

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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1612619000
Einmal vereinbart, immer verein-
bart. Über Veränderungen sprechen wir ab 2011, egal
wie die harten Zahlen jetzt sind. – Ich sage nur: 10 Pro-
zent Kostensteigerung für die Kommunen. Wie wir alle
wissen, wurde dieser Bundeszuschuss in einem langwie-
rigen, zum Teil abenteuerlichen Verfahren verhandelt.
Dabei wurde die Zahl der Bedarfsgemeinschaften als
Maßstab herangezogen, von dem zu erwarten war, dass
er die reale Kostenentwicklung nicht abbilden kann.
Dann hat man noch über Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz geredet, die einen kräftigen Abschlag
bekommen haben. – So soll es auch bleiben. Kein
Mensch kann bis heute erklären, warum Rheinland-Pfalz
und Baden-Württemberg eine höhere prozentuale Betei-
ligung an den Kosten der Unterkunft bekommen als die
anderen 14 Bundesländer. Um eine Begründung, meine
Damen und Herren, kommen Sie an der Stelle nicht he-
rum.

Sie wissen: Zwar ist die Zahl der Bedarfsgemein-
schaften gesunken, aber dafür ist ihre Größe gestiegen.
Das ist ein Resultat der unsäglichen Regelung – das sage
ich im Gegensatz zu Ihnen, Herr Schiewerling –, unter
25-Jährige nicht mehr als eigene Bedarfsgemeinschaft
anzuerkennen und zurück zu ihren Eltern zu schicken.

Sie können nicht ernsthaft bestreiten, dass die Kosten
für Miete und Heizung gestiegen sind. Wenn Sie also
wirklich zu dem Versprechen stehen, die Kommunen um
2,5 Milliarden Euro zu entlasten, wenn die Zahl der Be-
darfsgemeinschaften von Ihnen als Maßstab gedacht
war, um wirklich die reale Ausgabenentwicklung abzu-
bilden, sich nun aber erwiesen hat, dass dieser Maßstab
nicht geeignet ist, warum ändern Sie ihn dann nicht, son-
dern warten erst einmal ab?


(Beifall des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


Außerdem müssen wir etwas tun – das sage ich auch
ganz deutlich –, um die massive Verlagerung vom
Wohngeld zu den Kosten der Unterkunft zu korrigieren.

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(C (D (Beifall des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


ier sind alle gefordert, alle, die Einfluss auf die Länder
aben; denn es ist nicht hinnehmbar, wie sich die Länder
n dieser Stelle positionieren. Beim Wohngeld gibt es ei-
en Rückgang von 5,18 Millionen Euro auf 1,16 Millio-
en Euro und eine absolute Verlagerung hin zu den Kos-
en der Unterkunft, die wir jetzt bei den Kommunen
bladen. Das wissen alle, die darüber heute hier diskutie-
en.


(Beifall des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


ch bin gespannt, wie Sie das Ihren Kommunalpolitike-
innen und Kommunalpolitikern vor Ort erklären.

Die Länder – das ist ganz eindeutig – dürfen nicht aus
er Verantwortung entlassen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber auch wir können nicht einfach sagen: Weil es mit
en Ländern so kompliziert ist, lassen wir das Problem
ei den Kommunen; in Klammern: 10 Prozent Kosten-
teigerung.

Ein weiterer Beleg für diese Problematik vor Ort ist
us meiner Sicht, dass wir nicht genügend vorgelagerte
icherungssysteme wie etwa den Mindestlohn haben.
ir wissen, dass die größte Problematik die der Aufsto-

ker ist.


(Rolf Stöckel [SPD]: Das müssen Sie mal den Ländern sagen!)


as hat natürlich auch etwas damit zu tun, dass für Men-
chen, die nicht genug Geld haben oder nicht genug für
hre Arbeit bekommen, auch Kosten der Unterkunft an-
allen. Dafür haben wir eine Verantwortung. Auch dieses
roblem wälzen wir auf die Kommunen ab, indem wir
agen: Der Schlüssel, wie er vereinbart ist, wird einfach
ortgeschrieben.

Es ist an dieser Stelle den Kommunen gegenüber als
etztem Glied in der Kette nicht fair – wir reden doch
ern von der Verantwortung von Bund, Ländern und
ommunen –, die Verantwortung abzuschieben, uns auf

inen Schlüssel zu beziehen, der in einem komplizierten
erfahren vereinbart wurde, und so zu tun, als gehe uns
as nichts an.

Lassen Sie mich zum Schluss sagen, liebe Kollegin-
en und Kollegen: Konrad Adenauer hat die Minister-
räsidenten der Länder gern als Zaunkönige bezeichnet.
enn Sie so beschließen, wie hier vorgesehen, beweisen

ie heute, dass die Kommunen bei Ihnen noch nicht ein-
al Zaunkönige, sondern allenfalls Zaungäste sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612619100

Zum Schluss dieses Tagesordnungspunktes erhält der

ollege Rolf Stöckel für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(B)







(A) )



(B) )


Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1612619200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Kurz vor Weihnachten ha-
ben wir hier einige Märchen aus dem Erzgebirge gehört.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Auch der Staatssekretär!)


Das war Geschichtsklitterung pur. Sie wissen genau, wie
im Vermittlungsausschuss nach langer Vorbereitung und
mit der Beteiligung der kommunalen Spitzenverbände
und der Länder das Gesetz zur Zusammenlegung von
Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe entstanden ist und dass
die Aufteilung der finanziellen Lasten nicht etwa will-
kürlich erfolgt ist oder mit heißer Nadel gestrickt war. Es
gab komplizierte Berechnungen der Steuerfachleute der
gesamten Republik.

Für das erste Geltungsjahr des Gesetzes, das Jahr
2005, haben wir eine Beteiligung des Bundes an den Un-
terkunftskosten von 29,1 Prozent vereinbart – mit Billi-
gung des Bundesrates und der entsprechenden Verbände.
Wenn dieses neue Gesetz in Kraft getreten sein wird und
wirken wird, ist eine Absenkung von 31,8 Prozent im
Schnitt auf dann 29,2 Prozent im Schnitt zu konstatieren;
immerhin noch eine höhere Beteiligung des Bundes als
im Jahr 2005.

Ich will dann etwas zu Frau Kunert sagen, die hier zu
Recht auf die Steigerung der Kosten der Unterkunft bei
den Kommunen hingewiesen hat. Ich finde gut, dass sie
sich auch um die Zahlen im Kreis Unna kümmert. Ich
könnte das noch genauer darlegen. Ich habe nicht nur ei-
nen Brief meines Landrates bekommen, sondern ich
werde in der nächsten Woche auch an einer Veranstal-
tung mit meiner Kreistagsfraktion teilnehmen, bei der es
genau um dieses Thema gehen wird. Im Gegensatz zu
vielen anderen Kollegen, auch aus der Linkspartei, bin
ich nicht bereit, auf kommunaler Ebene anders zu reden
als im Bundestag. Denn wir tragen gemeinsam die Ver-
antwortung für den Bundeshaushalt.

Auf der einen Seite fordern Sie die Erhöhung der Re-
gelsätze und die Erweiterung der Rechtsansprüche im
Bereich des SGB II. Auf der anderen Seite rechnen Sie
aber nicht aus, welche Kostensteigerungen dem Bund,
was die Passivleistungen und die Eingliederungsleistun-
gen angeht, und welche Kostensteigerung Ihren Kom-
munen durch die Übernahme der Kosten für die Unter-
kunft entstehen würden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Da Sie nach dem Motto „Kann es noch ein Viertelpfund
mehr sein?“ verantwortungslos diese Forderungen auf-
stellen, sollten Sie einmal sagen, was Ihre Forderung
nach einer Steigerung der Regelsätze kosten würde.

Man muss deutlich sagen, dass der Bund wegen sei-
nes prozentualen Anteils – in diesem Punkt möchte ich
Sie einmal aufklären – an den Kostensteigerungen für
die Kommunen bereits beteiligt ist. Wir müssen mit den
Ländern, die diesen Schlüssel einstimmig beschlossen
haben, verhandeln.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: So ist es!)


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(C (D ass man sich dabei an der Zahl der Bedarfsgemeinchaften orientiert, halte ich für ausgesprochen richtig. ir halten uns selbstverständlich an diese Vereinbarung. Der Kollege Schiewerling hat hier sehr gut begründet, arum es darauf ankommt, die Kosten vor allem durch ine aktive Arbeitsmarktpolitik zu senken, die Zahl der edarfsgemeinschaften zu verringern und die Zahl der angzeitarbeitslosen zu senken, indem wir sie qualifizie en und in Arbeit bringen. Außerdem müssen wir verünftige Angebote für Jugendliche in Sachen Bildung nd Ausbildung machen. Auch da sind Länder und ommunen in der Verantwortung. Damit verhindern ir, dass weitere Bedarfsgemeinschaften und -dynastien ntstehen. Wir hatten eine Anhörung, in der nicht seriös nachgeiesen werden konnte, wie die aktuellen Kostensteige ungen in den Kommunen sind. Es konnte nicht dargeegt werden, ob die Länder ihre Einsparungen beim ohngeld an die Kommunen weitergeben. Es konnte uch nicht nachgewiesen werden, dass es einen vernünfigen kommunalen Finanzausgleich in den Ländern vor llem für die besonders betroffenen Kommunen – dazu ehört auch der Kreis Unna – gibt. Ich komme zum Schluss. Der Bund hilft den Kommuen vor allen Dingen dadurch, dass er die Eingliedeungsmittel im Haushalt 2008 erhöht hat, dass er die urch den Kommunalkombi öffentlich geförderte Bechäftigung unterstützt und bei der Vermittlung von angzeitarbeitslosen mit besonderen Vermittlungsemmnissen Hilfe leistet. Mit Blick auf die Arbeitneherinnen und Arbeitnehmer sowie auf die Beitragsund teuerzahler in dieser Republik muss er eine abgewoene Überprüfung der Regelsätze und der Regelsatznpassung und damit der Rechtsansprüche im Rahmen es SGB II vornehmen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frakionen der CDU/CSU und SPD sowie der Bundesregieung eingebrachten Entwürfe eines Gesetzes zur nderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch. Der usschuss für Arbeit und Soziales empfiehlt in seiner Be chlussempfehlung auf Drucksache 16/7149, die gleichautenden Gesetzentwürfe auf Drucksachen 16/6774, 6/7075 und 16/7111 als Drittes Gesetz zur Änderung es Zweiten Buches Sozialgesetzbuch unverändert anzuehmen. Hierzu liegen mir persönliche Erklärungen zur bstimmung der Kollegen Dr. Peter Jahr und Manfred olbe vor.1)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612619300

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
en wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dage-

en? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist in
weiter Beratung mit den Stimmen der Koalition gegen

Anlage 6






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
die Stimmen der Opposition und einer Stimme aus der
CDU/CSU-Fraktion angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist mit der gleichen Mehrheit wie zuvor ange-
nommen.

Ich lasse nun über den Entschließungsantrag der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7189 ab-
stimmen. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? –
Wer ist dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Der
Entschließungsantrag ist abgelehnt.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 12 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg van
Essen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,
Mechthild Dyckmans, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP

Opferinteressen ernst nehmen – Opferschutz
stärken

– Drucksache 16/7004 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für
diese Aussprache wiederum eine halbe Stunde vorgese-
hen, wobei die Fraktion der FDP sechs Minuten erhalten
soll. – Ich hören keinen Widerspruch. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält der Kol-
lege Jörg van Essen für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1612619400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

haben diesen Antrag vorgelegt, weil wir die Debatte um
den Opferschutz im Deutschen Bundestag wieder neu
beleben wollen. Ich glaube, es ist uns in den letzten Jah-
ren gelungen, in diesem Bereich eine Menge zu errei-
chen. Insbesondere das Gesetz von 2004 hat eine erheb-
liche Verbesserung des Opferschutzes gebracht. Ich
stelle auch fest, dass beispielsweise die Webseite des
Justizministeriums in besonderer Weise den Interessen
der Opfer gerecht wird und dass das Bundesjustizminis-
terium eine Opferfibel herausgegeben hat. Ich freue
mich über diese Entwicklung ganz außerordentlich.

Die Opfer sind immer diejenigen gewesen, die ver-
gessen werden, die insbesondere auch bei der Pressebe-
richterstattung vergessen werden. Wir lesen immer sehr
viel über die schlechte Jugend von Tätern. Aber welche
Folgen eine Tat bei den Opfern, bei den Angehörigen
von Opfern verursacht, darüber lesen wir nur sehr wenig.
Deshalb finde ich es gut, dass wir uns in der Politik ge-

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(C (D einsam darum bemühen, die Rolle der Opfer im Strafrozess zu verbessern. Ich bin den Kollegen, die sich mit uf diesem Feld engagieren – ich sehe den Kollegen auder, ich sehe den Kollegen Montag, aber auch Kolleen der SPD gehören dazu –, dankbar dafür. Wir sollten ns gemeinsam darum bemühen, das weiter voranzutreien. Deshalb haben wir in unserem Antrag einige Punkte ufgeführt, von denen wir glauben, dass die Chance betehen sollte, gemeinsam an einer Fortentwicklung der pferinteressen zu arbeiten. Deshalb gilt unser Antrag ls Einladung an die anderen Fraktionen, das gemeinsam u versuchen. Ich will nicht alle Punkte ansprechen, die wir in unseem Antrag aufgelistet haben. Ein paar sind mir allerings besonders wichtig. Diejenigen, die die entsprechenden Debatten in der ergangenheit verfolgt haben, wissen, dass mir ein hema ganz besonders am Herzen liegt, nämlich die Si uation derer, die Opfer von Attentaten im Ausland georden sind. Ich erinnere etwa an die Anschläge auf jerba, auf Bali oder in anderen Orten. Die Deutschen ind Reiseweltmeister. Deshalb sind immer auch Deutche von diesen Attentaten betroffen gewesen. Ich halte es für außerordentlich wichtig, dass wir insesondere die Rolle dieser Opfer stärken. Dazu sind eiige Maßnahmen ergriffen worden. Das sehe ich. Aber ch hätte es gern, dass diese Opfer wirklich Rechtsnsprüche haben. ass das möglich ist, zeigt beispielsweise unser Nacharland Österreich, das eben keinen Unterschied macht, o man Opfer eines Anschlags geworden ist. Das sucht an sich selbst ja auch nicht aus. s ist schlimm genug, wenn man Opfer eines Anschlags eworden ist. Dann darf es keinen Unterschied machen, b dieser Anschlag im Inland oder im Ausland passiert st. Dann muss man gleiche Rechte und Ansprüche haen. Ein zweiter Punkt, der mir auch außerordentlich ichtig ist, hängt mit meiner dienstlichen Tätigkeit als berstaatsanwalt zusammen. Wer mit Angehörigen ge prochen hat, deren Kind ermordet worden ist, weiß, elche Belastung das für die Familien bedeutet, nicht ur unmittelbar nach der Tat, sondern auch noch lange anach. Hier sollten wir darüber nachdenken, wie wir ie Möglichkeiten, zu Hilfen für die Angehörigen zu ommen, verbessern können. Ich glaube, sie haben es erdient, ass wir alle Anstrengungen unternehmen, um deren echtsposition zu verbessern. Jörg van Essen Ein dritter Punkt – auch er ist mir besonders wichtig – ist die Arbeit der Opferschutzorganisationen. Der Kollege Kauder ist in einer wichtigen Opferschutzorganisation, nämlich im Weißen Ring, in verantwortlicher Stellung tätig. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er dieses ehrenamtliche Engagement ausübt. Ehrenämter von Abgeordneten werden gerade in diesen Tagen immer wieder kritisch beleuchtet. Ich glaube, dass die Tätigkeit von Herrn Kauder beispielhaft dafür ist, wie sich ein Kollege von uns im Interesse aller in einer ehrenamtlichen Funktion einsetzt. Wir alle wissen, dass es im Bereich der Opferschutzorganisationen viele Ehrenamtliche gibt, die wertvolle Hilfe leisten: Sie sind Ansprechpartner und stützen Menschen. Alle Opferschutzorganisationen haben erhebliche finanzielle Probleme. Wir möchten hier anstoßen, darüber nachzudenken, wie es zu einer besseren finanziellen Ausstattung der Opferschutzorganisationen kommen kann. Angesichts der finanziellen Lage der Länder muss man dafür Verständnis haben, dass die Justizministerien der Länder möchten, dass beispielsweise die Einnahmen aus Geldstrafen in die Länderhaushalte fließen. Es dient uns allen, darüber nachzudenken, wie Strafgelder in diesem Zusammenhang genutzt werden können. Unser Antrag enthält eine Fülle von Anregungen. Ich hoffe, dass wir ins Gespräch kommen und dass das, was in der Vergangenheit gelungen ist, nämlich gemeinsam über vernünftige Lösungen zu streiten, eine Fortsetzung findet. Dafür einzutreten, das ist meine Bitte. Diese Debatte soll der erste Anstoß dafür sein. Vielen Dank. Siegfried Kauder ist der nächste Redner für die CDU/ CSU-Fraktion. Siegfried Kauder CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612619500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Herr Kollege van Essen, wenn uns der Antrag der FDP
auf einem gemeinsamen Weg zur Verbesserung von Op-
ferrechten verbinden würde, dann wäre er gut. Aber er
spaltet schon beim Titel: „Opferinteressen ernst nehmen –
Opferschutz stärken“. Das impliziert, dass diejenigen,
die diesem Antrag zustimmen, Opferinteressen ernst
nehmen, und dass diejenigen, die ihn ablehnen, Opfer-
interessen nicht ernst nehmen.

Dieser Antrag kam mir von Anfang an bekannt vor.
Ich kam auch schnell dahinter, warum: Man hat wortge-
treu aus den Strafrechtspolitischen Forderungen des
Weißen Ringes, Stand 20. März 2007, abgeschrieben.
Die Forderung 6 – dabei geht es um die Beteiligung des
Opfers am Deal im Strafverfahren – wurde ausgelassen,
aber sei’s drum.

Ich glaube, wir sollten nicht spalten. Wir von der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion brauchen uns den Vor-
wurf, Opferinteressen nicht ernst zu nehmen, sicherlich
nicht gefallen zu lassen.

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(C (D (Jörg van Essen [FDP]: Den erhebt ja auch keiner!)


er erste Schritt zur Verbesserung des Opferschutzes
urde im Jahr 1986 mit der Verabschiedung des Opfer-

chutzgesetzes getan, und dann geschah viele Jahre
ichts, weil sich bei Rechtspolitikern, bei Staatsanwäl-
en, bei Richtern, aber auch bei Anwälten erst die Er-
enntnis einstellen musste, dass ein Strafverfahren eben
icht nur ein Verfahren um die Unschuld oder Schuld ei-
es Angeklagten, sondern auch um das Schicksal eines
pfers ist. Ich wäre froh, wenn von diesem Hause die
otschaft ausginge, dass wir alle redlich und ernsthaft
emüht sind, die Situation von Opfern im Strafverfahren
och weiter zu verbessern, als wir es in letzter Zeit ohne-
in schon geschafft haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat im Jahr 2003
en Entwurf eines 2. Opferschutzgesetzes eingebracht.
ieser Gesetzentwurf mündete im Jahr 2004 in das so-
enannte Opferrechtsreformgesetz, durch das wesentli-
he Verbesserungen der Position des Opfers erreicht
urden, insbesondere was das Adhäsionsverfahren an-
elangt. Für ein Opfer ist es inzwischen wesentlich
eichter, direkt im Strafverfahren Schmerzensgeldan-
prüche durchzusetzen.

Aber eine große Baustelle blieb: der Opferschutz im
ugendstrafverfahren. Auch das ist inzwischen geregelt,
ämlich im 2. Justizmodernisierungsgesetz, das im
ahr 2006 verabschiedet wurde. Seither gibt es auch im
ugendstrafverfahren einen umfassenden Opferschutz
it der Möglichkeit der Nebenklage.

Natürlich kann man immer noch etwas verbessern;
as ist überhaupt keine Frage. Herr Kollege van Essen,
er Weiße Ring darf strafrechtliche Forderungen erhe-
en und darf sich damit an die Politik wenden. Es ist
ber Aufgabe der Politik, so etwas umzusetzen. Wenn
an sich Ihren Antrag anschaut, stellt man sehr schnell

est, dass er Forderungen enthält, die ohne das Mitwir-
en der Länder nicht erfüllt werden können.

So verlangen Sie beispielsweise eine Ausweitung des
atalogs und wollen den Opferanwalt auf Staatskosten,
397 a der Strafprozessordnung. Diese Forderung ist si-

herlich berechtigt. Nur, zahlen müssen die dadurch an-
allenden Mehrkosten die Länder. Herr van Essen, Sie
aben das Glück, dass Sie in einem Bundesland, in Ba-
en-Württemberg, den Justizminister stellen.


(Jörg van Essen [FDP]: Vor allen Dingen einen guten Minister!)


ch kann mich nicht daran erinnern, dass Minister Goll
en Finger gehoben hat, als diese Forderungen im Raum
tanden.

Das Gleiche gilt für die Forderung, 10 Prozent der
eldstrafen Opferschutzorganisationen zuzuführen. Na-

ürlich würden wir uns darüber freuen; das ist überhaupt
eine Frage. Ich kann mich sehr wohl daran erinnern, als
ie Bundesjustizministerin in der 14. Legislaturperiode
uf der Grundlage des EU-Rahmenbeschlusses vom
5. März 2001 über die Stellung des Opfers im Straf-






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen)

verfahren diese Forderung erhoben hat und in die Länder
zu transportieren versuchte. Auch da hat sich kein Lan-
desjustizminister gemeldet und gesagt: Die Forderung
finde ich berechtigt. Die fiskalischen Interessen gingen
vor.

Die Bundesjustizministerin hat reagiert und in der
nächsten Legislaturperiode, also in der 15., die Forde-
rung, 10 Prozent der Geldstrafen Opferschutzorganisa-
tionen zuzuführen, auf 5 Prozent reduziert. Auch da gab
es keine große Freude bei den Landesjustizministern.
Daraus sieht man, dass es nur im Gleichklang mit den
Ländern etwas geben wird.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Wir dürfen nicht verkennen, dass die Länder inzwi-
schen zahlreiche Initiativen gestartet haben. Am letzten
Freitag ist eine Initiative durch den Bundesrat gelaufen:
Gesetzentwurf zur Stärkung des Opferschutzes im Straf-
prozess.


(Joachim Stünker [SPD]: Nur weil Landtagswahl ist!)


Wenn Sie diesen Entwurf mit dem abgleichen, was Sie
hier fordern, werden Sie feststellen, dass auch dort Kern-
stück die Forderung nach einem Opferanwalt auf Staats-
kosten ist, dass aber zwei Strafvorschriften, die Sie gern
eingebunden hätten, in diesem Entwurf nicht enthalten
sind. Den Opferanwalt auf Staatskosten wird es nach
Vorstellung der Länder beim schweren Raub und bei der
räuberischen Erpressung nicht geben. Sie sehen daran,
dass wir gar nicht so weit voneinander entfernt sind, dass
wir deswegen mit einem überzogenen Antrag, der sich in
der Politik nicht umsetzen lassen wird, den Ländern
nicht in den Rücken fallen, sondern wohlwollend deren
Anliegen prüfen sollten.

So fand ich beispielsweise die Idee des Landes
Schleswig-Holstein bemerkenswert, das Adhäsionsver-
fahren, also das Verfahren, in dem Schmerzensgeld im
Strafverfahren geltend gemacht werden kann, auch auf
das Strafbefehlsverfahren auszuweiten. Diejenigen, die
es zu bezahlen haben, haben innovative Ideen. Wir soll-
ten die Länder in ihren Anliegen unterstützen. Ich freue
mich auf eine gute Beratung, wenn dieser Gesetzentwurf
eingebracht wird.

Zum Antrag der FDP kann ich leider nur sagen: Gut,
dass darüber gesprochen wurde. Mehr kommt dabei
nicht heraus.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Schade!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1612619600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulla Jelpke, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612619700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Frak-

tion Die Linke spricht sich eindeutig für die Stärkung

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(C (D es Opferschutzes aus. Welche psychischen, sozialen nd wirtschaftlichen Folgen ein Gewalterlebnis für Beroffene und deren Angehörige haben kann – Herr van ssen hat eben darüber gesprochen –, was diese Betrof enen empfinden, darf nicht unterschätzt werden. Gewaltpfer benötigen Hilfe, und zwar schnell und unbürokraisch. Deshalb begrüßen wir hier heute den Antrag der DP-Fraktion. Es geht hier tatsächlich einmal darum, Opfern zu helen. Denn zu dem, was uns die Große Koalition bisher orgelegt hat, Herr Kauder, muss man leider sagen, dass mmer wieder die Forderung nach längeren Strafen erhoen wird, aber keine wirklichen Hilfen für die Opfer voreschlagen werden. (Joachim Stünker [SPD]: Sagen Sie einmal eine!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ber von härteren Strafen können sich die Opfer nichts
aufen. Deswegen treten wir dafür ein, dass die Gesell-
chaft mit den Opfern solidarisch ist, ihr Leid anerkennt
nd praktisch und unbürokratisch geholfen wird.

Der Antrag der FDP-Fraktion spricht viele wichtige
nd richtige Punkte an. Gewaltopfer und ihre Angehöri-
en brauchen zum Beispiel einen leichteren Zugang zu
sychotherapeutischen Behandlungen. Den Behörden
uss ein größerer Spielraum eingeräumt werden, um
inderjährigen Opfern schnell und unbürokratisch ärzt-

ich und psychologisch helfen zu können. Ich finde auch
ehr wichtig: Wer im Ausland Opfer eines Gewaltver-
rechens geworden ist, darf nicht schlechter gestellt wer-
en, als wenn er im Inland die gleiche Schädigung erlei-
et.


(Beifall bei der LINKEN)


Meiner Ansicht nach gibt es dennoch einige offene
unkte, die ich hier heute nur kurz anreißen kann.

Erstens bestehen für Touristen aus dem außereuropäi-
chen Ausland Regelungslücken. Gerade dann, wenn sie
um Beispiel Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland
erden, sollten sie einfachen Zugang zur Entschädigung

rhalten. Das Gleiche gilt übrigens für Menschen ohne
egulären Aufenthaltsstatus. Ich kann einfach nicht ein-
ehen, warum gerade diejenigen, die ohnehin schon von
berholten Ausländergesetzen diskriminiert werden,
uch noch beim Opferschutz schlechter gestellt werden
ollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens muss die weiter bestehende Ungleichheit
ei der Opferentschädigung von Ost- und Westdeutschen
ndlich aufhören. Die Linke wird sich dafür einsetzen,
ass es diesbezüglich keine Unterschiede mehr gibt.


(Beifall bei der LINKEN)


Was endlich abgeschafft werden sollte, ist zum Bei-
piel der Ausschlussgrund der politischen Betätigung im
usland. Ich will Ihnen ein Beispiel geben: Dieser Aus-

chlussgrund betrifft Menschen, die in Deutschland Op-
er von Racheakten werden, weil sie im Ausland poli-






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
tisch aktiv gewesen sind, unter Umständen sogar wegen
dieser Aktivität hier in Deutschland Asyl gefunden ha-
ben. Jedenfalls können wir nicht einsehen, warum die
Opfer politischer Gewalt hinter den Opfern sogenannter
normaler Kriminalität zurückstehen sollen.

Darüber hinaus fehlt es noch an Hilfe – wahrschein-
lich ist sie nicht einmal angedacht worden – für die Op-
fer von Gewalt, die im staatlichen Auftrag ausgeführt
wird. Als Beispiel nenne ich den Fall Khaled el-Masri,
den Sie alle kennen. Niemand hat Herrn el-Masri gehol-
fen, als er aus der Folterhölle wieder herauskam. Sie alle
kennen die Situation, in der er sich befunden hat. Es ist
ein Gebot der Menschlichkeit, auch solchen Opfern
Hilfe aus einem Opferfonds zukommen zu lassen bzw.
sie im Gesetz zu berücksichtigen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Haben Sie etwas von dem Unfug verstanden, den Sie hier vorgelesen haben?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612619800

Für die SPD hat jetzt der Kollege Matthias Miersch

das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1612619900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Ich glaube, das heutige Thema verdient
eine sachliche Auseinandersetzung. Herr Kollege
Kauder, ich bin mir sicher, dass wir das Anliegen der
FDP in der Großen Koalition sorgfältig prüfen


(Beifall bei der FDP – Jörg van Essen [FDP]: Ich bin sehr dankbar für diese Reaktion!)


und die unterschiedlichen Standpunkte in den vor uns
liegenden Beratungen sorgsam abwägen werden.

Rot-Grün hat mit dem Opferrechtsreformgesetz wich-
tige Opferrechte gestärkt. Ich bin dem Kollegen van
Essen dankbar, dass er darauf hingewiesen hat. Das Ad-
häsionsverfahren wurde etabliert, und wichtige Informa-
tions- und Beteiligungsrechte wurden eingeführt. Somit
wurde der Opferschutz eindeutig gestärkt.

Auch die jetzige Koalition, Herr Kollege Kauder, ar-
beitet an Problemen wie beispielsweise der Entschädi-
gung von Opfern von Terrorakten im Ausland. Auch die
Bundesjustizministerin hat mehrfach deutlich gemacht,
dass das ein Thema ist. Insofern verdient dieser Antrag
eine sorgfältige Beratung. Das sind wir allen schuldig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Der Antrag setzt an zwei Hauptpunkten an: der Straf-
prozessordnung und dem Opferentschädigungsgesetz.
Eine Forderung ist, den Katalog des § 397 a der Straf-
prozessordnung um die Delikte Raub, Geiselnahme und
schwere Körperverletzung zu erweitern, also auch in
diesen Fällen einen Opferanwalt auf Staatskosten zur
Verfügung zu stellen. Als Strafverteidiger bin ich der

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(C (D uffassung, dass wir sehr sorgfältig prüfen müssen, ob ir mit diesem Instrumentarium tatsächlich eine Verbes erung erreichen. Ich war selbst gemäß § 397 a der Strafprozessordnung ehrfach beigeordneter Anwalt in Menschenhandels rozessen und weiß, wie wichtig es beispielsweise ist, ie Interessen von Opfern, die sich nicht mehr in der undesrepublik Deutschland aufhalten, auf diese Art nd Weise wahrzunehmen. Auf der anderen Seite müssen wir uns aber fragen, as Aufgabe des Strafprozesses ist. Wir müssen aufpas en, dass wir die Funktion des Strafprozesses mit dieser orderung nicht unterlaufen. Wir haben die Funktion der ebenklage, wir haben die Funktion der Beiordnung ach § 397 a der Strafprozessordnung in bestimmten onstellationen, und wir haben die Möglichkeit der Pro esskostenhilfe nebst der Möglichkeit des Zeugenbeitands. Das alles sind Punkte, die in der Praxis heute ine durchaus wichtige Rolle spielen. Außerdem gibt es die Staatsanwaltschaften, die im trafprozess eigentlich die Hauptrolle spielen und den trafanspruch des Staates prüfen und durchsetzen müsen. Wenn ich mir die Bundesratsinitiativen bestimmter undesländer vor Augen halte, habe ich an dieser Stelle urchaus Zweifel. Denn meines Erachtens kann man ich nicht für die Erweiterung der Opferrechte, beispielseise durch eine Ausdehnung von § 397 a der Strafrozessordnung, aussprechen und gleichzeitig die taatsanwaltschaften in ihrer mehr als unzulänglichen ersonellen Situation belassen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Gerade Niedersachsen – Herr van Essen, dort ist Ihre
artei ja an der Regierung beteiligt – hat, was die perso-
elle Ausstattung der Staatsanwaltschaften und der Ge-
ichte anbelangt, seine Hausaufgaben leider nicht ge-
acht.


(Beifall bei der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Das glaube ich nicht!)


er Niedersächsische Richterbund spricht davon, dass
underte von Richtern und Staatsanwälten fehlen. Hier
uss an die Bundesländer appelliert werden. An dieser
telle wäre der Opferschutz auch dadurch zu verbessern,
ass man die Institutionen stärkt und sie personell ange-
essen ausstattet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, dass
pferschutz bei der Frage beginnen muss: Wie kommt

s überhaupt zu Straftaten? Es ist wichtig, dass wir die-
es Thema nicht nur begutachten, indem wir uns dem
trafprozess nähern, sondern auch, indem wir uns den
ragen zuwenden: Was hat es mit der Prävention auf
ich? Was hat es mit Projekten im Bereich der Jugend-
rbeit auf sich? An vielen Stellen sind die Länder gefor-
ert. Auch hier muss man, wie ich glaube, an sie appel-
ieren.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg van Essen [FDP]: Aber Baden-Württemberg ist vorne!)







(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch
Wenn es um die Opferrechte geht, muss man sich
auch sehr sorgsam mit dem Täter-Opfer-Ausgleich be-
schäftigen.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Sehr gut!)


Denn gerade hier finden wir eine Konstellation vor, die
auf Ausgleich und nicht auf Konfrontation zielt. In die-
sen enorm wichtigen Diskussionsprozess müssen wir
eintreten.

Ich bin mir nicht sicher, ob Sie im Zusammenhang
mit den Hinweispflichten bei der Nebenklage einen Be-
reich aufgezeigt haben, der tatsächlich regelungsbedürf-
tig ist. Ich bin aber bereit, das in den Ausschussberatun-
gen sehr sorgfältig zu prüfen. Ich glaube, dass man auch
das Opferentschädigungsgesetz näher betrachten sollte,
beispielsweise im Hinblick auf Opfer terroristischer An-
griffe im Ausland. Allerdings warne ich davor, hier Er-
wartungen zu wecken, die wir letztlich nicht erfüllen
können.

Wir müssen genau überprüfen, an welchen Stellen der
Staat überhaupt eintreten kann und an welchen Stellen
wir den Zivilprozess ersetzen können. Das wäre bei-
spielsweise dadurch möglich, dass in Konstellationen, in
denen zivilprozessual nichts durchzusetzen ist, die All-
gemeinheit bzw. der Staat eintritt. Djerba hat Lücken
aufgezeigt. Djerba hat aber auch klargemacht, dass nicht
alle Risiken versicherbar und durch die Allgemeinheit
abzudecken sind. Hier müssen wir, wie ich glaube, sehr
sorgfältig beraten.

Ich habe meine Zweifel, ob es möglich ist, die Inte-
ressen von mittelbar Geschädigten im Rahmen der
Opferentschädigung zu berücksichtigen. Wo sind die
Grenzen? Wo gibt es Regelungslücken? All dies müssen
wir bei der Beratung Ihres Antrags sorgfältig prüfen.

Noch eine Bemerkung zu Ihrer Forderung, die Opfer-
organisationen finanziell zu stärken. Die Länder können
und dürfen sich nicht verabschieden, wenn es zum Bei-
spiel um die Förderung freier Träger geht. Hier sind auch
die Länder gefordert.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Ich weise darauf hin, dass es schon zahlreiche Mög-
lichkeiten gibt, Opferorganisationen angemessen zu
unterstützen; als Beispiele nenne ich die Bewährungs-
auflagen und Einstellungen nach § 153 a der Strafpro-
zessordnung. Dann ist es Aufgabe der Gerichte bzw. der
am Strafprozess Beteiligten, adäquate Lösungen zu fin-
den. Ich bin mir nicht sicher, ob wir an dieser Stelle tat-
sächlich den richtigen Weg beschreiten, wenn wir sogar
auf noch weiter gehende Möglichkeiten abstellen. Wie
gesagt, es gibt schon zahlreiche Möglichkeiten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, ich glaube,
dass ich deutlich gemacht habe, dass ich von vielen Din-
gen, die in dem Antrag stehen, bislang nicht überzeugt
bin. Ich meine aber, dass wir hier einen Bereich haben,
wo sich die Diskussion lohnt,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


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(C (D erade wenn es – ich betone das noch einmal – um Menchen geht, die im Ausland Opfer terroristischer Akte eworden sind. Hier haben wir Beispiele dafür, dass es egelungslücken gibt. Insofern freue ich mich auf eine ngemessene, sachgerechte Diskussion. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und der FDP sowie der Abg. Daniela Raab [CDU/CSU])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620000

Jerzy Montag spricht jetzt für Bündnis 90/Die Grü-

en.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eder, der hier einen Antrag oder einen Gesetzentwurf
inbringt, der sich mit Opferinteressen und Opferschutz
eschäftigt, bekommt für den Grundansatz offensichtlich
en Beifall des ganzen Hauses. So haben wir heute erle-
en können, dass selbst Frau Jelpke und Herr Kauder in
ieser Sache in ihren Beiträgen im Ansatz übereinstim-
en konnten.

Trotzdem werde ich den Verdacht nicht los, dass man-
he der Versuche, dieses Thema hier noch einmal und
och einmal zur Diskussion zu bringen, etwas wohlfeil
ind. Ich habe mich, als ich diesen Antrag gelesen habe,
anz konkret gefragt: Warum kommt er eigentlich jetzt,
nd was soll es bedeuten, wenn Vorschläge gebracht
erden, wie im Bereich der Strafprozessordnung noch

in paar vermeintliche oder tatsächliche Lücken ge-
chlossen werden können? Herr Kollege van Essen, ich
raue Ihnen zu, dass Sie uns in einer halben Stunde einen
esetzentwurf dazu vorlegen können, zwei oder drei
tellen zu ändern. Einen solchen Antrag oder Gesetzent-
urf hätten Sie vorlegen können.

Soweit es sich um Vorschläge zur Änderung des Op-
erentschädigungsgesetzes handelt, wissen wir alle in
iesem Hause: Es gibt einen Gesetzentwurf von
ündnis 90/Die Grünen mit ausgefeilten Formulierun-
en. Wir haben diesen Gesetzentwurf in der letzten Le-
islaturperiode eingebracht, und wir haben ihn auch in
ieser Legislaturperiode eingebracht. Wir haben hier am
0. November 2006 darüber diskutiert. Ich verweise da-
au
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1612620200
Ein sehr disku-

abler Gesetzentwurf mit guten Vorschlägen. – Er hat
orgeschlagen, sich rasch zusammenzusetzen und da-
über zu diskutieren. Seit einem Jahr ist von seinem
üro aus zweimal der Versuch unternommen worden, ei-
en Termin zu finden, und zweimal hat das Ministerium
en Termin wieder abgesagt.


(Jörg van Essen [FDP]: Jetzt wissen Sie, warum wir den Antrag gestellt haben!)


a liegen die Probleme, meine Damen und Herren: Die
roße Koalition bewegt sich in diesen Fragen nicht.






(A) )



(B) )


Jerzy Montag

(Abg. Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Aber, lieber Kollege van Essen, wenn Sie diese bei-
den Themen – die Änderung der §§ 397 a und 406 h
Strafprozessordnung auf der einen Seite und des Opfer-
entschädigungsgesetzes auf der anderen Seite – in einer
parlamentarischen Aktion wie hier in diesem Antrag
bündeln, dann führt alleine die Zuweisung – entweder an
den Ausschuss für Arbeit und Soziales oder an den
Rechtsausschuss – dazu, dass wir die jeweils andere
Seite nicht richtig bearbeiten werden können.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620300

Herr Kollege, der Kollege Kauder hat den Wunsch,

eine Zwischenfrage zu stellen. Möchten Sie sie zulas-
sen?


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620400

Aber sehr gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620500

Bitte schön.

Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/
CSU):

Herr Kollege Montag, darf ich Sie etwas beruhigen?


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620600

Wenn Sie eine Frage stellen, dann schon.


(Jörg Tauss [SPD]: Das war doch eine! – CarlLudwig Thiele [FDP]: „Darf ich Sie beruhigen?“!)


– Das war schon die Frage?

Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/
CSU):

Mit dem Opferentschädigungsgesetz befassen wir uns
in der Tat schon seit längerem, nicht erst seit dieser Le-
gislaturperiode. Ich kann mich daran erinnern, dass ich
einen ausgearbeiteten Gesetzentwurf im Jahr 2002 vor-
gelegt habe. Die zentrale Frage ist, ob wir eine An-
spruchslösung zustande bekommen oder eine Billig-
keitsentschädigung. Ich darf Sie beruhigen: Wir werden
in allerkürzester Zeit einen entsprechenden Entwurf vor-
legen können, der den Interessen der Opfer mehr dient,
als sich mancher das vorstellt.


(Jörg Tauss [SPD], an Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Sind Sie beruhigt?)



Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620700

Lieber Kollege Kauder, beruhigt wäre ich erst dann,

wenn ich diesen Vorschlag hätte.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ankündigungen haben wir nämlich genug gehört. Wenn
Ihr Antrag oder Ihr Gesetzentwurf, den Sie jetzt ankün-

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(C (D igen, auch nur halb so gut ist wie der von uns Grünen, er seit einem halben Jahr im Parlament liegt, (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das werden wir schaffen!)


ann werden wir, so glaube ich, sehr schnell zu einer gu-
en Lösung für alle Beteiligten kommen.


(Jörg van Essen [FDP]: Es ist ja schön, dass wir den Antrag gestellt haben! So merken alle, dass das Thema wichtig ist!)


Ja, Sie haben einen Antrag gestellt und damit eine De-
atte provoziert. Das ist gut. Ob er bei den einzelnen
ragen in der Sache weiterführt, will ich doch bestreiten,
eil ich das Gefühl habe, dass Sie in der Strafprozess-
rdnung mit der Lupe nach Lücken suchen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Wir werden sehen! Ich bin optimistisch!)


Ob es Sinn macht, jeden Punkt, den Sie angesprochen
aben, auch noch anzugehen, hängt auch damit zusam-
en, welche Struktur und Rolle wir der Strafprozessord-

ung insgesamt zuweisen wollen. Wir dürfen es nicht
ulassen, dass die Strafprozessordnung, die in der
auptsache ja immer noch ein Werk ist, mit dem die
taatsmacht gegenüber einem Beschuldigten in grund-
echtliche Schranken gewiesen wird und durch das die
echte des Beschuldigten in einem Ermittlungs- und
trafverfahren normiert werden, durch Formulierungen
insichtlich der Ansprüche des Opfers in eine solche
isproportionalität gesetzt wird, dass wir die Ausgangs-
osition des Strafprozesses gar nicht mehr erkennen.

Meine Damen und Herren, sei es im Ausschuss für
rbeit und Soziales, sei es im Rechtsausschuss – je nach-
em, wem die Große Koalition den Antrag zuweist –: Wir
erden über diesen Antrag zu diskutieren haben. Dabei
erden wir alle Probleme, die Sie angesprochen haben,

m Einzelnen aufgreifen. Wir Grünen werden uns an die-
er Debatte selbstverständlich gerne und inhaltlich betei-
igen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612620800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/7004 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. – Sie sind damit ein-
erstanden. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 17 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die elektromagnetische Verträglichkeit
von Betriebsmitteln (EMVG)


– Drucksache 16/3658 –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/7157 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Martin Dörmann

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/7158 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Kurt J. Rossmanith
Volker Kröning
Ulrike Flach
Roland Claus
Anna Lührmann

Hierzu ist verabredet, eine halbe Stunde zu debattie-
ren. Ihre Reden zu Protokoll gegeben haben die Kolle-
ginnen und Kollegen Dr. Martina Krogmann, Martin
Dörmann, Martin Zeil, Sabine Zimmermann und Kerstin
Andreae.1)

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den von der
Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf. Der
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie empfiehlt in
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/7157,
den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Druck-
sache 16/3658 in der Ausschussfassung anzunehmen.
Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen
wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Be-
ratung bei Zustimmung der Koalition gegen die Stim-
men der Fraktionen Die Linke und des Bündnisses 90/
Die Grünen und bei Enthaltung der FDP-Fraktion ange-
nommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der
Gesetzentwurf in dritter Beratung mit dem gleichen
Stimmverhältnis wie vorher angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Norman Paech, Monika Knoche, Hüseyin-
Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Einmarsch der Türkei in den Irak verhindern
– Drucksache 16/7039 –

Hierzu ist ebenfalls verabredet, eine halbe Stunde zu
debattieren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann
ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und gebe zunächst dem
Kollegen Hüseyin-Kenan Aydin für die Linksfraktion
das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)


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a1) Anlage 11

(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Vorweg ein persönliches ort: Terror ist keine Lösung. Das sage ich als jemand it kurdischem Hintergrund. Seit 23 Jahren versucht der türkische Staat, die Kurenfrage mit rein militärischen Mitteln zu lösen – vereblich. Bis heute steckt die Türkei in einem Krieg fest, en sie nicht gewinnen kann. Statt den Kurden verfasungsmäßig garantierte Rechte einzuräumen, verbreitet an die Auffassung: Kurden gleich PKK gleich Terror. o rechtfertigt man Angriffe auf die Vertreter eines Voles, das als nationale Minderheit zum großen Teil rechtos ist. Fest steht: Die ganze Hochrüstung der türkischen rmee konnte nicht verhindern, dass eine kleine PKKruppe einen türkischen Posten überfiel, dabei zwölf oldaten tötete und acht verschleppte. Das ist eine Folge er nicht geklärten Kurdenfrage. Auch der drohende Einmarsch in den Nordirak wird en Konflikt mit der PKK nicht lösen. Er wird nur noch ehr Leid über die Kurden und die Irakis, aber auch ber die Türken bringen; denn ein Einmarsch in den ordirak würde das von der US-amerikanischen Inva ion angezettelte Blutbad im Irak zunächst auf Irakischurdistan ausdehnen. Es wäre dann nur noch eine Frage er Zeit, bis der Krieg auch über die Grenzen in die Türei getragen wird. Ein solcher Einmarsch wird scheitern, elbst wenn die Türkei alle PKK-Kämpfer umbringt oder ertreibt; denn ein Krieg sät immer neuen Hass. Er ringt Armut und Elend. So schafft das Vorgehen der ürkischen Armee selbst den Nährboden, auf dem ihr egner neu rekrutiert. Die Tatsache, dass die unmittelbare Gefahr eines Einarsches gebannt zu sein scheint, kann uns nicht beruhi en. Noch immer stehen 100 000 türkische Soldaten an er Grenze zum Irak. Auch nach dem Treffen mit USräsident Bush spricht Premierminister Erdogan davon, an müsse die PKK auslöschen. Diese Sprache führt icht zum Ziel. Ich sage: Es ist Zeit, eine friedliche Löung zu finden, ine friedliche Lösung, die dauerhafte Aussöhnung und en Kurden politische und soziale Rechte bringt. Kurden ind nach meinem Verständnis ein Teil der türkischen evölkerung und müssen genauso behandelt werden. as heißt, am Ende muss eine Verfassungsreform durcheführt werden, die in der Türkei ein föderales System ach deutschem Vorbild etabliert, ein System, in dem es eine Strafe ist, wenn ein Bezirksbürgermeister in Diyarakir Informationen in Türkisch und Kurdisch anbietet. ls erster Schritt zu einer dauerhaften Lösung müssen elbstverständlich die Waffen schweigen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die KK hat einen Waffenstillstand erklärt. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte? Wann denn?)

Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612620900

(Beifall bei der LINKEN)


ie muss ihn auch umsetzen. Ich fordere die PKK auf,
uf Dauer von Waffengewalt Abstand zu nehmen. Das






(A) )



(B) )


Hüseyin-Kenan Aydin
setzt aber voraus, dass die türkische Regierung klare Si-
gnale für Verhandlungen setzt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das setzt überhaupt nichts voraus!)


Sie muss endlich auf die 20 Abgeordneten der kurdi-
schen Partei DTP zugehen; denn die DTP könnte eine
Vermittlerrolle spielen. Doch was erleben wir? Das Ge-
genteil! Die DTP wird verfolgt, weil sie sich für die Frei-
lassung der acht verschleppten Soldaten eingesetzt hat.
Vizepremierminister Çiçek bezeichnete dies als „Propa-
ganda für die Terroristen“. Schlimmer noch: Justizminis-
ter Sahin erklärte, er könne sich nicht über die Freilas-
sung der acht verschleppten Soldaten freuen. Die
türkische Tageszeitung Hürriyet nannte es eine Schande,
dass sich die acht Soldaten nicht haben totschießen las-
sen. Nein, es ist eine Schande, wie Medien bereitwillig
die Menschen aufstacheln, um das Land auf einen mög-
lichen Krieg einzustimmen. Diese Hasspropaganda ver-
giftet das Klima.

Aber: Mehrere Zehntausend Türken und Kurden ha-
ben bereits in Ankara und anderen Städten für den Frie-
den demonstriert. Noch übertönt das Kriegsgeschrei
diese Stimmen. Es kommt darauf an, dass wir diese
Stimmen des Friedens in Deutschland unterstützen. Wa-
rum hat Frau Merkel beim Besuch des US-Präsidenten
nicht klar gesagt, dass die US-amerikanische Hilfe bei
der Bombardierung von kurdischen Stellungen keine Lö-
sung ist?

Ich sage von hier aus an die Adresse von Herrn Erdogan:
Stoppen Sie die Kriegsvorbereitungen! Seit 23 Jahren
versucht die türkische Regierung, den Kurdenkonflikt
rein militärisch zu lösen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!)


37 000 Menschen verloren dabei ihr Leben. Es ist
höchste Zeit, dem Morden auf beiden Seiten ein Ende zu
setzen. Ohne ein gleichberechtigtes Miteinander wird es
keinen dauerhaften Frieden zwischen Kurden und Tür-
ken in der Türkei geben.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612621000

Der Kollege Ruprecht Polenz spricht jetzt für die

CDU/CSU-Fraktion.


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1612621100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir debattieren über einen Antrag der Fraktion Die
Linke. Dabei bedarf es zunächst einmal einer Klarstel-
lung: Der Antrag verklärt die Rolle der PKK. Das ist das
Allerletzte, was einer Lösung des Konflikts dient.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D hre Formulierung, man solle die PKK auffordern, „vom ewaffneten Kampf Abstand zu nehmen“, passt in dieen Jargon. Sie sprechen zwar davon, dass dieser Kampf auch Opfer in der Zivilbevölkerung“ fordere, unterchlagen aber, dass die PKK zu Recht sowohl in eutschland als auch in Europa als eine terroristische rganisation eingestuft wird. Deshalb ist es falsch, wenn ie in Ihrem Statement sagen, das Abstandnehmen vom ewaffneten Kampf setze voraus, dass dieses oder jenes eschehe. Nein, es setzt gar nichts voraus! Die PKK soll ndlich mit ihren terroristischen Aktivitäten aufhören. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as ist eine Vorbedingung für alles Weitere, das im poli-
ischen Prozess erfolgen kann.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Wenn Sie genau zugehört hätten, dann habe ich genau das gesagt!)


Nein, das haben Sie so nicht gesagt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], an Abg. Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE] gewandt: Das haben Sie nicht gesagt!)


Die PKK agiert auch in Deutschland mit kriminellen
ethoden, etwa beim Geldeintreiben. Sie destabilisiert,
ie Sie etwa den Aussagen von Talabani entnehmen
önnen, den Nordirak.

Wenn man sich die Schönrederei der terroristischen
rganisation PKK in Ihrem Antrag anschaut und sich
ann an den Terrorismusvorwurf erinnert, den Ihr Frak-
ionsvorsitzender gegenüber der NATO erhoben hat,
ann muss man schon feststellen, dass Ihnen bei der
rage des Terrorismus die Maßstäbe völlig durcheinan-
ergeraten sind.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Nicht nur dort! – Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Die Frage ist doch, wessen Ergebnis die PKK ist, Herr Polenz!)


atürlich ist die türkische Regierung durch die An-
chläge der PKK unter großen Druck geraten. Über
00 Tote werden beklagt; Teile der Armee nutzen die
mpörung darüber gegenüber der türkischen Regierung
us.

Lassen Sie auch mich eine Anmerkung zu der Diskus-
ion um die acht gefangenen Soldaten machen: Es hat
ich schon sehr verwundert, dass die türkische Regie-

ung hier zu erkennen gegeben hat, ihr wäre es fast lieber
ewesen, diese Soldaten wären gefallen. Die Türkei ist
in NATO-Partner. Ich erwarte von NATO-Partnern,
ass sie die Werte, die unserem Bündnis zugrunde lie-
en, auch in Äußerungen zum Umgang mit eigenen Sol-
aten zu erkennen geben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ruprecht Polenz
Ich sehe auch, dass es in der Türkei eine nationalisti-
sche Aufwallung gibt, die von der MHP und von Teilen
der Medien gesteuert wird. Das macht die Sache in der
Tat brisant. Natürlich stimme ich der These zu, dass die
Kurdenfrage nur politisch gelöst werden kann. Dazu ge-
hört sicherlich auf der einen Seite, dass der Nordirak
jetzt alles unternimmt, damit die Strategie der PKK nicht
aufgeht, die am besten in einer Karikatur zusammenge-
fasst ist, die in einer Zeitung erschienen ist: Ein türki-
scher Panzer wird an einem Seil in den Nordirak gezo-
gen; an dem Seil ziehen die PKK-Kämpfer. Denn es ist
ihr Interesse, dass ein militärischer Angriff der Türkei
im Nordirak vorgenommen wird. Damit will die PKK
verloren gegangenes politisches Terrain wettmachen,
denn die AKP, die jetzige Regierungspartei, hatte bei den
Wahlen gerade auch in den Kurdengebieten Erfolg. Man
versucht jetzt, auf diese Weise verloren gegangene poli-
tische Bedeutung zurückzugewinnen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Auf dieses Spiel sollte die türkische Regierung nicht he-
reinfallen. Sie sollte eine Strategie verfolgen, die darauf
abzielt, einerseits eine effektive Terrorbekämpfung zu
gewährleisten, aber andererseits nie aus dem Auge zu
verlieren, dass es darauf ankommt, die kurdische Bevöl-
kerung weiter von der PKK zu trennen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das erreicht man am besten dadurch, dass man eben
nicht in den Nordirak einmarschiert; denn das würde der
PKK zweifellos neue Rekrutierungsmöglichkeiten eröff-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will die Gelegenheit nutzen, um auf den EU-Fort-
schrittsbericht zu verweisen, der der Türkei erneut gra-
vierende Versäumnisse bei der Integration und bei der
Lösung des Kurdenproblems ins Stammbuch schreibt.

Natürlich – was heißt „natürlich“? – hat die Türkei
nach wie vor ihren Minderheitenbegriff nicht verändert.
Er bleibt ein religiöser Minderheitenbegriff. Aber selbst
das sollte – wie die EU richtig ausführt – nicht davon ab-
halten, Sprache, Kultur, Organisations-, Meinungs- und
Religionsfreiheit sowie eine effektive Teilhabe aller Bür-
ger in öffentlichen Angelegenheiten zu gewährleisten.

Es war auch bedenklich, dass der Hohe Kommissar
für Nationale Minderheiten der OSZE bei seinem letzten
Besuch in Ankara keine Erlaubnis erhalten hat, in den
Südosten der Türkei zu reisen.


(Zuruf des Abg. Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE])


– Lieber Kollege, ich zeige Ihnen ja nur, dass wir uns
beide Seiten kritisch anschauen, dass uns aber dabei
nicht die Maßstäbe verloren gehen, wie das bei Ihnen of-
fensichtlich der Fall ist.



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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD – HüseyinKenan Aydin [DIE LINKE]: Das ist bei uns ebenfalls nicht der Fall, wenn Sie zugehört haben!)


Nein, das war bei Ihnen schon der Fall.

Es gibt Fortschritte bei der Pflege des Kurdischen in
adio- und Fernsehprogrammen; allerdings ist die rigide
prachpolitik der türkischen Regierung im Kern unver-
ndert. Es gibt nach wie vor keine Möglichkeit, im öf-
entlichen oder privaten Schul- oder Erziehungssystem
urdisch zu lernen. Auch im öffentlichen Bereich ist

ede andere Sprache als die Türkische als illegal angese-
en.

Natürlich bleibt die Situation im Südosten der Türkei
konomisch und politisch schwierig, vor allen Dingen
eshalb, weil es kaum politische Initiativen gibt, um die
luft zwischen dem Südosten der Türkei und dem Rest
es Landes zu schließen.

Man muss auch darauf hinweisen, dass der berüch-
igte § 301 des türkischen Strafgesetzbuches auch bei
ewaltfreien politischen Meinungsäußerungen etwa zum
urdenproblem angewandt wird. Umso wichtiger ist es,
ass dieser Paragraf jetzt endlich aus dem türkischen
trafgesetzbuch verschwindet.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Lösungsansätze liegen, wenn man diese Mängel-
iste beschreibt, auf der Hand: sprachliche und kulturelle
reiheiten, mehr kommunale Selbstverwaltung, wirt-
chaftliche und soziale Programme zur Entwicklung des
üdostens – das ist das, was eigentlich passieren muss.
ch hoffe, dass die AKP-Regierung hierzu die Kraft fin-
et. Gerade diese Regierung hat vielleicht erstmals die
hance, diesen Aussöhnungsprozess tatsächlich einzu-

eiten. Sie spielt eine hervorragende Rolle im Nahostpro-
ess. Der Besuch von Abbas und Peres gerade im Parla-
ent in Ankara ist dafür ein Beleg. Die Türkei spielt

ine wichtige Rolle in Afghanistan, und sie ist – das will
ch hier hinzufügen – ein notwendiger Bestandteil jeder
ran-Strategie, die wir verfolgen wollen.


(Beifall der Abg. Uta Zapf [SPD] sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Von daher ist – das möchte ich hier an die Adresse
essen auch immer sagen – die Europaorientierung der
ürkei in beiderseitigem Interesse, im Interesse der Tür-
ei und in unserem Interesse.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie hat eine Schlüsselrolle für die Energiefragen Eu-
opas inne, und deshalb muss es uns darum gehen, die
ürkei so nah wie möglich an Europa heranzuführen,
as immer dann das Ende dieses Prozesses sein mag.

Eine letzte Bemerkung anlässlich der Vorkommnisse,
ie wir in Deutschland erlebt haben, als es in der Türkei
m Zusammenhang mit diesen Fragen sehr hoch herging.
s gibt überhaupt keine, nicht die geringste Legitimation






(A) )


)

Ruprecht Polenz
für in Deutschland lebende Türkischstämmige oder Kur-
dischstämmige – oder wie immer man sich definiert –,
diesen Krieg sozusagen als Stellvertreterkrieg in
Deutschland zu führen – nicht die geringste!


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Grundgesetz garantiert hier ein friedliches Zu-
sammenleben aller Menschen, egal woher sie kommen
und wie sie sich sonst noch definieren mögen. Im Übri-
gen haben wir während der Kriege im ehemaligen Jugo-
slawien gesehen, dass es für die Kroaten, für die Serben
und für die Bosniaken in Deutschland möglich war, hier
friedlich zusammenzuleben, obwohl ihre ethnischen
Brüder und Schwestern im Gebiet des ehemaligen Ju-
goslawien im Krieg gegeneinander gestanden haben. Ich
erwarte, dass es keine Gesinnungsrabatte auf Straftaten
gibt und dass der Rechtsstaat mit aller gebotenen Härte
auch gegen Anwandlungen, den Konflikt aus dem Süd-
osten der Türkei auf die deutschen Straßen zu bringen,
vorgeht und wir uns dagegen zur Wehr setzen, dass wir
aber die türkische Regierung bei ihrem Bemühen unter-
stützen, zu einem friedlichen Ausgleich, zu einem Aus-
söhnungsprozess, mit den Kurden zu kommen. Das ist
die Lösung. In diesem Sinne werden wir uns politisch
auch weiter verhalten. Der Entschließungsantrag der
Fraktion der Linken ist keine geeignete Basis dafür.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612621200

Jetzt kommt der Kollege Dr. Werner Hoyer für die

FDP-Fraktion zu Wort.


Dr. Werner Hoyer (FDP):
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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich glaube nicht, dass es einen einzigen Kollegen oder
eine einzige Kollegin hier im Hohen Hause gibt, der
bzw. die einem Einmarsch der Amerikaner in den Nor-
den des Irak das Wort reden würde.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Türken! Die Amerikaner sind schon da!)


– Entschuldigung, der Türken. Das war ein Freud’scher
Versprecher. Danke für den Hinweis. Es geht darum,
dass nicht auch noch die Türken dort einmarschieren.
Das andere war schlimm genug. –


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Debatte hat jetzt ein bisschen Schieflage bekom-
men durch das, was der Kollege von den Kommunisten
hier eben gesagt hat. Ich finde, es ist ziemlich abenteuer-
lich, zu sagen: Wir fordern die PKK auf, die Waffen nie-
derzulegen,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das setzt voraus!)


aber die Voraussetzung dafür ist, dass die Türken ihrer-
seits dieses und jenes machen.

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(C (D (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist unglaublich!)


iese Konditionierung kann ich nicht akzeptieren.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch erwarte, dass die PKK die Waffen ohne Bedingung
iederlegt und sie liegen lässt. – Ich glaube, der Kollege
öchte eine Frage stellen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612621400

Und Sie möchten diese zulassen?


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1612621500

Ja klar, ich habe sonst zu wenig Redezeit.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612621600

Bitte schön.


Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612621700

Herr Kollege Hoyer, nehmen Sie zur Kenntnis, dass

ie türkische Regierung seit mehr als 23 Jahren die Kur-
enfrage in der Türkei nur mit repressiven, militärischen
itteln angegangen ist?


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht! – Uta Zapf [SPD]: Das waren frühere Regierungen! Aber heute doch nicht!)


Das tut sie weiterhin, ganz aktuell. Ich weiß, wovon
ch spreche.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich auch!)


Solange der türkische Staat die kurdische Minderheit
ie bisher ignoriert und keine politischen Schritte einlei-

et, wird die PKK nicht von der Bildfläche verschwin-
en. Das ist das Ergebnis der türkischen Politik. Die
KK ist ein Erzeugnis dieser Politik.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1612621800

Herr Kollege, ich bin wie wahrscheinlich sehr viele

ier im Hause keineswegs unkritisch, was die Haltung
erschiedener türkischer Regierungen gegenüber den
urden gerade in der Vergangenheit angeht. Aber ich
uss schon feststellen, dass sich in den letzten Jahren ei-

iges verändert hat.


(Beifall der Abg. Uta Zapf [SPD] – Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: So ist es! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich hat sich viel verändert!)


s ist nicht weitgehend genug; das füge ich hinzu. Aber
infach zu negieren, dass sich von der Verfassungs- und
esetzeslage her einiges zum Besseren verändert hat,

inde ich unfair.

(B)







(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Unabhängig davon, wie der Prozess der Gewährung
von kultureller und sonstiger Autonomie für die kurdi-
sche Minderheit in der Türkei weitergeht, ist es doch
völlig unakzeptabel, dass ein Teil einer Minderheit zu
den Waffen greift, um seine Ansprüche durchzusetzen,
und diese Waffen auch noch außerhalb der Türkei ein-
setzt. Das ist ein völlig inakzeptabler Vorgang. Sie müss-
ten Ihre Position klarstellen. Lesen Sie im Protokoll
nach, was Sie vorhin gesagt haben. Das war kein
Freud’scher Versprecher wie bei mir mit Amerikanern
und Türken; Sie haben den Verzicht der PKK auf den
Gebrauch von Waffen an bestimmte Verhaltensweisen
der türkischen Regierung gebunden. Das kann ich nicht
akzeptieren.


(Beifall bei der FDP – Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Ich habe aber auch darauf hingewiesen, dass wir gegen Terror sind, und zwar zu Beginn meiner Ausführungen!)


Wir teilen mit der Türkei und vielen anderen Staaten
in der Region das Interesse, dass die territoriale Integri-
tät des Irak gewahrt wird. Das Problem ist aber doch,
dass die Gefahr für die territoriale Integrität des Irak ge-
genwärtig nicht in erster Linie von der Türkei ausgeht,
sondern von der PKK. Diese Dinge darf man nicht ver-
mischen. Mit der Türkei steht ein Verbündeter der Bun-
desrepublik Deutschland vor der Situation, terroristi-
schen Übergriffen ausgesetzt zu sein, die von dem
Territorium eines anderen Staates ihren Ausgang neh-
men; das dürfen wir nicht übersehen.

Wir stehen im Übrigen vor der Gefahr, dass die PKK
ihre Aktivitäten auch hier in Deutschland forcieren wird.
Die Innenbehörden könnten uns wahrscheinlich, Herr
Staatssekretär Altmaier, einiges Beunruhigendes dazu
mitteilen. Die Vorgänge, die in verschiedenen deutschen
und anderen europäischen Städten in den letzten Wochen
stattgefunden haben, sprechen eine klare Sprache.

Ich schließe mich dem Wunsch des Kollegen Polenz
an, die Aktivitäten der PKK und den Charakter dieser
Organisation nicht zu verklären. Ich wehre mich auch
dagegen, die Umkehrung dessen vorzunehmen, was Sie
uns vorwerfen, Herr Kollege Aydin. Sie haben gesagt,
wir setzten die Kurden mit der PKK gleich.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Das habe ich nicht gemeint! – Gegenruf der Abg. Uta Zapf [SPD]: Das haben Sie aber gesagt!)


– Dieser Vorwurf wäre vollkommen unbegründet. Sie
haben das im Übrigen vorhin so gesagt.

Umgekehrt kann man natürlich auch nicht sagen, dass
das, was die PKK tut, durch die Interessen der Kurden in
der Türkei, im Irak oder in anderen Gebieten, in denen
sie leben, zu legitimieren ist. Es ist interessant – Herr
Polenz hat darauf hingewiesen –, dass die AKP in Ge-
bieten mit kurdischer Bevölkerungsmehrheit erstaunlich
erfolgreich ist – die Wahlergebnisse weisen darauf hin –
und dass die Sympathie für die PKK in den sogenannten
Migrationsstädten im Westen der Türkei und in vielen
europäischen Städten größer ist als in der Ost-Türkei.
Das ist ein Fakt, den man nachweisen kann. Das sollte
einem zu denken geben.

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(C (D Wir reden hier nicht allgemein über die Rolle der Kuren in der Türkei, sondern über einen möglichen Einarsch der Türkei in den Irak. Daher möchte ich gerne enseits des Aspekts der Verklärung anmerken, dass ich agegen bin, diese aktuelle Frage mit dem Thema einer öglichen EU-Mitgliedschaft der Türkei in Verbindung u bringen. Wenn man das miteinander vermischt, führt as zu einer unguten Diskussion in Deutschland. Die Türkei hat nach meiner Auffassung einen berechigten Anspruch darauf, dass ihre Partner und Verbündeen in Europa sie bei der Auseinandersetzung mit der KK unterstützen. Die Türkei ist gut beraten, das Prolem dadurch zu entschärfen, dass sie weiter auf die kurische Minderheit zugeht. Ich finde, es sind beachtliche rste Schritte gemacht worden. Die Implementierung essen, was im Gesetzestext steht, mag manchmal zu ünschen übrig lassen; aber es ist viel geleistet worden. s ist nicht Aufgabe des Deutschen Bundestages, vorzueben, ob der nächste Schritt in einer Verfassungsreviion bestehen sollte oder ob im Rahmen der geltenden erfassung ein Fortschritt bei der Integration der Kurden rzielt werden sollte. Jenseits der Frage, was für unsere innere Sicherheit us diesem Konflikt resultiert – ich komme aus einer tadt, die von der Auseinandersetzung zwischen kurdichen Türken und türkischen Türken sehr stark geprägt st –, muss die Frage angesprochen werden, inwiefern ie Bundesrepublik Deutschland an den Waffenlieferunen an die PKK beteiligt ist. Hierzu liegen beunruhiende Daten vor. Im Juni dieses Jahres hat Die Welt beichtet, dass 60 Prozent der von der türkischen endarmerie bei der PKK beschlagnahmten Landminen us Italien stammen und immerhin 6 Prozent aus eutschland. Das sind, wenn man das hochrechnet, 000 Stück. Hinzu kommt, dass 8 Prozent der beschlag ahmten Handgranaten deutscher Produktion entsprinen sollen. Das sind ziemlich beunruhigende Fakten. Ich itte die Bundesregierung, uns über die Fakten aufzukläen und uns zu berichten, was man gegen diesen auch im inblick auf das deutsch-türkische Verhältnis unerträgli hen Zustand zu tun gedenkt. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich glaube, ass die Debatte über die Zukunft der Kurden in der Türei wichtig ist – dies ist alle Anstrengungen wert –, aber ie Art und Weise, wie diese Diskussion heute in Schiefage geraten ist, finde ich nicht angemessen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612621900

Die Kollegin Uta Zapf hat jetzt das Wort für die SPD-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1612622000

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

ch brauche das, was hier gesagt wurde, nicht noch ein-






(A) )



(B) )


Uta Zapf
mal zu betonen: Wir alle sind beunruhigt darüber, dass
mit einem Einmarsch gedroht wird. Wir sind beunruhigt
darüber, dass 100 000 Soldaten an der irakischen Grenze
stehen. Es wird auch von bis zu 250 000 Soldaten ge-
sprochen; die Zahlen, die in diesem Zusammenhang ge-
nannt werden, schwanken dauernd. Wir sind beunruhigt
darüber, dass die türkische Nationalversammlung dieses
militärische Vorgehen am 17. Oktober autorisiert hat.

Ich glaube, wir müssen den politischen Hintergrund
beleuchten, vor dem es zu dieser Eskalation kam, die sich
über mehrere Monate, vielleicht sogar Jahre hingezogen
hat. Man muss genau hinschauen. Es handelt sich hier um
einen Machtkampf in der Türkei. Es geht darum, die Re-
formpolitik von Erdogan und seiner Regierung gegen die
alten Strukturen zu verteidigen. Es geht um Privilegien
des Militärs und des Beamtentums, die angegriffen wer-
den. Gleichzeitig sind viele Menschen verunsichert, weil
die Regierung verdächtigt wird, die Säkularisierung des
Staates schleichend durch eine Islamisierungspolitik un-
terlaufen zu wollen. Wenn wir in die Türkei kommen und
dort mit den Kolleginnen und Kollegen der Parteien spre-
chen, die immer noch an diesem kemalistischen Hinter-
grund festhalten, hören wir genau diese Argumente. Sie
sind ein bisschen taub gegenüber der Tatsache, dass diese
Regierung etwas geschafft hat, was bisher keine Regie-
rung zuvor geschafft hat, nämlich endlich die Europäisie-
rung wahr zu machen und Reformen einzuleiten.

Es wurde heute schon gesagt: Nein, wir sind nicht zu-
frieden. In diesem Zusammenhang ist auch der Fort-
schrittsbericht genannt worden. Niemand kann mit dem
Fortschrittsbericht zufrieden sein, schon gar nicht derje-
nige, der öfter in die Türkei reist und sieht, dass die Re-
formen stagnieren. Ich selber habe das erlebt. Wir haben
vor ungefähr zwei Jahren in der Türkei mit Vertretern
des Menschenrechtsvereins gesprochen, die uns gesagt
haben, dass es wunderbare Fortschritte gegeben habe,
dass sie ganz zufrieden seien, dass sozusagen etwas aus-
gelöst worden sei. Beim nächsten Mal hatte bereits die
erwähnte Stagnation stattgefunden, und es wurden wie-
der Klagen über Menschenrechtsverletzungen und über
die „alte Politik“ erhoben.

Die Menschen in der Türkei haben doch durch die
Wahlen am 22. Juli gezeigt, dass sie den bewaffneten
Kampf der PKK satt haben. Es ist schon darauf hinge-
wiesen worden, dass die AKP in den kurdischen Gebie-
ten einen höheren Zuspruch bekommen hat als die kurdi-
schen Parteien. Ihr gutes Wahlergebnis in der gesamten
Türkei hat gezeigt, dass man diese Reformpolitik
wünscht und akzeptiert.

Ich halte das, was von Vorrednern bereits gesagt
wurde, durchaus für richtig: Die PKK benutzt die Situa-
tion des politischen Machtkampfes in der Türkei, um mit
ihren Provokationen eine rückwärtsgewandte Politik an-
zustacheln. Es ist sehr traurig, dass viele türkische Me-
dien dieses Spiel mitmachen und die nationalistische
Rhetorik weitertreiben. Mich als Sozialdemokratin
macht es überaus traurig, dass die CHP in genau das-
selbe Horn bläst. Das tut mir weh; denn es ist meine
Schwesterpartei in der Türkei. Aber wir sind im Moment

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(C (D m Umgang miteinander sprachlos, weil es dort keinen eg gibt. Der Anschlag vom 21. Oktober in Hakkari mit zwölf oten und acht Verschleppten ist ganz eindeutig eine solhe Provokation gewesen. Die PKK muss begreifen, ass sie mit ihren Anschlägen aufhören muss. Allein in iesem Jahr waren es mehr als 100 Anschläge, und zwar n der gesamten Türkei. Das ist keine Harmlosigkeit, lieer Herr Aydin. (Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Ich wollte das auch nicht verharmlosen!)


Ja, aber Sie hätten das vielleicht einmal anführen kön-
en.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Situation löst nicht nur bei uns Besorgnis aus,
ondern auch im kurdischen Teil des Irak, da die türki-
che Regierung jetzt alle Schuld auf die Kurden im Irak
rojiziert, indem sie sagt, dass sie die PKK nicht ausrei-
hend bekämpfen. Das haben sie in der Vergangenheit
ielleicht nicht getan, aber ich erinnere daran, dass die
KK mit etwa 3 500 bis 3 800 Personen – die Zahlen
chwanken – in einer Ecke des Irak sitzt, die ziemlich
eit von der türkischen Grenze entfernt ist. Dort gibt es
urchaus ein gewisses Monitoring durch die kurdische
dministration und durch die USA. Leider ist dort aber

u beobachten, dass eine Instrumentalisierung dieser
Kämpfer“ gegenüber dem Iran stattfindet, was im Übri-
en von den USA unterstützt wird. Ich bin der Meinung,
ir sollten deutlich darauf hinweisen, dass dies die
ituation insgesamt destabilisiert.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Ein weiteres Argument: Die Türkei hat 1 500 Solda-
en im Nordirak stehen; das geht auf ein altes Abkom-

en mit Saddam Hussein zurück. Später waren sie dort
ls Friedensmonitoring-Truppen. Mittlerweile sind sie
ebeten worden, sich aus dem Irak zurückzuziehen; das
aben sie nicht gemacht.

Wir beobachten auch, dass die türkischen Truppen in
chöner Regelmäßigkeit kurdische Dörfer im Nordirak
ombardieren. Die nordirakischen Kurden selber haben
ir in den letzten Gesprächen, die wir geführt haben, er-

lärt, dass sie das um Gottes willen nicht an die große
locke hängen möchten, weil sie keine Destabilisierung
er Region wollen. Die irakischen Kurden wären von ei-
er Destabilisierung natürlich am meisten betroffen, im
brigen auch der Irak insgesamt. Heute war in der Zeit

u lesen, dass sich die Situation verbessert hat. Das ist
twas, das wir gar nicht wahrnehmen, vielleicht auch
icht wahrzunehmen bereit sind.

Ich möchte noch auf Folgendes eingehen: Vor zwei
agen hat die Istanbuler Konferenz stattgefunden.
alabani hat anlässlich dieser Konferenz zwischen den
SA, der Türkei und dem Irak erklärt, dass der Konflikt
ohl einer Lösung zugeführt würde, und zwar einer






(A) )



(B) )


Uta Zapf
friedlichen Lösung. Das ist etwas, was wir sehr unter-
stützen sollten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich denke auch, dass wir das Überschwappen eines
solchen Konfliktes auf unser Land nicht akzeptieren
sollten. Seit ich im Deutschen Bundestag bin, seit 1990,
mache ich Türkei- und Kurdenpolitik. Ich habe in dieser
ganzen Zeit engen Kontakt zu den kurdischen Organisa-
tionen gehabt. Ich habe den Transformationsprozess der
demokratischen kurdischen Organisationen hier miter-
lebt. Ich habe mich mit ihnen in der Vergangenheit da-
rüber gestritten, wie man mit der Türkei umgeht. Ich
habe immer gesagt: Wir müssen die Türkei in ihrem Re-
formprozess unterstützen – das heißt, wir müssen diesen
Prozess überhaupt erst einmal anstoßen –; es hat keinen
Sinn, dort mit Sanktionen vorzugehen. Vor etlichen Jah-
ren haben diese kurdischen Organisationen zu mir ge-
sagt: Uta, du hast recht. Es geht darum, die Türkei in
Europa zu integrieren, ihr diese Perspektive zu geben;
dann wird es auch zu Reformen kommen.

Ich stimme mit meinen beiden Vorrednern voll über-
ein, die die Unterstützung des Reformprozesses gefor-
dert haben. Wir müssen jetzt verhindern, dass Organisa-
tionen wie die Grauen Wölfe und möglicherweise
militante Organisationen der PKK hier wieder Konflikte
anstacheln. Das nützt niemandem. Das nützt nicht uns,
das nützt nicht Europa, das nützt nicht der Türkei, das
nützt auch nicht der gesamten Region.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Deshalb sollten wir alle Anstrengungen unternehmen,
einen friedlichen Prozess zu unterstützen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612622100

Für Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt Claudia

Roth.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Dr. CarlChristian Dressel [SPD], an Abg. Jörg Tauss [SPD] gewandt: Das ist der Name, nicht die Partei!)


Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Das war ja Beifall von unerwarteter Seite.

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-
legen! Die anhaltenden Kämpfe zwischen der PKK und
der türkischen Armee machen sehr deutlich, dass die
Krise keineswegs vorbei ist. Sie zeigen, dass die dro-
hende militärische Intervention nicht abgewandt ist. Ein
solcher Einmarsch aber wäre verhängnisvoll, weil er in-
nerhalb der Türkei eine gewalttätige Re-Ethnisierung
und eine Konfrontation befördern würde, bei der plötz-

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(C (D ich wieder von enormer Bedeutung wäre, ob der eine ürke und der andere Kurde ist. Eine Folge wäre, dass ich die Spirale der Gewalt in der türkischen Innenpoliik weiter drehen würde. Ein Einmarsch wäre verhängisvoll, weil der einzige relativ stabile, relativ sichere eil des Iraks – das ist nun einmal der Nordirak – daurch destabilisiert würde, mit nicht absehbaren, sehr efährlichen Folgen für eine ganze, sehr fragile Region. r wäre verhängnisvoll und gefährlich in den Auswirungen auf das Verhältnis EU/Türkei. Gerade wenn man ie Rechte der Kurden stärken will, ist dieses Verhältnis ichtig; denn der Weg der Türkei nach Europa führt ber Diyarbakir. Eines der Kopenhagener Kriterien umasst gerade die kurdische Frage und die Rechte der Kuren in der Türkei. Uta Zapf hat recht; man muss die Gründe für diesen onflikt benennen. Lieber Herr Aydin, das haben Sie icht getan. Zum einen gibt es die große Konfrontation wischen den Kräften der alten Türkei, den Nationalisen, den Chauvinisten, den Militaristen, der CHP, der HP und der Armee auf der einen Seite und der mit eiem sehr umfangreichen Reformprogramm angetretenen ro-europäischen AKP auf der anderen Seite. Es ist ichtig, festzustellen, dass die AKP, die Regierungspar ei und die Partei des Staatspräsidenten Gül, erdrutscharige Erfolge gerade in den kurdischen Gebieten erzielt at. Das macht deutlich, welche Erwartungen die Menchen dort haben. um anderen – ich hätte erwartet, dass Sie diese Gründe lar benennen – setzen die Anschläge der PKK, die unter er Zivilbevölkerung viele Opfer gefordert haben und ei denen in den letzten Wochen über 100 Soldaten getöet wurden, die Regierung massiv unter Zugzwang. Dieer Druck verstärkt sich täglich in der Öffentlichkeit zu inem großen propagandistischen Sturm. Auch ich bin über Äußerungen von Regierungsmitliedern nach der Freilassung von acht türkischen Soldaen, die positiv zu bewerten ist, erschrocken. Die türkiche Regierung darf nicht in diese Falle gehen und von ieser Welle aus Nationalismus und Chauvinismus beinflusst werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für meine Fraktion sage ich klar und deutlich: Das
gieren der PKK ist durch nichts, aber auch durch gar
ichts zu rechtfertigen. Ein Waffenstillstand kann nicht
n Vorbedingungen geknüpft werden. Das muss klar
ein. Ich hoffe, dass das Konsens in diesem Hause ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ie Kurden brauchen keine Gewalt, keine Bomben und
einen Krieg. Sie brauchen endlich Frieden und ein
echt auf Zukunft. Genau das fordere ich von der türki-

chen Regierung ein. Es darf kein Säbelrasseln und kein
etzen auf eine militärische Lösung, die keine Lösung
ein kann, geben. Man muss mit Besonnenheit reagieren;
s ist legitim, wenn eine Regierung versucht, mit Beson-
enheit terroristische Mordanschläge zu verhindern.






(A) )



(B) )


Claudia Roth (Augsburg)

Ich fordere von der türkischen Regierung und von der
türkischen Politik ein, dass der Demokratisierungspro-
zess fortgesetzt wird und dass endlich konkrete Reform-
schritte zur Anerkennung der legitimen Rechte der Kur-
den und zur Anerkennung der kurdischen Realität
hinsichtlich der Sprache, der Bildung und der Medien
unternommen werden. Diese sehr zerstörte und unterent-
wickelte Region, die viele Jahre unter einem schmutzi-
gen Krieg gelitten hat, muss wiederaufgebaut werden.

Ich fordere von der türkischen Regierung und von der
türkischen Politik ein, dass es keine Kriminalisierung
der kurdischen Partei, der DTP, gibt. Ich fordere einen
Aussöhnungsprozess, mit dem Parlamentarier wie
Ahmed Türk und Akin Birdal als Brückenbauer in die-
sen Prozess konstruktiv einbezogen werden. Ich fordere,
dass es umfassende Gespräche der türkischen Regierung
mit der irakischen Regierung und der kurdischen Regio-
nalverwaltung gibt.

Ich fordere aber auch die kurdischen Verantwortli-
chen im Irak auf, nicht länger, wie bisher, die Augen vor
Gewaltaktionen zu verschließen, sondern ihnen tatsäch-
lich etwas entgegenzusetzen.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Ich fordere außerdem die USA auf, die ganz offensichtli-
che Unterstützung für den iranischen PKK-Ableger, die
PJAK, einzustellen. Auch das bedeutet verantwortungs-
volle Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612622200

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.

Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ja, ich komme zum Ende.

Was dringend gebraucht wird, ist ein politischer Pro-
zess zwischen der Türkei und dem Nordirak. Liebe Kol-
leginnen und Kollegen, ich muss Ihnen sagen, dass ich
die völlige Abwesenheit deutscher Politik gerade im
Nordirak – keine konsularische Vertretung, keine Unter-
stützung beim wirtschaftlichen Aufbau und bei Entwick-
lungsprojekten zum kulturellen Aufbau, keine Unterstüt-
zung von Tausenden von Flüchtlingen – nicht verstehe.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612622300

Frau Kollegin!

Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Da wäre eine Stabilisierungsmaßnahme angesagt. Auf
jeden Fall wäre das glaubwürdiger als eine Politik, wie
sie jetzt schon wieder zu hören war. Sie benutzt diese
schwere Krise dazu, die grundsätzliche Ablehnung ge-
genüber der Türkei zu begründen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612622400

Frau Kollegin!

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(C (D Claudia Roth EN)

Das unterstützt nicht die Reformkräfte und die demo-

ratischen Kräfte. Eine relativierende Haltung zur Ge-
alt der PPK dient den Kurden ganz sicher am allerwe-
igsten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612622500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag
er Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/7039 mit dem
itel „Einmarsch der Türkei in den Irak verhindern“.

Es liegt eine Erklärung zur Abstimmung nach § 31
nserer Geschäftsordnung des Kollegen Dr. Hakki
eskin vor.1)

Wer stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Damit ist der Antrag abgelehnt bei Zu-
timmung der Fraktion Die Linke und Gegenstimmen
es übrigen Hauses.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b
owie den Zusatzpunkt 4 auf:

9 a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 26. Juli
2007 zwischen der Europäischen Union und
den Vereinigten Staaten von Amerika über die

(Passenger Name Records – PNR)

mittlung durch die Fluggesellschaften an das
United States Department of Homeland Secu-
rity (DHS) (PNR-Abkommen 2007)

– Drucksache 16/6750 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/7144 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Beatrix Philipp
Wolfgang Gunkel
Ernst Burgbacher
Jan Korte
Silke Stokar von Neuforn

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Omid
Nouripour, Silke Stokar von Neuforn, Volker
Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Europäische Datenschutzstandards bei der
Weitergabe von Fluggastdaten an die USA
sicherstellen

Anlage 10






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
– zu dem Antrag der Abgeordneten Ernst
Burgbacher, Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Stärkung des Daten- und Rechtsschutzes bei
der Weitergabe von Fluggastdaten an die
USA

– Drucksachen 16/4445, 16/4577, 16/5929 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Beatrix Philipp
Wolfgang Gunkel
Ernst Burgbacher
Jan Korte
Silke Stokar von Neuforn

ZP 4 Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten
Gesetzes zur Änderung des Bundespolizeige-
setzes

– Drucksachen 16/6292, 16/6570(neu) –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 16/7148 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralf Göbel
Wolfgang Gunkel
Gisela Piltz
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn

Zu dem Entwurf eines Gesetzes der Bundesregierung
zum PNR-Abkommen 2007 sowie zu dem Entwurf eines
Gesetzes zur Änderung des Bundespolizeigesetzes liegt
je ein Entschließungsantrag der Fraktion der FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Verabredung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Damit sind
Sie offensichtlich einverstanden.

Dann eröffne ich jetzt die Aussprache und gebe dem
Kollegen Parlamentarischen Staatssekretär Peter Altmaier
das Wort.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1612622600


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Mit dem Abschluss des Fluggastdatenabkom-
mens zwischen der Europäischen Union und den USA
hat die Bundesregierung eine der schwierigsten, der an-
spruchsvollsten, aber auch der wichtigsten Aufgaben der
deutschen EU-Ratspräsidentschaft und der transatlanti-
schen Partnerschaft erfolgreich gelöst.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das ist ein Desaster!)


Die Aufgabe ist so wichtig und das Abkommen hat
deshalb eine so große Bedeutung, weil die Mobilität in
unserer modernen Gesellschaft, insbesondere im Bereich
des Luftverkehrs, einen überragenden Stellenwert hat.
Allein vom Flughafen Frankfurt am Main starten jeden
Tag 145 000 Passagiere, 174 Millionen im Jahr. Zwi-

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(C (D chen Europa und den USA gibt es täglich 55 000 Flugewegungen, 20 Millionen jedes Jahr. Diese Zahl, lieber ollege Montag, macht deutlich, vor welch schwieriger ufgabe wir stehen. Einerseits ist diese Mobilität eine oraussetzung des Funktionierens unserer Gesellschaft, ndererseits macht sie uns anfällig für terroristische Anchläge. Jede Störung dieser Mobilität, jeder erfolgreihe Anschlag würde automatisch dazu führen, dass wir eitreichenden Forderungen nach Kontrollen und ver tärkten Sicherheitsmaßnahmen gegenüberstünden. Wir sind in der Pflicht, die sensiblen und hochanfällien Verkehrsinfrastrukturen wirksam zu schützen, ohne ie Mobilität der Menschen mehr zu beeinträchtigen, als nbedingt notwendig ist. Aus diesem scheinbaren Diemma hilft uns die moderne Informationstechnologie, ndem sie uns die Möglichkeit gibt, die Mobilität der enschen zu erhalten, sogar auszubauen und gleichzeiig wirksam gegen internationalen Terrorismus und Verrechen vorzugehen. Beispiele sind das Schengener Inormationssystem, das Visa-Informationssystem, das benfalls unter deutscher Präsidentschaft zustande geommen ist, das Eurodac-System für Asylbewerber, die iskussion über elektronische Grenzen und eben auch nd nicht zuletzt die Frage der Verwendung von Flugastdaten, die nicht speziell zu Sicherheitszwecken erhoen werden, sondern ohnehin bei den Fluggesellschaften orhanden sind. Die USA und Kanada praktizieren dies seit Jahren. ie Europäische Kommission hat in der vergangenen oche einen Vorschlag für ein europäisches Fluggastda ensystem vorgelegt. Das zeigt, dass wir es hier mit einer ntwicklung zu tun haben, die allgemein vonstatten eht, die weltweit im Gang ist und die dazu beitragen oll, dass Millionen von Menschen sicherer und unbechwerter reisen können. Aber wie überall, wo Daten usgetauscht werden, wie überall, wo der Staat Zugriff uf Informationen der Bürger hat, muss dies im Rahmen on rechtsstaatlichen Strukturen geschehen, insbesonere dann, wenn diese Daten über Grenzen hinweg ausetauscht werden. Wir brauchen Datenschutz, und wir rauchen Rechtssicherheit für die Betroffenen. Das war der Grund, warum die Europäische Union nd insbesondere die Bundesrepublik Deutschland von nfang an darauf bestanden haben, dass wir mit den SA in einem Abkommen die damit zusammenhängenen Fragen des Datenschutzes regeln. Das alte Abkomen, das Bestand hatte, ist vom Europäischen Gerichts of aufgehoben worden, nicht etwa wegen Verstoßes egen Grundoder Menschenrechte, auch nicht wegen erstoßes gegen Datenschutzbestimmungen, sondern chlicht und ergreifend, weil es auf eine fehlerhafte echtsgrundlage gestützt war. Deshalb stand die deutsche EU-Präsidentschaft vor er schwierigen Aufgabe, in Verhandlungen mit unseren merikanischen Partnern für ein neues Abkommen zu orgen und dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft ein öchstmaß an Datenschutz und Rechtssicherheit geährleistet ist. Ich sage Ihnen freimütig: Diese Aufgabe ar nicht einfach, weil die amerikanischen Partner lange Parl. Staatssekretär Peter Altmaier Zeit der Auffassung waren, dass es eines internationalen Abkommens in diesem Bereich nicht bedarf und dass sie den Austausch dieser Daten mit den Fluggesellschaften bilateral regeln könnten und sollten. Das war unsere Auffassung nicht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich bin sehr froh und auch ein wenig stolz, dass es
nach langen zähen und schwierigen Verhandlungen ge-
lungen ist, zu einem Ergebnis zu kommen, das von bei-
den Seiten getragen wird und mit dem eine Reihe wichti-
ger Ziele der Europäischen Union erreicht werden
konnte.

Es bleibt bei der Zweckbindung für die Nutzung der
Daten. Sensible Daten werden grundsätzlich nicht ge-
nutzt. Sie sind zu filtern und unverzüglich zu löschen,
wenn sie nicht ausnahmsweise zur Abwendung einer
Gefährdung oder schweren Beeinträchtigungen von Le-
ben benötigt werden.

Es ist richtig, dass die Speicherdauer länger ist als
beim ursprünglichen Abkommen. Aber im Hinblick auf
die ursprünglichen Vorstellungen der USA, diese Daten
bis zu 40 Jahre speichern zu können, ist das, was wir er-
reicht haben, nämlich eine aktive, das heißt voll nutzbare
Speicherung für sieben Jahre und eine daran anschlie-
ßende acht Jahre lang ruhende Speicherung, ein wesent-
licher Fortschritt.

Wichtig ist, dass die Bürger der Europäischen Union
die gleichen Rechte wie die US-Bürger erhalten, ohne
jede Diskriminierung aufgrund von Staatsangehörigkeit
oder Wohnland. Es ist auch wichtig, dass die Fluggesell-
schaften nun endlich von dem sogenannten Pull-System
auf das Push-System umstellen können. Das heißt, die
Daten werden von den USA nicht einseitig abgerufen,
sondern sie werden von den Fluggesellschaften übermit-
telt. 13 Fluggesellschaften haben diese Umstellung be-
reits vorgenommen.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Soweit sie es technisch können!)


Die großen Fluggesellschaften sind dabei, die techni-
schen Vorbereitungen zu treffen.

Die USA haben sich bereit erklärt, den Grundsatz der
Gegenseitigkeit voll und ganz anzuwenden. Das heißt,
wenn die Europäische Union ein ähnliches System ein-
führen sollte, werden wir diese Daten von amerikani-
scher Seite selbstverständlich erhalten und auswerten
können.

Meine Damen und Herren, ich bin mir dessen be-
wusst, dass nicht alle Wünsche, die es im Vorfeld gege-
ben hat, bis ins kleinste Detail erfüllt werden konnten.
Internationale Verhandlungen haben es nun einmal so an
sich, dass zwei dazugehören, um zu einem Ergebnis zu
kommen. Ich frage Sie: Wie hätten wir uns denn verhal-
ten sollen, nachdem wir sechs Monate intensivster Ver-
handlungen unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft hin-
ter uns gebracht hatten, mit wesentlichen, substanziellen
Fortschritten, die noch im April oder Mai kaum jemand
für möglich gehalten hätte? Bereits damals gab es

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(C (D chlagzeilen in der Zeitung, dass die Verhandlungen vor em Scheitern stehen. Es ist uns gelungen, etwas in der Substanz wirklich orzeigbares zu erreichen. Hätten wir dann sagen sollen: Wir kippen nun sämtliche Verhandlungen unserer achfolgepräsidentschaft vor die Füße, stehlen uns aus er Verantwortung und tun so, als wäre nichts geween“? Glauben Sie, dass es dann möglich gewesen wäre, u einem besseren Abkommen zu gelangen? Ich glaube ies nicht. Vor allen Dingen unsere Partner in der Euroäischen Union haben dies zu keinem Zeitpunkt gelaubt. Deshalb hatten wir die Rückendeckung und die nterstützung aller Innenund Justizminister der 27 EUtaaten, dieses Abkommen unter deutscher Präsidentchaft abzuschließen. Es hat in erheblicher Weise zur echtssicherheit beigetragen. Wir beraten und entscheiden heute auch über die Umetzung einer EU-Richtlinie, die die Beförderungsunterehmen dazu verpflichtet, auf Anforderung der jeweilien nationalen Grenzschutzbehörden bei Flügen aus rittstaaten in die Europäische Union bestimmte Passaierdaten innerhalb der EU zu übermitteln. Dies zeigt, ass die Praxis der USA kein isoliertes Vorgehen ist, ondern dass wir uns die Möglichkeiten und Chancen er modernen Informationsmedien zunutze machen üssen. Das Gleiche gilt für die maßvolle Verlängerung der peicherung der Daten von Videoaufzeichnungen der undespolizei. Alle drei Vorhaben, die wir heute verabschieden, zeien eindeutig, dass wir einerseits die Informationstechologien nutzen, dass wir andererseits aber auch bestrebt ind, dies mit einem hohen Maß an Datenschutz und Siherheit für den einzelnen Bürger zu verbinden. Ich bin berzeugt, dass mit den drei Maßnahmen, die wir heute erabschieden, ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung und um Ausbau der inneren Sicherheit in unserem Land geeistet wird. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612622700

Das Wort hat die Kollegin Gisela Piltz für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1612622800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er vorgelegte Regierungsentwurf soll der Bekämpfung
es internationalen Terrorismus und grenzüberschreiten-
er Kriminalität dienen. Das hören wir häufiger. Ein
ichtiger Teilaspekt soll dabei jetzt der Austausch von
aten sein, um mögliche Attentäter von Anfang an da-

an zu hindern, terroristische Anschläge zu begehen. Das
st sicherlich ein Ziel, das wir alle teilen können.

Seit März 2003 verlangen die USA nun den Online-
ugriff auf den Buchungsdatensatz, den sogenannten






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
Passenger Name Record, PNR. Dieses Vorgehen war
von Anfang an erheblichen datenschutzrechtlichen Be-
denken ausgesetzt. Wir haben die Bundesregierung in
der Vergangenheit häufig aufgefordert, auf Augenhöhe
mit den Partnern aus den USA zu verhandeln. Mehrfach
haben wir den jetzigen Innenminister, aber auch den vor-
herigen aufgefordert, für einen umfassenden Daten-
schutz einzutreten. Herr Staatssekretär, ich gebe gerne
zu, dass es, nachdem Rot-Grün das ganze Projekt ver-
semmelt und schon einmal zugestimmt hat, natürlich
sehr schwierig war, das Ganze zurückzuholen.

Im Ergebnis müssen wir aber leider feststellen, dass
die Verhandlungen nicht zu dem Ergebnis geführt haben,
das wir uns vorgestellt haben. Das war sicherlich auch
nicht einfach; das will ich gerne zugestehen. Ich glaube
auch, dass Sie sich Mühe gegeben haben. Aber wie heißt
es in einem Werbespot? Mühe allein genügt nicht, Herr
Altmaier.


(Beifall bei der FDP)


Der jetzt zur Abstimmung vorgesehene Regierungs-
entwurf stellt eine wesentliche Verschlechterung im Ver-
gleich zum Interimsabkommen vom Oktober 2006 dar,
weil die Datenschutzgarantien noch weiter gelockert
worden sind. Führen wir uns in diesem Zusammenhang
einmal vor Augen, welche Informationen diese Daten-
sätze eigentlich enthalten. Das sind zum Beispiel Es-
senswünsche, Informationen – weil wir gerade an dieser
Stelle darüber reden – über Ihren Vielfliegerstatus, Ge-
päckinformationen, alle verfügbaren Kontaktinformatio-
nen einschließlich Zahlungs- und Abrechnungsinforma-
tionen.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Sachbearbeiter!)


Das sind sensible Daten, denen man mehr als nur das
Reiseziel entnehmen kann. Solche Daten werden richti-
gerweise in dieser Masse nicht einmal vom deutschen
Staat erhoben. Die Bundesregierung will aber die Über-
mittlung dieser Daten an die USA gestatten. Das ist aus
unserer Sicht ein Dammbruch im Datenschutzrecht in
Deutschland.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die von Bundesinnenminister Schäuble erhobene
Forderung nach einer weitgehenden Überwachung euro-
päischer Fluggäste hat bereits der EU-Innenkommissar
Frattini aufgenommen und letzte Woche in Brüssel der
Öffentlichkeit präsentiert. Dies zeigt natürlich auch, wel-
che Richtung Europa einschlagen wird.

Die Übermittlung dieser riesigen Datenflut ist aus un-
serer Sicht ein unverhältnismäßiger Eingriff in die
Rechte der Bürger. Die festgelegte Speicherfrist ist viel
zu lang. Die vom Europäischen Datenschutzbeauftragten
geforderte Speicherdauer von dreieinhalb Jahren hat die
Bundesregierung während ihrer EU-Ratspräsidentschaft
nicht im mindestens durchsetzen können. Künftig wer-
den die Daten sieben Jahre lang in einer aktiven Daten-
bank und noch einmal acht Jahre lang in einer ruhenden
Datenbank gespeichert. Es ist sehr interessant, wie das

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(C (D o unterschieden wird. Insgesamt sind es also 15 Jahre. um Vergleich für diejenigen, die sich nicht so gut damit uskennen: 15 Jahre beträgt auch die Tilgungsfrist beim undeszentralregister bei schweren Straftaten. Ich finde, as ist kaum vergleichbar und macht das Problem sehr eutlich. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die dem Bürger als Erfolg verkaufte Reduzierung der
u übermittelnden Datensätze ist eigentlich auch eine
ogelpackung. Die Anzahl hat sich nur reduziert, weil
an verschiedene Dinge zusammengefasst hat, weil Da-

engruppen gebündelt wurden. So kann man auch etwas
ls Erfolg verkaufen, was gar keiner ist.

Insgesamt werden zukünftig 34 Daten von täglich
irca 50 000 Passagieren an die USA übermittelt wer-
en. Auf diese Weise entstehen für die Fluggesellschaf-
en und damit auch für die Passagiere nicht unerhebliche
osten. Die grundsätzlichen Fragen werden von der
undesregierung aber gar nicht beantwortet. Welchen
ugewinn an Sicherheit gibt es eigentlich? Welcher Bei-

rag wird denn eigentlich zur Bekämpfung des interna-
ionalen Terrorismus geleistet? Diese Fragen muss die
undesregierung allein schon deshalb beantworten,
enn sie sich dafür einsetzt, dass wir auch auf europäi-

cher Ebene eine Regelung zur Fluggastdatenübermitt-
ung bekommen. Wir haben eine Evaluierung der Praxis
efordert, damit die genannten Fragen endlich geklärt
erden können.

Auch mit dem zweiten Gesetz, das uns heute vorliegt,
em Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des
undespolizeigesetzes, sollen Fluggastdaten erhoben
erden können. Danach können auf Anordnung der
undespolizei personenbezogene Daten von Flugreisen-
en, die von außerhalb des Schengen-Gebietes nach
eutschland kommen, erhoben und gespeichert werden.
iese Vorabübermittlung wird Kraft und Zeit von Perso-
al binden, das man vielleicht auch sinnvoller an den
renzen vor Ort einsetzen könnte. Denn wer sich in Da-

ensätzen umschaut, der kann nicht an der Grenze kon-
rollieren.

Es ist auch klar, dass sich die Kosten der Luftfahrtge-
ellschaften für das Projekt, die Sie im Moment bei
00 000 Euro ansetzen, am Ende im Zweifel deutlich hö-
er darstellen werden. Wir haben daher gesagt, dass Sie
ine Kompensationsregelung vorsehen müssen, wenn
ie die Fluggesellschaften als verlängerten Arm der
undespolizei benutzen wollen. Eine solche haben Sie
erweigert; das halten wir aus wirtschaftlicher Sicht
icht für richtig.

Mit der FDP ist dieses Sammeln, Horten und Weiter-
eben von Fluggastdaten ohne Antritt des Beweises ei-
es echten Sicherheitsgewinns in Deutschland nicht zu
achen. Die informationelle Selbstbestimmung darf

icht ins Hintertreffen geraten. Daher lehnen wir diese
esetzentwürfe ab.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612622900

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Dr. Carl-

Christian Dressel das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carl-Christian Dressel (SPD):
Rede ID: ID1612623000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha-

ben gerade gemerkt, das Thema der Übermittlung von
Fluggastdatensätzen an die Vereinigten Staaten ist
durchaus kontrovers. Aber, Frau Piltz, lassen Sie uns
doch einmal bei der Realität bleiben. Realität ist, dass
die Fluggesellschaften nach innerstaatlichem US-ameri-
kanischem Recht verpflichtet sind, im Einreisefall die
Datensätze an das United States Department of Home-
land Security zu übermitteln. Tun sie das nicht, kommt
es nicht zur Einreise, und die Flugunternehmen geraten
in Schwierigkeiten.

Frau Piltz, wollen wir in eine Situation kommen, in
der es Probleme beim Verkehr zwischen den europäi-
schen Mitgliedstaaten und den Vereinigten Staaten von
Amerika gibt? Wir sollten dafür sorgen, dass die bishe-
rige Praxis vom Kopf auf die Füße gestellt wird und dass
wir die Interessen der Vereinigten Staaten in einer Art
und Weise berücksichtigen, die einen möglichst geringen
Grundrechtseingriff bei den betroffenen Bürgerinnen
und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland zur Folge
hat.

Dieser Begründungszusammenhang ist von seiner Ur-
sache her klar. Die Übermittlung und Auswertung dient
nach dem Verständnis der Vereinigten Staaten von Ame-
rika der Bekämpfung von Terrorismus und sonstiger
schwerer Straftaten grenzüberschreitender Art ein-
schließlich der organisierten Kriminalität.

Wenn ich mir das Übereinkommen in seiner Gesamt-
heit anschaue, muss ich den Verhandlungsleitern, die mit
dem United States Department of Homeland Security
um diese Vereinbarung gerungen haben, wirklich zuge-
stehen, dass sie nach Lage der Dinge wohl ein Optimum
erreicht haben. Das ist keine leichte Aufgabe gewesen.
Gerade aus dem hochsensiblen Bereich der Bekämpfung
des internationalen Terrorismus kennen wir alle genü-
gend Beispiele, dass sich die Vereinigten Staaten von
Amerika nicht gerade sehr verhandlungsbereit gezeigt
haben. Insgesamt können wir mit dem Ergebnis einiger-
maßen – ich wiederhole: einigermaßen – zufrieden sein.
Das Abkommen garantiert eine Rechtssicherheit, die es
ohne diese Vereinbarung nicht gegeben hätte.

Das bestehende Abkommen wurde im vergangenen
Jahr nach der von Herrn Staatssekretär Altmaier bereits
erwähnten Entscheidung des Europäischen Gerichtsho-
fes für nichtig erklärt. Die Europäische Union rutschte
dadurch in eine defensive Rolle und musste die Initiative
ergreifen. Trotzdem gelang es, für alle Mitgliedstaaten
einen gemeinsamen Vertrag abzuschließen. Herr Staats-
sekretär Altmaier, Herr Staatsminister Gloser, dies ist
vor allem der deutschen Ratspräsidentschaft zu verdan-
ken.

Vom Gesichtspunkt des Datenschutzes aus bin ich
ausgesprochen zufrieden, dass im Zusammenhang mit

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(C (D er Datenübermittlung ein konkreter Zeitpunkt für die mstellung vom Pull-Verfahren auf das datenschutz reundlichere Push-Verfahren festgesetzt wurde, nämlich er 1. Januar 2008. Ich denke, das war ein gewaltiger chritt nach vorn. Die Datensätze werden nunmehr von en Fluggesellschaften an die Vereinigten Staaten überittelt und nicht selbst recherchiert. Dies war eine zen rale europäische Forderung. Die Betroffenen werden im inblick auf ihre Rechtsbehelfe und Möglichkeiten US merikanischen Staatsangehörigen gleichgestellt. Wir geben keine offenen Bücher zur unbeschränkten insicht frei. Sensible Daten wie zum Beispiel politische einungen, religiöse Überzeugungen oder Daten über ie Gesundheit und Ähnliches werden nicht gespeichert, ondern automatisch gelöscht. Nur in Ausnahmefällen ann auf diese Daten zugegriffen werden. In solchen usnahmefällen geht es um das Leben betroffener Per onen oder um die Gefährdung bzw. die ernsthafte Beinträchtigung Dritter. Damit können wir leben. Problematisch ist freilich die festgelegte Dauer. Mir rscheint die Dauer von 15 Jahren als sehr lang. Wir üssen aber einmal den Ausgang der Verhandlungen mit em Beginn der Verhandlungen vergleichen. Wenn ich ehe, dass die Vereinigten Staaten zunächst eine Dauer on 40 Jahren forderten, sich dann nicht auf eine Dauer on unter 20 Jahren festlegen wollten und dennoch 5 Jahre erreicht wurden, so kann ich mit dieser Reduierung, die im Ergebnis unterhalb der Hälfte der Ausangsposition liegt, durchaus zufrieden sein. Die Verlängerung der Speicherdauer der auswertungsähigen Daten von bisher dreieinhalb Jahren auf sieben ahre begrüße ich ausdrücklich nicht. In dem dazwischen iegenden Zeitraum sind die Datensätze gewissermaßen rchiviert und nur unter zusätzlichen Datenschutzvorehrungen zugänglich. Mir ist nicht klar, warum die USmerikanische Seite dennoch auf einer so langen Geamtspeicherzeit beharrt. Als zumindest mit einem gewissen Beigeschmack ersehen betrachte ich weiterhin, dass die konkreten ereinbarungen hinsichtlich der Datenübertragung nicht estandteil des Vertrages sind, sondern in einem Briefechsel zwischen dem United States Department of omeland Security und der Europäischen Kommission estgehalten wurden; sie ergänzen den Vertrag. Dieser riefwechsel hat natürlich die gleiche Rechtskraft. Ich eine aber, solch zentrale Regelungen sollten nicht auf iese Art und Weise abgehandelt werden. So etwas geört in das Abkommen aufgenommen. Wenn ich mir das Abkommen unter der von mir einangs meiner Rede gesetzten Prämisse, die Praxis vom opf auf die Füße zu stellen, insgesamt ansehe, muss ich eststellen: Schlussendlich überwiegen die positiven Asekte die negativen. Wir kamen nicht umhin, ein Abommen mit den USA zu schließen, und ich freue mich, ass es ein gesamteuropäisches Abkommen ist und nicht ines einzelner EU-Mitgliedstaaten mit den Vereinigten taaten. Wir müssen abwägen, ob wir das gesamte Abommen für zustimmungsfähig erachten oder ob wir das bkommen ablehnen, nur weil einige Regelungen unse en europäischen Vorstellungen nicht entsprechen. Ich Dr. Carl-Christian Dressel sage Ihnen: Die Ablehnung wäre die schlechteste der Möglichkeiten. Dieses Abkommen verschafft die notwendige Rechtssicherheit, die es ohne diese Grundlage nicht geben würde. Die SPD-Bundestagsfraktion wird daher der Beschlussempfehlung des Innenausschusses, den Gesetzentwurf zu dem Abkommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika anzunehmen, zustimmen. Ich hoffe, die Damen und Herren der Oppositionsfraktionen überlegen sich diesen wichtigen Schritt nochmals. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612623100

Nun hat der Kollege Jan Korte für die Fraktion Die

Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612623200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zuerst das Gute: Es ist erfreulich, dass wir darüber jetzt
hier im Plenum diskutieren


(Beatrix Philipp [CDU/CSU]: Endlich einmal!)


und nicht, wie in der ersten Lesung, möglichst morgens
um 4 Uhr, was sicherlich kein Zufall gewesen ist.

Vielleicht noch einmal zum Verfahren: Auch die Lin-
ken hätten Ihre Anstrengungen gerne gewürdigt – wenn
ich denn Belege dafür hätte, dass es Anstrengungen in
unsere Richtung, also für mehr datenschutzrechtliche
Standards, gegeben hätte. Aber Sie waren ja nicht bereit,
den Innenausschuss bzw. den Bundestag detailliert zu in-
formieren, wie diese Verhandlungen denn abgelaufen
sind. Sie haben auf eine Kleine Anfrage und auf unsere
Bitte hin nur mitgeteilt, dass so etwas prinzipiell nicht
üblich ist. Da Nichtwissen noch keinem genützt hat,
muss ich mich darauf konzentrieren, was als Ergebnis
vorliegt, und kann Sie an dieser Stelle leider nicht loben,
selbst wenn Sie sich in unserem Sinne eingesetzt hätten.

Es ist schon zu Recht angesprochen worden, dass es
mehrere Punkte gibt, die dieses Abkommen als nicht gut
erscheinen lassen. Es ist sogar noch schlechter als das
Interimsabkommen, das wir vorher hatten. Es ist ganz
offensichtlich – das ist der zweite Kritikpunkt –, dass
sich die USA mit ihrer ganzen Schlagkraft, die sie im
Kampf gegen den Terrorismus gezeigt haben auch bei
ihren Datenschutzstandards, die kaum vorhanden sind,
durchgesetzt haben.

Auch der dritte Kritikpunkt ist schon angesprochen
worden: eine angebliche Reduzierung der Datensätze.
Ich weiß noch, wie Minister Schäuble bei uns im Innen-
ausschuss gesagt hat: Das entscheidende Erfolgskrite-
rium bei diesem PNR-Abkommen ist, dass die Anzahl
der Datensätze von ehemals 34 auf 19 begrenzt worden
ist. Formal ist das ja richtig. Nur, der Witz dabei ist: Zum

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(C (D eispiel Name und Anschrift, die vorher als zwei Daten ezählt wurden, sind jetzt zu einem Datum zusammenefasst worden. Von einer qualitativen Reduzierung der atensätze kann daher keine Rede sein. Real wurde ein atum reduziert – immerhin! –; aber von der Substanz er ist es geblieben wie vorher. Der vierte Kritikpunkt ist natürlich die Speicherdauer. ie lag vorher bei 3,5 Jahren. Jetzt ist sie faktisch auf 5 Jahre ausgedehnt worden. Ich kann nur nochmals iederholen, dass ich nicht weiß, was dort verhandelt orden ist. Sie haben nur gesagt, die USA wollten 0 Jahre. Das kann ich mir gut vorstellen. Aber da ich icht weiß, wie die Verhandlungen abgelaufen sind, ann ich auch nicht wissen, ob nicht vielleicht mehr ätte herausgeholt werden können, wenn man denn geollt hätte. Der fünfte Punkt, den wir schwer kritisieren, betrifft ie Weitergabe an Drittstaaten. Wie das in diesem Abommen geregelt ist, ist völlig inakzeptabel. Wir haben n den letzten zwei, drei Jahren ja nun mehrfach Fälle erebt – auf der ganzen Welt –, wie Leute in eine Maschierie geraten sind und nicht mehr nachvollzogen werden onnte, wer welche Daten wem gegeben hat und was das n Aktionen nach sich gezogen hat. Das ist hochgradig roblematisch; das muss man zumindest einmal erwähen. Der sechste Punkt, den wir kritisieren, ist, dass es anz im Ermessen der Dienste der Vereinigten Staaten on Amerika wie CIA, NSA und vielen anderen liegt, ob nd wann sie auf diese Daten zugreifen. Wenn man sich ie Terrorhysterie der Bush-Administration ansieht, ann kann man sich in etwa vorstellen, in welchem Umang diese Daten auch von den Diensten in den USA geutzt werden und welche fatalen Folgen das auch für öllig unschuldige Leute haben kann. Auch das ist ein unkt, weswegen wir nicht zustimmen können. Besonders bedenklich ist, dass im Rahmen dieser anzen Debatten offensichtlich schon Parallelplanungen tattgefunden haben, das Ganze auch auf innereuropäiche Flüge umzusetzen. Diese sind ja wohl schon recht eit gediehen. Auch darüber wurden wir nicht vernünf ig informiert. Auch das finde ich schade; denn wir häten Sie gerne dabei unterstützt, dieses Ding zu verhinern oder zumindest vernünftige datenschutzrechtliche tandards einzuhalten. Das, was Herrn Frattini vorchwebt, sind nun wirklich Orwell’sche Fantasien. Wir ordern Sie eindeutig auf, nicht auch in dieser Frage achzugeben, sondern hier einen deutlichen Standpunkt inzunehmen, mit dem Sie das verneinen. Es ist stattdessen wichtig, dass wir bei solchen Debaten auch einmal eine wirkliche Evaluierung von Ihnen arüber bekommen, ob das eigentlich etwas nützt. Sind urch diese Datensammelorgien wirklich Terroristen heauszufiltern und Anschläge zu verhindern oder nicht? as müsste doch einmal geschehen und dem Parlament, em dafür zuständigen Gremium, vorgelegt werden. Das at es bisher noch nie gegeben, übrigens bei allen sicher Jan Korte heitspolitischen Verschärfungen der letzten Jahre nicht, die Sie hier im Wochenrhythmus vorlegen. Deswegen muss es darum gehen, eine Reduzierung der Datensätze zu erreichen und – dazu fordern wir Sie auch auf – der Totalausforschung der Flugreisenden – nun auch innereuropäisch – einen Riegel vorzuschieben. Das, was hier offensichtlich schlecht ausgehandelt wurde, ist ein weiterer tiefer Eingriff in die Grundund Freiheitsrechte und wird von uns selbstverständlich abgelehnt. Schönen Dank. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612623300

Das Wort hat der Kollege Omid Nouripour für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612623400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Uns

liegt jetzt ein Abkommen vor, in das wir nur einmal hi-
neinschauen müssen, um zu sehen, dass sich zumindest
die Verhandlungsführer seitens der EU nicht wirklich
mit Ruhm bekleckert haben. Der Grund dafür ist eindeu-
tig und auch vom Kollegen Altmaier gerade benannt
worden: Wenn man in eine Verhandlung geht und be-
stimmte Optionen von vornherein ausschließt, zum Bei-
spiel eine kritische Auseinandersetzung mit den Daten-
schutzstandards der Vereinigten Staaten, dann kann
eigentlich auch nur ein solches Ergebnis herauskommen.

Vom Kollegen Dressel ist gerade gesagt worden, es
ginge um den Schutz der europäischen Luftfahrtgesell-
schaften. Ich kann nur sagen: Man sieht heutzutage in ei-
nem anderen Bereich, wie dieser Schutz aussieht. Dazu
muss man sich nur ansehen, wie die Lufthansa von Russ-
land behandelt wird. Daran kann man erkennen, dass die
Luftfahrtgesellschaften zumindest bei der Bundesregie-
rung nicht wirklich gut aufgehoben sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie des Abg. Jan Korte [DIE LINKE])


Die Kooperation mit den USA bei der Bekämpfung
des Terrorismus und natürlich auch in Sicherheitsfragen
ist und bleibt richtig. Die Frage ist aber, welchen Preis
wir hinsichtlich unserer eigenen Standards beim Daten-
schutz und bei den Bürgerrechten eigentlich bezahlen.
Der Preis, der hier bezahlt wurde, ist aus meiner Sicht
völlig inakzeptabel.

Das Dokument ist von Ignoranz gegenüber dem Da-
tenschutz und den Datenschützern in der EU geprägt.
Nationale Datenschutzbeauftragte, das Europäische Par-
lament und der Europäische Datenschutzbeauftragte, sie
alle haben das Abkommen kritisiert. Aber nicht nur das:
Sie haben mit sehr konkreten und konstruktiven Verbes-
serungsvorschlägen auch dargelegt, wie es ginge.

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(C (D Ich kann nur ein Beispiel nennen und dabei den Euroäischen Datenschutzbeauftragten Peter Johan Hustinx itieren, der klargemacht hat, dass das Abkommen mit anada, das sehr ähnlich ist, eigentlich ein sehr gutes eispiel ist. Er hat zwei klare Aspekte genannt: Der eine st eine kleinere Liste der PNR-Daten, der andere ist eine ontrolle für diejenigen, die Datenschutz betreiben. Beies finden wir hier nicht. Zum ersten Punkt ist gerade gesagt worden, dass die iste nicht wesentlich verkürzt wurde. Zum Beispiel ird all das, was vorher über das persönliche Umfeld on Flugpassagieren darin stand, nun mit „Kontakte“ beeichnet. Darunter sind ganz einfach viele Merkmale zuammengefasst worden. Die Zahl ist also nicht wirklich ubstanziell verkleinert worden. Zum zweiten Punkt. Es gibt keine effektive Datenchutzkontrolle. Wir wissen, dass es einmal im Jahr eine valuation geben wird. Dazu wird es aber keine Konsul ation von Datenschützern geben. Das ist einfach ein kandal und eine Katastrophe für den Datenschutz in iesem Bereich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wofür gibt es eigentlich die entsprechenden Institutio-
en? Wofür gibt es die Datenschutzgruppe nach Art. 29?
ofür gibt es Datenschutzbeauftragte? Ich weiß, dass

as auch etwas mit den Institutionen zu tun hat. Wofür
ibt es eigentlich das Europäische Parlament? So viel
gnoranz gegenüber dem Datenschutz zeigt, dass die
ürgerrechte gefährdet werden, dass aber auch Ver-

rauen verspielt wird.

Ein Filter für die Software – eigentlich ein Techni-
um, das kein Problem gewesen wäre, weil es dem Ab-
ommen nicht widerspricht – ist nicht durchgesetzt wor-
en. Ein solcher Filter hätte sichergestellt, dass die
aten so übermittelt werden, wie es das Abkommen vor-

ieht. Nun gibt es noch nicht einmal eine technische Ab-
icherung, die dafür sorgt, dass das beschlossene Ab-
ommen eingehalten wird. Auf das Problem mit der
atenspeicherzeit wurde bereits hingewiesen. So kann

s eigentlich nicht weitergehen, weil wir hier mit unse-
em Datenschutz spielen. In blindem Kopiereifer ma-
hen wir das demnächst in der Europäischen Union an-
cheinend nach. Mir ist noch immer nicht klar, ob es eine
valuation gibt. Ich habe mehrfach nachgefragt, wo ich
achlesen kann, was die Europäische Union aus dem,
as die Amerikaner machen, lernen kann.

Wir haben den Prümer Vertrag, APIS und ein erwei-
ertes Abkommen für Europol. Name, Geburtsdatum,
ationalität, Passnummer, Geschlecht und biometrische
aten werden schon jetzt erfasst. Wozu brauchen wir
ann noch ein EU-PNR? Das ist überhaupt nicht sinn-
oll. Wir schaffen zunehmend mehr Datenbanken.
leichzeitig bauen wir Personal in den Ländern ab. Es
ibt mittlerweile nicht mehr genügend Polizistinnen und
olizisten, die in all diesen Datenbanken nachschauen
önnten. Sie bauen nicht nur Bürgerrechte ab, sondern
chaffen auch weniger Sicherheit mit Ihrer Datensam-
elwut. So geht es nicht weiter.






(A) )



(B) )


Omid Nouripour
Ihrem Gesetzentwurf können wir nicht zustimmen.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich unseren Antrag
durchzulesen. Dort steht, wie man es besser machen
kann. Sicherheit und Freiheit lassen sich durchaus mit-
einander vereinbaren, aber nicht mit dem vorliegenden
Abkommen.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612623500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu
dem Abkommen zwischen der Europäischen Union und
den Vereinigten Staaten von Amerika über die Verarbei-
tung von Fluggastdatensätzen und deren Übermittlung
durch die Fluggesellschaften an das United States De-
partment of Homeland Security. Der Innenausschuss
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
che 16/7144, den Gesetzentwurf der Bundesregierung
auf Drucksache 16/6750 anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu
erheben. – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltun-
gen? – Damit ist der Gesetzentwurf gegen die Stimmen
der FDP-Fraktion, der Fraktion Die Linke und der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen bei Zustimmung der
Unionsfraktion und der SPD-Fraktion angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion der FDP auf Druck-
sache 16/7182. Wer stimmt für diesen Entschließungsan-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der
Entschließungsantrag ist damit gegen die Stimmen der
Antragsteller, der Fraktion Die Linke und der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-
fehlung des Innenausschusses auf Drucksache 16/5929.
Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
schlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/4445
mit dem Titel „Europäische Datenschutzstandards bei
der Weitergabe von Fluggastdaten an die USA sicher-
stellen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Damit ist die Beschluss-
empfehlung angenommen.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf Druck-
sache 16/4577 mit dem Titel „Stärkung des Daten- und
Rechtsschutzes bei der Weitergabe von Fluggastdaten an
die USA“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist damit gegen die Stimmen der Op-
positionsfraktionen angenommen.

Wir kommen zum Zusatzpunkt 4. Abstimmung über
den von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzent-
wurf zur Änderung des Bundespolizeigesetzes. Der In-
nenausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 16/7148, den Gesetzentwurf der Bun-

d

( d s s m u G W s t F B a s G d a a F t d D B F a d d 1)

(C


(D esregierung auf den Drucksachen 16/6292 und 16/6570 neu)

iejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
ung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegen-
timmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist da-
it in zweiter Beratung angenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
er stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Ge-

etzentwurf ist damit mit den Stimmen der Unionsfrak-
ion und der SPD-Fraktion gegen die Stimmen der FDP-
raktion, der Fraktion Die Linke und der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
ntrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7183. Wer
timmt für diesen Entschließungsantrag? – Gegenprobe! –
ibt es Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist
amit abgelehnt.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Britta
Haßelmann, Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Bildungspolitische Katastrophe verhindern –
Betreuungsgeld eine Absage erteilen

– Drucksache 16/7114 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Finanzausschuss
Haushaltsausschuss

Wir nehmen die Reden des Kollegen Thomas Bareiß
us der Unionsfraktion, der Kollegin Marlene Rupprecht
us der SPD-Fraktion, der Kollegin Ina Lenke aus der
DP-Fraktion, der Kollegin Diana Golze aus der Frak-

ion Die Linke und der Kollegin Britta Haßelmann aus
er Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu Protokoll.1)

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf
rucksache 16/7114 zu überweisen: zur federführenden
eratung an den Ausschuss für Familie, Senioren,
rauen und Jugend und zur Mitberatung an den Finanz-
usschuss und den Haushaltsausschuss. Gibt es dazu an-
erweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist
ie Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 21 a und 21 b auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Laurenz Meyer (Hamm), Andreas G.
Lämmel, Klaus Hofbauer, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge-
ordneten Andrea Wicklein, Doris Barnett,
Engelbert Wistuba, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD

Anlage 12






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Die wirtschaftlichen und arbeitsplatzschaffen-
den Erfolge der Gemeinschaftsaufgabe „Ver-
besserung der regionalen Wirtschaftsstruk-
tur“ nutzen – Regionales Wachstum und
Beschäftigungseffekte intensivieren

– Drucksachen 16/5607, 16/6837 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Doris Barnett

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sabine
Zimmermann, Dr. Barbara Höll, Dr. Gesine
Lötzsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Fördermittel Aufbau Ost in voller Höhe beibe-
halten – Geplante Kürzung der Gemein-
schaftsaufgabe von 100 Mio. Euro zurückneh-
men

– Drucksache 16/7042 –

Auch hier nehmen wir die Redebeiträge zu Protokoll.
Das betrifft den Kollegen Andreas Lämmel aus der
Unionsfraktion, die Kollegin Doris Barnett und die Kol-
legin Andrea Wicklein aus der SPD-Fraktion, die Kolle-
gin Gudrun Kopp aus der FDP-Fraktion, die Kollegin
Sabine Zimmermann aus der Fraktion Die Linke und die
Kollegin Cornelia Behm aus der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen.1)

Wir kommen damit zur Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Wirtschaft und Technologie zu dem An-
trag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD mit dem
Titel „Die wirtschaftlichen und arbeitsplatzschaffenden
Erfolge der Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung der re-
gionalen Wirtschaftsstruktur‘ nutzen – Regionales
Wachstum und Beschäftigungseffekte intensivieren“.
Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 16/6837, den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/5607 anzu-
nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/7042 mit dem Ti-
tel „Fördermittel Aufbau Ost in voller Höhe beibehalten –
Geplante Kürzung der Gemeinschaftsaufgabe von
100 Mio. Euro zurücknehmen“. Wer stimmt für diesen
Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltungen? –
Der Antrag ist abgelehnt.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael
Link (Heilbronn), Jens Ackermann, Dr. Karl
Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Das Instrument der Wahlbeobachtungen
durch die OSZE darf nicht geschwächt wer-
den – ODIHR muss handlungsfähig und unab-
hängig bleiben

– Drucksache 16/7001 –

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d1) Anlage 13

(C (D Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion der FDP sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Es gibt inzwischen eine neue Verabredung zur Rederreihenfolge. Deshalb wird nicht der Kollege Link für ie Antragsteller als Erster sprechen, sondern es hat der ollege Manfred Grund für die Unionsfraktion das ort. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir beraten heute aus einem sehr aktuellen Anass einen Antrag, den die FDP nachher vorstellen wird. s geht um die Beibehaltung der uneingeschränkten ahlbeobachtung durch die OSZE, die Organisation für icherheit und Zusammenarbeit in Europa. Aktueller Anlass ist folgender: Am 2. Dezember 2007 ird es in Russland zu Wahlen zur Staatsduma kommen, nd die russische Regierung hat bis heute nicht zu erkenen gegeben, dass sie bereit ist, in Russland eine uneineschränkte Wahlbeobachtungsmission der OSZE durchühren zu lassen. Die Geschichte der OSZE, der Organisation für icherheit und Zusammenarbeit in Europa, ist eine Erolgsgeschichte. Sie nahm am 3. Juli 1973 mit dem eginn der Helsinki-Konferenz ihren Anfang. In der Ab olge dieser Konferenz haben die damaligen euroäischen Staaten und die Sowjetunion gemeinsam mehere Abkommen getroffen. Diese Abkommen waren in er Folge sehr wichtig, insbesondere sehr wichtig für die enschen jenseits des Eisernen Vorhangs. Es gab insgesamt drei sogenannte Körbe. Von diesen rei Körben hat sich der dritte Korb mit den Menschenechten beschäftigt. Letztendlich haben die Ostblocktaaten ein Tauschgeschäft gemacht. Sie haben die Anerennung ihrer staatlichen Souveränität und ihrer renzen nach dem Zweiten Weltkrieg quasi gegen das ugeständnis eingetauscht, dass sie sich im Bereich der enschenrechte, also der Religionsfreiheit, der Presse reiheit, der Informationsfreiheit und der Reisefreiheit, uf Standards verpflichten, die im freien Teil Europas chon immer gegolten haben. Diese Standards wurden wenn auch zunächst nur theoretisch und auf dem Paier – verpflichtend eingegangen. Für mich, der ich in der ehemaligen DDR aufgewachen bin, war es sehr wichtig, dass die Ostblockstaaten, uch die DDR, verpflichtet waren, diese Standards, diese ereinbarung, abzudrucken. Wir konnten das nehmen nd konnten sagen: Hier steht es im Neuen Deutschland. hr dürft uns nicht wegen unserer Kirchenzugehörigkeit on der Weiterbildung, vom Studium ausschließen; ihr ürft uns nicht verfolgen, weil wir Informationen, Manfred Grund Druckschriften aus dem westlichen Teil Europas besitzen oder weitergeben; und ihr dürft uns nicht an der Berliner Mauer erschießen. Das war sehr wichtig. Von diesem Prozess des dritten Korbes ausgehend, haben sich in den Ostblockstaaten viele Menschenrechtsorganisationen gefunden und darauf gegründet: die Charta 77 in der ČSSR, die polnischen und sowjetischen Menschenrechtsorganisationen und natürlich auch die Bürgerrechtsbewegung in der damaligen DDR. Infolge dieses KSZE-Prozesses, der seit 1995 der OSZE-Prozess ist, kam es zu einem Wandel durch Annäherung, der letztendlich 1989 mit dem Fall der Mauer, mit dem Fall des Eisernen Vorhangs seinen Höhepunkt gefunden hat. Möglicherweise sind es diese durchaus dramatischen Entwicklungen, die durch die Anerkennung der Menschenrechte und die Informationsfreiheit eingetreten sind, die dazu beitragen, dass heute Russland unter dem Präsidenten Putin mit diesem OSZE-Prozess und mit den Wahlbeobachtungsmissionen, die sich darauf gründen, sehr restriktiv umgeht. Das betrifft nicht allein Russland. 2004 haben sich in Astana die GUSStaaten mit einem Appell an die anderen Mitgliedstaaten dieses OSZE-Prozesses – das sind 56; alle Staaten Europas, Kanada und die USA sowie ein Teil der asiatischen Staaten – gewandt, der darauf hinausläuft, dass eine freie und faire Berichterstattung und eine Wahlbeobachtungsmission erschwert werden. Wir müssen ein großes Interesse daran haben, dass Wahlbeobachtungsmissionen nicht nur jetzt bei der Dumawahl in Russland, sondern bei allen Wahlen in den Ländern, die OSZE-Vereinbarungen abgeschlossen und versprochen haben, Standards einzuhalten, stattfinden können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1612623600




(A) )


(B) )


Das sind wir nicht nur uns selbst und dem Wandel schul-
dig, den KSZE und OSZE in den ehemaligen Ostblock-
staaten verursacht haben, sondern auch den Erwartungen
der Menschen in den Transformationsländern. Diese
Transformationsländer, die postkommunistischen Staa-
ten, haben ganz unterschiedliche Erwartungen an uns. Es
besteht durchaus die Erwartung, dass wir durch Wahlbe-
obachtungsmissionen den Weg bestätigen, den sie in
Richtung Demokratie, Parlamentarismus und Rechts-
staatlichkeit genommen haben, was manchmal ein qual-
voller Prozess für die Staaten ist, weil sie einen ganz an-
deren Hintergrund haben. Wer – manche von uns sind als
Wahlbeobachter unterwegs – in diesen Ländern gewesen
ist, weiß auch, dass diejenigen, die als Büroleiter in den
Wahlbüros, zu denen wir kommen, tätig sind und dort
ihre Arbeit machen, froh und dankbar sind, wenn wir
nach der Prüfung, nach dem Checken all dessen, was mit
der Wahlbeobachtungsmission zusammenhängt, sagen
können: Besser als ihr die Wahlen vorbereitet und durch-
geführt habt, hätten auch wir in Deutschland es nicht
machen können. – Es ist also in vielerlei Hinsicht wich-
tig, dass wir in Wahlbeobachtungsmissionen unterwegs
sind. Deswegen geben wir unsere Zustimmung zu die-
sem Teil des Antrags der FDP.

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(C (D Der Antrag beinhaltet aber eines, dem wir bzw. ich icht zustimmen kann. Es steht darin, dass die Bewerung Kasachstans um den Vorsitz der OSZE in nächster eit nicht von der Bundesregierung unterstützt werden oll. Ich meine, wir sollten gerade die Bewerbung Kaachstans für den OSZE-Vorsitz unterstützen. Zum einen äre damit zum ersten Mal ein postkommunistisches ransformationsland mit dem Vorsitz der OSZE beauf ragt. Zum anderen würde man anerkennen, dass insbeondere Kasachstan bei der Respektierung der Menchenrechte Fortschritte gemacht hat, wenn auch nicht in em Maße, wie es wünschenswert wäre. Ich selbst war m 18. August im Rahmen einer Wahlbeobachtungsmision in Astana, als das kasachische Parlament gewählt urde. Ich kann sagen: Für mich und viele der Wahleobachter – ich war mit einem Kollegen aus Österreich nterwegs – war die Vorbereitung und die Durchführung er Wahl in Ordnung. Das war weitestgehend frei und air. Das sollte man anerkennen. In diesem Prozess sollen wir ein Land wie Kasachstan unterstützen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch finde, es würde Russland wesentlich schwerer fallen,
undamentale Kritik an der OSZE und an Wahlbeobach-
ungsmissionen zu üben, wenn ein Land wie Kasachstan,
in Transformationsland, mit dem temporären Vorsitz
eauftragt wird.

Ein Letztes: Es gibt den Vorwurf, dass die OSZE und
DIHR doppelte Standards anlegen. Da müssen wir
irklich sehr aufpassen, dass diesem Vorwurf nicht Nah-

ung gegeben wird. Die Standards, die in Kasachstan
elten sollen, müssen natürlich genauso in Italien gelten.
enn wir wollen, dass unabhängige Wahlbeobachter in

ransformationsländern einen Zugang zu Wahllokalen
rhalten, muss dieser Zugang auch in allen anderen
SZE-Staaten gewährleistet werden. Nur so können wir
ertrauen in diesen Prozess schaffen und die Länder er-
utigen, die sich auf dem Weg in Richtung Europa be-

inden. Manchmal ist dieser Weg steinig und schwierig.

Wir begrüßen die Intention, die dem Antrag der FDP
nnewohnt, teilen aber auch die Sorge über eine sehr au-
oritäre und restriktive Entwicklung in Russland. Wir
aben die Hoffnung, dass Russland sehr bald eine Wahl-
eobachtungsmission der OSZE, von ODIHR, zulässt.
e mehr Tage vergehen, desto unwahrscheinlicher wird
s, dass das organisatorisch noch zu leisten ist. Von hier
us appelliere ich daher an Russland, die OSZE-Ver-
flichtungen möglichst bald zu erfüllen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612623700

Nun hat der Kollege Michael Link für die FDP-Frak-

ion das Wort.


Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1612623800

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen! Geehrte Kol-

egen! Herr Grund ist auf Kasachstan eingegangen; da-
auf will ich zum Schluss zu sprechen kommen. Ich






(A) )



(B) )


Michael Link (Heilbronn)

möchte vorweg ein paar allgemeine Bemerkungen zur
OSZE machen, die uns zur Formulierung dieses Antrags
veranlasst haben.

Die FDP legt dem Haus heute einen Antrag zum
Schutz und Ausbau der Wahlbeobachtungsinstrumente
der OSZE vor. Anlass sind die Forderungen einer Reihe
von OSZE-Mitgliedern – an der Spitze steht Russland –,
Wahlbeobachtungsmissionen der OSZE substanziell zu
erschweren. Wir meinen, es ist höchste Zeit für den Bun-
destag, sich wieder einmal intensiv mit dem Thema
OSZE zu befassen. Das ist ein Thema, das in der Öffent-
lichkeit zu Unrecht ein Schattendasein führt. Dabei ist
die OSZE die einzige gesamteuropäische Organisation
zwischenstaatlicher Art, die aktiv arbeitet, und zwar
nicht nur auf europäischer Ebene, sondern – das ist ein
oft bemühtes Bild – von Vancouver bis Wladiwostok.
Durch die aktive Mitarbeit Kanadas und der USA als
Vollmitglieder ist die OSZE ein wichtiger Teil der trans-
atlantischen Zusammenarbeit in Ergänzung zur NATO,
zugegebenermaßen auf einem ganz anderen Gebiet, aber
auf einem sehr wichtigen.

Die OSZE hat viele Tätigkeitsbereiche. Aus unserer
Sicht ist die sogenannte humane, die menschliche Di-
mension der OSZE, also der Einsatz für Demokratie und
Menschenrechte, das Wichtigste. Jetzt komme ich zum
entscheidenden Teil des Antrages: Mit der Begründung
des Büros für Demokratische Institutionen und Men-
schenrechte – die englische Abkürzung ODIHR steht für
Office for Democratic Institutions and Human Rights –
wurde 1990 ein wichtiges und entscheidendes Instru-
ment für den Aufbau demokratischer Institutionen und
für Wahlbeobachtung geschaffen. Das Instrument der
Wahlbeobachtungen, das dem institutionell und vertrag-
lich bisher unabhängigen ODIHR mit Sitz in Warschau
zur Verfügung steht, ist eines der schärfsten Schwerter,
über das die OSZE heute verfügt. Die langfristig ange-
legten Wahlbeobachtermissionen der OSZE über
ODIHR leisten einen ganz entscheidenden Beitrag zum
Ansehen dieser Organisation.

Leider hat Russland seit den von Moskau aufs Hef-
tigste kritisierten OSZE-Wahlbeobachtungen im Um-
feld der Rosenrevolution in Georgien und der Orangenen
Revolution in der Ukraine nie verhehlt, dass es eine
starke und unabhängige Position der OSZE-Wahl-
beobachter und des ODIHR ablehnt. Die jüngste Ankün-
digung des Vorsitzenden der russischen Wahlkommission,
Wladimir Tschurow, die Zahl der OSZE-Wahlbeobach-
ter für Russland auf 50 zu begrenzen, zeigt deutlich, wie
entschlossen die Regierenden in Moskau sind, sicherzu-
stellen, dass die internationale Gemeinschaft bei den an-
stehenden Dumawahlen am 2. Dezember nicht genau
hinschauen kann. Die Motivation des Machterhalts in
der gelenkten Demokratie demonstriert, wie unglaub-
würdig die russische Kritik an den Wahlbeobachtermis-
sionen der OSZE ist.

Bei diesem Vorgehen, bei der Forderung nach einer
Schwächung des ODIHR wird Russland von Kasachstan
unterstützt. Herr Grund, damit komme ich zu dem Punkt,
den Sie angesprochen haben. Kasachstan ist ein von uns
geschätzter Partner in Zentralasien. Kasachstan ist ein

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(C (D and, dessen Parlamentswahlen weder frei noch fair waen. Hier sind wir wahrscheinlich unterschiedlicher einung. Aber der Abschlussbericht der OSZE-Wahleobachter vom 18. August 2007 – auch ich habe an der ahlbeobachtung teilgenommen – zeigt gerade durch ie von den OSZE-Wahlbeobachtern gewählte Terminoogie deutlich, dass sich hier mitnichten eine Demokratie m den OSZE-Vorsitz bewirbt. Kasachstan ist ein Staat, dessen Präsidialpartei bei ieser Wahl ein Traumergebnis von 90 Prozent für sich eklamiert und als einzige Partei ins Parlament eingezoen ist. Kasachstan ist ein Staat, der sich nun für das ahr 2009 um den OSZE-Vorsitz beworben hat. Die undesregierung unterstützt diese Bewerbung bisher. ch denke, es ist aufgrund des nicht akzeptablen Ablaufs er kasachischen Wahlen vom August 2007 höchste eit, dass die Bundesregierung diese Unterstützung berdenkt. Kasachstans OSZE-Vorsitz könnte nur dann eines Taes infrage kommen, wenn es sich zukünftig demokraisch entwickelt. Eine Demokratie auf dem Papier kann nd darf von Berlin keine Unterstützung für das hohe mt des OSZE-Vorsitzes bekommen, bei allen Anrei en, die auch ich akzeptiere und die auch wir sehen. ber es geht nicht um Mitgliedschaft, sondern es geht m die bedeutende Frage des Vorsitzes in der OSZE. Ich erinnere in diesem Zusammenhang einmal daran, ofür die OSZE steht. Herr Grund, Sie haben es mit be edten Worten selbst gesagt: Die OSZE steht für eine ange und erfolgreiche Geschichte der Wahlbeobachung. Häufig wird vergessen, dass alle heutigen EU-Mitlieder in Mittelund Osteuropa in den 90er-Jahren SZE-Beobachtermissionen hatten, die auch eine ent cheidende Rolle bei der Erreichung der Kopenhagener riterien gespielt haben, zum Beispiel gerade in den drei altischen Staaten. Die OSZE hat in den 90er-Jahren ine wichtige Rolle bei der Heranführung dieser Staaten n die EU gespielt. Übrigens spielt sie heute gerade auch m Kosovo, in Albanien und in Mazedonien durch ihre ortigen Missionen immer noch eine wichtige Rolle. ieles von dem Positiven, was wir im Kosovo, in Albaien und in Mazedonien erreicht haben – wir wissen, ass beileibe nicht alles positiv ist –, haben wir aufgrund er OSZE-Missionen erreicht, die oft von Deutschen geeitet werden und wurden. Aus meiner Sicht gibt es also genügend Gründe, dass ir das wichtige Amt des OSZE-Vorsitzes – ich wiederole: es geht nicht um Mitgliedschaft, sondern um den orsitz – nicht einer Demokratie auf dem Papier, wie es asachstan zurzeit leider noch ist, übertragen. Am 29. November 2007 steht in Madrid der nächste inisterrat der OSZE an. Damit, Herr Staatsminister, ommen wir zum aktuellen Teil unseres Antrags. Der ntrag enthält viele Punkte, die einer generellen Diskus ion würdig sind. Schon Ende November steht die Entcheidung über den Vorschlag unter anderem Russlands n, die ODIHR-Beobachtungen neu zu regeln. Dieser onkrete Vorschlag Russlands, Armeniens, Kasachstans, Michael Link Kirgistans, Tadschikistans, Usbekistans und Weißrusslands, also zumindest entwicklungsbedürftiger Demokratien, darf in dieser Form nicht angenommen werden. Würde er angenommen, dann würde das Instrument der Wahlbeobachtung der OSZE zur Farce verkommen. Ich komme zum Schluss. Herr Grund hat zu Recht gesagt, dass die KSZE für viele engagierte Bürgerrechtler in der damaligen DDR ein wichtiger Punkt war, um Hoffnung zu schöpfen und an den menschenrechtlichen Korb der KSZE anzuknüpfen. Heute ist die OSZE für viele Bürgerrechtler unter anderem in Usbekistan und in Weißrussland, aber auch in Russland nicht minder wichtig. Wir sollten deshalb gemeinsam daran arbeiten, die OSZE nicht ihres Sinns zu berauben. Danke. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612623900

Den Beitrag der Kollegin Heike Hänsel von der Frak-

tion Die Linke nehmen wir zu Protokoll.1)

Das Wort hat der Kollege Rolf Kramer für die SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Rolf Kramer (SPD):
Rede ID: ID1612624000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Kollege Manfred Grund hat in aus meiner
Sicht richtigen Worten den Prozess der KSZE aus östli-
cher Sicht dargestellt. Wir können konstatieren, dass der
KSZE-Prozess in den 70er-Jahren zu einer Auflösung
der Blöcke beigetragen hat und letzten Endes auch zu
der Situation geführt hat, dass sich die beiden deutschen
Staaten wiedervereinigt haben und dass die Konfronta-
tion der ehemaligen Blöcke nicht mehr besteht.

Wir stehen jetzt vor der Frage, was in Zukunft mit
den verschiedenen OSZE-Aktivitäten geschehen soll.
Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik
fragte 2006: Ist die OSZE-Wahlbeobachtung ein Opfer
ihres eigenen Erfolgs?

Damals wie heute ging es darum, wie die Zukunft der
Wahlbeobachtermissionen im Rahmen der OSZE ausse-
hen soll. Eine Gruppe von Staaten um Russland forderte
damals wie auch heute, dass sich die OSZE weniger um
die Wahlbeobachtung, um die Beachtung demokrati-
scher Standards und um die Einhaltung der Menschen-
rechte kümmern sollte.

Das darf aber nicht geschehen. Notwendige Verände-
rungen und verstärkte Aktivitäten der OSZE in den Be-
reichen Sicherheit, Wirtschaft und Umweltschutz dürfen
keinesfalls zulasten der menschlichen Dimension gehen
und die Werte und Überzeugungen der OSZE schwä-
chen.

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t1) Anlage 14

(C (D Die OSZE hat Aufgaben wahrzunehmen, die auch ukünftig von zentraler Bedeutung sein werden, zum eispiel ihre Teilnehmerstaaten immer wieder an die ingegangenen Verpflichtungen zu Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Menschenrechte sowie Abrüstung und üstungskontrolle zu erinnern und sie bei deren Umsetung zu unterstützen. Mit ihren Wahlbeobachtungsmisionen leistet die OSZE einen entscheidenden Beitrag ur Legitimität der Parlamente und der Regierungen iher Mitgliedstaaten. Wer an der Unabhängigkeit dieser ission rüttelt und die Wahlstandards infrage stellt, der rschüttert aus meiner Sicht auch die Grundfesten der SZE. Gerade die Entwicklung in der Ukraine im Jahre 2004 at uns allen ganz deutlich gemacht, dass wir in Europa nd in der OSZE zu den Grundsätzen der Demokratie tehen müssen. Wahlen dürfen nicht verfälscht werden, nd ein Ergebnis muss den Mehrheitswillen des Volkes hrlich zum Ausdruck bringen. Die russische Regierung ezeichnet die Orangene Revolution in der Ukraine emgegenüber als Beispiel dafür, wie mithilfe der OSZE nd ihrer Wahlbeobachter ein Regimewechsel initiiert orden sei. Richtig ist dagegen, dass diese Wahlbeobachter zahleiche Manipulationen und Verstöße der Regierung des amaligen Präsidenten Kutschma dokumentiert hatten nd so die Vorwürfe der Opposition glaubhaft belegen onnten. Der schließlich korrekt verlaufene dritte Wahlang wäre ohne die technische Unterstützung und weierhin erfolgte Beobachtung durch die OSZE kaum mögich gewesen. In diesem Wahlgang hatte der von Moskau nterstützte Kandidat Janukowitsch eine deutliche Nieerlage gegen den heutigen Präsidenten Juschtschenko rlitten. Ähnlich verlief aus Moskauer Sicht der Machtechsel in Georgien, der mit Präsident Saakaschwili eien ebenfalls westlich orientierten Politiker an die Spitze ebracht hatte. Gleichzeitig kam der OSZE die Rolle eines Katalysaors zu, als ihre Beobachter die Wahlfälschung des ehe aligen kirgisischen Präsidenten Akajew dokumentieren und so dessen Ablösung beförderten. Alle diese Beispiele zeigen aus meiner Sicht, trotz der orgebrachten Kritik: Die Wahlbeobachtung der OSZE st ein allgemeines Gütesiegel geworden. Das beweist icht zuletzt das große Interesse anderer Länder in Ost nd West an ihr, so auch bei den Präsidentschaftswahlen n Afghanistan. Hier wurden von der OSZE und dem uständigen, unabhängig agierenden Büro für Demokraische Institutionen und Menschenrechte, ODIHR, in arschau Maßstäbe gesetzt. Deshalb sollte die Wahlbebachtung, die die Organisation auch für die Öffentlicheit in allen Mitgliedstaaten sichtbar macht, beibehalten nd ausgebaut werden. Die intensive Wahlbeobachtung kann dabei als wichiges Merkmal für die OSZE und Vorteil gegenüber aneren internationalen Akteuren begriffen werden und ollte nicht vernachlässigt werden. Eine verstärkte Beteiigung der Parlamentarischen Versammlung kann die ransparenz der Wahlbeobachtung durch die Organisa ion nur erhöhen. Rolf Kramer Ähnliches gilt für die OSZE-Feldmissionen, die weiter ausgebaut und deren Teilnehmer noch professioneller werden sollten. Freie und korrekte Wahlen bilden einen der Grundpfeiler jedes demokratischen Regimes. Doch setzen sie auch das Vorhandensein einer demokratischen Kultur voraus. Hier muss eingeräumt werden, dass eine solche, eben eine demokratische Kultur, aus Gründen, die im Erbe der Vergangenheit und in Schwierigkeiten der Gegenwart liegen, in manchen Mitgliedstaaten der OSZE noch fehlt. Aus diesem Grund ist die von der OSZE durchgeführte Wahlbeobachtung absolut unerlässlich, um den korrekten Ablauf der Wahlen zu gewährleisten. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Überdies wurde Anfang der 90er-Jahre beschlossen,
dass die OSZE die Transformationsstaaten beim Aufbau
demokratischer Strukturen unterstützen sollte. Diese
Aufgabe ist aus meiner Sicht weiter erforderlich. Die
OSZE kommt hier ihrer originären Aufgabe nach, die von
allen 55 OSZE-Staaten freiwillig übernommenen Ver-
pflichtungen – hier die Achtung der Prinzipien der
Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie – zu überwachen.

Diese Tätigkeit findet auf zwei Ebenen statt. Die von
der OSZE durchgeführte Wahlbeobachtung erfolgt im
Allgemeinen gemäß einer Kooperationsvereinbarung,
die vom Präsidenten der Parlamentarischen Versamm-
lung der OSZE und dem amtierenden Vorsitzenden der
OSZE am 2. September 1997 unterzeichnet wurde. Die
Aufgabe der OSZE besteht darin, demokratische Wahl-
prozesse durch genaue Beobachtung nationaler und lo-
kaler Wahlgänge zu fördern.

Das ODIHR muss ebenfalls Wahlhilfeprojekte durch-
führen, die eine echte partizipatorische Demokratie be-
günstigen und die Teilnehmerstaaten bei der Erfüllung
ihrer Verpflichtungen in der menschlichen Dimension
unterstützen, indem es sein Fachwissen einbringt und
praktische Unterstützung bei der Festigung der demokra-
tischen Institutionen leistet.

Die Parlamentarische Versammlung der OSZE wird
dann im Wahlvorgang tätig, indem sie Beobachter ent-
sendet, die überprüfen, ob die Wahlen ordnungsgemäß
ablaufen. Wichtig ist dabei, dass so bald wie möglich
nach Abschluss des Wahlganges eine Beurteilung da-
rüber veröffentlicht wird, ob die Wahlen demokratisch
waren oder nicht.

Aus meinen bisherigen Ausführungen entnehmen Sie
sicherlich, dass der Antrag der FDP auch bei uns durch-
aus auf Sympathie trifft. Von den acht Forderungen, die
im zweiten Teil des Antrages an die Bundesregierung
gerichtet werden, trifft die überwiegende Zahl auf unsere
Zustimmung.

Etwas genauer hinsehen müssen wir unter anderem
bei den Forderungen nach dem Status der von der
OSZE-PV und von ODIHR eingesetzten Wahlbeobach-
ter sowie der Stellung der Parlamentarierversammlung
innerhalb der OSZE-Organisation. Ich glaube aber, dass

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(C (D ir in den Ausschussberatungen zu einem konstruktiven rgebnis kommen können. Der Erhalt und der Ausbau der OSZE und ihrer Einichtungen sind in unser aller Interesse. Es geht dabei um ie Erneuerung und um den Erhalt des bisher Erreichten. iese Herausforderung können wir allerdings nur geeinsam meistern. Sie erfordert unser aller Engagement. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612624100

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

ollegin Marieluise Beck das Wort.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch hätte es sehr gut gefunden, wenn diese Debatte, die
uch uns Parlamentarier und unsere Präsenz innerhalb der
SZE betrifft, von unseren Delegationsleitern begleitet
orden wäre. Das wäre dieser Debatte angemessen und
ürde zeigen, dass wir alle sehr gut beraten wären, uns
och einmal über unser Engagement in der Parlamentari-
chen Versammlung zu verständigen. Diese Arbeit erledi-
en wir manchmal nur nebenbei. Obwohl wir alle sehr
ichtige Geschäfte zu erledigen haben, sollten wir uns

lle – ich nehme mich da gar nicht aus – darüber verstän-
igen, dass unsere aktive Mitarbeit in der Parlamentari-
chen Versammlung der OSZE unglaublich wichtig ist.
as gilt besonders in dieser Zeit – das ist von der FDP in

hrem Antrag zu Recht dokumentiert worden –, in der die
ngriffe auf die OSZE immer massiver werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Entscheidung Russlands, die Begleitung und Be-
bachtung der Wahlen auf diese massive Weise einzu-
chränken, ist einmalig in der Geschichte der OSZE. An-
ässlich der Wahlen in diesem Land mit 95 000

ahllokalen sind 70 Beobachter der OSZE von russi-
cher Seite zugelassen. Selbst wir OSZE-Parlamentarier
önnen zum Teil als Wahlbeobachter nicht fungieren.
as ist schlichtweg skandalös. Russland hat sowohl
999 in Istanbul als auch im Dezember 2006 das Kon-
ensprinzip anerkannt und sich verpflichtet, die Wahlbe-
bachtung und auch ODIHR zu stärken.

Noch eine Bemerkung zu ODIHR. Wenn Parlamenta-
ier freitags anreisen und montags wieder fahren, können
ie Wahlbeobachtung nur oberflächlich durchführen. Die
igentliche Arbeit wird von ODIHR geleistet. Dazu wer-
en der freie Zugang zu Medien, der Zugang der einzel-
en Parteien zu den Wahlen, die Kandidatenkür und die
rt der Auseinandersetzung über einen langen Zeitraum
berprüft. Dafür gibt es ein international anerkanntes
enchmarking-Verfahren. Das ist die eigentliche Grund-

age, auf der letztlich die Fairness und die Freiheit der
ahlen beurteilt werden.






(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)

Wir können beobachten, dass systematisch die Axt an
ODIHR gelegt wird, sowohl von russischer Seite, aber
auch von anderen GUS-Nachfolgestaaten. Offensichtlich
ist erkannt worden, dass faire und freie Wahlen tatsäch-
lich dazu führen können, dass Regierungen an die Macht
gelangen, die nicht von denjenigen gewollt sind, die
glaubten, fest im Sattel zu sitzen, auch über – so will ich
in diesem Zusammenhang einmal sagen – prekäre Wahl-
verfahren.

Mit den Wahlen in der Ukraine und mit dem Erfolg
wirklich freier und fairer Wahlen und einem Regime-
wechsel dort ist offensichtlich innerhalb von GUS-Län-
dern und in Russland ein systematischer Versuch losge-
treten worden, dieser Form von Wahlbeobachtung zu
Leibe zu rücken. Dem müssen wir uns mit aller Ent-
schiedenheit entgegenstellen; denn sonst wird eines der
zentralen Instrumente der OSZE kaputtgemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ein kurzer Satz zu Kasachstan. Auch wir waren der
Meinung, dass es eigentlich gut ist, wenn die zentralasia-
tischen Länder über so einen Vorsitz eingebunden wer-
den. Wenn sich Kasachstan aber in dieser Weise an dem
Schleifen der eigentlichen Aufgabe, nämlich Wahlbeob-
achtung, beteiligt, haben wir allen Grund, darüber mit
Kasachstan zu sprechen und untereinander zu beraten,
ob wir das wirklich so aufrechterhalten können. Ich
glaube, wir haben in den Ausschüssen noch einmal Ge-
legenheit, uns darüber auszutauschen.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612624200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/7001 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 23 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Neunten
Gesetzes zur Änderung des Versicherungsauf-
sichtsgesetzes
– Drucksachen 16/6518, 16/6966 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/7152 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Frank Schäffler
Dr. Gerhard Schick

Wir nehmen die Reden der Kollegen Klaus-Peter
Flosbach für die Unionsfraktion, Dr. Hans-Ulrich Krüger
für die SPD-Fraktion, Frank Schäffler für die FDP-Frak-

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1)

2)

(C (D ion, Axel Troost für die Fraktion Die Linke, Dr. Gerhard chick für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und den eitrag der Parlamentarischen Staatssekretärin r. Barbara Hendricks zu Protokoll.1)


Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
ung des Versicherungsaufsichtsgesetzes. Der Finanz-
usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/7152, den Gesetzentwurf der Bundesre-
ierung auf den Drucksachen 16/6518 und 16/6966 in
er Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
ie dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
en wollen, um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Ent-

altungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
atung angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
egenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
it den Stimmen der Unionsfraktion, der SPD-Fraktion

nd der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion Die
inke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Höfken, Nicole Maisch, Cornelia Behm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Verbraucherfreundliche Lebensmittelkennzeich-
nung einführen
– Drucksache 16/6788 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit

Auch hier nehmen wir die Beiträge zu Protokoll. Das
etrifft die Kollegin Uda Heller für die Unionsfraktion,
ie Kollegin Dr. Marlies Volkmer für die SPD-Fraktion,
en Kollegen Michael Goldmann für die FDP-Fraktion,
ie Kollegin Karin Binder für die Fraktion Die Linke
nd die Kollegin Ulrike Höfken für die Fraktion
ündnis 90/Die Grünen.2)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/6788 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die Feststellung des Wirtschaftsplans des
ERP-Sondervermögens für das Jahr 2008

(ERP-Wirtschaftsplangesetz 2008)

– Drucksache 16/6565 –

Anlage 15
Anlage 16






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/7154 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Martin Zeil

Auch hier gehen die Beiträge zu Protokoll. Der Kol-
lege Hans Michelbach hat für die Unionsfraktion seine
Rede zu Protokoll gegeben, der Kollege Garrelt Duin für
die SPD-Fraktion, der Kollege Martin Zeil für die FDP-
Fraktion, der Kollege Dr. Herbert Schui für die Fraktion
Die Linke und der Kollege Hans-Josef Fell für die Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen.1)

Wir kommen damit zur Abstimmung über den von
der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines ERP-
Wirtschaftsplangesetzes 2008. Der Ausschuss für Wirt-
schaft und Technologie empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/7154, den Gesetzent-
wurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/6565
anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzent-
wurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzent-
wurf ist damit in zweiter Beratung angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist mit den Stimmen der Unionsfraktion, der
SPD-Fraktion, der Fraktion Die Linke und der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der FDP-Frak-
tion angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a und 22 b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Priska
Hinz (Herborn), Hans-Josef Fell, Birgitt Bender,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Nanotechnologie – Forschung verstärken und
Vorsorgeprinzip anwenden

– Drucksache 16/7115 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Bericht der Bundesregierung zum Verände-
rungsbedarf des bestehenden Rechtsrahmens
für Anwendungen der Nanotechnologie

– Drucksache 16/6337 –

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1) Anlage 17
2)

3)

(C (D Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Auch hier gehen die Reden zu Protokoll. Der Kollege ohann-Henrich Krummacher für die Unionsfraktion, er Kollege René Röspel für die SPD-Fraktion, die Kolegin Cornelia Pieper für die FDP-Fraktion, die Kollegin r. Petra Sitte für die Fraktion Die Linke und die Kollein Priska Hinz ie Grünen haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.2)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/7115 und 16/6337 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
über die umweltgerechte Gestaltung energie-
betriebener Produkte

(Energiebetriebene-Produkte-Gesetz – EBPG)


– Drucksache 16/6651 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/7155 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Joachim Pfeiffer

Es liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen vor.

Die Fraktionen haben sich darauf geeinigt, dass auch
ie Reden zu diesem Tagesordnungspunkt zu Protokoll
ehen. Das betrifft die Redebeiträge des Kollegen
r. Joachim Pfeiffer für die Unionsfraktion, des Kolle-
en Dr. Axel Berg für die SPD-Fraktion, der Kollegin
udrun Kopp für die FDP-Fraktion, des Kollegen Hans-
urt Hill für die Fraktion Die Linke und des Kollegen
ans-Josef Fell für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en.3)

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über
ie umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Pro-
ukte. Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 16/7155, den Gesetzentwurf der Bundesregierung
uf Drucksache 16/6651 in der Ausschussfassung anzu-
ehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
eichen. – Die Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist damit in zweiter Beratung bei Enthaltung

Anlage 18
Anlage 19






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
der FDP-Fraktion, der Fraktion Die Linke und der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist damit mit den Stimmen der Unionsfraktion
und der SPD-Fraktion bei Enthaltung der FDP-Fraktion,
der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
auf Drucksache 16/7184. Wer stimmt für diesen Ent-
schließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
hält sich? – Der Entschließungsantrag ist gegen die
Stimmen der Antragsteller und die Stimmen der Fraktion
Die Linke abgelehnt.

Ich rufe den Zusatzpunkt 5 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Neuregelung des Wohngeldrechts und zur
Änderung anderer wohnungsrechtlicher Vor-
schriften

– Drucksache 16/6543 –

Erste Beschlussempfehlung und erster Bericht
des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtent-
wicklung (15. Ausschuss)


– Drucksache 16/7166 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bettina Herlitzius

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/7167 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bartholomäus Kalb
Dr. Frank Schmidt
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Anna Lührmann

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Parla-
mentarische Staatssekretärin Karin Roth.


(Beifall bei der SPD)


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Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1612624300


Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Nach Jahren und Jahrzehnten vergeblicher
Bemühungen ist es jetzt gelungen, eine für den Bund
günstige Lösung bei der Beendigung des Treuhandver-
hältnisses im Hinblick auf das Bergmannssiedlungsver-
mögen mit dem Wohnungsunternehmen THS zu errei-

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(C (D hen. Für die Ablösung seiner Rechte erhält der Bund nsgesamt 450 Millionen Euro von der THS, die in vier ahresraten ab Ende 2008 bis 2011 ausgezahlt werden. ie Bundesregierung hat sich – vertreten durch das Bunesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung nd das Bundesministerium der Finanzen – mit dem ohnungsunternehmen THS durch Vergleichsvertrag ber die Beendigung des Treuhandverhältnisses und den blösebetrag in Höhe von 450 Millionen Euro geeinigt. Der Vertrag ist aber erst dann wirksam, wenn das ach § 2 Abs. 2 des Gesetzes über Bergmannssiedlungen egründete Treuhandverhältnis aufgehoben ist. Daher ird die THS durch den jetzt vorliegenden Gesetzenturf aus der Auflistung der Treuhandstellen, die das ergmannssiedlungsvermögen verwalten, gestrichen nd damit aus dem Regelungsbereich des Gesetzes entassen. Mit dem Wirksamwerden des Vergleichs ist der Ablöebetrag zu verzinsen, und zwar mit dem Zinssatz des undes für eine Laufzeit von vier Jahren. Dies sind dereit immerhin 4 Prozent, sodass dem Bund ab dem irksamwerden täglich Zinsen in Höhe von rund 0 000 Euro zufallen. Je früher das Gesetz in Kraft tritt, esto besser für den Bund. Daher wollen wir im Bundesat noch Ende November, spätestens aber Mitte Dezemer erreichen, dass das Gesetz noch in diesem Jahr in raft tritt. Welchen Erfolg dieser Vergleich darstellt, kann man rst ermessen, wenn man sich die komplexen und zwichen den Beteiligten streitigen Rechtsgrundlagen im inblick auf die Eigentumsverhältnisse am Bergmanns iedlungsvermögen, das nach dem Ersten Weltkrieg zwichen 1920 und 1923 entstanden ist, vor Augen führt. enn die Frage, wer Eigentümer des Bergmannssied ungsvermögens ist, ist strittig. Dazu liegen entgegengeetzte Gutachten namhafter Professoren vor. Darüber hinaus ist auch höchst umstritten, welchen ert und Umfang das Bergmannssiedlungsvermögen eute, rund 90 Jahre nach seiner Entstehung, hat, da neen der Kohleabgabe von 1920 bis 1923 in dieser langen eit weitere Kapitalzuflüsse erfolgt sind, die dem Bergannssiedlungsvermögen nicht zugerechnet werden önnen. Diese Rechtsunsicherheit konnte nur durch eien Vergleich beendet werden. Auch der Versuch eines angen und kostspieligen gerichtlichen Verfahrens wäre etztlich nach allen Erfahrungen in einem Vergleich geündet, aber verbunden mit erheblichen Prozesskosten. ine Ablösesumme von 450 Millionen Euro ist für den und also ein gutes Ergebnis. Sie repräsentiert gut ein rittel des Unternehmenswertes. Neben dem Treuhandermögen gibt es zwei wirtschaftliche Inhaber der HS GmbH – das Unternehmen Evonik, vormals RAG, owie die Gewerkschaft IG BCE –, die diese Ablöseumme auch akzeptieren mussten. Sie haben es erst nach omplizierten und langwierigen Verhandlungen getan. ir sollten das Ergebnis daher nicht infrage stellen. In den Ausschussberatungen ist immer wieder die Beürchtung geäußert worden, dass der Bund mit dem Verleich Wohnungsvermögen an „Heuschrecken“ verchleudern würde. Ich möchte ausdrücklich erklären: Parl. Staatssekretärin Karin Roth Der Bund verkauft die Wohnungen nicht, sondern er beendet ein Treuhandverhältnis. Eigentümer der Wohnungen sind und bleiben die IG BCE und die ehemalige RAG. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Sören Bartol [SPD]: So ist es!)


Für die Mieter ändert sich dadurch gar nichts. Das ist
sehr wichtig, und ich habe das auch im Ausschuss klar-
gestellt. Bindungen der sozialen Wohnraumförderung
und des Bergarbeiterwohnungsbaus, die nach 1945 ent-
standen sind, bleiben vollständig erhalten.

Außerdem ist ein sogenannter Besserungsschein ver-
einbart worden, der sicherstellt, dass der Bund bei einem
Weiterverkauf von Gesellschaftsanteilen an der THS an
einem eventuell höheren Verkaufserlös partizipiert. Der
Besserungsschein hat Gültigkeit bis 2011. Sie sehen,
dass wir auch für diesen Fall Vorsorge getroffen haben.

Zusammengefasst: Mit dem Vergleich werden ein bis-
her unlösbar erscheinendes Problem rechtlicher und
wirtschaftlicher Natur endlich geklärt und günstige Be-
dingungen für den Bund erhalten. Ich bitte Sie daher ein-
dringlich, die gesetzlichen Bestimmungen zu schaffen,
mit denen wir dieses Problem aus Sicht des Bundes in
einer guten Art und Weise lösen können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612624400

Für die FDP-Fraktion erhält nun der Kollege Döring

das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1612624500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1612624600
Warum sind vom Tag des Abschlus-
ses des Vergleichsvertrages bis zur Einbringung dieses
Gesetzes mehr als drei Monate vergangen? Warum
haben Sie versucht, die beiden Artikel zu den Berg-
mannssiedlungen und zum Bergarbeiterwohnungsbau
zusammen mit den wohngeldrechtlichen Änderungen
durchzuschieben? Und warum warten Sie vor allen Din-
gen nicht den Bericht des Bundesrechnungshofes ab,
der, soweit ich weiß, in 14 Tagen vorliegen wird, um
diese komplizierten Fragen zu klären?

Auch die FDP-Fraktion ist dafür, die stillen Reserven
des Treuhandsiedlungsvermögens zu heben. Da gibt es
überhaupt keinen Dissens; das habe ich auch im Aus-
schuss gesagt. Die Frage ist, ob der Ablösebetrag tat-
sächlich in einer Größenordnung vereinbart wurde, die
den Anteil der Bundesrepublik widerspiegelt.

Noch einmal: 1981 hat die Bundesrepublik Deutsch-
land – dieser Vertrag liegt vor – eine stille Einlage in
Höhe von mehr als 50 Millionen DM zum Aufbau der

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(C (D HS GmbH erbracht, die IG BCE und die RAG jeweils ,7 Millionen DM. Mit diesem belastbaren Vermögen in öhe von 61 Millionen DM in der Bilanz – die Wohnunen waren nämlich unbelastet – konnte man wohnungsirtschaftlich erfolgreich arbeiten und ein großes, edeutendes Immobilienunternehmen aufbauen. Aus iesem Vermögen des Bundes – Frau Roth, Sie haben ie Entstehungsgeschichte des Bergmannssiedlungsverögens dargestellt – ist ein hochprofitabler, wertvoller nternehmensbereich entstanden. Zu den Zahlen: Das Unternehmen hat ausweislich seier Bilanz ein Grundstücksvermögen von 2,4 Milliarden uro. Das Unternehmen macht rund 400 Millionen Euro msatz und knapp 40 Millionen Euro Gewinn pro Jahr. as Unternehmen hat eine Gewinnrücklage von 00 Millionen Euro. Das sind die Zahlen, über die wir prechen. Im Hinblick auf dieses Unternehmen geben ir unser Sicherungsvermögen und all unsere Möglicheiten auf. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist unglaublich!)


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Nicht schlecht!)


Wir haben einmal 87 Prozent des Stammkapitals ein-
ebracht. Deshalb haben wir in den Debatten im Haus-
altsausschuss und im Ausschuss für Verkehr, Bau und
tadtentwicklung über die Frage nachgedacht: Ist es ver-
ünftig, sich mit einem Drittel des von der Bundesregie-
ung festgestellten Wertes auszahlen zu lassen? Ich
inde, diese Frage ist auch um 20.30 Uhr noch berech-
igt.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Das ist sie wirklich!)


a wir letztlich ein Drittel bekommen, glauben wir, die
reien Demokraten, dass der Wunsch der Bundesregie-
ung absolut nicht zu unterstützen ist.

Es gibt aber Unklarheiten im Hinblick auf den Wert
es Unternehmens und die Drittelregelung. Frau Staats-
ekretärin, Sie haben gerade klargestellt, dass Gutachten
it unterschiedlicher Aussagekraft vorliegen. Jetzt bin

ch beruhigt. Am Mittwoch haben Sie das nämlich noch
nders gesehen. Diese Gutachten möchte der Bundes-
echnungshof sehen. Erst gestern ist mir gesagt worden,
ass sie dem Bundesrechnungshof vorenthalten werden;
uch das ist noch ungeklärt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist ja nicht zu fassen!)


In dieser Situation sagen Sie, es sei ein guter Tag,
enn wir heute dafür sorgen würden, dass dieses Gesetz

chnell in Kraft trete. Meinetwegen kann die Regierung
as so sehen. Das Parlament – das ist jedenfalls meine
berzeugung und die Überzeugung der FDP-Fraktion –

ollte das nicht so sehen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ein guter Tag für die IG BCE ist das!)


Eine letzte Bemerkung. Wem nützt das Ganze eigent-
ich? Wir vermuten – dieser Verdacht liegt nahe –, dass






(A) )



(B) )


Patrick Döring
mit der Ablösung unseres Anteils alle eigentumsrechtli-
chen Streitigkeiten beseitigt werden und IG BCE und
RAG ein hochprofitables und voller Vermögen bzw. stil-
ler Reserven steckendes Unternehmen zu einem relativ
geringen Preis vor die Füße gelegt bekommen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Nachtigall, ich hör’ dir trapsen!)


Die Union hält die Steigbügel, um die Industriege-
werkschaft Bergbau, Chemie, Energie zu einer der wohl-
habendsten, streikfähigsten und vermögendsten Gewerk-
schaften zu machen. Denn die Gewinnrücklage von
600 Millionen Euro, auf die wir auch verzichten, kann
jederzeit zu gleichen Teilen an RAG und IG BCE ausge-
zahlt und das Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote
von über 1 Milliarde Euro jederzeit zusätzlich belastet
werden. Der IG BCE wird sozusagen ein trockener
Schwamm hingelegt, der jederzeit befeuchtet und, um
mehr Liquidität zu erhalten, ausgequetscht werden kann.
Das kann man so machen. Als Regierung würde ich die-
sen Gedanken sogar weiterverfolgen. Man darf aber
nicht erwarten, dass das Parlament und die Opposition
im Parlament dabei mitmachen.

Ich komme zum Schluss. Wir lehnen den vorliegen-
den Gesetzentwurf ab, weil wir die offenen Fragen noch
hätten klären können. Wenn es Ihnen so wichtig ist, dass
dieses Gesetz in Kraft tritt, dann müssen Sie dem Bun-
desrechnungshof die Gutachten vorlegen und unmittel-
bar nach Vergleichsschluss ein Gesetzgebungsverfahren
einleiten; damit dürfen Sie nicht mehr als drei Monate
warten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612624700

Das Wort hat der Kollege Gero Storjohann für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gero Storjohann (CDU):
Rede ID: ID1612624800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir diskutieren heute über das Erste Gesetz zur
Änderung des Gesetzes über Bergmannssiedlungen. Ich
möchte Wiederholungen vermeiden, da die Staatssekre-
tärin – sie ist noch kurzfristig in die Rednerliste aufge-
nommen worden – schon zu den grundsätzlichen
Problemstellungen Ausführungen gemacht hat. Festzu-
stellen ist in diesem Zusammenhang, dass es im vorlie-
genden Fall nicht um den Verkauf von Wohnungen geht.
Es geht ausschließlich um einen Vergleichsvertrag mit
der Treuhandstelle.

Der Kollege Döring von der FDP hat hier sehr wort-
reich erklärt, dass er mit dem Verhandlungsergebnis
nicht zufrieden ist. Ich erinnere mich an viele ähnliche
Deals, auch in Schleswig-Holstein, bei denen wir als Op-
position nie mit dem Ergebnis zufrieden waren und das
auch herausgestellt haben. Das ist auch Ihr gutes Recht.

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(C (D In der Sache möchte ich aber sagen, dass der Bund icht Eigentümer dieser Wohnungen ist. Gesellschafter er THS sind vielmehr je zur Hälfte die Ruhrkohle AG nd die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Enerie. Aufgrund der in der Vergangenheit vom Bund geeisteten Subventionen gibt es jetzt keine Wohnungsbinung mehr. Seit über 20 Jahren ist daher versucht orden, einen Vergleich herbeizuführen. Das zeigt, wie chwierig die Materie zu beurteilen ist. Aufgrund des geplanten Börsenganges der uhrkohle AG ist jetzt endlich eine Einigung erreicht orden, die einen Ablösebetrag in Höhe von 450 Millioen Euro vorsieht. Hierzu hat es im Vorfeld Gutachten egeben. Dass es unterschiedliche Aussagen gab, ist, laube ich, normal. Diese Gutachten hatten einerseits en Wert der THS zum Gegenstand; andererseits wurde egutachtet, welcher Anteil dieses Wertes auf den in der ergangenheit gezahlten Subventionen beruhe. Wie uns gestern im Ausschuss für Verkehr, Bau und tadtentwicklung von der Bundesregierung glaubhaft ersichert wurde, sieht die Bundesregierung den erzielen Vergleich als einen Erfolg an. Nach übereinstimmener Auffassung des Bundesfinanzministeriums und des undesverkehrsministeriums ist der Vergleich eine hance, einen Teil der gewährten Subventionen zurückuholen. Die Vergleichssumme – so die Bundesregieung – sei vor dem Hintergrund des Wertes der THS und es Umfangs der gezahlten Subventionen angemessen. ch sagte schon, es ist schwierig, den heutigen Wert der n der Vergangenheit gezahlten Subventionen festzustelen. Zudem sei bei weiteren Verhandlungen eine Erhöung nicht mehr zu erwarten. Wir können gerne Wünche äußern; aber drei Vertragspartner müssen sich hier inigen. Darüber hinaus hat die Bundesregierung darauf auferksam gemacht, dass Verzögerungen bei der Umset ung dieses Vergleichs Nachteile für den Bund nach sich iehen. Es ist gesagt worden, dass dem Bund täglich Zinen in Höhe von mehr als 50 000 Euro verloren gehen ürden, wenn das Gesetz verspätet in Kraft träte. Der Haushaltsausschuss hat nach seinen Beratungen mpfohlen, das Gesetz in der nun vorliegenden Form anunehmen. Die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bunestag wird deshalb diesem Ersten Gesetz zur Änderung es Gesetzes über Bergmannssiedlungen ihre Zustimung geben. Das Wort hat die Kollegin Heidrun Bluhm für die raktion Die Linke. Verehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und erren! Frau Staatssekretärin Roth, Sie haben in Ihren usführungen eben noch einmal darauf hingewiesen, ass der Bund keine Wohnungen verkauft, sondern ein reuhandverhältnis beendet. Wir sind uns sicher einig Heidrun Bluhm darüber, dass wir über eine Wohnungsgesellschaft reden, eine Gesellschaft also, die Wohnungen verwaltet, in die der Bund einmal – Herr Döring hat das eben eindrucksvoll dargestellt – 87 Prozent der Eigentümeranteile eingebracht hat. Es ist auch kein Geheimnis, dass die Muttergesellschaft kurz vor dem Börsengang steht. Wenn Sie dann darstellen, dass Sie ein Treuhandverhältnis beenden wollen, stelle ich schon einmal die Frage – ich habe sie auch am Mittwoch im Ausschuss gestellt –: Wem gehören denn die Wohnungen, wer steht als Eigentümer im Grundbuch? Denn Immobilien werden ja letztlich immer im Grundbuch verzeichnet, sodass man ablesen kann, wer der Eigentümer ist. Selbst wenn es sich um eine Gesellschaft handelt, an der wir nur Gesellschafteranteile haben, sind wir durch diese Gesellschaft anteilig Eigentümer dieser Wohnungen; so habe ich das zumindest gelernt, als ich mich vor über 16 Jahren selbstständig gemacht habe. Die Bundesregierung hat dazu ihren Anteil an der Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten, THS, abgetreten und soll nunmehr im Gegenzug 450 Millionen Euro als Ablösebetrag bekommen. Für mich ist das ein Immobiliengeschäft, das durch den Bund beendet wird. Ich möchte hier vor allem für meine Fraktion zum Ausdruck bringen, dass wir Wohnungsprivatisierungen und Börsengänge von Wohnungsunternehmen, die der öffentlichen Daseinsvorsorge widersprechen, natürlich strikt ablehnen. Es ist also zu befürchten, dass die sozialen Orientierungen der THS unter Druck geraten werden. Mietervereine im Ruhrgebiet wie das Mieterforum Ruhr verweisen darauf, dass der Bergarbeiterwohnungsbau bis heute sozial gebunden ist. Kann der Schutz der Mieter und der Siedlungen durch diese Bindungen auch nach dem Börsengang noch gewährleistet werden? Das ist ebenfalls eine Frage, die die Linke stellt. Meine Damen und Herren, der Deutsche Mieterbund hat bereits im August dieses Jahres die völlige Intransparenz des Abtretungsvorganges scharf kritisiert und von einer Nacht-und-Nebel-Aktion gesprochen. Dieser Kritik schließen wir uns an. Über die Abtretung, den Vergleichsvertrag und die Abfindung ist damals im Parlament nicht diskutiert worden. Wir sollen heute den Weg für einen Vorgang freimachen, an dem das Parlament bislang nicht beteiligt worden ist und der dann auch noch in der Novelle zum Wohngeldgesetz versteckt wurde. In der gestrigen Ausschussberatung sind dazu eine Menge Fragen offengeblieben oder konnten gar nicht gestellt werden, da auch dieser Deal nunmehr in Eile durchgezogen werden soll. In der THS ist das aus Steuergeldern finanzierte sogenannte Bergmannssiedlungsvermögen enthalten. Wir, die Linke, stellen fest: Erstens. Es hat hinter dem Rücken des Parlaments eine bisher unentgeltliche Eigentumsübertragung in Bezug auf 78 000 Wohnungen gegeben. z h N z P g n d l h S F k w l v n u S u v B n z r w d o o f i w h 9 f T e p n 2 r (C (D Zweitens. Dieser Tatbestand sollte mit der Novelle um Wohngeldgesetz – einem Artikelgesetz – klammeimlich bereinigt werden. Nur weil das Parlament diese ovelle nicht durchgewunken hat, ist dieser Deal nun utage getreten. Drittens. Der Bundesrechnungshof hat im Zuge seines rüfungsverfahrens Bedenken zur Höhe der Geldzahlunen geäußert. Eigentlich kann man aus diesen Gründen nur ablehen. Die Linke enthält sich jedoch in dieser Abstimmung er Stimme, weil der Bund sonst gegebenenfalls Gefahr äuft, nicht einmal mehr diese 450 Millionen Euro zu eralten; denn das Vermögen des Bundes und damit des teuerzahlers ist längst weg. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN – Sören Bartol [SPD]: Das Ende war gut! – Patrick Döring [FDP]: Das ist ja völlig unlogisch! Das Ende verstehe ich nun gar nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612624900

(Beifall bei der LINKEN)

Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612625000




(A) )


(B) )


(Patrick Döring [FDP]: So ist es!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612625100

Das Wort hat die Kollegin Bettina Herlitzius für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612625200

Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatsse-

retärin! Liebe Kollegen und liebe Kolleginnen! Auch
enn es der Titel des Gesetzentwurfes nicht vermuten

ässt, beschäftigen wir uns jetzt mit der Privatisierung
on öffentlichem Wohnungsvermögen. Dabei geht es
icht um einzelne Verkäufe von Wohnungen, sondern
m ein Vermögen, das der Bund an dieser Stelle freigibt.
till und leise und mit unzureichenden Informationen
nd verwirrenden Fachauskünften in den Ausschüssen
ersuchen die Koalitionspartner, diesen Verkauf von
ergmannssiedlungen aus dem Bundesvermögen zu ei-
em Schnäppchenpreis von 450 Millionen Euro durch-
uwinken.

Ich bin zwar neu im Bundestag, aber in meiner bishe-
igen politischen Praxis in der Kommune ist mir so et-
as noch nicht vorgekommen. Es kann doch nicht sein,
ass ein solcher Beschluss über so schlechte Vorlagen
hne vernünftige Informationen und dann auch noch fast
hne Debatte in einer derartigen Geschwindigkeit ge-
asst werden soll. Dieses Verhalten macht misstrauisch –
ch denke, nicht zu Unrecht, da vor allen Dingen dann,
enn Fragen gestellt werden, immer größere Ungereimt-
eiten auftauchen.

Noch einmal zurück zu dem, worum es hier geht.
0 Jahre lang hat der Bund im Ruhrgebiet Siedlungen
ür Bergleute gefördert. Daraus ist nach dem Krieg die
HS, die Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten,
ntstanden. Mittlerweise ist aus der THS ein recht res-
ektables Wohnungsbauunternehmen mit 80 000 Woh-
ungen und einem Bilanzwert im Jahre 2006 von
,6 Milliarden Euro geworden.

Gesellschafter der THS mit jeweils hälftigem Stimm-
echt sind die Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie,






(A) )



(B) )


Bettina Herlitzius
Energie und das Nachfolgeunternehmen der RAG, die
Evonik. Wir, der Bund, waren nett und haben einfach
nur Geld gegeben: einmal Stammkapital und dann viele
Jahre lang Geld über den Kohlepfennig, den sozialen
Wohnungsbau und diverse weitere Förderungen.


(Patrick Döring [FDP]: So ist es!)


Doch leider hat wohl niemand aufgeschrieben, was
wir die ganze Zeit gezahlt haben. Das verwundert mich
etwas. Ich bin mit großen Erwartungen in den Bundestag
gegangen. Ich dachte nicht, dass so etwas passieren
kann. Aber offensichtlich hat niemand Buch darüber ge-
führt, sodass wir heute nicht mehr wissen, welches Ver-
mögen wir eingebracht haben. Wir können es daher auch
nicht verzinsen. Wir haben also dieser Gesellschaft Geld
gegeben und wissen nicht mehr, wie viel es ist. Wir kön-
nen auch nicht mehr genau sagen, ob es uns oder anteilig
mehr den anderen gehört.

Gutachten sind erstellt worden. Die beiden vorliegen-
den Gutachten kommen zu unterschiedlichen Ergebnis-
sen. Das scheint wirklich schwierig zu sein. Aber auch
die Vermögensbewertung der aktuellen THS ist unklar.
Das entscheidende Gutachten liegt nicht vor; der Kol-
lege hat es lang und breit ausgeführt. Trotzdem sollen
wir entscheiden. Das ist einfach ein Unding.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Aber die Kollegen von der Großen Koalition scheint das
nicht zu stören. Sie unterstützen dieses unseriöse Vorge-
hen weiter. Hier soll das Bundesvermögen zu einem
niedrigen Preis verschleudert werden. Eine Ablöse-
summe von 450 Millionen Euro ist offensichtlich eine
politische und keine wirtschaftliche Lösung.

Legt man die Zahlen der FDP-Kollegen zugrunde,
kann man davon ausgehen, dass der Wert der Wohnun-
gen mit einem Quadratmeterpreis von 300 Euro berech-
net wird. Das ist richtig günstig; vielleicht sollten wir
uns das noch einmal überlegen. Man kann davon ausge-
hen, dass der tatsächliche Wert der 78 000 Wohnungen
wesentlich höher ist als der geschätzte Vermögenswert,
von dem wir nur ein Drittel bekommen. Dieser merk-
würdige Vorgang kann nicht Grundlage einer vernünfti-
gen Berechnung von Vermögensverhältnissen sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Seit nunmehr 20 Jahren verhandelt man; Sie haben
das eindrucksvoll dargelegt, Frau Staatssekretärin. Es
verwundert, dass man gerade jetzt, kurz vor dem Börsen-
gang der Evonik, zu einer Einigung kommt. Der Ver-
dacht, dass man damit das Grundkapital der RAG/Evo-
nik noch einmal aufbessert, liegt nahe. Ich glaube, mit
dieser bösen Vermutung liegen wir nicht ganz daneben.
Ganz nebenbei werden die Wohnungen durch den Rück-
zug des Bundes privatisiert. Man muss das so nennen,
auch wenn es nur um den Verlust bzw. den günstigen
Verzicht auf öffentliches Eigentum geht. Zurzeit sind die
Mietverhältnisse der ehemaligen Bergarbeiter noch ge-
schützt. Aber mit dem Börsengang der RAG wird auch
die THS unter Renditedruck kommen. Sie mögen jetzt
noch abwinken und sagen, alles sei gesichert. Aber wir

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(C (D issen, wie viele Gesellschaften sich in solchen Situaionen relativ schnell verändert haben. Die THS muss nun die 450 Millionen Euro aufbrinen. Es kommt noch einiges hinzu: Steuern, Zinsen usw. ie THS ist bisher ein sehr solide aufgestelltes Unterehmen, das relativ geringe Rücklagen gebildet und eine Einnahmen immer recht schnell in den Wohnungsestand investiert hat. Kollegin Herlitzius, auch wenn Sie Ihr Manuskript arüber halten: Das Blinklicht sagt Ihnen, wie weit Sie ber die Redezeit sind. (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612625300


Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1612625400

Ich dachte, zu so später Stunde könnte ich ein biss-

hen tricksen.

Wir sind nach wie vor der Meinung – deshalb stimmen
ir gegen die geplante schnelle Teilprivatisierung –, dass
ohnungen im öffentlichen Bestand ein wichtiges Ele-
ent der Stadtentwicklung und der Stadtgestaltung sind.
uch der Bund sollte Unternehmen, die so wichtig sind
ie die THS für das Ruhrgebiet, nicht im Regen stehen
ssen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612625500

Das war die erste Rede der Kollegin Herlitzius im

eutschen Bundestag.


(Beifall)


ir gratulieren Ihnen herzlich zu dieser Premiere und
ünschen Ihnen alles Gute für die Arbeit im Hohen
ause und darüber hinaus.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke schön!)


Das Wort hat der Kollege Sören Bartol für die SPD-
raktion.


Sören Bartol (SPD):
Rede ID: ID1612625600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich wollte schon immer einmal der letzte Red-
er an einem anstrengenden Tag sein. Ich freue mich,
ass noch so viele gekommen sind, um mir zuzuhören.

Ich glaube, die Grunddetails, um die es geht, sind von
en verschiedenen Rednern in dieser Debatte schon dar-
elegt worden. Ich möchte daher auf ein paar kleinere
unkte eingehen.

Ich kann verstehen, dass die Opposition dazu neigt,
u skandalisieren.


(Patrick Döring [FDP]: Habe ich eine Skandalrede gehalten? Das kann ich auch!)







(A) )



(B) )


Sören Bartol
Offizielle Missstände sollen aufgedeckt werden, um
der Öffentlichkeit klarzumachen: Hier ist etwas völlig
faul im Staate. Fast alle Redner von der Opposition
– nicht Frau Bluhm – haben sich darüber beschwert, dass
dieser Gesetzentwurf plötzlich über sie gekommen sei.
Jetzt muss ich Ihnen sagen – Sie sind genau wie ich Be-
richterstatter im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung –: Wir haben den Entwurf einer Wohn-
rechtsnovelle seit Monaten auf dem Tisch.


(Patrick Döring [FDP]: Seit dem 26. September bei der Opposition!)


– Ja, gut, von mir aus. Den Regierungsfraktionen liegt er
schon ein bisschen länger vor. Trotzdem: Nach dem
26. September war genug Zeit, den „Skandal“ sofort zu
entdecken.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wie lange brauchen Sie, um den Entwurf zu lesen?)


Wir haben im Ausschuss über eine Verschiebung ge-
redet und dann gemeinsam beschlossen, dass es, weil das
Wohngeldrecht eine so wichtige Angelegenheit ist, am
12. Dezember eine Anhörung geben muss. Jetzt ist die
Frage: Wo ist der Skandal?

Wir haben dann gesagt: Weil es eine Anhörung geben
soll, wir aber aufgrund des drohenden Zinsverlustes ge-
zwungen sind, Art. 4 und 5 der Wohnrechtsnovelle zügig
zu verabschieden, wollen wir diese Artikel aus der No-
velle herauslösen. – Das ist allerdings Knall auf Fall er-
folgt – das ist richtig –, damit wir möglichst schnell fer-
tig werden und eine Verabschiedung vor Anfang
nächsten Jahres erreichen. Das ist der „Skandal“, um den
es Ihnen anscheinend geht. Eigentlich hatte jeder genug
Zeit, sich ausführlich damit auseinanderzusetzen.

Kurz zum Inhalt. Klar ist, dass wir hier etwas ge-
schafft haben. Es geht nicht darum, den Eigentümer zu
ermitteln, sondern darum, ein Treuhandverhältnis zu be-
enden. Man kann jetzt skandalisieren und spekulieren,
hier würden 78 000 Wohnungen privatisiert, an Heu-
schrecken abgegeben.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist so!)


Ich kann an dieser Stelle eigentlich nur dem letzten
Satz von Frau Bluhm zustimmen: Würden wir die No-
velle nicht verabschieden, bekämen wir gar nichts, weil
es jahrelang umstritten war, ob wir überhaupt Eigentum
haben.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch!)


Es gibt dazu unterschiedliche Rechtsauffassungen. Es
ist eine schwierige Materie; denn alles liegt schon sehr
lange zurück. Es gab sehr viele unterschiedliche Förde-
rungen. Aus meiner Sicht ist es wichtig, herauszustellen:
Hierbei geht es auch um ein starkes Stück Sozialpartner-
schaft.

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(C (D Die Wohnungsbaugesellschaft geht an die RAG, jetzt vonik, und die IG BCE. Ich glaube, es ist gut, dass sich er Bund hier zurückzieht. Ich glaube auch, dass es gut st, dass der Bund, obwohl alles völlig strittig ist, noch 50 Millionen Euro herausgehandelt hat. Es ist vernünfig und auch im gesamtgesellschaftlichen Interesse, dass ir keinen Zinsverlust in Kauf nehmen. Es ist die Rede von Zinsen in Höhe von ungefähr 0 000 Euro pro Tag. Da lohnt es sich, zu versuchen, züig einen Beschluss zu fassen. Frau Bluhm, die Linke at sich übrigens im Haushaltsausschuss unserer Meiung angeschlossen. Dort wurde mit den Stimmen der oalition und der Linksfraktion zugestimmt. Deswegen offe ich, dass Sie Ihr Abstimmungsverhalten überdenen. Etwas weniger Skandalisierung täte gut. Ich glaube, ie Gesellschaft ist bei den Sozialpartnern gut aufgehoen. Mit der Summe von 450 Millionen Euro fahren wir ehr gut. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Abend. Die Rede des Kollegen Bartol war die letzte zu die em Tagesordnungspunkt. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bunesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur euregelung des Wohngeldrechts und zur Änderung anerer wohnungsrechtlicher Vorschriften. Der Ausschuss ür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung empfiehlt unter r. 1 seiner zunächst vorgelegten ersten Beschlussemp ehlung auf Drucksache 16/7166, Art. 4 und 5 des Gesetzntwurfs der Bundesregierung auf Drucksache 16/6543 ls Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Bergannssiedlungen in der Ausschussfassung anzunehen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei hen. – Gegenprobe! – Wer enthält sich? – Der Gesetzntwurf ist damit in zweiter Beratung angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenprobe! – Wer möchte sich enthalten? – Der Ge etzentwurf ist mit den Stimmen der Unionsfraktion und er SPD-Fraktion gegen die Stimmen der FDP-Fraktion nd der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung er Fraktion Die Linke angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksahe 16/7166 empfiehlt der Ausschuss, den übrigen Teil es Gesetzentwurfs auf Drucksache 16/6543 einer späteen Beschlussfassung vorzubehalten. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist damit ngenommen. Vizepräsidentin Petra Pau Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls – Drucksache 16/6815 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Hier wurde vereinbart, die Reden zu Protokoll zu nehmen. Wir nehmen die Beiträge der Kollegin Ute Granold von der Unionsfraktion, der Kollegin Christine Lambrecht von der SPD-Fraktion, der Kollegin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger von der FDP-Fraktion, des Kollegen Jörn Wunderlich von der Fraktion Die Linke, des Kollegen Jerzy Montag von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die Rede des Parlamentarischen Staatssekretärs Alfred Hartenbach zu Protokoll. 1)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1612625700




(A) )


(B) )


Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/6815 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 28 auf:
Erste Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Neuordnung und Modernisierung des Bun-

(Dienstrechtsneuordnungsgesetz – DNeuG)

– Drucksache 16/7076 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Auch hier gehen die Reden zu Protokoll. Das betrifft
die Beiträge des Kollegen Ralf Göbel von der Unions-
fraktion, des Kollegen Siegmund Ehrmann von der SPD-
Fraktion, des Kollegen Dr. Max Stadler von der FDP-
Fraktion, der Kollegin Silke Stokar von Neuforn von der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und von Petra Pau von
der Fraktion Die Linke.2)

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/7076 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 29 auf:
Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes zur
Änderung des Steuerberatungsgesetzes
– Drucksache 16/7077 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss

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1) Anlage 20
2) Anlage 21

3)

4)

5)

(C (D Auch hier wurde vereinbart, die Reden zu Protokoll u nehmen. Dies gilt für die Beiträge der Kollegin Antje illmann von der Unionsfraktion, der Kollegin Lydia estrich von der SPD-Fraktion, des Kollegen Dr. Volker issing von der FDP-Fraktion, der Kollegin Dr. Barbara öll von der Fraktion Die Linke und der Kollegin hristine Scheel von der Fraktion Bündnis 90/Die rünen.3)


Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/7077 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 31 auf:

Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Erhaltung der Weinbaukultur durch vernünf-
tige Reform der EU-Weinmarktordnung

– Drucksache 16/6959 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Auch hier nehmen wir die Reden zu Protokoll. Dies
ilt für die Beiträge der Kollegin Julia Klöckner von der
nionsfraktion, des Kollegen Gustav Herzog von der
PD-Fraktion, des Kollegen Dr. Volker Wissing von der
DP-Fraktion, der Kollegin Dr. Kirsten Tackmann von
er Fraktion Die Linke und der Kollegin Ulrike Höfken
on der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.4)

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/6959 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 32 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Moder-
nisierung der Aufsichtsstruktur der Bun-
desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht

(Aufsichtsstrukturmodernisierungsgesetz)


– Drucksache 16/7078 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Haushaltsausschuss

Wir nehmen die Reden des Kollegen Leo
autzenberg von der Unionsfraktion, des Kollegen Jörg-
tto Spiller von der SPD-Fraktion, des Kollegen Frank
chäffler von der FDP-Fraktion, des Kollegen Dr. Axel
roost von der Fraktion Die Linke und des Kollegen
r. Gerhard Schick von der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen zu Protokoll.5)

Anlage 22
Anlage 23
Anlage 24






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Petra Pau

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/7078 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 6 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dorothee Bär, Wolfgang Börnsen (Bönstrup),
Peter Albach, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Monika Griefahn, Jörg Tauss, Martin Dörmann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Wertvolle Computerspiele fördern, Medien-
kompetenz stärken

– Drucksache 16/7116 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Auch hierzu nehmen wir die Reden zu Protokoll. Das
betrifft die Beiträge der Kollegin Dorothee Bär für die
Unionsfraktion, der Kollegin Monika Griefahn für die
SPD-Fraktion, des Kollegen Christoph Waitz für die
FDP-Fraktion, des Kollegen Dr. Lothar Bisky für die
Fraktion Die Linke und der Kollegin Grietje Bettin für
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/7116 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Freitag, den 16. November 2007,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.