Protokoll:
16109

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 109

  • date_rangeDatum: 6. Juli 2007

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:16 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/109 SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung der Beschäftigungs- chancen von Menschen mit Vermitt- lungshemmnissen (Drucksachen 16/5715, 16/5933, 16/5934) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Kornelia Möller, Dr. Axel Troost, Werner Dreibus, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der LINKEN: Für eine Ausweitung und eine neue Qua- lität öffentlich finanzierter Beschäf- tigung Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) Karl-Josef Laumann, Minister (Nordrhein-Westfalen) . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11271 D 11275 C 11276 C 11277 D 11280 A 11281 A 11283 B 11285 A 11286 C 11287 C Deutscher B Stenografisch 109. Sitz Berlin, Freitag, de I n h a l Absetzung des Zusatztagesordnungspunktes 17 Tagesordnungspunkt 26: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung der Qualifizierung und Beschäftigungschancen von jünge- ren Menschen mit Vermittlungs- hemmnissen (Drucksachen 16/5714, 16/5933, 16/5934) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der c K D 11271 B 11271 C – zu dem Antrag der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Markus Kurth, undestag er Bericht ung n 6. Juli 2007 t : Dr. Thea Dückert, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren (Drucksachen 16/2504, 16/2652, 16/5495) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Katrin Kunert, Roland Claus, Katja Kipping, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Freigabe der im Bundes- haushalt einbehaltenen Mittel der Ar- beitsmarktpolitik für das Jahr 2007 (Drucksachen 16/4749, 16/5812) . . . . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11272 A 11272 A 11272 B 11274 C Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . 11289 A 11290 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Fritz Kuhn, Bärbel Höhn, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Konkretes Maßnahmenpa- ket für Klimaschutz und eine konfliktarme Energieversorgung verabschieden (Drucksache 16/5895) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Michael Kauch, Angelika Brunkhorst, Horst Meierhofer, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Perspektiven für eine sektorale Auswei- tung des Emissionshandels sowie für die Nutzung erneuerbarer Energien im Wär- mesektor (Drucksache 16/5610) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . T a b E D P D B K P C D Z B s s n C K g 1 ( 11292 A 11292 B 11292 B 11293 C 11294 D 11296 B 11297 B 11298 D 11300 C 11301 C 11303 C 11304 C 11306 B 11307 C 11308 A 11308 C 11310 A 11311 A 11311 D 11313 A agesordnungspunkt 28: ) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur weiteren Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements (Drucksachen 16/5200, 16/5926, 16/5985) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/5930) . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Volker Wissing, Sibylle Laurischk, Frank Schäffler, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Mehr Freiheit wagen – Zivilgesellschaft stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements (Drucksachen 16/5410, 16/5245, 16/5926, 16/5985) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . duard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . etra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ritta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . hristian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . . r. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 15: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- chäftsordnung zu dem Antrag der Abgeord- eten Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, hristian Ahrendt, Kerstin Andreae, Hüseyin- enan Aydin und weiterer Abgeordneter: Er- änzung des Untersuchungsauftrages des . Untersuchungsausschusses Drucksachen 16/5751, 16/6007) . . . . . . . . . . 11314 A 11314 B 11314 B 11314 C 11316 A 11317 C 11319 B 11320 C 11322 A 11323 A 11323 D 11325 A 11325 D 11326 D 11327 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 III Tagesordnungspunkt 29: a) Antrag der Abgeordneten Michael Stübgen, Ulrich Adam, Peter Albach, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Kurt Bodewig, Franz Thönnes, Dr. Lale Akgün, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ostseekooperation weiter stär- ken und Chancen nutzen (Drucksache 16/5910) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Klaus Brähmig, Jürgen Klimke, Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Annette Faße, Gabriele Hiller- Ohm, Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die Touris- musregion Ostsee voranbringen (Drucksache 16/5906) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Christian Ahrendt, Hans- Michael Goldmann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Zukunfts- chancen des Ostseeraums – Wirtschaft, Ökologie, Kultur und Tourismus (Drucksache 16/5251) . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Abgeordneten Volker Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der LINKEN: Wiedereinführung der Lebensstandardsicherung in der gesetzli- chen Rente (Drucksache 16/5903) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . G I T E e N ü m z ( A J D U H G T a b i Z A A w B d s ( 11328 A 11328 A 11328 A 11328 B 11329 D 11330 D 11331 D 11333 A 11333 B 11335 A 11335 C 11336 B 11337 A 11337 D 11338 D 11339 A 11340 A 11341 C Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . regor Amann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 31: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur euregelung der Telekommunikations- berwachung und anderer verdeckter Er- ittlungsmaßnahmen sowie zur Umset- ung der Richtlinie 2006/24/EG Drucksache 16/5846) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 32: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Birgit Homburger, Elke Hoff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Planungen für Bundeswehr-Ehrenmal am Bendlerblock aussetzen – Würdi- gung der Toten in unmittelbarer Reichstagsnähe (Drucksachen 16/5593, 16/5932) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Norman Paech, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der LINKEN: Ein Mahnmal – Kein Ehrenmal – Gegen Kriege – Mahnmal für die Opfer der gegenwärtigen Kriege (Drucksache 16/5891) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 16: ntrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, lexander Bonde, Katrin Göring-Eckardt, eiterer Abgeordneter und der Fraktion des ÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Das wür- ige Gedenken der Toten in Friedensein- ätzen braucht eine breite Debatte Drucksache 16/5894) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11342 A 11343 A 11345 A 11346 A 11346 B 11347 C 11348 C 11350 B 11351 B 11352 C 11353 B 11353 B 11353 C IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Thießen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11353 D 11354 D 11355 D 11356 D 11357 C 11366 D 11367 A Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 33: a) Antrag der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Brigitte Pothmer, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Zwangsverrentung von Langzeit- arbeitslosen ausschließen (Drucksache 16/5429) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Volker Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Zwangsverren- tung stoppen – Beschäftigungsmöglich- keiten Älterer verbessern (Drucksache 16/5902) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Kultur und Medien zu dem An- trag der Abgeordneten Dr. Lukrezia Jochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra Sitte, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der LINKEN: Schutz des Welterbes im Konflikt um die Waldschlösschenbrücke in den Vorder- grund stellen (Drucksachen 16/4411, 16/5712) . . . . . . . . . . Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Waitz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . A Z E T r z n J A Z d – – ( G A H V I A Z d f V D K A A 11358 A 11359 A 11359 A 11359 B 11359 C 11360 A 11361 A 11361 D 11362 D 11363 C 11363 D 11364 C 11365 B 11366 B nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der elekommunikationsüberwachung und ande- er Ermittlungsmaßnahmen sowie zur Umset- ung der Richtlinie 2006/24 EG (Tagesord- ungspunkt 31) oachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Zwangsverrentung von Langzeitarbeitslo- sen ausschließen Zwangsverrentung stoppen – Beschäfti- gungsmöglichkeiten Älterer verbessern Tagesordnungspunkt 33 a und b) erald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU) . . . . nton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . olker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Schutz des Welterbes im Kon- likt um die Waldschlösschenbrücke in den ordergrund stellen (Tagesordnungspunkt 34) r. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11367 D 11368 B 11369 C 11370 C 11371 C 11372 C 11373 A 11373 D 11374 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 11271 (A) ) (B) ) 109. Sitz Berlin, Freitag, de Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 11367 (A) ) (B) ) heimlichen Ermittlungsmaßnahmen geschuldet.Schindler, Norbert CDU/CSU 06.07.2007 Ausfluss der gutachterlichen Feststellungen dieses um- fangreichen Gutachtens, andererseits ist er der neueren Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum Schutz des Kernbereichs privater Lebensgestaltung bei DIE GRÜNEN Schily, Otto SPD 06.07.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A ü l r e d T s t e g e l Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.07.2007 Andres, Gerd SPD 06.07.2007 Brand, Michael CDU/CSU 06.07.2007 Brase, Willi SPD 06.07.2007 Döring, Patrick FDP 06.07.2007 Dreibus, Werner DIE LINKE 06.07.2007 Ernst, Klaus DIE LINKE 06.07.2007 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 06.07.2007 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 06.07.2007 Gruß, Miriam FDP 06.07.2007 Günther (Plauen), Joachim FDP 06.07.2007 Ibrügger, Lothar SPD 06.07.2007 Lips, Patricia CDU/CSU 06.07.2007 Merten, Ulrike SPD 06.07.2007 Müntefering, Franz SPD 06.07.2007 Nitzsche, Henry fraktionslos 06.07.2007 Parr, Detlef FDP 06.07.2007 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 06.07.2007 Raidel, Hans CDU/CSU 06.07.2007* Dr. Ramsauer, Peter CDU/CSU 06.07.2007 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 06.07.2007 Roth (Esslingen), Karin SPD 06.07.2007 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ 06.07.2007 S D U W D W Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der Telekommunikationsüberwa- chung und anderer verdeckter Ermittlungs- maßnahmen sowie zur Umsetzung der Richtli- nie 2006/24/EG (Tagesordnungspunkt 31) Joachim Stünker (SPD): Die Telekommunikations- berwachung ist ein seit Jahren unverzichtbares Ermitt- ungsinstrument zur Verfolgung und Aufklärung schwe- er Straftaten. Jede Telefonüberwachung ist gleichzeitig in Eingriff in Art. 10 GG und den Schutz des Fernmel- egeheimnisses. Deshalb muss bei jeder Anordnung der elefonüberwachung der Verhältnismäßigkeitsgrund- atz streng beachtet werden. Deshalb hat die damalige Bundesministerin der Jus- iz, Herta Däubler-Gmelin, in der 13. Legislaturperiode in Gutachten des Max-Planck-Institutes in Auftrag ge- eben zu einer rechtstatsächlichen Untersuchung der ntsprechenden Rechtspraxis in unserem Land. Der vor- iegende Novellierungsvorschlag ist daher einerseits chmidt (Nürnberg), Renate SPD 06.07.2007 r. Tabillion, Rainer SPD 06.07.2007 lrich, Alexander DIE LINKE 06.07.2007 ächter, Gerhard CDU/CSU 06.07.2007 r. Westerwelle, Guido FDP 06.07.2007 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 06.07.2007 apf, Uta SPD 06.07.2007* öller, Wolfgang CDU/CSU 06.07.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 11368 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 (A) ) (B) ) Die vorgeschlagenen Neuregelungen in der Zusam- menfassung: Überarbeitung des Katalogs der Anlassstraftaten; der Eingriff ist auf im Einzelfall schwere Straftaten zu be- schränken. Der Schutz des Kernbereichs privater Lebensgestal- tung ist zu regeln; eine Überwachungsmaßnahme darf nicht angeordnet werden, wenn daraus allein Erkennt- nisse aus dem Kernbereich zu erwarten sind. Die für alle verdeckten Ermittlungsmaßnahmen gel- tenden grundrechtssichernden Verfahrensregelungen sol- len präzisiert, konkretisiert und ausgeweitet werden. Die geschützten Interessen der zeugnisverweige- rungsberechtigten Berufsgeheimnisträger sollen in ei- nem abgestuften System neu definiert werden: in Berufs- gruppen mit absolutem und Berufsgruppen mit relativem Eingriffsschutz. Die genannten Neuregelungen sind über einen langen Zeitraum sehr gründlich erarbeitet worden. Der jetzt vor- liegende Entwurf ist bereits grundlegend in der letzten Legislaturperiode unter einer rot-grünen Bundesregie- rung begonnen und nunmehr in der großen Koalition zu Ende geführt worden. Im zweiten Teil des Gesetzentwurfes setzen wir die Anforderungen der EU-Richtlinie zur sogenannten Vor- ratsdatenspeicherung um. Hierbei geht es um Speiche- rung der Verkehrsdaten, das heißt im Wesentlichen der Verbindungsdaten zwischen genutzten Rufnummern nach Datum und Uhrzeit der Telekommunikationsver- bindung und bei der Verwendung von mobilen Telefonen auch der Standortbestimmung des Teilnehmers. Wir set- zen hier lediglich das „notwendige Minimum“ der EU- Vorgaben um. Wir werden zu dem Gesetzentwurf im September eine umfassende, zweitägige Sachverständigenanhörung durchführen. Ich verzichte daher auf eine Diskussion der bereits heute vorgebrachten Kritikpunkte. Wir werden diesen Gesetzentwurf im Herbst ausführlich im Rechts- ausschuss und den mitberatenden Ausschüssen zu disku- tieren haben. Wichtig ist eine Abwägung des Spannungsverhältnis- ses: soviel Freiheitsrechte des Einzelnen wie möglich – so viel Sicherheit für die Allgemeinheit wie nötig. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Zwangsverrentung von Langzeitarbeitslosen ausschließen – Zwangsverrentung stoppen – Beschäftigungs- möglichkeiten Älterer verbessern (Tagesordnungspunkt 33 a und b) Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU): Die Grü- nen und die Linken haben jeweils einen Antrag vorge- l n d s d c e U s b A d R G s b s d d 5 d 2 r d n 5 w F i v r t g B l d b s z t z H G § f d x n d (C (D egt. Beiden Anträgen kann die CDU/CSU-Fraktion icht zustimmen. Worum geht es? Es gilt der Grundsatz: Wer hilfsbe- ürftig ist, muss zunächst seine eigenen Potenziale aus- chöpfen, bevor er seinen Anspruch auf Leistungen nach em SGB II, also das Arbeitslosengeld II, geltend ma- hen kann. Dieser Grundsatz führt zum Aufbrauchen des igenen Vermögens bis zu einer gesetzlich definierten ntergrenze, und er führt zum Rentenbezug, sobald die- er möglich ist. Besteht die Möglichkeit, eine Rente zu eziehen, muss diese in Anspruch genommen werden. uch wenn dies wegen eines vorzeitigen Renteneintritts ie Hinnahme von Abschlägen bedeutet. Vorrang hat die ente – das Arbeitslosengeld II ist nachrangig. Allerdings: Für eine Übergangszeit kann von diesem rundsatz abgewichen werden. Es handelt sich um die ogenannte 58er-Regelung. Diese ist in § 428 des SGB III zw. in § 65 Abs. 4 des SGB II beschrieben. Diese be- agt: Man kann Bezieher des Arbeitslosengeldes II nur ann dazu auffordern, Altersrente zu beantragen, wenn iese abschlagsfrei gezahlt wird. Ende 2005 wurde diese 8er-Regelung für zwei Jahre verlängert. Sie läuft mit em Ende des Jahres 2007 aus. Das bedeutet: alle Personen, die vor dem 1. Januar 008 das 58. Lebensjahr vollendet haben, also alle älte- en Jahrgänge bis einschließlich des Jahrganges 1947, eren Anspruch auf Arbeitslosengeld II vor dem 1. Ja- uar 2008 entstanden ist, fallen unter diese sogenannte 8er-Regelung. Bei der Debatte um das Auslaufen der 58er-Regelung ird ein Aspekt völlig vergessen: In den allermeisten ällen dürfte die Altersrente – selbst mit Abschlägen – mmer noch höher sein als das Arbeitslosengeld II. Bei ielen Arbeitslosen besteht letztlich ein finanzielles Inte- esse, mit dem Erreichen der betreffenden Altersgrenze rotz der Abschläge die höhere Altersrente zu beantra- en. In den meisten Fällen dürften sich die Argen bzw. die undesagentur für Arbeit und die betreffenden Arbeits- osen einig werden. Denkbar ist allerdings auch folgen- er Fall: Ein Arbeitsloser hat sich im Laufe seines Ar- eitslebens Rentenansprüche erworben, die hoch genug ind, um im Alter ohne ergänzende staatliche Hilfen aus- ukommen. Mit den Abschlägen durch die Frühverren- ung unterschreitet er diese Grenze. Damit hätte er bis um Lebensende Anspruch auf ergänzende staatliche ilfen. In der Praxis dürfte dies nur eine ganz kleine ruppe von Betroffenen sein. In diesen Fällen könnte 5 Abs. 3 Satz 1 des SGB II helfen. Ich zitiere: Stellen Hilfsbedürftige trotz Aufforderung einen er- forderlichen Antrag auf Leistungen eines anderen Trägers nicht, können die Leistungsträger nach die- sem Buch den Antrag stellen. Klar ist, dass diese Kann-Bestimmung nicht dazu ührt, dass die Leistungsträger nach Belieben entschei- en können. Es ist jedoch denkbar, dass Verwaltungspra- is und Rechtsprechung eine Lösung meines beschriebe- en Falls ermöglichen. Aber ich muss zugestehen, dass ies juristisch noch nicht abschließend geklärt ist. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 11369 (A) ) (B) ) Fasst man zusammen, dann kann man davon ausge- hen, dass die sogenannte Zwangsverrentung in der Pra- xis kaum ein Problem darstellen wird. Richtig ist, dass die Betroffenen Abschläge bei der Rente hinnehmen müssen. Aber in der Abwägung, ob jemand finanziell auf eigenen Füßen stehen kann oder als Hilfsbedürftiger Leistungen erhält, sollte man sich schon aus Eigeninte- resse für die Eigenständigkeit entscheiden. Dann fallen auch die im Zusammenhang mit dem SGB-II-Bezug ab- solut notwendigen Kontrollen weg. Sicher ein weiterer gewichtiger Grund, lieber die Rente mit Abschlägen in Anspruch zu nehmen als weiterhin Leistungen nach dem SGB II zu erhalten. Es wird ja gerne behauptet, alles Schlechte kam mit Hartz IV. Allerdings ist das Prinzip der Nachrangigkeit keine Erfindung von Hartz IV. Dieses war schon seit Jahrzehnten ein akzeptierter Bestandteil des Bundesso- zialhilfegesetzes. Ohne Zweifel wäre es das Beste, wenn ältere Arbeit- nehmerinnen und Arbeitnehmer gar nicht in die Situa- tion kämen, relativ kurz vor ihrem Eintritt ins Rentenal- ter arbeitslos zu werden. Dann kämen sie auch nicht in die Gefahr, ALG II beantragen zu müssen. Genau daran arbeitet die Große Koalition. Wir wollen die Beschäftigungsquote Älterer auswei- ten. Und wir haben erste Erfolge. Von 2000 bis 2006 ist die Beschäftigungsquote der Älteren von knapp 37,9 Pro- zent auf 38,9 Prozent und mittlerweile auf 39,9 Prozent angestiegen. Es geht doch. Wir sind optimistisch, die 50-Prozent-Grenze zu erreichen. In den nordischen Län- dern gibt es gute Beispiele, die Mut machen. Dort werden 60, 70 Prozent erreicht. Das zeigt: Es geht, wenn man will. Helfen wird uns der demografische Wandel. Schon heute haben wir in verschiedenen Branchen Facharbei- termangel. Diese Situation dürfte sich verschärfen. Vor diesem Hintergrund kann man optimistisch sein, dass die Beschäftigtenquote älterer Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmer deutlich ansteigen wird. Die Grünen fordern in ihrem Antrag de facto die un- befristete Verlängerung der 58er-Regelung. Die heute gültige gesetzliche Ausnahmeregelung soll zur Regel ge- macht werden. Damit wenden sich die Grünen gegen ihre eigene Politik. Die Hartz-IV-Gesetzgebung von Ende 2003, die damals von Rot-Grün eingebracht und beschlossen wurde, sah eine Befristung der 58er-Rege- lung bis zum 31. Dezember 2005 vor. Nach ihrem eige- nen Gesetz wäre diese Regelung bereits vor eineinhalb Jahren ausgelaufen. Dass dies so nicht gekommen ist, haben die Betroffenen der Großen Koalition und damit auch der Union zu verdanken. Die Linken fordern uns auf, die Beschäftigungssitua- tion der Älteren zu verbessern. Aber genau das geschieht doch – vielleicht nicht so, wie sich das die Linken wün- schen, aber die Erfahrung der letzten beiden Jahre zeigt, dass es geschieht. Ihre Forderung nach der Modifizie- rung des Prinzips der Nachrangigkeit wollen wir ebenso wenig aufgreifen wie eine weitere Verlängerung der 58er-Regelung. i I m d v t k e f ä B m i r D m g ( g m d i s k i F v w a s L c s r i ß l S 5 d A d m e R S W E R d d (C (D Das Auslaufen der 58er-Regelung wird – davon bin ch überzeugt – in der Praxis letztlich akzeptiert werden. n dem Bereich, der juristisch noch nicht ganz geklärt ist, uss man die Erfahrungen der Verwaltungspraxis bzw. er Rechtsprechung abwarten. Anton Schaaf (SPD): Die gründliche Lektüre der orliegenden Anträge macht deutlich, dass Ihre Befürch- ungen, wie das Nachrangigkeitsprinzip in Zukunft wir- en wird, auf Vermutungen beruhen. Dabei sollten Sie rkennen, nicht das Prinzip der Nachrangigkeit ist in- rage zu stellen, sondern unser bisheriger Umgang mit lteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Verwunderlich finde ich die Sorge der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen. Wir haben die Arbeits- arktreformen gemeinsam auf den Weg gebracht. Mir st nicht bekannt, dass Sie damals das Prinzip der Nach- angigkeit infrage gestellt hätten. Im vorliegenden Antrag der Fraktion Bündnisses 90/ ie Grünen heißt es gleich zu Beginn: „Das Bundes- inisterium für Arbeit und Soziales legt den Nachran- igkeitsgrundsatz im Zweiten Buch Sozialgesetzbuch SGB II) offensichtlich nunmehr dahingehend aus, dass rundsätzlich, auch die Inanspruchnahme einer Rente it Abschlägen zum frühestmöglichen Zeitpunkt von en Arbeitsuchenden verlangt werden kann.“ Tatsächlich st es so: Grundsätzlich ist die Grundsicherung als Für- orgeleistung nachrangig zu gewähren. Die Nachrangig- eit ist ein grundlegendes Prinzip unseres Sozialstaats m Interesse und zum Schutz der Solidargemeinschaft. ürsorgeleistungen werden grundsätzlich unabhängig on Vor- oder Gegenleistung, dafür aber nachrangig ge- ährt, das heißt, nur wenn der Lebensunterhalt nicht auf ndere Weise gesichert werden kann. Im Unterschied dazu erbringen die in der Sozialver- icherung Versicherten Beiträge, um im Risikofall eistungen zu erhalten. In der gesetzlichen Rentenversi- herung herrscht das Äquivalenzprinzip vor: Bei ent- prechender Beitragsleistung und Erfüllung weiterer Vo- aussetzungen kann die Rente als Versicherungsleistung n Anspruch genommen werden. Das Nachrangigkeitsprinzip gilt für alle gleicherma- en, deshalb kann die bisherige sogenannte 58er-Rege- ung nur eine zeitlich befristete Ausnahme sein. Nach der sogenannten 58er-Regelung nach § 428 GB III und § 65 Abs. 4 können Personen ab dem 8. Lebensjahr Arbeitslosengeld unter erleichterten Be- ingungen beziehen. Zum Ende dieses Jahres wird diese usnahmeregelung wegfallen. Im Hinblick darauf wer- en die jeweiligen Träger des SGB II in Abstimmung it der Agentur für Arbeit ein angemessenes Verfahren ntwickeln, das den Interessen der Arbeitsuchenden echnung trägt. Dagegen zu vermuten, die Träger des GB II – Argen und Optionskommunen – würden nach egfall der Regelung pauschal, ohne die Prüfung des inzelfalls, ältere Rentenberechtigte in den vorzeitigen uhestand schicken, ist unangebracht. Damit stellen Sie ie Sozialverwaltung unter den Generalverdacht, gegen ie Interessen der Arbeitsuchenden zu handeln. In der 11370 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 (A) ) (B) ) Praxis findet immer die persönliche Situation der Einzel- nen Berücksichtigung. Im Mittelpunkt steht, ob dem be- treffenden SGB-II-Empfänger ein konkretes Jobangebot gemacht werden kann. Vorrangiges Ziel ist die Vermitt- lung in Arbeit. Wir haben Ende 2005 die 58er-Regelung bis zum Ende dieses Jahres verlängert. Das war vor dem Hinter- grund der damaligen Lage am Arbeitsmarkt richtig. Der Bezug von „Arbeitslosengeld unter erleichterten Voraus- setzungen“ war jedoch immer eine Regelung für den Übergang. Versicherte, die eine solche Erklärung abge- geben haben, haben möglicherweise vor den gegebenen Bedingungen des Arbeitsmarktes kapituliert. Das kön- nen und wollen wir aber im Interesse jedes einzelnen Ar- beitslosen, im ökonomischen wie im gesellschaftlichen Interesse unseres Landes und vor dem Hintergrund der sich bessernden Arbeitsmarktbedingungen nicht weiter hinnehmen. Wir wollen Langzeitarbeitslosigkeit älterer Bürgerin- nen und Bürger wirksam bekämpfen. Dabei helfen uns die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung und die da- durch verbesserten Beschäftigungschancen. Davon pro- fitieren nun endlich auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Mit der Initiative „50 plus“ sind wir auf einem guten Weg, die Arbeitslosigkeit Älterer mit ziel- gruppengerechten Mitteln weiter dauerhaft zu senken. Wir haben einen Paradigmenwechsel eingeleitet: Verur- sacht durch den demografischen Wandel werden wir zu- künftig immer stärker darauf angewiesen sein, die Ar- beitskraft älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglichst lange zu erhalten. Auch in den Unternehmen beginnt ein Sinneswandel. So ist man sich bei der Audi AG darüber im Klaren, dass sich in fünf Jahren das Alter der Mitarbeiter um fünf Jahre auf durchschnittlich 45 Jahre erhöht haben wird. Jeder dritte Mitarbeiter in der Produktion wird dann über 50 Jahre alt sein. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, müssen sich die Unter- nehmen auf die veränderte Altersstruktur ihrer Beleg- schaften einstellen. Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit geht zu- rück, die Erwerbsquote älterer Erwerbstätiger steigt. Die Zahl der älteren Arbeitslosen ist seit 2005 rückläufig. So gab es im Juni 2007 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Zahl der Abeitslosen um 14,6 Prozent bei den Personen unter 50 Jahren und einen Rückgang von 15,8 Prozent bei den Personen von 55 Jahren und älter. Die Beschäftigungsquote älterer Erwerbstätiger, der 55- bis 64-Jährigen, stieg im Jahr 2005 nach vorläufigen Berechnungen von Eurostat in Deutschland von 45,4 Prozent auf 48,4 Prozent im Jahr 2006. Zurzeit liegt sie bei rund 50 Prozent. Damit haben wir die EU-Ziel- marke für 2010 schon jetzt verwirklicht. Auch die Altersteilzeit hat sich in diesem Sinne be- währt. Sie leistet einen entscheidenden Beitrag zur Ver- meidung altersbedingter Arbeitslosigkeit. Der beschäfti- gungssichernde Charakter der Altersteilzeit für ältere Arbeitnehmer hat also auch zur Steigerung der Beschäf- tigungsquote Älterer beigetragen. Aktuell machen etwa 400 000 Arbeitnehmer von der Möglichkeit der Alters- teilzeit Gebrauch. Davon werden jedoch nur etwa 1 d t r t g d w f s G v J k s n z r ü – f z n W G s d w s a Z w d t d w s a g n a f z t a s g d o j b R m (C (D 00 000 gefördert. Für 75 Prozent derjenigen, die von er Altersteilzeit Gebrauch machen, sind die Flexibili- ätsvorteile und die steuerlichen und sozialversiche- ungspflichtigen Anreize für den Aufstockungsbetrag at- raktiv. Darüber hinaus gibt es weitere Ansätze der Bundesre- ierung, den Anforderungen des demografischen Wan- els und der sich verändernden Arbeitswelt gerecht zu erden. Ein Ziel ist es, auch die Öffentlichkeit für den ortschreitenden gesellschaftlichen Wandel zu sensibili- ieren. Unsere konkreten Maßnahmen umfassen mehrere enerationen und reichen vom Ausbildungspakt über erstärkte Anstrengungen zur Vermittlung arbeitsloser ugendlicher bis hin zur Initiative „50 plus“. Die Be- ämpfung der Arbeitslosigkeit bleibt eine Gemein- chaftsaufgabe, die gleichrangig in allen und für alle Ge- erationen stattfinden muss. Heinz-Peter Haustein (FDP): Es geht bei dem hier u behandelnden Tagesordnungspunkt um Überforde- ung. Es zeigt sich nämlich hier abermals, wie ein Staat berfordert wird, von dem immer noch manch einer leider auch in diesem Hohen Hause – glaubt, er könne ür die Menschen alles abschließend und umfassend und um Besten regeln und steuern. Dass der Staat das aber icht kann und sich bei dem Versuch immer wieder in idersprüche verstrickt und sich verzettelt, zeigt der egenstand dieser Debatte. Vor lauter Instrumenten und Transfersystemen blickt elbst die Regierung nicht mehr durch. Schlimm genug, ass wir darüber diskutieren, welches Transfersystem für en zuständig ist, anstatt endlich ein einziges Transfer- ystem aus einem Guss zu schaffen. Nun erleben wir uch noch, dass die Regierung gegen die selbst erklärten iele arbeitet. Die betroffenen Mensch sollen zwangs- eise in den Ruhestand geschickt werden, obwohl uns ie Verantwortlichen jeden Sonntag erklären, wie wich- ig die älteren Arbeitnehmer sind, wie unverzichtbar und ass sie unbedingt wieder in den Arbeitsmarkt integriert erden müssten. Der Nachrangigkeitsgrundsatz des ALG II findet in- ofern seine Berechtigung, als dass natürlich zunächst lle anderen Möglichkeiten zur Einkommenssicherung enutzt werden sollen, die nicht oder nicht nur bzw. we- iger die Staatskasse belasten. Wenn dieser Grundsatz ber jetzt dazu führt, dass ältere Langzeitarbeitslose, die aktisch keine Chance auf Beschäftigung haben, wangsweise in Rente geschickt werden, um die Statis- ik zu glätten und den Etat zu schonen, muss wirklich uch der Letzte erkennen, dass irgendetwas eklatant chiefläuft. Wir müssen hier ein für alle Male klären, was jetzt ilt: die Initiative „50plus“ und die „Rente mit 67“ und ie Sonntagsreden zur Unentbehrlichkeit der Älteren, der strebt die Regierung doch nach dem Ziel, möglichst eden zu verrenten? Die Frage kann nur die Regierung eantworten und ich denke, die Menschen haben ein echt zu erfahren, wozu man sie zwingen will, wenn an denn ohnehin schon über ihr Leben bestimmt. Ich Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 11371 (A) ) (B) ) kann hier nur erklären, was die FDP möchte und was bei uns gilt. Wir haben als FDP mit unserem Konzept zum flexi- blen Eintritt in die Rente ein System vorgeschlagen, dass den Menschen die Wahl lässt, wie sie ihren Ruhestand und vor allem den Eintritt in denselben gestalten möch- ten. Wir wollen, dass die Menschen eigenverantwortlich über ihr Leben entscheiden. Die Regierung zwingt die Menschen in die Rente, gibt ihnen vor, dass sie bis zum 65. Lebensjahr, bis zum 67. Lebensjahr oder bis wann auch immer arbeiten sollen. Wir finden das grundlegend falsch. Sofern die Summe der gesetzlichen und privaten Altersversorgungsansprüche sowie der sonstigen Ein- künfte die Grundsicherungsfreiheit garantieren und da- mit klar ist, dass die Betreffenden nicht der Staatskasse zur Last fallen, sollte es jedem freistehen, ab dem 60. Lebensjahr in die Rente einzutreten, wann immer er möchte. Damit ist dann der Renteneintritt nicht länger an ein Kriterium gebunden. Auch die Wahl zwischen Voll- und Teilrente muss möglich sein. Doch mit der Zwangsverrentung nicht genug. Noch schlimmer ist, dass die Regierung den Rentnerinnen und Rentnern, die sie in den Ruhestand befördert hat, dann auch noch durch die engen Zuverdienstgrenzen verbie- tet, weiterhin nach den eigenen Vorstellungen berufstätig zu sein. Das ist das Gegenteil der Sonntagsreden von den wertvollen älteren Arbeitnehmern. Wir möchten den Menschen durch den Wegfall aller Zuverdienstgrenzen den Freiraum bieten, sowohl die Rente zu genießen als auch ihr Wissen und ihre Erfah- rungen der Arbeitswelt weiterhin zur Verfügung zu stel- len, sofern sie das möchten. Damit kann man ab dem 60. Lebensjahr in den Ruhestand treten, muss es aber nicht. Die Aufhebung der Zuverdienstgrenzen schafft ei- nen Anreiz, auch während des Rentenbezugs weiterhin tätig zu sein, da das Einkommen mit der zusätzlichen Arbeit steigt. Die Verbeitragung der Zuverdienste bringt außerdem Einnahmen für die Sozialversicherung. Eine Ausnahme von der Verbeitragung stellt lediglich die Arbeitslosenversicherung dar, in die der ältere Ar- beitnehmer nicht mehr einzahlen muss, denn schließlich besteht nach dem Erreichen der Grundsicherungsfreiheit keine Notwendigkeit mehr, durch Beiträge zur Arbeits- losenversicherung Ansprüche auf Arbeitslosengeld zu begründen. Der Wegfall des Arbeitslosenversicherungs- beitrages bedeutet auch für den Arbeitgeber einen Vor- teil, weshalb er eher geneigt wäre, Ältere einzustellen. Das erhöht sogar die Chancen Älterer am Arbeitsmarkt. Ein individueller Zugangsfaktor verdeutlicht den Ver- sicherten unmittelbar den Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Renteneintritts und der Rentenhöhe. Das ermöglicht individuelle Lebenszuschnitte. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: Nicht mehr die möglichst frühe Verrentung darf das Leitbild sein. Die möglichst lange Teilhabe am Erwerbsleben muss das Ziel sein. Zu- mindest muss es den Menschen möglich sein, länger am Erwerbsleben teilzunehmen. e L n u c v w k A d d P r u d g z E b s d i b 6 a l E n l z b 2 z s z g s p i R a i h l z a A d a w r M t (C (D Die FDP nimmt dieses Ziel ernst. Unser Konzept für inen flexiblen Eintritt in die Rente zeigt, dass bessere ösungen allemal möglich sind. Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE): Erst eulich rief mich ein Bürger aus meinem Wahlkreis an nd fragte, was er denn tun solle. Er sei 58 und die örtli- he Arge habe ihm angeboten, den erleichterten Bezug on Arbeitslosengeld II in Anspruch zu nehmen. Keine idersinnigen Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen, eine Drangsalierungen und Schikanen mehr durchs mt. Hört sich erst einmal gut an. Allerdings würde er ann auch seinen Anspruch auf Wiedereingliederung in en Arbeitsmarkt verlieren. Auch von dem großzügigen rogramm der Initiative „50 plus“, welches die Bundes- egierung explizit für ältere Erwerbslose geschaffen hat, m die Auswirkungen der Rente mit 67 zu flankieren, arf er dann nicht mehr profitieren. Ab 2008 werden dann ältere Langzeitarbeitslose mit ravierenden Leistungseinbußen gezwungen, in Rente u gehen. Die sogenannte 58er-Regelung läuft nämlich nde 2007 aus. Schuld daran ist die Hartz-IV-Gesetzge- ung durch Rot-Grün. Ältere Hartz-IV-Empfänger müs- en dann zum frühestmöglichen Zeitpunkt – auch wenn ies mit drastischen Rentenabschlägen verbunden ist – n staatlich verordnete Zwangsrente gehen. Durch die eschlossene Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf 7 Jahre dramatisiert sich für viele die drohende Alters- rmut; denn das Risiko, langzeiterwerbslos zu sein, ver- ängert sich um weitere zwei Jahre. Gerade diejenigen mit prekären oder unterbrochenen rwerbsbiografien trifft es am schlimmsten: Sie sind icht nur überdurchschnittlich häufig im Alter erwerbs- os, sondern erhalten jetzt schon im Alter Renten, die um Leben zu viel und zum Sterben zu wenig sind. So etrug der Rentenzugang aus Arbeitslosigkeit im Jahr 005 im Westen 22,6 Prozent bei Männern und 22,6 Pro- ent bei den Frauen. Im Osten ist die Lage noch dramati- cher: Hier musste jeder zweite Mann und fast 42 Pro- ent der Frauen aus der Arbeitslosigkeit in die Rente ehen; Tendenz steigend. Das ist die Realität von der wir prechen. Diese alarmierenden Zahlen machen deutlich, wie rekär und unsicher in den letzten Jahren die Übergänge n die Rente geworden sind. Dabei wird deutlich: Die ente mit 67 zielt weder auf eine längere Erwerbsphase b, noch dienen die Hartz-Reformen dazu, die Menschen n den Arbeitsmarkt zu integrieren. Beide Reformen rei- en sich in eine Serie von Leistungskürzungen ein, die etztlich nur darauf abzielen, die Sozialkosten der Kon- erne und des Bundes auf die Arbeitnehmer abzuwälzen. Was sie hier tun, ist nichts anderes, als die Menschen bsichtlich Altersarmut auszusetzen. Wer mit 18 Prozent bschlägen in Rente gehen muss, bei dem kann man och wohl kaum annehmen, dass dessen Rente im Alter usreichend sein wird. Sie tun das Gegenteil von dem, as Sie immer propagieren: Statt für sogenannte An- eize für Langzeiterwerbslose zu sorgen, wollen sie die enschen in die Rente abschieben; Hauptsache die Sta- istik der Agentur für Arbeit glänzt. 11372 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 (A) ) (B) ) Aber die ganze Sache hat auch noch einen anderen Hintergrund: Die Zwangsverrentung hat für Finanzmi- nister Steinbrück und Arbeitsminister Müntefering, beide SPD, den großen Vorteil, den Staatshaushalt auf Kosten der Rentenversicherung sanieren zu können: Das ist insoweit ganz clever, als dass zum einem die Kosten für die Grundsicherung im Alter eingespart werden und zum anderen die Rentenversicherung die Kosten für die Zwangsverrentung tragen muss. Die Rentenversicherung hat dadurch ein doppeltes Problem: verminderte Einnah- men durch die nach wie vor viel zu hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig erhöhten Aufgaben, die ihr vom Bund zur Finanzierung seines Zwangsverrentungsprogramms aufgedrückt werden. Und die Grünen rafft die Amnesie dahin. Nachdem die Linke durch ihre kleinen Anfragen und ihre Pressear- beit gegen die Zwangsverrentung auf dieses gravierende Problem aufmerksam gemacht hat, haben Sie nichts Bes- seres zu tun, als die Auswüchse von Hartz IV, die Sie maßgeblich mitzuverantworten haben, wieder einzu- dämmen. Dabei hätte damals ein einfacher Blick in das Gesetz gereicht: Dort wird explizit darauf hingewiesen, dass die Nachrangigkeit eines der Grundprinzipien des neuen Arbeitslosengeldes II ist. Die Bundesagentur für Arbeit hat sogar die Möglichkeit, anstelle des Hilfebe- dürftigen einen Antrag auf Zwangsverrentung bei der Rentenversicherung zu stellen. Augenscheinlich haben Sie damals nicht aufgepasst, was Ihnen die Sozialdemo- kraten da untergejubelt haben. Ihr jetziges Verhalten ist nicht nur bigott, nein Sie tun jetzt auch noch so, als seien Sie für all das nicht mitverantwortlich, als gehe Sie das alles nichts an. Schäbiger geht es wohl kaum noch. Während die Grünen wenigstens versuchen, den Schaden zu beheben, den sie mitverursacht haben, hat die SPD nichts anders im Sinn, als im Zuge ihrer geplan- ten Flexibilisierung des Renteneintrittsalters das Pro- blem der Zwangsverrentung noch einmal zu verschärfen. So will ihr arbeitsmarktpolitischer Sprecher, Klaus Brandner, die Möglichkeit schaffen, eine Teilrente mit gelockerten Zuverdienstgrenzen für alle bereits ab dem 60. Lebensjahr einzuführen. Eine solche Neuregelung eröffnet aber auch gleich die Möglichkeit der Zwangs- verrentung ab 60 Jahren. Das ist nun echte sozialdemo- kratische Sozialpolitik, vor der sich alle nur fürchten können, die ihrer bedürfen. Die Zwangsverrentung ist die moderne Variante der arbeitsmarktpolitisch motivierten Frühverrentung. Aller- dings ist das Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt nicht mehr freiwillig. Als Dank dafür dürfen mal wieder die Arbeitnehmer die Kosten ihrer Kahlschlagpolitik tragen. An die Bundesregierung appelliere ich: Stoppen Sie die Zwangsverrentung, stoppen Sie die staatlich verord- nete Frühverrentung und ändern Sie um Himmels willen die Nachrangigkeitsregelung im SGB II dahingehend, dass sie nicht gilt, wenn sie abschlagsgeminderte Alters- renten zur Folge hat. Modifizieren Sie dringend die 58er-Regelung und sorgen Sie dafür, dass sie auch über den 31. Dezember 2007 hinaus Gültigkeit behält. Legen Sie endlich ein Gesamtkonzept vor, welches die Be- schäftigungssituation Älterer verbessert. Hierzu gehört s d l A n a G a h s s d B R b u h D r z m l d ä c m k b m R D 1 t k d f v w u d t S t b G s L s z (C (D elbstverständlich auch, vermehrte berufliche Weiterbil- ung für Erwerbslose und beschäftigte Ältere zu ermög- ichen. Zu diesen Forderungen haben wir deshalb einen ntrag erarbeitet, dem Sie zustimmen sollten, damit icht noch mehr Menschen in Zukunft von Ihren Politik- uswüchsen betroffen sind. Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Bei der Debatte über die Rente mit 67 war llen klar: Die Frühverrentungspraxis in den Betrieben at zur geringen Erwerbsbeteiligung von älteren Be- chäftigten erheblich beigetragen und ist volkswirt- chaftlich nicht länger vertretbar. Die Unternehmen wur- en dazu aufgefordert, ihre Vorurteile gegenüber älteren eschäftigten aufzugeben. Im Gesetz zur Anpassung der egelaltersgrenze wird deshalb flankierend ein „ver- indliches Signal“ zur Rolle der Älteren in Gesellschaft nd Wirtschaft gefordert. Die Zahl der älteren Beschäftigten muss deutlich er- öht werden; so weit schienen wir uns einig zu sein. eshalb finde ich die Signale, die das Bundesministe- ium für Arbeit und Soziales nun auf einmal aussendet, iemlich irritierend. Sie bedeuten uns nämlich: Wer nicht ehr gebraucht wird, wird ausgesteuert. Herr Minister Müntefering, Sie wollen Ihre Arbeits- osenstatistik schönen und ältere Langzeitarbeitslose aus em Leistungsbezug entfernen. Dafür verlangen Sie von lteren Langzeitarbeitslosen, dass sie zum frühestmögli- hen Zeitpunkt Rente beantragen, auch dann, wenn da- it hohe Abschläge verbunden sind. Massive Renten- ürzungen nehmen Sie dabei billigend in Kauf. Für die Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit etroffen sind, heißt das, dass sie gezwungen werden, it 63 Jahren vorzeitig Rente zu beantragen, obwohl das enteneintrittsalter gerade auf 67 Jahre erhöht wurde. as heißt, sie müssen einen Abschlag von mehr als 4 Prozent in Kauf nehmen. Jemand, der bei einem Ren- eneintritt mit 67 Jahren 800 Euro Rente pro Monat be- äme, bekommt dann 688 Euro Rente. Das ist eine massive Rentenkürzung für eine Gruppe, ie meist ohnehin nicht über hohe Renten verfügt. Das inde ich ziemlich schäbig. Meine Damen und Herren on CDU/CSU und SPD, so diskreditiert man das not- endige Vorhaben „Rente mit 67“. Der Altersübergangsreport der Hans-Böckler-Stiftung nd des Instituts für Arbeit und Technik zeigt auf, dass er Übergang zwischen der Erwerbsphase und dem Ren- enzugang zunehmend prekär ist. Betroffen sind davon vor allem Geringqualifizierte. ie erreichen viel seltener als andere Ältere das Ren- enalter aus einer Erwerbsarbeit heraus. Trotz konjunkturellen Aufschwungs hat sich die Ar- eitslosigkeit unter Älteren leider nicht verringert. Die roße Koalition begnügt sich damit, sich für eine bes- ere Arbeitslosenstatistik feiern zu lassen, statt sich auf ösungen für Langzeitarbeitslose zu konzentrieren. Sie etzen auf Aussteuern statt auf Vermitteln und Qualifi- ieren. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 11373 (A) ) (B) ) Was wir brauchen, ist eine deutliche Verbesserung der Maßnahmen zur Vermittlung und Eingliederung von äl- teren Beschäftigten. Hier sind noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden. Doch Ihnen fehlen offenbar der Mut und der Ergeiz für eine Korrektur der bisherigen Geschäftspolitik der BA. Sie gehen lieber den einfachen Weg, indem Sie ältere Langzeitarbeitslose ge- gen ihren Willen und mit Abschlägen vorzeitig in Rente schicken. Sie nehmen damit einen Anstieg der Alters- armut in Kauf bzw. Sie nehmen ihn hin, da zukünftig mehr Ältere auf die Grundsicherung angewiesen sein werden. Sie bestätigen damit die Vorurteile, dass die An- hebung des Renteneintrittsalters für viele mit Rentenkür- zungen verbunden ist. Dieses Signal ist verheerend. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Schutz des Welt- erbes im Konflikt um die Waldschlösschenbrü- cke in den Vordergrund stellen (Tagesord- nungspunkt 34) Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD): Am 2. März ha- ben wir hier über das gleiche Thema bereits debattiert. Inhaltlich ist meiner Rede von vor drei Monaten wenig hinzuzufügen. Leider können wir im Bundestag nicht über einen Kompromiss entscheiden, der so notwendig wie sinnvoll wäre. Die Fraktion Die Linke fordert in ihrem Antrag, wie bereits in dem vor drei Monaten abgelehnten Antrag, die Bundesregierung auf, sich in Dresden für einen Kompro- miss einzusetzen. Das hat der Minister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, mehrfach und mit viel Vehemenz getan, wofür ihm mein ausdrück- licher Dank gilt. Er hat dem sächsischen Ministerpräsi- denten Georg Milbradt mehrfach angeboten, sogar für die Mehrkosten einer alternativen Lösung aufzukom- men. Dieses Angebot ist von Herrn Milbradt schroff zu- rückgewiesen worden. Er legt nicht viel Wert auf den Status des Weltkulturerbes, wie er in den Medien mehr- fach geäußert hat. Die ständig wiederholte Bezugnahme auf den Bürger- entscheid – als Rechtfertigung für die Kompromissver- weigerung – ist insofern nicht gerechtfertigt, als die vor- geschlagene Kompromisslösung im Rahmen des durch den Bürgerentscheid vorgegebenen Planungsrahmens bleibt. Auch bei der Berufung auf den Entscheid des Bun- desverfassungsgerichts wird übersehen, dass die Richter eine ernsthafte Kompromisssuche erwartet haben. Genau diese aber ist bisher verweigert worden. Die veröffentlichte Meinung in Deutschland hat sich im Übrigen einhellig für den Erhalt des Welterbestatus und für einen Kompromissvorschlag ausgesprochen und lehnt den Bau der Brücke in der geplanten Form ab. Her- vorzuheben ist auch das Engagement vieler Dresdner, die auf Demonstrationen deutlich gemacht haben, dass ihnen der Weltkulturerbetitel sehr wohl wichtig ist. Ich finde es sehr bedauerlich, dass weder der Kulturstaats- m T E i m W p U d s d a s U g v e s r t R f u a S L S is J p s d e N P M u s d m k w B l g m W d s g s p (C (D inister Bernd Neumann noch der Kanzleramtsminister homas de Maizière sich sichtbar und erkennbar für den rhalt des Weltkulturerbes in Dresden eingesetzt haben. Das UNESCO-Welterbekomitee hat in Christchurch n Neuseeland letzte Woche noch einmal deutlich ge- acht, dass die jetzigen Baupläne mit dem Status als elterbe nicht vereinbar sind. Wird die Brücke wie ge- lant gebaut, wird der Titel Weltkulturerbe aberkannt. m nicht die Glaubwürdigkeit der UNESCO zu gefähr- en, wäre das eine notwendige, eine folgerichtige Ent- cheidung. Das Welterbekomitee hat aber auch entschie- en, dass Dresden bis Oktober die Gelegenheit erhält, lternative Brückenentwürfe am Standort der Wald- chlösschenbrücke vorzulegen. Damit kommt die NESCO der Stadt sehr weit entgegen. Auch der Dresdner Stadtrat hat sich kompromissbereit ezeigt und die im Ergebnis des Mediationsverfahrens orgeschlagene Perspektivenwerkstatt durchgerührt. Die inzigen, die keinerlei Kompromissbereitschaft zeigen, ind der sächsische Ministerpräsident und das Regie- ungspräsidium in Dresden. Das nenne ich verantwor- ungsloses Handeln. Es ist verantwortungslos, weil es den uf Deutschlands als Vertragspartner der UNESCO ge- ährdet, verantwortungslos, weil es dem Ruf Sachsens nd der Kulturstadt Dresden schadet. Die SPD-Fraktion fordert alle Beteiligten in Dresden uf, die letzte Chance, die die Welterbekommission der tadt noch einmal eingeräumt hat, zu nutzen und eine ösung zu finden, die sowohl die Verkehrsprobleme der tadt löst, als auch mit dem Weltkulturerbe verträglich t. Um den Vorsitzenden des Kulturausschusses, Hans- oachim Otto, zu zitieren: Ich fordere das Regierungs- räsidium in Sachsen und den sächsischen Ministerprä- identen auf, endlich ihre „Geisterfahrt zu beenden und en Widerstand gegen einen Kompromiss unverzüglich inzustellen“! Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Wir alle kennen den Klassiker von Karat und eter Maffay „Über sieben Brücken musst du gehen“. ir kommt es so vor, als hätten wir den Songtext etwas minterpretiert: Wir gehen nicht über sieben Brücken, ondern siebenmal über ein und dieselbe Brücke. Wobei ie meisten von uns Kulturpolitikern bestimmt schon ehr als siebenmal über die Waldschlösschenbrücke dis- utiert und nachgedacht haben. Es hat ja auch eine ge- issermaßen poetische Qualität: Wir gehen über eine rücke, die noch gar nicht gebaut ist. Doch jetzt zum Ernst der Sache: Es ist schon erstaun- ich, ja erschreckend, mit welcher Ignoranz und Arro- anz die sächsische Landesregierung auf das Kompro- isssignal des UNESCO-Welterbe-Komitees reagiert. enn Herr Milbradt den Welterbetitel „verzichtbar“ fin- et und den letzten UNESCO-Beschluss eine „Erpres- ung“ nennt, dann hat er offenbar noch immer nicht be- riffen, was in der ganzen Diskussion auf dem Spiel teht: Das Ansehen Deutschlands als seriöser Vertrags- artner der UNESCO, das internationale Renommee 11374 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 (A) ) (B) ) Deutschlands als ein Land, das Verantwortung für sein kulturelles Erbe übernimmt. Mindestens genauso schlimm finde ich, dass die säch- sische Landesregierung meint, die rege Debatte inner- halb der Dresdner Zivilgesellschaft einfach, wie am Computerbildschirm, wegklicken zu können. Aber es ist doch eine Tatsache: Viele Dresdner Bürger fühlen sich von dem Bürgerentscheid 2005 getäuscht, weil damals noch nicht klar war, dass der Brückenbau die Aberken- nung des Welterbetitels zur Folge haben würde. Bei mei- nen Gesprächen vor Ort in Dresden habe ich übrigens auch von ehemaligen Brückenbefürwortern gehört, dass sie heute anders votieren würden. Aktuelle repräsenta- tive Umfragen sagen das Gleiche: 65 Prozent der Dresd- ner sind gegen einen sofortigen Start des Baus der Wald- schlösschenbrücke, und jeder zweite Dresdner plädiert dafür, dem UNESCO-Welterbekomitee einen neuen Brückenentwurf vorzulegen oder den Bau eines Tunnels unter der Elbe noch einmal zu prüfen. Zwar sollte die Politik mit Umfrageergebnissen immer vorsichtig umge- hen – dennoch darf diese Meinung vieler Dresdner, die ja auch in großen Demonstrationen zum Ausdruck ge- bracht wurde, nicht einfach ignoriert werden. Zumindest zu einem ehrlichen Dialog sollte die Landesregierung bereit sein. Die Kompromissfindung seinerzeit in Köln hat ge- zeigt, wie eine Landesregierung solch einen Prozess konstruktiv begleiten und moderieren kann. In der säch- sischen Landesregierung hingegen: zubetonierte Positio- nen. Ich zitiere dazu den Präsidenten der deutschen UNESCO-Kommission, Walter Hirche: „Ein Verbeißen in Ausgangspositionen schadet dem Ziel, Dresden als Weltkulturerbe zu erhalten.“ Leider scheint die Chance für eine dem Thema ange- messene politische Lösung vorbei zu sein. Dennoch soll- ten wir das letzte Fünkchen Hoffnung nicht einfach ver- glühen lassen. Es mag verwegen sein und wie ein Ruf im Walde klingen; dennoch sollte von unserer Debatte hier und heute der deutliche Appell an alle Beteiligten gehen: Versucht doch, innerhalb der von der UNESCO gesetz- ten Frist, also bis zum 1. Oktober, noch einen Kompro- miss zu finden! Die denkbaren Alternativlösungen sind ja längst bekannt. Lassen Sie mich kurz etwas zum vorliegenden Antrag der Linkspartei sagen. Mit der allgemeinen Aussage des Antrags – Erhalt des Welterbetitels für Dresden – sind wir selbstverständlich grundsätzlich einverstanden. Den- noch haben wir uns im Ausschuss enthalten, aus dem einfachen Grund, weil der Antrag von Anfang an vom Gang der Ereignisse überholt war. Deswegen werden wir uns auch heute enthalten. Die Minister Tiefensee und Neumann haben ja auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus im Sinne des Antrags gehandelt, leider ohne Erfolg. Abgesehen davon, dass der Antrag veraltet ist, finde ich etwas anderes daran bemerkenswert: Er betont näm- lich ausdrücklich die internationalen Verpflichtungen Deutschlands und das Ansehen Deutschlands in der in- ternationalen Staatengemeinschaft. Ich würde mir wün- s h t v u R c k s m h v L g e t g k A S t B m d n (C (D chen, dass die Linkspartei die Verantwortung, an die sie ier appelliert, auch bei anderen Entscheidungen zur in- ernationalen Politik ernst nimmt. Das wäre konstrukti- er, als sich hinter ihrer üblichen pubertären „Ohne ns“-Haltung zu verbarrikadieren. Aber das nur am ande. Unabhängig davon, ob die Dresdner Waldschlöss- henbrücke gebaut wird oder nicht, brauchen wir eine ulturpolitische Debatte darüber, wie wir in Zukunft bei olchen Fällen vorgehen. Solche Konflikte werden im- er wieder auftreten. Es kann nicht sein, dass das Anse- en Deutschlands als Vertragspartner der UNESCO so on dem Kommunikations- und Krisenmanagement auf okal- und Landesebene derart in Mitleidenschaft gezo- en werden kann, wie im Dresdner Fall geschehen. So twas darf in Zukunft nicht mehr passieren und wir soll- en darüber sprechen, wie Bund, Länder und Kommunen emeinsam in „konzertierten Aktionen“ so etwas in Zu- unft verhindern können. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit chreiben vom 3. Juli 2007 mitgeteilt, dass sie den An- rag Ermäßigung der Visumgebühr für Bürger aus elarus auf Drucksache 16/5758 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Inter- parlamentarischen Union 115. Interparlamentarische Versammlung vom 16. bis 18. Oktober 2006 in Genf, Schweiz – Drucksache 16/4121 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Tätigkeit der Verkehrsinfrastrukturfi- nanzierungsgesellschaft im Jahr 2005 – Drucksachen 16/5198, 16/5487 Nr. 1.1 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Grüne Gentechnik – transgene Pflanzen der 2. und 3. Generation – Drucksache 16/1211 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung – Drucksache 16/3910 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 109. Sitzung. Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 11375 (A) (C) (B) (D) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/5505 Nr. 2.12 Drucksache 16/5505 Nr. 2.15 Drucksache 16/5505 Nr. 2.16 Drucksache 16/5505 Nr. 2.29 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/5199 Nr. 2.11 Drucksache 16/5505 Nr. 2.21 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/5505 Nr. 2.28 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/5199 Nr. 2.1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/5329 Nr. 2.6 Drucksache 16/5329 Nr. 2.7 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/4819 Nr. 1.4 Drucksache 16/4819 Nr. 1.19 109. Sitzung Berlin, Freitag, den 6. Juli 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610900000

Einen sehr schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen

und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet.

Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt es einiges mit-
zuteilen.

Der Ältestenrat hat in seiner gestrigen Sitzung verein-
bart, während der Haushaltsberatungen ab dem
11. September 2007 keine Befragung der Bundesregie-
rung, keine Fragestunde und auch keine Aktuellen Stun-
den durchzuführen. Sind Sie damit einverstanden? – Das
ist der Fall. Dann wird so verfahren.

Der Ältestenrat ist ebenfalls übereingekommen, bei
EU-Vorlagen folgendes Verfahren im Hinblick auf eine
Änderung der Geschäftsordnung zu erproben:

Erstens. Bei Unionsdokumenten, die Vorhaben im
Sinne der Vereinbarung zwischen dem Deutschen Bun-
destag und der Bundesregierung über die Zusammen-
arbeit in Angelegenheiten der Europäischen Union
entsprechen, wird bei der Vorbereitung der Überwei-
sungsentscheidung die Beratungsrelevanz des Doku-
ments in Abstimmung mit den Fraktionen bewertet; dies
ist die sogenannte Priorisierung.

Zweitens. Wird die Beratungsrelevanz von keiner
Fraktion bejaht, unterbleibt eine Überweisung.


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A

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Redet
Drittens. Es ist vorgesehen, die hiernach nicht über-
wiesenen Unionsdokumente nach Unterrichtung des
Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen
Union in der Sammelübersicht gemäß § 93 Abs. 4 unse-
rer Geschäftsordnung gesondert auszuweisen.

Sind Sie mit der vorgeschlagenen Erprobung einver-
standen? – Ich sehe keinen Widerspruch. Dann ist das so
beschlossen.

Die von der Fraktion Die Linke beantragte und heute
als letzter Tagesordnungspunkt vorgesehene Aktuelle
Stunde zur Datenvernichtung bei der Bundeswehr soll
entgegen der Ankündigung nicht mehr durchgeführt
werden und entfällt.


(Zurufe von der CDU/CSU und der Schade! – Gegenruf der Abg. Dr. G (C (D ung n 6. Juli 2007 1 Uhr Lötzsch [DIE LINKE]: Ja, wenn Sie so enttäuscht sind, dann können wir das auch noch einmal ändern!)


Vielleicht können wir ein seelsorgerischeres Gespräch
nbieten, wenn es jemand heute Nachmittag ohne diese
ktuelle Stunde nicht aushalten kann.
Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 26 a bis 26 c

uf:
a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung
des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Verbes-
serung der Qualifizierung und Beschäfti-
gungschancen von jüngeren Menschen mit
Vermittlungshemmnissen
– Drucksache 16/5714 –
Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung
des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch – Ver-
besserung der Beschäftigungschancen von
Menschen mit Vermittlungshemmnissen
– Drucksache 16/5715 –

ext
aa) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

(11. Ausschuss)


– Drucksache 16/5933 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Ralf Brauksiepe


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/5934 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Michael Luther

raud Lehn
laudia Winterstein
esine Lötzsch

Hajduk

SPD:
esine

Walt
Dr. C
Dr. G
Anja






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Kornelia
Möller, Dr. Axel Troost, Werner Dreibus, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Für eine Ausweitung und eine neue Qualität
öffentlich finanzierter Beschäftigung

– zu dem Antrag der Abgeordneten Brigitte
Pothmer, Markus Kurth, Dr. Thea Dückert,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren

– Drucksachen 16/2504, 16/2652, 16/5495 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Katrin Kunert, Roland Claus, Katja Kipping, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Freigabe der im Bundeshaushalt einbehalte-
nen Mittel der Arbeitsmarktpolitik für das
Jahr 2007

– Drucksachen 16/4749, 16/5812 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Jörg Rohde

Zu den Gesetzentwürfen zur Änderung des Zweiten
und Dritten Buches Sozialgesetzbuch liegt je ein Ent-
schließungsantrag der Fraktion Die Linke vor.

Es ist verabredet, eineinviertel Stunden zu debattie-
ren. – Dazu höre ich ebenfalls keinen Widerspruch.
Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als Erstem dem
Kollegen Klaus Brandner von der SPD-Fraktion das
Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1610900100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Angesichts der guten Arbeits-
marktlage fragen sich viele, warum wir uns für eine Job-
perspektive und für mehr Unterstützung Jugendlicher
auf dem Weg in eine Beschäftigung starkmachen. In der
Tat, die Arbeitsmarktsituation ist vielversprechend.
Die Arbeitslosigkeit geht deutlich zurück. In diesem Jahr
gibt es gegenüber dem Vorjahr 712 000 Arbeitslose und
350 000 Langzeitarbeitslose weniger. Die Zahl der Er-
werbstätigen steigt, die Anzahl der offenen Stellen
steigt. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es 600 000 sozial-
versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse mehr.

Wie wir heute erfahren werden, ist die Bundesagentur
für Arbeit auch finanziell äußerst gut ausgestattet. An-

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(C (D telle eines Defizits von 4,3 Milliarden Euro in diesem ahr werden voraussichtlich – so wird geschätzt – Überchüsse in Höhe von 5 Milliarden Euro erzielt. All das st keine kurzfristige Laune der Konjunktur, sondern Bais unserer guten Reformarbeit, Basis einer nachhaltigen olitik für Wachstum und Beschäftigung. Dennoch, um es klar zu sagen, werden nicht alle Areitslosen aufgrund dieser Situation eine Perspektive haen. Insbesondere Menschen mit gesundheitlichen Einchränkungen, ohne Berufsausbildung, mit geringer ualifikation oder Ältere sind besonders häufig langzeit rbeitslos. Auch bei einer weiter verbesserten Arbeitsarktlage wird es uns nicht gelingen, alle Langzeit rbeitslosen mit den bisher verfügbaren Instrumenten in eschäftigung zu bringen. Bei vielen Langzeitarbeitslo en sind diese Möglichkeiten im Übrigen ausgeschöpft. Es gibt noch weiteren Handlungsbedarf. Zu viele ugendliche verlassen die Schule ohne einen Abschluss. m Mai gab es fast eine halbe Million Langzeitarbeitsose ohne Schulabschluss. Es darf nicht sein, dass sich ereits mehr als die Hälfte der Ausbildungsplatzbewerer schon im zweiten oder dritten Jahr in Warteschleifen efinden, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Darüber inaus haben zu viele Jugendliche nach der Ausbildung eine Anschlussperspektive. Deshalb brauchen wir nicht ur eine bessere Kinderbetreuung und bessere Schulen. ier sind die Länder gefordert. Man darf sicherlich errn Minister Laumann sagen, dass dies ein Hinweis an ie nordrhein-westfälische Schulministerin ist, in die ände zu spucken und dafür zu sorgen, dass die Ausangssituation für Jugendliche besser wird. Wir wissen aber auch, dass die Aktivitäten im Bilungswesen zur Lösung aktueller Probleme zu spät ommen. Deshalb haben wir zwei Gesetze auf den Weg ebracht. Mit der Jobperspektive schaffen wir für 00 000 Menschen Teilhabe am Arbeitsmarkt und an der esellschaft. Darüber hinaus organisieren wir mit einem eschäftigungszuschuss sozialversicherungspflichtige obs und neue Arbeitsfelder. Mit dem zweiten Gesetz erden wir speziell Jugendliche ansprechen. Sie sollen eichter einen Arbeitsplatz finden, sich bei der Arbeit beähren und ihre Qualifikationen verbessern können. Dazu führen wir einen Qualifizierungszuschuss ein, er sich an Jugendliche ohne Ausbildung richtet. Für Juendliche mit Ausbildung, aber ohne Arbeit gibt es ünftig einen besonderen Eingliederungszuschuss. Zur esseren Vorbereitung auf eine Ausbildung wird es die etriebliche Einstiegsqualifizierung für Jugendliche, QJ, als reguläres Instrument geben. Betriebe wollen wir bei der Ausbildung von Jugendlihen, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben, untertützen. Deswegen wird es künftig sozialpädagogische egleitung und organisatorische Unterstützung bei be rieblicher Berufsausbildung und Berufsvorbereitung geen. Klaus Brandner Ganz wichtig ist auch, dass sich Jugendliche möglichst frühzeitig Gedanken über die berufliche Zukunft machen. Daher bauen wir die Möglichkeit der Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen aus. Damit haben wir ein ganzes Paket geschnürt, um jungen Menschen den Einstieg in die Arbeit zu erleichtern. Zurück zur Jobperspektive. Dem heutigen Tag ist eine lange, nicht immer einfache Debatte vorausgegangen. Wir als SPD mussten viel Überzeugungsarbeit zu diesem Thema leisten. Ein wichtiger Schritt war die Einigung von SPD und Union in der Koalitionsvereinbarung. Ein weiterer wichtiger Schritt wurde in der Arbeitsgruppe Arbeitsmarkt unternommen, in der unter Leitung des Arbeitsministers Franz Müntefering dieses Thema einen besonderen Stellenwert eingenommen hat. Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und ich haben dazu Eckpunkte formuliert. Ich bin überzeugt, das, was wir erarbeitet haben, wird vielen Menschen neue Hoffnung und Halt geben. Ich will es klar sagen: In dieser Zusammenarbeit hat sich gezeigt, dass diejenigen, die wissen, wovon sie reden, die nahe bei den Menschen vor Ort sind, sozialpolitisch richtige Instrumente auf den Weg bringen, um diesen Menschen, die ansonsten dauerhaft vor der Tür bleiben würden, ihre Würde zurückzugeben. Das ist unser Anliegen. Wir sind überzeugt, dass wir das mit diesem Instrument auch erreichen werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Auf unserem Weg haben wir viel Bestätigung erfah-
ren. Die Wohlfahrtsverbände zum Beispiel, die AWO,
die Diakonie, die Caritas, der Deutsche Paritätische
Wohlfahrtsverband, und auch der Deutsche Gewerk-
schaftsbund haben den Prozess frühzeitig begleitet und
uns darin bestärkt, dass die Jobperspektive der richtige
Weg ist. Noch vor einigen Tagen hat sich der Präsident
der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrts-
pflege ausdrücklich für die Initiative bedankt. Das hat
uns sehr gefreut, bestätigt und darin unterstützt, diesen
Weg konsequent zu gehen.

Die Anhörung in dieser Woche hat gezeigt – das will
ich deutlich sagen –, dass wir richtig liegen. Das steht in
krassem Widerspruch zu dem Nörgeln der Opposition an
diesem Gesetzespaket in den letzten Tagen und auch im
Ausschuss.


(Beifall des Abg. Dr. Carl-Christian Dressel [SPD] – Jörg Rohde [FDP]: Das Nörgeln ist berechtigt!)


Das mag den einen oder anderen enttäuschen. Mich hat
es nicht enttäuscht, aber es hat gezeigt, dass Sie nicht auf
der Seite derjenigen sind, die eine besondere Unterstüt-
zung brauchen. Teilen der Opposition geht es anschei-
nend nicht darum, den Menschen zu helfen, die eine
ganz besondere Unterstützung und Achtung in dieser
Gesellschaft brauchen. Sie verhöhnen die Menschen
– zumindest bei der FDP war das klar zu sehen –, indem

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(C (D ie immer wieder das Bild vom unbeweglichen und llzu bequemen Arbeitslosen malen, er aufgrund eigener Schuld keine Arbeit findet und sich n der Arbeitslosigkeit, so wie Sie es im Ausschuss fast örtlich gesagt haben, bequem eingerichtet hat. (Dirk Niebel [FDP]: Haben Sie einmal das Protokoll da? – Otto Fricke [FDP]: Wer war denn das?)


(Dirk Niebel [FDP]: So ein Quatsch!)


Was die Fraktion der Linken und der Grünen geboten
aben, war aus meiner Sicht einmal mehr nicht konse-
uent; denn sie sind noch nicht einmal ihrer eigenen Li-
ie treu geblieben. Sie mäkeln nur herum und lassen die
enschen im Stich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, na, na!)


Ich sage Ihnen ganz deutlich: Erst rennen Sie der Re-
ierung thematisch hinterher und schieben eigene An-
räge nach; dann winden Sie sich durch Ablehnung des
esetzes aus der Verantwortung und verabschieden sich

m Ergebnis von Ihrer eigenen Initiative. – Frau
othmer, es ist so.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unser Antrag liegt seit einem halben Jahr vor!)


ie sagen auf der einen Seite: Wir haben kein Vertrauen
um Fallmanagement. Die finanzielle Ausstattung ist na-
ürlich, wie immer, viel zu gering. – Auf der anderen
eite reist die Opposition übers Land und fordert: Wir
üssen die Entschuldung dieses Staates schneller voran-

ringen. Sie sind da nicht mutig genug und nicht konse-
uent genug.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt leider auch!)


or Ort wollen Sie aber das Füllhorn ausschütten und
ich als Wohltäter gerieren. Das ist nicht konsequent, das
st widersprüchlich, und das muss hier deutlich gesagt
erden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Brandner, wir brauchen nicht mehr Geld, wir müssen es nur anders einsetzen!)


Wir brauchen eine Arbeitsmarktpolitik, die den Men-
chen hilft, selbst ihr Geschick zu lenken. Das war rich-
ig, und das bleibt richtig. Die Menschen haben ein
echt auf Teilhabe und gerechte Entlohnung.

Wir wissen, wie unsere europäischen Nachbarn mit
ieser Herausforderung umgegangen sind. Wenn wir uns
ie Statistiken dazu ansehen, dann erfahren wir ganz
chnell, dass dort Erwerbsunfähigkeit völlig anders de-
iniert ist. In Deutschland sind 3,1 Prozent der Bevölke-
ung im erwerbsfähigen Alter erwerbsunfähig, in Groß-
ritannien sind es 6,3 Prozent und in den Niederlanden






(A) )



(B) )


Klaus Brandner
sind es sogar 8,8 Prozent. Das heißt, man gibt diesen
Menschen keine Perspektive. Man gibt den Menschen
nur materielle Unterstützung. Man stempelt sie ab. Wir
wollen genau das Gegenteil.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Für uns ist wichtig, dass ein Arbeitsplatz und die
damit verbundene Selbstständigkeit erreicht werden.
Selbstbestimmtes Leben wird aus unserer Sicht nur
durch Arbeit erreicht. Arbeit ist zentral. Sie fördert die
Selbstachtung und das Selbstwertgefühl. Deshalb wollen
wir offensiv an der Initiative arbeiten, Menschen auf
dem regulären Arbeitsmarkt eine Jobperspektive zu ge-
ben.

Wie sieht das konkret aus? Wir haben uns mit der Job-
perspektive deutlich gegen den Ausbau des Niedriglohn-
sektors entschieden. Das würde auch nur in die Sack-
gasse führen. Deshalb wollen wir gesellschaftlich
anerkannte Beschäftigungsmöglichkeiten in einer sozial-
versicherungspflichtigen Beschäftigung, das heißt mit
Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung. Die Drehtür-
effekte, die wir aus der Vergangenheit kennen, wollen
wir vermeiden. Deshalb sollen keine Arbeitslosenversi-
cherungbeiträge gezahlt werden. Die öffentliche Be-
schäftigung für diesen Personenkreis muss alternativlos
sein. Voraussetzung ist also, dass die arbeitsmarktpoliti-
schen Instrumente keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt
eröffnet haben. Nur dann setzen wir das neue Instrument
an.

Die Entscheidung darüber, wer zu diesem Personen-
kreis gehört, soll der Fallmanager vor Ort treffen. Es
geht uns um Personen, die nach realistischer Erwartung
innerhalb der nächsten 24 Monate keine Chance auf dem
regulären Arbeitsmarkt haben und schon zwölf Monate
arbeitslos waren. Für diejenigen, die wirklich draußen
vor der Tür sind, bauen wir also eine Jobperspektive auf.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Bei Handwerkern, in Betrieben, in Integrationsunter-
nehmen, also in einem vielfältigen Umfeld, werden diese
Beschäftigungsmöglichkeiten gefunden werden, seien
es Hausmeistertätigkeiten, seien es Reinigungsarbeiten
oder sei es eine Teilefertigung, so wie sie in vielen Inte-
grationsbetrieben schon heute möglich ist. Aber es gibt
auch gewerbliche Unternehmen, die aufgrund einer nicht
interessanten Marktausgangssituation Tätigkeiten nicht
anbieten, und auch da können für den genannten Perso-
nenkreis Jobs organisiert werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610900200

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1610900300

Ich denke an Wäschehol- und -bringdienste, an Ein-

kaufsdienste für ältere Mitbürger, die ohne diesen Ser-
vice beispielsweise in solchen Regionen, wo keine öf-
fentliche Nahversorgung mehr gegeben ist, ins Heim
müssten. Es gibt auch im sozialen Umfeld viele Betäti-
gungsfelder, wo Arbeit geleistet werden kann.

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(C (D Insgesamt gesehen – lassen Sie mich das deutlich saen – geht es uns darum, durch eine ausreichende Finanierung im Bundeshaushalt und natürlich auch durch nterstützung der Kommunen, die ja letztlich entlastet erden, sicherzustellen, dass den Arbeitslosen bessere hancen geboten werden, aus der Arbeitslosigkeit he auszukommen. 100 000 Menschen soll die Perspektive röffnet werden, in einem regulären Job arbeiten zu könen. Das ist unser Ziel. Das werden wir auch erreichen. Herzlichen Dank, meine Damen und Herren. Möglicherweise bin ich missverstanden worden: Die eit für die Aktuelle Stunde sollte nicht auf diese Deatte übertragen werden. Das sage ich an die Adresse all erjenigen, die noch beabsichtigen, ihre Redezeit zu berziehen. Der nächste Redner ist der Kollege Dirk Niebel für ie FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Es ist völlig in Ordnung und lässt sich überhaupt icht vermeiden, dass Menschen Fehler machen. Das arf man Menschen auch nicht übel nehmen. Was man enschen übel nehmen muss, ist, wenn sie aus den vo ausgegangenen Fehlern nicht lernen und sie immer wieer machen. Genau das passiert heute mit diesem Geetzgebungsvorhaben. Die Bundesregierung bzw. die sie tragenden Fraktioen legen hier zwei neue Gesetzentwürfe zu Einstelungsbzw. Lohnkostenzuschüssen und zur Unterstütung des zweiten Arbeitsmarktes vor: zwei weitere zu all en vielen, die wir schon heute haben. Noch bevor sie bschließend beraten sind, kommt der Bundesarbeitsnd -sozialminister mit einem weiteren Blumenstrauß in orm des Kommunalkombi für die Verschönerung des schungels arbeitsmarktpolitischer Instrumente. Das ützt nicht den Menschen, das kostet nur das Geld, das rbeitnehmer und Arbeitgeber zu zahlen haben, und ührt deswegen in die Irre. Am 11. November 2005 – der 11.11. ist ja schon allemein ein bemerkenswertes Datum, aber dieser ganz esonders – haben die CDU, die CSU und die SPD einen oalitionsvertrag unterschrieben. Ich zitiere aus diesem ertrag: Die Vielzahl unterschiedlicher Förder-Instrumente ist für die Menschen kaum noch überschaubar. Vieles deutet darauf hin, dass einzelne Maßnahmen und die damit verbundenen teilweise umfangreichen Mittel der Arbeitslosenversicherung zielgenauer, sparsamer und effizienter eingesetzt werden können. Dirk Niebel (Otto Fricke [FDP]: Ausnahmsweise einmal etwas Richtiges! – Rolf Stöckel [SPD]: Ganz genau!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610900400

(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1610900500

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


CDU, CSU und SPD werden daher alle arbeits-
marktpolitischen Maßnahmen auf den Prüfstand
stellen. Das, was sich als wirksam erweist und zur
Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit oder zu
Beschäftigung führt, wird fortgesetzt. Das, was un-
wirksam und ineffizient ist, wird abgeschafft. Diese
Überprüfung soll bis Ende kommenden Jahres

– das war 2006 –

abgeschlossen sein.


(Jörg Rohde [FDP]: Papier ist geduldig!)


Sie haben das völlig richtig festgestellt: eine Vielzahl
unterschiedlichster arbeitsmarktpolitischer Instrumente.
Derzeit gibt es einen Zuschuss für Jüngere, einen Zu-
schuss für Vermittlungsgehemmte, einen Zuschuss für
Langzeitarbeitslose, es gibt die Initiative „50 plus“, es
wird den Kommunalkombi geben.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das ist gut so!)


Es gibt einen Blumenstrauß von Dingen, die im Endef-
fekt nichts anderes bewirken, als das Geld anderer Leute,
nämlich der Versicherten und Steuerzahler, herauszu-
schmeißen, ohne für die Betroffenen eine Integration im
ersten Arbeitsmarkt zu organisieren.


(Beifall bei der FDP)


Ihre Bundesregierung – da schaue ich Herrn Brandner
an; denn es war die rot-grüne Bundesregierung – hat ei-
nen Evaluierungsbericht in Auftrag gegeben, der von
der jetzigen Bundesregierung, der schwarz-roten, vor
über einem Jahr in Empfang genommen worden ist und
seitdem in den Schubladen liegt. In diesem sogenannten
Evaluierungsbericht steht, dass die arbeitsmarktpoliti-
schen Instrumente den Betroffenen weitgehend nicht nur
nicht helfen, sondern ihnen auch noch schaden, weil sie
stigmatisiert werden.


(Rolf Stöckel [SPD]: Etwas differenzierter, Herr Niebel!)


Diejenigen, die in diesen Maßnahmen vermeintlich ge-
fördert werden sollen, verharren in der Arbeitslosigkeit,
wohingegen diejenigen, die nicht in den Genuss der För-
derung gekommen sind, sich schon im nächsten Be-
schäftigungsverhältnis befinden. Das muss Ihnen doch
einmal die Augen öffnen. Hören Sie doch endlich auf
mit Ihrer Arbeitsverweigerung und setzen Sie Ihren eige-
nen Evaluierungsbericht um.

Entzerren Sie die arbeitsmarktpolitischen Instru-
mente!


(Beifall bei der FDP – Abg. Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Fördern Sie das, was zu einer Integration in den Arbeits-
markt führt! Unterstützen Sie die Menschen, meinetwe-
gen durch Garantie eines Mindesteinkommens, ohne
dämliche Diskussionen über Mindestlöhne zu führen!

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(C (D Wenn die Frau Präsidentin zur Kenntnis nehmen ürde, dass mir eine Zwischenfrage gestellt werden soll, ürde ich diese auch glatt entgegennehmen. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Das sind lauter echte Niebel heute!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610900600

Herr Niebel, ich wollte Sie nicht unterbrechen, weil

ie so in Fahrt waren. Jetzt tue ich das aber gerne.
öchten Sie denn die Zwischenfrage des Kollegen Weiß

ulassen?


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1610900700

Sehr gerne, sofern Sie die Uhr anhalten, die im Mo-

ent noch weiterläuft.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610900800

Das mache ich dann auch noch.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1610900900

Herr Kollege Niebel, haben wir hier im Plenum eben

ichtig gehört, dass Sie das Wort „stigmatisieren“ ver-
andt haben? Wollten Sie nicht eher „entstigmatisieren“

agen? Bei dem Programm Jobperspektive geht es näm-
ich um die Gruppe von Menschen, denen zum Beispiel
egen psychischer Krankheit, Suchtkrankheit oder an-
erer Beschwernisse derzeit von Arbeitgebern oder Ar-
eitsvermittlern gesagt wird: Eigentlich können wir euch
icht gebrauchen. – Diese Menschen sind stigmatisiert.

Jetzt schaffen wir endlich für diesen Personenkreis,
er übrigens auf 100 000 Personen beschränkt ist – das
st angesichts von 3,6 Millionen Arbeitslosen eine ge-
inge Zahl –, ein Programm, mit dem wir diese Men-
chen von ihrer Stigmatisierung befreien wollen. Wir
ollen sie entstigmatisieren und ihnen sagen: Auch ihr
abt ein Recht und die Chance, Arbeit zu finden, und wir
elfen euch dabei.

Ich bitte Sie, Ihre Wortwahl zu ändern, also nicht von
tigmatisierung, sondern von Entstigmatisierung zu re-
en; denn um Letzteres geht es.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1610901000

Herr Kollege Weiß, Sie haben völlig richtig gehört: Ich

abe davon gesprochen, dass die Masse der arbeitsmarkt-
olitischen Instrumente, die im Evaluierungsbericht der
undesregierung – nicht der bösen Opposition – bewertet
urden, die Arbeitslosen stigmatisiert. Gemäß diesem Be-

icht führen die Maßnahmen nämlich nicht zu einer Inte-
ration in den Arbeitsmarkt, zu einem Herauslösen aus
er Arbeitslosigkeit, sondern zu einer dauerhaften Verfes-
gung der hohen Sockelarbeitslosigkeit. Die Tatsache,
ass ein Bewerber an diesen Maßnahmen teilgenommen
at, erweckt bei den Arbeitgebern, die diese Menschen
instellen sollen, das Gefühl: Bei dem stimmt doch etwas
icht; denn er ist von einer Maßnahme in die nächste ge-
chickt worden.

Diese Stigmatisierung durch Ihre gutgemeinte Ar-
eitsmarktpolitik, die zu keinem guten Ergebnis führt,






(A) )



(B) )


Dirk Niebel
müssen wir verhindern, wenn wir Menschen dauerhaft
helfen wollen. Deswegen sage ich: Ja, Ihre Politik stig-
matisiert und grenzt aus, Ihre Politik führt zu Freiheits-
beraubung;


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


denn Arbeitslosigkeit in einer arbeitsteiligen Gesell-
schaft ist Freiheitsberaubung, weil Teilnahmechancen
eingeschränkt werden. Deswegen brauchen wir eine ver-
nünftige Arbeitsmarktpolitik, bei der der Mensch im
Mittelpunkt steht.


(Beifall bei der FDP)


Nichtsdestotrotz danke ich Ihnen herzlich für Ihre
Nachfrage.

Ich möchte gerne einen weiteren Punkt herausstellen,
der mir wichtig ist: Es stimmt natürlich, dass viele Bun-
desländer ihrem Bildungsauftrag nicht nachgekommen
sind. Deswegen ist die FDP der Überzeugung, dass es
notwendig ist, diesen jungen Menschen einen besseren
Einstieg zu ermöglichen. Wir werden uns bei der Ab-
stimmung über diese Vorlage allerdings der Stimme
enthalten, weil das nicht die Aufgabe der Arbeitslosen-
versicherung ist. Wenn die Bundesländer ihrem Bil-
dungsauftrag nicht ausreichend nachkommen, ist es eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dafür zu sorgen, dass
junge Menschen Einstiegsmöglichkeiten erhalten. Es ist
falsch, wieder einmal, wie hier geplant, neue Verschie-
bebahnhöfe zu errichten, zulasten der Arbeitslosenversi-
cherung, also zulasten der Arbeitnehmer und Arbeitge-
ber, die sie zu finanzieren haben.

Ich möchte eines deutlich sagen: Sie wollten das ei-
gentlich auch nicht. Ich zitiere aus der letzten Rede des
Kollegen Göhner vom gestrigen Tage:

Wir wollen die Beiträge zur Arbeitslosenversiche-
rung senken, versicherungsfremde Leistungen in
Nürnberg durch Steuern finanzieren … Das Gegen-
teil dieser richtigen Strategie wäre, Beiträge aus der
Kasse in Nürnberg in den Bundeshaushalt umzulen-
ken – und das auch noch mit der Begründung, ein-
deutig versicherungsfremde Leistungen durch lohn-
bezogene Beiträge finanzieren zu wollen.

Der Kollege Göhner hat völlig Recht. Es ist schade,
dass mit dem Weggang des Kollegen Göhner aus diesem
Parlament ein großer Teil des wirtschaftspolitischen
Sachverstandes der Unionsfraktion verloren geht.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Dr. CarlChristian Dressel [SPD]: Niebel der Arbeitnehmervertreter! – Weiterer Zuruf von der SPD: Gehen Sie doch mit!)


Wir werden versuchen, das von liberaler Seite auszuglei-
chen und dafür zu sorgen, dass der Bundesfinanzminis-
ter seine Hamsterbacken nicht mit den Geldern der Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer füllt, sondern dass
er seinen Haushalt in Ordnung bringt. Das wird in der
nächsten Zeit unsere Aufgabe sein. Darüber werden wir
in der Sommerpause und danach hier in diesem Hause
diskutieren.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Jetzt spricht unser ehemaliger Kollege Karl-Josef aumann, der Minister für Arbeit in Nordrhein-Westfaen, für den Bundesrat. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610901100


(Nordrhein-Westfaen)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeord-
ete des Deutschen Bundestages! Wir alle wissen, dass
ie Situation am Arbeitsmarkt so gut wie seit vielen Jah-
en nicht mehr ist. Der Aufschwung der Wirtschaft und
es Arbeitsmarktes schreitet voran. Die gute konjunktu-
elle Entwicklung schafft – wir sehen das an den Ar-
eitsmarktzahlen – zusätzliche sozialversicherungs-
flichtige Beschäftigung. Wir alle sollten uns freuen,
ass beim Abbau der Arbeitslosigkeit vor allen Dingen
ie sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst.
n den vielen Jahren, in denen ich hier im Bundestag ar-
eitsmarktpolitische Reden gehalten habe, hatten wir ei-
entlich immer einen Abbau der sozialversicherungs-
flichtigen Arbeitsplätze zu verzeichnen. Jetzt werden
ie einfach wieder mehr, und das ist gut so.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, dass zu dieser Entwicklung sehr viele
enschen in Deutschland beigetragen haben. Das war

icht nur eine Leistung der Wirtschaft. Das war vor allen
ingen auch eine Leistung der Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer, die über viele Jahre mit sehr maßvollen
ohnabschlüssen und mit einer Erhöhung der Arbeitszeit
esentlich zu dieser Entwicklung beigetragen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich finde es schön, dass wir heute eine arbeitsmarkt-
olitische Debatte führen können, während bei der Bun-
esagentur für Arbeit 460 000 offene Stellen gemeldet
ind, die besetzt werden können. Wir haben hier ein er-
ebliches Potenzial, Menschen in Arbeit zu bringen.

Wir haben auf dem deutschen Arbeitsmarkt aber auch
in großes strukturelles Problem: Das ist das Thema der
angzeitarbeitslosigkeit. Rund 2,5 Millionen der regis-

rierten Arbeitslosen sind im SGB II. Das Thema Ar-
eitsmarktpolitik spielt sich im SGB II ab, nicht mehr im
GB III. 68 Prozent der Arbeitslosen in Deutschland
ind nicht mehr in der Arbeitslosenversicherung, son-
ern sind in einem steuerfinanzierten Grundsicherungs-
ystem, das wir SGB II nennen. Im Übrigen ist es
eswegen gar keine so tolle Leistung, dass die Bundes-
gentur für Arbeit andauernd die Beiträge senken kann;
ie hat nicht einmal mehr ein Drittel der Arbeitslosen zu
erwalten und zu finanzieren. Auch das ist die Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


er Rest ist eine allein steuerfinanzierte Angelegenheit,
owohl was die Arbeitsmarktpolitik angeht wie auch was






(A) )



(B) )


Minister Karl-Josef Laumann (Nordrhein-Westfalen)

die Unterhaltssicherung für die betroffenen Menschen
angeht.

Das Ausmaß dieser Entwicklung sieht man daran,
dass in Deutschland so viele im SGB II sind. Jeder, der
sich mit Arbeitsmarktpolitik in der Administration be-
schäftigt, weiß, dass es eine starke Tendenz dazu gibt,
dass sich Langzeitarbeitslosigkeit insbesondere bei Men-
schen, die mehrere Vermittlungshemmnisse haben,
zementiert. Deswegen glaube ich, dass es eines unter-
nehmensnahen Integrationsansatzes in der Arbeitsmarkt-
politik bedarf.

Warum ist das so? Wir haben uns damals, als wir die
Hartz-Gesetze gemacht haben, nun einmal entschieden,
dass wir Menschen, die drei Stunden täglich erwerbsfä-
hig sein können, unter den allgemeinen Bedingungen
des Arbeitsmarktes für arbeitsfähig erklären. Dies ist
– das ist nachweisbar – in vielen europäischen Ländern
anders. Die Niederlande haben gut 7 Prozent der Men-
schen in der Erwerbsunfähigkeit, die Engländer rund
7 Prozent, die Dänen 7 Prozent und bei den über 55-Jäh-
rigen sogar 13 Prozent. Wir haben in Deutschland ganze
4 Prozent der Menschen, die im erwerbsfähigen Alter
sind, in der sogenannten Erwerbsunfähigkeitsrente.

Wenn man das Ausmaß der Arbeitslosigkeit in einer
Gesellschaft ermitteln will, dann muss man nach meiner
Meinung die Quote der Erwerbsunfähigkeit plus die
Quote der Menschen, die in einer Grundsicherung sind,
plus die Quote der Menschen, die arbeitslos sind, eigent-
lich zusammenzählen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sonst kommt man zu keinem fairen Vergleich. Wenn
man das tut, dann sieht der Arbeitsmarkt in Deutschland
übrigens gar nicht so viel anders aus wie etwa der Ar-
beitsmarkt in Holland oder in England. Das ist die Wahr-
heit; das sehen Sie, wenn Sie die drei genannten Fakto-
ren in diesen Ländern zusammenzählen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich sage ganz offen: Ich halte die Grenze mit den drei
Stunden Erwerbsfähigkeit pro Tag für problematisch,
weil wir in der Rentenversicherung in der Frage, ob je-
mand eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommt, immer
noch die konkrete Betrachtungsweise haben.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Die haben wir eben nicht!)


Das heißt, dass nicht nur die Frage, ob jemand drei Stun-
den arbeiten kann, entscheidend dafür ist, ob er eine Er-
werbsunfähigkeitsrente bekommt, sondern gleichzeitig
bedacht wird, ob mit seiner Behinderung eine reelle und
reale Vermittlungschance besteht. Mittlerweile werden
in Deutschland über zwei Drittel der Erwerbsunfähig-
keitsrenten aufgrund der konkreten Betrachtungsweise
entschieden. Diese Möglichkeit gibt es im SGB II aber
nicht. Deswegen gibt es einige Arbeitslose, die nach dem
SGB II gefördert werden und von den Argen bzw. den
Optionskommunen betreut werden, für die gilt: Die
Konjunktur kann laufen, wie sie will, sie haben keine re-
elle Chance, in den regulären ersten Arbeitsmarkt einge-
gliedert zu werden.

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(C (D Ich verdeutliche das an einem Beispiel, Herr Kollege iebel. Eltern, die ein behindertes Kind haben, das nach er Schule in eine Behindertenwerkstatt geht, machen ich große Sorgen um ihr Kind und fragen sich, was aus hrem Kind wird, wenn sie einmal nicht mehr da sind. ieses Kind hat aber die Möglichkeit, in einer Behinder enwerkstatt an der Arbeit teilzuhaben, es hat einen trukturierten Tagesablauf. Die Behindertenwerkstatt ist ine sichere Institution. Die Eltern können sich darauf erlassen, dass ihr Kind über die Werkstatt abgesichert st, wenn sie nicht mehr leben. Hast du aber ein Kind, das lernbehindert ist – es ist un einmal so, dass Lernbehinderung häufig mit einer roben Motorik verbunden ist –, das einerseits „zu gut“ ür die Behindertenwerkstatt ist, das andererseits aber eine Chance hat, einen Arbeitsplatz zu finden, dann ast du ein drückendes Problem. Ein solcher Mensch hat einen Grund, morgens aufzustehen; ihn will schließlich iemand haben. Man muss sich doch nicht wundern, enn er dann in die Drogenszene oder ähnliche Szenen bgleitet. Ich bin natürlich immer wieder gern im Bundestag; as gebe ich zu. Heute bin ich aber besonders gern nach erlin gekommen, weil ich mich riesig darüber freue, ass wir in der Arbeitsmarktpolitik bald ein Instrument aben, mit dem wir für diese Menschen eine Perspektive chaffen können. n Nordrhein-Westfalen haben wir ein Kombimodell für enau diese Gruppe aufgelegt. Wir haben 1 500 Kombirbeitslohnplätze geschaffen. Die Wahrheit ist aber, dass iese Arbeitsplätze schwer einzurichten sind, weil sie ufgrund der zurzeit geltenden rechtlichen Grundlagen estenfalls für die Dauer von zwei Jahren gefördert weren können. Herr Laumann, möchten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Niebel zulassen? Karl-Josef Laumann, Minister (Nordrhein-Westfaen)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610901200

Gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610901300

Bitte schön.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1610901400

Herr Minister, lieber Karl-Josef, würdest du mir zu-

timmen, dass die Förderung des Kindes, das du gerade
eschrieben hast – wir wollen es genauso fördern –, eine
esamtgesellschaftliche Aufgabe ist, weil dieses Kind
iemals in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat?
ürdest du mir zustimmen, dass die Beiträge der Ar-

eitnehmerinnen und Arbeitnehmer die falsche Finan-
ierungsgrundlage sind? Würdest du bitte zur Kenntnis
ehmen, dass sich die FDP bei der Abstimmung über
iesen Antrag enthält, weil das eine Aufgabe ist, die über






(A) )



(B) )


Dirk Niebel
Steuern zu finanzieren ist? Wir haben inhaltlich keine
andere Überzeugung. Die Frage ist, wer das zu zahlen
hat. Wir wollen die Beiträge senken. Das habt ihr im Üb-
rigen in eurem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Wir
wollen dafür sorgen, dass Arbeit billiger wird und dass
gesamtgesellschaftliche Aufgaben auch von der gesam-
ten Gesellschaft finanziert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



(Nordrhein-Westfalen)


Verehrter Kollege Niebel, lieber Dirk, ich will dir nur
sagen: Genau das tun wir. Das Programm zur Förderung
der Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen mit schwe-
ren Vermittlungshemmnissen wird über Steuern finan-
ziert; denn das ist Teil des SGB II und hat nichts mit der
Arbeitslosenversicherung zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Nachhilfeunterricht für Herrn Niebel!)


Wir reden ausschließlich über ein Programm, das über
das SGB II geregelt wird und damit zu 100 Prozent über
Steuern finanziert wird. Die Arbeitslosenversicherung
hat damit nichts zu tun. Das ist die Wahrheit. Deswegen
können Sie sich jetzt hinsetzen und dem Gesetz zustim-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Abg. Dirk Niebel [FDP] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610901500

Sie möchten keine zweite Frage zulassen?


(Nordrhein-Westfalen)


Nein, ich habe es ja erklärt.


(Dirk Niebel [FDP]: Das sind aber zwei Gesetze, das hast du schon mitbekommen, oder? Das eine ist steuerfinanziert, das andere ist beitragsfinanziert! Du hast das rhetorisch gut gemacht!)


– Ich rede aber jetzt über das Gesetz zur Vermittlung von
Langzeitarbeitslosen. Der Bereich, den ich angesprochen
habe, ist ausschließlich steuerfinanziert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich bin fest davon überzeugt, dass wir diese Arbeits-
plätze bekommen werden. Ich freue mich darüber, weil
damit ein weiterer Punkt – das ist ganz wichtig – verbun-
den ist: So gut ich persönlich Behindertenwerkstätten
finde, auf der anderen Seite bedeuten sie genau das Ge-
genteil von Integration von Behinderten in den Ar-
beitsmarkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Denn es sind Sondereinrichtungen. Wir können doch
nicht einen großen Teil der Menschen, die Handicaps ha-

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(C (D en und in dieser modernen Welt nun einmal nicht so gut larkommen, in Sondereinrichtungen schicken. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Deswegen ist es richtig, zu sagen: Wir versuchen,
iese Menschen in ein ganz normales Arbeitsverhältnis
u bringen. Das Wichtige daran ist ja nicht nur das Geld-
erdienen, sondern wichtig ist auch, einen strukturierten
agesablauf und einen Grund zu haben, morgens aufzu-
tehen. Wichtig ist auch, dass man Arbeitskolleginnen
nd Arbeitskollegen hat, die mitten in der Gesellschaft
tehen. Wenn man dann einmal im Dorf oder der Stadt,
o man lebt, zu einem Fest geht, kennt man dort Ar-
eitskollegen, mit denen man zusammenstehen und sich
nterhalten kann. Darum geht es doch auch in diesem
enschenleben und nicht nur darum, dass man ausge-

liedert ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Deswegen bin ich froh, dass es durch die Änderungs-
nträge der Union und der SPD möglich geworden ist,
as das Arbeitsministerium – ich meine das in Berlin,
icht das in Düsseldorf – leider am Anfang nicht vorge-
chlagen hatte, nämlich dass diese Arbeitsplätze nicht
usschließlich bei der öffentlichen Hand und bei den
ohlfahrtsverbänden entstehen sollen. Denn das wäre

alsch. Diese Arbeitsplätze müssen auch in ganz norma-
en Betrieben entstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn man sich eine Schule für Lernbehinderte ansieht,
tellt man fest: Nicht jeder Mensch ist für einen Sozial-
eruf geboren. Es gibt auch Menschen, die mit ihren
änden einmal richtig etwas anpacken müssen. Deswe-
en brauchen wir diese Arbeitsplätze schlicht und ergrei-
end auch in der regulären Wirtschaft.


(Zustimmung bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte, dass wir auf Grundlage dieses Gesetzes
emnächst als Arge oder als Optionskommune zu einem
ittelständischen überschaubaren Unternehmen sagen

önnen: Wenn du denjenigen einstellst und ihm pro
tunde 3 Euro zahlst, dann geben wir 3 Euro, oder
,50 Euro oder 4 Euro dazu. Dieser Mensch arbeitet
ann zum Beispiel in einer Schreinerei und räumt da auf.
ann hat er normale Arbeitskollegen. Ich werde ihnen
oraussagen, dass dieser Mensch nach einiger Zeit auch
abei sein wird, wenn an einer Maschine etwas gemacht
erden muss. Irgendwann wird ein Kollege fehlen, dann
ommt er mit auf den Bau, wo die Fenster eingesetzt
erden müssen. Ich sage Ihnen: Es wird Menschen ge-
en, die werden nach einigen Jahren sogar Fenster ein-
etzen können. Denn ich bin ganz fest davon überzeugt,
ass es Menschen gibt, die die Welt nicht theoretisch be-
reifen, sondern praktisch und über die Hände.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


eswegen finde ich, dass wir das so machen sollten.






(A) )



(B) )


Minister Karl-Josef Laumann (Nordrhein-Westfalen)

Jetzt sagt die PDS, dass das alles viel zu wenig sei.
Was seien denn 100 000 Jobs?


(Dirk Niebel [FDP]: Deswegen brauchen wir das Bürgergeld!)


Eines habe ich in den letzten Jahren in der Arbeitspolitik
gelernt: Man sollte im Zusammenhang mit so großen
Zahlen bescheiden sein. Das große Problem von Peter
Hartz ist ja nicht, dass er jetzt vorbestraft ist.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


– Ich finde es schon ein bisschen problematisch, dass ein
Sozialgesetz in Deutschland, das für so viele Menschen
Bedeutung hat, nach einem Vorbestraften benannt wor-
den ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Das haben wir nicht gemacht!)


Das Problem von Peter Hartz ist vor allen Dingen,
dass er immer sofort von Hunderttausenden von Arbeits-
plätzen gesprochen hat, wenn er eine Maßnahme be-
schrieben hat. Meine Erfahrung als Arbeitsmarktpoliti-
ker ist, dass man viele Instrumente braucht, mit denen
man immer nur Teile erreicht. Wenn wir uns im Bund
vorgenommen haben, bis zum Ende der Wahlperiode
Hunderttausend solcher Jobs zu schaffen, dann bedeutet
das für Nordrhein-Westfalen, dass wir etwa 20 000
schaffen müssen. Ich kann Ihnen nur sagen: Wenn wir
diese 20 000 vernünftig hinbekommen wollen, dann ha-
ben wir genug zu tun. Denn diese Jobs liegen nicht auf
der Straße. Dabei muss eine Menge Überzeugungsarbeit
geleistet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte gerne einen zweiten Punkt ansprechen.
Ich finde, die Bundesregierung und die Bundestagsfrak-
tionen sollten einmal über den 1-Euro-Job nachdenken.
Der 1-Euro-Job ist ein gutes Instrument, um zu testen, ob
ein Mensch dem Arbeitsmarkt überhaupt zur Verfügung
steht. Der 1-Euro-Job, so wie ich ihn in Nordrhein-West-
falen wahrnehme – wir haben 56 000 –, ist in der Regel
ein Angebot der Argen und der Optionskommunen an
Menschen, die unbedingt eine Arbeit haben wollen. Sie
nehmen dann zum Beispiel eine Stelle in einer Pflege-
einrichtung an und haben die Hoffnung, dass sie, wenn
sie sich gut verhalten, dortbleiben können. In Wahrheit
steht am ersten Arbeitstag schon fest, dass sie nicht blei-
ben können.


(Zuruf von der LINKEN: So ist es!)


Jetzt sagen die Träger: Wieso soll ich denn Kombi-
löhne machen, wenn ihr mir diese guten 1-Euro-Jobber
schickt und mir auch noch Geld gebt, damit ich sie über-
haupt nehme? Damit kann kein Kombilohn konkurrie-
ren, bei dem wir einen gewissen Beitrag der Arbeitge-
berseite erwarten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Deswegen sind die auch begrenzt!)


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(C (D Jetzt nenne ich Ihnen einen weiteren Punkt. Man uss auch die Würde des Menschen beachten. Da zum Menschen auch die Würde der Arbeit gehört, erstehe ich eine gerechte Gesellschaft so, dass Arbeit uch etwas wert sein muss. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Richtig! Das möchte ich aber auch sagen! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das sind doch Drehtüren!)


eswegen ist die im Kombilohnmodell vorgesehene
egelung, dass ein Teil des Lohnes auf jeden Fall vom
rbeitgeber gezahlt werden muss, richtig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Den Rest zahlt der Steuerzahler!)


as hat mit der Wertschätzung der Arbeit zu tun.

Unsere Lösung sieht vor, dass die Förderung bis zu
5 Prozent ausmachen darf und über die Leistungsfähig-
eit immer individuell entschieden werden kann. Ich
inde, dass wir mit dieser Regelung ein ganz gutes
nstrument geschaffen haben. Für einen Teil der Men-
chen haben wir gemeinsam dafür gesorgt, dass nicht
ehr allein die wirtschaftliche Entwicklung darüber ent-

cheidet, ob sie am Arbeitsleben teilhaben. Ich denke,
ir werden es schaffen, sie in den ersten Arbeitsmarkt

u integrieren.

Ich sage auch: Wenn in Kürze die Entscheidung des
undesverfassungsgerichts vorliegt – der Landkreistag
öchte, dass die Frage der Argen und der Optionskom-
unen geprüft wird –, müssen wir uns mit der Verwal-

ung des SGB II beschäftigen.


(Dirk Niebel [FDP]: Oh ja!)


Es ist eine Zunahme der Zahl der Klagen zu verzeich-
en. Bei Widersprüchen beträgt die Bearbeitungszeit
ier Monate. In 30 Prozent der Fälle bekommen die
enschen mit ihren Klagen voll oder teilweise recht.

ine Behörde, die Bescheide erlässt, die zu 30 Prozent
iner gerichtlichen Prüfung nicht standhalten, hat ein
roblem.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ieses Problem dürfen wir nicht ignorieren. Wenn wir es
gnorieren, helfen wir damit nur der Linkspartei, aber auf
einen Fall den betroffenen Menschen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: So ist es! – Dirk Niebel [FDP]: Also kommunalisieren!)


Ich komme zu meinem letzten Punkt. Ich sage uns vo-
aus: Wir werden, was das SGB II angeht, nie Ruhe be-
ommen, wenn wir nicht für die Menschen, die gut ver-
ient und Steuern und Beiträge gezahlt haben, höhere
ermögensfreigrenzen für die Alterssicherung ein-

ühren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ass man diesen Menschen bis auf einen Freibetrag bis
u 16 000 Euro – das entspricht einer Monatsrente von
0 Euro – alles wegnimmt, das ist und bleibt eine Unge-
echtigkeit. Die Anträge, die die Union damals gestellt






(A) )



(B) )


Minister Karl-Josef Laumann (Nordrhein-Westfalen)

hat, zielten in eine andere Richtung. Jetzt sollten wir die
Chance nutzen, dies zu revidieren.

Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer war denn im Vermittlungsausschuss dagegen? Wer hat das eigentlich verhindert, Herr Laumann?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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Jetzt hat Katja Kipping das Wort für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610901700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Da die

CDU/CSU die durchaus berechtigte Kritik von Herrn
Laumann an den Hartz-Gesetzen beklatscht hat,


(Dirk Niebel [FDP]: Nein! Nicht deswegen! Die haben geklatscht, weil sie Herrn Laumann um seinen Koalitionspartner beneiden!)


frage ich mich, warum Sie nicht dazu beitragen, die
Hartz-Gesetze rückgängig zu machen, sondern sich im
Gegenteil sogar an ihrer Verschärfung beteiligen.


(Beifall bei der LINKEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Ja! Das ist Scheinheiligkeit!)


Sie erinnern sich sicherlich noch an eine Debatte, die
wir in diesem Haus Ende März dieses Jahres über einen
Antrag der Linksfraktion geführt haben.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Ach! Das verdränge ich eigentlich immer!)


Darin ging es um innovative Arbeitsmarktprojekte. Der
CDU-Redner Herr Rauen verteufelte die öffentlich ge-
förderte Beschäftigung damals als Neuauflage der
ABM-Maßnahmen,


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Ja! Weil ihr genau dies wollt!)


die – so der Redner der CDU – in Zeiten des Auf-
schwungs nicht notwendig seien.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Die Halbwertszeit ist da nicht sehr ausgeprägt!)


Ich nehme erfreut zur Kenntnis, dass Sie die Lage
jetzt etwas anders einschätzen. Inzwischen sind wir uns
einig: Der Aufschwung kann die Situation der Langzeit-
erwerbslosen nicht wesentlich verbessern. Daraus folgt:
Gezielte öffentlich geförderte Beschäftigung ist drin-
gend notwendig.


(Beifall bei der LINKEN)


So weit sind wir uns einig.

Bei der konkreten Ausgestaltung trennen sich unsere
Wege jedoch:

Erstens. Sie wollen nur 100 000 Stellen schaffen.
Unser Antrag hingegen zielt auf die Schaffung von
500 000 Stellen.

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(C (D (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Genau das ist der Unterschied!)


Zweitens. Ihr Modell sieht keine Arbeitslosenversi-
herung vor. Das heißt, wenn die Förderung ausläuft,
allen die Leute automatisch in den Bezug von Hartz IV
urück. Wir meinen jedoch, auch öffentlich geförderte
eschäftigung muss sozialversicherungspflichtig sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Das Modell von CDU/CSU und SPD sieht
einen Mindestlohn vor. Da der Zuschuss begrenzt ist,
st zu befürchten, dass vor allem Jobs zu Hungerlöhnen
eschaffen werden. Die Linke hingegen meint: Auch bei
ffentlich geförderter Beschäftigung muss ein Mindest-
ohn von wenigstens 8 Euro pro Stunde gezahlt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Koalition setzt bei der Vermittlung auf Zwang
nd Sanktionen. Ich meine dagegen, eine erfolgreiche
ermittlung und Beratung sollte dem Prinzip der Frei-
illigkeit folgen und durch gegenseitigen Respekt von
allmanager und Erwerbslosem geprägt sein. Alle neuen
nstrumente, auch die, die Sie in Ihrem Gesetzentwurf
orschlagen, sind sanktionierbar. Das heißt, wer ein sol-
hes Angebot ablehnt, dem wird automatisch der Regel-
atz gekürzt, in 30-Prozent-Schritten.

Es kann aber gute Gründe dafür geben, mal ein Ange-
ot abzulehnen: Stellen Sie sich beispielsweise vor, ein
angzeiterwerbsloser, der sich ehrenamtlich in einem
rojekt engagiert, das für ihn sehr sinnvoll ist, bekommt
usgerechnet in dem Moment, wo das Projekt in seiner
rbeitsintensivsten Phase ist und er fest eingebunden ist,
ine Stelle angeboten. Eine Stelle, die gar nicht seinen
ähigkeiten entspricht, zum Beispiel dass er mit einer
peziellen Mütze versehen jeden Tag mehrere Stunden
urch die Stadt laufen soll, damit ihn Touristen anspre-
hen und nach dem Weg fragen können – was im güns-
igsten Fall zwei Mal die Woche passiert. Ein weiteres
eispiel: Stellen Sie sich vor, es wird eine Stelle bei
inem örtlichen Schützenverein geschaffen, um Schüt-
enfeste vorzubereiten, und derjenige, der diese Stelle
ngeboten bekommt, ist aber überzeugter Pazifist. Das
ind nur zwei Beispiele, die zeigen: Die Repressionen,
ie Sie eingeführt haben, müssen weg.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich fasse zusammen: Wir freuen uns, dass sich auch
DU/CSU und SPD endlich dem Thema der öffentlich
eförderten Beschäftigung zuwenden. Wir können aber
hren Gesetzentwürfen nicht zustimmen.


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Das ist aber schade!)


ir streiten nämlich für öffentlich geförderte Beschäfti-
ung, die erstens sozialversicherungspflichtig ist, die
weitens dem Prinzip der Freiwilligkeit folgt und die
rittens an einen Mindestlohn gekoppelt ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Den jungen Menschen, die verzweifelt einen Ausbil-
ungsplatz suchen, ist mit den Qualifizierungsangebo-






(A) )



(B) )


Katja Kipping
ten, die in Ihrem Gesetzentwurf vorgesehen sind, nicht
geholfen.


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Mit staatlicher Fürsorge aber auch nicht!)


Vielmehr muss endlich eine Ausbildungsplatzabgabe
eingeführt werden.


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Das schadet mehr, als es hilft!)


Es geht doch nicht an, dass sich ausgerechnet die großen
Unternehmen vor ihrer gesellschaftlichen Verantwor-
tung, auszubilden, drücken. Deswegen fordern wir Sie
auf: Wenn Sie dieses Problem wirklich angehen wollen,
beteiligen Sie sich mit uns daran, eine Ausbildungsplatz-
abgabe einzuführen! Das hilft den jungen Menschen, die
verzweifelt einen Ausbildungsplatz suchen.

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610901800

Jetzt spricht Brigitte Pothmer von Bündnis 90/Die

Grünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610901900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Laumann, ich weiß nicht, ob wir es jetzt mit einem Pro-
blem Ihres Kurzzeitgedächtnisses zu tun haben. Aber so-
weit ich informiert bin, waren Sie doch derjenige, der die
Bedingungen für das SGB II verhandelt hat, nächtelang
dagesessen hat und sich insbesondere in der Frage der
Altersvorsorge stur gestellt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aber so ist das wohl mit den Gedächtnisleistungen von
Politikern; das soll ja häufiger vorkommen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das war gegen Sie nicht durchzusetzen!)


Herr Niebel, ich würde gerne ein paar Sätze an Sie
richten. Nehmen Sie endlich zur Kenntnis, dass das Pro-
blem der Langzeitarbeitslosigkeit ein Problem ist, das
inzwischen seit ungefähr 30 Jahren, also auch zu Zeiten
Ihrer Regierungsverantwortung, gewachsen ist.


(Dirk Niebel [FDP]: Ja! Schon damals haben die ABM nicht funktioniert!)


Nach jedem Konjunkturaufschwung haben wir


(Dirk Niebel [FDP]: Einen höheren Sockel gehabt, ja!)


mehr Langzeitarbeitslosigkeit gehabt als vorher.


(Dirk Niebel [FDP]: Genau! Jetzt haben Sie es verstanden!)


Deswegen – das will ich hier ganz deutlich sagen – bin
ich froh, dass die Koalition jetzt den Weg frei macht für
einen sozialen Arbeitsmarkt. Das begrüßen wir aus-
drücklich, weil damit die Anerkennung der Tatsache ver-
bunden ist, dass es eben eine Gruppe von Arbeitslosen

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(C (D ibt, die unter den gegebenen Bedingungen kaum eine hance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Herr randner, ich weiß, dass da viel Überzeugungsarbeit ge eistet werden musste, nicht nur in der Fraktion der DU/CSU, sondern auch bei Ihren Leuten, sogar bei Ih em Minister. Sie haben es nicht leicht gehabt, und ich rkenne Ihre Arbeit durchaus an. Aber ich muss Ihnen sagen: Die Ausgestaltung des rojektes ist Ihnen leider nicht gut gelungen. ie sagen, Sie haben in der Anhörung Zustimmung erahren. Die Zustimmung bezog sich auf die Tatsache, ass ein sozialer Arbeitsmarkt eingerichtet worden ist. as Programm als solches ist, wenn Sie ehrlich sind, eientlich zerrissen worden. (Beifall der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Karl-Josef Laumann, Minister [Nordrhein-Westfalen]: Das ist nicht wahr!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s gab die Kritik, dass dieses Programm unflexibel ist.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie waren doch überhaupt nicht dabei!)


Die Förderhöchstgrenze von 75 Prozent ist in einzel-
en Fällen einfach ein Fehler. Der Qualifizierungszu-
chuss ist bei weitem zu starr.

Ich komme zur Finanzierung. Warum in Gottes Na-
en haben Sie nicht die Möglichkeit eröffnet, aktive und

assive Leistungen gegenseitig deckungsfähig zu ma-
hen?


(Zuruf von der CDU/CSU: Nein, jetzt lassen Sie einmal den lieben Gott aus dem Spiel!)


as ist das Instrument, das wir in der Arbeitsmarktpoli-
ik wirklich brauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


etzt soll es aus dem Integrationsbudget gefördert wer-
en. Ich habe im Haushaltsentwurf nachgesehen; zusätz-
iche Mittel sind dafür nicht eingestellt. Jetzt versuchen
ie folgenden Trick: Sie sagen, es seien 6,4 Milliarden
uro eingestellt, und versprechen uns im Ausschuss,
ass für 1 Milliarde Euro – so wie im Jahr 2007 – kein
perrvermerk daraufgelegt werden soll. Ihr Motto ist:
eiern Sie uns bitte dafür, dass wir Ihnen etwas wieder-
eben, was wir Ihnen vorher weggenommen haben. Für
ie blöd halten Sie uns eigentlich?


(Zuruf von der CDU/CSU: So ein Quatsch! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Sollen wir diese Frage wirklich beantworten?)


iese Feier machen wir nicht mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Karl-Josef Laumann, Minister [NordrheinWestfalen]: 6,4 Milliarden sind viel Geld!)


Der wirkliche arbeitsmarktpolitische Sündenfall ist
ber, dass Sie im Nachhinein noch die jungen Menschen
nter 25 Jahren in dieses Programm hineingenommen






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
haben. Damit haben Sie das Ziel, jungen Leuten über
Qualifizierung und Ausbildung eine wirkliche Perspek-
tive zu geben, endgültig aufgegeben.

Ich will noch etwas zum Qualifizierungszuschuss
sagen, den Sie hier so feiern. Dieser Qualifizierungszu-
schuss hat mit Qualifizierung leider herzlich wenig zu
tun.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Er ist nichts anderes als ein Lohnkostenzuschuss, der die
Leute in einen geförderten Arbeitsmarkt bringt – und
zwar ohne eine wirkliche Qualifizierung und damit auch
ohne eine wirkliche Perspektive. Sehenden Auges wer-
den diese jungen Leute zu einem Teil der Hochrisiko-
gruppe des deutschen Arbeitsmarktes, der Ungelernten,
gemacht. Ungelernte – das wissen Sie genauso gut wie
ich – haben um rund ein Drittel schlechtere Chancen auf
dem ersten Arbeitsmarkt. Diese Politik bietet den jungen
Leuten überhaupt keine Perspektive. Zwei Drittel aller
ALG-II-Empfänger in diesem Alter haben keine Ausbil-
dung. Daran ändern Sie mit diesem Programm rein gar
nichts!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Lesen Sie es doch einmal ganz durch!)


Wir reden in Deutschland über den Fachkräfteman-
gel, und Sie sagen zur Zuwanderung: „Njet“. Wenn Sie
keine Zuwanderung wollen, müssten Sie doch wenigs-
tens in Qualifizierung investieren. Wenn Sie aber beides
nicht machen, laufen Sie Gefahr, den Konjunkturauf-
schwung abzubremsen. Das bringt keine Perspektiven,
auch nicht für die Ungelernten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Insgesamt vermisse ich in der Arbeitsmarktpolitik
eine schlüssige Strategie und ein schlüssiges Konzept.
Ich finde es nicht richtig, dass Sie das Geld, das auf-
grund des Aufschwungs jetzt zusätzlich zur Verfügung
steht, von einem Sonderprogramm ins nächste bewe-
gen und es damit für überflüssige Arbeitgeberzuschüsse
ausgeben. Dahinter steht kein Plan, das hat keine Per-
spektive. Mein Eindruck ist, dass alle Beteiligten dieser
Großen Koalition sich einen Skalp an ihren Gürtel hän-
gen wollen und hängen müssen. Das führt dazu, dass es
eine Flut von Gesetzesvorlagen gibt, die dann von den
Beschäftigten in den Arbeitsagenturen umgesetzt wer-
den sollen und ausgebadet werden müssen.

Allein in diesen beiden Gesetzentwürfen, die Sie
heute vorgelegt haben, sind – konservativ gezählt – vier
neue Instrumente vorhanden. Zwei neue Instrumente
sind schon wieder in der Pipeline: der Azubizuschuss
und der Kommunalkombi. Sie hatten sich – da hat Herr
Niebel an einer Stelle einmal recht – selbst einmal auf
die Fahnen geschrieben, die Anzahl dieser Instrumente
zu reduzieren. Derzeit machen Sie das genaue Gegenteil.

Strukturelle Reformen wären besser als ein solcher
Kombilohn-Wirrwarr. Die OECD hatte Deutschland ins
Stammbuch geschrieben, dass wir die Sozialabgaben

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(C (D nsbesondere für die unteren Lohngruppen unbedingt reuzieren müssen. Wir haben Ihnen dafür mit dem Proressivmodell einen guten Vorschlag unterbreitet. Zeiteise hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass Sie hier ein isschen begriffen haben; denn bei Ihnen ist das Bofinger/ alwei-Modell ja auch einmal diskutiert worden. Davon ört man jetzt leider gar nichts mehr. Ich finde, Sie verpassen die Chance, die ein Aufchwung bietet, nämlich strukturelle Reformen voranzureiben. Ich fürchte, dass die Situation der Gruppen, für ie wir jetzt strukturell handeln müssten, also für die Mirantinnen und Migranten, für die Jugendlichen und für ie Langzeitarbeitslosen, nach dem Aufschwung so ist ie vorher auch, weil Sie eben nicht darangegangen ind, zum Beispiel das duale Ausbildungssystem zu eformieren. Das duale Ausbildungssystem ist inzwichen ein Nadelöhr, durch das alle aussortiert werden, ie etwas leistungsschwächer sind. Deswegen müssen ir strukturell etwas daran ändern. Wir müssen nicht die Vielzahl der Instrumente der rbeitsmarktpolitik erhöhen, sondern wir müssen unbeingt den dezentralen Spielraum erweitern. Wir müssen s ermöglichen, dass vor Ort entschieden werden kann. (Karl-Josef Laumann, Minister [NordrheinWestfalen]: Da hat sie recht!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch will Ihnen noch etwas sagen: Wir müssen die Haus-
alte des Bundes und der Bundesagentur konsequen-

er voneinander trennen.

Herr Laumann, nach dem, was Sie hier vorgetragen
aben, würde es mich einmal interessieren, was Sie zu
er Absicht des Bundesfinanzministers sagen, dort jetzt
och einmal 5 Milliarden Euro als Raubritter abzukas-
ieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Peter Rauen [CDU/CSU])


ch sage es einmal so: Sie haben hier doch gerade vorge-
ragen, dass die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosig-
eit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und somit
uch steuerfinanziert werden soll. Wenn der Finanzmi-
ister jetzt noch einmal 5 Milliarden Euro abgreift, dann
st das doch genau das Gegenteil dessen, was Sie hier
orgeschlagen haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wahr! Das ist das Gegenteil! Da hat sie recht!)


ann hätten wir uns die Zusammenlegung von Arbeits-
osenhilfe und Sozialhilfe doch ersparen können.


(Dirk Niebel [FDP]: Vor allem hätten wir uns auch die Mehrwertsteuererhöhung ersparen können!)


Der Finanzminister stellt sich hin und sagt: I love
ash. – Ich glaube, er meint: I love Crash.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das war ein Kalauer! – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Sie sagen: I love Milka!)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Er fährt hier doch einen Crashkurs. Ich würde mich je-
denfalls freuen, wenn Sie sich hierüber einmal auseinan-
dersetzen würden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich prophezeie Ihnen: Wenn diese gute Konjunktur
eine Pause einlegt – und sie wird eine Pause einlegen –,
dann werden Sie sich an den Kopf fassen und feststellen,
dass Sie strukturell nichts verbessert haben und dass die
neuen Probleme die alten Probleme sind.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610902000

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610902100

Ich will Ihnen sagen: Wenn Frau Merkel und Herr

Müntefering zu Tisch rufen, dann sind die Teller für die
leer, die wir hier heute in den Fokus gestellt haben.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


Einmal chancenlos, immer chancenlos. Mit Ihren heuti-
gen Beschlüssen beheben Sie die Ausgrenzung der Ju-
gendlichen und Langzeitarbeitslosen nicht wirklich.
Deswegen stimmen wir auch dagegen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610902200

Jetzt hat der Kollege Franz Thönnes für die Bundesre-

gierung das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1610902300


Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
So ist das im Leben: Die einen wollen immer mehr, die
anderen wollen es ganz anders. Dann gibt es auch noch
welche, die glauben, dass der Markt das alles ganz al-
leine richtet. Das ist nicht so.


(Dirk Niebel [FDP]: Nein, das hat niemand gesagt!)


Es geht darum, etwas zu tun.

Wir reden hier über Chancen. Es geht um die Chan-
cen der Menschen, die bislang aus strukturellen Gründen
nicht am Aufschwung teilhaben. Es geht darum, diesen
jetzt Chancen zu verschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das tun wir mit beiden Gesetzentwürfen, bei deren
Erstellung wir uns auf die guten Ergebnisse der Arbeits-
gruppe in der Koalition konzentriert haben. Wir wollen
Chancen für Menschen schaffen, die bislang kaum die
Möglichkeit hatten, in Arbeit zu kommen oder eine Aus-
bildung zu erhalten. Ich glaube, es ist ganz wichtig, zu
sagen, dass die jungen Menschen hier im Mittelpunkt
stehen, die seit langem arbeitslos sind und bei denen es

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(C (D esondere Vermittlungshemmnisse gibt, zum Beispiel in fehlender Schulabschluss, eine fehlende Berufsausildung oder gesundheitliche Probleme. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind jetzt ut. Wir können uns darüber freuen, dass es knapp 00 000 neue sozialversicherungspflichtige Jobs gibt. ie Zahl der Arbeitslosen ist um gut 700 000 zurückgeangen. Wir wissen aber ganz genau, dass davon überiegend die profitiert haben, die ganz gute Vorausset ungen haben. Jetzt ist es sozialpolitisch geboten, sich m diejenigen zu kümmern und denen zu helfen, bei deen das nicht so ist. Wir freuen uns darüber, dass die Beschäftigungschwelle sinkt. Schon jetzt geht die Arbeitslosigkeit bei inem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent merklich urück. Das war früher erst bei 2 Prozent bis 2,5 Prozent er Fall. Ich glaube, das ist ein klarer Erfolg der von der orgängerregierung und auch dieser Regierung durcheführten Arbeitsmarktreformen, die vielen Menschen ützen. Weil sie aber noch nicht allen Betroffenen zuguekommen, geht es für uns jetzt darum, uns um die chwächeren zu kümmern und ihnen Chancen zu verchaffen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die jüngeren Arbeitslosen profitieren von der guten
rbeitsmarktentwicklung. Die Zahl der Arbeitslosen
nter 25 Jahren ist im Vergleich zum Vorjahresmonat
m ein Viertel – genauer gesagt um 25,2 Prozent – zu-
ückgegangen. Das ist der niedrigste Stand, der seit der

iedervereinigung in einem Juni erreicht wurde, und
leichzeitig auch der stärkste Rückgang. Darüber darf
an sich freuen. Das spornt an und macht Mut.

66 000 Menschen profitieren aber noch nicht von die-
er Entwicklung. Gerade weil manche von ihnen länger
hne Beschäftigung sind, wollen wir auch diesen Men-
chen helfen. Wir wollen versuchen, ihnen mit Arbeitge-
erzuschüssen Perspektiven zu bieten, um sie zu qualifi-
ieren und in Beschäftigung zu bringen.

Der Eingliederungszuschuss, der 25 Prozent bis
0 Prozent des Bruttolohns bis maximal 1 000 Euro be-
rägt, soll Jugendliche unter 25 Jahren, die eine Ausbil-
ung abgeschlossen, dann aber lange arbeitslos waren,
ieder in Arbeit bringen. Dabei geht es auch um Qualifi-

ierung. Insofern sollte niemand so tun, als würde das
ußer Acht gelassen. Es geht uns darum, jungen Men-
chen eine Basis für ihr späteres Arbeitsleben zu bieten.
iesem Ziel dient der Qualifizierungszuschuss, der

ich an Jugendliche ohne Ausbildung und Ausbildungs-
latz richtet, die bisher keinen Weg in den Beruf gefun-
en haben. Damit wird ihnen eine Chance zur Ausbil-
ung und zu einem beruflichen Abschluss gegeben.

Wichtig ist aber zunächst einmal, in Beschäftigung
u kommen und – das wurde schon angesprochen – das
lltagsleben im Betrieb zu erfahren, Kolleginnen und
ollegen zu haben und Anerkennung und Selbstbestäti-
ung zu bekommen. Deswegen wird der Qualifizie-
ungszuschuss in Höhe von 50 Prozent des Bruttolohns
ezahlt. Mit der im Ausschuss vereinbarten Änderung






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes
wird klar, dass mindestens 15 Prozent des Zuschusses
– gerne auch mehr – für die Qualifizierung verwendet
werden müssen. Beide Zuschüsse sind Ermessensleis-
tungen und bis Ende 2010 befristet.

Aus meiner Sicht ist es gut, den jungen Menschen
eine Chance zu bieten. Wenn es mit der ersten Chance
nicht klappt, sollten sie auch eine zweite oder gegebe-
nenfalls eine dritte Chance erhalten. Das Geld ist gut in-
vestiert in die Zukunft dieses Landes und der Kinder.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Des Weiteren gibt es die EQJ, die Einstiegsqualifi-
zierung. Auch bei diesem sehr erfolgreichen Instrument
wird für die kommenden drei Jahre sichergestellt, dass
es funktioniert. Die Zahl der geförderten Plätze konnte
von anfangs 25 000 auf jetzt 40 000 erhöht werden. Da-
rüber sind wir sehr froh. Die guten Eingliederungswerte
machen deutlich, dass fast 63 Prozent der jungen Men-
schen, die mithilfe dieses Instruments Zugang zu Arbeit
gefunden haben, später eine Berufsausbildung angebo-
ten wurde. Deswegen ist es gut, dass die EQJ jetzt zur
Regelleistung wird. Das kommt gerade jungen Men-
schen mit eingeschränkten Vermittlungsperspektiven zu-
gute.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Darüber hinaus werden die Möglichkeiten der
Berufsorientierungsmaßnahmen verbessert. Wichtig
ist, dass die neuen gesetzlichen Regelungen bis zum
1. Oktober in Kraft treten. Wenn die jungen Menschen
die Schule verlassen und das neue Ausbildungsjahr be-
ginnt, sollen sie eine Brücke in eine Berufsausbildung
und ins Arbeitsleben vorfinden. Sie sollen nicht länger
vor einer verschlossenen Tür stehen und gesagt bekom-
men, sie sollten im Wartezimmer warten, irgendwann
kämen sie auch dran. Das ist in einem Sozialstaat nicht
zulässig. Hier müssen Brücken gebaut und es muss ge-
holfen werden. Dazu tragen die vorgesehenen Regelun-
gen bei.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es geht aber nicht nur um die jungen Menschen, son-
dern auch darum, die Sockelarbeitslosigkeit abzubauen.
Wir alle kennen die volkswirtschaftliche Bauernregel:
„Die Konjunktur hat Berg und Tal, der Sockel steigt mit
jedem Mal.“ Diese Regel gilt nicht mehr. Jetzt sinkt der
Sockel. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist um
17,1 Prozent zurückgegangen. Aber auch hier erreicht
der Aufschwung nicht alle.

Deswegen wollen wir mit dem zweiten Gesetzent-
wurf, den wir in diesem Zusammenhang beraten, einen
Beschäftigungszuschuss einführen. Auch damit setzen
wir einen Vorschlag der Koalitionsarbeitsgruppe um.
Wir werden – das ist neu in der Arbeitsmarktpolitik –
den Zuschuss nach einer ersten Förderphase von 24 Mo-
naten unbefristet gewähren. Bis 2009 sollen damit
100 000 Menschen in sozialversicherungspflichtige Ar-
beitsverhältnisse kommen. Ausgenommen ist nur die
Versicherungspflicht zur Arbeitslosenversicherung, weil

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(C (D ir keine Drehtüreffekte herbeiführen wollen. Ich beone aber ausdrücklich, dass die Renten-, Pflegeund rankenversicherung in die Regelung einbezogen sind. un Sie nicht so, als wären es keine sozialversicherungsflichtigen Arbeitsverhältnisse! (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Entscheidung über eine Förderung treffen die
allmanager vor Ort. Sie tragen große Verantwortung,
ber sie kennen sich am besten aus. Inzwischen haben
ir es mit Betreuungsquoten von 1:180 zu tun. Das hat

ich deutlich verbessert. Früher gab es Betreuungsquo-
en von 1:400 oder 1:500. Die Fallmanager wissen in-
wischen genau, wie man helfen muss und wer welche
eistungen beanspruchen kann.

Wir wollen nicht, dass die Menschen aus dem allge-
einen Arbeitsmarkt herausgedrängt werden. Wir wol-

en Möglichkeiten der Integration. Deswegen kann der
eschäftigungszuschuss bis zu 75 Prozent des Arbeits-
ntgeltes betragen. Wir wollen darüber hinaus flankieren
nd helfen. Begleitende Qualifizierung und stabilisie-
ende Maßnahmen wie die Schuldner- und Suchtbera-
ung oder psychosoziale Betreuung sind möglich und
otwendig. In Einzelfällen kann den Arbeitgebern ein
esonderer Aufwand erstattet werden.

Wir wollen, dass der Aufschwung alle erreicht. Wir
ollen alle mitnehmen. Ich möchte die Gesamtkonzep-

ion einmal darlegen, damit deutlich wird, dass man
icht mit einer Maßnahme die sich aus den differenzier-
en Strukturen der Arbeitslosigkeit ergebenden Fragen
eantworten kann. Es wird notwendig sein, dass Men-
chen, bei denen besondere Vermittlungshemmnisse vor-
iegen und die ohne Arbeit und Ausbildung sind, eine
ernünftige Chance bekommen. Es gibt nun 100 000 Ar-
eitsplätze für Menschen mit Vermittlungshemmnissen.
inzu kommt der Kommunalkombi, der helfen soll, Ar-
eitsplätze in den Kommunen zu schaffen. Damit soll es
usätzlich für 100 000 Menschen Chancen geben.

Wenn man alles zusammennimmt, was wir für die
ungen Menschen tun, bei denen erhebliche Vermitt-
ungsschwierigkeiten bestehen, dann stellt man fest, dass
ir für diesen Personenkreis vieles getan haben und tun.
a sind 40 000 Einstiegsqualifizierungsmöglichkeiten,

ine Erhöhung um 15 000. Nicht vergessen werden dür-
en die 7 500 zusätzlichen Ausbildungsplätze für junge

enschen, die erhebliche Defizite haben und unter so-
ialer Benachteiligung leiden. Die Arbeitgeber haben
ich zudem verpflichtet, 60 000 neue Ausbildungsplätze
ro Jahr anzubieten. Zudem sollen Jahr für Jahr
0 000 neue Ausbildungsbetriebe geworben werden.
uch das wird das Ausbildungsplatzangebot steigern.
chließlich kommen 4 000 zusätzliche Chancen für
enschen mit Behinderung aus der Initiative „job4000“.

Das alles sind hervorragende Möglichkeiten, die wäh-
end des Aufschwungs von allen genutzt werden müs-
en: von den Arbeitsagenturen, den öffentlichen Trägern,
en Arbeitgebern und den gemeinnützigen Organisatio-
en. Hinzu kommt die Möglichkeit – das darf nicht ver-
essen werden –, das Programm „Beschäftigungspakte






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes
für Ältere in den Regionen“ im Rahmen des Bundespro-
gramms „Perspektive 50plus“ zu verlängern. Die guten
Erfahrungen, die wir in den 62 Modellregionen gemacht
haben – dafür sind 250 Millionen Euro zur Verfügung
gestellt worden –, zeigen uns klar und deutlich: Es ist
wieder Platz für die Älteren. Die Steigerung von gut
38 Prozent im Jahr 2000 auf knapp 50 Prozent im Jahr
2006 bei der Beschäftigungsquote der über 55-Jährigen
zeigt, dass es geht, wenn wir wollen. Aber wir müssen
wollen; darauf kommt es an.

Meine große Bitte an dieser Stelle lautet daher: Arbei-
ten Sie alle mit, und schaffen Sie heute die rechtlichen
Voraussetzungen! So nehmen wir die sozialstaatliche
Verantwortung für die Menschen im Land und für die
Zukunft der deutschen Wirtschaft wahr.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610902400

Der Kollege Jörg Rohde spricht jetzt für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1610902500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es gibt so viele Kritikpunkte, dass man gar nicht weiß,
wo man anfangen soll.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist wahr!)


Herr Brandner, für Jugendliche mit Ausbildung gibt es
einen Eingliederungszuschuss; das haben Sie eben aus-
geführt. Glauben Sie nicht, dass es auch Fälle geben
wird, in denen dieser Zuschuss abgerufen wird, obwohl
dies vielleicht gar nicht notwendig ist? Wir befürchten
hier Mitnahmeeffekte.

Herr Laumann, das Programm für die Jugendlichen
wird über die Arbeitslosenversicherung finanziert. Das
kritisieren wir. Deswegen werden wir den Änderungen
des SGB III nicht zustimmen. Sie haben es einfach
falsch dargestellt.


(Beifall bei der FDP – Otto Fricke [FDP]: Er hat es vergessen!)


– Nein, das glaube ich nicht.

Manchmal frage ich mich allen Ernstes, welchen
Zweck Anhörungen im Ausschuss noch haben, wenn
die dort geäußerten Anregungen der Sachverständigen
völlig ignoriert werden. Wie wäre die Kritik erst ausge-
fallen, wenn die Experten Ihre Änderungsanträge gese-
hen hätten?

Wir sprechen heute über Arbeitsmarktgesetze. Zum
Arbeitsmarkt gehören Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Manchmal brauchen wir dazwischen noch eine dritte In-
stanz, eine Arbeitsvermittlung, die Brücken zwischen
diesen beiden Seiten baut. Der Brückenbau klappt aber
nur, wenn beide Brückenköpfe auf das gleiche Ziel aus-
gerichtet sind. Deshalb frage ich Sie heute, meine Kolle-
ginnen und Kollegen von Schwarz-Rot, welches Ziel Sie

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(C (D ier verfolgen. Haben Sie am vergangenen Montag den usführungen der Arbeitgeber und der Wissenschaftler ugehört? Haben Sie die Kritik berücksichtigt? Ich enke, nein. Sie haben die Warnung der Wissenschaft igoriert und verzichten auf jede Zusammenarbeit mit den rbeitgebern. Die Leidtragenden dieses Verweigerungsverhaltens erden ausgerechnet die Arbeitsuchenden sein, die Sie it Ihrem Arbeitsmarktprogramm unterstützen wollen. as ist das Schlimmste an Ihrer Dickköpfigkeit. In der nhörung haben alle Sachverständigen unisono darauf ingewiesen, dass die Zielgruppe der Fördermaßnahen klipp und klar definiert sein muss. Die jetzige, sehr eit gefasste Definition der Zielgruppen wird dazu füh en, dass viele Arbeitslose, die dem ersten Arbeitsmarkt chon sehr nahe sind, mit den Maßnahmen in den zweien Arbeitsmarkt gedrängt und stigmatisiert werden. err Weiß, wir bleiben bei unserer Formulierung: Ein rbeitsplatz im zweiten Arbeitsmarkt ist ein Stigma. Gleichzeitig droht die Gefahr, dass die, die tatsächlich rst grundlegend auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet erden müssten, von der ersten Gruppe verdrängt weren und durch das Raster fallen. Das können wir auch icht wollen. Mit Ihrem Änderungsantrag, der eine Förerung auch über 24 Monate hinaus ermöglichen soll, aben Sie diesen Konstruktionsfehler noch verschlimmessert. Die langen ABM-Karrieren vergangener Zeiten aben Sie, meine Damen und Herren von Schwarz und ot, anscheinend schon vergessen. In diesem Zusammenhang sollten wir noch einmal ber das Thema Entlohnung sprechen. Warum verzeren Sie den gesamten Arbeitsmarkt Geringqualifizierter, ndem Sie die Entlohnung der Maßnahmenteilnehmer m jeden Preis an tariflichen Löhnen festmachen? Es eht doch um Menschen, deren Produktivität und Belastarkeit weit unter den Mindestanforderungen des ersten rbeitsmarktes liegen. Ist Ihnen bewusst, dass Sie damit egulär beschäftigten Geringqualifizierten, die unter Taif arbeiten, jede Motivation für einen Verbleib in reguläer Beschäftigung nehmen, wenn der geförderte Kollege ebenan deutlich mehr verdient? Vor allem Sie von CDU nd CSU, die Sie so erfolgreich Münteferings Mindestohn verhindert haben, ühren ihn jetzt für einzelne Gruppen durch die Hintertür in. Nennen Sie das glaubwürdig? Die FDP lehnt einen Mindestlohn ab, spricht sich aber ür ein Mindesteinkommen aus. Wer arbeitet, muss beser leben können als andere, die nicht arbeiten. Das ist ine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Herr aumann, Sie haben eben das Beispiel eines lernbehin Jörg Rohde derten Jugendlichen vorgestellt. Wir wollen, dass dieser Jugendliche eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommt. Das geht nur, wenn der Lohn in einem angemessenen Verhältnis zur Produktivität steht. Wenn der Arbeitslohn nicht reicht, dann muss die Differenz mit einem Zuschuss aus Steuermitteln ausgeglichen werden, am besten direkt an den Arbeitnehmer. Lesen Sie doch einmal das Bürgergeldmodell der FDP nach. Wir haben bereits sehr gute Vorschläge eingebracht. Die Beitragsmittel aus der Arbeitslosenversicherung oder unwirtschaftliche Lohnvorgaben für die Arbeitgeber sind die falsche Quelle für solche Differenzen zu einem Mindesteinkommen. Was in den Gesetzentwürfen schon in der Zielsetzung falsch angelegt ist, wird sich in der Ausführung der Gesetze fortsetzen. Ich möchte das zu erwartende Chaos in den Arbeitsagenturen, Argen und Kommunen gar nicht näher beschreiben, (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Warten Sie es doch ab!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Abwarten!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


(Beifall bei der FDP)


komme aber nicht ganz darum herum. Die normalen
Kunden im Jobcenter und in den Arbeitsvermittlungen
werden darunter leiden, dass die Jobvermittler eine wei-
tere aufwendige Bürokratie zunächst aufbauen und spä-
ter verwalten müssen.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Wir machen mal gemeinsam einen Besuch!)


Ich prophezeie Ihnen: Die für die nicht geförderten Ju-
gendlichen und Langzeitarbeitslosen zur Verfügung ste-
hende Beratungszeit, die dringend notwendig ist, um
diese in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, wird ab-
nehmen. Völlig unklar ist auch, wie viel Geld eigentlich
schlussendlich für die tatsächliche Förderung der Ar-
beitsplätze zur Verfügung steht; denn für die zusätzli-
chen Kosten, die durch das Coaching der Arbeitsuchen-
den entstehen, werden keine zusätzlichen Mittel
bereitgestellt. Sie müssen aus dem Eingliederungstopf
finanziert werden.

Wir Liberale wollen den guten Willen hinter den
heute zur Abstimmung stehenden Gesetzentwürfen nicht
schlechtreden. Wir sind uns einig, dass es Arbeitslose
gibt, die ohne vielfältige zusätzliche Förderung nicht in
den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können. Wir
Liberale glauben aber, dass die Gesetze, die wir hier und
heute beraten, dies nicht oder nur sehr eingeschränkt
leisten können. Wir befürchten Mitnahmeeffekte, ein
dauerhaftes Einmauern der Geförderten im zweiten Ar-
beitsmarkt und ein Verfehlen der eigentlichen Ziel-
gruppe. Deshalb lehnen wir das Gesetz zum SGB II ab
und enthalten uns beim SGB III.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Jetzt hat Stefan Müller für die CDU/CSU-Fraktion as Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er Bundeswirtschaftsminister hat eine Regierungsrklärung abgegeben. Er hat ausgeführt, dass die Wirtchaft unter Volldampf steht und Deutschland wieder die achstumslokomotive in Europa ist. Ich finde, Michael los hat recht. Die wirtschaftliche Dynamik in unse em Land hat sich wieder verstärkt. Wir sind heute nicht ehr alleine auf die Weltwirtschaft angewiesen, sondern ie deutsche Wirtschaft hat wieder aus sich heraus Tritt efasst. Da frage ich Sie: Wer hätte das noch vor einem ahr für möglich gehalten? Viel entscheidender ist die Tatsache, dass der wirtchaftliche Aufschwung endlich auch den Arbeitsmarkt rreicht hat. Wir haben uns schon fast daran gewöhnt, ass jeden Monat bessere Zahlen von der Bundesagentur n Nürnberg präsentiert werden. Das heißt doch aber usdrücklich, dass dieser Aufschwung endlich bei den enschen ankommt. Ich finde, wir sollten uns mit den enigen 800 000 Menschen freuen, die letztes Jahr noch rbeitslos waren und dieses Jahr wieder eine Stelle geunden haben. s besteht nach langer Zeit für viele Menschen wieder ie berechtigte Hoffnung, dauerhaft eine selbstbestimmte erufliche Perspektive zu haben. Das zeigt, dass die roße Koalition mit ihrer Wirtschaftspolitik und ihrer rbeitsmarktpolitik auf dem richtigen Weg ist. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs, trotz dieser esseren Entwicklung am Arbeitsmarkt bleibt es notendig, für bestimmte Gruppen von beschäftigungslo en Menschen etwas zu tun. Dies gilt insbesondere für iejenigen, deren Arbeitsmarktchancen durch diese posiive Konjunkturlage nicht verbessert wurden, bei denen er volle Einsatz des Instrumentenkastens der Bundesgentur nicht dazu führt, dass sie besser oder überhaupt n den Arbeitsmarkt integriert werden können, bei denen lso nur die Alternative bleibt, auf staatliche Fürsorge ngewiesen und sich selbst überlassen zu sein. Eine anere Alternative ist, eine Lösung zu suchen, damit auch iese Arbeitslosen wieder am Erwerbsleben teilhaben önnen. Genau um diese Gruppe geht es hier. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610902600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1610902700

(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Bundesagentur für Arbeit beziffert diese Perso-
engruppe auf circa 400 000 Menschen. Sie haben ver-
chiedene Vermittlungshemmnisse, also ganz unter-
chiedliche Probleme – sei es, dass sie noch nie oder
chon lange nicht mehr gearbeitet haben; sei es, dass sie
esundheitliche Beeinträchtigungen haben oder eine be-
ufliche Qualifikation fehlt. Dies alles sind Gründe, die
ie Annahme einer Arbeitsstelle außerordentlich er-






(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

schweren. Genau für diese Personengruppe ist der Kom-
bilohn, den wir heute beschließen wollen, gedacht.

Herr Niebel, Sie haben im Ausschuss ausgeführt, dass
die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen – das habe die Eva-
luationsstudie zu Hartz I bis Hartz III ergeben – nicht er-
folgreich gewesen seien. Da haben Sie ausdrücklich
recht. Das steht dort so geschrieben. Nur, liebe Kollegen
von der FDP, der von uns geplante Kombilohn hat mit
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen überhaupt nichts zu
tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Rohde [FDP]: Doch! – Dirk Niebel [FDP]: Es wurde bloß ein anderer Name darübergeschrieben!)


Es geht hier um einen eng begrenzten Personenkreis. Es
geht nicht darum, ein flächendeckendes Arbeitsbeschaf-
fungsprogramm zu organisieren. Es geht auch nicht
– auch das ist klar geworden – um eine 100-prozentige
Finanzierung. Eine ABM-Maßnahme zeichnet sich aber
durch all das aus. Darum geht es hier nicht, sondern da-
rum, denjenigen Menschen, die ich gerade beschrieben
habe, eine Chance zu geben.


(Jörg Rohde [FDP]: Aber in welchem Tätigkeitsfeld?)


Nun können Sie ja – das halte ich für vertretbar – eine
andere Auffassung dazu haben. Sie können sagen, dass
Sie das für ordnungspolitisch falsch halten; da haben wir
eine unterschiedliche Auffassung. Aber selbst wenn dies
ordnungspolitisch falsch wäre, ist es sozialpolitisch rich-
tig, diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, am Er-
werbsleben teilzuhaben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen ist unser Vorhaben richtig, und deswegen
werden wir es auch umsetzen.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie schaden den Menschen damit!)


Herr Kollege Rohde, bemerkenswerterweise sind Sie
in Ihrer ersten Rede zu diesem Thema sehr viel differen-
zierter an die Sache herangegangen.


(Jörg Rohde [FDP]: Und dann war ich sehr enttäuscht von der Anhörung! – Dirk Niebel [FDP]: Der kannte ja noch gar nicht, was Sie alles hineinschreiben werden!)


Da standen Sie ja auch noch nicht unter der Beobachtung
von Herrn Kolb und Herrn Niebel. Sie sind zwar sehr
vielversprechend gestartet, sind aber leider Gottes sehr
enttäuschend gelandet. Es ist schade für die betroffenen
Menschen, dass Sie sich der Zustimmung zu dieser Maß-
nahme tatsächlich entziehen.

Noch ein Wort zur Reduzierung der Zahl der Arbeits-
marktinstrumente. Seien Sie ganz beruhigt, Herr Niebel
und Frau Pothmer, wir werden dazu im Herbst einen
Vorschlag unterbreiten und eine eventuell bestehende
Unübersichtlichkeit, die Sie kritisieren, beheben.


(Dirk Niebel [FDP]: Ende 2006 sollte das doch alles erledigt sein!)


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(C (D Möchten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Rohde ulassen? Bitte schön. Bitte schön. Lieber Kollege Müller, lieber Stefan, ch bin wirklich sehr konstruktiv-kritisch mit diesem Geetzentwurf umgegangen. Das habt ihr zur Kenntnis geommen. Aber würdet ihr – und speziell du – auch zur enntnis nehmen, dass die Änderungsanträge, die erst ach der Expertenanhörung eingebracht wurden und ber die wir im Ausschuss diskutiert haben, eine Verchlimmbesserung des Gesetzentwurfes darstellen, soass wir ihm selbst bei gutem Willen, den wir unterstelen und den auch wir haben, nicht mehr zustimmen önnen? Ich hätte dafür Verständnis, wenn ich nicht den Ein ruck gewonnen hätte, dass das Abstimmungsverhalten er FDP schon vorher festgelegt worden ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610902800
Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1610902900
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610903000
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1610903100

(Zurufe von der SPD: Oh!)

Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1610903200

a ich diesen Eindruck aber habe, Herr Kollege, kann
ch Ihnen leider nicht zustimmen. Ich komme später auf
ie zurück. Vielleicht haben Sie dann noch einmal das
edürfnis, eine Zwischenfrage zu stellen.

Genauso schade finde ich, dass die Grünen diesem
esetzentwurf nicht zustimmen wollen. Auf Seite 13 Ih-

es neuen Papiers „Grüne Marktwirtschaft“ – ich habe es
ir besorgt – erkennen Sie die Notwendigkeit eines

ozialen Arbeitsmarkts ausdrücklich an – ich zitiere –:

Daneben brauchen wir aber auch Angebote für die-
jenigen, die trotz Unterstützung auf unabsehbare
Zeit nicht in den ersten Arbeitsmarkt integrierbar
sein werden. …

it dem, was Sie da beschreiben, haben Sie recht. Ich
iederhole: Ich finde es schade, dass Sie diesem Gesetz-

ntwurf heute nicht zustimmen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Müller, ich finde das auch schade! Das liegt an der Ausgestaltung!)


Es wäre Ihnen unbenommen gewesen, noch Ände-
ungsanträge zu stellen.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben dazu einen eigenen Antrag vorgelegt!)







(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

Auch das haben Sie nicht getan. Also gilt für Sie im
Zweifel das Gleiche, was für die FDP gilt: Das Abstim-
mungsverhalten war schon vorher festgelegt. Streuen Sie
den Leuten doch keinen Sand in die Augen, und erwe-
cken Sie nicht den Eindruck, als hätten Sie bei der ersten
Lesung noch nicht gewusst, wie Sie sich hier bei der
zweiten und bei der dritten Lesung sowie bei der Ab-
stimmung tatsächlich verhalten!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden mit der Verabschiedung des zweiten Ge-
setzentwurfs, den wir heute zur Abstimmung stellen, die
Beschäftigungsperspektiven für jüngere Menschen
verbessern. Zunächst einmal kann man – das hat der
Herr Staatssekretär gerade getan – auch dort eine außer-
ordentlich erfreuliche Entwicklung feststellen. Die Ar-
beitslosigkeit unter 25-Jähriger ist von Juni 2006 bis
Juni 2007 um über 123 000 zurückgegangen; das ent-
spricht circa 30 Prozent.

Diese Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäu-
schen, dass immer noch über 360 000 junge Menschen
unter 25 Jahren keine Arbeit haben. Das sind immer
noch eindeutig zu viele. Es gibt in diesem Bereich des-
halb dringenden Handlungsbedarf. Wir können es uns
nicht leisten, den jungen Menschen am Anfang ihres Be-
rufslebens das Gefühl zu geben, nicht gebraucht zu wer-
den. Wir dürfen ihnen nicht das Gefühl geben, dass die
Politik sich nicht um sie kümmert. Genau deswegen
werden wir mit dem vorliegenden Gesetzentwurf einen
wichtigen, einen entscheidenden Schritt zur Bekämp-
fung der Jugendarbeitslosigkeit machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Das Hauptproblem vieler junger Arbeitsloser ist tat-
sächlich die mangelnde Qualifizierung. Mangelnde
Qualifizierung führt langfristig auch zu einer verfestig-
ten Langzeitarbeitslosigkeit. Es ist sehr schwer und be-
darf großer finanzieller Anstrengungen, sie zu überwin-
den. Wir schaffen mit dem Qualifizierungszuschuss für
Jugendliche ohne Berufsausbildung eine Perspektive,
eine Beschäftigung aufzunehmen. Das Gleiche gilt für
arbeitslose Jugendliche mit Berufsabschluss, denen ein
entsprechender Eingliederungszuschuss zusteht. Wir
greifen damit auf vorhandene Instrumente zurück. Beide
Instrumente – Qualifizierungszuschuss und Eingliede-
rungszuschuss – dienen ausschließlich dazu, jungen Ar-
beitslosen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermögli-
chen.

Frau Pothmer, auch das Sammeln von Berufserfah-
rung dient letztlich dazu, die Beschäftigungsperspektive,
mittel- und langfristig gesehen, zu verändern. Es ist im-
mer noch besser, einen jungen Menschen in eine
Beschäftigung zu bringen, als ihn arbeitslos auf der
Straße stehen zu lassen. Ich bitte Sie, das einfach anzuer-
kennen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei alledem dürfen wir aber nicht aus den Augen ver-
lieren, dass es nicht nur um diejenigen geht, die heute

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(C (D chon arbeitslos sind. Eigentlich muss es uns ja auch um iejenigen gehen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie orgen oder übermorgen arbeitslos werden, sei es, weil ie keinen Schulabschluss haben, sei es, weil die Ausbilungsreife – jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt – noch icht gegeben ist. Es geht uns also auch darum, dort anusetzen, wo Hilfe noch rechtzeitig erfolgen kann, nämich beim Übergang von der Schule ins Berufsleben. ieser Übergang ist doch der entscheidende Zeitpunkt, u dem man Defizite Jugendlicher ausgleichen kann der zu dem man dafür sorgen kann, dass Defizite gar icht erst entstehen. Dazu haben wir zwei Maßnahmen vorgeschlagen. Erstens sind das die Fortschreibung des EQJ-Proramms und seine Übernahme in das Arbeitsfördeungsrecht. Dieses Programm soll insbesondere jungen enschen ermöglichen, Zugang zu einem Ausbildungslatz zu erhalten. Die Begleitstudien zum EQJ-Proramm sind außerordentlich vielversprechend: Nahezu 0 Prozent derer, die an diesem Programm teilnehmen, önnen eine Ausbildung aufnehmen. Zweitens geht es darum, die vertiefte Berufsorientieung zu erweitern. Insbesondere die Kollegen von der DP haben hier Kritik an der damit verbundenen Verendung von Beitragsmitteln geübt. Es hilft uns ja nichts, wenn wir heute diese Maßahme nicht vornehmen und sie später dann doch auf osten der Beitragzahler weitergebildet werden müssen der Fürsorgeleistungen bekommen. Ich glaube, dass ir in der Arbeitsmarktpolitik einen entscheidenden ehler machen: Wir kümmern uns um das Kind erst ann, wenn es in den Brunnen gefallen ist. Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen. Ich komme gleich zum Schluss, Frau Präsidentin. – ichtiger und richtiger wäre es, sich dann um die jungen enschen zu kümmern, bevor sie in den Brunnen fallen, lso rechtzeitig dafür zu sorgen, dass die Ausgangssituaion vor Eintritt in die Berufsausbildung, vor Abschluss er Schule verbessert wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Carl-Christian Dressel [SPD])

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610903300
Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1610903400


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610903500

Herr Kollege!


Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1610903600

Herr Kollege Rohde, ich habe Ihnen versprochen,

och einmal auf Sie zuzukommen. Als Bürger meines
ahlkreises müssten Sie wissen, dass wir in Erlangen

in vielversprechendes Projekt haben, das durch Mittel
er Bundesagentur unterstützt wird. Ich lade Sie ein,
ich bei den Gesprächen im kommenden Jahr zu beglei-

en.






(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610903700

Herr Kollege!


Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1610903800

Ich bin davon überzeugt, dass auch mit Mitteln der

Bundesagentur Gutes getan werden kann.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610903900

Jetzt hat das Wort die Kollegin Katrin Kunert für Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610904000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr verehrte Gäste! Ständige Korrekturen an den Hartz-
Gesetzen und das Auflegen zahlreicher Sonderpro-
gramme sind ein klares Zeugnis für ein fehlendes
Gesamtkonzept zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


Was Sie anbieten, ist ein Flickenteppich. Herr Niebel,
in der Einschätzung der Maßnahmen der Bundesregie-
rung sind wir sicherlich ganz dicht beieinander. Sie re-
den davon, dass es das Geld der anderen ist, wir sagen,
es sind eingezahlte Beiträge. Sie betreiben damit eine
Spaltung zwischen Arbeitenden und Arbeitslosen in die-
sem Land, und das werden wir nicht unterstützen.


(Beifall bei der LINKEN)


In den Bundesländern herrschen völlig unterschiedli-
che Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Es gibt kaum
Konzepte, die auf regionale Besonderheiten eingehen.
So gibt es Menschen in diesem Land, die bessere Chan-
cen für den Einstieg ins Arbeitsleben haben, und es gibt
Menschen, die mit Hartz IV an den Rand der Gesell-
schaft gestellt werden, weil sie unter anderem in einer
strukturschwachen Region leben.

Die Linke macht ein Angebot zur öffentlich geför-
derten Beschäftigung, die in Mecklenburg-Vorpom-
mern und in Berlin unter Rot-Rot bereits praktiziert
wurde und wird. Was in den Ländern geht, muss auch
auf Bundesebene möglich sein. Deshalb fordern wir die
Bundesregierung auf:

Erstens. Schaffung der rechtlichen Grundlagen für
dauerhaft öffentlich geförderte Beschäftigung.

Zweitens. Bereitstellung der erforderlichen Haus-
haltsmittel mit Mindestlohnniveau.

Drittens. Verteilung der Haushaltsmittel einsprechend
einer Quote gemessen an der Anzahl der Langzeit-
arbeitslosen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zielgruppe dieser öffentlich geförderten Beschäfti-
gung sind ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
Menschen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen

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(C (D nd Menschen in Regionen mit überdurchschnittlich hoer Arbeitslosigkeit. Wenn sich Beschäftigungspolitik uf diese Schwerpunkte konzentriert und Beschäftiungsund Strukturpolitik miteinander verzahnt werden, ann kann das soziale Ungleichgewicht zwischen den enschen und zwischen den Regionen entschärft wer en. Regionale Verantwortung durch öffentlich geförerte Beschäftigung kann ein Mehr an Demokratie beeuten. Die Ankündigung des Arbeitsministers, einen komunalen Kombilohn einzuführen, halten wir für popu istisch und sehr unseriös, populistisch, weil plakativ offnungen geweckt werden, und unseriös, weil die ge orderte Gegenfinanzierung weder durch die Kommunen och durch die Träger möglich ist und weil ein mögliher Arbeitnehmer mit Familie und einem Lohn von 000 Euro nicht automatisch aus der Bedürftigkeit fällt. Trotz sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen haben 4 Prozent der Landkreise keinen ausgeglichenen Hausalt. Die Regionen, die seit Jahren eine Arbeitslosigkeit on über 15 Prozent aufweisen, haben ein Wirtschaftstrukturproblem. Das löst man nicht mit einem kommualen Kombilohn. Die Kommunen können auch nicht ie Probleme für den Bund lösen. Zweifelhaft ist auch, b die angekündigten Einsparungen bei den Kommunen irklich eintreten. Bei den Kosten der Unterkunft haben ie damals eine Entlastung für die Kommunen in Höhe on 2,5 Milliarden Euro errechnet. Der Beweis bleibt bis eute aus. Eine weitaus wirksamere Lösung wären entweder zuätzliche Mittel des Bundes an die Kommunen, oder Sie timmen unserem Antrag auf eine öffentlich geförderte eschäftigung zu. Zum zweiten Antrag unserer Fraktion: Der Bund hat m Haushalt 2007 6,5 Milliarden Euro für Eingliedeungsleistungen eingestellt und eine Milliarde davon it einem Deckungsvermerk gesperrt. Diese Milliarde urde einbehalten, um Löcher bei der Arbeitsloseneld-II-Finanzierung zu stopfen, Löcher, die durch rasse Fehlkalkulationen der Bundesregierung entstanen sind. Diese Milliarde wird aber dringend benötigt, m arbeitslose Menschen weiter zu qualifizieren, damit ie eine reelle Chance am Arbeitsmarkt haben. Herr Kolege Brandner, wenn Sie da von Verantwortung reden, bwohl Sie Gelder einbehalten, dann haben Sie eine anere Definition von Verantwortung. Soziale Projekte wie Jugendund Altenbetreuung, ringend erforderliche Beratungsleistungen und auch die nterstützung von Sportvereinen hängen von dieser Mil iarde ab. Die Sprecherin der Landesarbeitsgemeinchaft der Argen in Sachsen-Anhalt, Frau Tempel, ommentiert die Blockade der Mittel wie folgt: Damit gerät die bisher positive Entwicklung der gesetzten Ziele in Gefahr. Auch der sozialpolitische Auftrag des SGB II, Menschen in Beschäftigung zu Katrin Kunert bringen, der sozialund kommunalpolitisch sinnvolle Auftrag, Gemeinwesenprojekte zu unterstützen, ist im 2. Halbjahr kaum umsetzbar … Gleiches fordern der Ausschuss für Arbeit und Soziales des Landtages von Brandenburg, der Landkreis Tirschenreuth und Argen aus Ludwigslust, Euskirchen oder auch Leipzig. Ganz ehrlich, Herr Thönnes: Die eine Milliarde hilft Ihnen bei der Sanierung des Haushalts nicht wirklich. Beweisen Sie Mut! Geben Sie die eine Milliarde frei! Dann kommen Sie Ihrer Verantwortung wirklich nach. Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen: Stimmen Sie unseren beiden Anträgen zu! Herzlichen Dank. Jetzt hat Gabriele Lösekrug-Möller das Wort für die SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610904100


Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1610904200

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

nen! Meine Damen und Herren! Wir haben eine gute
Stunde debattiert, und ich frage mich: War es eine gute
Debatte? In der Frage kommen einige vielleicht zu ganz
anderen Einschätzungen als ich.


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Es gab ein paar gute Redebeiträge!)


Ich will Ihnen meine Einschätzung zunächst vorenthal-
ten und werde sie Ihnen vielleicht am Ende mitteilen. Ich
bin aber sicher: Wir treffen gleich eine exzellente Ent-
scheidung, und das ist, finde ich, das Wesentliche;


(Jörg Rohde [FDP]: Sie lehnen auch ab?)


denn wir müssen Schwächeren eine Perspektive auf Ar-
beit geben. Das muss unser Ziel sein. Das steht im Mit-
telpunkt dieses Gesetzgebungsvorhabens.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will mit einer Lüge aufräumen, die hier grassiert.
Die Große Koalition und die Sozialdemokraten sagen:
Es gilt nach wie vor: erst bilden, dann ausbilden, dann
weiterbilden. – Davon rücken wir keinen Millimeter ab,
auch nicht mit diesem Gesetzgebungsvorhaben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber wir müssen uns der Wirklichkeit stellen, dass es
viele Menschen gibt, die ein Recht auf Arbeit haben,
denen wir mit „bilden, ausbilden, weiterbilden“ nicht so
helfen konnten, dass sie die Chance auf Teilhabe an der
Arbeitswelt haben. Für die schaffen wir heute gesetzli-
che Grundlagen, damit eine Integration gelingt. Ich bin

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(C (D roh darüber, dass wir uns zu diesem Schritt entschlossen aben. ie Sozialdemokraten nennen das: Jobperspektive. Ich inde, darin steckt alles. Ich will auf ein paar Redebeiträge am Rande eingeen. Herr Niebel, Ihre Affinität zu Fehlern ist dem Haus ekannt. (Beifall des Abg. Dr. Carl-Christian Dressel [SPD])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


irklich geärgert hat mich, dass Sie das Adjektiv „däm-
ich“ im Zusammenhang mit „Mindestlohn“ genannt ha-
en. Das ist unter aller Würde. Das möchte ich Ihnen so
ns Stammbuch schreiben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dirk Niebel [FDP]: Was sind Sie hier für eine tolle Oberlehrerin!)


Verehrte Kollegin Pothmer,


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt habe ich Ihnen gerade applaudiert, Frau Lösekrug-Möller!)


igentlich ist Mäkelei gar nicht Ihr Format. Ich habe Sie
ls eine Abgeordnete kennengelernt, die das große For-
at liebt und das, finde ich, gut ausfüllt. Ihre Rede heute
ar so klein-klein und mäkelig, dass ich ein bisschen

nttäuscht bin.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tut mir leid! – Dirk Niebel [FDP]: Setzen, sechs!)


ber ich verstehe es ja. Sie müssen eine Begründung
inden, um Nein sagen zu können, wenn wir gleich ab-
timmen.


(Dirk Niebel [FDP]: Da ist die Versetzung gefährdet, Frau Oberlehrerin, oder?)


igentlich bedauere ich das, weil ich ganz sicher bin,
ass es auch Ihnen darum geht, den Betroffenen eine
hance auf Arbeit zu geben. Es ist traurig, dass Sie de-
en heute im Grunde eine Ohrfeige geben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will gerne noch etwas zu den beiden Wortbeiträ-
en von Ihnen, Frau Kipping und Frau Kunert, sagen.
ir kennen Ihre grundsätzliche Opposition. Sie sagen:
lles, was nicht die Qualität des von Ihnen geforderten
indestlohns hat, ist abzulehnen. – Ich finde das ein we-

ig billig. Ich bedauere das auch, weil wir mit dem, was
ir heute verabschieden, den Menschen, die Ihnen doch

igentlich so am Herzen liegen, echte Chancen einräu-
en. Wenn Sie sagen: „Nein, das wollen wir nicht, weil

s unserer Ideologie nicht entspricht“, dann tun Sie den
enschen keinen Gefallen. Das ist – das möchte ich an

ieser Stelle einmal so sagen – entlarvend.






(A) )



(B) )


Gabriele Lösekrug-Möller

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. – Ich bin mir sicher, dass
wir den richtigen Weg einschlagen, weil wir damit den
Fallmanagern vor Ort, die inzwischen eine exzellente
Arbeit leisten, einen großen Entscheidungsspielraum ge-
ben. Das ist richtig.

Deshalb noch eine Anmerkung zum Instrumenten-
kasten, der im Übrigen im Wesentlichen steuerfinanziert
ist. Das ist in dieser Debatte argumentativ in eine leichte
Schieflage geraten. Das Steuergeld, das wir hier verwen-
den, ist gut eingesetzt. Den Fallmanagern einen ordentli-
chen Instrumentenkasten zur Verfügung zu stellen,
macht Sinn.


(Jörg Rohde [FDP]: „Ordentlichen“!)


Wer würde nämlich einem Chirurgen trauen, der in sei-
nem Koffer nur ein Messer hat? Lassen Sie sich das ein-
mal ins Stammbuch schreiben. Ich bin sehr dafür, dass
wir Klarheit schaffen. Aber wenn wir meinen, es dürfe
prinzipiell nur ein einziges Instrument geben, greifen wir
zu kurz. Das hätte nichts mit Professionalität zu tun.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann haben Chirurgen Koffer?)


Alle, die professionell arbeiten, beherrschen ihre Instru-
mente, auch wenn Frau Künast sich jetzt darüber aufregt.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, wir treffen gleich eine gute Entscheidung,
weil wir Menschen dadurch wieder in die Mitte der Ge-
sellschaft rücken, indem wir ihre Chancen auf Teilhabe
über Arbeit verbessern. Deshalb wird das für Hundert-
tausende von Menschen in der Bundesrepublik Deutsch-
land ein guter Tag.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610904300

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von den
Fraktionen von CDU/CSU und SPD eingebrachten Ge-
setzentwurf zur Änderung des Dritten Buches Sozialge-
setzbuch – Verbesserung der Qualifizierung und Be-
schäftigungschancen von jüngeren Menschen mit
Vermittlungshemmnissen. Der Ausschuss für Arbeit und
Soziales empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/5933, den Gesetzent-
wurf der Fraktionen von CDU/CSU und SPD auf Druck-
sache 16/5714 in der Ausschussfassung anzunehmen.
Ich bitte diejenigen, die den Gesetzentwurf so annehmen
wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Be-
ratung bei Zustimmung der Koalition und Ablehnung
durch Linke und Bündnis 90/Die Grünen sowie Enthal-
tung der FDP-Fraktion angenommen.

Dritte Beratung

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(C (D nd Schlussabstimmung. Diejenigen, die zustimmen ollen, bitte ich, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – nthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in dritter eratung mit dem gleichen Stimmergebnis wie vorher ngenommen. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Entchließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksahe 16/5979. Wer stimmt für den Entschließungsantrag? Gegenprobe! – Enthaltungen? – Damit ist der Entchließungsantrag bei Zustimmung der Linken und Abehnung durch die übrigen Fraktionen abgelehnt. Wir kommen zur Abstimmung über den von den raktionen CDU/CSU und SPD eingebrachten Gesetzntwurf zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzuch – Verbesserung der Beschäftigungschancen von enschen mit Vermittlungshemmnissen. Der Aus chuss für Arbeit und Soziales empfiehlt unter Buchtabe b seiner Beschlussempfehlung, den Gesetzentwurf er Fraktionen von CDU/CSU und SPD auf Drucksache 6/5715 in der Ausschussfassung anzunehmen. Diejenien, die den Gesetzentwurf so annehmen wollen, bitte ch um ihr Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist der Gesetzntwurf in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koaliion gegen die Stimmen der Opposition angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Wer dem Gesetzentwurf zutimmen will, möge sich bitte erheben. – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in ritter Beratung mit dem gleichen Stimmergebnis wie orher angenommen. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Entchließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Drucksahe 16/5980. Wer stimmt für diesen Entschließungsanrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der ntschließungsantrag bei Zustimmung der Linken und blehnung durch die übrigen Mitglieder des Hauses abelehnt. Ich komme zur Beschlussempfehlung des Ausschuses für Arbeit und Soziales auf Drucksache 16/5495. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der raktion Die Linke auf Drucksache 16/2504 mit dem Ti el „Für eine Ausweitung und eine neue Qualität öffentich finanzierter Beschäftigung“. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Damit ist die Beschlussempfehlung gegen die timmen der Linken und Zustimmung durch das übrige aus angenommen. Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Abehnung des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen auf Drucksache 16/2652 mit dem Titel „Arbeit statt rbeitslosigkeit finanzieren“. Wer stimmt für diese Be chlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – iese Beschlussempfehlung ist angenommen bei Zu timmung durch die Koalition und die FDP gegen die timmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und bei nthaltung der Linken. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Freigabe der im Bundeshaushalt einbehaltenen Mittel der Arbeitsmarktpolitik für das Jahr 2007“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5812, den Antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/4749 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung angenommen bei Zustimmung der Koalition und der FDP und Gegenstimmen der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt 27 sowie Zusatzpunkt 14 auf: 27 Beratung des Antrags der Abgeordneten Renate Künast, Fritz Kuhn, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN Konkretes Maßnahmenpaket für Klimaschutz und eine konfliktarme Energieversorgung verabschieden – Drucksache 16/5895 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union ZP 14 Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael Kauch, Angelika Brunkhorst, Horst Meierhofer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Perspektiven für eine sektorale Ausweitung des Emissionshandels sowie für die Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmesektor – Drucksache 16/5610 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Interfraktionell ist verabredet, hierüber eineinviertel Stunden zu debattieren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem Kollegen Hans-Josef Fell, Bündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Wir müssen alles tun, um den fortschreitenden Klimawandel einzudämmen. – So spricht Bundeskanzlerin Merkel unentwegt auf den Weltgipfeln und in den Medien. Recht hat sie! N i g s v m d D G V f d b s E s E t e I f b d H J E f E E b u h z E d E k s w n m M d w u (C (D ur leider sehen wir nicht, dass sie alles tut. Wir sehen m Gegenteil, dass sie bisher keine Maßnahmen durchesetzt hat. Wir Grüne legen heute einen umfangreichen, realistichen und zielführenden Katalog mit 78 Maßnahmen or. Darin steht, was man alles machen kann und was an alles machen muss, um den Klimawandel einzu ämmen. arunter sind Maßnahmen, die schon lange von uns rünen vorgeschlagen wurden, aber auch völlig neue orschläge, zum Beispiel der Vorschlag, ein Programm ür 1 Million Ökostromautos aufzulegen. Bremser aus der SPD, die heute gut bezahlte Jobs bei en großen klimaschädigenden Energiekonzernen haen, machten unter Rot-Grün viele solcher grüner Vorchläge zunichte. s waren die Grünen, die das Erneuerbare-Energien-Geetz – ein großer Erfolg für den Bereich der erneuerbaren nergien – zusammen mit engagierten SPD-Abgeordne en durch den Bundestag boxten, gegen den Widerstand iniger SPD-Regierungsmitglieder. Ja, Herr Minister Gabriel, es war erfreulich, gestern hren Erfahrungsbericht zu hören und die grandiosen Erolge des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vorgestellt zu ekommen. Endlich ein SPD-Minister, der voll hinter em Erneuerbare-Energien-Gesetz steht! (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn er mal zuhören würde, wäre das auch höflich!)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610904400

(Beifall des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


err Minister, solche Erfolge könnten Sie nach wenigen
ahren ernten, wenn Sie die Vorschläge unseres grünen
nergiekonzeptes umsetzen würden. Stattdessen kämp-

en Sie zusammen mit Bundeskanzlerin Merkel für eine
nergiesicherheit auf der Basis fossiler Energien. Neue
rdöllieferungen, neue Erdgaspipelines, neue Kohlegru-
en tragen doch nur zur weiteren Klimazerstörung bei
nd nicht zu einer höheren Energieversorgungssicher-
eit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Anstatt konsequent und kompromisslos auf eine Nut-
ung der unerschöpflichen erneuerbaren Energien, auf
nergieeinsparung und -effizienz hinzuarbeiten, stützt
ie Große Koalition die Energiekonzerne, die auf fossile
nergieträger setzen; die Union stützt sogar die Atom-
onzerne. Dabei ist die Klimaerwärmung viel dramati-
cher, als es noch im jüngsten IPCC-Bericht dargestellt
urde: Das Grünlandeis schmilzt dreimal schneller, als
och im Februar von der IPCC prognostiziert; die Kli-
aerwärmung in Deutschland war in den letzten zwölf
onaten schon bei 3 Grad Celsius angelangt, obwohl

ie Weltgemeinschaft immer noch vom Ziel einer welt-
eiten Begrenzung auf 2 Grad Celsius redet.

Wir müssen die Klimagasemissionen endlich stoppen
nd nicht nur reduzieren. Ja, das geht: mit der kompro-






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell
misslosen Umstellung auf erneuerbare Energien in Ver-
bindung mit konsequenter Energieeinsparung. Eine Fülle
von Maßnahmen im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor
stehen dafür in unserem Energiekonzept. Es ist tatsäch-
lich möglich, ohne die Verlängerung der Laufzeit von
riskanten Atomkraftwerken und ohne neue Kohlekraft-
werke sogar mehr als 40 Prozent CO2-Reduktion bis
zum Jahre 2020 zu erreichen.

Die bisherigen Maßnahmen der Großen Koalition
sind mehr als dürftig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Umweltminister Gabriel braucht weniger als eine Minute,
um alles aufzuzählen, so die Aufstockung der Mittel für
die von uns Grünen durchgesetzte Altbausanierung oder
die Netzanbindung an die Offshore-Windkraftanlagen.
Alle übrigen Maßnahmen der Großen Koalition sind le-
diglich Bestandsschutz der Energiekonzerne und kein
Klimaschutz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was hat denn die Große Koalition bisher gemacht?
Als Erstes wurden gleich im Dezember 2005 die steuer-
lichen Rahmenbedingungen für die Finanzierung er-
neuerbarer Energien verschlechtert. Später wurde die
Energieverschwendung von energiefressenden Unter-
nehmen durch Privilegien bei der Ökosteuer sogar noch
belohnt.

Dann haben Sie die Biokraftstoffe besteuert, was
mittelständische Biodieselproduzenten in den Konkurs
treibt. Im Zuteilungsgesetz haben Sie der Kohle un-
glaubliche Privilegien verschafft. Seit 592 Tagen warten
wir auf ein Wärmegesetz für erneuerbare Energien und
auf ein Top-Runner-Gesetz für mehr Energieeffizienz.
Den Erdgaskonzernen halten Sie die mittelständische
Konkurrenz vom Halse, indem Sie ein Biogaseinspeise-
gesetz verweigern. Auf der EU-Ebene haben Sie gar die
klimaschädlichen Automobilkonzerne vor wirksamen
Emissionsgrenzen in Schutz genommen.

Diese Woche führen Sie Ihre Klimaerwärmungsmaß-
nahmen in aller Unverfrorenheit weiter. Im Haushalts-
planentwurf für 2008 kürzen Sie das Marktanreiz-
programm für erneuerbare Energien gar um 45 Mil-
lionen Euro. Knapp die Hälfte der Einnahmen aus der
Versteigerung der Zertifikate geht in die allgemeine
Haushaltssanierung statt in Klimaschutzmaßnahmen. So
wird diese Große Koalition Deutschland bald zu den
Schlusslichtern beim Klimaschutz in der EU und in eine
gigantische Energiekrise führen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nicht einmal das schwache EU-Ziel von 20 Prozent
erneuerbaren Energien will die Regierung Merkel für
Deutschland umsetzen. Klägliche 16 Prozent bis 2020
sind das Ziel. Klimaschutzpolitik, Herr Minister Gabriel,
sieht anders aus. Sie können hervorragend reden, aber
Sie setzen keine Maßnahmen durch. Melden Sie unser
grünes Energiekonzept als Maßnahmenpaket der Bun-
desregierung nach Brüssel; dann werden Sie ein erfolg-
reicher Umweltminister werden.

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(C (D Jetzt hat das Wort die Kollegin Dr. Maria Flachsbarth ür die CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! as Thema Klimaschutz ist spätestens seit dem Bericht es britischen Chefökonomen Sir Nicholas Stern im öfentlichen Bewusstsein angekommen. Auch der Bericht es Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC – om 4. Mai 2007 der Vereinten Nationen unterstreicht ie Bedeutung des Klimawandels. Aufgrund der massiven Auswirkungen des Klimaandels auf die Bewohnbarkeit großer Regionen unserer rde und die in Folge möglicherweise auftretenden masiven Verwerfungen durch Migration und gewaltsame useinandersetzungen um Wasser, Nahrung und Wohn aum wurde der Bericht nicht in den für Umweltpolitik uständigen Gremien debattiert, sondern im Weltsichereitsrat. Das zeigt die fundamentale Bedeutung dieser roblematik. Die Große Koalition hat sich von Anfang an den Heausforderungen des Klimawandels gestellt. Wir haben m Koalitionsvertrag vereinbart, bis zum Jahr 2020 die nergieproduktivität gegenüber 1990 zu verdoppeln. ußerdem treten wir für den ökologisch und ökonoisch sinnvollen Ausbau der erneuerbaren Energien in en Bereichen Strom und Wärme ein. Die CDU/CSU-Fraktion hat zudem im April dieses ahres zahlreiche Maßnahmen und Ziele definiert – beipielsweise das 2-Grad-Ziel mit dem Kioto-Plusbkommen verbindlich zu machen – und in das Posi ionspapier „Klimawandel entgegentreten – konkrete aßnahmen ergreifen“ aufgenommen. Zentrale Aufgabe der Klimaschutzpolitik ist die Umetzung der Verhandlungsergebnisse von Bundeskanzlein Angela Merkel, die in diesem Jahr auf europäischer nd internationaler Ebene sehr ehrgeizige Rahmenbedinungen zum Schutz des Klimas formuliert hat. Das gilt owohl für die Vereinbarung des Europäischen Rats im ärz als auch für die Erklärung des G-8-Gipfels in Heiigendamm im Juni dieses Jahres. Um diese Ziele zu reaisieren, hat Bundesumweltminister Gabriel in seiner Reierungserklärung am 26. April mit der Klimaagenda 020 einen nach Art und Umfang der Maßnahmen deaillierten Achtpunkteplan vorgestellt. Dieser Katalog iegt vor und muss nicht erst erarbeitet werden, wie Ihr ntrag, lieber Herr Fell, suggeriert. Auf dem 3. Energiegipfel Mitte dieser Woche hat die undeskanzlerin noch einmal ausdrücklich klargestellt, ass die Bundesregierung zu diesen ehrgeizigen Klimachutzzielen steht. Um die Energieeffizienz in Deutschland jährlich um Prozent zu steigern und den Ausstoß von Treibhausga en bis zum Jahr 2020 um bis zu 40 Prozent gegenüber Dr. Maria Flachsbarth dem Jahr 1990 zu senken, muss jetzt eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen werden. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos und Bundesumweltminister Sigmar Gabriel werden diese Maßnahmen in einem integrierten Klimaund Energiepaket zusammenstellen, das zur Kabinettsklausur Mitte August vorliegen wird. Über diese Beschlüsse werden wir hier im Dezember debattieren. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610904500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1610904600




(A) )


(B) )


Dazu wird sicherlich erstens der Ausbau der Strom-
erzeugung durch erneuerbare Energien zählen, den auch
Sie, liebe Kollegen von den Grünen, in Ihrem Antrag
fordern. Sie wissen, dass Sie hiermit offene Türen ein-
rennen; denn die Bundesregierung und die Regierungs-
fraktionen handeln schon längst entsprechend. Der
Erfahrungsbericht der Bundesregierung über die Ent-
wicklung im Bereich der erneuerbaren Energien wurde
gestern vorgelegt; das haben Sie selbst erwähnt. Es ist
ganz klar, dass wir das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit
der anstehenden Novelle fortentwickeln werden, und
zwar unter der Maßgabe eines ambitionierten Ausbaus
der erneuerbaren Energien und einer möglichst kosten-
effizienten CO2-Einsparung. Der Vorläufer dieses Geset-
zes wurde übrigens von uns entwickelt. Lieber Herr Fell,
auch das vergessen Sie immer wieder.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich nenne zweitens speziell den Bereich der Bio-
kraftstoffe der ersten und der zweiten Generation. Ohne
Zweifel sind Letztere die Hoffnungsträger unter den
Biokraftstoffen, da sie aufgrund der Verwertung der gan-
zen Pflanzen günstigere Ökobilanzen aufweisen und zu-
gleich für hochgezüchtete Motoren verträglich sind. Das
darf aber nicht davon ablenken, dass sie auf absehbare
Zeit nur in homöopathischen Mengen zur Verfügung ste-
hen und deshalb Biokraftstoffe der ersten Generation,
also Pflanzenöl, Bioethanol und Biodiesel, eine wichtige
Rolle bei der Reduzierung der CO2-Emissionen im Ver-
kehrssektor spielen.

Deshalb wird die Union dafür Sorge tragen, dass der
Bericht gemäß des Biokraftstoffquotengesetzes spätes-
tens im Oktober dieses Jahres vorgelegt wird. Ausge-
hend von diesem Bericht werden wir mit unserem Koali-
tionspartner und dem Bundesfinanzminister über die
Fragen diskutieren, wie eine Verschiebung oder Redu-
zierung der nächsten Steuerstufe möglich ist und ob wir
die nächste Stufe der Beimischungsquote um ein Jahr
vorziehen.


(Beifall des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU] sowie des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Drittens nenne ich das riesige Klimaschutzpotenzial,
das sich im Wärmebereich und in der Gebäudesanierung
eröffnet. Die CDU/CSU-Fraktion setzt auf ein integrier-
tes Wärmekonzept, welches mehrere Instrumente ver-
eint, die den Zielen des Klimaschutzes und der Kosten-
einsparung für Mieter und Vermieter entgegenkommen.
Dieses Konzept soll nicht einseitig regenerative Ener-
gien fördern, sondern auch weitere Klimaschutzinstru-
mente berücksichtigen.

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(C (D Die Vorschläge sind detailliert und umfassen den usbau von Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Enerien durch eine Verrechtlichung des Marktanreizproramms über das Jahr 2009 hinaus, die Einführung einer ynamischen Quote zur Installation erneuerbarer Wärme ei Neubauten und bei grundlegenden Sanierungen von eizungen in Wohnund Bürogebäuden von über 00 Quadratmetern, die verbesserte Effizienz fossiler ärmeerzeugung, die bessere Nutzung von Abwärme us der Stromerzeugung in Form von Fernund ahwärme, die stärkere Nutzung der Kraft-Wärmeopplung, Energie-Contracting, das Fortführen des O2-Gebäudesanierungsprogramms, eines der erfolg eichsten Programme dieser Bundesregierung, über das ahr 2009 hinaus sowie Regelungen, die einen fairen Ineressenausgleich zwischen Mietern und Vermietern chaffen, die stärkere Anreize für den Vermieter setzen, anierungsmaßnahmen auch tatsächlich durchzuführen, nd die die Energieberatung für Vermieter, Mieter und nsbesondere für kleine und mittlere Unternehmen veressern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Die Forderung der Kolleginnen und Kollegen von der
DP, über diese Maßnahmen hinaus den Emissionshan-
el im Verkehr- und vor allem im Wohngebäudesektor
inzuführen, halten wir allerdings für viel zu bürokra-
isch. Ich plädiere dafür, nicht ein Instrument um des
nstrumentes willen einzuführen, sondern die beste un-
ürokratischste und zugleich effektivste Lösung anzu-
treben. Deshalb werbe ich für die unbürokratischen
nstrumente, die Bestandteil unseres integrierten Wär-
ekonzeptes sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich kann in vielen Punkten Ihren beiden gutgemeinten
nträgen zustimmen. Allerdings sind viele dieser Forde-

ungen erfreulicherweise genau Inhalt dessen, woran wir
ereits erfolgreich arbeiten. Ich denke, dass wir mit
lick auf die jüngsten Beschlüsse sowohl auf der inter-
ationalen als auch auf der europäischen, aber auch auf
er nationalen Ebene zurzeit auf einem sehr guten klima-
olitischen Weg sind. Diesen Weg beschreitet die Union
msichtig und unideologisch, dafür aber sehr zielstrebig
nd konsequent. Kommen Sie doch einfach mit.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610904700

Jetzt hat Michael Kauch das Wort für die FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610904800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Klima-

chutz besteht nicht nur aus schönen Zielen und Über-
chriften, die die Koalition so gerne vor sich her trägt
nd die die Kollegin Flachsbarth hier so schön aufgelis-






(A) )



(B) )


Michael Kauch
tet hat, sondern es geht auch darum, Maßnahmen auf den
Weg zu bringen. Diese Maßnahmen müssen zum einen
effektiv sein. Das heißt, sie müssen die Klimaschutzziele
erreichen. Zum anderen müssen sie effizient sein. Das
heißt, sie müssen so kostengünstig, so wettbewerblich
und so technologieoffen wie möglich gestaltet werden.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb legen wir Ihnen heute ein konkretes Konzept
zur Ausweitung des Emissionshandels auf den Wärme-
sektor sowie ein Modell für ein marktwirtschaftlich
orientiertes regeneratives Wärmegesetz vor. Die Nut-
zung erneuerbarer Energien bei der Wärmeproduktion
und die möglichst energieeffiziente Nutzung dieser
Wärme sind zentrale Bausteine für den Klimaschutz und
auch für die Versorgungssicherheit.

Es ist richtig: Die Koalition unterschreibt diese Ziele
auch. Aber wenn es konkret wird, schlagen Sie sich in
die Büsche und verweisen darauf, dass irgendwann – es
wird immer wieder von Monat zu Monat verschoben;
jetzt ist es der August – ein tolles Konzept vorgelegt
wird. Aber Sie haben es in mehr als einem Jahr nicht ge-
schafft, ein gemeinsames Konzept zu entwerfen. Das
zeigt wieder einmal, dass Sie in dieser Koalition eigent-
lich nicht mehr handlungsfähig sind.


(Beifall bei der FDP)


Ich will die Verantwortlichkeiten an dieser Stelle klar
benennen. Die SPD hat ein Konzept. Es ist letztendlich
eine Kopie des EEG. Ich teile es nicht; aber zumindest
hat die SPD ein Konzept.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt komme ich zu den Kolleginnen und Kollegen
von der Union. Sie haben es bisher nicht einmal ge-
schafft, in Ihrer eigenen Fraktion die vielstimmigen Mei-
nungen zu einem Konzept zusammenzubringen.

Die Kanzlerin geht zwar lobenswerterweise immer
voran, wenn es um die Zielverhandlungen geht. Aber
wenn es konkret wird und um die Umsetzung geht, dann
versagen Sie als Unionsfraktion schon konzeptionell auf
ganzer Linie.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Herr Kauch, wir machen einmal einen Termin! Dann stelle ich es Ihnen vor!)


Diesem schwarz-roten Chaos setzen wir Liberale ein
Zweistufenmodell entgegen. Langfristig wollen wir den
Verkehr und die Wärmeproduktion in den bestehen
Emissionshandel integrieren. Frau Flachsbarth, das ist
nicht bürokratisch. Dabei geht es um die Frage, wie man
den Emissionshandel ausgestaltet. Wenn man es auf der
Ebene der Brennstoffhändler macht, dann gibt es eine
überschaubare Zahl von Akteuren. Wenn Sie die Zertifi-
kate nicht zuteilen, sondern versteigern, wenn Sie also
den Emissionshandel richtig gestalten, entsteht keine
Bürokratie in diesem Bereich.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Die Einbeziehung der Wärme und des Verkehrs in en Emissionshandel hätte zwei entscheidende Vorteile. rstens gäbe es dann auch für diesen Bereich nicht nur olitische Ziele zur Begrenzung der CO2-Emissionen, ie man dann erreicht oder nicht erreicht. Man hätte uch klare, rechtlich verbindliche Obergrenzen für die missionen aus diesen beiden Sektoren. Zweitens würde ie Wirtschaft durch den Handel die kostengünstigsten ege zur Umsetzung der verpflichtenden CO2-Einspa ungen finden. Bei dieser Ausweitung des Emissionshandels sind wir atürlich darauf angewiesen, dass auch die Europäische nion diesen Weg geht. Deshalb fordern wir die Bunesregierung auf, in dieser Richtung zu verhandeln, enn es um den Emissionshandel nach 2013 geht. Solange das nicht erreicht ist, wollen wir ein Regeneative-Wärme-Gesetz. Um es möglichst unbürokratisch u gestalten, beabsichtigen wir, es auf der oberen Hanelsebene anzusetzen. Wir wollen, dass der Staat jedes ahr eine regenerativ erzeugte Menge an Wärme vorgibt. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


ie Erzeuger erneuerbarer Wärme, etwa die Betreiber
on Holzpelletheizungen und Solarthermieanlagen oder
ie Biogaseinspeiser, können sich diese Wärmemenge
ertifizieren lassen. Auf der anderen Seite müssen die
achfrager, nämlich die Händler von Brennstoffen,
eizöl und Erdgas, diese Zertifikate entsprechend nach-
eisen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Und das soll unbürokratisch sein? Na ja!)


er dadurch entstehende Preis für die erneuerbare
ärme wäre ein echter Investitionsanreiz. Das wäre ein

ffektiver, effizienter und marktwirtschaftlicher Weg, die
rneuerbaren Energien zu fördern.


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, da
ie selbst kein Konzept haben, schlage ich Ihnen vor:
opieren Sie unser Konzept und bringen Sie es in die
erhandlungen ein.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


as wäre im Sinne des Klimaschutzes und im Interesse
er Verbraucherinnen und Verbraucher.

Die FDP-Fraktion hat bereits zu anderen Bereichen
es Klimaschutzes Anträge ins Parlament eingebracht.
abei ging es beispielsweise um die Frage: Wie können
ir unsere solare Spitzentechnologie effektiver in Ent-
icklungs- und Schwellenländer exportieren? Leider

st es so, dass die verschiedenen beteiligten Ministerien
eine Koordinierung vorweisen können und kein Kon-
ept haben. Auch von der Koalition gibt es bisher nichts
ls Überschriften.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die Exportquote steigt doch! Was haben Sie denn? Sie steigt sogar in unglaublicher Geschwindigkeit!)







(A) )



(B) )


Michael Kauch
– Ja. Aber schauen Sie sich bitte auch einmal die Realität
in den Ländern an, die nicht ohnehin schon weit sind. In
den afrikanischen Ländern zum Beispiel – ich bin Mit-
glied in der Parlamentariergruppe für das südliche
Afrika – gibt es auf breiter Front Insellösungen in der
Stromversorgung. Obwohl dort optimale Bedingungen
für Solartechnik bestehen, ist es vielfach immer noch so,
dass Strom mit Dieselgeneratoren erzeugt wird. Hier hat
zumindest das Entwicklungshilfeministerium etwas
falsch gemacht.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Gegen die Exportquote spricht das aber nicht!)


Der Antrag, den das Bündnis 90/Die Grünen heute
vorlegt, ist ein netter Versuch, letztendlich aber nichts als
ein Sammelsurium bekannter Positionen: von Anti-
AKW über die missionarische Verbreitung des teuren
EEG in ganz Europa bis hin zu Tempolimit und Hybrid.
Wir setzen nicht auf Ökosymbolik oder eine Verbots-
ideologie, sondern auf marktwirtschaftliche Anreize
und technologische Optionen für die Zukunft. Deshalb
werden wir diesen Antrag ablehnen.


(Beifall bei der FDP)

Wir müssen neue technologische Möglichkeiten nut-

zen. Das betrifft auch die Kohle. Wir werden es nicht
schaffen, gleichzeitig aus der Nutzung der Kernkraft und
der Kohle auszusteigen. Deshalb müssen wir uns Gedan-
ken darüber machen, wie wir die Kohle so verantwort-
lich wie möglich nutzen können. Dazu gehört auch, dass
wir die CO2-Abscheidungstechnologie, durch die das
CO2 abgeschieden und in der Erde eingelagert wird, tat-
sächlich auf den Markt bringen.

Das muss man im internationalen Kontext sehen: Die
Kohle wird in China in jedem Fall verbrannt. Die Frage
ist: mit guter oder mit schlechter Technologie? Deutsch-
land muss zu dieser neuen Technologie Ja sagen, und wir
müssen sicherstellen, dass in Deutschland kein Kraft-
werk mehr gebaut wird, das nicht zumindest nachrüstbar
ist, was diese Technologie betrifft. Schöne Worte der
Kanzlerin reichen nicht aus. Ich erwarte von der Koali-
tion, dass sie in diesem Bereich einen klaren Rechtsrah-
men schafft.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610904900

Ich gebe das Wort dem Kollegen Frank Schwabe,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1610905000

Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren! Am

Klimaschutz kommt niemand vorbei. Das ist, wie ich
glaube, im Rahmen der Auseinandersetzungen über den
Energiegipfel erneut deutlich geworden. Insofern waren
diese Auseinandersetzungen durchaus hilfreich. Ich habe
den Eindruck, dass diese Tatsache nun vielleicht auch
dem letzten Vorstandsvorsitzenden bewusst geworden
ist.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Ich freue mich, dass es auch im Deutschen Bundestag ine große Übereinstimmung gibt, die sogar konkrete aßnahmen einschließt. Das soll im Rahmen solcher iskussionen natürlich etwas verschleiert werden. Denn u den Aufgaben der Opposition gehört, Kontrolle ausuüben und Antriebsfeder zu sein; das ist ja auch richtig. ichtsdestoweniger muss man die Dinge auseinanderalten: Wenn die Grünen hier Anträge stellen, ist das ut. Entscheidend ist aber, was am Ende umgesetzt wird; aran muss man sich messen lassen. Dass Sie nicht daan glauben, dass das Ganze im Deutschen Bundestag mgesetzt werden wird, macht schon der Text Ihres Anrages deutlich: Sie reden immer von einem grünen nergiekonzept. So weit ist es noch nicht, dass der Deutche Bundestag die grünen Energiekonzepte eins zu eins eschlösse! (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwarten!)


Ich will ja wirklich zurückhaltend sein; aber ich bitte
chon herzlich – auch Frau Künast –, bei der Wahrheit
u bleiben. Ich musste nämlich in der „Zeit“ lesen:
abriel und die SPD mussten sich von der Europäischen
ommission zu einer Versteigerung der Zertifikate

reiben lassen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: So ist es, ja! – Gegenruf von der SPD: Blödsinn!)


s gab eine intensive Debatte, und der Minister hat im-
er von einer langen Lernkurve geredet, das stimmt.
ber bei den Zertifikaten war das ganz anders: Da ist es
irklich so, dass der Deutsche Bundestag vorangeht und
ass wir selbstbewusst sagen können: Deutschland ist
in Vorbild für ganz Europa.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


n der Frage der Veräußerung der Zertifikate sind wir an
ie Spitze getreten. Das könnten Sie einmal würdigen,
nstatt wie in der „Zeit“ falsche Behauptungen aufzu-
tellen!

Jetzt noch kurz zur FDP. Wir sind ja alle sommerlich-
ilde gestimmt. Ich will deswegen ausdrücklich würdi-

en, dass es einige in der FDP gibt, die sich bemühen,
er FDP beim Klimaschutz ein Stück weit ein grünes
ntlitz zu geben. Nichtsdestoweniger hat die Mehrheit

hrer Fraktion eine andere Position. Ich habe einmal
achgelesen, was Frau Kopp zum Energiegipfel gesagt
at:

In der Energiepolitik droht dem Land bis 2009 …
vielleicht

das bezieht sich auf die Zukunft –

sogar aktionistischer Regelungswahn ohne Rich-
tung und Ziel.

ie FDP muss sich schon entscheiden, wie sie sich auf-
tellen will: Wollen Sie nun, dass wir Maßnahmen er-
reifen und sie entsprechend umsetzen, oder wollen Sie
ies „aktionistischen Regelungswahn“ nennen?


(Michael Kauch [FDP]: Wo ist der Widerspruch?)







(A) )



(B) )


Frank Schwabe
Denn Letzteres kann sich ja nur auf die Maßnahmen be-
ziehen, die angekündigt sind.

Ich muss daran erinnern, dass Sie die einzige Fraktion
im Deutschen Bundestag sind, die sich noch nicht auf
das Ziel verpflichtet hat, die CO2-Emissionen bis 2020
gegenüber 1990 um 40 Prozent zu senken. Sie sind die
Einzigen; das muss hier immer wieder gesagt werden.


(Beifall bei der SPD)


Die Bundesregierung – das kann man doch wirklich lo-
ben! – geht international voran: Sie hat sich national das
ambitionierte 40-Prozent-Ziel gesetzt und mit dem Ge-
bäudesanierungsprogramm gehandelt, ebenso beim
Emissionshandel. Noch einmal: Ich würde mir wün-
schen, dass unsere Ausgestaltung des Emissionshandels
stärker gewürdigt wird. Wir haben die Versteigerung,
wir haben nicht den 3-fach-Benchmark im Bereich der
Braunkohle, und wir haben ein ambitioniertes Cap.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Cap haben Sie auch alleine gemacht?)


Nach langen Diskussionen haben wir miteinander einen
wirklich guten Emissionshandel beschlossen. Ich glaube,
es schadet nichts, wenn wir das gemeinsam feststellen,
Frau Künast.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben Kohle an den Fingern, Herr Kollege!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610905100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kauch?


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1610905200

Die gestatte ich gerne.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610905300

Herr Kollege Schwabe, die Grünen wollen offensicht-

lich zwischenrufen, aber ich möchte Sie ganz förmlich
fragen. Es ist offensichtlich – wir haben das schon ges-
tern erlebt – eine Strategie Ihrer Fraktion, darauf zu ver-
weisen, dass sich die FDP-Fraktion im Rahmen der Um-
frage von Greenpeace nicht für das 40-Prozent-Ziel
ausgesprochen hat. Ich möchte, dass Sie zur Kenntnis
nehmen – und würde Sie bitten, das bei Ihren weiteren Ar-
gumentationen aufzunehmen –, dass sich die FDP-Frak-
tion in einem einstimmigen Beschluss auf das 30-Pro-
zent-Ziel der EU verpflichtet hat, und zwar ohne Wenn
und Aber, ohne die Einschränkungen, die die Bundesre-
gierung verhandelt hat.

Wir sind jedoch – wie im Übrigen auch Ihre Regie-
rung – der Meinung, dass es Verhandlungen über die
Lastenverteilung innerhalb der Europäischen Union ge-
ben muss. Ich finde, es ist im deutschen Interesse, dass
wir zunächst einmal verhandeln und nicht vorher, einsei-
tig, ein für uns denkbares Verhandlungsergebnis auf den
Tisch legen. Ich finde, auch die Franzosen sollten etwas
machen. Ich würde mich freuen, wie Sie das zur Kennt-

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(C (D is nähmen. Das war keine Zwischenfrage, das war eine wischenbemerkung, die nach der Geschäftsordnung uch zulässig ist. Vielen Dank. (Abg. Michael Kauch [FDP] ist im Begriff, Platz zu nehmen)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610905400

Aber Sie bleiben während der Beantwortung durch

en Kollegen Schwabe noch stehen!


Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1610905500

Man lernt immer etwas dazu; dies war also eine Zwi-

chenbemerkung.

Herr Kauch, wir haben schon mehrfach darüber dis-
utiert und wir wissen, dass es in der Tat das konditio-
ierte Ziel von 30 Prozent für Europa bei 40 Prozent für
eutschland gibt. Wenn wir aber in Sonntagsreden da-

über sprechen, dass wir mit unseren nationalen Maß-
ahmen und auf europäischer Ebene wie auch internatio-
al eine Vorreiterrolle einnehmen wollen, dann finde ich
s richtig, zu fragen, was wir machen müssen, wenn
uropa 30 Prozent als Ziel hat; wir gehen davon aus.

Man muss irgendwann anfangen, Gesetzespakete zu
chnüren, und das tun wir jetzt auch. Dann muss man
ber von einer Zahl ausgehen. Ich stelle noch einmal
est, dass alle Fraktionen hier im Deutschen Bundestag
inter dem 40-Prozent-Beschluss stehen, wenn Europa
ich 30 Prozent zum Ziel setzt, einige sogar unkonditio-
iert. Sie sind die einzige Fraktion, bei der das in keinem
inzigen Papier steht. Wenn das anders sein sollte, müss-
en Sie mich eines Besseren belehren.


(Beifall bei der SPD)


Insofern geht die Bundesregierung wirklich voran. Es
urde Druck gemacht, indem man sich vorgenommen
at, das Klimapaket in diesem Jahr zu beschließen. Die
undeskanzlerin und der Bundesumweltminister haben
abei die ausdrückliche Unterstützung der SPD-Frak-
ion. Die Ziele sind klar: die weitere Verbesserung des
rneuerbare-Energien-Gesetzes, ein Wärme-EEG und
in gutes Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ll das muss dieses Jahr beschlossen werden. Die zen-
ralen Maßnahmen hat Sigmar Gabriel in seiner Regie-
ungserklärung in einem Acht-Punkte-Programm be-
chrieben. Bei 40 Prozent liegt die Messlatte, und die
cht Punkte sind der mit eindeutigen Zielen unterlegte
rientierungsrahmen. Wer immer in der Bundesregie-

ung oder den Koalitionsfraktionen Änderungen an die-
en acht Punkten vornehmen will, muss ganz genau be-
ennen, welche Maßnahmen er zukünftig zusätzlich
arin aufnehmen will. Das ist die klare Vorgabe für die-
es Jahr.

Ich freue mich darüber – will aber nicht zuviel da-
über reden, weil es beim Energiegipfel zum Glück nicht
ie Rolle gespielt hat, wie einige Medien es danach er-
cheinen lassen wollten –, dass wir die Alibidiskussion






(A) )



(B) )


Frank Schwabe
über Atomkraft in dieser Legislaturperiode beenden.
Das ist, glaube ich, im Rahmen des Energiegipfels deut-
lich geworden. Es gibt fundamentale Gegensätze in der
Regierung. Im Parlament gibt es im Übrigen eine Mehr-
heit für den Atomausstieg. Das ist auch gut begründet.
Wenn immer wieder gesagt wird, dass Deutschland die
sichersten Atomkraftwerke der Welt hat, frage ich mich
nach den Vorkommnissen der letzten Wochen, wie es ei-
gentlich im Rest der Welt aussieht. Es ist jedenfalls eine
Alibidebatte, weil die Atomenergie bei einem weltwei-
ten Anteil von 3 Prozent an der Endenergie keine rele-
vanten Klimaschutzeffekte hat.


(Zuruf von der CDU/CSU)


Insofern ist es gut, dass diese Alibidebatte beendet ist
und wir uns auf die vielen anderen Dinge, bei denen wir
etwas machen können, konzentrieren können.

Im Antrag der Grünen wird auch einiges zur Außen-
politik gesagt. Deswegen will ich noch einmal deutlich
machen, dass es notwendig ist, bei der Klimakonferenz
in Bali zu einem Kioto-Nachfolgeabkommen zu gelan-
gen. Es ist notwendig, dass die Industrieländer vorweg-
gehen. Solange Deutschland pro Kopf auf einen zehnmal
so hohen CO2-Ausstoß wie Indien kommt, müssen wir
vorweggehen. Wenn wir vorweggehen wollen, brauchen
wir eine hohe Glaubwürdigkeit der nationalen Politik.
Der Umweltminister hat eine hervorragende Rolle in
Nairobi gespielt, weil er das 40-Prozent-Ziel benannt
hat. Nach meiner Erinnerung war er der Einzige, der
nicht nur gesagt hat, dass wir alle etwas tun wollen, son-
dern für Deutschland auch ganz konkret das 40-Prozent-
Ziel benannt hat.


(Josef Göppel [CDU/CSU]: Auf Basis des Bundestagsbeschlusses!)


– In der Tat, es war ein Bundestagsbeschluss, Herr
Göppel.

Deswegen ist es ein hervorragendes Signal, wenn wir
es vor Bali schaffen, dieses Klimaschutzpaket durch den
Deutschen Bundestag zu bringen.


(Beifall bei der SPD – Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich will noch ganz kurz auf CCS eingehen. Die Linke
unterliegt diesbezüglich einem Denkfehler. Frau
Bulling-Schröter wird, glaube ich, zu diesem Thema
noch etwas sagen.


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Ja!)


Sie schließen das kategorisch aus. Wir sind ja gemein-
sam auf internationalen Konferenzen und wissen, wie
das diskutiert wird. Ich halte es aber auch für falsch, zu
sagen, das sei das allein Seligmachende und werde auf
alle Fälle funktionieren. Ich habe dazu durchaus Fragen.
Wir müssen aber aus dieser „Karottensituation“ heraus-
kommen, in der jemand auf einem Esel sitzt, diesem eine
Karotte vor die Nase hält und sich die Karotte immer
dann, wenn der Esel einen Schritt vorwärts geht, auch
ein Stück nach vorne bewegt. Wir brauchen also Klarheit
bei der Debatte über CCS. Diese Klarheit muss ganz
schnell geschaffen werden. Die rechtlichen Rahmenbe-

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(C (D ingungen müssen geklärt werden, und wir brauchen ine Debatte über die Akzeptanz. Wir brauchen nicht, ie Sie, Herr Kauch, vorgeschlagen haben, eine Werbeampagne für CCS, sondern eine kritische Diskussion in er deutschen Bevölkerung, ob CCS für die Menschen kzeptabel ist – und zwar schnell! Zum Abschluss will ich sagen, dass die Energieund limapolitik für Sozialdemokraten auch eine hohe so iale Relevanz hat. Auf dem Energiegipfel wurde jetzt ja or Strompreiserhöhungen gewarnt. Es wird Stromreiserhöhungen geben, nämlich dann, wenn wir nicht rühzeitig umsteigen. Wenn wir es nicht frühzeitig schafen, die Abhängigkeit von Importenergie und fossilen nergieträgern aufzulösen, Alternativen zu entwickeln nd so umzusteigen, dass die notwendige Erhöhung der enge nicht mit einer Steigerung der CO2-Emissionen inhergeht, dann wird die zweite Miete dauerhaft zur rsten Miete. Ich glaube, es geht hierbei nicht nur um as Klima, um die Ökologie, sondern darin steckt auch iel sozialer Sprengstoff. Ganz zum Schluss will ich noch einmal deutlich mahen – ich freue mich, dass das beim Energiegipfel klarestellt wurde –, dass es die Aufgabe der demokratisch egitimierten Politik ist zu handeln, wenn das Klima nd die Energiepolitik so zentral sind, wie das die Kanzerin zu Recht beschrieben hat. Wir haben eben eine De okratie und keine Großunternehmenskratie. Herr Kollege, Sie wollen sicher nicht auf Kosten Ihrer ollegen sprechen. Deswegen ist es die Aufgabe der Politik zu handeln. ch fordere die Unternehmen auf, dabei mitzumachen. ch denke aber, dass niemand Zweifel daran haben ollte, dass die Politik die notwendigen Voraussetzungen afür zur Not auch eigenständig schafft. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610905600
Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1610905700


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610905800

Das Wort hat die Kollegin Eva Bulling-Schröter,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610905900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Nach dem Ener-
iegipfel in dieser Woche haben wir einmal mehr ein
euerwerk an Ankündigungen gehört. Die Bundesregie-
ung hatte sich eine Menge vorgenommen. Was irgend-
ann Realität wird, steht aber noch in den Sternen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist in der parlamentarischen Demokratie so!)


Zudem ist ein Gesamtkonzept in der Klimapolitik
hier ist sich die Opposition ausnahmsweise einmal ei-






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
nig – immer noch nicht zu erkennen. Es sei illusorisch,
gleichzeitig aus der Atomkraft und aus der Kohle auszu-
steigen, meint Umweltminister Gabriel beispielsweise.


(Michael Kauch [FDP]: Da hat er recht!)


Dabei wird durch das zum Gipfel vorgelegte Gutachten
– Sie sollten das einmal lesen, Herr Kauch – das Gegen-
teil bewiesen.


(Beifall bei der LINKEN)


Immerhin erkennt auch die Bundesregierung an, dass
wir die Produktion von Strom und Wärme bis zur Mitte
dieses Jahrhunderts ebenso auf erneuerbare Energien
umgestellt haben müssen wie unsere Mobilität. Das wird
aber nicht funktionieren, wenn wir in den nächsten Jah-
ren den Kraftwerkspark durch Kohlemeiler ersetzen, die
dann noch 50 Jahre lang laufen. So sieht jedenfalls für
uns die gegenwärtige Situation aus. Dies lehnen wir ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Übrigen gab es dazu vorgestern auch eine sehr hef-
tige Debatte in der Bremer Bürgerschaft. Auch hier be-
schäftigt man sich also schon damit.

Die Zeichen, die mit dem europäischen Emissions-
handel und mit seiner Umsetzung hierzulande gesetzt
wurden und werden, sind offensichtlich falsch. Kollege
Schwabe, auch wenn ich ein karottenfarbenes Sakko an-
habe, führt die Fixierung auf die CO2-Abscheidung auf
den falschen Pfad. Sie wissen genau, dass die Technik
– wenn überhaupt – nicht vor 2020 zur Verfügung stehen
wird. Wohin die Millionen Tonnen Kohlendioxid dann
verpresst werden sollen, ist vollkommen unklar. In der
gestrigen Debatte über den Meeresschutz hat sich nie-
mand dazu geäußert. Schade eigentlich! Wir sollten also
nicht auf dieses riskante Technologieversprechen setzen,
nur um die Kohleära zu verlängern.

Die Klimaziele werden auch nicht erreicht, wenn
Energieeffizienz und Energieeinsparung weiter so
stiefmütterlich behandelt werden wie bisher.


(Beifall bei der LINKEN)


Es wird auch nicht funktionieren, wenn wir uns nicht
ernsthaft auf den Weg machen, eine neue Mobilität jen-
seits von Auto und Lkw zu organisieren.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: UFOs!)


Nach zwei Jahren schwarz-roter Koalition enthält die
Bilanz der Klimapolitik vor allem Pläneschmieden. Klar
ist vor allem, was wir noch nicht haben, nämlich zum
Beispiel das mehrfach angekündigte Regenerative-
Wärme-Gesetz. Es hätte längst auf den Weg gebracht
werden können, und die Bundesregierung hat ja auch
längst erkannt, dass hier riesige Potenziale brachliegen.
Also Mut, meine Damen und Herren!


(Beifall bei der LINKEN)


Dies gilt auch für die energetische Gebäudesanie-
rung. Mit dem 1,5-Milliarden-Euro-Programm wurde
zwar ein respektabler Anfang gemacht, doch die Rah-
menbedingungen wurden nur halbherzig gesetzt. Der

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(C (D ebäudepass ist nicht zwingend als Bedarfsausweis auserichtet, und das wissen Sie. Das erschwert neuen Mieern oder Käufern von Immobilien die Einschätzung, wie iel Geld sie künftig für die Heizung ausgeben müssen. Es wird zu wenig überprüft, ob im Zuge einer Sanieung mit Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau die orgesehenen Dämmwerte wirklich erreicht werden. en Vorschlag der Grünen, dass neue Wohngebäude ünftig den Niedrigenergiehausstandard 60 einhalten üssen, begrüßen wir. Allerdings wird bei den Neubau en gegenwärtig kaum kontrolliert, ob die Bauherren tatächlich die gesetzlichen Standards einhalten. Ich halte s für dringend notwendig, dass wir das ändern. Mit einer konsequenten Energiesparpolitik im Wäresektor schaffen wir auch Beschäftigung. Denn ener etische Sanierung und Ökostandards im Neubau schafen jede Menge existenzsichernde Jobs sowohl in der ndustrie als auch im Handwerk. Diese Jobs brauchen ir auch. Interessant ist der Vorschlag der Grünen, dass Mieteinnen und Mieter ein Anrecht auf bestimmte energetiche Standards erhalten sollen. Das wäre grundsätzlich ut, aber wir müssen aufpassen, dass bei solchen Prorammen die Bewohner nicht auf der Strecke bleiben. ie Umlage der Sanierungskosten muss in jedem Fall ozialverträglich erfolgen. Wenn letzten Endes die Einparungen an Energiekosten geringer ausfallen als die ieterhöhungen, dann trifft dies vor allem einkommens chwache Haushalte. Im Übrigen vermissen wir generell ein Konzept der undesregierung, wie unsere Gesellschaft mit dem soialen Sprengstoff umgehen soll, der sich aus den exploierenden Preisen für Energierohstoffe ergibt. nserer Auffassung nach wird die Bundesregierung beipielsweise nicht umhinkommen, Heizkostenund Moilitätszuschüsse für einkommenschwache Haushalte inzuführen. ir können zwar durch intelligente Energieeinsparunen Kostensteigerungen ausweichen, aber erklären Sie as mal einer Hartz-IV-Familie im unsanierten Altbau, ie froh ist, wenn sie überhaupt über die Runden kommt. nsofern sind Transferzahlungen die einzige Lösung. Ich betone in diesem Zusammenhang noch einmal unere Position als Linke: Der Klimawandel kann kein Totchlagargument sein, mit dem eine weitere Spaltung der esellschaft toleriert wird. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Nur Sie spalten!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Hören Sie bitte zu! – Eine Hartz-IV-Familie, die von
rbeitslosengeld lebt, wird sich keinen Ökokühlschrank

ür einige Hundert Euro zulegen. Sie kann es leider
icht, selbst wenn sich das über 15 Jahre hinweg aus-
ahlen würde. Sie wird stattdessen wohl eher einen






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
gebrauchten Kühlschrank für 100 Euro kaufen, wenn der
alte nicht mehr funktioniert.

Warum besteuern wir nicht die Extraprofite aus dem
Emissionshandel und gewähren die Einnahmen daraus
solchen Familien als Zuschuss für Energiespargeräte?
Das wäre sozial und ökologisch.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn die Zertifikate hoffentlich ab 2013 zu 100 Prozent
versteigert werden – dazu erwarte ich eine Aussage des
Umweltministers –, dann können wir die Auktionsein-
nahmen für solche Programme zur Verfügung stellen.

Manches, was Ökologie und Soziales verbinden
könnte, kostet nicht einmal Geld. Deshalb ist es auch ein
weiteres Versäumnis, dass die Bundesregierung solche
innovativen Ansätze wie das Top-Runner-Programm
nicht längst in die Praxis überführt hat. Geben Sie den
Herstellern von Elektrogeräten zwei Jahre Zeit, den je-
weiligen Effizienzstandard der Besten am Markt zu er-
reichen! Die unvernünftige große und teure Kluft zwi-
schen Edelökogeräten und stromfressender Massenware
würde dann weitgehend geschlossen. Auch dieser An-
satz schafft Arbeitsplätze. Denn bei weltweit steigenden
Energiepreisen sind Stromspargeräte Exportschlager.


(Beifall bei der LINKEN)


Völlig kostenlos ist auch ein Tempolimit. Ob 120 oder
130 Kilometer pro Stunde, die Begrenzung der Raserei
auf unseren Autobahnen ist nicht nur aus Klimaschutz-
gründen längst überfällig,


(Beifall bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Sagen Sie jetzt noch etwas zur Entfernungspauschale!)


genauso wie die Besteuerung von Flugbenzin;


(Ulrich Kelber [SPD]: Um das Thema drückt sie sich wieder!)


denn der Zuwachs im Flugverkehr wird sonst alle ande-
ren Einsparungen im Verkehrsbereich zunichte machen.

Wir als Linke haben in unserem Sofortprogramm etli-
che Vorschläge für einen nachhaltigen Verkehr unter-
breitet. Auch die Grünen haben entsprechende Vor-
schläge vorgelegt, unter anderem die sympathische Idee
einer Stiftung Fahr-Rad.

Der wichtigste Bereich im Klimaschutz bleibt die
Frage der Kraftwerke. Deshalb zurück zum Strombe-
reich: Die Versuche der CDU/CSU und der FDP, die
Atomkraft wieder ins Spiel zu bringen, sind irrational
und nach wie vor gefährlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Noch ein Argument: Weltweit decken die AKWs
– das wissen viele nicht – nur 2,5 Prozent des Energiebe-
darfs. 2,5 Prozent! Ungefähr um diesen Wert steigen je-
des Jahr auch die weltweiten CO2-Emissionen aus fossi-
len Brennstoffen. Wollten Sie nur einen Teil davon durch
Atomstrom kompensieren, gingen die Uranreserven in
wenigen Jahren zur Neige. Dafür wollen Sie sich zusätz-
liche Risiken von Kernschmelzen, strahlendem Abfall

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(C (D nd militärischem Missbrauch einkaufen? Damit ist ohl klar, dass der Schlüssel im Klimaschutz nur in der nergieeinsparung und in einem radikalen Umbau des nergiesystems hin zu erneuerbaren Energien liegen ann. Genau in diese Richtung geht der Antrag der Grünen. eshalb stimmen wir ihm zu. Nächster Redner ist der Parlamentarische Staatssekre är Dr. Peter Paziorek. Dr Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eit Jahren gehört der Klimaschutz zu den wichtigsten olitischen und gesellschaftlichen Themen, und das zu echt. Gerade der letzte IPCC-Bericht hat belegt, dass as menschliche Handeln ein Grund dafür ist, dass wir eit Jahren über Fragen der Klimaerwärmung diskutieen. Es gibt aber auch immer wieder Stimmen, die sagen, as alles sei wissenschaftlich gar nicht genau belegbar. iesen möchte ich heute Morgen an dieser Stelle sagen: elbst wer letzte wissenschaftliche Zweifel hat, sollte lar und deutlich erkennen, dass das Wirtschaften welteit darauf fußt, natürliche Ressourcen zu verbrauchen. er rasante Anstieg ist hier dramatisch. Durch diesen erbrauch werden die wirtschaftlichen Grundlagen für ukünftige Generationen geringer. Selbst wer sagt, hier nd da gebe es noch einige wissenschaftliche Zweifel, uss also erkennen: In diesem Sinne hat Klimaschutz olitik auch langfristig eine ganz wichtige Bedeutung für ns. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610906000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1610906100

Das besondere Problem einer Klimaschutzpolitik ist
ber, dass sie fachlich nicht auf ein Politikfeld einge-
renzt werden kann. Klimaschutzpolitik hat Auswir-
ungen auf die Städtebaupolitik, die Forschungspolitik,
ie Verkehrspolitik und die Energiepolitik. Sie ist eine
chte Querschnittspolitik. Damit hat sie Auswirkungen
uf die verschiedensten Bereiche. Wer dieses Problem
icht erkennt, läuft natürlich Gefahr, trotz guter Absich-
en Fehler auf anderen Politikfeldern zu machen. Des-
alb muss in der Klimaschutzpolitik immer der Grund-
atz beherzigt werden: Es kommt nicht auf die Masse an,
ondern auf die Klasse der Vorschläge und die richtige
rioritätensetzung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Kuhn, ich erlaube mir an dieser Stelle, auf Ihren
wischenruf „Kohle an den Fingern!“ während der Rede
ines meiner Vorredner einzugehen. Ihre Fraktion hat
ich in dem Antrag sehr breit zu der Frage geäußert,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Peter Paziorek
wann zukünftig in Deutschland neue Kohlekraftwerke
gebaut werden dürfen. Sie stellen die These auf: nur
dann, wenn die Abscheidetechnik wirklich läuft. Frau
Künast, ich kann mich gut an die Diskussionen in der
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages – ich
war Mitglied der Kommission – erinnern. Vor zehn,
15 Jahren ist man davon ausgegangen, dass wir höchst-
wahrscheinlich gar nicht über die notwendige Filtertech-
nik bzw. Abscheidetechnik verfügen werden. Die Ent-
wicklung ist weitergegangen. Nun gibt es Chancen. Aber
ich frage Sie: Wollen Sie aufgrund eines laufenden For-
schungsprozesses die These politisch aufrechterhalten,
dass neue Kohlekraftwerke, die zum Beispiel Wirkungs-
grade von 49 oder vielleicht sogar 51 Prozent haben,
nicht gebaut werden sollen, während alte Nachkriegs-
kraftwerke mit Wirkungsgraden von 34 bzw. 36 Prozent
weiterlaufen sollen?


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das ist nicht die Alternative!)


– Schauen Sie sich Ihren Antrag an. Die Diskussion
müssen Sie aushalten.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die halten wir aus!)


Ich sage Ihnen: Mir sind neue Kraftwerke mit einem
Wirkungsgrad von 50 Prozent lieber als alte Kraftwerke,
die mit einem Wirkungsgrad von 35 Prozent weiterlau-
fen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Todkrank ist besser als mausetot!)


Aus dem Grunde müssen wir uns sehr klug einer sol-
chen Strategie stellen. Es ist sehr interessant, dass Sie in
Ihrem umfangreichen Papier mit dem breiten Ansatz nur
einen Satz darauf verwenden, wie das Ganze internatio-
nal eingebettet werden soll. Sie schreiben an einer Stelle,
das Ganze müsse multilateral vereinbart werden. Super,
Sie haben recht. Aber meinen Sie, mit einem solchen
Satz könnten wir es tatsächlich schaffen, die Erfolge zu
erzielen? Nein. Da muss ich ganz klar und deutlich sa-
gen: Ich bin unserer Bundeskanzlerin dankbar, dass sie
es geschafft hat, endlich die internationalen Rahmen-
vereinbarungen zu ermöglichen, damit eine solche na-
tionale Strategie international verankert werden kann.
Herzlichen Dank dafür an die Bundeskanzlerin.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610906200

Herr Kollege Paziorek, gestatten Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Höhn?

Dr
Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1610906300


Ja.

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(C (D Herr Paziorek, ich glaube, das ist Ihre letzte Rede im eutschen Bundestag. Herzlichen Glückwunsch zu Ihem weiteren Werdegang. Ich möchte auf die Kohle zurückkommen. Das ist ein ntscheidender Punkt. Sie haben gesagt, dass neue Kohekraftwerke einen Wirkungsgrad von 50 Prozent haben. as halte ich für etwas übertrieben, aber sagen wir einal 45 Prozent. Geben Sie mir recht, dass es noch besser äre, in effizientere Kraftwerke zu investieren, die soohl Strom als auch Wärme erzeugen, einen Wirkungsrad von über 90 Prozent haben und deshalb die neuen ohlekraftwerke, die Sie jetzt propagieren, um das Dopelte schlagen? Ist das nicht viel besser für den Klimachutz, als die alten Kraftwerke durch neue zu ersetzen, ie nicht so gut sind wie die Kraft-Wärme-Kopplungsnlagen? Dr Sie haben selbstverständlich recht. Wer könnte an dieer Stelle Nein sagen? Der entscheidende Punkt ist doch, Frau Höhn, wie wir s Schritt für Schritt bei volkswirtschaftlich sinnvollen osten schaffen, diesen Weg auch bei großtechnischen nlagen zu beschreiten. Da sagen wir nicht Nein, ganz m Gegenteil. Das betrifft auch unser Forschungsproramm. Wir wollen die Kraft-Wärme-Kopplung hereiführen. Ich gebe Ihnen recht: Ich persönlich war aufrund meiner langen Arbeit zu diesem Thema schon iemlich enttäuscht, dass Selbstverpflichtungserklärunen der Wirtschaft zum Einsatz von Kraft-Wärmeopplung auch bei kleineren Anlagen – Sie sprechen etzt von großtechnischen Anlagen – nicht eingehalten orden sind. Sie haben von der Zielrichtung her recht. ber die Schritte müssen volkswirtschaftlich sinnvoll ein. Ich habe manchmal Zweifel, ob der große Wurf, en Sie jetzt verlangen, tatsächlich zielführend ist. Ich möchte an dieser Stelle, Frau Höhn, auf weitere unkte in Ihrem Antrag eingehen. Sie fordern die Optiierung des EEG. Die spannende Frage ist, wie das onkret aussieht. Sie geben an einigen Stellen durchaus inweise. Sie sagen, der Bonus für nachwachsende Roh toffe solle reduziert werden. Die spannende Frage ist, b Sie tatsächlich in diesem Bereich auch wirklich den ut haben, über die Details nachher so zu diskutieren, ie die Regierungskoalition das tut. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir waren schon mutig, als Sie noch dagegen gekämpft haben! Wovon reden Sie eigentlich?)

Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610906400
Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1610906500

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir stehen am Anfang dieser Diskussion. Am Anfang
er Diskussion muss man der Öffentlichkeit mitteilen,
ass die Bundesregierung im Augenblick daran arbeitet,
iesen Erfahrungsbericht vorzulegen, der jetzt die






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Peter Paziorek
Grundlage für einen Optimierungsprozess ist. Mit ande-
ren Worten: Wir müssen der Öffentlichkeit sagen, dass
die Bundesregierung auf der ersten Stufe angelangt ist
– das haben Sie immer verlangt –, nämlich eine Bilanz
zu ziehen, wo wir stehen. Sie hätten eigentlich heute
Morgen in Ihren Reden sagen müssen, dass Sie der Bun-
desregierung dankbar sind, dass sie gestern einen sol-
chen Bericht vorgelegt hat. Warum tun Sie das nicht?


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Habe ich doch gesagt!)


Deshalb sage ich ganz selbstbewusst: Wir sind auf dem
Weg, diese Ziele zu erreichen.

Sie fordern pauschal die Aufstockung der For-
schungsmittel. Ich bin in unserem Hause auch für die
Forschungsmittel für nachwachsende Rohstoffe zustän-
dig. Ich sage mit allem Selbstbewusstsein: Ich kann
mich an kein einziges Gespräch erinnern, in dem mir
von der Wirtschaft oder den interessierten Verbänden,
die zum Teil heute auf der Tribüne zuhören, gesagt wor-
den wäre, die Forschungsmittel zum Beispiel im Bereich
der nachwachsenden Rohstoffe seien zu gering. Ich kann
mir auch nicht vorstellen, dass es in den letzten Monaten
einen Fall gegeben hätte, wo wir wegen Finanzengpäs-
sen Forschungsanträge abgelehnt hätten. Wir haben An-
träge abgelehnt, weil wir zunächst belastbar prüfen woll-
ten, ob das Projekt wirklich einen Fortschritt darstellt,
aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir Pro-
jekte zurückgewiesen hätten, nur weil Forschungsmittel
gefehlt hätten.

Aus diesem Grunde sage ich: Ich bin Umweltminister
Gabriel an dieser Stelle im Rückblick sehr dankbar für
die guten Koalitionsverhandlungen, die wir damals ge-
führt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben in den Koalitionsverhandlungen ein hervor-
ragendes Ergebnis im Bereich der Umweltpolitik erzielt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Niemand kann sagen, dass wir da versagt haben.

Herr Fell, Sie haben gerade dem Umweltminister Ih-
ren Antrag mit großem Selbstbewusstsein übergeben.
Mir ist im Hinblick auf diesen Antrag aufgefallen: An ei-
nigen Stellen sind Sie weggetaucht, zum Beispiel bei der
spannenden Frage, wie wir im Bereich der Energie-
pflanzen weiterkommen und wie wir in diesem Bereich
die Forschung gestalten. Dazu steht in Ihrem Papier
nichts Ausführliches.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir beschrieben! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen!)


– Ich habe es mir gerade noch einmal genau ange-
schaut. – Ich weiß, weshalb Sie weggetaucht sind. Weil
Sie Angst haben, in Ihrer Klientel eine Diskussion darü-
ber in Gang zu setzen, wo die Grenze zwischen Pflan-

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(C (D enzucht und Gentechnik liegt. An dieser Stelle sind Sie ofort weggetaucht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ies bezieht sich auch auf die spannende Frage der For-
chung.

Sie sprechen zu Recht von einem Wärmekonzept
ür Biogasanlagen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber der Herr Seehofer macht es nicht! Warum nicht? Ist er zu feige wegen der Wahl?)


enn es ist in der Tat ein bisschen bedenklich, dass man
it Biogasanlagen nur Strom produziert und im Grunde

enommen vergisst, die dabei entstehende Wärme zu
utzen. Die spannende Frage lautet doch: Wie können
ir die Nährstoffe, die Stoffe für die Biogasanlagen, so
erbessern – daran arbeiten wir gerade –, dass zum Bei-
piel auch Gülle als Grundstoff für Biogasanlagen einge-
etzt wird? Davon sprechen Sie nicht, weil das Ihrem
ild von der Landwirtschaft eventuell widerspricht. Da

auchen Sie weg. Aber das sind doch Punkte, über die
ir diskutieren müssen. Da Sie hier mit dem Anspruch

uftreten, ein Konzept vorzulegen, in dem alle Gebiete
ehandelt werden und das einen großen Durchbruch dar-
tellt, muss ich Ihnen sagen: Es gibt Punkte, an denen
ie wegtauchen, weil Sie Angst haben, kritisch mit Ihrer
lientel diskutieren zu müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Natürlich gibt es sehr viele Punkte – darauf haben

eine Vorredner hingewiesen; Maria Flachsbarth hat es
ür unsere Fraktion angesprochen; auch die SPD-Frak-
ion hat dies betont –, bei denen wir eine gemeinsame
lattform finden können; das soll an dieser Stelle heraus-
estellt werden. Deshalb wird die Zeit nach der Som-
erpause für die Erarbeitung eines konkreten Konzeptes

ur Klimaschutzpolitik sehr wichtig sein.

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn der Minister dann noch da ist!)

afür sind die Punkte der Kanzlerin, die sie nach dem
nergiegipfel genannt hat, die entscheidende Grundlage.
ir brauchen in der Tat mehr Energieeffizienz. Wir

rauchen in der Tat Förderkonzepte, um zum Beispiel
ahwärmenetze im ländlichen Bereich zu schaffen und
en Einsatz von Biomasse in Biogasanlagen umweltpoli-
isch sinnvoller zu gestalten.

Wir werden nach meinem jetzigen Kenntnisstand bei
en Haushaltsplanberatungen einen ersten Fördertopf in
iesem Zusammenhang aufstellen. Ich hoffe, dass der
undestag dem zustimmen wird, um in diesem Bereich,
um Beispiel auch bei der Kraft-Wärme-Kopplung, ein
tückchen weiterzukommen.

Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie jetzt, wo Sie gehen!)


s freut mich natürlich, dass ich das anlässlich meiner
etzten Rede hier im Deutschen Bundestag sagen kann.


(Ulrich Kelber [SPD]: Schade ist das!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Peter Paziorek
Ich möchte mich an dieser Stelle bei meiner Fraktion be-
danken, die mir ganz überraschend die Möglichkeit ein-
geräumt hat, meine letzte Rede heute halten zu können.

Ich möchte einen Blick zurückwerfen. Wir haben das
Thema Klimaschutz seit 1990 sehr intensiv behandelt.
Ich kann mich daran erinnern, dass vor der großen Um-
welt- und Entwicklungskonferenz in Rio sehr viele
ausländische Parlamentarier zum Deutschen Bundestag
– damals noch in Bonn – gekommen sind, um mit uns
darüber zu reden, wie wir uns auf diese Klimakonferenz
vorbereiten. Das war deshalb begründet, weil damals die
entsprechende Enquete-Kommission des Deutschen
Bundestages und damit Parlamentarier – ich will jetzt
bewusst den Bundestag ansprechen und nicht die Vorbe-
reitungen auf Regierungsebene – zusammen mit Wissen-
schaftlern hervorragende Vorarbeiten für diese Konfe-
renz geleistet haben. Auf internationaler Ebene hat man
gesagt: In dieser Beziehung ist der Deutsche Bundestag
ein Vorbild.

Unabhängig davon, dass wir jetzt wieder einmal über
den richtigen Weg gestritten haben, möchte ich Folgen-
des feststellen: Beim Nachlesen in den Protokollen habe
ich ein Ausschussprotokoll vom 6. Mai 1992 gefunden.
Darin heißt es wörtlich – ich darf zitieren –:

Bei der Diskussion ergab sich weite Übereinstim-
mung in der Sache, was letztlich in einen interfrak-
tionell erarbeiteten Entschließungsantrag mündete.

Das bezog sich auf die Vorbereitung der Konferenz in
Rio. Da wurde über alle Fraktionsgrenzen hinweg ein
Entschließungsantrag verabschiedet.

Warum sage ich das? Ich möchte damit dem Eindruck
in der Öffentlichkeit entgegentreten, der immer wieder
nach dem Motto vorgebracht wird: Schaut euch einmal
die Politiker an, die springen jetzt auf ein solches Mode-
thema wie den Klimaschutz und die Umweltpolitik.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die CDU/CSU, nicht die Politiker! – Widerspruch von der CDU/CSU, zur Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt)


– Frau Künast, Sie scheinen von meinen Worten sehr ge-
troffen zu sein. Darüber möchte ich jetzt aber hinwegse-
hen.

Nein, die Realität ist anders. Dieser Bundestag hat
sich nicht kurzfristig des Modethemas Klimaschutz an-
genommen, sondern er hat in diesem Feld seit Jahren
verantwortungsbewusst gearbeitet, teilweise über Frak-
tionsgrenzen hinweg. Es wäre sehr schön, wenn der Stil
der Auseinandersetzung über das Thema Klimaschutz
trotz des Streits über den richtigen Weg beibehalten
wird. Das wünsche ich mir. Als Westfale sage ich mit
Blick auf Ihre weitere Arbeit in diesem Bereich: Glück
auf!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich gebe das Wort dem Kollegen Winfried Hermann, ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Lieber Kollege Paziorek, auch ich möchte Ihnen lles Gute für Ihre neue Arbeit wünschen. Ich kann Ihen versichern: Sie haben da einiges zu tun, insbesonere dann, wenn Sie Emissionsgrenzwerte durchsetzen nd etwas gegen Emissionen, etwa im Verkehr, tun müsen. Ich bestätige Ihnen: Es gibt in allen Fraktionen ämpferinnen und Kämpfer für einen besseren Klima chutz. Ich erinnere mich auch daran, dass Sie in Ihrer raktion in diesem Kampf manchmal sehr einsam waen. Nun will ich das Thema wechseln und auf einen unkt zu sprechen kommen, der in Klimaschutzdebatten eistens randständig ist. Ich meine den Verkehr. Wenn ie sich umschauen, dann stellen Sie fest, dass hauptächlich Umweltpolitiker und kaum Verkehrspolitiker nwesend sind. Auf der Regierungsbank ist das Umweltinisterium und nicht das Verkehrsministerium vertre en. Kollege Paziorek hat vollkommen recht: Um Klimachutz erfolgreich zu betreiben, darf kein Sektor usgeblendet werden, zum Beispiel der Verkehr. Der weltweite Verkehr ist inzwischen für rund ein iertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. er Verkehr in Deutschland verursacht etwa 20 Prozent er hiesigen CO2-Emissionen. Egal wie man es betrachet, man kommt nicht umhin, anzuerkennen, dass der erkehrssektor für den Klimawandel inzwischen der weitproblematischste ist. Wenn man das Klima schüten will, dann kann man das nicht ohne eine entsprehende Verkehrspolitik tun. Wir haben in anderen Sektoren, insbesondere im nergiebereich, eine Reihe von Erfolgen erzielt. Es ist ns gelungen, dafür zu sorgen, dass die Emissionen zum Teil drastisch – gesenkt werden. Der Verkehrssek or verzeichnet hingegen seit vielen Jahren Wachstumsaten. Das konterkariert alle von uns unternommenen nstrengungen in den anderen Bereichen. Wir müssen m Verkehrssektor dringend deutlich mehr tun. Sieht man von der FDP einmal ab – aber die spielt etzt keine Rolle –, besteht hier Konsens über das Ziel, ie CO2-Emissionen bis 2050 um 80 Prozent und bis 020 um 40 Prozent zu senken. Was die Verkehrspolitik ngeht, sage ich ganz offen – unsere Fraktion hat das uch in ihrem Konzept so dargestellt –: Aufgrund des achstums des Verkehrs werden wir nicht in der Lage ein, auf diesem Gebiet das 40-Prozent-Ziel zu erreihen. Wenn es zu einem Rückgang der CO2-Emissionen m Verkehrssektor um 30 Prozent kommt, dann ist das chon ziemlich viel. Es erfordert von uns große Anstrenungen. 30 Prozent weniger von diesem Treibhausgas heißt um Beispiel, dass in diesem Bereich knapp 20 Prozent eniger Energie verbraucht wird und dass der Anteil Winfried Hermann erneuerbarer Energien auf 20 Prozent anwächst. Um unsere Ziele zu erreichen, können wir meiner Meinung nach nicht auf ein einziges Instrument setzen, etwa nur auf das marktwirtschaftliche Instrument des Emissionshandels. Ja, dieses Instrument hat seinen Platz, zum Beispiel im Bereich des Flugverkehrs. Aber es darf nicht das einzige Instrument in allen Verkehrssektoren sein. Wir müssen für jeden Sektor ein eigenes Maßnahmenpaket schnüren. Das heißt, der Inhalt des Instrumentenkastens ist davon abhängig, in welchem Sektor wir etwas machen wollen. Das Motto unseres Vorgehens lautet: Wir müssen den Verkehr verträglicher gestalten, wir müssen ihn dort vermeiden, wo es geht, und wir müssen ihn überall dort umgestalten, wo es Verkehrssysteme und Verkehrsträger gibt, die deutlich effizienter, deutlich klimafreundlicher als beispielsweise der Lkw-Verkehr sind. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610906600
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610906700

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


80 Prozent der CO2-Emissionen in diesem Sektor ent-
stehen im Straßenverkehr. Daher führt kein Weg daran
vorbei, dass es für die Pkws europaweit wirklich an-
spruchsvolle Verbrauchsobergrenzen geben muss. Ich
sage Ihnen ganz offen: Wir dürfen an dem 120-Gramm-
Ziel nicht rütteln lassen. Wir treten dafür ein, dass es im
Jahr 2020 möglichst viele 3-Liter-Autos gibt. Dieses
Ziel muss europaweit und durch entsprechende Maßnah-
men hier politisch abgesichert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Hans-Kurt Hill [DIE LINKE])


Es muss Schluss sein mit immer schnelleren Fahrzeu-
gen, die immer effizientere Motoren haben. Es ist, um es
einmal plastisch zu sagen, dem Klima wurscht, ob wir
mit immer schnelleren Fahrzeugen immer mehr fahren,
mit immer besseren Flugzeugen immer mehr fliegen,
wenn in der Summe der Ausstoß der Treibhausgase an-
steigt und nicht reduziert wird.

Wir müssen – ich habe es bereits gesagt – auch mehr
für die Verlagerung des Verkehrs tun. Wir haben auf
der einen Seite im Bereich des Güterverkehrs auf der
Straße Wachstumsraten, die absolut klimaschädlich sind.
Auf der anderen Seite haben wir im Schienenverkehr
Engpässe, sodass man schon heute sagen kann, das zu-
künftige Verkehrswachstum kann auf der Rheintalstre-
cke und den Hafenhinterlandstrecken von den großen
Häfen weg nicht auf der Schiene bewältigt werden, ob-
wohl sich alle einig sind, dass dort etwas geschehen
muss.

Meine Damen und Herren, ich muss zum Schluss
kommen. Wir sollten zukünftig in die Klimaschutzpoli-
tik die Verkehrsemmissionen verstärkt mit einbeziehen
und dort nicht nur Ziele formulieren, sondern ein ganzes
Bündel von ambitionierten Maßnahmen gemeinsam
nach vorne bringen, denn Klimaschutz ohne Verkehrspo-
litik muss scheitern.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat der Bundesminister für Umwelt, Natur chutz und Reaktorsicherheit, Sigmar Gabriel. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich öchte zunächst etwas zum Kollegen Hermann sagen. ie haben recht, der Verkehr ist ein unterschätztes Feld er Klimapolitik, auf dem wir sicher noch eine Menge ufgaben haben. Sie sollten aber auch sagen, dass wir erade im Bereich des Individualverkehrs jetzt auf euroäischer Ebene einen deutlichen Fortschritt machen. Der mweltrat der Europäischen Union hat gerade die bergrenze von 120 Gramm für CO2-Emmissionen bis 012 beschlossen. Das ist das von Ihnen eingeforderte rdnungsrecht. Das geht immer nur in der Kombination on gesetzlichen Vorgaben und marktwirtschaftlichen nstrumenten. Wir haben erlebt, dass die dort abgegebeen Selbstverpflichtungen in der Regel nicht eingehalten erden. Deswegen geht es um die Balance zwischen rdnungsrecht und Marktwirtschaft. Ich habe Ihren Zwischenruf leider nicht verstanden, ber keine Sorge, ich komme noch zu den Linken. Angeichts der Tatsache, dass Sie die Braunkohle bis 2050 ördern wollen – das steht heute in den Zeitungen –, war as heute ein interessanter Redebeitrag der Linken. Den iderspruch, einerseits hier zu erklären, man solle aus er Braunkohle austeigen, und andererseits einen Bechluss zu fassen, bis 2050 die Braunkohle weiter nutzen u wollen, müssen Sie auch einmal erklären. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610906800

(Beifall bei der SPD)


(Zuruf von der LINKEN)


Ich lese einmal einen Satz vor – wir sind ja kurz vor
en Ferien; da muss man ja ein bisschen Spaß haben –:

Bei der Steinkohle will die Linksfraktion das Aus-
stiegstempo verlangsamen.

as ist der Beschluss, den Sie fassen. Hier sagen Sie je-
och, wir sollen nicht so viele Kohlekraftwerke bauen.
er Kollege Paziorek hat absolut recht, wir müssen in
oderne Kohlekraftwerke investieren, um alte stilllegen

u können. Die Bundesregierung will – das müssen wir
achen – damit 42 Millionen Tonnen CO2 einsparen.
ie sagen dazu, dass diese Investitionen dann für 30,
0 Jahre stehen. Das ist – ich weiß nicht, wie gut Ihre
raktion in Mathe ist – ungefähr der Zeitraum bis 2050.
enn Sie mit uns einer Meinung sind, dann halten Sie

ier doch auch einmal Reden, aus denen man das erken-
en kann. Reden Sie hier nicht das Gegenteil von dem,
as Sie den Wählern in Sachsen-Anhalt gegenüber, die
on der Braunkohle betroffen sind, öffentlich erklären.
as geht so nicht. Das können wir Ihnen so nicht durch-
ehen lassen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Ja, wir sind für eine 100-Prozent-Auktionierung in
der dritten Handelsperiode. Aber machen Sie nicht die
Auktionierung zum Jäger 90 des Jahres 2013. In der Re-
gel kann man Geld nur einmal ausgeben. Wenn wir für
internationale und nationale Klimaschutzmaßnahmen
Geld einsetzen wollen, dann ist es natürlich absoluter
Wahnsinn, der Öffentlichkeit zu versprechen, für einen
bestimmten Teil der Bevölkerung die Elektrogeräte
staatlich zu subventionieren. Ich weiß kaum noch, was
man dazu sagen soll.


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Das haben wir nicht versprochen!)


– Natürlich, Sie haben vorgeschlagen, einen Fonds auf-
zulegen und dann die effizienten Geräte preiswerter an
einen bestimmten Teil der Bevölkerung abzugeben. Wir
müssen hingegen Folgendes machen: Wir müssen die
Geräte dadurch preiswerter machen, dass wir sie bei-
spielsweise anders besteuern oder durch Top-Runner-
Programme fördern, damit mehr Geräte auf den Markt
kommen. Das ist der richtige Ansatz.


(Zuruf von der LINKEN)


Man sollte nicht am Beispiel von Hartz IV die Leute für
dumm verkaufen und ihnen sagen, Ihre Partei würde da-
für sorgen, dass der Föhn im Kaufhaus und der Compu-
ter im Media Markt in Zukunft bei Vorlage des Hartz-IV-
Scheins preiswerter abgegeben werden und dass die
Bundesregierung das aus Steuergeldern bezahlt. Ich
weiß wirklich nicht, in welchem Jahrhundert Sie sind, in
diesem Jahrhundert sind Sie jedenfalls nicht.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN: Sie bauen einen Pappkameraden auf!)


– Wenn Sie solche Zwischenrufe machen, muss ich Ih-
nen sagen: Hier beantragen Sie den Stopp der Braun-
kohle, und zu Hause in Sachsen-Anhalt gefährden Sie
damit 1 000 Arbeitsplätze. – Das ist die Politik der
Linkspartei im Deutschen Bundestag. Sie machen
1 000 Leute im Land Sachsen-Anhalt arbeitslos.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Was Sie hier beantragen, ist unpopulär. Das trifft zu.
Aber auch dann muss man das öffentlich sagen.


(Zuruf von der LINKEN)


– Haben Sie nicht nur den Mut zu Zwischenrufen; haben
Sie auch einmal den Mut zu einer Rede, am besten vor
mir, damit ich danach auf Sie antworten kann!


(Heiterkeit bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage ganz offen: So kann man das nicht betreiben.

Top-Runner, Frau Kollegin, das wollen wir.


(Zuruf von der LINKEN: Dann machen Sie es doch!)


Aber Sie wissen doch wie wir, dass Regeln im europäi-
schen Binnenmarkt für alle gelten müssen. Wir können

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(C (D ein nationales Top-Runner-Programm auflegen. Wir üssen das auf der europäischen Ebene durchsetzen. as wollen wir auch. Verkaufen Sie die Leute also nicht ür dumm, indem Sie erklären, man könne das mit natioalen Alleingängen erreichen! Die Bundesregierung hat, beginnend mit dem Koaliionsvertrag, ihre Klimaschutzpolitik aufgebaut. Ich ann das Kompliment an Herr Paziorek zurückgeben. Er ar der Verhandlungspartner auf der Seite der CDU/ SU-Fraktion. Mit einigen Kollegen aus den Fraktionen aben wir all das, was wir jetzt machen, bereits im Kolitionsvertrag festgelegt – einschließlich der CO2-Ziele m Automobilsektor. Wir haben den Koalitionsvertrag dann umzusetzen egonnen. Wir haben die Mittel zur energetischen Geäudesanierung vervierfacht, nämlich auf 1,4 Milliarden uro. Der Haushaltsansatz steigt noch einmal um rund 00 Millionen Euro. Zusammen mit den Mitteln aus dem tädtebauförderbereich wenden wir 600 Millionen Euro usätzlich für die energetische Gebäudesanierung in eutschland auf. Das ist ein Riesenerfolg der Großen oalition in der Umsetzung ihrer Klimaschutzziele. Wir haben die Mittel für das Marktanreizprogramm ur erneuerbaren Wärme im letzten Haushalt gegenber dem, was vorher real ausgegeben wurde, um 0 Millionen Euro erhöht. (Zuruf des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Herr Fell, bei der Gelegenheit: Im Haushaltsentwurf
tehen jetzt 45 Millionen Euro weniger. Das haben Sie
itiert. Sie müssen aber auch sagen, dass gleichzeitig aus
en Auktionierungsmitteln 280 Millionen Euro zusätz-
ich für den nationalen Klimaschutz zur Verfügung ste-
en. Davon sollen im nächsten Jahr 100 Millionen Euro
ür die erneuerbare Wärme eingesetzt werden. Wir ge-
en deshalb nicht 45 Millionen Euro weniger aus, son-
ern noch einmal 60 Millionen Euro mehr. Das ist die
ealität der Politik der Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie doch gar nicht!)


Sie betreiben bei der Veranstaltung Volksverdum-
ung. Wir haben die Mittel für Forschung und Entwick-

ung im Bereich erneuerbarer Energien verdoppelt; un-
ittelbar nach Abschluss der Koalitionsvereinbarung

mgesetzt. Wir haben das Zuteilungsgesetz verabschie-
et. Wir haben die Vorschriften zur Auktionierung ver-
bschiedet. Wir gehen jetzt daran, im fünften Schritt im
erbst ein integriertes Klimaschutz- und Energiepaket in
en Bundestag einzubringen. Das heißt, zur Halbzeit-
ilanz dieser Koalition haben wir entsprechend der Ko-
litionsvereinbarung den Klimaschutz weit nach vorne
ebracht. Wir sind mit dem Paket in Europa und welt-
eit führend.






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist doch gar nichts passiert!)


– Sie haben nicht zugehört. Ich habe Ihnen gerade vorge-
lesen, dass wir all das – –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr habt nichts geändert!)


– Sie können noch dreimal dazwischenrufen;


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist mein gutes Recht!)


es bleibt dreimal falsch, Frau Kollegin. Mehr bekommen
Sie hier nicht heraus.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bauernfänger!)


Klimaschutz und Energiepolitik gehören zu 100 Pro-
zent auf die Habenseite dieser Großen Koalition.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Von daher, Herr Kollege Fell: Vielen Dank für Ihr Paket,
aber es gilt Wallenstein:

Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt, Graf Isolan;


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das seid ihr Sozialdemokraten!)


der weite Weg entschuldigt Euer Säumen.

Das ist das, was ich zu Ihrem Paket sagen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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Herr Minister, Frau Kollegin Höhn würde gern eine

Zwischenfrage an Sie richten.

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Immer gern, aus persönlichen und grundsätzlichen
Gründen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610907000

Wenn Herr Gabriel die ganze Zeit darauf gewartet

hat, ist es doch in Ordnung, wenn ich das auch bediene.

Herr Minister, können Sie bestätigen, dass der
30. Juni das Datum war, zu dem die Bundesregierung ih-
ren Aktionsplan Effizienzprogramm mit konkreten
Maßnahmen an die EU hätte liefern müssen? Dieses Da-
tum ist verstrichen, und die Bundesregierung hat diesen
Maßnahmenkatalog nicht abgeschickt.

Auf eine Frage von mir hat das Wirtschaftsministe-
rium am Mittwoch in der Fragestunde erklärt, man habe
noch nicht einmal das Gutachten dazu, danach müsse es
zur Abstimmung in der Bundesregierung kommen, und
irgendwann im Herbst werde das weitergeleitet. Können
Sie bestätigen, dass das Aktionsprogramm nicht bis zum
30. Juni an die EU gemeldet worden ist, wie es hätte ge-
schehen müssen?

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(C (D Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Ich kann Ihnen bestätigen, dass die Europäische nion in Person des EU-Umweltkommissars Stavros imas die weit reichenden Beschlüsse der Bundesregie ung zur Klimaschutzpolitik, die ich in einer Regieungserklärung hier für die Bundesregierung vor einigen ochen vorgestellt habe, für absolut federführend erachet, er der Auffassung ist, dass diese die Europäische nion voranbringen, und er deshalb kein Problem hat, enn wir ihm das Papier, in dem das niedergelegt wird, in paar Wochen später schicken. Die Europäische nion hält uns für die absoluten Vorreiter im Bereich der nergieund Klimapolitik in Europa. as ist die Position der Europäischen Union, nachzuleen im Protokoll des Umweltrates, der letzte Woche in uxemburg stattgefunden hat. Meine Damen und Herren, ich wollte auch noch etas zu den erneuerbaren Energien, nämlich zu Biokraft toffen und zum Wärmegesetz, sagen. Wir werden ein Wärmegesetz im Rahmen eines limaund Energiegesetzes umsetzen. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hören wir schon lange!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie sagen, das hören Sie schon lange? Warum haben
ie Grünen es denn nicht umgesetzt? Sie haben Geld da-
ür in den Haushalt eingestellt, diesen Etat mit dem For-
chungsetat gegenseitig deckungsfähig gemacht, dann
as Geld in die Forschung geleitet und es nicht für rege-
erative Wärme zur Verfügung gestellt. Diese Politik ha-
en Sie mitzuverantworten.

Wir werden das so machen, wie es die Kollegin vor-
in in ihrer Rede gesagt hat, nämlich über eine Mi-
chung: einmal ordnungsrechtlich im Gesetz und zum
nderen durch haushaltspolitische Maßnahmen, aber
icht in einem Modell, wie wir es bei den erneuerbaren
nergien im Stromsektor hatten.

Die Biokraftstoffe haben wir deshalb steuerlich an-
ers behandeln müssen, weil die Europäische Union uns
ine Überförderung vorgeworfen hat. Sie wissen, dass
ährlich eine Überprüfung stattfindet. Wenn es in diesem
ereich zu einer Unterförderung kommt, wird das mit
icherheit korrigiert.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist doch schon längst der Fall!)


Zunächst einmal haben wir erlebt, dass die Preise für
iokraftstoffe analog zu den Ölpreisen gestiegen sind.
ier liegt offensichtlich eine Form der Ölpreisbindung
or. Von daher müssen Sie schon gestatten, dass wir uns
arum bemühen, die Haushalte im Griff zu behalten.

Zum Thema Kohle. Die Kollegin Höhn hat absolut
echt: Wir brauchen Kraft-Wärme-Kopplung. Hier muss
ber auch die Kohle einbezogen werden. Sie können die
eutsche Grundstoffindustrie, beispielsweise die Stahlin-
ustrie und die Aluminiumindustrie, nicht auf Energie
us Gaskraftwerken verweisen, weil der so produzierte






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Grundlaststrom so viel kosten würde, dass diese Indus-
trie auf europäischer und internationaler Ebene nicht
mehr wettbewerbsfähig wäre. Wir können uns um diese
Debatte nicht drücken. Das ist ein schwieriges Thema.
Das weiß auch ich. Ich weiß, dass die beiden Grundlast-
träger, die preiswert sind, Kohle und Kernenergie sind.
Aus der Kernenergie wollen wir aussteigen. Ihren Weg
aber, ganz aus der Kohleverstromung auszusteigen, dür-
fen wir nicht gehen – Ihre Politik in Bremen ist dafür ja
ein Beispiel –;


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die ist auch richtig!)


denn das führt dazu, dass am Ende die Laufzeiten für
Kernkraftwerke wieder verlängert werden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur wenn Sie als begnadeter Umweltminister in die Knie gehen!)


Mit Ihrer Konzeption jedenfalls wird in den nächsten
zehn, 15 Jahren kein Stahlwerk, kein Aluminiumwerk,
weder die Deutsche Bahn noch die Zement- oder Kera-
mikindustrie in Deutschland im Grundlastbereich so mit
erneuerbaren Energien versorgt werden können, dass sie
überhaupt noch den Hauch einer Chance hätte, im inter-
nationalen Bereich wettbewerbsfähig zu sein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Hier liegt ein Unterschied zwischen uns, auf den ich
als Sozialdemokrat sehr großen Wert lege. Ich möchte
nicht, dass wir am Ende die Zustimmung zu unserer
Energie- und Klimapolitik in der Bevölkerung verlieren,
weil die Leute, die nicht Akademiker sind, die nicht im
öffentlichen Dienst arbeiten, die nicht A 13 aufwärts
verdienen, sondern in der Stahl-, Zement- oder Keramik-
industrie usw. beschäftigt sind, Angst haben, dass sie ih-
ren Job verlieren und ihre Familien nicht mehr ernähren
können. Das ist der Grund, warum ich gegen Ihre Politik
bin.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Eine letzte Bemerkung noch, weil ich die Kollegen
von der FDP nicht völlig unbeachtet lassen möchte: Ih-
ren Redebeitrag, Herr Kauch, fand ich – das will ich of-
fen sagen – ausgesprochen interessant. Es lohnt sich
nämlich, weiter darüber zu diskutieren, wie viel Ord-
nungsrecht und wie viel Markt wir brauchen. Ich habe
sehr wohl bemerkt, dass von Ihnen insbesondere beim
Thema Emissionshandel eine ganze Reihe an Vorschlä-
gen gekommen sind, die dazu führen können, dass hier
ein Finanzmarkt entsteht, der transparent, harmonisiert
und auch funktionsfähig ist. Ich würde mir wünschen,
dass Sie es schaffen, die Mehrheit Ihrer Fraktion in die-
sem Bereich hinter sich zu bekommen. So kämen wir
dem einen Schritt näher, was Herr Paziorek am Ende sei-
ner Rede geschildert hat: Dann hätten wir nämlich die
Chance, eine gemeinsame Position gegenüber internatio-
nalen Entwicklungen einzunehmen.

Die Frage, wie wir das europäische Emissionshan-
delssystem bestellen, wird uns im Deutschen Bundestag
mit ziemlicher Sicherheit noch beschäftigen. Es wird

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(C (D ämlich nicht ganz einfach sein, einen wirklich transpaenten Emissionshandel in Europa mit einheitlichen aps im Strommarkt, mit einer 100-prozentigen Auktioierung hinzubekommen, der von einer Institution überacht wird, die für Marktpflege und Marktinformation uständig ist. Das wird ein großes Thema werden. Ich ürde mich freuen, wenn die Kooperation mit der FDP n dieser Stelle so gut wird, wie sie damals offensichtich gewesen ist. Ich weiß nicht, ob ich nun noch eine Zwischenfrage eantworten soll. – Wenn nicht, höre ich jetzt einfach uf. Tschüs! (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610907100

Ich gebe jetzt das Wort zu einer Kurzintervention zu-

rst dem Kollegen Hill und anschließend dem Kollegen
ell. – Herr Minister, wenn Sie einverstanden sind, ant-
orten Sie dann auf beide Kurzinterventionen zusam-
en.


Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610907200

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Herr Minister, ich

itte Sie, folgende Sachverhalte zur Kenntnis zu neh-
en. Sie hatten uns in der vergangenen Sitzungswoche

elbst aufgefordert, zur Kohle eine Position einzuneh-
en. Jetzt haben wir eine Position eingenommen; diese

cheint Ihnen aber nicht zu gefallen.

Ich möchte zunächst einmal auf die Braunkohle ein-
ehen. Sie wissen genauso gut wie ich, dass es in den
raunkohlerevieren genehmigte Abbaupläne gibt und
ass diese Abbaupläne im Rahmen des Bergrechts auch
icht antastbar sind. Insbesondere in der Lausitz und in
ordrhein-Westfalen sind für die nächsten 40 Jahre Fel-
er erschlossen, die auch abgebaut werden. Sie wissen,
ass diese Kohle dort zur Verstromung geführt wird. Das
st in unserem Papier auch so festgehalten. Wir stellen
lso fest, dass die Braunkohle eine Perspektive bis 2050
at und dass in diesem Zeitraum, gemeinsam mit den
nternehmen und den Menschen, ein Umbau nicht nur
er Energiewirtschaft, sondern der gesamten wirtschaft-
ichen Verhältnisse in diesem Land zu erfolgen hat. Da-
it haben diese Unternehmen und diese Menschen eine
erspektive.

Nun möchte ich zur Steinkohle kommen. Es gibt ei-
en Beschluss, den Sie so gut wie ich kennen, nach dem
ie Steinkohle bis 2018 noch eine Zukunft in diesem
ande hat. Sie wissen aber ebenso gut, dass es auch nach
018 einen Bedarf an Steinkohle geben wird. Es gibt
ine Vielzahl von Unternehmen, zum Beispiel Zuliefer-
nternehmen, und Menschen in diesen Revieren, für die
ie Steinkohle wichtig ist. Für sie ist es notwendig, we-
igstens ein Bergwerk zu haben, damit ihre Technologie,
ie wir exportieren wollen, weltweit zum Einsatz ge-
racht werden kann. Nur dort, wo es ein Referenzberg-
erk gibt, wird dies möglich sein. Deswegen geben wir
iesen Unternehmen genauso wie den Kumpeln eine
erspektive über 2018 hinaus.






(A) )



(B) )


Hans-Kurt Hill
Jetzt möchte ich noch ganz kurz auf die Diskussion
zur Effizienz, die wir gestern geführt haben, zu sprechen
kommen. Wir haben das Ziel der Steigerung der Effi-
zienz um 3 Prozent pro Jahr. Die uns vorliegenden
Gutachten machen deutlich, dass aufgrund des Zertifika-
tehandels voraussichtlich ab 2013 kein weiteres Kraft-
werk mehr gebaut werden wird. Ich fordere Sie auf, die
Gutachten einfach einmal etwas genauer zu lesen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610907300

Herr Kollege, Sie müssen jetzt zum Ende kommen.

Sie haben Ihre drei Minuten überschritten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610907400

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610907500

Ich gebe das Wort dem Kollegen Fell.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610907600

Frau Präsidentin, herzlichen Dank. – Herr Umweltmi-

nister, Sie haben gerade gesagt, dass das Festhalten an
der Kohle auch aus sozialen Gründen und aus Kosten-
gründen sinnvoll sei. Haben Sie den vor kurzem gefass-
ten Beschluss des Stadtrates in München zur Kenntnis
genommen, der nach einer Anhörung über diese Frage
eine weitere Beteiligung der Stadtwerke München an
neuen Kohlekraftwerken abgelehnt hat? Die Gründe
dafür sind in einer umfangreichen Anhörung dargestellt
worden. Zum einen gibt es unkalkulierbare Finanzrisi-
ken bei neuen Kohlekraftwerken, weil eine Verknappung
der Kohle auf dem Weltmarkt droht. Das wird dargestellt
in zwei wissenschaftlichen Gutachten, des Joint Re-
search Center in Petten in Belgien und der Energy Watch
Group. Beide kommen zu dem gleichen Ergebnis, dass
die Verknappung der Kohle wesentlich näher bevor-
steht, als es bisher in wissenschaftlichen Untersuchun-
gen dargestellt wurde. Übrigens wird das von der deut-
schen Steinkohlewirtschaft selbst bestätigt, die in ihrer
Maiinformation dargelegt hat, dass ab 2009 eine Ver-
knappung der internationalen Kraftwerkskohle mit dras-
tischen Preissteigerungen zu erwarten ist. Damit wird
der Trend bestätigt, den wir in den letzten Jahren zu ver-
zeichnen hatten, nämlich eine deutliche Preissteigerung
bei der Steinkohle.

Der zweite Grund für diese unkalkulierbaren Finanz-
risiken liegt im Klimaschutz. Niemand weiß, welche
Kosten ab 2013 anfallen, wenn man bei der Verstromung
der Kohle wirklich Klimaschutzmaßnahmen anwenden
will.

Beides zusammen – das wissen Sie – führt für die
Kohle zu unkalkulierbaren Finanzrisiken. Es ist gut, dass
auch mit SPD-Beteiligung ein erster Beschluss auf
Stadtebene gefasst wurde, der feststellt, dass dies nicht
weiter tragbar ist. Zudem ist doch klar, dass die von Ih-
nen immer wieder propagierte Hoffnung, man könne mit
der Kohle auch eine CO2-freie Stromerzeugung errei-

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(C (D hen, längst dabei ist, zu scheitern. Zwei große Gaskrafterke in Norwegen, in denen CCS, also die Abscheiung von Klimagasen, verwirklicht werden sollte, erden nicht mehr weiter gebaut. Die dortigen Betreiber aben festgestellt: Das ist nicht finanzierbar; es ist techisch nicht realisierbar. Sie haben das Projekt beendet. iele andere CCS-Projekte werden wohl das gleiche nde nehmen. Wir wissen ferner, dass ein Verzicht auf weitere Inestitionen in die Kohle nicht bedeutet, dass wir dann zu ernkraftwerken übergehen müssen. Die erneuerbaren nergien sind aufgrund der starken Wachstumsraten, ie Sie selbst dargestellt haben, in Verbindung mit Enerieeffizienzund -einsparmaßnahmen sehr wohl dazu eeignet, eine umfassende, kostengünstige und das lima schützende Energieversorgung sicherzustellen. Herr Minister, Sie können antworten. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Zuerst zum Kollegen Hill. Herr Hill, Sie haben eben och einmal eindrucksvoll bestätigt, dass es zwischen hrer Position und der von Frau Bulling-Schröter, die für ie Linksfraktion gesprochen hat, einen großen Unterchied gibt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Da haben Sie offenkundig nicht zugehört!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610907700

arauf will ich hinweisen.

Ihre Fraktionssprecherin hat mich und die Regie-
ungskoalition mehrfach dazu aufgefordert, im Nationa-
en Allokationsplan und im Zuteilungsgesetz die Braun-
ohle deutlich schlechter zu behandeln, dafür zu sorgen,
ass wir gar kein neues Braunkohlekraftwerk mehr in
eutschland in Betrieb nehmen, und schnellstens aus der
raunkohle auszusteigen. Sie, Herr Hill, haben hier ein
lädoyer – das ich für sehr vernünftig halte – dafür ge-
alten, dass man – Sie sagen bis 2050; ich weiß nicht, ob
an da Jahreszahlen festlegen kann – dafür sorgt, dass

lte Kraftwerke geschlossen werden, neue Braunkohle-
raftwerke, die weniger CO2 ausstoßen, die alten erset-
en, und dass man den Beschäftigten dieser Kraftwerke
erspektiven eröffnet.

Herr Hill, wenn Sie sich in Ihrer Fraktion einmal als
edner für eine solche Debatte durchsetzen könnten,
ann würden wir nicht so viel Streit bekommen, wie die
ansonsten von mir sehr geschätzte – Kollegin Bulling-
chröter mit mir bekommt, wenn sie das Gegenteil des-
en erzählt, was Sie erzählen. Sie werden mir gestatten,
ass ich angesichts der öffentlichen Debatte, die Sie er-
eugen, auf Widersprüche in Ihrer Fraktion hinweise.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Man könnte das doppelzüngig nennen, aber es liegt mir
natürlich fern, einen solchen Begriff zu verwenden.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Machen Sie doch auch! – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Man soll nicht von sich auf andere schließen!)


– Ich weiß, dass es unangenehm ist, wenn man vorge-
führt wird, und ich gebe zu, mir ist das auch schon pas-
siert; aber heute müssen Sie es einmal ertragen.

Jetzt zum Kollegen Fell. Herr Fell, ich weiß nicht,
welche Gründe dazu geführt haben, das in München
nicht zu tun;


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe sie Ihnen doch genannt!)


das kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich kann Ihnen
nur sagen, dass wir in Deutschland preiswerten Grund-
laststrom mit zwei Energieträgern sicherstellen können:
Das eine ist die Steinkohle, und das andere ist die Braun-
kohle.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das ist nicht mehr der Fall!)


Bei den erneuerbaren Energien werden wir – jetzt appel-
liere ich, ein bisschen auf die Grundrechenarten zu ach-
ten – bis zum Jahre 2020 – jetzt bin ich einmal ganz opti-
mistisch – auf etwa 30 Prozent kommen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 43 Prozent!)


Das ist ein riesiges, ambitioniertes Ziel. Sie hatten in der
Vergangenheit das Ziel von 20 Prozent. Wir sind mit der
Großen Koalition deutlich darüber in Richtung 30 Pro-
zent. Dann bleiben 70 Prozent übrig, die sichergestellt
werden müssen.

Die Effizienzgewinne können Sie nicht einfach ge-
genrechnen, weil wir mit ihnen dafür sorgen wollen,
dass das Wirtschaftswachstum vom Energiewachstum
abgekoppelt wird. Das heißt, Sie müssen sagen, wie die
70 Prozent der Stromversorgung sichergestellt werden
können, die wir nicht aus erneuerbaren Energien gewin-
nen können. Dafür gibt es zwei Träger: Gas und Kohle.
Gas nutzen wir zu 10 Prozent im Bereich der Spitzenlast
und der oberen Mittellast. Warum? Weil Gas sehr teuer
ist.

Wenn wir das machen, was Sie wollen, verteuern wir
den Strom massiv. Wir können das Gas notfalls zwar be-
sorgen – obwohl das derzeit ziemlich schwierig ist –, wir
bräuchten aber den Gasbestand ganz Italiens, um die
Stromgewinnung aus Kohle, die Sie nicht mehr wollen,
zu ersetzen. Sie können sich ungefähr vorstellen, wie
freudig Herr Putin oder Firmen wie Gazprom das zur
Kenntnis nehmen würden. Das wäre für die deutsche In-
dustrie mit einer enormen Preissteigerung im Bereich
der Grundlast verbunden. Herr Fell, das will ich nicht
verantworten, das will die Große Koalition nicht verant-
worten.

Ihre Politik würde Herrn Hambrecht – der die Sorge
hat, dass es zu einer Deindustrialisierung kommt – zum

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(C (D rsten Mal recht geben. Weil ich meine, dass er an dieser telle unrecht behalten muss, können wir diese Politik icht mittragen. Das wäre industriepolitisches Abenteuertum, Herr Fell. Das ist das, was dabei herauskäme. Sie verschweigen etwas. Ich war gestern bei der Vortellung des Erfahrungsberichts zum Erneuerbare-Enerien-Gesetz ganz offen. Ich habe gesagt: Ja, wir subvenionieren das mit 3,2 Milliarden Euro. Die Förderung ird bis zum Jahr 2020 auf 5 Milliarden Euro steigen. as ergibt für jeden Bundesbürger pro Monat heute Euro, später 1,30 Euro und im Jahr 2020 1,40 Euro. ch halte das für preiswert, wenn man dagegenhält, was as für die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder beeutet. Ich halte das für vertretbar. Ich kann doch nicht so tun, als ob der Strom, den wir us erneuerbaren Energien gewinnen, bis 2020 auf jeen Fall grundlastfähig wäre. Herr Fell, wir produzieren ann in unseren Netzen bis zu 50 000 Megawatt fluktuerender Energie. Mal ist der Wind da, mal nicht; mal ist tromerzeugung durch Fotovoltaik möglich, mal nicht. hre virtuellen Kraftwerke werden im Jahr 2020 noch icht überall funktionsfähig und am Netz sein, und das n einem Industriestaat wie Deutschland. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie nichts tun, damit sie kommen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie werden Regelkraftwerke brauchen. Diese Regel-
raftwerke müssen Sie im Zweifel mit Gas betreiben,
nd das ist eine ziemlich teure Veranstaltung.


(Marco Bülow [SPD]: Das ist Quatsch!)


ie wollen den Leuten vormachen, dass das möglich
äre. Das geht aber nicht. Wir wollen 27 Prozent,
0 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien ge-
innen. Wir dagegen wollen aber auch die Modernisie-

ung der Stromgewinnung aus Kohle, und wir wollen,
ass diese Stromgewinnung mit einem geringeren CO2-
usstoß erfolgt.

Das ist der Grund, warum wir – Herr Fell, jetzt kom-
en wir zu den Zahlen – bis zum Jahr 2012 den Bau von

eun Kohlekraftwerken planen, sechs Steinkohle- und
rei Braunkohlekraftwerken. Herr Fell, wir wollen jetzt
eine Entscheidung darüber treffen – das können wir
uch gar nicht –, was nach 2013 passiert. Nach 2013
insofern haben Sie recht – werden die Emissionsbud-

ets in Europa geringer sein.


(Widerspruch des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich habe Ihnen doch auch zugehört. Hören Sie mir jetzt
och auch einmal zu; Sie müssen ja nicht der gleichen
einung sein.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das bin ich auch nicht!)


arum geht es im Parlament doch gar nicht.

Wir wissen, dass das dann nur noch unter zwei Bedin-
ungen möglich sein wird: Entweder wir haben die CO2-
rme Kohletechnik – CO2-frei wird sie nicht sein –, oder






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Sie müssen sich auf dem internationalen Markt im Rah-
men des internationalen Kohlenstoffhandels Zertifikate
kaufen. Exakt das habe ich in der Regierungserklärung
gesagt. Kein Unternehmen wird in Deutschland in Koh-
lekraftwerke investieren – von den neun, die ich genannt
habe, einmal abgesehen –, solange es nicht weiß, wie die
Regeln zum europäischen Emissionshandelssystem nach
2013 aussehen werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610907800

Herr Minister, Ihre Zeit für die Beantwortung ist zu

Ende. Es tut mir leid.

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Vielen Dank. Ich bin auch fertig.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610907900

Ich gebe das Wort dem Kollegen Horst Meierhofer,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1610908000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister Gabriel, Sie können sicher sein, dass die
FDP wie ein Mann hinter unseren Beschlüssen zum
Emissionshandel steht, gerade hinsichtlich des Wärme-
bereichs. Wir haben das einstimmig beschlossen. Die
Umwelt- und die Energiepolitiker bei uns sind sich da
absolut einig.


(Beifall bei der FDP)


Ich habe aber das Gefühl, dass das bei der Großen
Koalition nicht immer der Fall ist. Wenn man hört, was
von den Umweltpolitikern einerseits und den Wirt-
schaftspolitikern andererseits kommt, hat man nicht un-
bedingt das Gefühl, dass das gut abgestimmt ist. Deswe-
gen glaube ich auch nicht, dass das angekündigte große,
allumfassende Konzept tatsächlich Wirklichkeit wird,
solange man es hinausschieben kann.


(Beifall bei der FDP – Frank Schwabe [SPD]: Doch! Es wird kommen!)


Ich finde interessant, was zum Beispiel die CDU/CSU
dazu sagen wird – das fand ich noch interessanter als den
Vorschlag von Frau Bulling-Schröter; um Sie zu unter-
stützen, kam jetzt vom Minister ein anderer Vorschlag –,
dass Kühlschränke anders besteuert werden sollen. Ich
kann mir vorstellen, dass es spätestens hierzu in der Ko-
alition die eine oder andere Unstimmigkeit geben wird.
Das werden wir dann später sehen.


(Beifall bei der FDP)


Heute in der Diskussion ist mir – zumindest bisher;
ich glaube, es spricht noch eine Kollegin aus dem Ent-
wicklungshilfeausschuss – die internationale Dimension
ein bisschen zu kurz gekommen. Ich bezweifle, dass wir,
Herr Fell, in Deutschland allein – so schön es auch ist,
dass wir Vorreiter sind; das ist vollkommen wichtig –
das Klima werden retten können. Das werden wir nicht
mit Tempo 120 schaffen. Das werden wir nicht mit den

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(C (D nderen Aktionen schaffen, auf die Herr Schwabe schon ingewiesen hat. (Zuruf des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


atürlich müssen wir Vorreiter sein. Aber wir müssen
uch überlegen, wie wir unser Geld am besten einsetzen
önnen, wie wir für den Klimaschutz, für den wir alle
instehen, international am meisten erreichen können.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


a sind die Angebote, die von den Grünen und von der
inken gemacht werden, sehr gering.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach? Stimmt doch gar nicht!)


hnen geht es immer nur darum, die Fehler bei uns vor
rt zu suchen und sich ansonsten nicht um den Rest der
elt zu scheren.


(Beifall bei der FDP – Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Das stimmt überhaupt nicht!)


Ich habe das Gefühl, dass wir uns über den Post-
ioto-Zeitraum unterhalten müssen. Mir geht es darum,
ass man festhalten muss, dass wir sowohl die Chinesen
ls auch die Inder und die USA mit ins Boot holen müs-
en – diese Punkte sind heute deutlich zu kurz gekom-
en –, ansonsten wird es nicht funktionieren, und wir
erden keinerlei Möglichkeiten haben, dieses Problem

u lösen.

Wir müssen – das hat Minister Gabriel gesagt – ein
llumfassendes Konzept, das bisher fehlt, schaffen. Mit
em Emissionshandel würde uns das gelingen. Es wäre
ervorragend, wenn wir da gemeinsame Positionen fin-
en. Dazu gehört übrigens auch der Luftverkehr. Auch
m Bereich Luftfahrt muss man sich Gedanken machen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Marco Bülow [SPD])


as ist bisher leider viel zu wenig geschehen. Wir müs-
en im Bereich der Technologiezusammenarbeit viel
ehr tun.

Wir müssen auch bei der Förderung erneuerbarer
nergien, beispielsweise hinsichtlich des Exports, deut-

ich mehr tun. Gerade in dem Bereich, glaube ich, haben
ir Möglichkeiten, für die deutsche Wirtschaft – für den
xport und die Erneuerbare-Energien-Industrie – und für
as Klima weltweit etwas zu tun.

Ich glaube, wenn wir uns darauf verständigen, dienen
ir dem Klimaschutz am besten. Dann besteht auch
icht das Problem, dass wir uns gegenseitig immer nur
orhalten, wer das bessere Konzept hat. Es geht hier um
ine gemeinsame Aufgabe. Wir werden sie nicht bewäl-
igen, wenn jeder immer nur mit Scheuklappen seine ei-
enen Ideen verfolgt. Wir sollten uns ein bisschen um-
assender damit auseinandersetzen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610908100

Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Georg Nüßlein,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1610908200

Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Ich

hätte nie gedacht, dass der Tag kommt, an dem ich mich
freue, dass die Grünen in der Bundesregierung waren.
Sie nicken. Daher weise ich Sie darauf hin, dass die Be-
tonung auf „waren“ liegt.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann nichts Gutes bedeuten!)


Außerdem freue ich mich nicht deshalb, weil Sie so
Großartiges geleistet hätten, sondern weil Sie dabei die
Unschuld der Oppositionspartei verloren haben. Sie
kämpfen hier einen Verzweiflungskampf um Ihr Profil,
das Ihnen dabei komplett abhanden kam. Der Pazifismus
war mit den ersten Kriegseinsätzen sofort erledigt. Dann
kam der sofortige Ausstieg aus der Kernenergie. Er war
dann aber nicht sofort. Ich muss Ihnen ehrlich sagen,
dass ich das nicht nachvollziehen kann. Denn angesichts
der Tatsache, dass die Grünen erzählen, wie riskant und
kritisch die Kernenergie ist, müsste man konsequent sein
und sofort aussteigen und kann nicht sagen: Das ist nicht
verantwortbar; aber für 20 Jahre können wir es natürlich
schon verantworten. Das war ausgesprochen inkonse-
quent.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass man sich einen solchen Mist noch anhören muss! Wir sind im Jahr 2007!)


Heute erleben wir, wie diese Inkonsequenz fortgesetzt
wird. Sie konzentrieren sich auf die erneuerbaren
Energien. Hier haben wir ein europäisches Ziel – feder-
führend von der Kanzlerin festgelegt –: Die erneuerba-
ren Energien sollen 20 Prozent des Primärenergiever-
brauchs ausmachen. Sie beantworten vorsichtshalber die
Frage nicht, wo die anderen 80 Prozent herkommen sol-
len.

Nun gibt es unter Ihnen den Kollegen Fell. Wenn man
lange genug nachbohrt, sagt er einfach: Den Primärener-
gieverbrauch können wir auch zu 100 Prozent mit erneu-
erbaren Energien abdecken. Lieber Kollege Fell, da leis-
ten Sie der Erneuerbare-Energien-Branche einen
Bärendienst. Sie arbeiten an dieser Stelle mit Entwick-
lungen und Erfahrungskurveneffekten, die nicht real
sind.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Wenn wir sie politisch abbilden würden, dann würden
wir all das, was sich in diesem Bereich erfreulicherweise
entwickelt, sofort abwürgen.

Vieles von dem, was in Ihrem schönen, bunten Papier,
das Ihnen allerdings auch kein Profil verleiht, steht, hät-
ten Sie in Ihrer Regierungszeit tun können. Heute haben
wir endlich erfahren, woran es lag, dass Sie das nicht ge-
tan haben: Schuld daran war nur die SPD.

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(C (D (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wissen es inzwischen! Wir waren Ihrer Meinung nach ganz allein an der Regierung! – Zurufe von der SPD: Genau! Das ist traurig! – Marco Bülow [SPD]: Ja! Donnerwetter!)


as ist das alte Lied, das Sie immer wieder anstimmen.

Ich frage Sie: Warum konnten Sie sich damals nicht
enigstens in den Bereichen durchsetzen, von denen wir
eute wissen, wie sehr sie die Wirtschaft beleben? Das
ilt zum Beispiel für das Programm zur CO2-Gebäude-
anierung. Im Jahre 2001 haben Sie dafür 360 Millio-
en Euro zur Verfügung gestellt, 2003 waren es 520 Mil-
ionen Euro, und jetzt sind es 1,4 Milliarden Euro. Das
ätten Sie doch machen können. Wie der Regierungser-
lärung des Wirtschaftsministers zu entnehmen war,
acht dieses Programm mittlerweile bis zu 1 Prozent

nseres Wirtschaftswachstums aus. An dieser Stelle ha-
en wir eindrucksvoll gezeigt, wie man Klimaschutz und
irtschaftswachstum miteinander verbinden kann. Das

eichnet unsere Politik in ganz besonderer Art und
eise aus.


(Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Opposition haben Sie unser kleines Programm noch als Subvention beschimpft!)


Herr Kollege, ich weiß, wie sehr es Sie ärgert, dass das
hema Klimaschutz fest in schwarz-roter Hand ist. Da-
er unternehmen Sie jetzt den verzweifelten Versuch,
it der kleinen Trommel hinter dem Musikchor herzu-

aufen und so zu tun, als seien Sie der Tambourmajor.
as klappt aber leider nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nun noch eine Bemerkung zu dem, was wir heute
om Rest der Opposition gehört haben. Bei der Linken
ieß es: Staat, Staat, Staat. Das ist nichts Neues. Sie hät-
en gerne ein Fünfjahresprogramm für Ökokühl-
chränke, die verbilligt abgegeben werden sollten. Ei-
entlich hätten Sie auch fordern können, den Trabant für
lle, damit auch keine großen Limousinen mehr gefah-
en werden.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610908300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Bulling-Schröter?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1610908400

Ausgesprochen gerne.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610908500

Danke schön, Herr Nüßlein. – Ich weiß nicht, warum

ie meine Rede so lächerlich gefunden haben. Versuchen
ie bitte einmal – ich weiß nicht, ob Sie das können –,
ich in die Situation eines Hartz-IV-Empfängers oder ei-
es Arbeitslosengeldempfängers zu versetzen. Auch
iesen Leuten wird gesagt, dass sie Energie einsparen






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
sollen. Die Mehrheit in diesem Land will das auch; wir
sollten niemandem das Gegenteil unterstellen. Aber
viele Leute können es einfach nicht.

Ich persönlich habe mir vor kurzer Zeit eine Spül-
maschine gekauft.


(Zurufe von der SPD: Das ist aber toll! – Oh!)


– Ja. – Ich habe mir die energieeffizienteste Spülma-
schine gekauft. Als ich einen Preisvergleich gemacht
habe, stellte ich fest, dass sie ein paar Hundert Euro teu-
rer als die anderen Maschinen war. Ich kann mir das leis-
ten, und für mich ist das kein Problem. Für andere Men-
schen ist das aber ein Problem.

Wir sollten gemeinsam dafür sorgen, dass auch sozial
schwache Familien mit weniger Einkommen in Zukunft
die Möglichkeit bekommen, Energie einzusparen. Noch
einmal: Der Zuschuss zu den Energiekosten, der bei Be-
ziehern von Wohngeld übernommen wird, wird aller-
dings nicht erhöht. Sie müssen, wenn es im Winter kalt
ist – dieses Jahr war es ja nicht so kalt –,


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610908600

Frau Kollegin, Sie wollten eine Zwischenfrage stel-

len.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610908700

in der kalten Wohnung sitzen, weil sie die Energie-

preise nicht mehr zahlen können. Was tun Sie dagegen?


(Beifall bei der LINKEN – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir müssen doch jetzt und hier nicht über kalte und warme Wohnungen reden!)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1610908800

Liebe Frau Kollegin, ich gewinne den Eindruck, dass

Sie versuchen, auch aus diesem Thema politisches Kapi-
tal zu schlagen und Ihrer Klientel Wohltaten in Aussicht
zu stellen bzw. vorzugaukeln, die es in dieser Form nicht
geben kann. Ich weiß nicht, woher es kommt und wohin
es führen soll, dass Sie fordern, der Staat solle Hartz-IV-
Empfängern noch diesen oder jenen Zuschuss gewähren.
Ich stelle Ihnen die Gegenfrage: Was sagen wir all de-
nen, die über der Hartz-IV-Schwelle liegen und jeden
Tag für ihr Geld arbeiten gehen müssen, um sich all das
auch leisten zu können?

Ich sage Ihnen noch etwas: Ich bin dafür, dass wir et-
was für die Leute, die Sie angesprochen haben, tun. Sie
sollten allerdings unserem Weg folgen. Wir müssen die
CO2-Gebäudesanierung konsequent fortführen und über-
legen, welche Änderungen wir im Mietrecht vornehmen
können. Hier muss ein Anreiz geschaffen werden, damit
Gebäude, die vermietet sind, saniert werden. Dies muss
steuerlich gefördert werden. Davon wollen Sie aber
nichts wissen,


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Doch! Das stimmt nicht!)


weil das letztendlich die Hausbesitzer betrifft.

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(C (D (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Nein! Nein!)


n dieser Stelle müssen wir ansetzen. Demjenigen, der
n einer unsanierten Platte wohnt, müssen sanierte und
solierte Wohnräume zur Verfügung gestellt werden. Da-
urch sparen wir staatlicherseits im Übrigen sehr viel
eld. Denn der Staat zahlt für diese Leute die Nebenkos-

en, die andere selbst erwirtschaften müssen. Also macht
s Sinn, an dieser Stelle anzusetzen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das reicht aber nicht!)


Doch.

Bei der FDP das gleiche Spiel, nur umgekehrt: Markt,
arkt, Markt statt Staat, Staat, Staat. Da muss man sich

ie Frage stellen, Herr Kauch, welcher Markt gemeint ist
nd wie der Markt aussieht. Ich glaube, wir haben es
ach der Liberalisierung 1998 versäumt, uns intensiv mit
em Energiemarkt zu beschäftigen. Auch der Emis-
ionshandel wird am Ende nur funktionieren, wenn auf
em Strommarkt Wettbewerb herrscht; sonst schütteln
ich unsere großen Konzerne, preisen ein und sagen: Das
ar unser Beitrag zum Klimaschutz. Das kann es aus
einer Sicht nicht sein. Deshalb muss man all das unter-

tützen, was unser Wirtschaftsminister Michel Glos an
ieser Stelle an Sinnvollem vorbereitet.

Zum Emissionshandel. Es ist uns gelungen, zu einer
ersteigerungslösung zu kommen, in einem sinnvollen
nd von der EU begrenzten Rahmen. Wir werden die
ntsprechenden Erlöse zielorientiert für den Klimaschutz
m In- und Ausland einsetzen. Das ist ganz wichtig; denn
s geht nicht nur um die Abschöpfung von Windfallpro-
its, sondern darum, das Geld sinnvoll einzusetzen. Es
eht im Übrigen auch darum, unsere Wirtschaft auf das,
as in der nächsten Handelsperiode auf uns zukommt,
orzubereiten: Wir rechnen damit – der Minister hat es
chon gesagt –, dass 100 Prozent der Zertifikate verstei-
ert werden. Deshalb war es auch unter wirtschaftlichen
esichtspunkten sinnvoll, diesen Weg zu gehen.

Diese Leitschnur, Wirtschaft und Ökologie miteinan-
er zu vereinen, wird uns auch bei der Kraft-Wärme-
opplung und bei den erneuerbaren Energien weiter-
ringen. Wir müssen uns darüber unterhalten, wie man
ie Netzintegration auf Nachfrage- und Angebotsseite
inbekommen kann. Wir werden Anpassungen an den
tellen vornehmen, wo es im Interesse der erneuerbaren
nergien dringend geboten ist, zum Beispiel bei der So-

arenergie, bei der wir feststellen können, dass wir die
rfahrungskurve mit der derzeitigen Degression subopti-
al abbilden. Das müssen wir tun, und das ist auch im

nteresse der Branche.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Hier ist verschiedentlich über das Wärmegesetz ge-
prochen worden. Wir sind uns mittlerweile weitgehend
inig, dass wir es in einen größeren Kontext einfügen
üssen. Wir wollen darüber hinaus in den Bereichen,
o es Sinn macht, nämlich bei Neubauten, aber auch bei
er Sanierung der Heizungen von großen Gebäuden
Gebäuden mit mehr als 500 Quadratmetern Fläche –,






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
die Nutzung regenerativer Wärmequellen vorschreiben.
Denn – das ist vorhin angesprochen worden, Frau
Bulling-Schröter – auch im Bereich der Mietwohnungen
muss sich in diesem Land etwas tun.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610908900

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

Gabriele Groneberg, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1610909000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Damen

und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eigent-
lich müssen wir den Kollegen von den Grünen und von
der FDP dankbar sein, dass wir heute die Gelegenheit
haben, ausführlich über den Klimaschutz zu debattieren
und die Maßnahmen darzustellen, die die Bundesregie-
rung, auch auf Initiative meiner Fraktion, zur Bekämp-
fung des Klimawandels ergriffen hat.

Herr Meierhofer, schönen Dank, dass Sie darauf hin-
gewiesen haben, dass noch jemand aus dem Bereich der
wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung re-
den wird. Denn das zeigt, dass die Koalition dem inter-
nationalen Klimaschutz und der Bekämpfung des Klima-
wandels einen großen Stellenwert einräumt. Wir können
den Klimawandel nicht allein in Deutschland bzw. in
Europa bekämpfen; wir müssen international helfen. Wir
sind in der Verantwortung und in der Verpflichtung, den
Entwicklungs- und den Schwellenländern dabei zu
helfen; genau darum geht es.

Herr Kauch, jetzt komme ich zu Ihnen. Ich habe Sie
in der Zusammenarbeit bisher immer als einen realisti-
schen und praktisch denkenden Menschen erlebt. Doch
eben haben Sie hier so getan, als sei alles ganz einfach:
Nehmen wir genug Geld in die Hand, und stellen wir in
Subsahara-Afrika Solaranlagen auf – dann haben wir das
Problem gelöst!


(Michael Kauch [FDP]: Das habe ich so nicht gesagt!)


– Herr Kauch, ganz ehrlich: Ganz so einfach ist es nicht.
Wenn Sie sich ein bisschen mehr damit auseinanderset-
zen würden, dann wüssten Sie, dass wir schon jetzt tech-
nische und finanzielle Unterstützung zum Aufbau einer
nachhaltigen Energiewirtschaft in Afrika und Asien leis-
ten und den Transfer klimafreundlicher Technologie in
die Entwicklungsländer durch marktwirtschaftliche An-
reize und flankierende Instrumente fördern. Das ist seit
Jahren erklärtes Ziel der Bundesregierung. Das haben
wir schon unter Rot-Grün so gemacht; wir werden un-
sere Anstrengungen in diesem Bereich in den nächsten
Jahren noch verstärken.


(Beifall bei der SPD)


Allein für die Region Subsahara-Afrika haben wir
rund 177 Millionen Euro für die finanzielle Unterstüt-

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(C (D ung, den Aufbau und die Förderung erneuerbarer Enerien bereitgestellt. Natürlich ist – gerade in Südafrika – uch die Stromversorgung durch Sonnenenergie erfasst. m dem Vorwurf zu entgegnen, der an dieser Stelle chnell gemacht wird, füge ich hinzu: Wir setzen mit uneren Programmen aus Gründen der Flächendeckung vor llem auf die ländliche Elektrifizierung. Die Gesamtsumme der laufenden Energievorhaben ür Afrika beträgt 386 Millionen Euro. Das ist doch kein appenstiel. Dass man da immer noch etwas draufsatteln ann, ist gar keine Frage. Zudem gehe ich davon aus – in nseren Beratungen haben wir uns zumindest darauf vertändigt –, dass wir die Einnahmen aus der Versteigeung der Emissionszertifikate auch für internationale aßnahmen zum Klimaschutz einsetzen werden. Der undesumweltminister hat das gerade noch einmal erlärt. Natürlich werden wir das Geld vornehmlich für aßnahmen in Entwicklungsund Schwellenländern insetzen. Ich möchte noch ganz kurz zum Antrag der Grünen tellung nehmen. Ich muss sagen, dass Sie sich wirklich iel Arbeit gemacht haben. Sie hätten aber der Ordnung alber zugeben müssen, Herr Fell, dass es nicht die Grüen waren, die zum Beispiel das Gebäudesanierungsrogramm durchgesetzt haben, sondern Rot-Grün, (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich haben wir das durchgesetzt!)


nd dass wir die Mittel dafür gerade aufgestockt haben.
as ist eine Leistung der gegenwärtigen Koalition; das

ollte man auch erwähnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben in den Debatten, die wir in den letzten Wo-
hen hier geführt haben, offenbar nicht richtig zugehört.
n Ihrem Antrag stehen Dinge, die durch Regierungshan-
eln längst erledigt sind und die wir bereits in unseren
nträgen aufgeführt haben. Wenn Sie dies von uns abge-

chrieben haben, empfinde ich es als Kompliment; das
üsste mich beruhigen. Nichtsdestotrotz bin ich ent-

äuscht. Ich gebe zu, dass es in der Opposition einfach
st, immer noch mehr zu fordern. Aber letztlich müssen
ir doch bei dem bleiben, was praktikabel ist. In dieser
ebatte ist durchaus deutlich zum Ausdruck gekommen,
ass die gegenwärtige Bundesregierung beim Klima-
chutz in Europa führend ist. Wir werden in dieser Be-
iehung auch weiterhin weltweit führend sein. Ich sehe
omentan jedenfalls keinen ernsthaften Konkurrenten,

er sich so intensiv mit Maßnahmen für den Klima-
chutz in den Entwicklungsländern auseinandersetzt.

Ich will ein Beispiel aus Ihrem Antrag zitieren. Sie
aben auf den Tropenwaldschutz hingewiesen. Beim
-8-Gipfel haben sich die beteiligten Staaten auf eine

nitiative der Weltbank zur Einrichtung einer Partner-
chaft mit dem Ziel des Schutzes der Regenwälder geei-
igt. Das wird in Ihrem Antrag nicht deutlich. Insofern
at Sie die tatsächliche Politik der Bundesregierung und
nderer Länder überholt. Seien Sie ehrlich, und geben
ie zu, dass wir Ihnen diesbezüglich mittlerweile einen
chritt voraus sind. Wir werden darüber sicherlich wei-






(A) )



(B) )


Gabriele Groneberg
ter debattieren. Wie Sie sich heute geäußert haben, wer-
den Sie wohl in Zukunft keine Schwierigkeiten damit
haben, unseren Anträgen zuzustimmen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610909100

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/5895 und 16/5610 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. – Dann
ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 28 a und 28 b auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur weiteren Stärkung des bürgerschaftlichen
Engagements

– Drucksache 16/5200 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)


– Drucksachen 16/5926, 16/5985 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Christian Freiherr von Stetten
Petra Hinz (Essen)

Dr. Volker Wissing
Dr. Barbara Höll
Christine Scheel

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/5930 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Petra Hinz (Essen)

Jochen-Konrad Fromme
Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Volker
Wissing, Sibylle Laurischk, Frank Schäffler, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Mehr Freiheit wagen – Zivilgesellschaft stär-
ken

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara
Höll, Dr. Axel Troost, Katrin Kunert, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements

– Drucksachen 16/5410, 16/5245, 16/5926, 16/5985 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Christian Freiherr von Stetten

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(C (D Petra Hinz Dr. Volker Wissing Dr. Barbara Höll Christine Scheel Zum Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein ntschließungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/ ie Grünen vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege duard Oswald, CDU/CSU-Fraktion. Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Mit der heutigen Verabschiedung des Gesetes zur weiteren Stärkung des bürgerschaftlichen Engaements wird die Bedeutung all der Bürgerinnen und ürger in unserem Lande gewürdigt, die sich ehrenamt ich für das Gemeinwohl einsetzen. In diesem Gesetzenturf wird die Wertschätzung für die Menschen ausgerückt, die bereit sind, sich ganz persönlich für die emeinschaft einzubringen. Jede Gemeinschaft lebt von en Menschen, die mehr tun als ihre unmittelbare flicht. Deshalb unterstützen wir diejenigen, die sich im hrenamt engagieren. Von Max Frisch stammt der wunderschöne Satz: Demokratie heißt, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen. s ist also nicht nur wünschenswert, sondern notwendig, ass Bürgerinnen und Bürger in Ergänzung zum Staat emeinwohlaufgaben übernehmen. Das heißt aber nicht, ass sich der Staat seiner Verantwortung entzieht. Im egenteil: Eine Politik, die bürgerschaftliches Engageent fördern will, muss die Rahmenbedingungen und örderinstrumente darauf ausrichten, dass die Rollen nd Verantwortlichkeiten zwischen Staat, Wirtschaft und esellschaft ausjustiert werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1610909200

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Fragen des Gemeinnützigkeitsrechts und seine Be-
eutung für das bürgerschaftliche Engagement werden
on uns heute also steuer- und finanzpolitisch bewertet.

Ich sage in aller Bescheidenheit: Es war ein guter Ent-
urf der Bundesregierung, des Bundesfinanzministers.
ie Gesetzesberatungen im Finanzausschuss und auch in
en anderen Ausschüssen haben zu weiteren – und ich
age: guten – Verbesserungen geführt. Die Koalition hat
ute Arbeit geleistet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Alle!)


ass der Staat auf einen Teil seiner Einnahmen verzich-
et, um in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu in-






(A) )



(B) )


Eduard Oswald
vestieren, zeigt, wie sehr er das Ehrenamt unterstützt.
Darum ist dies alles keine Subvention, sondern eine In-
vestition in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Mein Dank gilt den engagierten Berichterstatterinnen
und Berichterstattern aller Fraktionen, die sich in den
letzten Wochen intensiv mit diesem Gesetzentwurf be-
schäftigt haben. Als Vorsitzender des Finanzausschusses
darf ich namentlich nennen: Petra Hinz, Christian Freiherr
von Stetten, Dr. Volker Wissing, Christine Scheel und
Dr. Barbara Höll. Ich danke auch den Mitgliedern des
Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement“ für
ihren wertvollen und unverzichtbaren Einsatz, den Kol-
legen Michael Bürsch und Klaus Riegert stellvertretend
für alle anderen.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Wir nehmen das dankend entgegen!)


Ich bedauere, dass es nicht gelungen ist, wie von mir in
der ersten Lesung erhofft, zu einer einstimmigen Lösung
zu kommen. Die Diskussion im Ausschuss und die An-
hörung haben aber gezeigt, dass alle in unserem Parla-
ment das Ehrenamt fördern und unterstützen wollen.
Dass es auf dem Weg dorthin unterschiedliche Sichtwei-
sen gibt, muss man letztendlich akzeptieren.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Ja!)


Ein wichtiger Bestandteil des Maßnahmenkatalogs
zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements ist die
Anhebung des sogenannten Übungsleiterfreibetrags
auf 2 100 Euro. Dadurch werden größere Gestaltungs-
spielräume für alle Vereine, Übungsleiter, Ausbilder und
Betreuer geschaffen. Wichtige ehrenamtliche Einsätze
können somit erweitert und bestehende Angebote ver-
bessert werden.

Mit der steuerfreien Aufwandspauschale für alle,
die in Vereinen Verantwortung übernehmen, leisten wir
einen weiteren Beitrag zur Entlastung aller freiwillig
Engagierten. Steuerfrei bleiben damit künftig auch Ein-
nahmen aus bisher nicht erfassten gemeinnützigen Tätig-
keiten, zum Beispiel die Aufwandsentschädigung von
Vereinsvorständen und Feuerwehrgerätewarten. Auch
die Väter oder Mütter, die ihre Sprösslinge zum Fußball-
spiel fahren, und der Zeugwart, der die Trikots wäscht
– ohne ihn geht es auch nicht –, leisten gemeinschafts-
dienliche Aufgaben und bekommen eine Aufwandsent-
schädigung. Sie müssen in Zukunft nicht mehr jeden
Cent einzeln gegenüber dem Finanzamt nachweisen.
Fast 2 Millionen Menschen werden von diesen Erleich-
terungen profitieren können.

Dass es gelungen ist, die Grenze für die Vermögens-
stockspende in Stiftungen auf 1 Million Euro anzuhe-
ben, bedeutet, dass wir zu einer nachhaltigen Stärkung
des Stiftungswesens in Deutschland kommen werden,
was sicherlich zu einer besseren Bewältigung von Ge-
meinwohlaufgaben führen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Gesetzentwurf enthält mehr als nur geeignete
steuerrechtliche Anreize, den einzelnen Bürger zu bür-

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(C (D erschaftlichem Engagement zu ermuntern. Es werden uch Maßnahmen getroffen, die zur weiteren Entbüroratisierung der Arbeit im gemeinnützigen Bereich bei ragen. Auch die deutliche Anhebung des allgemeinen bzugsrahmens auf 20 Prozent des Gesamtbetrags der inkünfte trägt wesentlich zum Abbau bürokratischer emmnisse bei. Einen wesentlichen Aspekt haben wir in diesem Geetzentwurf noch nicht geregelt. Auch dies müssen wir ffen ansprechen. Wir alle wissen, dass der unzureihende Versicherungsschutz ein Hemmnis für mehr ehenamtliches Engagement darstellt. Dies hat sich inzwichen erfreulicherweise verbessert. Mehr als die Hälfte er Bundesländer haben für ihre ehrenamtlich Engagieren Sammelverträge für eine Unfallund Haftpflichtvericherung abgeschlossen. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Es sind schon 15 Bundesländer!)


Das kann man nur begrüßen. – Ich glaube, für uns alle
ilt, dass derjenige, der sich für die Gemeinschaft enga-
iert, Anspruch darauf hat, mit den vielen Risiken nicht
lleingelassen zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ass dies derzeit nicht der Fall ist, ist der Grund, warum
ich viele Menschen nicht ehrenamtlich engagieren. Wir
aben mit unseren Rechtspolitikern in der Koalition ver-
inbart, dass noch in diesem Jahr in einem zweiten
chritt eine Verbesserung des außersteuerlichen Haf-

ungsrechts auf den Weg gebracht wird. Wir werden in
en Fraktionen sorgfältig darauf achten, dass dieses Vor-
aben umgesetzt wird.

Gemeinnützigkeit und bürgerschaftliches Engage-
ent sind Fundamente unserer Demokratie insgesamt.
as müssen wir in einer Debatte zu diesem Thema im-
er im Blick behalten. Jeder, der sich einbringt, macht

en Staat zu seiner eigenen Angelegenheit und stärkt un-
er Gemeinwesen. Darum glaube ich, dass wir durch un-
ere heutige Entscheidung nicht nur das Gemeinnützig-
eitsrecht verbessern und damit unsere Gemeinschaft
tärken, sondern auch gegenüber allen Bürgerinnen und
ürgern deutlich machen, dass das Ehrenamt auch eine
ereicherung für das eigene Leben ist und Lebensquali-

ät bedeutet. Wer sich engagiert, gewinnt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich glaube, dass wir etwas Gutes geschaffen haben,
em wir sicherlich alle gemeinsam zustimmen können.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610909300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Volker Wissing,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Zuerst das Positive, Herr Kollege!)







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Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1610909400

Zuerst die Begrüßung; so machen wir das, Herr

Bürsch. – Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Da-
men und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine
Demokratie ist ohne bürgerliches Engagement nicht
denkbar. Eine Regierung sollte sich deshalb nach Kräf-
ten bemühen, das Ehrenamt zu stärken. Gleichzeitig
sollte sie aber alles unterlassen oder beseitigen, was dem
Ehrenamt schadet oder es behindert.

Die Bundesregierung möchte mit ihrem Gesetzent-
wurf das Ehrenamt fördern. Das ist eine gute Absicht,
Herr Minister Steinbrück, die Anerkennung verdient.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD – Dr. Michael Bürsch [SPD]: So viel Lob muss sein!)


In einigen Punkten enthält der Gesetzentwurf durchaus
brauchbare Ansätze.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Na also!)


Es ist mir ein Anliegen, allen ehrenamtlich Engagier-
ten, die unsere Debatte verfolgen zu versichern, dass
jeder in diesem Hohen Haus größten Respekt vor Ihrer
Arbeit hat. Wir alle wollen Sie bei Ihrer Arbeit unterstüt-
zen; denn Sie alle sind Vorbilder in unserer Gesellschaft.
Das betont meine Kollegin Sibylle Laurischk zu Recht
immer wieder.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Michael Bürsch [SPD])


Die im Gesetzentwurf enthaltene Erhöhung der steu-
erlichen Absetzbarkeit von Spenden für Unternehmen
ist aus Sicht der FDP begrüßenswert. Das Gleiche gilt
für den vereinfachten Nachweis von Zuwendungen. Es
spricht für Ihre Einsichtsfähigkeit, dass Sie die Höchst-
grenze für die steuerliche Begünstigung von Spenden
an Stiftungen von den ursprünglich vorgesehenen
750 000 Euro auf 1 Million Euro erhöht haben. Die FDP
hätte sich allerdings einen größeren Schritt gewünscht.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Noch größer?)


Mit der Vorgabe, dass die Länder künftig Schwer-
punktfinanzbehörden mit Zuständigkeit für Gemeinnüt-
zigkeitsfragen benennen sollen, greifen Sie eine Forde-
rung aus dem FDP-Antrag auf. Das ist isoliert betrachtet
zu begrüßen.

Sie tun einiges; manches davon ist sogar sehr hilf-
reich. Gleichzeitig unterlassen Sie aber vieles, und das
wiederum ist bedauerlich.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Es muss ja noch was bleiben!)


Die FDP ist überhaupt nicht damit einverstanden,
dass der Staat das bürgerschaftliche Engagement in zwei
Gruppen einteilt, wobei die einen gefördert werden und
die anderen nicht. Wir wollen keine ehrenamtlichen Or-
ganisationen erster und zweiter Klasse. Für die FDP gilt:
Das Ehrenamt ist grundsätzlich und in seiner Gesamtheit
unterstützenswert. Darin unterscheiden wir uns von Ih-
nen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Sie führen die abschließende Auflistung in § 52 der bgabenordnung nahezu unverändert fort, obwohl ge ade dieser Punkt in der Anhörung auf erhebliche Kritik estoßen ist. Aus unserer Sicht muss ein zukunftsfähiges emeinnützigkeitsrecht offener gestaltet werden. Nur so ann sich eine starke, selbstbewusste und unabhängige ivilgesellschaft frei fortentwickeln. Das ist ein Schritt, en Sie couragierter hätten gehen müssen. Sie wollen, dass künftig Mitgliedsbeiträge an Vereiniungen, die der Freizeitgestaltung einschließlich des ports und der Heimatpflege dienen, nicht mehr steuer ich abzugsfähig sind. Wie Musikvereine, Laienchöre nd Laienorchester mit einer solchen Vorschrift umgeen sollen, sagen Sie allerdings nicht. Sinnvoll wäre es ewesen, die Differenzierung zwischen Mitgliedsbeirägen und Spenden auch hier aufzugeben. Das wäre in Weg zur Vereinfachung. Vor allen Dingen brächte as für alle Betroffenen Rechtssicherheit und Rechtslarheit. Es ist schade, dass Sie sich davon nicht haben berzeugen lassen, obwohl in der Anhörung auch dieser unkt heftig umstritten war und kritisiert wurde. Den von Minister Steinbrück ursprünglich angekünigten Abzug von der Steuerschuld für gemeinnützige ätigkeiten in bestimmten Bereichen und bestimmtem mfang haben Sie ihm gestrichen. Offensichtlich haben ie sich den Gesetzentwurf noch einmal genau angechaut. Von der Begeisterung, die in der ersten Lesung on den Koalitionsfraktionen zu vernehmen war, ist ohl nicht mehr viel übrig geblieben. Aber die nun voresehene Regelung, die Einführung eines Freibetrages n Höhe von 500 Euro für nebenberufliche Einnahmen us bestimmten gemeinnützigen Tätigkeiten (Ute Kumpf [SPD]: Das ist noch immer eine gute Regelung!)


Frau Kollegin, ich komme darauf zu sprechen –, ist ge-
auso wenig durchdacht.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Warum?)


ersonen, die völlig unentgeltlich ehrenamtlich tätig
ind, erhalten nichts. Sie bevorzugen mit dieser Rege-
ung vor allen Dingen die größeren gemeinnützigen Or-
anisationen. An die vielen kleinen Vereine, die ihren
ngagierten Helferinnen und Helfern keine Aufwands-
ntschädigung zahlen können, haben Sie nicht gedacht.
as sind sehr viele, und diese gehen bei Ihnen leer aus.


(Beifall bei der FDP)


ür die FDP ist das nicht zu rechtfertigen, ganz abgese-
en davon, dass Sie dem Steuerrecht mit Ihren vielen
usnahmetatbeständen insgesamt keinen Gefallen tun.

Ihr Gesetzentwurf ist an manchen Stellen auch wider-
prüchlich. Sie wollen die Stiftungskultur in Deutsch-
and befördern; das ist ein gutes Ziel. Sie erhöhen die
bziehbare Höchstgrenze auf 1 Million Euro; das habe
ch schon positiv hervorgehoben. Gleichzeitig behindern
ie aber die Stiftungskultur, indem Sie den pauschalier-

en Sonderausgabenabzug für Zuwendungen an Stiftun-
en abschaffen und die Abzugsfähigkeit von Großspen-
en deutlich verschlechtern. Da fragt man sich, wie das
usammenpassen soll. Das Schlimme ist: Wiederum sind






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
es die kleinen Stiftungen, die von Ihnen benachteiligt
werden; denn gerade kleine Stiftungen sind in besonde-
rem Maße auf Großspenden angewiesen. Aber diese ge-
hen bei Ihnen leer aus. Die FDP bedauert ausdrücklich,
dass die Förderung der Stiftungskultur in Deutschland
mit dem vorliegenden Gesetzentwurf nur halbherzig er-
folgt.


(Beifall bei der FDP)


Ich finde es ebenfalls schade, dass es Ihnen nicht ge-
lungen ist, die problematischen Haftungsregelungen
strukturell zu verbessern. Es wäre dringend nötig – Herr
Kollege Oswald, Sie haben das zu Recht betont –, die
Haftungsregelungen zu überarbeiten. Aber Sie haben
uns am Mittwoch im Finanzausschuss erklärt, das gehe
nicht,


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Haben Sie das auch verstanden?)


weil der Finanzausschuss nicht federführend sei. Das ist
eine tolle Begründung. Sie machen die Gesetze offenbar
nach der Salamitaktik, immer ein kleines Stückchen, je
nachdem, wie gerade die Zuständigkeitsverteilung ist.


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Sie haben also nichts verstanden!)


Der Bürger darf sich das dann zu Hause als Puzzle zu-
sammensetzen. Meine Damen und Herren von der Gro-
ßen Koalition, bürgernahe Politik sieht anders aus.


(Beifall bei der FDP)


Es ist schade, aber Ihr Gesetzentwurf wird dem An-
spruch an ein modernes und umfassendes Regelwerk für
die Zivilgesellschaft nicht gerecht. Wenn Sie mit diesem
Ziel gestartet sind, dann muss ich sagen, dass Sie ge-
scheitert sind. Von einer Reform kann hier keine Rede
sein. Sie drehen lediglich an bekannten Stellschrauben,
überarbeiten aber die Maschine nicht grundlegend.
Wenn ich mich daran erinnere, was die Enquete-Kom-
mission erarbeitet hat und wie wenig Sie davon in diesen
Gesetzentwurf übernommen haben, dann muss ich sa-
gen, dass Ihnen insgesamt kein großer Wurf gelungen
ist.


(Beifall bei der FDP)


Der Gesetzentwurf bringt an einigen Stellen Verbes-
serungen,


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist wichtig!)


kleine Organisationen werden aber nicht bessergestellt.
Die vielen kleinen Vereine müssen weiter auf die Re-
form warten. Ihr Gesetzentwurf, den Sie uns vorlegen,
ist kein Meilenstein und auch keine Reform. Sie haben
schon im Finanzausschuss gesagt, dass Sie selbst nicht
mehr den Anspruch erheben, eine Reform vorlegen zu
wollen. Es ist aber erforderlich, dass das Gemeinnützig-
keitsrecht in Deutschland grundlegend reformiert wird.
Wenn man bedenkt, wie lange die Große Koalition nun
schon am Werk ist und wie wenig sie von dem aufgegrif-
fen hat, was in Deutschland aufgegriffen werden muss,
dann sieht man, dass das kein großer Wurf ist. Das müs-
sen Sie sich von der Opposition heute sagen lassen.

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(C (D Ihr Gesetzentwurf enthält ein bisschen Licht, er entält auch Schatten, einige Bereiche lässt er völlig im unkeln. All den ehrenamtlich Engagierten, die von die em Gesetzentwurf nicht profitieren – das sind viele –, ufe ich an dieser Stelle zu: Halten Sie durch! Auf jede eformbemühung der Großen Koalition wird irgendann eine echte Reform folgen. – Der Großen Koalition ann ich nur sagen: Sie wollen vielleicht, können aber eine große Reform machen. Ihr Wollen honorieren wir, hr mangelndes Können kritisieren wir. Die FDP wird ich bei der Abstimmung über diesen Gesetzentwurf entalten. (Beifall bei der FDP – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das ist die klarste Haltung!)


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610909500

Ich gebe der Kollegin Petra Hinz, SPD-Fraktion, das

ort.


(Beifall bei der SPD)



Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1610909600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch finde es immer sehr schön, wenn Sie, Herr
r. Wissing, uns mehr oder weniger oberlehrerhaft et-
as über bürgerschaftliches Engagement erzählen wol-

en, aber noch nicht einmal in der Lage sind, zwischen
ürgerlichem und bürgerschaftlichem Engagement zu
nterscheiden. Sie haben selbst nach der intensiven Be-
atung im Finanzausschuss immer noch nicht verstan-
en, dass es hier nicht um ein Reformwerk geht, sondern
m Gesetzesänderungen zur weiteren Stärkung des bür-
erschaftlichen Engagements.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s nützt auch nichts, wenn Sie immer wieder Unwahr-
eiten behaupten. Dadurch wird das, was Sie sagen, we-
er wahrer noch intelligenter.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Nennen Sie bitte eine!)


Herr Dr. Wissing, man versteht Sie so nicht. Wenn Sie
ich zu Wort melden, beantworte ich Ihre Zwischen-
rage.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Super!)


Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich neben Beruf und
amilie – darauf kommt es heute an – zu engagieren, ist
icht selbstverständlich und muss sehr sorgsam von
taat, Wirtschaft und Gesellschaft gepflegt und unter-
tützt werden. Meine Fraktion hat immer wieder auf die
erantwortung der Wirtschaft – damit meinen wir
ehr wohl den Arbeitgeber – aufmerksam gemacht. Wir
önnen hier Gesetze verändern und Dinge anstoßen,
ber auch die Gesellschaft hat ihre Verantwortung. Men-
chen, die sich ehrenamtlich engagieren, dürfen am Ar-
eitsplatz weder gemobbt werden, noch darf ihre inner-
etriebliche Karriere erschwert oder verhindert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Petra Hinz (Essen)

Gute Beispiele gibt es in England und Amerika. Ohne
bürgerschaftliches Engagement gibt es keine Erfolgslei-
ter. Das wäre eine sehr schlechte Vita. Man muss sich in
der Gesellschaft engagieren, und dazu laden wir ein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mit der Verabschiedung des Gesetzes gehen wir einen
wichtigen und richtigen Schritt zur weiteren Stärkung
des bürgerlichen Engagements. Dass dies notwendig ist,
hat die Anhörung gezeigt. Der Weg von der Enquete-
Kommission – die Enquete-Kommission hat letztendlich
den Grundstein gelegt – über das Gutachten des Wissen-
schaftlichen Beirats hin zum vorliegenden Gesetzent-
wurf war ein sehr intensiver Prozess. Manche haben da-
zugelernt, andere weniger, manche überhaupt nicht. Für
die engagierten Bürgerinnen und Bürger in unserer Ge-
sellschaft hat sich dieser Weg gelohnt.

Wir beschließen in der heutigen zweiten und dritten
Lesung Steuermindereinnahmen in Höhe von 490 Mil-
lionen Euro. Das sind 50 Millionen Euro mehr, als der
Finanzminister veranschlagt hat. Steuermindereinnah-
men – auch das möchte ich sagen – ist ein steuertechni-
scher Begriff. Er bedeutet in diesem Zusammenhang,
dass der Staat den ehrenamtlich Engagierten und ge-
meinnützig Tätigen einen Bruchteil des Aufwandes zu-
rückgibt. Ich habe bereits in der ersten Lesung auf diesen
Bruchteil aufmerksam gemacht. Ich möchte die Rech-
nung nicht wiederholen. Unter dem Strich sind es
17 Milliarden Euro im Jahr, die die ehrenamtlich und ge-
sellschaftspolitisch interessierten und engagierten Men-
schen in unserer Gesellschaft an Wertschöpfung und
Synergien einbringen. Dafür sei an dieser Stelle Dank
gesagt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Nun zum vorliegenden Gesetzentwurf. Mit der heuti-
gen Verabschiedung des Gesetzentwurfes wird eine
allgemeine Aufwandspauschale in Höhe von 500 Euro
im Kalenderjahr eingeführt. Herr Oswald, Sie haben
meine Beispiele bezüglich der Mütter und Väter vorweg-
genommen, die ihre Kinder und deren Freunde zum
Sportplatz bringen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Darf ich mich hiermit förmlich entschuldigen?)


– Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ganz im Ge-
genteil: Dies zeigt mir, dass wir Finanzpolitiker wissen,
worüber wir reden, nämlich nicht nur über finanzielle
Dinge, sondern auch über das wirkliche Leben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir stehen mitten im Leben! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist gelebte Große Koalition!)


– Genau. – Insofern kann ich mir dieses Beispiel erspa-
ren.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Wiederholen Sie das Beispiel ruhig! Die Große Koalition sagt ja immer nur das Gleiche!)


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(C (D Wichtig ist, dass diejenigen Menschen, die sich engaieren, ihren Aufwand und ihre Kosten ohne große büroratische Mühe geltend machen können. Auch die Erhöhung der Übungsleiterpauschale um und 300 Euro von 1 800 Euro auf 2 100 Euro kann man ehr differenziert sehen. In der Anhörung haben wir azu ein Sowohl-als-auch gehört. Trotzdem haben wir ns entschieden, es so, wie es ursprünglich vorgesehen ar, im Gesetzentwurf stehen zu lassen. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also ein Sowohl-als-auch!)


Ein weiterer Punkt, über den im Zusammenhang mit
er Definition gemeinnütziger Zwecke nach der Abga-
enordnung immer wieder diskutiert wurde, ist die
rage: Ist dieser Definitionskatalog geschlossen, oder ist
r nicht geschlossen? Hier hatten die Vereine, die Ver-
ände und die Organisationen ein großes Anliegen. Die
rage, ob dieser Katalog geöffnet werden oder geschlos-
en bleiben soll, haben wir Finanzpolitiker gemeinsam
it unseren ehrenamtlich und bürgerschaftlich engagier-

en Kolleginnen und Kollegen sehr intensiv beraten. Wir
ind zu dem Ergebnis gekommen, diesen Katalog zu öff-
en.

In diesem Zusammenhang haben wir mit den Grünen
m Finanzausschuss eine Diskussion geführt. Diese sag-
en, indem wir den Katalog öffneten, entstehe mehr Bü-
okratie und möglicherweise Willkür. Ich sage Ihnen,
rau Haßelmann: Das ist nicht der Fall. Auch heute
uss jeder Einzelfall geprüft werden; auch heute muss

ie Finanzbehörde jeden einzelnen Fall prüfen. Es ändert
ich fast nichts, nur eines: Sollten bestimmte gemeinnüt-
ige Vorhaben und Ziele nicht in diesem Katalog defi-
iert sein – ich glaube eigentlich nicht, dass es solche
orhaben und Ziele gibt –, können diese überprüft und
em Katalog hinzugefügt werden. Man kann jetzt – das
st neu – die Gemeinnützigkeit und gleichzeitig die
pendenabzugsfähigkeit anerkannt bekommen. Hier ge-
en die Gemeinnützigkeit und die Spendenabzugsfähig-
eit also Hand in Hand. Hier entsteht weder Willkür
och Bürokratie, ganz im Gegenteil.

Es gibt im Gesetzentwurf noch sehr viele gute Bei-
piele dafür, dass wir dafür sorgen, dass weniger Büro-
ratisierung, mehr Klarheit, eine größere Vereinfachung
nd mehr Transparenz entstehen. Dies ist der erste
chritt in einem weiteren Prozess.

In der Tat, dies ist keine Reform;


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Ja!)


enn bürgerschaftliches Engagement lebt von den Men-
chen. Aus diesem Grunde muss man immer wieder auf
eränderte gesellschaftliche Bedingungen reagieren.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr wahr! Sehr richtig! – Widerspruch des Abg. Dr. Volker Wissing [FDP])


Lieber Herr Dr. Wissing, dies sollten Sie zur Kenntnis
ehmen. Kopfschütteln allein hilft nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Petra Hinz (Essen)

Richtig ist, dass wir während des Diskussionsprozes-
ses, im Rahmen der Anhörung sowie im Austausch mit
den Fachleuten und all denjenigen, die mit diesem
Thema zu tun haben, vieles gelernt haben. Einiges muss
noch auf den Weg gebracht werden, zum Beispiel die
Klärung der Frage: Wie können wir diejenigen errei-
chen, die nicht von der Steuer erfasst werden, die nicht
die Möglichkeit haben, ihren Aufwand und ihre Kosten
im Rahmen der Einkommensteuererklärung geltend zu
machen?


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Und die Antwort?)


Wir reden hier aber über ein Steuergesetz. Sie sollten
wissen, dass wir damit nur den Personenkreis erfassen
können, der Einkommensteuer zahlt. Ich bin davon über-
zeugt, dass der Unterausschuss „Bürgerschaftliches
Engagement“, der Familienausschuss, der Sportaus-
schuss und alle diejenigen, die damit zu tun haben, wei-
ter daran arbeiten und auf dem richtigen Weg sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte mich bei meinen Kolleginnen und Kolle-
gen sehr herzlich bedanken für die gute Zusammenarbeit
und für das, was wir hinzulernen konnten, sowie bei Ih-
nen, Herr Oswald, dafür, dass Sie sich bei uns dafür be-
dankt haben, dass wir gut miteinander gearbeitet haben.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610909700

Ich gebe das Wort der Kollegin Dr. Barbara Höll,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610909800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frauen und Männer, erwerbstätig oder nicht, Studentin-
nen und Studenten, Rentnerinnen und Rentner, Selbst-
ständige – viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich
im sozialen, sportlichen und kulturellen Bereich. Sie tun
dies in erster Linie nicht, weil sie davon monetäre Vor-
teile hätten, ein bisschen mehr Geld im Portemonnaie.
Nein, sie wollen teilhaben. Sie wollen gestalten, Men-
schen helfen, auch sich selbst dabei helfen und etwas
zum Zusammenleben in der Gesellschaft beitragen.

Wir sprechen heute über ein Gesetz zur weiteren Stär-
kung des bürgerschaftlichen Engagements. Man muss
zur Kenntnis nehmen, dass die oftmals vorhandenen
Hindernisse für ehrenamtliche Tätigkeit nicht im mone-
tären Bereich liegen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es geht also nicht darum, dass Einzelne auf mehr Geld
hoffen. Deshalb glaube ich – das ist meine Hauptkritik –,
dass die Bundesregierung mit diesem Gesetzentwurf ein-
fach zu kurz gesprungen ist. Auch dem, was die
Enquete-Kommission erarbeitet hat, kann man entneh-
men: Es ist notwendig, hier anders anzusetzen. Viele
Dinge, die in diesem Gesetzentwurf gemeinsam verein-

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(C (D art wurden, sind zwar sicher richtig und gut, aber sie önnen nur einen kleinen Schritt darstellen. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Auch ich habe es als sehr positiv empfunden – das
öchte ich vermerken –, dass insbesondere im Unter-

usschuss „Bürgerschaftliches Engagement“ gemein-
am diskutiert wurde und dass wir dort Verbesserungen
rreicht haben. Trotz der verschiedenen kritischen
unkte, die die einzelnen Fraktionen zu Recht vertreten,
ind wir dort zu einer gemeinsamen Position gekommen.


(Beifall der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE] sowie des Abg. Dr. Michael Bürsch [SPD])


ch wiederhole: Das Handeln dort war gemeinschaftlich.
ch glaube, dass auch das für das heutige Ergebnis nicht
nwichtig war.

Was ändert sich, wenn dieses Gesetz heute verabschie-
et wird? Nehmen wir einmal den Verein „Paula
anke“ in Berlin-Pankow. Dieser Verein ist eine Einrich-
ng, die unter anderem Angebote der flexiblen Kinder-

etreuung, der sozialen und Rechtsberatung für Frauen,
er Begleitung und der Nutzung von Frauenzufluchts-
ohnungen macht. Dort arbeiten Frauen in Beschäfti-
ungsmaßnahmen – 1-Euro-Jobberinnen, ALG-II-Bezie-
erinnen – und sehr viele Ehrenamtliche, insbesondere
entnerinnen.

Das Gesetz, das wir heute verabschieden werden,
ützt diesem Verein und den Menschen, die sich dort eh-
enamtlich engagieren – Vereine wie diesen gibt es zu
ausenden in unserem Lande –, sehr wenig.


(Beifall bei der LINKEN)


Seit dem 1. Januar 2007 dürfen gemeinnützige Ver-
ine durch wirtschaftliche Tätigkeit steuerfrei bis zu
5 000 Euro – zuvor waren es 30 000 Euro; die Grenze
st also angehoben worden – erwirtschaften. Das ist eine
ute Maßnahme. Letztendlich ist es aber nicht mehr als
in Inflationsausgleich, also eine Anpassung an die Rea-
itäten. Gleichzeitig ist es gewissermaßen ein Einge-
tändnis, dass gemeinnützige Vereine immer häufiger
irtschaftlich tätig sein müssen, um überhaupt überle-
en zu können.

Die Vereinheitlichung und Erweiterung des Katalogs
nerkannt gemeinnütziger Zwecke halte ich für etwas
ehr Positives. Das kann man nur unterstützen. Die da-
it verbundene Vereinfachung der Spendennachweise

st auf alle Fälle eine Form der Entbürokratisierung.

Die Frage der Kostenpauschale ist wirklich ein Pro-
lem. Ein Verein wie „Paula Panke“ kann nicht zahlen.
s ist daher egal, ob eine Frau ehrenamtlich oder abhän-
ig beschäftigt ist. Ich wiederhole: Dieser Verein kann
icht zahlen. Diese im Gesetzentwurf verankerte Maß-
ahme geht an den für diesen Verein Tätigen also wirk-
ich vorbei. Ja, diese Maßnahme ist begrüßenswert; aber
ie ändert nichts an der prekären Finanzsituation vieler
emeinnützig tätiger Vereine.






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
In diesem Zusammenhang möchte ich sagen – ich
kann hier nicht auf alle Punkte eingehen –, dass insbe-
sondere wir Linke ein großes Problem mit der Aufsto-
ckung des Stiftungsbeitrags auf 1 Million Euro haben.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Es ist sehr schade, dass Sie ein Problem damit haben!)


Ich finde, dass die zugrunde liegende Argumentation
nicht schlüssig ist. Einerseits führen Sie hier an, dass die
Erbschaftsteuer zu hoch sei, dass das nicht tragbar sei
usw. usf. Es gibt aufgrund der immer ungleicheren Ver-
teilung von Vermögen und Einkommen in unserem
Lande Menschen, die tatsächlich nicht wissen – ich
zitierte in meiner ersten Rede über dieses Thema die
„Financial Times“ –, wohin mit ihrem Geld. Für diese
Menschen ist ein Anreiz geschaffen worden, Stiftungen
– steuerbegünstigt – Geld zukommen lassen zu können.
Ich frage mich: Warum können diese Personen nicht erst
einmal einen ordentlichen Beitrag über die Einkommen-
steuer zahlen?


(Beifall bei der LINKEN)


Warum zahlen sie keine Vermögensteuer? Warum zahlen
sie keine höhere Erbschaftsteuer? Wenn sie das täten,
würde es die öffentliche Hand stärken.

Wir sind für private Stiftungen, wenn sie das Sahne-
häubchen eines dementsprechend umgestalteten Steuer-
systems sind. Diese Stiftungen tun etwas im kulturellen
Bereich, im Forschungsbereich usw. Auch wir wollen ih-
nen das nicht absprechen. Aber es kann nicht sein, dass
die öffentliche Hand auf der einen Seite auf die genann-
ten Steuermehreinnahmen verzichtet und sich auf der an-
deren Seite dreimal bedankt und eine Steuerbegünsti-
gung ermöglicht.

Es gibt damit riesige verteilungspolitische Risiken.
Sie wissen, dass es verschiedene Formen der Stiftung
gibt. Wir freuen uns sicher alle gemeinsam, dass es seit
Ende der 90er-Jahre eine Vielzahl von neuen Bürgerstif-
tungen gibt. Das ist wirklich sehr gut. Aber es gibt auch
Stiftungen, die zu einem nicht unerheblichen Teil so ge-
staltet werden können und gestaltet werden, dass sie zur
steuerbegünstigten Versorgung der Familie dienen. Das
finde ich vor dem Hintergrund der unzureichenden Zah-
lung der eben genannten Steuern nicht in Ordnung.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich, da ja Eigenlob schlecht ist, Herrn
Dr. Röscheisen vom Deutschen Naturschutzring zitie-
ren. Er hat im Rahmen der Anhörung gesagt:

Der Antrag der Linken ist aus einer Sicht geschrie-
ben, die der Zivilgesellschaft offensichtlich sehr
nahe steht, weil sehr präzise die Bedürfnisse, die
der dritte Sektor in Deutschland hat, genannt wur-
den. Es werden im Antrag der Fraktion DIE
LINKE. Dinge genannt, die ganz entscheidend sind
und die in der Enquete-Kommission „Zukunft des
bürgerlichen Engagements“ präzise enthalten sind
und die bisher leider im Gesetzentwurf der Bundes-
regierung nicht aufgegriffen werden.

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(C (D eiter: Sie wissen, dass wir im Lande eine große Politikmüdigkeit innerhalb der Wahlbevölkerung feststellen müssen. Das macht sich in der Wahlbeteiligung klar. Hier ist im Antrag der LINKEN. ein Instrument genannt, das in der Enquete-Kommission schon angeführt wurde, nämlich dass die Instrumente der direkten Demokratie gestärkt werden müssen. Ich spreche von Volksbegehren, Volksinitiativen, Volksentscheiden auf Bundesund Landesebene, dort, wo es noch nicht der Fall ist. Insgesamt gesehen ein sehr guter Antrag, den wir voll unterstützen. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Anregungen ufgreifen und deshalb auch unseren Antrag auch heute nterstützen. Danke schön. Ich erteile das Wort Kollegin Britta Haßelmann, Frak ion des Bündnisses 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Liebe ollegin Hinz, meine Kritik im Finanzausschuss zielte arauf ab, dass ich den Eindruck hatte und mich darin uch während des Verlaufs der Sitzung bestätigt fühlte, ass Sie sich an einigen Stellen zu viel vom Finanzmiisterium haben diktieren lassen. Als es endlich so weit ar, dass die Anträge vorgestellt wurden und nur auf In ervention der Grünen hin klar war, dass nicht das inanzministerium Änderungsanträge der Fraktionen orstellt, sondern Sie als Fraktionen selber, war ich als eue im Parlament einigermaßen irritiert. Lassen Sie mich betonen, dass wir eine Reform des emeinnützigkeitsrechts als ersten Schritt zur Stärkung es bürgerschaftlichen Engagements grundsätzlich egrüßen. Das wissen auch die Fachabgeordneten aus em Unterausschuss für bürgerschaftliches Engagement nd die Abgeordneten aus dem Finanzausschuss. Wir aben darüber lange diskutiert, in der Sache gerungen nd überlegt, was das Beste für die Vereine, Initiativen, erbände und die zahlreichen Menschen, ob jung oder lt, ob Migrantinnen bzw. Migranten oder aus dem Herunftsland Deutschland, die sich in diesem Land engaieren, ist. Wir hätten uns zum jetzt vorliegenden Gesetzentwurf n einigen Stellen Änderungen gewünscht, gerade was ie Verbesserung der Situation von kleinen gemeinnützien Organisationen und Geringspenderinnen und -spenern und den gesamten Personenkreis derer, die sich enagieren, angeht, und nicht nur von Menschen, die über öhere Einkommen verfügen. Darauf komme ich an anerer Stelle noch zu sprechen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610909900
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610910000






(A) )



(B) )


Britta Haßelmann
Ich hätte mir auch gewünscht, um das ganz deutlich
zu sagen, dass die Finanzpolitikerinnen und -politiker
und auch der Finanzminister, der mit den Vorschlägen ja
ziemlich vorgeprescht ist, an der einen oder anderen
Stelle den Rat der Fachpolitiker ein bisschen mehr be-
rücksichtigt hätten. Die Stellungnahme des Unteraus-
schusses für bürgerschaftliches Engagement weist an
einigen Stellen sehr deutlich darauf hin, wo man Stell-
schrauben und Mechanismen auch im positiven Sinne
für mehr Menschen hätte berücksichtigen können. Das
wissen der Kollege Bürsch, der Kollege Riegert und alle
anderen Kolleginnen und Kollegen, die im Fachthema
drin sind, genauso gut wie ich. Also können wir uns teil-
weise auf die Schulter klopfen, teilweise wissen wir,
wäre der Finanzminister nicht so vorgeprescht, dann hät-
ten wir mehr Chancen gehabt, Dinge im positiven Sinne
zu verbessern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Alle Koalitionsvertreterinnen und -vertreter werden
jetzt sagen: Es ist wunderbar; wir haben die Übungs-
leiterpauschale erhöht; darüber freuen sich die Men-
schen, die davon profitieren. – Wir haben aber die ganze
Zeit darum gerungen, dass der Personenkreis erweitert
wird. Da sind wir Grünen mit CDU/CSU, SPD, Links-
fraktion und FDP einer Auffassung gewesen: Es ist ei-
gentlich nicht zu vertreten, dass Rettungsdienste, Helfe-
rinnen und Helfer in der Gefahrenabwehr, Aktive im
Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie Rechtsbetreuerin-
nen und Rechtsbetreuer – dazu gibt es übrigens eine
Empfehlung des Bundesrates – nicht von der Übungslei-
terpauschale profitieren. Maßgeblich war die Frage der
Erweiterung des Personenkreises und nicht so sehr, ob
wir 2 100 oder 2 000 Euro steuerfrei stellen.

Das Problem ist dabei: Wenn sich der Finanzminister
öffentlich schon festgelegt hat und die Vereine glauben,
„Oh, es gibt so viel“, dann ist es natürlich schwer, davon
wieder herunterzukommen. Das hätten Sie eigentlich der
Fairness halber offen sagen müssen. Die Personen, die
jetzt nicht einbezogen werden, haben sich Hoffnungen
gemacht, dass sie nicht Übungsleiter zweiter Klasse
sind. Das ist, finde ich, ein Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist mir auch unverständlich, wie Sie in der Frage
der sogenannten Ehrenamtspauschale agieren. Es ging
im ursprünglichen Entwurf darum, dass die Menschen,
die sich freiwillig und unentgeltlich um Kranke, Alte
und Behinderte kümmern, einen Pauschalbetrag von der
Steuerschuld abziehen können. Da kann man schon fra-
gen, warum das nur für diejenigen gilt, die sich um
Kranke, Alte und Behinderte kümmern, und nicht auch
für die, die Jugendarbeit oder anderes machen. In Fach-
kreisen wurde heftig diskutiert, und man kam zu dem
Schluss: Eigentlich muss man den Personenkreis massiv
erweitern; man kann es nicht so beschränken.

Dann haben Sie zu dem allgemeinen Pauschalbetrag,
den Herr von Stetten gleich bestimmt noch sehr positiv
kommentieren wird,

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(C (D (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl! Das wird er! Das hat er vor!)


eregelt: Es gibt keinen Abzug von der Steuerschuld,
ondern nur noch einen Abzug von der steuerlichen
emessungsgrundlage. – Am meisten profitiert von der
ufwandspauschale jetzt also, wer einen hohen Zufluss,
ohe Einnahmen hat. Wer keinen solchen hat, profitiert
icht. Das war ein Punkt, den wir Fachabgeordnete ei-
entlich anders regeln wollten. Auch Menschen, die kei-
en hohen Zufluss haben, sollten entsprechend profitie-
en. Das wird in der Szene derer, die sich engagieren,
anz bestimmt falsch verstanden werden.

Man kann das nicht positiv verstehen. Sie machen da
inen Fehler, indem Sie die Aufwandspauschale nur für
iejenigen vorsehen, die einen hohen Zufluss haben,
ährend die anderen in die Röhre gucken. Ich glaube,
ass das ein Problem ist.

Der dritte Bereich, den ich ansprechen will, ist die
eitnahe Mittelverwendung. Dazu muss ich Ihnen ehr-
ich sagen, Herr Finanzminister: Da habe ich Ihren Starr-
inn nicht verstanden. Was spricht eigentlich dagegen,
leinen und mittleren Vereinen und Initiativen in der
rage der zeitnahen Mittelverwendung entgegenzukom-
en? Es hätte keine müde Mark, keinen müden Euro an
teuermindereinnahmen bedeutet, wenn wir die zeitnahe
ittelverwendung in den Katalog aufgenommen hätten.
is heute fehlt aus meiner Sicht auch eine Begründung
afür, dass wir das nicht getan haben. Deshalb wird an
ieser Stelle nach wie vor Kritik gerade von kleinen Or-
anisationen geäußert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Ich will zum Schluss kommen. – Trotzdem glaube
ch, dass die Gesetzesänderungen von vielen Menschen,
ie sich engagieren, und von vielen Vereinen und Institu-
ionen als sehr positiv empfunden werden, weil klar ist,
ass sie in der Arbeit im Detail Verbesserungen bringen.
eshalb wird sich unsere Fraktion enthalten. Wir haben
ie positiven Elemente überall zustimmend kommen-
iert, auch in die Szene derer hinein, die sich engagieren.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das ist doch mal ein gutes Signal!)


ir werden das Gesetz nicht ablehnen, bestehen aber
arauf – wir hoffen, dass das dann auch so kommt –,
ass das nur ein erster Schritt ist und man sich nicht mo-
atelang wechselseitig auf die Schulter klopft und sagt:
ir haben im Gemeinnützigkeitsrecht etwas getan. Jetzt
üssen wir in den anderen Ressorts zum Thema „Leben-

ige Zivilgesellschaft/Bürgerschaftliches Engagement“
ichts mehr tun.

Also Kritik an einigen Punkten. Sie sollten das nicht
chönreden. Ich hoffe, dass die Fachkollegen das auch
icht tun und vor Ort zu den Sachen, die sie nicht durch-
esetzt haben, die den Menschen in Aussicht gestellt
orden waren, Rede und Antwort stehen.

Ich hoffe, dass wir in der Debatte in den Fachaus-
chüssen das Thema „Bürgerschaftliches Engagement/
ebendige Zivilgesellschaft“ befördern; denn wir haben






(A) )



(B) )


Britta Haßelmann
da im europäischen Vergleich noch einiges zu tun, um
die Menschen mitzunehmen und darin zu bestärken, dass
es etwas bringt, in einer lebendigen Zivilgesellschaft zu
leben, in der jede und jeder Lust hat, sich zu engagieren.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610910100

Ich erteile das Wort Kollegen Karl Schiewerling,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1610910200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute ist

für die Ehrenamtlichen in Deutschland ein guter Tag.
Lange hat sich im Bereich von Ehrenamt und Gemein-
nützigkeit nicht mehr so viel bewegt wie das, was wir
heute beschließen. Ich will das einmal in aller Deutlich-
keit an den Anfang stellen. Auch wenn wir uns, die wir
uns im Unterausschuss „Bürgerschaftliches Engage-
ment“ besonders hierfür einsetzen, mehr gewünscht hät-
ten, so ist doch festzuhalten: Wir kommen heute einen
guten Schritt voran.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, Verbände und Vereine
sind wichtig; sie sind ein tragendes Element unserer Ge-
sellschaft und unserer Demokratie. Ehrenamt macht un-
sere Gesellschaft reicher. Ehrenamt stärkt den sozialen
Zusammenhalt. Dieses vielfältige Netz des Ehrenamtes
gibt den Menschen und unserer Gesellschaft Sicherheit
und Kraft und ermöglicht Verbänden und Vereinen, in
Solidarität anderen Menschen zu helfen. Verbände und
Vereine sind Knotenpunkte in diesem sozialen Netz des
bürgerschaftlichen Engagements.

Vor 160 Jahren hat der damalige Sozialreformer und
Seelsorger Kolping gesagt:

Weil durchaus ein Mensch den anderen nötig hat,
deswegen ist die Menschheit ein zusammengehöri-
ges Ganzes.

Er sagte dies zu einer Zeit, in der sich die Menschen zu-
sammentaten, um in zahlreichen Verbänden und Organi-
sationen als Selbsthilfebewegung dem Einzelnen Schutz
zu geben und ihre Interessen zu vertreten. Es geht um die
Beziehungen der Menschen untereinander und damit um
die Beziehungen in der Gesellschaft. Dieses ehrenamtli-
che Engagement in der Civitas, in der Bürgergesell-
schaft, ist weit früher entstanden, als der Staat die Da-
seinsfürsorge organisiert hat.

Das ehrenamtliche Engagement schafft bis auf den
heutigen Tag Identität und gibt Halt und Orientierung
auch demjenigen, der mit anderen sich freiwillig für an-
dere einsetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D eswegen ist das Ehrenamt weit mehr als nur eine priate Angelegenheit. Deshalb ist es auch eine staatliche ufgabe, das Ehrenamt in seinen vielfältigen Facetten u stärken und zu fördern. Wer sich ehrenamtlich engaiert, freiwillig und unentgeltlich, gibt anderen Menchen eine Perspektive. Auch wenn die Pflegeversicheung die notwendige materielle Seite der Pflege bsichert, gibt der Besuch im Altenheim, der Besuch bei en Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen den Beroffenen Halt, tut ihnen gut und ist durch nichts zu eretzen. Meine Damen und Herren, Ehrenamt macht vielen enschen erst eine Teilhabe am gesellschaftlichen eben möglich, gerade in einer Zeit zunehmender Mate ialisierung und auch Kommerzialisierung. Ich denke abei zum Beispiel an die Sportvereine, den Bereich der ulturschaffenden, die Bereiche Umwelt und Natur, an en gewerkschaftlichen Bereich und an soziale Organiationen und Jugendverbände, nicht zuletzt im kirchlihen Bereich. Ehrenamt übernimmt Verantwortung für itmenschen. In manchen Bereichen – daran möchte ich heute beonders erinnern – setzen Menschen Leib und Leben ein ie in der Gefahrenabwehr und im Katastrophenschutz. iesen Einsatz können sie aber nur bringen, wenn anere, beispielsweise die Arbeitgeber, dies ermöglichen. atastrophen halten sich nun einmal nicht an Arbeitszei en. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich ehrenamtich in ihrer Freizeit engagieren, sind übrigens für viele etriebe sehr kostbar und sind meistens auch die engaiertesten. Mit diesem Einsatz für den Nächsten wird unsere Geellschaft menschlicher: das Ganze freiwillig, unentgeltich und unabhängig. Ehrenamt bedeutet Wahrnehmung on Selbstverantwortung und in besonderem Maße auch elbstbestimmung. Dieses Ehrenamt wird von Menchen aus allen Schichten und Bereichen unserer Gesellchaft geleistet. Es geht aber auch darum, möglichst iele zu mobilisieren. Hier sehe ich noch große Aufgaen für Verbände und Vereine. Ich glaube nämlich, dass ir noch viel mehr ehrenamtliche Kräfte gebrauchen önnen. Von daher ist es wichtig, dass der Staat eine Stärkung ieser Strukturen unterstützt. Daher ist es wichtig, dass ie Übungsleiterpauschale angehoben wurde und ein reibetrag eingeführt wurde. Das ist ein erstes Zeichen, ass diejenigen, die unmittelbaren Dienst an den Menchen leisten, auch ihre Aufwendungen und Erstattungen bsetzen bzw. steuerfrei behalten können. Damit werden auch diejenigen berücksichtigt, die in orständen von Vereinen Voraussetzungen für ehrenamt iche Arbeit schaffen und diese organisieren. Positiv ist uch, dass wir die Zweckbetriebsgrenze für Vereine auf 5 000 Euro anheben konnten. Ich hätte mir gewünscht, s wäre mehr. Leider kann ich nicht auf alle Punkte eingehen. Einen unkt möchte ich betonen: Ehrenamt verlangt auch nerkennung. Was wir heute beschließen, ist die Aner Karl Schiewerling kennung der unmittelbaren materiellen Aufwendungen. Wir helfen mit, dass Ehrenamtliche ein kleines bisschen mehr an finanzieller Entlastung erfahren. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Was Ehrenamtliche jedoch auch brauchen, ist das öffent-
lich ermutigende Wort sowie die unmittelbare Anspra-
che durch ihre Mitmenschen. Manche Menschen wissen
gar nicht, dass es gut ist, dass es sie gibt. Es sei denn,
dass wir es ihnen sagen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610910300

Ich erteile das Wort dem Bundesminister Peer

Steinbrück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610910400

Herr Präsident! Mehr sehr geehrten Damen und Her-

ren! Dies ist ein sehr wichtiger Tag für das Ehrenamt, die
ehrenamtlich engagierten Menschen in Deutschland und
das Stiftungswesen. Deshalb möchte ich als Erstes all
denjenigen in allen Fraktionen des Deutschen Bundesta-
ges Dank sagen, die es ermöglicht haben, dass wir ein
solches Gesetz zur weiteren Stärkung des bürgerschaftli-
chen Engagements verabschieden können. Ich bedanke
mich sehr, dass es nach der ersten Initiative – Sie wissen,
dass ich diese unter die Überschrift „Hilfe für Helfer“
gestellt habe – innerhalb eines halben Jahres möglich
wurde, dass der Deutsche Bundestag in abschließender
Lesung einen Gesetzentwurf berät, mit dem er eine sol-
che Unterstützung und massive Stärkung des Ehrenamts
in Deutschland organisiert. Deshalb mein ausdrücklicher
Dank an alle von allen Fraktionen dieses Hauses, die da-
ran beteiligt gewesen sind.

Frau Hinz hat sehr richtig darauf hingewiesen, dass es
nicht um ein riesiges Reformvorhaben geht, sondern
ganz praktisch darum, das Ehrenamt und das Stiftungs-
wesen in Deutschland zu stärken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist der Ansatz. Dass man darüber hinaus weitere Ini-
tiativen entwickeln kann, steht außer Zweifel.

Ich habe nicht ganz verstanden, Frau Haßelmann, wa-
rum es denn kritisch zu bewerten sein möge, dass der Fi-
nanzminister vorgeprescht sei. Vielleicht war es etwas
überraschend, dass ausgerechnet der Finanzminister be-
reit gewesen ist, sich dieser Frage anzunehmen; es ist
aber aus voller Überzeugung geschehen, aus einer Funk-
tion heraus, in der Sie mich bereits früher kennengelernt
haben, Frau Haßelmann. Wenn das ein Vorpreschen ge-
wesen sein soll, ist das vielleicht ein leichtes Indiz dafür,
dass Sie in dieser Fragestellung etwas langsamer waren.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


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(C (D Außerdem möchte ich – nicht krittelnd und schon gar icht den kooperativen Geist dieses Hauses verletzend – arauf hinweisen, dass manche Hinweise, von Herrn issing und vielleicht ebenso von den Linken und von en Grünen, mich ein bisschen an einen Witz erinnern, en ich in diesem Zusammenhang erzählen will, damit as Ganze nicht so ernsthaft klingt. Ich weiß, dass ich iesen Witz schon ein paar Mal erzählt habe. Diejenigen, ie ihn kennen, mögen weghören. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Herr Präsident Thierse kennt ihn noch nicht!)


Ich nehme die Kurzform: Ein Mann geht im Frühjahr
n einem reißenden Fluss entlang und sieht am gegen-
berliegenden Ufer eine Frau mit ihrem Kind. Das Kind
pielt am Ufer und fällt in den Fluss. Es wird von den
luten unter Wasser gedrückt und droht zu ertrinken. Der
ann reißt sich den Mantel vom Leib, zieht die Schuhe

us und springt hinterher. Unter Aufbietung seiner gan-
en Kräfte bekommt er mit Mühe das Kind am Schlafitt-
hen zu fassen, reißt es aus dem Strom heraus und bringt
s zu der Mutter. Die Mutter schaut erst das Kind und
ann ihn an und sagt: „Und wo ist die Mütze?“


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


So kommen mir einige Einwendungen gelegentlich
or. Wir haben hier viele Elemente zusammengetragen,
nd Sie fragen quasi: „Und wo ist die Mütze?“ Könnte
s nicht zusätzlich noch das oder das sein? – Auch die
eiträge von Frau Höll waren so.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610910500

Herr Minister, Ihr Witz hat offensichtlich Kollegin

aßelmann zu einer Zwischenfrage angeregt.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sie will jetzt auch einen Witz erzählen!)


rlauben Sie sie?


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Frau Kollegin, Sie haben die Mütze! Geben Sie sie her!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610910600

Das erlaube ich nur, Herr Präsident, wenn auch sie ei-

en Witz erzählt. Sie kann ihn ja in Frageform vortragen.


(Heiterkeit)


ie Frageform, Frau Haßelmann, lautet: Kennen Sie
chon den Witz? – Dann können Sie ihn erzählen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610910700

Nein, wahrscheinlich will sie sagen, wo die Mütze ist.


(Heiterkeit)



Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610910800

Ich sehe, viele von Ihnen kennen nicht die Phase bei

errn Steinbrück, wenn er erst einmal anfängt, Witze zu
rzählen. Ich kenne sie, deshalb werde ich jetzt gar keinen
itz erzählen; das kann er viel besser als ich. Aber auch
enn wir gerade so launisch sind und Witze erzählen,






(A) )



(B) )


Britta Haßelmann
möchte ich noch etwas sagen, da Herr Steinbrück gerade
versucht, ein bisschen in Richtung der Oppositionsfrak-
tionen auszuteilen.

Meine Bemerkung hinsichtlich des Vorpreschens be-
zog sich auf einen ganz sachlichen Hintergrund, und
zwar auf die Tatsache, dass Sie sich bei der Erhöhung der
Übungsleiterpauschale als Finanzminister so weit vor-
gewagt hatten – indem Sie angekündigt haben, sie werde
erhöht –, dass die Regierungsfraktionen dahinter nicht
mehr zurückkamen. Wir haben ja in den Fachausschüs-
sen sehr intensiv darüber diskutiert, ob eine allgemeine
Aufwandspauschale, von der alle Menschen profitieren,
nicht doch einer Erhöhung der Übungsleiterpauschale
vorzuziehen ist. Sehr geehrter Herr Finanzminister, da-
rauf bezog sich das „Vorpreschen“. Meinen Sie nicht
auch, dass dadurch, dass Sie sich in der Öffentlichkeit auf
die 2 100 Euro festgelegt haben, und dadurch, dass zum
Beispiel Herr von Stetten in der Begründung im Finanz-
ausschuss sagte, die Vereine hätten das schon vorweg
vollzogen und deshalb würde man es bei der Erhöhung
auf 2 100 Euro belassen, ein gewisses Problem in der
parlamentarischen Möglichkeit, dieses Thema neu zu
diskutieren, entstanden ist?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610910900

Erstens. Vielen Dank, ich habe jetzt verstanden, was

Sie mit dem „Vorpreschen“ gemeint haben.

Zweitens. Wenn man eine Initiative ergreift, dann
muss man konkret werden, dann prescht man vor und
legt sich fest. Das ist nun einmal nicht zu vermeiden. Ich
glaube, dass das eine Möglichkeit ist, die einem Vertreter
der Exekutive offensteht. Es ist dann Ihre Verantwortung
als Souverän, dies im parlamentarischen Beratungspro-
zess zu verändern – warum nicht? Ich habe es vor dem
Hintergrund einer Reihe von Diskussionen über die
Wertschätzung der Aktivitäten von vielen Menschen in
Sportvereinen für richtig gehalten, die Übungsleiter-
pauschale zu erhöhen. Sie haben das an dieser Stelle
korrigiert. Es gibt eine andere Korrektur, auf die ich viel-
leicht noch zu sprechen komme.

Wichtig ist für mich, dass das Paket insgesamt erhal-
ten geblieben ist. Wir wissen, unter dem Strich sind so-
gar noch 50 Millionen Euro mehr für das Ehrenamt an
Förderung herausgekommen – ich hatte 440 Millio-
nen Euro gesagt, jetzt sind es 490 Millionen Euro. Die-
ser Prozess ist nicht immer ganz reibungslos, aber laut-
los und erfolgreich verlaufen. Dafür spreche ich noch
einmal meinen Dank aus.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich hatte – wie selten vor Inkrafttreten eines Gesetzes –
die Möglichkeit, eine Art Praxistest zu machen, weil ich
sowohl am Verbandstag des Bundesverbands Deutscher
Stiftungen in Lübeck wie auch am zweiten Stiftertag in
Hamburg teilnehmen konnte. Einige von Ihnen wissen,
dass ich meine Ehrenamtsfahrten und -touren fortgesetzt
habe. Ich bin in Erfurt, in Köln, in München und in Ber-
lin gewesen und kann nur bestätigen, dass diese Initia-
tive, die jetzt dank Ihrer Hilfe verabschiedet wird, bei
den ehrenamtlich engagierten Bürgern und im Stiftungs-

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(C (D esen sehr stark anerkannt und als richtig empfunden ird. Ich kann deshalb nicht so ganz nachvollziehen, ass das Stimmungsbarometer insbesondere bei den usführungen von Herrn Wissing einen deutlich niedrieren Wert anzeigte als bei dem, was – jedenfalls vor em Hintergrund der Zustimmung – die gemeinnützigen ereine sowie die ehrenamtlich engagierten Menschen nd Stiftungen äußerten. Ich will in diesem Zusammenhang auch noch einmal ehr deutlich sagen – ich hatte dazu schon am 10. Mai elegenheit –: Wenn es das ehrenamtliche Engagement n Deutschland nicht gäbe, dann wäre diese Gesellschaft icht nur ärmer; ich behaupte, sie würde nicht funktioieren. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir reden hier im Deutschen Bundestag oft über die
otwendigkeit der gesellschaftlichen Integration. Ge-

ade während meiner gezielten Besuche in eher sozial
enachteiligten Stadtvierteln, nicht nur in Nordrhein-
estfalen, sondern auch anderswo, habe ich erneut die

rfahrung gemacht, dass es – gerade mit Blick auf
ugendliche, die weit davon entfernt sind, die Chance
uf einen gerechten Zugang zu Bildungseinrichtungen
u haben, oder die vor dem Hintergrund ihres sozialen
ilieus derartig gehandicapt sind, dass sie möglicher-
eise die vorprogrammierten Verlierer dieser Gesell-

chaft sind – begeisterungswürdig ist, zu sehen, dass
um Beispiel pensionierte Lehrer ehrenamtlich Hausauf-
abenbetreuung machen, Sprachunterricht erteilen, dass
s viele ehrenamtlich engagierte Menschen gibt, die die-
en Jugendlichen Hilfestellung bei Bewerbungen geben
nd die sich dafür engagieren, dass sozial gefährdete
tadtteile wieder stabilisiert werden, wieder einen eige-
en Stolz entwickeln und präsent sind im öffentlichen
aum, und zwar nicht über Graffiti und Gewalt, sondern
ber ein gemeinsames Auftreten und gemeinsame Pro-
ramme, an denen sowohl diejenigen teilnehmen, die ei-
en Migrantenhintergrund haben, als auch diejenigen,
ie in diesen Stadtvierteln einheimisch sind. Ich möchte
n dieser Stelle noch einmal sehr deutlich unterstreichen,
ass dieses Engagement einen enormen Stellenwert hat,
enn es darum geht, Fliehkräfte in dieser Gesellschaft

u binden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es gibt ein Missverständnis, von dem ich weiß, dass
ie Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, sehr sensibel
arauf reagieren: Sie reagieren sehr sensibel, wenn wir
en Eindruck vermitteln, dass wir beim Hauptamt spa-
en und das Ehrenamt auf Umwegen an seine Stelle
etzen wollen. Ich möchte betonen, dass das bürger-
chaftliche Engagement nicht der preiswerte soziale Re-
araturbetrieb für das ist, was wir seitens der Politik und
es Staates nicht hinkriegen; das kann nicht sein.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Eine vitale Bürgergesellschaft ist für mich immer
auch Ausdruck von Freiheit und einer vom Staat unab-
hängigen Solidarität. Die staatlich organisierte Solidari-
tät muss hinzutreten. Neben einer vitalen Bürgergesell-
schaft muss es einen handlungsfähigen Staat geben.
Beides ergänzt sich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610911000

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Wissing von der FDP?


(Franz Thönnes [SPD]: Dass der das nicht verstanden hat, ist klar! – Heiterkeit bei der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610911100

Bitte sehr.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610911200

Bitte.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1610911300

Herr Minister, was Sie über das Ehrenamt gesagt ha-

ben, ist – das haben Sie sicherlich am Applaus gemerkt –
Konsens in diesem Haus. Ich will eine Frage zum Ge-
setzentwurf stellen. Sie haben ursprünglich vorgehabt,
dass 300 Euro von der Steuerschuld abgezogen werden
können, wenn man im Jahr eine bestimmte Anzahl von
Arbeitsstunden ehrenamtlich leistet. Dieser Vorschlag ist
im Gesetzentwurf gestrichen worden. Halten Sie das für
eine Verbesserung des Gesetzentwurfs oder für eine Ver-
schlechterung?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610911400

Herr Wissing, wie Sie erstens wissen, geht diese

Streichung nicht zulasten des Gesamtvolumens des Pa-
kets. Zweitens wissen Sie aus meinen vorherigen Einlas-
sungen, dass diese 300 Euro auf den mildtätigen Bereich
zentriert waren; schlicht und einfach, weil eine Auswei-
tung auf andere Bereiche – Kultur, Sport und was sonst
noch – ins Uferlose geführt hätte. Sie wissen, dass das
mit Einnahmeverlusten in einer Größenordnung von
1,1 Milliarden Euro verbunden gewesen wäre. Das ist
Ihnen bekannt.

Insofern konnte ich die Auffassung der Koalitions-
fraktionen im Rahmen der Debatte darüber nachvollzie-
hen. Es wurde gesagt: Wenn Steinbrück das aus nach-
vollziehbaren finanziellen Gründen, weil das nicht
ausufern darf, auf den mildtätigen Bereich beschränkt,
kommt eine Unwucht hinein, der Vorwurf einer Un-
gleichbehandlung. Vor dem Hintergrund der Tatsache,
dass wir Ungleichbehandlungen vermeiden wollen,
streichen wir diesen Punkt, erhöhen aber zum Beispiel
den Freibetrag von 420 Euro auf 500 Euro, was Gegen-
stand des verbesserten, des im parlamentarischen Ver-
fahren überarbeiteten Gesetzentwurfs ist. Daran kann ich
nichts Nachteiliges erkennen. Die Formulierung, dass
ich daran gescheitert sei, scheint mir eine, wenn nicht
zwei Oktaven zu hoch zu sein.

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(C (D Aus Zeitgründen kann ich nicht auf alle Punkte eingeen. Ich will aber daran erinnern, dass die Novelle des tiftungsrechts im Jahr 2000 wichtig war. Die Anerkenung dafür ist groß. Das hat zu einer solchen Vielzahl on Stiftungsgründungen geführt, wie wir sie uns nie ätten vorstellen können. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


as ist mir bei den Verbandstagen, die ich besucht habe,
ewusst geworden. Ich will meine Ausführungen dazu
icht wiederholen.

Wir haben den Höchstbetrag für die Ausstattung von
tiftungen von 370 000 Euro erhöht, und zwar nicht nur
uf 750 000 Euro, sondern auf 1 Million Euro. Man
ann immer sagen, man hätte gerne noch mehr. Dazu
ache ich immer den Witz mit der Mütze, Herr Wissing.
atürlich kann man sagen, 1,5 Millionen wären besser.
as würde aber zu einem Überbietungswettbewerb füh-

en: Der Nächste würde 2 Millionen und der Über-
ächste 3 Millionen fordern. Diejenigen, die ich gespro-
hen habe, sind mit 1 Million sehr zufrieden.

An einem Brief, den ich vom Gelsenkirchener Ober-
ürgermeister Frank Baranowski bekommen habe, sieht
an, wie das ankommt. Er traf einen Stifter, der ihm ge-

agt hat: Ich habe davon gehört, dass Sie die Grenze von
70 000 Euro nicht nur auf 750 000 Euro, sondern auf
Million Euro erhöht haben. So spare ich ja Steuern.
ie eingesparten Steuern lege ich obendrauf.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Respekt!)


Dieses Beispiel von dem Stifter, der mir namentlich
icht bekannt ist, den ich an dieser Stelle aber als na-
enlosen Stifter würdigen möchte, soll der Abschluss
einer heutigen Rede sein. Wenn dieses Gesetzespaket

in solches Verhalten auslöst, wenn das für die Men-
chen ein Anlass ist, noch mehr zu tun,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Dann haben wir unser Ziel erreicht!)


ann hat der Deutsche Bundestag auf Initiative der Bun-
esregierung – sie ist, wenn ich das so sagen darf, ein
enig vorgeprescht – etwas Richtiges und Gutes für das
hrenamt und das Stiftungswesen in Deutschland in
ang gebracht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610911500

Als nächster Redner hat Kollege Christian von

tetten, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1610911600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-

tatten Sie mir als letztem Redner der CDU/CSU-Bun-
estagsfraktion die Bemerkung, dass ich im Finanzaus-
chuss schon lange keine Gesetzesberatung mehr erlebt






(A) )



(B) )


Christian Freiherr von Stetten
habe, die von so viel Zielorientiertheit, Offenheit und
auch Respekt gegenüber den anderen Fraktionen geprägt
war wie die zum Thema Ehrenamt, das uns allen, glaube
ich, ein großes Anliegen ist. Das ist ein gutes Zeichen.
Denn wir zeigen dem Bürger damit, dass wir es ernst
meinen und nicht nur in Sonntagsansprachen darüber re-
den. Wir zeigen, dass wir parteiübergreifend ein gemein-
sames Ziel haben. Wir unterstützen gemeinsam mit un-
serer generellen Arbeit im Bundestag und insbesondere
mit diesem Gesetzentwurf die ehrenamtlich Tätigen, die
Vereine, die mildtätigen Organisationen und die vielfäl-
tigen Stiftungen in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Finanzminister Steinbrück, Sie haben die ent-
sprechenden Passagen aus unserem Koalitionsvertrag in
einen Entwurf eines Gesetzes zur weiteren Stärkung des
bürgerschaftlichen Engagements umgesetzt und in den
Bundestag eingebracht. Wir, das Parlament, haben – ge-
statten Sie mir diese Bemerkung – Ihren Gesetzentwurf
etwas verbessert und im Finanzausschuss, zum Teil mit
Zustimmung der Oppositionsfraktionen, mit Änderungs-
anträgen eindrucksvoll verabschiedet.

Der Staat verzichtet durch diese Gesetzesänderungen
– das ist mehrfach betont worden – auf jährliche Steuer-
einnahmen in Höhe von insgesamt fast einer halben Mil-
liarde Euro. Aber wir sind uns, glaube ich, alle einig,
dass dieses Geld gut angelegt ist. Die kulturelle und so-
ziale Bedeutung der Vereine ist in den letzten Jahren
noch einmal stark gestiegen. Wer sich in unseren funk-
tionierenden Vereinen aufhält, spürt eine Art Wärme,
zum Teil fast schon familiäre Atmosphäre. Vereine sind
in vielen Fällen schon fast eine Art Familienersatz ge-
worden und leisten insbesondere zur Integration der aus-
ländischen Jugendlichen in unserem Land einen enor-
men Beitrag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist besonders hervorzuheben, dass die Übungslei-
ter in unseren Sportvereinen schon längst mehr sind als
nur durchtrainierte Vorturner für die Kinder. Sie küm-
mern sich immer mehr um die persönlichen Probleme
der ihnen anvertrauten Jugendlichen. Viele Kinder erfah-
ren im Verein erstmals die Wichtigkeit von Pünktlich-
keit, Fairness und auch Kameradschaft untereinander.
Jeden Euro, den wir in die Unterstützung der Übungslei-
ter und der Ehrenamtlichen stecken, bekommt unsere
Gesellschaft doppelt zurück.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Da die einzelnen Gesetzesänderungen schon ausführ-
lich erläutert wurden, möchte ich auf Kollegin
Haßelmann eingehen. Sie beklagen, dass Sie etwas mehr
Zeit gebraucht hätten, um zusätzliche Fortschritte beim
Bürokratieabbau und in Haftungsregelungen zu erzielen.
Daher sind Sie alle eingeladen, nachdem wir heute die
steuerlichen Verbesserungen verabschiedet haben, ge-

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(C (D einsam mit uns an dem Thema weiterzuarbeiten, um ie Bürokratieund Haftungsfragen zügig zu klären nd sobald wie möglich im Parlament einen entsprehenden Gesetzentwurf gemeinsam zu verabschieden. ei der Anhörung ist ein großes Interesse zum Tragen ekommen, dies zügig zu machen. Ich denke, es ist wichtig, dass wir heute dieses steueriche Etappenziel erreicht haben. Der Bürger braucht in teuerfragen Rechtsanwälte und Rechtsbeistände. Die ereine brauchen in steuerlichen Fragen Rechtssichereit; das ist ganz wichtig. Dieses Gesetz soll die Bürger nd die Betroffenen sofort entlasten. Deswegen wollen ir das Gesetz rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres n Kraft treten lassen, und deswegen ist es wichtig, dass ir den Gesetzentwurf heute mit einer möglichst breiten ehrheit im Bundestag verabschieden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Finanzminister hat es angesprochen: Heute ist ein
uter Tag für das Ehrenamt. Auch die Verbesserungen
ei den Spendenabzugsmöglichkeiten und die Erhö-
ung des steuerlich begünstigten Vermögensstocks bei
en Stiftungen auf 1 Million Euro werden nach meiner
esten Überzeugung einen neuen Stiftungsboom in
eutschland auslösen. Wir sind – das ist europaweit be-
annt – schon das Land der Ehrenamtlichen. Jetzt wer-
en wir auch zum Land der Stifter und der Stiftungen.
as ist ein guter Tag für die ehrenamtlich Engagierten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610911700

Ich erteile das Wort Kollegen Michael Bürsch, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1610911800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

erehrte Vertreter von gemeinnützigen Verbänden! Aus-
rücklich begrüße ich Hans-Peter Kröger, den Präsiden-
en des Deutschen Feuerwehrverbandes, stellvertretend
ür die 23 Millionen Menschen, für die wir heute etwas
eschließen. Wir Engagementpolitiker lieben es kurz,
ompakt und konkret. Deshalb habe ich um ein einminü-
iges Schlusswort zu dieser Debatte gebeten.

Mein Schlusswort lautet folgendermaßen: Als Vorsit-
ender der Enquete-Kommission, die ich bis 2002 gelei-
et habe, ist mir noch gewärtig, was wir damals mit unse-
en 200 Empfehlungen im Auge hatten. Im Grunde
aren es drei Bereiche: erstens den Schutz der Engagier-

en – hier haben wir in der letzten Legislaturperiode mit
er Unfallversicherung einen großen Schritt gemacht –,
weitens den Nachteilsausgleich und drittens die allge-
eine Förderung und Ermöglichung des Engagements.
as, was wir heute beschließen, ist ein enormer Schritt






(A) )



(B)


Dr. Michael Bürsch
in Sachen Nachteilsausgleich – das sage ich aus der
Sicht des Unterausschusses und der früheren Enquete-
Kommission – und gleichzeitig auch ein Schritt zur Er-
möglichung und Förderung des Engagements.

Mein Fazit lautet: Das ist ein gutes Werkstück. Es
bringt uns voran. Insofern sage ich auch im Namen des
Unterausschusses allen Beteiligten Dank. Es ist mit viel
Leidenschaft gerungen worden. Dieser Minister nimmt
nicht nur, sondern er gibt auch; das ist gewöhnlich nicht
so.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es wurden nicht alle Wünsche erfüllt. Daher bleibt auf
dem Gebiet des bürgerschaftlichen Engagements noch
viel zu tun. Insbesondere die Vertreter des Engagements
bitte ich, nach dem alten IKEA-Grundsatz zu handeln:
Entdecke die Möglichkeiten! In diesem Paket sind viele
Maßnahmen enthalten, die ihnen nutzen können.

Ich fasse zusammen. Gesetz: gut. Minister: sehr gut.
Bürgerengagement: Hier bleiben wir dran. Viel Glück!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte noch ein kurzes Nachwort sagen: Viele er-
warten immer wieder Sternstunden des Parlaments.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Ja! Heute ist eine!)


Ich plädiere dafür: Es darf auch einmal nur eine Minute
sein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610911900

Lieber Kollege Bürsch, ich will Sie nicht enttäuschen,

aber es waren zweieinhalb Minuten.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Na ja! Dann war es eine Sternstunde in zweieinhalb Minuten!)


So schnell vergeht eine Minute.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Dann nehme ich das Wort von der einen Minute zurück!)


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
weiteren Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements.
Der Finanzausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/5926, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/5200 in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzentwurf ist damit
in zweiter Beratung mit den Stimmen von CDU/CSU

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(C (D nd SPD bei Enthaltung der drei Oppositionsfraktionen ngenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist mit den gleichen Mehrheitsverhältnissen wie zuor in dritter Lesung angenommen. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlieungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 16/5981. Wer stimmt für diesen Entschlieungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen von DU/CSU und SPD bei Enthaltung von FDP und Linksartei und Zustimmung der Fraktion Bündnis 90/Die rünen abgelehnt. Tagesordnungspunkt 28 b. Wir setzen die Abstimungen über die Beschlussempfehlungen des Finanz usschusses fort. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5926 ie Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf rucksache 16/5410 mit dem Titel „Mehr Freiheit waen – Zivilgesellschaft stärken“. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen von CDU/CSU, SPD und Linkspartei bei Enthal ung von Bündnis 90/Die Grünen und Neinstimmen der DP-Fraktion angenommen. Unter Nr. 3 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des ntrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/5245 it dem Titel „Stärkung des bürgerschaftlichen Engageents“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss mpfehlung ist mit den Stimmen des Hauses gegen die timmen der Fraktion Die Linke angenommen. Ich rufe den Zusatzpunkt 15 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung dem Antrag der Abgeordneten Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Kerstin Andreae, Hüseyin-Kenan Aydin und weiterer Abgeordneter Ergänzung des Untersuchungsauftrages des 1. Untersuchungsausschusses – Drucksachen 16/5751, 16/6007 – Berichterstattung: Abgeordnete Thomas Strobl Christine Lambrecht Jörg van Essen Dr. Dagmar Enkelmann Volker Beck Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kommen amit gleich zur Abstimmung. Der Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Gechäftsordnung empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung )







(A) )



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Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
auf Drucksache 16/6007, den genannten Antrag auf
Drucksache 16/5751 in der Ausschussfassung anzuneh-
men. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der drei Oppositionsfraktio-
nen bei Enthaltung der Koalitionsfraktionen angenom-
men.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a bis 29 c auf:

a) Beratung des Antrages der Abgeordneten
Michael Stübgen, Ulrich Adam, Peter Albach,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU sowie der Abgeordneten Kurt
Bodewig, Franz Thönnes, Dr. Lale Akgün, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Ostseekooperation weiter stärken und Chan-
cen nutzen

– Drucksache 16/5910 –

b) Beratung des Antrages der Abgeordneten Klaus
Brähmig, Jürgen Klimke, Dr. Hans-Peter
Friedrich (Hof), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Annette Faße, Gabriele Hiller-Ohm, Niels Annen,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Die Tourismusregion Ostsee voranbringen

– Drucksache 16/5906 –

c) Beratung des Antrages der Abgeordneten
Dr. Christel Happach-Kasan, Christian Ahrendt,
Hans-Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der FDP

Zukunftschancen des Ostseeraums – Wirt-
schaft, Ökologie, Kultur und Tourismus

– Drucksache 16/5251 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Damit eröffne ich die Aussprache und erteile dem
Parlamentarischen Staatssekretär Franz Thönnes das
Wort.


(Beifall bei der SPD)


F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1610912000


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und
Kollegen! Es ist gut, dass wir nach langer Zeit im Deut-
schen Bundestag wieder über Ostseepolitik debattieren.
Berlin hat eigentlich schon immer einen Blick zur Ostsee
gehabt, wie uns das Kurt Tucholsky in einem kleinen
Vers seines Gedichtes „Das Ideal“ beschrieb:

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(C (D Ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino, da hast dus nicht weit. Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit … Ende August findet die 16. Ostseeparlamentarieronferenz hier in Berlin statt. Erstmalig ist damit die undesrepublik Deutschland, der Deutsche Bundestag astgeber. Als derzeitiger Vorsitzender des Ständigen usschusses der Konferenz freue ich mich, dass wir, as die Präsenz von Ministern bei dieser Tagung angeht, icht unbescheiden sein müssen: Die Wertschätzung ird deutlich durch den lettischen Außenminister, Artis abriks, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Bunesarbeitsund -sozialminister Franz Müntefering und mweltminister Sigmar Gabriel. In den letzten 20 Jahren hatten wir einen beispiellosen rozess des friedlichen Zusammenwachsens der Länder n der Ostsee, nicht zuletzt dadurch, dass es eine intenive Kooperation gibt. Der Veränderungsprozess, der tattgefunden hat, mündete in der EU-Osterweiterung im ai 2004. In den 1970er-Jahren waren gerade einmal Prozent der Küsten des Ostseeraums EWG-Gelände. eute sind 95 Prozent der Küsten EU-Gebiet. Die Ost ee ist damit zu einem EU-Binnenmeer geworden, zu eiem Meer, das verbindet und nicht mehr trennt. Die Osteeregion gehört heute zu den am stärksten entwickelten nd integrierten Regionen Europas. Das gut funktionieende Netzwerk von vielen Akteuren war bei der Interation der neuen EU-Mitgliedstaaten von zentraler Beeutung. Nun sind Russland, Norwegen und Island die inzigen Nicht-EU-Mitgliedstaaten im Ostseerat. Alle Ostseeanrainer haben inzwischen eine gute Posiion im Wettbewerb der europäischen Regionen. Ob im anking der weltweit wettbewerbsfähigsten Länder oder eim überdurchschnittlichen Wachstum innerhalb der U, bei den Innovationen oder beim Vergleich der Leis ungsfähigkeit in der Informationsgesellschaft, man finet stets nordische Länder, die baltischen Staaten und erreulicherweise im Hinblick auf die Innovationen auch eutschland auf den vorderen Plätzen. Der Wettbewerb in Europa und die Herausforderunen in der Ostseeregion nehmen zu. Die Menge der ransportgüter steigt. Abwässer und Schadstoffe verchmutzen die Ostsee zunehmend. Sie wieder zu reinien und umfassend zu schützen, wird lebenswichtig für lle Ostseeanrainer sein. Ab 2011 haben wir volle Areitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU. Bereits heute aben Zehntausende Grenzgänger in den wachsenden renzüberschreitenden Arbeitsmärkten eine Beschäftiung. Die Zusammenarbeit im Ostseeraum unter energieolitischen Gesichtspunkten, Arbeitsmärkte und soziale ohlfahrt sowie die integrierte Meerespolitik stehen auf er Tagesordnung der 16. Ostseeparlamentarierkonerenz. Der Antrag der Koalitionsfraktionen stützt die olitik der Bundesregierung in der Ostseeregion. Er for Parl. Staatssekretär Franz Thönnes dert aber ebenso neue Schwerpunktsetzungen. Er ist damit auch eine Leitorientierung für die Delegation des Deutschen Bundestags in der Ostseeparlamentarierkonferenz. Ich möchte einige Punkte im Einzelnen erläutern. Wir brauchen eine integrierte und nachhaltige Meerespolitik. Maritime Wirtschaft, Seeverkehr, Küstenschutz, Offshore-Energie, Fischerei und Meeresumwelt müssen als Einheit gesehen werden. Wir brauchen faire Wettbewerbsbedingungen in der Seeverkehrsund Hafenwirtschaft und im Schiffbau. Gerade da gibt es Chancen für ein Wachstum der maritimen Wirtschaft und neue Beschäftigung. Die Prüfung einer „Task Force Meerespolitik“ beim Ostseerat gehört dazu. Die Ostsee ist ein sensibles und gefährdetes Meer. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Sicherheit der Seeschifffahrt. Deshalb fordern wir die Prüfung einer Lotsenpflicht für Öltanker und andere Schiffe mit gefährlicher Ladung. Für enge Schiffspassagen wie Kadetrinne und Öresund ist eine allgemeine Lotsenpflicht zu prüfen. Unkalkulierbare Risiken können und dürfen wir uns diesbezüglich nicht leisten. Gerade unter ökologischen Gesichtspunkten erwarten wir die Unterstützung aller Bemühungen zur Vermeidung und Reduzierung von Schiffsemissionen sowie die Realisierung der Landstromversorgung in den Häfen. Lebenswichtig für die Ostsee ist die Bekämpfung der Eutrophierung. Ebenso brauchen wir eine nachhaltige Fischwirtschaft und die Bekämpfung illegaler Fischerei. Der Ostsee darf nicht die Luft zum Atmen genommen werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Erfolgreiche Ostseepolitik ist nur mit Russland mög-
lich. Dies ist insbesondere für die Politik der nördlichen
Dimension von zentraler Bedeutung. Ostseepolitik ist
diesbezüglich ganz konkret praktizierte Entspannungs-
und Sicherheitspolitik.

Über Infrastrukturvorhaben in und auf der Ostsee
hat unter allen Ostseeanrainern eine gegenseitige Infor-
mation hinsichtlich möglicher ökonomischer, ökologi-
scher und sozialer Folgen zu geschehen. Wenn Umwelt-
verträglichkeitsprüfungen im Rahmen internationaler
Verpflichtungen hinzukommen, schafft das Vertrauen
und Akzeptanz.

Wir fordern die Bundesregierung zudem auf, die
Weiterführung des transeuropäischen Netzes über die
deutschen Ostseehäfen hinaus nach Skandinavien zu un-
terstützen, um eine effiziente Verbindung von Meer zu
Meer – also auch vom Mittelmeer zur Ostsee – zu ge-
währleisten und damit die deutschen Seehafenhinter-
landanbindungen zu fördern. Wir unterstützen ausdrück-
lich die gute Vereinbarung, die zur Fehmarnbeltquerung
getroffen wurde. Auch sie ist ein Projekt, das in dieses
Netz hineingehört, die Länder enger zusammenbringen
wird und in Zukunft als internationales PPP-Referenz-
vorhaben zu verfolgen ist.

Es sind die „Motorways of the Sea“ als umwelt-
freundliche Kurzstreckenverkehre in der Ostsee zu för-

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(C (D ern, damit zur notwendigen Entlastung der überfüllten traßen beigetragen und die Höhe des Schadstoffausstoes aller Verkehrsträger verringert wird. Grenzüberschreitende Arbeitsmärkte müssen Thema m Ostseerat werden. Wir brauchen bei der Mobilitätsörderung an stark frequentierten Grenzübergängen nformationszentren wie beispielhaft in der Region onderjylland/Schleswig, die dazu beitragen, dass die eschäftigten in steuerund sozialrechtlichen Fragen usführliche Beratung erhalten. Die Ostseeregion geinnt in dem Maße an wirtschaftlicher Kraft, wie sie den ort arbeitenden Menschen soziale Sicherheit gibt. Gute Zukunftsverbindungen sind gute Kontakte juner Menschen untereinander. Gerade deshalb fordern ir, die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung der en Jugendaustausch fördernden Ostseejugendstiftung n Kiel zu prüfen und bei anderen für eine Förderung zu erben. Die Investition in die Jugend dieser Region ist ie beste Zukunftsinvestition in diese Region. Dazu gehört auch, dass der Bildungsbereich eine entrale Rolle spielen muss. Das gilt für den Studentenustausch, für den Aufbau virtueller Forschungsund issenschaftsverbünde in der Ostseeregion und auch für ie Universitäten, die Netzwerke aufbauen und Exzelenzzentren entwickeln müssen, die international wettbeerbsfähig sind. Hier gilt das Gleiche. Durch die Bilungsinvestitionen wird eine gute Zukunft gesichert. Eine sichere und saubere Ostsee, eine ökonomisch tarke und innovative Ostseeregion, stabile Gesellschafen mit sozialer Verantwortung, ein zukunftsträchtiges nd nachhaltiges Netzwerk – das sind die Maximen für ine erfolgreiche Entwicklungsstrategie. In diesem inne werden auch die Ostseeparlamentarier im August hren Beitrag hier in diesem Hause leisten. Die Stärkung der Ostseekooperation ist ein guter euchtturm, eine gute Orientierung. Achten wir jetzt uch auf die Fahrrinnenmarkierungen in der Seeschiffahrt, dann dürfte auch im politischen Geschehen eine ute Ostseepolitik immer eine Handbreit Wasser unter em Kiel haben und am Ende auch erfolgreich sein. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Nun hat Kollegin Christel Happach-Kasan, FDP raktion, das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ieber Kollege Thönnes, das mit der Handbreit Wasser nter dem Kiel ist bei der Ostsee bekanntlich nicht so ehr das Problem. Das bekommt man dort immer hin. ielen Dank aber für die nette Einleitung mit Kurt ucholsky. Dr. Christel Happach-Kasan Ich freue mich, dass wir heute, an diesem Freitag, nach 13 Uhr eine solche Debatte über die Ostsee, über dieses nordeuropäische Meer, führen können, einem Meer, bei dem das geschieht, was Willy Brandt gesagt hat: Es wächst zusammen, was zusammengehört. Dies ist ein wundervoller Einstieg in die Sommerpause, und ich lade Sie alle sehr herzlich ein, wenn Sie noch keine Sommerpläne haben: Die Ostsee und die Strände der Ostsee in Schleswig-Holstein und auch in Mecklenburg-Vorpommern sind hervorragend geeignet, dort einen Sommerurlaub zu verbringen. Denen, die noch kein Quartier haben, darf ich versichern, dass auch im Hinterland genügend Raum zur Verfügung steht. Zur Zeit der Hanse war die Ostsee eine blühende Region in Europa. Olaus Magnus, der schwedische Kartograph, hat 1529 auf einer Karte einmal dargestellt, welche Qualitäten und Werte sich in diesem Ostseeraum befinden. Er wollte damit den Papst animieren, die katholische Kirche dort zu stärken. Das ist ihm bekanntlich nicht gelungen. Wir haben aber ein wunderschönes Kartenwerk. Lübisches Recht galt in den norddeutschen und nordeuropäischen Städten – nicht nur in Lübeck, Riga, Tallinn und Nowgorod – und hat das Rechtswesen im norddeutschen Raum entscheidend geprägt. Die Schönheit der Städte, die heute Ziele touristischer Exkursionen bzw. Reisen sind, zeugt vom Reichtum der vergangenen Jahrhunderte. Und dies ist gut. Wir erinnern uns alle an die grausame Zeit des Kalten Krieges. Wir erinnern uns aber auch daran, dass die Politik von Michail Gorbatschow diesen beendet hat. Wir erinnern uns auch daran, dass Hans-Dietrich Genscher der erste Politiker im westlichen Raum gewesen ist, der erkannt hat, welche Chancen die Politik Michail Gorbatschows gebracht hat. Die Singende Revolution in den baltischen Ländern war eine machtvolle Demonstration für die Freiheit und hat dazu beigetragen, dass dieser Raum jetzt das ist, was er ist, nämlich ein gemeinsamer, zusammengefügter Wirtschaftsraum. Die Ostseeparlamentarierkonferenz, die diesmal in Berlin tagen wird, tagt seit 1991. Der Ostseerat wurde 1992 von Hans-Dietrich Genscher und Uffe EllemannJensen gegründet. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir legen Ihnen einen umfangreichen Antrag vor, in dem wir unsere Vorstellungen zur Entwicklung des Ostseeraumes in Deutschland in den verschiedenen Bereichen der Umweltpolitik, der Schiffssicherheit, der Wirtschaftspolitik und auch der Kulturpolitik aus deutscher Sicht darstellen. Wir müssen erkennen, dass die Ostsee ein sehr junges und sensibles Meer ist. Diese Ostsee braucht Schutz. Sie ist gerade einmal 5 000 Jahre alt und damit den Kinderschuhen letztlich noch lange nicht entwachsen. Sie braucht unsere besondere Fürsorge. W O a b u s F m d g l g d E g D s a L w d s I i A z i C u B s S h s (C (D eil sie nur 5 000 Jahre alt ist, gibt es keinen einzigen rganismus, der speziell an die Situation in der Ostsee ngepasst ist. Deswegen ist die Ostsee ein solch sensiles Meer, und wir müssen besonders sorgfältig mit ihr mgehen. Bei der Diskussion über den Meeresschutz haben wir chon einiges zu diesem Thema gehört. Den illegalen ischfang wollen wir gemeinsam einschränken. Wir üssen ihn massiv bekämpfen; denn es kann nicht sein, ass Fischer, die legal Fischfang betreiben, durch illeale Fischer benachteiligt werden. Bei aller guten Zusammenarbeit im Rahmen der Deegation der Ostseeparlamentarierkonferenz bin ich leichwohl enttäuscht über den Antrag, den die SPD und ie CDU/CSU vorgelegt haben, Herr Kollege Thönnes. r könnte aus meiner Sicht allenfalls als Entwurf durchehen. Es ist garantiert kein Antrag, hinter den sich die elegation der Ostseeparlamentarier auf der Konferenz tellen kann. Er enthält zu viele Ungereimtheiten und ist bsolut unausgegoren. Es wird nicht klar, warum der achs erwähnt wird, aber der Schweinswal nicht. Wir issen auch nicht, was ihr hinsichtlich der Förderung er Nutzung der Wasserenergie vorhabt. Deswegen müsen wir diesen Antrag ablehnen. Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen. Ich komme zum Schluss. Wir verstehen auch nicht, warum die Ablehnung der ndustriefischerei, die sonst Standard ist, ebenfalls nicht m Antrag enthalten ist. Insofern können wir mit diesem ntrag nicht leben. Gleichwohl sind wir der Meinung, dass der Antrag um Tourismus in der Ostseeregion ausgesprochen gut st. Diesem Antrag werden wir zustimmen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort Kollegin Veronika Bellmann, DU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen nd Herren! Lieber Herr Staatssekretär, nicht nur die erliner haben eine sinnliche Beziehung zur Ostsee, ondern das ist auch von den Sachsen bekannt. Der achse liebt das Reisen sehr, sagte man. An der Ostsee ieß es in der Sommerzeit immer „SOS“: Sachse, Ostee, Sommer. (Lachen bei der LINKEN – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sommer ohne Sachsen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610912100

(Beifall bei der FDP)

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1610912200




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(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610912300
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1610912400

(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610912500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1610912600






(A) )



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Veronika Bellmann
Das war immer eine gute Verbindung und ist es Gott sei
Dank auch heute wieder. Es ist zu begrüßen, dass die
Deutschen wieder ihr eigenes Land als Urlaubsland ent-
decken.

Die Ostsee als Meer ohne Grenzen: Das ist eine
schöne Bezeichnung für etwas, das mehr verbindet als
trennt. Es ist aber auch ein schönes Wortbild für eine Re-
gion, in der gute nachbarschaftliche Beziehungen herr-
schen. Denn was das Baltikum betrifft, hat sich die
Situation insbesondere nach der EU-Osterweiterung in
den letzten Jahren geändert, wohlgemerkt: zum Guten.
Weil aber nichts so gut ist, dass es nicht noch verbessert
werden könnte, haben wir einen sehr umfangreichen An-
trag vorgelegt.

Der Antrag „Ostseekooperation weiter stärken und
Chancen nutzen“ trägt mit seinen 26 Punkten der geän-
derten Situation nach der EU-Osterweiterung im Ostsee-
raum Rechnung. Die inhaltlichen Punkte hat Herr Staats-
sekretär Thönnes bereits ausführlich erläutert. Ich
möchte darüber hinaus auf den Rahmen der Kooperation
eingehen.

Die Ostseeregion gehört zu den am stärksten entwi-
ckelten und integrierten transnationalen Regionen Euro-
pas. Das Netzwerk der Zusammenarbeit ist beispiel-
haft und einmalig in Europa. Die Integration der neuen
Mitgliedstaaten ist hierdurch erheblich gefördert und be-
fördert worden. Denn mit der EU-Osterweiterung 2004
hat sich das Kooperationsfeld erheblich verändert. Russ-
land, Norwegen und Island sind nunmehr die einzigen
Nicht-EU-Staaten im Ostseerat. Der Ostseerat, der im-
merhin auf Initiative Deutschlands und Dänemarks ge-
gründet worden ist und dem mittlerweile die gesamte EU
angehört, gibt Ostseeanrainern die Möglichkeit der Ko-
operation auf kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet.
Er ist Impulsgeber und Projektbegleiter für Politik der
sogenannten nördlichen Dimension und bietet damit den
politischen Rahmen für die Zusammenarbeit der EU mit
ihren nördlichen Nachbarn.

Der Antrag der Koalitionsfraktionen soll das Ziel be-
kräftigen, die Ostseekooperation weiter zu stärken und
die darin liegenden ökonomischen und politischen Chan-
cen der Zusammenarbeit zu fördern. Auch hierbei kön-
nen wir die Dynamik aus der deutschen Ratspräsident-
schaft nach dem Motto „Deutschland bewegt Europa“
durchaus nutzen. Das gilt auch für den Ostseerat mit den
Treffen der Regierungschefs, der Außenminister und der
Fachminister auf Regierungsebene und auch für die
1991 ins Leben gerufene Ostseeparlamentarierkonferenz
als Zusammenschluss von elf nationalen Parlamenten,
der Baltischen Versammlung, dem Nordischen Rat und
dem Europäischen Parlament.

Aber zunächst richten sich unsere Forderungen an die
Bundesregierung, die wir mit dem vorliegenden Antrag
auffordern, im Ostseerat darauf hinzuwirken, dass er
nicht nur zielstrebig als aktive Koordinierungsebene der
Zusammenarbeit fungiert, sondern sich insbesondere
dem Schutz der Ökosysteme der Ostseeregion ver-
pflichtet sieht.

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(C (D Die Ostsee gilt noch als sauberstes und sicherstes innenmeer Europas. Das muss sie auch bleiben. Das eht aber nicht im Alleingang, sondern bedarf koordiierter Anstrengungen bei der Vermeidung von Havarien nd Schiffsunfällen, dem Schutz der Fischbestände und mweltfreundlicher Energiepolitik. Insofern sind die iele der Lissabonstrategie der EU mit denen der sozia en Gerechtigkeit und der Umwelt zu verbinden. Wir üssen aber auch die Umweltstandards beim Ausbau er transeuropäischen Netze beachten. Damit bin ich bei einem Thema, das mich immer sehr ewegt. Das ist die Verkehrsinfrastruktur. Zu einem ouristischen Ziel oder zu einem Lieferort kommt man ur über eine funktionierende Infrastruktur. Die Hafenufahrten sind ebenso wichtig wie die landseitigen Hinerlandverbindungen. Aber auch eine Verbindung von eer zu Meer, also von der Ostsee zum Mittelmeer, alte ich für wichtig. Die bereits angesprochene Verbinung von Meer zu Meer halte ich als ostdeutsche Abeordnete gerade deshalb für besonders wichtig und mpfehlenswert, weil mit dem TEN-Projekt 22 bereits ine elektrifizierte Schienenverbindung ab Prag bzw. eientlich ab Dresden geplant, im Bau bzw. teilweise chon fertiggestellt ist. Diese sollte im Hinblick auf eine eer-zu-Meer-Verbindung ab Prag über Dresden, Berlin is nach Rostock als wichtigster ostdeutscher Ostseeafen weitergeführt werden. ie derzeit vorgesehene Südostausrichtung des TENrojektes 22 von Prag über Budapest nach Athen und ofia könnte durch eine weitere Verzweigung zur Adria ls Mittelmeerarm erweitert werden. Ich halte deshalb die Weiterentwicklung der Ostseeooperation in Bezug auf Wirtschaftswachstum und ettbewerbsfähigkeit für unabdingbar. Zukunftsträchtig nd nachhaltig muss dieses Netzwerk sein. Genau das ordern wir in unserem Koalitionsantrag: die Ostsee als eer ohne Grenzen. Insofern sollten noch vorhandene renzen der Zusammenarbeit überwunden werden. Ich in überzeugt, dass unser Antrag dazu beitragen kann. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610912700

Das Wort hat nun Kollege Dietmar Bartsch, Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610912800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau

ellmann, lassen Sie mich zuerst eine Korrektur vorneh-
en. Bei uns in Vorpommern hieß „SOS“ etwas anderes,

ämlich „Sommer ohne Sachsen“. Das war damals ein
rstrebenswertes Ziel. Aber das ist heute nicht mehr der
all. Nun ist es ganz anders.






(A) )



(B) )


Dr. Dietmar Bartsch

(Beifall bei der LINKEN – Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Seien Sie froh! Sonst könnten Sie finanziell gar nicht existieren!)


Ich will zu Beginn auf den FDP-Antrag zu sprechen
kommen, mit dem die Liberalen den Finger in die
Wunde legen. Dort wird festgestellt, dass es ein weiteres
West-Ost-Gefälle gibt, und zwar zum Nachteil des Os-
tens. Es geht um den Salzgehalt der Ostsee. Dieser wird
gen Osten zunehmend niedriger. Aber wie so oft in der
Politik wird aus dieser Feststellung keine Schlussfolge-
rung gezogen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ganz sachlich ist zunächst festzustellen: Der Antrag
der FDP, aber auch der der Großen Koalition enthält
viele unterstützenswerte Vorschläge. Ich nenne als
Stichworte: mehr Sicherheit auf den Seewegen, die Be-
kämpfung des illegalen Dorschfangs und die Verbesse-
rung des Walfangs. Die Qualitätsoffensive für den Tou-
rismusstandort Ostseeküste ist ebenfalls vernünftig
genauso wie die Zurückdrängung der Meeresverschmut-
zung durch Emissionen des Schiffsverkehrs. Weiterhin
stelle ich fest, dass Sie die Forderung unseres damaligen
Umweltministers Wolfgang Methling nach einer Lotsen-
annahmepflicht in der Kadetrinne – dafür wurde er 2001
auf Bundesebene noch sehr gerügt – nach dem Tanker-
unglück der „Baltic Carrier“ aufgegriffen haben, ge-
nauso wie seine Forderung, die sogenannten Einhül-
lentanker auszumustern. Das finde ich sehr gut. Sie
haben den Ratschlag „Von der Linken lernen heißt sie-
gen lernen“ beherzigt. Ich kann nur sagen: Weiter so!


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD)


– Die Sowjetunion war früher; das ist nun anders. Des-
halb habe ich das korrigiert.

Beim Lesen des FDP-Antrags entsteht bisweilen der
Eindruck, als ob Sie bis zum Schluss nicht ganz sicher
waren, ob es nicht doch ein gigantisches Verkehrswege-
konzept oder nur ein Ostseeraumkonzept werden sollte.
Die Koalitionsfraktionen bleiben in Ihrem Antrag im
Kern dabei stehen – das sei klar gesagt –, zwischenstaat-
lichen Handlungsbedarf, wenn auch auf wichtigen Fel-
dern zu benennen. Zumindest was die Konkretheit be-
trifft, ist der FDP-Antrag deutlich weiter, deutlich besser.

Der Koalitionsantrag wird von uns deshalb insbeson-
dere für das kritisiert und abgelehnt, was er nicht enthält.
Das Entscheidende ist: Der Antrag blendet die Men-
schen in der Region nahezu völlig aus. Es gibt keine
Vorschläge für einen wirksamen Schutz vor Lohn- und
Sozialdumping. Es gibt kein Wort zur Arbeits- und Be-
schäftigungssituation in den Ländern der Ostseeregion.
Sie, Herr Thönnes, haben mehrfach auf die Ostseeparla-
mentarierkonferenz Bezug genommen. Aber gerade die
letzte, die 15., hat festgehalten, dass es eine Diskussion
über sozial- und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
geben sollte. Das aber wird leider ausgeblendet.

Sie fordern in Ihrem Antrag, dass – ich darf das zitie-
ren –:

vor dem Hintergrund wachsender Zahlen von
Grenzpendlern an stark frequentierten Grenz-

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(C (D übergängen für Pendler Informations-Zentren eingerichtet werden, die dazu beitragen, dass die Beschäftigten in steuerund sozialrechtlichen Fragen ausführliche Informationen erhalten. as können Sie doch nicht im Ernst meinen. Tiefer kann an als Regierungspartei in sozialund beschäftigungs olitischen Fragen kaum sinken. ls Vorpommer sage ich Ihnen: Die Menschen in der stseeregion brauchen Arbeit, von der sie leben können da sind wir uns hoffentlich einig –, und sie brauchen inkünfte, die nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbs eben ein würdiges Leben auch im Alter sichern. Aus ungerlöhnen dürfen nicht Hungerrenten werden. Wir rauchen existenzsichernde Löhne und gerechte und höere Renten anstelle von Lohnkürzungen. Ihre Angebote für die Entwicklung der Ostseeegion zeigen erneut: Der Aufbau Ost ist eben nicht hefsache bzw. heute Chefinnensache. Die Bundes egierung hat sich offensichtlich von dem Ziel, für leichwertige Lebensverhältnisse in allen Bundeslänern zu sorgen, verabschiedet. So wundert es nicht, dass ie immer von einer Region ausgehen. Sie wissen genau, ass zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburgorpommern gewaltige Unterschiede bestehen. Schauen ie sich allein die Arbeitslosenquote an. In Mecklenurg-Vorpommern ist sie mit 15,8 Prozent fast doppelt o hoch wie in Schleswig-Holstein. Das ist nicht eine egion. Deswegen sind die Anträge der Koalition für ns nicht zustimmungsfähig. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist aber jetzt überraschend!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Die Fraktionen der Großen Koalition und auch der
DP betonen zu Recht den friedlichen und auch frie-
ensstiftenden Charakter der wachsenden Ostseekoope-
ation. Ich kann Sie nur ermuntern, im Rahmen der
aushaltsberatungen, die im Herbst beginnen, ernsthaft

u erwägen, im Verteidigungshaushalt ein Konversions-
rogramm aufzulegen, damit es uns gelingt, die Wirt-
chaftsentwicklung gerade in Mecklenburg-Vorpom-
ern zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine letzte Bemerkung sei mir zum Tourismus ge-
tattet, gerade weil unlängst der gewaltige G-8-Gipfel
tattgefunden hat. Für den Tourismus sind Tornadoflüge
enig hilfreich. Zu dieser Zeit waren so wenig Touristen

n Heiligendamm und Umgebung wie noch nie. Noch
ie wurde in Mecklenburg-Vorpommern in so kurzer
eit so viel Schrott – damit meine ich nicht nur den un-
innigen Sicherheitszaun – produziert und wurden Mil-
ionenbeträge verpulvert wie anlässlich des G-8-Gipfels.

enn Sie dieses Geld für die Tourismusförderung einge-
etzt hätten, dann hätten Sie eine richtige Maßnahme er-
riffen.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610912900

Ich erteile Kollegen Rainder Steenblock, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen, das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
haben an dieser Stelle vor zwei Wochen über das überge-
ordnete Thema, nämlich das Grünbuch der Europäischen
Union zum Meeresschutz, gesprochen. Das ist im
Grunde das Dach, unter dem die heutige Debatte stattfin-
det, obwohl die Ostseekooperation noch mehr Facetten
hat.

Ich muss schon sagen: Der Antrag, den die Koali-
tionsfraktionen heute vorlegen, zeugt von einem erhebli-
chen Lernergebnis aus der ersten Debatte. Der Antrag,
den Sie damals vorgelegt haben, war hart an der Grenze
zur Peinlichkeit. Der heutige Antrag ist schon sehr viel
umfassender, gerade was das Bemühen angeht, ökosys-
temare Zusammenhänge darzustellen, aber auch was die
politischen Implikationen der Ostseepartnerschaft an-
geht. Trotzdem – da gebe ich dem Kollegen Bartsch
recht – zeichnet sich dieser Antrag durch eine ganze
Reihe von schwarzen Löchern aus. Die Koalition kann
oder will nicht das aufschreiben, was in der Koalition
diskutiert worden ist. Deshalb werden wir diesem An-
trag nicht zustimmen.

Ich werde einige Punkte benennen, die nach unserer
Meinung zeigen, dass der Antrag zu kurz greift. Die Dik-
tion in dem Antrag ist sehr ökologisch. Das Wort Nach-
haltigkeit taucht in fast jedem Satz auf. Man muss aber
aufpassen, dass aus diesen Begriffen Konsequenzen fol-
gen, und es darf nicht bei der Wortakrobatik bleiben. Das
heißt zum Beispiel – Franz Thönnes hat es gerade gesagt –,
dass ein Ziel die nachhaltige Fischerei ist; darüber sind
wir uns alle einig. Aber wenn die Bundesregierung die
Fangquoten für diese bedrohten Tierarten entgegen den
Empfehlungen aller Sachverständigen sehr hoch ansetzt,
kann mit Recht nicht von Nachhaltigkeit gesprochen
werden; denn man tut genau das Gegenteil.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Inkonsequenz gibt es auch an anderen Stellen.

An einer Stelle bedauere ich es ganz besonders, dass
Sie dazu nichts sagen: Das ist der ganze Bereich der
Energiepolitik. Die Ostseepipeline ist eines der zentralen
Projekte im Ostseeraum, was die Energiesicherheit an-
geht.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610913000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Happach-Kasan?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja, gerne.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1610913100

Lieber Kollege Rainder Steenblock, als Schleswig-

Holsteiner, die wir beide sind, haben wir doch sicherlich

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(C (D as gemeinsame Ziel einer nachhaltigen Fischerei in der stsee. Ich denke, dass man bei der Fischerei nicht nur uf die Quoten achten sollte, sondern auch sehen muss, n welcher Größenordnung illegaler Fischfang stattfinet. Wenn wir sehen, dass ein Drittel des in der Ostsee geangenen Dorschs illegal gefischt wird, teilen Sie dann icht auch meine Auffassung, dass es erste Priorität sein uss, diesen illegalen Fischfang zu unterbinden, und ass darauf – insbesondere in einem Antrag, in dem man ich um eine Ostseekooperation bemüht – alle Anstrenungen gerichtet sein müssen? Teilen Sie nicht auch die uffassung von Holger Ortel, der in der gestrigen Deatte zum Meeresschutz sehr richtig gesagt hat, dass wir u Lösungen für diejenigen Fischer, die aus einer gewisen gesellschaftlichen Not heraus illegalen Fischfang bereiben, kommen müssen, damit sie anders handeln könen? Vor diesem Hintergrund gibt es Initiativen, die nlandung der Fische zu kontrollieren, um so illegalen ischfang zu unterbinden. Meinen Sie nicht auch, dass s wichtiger ist, den illegalen Fischfang zu unterbinden, ls den legal Fischenden die Möglichkeit ihres Brotrwerbs zu nehmen? Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Nein, liebe Kollegin Happach-Kasan, die Einschät-

ung, in diesen Fragen eine Priorisierung vornehmen zu
üssen, teile ich nicht. Beides ist richtig, und beides ist
ichtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber das gegeneinanderzustellen, führt zu einer absur-
en Situation.


(Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


Wir müssen – darin sind wir uns alle einig – zum ei-
en die illegale Fischerei bekämpfen. Um das hinzube-
ommen, benötigen wir ein Maßnahmenbündel im Hin-
lick auf Überwachungsstrukturen. Dann brauchen wir
erhandlungen bezüglich der Quoten in der Fischerei,
ie zu einem Ergebnis führen. Die illegale Fischerei ist
atürlich ein Ausdruck dessen, dass die Fischer zurzeit
eine Alternative haben; eine solche müssen wir ihnen
eben. Dies ist aber auch ein Zeichen kriminellen Han-
elns. Das muss man sehr deutlich machen; ich will das
icht entschuldigen. Es muss also Alternativen geben.

Zum anderen haben wir mit der in der Vergangenheit
etriebenen Fischereipolitik und den Quoten, die wir
estgelegt haben, die Substanz, von der die Fischer le-
en, nämlich den Fischreichtum in Nord- und Ostsee,
aputt gemacht. Durch die Art und Weise, wie die Meere
m Augenblick befischt werden, wird den Fischern die
xistenzgrundlage entzogen. Wenn wir auch in Zukunft
ine Fischerei haben wollen, dann brauchen wir eine Re-
uzierung der Fangquoten. Beides gehört zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Zusammenhang
mit der Ostsee ist die Energie ein zentrales Thema. Ich
bedauere es sehr, dass in den vorliegenden Anträgen
nichts zur Ostseepipeline und zu Energiefragen steht.
Die Ostseepipeline ist – als Partner der rot-grünen Re-
gierung waren wir zum Schluss, im Endspurt daran be-
teiligt – kein Kooperationsprojekt. So sollte man die
Ostseekooperation nicht betreiben; denn man hetzt mit
diesem Projekt alle im Ostseeraum beteiligten Koopera-
tionspartner gegeneinander auf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn eine Ostseekooperation so funktionieren soll,
wie wir uns das wünschen, dann wäre es sinnvoll, die
Frage der Pipeline nicht bilateral, sondern innerhalb die-
ses Kooperationsrahmens und mit der EU im Hinter-
grund zu lösen. Wenn die EU-Staaten an dieser Stelle an
einem Strang ziehen und keine Bilateralität besteht, son-
dern Kooperationsstrukturen entwickelt werden, dann
wird die Ostseekooperation erfolgreich werden. Man
sollte hier ein deutliches Wort sagen: So geht es nicht; so
spaltet man den Ostseebereich. Wir werden darüber auf
der Parlamentarierkonferenz diskutieren.

Einen weiteren Punkt möchte ich ansprechen – hier
geht es um ökonomische, aber vor allen Dingen auch um
ökologische Aspekte –, der völlig ausgeblendet wird.
Das sind die Munitionsaltlasten. Das hat auch etwas
mit der Ostseepipeline zu tun. Das hat aber auch mit vie-
len anderen Projekten – auch mit der Fischerei – etwas
zu tun. Die Senfgasgranaten und andere Munition in der
Ostsee, die Fischer immer wieder herausholen, sind le-
bensbedrohlich und können ökologische Katastrophen
verursachen.

In der Ostsee liegen 400 000 Tonnen Munition und
chemische Kampfstoffe. Das wird auf allen politischen
Ebenen zurzeit viel zu stark verdrängt. Wir Deutsche ha-
ben eine besondere historische Verpflichtung, dieses
Problem zu lösen. Das werden wir nicht allein schaffen,
sondern nur in Kooperation mit den anderen Ostseelän-
dern. Was wäre besser, als dass sich die Ostseekoopera-
tion aufgrund einer Initiative Deutschlands des Themas
Munitionsaltlasten endlich einmal annimmt? So zynisch
es klingen mag: Durch dieses Projekt könnten in dieser
Küstenregion Arbeitsplätze geschaffen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zur Entsorgung dieser Masse an Munition sind neue
Technologien und Entsorgungsstrukturen notwendig.

Zur Beseitigung der Rüstungsaltlasten in der gesam-
ten Region – gerade im mittel- und osteuropäischen
Raum; ich erinnere an all das, was sich in der Ukraine
befindet – bedarf es innovativer Strukturen. Wir, der
Deutsche Bundestag, müssen uns dem Thema der Ent-
sorgung von alter Munition, von chemischen Kampfstof-
fen, in Zukunft stärker widmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auf diesen Punkt sind Sie leider nicht eingegangen; der
Kollege Bartsch hat es angesprochen.

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(C (D Ein weiterer Punkt, zu dem Sie leider gar nichts geagt haben, ist die Sozialpolitik in dieser ganzen Region. ngesichts der Erfahrungen, die die Skandinavier geacht haben, angesichts der unterschiedlichen Aus angsvoraussetzungen in den baltischen Staaten, in Poen und in Deutschland könnte man mit Blick auf uropa, aber auch darüber hinaus – ich sage das, weil uch die Russen dazugehören – im Rahmen der Ostseeooperation einmal Strategien entwickeln, wie man beüglich sozialer Systeme, sozialer Sicherheit und der Rentegration in die Arbeitswelt voneinander lernen kann. ie Ostseekooperation ist eine Chance, Politik für die enschen in der Ostseeregion zu machen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


n dieser Stellschraube muss gedreht werden.

Um den Tourismus und die ganze Ostseeregion als
irtschaftsraum weiterzuentwickeln, bedarf es einer

esseren Infrastruktur, auch was den Verkehr angeht.
ie wir alle wissen, ist dieser Wirtschaftsraum bereits

ehr erfolgreich. Das unterstützen wir auch alle.

Die Koalition hat einige Projekte angedacht. Um ein
ktuelles Beispiel zu nennen, greife ich einmal das Pro-
ekt der Fehmarnbeltquerung auf. Die Fehmarnbelt-
uerung ist für die Ostseeregion eine Jobvernichtungs-
aschine. In Mecklenburg-Vorpommern wird viel

aputt gemacht. Die Bevölkerung auf Fehmarn ist ein-
ellig gegen dieses Projekt, weil es Arbeitsplätze ver-
ichtet und den Tourismus dort ganz massiv bedroht.
rau Happach-Kasan, Sie kennen diese Diskussion auf-
rund Ihres Wohnortes sehr gut. Die ganze Region befin-
et sich im Widerstand gegen dieses Projekt, weil da-
urch Arbeitsplätze vernichtet werden und weil es dem
ourismus dort schadet. Angesichts dessen kann man
ich doch nicht ernsthaft hier hinstellen und sagen: Wir
rauchen diese Infrastrukturen. Nein, diese Infrastruktu-
en brauchen wir nicht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Natürlich brauchen wir Verkehre in der Ostsee-
egion. Wir müssen die Fährverkehre weiterentwickeln.
er Scandlines-Verkauf war vielleicht die Möglichkeit,

in Unternehmen zu schaffen, das die Fährverkehre ver-
ünftig bewirtschaften kann.

Die Bahntransporte in dieser Region müssen eben-
alls verbessert werden. Wenn man von Berlin nach Tal-
inn mit der Bahn fast einen Tag unterwegs ist, dann ist
as absurd.

Wir sollten unser ökologisches Wissen auf die Ver-
ehrsinfrastrukturen in dieser Region anwenden. Wenn
ir das tun, dann wird diese Region zukunftsfähig. Im
oment sind wir dabei, alte Fehler zu wiederholen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610913200

Ich erteile das Wort Kollegen Eckhardt Rehberg,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1610913300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Ostseekooperation hat einen Vorgänger, und
zwar die Hanse. Herr Kollege Bartsch, das unterscheidet
vier Fraktionen im Deutschen Bundestag von der Frak-
tion Die Linke: Ostseekooperation heißt, dass wir etwas
verbinden wollen; wir wollen nicht das Trennende in den
Vordergrund schieben, sondern das Verbindende. Na-
türlich sind Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vor-
pommern unterschiedlich geprägt. Aber was uns verbin-
det, das sind die Chancen im Ostseeraum.

Sie sind eine Partei, die herummäkelt, die nur die Ri-
siken benennt, die das Trennende in den Vordergrund
stellt. Wir wollen das Gemeinsame, das Verbindende in
den Vordergrund stellen. Ich finde, hierfür ist der Antrag
der richtige Ansatz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zu den Chancen im Ostseeraum: Ich lebe in Meck-
lenburg-Vorpommern in einer Boomregion. In Finn-
land, Polen, Russland, den baltischen Staaten ist das
Wirtschaftswachstum größer als 6 Prozent. Die Seever-
kehrsprognose der Bundesregierung sagt für die deut-
schen Ostseehäfen wegen der Entwicklung im Ostsee-
raum, insbesondere wegen der Entwicklung in den
baltischen Ländern und in Russland, Wachstumsraten
von 5, 6, 7 Prozent voraus. Natürlich gibt es an dieser
Stelle Konkurrenzsituationen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist doch schön!)


Das ist auch gut und richtig so. Frau Kollegin Bellmann
ist auf die Chancen eingegangen, die es bietet, wenn wir
die neuen Länder als Bindeglied zwischen dem Mittel-
meer und der Ostsee verstehen.

Lassen Sie mich nun eine kleine Anmerkung zur Feh-
marnbeltbrücke machen. Ich persönlich halte das Er-
gebnis für akzeptabel: kein deutsches Geld, kein deut-
sches Risiko für die Brücke. Ich sage Ihnen als jemand,
Herr Kollege Steenblock, der in Mecklenburg-Vorpom-
mern zu Hause ist, sehr offen und ehrlich: Wir werden
weniger Probleme mit der Brücke haben als zum Bei-
spiel die Lübecker. Wenn Sie sich die Strukturen für Gü-
terverkehre ansehen, dann stellen Sie fest, dass es aus
Richtung Mitteleuropa ein Umweg von 200 Kilometern
ist, wenn man über die Brücke fährt, was auch Auswir-
kungen auf die Ruhezeiten für Fahrer hat. Ich sage Ih-
nen: Ich sehe das mit großer Gelassenheit. Die gerade
verkaufte Reederei Scandlines sieht das ebenfalls mit
großer Ruhe und Gelassenheit.

Wir haben für uns dafür zu sorgen, Kollege Bartsch,
dass wir unsere Seehafenhinterlandanbindungen – da ist
die A 14 ein sehr guter Schritt für den westdeutschen,
aber auch für den ostdeutschen Raum – ertüchtigen. Die
Schiene nach Rostock und Stralsund wird bis 2013 er-

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(C (D üchtigt. Darüber zu reden, das hätte ich mir von Ihnen ewünscht, und nicht die dauernde Herummäkelei. Wir aben, was die Entwicklung im Ostseeraum betrifft, eine hance. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Heilmann von der Fraktion Die Linke? Aber gerne. Herr Kollege. Sie haben gesagt, dass Sie das Ergebnis er Fehmarnbeltquerung als ein gutes Ergebnis empfinen. Ein Ergebnis ist ja, dass 25 Jahre lang zur Refinanierung Maut erhoben werden soll. In allen dänischen eitungen stand, dass darüber hinaus auch weiterhin autgebühren erhoben werden. Halten Sie es für ein gu es Verhandlungsergebnis, wenn dort offensichtlich ein rojekt gebaut wird, das über den ganzen Zeitraum, in em es steht, mautpflichtig ist? Ist das für Sie ein gutes rgebnis, dass die Benutzer bei jeder Fahrt über die Brüke mindestens 60 Euro zahlen müssen, auch über die 5 Jahre hinaus? Herr Kollege, es ist deswegen ein gutes Ergebnis, eil die Bundesrepublik Deutschland mit der Brücke ein Risiko eingeht. (Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das zeigt die Qualität des Unternehmens!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610913400
Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1610913500
Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610913600
Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1610913700

Ob bei 29 angemeldeten prioritären TEN-Projekten
nd einem Volumen von 8 Milliarden Euro in der kom-
enden Förderperiode wirklich 20 Prozent von den
Milliarden Euro als Zuschuss in den Bau der Brücke

ineinfließen, werden wir alle in Ruhe abwarten.

Was die deutschen Hinterlandanbindungen angeht,
age ich Ihnen ganz offen und ehrlich: Ich glaube, dort
st sowieso eine Ertüchtigung notwendig, sowohl was
ie Straße als auch was die Schiene betrifft. Hier hat
undesverkehrsminister Tiefensee im Auftrag der Bun-
esregierung klar Kurs gehalten. Von daher sage ich:
ieses Ergebnis ist zu akzeptieren, insbesondere wenn
an die Vorgeschichte, nämlich die Absichtserklärung

es damaligen Bundesverkehrsministers Stolpe und des
änischen Verkehrsministers Hansen aus dem Juni 2004,
ennt.

Darüber, ob das alles letztlich Realität wird, liebe
olleginnen und Kollegen, werden wir uns im Zuge ei-
er Debatte über die jeweiligen Staatsverträge noch ein-
al in Ruhe unterhalten müssen. Für mich war das
ichtigste: kein Risiko für den deutschen Steuerzahler.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hier wurde über die Nachhaltigkeit der Fischerei
art debattiert. Herr Kollege Steenblock, die illegale






(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg
Fischerei ist neben den Kormoranen das Hauptproblem
der Fischer. Lassen Sie mich aus der größten polnischen
Zeitung „Gazeta Wyborcza“ zitieren, wo der Vorsitzende
der polnischen Fischereiorganisation, Herr Habulek,
Folgendes ausführt: „Es existiert in Polen keine Kon-
trolle der Fischerei.“ Weiter heißt es in diesem Artikel,
dass die polnische Dorschfangquote im Jahr 2004 für
die Ostsee 16 000 Tonnen betrug. Jetzt kommt es: Im
gleichen Jahr wurden in Polen Dorschprodukte in einer
Menge von 52 000 Tonnen exportiert. Der polnischen
Zeitung zufolge entspricht dies für das Jahr 2004 – neu-
ere Daten liegen mir leider nicht vor – einer Anlandung
von 70 000 bis 100 000 Tonnen Dorsch in Polen, und
das bei einer Quote von 16 000 Tonnen.

Die illegale Fischerei ist also eines der Hauptpro-
bleme. Wir können uns über Quoten unterhalten, wie wir
wollen – 100 Tonnen, 500 Tonnen –: Hier liegt das
Grundproblem, und das ist, glaube ich, nicht nur an der
polnischen Ostseeküste so, sondern auch anderswo.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich zum Schluss noch eines sagen. Wir
alle miteinander sind gut beraten, die positive Entwick-
lung im Ostseeraum im Deutschen Bundestag noch viel
deutlicher darzustellen. Wir reden oft über die Kontakte
von Süddeutschland nach Oberitalien. Mit dem entspre-
chenden Grünbuch zur Meerespolitik und mit der De-
batte über das Thema „Maritime Wirtschaft stärken“ ha-
ben wir es gemeinsam geschafft, den maritimen Raum
viel stärker in den Fokus des Deutschen Bundestages zu
rücken. Bereichert wurde die Debatte durch Initiativen
aller Fraktionen, und dafür möchte ich mich ausdrück-
lich bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Warum diskriminieren Sie mich als Süddeutschen?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610913800

Das Wort hat nun Kollege Christian Ahrendt, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Christian Ahrendt (FDP):
Rede ID: ID1610913900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir haben jetzt viel zum Thema Ostsee gehört. Da
überwiegend Abgeordnete gesprochen haben, die aus
Norddeutschland kommen, haben wir uns auch ein biss-
chen selbst beleuchtet. Wir vergessen an der Stelle, dass
wir Partner brauchen, um unsere Vorhaben im Ostsee-
raum umzusetzen und um die Chancen, die sich uns da
bieten, zu nutzen. Deswegen sollte die Aufmerksamkeit
noch auf einige andere Punkte gelenkt werden.

Wir alle wissen, dass der Norden das Tor zur Welt ist.
Die Ostsee ist das Tor nach Skandinavien und zum Balti-
kum. Die maritime Wirtschaft, die ein ganzes Stück weit
über dieses Tor funktioniert, stellt in Deutschland
220 000 Arbeitsplätze. Der Umsatz, der über die mari-
time Wirtschaft generiert wird, beträgt rund 54 Milliar-

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(C (D en Euro. Wenn man sich anschaut, wer von diesem uchen ein Stück abbekommt, stellt man fest, dass bei pielsweise Baden-Württemberg und auch Bayern jeeils knapp 20 Prozent erhalten. Die maritime Wirt chaft ist also nicht nur ein Thema für Norddeutschland, ondern die maritime Wirtschaft ist letztlich ein Thema ür ganz Deutschland. Deswegen müssen wir in ganz eutschland ein Interesse daran haben, hier weiter vo anzukommen. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Die Schnittstelle, über die die maritime Wirtschaft
unktioniert, sind in erster Linie die Häfen. Es kommt
lso darauf an, dass wir die Häfen vernünftig mit dem
interland – dazu zählen tatsächlich Bayern und Baden-
ürttemberg – verbinden.


(Jörg Tauss [SPD]: Der Bodensee in Küstenlage!)


Herr Bartsch, Sie haben mit Ihrer Partei in Mecklen-
urg-Vorpommern acht Jahre Verantwortung getragen.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist dem Land nicht gut bekommen!)


it einem der wichtigsten Verkehrswege, der A 14 von
ismar nach Magdeburg, ist man in dieser Zeit gerade
al 15 Kilometer vorangekommen. Der Bau der Feh-
arnbeltquerung wird für Mecklenburg-Vorpommern

ur dann von Bedeutung sein, wenn zeitgleich der Bau
er A 14 fertiggestellt wird.


(Beifall bei der FDP – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Das ist keine Landessache, wie Sie wissen!)


Das Gleiche gilt auch aus schleswig-holsteinischer
icht. Die Fehmarnbeltquerung nützt nichts, wenn man
icht parallel dazu die A 20 über Hamburg mit einer
ierten Elbquerung nach Stade führt. Das heißt, wir
rauchen die Verkehrswege, um den Warentransport aus
em Süden zur Ostsee und wieder zurück zu organisie-
en.

Ich nenne noch eine eindeutige Zahl. Beim Transport
uf der Straße entstehen 80 Prozent der Kosten, beim
eeweg sind es nur 20 Prozent. Das ist der entschei-
ende Punkt, über den man nachdenken muss. Vor die-
em Hintergrund brauchen wir die entsprechenden Ver-
ehrswege.


(Beifall bei der FDP)


Wenn man sich die Anträge anschaut, die uns vorlie-
en – darin geht es auch um viele andere Fragen, etwa
ie Munitionsbergung in der Ostsee; Herr Steenblock,
ie haben das angesprochen –, stellt man fest: Es gibt
ur eine Möglichkeit, um die Debatte zu einem sinnvol-
en Ergebnis zu führen, nämlich die, dass wir heute ge-
einsam dem Antrag der FDP zustimmen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610914000

Ich erteile das Wort Kollegin Gabriele Hiller-Ohm,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1610914100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Der Ostseetourismus boomt.
Nach der Karibik und dem Mittelmeer hat sich die Ost-
see zur drittgrößten Kreuzfahrtregion der Welt gemau-
sert. Ähnlich positiv sieht es bei der Zahl der Übernach-
tungen rund um die Ostsee aus.

Mit unserem heute vorgelegten Antrag „Die Touris-
musregion Ostsee voranbringen“ wollen wir diesen Auf-
wärtstrend nachhaltig festigen und den Ostseetourismus
weiter stärken.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Potenziale hierfür sind reichlich vorhanden.

Das Mare Balticum war schon zu Zeiten der Hanse
kein trennendes, sondern ein verbindendes Meer. Es gab
erbitterte Kriege und Seeschlachten – ja –, aber es gab
auch Kaufleute, die das Meer für ihre Handelsbeziehun-
gen entdeckten und dazu beitrugen, dass sich rund um
die Ostsee eine gemeinsame Kultur entwickelte. Der
machtvolle Städtebund der Hanse, dem meine Heimat-
stadt Lübeck als „Königin der Hanse“ vorstand, prägte
über 300 Jahre das wirtschaftliche und kulturelle Leben.
Diese Identität ist bis heute spürbar und macht das Ein-
malige der Ostseeregion aus, das auch die vielen Touris-
tinnen und Touristen wie ein Magnet anzieht.

Mein Vorvorgänger im Deutschen Bundestag, der
ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein
Björn Engholm, hat diese Idee schon sehr früh aufge-
nommen, ganz sicher noch vor Herrn Genscher.


(Beifall bei der SPD)


Als es noch die Trennung in Ost und West gab, hat sich
Engholm bereits ganz stark und nachhaltig für ein Zu-
sammenwachsen der Ostseeregion eingesetzt.


(Beifall bei der SPD)


Beispiele hierfür sind die Initiative Ars Baltica, die un-
terschiedlichste kulturelle Aktivitäten in den Ostseelän-
dern fördert und die Vielfalt und Lebendigkeit dieses
Kulturraums belegt, oder auch die Wiederbelebung der
Hansetage, die heute jährlich in einer der vielen Hanse-
städte abgehalten werden.

Diese und viele andere Initiativen haben sich insbe-
sondere auf den Kulturtourismus positiv ausgewirkt. Das
belegen die vielen Studien- und Kulturreisen von
Deutschland in die anderen Anrainerstaaten der Ostsee
und umgekehrt. All das muss sich aber noch stärker im
Tourismusmarketing niederschlagen. Wir wollen die ge-
meinsame kulturelle Identität noch sichtbarer und touris-
tisch noch erlebbarer machen.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, mehr Austausch
war schon für unsere hanseatischen Vorfahren der

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(C (D chlüssel zum Erfolg. Wir sollten uns an ihnen ein Beipiel nehmen. Die touristische Zusammenarbeit zwichen Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern nd auch Hamburg ist durchaus noch ausbaufähig. Auch nternational gibt es noch Reserven zur Verbesserung der ooperation mit den Anrainern. Aus Konkurrenten um äste müssen Verbündete werden, wenn wir uns im in ernationalen Wettbewerb als Ostseeregion langfristig rfolgreich aufstellen wollen. Die Voraussetzungen sind gut: Die Ostsee ist die oomregion im Güterund Personenverkehr. Das beleen die Umschlagszahlen in den Häfen wie zum Beispiel n Lübeck, Rostock und Kiel. Schiffe zählen zwar zu den mweltverträglicheren Verkehrsmitteln. Wenn man aber as starke Wachstum der Ostseeverkehre betrachtet, ird schnell klar, dass Sicherheit und Umweltschutz im chiffsverkehr immer wichtiger werden. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Heilmann von der Fraktion Die Linke? Nein. – Wir setzen uns deshalb in unserem Antrag für essere Luft und weniger Schiffslärm in den Häfen und uf See ein. Wir fordern die Bundesregierung auf, hier hre internationalen Bemühungen zu verstärken. Wir üssen uns auch auf eine Zunahme des Sportund Frei eitschiffsverkehrs einstellen. Deshalb wollen wir auch ier die Standards erhöhen und vor allen Dingen einheitichere Standards schaffen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit unserem 0-Punkte-Programm bringen wir dem Ostseetourisus frischen Wind in die Segel. Unterstützen Sie unse en Antrag, und machen Sie Urlaub an der Ostsee! chöne Ferien! (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610914200
Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1610914300


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610914400

Ich erteile das Wort Kollegen Jürgen Klimke, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1610914500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Schiffssi-

herheit, Fischerei, Häfen und Werften sind das eine,
as man mit der Ostsee verbindet. Aber wenn man den
eutschen auf der Straße fragt, was ihm zur Ostsee ein-

ällt, dann sagt er in erster Linie: Urlaub. Insofern ist es
ut, dass wir den touristischen Aspekt in Bezug auf die
stseeregion hier noch einmal betonen können und auch

n die Beratungen der Ostseeparlamentarierkonferenz
inbringen werden.

Die Kollegin Hiller-Ohm hat es eben schon deutlich
emacht: Die Ostsee ist eine einmalige Perle, ein unge-
chliffener Diamant in Bezug auf den Tourismus. Ich
cheue mich nicht, das Potenzial der Ostsee mit dem des
ittelmeeres oder auch der Karibik zu vergleichen.






(A) )



(B) )


Jürgen Klimke

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Denn die Ostseeregion bietet wunderbare, unberührte
Natur, herrliche Strände, historische Bäderarchitektur,
die Hansestädte und viele Gebäude der berühmten Back-
steingotik, die hohen touristischen Wert haben. Die
Schönheit dieser Region liegt auch darin begründet, dass
die Küste nicht zugebaut ist; außerdem haben wir ein
ganz besonderes Licht wie in den weißen Nächten in
St. Petersburg. Zudem gibt es viele Kulturveranstaltun-
gen und zahlreiche Festivals.

Ganz wichtig ist, dass man im Ostseeraum auch in der
Zeit nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs nicht die
Fehler gemacht hat, die zum Beispiel am Mittelmeer ge-
macht worden sind, wo die Küste zugebaut worden ist,
wo aus Fischerdörfern Bettenburgen wurden und unbe-
rührte Küstenabschnitte mit touristischen Anlaufstellen
übersät worden sind.

Die Ostsee bietet nach wie vor ein sehr großes Na-
turerlebnis. Dieses sollten wir gemeinsam mit den Tou-
rismuspolitikern in den anderen Ostseeanrainerstaaten
bewahren. Außerdem sollten wir das Einzigartige der
Ostsee fördern, indem wir die Rahmenbedingungen für
eine nachhaltige, qualitativ hochwertige, aber auch be-
hutsame Entwicklung schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dazu brauchen wir mehr Kooperation im Marketing,
bessere und schnellere Verkehrsanbindungen – das ge-
hört einfach dazu, auch wenn wir über die Fehmarn-
beltbrücke noch an anderer Stelle diskutieren werden;
die Verkehrsinfrastruktur muss eindeutig verbessert wer-
den – und mehr Partnerschaften, also ein noch stärkeres
Miteinander der Menschen.

Erster Punkt. Im Rahmen eines länderübergreifen-
den Marketings sind Strategien der Ostseeanrainer not-
wendig, zum Beispiel im Bereich des Kreuzfahrttouris-
mus. Warum sollen Südamerikaner und Asiaten nicht
sehr viel mehr über die Möglichkeiten einer Kreuzfahrt
auf der Ostsee statt in der Karibik oder im Mittelmeer in-
formiert werden? Das wäre ein ganz wichtiger Punkt.

Zweiter Punkt. Eine wichtige Voraussetzung, die bis-
lang fehlt, sind verlässliche Touristenzahlen in diesem
Bereich. Eine Grundlage für ein gutes Marketing ist zu
wissen, wie sich die Touristenströme in den letzten Jah-
ren entwickelt haben; Ankunfts-, Übernachtungs- und
Umsatzzahlen müssen dazu erhoben und veröffentlicht
werden.

Mein dritter Punkt umfasst – ich habe es eben ange-
sprochen – die Verkehrsträger. Man mag dazu stehen,
wie man will; aber durch die Ostseeautobahn, Kollege
Rehberg, bieten sich für Mecklenburg-Vorpommern
ganz neue touristische Möglichkeiten. Dadurch konnten
neue Quellmärkte erschlossen werden, nicht nur für den
14-Tage-Urlaub, sondern auch für Wochenendreisen und
Tagesausflüge. Das ist mit einem Verkehrsträger wie der
Autobahn besser erreichbar als mit einer einfachen
Landstraße. Das wissen wir.

Es geht aber nicht nur um Straßen, es geht auch um
die Schiene. Wir brauchen ein dichteres Schienennetz,

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(C (D nd wir müssen versuchen, die Ostsee stärker an die uropäischen Verkehrsnetze anzuschließen. Letzter Punkt. Ich habe es gerade angesprochen: Wir ollen die Städtepartnerschaften und den Jugendaus ausch stärker voranbringen, um die menschliche und die ulturelle Verbindung, das Kennenlernen und das Wieersehen zu fördern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das sind die wesentlichen Punkte, die in unserem An-
rag eine Rolle spielen. Ziel ist, die Ostsee noch attrakti-
er und bekannter zu machen. Ich freue mich ganz be-
onders, dass die FDP das auch so sieht und unserem
ntrag zustimmt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610914600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktionen der CDU/CSU und der SPD auf Drucksache
6/5910 mit dem Titel „Ostseekooperation weiter stär-
en und Chancen nutzen“. Wer stimmt für diesen An-
rag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der An-
rag ist mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen
ie Stimmen der drei Oppositionsfraktionen angenom-
en.

Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der
DU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/5906 mit
em Titel „Die Tourismusregion Ostsee voranbringen“.
er stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? –

nthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen von
DU/CSU, SPD und FDP gegen die Stimmen der Links-

raktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ange-
ommen.

Tagesordnungspunkt 29 c. Interfraktionell wird die
berweisung der Vorlage auf Drucksache 16/5251 an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 30 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst,
Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der LINKEN

Wiedereinführung der Lebensstandardsiche-
rung in der gesetzlichen Rente

– Drucksache 16/5903 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Fraktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Volker Schneider, Fraktion Die Linke, das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610914700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Rentenpolitik in den letzten 15 Jahren heißt im Ergebnis:
zusätzliche Lasten für Arbeitnehmer und zukünftige
Rentnergenerationen, Entlastung der Arbeitgeber.


(Jörg Tauss [SPD]: Und Sicherung der Renten!)


Das wird langfristig einschneidende Folgen für Einkom-
men und Vermögen der zukünftigen älteren Generatio-
nen haben.

Berechnungen prognostizieren selbst unter der An-
nahme ununterbrochener Erwerbsverläufe und un-
ter voller Ausnutzung der Fördermöglichkeiten ein
sinkendes Niveau des Nettoeinkommens im Alter,
sodass aufgrund einer zunehmenden Einkommens-
ungleichheit ein steigendes Armutsrisiko im Alter
befürchtet werden muss.

Dieser Satz entstammt nicht etwa meiner Feder, er ist
dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU
und der SPD zum Altenbericht entnommen.


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Das ist ein bemerkenswerter Erkenntniszuwachs, wo-
durch die Frage der Sicherheit von Renten, lieber Kol-
lege Tauss, ein wenig relativiert wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir haben ja gehandelt!)


Um die Dramatik dessen deutlich zu machen, was
sich da anbahnt: Auch wer ein Leben lang gearbeitet und
dabei die Riesterförderung ausgeschöpft hat, ist deshalb
noch lange nicht zwingend vor Armut im Alter ge-
schützt. Wer aktuell mit 45 Beitragsjahren in Rente geht
und sein Leben lang immer Durchschnitt verdient hat
– für 2007 wurde das Durchschnittsentgelt in der Ren-
tenversicherung vorläufig auf 2 457 Euro festgesetzt –,
würde als Mann im Westen aktuell eine Rente von im-
merhin noch 1 061 Euro erhalten. Um eine Rente auf
dem Niveau der Grundsicherung zu erhalten – da wären,
Miet- und Heizkosten eingerechnet, aktuell 664 Euro an-
zusetzen –, müsste der gleiche Rentner 28 Beitragsjahre
nachweisen können. Dank fortgesetzten Reformmurk-
ses werden dies künftig 37 Jahre sein.

Wer von einer Dreiviertelstelle, also einem Einkom-
men von 1 843 Euro leben muss, würde dieses Grundsi-
cherungsniveau, selbst wenn er ununterbrochen arbeiten
würde, erst nach 48 Beitragsjahren erreichen. Nur am
Rande sei erwähnt, dass eine Verkäuferin im Einzelhan-
del in NRW bei Vollzeitbeschäftigung zwischen 1 411
und 2 006 Euro verdient. Wie es mit deren Rentenan-
sprüchen aussieht, lässt sich leicht ausrechnen.

Das Vertrauen der Menschen in die gesetzliche Ren-
tenversicherung haben Sie mit einer solchen Politik
gründlich zerstört. Im Januar dieses Jahres hatten laut

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(C (D llensbach 88 Prozent der Bevölkerung kein oder wenig ertrauen in die Zukunft der gesetzlichen Rente. Leider st das nicht nur ein ungutes Gefühl, sondern entspricht arten Daten und Fakten. Die Politik hat sich von dem iel, den Menschen im Alter ein Leben in Würde zu eröglichen, verabschiedet. Für uns Linke ist das ein kandal. Stattdessen lautet der einzige handlungsleitende rundsatz: Die Beiträge zur Rentenversicherung sollen ktuell nicht über 20 Prozent und im Jahr 2030 nicht ber 22 Prozent steigen. 1992 ging man davon aus, dass s für die Sicherung eines angemessenen Rentennieaus ab dem Jahr 2040 eines Beitragssatzes in Höhe on 26 bis 28 Prozent bedürfe. Seinerzeit war die Politik er Auffassung, dass dies Arbeitnehmern wie Arbeitgeern zugemutet werden könne. Die Linke vertritt auch eute diese Auffassung. Kollege Stiegler hat die Linke gestern hier im Haus eftig dafür angegriffen und dabei zumindest nicht dem indruck entgegengewirkt, wir wollten Arbeitgeber und rbeitnehmer stärker belasten. Das ist natürlich schlicht in Schmarren; denn die Arbeitnehmer zahlen bereits eute und nicht erst 2030 9,95 Prozent für die Rentenersicherung und nach Abzug der staatlichen Förderung eitere 3 Prozent für die Riesterrente. Im Jahr 2030 weren es 11 Prozent plus 3 Prozent sein. Das macht 14 Proent. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass ie, weil sie künftig ein deutlich niedrigeres Renteniveau erwarten müssen, weitere 3 Prozent für die priate Vorsorge aufbringen müssen. Insgesamt sind das lso 17 Prozent. Die Arbeitnehmer würden durch unsere orderungen also nicht belastet, sondern entlastet. Richtig ist: Wir wollen die Parität wiederherstellen. as würde die Arbeitgeber belasten, weshalb Herr tiegler gleich wieder 1 Million Arbeitsplätze in Gefahr ieht. Die Frage der Lohnnebenkosten wird da wieder emüht. Ich möchte das ganz kurz an einem Beispiel aus iner arbeitsintensiven Branche verdeutlichen: Bei uns m Saarland verdient ein Heizungsinstallateur aktuell 0,97 Euro pro Stunde. Die Lohnzusatzkosten würden ei einem Anstieg des Beitrags auf 28 Prozent im Verleich zu einem Anstieg auf 22 Prozent – dieser Beiragssatz ist in Ihren Modellen angedacht – um 49 Cent öher liegen. Der Ehrlichkeit halber rechnen wir 14 Cent ür die unproduktiven Zeiten wie Urlaub usw. hinzu. Zuammen macht das also 63 Cent. Herr Stiegler behauptet lso, dass aufgrund dieser 63 Cent 1 Million Arbeitslätze verloren gehen würden. Ich mache folgendes Gegenbeispiel auf: Der Lohn für ie Handwerkerstunde liegt nach Berücksichtigung des ewinnzuschlags und der allgemeinen Geschäftskosten hne Umsatzsteuer bei 40 Euro. Vor der Mehrwertsteueerhöhung kostete die Handwerkerstunde 46,40 Euro, etzt kostet sie 47,60 Euro. Das ist eine Differenz von ,20 Euro. Nach der simplen Logik von Herrn Stiegler ntspricht das rund 2 Millionen zusätzlicher Arbeitsloer. Volker Schneider Das Problem ist also nicht, dass wir uns höhere Renten nicht erlauben können, sondern dass wir sie politisch nicht wollen. Die Linke will höhere Renten. Ich erteile das Wort Kollegen Peter Weiß, CDU/CSU Fraktion. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Im Jahr 1987 hat die damalige – übrigens unionsgeführte – Bundesregierung bei der Prognos AG ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Auswirkung des absehbaren demografischen Wandels in Deutschland auf die Rente zu untersuchen. Prognos hat damals vorausgesagt, dass der Beitragssatz, wenn wir nichts ändern, bis zum Jahr 2030 auf mindestens 36,6 Prozent (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sogar auf 40 Prozent!)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610914800

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1610914900

oder sogar auf 41,7 Prozent steigen würde.

Diese Zahlen machen deutlich: Es musste gehandelt
werden. Die jungen Menschen – einige Schulklassen
sind auf der Besuchertribüne anwesend – werden die So-
lidarität aufkündigen, wenn sie von ihren Löhnen neben
der Steuer, dem Beitrag zur Krankenversicherung und
anderen Sozialversicherungen 40 Prozent an die Renten-
kasse zahlen müssen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Davon zahlen 20 Prozent die Arbeitgeber!)


Damit die Solidarität der Generationen auch in Zu-
kunft möglich ist, bauen wir zu Recht schrittweise das
System der deutschen Altersversorgung um. Wir haben
gesetzlich festgelegt – gerade um den Jungen die Lust an
der Rente nicht ganz auszutreiben –, dass der Beitrags-
satz nicht über 22 Prozent steigen darf und dass neben
die gesetzliche Rente eine zweite und dritte Säule der
Alterssicherung treten: eine betriebliche sowie eine pri-
vate kapitalgedeckte Altersvorsorge, die zusammen Le-
bensstandardsicherung im Alter garantieren und das Ab-
sinken in Altersarmut verhindern werden. Das ist die
klare Antwort an Die Linke, die diesen Antrag vorgelegt
hat. Zu diesem Reformweg gibt es, wenn man Genera-
tionensolidarität ernst nimmt, keine seriöse Alternative.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die OECD hat uns Deutsche in ihrer jüngsten Studie
ausdrücklich für diesen Weg gelobt. Sie schreibt:

Deutschland hat in den vergangenen Jahren im Ver-
gleich zu den meisten OECD-Ländern umfassende
Strukturreformen im Rentensystem beschlossen
und so wichtige Fortschritte auf dem Weg zur
Nachhaltigkeit des Systems gemacht.

Wer in der Rentenpolitik die Uhr zurückdrehen will,
provoziert bewusst einen Kampf der Generationen ge-

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(C (D eneinander und zerstört das Solidarprinzip, das die rundlage unserer Sozialversicherungssysteme bildet. as ist in Wahrheit die Absicht der Linken. Sie wollen icht die Rente sichern, Sie wollen die Grundlagen unseer Sozialversicherung kaputtmachen, indem Sie das Soidarprinzip bewusst infrage stellen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Sie wollen zurück vor 1891!)


Würde man dem vorliegenden Antrag folgen, würde
as für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
eutschland bedeuten, dass sie über 50 Milliarden Euro
ehr bezahlen müssten und dass wir aus der Bundes-

asse über 10 Milliarden Euro zusätzlich in die Renten-
asse geben müssten. Um es klar und eindeutig zu sa-
en: Eine Umsetzung dieses Antrages würde ein
inanzielles Fiasko für die Arbeitnehmerinnen und Ar-
eitnehmer in unserem Land wie auch für die Bundes-
asse bedeuten.

Der Weg, die Alterssicherung der Zukunft nicht nur
uf eine, sondern auf drei starke Säulen zu stellen – ge-
etzliche Rente, Betriebsrente und private Vorsorge –, ist
ichtig und übrigens auch sicherer. Die OECD führt in
hrer Studie aus, dass der Wechsel von einer Säule auf
rei Säulen eine sehr gute Entscheidung ist und dass dies
ehr OECD-Länder machen sollten, weil so die Risiken

nd Lasten im System viel besser verteilt werden.

Im Klartext: Der Antrag fordert eine Rolle rückwärts
n der Rente. Das würde ein Mehr an Unsicherheit für
ünftige Rentnerinnen und Rentner bedeuten. Das Drei-
äulenmodell sorgt für mehr Sicherheit. Die Große Koa-
ition geht deswegen auch einen konsequenten und er-
olgreichen Weg des weiteren Aufbaus der zweiten und
ritten Säule der Alterssicherung.


(Jörg Tauss [SPD]: Damit haben wir 1974 angefangen!)


Herr Kollege Tauss, egal wann oder wo angefangen
orden ist: Wichtig ist, dass angefangen worden ist. Wir

etzen diesen erfolgreichen Weg gemeinsam fort.

Der Anteil der Beschäftigten mit einer Betriebsren-
enanwartschaft liegt heute bei 65 Prozent; vor etlichen
ahren lag er noch deutlich unter 50 Prozent. Dieser Zu-
achs bei den Betriebsrentenanwartschaften in den letz-

en Jahren ist wesentlich auf die steuer- und beitragsfreie
ntgeltumwandlung zurückzuführen. Deshalb werden
ir diesen erfolgreichen Weg fortsetzen. Wir fördern die
etriebsrente in einem Ausmaß, gerade auch für die Ge-

ingverdiener, wie es früher nicht der Fall war. Deswe-
en haben wir beim Aufwuchs der Betriebsrente diesen
rfolg, und den wollen wir fortführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Inanspruchnahme der Riesterrente, also der priva-
en kapitalgedeckten Vorsorge, hat sich vor allen Dingen
n den letzten zwei Jahren rasant entwickelt. Allein von
pril 2006 bis März 2007 sind 2,3 Millionen Riesterver-

räge abgeschlossen worden,


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])







(A) )



(B) )


Peter Weiß (Emmendingen)

sodass wir heute einen Bestand von 8,5 Millionen Ver-
trägen haben.


(Zuruf des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Auch hier setzt die Große Koalition klare Akzente. Ab
dem nächsten Jahr wollen wir zum Beispiel den Förder-
betrag, den der Staat einem Arbeitnehmer pro Kind
schenkt, auf 300 Euro jährlich erhöhen, um damit mög-
lich zu machen, dass gerade Familien mit Kindern einen
Vertrag für eine Riesterrente abschließen können.

Dass die Förderung zielgerichtet wirkt, belegen übri-
gens aktuelle Auswertungen des Personenkreises der
Zulagenempfänger. Geringverdiener, Frauen und För-
derberechtigte mit Kindern sind demnach deutlich über-
repräsentiert, also Personengruppen, die in der Regel erst
mithilfe der Zulagenförderung durch den Staat in die
Lage versetzt werden, sich eine zusätzliche Altersvor-
sorge aufzubauen.

Bei der Vertreterversammlung der Deutschen Renten-
versicherung in der letzten Woche sind die ersten Ergeb-
nisse einer Studie zur Altersvorsorge in Deutschland
vorgestellt worden.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung hat zu
Recht zusammenfassend ausgeführt, dass die künftigen
Rentnerinnen und Rentner im Durchschnitt geringere
Anwartschaften aus der gesetzlichen Rente haben, dass
dies aber im Wesentlichen durch einen deutlichen An-
stieg der Höhe ihrer Anwartschaften in anderen Syste-
men, vor allem in der betrieblichen und der privaten Al-
tersvorsorge, ausgeglichen wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir werden
in der Rentenpolitik keine Rolle rückwärts machen. Was
Die Linke verspricht, ist ein nicht gedeckter Scheck auf
die Zukunft,


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Typisch!)


den die Jugendlichen künftig als Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer einlösen müssen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Die bezahlen das doch sowieso!)


Unsere Politik ist eine andere. Wir wollen in unserem
Land zusammen mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmern ein zukunftsfähiges System mit einer starken
staatlichen Unterstützung und Förderung aufbauen, da-
mit Altersarmut auch in Zukunft ein Fremdwort bleibt.

Mit diesem Schlusswort möchte ich Ihnen allen am
letzten Sitzungstag des Deutschen Bundestages vor der
Sommerpause gute Erholung wünschen und Ihnen sa-
gen: Der Weg, den wir in den letzten Jahren in der Ren-
tenpolitik beschritten haben, indem wir die Rente auf
drei starke Säulen gestellt haben, ist zukunftssicher.
Wenn man diesen Weg geht, kann man auch beruhigt in
den Urlaub fahren.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja, ja! Die Rente ist sicher!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610915000

Nächster Redner ist nun der Kollege Dr. Heinrich

olb für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1610915100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

owohl das Ziel des Antrags der Linken, ein Netto-
iveau der gesetzlichen Rentenversicherung von 70 Pro-
ent, als auch die damit verbundene Konsequenz, ein
eitragssatz der Rentenversicherung von 28 Prozent,

ind als nicht mit dem aktuellen Diskussions- und Er-
enntnisstand vereinbar abzulehnen. Kollege Schneider,
uch die Begründung dieser Forderung der Linken, im
euesten OECD-Bericht zur Entwicklung der Renten-
ysteme in der OECD werde vor künftiger Altersarmut
n Deutschland gewarnt, ist bei näherem Hinsehen obso-
et.

Man kann an einem nicht vorbei: Die von Ihnen vor-
eschlagene Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge
uf 28 Prozent wäre trotz all Ihrer rhetorischen Versuche
er Marginalisierung, die Sie unternommen haben, letz-
en Endes stark wachstumshemmend und würde
rbeitsplätze in Deutschland vernichten.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Es werden doch heute schon 28 Prozent gezahlt!)


Herr Schneider, hinzu kommt, dass auch Sie nicht
ehr als 100 Prozent verteilen können. Wenn wir zulas-

en, dass der Beitragssatz der gesetzlichen Rentenversi-
herung auf 28 Prozent steigt, wenn der Beitragssatz der
rankenversicherung schon heute 15 Prozent beträgt
Tendenz: stark steigend –, wenn der Beitragssatz der
flegeversicherung erhöht wird und wenn jeder Bürger
us seinem Arbeitseinkommen auch noch Steuern zahlen
oll, dann wird es mit Blick auf diese 100 Prozent wirk-
ich schon eng.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Herr Kollege Kolb, die 28 Prozent werden doch jetzt schon gezahlt!)


Herr Kollege Schneider, auf Seite 13 des OECD-Be-
ichts wird ganz klar konstatiert, dass die Höhe der
enten in Wirklichkeit vom Wirtschaftswachstum, von
er Lohnentwicklung und von der Inflation bestimmt
ird. Dem ist aus meiner Sicht zuzustimmen. Die Ver-
eidung von Altersarmut kann effektiv nur über die
chaffung von Wachstum und mehr Arbeitsplätzen er-
eicht werden. Die beliebige Anhebung des Beitragssat-
es der Rentenversicherung und der Lohnersatzquote ist
m Kern nur eine Scheinlösung.

Wenn für die Linken gilt, je mehr, desto besser, dann
rage ich Sie, warum Sie nicht gleich einen Beitragssatz in
öhe von 30 Prozent fordern. Dann ließen sich sogar Ver-

orgungsniveaus von mehr als 70 Prozent finanzieren.






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
Ihre Forderung ist willkürlich und macht aus meiner
Sicht keinen Sinn.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610915200

Herr Kollege Kolb, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Schneider?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1610915300

Sehr gerne. Das gibt mir die Gelegenheit, einen

Schluck Wasser zu trinken.


Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610915400

Herr Kollege Kolb, Sie haben gerade gesagt: Es kann

doch nicht sein, dass die Rentenbeiträge bis zum
Jahr 2040 auf 28 Prozent steigen. Würden Sie mir kon-
zedieren, dass die Arbeitnehmer schon jetzt einen Renten-
versicherungsbeitrag von 12,95 Prozent zahlen? Denn wir
müssen die 4 Prozent, die zahlt, wer einen Riestervertrag
abschließt – diese werden vermehrt um die staatliche
Förderung –, realistischerweise draufrechnen.

Wenn wir das Defizit, das wir in der zukünftigen
Rente haben werden, zusätzlich absichern wollten, zum
Beispiel durch Betriebsrenten, kämen weitere 3 Prozent-
punkte drauf. Im Jahr 2030 soll der Rentenversiche-
rungsbeitrag bei 11 Prozent liegen. Dann komme ich auf
11 Prozent plus zweimal 3 Prozent gleich 17 Prozent für
die Arbeitnehmer und 11 Prozent für die Arbeitgeber –
macht zusammen 28 Prozent. Können Sie mir erklären,
warum es des Teufels sein soll, wenn man diese
28 Prozent zu gleichen Teilen auf Arbeitgeber und Ar-
beitnehmer verteilt – dass also beide 14 Prozent zahlen –,
und warum es besser sein soll, wenn die Arbeitnehmer
17 Prozent zahlen, während die Arbeitgeber nur 11 Pro-
zent zahlen?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1610915500

Das macht die Sache nicht besser. Aber Tatsache ist,

dass bei einer paritätischen Belastung, wie man sie bei
einem Anheben des Rentenversicherungsbeitrages hätte,
die Lohnnebenkosten stiegen. Ich gehe nicht so weit
wie Oskar Lafontaine, der, wenn ich mich recht erinnere,
vor zwei Tagen im „Handelsblatt“ im Zusammenhang
mit Lohnnebenkosten von „Wortdreck“ gesprochen hat.
Ich meine, dass die Lohnnebenkosten für die Kalkula-
tion der Unternehmen eine Schlüsselrolle spielen, wenn
es darum geht, über das Maß der Beschäftigung zu ent-
scheiden, das wir in unserem Lande erreichen können.
Deswegen ist der Weg, den die rot-grüne Koalition in
der letzten Legislaturperiode beschritten hat, richtig.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


– Klatschen Sie nicht zu früh, Herr Kollege Tauss. – Es
ist richtig, von der paritätischen Finanzierung abzurü-
cken


(Jörg Tauss [SPD]: Ich dachte, Sie würden etwas anderes sagen!)


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(C (D nd auf dem Wege der Riesterrente eine durch die Areitnehmer selbst finanzierte private Zusatzvorsorge inzuführen. Ihr Modell dagegen wird – das ist meine este Überzeugung – für die Unternehmen am Schluss eurer und verringert damit die Möglichkeiten, mehr Bechäftigung in unserem Lande zu erreichen. Ein Zweites: Mit den Maßnahmen, die Sie in Ihrem ntrag fordern, würden Sie jede Möglichkeit der indiviuellen Gestaltung der Vorsorge ersticken. Vielleicht ill jemand im Alter gar nicht 70 Prozent Lohnersatz ur Verfügung haben, oder vielleicht will jemand mehr aben. Warum soll allen die gleiche Form der Altersvororge per Gesetz aufgezwungen werden? Sie wissen: er im Alter ein Eigenheim nutzen kann, braucht weni er liquide Mittel als jemand, der das nicht hat. Doch die öglichkeit, Wohneigentum zu erwerben, wird durch ei en Rentenversicherungsbeitrag von 28 Prozent, wie er ach Ihrem Modell vorgesehen ist, deutlich eingechränkt. Das führt mich zu einem weiteren Punkt: Die Altersorsorge über die gesetzliche Rente stellt sich insbesonere für Geringverdiener als ein vergleichsweise chlechtes Geschäft dar, da das Umlageverfahren in Zuunft keine Rendite mehr oder allenfalls noch geringe enditen erbringt – je nachdem, welche Berechnungsethode man zugrunde legt. In der privaten, geförderten orsorge ist dagegen weiterhin eine Rendite zu erwar en, gerade für Geringverdiener, wie folgendes Beispiel eigt: Wer als Alleinstehender bis zu 1 500 Euro brutto erdient und in die geförderte, private Altersvorsorge 7 Euro monatlich bzw. 564 Euro jährlich investiert, erält ab 2008 154 Euro Zuschlag und kommt damit auf ine Ansparsumme von fast 720 Euro pro Jahr. Für Failien mit Kindern erhöht sich die Zulage je nach Kin erzahl: Bei einem Kind muss ein Alleinstehender nur och 381 Euro jährlich, das sind 31,75 Euro monatlich, nvestieren, um auf die entsprechende Ansparsumme zu ommen. Das zeigt, der Hebel und damit auch die Renite ist in der privaten, geförderten Vorsorge ungleich öher. Zum Schluss will ich auf den Anlass für Ihren Antrag ingehen: den OECD-Bericht mit der Überschrift „Renen auf einen Blick“. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass n diesem Bericht vor fataler Altersarmut in Deutschand gewarnt werde. Mein Eindruck ist ein anderer: Ersens steht in dem Bericht, dass die finanzielle Tragfäigkeit des deutschen Rentensystems gesichert ist. Das st, wie eingangs erwähnt, entscheidend. Denn leere Verprechungen, wie sich die Renten im Falle hoher Renensteigerungen entwickeln würden, standen in den Renenversicherungsberichten der letzten Jahre genügend. iese Versprechungen waren aber nicht finanzierbar. Zweitens zeigt der Bericht, dass die Altersvorsorge in eutschland, wenn man die Summe aus gesetzlicher ente und geförderter Zusatzversorgung betrachtet, sehr ohl eine Lohnersatzrate erreicht, die im Durchschnitt er OECD-Länder liegt. Das muss am Ende der Verleichsmaßstab sein. In Ländern wie den Niederlanden ird zudem die Lebensstandardsicherung über Betriebs Dr. Heinrich L. Kolb renten in die Berechnung einbezogen. Würde man für Deutschland die Betriebsrenten mit berücksichtigen, stünden wir im Vergleich noch besser da. Bereits heute macht die gesetzliche Rente nur noch 67 Prozent der Bruttoalterseinkommen der gesetzlich Versicherten aus. Zusammenfassend möchte ich sagen: Der vorgelegte Antrag beruht in seiner Analyse auf bewussten Auslassungen von Tatsachen und auf Überspitzungen. In den Forderungen ist er völlig kontraproduktiv. Er würde eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und auf diesem Wege verstärkte Altersarmut verursachen. Er führt zu mehr Bevormundung und zu weniger Freiheit. Er will den Menschen den letzten Spielraum in ihrer Lebensgestaltung nehmen. Er ist deshalb abzulehnen. Ich wünsche Ihnen ebenfalls eine gute und erholsame Sommerzeit. Genießen Sie die Tage bei hoffentlich besserem Wetter als heute. Nächster Redner ist der Kollege Gregor Amann für die SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610915600


Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1610915700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Erst vor zwei oder drei Wochen haben wir hier
über fast das gleiche Thema geredet – ebenfalls auf An-
trag der Linken. Heute versuchen Sie mit einem Antrag,
der absolut nichts Neues enthält, die letzte Sitzungswo-
che vor der Sommerpause um jeden Preis zu verlängern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es mag ja sein, dass Sie lieber hier im Plenum sitzen, als
in Ihren Wahlkreis zu fahren, aus Angst, Sie könnten
dort Kontakt mit der Realität bekommen oder gar einem
Bürger begegnen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig, so ist es!)


Wir Sozialdemokraten haben diese Angst nicht. Im Ge-
genteil: Ich freue mich darauf, in den nächsten Wochen
mit meinen Wählerinnen und Wählern Gespräche zu
führen. Ehrlich gesagt zeigen die meisten Menschen in
meinem Wahlkreis mehr Verständnis und sogar Zustim-
mung für die Rentenpolitik dieser Regierung als Sie.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wir sprechen mit Ihren ehemaligen Wählern!)


Sie versuchen wieder einmal, den Menschen Angst und
Schrecken einzujagen. Dabei gibt es kaum ein Thema,
das sich für Panikmache weniger eignet als dieses. Es
geht darum, wie unsere materielle Versorgung aussieht,
wenn wir alt sind und unseren Lebensunterhalt nicht
mehr selbst verdienen können.

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(C (D Sie berufen sich auf eine aktuelle Studie der OECD nd stellen deren Aussagen auf den Kopf. Aber, wie geagt, das ist nichts Neues; wir haben darüber erst vor urzem diskutiert. (Zuruf des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


enn die Kernaussage der OECD-Studie, Herr
chneider, ist ein Lob für die Rentenpolitik dieser Regie-
ung,


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


nsbesondere für den mutigen Schritt der Anhebung des
enteneintrittalters auf 67 Jahre.

In der Begründung Ihres Antrags heißt es:

Infolge der rot-grünen Rentenpolitik kann die ge-
setzliche Rente in Zukunft den Lebensstandard der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Alter und
bei voller Erwerbsminderung nicht mehr sichern.

Ich gebe Ihnen in einem Punkt recht. Das Sicherungs-
iveau der gesetzlichen Rente wird in den nächsten Jah-
en abnehmen. Es wäre unehrlich und unredlich, dies zu
erschweigen. Aber das ist keine Folge rot-grüner Ren-
enpolitik – auch nicht rot-schwarzer Rentenpolitik –,
ondern eine Folge der dramatischen demografischen
eränderungen in unserem Land, welche das Umlage-
erfahren der gesetzlichen Rentenversicherung an seine
renzen führen. Die angesprochene demografische Ent-
icklung also – das Absinken der Geburtenrate und die

teigende Lebenserwartung in unserem Land – ist die
irkliche Ursache, weshalb mein Jahrgang und nachfol-
ende Altersgruppen nicht mehr die gleiche Absiche-
ung durch die gesetzliche Rente erwarten können wie
ie heutigen Rentner. Das Umlageverfahren benötigt,
amit es funktioniert, eine klassische Bevölkerungspyra-
ide mit einer breiten Basis von jungen Menschen im
rbeitsleben und einer schmalen Spitze von Rentenbe-

iehern. Genau im Hinblick darauf greift der von Ihnen
m Antrag kritisierte Nachhaltigkeitsfaktor korrigierend
in. Er berücksichtigt nämlich das Zahlenverhältnis von
eitragszahlern zu Rentenbeziehern durch die Einfüh-

ung des sogenannten Rentnerquotienten; das ist die
ahl der Rentner im Verhältnis zur Anzahl der Beitrags-
ahler.

Steigt der Rentnerquotient, so erhöhen sich die Ren-
en in einem geringeren Ausmaß als die Bruttolöhne.
iese Orientierung der Rentenanpassung am Rentner-
uotienten ist sinnvoll, da die Entwicklung dieser Maß-
ahl in einem umlagefinanzierten System einen direkten
influss auf den Beitragssatz hat.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Dabei gibt es übrigens auch eine Sicherungsklausel,
it der dafür gesorgt wird, dass die Anwendung des
achhaltigkeitsfaktors nicht zu einer Absenkung des
entenwertes führt. Der Nachhaltigkeitsfaktor ergibt

ich also aus der Logik des Umlageverfahrens.

Wir haben sowohl im Plenum als auch im Ausschuss
iederholt versucht, Ihnen die Funktionsprinzipien der
mlagefinanzierten Rentenversicherung zu erläutern.






(A) )



(B) )


Gregor Amann

(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Aber sie verstehen es nicht!)


Es ist uns nicht gelungen. Ich finde, wir sollten zukünf-
tig nicht noch mehr wertvolle Zeit dieses Hohen Hauses
dafür verwenden. Ich habe deshalb einen Vorschlag für
Sie. Die Deutsche Rentenversicherung Bund bietet in
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Volkshochschul-
verband bundesweit Kurse zur Altersvorsorge an. Über
500 Volkshochschulen in der Bundesrepublik beteiligen
sich daran. Eine davon muss in Ihrer Nähe sein.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Besuchen Sie doch einen dieser Kurse. Dann können wir
uns vielleicht manche Debatte hier im Plenum sparen.

Die Autoren des vorliegenden Antrags schlagen eine
andere Lösung vor. Sie wollen die Deckelung des Bei-
tragssatzes aufheben. Mit anderen Worten: Die durch die
demografische Entwicklung entstehenden Finanzie-
rungslücken sollen einfach dadurch gestopft werden,
dass der Beitragssatz immer weiter angehoben wird.


(Zuruf von der Linken: Paritätisch!)


Wer das ernsthaft fordert, der macht Kinder zu Leibeige-
nen ihrer Eltern und Großeltern; denn die Jungen werden
dann einen immer höher werdenden Anteil ihres Brutto-
lohns für die Rente der Ältern ausgeben müssen und
nicht mehr für sich selbst vorsorgen können, geschweige
denn eine Familie gründen, ein Haus bauen oder die Er-
ziehung ihrer eigenen Kinder finanzieren können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Darüber hinaus ist das auch ökonomischer Unsinn.
Unser Ziel muss es sein, die Lohnnebenkosten in
Deutschland zu senken. Wer so leichtfertig für eine Stei-
gerung der Lohnnebenkosten eintritt, der darf sich
anschließend nicht über die daraus resultierende Mas-
senverlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland be-
klagen.


(Zuruf von den Linken: Ökonomieseminar!)


Natürlich müssen wir wachsam sein und verhindern,
dass die Altersarmut wieder in unser Land zurückkehrt.
Da wir wissen, dass das Sicherungsniveau der gesetz-
lichen Rente in den kommenden Jahrzehnten aus den ge-
nannten Gründen nicht gehalten werden kann, müssen
wir natürlich Anstrengungen unternehmen, um diese Lü-
cke zu stopfen. Meine Vorredner haben es bereits gesagt:
Wir tun das. Die gesetzliche Rentenversicherung wird
durch staatlich geförderte private Altersvorsorge und
betriebliche Altersvorsorge ergänzt.

Dabei will ich betonen, dass auch für uns Sozialde-
mokraten die gesetzliche Rente weiterhin die tragende
Säule bleibt. Über 8 Millionen Riester-Verträge gibt es,
und die Zahl steigt weiter an. Genauso massiv fördern
wir auch die betriebliche Altersvorsorge. Ich bin froh,
dass die Beitragsfreiheit der Entgeltumwandlung auch
über das Jahr 2008 hinaus beibehalten wird. Deshalb be-
scheinigt auch die OECD ausgerechnet in der von Ihnen
zitierten Studie, dass derjenige, der in Deutschland seine
gesetzliche Rente mit privater und betrieblicher Alters-

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(C (D orsorge ergänzt, keine Angst vor Altersarmut haben uss. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Wenn ich mehr Redezeit hätte, dann könnte ich Ihnen
etzt noch etwas über die erfolgreiche Wirtschaftspolitik
ieser Regierung erzählen, durch die die Arbeitslosigkeit
um Sinken gebracht wird. Dies ist ebenfalls eine wich-
ige Voraussetzung für stabile Renten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich könnte Ihnen auch noch etwas von der 2003 ein-
eführten Grundsicherung für Ältere als letztem Sicher-
eitsnetz zum Schutz vor Altersarmut


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU])


nd von unseren Anstrengungen zur Familienpolitik
Stichwort: Elterngeld, Kinderbetreuung – erzählen, um

en genannten demografischen Entwicklungen entge-
enzuwirken.

Aus Zeitgründen will ich aber nur noch einen wichti-
en Punkt ansprechen – ich bitte da auch die Kollegen
on der CDU/CSU, genau hinzuhören –: Nur ordentliche
öhne führen zu anständigen Renten.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


er also Altersarmut verhindern will, der muss heute et-
as gegen Dumpinglöhne unternehmen und einen Min-
estlohn einführen.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der LINKEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wie haben Sie denn abgestimmt?)


Jetzt schlage ich aber vor, dass wir diese Debatte hier
eenden und in unsere Wahlkreise fahren. Verzichten Sie
arauf, in den Sommerferien noch mehr unsinnige An-
räge aufzuschreiben! Reden Sie stattdessen mit den

enschen, besuchen Sie einen der Volkshochschulkurse,
nd stellen Sie sich der Realität!

Sie werden feststellen, dass die meisten Menschen
on uns Politikern nicht erwarten, dass wir ihnen Dinge
ersprechen, von denen jeder weiß, dass sie nicht reali-
ierbar sind, sondern sie erwarten, dass wir uns der Rea-
ität stellen und das tun, was notwendig ist, um die Zu-
unft zu meistern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: 80 Prozent waren gegen die Rente mit 67! Das haben Sie auch durchgesetzt! So viel zur Wahrnehmung der Realität!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610915800

Ein bisschen muss die Sommerpause noch warten.

Als letzte Rednerin in dieser Debatte spricht nun die
ollegin Irmingard Schewe-Gerigk von der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-
gen! Mit dem heutigen Antrag „Wiedereinführung der
Lebensstandardsicherung in der gesetzlichen Rente“
stellt die Linke den Kern ihres rentenpolitischen Pro-
gramms vor. Sie wollen, wie das „Handelsblatt“ zu
Recht kommentiert, „Zurück in die Zukunft“. Um dieses
Ziel zu erreichen, schlagen Sie eine Rückkehr zu den
Rentenformeln von 1992 – aus der Regierungszeit von
Blüm und Kohl – vor. Ich frage mich, warum Sie nicht
stattdessen zu dem Stand von 1989 zurückkehren wol-
len. Denn am 9. November 1989 wurde eine große Ren-
tenreform mit dem Übergang vom Brutto- zum Netto-
lohnprinzip beschlossen. Das wäre doch ein noch
besserer Ansatzpunkt für Sie gewesen.


(Zuruf von der LINKEN: Sie waren doch im Bundestag!)


– Da war ich auch noch nicht hier.

Sie wollen zurück zu einem Nettorentenniveau von
70 Prozent des Erwerbseinkommens. Um dieses Ziel zu
erreichen, schlagen Sie einen Beitragssatz für die ge-
setzliche Rentenversicherung von 28 Prozent vor. Eine
solche Maßnahme wird bei der jüngeren Generation si-
cherlich einen Freudentaumel hervorrufen. Die mittel-
ständischen Betriebe, die heute Arbeitsplätze schaffen,
werden darüber bestimmt in wahre Begeisterungsstürme
fallen. Übertragen auf andere soziale Sicherungssysteme
erreichen Sie damit spielend ein Abgabenniveau von
50 Prozent vor Steuern auf Löhne und Einkommen.

Als Kronzeugen für diese unsägliche Politik bemühen
Sie die jüngst veröffentlichte OECD-Studie zur Renten-
politik im Ländervergleich. Die OECD hat zu Recht auf
die fehlende Armutssicherung im deutschen Rentenrecht
aufmerksam gemacht und entsprechende Korrekturen
angemahnt.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das haben Sie immerhin gelesen!)


– Dazu komme ich noch. – Sie hat keine pauschale Be-
wertung vorgenommen.

Was Sie – auch Herr Schneider – ansprechen, ist un-
seriös. Ich zitiere eine wesentliche Aussage aus der
OECD-Studie:

Deutschland hat mit den Reformen der vergange-
nen Jahre die finanzielle Nachhaltigkeit des Sys-
tems deutlich erhöht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Sie, Herr Schneider und Herr Lafontaine, wollen dage-
gen das Rad zurückdrehen.


(Zuruf von der LINKEN: Die Tabellen sehen eben einfach anders aus!)


Mit uns ist eine solche Rattenfängerpolitik nicht zu ma-
chen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir Grünen stehen für Strukturreformen, die ältere
eschäftigte nicht auf Kosten der Allgemeinheit aus
em Arbeitsmarkt ausgrenzen. Wir stehen für Verbesse-
ungen, die die Anrechnung von Kindererziehungszeiten
nd Pflege in der Rentenpolitik bewirkt haben. Wir ste-
en für eine eigenständige Alterssicherung von Frauen.

Es ist antiquiert, zur Rentenformel aus dem Jahre
992 zurückkehren zu wollen. Mir wäre es peinlich,
err Schneider, wenn ich einen solchen Vorschlag ge-
acht hätte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


ie Menschen wollen nicht, dass Politik ihnen etwas
orgaukelt. Wir brauchen Veränderungen an den
chwachstellen der aktuellen Arbeitsmarkt- und Renten-
olitik. An dieser Stelle wende ich mich zur anderen
eite des Hauses.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Zur FDP!)


ir brauchen in der Rentenpolitik Maßnahmen, die indi-
iduell vor Armut schützen, von der, wie wir wissen, vor
llem die Geringverdienenden betroffen sind. Notwen-
ig sind auch eine Angleichung der Rentenwerte zwi-
chen Ost und West und weitere Schritte zu einer eigen-
tändigen Alterssicherung von Frauen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen die Rentenversicherung schrittweise zu
iner Erwerbstätigenversicherung weiterentwickeln.
iele Selbstständige – etwa solche in unsteten Jobs – ha-
en keine Alterssicherung. Sie brauchen eine Erwerbstä-
igenversicherung.

Als ersten Schritt erwarten wir von der Großen Koali-
ion die Rücknahme der Halbierung der Rentenversi-
herungsbeiträge von Langzeitarbeitslosen. Das war
ine katastrophale Entscheidung, die zwar dem Bundes-
aushalt 2 Milliarden Euro eingebracht hat, aber die
angzeitarbeitslosen Menschen auch im Alter schlechter-
tellt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch finde es beschämend, dass sogar bei einer guten
onjunkturlage an dieser Stelle gespart wird.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt, über den wir heute
icht gesondert diskutieren – wir haben einen entspre-
henden Antrag vorgelegt –: Langzeitarbeitslose dürfen
icht zwangsweise mit Abschlägen vorzeitig in Rente
eschickt werden. Wenn die Große Koalition langfristig
ie Rente mit 67 einführen will – was wir auch unter-
tützt haben –, dann darf sie nicht die Langzeitarbeitslo-
en mit 63 zwangsweise in Rente schicken. Das hat zur
olge, dass sie 14 Prozent weniger Rente bekommen.
as ist absolut unsozial, und Sie werden es zurückneh-
en müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk
Ich komme zum Schluss. Meine Damen und Herren
von der Linksfraktion, Ihre Konzepte sind rückwärtsge-
wandt, nicht finanzierbar und unseriös. Sie nehmen
keine Rücksicht auf die Zukunftsperspektiven der jun-
gen Generation. Die Jungen müssen durch steigende So-
zialabgaben die Zeche zahlen, ohne die Sicherheit zu ha-
ben, selbst später einmal eine auskömmliche Rente zu
erhalten. Eine solche Politik ist billiger Populismus und
rückwärtsgewandt. Das werden wir nicht akzeptieren.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610915900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/5903 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 31 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neure-
gelung der Telekommunikationsüberwachung
und anderer verdeckter Ermittlungsmaßnah-
men sowie zur Umsetzung der Richtlinie 2006/
24/EG

– Drucksache 16/5846 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Kultur und Medien

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Alfred
Hartenbach das Wort.

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Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610916000


Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! Vor allem liebe Rechtsfreundinnen und Rechts-
freunde! Denn hier sind nur noch wirkliche Fans dabei.

Der Deutsche Bundestag hat sich in den letzten Jah-
ren wiederholt mit dem komplexen Thema der verdeck-
ten Ermittlungsmaßnahmen im Strafverfahren be-
fasst. Einzelne Problembereiche waren immer wieder
Gegenstand heftiger Diskussionen. Es hat sich gezeigt:
Das geltende Recht bedarf einer umfassenden Revision.
Deshalb und weil es konkrete verfassungsgerichtliche
Vorgaben zum Kernbereichsschutz sowie europäische
Rechtsakte umzusetzen gilt, hat die Bundesregierung
eine eingehende und sorgfältige Überarbeitung vorge-

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(C (D ommen und ein ausgewogenes Gesamtkonzept entickelt, über das heute in erster Lesung beraten wird. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt aber nicht!)


Wir verbessern die Arbeitsmöglichkeiten der Straf-
erfolgungsbehörden im Interesse der Sicherheit der
ürgerinnen und Bürger. Das ist die eine Seite. Die an-
ere nicht minder wichtige Seite stellt sicher, dass für
ürgerinnen und Bürger, die von einer solchen Maß-
ahme betroffen sind, ein deutlich besserer Rechts-
chutz besteht als bisher und dass vor allem das Vertrau-
nsverhältnis zu den Berufsgeheimnisträgern einem
esonderen Schutz unterliegt.

Dieses Gesamtkonzept setzt gleich beim Anlass-
atenkatalog an, also bei der Liste der Delikte, die An-
ass für eine Telekommunikationsüberwachung sein
önnen. Wir beschränken den Katalog konsequent auf
chwere Straftaten. Delikte wie die Beihilfe eines Zivi-
isten zur Fahnenflucht streichen wir. Neu nehmen wir
chwere Straftaten aus dem Bereich der Wirtschaftskri-
inalität auf, zum Beispiel schwere Steuerdelikte nach

§ 370 ff. der Abgabenordnung. Unser Entwurf bezieht
icht nur die Telekommunikationsüberwachung ein,
ondern erfasst auch andere heimliche Ermittlungsmaß-
ahmen wie die verdeckten Ermittler, die Schleppnetz-
ahndung und die längerfristige Observation.

Einhergehend damit erweitern wir insbesondere den
chutz von Berufsgeheimnisträgern, der im geltenden
echt nur unzureichend geregelt ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig unzulänglich! Die Ärzte nicht, die Journalisten nicht!)


Ihnen würde ich sowieso kein Geheimnis anvertrauen. –
nter welchen Voraussetzungen beispielsweise die Ob-

ervation eines Journalisten zulässig ist, können Sie dem
eltenden Recht nicht ohne Weiteres entnehmen. Wir
chaffen dafür und für alle anderen verdeckten Ermitt-
ungsmaßnahmen verbindliche Rechtsgrundlagen. Der
ernbereich privater Lebensgestaltung und das Ge-

präch zwischen Mandant und Verteidiger, aber auch das
mfeld der Geistlichen und der Abgeordneten sind ab-
örfreie Zonen, es sei denn, jene sind selbst als Täter
der Teilnehmer in eine schwere Tat verstrickt. Alles,
as in diesem Bereich gleichwohl mitgelauscht wird,
arf nicht verwertet werden.


(Zuruf von der LINKEN: Aber gelauscht werden darf!)


twa aufgenommene Gespräche sind unverzüglich zu
öschen. Die Löschung ist zu dokumentieren.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das, was Sie vorschlagen, ist eine Scheinlösung!)


Wir verstärken den Grundrechtsschutz darüber hi-
aus durch Verfahrenssicherungen. Bei allen verdeck-
en Ermittlungsmaßnahmen wird es in Zukunft Benach-
ichtigungspflichten geben. Die Einhaltung kontrollieren
ie Gerichte. Hier gibt es in der Praxis noch Defizite, die






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach
wir abstellen können und abstellen werden. Wer von ei-
ner verdeckten Ermittlungsmaßnahme betroffen ist, soll
das grundsätzlich erfahren und sich dagegen nachträg-
lich wehren können. Die Neuregelung wird dafür kein
besonderes Rechtsschutzinteresse mehr verlangen. Auch
das ist wichtig. Die Zuständigkeit für die Anordnung ei-
ner verdeckten Ermittlungsmaßnahme konzentrieren wir
beim Ermittlungsgericht am Sitz der Staatsanwaltschaft.
Das bringt spezialisierte Richter mit mehr Erfahrungs-
wissen, mehr Zeit und mehr Sensibilität für die proble-
matischen Fälle.

Der Gesetzentwurf wird außerdem die Richtlinie zur
Vorratsdatenspeicherung umsetzen. Der Gesetzent-
wurf beachtet die Entschließung des Deutschen Bundes-
tages vom 16. Februar 2006 und setzt nicht mehr als die
Mindestvorgaben der Richtlinie hinsichtlich der Spei-
cherungsdauer und der zu speichernden Datenarten um.
Ich will dazu nur so viel sagen: Schon heute speichern
die TK-Unternehmen Verbindungsdaten, um nachweisen
zu können, dass sie die Leistungen, die sie in Rechnung
stellen, auch erbracht haben. Seit jeher können die Straf-
verfolgungsbehörden diese Verbindungsdaten abfragen.
Die neue Speicherpflicht brauchen wir, weil viele TK-
Unternehmen immer mehr zu Flatrates übergehen und
deshalb immer weniger Verbindungsdaten speichern.
Anfragen der Strafverfolgungsbehörden gehen daher ins
Leere.

Verbindungsdaten sind keine Inhaltsdaten. Ge-
sprächsinhalte werden also zu keinem Zeitpunkt gespei-
chert, auch keine Angaben über Websites, die jemand
besucht hat. Wir können auf die Telekommunikations-
überwachung und auf andere verdeckte Ermittlungsmaß-
nahmen nicht verzichten. Abgehört, beobachtet oder mit
seinen Daten gespeichert zu werden, sind aber Grund-
rechtseingriffe, die niemand hinnehmen muss, wenn es
dafür nicht eine solide Rechtfertigung gibt. Deshalb
müssen wir an die Strafverfolgungspraxis strenge Anfor-
derungen stellen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Das bringt Belastungen für die Praxis vor allem der Län-
der mit sich. Dies ist jedoch nach unserer Auffassung so-
wohl notwendig als auch tragbar. Der Gesetzentwurf hat
vonseiten der Opposition, aber auch von den Ländern
bisher nur wenig Kritik erfahren. Herr Ströbele wird das
gleich grundsätzlich ändern.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben einen Gegenentwurf!)


Ich bin aber zuversichtlich, dass es uns gelingen wird,
den Gesetzentwurf zügig zu verabschieden und somit zu
einer rechtsstaatlich sicheren und guten Lösung zu kom-
men.

Vielen Dank. Ich wünsche allen einen schönen Som-
mer.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat nun der Kollege Jörg van Essen für die DP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! as Thema Telefonüberwachung ist für die FDP-Bunestagsfraktion immer besonders wichtig gewesen, nicht ur für die Fraktion insgesamt, sondern auch für mich ersönlich. Seit ich dem Deutschen Bundestag angehöre, rage ich in jedem Jahr die Zahl der Telefonüberachungen ab, weil ich diese Zahl für wichtig halte und eil wir politisch kontrollieren müssen, wie die Justiz it den Instrumenten, die wir ihr zur Verfügung stellen, mgeht. Eines muss man sagen: Wenn man die Zahlen etrachtet, dann stellt man fest, dass wir in jedem Jahr rhebliche Steigerungsraten haben. as hat Gründe, zum Beispiel den, dass Straftäter sehr iel mehr Telefone zur Verfügung haben und immer ehrere Handys besitzen, damit Überwachungen er chwert werden; aber es gibt auch Entwicklungen, die orge machen müssen. Deshalb bin ich der Auffassung, ass wir uns als Politiker ständig mit dieser Frage bechäftigen müssen. Weil das so ist, haben wir in der Vergangenheit immer ieder angemahnt, dass es zu einer Neuregelung der Te ekommunikationsüberwachung kommen muss. Die undesregierung legt jetzt einen Entwurf vor. Ich will ei der ersten Lesung deutlich machen, dass es einige unkte gibt, die wir ausdrücklich begrüßen. Ein besoners großes Defizit – Herr Staatssekretär, Sie haben es ngesprochen – war bisher immer die nachträgliche enachrichtigung der Betroffenen. Nur dann hatten ie überhaupt die Möglichkeit, sich mit der Tatsache, ass sie überwacht wurden, auseinanderzusetzen. Dass as jetzt verbessert wird, wird von uns ganz ausdrückich begrüßt. Es wird auch begrüßt, dass es eine Verbeserung der Rechtsbehelfsmöglichkeiten gibt. Auch das st ganz sicherlich ein Fortschritt. Es gibt noch einen ritten Punkt, den Sie, Herr Staatssekretär, ebenfalls anesprochen haben. Ich finde es gut, dass wir in Zukunft m Sitz der Staatsanwaltschaft einen Ermittlungsrichter aben, der spezialisiert ist, der weiß, wo er aufpassen uss und welchen Staatsanwaltskollegen er ein bisschen enauer auf die Finger schauen muss. Auch das wird mit icherheit zu einer Verbesserung der Rechtsstaatlichkeit eitragen. Damit ist ein weiteres Stichwort gefallen: Rechtstaatlichkeit. Genau diese müssen wir gewährleisten. ie Telefonüberwachung ist für die Strafverfolgung anz außerordentlich wichtig. Wenn man wie ich 4 Jahre Staatsanwalt und Oberstaatsanwalt war, dann eiß man auf der einen Seite, wie wichtig diese Erkenntisse insbesondere bei den Deliktsfeldern sind, bei deen es kein Anzeigeverhalten gibt, beispielsweise bei en Drogendelikten. Auf der anderen Seite weiß man ufgrund der praktischen Erfahrung: Wenn man Telefon Jörg van Essen gespräche überwacht, dann sind auch sehr viele persönliche Gespräche darunter. Das heißt, es wird intensiv in die Intimsphäre eingegriffen. Deshalb muss es Kontrollen und Grenzen geben. Die Bundesregierung hat sich in einem Punkt anders entschieden, als es unsere Intention war. Sie hat wieder einen Straftatenkatalog aufgestellt. Wir haben schon einmal darüber diskutiert. Es gibt die rechtliche Auffassung, dass das notwendig war. Wir werden dazu eine Anhörung durchführen. Für mich wird insbesondere wichtig sein, die Frage zu klären, ob diese Notwendigkeit tatsächlich besteht. Denn eines ist klar: Die bisherige Erfahrung mit Straftatenkatalogen war, dass sehr schnell wieder Forderungen kamen, diesen Katalog zu erweitern. Genau das ist nicht unsere Intention. Wir wollen ihn vielmehr auf die Fälle beschränken, in denen eine Telekommunikationsüberwachung wirklich notwendig ist. Wir Berichterstatter sollten gemeinsam überlegen, ob es einen besseren Weg gibt als den, den die Bundesregierung jetzt in ihrem Entwurf vorschlägt. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben einen vorgeschlagen!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610916100

(Beifall bei der FDP)

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1610916200

(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Wohl wahr!)





(A) )


(B) )


Ein Punkt, über den wir sicherlich ganz besonders inten-
siv nachdenken müssen, ist der Schutz der Berufsgeheim-
nisträger. Schon im Zollfahndungsdienstgesetz haben Sie
eine Lösung in Form einer Verhältnismäßigkeitsprüfung
durchgesetzt. Wir stehen dem außerordentlich kritisch
gegenüber und werden deshalb den Sachverständigen in
der Anhörung, die auf uns zukommt, auch diese Frage
stellen und sehen, ob das der richtige Weg ist oder nicht.

Ich möchte zum Schluss ein paar Aspekte zur Vor-
ratsdatenspeicherung ansprechen. Ich finde es schade,
dass die Telekommunikationsüberwachung und die Vor-
ratsdatenspeicherung miteinander kombiniert worden
sind; denn es handelt sich eigentlich um zwei unter-
schiedliche Felder. Es ist gut, dass der Rechtsausschuss
die Anhörung zu diesen beiden Bereichen getrennt hat.
Auch das macht deutlich, dass dies offensichtlich zwei
unterschiedliche Felder sind.

Wenn man sich der Frage der Vorratsdatenspeiche-
rung stellt, dann hat man auf eines hinzuweisen: Es hat
hier im Deutschen Bundestag bei der Beratung über den
Tätigkeitsbericht des Bundesdatenschutzbeauftragten für
die Jahre 2001 und 2002 einen einstimmigen Beschluss
gegeben, dass die Bundesregierung entsprechende euro-
päische Vereinbarungen über eine Vorratsdatenspeiche-
rung nicht unterzeichnet. Die Bundesregierung hat sich
nicht daran gehalten. Ganz besonders ärgert mich, dass
die dann doch verabschiedete europäische Richtlinie
nicht nur eins zu eins im Gesetzentwurf umgesetzt wor-
den ist, sondern darüber hinausgeht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Verpflich-
tung, die uns das Bundesverfassungsgericht auferlegt
hat, nämlich bei der Umsetzung besonders grundrechts-
schonend vorzugehen. Auch das wird deshalb Gegen-

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(C (D tand der Anhörung sein. Wir werden auch diese Frage tellen. Frau Präsidentin, es blinkt auf dem Rednerpult, und war zu Recht. Mir bleibt deshalb nur noch, Ihnen, Frau räsidentin, aber auch allen Kolleginnen und Kollegen in Stück Erholung zu wünschen. Wir alle wissen, dass ir auch in der parlamentarischen Sommerpause viele ermine haben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich trotzem erholen können. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610916300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Jürgen Gehb für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Jörg Tauss [SPD]: Kündigen Sie mal das Struck’sche Gesetz an, Herr Kollege!)



Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1610916400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

m letzten Tag vor der Sommerpause hätte man auch
in weicheres Thema wählen können als die Telekom-
unikationsüberwachung und die Vorratsdatenspeiche-

ung. Wenn man sich die Kritiker anhört und die Beiß-
eflexe, die damit ausgelöst worden sind, ansieht, wird
s einem ganz schwindlig; ich werde darauf gleich näher
ingehen.

Ich mache keinen Hehl daraus, dass die CDU/CSU
iesen heute in erster Lesung zu beratenden Gesetzent-
urf begrüßt und ihm zustimmt. Wir beugen uns natür-

ich besseren Einsichten. Deswegen haben wir schon
estern quasi wie bei der Vorratsdatenspeicherung den
orratsbeschluss gefasst, eine Anhörung – sie wird in
wei Teilen stattfinden; Herr van Essen, Sie haben es ge-
ade angesprochen – durchzuführen. Wir haben quasi in
orauseilendem Gehorsam und in der Annahme, dass
er Gesetzentwurf heute an die zuständigen Ausschüsse
berwiesen wird, eine solche Anhörung beschlossen.

Dass die bisherigen strafprozessualen Instrumente
icht mehr so gut funktioniert haben, zeigt sich an einem
anz einfachen Phänomen. Verabredungen zu Verbre-
hen und Terror setzen Kommunikation voraus. Ganz
lar: Man muss miteinander reden. Die Indianer haben
rüher über Rauchzeichen und Buschtrommeln kommu-
iziert. Man konnte der Frage nachgehen, was die durch
auchzeichen verursachten Wölkchen bedeuten. Aus
estern ist bekannt, dass man gekabelt hat, dass man

ich also der Telegrafie bedient hat.

Inzwischen hat die Technik natürlich Fortschritte ge-
acht; das unterscheidet sie von Ihrer Auffassung, Herr
ontag. Die Fortschritte der Technik sind der Grund da-

ür, dass die Polizei dem Verbrecher eigentlich immer
interherhechelt.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das ist wie beim Doping!)


Das ist wie beim Doping, ja. –






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb

(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Schäuble hat gestern gesagt: Das ist immer so!)


Mittlerweile gibt es Handys. Möglicherweise wird es mit
der Verabschiedung dieses Gesetzentwurfs nicht einmal
sein Bewenden haben. Man wird auch darüber nachden-
ken müssen – der Innenminister fordert es immer wieder,
und zwar zu Recht –, ob Online-Überwachungen sinn-
voll sind; schließlich bedienen sich Kriminelle und ins-
besondere Terroristen des Internets.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir doch schon seit langem! Wachen Sie doch mal auf, Sie Indianer!)


Das ist ganz einfach.

Nun will ich ein paar Takte zur Begrifflichkeit sagen.
Wenn ein Unwissender Kritik an diesen Dingen übt,
dann habe ich dafür noch Verständnis. Der Datenschutz-
beauftragte hat geschrieben – Herr Kilger hat etwas
Ähnliches auf dem Anwaltstag gesagt –, dass die
Unschuldsvermutung nicht mehr gilt, dass Menschen
unter Generalverdacht gestellt werden. Die Begrifflich-
keit wird da völlig durcheinandergeworfen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo er recht hat, hat er recht!)


– Herr Ströbele, ich weiß: Wer die Begriffe nicht be-
herrscht, der kann auch eine Diskussion nicht beherr-
schen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon geben Sie gerade ein beredtes Beispiel!)


Der Begriff der Unschuldsvermutung hat mit der Er-
mittlung nichts zu tun. Unschuldsvermutung bedeutet in
einem strafgerichtlichen Verfahren, dass der Angeklagte
erst nach rechtskräftiger Verurteilung festgesetzt werden
darf.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Gut, dass Sie uns das mal sagen!)


In unserem Rechtssystem gibt es sowieso Ausnahmen
davon. Beispielsweise wird Untersuchungshaft angeord-
net, wenn noch keine rechtskräftige Verurteilung stattge-
funden hat. Deswegen hat der Begriff der Unschuldsver-
mutung dort gar nichts zu suchen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie mal dem Herrn Schäuble!)


Ein ermittelnder Beamte muss nach dem Legalitätsprin-
zip jedem Verdacht nachgehen. Die Schuld ist zu diesem
Zeitpunkt noch nicht bewiesen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


Etwa bei einer vermeintlichen Trunkenheitsfahrt for-
dert ein Polizist den Fahrer des Autos auf, einen Alko-
holtest zu machen oder sich Blut abnehmen zu lassen.
Gilt die Unschuldsvermutung hier denn etwa nicht? Das

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(C (D at mit Unschuld doch gar nichts zu tun. Wenn der Alkooltest negativ ausfällt, kann der Fahrer einfach weiterahren. Stellen Sie sich einmal vor, man würde behaupen, die Errichtung eines Gerichtsgebäudes stellte die enschheit unter Generalverdacht, weil eine Person öglicherweise zu Unrecht verurteilt wird. Also: Das al es ist dummes Zeug. Die Unschuldsvermutung hat im rmittlungsverfahren nichts zu suchen. Ich komme auf den anderen Punkt, Generalveracht, zu sprechen. Am Eingang Wilhelmstraße 68 des eutschen Bundestages, den viele von uns täglich nut en, befindet sich ein Überwachungsmonitor. Käme jeals jemand auf die Idee, „Dadurch werden die Passan en unter Generalverdacht gestellt“ zu sagen? (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, der ist ja auch nicht eingestellt! Der ist ja abgestellt!)


uf diese Idee kommt doch kein Mensch.

Es wurde behauptet – zumindest von vermeintlichen
ennern der Materie –, dass Handygespräche im Rah-
en der Vorratsdatenspeicherung abgehört werden.
azu muss ich sagen: Alle, die diese Auffassung vertre-

en, sind von einer signifikanten Faktenabstinenz ge-
ennzeichnet. Sie sind von einer signifikanten Fakten-
bstinenz gekennzeichnet.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist so gut, dass Sie es wiederholen müssen!)


Wie heißen Sie eigentlich? Sie rufen immer wieder da-
wischen. Sie sind ein interessanter Mann. Sagen Sie
inmal, wie Sie eigentlich heißen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610916500

Das ist der Kollege Schneider.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1610916600

Das tapfere Schneiderlein.

Wie kann man solche Behauptungen aufstellen und
ie Bevölkerung damit in eine Hysterie versetzen? Ich
uss Ihnen ehrlich sagen: Diejenigen, die das tun, sind

enauso schlimm wie diejenigen, die die Menschheit
lauben machen wollen, dass man durch eine Neurege-
ung der Kommunikationsüberwachung einen hundert-
rozentigen Schutz schaffen kann. Das ist natürlich auch
icht der Fall.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


Wir bewegen uns bei Ermittlungsverfahren und bei
ingriffen in Freiheitsrechte der Bürger – der Herr
taatssekretär hat es gesagt – auf einem verminten Ge-

ände, in einem Spannungsfeld. Das ist doch ganz klar.
wei Interessen stehen einander geradezu unversöhnlich
egenüber: Auf der einen Seite steht das Recht, unbeo-
achtet, unabgehört zu leben, und auf der anderen Seite
ilt die verfassungsrechtlich verbürgte Pflicht des Staa-
es, Schutz zu gewähren. Das hat das Bundesverfas-
ungsgericht in seiner Entscheidung vom 12. März 2003
Seite 299 des 113. Bandes – ausdrücklich, und zwar






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
immer und immer wieder, festgestellt. Herr Kollege
Ströbele, wenn Sie es nachlesen wollen: Die einschlä-
gige Passage befindet sich auf Seite 316. Es geht also um
die Spannung zwischen Schutzpflicht des Staates und
Wahrung von Freiheitsrechten.

Wir Abgeordnete des Deutschen Bundestages, jeden-
falls ein großer Teil – die Überwachungsexperten auf der
linken Seite des Hauses blende ich ein bisschen aus –,
wir als demokratische Parteien müssen doch um die
beste Lösung ringen. Das ist doch ganz klar.


(Jörg Tauss [SPD]: Das machen wir doch! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir!)


– Herr Tauss, Sie machen das immer lautstark, wenn
auch nicht immer mit besonderer Sachkunde.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Ihnen ringen wir!)


Deswegen ist es doch gar nicht schlimm, wenn wir
heute diesen Gesetzentwurf an die Ausschüsse überwei-
sen. Herr Montag, ich freue mich schon, Sie lassen ja
keine Gelegenheit aus, mich anzusprechen, selbst wenn
ich Ihnen mit besonderer Aufmerksamkeit zuhöre.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau dann!)


Wir werden das diskutieren und auch prüfen, ob die-
ser Gesetzentwurf den Notwendigkeiten nicht ein wenig
hinterherhinkt. Den einen ist er zu viel, den anderen zu
wenig. Manche sagen, dann ist er wahrscheinlich genau
richtig. Warten wir doch einmal das Gesetzgebungsver-
fahren ab.

Damit möchte ich meine Rede beenden.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Herr Ströbele, von Ihnen Applaus zu bekommen, ist
besonders schön.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass Sie aufhören, das habe ich begrüßt!)


Auch ich möchte nicht versäumen, Ihnen schöne
Sommertage zu wünschen. Ich gehe heute Abend auf das
Sommerfest des Bundespräsidenten. Darauf freue ich
mich sehr. Wir sehen uns dann in alter Frische Anfang
September in diesem Hohen Hause wieder.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Herr Dr. Gehb, erfassen Sie jetzt meine Daten?)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610916700

Das Wort hat nun die Kollegin Ulla Jelpke für die

Fraktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610916800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Bundesregierung will mit diesem Gesetz die Telefon-
überwachung erweitern und auf die Spitze treiben. Ihr

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(C (D esetzentwurf, Herr Gehb, sieht vor, dass künftig alle ogenannten Verkehrsdaten festgehalten werden, also er mit wem telefoniert, E-Mails austauscht, welche omepages aufgerufen werden. Alle diese Daten, und war von allen 80 Millionen Bürgerinnen und Bürgern, ollen protokolliert und gespeichert werden. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Klar! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von allen, die ein Telefon haben!)


as bedeutet noch mehr Beobachtung und Schnüffelei,
nd zwar in einem Ausmaß, das kaum noch Kontrollen
ulässt. Die Linke fordert deshalb alle Demokraten auf,
ich dem entschieden zu widersetzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Meine Damen und Herren, weil Telefonüberwachung
mmer ein Eingriff in die Grundrechte ist, müssen äu-
erst enge und eindeutige Bestimmungen die Verhältnis-
äßigkeit der Mittel sicherstellen.


(Zuruf von der LINKEN: Das kennt die CDU nicht!)


Unschuldige dürfen nicht betroffen werden. Der
ernbereich der privaten Lebensgestaltung muss frei
on Überwachung bleiben. Eine effektive richterliche
ontrolle ist unverzichtbar. Aber keine dieser Forderun-
en, keine einzige, erfüllt der vorliegende Gesetzent-
urf, den wir deswegen als verfehlt und verfassungs-
idrig ablehnen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Koalition erweitert in der Strafprozessordnung
en Katalog derjenigen Taten, die ein Abhören rechtfer-
igen sollen. Es reicht bereits der Verdacht. Sie unterlässt
s aber, die richterliche Kontrolle zu stärken. Dabei
unktioniert sie schon heute nicht. In aller Regel verwen-
en die Gerichte nur formelhafte Begründungen und ko-
ieren häufig die fehlerhaften Anträge der Staatsanwalt-
chaft in ihre Anträge. Dies hat jedenfalls das Max-
lanck-Institut für Strafrecht in seiner Studie veröffent-

icht und wurde hier schon einmal diskutiert. Außerdem
erden Hintertürchen eingebaut, die den Abgehörten
as Recht nehmen, wenigstens im Nachhinein informiert
u werden. Die Benachrichtigung unterbleibt – hier wi-
erspreche ich meinen Vorrednern –, wenn – ich zitiere –
anzunehmen ist, dass die abgehörte Person kein Inte-
esse an einer Benachrichtigung hat“. Ich frage Sie: Was
ind das eigentlich für Personen, die daran kein Interesse
aben? Das ist ein Gummiparagraf, der keinen Grund-
echtsschutz gibt und auf jeden Fall weiterdiskutiert wer-
en muss.

Bei der Vorratsdatenspeicherung wird festgehalten,
er mit wem spricht, egal ob Ärzte, Anwälte oder Politi-
er, wo er sich zum Zeitpunkt des Gesprächs aufhält,
elche Internetseiten er besucht und welche E-Mails
erschickt werden. All das wird gespeichert, ohne den
erdacht genau zu begründen, einfach auf Vorrat.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Aber nicht darauf zurückgegriffen!)







(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
Die Behörden, vor allem die Geheimdienste, die Zugriff
darauf haben, Herr Gehb, können daraus ein ausführli-
ches Profil über die politischen, sozialen und sonstigen
Interessen und Kontakte erstellen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Aber doch nicht ohne Anlass! Es wird doch nicht der Hühnerdieb verfolgt! Was die Leute hier alles erzählen!)


Im Übrigen hat der Datenschutzbeauftragte von
Schleswig-Holstein vor wenigen Tagen ein Gutachten
dazu veröffentlicht. Darin heißt es, dieses Gesetz ist ein
– so wörtlich – Grundrechtseingriff mit maximaler
Streubreite. So hat er das bezeichnet. Ich meine, er hat
recht damit.

Die Speicherfrist beträgt sechs Monate. Allein bei der
Telekom fallen pro Tag rund 200 Millionen Datensätze
an. Hinzu kommen mehrere hundert Millionen E-Mails,
angeklickte Homepages usw. Alles ausgedruckt, würde
dies Aktenordner füllen, die aneinandergereiht von Ber-
lin nach München reichen würden. Das haben Daten-
schutzbeauftragte ausgerechnet.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist doch jetzt schon so!)


Hier kann man nur noch fragen: Wie krankhaft misstrau-
isch muss eine nach Allmacht strebende Regierung sein,
um so etwas zu wollen?

Zum Schluss, meine Damen und Herren: Das A und
O einer demokratischen Gesellschaft ist das freie Ge-
spräch. Die Bürger und Bürgerinnen müssen die Garan-
tie dafür haben. Deswegen werden wir die Beratung
dieses Gesetzentwurfs sehr kritisch begleiten und Ge-
genentwürfe vorlegen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610916900

Nächster Redner ist nun der Kollege Hans-Christian

Ströbele für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! Herr Kollege Gehb, wie soll man es denn nennen,
wenn der Staat von den Telekommunikationsunterneh-
men verlangt, in Zukunft von allen Nutzern der Tele-
kommunikation die Verbindungsdaten zu speichern –
zum Zweck der Strafverfolgung, zum Zweck der Fest-
stellung von Gefährdern, zu geheimdienstlichen Zwe-
cken? Wie soll man dies anders interpretieren, als dass
der Staat in Zukunft davon ausgeht, dass alle 70 oder
80 Millionen Telekommunikations- und Internetuser
potenzielle Straftäter oder potenzielle Gefährder sind?
Sonst macht das doch keinen Sinn.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Richtig! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist doch klar!)


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(C (D Das muten Sie uns mit diesem Gesetzentwurf zu. Das ber ist ein Paradigmenwechsel, den wir nicht mitmahen, weil wir weiterhin davon ausgehen, dass nicht alle 0 oder 70 Millionen Menschen, die in der Bundesepublik Deutschland leben, potenzielle Straftäter und otenzielle Gefährder sind. Nur dann, wenn es einen onkreten Verdacht dafür gibt, dass jemand eine Straftat egangen hat oder eine schwere Gefährdung darstellt, ann man in sein Telekommunikationsgeheimnis einreifen. Deshalb lehnen wir Ihren Vorschlag generell ab. Schon gar nicht sind wir damit einverstanden, dass iese EU-Richtlinie genutzt wird, um über die Strafverolgungsinteressen auch Gefährderabwehrinteressen der geheimdienstliche Aufgaben zu verfolgen. Zur Überwachung der Telefone. Verehrter Herr Kolege Hartenbach, Sie wussten es schon einmal besser. Ich rinnere mich an die Zeit der rot-grünen-Koalition. Vor wei, drei Jahren haben wir zusammengesessen und da aben Sie noch vehement die Lösung verteidigt, die wir n unserem Gesetzentwurf vorgeschlagen hatten, nämich dass in Zukunft Telefonüberwachung nicht nach eiem Katalog von Straftaten angeordnet werden kann, ondern ausschließlich aufgrund einer grundsätzlichen estlegung, nach der nur bei allerschwersten Straftaten ine Telefonüberwachung in Betracht kommt. Wir haben as in unserem Gesetzentwurf so definiert: Nur dann, enn ein Verbrechen vorliegt, wenn also aufgrund der ußeren Umstände der Tat eine Mindeststrafe von einem ahr zu erwarten ist, ist das gerechtfertigt, aber nicht ann, wenn nur eine beliebige Katalogstraftat orliegt. – Das kann auch nicht richtig sein. Das führt zu öllig unzulänglichen Ergebnissen. Dann muss man uch dauernd neu über den Straftatenkatalog diskutieren. etzt haben Sie zum Beispiel eine Tat nach § 177 Abs. 2 r. 2 StGB – besonders schwere sexuelle Nötigung – in en Katalog geschrieben. Sie haben aber die mit einer indeststrafe von fünf Jahren bedrohte schwere Vergealtigung unter Einsatz von Waffen nicht aufgenomen. Das haben Sie herausgelassen, sodass man eigent ich nur zu der Überzeugung kommen kann, die schwere traftat sehen Sie als nicht so aufklärungswürdig an wie ie weniger schwere. Deshalb lehnen wir diese Vorchläge ab. Wir wollen erreichen, dass die Zahl der Telefonüberachungen in Deutschland wieder zurückgeht. Es gibt achverhalte, bei denen man gerne Weltmeister ist. Ich öchte aber nicht, dass Deutschland weiter Weltmeister ei der Telefonüberwachung bleibt. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


iesbezüglich haben wir eine ganze Reihe von Vorschlä-
en gemacht.

Wir haben nicht nur als Ersatz für den Straftatenkata-
og eine andere Lösung vorgeschlagen, sondern wir ha-
en auch gesagt, alle Telefonkommunikation, die den






(A) )



(B) )


Hans-Christian Ströbele
Kernbereich der privaten Lebensführung betrifft,
darf nicht überwacht werden, und zwar niemals. Sie ha-
ben gesagt, es müssen vorher Anhaltspunkte dafür beste-
hen, dass „allein“ – so steht es im Gesetzentwurf – über
solche Inhalte gesprochen wird. Diese Anhaltspunkte
werden Sie nie haben.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Natürlich!)


Natürlich wird auch einmal während eines Liebesgeflüs-
ters oder während eines Ehestreits über das Wetter, über
Hitze oder andere Dinge gesprochen, die nicht zu diesem
engsten Lebensbereich gehören. Das heißt, die Be-
schränkung, die hier in den Gesetzentwurf geschrieben
wurde, stellt im Ergebnis eine Placeboregelung dar.

Wir wollen, dass alle Berufsgeheimnisträger vor sol-
cher Überwachung sicher sind und dass alle Telefon-
gespräche, die den internsten Bereich der privaten Le-
bensführung betreffen, frei von solcher Überwachung
bleiben.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Bleiben sie ja auch!)


Schließlich wollen wir auch, dass die Richter in Zu-
kunft – das ist ja heute nicht der Fall – verpflichtet wer-
den, die Gründe für eine Telefonüberwachung in jedem
einzelnen Fall aufzulisten,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


damit nachprüfbar ist, was warum angeordnet wird, und
damit der Richter nicht einfach nur Vorlagen der Staats-
anwaltschaft abhakt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610917000

Herr Kollege, ich muss Sie an Ihre Redezeit erinnern.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Er soll sich vielmehr selber Gedanken machen und
diese Überwachung selber verantworten.

Ich bitte Sie, meine Damen und Herren von der SPD:
Lesen Sie unseren Gesetzentwurf noch einmal genau
durch und überlegen Sie sich, ob Sie nicht die Passagen
in Ihr Gesetzeswerk übernehmen können, die von Rot-
Grün stammen und zu der Zeit, als Ihnen der Bürger-
rechtspartner Die Grünen noch nicht abhanden gekom-
men war, auch für Sie selbstverständlich waren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Na ja, wenn man sich einmal die Bilanz von Rot-Grün anschaut, kann man von Bürgerrechten nicht reden! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Jetzt hat er es uns aber gegeben!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610917100

Letzter Redner in der Debatte ist nun der Kollege

Gert Winkelmeier.

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(C (D Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! ermutlich ließen sich meine drei Minuten Redezeit alein damit füllen, die Kritiker dieses Gesetzentwurfs zur euregelung der Telekommunikationsüberwachung auf uzählen. Darunter fallen nicht nur die üblichen Verächtigen wie die Humanistische Union oder die Lanesund Bundesdatenschützer. Diesmal zählen auch roßunternehmen zu den Kritikern, zum Beispiel der ranchenverband BITKOM und der Internetdienstleister oogle. Google erwägt, seinen E-Mail-Dienst in Deutschland u schließen, wenn der Zwang, Kundendaten zu erheben nd zu speichern, Gesetz wird. Peter Fleischer, weltweit uständig für die Google-Nutzerdaten, bezeichnete eine ein deutsche Kontrolle der E-Mail-Daten ohnehin als utzlos, weil die Anwender dann auf E-Mail-Adressen m Ausland ausweichen könnten. Insofern widerspricht ieser Teil des Gesetzentwurfs nicht nur dem Recht auf nformationelle Selbstbestimmung, sondern ist noch icht einmal wirklich wirksam. Das war ein Detail, wenn uch kein unwichtiges. Ich kritisiere diesen Gesetzentwurf prinzipiell, weil er en Geist des Grundgesetzes aushöhlt. or dem Hintergrund einer scheinbaren Gefahr soll die esellschaft große Teile ihrer Freiheit aufgeben. Mit der tets wirksamen Keule vom internationalen Terrorismus oll der Widerstand gegen Telefonüberwachung, RFIDhips, Vorratsdatenspeicherung, verdeckte Internetkon rollen durch Trojaner und anderes mehr aufgeweicht erden, zugunsten einer vermeintlichen Sicherheit. Zu den Plänen der Bundesregierung sagt der Strafechtler Professor Peter-Alexis Albrecht: Der Rechtsstaat ist mitten drin in der Auflösung, weil es eine Herstellung von Sicherheit in dem Maße, wie es der Politik vorschwebt, nicht gibt. Wenn man diese Sicherheit herstellt, hat man die Staatssicherheit, und die haben wir in der DDR abgeschafft, (Lachen des Abg. Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU] – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie haben sie abgeschafft? – Dr. Uwe Küster [SPD]: Da ist jemand dabei, der sich die Welt zurechtlügt!)

Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610917200

(Beifall bei der LINKEN)


und nun bekommt die Bundesrepublik noch ein
Schlimmeres …

itatende. Es war ein Zitat; hören Sie bitte zu, liebe Kol-
egen!

Professor Albrecht nennt es „Sicherheitsstaat“, ich
enne es Überwachungsstaat. Diese Gesellschaft ist auf
chnurgeradem Weg zum gläsernen Bürger. Die bürgerli-
hen Freiheitsrechte werden dem Sicherheitswahn geop-
ert. Den Menschen wird suggeriert, dass sie ständig und
berall von Terroristen bedroht werden. Union und SPD
rbeiten beharrlich an einer neuen Bedrohungslüge.






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
Die Menschen werden außerhalb der Parlamente Wi-
derstand gegen ihre Überwachung und Bevormundung
leisten. Der Protest muss aus der Gesellschaft kommen.
Der Linken kommt hierbei die Verantwortung zu, der
Bevölkerung die Fakten zu nennen und sie über die da-
mit verbundenen Gefahren aufzuklären und zu informie-
ren.

Uns liegt hier ein Gesetz vor, das von Datenschützern
und Verfassungsrechtlern gleichermaßen kritisiert wird
und das, wie so viele seiner verwandten Vorgänger, vor
dem Verfassungsgericht vermutlich nur schwer bestehen
wird. Die bisher von Experten abgegebenen Stellung-
nahmen lassen genau dies erwarten. In der jetzigen Form
ist dieses Gesetz auf jeden Fall ein erneuter Angriff auf
das Grundgesetz.

Wie formulierte es Burkhard Hirsch so treffend: Herr
Minister Schäuble „respektiert nicht den Geist der Ver-
fassung, sondern testet ihre Belastbarkeit.“ Dies sollte
eine demokratische Gesellschaft nicht widerstandslos
hinnehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610917300

Der Kollege Joachim Stünker hat seine Rede zu Pro-

tokoll gegeben1). Damit sind wir am Ende der Ausspra-
che zu diesem Tagesordnungspunkt.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/5846 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie
damit einverstanden? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann
ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 32 a und 32 b so-
wie Zusatzpunkt 16 auf:

32 a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(12. Ausschuss)

Dr. Rainer Stinner, Birgit Homburger, Elke Hoff,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Planungen für Bundeswehr-Ehrenmal am
Bendlerblock aussetzen – Würdigung der
Toten in unmittelbarer Reichstagsnähe

– Drucksachen 16/5593, 16/5932 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernd Siebert
Jörn Thießen
Dr. Rainer Stinner
Paul Schäfer (Köln)

Winfried Nachtwei

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Lukrezia Jochimsen, Dr. Norman Paech,
Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN

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t1) Anlage 2

(C (D Ein Mahnmal – Kein Ehrenmal – Gegen Kriege – Mahnmal für die Opfer der gegenwärtigen Kriege – Drucksache 16/5891 – Überweisungsvorschlag: Verteidigungsausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss P 16 Beratung des Antrags der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Alexander Bonde, Katrin GöringEckardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Das würdige Gedenken der Toten in Friedenseinsätzen braucht eine breite Debatte – Drucksache 16/5894 – Überweisungsvorschlag: Verteidigungsausschuss Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für Kultur und Medien Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich sehe azu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfahen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem undesminister der Verteidigung, Herrn Dr. Franz Josef ung. Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidiung: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Als ich zu Beginn meiner Amtszeit in Afghanis an, konkret in Kabul, vor einem Grabmal für deutsche oldaten gestanden habe, habe ich mir die Frage gestellt: as machen wir eigentlich in Deutschland, um diejeni en zu ehren und ihnen ein würdiges Andenken zu beahren, die im Einsatz für die Bundeswehr, im Auftrag uch dieses Parlamentes, ihr Leben gelassen haben? Wir haben vor ein paar Wochen den Anschlag in Kunuz erleben müssen, bei dem drei deutsche Soldaten ums eben gekommen sind. Als ich jetzt wieder in Maar-i-Sharif war, haben wir einen Gedenkstein für die ier Soldaten enthüllt, die damals bei dem Anschlag mit em Bus ums Leben gekommen waren. Ich habe die Idee der Errichtung eines Ehrenmals für ie Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und ie zivilen Angehörigen im Frühjahr des Jahres 2006 ffentlich gemacht. Wir haben im Verteidigungsauschuss bereits viermal darüber debattiert, ebenso im aushaltsausschuss und im kulturpolitischen Ausschuss ieses Hauses. Ich begrüße ausdrücklich, dass wir auch m Plenum des Deutschen Bundestages über eine solch ichtige Frage sprechen. Ich denke, unsere Soldatinnen und Soldaten sind einatzfähig und leistungsfähig; aber sie üben, auch im Aufrag dieses Parlamentes, einen Beruf aus, der mit Risiko Bundesminister Dr. Franz Josef Jung für Leib und Leben verbunden ist. Sie schwören und geloben, das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Sie stehen in einem besonderen Treueverhältnis zu diesem Staat. Da in der über 50-jährigen Geschichte der Bundeswehr bereits 2 600 Soldatinnen und Soldaten und zivile Angehörige, im Auftrag dieses Parlamentes, im Einsatz für die Bundeswehr ihr Leben verloren haben, bin ich der Auffassung, dass es an der Zeit ist, ihnen ein ehrendes und würdiges Andenken zu bewahren und ihnen ein Ehrenmal zu errichten. Wir haben dazu eine namhafte Findungskommission eingerichtet. Diese Findungskommission hat eine Ausschreibung durchgeführt. Daraufhin gab es sechs aus meiner Sicht hervorragende Entwürfe. Die Findungskommission hat sich einstimmig dafür entschieden, den Entwurf von Herrn Professor Andreas Meck zu favorisieren, mit der Perspektive, dass das Ehrenmal möglichst im Jahre 2008 errichtet wird und dass hier der Angehörigen der Bundeswehr, die im Einsatz für die Bundeswehr ihr Leben gelassen haben, gedacht wird und sie gewürdigt werden. Mein Eindruck in dieser Debatte ist, dass eine große Mehrheit des Deutschen Bundestages diese Idee vom Grundsatz her für richtig erachtet und die Errichtung eines Ehrenmals für die Soldatinnen und Soldaten und die zivilen Angehörigen der Bundeswehr unterstützt. Es gibt eine Diskussion – ich spreche das ganz offen an – im Hinblick auf die Frage des Standortes. Hier gibt es teilweise unterschiedliche Auffassungen. Da wir aber alle Soldatinnen und Soldaten und zivilen Angehörigen der Bundeswehr, die seit Bestehen der Bundeswehr im Einsatz für diese Bundeswehr ihr Leben verloren haben, im Blick haben, denke ich, dass es richtig ist, dieses Ehrenmal an dem Ort zu installieren, der in der Bundeshauptstadt für die Bundeswehr steht, und das ist der Bendlerblock und das Bundesverteidigungsministerium. Ich will unterstreichen, dass wir vor ein paar Wochen der ersten Opfer gedacht haben, also derjenigen, die vor 50 Jahren beim Iller-Unglück ums Leben kamen, 15 Wehrpflichtige. Wir gedenken ferner derjenigen, die bei Starfighter-Abstürzen ums Leben kamen, und derjenigen, die in anderer Art und Weise im Einsatz für die Bundeswehr ums Leben kamen. Daher denke ich, dass es richtig ist, dass wir das Ehrenmal an dem Ort, der für die Bundeswehr steht, dort, wo die grundlegenden politischen Entscheidungen – auch die Entscheidungen dieses Parlamentes – für die Soldatinnen und Soldaten umgesetzt werden – und das ist der Bendlerblock –, errichten. Das Ehrenmal soll sich einfügen in andere Denkmäler und Gedenkstätten, auch in der näheren Umgebung. Hier ist besonders die Gedenkstätte Deutscher Widerstand zu erwähnen, die ebenfalls im Bendlerblock beheimatet ist. Die Bedeutung des militärischen Widerstandes gegen das NS-Regime ist für das Traditionsverständnis der Bundeswehr besonders zu berücksichtigen. Deshalb ist es unsere Auffassung – obwohl es am Anfang Diskussionen gab, ob man das Ehrenmal nicht besser anderswo er r E r B i f a e d d D u s D s d s E w d l w c h M z e A ß T F D l g a A e t d N d j K c (C (D ichten sollte und dies der falsche Ort wäre –, dass der hrenplatz der Bundeswehr der richtige Ort für das Eh enmal wäre. Es wäre dann für alle Bürgerinnen und ürger öffentlich zugänglich von der Hildebrandstraße, n etwa eine Viertelstunde von diesem Parlament enternt. Meine Damen und Herren, ich denke, wir werden uch – darüber wollen wir im Einzelnen noch sprechen – inen namentlichen Bezug zu den Soldatinnen und Solaten und den zivilen Mitarbeitern, die im Einsatz für ie Bundeswehr ihr Leben verloren haben, herstellen. er Entwurf von Professor Meck versinnbildlicht den nmittelbaren Bezug zwischen Bundeswehr und Gesellchaft. Er entspricht dem Besonderen des soldatischen ienens, dem Einsatz von Leib und Leben, und unter treicht die unaufhebbare Bindung der Bundeswehr an ie Ordnung unseres Grundgesetzes. Deshalb werbe ich owohl in der Öffentlichkeit als auch hier dafür, diesen ntwurf zu unterstützen. Ich bin überzeugt, dass er ein ürdiges und ehrendes Gedenken ermöglicht und geraezu insinuiert, was eigentlich unser gemeinsames Aniegen sein sollte, nämlich denjenigen ein ehrendes und ürdiges Andenken zu bewahren, die in einem gefährli hen Einsatz, aber auch im Dienst für Frieden und Freieit ihr Leben lassen mussten. Deshalb bitte ich Sie, die Konzeption von Professor eck für ein Ehrenmal am Bendlerblock zu unterstüt en. Ich denke, unsere Soldatinnen und Soldaten haben s verdient, dass wir ihnen ein ehrendes und würdiges ndenken bewahren. Ich möchte mit dem Satz schlieen, den wir in dieses Ehrenmal einmeißeln wollen: Den oten unserer Bundeswehr – Für Frieden, Recht und reiheit. Besten Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP )





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610917400

Für die FDP-Fraktion hat nun das Wort der Kollege

r. Rainer Stinner.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1610917500

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Herr Minister, Ihr Anliegen wird in diesem Haus
eteilt. Dessen können Sie sicher sein. Das haben Sie
uch an dem Beifall unserer Fraktion gesehen, als Sie Ihr
nliegen vorgetragen haben.

Die Trennungslinie, die Diskussionslinie verläuft an
iner anderen Stelle. Es geht um die Frage, welche Funk-
ion ein solches Ehrenmal hat. Wenn es darum geht, dass
ie Bundeswehr ihrer Toten gedenkt, kann man in der
ähe des Verteidigungsministeriums, also an dem Ort
er exekutiven Gewalt, ein Ehrenmal bauen, an dem
ährlich – das meine ich gar nicht negativ – ritualisiert
ranzniederlegungen stattfinden. Das kann man ma-

hen; dann geht es um das Gedenken der Bundeswehr.






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
Herr Minister, meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen, uns geht es aber um etwas völlig anderes. Uns geht
es darum, dass die breite Öffentlichkeit mit folgenden
Fragestellungen konfrontiert wird – ich sage das so deut-
lich –: Wie vertritt Deutschland eigentlich seine Interes-
sen? Welche Rolle spielt die Bundeswehr dabei? Ist in
jedem Einzelfall ein Auslandseinsatz angemessen oder
nicht? Wir brauchen unbedingt eine breite öffentliche
Diskussion über diese Fragen. Wir brauchen eine Dis-
kussion über die Rolle der Bundeswehr.

Wir brauchen auch eine öffentliche Diskussion da-
rüber, dass wir als Parlament Entscheidungen fällen, die
mit Risiken für Leib und Leben der Soldaten verbunden
sind. Das muss von der breiten Öffentlichkeit getragen
werden. Herr Minister, für uns steht also die Öffentlich-
keit im Vordergrund, und zwar sowohl, wenn es um den
Entscheidungsprozess geht, als auch, wenn es um das
Ergebnis dieses Prozesses geht.

Sehr geehrter Herr Minister, ich muss Ihnen deutlich
sagen: In beiden Fällen haben Sie eine völlig falsche
Vorgehensweise gewählt. Sie haben die Planungen aus-
geschrieben, ohne eine öffentliche Anhörung durchzu-
führen, also ohne öffentliche Anteilnahme. Das kann
man zwar so machen, aber bedenken wir doch einmal,
welche Rolle die öffentliche Diskussion über die Gestal-
tung des Holocaust-Mahnmals gespielt hat. Es gibt eine
Verbindung zwischen der Diskussion über die Art des
Gedenkens und dem Inhalt des Gedenkens. Es geht um
die Frage, wie wir etwas tun. Diese Diskussion ist ganz
wichtig. Sie ist auch notwendig, wenn es um das Geden-
ken an die Soldatinnen und Soldaten geht. Das wollen
Sie aber nicht. Das haben Sie nicht gemacht. Ich frage:
Warum eigentlich?

Herr Minister, Sie haben es versäumt, über das Weiß-
buch – ein kleiner Einschub – eine öffentliche Debatte
herbeizuführen, Öffentlichkeit herzustellen. In diesem
Zusammenhang versäumen Sie es ein weiteres Mal. Man
könnte fast das Gefühl haben, Sie scheuen die öffentli-
che Debatte.

Genauso schlimm wäre es, wenn Sie nicht in der Lage
wären, zu erkennen, welche Bedeutung die öffentliche
Diskussion für Ihr eigenes Anliegen hat. Die öffentliche
Diskussion ist in Ihrem Sinne; denn sie fördert Ihr Anlie-
gen. Deshalb verstehe ich nicht, warum Sie das nicht be-
rücksichtigen.

Ich glaube übrigens, dass die öffentliche Diskussion
über den Entwurf, der jetzt vorliegt, zu einer anderen Lö-
sung geführt hätte. Man kann zwar über Geschmack
streiten, aber hinsichtlich Größe und Monumentalität
wird der Entwurf von vielen in der Bevölkerung sicher-
lich nicht geteilt. Also auch in dieser Beziehung wurde
Öffentlichkeit nicht hergestellt.

Genauso wichtig ist aber die Öffentlichkeit für das Er-
gebnis, nämlich für den Standort. Sie haben darauf hin-
gewiesen, Herr Minister. Zum Glück ist der Bundestag
das weltweit am meisten besuchte Parlament. Darauf
können wir alle stolz sein.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Jörg Tauss [SPD])


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(C (D arum nutzen wir nicht die Chance, dass Hunderttauende von Bürgerinnen und Bürgern, Deutsche und Ausnder, an diesen Ort kommen, um dieses Anliegen in die ffentlichkeit zu tragen? Einen idealeren Standort – die ähe des Bundestages – für das, was wir wollen – öf entlicher Diskurs, öffentliche Debatte, öffentliche Ausinandersetzung –, gibt es in ganz Deutschland nicht. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Denken wir an Washington. Ist das Vietnam Veterans
emorial im Pentagon angesiedelt? Ist es nicht. Ist das

eue Memorial für die letzten Gefallenen im Pentagon
ngesiedelt? Ist es nicht. Sie sind an einem öffentlich
ichtbaren, deutlich plakativen Ort angesiedelt. Das soll-
en wir hier auch tun.

Aber auch inhaltlich ist es geboten, dieses Ehrenmal
n der unmittelbaren Nähe des Bundestages anzusiedeln.
enn, Herr Minister, nicht Sie, sondern letztendlich wir
wir Abgeordneten, zu denen ja auch Sie gehören –
chicken die Soldaten in Auslandseinsätze. Sie setzen
as operativ bzw. exekutiv um; das ist gar keine Frage.
ber hier im Parlament wird die Entscheidung getroffen.
ir haben eine Parlamentsarmee. Das ist ein Fort-

chritt. Deshalb mein Appell an die Parlamentarier hier
m Raume: Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum be-
eben wir uns der Chance, das Ehrenmal in unserer
ähe zu gestalten?

Aus dem Gesagten ergibt sich ganz klar für uns alle:
err Minister, stoppen Sie Ihre Planungen! Liebe Kolle-
innen und Kollegen, stimmen Sie unserem Antrag zu!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610917600

Nächster Redner ist nun der Kollege Jörn Thießen für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Jörn Thießen (SPD):
Rede ID: ID1610917700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Ruf nach einer breiten sicherheitspolitischen De-
atte gehört zu den Lieblingsrufen dieses Parlamentes,
uch wenn er am Freitagnachmittag als Dienst zu un-
ünstiger Zeit erschallt. Er erschallt aber stets dann,
enn darüber Klage geführt wird, dass sich nur wenige
enschen in unserem Land mit den Dimensionen unse-

er Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigen. Die Dis-
ussion über ein Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin ge-
ört zu dieser Debatte. Das begrüßen wir. Manchmal ist
s so, dass einem nicht alles passt, was in einer solchen
ebatte gesagt wird. Schon deswegen lohnt sie sich.

Herr Minister, das Ehrenmal wird auf Ihre Initiative
in in Berlin gebaut. Sie haben dazu das volle Recht; das
treiten wir nicht ab. Im Grundsatz unterstützen wir Sie.
a Sie aber auf den Entwurf eingegangen sind und für
en Entwurf um Unterstützung geworben haben, gestat-
en Sie mir einige Bemerkungen. In der Broschüre zum
hrenmal der Bundeswehr findet sich der folgende Satz:






(A) )



(B) )


Jörn Thießen
„Seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 sind mehr
als 2 600 ihrer Soldaten im Dienst ums Leben gekom-
men …“. Das sind bedrückende Zahlen, die uns allen zu
denken geben. Denn jeder gefallene Soldat und jeder ge-
tötete Zivilist liegt all denjenigen auf dem Gewissen, die
für die Bundeswehr Verantwortung tragen und den Ein-
sätzen, besonders denen im Ausland, zugestimmt haben.
Das stimmt. Denn diese Menschen zahlen einen erschüt-
ternden Preis für unser Engagement in den Kriegs- und
Krisengebieten dieser Welt. Es ist aller Mühen wert, uns
an sie zu erinnern und uns zu mahnen.

So bedrückend diese Zahl von 2 600 Toten ist, Herr
Minister, so schwer ist der Satz zu verstehen, diese seien
im Dienst ums Leben gekommen. Denn das sind sie
eben nicht. Hier liegt ein Zahlendurcheinander vor, auf
das ich aufmerksam machen möchte, und auf das auch
Hans-Ulrich Jörges im „Stern“ zu Recht hinweist. Das
mag kleinlich klingen; aber das ist in diesem Zusammen-
hang von großer Bedeutung. Die allermeisten dieser
2 600 Menschen kamen eben nicht im Dienst ums Le-
ben, sondern während der Zeit ihres Dienstes in der Bun-
deswehr. Das ist ein Unterschied.

Wenn in der Begründung zu lesen ist, dass unsere
Partner und Verbündeten ehrende Gedanken an Soldaten
haben und dass wir uns dem anschließen wollen, weil es
zur kulturellen Identität gehört, dann ist das wahr. Das
Ehrenmal aber, über das wir heute sprechen, stellt gerade
die Gefallenen nicht in sein Zentrum. Warum sonst wird
auf alle Toten der Bundeswehr verwiesen? Von den
2 600 stellen die Gefallenen eine verschwindend kleine
Minderheit dar. Das unterscheidet diesen Plan für ein
Ehrenmal elementar vom Invalidendom oder vom Altare
della Patria, auf den es sich beruft. Dieses Ehrenmal ist
ein deutscher Sonderweg.

Humanität und Religion machen keinen Unterschied
zwischen Toten, keinen Unterschied zwischen Gefalle-
nen und Unfallopfern, zwischen denen, die an schweren
Krankheiten gestorben sind, und denen, die sich umge-
bracht haben. Das Ehrenmal aber, über das wir heute dis-
kutieren, will ja kein Zeichen allgemeiner Humanität
oder Religiosität sein; hier hat sich der Staat herauszu-
halten. Das Ehrenmal – das nehme ich ihm auch ab –
will in würdiger Form aller Toten der Bundeswehr ge-
denken, also all derjenigen, die in Ausübung ihres
Dienstes im Inland wie im Ausland ihr Leben verloren
haben.

Für diese Interpretation spricht auch der künstleri-
sche Entwurf, auf den Sie, Herr Kollege Dr. Jung, hin-
gewiesen haben: die zerbrochenen Erkennungsmarken.
Hier liegt die Verwirrung. Die Hälfte der Erkennungs-
marken wird nämlich den Gefallenen abgenommen, also
denjenigen, die getötet worden sind. Sie sind im Ersten
und Zweiten Weltkrieg ein Zeichen massenhaften Ster-
bens gewesen. Passt das zu diesem Ehrenmal? Gedenken
wir an diesem Ort 2 600 gefallener Soldaten? Nein. Für
Frieden, Recht und Freiheit sind in Ausübung ihres
Dienstes nur wenige gestorben, die hier geehrt werden
sollen. Die anderen starben während ihrer Zeit als Ange-
hörige der Bundeswehr, mehrheitlich ohne direkten Be-

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(C (D ug zu ihrem Auftrag. Das ist ebenso tragisch und benso traurig, aber das gehört nicht in dieses Ehrenmal. Diese Unterscheidung ist deswegen so wichtig, weil ie Entscheidung, die wir heute treffen, auch in zehn, 20 nd 30 Jahren noch lesbar sein muss. Diese beabsichigte Botschaft, die wir teilen, Herr Minister, braucht tarke Zeichen, damit sie am Ende nicht fehlinterpretiert ird oder das gesamte Kunstwerk unlesbar macht. Lieber Kollege Stinner, im Original heißt es: Über eschmack lässt sich nicht streiten; das glaube auch ich. er Künstler hat sich Gedanken gemacht. Das soll er uch tun. Er hat sich für ein starkes Zeichen entschieden. ber dieses Zeichen ist in seiner Symbolik aufdringlich, nd es lädt zu Fehlinterpretationen ein. Denn eine zerrochene Erkennungsmarke ist kein allgemeines Zeihen für den Tod, sondern ein Zeichen für diejenigen, ie auf dem Felde gefallen sind. Ich verstehe gut, dass Sie, Herr Minister, nicht allein erjenigen gedenken wollen, die in Auslandseinsätzen mgekommen sind; daher teile ich das Ansinnen, keine nterscheidungen zu treffen. Aber ich bitte Sie, noch inmal darüber nachzudenken, ob durch diese Symbolik icht alle Gestorbenen in die Gruppe der Gefallenen verinnahmt werden. Das wäre dann eher ein Kriegerdenkal, und das will, glaube ich, gar keiner von uns. Diese aheliegende Fehlinterpretation ist für mich das größte anko des geplanten Ehrenmals am Bendlerblock. Der Begriff Parlamentsarmee ist in diesem Hause oft rwähnt worden. Der Inhalt dieses Ausdrucks ist bei uns llen völlig unumstritten: Wir als Parlament sind nicht er IBuK, der Inhaber der Befehlsund Kommandogealt – das ist der Kollege Dr. Jung –, aber wir tragen ehr Verantwortung für die Streitkräfte als viele andere arlamente, auch als die unserer Verbündeten. Weil das so ist, appelliere ich in Anlehnung an das, as Sie, lieber Herr Dr. Stinner, gesagt haben, an uns lle: Machen wir uns gemeinsam auf den lang verabäumten Weg, in unmittelbarer Nähe des Parlaments eien Ort zu schaffen, an dem wir derjenigen gedenken, ie von uns in Einsätze entsandt worden sind, und derjeigen, die als zivile Mitarbeiter und als Mitarbeiter von ilfsorganisationen starben. Ich rege an, dass wir uns uf einen solchen Gruppenantrag verständigen; denn ier tragen wir gemeinsam Verantwortung. Die Verantortung ist groß. Das ist bitter. Aber es ist notwendig. ier, beim Parlament, das ist der richtige Ort, und an iesem Ort sollten wir eine Gedenkstätte schaffen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Lukrezia ochimsen für die Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! n Ausübung Ihrer Befehlsund Kommandogewalt, so Dr. Lukrezia Jochimsen haben wir vorgestern im Ausschuss für Kultur und Medien erfahren dürfen, haben Sie, Herr Minister, die Errichtung eines Bundeswehr-Ehrenmals am Antretplatz Ihres Dienstsitzes beschlossen. Ein Totengedenken, ein zentraler Ort der Erinnerungskultur, per Befehlsund Kommandogewalt – man mag das kaum glauben. Aber damit müssen wir uns jetzt auseinandersetzen. Sie ließen einen Ehrenmal-Wettbewerb durchführen, im Geheimen, und haben der Öffentlichkeit lediglich das Ergebnis präsentiert. Herr Minister, damit haben Sie bei einem so wichtigen Stück politischer Kultur auf eklatante Weise gegen das Transparenzgebot der demokratischen Ordnung verstoßen. Nicht dass ich Ihnen das Recht abspräche – aber es geht um die Sensibilität, darum, wie man mit der Erinnerungskultur in diesem Land umgeht. Daher ist den Anträgen der FDP-Fraktion und der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen insoweit zuzustimmen, als die Planungen sofort auszusetzen bzw. zurückzustellen sind. Parlament und Öffentlichkeit, die bisher nicht angemessen oder überhaupt nicht in die Pläne einbezogen wurden, müssen über dieses Vorhaben diskutieren können. Sie müssen zum Beispiel die Frage stellen, ob ein solcher Gedenkort wirklich ein Ehrenmal sein soll. Der Begriff „Ehre“ legt doch nahe, dass es wieder ehrenvoll sein soll, in einen Krieg zu ziehen und zu sterben. Wollen wir tatsächlich wieder sagen – wie der römische Dichter Horaz –: „Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben“? Und wer denkt an die Ehre der Männer und Frauen und Kinder, die in diesen Kriegen – von den deutschen Soldaten oder ihren Verbündeten – getötet werden? Ausdrücklich soll mit dem Ehrenmal der 69 Soldaten gedacht werden, die ihr Leben in Auslandseinsätzen verloren haben. Die große Mehrheit der Deutschen beharrt darauf, dass die Bundeswehr, wie es im Grundgesetz festgelegt ist, einen Verteidigungsauftrag hat, und lehnt den Einsatz der Bundeswehr im Ausland ab. Diese Mehrheit ist nicht an einem Ehrenmal interessiert, sondern an einer Politik, die dem Verfassungsauftrag nachkommt und sich aus Kriegseinsätzen und Kriegsbeteiligungen im Ausland heraushält. Nein, wir brauchen kein Ehrenmal, das den Soldatentod verklärt. Wir brauchen stattdessen ein Mahnmal: für sämtliche Opfer der gegenwärtigen Kriege, besonders für die Opfer aus der Zivilbevölkerung, aber auch für die umgekommenen Soldaten. Wir brauchen ein Denkmal, das das Nachdenken über den Sinn der Opfer ermöglicht. Jeden Tag hören wir aus Afghanistan namenlose Zahlen der zivilen Opfer: heute acht, gestern 14, davor 25; Männer, Frauen, Kinder. Wie viele sind es seit Beginn des Krieges insgesamt? Wir wissen es nicht. Wir kennen ihre Namen nicht, nicht ihre Schicksale. Darf – muss – ihrer nicht auch gedacht werden? Und was ist mit dem Verteidigungsauftrag der Bundeswehr, wie er im Grundgesetz festgelegt ist? Darf – muss – seiner nicht auch gedacht werden? Was wir brauchen, ist ein Mahnmal, an dem der Opfer gedacht wird. Es muss von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert werden; es muss in der Nähe des Parlaments stehen – auch da stehen wir den Forderungen in d n z D k d I K g b H d g i d h s R D M u t k m z t s 1 i A d 2 r n s d g d G b s F d J (C (D en Anträgen der Kollegen von der FDP und den Grünen ah –; vor allem kann es nur als Aufruf gegen den Krieg u verstehen sein. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig!)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610917800

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610917900




(A) )


(B) )


as ist das, was wir in unserem Antrag fordern. Beden-
en Sie diese Forderungen! Ich bitte um Zustimmung.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610918000

Das Wort hat nun der Kollege Winfried Nachtwei für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610918100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

n Deutschland gibt es auch heute noch Tausende von
riegerdenkmälern, mit denen nicht nur der Kriegstoten
edacht wird, sondern mit denen der Krieg sehr oft auch
eschönigt und verherrlicht und mit denen ein verqueres
eldengedenken demonstriert wird. Heute muss es um
en Bruch mit einer solch demokratiefernen Tradition
ehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Vor drei Jahren hatte ich die Gelegenheit, in Suchumi
n Abchasien vor einem Gedenkstein für neun Mitglieder
er United Nations Observer Mission in Georgia zu ste-
en, die am 8. Oktober 2001 im Kodori-Tal abgeschos-
en worden sind. Die Umgekommenen waren Ukrainer,
ussen, Georgier, Pakistani, ein Schweizer und ein
eutscher. Es waren vier Soldaten – vier unbewaffnete
ilitärbeobachter – und fünf Zivilisten, acht Männer

nd eine Frau. Übrigens wurde damals von diesem ers-
en Bundeswehrsoldaten, der durch gegnerische Einwir-
ung ums Leben gekommen ist, wenig Aufheben ge-
acht; er wurde nach Deutschland regelrecht

urückgeschmuggelt.

Seit Anfang der 90er-Jahre sind 69 Bundeswehrsolda-
en in Auslandseinsätzen ums Leben gekommen – Gott
ei Dank bisher keiner in einer Kampfsituation. Seit
996 sind zwei deutsche Diplomaten und sechs Polizisten
m Ausland ums Leben gekommen. Im Rahmen von
uslandseinsätzen von Durchführungsorganisationen der
eutschen Entwicklungszusammenarbeit wurden seit 1996
5 Todesfälle bekannt. Unbekannt ist der Bundesregie-
ung bisher die Zahl der bei humanitären und internatio-
alen Organisationen tätigen, nicht entsandten Deut-
chen, die ums Leben gekommen sind, sowie die Zahl
er Nichtdeutschen, die bei deutschen humanitären Or-
anisationen ums Leben gekommen sind.

Wenn Menschen im Rahmen des Friedensauftrags
es Grundgesetzes zu Tode kommen, sind Politik und
esellschaft eindeutig in der Pflicht, ihrer öffentlich und
eständig zu gedenken. Das geschieht, wenn etwas pas-
iert ist, bisher nur in Momenten, einige Tage danach am
lughafen Köln-Bonn. Die Voraussetzung eines solchen
auerhaften Gedenkens ist eine breite Debatte. Minister
ung hat mit seiner Initiative einen Anstoß hierfür






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
gegeben, aber durch die Art und Weise des Vorgehens
eine breitere Debatte und Initiative zunächst erschwert
und damit auch eine wirklich öffentliche Erinnerung.
Wir brauchen keine bloße „Ressort-Erinnerung“. Eine
öffentliche und gemeinsame Erinnerung an jene, die im
Rahmen des Friedensauftrages des Grundgesetzes und
im Dienste der Menschenwürde im Ausland ums Leben
gekommen sind, ist überfällig. Das sind neben Soldaten
auch Entwicklungshelfer, humanitäre Helfer, Polizisten
und Diplomaten. Angemessen dafür ist in der Tat nur ein
Ort im Umfeld des Bundestags.

Unverzichtbar für einen solchen Schritt in der deut-
schen Erinnerungskultur ist eine breite öffentliche De-
batte. Wir glauben, mit unserem heutigen Antrag einige
gute Vorschläge gemacht zu haben. Nach meiner Ein-
schätzung der heutigen Diskussion sowie der Diskussion
im Ausschuss ist diese Initiative nicht nur wünschens-
wert, sondern auch als gemeinsame Initiative möglich.
Es wäre eine Initiative zur Fortentwicklung einer demo-
kratischen Erinnerungskultur, die den Friedensauftrag
des Grundgesetzes nicht ideologisch missbraucht, son-
dern ernst nimmt.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610918200

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Gert

Winkelmeier.


Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610918300

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Lassen Sie mich noch einmal auf das Urteil des Bundes-
verfassungsgerichts vom vergangenen Dienstag zurück-
kommen. Falls die Koalitionsfraktionen und andere Be-
fürworter der Einsätze in Afghanistan noch immer
triumphieren sollten, sage ich Ihnen nur eines: Dieses
Urteil war ein klassischer Pyrrhussieg. Der Kater nach
der Euphorie wird fürchterlich sein. Nicht der Linken
wurde eine schallende Ohrfeige versetzt,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Für wen sprechen Sie denn?)


wie der Herr Kollege Kolbow gesagt hat, sondern dem
gesamten Parlament und damit uns allen – Sie haben es
nur noch nicht gemerkt –; denn im Kern wurden wir alle
mit dem Spruch des Zweiten Senats kalt entmachtet. Ich
hoffe sehr, dass dies außer Heribert Prantl von der „Süd-
deutschen Zeitung“ und Christian Bommarius von der
„Berliner Zeitung“ möglichst schnell auch andere erken-
nen. Carte Blanche für die Exekutive bei Auslandsein-
sätzen, urteilt Prantl zutreffend. Dem Parlament und dem
Volk ist der Rechtsweg versperrt, sobald die Bundesre-
gierung für das Etikett „Friedenseinsätze im euro-atlanti-
schen Raum“ hier im Hause eine Mehrheit findet.

Nun zum sogenannten Ehrenmal; ich nenne es richti-
gerweise Mahnmal. Wir Abgeordnete sollten uns nicht
weiter zu Statisten degradieren lassen. Deshalb stimme
ich den vorliegenden Anträgen der Linken und der FDP
zu, dem Bundesminister der Verteidigung die Planungen
für ein Ehrenmal an seinem Dienstsitz zu entziehen. Der

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(C (D inister irrt nämlich. Nicht er, sondern wir, die Parlaentarier, tragen die Verantwortung für das Leben der oldaten. Hier ist auch der innere Zusammenhang mit em Urteil von Dienstag. In Anlehnung an den Leiter er Gedenkstätte Deutscher Widerstand sage ich: Ein enkmal muss ein Stachel im Fleisch des Parlaments ein. Es muss uns täglich daran erinnern, dass wir über eben und Tod entscheiden, wenn es um Auslandseinätze geht. Es geht um ein Mahnmal, einen Ort der Mahung zur Reflexion. Trauerfeiern, wie kürzlich in Kölnahn, möchte ich möglichst nicht mehr erleben. Ich will auch nicht, dass der Minister mit seinen Pläen einer Gedenkstätte für alle seit 1955 im Dienst Getorbenen eine unzulässige Kontinuität konstruiert. Die rühere Bundeswehr war zur Verhinderung von Kriegen a. Die heutige ist zur Kriegsführung da. (Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Das ist wirklich ein Skandal! Nicht zu fassen! – Wolfgang Gunkel [SPD]: Thema verfehlt! – Dr. Karl Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Unglaublich! Das stimmt nicht! Das ist eine Friedensarmee)


ie bisher 69 bei Auslandseinsätzen ums Leben gekom-
enen Soldaten sind Opfer dieser fatalen Politik.

Deswegen brauchen wir ein Mahnmal in unmittelba-
er Nähe zum Reichstagsgebäude,


(Zuruf von der SPD: Nicht mit dieser Begründung, Herr Kollege!)


ort, wo – jedenfalls noch – die Entscheidungen fallen,
nd zu dem die Öffentlichkeit stets freien Zugang hat. Es
uss ein Mahnmal sein, das ausschließlich die Namen

er Gefallenen aufführt, damit die Bevölkerung sehen
ann, wie viele Opfer eine Außenpolitik fordert, die sich
uf das Instrument Bundeswehr stützt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie sind nicht nur fraktionslos! Sie sind auch hirnlos!)


Danke schön. Im Übrigen wünsche ich Ihnen noch
chöne Sommerferien und gute Erholung.


(Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Darauf können wir verzichten!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610918400

Ich schließe die Aussprache zu diesem Tagesord-

ungspunkt.

Wir kommen zu den Abstimmungen. Tagesordnungs-
unkt 32 a. Beschlussempfehlung des Verteidigungsaus-
chusses zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem
itel „Planungen für Bundeswehr-Ehrenmal am Bend-

erblock aussetzen – Würdigung der Toten in unmittelba-
er Reichstagsnähe“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner
eschlussempfehlung auf Drucksache 16/5932, den An-

rag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/5593 abzu-
ehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –

er ist dagegen? – Enthaltungen? – Dann ist die Be-
chlussempfehlung mit den Stimmen der Koalitionsfrak-
ionen und der Fraktion Die Linke bei Ablehnung der
raktion der FDP und Enthaltung der Grünen angenom-
en.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Tagesordnungspunkt 32 b sowie Zusatzpunkt 16. In-
terfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/5891 und 16/5894 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Die Vorlage auf Drucksache 16/5891 soll ebenfalls fe-
derführend im Verteidigungsausschuss beraten werden.
Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe, das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 33 a und 33 b
auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Irmingard Schewe-Gerigk, Brigitte Pothmer,
Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Zwangsverrentung von Langzeitarbeitslosen
ausschließen

– Drucksache 16/5429 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst, Dr. Lothar
Bisky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Zwangsverrentung stoppen – Beschäftigungs-
möglichkeiten Älterer verbessern

– Drucksache 16/5902 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss

Die Kolleginnen und Kollegen Irmingard Schewe-
Gerigk, Gerald Weiß (Groß-Gerau), Heinz-Peter

(Saarbrücken)

punkt zu Protokoll gegeben1). Damit erübrigt sich eine
Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 16/5429 und 16/5902 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Damit kommen wir zu Tagesordnungspunkt 34:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Kultur und Medien

(22. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordne-

ten Dr. Lukrezia Jochimsen, Katja Kipping,
Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN

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w1) Anlage 3

(C (D Schutz des Welterbes im Konflikt um die Waldschlösschenbrücke in den Vordergrund stellen – Drucksachen 16/4411, 16/5712 – Berichterstattung: Abgeordnete Maria Michalk Dr. h. c. Wolfgang Thierse Christoph Waitz Dr. Lukrezia Jochimsen Katrin Göring-Eckardt Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich sehe azu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfahen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin der Kollegin Maria Michalk für die CDU/CSUraktion das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten olleginnen und Kollegen! Wir in der Arbeitsgruppe ultur und Medien der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ind der Meinung, dass der Welterbetitel nicht nur ein chönes Etikett ist. (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1610918500

s geht um die Rechtspflicht zur pfleglichen Behand-
ung eines überlieferten und herausragenden Kultur-
utes.

Die Dresdner haben die umsichtige und pflegliche
ehandlung ihres Erbes in all den Jahrzehnten, auch in
en letzten Jahren, meisterhaft realisiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie machen alles sehr gründlich, und es wird gut. Im
treit um die Waldschlösschenbrücke sind sie ebenfalls
ehr gründlich, und wir hoffen, dass auch er gut enden
ird.

Die Besucher von Dresden interessieren sich zunächst
inmal überhaupt nicht für das Völkerrecht und die Ent-
cheidungen der Gerichte, wenn sie zum Beispiel am be-
ühmten Barockufer flanieren. Sie vergleichen die an
en Straßenrändern aufgestellten Bilder der zerstörten
tadt nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem, was sich ih-
en heute zeigt, und erfreuen sich daran.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as gesamte Ensemble rund um die wieder aufgebaute
rauenkirche, die Möglichkeit der Elbe, über die Elb-
iesen „atmen“ zu können und nicht in Betonufern ein-
ezwängt zu sein, und vieles andere mehr – das ist es,
orauf die Dresdner stolz sind und was die Besucher be-
undern.






(A) )



(B) )


Maria Michalk
Niemand bezweifelt die Tatsache, dass auch eine zu-
kunftsweisende Flussquerung gebraucht wird. Die Kunst
der nächsten Stunden und Tage besteht darin, den vorlie-
genden Kompromiss so in das gültige Planfeststellungs-
verfahren einzubringen, dass sowohl dem Bürgerent-
scheid als auch der Forderung der UNESCO Rechnung
getragen wird und die Brücke endlich gebaut wird,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ohne dass noch mehr Zeit verloren geht und das Vor-
haben letzten Endes wegen der Verzögerung nicht zu-
stande kommt. Das würde dem Bürgerentscheid wider-
sprechen. Ob das gelingt oder eine Wunschvorstellung
bleibt, sollte nicht nur Völkerrechtler, Gerichte, Planer
und uns Kulturpolitiker in Spannung halten, sondern
auch eine Spannung hervorbringen, die zur Zusammen-
arbeit zwingt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610918600

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Mücke?


Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1610918700

Gerne.


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610918800

Frau Kollegin Michalk, Sie haben gerade gesagt, es

komme auf die nächsten Stunden und Tage an, um einen
Kompromiss zu erreichen, der den vorliegenden Bürger-
entscheid mit dem Erhalt des Welterbetitels in Einklang
bringt. Sie haben dazu ausgeführt, dass es möglich sei,
eine andere Brücke zu planen, um eine Einigung mit der
UNESCO herbeizuführen. Habe ich das richtig verstan-
den?


Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1610918900

Ich habe ausdrücklich gesagt, dass dies im Rahmen

des bestehenden, gültigen Planfeststellungsverfahrens
möglich sein muss. Ob das gelingt, ob das Realität wird
oder ob das nur eine Wunschvorstellung ist, weiß ich
nicht. An dieser Stelle geht meine Rede weiter.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610919000

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Kolle-

gen Mücke?


Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1610919100

Gerne.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610919200

Bitte, Herr Mücke.


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610919300

Ich habe selber an der Sitzung des UNESCO-Welt-

erbekomitees in Christchurch teilgenommen und habe
die Diskussion verfolgen können. Die überwiegende
Mehrzahl der dort versammelten 21 Mitgliedstaaten hat
über den vorgelegten alternativen Brückenentwurf gar
nicht diskutiert, sondern hat in einer oberflächlichen Be-
trachtung einem Tunnel den Vorzug gegeben. Nun ist

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(C (D ber klar, dass ein Tunnel dazu führte, dass ein neues lanfeststellungsverfahren notwendig wäre. Wo sehen ie die Möglichkeit, einen Kompromiss mit der NESCO zu finden, wenn sich die Bürger für eine Brü ke entschieden haben, während die UNESCO eigentich einen Tunnel möchte? Lieber Herr Kollege, die Tragik in diesem Span ungsfeld ist, dass eine Tunnellösung bei dieser Konstelation nicht möglich und aus technischen Gründen vor rt nicht praktikabel ist. Deshalb diskutieren wir über ine Brücke. Wenn wir nicht zusammenkommen, ist das irklich tragisch. Ich habe von Spannung gesprochen. Bürgerentcheide vor Ort sind nicht gering zu schätzen. Das haben ir hier im Haus wiederholt festgestellt. Wir in den euen Bundesländern kennen sie erst seit 17 Jahren. Die reiheit, Bürgerentscheide durchzuführen, wurde hart rkämpft. Das gehört zu unserer Zivilisation genauso ie internationale Abkommen zum Schutz von Kulturütern; diese sind ein Fortschritt. Wir dürfen Abkomen, die wir unterzeichnet haben, nicht leichtfertig über ord werfen ach dem Motto: Wir sparen uns die Zuschüsse, und resden verliert den Welterbetitel. – Genau das ist der pannungsbogen. Wir versuchen seit Monaten, die pannung zu kanalisieren. Es ist tragisch, dass dieses pannungsverhältnis fortbesteht. Die UNESCO ist jedoch nicht absolut; das kam vieleicht schon in meiner Antwort zum Ausdruck. Sie darf ie legitimen Bedürfnisse der Menschen vor Ort nicht inseitig dominieren. ie Dresdner und die Pendler stehen täglich im Stau, icht die Delegierten der UNESCO. Denkmalschutz edeutet nicht Stillstand, sondern schließt moderne Enticklungen ein. Das praktiziert Deutschland als Geurtsland der Denkmalpflege an vielen Stellen einrucksvoll. Nun liegt der Vorschlag für eine Lösung auf dem isch. Es geht nicht mehr um das Ob, sondern endlich m das Wie. Es verhält sich wie in einem Ehestreit: enn sich die Partner im Streit hochgeschaukelt haben, issen sie eigentlich gar nicht mehr – das wollen sie uch nicht wahrhaben –, wer eigentlich die explosive timmung verursacht hat; das ist schade. Sie müssen ann Luft holen und innehalten. In der Ehe ist der Kitt ie Liebe. Der Kitt im Streit um eine Brücke und den elterbetitel ist meiner Meinung nach die Vernunft, icht die Rechthaberei. Da ich weiß, dass die Sachsen ernünftige Leute sind, ist mein Optimismus ungebrohen. Ich vertraue darauf, dass vernünftige Leute verünftige Maßnahmen realisieren werden. Viele fahren in den Sommerferien nach Dresden. Ich ünsche ihnen dort viel Freude und einen schönen erientag. Für die FDP-Fraktion hat nun das Wort der Kollege Christoph Waitz. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Das UNESCO-Welterbekomitee hat auf seiner Sitzung in Christchurch eine klare Frist gesetzt. Bis zum 1. Oktober soll eine Alternative zu der geplanten Waldschlösschenbrücke vorgelegt werden. Hält die Stadt Dresden jedoch – gezwungenermaßen – an der aktuellen Brückenplanung fest, ist der Welterbetitel verloren. – Vielen Dank, Herr Tauss. – Dies ist die Ausgangslage. Zur Ausgangslage gehört aber auch, dass die maßgeblichen deutschen Gerichte die Umsetzung des Bürgerentscheids vom Februar 2005 zum Bau der Brücke bestätigt haben. Die Rechtslage ist also eindeutig. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1610919400

(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


(Beifall des Abg. Jan Mücke [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610919500
Christoph Waitz (FDP):
Rede ID: ID1610919600

(Jörg Tauss [SPD]: Die Staatsregierung!)


Die oder – präziser gesagt – eine Brücke muss gebaut
werden. Dazu verpflichtet der Bürgerentscheid. Es sollte
selbstverständlich sein, dass alle Beteiligten diese
Rechtslage akzeptieren.

Allerdings steht der Bau dieser Brücke der Auffas-
sung der UNESCO entgegen, die die aktuelle Brücken-
planung mit dem Welterbestatus des Dresdner Elbtals für
unvereinbar hält. Die Bundesrepublik Deutschland hat
sich in einem völkerrechtlichen Vertrag verpflichtet, die
Welterbestätten gemäß der UNESCO-Welterbekonven-
tion zu schützen. Über das Lindauer Abkommen sind
alle Länder – das betrifft auch den Freistaat Sachsen – an
diese völkerrechtliche Verpflichtung gebunden. Auch
wenn die Gerichte eine verpflichtende Wirkung der
Welterbekonvention für die Stadt Dresden abgelehnt ha-
ben, war den Dresdnern immer klar – es sollte ihnen zu-
mindest klar gewesen sein –, dass die Eintragung einer
Region oder eines Ortes nicht nur mit einer Ehre und
Auszeichnung verbunden ist, sondern, wie in diesem
Falle, eine besondere Verpflichtung und eine Teilauf-
gabe der Planungssouveränität bedeutet.

Dass der Verlust des Welterbetitels weit über Dresden
hinaus für die Bundesrepublik ein Schaden wäre, brau-
che ich nicht zu betonen. Es sieht in dieser Konstellation
nach einem klassischen Dilemma aus: entweder die Brü-
cke oder das Weltkulturerbe. So ist es aber nicht zwangs-
läufig. Ich bin der Überzeugung, dass ein Ausweg aus
diesem Dilemma möglich ist, wenn es den politischen
Willen dazu gibt, und zwar unter drei Voraussetzungen.
Erstens. Die Brücke muss gebaut werden. Zweitens. Die
Brücke, die gebaut werden muss, muss anders sein als
die derzeit geplante. Die dritte Voraussetzung ist – das
ist wahrscheinlich die Voraussetzung, die am schwersten
zu erfüllen ist –, dass alle Beteiligten nach vorne
schauen müssen und sich nicht daran festbeißen dürfen,
wer im Vorfeld Fehler gemacht hat und wer vermeintlich
der Schuldige ist.

Meiner Ansicht nach ist es mittlerweile irrelevant,
welche Fehler in der Vergangenheit begangen wurden.

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(C (D ch bin auch der Überzeugung, dass nicht nur in Dresen, sondern auch auf der Seite der UNESCO einiges chiefgelaufen ist. Auch wir sind nicht davon entbunden, ns selbst in die Pflicht zu nehmen; denn die früheren undesregierungen und den Deutschen Bundestag trifft n diesem Fall eine Mitschuld. Wir müssen uns angeichts der aktuellen Situation eingestehen, dass es ein ersäumnis war, die UNESCO-Welterbekonvention icht in nationales Recht umzusetzen. Das ist eine Aufabe, die wir nun dringend angehen müssen. Aber diese ragen zählen im Moment nicht. Es wird behauptet, dass die Umsetzung des Bürgerntscheids zum Bau der Brücke bis zum 27. Februar des olgenden Jahres begonnen sein muss. An diesem Tag rlischt die Bindungswirkung des Bürgerentscheids. is dahin lässt sich aber realistisch betrachtet ein neues lanfeststellungsverfahren oder auch ein Planänderungserfahren für eine andere Brücke an derselben Stelle icht zum Abschluss bringen. Das ist das entscheidende roblem. Wie lösen wir diesen Konflikt? Es gibt eine öglichkeit, eine bindende Vereinbarung zu treffen, mit er die Beteiligten die Bindungswirkung des Bürgerntscheids aufrechterhalten. Eine solche Möglichkeit esteht im Rahmen eines Verwaltungsvertrags, den die tadt Dresden mit dem zuständigen Regierungspräsiium vereinbaren müsste und mit dem die Bindungswirung des Bürgerentscheids ausreichend verlängert weren könnte, um allen Beteiligten Zeit zu verschaffen, um ine planerische Lösung dieses Problems zu finden. Man muss den Kompromiss aber auch wollen. An ieser Kompromissbereitschaft zweifle ich mit Blick auf ie Regierung des Freistaates Sachsen. Problematisch ist n meinen Augen das Verhalten des sächsischen Miniserpräsidenten Georg Milbradt. Er hat als Ministerpräsient die Verpflichtung, sich an die völkerrechtliche Binung, die die Bundesrepublik Deutschland eingegangen st, zu halten. Er müsste vermittelnd wirken, schürt stattessen aber mit seiner Haltung den Streit. (Jörg Tauss [SPD]: Das ist das Problem! Das ist wahr!)


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist korrekt!)


o ein politischer Wille ist, da ist ein Weg. Wenn die
olitisch Verantwortlichen kompromissbereit sind, dann
st es möglich, eine Brücke am Dresdner Waldschlöss-
hen zu bauen und zugleich den Welterbetitel zu erhal-
en. Genau das müssen wir erreichen.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610919700

Nun hat die Kollegin Lukrezia Jochimsen für die

raktion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610919800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir haben heute über einen Antrag abzustimmen, den






(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen
meine Fraktion vor zehn Monaten in dieses Hohe Haus
eingebracht hat; leider ist er heute ganz und gar nicht
überholt. Im Gegenteil: Jetzt geht es um unsere letzte
Chance, durch bundespolitisches Handeln im Streit um
den Brückenbau in Dresden eine nationale Blamage zu
verhindern.

Auf der UNESCO-Konferenz in Christchurch wurde
ein Fall der Kulturnation Deutschland verhandelt. Nicht
zufällig war in Neuseeland immer von Deutschland die
Rede, wenn Dresden gemeint war. Insofern hat das Ko-
mitee uns drei Monate Zeit gegeben, eine Alternative für
die von der UNESCO nicht akzeptierte Wald-
schlösschenbrücke vorzulegen.

Im Gegensatz zu dem, was wir schon alles über die
UNESCO hören mussten, nämlich sie sei arrogant, stur
und zu keinerlei Kompromissen bereit, hat sie klar si-
gnalisiert: Eine Elbquerung und der Erhalt des Weltkul-
turerbetitels sind möglich. Beides ist zu haben; es muss
jetzt nur gewollt werden. Am 1. Oktober läuft die Frist
ab.

Deshalb müssten Sie unserem Antrag heute eigentlich
zustimmen, in dem nichts anderes gefordert wird, als un-
verzüglich Gespräche zwischen Bund, Land und Kom-
mune anzustreben, um eine Alternativlösung zu finden.
Bedenken Sie die Wirkung, wenn Sie, das Parlament, zu
dieser Forderung heute einfach Nein sagen. Es kann
doch dem Rest der Republik nicht egal sein, wie in Dres-
den und Sachsen bestimmte Leute – das sage ich hier
ganz bewusst; der Kollege von der FDP hat den Minis-
terpräsidenten genannt – mit dem kostbaren Gut „Welt-
kulturerbe“ umgehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Natürlich wissen wir, dass sich eine Mehrheit 2005 in
einem Bürgerentscheid für jenen Brückenentwurf ausge-
sprochen hat, den die UNESCO als mit dem Weltkultur-
erbe unvereinbar eingestuft hat. Wir wissen aber auch,
dass den Bürgern damals nicht bekannt war, dass sie mit
ihrer Entscheidung auch für oder gegen den Erhalt des
Titels „Weltkulturerbe“ für das Elbtal und das spektaku-
läre Stadtpanorama stimmen würden.


(Jörg Tauss [SPD]: Stimmt! Das war damals nicht bekannt!)


Natürlich wissen wir auch, wie die Gerichte gesprochen
haben, meinen aber, dass sich derartige Probleme nicht
allein vor Gericht lösen lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Mediation in einer nationalen Kulturfrage muss möglich
sein. Das, was der amtierende Dresdner Bürgermeister
Lutz Vogel dazu gesagt hat, ist gerade schon zitiert wor-
den: Wenn ein politischer Wille vorhanden ist, gibt es
natürlich auch einen Weg.

Denken Sie bitte an die vielen Bürgerinnen und Bür-
ger Dresdens, die sich seit Monaten für eine Alternativ-
lösung einsetzen. Was haben sie nicht alles gemacht: Sie
haben demonstriert, Unterschriften gesammelt, öffent-
lich appelliert, um Gehör gebeten, einen Architektur-
wettbewerb durchgeführt, gewissermaßen alles in ihrer

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1)

(C (D acht – oder auch Ohnmacht – Stehende getan. Bei eier Repräsentativumfrage im Auftrag der „Sächsichen Zeitung“ haben sich in der vorigen Woche 65 Proent der Befragten gegen den sofortigen Start des Baus er geplanten Brücke ausgesprochen. Diese Bürgerinnen nd Bürger Dresdens wollen den Weltkulturerbetitel icht verlieren und erwarten Hilfe aus dem Parlament nd der Regierung für Dresden. – Das ist die eine Sache. Die andere Sache geht weit über Dresden und Sachen hinaus. Wenn es uns nämlich insgesamt nicht geingt, unser kulturelles Erbe zu schützen, dann gefährden ir vieles: Wir gefährden unsere Chancen für andere eutsche Weltkulturerbestätten. Wir gefährden unsere laubwürdigkeit als reiche Kulturnation gegenüber den ielen armen, für die es unendlich mühevoller ist, ihre enkmäler zu erhalten. Schließlich gefährden wir unse en Ruf als völkerrechtlicher Partner im Weltverbund NESCO. (Abg. Jan Mücke [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


as wollen wir nicht. Das wollen Sie doch alle nicht.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610919900

Frau Kollegin – –


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610920000

Insofern müsste das alles dazu führen, dass Sie sich

nserem Anliegen anschließen und dem Antrag zustim-
en.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610920100

Frau Kollegin, ich wollte Sie unterbrechen; aber Sie

aben es offensichtlich nicht registriert. – Die Redezeit
on Frau Jochimsen ist allerdings zu Ende, Herr Mücke.
ch bitte um Verständnis.

Da die Kollegin Katrin Göring-Eckardt und der Kol-
ege Wolfgang Thierse ihre Reden zu Protokoll gegeben
aben1), erteile ich nun als letztem Redner in dieser De-
atte das Wort dem Kollegen Arnold Vaatz für die Frak-
ion der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610920200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Nachdem ich bei der ersten Debatte zu diesem
ntrag sehr temperamentvoll auftreten musste, kann ich
ich heute außerordentlich versöhnlich zeigen; denn die
ngelegenheit, über die wir hier debattieren, ist ent-

chieden. Die Frist für den Einspruch gegen die Ent-
cheidung der Vergabekammer ist vorgestern abgelau-
en. Die Baulose sind zugeteilt – bis auf eines, für das
och eine Entscheidung des OVG Bautzen abgewartet

Anlage 4






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz
wird. Die Baustellen werden unverzüglich eingerichtet.
Sobald das geschehen ist, beginnt der Bau der planfest-
gestellten Brücke.


(Zuruf von der SPD: Da werden sich die Dresdner aber freuen, Herr Vaatz!)


Das zur gegenwärtigen Situation.

Die Rechtsgrundlage für diesen Ablauf ist so sonnen-
klar, wie es keine andere Rechtslage in Deutschland
überhaupt sein kann.

Unsere Rechtsgrundlage ist ein gültiger Bürgerent-
scheid. Der Stadtrat von Dresden weigert sich konti-
nuierlich, diesen Bürgerentscheid umzusetzen. Deshalb
vollzieht das Regierungspräsidium nun eine Ersatzvor-
nahme. Diese Ersatzvornahme wurde vom OVG Baut-
zen, vom Sächsischen Verfassungsgericht und vom
Bundesverfassungsgericht als rechtmäßig bestätigt.
Demzufolge ist es eine Aufforderung zum Rechtsbruch,
wenn man sagt, diese Ersatzvornahme dürfe nicht ausge-
führt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich jetzt noch auf ein paar hier geäußerte
Einwände eingehen.

Frau Jochimsen, Sie sagten, den Bürgern sei bei dem
Volksentscheid nicht bekannt gewesen, dass sie das
Weltkulturerbe aufs Spiel setzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist so! – Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das ist so!)


Darf ich Ihnen dazu etwas entgegnen? Ich weiß nicht, ob
Ihnen bekannt ist, dass, als die Stadt Dresden ihre Be-
werbung zur Aufnahme in die Weltkulturerbeliste abge-
geben hat, bereits ein rechtskräftiger Stadtratsbeschluss
vorlag, den sie auch der UNESCO mitgeteilt hat und aus
dem die Absicht, genau an dieser Stelle genau diese Brü-
cke zu bauen, hervorging.


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das ist unstrittig!)


Auf der Basis dieses Antrags ist 2004 die Zugehörigkeit
zum Weltkulturerbe erklärt worden.

Auf Intervention des New Yorker Nobelpreisträgers
Günter Blobel hin hat die UNESCO bei gleicher Rechts-
lage – der Volksentscheid hatte die ursprüngliche
Rechtslage, die durch eine andere Mehrheit im Stadtrat
zwischenzeitlich ausgehebelt worden war, lediglich wie-
derhergestellt – im Jahr 2006 der Stadt Dresden gedroht,
ihr diesen Titel zu entziehen und man hat das Dresdner
Elbtal auf die Rote Liste gesetzt. Mit anderen Worten:
Die UNESCO und niemand anders war es, wer seine
Meinung geändert hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610920300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Mücke?

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(C (D Ja, selbstverständlich. Herr Kollege Vaatz, ich halte in meinen Händen das bstimmungsbuch zum Bürgerentscheid. Dieses Abtimmungsbuch umfasst 16 Seiten. Die Argumente der egner und der Befürworter des Brückenbaus füllen jeeils acht Seiten. Diese Broschüre ist in den Briefkasten edes Dresdener Haushalts geworfen worden. Das bestätige ich. Auch die Gegner der Waldschlösschenbrücke haben n diesem Abstimmungsbuch nicht festgehalten – ich abe es gerade noch einmal nachgelesen –, dass die Entcheidung für den Bau der Brücke den Verlust des Weltrbetitels nach sich zieht. Daraus schließe ich, dass sich uch die Gegner des Baus gar nicht vorstellen konnten, ass die UNESCO ihre Meinung zum Brückenbau änern könnte. Wie sehen Sie diesen Sachverhalt? Die Gegner wie die Befürworter der Brücke sind icht davon ausgegangen, dass eine Weltorganisation ie die UNESCO sich, wie man im juristischen Sprachebrauch sagt, „treuwidrig“ verhalten könnte. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610920400
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610920500
Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610920600
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610920700
Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610920800

ieses Verhalten der UNESCO ist der eigentliche Kritik-
unkt, der in Dresden so unermesslich viel Unheil ange-
ichtet hat. Das möchte ich in aller Deutlichkeit sagen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610920900

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

rage der Kollegin Jochimsen?


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610921000

Ja, gerne.


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610921100

Herr Abgeordneter, welchen Begriff haben Sie gerade

n Bezug auf die UNESCO angewandt?


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610921200

„Treuwidriges“ Verhalten.


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610921300

– „Treuwidrig“. Ich weise diesen Begriff weit zurück.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Frage!)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610921400

Ja, das nehme ich zur Kenntnis, Frau Jochimsen!






(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610921500

Ich meine, die Kollegen der FDP haben vorhin ge-

sagt –


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610921600

Frau Kollegin, Sie wollten eine Frage stellen.


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610921700

Was heißt „treuwidrig“? Woher haben Sie die Be-

weise, dass sich die UNESCO „treuwidrig“ verhalten
hat?


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610921800

Die UNESCO hat sich so verhalten, weil sie im

Jahre 2004 im Wissen um die Absicht der Stadt Dresden,
diese Brücke zu bauen – die Umsetzung dieses Vorha-
bens war rechtskräftig –, den Welterbetitel erteilt und
diesen Titel dann auf Intervention eines einzelnen Herrn
bei gleicher Rechtslage wieder infrage gestellt hat. Das
nenne ich „treuwidriges“ Verhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610921900

Herr Kollege, die Uhr ist angehalten. – Ich frage Sie,

ob Sie eine weitere Zwischenfrage von Frau Jochimsen
zulassen?


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610922000

Ausnahmsweise, Frau Präsidentin.


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610922100

Sind Sie ganz sicher, dass der Grund dafür, dass man

gedroht hat, diesen Titel abzuerkennen, nicht ist, dass
der UNESCO nicht übersetzte Unterlagen, unvollstän-
dige Unterlagen oder beim falschen Gremium einge-
reichte Unterlagen vorlagen?

Sie wissen ganz genau, dass eine Person bei der
UNESCO ausgereicht hat, zu sagen: „Jetzt stellt ihr sie
auf die Rote Liste“? Das wissen Sie genau?


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610922200

Jawohl, Frau Professor Jochimsen, das weiß ich ge-

nau. Ich möchte ergänzen: Natürlich ist es so, dass jede
Kommune einen Weltkulturerbeantrag stellen kann,
wenn sie meint, dass sie weltkulturerbewürdig ist. Die
UNESCO kann aber keineswegs bei der Aufnahme in
die Weltkulturerbeliste eine Automatik gelten lassen.
Das heißt: Die Denkmalschutzorganisation ICOMOS
wird in diesem Fall beauftragt, den Antrag auf Auf-
nahme in die Weltkulturerbeliste zu evaluieren. Das be-
deutet, dass jedem einzelnen Punkt, der dort angegeben
wird, auf den Grund gegangen werden muss, ob er zu-
treffend ist oder nicht. Der zuständige Gutachter von
ICOMOS, Herr Yokilehto aus Finnland, ist persönlich
vom damaligen Landeskonservator Glaser an die Stelle
geführt worden, wo die Brücke gebaut werden soll. Dort
sind ihm sämtliche Fachfragen beantwortet worden.

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(C (D arauf hat er sein befürwortendes Gutachten aufgebaut, rau Professor. Das ist dazu zu sagen. Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen auss? Selbstverständlich. Bitte sehr. Herr Kollege Vaatz, es ist ein ernstes Thema. Ich be aure sehr, dass Sie eingangs Ihrer Ausführungen mit em „Augen zu und durch“ ganz offensichtlich wieder ine Chance für den Freistaat Sachsen vertan haben, zu ompromissen zu kommen. Sie haben sich auf die NESCO bezogen. Als Vorstandsmitglied der deutschen NESCO-Kommission sage ich: Ihr Vorwurf der Treuidrigkeit ist schlicht inakzeptabel an dieser Stelle. Es gab mit „up“ und „down“ in der Tat einen Übersetungsfehler. Ihr solltet bei diesen Dingen ein bisschen vorsichtiger ein, wenn ihr über Kulturpolitik weiter mitreden wollt. Es ist in der Tat so, dass es einen Übersetzungsfehler egeben hat. Wissen Sie aber, dass zu keinem Zeitpunkt ieser – durchaus bekannte – Übersetzungsfehler mit up“ und „down“ betreffend den „river“ von den Plaungsbehörden in irgendeiner Form richtig gestellt woren ist, sodass dieses Missverständnis in der Tat zu einer ehlbeurteilung der UNESCO geführt hat? Insofern ann dieser Fehler nicht in der Form, wie von Ihnen chaakterisiert, der UNESCO vorgeworfen werden. Würden ie mir da zustimmen? Ich fürchte nein. Die Missverständnisse, die im internen Bearbeitungs erkehr der UNESCO aufgetreten sind, hat die NESCO selber zu vertreten. Mehr kann ich dazu nicht agen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP –Jörg Tauss [SPD]: In der Ihnen zugeleiteten Form!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610922300
Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610922400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610922500
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610922600

(Jan Mücke [FDP]: Aber wahr!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Frage!)

Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610922700

Ich würde jetzt gerne fortfahren, denn ich habe gegen-
ber Herrn Waitz noch ein Thema zu klären. Lieber Herr
aitz, Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, dass der
NESCO-Beitritt auf eine Ratifizierung durch den
eutschen Bundestag zurückzuführen ist. Sie wissen

ber, dass unsere Verfassung für solche Fälle ein Trans-
ormationsgesetz vorsieht. Das heißt, das Ganze muss in
ationalstaatliches Recht umgesetzt werden. Es ist wirk-
ich tragisch, dass das bisher nicht geschehen ist.






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

(Jörg Tauss [SPD]: Das ist winkeladvokatisch, Herr Kollege!)


– Verehrter Herr Kollege Tauss, es ist anders.


(Jörg Tauss [SPD]: So geht man mit Völkerrecht nicht um!)


Das Problem ist Folgendes: Die Argumentation geht
davon aus, dass mit der Antragstellung auf Aufnahme in
die Weltkulturerbeliste ein Souveränitätsverzicht der
Stadt Dresden geleistet worden wäre.


(Zuruf von der FDP: Das ist falsch!)


Dieser Souveränitätsverzicht der Stadt Dresden kann
nur von einer Institution geleistet werden, die diese Sou-
veränität hat.


(Zuruf von der FDP: Völlig richtig!)


Wenn der Stadtrat lediglich, ohne das Volk zu befra-
gen,


(Jörg Tauss [SPD]: Gestörtes Verhältnis zur repräsentativen Demokratie, Herr Kollege! – Dr. Das ist merkwürdig! Darüber muss ich nachdenken!)

Dr. Uwe Küster (SPD):
Rede ID: ID1610922800

Souveränität nach außen abtritt, dann ist ein solcher An-
trag, wenn es die direkte Demokratie gibt und wenn über
diesen Sachverhalt direktdemokratisch entschieden wer-
den darf, schlichtweg nicht zulässig.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610922900

Eine weitere Zusatzfrage hat der Herr Kollege

Mücke. Lassen Sie sie zu?


(Hartmut Koschyk unmöglich!)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610923000

Bitte.


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610923100

Herr Kollege Vaatz und liebe Kollegen, das ist meine

letzte Frage. Dann bin ich auch schon fertig. Mit Ihrer
Genehmigung, Frau Präsidentin, möchte ich kurz aus
dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum
Thema völkerrechtliche Einordnung zitieren:

Die Welterbekonvention, in der die Idee eines inter-
nationalen Kulturgüterschutzes zum Ausdruck
kommt, bietet nach Konzeption und Wortlaut kei-
nen absoluten Schutz gegen jede Veränderung der
eingetragenen Stätten des Kultur- und Naturerbes.
Die Vertragsstaaten des Übereinkommens haben
ausdrücklich die Souveränität der Staaten, in deren
Hoheitsgebiet sich die geschützten Stätten befin-
den, und die bestehenden Eigentumsrechte aner-
kannt … die Erfüllung des Schutzauftrages ist zu-
vörderst Aufgabe der Vertragsstaaten;


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610923200

Herr Kollege, kommen Sie bitte zu Ihrer Frage.

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(C (D Ich komme sofort dazu. der Schutzauftrag konkretisiert sich in seiner internationalen Dimension in der „Einrichtung eines Systems internationaler Zusammenarbeit … (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jetzt ist mal Schluss! Das wird hier zur Farce!)

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610923300


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610923400

Herr Kollege, ich muss Sie unterbrechen. Sie merken,

ass viele Kollegen andere Termine haben. Sie haben
as Recht zur Frage. Aber ich bitte Sie wirklich, Ihre
rage konzentriert zu formulieren.


Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610923500

Für mich ist die Frage, ob die Ausführung des Bundes-

erfassungsgerichts nur belangloses Richtergeschwätz
st oder ob das eine verbindliche rechtliche Auslegung
ur völkerrechtlichen Einordnung dieser Frage ist.


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das ist aber eine wunderschöne Frage!)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610923600

Es scheint in diesem Raum Kollegen zu geben, die die

uffassung tragen, die Sie gerade als eine mögliche dar-
estellt haben. Ich gehöre nicht dazu. Für mich ist das
ine verbindliche Feststellung des höchsten deutschen
erichts.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Letzte Bemerkung. Uns, den Brückenbefürwortern,
nd der Sächsischen Landesregierung wird in aller Regel
ompromissunwilligkeit vorgeworfen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr seid es, und ihr macht großen Schaden damit! Das ist das Problem! – Zuruf von der LINKEN: Seit Jahren ist das schon so!)


ch möchte ergänzend dazu noch Folgendes sagen: Als
ie UNESCO begonnen hat, Anstoß an der Brücke zu
ehmen, hat sie eine Befassung mit diesem Thema bei
hrer Vollversammlung in Vilnius in Aussicht gestellt.
ie Stadt Dresden hat daraufhin, weil sie vertrauensbil-
ende Maßnahmen ergreifen wollte, weil sie Kompro-
iss- und Gesprächsbereitschaft zeigen wollte, den ei-

entlich schon beschlossenen Baubeginn im März
usgesetzt und gesagt: Wir warten bis zu dem Beschluss
n Vilnius.

Daraufhin hat die Stadt Dresden in Vilnius Gelegen-
eit gehabt, ihre Vorstellungen vorzutragen. Der Bürger-
eister Feßenmayr bekam ganze vier Minuten, um die
elange der Stadt vorzutragen. Daraufhin wurde be-

chlossen, Dresden auf die Rote Liste zu setzen.

Wer ist hier eigentlich stur?


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr!)


er ist störrisch?


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr!)







(A) (C)



(B) )


Arnold Vaatz

Wer ist nicht kompromissbereit?


(Jörg Tauss [SPD]: Ihr!)


Meine Damen und Herren, bitte überlegen Sie das in
Ruhe.

Wenn die Brücke fertig ist, lade ich Sie ein, zur Ein-
weihungsfeier zu kommen. Ich hoffe, wir alle erleben


(Jan Mücke [FDP]: 65 Prozent von 500 Leuten! 65 Prozent von 500 Befragten!)


und gegen den Bau dieser Brücke ausgesprochen. Da
muss man schon fragen: Wer handelt hier gegen den
Willen der Dresdner Bürger?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der das noch. Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich wünsche allen natürlich noch eine angenehme
Sommerpause, natürlich auch Ihnen, Frau Präsidentin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610923700

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich spüre die Ner-

vosität und weiß, dass viele von Ihnen noch andere Ter-
mine haben, dass Züge und Flugzeuge nicht auf jeden
einzelnen warten. Gleichwohl muss ich Ihnen sagen: Es
liegt noch die Bitte einer Kollegin zu einer Kurzinter-
vention vor. Wir alle sollten ihr noch die Möglichkeit ge-
ben, diese vorzutragen, und wir sollten ihr auch zuhören.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Doch nicht freitags nach Dienstschluss! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Wäre „Kulturbanause“ völlig unparlamentarisch?)


Je konzentrierter wir die letzten Minuten sind, desto
schneller geht es.

Frau Kollegin Volkmer.


Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1610923800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Entgegen den Darle-

gungen von Herrn Vaatz möchte ich Folgendes noch ein-
mal ganz deutlich machen: Die Dresdener haben beim
Bürgerentscheid nicht gewusst, dass durch ihre Stimme
für die Brücke der Welterbetitel für Dresden verloren
geht.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das habe ich auch nicht gesagt!)


– Sie haben das in einem Satz gesagt. – Das zeigt sich
ganz klar daran, dass so bekannte Dresdner wie Ludwig
Güttler mehrfach erklärt haben, dass sie heute ein ande-
res Abstimmungsverhalten zeigen würden als damals
beim Bürgerentscheid.

65 Prozent der Dresdner haben sich in der vorigen
Woche ganz klar gegen den sofortigen Baubeginn

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(D LINKEN – Jan Mücke [FDP]: Sie!)


er Stadtrat mit Sicherheit nicht; denn dieser Stadtrat
at die Interessen der Bürger vertreten. Gegen den Wil-
en der Dresdner Bürger handelt der Ministerpräsident

ilbradt. Gegen den Willen der Dresdner Bürger han-
elt das Regierungspräsidium in Dresden.

Das ist nicht nur gegen den Willen der Dresdner Bür-
er, sondern auch gegen die Interessen Deutschlands;
enn es ist eine Schande, dass dann, wenn von der
NESCO zum ersten Mal ein Welterbetitel aberkannt
ird, gerade eine deutsche Stadt betroffen ist, noch dazu

ine sächsische Stadt, noch dazu Dresden, da Dresden
mmer gern als die Kulturhauptstadt dastehen möchte.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] sowie der Abg. Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610923900

Jetzt sehe ich keine Wortmeldungen mehr. Damit ist

ie Aussprache zu diesem Tagesordnungspunkt ge-
chlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien zu
em Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel
Schutz des Welterbes im Konflikt um die Wald-
chlösschenbrücke in den Vordergrund stellen“. Der
usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/5712, den Antrag der Fraktion Die Linke

uf Drucksache 16/4411 abzulehnen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer ist dagegen? – Ent-
altungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung mit den
timmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion
ei Ablehnung durch die Fraktion Die Linke und Enthal-
ung der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen ange-
ommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit sind wir am
chluss unserer heutigen Tagesordnung. Sie haben sehr

ange ausgeharrt. Ich danke Ihnen herzlich dafür. Sie ha-
en sich eine angenehme Sommerpause verdient. Ich
ünsche Ihnen erholsame Tage.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estag auf Dienstag, den 11. September 2007, 10 Uhr,
in.

Die Sitzung ist geschlossen.