Protokoll:
16105

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 105

  • date_rangeDatum: 21. Juni 2007

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:36 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/105 Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Willi Brase, Nicolette Kressl, Jörg Tauss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Junge Menschen för- dern – Ausbildung schaffen und Quali- fizierung sichern (Drucksache 16/5730) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Britta Haßelmann, Brigitte Pothmer, Josef Philip Winkler und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Perspektiven schaffen – An- gebot und Struktur der beruflichen Bil- dung verbessern (Drucksache 16/5732) . . . . . . . . . . . . . . . . schen Bildungsraum weiter gestal- ten – Transparenz und Durchlässig- keit durch einen Europäischen Qualifikationsrahmen stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der LIN- KEN: Anforderungen an die Gestal- tung eines europäischen und eines nationalen Qualifikationsrahmens (Drucksachen 16/2996, 16/1063, 16/1127, 16/5760) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken), 10702 A 10702 B 10702 C Deutscher B Stenografisch 105. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Zöller . . . . . . . . . . . . . . . . . Benennung des Abgeordneten Uwe Schummer in den Stiftungsrat der Stiftung CAESAR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 12, 16 b und 29 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Uwe Schummer, Ilse Aigner, Michael d 10701 A 10701 B 10701 B 10702 A c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Berufsbildungsbericht 2007 (Drucksache 16/5225) . . . . . . . . . . . . . . . . 10702 C undestag er Bericht ung en 21. Juni 2007 t : ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Schummer, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Willi Brase, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Weiterentwicklung der europäi- schen Berufsbildungspolitik – zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Den Europäi- weiteren Abgeordneten und der Fraktion der LINKEN eingebrachten Entwurfs ei- nes Achtundzwanzigsten Gesetzes zur II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 Änderung des Berufsbildungsgesetzes (Drucksachen 16/2540, 16/5761) . . . . . . . f) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Britta Haßelmann, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Neue Wege in der Ausbildung – Strukturen verändern – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Berufsbildungsbericht 2006 (Drucksachen 16/2630, 16/1370, 16/5762) Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Willi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Dr. Karl Addicks, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetzes (Drucksache 16/2087) . . . . . . . . . . . . . . . . b c S G D B V D M F O D C L M T a 10702 D 10703 A 10703 B 10704 D 10705 C 10706 D 10707 C 10709 D 10711 A 10713 C 10714 D 10716 B 10716 C 10718 D 10719 B 10720 D 10722 B 10723 D 10725 D ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe- Gerigk, Birgitt Bender, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Lebenspartnerschaftsgesetzes und anderer Gesetze (Lebenspartnerschafts- gesetzergänzungsgesetz – LPartGErgG) (Drucksache 16/3423) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Martina Bunge, Sevim Dağdelen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Vielfalt der Le- bensweisen anerkennen und rechtliche Gleichbehandlung homosexueller Paare sicherstellen (Drucksache 16/5184) . . . . . . . . . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . hristine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . othar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 33: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Änderung des Pflicht- versicherungsgesetzes und anderer versicherungsrechtlicher Vorschriften (Drucksache 16/5551) . . . . . . . . . . . . . . . 10725 D 10726 A 10726 B 10727 B 10728 A 10728 D 10730 C 10732 A 10734 B 10735 D 10736 D 10737 C 10738 B 10739 D 10740 C 10741 C 10743 A 10743 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 III b) Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting- Uhl, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Deut- sches Mobilfunk Forschungsprogramm fortsetzen (Drucksache 16/4762) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Patrick Döring, Hans-Michael Goldmann, Horst Friedrich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Überregulierung in der Sport- und Freizeitschifffahrt verhindern (Drucksache 16/5269) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Bodo Ramelow, Ulla Jelpke, Hüseyin-Kenan Aydin, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Überwachung von Abgeord- neten durch den Verfassungsschutz be- enden (Drucksache 16/5455) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Neuregelung des Rechts der Verbraucherinformation (Drucksache 16/5723) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Mechthild Dyckmans, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Jörg van Essen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verfahrensrechte in Strafverfahren in der Europäischen Union (Drucksache 16/5606) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Kerstin Andreae, Hüseyin- Kenan Aydin und weiterer Abgeordneter: Ergänzung des Untersuchungsauftrages des 1. Untersuchungsausschusses (Drucksache 16/5751) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Rindfleischetikettierungsgesetzes (Drucksachen 16/5338, 16/5739) . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ablösung des Abfall- verbringungsgesetzes und zur Ände- c d e f B s 2 P ( 1 1 Z A d d s G R L D D K A U H O 10743 C 10743 C 10743 D 10743 D 10744 A 10744 A 10744 B rung weiterer Rechtsvorschriften (Drucksachen 16/5384, 16/5614, 16/5767) ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) (IGV) vom 23. Mai 2005 (Drucksachen 16/5387, 16/5651) . . . . . . . ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Frei- hafens Bremen (Drucksachen 16/5580, 16/5750) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Patrick Döring, Horst Friedrich (Bayreuth), Hans-Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Schienenanbindung des Jade- Weser-Ports sicherstellen (Drucksachen 16/2091, 16/3670) . . . . . . . )–o) eschlussempfehlungen des Petitionsaus- chusses: Sammelübersichten 232, 233, 234, 35, 236, 237, 238, 239, 240 und 241 zu etitionen Drucksachen 16/5637, 16/5638, 16/5639, 6/5640, 16/5641, 16/5642, 16/5643, 16/5644, 6/5645, 16/5646) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion er FDP: Haltung der Bundesregierung zu en wirtschafts- und finanzpolitischen Vor- tellungen von Bundeswirtschaftsminister los ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . r. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rtwin Runde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10744 C 10744 D 10745 B 10745 B 10745 C 10746 C 10747 C 10748 C 10749 D 10750 D 10752 A 10753 A 10754 B 10756 A IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Um- feldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung der Frie- densregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der Internationalen Sicher- heitspräsenz (KFOR) und den Regie- rungen der Bundesrepublik Jugosla- wien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Drucksachen 16/5600, 16/5753) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/5763) . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Höfer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Dirk Fischer (Hamburg), Eckhardt Rehberg, weiterer Abgeordneter b c i Z B s l M P d d P ( E H U H U E R D G 10756 D 10758 A 10759 C 10760 C 10761 D 10762 A 10762 B 10763 A 10764 C 10765 D 10766 D 10768 A 10769 A 10770 A 10771 A 10772 D und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Dr. Margrit Wetzel, Dr. Rainer Wend, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für eine zukunftsgerichtete euro- päische Meerespolitik (Drucksache 16/5731) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Eckhardt Rehberg, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel, Garrelt Duin, Dr. Rainer Wend, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken (Drucksachen 16/4423, 16/5437) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Rainder Steenblock, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Für eine nach- haltige und umfassende Meerespolitik für die Europäische Union (Drucksache 16/5428) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 4: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau und Stadtentwick- ung zu dem Antrag der Abgeordneten Hans- ichael Goldmann, Angelika Brunkhorst, atrick Döring, weiterer Abgeordneter und er Fraktion der FDP: Schutz und Nutzung er Meere – Für eine integrierte maritime olitik Drucksachen 16/4418, 16/5764) . . . . . . . . . . ckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . we Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . we Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agmar Wöhrl, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10771 B 10771 C 10771 C 10771 C 10771 D 10775 A 10776 D 10778 A 10778 B 10779 A 10779 D 10781 B 10782 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 V Enak Ferlemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Margrit Wetzel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Keine neuen Ra- keten in Europa – stattdessen Stärkung der globalen Sicherheit durch Rüs- tungskontrolle und Abrüstung (Drucksache 16/5456) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin- Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Stopp von staatlichen Bürgschaften für Rüstungs- exporte (Drucksachen 16/3697, 16/4602) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Verzicht auf den Verkauf und das Überlassen von überschüssi- gem Wehrmaterial (Drucksachen 16/3350, 16/5353) . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Erika Steinbach, Holger Haibach, Carl-Eduard von Bismarck, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Christoph Strässer, Angelika Graf (Rosen- heim), Niels Annen, weiterer Abgeordne- b c d i Z A S B 10783 B 10784 A 10785 C 10785 C 10785 D 10786 A 10787 A 10788 A 10789 B 10791 C 10792 B 10793 B ter und der Fraktion der SPD: Stärkung der Menschenrechtspolitik der Europäi- schen Union (Drucksachen 16/3607, 16/4497) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: EU-Jahresbericht 2006 zur Menschenrechtslage Ratsdok. 5779/07 (Drucksachen 16/4635 Nr. 2.2, 16/5603) ) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD: Den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte reformieren und durch die konsequente Befolgung seiner Urteile stärken (Drucksache 16/5734) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe – zu dem Antrag der Abgeordneten Holger Haibach, Erika Steinbach, Eduard Lintner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Christoph Strässer, Doris Barnett, Kurt Bodewig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Den Erfolg des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte durch die konsequente Befolgung seiner Urteile sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Burkhardt Müller- Sönksen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Den Europäi- schen Gerichtshof für Menschen- rechte vor dem Kollaps bewahren – zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Omid Nouripour, Rainder Steenblock, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Europäischen Gerichtshof für Men- schenrechte stärken (Drucksachen 16/4417, 16/4062, 16/4405, 16/5768) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 5: ntrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, abine Leutheusser-Schnarrenberger, urkhardt Müller-Sönksen, weiterer Abge- 10794 C 10794 D 10795 A 10795 A VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 ordneter und der Fraktion der FDP: Den Europäischen Gerichtshof für Menschen- rechte vor dem Kollaps bewahren (Drucksache 16/5738) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Omid Nouripour, Rainder Steenblock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Europäischen Gerichtshof für Menschen- rechte stärken (Drucksache 16/5735) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Große Anfrage der Abgeordneten Kai Gehring, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Jugendliche in Deutschland: Per- spektiven durch Zugänge, Teilhabe und Generationengerechtigkeit (Drucksachen 16/1554, 16/4818) . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . T U J ( R A E H P W D P T a b M D E D B M R 10795 B 10795 B 10795 C 10796 D 10798 A 10799 B 10800 C 10802 A 10803 B 10805 C 10805 C 10806 D 10808 D 10809 C 10810 D 10811 D agesordnungspunkt 10: nterrichtung durch den Wehrbeauftragten: ahresbericht 2006 (48. Bericht) Drucksache 16/4700) . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhold Robbe, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . nita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . edi Wegener (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Heß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Eck- punktevereinbarung zum Einsatz von Erntehelfern in der Landwirtschaft grundlegend überarbeiten (Drucksachen 16/2685, 16/5170) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Brigitte Pothmer, Ulrike Höfken, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Qualifizierung statt Quoten – Vermitt- lungsagenturen für landwirtschaftliche und andere grüne Berufe (Drucksachen 16/2991, 16/3376) . . . . . . . arlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . olf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10812 D 10813 A 10814 D 10816 A 10817 B 10818 C 10819 D 10820 D 10822 A 10823 B 10823 C 10823 D 10824 B 10825 D 10827 A 10828 A 10828 D 10829 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 VII Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Än- derung des Dritten Buches Sozialgesetz- buch – Verbesserung der Qualifizierung und Beschäftigungschancen von jünge- ren Menschen mit Vermittlungshemm- nissen (Drucksache 16/5714) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Än- derung des Zweiten Buches Sozialge- setzbuch – Verbesserung der Beschäfti- gungschancen von Menschen mit Vermittlungshemmnissen (Drucksache 16/5715) . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Große Anfrage der Abgeordneten Kersten Naumann, Heidrun Bluhm, Petra Pau, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LIN- KEN: Förderung der demokratischen Teil- habe und Stärkung des Petitionsrechts (Drucksache 16/2181) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kersten Naumann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jens Ackermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Tourismus zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Brähmig, Jürgen Klimke, Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof), weiterer Abgeordneter und der Fraktion T B w g ( g S s ( T B s l T A M t D g ( 10831 A 10831 B 10831 C 10833 A 10834 B 10836 A 10837 A 10838 A 10838 A 10839 B 10841 A 10842 A 10843 B 10844 B der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Annette Faße, Gabriele Hiller-Ohm, Renate Gradistanac, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD: Den Fahr- radtourismus in Deutschland umfas- send fördern (Drucksachen 16/3609, 16/5635) . . . . . . . agesordnungspunkt 15: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- ärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Ab- eordneten Dr. Uschi Eid, Marieluise Beck Bremen), Volker Beck (Köln), weiterer Ab- eordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN: Politische Lösungen ind Voraussetzung für Frieden in Somalia Drucksachen 16/4759, 16/5754) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 18: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau und Stadtentwick- ung – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD: Schienen- lärm ursächlich bekämpfen – zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Kauch, Horst Friedrich (Bay- reuth), Patrick Döring, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Lärmschutz im Schienenverkehr verbessern – Marktwirtschaftliche Anreize nutzen, Schienenbonus überprüfen – zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried Hermann, Kerstin Andreae, Alexander Bonde, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Aktionspro- gramm gegen Schienenlärm auf den Weg bringen (Drucksachen 16/4562, 16/675, 16/2074, 16/5293) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: ntrag der Abgeordneten Martin Zeil, echthild Dyckmans, Jens Ackermann, wei- erer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: ie Schaffung einer Europäischen Privat- esellschaft forcieren Drucksache 16/5423) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10845 A 10845 C 10845 D 10846 B VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 Tagesordnungspunkt 20: a) Antrag der Abgeordneten Carsten Müller (Braunschweig), Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten René Röspel, Jörg Tauss, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Innovationsnetzwerk für Europa – Europäisches Technolo- gieinstitut (Drucksache 16/5733) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Lothar Bisky, Cornelia Hirsch, Dr. Lukrezia Jochimsen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Einrichtung des Euro- päischen Technologieinstituts ver- hindern – zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn) und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Einrichtung des Europäischen Tech- nologieinstituts abwenden – Beste- hende europäische Förderstruktu- ren stärken und weiterentwickeln (Drucksachen 16/4625, 16/5254, 16/5765) c) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Markus Löning, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Europäische Institut für Technolo- gie zum Erfolg führen (Drucksache 16/5605) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Heidrun Bluhm, Katrin Kunert, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Öffentlichen Verkehr in den neuen Bundesländern nicht gefährden – Verkehrsflächenbereinigungs- gesetz verlängern (Drucksachen 16/4856, 16/5168) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung d N z P R ( Z A W A F ( T A ( H F n E u c d d z g ( T Z r z im v ( T E b r ( N A L 10846 C 10846 C 10846 D 10847 B urch die Bundesregierung: Sonderbericht r. 9/2006 über Ausgaben für Überset- ungsleistungen bei der Kommission, beim arlament und beim Rat atsdok. 12861/06 Drucksachen 16/5329 Nr. 2.9, 16/5766) . . . . usatztagesordnungspunkt 7: ntrag der Abgeordneten Dr. Herbert Schui, erner Dreibus, Dr. Barbara Höll, weiterer bgeordneter und der Fraktion der LINKEN: ür ein Europäisches Kartellamt Drucksache 16/5360) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 22: ntrag der Abgeordneten Laurenz Meyer Hamm), Andreas G. Lämmel, Klaus ofbauer, weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- eten Andrea Wicklein, Doris Barnett, ngelbert Wistuba, weiterer Abgeordneter nd der Fraktion der SPD: Die wirtschaftli- hen und arbeitsplatzschaffenden Erfolge er Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung er regionalen Wirtschaftsstruktur“ nut- en – Regionales Wachstum und Beschäfti- ungseffekte intensivieren Drucksache 16/5607) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 23: weite und dritte Beratung des vom Bundes- at eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes ur Reduzierung und Beschleunigung von missionsschutzrechtlichen Genehmigungs- erfahren Drucksachen 16/1337, 16/5737) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: rste Beratung des vom Bundesrat einge- rachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- ung des Waffengesetzes Drucksache 16/1991) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 10847 C 10847 D 10848 A 10848 B 10848 C 10848 D 10849 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 IX Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Petra Hinz (Essen) (SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Internationalen Sicher- heitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Umfeldes für die Flüchtlings- rückkehr und zur militärischen Absicherung der Friedensregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Techni- schen Abkommens zwischen der Internatio- nalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierungen der Bundesrepublik Jugoslawien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Tagesordnungs- punkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Den Fahrradtourismus in Deutschland umfassend fördern (Tagesord- nungspunkt 16) Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Politische Lösungen sind Vo- raussetzung für Frieden in Somalia (Tages- ordnungspunkt 15) Anke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . . Brunhilde Irber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z d d – – – ( E H H L W A Z d s n D K M M U K A A Z – – – 10849 B 10850 B 10851 C 10852 D 10853 C 10854 B 10854 D 10856 A 10857 C 10858 B 10859 B nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Beschlussempfehlung und des Berichts zu en Anträgen: Schienenlärm ursächlich bekämpfen Lärmschutz im Schienenverkehr verbes- sern – Marktwirtschaftliche Anreize nut- zen, Schienenbonus überprüfen Aktionsprogramm gegen Schienenlärm auf den Weg bringen Tagesordnungspunkt 18) nak Ferlemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . einz Paula (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . utz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Die Schaffung einer Europäi- chen Privatgesellschaft forcieren (Tagesord- ungspunkt 17) r. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . echthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . artin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Antrag: Innovationsnetzwerk für Europa – Europäisches Technologieinstitut Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Einrichtung des Europäischen Technologieinstituts verhindern Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Einrichtung des Europäischen Technologieinstituts abwenden – Beste- 10860 B 10861 A 10862 C 10863 B 10864 A 10864 D 10866 A 10867 A 10867 D 10868 C 10869 B 10869 C X Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 hende europäische Förderstrukturen stär- ken und weiterentwickeln – Antrag: Das Europäische Institut für Tech- nologie zum Erfolg führen (Tagesordnungspunkt 20 a bis c) Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Öffentlichen Verkehr in den neuen Bundesländern nicht gefährden – Verkehrsflächenbereinigungsgesetz verlän- gern (Tagesordnungspunkt 19) Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Sonderbericht Nr. 9/2006 über Ausgaben für Übersetzungsleistungen bei der Kommission, beim Parlament und beim Rat (Tagesordnungspunkt 21) Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z d ( A C M D K A Z d p a W W s K A A G S K A Z d u r o A D H L S 10870 B 10872 B 10873 C 10874 A 10875 C 10876 B 10877 A 10878 A 10878 C 10879 B 10880 A 10881 C 10882 B 10883 B 10884 A 10884 C nlage 10 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Für ein Europäisches Kartellamt Zusatztagesordnungspunkt 7) lbert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Die wirtschaftlichen und arbeits- latzschaffenden Erfolge der Gemeinschafts- ufgabe „Verbesserung der regionalen irtschaftsstruktur“ nutzen – Regionales achstum und Beschäftigungseffekte inten- ivieren (Tagesordnungspunkt 22) laus Hofbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ndreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ndrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Reduzierung nd Beschleunigung von immissionsschutz- echtlichen Genehmigungsverfahren (Tages- rdnungspunkt 23) ndreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . orst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . utz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10885 C 10886 C 10887 C 10888 C 10889 B 10890 A 10891 A 10892 D 10893 C 10894 A 10894 C 10895 C 10896 A 10897 A 10897 D 10898 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 XI Anlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffengesetzes (Tagesordnungspunkt 24) Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10899 C 10900 C 10901 B 10902 B 10902 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10701 (A) ) (B) ) 105. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Anlage 12 Anlage 13 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10849 (A) ) (B) ) lingsrückkehr und zur militärischen Absiche- beinhalten. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Petra Hinz (Essen) (SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung zu dem Antrag: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleis- tung eines sicheren Umfeldes für die Flücht- ü n S c L s g b u m f s s u b g d e b s a t K 1 t e e m b e n t g d f s s u K e E A f Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.06.2007 Gabriel, Sigmar SPD 21.06.2007 Gloser, Günter SPD 21.06.2007 Hintze, Peter CDU/CSU 21.06.2007 von Klaeden, Eckart CDU/CSU 21.06.2007 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.06.2007 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 21.06.2007 Leutert, Michael DIE LINKE 21.06.2007 Merten, Ulrike SPD 21.06.2007 Merz, Friedrich CDU/CSU 21.06.2007 Nešković, Wolfgang DIE LINKE 21.06.2007 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.06.2007 Roth (Esslingen), Karin SPD 21.06.2007 Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.06.2007 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.06.2007 Seehofer, Horst CDU/CSU 21.06.2007 Tillmann, Antje CDU/CSU 21.06.2007 Ulrich, Alexander DIE LINKE 21.06.2007 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht rung der Friedensregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der Internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierun- gen der Bundesrepublik Jugoslawien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Tagesordnungspunkt 5) Ich stimme mit dem Antrag der Bundesregierung berein, dass der im Jahr 2005 von den Vereinten Natio- en initiierte Prozess zur Bestimmung des zukünftigen tatus des Kosovo schnellstmöglich zu einem erfolgrei- hen Abschluss gebracht werden muss. Die politische ösung dieses Konfliktes an den Grenzen der Europäi- chen Union ist ein entscheidender Schritt für die end- ültige Befriedung ganz Europas. Dazu ist es unabding- ar, dass die Vereinten Nationen, die Europäische Union nd die Regierungen in Belgrad und Pristina schnellst- öglich eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung inden. Die harte Arbeit aller Seiten an dieser politischen Lö- ung kann aber nicht bedeuten, dass die militärische Prä- enz der NATO-Truppen im Kosovo immer wieder auf nbestimmte Zeit verlängert wird. Am 18. Oktober 1998 eschloss der Deutsche Bundestag, sich an der NATO- eführten Operation ALLIED FORCE im Kosovo mit eutschen Streitkräften zu beteiligen. Dieser Einsatz war ine Zäsur in der Verteidigungspolitik der Bundesrepu- lik Deutschland. Seit dem 24. März 1999 beteiligten ich deutsche Tornado-Kampfflugzeuge an Luftangriffen uf die damalige Bundesrepublik Jugoslawien und führ- en die Bundeswehr damit in ihren ersten Kampfeinsatz. Nach Abzug der jugoslawischen Truppen aus dem osovo beschloss der Deutsche Bundestag am 11. Juni 999 die Stationierung deutscher Soldatinnen und Solda- en im Kosovo, um den erreichten Frieden aufrechtzu- rhalten. Acht Jahre später hat sich die Lage im Kosovo ntspannt. Ein Gesamtkonzept für die Beendigung der ilitärischen Präsenz der NATO im Kosovo wurde aber isher noch nicht vorgelegt. Dem Antrag der Bundesregierung fehlt es deshalb inmal mehr an Präzision und Perspektive. Es reicht icht aus, den Einsatz deutscher Soldatinnen und Solda- en im heutigen Umfang erneut um ein Jahr zu verlän- ern. Es ist an der Zeit, eine Strategie zu entwickeln, wie er Kosovo und seine Nachbarstaaten gemeinsam für ein riedliches Nebeneinander sorgen können. Die Unter- tützung der internationalen Gemeinschaft ist dabei elbstverständlich. Es muss verstärkt in die Schaffung nd Ausbildung selbstständiger Sicherheitsorgane im osovo investiert werden. Gleichzeitig muss aber auch in Konzept für den schrittweisen Abzug der NATO- inheiten erarbeitet werden. Schon deshalb muss ein ntrag auf Verlängerung des Mandates eine Perspektive ür den Abzug der deutschen Einheiten aus dem Kosovo 10850 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Das Ziel der Europäischen Union muss es sein, auch an ihren Außengrenzen politische und wirtschaftliche Stabilität zu schaffen, welche nicht durch eine massive militärische Präsenz künstlich aufrechterhalten wird. Die deutsche Bundesregierung sollte als Ratspräsident mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie den zukünftigen Einsatz deutscher Soldaten an klare Bedingungen knüpft und ihr ziviles Engagement beim Aufbau eigener Sicher- heitsorgane verstärkt. Ich merke weiterhin an, dass sich der Deutsche Bun- destag bis heute immer noch keiner Debatte über die zu- künftige Ausrichtung der Bundeswehr gestellt hat. Wel- che Aufgaben sollen international übernommen werden? Wo sind die Grenzen des deutschen militärischen Engagements? Und vor allem, wie schaffen wir eine klare und eindeutige verfassungsrechtliche Grundlage für Auslandseinsätze der Bundeswehr? Diese Fragen sind vom Plenum des Bundestages zu debattieren und Antworten müssen gefunden werden. Eine Legitimie- rung von Einsätzen deutscher Soldatinnen und Soldaten im Ausland durch Art. 24 Abs. 2 GG ist nach meiner In- terpretation nicht gegeben. Sollte der Bundestag mehr- heitlich der Überzeugung sein, dass ein weltweites mili- tärisches Engagement Deutschlands notwendig ist, sollte dies auch verfassungsrechtlich eindeutig verankert wer- den. Dies sind wir der Bevölkerung und vor allem den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr schuldig. Im- merhin beschließen wir gemeinsam, welchen Gefahren wir die deutschen Streitkräfte aussetzen können und wel- chen nicht. Auch für uns selbst ist es notwendig, unsere Entscheidungen durch das Grundgesetz zu legitimieren. Ich hoffe, dass sich jedes Mitglied des Hauses dieser hohen Verantwortung bewusst ist. Bei der aktuellen ver- fassungsrechtlichen Lage und aufgrund des fehlenden Gesamtkonzeptes für die Beendigung des Einsatzes im Kosovo kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinba- ren, deutsche Soldatinnen und Soldaten weiterhin in ei- nen Einsatz ohne klare Perspektive zu schicken. Ich stimme dem Antrag der Bundesregierung daher nicht zu. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Den Fahrradtouris- mus in Deutschland umfassend fördern (Tages- ordnungspunkt 16) Ernst Hinsken (CDU/CSU): Der Tourismusaus- schuss und die mitberatenden Ausschüsse empfehlen, den Antrag „Den Fahrradtourismus in Deutschland um- fassend fördern“ anzunehmen. Er gibt einen wichtigen Impuls, um den Fahrradtourismus in Deutschland weiter zu stärken und seine Potenziale zu realisieren. Der Fahrradtourismus in Deutschland ist eine Wachs- tumsbranche und trägt – nach Schätzungen des Allge- meinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) – circa 5 Mil- liarden Euro zum touristischen Umsatz in Deutschland bei. Nach dem Ergebnis der Radreiseanalyse 2007 des A d 2 k i R i t l w R u r k F d k m r r u e k A n f d n h u h D r J w s s z w w m 2 l n l b B d w n K r a k (C (D DFC haben im Jahr 2006 44,7 Prozent der Deutschen as Fahrrad im Urlaub genutzt. Dies entspricht rund 2 Millionen Reisenden. Auch die Prognosen für die Zu- unft sehen gut aus: 2,2 Millionen Bundesbürger planen n den nächsten drei Jahren „ziemlich sicher“ eine adreise. Bei deutschen Fahrradtouristen ist der Urlaub m eigenen Land und hier vor allem in landschaftlich at- raktiven Gebieten abseits der Ballungsräume sehr be- iebt. Der Fahrradtourismus unterstützt zunehmend die irtschaftliche Entwicklung vieler strukturschwacher egionen. Wir müssen alle Kräfte zukünftig noch mehr bündeln, m die Potenziale des Fahrradtourismus weiter realisie- en zu können. Hierbei sind natürlich die Zuständig- eiten im föderativen System zu berücksichtigen. Die örderung des Fahrradtourismus liegt grundsätzlich in er Zuständigkeit der Länder und Kommunen. Der Bund ann hierbei nur eine koordinierende Funktion wahrneh- en. Ich begrüße sehr, dass die Bundesländer innerhalb ih- er Landesgrenzen im Bereich des Fahrradtourismus be- eits sehr aktiv sind. Das Potenzial kann jedoch nur dann mfassend erschlossen werden, wenn alle Länder für ine koordinierte Zusammenarbeit gewonnen werden önnen. Es gilt, die Länder auch für länderübergreifende ktivitäten im Bereich des Fahrradtourismus zu gewin- en. Es gilt, Deutschland als Urlaubsland für Fahrrad- ahrer noch attraktiver zu machen und zum Beispiel urch Vernetzung mit anderen europäischen Radwege- etzen auch die Anzahl der ausländischen Gäste zu erhö- en. Es gilt, bald zu handeln, um den Imagegewinn, den nser Land durch die Fußballweltmeisterschaft erzielt at, hier im Inland in bare Münze umzusetzen. Auch das bundesweite Radfernwegenetz – kurz: -Netz – auf das sich Vertreter der Länder und der Tou- ismusorganisationen sowie des ADFC vor gut sechs ahren verständigt haben, leistet dazu seinen Beitrag so- ohl in nationaler, aber auch in europäischer Sicht. So ind sieben Routen des D-Netzes auch Teil des europäi- chen Radfernwegenetzes (EuroVeloNetz). Die Umset- ung des D-Netzes mit hohem Qualitätsanspruch ist ein ichtiges Ziel des Nationalen Radverkehrsplans. Erste ichtige Schritte sind hier schon erfolgt. So würde mit finanzieller Unterstützung des Bundes- inisteriums für Wirtschaft und Technologie bereits 001 der Oder-Neiße-Radweg, der mit einer Gesamt- änge von 460 km als einziger Radfernweg durch die euen Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Meck- enburg-Vorpommern verläuft, als Modellroute ausge- aut. Im März dieses Jahres habe ich gemeinsam mit dem undesministerium für Wirtschaft und Technologie und em Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent- icklung eine Konferenz zum Thema „Fahrradtouris- ius – Neue Wege, in Deutschland“ durchgeführt. Zu der onferenz waren Entscheidungsträger aus Politik, Tou- ismus und Verkehr eingeladen. Neben einer Bestands- ufnahme haben wir insbesondere Strategien für die Zu- unft diskutiert. Hierbei haben wir den Blick auch über Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10851 (A) ) (B) ) den Tellerrand gewagt und uns Erfahrungen aus der Schweiz und Österreich berichten lassen. Die Konferenz hat großen Anklang gefunden und der Wille der Länder, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu beteiligen, ist deutlich geworden. Die Konferenz hat zum einen gezeigt, dass es sehr gewinnbringend ist, wenn die Aktivitäten im Bereich des Fahrradtourismus in einer Hand gesteuert werden und so überregionale Kooperationen gefördert werden können. Sie hat zum anderen aber auch gezeigt, dass zur tatsächlichen Erfas- sung der wirtschaftlichen Bedeutung des Fahrradtouris- mus eine fundierte Datenlage fehlt. Die Konferenz hat konkrete Projektvorhaben zur Folge, die diese beiden Handlungsfelder aufgreifen. So ist kürzlich gemeinsam vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und dem Bundesministe- rium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Initi- ierung eines weiteren Pilotprojekts vereinbart worden. Es ist beabsichtigt, die quer durch Deutschland von der niederländischen bis zur polnischen Grenze verlaufende D-Netz-Route 3, die auf der Strecke des Europaradwegs R 1 verläuft, im Rahmen eines von beiden Ministerien und den beteiligten Ländern – Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Ber- lin – finanziell getragenen Pilotprojektes als weitere Mo- dellroute auszubauen. Die Radwegeinfrastruktur und die Beschilderung, aber auch das touristische Serviceange- bot und Marketing auf dem 915 km langen Radweg soll verbessert werden. Des Weiteren ist es ein Anliegen des Wirtschafts- ministeriums, im Segment Fahrradtourismus auf eine bessere Datenlage zurückgreifen zu können, um auch für zukünftige Investitionen mit schlagkräftigen Argumen- ten werben zu können. Das Wirtschaftsministerium hat sich daher entschlossen, eine Grundlagenuntersuchung zum Segment Fahrradtourismus durchführen zu lassen. Mit einer fundierteren Datenlage wird es für alle Betei- ligten einfacher sein, innerhalb ihrer Institutionen für eine verstärkte Förderung des Fahrradtourismus zu wer- ben. Aber auch im Bereich der Transportmöglichkeiten für Fahrräder gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Zur Förderung des Fahrradtourismus gehört auch, die Mitnahme von Fahrrädern in den Fernzügen der Deut- sche Bahn AG zu ermöglichen. Die schon bestehenden Angebote an Mitnahmemöglichkeiten im Regionalver- kehr, im IC-Bereich und rund um den Fahrradtransport sind sehr zu begrüßen. Es ist allerdings auch festzustel- len, dass mit der sukzessiven Umstellung verschiedener IR-, EC- und IC-Linien auf den Hochgeschwindigkeits- zug ICE zunehmend Angebotslücken für die Fahrradmit- nahme entstanden sind. Gemeinsam mit der DB AG sind die Möglichkeiten für eine Verbesserung des Mitnahme- angebots von Fahrrädern im Fernverkehr zu prüfen. Hierfür werde ich mich gemeinsam mit Herrn Staats- sekretär Kasparick gegenüber der Bahn AG noch einmal persönlich einsetzen. Die Einrichtung einer ICE-Pilot- strecke könnte hier neue Erkenntnisse bringen, und die Diskussion versachlichen. Der Bund ist bereit, ein Mo- d u u g t F d l m r H A r b n a t s E L G r b k d n n P h F V z d m M z d u V d B W v d M g A t m s r (C (D ellprojekt durch eine geeignete Begleitevaluierung zu nterstützen. Ich bin überzeugt, mit diesem Maßnahmenkatalog nd den im Antrag angeregten Maßnahmen wird es uns elingen, den Fahrradtourismus in Deutschland nachhal- ig zu stärken. Gabriele Hiller-Ohm (SPD): „Deutschland ist ein ahrrad-Entwicklungsland.“ So betitelt ein namhafter eutscher Fahrrad-Verband eine aktuelle Pressemittei- ung. Ob diese Analyse für den Alltagsverkehr zutrifft, ögen die Verkehrspolitiker beurteilen. Der Fahrradtourismus – und um den geht es in unse- em Antrag – kann jedenfalls nicht damit gemeint sein. ier verzeichnen wir seit Jahren einen stetigen ufwärtstrend. Fast 22 Millionen Deutsche nutzen in ih- en Ferien das Fahrrad, rund 2,6 Millionen Deutsche ha- en in den vergangenen drei Jahren eine Radreise unter- ommen. Und dabei haben sie ordentlich Geld usgegeben: Mehr als die Hälfte der Radreisenden inves- ierte über 1 000 Euro in ihren Fahrradurlaub. Der Um- atz in dieser Branche liegt bei geschätzten 5 Milliarden uro. Da die Reisenden ganz überwiegend im eigenen and bleiben, profitiert der Deutschlandtourismus als anzes von diesem Boom. Zu dieser erfreulichen Entwicklung hat der vor fünf Jah- en verabschiedete Nationale Radverkehrsplan maßgeblich eigetragen. Viele der Maßnahmen des Radverkehrsplanes ommen dem Radtourismus zugute, allen voran der durch as D-Netz angestoßene Ausbau regionaler und überregio- aler Radwege sowie die Wegweisung der Routen. Klar ist aber: Auf diesen Lorbeeren dürfen wir uns icht ausruhen! Bei den Radreisen liegen immer noch otenziale brach, die es zu erschließen gilt. Die Privat- aushalte in Deutschland besitzen rund 67 Millionen ahrräder, aber nur ein Bruchteil davon geht mit dem elo auch auf Reisen. Hier müssen wir ansetzen! Recht- eitig zur Halbzeit des Radverkehrsplanes haben wir eshalb einen Antrag vorgelegt, der dessen Ziele noch- als unterstreicht und weiter vorantreiben soll. Richtig ist, dass einige der von uns angesprochenen aßnahmen bereits in Angriff genommen wurden oder umindest in Planung sind, so etwa der weitere Ausbau es D-Netzes. Unser Antrag soll hier als Unterstützung nd gleichzeitig als Mahnung dienen, die begonnenen orhaben zügig um- oder fortzusetzen. Dass unsere Forderungen bereits vor der Verabschie- ung des Antrages Beachtung gefunden haben, zeigt ein eispiel: Fahrradwege in der Nähe von Flüssen und asserstraßen sind besonders beliebt. Für den Ausbau on Radwegen an Bundeswasserstraßen stellt der Bund eshalb jährlich 10 Millionen Euro zur Verfügung. Diese ittel wurden jedoch in der Vergangenheit nur zu einem eringen Teil abgerufen. Wir fordern daher in unserem ntrag, den Abfluss der Gelder zu verbessern. Ein wich- iger Schritt dahin ist die verstärkte Ansprache der Kom- unen, die für die Unterhaltung der Wege zuständig ind. Seit Anfang dieses Jahres gibt es nun eine Neue- ung im Antragsverfahren: Nicht mehr nur die Wasser- 10852 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) und Schifffahrtsämter, sondern auch die Städte und Ge- meinden können direkt Mittel aus diesem Topf beantra- gen. Das erhöht die Chance auf den Ausbau der Wege. Wir werden genau beobachten, ob die Mittel jetzt besser abgerufen werden und so die Infrastruktur weiter ge- stärkt wird. Unser Antrag soll jedoch nicht nur das forcieren, was bereits angelaufen ist. Es geht darum, den Druck auf die Akteure zu erhöhen, die dem Radtourismus Steine in den Weg legen. Auch hier ein Beispiel: Die Fahrradmit- nahme im Fernverkehr der Deutschen Bahn AG ist, wie Sie alle wissen und oft kritisiert haben, immer noch un- zureichend. Der öffentliche Druck auf die Bahn wächst, das Europäische Parlament hat die verpflichtende Ein- führung von Multifunktionsabteilen in allen Zügen be- schlossen und Bundesverkehrsminister Tiefensee fordert Teststrecken für die Fahrradmitnahme. Dennoch stehen die Signale bei der Bahn auf Rot – das zeigt die Blo- ckade der Radmitnahme im grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitszug TGV. Wir müssen Herrn Mehdorn also weiter einheizen. Daher ist es gut, dass wir die Radmitnahme in unserem Antrag aufgreifen. Wir sprechen also mit unserem Antrag Themen an, die für den Fahrradtourismus von großer Bedeutung sind. Die Oppositionsfraktionen kritisieren den vorlie- genden Antrag dennoch wahlweise als „überflüssig“ oder „zu unverbindlich“ und bemängeln, dass wir in vie- len Punkten fordern, es solle auf Länder und Kommunen „eingewirkt werden“. Liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Opposition: Wir haben selbst darauf hingewiesen, dass viele Maß- nahmen zur Förderung des Fahrradurlaubs in der Verant- wortung von Ländern und Kommunen liegen. In vielen Bereichen können wir nur gemeinsam mit den Ländern und Kommunen Fortschritte erzielen oder auf sie einwir- ken, damit sie aktiv werden. Gerne würden wir auch stärkeren Einfluss auf die Bahn nehmen, endlich bei der Fahrradmitnahme in Fernzügen voranzukommen. Da es sich hier aber nicht mehr um einen Staatsbetrieb handelt, sind uns enge Grenzen gesetzt. Es wundert mich in diesem Zusammenhang sehr, dass gerade Sie, Herr Burgbacher von der FDP, uns im Tou- rismusausschuss vorgeworfen haben, mit dem Antrag nicht genügend Druck auf die Bahn auszuüben. Sonst ist die FDP doch immer gegen Einflussnahme des Staates auf Wirtschaftsbetriebe. Und hier plötzlich die Kehrt- wende! Gut finde ich aber, dass wir uns bei der Fahrrad- mitnahme in Fernzügen grundsätzlich über alle Fraktio- nen hinweg einig sind. Wir sollten deshalb die Bahn weiter in die Verantwortung nehmen und Sie, Herr Burgbacher, sollten unserem Antrag zustimmen, damit eine gemeinsame Linie des Parlamentes erkennbar wird. Von Bündnis 90/Die Grünen kam die Kritik, dass sich der Antrag ausschließlich auf den Tourismus beziehe. Liebe Kollegin Maisch, ich erinnere Sie daran, dass wir Tourismuspolitikerinnen und -politiker sind und sich deshalb unser Antrag natürlich auf den Fahrradtourismus und nicht – wie Sie es wünschen – auf sämtliche Berei- che des Fahrradverkehrs bezieht. L G h B Z g u F v d u s o B l d d z K b f T z b w V b k a b V K s t r n w p g d F U m d u e r d b D s v a (C (D Zwar hat der Bund beim Fahrradtourismus in erster inie nur koordinierende Funktionen. Das darf aber kein rund für uns sein, das Thema in diesem Hause über- aupt nicht mehr zu behandeln. Wir wollen, dass die undesregierung ihre koordinierenden Möglichkeiten in ukunft noch stärker ausschöpft. Eine wesentliche Auf- abe sehen wir in der Zusammenführung, Bündelung nd Abstimmung der Aktivitäten zur Förderung des ahrradtourismus. Vertreterinnen und Vertreter der Rad- erkehrsverbände haben mir bestätigt, dass im Bereich er bundesweiten Vereinheitlichung von Fahrradrouten nd Beschilderung noch große Defizite bestehen. Wir chlagen daher zweierlei vor. Erstens. Wir brauchen eine länderübergreifende Ko- rdinierungsstelle. Es soll geprüft werden, ob diese beim undesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwick- ung eingerichtet werden kann. Sie soll sich insbeson- ere um die Weiterentwicklung und Vereinheitlichung er Infrastruktur sowie um die notwendige Abstimmung wischen den Bundesministerien und mit Ländern und ommunen kümmern. Wir würden dadurch den Über- lick über die bestehende Infrastruktur und bereits er- olgte oder laufende Maßnahmen verbessern, mehr ransparenz schaffen und auch den Erfahrungsaustausch wischen den Ebenen optimieren. Die Etablierung von undesweit einheitlichen Standards könnte erleichtert erden. Zweitens. Wir halten die Schaffung einer zentralen ermarktungsstelle des Fahrradtourismus für nötig, die ei einem Verein oder Verband angesiedelt werden önnte. Wir sind nämlich der Meinung, dass sich nicht lle Maßnahmen zur Förderung des Radtourismus am esten durch eine staatliche Stelle regeln lassen. Bei der ermarktung der Angebote setzen wir daher auf das now-how, das im Verbandsbereich bereits besteht und eit Jahren erfolgreich eingesetzt wird. Ziel ist, dass die ouristischen Angebote und das Marketing für den Tou- ismusstandort Deutschland verstärkt auf die Bedürf- isse der Fahrradtouristinnen und -touristen abgestimmt erden. Ein kluger englischer Lord hat einmal den Satz ge- rägt: „Wer auch immer das Fahrrad erfunden hat – ihm ebührt der Dank der Menschheit.“ In Anlehnung an iese Worte sage ich: Wer auch immer dazu beiträgt, den ahrradtourismus voranzubringen – ihm gebührt unsere nterstützung. In diesem Sinne bitte ich um Zustim- ung zu unserem Antrag. Ernst Burgbacher (FDP): Der jährliche Umsatz aus em Fahrradtourismus liegt bei über 5 Milliarden Euro nd stellt damit eine bedeutende Wachstumsbranche und inen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Der Fahrradtou- ismus ist eine umweltschonende und gesundheitsför- ernde Urlaubsform. Radreiseveranstalter verbuchten eispielsweise im Jahr 2005 zweistellige Zuwachsraten. ie touristischen Angebote für Fahrradtourismus haben ich in den vergangenen Jahren erheblich vergrößert und erbessert. Diese positive Entwicklung wird im Antrag der Ko- litionsfraktionen „Den Fahrradtourismus in Deutschland Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10853 (A) ) (B) ) umfassend fördern“ richtig und ausführlich beschrieben. Allerdings werden keine konkreten politischen Hand- lungsfelder in dem Antrag aufgezeigt. Die Initiative be- schränkt sich darauf, Sachverhalte „zu prüfen“, auf Län- der und Kommunen oder auch Tourismusorganisationen und Verbände „hinzuwirken“ bzw. „einzuwirken“ oder etwas „nachzufragen“. Weiterhin ist im Punkt l des Forderungskatalogs die Forderung nach einer länderübergreifenden Koordinie- rungstelle beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aufgeführt. Dies ist befremdlich und abzulehnen, da es – zumindest aus Sicht der FDP- Fraktion – die Aufgabe des dazu berufenen Tourismus- beauftragten der Bundesregierung im Wirtschaftsminis- terium sein sollte, die Aktivitäten der Bundesregierung im Bereich der Tourismuspolitik stärker zu koordinieren und konzeptionell auszubauen. In Punkt 7 des Antrags wird die Bundesregierung aufgefordert, die Realisie- rungsmöglichkeit einer zentralen Stelle für die Vermark- tung des Fahrradtourismus zu prüfen. Vor allem die Deutsche Zentrale für Tourismus wirbt gemeinsam mit dem ADFC sehr erfolgreich für Radreisen in Deutsch- land. Ein Blick auf die Homepage der DZT illustriert dies. Informationen zu Bahn & Bike, Bett & Bike, auch Wellness per Rad, um nur einige Stichworte zu nennen, werden informativ präsentiert, ebenso Tourenvorschläge und eine Fülle weiterer Tipps für den informations- und ratsuchenden Radler. Das erfolgreichste Marketingin- strument für den deutschen Radtourismus ist laut ADFC Radreiseanalyse 2006 der gemeinsame Katalog „Deutsch- land per Rad entdecken“, dessen 5. Auflage mit 500 000 deutschen und englischen Exemplaren 140 Radrouten in Deutschland präsentiert und in 26 Ländern vertrieben wird. Für eine „zentrale Fahrradtourismusvermarktungs- stelle“ besteht daher kein Bedarf. Auch unter Wettbe- werbsgesichtspunkten lehnt die FDP eine solche Zentral- stelle ab. Deutschland ist ein beliebtes Radreiseziel. 2006 konnte der Fahrradtourismus das hohe Niveau des Vor- jahres halten. 44,7 Prozent aller Deutschen nutzen das Rad im Urlaub, 14,9 Prozent von ihnen sogar „häufig“ bis „sehr häufig“. Für 64 Prozent der Radreisenden war der Fahrradurlaub die Haupturlaubsreise. Dies geht aus den „Zahlen-Daten-Fakten – Tourismus in Deutschland 2006“ des Deutschen Tourismusverbands hervor. 2 Millionen Deutsche planen in den nächsten drei Jahren laut ADFC Radreiseanalyse 2006 „ziemlich sicher“ mindestens eine Radreise. Für weitere 3,4 Millionen Deutsche kommt ein Fahrradurlaub generell in Frage. 89 Prozent der Rad- urlaube sind Haupturlaubsreisen. Die Angebote für Fahrradtourismus haben sich in den vergangenen Jahren erheblich vergrößert und verbessert. Die Branche hat sich auf die gestiegene Nachfrage nach fahrrad- und radlerfreundlichen Unterkünften und Ange- boten eingerichtet, und das größere, vielfältige Angebot gewinnt neue, zusätzliche Fahrradtouristen. Radreisever- anstalter verbuchten beispielsweise im Jahr 2005 zwei- stellige Zuwachsraten. Auch Busreiseveranstalter, die sich auf die Bedürfnisse dieser Klientel eingestellt ha- ben, erzielten mit speziellen Fahrradanhängern und be- sonderen Pauschalangeboten deutliche Zuwachsraten. D n s p F r n R d D a d w a s s t D A i g U L L B r i d n r b v w m r k l n F h K H c a f W M S d F z (C (D urch die Schaffung attraktiver Fahrradangebote kön- en insbesondere in strukturschwachen Gebieten, die ich für diese Urlaubsform besonders anbieten, Arbeits- lätze geschaffen werden. Der jährliche Umsatz aus dem ahrradtourismus liegt über 5 Milliarden Euro. So haben und 80 Prozent der vom ADFC Befragten im vergange- en Jahr über 500 Euro für die von ihnen getätigten adreisen und Kurzurlaube ausgegeben. Bei 51,3 Prozent er Radreisenden waren es sogar mehr als l 000 Euro, urchschnittlich wurden für eine Radreise 1 169 Euro usgegeben. Durch eine bessere Koordinierung des eutschlandweiten Radfernwegenetzes kann der Umsatz eiter gesteigert werden. Selbstverständlich gilt es, den Fahrradtourismus wie uch andere Urlaubsformen im Interesse des Tourismus- tandorts Deutschland politisch zu fördern und zu unter- tützen, doch ich sehe nicht, dass der Antrag der Koali- ionsfraktionen hierfür das geeignete Instrument ist. eshalb wird sich die FDP-Bundestagsfraktion bei der bstimmung über diesen Antrag enthalten. Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE): Der Fahrradtourismus st wichtig, wachsend und förderwürdig. Die Fortbewe- ung zu Fuß und mit dem Fahrrad, ob im Alltag oder im rlaub, ist gesund und gut für die Umwelt. Man lernt and und Leute besser kennen, als wenn man Stadt und and überfliegt oder in Höchstgeschwindigkeit mit der ahn oder dem Auto durchquert. Unbestritten ist, dass auf dem Gebiet des Fahrradtou- ismus und der Entwicklung von Radwegenetzen einiges n den letzten Jahren passiert ist. Dies ist vor allem Ver- ienst der Radfahrerinnen und Radfahrer, des Allgemei- en Deutschen Fahrrad Clubs, ADFC, und vieler weite- er Vereine und Initiativen. Trotzdem kommen wir bei estimmten Problemen nicht oder nur sehr langsam oran. Natürlich geht es – wenn wir wirklich etwas bewegen ollen – nicht nur um die Förderung des Fahrradtouris- us, sondern um eine umfassende Förderung des Fahr- adverkehrs im Alltag. Beides bedingt einander. Ohne den Blick über den Tellerrand, also eine inter- ommunale bzw. länderübergreifende Zusammenarbeit, assen sich attraktive Angebote für Fahrradtouristen icht entwickeln. Insofern ist die mit der sogenannten öderalismusreform weiter forcierte Kleinstaaterei nicht ilfreich und die von der Bundesregierung geforderte oordinierungsstelle nur eine sehr begrenzt wirkende ilfe. Wenn wir den Fahrradverkehr fördern wollen, brau- hen wir überall Planungen und Investitionen, die an dministrativen Grenzen nicht enden, sowie fahrrad- reundliche Städte und Gemeinden mit entsprechenden egen, Verkehrswegeeinrichtungen und Abstellplätzen. ich ärgert, wenn ich immer wieder neue oder erneuerte traßen sehe, bei denen der Radweg „vergessen“ wurde. Gleichermaßen indiskutabel ist, dass immer mal wie- er „vergessen“ wird, eine ausreichende Anzahl von ahrradabstellplätzen bei Gebäuden und Einrichtungen u scharfen. Das Ergebnis sind hoffnungslos zugeparkte 10854 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Bürgersteige. Rund um den Reichstag haben wir dafür viele Anschauungsmöglichkeiten. Eine durchgängige barrierefreie Infrastruktur in den Kommunen – als Nutzer eines Rollstuhls weiß ich, wo- von ich rede – braucht es zu allererst den Willen aller Beteiligten und kreative Lösungen, dann sicher auch noch das nötige Kleingeld. Eine wichtige Frage für Fahrradtouristen ist, wie sie bzw. er mit dem eigenen Rad in die gewünschte Region kommt. Laut Koalitionsantrag Punkt 6 fordert der Bun- destag die Bundesregierung auf: „bei der Deutschen Bahn AG nachzufragen, ob und unter welchen Voraus- setzungen eine Steigerung bei der Fahrradbeförderung insbesondere im Fernverkehr erreicht werden kann …“ Mehr könne man nicht machen – so die Kollegen von der Koalition im Tourismusausschuss –, da die Bahn ein privates Unternehmen sei. Dies ist ein Argument gegen die immer weiter voranschreitende Privatisierung und Ausdünnung von Bahnen und anderen öffentlichen Ver- kehrsträgern. Auch deswegen fordert Die Linke einen Privatisierungsstopp bei Bahn und anderen Infrastruktur- betrieben. Davon abgesehen gibt es durchaus Möglichkeiten, mehr für die Mitnahme von Fahrrädern zu tun, als nur mal nachzufragen: Die Linke fordert deshalb die Bun- desregierung auf, das Allgemeine Eisenbahngesetz zu ändern, damit für alle Eisenbahnbetreiber feststeht, in welchem Umfang Fahrräder mitgenommen werden müs- sen und in welchem Zeitraum dafür die Voraussetzungen zu schaffen sind. Sicher wird in jeder heute zu später Stunde zu Proto- koll gegebenen Rede deutlich, dass alle Fraktionen für die umfassende Förderung des Fahrradtourismus sind. Da der Antrag auch noch von den „richtigen“ Fraktio- nen, also von der Koalition kommt, ist diesmal die Mehrheit für den Antrag gewiss. Vielen der aufgeführten Punkte kann die Fraktion Die Linke beipflichten, und da die Richtung stimmt, werden wir dem Antrag auch ins- gesamt zustimmen. Eines muss aber auch klar sein: Dadurch ist das Thema nicht erledigt. Die Bundesregierung ist nunmehr gefordert, dafür zu sorgen, dass es nicht bei zahnlosen Appellen in Richtung Länder und Kommunen sowie Bahn und touristischen Einrichtungen bleibt. Taten sind erforderlich. Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Als Nordhessin liegt mir der Fahrradtourismus besonders am Herzen. Für die nordhessische Region ist der Tourismus ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Jährlich können wir rund sieben Millionen Übernachtungen verbuchen. Mit 40 000 Arbeitsplätzen leistet der Tourismus einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Mit über 2 000 km Radwegen ist die Region auch für Rad- touristen attraktiv. Über ein schnelles und effektives Mehr an Fahrradfreundlichkeit würde ich mich freuen. Ihr Beitrag zum Fahrradtourismus hingegen ist ein schönes Beispiel für die Arbeit der Großen Koalition: V n a w s r s k z g g I w F k i t w d s D F g d k s e ä S d h d S u n l A m t S Z m a d S n (C (D iele Worte, leere Forderungen. Altbekanntes wird in eue Phrasen verpackt, und die Unverbindlichkeit wird ls Tugend postuliert. Nichts bewegt sich. Es ist, als ürde im Leerlauf in die Pedale getreten. Aber ich timme mit Ihnen überein, dass die Stärkung des Fahr- adtourismus positive Auswirkungen auf den Tourismus- tandort Deutschland hat. Allein in diesem Teilsegment önnen jährliche Steigerungsraten von 5 Prozent ver- eichnet werden. Fahrradfahren ist umweltfreundlich, ut für die Gesundheit und spricht unterschiedliche Ziel- ruppen an. Alles richtig. Ihre Analyse kann ich teilen. ch kann auch die Forderungen teilen. Nur leider er- ächst aus Ihrer Erkenntnis kein echter Gewinn für den ahrradtourismus. Die notwendigen Schritte für eine onzeptionelle Förderung des Fahrradtourismus fehlen n Ihrem Antrag. Ich frage mich, wie die Bundesregierung den Fahrrad- ourismus fördern will, wenn ihr außer hinwirken, ein- irken, nachfragen und prüfen nichts einfällt. Ich wage ie Prognose, dass allein durch bloßes Hinwirken kein chneller Ausbau des Bundesradroutennetzes erfolgt. ie Wachstumspotenziale dieser umweltschonenden orm des Reisens, die es ja definitiv gibt, werden so anz sicher nicht ausgeschöpft. Es freut mich, dass sich Herr Tiefensee persönlich um ie Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern in ICEs ümmert. Allerdings zeigt ein Blick in die Historie die- es Dauerthemas schnell, dass wohl auch der ministeri- lle Beistand wenig an der Fahrradfeindlichkeit der ICEs ndern wird. Probestrecke hin oder her. Zum Schluss lassen sie mich noch einen Appell an ie richten: Rücken Sie die richtigen Verkehrsträger in en Fokus ihres Interesses. Die 7 Prozent aller Wege, die eute mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, sind ein- eutig steigerungsfähig: Mit einer fahrradfreundlichen traßenverkehrsordnung, entsprechender Infrastruktur nd einem Höchstmaß an Sicherheit für die Radfahrerin- en und Radfahrer. Klimafreundliche Mobilität im Ur- aub und im Alltag – da fördern Sie richtig. Umfassend. nlage 4 Zu Protokoll gegebenen Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Politische Lösungen sind Voraussetzung für Frieden in Somalia (Ta- gesordnungspunkt 15) Anke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU): Die Lage in So- alia und besonders in Mogadischu ist immer noch kri- isch. Im März haben wir im Bundestag über die Lage in omalia gesprochen. Ich begrüße es sehr, dass es in der wischenzeit eine intensive und konstruktive Zusam- enarbeit und eine gemeinsame Entschließung der Ko- litionsfraktionen, der FDP und der Grünen gegeben hat. Dass sich trotz der angelaufenen Mission AMISOM er Afrikanischen Union – African Union Mission to omalia – die Lage für Hunderttausende immer noch icht wesentlich verbessert hat, ist erschreckend. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10855 (A) ) (B) ) AMISOM ist in einer kritischen Lage. Dafür gibt es verschiedene Faktoren. Noch immer ist die Sollstärke von 8 000 Mann nicht erreicht, zu wenige afrikanische Staaten haben sich bisher mit einem Truppenkontingent beteiligt. Internationale Unterstützung bei der Logistik, dem Transport der Truppen und der Ausrüstung scheint drin- gend notwendig. Dass sich der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen für die schnelle Einsetzung einer UN-Friedenstruppe ausgesprochen hat, eröffnet eine Op- tion. Man darf aber nicht verkennen, dass es in Somalia vorrangig um eine politische Lösung geht. Und es muss schnell gehandelt werden, weil die Lage der betroffenen Bevölkerung sich zusehends verschlechtert. Die UNHCR-Beobachter (United Nations High Com- missioner for Refugees) beschreiben die Situation als sehr ernst. Der UNHCR hatte seit Februar 391 000 Ver- triebene aus Mogadischu registriert. Trotz der relativ ho- hen Zahl der Rückkehrer bleiben die Bedingungen schwierig. Die Hauptstadt verfügt in weiten Teilen we- der über sanitäre Anlagen und Strom noch über Trink- wasser. Viele Gebäude sind stark einsturzgefährdet. Die Krankheits- und Todesfälle auch wegen der schlechten hygienischen Versorgung nehmen zu. Für eine politische Lösung ist der Dialog aller Kon- fliktparteien unverzichtbar. Dazu zählen auch Vertreter der Zivilbevölkerung. Das sind nicht nur Repräsentanten der Clans. In einem Kommuniqué der EU vom Anfang dieses Jahres wird zu Recht darauf hingewiesen, dass auch Vertreter der Frauen an diesem Dialog zu beteiligen sind. Frauenrechte sind Menschenrechte. Und die Aner- kennung der Menschenrechte muss Fundament des Pro- zesses der Aussöhnung sein. Die sogenannte Versöhnungskonferenz ist bereits mehrfach verschoben worden. Der Übergangsregierung von Präsident Yusuf muss deutlich gemacht werden, dass diese Konferenz die Conditio sine qua non für eine friedliche Lösung in Somalia darstellt. Weitere Halbher- zigkeiten oder Lippenbekenntnisse können nicht hinge- nommen werden. Der Dialog auf der Konferenz muss alle relevanten politischen und zivilen Kräfte einschlie- ßen, damit er breite Akzeptanz findet. In einem Aufruf auf dem nationalen Forum muslimi- scher Führer, die am 26. November 2006 in Kenia abge- halten wurde, hieß es: Wir werden eine dauerhafte Lösung in Somalia nie- mals ohne oder gar gegen die Islamischen Gerichte erreichen können. Traditionell gehören die Somalis einem gemäßigten, sunnitischen Islam an. Von den ungefähr elf Islamischen Gerichtshöfen werden von Experten nur zwei als explizit extremistisch eingestuft. Die große Mehrzahl ist mode- rat. Es darf nicht verkannt werden, dass durch die Islami- schen Gerichtshöfe in ihrem jeweiligen Einflussbereich zumindest ein Grundlevel an sozialer Versorgung und Struktur sichergestellt wurde. Es könnte der Bevölke- rung nicht vermittelt werden, wenn sie nicht am Aussöh- nungsdialog beteiligt würden. Grundlage muss aber die Z s k i g E R j t w h p b v l S R a b u c u A l D i w s t W e h E s z ü i u K h m n S k w b w g (C (D usicherung sein, dass sie den Terrorismus verurteilen, ich zur territorialen Integrität der Nachbarstaaten be- ennen und keine ausländischen, bewaffneten Gruppen n Somalia dulden. Aber auch die internationale Gemeinschaft ist weiter efordert, diesen Prozess sinnvoll zu begleiten, damit am nde eine repräsentative und wirklich handlungsfähige egierung gebildet werden kann. Die EU und im Besonderen Deutschland gehören zu enen internationalen Akteuren, die von den Konfliktpar- eien in Somalia nicht einseitig einer Partei zugeordnet erden. Von dieser Akzeptanz hängt wesentlich die Fä- igkeit und Wirksamkeit ab, den Dialog und Friedens- rozess in Somalia zu begleiten und zu moderieren. Ich egrüße es daher, dass die Bundesregierung schon in den ergangenen Monaten intensive Gespräche mit Nachbar- ändern und verschiedenen Konfliktparteien geführt hat. Auch Mitgliedern der Arabischen Liga, zu der auch omalia gehört, könnte und sollte hier eine wichtige olle zukommen. Durch eine internationale Zusammenarbeit kann man uch zeigen, dass die in der islamischen Welt weit ver- reitete Phobie einer christlich-westlichen Vorherrschaft nbegründet ist. Es kann auf der anderen Seite auch ein wichtiges Zei- hen für den Westen sein, dass das Wort von der Scharia nd ihrer Vertreter seinen Platz in einem konstruktiven ussöhnungsprozess haben kann. Der Islam in Afrika stellt sich, wie auch in anderen is- amischen Gebieten, als ein facettenreiches Gebilde dar. iese Vielfalt ist bis heute erhalten geblieben, wird aber n einer westlichen Einschätzung oft nicht differenziert ahrgenommen. Ebenso wird auf islamischer Seite nicht elten aus demagogischen Gründen fälschlich das Phan- om einer in sich geschlossenen christlichen westlichen elt heraufbeschworen. Daher wird es nicht zu einer dauerhaften Lösung und inem stabilen Frieden kommen, wenn Somalia weiter- in als Austragungsort externer Konflikte genutzt wird. s ist unbedingt notwendig, bei der anzustrebenden Lö- ung nicht nur die Grenzen des heutigen Somalia sicher- ustellen. Die teilweise schwierige Situation der Somalis, die ber verschiedene Staaten in der Region aufgeteilt sind, st nicht zuletzt der europäisch-afrikanischen Geschichte nd einer willkürlichen Grenzziehung durch europäische olonialmächte geschuldet. Gleichwohl kann es heute nur um eine Lösung inner- alb der bestehenden Grenzen Somalias gehen. Stellte an die territoriale Integrität der Nachbarn infrage, öff- ete man ein Pulverfass. Die friedliche Entwicklung in omaliland im Norden Somalias und sein bisher unge- lärter internationaler Status sind hier ein Sonderfall. Es äre fatal, wenn die friedliche Entwicklung zu einer sta- ilen Demokratie hier durch den Konflikt beeinträchtigt ürde. Dennoch ist es unverzichtbar, die gesamte Re- ion am Horn von Afrika im Blick zu haben. 10856 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Das bezieht sich zum einen auf die Einhaltung des UN-Waffenembargos und auf den internationalen Kampf gegen den Terrorismus. Es bezieht sich aber vor allem auf den ungelösten Grenzkonflikt zwischen dem Nach- barland Äthiopien und Eritrea. Äthiopien, das in seiner Grenzregion Ogaden eine große somalische und islami- sche Minderheit hat, steht auf der Seite der Übergangsre- gierung. Das weitgehend islamische Eritrea unterstützt die Islamischen Gerichtshöfe. Diese Interventionen sind im höchsten Maß kontraproduktiv im Hinblick auf eine friedliche Entwicklung in Somalia. Die Anerkennung der Ergebnisse der Grenzkommis- sion ist ein unverzichtbares Element, um für die gesamte Region eine tragbare Lösung zu finden und den Stellver- treterkonflikt in Somalia zu beenden. Somalia darf nicht wie in den 90er-Jahren zu einem traurigen Beispiel des Scheiterns der internationalen Friedensbemühungen werden. Dafür tragen wir alle Mit- verantwortung. Brunhilde Irber (SPD): Es entspricht schon fast ei- ner guten Tradition, dass sich die meisten Fraktionen im Hause einig sind, wenn es um Themen geht, die die Sicherheitslage auf dem afrikanischen Kontinent betref- fen. Deshalb freue ich mich, dass wir den vorliegenden Antrag interfraktionell beschließen werden. Am Dienstag haben alle Fraktionen die Gelegenheit genutzt, den führenden Oppositionspolitiker in Sim- babwe, Morgan Tsvangirai, zu sprechen. Für die afrika- nischen Staaten im Allgemeinen traf er eine bemerkens- werte Aussage: „Der Demokratisierungsprozess in Afrika ist irreversibel.“ Es klingt fast wie Wunschden- ken. Ich meine, es handelt sich um eine Vision, für die es sich einzusetzen lohnt. Die Situation in Somalia – und darüber wollen wir heute sprechen – lässt indes weniger Freude aufkom- men. Eine amerikanische Studie bescheinigt Somalia ei- nen der Spitzenplätze gescheiterter Staaten und weist auf eine weitere Verschlechterung der Lebensbedingungen hin. Eines steht unmissverständlich fest, und so steht es auch im vorliegenden Antrag: „Alle internationalen Ver- suche, eine friedliche Entwicklung Somalias zu beför- dern, können nur eine unterstützende Rolle einnehmen. Ein tragfähiger Friedensprozess kann nur von innen kommen.“ Nun wurde die für den 15. Juni geplante nationale Versöhnungskonferenz um einen weiteren Monat auf den 15. Juli verschoben. Am 23. Mai diskutierten wir auf Einladung von Frau Eid mit Vertretern der islami- schen Gerichtshöfe. Nicht nur sie, sondern auch die di- versen Vertreter der Clans sind mit den Rahmenbedin- gungen der Konferenz noch nicht einverstanden. Es soll fair, transparent und vor allem sicher zugehen. Eine ge- meinsame Agenda muss gefunden werden, der richtige Tagungsleiter sollte die mehr als 1 000 Delegierten durchs Programm führen. Es gibt dann nach wie vor Vorbehalte, was den Tagungsort anbelangt. Die Vertreter der UIC sehen ihre Sicherheit nur an einem Tagungsort a K t d r S h D E V W w n P K v D d g j t b d E d p Y V k D t w F A u A s e a g k d u D l a d L f (C (D ußerhalb Somalias gewährleistet und könnten sich hartoum als Tagungsort vorstellen. Nun hat die somalische Übergangsregierung vorges- ern eine weitreichende Amnestie für Islamisten verfügt, ie Ende 2006 von äthiopischen Truppen und der Regie- ung vertrieben worden waren. Dennoch will Scheich harif Ahmed von der Union der islamischen Gerichts- öfe nicht an Friedensgesprächen teilnehmen. Am 12. Juni war der Vizepremier Somalias, r. Abdullahi Sheikh Ismail Ali, hier in Berlin zu Gast. r steht auf dem Standpunkt, dass es keine moderaten ertreter der UIC gäbe. Wenn Deutschland oder der esten insgesamt moderate Kräfte benennen würde, so äre die Übergangsregierung bereit, sie zur Versöh- ungskonferenz einzuladen. Damit sind wir schon am entscheidenden Punkt des roblems. Ohne einen Dialogprozess, der alle relevanten räfte mit einbezieht, wird es keinen umfassenden und or allem keinen tragfähigen Friedensprozess geben. as muss allen klar sein. Deshalb ist die Einbeziehung er Vertreter der islamischen Gerichtshöfe eine zwin- ende Voraussetzung dafür. Erforderlich ist jedoch ein klares Bekenntnis gegen ede Form des Terrorismus, und die Anerkennung der erritorialen Integrität der Nachbarstaaten ist unabding- ar. Darauf wird im Antrag zu Recht hingewiesen. Die Bundesregierung hat frühzeitig den Dialog mit en gemäßigten islamischen Kräften aufgenommen. nde März hat es eine Reihe von Gesprächen der EU in en Nachbarstaaten Somalias gegeben. Bei weiteren olitischen Gesprächen wurde Übergangspräsident usuf nachdrücklich aufgefordert, sich konstruktiv am ersöhnungsprozess zu beteiligen. Die Bundesregierung sollte diesen richtigen Ansatz onsequent fortsetzen. In der Afrikapolitik spielt eutschland inzwischen eine wichtige Rolle. Dies soll- en wir auch einmal anerkennen! Ein Dialog kann sich allerdings nur dort entwickeln, o die Sicherheitslage es zulässt. Deshalb gilt es, die riedensmission der Afrikanischen Union in Somalia MISOM und damit die Afrikanische Union selbst zu nterstützen. Am 19. Januar dieses Jahres hat die AU das MISOM-Mandat beschlossen. Von der geplanten Ge- amttruppenstärke von 8 200 Soldaten ist derzeit etwa in Fünftel vor Ort. Das ist natürlich bei weitem nicht usreichend. Neben wie immer schwierigen Finanzierungsfragen eht es vor allem darum, dass die Soldaten vor Ort will- ommen sind. Niemandem ist geholfen, wenn die Frie- enstruppen quasi als weitere Konfliktpartei denunziert nd – wie schon geschehen – auch angegriffen werden. eshalb ist die Fortsetzung und Intensivierung des Dia- ogs der Bundesregierung, der EU und insbesondere uch der USA mit den Akteuren vor Ort absolut notwen- ig. Die Afrikanische Union ist derzeit noch nicht in der age, ihre eigenen Sicherheitsziele zu 100 Prozent zu er- üllen. Aber sie ist auf einem guten Weg. Die Europäi- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10857 (A) ) (B) ) sche Union unterstützt die AU beim Aufbau einer Frie- dens- und Sicherheitsarchitektur in Afrika. Seit 2006 liegt das „Konzept der Europäischen Union zur Stärkung der afrikanischen Fähigkeiten für die Verhütung, Bewäl- tigung und Beilegung von Konflikten“ vor. Dieses Kon- zept soll insbesondere die Effizienz der Zusammenarbeit mit der AU verbessern. Im Rahmen der Ausarbeitung ei- nes Konzeptes für die künftige afrikanische Stand-by- Truppe hat sich diese Zusammenarbeit bereits bewährt. Die AU könnte helfen, einen Teilkonflikt in Somalia friedlich beizulegen. Würde Somaliland, das bereits 1991 seine Unabhängigkeit erklärt hat, durch die AU an- erkannt werden, könnte eine weitere afrikanische Er- folgsgeschichte fortgesetzt werden. Für die Übergangs- regierung unter Präsident Yusuf ist die Statusfrage Somalilands nicht geklärt. Sie wünscht, dass alle Teile Somalias, einschließlich Somaliland, eine Nation bilden. Angeblich habe sich bei einer Umfrage die Mehrheit der Bürger von Somaliland dafür ausgesprochen. Derweil hat sich eine Erkundungsmission der AU für die Unab- hängigkeit ausgesprochen. Die Entscheidung steht noch aus. Eine Verschlechterung der Sicherheitslage Somali- lands wäre kontraproduktiv und muss verhindert wer- den. Die Stärkung der AU, der afrikanischen Regionalor- ganisationen und mithin der panafrikanischen Idee ist der einzige gangbare Weg, um die Konfliktherde auf dem afrikanischen Kontinent wirkungsvoll und von in- nen heraus zu reduzieren. Der geplante Afrikagipfel im Dezember 2007 in Lissabon wird mit der „Gemeinsamen EU-Afrika-Strategie“ Akzente setzen. Damit würde die europäische Afrikastrategie sinnvoll ergänzt und erwei- tert werden. In Somalia hat die Spirale der Gewalt einmal mehr Flüchtlingsströme ausgelöst. Im Zusammenhang mit den schweren Kämpfen in Mogadischu sind nach Angaben der Vereinten Nationen allein zwischen Februar und April 2007 mehr als 365 000 Menschen geflohen. Die humanitäre Lage hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr noch verschlechtert. Die Bundesregierung hat 2006 für humanitäre Hilfe rund 6,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Seit De- zember 2006 sind weitere 4 Millionen Euro für Hilfs- maßnahmen nach Somalia geflossen. Weitere 750 000 Euro wurden zur Versorgung somalischer Flüchtlinge in Äthiopien und Kenia eingesetzt. Deutsch- land ist damit der zweitgrößte Geber humanitärer Hilfe. Der Dialogprozess und eine erfolgreiche Friedens- mission AMISOM sind wichtige Bausteine in Richtung einer besseren Zukunft Somalias. Wie im Sudan und im Kongo gilt aber auch für Somalia: Die internationale Staatengemeinschaft sollte sich am Aufbau sozialer und wirtschaftlicher Strukturen des Landes beteiligen. So- lange aber der nationale Versöhnungsprozess nicht in Gang kommt, wird sich in dieser Richtung nicht viel be- wegen. Der Dialog lässt sich nicht mit Waffengewalt gestal- ten. Deshalb sind wir fraktionsübergreifend der Mei- nung, dass die Einhaltung des UN-Waffenembargos effi- z d n W s z d g n t f g v d b S i s u R s L E u n f u e C H l w s I g t t s b I d s t w d z s g B Ä i E (C (D ienter überwacht werden muss. Mir ist bewusst, dass ie wirksame Umsetzung der Resolution 1725, die es ja icht erst seit gestern gibt, leichter gesagt als getan ist. enn es aber zusätzliche Möglichkeiten gäbe, zum Bei- piel von der Seeseite her, dann sollte man sie auch nut- en. Papierdiplomatie ist hin und wieder hilfreich. Aber en Waffenschmugglern muss man einfach mehr entge- ensetzen! Die Übergangsregierung plant einen Staatsaufbau ach dem föderalen System. Innerhalb von sechs Mona- en soll das Parlament eine entsprechende föderale Ver- assung erarbeiten, die nach einer weiteren dreimonati- en Arbeitsphase der somalischen Bevölkerung orgestellt werden soll. Diesen konkreten Ansatz sollte ie Bundesregierung unterstützen. Marina Schuster (FDP): Die Uhrzeit unserer De- atte entspricht erneut nicht der Bedeutung des Themas omalia. Dies ist umso bedauerlicher, als dass hier eine nterfraktionelle Entschließung des Auswärtigen Aus- chusses vorliegt, die sich der komplexen Lage vor Ort nd in der Region annimmt und dieser Situation wirklich echnung trägt. Ich schicke vorweg: Ich freue mich, dass diese Ent- chließung von allen Fraktionen – mit Ausnahme der inken – getragen wird. Ich danke der Kollegin Uschi id gleich an dieser Stelle für diese wirklich fundierte nd sachkundige Initiative; denn sie hebt sich ab von ei- igen vereinfachenden Medienberichten. Denn in der öf- entlichen Berichterstattung über Somalia erleben wir oft nzulässige Vereinfachungen, zum Beispiel dass es sich inzig und allein um einen Konflikt zwischen Islam und hristentum handelt. Das wird der komplexen Lage am orn von Afrika nicht gerecht, und es ist sogar gefähr- ich. Denn wir müssen, ganz gleich, welchen Konflikt ir uns diesbezüglich auf der politischen Landkarte an- chauen, einen differenzierten Blick auf den politischen slam legen. Wir müssen uns heterogene Organisationen enau anschauen, uns für eine wissenschaftliche und his- orische Analyse Zeit nehmen. Gerade am Horn von Afrika, aber auch in der gesam- en Region ist dies erforderlicher denn je – und jede vor- chnelle Schwarzweißmalerei ist gefährlich. Es ist daher zu begrüßen, dass die Bundesregierung ereits Gespräche mit gemäßigten Vertretern der Union slamischer Gerichtshöfe geführt hat. Denn eine Lösung es Konflikts in Somalia, der ja in Wirklichkeit das ge- amte Horn von Afrika und große Teile Ostafrikas be- rifft, kann nur gelingen, wenn alle Parteien einbezogen erden. Ich habe allerdings nach wie vor den Eindruck, dass ie regionale Dimension und die Interessen der angren- enden Staaten zu wenig beachtet werden. Es handelt ich eben nicht nur um ein innersomalisches Problem, es eht um die Instabilität des gesamten Horns von Afrikas. esondere Bedeutung hat dabei der Konflikt zwischen thiopien und Eritrea. Ich erwähne dies deswegen, weil ch selbst im Dezember in Addis Abeba war und mir die indrücke von dieser Reise noch präsent sind. Solange 10858 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) dieser Konflikt nicht gelöst ist, werden sich die Bezie- hungen zwischen Eritrea und Äthiopien nicht normali- sieren. Es ist daher wichtig, diese Staaten in künftige Lö- sungsansätze einzubeziehen, sie gleichzeitig aber auch in die Pflicht zu nehmen. Dazu gehört auch die Frage der Grenzziehung; daran führt kein Weg vorbei. Manch einer weiß vielleicht gar nicht, dass zwei deut- sche Militärbeobachter an der Grenze zwischen Äthio- pien und Eritrea im Rahmen des UNMEE-Mandats in dem staubigen Grenzort Badme ihren Dienst tun. Das sind wahrlich keine einfachen Bedingungen vor Ort. Umso mehr möchte ich heute diesen Soldaten ganz herz- lich und ausdrücklich für ihren Einsatz danken. In Somalia selbst ist die Sicherheitslage weiterhin ex- trem angespannt: Anfang des Monats gab es ein Atten- tatsversuch auf Regierungschef Ghedi. Aus Mogadischu wird beinahe täglich von Kämpfen berichtet, von An- schlägen islamistischer Kämpfer, von Militäraktionen der Übergangsregierung oder ihrer äthiopischen Unter- stützer. Erst gestern kamen nach Zeitungsmeldungen fünf Jugendliche durch Schüsse von äthiopischen Solda- ten ums Leben. Das zeigt, wie dringend Sicherheit her- gestellt werden muss, wie dringend das AMISOM-Man- dat gebraucht wird, damit auch die äthiopischen Truppen abziehen. Doch die Truppenentsendung für das AMISOM-Mandat der AU kommt wegen finanzieller und organisatorischer Lücken kaum voran – nur Uganda bildet mit 1 300 entsandten Soldaten eine Ausnahme. Was den politischen Prozess angeht, gibt es ähnlich schwierige Bedingungen: Die seit langem geplante Kon- ferenz für nationale Versöhnung wurde bereits mehrfach um einen Monat verschoben. Die Übergangsregierung zeigt bislang keine Bereitschaft, alle relevanten Gruppen in die Konferenz einzubeziehen, die UIC-Vertreter leh- nen Gespräche ab, solange sich noch äthiopische Trup- pen im Land befinden. Die höchste Glaubwürdigkeit genießt zurzeit offenbar die Somaliakontaktgruppe. Daher ruhten und ruhen ver- ständlicherweise viele Hoffnungen auf der Ratspräsi- dentschaft der EU. Wir begrüßen, dass Gespräche vor Ort stattgefunden haben. Aber es muss auch die Frage gestattet sein, wie die Bundesregierung während der Doppelpräsidentschaft ihren internationalen Spielraum genutzt hat. Denn es ist augenscheinlich, dass die inter- nationale Gemeinschaft in dieser Frage nicht mit einer Stimme spricht. Der Konflikt am Horn von Afrika birgt unglaublichen Zündstoff. Das zeigt die Geschichte, aber auch die aktu- elle Situation. Wenn wir nicht wollen, dass sich Geschichte wieder- holt, müssen wir uns stärker denn je für eine stabile poli- tische Lösung einsetzen. Das kann Deutschland mit Si- cherheit nicht alleine; gleichwohl sind wir für unseren Nachbarkontinent gefordert. Die Menschen am Horn von Afrika brauchen wieder eine sichere Heimat. Dr. Norman Paech (DIE LINKE): Seit unserer letz- ten Debatte Ende März hat sich die Lage in Somalia wei- ter verschlechtert. Schon damals war das Ausmaß der G b d s m m t l h i B d g ä a h T d s d s a v g d d S h r i v s m v t g d u u d s s s E R s h F s s i a (C (D ewalt und der Vertreibung erschreckend. Nun aber ha- en die Zustände in Mogadischu und in anderen Teilen es Landes apokalyptische Ausmaße erreicht, wie sie eit der Vertreibung Siad Barres 1991 nicht mehr in So- alia geherrscht haben. Zahllose Tote, tausende zerstörte Wohnhäuser und ehr als 400 000 Menschen auf der Flucht. Die Verein- en Nationen sprechen vom derzeit schlimmsten Flücht- ingselend auf der Welt. Weder in Darfur noch im Irak abe es in jüngster Zeit so viele Vertriebene gegeben wie n Somalia. Die Presse berichtet von marodierenden anden, die die Versorgung der Notleidenden verhin- ern, und von sich ausbreitenden Seuchen. Weder die so- enannte Übergangsregierung, noch die sie stützenden thiopischen Truppen oder die Soldaten der AMISOM us Uganda können die mindeste Ordnung und Sicher- eit garantieren. Wie sollten sie auch? Denn gerade sie sind ein großer eil des Problems. Die sogenannte Übergangsregierung, ie in Nairobi eingesetzt wurde, besitzt keine demokrati- che Legitimität. Schlimmer noch, nur der Intervention er äthiopischen Armee im vergangenen Dezember hat ie es zu verdanken, dass sie die islamischen Gerichte us Mogadischu vertreiben konnte. Die Bombardierung on Wohnquartieren und die Behinderung von Hilfsor- anisationen haben ihr ebenso viel Hass eingebracht wie en äthiopischen Invasoren. Hinter beiden steht unübersehbar die USA. Sie haben ie Äthiopier bei ihrem Überfall unterstützt, sie haben atellitenbilder und Waffen zur Verfügung gestellt, sie aben eine Schlüsselrolle bei der Planung und Durchfüh- ung der Invasion eingenommen und auch selbst Gebiete m Süden Somalias bombardiert. Jüngst haben die USA on einem Kriegsschiff aus ein Dorf nahe der puntländi- chen Stadt Bargal beschossen. Das alles geschah im Na- en des Kampfs gegen den internationalen Terror. Dahinter liegen indes strategische Interessen am Horn on Afrika zur Sicherung begehrter Rohstoffe und wich- iger Transportrouten. Nicht zuletzt das von den USA eplante Regionalkommando AFRICOM diskreditiert ie USA und ihre Verbündeten als neutrale Vermittler nd macht sie völlig ungeeignet, so etwas wie Stabilität nd Frieden in Somalia herzustellen. Sie müssen sich ebenso wie Äthiopien und Eritrea aus enn Konflikt zurückziehen und ihre einseitige Unter- tützung der Übergangsregierung oder der Union islami- cher Gerichte aufgeben. Dies muss ihnen unmissver- tändlich zum Ausdruck gebracht werden. Solange ritrea und Äthiopien ihre Grenzstreitigkeiten auf dem ücken der Somalis austragen und solange die USA ihre trategischen und Rohstoffinteressen an Somalia unge- indert verfolgen können, wird es in Somalia keinen rieden geben. Schon der letzte Versuch der UN, mit einer militäri- chen Mission das Land zu stabilisieren und demokrati- che Strukturen mit einer funktionierenden Regierung zu nstallieren, wurde nach drei Jahren 1995 als gescheitert ufgegeben. Nun soll eine weitere Mission den Schaden Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10859 (A) ) (B) ) beheben und es deutet nichts darauf hin, dass diese er- folgreicher sein wird als die vorangegangene. Sie müssen sich schon entscheiden. Wollen Sie Poli- tik und Dialog oder Militär? Wollen Sie die Einbezie- hung aller politischen Kräfte in einen Friedensprozess oder den Ausschluss vieler zugunsten einer nicht legiti- men Übergangsregierung, die von den USA und Äthio- pien dirigiert wird? Wollen Sie eine langfristige Perspek- tive auf Stabilität oder langjährige militärische Präsenz in einem Krieg à la Afghanistan und Irak? Beides zu- sammen bringt keine realen Friedensperspektiven, wes- wegen wir dem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen nicht zustimmen können. Noch gibt es ein Zurück aus der militärischen Logik. AMISOM sollte zurückgezogen und nicht in eine an- schließende UN-Mission überführt werden. Stattdessen müssen alle verfeindeten Gruppen, also auch die UIC, an den Verhandlungstisch gebracht werden, wie mit der auf zwei Monate angesetzten Versöhnungskonferenz ge- plant. Die internationale Staatengemeinschaft muss sich dazu bekennen, dass sie einen offenen Verhandlungspro- zess begrüßt, in dem sie keine Gruppe bevorzugt und an den sie keine Vorbedingungen stellt. Gleichzeitig sollte die Bundesregierung Somalia in die Liste der Koopera- tionsländer für die deutsche Entwicklungszusammenar- beit aufnehmen und dies nicht lediglich in Aussicht stel- len, wie der vorliegende Antrag es formuliert. Des Weiteren müssen sofort und in enger Abstimmung mit den verschiedenen politischen Kräften und der Bevölke- rung Somalias die zivilen Maßnahmen in dem Maße auf- gestockt werden, wie benötigt, insbesondere für die medizinische Versorgung, und die Nahrungsmittelver- sorgung und die Versorgung mit sauberem Wasser. Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich begrüße sehr, dass unser grüner Antrag von den Koali- tionsfraktionen und der FDP mitgetragen wird und un- sere Initiative zu einem interfraktionellen Antrag führte. Dies ist ein starkes Signal an die Konfliktparteien in So- malia, die wir gemeinsam aufrufen, aufeinander zuzuge- hen und einen ernsthaften Versöhnungsversuch zu begin- nen, damit die Region am Horn von Afrika zu Ruhe und Stabilität zurückfindet. Derzeit dauern die Anschläge und Kämpfe in Moga- dischu an. Dies verurteilen wir. Doch wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass die Eskalation der Gewalt eine Folge des umstrittenen Einmarschs der äthiopischen Truppen ist. Ende 2006 marschierte das äthiopische Militär in Somalia ein, um die mit internationaler Unter- stützung in Kenia gebildete Übergangsregierung zu stüt- zen. Dieser ist es leider nicht gelungen, in Somalia Ver- trauen zu gewinnen, mit der Folge, dass eine Mehrheit der Somalis sowohl die Übergangsregierung als auch die Äthiopier als Gegner betrachtet. Wenn in der Region und in Somalia selbst nicht schnelle, entschlossene Schritte unternommen werden, droht das strategisch wichtige Horn von Afrika weiter destabilisiert zu werden. Ich erwarte daher von der Bun- d B h n g n d l S s u f g d r d v O K r r k i r k a e v i a b r M e A e d h M h m v s m g e d m r a (C (D esregierung, dass sie den Forderungen des Deutschen undestages Rechnung trägt. Einige davon seien hier ervorgehoben: Erstens. Die Bundesregierung soll sich aktiv an inter- ationalen Initiativen, vor allem der Norwegens, beteili- en, um den Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea ei- er dauerhaften friedlichen Lösung zuführen, denn ieser ist der gordische Knoten zur längerfristigen Stabi- isierung der Region, speziell Somalias, aber auch des udan. Zweitens soll sie initiativ werden, um einen umfas- enden Dialog zwischen Somalia, seinen Nachbarstaaten nd den Regionalmächten zu erreichen. Nur so kann ein airer Ausgleich der Sicherheitsinteressen aller Staaten elingen. Drittens muss die regionale EU-Partnerschaft mit em Horn von Afrika aktiv unterstützt werden. Für die Befriedung von Somalia muss eine Grundvo- aussetzung erfüllt sein: Die militärischen Aktivitäten er internationalen Gemeinschaft müssen von den rele- anten somalischen Gruppierungen akzeptiert sein. hne einen aufrichtigen und alle relevanten politischen räfte umfassenden Dialogprozess ist dies nicht zu er- eichen. Leider erweckt die somalische Übergangsregie- ung den Eindruck, als mache sie aus der Versöhnungs- onferenz, der sie ohnehin nur unter erheblichem nternationalem Druck zugestimmt hat, eine Farce: Aus- eichende Vorbereitungen waren in keiner Weise zu er- ennen. Die Konferenz wurde mehrfach vertagt – jetzt uf den 15. Juli –, ihre Dauer von 45 Tagen auf zunächst inen zusammengekürzt. Eine Tagesordnung liegt nicht or. Dies zeigt, dass die somalische Übergangsregierung n der Tat handlungsunfähig, nicht dialogbereit und vor llem am eigenen Machterhalt interessiert ist. Allerdings egrüße ich die von der somalischen Übergangsregie- ung verkündete Amnestie für jene, die in den letzten onaten gegen die Regierung gekämpft haben. Sie ist in richtiger erster Schritt. All dies zeigt die Dringlichkeit der Forderungen des ntrags zur Versöhnungskonferenz: Erstens. Die Versöhnungskonferenz benötigt eine xterne, internationale Moderation. Zweitens. Nicht nur die Klans, sondern auch Vertreter er islamischen Gerichtshöfe, der UIC, sind einzubezie- en. Hier fordert der Bundestag, dass auch die radikale inderheitenströmung vertreten sein soll, da sie ein ho- es Störpotenzial hat – unter einer Voraussetzung: Sie uss ihre Erklärung einhalten und erneuern, Terror zu erurteilen und die territoriale Integrität der Nachbar- taaten zu respektieren. Nun zur Frage internationaler Friedenstruppen in So- alia. Es ist offensichtlich, dass die somalische Über- angsregierung den Verbleib der Äthiopier im Land oder ine internationale Militärpräsenz befürwortet. Denn iese Militärpräsenz könnte sie trotz mangelnder Legiti- ation bei den Bürgern an der Macht halten. Zur Erinne- ung: Die somalische Übergangsregierung hat es zu ver- ntworten, dass im April von äthiopischen Truppen 10860 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) geleitete, völkerrechtswidrige Angriffe auf Wohnviertel in Mogadischu stattfanden, über 400 000 Menschen aus der Stadt vertrieben wurden und überlebensnotwendige humanitäre Hilfe blockiert wurde. Lassen Sie mich an dieser Stelle sagen, dass meine Fraktion von der Bundes- regierung erwartet, sich bei der EU dafür einzusetzen, dass Verletzungen des humanitären Völkerrechts schnellstmöglich untersucht und Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Für uns steht fest: Es darf keine Militärmission ohne breite Zustimmung in Somalia geben. In dieser Logik liegt auch die Forderung nach einem Abzug der Äthio- pier. Das Gegenargument des Sicherheitsvakuums ist da- bei nicht unbedingt einleuchtend, da die äthiopische Prä- senz ein wesentlicher Teil des Problems ist. Solange die breite Zustimmung für eine ausländische Friedensmis- sion fehlt, halte ich die kürzliche Zusage der NATO, Lufttransport von Truppen für AMISOM zur Verfügung zu stellen, für verfrüht. Ich fordere die Bundesregierung auf, ihren Einfluss geltend zu machen, damit der UN-Si- cherheitsrat nicht vor der Zeit eine UN-Mission für So- malia erwägt, sondern sich erst um eine Zustimmung al- ler Somalis bemüht. Ich meine, dass die Intransigenz der Übergangsregie- rung derzeit das größte Friedenshindernis ist. Wir müs- sen unsere Anstrengungen intensivieren, diese zu durch- brechen. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu den Anträgen: – Schienenlärm ursächlich bekämpfen – Lärmschutz im Schienenverkehr verbes- sern – Marktwirtschaftliche Anreize nut- zen, Schienenbonus überprüfen – Aktionsprogramm gegen Schienenlärm auf den Weg bringen (Tagesordnungspunkt 18) Enak Ferlemann (CDU/CSU): Der Güterverkehr auf der Schiene wächst. Diese positive Entwicklung im Vollzug der verkehrspolitischen Zielvorgabe „Mehr Ver- kehr auf die Schiene“ ist gut. Gerade die Schiene ist ein umweltfreundlicher und sicherer Verkehrsträger. Leider hat diese Entwicklung aber auch eine Schat- tenseite, und zwar für diejenigen, die mit dem Problem der wachsenden Lärmbelästigung konfrontiert sind. Das sind die Anwohner, insbesondere an den Hauptstrecken. Erfreulicherweise hat die CDU/CSU geführte Bundes- regierung das Problem schon beizeiten erkannt und zu seiner Lösung bereits deutliche Akzente gesetzt. Im Haushaltsjahr 2006 sind die „Maßnahmen der Lärmsa- nierung an bestehenden Schienenwegen der Eisenbah- nen des Bundes“ von ursprünglich 50 Millionen Euro auf 76 Millionen Euro und nunmehr im Haushaltsjahr 2 k v e h S d h s s W E G v N d P s c v l n H d d R e w w B s B g d g n d g L r w z N m d s d t v w N g g T (C (D 007 sogar auf 100 Millionen Euro erhöht worden. Er- annt und unstrittig ist, dass ein wesentlicher Teil der om Schienengüterverkehr ausgehenden und subjektiv mpfundenen Lärmbelastung aus dem Zusammenwirken erkömmlicher Graugussbremssohlen mit dem Rad- chiene-System im Bereich der Güterwagen resultiert. Wir kennen also die Ursache. Sie zu bekämpfen, muss aher oberste Priorität haben. Und wir wissen, wie es ge- en kann. Mit dem Einsatz moderner Verbundstoffbrem- en, den sogenannten K-Sohlen können die Rollgeräu- che von Güterwagen spürbar gesenkt und in der ahrnehmung nahezu halbiert werden. In der ersten Konsequenz sind auf europäischer bene über die TSI Noise Grenzwerte für neue üterwagen eingeführt worden, mit denen der Einsatz on K-Sohlen oder vergleichbar lärmarmer Technik bei eufahrzeugen obligatorisch wird. Diese Entscheidung er Kommission war zweifellos gut, löst allerdings das roblem der Nachrüstung des vorhandenen Fahrzeugbe- tandes nicht. Allein im deutschen Bestand sind das irca 40 000 Güterwagen mit einer mittleren Laufzeit on 40 Jahren. Aber nationale Insellösungen machen etztlich keinen Sinn, weil die Güterwagen im internatio- alen Verkehr eingesetzt werden. Wir haben europaweit andlungsbedarf und brauchen ein Anreizsystem, das ie schnelle Nachrüstung interessant macht. Mit dem Antrag der Koalitionsfraktionen fordern wir ie Bundesregierung daher auf, im Rahmen ihrer EU- atspräsidentschaft darauf hinzuwirken, dass die auf uropäischer Ebene eingeführten lärmreduzierten Grenz- erte für neue Güterwagen auch von Bestandsgüter- agen schnellstmöglich eingehalten werden, damit estandsgüterwagen schnell mit modernen Verbund- toffbremsensohlen, K-Sohlen, ausgerüstet werden. Die undesregierung ist angetreten, die nationalen Hausauf- aben zu machen. Dabei hat sie die volle Unterstützung er Koalitionsfraktionen. Eine interministerielle Arbeits- ruppe soll eingerichtet werden, die nicht nur auf die och offenen Fragen um die Nachrüstung Antworten fin- en soll. Wir fordern die Bundesregierung auf, im Rahmen der eplanten interministeriellen Arbeitsgruppe zum Thema ärmsanierung Schiene folgende Gesichtspunkte zu be- ücksichtigen: Erstens soll ein mögliches Lärmsanierungsprogramm ettbewerbsneutral sein und Bürokratie vermeiden, weitens sollen geeignete nationale Maßnahmen zur achrüstung von Verbundstoffbremsen an Güterwagen it deutschem und europäischen Recht vereinbar sein, rittens soll ein nach Lärmemissionen gespreiztes Tras- enpreissystem auf dem Verordnungsweg unter Anwen- ung des Verursacherprinzips eingeführt werden. Vier- ens. Es sollen mögliche Anreize für die Nachrüstung on Verbundstoffbremsen an Güterwagen geschaffen erden und viertens sollen mögliche Anreize für die achrüstung von Verbundstoffbremsen an Güterwagen eschaffen werden. Schub wollen wir aber auch dadurch eben, dass die DB Netz AG ihre Möglichkeiten bei der rassenpreisgestaltung nutzt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10861 (A) ) (B) ) Die Koalitionsfraktionen fordern die Bundesregie- rung daher auch auf, an die DB Netz AG heranzutreten. Die DB Netz AG soll aufgefordert werden, ihr Trassen- preissystem so zu gestalten, dass Lärmauswirkungen des Schienenverkehrs bei der Preisgestaltung berücksichtigt werden. Ich bin sicher, dass wir es auf dem beschriebenen Weg schaffen können, den Lärm an den Schienenwegen zu mindern. Ich möchte Sie bitten, dem Antrag der Koalitionsfrak- tionen von CDU/CSU und SPD zuzustimmen. Heinz Paula (SPD): Aufgrund des zunehmenden Warenverkehrs nimmt der Güterverkehr stetig zu. Auch der Schienengüterverkehr steigt von Jahr zu Jahr an, so- dass sich der Modalsplit im vergangenen Jahr erstmalig zugunsten der Schiene verlagert hat. Dies begrüßen wir – so kommen wir unserem verkehrspolitischen Ziel näher, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verla- gern. Der Verkehr auf der Schiene ist umweltfreundlich, sicher und zuverlässig. Er ist aber auch laut. Dies geht zulasten der Anwoh- ner. Der Lärm, der bei steigendem Verkehr von der Schiene ausgeht, mindert deshalb die Akzeptanz des Schienenverkehrs in der Bevölkerung. Daher müssen wir alle Lärmminderungspotenziale ausschöpfen, um die Lärmbelästigung der Bevölkerung deutlich zu reduzie- ren. Der Verkehrsträger Schiene muss als zukunftsfähig anerkannt, er muss vor allem akzeptiert werden. Die Bundesregierung hat deshalb im Februar dieses Jahres ein nationales Verkehrslärmschutzpaket aufge- legt. Es bündelt laufende und neue Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung vor Verkehrslärm. Dabei kon- zentriert es sich vornehmlich auf die Vermeidung bzw. Begrenzung des Lärms an der Quelle. Dies ist technisch und ökonomisch sinnvoll. Die Vermeidung des Lärms an der Quelle bedeutet einen erheblich geringeren Aufwand und ist schneller und wirtschaftlicher einsetzbar. Bereits 1999 hat die Bundesregierung ein Lärmsanie- rungsprogramm für bestehende Strecken aufgelegt. Da- bei handelt es sich allerdings um ein Schienenwege- Investitionsprogramm. Fördermaßnahmen für Fahrzeuge können damit bisher nicht finanziert werden. Für die Schiene wurden mit diesem Programm bis 2005 jährlich 50 Millionen Euro in die Lärmsanierung investiert. 2006 wurde es auf 75 Millionen und 2007 auf 100 Millionen Euro aufgestockt. Dies ist erledigt, liebe Kolleginnen und Kollegen der Grünen, hier läuft Ihr Antrag ins Leere! Wir wissen, dass ein großer Teil des Schienenlärms aus dem Zusammenwirken der herkömmlichen Grau- gussbremsen mit dem Rad-Schiene-System resultiert. Graugussbremsen sorgen für Verriffelungen, das Rad wird beschädigt, in Folge auch die Trasse. Dies ist die zentrale Ursache des Anstiegs der Geräuschemissionen. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der Ein- satz moderner Verbundstoffbremssohlen, der K-Sohlen, die Rollgeräusche von Güterwagen spürbar senkt. Dies w B k d d t k a E t d K E k s G K E s v l s A L w d m d w t l K n N E T t L g d w w G s e k n f a B g j k A w (C (D urde uns im vergangenen Monat bei einer Testfahrt in ingen eindrucksvoll vorgeführt. Um bis zu 10 Dezibel önnen die Emissionen gesenkt werden. Dies bedeutet ie Halbierung des wahrgenommenen Lärms – enorm! Deshalb bietet die Umrüstung des Güterwagenbestan- es auf die lärmarmen K-Sohlen eine Chance, den Gü- erzuglärm kosteneffektiv und flächendeckend zu sen- en. Diese Chance wollen wir nutzen. Das macht llerdings nur bei einer einheitlichen Lösung für ganz uropa Sinn. Eine Förderung der Umrüstung nur auf na- ionaler Ebene ist zudem beihilferechtlich nicht unbe- enklich. Die Bundesregierung wird sich bei der EU- ommission dafür einsetzen, dass auf europäischer bene eine Lösung gefunden wird, alle in Europa ver- ehrenden Güterwagen mit K-Sohlen umzurüsten. Nur o können die auf europäischer Ebene eingeführten renzwerte auch eingehalten werden. So steht es auch in apitel 7.4 des Anhangs zur TSI Noise. Ohnehin hat die U mit der TSI Noise im Dezember 2005 auf europäi- cher Ebene Grenzwerte festgelegt, die die Ausrüstung on Neuwaggons mit K-Sohlen obligatorisch machen. Die DB AG beschafft seit dem Jahr 2001 ausschließ- ich Nutzfahrzeuge mit der Verbundstoffbremse. 3 100 ind schon im Einsatz und jährlich kommen neue dazu. uch bei den Planungen für Neubaustrecken werden ärmschutzmaßnahmen mit einbezogen, die den Grenz- erten gerecht werden. Durch beide Maßnahmen wer- en die Lärmemissionen bereits heute hörbar gesenkt. Eine interministerielle Arbeitsgruppe beschäftigt sich it dem Thema Lärmsanierung der Schiene. Dieser wer- en mit unserem Antrag klare Aufträge zugewiesen. Sie ird über ein weiteres Lärmsanierungsprogramm disku- ieren. Sie wird sich mit der Vereinbarkeit von nationa- en Maßnahmen zur Nachrüstung von Güterwagen mit -Sohlen mit deutschem und europäischem Recht ausei- andersetzen. Sie wird über mögliche Anreize für die achrüstung nachdenken. Sie wird sich auch mit der inführung eines nach Lärmemissionen gespreizten rassenpreissystems auf dem Verordnungsweg beschäf- igen; denn auch wir sind der Meinung, dass die durch ärm entstehenden externen Kosten vom Verursacher etragen werden müssen. Zudem fordern wir die Bun- esregierung auf, bei der EU-Kommission darauf hinzu- irken, dass kurzfristig geeignete Maßnahmen ergriffen erden, damit die auf europäischer Ebene eingeführten renzwerte für neue Güterwagen auch von den Be- tandsgüterwagen schnellstmöglich eingehalten werden. Die K-Sohle ist eine Möglichkeit, den Schienenlärm inzudämmen. Aber sie ist nicht die einzige. Die Be- ämpfung von Lärm umfasst eine Reihe von Einzelmaß- ahmen, die nur als Gesamtpaket ihre Wirksamkeit ent- alten können. Um alle Potenziale der Lärmminderung uszuschöpfen, bedarf es der Forschung! Deshalb hat die undesregierung bereits mehrere Gutachten in Auftrag egeben. Zudem unterstützt sie einige Forschungspro- ekte Dritter finanziell. Zur Erforschung der Auswirkungen des Schienenver- ehrslärms auf die Gesundheit des Menschen werden im uftrag des BML gerade mehrere Studien erstellt. Lärm ird immer subjektiv wahrgenommen, dennoch müssen 10862 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Grenzwerte festgelegt werden; denn schon jetzt gilt als gesichert, dass eine anhaltende hohe Lärmbelastung Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Das Umweltbundesamt betreut gerade die Bell-Stu- die, eine Studie zur Lärmwirkung. Sie beschäftigt sich mit lärmbasierten Belästigungen und Auswirkungen des Lärms auf das Schlafverhalten. Im Rahmen des Gutach- tens wurden in unterschiedlichen Belastungsklassen sta- tistisch auswertbare Befragungen konzipiert. Es gab Komplikationen bei den Berechnungsverfahren, daher verzögert sich der Abschluss des Gutachtens. Auf Grundlage dieses Gutachtens werden die Grenzwerte des BImSchG auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls angepasst. Im Rahmen der Ressortforschung des BMVBS stehen mehrere Forschungsvorhaben an. Angemeldet ist ein Gutachten zur Erfassung und Bewertung der Kumulation von Lärm an Bundesfernstraßen und Schienenwegen der Eisenbahnen des Bundes. Die Ergebnisse dieses Gutach- ten werden der weiteren technologischen Entwicklung zur Vermeidung von Lärm dienen. Angemeldet ist eben- falls ein Forschungsvorhaben zu Schall- und Erschütte- rungsmessungen zur Erprobung eines neuartigen einge- schäumten Schotteroberbaus. Im Rahmen der eben erwähnten interministeriellen Arbeitsgruppe steht die Auswahl eines Gutachters bevor, der offene Fragen zu der Umrüstung der Güterwagen auf K-Sohlen klären soll. Ein Gutachten zu Schallberechnungsverfahren im Rahmen von Schall 03 ist bereits abgeschlossen, ein weiteres zur Überprüfung von EDV-Programmen zur Umsetzung der Schall 03 ist angemeldet. Die Entwicklung lärmarmer Komponenten ist Auf- gabe der Bahnindustrie. Dennoch unterstützt die Bun- desregierung – namentlich das BMWi – auch hier einige Forschungsvorhaben finanziell. So soll die Vergabe ei- nes Projektes zur Entwicklung von Maßnahmen für ei- nen leisen Zug auf realem Gleis (LZarG) noch in diesem Jahr stattfinden. Dabei geht es um die Entwicklung ge- räuscharmer Komponenten sowohl am Fahrzeug als auch am Oberbau. Diese Maßnahmen sollen die Emis- sionen noch einmal um 7 Dezibel gegenüber den Anfor- derungen von TSI Noise senken. Im EU-Verbundvorhaben Silence werden Schienen- stegdämpfer überprüft. Kleine Resonanzkörper, die in eine Kunststoffmasse eingebettet sind, werden beidseitig an den Schienensteg montiert. In Gersthofen bei Augs- burg betreibt die DB AG dazu einen Versuchsabschnitt. Im Zuge des Forschungsvorhabens SchleiV wird ein neues Schleifverfahren entwickelt, das eine schnelle und regelmäßige Pflege der Schienen ermöglicht. Die Arbeitsgeschwindigkeit soll 120 Kilometer pro Stunde betragen. So können die Fahrzeuge im Fahrplan mit- schwimmen und verursachen nur sehr geringe Betriebs- störungen. Nicht zuletzt wird die Erhöhung der Wirksamkeit von Lärmschutzwänden durch speziell geformte Oberkanten überprüft. Sie sehen, die Bundesregierung ist auf einem guten Weg. Sie hat eine Reihe wichtiger und nützlicher Maß- n s L e u v d e z E P g s d u h r i m w F c 8 S H s l z a s B l g s d s t A a g K L P d w L v a n r l s S F s w (C (D ahmen auf den Weg gebracht. Wir unterstützen mit un- erem Antrag die Bemühungen – zugunsten der von ärm geplagten Bürgerinnen und Bürger. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Es ist wieder inmal bezeichnend, dass die große Koalition ständig m Verschiebung unseres Antrags zum Schienenlärm om 15. Februar 2006 im Ausschuss gebeten hat und ann, nach erst 15 Monaten, im Mai dieses Jahres einen igenen Antrag zu diesem Thema vorlegt. Wir wären ja ufrieden, wenn dieser Antrag nach einer solch langen ntstehungsphase wenigstens auf die entscheidenden robleme einginge und konkrete Möglichkeiten aufzei- en würde, welche den lärmgeplagten Anwohnern tat- ächlich kurz- bis mittelfristig helfen würden. Dies je- och ist nicht der Fall. Ihr Antrag beinhaltet nverbindliche Forderungen und Bekräftigungen ohne- in bereits beschlossener Maßnahmen. Es ist keine Be- eitschaft zu erkennen, die vorhandenen Güterwaggons n das Lärmsanierungsprogramm aufzunehmen. Ich kann darin auch keinen Hinweis finden, wie man it dem überholten Schienenbonus für Lärm umgehen ill. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass die estlegung des Schienenbonus auf sozialwissenschaftli- hen Studien beruht, die Ende der 70er-Jahre/Anfang der 0er-Jahre erstellt wurden. Vor dem Hintergrund des chienenverkehrs und neuer Betriebsformen wie dem ochgeschwindigkeitsverkehr oder dichterer Zugfolgen tellt sich die sehr ernsthafte Frage, ob die damals er- angten Wertungen nach heutigen Erkenntnissen noch eitgemäß sind. Auch wenn Studien jüngeren Datums uf eine Vergleichbarkeit der Schienenlärmsituation zwi- chen damals und heute hinweisen, ist es zum Schutz der evölkerung vor vermeidbarem Lärm dringend erforder- ich zu prüfen, ob die Anwendung des Schienenbonus emäß Anlage 2 zu § 3 der 16. Bundes-Immissions- chutzverordnung noch gerechtfertigt ist. Es lässt sich och nur glaubhafte Politik machen, wenn man aus tat- ächlichem Wissen entscheidet und sich nicht auf veral- ete Untersuchungen verlässt. Der Schwachpunkt Ihres ntrags ist, dass Sie das Problem zwar erkannt haben, ber keine Lösung anbieten. Hier wird nur auf die Er- ebnisse von Arbeitsgruppen und Gutachten verwiesen. urz gesagt: Es fehlt Substanz und Hilfe für die vom ärm Betroffenen. Dabei gibt es Möglichkeiten, wie das roblem des Schienenlärms, welcher größerenteils durch en Güterschienenverkehr verursacht wird, angegangen erden kann. Sie stellen zu Recht fest, dass der wahrgenommene ärm nahezu halbiert werden kann, wenn die Waggons on der herkömmlich verwendeten Graugussbremssohle uf die sogenannte K-Sohle umgerüstet werden. Die euen K-Sohlen können den Lärm um bis zu 15 dB (A) eduzieren. Darüber hinaus sollten in Deutschland auch eisere Loks und Drehgestelle zum Einsatz kommen, wie ie beispielsweise mit Erfolg schon in Österreich und der chweiz zur Anwendung kommen. Die Erhöhung der ördermittel für „Maßnahmen der Lärmsanierung an be- tehenden Schienenwegen der Eisenbahnen des Bundes“ ar zumindest ein richtiger Schritt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10863 (A) ) (B) ) Ein besonders Augenmerk gilt aber weiter dem Lärm- schutz an der Quelle. Hinzu kommt, dass etwa nur die Hälfte der auf dem deutschen Schienennetz fahrenden Güterwaggons der Railion gehört. Die zweite Hälfte be- findet sich im Besitz anderer in- und ausländischer Wag- gonvermietungsgesellschaften. Wie marktwirtschaftli- che Konzepte genutzt werden können, um einen Anreiz für Lärmminderungsmaßnahmen zu geben, macht uns die Schweiz vor. Dort wurde ein unbürokratisches Sys- tem einer lärmabhängigen Trassenpreisdifferenzierung eingeführt und etabliert. Auch in Deutschland könnte der Einsatz leiserer Fahrzeuge der Höhe der Trassenpreise nach den Bestimmungen der Eisenbahninfrastruktur-Be- nutzungsverordnung berücksichtigt werden. Nach § 21 Abs. 2 Satz 1 Eisenbahninfrastruktur-Benutzungsverord- nung kann das Wegeentgelt einen Entgeltbestandteil um- fassen, der den Kosten umweltbezogener Auswirkungen des Zugbetriebs Rechnung trägt. Danach wäre ein emis- sionsabhängiges Trassenpreissystem mit dem Kriterium Lärm gesetzlich möglich. Denn die Zuständigkeit liegt bei dem Betreiber der Eisenbahninfrastruktur. Die DB Netz AG nutzt die gesetzlichen Spielräume jedoch nicht, und es ist somit erforderlich, dass § 21 Abs. 2 Satz 1 Ei- senbahninfrastruktur-Benutzungsverordnung von einer Kann- in eine Mussvorschrift geändert wird. Nur durch ein schnelles Handeln und eine konse- quente Umsetzung der von mir angesprochenen Punkte wird es mittel- bis langfristig möglich sein, die Lärm- emissionen für die Betroffenen auf ein erträgliches Maß zu senken. Deshalb appelliere ich noch einmal an Sie: Haben Sie den Mut zur Umsetzung eines nachhaltigen Lärmschutzes auf breiter Basis, und sprechen Sie nicht nur leere Worte. Lutz Heilmann (DIE LINKE): Wer schon einmal im Rheintal war, weiß, dass Schienenlärm eine wirkliche Belastung für die Menschen sein kann. 400 000 Men- schen haben sich dort in verschiedenen Bürgerinitiativen zusammengeschlossen, um mehr Lärmschutz zu errei- chen. Es reicht nicht aus, diesen Menschen zu sagen, dass der Schienenverkehr umwelt- und vor allem klima- freundlich ist. Nein, wir müssen dafür sorgen, dass diese Menschen nachts wieder ruhig schlafen können. Sonst sagen sie irgendwann – einige tun das leider schon heute: Weg mit dem Schienenverkehr. – Das wäre aber definitiv die falsche Lösung. Der Lärm würde dann nur an die Straßen oder die Flughäfen verlagert. Während es für neue Strecken immerhin Lärmschutz- anforderungen gibt, gilt dies nicht für bestehende Stre- cken – wie die im Rheintal, wo schon seit 1859 Züge rol- len. Mit dem Lärmsanierungsprogramm des Bundes wur- den seit 1999 erst 360 Kilometer Schienenstrecken lärm- saniert – durch Lärmschutzwände und den Einbau von Lärmschutzfenstern. Das sind 10 Prozent der gesamten Strecken, die lärmsaniert werden sollen – und nur 1 Prozent aller Schienenstrecken in Deutschland. Auch deswegen ist der Widerstand der Menschen nicht weniger geworden. Aber auch aus anderen Grün- den: Diese passiven Lärmschutzmaßnahmen mindern d d S b w e s l s d n 1 t 1 l d g n s j d s A d l v d G s g t a d w w d b E z n h b d r r l e F B s s d (C (D en Lärm zwar. Lärmschutzfenster wirken aber nur ann, wenn sie geschlossen sind – und wer will den ommer schon drinnen bei geschlossenen Fenstern ver- ringen? Zweitens können und werden Lärmschutz- ände nicht lückenlos gebaut. Im Rheintal ist es sehr ng. Dort verschandeln Lärmschutzwände auch Land- chaft und Orte. Deswegen begrüßen wir es, dass auch die Koalition angsam erkennt, dass es eine viel bessere, billigere und chnellere Lösung gibt, den Schienenlärm deutlich zu re- uzieren. Die Umrüstung von Güterwagen mit der soge- annten K-Sohle reduziert den entstehenden Lärm um 0 Dezibel. Wegen der langen Lebensdauer von mindes- ens 30 Jahren würde die natürliche Erneuerung der über 30 000 älteren Güterwagen sehr lange dauern – zu ange, wenn ich an die Menschen im Rheintal und an- erswo denke. Deswegen müssen die vorhandenen Güterwagen um- erüstet werden. Die Kosten betragen etwa 600 Millio- en Euro, das ist nur ein Viertel der Kosten der Lärm- anierung. Denn selbst mit den 100 Millionen Euro, die etzt jährlich zur Verfügung stehen, würde es 20 Jahre auern, bis das Lärmsanierungsprogramm abgeschlos- en wäre. Ich freue mich im Übrigen, dass die Koalition unseren ntrag zum Bundeshaushalt 2007 aufgegriffen hat und ie Erhöhung der Mittel beschlossen hat. Wir hatten al- erdings auch gefordert, dass daraus auch die Umrüstung on Güterwagen gefördert wird. Darin sind Sie uns lei- er nicht gefolgt. Eine einzige Einschränkung gibt es: 85 Prozent der üterwagen eines Zuges müssen mit der K-Sohle ausge- tattet sein, um eine wirkliche Lärmentlastung zu brin- en. Deswegen muss ein Förderprogramm so ausgestat- et werden, dass spätestens innerhalb von zehn Jahren lle Güterwagen umgerüstet sind. Das ist machbar, ohne ass der Schienengüterverkehr zusammenbrechen ürde. Und davon würden die Anwohnerinnen und An- ohner aller Schienenstrecken profitieren, nicht nur die, ie an besonders belasteten Strecken wohnen. Gerade im Rheintal fahren viele ausländische Eisen- ahnverkehrsunternehmen. Deswegen begrüßen wir ein U-weit abgestimmtes Vorgehen. Allerdings sind 80 Pro- ent der in Deutschland verkehrenden Güterwagen für ationale Bahnunternehmen unterwegs. Und weiterge- ende nationale Anstrengungen sind zulässig – das ha- en wir von Herrn Großmann schriftlich. Deswegen enttäuscht der Koalitionsantrag letztlich och. Sie wiederholen nur das, was Herr Tiefensee be- eits verkündet hat. Warum schreiben Sie der Bundes- egierung nicht ins Stammbuch, dass sie schnellstmög- ich ein nationales Förderprogramm auflegen soll? Natürlich müssen dabei EU-rechtliche Bestimmungen ingehalten werden. Ich glaube aber nicht, dass diese örderung den Beihilfetatbestand erfüllen würde. Die ahnunternehmen hätten doch keinen Vorteil davon – elbst bei einer 100-Prozent-Förderung. Denn nicht sie, ondern die Anwohnerinnen und Anwohner würden von em geringeren Lärm profitieren. Dies könnte sich aller- 10864 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) dings ändern, wenn – wie es eine breite Allianz hier for- dert – lärmabhängige Trassenpreise eingeführt werden. Dann würden umgerüstete Güterwagen finanziell profi- tieren. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Ich habe nichts gegen lärmabhängige Trassenpreise als zusätzlichen An- reiz. Ich befürchte aber, dass einige dadurch die Kosten für die Umrüstung auf die Bahnunternehmen abwälzen wollen, um dem Bund zusätzliche Ausgaben zu erspa- ren. Dies ist aber der falsche Weg. Die etwa 600 Millio- nen Euro – wohlgemerkt verteilt über zehn Jahre – wä- ren wirklich gut angelegt. Die lärmgeplagten Menschen würden es Ihnen dan- ken. Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte vor nunmehr einem Jahr einen Antrag zum besseren Schutz vor Schie- nenlärm eingebracht. Die FDP war sogar noch ein biss- chen früher. Die Koalition hielt die Beratung beider An- träge mehr als zehn Sitzungswochen lang auf, weil sie lange Zeit selbst keine konkreten politischen Vorhaben in dieser Sache vorweisen konnte – abgesehen davon, dass sie die Mittel für die Lärmsanierung an Schienen- wegen aufgestockt hat. Wichtiger aber ist der aktive Lärmschutz. Wir müssen den Lärm da bekämpfen, wo er entsteht, am rollenden Material, an den Schienen und Waggons. Deshalb haben wir in dem Antrag die Bundesregie- rung aufgefordert, ein Förderprogramm des Bundes für die Umrüstung des rollenden Materials im Schienenver- kehr (Einbau von K-Sohlen) aufzulegen und dieses In- vestitionsprogramm diskriminierungsfrei zu gestalten. Weil die Züge im Binnenmarkt durch ganz Europa rol- len, müssen wir Regelungen finden für ausländische Züge und uns dafür einsetzen, dass EU-weit ein Umrüs- tungsprogramm für die lärmarme K-Sohlen-Bremse auf- gelegt wird. Brüssel hat die Vorgaben für neue Züge ver- schärft, indem Lärmgrenzwerte vorgeschrieben werden, aber nur für Neuwagen oder wesentlich umgebaute Wa- gen. Der Bund muss als Eigentümer die DB Netz AG dazu veranlassen, die bestehenden gesetzlichen Möglichkei- ten zu nutzen und lärmbezogene Trassenpreise einzufüh- ren. Wenn die Bahn dies verweigert, muss der Bund eine gesetzlich verpflichtende Regelung zu lärmbezogenen Trassenpreisen schaffen. Wir begrüßen, dass das Lärmsanierungsprogramm des Bundes deutlich aufgestockt wurde. Gleichwohl gibt es hier ein Mittelabflussproblem, das Sanierungspro- gramm kommt nicht schnell genug voran. Auch gibt es Klagen über die DB AG, sie würde zu viel von den Mit- teln für die Programmabwicklung in die eigene Tasche stecken. Der Bund muss die Erkenntnislage zu den Ge- sundheitswirkungen des nächtlichen Lärms verbessern und die schon länger angekündigte Studie zu den Aus- wirkungen des Schienenverkehrslärms auf die Gesund- heit vorlegen sowie neue Forschungsvorhaben fördern, die die gesundheitlichen Belastungen vor allem des N d s u k R f n S r d z u e g e a a k r F P u W l l w V t w w A s u v r d L r d l k m B A i i m (C (D achtschlafs durch den Schienenlärm untersuchen. Auf er Grundlage aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse ollten schnellstmöglich neue gesetzliche Regelungen nd Grenzwerte für Lärmemissionen im Schienenver- ehr sowie Lärmgrenzwerte für Schienenfahrzeuge per echtsverordnung nach § 38 Abs. 2 BImSchG geschaf- en werden. Auch ist der als „Schienenbonus“ bezeich- ete Abschlag von 5 dB(A) für den Schienenverkehr als ondertatbestand bei der Lärmbewertung zu prüfen. Ge- ade an hochfrequentierten Schienengüterstrecken wie er Rheintalstrecke ist der Schienenbonus so nicht mehr u rechtfertigen. Wir fordern eine umfassende Prüfung nd bis zu dem Zeitpunkt, an dem Ergebnisse vorliegen, ine differenzierte Anwendung. Nachdem es die Koalition also nach langem Anlauf eschafft hat, ein Lärmsanierungsaktionsprogramm und inen eigenen Antrag vorzulegen, durfte man gespannt uf den Inhalt sein. Dennoch wurde man enttäuscht, der Antrag der Ko- litionsfraktionen beinhaltet wenig Neues, wenig Kon- retes und legt den Schwerpunkt auf die Aufzählung be- eits durchgeführter Maßnahmen. Vor allem auf die rage, wie man zukünftig mit dem stetig zunehmenden roblem des Schienenlärms, vor allem an den Hot spots, mgehen wolle, bleibt der Antrag die Antwort schuldig. ir sind der Auffassung, dass die Probleme nur im Dia- og mit den Anliegern der betroffenen Schienenwege ge- öst werden können. Dies ist aus gesundheits- und um- eltpolitischer Sicht bedeutsam, denn eine Politik der erlagerung des Verkehrs auf die Schiene ist zum Schei- ern verurteilt, wenn der Schienenverkehr von den An- ohnern nur als unzumutbare Belästigung empfunden ird. Der Koalition gelingt es nicht, die Deutsche Bahn G dazu zu veranlassen, endlich lärmabhängige Tras- enpreise einzuführen. Auch werden schnelle und mfassende Investitionen in das rollende Material nicht orgenommen, stets mit dem Hinweis, es gäbe europa- echtliche Bedenken. Wir können dies nicht akzeptieren, enn es gibt Mittel und Wege – und andere europäische änder machen uns das vor –, wie man eine diskriminie- ungsfreie und EU-kompatible Lösung findet. Gegenüber den zahlreichen Bürgerinitiativen entlang er Rheinstrecke, an der wahrscheinlich mehr als 1 Mil- ion Menschen vom Schienenlärm belästigt werden, ver- ünden die ansässigen Abgeordneten von CDU und SPD it schöner Regelmäßigkeit, alles würde anders. Ihre erliner Politik sieht nicht danach aus. nlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die Schaffung einer Europäischen Privatgesellschaft forcieren (Ta- gesordnungspunkt 17) Dr. Günter Krings (CDU/CSU): Was Deutschland m letzten Jahr im Fußball verwehrt geblieben ist, hat es m Bereich des Exports erreicht: Deutschland ist Welt- eister. Der Wert der ausgeführten Waren ist 2006 ge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10865 (A) ) (B) ) genüber dem Vorjahr um 13,7 Prozent auf 894 Milliar- den Euro gestiegen. Den größten Anteil an diesen Ausfuhren haben immer noch mit deutlichem Abstand die übrigen EU-Mitgliedstaaten: Insgesamt 556,1 Mil- liarden Euro machen die Ausfuhren in diese Länder aus. Die erfolgreiche Wirtschaftspolitik der großen Koalition zeigt ihre Wirkung. Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt unterstreicht dies zudem eindrucksvoll. In Deutschland geht es wieder bergauf. Anlässlich dieser Zahlen mag es schon ein wenig ver- wundern, wenn die FDP in ihrem Antrag davon spricht, dass die deutsche Wirtschaft die Vorteile des Binnen- marktes nicht voll nutzen kann. Anscheinend konnte noch nicht einmal das deutsche Gesellschaftsrecht ver- hindern, dass wir Exportweltmeister werden. Wenn wir über die Stärkung unserer heimischen mit- telständischen Wirtschaft für den Export sprechen, dann möchte ich dabei einen Artikel nicht außen vor lassen: die deutsche GmbH. Gerade hat das Gesetz zur Moder- nisierung des GmbH-Rechts das Bundeskabinett pas- siert. Ziel dieser Novelle ist es, die GmbH nicht nur für Unternehmen aus Deutschland attraktiv zu machen, son- dern gleichfalls europaweit als eine überzeugende Alter- native insbesondere zur englischen Gesellschaftsform der Limited anzubieten. Viele Kleinunternehmen und in besonderer Zahl Exis- tenzgründer haben den Weg aus dem deutschen Gesell- schaftsrecht gewagt und dabei Kontinentaleuropa verlas- sen. Dabei wurde auch schon einmal von Kanzleien mit der Hilfestellung für die Gründung einer „EU-GmbH“ geworben, obwohl es sich dabei lediglich um eine engli- sche Limited handelte. Glücklicherweise hat die Recht- sprechung diesem Geschäftsgebahren ein wenig Einhalt geboten. Allein im Jahr 2005 sollen es 12 000 deutsche Unternehmer gewesen sein, die als Gesellschaftsform die Limited wählten. Diesen Trend müssen wir umkehren und die deutsche GmbH nicht nur attraktiver für den eigenen Markt ma- chen, sondern gleichfalls für die anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Interessanterweise hält sich die FDP in ihrem Antrag bedeckt, wie genau die Europäi- sche Gesellschaft aus ihrer Sicht verfasst sein sollte. Wollen Sie lieber das deutsche Gesellschaftsrecht als Maßstab für die Schaffung der neuen Europäischen Ge- sellschaft nehmen oder favorisieren Sie das angelsächsi- sche Modell? Entsprechende Aussage vermisse ich in Ih- rem Antrag. Die deutsche GmbH haben sich viele andere Länder als Vorbild für ihre Gesellschaftsstatuten genommen. Durch das Modernisierungsgesetz passen wir die GmbH den Anforderungen unserer Zeit an und machen sie da- mit in ganz Europa wieder konkurrenzfähig. Dies sollten wir dann allerdings genauso offensiv nach außen verkau- fen. Die Begeisterung für eine Europäische Privatgesell- schaft erstreckt sich keineswegs über die ganze Europäi- sche Union. Zu einem überraschenden Ergebnis kommt nämlich eine Machbarkeitsstudie des französischen Be- ratungsbüro AETS, das im Auftrag der Europäischen K d k s d m s z E a d d g a v v V r b g p r a d Z w s L s G m s s a A d d d m r s M d d s K l s g v V s A d m b (C (D ommission eine Untersuchung durchführte, ob eine erartige europäische Gesellschaftsform tatsächlich für lein- und mittelständische Unternehmen nutzbringend ei. Die Ergebnisse der Voruntersuchung waren alles an- ere als euphorisch. Etwa 2 000 Unternehmen wurden it der Frage konfrontiert, ob sie ein derartiges europäi- ches Statut auch in der Praxis nutzen würden. 80 Pro- ent der Befragten lehnten dies ab. Sicherlich sind 2 000 Unternehmen auf die gesamte uropäische Union verteilt nur bedingt als repräsentativ nzusehen. Interessanter sind in diesem Zusammenhang ie Antworten auf die Frage, welche Maßnahmen sich ie Unternehmer alternativ vorstellen könnten. Dass es renzüberschreitende Mobilitätsprobleme gibt, wird uch von Ihnen nicht bestritten, aber die Lösungs- orschläge sehen eben keine neue Gesellschaftsform or, sondern bevorzugen eher Regelungen für das erschmelzen und zur Harmonisierung der Sitzverlage- ung. Das Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts eseitigt hier eine Hürde, nämlich die bestehende Un- leichbehandlung der GmbH gegenüber anderen euro- äischen Gesellschaften im Hinblick auf die Sitzverlage- ung. Darf eine Limited ihren effektiven Verwaltungssitz uch in einem Land außerhalb Englands nehmen, ist iese Möglichkeit einer deutschen GmbH zum jetzigen eitpunkt verwehrt. Das MoMiG schafft nun Wettbe- erbsgleichheit zu gleichwertigen europäischen Gesell- chaftsformen, indem die Hauptverwaltung in einem and ihren Sitz haben darf, der nicht mit dem im Gesell- chaftsvertrag gewählten Sitz übereinstimmen muss. Die mbH wird somit flexibler einsetzbar und passt sich da- it heutigen Anforderungen an eine moderne Gesell- chaftsform an. Der nationale Rahmen des Gesell- chaftsrechts wird so gestärkt. Auch in einem anderen Punkt sprechen Sie nicht das us, was Sie wirklich wollen. Zwar führen Sie in ihrem ntrag aus, dass sich die Verhandlungen um das Statut er Europäischen Gesellschaft vorwiegend auf Fragen es Gesellschafsrechts konzentrieren sollen. Aber damit rücken Sie sich zugleich um die Frage, wie Sie es denn it den Mitbestimmungs-, Unterrichtungs- und Anhö- ungsrechten der Arbeitnehmer in der neuen Europäi- chen Gesellschaft halten wollen. Hier möchten Sie sich anscheinend lieber nicht den und verbrennen, sondern überlassen dies geflissentlich er Regierung. Es ist doch nun wirklich etwas dünn, le- iglich einen Antrag zu formulieren, der sich darin er- chöpft, die Bundesregierung aufzufordern, bei der EU- ommission Druck zu machen, ohne genauer zu formu- ieren, in welcher Hinsicht der Druck ausgeübt werden oll. Es geht doch auch Ihnen nicht allein darum, ir- endeine europäische Gesellschaftsform zu installieren; ielmehr haben sie – das hoffe ich zumindest – klare orstellungen darüber, wie diese Gesellschaft aussehen oll. Ihrem Antrag kann ich da leider nichts entnehmen. nsonsten darf ich mich aber als Koalitionsfraktion über as weite Mandat bedanken, das sie hier der Regierung it auf den Weg geben, und werde Sie bei späteren De- atten gerne darauf verweisen. 10866 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Die Europäische Aktiengesellschaft (SE) und die Eu- ropäische Genossenschaft (SCE) existieren bereits. Da- her scheint es nur folgerichtig, kleineren und mittleren Unternehmen ebenfalls die Möglichkeit einzuräumen, unter einem europäischen Dach zu firmieren. Das Euro- päische Parlament hat bereits Anfang des Jahres die Europäische Kommission aufgefordert, noch in diesem Jahr einen Vorschlag für das Statut einer Europäischen Privatgesellschaft vorzulegen. Dieses Anliegen können wir ohne Vorbehalte unterstützen. Aus unserer Sicht reicht dies allerdings auch aus und es bedarf keines Ar- beitsauftrages an die Regierung, gegenüber der Kom- mission die Daumenschrauben anzusetzen, damit das Vorhaben schneller vorankommt. Klaus Uwe Benneter (SPD): Um es ganz einfach zu sagen: Wir unterstützen die Schaffung einer Europäi- schen Privatgesellschaft. Gute Gründe sprechen dafür, dass viele solide, mittel- ständische, international tätige Unternehmen in Deutsch- land von einer solchen europäischen Gesellschaftsform enorm profitieren könnten. Einen Beschluss, wie er mit dem Antrag der FDP ge- fordert wird, benötigen wir allerdings nicht. Weder muss die Bundesregierung – wie die FDP fordert – dafür Sorge tragen, dass die Europäische Kommission hier tä- tig wird. Denn die Europäische Kommission ist bereits von dem dafür zuständigen Europäischen Parlament auf- gefordert worden, bis Ende des Jahres einen entspre- chenden Regelungsentwurf vorzulegen – und zwar mit recht detaillierten Vorgaben. Die Bundesregierung unter- stützt diese Bemühungen ausdrücklich. Auch ein Bericht – wie ihn die FDP will – der Bundesregierung an den Bundestag über die Auswirkungen, die eine eventuelle europäische Regelung zur Schaffung einer europäischen Privatgesellschaft hätte, wäre nicht recht weiterführend. Erstens müsste ein solcher Bericht reichlich spekulativ ausfallen, und zweitens wäre er auch folgenlos. Trotzdem können wir heute im Bundestag natürlich darüber sprechen, dass gesellschaftsrechtlicher Fort- schritt nicht nur auf nationaler, sondern auch auf europä- ischer Ebene möglich und anzustreben ist. Die Europäi- sche Privatgesellschaft ist hier ein gutes Beispiel. Sie wäre eine gute Gesellschaftsrechtsform für mittelständi- sche Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit über die nationalen Grenzen hinaus ausweiten. Diese Unterneh- men könnten mit der Europäischen Privatgesellschaft in allen EU-Mitgliedsstaaten rechtsfähige Tochterunterneh- men nach gleichem Muster bilden. Heute haben wir eine solche Gesellschaftsrechtsform leider nicht. Daher haben deutsche mittelständische Unternehmen, die im europäischen Ausland rechtsfähige Töchter in- stallieren wollen, nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie gründen in jedem Mitgliedsstaat die dort geregelte natio- nale „GmbH“, in Großbritannien also die Private Li- mited Company, in Spanien eine „SL“, also eine Socie- dad de Responsabilidad Limitada, in Frankreich eine S.A.R.L., in Polen eine „sp. z. o. o.“, also eine „spölka z ograniczon odpowiedzialnoscia“, usw. Was das bedeutet, ist klar: In jedem Land muss das deutsche Unternehmen a w Ü f s G s d s w s g z v m m a d l u t g o d b r e u b E s e g n d p a w b W b G k n i s e ü w o n I m w d (C (D uf Dauer eine Anwaltskanzlei beschäftigen, die die je- eilige Tochter gesellschaftsrechtlich am Laufen hält. berall ist beispielsweise anders geregelt, welche Be- ugnisse der Geschäftsführer hat, wie die Bilanzen zu er- tellen sind, ob die Gesellschaft rücklagepflichtig, ob die esellschafter entnahmeberechtigt oder ob die Ge- chäftsführer insolvenzantragsverpflichtet sind. In je- em Land muss gesondert geklärt werden, wie zu Ge- ellschafterversammlungen eingeladen werden muss, ie Gesellschafterbeschlüsse gefasst werden, wie Ge- chäftsführer bestellt und abberufen werden, welche An- aben auf Geschäftsbriefen stehen müssen usw. Das ist iemlich kompliziert. Das ist mit rechtlichen Risiken erbunden. Und diese Kompliziertheiten und die Ver- eidung der Risiken sind aufwändig und teuer. Die Alternative dazu ist derzeit: Deutsche Unterneh- en lassen sich mit GmbHs nach deutschem Recht in nderen Mitgliedsstaaten nieder. Die Rechtsprechung es Europäischen Gerichtshofs erlaubt dies ausdrück- ich. Deshalb müssen wir zum Beispiel überlegen, ob nd wie wir mit unserem GmbH-Recht auf die nach bri- ischem Recht gegründeten und bei unseren Handelsre- istern angemeldeten Limiteds reagieren wollen. Diese Alternative klingt zunächst gut: Unsere export- rientierten mittelständischen Unternehmen könnten och auf diesem Wege die ihnen vertraute, gute, alte und ewährte GmbH ins europäische Ausland mitexportie- en. Die Wahrheit aber ist: In der Praxis funktioniert es ben nicht gut. Was in Deutschland vielleicht gesicherte nd ausgeklügelte GmbH-Rechtsprechung ist, weiß der ritische Richter oder auch der Richter in Estland nicht. r hat schon Schwierigkeiten, sich ein GmbH-Gesetz in einer Sprache zu beschaffen, geschweige denn kann er inen Kommentar hinzuziehen: Er beurteilt den Gläubi- erschutz unter Umständen ganz anders, als die Unter- ehmen in Deutschland das gewohnt sind, er unterstellt ie deutsche GmbH den nationalen Insolvenzantrags- flichten, er beurteilt die Stellung des Geschäftsführers nders, er sieht nationale Formvorschriften nicht ge- ahrt, etc. Unseren Richtern ginge es mit einer lettischen oder ulgarischen GmbH auch nicht anders. Auch auf diese eise müssen also in jedem Tochterland Kanzleien gut eschäftigt werden. Vor allem aber: Eine deutsche mbH im Ausland hat Akzeptanzprobleme. Das ist ganz lar. Kunden und Geschäftspartner reagieren auf eine ih- en unvertraute Rechtsform unsicher und eher misstrau- sch. Das geht uns mit einer ausländischen Gesell- chaftsform nicht anders. Man kann sie schlecht inschätzen, man weiß nicht, wo man Informationen ber sie bekommt, wer richtigerweise für sie handelt, er am Ende haftet, ob sie ein Startkapital benötigt hat der nicht und wenn ja, in welcher Höhe. Die Europäische Privatgesellschaft wäre deshalb ge- au für diesen Adressatenkreis eine gute Lösung. Die dee ist im Rechtsausschuss des Europäischen Parla- ents sehr gut aufgegriffen und näher ausgearbeitet orden: Die Europäische Privatgesellschaft soll nach iesen Vorstellungen eine solide Gesellschaftsform für Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10867 (A) ) (B) ) einen geschlossenen Gesellschafterkreis sein, die euro- parechtlich abschließend geregelt ist und deshalb mög- lichst gar nicht auf nationales Recht verweist. Jeder Eu- ropäer kann dann durch einen Blick in die Europäische Verordnung und, ohne 27 nationale Gesetzessammlun- gen zu sehen, verstehen, wie diese europäische Gesell- schaft aufgebaut ist und überall in Europa funktioniert. Ein Unternehmen könnte dann in jedem Mitgliedsstaat rechtsfähige Tochterunternehmen nach gleichem Muster gründen, die in gleicher Weise aufgebaut sind, gelenkt werden und agieren können. Für diese europäische Ge- sellschaftsform könnte sich dann eine europäisch ein- heitliche Handhabung, Gesetzeskommentierung und Rechtsprechung herausbilden. Die Bundesregierung, das Bundesjustizministerium unterstützen diese Idee. Der Parlamentarische Staatssek- retär Alfred Hartenbach hat das soeben überzeugend dar- gelegt. Deshalb, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kolle- gen von der FDP: Sie müssen weder uns noch die Bun- desregierung bei diesem Thema zum Jagen tragen! Wir haben den röhrenden Hirsch schon im Visier! Mechthild Dyckmans (FDP): Einige Meilensteine in der Debatte um die Einführung einer Europäischen Ge- sellschaft gibt es schon, angefangen von einem Entwurf der Pariser Handelskammer im Jahre 1998 über Positio- nen der Europäischen Kommission bis hin zu Vorschlägen des Europäischen Parlaments vom Februar 2007. Alle ha- ben eines gemeinsam: Sie streben die Einführung einer neuen europäischen Gesellschaftsform an – die Europäi- sche Privatgesellschaft, kurz EPG. Es gibt bereits andere europäische Gesellschaftsfor- men, etwa die Europäische Gesellschaft und die Europäische Genossenschaft. Diese können aber nicht von jedem europäischen Unternehmer genutzt werden. So beträgt zum Beispiel das gezeichnete Kapital der Eu- ropäischen Gesellschaft – Societas Europeae – nach Art. 4 der Verordnung über das Statut der Europäischen Gesellschaft 120 000 Euro. Gegründet werden kann diese Gesellschaft nur durch Umwandlung, Verschmel- zung oder durch Gründung einer Holding- oder Tochter- gesellschaft. Damit ist diese Gesellschaftsform gerade für mittelständische und nicht im Konzern organisierte Unternehmen nicht nutzbar oder geeignet. Es gibt aber die Notwendigkeit für eine europäische Gesellschaftsform, die gerade auch für mittelständische Unternehmen konzipiert ist, die grenzüberschreitenden Geschäften nachgehen und den europäischen Binnen- markt nutzen wollen; denn gerade der Mittelstand ist in Deutschland die tragende Säule der Wirtschaft und der wichtigste Arbeitgeber. Es ist nicht nur wichtig – wie wir nicht müde werden zu fordern –, den Mittelstand zu un- terstützen mit einer Senkung der Lohnnebenkosten und Steuerlast, der Befreiung von überflüssiger Bürokratie sowie einer Reform des verkrusteten Arbeitsrechts. Die Einführung der Europäischen Privatgesellschaft ist eine ergänzende Stütze für europaweite Geschäftstätigkeiten unserer deutschen Unternehmen. Auch damit können w d d i u h t n i r w m U h D b N r Z 2 g s r g b J s s t k s c Z d s k k w k U k p d w S s d E g R U r (C (D ir den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen för- ern! Ich möchte kurz umreißen, wie wir uns ein Statut für ie Europäische Privatgesellschaft vorstellen: Wichtig st, dass sie einfach zu nutzen sein muss. Umständliche nd langwierige Gründungsverfahren wären von vorn- erein der falsche Weg. Es sollte möglich sein, diese Un- ernehmensform ohne jahrelange juristische Prüfung zu utzen. Denkbar ist hier eine Mustersatzung, ähnlich wie n den Ideen zur GmbH-Reform. Sinnvoll scheint mir eine weitgehend gesellschafts- echtliche Lösung zu sein, die auf nicht zwingend not- endige Verweise auf nationales Recht verzichtet. Da- it würde für ganz Europa und damit alle europäischen nternehmen, die sich für die EPG entscheiden, ein na- ezu einheitliches und abschließendes Statut gelten. ies fördert das gegenseitige Verständnis und Vertrauen ei alltäglichen grenzüberschreitenden Geschäften. Im derzeitigen Stadium der Diskussion sehen wir eine otwendigkeit darin, das Statut vorwiegend auf die Klä- ung gesellschaftsrechtlicher Fragen zu beschränken. iel sollte eine baldige Einführung der EPG sein – 0 Jahre weitere Diskussion wären hier ein falsches Si- nal! Deswegen wäre die kurzfristige Vorlage eines Vor- chlags seitens der EU-Kommission ein wichtiger weite- er Schritt. Alle, die meinen, ein Statut der Europäischen Privat- esellschaft sei nicht machbar, weise ich auf die Mach- arkeitsstudie der Europäischen Kommission aus dem ahr 2005 hin. Diese zeigte auf, dass die Lösung der be- tehenden Probleme der kleinen und mittleren europäi- chen Unternehmen bei grenzüberschreitenden Tätigkei- en unter anderem in der Einführung der EPG liegen ann. Auch das Europäische Parlament hat sich zwi- chenzeitlich für die Einführung einer EPG ausgespro- hen. Ich hatte Hoffnung, dass Frau Bundesjustizministerin ypries dieses Thema in Zeiten der deutschen Ratspräsi- entschaft etwas höher auf die Tagesordnung setzen und chneller anschieben würde. Nur eine Konferenz in der ommenden Woche unter anderem zu diesem Themen- omplex – zum Ende der deutschen Ratspräsidentschaft ohlgemerkt – ist meines Erachtens etwas wenig und ommt auch zu spät für ihren Vorsitz. Kleine und mittlere nternehmen brauchen unsere Unterstützung. Beschrän- en Sie Ihre Initiativen nicht nur auf strafrechtliche As- ekte und Fragen des Internationalen Privatrechts, son- ern unterstützen sie deutsche Unternehmen bei Themen ie der grenzüberschreitenden Sitzverlegung sowie der chaffung des Statuts der Europäischen Privatgesell- chaft. Martin Zeil (FDP): Wenn ein kleines oder mittelstän- isches deutsches Unternehmen heute in einem anderen U-Staat eine Tochtergesellschaft oder ein Joint Venture ründen will, dann steht es beim Einsatz von nationalen echtsformen vor vielen schwer lösbaren Fragen und nwägbarkeiten: Soll die zu gründende Gesellschaft ih- en Sitz im Heimat- oder im Gründungsland haben? 10868 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Entscheidet sich das Unternehmen für sein Heimatland, weil ihm dies vertrauter, näher ist, könnte dies bei aus- ländischen Geschäftspartnern auf Misstrauen stoßen, weil sie vermuten, es lediglich mit einer betrügerischen Briefkastenfirma zu tun zu haben. Auch wenn im Rahmen der Niederlassungsfreiheit Verwaltungs- und Registersitz auseinanderfallen kön- nen, so ist doch nicht eindeutig geklärt, wo die Grenze zwischen Heimatrecht der Gesellschaft und dem Recht am Tätigkeitsort verläuft. Der Unternehmer begibt sich also in eine rechtliche Grauzone, was unter Umständen unangenehme Folgen für ihn haben kann. Warum ist das so? Es gibt eine Art „Gummiparagra- fen“, der es den Mitgliedstaaten erlaubt, ausländischen Gesellschaften Beschränkungen im Interesse des Gläubi- gerschutzes zu verordnen, „wenn sie geeignet und erfor- derlich sind“. Diese Bestimmung kann man sehr restrik- tiv handhaben und damit einem ausländischen Unternehmen jede Menge Steine in den Weg legen. Auch im Falle der gerichtlichen Auseinandersetzung gibt es Unsicherheiten. Selbst wenn ein Gericht das Hei- matrecht der Gesellschaft akzeptiert, ist man keinewegs davor gefeit, dass es aus Unkenntnis das Heimatrecht falsch auslegt. Diese Art von Zufall ist nicht akzeptabel, weil sie den Wettbewerb verzerrt. Kleine und mittlere Unternehmen, die grenzüberschreitend tätig werden wollen, brauchen einen verlässlichen Rechtsrahmen. Werden andererseits Unternehmensgründungen in ande- ren Mitgliedstaaten nach dem dortigen Gesellschaftsrecht vorgenommen, führt das in der Regel für die Unternehmen zu einem erheblichen rechtlichen Beratungsbedarf, über den sich zwar die Anwälte freuen, der die Betriebe aber teuer zu stehen kommt. Diese Kosten multiplizieren sich, wenn ein Unternehmen in mehreren Staaten tätig werden will. Diese Probleme sollten und könnten durch die Euro- päische Privatgesellschaft, auch Europa-GmbH genannt, gelöst werden. Sie muss sicherstellen, dass Tochterge- sellschaften in allen Mitgliedstaaten nach denselben Re- geln gegründet und geführt werden können und dass bei Joint Ventures keiner der beiden Geschäftspartner Start- vorteile aufgrund besserer Rechtskenntnisse hat. Um dieses Ziel zu erreichen, würde es Sinn machen, ein einheitliches europäisches Statut vorzulegen, das von allen genutzt werden kann. Wer sich dafür entscheidet, befindet sich auf der sicheren Seite. Hat ein nationales Gericht aus Sicht des Unternehmers eine falsche Ent- scheidung getroffen, so wäre künftig der Rechtsweg zum Europäischen Gerichtshof eröffnet. Man kann und muss in diesem Statut nicht alles re- geln – dafür gibt es in Europa noch zu viele Unter- schiede, beispielsweise im Steuer- und Arbeitsrecht. Aber man kann sehr wohl das Gesellschaftsrecht regeln und damit den Rahmen schaffen, dessen es bedarf, um Firmen im grenzüberschreitenden Geschäft nachhaltig zu entlasten und Rechtssicherheit zu geben. w w u l R w f f a D d n G m l m M S d s M g s s g d h n u M z C g w r k K G s s a e i v s Z z m E t s V e m (C (D Wenn wir den europäischen Binnenmarkt befördern ollen, dann müssen wir Alternativen zu dem schaffen, as derzeit oft nur unbefriedigend funktioniert. Es geht ns wohlgemerkt nicht darum, die existierenden nationa- en Rechtsformen zugunsten einer neuen europäischen echtsform abzuschaffen. Für rein nationale Vorhaben erden die Unternehmer weiter ihre nationalen Rechts- ormen wählen. Unser Anliegen ist es aber, eine Alternative gerade ür die grenzüberschreitende Tätigkeit zu schaffen, die llen offensteht und allen die gleichen Chancen bietet. ie Unternehmen können frei entscheiden, ob sie von ieser neuen Möglichkeit Gebrauch machen wollen oder icht. Die EPG kann und soll bei grenzüberschreitenden ründungen in Konkurrenz zu den nationalen Rechtsfor- en treten, dann wird sich erweisen, ob sie diesen über- egen ist. Daran haben wir, wenn denn das Statut gut ge- acht und mit einer einfach zu übernehmenden ustersatzung kombiniert ist, wenig Zweifel. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, dafür orge zu tragen, dass die Kommission möglichst bald en Entwurf für ein EPG-Statut vorlegt. Sie haben schon o oft davon gesprochen, dass Sie Hindernisse für die obilität von KMU in der Europäischen Union beseiti- en wollen, hier können Sie etwas dafür tun! Ulla Lötzer (DIE LINKE): Im Nebel sollte man lang- am fahren, auf keinen Fall das Tempo forcieren. Ebenso ind wir Abgeordnete gut beraten, bei nebulösen Anträ- en sehr genau hinzuschauen. Die FDP möchte – das ist er Kernpunkt ihres Antrages – eine neue, einfach zu andhabende Rechtsform für kleine und mittlere Unter- ehmen vorantreiben, die nur auf EU-Regelungen beruht nd keine Verweise auf nationales Recht enthält. Der ittelstand soll – so lautet die Begründung – mit der neu u schaffenden „Europäischen Privatgesellschaft“ die hance bekommen, kostengünstig und unbürokratisch renzüberschreitend tätig zu werden. Klingt gut, aber elche Folgen hätte diese sogenannte EPG? Welche ju- istischen Risiken und welche ökonomischen Nebenwir- ungen? Kein Wort von der FDP. Keine Abwägung. ein Gefahrenhinweis. Im Nebel mögen Sie auf Ihren lauben vertrauen, dass Unternehmen vom Recht und einen nationalen Besonderheiten möglichst unbehelligt ein sollten. Wir hätten gern etwas mehr Licht und vor llem Antworten auf die naheliegenden Fragen. Wenn ine neue Unternehmensform geschaffen wird, die sich m Wesentlichen auf Gemeinschaftsrecht gründet und on nationalem Recht unberührt bleibt, dann ergeben ich Konsequenzen, die weit über den proklamierten weck, die Förderung des Mittelstandes, hinausgehen. Denn eine neue, auf Minimalanforderungen redu- ierte und dem nationalen Recht enthobene Unterneh- ensform wird dem Missbrauch Tür und Tor öffnen. rstens durch die nicht an der Börse notierten Großun- ernehmen, die den komfortablen Rechtsstatus EPG für ich entdecken werden. Zweitens durch das organisierte erbrechen, das die minimalen Publizitätspflichten und ingeschränkten Kontrollmöglichkeiten dankbar anneh- en wird. Drittens durch die Steuerhinterzieher, die ei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10869 (A) ) (B) ) nen neuen Verschiebebahnhof willkommen heißen. Und viertens durch die Unternehmen, die das Sozial- und Ar- beitsrecht ihrer Heimatländer loswerden wollen. Nun könnte man natürlich diese Gefahren eindäm- men, indem man die „Europäischen Privatgesellschaf- ten“ missbrauchsfester definiert. Sie, meine Damen und Herren von der FDP, müssten dann angeben, für welche Kapitalgröße, welchen Umsatz, welche Beschäftigten- zahl die EPG in Anspruch genommen werden darf. Sie könnten beispielsweise die nach wirtschaftlichen Krite- rien vorgenommene KMU-Defintion der EU als Rechts- norm vorschlagen. Nur was passiert dann mit den dyna- mischen Unternehmen, die aus dieser Definition herauswachsen? Sie könnten außerdem die Transparenz der EPG verbessern, indem Sie Veröffentlichungen vor- schreiben und Kontrollorgane schaffen. Sie könnten für betrugsfeste Regeln der Besteuerung sorgen. Sie könnten die Rechte der Mitarbeiter klären. Wie Sie es auch dre- hen und wenden: Sie landen immer wieder bei der Not- wendigkeit, die EPGs in verträgliche Bahnen zu lenken und an ein durchsetzungsfähiges Recht zu binden. Durch die Hintertür kommt also das immer wieder rein, was sie loswerden wollen, das nationale Recht des jeweiligen Unternehmenssitzes. Zu Recht kommt deshalb die Machbarkeitsstudie, die im FDP-Antrag genannt wird, zu dem Schluss, dass bei den EPGs das Verhältnis zwi- schen europäischem und nationalem Recht völlig unklar ist. Insbesondere warnt diese Studie vor ungezügeltem Sozialdumping und verlangt eindeutig geregelte Arbeit- nehmerrechte. Und nicht zuletzt – auch das sagt die Stu- die – sind die EPGs zumindest dann, wenn sie nur recht- liche Minimalanforderungen zu erfüllen haben, gegen Betrug und Kriminalität nicht gewappnet. Wer über all diese Einwände hinweggeht, sie nicht einmal erwähnt, gibt sich als Ideologe zu erkennen, dem die Realität der Marktwirtschaft fremd ist. Wer nüchtern die Wirklich- keit zur Kenntnis nimmt, kann vor den Europäischen Privatgesellschaften nur warnen. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir unterstützen das Projekt der Schaffung einer Euro- päischen Privatgesellschaft, denn wir brauchen nach der Europäischen Aktiengesellschaft (SE) die Europäische GmbH. Auch kleine und mittlere Unternehmen sollten die Möglichkeit bekommen, eine von vornherein euro- paweit agierende Gesellschaft zu gründen. Wir würden gern von der Bundesregierung erfahren, wie sie dieses Projekt, über das ja in der EU schon seit längerem diskutiert wird, in der EU-Ratspräsidentschaft vorangetrieben hat. Außer einer Ankündigung im Feb- ruar haben wir nichts gehört. Bei der Schaffung der Europäischen Privatgesell- schaft sollten nicht die Fehler wiederholt werden, die bei der Europäischen Aktiengesellschaft gemacht wurden. Wir brauchen Gründungsvoraussetzungen, die einfa- che Gründungen erlauben und zugleich ausreichend Schutz der Gläubiger und Gläubigerinnen bieten. Dazu ist ein hohes Maß an Transparenz erforderlich. Gerade kleine und mittlere Unternehmen benötigen einfache Re- gelungen. d h b ( 5 D 2 t E t w K P w w h B p t d d S s l R s e p n A u T s m s R s m w n d s k S s l s g z d d M o (C (D Allerdings darf die Europäische Gesellschaft nicht azu missbraucht werden, Mitbestimmungsrechte auszu- ebeln. Deshalb sollten analoge Regelungen zu denen ei der Schaffung der Europäischen Gesellschaft SEEG) gelten. In großen GmbHs mit mehr als 00 Beschäftigten gilt die Mitbestimmung nach dem rittelbeteiligungsgesetz, in Betrieben mit mehr als 000 Beschäftigten das Mitbestimmungsgesetz. Fragwürdig ist die Notwendigkeit eines Stammkapi- als von 10 000 Euro. Für die britische Limited ist ein urokapital notwendig. 10 000 Euro Stammkapital bie- en keine Sicherheit für Gläubiger. Kein Vertragspartner eiß, ob zum Zeitpunkt eines Vertragsabschlusses das apital noch vorhanden ist. Besser wären verschärfte flichten zur Offenlegung von Informationen über die irtschaftliche Situation eines Unternehmens. Das ürde die Sicherheit bei Vertragsschluss deutlich erhö- en. Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der undesministerin der Justiz: „Die Schaffung einer Euro- äischen Privatgesellschaft forcieren“ – so lautet der Ti- el des Antrags, über den wir hier sprechen. Dieser For- erung kann ich nur mit Nachdruck zustimmen. Denn ie Bundesregierung unterstützt bereits seit langem die chaffung einer solchen „Europa-GmbH“. Die Europäi- che Privatgesellschaft würde es auch kleinen und mitt- eren Unternehmen ermöglichen, eine europäische echtsform zu wählen. Und das bedeutet nicht nur, dass ie ihrer gesellschaftsrechtlichen Organisation einfach in „europäisches Etikett“ aufkleben können. Eine euro- äische Rechtsform eröffnet Unternehmen vielmehr eue und unbürokratische Chancen, ihr Engagement im usland zu verstärken. Es entfällt die oftmals kosten- nd zeitaufwendige Notwendigkeit, hierfür stets eine ochtergesellschaft zu gründen. Die Erfahrungen mit den bisher bestehenden europäi- chen Rechtsformen sind denn auch sehr gut. Nennen öchte ich insbesondere die Europäische Aktiengesell- chaft, auch unter dem Kürzel „SE“ bekannt. Diese echtsform steht seit Dezember 2004 für deutsche Ge- ellschaften zur Verfügung. Mehrere deutsche Unterneh- en von Weltruf haben sich seitdem in eine SE umge- andelt oder planen dies ganz konkret. Ich erwähne hier ur die Namen Allianz, BASF und Porsche. Dies zeigt, ass ein Bedürfnis für europäische Rechtsformen be- teht. Und hierzu gehört eben auch eine Rechtsform für leine und mittlere Unternehmen. Wir haben uns daher in vielfältiger Weise für die chaffung einer Europäischen Privatgesellschaft einge- etzt. Wiederholt hat Bundesministerin Zypries persön- ich das Kommissionsmitglied McCreevy auf die Fort- chritte bei diesem Vorhaben angesprochen. In vielen schriftlichen Stellungnahmen der Bundesre- ierung gegenüber der Kommission, wie zum Beispiel um Aktionsplan Gesellschaftsrecht, ist die Bedeutung es Projekts immer wieder hervorgehoben worden. Und as gilt ebenso für die Gespräche, die Mitarbeiter des inisteriums in den zuständigen Gremien in Brüssel der auf internationalen Konferenzen geführt haben. Die 10870 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Förderung dieses Vorhabens ist natürlich auch Teil des Programms für unsere EU-Ratspräsidentschaft. Die Eu- ropäische Privatgesellschaft ist ferner ein zentrales Thema der großen Konferenz zum Europäischen Gesell- schaftsrecht, die der BDI in der kommenden Woche un- ter der Schirmherrschaft von Bundesministerin Zypries veranstalten wird. Über 300 Teilnehmer aus fast allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben ihre Teil- nahme angekündigt. Auch Kommissionsmitglied McCreevy wird anwe- send sein. Trotz der Entschließung des Europäischen Parlaments vom Februar dieses Jahres zögert er leider noch, einen Vorschlag vorzulegen. Wir hoffen aber, dass er von unserer Konferenz ein weiteres Signal für die Schaffung einer „Europa-GmbH“ mitnehmen wird. Solange kein konkreter Vorschlag der Kommission vorliegt, ergibt allerdings die Aufforderung der FDP- Fraktion keinen Sinn, die Auswirkungen der Schaffung einer Europäischen Privatgesellschaft auf deutsche Un- ternehmen zu untersuchen. Wir wissen seit langem, dass die Wirtschaftsverbände im Namen der Unternehmen die Schaffung einer Europäischen Privatgesellschaft nachdrücklich fordern. Von dieser Einschätzung sind wir in der Vergangenheit ausgegangen und werden wir auch in Zukunft ausgehen. Konkretere Aussagen lassen sich aber erst auf der Basis eines ausdrücklichen Kommis- sionsvorschlags treffen. Ich kann Ihnen zusichern, dass wir uns auch weiterhin intensiv für die Schaffung einer Europäischen Privat- gesellschaft einsetzen werden! Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Innovationsnetzwerk für Europa – Europäisches Technologieinstitut – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Einrichtung des Europäischen Technologieinstituts verhindern – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Einrichtung des Europäischen Technologieinstituts abwenden – Bestehende europäische Förderstrukturen stärken und weiterentwickeln – Antrag: Das Europäische Institut für Tech- nologie zum Erfolg führen (Tagesordnungspunkt 20 a bis c) Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU): Die drei Bereiche Bildung, Forschung und Innovation bilden das Fundament für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit im globalen Umfeld. Die Europäische Union hat sich im Rahmen der Lissabonstrategie auf das zugegebenerma- ßen sehr ehrgeizige Ziel verständigt, bis zum Jahr 2010 die Investitionen für Forschung und Entwicklung auf 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts zu erhöhen. Zur Er- r t H 2 E t t E k s F W d F i A Z d m k n I A C h v r n E l s d n d t s v z Z n d d E K b n t D w E m V h s (C (D eichung diese Ziels sind enorme Anstrengungen auf na- ionaler und europäischer Ebene notwendig. Die EU-Kommission hat deshalb im Rahmen der albzeitüberprüfung der Lissabonstrategie im Februar 005 angeregt, ein Europäisches Technologieinstitut, IT, zu schaffen. Das EIT soll das gemeinsame Leis- ungspotenzial von Ausbildung, Forschung und Innova- ion ausschöpfen und so die Wettbewerbsgrundlage der U-Mitgliedstaaten entscheidend verbessern. Der Er- enntnis- und Technologietransfer zwischen Wissen- chaft und Wirtschaft soll gestärkt und der Übergang von orschungsergebnissen in die anwendungsorientierte ertschöpfungskette erleichtert werden. Dieses grundsätzliche Ziel, die Innovationsfähigkeit es europäischen Wirtschaftsraumes durch exzellente orschungs- und Innovationsnetzwerke zu verbessern, st zunächst einmal unabhängig von der letztendlichen usgestaltung zu begrüßen. Vor dem Hintergrund dieses iels ist mir unverständlich, wie alleine schon die Idee, en Informationsfluss zu bündeln und besser nutzbar zu achen, von Bündnis 90/Die Grünen bzw. Der Linken ategorisch abgelehnt wird. Gerade bei dem Thema In- ovationsfähigkeit muss doch die Verwirklichung neuer deen eine Chance haben und dabei müssen auch neue nsätze gefördert werden. Wir werden versuchen, die hancen wahrzunehmen und ihnen zum Erfolg zu ver- elfen. Innovationsfeindlichkeit bringt uns jedoch – so iel ist sicher – auf keinen Fall weiter. Auch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft unter Füh- ung unserer Bundeskanzlerin hat der Förderung von In- ovationen auf europäischer wie auch auf nationaler bene großen Stellenwert eingeräumt. Die Betonung iegt dabei ebenfalls auf anwendungsorientierter For- chung und dem Transfer von Forschungsergebnissen in ie Wirtschaft. Um die Nutzung von Forschungsergeb- issen zu verbessern und Innovationen zu fördern, muss er Austausch zwischen Forschung und Wirtschaft un- erstützt und das Potenzial von Hochschulen, For- chungseinrichtungen und Unternehmen miteinander erknüpft werden. Die deutsche Ratspräsidentschaft ist u Recht der Ansicht, dass für die Erreichung dieser iele auch die Einrichtung eines EITs sinnvoll sein kann. Im Oktober 2006 hat die EU-Kommission hierzu ei- en Vorschlag vorgelegt, wie sie sich die Struktur und en Aufbau des EITs vorstellt. Die Bundesregierung und er Deutsche Bundestag haben die Einrichtung eines ITs, insbesondere was die Inhalte des jetzt überholten ommissionsvorschlages anging, eher zurückhaltend egleitet. Auch die deutschen Wissenschaftsorganisatio- en haben diesen ersten Vorschlag skeptisch kommen- iert. Aufgrund der deutschen Ratspräsidentschaft ist eutschland aber in einer besonderen Verantwortung, as die zu treffenden Entscheidungen auf europäischer bene angeht. Dieser Rolle kommt die Bundesregierung it ihrem Kompromissvorschlag nach. Der erarbeitete orschlag erhielt beim Informellen Rat Wettbewerbsfä- igkeit bereits viel Unterstützung von den EU-For- chungsministerinnen und -ministern. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10871 (A) ) (B) ) Der Kompromissvorschlag sieht vor, Universitäten, Forschungsinstitute und Unternehmen in Wissens- und Innovationsgemeinschaften zusammenzuführen. Exzel- lenzzentren in ganz Europa sollen durch Vernetzung ge- stärkt werden. Im Rahmen der Netzwerke werden Ideen für innovative Produkte, Prozesse und Dienstleistungen entwickelt und so die Wettbewerbskraft Europas im glo- balen Kontext gestärkt. Der Vorschlag ist ein wichtiger Schritt, um hinsichtlich des EITs noch unter deutscher Ratspräsidentschaft Ende Juni 2007 zu den notwendigen politischen Grundsatzentscheidungen zu kommen. In diesem Zusammenhang begrüße ich sehr, dass die EU-Kommission nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ansatz einer zentralen Institutsneugründung festhält und von ihren weiteren Überlegungen, die Wissensgemein- schaften aus bestehenden Universitäten, Forschungsein- richtungen und Unternehmen herauszulösen und in eine eigene Rechtsform zu überführen, abgerückt ist. Wäre dem nicht so, könnte man die grundsätzliche Kritik aus ei- nigen politischen Lagern zumindest teilweise nachvollzie- hen. Denn neue, zentrale Strukturen auf europäischer Ebene sind abzulehnen, solange sie keinen wirklichen europäischen Mehrwert schaffen. Parallele Strukturen sind nicht mit dem Subsidiaritätsgrundsatz vereinbar und würden in diesem Bereich die Entscheidungshoheit der Mitgliedstaaten verletzen. Genau aus diesem Grund hat die unionsgeführte Bundesregierung einen eigenen Vor- schlag unterbreitet, der diesen Bedenken zum großen Teil Rechnung trägt. Einige weitere wichtige Kriterien sind jedoch noch für eine erfolgreiche Umsetzung des EIT-Projekts zu be- rücksichtigen und müssen erfüllt werden: Erstens. Um einen wirklichen europäischen Mehrwert zu schaffen, dürfen unsere funktionierenden nationalen Strategien, Programme und Strukturen keinesfalls durch die Einrichtung des EITs sowie der Wissens- und Inno- vationsgemeinschaften beeinträchtigt werden. Die Orga- nisation und Funktionsweise des EITs müssen uneinge- schränkt dem Subsidiaritätsprinzip entsprechen. Deshalb muss im Rahmen der zu treffenden Entscheidungen über den Aufbau und die Organisation des EITs besonderes Augenmerk auf eine effiziente und flexible Verwaltung, klare Strukturen und Ausschreibungsverfahren sowie eindeutige Zuständigkeits- und Aufgabenbereiche ge- richtet werden. In diesem Zusammenhang darf es insbe- sondere nicht zu Überschneidungen mit dem neu ge- gründeten Europäischen Forschungsrat, ERC, kommen. Denn nur so erreichen wir eine verstärkte Profilbildung der europäischen Forschungslandschaft. Zudem würde sonst das wichtige Alleinstellungsmerkmal des ERCs gefährdet. Zweitens. Um größtmöglichen Erfolg zu haben, muss die Auswahl der Institutionen, innovatorischen Netz- werke und Partnerschaften für die Teilnahme am EIT ausschließlich an Exzellenzkriterien ausgerichtet sein und anhand des bestehenden Innovationspotenzials im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens erfolgen. Vorbild müssen hierfür die Auswahlverfahren unserer nationalen Exzellenzinitiative sein; das auf europäischer Ebene lange Zeit „bewährte“ Gießkannenprinzip darf nicht zur A s l s m v e t t w r g a d E I s t d S p d E w s z s z i d s W d w s F d f d m s d r s z d n W u r l a i E e (C (D nwendung kommen. Vorbild muss auch das 7. For- chungsrahmenprogramm sein. Darin wird eindeutig al- ein auf die Exzellenz als maßgebliches Kriterium abge- tellt. Die Auswahl der Teilnehmer muss auf Grundlage einer ittel- bis langfristigen strategischen Innovationsplanung om Verwaltungsrat des EITs nach dem Exzellenzprinzip rfolgen, um auf zukunftsträchtigen Gebieten integrier- en Innovations-, Forschungs- und Ausbildungsaktivitä- en nachzugehen. Diese Zielsetzung muss umgesetzt erden, um klare Antworten auf aktuelle Herausforde- ungen und Entwicklungen zu geben. Vor diesem Hinter- rund wäre eine bereits angedachte Schwerpunktsetzung uf die Bereiche Klima- und Energieforschung aus- rücklich zu begrüßen. Diese für die erste Phase des ITs angedachten Themenfelder wurden während des nformellen Rats Wettbewerbsfähigkeit von den For- chungsministern ebenfalls mehrheitlich positiv bewer- et. Drittens. Die Finanzierung des EITs muss im Rahmen er derzeit geltenden finanziellen Vorausschau erfolgen. ie darf keinesfalls zulasten des 7. Forschungsrahmen- rogramms oder anderer existierender europäischer För- erprogramme gehen. Vielmehr ist erforderlich, dass die U-Kommission ein klares Bekenntnis dazu abgibt, in elcher Größenordnung sie sich die Finanzierung vor- tellt und aus welchen Bereichen die Mittel für die finan- ielle Ausstattung des EITs kommen sollen. Denn zu- ätzliche Beiträge der Mitgliedstaaten stehen keinesfalls ur Verfügung und ein eigener Haushaltstitel für das EIT m Gemeinschaftshaushalt existiert bisher nicht. Hierbei muss ebenfalls eindeutig klargestellt werden, ass die zu bildenden Wissens- und Innovationsgemein- chaften maßgeblich durch substanzielle Beiträge der irtschaft oder privater Organisationen finanziert wer- en müssen. Nur so wird sichergestellt, dass der Privat- irtschaft eine entscheidende Rolle zukommt. Die Ziel- etzungen Wissenstransfer und anwendungsorientierte orschung werden nur durch maßgebliche Beteiligung er Wirtschaft erfüllt. Ergänzende Finanzierungsbeiträge ür die Wissens- und Innovationsgemeinschaften aus em Gemeinschaftshaushalt dürfen nur in Übereinstim- ung mit den Beteiligungsregeln existierender Gemein- chaftsprogramme bereitgestellt werden. Hierzu enthält er Kompromissvorschlag der unionsgeführten Bundes- egierung klare Richtlinien. Viertens. Dem EIT darf weder eine eigene Rechtsper- önlichkeit zuerkannt werden, noch darf ihm ein Recht ur Vergabe eigener akademischer Titel eingeräumt wer- en. Die Verleihung von Titeln erfolgt allein nach natio- alen Vorgaben und ist originäre Aufgabe der an den issens- und Innovationsgemeinschaften beteiligten nd dazu allein nach nationalem Recht berechtigten Ein- ichtungen. Die Möglichkeit zum Beispiel eines speziel- en EIT-Labels, das auf den eigentlichen Zeugnissen der m EIT beteiligten Institutionen erscheint, könnte jedoch n Betracht kommen. Fünftens. Der Umsetzungsprozess sowie das gesamte IT-Projekt müssen so zeitnah wie möglich, jedoch nach iner gewissen Anlaufzeit durch externe Sachverstän- 10872 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) dige kritisch, aber absolut ergebnisoffen evaluiert wer- den, um eventuellen Handlungsbedarf aufzuzeigen. Die Evaluierung sollte spätestens bis 2012 stattfinden. Die- ser Zeitraum erscheint angemessen, um dem EIT die Möglichkeit zu geben, Fuß zu fassen und so überhaupt belastbare Ergebnisse erwarten zu können. Die Evalua- tionsergebnisse müssen kritisch ausgewertet werden und in die Strategie Innovation Agenda eingehen. Über einen möglichen weiteren Ausbau bzw. über ein unter Umstän- den ersatzloses Auslaufen des EIT-Projektes muss aus- schließlich anhand der Evaluationsergebnisse und des Maßstabes, einen signifikanten Mehrwert für Innova- tion, Forschung und Bildung in Europa zu erreichen, ent- schieden werden. Die Errichtung des EITs bietet eine große Chance für den europäischen Forschungsraum. Sollte es zu einem Erfolg werden, muss in diesem Zusammenhang selbst- verständlich auch über mögliche Szenarien der Weiter- entwicklung diskutiert werden. Es ist durchaus möglich, dass selbst eine dem amerikanischen MIT entsprechende Ausrichtung noch erfolgversprechender sein könnte. Al- lerdings kann die Evaluierung genauso gut dazu führen, dass die Idee eines EITs nicht weitergeführt wird, da der unbedingt notwendige Mehrwert nicht erreicht werden kann. Alleine die Evaluierung wird darüber entscheiden, welche Schlussfolgerungen und Maßnahmen ergriffen werden müssen. Klar muss jedoch sein, dass wir dem EIT beste Startvoraussetzungen mit auf den Weg geben müssen, um es zu einem erfolgreichen Baustein europäi- scher Innovations- und Forschungspolitik zu machen. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, im Rah- men der deutschen Ratspräsidentschaft ihren Kompro- missvorschlag mit der Maßgabe weiterzuverfolgen, dass die im Antrag der Großen Koalition aufgeführten Forde- rungen Eingang in die Grundsatzentscheidung zur Er- richtung des EITs finden. René Röspel (SPD): EIT – mit dieser Abkürzung beschäftigen wir Forschungspolitiker uns seit fast zwei Jahren. Wie man sich bei dem Anfangsbuchstaben „E“ schon denken kann, geht es dabei um Europa. EIT steht für das neu einzurichtende „European Institut of Techno- logy“, im Deutschen für das „Europäische Technolo- gieinstitut“. Die Europäische Union hat uns bereits viel Positives gebracht. Das gilt für viele Bereiche, so auch für den Be- reich Forschung. Mit dem jetzt laufenden 7. Europäi- schen Forschungsrahmenprogramm werden zum Bei- spiel bis 2013 mehr als 50 Milliarden Euro in die Forschung in Europa investiert. Es wird davon ausge- gangen, dass 20 Prozent dieser Gelder nach Deutschland fließen werden. Wir sind also auf jeden Fall ein Profiteur der europäischen Forschungsfinanzierung. In diesem Jahr ist auch der Europäische Forschungsrat, ERC, ein- gerichtet worden. Damit wird ein neuer Weg im Bereich der Förderung europäischer Grundlagenforschung betre- ten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG, hat dabei bei Arbeitsweise und Strukturen Pate gestanden. Auch hier erhoffen wir uns einen guten Rücklauf im Ex- zellenzwettbewerb mit internationalen Wissenschaftlern. Bereits jetzt gibt es also gute ausgebaute europäische F P E z h d z n z d t p d L A c i t m e l e S d w u w K g d d T d K n s w t g ü W d D d e d l n I k n k k p e (C (D orschungsförderungen sowie neue erfolgversprechende rojekte. Warum also eine weitere Einrichtung? Das EIT als künftiges „Flaggschiff der Innovation in uropa“, wie es Kommissionspräsident Barroso be- eichnete, hat das Ziel, die europäische Wettbewerbsfä- igkeit weiter ausbauen. Dabei geht es insbesondere um ie ermittelte Lücke zwischen Forschung und Umset- ung. Denn Europa genauso wie Deutschland mangelt es icht an guten Ideen und klugen Köpfen – das sieht man um Beispiel bei den Patentanmeldungen. Es hapert an er Umsetzung in Produkte. Auf nationaler Ebene disku- ieren wir dazu derzeit verschiedene Ansätze, auf euro- äischer Ebene soll das EIT ein Schritt zur Schließung ieser Lücke darstellen. Das EIT soll darüber hinaus das eistungspotenzial im „Wissensdreieck“ Innovation, usbildung und Forschung ausschöpfen und die Berei- he stärker miteinander verzahnen. Denn ohne Bildung st keine Forschung und ohne Forschung keine Innova- ion möglich. Die Idee, ein EIT zu errichten, kam 2005 von Kom- issionspräsident Barroso. Er wollte damit ursprünglich in „europäisches“ Massachusetts Institute of Techno- ogy, MIT, auf der grünen Wiese errichten, also eine uropäische Universität mit Spitzenforschung. Aber eine pitzenuniversität kann man eben nicht von oben aus em Boden stampfen. So etwas muss sich langsam ent- ickeln. Mitgliedstaaten wie Großbritannien, Portugal nd Deutschland, aber auch Forschungsorganisationen ie die DFG zweifelten deshalb von Beginn an an dem onzept. Wäre die Idee nicht direkt von Herrn Barroso ekommen, wäre der Entwurf sicher schnell wieder in en Schubladen verschwunden. Mittlerweile ist das Konzept stark überarbeitet wor- en. Die Universität „auf der grünen Wiese“ ist vom isch; auch Studienabschlüsse sollen nicht mehr durch as EIT vergeben werden. Die einzurichtenden „KICs“, nowledge and Innovation Communities, sollen sich un aus bereits vorhandenen Netzwerken und Partner- chaften virtuell zusammenschließen. Sie bleiben somit eiterhin Teil ihrer Universitäten, Forschungseinrich- ungen oder Unternehmen. Wichtige deutsche Forderun- en sind somit übernommen worden. Am 25. Juni 2007 soll die endgültige Entscheidung ber die Einrichtung eines EITs beim Ministerrat für ettbewerbsfähigkeit beschlossen werden. Dies fällt in ie letzte Woche der deutschen Ratspräsidentschaft. eutschland trägt bei diesem Thema somit eine beson- ere Verantwortung. Denn eine Ratspräsidentschaft ist ben nicht die Position, um eigene nationale Meinungen urchzusetzen, sondern eher die eines ehrlichen Mak- ers, der Kompromisse aufzeigt und Verhandlungsergeb- isse erreicht, mit denen alle Beteiligten zufrieden sind. nsofern befindet sich die deutsche Bundesregierung, be- annt für ihre Kritik am EIT, bei dem Thema in einer icht ganz einfachen Rolle. Ganz nach dem Motto „Was man nicht verhindern ann, sollte man wenigstens in die richtige Richtung len- en“ hat die Bundesregierung deshalb ein Kompromiss- apier vorgestellt, das die Kritikpunkte am EIT aufrecht- rhält, gleichzeitig aber den Einstellungen anderer Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10873 (A) ) (B) ) Mitgliedsländer Rechnung trägt. Das EIT soll danach ab 2008 in einer Pilotphase mit zwei KICs beginnen. Die zu bearbeitenden Themen könnten Energie und der Klima- wandel sein. Auch zu anderen Punkten wurden Kompro- missformulierungen vorgeschlagen. Ich glaube, das Kompromisspapier ist eine gute Arbeitsgrundlage und wird den unterschiedlichen Meinungen innerhalb der EU gerecht. Ich will an dieser Stelle nur zwei Punkte herausstel- len, bei denen ich hoffe, dass die Minister nächste Wo- che eine belastbare Lösung finden werden: das weitere Verfahren nach der Pilotphase und die Finanzierung des EITs. Der erste Punkt ist das Verfahren für die Weiterfüh- rung des EITs nach der Pilotphase. Wir als SPD-Bundes- tagsfraktion stimmen dem Konzept eines EITs nur zu, weil zugesichert wurde, dass das EIT bis spätestens 2012 durch externe Sachverständige evaluiert werden soll und danach auf Grundlage dieser Ergebnisse und dem Errei- chen der Zielsetzung eines signifikanten Mehrwerts für Innovation, Bildung und Forschung in Europa über die Zukunft des EITs entschieden wird. Das kann in letzter Instanz auch bedeuten, dass das EIT wieder geschlossen wird. Eine weitere Institution auf europäischer Ebene ohne zusätzlichen Nutzen brauchen wir nicht. Regelmä- ßige Evaluierung, die im Extremfall auch zur Schließung führen kann, sollte der Normalfall für alle Forschungs- institute sein. Die Evaluierung zum Beispiel innerhalb der Leibniz-Gesellschaft zeigt, dass dies auch praktika- bel ist. Zur Finanzierung. Die Kommission sieht für die Er- füllung der EIT-Ziele einen Bedarf von über 2,3 Milliar- den Euro für den Zeitraum 2007 bis 2013 vor. Als ein- zige klar genannte Finanzquelle gibt es bisher die 308 Millionen Euro aus nicht zugewiesenen Margen der Teilrubrik 1 a des EU-Haushaltes. Aber auch diese Summe ist bisher noch nicht gesetzt. Selbst nach einer Zusage bleiben noch 2 Milliarden Euro übrig, die nicht gegenfinanziert sind. Herr Barroso verkündet immer wieder, dass ein maßgeblicher Teil davon aus der Wirt- schaft kommen wird. Auch wir fordern in unserem An- trag eine finanzielle Mindestbeteiligung der Wirtschaft von 50 Prozent. Bisher ist aber immer noch vollkommen unklar, ob überhaupt, und, wenn ja, von wem wie viel Geld kommen wird. Ein belastbares Finanzierungskon- zept ist aber das A und O einer jeden Institution. Bei dem europäischen GALILEO-Projekt haben wir gerade erst wieder gesehen, wie problematisch es sein kann, wenn man sich auf Zusagen aus der Wirtschaft verlässt. Schwierig finde ich dies insbesondere unter dem Aspekt, dass es doch gerade die Wirtschaft ist, die aus verstärkter Innovationskraft den größten Gewinn zieht. Das finan- zielle Risiko soll hingegen anscheinend doch lieber der Staat tragen und damit der Steuerzahler. So, meine lie- ben Unternehmen, geht es nicht. Ich hoffe deshalb, dass nächste Woche, insbesondere zu diesen beiden Punkten, eine tragfähige Lösung gefun- den wird. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass man erst einmal den Europäischen Forschungsrat hätte anlau- fen lassen und seine Arbeit abgewartet hätte. Denn d f I ü n r u B m b g S K r s a z l s d E A s w j m ß m g A b s n l N d k g g E M g L g n I l H w M F l F h E (C (D ieses Projekt ist sehr vielversprechend. Nach einem er- olgreichen Anlaufen hätte man sich dann dem Thema nnovation näher zuwenden können. Vom ERC bin ich berzeugt, von Konzeption und Konstruktion des EIT icht. Hoffen wir, dass beide Projekte trotzdem erfolg- eich werden und Europa im internationalen Wettbewerb m die besten Ideen weiter nach vorn bringen. Die SPD- undestagsfraktion wird diesen Prozess auch weiterhin it der nötigen Aufmerksamkeit verfolgen und kritisch egleiten. Ulrike Flach (FDP): Das Europäische Technolo- ieinstitut kann ein Erfolg werden. Es ist aber kein elbstläufer, und viel hängt davon ab, am Anfang eine onstruktion zu wählen, die das EIT als zentrale Ein- ichtung zur Exzellenzförderung im Dreieck Wissen- chaft – Staat – Wirtschaft positioniert. Das sollte sich uch darin ausdrücken, dass das EIT sowohl in der Kon- eption als auch in der Finanzierung deutlich als öffent- ich-private Partnerschaft erkennbar wird. Die Wirt- chaft muss von Beginn an mit ins Boot. Das EIT sollte ie Möglichkeit erhalten, sich um Fördergelder aus den U-Programmen zu bewerben. Wir teilen nicht die ngst, hier würde man sich gegenseitig die Gelder weg- chnappen, sondern gerade wenn das EIT im Wettbe- erb steht, kommt der nötige Druck auf, exzellente Pro- ekte einzureichen. Der Antrag der Koalitionsfraktionen ist ein Doku- ent des Kleinmuts und der Furchtsamkeit. Sie begrü- en zwar das EIT, aber umstellen, ja umzingeln das EIT it einer Fülle von Einschränkungen und Regulierun- en. Es soll Abstand zum Forschungsrat wahren, die utonomie der Wissensgemeinschaften sollen bestehen leiben. Sie schreiben die Aufgaben detailliert vor, es oll keine akademischen Titel vergeben können, auch icht gemeinsam mit Hochschulen, und es soll detail- ierte Regelungen für die Antragsberechtigung geben. ationale Ansätze und Forschungsstrategien dürfen urch das EIT nicht geschwächt werden. Das ist alles leinlich und zeugt von einem starken Ressentiment ge- enüber dieser zu gründenden Institution. Allerdings wollen auch Sie das EIT zu einem „strate- ischen Instrument für die Interessen der Wirtschaft in uropa“ machen. Ich frage mich, wie dies bei all dem isstrauen, das aus Ihrem Antrag spricht, erfolgreich eschehen soll? Glauben Sie wirklich, dass ein EIT zum euchtturm der Spitzenforschung im weltweiten Ver- leich werden kann mit einem so engen Korsett und ei- er misstrauischen Grundstimmung dieser Koalition? ch glaube, dass die Bundesregierung in den Verhand- ungen mit den europäischen Partnern dem EIT schwere ürden aufbaut, die Sie auf EU-Ebene dann nicht über- inden können. Ein Institut, das mit dem renommierten IT konkurrieren soll, braucht vor allem Freiheit und lexibilität. Ihr Antrag schränkt das EIT ein und schmä- ert seine Erfolgschancen. Wir sehen mit großer Freude, dass sich die EU der orschungs- und Innovationspolitik viel stärker als frü- er annimmt. Das 7. Forschungsrahmenprogramm, der uropäische Forschungsrat und das EIT können starke 10874 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Stützen einer exzellenten europäischen Forschungs- und Technologieförderung sein. Nur gemeinsam haben wir Europäer eine Chance, mit den USA und – zunehmend – mit China und dem asiatischen Raum mitzuhalten. Wer die Dynamik dort sieht, der weiß, dass wir wenig Zeit für langwierige Verfahrensdiskussionen haben. Deshalb sollten wir das EIT entschlossen und mutig auf den Weg bringen. Dr. Petra Sitte (DIE LINKE): Seit 2005 bemüht sich EU-Kommissionspräsident Barroso darum, ein neues Flaggschiff der europäischen Technologieforschung auf Kiel zu legen. Dieses sollte seiner Idee nach in einem Europäischen Technologieinstitut bestehen. Als Vorbild schwebte ihm das Massachusetts Institut of Technology, MIT, vor. An einem neuen Standort auf grüner Wiese sollte eine Eliteschmiede entstehen, die ihre Kadetten in ganz Europa rekrutieren sollte. Milliarden sollten in de- ren Ausstattung fließen, ohne dass zum Zeitpunkt der Idee Barrosos nur annähernd geklärt war, welche Diszi- plinen angesiedelt werden sollten. Nun legen Reeder in der Regel nur dann neue Schiffe, insbesondere dieser Großklasse, auf Kiel, wenn sie dafür echten Bedarf sehen, ist doch bekannt, dass die Unter- haltungskosten dieser Schiffsklassen immens sind. Welchen Bedarf Herr Barroso konkret gesehen hat, ist über weite Strecken den beteiligten Akteuren unklar ge- blieben. Ich halte es schon für bemerkenswert, dass sich nicht einmal der EU-Forschungskommissar Jan Potocnik öffentlich für diese Idee einsetzte. Es ist für mich daher wenig verwunderlich gewesen, dass neben Kritik, größ- ter Skepsis auch offene Ablehnung artikuliert wurde. Bezogen auf Deutschland reichten Ablehnung und Vorbehalte von Wissenschaftsorganisationen, über die Hochschulrektorenkonferenz bis zu Bundesrat und der Bundesregierung höchst selbst. Im Bundestag hat meine Fraktion Die Linke durch einen entsprechenden Antrag und Kleine Anfragen ihre Ablehnung deutlich gemacht. An der allseitigen und umfassenden Skepsis hat sich nicht wirklich etwas geändert. Warum hat die Bundes- regierung trotz vielfältiger Bedenken und breiter Ableh- nung aus der Wissenschaft diesem Projekt immer noch keine klare Absage erteilt? Ganz offensichtlich hat sie auch im Rahmen ihrer Ratspräsidentschaft nicht die Kraft gefunden, einen Neu- ansatz zu verfolgen. Dieser sollte darin bestehen, an den zum Teil gerade erst neu aufgelegten Programmen und Strukturen des Siebten Forschungsrahmenprogramms anzuknüpfen und diese zu stärken. Das wäre inhaltlich konsistent und begründbar. Alle Seiten sind unzufrieden. Und doch verzettelt man sich in einer Kompromissdebatte. Und das ist ty- pisch für EU-Entscheidungen. Was war bzw. ist das eigentliche Problem? Dieses er- gibt sich wieder einmal daraus, dass sich ein Politiker vor seinem Abschied ein Denkmal setzen wollte. Adres- saten und politisch Verantwortliche halten eigentlich nichts von dieser Kopfgeburt. Statt nun aber die Sache v d s V d K d s K d F l t g s S F 2 a ü d ö p F a – i P i U l z s v d n s s E s v d u l s g a l d z c d W (C (D ernunftbegabt zu beenden, wird versucht, durch Verän- erungen innerhalb des Projektes die unschöne politi- che Demontage eines ach so verdienten Politikers und orführeffekte gegenüber potenziell betroffenen Län- ern zu vermeiden. Man geht auf diese Weise offenen onfrontationen aus dem Weg, schließlich könnten sich araus später auch Nachteile für eigene ehrgeizige politi- che Vorhaben ergeben. Diese Strategie zum Umgang und zur Beilegung von onflikten kostet die europäischen Steuerzahlerinnen ann schon einmal Millionen oder wie im vorliegenden all des Europäischen Technologieinstituts sogar Mil- iarden – konkret 2,4 Milliarden. Das wissen alle poli- isch Verantwortlichen. Auch die Bundesregierung hat anz offensichtlich nicht die Kraft gefunden, sich die- em völlig unberechenbaren Projekt entgegenzustellen. ie hat sich innerhalb ihrer Ratspräsidentschaft an einem ormelkompromiss abgearbeitet. Und für den 25. Juni 007 soll nun der Stapellauf beschlossen werden. Alles ndere wäre eine echte, wenngleich gute Überraschung. Keiner weiß genau, ob der Kahn die georderte Fracht berhaupt tragen kann. Der Wirtschaft soll gedient wer- en. Wissensproduktion und -transfer sollen massiv mit ffentlichen Geldern forciert werden. Es fehlen jedoch räzise Angaben sowohl zu Inhalt und Form als auch zur inanzierung dieser Passage. Dabei sollten alle Verantwortlichen gewarnt sein. Ein nderes großes Flaggschiff der europäischen Forschung nämlich das Weltraumforschungsprojekt GALILEO – st gerade kläglich gestrandet. Dabei gab es für dieses rojekt im Vergleich zum Europäischen Technologie- nstitut immerhin deutlich verbindlichere Festlegungen. nd dennoch ist ein Mitzeichner – die Wirtschaft näm- ich – ausgestiegen. Die Risiken waren ihr im Verhältnis um kalkulierbaren Nutzen zu wenig abschätzbar. Und chließlich, so die Selbstauskunft, müsse ja nicht alles on privater Ebene finanziert werden. Mit Blick auf GALILEO muss nun festgestellt wer- en: Die „Himmelsschiffe“ anderer Länder bzw. Regio- en – wie beispielsweise das neue GPS III – schicken ich an, vorbeizufliegen. Im Flug erfahren diese Verbes- erungen ihrer Leistungsfähigkeit. Es wäre seitens der U eine sinnvolle Form der Schadensbegrenzung gewe- en, sich an diesen Missionen zu beteiligen. Stattdessen ersuchen die beteiligten Länder, den eigenen Kahn wie- er flottzumachen. Und das wird die Steuerzahlerinnen nd Steuerzahler insgesamt 13 Milliarden Euro kosten. Man hat also eben erst einen Schiffbruch erfahren und ässt sich mit dem Europäischen Technologieinstitut chon wieder auf ein neues Großprojekt ein. Dessen so- enannter europäischer Mehrwert wird noch schlechter ls bei GALILEO prognostiziert – und das für alle Betei- igten: für die Länder, für die Wirtschaft aber auch für ie Wissenschaft. Besonders unverständlich ist dabei, dass weder die usätzlichen Kosten von GALILEO noch die zusätzli- hen Kosten des Europäischen Technologieinstituts in er aktuellen Finanzplanung der EU berücksichtigt sind. enn also nicht neues Geld aus den Ländern kommt und Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10875 (A) ) (B) ) das ist absolut ausgeschlossen, dann wird man die Sum- men nur durch Umschichtungen im EU-Haushalt auf- bringen können. Das geplante Technologieinstitut jeden- falls schlägt schon allein mit 308 Millionen im ersten Jahr zu Buche. Da jedoch die Finanzplanung der EU ein noch größe- rer und noch zerbrechlicherer Kompromiss ist, ist derzeit eine saubere Lösung gar nicht absehbar. Man wird sich vermutlich mit der weichen Formulierung einer Zielstel- lung zufrieden geben. Das alles ist sowohl der Bundesregierung als auch der Koalition bekannt. Nicht umsonst versucht die Koalition in ihrem Antrag zum Europäischen Technologieinstitut, ein paar Ankerwürfe vorzubereiten. So soll sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass Unternehmen und private Organisationen einen substan- ziellen Beitrag von mindestens 50 Prozent an dessen Ge- samtkosten aufbringen. Nur auf Basis belastbarer finan- zieller Zusagen könne das Technologieinstitut seine positive Wirkung entfalten. Und nur dann dürfe mit der Errichtung begonnen werden. Im Grunde genommen ist das der wichtigste Punkt Ihres Antrages. So wie er im Antrag steht, haben Sie ihn eigentlich als K.-o.-Krite- rium formuliert. Die Wirtschaft wird in „zentraler Rolle“ gesehen, weil das Technologieinstitut – ich zitiere – „als strategisches Instrument für die Interessen der Wirtschaft in Europa be- griffen wird“. Zitat Ende. Vor diesem Hintergrund ist eine Beteiligung insbesondere von kleinen und mittelständi- schen Unternehmen – vorsichtig ausgedrückt – als höchst unwahrscheinlich einzustufen. Die Linke ist ganz und gar nicht der Auffassung, dass sich die EU auf ein Projekt einlassen sollte, bei dem jetzt schon klar ist, dass weder die Wirtschaft noch private Organisationen eine solche verbindliche Finanzbeteili- gung eingehen werden. Alles wird sich wieder in der Preislage von freiwilligen Erklärungen oder unverbindli- chen Selbstverpflichtungen abspielen. Mit der Bestimmung der beiden ersten Leitthemen des Technologieforschungsinstituts zu Energie- und Kli- maforschung steckt man doch schon mitten drin. Und gerade auch diese beiden Felder sind beredte Beispiele dafür, wie man in den vergangenen Jahren bei der Kar- tierung freiwilliger Verpflichtungen in unsicherem Fahr- wasser gestrandet ist. Allein eine Vernetzung vorhande- ner Einrichtungen und Akteuren der Spitzenforschung zu diesen Themen wird die Wirtschaft nicht hinreißen, sich auf verbindliche Finanzierungszusagen einzulassen. Dessen sind sich natürlich auch die Koalitionsfraktio- nen bewusst. Daher setzen sie in ihrem Antrag auch schon Rettungsboote aus. Bis spätestens 2012 soll das Technologieinstitut durch externe Sachverständige ge- prüft werden. Danach soll nochmals über die Fortfüh- rung entschieden werden. Bis dahin finden sich Bundesregierung und Koali- tionsfraktionen damit ab, dass Gelder und Ressourcen aus anderen Bereichen, wie dem Programm Lebenslan- ges Lernen, dem 7. Forschungsrahmenprogramm und d I s f u s n W g e s m E e A T b d d a D d e g E m w I z – l e e k r I n m T n p S s J s S v d i d T – (C (D em Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und nnovation, CIP, abgezogen werden. Doppelstrukturen ind im Verhältnis zu den bestehenden Technologieplatt- ormen gar nicht zu vermeiden. Auch Überschneidungen nd Kollisionen zum erst unlängst begründeten Europäi- chen Forschungsrat können angesichts der konzeptio- ellen Unschärfe gar nicht vermieden werden. Welche irkungen sich für Hochschulen und Wissenschaftsor- anisationen ergeben, ist unklar. Diese werden nun in ine weitere Fahrrinne geschickt, auf der neue For- chungsmittel erreichbar werden sollen. Der Hinweis, an stütze sich ohnehin nur auf Erfahrene der xzellenzinitiative, grenzt zugleich den Teilnehmerkreis in. Die Linke hat bereits im März dieses Jahres mit ihrem ntrag gezeigt, dass die Initiativen zum Europäischen echnologieinstitut eingestellt werden müssen. Wir ha- en auf einen Ausbau und eine Qualifizierung bestehen- er Strukturen und Initiativen verwiesen. Daran haben weder der Koalitionsantrag noch die von er Bundesregierung eingeschlagene Kompromisslinie uf europäischer Ebene etwas geändert. Um im Bild zu bleiben, sei abschließend angemerkt: er Wassereinbruch ist bereits vorprogrammiert. Und as Kommando „Schotten dicht“ hat bekanntlich nicht inmal die „Titanic“ vor dem Untergang gerettet. Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die rüne Fraktion hat sich klar gegen die Einrichtung des IT ausgesprochen. Wir halten das EIT für ein vollkom- en ungeeignetes Mittel, um die Ziele der Förderung issenschaftlicher Exzellenz und Beschleunigung von nnovation und Marktzugang für Forschungsergebnisse u erreichen. Das wesentliche Problem mit dem geplanten Institut das ja in seiner jetzigen Form „nur“ noch ein dezentra- es Netzwerk wäre – ist, dass es damit zur Schaffung iner ineffizienten und konkurrierenden Struktur in der uropäischen Forschungslandschaft käme, die in Kon- urrenz zu bestehenden Instrumenten tritt. Es gibt be- eits eine Reihe von europäischen Initiativen und neuen nstrumenten, die sich den genannten Zielen widmen – ämlich vor allem das 7. Forschungsrahmenprogramm it dem Europäischen Forschungsrat und gemeinsamen echnologieplattformen und daraus entwickelten Tech- ologieinitiativen. Es haben sich längst zahlreiche euro- äische Kooperationsnetzwerke herausgebildet, deren tärkung und Weiterentwicklung unser zentrales Ziel ein sollte. Das EIT wäre demgegenüber im über viele ahre gewachsenen System der europäischen For- chungsförderung ein Fremdkörper, der die bestehenden trukturen schwächen würde. Hinzu kommt, dass die Finanzierung des EIT bisher ollkommen unklar ist. Deshalb steht zu befürchten, ass sie zulasten der bereits bestehenden Instrumente, nsbesondere dem 7. FRP erfolgt. Außerdem hält sich ie Privatwirtschaft, die das Institut zum überwiegenden eil finanzieren soll, bisher mit verbindlichen Zusagen um es vorsichtig zu formulieren – sehr bedeckt. Die 10876 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Erfahrungen, die wir derzeit mit GALILEO machen, las- sen eher befürchten, dass am Ende doch die öffentliche Hand auf den Kosten sitzen bleibt. Einige dieser Sorgen teilt man offensichtlich auch in der Koalition. In Ihrem Antrag fordern Sie die Bundes- regierung auf, dass sie sich unbedingt dafür einsetzen solle, dass es weder zu inhaltlichen Überschneidungen mit bestehenden europäischen Förderstrukturen noch zu Querfinanzierungen aus diesen Programmen kommt, und dass die Errichtung an verbindliche Finanzierungs- zusagen der Privatwirtschaft geknüpft wird. Bisher ist es der Regierung aber keineswegs gelungen, plausibel dar- zustellen, wie sie diese Bedingungen erfüllen will. Kon- sequent wäre es deshalb, wenn die Koalitionsfraktionen das ganze Projekt – so wie wir es tun – ablehnen würden. Anders dagegen die FDP, die als einzige Fraktion im Bundestag das EIT unvoreingenommen begrüßt. Beson- ders bemerkenswert ist, dass Sie darüber hinaus die ein- zige Stimme in ganz Europa sind, die immer noch dafür plädiert, das EIT als zentrale Einrichtung entsprechend den ursprünglichen Kommissionsplänen einzurichten – und das entgegen den Stellungnahmen, die von allen re- levanten Akteuren, insbesondere auch den Wissen- schaftsorganisationen, zu dieser Idee abgegeben worden sind. Hinzu kommt, dass Sie sich in Ihrem Antrag dafür aussprechen, dass das EIT sich nicht alleine an wissen- schaftlichen Kriterien messen lassen solle, sondern da- rüber hinaus auch wirtschaftliche Erwägungen bereits in die Exzellenzdefinition einfließen sollen. Das lehnen wir ab. Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Öffentlichen Verkehr in den neuen Bundesländern nicht gefährden – Verkehrsflächenbereinigungsgesetz verlängern (Tagesordnungspunkt 19) Marco Wanderwitz (CDU/CSU): Dem vorliegenden Antrag der Fraktion Die Linke, die Übergangsregelung des Verkehrsflächenbereinigungsgesetzes über den Frist- ablauf zum 30. Juni 2007 hinaus zu verlängern, wird die CDU/CSU-Bundestagsfraktion nicht zustimmen. Damit habe ich am 29. März 2007 meine Rede zur ersten Le- sung dieses reinen Schaufensterantrages der PDS begon- nen. Zur Begründung komme ich noch. Ich kann aber auch heute gleich zu Beginn sagen, dass sich an dieser Sicht meiner Fraktion nichts geändert hat. Woran liegt das nun? Sie, meine Damen und Herren von der PDS, haben nichts, aber auch gar nichts ausfüh- ren können, was diesen Antrag begründen würde. Alle Fraktionen des Hauses haben Sie dazu in der ersten Le- sung aufgefordert. Mit einer Begründung ist, damit klar wird, was ich darunter verstehe, und wo das diesbezügli- che Problem der PDS liegt, nicht gemeint, Umstände zu behaupten, sondern diese durch Fakten zu substantiieren. Sie haben weder in der ersten Lesung, noch in der Folge, e s u A n A A d c u V S a D s v e R n i b w d l c i ö 3 g k v L s f M G f s s J A d s e e f g r h d s K t t h v (C (D twa bei den Beratungen im federführenden Rechtsaus- chuss, in irgendeiner Form die dünne, pauschale, von nbewiesenen Behauptungen getragene Begründung des ntrages verdichten können. Gegen die zu Recht ableh- ende Stellungnahme der Bundesregierung habe ich kein rgument vernommen. Was die PDS betreibt, und dieser ntrag ist nur eines von vielen Beispielen, ist nichts an- eres als reine populistische Klientelpolitik ohne jegli- he Substanz. Das kostet das Parlament wertvolle Zeit nd schadet unserer parlamentarischen Demokratie. Ihr erhalten ist unkollegial und einfach nur schäbig. Ich habe mir überlegt, ob ich, da es keinerlei neuen achstand gibt, gleich nur auf meine umfängliche Rede us der ersten Lesung verweise. Das tue ich hiermit. ennoch möchte ich die wichtigsten Punkte unserer Po- ition noch einmal kurz umreißen. Seit der Wiedervereinigung gibt es für die Vielzahl on Grundstücken privater Eigentümer, die zu Zeiten der hemaligen DDR zum Teil ohne bzw. auf zweifelhafter echtsgrundlage für öffentliche Zwecke in Anspruch ge- ommen wurden, ohne dass ihre förmliche Überführung n sogenanntes Volkseigentum oder eine rechtlich ver- indliche Regelung der Nutzungsverhältnisse erfolgt äre, eine Übergangsvorschrift. Diese regelt, dass trotz es durchaus zweifelhaften Besitzanspruches der öffent- ichen Hand eine weitere Nutzung bzw. der Erwerb sol- her Grundstücke durch die öffentliche Hand möglich st. Die öffentlichen Nutzer haben ein für weiterhin zu ffentlichen Zwecken benötigte Flächen bis zum 0. Juni 2007 befristetes Ankaufsrecht zu besonders ünstigen Konditionen, die erheblich unterhalb des Ver- ehrswerts liegen. Mit dieser Übergangslösung sollte ermieden werden, dass die Kommunen in den neuen ändern mit Ankaufsforderungen durch private Grund- tückseigentümer überfordert würden. Durch die lang- ristige Übergangsregelung wurde den Kommunen die öglichkeit eingeräumt, zunächst zu überprüfen, welche rundstücke im Privateigentum dauerhaft weiter für öf- entliche Zwecke benötigt werden und in der Folge ent- prechend die zum verbilligten Erwerb dieser Liegen- chaften notwendigen Haushaltsmittel über mehrere ahre in die jeweiligen Planungen einzustellen. Künftig kann nun, falls der öffentliche Nutzer sein nkaufsrecht bis zum 30. Juni 2007 nicht ausgeübt hat, er private Eigentümer ab diesem Zeitpunkt den Ankauf eines Grundstücks zum Verkehrswert verlangen oder in marktgerechtes Nutzungsentgelt für die Eintragung iner Dienstbarkeit fordern. Mit Ablauf der Übergangs- rist wird für die nach so vielen Jahren immer noch un- eklärten Fälle in der Folgezeit nun die endgültige Klä- ung der Rechtsverhältnisse an den Grundstücken erbeigeführt, die zu diesem Zeitpunkt trotz fortdauern- er öffentlicher Nutzung noch immer im Privateigentum ind. Im Jahre 17 der deutschen Einheit ist das für die ommunen zumutbar. Wir werden nicht durch eine wei- ere Fristverlängerung das gewachsene Vertrauen der be- roffenen Grundeigentümer enttäuschen. Rechtssicher- eit ist ein hohes Gut. Eine sachgrundlose Verlängerung on mit Sachgrund versehenen Übergangsfristen wird es Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10877 (A) ) (B) ) mit uns nicht geben. Eigentum verpflichtet nicht nur, meine Damen und Herren von der PDS, wir leben Gott sei Dank nicht im sogenannten Sozialismus! Zudem ist ja weiterhin die Rechtsbereinigung zuguns- ten der öffentlichen Hand möglich. Bei Vorliegen der entsprechenden spezialgesetzlichen Voraussetzungen ist eine Enteignung für öffentliche Zwecke nicht ausge- schlossen. Allerdings wäre dann entsprechend der grundgesetzlichen Eigentumsgarantie der volle Ver- kehrswert als Ausgleich zu zahlen. Und gerade dieser Punkt ist der Entscheidende. Wir stehen unverrückbar zur Eigentumsgarantie als zentralem Punkt des Grundge- setzes. Dr. Peter Danckert (SPD): Bereits am 29. März 2007 habe ich an dieser Stelle zu diesem Thema Folgen- des gesagt: Die Linke fordert in ihrem Antrag die Bun- desregierung auf, das Gesetz zur Bereinigung der Rechtsverhältnisse an Verkehrsflächen und anderen öf- fentlich genutzten privaten Grundstücken, kurz Ver- kehrsflächenbereinigungsgesetz, über die gegenwärtig geltende Frist bis 30. Juni 2007 hinaus um drei weitere Jahre zu verlängern. Das Verkehrsflächenbereinigungsgesetz vom 26. Ok- tober 2001 regelt die Rechtsverhältnisse an Grundstü- cken in den neuen Bundesländern, die im Privateigen- tum stehen, aber zu öffentlichen Zwecken genutzt werden. Die gesetzliche Neuregelung erfolgte seinerzeit aufgrund einer Initiative der neuen Länder. Vor dem Hintergrund von Art. 14 des Grundgesetzes war eine nicht einfache Abwägung zwischen dem Eigentum und dem Wohle der Allgemeinheit vorzunehmen. Dieses Ge- setz räumt dem öffentlichen Nutzer unter bestimmten Voraussetzungen ein Erwerbsrecht an Verkehrsflächen gegenüber dem Grundstückseigentümer ein. Dies betrifft in erster Linie Verkehrsflächen, aber auch für Verwal- tungszwecke genutzte Flächen und Gebäude. Handlungsbedarf ergab sich aus dem Umstand, dass in der DDR oftmals private Grundstücke für öffentliche Zwecke in Anspruch genommen worden sind, ohne dass eine förmliche Überführung des Grundstücks in Volks- eigentum stattgefunden hätte oder die Nutzung des Grundstücks gegenüber dem Eigentümer sonst auf eine rechtliche Grundlage gestellt worden wäre. Diese Grundstücke blieben in Privateigentum und sind es auch heute noch. Das Gesetz ermöglichte den Kommunen, vom Eigen- tümer bis zum 30. Juni 2007 den Verkauf des Grund- stücks zu stark abgesenkten Preisen zu verlangen. Der Gesetzgeber hat seinerzeit ganz bewusst in § 8 eine Ab- schlussfrist normiert, um, wie es in der Begründung hieß, „den baldigen Ankauf der für öffentliche Zwecke genutzten Grundstücke zu bewirken“ und damit auch eine „zügige Bereinigung“ zu realisieren. Diese Regelung entspricht dem sich aus Art. 14 des Grundgesetzes ergebenden Grundsatz der Verhältnismä- ßigkeit. Das heißt konkret eine Abwägung zwischen dem grundgesetzlichen Schutz des Eigentums und dem Wohl der Allgemeinheit. Nach Ablauf der Abschlussfrist v G m g l t G t d G v t g e z t b 1 a E h k d d s g d a n d k r N f f G t e a g t u D s d A d h s d g z (C (D erbleiben einige unbereinigte Fälle, in denen der rundstückseigentümer die Wahl hat, ob er von der Ge- einde den Ankauf verlangt oder aber ein Nutzungsent- elt fordert, das so lange zu zahlen wäre, wie die öffent- iche Nutzung fortbesteht. Die Linke ist der Ansicht, dass eine Vielzahl der be- roffenen Kommunen nicht in der Lage sein wird, den rundstückseigentümern bis zu diesem Stichtag ihr no- arielles Kaufvertragsangebot zu übermitteln, und strebt eshalb eine Fristverlängerung an. Gestatten Sie mir hierzu folgende Anmerkungen: Das esetz mit der konkreten Abschlussfrist ist das Ergebnis on Beratungen einer auf Initiative der Ost-Justizminis- erkonferenz 1999 gebildeten Bund-Länder-Arbeits- ruppe. Diese Abschlussfrist nach § 8, die man auch als ine Ausschlussfrist werten kann, war ein Kompromiss wischen den widerstreitenden Interessen der Beteilig- en. Zu bedenken war, dass die Grundstückseigentümer ei Ablauf der Frist über einen Zeitraum von fast 7 Jahren nach der Wiedervereinigung keinen Zugriff uf das Grundeigentum hatten. Zugleich war den öffentlichen Nutzern bereits bei der rarbeitung des Gesetzes das Problem der noch ausste- enden sachenrechtlichen Bereinigung seit langem be- annt. Zur Durchführung der notwendigen vorbereiten- en Maßnahmen – Vermessungsarbeiten, Feststellung er Eigentumsverhältnisse – zur rechtlichen Bereinigung tand ausreichend Zeit, nämlich sechs Jahre, zur Verfü- ung. Darüber hinaus impliziert der Ablauf der Frist nicht ie Notwendigkeit, alle Verträge bis zum Stichtag fertig bzuwickeln. Auch nach Fristablauf ist die Rechtsberei- igung möglich, wenn auch der Grundstückseigentümer amit einverstanden ist. Nach Ablauf der Abschlussfrist ann allerdings der Grundstückseigentümer alleine da- über entscheiden, ob er die Fläche an den öffentlichen utzer verkauft, die Zahlung eines Nutzungsentgeltes ordert oder schlicht nichts unternimmt. Wenn der öf- entliche Nutzer an der Erlangung des Eigentums am rundstück gegen den Willen des Grundstückseigen- ümers interessiert ist, kommt gegebenenfalls eine Ent- ignung nach den jeweiligen Spezialvorschriften, unter nderen den Straßengesetzen der Länder – allerdings ge- en Entschädigung in Höhe des Verkehrswertes –, in Be- racht. Einer Fristverlängerung stehen – dies ist nicht ganz nerheblich – verfassungsrechtliche Bedenken entgegen: ie trotz der öffentlich-rechtlichen Nutzung der Grund- tücke bestehenden eingeschränkten Eigentumsrechte er Grundstückseigentümer fallen unter den Schutz von rt. 14 Abs. l Satz l des Grundgesetzes. Jede Änderung er Ausgestaltung der Rechtsverhältnisse muss sich da- er insbesondere an den Grundsätzen des Vertrauens- chutzes und der Verhältnismäßigkeit messen lassen. Die erhebliche Belastung der Grundstückseigentümer, ie über einen langen Zeitraum zur Passivität gezwun- en sind, und die Tatsache, dass den öffentlichen Nut- ern der Ablauf der Abschlussfrist frühzeitig bekannt 10878 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) war, begründen ernsthafte verfassungsrechtliche Beden- ken gegen die Verlängerung der Frist. Zu dem, was ich am 29. März 2007 gesagt habe, ste- hen wir als SPD-Fraktion. Der Antrag ist so überflüssig wie nur wenig anderes. Deshalb gibt es hierzu nichts we- sentlich Neues zu ergänzen. Weder hat es eine Initiative des Bundesrates gegeben, noch haben die weiteren Bera- tungen signifikante Gründe ergeben, die für eine Ver- längerung des Verkehrsflächenbereinigungsgesetzes sprechen. Fast sechs Jahre sind nunmehr verstrichen, in denen ausreichend Gelegenheit bestanden hätte, die Grundstücks- und Eigentumsverhältnisse endgültig zu klären. Aus diesen Erwägungen heraus kann und wird die SPD-Bundestagsfraktion dem Antrag der Fraktion Die Linke nicht zustimmen. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP): Die Beratung des Antrags im federführenden Rechtsaus- schuss und im mitberatenden Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat ergeben, dass es keinen Anlass gibt, die Abschlussfrist nach § 8 des Verkehrs- flächenbereinigungsgesetzes um drei Jahre bis zum 30. Juni 2010 zu verlängern. Bleibt es beim Fristablauf zum 30. Juni 2007, bedeu- tet das jedoch nicht, dass die zugrunde liegenden Rechts- verhältnisse nicht mehr einer Rechtsbereinigung zuge- führt werden könnten. Der Fristablauf hat zunächst nur zur Folge, dass nunmehr der Grundstückseigentümer selbst darüber entscheiden kann, ob er die Fläche an den öffentlichen Nutzer verkauft, die Zahlung eines Nut- zungsentgelts fordert oder aber schlicht nichts unter- nimmt. Damit wird dem Grundstückseigentümer ein Stück Entscheidungsfreiheit zurückgegeben. Damit tritt der eigentumsrechtliche Normalfall ein. Dies ist auch geboten, wenn man bedenkt, dass der Eigentümer bei Ablauf der Frist Ende Juni 2007 über ei- nen Zeitraum von insgesamt fast 17 Jahren seit der Wie- dervereinigung keinen Zugriff auf sein Eigentum hatte und die Fremdnutzung hinnehmen musste, also zu Passi- vität verurteilt war. Der öffentliche Nutzer hatte in all den Jahren genug Zeit, vorbereitende Maßnahmen zur rechtlichen Bereini- gung in Angriff zu nehmen und durchzuführen. Wenn der öffentliche Nutzer dies nicht getan hat, gleichwohl aber an der Erlangung des Eigentums am Grundstück ge- gen den Willen des Grundstückseigentümers interessiert ist, besteht im begründeten Einzelfall und zum Wohle der Allgemeinheit immer noch die Möglichkeit einer Enteignung nach den jeweiligen Spezialvorschriften, insbesondere den Straßengesetzen der Länder. Diese setzte dann allerdings die Zahlung einer Entschädigung in Höhe des Verkehrswerts voraus. Alles andere wäre mit der Eigentumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 des Grundgesetzes auch nicht ver- einbar. Mit der von den Antragstellern geforderten Frist- verlängerung ohne Ausgleichsmaßnahmen würde die Grenze des den Grundstückseigentümern Zumutbaren überschritten. Die Grundsätze des Vertrauensschutzes und der Verhältnismäßigkeit wären dann verletzt. G n ö k v A G s D I u e g b E d d g B L Z g h b k c m g V S G t b G a G s G n b m S n S w d B h F r g z b (C (D Wer etwas anderes will, darf die Belastung der rundstückseigentümer im Wege der Fristverlängerung icht einfach fortschreiben und die Tatsache, dass den ffentlichen Nutzern der Ablauf der Frist frühzeitig be- annt war, ausblenden. Wer etwas anderes will, muss ielmehr ein Konzept vorlegen, das einen gerechten usgleich zwischen den widerstreitenden Interessen der rundstückseigentümer und der öffentlichen Nutzer vor- ieht. Ein solches Konzept ist dem Antrag der Fraktion ie Linke nicht zu entnehmen. Der Antrag ist weit davon entfernt, den geschützten nteressen beider Seiten Rechnung zu tragen. Das ist mit nserem Verständnis des Eigentumsschutzes nicht ver- inbar. Die Fristverlängerung liefe darauf hinaus, die Ei- entümer von Grundstücken, die dem Verkehrsflächen- ereinigungsgesetz unterliegen, für weitere drei Jahre zu igentümern zweiter Klasse zu machen. Da in den Beratungen auch nicht erkennbar wurde, ass die Kommunen in den neuen Ländern aus Gründen, ie sie nicht zu vertreten haben, an einer Rechtsbereini- ung gehindert waren, bleibt es bei dem Nein der FDP- undestagsfraktion zu dem Antrag der Fraktion Die inke. Heidrun Bluhm (DIE LINKE): Ich werbe hier für die ustimmung zu einer Fristverlängerung für ein Über- angsgesetz für die neuen Bundesländer, das von den eutigen Koalitionären seinerzeit mit großer Mehrheit eschlossen wurde, weil sie selbst von der Notwendig- eit dieser Regelung überzeugt waren. Die Flächensi- herung ist zum Fristende 31. Juni 2007 durch die Kom- unen in der vorgesehenen Zeit nicht zu realisieren ewesen. Dafür gibt es objektive Gründe: Aufgrund der ielzahl der bisher bekannt gewordenen Fälle sowie der chwierigkeiten bei den Recherchen zu den betroffenen rundstücken hat sich gezeigt, dass eine Vielzahl der be- roffenen Kommunen ihr notarielles Kaufvertragsange- ot nicht bis zu dem vorgesehenen Stichtag an die rundstückseigentümer übermitteln kann. Dies ist unter nderem dem Umstand geschuldet, dass es sich bei den rundstückseigentümern oft um große Erbengemein- chaften handelt, noch nicht vollständig aktualisierte rundstückskataster in den Gemeinden vorliegen oder och strittige Rückübertragungsansprüche vorliegen zw. sich erst im Rahmen von Vermessungen für Bau- aßnahmen herausstellt, dass zum Beispiel öffentliche traßen zum Teil über private Grundstücke verlaufen. Die Beschlussfassung zum vorliegenden Antrag mei- er Fraktion ist ein weiterer Gradmesser dafür, welchen tellenwert öffentliches Interesse und Gemeinwohl so- ie Verantwortung für handlungsfähige Kommunen für ie in diesem Hause vertretenen Fraktionen haben. Die undesregierung und die große Mehrheit in diesem Ho- en Hause argumentiert, dass dieses Gesetz und seine ristenregelung nur eine Übergangslösung seien. Das ist ichtig und soll auch so bleiben. Auch wir, Die Linke, wollen dieses Gesetz als Über- angsregelung sehen. Aber wir alle gemeinsam müssen ur Kenntnis nehmen, dass regional unterschiedlich 30 is 40 Prozent aller für die Gemeinden notwendigen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10879 (A) ) (B) ) Grundstücke für die Sicherung der öffentlichen Aufga- ben noch nicht im Besitz der Kommunen sind. Die Flä- chenzuordnung ist also längst nicht erfolgt und schon gar nicht abgeschlossen. Deshalb sollte es möglich sein, diese Übergangsregelung um einen angemessenen Zeit- raum einmal zu verlängern. Der Übergang des Initiativrechtes zum Kaufvertrags- abschluss von den Kommunen auf die Eigentümer führt zur Erhöhung des finanziellen Aufwandes für die Kom- munen, die nun zum Verkehrswert erwerben müssen. Sollte eine Fristverlängerung nicht erreicht werden, bleibt den Gemeinden nur die Möglichkeit des ordentli- chen Ankaufs der Grundstücke zum Verkehrswert, was die öffentlichen Haushalte weiter belasten würde und das Risiko birgt, dass der private Grundstückseigentü- mer sich einem Verkauf auch verweigern oder den Pro- zess einer Einigung zeitlich in die Länge ziehen kann. Oft haben wir es doch auch an anderen Stellen erleben müssen, dass die privaten Verkäufer utopische Kauf- preisforderungen stellen, wenn die öffentliche Hand Grundstücke erwerben will. Das wäre ein weiterer Schritt, die finanziellen Hand- lungsspielräume der Kommunen einzuschränken und potenzielle kommunale Investitionen zu be- wenn nicht sogar zu verhindern. Nach dem Fristablauf würde auch die Sicherung kom- munaler Daseinsvorsorge, soweit es Flächen betrifft, auf denen Schulen, Kindergärten, Spiel- und Sportplätze ge- baut wurden bzw. gebaut werden sollen, zeitlich erheb- lich schwerer werden. Es besteht also in mehrfacher Hinsicht ein dringender Bedarf für eine Fristverlänge- rung. Eine Umfrage ergab allein in Thüringen 2006 bei 13 Gemeinden einen Rückstand von 691 Grundstücken mit rund 167 000 Quadratmetern Fläche. In Mecklen- burg-Vorpommern sind die Zahlen ähnlich. Außerdem wird der Übergang des Rechts auf Verlan- gen zur Flächenbereinigung auf den oder die Grund- stückseigentümer als Investitionshemmnis und entgegen dem öffentlichen Interesse wirken, da die Kommune ihr Initiativrecht verliert. All dem liefern wir die Gemeinden aus, wenn die Fristverlängerung nicht beschlossen wird. Die begrüßenswerten Ziele des Gesetzes, nämlich Rechtssicherheit für Nutzer und Eigentümer zu schaffen, Eigentümer angemessen zu entschädigen sowie Grund- stücksnutzung und Grundstückseigentum für die öffent- liche Hand zusammenzuführen, ist unter den gegebenen Bedingungen und der gesetzten Frist nicht erreichbar. Damit ist die Wahrnehmung der öffentlichen Aufgaben auf den betroffenen Grundstücken zukünftig in Gefahr. Aus den genannten Gründen ist eine Fristverlängerung des Gesetzes dringend geboten. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Aus meiner Sicht kommt die Bau- und Stadtentwicklungspo- litik im Bundestag viel zu kurz. Vor dem Hintergrund der absehbaren demografischen Entwicklung, der dramati- schen Klimaveränderungen und der sozialen Verschie- bungen müssten unsere Themen viel öfter auf der Tages- ordnung des Plenums stehen. Aber bitte nicht mit so e d s s s d n g r h G r w l n g d L s v i t P A E la n k V k O f B e S a r w m w S t o c 1 z D s r D m d g (C (D inem Schnellschuss! Wir können nur froh sein, dass ieser Tagesordnungspunkt so spät angesetzt worden ist, odass wir den Wählerinnen und Wählern vor den Fern- ehern die Behandlung dieses belanglosen Antrages er- paren können. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, mit iesem Antrag können Sie keinen Blumentopf gewin- en. Schon zur ersten Lesung im März sind Sie die Be- ründung für eine Verlängerung des Verkehrsflächenbe- einigungsgesetzes schuldig geblieben. Ich kann weiter- in nur feststellen, dass ein Schreiben des Städte- und emeindebundes Thüringen unkritisch und ohne Ände- ungen in einen parlamentarischen Antrag übernommen urde. Von einer Bundestagsfraktion hätte ich mehr po- itische Intuition und Geschick erwartet. Es ist noch icht lange her, da musste ich übrigens die gleiche Vor- ehensweise Ihrer Fraktion bei einem Anliegen des Bun- esverbandes der Deutschen Binnenschiffer feststellen. iebe Kolleginnen und Kollegen von der Linksfraktion, o machen Sie sich zu Handlangern einzelner Interessen- ertreter. Ich hoffe, dass Ihr politischer Anspruch größer st und rate Ihnen, die Anliegen einzelner Interessenver- reter ernsthafter zu prüfen und zu bewerten. Obgleich die Argumente bereits zur ersten Lesung im lenum bekannt waren, will ich nochmals kurz auf den ntrag zum Verkehrsflächenbereinigungsgesetz eingehen. s gibt vor Ort keinen Bedarf für eine Verlängerung. Bis- ng sind mir aus den anderen Bundesländern – mit Aus- ahme des Städte- und Gemeindebundes Thüringen – eine Fälle bekanntgeworden, die eine Verlängerung des erkehrsflächenbereinigungsgesetzes hätten begründen önnen. Ich bin als Sprecher unserer AG Ost häufig vor rt und dadurch mit kommunalpolitischen Problemen be- asst. Würden ostdeutsche Kommunen tatsächlich einen edarf für eine Verlängerung sehen, wären sicher längst ntsprechende Initiativen über die Parteien, kommunalen pitzenverbände oder/und die Länder ergriffen worden. Schließlich ist seit langem klar, dass dieses Gesetz usläuft. Die Kommunen konnten bis jetzt auch schwie- ige Immobilienfragen klären. Selbst nach dem 30. Juni erden Rechtsbereinigungen möglich sein. Das Argu- ent, dass Eigentumsfragen immer noch nicht geklärt erden konnten, kann ich so nicht gelten lassen. chließlich sind mittlerweile 17 Jahre verstrichen. Soll- en tatsächlich Eigentumsfragen in kritischen Größen- rdnungen noch unklar sein, dürfte das an den staatli- hen Stellen und nicht an den Eigentümern liegen. Nach 7 Jahren ist es Zeit, sich von den ganzen Sonderrechten u verabschieden. Selbst als linker Grüner sage ich hier: iese Rechtssicherheit sind wir auch den Eigentümern chuldig. Danach kann sich der Eigentümer selbst um die Klä- ung der Rechtsposition seines Grundstücks kümmern. ie Laufzeit des Gesetzes bis zum 30. Juni 2007 war eines Wissens schon ein Kompromiss einer Bund-Län- er-Arbeitsgruppe. Wie sich heute herausstellt – mit Au- enmaß. 10880 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Außerdem muss ich nochmals auf die verfassungs- rechtlichen Probleme hinweisen. Das Grundgesetz for- dert, dass sowohl das Eigentum als auch das Erbrecht zu gewährleisten sind. Eine Fristverlängerung verstößt je- doch sowohl gegen den Vertrauensschutz als auch gegen die Verhältnismäßigkeit. Provisorische Lösungen halten bekanntermaßen ewig, doch das darf nicht für dieses Gesetz gelten. Am Ende dieses Monats muss daher das Verkehrsflächenbereini- gungsgesetz auslaufen. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Linksfraktion, ich sehe daher weiterhin keinen Grund, Ihren Antrag mitzutragen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wird Ihre Initiative daher ablehnen. Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts zu dem Antrag: Sonderbericht Nr. 9/ 2006 über Ausgaben für Übersetzungsleistun- gen bei der Kommission, beim Parlament und beim Rat (Tagesordnungspunkt 21) Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU): Deutsch ist für rund 90 Millionen EU-Bürger ihre Muttersprache und nach dem Englischen die zweitwichtigste Fremdsprache in der Europäischen Union. Wir wollen die Bedeutung der deutschen Sprache in der Europäischen Union stärken. Leider müssen wir aber feststellen, dass uns umgekehrt ständig Drucksachen aus dem Bereich der Europäischen Union erreichen, die nur zum Teil in Deutsch gehalten sind, zum anderen aber umfangreiche Abschnitte in Englisch und Französisch enthalten. Der Unterausschuss zu Fragen der Europäischen Union im Haushaltsausschuss ist nicht bereit, dies länger hinzu- nehmen. Seit März 2006 weisen wir Ratsdokumente, die nicht vollständig ins Deutsche übersetzt wurden, zurück und beraten diese damit vorläufig nicht. Mittlerweile wur- den 27 EU-Vorlagen mit 2 271 englisch- bzw. franzö- sischsprachigen Seiten zurückgewiesen. Nötig wurde dies, nachdem die Europäische Kommis- sion dazu übergegangen ist, immer weitere beratungs- und entscheidungsrelevante EU-Dokumente ganz oder teilweise zu Arbeitsdokumenten oder Anhängen herab- zustufen, um sich dadurch ihrer bindenden Verpflichtung zur vollständigen Übersetzung der Vorlagen in die Ar- beitssprache Deutsch zu entziehen. Dabei wird nach rein formalen Kriterien beschlossen, was teilweise zu absur- den Situationen führt. Ich darf Ihnen dies an einem Bei- spiel deutlich machen: Die EU-Vorlagen zu gefrorenen Erdbeeren, Sätteln aus China und Zuckermais aus Thailand wurden dem Deutschen Bundestag vollständig übersetzt zugeleitet. Demgegenüber wurde die Mitteilung der Kommis- sion zur verbraucherpolitischen Strategie der EU von 2 f s m m E l v b n s B D a a g s k m h h d s d 1 t V e b D e s V d i s g e d u g b s s P l n d D s z D (C (D 007 bis 2013 mit 15 Seiten in Deutsch als Zusammen- assung, 77 Seiten in Englisch und 32 Seiten in Franzö- isch vorgelegt. Die beiden letztgenannten Abschnitte sind laut Kom- ission lediglich Anhänge und Arbeitspapiere. Was soll an als gewissenhafter Abgeordneter damit anfangen? s wäre ja nicht das erste Mal, dass eine Verwaltung un- iebsame oder unangenehme Wahrheiten in Berichten zu erstecken versucht, indem diese in die Anlagen gescho- en werden und dann darauf gehofft wird, dass der ge- eigte Leser nach dem Hauptteil die Lektüre einstellt. Auch die Kollegen im EU-Ausschuss und Finanzaus- chuss sind mit dieser Problematik bereits mehrfach in erührung gekommen. Unser Bundestagspräsident, r. Norbert Lammert, und das Auswärtige Amt waren uch bereits in dieser Frage aktiv und haben sich unter nderem in schriftlicher Form an die Kommission ewandt, um diese von der Notwendigkeit einer voll- tändigen Übersetzung zu überzeugen. Unsere Bundes- anzlerin hat in einem persönlichen Gespräch mit Kom- issionspräsident Barroso ebenfalls auf die Problemlage ingewiesen. Leider hat sich trotz dieser vielen Bemü- ungen noch keine Änderung bei den Verfahrensweisen er Kommission ergeben. Dabei muss man eines fest- tellen: Die derzeitige Praxis der Kommission widerspricht er geltenden Rechtslage. Gemäß der Verordnung 1 von 958 ist Deutsch eine von mittlerweile 22 gleichberech- igten Amtssprachen der EU, so weit so gut. Art. 6 der erordnung 1 erlaubt den Organen der Gemeinschaft ine Sprachenregelung festzulegen. Davon wurde Ge- rauch gemacht und ein Dreisprachenregime aus eutsch, Englisch und Französisch als Arbeitssprachen ingeführt. Es sollte doch eigentlich selbstverständlich ein, dass sich die EU-Kommission an diese rechtlichen orgaben hält. Die „formalen“ Kriterien haben auch dazu geführt, ass beispielsweise Fortschritts- und Monitoringberichte m Zusammenhang mit der Erweiterungs- und Nachbar- chaftspolitik der EU in zehnseitigen Zusammenfassun- en vorgelegt wurden und als Zugabe hundert Seiten in nglischer und französischer Sprache beigelegt wurden. Mit diesem Beispiel möchte ich nur deutlich machen, ass die Kommission mit dem Ausschluss politischer nd dem Anlegen rein formaler Kriterien bei der Festle- ung der Übersetzungsleistung einen schweren Fehler egeht. In einer Diskussion mit dem für Vielsprachigkeit zu- tändigen Kommissar, Leonard Orban, im EU-Aus- chuss im April, habe ich deutlich gemacht, dass sich die roblematik der Übersetzungsleistungen einfach lösen ässt. Entweder muss die Kommission mit den vorhande- en Mitteln eine komplette Übersetzung der vorliegen- en Dokumente sicherstellen. Es gibt keinen Mangel an olmetschern bei den Sprachen Englisch und Franzö- isch. Oder, wenn denn die Mittel für die hohe Seiten- ahl nicht ausreichen, sollte man sich beim Verfassen der okumente auf das Wesentliche beschränken, um die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10881 (A) ) (B) ) Übersetzungsseitenzahl den vorhandenen Dolmetscher- kapazitäten anzupassen. Ich habe Herrn Orban in diesem Zusammenhang auch ein Angebot unterbreitet: Sollte die Kommission nicht in der Lage sein, das Problem zu meistern, soll sie uns das sagen. Wir können dann selbst entsprechende Überset- zungskapazitäten beim Bundestag aufbauen und die ent- stehenden Kosten gegen sonstige Forderungen der Euro- päischen Union an Deutschland verrechnen. Vielleicht mag es dem Außenstehenden seltsam vor- kommen, dass der Deutsche Bundestag bzw. seine Aus- schüsse sich seit Monaten mit dieser Frage beschäftigen. Schließlich leben wir in einer Zeit, in der wir unseren Kindern immer früher Fremdsprachen beibringen und in der Mehrsprachigkeit als besondere Qualifikation gilt. Doch darum geht es nicht. Wir als deutsches Parlament können einfach erwarten, dass uns die zu beratenden Un- terlagen in unserer Muttersprache vorgelegt werden. Deutschland ist der größte EU-Nettobeitragszahler, und wir können dafür auch erwarten, dass Zusagen ein- gehalten werden. Denn eines muss bei dieser Diskussion jeder wissen: Es geht nicht darum, zusätzliche Wünsche zu äußern, sondern darum, dass Zugesagtes eingehalten wird. Auch die Große Koalition hat sich in ihrem Vertrag dazu verpflichtet, die Bedeutung der deutschen Sprache innerhalb der Europäischen Union zu stärken. „Wir wer- den dafür sorgen, dass die Stellung der deutschen Spra- che in Europa ihrer Bedeutung entsprechend berücksich- tigt wird.“ Bereits seit vielen Monaten wird gegenüber den euro- päischen Institutionen durch die Bundesregierung und Vertreter des Bundestages die unzulängliche Überset- zungspraxis beklagt. Bisher hat sich jedoch leider kein Erfolg eingestellt, man hat den Eindruck, die Kommis- sion stellt sich stur. Der Deutsche Bundestag kann mit dem vorliegenden Antrag ein Zeichen setzen und die Regierung in dem Be- mühen unterstützen, eine vernünftige Übersetzungspra- xis in der EU herbeizuführen. Wobei man eines auch nicht übersehen darf, die Stär- kung der deutschen Sprache innerhalb der EU wird auf mittlere Sicht nur gelingen, wenn wir als Deutsche auch bereit sind, mit unserer Sprache offensiv umzugehen. In der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 16./17. Juni dieses Jahres beschäftigte sich der Journalist Martin Winter mit dem Verhalten deutscher Delegationen und Bürokraten in Brüssel. Beim Lesen konnte ich teilweise nur ungläubig den Kopf schütteln. Der Autor berichtet, dass aus falscher Zurückhaltung oder Bescheidenheit heraus selbst unsere Landsleute sich nicht in ihrer Muttersprache unterhalten, sondern auf das Englische ausweichen. Wie wollen wir die deut- sche Sprache innerhalb der EU stärken, wenn wir noch nicht einmal selbst zu unserer Sprache stehen? An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinen Kollegen im Unterausschuss, Haushaltsaus- schuss und Europaausschuss sowie dem Mitarbeiter des H k h E g h v t l c S u l k d m A N g d g l d R z R r k s s l g w d S S w d e i z z s K c F d f K a d a h g F d m (C (D aushaltsausschusssekretariats bedanken, die unsere lare Linie in dieser Frage unterstützt und mitgetragen aben. Michael Roth (Heringen) (SPD): Seit heute tagt der uropäische Rat in Brüssel. Das Ergebnis der Beratun- en in Brüssel wird für die Handlungs- und Zukunftsfä- igkeit der Europäischen Union entscheidend sein. Der orliegende Verfassungsvertrag, dessen Inhalt wir erhal- en wissen wollen, sieht auch eine Stärkung der nationa- en Parlamente vor. Und wenngleich vieles bedauerli- herweise zur Disposition gestellt worden ist: An dieser tärkung wird festgehalten. Wir Parlamentarierinnen nd Parlamentarier in allen Mitgliedstaaten der EU wol- en an der Zukunft Europas verantwortungsbewusst und onstruktiv mitwirken. Deshalb hat der Deutsche Bun- estag im Herbst vergangenen Jahres eine Vereinbarung it der Bundesregierung über die Zusammenarbeit in ngelegenheiten der Europäischen Union geschlossen. eben der verstärkten Informationspflicht der Bundesre- ierung gegenüber dem Bundestag sieht sie auch vor, ass der Deutsche Bundestag zu den Gesetzesvorschlä- en der EU vermehrt Stellung bezieht. Die Verhand- ungsposition der Bundesregierung im Rat wird somit emokratisch abgesichert. Wir tragen zur besseren echtsetzung in der Europäischen Union bei. Die Pflicht ur intensiveren Beratung wichtiger Dokumente und echtsakte in allen Gremien des Bundestages setzt vo- aus, dass alle Kolleginnen und Kollegen daran teilhaben önnen. Entsprechende Übersetzungen ins Deutsche ind daher zwingend – und zwar frühzeitig und umfas- end. Die stärkere Befassung des Bundestages mit EU-Vor- agen wurde von der Kommission kürzlich ausdrücklich elobt. In der Praxis wird die Kommission ihrer Verant- ortung aber nicht gerecht. Schließlich ist sie es, die für ie notwendige Übersetzung in alle 23 Amtssprachen orge zu tragen hat. Das bereitet sicher viel Arbeit. Die prachenvielfalt gilt es jedoch zu erhalten. Sie ist ein ertvolles Kulturgut Europas. Daher erwarten wir von er Kommission, dass sie ihren vielen hehren Worten ndlich Taten folgen lässt. Selbstverständlich sehe auch ch die große Herausforderung, der sich die Kommission u stellen hat: Sie vermag nicht jedes Dokument unver- üglich und vollständig in alle 23 Sprachen zu über- etzen. Deshalb spricht vieles dafür, dass sich die ommission in der tagtäglichen Praxis für ein Dreispra- henregime entschlossen hat: Deutsch, Englisch und ranzösisch sind die Verfahrens- bzw. Arbeitssprachen er Europäischen Kommission. Es sind die drei am häu- igsten gesprochenen Sprachen in der EU. Tatsächlich aber zeigt die Übersetzungspraxis der ommission eine andere Tendenz. Zwar werden formal lle offiziellen Dokumente übersetzt. Immer häufiger fin- en sich darin aber nur Zusammenfassungen. Die Details, uf die es auch in unseren parlamentarischen Beratungen äufig ankommt, werden immer häufiger als Anhang ab- estuft und auch auf Nachfrage nicht mehr übersetzt. Die rage der politischen Relevanz spielt bei der Entschei- ung, ob ein Text übersetzt wird oder nicht, für die Kom- ission eine immer geringere Rolle. Ich kann mich leider 10882 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) des Eindrucks nicht erwehren, als trickse die Kommission herum. Wenn wir uns ernsthaft an der Gestaltung der deut- schen Europapolitik beteiligen wollen, muss sich die Kommission von ihrer rigiden und unsinnigen Überset- zungspraxis endlich verabschieden. Es geht mir jedoch nicht allein nur um den Respekt gegenüber der deutschen Sprache. Nein, alle 23 Amtssprachen müssen bei der Übersetzungspraxis angemessen berücksichtigt werden. Wir haben uns dieser Problematik schon mehrmals hier im Bundestag mit aller Ernsthaftigkeit angenommen. Viele Briefe wurden geschrieben, zahlreiche Gespräche geführt. Sowohl Bundestagspräsident Lammert als auch die Bundeskanzlerin und unser Bundesaußenminister ha- ben sich über die Übersetzungspraxis bei Kommissions- präsident Barroso beschwert. Es hat bislang nichts gehol- fen. Der für die Mehrsprachigkeit zuständige EU- Kommissar Leonard Orban zeigte bei seinem Besuch im Europaausschuss des Bundestages vor knapp zwei Mona- ten zwar Verständnis für diese Beschwerden. Eine Verbes- serung der Übersetzungsleistung konnte er aber nicht zu- sagen. Der Bericht des Rechnungshofes macht eines deut- lich: Die Leistungsfähigkeit und Kosten der Überset- zungsdienste in Kommission, Rat und Europäischem Parlament könnten durch eine bessere Organisations- struktur und eine verstärkte Nutzung von modernen Technologien erheblich verbessert werden. Solche Ver- besserungen wären auch in unserem Interesse. Aber die Frage der Effizienz kann nicht im Vordergrund dieser Debatte stehen. Dass die Kommission sich bemüht effi- zient zu arbeiten, sollte selbstverständlich sein. Hier geht es vielmehr um die grundsätzliche Frage der politischen Relevanz, die bei der Übersetzungspraxis der Kommis- sion als Leitfaden dienen sollte. Und es geht im Kern da- rum, wie ernst die Kommission die nationalen Parla- mente überhaupt nimmt. Die EU-Kommission hat knappe finanzielle Ressourcen als wesentlichen Grund für begrenzte Übersetzungskapazitäten genannt. Es scheint also um haushälterische Argumente zu gehen. Dies greift der Ihnen vorliegende Antrag offensiv auf. Deutliche, aber im Ton stets freundliche Bitten zeigen bislang keine Wirkung. Daraus gilt es Konsequenzen zu ziehen. Eine möglichst breite Zustimmung dieses Hau- ses würde die Erfolgsaussichten zweifellos verbessern. Daher bitte ich Sie um Ihre Unterstützung. Klaus Hagemann (SPD): Dieses Wochenende wird erneut vom politischen Geschehen auf europäischer Ebene geprägt werden: Die Debatte um die Verhandlun- gen über eine neue EU-Charta und die Wiederaufnahme des Verfassungsprozesses beschäftigen die Menschen, sind Thema im Deutschen Bundestag und nehmen be- rechtigterweise einen großen Raum in den Medien ein. Die Europäische Union steht heute am Scheideweg: Die EU und ihre Institutionen müssen sich ehrgeizige Ziele in Sachen Transparenz und Demokratie setzen, um den Erwartungen der Bürger gerecht zu werden. Parallel zu den Gesprächen auf dem laufenden EU-Gipfel in Brüssel über das neue Institutionengefüge der Gemeinschaft muss die Arbeit der Europäischen Union aber auch im A r S g l w P g d e O b v z s d G m z v z z p r s V l s Z f n v s e l g e i B u t V s s w g w n z D D w h r (C (D lltag diesen Ansprüchen genügen. Das gilt unter ande- em auch für die sogenannte „Sprachencharta der EU“. Nach der Verordnung 1 von 1958 sind alle offiziellen prachen der EU-Mitgliedstaaten als Amtsprachen leichberechtigt. Dementsprechend sollen auch alle Vor- agen der EU-Gesetzgebung in jede Sprache übersetzt erden. So fußt diese Amtsprachenregelung auf dem rinzip der Vielsprachigkeit und ermöglicht allen Mit- liedern den gleichberechtigten Zugang zum Entschei- ungsfindungsprozess innerhalb der Union. Deutsch ist ine der drei „Arbeitsprachen“ der Gemeinschaft, die die rgane im Verkehr untereinander und im internen Ge- rauch verwenden sollen. Dennoch wird in zunehmendem Maße eine Vielzahl on Unterlagen aus Brüssel dem Deutschen Bundestag ugeleitet, die nicht vollständig ins Deutsche übersetzt ind oder gar nur in Englisch vorgelegt werden. Denn ie EU-Kommission hat – angeblich aus finanziellen ründen – beschlossen, politisch relevante EU-Doku- ente zu „Arbeitsdokumenten“ oder „Anhängen“ herab- ustufen, um sich damit der bindenden Verpflichtung auf ollständige Übersetzung zu entziehen. Dabei geht es um Beispiel um Finanzberichte, Politikfolgenabschät- ungen und Forschritts- und Monitoringberichte. Zudem lant die Kommission eine grundlegende Umstrukturie- ung ihres Übersetzungsdienstes, die eine weitere Ein- chränkung der Übersetzungskapazitäten sowie eine erschlechterung der Übersetzungsqualität befürchten ässt. Die beiden letzten Erweiterungsrunden der Europäi- chen Union haben zwar zu einem nicht unerheblichen uwachs an Mehrkosten für den Übersetzungsdienst ge- ührt, was offensichtlich für die Kommission die Frage ach der Finanzierung der Mehrsprachigkeit aufwirft. So iel ist aber gewiss, dass die jetzige Praxis der Kommis- ion dem Deutschen Bundestag die Bewertung wichtiger uropapolitischer Vorgänge erschwert und die Vermitt- ung der europäischen Beschlüsse gegenüber den Bür- ern beeinträchtigt! Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Notwendigkeit iner besseren Einbeziehung der nationalen Parlamente n den europäischen Entscheidungsprozess immer mehr edeutung zukommt, verschlechtert die neue Sichtweise nd Praxis der Kommission die Mitwirkungs- und Kon- rollrechte des Deutschen Bundestags. Der europäische erfassungsvertrag, den die Kommission unterstützt, ieht bezeichnenderweise dagegen eine Ausweitung die- er Rechte vor. Wir unterstützen deshalb die Bundesregierung und erden gemeinsam, dem Vorstoß der Kommission ent- egenwirken. Wir fordern die EU-Organe auf, die not- endigen Übersetzungen vollständig und in angemesse- er Qualität vorzulegen und ein neues Konzept für ein ufriedenstellendes Übersetzungsregime vorzustellen. eutschland ist der größte Nettozahler in der EU, die eutschen stellen die größte Bevölkerungsgruppe, und ir sind der größte Sprachenraum. Deutsch kann des- alb als Arbeitssprache in Brüssel nicht nur unter einer ein kostenorientierten Betrachtung behandelt werden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10883 (A) ) (B) ) Die notwendigen Finanzmittel müssen dafür zur Verfü- gung stehen. In den Mitteilungen der Kommission ist oftmals das Wort „Synergieeffekte“ zu lesen. Es wäre schön, wenn diese Synergieeffekte auch bei der Erzeugung von Rechtsakten zustande kämen. So sollten EU-Dokumente kürzer gefasst oder auf manche gar ganz verzichtet wer- den; damit wären auch die ersehnten Ersparnisse mög- lich. Neil Kinnock, ehemaliger Verwaltungskommissar, hatte ja bereits – bislang vergeblich – zu einer Beschrän- kung der Schriftstücke der Kommission auf eine Maxi- mallänge von 15 Seiten gemahnt, um den Papierberg zu reduzieren. Aber vielleicht sind wir Deutschen auch selbst mit- verantwortlich für die schleichende Verdrängung unserer eigenen Sprache im europäischen Kräftespiel! Ich habe dazu einen sehr aufschlussreichen Artikel in der „Süd- deutschen Zeitung“ vom 16. Juni 2007 gelesen, in dem darüber berichtet wird, dass Deutsch auch von den Deut- schen vor Ort in Brüssel nicht wirklich „verteidigt“ wird. Viele unserer Repräsentanten trauen sich offensichtlich nicht, ihre Muttersprache zu sprechen, manchmal – so wird süffisant berichtet – auch wenn sie miteinander re- den oder ein Dolmetscherdienst den Nichtdeutschspra- chigen zur Verfügung steht! Auf diesem Gebiet ließen und lassen wir in den EU-Zirkeln immer noch den ande- ren den Vortritt. In der „Süddeutschen Zeitung“ heißt es kurz und bündig: „Deutsch spielt eine Nebenrolle, weil es die Hauptrolle nie wollte.“ Aus dieser Feststellung kann jeder Deutsche – ob im Parlament, der Kommis- sion oder der Verwaltung tätig – jederzeit die richtige Konsequenz ziehen. Die SPD-Fraktion unterstützt auch weiterhin die Bemühungen von Bundesminister Steinmeier und dem Auswärtigen Amt und dankt für die bisherigen Aktivitäten. Michael Link (Heilbronn) (FDP): Bei der heutigen Diskussion über die Übersetzungsleistungen der drei politischen europäischen Institutionen Kommission, Par- lament und Rat sowie unsere Forderung, Deutsch als Arbeitssprache in der Europäischen Union stärker durch- zusetzen, geht es bei weitem nicht um eine Neiddebatte gegenüber der französischen oder englischen Sprache. Auch geht es nicht um einen „hegemonialen“ Versuch, eine Hierarchie der europäischen Sprachen herzustellen. Nein – vielmehr muss diese Debatte vor dem Hintergrund der Bemühungen des Deutschen Bundestages betrachtet werden, seine „Europafähigkeit“ zu steigern. Die heutige Stellungnahme des Bundestages ist ein weiterer Schritt bei der konkreten Umsetzung der im vergangenen Jahr getroffenen Vereinbarung zwischen Bundestag und Bundesregierung zur Steigerung der Europafähigkeit des Parlaments, der BBV. Denn damit der Bundestag seine Rechte nach Art. 23 GG auch prak- tisch wahrnehmen kann, müssen die politisch beratungs- und entscheidungsrelevanten Dokumente auch auf Deutsch vorliegen. Während häufig durch und durch technische Vorlagen der Europäischen Gemeinschaft bis zur letzten Fußnote übersetzt werden, gibt es anderer- seits häufig politisch entscheidungsrelevante EU-Vorla- g v a k e e h i d I K z c D m U d r z D H D g H g k e ü e c w t r c 2 e n d c k O A a s s s s h Ü l s t s P c r g b (C (D en – terminologisch korrekt müssten wir hier eigentlich on EG-Vorlagen reden –, die ganz oder teilweise nur uf Englisch vorliegen – und dies oftmals in einer büro- ratisch verdrehten Brüsseler Terminologie, dass selbst nglische Muttersprachler oft Mühe haben, diese beim rsten Lesen zu verstehen. Da diese politisch oftmals ochbrisanten Vorlagen aus Brüssel oft Vorgaben be- nhalten, die den Alltag unserer Bürgerinnen und Bürger irekt betreffen, ist es umso wichtiger, dass wir für deren nteressenswahrnehmung und zur Erfüllung unserer ontrollfunktion gegenüber der Bundesregierung alle ur Mitwirkung nötigen Dokumente in der Arbeitsspra- he Deutsch vorliegen haben. In unserem gemeinsamen Antrag betonen wir, dass eutsch mit rund 90 von 493 Millionen Sprechern die eistgesprochene Muttersprache in der Europäischen nion ist. Auch unterstreichen wir, dass Deutsch seit em Beitritt der mittel- und osteuropäischen Länder mit und 63 Millionen Sprechern nach dem Englischen die weitwichtigste Fremdsprache in der EU geworden ist. amit soll keine Bewertung, geschweige denn eine ierarchisierung der Sprachen vorgenommen werden. amit wird schlicht die Sprachenrealität in Europa dar- estellt. Diese Zahlen sollte die Kommission in ihrem interkopf behalten, wenn es ihr immer noch darum eht, ihren Plan D für mehr Demokratie, Dialog und Dis- ussion innerhalb der Europäischen Union mit Leben zu rfüllen. Denn je mehr Dokumente sie ins Deutsche bersetzt, desto mehr Bürgerinnen und Bürger kann sie rreichen! Die Gleichwertigkeit aller europäischen Spra- hen ist für uns Liberale dabei selbstverständlich. So wie ir es für den Deutschen Bundestag einfordern, hat na- ürlich auch jedes andere nationale Parlament ein An- echt darauf, relevante Dokumente in seiner Mutterspra- he beraten zu können. Denn die Europäische Union hat 3 Amts- und Arbeitssprachen. Natürlich steht es jeder uropäischen Institution frei, sich in ihrer Geschäftsord- ung für ihre internen Arbeitsverfahren – zur Steigerung er Effizienz – auf eine Begrenzung auf bestimmte Spra- hen zu verständigen. – An dieser Stelle sei mir eine leine Anmerkung gegenüber der Kommission erlaubt: ffiziell ist Deutsch immer noch eine ihrer drei internen rbeitssprachen! – Sobald die Kommission jedoch nach ußen tätig wird, wenn sie Initiativen veröffentlicht, ollte sie nicht vergessen, dass es eindeutige Rechtsvor- chriften zur Regelung der Sprachenfrage mit 23 Amts- prachen gibt, die die Kommission als Hüterin der Ge- etze bestimmt auch kennt und die sie zu respektieren at. Der Sonderbericht Nr. 9/2006 über Ausgaben für bersetzungsleistungen bei der Kommission, beim Par- ament und beim Rat, der heute ebenfalls zur Debatte teht, erwähnt nicht nur die teilweise unzureichenden in- ernen Kapazitäten der Übersetzungsdienste, sondern be- cheinigt auch dem EPSO, dem Europäischen Amt für ersonalauswahl, ein Unvermögen, bei den EU-10-Spra- hen, den zehn Sprachen der Beitrittsländer von 2004, echtzeitig das erforderliche Übersetzungspersonal ein- estellt zu haben. Welche Schritte sollte nun der Bundestag ergreifen, is die Kommission diese Versäumnisse, teilweise sogar 10884 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Missstände, beseitigt hat? Für uns Liberale scheint das Prinzip, Dokumente zurückzuweisen, die nicht in deut- scher Sprache vorliegen, grundsätzlich richtig zu sein, da diese Zurückweisung den politischen Druck auf die Kommission und den Rat erhöht, Beratungsgrundlagen vorzulegen, die alle Abgeordneten verstehen können. Je- doch möchte ich meine Kolleginnen und Kollegen auf- fordern, bei politisch hochbrisanten Dokumenten nicht stur auf diesem Prinzip zu behalten, sondern in Einzel- fallentscheidungen bei brisanten Vorlagen eine Aus- nahme zu machen. Die Grenze sollte dort verlaufen, wo uns eine Nicht-Wahrnehmung unserer Beratungsrechte inhaltlich-materiell schadet – und damit die Interessens- vertretung der deutschen Bürgerinnen und Bürger beein- trächtigt würde. Wir Liberale begrüßen ausdrücklich, dass die Bundes- regierung in dieser Frage mit uns Parlamentariern an ei- nem Strang zieht und unseren heutigen Beschluss für ihre Verhandlungsführung in Brüssel zur Stärkung der deutschen Sprache als sehr wichtig ansieht. Roland Claus (DIE LINKE): In der Sache sind wir uns ja einig: Ja, wir brauchen natürlich eine vollständige Übersetzung der beratungs- und entscheidungsrelevan- ten EU-Dokumente ins Deutsche. Die Praxis, wichtige Dokumente ganz oder teilweise zu „Arbeitsdokumen- ten“ oder „Anhängen“ herabzustufen, um sich damit der bindenden Verpflichtung auf vollständige Übersetzun- gen zu entziehen, erschwert Zusammenarbeit und Ent- scheidungsfindung erheblich. Das kann so nicht bleiben. Und ich freue mich auch, dass sich meine Kollegin- nen und Kollegen aus den anderen Fraktionen gegen die „rein kostenorientierte Betrachtung“ dieser Überset- zungsangelegenheit wehren, wie sie offensichtlich in der EU-Kommission waltet. Denn da haben wir es natürlich mit einer Grundproblematik der Politik überhaupt zu tun: Wenn alles nur noch betriebswirtschaftlich bewertet wird, verliert Politik ihren Sinn. Das wird an diesem Beispiel besonders deutlich, und ich fände es gut, wenn die Kolleginnen und Kollegen aus den Koalitionsfraktio- nen ihren Protest gegen das „rein kostenorientierte“ nun auch bei der Bildung, im Gesundheitswesen und auf an- deren Feldern der öffentlichen Daseinsvorsorge, auf de- nen der Ruf nach Privatisierung immer lauter und lauter wird, geltend machen würden. Denn es ist ja richtig: Die Sprachenvielfalt ist ein grundlegender Bestandteil des europäischen Erbes, und Ausgaben für den Sprachen- dienst sind politische Kosten. Wer Europa will, muss die Sprachenvielfalt wollen, und wer die Sprachenvielfalt durch Sparen am Übersetzen einschränkt, handelt fahr- lässig und macht Europa nicht attraktiver, sondern un- verständlicher. Aber ganz und gar nicht einverstanden bin ich mit Versuchen, aus der entstandenen Situation eine beson- dere Benachteiligung der Deutschen herauszulesen, dies mit allerlei Zahlenmaterial zu begründen und dann eine besondere Heraushebung der deutschen Sprache zu fordern. Nein, es geht hier nicht um Mengen und Grö- ßenordnungen: Es geht um das Grundprinzip der Spra- chenvielfalt, und es geht um das Grundprinzip der Ver- s j r v p k n s c s S e Ü H s p T z S f G a e h h T ü p m D k r a c e u m B c S d z s a w d f s l K F d B l (C (D tändlichkeit der Beschlüsse und Entscheidungen für eden. Wieso gehen wir denn davon aus, dass die Bürge- innen und Bürger kleinerer EU-Mitglieder mit Selbst- erständlichkeit eine der Hauptsprachen der EU kom- lett beherrschen müssen – denn das Verständnis der in omplizierter Amtssprache verfassten Dokumente ist ur mit Komplettbeherrschung möglich –, wir Deut- chen aber nicht? Nein, die Betonung der eigenen Spra- he als besonders wichtig führt im hier diskutierten Zu- ammenhang der Übersetzungspflicht in eine Sackgasse. ie löst das Problem nicht, sondern schichtet es nur um. Die Sprachen- und Übersetzungsfrage ist in der Tat ine Art Nagelprobe: Gibt die EU mehr Geld für die bersetzung aus – und damit für die gleichberechtigte inbeziehung aller ihrer Mitglieder –, oder konzentriert ie es auf elitäre Projekte wie das vorgeschlagene Euro- äische Technologieinstitut? Meine Fraktion lehnt das echnologieinstitut ab und fordert ein Maß an Überset- ungsleistung, das dem hohen Anspruch der EU, die prachenvielfalt als Konstituante ihrer selbst zu begrei- en und zu pflegen, gerecht wird. Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): erade als einer, der die deutsche Sprache von der Pike uf lernen musste, kann ich Ihnen versichern, dass es mir in besonderes Anliegen und eine besondere Freude ist, eute hier die Rede meiner Fraktion zu diesem Thema alten zu dürfen. Denn hinter dem sehr technokratischen itel dieses Tagesordnungspunktes verbirgt sich eine beraus wichtige Frage. Es geht um nicht weniger als darum, dass die Euro- äische Union und ihre Politik verständlicher werden üssen und dass die EU ihre eigenen Regeln einhält. ie EU muss verständlich sein, nicht nur für uns Politi- erinnen und Politiker, sondern vor allem für die Bürge- innen und Bürger Europas. Dafür ist unerlässlich, dass lle wichtigen Dokumente der EU in den 22 Amtspra- hen verfügbar sind. Dies ist zurzeit nicht der Fall. Das rleben wir tagtäglich in unserer Arbeit in den Gremien nd Ausschüssen. Viel wichtiger aber ist, dass die Menschen die EU nie- als als ihre Institution verstehen werden, wenn sie ihre eschlüsse und Initiativen nicht in ihren eigenen Spra- hen lesen können. Nun wissen wir alle, dass es bei der umme der vielen tausend Dokumente, die die EU pro- uziert, kaum möglich ist, ohne eine riesige Überset- ungsapparatur alle Dokumente zeitnah in alle 22 Amts- prachen zu übersetzen. Einige Unterlagen sind ußerdem in einzelnen Mitgliedstaaten weniger relevant, ie beispielsweise Dokumente zur EU-Meerespolitik in er Slowakei. Letztlich muss sich die Kommission auch ragen lassen, ob nicht das eine oder andere Dokument chlicht verzichtbar ist. Gerade weil ein solch großes Maß an Übersetzungs- eistungen derzeit nicht leistbar ist, hat sich die EU- ommission drei Arbeitssprachen gegeben: Englisch, ranzösisch und eben auch Deutsch. Aber leider wird iese Regel zu wenig eingehalten. Wenn Sie sich zum eispiel im Internet über EU-Vorgänge informieren wol- en, stoßen Sie dort allzu oft nicht auf deutschsprachige Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10885 (A) ) (B) ) Texte. Die Europäische Kommission benutzt dabei einen formalen Trick. Sie stuft manche durchaus hochbrisante Dokumente in ihrer Relevanz tiefer ein, als sie eigentlich in Wahrheit sind. Aufgrund der bisher starren Verfah- rensregeln müssen sie diese dann nicht übersetzen las- sen. So läuft das völlig falsch. Was die Kommission da macht, ist ein Westentaschentrick. Hier muss die Bun- desregierung klar auftreten und der Kommission gegen- über verdeutlichen, dass diese ihre eigenen Regeln ernst nehmen muss, ohne die Wenns und Abers, die wir vom EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit, Herrn Leonard Orban, in einer Sitzung des Europaausschusses gehört haben. Auch wir Abgeordnete sollten uns dies nicht bie- ten lassen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass das däni- sche Parlament bei dieser Frage eine sehr rigorose Hand- habe beschlossen hat. Liegt ein für die dänischen Kolleginnen und Kollegen relevantes Dokument nicht übersetzt vor, dann wird die nationale Regierung per Parlamentsbeschluss aufgefordert, in Brüssel dagegen- zustimmen. Das meine ich, wenn ich von Klarheit spre- che. Die vorliegende Stellungnahme soll sich dieses Pro- blems annehmen. Sie verfolgt dabei im Kern den richti- gen Weg. Doch sie wurde beim Marsch durch die Aus- schüsse insbesondere von den Kolleginnen und Kollegen der großen Koalition sprachlich und vor allem in der Stoßrichtung leider verschlechtert und nicht verbessert. Kurz: Sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie es im Parla- mentsbetrieb nicht sein sollte. Das ist sehr bedauerlich; schließlich ist dieses Thema zu wichtig, um hier nicht einstimmig verabschiedet zu werden. Außerdem hatten wir im Europaausschuss immer Konsens darüber, dass wir mit der Vorgehensweise der Europäischen Union nicht einverstanden sind. Den ersten Entwurf der nun vorliegenden Stellungnahme haben wir im Unteraus- schuss Europa des Haushaltsausschusses noch einstim- mig verabschiedet. Der vorliegende Entwurf aber ist an einer aus unserer Sicht relevanten Stelle nicht zustimmungsfähig. Hier geht es um die erste Forderung, also darum, die Bundes- regierung aufzufordern, sich für die allgemeine Stellung der deutschen Sprache in Europa einzusetzen. So verhunzt man einen Konsens. Die allgemeine Stel- lung der deutschen Sprache in Europa verbessern zu wollen, indem man sie nebenbei in einer Stellungnahme über die Übersetzungsdienste der EU erwähnt, wird we- der der Stellung der deutschen Sprache gerecht, noch un- terstreicht dieses Vorgehen unser aller Anliegen, die Kommission dazu zu bringen, sich an ihre eigenen Re- geln zu halten. Deshalb wird sich meine Fraktion bei der Abstimmung zu dieser Stellungnahme enthalten. Ich hätte mir gewünscht, die Stellungnahme würde zudem das Effizienzproblem der EU-Sprachdienste deutlich ansprechen. Denn hier liegt ein nicht unwesent- licher Teil des Problems, auf den uns der Sonderbericht des Rechnungshofs ebenfalls hinweist. Die EU-Sprach- dienste müssen effizienter und produktiver werden. Da- für ist eine Aufschlüsselung von Kosten und Umfang der zu tätigenden Übersetzungen ein erster Schritt. u E T t m s h d A d r N i M s f N b V v g z W k k D b l p w f W g d p M s w V n (C (D Es geht hier nicht um Deutschtümelei. Es geht hier m „Rule of Law“ – in diesem Fall übersetzt: um die inhaltung der Verfahrensregeln – in der EU; es geht um ransparenz, und es geht um eine Erhöhung der Akzep- anz der Bürgerinnen und Bürger für die EU. Ich hoffe, dass wir sehr bald einen neuen Anlauf neh- en können, bei dem durch ein gescheites parlamentari- ches Verfahren diese Punkte in eine Stellungnahme ineinkommen können. Denn an Konsens fehlt es uns an iesem Punkt eigentlich nicht. nlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Für ein Europäi- sches Kartellamt (Zusatztagesordnungspunkt 7) Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU): Ihrer For- erung fehlt es leider an Praxisnähe. Das Ziel formulie- en Sie in Ihrem Antrag richtig: … den Missbrauch marktbeherrschender Stellun- gen effektiv einzudämmen und die Konzerne an der Durchsetzung überhöhter Preise zu hindern. ur der Weg der Lösung ist der falsche. Ihre Einschätzung der schlechten Wettbewerbslage nsbesondere auf dem Energiesektor ist ebenso richtig. inister Glos – auch das haben Sie zutreffend einge- chätzt – ist jetzt auf dem richtigen Weg: mit dem um- angreichen Maßnahmenpaket aus Anreizregulierung, etzanschlussverordnung etc. den Weg für mehr Wett- ewerb frei zu machen. Die jetzt vom Hause Glos auf den Tisch gebrachte erschärfung der Missbrauchsaufsicht in der GWB-No- elle stellt ebenfalls einen wichtigen Beitrag im Kampf egen Vermachtung dar. Künftig müssen die Stromkon- erne beweisen, dass ihre Preise gerechtfertigt sind. enn sie das nicht können, wird eine sofortige Preissen- ung angeordnet. Bei marktmächtigen Unternehmen ann das Kartellamt künftig wirksam dagegen vorgehen. ie Regelung ist befristet und wird den privaten Ver- raucher, aber auch den unternehmerischen Kunden ent- asten. Wir haben derzeit in Deutschland aber auch auf euro- äischer Ebene ein bewährtes System der Wettbe- erbshüter. Dies ist positiv, daran sollten wir im Wesen esthalten. Es gilt, die zwischen nationalen und europäischen ettbewerbshütern herrschende Koexistenz mit klar ab- estimmten Zuständigkeiten durch präzise Festlegung er Aufgreifschwellen zu wahren. Die EU-Wettbewerbs- olitik ist relativ unabhängig vom Einfluss einzelner itgliedstaaten und stellt in weiten Bereichen ein kon- istentes Bild innerhalb Europas dar. Dies muss auch eiterhin gewährleistet bleiben. Seit 2005 gibt es das Europäische Netzwerk, dessen erteilung je nach Schwellenwerten sehr gut funktio- iert. Darüber hinaus gibt es eine sehr gute Vernetzung: 10886 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Der ECN, das neu geschaffene europäische Netzwerk der Kartellbehörden – European Competition Network –, ist anerkannt und wird von Wettbewerbsbehörden als Basis für verstärkte Zusammenarbeit effektiv genutzt. Eine solche Kooperation hat sich auch im Bereich der Telekommunikation bereits bewährt. Hier haben wir eine weitestgehende Öffnung des Marktes bereits er- reicht, was einen erheblichen Fortschritt bei der Be- kämpfung von grenzüberschreitenden Wettbewerbsbe- schränkungen darstellt. Zu Ihrem Antrag: Sie fordern – ich zitiere –: Das Europäische Kartellamt muss sowohl eigenini- tiativ als auch auf Initiative der nationalen Parla- mente sowie des Europäischen Parlaments tätig werden. Wenn das Kartellamt auf Initiative des Parlaments tä- tig werden muss, so ist dies eine Politisierung des Wett- bewerbsrechts. Das gefährdet die Unabhängigkeit der europäischen Wettbewerbshüter. Diese Politisierung lehne ich entschieden ab. Es muss dabei bleiben, dass der Gesetzgeber Grundlagen schafft, die Wettbewerbs- behörde dann jedoch unabhängig entscheidet. Alles an- dere würde zu einer gefährlichen Politisierung führen. Weiterhin haben die Erfahrungen in der Vergangen- heit gezeigt, welche Sogwirkung die Schaffung einer neuen europäischen Behörde mit sich bringen kann. Es ist zu befürchten, dass ein neues Europäisches Kartell- amt weitere zusätzliche Kompetenzen an sich ziehen wird, was wiederum dem Subsidiaritätsprinzip wider- sprechen würde. Eine solche Sogwirkung könnte zu nicht gewollten Verlagerungen der Kompetenzen führen, wodurch die Beachtung nationaler Besonderheiten der deutschen Fusionskontrolle, zum Beispiel die Berück- sichtigung des Marktbeherrschungskriteriums, gefähr- det wäre. Aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedin- gungen und spezifischen Strukturen der einzelnen Industriezweige in einzelnen EU-Ländern sind nationale Lösungen nach wie vor angesagt. Ich ziehe daher folgendes Fazit: Es gibt derzeit keinen Grund, ein bewährtes und ausgefeiltes System, das funk- tioniert und weltweit anerkannt ist, abzulösen und einen zusätzlichen Verwaltungsapparat ohne Mehrwert zu schaffen. Der Wettbewerb ist das größte und genialste Entmachtungsinstrument der Geschichte – so hat es der Vordenker der sozialen Marktwirtschaft, Franz Böhm, formuliert Der Wettbewerb braucht aber wohlüberlegte und wirksame Regeln und funktionsfähige Institutionen. Im Ergebnis fordere ich daher die Beibehaltung des bewährten Systems der Kooperation und die Sicherung der reibungslosen Zusammenarbeit der bestehenden na- tionalen und europäischen Behörden in dem ECN. Rich- tig ist an Ihrem Antrag, dass Wettbewerbsbehörden an- gemessen personell ausgestattet sein müssen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden. Das gilt für die europäische Ebene genauso wie für das Bundeskartellamt in Deutschland. Dies haben wir bereits im vergangenen Jahr gefordert und sind leider gegenüber dem Finanzmi- nister nur begrenzt erfolgreich gewesen. g N k s s w w t n n F K u D v d b d u s d s f w W d l E T n b s d e G E K a s s d d z g a z G E W W p s (C (D Ohne Zweifel ist eine personelle Aufstockung zwin- end notwendig – insbesondere, wenn durch die GWB- ovelle neue Aufgaben auf das Bundeskartellamt zu- ommen. Ob ebenso die GD Wettbewerb personell ge- tärkt werden muss, ist nicht die Entscheidung des Deut- chen Bundestages. Das muss anderswo entschieden erden. Die enge Zusammenarbeit der europäischen Wettbe- erbshüter ist notwendig. Wir brauchen auch eine punk- uelle Europäisierung. Was wir aber nicht brauchen, sind eue Institutionen, die Kompetenzen an sich ziehen, un- ötig vereinheitlichen oder zentralisieren. Christian Lange (Backnang) (SPD): Der Antrag der raktion Die Linke auf Schaffung eines Europäischen artellamtes erstaunt mich. Bei erstem Hinsehen geht es m den Erhalt eines funktionierenden Wettbewerbs in eutschland und Europa. Diesen Antrag ausgerechnet on der Fraktion Die Linke, die sich sonst nicht gerade urch besonderes Vertrauen in den Markt hervortut, ist emerkenswert. Die Kompetenzen der Generaldirektion Wettbewerb, ie derzeit für die Europäische Kommission Fusions- nd Kartellüberwachung betreibt, soll auf ein europäi- ches Kartellamt übertragen werden. Es wird beklagt, ass die vorhandenen Instrumente, wie Preiskontrollen, trukturelle Maßnahmen oder beispielsweise die Ent- lechtung von Konzernen, nicht ausreichend genutzt ürden. In der Tat tut mehr Wettbewerb in Europa not. ir müssen uns nur mal den Energiesektor als besonders ramatisches Beispiel anschauen: Zunächst ein Blick nach Deutschland: Hier kontrol- ieren vier große Anbieter – RWE, Eon, Vattenfall und nBW – fast die komplette Stromerzeugung und alle ransportnetze. Das hat die Folge, dass die Chancen euer Anbieter auf dem Markt wegen der hohen Netzge- ühren, sehr gering sind. Eon und RWE wachsen bei- pielsweise, vor allem im Ausland. Der geplante Kauf es spanischen Stromkonzerns Endesa durch Eon ist nur in Teil im Streben der deutschen Stromkonzerne nach röße. Es ist sicherlich eine Realität, dass nicht nur deutsche nergiekonzerne nach Größe streben: Der französische onzern EdF kaufte sich mit dem Unternehmen Edison uf den italienischen Markt ein und will mit dem franzö- ischen Anbieter Suez zusammengehen, der die belgi- che Electrabel übernommen hatte. Experten sehen dann ie zweite große Welle von Fusionen, nachdem sich in en vergangenen Jahren zuerst die Anbieter in den ein- elnen Ländern zusammengeschlossen hatten. Eine all- emeine Strategie scheint zu sein: Überhöhte Gewinne us zu hohen Strompreisen werden genutzt, um poten- ielle Konkurrenten zu kaufen. Damit wird etwas in ang gehalten, was den Wettbewerb gerade auf dem nergiesektor in Europa gar nicht erst aufkommen lässt. ir alle, Bürger wie Unternehmer, zahlen die Zeche. ir alle leiden unter der Last zu hoher Strom- und Gas- reise. An dieser Stelle wird sehr deutlich, welche Kon- equenzen nicht ausreichender Wettbewerb hat. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10887 (A) ) (B) ) Es ist sicher auch eine Tatsache, dass derzeit die Wett- bewerbspolitik in Europa noch sehr stark von nationalen Interessen geprägt wird. Die EU-Kommission ist eben- falls beunruhigt. Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hat beispielsweise harte Kartellverfahren gegen Strom- und Gaskonzerne angekündigt. Und Energiekommissar Andris Piebalgs beklagte, von einem Energiebinnen- markt mit transparenter Preisgestaltung sei Europa weit entfernt. Wir sind uns alle darüber einig, dass Hand- lungsbedarf besteht. Nur über das Wie besteht sicher Diskussionsbedarf. Ich wage zu bezweifeln, dass der Aufbau einer eigenen Behörde, einem europäischen Kartellamt – wie von den Linken gefordert – dem Ziel, mehr Wettbewerb durchzu- setzen, gerecht werden kann. Wir sollten die Kirche im Dorf lassen und nicht für wenige Einzelfälle, die es kar- tellrechtlich zu beurteilen gilt, gleich wieder eine neue Behörde mit entsprechendem Aufbau von neuer Büro- kratie als Lösungsmodell herbeiwünschen. An dieser Stelle zeigt sich mal wieder, wes Geistes Kind Die Linke ist. Nur vordergründig soll der Wettbe- werb in Europa hochgehalten werden, das wollen wir alle ebenfalls. Die Wahl der Mittel ist aber wieder ganz typisch: mehr Bürokratie, mehr Staat, mehr Regulierung. Das „vorläufige Programm“ der Linken in Sachen Wirt- schaftspolitik spricht dazu eine deutliche Sprache: Die Wirtschaftspolitik ziele … … auf ein starkes Gewicht sozialstaatlicher Politik gegen deren Unterordnung unter Marktzwänge. … Gewinnorientiertes unternehmerisches Handeln ist wichtig für Innovation und betriebswirtschaftliche Leistungsfähigkeit, führt jedoch zur Zerstörung un- serer Lebensgrundlagen, zunehmender sozialer Un- gleichheit und Spaltung, wenn es nicht gesellschaft- lichen Schranken und Regeln unterworfen wird. Die Linke will also ein europäisches Amt zur Verhin- derung von Wettbewerb, nicht um diesen zu ermögli- chen. In dieser konkreten Situation, in der es darum geht, den Wettbewerb zu sichern und Preisnachteile aufgrund der hohen Unternehmenskonzentration gegenüber den Kunden zu verhindern, ist die Bundesregierung aktiv ge- worden. Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket beschlossen, mit dem der Wettbewerb im Energiebereich die notwenigen Impulse erhalten und gleichzeitig die Position der Verbraucher gestärkt werden soll. Gegen- stand des Pakets sind die kurzfristig wirkende und zeit- lich befristete Kartellrechtsnovelle sowie die auf lang- fristige Strukturverbesserungen zielende Kraftwerks- Netzanschluss-Verordnung. Zudem wurde die Ressort- abstimmung hinsichtlich der Anreizregulierungsverord- nung eingeleitet. Auch wenn wir den europäischen Markt stärken müssen und klar ist, dass in einem ge- meinsamen Europa auch eine gemeinsame europäische Wettbewerbspolitik das Ziel sein muss, so sind wir als Nationalstaat dennoch nicht machtlos. Gerade der Ener- giesektor wird durch die geplante Novellierung des Ge- setzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen und andere Maßnahmen wieder gestärkt. Die Verbraucher, Bürger w t p g d d w t i e d s b h f n w m d n d c m e d d d d n F W n e l M t d K b t i U F K e F e a w M w i (C (D ie Unternehmen, werden gleichermaßen davon profi- ieren. Für Europa gilt Wir müssen und wir werden die euro- äischen und die nationalen Wettbewerbsrechtsordnun- en in Europa schrittweise weiter annähern, wobei sich iejenigen Regelungen durchsetzen werden, die sich in er Praxis am besten bewährt haben und die den Wettbe- erb am wirksamsten schützen. Martin Zeil (FDP): Wir debattieren heute einen An- rag der Fraktion Die Linke zum Thema Wettbewerb. Es st schon sehr erstaunlich, dass gerade die Linke, die ein her gestörtes Verhältnis zum Wettbewerb hat und nach eren Auffassung „der internationale Wettbewerb dafür orgt, dass Deutschland verarmt“, diesen Antrag ein- ringt. Es ist genau die Linke, die den Systemwechsel in zu Sozialismus und Planwirtschaft will, die sich hier ür mehr Wettbewerb einsetzt. Gegen die fallweise Hinwendung der Linken zu ord- ungspolitisch vernünftigen Prinzipien ist nichts einzu- enden. Wir werden dem Antrag dennoch nicht zustim- en; denn die Linke legt ein zu großes Augenmerk auf ie Kartelle, die sowieso verboten sind, und auf den rei- en Preismissbrauch bei Marktmacht. Sie vernachlässigt abei aber den Missbrauch beispielsweise von natürli- hen Monopolen und die reine Missbrauchsaufsicht bei arktbeherrschenden Unternehmen. Die Generaldirektion Wettbewerb, aus der ein uropäisches Kartellamt hervorgehen könnte, hat derzeit en Auftrag, die Durchsetzung des Wettbewerbsrechts er EU zu gewährleisten. Sie soll somit dafür sorgen, ass der Wettbewerb in der EU nicht verfälscht wird und ass die Märkte der EU so effizient wie möglich funktio- ieren, zum Schutz der Verbraucherinteressen und zur örderung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen irtschaft. Der Generaldirektion fehlt aber im Moment och die Unabhängigkeit, Größe und Schlagkraft. Insgesamt muss alles getan werden, damit das uropäische Wettbewerbsrecht streng und kompromiss- os angewendet wird. Die FDP als Partei der sozialen arktwirtschaft und damit des Wettbewerbs hat ein Kar- ellamt auf europäischer Ebene schon seit langem gefor- ert: Ich verweise exemplarisch auf den Antrag meines ollegen Rainer Brüderle „Für einen wirksamen Wett- ewerbsschutz in Deutschland und Europa“ aus der letz- en Legislaturperiode. Diesen Antrag hatten wir Liberale m Jahr 2003 – damals noch mit der Unterstützung der nion – in den Deutschen Bundestag eingebracht. erner war das Anliegen, „ein von der Europäischen ommission unabhängiges Europäisches Kartellamt auf uropäischer Ebene zu schaffen“, eine Forderung der DP für die Europawahl 2004. Noch einige Worte über das mögliche Vorbild für ein uropäisches Kartellamt: Das deutsche Bundeskartell- mt als oberster Wettbewerbshüter in diesem Land. Wir ürden es begrüßen, wenn dieser Pfeiler der sozialen arktwirtschaft eine weitere Stütze des Hauses Europa ird. Aufgrund der unterschiedlichen Rechtstraditionen m Kartell- und Wettbewerbsrecht innerhalb der 10888 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Europäischen Union wird es keine leichte, aber eine umso notwendigere Aufgabe sein, ein europäisches Kar- tellamt mit der Unabhängigkeit und der eigenständigen Kompetenz, wie sie das deutsche Kartellamt hat, zu schaffen. Grundlage der Tätigkeit des Kartellamtes ist das Ge- setz gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Das GWB ist ein Instrument, um den Wettbewerb auf nationaler wie auch europäischer Ebene zu implementieren. Denn schon heute wendet das Bundeskartellamt neben dem deutschen auch das europäische Wettbewerbsrecht an, soweit die Europäische Kommission als aktuelle Wettbe- werbsbehörde auf EU-Ebene nicht zuständig ist. „Der Erfolg der europäischen Wettbewerbs-Strategie hängt in erster Linie von den Mitgliedstaaten und ihrer Reformbereitschaft ab.“ Das sind die Worte des Koalitionsvertrags der schwarz-roten Koalition. Und welche Taten sind diesen Worten bisher gefolgt? Das Bekenntnis zum Wettbewerb ist bei näherem Hinsehen nur vorgegeben: Das zeigt ein Blick auf den Kommunikationsmarkt, wo einzelne Unternehmen in Regulierungsferien geschickt wurden. Und wie ist es zu verstehen, dass ausgerechnet die SPD besondere Rück- sicht auf die Interessen der Mono- und Oligopole in die- sem Lande nimmt und sich vehement für die Verlänge- rung des Postmonopols und den Schutz der Energieriesen einsetzt? Diese Bundesregierung betrach- tet den Wettbewerb und das Wettbewerbsrecht als Instru- ment der Beliebigkeit, das man dann heranzieht, wenn es in die Interessen der jeweils zu begünstigenden Gruppen und Verbände hineinpasst, aber genauso gut ad acta legt, wenn die politische Druckkulisse es als opportun er- scheinen lässt. Der Wettbewerb, das Wettbewerbsrecht sowie die Wettbewerbsbehörden sind aber mehr als ir- gendwelche beliebigen Gesetze oder Institutionen: Sie sind ein zentraler Teil unserer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsverfassung und dürfen nicht zum Spielball politischer Interessen werden. Das muss auch Die Linke zur Kenntnis nehmen, die Fraktion, die sich hier für mehr Freiheit einsetzt, ansons- ten aber die Monopole dieses Landes verteidigt und im Bereich der Telekommunikation sogar zur Staatswirt- schaft zurückkehren will. Zusammenfassend lässt sich damit sagen, dass die Politik der Linken nicht in gesamt- wirtschaftlichen Zusammenhängen denkt und nach ord- nungspolitischen Grundsätzen handelt. Sie richtet ihr Denken und Handeln zu stark an einzelnen Betrieben, Konzernen und Einzelinteressen aus. Damit verrät sie ihre Interessen und ihre Wähler. Unsozialer und wider- sprüchlicher kann eine Politik gar nicht sein. Eine wirklich soziale Politik muss darauf ausgerichtet sein, den Wettbewerb und damit die soziale Marktwirt- schaft zu stärken. Ordnungspolitische Zusammenhänge und eine wirksame Wettbewerbspolitik sind auch bei der Bundesregierung Fremdwörter. Die angekündigte No- vellierung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän- kungen steht seit einem halben Jahr im Raum und ist al- les andere als ein großer Wurf. Warum dauern die w e D e E h a t D z m m d c w d i g a w d D n d s R g s d s 3 u n B z l 2 Ü n h d l 2 K b s f D n A s s s e d (C (D ettbewerbspolitischen Entscheidungen so lange und nden häufig in einem weichgespülten Kompromiss? ie Europäische Kommission ist hier viel mutiger und ntschlossener mit Vorschlägen, auch wenn diese im inzelnen noch diskutiert werden müssen. Wir Liberale aben auch hier bereits unsere Vorschläge vor Monaten uf den Tisch gelegt und dazu einen entsprechenden An- rag bezüglich der Entflechtung als Ultima Ratio in den eutschen Bundestag eingebracht. In einer globalisierten Welt sind Wettbewerb und so- iale Marktwirtschaft allein auf nationaler Ebene nicht ehr sicherzustellen. Es bedarf hierzu internationaler, indestens aber europäischer Hüter des Wettbewerbs, ie mit entsprechenden Kompetenzen und der entspre- henden Unabhängigkeit ausgestattet sind. Es ist ein eiteres Zeichen der Schwäche dieser Bundesregierung, ass wir während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft n dieser wichtigen Frage keinen weiteren Schritt voran- ekommen sind. Dr. Herbert Schui (DIE LINKE): Der in der EU – und uch weltweit – völlig freie Kapitalverkehr fördert die irtschaftliche Konzentration. Nicht zuletzt lässt sich iese Konzentration an den Direktinvestitionen ablesen. enn zunehmend ist der Zweck der Direktinvestitionen icht der Aufbau neuer Betriebe und zusätzlicher Pro- uktion in den Aufnahmeländern. Vielmehr handelt es ich vermehrt um Fusionen und Übernahmen. In diesem ahmen wiederum nimmt die Bedeutung der Beteili- ungsgesellschaften, also auch der Private-Equity-Ge- ellschaften, zu. Auch hier steigt die Konzentration an. Einige Zahlen können dies verdeutlichen: Allein in en Jahren von 1993 bis 2005 hat der Bestand der deut- chen Direktinvestitionen in der EU von rund 63 auf 42 Milliarden Euro zugenommen. Hierbei geht es um nmittelbare und mittelbare deutsche Direktinvestitio- en ohne Kreditverflechtungen. Besonders rasch ist der estand deutscher Direktinvestitionen im Wirtschafts- weig Beteiligungen angewachsen, nämlich von 27 Mil- iarden im Jahr 1993 auf 63 Milliarden Euro im Jahr 005. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Fusionen und bernahmen: Kumuliert betragen die jährlichen Fusio- en und Übernahmen, die von EU-Unternehmen ausge- en und auf Nicht-EU-Unternehmen gerichtet sind, in en Jahren 1992 bis 1998 rund 600 Milliarden US-Dol- ar, in der Zeitspanne von 1999 bis 2005 sind es bereits 085 Milliarden US-Dollar. Sicherlich belegen diese Zahlen nicht unmittelbar die onzentration in der EU. Aber wenn es um die Aufga- en eines EU-Kartellamtes geht, ist das allein nicht ent- cheidend. Wichtig ist vielmehr die wirtschaftliche Ver- lechtung in der EU – und diese wird durch die irektinvestitionen und durch die Fusionen und Über- ahmen recht gut dargestellt. Mehr als die Hälfte aller uslandsbeteiligungen deutscher Unternehmen finden ich in der EU – und zwar in den am meisten industriali- ierten Mitgliedsländern. Unter diesen Bedingungen ind die Kompetenzen eines deutschen Kartellamtes, benso wie die anderer nationaler Wettbewerbsbehör- en, zu gering. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10889 (A) ) (B) ) Grundsätzlich hat die Europäische Kommission das Recht, strukturelle Maßnahmen anzuordnen, so die Ent- flechtung von Konzernen bei Verstößen gegen Art. 81 und Art. 82 EG-Vertrag, und zwar laut Verordnung Nr. 1/2003 des Rates, Art. 7 (1). Sie nutzt diese Mög- lichkeit selbst bei wiederholten Verstößen nicht. Statt- dessen beschränkt sie sich – so im Fall Microsoft – da- rauf, geringe Geldstrafen zu verhängen. Der Grund hierfür ist zum Teil fehlender Wille, zum Teil aber auch eine mangelnde rechtliche und personelle Ausstattung der europäischen Wettbewerbsbehörden. Die Europäi- sche Kommission räumt selbst ein, mit der Beaufsichti- gung des Wettbewerbs in Europa überfordert zu sein. Für Abhilfe sollte hier der Wechsel vom Anmeldesystem zum Legalausnahmeprinzip in der Fusionskontrolle sor- gen, überdies eine verstärkte Dezentralisierung bei der Anwendung europäischen Rechts. Wirkliche materielle Erfolge aber sind bislang nicht erzielt worden. Beson- ders problematisch ist das Fehlen einer Missbrauchsauf- sicht bei der Preisbildung in der EU: Die Vereinigung der nationalen Regulierer, ERGEG, in der EU hat keine Entscheidungsbefugnis. Die institutionellen Wettbewerbsregelungen in der EU reichen also nicht aus, um Marktmacht und ihre Fol- gen zu verhindern. Stets zu beachten ist hierbei: Wettbe- werb ist nicht ein Zweck in sich, sondern ein Mittel, um die folgenden Ziele zu erreichen: Erstens. Marktmacht darf nicht die Verteilung des Volkseinkommens auf Lohn und Gewinn bestimmen, das heißt, den privaten Konsum beschränken. Zweitens. Marktmacht ist zu verhindern, weil sie zu einer ungleichen Verteilung der Kapitalrentabilität auf die einzelnen Unternehmen führt. Drittens. Wirtschaftliche Macht strebt stets politische Macht an. Demokratie nur zu bewahren heißt, wirt- schaftliche Macht zu beschränken. Ein europäisches Kartellamt hat demnach weitrei- chenden Aufgaben nachzukommen: Seine Aufgabe muss Fusions- und Preiskontrolle sein, des Weiteren Ent- flechtung. Dies – das ist zu betonen – nicht einzig, um Missbrauch bei der Preissetzung zu unterbinden, son- dern nicht zuletzt auch, um Übergriffe der wirtschaftli- chen Macht auf die politische Sphäre zu verhindern, um die Konzernlobby auszuschalten. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir brauchen ein verlässliches und integriertes System regionaler, nationaler und europäischer Wettbewerbs- politik. Für nationale Regierungen ist es immer verlo- ckend, nationalen Unternehmen auf dem Heimatmarkt Fusionen zu gestatten, auch wenn Wettbewerbsbeschrän- kungen damit verbunden sind, damit diese Unternehmen dann mit Monopolrenten im Rücken global akquirieren können. Dieses führt zu Handelsverzerrungen; deswegen ist es notwendig, ein integriertes System des Wettbe- werbsrechts bis zur globalen Ebene zu entwickeln. Die Gründung eines europäischen Kartellamtes, wie es die Fraktion Die Linke in ihrem Antrag fordert, ist al- l t d E l u e n a d k m t v e n g i K W t k c N p m m V s d t r v B r 2 V v w d c D s B s r n A g 2 d w d (C (D erdings der falsche Schritt und führt zu mehr Bürokra- ismus und mehr staatlichem Dirigismus. Auch international wird sie wenig Unterstützung für ie Schaffung einer europäischen Kartellbehörde finden. in Fortschritt wäre es allerdings, gemeinsame Leit- inien nationaler und internationaler Wettbewerbspolitik nd Grundsätze internationalen Wettbewerbsrechtes zu ntwickeln. Die Kompetenzen nationaler und internatio- aler wettbewerbspolitischer Institutionen müssten klar bgegrenzt werden. Allerdings wollen auch wir das Kartellrecht ändern: ie Ministererlaubnis muss zurückgenommen werden önnen. Es macht keinen Sinn, dass der Wirtschafts- inister eine Fusion gestatten kann, nachdem die Kar- ellbehörde sie abgelehnt hat. Wir brauchen auch die Möglichkeit der Entflechtung on Unternehmen, die eine marktbeherrschende Stellung rrungen haben. Diese Möglichkeit gibt es im amerika- ischen Kartellrecht, nicht aber im deutschen. Wir be- rüßen daher die Initiative der EU-Kommission auch in hrer Schärfe. Die eigentumsrechtliche Entflechtung der onzerne von den Stromnetzen ist der Schlüssel zu mehr ettbewerb und fairen Verbraucherpreisen. Hier erwar- en wir von der Bundesregierung, dass sie sich weiterhin onsequent dafür einsetzt, wohl wissend, dass die Zei- hen derzeit schlecht für eine wirksame Trennung von etz und Erzeugung stehen. Wer die europäische Integration will, darf wirtschafts- olitisch nicht in die Kleinstaaterei zurückfallen und uss sich an europäische Verträge halten. Die EU-Kom- issarin für Informationsgesellschaft und Medien, iviane Reding, hat in einem Brief an Bundeswirt- chaftsminister Glos klargestellt, dass der Gesetzentwurf er Bundesregierung zur Novelle des Telekommunika- ionsgesetzes mit europäischem Telekommunikations- echt nicht vereinbar ist. Inzwischen läuft ein Vertrags- erletzungsverfahren. Es ist jetzt an der Zeit, dass die undesregierung klarmacht, dass sie europäisches Recht espektiert. Die Reform des europäischen Wettbewerbsrechts von 004 hat zu einer besseren europäischen Integration und ereinheitlichung geführt, das Anmeldegenehmigungs- erfahren für Kartellabsprachen wurde abgeschafft. Sie ar außerdem ein wichtiger Impuls zur Europäisierung, ieser muss fortgesetzt werden. In einem gebe ich der Linken aber Recht: Wir brau- hen tatsächlich schlagkräftige Wettbewerbsbehörden. ie Personalsituation des Bundeskartellamtes hält mit einen Aufgaben schon lange nicht mehr Stand. Das undeskartellamt hat 300 Beschäftigte und 250 Vollzeit- tellen. Jahr für Jahr gehen durch die von der Bundes- egierung beschlossene jährliche Reduzierung der Perso- almittel vier bis fünf Stellen verloren. 60 Prozent des mtes werden über Gebühren finanziert. Um seine Auf- aben effizient erfüllen zu können, würde das Amt 8 zusätzliche Stellen benötigen. Wir fordern die Bun- esregierung auf, dafür zu sorgen, dass die dafür not- endigen Mittel in den Haushalt 2007 eingestellt wer- en. 10890 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Statt die Gründung eines neuen Bürokratenmonsters zu fordern, sollten wir uns lieber gemeinsam für die Ver- besserung der internationalen Zusammenarbeit der Wett- bewerbsbehörden, die Schaffung international verbindli- cher Mindeststandards und für die Weiterentwicklung eines weltweiten Wettbewerbsrechts einsetzen. Anlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die wirtschaftlichen und arbeitsplatzschaffenden Erfolge der Ge- meinschaftsaufgabe „Verbesserung der regiona- len Wirtschaftsstruktur“ nutzen – Regionales Wachstum und Beschäftigungseffekte intensi- vieren (Tagesordnungspunkt 22) Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Vor kurzem hat der Unterausschuss „Regionale Wirtschaftspolitik“ eine De- legationsreise nach Ostbayern durchgeführt. In den Or- ten Waldmünchen, Schönsee, Weiden und Hof konnten wir uns davon überzeugen, dass die Strukturförderung insgesamt und die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ im Besonderen vor Ort sehr erfolgreich eingesetzt wird. Bei Gesprächen mit regionalen Akteuren bzw. Besichtigungen in Unterneh- men wurde an praktischen Beispielen aufgezeigt, dass die Strukturförderung der Europäischen Union und des Landes erfolgreich sind. Die Unterrichtung der Bundesregierung mit dem 36. Rahmenplan für den Zeitraum 2007 bis 2010 zeigt eindrucksvoll, dass die wesentlichen Ziele erreicht werden. Primäre Zielsetzung der Regionalpolitik im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe ist es, dass struktur- schwache Regionen durch Ausgleich ihrer Standortnach- teile Anschluss an die allgemeine Wirtschaftsentwicklung halten können und regionale Entwicklungsunterschiede abgebaut werden. Im Wesentlichen ist für Ostbayern das Steuer-, Lohn- und Fördergefälle zwischen Bayern und Tschechien zu minimieren. Es besteht sogar die Gelegenheit, dass mit den Mitteln der Strukturförderung die Chancen der EU- Osterweiterung konsequent genutzt werden. Die Ge- meinschaftsaufgabe hat sich auch als wichtiges gesamt- deutsches Projekt entwickelt. Die GA wird in den neuen und alten Bundesländern nach gleichen Grundsätzen umgesetzt. Es bewährt sich, dass im Rahmen der Föderalismus- reform I dieses Programm als Bund-Länder-Programm erhalten bleibt. Die Länder sind zwar primär für die Strukturpolitik zuständig. Der Bund fühlt sich aber mit- verantwortlich. Er übernimmt koordinierende Aufgaben unter den Ländern. Wichtigste Aufgabe des Bundes ist es, die europäische Strukturpolitik im Interesse der Län- der zu gestalten. Die EU prägt die Strukturpolitik inhalt- lich und gibt finanzielle Hilfen. Eine Abstimmung der GA ist deshalb sehr wichtig. Das Programm fördert unmittelbar Investitionen der Unternehmer und sorgt dafür, dass neue wettbewerbsfä- h b k t G m r T p m b n li e lu s H b s s D w S M d s s n b c s o d z C B „ i p d o s l z (C (D ige Dauerarbeitsplätze geschaffen und bestehende Ar- eitsplätze gesichert werden. Die GA enthält spezielle Fördermöglichkeiten für leine und mittlere Unternehmen auch im Dienstleis- ungsbereich: Die regionale Wirtschaftsförderung im Rahmen der A leistet ihren Beitrag zum Umweltschutz. Maßnah- en dürfen nur genehmigt werden, wenn die umwelt- echtlichen Voraussetzungen im Einzelfall erfüllt sind. Sie leistet einen Beitrag zu Forschung, Entwicklung, echnologietransfer und Innovation. Die Gemeinschaftsaufgabe fordert das Entwicklungs- otenzial in Städten und im ländlichen Raum gleicher- aßen. Entscheidend ist, dass die GA auch kurzfristig zeitlich egrenzte Sonderprogramme auflegen kann, um Regio- en bei besonderen Problemlagen zu unterstützen. Strukturpolitik und Raumordnung gehören unzertrenn- ch zusammen. Auf nationaler und europäischer Ebene ist ine umfangreiche Diskussion über Leitbilder und Hand- ngsstrategien der Raumentwicklung in Deutschland ent- tanden. In dieser Diskussion geht es natürlich auch um die erausforderung für Räume in strukturschwachen Ge- ieten bzw. Gebiete, die vom Strukturwandel betroffen ind. Deshalb muss die Gemeinschaftsaufgabe „Verbes- erung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ in diesen iskussions- und Entscheidungsprozess einbezogen erden. Es ist von Anfang an zu verhindern, dass zukünftige chwerpunkt dieser Leitbilddiskussion sich nur auf die etropolregionen konzentrieren. Der ländliche Raum arf nicht Anhängsel der Zentren sein. Beide Bereiche ind gleichwertig und müssen auch so behandelt werden. In Deutschland gibt es einen wirtschaftlichen Auf- chwung. Dies muss auch für strukturschwache Regio- en genutzt werden. Nach meinen Informationen gibt es ei der Gemeinschaftsaufgabe eine überdurchschnittli- he Anzahl von Förderanträgen. Insbesondere mittel- tändische Unternehmen sichern und schaffen zukunfts- rientierte Ausbildungsplätze. Die Unternehmer bringen amit auch ein klares Bekenntnis zu diesen Regionen um Ausdruck. Für die praktische Politik der Großen Koalition aus DU/CSU und SPD bedeutet dieser Antrag ein klares ekenntnis zur Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. Sie st ein zentrales Instrument der regionalen Wirtschafts- olitik in Deutschland. Aufgrund der vielen Anträge muss bei den kommen- en Haushaltsberatungen wohlwollend geprüft werden, b die Mittelausstattung verbessert werden kann. Die Fraktionen bringen deutlich zum Ausdruck, dass ie sich dem Auftrag des Grundgesetzes verpflichtet füh- en, in Deutschland für gleichwertige Lebensverhältnisse u sorgen. Sie ermutigen die Regionen, regionale Ent- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10891 (A) ) (B) ) wicklungsstrategien und Konzepte aufzustellen, um die eigenen Potenziale zu stärken. Die Gemeinschaftsaufgabe hat sich bewährt und muss weiterhin bestehen bleiben. Andreas G. Lämmel (CDU/CSU): Wir diskutieren heute in erster Lesung den Koalitionsantrag über die wirtschaftlichen und arbeitsplatzschaffenden Erfolge der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, kurz GA genannt. Die GA bildet zusammen mit der Investitionszulage und den europäischen Fördermitteln das Kernstück des Aufbaus Ost im Bereich der betrieblichen Investitionen und wirtschaftsnahen Infrastruktur. Sie war und ist aber kein rein ostdeutsches Förderinstrument. Die Neuabgren- zung des künftigen Fördergebiets für den Zeitraum 2007 bis 2013 erfolgte auf der Grundlage neuer regionalbeihil- ferechtlicher Vorgaben durch die Europäische Kommis- sion. Siebzehn Jahre nach der deutschen Einheit basiert die Fördergebietsabgrenzung damit erstmals auf einer ge- samtdeutschen Bewertung der Regionen. Dies geschieht anhand von vier aussagekräftigen und nachvollziehbaren Indikatoren: der durchschnittlichen Arbeitslosenquote, dem Bruttojahreslohn je sozialversicherungspflichtig Be- schäftigtem, einer Erwerbstätigenprognose und eines In- frastrukturindikators. Von einer Förderung nach Himmelsrichtung, wie dies in letzter Zeit wieder häufiger in irreführender Art und Weise kritisiert wird, kann also bei der GA keine Rede sein. Der Umfang der ehemaligen C-Fördergebiete der GA in den alten Bundesländern wurde auch in der lau- fenden Förderperiode beibehalten, um strukturelle Problemlagen in Westdeutschland regionalpolitisch ab- zufedern. Diese jetzt als D-Fördergebiete bezeichneten Regionen umfassen 7,7 Prozent der gesamtdeutschen Bevölkerung oder 6,35 Millionen Einwohner. In D-Ge- bieten können Maßnahmen wie die Förderung von klei- nen und mittleren Unternehmen, von wirtschaftsnaher Infrastruktur und von Clustermanagement-Projekten aus Mitteln der GA finanziert werden. Wenn trotzdem sechs Siebentel der Mittel der GA in die neuen Bundesländer fließen, so liegt das daran, dass die neuen Länder trotz positiver Entwicklungsfortschritte noch immer spezifi- sche strukturelle Standortnachteile aufweisen, durch die sie in ihren Wachstumsperspektiven behindert werden. Wegen ihres nach wie vor vorhandenen Aufholbedarfs sind die neuen Bundesländer weiterhin in Gänze Höchst- fördergebiet. Lassen Sie mich an dieser Stelle nach vorne schauen und kurz die positiven Entwicklungen in Ostdeutschland darstellen, die uns alle hoffnungsfroh stimmen sollten. Die Wirtschaft in den neuen Bundesländern wuchs im letzten Jahr mit durchschnittlich 2,8 Prozent erstmals seit zehn Jahren wieder stärker als die im Westen mit durchschnittlich 2,7 Prozent. Sachsen belegte im vergan- genen Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 4 Pro- zent übrigens den Spitzenplatz von allen Bundesländern. Innovative Branchen siedeln sich seit geraumer Zeit ver- stärkt in den neuen Ländern an. Ich denke dabei etwa an die Mikroelektronik in Dresden, die Luft- und Raum- f d e w U a b s d D d w z D d N k v f s O ß b d A t d m g a E m s b r t a k r g a s r r w F o (C (D ahrtindustrie in Berlin und Brandenburg sowie die Me- izin- und Biotechnologie in Berlin oder Greifswald, um inige beispielhaft zu nennen. Ein entscheidender Wachstumsmotor der letzten Jahre aren darüber hinaus Investitionen von ausländischen nternehmen in Ostdeutschland. Insgesamt führen die usländischen sowie die inländischen Investitionen ins- esondere im verarbeitenden Gewerbe dazu, dass inzwi- chen in einzelnen Branchen im Osten eine höhere Pro- uktivität als in den alten Bundesländern erzielt wird. as sind die guten Nachrichten, welche ohne die Mittel er Gemeinschaftsaufgabe nicht zu vermelden wären. Fakt ist aber auch, dass das über die positiven Ent- icklungsfortschritte der ostdeutschen Kommunen ge- eichnete Bild leider zu häufig noch unzutreffend ist. ie „Vorzeigekommunen“ im Osten wie Dresden, Pots- am oder Jena befinden sich gerade einmal auf gleichem iveau mit „Problemfällen“ im Westen wie Gelsen- irchen oder Duisburg. Neben dem Ost-West-Gefälle orhandene weitere interregionale Unterschiede recht- ertigen nicht das Wegdefinieren dieser Ost-West-Unter- chiede. Im Gegensatz zu den „Wachstumsinseln“ im sten sind die „Problemstädte“ im Ruhrgebiet von äu- erst wirtschafts- und finanzkräftigen Regionen umge- en. Zudem gibt es keine Kommunen im Westen, auf die ie Merkmale „geringes BIP, geringes Einkommen, hohe rbeitslosigkeit, geringe Steuerkraft“ gleichermaßen zu- reffen. Im Osten ist das aber die Regel. Die Steuerkraft er ostdeutschen Kommunen liegt im Durchschnitt im- er noch ganz erheblich unter der der westdeutschen, enauer bei etwa 40 Prozent. Aus all diesen Gründen und weil der Osten von 2009 n aus dem Solidarpakt Jahr für Jahr rund 700 Millionen uro weniger erhalten wird, ist es wichtig, dass die Ge- einschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- chaftsstruktur“ wie im Koalitionsvertrag festgeschrie- en, fortgesetzt wird. Dort heißt es: Die Bundesregierung wird in Abstimmung mit den neuen Ländern und Partnern aus der Wirtschaft die Förderstrategie für Ostdeutschland weiterentwi- ckeln mit dem Ziel, die Wirtschaft in Ostdeutsch- land auf eine breite zukunftsfähige Basis zu stellen und eine selbst tragende Entwicklung zu ermögli- chen. Die GA ist dafür das geeignete Instrument. Mit unse- em Antrag setzen wir die Vorgaben des Koalitionsver- rages um. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, m grundgesetzlich verankerten Ziel der Gleichwertig- eit der Lebensverhältnisse festzuhalten und das erfolg- eiche Konzept der Bund-Länder-Gemeinschaftsauf- abe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ ls Instrument der gezielten Regionalförderung für trukturschwache Regionen in Deutschland weiterzufüh- en. Die Erfolge der wirtschaftsnahen Infrastrukturförde- ung sollen darüber hinaus intensiver als bisher evaluiert erden. Die Entscheidung über die Ausrichtung ihrer örderpolitik auf regionale oder sektorale Schwerpunkte bliegt aber auch künftig den einzelnen Ländern. Mit 10892 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) einer differenzierten Förderstrategie sollen Fördermaß- nahmen verschiedener Politikbereiche, wie Innovations- und Investitionsförderung, Arbeitsmarkt- und Infrastruk- turpolitik, besser miteinander verzahnt werden. Ziel ist es, die wirtschaftlichen Profile der neuen Länder, die Vorteile im nationalen und internationalen Wettbewerb um Investoren bieten, weiter zu schärfen. Lassen Sie mich kurz begründen, warum ich die GA für das zentrale und wirkungsvollste Instrument der re- gionalen Wirtschaftspolitik in Deutschland halte. Schät- zungen des DIW aus dem Jahre 2003 zufolge führte die Teilnahme an der GA-Förderung in einem „durchschnitt- lichen“ Betrieb zu dreimal so hohen Investitionen, wie ohne GA-Förderung. Die Mitnahmeeffekte sind ver- gleichsweise gering, auch weil auf die GA-Förderung im Gegensatz zur Investitionszulage kein Rechtsanspruch besteht. Es handelt sich bei der GA also um ein sehr ef- fektives Förderinstrument. Die Zahlen belegen das: In Unternehmen, die GA-Fördermittel in Anspruch genom- men haben, sind im vergangenen Jahr in den neuen Län- dern und in Berlin 34 675 Dauerarbeitsplätze neu ge- schaffen und 75 234 gesichert worden. Die meisten Fördermittel, nämlich 794,27 Millionen Euro, sind im Jahr 2006 in Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mit- arbeitern geflossen. 453,96 Millionen Euro sind an Un- ternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern gegangen, und die Unternehmen mit zehn bis 49 Mitarbeitern haben 216,16 Millionen Euro Förderung erhalten. Die Investo- ren sind verpflichtet, in den Antragsformularen die mit dem Vorhaben vorhandenen Arbeitsplätze zum Investi- tionsbeginn und die geplanten zusätzlichen sowie gesi- cherten Dauerarbeitsplätze nach Abschluss des Vorha- bens anzugeben. Zudem müssen sie diese Arbeitsplätze in der geförderten Betriebsstätte mindestens fünf Jahre lang besetzt halten. Mit unserem Antrag wollen wir erreichen, dass die Mittel für die regionale Wirtschaftspolitik – auch auf eu- ropäischer Ebene – auf strukturschwache Regionen kon- zentriert werden. Der Fokus muss dabei auf dauerhafte Standortaufwertung insbesondere durch Investitionen in die wirtschaftsnahe Infrastruktur gelegt werden. Dazu zählen die Erschließung von Gewerbegelände sowie der Ausbau von Gewerbezentren, der Ausbau von Verkehrs- verbindungen, Versorgungsanlagen und Anlagen der Abwasser- und Abfallbeseitigung, die Förderung von Fremdenverkehrseinrichtungen und Aus- bzw. Fortbil- dungsstätten und nicht zuletzt die Unterstützung von Re- gionalmanagementvorhaben und Kooperationsnetzwer- ken. Ein anderer wichtiger Punkt ist die Verbesserung der Innovationsfähigkeit. Ich begrüße es sehr, dass der Bund-Länder-Planungsausschuss zum 1. Januar 2006 die Erweitung des GA-Förderangebots um die Marktein- führung von innovativen Produkten erweitert hat. Au- ßerdem wurde zum ersten Mal eine verlässliche Grund- lagenfinanzierung für die Forschungs-GmbHs in den neuen Bundesländern sichergestellt. Ziel der GA-Förde- rung ist es nicht, dass strukturschwache Regionen dauer- haft am Subventionstropf hängen, sondern die Hilfe zur Selbsthilfe. Über die Stärkung der regionalen Investi- tionstätigkeit sollen dauerhaft wettbewerbsfähige Ar- b t n s A t u t b n v s s P b t v w l s b m a t p s w „ d D I s d m e t m F d v f u h d v d n d Z ß m r d h (C (D eitsplätze in der Region geschaffen und soll die Verfes- igung von regionalen Disparitäten verhindert werden. Lassen Sie mich, bevor ich zum Schluss komme, och auf einen anderen regionalen Aspekt von Wirt- chaftspolitik eingehen, der nur mittelbar etwas mit dem ntrag zu tun hat, den wir heute diskutieren. Ein Groß- eil der Unternehmen im Osten sind kleine Familien- nternehmen, in denen sich die Mitarbeiter mit dem Un- ernehmen identifizieren und eher zu Zugeständnissen ereit sind, wenn es für die Zukunftsfähigkeit des Unter- ehmens nötig ist. Insofern ist im Osten der Gegensatz on Kapital und Arbeit nicht so stark ausgebildet, wie in o manchem westdeutschen Bundesland. Im Zusammen- piel mit einem nach wie vor im Vergleich niedrigeren reisniveau, etwa bei Mieten, Bauland und Löhnen, ha- en die neuen Länder hierin einen echten Standortvor- eil. Ich sehe es sehr kritisch, wenn dieser Wettbewerbs- orteil durch zentrale Regulierungen kaputt gemacht ird, etwa durch einen deutschlandweiten Mindest- ohn – und sei er auch durch die Hintertür über ein Ge- etz aus den 50er-Jahren zur Festsetzung von Mindestar- eitsbedingungen eingeführt. Für mich steht fest: Der Wirkungsgrad von Förder- aßnahmen für Wachstum und Beschäftigung hängt uch ganz erheblich mit der Ausgestaltung anderer Poli- ikbereiche zusammen. Wirtschaftsförderung, Bildungs- olitik, Forschungspolitik und Arbeitsmarktpolitik müs- en in einem integrativen Ansatz miteinander verzahnt erden. Andrea Wicklein (SPD): Die Gemeinschaftsaufgabe Regionale Wirtschaftsstruktur“ ist das wichtigste För- erinstrument für strukturschwache Regionen in eutschland. Über die Gemeinschaftsaufgabe werden nvestitionen in der gewerblichen Wirtschaft und wirt- chaftsnahe Infrastruktur gefördert. Mit dem vorliegen- en Antrag wollen wir die GA unterstützen. Die Bundesregierung hat vor kurzem den 36. Rah- enplan der Gemeinschaftsaufgabe vorgelegt. Sehr rfreulich ist für uns, dass die Förderinstrumente Clus- ermanagement, Kooperationsnetzwerke und Regional- anagement fortgeführt werden und in den generellen örderkatalog übergehen. Wir begrüßen ausdrücklich, ass die neuen Transparenzregeln, die Bund und Länder erabredet haben, im Rahmenplan ihren Niederschlag inden. Damit setzt der Planungsausschuss die Vorgaben m, die der Bundesrechnungshof zu Recht angemahnt atte. So sollen im Rahmen der GA-Statistik in Zukunft ie Arbeitsplatzeffekte nicht nur zum Zeitpunkt der In- estition selbst, sondern auch nach Abschluss der Bin- ungsfrist von fünf Jahren erfasst werden. Darüber hi- aus müssen zukünftig Angaben über den Empfänger er Zuwendung, über das Vorhaben und die Höhe des uschusses veröffentlicht werden. Hervorzuheben ist au- erdem, dass das Bundeswirtschaftsministerium ge- einsam mit den Ländern im Zuge der neuen Transpa- enzregeln die Wirkungs- und Zielerreichungsanalyse er GA verbessert und im Rahmenplan dokumentiert at. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10893 (A) ) (B) ) Die Gemeinschaftsaufgabe „Regionale Wirtschafts- struktur“ trägt maßgeblich dazu bei, regionale Disparitä- ten in Deutschland abzubauen. Sie ist unverzichtbar bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in strukturschwa- chen oder vom Strukturwandel betroffenen Regionen. Ich freue mich daher, dass der Haushaltsausschuss am 27. April die Sperre von 50 Millionen Euro im diesjähri- gen Haushalt aufgehoben hat. Damit stehen der GA neue Bundesmittel in Höhe von 644 Millionen Euro in diesem Jahr zur Verfügung. Gemeinsam mit den Mitteln aus dem EFRE hat der Bewilligungsrahmen 2007 ein Volu- men von rund 1,75 Milliarden Euro. Die GA kann damit ihre Funktion erfüllen, zusätzliche Investitionen anzu- stoßen und noch mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Der Erfolg der Gemeinschaftsaufgabe steht außer Frage: Allein von 2004 bis 2006 konnten in Ostdeutsch- land 22,7 Milliarden Euro an Investitionen in der gewerbli- chen Wirtschaft mit nur 4,1 Milliarden Euro Fördermitteln angestoßen werden. Damit wurden 77 000 zusätzliche Dauerarbeitsplätze geschaffen und 183 000 Arbeits- plätze gesichert. In Westdeutschland konnten in den letz- ten beiden Jahren 4,3 Milliarden Euro an Investitionen ausgelöst werden bei einem Fördervolumen von 802 Millionen Euro. Damit wurden in den alten Bundes- ländern über die GA 18 000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und 30 000 gesichert. Ohne Zweifel ist die Gemeinschaftsaufgabe, die vom Bund mitfinanziert, an- sonsten in der Verantwortung der Länder liegt, eine der erfolgreichsten überhaupt. Dies sage ich auch ganz be- wusst als ostdeutsche Abgeordnete. Ohne die GA würde Ostdeutschland nicht solch hohe Wachstumsraten im verarbeitenden Gewerbe erzielen. Mit dem vorliegenden Antrag wollen wir die Bedeu- tung der Gemeinschaftsaufgabe für das Wirtschafts- wachstum in Deutschland und den Aufholprozess von strukturschwachen Regionen und Regionen im Struktur- wandel hervorheben. Wir wollen am grundgesetzlich verankerten Ziel der Gleichwertigkeit der Lebensver- hältnisse festhalten und die Bundesregierung auffordern, dessen Ausgestaltung zwischen den Fachpolitiken zu ko- ordinieren. Wichtig ist nach unserer Auffassung dabei vor allem, dass die Regionen aufgefordert werden, regio- nale Entwicklungsstrategien und -konzepte aufzustel- len. Die regionalpolitische Handlungsfähigkeit vor Ort darf nicht verloren gehen. Die Bundesregierung soll sich deshalb gegenüber der EU-Kommission dafür einsetzen, dass die Spielräume für die Regionen erhalten bleiben. In Bezug auf die Infrastrukturförderung aus der Gemein- schaftsaufgabe wollen wir auf eine bessere Evaluation der Maßnahmen drängen. Die Gemeinschaftsaufgabe ist erfolgreich. Sie hilft, Investitionen anzustoßen und Arbeitsplätze zu schaffen. Sie leistet einen wichtigen Beitrag, um Kapital in struk- turschwachen Regionen zu fördern. Die GA baut regio- nale Unterschiede ab und trägt damit dazu bei, das Ziel der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in ganz Deutschland zu verfolgen. Wir hoffen, dass sie alle die- ses Ziel mit uns weiterhin verfolgen. b K f n H C v f d n s r ü s t s 3 W e k g t e g s g r f G e W b i t u r m „ g g D p w e b t d k z h d m g c (C (D Gudrun Kopp (FDP): Nach der Lektüre des heute zu eratenden Antrages kann ich nur feststellen: Die beiden oalitionsfraktionen haben ihre Gemeinsamkeiten of- enkundig vollständig aufgebraucht und sollten schleu- igst den Weg für Neuwahlen freimachen. Es ist schon fast eine Frechheit gegenüber dem Hohen ause, dass Sie, meine Herren und Damen von CDU/ SU und SPD, es wagen, hier einen solches Jubelpapier orzulegen, dem es an jedweder fachlicher Substanz ehlt. Es muss doch schon sehr schlimm bestellt sein um ie koalitionären Gemeinsamkeiten, wenn Sie wirklich ichts mehr finden, über das Sie sich einig sind – abge- ehen von solchen Plattitüden und Selbstbeweihräuche- ungsarien. In jeder Sitzung des Unterausschusses wurde zudem berdeutlich, dass es tief greifende Differenzen zwi- chen dem Finanz-, Wirtschafts- und Verbraucherminis- erium über Ziele und Kriterien von regionaler Wirt- chaftsförderung gibt. Dieses Land hat aber noch immer ,7 Millionen offiziell arbeitslos gemeldete Bürger – in ahrheit also noch viel mehr –, marode Sozialsysteme, inen überregulierten Arbeitsmarkt, überbordende Büro- ratie und jetzt auch noch eine handlungsunfähige Re- ierung. Angesichts derartiger Probleme legen die sie ragenden Fraktionen nämlich dem deutschen Parlament in Papier vor, in dem auf zwei Seiten die schier unbe- reifliche Großartigkeit nationaler Strukturprogramme, prich Subventionsprogramme, über den grünen Klee elobt wird. Ihr Anliegen haben Sie dann die Güte uns im Forde- ungsteil des Antrages mitzuteilen. Dort heißt es ebenso antasievoll wie aussagearm: Man möge am Ziel der leichwertigkeit der Lebensverhältnisse festhalten, das rfolgreiche Konzept der GA weiterführen, die regionale irtschaftsförderung als Priorität stärken, die Interessen enachteiligter Wirtschaftsräume in Brüssel vertreten, neffizienter Umverteilung vorbeugen, besondere Situa- ionen in strukturschwachen Regionen berücksichtigen nd schließlich die Ergebnisse der Infrastrukturförde- ung evaluieren. Festhalten, Berücksichtigen, Weiterführen – als Parla- entarier komme ich nicht umhin, mich von diesem Weiter-so-Alles-ist-prima-Antrag“ auf den Arm enommen zu fühlen. Ist das wirklich alles, was die Re- ierungskoalition uns zu diesem Thema zu sagen hat? ann hätten Sie wohl besser geschwiegen, um Philoso- hen zu bleiben. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ährend meiner Mitgliedschaft in diesem Hohen Hause inen so inhaltsarmen, ja dürftigen Antrag gelesen zu ha- en. Ein Verzicht darauf wäre wahrscheinlich wenigs- ens ein Beitrag zum Bürokratieabbau. Für die FDP ist klar, dass zu einer Fortentwicklung es deutschen Föderalismus hin zu einem leistungsstar- en Wettbewerbsföderalismus langfristig auch der Ver- icht auf Mischfinanzierungen gehört. In diesem Sinne aben auch die Gemeinschaftsaufgaben dann ausge- ient. Letztlich ist es doch mit der Strukturförderung wie it allen Subventionen. Es macht Bürokraten sicherlich roßen Spaß, die Erfolge ihrer Förderpolitik großspre- herisch vorzurechnen. Das Problem ist nur: Die 10894 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Arbeitsplätze, die gar nicht erst entstanden sind, weil der Staat, um derartige Subventionen zahlen zu können, den Bürgern immer tiefer in die Tasche greift, rechnet nie- mand vor. Das ist wie bei den Windkraftanlagen, wo uns die Lobbyisten jedes Jahr neue Rekordzahlen über die Beschäftigten der Branche vorlegen, aber verschweigen, wo das Geld für die Subventionierung derselben her- kommt, nämlich aus den Taschen der Bürger, die sich deshalb andere Dinge nicht mehr leisten können. Nein mit derartigen Anträgen werden Sie Ihrem Re- gierungsauftrag nicht gerecht. Derartige Papiere zeigen nur eines: Sie sind als Regierung am Ende. Möglicher- weise schaffen Sie es noch, sich bis ans Ende der Legis- latur in ihren Ministersesseln zu halten, aber die Pro- bleme des Landes haben Sie nicht mehr im Blick, weil sie selber das Problem sind. Sabine Zimmermann (DIE LINKE): Wie heißt es so schön: Nicht an den Worten, an den Taten sollt ihr sie messen. Dem Antrag, den heute Union und SPD vorle- gen, könnte vielleicht auch die Linke zustimmen. Nur, leider steht sein Inhalt im totalen Gegensatz zum Han- deln dieser beiden Parteien. Worum geht es? Im Antrag betonen die Koalitions- parteien die zentrale Rolle der sogenannten Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- schaftsstruktur“, also dem wichtigsten Förderinstrument für strukturschwache Regionen. Ich zitiere: Die Gemein- schaftsaufgabe „trägt maßgeblich dazu bei, dass in struk- turschwachen Regionen das Wirtschaftswachstum beför- dert und durch Investitionen neue Arbeitsplätze geschaffen oder vorhandene gesichert werden.“ Und weiter: „Gleichzeitig gibt sie den Menschen eine Per- spektive und dient damit auch unmittelbar dem grundge- setzlich verankerten Ziel der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse.“ Das ist alles richtig. Nur fragen wir uns von der Linken: Warum haben Union und SPD die- ses wichtige Förderinstrument über das letzte Jahrzehnt so massiv gekürzt? 1993 betrug der Etat der Gemein- schaftsaufgabe noch 2,1 Milliarden Euro. 2006 liegt er bei weniger als einem Drittel, nämlich 617 Millionen Euro. Für diese Entwicklung tragen Union und SPD die Verantwortung. Beide Parteien waren während dieser Zeit in Regierungsverantwortung. Ist es so, dass es kei- nen Förderbedarf mehr gibt? Stichwort Aufbau Ost. Im Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit 2006 stellt die Bundesregierung fest: Ostdeutschland ist noch immer ein Wirtschaftsge- biet mit zahlreichen strukturellen Problemen und „ein selbsttragender Aufschwung noch nicht erreicht“. Aber nicht nur der Osten, auch zahlreiche westliche Bundes- länder sind auf die Fördermittel angewiesen. Das Pro- blem der Massenarbeitslosigkeit und abgehängter Regio- nen ist längst kein Problem des Ostens mehr. Darüber kann auch der gegenwärtige Aufschwung nicht hinweg- täuschen. d g w m s d t w d s f T W n n w r d P s u l W d r h N D G n d n R i R m L h f f r w E E s m n g W g n B D k (C (D Im letzten Jahr wurden auch in den westlichen Bun- esländern mehr Fördermittel bewilligt als ursprünglich eplant. Das zeigt, es gibt einen großen Bedarf. Meine Damen und Herren von der Großen Koalition, ürden Sie es mit ihrem Antrag ernst meinen, dann üssten Sie darin festschreiben, dass die Gemein- chaftsaufgabe nicht weiter gekürzt wird. Ansonsten ist ieser Antrag nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Wei- ere Punkte wären anzusprechen: Wie soll verhindert erden, dass Fördermittel einseitig Metropolen oder „in- ustrielle Leuchttürme“ zugutekommen und struktur- chwache Regionen hinten runterfallen? Wie ist bei ge- örderten Investitionsprojekten die Einhaltung von arifverträgen und sonstigen Standards sicherzustellen? ie wird gewährleistet, dass das Geld wirklich bei klei- en und mittleren Unternehmen ankommt und damit icht Großbetriebe subventioniert werden? All dies sind ichtige Fragen. Letztendlich steht der eigentliche Cha- akter der Gemeinschaftsaufgabe auf dem Spiel. Aber er Antrag enthält nichts dazu. Dass die Reden heute zu rotokoll gehen, scheint ein Omen für diesen Antrag zu ein. Er wird schnell in der Schublade verschwinden, nd die Regierung wird weitermachen wie bisher, näm- ich die Fördermittel kürzen. Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ir diskutieren einen Antrag der Koalitionsfraktionen, er die Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- ung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ zum Thema at. Die Gemeinschaftsaufgabe ist, da erzähle ich nichts eues, ein zentrales Instrument der Regionalpolitik in eutschland. Seit 1969 nimmt der Bund im Rahmen der A seine Mitverantwortung für eine ausgewogene regio- ale Entwicklung in Deutschland wahr. Die GA ist mehr als ein Förderinstrument. Sie ist für ie deutsche Regionalpolitik zugleich Strategie-, Ord- ungs- und Koordinierungsrahmen. Die GA setzt den ahmen für die nationale Regionalpolitik und stellt die nnerstaatlich abgestimmte Umsetzung europäischen echts, insbesondere der beihilferechtlichen Bestim- ungen, sicher. Im Rahmen der GA legen Bund und änder gemeinsam die Fördergebiete sowie die Förder- öchstsätze und damit auch das innerdeutsche Förderge- älle, die Fördertatbestände und die GA-Mittelverteilung est. Darüber hinaus bildet die GA einen Koordinie- ungsrahmen für andere raumwirksame Politikbereiche, ie zum Beispiel für den Einsatz der Mittel aus dem uropäischen Fonds für die Regionale Entwicklung, FRE. Brauchen wir ein solches Instrument zur Förderung trukturschwacher Regionen noch? Ich meine, ja. Wir üssen zur Kenntnis nehmen, dass wir es auch 17 Jahre ach der Wiedervereinigung noch mit tiefgreifenden re- ionalen Unterschieden zu tun haben. Das betrifft die irtschaftskraft der Regionen, die sozialen Bedingun- en et cetera Insbesondere die ehemaligen Grenzregio- en und die ostdeutschen Länder hinken, was den eschäftigungsgrad betrifft, hinter dem deutschen urchschnitt hinterher. Die Folgen sind gravierend. Der ontinuierliche Wegzug junger, gut ausgebildeter Men- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10895 (A) ) (B) ) schen, insbesondere von Frauen, führt zu dauerhaften Verwerfungen, zu einem Prozess, dem wir nicht tatenlos zuschauen können. Wir brauchen in Regionen mit unterdurchschnittlicher Wirtschaftskraft insbesondere in zwei Bereichen eine re- gional spezifische und zielgenaue Investitionsförde- rung. Zum einen wollen wir Unternehmen direkt för- dern. Wir haben speziell in Ostdeutschland zu wenig Unternehmen. Wir wollen die Bereiche Bildung, For- schung und Entwicklung stärken und Investitionen auf diese Zukunftsbereiche konzentrieren. Wir haben dafür zwei Instrumente zur Verfügung. Die Investitionszulage halten wir nicht für das geeignete In- strument. Die Investitionszulage erreicht nicht die Un- ternehmen, die sie besonders nötig haben. Die Mitnah- meeffekte sind hoch, die Förderung ist nicht zielgenau genug. Deshalb haben wir uns in der Vergangenheit ge- gen die Verlängerung der Investitionszulage ausgespro- chen. Wir sprechen uns aber ganz entschieden für den Er- halt und die Ausgestaltung der Gemeinschaftsaufgabe aus. Wir müssen uns auf Programme konzentrieren, die Mitnahmeeffekte vermeiden und gezielt Branchen in Zu- kunftsbereichen fördern. Die Gemeinschaftsaufgabe ist ein solches Instrument. Die Gemeinschaftsaufgabe zielt mitnichten nur auf Ostdeutschland. Ich habe es bereits erwähnt. Auch die Grenzregionen profitieren davon. Wir nehmen die Sor- gen dieser Gemeinden sehr ernst. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auf ein Beispiel besonders gelungener Wirt- schaftsförderung hinweisen. Der Landkreis Cham hat es mithilfe der Gemeinschaftsaufgabe geschafft, seine gro- ßen Arbeitslosigkeitsprobleme zu lösen. Die Wirtschaft floriert, insbesondere durch die Ansiedlung zukunfts- orientierter Unternehmen aus Mechatronik, Kommuni- kations- und Umwelttechnologie. Dementsprechend ist die Arbeitslosigkeit von 20 Prozent im Jahr 1985 auf 6,4 Prozent im Jahr 2005 gesunken. Eine Erfolgsge- schichte, die auch an anderer Stelle wiederholbar ist. Da- für braucht es eine kontinuierliche und verlässliche Aus- gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe. Ich bin froh, dass dies auch von den Regierungsfraktionen nicht anders ge- sehen wird. Wenn wir von Ausgestaltung sprechen, rede ich auch von veränderten Schwerpunktsetzungen. Ich habe be- reits darauf hingewiesen. Wir brauchen gezieltere Inves- titionen in die Bereiche Bildung und Forschung. Ein weiterer Bereich ist die Ökologieförderung. Eine sinn- volle Aufgabe wäre es, Ökologiebranchen gezielter zu fördern. Gerade im Mittelstand gibt es große Potenziale für Wachstum. Diese sollten wir nutzen. Was wir nicht brauchen, ist ein stetiger Ausbau der Infrastruktur in Ostdeutschland. Hier ist in den letzten Jahren viel passiert. Ostdeutschland hat hier längst den Anschluss gefunden. Bildung statt Beton lautet die Handlungsdevise. A s r v i A t E r I h G lu la w s ß i b g w d f f B t d s g n b t s a E n h E r d R z k k d (C (D nlage 12 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Reduzierung und Beschleunigung von immis- sionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren (Tagesordnungspunkt 23) Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU): Wir ent- cheiden heute über einen Gesetzentwurf des Bundes- ates, der auf die Reduzierung der materiellen und erfahrensrechtlichen Anforderungen im Bereich der mmissionsschutzrechtlichen genehmigungsbedürftigen nlagen abzielt. Es geht dabei um eine spürbare Entlas- ung von Industrie und Landwirtschaft von Bürokratie. rgänzt wird der Gesetzentwurf durch unsere Ände- ungsanträge, die insbesondere auf Erleichterungen bei nvestitionen im Bereich von Rinder- und Kälberställen inwirken. Im Sinne einer Reduzierung und Beschleunigung von enehmigungsverfahren werden Änderungen der Rege- ngen zum Erörterungstermin sowie Änderungen des An- genkatalogs der 4. BImSchV vorgenommen. Deutlich eniger Anlagen werden in Zukunft einer immissions- chutzrechtlichen Genehmigungspflicht unterliegen. Au- erdem wird die Durchführung von Erörterungsterminen n Genehmigungsverfahren auf die erforderlichen Fälle eschränkt. In diesem Kontext erfolgen auch Anpassun- en im Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung. Bei diesem Gesetz geht es darum, das umzusetzen, as wir uns im Koalitionsvertrag vorgenommen haben: en Abbau von Bürokratie. Wir wollen mehr Freiräume ür wirtschaftliches Engagement in Deutschland schaf- en. Gleichzeitig wollen wir das hohe Schutzniveau im ereich des Umwelt- und Naturschutzes aufrechterhal- en. Beides gelingt mit diesem Gesetz. Als Beispiel hierfür will ich die Regelungen für Rin- er- und Kälberställe nennen: Wir grenzen hier ab zwi- chen der bäuerlichen Landwirtschaft, die Erleichterun- en erfährt. Wir erhoffen uns hierdurch einen Schub für eue Investitionen. Bei Vorhaben, die den Rahmen der äuerlichen Landwirtschaft überschreiten, werden wei- erhin die bestehenden Vorschriften zu berücksichtigen ein. Damit beschränken wir die aufwändigen Verfahren uf die Fälle, wo sie wirklich notwendig sind. Mit dem Gesetzentwurf wird die Durchführung von rörterungsterminen in Genehmigungsverfahren auf die otwendigen Fälle beschränkt. Die Genehmigungsbe- örde wird künftig auf der Grundlage der eingegangenen inwendungen über die Durchführung eines Erörte- ungstermins entscheiden. Dies ist letztlich Ausdruck es Grundsatzes der Subsidiarität. Ich meine, dass dies nicht zu einem qualitativen ückgang der Möglichkeit der Bürgerinnen und Bürger ur Beteiligung führen wird. Dort wo tatsächlich Beden- en bestehen, dort wo faktisch aus der Bürgerschaft Dis- ussionsbedarf angemeldet wird, dort werden die Behör- en sicherlich auch in Zukunft einen solchen Termin 10896 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) durchführen. Die Neuregelung ist damit auch Ausdruck unseres Vertrauens in eine bürgernahe Verwaltung. Bürokratieabbau, Umwelt- und Naturschutz und Bür- gernähe – all dies wird somit in diesem Gesetz in Ein- klang gebracht. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird diesem Gesetzentwurf zustimmen. Dr. Matthias Miersch (SPD): Die eine Seite wird heute sagen: „Ihr baut Umweltstandards ab“; die andere Seite wird sagen: „Ihr baut bürokratische Hürden nicht ausreichend ab.“ Wie so häufig bewegt sich auch das heutige Gesetz zur Reduzierung und Beschleunigung von immissions- schutzrechtlichen Genehmigungsverfahren im Span- nungsfeld zwischen Bürokratieabbau und effektivem Umweltschutz. Problematisch ist dabei zunächst, dass sich hinter der Forderung nach Bürokratieabbau häufig auch der Wunsch nach Standardabsenkungen verbirgt. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass unübersichtliche Prüfverfahren keine Garanten für effektiven Umwelt- schutz sind. Zu finden ist also stets ein Ausgleich, der Adressaten und Gesetzesziel jeweils gerecht wird. Dass es hier keinen Königsweg gibt, dürfte ebenso klar sein. Die Bundesregierung und die große Koalition haben den Bürokratieabbau auf die politische Tagesordnung gesetzt. Der vorliegende Gesetzentwurf betrifft nun die- ses Thema. Es gibt dabei mehrere Elemente, die auch Bestandteil der politischen Verhandlungen und der Stel- lungnahmen von Verbänden und Interessensgruppen ge- wesen sind. Es geht unter anderem um eine verfahrensrechtliche Änderung: Der obligatorische Erörterungstermin gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz wird nunmehr in das Ermessen der Behörde gestellt. Für bestimmte Anlagen wird die Anlagengenehmigung vom Genehmigungs- regime des BImSchG in das bauordnungsrechtliche Ge- nehmigungsverfahren verlagert. Verschiedene Anlagen werden nun dem vereinfachten Verfahren unterstellt. Die Meinungen über das Gesetz gehen auseinander: Bauernverbände wünschen sich bei bestimmten Tierhal- tungsanlagen überhaupt keine Umweltverträglichkeits- prüfung mehr, da nach EU-Recht lediglich eine normale Baugenehmigung ausreiche. Umweltverbände kritisie- ren unter anderem eine „Diskreditierung der Öffentlich- keitsbeteiligung“. Welche Auffassung ist richtig? – Einfache Antworten gibt es nach unserer Auffassung nicht. Ein paar Dinge stehen jedoch fest: Erstens. Die SPD-Fraktion hat durchgesetzt, dass zwar unter anderem Familienbetriebe im Bereich der Landwirtschaft von den immissionsrechtlichen Prüfver- fahren ausgenommen werden. Dabei ist strittig, wie sich künftig die Größenordnungen entwickeln werden. Fest steht jedoch, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung bei Großbetrieben erhalten bleibt. Zweitens. Der Erörterungstermin fällt nicht weg. Das Ermessen der Behörde wird nunmehr ausschlaggebend s a w a s s g w g s c v z g S v n s S v m s m l D z e e L V S U g w s m d t g f e b d s w C s t t o b (C (D ein. Das ist eine gesetzliche Regelung, die wir bereits us dem Infrastrukturbeschleunigungsgesetz kennen. Drittens. Die Chancen für ein Umweltgesetzbuch erden durch diese Gesetzesänderung nicht verbessert, ber auch nicht verschlechtert. Wir kennen die Ge- chichte der vielen Versuche, ein Umweltgesetzbuch zu chaffen. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass wir nur emeinsam eine solche Kodifikation des deutschen Um- eltrechts schaffen können. Ich meine damit auch das emeinsame Vorgehen von Bund und Ländern. Insoweit ehe ich in der heutigen Beschlussfassung auch ein Zei- hen des guten Willens an den Bundesrat, im kooperati- en Miteinander die Dinge aufzunehmen und umzuset- en. Die entscheidende Frage ist jedoch: schaffen wir den uten Ausgleich in dem von mir eingangs skizzierten pannungsfeld zwischen Bürokratieabbau und effekti- em Umweltschutz? Ich meine, dass diese Frage noch iemand seriös beantworten kann. Ich will deshalb an dieser Stelle auf die Druck- ache 16/4690 verweisen: auf das Sondergutachten des achverständigenrates für Umweltfragen. Ich will nicht erschweigen, dass sich der Sachverständigenrat kritisch it der vorliegenden Bundesratsinitiative auseinander- etzt und auch die Frage der Erörterungstermine proble- atisiert. Wir werden über das Sondergutachten noch ausführ- ich zu sprechen habe; das ist unsere Zukunftsaufgabe. er Sachverständigenrat hält das Modernisierungspoten- ial beim Verwaltungsverfahren für erschöpft, wenn ich s richtig sehe. Andernfalls werden massive Qualitäts- inbußen befürchtet. Der Vollzug ist bekanntermaßen ändersache. Es wird jedoch unsere Aufgabe sein, das erfahrensrecht, den Modernisierungsanspruch und die truktur der Umweltverwaltungen mit den Zielen des mweltrechtes zu analysieren. Konkret geht es um fol- ende Fragen: Wie wirkt sich die Umstrukturierung der Umweltver- altungen auf die Entscheidungsqualität aus? Wie wirkt ich die Verlagerung bestimmter Aufgaben auf die Kom- unen im Bereich des Baurechts aus? Wie wirkt sich as Ermessen im Zusammenhang mit dem Erörterungs- ermin auf die Praxis aus? Hier brauchen wir handfeste Untersuchungen und Er- ebnisse. Vorher halte ich eine Vorfestlegung für ver- rüht. Insofern ist das vorliegende Gesetz so etwas wie in Test. Ein Test, der dann vielfache Konsequenzen ha- en kann. Klar muss dabei sein, dass das wichtigste Ziel as Erreichen hoher Umweltstandards mit effektiven In- trumentarien bleibt. In diesem Zusammenhang erlaube ich mir den Hin- eis, dass Klimaschutz nicht nur mit Vermeidung des O2-Ausstoßes, sondern auch mit Natur- und Arten- chutz zu tun hat. Wir werden sehen, ob das Entbürokra- isierungspotenzial erschöpft ist, ob der fakultative Erör- erungstermin das Recht der Öffentlichkeit beschneidet der dazu führt, dass von diesem Angebot nur dann Ge- rauch gemacht wird, wenn es nützlich ist, sodass die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10897 (A) ) (B) ) Kräfte dann auch auf diese wirklich sinnvollen Termine konzentriert werden können. Wir werden dabei auch sehen, ob die Adressaten – also unter anderem die Wirtschaft, die Anlagenbetrei- ber – mit den Änderungen zufrieden sind. Möglicher- weise wird sich der Ruf nach einheitlichen Vorgaben von der Bundesebene verstärken. Hier sind wir gefordert. Gegebenenfalls müssen Forschungsmittel für die Unter- suchung zur Verfügung gestellt werden. Mit der Födera- lismusreform I wird und darf die Debatte über einen wir- kungsvollen Staatsaufbau im Rahmen eines vereinten Europas nicht zu Ende sein. Das sind die zentralen Fragen, die uns auch im Rah- men der Arbeiten zum UGB beschäftigen müssen und si- cher weiter beschäftigen werden. Wir sind nach meiner Einschätzung gut beraten, diese mit Praktikern, Sach- verständigen und Adressaten im Umweltausschuss zu erörtern. In ihrer Stellungnahme zum vorliegenden Ge- setzentwurf weist die Bundesregierung auf die Notwen- digkeit einer Erfahrungssammlung im Zusammenhang mit den nun zu beschließenden Änderungen hin. Die Auswertung muss künftig die eigentliche Aufgabe sein. Horst Meierhofer (FDP): Über 90 000 Einzelvor- schriften gibt es mittlerweile in Deutschland. Ein Para- grafendschungel, in dem der Blick für das Wesentliche oft verlorengeht. Für die Wirtschaft entstehen dadurch jährlich rund 46 Milliarden Euro an Bürokratiekosten. Wir von der FDP begrüßten deshalb das Ziel des Ge- setzesentwurfes, auch die immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren auf unnötige Bürokratie hin ab- zuklopfen. Was Deutschland braucht, ist ein effektiver Umweltschutz und nicht möglichst viel Bürokratie. Was wir dabei ausdrücklich nicht wollen, ist: Umweltstan- dards herunterfahren. Ich bin froh, dass der Vorschlag des Bundesrates jetzt auf einem guten Weg ist, mit der einen oder anderen kleinen Veränderung auch tatsächlich Gesetz zu werden. Lang genug hat das ja gedauert: Über ein Jahr hing der Gesetzesentwurf im Bundestag in der Warteschleife. Ein Zeichen dafür, dass die schwarz-rote Koalition sich nicht nur bei Gesundheit, Pflege oder Mindestlohn, sondern auch beim Umfang des Entbürokratisierungspotenzials nicht einig ist. Noch einmal betonen möchte ich an dieser Stelle auch, dass die Unentschlossenheit der großen Koalition zu erheblichen Rechts- und Planungsunsicherheiten der Betroffenen beigetragen hat. Nichtsdestotrotz: Die FDP unterstützt das geplante Gesetz. Bei Wahrung anspruchvoller Umweltstandards werden immissionsschutzrechtliche Genehmigungsver- fahren von unnötigem Ballast befreit. Überregulierungen werden auf europäische Vorgaben zurückgefahren. In- dustrie und Landwirtschaft werden dadurch spürbar ent- lastet. Das ist richtig. Konkret heißt das: Der Gesetzesentwurf will zum ei- nen das förmliche Verfahren vereinfachen. Zum anderen soll die Zahl der Verfahren insgesamt reduziert werden. A t n l K n k D g g d i g i d h d e o z a b l n F g G l w n n i d e E f A s d n w S G a E K B g m o (C (D nlagen, deren Umweltrelevanz gering ist, sollen künf- ig nicht mehr nach Immissionsschutzrecht, sondern ach Baurecht genehmigt werden. Wir Liberale sind der Ansicht, die vorgesehenen Er- eichterungen im Verfahrensrecht sind ein geeigneter ompromiss. Verfahren werden ein Stück weit beschleu- igt und verschlankt, ohne dabei die Einflussmöglich- eiten der Bevölkerung unangemessen zu begrenzen. as ist uns Liberalen wichtig. Schließlich ist die Beteili- ung der Öffentlichkeit nicht nur ein lästiges Pflichtpro- ramm, das lediglich dazu dient, Verfahren unnötig in ie Länge zu ziehen. Im Gegenteil: Für uns Liberale gilt mmer noch, das nur der informierte Bürger ein mündi- er Bürger ist. Und trotzdem ist es hier richtig, die Entscheidung, ob n förmlichen Verfahren ein Erörterungstermin stattfin- en soll, in das Ermessen der Behörden zu stellen. Das eißt im Übrigen nicht, dass in den förmlichen Verfahren ie Öffentlichkeit nicht mehr zu beteiligen ist. Es geht inzig und allein darum, dort, wo es sinnvoll ist, auf die rganisatorisch meist aufwendigen Erörterungstermine u verzichten. Selbstverständlich können die Bürger uch in diesen Fällen nach wie vor Einwendungen erhe- en. Ich bin sicher: Die Behörden können richtig beurtei- en, wann die Durchführung eines Erörterungstermins otwendig und sinnvoll ist und wann nicht. Und in den ällen, in denen das nicht der Fall ist, kann eben unnöti- er Verwaltungsaufwand vermieden und die Dauer des enehmigungsverfahrens verkürzt werden. Was wir nicht wollen, ist, dass regelmäßig ganze Hal- en zum Abhalten von Erörterungsterminen angemietet erden müssen und nachher kommt keiner; das gibt es ämlich auch. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle och einmal die landwirtschaftlichen Verfahren, und hier nsbesondere die Regelungen zu den Kälber- und Rin- erställen. Ich begrüße, dass wir im Ausschuss hier noch inen Schritt weiter gegangen sind als der ursprüngliche ntwurf des Bundesrates. Die Freistellung von den örmlichen Genehmigungsverfahren und die nochmalige nhebung der Stellplatzzahlen bei Rinder- und Kälber- tällen im einfachen Verfahren ist definitiv ein Schritt in ie richtige Richtung. Zwar wäre unserer Auffassung ach eine vollkommene Freistellung die richtige Ant- ort auf eine Eins-zu-eins-Umsetzung europäischer tandards gewesen. Dennoch ist die jetzige Fassung des esetzesentwurfs eine Verbesserung. Insgesamt werden wir dem Gesetzesentwurf deshalb ls einem Schritt in die richtige Richtung hin zu mehr ntbürokratisierung und Vereinfachung zustimmen. Lutz Heilmann (DIE LINKE): Lange Zeit hat die oalition uns signalisiert, dieser Gesetzentwurf des undesrates werde auf keinen Fall verabschiedet. Dann ing es plötzlich ganz schnell. Und zu allem Überfluss acht die Koalition das Gesetz noch schlechter, als es hnehin schon war. 10898 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Besonders dreist ist der Zeitpunkt, an dem die Koali- tion dieses Gesetz verabschiedet; es liegt ja bereits seit April letzten Jahres vor. Für den Sommer 2007 hat das BMU den Entwurf für ein Umweltgesetzbuch angekün- digt. Dieser hat heute begonnen. Über ein Umweltgesetzbuch, also die Zusammen- führung des bislang zersplitterten Umweltrechts, wird bereits seit Jahrzehnten diskutiert. Deswegen ist das Umweltgesetzbuch das große Projekt des Umweltminis- teriums in dieser Legislaturperiode. Kern dieses Um- weltgesetzbuches soll die Anlagengenehmigung sein, also zum Beispiel die Genehmigung von Industrieanla- gen, von Müllverbrennungsanlagen und Anlagen zur Massentierhaltung. Mit diesem Gesetz greift die Koalition nun so massiv in die Anlagengenehmigung ein, dass sie das UGB damit weitgehend überflüssig macht. Eigentlich kann das BMU morgen die Arbeiten am UGB wieder einstellen. Ich befürchte aber, dass die Koalition mit diesem Gesetz nicht dem UGB widerspricht, sondern damit die Leitli- nie für das UGB vorgeben will, die da heißt: massiver Abbau von Umweltstandards. Es ist der eindeutigste Be- weis, dass die Koalition alles, was nicht zwingend vom EU-Recht vorgegeben ist, systematisch abbaut; das steht sogar explizit in einigen Änderungsanträgen der Koali- tion. Was tut die Koalition genau? Erstens stellt sie den Genehmigungsbehörden frei, ob sie zukünftig einen Erörterungstermin ansetzt. Das Glei- che wurde bereits letztes Jahr für Infrastrukturvorhaben beschlossen. Damit vertun Sie unnötig die große Chance, im Zuge des UGB die Genehmigungsverfahren endlich neu zu gestalten. Wir brauchen eine umfassende und frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung, keinen Ab- bau! Uns wirft man Demokratiedefizite vor, die Koalition baut selber massiv und systematisch Bürgerrechte ab. Das ist eine verlogene Politik. Zweitens will die Koalition, dass wesentlich weniger Anlagen zur Tierhaltung und Abfallbehandlung einer Umweltverträglichkeitsprüfungen unterworfen werden als bislang. In einigen Fällen ist das eher lächerlich. So gibt es eine UVP-Pflicht für die Mastgeflügelhaltung zu- künftig statt bei 84 000 Tieren erst bei 85 000. In ande- ren Fällen ist das aber dramatisch: Während früher ab 350 Rindern und Kälbern zwingend eine UVP durchzu- führen war, entfällt dies nun völlig. Warum? Eine UVP- Pflicht ist für die Rinder- und Kälberhaltung nicht vorge- schrieben. Deswegen findet zukünftig erst ab 800 Rindern eine Vorprüfung statt. Und erst ab 600 – bisher 250 – muss eine standortbezogene UVP durchgeführt werden. Der Bundesrat war da übrigens noch maßvoll. Das geht auf die Kappe der Koalition. Drittens führt die Koalition die wesentlich schwäche- ren Schwellenwerte gleich bei der Anlagengenehmigung mit ein. Dadurch werden wesentlich weniger Anlagen, nicht nur zur Tierhaltung und Abfallbehandlung, son- dern auch aus diversen anderen Branchen zukünftig keine ordentlichen Genehmigungsverfahren mehr durch- l e k d g n c f f j V w d d W G U E s B M z G r s T U D s m ß d f k p P t i i T F e d p s w U e d b e (C (D aufen müssen. Viele Anlagen müssen nur noch ein ver- infachtes Verfahren durchlaufen, das ohne Öffentlich- eitsbeteiligung stattfindet. Vielen Anlagen bleibt selbst as erspart. Damit erhöhen Sie die Akzeptanzprobleme von Anla- en. Denn ein ordnungsgemäß durchgeführtes und ge- ehmigtes Verfahren gibt Investoren größere Rechtssi- herheit und Akzeptanz in der Bevölkerung. Deswegen ühren beispielsweise viele Landwirte für Biogasanlagen reiwillig ein Genehmigungsverfahren durch. Dieses Gesetz ist eine schallende Ohrfeige für all ene, die gehofft hatten, dass das Umweltgesetzbuch eine erbesserung im Umweltrecht bringen würde. Die Um- eltverbände haben bereits entsprechend reagiert. Minister Gabriel sagte kürzlich in einem Interview, ass es sich für die deutschen Unternehmen auszahlt, ass wir bei uns anspruchsvolle Umweltstandards haben. ir hatten anspruchsvolle Umweltstandards. Herr abriel sagte außerdem wiederholt, dass im Zuge des GB keine Umweltstandards abgebaut werden sollen. ntweder die Koalition beschließt dieses Gesetz ohne eine Zustimmung oder er trägt es stillschweigend mit. eides wäre ein Armutszeugnis. Ist er ein schwacher inister, der sich gegen seine Koalition nicht durchset- en kann? Oder ist er gar ein Lügner? Wenn die Damen und Herrn von der Koalition dieses esetz verabschieden, dann sollte das Umweltministe- ium die Arbeit am Umweltgesetzbuch lieber sofort ein- tellen. Denn für das UGB befürchte ich vom heutigen ag an nur noch das Schlimmste, einen Großangriff auf mweltstandards. Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): er Entwurf eines Gesetzes zur Reduzierung und Be- chleunigung von immissionsschutzrechtlichen Geneh- igungsverfahren ist eine weitere Maßnahme der gro- en Koalition in Bundestag und Bundesrat, die Rechte er Öffentlichkeit auf Information, Teilhabe und Ein- lussnahme beschneidet. Es geht bei der sogenannten Planungsbeschleunigung eineswegs darum, ein in Deutschland auffällig schlep- endes, intransparentes und Investoren verschreckendes lanungswesen zu zerschlagen. Nein, ganz im Gegen- eil: Deutschland ist bei der Genehmigung von Anlagen nternationale Spitze. Unsere Verwaltungen genehmigen n einer Geschwindigkeit, dass mitunter Zweifel an der iefenqualität der Prüfverfahren aufkommen. Erst im rühjahr hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen in Sondergutachten vorgelegt, in dem festgestellt wird, ass weitere Beschleunigungen in der Genehmigungs- raxis in Deutschland zu deutlichen qualitativen Ein- chränkungen beim Prüfverfahren führen. Will die Koalition also in Wahrheit gegen die Um- eltbelange regieren und dem hohen Stellenwert des mweltschutzes in Deutschland weiter Stück für Stück ntgegenwirken? Wissenschaftlich jedenfalls ist es ein- eutig, dass es keinen Anlass für diese Politik des Ab- aus von Umweltstandards unter dem Deckmäntelchen iner angeblich notwendigen Verfahrensbeschleunigung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10899 (A) ) (B) ) gibt. Der von uns allen sehr geschätzte Sachverständi- genrat für Umweltfragen schreibt dazu in einem Sonder- gutachten: Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat bereits mehrfach betont, dass die maßgebliche politische Rechtfertigung für die Beschleunigungs- maßnahmen einer tragfähigen empirischen Grund- lage entbehrt. Weder ist eine übermäßig lange Dauer der deutschen Zulassungsverfahren für Infra- struktur- und Industrieanlagen festgestellt worden noch sprechen die Ergebnisse empirischer Studien dafür, dass im Allgemeinen ein relevanter Zusam- menhang zwischen der Verfahrensdauer und der Standortwahl von Investoren besteht. Um was geht es also der großen Koalition mit ihrem Beschneiden der erreichten Umweltstandards? Ich kann mich der Vermutung nicht erwehren, dass Ihnen Errun- genschaften der rot-grünen Regierungszeit wie ein Dorn im Auge erscheinen. Um im Bild zu bleiben: Dornen ha- ben eine wichtige Funktion in der Natur; sie schützen! Die erreichten Umweltstandards sind in keinem Auge ein Dorn, sondern viel eher zu vergleichen mit einem blühenden wunderschönen Rosenbusch, dessen Dornen uns vor schädlichen Eindringlingen bewahren. Diese Rosen gilt es zu pflegen und zu bewahren. Es war ein Schelm, der den Bock zum Gärtner gemacht hat; sicher war es kein kluger Politiker. Aber Spaß beiseite. Auch die Umweltverbände sind in ihrer Kritik eindeutig. In einem gemeinsamen offenen Brief wird der Umweltminister zitiert, der stets betont habe, dass erreichte Standards nicht abgebaut würden. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird aus Sicht von Umweltverbänden „das Vorhaben der Schaffung eines einheitlichen Umweltrechts diskreditiert“. Hinzuzufügen ist an dieser Stelle, dass die große Ko- alition in Uraltfehler zurückfällt. In der Landwirtschaft sollen größere Anlagen nach einfachem Verfahren ge- nehmigt werden. Am liebsten wäre ihr vermutlich, wenn die Umweltverträglichkeitsprüfung ganz wegfallen könnte; davor bewahrt uns glücklicherweise das EU- Recht. Aber sicher können wir uns bei dieser Koalition nicht sein, denn bei der Öffentlichkeitsbeteiligung schert sie sich nicht um geltendes EU-Recht. Anstatt eine um- fängliche Informationspflicht einzurichten und die Öf- fentlichkeit in Planungsvorhaben zu einem Zeitpunkt einzubeziehen, an dem noch alle Optionen offen sind, wird das Gegenteil ins Gesetz geschrieben. Nachbarn sollen erst von einem neuen Schweinestall oder einer neuen Legebatterie erfahren, wenn sie bereits gebaut wird. Ein möglicher Einfluss der Öffentlichkeit auf An- lagenplanungen wird damit ausgeschaltet. Die Grünen haben ganz im Gegensatz zur großen Ko- alition kein Misstrauen gegenüber der Meinung der Öf- fentlichkeit. Wir sehen in ihrer Beteiligung an staatlicher Entscheidungsfindung einen demokratischen Grundpfei- ler, für den wir weiterhin kämpfen werden. Wir lehnen den Gesetzentwurf aus dieser Überzeugung heraus rund- weg ab. A R t i v u S W s e u c n m m g V n z e n w ö v b d W V b e g v d r s P F E i k s t s s t w x w c (C (D nlage 13 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffengesetzes (Tagesordnungs- punkt 24) einhard Grindel (CDU/CSU): Es ist nicht zu bestrei- en: Leider häufen sich in letzter Zeit die Fälle, bei denen m Rahmen von Messerstechereien Personen schwer erletzt oder sogar getötet wurden. Oftmals sind dabei rsprünglich völlig Unbeteiligte betroffen, die eigentlich treit schlichten oder Opfern zu Hilfe kommen wollten. ir machen die Erfahrung, dass Täter, die dann ein Mes- er dabei haben, es leider viel zu häufig tatsächlich insetzen. Das ist ein Aspekt wachsender Brutalität auf nseren Straßen, die übrigens gerade auch von Jugendli- hen ausgeübt wird. Wir müssen auf diese neuen Herausforderungen auch eue Antworten geben. Der Staat muss dieser zuneh- enden Gewaltbereitschaft, insbesondere der Gewalt it Waffen, entschieden entgegentreten. Es ist hier auch eboten, neue Wege zu beschreiten, wenn dadurch eine erbesserung der öffentlichen Sicherheit in den betroffe- en Straßen und auf Plätzen erreicht werden kann. Insoweit war die Initiative Hamburgs im Bundesrat ur Änderung des Waffengesetzes ein solcher Versuch ines neuen Weges. Durch die Einführung einer Öff- ungsklausel sollen die Landesregierungen ermächtigt erden, im Wege einer Rechtsverordnung in bestimmten ffentlichen Straßen, Wegen oder auf Plätzen das Führen on allen Waffen im Sinne des Waffengesetzes zu ver- ieten. Der Bundesrat hat sich für diesen Weg des Verbots es Führens von Waffen entschieden, wie es der § 42 des affengesetzes bereits für Messen, Märkte und ähnliche eranstaltungen kennt, weil eine Erweiterung des Ver- otskatalogs des Waffengesetzes wahrscheinlich nur zu inem Ausweichen auf andere Waffen oder Gegenstände eführt hätte. Zielführender ist dann schon ein Verbot des Führens on Waffen an bestimmten öffentlichen Orten. Nun be- urfte die durch den Bundesrat verabschiedete Formulie- ung eines neuen § 42 Abs. 5 Waffengesetz nach Auffas- ung der Bundesregierung aber einer gewissen räzisierung. Es freut mich deshalb sehr, dass es im rühjahr nach intensiven Gesprächen zwischen den xperten des BMI, des BMJ und der Behörde für Inneres n Hamburg gelungen ist, zu einer Neuformulierung zu ommen, die wir im Rahmen der Beratungen dieses Ge- etzentwurfs im Innenausschuss als Antrag der Koali- ionsfraktionen einbringen und dann dort auch verab- chiedet werden. Voraussetzung für das Verbot des Führens von Waffen oll jetzt sein, dass an den Verbotsorten wiederholt Straf- aten unter Verwendung von Waffen oder Gewaltdelikte ie zum Beispiel Raubdelikte, Körperverletzungen, Se- ualdelikte oder Straftaten gegen das Leben begangen orden sind und auch in Zukunft mit der Begehung sol- her Straftaten zu rechnen ist. 10900 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) Die gelegentlich erhobene Forderung, für ganze Stadt- teile oder gar Städte Waffenverbote auszusprechen oder alle Hieb- oder Stoßwaffen zu verbieten, ist unrealistisch. Bei genauer Analyse stellt sich die Kriminalitätsentwick- lung nämlich sehr unterschiedlich dar und würde derartig umfassende Verbote, die zudem durch umfängliche Aus- nahmetatbestände flankiert werden müssten, wohl auch nicht begründen können. Auch in der jetzt gemeinsam gefundenen Formulierung des neuen § 42 Abs. 5 Waffen- gesetz sind Ausnahmetatbestände für Anwohner oder Gewerbetreibende vorgesehen, soweit eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit nicht zu besorgen ist. Ich will auch ansprechen, dass es gewisse Bedenken gab, den Ländern durch diese Öffnungsklausel Gestal- tungsmöglichkeiten einzuräumen, die grundsätzlich die Gefahr eines waffenrechtlichen Flickenteppichs in Deutschland in sich bergen. Ich halte dieses Vorgehen aber für verantwortbar, weil es schließlich auch die Län- der sind, die für das Polizei- und Ordnungsrecht und da- mit die allgemeine Gefahrenabwehr zuständig sind. Sie können am besten einschätzen, an welchen Orten eine solche Maßnahme der Gewaltprävention sinnvoll ist. In- sofern besteht eine Parallele zur Videoüberwachung von Kriminalitätsschwerpunkten, die ohne Weiteres auf Ge- fahrenabwehrrecht gestützt wird. Es ist schon aus Anlass der Videoüberwachung zu einer auf einer breiten Daten- grundlage fußenden genauen Analyse von Kriminalitäts- schwerpunkten gekommen. Gerade mit Bezug auf diese inzwischen sehr erfolgreich genutzte Maßnahme unter- streiche ich, wie positiv die Zielrichtung der Hamburger Initiative ist. Es wird kein Problem sein, eine genaue Analyse der Straßen und Plätze vorzunehmen, bei denen es besonders häufig zu einem Einsatz von Messern im Rahmen von Gewaltdelikten gekommen ist. Insofern wird man – ohne Prophet zu sein – sicher sagen können, dass die Reeperbahn auf diese Art und Weise nun zur waffenfreien Zone wird, was der Sicherheit nur guttun kann. Wir dürfen auch nicht nur reagieren, wenn etwas pas- siert ist, und dann wieder zur Tagesordnung übergehen. Insoweit hoffe ich auch auf die Unterstützung der Bun- desratsinitiative durch die Grünen. Es war schließlich ihr Innenpolitiker hier im Berliner Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, der nach einer Messerattacke in Ber- lin-Tegel, am Tegeler See, erklärt hat – siehe „Tagesspie- gel“ vom 13. Juni 2007 –: „Man sollte Optionen für Län- der und Ballungsräume schaffen, damit diese nach eigenen Bedürfnissen Verbote erteilen können.“ Genau dies tun wir jetzt. Damit wird die Gewaltkrimi- nalität nicht beseitigt, aber doch eingedämmt werden können. Das Beispiel des Rückgangs der schweren Straftaten an videoüberwachten Orten beweist das. Inso- fern unternehmen wir hier keinen Schnellschuss, son- dern geben den Ländern ein Mittel in die Hand, damit sie ihrer Aufgabe zur Gefahrenabwehr gerecht werden kön- nen. Wir warten mit diesem Gesetzentwurf auch nicht die geplante und durch die Bundesregierung in Vorbereitung befindliche Novelle des Waffengesetzes ab. Diese No- velle kann sich noch bis zum Ende des Jahres hinziehen. W h v m m w G S l B S v r k W W v l l e s f g k d s t t p G t u d t r l W p E g R d v t u is g – z h d (C (D ir wollen die Länder aber zügig unterstützen, und des- alb ziehen wir diese Änderung des Waffengesetzes jetzt or. Der neue § 42 Abs. 5 Waffengesetz ist kein Allheil- ittel. Er kann aber in Verbindung mit anderen Maßnah- en einen Beitrag für mehr innere Sicherheit leisten. Ich ill nur darauf verweisen, dass die Länder durch eine efahrenabwehrverordnung auf der Grundlage ihrer OGs zum Beispiel auch das Verbot des Führens von de- iktsrelevanten Gegenständen wie Fahrtenmessern oder aseballschlägern verbieten sollten. Die Länder müssen selbstverständlich auch nach chaffung der neuen Rechtsgrundlagen für einen effekti- en Vollzug der Rechtsänderungen sorgen. Ein denkba- es Mittel ist dabei die Durchführung von Schwerpunkt- ontrollen, damit sich das Verbot des Führens von affen auch bei denen, die es angeht, herumspricht. Die gestiegene Gewaltkriminalität erfordert es, neue ege zu gehen und neue Maßnahmen zu ergreifen. Die on Hamburg angestoßene Bundesratsinitiative wird etztlich auch das Vertrauen der Bürger in die Hand- ungsfähigkeit des Staates stärken. Gabriele Fograscher (SPD): Das Waffenrecht ist ine sensible Materie. Diejenigen, die legal Waffen be- itzen, wie zum Beispiel die Jäger und Schützen, be- ürchten immer neue Verbote und mehr Bürokratie. Dem egenüber steht aber das Sicherheitsbedürfnis der Bevöl- erung. Dabei können wir im Waffenrecht immer nur en legalen Waffenbesitz regeln, der illegale Waffenbe- itz hingegen ist weit gefährlicher und schwer zu kon- rollieren. Heute beraten wir einen Gesetzentwurf des Bundesra- es zur Änderung des Waffengesetzes, der nur einen As- ekt, nämlich das Tragen von Waffen und gefährlichen egenständen neu regeln soll. Hintergrund dieser Initia- ive der Hansestadt Hamburg sind Messerstechereien nd andere gefährliche oder verletzende Waffeneinsätze, ie dort regelmäßig stattfinden. Allein am ersten Sep- emberwochenende 2005 wurden in Hamburg bei meh- eren Messerattacken insgesamt 13 Personen verletzt, al- ein acht durch einen Amoklauf in einer Kiezkneipe. Deshalb sieht der Gesetzentwurf Änderungen des affengesetzes vor, um waffenfreie Zonen an Brenn- unkten gewaltbereiter Szenen zu schaffen. Durch die infügung einer Öffnungsklausel sollen die Landesre- ierungen ermächtigt werden, auf dem Wege einer echtsverordnung in bestimmten öffentlichen Straßen as Führen aller Waffen im Sinne des Waffengesetzes zu erbieten. Voraussetzung dafür ist, dass es an diesen Or- en schon wiederholt zu Gewaltdelikten gekommen ist nd dass auch in Zukunft dort mit Straftaten zu rechnen t. Für meine Fraktion stelle ich fest, dass wir das Anlie- en und das Ziel des Gesetzentwurfes begrüßen. Jedoch da stimme ich der Stellungnahme der Bundesregierung u – genügt der Bundesratsentwurf nicht dem Bestimmt- eitsgebot. Deshalb werden wir die Straftatbestände urch einen Änderungsantrag präzisieren, denn der Be- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10901 (A) ) (B) ) griff „Gewalttat“ ist zu unbestimmt. Auch muss die Ver- hältnismäßigkeit gewahrt bleiben, deshalb sollte man in der Rechtsverordnung allgemein oder in Einzelfällen Ausnahmen für Inhaber waffenrechtlicher Erlaubnisse, Anwohner und Gewerbetreibende zulassen, solange von ihnen keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit aus- geht. Der Verstoß gegen ein solches Verbot soll als Ord- nungswidrigkeit ausgestaltet werden. Nur mit einem Bündel von Maßnahmen kann es ge- lingen, solche Kriminalitätsschwerpunkte zu entschär- fen. Dazu gehören unter anderem die hier zu schaffende Möglichkeit von waffenfreien Zonen, die Videoüberwa- chung, eine stärkere Polizeipräsenz und lageabhängige Kontrollen durch die Polizei. Infrage stellen könnte man, ob es dieser Waffen- rechtsänderung wirklich bedarf. Die landesrechtliche Kompetenz zur Gefahrenabwehr könnte solche Waffen- verbote durchaus auf der Grundlage des Polizeirechts aussprechen. Die Koalitionsfraktionen werden sich aber dem Wunsch der Länder nach einer zusätzlichen Mög- lichkeit zur Schaffung von waffenfreien Zonen nicht wi- dersetzen. Wir sehen aber noch in anderen Bereichen des Waf- fenrechts Handlungsbedarf. Deshalb werden wir im Herbst das 2002 verabschiedete Waffenrecht an einigen Stellen ergänzen und präzisieren. Dazu gehört zum Bei- spiel das Verbot des Führens von Anscheinswaffen in der Öffentlichkeit. Anscheinswaffen sind Waffen, die echten Waffen täuschend ähnlich sehen, auch wenn es nur um eine Art „Spielzeugwaffe“ oder ein Waffenmo- dell handelt. Dies kann zum Beispiel ein Polizist, der mit einer solchen Anscheinswaffe bedroht wird, nicht erken- nen. Die Folgen könnten gravierend sein. Das sieht auch die Gewerkschaft der Polizei so, die sich für ein Verbot des Tragens von Anscheinswaffen einsetzt; denn die An- scheinswaffen sind vom Gewicht, vom Aussehen oder Anfassen her meist nicht mehr von echten Waffen zu un- terscheiden. Zu überlegen ist auch, ob man nicht Gegenstände wie zum Beispiel Baseballschläger oder Dolche mit in die Reihe der gefährlichen Gegenstände aufnimmt. Ich hielte so etwas für richtig, denn wozu nimmt jemand, der zum Beispiel aufs Münchener Oktoberfest geht, einen Baseballschläger oder einen Dolch mit? Auch das sogenannte Erbenprivileg muss neu gere- gelt werden, da es bei der letzten Novelle 2002 auf fünf Jahre befristet wurde. In diesen fünf Jahren wurde der Industrie Zeit eingeräumt, technische Möglichkeiten zu entwickeln, geerbten Waffen durch ein Blockiersystem die Schießfähigkeit nehmen, ohne sie zu zerstören. Bei der anstehenden Novelle des Waffenrechts wer- den wir darum bemüht sein, dass ein Kompromiss ge- funden wird zwischen den Sicherheitsinteressen des Staates und der Bürgerinnen und Bürger und den berech- tigten Belangen insbesondere von Jägern, Sportschützen und Sammlern. Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP): In der zweiten Juniwoche ermordete in Berlin ein 17-Jähriger einen j s d e e d f Z t W i d d v d e 1 i h t g e f k W ä t s u V F w s d z G z t w E U d W W u N R u s w t g f E e (C (D ungen Mann, der ihn wegen Abfallrüpelei zur Rede ge- tellt hatte. Der Mord geschah mit einem Messer, das im eutschen Waffenrecht zwar als gefährlich, aber legal ingestuft ist. In der Folge liegt uns nun hier ein bereits twas älterer Gesetzentwurf aus dem Bundesrat vor, der ie Möglichkeit schaffen soll, das Führen solcher als ge- ährlich, aber legal eingestufter Waffen in bestimmten onen zu verbieten. Zunächst einmal muss festgestellt werden: Das gel- ende deutsche Waffenrecht zählt zu den strengsten der elt. Eine umfassende Verschärfung aus Gründen der nneren Sicherheit ist grundsätzlich nicht notwendig; enn die Sicherheitsprobleme entstehen meist nicht urch die legalen Waffenbesitzer. Sie werden vielmehr erursacht durch den illegalen Waffenmarkt, der aller- ings mit Nachdruck bekämpft werden muss. Auch im ingangs beschriebenen Fall stellt sich die Frage, wie ein 7-Jähriger an eine solche Waffen kommen konnte. Sie st freilich nicht schwer zu beantworten, und die Presse at dies in den letzten Tagen auch ausführlich getan. Al- ersgrenzen im Handel sind leicht zu umgehen. Wenn sich die Frage stellt, ob das bisherige Waffen- esetz überhaupt geändert werden muss, dann lässt sich in triftiger Grund hierfür nach Meinung der FDP allen- alls darin finden, dass das geltende Waffenrecht sehr ompliziert ist. Daran hat sich leider durch die letzte affenrechtsreform der rot-grünen Koalition nichts ge- ndert. Im Gegenteil: Von Vereinfachung, Entbürokra- isierung, Rücknahme der Regelungsdichte, mehr Über- ichtlichkeit und Lesbarkeit konnte keine Rede sein. Die nübersichtlichen Anhänge blieben, und die zahlreichen erordnungsermächtigungen, die zulassen, wesentliche ragen am Parlament vorbei zu regeln, kennzeichnen eiterhin das Waffenrecht. Darüber hinaus war der ursprüngliche Inhalt des Ge- etzentwurfs eindeutig gegen die berechtigten Interessen er legalen Waffenbesitzer, insbesondere der Sportschüt- en, der Jäger und der Waffensammler gerichtet. Diese ruppen sollten mit einem Übermaß an Bürokratie über- ogen werden, ohne dass dadurch irgendein nennenswer- er Zugewinn für die innere Sicherheit erzielt worden äre. Im Oktober 2001 ermächtigte der Europäische Rat die U-Kommission, im Namen der Mitgliedsländer das N-Schusswaffenprotokoll zu unterzeichnen. 2006 legte ie Kommission einen Entwurf zur Novellierung der affenrichtlinie vor. Hierdurch soll der Missbrauch des affenbesitzes bzw. des -gebrauchs stärker eingedämmt nd restriktiver behandelt werden. Freilich ist von einer ovellierung des Waffenrechtes zwar seither viel die ede gewesen, aber bislang hat die Koalition aus Union nd SPD dem Parlament keinen Entwurf vorgelegt. In- ofern begrüßt die FDP den Bundesratsentwurf, obwohl ir noch nicht völlig überzeugt sind, dass das der rich- ige Weg ist, den Waffenmissbrauch einzudämmen. Immerhin wird in bestimmten – wohl überwiegend roßstädtischen – Zonen ein Instrumentarium geschaf- en, das der Polizei eine frühzeitige Möglichkeit zum inschreiten geben könnte. Sicherlich wird die Polizei in solches örtliches Verbot nicht lückenlos durchsetzen 10902 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 (A) ) (B) ) können. Aber wenn sie bei einer Personendurchsuchung auf eine Waffe stößt, hat sie dann die Möglichkeit, ent- sprechende Ermittlungen einzuleiten und gegebenenfalls Sanktionen zu verhängen. Freilich ist fraglich, ob die eingangs erwähnte Tat so zu verhindern gewesen wäre. Deshalb muss es weiterge- hende Anstrengungen geben, das Waffenrecht zu verein- fachen und es übersichtlicher und praktikabler zu gestal- ten. Diese Forderung geht in die entgegengesetzte Richtung zu dem, was als Vorhaben der Bundesregie- rung zur Umsetzung der EU-Waffenrichtlinie durchgesi- ckert ist. Mit immer neuen bürokratischen Pflichten für legale Waffenbesitzer, mit einem Generalverdacht gegen Sport- schützen, Jäger und Waffensammler wird keine solche Untat zu verhindern sein. Aber der Erwerb durch Ju- gendliche, der Handel und auch das Tragen von Waffen können erschwert und zugleich die diesbezüglichen Re- geln vereinfacht werden. Dabei darf es nicht zu neuen komplizierten, bürokratisch zu beantragenden Ausnah- meregelungen kommen. Ich bezweifle, dass das Vorha- ben der EU weiterhilft, die vier Kategorien der EU-Waf- fenrichtlinie auf nur noch zwei Kategorien – verboten oder genehmigungspflichtig – zu reduzieren, obwohl es laut Bericht der Kommission bisher „keine besonderen Probleme“ damit gegeben hat. Jedenfalls erwarten wir von der Bundesregierung um- gehend ein plausibles Konzept, wie sie den unübersicht- lichen Wust des deutschen Waffenrechts klären will. Keinesfalls können wir dabei einen Generalverdacht ge- gen Sportschützen, Jäger und Waffensammler akzeptie- ren, denn das Problem der zunehmenden Gewalttaten geht ja gerade nicht von diesen Personengruppen aus. Die Antwort auf dieses Problem, die der Rechtsstaat geben muss, geht weit über eine waffenrechtliche Pro- blemstellung hinaus. Es hat mit dem kausalen und auch temporären Zusammenhang von Straftat und Strafe, vor allem aber auch mit dem umfassenden und von der Bun- desregierung sträflich vernachlässigten Feld der Krimi- nalprävention zu tun. In diesem Sinne wird die FDP die weiteren Beratungen der vorliegenden Bundesratsinitia- tive mit kritischem Wohlwollen begleiten. Petra Pau (DIE LINKE): Das Gesetz, das zur De- batte steht, soll das Mitführen von gefährlichen Gegen- ständen, die nicht als Waffen gelten, verbieten. Es geht um Gegenstände, die geeignet sind, als Waffen ge- braucht zu werden, etwa Baseballkeulen oder Messer. Es geht um ein Verbot für Orte, an denen Gewalt besonders häufig anzutreffen ist. Explizit genannt wird die Reeper- bahn in Hamburg. Ein entsprechendes Verbot soll durch die Polizei oder durch andere befugte Behörden erlassen werden können. Aus Sicht der Fraktion Die Linke ist der beschriebene Vorschlag eine Scheinlösung. Er ändert das Waffenge- setz nicht. Er räumt der Polizei aber eine partielle Gene- ralvollmacht ein. Und er versucht, mit zweifelhaften Verboten soziale Konflikte zu befrieden. ü e n l G w g g m a T b t G M g e s g ü s g c G h d W r D d g d f r z f c E k v b T g d u r z d d e n w i (C (D Ich will das einmal auf meine Heimatstadt Berlin bersetzen. In der Diktion der Gesetzesvorlage könnte in Hammer oder ein Korkenzieher in Zehlendorf ein ützliches Werkzeug sein, in Neukölln aber eine gefähr- iche Waffe. Ich halte das für absurd. Wir lehnen das Gesetz aber auch aus einem anderen rund ab. Es schreibt nämlich vor, dass genau belegt erden müsse, welche Orte als besonders gewaltträchtig elten und warum. Das klingt beim ersten Hinhören lo- isch und nachvollziehbar. De facto zielt es aber auf ehr Videokameras, auf mehr verdeckte Ermittlungen, uf mehr Überwachung. Damit würde ein genereller rend unterstützt, den wir ablehnen – nämlich der Um- au des demokratischen Rechtsstaates zu einem präven- iven Sicherheitsstaat. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über esserattacken berichtet wird. So wurde erst vor weni- en Tagen an einer Badestelle in Berlin-Reinickendorf in 23-jähriger Mann durch einen Stich mit einem Mes- er getötet. Dieser tödliche Messerangriff eines 17-Jähri- en brachte wieder einmal Bewegung in die Diskussion ber das Waffenrecht. So forderte der Berliner Innen- enator Körting erneut, Waffen und waffenähnliche Ge- enstände generell zu verbieten. Es sind diese erschre- kenden Berichte aus den Ländern von schweren ewalttaten mit Messern, die den Bundesrat veranlasst aben, den Bundestag zu einer weiteren Verschärfung es Waffenrechts aufzufordern. Die rot-grüne Bundesregierung hatte bereits 2003 das affengesetz verschärft, die meisten Messer dürfen be- eits heute nicht in der Öffentlichkeit mitgeführt werden. er Bundesrat greift jetzt eine Hamburger Initiative auf, as Tragen von Waffen in besonders gefährlichen Ge- enden zu verbieten. Ich bin nicht davon überzeugt, dass iese Öffnungsklausel für die Länder tatsächlich dazu ühren wird, dass die Straftaten mit Messern oder ande- en gefährlichen Waffen reduziert werden. Eine Geset- esverschärfung allein wird nicht den gewünschten Er- olg bringen. Wir brauchen eine Kultur der waffenfreien öffentli- hen Räume. Hier müssen die Länder gemeinsam mit ltern, Schulen, Freizeiteinrichtungen und Streetwor- ern Konzepte entwickeln, wie die Entwaffnung gerade on jungen Männern durchgesetzt werden kann. Gerade ei ethnischen Minderheiten ist das Messer in der Tasche eil einer verfehlten männlichen Kultur. Hier muss mit esellschaftspolitischen Mitteln deutlich vermittelt wer- en, dass Konflikte in der Zivilgesellschaft ohne Gewalt nd ohne Waffen ausgetragen werden müssen. Wir tole- ieren diese männliche Machogewalt nicht. Die Poli- eien der Länder müssen in die Lage versetzt werden, as Waffenverbot tatsächlich durchzusetzen. Bislang ist ies in den großstädtischen sozialen Brennpunkten nicht inmal ernsthaft versucht worden. Trotz dieser Skepsis wollen wir uns dem Vorhaben icht verschließen. An die Bewaffnung im Alltag wollen ir uns nicht gewöhnen. Zu oft bleibt das Messer nicht n der Tasche, die erschreckende Zunahme von schweren Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 105. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 10903 (A) (C) (B) ) Körperverletzungen mit Messern und anderen gefährli- chen Waffen wollen wir nicht tatenlos hinnehmen. Ich erinnere hier an die Regelung des § 2 Abs. 3 des Ver- sammlungsgesetzes, die das Tragen von Waffen oder sonstigen Gegenständen verbietet, die Menschen verlet- zen können. Diese Regelung ist auch nicht zahnlos. § 27 Abs. 1 sieht hier einen Strafrahmen von bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe vor. Das Beispiel des Versamm- lungsrechts macht deutlich, dass wir im geltenden Recht schon seit langem waffenfreie Bereiche kennen. Warum soll in Diskotheken, Schulen und auf öffentli- chen Plätzen nicht das Gleiche gelten, wie bei Versamm- lungen? Wo Menschen im öffentlichen Raum zusam- menkommen, haben Waffen nichts zu suchen! Hier müssen wir endlich einmal klar und konsequent handeln. An dieser Stelle kommt gemeinhin das Gegenargument: „Wir dürfen doch den Transport eines Küchenmessers vom Kaufhaus in die Wohnung nicht kriminalisieren“. Dieser Einwand ist auf den ersten Blick richtig, bei nä- herem Hinsehen ist er eine Ausrede. Zunächst einmal: wer geht schon mit dem Brotmesser in die Schule oder in die Diskothek? Zum Zweiten: warum soll es nicht möglich sein, im Geschäft selbst die Messer sicher und womöglich auch versiegelt zu verpacken. Auf diese Weise lassen sich diese Gegenstände ohne Gefahr für an- dere sicher und gefahrlos transportieren. Der großen Koalition fehlt der Mut, sich gegen die Waffenlobby durchzusetzen. Durch die Mehrheiten im Bundestag und Bundesrat besteht jetzt die Möglichkeit, Das ist der rot-grünen Koalition an einigen Stellen nicht gelungen, weil sich die Länder quergelegt haben. In das neue Waffenrecht muss endlich auch ein Verbot für das Führen von Anscheinswaffen aufgenommen wer- den. Anscheinswaffen sind nach wie vor frei verkäuf- lich, sie sind den echten Waffen täuschend ähnlich und stellen eine erhebliche Gefahr dar. Sie führen in der Pra- xis zu tragischen Verwechslungen. Polizeibeamte kön- nen in einer vermeintlichen Bedrohungslage falsch rea- gieren – mit womöglich tödlichen Folgen! Auch für Kinder und Jugendliche ist es kein Problem, ganz legal in den Besitz dieser sogenannten Softair-Waffen zu kom- men. Sie sind aber kein harmloses Spielzeug. Geschosse mit einer Mündungsenergie von bis zu 0,5 Joule können zu schweren Verletzungen führen. Es ist auch an der Zeit, die Regelungen für den 2002 eingeführten sogenannten kleinen Waffenschein nach § 10 Abs. 4 Satz 4 des Waffengesetzes zu verschärfen. Es reicht nicht, lediglich für das „Führen“ von Signal-, Reizstoff- und Schreckschusswaffen außerhalb der eige- nen Wohnung den Nachweis der persönlichen Zuverläs- sigkeit zu verlangen. Die gleichen Voraussetzungen müssen auch für den Erwerb dieser Waffen gelten. Die Zunahme der Gewaltdelikte fordert ernsthafte Konsequenzen auch im Waffenrecht. Symbolische Ge- setzesänderungen, die folgenlos bleiben, reichen hier nicht aus. Lassen Sie uns im Innenausschuss ernsthaft darüber diskutieren, wie wir eine Kultur der waffen- freien öffentlichen Räume nicht nur fordern, sondern die Schwachstellen des Waffengesetzes zu beseitigen. a (Duch durchsetzen. 105. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 21. Juni 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich und wünsche allen Anwesenden im Plenarsaal
und auf den Tribünen einen schönen guten Morgen und
uns gute Beratungen.

Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt es zwei Mittei-
lungen: zunächst den Hinweis darauf, dass der Kollege
Wolfgang Zöller am Montag dieser Woche seinen
65. Geburtstag gefeiert hat.


(Beifall)


Der Beifall bringt offenkundig die guten Wünsche für
die nächsten Lebensjahre nicht nur des Präsidenten, son-
dern des ganzen Hauses zum Ausdruck.

Außerdem müssen wir, bevor wir in unsere Tagesord-
nung eintreten können, noch das vom Deutschen Bun-
destag zu benennende Mitglied im Stiftungsrat der Stif-
tung CAESAR wählen. Die Fraktion der CDU/CSU
schlägt den Kollegen Uwe Schummer vor. Er ist sogar
persönlich anwesend und könnte sich notfalls noch ein-
mal kurz vorstellen. Wird das gewünscht? – Das ist nicht
der Fall. Sind Sie mit seiner Benennung einverstan-
den? – Dies findet eine breite Zustimmung. Es fängt
heute Morgen also gut an. Damit ist interfraktionell ver-

Redet
einbart, dass der Kollege Uwe Schummer in den Stif-
tungsrat der Stiftung CAESAR einzieht.

Im Übrigen haben wir wiederum eine Vereinbarung
zwischen den Fraktionen, die verbundene Tagesord-
nung um die in der Zusatzpunktliste aufgeführten Punkte
zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN:
Notwendigkeiten einer zukunftsfesten Pflegereform im
Verhältnis zu den pflegepolitischen Vorschlägen der Ko-
alition

(siehe 104. Sitzung)


ZP 2 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren

(Ergänzung zu TOP 33)

a) Erste Beratung des von der Bundesregierun

ten Entwurfs eines Gesetzes zur Neur
Rechts der Verbraucherinformation
– Drucksache 16/5723 –

(C (D ung en 21. Juni 2007 1 Uhr Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union b)

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Jörg van Essen, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Verfahrensrechte in Strafverfahren in der Europäischen
Union
– Drucksache 16/5606 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Jens Ackermann,
Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Kerstin Andreae, Hü-
seyin-Kenan Aydin und weiterer Abgeordneter
Ergänzung des Untersuchungsauftrages des 1. Untersu-
chungsausschusses
– Drucksache 16/5751 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

ZP 3 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP:
Haltung der Bundesregierung zu den wirtschafts- und fi-

ext
nanzpolitischen Vorstellungen von Bundeswirtschaftsmi-
nister Glos

ZP 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Aus-

(15. Ausschuss)

Goldmann, Angelika Brunkhorst, Patrick Döring, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Schutz und Nutzung der Meere – Für eine integrierte ma-
ritime Politik
– Drucksachen 16/4418, 16/5764 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Uwe Beckmeyer

ZP 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer,
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Burkhardt Müller-

eiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
päischen Gerichtshof für Menschenrechte vor
ps bewahren

che 16/5738 –
g eingebrach-
egelung des

Sönksen, w
Den Euro
dem Kolla
– Drucksa






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker Beck (Köln),
Omid Nouripour, Rainder Steenblock, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte stär-
ken

– Drucksache 16/5735 –

ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Herbert Schui,
Werner Dreibus, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der LINKEN

Für ein Europäisches Kartellamt

– Drucksache 16/5360 –

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
weit erforderlich, abgewichen werden.

Die Tagesordnungspunkte 12, 16 b und 29 werden ab-
gesetzt. In der Folge werden die Tagesordnungspunkte 13
und 14, 15 und 16, 17 und 18 sowie 19 und 20 jeweils
getauscht.

Das scheint keine besonderen Irritationen hervorzuru-
fen. Auch dazu gibt es offenkundig Einvernehmen. Dann
ist das so beschlossen.

Wir kommen nun zu den Tagesordnungspunkten 3 a
bis 3 f:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uwe
Schummer, Ilse Aigner, Michael Kretschmer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU sowie der Abgeordneten Willi Brase,
Nicolette Kressl, Jörg Tauss, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der SPD

Junge Menschen fördern – Ausbildung schaf-
fen und Qualifizierung sichern

– Drucksache 16/5730 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Priska
Hinz (Herborn), Britta Haßelmann, Brigitte Poth-
mer, Josef Philip Winkler und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Perspektiven schaffen – Angebot und Struktur
der beruflichen Bildung verbessern

– Drucksache 16/5732 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(C (D c)

gierung

Berufsbildungsbericht 2007

– Drucksache 16/5225 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Schum-
mer, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Willi Brase, Jörg
Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD

Weiterentwicklung der europäischen Be-
rufsbildungspolitik

– zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz

(Herborn), Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weite-

rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Den Europäischen Bildungsraum weiter ge-
stalten – Transparenz und Durchlässigkeit
durch einen Europäischen Qualifikations-
rahmen stärken

– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia

(Saarbrücken)

tion der LINKEN

Anforderungen an die Gestaltung eines eu-
ropäischen und eines nationalen Qualifika-
tionsrahmens

– Drucksachen 16/2996, 16/1063, 16/1127,
16/5760 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Uwe Schummer
Willi Brase
Patrick Meinhardt
Cornelia Hirsch
Priska Hinz (Herborn)


e) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker
Schneider (Saarbrücken), weiteren Abgeordne-
ten und der Fraktion der LINKEN eingebrachten
Entwurfs eines Achtundzwanzigsten Gesetzes
zur Änderung des Berufsbildungsgesetzes

– Drucksache 16/2540 –






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
schätzung (18. Ausschuss)


– Drucksache 16/5761 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Uwe Schummer
Willi Brase
Patrick Meinhardt
Cornelia Hirsch
Priska Hinz (Herborn)


f) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz

(Herborn), Britta Haßelmann, Ekin Deligöz,

weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Neue Wege in der Ausbildung – Strukturen
verändern

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung

Berufsbildungsbericht 2006

– Drucksachen 16/2630, 16/1370, 16/5762 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Uwe Schummer
Willi Brase
Patrick Meinhardt
Cornelia Hirsch
Priska Hinz (Herborn)


Die Fraktionen haben sich darauf verständigt, dass die
Aussprache zu diesen Vorlagen eineinhalb Stunden dau-
ern soll. – Auch das trifft offenkundig auf Einverständ-
nis. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache zu den aufgeführten Bera-
tungsunterlagen. Das Wort erhält zunächst die Frau Bun-
desministerin Dr. Annette Schavan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Guten Morgen, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Erfolgreiche Berufsbildungspolitik ist ein wirksamer
Weg zur Sicherung der Zukunftschancen der jungen Ge-
neration. Wenn wir von Talenten sprechen, dann meinen
wir nicht nur Akademiker. Heute geht es um die Talente,
denen wir gerecht werden müssen, aus dem weiten Feld
und dem international hoch anerkannten Bereich der be-
ruflichen Bildung in Deutschland.

Herzstück der beruflichen Bildung ist die duale Aus-
bildung, also die Zusammenarbeit von Schulen und Un-
ternehmen, weshalb wir immer, wenn wir von Berufsbil-
dungspolitik sprechen, Leidenschaft in politischen und
den damit verbundenen Weichenstellungen brauchen.
Aber, meine Damen und Herren, wir brauchen auch Lei-

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(C (D enschaft für junge Talente in unseren Unternehmen in eutschland. Wir müssen alles tun – das haben wir mit em Ausbildungspakt vereinbart –, damit jeder Jugendlihe in Deutschland seine Chance bekommt. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es sind bei näherer Betrachtung drei Aufgaben, denen
ir uns zu stellen haben:

Die erste, bereits genannte Aufgabe – so steht es auch
m Koalitionsvertrag; das ist für uns eine ganz bedeut-
ame Aufgabe, und zwar gerade in Zeiten, in denen Dy-
amik in der Wirtschaft zu verzeichnen ist – besteht da-
in, dafür zu sorgen, dass jeder Jugendliche qualifiziert,
ebildet und ausgebildet werden kann. Dazu gehören die
chulische Bildung als Voraussetzung für die Ausbil-
ung sowie der Einstieg in die Ausbildung und die Per-
pektive, nach einer qualifizierten Ausbildung Be-
chäftigung zu bekommen.

Zweitens. Berufsbildungspolitik heißt heute auch,
em prognostizierten Fachkräftemangel entgegenzu-
irken.

Drittens. Wir müssen Voraussetzungen für europäi-
che Mobilität durch Transparenz und Vergleichbarkeit
er Bildungsgänge schaffen. Dazu gibt es den Kopen-
agenprozess in der Europäischen Union, der in der Zeit
nserer Ratspräsidentschaft weiter vorangetrieben wer-
en konnte. Auch hier gilt: Wir dürfen nicht nur von Mo-
ilität sprechen, wenn es um Studierende geht. Für Aus-
ubildende, gerade in bestimmten Grenzregionen in
eutschland, ist Mobilität ebenso wichtig, um die Chan-

en, die sich in Europa bieten, auch tatsächlich wahrneh-
en zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Um alle drei Aufgaben gemeinsam zu sehen und um
ie verschiedenen notwendigen Strategien aufeinander
bzustimmen, wird die Bundesregierung unter dem Titel
Jugend, Ausbildung und Arbeit“ im Herbst eine natio-
ale Qualifizierungsinitiative vorlegen, die alle Stufen,
ämlich Bildung, Ausbildung und den Übergang in den
rbeitsmarkt, betrifft. Diese Initiative betrifft die Aktivi-

äten des Bundes, der Länder und der Sozialpartner. Es
st also eine Initiative, die deutlich machen soll, dass
iele Akteure gefragt sind, in den nächsten Jahren sehr
onsequent eine Weiterentwicklung der Berufsbildungs-
olitik im engeren und weiteren Sinn zu leisten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Lage ist derzeit
urchaus differenziert. Schauen wir uns die Zahlen an:
er Berufsbildungsbericht 2007 zeigt auf der einen Seite

inen Anstieg der Zahl der abgeschlossenen Ausbil-
ungsverträge um 4,7 Prozent. Für 2007 sind weitere
teigerungen zu erwarten. Das heißt in einem Satz – das
issen auch alle Insider –: Dynamik auf dem Arbeits-
arkt ermöglicht Dynamik auf dem Ausbildungsmarkt.
lles, was für den Arbeitsmarkt gut ist, ist auch gut für
en Ausbildungsmarkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
Der Berufsbildungsbericht zeigt aber auf der anderen
Seite, dass derzeit 1,3 Millionen Schulabgänger im Alter
bis zu 29 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung
sind. Das ist eine Gruppe, auf die wir uns, beide Koali-
tionspartner, in besonderer Weise konzentrieren, weil
– damit komme ich zum dritten Punkt, der zur Lage ge-
hört – uns schon heute gesagt wird, dass es erste deutli-
che Anzeichen für einen prognostizierten Fachkräfte-
mangel in den Unternehmen gibt. Wenn das so ist, dann
ist es umso wichtiger, diese 1,3 Millionen Menschen in
den Blick zu nehmen und ihnen auf unterschiedlichen
Wegen, über die wir ja in Beratung sind, eine Chance zu
geben.

Ich möchte an dieser Stelle sagen: Die Koalitionsar-
beitsgruppe Arbeitsmarkt und der Innovationskreis
Berufliche Bildung, das Arbeitsministerium und das Bil-
dungsministerium arbeiten im Bereich der Berufsbil-
dungspolitik und im Bereich des Ausbildungspaktes des
Wirtschaftsministeriums außerordentlich gut zusammen.
Ich bin überzeugt, wir kommen gerade deshalb gut
voran, weil wir in diesen Fragen einen hohen Konsens
und eine gute Zusammenarbeit haben.

Damit komme ich zu den Maßnahmen und Impulsen
im Einzelnen:

Erstens haben wir die Möglichkeit – schon zu Beginn
der Legislaturperiode eingeführt, sodass uns bereits erste
Erfahrungen vorliegen – der Einstiegsqualifizierung
geschaffen.

Diese entwickeln wir – das ist der zweite Punkt –
gerade weiter. Wir haben das Bundesinstitut für Berufs-
bildung beauftragt, in einer Reihe von relevanten Be-
rufsbildern Ausbildungsbausteine zu entwickeln, um
Altbewerbern, die in die Gruppe der 1,3 Millionen
Schulabgänger ohne Ausbildung fallen, aber auch Ausbil-
dungsabbrechern, die bestimmte Kompetenzen erworben
haben und möglicherweise mit einzelnen Ausbildungs-
bausteinen noch zu einem Abschluss geführt werden
können, eine Chance zu geben. Die Einstiegsqualifizie-
rung wird jetzt also strukturelle Unterstützung erhalten.
Damit werden den besonders gefährdeten Gruppen neue
Möglichkeiten gegeben.

Ich nenne drittens das Ausbildungsstrukturpro-
gramm „Jobstarter“. In der Befragung der Bundesre-
gierung war gestern die Situation in den neuen Ländern
ein Thema. In das Programm „Jobstarter“ werden
125 Millionen Euro investiert, vor allem in den neuen
Ländern und Berlin. Bis 2010 sollen 22 000 betriebsnahe
Ausbildungsplätze geschaffen werden. Wir wissen, dass
wir hier andere Wege gehen müssen. Das, was in ande-
ren Regionen Deutschlands in einer selbstverständlichen
Kooperation zwischen Unternehmen und Schule ge-
schieht, muss hier stärker unterstützt werden: durch Ver-
bundausbildung, überbetriebliche Werkstätten und an-
dere mögliche betriebsnahe Wege.

Viertens muss die vorhandene Überspezialisierung in
dem Bereich der dualen Ausbildung abgebaut werden.
„Dual mit Wahl“ lautet der Vorschlag des Deutschen
Industrie- und Handelskammertages. Ich halte ihn für
gut. Wir wollen natürlich keine Berufe abschaffen, son-

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(C (D ern auf diese Weise die Ausbildung zu Spezialberufen, ie nahe beieinanderliegen, bündeln, indem das gemeiname berufliche Fundament in einer ersten Phase geeinsam vermittelt wird und die Spezialisierung in der weiten Phase getrennt erfolgt. Ich sage voraus: Das ird auch in struktureller Hinsicht bedeutsam sein, weil ir, angesichts der Bevölkerungsentwicklung, schon etzt die Weichen dafür stellen müssen, dass auch in fünf der zehn Jahren gewährleistet ist, dass in allen Regioen in Deutschland gut ausgebildet werden kann. Desalb müssen die Verbundausbildung gefördert und die berbetrieblichen Werkstätten stärker in die Erstausbilung hineingenommen werden, damit im Zweifelsfall usbildungsbausteine angeboten werden können, die ein nternehmen vor Ort nicht anbieten kann. Fünftens. Die Zahl der Schulabbrecher muss reduiert werden. Jeder Jugendliche braucht einen Abchluss, eine Qualifikation als Voraussetzung für beruflihe Bildung. Das ist mit einem besonderen Appell an die änder verbunden. Wir sind im Gespräch über konkrete trategien, um in einem überschaubaren Zeitraum eine eduzierung der Zahl der Schulabbrecher zu erreichen. Frau Ministerin, gestatten Sie, bevor Sie zum nächs en Thema kommen, noch eine Zwischenfrage des Kolegen Seifert? Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Ich dachte, ich müsste schon zum Ende kommen. Ja, auch das ist richtig. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Das ist nicht richtig; ich habe die Uhr im Blick. – itte schön. Frau Ministerin, Sie haben hier verschiedene Strate ien genannt. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass Sie arauf zu sprechen kommen, dass es bestimmte Gruppen on Jugendlichen gibt, deren Talente zu fördern nicht anz so einfach ist. Ich denke an Migrantinnen und Miranten, aber auch an Menschen mit Behinderungen. önnen Sie mir vielleicht erklären, wieso die Finanzmit el, die für berufsfördernde Bildungsmaßnahmen ausgeeben werden, in den letzten Jahren kontinuierlich sinen, und können Sie mir zweitens erklären, wieso der elative Anteil an Berufsausbildung für behinderte Menchen im Osten dreimal so hoch ist wie im Westen? Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Was Migranten angeht, so werde ich gerade heute achmittag ein sehr positives Beispiel erleben, indem Bundesministerin Dr. Annette Schavan ich eine große Gruppe türkischstämmiger Abiturienten empfangen werde. Ich rate uns sehr – Sie haben von Migranten und Behinderten gesprochen; jetzt bleibe ich zunächst einmal bei der ersten Gruppe –, diese Gruppe der Jugendlichen nicht immer nur als Problemgruppe darzustellen. Wir haben im Dialog mit Unternehmenschefs mit Migrationshintergrund – vor allem die türkischen Wirtschaftsverbände sind dabei angesprochen – 10 000 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen. Dazu gibt es Regionalkonferenzen. Wir wissen, dass diese Unternehmen in den Kreis der Ausbildungsunternehmen aufgenommen werden müssen. Da wird also vieles getan. Im Bereich der Förderung von beruflicher Qualifikation Behinderter hat es Veränderungen gegeben, die nicht allein mit Umschichtungen oder finanziellen Problemen in früheren Jahren zu tun hatten. Da gilt jetzt vielmehr das exakt Gleiche, was ich eben gesagt habe: Auf der Ebene der Länder und im Zusammenwirken mit vielen freien Trägern, die in diesem Bereich engagiert sind, wird man sich auch in diesem Bereich mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre um eine Wende bemühen müssen. Ich habe jetzt keinen exakten Überblick über die entsprechenden Zahlen. Diese will ich aber gerne in meinem Haus aufarbeiten lassen und Ihnen zur Verfügung stellen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610500100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610500200

(Heiterkeit im ganzen Hause)

Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610500300




(A) )


(B) )


(Zuruf des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Der europäische Qualifikationsrahmen ist ein Aspekt,
den ich im Zusammenhang mit dem vor der Zwischen-
frage von mir genannten Punkt für wichtig halte. Des-
halb entwickeln wir auch in Deutschland einen nationa-
len Qualifikationsrahmen.

Der sechste Punkt ist die bessere Verzahnung von
Erst- und Weiterbildung. Weiterbildungssparen ist ein
erster Schritt und nicht der letzte Schritt. Es werden wei-
tere Schritte folgen.

Schließlich zu den benachteiligten Jugendlichen.
Wir haben in 75 Berufen in Deutschland zweijährige
Bildungsgänge eingerichtet. Es zeigt sich, dass der Ein-
stieg über einen zweijährigen Bildungsgang für viele der
richtige Weg ist, um sich weiterzuentwickeln. Meine
Position ist: Da, wo nach einem zweijährigem Bildungs-
gang gewährleistet ist, dass eine Weiterentwicklung hin
zu einem dreijährigem möglich ist, sollten wir dies of-
fensiv angehen. Wir sollten dies nicht tun, wenn dies zu
Sackgassen für die Jugendlichen führt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die nationale Quali-
fizierungsinitiative wird uns Gelegenheit geben, Berufs-
bildungspolitik in Gänze darzustellen, einen Zusammen-
hang auch zu dem herzustellen, was für junge Leute im
Bereich des Arbeitsmarktes wichtig ist. Dies wird uns
die Gelegenheit geben, eine strukturelle, konzeptionelle
Weiterentwicklung zu leisten.

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(C (D Lassen Sie mich abschließend sagen: Wir sollten in iesen Debatten nicht vergessen, dass die Berufsbildung n Deutschland trotz aller identifizierten Schwächen Stichwort: Lehrstellenmarkt während vieler Jahre – er olgreich und die beste Vorbeugung gegen Jugendrbeitslosigkeit ist. Das bestätigt bis heute der europäiche Vergleich. Das wird am Interesse anderer Länder eutlich, diesen Bereich des Bildungssystems zu stärken. Ich sage auch: Ich mache keinen Hehl daraus, dass ir uns angesichts unserer Bevölkerungsentwicklung auerhaft Gedanken darüber machen müssen, wie wir alente aus anderen Ländern nach Deutschland holen önnen. Aber eine Priorität muss sein – auch dazu gibt s Konsens in der Koalition –, Jugendlichen hier in eutschland eine Chance zu geben, das Potenzial, das ir haben, zu nutzen. Deshalb ist die Berufsbildungsolitik ein wirksamer Weg für die Zukunftschancen der ungen Generation. Vielen Dank. Das Wort erhält nun der Kollege Patrick Meinhardt ür die FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Vorsichtig, ich frage Sie gleich wieder nach Niebel!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610500400


Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1610500500

Sie bekommen auch gleich wieder die richtige Ant-

ort, Herr Tauss.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau
inisterin! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen!
a der Handel 5 Prozent mehr Ausbildungsplätze anbietet
nd das Handwerk trotz eines Verlusts von 60 000 Ar-
eitsplätzen mit einer Steigerung von annähernd 4 Pro-
ent weit über den Bedarf ausbildet, fehlt mir wirklich
edes Verständnis dafür, dass wir in dieser Sitzung heute
iederum den Entwurf eines Gesetzes zur Einführung

iner Ausbildungsplatzabgabe beraten, der von der
inken vorgelegt worden ist und aus der Mottenkiste der
olitischen Ideologie stammt. Wir brauchen so etwas in
er Bundesrepublik Deutschland nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Da die Koalition jetzt ein enormes Problem mit dem
indestlohn hat, erfindet sie über Nacht einen so-

enannten Bonus für ausbildungswillige Betriebe. Das
ört sich zunächst einmal gut an. Das wollten Sie auch
rreichen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


as läuft aber über den Ticker, Herr Kollege Tauss? Auf
en Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosenversicherung
oll es einen Rabatt geben. Kleine Einzelheiten wie die
öhe des Rabatts und der Ausbildungsbedarf seien zwar
och nicht geklärt, angesichts der Unterschiede zwi-
chen SPD und CDU, so die Tickermeldung, sei diese






(A) )



(B) )


Patrick Meinhardt
Einigung aber bemerkenswert. – Meine Damen und Her-
ren, das einzig Bemerkenswerte ist, dass Sie mit einer so
substanzlosen Ankündigung überhaupt an die Öffent-
lichkeit gehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Nur Neid, keine Gestaltungsvorschläge!)


Ich halte es mit dem DIHK, der Ihnen vorwirft – das
steht heute in einer Tickermeldung –, dass der Vorschlag
nicht zu Ende gedacht ist. Allein die Ermittlung dessen,
was „überdurchschnittlich“ eigentlich konkret heißt,
würde zu unendlichen Diskussionen und noch mehr Bü-
rokratie führen.


(Willi Brase [SPD]: Da spricht jemand, der in der Praxis nicht verhaftet ist!)


Auch ordnungspolitisch ist das Ganze fragwürdig. Wer
entscheidet? Etwa die Bundesagentur für Arbeit? Daraus
würde sich eine neue Bewilligungsbürokratie entwi-
ckeln. Gerade die kleinen Unternehmen würden dadurch
benachteiligt. Nein, das ist der falsche Weg. Wir brau-
chen weniger bürokratische Bevormundung der ausbil-
dungswilligen Betriebe.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Wir brauchen Belohnung für die ausbildungswilligen Betriebe!)


Frau Ministerin, eine gute Bildung ist die Basis für al-
les. Bildung muss von Anfang an in ein Konzept le-
benslangen Lernens eingegliedert sein. In einer libera-
len Bürgergesellschaft haben wir dafür zu sorgen, dass
jeder entsprechend seinen Fähigkeiten gefördert wird.
Das ist unsere Verantwortung. Gerade deswegen können
wir nicht hinnehmen, dass jährlich 80 000 Schüler die
Hauptschule ohne Abschluss verlassen, dass Jahr für
Jahr 250 000 Schüler sitzen bleiben, sich aber trotzdem
keine nachhaltige Verbesserung ihrer Leistungen ein-
stellt, dass 160 000 junge Menschen in berufsvorberei-
tenden Maßnahmen geparkt werden und 240 000 Be-
rufsschüler die Berufsschule ohne Abschluss verlassen.
Fast eine Dreiviertelmillion junger Menschen erhält
keine optimale Förderung. Das ist für ein Bildungsland
wie die Bundesrepublik Deutschland ein nicht hinnehm-
barer Zustand.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Richtig! Deswegen ändern wir das!)


Frau Ministerin, deswegen brauchen wir aber keine
neue europaweite PISA-Studie für den Bereich der Be-
rufsschulen. Die Schulen kommen aus den Studienerhe-
bungen ja gar nicht mehr heraus. Nicht nur angesichts
des Fachkräftemangels muss doch festgestellt werden,
dass wir in Deutschland kein Erkenntnisproblem haben,
sondern es in diesem Land an der Umsetzung hapert.


(Beifall bei der FDP)


Es gibt eine ganze Reihe von sehr konkreten Aufga-
ben: Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum dualen
System und zur Notwendigkeit der Modernisierung des
dualen Systems. Ganz bewusst sage ich hier und heute:
Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie auf der

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(C (D uropäische Ebene für die volle Anerkennung des dualen ystems und für die volle Anerkennung des Meisters ämpft. n einer Pressemeldung vom 12. Juni ist sehr deutlich um Ausdruck gekommen, dass noch nicht klar ist, ob er Meisterbrief, der in Deutschland Teil des dualen usbildungssystems ist, auf europäischer Ebene voll an rkannt wird. Bis zum 20. Oktober – Stichwort: EUichtlinie zur gegenseitigen Anerkennung von Berufsualifikationen – haben wir aber nicht mehr viel Zeit. as ist eine Hausaufgabe, die diese Bundesregierung im ahmen der EU-Ratspräsidentschaft zu leisten hat. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Aber selbstverständlich!)


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Machen wir!)


Wer der jungen Generation Chancen bieten will, der
uss neue Ausbildungsberufe schaffen, der muss neue
ege gehen, aber auch kürzere Ausbildungszeiten vo-

antreiben. Es ist richtig, dass wir dringend mehr zweijäh-
ige Ausbildungsgänge brauchen. Nicht nur in der Auto-
erkstatt zeigt sich das: Die dreijährige Ausbildung zum
fz-Mechatroniker ist inzwischen in allererster Linie auf
ealschülern und Gymnasiasten ausgerichtet, während
ie zweijährige Ausbildung zum Kfz-Servicemechaniker
ast ausschließlich von Hauptschülern aufgenommen
ird. Wir brauchen also kürzere Ausbildungszeiten in

inem neuen, modernisierten, modularen System. Auf
iesem Weg müssen wir gemeinsam weiter vorangehen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610500600

Überraschend spät, aber immerhin noch vor Schluss

hrer Rede, wünscht der Kollege Tauss, Ihnen eine Zwi-
chenfrage zu stellen.


Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1610500700

Ich gestehe, dass es mich gewundert hätte, wenn

eine Zwischenfrage gekommen wäre, Herr Kollege
auss.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610500800

Bitte, Herr Tauss.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610500900

Lieber Kollege Meinhardt, für Erkenntnisgewinn

ngagiere ich mich ohne Ende.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist auch bitter nötig!)


eswegen stelle ich an dieser Stelle eine Frage. Sie ha-
en soeben beklagt, dass die Ergebnisse der deutschen
erufsausbildung bis hin zur Meisterausbildung – da
ebe ich Ihnen recht – im europäischen System noch
icht so anerkannt werden, wie wir es uns wünschen.
leichzeitig plädieren Sie jetzt dafür, eine Berufsausbil-
ung light zu machen. Frage: Sind Sie wirklich der Auf-
assung, dass die Akzeptanz des deutschen Berufsbil-
ungssystems im europäischen Vergleich steigt, wenn
ir systematisch auf verkürzte Ausbildungsgänge, die ja
öglich sind, setzen?






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

(Cornelia Pieper [FDP]: Das ist Quatsch! Sie haben es nicht verstanden!)


Besteht nicht vielmehr die Gefahr, dass sie sinkt? Diesen
Widerspruch müssen Sie auflösen und mir gegebenen-
falls erklären.


Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1610501000

Herr Kollege Tauss, ich sehe den Widerspruch nicht.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das haben wir befürchtet!)


– Nein, nein, ich bin auf der Linie dessen – wenn man
auf einer gemeinsamen Linie ist, sollte man das auch sa-
gen –, was die Ministerin hier gerade gesagt hat.


(Jörg van Essen [FDP]: Es zeigt sich wieder einmal: Die Koalition ist nicht einer Meinung!)


Wir wollen eine Stärkung der Ausbildungsgänge im
Bereich der zweijährigen Ausbildung. Es gibt bereits
75 bzw. 77 dieser Ausbildungsgänge. Ich glaube, Sie
und ich sind ein und derselben Meinung, dass wir damit
im modularen System noch nicht am Ende sind, dass
durchaus noch mehr zweijährige Ausbildungsgänge
möglich sind. Hier besteht überhaupt kein Widerspruch.
Das Gegenteil ist der Fall: Mit den zweijährigen Ausbil-
dungsgängen schaffen wir genau für die Jugendlichen
Ausbildungsmöglichkeiten, denen wir eine zweite
Chance eröffnen müssen, und nichts anderes.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Leider keine Übereinstimmung! – Jörg van Essen [FDP]: Das ist vernünftig, aber Vernunft hat Herr Tauss noch nie verstanden!)


Einen wichtigen Punkt möchte ich an dieser Stelle
noch einmal exponiert ansprechen: Die Weiterbildung
muss in einem solchen System von nachhaltiger Bedeu-
tung sein. Deswegen halten wir als FDP es für äußerst
fragwürdig, dass für ein System des Bildungssparens auf
drei Jahre 45 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wer-
den. Sie müssen sich Folgendes vorstellen: 45 Millionen
Menschen als Zielgruppe sollen in drei Jahren 45 Millio-
nen Euro zur Verfügung gestellt werden. Ein Jahr in ei-
ner Weiterbildungsmaßnahme ist vorgesehen, und
1 Euro pro Person wird auf drei Jahre verteilt zur Verfü-
gung gestellt. Soll das die neue Weiterbildungsinitiative
der Bundesregierung sein? – Das ist ein politisches Ar-
mutszeugnis.


(Beifall bei der FDP)


Wir hoffen, dass die Wählerinnen und Wähler dieser so-
genannten Großen Koalition dies merken werden. Wir
wollen für jeden jungen Menschen in unserem Bildungs-
system eine zweite Chance.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610501100

Das Wort hat nun der Bundesminister für Arbeit und

Soziales Franz Müntefering.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und oziales: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Ich will Ihnen zunächst eien Gruß von den Personen draußen in den weißen Zelen bestellen, die uns eingeladen haben, Blut zu spenen. Ich soll Ihnen sagen, Sie möchten vorbeikommen. ch war heute Morgen schon da und habe Frau Enkelann getroffen und festgestellt: Das Blut ist kein Stück hen mehr rot als meins. Herr Minister, darf ich mir eine geschäftsleitende An erkung erlauben: Es wäre gut, wenn diejenigen, die ohehin nicht im Plenarsaal sind, von diesem Angebot vorangig Gebrauch machten. Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und oziales: Ich nehme an, die sitzen alle in ihren Büros und hören u. Ich lade auch die Besucher auf den Tribünen dazu in. Man sagte mir, gestern sei eine Prinzessin dageween, und sie habe kein blaues Blut gehabt. Kollege Kauer war auch dort. Ich konnte aber nicht sehen, ob sein lut schwarz ist oder rot. Ganz im Ernst – ich will ja nicht ablenken –: Ich inde, dass wir den Frauen und Männern, die heute unere Gäste sind und die viel ehrenamtliches Engagement nvestieren, ein Dankeschön sagen sollten. Sie leisten anz tolle Arbeit. Zum Thema. Frau Kollegin Schavan hat es angesprohen, und ich will das noch einmal aufgreifen. Der Anrag, der von den Koalitionsfraktionen vorgelegt worden st, beinhaltet die Fragen: Was machen wir am Ausbilungsmarkt? Was machen wir für die jungen Menschen nsgesamt? Deshalb sind der Wirtschaftsbereich, Arbeit nd Soziales sowie Bildung und Forschung in besondeer Weise herausgefordert, ein gemeinsames Konzept zu chaffen. In dem Antrag steht die Herausforderung an ns, an die Koalition, aber auch an die Bundesregierung, nsere Arbeit in diesem Bereich zu konkretisieren und eiter voranzutreiben. Dazu wollen wir in diesem erbst in aller Deutlichkeit beitragen. Wenn man die Situation junger Menschen in Deutschand mit der in anderen europäischen Ländern verleicht, kommt man zu dem Ergebnis, dass es in eutschland gut aussieht. Die anderen europäischen änder gucken ziemlich neidisch auf Deutschland. rotzdem dürfen wir nicht zufrieden sein. Bei den unter 0-Jährigen läuft das sehr gut, aber zwischen 20 und 5 ist das schon eine kritische Altersgrenze. Wer da wei-, dreioder viermal nicht in den Beruf kommt, Bundesminister Franz Müntefering nicht in die Ausbildung kommt, gilt schon als zu alt, als Altbewerber und schon ein bisschen als aussortiert. Und deshalb müssen wir uns diesem Komplex insgesamt nähern. Meistens diskutieren wir darüber unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten: Was liegt in unserem Interesse? Was braucht unsere Gesellschaft? Dazu muss man allerdings einen Satz sagen: Jeder einzelne Mensch hat einen Anspruch darauf, Bildung und Ausbildung zu erfahren. Das ist ein Stück Grundlage der Demokratie und der Freiheitsidee überhaupt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


(Heiterkeit)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610501200

(Heiterkeit und Beifall)


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Knallrot!)


(Beifall)


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)





(A) )


(B) )


Jeder Mensch hat das Recht, unabhängig davon, ob es
sich heute oder morgen volkswirtschaftlich rechnet, die
Chance zu haben, Bildung zu erfahren. Deshalb finde ich
die Feststellung in dem vorliegenden Antrag interessant,
dass wir die Länder dringend bitten zu veranlassen, dass
nicht mehr so viele junge Menschen ohne Abschluss aus
den Schulen kommen. Das kann so nämlich nicht blei-
ben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das richtet sich an die Bildungsministerin, aber auch an
den Arbeitsminister und den Wirtschaftsminister.

Jungen Leuten, die die Schule mit 16, 17 oder
18 Jahren ohne Abschluss verlassen, zu sagen: „Jetzt or-
ganisieren wir für euch soziale Gerechtigkeit“, ist ganz
schwer.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


Wir müssen früher anfangen. Deshalb ist die Debatte,
die in der Koalition über die Bedeutung der vorschuli-
schen Erziehung geführt wird, sehr wichtig. Hier fängt
das Ganze an. Das ist ein Gesamtkomplex, den wir sehen
müssen. Wir werden das Problem der Jugendlichen, die
auch Schwierigkeiten haben, Ausbildung zu finden und
Beruf zu finden, nur lösen können, wenn wir das Ganze
im Gesamtkonzept der Bildungspolitik vernünftiger-
weise angehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich müssen wir im Interesse der Leistungsfä-
higkeit unseres Landes alle Potenziale, die wir haben,
nutzen und vergrößern. Dazu gehört, im Interesse der
jungen Menschen dazu beizutragen – so verstehe ich
eine der Anregungen des Antrags –, dass nicht mehr un-
terschieden wird zwischen den Kindern von Eltern, die
Arbeitslosengeld-II-Empfänger sind, und den Kindern
von Eltern, die das nicht sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es kann doch nicht sein, dass wir bei der Berufsvorberei-
tung den jungen Menschen zunächst einmal vermitteln:
Du gehst zur Arge; denn deine Eltern sind Arbeitslosen-
geld-II-Empfänger. Die anderen, deren Eltern Arbeitslo-

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(C (D engeld-I-Bezieher oder in normaler Beschäftigung sind, ehen zur BA. (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir schon vor einem Jahr beantragt!)


Das ist für die jungen Menschen nicht gut. Deswegen
inde ich gut, was die Koalitionsfraktionen aufgeschrie-
en haben: dass wir prüfen, dass der ganze Bereich von
er Schule über die Berufsvorbereitung bis in die erste
usbildung, bis in den ersten Job hinein in den Zustän-
igkeitsbereich der Bundesagentur für Arbeit kommt,
amit es keine Separierung von solchen Jugendlichen
ehr gibt, die aus schwierigen Situationen in der Fa-
ilie heraus auf die Ausbildung zugehen. Das ist ein gu-

er Gedanke, den wir vertiefen sollten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen uns mehr als bisher mit der Situation der
esonders benachteiligten Jugendlichen befassen. Zu
iesem Zweck haben wir den Qualifizierungskombi ge-
chaffen. Das ist keine Kleinigkeit. Hier geht es um die
rage, was wir mit den Jugendlichen unter 25 Jahren
achen, die eine Ausbildung abgeschlossen haben und

anach lange arbeitslos waren oder aber ohne Ausbil-
ung bzw. ohne Ausbildungsstelle dahindümpeln und
eine Möglichkeit haben, ins Erwerbsleben einzutreten.
as betrifft die zweite Schwelle, aber auch diejenigen,
ie von Anfang an gescheitert sind.

Mit dem Qualifizierungskombi, mit Eingliederungs-
uschüssen und anderen Hilfen versucht die Koalition,
iesen jungen Menschen eine Chance zu geben, ins Be-
ufsleben hineinzuwachsen, und dafür zu sorgen, dass
ie in den Unternehmen eine Qualifizierung erhalten, um
ie möglicherweise doch noch ausbildungsfähig zu ma-
hen. Es ist eine Lebensweisheit, dass es Früh- und Spät-
tarter gibt. Mancher, der mit 16 oder 17 Jahren noch
icht in der Lage war, eine Ausbildung zu machen,
chafft das vielleicht, wenn er 18 oder 19 Jahre alt ist.
ie jungen Menschen haben einen Anspruch auf eine

weite und auf eine dritte Chance. Wir müssen uns ge-
einsam dafür einsetzen, das zu organisieren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte noch einen Satz zu den Paten sagen, die
m Antrag erwähnt sind. Ich finde, dass das eine gute
dee ist. In der Regel fangen wir mit der Berufsvorberei-
ung zu spät an. Junge Menschen, die in der achten,
eunten oder zehnten Klasse einer Hauptschule sind, ler-
en Mathematik nicht mehr vor der Tafel. Wenn die aber
erufspraktika machen können, wenn wir sie an das
raktische Leben heranführen wollen, dann wissen sie
ach einer Woche genau, was ein Quadratmeter ist. Wir
üssen mit ihnen früh darüber sprechen, wo denn ihre
ebenschancen sind.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon vorher!)


ch will versuchen zu schauen, ob wir nicht einige Tau-
end Menschen in Deutschland haben, die berufserfah-
en und hinreichend pädagogisch ausgewiesen oder ta-






(A) )



(B) )


Bundesminister Franz Müntefering
lentiert sind, die diese jungen Menschen früh, in
Klasse acht, in Klasse neun, ansprechen und ihnen zei-
gen, wohin der Weg gehen kann, die diese jungen Men-
schen begleiten und ihnen eine Chance geben, ins Er-
werbsleben, in die Ausbildung hineinzuwachsen, die
also ganz praktisch solche Patenschaften übernehmen.
Wieso soll es keine 50-jährigen Arbeitslosen oder 60-jäh-
rigen Frührentner geben, die so etwas kennen und kön-
nen, die ein paar Jahre lang fünf oder zehn solcher jun-
gen Leute begleiten und ihnen zeigen, wie sie den Weg
finden? Denn diese jungen Leute bekommen von zu
Hause oft keinen Impuls für duale Ausbildung, dort weiß
man gar nicht um die Möglichkeiten der dualen Ausbil-
dung. Denen müssen wir zeigen, wohin die Reise gehen
kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will ein Wort zu der Idee sagen, zu prüfen, ob wir
nicht die Arbeitgeber, die überdurchschnittlich ausbil-
den, belohnen, ob wir ihnen nicht eine Vergünstigung
geben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich muss man so etwas möglichst unbürokratisch
gestalten. Aber wenn ich mir die Gesamtlage in
Deutschland ansehe, muss ich mich schon wundern, dass
die Wirtschaft insgesamt so gnädig miteinander umgeht:
25, 30, 35 Prozent strengen sich an und schaffen noch ei-
nen Ausbildungsplatz und noch einen, während 60 bis
70 Prozent der Unternehmen mit Ausbildung nichts zu
tun haben wollen. Wenn die jungen Leute dann ausgebil-
det sind, werben sie sie den anderen für zehn Cent mehr
ab. Das kann so nicht sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb sage ich: Diejenigen, die ausbilden, sollten da-
von einen Vorteil haben. Wenn wir darüber sprechen,
wie wir die Arbeitslosenversicherung an dieser Stelle in
Zukunft gestalten, sollten wir – ohne dass ich mich jetzt
auf Details festlegen wollte – unvoreingenommen darü-
ber sprechen, wie man es erreichen kann, dass diejeni-
gen, die überdurchschnittlich ausbilden, einen Vorteil
gegenüber denen bekommen, die das ganze System hin-
terher ausbeuten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist so unvernünftig nicht, und diesen Weg sollten
wir zusammen zu gehen versuchen.


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr vernünftig!)


Wir stehen in Europa und in Deutschland vor einer
Qualifizierungsproblematik; das wissen wir alle. Schon
heute sagen manche Branchen, es fehlten ihnen die
Fachkräfte, sie bräuchten eigentlich 20 000 Auszubil-
dende, hätten aber nur 12 000. Weshalb gucken die uns
an? Dann sollen die ausbilden! Die Wirtschaft muss wis-
sen, sie kann nicht einfach die schönsten, besten Maschi-
nen kaufen und dann zur Politik kommen und fragen:
Wo sind die Leute, die die bedienen können? Sie muss

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(C (D ich rechtzeitig darum kümmern, diese Menschen auszuilden, sie zu qualifizieren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie muss dafür sorgen, dass wir die Potenziale, die wir in
iesem Lande haben, nutzen, damit daraus Gutes werden
ann.

Ich bedanke mich noch einmal bei den Koalitions-
raktionen. Ich glaube, dass wir in diesem Sommer, in
iesem Herbst miteinander – Frau Schavan, Herr Glos
nd ich und andere aus dem Kabinett sicherlich auch –
n der Gesamtverantwortung für die jungen Menschen in
iesem Land noch einen entscheidenden Schritt tun kön-
en. Diese Koalition hat die Chance, in diesen beiden
ahren noch einen entscheidenden Schritt zu machen und
ie Langzeitarbeitslosigkeit bei den jungen Menschen
bzubauen. Keiner soll von der Schule kommend in die
rbeitslosigkeit fallen, und junge Menschen, die später

rbeitslos werden, sollen nicht länger als drei Monate
raußen sein. Das ist ein Ziel, das wir uns setzen können
nd das wir auch erreichen können. Dazu bitte ich um
hre Unterstützung.


(Anhaltender Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] – Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610501300

Gregor Gysi für die Fraktion Die Linke ist der nächste

edner.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610501400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

inde, dass kein Grund zur Selbstbeweihräucherung vor-
iegt, wie wir sie bisher anhören durften.


(Beifall bei der LINKEN)


Schauen wir doch einmal, wie sich die Zahlen entwi-
kelt haben: Die Zahl derer, die sich um einen Ausbil-
ungsplatz bewerben, ist von 2002 bis heute von
80 000 auf 590 000 gestiegen. In derselben Zeit ist die
ahl der betrieblichen Ausbildungsplätze um 100 000
urückgegangen. Das ist ein riesiges Problem, unter dem
ährlich Tausende Jugendliche, die keinen Ausbildungs-
latz bekommen, leiden.


(Beifall bei der LINKEN)


a hilft es Ihnen auch nicht weiter, dass Sie die Jugend-
ichen, die Sie in die Warteschleife schicken, aufgrund
ines Tricks einfach nicht mehr mitzählen.

Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal Jugendliche, die
ich in der Warteschleife befinden, besucht haben. Es
ag hier und da auch etwas Vernünftiges passieren, aber

er 16-jährige Junge, den ich besucht habe, wickelte die
anze Zeit Puppen. Na, der war vielleicht bedient. Das
at er schon den dritten Tag. Trotzdem würde ich ihm
ein Baby anvertrauen. Sie müssen verstehen, dass ihm
as nicht weiterhilft. Das demütigt ihn. Das ist doch kein






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Ausbildungsplatz, sondern eine Perspektive ohne Zu-
kunft.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe in den letzten Jahren häufig daran gedacht,
dass die allgemeine Schulpflicht zum Glück ja schon seit
vielen Jahrzehnten besteht. Wann sie eingeführt wurde,
ist für die einzelnen Bundesländer unterschiedlich. Stel-
len Sie sich einmal ernsthaft vor, dass nur die Hälfte un-
serer Kinder zur Schule ginge und wir vorschlagen wür-
den, dass alle Kinder zur Schule gehen müssen. Dann
würden Sie uns sagen: Unbezahlbar, populistisch, gar
nicht machbar. – Bei der Schule besteht der große Vor-
teil, dass das Ob überhaupt nicht mehr zur Debatte steht,
sondern nur noch das Wie. Warum bekommen wir es
dann nicht hin, dass eine Ausbildung nach Schulab-
schluss eine völlige Selbstverständlichkeit wird und wir
nicht mehr über das Ob, sondern nur noch über das Wie
diskutieren?


(Beifall bei der LINKEN)


Dafür gäbe es eine ganz einfache Möglichkeit. Wir
bekommen hier doch zwei Drittel zusammen. Beschlie-
ßen wir doch einfach, das Grundgesetz zu ändern und
hineinzuschreiben, dass jede Abgängerin und jeder Ab-
gänger einer Schule einen Anspruch auf Ausbildung hat!
Lassen Sie uns das doch im Grundgesetz verankern!


(Beifall bei der LINKEN)


Das wollen Sie aber natürlich nicht, weil Sie einen sol-
chen Anspruch nicht wollen. Das ist das Problem. Herr
Müntefering, Sie haben von einem Anspruch gespro-
chen, aber Sie sind nicht bereit, ihn ins Grundgesetz auf-
zunehmen.

Lassen Sie mich noch etwas zu den Kosten sagen. Im-
mer wieder höre ich das Argument: Was das alles kostet!
– Es kann ja sein, dass Ausbildung teuer ist, aber ich
sage Ihnen: Jugendgefängnisse sind viel teurer.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man jungen Leuten keine Perspektive gibt, dann
zahlt man immer zu.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir haben heute Morgen schon von den Kosten gesprochen!)


Lassen Sie mich noch etwas sagen, auch wenn Sie das
besonders ärgert: In der DDR wurde jede Jugendliche
und jeder Jugendliche ausgebildet, wobei die Wirtschaft
viel maroder war. Nicht alle bekamen den Beruf, den sie
sich wünschten, aber alle bekamen eine Ausbildung.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn die DDR das bezahlen konnte, dann können Sie
mir nicht erklären, dass die reiche Bundesrepublik
Deutschland außerstande ist, das zu finanzieren.


(Jörg Tauss [SPD]: Margot Honecker hat darüber entschieden, wer das Abitur machen durfte oder wer nicht! – Willi Brase [SPD]: Wenn die DDR das Zukunftsmodell sein soll, dann gute Nacht!)



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(C (D Ich wusste, dass Sie herumschreien. Nicht einmal auf iesen Punkt können Sie einen objektiven Blick werfen. ir können die DDR gemeinsam kritisieren, aber akzep ieren Sie doch: Jeder Jugendliche bekam damals einen usbildungsplatz. Das ist heute nicht der Fall. Das ist ie Wahrheit. (Beifall bei der LINKEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Dafür keine Freiheit!)


Die SPD hatte einmal eine gute Idee. Ich erinnere
ich, dass ich mit Frau Nahles auf einer Kundgebung

esprochen habe. Damals nannten wir das noch Ausbil-
ungsplatzabgabe, inzwischen sagen wir Ausbildungs-
latzumlage. Sie reden vom Bonus. Es wäre doch ganz
infach. Beispiel: Ein Handwerksmeister, der ausbilden
önnte, tut das nicht.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Wer legt das denn fest?)


aneben gibt es einen, der mehr ausbildet, als er
raucht.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das Handwerk bildet doch aus!)


ie haben das ja beschrieben. Wenn es eine Ausbil-
ungsplatzumlage gäbe, müsste der eine etwas bezahlen,
as wir dem anderen geben könnten, der mehr ausbildet.


(Beifall bei der LINKEN)


Zurzeit passiert aber Folgendes: Der eine Handwerks-
eister bildet fünf Lehrlinge aus, obwohl er im An-

chluss an die Ausbildung nur zwei braucht. Der andere
ildet gar nicht aus, stellt sie aber ein, und zwar kosten-
os. Das ist doch einfach nicht hinnehmbar und innerhalb
er Wirtschaft grob ungerecht. Deshalb: Führen Sie die
usbildungsplatzumlage ein!


(Beifall bei der LINKEN)


Zwei Parteien haben das auf ihren Parteitagen be-
chlossen, nämlich die Grünen und die SPD. Sie haben
ieben Jahre lang regiert. Niemand hat Sie daran gehin-
ert, das einzuführen.


(Zuruf von der SPD: Sie vergessen da etwas!)


Nein, nein, nein, nein. – Dann haben Sie ein Gesetz ge-
acht.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist hier sogar eingebracht worden!)


err Müntefering, kurz, bevor es in Kraft treten konnte,
at die Wirtschaft bei Ihnen gebettelt. Sie haben dann
esagt: Na gut, wir setzen es nicht in Kraft, wir machen
it der ewigen Bettelei bei der Wirtschaft, dass sie Aus-

ildungsplätze bereitstellt, weiter.


(Beifall bei der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Das ist Geschichtsklitterung!)


Seit 1990 bin ich mit einer Unterbrechung im Bun-
estag. Seit 1990 erlebe ich Jahr für Jahr dasselbe – erst
ar es Kohl, dann Schröder, jetzt Merkel –: Es wurden

mmer Briefe an die Unternehmen geschrieben, mit der
itte, noch ein paar Ausbildungsplätze bereitzustellen.
iese gab es dann nicht. Jedes Mal blieben Tausende Ju-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
gendliche ohne Ausbildung und damit ohne Perspektive
und Zukunft. Ich sage Ihnen: Das bezahlen wir teuer.

Lassen Sie uns hier einfach einmal die Weichen um-
stellen und sagen, dass die Ausbildung zur Selbstver-
ständlichkeit und im Grundgesetz festgeschrieben wird.
Dann würden wir die Gesellschaft positiv verändern.

Danke.

(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610501500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Priska Hinz, Bünd-

nis 90/Die Grünen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will
kurz in Erinnerung rufen, um wen es in unserer heutigen
Debatte eigentlich geht. Es geht um 17 400 junge Men-
schen, die in diesem Ausbildungsjahr keine Ausbil-
dungsstelle bekommen haben. 40 000 sind zwar zu-
nächst versorgt worden, suchen aber weiterhin einen
regulären Ausbildungsplatz. Des Weiteren gibt es
386 000 Altbewerberinnen und -bewerber aus den Jah-
ren vor 2006, die nach wie vor einen Ausbildungsplatz
suchen.

Jeder einzelne junge Mensch in diesem Land muss
aus unserer Sicht eine qualifizierte Ausbildung bekom-
men, damit er an unserer Gesellschaft teilhaben kann
und sein ökonomisches Auskommen hat. Es gibt aber
– das hat die Koalition auch anerkannt – keine Entspan-
nung auf dem Ausbildungsmarkt; zudem gibt es Jugend-
liche, die besonders benachteiligt sind. Vor allem sind
das Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Das duale System, das im Antrag der Koalition als
tragende Säule bezeichnet wird, nimmt inzwischen nur
noch weniger als 50 Prozent der Jugendlichen eines
Jahrgangs auf. Vor dieser Situation stehen wir heute.

Der Ausbildungspakt kann nicht alle Probleme lö-
sen. Das hat die Koalition in ihrem Antrag zu Recht fest-
gestellt. Die 60 000 Ausbildungsplätze, die in diesem
Jahr geschaffen werden sollen, sind im letzten Jahr
schon mit dem alten Pakt übererfüllt worden. Von daher
ist dieses Ziel nicht gerade ehrgeizig. Dieser Ausbil-
dungspakt enthält zudem keine Vorgaben hinsichtlich
der Förderung von Migranten.

Wir führen heute eine Debatte, an der zwei Kabinetts-
mitglieder beteiligt sind. Insofern könnte man konkrete
Ansätze und Lösungsvorschläge für diese Ausbildungs-
misere erwarten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Das machen wir doch!)


– Die Analysen waren zwar richtig, aber dem Antrag
merkt man nicht an, dass Sie schon zwei Jahre regieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Nicolette Kressl [SPD]: Das ist nicht wahr!)


In dem Antrag werden keine Lösungsansätze vorgestellt,
die die reale Situation verbessern würden.

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(C (D Herr Müntefering, Sie verweisen auf die Länder, mit enen man ein gemeinsames Konzept erarbeiten müsse. ie haben seinerzeit für die SPD die Föderalismusreform m Bildungswesen verbockt. etzt können Sie doch nicht darauf verweisen, dass Bund nd Länder gemeinsam in der Verantwortung stehen und in gemeinsames Konzept erarbeiten müssen. Hören Sie ir damit auf! (Willi Brase [SPD]: Die Schulpolitik ist nach dem Grundgesetz Sache der Länder, Frau Kollegin!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gestern wurde von der SPD die Nachricht verbrei-
et, dass besonders ausbildungswillige Betriebe einen
abatt beim Arbeitgeberbeitrag zur Arbeitslosen-
ersicherung erhalten sollen. Das ist Ihr konkreter
unsch, den Sie gestern über die Ticker verbreiten

ießen. Lassen Sie mich an dieser Stelle aus Ihrem
ntrag zitieren:

Bei dem Gesamtkonzept sollen … folgende An-
sätze auf Umsetzbarkeit geprüft und in möglichem
Maße und Umfang einbezogen werden:


(Jörg Tauss [SPD]: Was haben Sie denn gegen die Prüfung?)


as ist der Wortlaut, dem dann der Vorschlag folgt, den
etrieben einen Rabatt bei den Beiträgen zur Arbeitslo-

enversicherung zu gewähren.

Bei so viel Selbsttäuschung der SPD finde ich es ver-
underlich,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


ass Sie es als Highlight hinausposaunen, dass damit die
usbildungsplatzsituation verbessert werden soll.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist ein weiteres Highlight!)


Der Ansatz zur qualifizierten Stufenausbildung in
hrem Antrag ist zwar gut, aber wir waren 2005 schon
eiter. Die Unionsfraktion stimmte damals dem Antrag
er Grünen und der SPD zu, in dem die Stufenausbil-
ung als Ziel formuliert war. Sie regieren seit fast zwei
ahren. Seitdem liegt das Vorhaben auf Halde. Jetzt ho-
en Sie mit Ihrem Antrag diese „olle Kamelle“ wieder
ervor.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: 2005 waren Sie schon sieben Jahre in der Regierung!)


Anscheinend sind Ihnen die Innovationsstuhlkreise
nzwischen auch etwas zu langsam. Frau Schavan hätte
chon längst handeln können. Sie hätte das, was damals
eschlossen wurde, durchsetzen und umsetzen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Als eine der wenigen konkreten Maßnahmen in dem
angen Antrag wird gefordert,


(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt müssen Sie Ihre Mäkeleien schon erfinden! Ihnen fällt nichts mehr ein!)







(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)

dass die Vermittlung in außerbetriebliche Ausbildung
nicht mehr zwingend davon abhängen soll, dass Bewer-
berinnen oder Bewerber vorher mindestens sechs Mo-
nate lang in einer Warteschleife waren. Super; klasse!
Das haben wir zwar schon länger gefordert, aber jetzt
scheinen Sie es umsetzen zu wollen. Aber das gilt nur
bis zum Ende des Jahres 2007. Warum wollen Sie diese
Vorbedingung überhaupt aufrechterhalten, wenn Frau
Ministerin Schavan permanent erklärt: „Wir müssen
Warteschleifen beenden“?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dann tun Sie es doch! Nehmen Sie diese Vorbedingung
aus dem Gesetz heraus! Sie hatten in diesem Frühjahr
bereits die Möglichkeit dazu.

Das EQJ – –


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Gerade haben Sie gesagt, Sie hätten es gefordert! Jetzt lösen Sie mal den Widerspruch auf! – Nicolette Kressl [SPD]: Sie haben es gefordert!)


– Natürlich. Wir haben gefordert, das herauszunehmen.


(Jörg Tauss [SPD]: EQJ rausnehmen? – Nicolette Kressl [SPD]: Danach haben Sie es kritisiert!)


– Ja, ich kritisiere, dass diese Ausnahme nur bis 2007
gilt. Das ist der Punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie agieren doch wieder nur halbherzig, meine Damen
und Herren von der SPD.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann müssen Sie einmal die Ergebnisse angucken!)


Die Einstiegsqualifizierung – das EQJ – könnte eine
gute Maßnahme sein, wenn sie bestimmten Kriterien un-
terworfen wäre. Bislang wird das EQJ in der Hauptsache
von Schulabgängerinnen und Schulabgängern besucht,
die einen höheren Bildungsabschluss oder einen Real-
schulabschluss haben. Die Zielgruppe der Hauptschüler
oder der Jugendlichen ohne Abschluss wird nur im ge-
ringen Maße erfasst.


(Jörg Tauss [SPD]: Deswegen gucken wir es uns an!)


50 Prozent gehen während des EQJ nicht in eine Be-
rufsschule. Dies wäre aber Voraussetzung dafür, dass das
EQJ hinterher auf eine Ausbildung anerkannt wird.

Sie sollten jetzt einmal die kritisierten Mitnahmeef-
fekte, die dadurch bei den Betrieben entstehen, ausschal-
ten. Aber was machen Sie? Sie wollen die Maßnahme
EQJ – so schlecht, wie sie derzeit noch läuft – als Ermes-
sensspielraum ins Gesetz aufnehmen. Das ist der Vor-
schlag des Arbeitsministers. Sie wollen eine schlechte
Warteschleife jetzt also auch noch gesetzlich normieren.
Da sagen wir: Das ist der falsche Weg. Sie müsste zerti-
fiziert und auf Ausbildungsschritte anerkannt werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Das steht drin!)


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(C (D ann wäre es eine gute Maßnahme. ber so, wie es jetzt läuft, ist es keine gute Maßnahme. Mit Ihrem Kombilohn, Ihrem Qualifizierungszuchuss für jüngere Arbeitnehmer, entsteht wieder eine eue Maßnahme. (Jörg Tauss [SPD]: Der verzweifelte Versuch, noch einmal zu mäkeln!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Zuruf von der CDU/CSU: Lesen!)


ür ein Jahr sollen Jugendliche in einem Betrieb zu ei-
em Kombilohn beschäftigt werden können, wenn sie
abei einen Qualifizierungsanteil von 15 Prozent errei-
hen. Hier tritt doch wieder das Problem auf, dass damit
itnahmeeffekte entstehen. Es ist nicht geklärt, dass die

ugendlichen hinterher ein Zertifikat bekommen. Es ist
icht geklärt, dass sie eine Berufsschule besuchen kön-
en. Es ist nicht geklärt, dass sie hinterher in eine Aus-
ildung übernommen werden.

Meine Damen und Herren, auch dies bedeutet die
usweitung des schlechten Übergangssystems, das aller-
rten beklagt wird. Damit bekommen wir mehr Altbe-
erberinnen und Altbewerber, die nicht ausreichend für

ine Ausbildung qualifiziert sind.


(Jörg Tauss [SPD]: Dann lassen Sie uns doch darüber reden! Das wäre doch nicht unvernünftig!)


Sie können nicht behaupten, dass Ihr Antrag tatsäch-
ich eine Strukturreform oder eine Minimierung des
bergangssystems bedeutet. Im Gegenteil: Es festigt die

chlechten Strukturen, die wir im Ausbildungssystem
aben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Unfug! Wirklich Unfug!)


Zur Strukturreform. Wir sind in der Diskussion – auch
nter den Bildungspolitikern – schon einmal weiter gewe-
en, was das Übergangssystem angeht – und vor allen Din-
en auch, was die Strukturreform angeht.


(Jörg Tauss [SPD]: Wo haben wir denn Beitragsmittel?)


ies ist im Antrag genauso hasenfüßig ausgedrückt, wie
rau Schavan in der Umsetzung ist. In Ihrem Antrag
teht wörtlich, es sei Zielsetzung der Bundesregierung,

die duale Berufsausbildung zur Deckung des zu-
künftigen Fachkräftebedarfs unter Beibehaltung des
Berufsprinzips und der bundeseinheitlichen Ab-
schlussprüfung zukunftssicher zu fördern. Zu die-
sem Zweck können auch strukturelle Reformen und
verbesserte Übergänge … in Pilotprojekten erprobt
werden;


(Willi Brase [SPD]: Richtig!)


Meine Damen und Herren, seit zwei Jahren redet ein
nnovationskreis der Ministerin über Modularisierung,
ertifizierung, Strukturreform und Anerkennung von
usbildungsabschnitten in reguläre Ausbildung.






(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)


(Willi Brase [SPD]: Sie wollen genau das Gegenteil! Das zerstört das System, Frau Hinz!)


Es gibt kein Konzept dafür. Es gibt nichts als Presse-
erklärungen, die Interviews folgen und umgekehrt. Sie
müssen schon einmal springen, wenn Sie eine echte
Strukturreform wollen!


(Beifall der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


In den Diskussionen sind wir doch viel weiter. Wir
sind uns doch einig – das sagen wir ganz ausdrücklich –:
Wir brauchen innerhalb der Ausbildung eine breite
Grundausbildung und dann eine Spezialisierung. Berufs-
vorbereitende Maßnahmen müssen zertifiziert werden.
Die Ausbildung muss bei Beibehaltung des Berufsprin-
zips modularisiert werden. Nur dann können Ausbil-
dungsabschnitte, die vor einer regulären Ausbildung be-
gonnen wurden, anerkannt werden. Dann haben wir die
Anschlussfähigkeit bei der Weiterbildung. Dann ist es
möglich, einzelne Ausbildungsabschnitte schneller zu
modernisieren. Die Unternehmen beklagen doch dau-
ernd, dass die Ausbildung nicht so schnell reformiert
werden kann, wie sich die Berufsbilder ändern.


(Jörg Tauss [SPD]: Die sind unberechtigt!)


– Natürlich sind die Klagen teilweise gerechtfertigt.


(Jörg Tauss [SPD]: Die haben wir schon unter Rot-Grün zurückgewiesen!)


Vor allen Dingen könnten wir dann neue Ausbildungs-
plätze schaffen; denn bestimmte Betriebe sind so sehr
spezialisiert, dass sie eine ganze Ausbildung über drei,
dreieinhalb Jahre gar nicht mehr anbieten können.


(Jörg Tauss [SPD]: Deshalb haben wir die Verbundausbildung hineingeschrieben!)


Wenn wir stärker modularisierten, könnten sich mehr
Betriebe, die sich zurzeit weigern, bereit erklären, einen
Teil der Ausbildung zu übernehmen.


(Willi Brase [SPD]: Das zerstört die hohe Qualität der Berufsausbildung!)


Wir erreichten so eine Flexibilisierung von Lernorten.
Das ist in der heutigen Zeit durchaus sinnvoll.


(Beifall der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Wir haben Ihnen in den letzten zwei Jahren in vielen
Anträgen umfassende Vorschläge über Migrantenförde-
rung, Genderaspekte, Berufsberatung und -orientierung,
Produktionsschulen und sozialpädagogische Begleitung
gemacht, Herr Müntefering. Aber Sie haben alle unsere
Anträge abgelehnt. In unserem nun vorliegenden Antrag
konzentrieren wir uns auf die Beseitigung der Miss-
stände des Übergangssystems – diese habe ich genannt –
und auf eine Strukturreform, die in diesem Jahr endlich
begonnen werden muss.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610501600

Frau Kollegin, denken Sie an Ihre Redezeit.

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(C (D Priska Hinz EN)

Nicht nur die Grünen, sondern vor allen Dingen die

ugendlichen und die jungen Erwachsenen in diesem
ande werden es Ihnen danken, wenn Sie zumindest die-
em unseren Antrag zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610501700

Das Wort erhält nun die Kollegin Katherina Reiche,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Endlich wieder einmal Substanz in der Debatte! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Wir wollen nie vor den Worten loben!)



Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1610501800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Hinz, ich empfehle Ihnen: Erst lesen, dann reden.
lles, was Sie aufgezählt haben, steht in unserem frak-

ionsübergreifenden Antrag, und zwar Punkt für Punkt.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe Ihnen doch vorgelesen, was drinsteht!)


Es ist zwar schön, dass Sie das für uns vortragen. Aber
s wäre hilfreich gewesen, darauf hinzuweisen, dass das
ereits in Angriff genommen wird. Dann hätten Sie das
icht kritisieren müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die berufliche Ausbildung in Deutschland wird ge-
ade im Ausland immer als beispielhaft gelobt. Im In-
and nehmen wir dieses Thema insbesondere dann wahr,
enn wir über fehlende Ausbildungsplätze sprechen.
ber die duale Ausbildung ist auch ein Erfolgsmodell.
o richtig es ist, darüber zu sprechen, dass es viele gibt,
ie noch keinen Ausbildungsplatz haben, so richtig ist es
uch, darüber zu sprechen, dass wir ein einzigartiges Er-
olgssystem in Deutschland haben; denn die duale Aus-
ildung ermöglicht Auszubildenden gleichermaßen eine
olide praktische und berufsnahe Ausbildung in den Be-
rieben, verbunden mit fachgerechten theoretischen
enntnissen über das Berufsbild.

Herr Gysi, was im Hinblick auf den Ausbildungs-
arkt wenig hilft, ist eine komplett undifferenzierte Kri-

ik an den Betrieben, die nicht ausbilden; denn diese
orwürfe schrecken ab. Sie führen nicht zur Bereit-
chaft, mehr für junge Leute zu tun. Sie verkennen mit
hrer Kritik die weltweit anerkannte Qualität der fundier-
en Berufsausbildung in Deutschland, die sich – das hat
er Arbeitsminister bereits erwähnt – in einer im
uropäischen Vergleich noch immer relativ geringen Ju-
endarbeitslosigkeit manifestiert. Im Vergleich zum Vor-
ahr wurde bei den Ausbildungsverträgen ein Plus von
,7 Prozent erreicht. Das sind 26 000 Ausbildungsplätze






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

mehr als zuvor, und das ist der höchste Stand seit Beste-
hen des Ausbildungspaktes. Das ist ein Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Anteil an Altbewerbern bei den Jugendlichen, die
eine Lehrstelle suchen, ist aber spürbar angestiegen. Zum
Stichtag 30. September 2006 waren rund 49 500 Jugendli-
che ohne Ausbildungsplatz. Aber es ist den Partnern im
Ausbildungspakt in den vergangenen Monaten gelungen,
diese Lehrstellenlücke noch einmal deutlich zu verrin-
gern. Die Handwerkskammern und die Industrie- und
Handelskammern in Deutschland werben erfolgreich in
ihren Betrieben um Ausbildungs- und Praktikumsplätze.
Dafür sind wir ihnen dankbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben in der Wirtschaft, im DIHK und in den
Kammern verlässliche Partner. Die Kammern unterstüt-
zen verstärkt die Pilotinitiative des BMBF im Rahmen
der regionalen Umsetzung, damit ausbildungsfähige Ju-
gendliche so schnell wie möglich in die Ausbildung
kommen.

Ich möchte an dieser Stelle aber auch eine Ausbil-
dungsbremse ansprechen. Die Besetzung offener Lehr-
stellen scheitert immer häufiger auch am Bewerber
selbst. Die Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger
wird von Jahr zu Jahr leider nicht besser, eher schlechter.
Die Betriebe sind immer weniger in der Lage, diese De-
fizite auszugleichen. Hier sind neben den Elternhäusern
vor allem die Schulen in der Pflicht. Es muss grundle-
gende Verbesserungen insbesondere in den naturwissen-
schaftlichen Fächern geben. Mein Appell richtet sich an
die Länder, das zu thematisieren. Denn ohne Mathema-
tik und ohne Physik geht es in den zunehmend techni-
scher werdenden Berufen eben nicht.

Nach wie vor gilt: von der Schule in die Lehre.
58 Prozent eines Altersjahrgangs durchlaufen die duale
Berufsausbildung. Es gibt viele regionale Initiativen.
Ich möchte die Initiative der IHK aus meinem Heimat-
land Brandenburg „Auf die Plätze. Fertig. Zukunft!“ er-
wähnen. Das sind wichtige Maßnahmen, um jungen
Leuten klarzumachen, welche beruflichen Chancen sich
eigentlich bieten.

Aber hier müssen auch die regionalen Arbeitsagentu-
ren besser werden. Wir haben 350 Berufe in unserem Land.
Das ist eine Vielfalt von Berufen für eine Vielfalt von Ta-
lenten. Aber nur die wenigsten Jugendlichen – dazu gehö-
ren vor allem die, auf die wir zielen – wissen, worum es ei-
gentlich geht und welche Vielfalt und welche Auswahl sie
haben. Hier muss es eine noch stärkere Vernetzung geben.
Das heißt, wir müssen frühzeitig in die Schulen gehen und
informieren, damit wir die Jugendlichen erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Deshalb stärken wir auch die Berufsberatung!)


Die demografische Entwicklung zeigt: Wir müssen
uns um jeden Einzelnen bemühen. Wir müssen Talente
erkennen und sie gewinnen. Jeder wird gebraucht, und
jeder soll sich mit seinen Fähigkeiten in die Gesellschaft
einbringen können. Denn eines gilt: Stärker als früher

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(C (D orgt das Bildungssystem für die Verteilung von Lebenshancen. Das mag sich banal anhören, hat aber weiteichende Konsequenzen. Ich bin überzeugt, dass es hancen beinhaltet. Aber dafür braucht es gute Rahmenedingungen. Somit ist die Modernisierung des Systems der eruflichen Bildung ein wichtiger Punkt. Nicht umonst hat Annette Schavan gleich nach Amtsantritt diees Thema ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Sie hat erolgreich den Innovationskreis berufliche Bildung ins eben gerufen mit Praktikern aus Wirtschaftsverbänden, nternehmen, Gewerkschaften, Schulen, Ländern und er Wissenschaft. Die Ziele sind vielfältig. Es geht um Modernisierung nd um verbesserte Kooperationsstrukturen zwischen eruflichen Schulen und betrieblicher Ausbildung. Es eht auch um die Stärkung der Benachteiligtenfördeung. Aber wir müssen uns auch um junge Erwachsene ümmern, die ohne Schulabschluss oder Ausbildungsabchluss sind. Es gilt dafür Sorge zu tragen, dass wir die ruppe der Altbewerber beobachten und passgenau mit ngeboten bedienen. Denn Altbewerber ist nicht gleich ltbewerber. Es geht also um eine Gesamtstrategie zur erzahnung und Optimierung der Förderstrukturen und m den Abbau von Warteschleifen. Ich möchte noch einmal das Ausbildungsprogramm obstarter erwähnen. Die Mittel wurden mittlerweile m 25 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro angehoen. Das ist ein wichtiges Signal für junge Menschen mit chlechteren Startbedingungen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Unser Antrag beinhaltet ein ganz konkretes Maßnah-
enpaket, wie wir die Ausbildungs- und Arbeitschancen

ür Altbewerber und benachteiligte Jugendliche voran-
reiben können. Wir setzen vor allem auf die Stufenaus-
ildung und auf Ausbildungsbausteine. Es bleibt unser
emeinsames Ziel, dass jeder ausbildungswillige und
usbildungsfähige Jugendliche einen Ausbildungsplatz
rhält.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Benjamin Franklin bemerkte einst: Eine Investition in
issen bringt immer noch die besten Zinsen. – Das gilt

icht nur für den Einzelnen, sondern für die gesamte Ge-
ellschaft. Er hatte recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610501900

Der Kollege Dirk Niebel ist der nächste Redner für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist doch der mit dem Betreuungsgeld!)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1610502000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Qualifikation, Leistungsbereitschaft und die be-






(A) )



(B) )


Dirk Niebel
gründete Hoffnung auf sozialen Aufstieg sind die Basis
für den Wohlstand weiter Bevölkerungsteile. Für Libe-
rale ist auch deshalb Bildung ein Bürgerrecht. Eine
gute Bildung führt zu guten Teilhabechancen, zu der
Möglichkeit, ein selbstgestaltetes Leben führen und
seine Wünsche erfüllen zu können. Eine gute Bildung ist
auch ein Wettbewerbsfaktor in einer internationalen
Wirtschaft. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns hier
nicht nur über Berufsbildung, sondern insgesamt über
Bildung unterhalten.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte trotzdem mit der Berufsbildung begin-
nen. 376 000 junge Menschen waren Ende Mai arbeits-
los gemeldet. Wir dürfen und müssen – gerade wir in
diesem Hause – uns schon die Frage stellen, warum trotz
der guten konjunkturellen Situation der Aufschwung an
diesen Jugendlichen und an den Langzeitarbeitslosen
vorbeigeht. Das sind die Personengruppen, die offenkun-
dig von der konjunkturellen Situation im Moment am
wenigsten profitieren. Man muss sich die Frage stellen,
welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit
Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden, und
welche gegeben sein müssen, damit sie besetzt werden
können.


(Jörg Tauss [SPD]: Das werden Sie uns jetzt sagen!)


– Das werde ich Ihnen sagen, Herr Tauss; denn es ist im-
mer gut, wenn auch Sie etwas dazulernen.


(Beifall bei der FDP)


Die Rahmenbedingungen für den Ausbildungsstellen-
markt sind genau die gleichen, die auch am Arbeitsmarkt
wirken. Wenn man durch zu viel Regulierung Freiräume
einengt, dann wird es schwieriger, Menschen in Be-
schäftigung, aber auch Menschen in Ausbildung zu brin-
gen. Wir wollen aber dafür sorgen, dass die Menschen
eine gute Grundbildung bekommen, damit sie die Mög-
lichkeiten für ihr eigenes Leben nutzen können. Deswe-
gen ist es wichtig, dass der Staat etwas schafft, was Herr
Tauss leider bisher noch nicht verstanden hat: Chancen-
gerechtigkeit am Start und nicht Ergebnisgleichheit am
Ziel. Das ist das Entscheidende, was wir schaffen müs-
sen.


(Beifall bei der FDP)


Anders formuliert: Der Staat muss dafür sorgen, dass
wie bei einem Wettlauf die Läufer zum gleichen Zeit-
punkt am Start sind, dass sie die gleichen Startblöcke ha-
ben und dass die Laufbahnen gleich lang sind, aber der
Staat muss nicht dafür sorgen, dass die Läufer zur glei-
chen Zeit am Ziel sind. Das ist der Unterschied zwischen
Ihrer politischen Einstellung und unserer politischen
Einstellung.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Aber Sie wollen denen noch Gewichte mitgeben! Das ist der Unterschied!)


– Sie können sich zu einer Zwischenfrage melden. Dann
werde ich sie beantworten. Ansonsten will ich meine Re-
dezeit nicht mit Ihnen verschwenden, Herr Tauss.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Nein! Ich stelle keine Zwischenfrage! Es wäre schade um die Zeit!)


Nun haben wir die Rede von Herrn Kollegen Gysi
ier gehört. Jetzt könnte man meinen, es seien allein die
ommunisten, die eine Ausbildungsplatzumlage for-
ern würden. Das ist aber mitnichten der Fall. Auch die
ozialdemokraten fordern sie.


(Zurufe von der LINKEN)


ch erinnere mich an die Worte Ihrer designierten stell-
ertretenden Bundesvorsitzenden, Frau Nahles. Sie ist
eider nicht hier. Frau Nahles hat in ihrer Funktion als
uso-Bundesvorsitzende einmal gesagt – Zitat –: Wer
icht ausbildet, wird umgelegt. –


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ch sage Ihnen: Wer umgelegt worden ist, kann nicht
ehr ausbilden.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


as Entscheidende ist, dass trotz der konjunkturellen
ituation viele Betriebe in Deutschland eine fundamen-

ale Eigenkapitalschwäche haben. Sie werden durch ein
mlagesystem, das die Liquidität der Betriebe zusätz-

ich einschränkt, Ausbildungsplätze vernichten und nicht
usätzliche Ausbildungsplätze schaffen.


(Beifall bei der FDP)


Interessant ist es, wenn Sie durch die Republik reisen
nd mit Betrieben, die ausbilden, und mit solchen, die
icht ausbilden, reden und fragen, warum das so ist. Sie
erden feststellen, dass, egal in welcher Region und in
elcher Branche Sie sich bewegen, über die geringer ge-
ordene Ausbildungsfähigkeit der jungen Menschen
eklagt wird. Nun mag dahingestellt sein, ob die Men-
chen dümmer oder die Schulen schlechter geworden
ind. Eines ist auf jeden Fall klar: Die Berufsbilder sind
omplexer geworden. Vergleichen Sie einmal den heuti-
en Mechatroniker mit dem Mechaniker und dem Elek-
roniker. Sie werden feststellen, dass die Welt kompli-
ierter geworden ist


(Jörg Tauss [SPD]: Oh!)


nd dass es immer mehr Menschen gibt, die nicht in der
age sind, einen Abschluss auf Kammerniveau zu errei-
hen. Hier ist es zwingend notwendig und eine echte
ilfe nicht nur für die betroffenen jungen Menschen,

ondern auch für die Wirtschaft, für die der Fachkräfte-
angel eine Wachstumsbremse darstellt, über modulare
usbildung und lebenslanges Lernen den Einstieg in
ualifizierte Berufe unterhalb des Kammerniveaus zu
chaffen.


(Beifall bei der FDP)


enn dann im Beruf, in der Arbeitswelt persönliche Rei-
ung und Kompetenzgewinn hinzukommen, dann muss
as nächste Modul daraufgesetzt werden. Das darf nicht
ur in der Erstqualifizierung so gesehen werden, sondern
m Rahmen lebenslangen Lernens muss man das auch in
en Bereich der Weiterbildung einbeziehen. Es ist doch
chlechterdings nicht möglich, dass diese Bundesregie-






(A) )



(B) )


Dirk Niebel
rung über die Rente mit 67 redet, aber die letzte Weiter-
bildung für Arbeitnehmer mit 42 bis 44 Jahren stattfin-
det.


(Zurufe von der SPD)


Das wird nie funktionieren. Deswegen gehört das zwin-
gend dazu.

Bildung ist auch eine staatliche Aufgabe – eine ganz
wichtige –, aber nicht nur eine staatliche Aufgabe. Jeder
einzelne Mensch muss ein fundamentales Eigeninteresse
daran haben, seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und
dadurch seine Arbeitsplatzsicherheit zu erhöhen. Deswe-
gen ist Weiterbildung auch eine private Aufgabe, und sie
ist eine Aufgabe der Wirtschaft. Weiterbildung führt
nämlich dazu, dass die Menschen gegenüber ihren Mit-
bewerbern im Vorteil sind. Wir werden im internationa-
len Wettbewerb nur dann erfolgreich bleiben können,
wenn wir kompetente und leistungsfähige Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer haben.


(Beifall bei der FDP)


Bildung als Bürgerrecht bedeutet, dass man mit der
Vermittlung von Bildung möglichst früh beginnen muss.
Deswegen sind wir für Bildungs- und Betreuungsgut-
scheine, auch im frühkindlichen Bereich.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


– Ja, ja. – Diese Gutscheine führen dazu, dass junge
Menschen eine möglichst gute Ausbildung bekommen.
Wir wollen mit Betreuungsgutscheinen und Bildungs-
gutscheinen dafür sorgen, dass Chancengerechtigkeit am
Start gewährleistet ist und dass die Wahlfreiheit der El-
tern gesichert wird. Das führt auch dazu, dass Familie
und Beruf besser miteinander vereinbar sind. Hier sind
die Liberalen Vorreiter. Die Rede des Arbeitsministers
hat gezeigt – das ist Fakt –, dass unsere Regierung blut-
arm ist. Es wäre besser, wenn Sie sich mehr um die Pro-
bleme der Menschen als um Ihre internen Streitereien
kümmerten.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg Tauss [SPD]: Nur fürs Protokoll: Ich habe der Frau Kollegin Pieper zugeklatscht! Nur damit keine Missverständnisse entstehen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610502100

Die Kollegin Kressl erhält nun das Wort für die SPD-

Fraktion.


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1610502200

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Zu

Beginn möchte ich meiner Verwunderung darüber Aus-
druck verleihen, dass Herr Niebel von der Forderung
nach Betreuungsgeld – bildungspolitisch wäre es ein
Rückschritt im Vergleich zu dem, was Frau Pieper dann
durchgesetzt hat, nämlich die Forderung, tatsächlich in
Bildung zu investieren – Abstand genommen hat. Ich
finde das erstaunlich. Aber eine gewisse Flexibilität sind
wir bei der FDP ja gewohnt.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jörg Tauss [SPD]: Herr Niebel, ein wirklicher Liberaler! Man nennt es auch Herumgeeiere!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610502300

Frau Kressl, möchten Sie schon zu diesem frühen

eitpunkt eine Frage Ihres Vorredners beantworten?


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1610502400

Wenn der Herr Niebel die Chance braucht, sich zu

echtfertigen, gern.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1610502500

Liebe Kollegin Kressl, sind Sie bereit, zur Kenntnis

u nehmen, dass ich von Anfang an für das Gutschein-
ystem war und dass es nur in einer Detailfrage, bei der
etreuung durch die eigenen Eltern, einen inhaltlichen
issens gegeben hat? Ich habe mir sagen lassen, dass
an auch in der Sozialdemokratie ab und zu über Inhalte

treitet. Es ist schade, dass Sie das offenkundig verges-
en haben. Aber nehmen Sie zur Kenntnis, dass wir
iberale an der Sache arbeiten und uns daher auch aus-
inandersetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1610502600

Sehr geehrter Herr Kollege Niebel, ich nehme gern

ur Kenntnis, dass Sie während des Bundesparteitags
ffensichtlich von Teilen Ihrer eigenen Partei davon
berzeugt worden sind, dass die Umsetzung Ihres Vor-
chlags, ein Betreuungsgeld auszuzahlen, bildungspoli-
isch eine Katastrophe gewesen wäre; denn man hätte
nreize geschaffen, jungen Kindern keine Frühförde-

ung zukommen zu lassen.

Wie gesagt, wundere ich mich über Ihre Flexibilität,
ies hier als Ihren Vorschlag darzustellen. Wenn Sie da-
ulernen, dann ist das in Ordnung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: So sind die Generalsekretäre!)


Wir diskutieren heute über Möglichkeiten und Lö-
ungsansätze, jungen Menschen, die seit mehreren Jah-
en keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, mehr
hancen zu eröffnen. Um solche Lösungsansätze tat-

ächlich auf den Weg zu bringen, muss man als Erstes
ine ehrliche Analyse vornehmen. Zu dieser ehrlichen
nalyse gehören zwei Punkte:

Erstens. Der Ausbildungsmarkt an sich – es ist gut,
ass wir das feststellen können – entwickelt sich positiv.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


m Berufsbildungsbericht wird darauf hingewiesen, dass
ir in diesem Jahr zum ersten Mal damit rechnen kön-
en, dass es über 600 000 betriebliche Ausbildungs-
lätze geben wird. Die Zwischenmeldungen der Kam-
ern zeigen, dass die Entwicklung positiv sein wird:

isher 12,7 Prozent mehr Ausbildungsverträge im Hand-
erk, 9,8 Prozent mehr Ausbildungsverträge bei der






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
IHK. Ich halte es für falsch – ich wende mich an alle Op-
positionsparteien –, diese gute Lage schlechtzureden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht so in Ihrem Antrag!)


Im Antrag der Grünen steht, dass wir dieses Jahr wie-
der weniger betriebliche Ausbildungsplätze haben wer-
den. Frau Hinz, Sie beziehen sich wahrscheinlich wider
besseres Wissen auf die reine Meldestatistik der BA, ob-
wohl Sie wissen, dass BA-Statistik und tatsächliche Ent-
wicklung seit mehreren Jahren auseinanderklaffen. Ehr-
lich gesagt, halte ich das für unredlich. Es dient einer
sachlichen Diskussion über diese Frage überhaupt nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Ihrem Antrag steht doch, dass es keine Entspannung gibt!)


Zweitens. Zu dieser ehrlichen Analyse gehört natür-
lich auch, dass wir uns vor Augen führen müssen, dass
seit Ende der 90er-Jahre immer mehr Bewerberinnen
und Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt sind, die län-
ger als ein Jahr nach einem Ausbildungsplatz suchen.
Ich will bewusst nicht den technischen Begriff „Alt-
bewerber“ verwenden, weil es um junge Menschen
geht. Dennoch: Von 300 000 Altbewerber im letzten Jahr
konnten wieder 170 000 keinen betrieblichen Ausbil-
dungsplatz finden.

In der Analyse, die nicht so ganz einfach und schema-
tisch zu machen ist, stellen wir fest: Es ist eine neue
Dynamik auf dem Ausbildungsmarkt entstanden. Ich bin
sicher, dass der Ausbildungspakt dazu beigetragen hat.
Aber es sind auch Zeit und Raum notwendig, um sich
über die jungen Menschen Gedanken zu machen, die ei-
nen besonderen Förderbedarf haben. Dazu gehört eben
auch ein bestimmter Anteil der Altbewerberinnen und
Altbewerber.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Uwe Schummer [CDU/CSU])


In diesem Zusammenhang – ich habe dazu heute
Morgen etwas im Ticker gelesen – will ich mich aus-
drücklich bei der Wirtschaft und den Unternehmen be-
danken, die sich da engagieren. Ich appelliere von dieser
Stelle aus aber auch ausdrücklich zum Beispiel an Herrn
Braun – er hat heute Morgen die Tatsache, dass es junge
Menschen mit Förderbedarf gibt, eine „Qualitätslücke“
genannt –: Ich würde mir wünschen, dieser technische
Begriff würde nicht benutzt,


(Beifall bei der SPD)


und wir würden uns gemeinsam mehr Gedanken darüber
machen, wie wir diesen jungen Menschen helfen kön-
nen.

Wir schlagen in dem heute vorliegenden Antrag ein
sehr konkretes Maßnahmenpaket vor. Auch da täu-
schen Sie sich, Frau Hinz. Darin sind sehr viele konkrete
Maßnahmen aufgeführt. Zum Teil sind sie schon auf den
Weg gebracht, zum Teil sind sie noch in der Prüfung. Ich

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(C (D ill hier sechs konkrete Punkte nennen, damit Sie nicht ehaupten können, das sei nur ein vager Text: Erstens. Wir wollen, dass der Vorschlag des Verwalungsrats der Bundesagentur für Arbeit – damals untertützt von Arbeitgebern und Arbeitnehmern – aufgegrifen wird. nternehmen, die zusätzliche Ausbildungsplätze für enachteiligte junge Menschen schaffen, sollen finaniell unterstützt werden. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Uwe Schummer [CDU/CSU])


(Beifall bei der SPD)


ch halte das für einen ganz wichtigen und sehr konkre-
en Schritt.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie im Ausschuss immer abgelehnt! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Was? – Gegenruf der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben alle unsere Anträge abgelehnt!)


Frau Hinz, Ihre Anträge – um das aufzugreifen – haben
ich vor allem auf außerbetriebliche Ausbildungsplätze
ezogen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein! Das stimmt nicht!)


ie haben wir, wie ich finde, zu Recht abgelehnt. Hier
eht es um betriebliche Ausbildungsplätze.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völliger Humbug!)


Zweitens. Der Einsatz von Paten – Herr Müntefering
at das angesprochen – soll ausgebaut werden. Wenn wir
auptschülerinnen und Hauptschüler im Besonderen

echtzeitig und frühzeitig begleiten, setzen wir natürlich
iel früher an und verbessern die Situation dergestalt,
ass wir in Zukunft nicht mehr über so viele Altbewer-
er reden müssen. Ich bin ganz fest der Überzeugung:
ie Begleitung, die individuelle Förderung von jungen
enschen, deren Elternhaus das manchmal nicht leisten

ann, ist ein entscheidender Ansatz, um hier zu einer
erbesserten Situation zu kommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittens. Wir bitten die Bundesregierung zu prüfen,
ie überdurchschnittliches Ausbildungsangebot ho-
oriert werden kann,


(Jörg Tauss [SPD]: Ja! Sehr gut!)


uch gerade mit Blick auf die Beiträge zur Arbeitslosen-
ersicherung. Das ist noch nicht im Detail durchdacht.
ber hier einen Stein ins Wasser zu werfen, ist span-
end.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
Viertens. Wir wollen mit dem Antrag weiter erreichen
– das ist uns ganz besonders wichtig –, dass ein besonde-
res Augenmerk auf die Berufsberatung und die Ausbil-
dungsvermittlung gerichtet wird,


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


auch was die Frage der Zusammenführung angeht – auf
der einen Seite sind junge Menschen, die Arbeitslosen-
geld II erhalten, und auf der anderen Seite solche, die
von der Bundesagentur betreut werden –; da gibt es eine
Schnittstellenproblematik, die im Interesse der jungen
Leute gelöst werden muss.

Wir wollen ferner, dass auch genau auf die personelle
Ausstattung der Berufsberatung geschaut wird; denn hier
gilt das Gleiche wie für die Paten: Da rechtzeitig anzu-
setzen, richtig zu begleiten, gut zu beraten, ist besser, als
nachher Berufsvorbereitung zu bezahlen.


(Beifall bei der SPD)


Fünftens. Wir unterstützen ausdrücklich die geplante
Pilotinitiative des Bundesbildungsministeriums zur Er-
probung von Ausbildungsbausteinen, besonders des-
halb – das halte ich für den entscheidenden Punkt –, weil
sie ausdrücklich mit der gezielten Förderung von Altbe-
werbern verbunden wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Da unterscheidet sich das, was Frau Schavan vorhat, von
dem, was die FDP einfordert, nämlich eine allgemein
niedrigere Qualifikation.


(Jörg Tauss [SPD]: So ist es!)


Wir sind uns in diesem Punkt mit der Union absolut ei-
nig. Es geht darum, zum Schluss für die jungen Men-
schen, die Förderbedarf haben, mehr Qualifikation und
eben nicht eine allgemein niedrigere Qualifikation zu er-
reichen. Ich lege sehr großen Wert darauf, dass wir uns
da von der FDP deutlich unterscheiden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Unterstützen von jungen Menschen, die Förde-
rung brauchen – das ist der sechste konkrete Punkt –,
muss vor der Ausbildung ansetzen. Es ist aber auch ganz
besonders wichtig, dass das während der Ausbildung
weiter fortgesetzt wird. Deshalb haben wir im Antrag
auch noch einmal ein besonderes Augenmerk auf die
Verstärkung der ausbildungsbegleitenden Hilfen ge-
legt. Wichtig ist, dass wir diesen Bereich noch einmal
verstärkt auch finanziell fördern und unterstützen. Ich
appelliere aber auch an alle Unternehmen, einen jungen
Mann oder eine junge Frau zu qualifizieren. Häufig wis-
sen sie ja nicht, dass es ausbildungsbegleitende Hilfen
gibt, wenn sie einen jungen Menschen mit Förderbedarf
einstellen. Das ist aber die Chance, denn damit verbun-
den sind sozialpädagogische Begleitung oder auch Hil-
fen in der Theorie für den Fall, dass man sich hier über-
fordert sieht. Hier können politische Rahmensetzungen
und Engagement der Unternehmen ausgezeichnet zu-
sammenspielen. Das ist ein guter Weg; den wollen wir
weiter ausbauen. Auch dieser konkrete Vorschlag ist im

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(C (D ntrag enthalten. Es lohnt sich also wirklich, diese junen Menschen zu unterstützen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese sechs Punkte stellen nur ausgewählte Beispiele
us dem großen Maßnahmenbündel dar, das wir im vor-
iegenden Antrag geschnürt haben. Ich bedanke mich
usdrücklich, wie schon gesagt, für die gute Zusammen-
rbeit zwischen den beiden Koalitionsfraktionen und den
erichterstattern. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass
ir alle bei dem Vorhaben, jungen Menschen Chancen

u eröffnen, aus Verantwortung für die jungen Menschen
n einem Strang ziehen müssen. Ich appelliere erstens an
ie Länder und an die Wirtschaft, sich an dieser gemein-
amen Anstrengung zu beteiligen.


(Beifall bei der SPD)


ch appelliere zweitens ausdrücklich an die Opposition,
ich hier von dem Politikritual, alles schlechtzureden, zu
erabschieden. Den jungen Menschen ist damit nämlich,
ie ich glaube, überhaupt nicht gedient.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie konkrete Vorschläge!)


en jungen Menschen ist damit gedient, wenn wir die
eutige Debatte zum Anlass nehmen, gemeinsam zu
berlegen, wie wir die Chancen für junge Leute verbes-
ern können. Das wäre ein lohnenswertes Ziel. Bringen
ie deshalb gemeinsam mit uns in den Beratungen dieses
ntrages etwas Positives auf den Weg.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610502700

Cornelia Hirsch ist die nächste Rednerin für die Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610502800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Frau Kressl, wenn den Jugendlichen irgendetwas
anz sicherlich nicht hilft, dann ist das der Antrag, den
ie und Ihre Kolleginnen und Kollegen von der Union
ns heute vorlegen. Man kann das, was Sie da machen,
urz zusammenfassen: Es handelt sich um eine Fortset-
ung der bisher wirklich schlechten Berufsbildungspoli-
ik. Sie trampeln auf dem Recht der Jugendlichen auf
usbildung herum und buckeln vor den Arbeitgebern.


(Beifall bei der LINKEN – Willi Brase [SPD]: Das ist unverschämt! Wenn wir 60 000 Plätze schaffen, ist das eine Unverschämtheit gegenüber den Jugendlichen, die solche Plätze annehmen!)


Sie brauchen sich jetzt hier gar nicht künstlich aufzure-
en. Wir können einfach den Antrag durchgehen. Ich






(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch
möchte Ihnen drei Punkte nennen, bei denen das offen-
sichtlich wird:

Erstens. In diesem Antrag steht wiederum Ihr absolu-
tes Lieblingsinstrument, das jedes Jahr von neuem ge-
nannt wird, nämlich der Ausbildungspakt. Ich habe es
hier schon wiederholt ausgeführt: Das offensichtlichste
Ergebnis von diesem Pakt ist, dass die Ausbildungssitua-
tion in den letzten Jahren von Jahr zu Jahr schlechter ge-
worden ist.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist nicht wahr! – Willi Brase [SPD]: Das ist gar nicht wahr! Die Zahl der Ausbildungsstellen steigt!)


Sie aber schreiben in Ihrem Antrag:

Der Ausbildungspakt hat sich als ein Instrument zur
Verbesserung der beruflichen Bildungschancen jun-
ger Menschen erwiesen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, erzählen Sie das
einmal den Jugendlichen, die auf der Straße stehen. Sie
geben in Ihrem Antrag selber zu, dass mittlerweile
50 Prozent sogenannte Altbewerberinnen und -bewer-
ber sind. Diesen zu erzählen, Ihr Pakt sei ein Erfolg, ist
einfach eine Lüge. Das ist auch für die ganz große Mehr-
heit der Jugendlichen mittlerweile offensichtlich.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD)


Wir als Linke sagen: Eine freiwillige Selbstverpflich-
tung und der damit verbundene bloße Appell an die Un-
ternehmen stellen die falsche Grundlage dar. Es muss
Schluss gemacht werden mit diesem Pakt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610502900

Frau Kollegin Hirsch, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Barth?


Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610503000

Ja, können wir machen.


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1610503100

Frau Kollegin, Sie sagten gerade, die Koalition würde

vor den Arbeitgebern buckeln – ich bin jetzt nicht hier,
um die Koalition zu verteidigen –, und riefen auf, den
jungen Menschen etwas zu erzählen. Ich erzähle nun
Folgendes und schließe, Herr Präsident, eine Frage an.


(Heiterkeit)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610503200

Ich schlage vor, mit der Frage relativ zügig aufzuwar-

ten.


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1610503300

Das mache ich. Dann beginne ich mit der Frage.


(Heiterkeit)


Liebe Frau Kollegin, Sie tragen hier einen Anspruch
vor und sind selbst, wie ich weiß, Mitglied in einigen
Gewerkschaften. Ich möchte Sie nun fragen, wie Sie
mir folgende Zahlen erklären wollen: Die IG Metall for-
dert eine Ausbildungsquote von 7 Prozent. Die DAX-

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(C (D nternehmen in Deutschland bilden mit einer Quote von ,9 Prozent aus. Die durchschnittliche Ausbildungsquote n Deutschland beträgt 6,5 Prozent, woran der Mitteltand bekanntermaßen einen großen Anteil trägt. Der GB – das ist eine Zahl aus dem Jahresbericht des DGB – at die stolze Ausbildungsquote von 1,95 Prozent. (Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Aha!)


Wir streiten uns jetzt nicht darüber, ob es wünschens-
ert ist, dass sich junge Menschen beim DGB ausbilden

assen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD – Zuruf von der SPD)


Aber würden Sie nicht meiner Einschätzung folgen,
ass es hier ein eklatantes Missverhältnis zwischen An-
pruch und Wirklichkeit gibt?


Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610503400

Die Zahlen, die Sie hier vortragen, sind mir nicht be-

annt. Darum möchte ich zunächst infrage stellen, ob
iese in irgendeiner Form ihre Richtigkeit haben.


(Zurufe von der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Es ist aber auf jeden Fall richtig, dass die Gewerk-
chaften eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage ein-
ordern. Dies ist die richtige Grundlage, denn dann ginge
s nicht nur um Appelle und Selbstverpflichtungen, son-
ern um einen Rechtsanspruch, sodass es ein entspre-
hendes Angebot an Ausbildungsplätzen geben muss.


(Dirk Niebel [FDP]: Anspruch und Wirklichkeit!)


as fordert der DGB ein. Dafür kämpft der DGB. Von
aher halte ich Ihr Fingerzeigen auf andere Leute, um
amit die Ausbildungsplatzumlage oder das gewerk-
chaftliche Engagement schlechtzureden, für komplett
nangemessen.


(Beifall bei der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Peinlich hoch drei!)


s bleibt bei unserer Feststellung, dass der Ausbildungs-
akt die falsche Grundlage ist und dass mit diesem Pakt
chluss sein muss.


(Jörg Tauss [SPD]: Was ist mit den Steigerungszahlen?)


Der zweite Punkt – auch darauf ist bereits heute Mor-
en eingegangen worden – sind die sogenannten Ein-
tiegsqualifizierungen. Für die Kolleginnen und Kolle-
en, die hier oben mithören und die Abkürzung nicht
ennen: Wenn Frau Hinz von EQJ spricht, dann meint
ie die sogenannten Einstiegsqualifizierungen. Es geht
arum, dass Jugendlichen nach ihrer Schulausbildung
esagt wird: Ihr bekommt jetzt keinen Ausbildungsplatz,
ondern Ihr könnt erst einmal für einige Monate ein
raktikum in einem Unternehmen machen.


(Jörg Tauss [SPD]: Vermittlungsquote von 60 Prozent!)







(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch
Das hat für die Unternehmen den Vorteil, dass sie sich
erst einmal ansehen können, was diejenigen im Einzel-
nen leisten, um dann zu entscheiden, ob sie sie überneh-
men oder nicht. Das Arbeitsministerium hat in der Fra-
gestunde klar zum Ausdruck gebracht, dass es das für
sinnvoll, gut, richtig und für nicht verwerflich hält, wenn
Jugendliche auf diese Art und Weise erst einmal eine
Zeit lang ausprobiert werden. Wir halten das für falsch.
Die Linke sagt: Ausbildungsplätze statt Praktika! Darum
ist die Aufstockung der Mittel für die Einstiegsqualifi-
zierungen definitiv der falsche Weg.


(Beifall bei der LINKEN)


In Ihrem Antrag gibt es – drittens – ein neues Instru-
ment – besser als der Rest ist es aber trotzdem nicht –,
nämlich den Qualifizierungskombilohn. Auch hierbei
geht es um eine Zuwendung an die Arbeitgeberseite,
also nicht um eine Unterstützung der Jugendlichen. Die
Arbeitgeber bekommen einen Zuschuss dafür, dass sie
die Jugendlichen zu Niedrigstlöhnen beschäftigen. Nur
ein minimaler Anteil der Jugendlichen geht in Qualifi-
zierungsmaßnahmen. Dieses Instrument führt also nicht
zum wirklichen Berufsabschluss. Das heißt, diese Ju-
gendlichen sind dauerhaft im Niedrigstlohnbereich ge-
parkt. Das kann nun wirklich nicht die Lösung der Aus-
bildungsplatzmisere sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Diese drei Punkte in Ihrem Antrag bilden den
Schwerpunkt. Zu allen drei Punkten kann man sagen,
dass es falsch ist, das fortzusetzen, was Sie schon vorher
falsch gemacht haben, und nun noch einen Punkt drauf-
zugeben. Offensichtlich haben Sie das selber gemerkt,
weshalb Sie einen vierten Punkt in den Antrag aufge-
nommen haben. Das ist nun wirklich ein „Riesenerfolg“.
Sie sagen, die Bundesregierung möge bitte ein Konzept
entwickeln. Herzlichen Glückwunsch, liebe Kolleginnen
und Kollegen! Sagen Sie doch einmal der jungen Frau,
die vor zwei Jahren den Hauptschulabschluss gemacht
hat, im ersten Jahr danach komplett auf der Straße stand,
im zweiten Jahr in irgendeiner Warteschleife geparkt
war, in diesem Jahr wieder unglaublich viele Bewerbun-
gen geschrieben, aber immer noch nichts gefunden hat:
„Machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben ja schließlich
die Bundesregierung aufgefordert, ein Konzept zu ent-
wickeln. Alles wird gut.“ Das ist wirklich albern. Auf
diese Weise kann man keine erfolgreiche Berufbildungs-
politik machen.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, da
hilft es auch nichts, wenn Sie es als einen großen Erfolg
hinstellen, dass Sie eine Hälfte der Ausbildungsplatzum-
lage untergemogelt haben, indem Unternehmen, die aus-
bilden, unterstützt werden sollen. Sie haben vergessen,
dass der zentrale Teil bei der Ausbildungsplatzumlage
der erste Satz ist: Wer nicht ausbildet, soll zahlen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das fällt bei Ihnen einfach weg, wenn Sie diejenigen, die
ausbilden, weiter mit Steuermitteln unterstützen wollen.

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(C (D (René Röspel [SPD]: Geht es Ihnen eigentlich um die Chancen der Jugendlichen oder um die Bestrafung der Arbeitgeber?)


Wie Sie mit der Ausbildungsplatzumlage umgegan-
en sind, ist bekannt. Es gab – darauf ist hingewiesen
orden – klare Beschlüsse von den Bundesparteitagen
er Grünen und auch der SPD. Herr Tauss, Sie behaup-
en hier immer wieder, Sie hätten das Gesetz entspre-
hend beschlossen, und die Ausbildungsplatzumlage sei
ingeführt.


(Jörg Tauss [SPD]: Ich behaupte das nicht; das ist so!)


as Sie hier beschlossen haben, ist ein Gesetz, in dem
nter Punkt zwei und drei etwas von einer Ausbildungs-
latzumlage steht.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das stimmt überhaupt nicht!)


ber unter Punkt eins steht: Wenn es gelingt, einen Aus-
ildungspakt mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft
u schließen, dann kann man auf den ganzen Rest ver-
ichten. – Was dabei herauskommt, ist bekannt, nämlich
hr Ausbildungspakt, der nicht die zentrale Anforderung,
ie Ausbildungspflicht der Unternehmen, in den Blick
immt; aber anders können wir die Ausbildungsmisere
icht lösen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb fordert die Linke – auch wenn es der FDP
icht passt und die SPD sich ein bisschen peinlich be-
ührt anschaut, weil es ursprünglich eigentlich auch ihre
orderung war –


(Jörg Tauss [SPD]: Wegen Ihrer Rede schauen wir uns peinlich berührt an! Diese Rede ist peinlich!)


ine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage. Dazu haben
ir einen konkreten Gesetzentwurf vorgelegt, dem Sie
ier zustimmten könnten. Im Ausschuss haben alle Frak-
ionen außer der Linken konsequent dagegen gestimmt.
ie halten eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage für
erkehrt; aber damit könnte ein Schritt auf dem Weg zu
iner guten Perspektive für die Jugendlichen in diesem
and gemacht werden. Deshalb bitten wir nach wie vor
m Unterstützung. Den ersten Teil haben Sie in Ihrem
ntrag schon umgesetzt. Wenn Sie die Ausbildungs-
flicht der Unternehmen noch hinzunehmen, dann kom-
en wir hier ein gutes Stück weiter.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610503500

Das Wort erhält nun der Kollege Uwe Schummer,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1610503600

Kollegin Hirsch, noch so jung, aber schon so voller

ass.






(A) )



(B) )


Uwe Schummer

(Beifall bei der CDU/CSU – Heiterkeit bei der SPD)


Zur Umlagefinanzierung möchte ich Ihnen nur ein Bei-
spiel nennen: Es gibt sie tariflich vereinbart in der Bau-
wirtschaft seit den 70er-Jahren.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Aber sonst nirgendwo!)


Wir wissen, dass der stärkste Ausbildungsplatzabbau in
der Bauwirtschaft seit 1998 stattgefunden hat,


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das hat doch völlig andere Gründe gehabt!)


von 110 000 Plätzen auf 40 000 Plätze. Das heißt, eine
rein fiskalische Maßnahme wird die Zukunft der Jugend
nicht sichern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen ein Bündel an Maßnahmen. Im Be-
rufsbildungsbericht steht, dass 1,3 Millionen Schulab-
gänger bis 29 Jahre keine berufliche Qualifizierung ha-
ben. Das sind, politisch betrachtet, die Kinder der FDP,
der Union, der Grünen und der Sozialdemokraten, die
Kinder der demokratischen Opposition und der Regie-
rung hier im Parlament. Deshalb müssen wir gemeinsam
versuchen, ein Bündel an Maßnahmen zu entwickeln,
um die Probleme zu lösen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)


Nur wenn die Probleme nicht gelöst werden, haben die
Kolleginnen und Kollegen aus der Meckerecke von links
außen eine Chance.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wenn wir sie lösen, sind wir die starken Kräfte im Parla-
ment und in der Bevölkerung.

Der Antrag „Junge Menschen fördern“ durchbricht
einen ewigen Kreislauf, der im Frühjahr beginnt: drama-
tische Zahlen, die sich steigern bis zur parlamentarischen
Sommerpause; die einen fordern die Umlagefinanzie-
rung, die anderen wollen die Ausbildungsvergütungen
senken. Wenn im September das Ausbildungsjahr endet
und ein neues beginnt, folgen Relativierungen, und auf
die Schnelle werden Instrumente nachgeschoben. Dieser
Antrag enthält, frühzeitig von der Wirtschaft und den Mi-
nisterien für Arbeit und Soziales, Bildung und Forschung,
Jugend und Familie sowie Union und SPD entwickelt, ein
Maßnahmenbündel, das den Berufsberatern, den Schu-
len, den Auszubildenden und den Betrieben schon vor der
parlamentarischen Sommerpause, vor Beginn des Berufs-
ausbildungsjahres vorliegt, sodass sie sicher wissen, auf
welche Instrumente sie sich verlassen und bauen können,
wenn sie zusätzlich ausbilden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Ausbildungspakt ist verbessert worden. Eine
entscheidende Verbesserung ist, dass auch der dritt-
stärkste Ausbilder in diesem Lande, die freien Berufe,
und damit der Bundesverband der Freien Berufe Mit-

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(C (D lied im Ausbildungspakt geworden ist. Den stärksten inbruch bei den Ausbildungsplätzen hatten wir in den etzten beiden Jahren bei den freien Berufen. Sie haben Prozent weniger ausgebildet; im Handwerk, bei der HK, wurde das aber ansatzweise aufgefangen. Dass etzt auch die freien Berufe am Ausbildungspakt teilnehen und unterzeichnet haben, mehr auszubilden, ist ein ichtiges Zeichen, ein wichtiges Signal, dass in diesem ahr allen Schulabgängern im Rahmen des Ausbildungsaktes eine Qualifizierungsmaßnahme angeboten weren kann. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Der Beifall war zwar spät, ist aber okay!)


Aber der Ausbildungspakt allein wird das Problem
er sogenannten Altbewerber nicht lösen können. Es
ibt über 300 000 junge Menschen, die vor mehr als ei-
em Jahr aus der Schule entlassen wurden und jetzt auf
en Ausbildungsmarkt drängen. Ihnen müssen gezielte
ngebote unterbreitet werden.

Es ist gut, dass die Wirtschaft im Rahmen des dualen
ystems 30 Milliarden Euro in die Ausbildung inves-

iert. In kaum einem anderen Land wird die Wirtschaft
it in die Haftung genommen. Die duale Ausbildung hat

ine große Integrationskraft. Bei uns liegt die Jugendar-
eitslosigkeit im europäischen Vergleich bei etwa
Prozent, in Frankreich bei 24 Prozent und selbst im

ochgelobten Finnland bei 19 Prozent. Die betriebliche
uale Ausbildung bewirkt also eine große Integrations-
raft.

Was Ausbildung bedeutet, zeigt der Fachkräfteman-
el. Angesichts dessen, dass uns heute vonseiten des Ins-
itutes der deutschen Wirtschaft vorgerechnet wird, dass
ufträge in Höhe von 3,5 bis 5 Milliarden Euro verloren
ehen, weil keine Fachkräfte vorhanden sind, müssen
ir alle Kräfte mobilisieren, damit jeder Jugendliche, je-
er junge Mensch, jetzt eine Chance bekommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das vorgelegte Maßnahmenbündel ist auch deswegen
innvoll, weil die Gruppe der Altbewerber sehr unter-
chiedlich ist. In meiner Heimatstadt in Willich am lin-
en Niederrhein


(René Röspel [SPD]: Wie ist das mit „linken“ gemeint?)


iegt die Arbeitslosigkeit wie in Baden-Württemberg bei
Prozent. Aber 30 Kilometer weiter in Duisburg-Marx-

oh liegt sie bereits bei 16 Prozent. In Bautzen liegt sie
ei weit über 20 Prozent. Das heißt, dort, wo wenige Be-
riebe sind, muss man überbetriebliche bzw. außerbe-
riebliche Maßnahmen fördern. Deshalb brauchen wir
in Bündel an Maßnahmen. Es gibt keinen Königsweg,
ndem man meint, alle Probleme mit messianischem
lick nach oben lösen zu können.

Entscheidend ist, dass Einstiegspraktika endlich ein-
al mit Ausbildungsbausteinen verbunden werden, dass wir

agen: Es muss auch qualifiziert werden. Dass immerhin






(A) )



(B) )


Uwe Schummer
70 Prozent der Jugendlichen, die ein Einstiegspraktikum
machen, anschließend weitervermittelt werden,


(Jörg Tauss [SPD]: 70 Prozent!)


ist ein wesentlicher Fortschritt. Dies zeigt, dass betriebli-
che Maßnahmen besser sind als Parallelmaßnahmen, die
schulisch oder außerbetrieblich entwickelt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Einstiegspraktika sind eine Brückenmaßnahme in
die reguläre betriebliche Ausbildung.

Zum Bonus für Betriebe. Wenn Betriebe bereit sind,
sich aktiv am Abbau der Zahl der Altbewerber von über
300 000 zu beteiligen, wenn sie nachweislich der letzten
drei Jahre zusätzlich ausbilden oder anfangen, auszubil-
den, dann ist es auch richtig, ihnen eine Unterstützung in
Form eines Bonus von bis zu 5 000 Euro zukommen zu
lassen. Dies ist preiswerter, als eine Parallelmaßnahme
zu finanzieren. Dies hat auch eine Brückenfunktion für
die betriebliche Ausbildung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben in Deutschland im Zweijahresvergleich
1 Million weniger Arbeitslose. Das sind 1 Million gute
Gründe für die Große Koalition. Mit unserem Antrag
werden wir dafür sorgen, dass dieser Prozess weitergeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610503700

Für die SPD-Fraktion erhält nun das Wort der Kollege

Willi Brase.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Gerd Andres, alles klar jetzt, nicht?)



Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1610503800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist gut, dass wir in der Koalition und im Parlament nicht
darüber streiten, was ideologisch vielleicht der richtige
Weg wäre, sondern dass wir den jungen Leuten hier und
heute eine konkrete Perspektive ermöglichen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Mit einer solchen Perspektive machen wir ihnen den
Weg frei in eine vernünftige Zukunft. Wir sorgen dafür,
dass sie mit daran wirken, dass die Stärke und Wettbe-
werbsfähigkeit unserer Gesellschaft und unserer Wirt-
schaft vorangetrieben werden. Das ist gut.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will deutlich sagen – das wurde von einigen of-
fensichtlich nicht gelesen, oder sie haben es schon wie-
der vergessen –: Wenn wir schon jetzt, zu einem Zeit-
punkt, wo wir uns mitten im Ausbildungsjahr befinden,
für das kommende Ausbildungsjahr mehrere zehntau-
send Ausbildungsplätze zusätzlich schaffen, dann sind
wir – da hat der Kollege Schummer recht – ein ganzes
Stück weitergekommen; denn damit bieten wir den jun-
gen Menschen in unserem Land eine Perspektive.

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(C (D Über das Problem der Altbewerber haben wir hier iskutiert. Die SPD-Fraktion, die Koalition insgesamt ist em Bundesarbeitsminister dafür dankbar, dass er den eg mitgehen will, um die Sache voranzubringen. s gibt junge Leute, die seit mehreren Jahren arbeitslos ind. Der Begriff „langzeitarbeitslose junge Leute“ ist chlecht, beschreibt aber leider einen Zustand. Desween sage ich: Es ist richtig, dass wir so etwas wie Qualiizierungskombi auf den Weg bringen. Er resultiert ein tück weit aus den Erkenntnissen, die wir in dem Proramm „Jugend mit Perspektive“ gesammelt haben. Wir ollten nicht vergessen, dass wir damals junge Leute dait aus dem Nirwana geholt und ihnen eine Perspektive egeben haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Herr Braun vom DIHK hat darauf hingewiesen – Kol-
egin Kressl hat das eben schon gesagt –, dass es eine
ualitätslücke gibt.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist nicht die Möglichkeit!)


ch finde, es macht Sinn, sich kurz zu vergegenwärtigen,
as das heißt: Das unterstellt doch, dass viele junge
eute nicht ausbildungsfähig und nicht ausbildungswil-

ig sind. Da fällt mir ein, was wir in meiner Heimat mit
auptschulabsolventen machen: In der 10. Klasse absol-
ieren sie freiwillig – 580 Stunden im Jahr, freitagnach-
ittags, samstagmorgens, sechs Wochen in den Ferien –

in Praktikum in Unternehmen und Ausbildungseinrich-
ungen. 95 Prozent dieser Jugendlichen finden einen
usbildungsplatz. Angesichts dessen kann ich nur sa-
en: Lieber Herr Braun, es gibt keine Qualitätslücke,
ondern leider immer noch zu wenig betriebliche Ausbil-
ungsplätze.


(Beifall bei der SPD)


Es ist wichtig, dass wir solche Maßnahmen nicht nur
n einzelnen Regionen, sondern überall dort, wo das

öglich ist, vorantreiben. Man muss sich vergegenwärti-
en, dass Ausbildungsmärkte regionale Märkte sind.
ie Debatte wird, um bei den Beispielen von Uwe
chummer zu bleiben, in Bautzen anders zu führen sein
ls in Willich oder in Siegen-Wittgenstein.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie ist denn die DGBAusbildungsquote in Siegen?)


ie Strukturen sind regional unterschiedlich. Wichtig ist,
ass man miteinander redet, sich die Problemfälle an-
chaut und den jungen Leuten ein konkretes, klares und
auberes Angebot macht. Man darf nicht darauf verwei-
en, dass irgendwann die Umlagefinanzierung kommt,
nd den jungen Leuten sagen: Vielleicht bekommst du
015 einen Ausbildungsplatz. – Dann ist der Jugendliche
0, dann braucht er ihn nicht mehr.


(Beifall bei der SPD – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Die können wir jetzt einführen!)







(A) )



(B) )


Willi Brase
Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, den ich für
sehr wichtig halte: die hohe Qualität der betrieblichen
Berufsausbildung. In diesem Jahr haben wir erstmals
wieder über 600 000 neu eingetragene Ausbildungsver-
hältnisse. Das war 2000/2001 zum letzten Mal der Fall.
Das ist gut so. Wenn die Zahl noch weiter nach oben
geht, umso besser.

Wenn man sich Untersuchungen über die Wettbe-
werbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft anschaut, stellt
man fest, worauf sie basiert. Die Wettbewerbsfähigkeit
hat demnach nicht nur mit der steuerlichen Situation, der
finanziellen Ausstattung der Unternehmen und deren
Wettbewerbsbedingungen zu tun, sondern es geht auch
um Innovationsfähigkeit und um die Beschäftigungsfä-
higkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. In
diesen Untersuchungen wird festgestellt, dass die Wett-
bewerbsfähigkeit Deutschlands vor allen Dingen in der
hohen Einsatzflexibilität der Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer begründet ist. Die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer haben eine breite berufliche Qualifikation
und haben ihr Handwerk in Arbeits- und Beschäfti-
gungsprozessen erlernt. Der entscheidende Punkt ist,
dass wir Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben,
die mit unterschiedlichen Fähigkeiten und einer hohen
Qualifikation in vielen Unternehmen tätig sein können.
Es wäre eine Schande, wenn wir diesen Ansatz durch
falsche Modularisierung vorschnell aufgeben würden;
denn darunter würde die ganze Gesellschaft leiden.


(Beifall bei der SPD)


Thema Fachkräftemangel. Ich halte es für ebenso
wichtig, dass wir nicht zu schnell den Rufen mancher
Unternehmen erliegen, die behaupten: Wir haben nicht
genügend qualifizierte junge Leute; wir müssen schauen,
wie wir sie aus dem Ausland zu uns holen.

Solange wir so einen hohen Anteil an Altbewerbern
haben, solange wir eine leider noch relativ hohe Anzahl
jugendlicher Arbeitsloser haben, bin ich dafür, dass wir
diese hier ausbilden, bevor wir einen Schritt außerhalb
des Landes gehen und uns von dort Fachkräfte holen.
Das wäre der falsche Weg; den sollten wir nicht gehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher. Ja, es ist
richtig, sich den Bericht des Bundesrechnungshofes an-
zusehen. Aber wenn man sich einen Bericht ansieht,
muss man auch beachten, wann er erstellt wurde und
welches Jahr er zum Inhalt hat. Er betrifft die erste Zeit
von EQJ. Wir haben das Programm damals über den
Ausbildungspakt auf den Weg gebracht. Heute stellen
wir fest, dass wir EQJ ein bisschen verbessern wollen.
Deshalb ist es richtig, dass wir die Ausbildungsbausteine
nicht nur in den angedachten Projekten zur Schaffung
von Ausbildungsplätzen und Qualifizierung in Betrie-
ben, sondern auch bei EQJ auf den Weg bringen.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass junge Leute,
die heute in Einstiegsqualifizierungen sind und dort nach
dem Modell der Ausbildungsbausteine qualifiziert wer-
den, danach relativ schnell eine Ausbildung – nicht mehr
für drei, sondern zweieinhalb Jahre oder entsprechend

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(C (D erkürzt – machen. Das macht Sinn, weil wir Fachkräfte rauchen. Insofern werden wir EQJ an dieser Stelle weierentwickeln. Der zweite Punkt. Wir wollen, dass nicht zu viele ealschüler oder Gymnasiasten am EQJ-Programm teilehmen. Wir brauchen EQJ für diejenigen jungen Leute, ür die der Weg in die berufliche Qualifizierung ein tück weit über betriebliche Zugehörigkeit, über betrieb iches Lernen führt. Ich denke, dass wird die Regierung n der gebotenen Grundsätzlichkeit und Güte so machen. (Beifall bei der SPD – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meine Rede!)


Nicolette Kressl wies darauf hin, dass es richtig ist,
ie Berufsberatung im Sinne von Berufsorientierung
uszuweiten. Wenn Sie in den Berufsbildungsbericht
chauen, wenn Sie sich vergegenwärtigen, wie die am
eisten besetzten Ausbildungsplätze aussehen und wie
ir uns wirtschaftspolitisch weiterentwickeln, dann er-
ennen Sie eine Differenz. Das heißt, es muss durch
ehr Berufsberatung möglich gemacht werden, die
ünsche der jungen Leute – teilweise auch die ihrer El-

ern – ein Stück weit breiter zu streuen, damit wir den
achwuchs, den wir für die wirtschaftliche Entwicklung
rauchen, tatsächlich bekommen. Deshalb begrüßen wir
usdrücklich, dass die Berufsberatung ausgeweitet wird.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann ist die Regierung im Amt?)


Es ist – ich sage das in aller gebotenen Zurückhaltung –
in guter Tag, an dem wir den jungen Leuten und den be-
roffenen Organisationen – von der Bundesagentur für
rbeit bis hin zu den Kammern – sagen, was wir vorha-
en, welche Maßnahmen wir auf den Weg bringen wer-
en und wo sie Möglichkeiten haben, die Programme
ach dem 30. September oder spätestens nach dem
1. Dezember umzusetzen. Das ist eine entscheidende
erbesserung gegenüber dem, was in vielen Debatten in
er Vergangenheit über Ausbildungsplätze und die Zu-
unft der Jugendlichen gesagt wurde. Lassen Sie uns ge-
einsam in diesem Sinne fortfahren. Es ist der richtige
eg.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610503900

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

ie Kollegin Ilse Aigner, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1610504000

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Als Erstes möchte ich darauf hinwei-
en, dass heute auch aus meiner Sicht, sehr geehrter Herr
ollege Brase, ein erfreulicher Tag ist, weil wir weitere
ute Nachrichten zu verkünden haben. Die wirtschaftli-
he Entwicklung ist die wesentliche Voraussetzung






(A) )



(B) )


Ilse Aigner
dafür, dass betriebliche Ausbildungsplätze zur Verfü-
gung gestellt werden. Die Zahl der Ausbildungsplätze
steigt. Wir haben bei der Jugendarbeitslosigkeit einen
Rückgang um 30 Prozent. Ich finde, es ist eine sensatio-
nelle Botschaft, wenn wir den jungen Menschen sagen
können: Wir tun etwas für euch, und es wirkt sich dem-
entsprechend aus.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb ist es für uns von der Union immer wichtig,
dass die wirtschaftliche Entwicklung vorangetrieben
wird. Für alle Bereiche liegen positive Daten vor. Die
Wirtschaftskraft steigt. Wir verzeichnen Wachstum. Des-
halb werden sich auf dem Ausbildungsmarkt positive
Entwicklungstendenzen zeigen.

Wir werden aber auch immer wieder darauf drängen,
dass wir alle in die Pflicht nehmen, und sie daran erin-
nern, dass betriebliche Ausbildung das Erste und das
Prä ist. Das gilt für alle. Gerade wurden Zahlen vom
DGB angezweifelt, die von Kollegen Barth genannt
wurden. Mir liegen hier von der Berliner Regierung, aus
der Sie, sehr geehrter Herr Gysi, ja nach wenigen Mona-
ten aus der Verantwortung geflüchtet sind, veröffent-
lichte Zahlen vor.


(Zurufe von der LINKEN)


Sie fordern eine Ausbildungsquote von 7 Prozent.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei Gysi nützt auch Ausbildung nichts mehr!)


In der Berliner Regierung beträgt die Ausbildungsquote
0,25 Prozent.


(Dirk Niebel [FDP]: Ja, die Linken! Das ist furchtbar! Pfui! – Volker Kauder [CDU/CSU]: So ein Großmaul!)


Sie sollten, bevor Sie Forderungen aufstellen, erst ein-
mal Ihrer Pflicht in den Bereichen, in denen Sie Verant-
wortung tragen, nachkommen. Ich glaube, das wäre ein
richtiges Zeichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Das ist typisch für die Kommunisten! Da klappt nichts!)


Zur Qualifizierungsinitiative ist schon sehr viel ge-
sagt worden. Sie wird zwischen allen Ressorts abge-
stimmt und gebündelt, und das, sehr geehrte Frau Hinz,
schon nach zwei Jahren. Bis das Berufsbildungsgesetz
verabschiedet wurde, hat es, als Sie an der Regierung
waren, sieben Jahre gedauert: Verabschiedet wurde es im
Jahre 2005, an die Regierung kamen Sie im Jahre 1998.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie haben schon drei Anträge von uns abgelehnt!)


Insofern sind wir wohl doch etwas schneller. Ich denke,
das wesentliche Element ist die Bündelung. Ich bedanke
mich ausdrücklich bei allen beteiligten Häusern, dass sie
ihren Beitrag dazu leisten, eine abgestimmte Initiative
auf den Weg zu bringen.

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(C (D Ich möchte noch auf einen Aspekt eingehen, der mir ußerst wichtig erscheint – dieser Punkt steht auch auf er heutigen Tagesordnung –: auf den europäischen ualifikationsrahmen. Der Kollege Meinhardt hat be eits darauf hingewiesen, dass die Bedeutung der beruflihen Ausbildung in Deutschland in der Anerkennungsichtlinie der EU in hohem Maße unterbewertet ist. as geht sogar so weit, dass Meister in die gleiche Stufe ie Angelernte eingruppiert werden. Das ist ein unhaltarer Zustand. Dass es dazu kam, war nur deshalb mögich, weil das System unserer beruflichen Ausbildung on Menschen beurteilt wurde, die damit offensichtlich ichts anfangen konnten und allein an der schulischen eistung gemessen haben, wie die Ausbildung in eutschland zu bewerten ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Patrick Meinhardt [FDP]: Richtig!)


Dies soll mit dem europäischen Qualifikationsrahmen
on Grund auf verändert werden. Es sollen acht Leis-
ungs- bzw. Niveaustufen eingeführt werden. Bei der
ingruppierung geht es nicht nur um die Stundenzahl,
ondern auch um die Qualifikation, also darum, was der-
der diejenige können muss. Das schließt auch die
andlungskompetenz ein, die man sich in den Betrieben

neignen kann und über die man verfügen muss, um in
ine bestimmte Stufe eingeordnet zu werden.

Das Entscheidende ist, dass nicht irgendeine europäi-
che Institution über die nationalen Regularien entschei-
et und die Festlegungen trifft, sondern dass wir in
eutschland selbst einen nationalen Qualifikationsrah-
en entwerfen können. Dann können wir entscheiden, in
elche Stufe wir unsere Ausbildung einordnen. Das ist

in Quantensprung. Ich hoffe, dass wir hierfür von allen
eiten Unterstützung erfahren werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich kann es
icht oft genug sagen – Herr Kollege Schummer hat das
ereits angesprochen –: In Deutschland liegt die Jugend-
rbeitslosigkeit bei 9 Prozent, in Frankreich beträgt sie
5 Prozent. In unserem Land gibt es eine Alternative
um Studium, nämlich die berufliche Ausbildung. Zwei
rittel der jungen Menschen durchlaufen eine berufliche
usbildung.


(Jörg Tauss [SPD]: Das haben wir früher auch mal gemacht!)


n anderen Ländern gibt es praktisch keine Alternative
um Studium, keine Lehre. Entweder ist man Akademi-
er, oder man hat keine Ausbildung.

Ich finde, unser System ist hervorragend. Viele benei-
en uns darum. In vielen anderen Ländern wäre es aller-
ings gar nicht möglich, ein System wie in Deutschland
u entwickeln und es so auszugestalten, wie es bei uns
usgestaltet ist. Denn Deutschland verfügt im Gegensatz
u manch anderen Ländern über eine Wirtschaft, die fä-
ig ist, auszubilden. Diesen Schatz sollten wir bewahren.
as ist letztlich das, was den Standort Deutschland aus-
acht.






(A) )



(B) )


Ilse Aigner

(Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1610504100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zu den Überweisungen und Abstim-
mungen. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen
auf den Drucksachen 16/5730, 16/5732 und 16/5225 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist so.
Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Zu Tagesordnungspunkt 3 d liegt eine Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung auf der Drucksache 16/5760
vor. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/5760, den Antrag
der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf der
Drucksache 16/2996 mit dem Titel „Weiterentwicklung
der europäischen Berufsbildungspolitik“ in der Ausschuss-
fassung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Die Beschlussempfehlung ist mit großer Mehrheit ange-
nommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss, den Antrag der Fraktion des Bünd-
nisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1063 mit dem
Titel „Den Europäischen Bildungsraum weiter gestalten
– Transparenz und Durchlässigkeit durch einen Europäi-
schen Qualifikationsrahmen stärken“ für erledigt zu erklä-
ren. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschluss-
empfehlung ist einstimmig so angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 sei-
ner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/1127 mit dem
Titel „Anforderungen an die Gestaltung eines europäi-
schen und eines nationalen Qualifikationsrahmens“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe? –
Enthaltungen? – Das Erste war die Mehrheit. Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen.

Tagesordnungspunkt 3 e. Wir stimmen ab über den
Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke zur Änderung des
Berufsbildungsgesetzes. Der Ausschuss für Bildung,
Forschung und Technikfolgenabschätzung empfiehlt in
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5761,
diesen Gesetzentwurf auf Drucksache 16/2540 abzuleh-
nen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Das wird nicht rei-
chen.


(Heiterkeit)


Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? –
Ich stelle in der Feststellung der Mehrheitsverhältnisse
breite Übereinstimmung im Hause fest.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Aber knapp! – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Wir werden immer mehr!)


Der Gesetzentwurf ist in zweiter Beratung abgelehnt.

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(C (D (Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Das ist sehr traurig!)


amit entfällt nach unserer Geschäftsordnung die wei-
ere Beratung.

Tagesordnungspunkt 3 f. Es geht um die Beschluss-
mpfehlung des Ausschusses für Bildung, Forschung
nd Technikfolgenabschätzung auf Drucksache 16/5762.
er Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis des Berufsbil-
ungsberichts 2006 auf Drucksache 16/1370 den Antrag
er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf
rucksache 16/2630 mit dem Titel „Neue Wege in der
usbildung – Strukturen verändern“ abzulehnen. Wer

timmt für diese Beschlussempfehlung? – Ich habe nicht
en Eindruck, dass alle den Gegenstand der jetzt stattfin-
enden Abstimmung auf Anhieb verstanden haben.


(Heiterkeit – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das liegt am Präsidenten!)


ir stimmen über die Beschlussempfehlung des Aus-
chusses ab, der unter Bezugnahme auf den Berufsbil-
ungsbericht die Ablehnung des Antrags der Fraktion
es Bündnisses 90/Die Grünen empfiehlt.


(Jörg Tauss [SPD]: Das habe selbst ich jetzt begriffen! – Heiterkeit – Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU], zum Abg. Jörg Tauss [SPD] gewandt: Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Darin unterscheiden wir uns!)


Nach dieser bemerkenswerten Protokollerklärung des
ollegen Tauss steht einer unfallfreien Abstimmung ei-
entlich nichts mehr im Wege.


(Heiterkeit)


er stimmt für die Beschlussempfehlung des Ausschus-
es? – Sage ich doch! – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
ält sich der Stimme? – Die Beschlussempfehlung ist
it der Mehrheit des Hauses angenommen.

Damit sind wir am Ende dieses Tagesordnungspunk-
es.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 c auf:

a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg
van Essen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,
Dr. Karl Addicks, weiteren Abgeordneten und
der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs ei-
nes Gesetzes zur Änderung des Erbschaft-
steuer- und Schenkungsteuergesetzes

– Drucksache 16/2087 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Birgitt
Bender, weiteren Abgeordneten und der Fraktion






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergän-
zung des Lebenspartnerschaftsgesetzes und

(Lebenspartnerschaftsgesetzergänzungsgesetz – LPartGErgG)


– Drucksache 16/3423 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Barbara Höll, Dr. Martina Bunge, Sevim
Dağdelen, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der LINKEN

Vielfalt der Lebensweisen anerkennen und
rechtliche Gleichbehandlung homosexueller
Paare sicherstellen

– Drucksache 16/5184 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache wiederum anderthalb Stunden vorgese-
hen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort erhält als erste Rednerin die Kollegin Sa-
bine Leutheusser-Schnarrenberger für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1610504200

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Gesellschaftliche Freiheit zeigt sich besonders im
Umgang mit Menschen anderer Herkunft und mit Men-
schen, die sich zu ihrer sexuellen Identität bekennen.
Das ist gelebte Toleranz.

Familien, in denen Kinder von zwei Männern oder
von zwei Frauen aufgezogen werden, sind heute nichts
Besonderes mehr. Insbesondere nachdem für eingetra-
gene Lebenspartner die Möglichkeit der Stiefkindadop-
tion besteht, ist es an der Zeit, den Familienbegriff den
Entwicklungen der letzten Jahre anzupassen.


(Beifall bei der FDP)


Aufgabe der Politik ist es, die unterschiedlichen Formen
von Familien, von Verantwortungsgemeinschaften zu
akzeptieren und dafür geeignete Rahmenbedingungen zu
schaffen. Ziel von verantwortungsbewusster Politik ist
es, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch seinen eigenen
Lebensentwurf frei und unabhängig leben kann.

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(C (D Die FDP setzt sich seit vielen Jahren für die rechtiche Gleichstellung von Lesben und Schwulen ein. ereits in der 14. und 15. Legislaturperiode haben wir inen Gesetzentwurf für eine eingetragene Lebensparterschaft in den Bundestag eingebracht, und auch in der etzten Legislaturperiode haben wir einen Entwurf von ot-Grün zur Überarbeitung des Lebenspartnerschaftsesetzes unterstützt und im Bundesrat dazu beigetragen, ass das Gesetz ohne Anrufung des Vermittlungsauschusses pünktlich in Kraft treten konnte. Wir haben immer zum Ausdruck gebracht, dass der etzige Rechtszustand – das gilt bis heute – alles andere ls befriedigend ist. Für Lebenspartner gibt es nach wie or ein Ungleichgewicht zwischen Pflichten und Rechen: mehr Pflichten als Rechte. Es bedarf Änderungen im inkommensteuerrecht, Erbschaftsteuerrecht, Beamten echt und Adoptionsrecht. Wir haben es leider auch in er letzten Legislaturperiode bei einer Mehrheit von ot-Grün nicht hinbekommen – obwohl eine Mehrheit orhanden war –, hier im Bundestag noch weitere Ändeungen vorzulegen. Wir legen heute einen Gesetzentwurf vor, bei dem es m das Erbschaftsteuerrecht geht. Dies tun wir nicht, eil wir nicht noch mehr Änderungen wollen – ich habe ben die Bereiche genannt –, sondern weil wir glauben, ass es am ehesten möglich ist, Veränderungen zu erreihen, wenn wir in einzelnen Schritten vorgehen. In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen und urch Beiträge hier im Bundestag – gerade auch von ollegin Frau Granold von der CDU/CSU – habe ich er ahren, dass der Gesetzgeber sehr wohl ein Stück weit ehr Anpassungen vornehmen muss und dass sehr wohl esprächsund Kompromissbereitschaft besteht. Ich offe, dass mit einem solchen schrittweisen Vorgehen etzt die Chance besteht, hier noch zu weiteren notwenigen Entscheidungen zu kommen. Im Grundsatzprogramm der CDU heißt es im einleienden Kapitel: Ohne Gerechtigkeit gibt es keine Freiheit … Im Rechtsstaat heißt Gerechtigkeit gleiches Recht für alle. Ich frage Sie: Ist es gerecht, dass zwei Männer oder wei Frauen, die eine langjährige Beziehung führen, in er sie gemeinsam Verantwortung füreinander haben, ach dem Ableben eines Partners vom Staat wie Fremde ehandelt werden? st es gerecht, dass Lebenspartner, die wie Eheleute geenseitig unterhaltspflichtig sind, nach dem Ableben eies Partners nur einen Erbschaftsteuerfreibetrag von 200 Euro geltend machen können? Ist es gerecht, dass er Staat es nach dem Ableben des einen Partners in kei Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ner Weise steuerrechtlich berücksichtigt, wenn ein Partner den anderen bei Krankheit und Gebrechen bis zum Tode pflegt und für ihn sorgt und damit gleichzeitig die Solidargemeinschaft entlastet? Wir als FDP-Fraktion sagen: Nein. Deshalb fordern wir mit unserem Gesetzentwurf zum Erbschaftsteuerrecht gerade auch im Hinblick auf die Steuerklassen, die persönlichen Freibeträge, den besonderen Versorgungsbeitrag und die vermögensrechtlichen Auswirkungen die gleichen Regelungen wie bei Ehegatten. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall des Abg. Michael Kauch [FDP])





(A) )


(B) )


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Ich sage deutlich: Das ist für uns ein Schritt zu weite-
ren notwendigen Änderungen. Gerade in Zeiten, in de-
nen wir immer mehr die Vereinzelung von Menschen
beobachten, ist die Stärkung von Verantwortungs-
gemeinschaften ein wichtiges und bewusstes Zeichen
des Staates an die Gesellschaft. Wir wollen heute mit un-
serem Gesetzentwurf dazu beitragen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610504300

Nächster Redner ist nun der Kollege Georg Fahren-

schon für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1610504400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Frau Leutheusser-Schnarrenberger, ken-
nen Sie das Gleichnis von Buridans Esel? In diesem
Gleichnis steht ein Esel genau in der Mitte von zwei
Heuhaufen. Weil er sich nicht entscheiden kann, von
welchem Haufen er nun fressen soll, verhungert er jäm-
merlich.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Was hat das mit der Großen Koalition zu tun?)


Bei der Erbschaftsteuer geht es Ihnen offensichtlich
genauso wie Buridans Esel: Sie wissen nicht, was Sie
wollen. Am vergangenen Wochenende haben Sie auf Ih-
rem Parteitag beschlossen, den Ländern im Rahmen der
Föderalismuskommission II die komplette Gesetzge-
bungs- und Verwaltungskompetenz bei der Erbschaft-
steuer zu übertragen. Keine Woche später fordern Sie
jetzt schnell eine Gesetzesänderung für eine bundesein-
heitliche Änderung des Erbschaftsteuer- und Schen-
kungsteuergesetzes. Was wollen Sie denn jetzt eigent-
lich?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wollen Sie jetzt eine Gesetzesänderung vornehmen, um
dann im Rahmen der Föderalismusreform eventuell
wieder nachzusteuern, oder wollen Sie langfristig eine
vernünftige und tragfähige Lösung zur künftigen Erb-

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(C (D chaftsbesteuerung auch im Sinne des Urteils des Bunesverfassungsgerichts? (Michael Kauch [FDP]: Sie schlagen sich doch bei beiden Themen hinter die Büsche!)


enn Sie diese Frage ehrlich beantworten, dann bin ich
ir sicher, dass wir zu demselben Ergebnis kommen.

Aber die Forderung, gleichgeschlechtliche Lebens-
artner erbschaftsteuerlich genauso zu behandeln wie
hegatten, ist zu kurz gesprungen. Mit der Union, der
DU/CSU, ist das nicht zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn für die Union haben Ehe und Familie einen be-
onderen Rang, der sich auch in einer besonderen recht-
ichen und steuerrechtlichen Privilegierung nieder-
chlägt.

Durch das Inkrafttreten des Gesetzes über die einge-
ragene Lebenspartnerschaft im Jahr 2001 ist in
eutschland ein rechtlicher Rahmen für gleichge-

chlechtliche Beziehungen geschaffen worden.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und ihr wart dagegen!)


uf Wunsch kann ein gemeinsamer Familienname be-
timmt werden. Im Sozialrecht – dazu zählen unter ande-
em die gesetzliche Renten-, Kranken- und Pflegeversiche-
ung – sowie im Ausländerrecht werden Lebenspartner
enauso behandelt wie Eheleute.

Bei einer Trennung kann ein Partner vom anderen
ntsprechend der vorherrschenden Erwerbs- und Vermö-
enslage angemessenen Unterhalt verlangen. Auch beim
rbrecht bestehen keine Unterschiede mehr. Wir als
nion akzeptieren diese Entscheidung, obwohl wir da-
als mit guten Gründen dagegengestimmt haben.

Aber im Kern bleibt die CDU/CSU-Fraktion dabei:
he und Familie stehen unter dem besonderen Schutz
es Grundgesetzes und sind mit nichts vergleichbar. Das
rteil des Bundesverfassungsgerichts gibt uns darin
echt. Wir werden sogar aufgefordert, die Privilegie-

ung der Ehe entsprechend zu hinterlegen und keine Ab-
triche daran vorzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Kauch [FDP]: Das stimmt doch überhaupt nicht! Das ist doch absurd!)


Das stimmt, lieber Herr Kollege. Denn das Bundesver-
assungsgericht hat in seinem Urteil vom 17. Juli 2002
ber die Verfassungsmäßigkeit des Lebenspartner-
chaftsgesetzes zwar die eingetragene Lebenspartner-
chaft als zulässig neben dem Institut der Ehe anerkannt;
usdrücklich wird jedoch darauf verwiesen, dass eine
ingetragene Lebenspartnerschaft keine Ehe ist, sondern
in Aliud. Dieser Begriff bedeutet „ein anderes“. Es ist
lso nicht das Gleiche und schon gar nicht dasselbe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb widersprechen Sie mit Ihrem Gesetzentwurf
en Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts, da Sie mit
hrem Vorschlag die grundgesetzlich vorgesehene und






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
auch begründete Privilegierung der Ehe komplett aushe-
beln.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610504500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Beck?


Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1610504600

Ja, gerne.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610504700

Ich will nur sichergehen, dass Sie das Urteil ganz ge-

lesen haben, und fragen, ob Sie auch weitere Sätze des
Urteils wie den folgenden zur Kenntnis genommen ha-
ben:

Der besondere Schutz der Ehe in Art. 6 Abs. 1 GG
hindert den Gesetzgeber nicht, für die gleichge-
schlechtliche Lebenspartnerschaft Rechte und
Pflichten vorzusehen, die denen der Ehe gleich oder
nahe kommen.

Das begründet das Bundesverfassungsgericht mit
dem Aliud und sieht an dieser Stelle kein Problem des
Abstandsgebots in Bezug auf die Ehe, weil das Lebens-
partnerschaftsgesetz ein Aliud zur Ehe ist und insofern
denklogisch nicht in Konkurrenz zur Ehe treten kann.
Denn die Lebenspartnerschaft bezieht sich auf einen an-
deren Adressatenkreis, und deshalb wird die Gleichstel-
lung vom Verfassungsgericht ausdrücklich für möglich
gehalten. Beim Steuerrecht wird sie angedeutet und wo-
möglich sogar für nötig gehalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1610504800

Lieber Herr Kollege Beck, ich gehe davon aus, dass

alle, die an der heutigen Debatte teilnehmen, das Urteil
ganz gelesen haben und wir alle darauf verzichten, das
gesamte Urteil vorzulesen. Im Kern bleibt die Problem-
lage bestehen. Das Bundesverfassungsgericht hat uns
auch mit auf den Weg gegeben, dass wir aufgrund des
besonderen Instituts der Ehe ihre Privilegierung sicher-
stellen müssen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo finden Sie das im Urteil?)


– Ich werde Ihnen das gerne zukommen lassen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich war bei der Urteilsverkündung zugegen!)


Wir werden dann in Kontakt treten, und ich freue mich
darauf, wie Sie in Ihrer Antwort darauf Bezug nehmen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen reicht nicht! Verstehen!)


Im Kern bleiben wir dabei, Herr Kollege Beck: Wenn
wir die gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften
angleichen und genauso privilegieren wie die Ehe, dann
ist die Ehe nicht mehr besonders privilegiert. Das müs-
sen Sie anerkennen.

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(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nicht verstanden!)


us diesem Grunde sind wir nicht mehr bereit, bei Ihrem
orhaben mitzumachen.

Ich denke allerdings, das gesamte Hohe Haus begrüßt
s, wenn sich Menschen dazu entschließen, füreinander
inzustehen und einander Unterhalt zu gewähren –
leich in welcher Lebensform das geschieht. Die Ehe
ich kann es nur noch einmal betonen – ist aber ein
ert für zwei Menschen, die auf Dauer füreinander ein-

tehen wollen. Dieses Füreinander ist Grundlage jeder
ozialen Gesellschaft.

Der Staat schützt daher in Art. 6 unseres deutschen
rundgesetzes die Ehe und die Familie, weil er um die-

en speziellen hohen Wert weiß. Dieser hohe Wert
ommt zum Beispiel im Ehegattensplitting zum Aus-
ruck, aber auch in der erbschaftsteuerlichen Regelung.

Deshalb ist für CDU und CSU klar: Daran wollen wir
uch künftig nichts ändern.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610504900

Nun hat die Kollegin Dr. Barbara Höll für die Frak-

ion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610505000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Fremdgehen macht glücklich!“ – so der Titel eines Bu-
hes, das Micha Schulze und Christian Scheuß zusam-
engestellt haben.

In diesem Buch fand ich die Lebens- und Liebes-
eschichte von Fritz und Josef.

Am 1. August 2001, als auch in Köln alle Fernsehka-
eras schon abgebaut waren und die Presse schöne Bil-

er über die ersten „Homo-Trauungen“ hatte:

Da erklommen, um kurz vor halb vier, zwei … ganz
in identisches Weiß gekleidete ältere Herren die
Stufen zum Regierungspräsidium. Nach 46 Jahren
legalisierten Fritz Schäfer und Josef Fischer ihre
„wilde“ und dabei sehr unkonventionelle „Ehe“.

Stellen Sie sich das bitte vor! Nach fast 50 Jahren ge-
einsam gelebten Lebens haben diese beiden Herren

un endlich – spät, aber nicht zu spät – die Möglichkeit
rhalten, in ihrem 71. und 69. Lebensjahr ihre Liebe
mtlich anerkennen und beglaubigen zu lassen.

An einem solchen Bild wird meines Erachtens deut-
ich, welch großen Schritt die Verabschiedung des Le-
enspartnerschaftsgesetzes 2001 bedeutete. Sie führte
atsächlich zu einer neuen Akzeptanz für schwul-lesbi-
ches Leben.

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal ein Stück bun-
esdeutscher Geschichte. Fritz Schäfer und Josef Fischer
ernten sich im Februar 1956 kennen und lieben. Davon






(A) )


)

Dr. Barbara Höll
durfte zu dieser Zeit aber niemand erfahren. Es galten
immer noch die §§ 175 und 175 a, und zwar der § 175 in
der durch die Faschisten verschärften Form. Coming-out
und unzüchtige Handlungen konnten zu Gefängnisstra-
fen und sozialer Deklassierung führen.

Viele Menschen waren davon betroffen. Es dauerte
bekanntermaßen sehr lange, bis Juni 1969, ehe im Rah-
men der Strafrechtsreform sexuelle Handlungen zwi-
schen erwachsenen Männern straffrei gestellt wurden.
Allerdings war das Schutzalter damals auf 21 Jahre fest-
gelegt, während es bei heterosexuellen Menschen bei
18 Jahren lag.

1988 verschwand der Begriff Homosexuelle aus dem
Strafgesetzbuch der DDR. Erst 1994 verabschiedeten
wir hier im Bundestag die endgültige Streichung – nach
123 Jahren.

Man muss natürlich auch sagen – das darf man nicht
vergessen –, dass viele Menschen, die während der Zeit
des Faschismus mit rosa Winkel im KZ saßen und viel-
fach diskriminiert und verfolgt wurden, von der Wieder-
gutmachung ausgeschlossen waren. 1957 schloss das
Bundesentschädigungsgesetz Homosexuelle explizit von
der Wiedergutmachung aus. Auch jetzt gibt es immer
noch keine materielle Wiedergutmachung.

Als Fritz Schäfer und Josef Fischer 1975, nach
15 Jahren, das erste Mal tatsächlich in einer Wohnung
zusammenleben wollten, hatten sie bei der Anmietung
noch mit etlichen rechtlichen Problemen zu kämpfen.

Nun sind sie verheiratet. Nein, sie sind nicht verheira-
tet. Sie sind verpartnert. Fritz und Josef dürfen ihr Be-
kenntnis nun zwar öffentlich machen. Sie durften es
amtlich besiegeln lassen, aber nicht ohne Wenn und
Aber. Sie dürfen dies nur zweiter Klasse.

Sehr ernüchtert haben sie festgestellt:

Was für uns relevant werden könnte, wäre das Aus-
kunftsrecht im Krankheitsfall oder die Möglichkeit,
lebensverlängernde Geräte abzuschalten, wenn man
weiß, dass der andere das nicht wollte.

Beide sind enttäuscht:

Von der Homoehe hätten wir uns mehr erhofft. Du
bist zwar erbberechtigt, musst darauf aber Steuern
zahlen, als wärst du ein Fremder.

Warum stehen verpartnerten Menschen im Erbfall nur
5 200 Euro steuerfrei zu, während Ehegatten bis zu
307 000 Euro steuerfrei zustehen? Warum wird Fritz
oder Josef kein Versorgungsfreibetrag gewährt, während
Ehegatten einen solchen bis zu einer Höhe von
256 000 Euro nutzen können? Auch der Freibetrag für
Hausrat und andere bewegliche Dinge ist bei verpartner-
ten Menschen um 41 000 Euro niedriger als bei Ehegat-
ten. Das alles können Sie bei einer sehr schönen Post-
kartenaktion nachlesen, getragen von verschiedenen
politischen Kräften, mit dem Titel „Keine halben Sa-
chen! Gleiche Liebe, gleiches Recht“.


(Beifall bei der LINKEN)


Vor dem Reichstag findet heute eine Demonstration
statt, um diesen berechtigten Forderungen Nachdruck zu

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(C (D erleihen. Ich möchte im Namen meiner Fraktion die ktivistinnen und Aktivisten herzlich grüßen, die sich ufgemacht haben, uns noch einmal ein bisschen voranutreiben. Man kann es nicht oft genug wiederholen: as Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil om 17. Juli 2002 die Gleichstellung von Ehe und Leenspartnerschaft für mit dem Grundgesetz vereinbar erlärt. Wir, die Linke, positionieren uns mit unserem Anrag eindeutig. Es ist notwendig, die Gleichstellung von he und Lebenspartnerschaft endlich zu vollziehen. as betrifft das Einkommensteuerrecht, das Schenkungnd Erbschaftsteuerrecht, das Beamtenrecht, das Sozialecht und das Adoptionsrecht. Daraus ergibt sich, dass wir den Gesetzentwurf von ündnis 90/Die Grünen unterstützen, der diese Forde ungen detailliert unterlegt, bis auf das Adoptionsrecht. on den Liberalen liegt uns der Entwurf eines Gesetzes ur Änderung des Erbschaftsteuerund Schenkungsteurgesetzes vor. Das heißt, wir haben eine große Schnittenge. Wenn Sie sich die Postkartenaktion genau an chauen, dann stellen Sie fest, dass die Schwusos sowie ie Lesben und Schwulen in der Union das unterstützen. lles zusammen haben wir in diesem Punkt eigentlich ine Mehrheit im Bundestag. Ich glaube, Menschen wie Fritz und Josef interessiert ie Koalitionsvereinbarung etwas weniger. Sie möchten ielmehr Klarheit in den Fragen, die sie betreffen. Das st nur recht und billig. Ich bekenne, dass ich Fritz und osef nicht persönlich kenne, dass ihre Namen nicht ihre ichtigen sind. Ich denke, sie werden heute nicht aus öln nach Berlin gekommen sein. Aber vielleicht ver olgen sie die Debatte vor dem Fernseher. Beiden geht es ut. Sie werden sicherlich mit der heutigen Debatte offnung schöpfen. Seien Sie versichert: Wir werden nser Möglichstes tun. Nehmen wir als Beispiel die konkreten Umstände, uner denen die Lebenspartnerschaft vollzogen werden ann. Seit dem 1. August 2001 gibt es diese Möglicheit. In Sachsen hat es hingegen bis zum Oktober 2005 edauert, bis eine Vereinbarung getroffen wurde, die eraubt, dass die Zeremonie im Standesamt stattfindet. Neenbei gesagt: In einzelnen sächsischen Kommunen uss man für die eingetragene Lebenspartnerschaft noch mmer mehr Gebühren zahlen, als wenn man die Ehechließung vollzieht. Das ist doch nicht normal. Es ist otwendig, dass wir uns in diesen Punkten verständigen, nd zwar vorwärtsweisend. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir in unserem ntrag nicht nur die Gleichstellung von Ehe und Leenspartnerschaft fordern, sondern dass wir darüber hiausgehen. Dies kann nur der erste notwendige Schritt ein. Wir müssen weitergehen. Wir müssen zu einer Entrivilegierung der Ehe kommen und ein Konzept erareiten, das neue Gestaltungsmöglichkeiten erlaubt und er Vielfalt der realen Lebensweisen Rechnung trägt. he und Lebenspartnerschaft sind die öffentliche Dokuentation von Verantwortungsübernahme. Aber Verantortung übernehmen auch andere Menschen. Dr. Barbara Höll Was ist zum Beispiel mit der alleinstehenden, kinderlosen Dame, die ein Zimmer an eine Studentin vermietet hat, woraus sich eine Wahlverwandtschaft entwickelt? Dieses Verhältnis kann dazu führen, dass die Studentin die ältere Dame im Alter pflegt. Sollen sie sich jetzt verpartnern? Ziehen wir damit die Institution der Ehe und die Lebenspartnerschaft nicht ein wenig in die Lächerlichkeit? Was ist mit einem Bekannten von mir, der seit 20 Jahren in einer glücklichen Partnerschaft lebt? Seine Gefährtin ist arbeitslos geworden und ist nun in Hartz IV. Sie haben geheiratet, weil sie es sich nicht anders leisten können. Denn wenn sie nicht verheiratet wären, wäre sie nicht mitversichert und müsste den Krankenversicherungsbeitrag extra zahlen. Kann es sein, dass Menschen heiraten, um in den Genuss des Ehegattensplittings zu kommen und um den Krankenkassenbeitrag zu sparen? Nein, das kann nicht sein. Dieses Durcheinander im Sozialund Steuerrecht kann man nur aufheben, indem man die Menschen als Individuen innerhalb der Ehe und innerhalb der Lebenspartnerschaft mit eigenen Ansprüchen wahrnimmt und dem auch Rechnung trägt. Einen konkreten Vorschlag machen wir in unserem Antrag zum Erbschaftsteuerrecht, über den wir bereits einmal diskutiert haben und auf den wir noch zurückkommen werden. Ich glaube, wir haben eine große Verantwortung, aber auch die Möglichkeit, das Leben ein Stück fröhlicher zu gestalten, indem wir dafür sorgen, dass Menschen lieben und leben können, wie sie es selbst bestimmen, dass sie Verantwortung übernehmen und sie dabei unterstützt werden, unabhängig davon, ob sie verheiratet sind oder nicht. Zur Verdeutlichung, um was es geht, möchte ich mit dem Gedicht „Was es ist“ von Erich Fried schließen: Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist Unglück sagt die Berechnung Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst Es ist aussichtslos sagt die Einsicht. Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist lächerlich sagt der Stolz Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht Es ist unmöglich sagt die Erfahrung Es ist was es ist sagt die Liebe Menschen sollten sich danach entscheiden können – frei von Erwägungen im Steueroder im Sozialrecht. t H m p h a s t d z k E W u K D w l d t a v d g n A d k L M s g (C (D Ich danke Ihnen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Michael Kauch [FDP])


(Beifall bei der LINKEN)


(B)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610505100

Für die Bundesregierung hat nun Frau Bundesminis-

erin Brigitte Zypries das Wort.


Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1610505200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal
einen herzlichen Dank an die Regie von Bundestags-

räsidium und Ältestenrat. Wir haben heute die Gelegen-
eit, drei Gesetzentwürfe von drei Oppositionsparteien
uf einmal zu behandeln. Daran können wir sehen, wie
ich die Opposition einen Wettlauf um die Gunst der Be-
roffenen liefert.

Aber das ist nicht das, um was es geht. Es geht nicht
arum, schöne Anträge zu schreiben,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss man einmal Müntefering erzählen nach den Erfahrungen der letzten Tage, wenn man von Wettlauf spricht!)


umal nicht zu Gegenständen, die man hätte behandeln
önnen, als man selbst jahrelang an der Regierung war.
s geht vielmehr darum, etwas für die Menschen zu tun.
as man da erreicht, zeigt sich im Bundesgesetzblatt

nd nirgendwo anders.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben bei den Verhandlungen mit der Union im
oalitionsvertrag festgeschrieben:

Unsere Gesellschaft ist toleranter geworden. Sie
nimmt auf Minderheiten Rücksicht. Sie akzeptiert
unterschiedliche Lebensentwürfe. Unsere Rechts-
politik wird diese Entwicklung weiter begleiten und
fördern.

iese Verpflichtung aus dem Koalitionsvertrag nehmen
ir – wie auch den gesamten Vertrag – sehr ernst.

Wir haben mit dem Allgemeinen Gleichbehand-
ungsgesetz im vergangenen Jahr eindeutig festgestellt,
ass auch Diskriminierungen wegen der sexuellen Iden-
ität unzulässig sind. Das betrifft das Arbeitsrecht, aber
uch die zivilrechtlichen Massengeschäfte und die pri-
atrechtlichen Versicherungen. Wir haben damit die ein-
eutige Botschaft ausgesandt: Bei uns herrscht Chancen-
leichheit.

Diese Entscheidung der Koalition ist insbesondere ei-
em Koalitionspartner weiß Gott nicht leichtgefallen.
ber wir haben sie getroffen. Ich habe mich gefreut,
ass die Kollegin Granold in diesem Zusammenhang
onstatiert hat: Wir leben in einer Zeit, in der sich die
ebensentwürfe geändert haben. Sie begrüßt, wenn sich
enschen dazu entschließen, füreinander einzustehen.

Dazu gehört dann auch, dass es eine Gesprächsbereit-
chaft bei der Union, wenigstens in Teilen der Union,
ibt, damit es im Steuer- und Beamtenrecht gegebenen-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
falls zu Verbesserungen für die Lebenspartnerschaften
kommen kann. Das hat ein bisschen auch mit den recht-
lichen Voraussetzungen zu tun. Den Disput darüber ha-
ben wir eben hier verfolgen können. Das hat auch etwas
damit zu tun, ob man bereit ist, einen Schritt weiterzuge-
hen. Ich glaube, es ist wichtig, dass die Union sagt, dass
sie bereit ist, darüber zu reden


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bravo! Ist ja toll!)


und gegebenenfalls noch zu Ergebnissen zu kommen.
Das ist besser, als hier Schaufensterreden zu Anträgen zu
halten, von denen jeder weiß, dass es für sie aus nahelie-
genden Gründen keine Mehrheiten gibt.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sollen wir aufhören, einen Antrag zu stellen, weil wir keine Mehrheit haben?)


– Nein. Aber es ergibt Sinn, dann Anträge zu stellen,
sehr verehrter Herr Westerwelle, wenn man sie durchset-
zen kann. – Frau Leutheusser-Schnarrenberger, Sie ha-
ben vorhin kritisiert, dass man unter Rot-Grün nicht
mehr machen konnte. Ich frage mich, was Sie für die
Gleichstellung von Schwulen und Lesben unter Schwarz-
Gelb gemacht haben.


(Beifall bei der SPD)

Solange Sie in der Regierung waren, gab es keinen einzi-
gen Fortschritt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was hier dargestellt wird, ist sehr an den Haaren herbei-
gezogen. Wenn man die Gelegenheit hat zu regieren,
sollte man sie nutzen. Denken Sie an die Vergangenheit.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Diese Erkenntnis kommt Ihnen früh!)


Wir setzen uns – ich als Vertreterin des Justizbereichs
ganz besonders – beim Steuer- und beim Beamten-
recht konsequent für die Gleichstellung von Lebenspart-
nerschaften ein. Es ist ein besonderes Ärgernis – das
sehe ich ganz genauso –, dass Lebenspartner zwar ein
gesetzliches Erbrecht und ein gesetzliches Pflichtteils-
recht haben, dass sie steuerrechtlich im Erbfall aber als
Fremde behandelt werden. Es ist auch wenig konsequent,
dass wir die Lebenspartner zwar in die Hinterbliebenen-
versorgung in der gesetzlichen Rentenversicherung ein-
bezogen haben, nicht aber in die Beamtenversorgung.


(Beifall des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deswegen teile ich die Einschätzung, dass wir den Weg,
den wir mit der Einführung der eingetragenen Lebens-
partnerschaft beschritten haben, konsequent weitergehen
sollten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist nicht so, dass wir in dieser Legislaturperiode
neben dem AGG keine weiteren Erfolge erzielt hätten.
Wir haben beispielsweise mit der Reform des Personen-
standsrechts, die wir im Dezember 2006 verabschiedet
haben, eine alte Forderung endlich verwirklicht: Das

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(C (D tandesamt für alle. Das Bundesrecht sieht vor, dass ebenspartnerschaften künftig genauso wie Ehen in al en Bundesländern vor dem Standesamt geschlossen erden. Es ist Sache der FDP, dafür zu sorgen, dass in en Ländern, in denen sie mitregiert, nicht von diesem undesrecht abgewichen wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as können die Länder nämlich nach der Föderalismus-
eform. Das ist eine echte Aufgabe zur Verwirklichung
er Gleichbehandlung. Mit dieser Regelung des Perso-
enstandsrechts setzen wir das fort, was wir mit dem
ebenspartnerschaftsrecht 2001 begonnen haben. Wir
chaffen ein solides rechtliches Fundament, um Lebens-
ntwürfe zu verwirklichen und Diskriminierungen zu
erhindern.

Dieses solide Fundament muss man, so meine ich we-
igstens, im Rahmen der Diskussion über das Adoptions-
echt erschaffen. Wir haben bereits die Stiefkindadop-
ion. Dagegen wird beim Bundesverfassungsgericht
eklagt. Deswegen, so glaube ich, kann auch im Hin-
lick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse so leicht
iemand sagen, dass man die Adoption von Kindern
urch ein lesbisches oder schwules Paar generell erlau-
en sollte. Einer der Einwände besteht darin, dass die Er-
iehungssituation so kompliziert ist. Deswegen haben
ir jetzt einen Forschungsauftrag erteilt, um wissen-

chaftliche Erkenntnisse über die Situation in Regenbo-
enfamilien zu gewinnen. Dieses Forschungsvorhaben
ird im Laufe der Legislaturperiode beendet sein. Ich
offe sehr, dass wir dann eine rationale Debatte auf der
rundlage der Ergebnisse dieser Forschung führen kön-
en. Man muss schon konstatieren, dass es diesbezüglich
eine einhellige Überzeugung gibt. Die Ansicht des
errn Bundespräsidenten, der gesagt hat, dass die Vor-
ereitung der Kinder auf das Leben auch in Familien von
omosexuellen gelingen kann, wird weiß Gott noch
icht von allen Menschen geteilt.

Das europäische Übereinkommen über die Adop-
ion von Kindern haben wir inzwischen geändert. Das
eißt, die rechtlichen Voraussetzungen für eine Adoption
urch Lesben und Schwule sind inzwischen auf interna-
ionaler Ebene gegeben. Dieses Übereinkommen muss
etzt von Deutschland gezeichnet und ratifiziert werden.

Dieses letzte Beispiel zeigt, wie weit wir bei der
echtlichen Gleichstellung von schwulen und lesbischen

enschen schon gekommen sind. Es bedarf, so meine
enigstens ich, keiner symbolischen Debatte mehr, um
abus zu brechen oder um Weckrufe hören zu lassen.
ir sind längst bei der gesetzgeberischen Kärrnerarbeit

ngekommen. Das wird sich bei der anstehenden De-
atte über das Erbschaftsteuerrecht bald wieder zeigen.
ch persönlich werde mich dafür einsetzen, dass wir
uch da an der rechtlichen Gleichstellung schwuler und
esbischer Menschen weiterarbeiten.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610505300

Nächster Redner ist nun der Kollege Volker Beck für

ie Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt

(Iris Gleicke [SPD]: Aber bitte nur im Rahmen der Geschäftsordnung!)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610505400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Ministerin, Sie haben zu Recht das Allgemeine Gleich-
behandlungsgesetz erwähnt, in dem vom Bürger verlangt
wird, im Rechtsgeschäft niemanden aufgrund seiner
sexuellen Identität und anderer Kriterien zu benachteili-
gen. Wir haben dieses Gesetz zu Recht so ausgestaltet.
Ein Gesetzgeber, der solche Gesetze macht, muss sich
auch selber an diese Vorgaben halten, und darum geht es
heute beim Lebenspartnerschaftsgesetzergänzungsge-
setz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben 2001 mit der Verabschiedung des Lebens-
partnerschaftsgesetzes einen großen gesellschaftlichen
Erfolg für die lesbischen und schwulen Paare erreicht.
Das war eine symbolische Aktion der Integration dieser
Minderheit in die Gesellschaft. Wir haben ganz viele
rechtliche Probleme praktisch gelöst. Ich erinnere in die-
sem Zusammenhang an die Probleme binationaler Le-
bensgemeinschaften, die ihre Liebe daraufhin überhaupt
erst leben konnten. In der zweiten rot-grünen Wahl-
periode haben wir dieses Gesetz mit Blick auf die Ren-
tenversicherung und die Krankenversicherung im zu-
stimmungsfreien Bereich verbessert. Außerdem haben
wir eine Regelung zur Stiefkindadoption eingeführt. Bei
sämtlichen zustimmungspflichtigen Fragen – Beamten-
recht und Steuerrecht – haben wir nichts zustande ge-
bracht.

Das, was wir für die Ehe im Erbschaftsteuerrecht, im
Einkommensteuerrecht, aber auch bei der Beamtenver-
sorgung bezüglich Hinterbliebenenversorgung und Bei-
hilfeberechtigung des Lebenspartners vorsehen, ist eine
Rechtsfolge der ehelichen Unterhaltsverpflichtung. Wir
können nicht sagen: Da, wo es uns passt, bei der Sozial-
hilfe, beim Unterhaltsrecht, nehmen wir die Unterhalts-
verpflichtung zur Kenntnis, und zwar zulasten der Le-
bensgemeinschaften; aber da, wo es ihnen einmal zugute
kommt, wo ein Ausgleich für die gesetzliche Verantwor-
tungsübernahme vorgesehen ist, schauen die Betroffenen
gänzlich in die Röhre. Das ist nicht fair.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Kauch [FDP])


Nur wer nach der Übernahme bestimmter Pflichten
gleiche Rechte hat, wird wirklich gleich behandelt. Der
Gesetzgeber hat sich in einen Widerspruch zu seinem
gesetzgeberischen Programm begeben, das er sich mit
der Verabschiedung des Allgemeinen Gleichbehand-
lungsgesetzes zu Recht zu eigen gemacht hat.

Von 2001 bis 2005 gab es ständig Fortschritte bei der
Gesetzgebung für gleichgeschlechtliche Lebensgemein-
schaften. 2001 war Deutschland noch Vorreiter in Eu-
ropa bei der rechtlichen Anerkennung der Lebensge-
meinschaften. Deutschland war das erste große EU-
Land, das ein solches Gesetz auf den Weg gebracht hat.
Heute haben uns viele Länder überholt, zum Beispiel
– als letztes Land – Tschechien. In Spanien, in den Nie-

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(C (D erlanden, in Kanada und Südafrika können homoexuelle Paare sogar die Ehe schließen und müssen nicht uf ein Ersatzinstitut, ein Aliud, zurückgreifen. Wir wären schon froh, wenn sich hier im Hohen Haus ine Mehrheit – eigentlich gibt es sie – für die Abschafung der Benachteiligung auf den verschiedenen Rechtsebieten fände. Wir haben mit unserem Lebenspartnerchaftsgesetzergänzungsgesetz ein Gesetz vorgelegt, urch das all diese Rechtsfragen minutiös abgearbeitet erden. Frau Ministerin, da braucht man nicht mehr viel ärrnerarbeit zu leisten. Man muss nur sein Herz über ie Hürde werfen. Wenn Sie es mit der CDU/CSU nicht ustande bringen, dann treten Sie dafür ein, dass die Abtimmung in der Koalition freigegeben wird. Ich bin siher, dass viele Kolleginnen und Kollegen der Union bei ns wären. Herr Kollege Fahrenschon, was Sie vorhin zu Art. 6 bs. 1 des Grundgesetzes gesagt haben, war die alte eier der Union. Dasselbe haben Sie uns vor der Verabchiedung des Lebenspartnerschaftsgesetzes erzählt. Daals haben Sie gesagt, unser Gesetz sei verfassungswid ig. (Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Was vorher richtig war, ist auch jetzt richtig!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as Bundesverfassungsgericht hat gesagt, dass Sie un-
echt haben: There is no Abstandsgebot.

Es gibt keinen Grund, die Lebenspartnerschaften
chlechter zu stellen als die Ehe,


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Offensichtlich haben Sie das Urteil nicht ganz gelesen!)


eil sie zwei verschiedene Adressatenkreise haben und
eil die Rechtsfolgen, um die es hier geht, Ausfluss des

helichen bzw. partnerschaftlichen Unterhaltsrechts
ind.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Offensichtlich haben Sie das Urteil nicht ganz gelesen!)


ie müssen also schon sagen, dass Sie Schwule und Les-
en diskriminieren wollen.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Nein, wir wollen die Ehe privilegieren!)


ber verstecken Sie sich bitte nicht hinter Art. 6 Abs. 1
rundgesetz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Sagen Sie mir, wie Sie die Ehe privilegieren wollen!)


Die Konservativen haben das Urteil nicht zu Ende ge-
esen. Genauso wenig gelingt es ihnen in der Regel, den
rt. 6 zu Ende zu lesen. Der hat nämlich noch einen
bsatz 5, und darin geht es um die Gleichberechtigung
on ehelichen und, wie man 1949 formulierte, „uneheli-
hen“ Kindern. Das ist ein Auftrag an den Gesetzgeber.

Auch in den Lebenspartnerschaften leben Kinder.
enn Sie diese Familien steuerrechtlich benachteiligen,






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

beeinträchtigen Sie auch die Lebenschancen der Kinder,
die in diesen Lebensgemeinschaften leben. Deshalb rate
ich Ihnen, bald gesetzgeberisch zu handeln, bevor Ihnen
Karlsruhe das erneut aufgibt. Sie haben kürzlich mit Ih-
rer Unterhaltsrechtsnovelle hier im Hohen Hause Schiff-
bruch erlitten, weil Sie bei der Rangfolge nichteheliche
Kinder erneut schlechter behandeln wollten als eheliche.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Das stimmt gar nicht!)


Das sieht das Grundgesetz nicht vor. Die von der Ehe ge-
prägte Familie ist nur eine der möglichen Familienfor-
men. Unser Verfassungsgericht musste Sie immer dazu
treiben – so bei der Kindschaftsrechtsreform, jetzt bei
der Unterhaltsrechtsreform –, auch die verfassungsrecht-
lichen Vorgaben zugunsten der Kinder, die nicht die kon-
servative Ideologie widerspiegeln, zu beachten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist der Herr Seehofer auf unserer Seite!)


Dass Konservativismus auch anders geht als in der
CDU/CSU, erkennt man, wenn man ins Nachbarland
Frankreich schaut. Herr Sarkozy und Ségolène Royal
hatten einen Disput über die Frage: Was machen wir mit
den gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften? Frau
Royal hat gesagt, sie wolle die Ehe für sie öffnen. Herr
Sarkozy hat versprochen, ein Gesetz auf den Weg zu
bringen, das einen anderen Namen für das Rechtsinstitut
vorsieht, aber rechtlich identische Inhalte hat. Lassen Sie
sich einmal von Ihrer französischen Bruderpartei bera-
ten! Vielleicht hilft das bei den Gesprächen, die Sie mit
der Justizministerin führen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was im Entwurf Ihres neuen Grundsatzprogramms zu
diesen Fragen steht, zeigt das ganze Dilemma Ihrer ideo-
logischen Position auf. Darin heißt es:

Wir werben für Toleranz und wenden uns gegen
jede Form von Diskriminierung.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Das ist nicht falsch!)


Eine Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann
und Frau als Kern der Familie lehnen wir jedoch
ebenso ab wie ein Adoptionsrecht für Homosexu-
elle.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Da haben Sie recht! Danke schön!)


Ja, was denn nun? Sie können nicht einerseits sagen,
wir sind gegen Diskriminierung, und andererseits sagen,
Schwule und Lesben wollen wir diskriminieren. Alles
andere als Gleichberechtigung ist erneute Diskriminie-
rung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch des Abg. Georg Fahrenschon [CDU/CSU])


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(C (D In der Gesellschaft sind diese Fragen durch. Sie missrauchen Ihre Position in der Großen Koalition faktisch azu, den Fortschritt in dieser Frage zu blockieren. Aber ie Lesben und Schwulen in Ihrer eigenen Partei, in der ozialdemokratischen Partei Deutschlands, in der libera en Partei, in der grünen Partei und in der Linkspartei ind sich einig: Sie wollen gleiche Rechte, sie wollen die teuerrechtliche Gleichstellung, und sie wollen, dass mit er Diskriminierung Schluss gemacht wird. Deshalb gab s heute vor dem Reichstag eine Allparteienallianz. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Fürs Blutspenden!)


ozusagen draußen vor dem Bundestag ist sie möglich.
s wäre schön, wenn sie auch hier möglich wäre.

Ich will Ihnen das einmal zeigen – mit Erlaubnis der
räsidentin selbstverständlich –: Auf dem Plakat steht
Keine halben Sachen“.


(Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


s ist unterschrieben vom Lesben- und Schwulenver-
and, vom FDP-Bundesverband, vom grünen Bundes-
erband, von den schwulen Sozialdemokraten, von den
esben und Schwulen in der Union und von der Arbeits-
ruppe „Queer“ der Linkspartei. So viel Einigkeit ist
öglich – außerhalb des Hauses. Lassen Sie uns dafür

orgen, dass zur Beseitigung von Diskriminierung dieser
enschen auch hier im Bundestag endlich etwas getan
ird! Der jetzige Rechtszustand ist einfach nicht zu hal-

en.

Wir werden über das Erbschaftsteuerrecht reden.
aben Sie sich einmal überlegt, was das in realen Le-
enssituationen bedeutet? Da hat sich ein schwules oder
esbisches Paar eine Eigentumswohnung zusammenge-
part. Dann stirbt einer vor dem anderen, was im Leben
orkommt. Auf einmal gehört ein ganz großer Teil die-
er Eigentumswohnung nicht etwa der buckligen Ver-
andtschaft – erbberechtigt ist der Partner ja –, sondern
em Finanzamt. Da müssen die Leute ihre Wohnung ver-
aufen und verlassen, weil das Erbschaftsteuerrecht sie
enachteiligt. Ein Ehepaar hat in dieser Situation einen
teuerfreibetrag in Höhe von 563 000 Euro; so viel muss
an erst einmal haben. Die Lebenspartner haben gerade

inmal einen Steuerfreibetrag in Höhe von 5 200 Euro.
ann kommt der höchste Steuersatz zur Anwendung,
en wir im Erbschaftsteuerrecht kennen. Das ist einfach
icht fair. Das ist Enteignung von Staats wegen. So et-
as dürften Sie als christlich-demokratische Partei ei-
entlich nicht weiter zulassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das gefällt selbst dem Herrn Westerwelle.

Wir allerdings sagen, wir wollen Gleichberechtigung
ei der Erbschaftsteuer schaffen, aber die Erbschaft-
teuer durchaus belassen und auch größere Erbschaften
twas stärker belasten. Das ist aber ein anderes Thema
ls die Frage: Darf man im Erbschaftsteuerrecht be-
timmte Gruppen dauerhaft anders behandeln bzw. be-
achteiligen? Diese Benachteiligung ist nicht fair. Sie






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

kann keinen Bestand haben. Deshalb fordere ich Sie,
liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, auf: Re-
den Sie ernsthaft mit uns in den Ausschüssen über diese
Frage, und überlegen Sie sich einmal, was jenseits des
Vorurteils ein vortragbarer Grund für die Aufrechterhal-
tung des jetzigen Rechtszustandes wäre.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Eheprivilegierung!)


– Ich glaube, dass Sie intelligent genug sind, Herr Kol-
lege, um festzustellen, dass es einen solchen Grund für
die Beibehaltung der jetzigen Rechtslage einfach nicht
mehr gibt.

Machen Sie deshalb den Weg frei – notfalls durch
Freigabe des Abstimmungsverhaltens in der Koalition –,
damit sich die gesellschaftliche Mehrheit, die auch im
Parlament vorhanden ist, endlich zugunsten der Betrof-
fenen durchsetzen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610505500

Nun hat das Wort die Kollegin Daniela Raab für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1610505600

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich möchte mich gar nicht bemühen, nachzuzählen,
wie oft wir wegen dieser Thematik nun schon hier zu-
sammengekommen sind. Um es gleich vorwegzu-
schicken – das dürfte keinem neu sein; ich sage es auch
ausdrücklich in Richtung unserer Bundesjustizministerin –:
Das Vorgehen nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den
Stein“ funktioniert bei dieser Thematik mit der Union si-
cher nicht. Ein noch Mehr an Gleichstellung zwischen
Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft wird es mit
uns nicht geben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das warten wir einmal ab!)


Wir akzeptieren die bisherige Gesetzgebung dazu, mehr
aber auch nicht.

Wir wollen auch eines nicht verkennen – der Kollege
Fahrenschon hat es, wie ich finde, schon sehr ausführlich
dargestellt –: Es hat sich einiges getan. Am 1. Januar
2005 trat das schon viel zitierte Gesetz zur Überarbei-
tung des Lebenspartnerschaftsrechts in Kraft. Seither ha-
ben wir die weitgehende Anwendung des ehelichen Gü-
ter- und Unterhaltsrechts auf die Lebenspartnerschaft,
die Einführung des Versorgungsausgleichs, die Einbezie-
hung der Lebenspartner in die Hinterbliebenenversor-
gung sowie die Möglichkeit zur Stiefkindadoption. Zu
Letzterer liegt – Gott sei Dank, möchte ich sagen – ein
Normenkontrollantrag des Freistaates Bayern beim Bun-
desverfassungsgericht vor. Wir werden noch sehen, wie
das Gericht da entscheidet.

Also noch einmal: Es hat sich viel getan. Wir als
Union haben diese Entwicklungen nicht mitgetragen.

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(C (D ir tragen insbesondere nach wie vor nicht mit, dass im esetz die Möglichkeit zur Stiefkindadoption festge chrieben wurde; aber wir müssen das notgedrungen so innehmen. Alle weiteren Ansätze, die darüber hinausehen und die insbesondere dazu führen, dass es keinerei Unterschied mehr zwischen Ehe und eingetragener ebenspartnerschaft geben soll, halten wir für gesellchaftspolitisch verfehlt und außerdem für verfassungsidrig. Werfen wir trotzdem einen kurzen Blick auf den Anrag und die zwei Gesetzentwürfe, die vorliegen. Die Da en und Herren der Linken schreiben in ihrem Antrag, ie fänden zwar die eingetragene Lebenspartnerschaft anz prima, meinen aber, sie sei nun doch der Ehe wieer zu ähnlich, um wirklich gut zu sein. Das verstehe ich ntellektuell nicht. Vielleicht entscheiden Sie sich, ob Sie un eine Angleichung wollen oder nicht, ob Sie etwas anz anderes wollen oder was auch immer. Aber wahrcheinlich verfahren Sie auch hier nach dem bei Ihnen blichen Motto: Alles kann, aber nichts muss. (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Sie müssen einfach nur zuhören!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Liest man dann weiter, stößt man auf die schier weg-
eisende Feststellung, dass die eingetragene Lebens-
artnerschaft der Lebensweise von zum Beispiel Singles
icht gerecht werde. Wer hätte jetzt das gedacht? Das ist
ehr interessant. Vielleicht überarbeiten Sie Ihren An-
rag, um logische Brüche zu vermeiden. Dann können
ir noch einmal darüber reden. Jedes weitere Wort an
ieser Stelle wäre, mit Verlaub, Zeitverschwendung.

Die Grünen haben den weitestgehenden Gesetzent-
urf vorgelegt. Es war nicht anders zu erwarten,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke für das Kompliment! Endlich haben Sie es gemerkt!)


ass er mich logischerweise nicht überzeugt. Er ist aber
umindest erheblich intelligenter formuliert als der An-
rag der Linken. Und der FDP geht es nur um die Erb-
chaft- und Schenkungsteuer.


(Zuruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bitte, gerne. Wenn Sie weitere Beratung brauchen,
tehe ich zur Verfügung.

Lassen Sie mich aber noch einen Punkt herausgreifen,
er für uns von ungeheurer Wichtigkeit ist. Die Union
at sich schon in der letzten Legislaturperiode klar gegen
ie Stiefkindadoption ausgesprochen. Ein noch weiter-
ehendes Adoptionsrecht für homosexuelle Paare
ommt für uns definitiv nicht infrage.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Wohl des Kindes – es geht nicht um das Wohl ei-
es schwulen oder lesbischen Paares, sondern einzig und
llein um das Wohl des Kindes –


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Daniela Raab
ist für uns in dieser Konstellation in keiner Weise ge-
währleistet.

Daneben – Herr Beck, Sie werden sicherlich gleich
versuchen, Urteilsstellen zu finden – gibt es Art. 6
Abs. 1 Grundgesetz, der Ehe und Familie nach wie vor
in unveränderter Weise unter den besonderen Schutz der
staatlichen Ordnung stellt.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der aber unter Ehe und Familie etwas anderes versteht als Sie!)


Diese Verfassungsbestimmung enthält nach ständiger
Rechtsprechung sowohl ein Grundrecht auf Schutz vor
Eingriffen des Staates in die Ehe als auch eine Instituts-
garantie der Ehe und – das ist für uns ganz wichtig – eine
wertentscheidende Grundsatznorm. Dem fühlen wir uns
als Union verpflichtet.

Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil
vom Juli 2002 zwar entschieden, dass das damalige Le-
benspartnerschaftsgesetz verfassungsgemäß sei. Es hat
aber auch deutlich gemacht – der Kollege Fahrenschon
hat es, wie ich finde, in richtiger Art und Weise betont –:
Lebenspartnerschaft ist nicht gleich Ehe.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat auch keiner behauptet!)


Es ist etwas anderes. Deswegen ist auch die andere
gesetzgeberische Behandlung der Ehe und Lebenspart-
nerschaft gerechtfertigt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat aber Karlsruhe wiederum nicht gefordert! Dafür werden Sie keine Stelle finden!)


– An keiner Stelle des Urteils, Herr Beck, findet sich die
Aufforderung des Verfassungsgerichts an den Gesetzge-
ber, eine völlige Angleichung dieser beiden Lebensfor-
men herbeizuführen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie gelesen, was die zur Einkommensteuer gesagt haben?)


– Ich habe alles gelesen, Herr Beck, ich bin dessen
mächtig. – Vielmehr hat die Senatsmehrheit erklärt, dass
es Aufgabe des Staates ist, einerseits alles zu unterlas-
sen, was die Ehe schädigt, und sie andererseits in geeig-
neter Weise zu fördern. Sagen Sie mir doch einmal, wie
Sie in Zukunft, wenn Sie alles gleichstellen wollen, die
Ehe besonders privilegieren und fördern wollen!


(Beifall bei der CDU/CSU – Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Fehlanzeige, Herr Beck!)


Aber darauf warten wir bei Ihnen lange.

Die Ehe ist also etwas Besonderes und deswegen et-
was besonders Schützenswertes. Wenn man nun etwas
schafft, das einen anderen Namen trägt, aber exakt die
gleichen Rechte und Strukturen aufweist, dann ent-
spricht das aus Sicht der Union nicht den verfassungs-
rechtlichen Vorgaben.

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(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das ist die Sicht der Union und nicht die Sicht des Verfassungsgerichts! Daran werden Sie sich gewöhnen müssen!)


So hat es im Übrigen auch ein nicht ganz unwesentli-
her Verfassungsrichter namens Papier in seiner beacht-
ich abweichenden Meinung zum damaligen Urteil gese-
en. Ich meine, diese abweichende Meinung, Herr Beck,
önnen auch Sie nicht ganz ignorieren.

Die Begründung für diesen besonderen Schutz der
he liegt doch schlicht und ergreifend auf der Hand,
uch wenn Sie es nicht gerne hören: Der Verfassungsge-
er hat die Ehe deshalb unter eine besondere Schutz-
orm gefasst, weil eine Ehe zwischen Mann und Frau
umindest die potenzielle Möglichkeit bietet, Kinder zu
ekommen. Allein aufgrund dieser von der Natur gege-
enen Voraussetzung ist die Ehe exklusiv und deswegen
om Gesetzgeber zu privilegieren. So einfach ist das.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So einfach machen Sie es sich! Es ist lange nicht so einfach!)


Kurzum: Wir halten uneingeschränkt am Abstandsge-
ot zwischen Ehe und allen weiteren Lebensformen fest.
ir akzeptieren und schätzen andere Lebensformen und

ebensentwürfe, aber Gleichmacherei in dieser so ent-
cheidenden gesellschaftspolitischen Frage wollen wir
efinitiv nicht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610505700

Das Wort hat nun der Kollege Michael Kauch für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610505800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Man kann

ie Inhalte der Reden der beiden Unionsabgeordneten
ie folgt zusammenfassen: jung an Jahren, aber alt im
enken.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


ch finde es sehr bemerkenswert, dass bisher nur Abge-
rdnete der CSU gesprochen haben


(Zuruf von der CDU/CSU)


ich weiß, da kommt gleich noch einer – und dass die
echtspolitiker, die für dieses Thema eigentlich zustän-
ig sind, nämlich Frau Granold und Herr Gehb, heute
ieber gleich fehlen. Die Union im Norden dieser Repu-
lik wundert sich wahrscheinlich gerade, welches Ge-
ellschaftsbild hier als Position der Union insgesamt ver-
reitet wird. In Hamburg werden Sie mit den Positionen,
ie Sie hier vortragen, keine Wahlen gewinnen können.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Michael Kauch
Es gibt in diesen Minuten eine Aktion des Lesben-
und Schwulenverbandes vor dem Bundestag; der Kol-
lege Beck hat darauf hingewiesen. Der Bundesverband
der FDP unterstützt diese Aktion. Ich versichere Ihnen,
es gibt nicht nur grüne, sondern auch gelbe Plakate.

Ich möchte an dieser Stelle Herrn Kauder eine kleine
Information mit auf den Weg geben. Sie haben gesagt,
die sollten lieber Blut spenden. Ich weise Sie darauf hin,
dass das in dieser Republik verboten ist. Das Gesund-
heitsministerium hat eine Richtlinie herausgegeben,
nach der Schwule kein Blut spenden dürfen. Auch das
können wir gerne einmal politisch besprechen.


(Beifall bei der FDP)


Herr Fahrenschon hat die Frage der Erbschaftsteuer-
beschlüsse unseres Parteitages angesprochen. In der Tat,
der Parteitag hat die Forderung beschlossen, dass die
Gesetzgebungskompetenz auf die Länder übergeht. Ich
habe bisher nicht erkannt, dass die Union dieser Forde-
rung, die eine Zweidrittelmehrheit benötigt, zustimmt.
Wenn das ein Angebot war, freuen wir uns darüber. Aber
unabhängig davon werden Sie im Herbst noch die Ge-
setzgebungskompetenz im Bundestag haben. Sie werden
eine Erbschaftsteuerreform beschließen. Die Frage ist,
mit welchen Inhalten. Vielleicht können Sie über den
Baustein, den wir Ihnen diesbezüglich heute vorschla-
gen, noch einmal nachdenken.


(Beifall bei der FDP)


Am Wochenende ist der Christopher Street Day in
Berlin, und viele weitere in der Republik werden folgen.
Überall werden die Vertreter der Regierung und der Koa-
lition heucheln, wie sehr sie die Anliegen der Schwulen
und Lesben unterstützen. Doch die Wahrheit sehen wir
heute, insbesondere vonseiten der Union.

Es wurde schon viel über die ungleiche Verteilung der
Pflichten und Rechte gesagt. Am ungerechtesten – des-
halb bringen wir das heute hier auf den Tisch – ist die
Situation im Erbschaftsteuerrecht. Das Erbrecht
– Pflichtteil und gesetzliche Erbfolge – ist gleich. Bei der
Erbschaftsteuer hingegen bekommen Ehegatten gegen-
über eingetragenen Lebenspartnern den 59-fachen Frei-
betrag. Selbst wenn Sie der Meinung sind, es müsse ei-
nen Unterschied geben, muss dieser aber nicht 59-fach
sein. Das ist ungerecht.

Noch dreister: Der Staat kassiert weniger Erbschaft-
steuer, wenn ich etwas von meiner Tante erbe, als wenn
ich etwas von meinem eingetragenen Lebenspartner
erbe, mit dem ich mein Leben verbracht habe. Wenn ich
meinen Lebenspartner bis zum Tode gepflegt habe,
werde ich bei der Erbschaftsteuer wie ein Fremder be-
handelt. Der Kollege Beck hat ausgeführt, was das be-
deutet. Es ist eine ganz existenzielle Frage für die Men-
schen: Können sie beispielsweise in der Wohnung, die
sie gemeinsam angeschafft haben, wohnen bleiben?

Wenn wir ein Recht haben, das dazu führt, dass je-
mand nach dem Tod seines Lebenspartners aus der Woh-
nung herausmuss, nachdem das Paar über Jahrzehnte zu-
sammengelebt hat und der eine den anderen in guten und
in schlechten Tagen begleitet hat, dann ist das unanstän-

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(C (D ig. Eine Partei, die sich dem Anstand verpflichtet fühlt, ollte das erkennen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch in der Hinterbliebenenversorgung kommt es
u absurden Situationen. Wenn der verstorbene Lebens-
artner Mitglied in der gesetzlichen Rentenversicherung
ar, dann gibt es eine Hinterbliebenenrente. Wenn er

ber Bundesbeamter war, dann gibt es nichts. Jetzt
önnte man denken, das habe wieder die Union oder der
undesrat beschlossen; aber nein, es war der SPD-In-
enminister Otto Schily, der in der letzten Wahlperiode
ine Angleichung dieses Rechts verhindert hat. Deshalb
uss sich auch die SPD fragen, was sie in der letzten
ahlperiode gemacht hat.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD)


Es gibt immer noch kein gemeinsames Adoptions-
echt. Sie können zwar sagen, eine Adoption von Kin-
ern durch schwule oder lesbische Paare schade dem
indeswohl. Aber ich würde Ihnen, Frau Raab, einmal

mpfehlen: Schauen Sie in die einschlägigen erziehungs-
issenschaftlichen Studien. Sehen Sie sich die Evaluie-

ung der Programme an, die es seit vielen Jahren ermög-
ichen, dass schwule und lesbische Paare hier in Berlin
flegeeltern sein können. Sie werden feststellen: Das hat
en Kindern nie geschadet.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610505900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Beck?


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610506000

Ja.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610506100

Herr Kollege Kauch, ich bin ja bekanntermaßen nicht

er engste Freund von Otto Schily gewesen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bravo!)


Das halte auch ich eher für ein Kompliment. – Aber
hre, wem Ehre gebührt. In diesem Fall gebührt ihm
iese Ehre nicht.

Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass das in
en Jahren 2000 und 2001 geplante Lebenspartner-
chaftsergänzungsgesetz, das auch im Bundesrat beraten
urde, diese rechtlichen Folgen beinhaltete und es leider
ie mit von der FDP regierten Länder waren, die dieses
esetz gemeinsam mit CDU- bzw. CSU-regierten Län-
ern verhindert haben?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja jetzt peinlich!)


ies gilt übrigens auch für das sozial-liberal regierte
heinland-Pfalz. Dies hat also nicht an der SPD gelegen,

ondern eher an konservativen Kräften in Ihrer Partei.
ch finde, man sollte auch in solch einer Debatte der

ahrheit die Ehre geben.






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mann, Mann, die Bürgerrechtspartei FDP! Wieder schiefgegangen!)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610506200

Frau Künast, Sie können zetern, wie Sie wollen; aber

wir werden die historischen Fakten schon auf den Tisch
legen.

Die Situation ist inzwischen eine andere. Es gibt das
Verfassungsgerichtsurteil, das Sie angeführt haben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Bleiben Sie ruhig stehen, Herr Beck!)


– Ich beantworte gerade Ihre Frage, Herr Beck.


(Florian Pronold [SPD]: Sie weichen gerade der Frage aus!)


– Herr Pronold, möchten Sie vielleicht zuhören?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Tut er nie!)


Sie haben die entsprechende Entscheidung des Bun-
desverfassungsgerichts angeführt. Seitdem ist die
Rechtslage klar. 2001 war sie noch nicht klar. Die FDP
hat sich immer für die eingetragene Lebenspartnerschaft
ausgesprochen. Wir haben uns zu dieser Zeit angesichts
der damals unklaren Verfassungslage nur mit der Ausge-
staltung auseinandergesetzt. Im Jahr 2004 – das hat die
Kollegin Leutheusser-Schnarrenberger bereits gesagt –
hat die FDP dem Überarbeitungsgesetz nicht nur im
Bundestag, sondern auch im Bundesrat zugestimmt. Da-
mals war es in der Tat die SPD, die an dieser Stelle keine
Gleichstellung vorgesehen hat.

Jetzt komme ich zurück zur Union. Sie sollten sich
einmal die einschlägigen Studien anschauen. Vielleicht
kommen Sie dann zu dem Ergebnis, dass das, was dort
niedergelegt ist, nicht völliger wissenschaftlicher Unsinn
ist. Ich frage Sie: Ist es dem Kindeswohl denn tatsäch-
lich zuträglicher, Frau Raab, wenn Kinder im Heim auf-
wachsen und nicht in einer stabilen Zweierbeziehung, in
der sie ein behütetes Heim und Menschen haben, die
sich um sie kümmern? Frau Raab, so wie Sie hier argu-
mentieren, geht es doch nur um Ihre verstaubte Ideologie
und nicht um das Wohl der Kinder.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir Liberale werden uns mit der Untätigkeit dieser
Regierung nicht zufriedengeben. Sie können unsere An-
träge im Rechtsausschuss monatlich vertagen, wie Sie
das bisher tun, weil Sie keine Entscheidung herbeiführen
wollen. Jetzt ist ein weiterer Ausschuss mit unserem Ge-
setzentwurf befasst. Sie haben neue Chancen. Ich würde
mich freuen, wenn sich die Kräfte in der Union, die libe-
raler sind, in dieser Debatte einmal zu Wort melden wür-
den.

Aus unserer Sicht ist es jetzt zunächst einmal an der
Zeit, zu praktischen Verbesserungen zu kommen. Des-

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(C (D alb haben wir die Erbschaftsteuer, die das größte Unecht darstellt, in den Mittelpunkt gestellt. Es ist eine rage des Anstands von Politik, den Menschen, die Verntwortung füreinander übernehmen, auch die Fairness u gewähren, die sie verdienen. Unbeschadet des jetzigen Gesetzentwurfes gilt für ns Liberale: Wer gleiche Pflichten hat, muss auch gleihe Rechte haben. Das ist und bleibt unser Ziel bei den teuern, beim Beamtenrecht und beim Adoptionsrecht. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610506300

Nächster Redner ist der Kollege Florian Pronold für

ie SPD-Fraktion.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1610506400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Kauch, ich glaube, Sie haben gezeigt,
orum es in dieser Debatte geht. Es geht darum, die Ta-

en der Länder, in denen man mitregiert, vergessen zu
achen, indem man einen Schaufensterantrag einbringt.
s ist eine Inszenierung! Sie haben kein Interesse daran,
irklich etwas voranzubringen. Die FDP hätte nämlich

chon vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
azu beitragen können, dass das, was der Bundestag zur
eit von Rot-Grün beschlossen hat, nicht im Bundesrat
lockiert wird; schließlich hat sie in einigen Ländern
itregiert. Wenn das, was wir damals vorgelegt haben,

eute Gesetz wäre, müssten wir diese Debatte nicht füh-
en; dann wären wir schon weiter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie sollten hier nicht so scheinheilig tun, wenn Sie das,
ofür Sie die Verantwortung tragen, in den Mantel des
chweigens hüllen und nichts dafür tun, dass es besser
ird.

Vor uns liegt die Reform des Erbschaftsteuerrechts.
a sind erst einmal die Vorgaben des Bundesverfas-

ungsgerichts zu erfüllen. Wir werden vermutlich eine
anze Menge machen; eine Kommission ist schon einge-
etzt worden. Die SPD will die Gleichbehandlung von
ebenspartnerschaften und Ehen auch im Erbschaftsteu-
rrecht implementieren. Das haben wir unter Rot-Grün
chon versucht, sind damals aber im Bundesrat geschei-
ert. Das Bundesverfassungsgericht schreibt in dem Ur-
eil ganz eindeutig – das ist vorhin schon vorgetragen
orden –, dass es keinen Grund gibt, die Lebenspartner-

chaften nicht genauso zu behandeln wie die Ehe. Das ist
eine Schlechterstellung der Ehe.

Frau Raab hat gesagt, man dürfe all das nicht zulas-
en, was die Ehe schädigt. Das klingt zwar schön, aber
enn ich mir die Medienberichterstattung anschaue,
lingt das nur lustig. Das soll wahrscheinlich nicht nur
ür die Gesetzgebung gelten, sondern auch für andere
erhaltensweisen.






(A) )



(B) )


Florian Pronold

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wie putzig! Richtig süß!)


Mir ist wichtig, dass wir zu einer tatsächlichen
Gleichbehandlung kommen. Das ist möglich. Das Bun-
desverfassungsgericht hat ausdrücklich festgestellt, dass
das möglich ist. Seitens der Grünen und der Linkspartei
wird uns vorgeschlagen, den Koalitionsvertrag einfach
nicht zu berücksichtigen und „richtig“ abzustimmen;
dann werde alles gut. Wir hatten aber schon einmal eine
Mehrheit im Bundestag, sind damals aber an den Mehr-
heitsverhältnissen im Bundesrat gescheitert. Es ist also
nicht damit getan, im Bundestag für Mehrheiten zu sor-
gen.

Ich gehe davon aus, dass es gelingen wird, weil es in
dem vor uns liegenden Prozess so sein wird, wie es bei
anderen Themen war, zum Beispiel beim Antidiskrimi-
nierungsgesetz – jetzt: Allgemeines Gleichbehandlungs-
gesetz – oder bei der Schulpolitik. Ich schaue einmal
nach Bayern: Bis vor wenigen Jahren galten Ganztags-
schulen dort als Teufelszeug, und jetzt werden Lobreden
darauf gehalten, wenn man eine neue eröffnet. Ich
glaube, dass das auch bei der Gleichbehandlung von Le-
benspartnerschaften und Ehe so sein wird. Wir werden
die Dinge Schritt für Schritt so voranbringen, dass wir
nicht nur im Bundestag, sondern auch im Bundesrat eine
Mehrheit für die dringend notwendige Gleichstellung
haben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610506500

Nun hat das Wort der Kollege Otto Bernhardt für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1610506600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Von der Union reden in dieser Debatte nicht nur
Abgeordnete aus dem Süden der Republik. Ich komme
aus dem schönsten Bundesland Deutschlands, und das
heißt Schleswig-Holstein.


(Beifall der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In dieser Debatte geht es wieder einmal um die Frage
einer weiteren Annäherung der Rechte der eingetra-
genen Partnerschaften an die der Ehe. Uns liegen drei
unterschiedliche Anträge vor. Die Freien Demokraten
wollen bei der anstehenden Erbschaftsteuerrefom einen
Schritt in diese Richtung machen. Sie wollen auf diesem
Gebiet eine Gleichbehandlung herbeiführen. Die Grünen
wollen mit ihrem Antrag im Grunde in allen Bereichen
die Gleichbehandlung herstellen. Wenn man den Antrag
der Linken genau liest, dann stellt man fest, dass es den
Linken darum geht – so heißt es in ihrem Antrag –, „die
Privilegierung der Ehe“ ein Stück weit abzubauen. Die
gehen also noch einen deutlichen Schritt weiter.

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(C (D Deshalb sage ich gleich zu Beginn dieser Debatte: ie auch immer Sie die Entwicklung in der Bevölke ung einschätzen, die Ehe ist nach wie vor die häufigste ebensgemeinschaft. Ich bin sicher: Das wird auch so leiben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


avon müssen wir bei allen unseren Überlegungen aus-
ehen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das hat keiner bestritten!)


Ausgangspunkt für die Debatte ist das Gesetz aus
em Jahre 2001, das die eingetragenen Gemeinschaften
rmöglicht hat. Wir haben es damals gemeinsam mit den
reien Demokraten abgelehnt. Die rot-grüne Regierung
atte das Gesetz vorgelegt und verabschiedet. Inzwi-
chen hat es in Richtung Annäherung manche Entschei-
ung durch den Gesetzgeber, aber auch durch höchste
erichte gegeben. Auch wenn wir diese Entwicklung

bgelehnt haben und das in der Debatte immer deutlich
um Ausdruck gebracht haben, ist selbstverständlich
uch für uns bindend und wird von uns toleriert, was per
esetz beschlossen wurde oder vom Verfassungsgericht
ommt.

Wenn wir uns einmal die Frage stellen, wie weit wir
eute bei der Annäherung sind, kann ich der Justizminis-
erin nur zustimmen: Wir sind schon erheblich weit, um
as einmal klar zu sagen. Es gibt heute im Wesentlichen
n drei Bereichen noch Unterschiede: zum einen im
doptionsrecht, zum anderen im Beamtenrecht und zu

inem erheblichen Umfang im Steuerrecht. Das sind
entrale Bereiche.

Wenn wir uns die Rechtslage ansehen – ich bin kein
urist; ich habe also klaren Menschenverstand –,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Na, na! Nichts gegen Juristen!)


ann sage ich sehr deutlich: Das ist nicht so sehr ein ju-
istisches Problem.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Stimmt!)


ch begründe dies wie folgt. Das Verfassungsgericht gibt
ns weitere Möglichkeiten. Das ist für mich unbestritten.
ier gibt es einen politischen Entscheidungsraum. Die
ernfrage ist: Wie weit wollen wir diesen Entschei-
ungsraum nutzen? Es handelt sich also um eine politi-
che Entscheidung. Das Verfassungsgericht steht uns da-
ei nicht im Wege, um das klar zu sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt müssen wir uns natürlich mit folgender Frage
useinandersetzen: Was ist aus der eingetragenen Le-
ensgemeinschaft geworden? Es gibt für Deutschland
eine verbindlichen Zahlen, wenn ich das richtig sehe.
ber wir können von einer Größenordnung von etwa
0 000 eingetragenen Lebensgemeinschaften ausgehen.
ür Berlin wird die Zahl 4 000 veröffentlicht. Für Schles-






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
wig-Holstein liegt die Zahl 170 vor. Also: 10 000 in
Deutschland. Wenn wir uns einmal den Kreis der Poten-
ziellen ansehen, die für eine solche Gemeinschaft infrage
kommen, dann werden Sie mir zustimmen: Diese
10 000 sind nur ein ganz kleiner Teil, den wir jetzt
enorm privilegieren.

Dazu können Sie sagen: Jeder kann ja diese Form
wählen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie übernehmen auch Pflichten!)


Wir müssen uns aber die Frage stellen: Gehen wir mit
dieser Gemeinschaft, die so wenig genutzt wird, viel-
leicht an den Empfindungen und an dem, was die Betrof-
fenen wirklich wollen, ein Stück vorbei?


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie sich einmal an, was die Betroffenen dazu sagen!)


Wir müssen uns auch immer die Frage stellen: Wie weit
ist der gesellschaftliche Kontext in Deutschland? Meine
Wahrnehmung ist, dass wir hier im Bundestag schon viel
weiter sind als das Empfinden der Bevölkerung. Ich
glaube, vielen in der Bevölkerung sind wir schon viel zu
weit gegangen, als wir uns sogar in den Grenzbereich
Adoption gewagt haben. Das ist mein Eindruck.

Ich sage an die FDP: Wenn wir jetzt bei der Erb-
schaftsteuer die Gleichheit einführten – ich vermute,
mit dem Verfassungsgericht bekommen wir dabei keine
Probleme –, dann wäre das die erste Öffnung im Steuer-
recht. Als Nächstes müsste dann auch das Ehegatten-
splitting erweitert werden. Dazu sagen Sie: Prima!
Okay!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage aber: Wir müssen uns genau überlegen, ob wir
das wollen.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja!)


Entspricht das dem Diskussionsstand in der Bevölke-
rung? Ich nehme ihn anders wahr, um das klar zu sagen.
Ich meine also: Wer die Tür öffnet, muss sich über die
Konsequenzen im Klaren sein.

Meine Vorredner von der Union haben schon gesagt:
Wir sind den bisherigen Weg nicht mit großer Begeiste-
rung gegangen. Wir akzeptieren allerdings, was verein-
bart wurde. In den Koalitionsverhandlungen ist über die-
ses Thema diskutiert worden. Wenn Sie sich den
Koalitionsvertrag ansehen, stellen Sie fest: Darin steht
zu diesem Thema nichts. Wir sind uns in dieser Frage
nämlich nicht einig geworden. Das heißt, im Koalitions-
vertrag wird kein Rahmen vorgegeben, um sich in dieser
Frage weiter zu bewegen.

Ich bin mir allerdings darüber im Klaren, dass die
Meinungsbildung und die Diskussionen in der Bevölke-
rung und in den Parteien fortgesetzt werden. Der vorlie-
gende Gesetzentwurf der FDP ist als einziger sehr aktu-
ell. Wir werden über dieses Thema zu einem späteren
Zeitpunkt erneut ernsthaft diskutieren müssen, weil wir

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(C (D och in diesem Jahr eine Reform des Erbschaftsteuerechts verabschieden wollen. Nur, ich kann mir nicht vorstellen, dass es dafür in der nion eine Mehrheit gibt; das sage ich an dieser Stelle ehr deutlich. Wir haben diese Diskussion noch nicht abeschlossen. Aber ich sage schon jetzt: Ich glaube, die eisten Kollegen aus meiner Fraktion nehmen in ihren ahlkreisen wahr, dass wir die bestehenden Möglich eiten schon in erheblichem Umfang ausgeschöpft haen. einer Einschätzung nach sind sie nicht bereit, noch eiter zu gehen. Ich sage erneut: Unter rechtlichen Ge ichtspunkten könnten wir wahrscheinlich weiter gehen; as ist aber nicht das Problem. Es geht um die Frage, ob ir das wollen und ob wir das für richtig halten. Meine Damen und Herren, allen drei Fraktionen, die ntweder einen Antrag oder einen Gesetzentwurf vorgeegt haben, kann ich nur sagen: Wir werden uns an einer onstruktiven Diskussion natürlich beteiligen. Aber unere Bereitschaft, auf diesem Weg weiter zu gehen, hält ich in engen Grenzen, weil wir nach wie vor davon berzeugt sind – ich wiederhole das –, dass die Ehe die orherrschende Form des Zusammenlebens ist und dass ie vom Grundgesetz besonders geschützt wird. Dies ist in Grundsatz unserer politischen Arbeit, zu dem wir uch in Zukunft stehen werden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Art. 3 des Grundgesetzes ist auch ein Grundsatz!)


(Zuruf von der SPD: Wahrnehmungsverlust!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610506700

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich nun

em Kollegen Guido Westerwelle.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1610506800

Herr Kollege Bernhardt, ich möchte mich ausdrück-

ich dafür bedanken, dass Sie als möglicherweise letzter
edner der Unionsfraktion in dieser Debatte für die
DU das Wort ergriffen haben. Ich finde, Sie haben sehr
hrlich argumentiert.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das macht er immer!)


as ist wohltuend. Denn bisher haben die Redner Ihrer
raktion gesagt: Wir können nicht anders, weil uns das
undesverfassungsgericht nicht mehr erlaubt.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Nein! Wir wollen nicht!)


ie haben gerade gesagt: Sie wollen nicht anders, weil
as Ihrer Meinung nach nicht den Empfindungen weiter
eile der Bevölkerung entspricht. Das ist schon ein ganz
emerkenswerter Fortschritt. Wenn wir gemeinsam zu
em Ergebnis kommen, dass wir auch vor den Augen
es Bundesverfassungsgerichts mehr machen könnten,
enn wir dies wollten, dann ist das der erste wichtige






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Fortschritt in dieser Debatte. Wir können nämlich mehr
tun.

Ich möchte einen Aspekt aufgreifen, der unter ande-
rem vom Kollegen Beck bereits angesprochen worden
ist – auch ich habe in diesem Hause bereits mehrfach zu
diesem Thema gesprochen –: die Rechtsentwicklung.
Der Unterschied der heutigen Debatte zu früheren De-
batten ist, dass mittlerweile rechtliche Klarheit besteht.
Darauf wollte ich auch Sie, Herr Kollege, hinweisen. Als
die Regelung im Jahre 2001 getroffen wurde, gab es sehr
unterschiedliche Einschätzungen, wie das Bundesverfas-
sungsgericht entscheiden und ob diese Regelung vor
dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben würde.
Auch ich hatte damals übrigens juristische Zweifel, dass
die Standesamtslösung beim Bundesverfassungsgericht
durchgeht.

Jetzt ist die Lage eine andere. Mittlerweile liegt eine
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vor. Nun
kann man nicht mehr ernsthaft behaupten, man würde
die Ehe „abschaffen“, indem man die Diskriminierung
von Menschen, die in anderen, nämlich nichtehelichen
Lebensgemeinschaften leben und sich für die eingetra-
gene Partnerschaft entscheiden, aufhebt. Das ist für mich
eine politische Frage.

Sie sagen: Die Empfindungen der Bevölkerung las-
sen nicht mehr zu. Ich möchte Ihnen meinen persönli-
chen Eindruck, der ein anderer ist, schildern: Ich glaube,
dass es die allermeisten Menschen in Deutschland nicht
als Werteverlust empfinden, wenn zwei Menschen für-
einander Verantwortung übernehmen, sondern als einen
ganz klaren Wertegewinn. Die Bevölkerung weiß: Ge-
rade in einer Gesellschaft, in der die Vereinzelung zu-
nimmt, ist es gut, wenn sich Menschen zueinander be-
kennen und in guten wie in schlechten Zeiten
Verantwortung füreinander übernehmen. Daher bin ich
der Überzeugung, dass die Mehrheit, die es in dieser
Frage in diesem Hause gibt, die Mehrheit in der Bevöl-
kerung widerspiegelt. An die Bürgerinnen und Bürger,
die Sorge haben, die sagen: „Das geht uns zu weit!“,
sollten wir aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger uns
wenden und ihnen sagen: Die Ehe, die Familie steht un-
ter dem besonderen Schutz des Staates, und niemand
will das ändern. Aber es ist nicht schlecht, wenn gleich-
zeitig andere, in unserer modernen Zeit neu entstandene
Lebensgemeinschaften den Respekt des Staates bekom-
men, den auch sie verdie-nen – weil Menschen ganz
persönlich füreinander Verantwortung übernehmen.

Ich glaube, die Hinwendung des Menschen zum Men-
schen entspricht auch Ihrem Menschenbild. Wir sollten
dann am gesellschaftlichen Fortschritt arbeiten und nicht
meinen, da sei nicht mehr drin!


(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610506900

Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Christine Lam-

brecht für die SPD-Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Nach dem Beitrag von Herrn Kauch war klar, waum wir uns heute zu so prominenter Zeit und mehr als 0 Minuten lang diesem Thema widmen. Wenn Sie ehrich sind, müssen Sie zugeben, es geht Ihnen nicht um ie Sache, sondern darum, dass am Wochenende Chrisopher-Street-Day-Veranstaltungen stattfinden und dass ich die FDP mit großen Plakaten als Kämpfer für die echte der Lesben und Schwulen darstellen will. Solche chaufensteranträge werden wir hier nicht durchgehen assen, Herr Kauch. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1610507000

Ihre Vorwürfe an uns Sozialdemokraten lasse ich mir
icht gefallen. Ich war nämlich bei dem Gesetzgebungs-
erfahren in der 14. und der 15. Legislaturperiode dabei
nd habe mitbekommen, wie Sie – der Kollege Wester-
elle hat es angesprochen – hier im Bundestag gegen
ieses Gesetz gestimmt haben und wie Sie dafür gesorgt
aben, dass auch im Bundesrat dagegen gestimmt
urde; wie Sie sich an einer Klage vor dem Bundesver-

assungsgericht beteiligt haben. All das, was in diesen
nträgen steht – mit Ausnahme der Volladop-tion –, wäre

ängst Realität, wäre längst Gesetzeslage, wenn Sie es
amals nicht verhindert hätten. Das stand nämlich im ur-
prünglichen Gesamtentwurf alles drin. Wir haben es
ann aufsplitten müssen, weil es auch an der FDP ge-
cheitert ist. Ich finde, das muss deutlich gesagt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn jetzt der Kollege Westerwelle sagt: „Wir woll-
en erst einmal schauen, ob das mit dem Bundesverfas-
ungsgericht klappt, ob das verfassungsgemäß ist“, muss
ch sagen: Ein bisschen mehr Mut in der Politik darf es
chon sein! Man kann doch nicht jedes Mal abwarten,
as das Bundesverfassungsgericht dazu sagt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir sind doch dafür da, Entwicklungen aufzunehmen
nd politisch zu gestalten; wir sind nicht dafür da, ledig-
ich das nachzuvollziehen, was uns die Richter aus
arlsruhe vorgeben. Da haben wir ein anderes Politik-
erständnis und hatten es auch schon damals. Vielleicht
ind wir schon damals näher an den Leuten dran gewe-
en als Sie. Ich finde, das muss einmal gesagt werden,
amit hier nicht der Eindruck entsteht, die FDP sei schon
mmer dafür gewesen und würde das Ganze unterstüt-
en. Nein, Sie sind aufgesprungen, als Rot-Grün den
eg bereitet hat.

Ein weiterer Punkt, Herr Kauch: Wenn Sie heute tat-
ächlich mit Leib und Seele dabei sind und dieses Anlie-
en unterstützen wollen, dann frage ich mich, wieso bei-
pielsweise in einem Land wie Baden-Württemberg, wo
ie FDP immerhin mit in der Regierung sitzt, Menschen,
ie eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen wol-
en, heute noch zum Landratsamt oder zur Stadtverwal-
ung gehen müssen und nicht, wie in anderen Ländern,






(A) )



(B) )


Christine Lambrecht
zum Standesamt. Da könnten Sie doch einmal Ihren Ein-
fluss geltend machen! Spielen Sie das doch einmal den
Kollegen zu, damit die da, wo sie es können, all das, was
Sie hier fordern, entsprechend umsetzen!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Des Weiteren muss ich sagen, ich bin heute sehr über-
rascht über den Verlauf der Debatte in Bezug auf die
Kolleginnen und Kollegen von der CDU und der CSU.
Da waren wir aber schon deutlich weiter; das ist auch an-
gesprochen worden. Die Kolleginnen, die ansonsten zu
diesem Thema reden und die entsprechenden Bericht-
erstatterinnen sind, sind heute nicht einmal anwesend.
Ich kann mir gut vorstellen, warum: weil sie sich für die
Einstellung, die zumindest bei den ersten beiden Debat-
tenbeiträgen zum Ausdruck gekommen ist, wahrschein-
lich schämen.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist eine unverschämte Unterstellung!)


Frau Granold hat in den beiden Reden zu dieser Debatte,
die sie in den letzten Jahren gehalten hat, klargemacht,
dass sehr wohl etwas zu machen ist, dass man die Hin-
weise aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts in
Bezug auf Steuerrecht, in Bezug auf Beamtenrecht auf-
greifen will. Bei der Adoption ist das etwas anderes; ich
glaube, da braucht es tatsächlich noch eine umfassende
Diskussion. Wir waren, wie gesagt, viel weiter. Deswe-
gen bin ich verwundert und frage mich: Wohin geht die
Reise bei der Union? Werden sich die konservativen
Kräfte durchsetzen, wie sie es beim Unterhaltsrecht ver-
sucht haben? Ich weiß nicht, wie da die Mehrheitsver-
hältnisse sind. Ich kann nur sagen: Halten Sie sich an
das, was Sie in mehreren Beiträgen versprochen haben –
daran werden Sie gemessen! Diese Debatte haben wir
mittlerweile im Halbjahresrhythmus; aber das ist gut:
Von der Wiederholung lernt man. Das hat man auch bei
Ihnen von der FDP gesehen: Irgendwann hat es Früchte
getragen. Vielleicht klappt es ja auch bei der Union.

Deswegen kann ich Sie nur auffordern: Lassen Sie
uns wirklich noch einmal sachlich darüber sprechen, wie
die Lebenssituation dieser Menschen aussieht. Es gibt
eine Ungleichbehandlung. Es kann nicht sein, dass man
akzeptiert, dass Menschen Pflichten füreinander über-
nehmen und über Jahre hinweg bereit sind, das zu tun,
ihnen aber entsprechende Rechte versagt. Ich finde,
diese Ungleichbehandlung liegt so offensichtlich auf der
Hand, dass man nicht einfach mit dem Hinweis darüber
hinweggehen kann, dass die Ehe doch etwas anderes ist.
Natürlich ist die Ehe etwas anderes. Das soll sie auch
bleiben. Kein Mensch will das ändern. Wir wollen aber
nicht, dass Menschen, die Verantwortung füreinander
übernommen und das durch eine eingetragene Lebens-
partnerschaft zum Ausdruck gebracht haben, weiterhin
ihrer Rechte beraubt werden. Diese Rechte stehen ihnen
zu.

Zumindest für die Sozialdemokraten kann ich sagen:
Wir werden weiter an diesem Thema arbeiten, weil wir
wollen, dass es hier zu einer Gleichbehandlung und ge-
rechten Behandlung kommt; denn nur darum geht es. Es

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(C (D eht um keine Privilegierung, es geht um keine Abschafung und es geht um keine Einschränkung der Ehe. Es eht nur darum, dass Menschen, die Verantwortung fürinander übernommen haben, diese Rechte zugestanden ekommen. Deswegen werden wir hier weiter bohren. Das wird kein einfacher Weg. Das sind wir gewohnt. ühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Vielleicht komen wir am Ende doch zu einem guten Ergebnis. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610507100

Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege

othar Binding für die SPD-Fraktion.


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1610507200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr verehrte Damen und Herren! Komischerweise hat
ich heute in dieser Debatte sehr viel auch um die FDP
edreht. Ich habe mich gefragt, woran das eigentlich lie-
en könnte. Das liegt natürlich zum einen daran, dass Sie
hre Meinung im Laufe der gesamten Entwicklung
ehrfach geändert haben. Zum anderen hängt das auch

amit zusammen, dass wir immer wieder versuchen, die
DP ernst zu nehmen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen: Ange-
ommen, wir nehmen die FDP ernst und schaffen die
rbschaftsteuer ab. Dann brauchen wir auch kein Erb-

chaftsteuerrecht mehr. Dieses Recht würde es dann
icht mehr geben. Wenn wir die FDP weiter ernst neh-
en, dann würden wir die Kompetenz hinsichtlich die-

es Rechts, das es dann nicht mehr gibt, in die Länder
erweisen. Gleichzeitig würden wir ungerechte Freibe-
ragsregelungen anpassen. Das wäre natürlich ein Pro-
lem.

Wir könnten auch zuerst die Freibetragsregelungen
ndern, dann die Kompetenz in die Länder geben und
nschließend das Gesetz abschaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610507300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Kauch?


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1610507400

Nein, ich möchte erst zu Ende vortragen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610507500

Heißt das, dass Sie grundsätzlich keine Zwischen-

rage zulassen?


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1610507600

Nein, aber ich glaube, es ist immer gut, wenn man
idersprüchlichkeiten aufzeigt. Ich wollte vermeiden,






(A) )



(B) )


Lothar Binding (Heidelberg)

dass die Widersprüchlichkeiten dadurch konterkariert
werden, dass man die Darlegung der logischen Folge
dieser in sich widersprüchlichen Konsequenzen stört.

Wir könnten ja auch sagen, dass wir die Kompetenz
erst in die Länder geben und dann das Recht auf Bundes-
ebene abschaffen, um hinterher den Vorschlag zu ma-
chen, uns die Freibetragsregelungen anzuschauen.

Genau daran erkennt man, dass Herr Fahrenschon mit
seinem schönen Eselbeispiel sehr recht hat und dass wir
deshalb nicht auf diese Fährte kommen sollten. Das
würde nämlich genau zu dem führen, was Sie heute auch
wieder reklamieren: Sie wollen die angebliche Untätig-
keit der Regierung überwinden, geben sich damit aber
nicht zufrieden. Ich glaube, man merkt sehr schön, dass
man nicht gleichzeitig Beschleuniger und Bremser sein
kann. Das zeigt auch eine gewisse Unehrlichkeit. Umso
wichtiger war es Herrn Westerwelle wahrscheinlich, in
dieser Debatte das Wort Ehrlichkeit zu benutzen.


(Beifall des Abg. Georg Fahrenschon [CDU/ CSU])


In den Anträgen der Opposition geht es um zwei fach-
liche Schwerpunkte: Erstens geht es um das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts vom 17. Juli 2002 hinsicht-
lich der erbschaftsteuerlichen Unterschiede zwischen
Ehepartnern und Lebenspartnern, zweitens geht es um
die Beschlussfassung des Bundesverfassungsgerichts
vom 7. November 2006 hinsichtlich der Bewertungs-
unterschiede unterschiedlicher Vermögensarten. Ich glau-
be, dass das auch die beiden Dinge sind, die wir angehen
müssen.

Daraus ergibt sich auch etwas hinsichtlich der Ar-
beitsfolgen. Im ersten Schritt hat man nämlich zunächst
die Bewertungsgesetze zu ändern, um überhaupt he-
rauszufinden, worauf man eine Erbschaftsteuer erhebt;
denn dort gibt es heute fundamentale Probleme hinsicht-
lich der Fragen, was ein Betriebsvermögen ist, was ein
Grundvermögen ist und wie es bewertet wird und wie
man land- und forstwirtschaftliches Vermögen definiert.
Beim Kapitalvermögen ist es etwas einfacher, weil das
heute schon anhand des Verkehrswertes ermittelt wird.

Erst im zweiten Schritt, nachdem also diese Bewer-
tungsfragen geklärt wurden, lohnt es sich, über die An-
passung des Erbschaftsteuerrechts in allen anderen Fäl-
len nachzudenken. Erst in dieser Phase lohnt es sich
auch, Spezialfälle, wie die Freibeträge bei eingetrage-
nen Lebenspartnerschaften, zu regeln. Ich glaube, dass
es auch klug ist, so vorzugehen.

Apropos Beschleunigen des Regierungshandelns:
Heute ist tatsächlich ein guter Tag; denn heute tagt im
Bundesrat der Finanzausschuss. Im Anschluss daran tagt
die Finanzministerkonferenz der Länder. Gerade heute
wird die Arbeitsgruppe der 16 Länder, die sich mit die-
sen Bewertungsfragen befasst, der FMK ihre ersten Vor-
schläge zu einer soliden erbschaftsteuerlichen Regelung
der Bemessungsgrundlage vorlegen. Ich glaube, dass
heute ein guter Tag ist, um dieses Thema zu diskutieren.
Aber man sollte sich auf diesen Schwerpunkt beschrän-
ken, statt beliebig alles mit einzubeziehen, was einem
dazu einfällt.

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(C (D Wie wir wissen, führt die weitgehende Übernahme er Steuerbilanzwerte bei der Bewertung von Betriebsermögen systematisch an einer korrekten Lösung vorei. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat mit den Vorlagen überhaupt nichts zu tun! Sie sind in der falschen Debatte!)


enn wir im Gesetzentwurf eine systematische Fehlbe-
ertung zugrunde legen, dann widerspricht das einer
ernünftigen Steuergesetzgebung. Differenzen zwi-
chen dem Verkehrswert eines Wirtschaftsguts und sei-
em niedrigeren Buchwert müssen gesetzlich abgebildet
nd aufgefangen werden.

Ähnlich komplex stellt sich die Rechtslage bei bebau-
en Grundstücken dar. Denn das Ertragswertverfahren,
as wir mit einem Einheitsvervielfältiger versehen, führt
benfalls systematisch zu ungerechten Bewertungszu-
ammenhängen. Auch das muss überwunden werden.

Wenn wir unser Ziel quasi systematisch verfehlen,
ann wird deutlich, wie komplex die Aufgabe ist, die wir
en Ländern übertragen haben. Noch komplizierter wird
s bei Erbbaurechten und mit Erbbaurechten belasteten
rundstücken. Denn der Grundbesitz wird auch hier
it einem konstanten Faktor von 18,6 bewertet.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht davon etwas im Gesetzentwurf?)


uch damit wird das Ziel systematisch verfehlt. Die Re-
elung führt an einer gerechten Besteuerung vorbei. Auf
ie unbebauten Grundstücke will ich an dieser Stelle
icht näher eingehen.

Sie wundern sich und regen sich auf, aber Sie müssen
erständnis dafür haben, dass ich als Finanzpolitiker

ede und mich deshalb mit der Erbschaftsteuer befasse.
nsere Rechtspolitiker haben die anderen Sachverhalte
ereits hinreichend beleuchtet.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wir haben keine allgemeine erbschaftsteuerrechtliche Debatte!)


ch konzentriere mich im Regelfall auf die Themen, in
enen ich mich etwas auskenne. Ich glaube, es ist auch
lug, dazu Stellung zu nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Noch komplizierter verhält es sich bei den Anteilen
n Kapitalgesellschaften, bei denen es die zu schätzen-
en, nicht börsennotierten Anteile zu beachten gilt. Auch
abei reicht gegenwärtig die Rechtsgrundlage nicht aus.

Deshalb glaube ich, dass wir gut beraten sind, uns mit
iesen Themen auseinanderzusetzen und uns mit den
orschlägen der Arbeitsgruppe zur Schaffung der ge-
etzlichen und strukturellen Voraussetzungen für eine
luge zukünftige Erbschaftsteuerregelung zu befassen.
ch glaube, dann können wir alle weiteren Probleme in
iesem Kontext lösen.

Schönen Dank.






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Lothar Binding (Heidelberg)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Das war nichts!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610507700

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich nun

dem Kollegen Michael Kauch.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610507800

Herr Kollege, da Sie leider keine Zwischenfrage zu-

gelassen haben, möchte ich Ihnen – weil Sie die FDP
ernst nehmen, wie Sie gesagt haben –


(Gustav Herzog [SPD]: Wir versuchen es!)


auf diesem Wege mitteilen, welche Beschlüsse wir auf
dem Bundesparteitag gefasst haben.

Wir haben erstens beschlossen, dass wir die Gesetz-
gebungskompetenz für die Erbschaftsteuer auf die Län-
der übertragen wollen. Dazu ist eine Zweidrittelmehrheit
in beiden Häusern des Parlaments notwendig.

Zweitens ist ein Änderungsantrag abgelehnt worden,
in dem die Abschaffung der Erbschaftsteuer gefordert
wurde.

Drittens wird die FDP-Bundestagsfraktion in Anbe-
tracht der Gesetzgebungskompetenz des Bundes, die für
eine Reform der Erbschaftsteuer genutzt werden soll, ei-
gene Vorschläge zur Erbschaftsteuerreform vorlegen.
Dazu gehören viele Punkte. Sie haben schon einige an-
gesprochen. Dazu gehört aber auch das Thema, über das
wir heute schon gesprochen haben. – So viel zur Klar-
stellung, was die FDP möchte.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610507900

Herr Kollege, wollen Sie etwas erwidern?


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1610508000

Nein, ich verzichte.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610508100

Dann schließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen16/2087, 16/3423 und 16/5184 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe, das
ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlos-
sen.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 33 a bis 33 d
sowie die Zusatzpunkte 2 a bis 2 c auf:

33 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur
Änderung des Pflichtversicherungsgesetzes
und anderer versicherungsrechtlicher Vor-
schriften

– Drucksache 16/5551 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss

Z

(C (D Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung b)

Kotting-Uhl, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Deutsches Mobilfunk Forschungsprogramm
fortsetzen

– Drucksache 16/4762 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Patrick
Döring, Hans-Michael Goldmann, Horst Fried-
rich (Bayreuth), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Überregulierung in der Sport- und Freizeit-
schifffahrt verhindern

– Drucksache 16/5269 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Sportausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Tourismus

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Bodo
Ramelow, Ulla Jelpke, Hüseyin-Kenan Aydin,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Überwachung von Abgeordneten durch den
Verfassungsschutz beenden

– Drucksache 16/5455 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Rechtsausschuss

P2a)Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neure-
gelung des Rechts der Verbraucherinforma-
tion

– Drucksache 16/5723 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Mecht-
hild Dyckmans, Sabine Leutheusser-Schnarren-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
berger, Jörg van Essen, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der FDP

Verfahrensrechte in Strafverfahren in der Eu-
ropäischen Union

– Drucksache 16/5606 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Jens
Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ah-
rendt, Kerstin Andreae, Hüseyin-Kenan Aydin
und weiterer Abgeordneter

Ergänzung des Untersuchungsauftrages des
1. Untersuchungsausschusses

– Drucksache 16/5751 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist auch das so beschlossen.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 34 a bis o auf.
Dabei handelt es sich um Beschlussfassungen zu Vorla-
gen, zu denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 34 a:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten
Gesetzes zur Änderung des Rindfleischetiket-
tierungsgesetzes

– Drucksache 16/5338 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss)


– Drucksache 16/5739 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Marlies Volkmer
Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/5739, den Gesetzentwurf der
Bundesregierung auf Drucksache 16/5338 in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte nun diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
ratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenom-
men.

Wir kommen zur

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(C (D dritten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Geetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Dann ist der Gesetzntwurf auch in der dritten Beratung einstimmig angeommen. Tagesordnungspunkt 34 b: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ablösung des Abfallverbringungsgesetzes und zur Änderung weiterer Rechtsvorschriften – Drucksachen 16/5384, 16/5614 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Drucksache 16/5767– Berichterstattung: Abgeordnete Michael Brand Gerd Bollmann Horst Meierhofer Eva Bulling-Schröter Sylvia Kotting-Uhl Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktoricherheit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/5767, den Gesetzentwurf der Bundes egierung auf den Drucksachen 16/5384 und 16/5614 in er Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte nun diejeigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung ustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf n zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsraktionen und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei egenstimmen der FDP-Fraktion und Enthaltung der raktion Die Linke angenommen. Wir kommen zur dritten Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Geetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Geetzentwurf mit dem gleichen Stimmenverhältnis angeommen. Tagesordnungspunkt 34 c: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Internationalen Gesundheitsvorschriften – Drucksache 16/5387 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – Drucksache 16/5651 – Berichterstattung: Abgeordnete Elisabeth Scharfenberg Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5651, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/5387 anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der Fraktion der FDP und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke angenommen. Wir kommen zur dritten Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie in der zweiten Lesung angenommen. Tagesordnungspunkt 34 d: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Freihafens Bremen – Drucksache 16/5580 – Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 16/5750 – Berichterstattung: Abgeordneter Ortwin Runde Der Finanzausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5750, den Gesetzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/5580 anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zur dritten Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf auch in dritter Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 34 e: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung der Abgeordneten Patrick Döring, Horst Friedrich rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Schienenanbindung des Jade-Weser-Ports sicherstellen – Drucksachen 16/2091, 16/3670 – l d s E d m s t S t m t d g m d B (C (D Berichterstattung: Abgeordneter Enak Ferlemann Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 16/3670, den Antrag der Fraktion er FDP auf Drucksache 16/2091 abzulehnen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist damit mit en Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimen der Oppositionsfraktionen angenommen. Tagesordnungspunkte 34 f bis 34 o: Das sind die Bechlussempfehlungen des Petitionsausschusses. Tagesordnungspunkt 34 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 232 zu Petitionen – Drucksache 16/5637 – Wer stimmt dafür? – Ist jemand dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 232 ist damit mit den timmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 34 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 233 zu Petitionen – Drucksache 16/5638 – Wer stimmt dafür? – Ist jemand dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 233 ist mit den Stimen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 34 h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 234 zu Petitionen – Drucksache 16/5639 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 234 ist ebenfalls mit en Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 34 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 235 zu Petitionen – Drucksache 16/5640 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 235 ist damit mit den Stimen der Koalitionsfraktionen, der Fraktion der FDP und er Fraktion Die Linke bei Enthaltung der Fraktion ündnis 90/Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 34 j: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 236 zu Petitionen – Drucksache 16/5641 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 236 ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der FDP und der Fraktion Die Linke bei Gegenstimmen der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen angenommen. Tagesordnungspunkt 34 k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 237 zu Petitionen – Drucksache 16/5642 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 237 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der Fraktion der FDP und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 34 l: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 238 zu Petitionen – Drucksache 16/5643 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 238 ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der Fraktion Die Linke bei Gegenstimmen der Fraktion der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 34 m: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 239 zu Petitionen – Drucksache 16/5644 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 239 ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP bei Gegenstimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 34 n: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 240 zu Petitionen – Drucksache 16/5645 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 240 ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der Fraktion der FDP und der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 34 o: g d t n d B d e D d s c w J d S n v n d U m H j z g k z d d n b a (C (D Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 241 zu Petitionen – Drucksache 16/5646 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 241 ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposiionsfraktionen angenommen. Damit kommen wir zum Zusatzpunkt 3: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP Haltung der Bundesregierung zu den wirtschaftsund finanzpolitischen Vorstellungen von Bundeswirtschaftsminister Glos Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder dem Kollegen Rainer Brüderle für die FDP-Fraktion as Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der undeswirtschaftsminister hat mit seinem Papier „Golener Schnitt 2012“ die Zeichen der Zeit im Kern richtig rkannt. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1610508200

ie derzeitige gute wirtschaftliche Entwicklung erfor-
ert es, dass wir steuerliche Entlastungen und Haushalts-
anierungen vornehmen. Man muss es nur schneller ma-
hen.

Haushaltssanierung und steuerliche Entlastung – Stich-
ort Steuerreform – sind zwei Seiten einer Medaille.

etzt müssen auch die Arbeitnehmer und die Selbststän-
igen durch eine einfache, gerechte und niedrigere
teuer eine Entlastung erfahren. Sie dürfen nicht mit ei-
er Fata Morgana jenseits der nächsten Bundestagswahl
ertröstet werden. Jetzt muss man entsprechende Maß-
ahmen anpacken, weil die wirtschaftliche Entwicklung
ies jetzt hergibt.


(Beifall bei der FDP)


nser Goldener Schnitt ist, die eine Hälfte der Steuer-
ehreinnahmen zur Steuersenkung und die andere
älfte zur Haushaltssanierung zu verwenden, und zwar

etzt und nicht in ferner Zukunft.

Herr Glos hat recht: Die Sozialabgaben müssen redu-
iert werden. Aber die Große Koalition macht das Ge-
enteil. Sie müsste zur Entlastung bei den Lohnneben-
osten die sozialen Sicherungssysteme intelligenter,
ukunftsfähiger und effizienter organisieren. Aber genau
as tut sie nicht; sie erhöht nur die Beiträge. Man kann
aher nur mahnend feststellen: Die Regierung schafft es
och nicht einmal bei guter Konjunktur, eine Entlastung
ei den Lohnnebenkosten in nennenswertem Umfang
uf den Weg zu bringen.






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
Äußerste Vorsicht ist bei dem geboten, was Herr Glos
fordert, nämlich ein Programm für zusätzliche Ausga-
ben, quasi ein Investitionsprogramm. Wir haben kein
Ausgabenproblem; wir haben ein Strukturproblem auf
der Ausgabenseite. Die Schwerpunkte sind falsch ge-
setzt. Die Investitionen wurden zu wenig vorangebracht;
man geht nicht an die Subventionen und an den Kon-
sumsektor heran. Deshalb muss es auf der Ausgaben-
seite eine Umstrukturierung geben. Man sollte aber nicht
an eine Steigerung der Ausgaben denken. Hier liegt der
Bundeswirtschaftsminister falsch.


(Beifall bei der FDP)


Aber immerhin hat Minister Glos eine Zielmarke ge-
setzt. Es ist eine Art Selbstverpflichtung, die er öffent-
lich kundgetan hat. Daran wird man ihn noch messen
müssen. Bloße Ankündigungen helfen nicht weiter. Es
bedarf der konkreten Umsetzung. Man darf nicht bei
Handlungsanweisungen stehen bleiben, die erst in
30 Jahren gelten. Jetzt muss angepackt werden.

Herr Glos spricht in seinem Papier davon, dass ein
Tugendkreislauf eingeleitet werden soll. Für Tugend
kann es nie zu früh sein. Er soll ruhig schon einmal an-
fangen, in Tugend die Strukturen zu verändern, damit es
gibt, was wir brauchen, nämlich ein auf Dauer höheres
Wachstum und eine wirtschaftliche Dynamik, die lang-
fristig angelegt ist und unser Land voranbringt.

Herr Glos will mit seinem Konzept dem Kabinett eine
Art Keuschheitsgürtel gegen falsche politische Emp-
fängnis anlegen. Seine Kollegen verweigern sich aber
offenbar. Man hört, dass die Kanzlerin dagegen ist. Die
SPD betrachtet das Papier als Provokation, und die
CDU/CSU ist damit beschäftigt, ihre angebliche Verhin-
derung des Mindestlohns zu feiern, obwohl sie ihn durch
die Hintertür einführt. Sie sollten sich mit den Kernüber-
legungen von Herrn Glos, die – ich wiederhole es – rich-
tig sind, beschäftigen. Es muss aber mehr sein als eine
Medieninszenierung.


(Beifall bei der FDP)


Es muss eine Umsetzung erfolgen – und zwar jetzt –,
sonst wird aus seinem goldenen Schnitt schnell eine gol-
dene Ananas.

Die Überlegungen sind also richtig. Die Regierung
weigert sich aber, wirtschaftspolitischen Sachverstand
walten zu lassen.


(Lachen des Abg. Ortwin Runde [SPD])


Das ist leider so. Deshalb muss der Wirtschaftsminister
auf den Tisch hauen. Franken gelten als mutige Men-
schen. Ich wünsche ihm den Mut, nicht nur Papiere in
die Öffentlichkeit zu bringen, sondern sie auch umzuset-
zen. Gemessen werden Sie an den Taten.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Auch für Christdemokraten gilt: Diejenigen, die das
nicht schaffen, erreichen das Himmelsreich nicht.


(Beifall bei der FDP)


Herr Andres, Sie verstehen es anscheinend nicht; es
ist immer das Gleiche. Sie sollten einmal nachlesen, was

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(C (D hr Kollege Glos geschrieben hat. Das ist im Kern richig. Er muss es nun umsetzen. Wenn Sie ihn dabei untertützten, würden Sie etwas Vernünftiges tun. ann hätte ich großen Respekt vor Ihnen. Aber ich ürchte, Sie weigern sich wie immer, das Richtige zu tun. ch gebe die Hoffnung nicht auf: Irgendwann beugen uch Sie sich der Wahrheit. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Laurenz Meyer für ie CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Herr Kollege Brüderle, ich ann nachempfinden, dass das für Sie verdammt schwieig ist: Da kommt etwas auf den Tisch, was Sie eigentich ganz gut finden, und dann sollen Sie immer noch daan herumkritisieren. Es ist klar, dass Ihnen das chwerfällt. Sie sprachen vorhin von der goldenen Anaas. Ich habe den Eindruck, Sie haben vorhin extra in ine Zitrone gebissen, damit Sie überhaupt so ein Geicht hingekriegt haben. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sauer macht lustig!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610508300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1610508400

Worum geht es eigentlich wirklich bei dem, was hier
orliegt? Ich finde, es ist gut, dass wir uns vor dem Hin-
ergrund der Vorschläge von Michael Glos einmal
rundsätzlich und, wie ich hoffe, nicht nur heute, son-
ern über längere Zeit mit der Frage beschäftigen: Wie
önnen wir das, was wir angefangen haben, was Teil der
oalitionsvereinbarung und Teil der Genshagener Be-

chlüsse ist, verstetigen und dafür Sorge tragen, dass die
ntwicklung, die sich im Wachstum der Volkswirtschaft,
uf dem Arbeitsmarkt und bei den öffentlichen Finanzen
eigt, fortsetzt und nicht eine konjunkturell bedingte
pisode bleibt?

Herr Brüderle, ich bitte Sie, an der Stelle ganz ernst-
aft nachzudenken; das meine ich keinesfalls polemisch.
ir müssen darüber nachdenken, wann zusätzliche
aßnahmen greifen müssen. Für welche Zeitpunkte
üssen wir Überlegungen anstellen? Genau darum geht

s. Wir haben jetzt eine gute wirtschaftliche Entwick-
ung. In Genshagen ist übrigens beschlossen worden, mit
ffentlichen Investitionsprogrammen Forschung und
ntwicklung zu fördern. Darauf möchte ich Sie auf-
erksam machen. An anderer Stelle begrüßen Sie das,

nd hier kritisieren Sie es. Sie haben das Papier von Mi-
hael Glos doch sicher gelesen; das unterstelle ich zu-
indest.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Natürlich!)







(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Darin schlägt er eine Ausgabensteigerung von 0,1 Pro-
zent vor. Wenn wir 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
für den Bereich Forschung und Entwicklung ausgeben
wollen, dann ist das nur möglich, wenn wir ein kontinu-
ierliches Wirtschaftswachstum und steigende Steuerein-
nahmen verzeichnen können. Darauf ist die Aussage
ausdrücklich bezogen. Wenn die Einnahmen steigen,
dann können auch die Ausgaben steigen, wenn wir nicht
unglaubwürdig werden wollen. Es ist übrigens eine Rie-
senaufgabe für unsere Haushälter hier im Bundestag, da-
ran mitzuwirken und diese Erwartungen zu erfüllen. Wir
sind sehr dafür, dass die entsprechenden Vorgaben einge-
halten werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Michael Glos schlägt vor, den Prozess zu verstetigen.
Wir müssen zusätzliche Entlastungen bei den Beiträgen
zur Sozialversicherung erreichen. Wir haben immer den
Zusammenhang zwischen sinkender Arbeitslosigkeit,
mehr Beschäftigung, Mehreinnahmen in den sozialen
Sicherungssystemen und Steuermehreinnahmen betont.
Es zeigt sich, dass der Vorrang für Arbeit, den wir immer
wieder gepredigt haben und der immer wieder von ver-
schiedenen Leuten infrage gestellt wurde, der entschei-
dende Faktor schlechthin ist. Die beste Sozialpolitik be-
steht darin, die Menschen in Arbeit zu bringen, und die
beste Finanzpolitik ist das darüber hinaus auch noch.
Das gilt es zu beachten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir sollten über eines grundsätzlich in diesem Haus
über die Parteigrenzen hinweg weiter diskutieren. Mi-
chael Glos sagt, dass wir in den Jahren ab 2010 Steuer-
senkungen vornehmen und den Menschen zurückgeben
müssen, was ihnen insbesondere durch die Inflation ge-
nommen wird. Ich bin im Prinzip dafür, dass man eine
Anpassungsklausel in unser Steuerrecht einführt.


(Ortwin Runde [SPD]: Indexierung!)


– Ich bin dafür, dass wir über eine Indexierung reden,


(Beifall bei der FDP)


weil in unserem System inflationsbedingt dauerhafte
Steuererhöhungen angelegt sind. Das ist eine Sache, die
wir nicht für gut halten können, wenn wir den Leuten
nicht ständig mehr Steuern abverlangen wollen. Das ist
völlig klar.

Ich glaube, dass wir in diesem Parlament über einen
Punkt einmal grundsätzlich reden sollten, nämlich über
die richtige Reihenfolge. Ich persönlich bin dafür, dass
wir zunächst darüber sprechen, die versicherungsfrem-
den Leistungen nicht mehr über die Sozialversicherungs-
systeme, sondern über Steuern zu finanzieren.


(Ulrike Flach [FDP]: Davon redet Glos nicht!)


– Natürlich. Diese Frage wird im dem Glos-Papier im-
plizit behandelt. Es ist die Rede davon, dass man die So-
zialabgaben senken will. –


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber doch nicht durch Umfinanzierung!)


Ich glaube, dass das die richtige Reihenfolge wäre.

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(C (D Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen en Beiträgen zu den sozialen Sicherungssystemen und em Wirtschaftswachstum. Wir sind auf dem richtigen eg: Wachstum, mehr Beschäftigung, mehr öffentliche usgaben in den Bereichen Forschung und Entwicklung dort werden die Weichen für die Zukunft gestellt – und eitere Reformen. Dadurch haben wir einen Prozess in ang gesetzt, den wir über diese Wahlperiode hinaus erstetigen müssen, wenn wir für unsere Bevölkerung as Beste erreichen wollen. Das hat Michael Glos vorgeragen, nicht mehr und nicht weniger. Das ist aus meiner icht völlig unstrittig. Wir sollten uns alle mit den Einelheiten beschäftigen, wenn wir uns für die Menschen ieses Landes einsetzen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eisiges Schweigen bei der SPD!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610508500

Nun hat der Kollege Dr. Herbert Schui für die Frak-

ion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610508600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebha-

er politischer Lyrik kommen bei Minister Glos’ Papier
Goldener Schnitt 2012“ auf ihre Kosten. Bis 2012 wol-
en Sie mit einem imaginären Koalitionspartner einen
Tugendzirkel“ in Gang setzen; Staat und Wirtschaft be-
änden sich schon jetzt in einem „Tugendkreislauf“.

Denken wir dagegen ganz traditionell weiter in Wirt-
chafts- und nicht in Tugendkreisläufen, dann kommen
ir zu folgenden Schlüssen: Die Konjunkturzyklen in
eutschland haben eine Länge von sieben bis zehn Jah-

en. Der letzte Zyklus von 1993 bis 2003 war außerge-
öhnlich lang. Was wird geschehen, wenn der nächste
iefpunkt schon 2010 eintritt, der Abschwung also be-
eits im Herbst 2008 einsetzt?

Loslegen wollen Sie im kommenden Jahr mit einer
erringerung des Staatsanteils am Bruttoinlandsprodukt.
elche tugendsame Koalition soll das beschließen? Die

taatsausgaben für die Infrastruktur, also die öffentli-
hen Investitionen, und für die Berufsausbildung sollen
rotz der Senkung dieses Anteils steigen. Folglich müs-
en die Ausgaben für den öffentlichen Dienst und für So-
iales allgemein erheblich gekürzt werden. „Entlastun-
en, z. B. im Bereich der sozialen Vorsorge“ sind in
hrem Papier „Goldener Schnitt 2012“ ausdrücklich vor-
esehen. Es stellt sich die Frage, ob das familien- und
inderpolitische Programm von Frau von der Leyen un-
eschoren bleibt.

Ein Investitionsprogramm legen Sie bei dieser Gele-
enheit allerdings nicht vor. Sie planen vielmehr eine in
eder Beziehung unsoziale Haushaltskonsolidierung.


(Beifall bei der LINKEN)


ie wird die Armen ärmer machen und die Hilfsbedürfti-
en noch weniger versorgen.






(A) )



(B) )


Dr. Herbert Schui
Diese Methode der Haushaltskonsolidierung wird das
Wirtschaftswachstum abbremsen – das ist der entschei-
dende Punkt –; denn wenn Sie die Staatsausgaben im
Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt absenken, dann
fehlt es an gesamtwirtschaftlicher Nachfrage. Damit ar-
beitet Ihre Politik darauf hin, dass der Konjunkturab-
schwung tatsächlich schon nach sieben Jahren einsetzt,
also im Herbst 2008. Die Arbeitslosigkeit nimmt dann
wieder zu. Wollen Sie in dieser Lage tatsächlich die Bei-
träge zur Arbeitslosenversicherung absenken?


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ja!)


Schließlich sind mehr Arbeitslose zu versorgen. Werden
Sie dann das Arbeitslosengeld absenken? Ich traue Ihnen
das zu.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn?)


Die Frage ist nur, ob Ihr Koalitionspartner das mitmacht,
weil er sich an schlechte Umfrageergebnisse vielleicht
bereits restlos gewöhnt hat, weil ihn also im Grunde ge-
nommen nichts mehr erschüttern kann.

Im Jahr 2009 wollen Sie die Sozialabgaben um
1,75 Prozentpunkte senken. Das bedeutet: Wer im Monat
brutto 3 500 Euro verdient, der hat dann monatlich netto
rund 30 Euro mehr. Wird er aber arbeitslos oder geht er
in Rente, dann hat er weniger, weil die Sozialkassen
eben kein Geld haben.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Die Rede müssen Sie selber noch mal nachlesen! Das gibt es ja nicht!)


– Ich habe von „eindreiviertel Prozent“ gelesen. Aber
kleiden Sie das bitte in eine Frage, damit mir die Rede-
zeit nicht flöten geht! –


(Beifall bei der LINKEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein, wir sind in der Aktuellen Stunde!)


Wer aber Unternehmer ist und 100 Leute beschäftigt,
spart jeden Monat 3 000 Euro Sozialabgaben. Ihre Rech-
nung ist jetzt, dass die Beschäftigten sich für 30 Euro im
Monat dafür einsetzen, dass ein Unternehmer mit
100 Leuten eine Entlastung von 3 000 Euro im Monat
erfährt. – Ich hoffe sehr, dass sich da niemand einseifen
lässt.

Überhaupt – letzter Punkt – haben Sie eine wirklich
merkwürdige Theorie. Sie schreiben:

Günstige Steuern schaffen Arbeitsanreize – gerade
für die Fach- und Führungskräfte und die mittel-
ständische Wirtschaft, die im Kern die wirtschaftli-
che Dynamik mitverantworten.

Damit behaupten Sie, Fach- und Führungskräfte sowie
die mittelständischen Unternehmer hätten bei geringem
Einkommen weniger Anreiz, zu arbeiten. Und umge-
kehrt: Viele Leute verdienen 3 Euro in der Stunde oder
– allgemein gesagt – viel weniger als den von uns, von
der Linken, geforderten gesetzlichen Mindestlohn. Da
behaupten Sie offenbar, dass ein geringer Lohn den Ar-

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(C (D eitsanreiz nicht senkt; sonst würden Sie den gesetzlihen Mindestlohn ja befürworten. Weiter: Wenn wegen Hartz IV vor allem die vormalien Bezieher von Arbeitslosenhilfe auf halbe Rationen esetzt werden, dann nennen Sie das „Anreizverbesseungen am Arbeitsmarkt“. Damit behaupten Sie: Die Areitsbereitschaft der einen Gruppe nimmt bei höherem inkommen offenbar zu, die Arbeitsbereitschaft der aneren nimmt bei höherem Einkommen ab. Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit. Ich bin sofort am Schluss. – Worin sehen Sie den rund für diesen fundamentalen Unterschied zwischen en beiden Gruppen? Welche sozialwissenschaftliche heorie haben Sie dafür? (Beifall bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Gar keine!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610508700
Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610508800

ch bin sicher: Wenn Sie bei den Geistes- und Sozialwis-
enschaften weiter kürzen, dann werden Sie erreichen,
ass nur noch Ihre Theorie vorkommt.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das war eine schöne Vorlesung!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610508900

Nun hat das Wort der Kollege Dr. Rainer Wend für

ie SPD-Fraktion.


Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1610509000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Herr Staatssekretär Schauerte, ich weiß nicht, ob
ie oder Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon
en Mut hatten, dem Bundeswirtschaftsminister die öf-
entlichen Reaktionen auf sein Papier vorzulegen.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Na, na, na!)


Vielleicht beginnen wir mit den positiven Äußerun-
en. Positiv haben sich die FDP und namentlich der Kol-
ege Brüderle geäußert. Herr Brüderle hat heute noch
inmal gesagt: Das Papier ist in den Kernüberlegungen
ichtig; das bewegt sich in eine vernünftige Richtung.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr konstruktiv!)


arallel dazu hat Die Linke durch Gesine Lötzsch er-
lärt: Glos nimmt Kurs auf Die Linke.


(Heiterkeit bei der SPD)


s ist richtig, dass der Wirtschaftsminister ein Investi-
ionsprogramm fordert. Die Bundesrepublik ist im inter-
ationalen Vergleich im Rückstand damit. Der Bundes-
inister übernimmt damit eine alte Forderung der
inken. – Oder: Es ist gut, dass der Wirtschaftsminister






(A) )


)

Dr. Rainer Wend
vor allem die unteren Einkommensgruppen entlasten
will. Auch das ist eine alte Forderung der Linken.


(Ulrike Flach [FDP]: Ja, er schillert!)


Herr Staatssekretär, ich glaube, der Bundeswirt-
schaftsminister muss sich Gedanken machen, wenn ein
Papier gleichzeitig von der FDP und von der Linkspartei
gelobt wird. Dafür kann es nur zwei Erklärungen geben.
Die eine Erklärung ist: Eine der beiden Fraktionen hat es
verpasst, die inhaltliche Tiefe dieses Papiers richtig zu
erfassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die andere Erklärung ist: Das Papier enthält so viele
Pirouetten, dass es für viele politische Meinungsträger in
diesem Saal möglich ist, es zu unterstützen. – Ich will
einmal offenlassen, welche Erklärung zutrifft.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Oder es ist einfach gut!)


So viel zu den Befürwortern.

Jetzt zu den Gegnern. Ich habe gelesen, gestern
Abend habe Merkel in der Koalitionsrunde unmissver-
ständlich klargemacht, was sie von Glos’ Wachstums-
konzept halte: Nichts. – Das ist, finde ich, unfair, Herr
Staatssekretär. Dem, der von Tugendzirkel spricht, der
vom Goldenen Schnitt spricht, kann man doch nicht sa-
gen, dass man von einem solchen Papier gar nichts hält.

Deshalb würde ich dem Bundeswirtschaftsminister
gerne ein bisschen entgegenkommen, nachdem ich drei
ideologische Punkte aufgegriffen habe, die ich nicht
teile.

Erster Punkt. Der Bundeswirtschaftsminister erklärt,
die Erfolge, die wir gegenwärtig bei der Wirtschafts-
politik zu verzeichnen haben, seien ausschließlich auf
angebotspolitische Maßnahmen zurückzuführen. Das
überrascht mich. Wir haben damals in den Koalitions-
verhandlungen – ich war ja dabei – auf Drängen von
SPD und CSU ein 25-Milliarden-Euro-Programm für In-
vestitionen in die Koalitionsvereinbarung aufgenom-
men, unter anderem für Häusersanierung, was im Hand-
werk viele Arbeitsplätze geschaffen hat. Das als eine
angebotspolitische Maßnahme zu bezeichnen, wäre ja
wohl gänzlich absurd. Das ist ein klassisches Beispiel
für eine nachfragepolitische Maßnahme.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben es doch angeboten!)


Wenn wir uns von ideologischer Argumentation wegbe-
wegen, stellen wir fest: Die Erfolge, die wir zurzeit zu
verzeichnen haben, resultieren, soweit sie überhaupt auf
politische Maßnahmen zurückzuführen sind, aus einer
Kombination von Angebots- und Nachfragepolitik. Da-
bei sollten wir bleiben und nicht wieder alte ideologische
Gräben ausheben.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Zweiter Punkt: Staatsquote. Der Bundeswirtschafts-
minister fordert wieder einmal, wir müssten die Staats-

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(C (D uote weiter reduzieren. Ich will nur darauf hinweisen, ass wir im Vergleich aller EU-Länder inzwischen an ünftletzter Stelle bei der Staatsquote liegen, also bereits rfolge im Sinne des Wirtschaftsministers erzielt haben. s stellt sich aber die Frage, ob es wirklich einen autoatischen Zusammenhang zwischen der Höhe der taatsquote und der Höhe des Wirtschaftswachstums ibt. So gibt es durchaus Länder mit einer hohen Staatsuote und einem hohen Wirtschaftswachstum wie auch änder mit niedriger Staatsquote und niedrigem Wirtchaftswachstum. Die Höhe der Staatsquote zu einem rstrangigen Faktor bei der Wirtschaftspolitik zu mahen, halten wir Sozialdemokraten nach wie vor für verehlt. Dritter Punkt: Steuern und Abgaben. Ja, wer wünscht ich nicht niedrigere? Senkungen werden sicherheitshaler erst für die nächste Legislaturperiode angekündigt. ber hier ist doch eine Schwerpunktsetzung gefragt, eine Damen und Herren: Was wollen wir in erster Li ie? Wir Sozialdemokraten wollen in erster Linie zwei inge: Das Erste ist Haushaltskonsolidierung. Was für ein rfolg der Großen Koalition wäre es, wenn wir am Ende ieser Legislaturperiode sagen könnten, wir müssen keien einzigen Euro für neue Schulden mehr aufnehmen; nser Staatshaushalt ist ausgeglichen. Das wäre ein groer wirtschaftspolitischer Erfolg, der bei uns hohen Vorang genießt. (Beifall bei der SPD – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das steht im Papier von Glos drin!)


Das Zweite ist die Stärkung von Zukunftsinvestitio-
en. Hier greift, wie ich finde, Herr Glos etwas Richtiges
uf. Wir stehen in der EU an drittletzter Stelle in Bezug
uf die Ausgaben für Bildung im Vergleich zum Brutto-
nlandsprodukt und an vorletzter Stelle in Bezug auf die
nvestitionen.

Deswegen sagen wir: Lasst uns, bevor wir den Bürge-
innen und Bürgern für die nächste Legislaturperiode
ieder viel versprechen, erst einmal den Haushalt kon-

olidieren und die Gelder, die uns dann noch als Spiel-
aum bleiben, für Zukunftsinvestitionen ausgeben. Das
st eine vernünftige Politik. Wenn der Bundeswirt-
chaftsminister das vorher mit uns besprochen hätte, hät-
en wir ihm das auch erklärt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610509100

Ich erteile das Wort Kollegin Kerstin Andreae, Frak-

ion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610509200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Wend, Sie haben gesagt, der Bundeswirt-
chaftsminister müsse sich Gedanken machen, wenn so-
ohl die FDP als auch Die Linke sein Konzept loben.

ch glaube eher, der Bundeswirtschaftsminister muss

(B)







(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
sich Gedanken machen, wenn der Koalitionspartner in
einer derartigen Art und Weise, unter anderem mit den
Worten „gänzlich absurd“, einen Vorschlag aus dem
Wirtschaftsministerium kommentiert und beurteilt.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: So weit würde ich nicht gehen!)


Das lässt wirklich tief blicken, was den Zustand der Gro-
ßen Koalition angeht. Ich befürchte, dass da noch einiges
auf uns zukommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Tatsächlich finden auch wir es erstaunlich, was aus
dem Hause Glos kommt. Wenn man die letzten andert-
halb Jahre überblickt, erstaunt man noch mehr über die
Ankündigungen und Vorschläge, mit denen der Minister
Glos immer wieder losgezogen ist, die er aber letztlich
nicht durchsetzen konnte. Was, bitte, ist in den letzten
anderthalb Jahren tatsächlich aus dem Wirtschaftsminis-
terium gekommen und wurde umgesetzt? Es wurde der
Vorschlag gemacht, die Einkommensteuer zu senken;
tatsächlich ist die Mehrwertsteuer erhöht worden. Es
wurde klar gesagt, das Wirtschaftsministerium stehe zur
Abschaffung des Briefmonopols; es steht nicht dazu. Es
wurde versucht, sich gegen Tiefensee beim Börsengang
der Bahn zu stellen. Das funktionierte nicht. Es wurde
die Mittelstandslücke bei der Unternehmensteuerreform
angesprochen. Wir haben sie genau so umgesetzt. Im
Bereich der Abgeltungsteuer sind Änderungen vorge-
schlagen worden. Sie sind nicht durchgesetzt worden.
Wir müssen konstatieren, dass die Vorschläge aus dem
Wirtschaftministerium – manche sind gut, manche sind
nicht gut – nicht durchsetzungsfähig sind, dass die
Koalition dem Wirtschaftsminister Glos keine Rücken-
deckung gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Das ist so was von falsch!)


Einige Punkte aus dem Programm unterstützen wir ja.
Es ist richtig, die Defizite abzubauen. Aber fangen Sie
beim Bundeshaushalt an. Unter den jetzigen Bedingun-
gen könnten Sie den Bundeshaushalt bis zum Jahr 2009
ausgleichen. Aber was erleben wir? – Wir erleben den
absurden Zusammenhang von Ankündigung, Anspruch
und Wirklichkeit. Jedes Ressort des Kabinetts hat tolle
Vorschläge für weitere Ausgaben. Fangen Sie beim Bun-
deshaushalt an. Den können Sie bis 2009 ausgleichen.
Das wäre ein realistisches Ziel. Die gesamtstaatliche Be-
trachtung ist richtig, aber der Bundeshaushalt ist der ei-
gentliche Defizittreiber. Fangen Sie hier an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Punkt, den Sie in dem Konzept vorschla-
gen, bezieht sich auf die Belastung durch Steuern und
Abgaben. Die Mehrwertsteuer habe ich bereits ange-
sprochen. Es ist immer gut, zu sagen, man wolle die
Steuern senken. Das kommt gut an und freut die Leute.
De facto haben Sie mit der Mehrwertsteuererhöhung
eine der größten Steuererhöhungen auf den Weg ge-
bracht. Sie kündigen immer wieder Steuersenkungen an
und machen das Gegenteil. Sie kündigen Abgabensen-

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(C (D ungen an und machen das Gegenteil. Ich bin nicht der einung, dass im Augenblick die Zeit für Steuersenkun en ist. Verstehen Sie mich da nicht falsch. Dieser Meiung bin ich nicht. Ich will nur darauf hinweisen, dass auf der einen Seite ngekündigt und auf der anderen Seite etwas ganz andees gemacht wird. Wir glauben, Konsolidierung und Inestitionen sind der richtige Weg. Deswegen möchte ich uf diesen dritten Punkt zu sprechen kommen: Sie sagen, ie wollen den Anteil öffentlicher Investitionen erhöhen, nd wollen Prioritäten setzen. Das ist ein bisschen verchwiemelt, das heißt, Sie wollen nicht nur in Beton, ondern auch in Bildung und berufliche Förderung inestieren. Wir erkennen immer wieder, dass Sie sehr viel ehr in den Bereich des Straßenbaus und der Infrastruk ur investieren, anstatt wirklich in Bildung und Forchung zu investieren. Dies fänden wir richtig. Investieen Sie in Bildung und Forschung. Hier sind wir weit inten dran. Hier müssen wir die Prioritäten setzen. Wir üssen unseren Standort als Wissensökonomie aus auen. Das ist unser Kapital, unsere Ressource. Mit lick auf den Fachkräftemangel, der auf uns zukommt, st es ganz wichtig, dass wir in Bildung und Forschung nvestieren. Die 70 Milliarden Euro, die Sie in dem Programm anprechen, sind eine Luftbuchung, das sind ungedeckte checks. Ich finde es sehr erstaunlich, dass Sie bis zum ahre 2012 eine Wachstumsrate von 3 Prozent anlegen. as lässt zunächst einmal jegliche ökonomische, kon unkturelle Grundvoraussetzung außer Acht. Über dieen langen Zeitraum können Sie überhaupt nicht kalkuieren, was die Wachstumsrate angeht. Das funktioniert icht. Wenn wir als Rot-Grün das gemacht hätten, wenn ir es gewagt hätten, über einen solchen Zeitraum in ieser Größenordnung Wachstumsraten anzusetzen, ann hätte ich Ihre Rede hören wollen. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Bei Ihnen waren die kurzfristigen Zahlen schon falsch!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe bereits erwähnt, dass Sie keine Rückende-
kung haben. Wir haben gerade vom Kollegen Wend ge-
childert bekommen, dass die SPD nicht dahintersteht.
leichlautende Meldungen gab es ja heute auch von der
anzlerin und vom Finanzministerium.

Lassen Sie mich noch auf einen Punkt eingehen, der
das verblüfft mich – immer wieder fehlt: Wenn man
eute Wirtschaftspolitik bespricht, sich Gedanken da-
über macht, wie die wirtschaftliche Entwicklung eines
andes vonstatten gehen soll, dann muss man zwingend
ie Ökologie mit berücksichtigen. Mich erstaunt es im-
er wieder, dass Sie ein Programm bis zum Jahr 2012

uflegen, eine Perspektive aufzeigen, sich aber keine
edanken darüber machen, was es eigentlich heißt, jähr-

ich ein dreiprozentiges Wachstum zugrunde zu legen.
as ist der Preis, der für dieses Wachstum gezahlt wird?
ie kommen wir hin zu einem ressourcenschonenden
irtschaften? Wie kommen wir hin zu einer vom
achstum unabhängigeren Wirtschaft, damit wir nicht

n die Knie gehen, wenn es einmal nicht so gut läuft?






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
Wie schaffen wir es, von endlichen Ressourcen unab-
hängiger zu werden? Wie bekommen wir die Ener-
giewende hin? Wir sagen: Eine gesunde ökonomische
Entwicklung schaffen Sie nur mit einer gesunden ökolo-
gischen Entwicklung. Jedes Wirtschaftsprogramm, das
heute geschrieben wird, muss die Ökologie mit berück-
sichtigen, denn sonst greift es zu kurz und sonst nehmen
Sie die wichtigen notwendigen Herausforderungen, vor
denen wir stehen, nicht mehr an.

Deswegen können wir, was dieses Programm aus dem
Hause Glos angeht, nur sagen: Es ist eine Ankündigung,
es ist nicht seriös gerechnet, und vor allem lässt es den
entscheidenden Punkt der Ökologie außer Acht.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610509300

Ich erteile das Wort Kollegen Alexander Dobrindt,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Rainer Wend [SPD]: Schmeiß dich richtig in die Bresche!)



Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1610509400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Andreae, Sie
wollten hier darstellen, dass es keine Rückendeckung für
Michael Glos gibt. Falscher kann man die Situation ei-
gentlich nicht einschätzen, als Sie das gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deutschland ist Gipfelstürmer beim wirtschaftlichen
Wachstum, und Michel Glos ist der Bergführer des Auf-
schwungs; das muss man hier festhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Damit nicht genug: Mit dem Programm, das er vorge-
legt hat – konsolidieren, investieren und die Bürger ent-
lasten –, ist für alle deutlich geworden – das zeigen auch
die Reaktionen der Menschen vor Ort –, dass Michel
Glos der wirtschaftliche und finanzpolitische Vordenker
dieser Bundesregierung ist. Auch das muss man festhal-
ten.

Lieber Kollege Wend, ich muss hier auch auf Sie ein-
gehen. Wir sind ja zurzeit in einer gemeinsamen Koali-
tion.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man glaubt es nicht!)


Der Kollege Poß hat in den Medien verkünden lassen,
dass es sich hier unter Umständen um eine „Provokation
des sozialdemokratischen Regierungspartners“ handeln
könnte. Ich kann Ihnen nur sagen: Wenn Sie sich jetzt
schon von guten Ideen provozieren lassen, dann wird es
in den nächsten Wochen vielleicht noch schwer für Sie,
denn Sie müssen mit weiteren guten Ideen aus der Union
rechnen. Aber wir werden damit zurechtkommen. Ihr
Kollege hat auch gesagt: „warme Worte, falsche Ver-
sprechungen und ungedeckte Schecks“. Ich bin heute

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(C (D nädig mit Ihnen, weil wir in einer gemeinsamen Koaliion sind. Aber wer sieben Jahre Rot-Grün erlebt hat, eiß, was ungedeckte Schecks, warme Worte und fal che Versprechungen sind. Herr Brüderle, der Grund für eine Aktuelle Stunde ber dieses Thema erschließt sich mir auch nach Ihrer ede ehrlich gesagt noch nicht ganz. Sie haben den irtschaftsminister mehr gelobt als kritisiert. Vielleicht ar es ein kleiner Versuch einer Bewerbungsrede als arlamentarischer Staatssekretär bei Minister Glos; (Zurufe von der FDP: Oh! – Otto Fricke [FDP]: Jeder blamiert sich selbst, so gut er kann!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ber ich bin mir nicht ganz sicher. In früheren Aussagen
ezüglich unserer Politik, gerade nach Genshagen, ha-
en Sie deutlich gemacht, dass wir die Konjunktur
bwürgen und das kleine Pflänzchen Wachstum nieder-
reten würden und dass sich bei unserem Wirtschaftspro-
ramm nichts mehr entwickeln würde. Die Geschichte
at gezeigt, dass Sie da vollkommen falsch gelegen ha-
en. Das Investitionsprogramm der Bundesregierung,
ie Mittelstandsförderung und auch die Reduzierung der
ohnnebenkosten


(Otto Fricke [FDP]: Alles mit dem Glos! – Rainer Brüderle [FDP]: Alles mit dem Bergführer!)


ind für den Aufschwung, den die Menschen in Deutsch-
and heute erleben, zum großen Teil verantwortlich. Das
st das, was Wirtschaftsminister Glos in der Bundes-
egierung durchgesetzt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auf dieser Basis will der Wirtschaftsminister weiter-
rbeiten. Konsolidieren, investieren und entlasten


(Otto Fricke [FDP]: Reformieren!)


eißt natürlich auch, die Probleme in der jetzigen Zeit zu
ösen, statt sie auf die Zukunft und die nächste Genera-
ion zu verschieben. Das ist ein entscheidender Punkt,
en man sich merken muss. Die Menschen haben früher
mmer gern gesagt: Ich will, dass es meinen Kindern ein-
al besser geht. – Der Leitgedanke des Papiers von
ichel Glos ist, dass wir die bestehenden Probleme

eute angehen und lösen, statt sie auf die Zukunft zu ver-
chieben. Es ist notwendig, sie in der Gegenwart zu lö-
en, damit wir eine bessere Zukunft für die Generation
nserer Kinder erwirtschaften können.

Dafür stehen die Vorschläge von Michel Glos: öffent-
iche Verschuldung abbauen, Steuern und Abgaben dau-
rhaft senken und öffentliche Investitionen erhöhen. Ich
ann nicht verstehen, wenn Kolleginnen und Kollegen
agen, das sei aber beim aktuellen Regierungshandeln
icht festzustellen. Wir sind dabei, die Verschuldung ab-
ubauen; das ist hier deutlich dargestellt worden. Diesen
eg werden wir konsequent weitergehen. Das hat
ichel Glos eingefordert.


(Ulrike Flach [FDP]: Aha!)







(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt
Wir sind dabei, die Lohnnebenkosten zu senken. Wir
haben dies bei der Arbeitslosenversicherung bewiesen.
Wir haben sehr deutlich klargemacht, welche Wirkungen
das auf das Wirtschaftswachstum und auf die Beschäfti-
gung hat. Diesen Weg wollen wir weiter beschreiten.

In allen Beschlüssen, die zurzeit getroffen werden,
steht deutlich: Öffentliche Investitionen werden er-
höht. – Auch Michel Glos fordert das weiterhin ein. Des-
wegen ist sein Programm ein echtes Zukunftsprogramm.
Deswegen ist es ein Programm, das über die jetzige
Wahlperiode hinausreicht. Deswegen ist es ein Pro-
gramm, das die Wählerinnen und Wähler bestätigen
werden.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Es ist ein Manifest!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610509500

Ich erteile das Wort Kollegin Ulrike Flach, FDP-Frak-

tion.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1610509600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Dobrindt, es wäre ja schön, wenn Herr Glos als
Bergführer die Verschuldung abbauen würde. Nur, diese
Regierung kann froh sein, wenn sie überhaupt die Neu-
verschuldung in den Griff bekommt; das ist doch der
Punkt. Sie machen den Bürgern vor, Sie würden an die
Verschuldung herangehen und sie nach unten drücken.
In Wirklichkeit kämpfen Sie aber jeden Tag gegen die
verschiedenen Ansprüche der Minister – diese sind übri-
gens Ihre eigenen – und müssen dafür sorgen, dass die
Neuverschuldung, das, was neu aufgenommen wird,
endlich auf null zurückgefahren wird. So stelle ich mir
einen Bergführer nicht vor – und offensichtlich auch die
gesamte Regierung nicht, wenn ich die Resonanz dazu
so höre.


(Beifall bei der FDP – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Grundlegend falsch!)


Wenn es ein Wort gibt, welches auf Herrn Glos besser
zutrifft als die Bezeichnung „Bergführer“, dann ist es das
Stichwort „Beständigkeit“. Er hat in den letzten Mona-
ten – da stimme ich Ihnen, Frau Andreae, völlig zu – in
dieser Koalition immer wieder als Brandbombenwerfer
gewirkt.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


– Das hat jetzt einen großen Erfolg bei Ihnen hervorge-
rufen – das freut mich –, führt aber nicht so richtig zum
Ziel. – Diesmal ist es ein 70-Milliarden-Programm mit
kräftigen Investitionsspritzen und einem eleganten
Schwung von der qualitativen Haushaltssanierung, Herr
Staatssekretär Diller, die Herr Steinbrück uns immer vor-
trägt, zur reinen Ausnutzung der derzeit guten Konjunk-
tur und nichts anderes. Es geht hier nicht um einen quali-
tativen Schritt, den ich von einem Wirtschaftsminister
erwarten würde, sondern darum, dass Sie etwas ausnut-
zen, was Ihnen sozusagen von selbst in die Kassen fließt.

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(C (D (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dass die Kanzlerin das für unvereinbar mit den Etat-
länen für 2008 und der Finanzplanung bis 2011 hält, ist
un wirklich nicht verwunderlich. Unsere Priorität – das
aben wir Liberale in den letzten Monaten immer wieder
largemacht – muss in der qualitativen Sanierung liegen.
erade dann, wenn es uns gut geht, gerade dann, wenn
ie Konjunktur sprudelt, müssen wir dafür sorgen, dass
er Haushalt endlich ins Reine kommt. Denn wann sonst
ollen Sie dies tun? Das ist doch genau der Punkt. Der
los’sche Tugendkreislauf – boomende Wirtschaft, stei-
ende Steuereinnahmen, sinkende Schulden und damit
achsende Gestaltungsspielräume – entbehrt vor diesem
intergrund, in der derzeitigen Konstellation, jeglicher
ealität.


(Beifall bei der FDP)


aushalt sanieren, Lohn- und Einkommensteuer senken
nd oben drauf mehr investieren, das ist in dieser politi-
chen Konstellation nicht machbar. Das wäre übrigens
uch mit uns nicht machbar, lieber Herr Schauerte. Ich
ann Herrn Müntefering eigentlich nur zustimmen, der
n diesem Zusammenhang von einem sehr theoretischen
mpuls gesprochen hat. Ich bin einmal gespannt, wie er
as in den nächsten Koalitionsgesprächen umsetzt.

3 Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung
uszugeben, hat Herr Glos vorgeschlagen. Bei dieser
onjunktur sind das bis 2010 75 Milliarden Euro; denn
ir haben ja eine nach oben gehende Konjunktur. Vor

in paar Jahren waren es noch deutlich weniger. Das ist
aushalterisch – das muss man an dieser Stelle sagen –
bsolut illusorisch und hat mit dem schönen Goldenen
chnitt absolut nichts zu tun. Herr Steinbrück, auf den

ch mich an dieser Stelle beziehen möchte, hat das sehr
ichtig als kein aktuelles Regierungshandeln bezeichnet.


(Otto Fricke [FDP]: Hört! Hört! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aha!)


Wenn Sie denn schon etwas Gutes tun wollen, meine
amen und Herren von der CDU/CSU, dann bleiben Sie
och bei seinen ursprünglichen Vorschlägen. Er hat ja
inmal ganz gut angefangen: erst den Haushalt sanieren
nd dann die Bürger entlasten; das hat auch Rainer Brü-
erle eben vorgetragen. Jetzt macht er einen schönen
prung, greift den Bürgern in die Tasche und meint, er
üsse ihnen noch etwas schenken. Lassen Sie den Leu-

en doch das Geld! Dann boomt auch die Wirtschaft. Das
ar bisher eigentlich immer die Politik der CDU/CSU.


(Beifall bei der FDP)


s ist für mich etwas neu, dass wir an dieser Stelle von
er SPD hören müssen, wie man solider mit Steuergel-
ern umgeht.

Seit zehn Monaten leben wir übrigens mit der Umset-
ung Ihres ersten Versuches – lassen Sie mich diesen
leinen Schlenker in diesem Zusammenhang noch ma-
hen –, Arbeitsplätze im wissensorientierten Bereich zu
chaffen: mit der Hightechstrategie. Ich will an dieser
telle die Antwort der Bundesbildungs- und -for-
chungsministerin zitieren, die auf unsere Frage, ob






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
überhaupt schon ein Erfolg zu merken ist und ob die Ar-
beitsplätze, die mit solchen Investitionsprogrammen ge-
schaffen werden sollen, schon bestehen, klipp und klar
gesagt hat: Dies ist nicht messbar. Nun setzt Minister
Glos ein Programm auf, das messbare Erfolge hervor-
bringen soll. Nein, so geht das nicht. Dieses Perspektiv-
papier, das mit der Kanzlerin Gott sei Dank nicht abge-
stimmt war, wird ein Flop werden; davon gehen wir aus.

Lassen Sie mich zum Abschluss noch etwas sagen: Da
ich schon etwas länger in der Politik bin, erinnere ich
mich sehr gut an ein anderes Perspektivpapier, und zwar
von jemandem aus unseren Reihen, von Graf Lambsdorff.
Nun kann man zwar sagen, dass Michel Glos Meilen
oder sogar Lichtjahre von Graf Lambsdorff entfernt ist;
es ist aber wieder einmal so, dass an einer entscheiden-
den Stelle der deutschen Geschichte plötzlich ein Papier
auf den Tisch gelegt wird und man davon ausgehen
muss, dass es eine Bedeutung hat. Hier ist ein Signal ge-
geben worden. Seitdem dieses Papier auf dem Tisch
liegt, können wir die Stunden dieser Koalition zählen.
Darüber sind wir erfreut. Das einzig gute Signal ist:
Deutschland braucht eine neue Bundesregierung. Ich
denke, das Perspektivpapier war ein guter Schritt dahin.


(Beifall bei der FDP – Dr. Rainer Wend [SPD]: Lassen Sie mich raten: Mit der FDP!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610509700

Nun erteile ich dem Parlamentarischen Staatssekretär

Hartmut Schauerte das Wort.

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Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1610509800


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Es ist schon erstaunlich, welche unterschiedlichen
Stellungnahmen, Erklärungen, Interpretationsversuche
und Deutungen vorgebracht und welche historischen Zu-
sammenhänge hergestellt werden, wenn der Wirtschafts-
minister einen Brief an die Abgeordneten schickt, in
dem er ein Modell für eine in der gegenwärtigen Situa-
tion vernünftige Kombination aus Wirtschafts- und
Finanzpolitik vorstellt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)


Er schickt dieses Papier zu einem Zeitpunkt, wo wir
seit 18 Monaten an der Regierung sind. Wir haben
1 Million Arbeitslose weniger, 1 Million Beschäftigte
mehr als zu Beginn, die Zahl der offenen Stellen hat sich
verdoppelt, die Zahl der Pleiten ist um ein Viertel zu-
rückgegangen,


(Otto Fricke [FDP]: Die Schulden?)


die Staatsquote ist von 47 auf 45 Prozent gesunken, die
Nettoneuverschuldung ist kraftvoll zurückgeführt wor-
den und das Staatsdefizit ist von 3,7 Prozent auf 1,7 Pro-
zent gesenkt worden; all das nach 18 Monaten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Otto Fricke [FDP]: Die Verschuldung gesunken?)


Erstmals ist ein Staatsdefizit von null möglich; es ist
in greifbarer Nähe. Die Steuereinnahmen sprudeln kräf-
tig, und zwar nicht, weil wir widersprüchlich gehandelt

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(C (D aben, Frau Andreae, sondern, weil wir vor der Wahl geagt haben, dass wir die Mehrwertsteuer erhöhen. Diesen ut hat noch keine Partei in einem Wahlkampf gehabt. as hätte uns fast das Leben gekostet. Wir haben es ge an, weil es notwendig und richtig war. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Heiterkeit bei der FDP – Ulrike Flach [FDP]: So kann man es auch sagen!)


Der Bundesfinanzminister hat unsere volle Unterstüt-
ung, wenn es darum geht, den Haushalt zu konsolidie-
en und einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Da-
on gibt es überhaupt kein Abweichen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU] sowie bei Abgeordneten der SPD)


ber diese Priorität brauchen wir nicht zu diskutieren.
s steht fest, dass die Konsolidierung der Staatsfinanzen
öchste Priorität hat. Erstmals können wir einen Bundes-
aushalt mit null Verschuldung erreichen. Einige Sach-
erständige sagen, das sei schon 2009 möglich, andere
agen, es sei 2010 möglich. Ich hoffe, dass es so früh wie
öglich der Fall sein wird. Darüber sollten wir nicht

roß diskutieren. Es ist klar, dass das Priorität hat.

Jetzt komme ich zu der entscheidenden Veränderung,
ber die wir uns unterhalten müssen. Hohe Steuerein-
ahmen und volle Kassen der Sozialversicherungssys-
eme führen in diesem unserem Lande stets zu neuen Be-
ehrlichkeiten.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist richtig!)


ie Begehrlichkeiten wachsen schneller als die Einnah-
en.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


ass diese Situation so schnell eintreten würde, haben
ir zu Beginn unserer Regierungszeit nicht geglaubt.
er Turnaround kam schneller als angekündigt. Dass wir
eitergekommen sind, als wir am Anfang gedacht ha-
en, stellen Sie fest, wenn Sie sich unsere Planungen und
usagen ansehen. Da ist es absolut legitim und geboten
u überlegen, mit welcher Strategie man ein Signal aus-
enden kann, damit die neuen Gestaltungsmöglichkeiten
icht zerfleddert werden, nicht in neue Programme um-
egossen werden, sondern man hart an der Linie bleibt.
amit befasst sich dieses Modell in besonderem Maße;
as sollte man bitte nicht verkennen.

Es gibt einen zweiten Ansatz. Wir erklären ja im Zu-
ammenhang mit diesem Modell, wie man mit der elen-
en, wachsenden Staatsverschuldung endlich einmal ins
eine kommen kann. Das ist eine Sorge, die viele Bür-
er umtreibt. Ich glaube, da müssen wir Vertrauen dahin
ehend signalisieren, dass wir das beherrschen können.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr gut!)


enn Sie sich das Modell einmal anschauen, dann sehen
ie, dass es zu diesem Punkt eine klare und gute Bot-
chaft gibt. Dort steht, dass es möglich ist, in einem
berschaubaren Zeitraum von fünf oder sechs Jahren – je
achdem, welche Zahlen wir dem Modell zugrunde le-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte
gen – von einer Staatsverschuldung in Höhe von 67 Pro-
zent auf etwa 60 Prozent zu kommen. Das wäre ein
enorm wichtiges Signal. Wir müssen dies den Bürgern
kommunizieren, damit das Vertrauen in die Stabilität un-
seres Gemeinwesens wieder wachsen kann. Das ist eine
wichtige Voraussetzung für einen anhaltend guten kon-
junkturellen und wirtschaftlichen Verlauf.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Genau das will Michel Glos mit dem Papier errei-
chen. Wir wollen den Begehrlichkeiten nicht nachgeben.
Wir wollen sagen: Wir müssen die Schuldenrückführung
und die intelligenten Investitionen und Umschichtungen
in den Haushalten konsequent gestalten. Da sind wir
doch völlig einer Meinung. Man kann sich jetzt viel-
leicht über das Zustandekommen des Papiers ärgern.
Hätte man es erst im Kabinett vorlegen sollen? Hätte es
der Finanzminister schreiben sollen? Möglicherweise
wäre dann aus dem Wirtschaftsressort Widerstand ge-
kommen. Möglicherweise gibt es da ganz viele Ele-
mente. Ich bin nur nicht gefragt worden. In der Sache
sehe ich den Widerspruch, der hier zum Teil künstlich
geschaffen wird, nicht.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Die Prioritäten heißen: erstens, weiter konsolidieren;
zweitens mehr investieren – vor allem durch richtige
Prioritätensetzungen in den Haushalten bei Bund und
Ländern; das kann man auch strukturelle Konsolidierung
nennen; die kommt immer wieder vor in unseren ge-
meinsamen Papieren – und drittens, Abgaben und Steu-
ern senken. Dabei gibt es keinen Widerspruch. Wir wer-
den einige Steuern umschichten, um Abgaben senken zu
können. Die Diskussion darüber läuft ja zum Beispiel in
der Gesundheitspolitik. Das ist unvermeidbar.

Aber trotzdem: Wenn Gestaltungsräume da sind, wol-
len wir Aufgaben des Staates nicht aufblähen, sondern
wir wollen sie zurückführen und die Mittel, die frei wer-
den, den Bürgern zurückgeben, entweder in Form von
Abgabensenkungen oder Steuersenkungen. Ich gebe
Laurenz Meyer völlig recht: Für die Wettbewerbsfähig-
keit der Arbeitsplätze in Deutschland hat die Abga-
bensenkung Vorrang vor der Steuersenkung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber deswegen verzichte ich doch nicht einfach auf das
Gestaltungselement Steuersenkung.


(Ulrike Flach [FDP]: Na! Das wäre richtig!)


Auf welcher Ebene diskutieren wir hier eigentlich mit-
einander? Die Reihenfolge ist auch da klar.

Das vorgelegte Modell beruht auf Wachstumsannah-
men und Annahmen für die Einnahmen- und Ausgaben-
entwicklung. Das sind keine neuen Zahlen; das sind die
Zahlen der Finanzplanung. Sie sind realistisch. Wir neh-
men ein Wachstum von nominal 3 Prozent an. Das ist ein
reales Wachstum von 1,75 Prozent.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Die können brutto und netto nicht unterscheiden!)


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(C (D ir gehen davon aus, dass wir aufgrund unserer guten osition im Wettbewerb – oder aus welchen Gründen uch immer – ein etwas stärkeres Wachstum erwarten ürfen. Wir wollen dafür arbeiten. Dann sind wir bei Reormen. In dem Modell spielt das keine Rolle. Entschuldigen Sie einmal, das ist nicht die Kernausage des Papiers. Es ist so schon lang genug! Ich hätte es ir lieber kürzer gewünscht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Lachen bei der FDP)


(Ulrike Flach [FDP]: Ein kleiner Nebensatz!)


Entschuldigen Sie einmal, es macht doch keinen Sinn,
etzt zusätzlich all das hineinzuschreiben, was man auch
och hätte schreiben können.

In aller Klarheit: Das sind ausgesprochen realistische
aten. Wir sprechen von einer Ausgabenlinie für den
esamtstaat von 2 Prozent. Das ist für eine Planung re-

listisch und immerhin höher als die erwartete Infla-
ionsrate. Darin ist Wachstum enthalten. Wir sind bisher
inheitlich davon ausgegangen, dass das staatliche Aus-
abeverhalten nicht überproportional zum Wachstum or-
anisiert werden soll. Das soll doch so bleiben. Nichts
nderes steht in dem Papier. Das ist eine der Annahmen.

Ich komme zum Punkt. Das Modell ist seriös gerech-
et. Es ist plausibel. Es zeigt – das habe ich schon gesagt –
um Beispiel hinsichtlich der Staatsverschuldung ein
ild, das für die Menschen nachvollziehbar ist. Dadurch

ehen sie: Ich muss mir keine Sorgen machen, was mit
einer Rente und meinem Ersparten passiert.


(Otto Fricke [FDP]: Die Rente ist sicher!)


iese Regierung geht die Staatsverschuldung an. Das
ann man mit einem solchen Modell erläutern. Es zeigt
inen realistischen, wünschenswerten und vor allen Din-
en notwendigen Weg, um unser Land in eine nachhaltig
tabile Zukunft zu führen.

Wer ein besseres Modell zur Erklärung dieser Zusam-
enhänge hat, ist herzlich gebeten, es vorzustellen. Wir
ürden gerne mit Ihnen über eine Optimierung des Mo-
ells und über seine verschiedenen Stellschrauben disku-
ieren. Warum nicht? Dieses Modell steht jetzt als Werk-
tück in der politischen Debatte. Es lohnt sich, sich
eiter damit zu beschäftigen.

Was die Beteiligung an dieser Debatte heute angeht:
ir haben hier schon Debatten über wirtschaftspoliti-

che Themen geführt, die noch wichtiger waren. Aber
amals war die Beteiligung deutlich schlechter.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist eigentlich der Minister? – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Schauerte, wo ist Herr Glos?)


aran zeigt sich: Ganz offensichtlich haben wir bei vie-
en von Ihnen den richtigen Punkt getroffen, der Sie da-
an erinnert hat, dass es wichtig ist, offen und in Model-
en über Wirtschaftspolitik zu diskutieren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610509900

Ich erteile das Wort Kollegen Ortwin Runde, SPD-

Fraktion.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt die Opposition in der Koalition! – Ulrike Flach [FDP]: Na, dann legen Sie mal los, Herr Runde! – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die wahre Opposition!)



Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1610510000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Man sollte die Dinge des Lebens, erst recht in so heiß-
schwülen Tagen wie diesen, mit Humor nehmen. Dazu
hat der Bundeswirtschaftsminister einen besonderen
Beitrag geleistet. Ein besonderes Amüsement bietet da-
bei der Gedanke, die Wirtschaft lasse sich in einer Art
Tugendkreislauf bewegen. Bundesminister Glos führt in
seinem Brief für die Altsprachler unter uns freundlicher-
weise eine lateinische Bezeichnung an, die ein regel-
rechter Pointentreiber ist: Ein Circulus virtuosus soll
das, was er in der deutschen Wirtschaft anstrebt, sein. Da
liegt der Circulus vitiosus, der Zirkelschluss, nicht nur
grammatikalisch ziemlich nahe. Die letzten Intellektuel-
len, die entdeckt haben wollten, dass sich gesellschaftli-
che Prozesse in Kreisläufen vollziehen, waren die deut-
schen Romantiker um 1820.

Wenn man das weiß, kann man diese Überhöhung im
Brief des Bundeswirtschaftsministers mit einem Augen-
zwinkern mal als starken Verweis auf die tief konserva-
tive Struktur seines Denkens begreifen, mal als Tribut an
seine fränkische Heimat, von der die Straße der Roman-
tik nicht sehr weit entfernt ist, mal als Honneurs an den
bayerischen Ministerpräsidenten in der Warteschleife,
der ja auch aus dieser romantischen Ecke, aus Franken,
kommt.


(Otto Fricke [FDP]: Nein! Herr Seehofer kommt aus Ingolstadt!)


Dass die FDP beim Goldenen Schnitt leuchtende Au-
gen bekommt, ist nachvollziehbar,


(Edelgard Bulmahn [SPD]: Ja! Das verstehen wir!)


aber nur, wenn man den Goldenen Schnitt nicht histo-
risch betrachtet, sondern wenn man an den Schnitter
denkt, der etwas für seine Klientel einfährt.


(Otto Fricke [FDP]: Endlich habe ich wieder ein Vorurteil entdeckt! – Ulrike Flach [FDP]: Oh! Oh!)


Das war Herrn Brüderle deutlich anzusehen.

Herr Schauerte sagte, Herr Glos hätte das Papier auch
selbst schreiben können. Hätte er es selbst geschrieben,
hätte er vielleicht ein anderes Bild gewählt, nämlich das
von der Josephslegende, also das von den sieben mage-
ren und den sieben fetten Jahren. Das hätte ihn dann
vielleicht sogar auf eine makroökonomisch richtigere
Spur gebracht, als es die Anleihe bei der Romantik getan
hat.

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(C (D (Zuruf von der CDU/CSU: Warum schickt die SPD denn die Philosophen zum Reden?)


Wir müssen feststellen: Wir befinden uns gegenwärtig
n den sieben fetten Jahren. Ich glaube, es liegt nicht
ahe, 70 Milliarden Euro auszugeben, wenn man weiß,
ass nach sieben fetten Jahren – es sei denn, man hängt
em Glauben des immerwährenden Aufschwungs an –
n aller Regel sieben magere Jahre folgen.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: So schnell kommen Sie nicht wieder alleine in die Regierung!)


Wenn man in den sieben fetten Jahren 70 Milliarden
uro ausgibt, wie viel will man dann in den sieben ma-
eren Jahren ausgeben? Bei diesem Beispiel wäre Herrn
los, einem alten Müller, deutlich geworden, dass es
iel klüger ist, in den fetten Jahren mehr Geld für die
ommenden mageren Jahre zurückzulegen. Das wäre
uch unter makroökonomischen Gesichtspunkten der na-
eliegende Ansatz gewesen.

Die Debatten, die wir führen, sind ja teilweise mitei-
ander verzahnt: die Debatte über die Schuldenbremse
nd die Diskussion, die wir im Rahmen der Föderalis-
usreform über die Staatsverschuldung führen. Jeder,

er sich die Fakten ansieht, wird feststellen, dass
eutschland kein Ausgabenproblem hat, Herr Brüderle,


(Ulrike Flach [FDP]: Selbstverständlich gab es auch ein Ausgabenproblem!)


ondern dass Deutschland in der gesamten Zeit nach der
iedervereinigung ein Einnahmeproblem hatte. Dieses

innahmeproblem hat zu der hohen Staatsverschuldung
eführt. Wir sind, was die Ausgabenseite angeht, in den
etzten Jahren Weltmeister gewesen: Wir hatten die nied-
igsten Ausgabenquoten in den öffentlichen Haushalten.
amit lagen wir noch vor der Schweiz. Das muss man
ei solchen Verschuldungsdebatten immer bedenken. In-
ofern ist die Ankündigung von Entlastung als viertem
unkt, als Annex, als Anhängsel an das, was die Regie-
ungspolitik ist, konjunkturpolitisch und auch vom
enkansatz her ein Stück weit verfehlt, und es wäre gut,
enn Herr Glos die Bilder mehr seinen christlichen Ur-

prüngen entlehnt hätte und sich etwas in der Disziplin
er Dame geübt hätte.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Circulus „witzuosus“!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610510100

Nun hat Kollege Michael Fuchs, CDU/CSU-Fraktion,

as Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1610510200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Werter
err Kollege Runde, Sie sprachen von den sieben fetten
nd den sieben mageren Jahren. Die sieben mageren
ahre hatten wir: unter Rot-Grün, sie liegen hinter uns.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs

(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also wirklich! Keine Ahnung!)


Zwei der sieben fetten Jahre, Frau Kollegin Andreae, ha-
ben jetzt begonnen. Wir befinden uns auf dem richtigen
Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Fuchs, wo hast du denn das gestohlen?)


Deswegen ist es richtig, jetzt von einem „goldenen
Schnitt“ zu sprechen und darüber nachzudenken, welche
Visionen wir für die Zukunft haben. Es macht doch kei-
nen Sinn, in der Situation, die wir jetzt haben, nicht in
die Zukunft zu denken. Ich finde es richtig, dass Michel
Glos eine Planung bis zum Jahr 2012 machen will. Das
ist die Aufgabe des Wirtschaftsministers. Das Wort „gol-
dener Schnitt“, Sectio aurea, kommt aus der Architektur
und bezeichnet das Verhältnis zweier Größen zueinan-
der, sozusagen die richtige Proportion.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt aus der Architektur! Wir lernen hier dazu! – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/ CSU]: Als Althumanist strahle ich!)


Diese richtige Proportion hat Michel Glos in seinem Pa-
pier gefunden:

Erstens. Dauerhafte Vermeidung von Defiziten in öf-
fentlichen Haushalten. Ich denke, wir sind uns einig, das
es nicht so weitergehen kann, dass wir eine Politik nach
dem Motto „Kinder haften für ihre Eltern“ machen und
dass unsere Kinder irgendwann für die Schulden, die wir
machen, weil wir nicht in der Lage sind, unsere Pro-
bleme jetzt zu lösen, aufkommen müssen. Das kann so
nicht weitergehen, das müssen wir ändern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Machen Sie es doch!)


Zweitens. Erhöhung der öffentlichen Investitionen.
Natürlich brauchen wir Investitionen der öffentlichen
Hand, vor allen Dingen in Bildung und Forschung, aber
auch in Hardware: Wir brauchen auch mehr Investitio-
nen in die Infrastruktur. Ich habe mir vom ADAC die
Zahlen besorgt: Die Deutschen stehen im Jahr 67 Stun-
den im Stau und vergeuden dabei 14 Milliarden Liter
Sprit. Da müssten Sie als Grüne als Allererste sagen:
„Verdammt noch mal, da müssen ein paar vernünftige
Straßen gebaut werden, damit sich das bessert!“


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Schiene!)


– Wir haben erhebliche Investitionen in die Schiene: je-
des Jahr 2,5 Milliarden Euro. Das müsste Ihnen bekannt
sein.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch eine Milchmädchenrechnung!)


Drittens. Senkung der Lohnzusatzkosten. Jeder von
uns hier im Saal weiß: Eine Senkung der Lohnzusatzkos-

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(C (D en um 1 Prozentpunkt bedeutet 100 000 zusätzliche Areitsplätze. ir müssen die Lohnzusatzkosten senken, wo immer ir das können. Ich bin unbedingt dafür, dass wir die eiträge für die Arbeitslosenversicherung um mehr als ie 0,3 Prozentpunkte, die der Koalitionsbeschluss vom ontag vorsieht, senken. 0,3 Prozentpunkte sind zu we ig. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, Sie wollen das in die Pflege stecken!)


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


ch habe mir die Zahlen aus Nürnberg besorgt: Im letz-
en Jahr hatten wir einen Überschuss von
1 Milliarden Euro. Für dieses Jahr war mit einem Mi-
us von 4,3 Milliarden Euro gerechnet worden. Nun
eht es dieses Jahr bereits in Richtung eines Plus von
Milliarden Euro. Das heißt, wir haben durchaus Spiel-

aum für eine deutlichere Senkung der Beiträge, wir
önnen in die Größenordnung von 3,5 Prozentpunkten
ommen. Ich würde es als einen gewaltigen Erfolg der
roßen Koalition betrachten, wenn es uns gelingt, die
ohnzusatzkosten allein bei der Arbeitslosenversiche-

ung innerhalb von zwei Jahren von 6,5 auf 3,5 Prozent-
unkte zu senken. Daran sollten wir gemeinsam arbei-
en.

Es ist richtig, wenn Michel Glos in seinem Papier
chreibt – ich möchte zitieren –:

Auch der Bund muss bei Forschung und Entwick-
lung … mehr tun, damit sein Haushalt nicht allein
von sozialer Umverteilung geprägt ist, sondern sich
Wachstums- und Beschäftigungszielen unterordnet.

Genau das müssen wir tun: Investitionen in For-
chung und Entwicklung, Investitionen in die Bildung,
nvestitionen in diese Ressourcen. Das bedeutet nämlich,
ass wir Deutschland voranbringen.

Wir haben in Deutschland keine Ölquellen; wir haben
eine Natural Resources, wie das so schön heißt. Die
ohle können wir gleich vergessen. Es kostet uns jedes

ahr 2,5 Milliarden Euro, sie aus dem Boden zu bekom-
en. Gott sei Dank hat diese Koalition hier einen ver-

ünftigen Weg des Ausstiegs gefunden.

Wir haben nur eine Ressource, nämlich die Köpfe un-
erer Menschen. Das sind die Unternehmer in Deutsch-
and, die innovativ sind und bleiben müssen, damit die
xportfähigkeit unseres Landes weiter gegeben ist. Gott
ei Dank ist das so. Durch die neuesten Zahlen, die Sie
eute und gestern in den Zeitungen lesen konnten, wird
ezeigt, dass es weiter aufwärts geht – auch beim Ex-
ort. Wir sind nach wie vor Exportweltmeister. Wir ha-
en eine Reihe von guten Forschern. Die Zahlen der Pa-
entanmeldungen gehen nach oben; auch das ist eine
ositive Botschaft. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere
ungen Menschen eine vernünftige Ausbildung erhalten,
amit sie im internationalen Wettbewerb bestehen kön-
en.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
Dafür müssen Gelder in die Hand genommen werden.
Das ist wichtig. Deswegen sind die Wege, die Michel
Glos hier aufgezeigt hat, richtig. Wir sollten ihn dabei
möglichst alle gemeinsam unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610510300

Ich erteile Kollegin Edelgard Bulmahn, SPD-Frak-

tion, das Wort.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Jetzt wird endlich das große Lob kommen!)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1610510400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Man könnte ja versucht sein, zu sagen: Die
Philosophen haben ihn nur unterschiedlich interpretiert.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wie geht es weiter? – Gegenruf des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD]: Ihr seid textsicher!)


Lassen Sie uns aber mit der Realität auseinanderset-
zen. Die Konjunktur in unserem Land befindet sich im
Aufschwung. Dies kann und muss uns zuversichtlich
stimmen. Gerade dadurch wird von der Politik aber ein
konsequentes und zielgerichtetes Handeln gefordert, um
die Früchte dieses Erfolges auch für die Zukunft zu er-
halten.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Politik der ruhigen Hand!)


Es reicht nicht aus, einfach nur von einem anhaltenden
Wirtschaftswachstum zu träumen.

Unsere Politik muss es erstens sein, dafür zu sorgen,
dass dieses Wirtschaftswachstum, das wir jetzt haben,
wirklich langfristig stabil ist.


(Beifall bei der SPD)


Zweitens müssen wir dafür sorgen, dass alle Menschen
von diesem Wirtschaftswachstum profitieren. Wenn uns
dies gelingt, dann wäre das tatsächlich ein ganz wesent-
licher und wichtiger Erfolg der Großen Koalition.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben heute ein gutes Wirtschaftswachstum. Das
liegt vor allen Dingen daran, dass wir eine gute Balance
zwischen Angebot auf der einen Seite und Nachfrage auf
der anderen Seite gefunden haben. Wir wissen: Nur
dann, wenn die Menschen Geld in der Tasche haben,
profitieren auch die Unternehmen – gerade die kleinen
und mittleren – davon.

Dazu gehört, dass die Menschen für ihre Arbeit auch
vernünftig und gut bezahlt werden.


(Beifall bei der SPD)


Das gilt gerade für diejenigen, die zurzeit mit Hunger-
löhnen abgespeist werden. Wir als Koalition haben hier
eine wichtige und schwierige Aufgabe vor uns, die wir
noch nicht gelöst haben. Wir haben zwar einen Schritt

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(C (D emacht, aber wir haben sie noch nicht gelöst. Wir weren sie in den kommenden Monaten und Jahren aber löen müssen. (Beifall bei der SPD – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da wünsche ich viel Erfolg!)


Dazu gehört aber auch, dass wir die Sozialversiche-
ungsbeiträge weiterhin stabil halten. Wir haben sie
eicht gesenkt und müssen sie jetzt stabil halten.

Dazu gehört schließlich eine solide und vernünftige
inanz- und Steuerpolitik. Ich finde, das, was wir hier
rreicht haben, dass nämlich unser Staatshaushalt end-
ich wieder auf festem Boden steht, sollten wir nicht
urch einseitige Positionierungen wieder kleinreden,
ondern wir sollten alles dafür tun, dass wir das auch er-
alten. Darauf, dass wir die Sorgen der vielen Menschen
rnst nehmen müssen, haben meine Vorredner ja hinge-
iesen.

Wir wissen, dass zu einem langfristigen Wachstum
chließlich auch eine solide Haushaltspolitik gehört.


(Beifall bei der SPD)


eshalb will ich das noch einmal ausdrücklich unter-
treichen: Das ist notwendig, und entsprechend werden
ir auch in Zukunft handeln.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das ist mit Schwarz schwer!)


Da das so ist, müssen wir uns allerdings auch gemein-
am die Frage stellen, ob Wünsche tatsächlich die Basis
ür seriöses Regierungshandeln sein können. Lassen Sie
ich hierzu noch auf zwei Punkte eingehen.

In dem Positionspapier wird behauptet, die verbes-
erte Wirtschaftslage der letzten Monate sei das Ergebnis
iner konsequenten Angebotspolitik.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das hat er noch nicht durchschaut!)


Wir haben in den Koalitionsverhandlungen gemein-
am beschlossen – auch wenn der Kollege Wend zu
echt darauf hingewiesen hat, dass die SPD und vor allen
ingen die CSU darauf gedrängt haben –, ein 25-Milliar-
en-Investitionsprogramm durchzuführen. Der Finanz-
inister hat zu Recht darauf gedrungen und auch dafür

esorgt, dass dieses Programm umgesetzt wurde, weil es
otwendig war, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das ist
ns auch gelungen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


eshalb war es richtig, dass wir diesen Schritt gegangen
ind, durch ein großes Investitionsprogramm den so
ringend benötigten Wirtschaftsaufschwung auch auf
em Binnenmarkt zu erreichen.

Exportweltmeister sind wir seit vielen Jahren. Wir
issen aber, dass ein stabiles Wirtschaftswachstum zu
ackeln beginnt, wenn es sozusagen nur auf einem Bein

teht. Wir brauchen ein stabiles Wirtschaftswachstum,
as auf beiden Beinen steht. Daher ist die Stärkung des






(A) )



(B) )


Edelgard Bulmahn
Binnenmarktes ein wichtiger Schritt, den wir auch in den
kommenden Jahren tun werden und tun müssen.

Sicherlich werden auch Sie von der FDP das leisten
können, was in den USA schon längst geschafft wurde.
Die starren ideologischen Vorstellungen, die alleinige
dogmatische Betonung der Angebotspolitik sind dort
längst ad acta gelegt worden. Selbst die politischen Er-
ben Reagans haben sich davon getrennt. Auch Sie soll-
ten das endlich tun, meine Damen und Herren von der
FDP.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wenn wir auch weiterhin ein stärkeres und stabiles

Wachstum des Binnenmarktes wollen, dann müssen wir
die bereits begonnenen Investitionen verstärken – das
werden wir auch tun –, um ein nachhaltiges wirtschaftli-
ches Wachstum zu erreichen.

An die Adresse der Grünen gerichtet will ich darauf
hinweisen, dass rund 10 Milliarden Euro aus dem gro-
ßen Investitionsprogramm in den Klimaschutz und die
energetische Gebäudesanierung fließen. Das ist ein sehr
wichtiges Programm, von dem viele kleine und mittlere
Unternehmen profitieren.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Das ist doch was!)


Aber auch diejenigen, die ihre monatliche Energiekos-
tenrechnung senken konnten, profitieren davon. Das
Programm kommt also beiden Seiten zugute. Wir wer-
den es fortsetzen. Dies ist ein wichtiger Investitionsbe-
reich.

Die Industrie profitiert von unseren Investitionen in
regenerative Energien. Auch diese werden wir fortset-
zen. Alles in allem brauchen wir eine qualitativ gute In-
frastruktur.

Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen, den
ich ausdrücklich in den Mittelpunkt stellen will. Bei vie-
len Fragen, über die wir uns streiten, ist eines klar: Stabi-
les wirtschaftliches Wachstum hängt heute nicht von der
Regulierung oder Deregulierung des Arbeitsmarktes ab.
Das geht aus allen wissenschaftlichen Untersuchungen
hervor. Es hängt auch nicht von der Höhe der Staats-
quote ab.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610510500

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1610510600

Es hängt allein davon ab, ob es uns gelingt, in die

Köpfe der Menschen zu investieren.
Deswegen ist das 6-Milliarden-Euro-Programm rich-

tig. Es reicht aber bei weitem nicht aus.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610510700

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1610510800

Ja. – Da wir im Vergleich zu anderen wichtigen

OECD-Ländern viel zu wenig in Bildung investieren,
müssen wir zu einer Umkehr kommen. Ich weiß, dass

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(C (D as nicht einfach ist, weil der Bund auf diesem Gebiet enig Handlungsmöglichkeiten hat. Aber das ist die chlüsselaufgabe, vor der wir stehen. Wir sollten versuhen, sie gemeinsam zu bewältigen. Ich erteile das Wort Kollegen Eckhardt Rehberg, DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her en! Ich denke, der eine oder andere in der Regierungskolition hätte sich zu diesem Zeitpunkt – wir regieren seit 8 Monaten gemeinsam – fragen sollen: Wo kommen wir er? Wo sind wir heute? Wo wollen wir hin? Wir kommen von 5 Millionen Arbeitslosen und eiem Haushaltsdefizit von über 3 Prozent; das Wirtchaftswachstum tendierte mehrere Jahre gegen null. eute erzielen wir nicht vorhergesehene Steuermehreinahmen. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die waren sehr vorhersehbar! Durch die Mehrwertsteuererhöhung!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610510900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1610511000

er Finanzplanungsrat prognostiziert uns die Möglich-
eit, schon vor dem nächsten Haushaltsplan eine
chwarze Null zu erreichen. Drei Länder haben das be-
eits erreicht: Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vor-
ommern.

In dieser Debatte wird die Gesamtverantwortung, die
und, Länder und Kommunen bei der Finanz- und
aushaltspolitik haben, völlig außen vor gelassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Brüderle, diese Koalition kann die Ak-
ente nicht falsch gesetzt haben. Schauen Sie sich nur
inmal die neuen Bundesländer an. Ich habe vor einigen
onaten hier gesagt, dass wir keine abgekoppelte Wirt-

chafts- und Arbeitsmarktentwicklung haben. Die Ent-
icklung verläuft in West und in Ost parallel. Das besa-
en alle Zahlen.

Daher kann es nicht falsch gewesen sein, die Investi-
ionszulage in den neuen Bundesländern zu verlängern
nd die Wirtschaftsförderung um 42 Millionen Euro auf-
ustocken. Die ERP- und KfW-Programme wurden in den
etzten zwei Jahren um 66 Prozent mehr in Anspruch ge-
ommen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das ist Nachfragepolitik!)


Frau Kollegin Andreae, wenn man von Ökonomie
nd Ökologie redet, ist das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm doch das allerbeste Beispiel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das taucht nur hier nicht auf!)







(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg
Manche Beiträge haben mich ein bisschen an das
Motto „Lyrik, Jazz und Prosa“ erinnert, Herr Kollege
Wend und Herr Kollege Runde. Für die Technologie-
und Wirtschaftsprogramme ist das Bundeswirtschaftsmi-
nisterium verantwortlich, für das CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm das Bundesverkehrs- bzw. das Bundes-
bauministerium.


(Ute Berg [SPD]: Es wäre schön, wenn Sie in der Atomfrage auch so denken würden!)


Wir sollten unsere gemeinsamen Erfolge nicht
schlechtreden, sondern eine positive Bilanz ziehen. Das
sollten wir alle miteinander tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In Bezug auf das Glos-Papier werden hier teilweise
Legenden gebildet, die so überhaupt nicht haltbar sind.
Dort steht – ich zitiere wörtlich –:

Zeitlichen Vorrang hat in jedem Fall der Defizitab-
bau. Solange die öffentlichen Haushalte sich zu
Lasten der Zukunft zusätzlich verschulden, um lau-
fende Ausgaben zu finanzieren, sind höhere Ausga-
ben oder Steuer- und Abgabenentlastungen nicht
verantwortbar und auch nicht zweckmäßig. Die
Schulden von heute müssten durch zusätzliche
Zinsausgaben in der Zukunft finanziert werden und
reduzierten damit künftige Handlungsspielräume.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, diesen Sät-
zen ist doch nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen.
Das ist doch der richtige politische Ansatz.

Ich habe hier vier Programme angeführt. Wir müssen
uns an dieser Stelle doch Gedanken für die Zukunft ma-
chen. Nehmen wir einmal die Technologieprogramme;
Frau Kollegin Bulmahn ist darauf eingegangen. Wie
können wir sie noch effizienter gestalten? Wie können
wir sie ausbauen?

Das ist in dieser Situation doch das eigentlich Ent-
scheidende. Hier müssten wir miteinander tätig werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


FuE, Verkehrsinfrastruktur, Investitionen in die Köpfe –
das ist nach meinem Dafürhalten in der Tat das Gebot
der Stunde.

Ich sage Ihnen aber auch eines, meine sehr verehrten
Damen und Herren: Herr Kollege Schui, es lohnt sich
normalerweise nicht, auf Sie einzugehen. Wer wie Sie
behauptet, wer Sozialabgaben senke, sorge für Mehrein-
nahmen bei den Unternehmern, der entfacht eine Neid-
debatte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen uns für diesen Bereich schon Gedanken ma-
chen. Ich stimme mit dem Kollegen Laurenz Meyer völ-
lig darin überein, dass wir eine Debatte über die Steuer-
finanzierung versicherungsfremder Leistungen führen
müssen.

Das Senken von Sozialabgaben senkt nämlich die Ar-
beitskosten und stärkt den Standort Deutschland, bringt
aber insbesondere mehr Geld ins Portemonnaie gerade

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(C (D er einkommensschwachen Gruppen. Bei 1 000 Euro rutto macht 1 Prozent weniger 10 Euro mehr im Porteonnaie, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Andrea Wicklein [SPD])


Wenn wir das miteinander in Einklang bringen, kön-
en wir, glaube ich, nächstes Jahr über eine Arbeitslo-
enzahl von deutlich unter 3 Millionen reden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610511100

Nun hat Frau Kollegin Ute Berg von der SPD-Frak-

ion das Wort.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Jetzt sind wir wieder auf einem Dampfer! – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt wieder die Opposition!)



Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1610511200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Herr Rehberg, ich hätte es gut gefunden, wenn
ie am Anfang Ihrer Rede die Erfolge, die in der Ar-
eitsmarkt- und der Wirtschaftspolitik in der Tat zu ver-
eichnen sind, nicht für sich reklamiert hätten, sondern
airerweise auch das Vorspiel erwähnt hätten,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das Vorspiel ist immer wichtig!)


as tatsächlich vonseiten der rot-grünen Regierung statt-
efunden hat. Dieser Hinweis hätte dazugehört. Das
äre anständig gewesen.


(Beifall bei der SPD)


Aber zurück zu Wirtschaftsminister Michael Glos. Er
st ja immer wieder für Überraschungen gut. Unabge-
timmte Vorstöße werden allmählich zu seinem Marken-
eichen. Ein Qualitätssiegel ist das allerdings nicht. Die
berraschung in dieser Woche ist sein wirtschafts- und

inanzpolitisches „Grundsatzpapier“. Es basiert – das
urde hier schon mehrfach gesagt – auf der irrigen An-
ahme, dass die Erfolge bei Wachstum und Beschäfti-
ung, die es wirklich gibt und auf die wir alle stolz sind,
ur einer konsequenten angebotsorientierten Wirt-
chaftspolitik geschuldet sind. Wie das eben von Edel-
ard Bulmahn erwähnte 25-Milliarden-Euro-Programm,
it dem die Große Koalition gestartet ist und das sehr

egensreich auf Wachstum und Beschäftigung gewirkt
at und noch wirkt, in dieses Angebotsschema passt, er-
chließt sich mir allerdings nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


einer Fraktion ist klar, dass wir beides brauchen: Re-
ormen auf der Angebotsseite und Reformen, die zu stei-
ender Nachfrage führen.

Zur von Herrn Glos geforderten Senkung der Staats-
uote und zu weiteren Steuer- und Abgabensenkungen






(A) )



(B) )


Ute Berg
haben meine Kollegen schon einiges gesagt. Deswegen
brauche ich das nicht weiter zu vertiefen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist angekommen! – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Das ist typische Nachfrageseite!)


Ich möchte mich daher besonders auf das für unser
Land existenziell wichtige Thema Zukunftsinvestitionen
konzentrieren,


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Das ist Nachfrageseite!)


die ohne soliden Finanzrahmen nicht machbar sind,
nämlich Investitionen in Bildung, Forschung und Tech-
nologie. Das unterstreicht Herr Glos zwar. Aber er sagt
leider nicht, woher er das Geld neben allem anderen, was
er auch noch vorhat, nehmen will. Der Minister schreibt
in seinem neunseitigen Papier dazu kurz, dass die öffent-
lichen Investitionen in Bildung und berufliche Fähigkei-
ten erhöht werden müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Andrea Wicklein [SPD])


Damit hat er natürlich recht. Darin sind wir uns alle ei-
nig. So investiert Deutschland beispielsweise ganze
4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Bildung. Nur
die Slowakei und Griechenland geben im europäischen
Vergleich dafür noch weniger aus. Die Dänen hingegen
setzen dafür – um eine andere Vergleichszahl zu nennen –
8,3 Prozent des BIP ein. Unstrittig ist: Wir müssen die
Qualität unseres Bildungswesens verbessern. Das ist
nicht nur, aber auch eine Frage des Geldes. Investitionen
in diesen Bereich müssen also absolute Priorität haben.
Hier liegen wir auf einer Linie.

Ein wichtiger Punkt, der zunehmend in den Fokus der
Öffentlichkeit gerät, ist in diesem Zusammenhang das
Fehlen qualifizierter Fachkräfte. Schon im vergangenen
Jahr fehlten laut Deutschem Institut für Wirtschaftsfor-
schung 48 000 Ingenieure. Die Wirtschaftsleistung wur-
de so um 3,5 Milliarden Euro gedrückt. Der Fachkräfte-
mangel wird also zu einer direkten Gefahr für den
Boom. Unternehmen aus fast allen Bereichen klagen
darüber, dass ihr Geschäft ausgebremst wird. Verstärkte
Anstrengungen im Ausbildungs- und Weiterbildungsbe-
reich sind also aktive Wirtschaftspolitik.

Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung
müssen wir uns – das wurde schon erwähnt – noch
enorm anstrengen; das ist unstrittig. Wenn wir es tatsäch-
lich schaffen wollen, bis 2010 zusätzlich 6 Milliarden
Euro für Forschung und Entwicklung auszugeben, dann
gilt auch hier die Devise „Nicht kleckern, sondern klot-
zen“. Unser Augenmerk als Wirtschaftspolitiker muss
besonders auf dem Technologiesektor liegen, für den das
Wirtschaftsministerium originär zuständig ist. Wir müs-
sen alles daransetzen, dass marktfähige Produkte in den
Markt integriert werden und sich dort halten. Auf die
Wirtschaft allein können wir uns in diesem Zusammen-
hang nicht verlassen. Wir müssen verstärkt darauf
hinwirken, dass die Wirtschaft weiterhin zwei Drittel der

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(C (D -und-E-Ausgaben übernimmt, wie es in der Vergangeneit der Fall war. Das ist auch für den Arbeitsmarkt der ukunft entscheidend. Gerade Firmen, die viel für Forchung und Entwicklung tun, sorgen für Beschäftigung nd bringen den Standort Deutschland voran. Ich würde mich freuen, wenn sich der Wirtschaftsmiister etwas stärker um die Herausforderungen, die er etzt stemmen muss, kümmerte, statt in einem sehr speulativen Papier, in dem zum Beispiel Haushaltsrisiken ar nicht aufgeführt sind, der erstaunten Öffentlichkeit u erklären, dass er es schaffen kann, gleichzeitig den esamthaushalt zu konsolidieren, die staatlichen Inves itionen zu steigern sowie Steuern und Abgaben weiter u senken. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Der soll nicht träumen, der soll handeln!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ach der Lektüre seines Papiers hat man jedenfalls den
indruck, endlich den Erfinder der eierlegenden Woll-
ilchsau ausfindig gemacht zu haben.

Das Konzeptpapier des Wirtschaftsministers hält lei-
er nicht das, was er verspricht. Aber was ist auch von
inem Papier zu halten, das zunächst über die Medien
anciert und dann erst den Ministerkollegen und den

irtschaftspolitikern der eigenen Koalition präsentiert
ird? Die Kanzlerin hatte darauf die passende Antwort,
ämlich: nichts.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610511300

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1610511400

Ich komme zum Schluss.

Es wäre schön, wenn Herr Glos mehr Teamgeist be-
iesen, sich abgestimmt hätte und in der Regierung als
annschaftsspieler aufgetreten wäre. So wäre sicher ein

chlüssigeres Konzept entstanden, hinter dem sich dann
ielleicht alle Koalitionäre hätten versammeln können.
ber wieder einmal hat er eine Chance vertan. Allein-
änge à la Glos können diese Regierung, diese Koalition
nd dieses Land nicht länger verkraften.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610511500

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 5 auf:

– Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der
Internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo
zur Gewährleistung eines sicheren Umfeldes
für die Flüchtlingsrückkehr und zur militäri-
schen Absicherung der Friedensregelung für
das Kosovo auf der Grundlage der Resolution
1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militä-
risch-Technischen Abkommens zwischen der
Internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR)

und den Regierungen der Bundesrepublik Ju-
goslawien (jetzt: Republik Serbien) und der
Republik Serbien vom 9. Juni 1999

– Drucksachen 16/5600, 16/5753 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Gut-
tenberg
Detlef Dzembritzki
Dr. Werner Hoyer
Monika Knoche
Marieluise Beck (Bremen)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/5763 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Carsten Schneider (Erfurt)

Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

Hierzu liegen je ein Entschließungsantrag der Frak-
tion der FDP sowie der Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen vor. Über die Beschlussempfehlung des Auswär-
tigen Ausschusses werden wir später namentlich abstim-
men.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Staatsminister Gernot Erler.


Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1610511600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im

Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird seit dem
26. März um einen Konsens über den zukünftigen Status
des Kosovo gerungen. Grundlage dieser Bemühungen ist
die Empfehlung des UN-Vermittlers Martti Ahtisaari.
Die Beratungen gestalten sich schwierig. Bisher ist es
nicht gelungen, Russland für das vorgelegte Statuspapier
zu gewinnen, sodass wir keine vernünftige Alternative
sehen.

Die Bundesregierung setzt sich nachdrücklich für
eine baldige Sicherheitsratsresolution zur Zukunft des
Kosovo ein als Ablösung der Resolution 1244 aus dem
Jahr 1999. Aber noch ist kein Ergebnis absehbar. Mögli-
cherweise gibt es weitere mehrmonatige Verhandlungen.
Das führt – wenig überraschend – im Kosovo selbst zu
Reaktionen der Frustration und der Nervosität.

Vor diesem Hintergrund entscheidet der Bundestag
heute über die Fortsetzung des deutschen Beitrages zu
der Internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo,
abgekürzt KFOR. Man braucht, so glaube ich, nicht be-
sonders zu betonen, wie wichtig gerade jetzt die Sicher-
heit und die Stabilität sind, die von der Internationalen

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(C (D icherheitspräsenz im Kosovo garantiert werden. KFOR ird weiter gebraucht, und KFOR braucht den deut chen Beitrag; denn wir stellen das bedeutendste Kontinent für die Schutzmacht. Das Ziel der internationalen Gemeinschaft, die rundlagen für dauerhaften Frieden und dauerhafte Deokratie in der Region zu schaffen, die eine Präsenz in ernationaler militärischer Kräfte nicht länger erforderich machen, bleibt unverändert bestehen. Gleichzeitig ilt es, ein mögliches Sicherheitsvakuum durch eine vorchnelle Reduzierung der internationalen Präsenz zu vereiden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eine Truppenreduzierung oder Mandatsverände-
ung wäre in der jetzigen delikaten Phase der Verhand-
ungen über eine UN-Resolution in New York das fal-
che Signal und könnte negative Auswirkungen auf den
olitischen Prozess im Kosovo und auf die Stabilität der
esamten Region haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gerade jetzt ist es wichtig, Kontinuität bei der inter-
ationalen Truppenpräsenz zu signalisieren. Deshalb
at die Bundesregierung dem Bundestag einen Antrag
ur zunächst inhaltlich unveränderten Fortschreibung
er deutschen Beteiligung an KFOR zur konstitutiven
ustimmung vorgelegt. Wir hoffen nach wie vor auf eine
eitnahe Verabschiedung einer neuen Resolution des
N-Sicherheitsrates für das Kosovo.

Im Vorschlag des UN-Vermittlers Ahtisaari ist auch
ine Übergangsphase von 120 Tagen vorgesehen, wäh-
end derer das alte UN-Mandat aus Resolution 1244
eiter gelten soll. Da die Geltung des Bundestagsman-
ats an die Fortgeltung eines Sicherheitsratsmandats ge-
nüpft ist, bedeutet das, dass diese Übergangsfrist zeitli-
hen Spielraum für die eventuell notwendige Anpassung
es Mandats an eine neue Sicherheitsratsresolution ge-
en würde. Dieses neue Mandat würde dann selbstver-
tändlich erneut dem Bundestag zur Beschlussfassung
orgelegt werden.

Eines bleibt klar: Deutschland wird gemeinsam mit
er internationalen Staatengemeinschaft die Menschen
n der Region auf dem Weg zu nachhaltigem Frieden im
ahmen einer gemeinsamen europäischen Perspektive
egleiten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ir stehen zu den Zusagen, die von der Europäischen
nion erstmals 2003 gemacht und danach immer wieder
estätigt wurden. In diesem Zusammenhang freuen wir
ns darüber, dass die jüngsten Fortschritte Serbiens bei
er Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafge-
ichtshof für das ehemalige Jugoslawien es der EU erlau-
en, die seit Mai 2006 ausgesetzten Verhandlungen über
in Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen seit
em 13. Juni fortzuführen.






(A) )



(B) )


Staatsminister Gernot Erler
Ich bitte Sie um Ihre Zustimmung zu dem vorliegen-
den Antrag der Bundesregierung. Dies ist eine wichtige
Entscheidung für die Menschen im Kosovo sowie in der
ganzen Region. Diese Entscheidung ist auch wichtig als
Zeichen der Unterstützung für den Auftrag, den unsere
Soldatinnen und Soldaten in einer schwierigen Zeit vor
Ort in einer von allen Seiten anerkannten Weise hervor-
ragend erfüllen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610511700

Ich erteile nun Kollegen Rainer Stinner, FDP-Frak-

tion, das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1610511800

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Gleich vorweg: Wir, die FDP-Fraktion, werden
heute dem Antrag der Bundesregierung zustimmen, weil
es aus unserer Sicht völlig unverantwortlich wäre, in der
jetzigen kritischen Situation etwas an dem Mandat zu
ändern.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir befinden uns vor einer wichtigen Weichenstel-
lung im Kosovo. Ich habe seit Monaten vor einem Hor-
rorszenario gewarnt und bin dafür hier und auch woan-
ders abgewatscht worden. Aber das Horrorszenario ist
nahe davor, einzutreten. Was passiert nämlich, wenn es
keine UN-Resolution gibt, die Vereinigten Staaten, wie
von Bush in Tirana angedeutet,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Angedeutet?)


eine einseitige Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
anerkennen würden und einige europäische Staaten dem
folgen würden und einige nicht? Es gibt bisher keine
Aussagen darüber, wie die deutsche Bundesregierung in
diesem Falle handeln darf. Ganz im Gegenteil: Auf wie-
derholte Nachfragen und Beschreibungen dieses Szena-
rios habe ich von der Bundesregierung immer eher aus-
weichende, schönfärberische Antworten nach dem Motto
bekommen: Na ja, wird schon irgendwie klappen. –


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist noch immer gut gegangen!)


Das heißt, es galt bisher das Motto: Es kann nicht sein,
was nicht sein darf. Das ist die Position der Bundesregie-
rung. Das reicht zum heutigen Zeitpunkt nicht aus;


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


denn sowohl durch die Rede von Bush als auch durch
den neuen Kontext, den die Russen durch die Putin-Rede

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(C (D ergestellt haben, ist das Kosovo nicht mehr isoliert zu ehen; er ist vielmehr Teil einer gesamtrussischen Auenund Sicherheitspolitik. (Uta Zapf [SPD]: Das ist wahr! Das hätte man schon früher wissen können!)


eshalb, so glaube ich, müssen wir heute hier klare Ant-
orten auf klar zu formulierende Fragen bekommen.
ine Denkpause hilft da nicht weiter. Denn eine Denk-
ause wäre eher eine Pause vom Denken und nicht eine
ause zum Denken. Es ist genug gedacht worden. Wir
üssen jetzt handeln.


(Beifall bei der FDP – Uta Zapf [SPD]: Genau!)


In aller Bescheidenheit darf ich Ihnen sagen, dass
eine Fraktion vor dreieinhalb Jahren den Vorschlag ge-
acht hat, das Problem des Status des Kosovo zu euro-

äisieren, einen stärkeren europäischen Footprint, wie
an so schön sagt, anzubringen.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Genau!)


ir wären heute gemeinsam besser dran, wenn Sie da-
als diesen Antrag nicht abgelehnt hätten. Aber das ist
eschichte.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Eben!)


Herr Kauder, auch Sie können klüger werden. Das
chließe ich auch bei Ihrer Fraktion nicht aus. –


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oh, bei Kauder stehen die Chancen nicht gut!)


In unserem heutigen Entschließungsantrag stellen wir
ier Forderungen:

Erstens. Wir erwarten von der Bundesregierung – sie
at das zugesagt, aber der Bundestag sollte es bestätigen –,
ass weiterhin aktiv für den Ahtisaari-Vorschlag gewor-
en wird.

Zweitens. Wir fordern die Bundesregierung auf, eine
emeinsame europäische Position zu definieren. Ich
timme Ihrer Aussage, Herr Staatsminister, zu, dass Sie
nd die Bundesregierung daran aktiv gearbeitet haben.
as kritisieren wir überhaupt nicht. Wir möchten aller-
ings deutlich machen, wie wichtig genau diese Frage
ür die Funktionsfähigkeit einer Europäischen Außen-
nd Sicherheitspolitik ist und welche negativen Auswir-
ungen es hätte, wenn es nicht gelänge, eine gemein-
ame europäische Position zu entwickeln.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie europäische Politik wäre dann leider – das ist im Be-
usstsein der Öffentlichkeit leider noch nicht angekom-
en – ein Scherbenhaufen. Wie können wir Europäer

lauben, dazu in der Lage zu sein, weltweit Verantwor-
ung wahrzunehmen, wenn wir noch nicht einmal in der
age sind, in Europa gemeinsam zu handeln?






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
Ich glaube, bei diesen beiden Punkten herrscht hier im
Hause weitestgehend Einigkeit. Wir fordern darüber hi-
naus – das sind die Forderungen drei und vier – zwei wei-
tere Klarstellungen von der Bundesregierung – diese
Klarstellungen sind politisch bedeutsam, und ich bin ge-
spannt, wie sich die Bundesregierung darauf einlässt –:

Drittens. Wir fordern eine klare, eindeutige Aussage,
dass die Bundesrepublik Deutschland eine einseitige und
unkonditionierte Selbstständigkeitserklärung des Ko-
sovo nicht anerkennen wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Konditionierungen sind bei dem, was Herr Ahtisaari
tut, ganz wichtig. Es ist völlig undenkbar, dass der
Kosovo ohne jede Konditionierung hinsichtlich der Min-
derheitenrechte und der großalbanischen Idee in die Un-
abhängigkeit entlassen wird. Wir müssen dafür sorgen,
dass das klar ist. Ich fordere die Bundesregierung auf,
hierzu eindeutig Stellung zu nehmen. Das wäre übrigens
auch ein Signal an andere europäische Staaten.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Aber das wissen Sie doch, Herr Stinner!)


Viertens. Wir erwarten hier und heute eine Klarstel-
lung, was den Einsatz deutscher KFOR-Soldaten be-
trifft. Diesem Einsatz stimmen wir, wie ich eingangs ge-
sagt habe, zu. Wenn dieses Szenario eintritt, was heißt
das dann für unsere deutschen KFOR-Soldaten? Eine
einseitige Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wäre
ein Bruch der Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrats,
die wiederum die Basis für die Existenz und für die Sta-
tionierung deutscher Soldaten ist. Was sollen deutsche
Soldaten dann tun? Sollen sie die kosovarische Regie-
rung festnehmen? Sollen sie vielleicht sogar – um es ein-
mal auf die Spitze zu treiben – den amerikanischen Bot-
schafter festnehmen?


(Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre doch eine Idee!)


Oder aber wäre durch einen solchen Schritt die völker-
rechtliche Legitimierung unseres Einsatzes dahin?
Müsste das nicht automatisch den Rückzug deutscher
Soldaten bedeuten?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Ich finde, die Öffentlichkeit und vor allen Dingen un-
sere deutschen Soldaten, die im Kosovo stationiert sind,
haben ein Anrecht darauf, von der Bundesregierung zu
erfahren, für wie hoch sie die Wahrscheinlichkeit des
Eintretens dieses Szenarios hält.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Fragen wer-
den Ihnen nicht nur von uns als FDP, sondern auch von
Bürgern in Ihren Wahlkreisen und auch von Soldatinnen
und Soldaten gestellt. Daher rechnen wir heute selbst-
verständlich mit einer großen Zustimmung dieses Hau-
ses.

Ich bedanke mich ganz herzlich.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Antwort?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610511900

Als nächster Redner hat Kollege Ruprecht Polenz,

DU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1610512000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! So

ie es aussieht, geht von dieser Parlamentsdebatte ein
ehr klares Signal an die internationale Öffentlichkeit
nd auch an unsere Soldatinnen und Soldaten im Kosovo
us: Die weit überwiegende Mehrheit dieses Hauses,
uch die CDU/CSU-Fraktion, unterstützt den Antrag der
undesregierung.

Gerade weil die Situation im Augenblick schwierig
st – der Herr Staatsminister hat auf die Beratungen im
icherheitsrat hingewiesen –, halte ich nichts davon, alle
öglichen hypothetischen Fragen und hypothetischen
ntworten hier mit der Emphase zu erörtern, wie das
ein Vorredner getan hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Wir sind halt engagiert!)


ir sollten klar Position zu dem beziehen, was anliegt.
s ist wichtig, sich an die Anfänge zu erinnern.

Als der Einsatz deutscher Streitkräfte im Kosovo be-
ann, gab es kein Mandat der Vereinten Nationen. Die-
em Einsatz ging eine schwere Entscheidung voraus. Ich
rinnere an die Aussage des damaligen Außenministers
ischer – ich zitiere –:

Ich habe nicht nur gelernt: Nie wieder Krieg. Ich
habe auch gelernt: Nie wieder Auschwitz.

ch halte von solchen historischen Vergleichen nicht so
iel. Ich schließe mich im Rückblick mehr der Bewer-
ung von Wolfgang Schäuble an, der damals gesagt hat:

Worum es geht, ist, Morden zu verhindern und zu
helfen, daß der Friede so rasch wie möglich überall
in Europa, auch in Jugoslawien und vor allem im
Kosovo, wiederhergestellt wird … daß eine Tragö-
die für Hunderttausende von Menschen so rasch
wie möglich beendet wird. Darum … geht es.

Den Terror, das Leid, die Massengräber, die Verge-
altigungen, die über eine Million Flüchtlinge – dieses
lend hat der KFOR-Einsatz im Kosovo beendet. Das
ollten wir als Erstes festhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man eine Mandatsverlängerung beschließt,
uss man auch eine Zwischenbilanz ziehen und fragen:
ie weit sind wir jetzt gekommen? Die Europäische
nion hat eine solche Bilanz gezogen. Sie beschreibt die
icherheitslage als ruhig, aber nicht stabil. Es gibt Fort-






(A) )



(B) )


Ruprecht Polenz
schritte bei der Aufgabenübertragung auf die Institutio-
nen der Selbstverwaltung. Allerdings wird auch kritisch
angemerkt, die Verwaltung sei überbesetzt und wenig
leistungsfähig, Nepotismus herrsche vor, die Justiz sei
nicht unabhängig, die Zahl unbearbeiteter Fälle wachse,
es gebe große Defizite bei der Korruptionsbekämpfung,
und das Verhältnis zwischen Kosovo-Albanern und Ko-
sovo-Serben sei nach wie vor spannungsgeladen. –
Diese Defizite beim Wiederaufbau sind nach meiner fes-
ten Überzeugung allerdings auch – nicht nur, aber auch –
Folge der ungeklärten Statusfrage.

Nehmen Sie das Beispiel der Flüchtlingsrückkehr!
Der Bürgermeister einer Gemeinde entscheidet sich, mit
Zuschüssen der internationalen Gemeinschaft 50 Häuser
für rückkehrwillige Serben zu bauen, und setzt das um.
Die Serben kommen dann aber nicht, weil sie sich noch
unsicher fühlen oder aus welchen Gründen auch immer.
Die Häuser stehen leer. Der Geldgeber fragt: Was ist
jetzt eigentlich mit unserem Geld? Die Albaner fragen:
Können nicht wir jetzt in diese Häuser einziehen? – Da
haben Sie nur einen kleinen Eindruck von den Proble-
men, die die ungeklärte Statusfrage aufwirft.

Ein anderer Fall: Bei einer Investitionsförderung für
neue Arbeitsplätze, etwa auch für rückkehrwillige Ser-
ben, kann der gleiche Effekt entstehen. Es wird die An-
siedlung einer Hühnerfarm gefördert, und die serbischen
Arbeitskräfte, für die sie eigentlich gebaut wird, bleiben
aus.

Also: Vieles hängt von der Statusfrage ab. Erst wenn
die geklärt ist, weiß jeder, woran er in Zukunft sein wird.

Nicht zuletzt hängen natürlich auch all die Investitio-
nen des Auslandes, die das Land dringend braucht, sehr
stark von der Klarheit in der Statusfrage ab. Deshalb
wird eine Entscheidung über den Status auch bei der
weiteren Verbesserung der politischen und demokrati-
schen Standards helfen.

Der Herr Staatsminister hat die Vorschläge des UN-
Sondervermittlers Ahtisaari bereits skizziert. Es ist im
Grunde die Politik als Kunst des Möglichen, die diesen
Vorschlägen zugrunde liegt. Ideallösungen gibt es nicht.
Man kann sich nur – das muss man nüchtern anerkennen –
über schlechte und weniger schlechte Lösungen unter-
halten.

Jetzt sollten wir als Bundestag schon klar sagen, dass
der Weg zu einer Statusänderung über den UN-Sicher-
heitsrat führen muss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die gemeinsame Position der Europäischen
Union.

Wir sind jetzt mit einer Weigerung Russlands kon-
frontiert. Russland sagt: Wir stimmen nur einer Lösung
zu, die zwischen den Serben und den Kosovo-Albanern
einvernehmlich verhandelt ist, der also beide Seiten
zustimmen. – Weil die serbische Seite der Unabhängig-
keit nie zustimmen wird und Priština weniger als der Un-
abhängigkeit die Unterschrift nicht geben wird, bedeutet

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(C (D ie russische Position eine dauerhafte Verfestigung des tatus quo. Das ist nicht akzeptabel. Das müssen wir uch den russischen Partnern klarmachen. Die Art und Weise, wie Russland sich bei diesem Prolem verhält, hat zwingend Rückschlüsse darauf zur olge, wie Russland sein Verhältnis zur Europäischen nion sieht. Daran können wir nicht vorbei. Die USA engagieren sich mit uns bei KFOR als auptpartner. Auch von ihnen erwarten wir, dass sie eine einseitigen Schritte unternehmen und dass sie iese Gemeinschaft nicht aufkündigen. Wir erwarten ein ntsprechendes Einwirken der Bundesregierung auf unere amerikanischen Partner. Last, but not least: Priština bleibt auch nach einer tatusänderung ganz entscheidend auf die Hilfe der Euopäischen Union angewiesen. Deshalb erwarten wir on den Verantwortlichen in Priština, dass sie einseitige chritte unterlassen; denn diese würden die Lage chlechter und komplizierter machen. Das könnte sich ie der Funke an einem Pulverfass auswirken. Auch die er Appell an Priština muss von unserer Debatte heute ier ausgehen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich bleibt die KFOR-Präsenz in dieser sen-
iblen und kritischen Phase unabdingbar. Die jetzige
echtsgrundlage – völkerrechtlich einwandfrei – ist die
icherheitsratsresolution 1244. Es ist klar, dass bei einer
eränderung eine rechtzeitige neue Befassung des Bun-
estages erfolgen muss. Es ist genauso klar, dass der
undeswehreinsatz in jedem Fall und zu jedem Zeit-
unkt eine eindeutige rechtliche Grundlage haben muss.

All das sicherzustellen, ist die Aufgabe der Bundes-
egierung. Ich bin überzeugt, dass das gelingen kann,
nd danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610512100

Ich erteile das Wort Kollegin Monika Knoche, Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610512200

Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Polenz, sehen Sie,

o verschieden können die Auffassungen sein: Während
ir der Meinung sind, Russland bewegt sich auf dem
oden des internationalen Völkerrechts, verlangen Sie,
ass Russland die kosovarische Position, die sich jen-
eits der völkerrechtlichen Position bewegt, anerkennt.
rundsätzlich verschiedener kann man an die Problema-

ik wohl gar nicht herangehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sehe auch die großen Widersprüche, die Unge-
eimtheiten und sogar Sinnverkehrungen, die in der
eute dargelegten Position der Regierung zum Ausdruck
ekommen sind. Ignorieren Sie doch bitte nicht die






(A) )



(B) )


Monika Knoche
ungeheuer großen rechtlichen, politischen, menschen-
rechtlichen, aber auch staatsrechtlichen Fragen, die wir
im europäischen Kontext zu spüren bekommen werden,
wenn wir hier eine Position vertreten würden, die der Se-
zession des Kosovo das Wort redet. Die Regierung kann
doch nicht ernsthaft erwarten, dass alle im Bundestag
vertretenen Parteien dieser Position zustimmen, wenn
gleichzeitig klar ist, dass der Ahtisaari-Plan gescheitert
ist.

Die Bundesregierung – Herr Erler, Sie haben es deut-
lich gesagt – will unbedingt zeitnah eine neue UN-Reso-
lution. Aber welche Rechtsgrundlage sollte damit ge-
schaffen werden? Die müsste sich doch von der der
Resolution 1244 unterscheiden.


(Uta Zapf [SPD]: Eine neue Resolution! Ist Ihnen das nicht bekannt?)


Dabei ist uns doch klar, dass eine neue Resolution völ-
kerrechtlich gar nichts anderes zu leisten vermag, als
ebenso wie die Resolution 1244 darauf zu bestehen, dass
beide Seiten, Kosovo und Serbien, sich einvernehmlich
einigen. Das ist doch die Grundlage, auf der verhandelt
werden muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Nichts ist also klar, aber Sie wollen weiter Soldaten
hinschicken. Für uns ist das irgendwie eine paradoxe Si-
tuation.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das liegt an euch, nicht an dem Entwurf!)


Sie können nicht erwarten, dass wir dem einfach zustim-
men. Sie sagen ja selbst, dass nach wie vor die UN-Re-
solution 1244 gilt. Gerade diese sollte doch eine neue
Nachkriegsordnung schaffen.


(Uta Zapf [SPD]: Eben, eben, eben! Das ist es ja gerade!)


Dabei wurde in den vergangenen acht Jahren im Hin-
blick auf dieses Ziel nahezu nichts erreicht. Sie wissen
das genau. Sie selber sprechen doch von der Allmacht
der UÇK, von der Allmacht der nationalistischen albani-
schen Bestrebungen, von der Kriminalität, der Korrup-
tion und dem Frauenhandel, für den das Kosovo eine
wichtige Drehscheibe ist; ganz abgesehen von den hohen
sozialen Problemen, die in diesem Land bestehen, weil
keine wirtschaftliche Entwicklung stattfindet. Wohin ist
all das Geld geflossen, das die Jahre über investiert wor-
den ist?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Genau diese Situation aber hat der Ahtisaari-Plan zu
manifestieren versucht, indem er auf eine faktische Un-
abhängigkeit hin orientiert war. Wie kann eine neue UN-
Resolution das notwendige beidseitige Einverständnis
herstellen, wenn allenthalben davon gesprochen wird, es
solle die Unabhängigkeit des Kosovo erreicht werden?

Wir erwarten von der Bundesregierung auf jeden Fall,
dass sie – ebenso argumentiert ja auch die FDP – keiner
einseitigen Unabhängigkeitserklärung zustimmt. Das
darf Deutschland nicht tun.

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(C (D ir sind der Auffassung, dass nach wie vor Chancen für ine Neuaufnahme der Verhandlungen bestehen. Das eht natürlich nicht so, wie Präsident Sarkozy es in Heiigendamm dargestellt hat, als er die Absicht äußerte, infach 120 Tage weiterzuverhandeln und dann auf Bais der bisherigen Intention weiterzumachen. Wir sind ielmehr der Meinung, dass es richtig und wichtig ist, euverhandlungen aufzunehmen und seitens der UN ine Neuzusammensetzung der Kontaktgruppe herzutellen, in der alle Mitglieder des Sicherheitsrates vertreen sind. Das wäre eine neue Initiative. Wir im Auswärtien Ausschuss sprechen ja auch darüber, dass sich in uropa eine international – selbst bis nach Südafrika – och beachtete Entwicklung abspielt. Es kann letztlich ichts anderes herauskommen als die territoriale Integriät und ein hoher Grad an Autonomie des Kosovo. Nun noch ein Wort zum KFOR-Mandat. Welches zenario würde entstehen? – Es käme infolge einer uni ateralen Unabhängigkeitserklärung und einzelstaatlihen Anerkennungen des Staates Kosovo dennoch so, ass die UN-Resolution 1244 gelten würde. Die dort staionierten Soldaten müssten die Resolution 1244 dann egen die neue Regierung im Kosovo durchsetzen, unter mständen mit gewaltsamen Mitteln. Was für eine Logik! Man hat gegen Jugoslawien eien Krieg geführt, um die Multiethnizität sicherzustelen, und müsste jetzt auf der Seite Serbiens auf der Basis er Resolution 1244 gegen Kosovo vorgehen. Was ist as für eine Logik, was würde das für eine Problematik eraufbeschwören? Stünde ein solches Szenario an – ich bin der Auffasung, hier müssten wir alle einer Meinung sein –, müssen die deutschen Truppen sofort abgezogen werden, da it sie nicht in gewaltsame Auseinandersetzungen erwickelt werden. Warum wollen Sie jetzt die Soldaten n eine so hochgradig ungeklärte Situation hineinschiken, wo nicht klar ist, auf welcher neuen internationaen völkerrechtlichen Grundlage Sie dann agieren wolen? Das halten wir für paradox. Einer solchen Politik önnen wir nicht zustimmen. Das Wort hat nun Kollegin Marieluise Beck, Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Marieluise Beck RÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610512300
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Hätte diese Position Macht, dann würde das
en Abzug der KFOR-Truppen in einer Situation höchs-
er Angespanntheit zwischen den Serben und den Ko-
ovo-Albanern bedeuten.


(Uta Zapf [SPD]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)

Das heißt, man würde in Kauf nehmen, dass morgen vor
Ort kriegerische und gewaltsame Auseinandersetzungen
stattfinden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Das ist denen doch egal!)


Die Truppen, die durch die UN mandatiert dort eine
höchst brisante und gefährliche Situation beruhigen, sol-
len gehen, damit freies Feld für Nationalismus, Extre-
mismus und Gewaltexzesse entsteht. Das kommt heraus,
wenn wir Ihre Vorschläge, Frau Knoche, die Sie heute
gemacht haben, konsequent zu Ende denken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wird der Verlän-
gerung des KFOR-Mandats zustimmen.


(Zuruf von der LINKEN: Welche Überraschung!)


Um es noch einmal klar zu sagen: Diese Entscheidung
bewegt sich auf völkerrechtlich glasklarem Boden, näm-
lich der UN-Resolution 1244.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich möchte kurz daran erinnern, womit wir es zu tun
haben. Es geht um Geschichte und damit um Menschen
und nicht um irgendwelche Soldaten und Institutionen,
die man auf dem Papier hin- und herschieben kann. Un-
ter den Augen der OSZE hat die jugoslawische Armee
innerhalb von wenigen Tagen 170 000 Albaner vertrie-
ben – das sind im Übrigen fast 10 Prozent der kosovo-
albanischen Bevölkerung –, und der Sicherheitsrat war
handlungsunfähig. Damit gab es in der Tat ein völker-
rechtliches Dilemma. Die UN-Charta setzt zwei Aufga-
ben, nämlich das Verbot eines Angriffskrieges, aber auch
das Gebot zum Schutz der Menschenrechte.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


Zwischen diesen beiden völkerrechtlichen Setzungen
war zu entscheiden.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wie viele Serben wurden zu diesem Zeitpunkt vertrieben?)


Ich bin übrigens sehr froh, dass die Mütter von Sreb-
renica vor den Internationalen Gerichtshof gezogen sind,
um genau diese Frage klären zu lassen: Wie ist es mit der
Verantwortung der internationalen Völkergemeinschaft,
einzugreifen und aktiv zu werden, wenn Gewalt gegen
die Menschen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit
und Völkermord stattfinden? Das ist die von Kofi Annan
uns sehr zu Recht mitgegebene „responsibility to pro-
tect“, die im Völkerrecht der UN weiterentwickelt wer-
den muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Wir wissen, dass wir es in Darfur faktisch mit einer ehr ähnlichen Situation zu tun haben. – Heute kann man agen, dass Ahtisaari quasi vor der Quadratur des Kreies stand angesichts der Aufgabe, eine Lösung zu finden, ie dem Völkerrecht entspricht und die gleichzeitig das elbstbestimmungsrecht des kosovarischen Volkes – und war nachdem Vertreibung und Übergriffe durch die, im runde eigene, Staatsmacht stattgefunden hatten – und as Recht Serbiens auf territoriale Integrität sichert. uch das ist ein Dilemma, das es zu bewältigen galt. ine erzwungene Abspaltung ist keine gute Lösung; aber rieg ist eine noch schlechtere. Wir brauchen also – da sind wir uns einig – eine neue N-Resolution. Wir sehen, dass der Druck im Kessel ächst. In der Tat muss man auch an die Bundesregie ung die Frage richten: Wie waren die Ergebnisse der bstimmungen in der Kontaktgruppe, die Ahtisaari auf en Weg der Kompromisssuche mitbekommen hat? Was aren die Rahmenbedingungen? Wer hatte wem zuge timmt, und wo war nicht zugestimmt worden? Denn wir üssen uns doch heute fragen: Was will Russland? Wie ann es passieren, dass im letzten Moment in nicht abgeprochener Weise gehandelt wird? Denn Russland ist anz offensichtlich bereit, die Abkühlung des Verhältnises zur Europäischen Union auf dem Rücken der Koovo-Albaner auszutragen, während auf der anderen eite Präsident Bush in unverantwortlicher Weise in Tiana einseitige Schritte vorschlägt. Beide Seiten handeln nverantwortlich. Auch das muss hier gesagt werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Deutsche Bundestag muss deutlich machen, dass
das hat auch Herr Polenz eben hervorgehoben – dieses
aus bei einer Änderung der Geschäftsgrundlage neu

ntscheiden muss. Das KFOR-Mandat gilt nur in Verbin-
ung mit der UN-Resolution 1244.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ein kurzer Satz noch an uns selber. Seit Miloševic’
ede auf dem Amselfeld 1989 hat sich das Problem Ko-

ovo vor unseren Augen entfaltet, von Jahr zu Jahr mehr.
uropa war nicht handlungsfähig. Die Großmächte USA
nd Russland haben ihre Rivalität auf dem Rücken des
osovo ausgetragen. Der UN-Sicherheitsrat war ge-

ähmt. Wir wissen, dass es Nationalismus auf beiden
eiten gibt. Wir wissen auch, dass die Opfer nicht vor
ehlern und Verbrechen gefeit sind. Aber wir dürfen
em Nationalismus nicht nachgeben. Serbien muss ver-
tehen, dass es umdenken muss, und die ehemalige Min-
erheit der Kosovo-Albaner muss verstehen, dass Min-
erheiten im eigenen Land Rechte haben müssen.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610512400

Ich erteile das Wort Kollegin Uta Zapf, SPD-Fraktion.


Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1610512500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Herr Stinner, Sie sind so ungestüm, und des-
halb schießen Sie immer ein bisschen über das Ziel hi-
naus.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Ach nein! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der junge Wilde der FDP!)


Ich denke, die Abfolge der geschichtlichen Ereignisse bis
hin zu dem Ahtisaari-Plan und zu dem, was die Europäi-
sche Union im Rahmen dieses Ahtisaari-Planes bereits als
Planung vorgelegt hat, was vom Gipfel in Thessaloniki
bis zum heutigen EU-Gipfel immer wieder bestätigt wird,
entspricht durchaus Ihrem Anliegen – wenn es Ihnen viel-
leicht auch ein bisschen zu langsam ging –: Es geht um
eine europäische Perspektive und um eine europäische
Verantwortung. Also brauchen Sie jetzt niemanden zu kri-
tisieren und schlechtzumachen.

Ich finde allerdings, dass eine einseitige, unkonditio-
nierte Anerkennung des Kosovo – eine solche brauchen
Sie eigentlich überhaupt nicht zu erwähnen; alle Redner
haben das bisher so gesehen – über den Horizont des
Denkens hinausgeht. Eine solche Anerkennung kann
nicht infrage kommen.

Sie haben es sich dann aber wieder zu leicht gemacht
– denn wir befinden uns ja in einer Catch-22-Situation,
in einer Zwickmühle; völkerrechtlich gesehen verlän-
gern wir heute auf der Grundlage der Resolution 1244
das Mandat für das Kosovo; das, was Herr Polenz gesagt
hat, gilt selbstverständlich –: Ich halte es für nicht rich-
tig, dass manche leugnen, Frau Knoche, dass der UN-Si-
cherheitsrat in der Lage sei, eine neue Legitimations-
grundlage für eine andere Lösung im Kosovo zu finden
und auszusprechen. Denn in der Resolution 1244 steht
ausdrücklich, dass eine Lösung gefunden werden soll.
Die Völkergemeinschaft war sich einig: Dies kann nicht
der Status quo ante sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Monika Knoche [DIE LINKE]: Wer spricht denn von einem Status quo ante? Wir sprechen von 1244!)


Wir haben in der Tat sehr lange damit zugebracht, eine
Lösung zu finden, die wir alle für gut halten.

Warum halten wir sie für gut, Frau Knoche? Erstens
sind in ihr die Minderheitenrechte ausdrücklich und sehr
gut verankert. Zweitens werden die serbischen Kulturgü-
ter geschützt. Drittens ist das, was den Kosovaren – viele
von uns meinen, mit Recht – als unzumutbar erscheint,
nämlich unter der Ägide von Serbien zu bleiben, ausge-
schlossen. Gleichzeitig ist aber eine überwachte Souve-
ränität vorgesehen. Das heißt, es gibt einen Übergangs-
prozess im Hinblick auf eine gute Entwicklung. Wenn
der Prozess nach allen Seiten gut verläuft, dann entsteht
hier eine Region, die wir an die Werte Europas heranfüh-

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(C (D en und in der sich die einzelnen Teilnehmerstaaten ganz estimmt nicht mehr die Köpfe einhauen. Ich möchte uns gegenüber noch zwei Dinge kritisch nmerken. Ich glaube, wir hatten zwei Fehleinschätzunen. Eine Fehleinschätzung bezog sich auf Serbien. Von erbien haben wir gedacht, dass es mit einer aufoktroy erten Lösung schon leben könne, dass man ihm nur geügend anbieten müsse. (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir haben das nicht gesagt!)


(Beifall bei der SPD)


ber wir haben unterschätzt, dass es eine ganze Reihe
on Empfindlichkeiten und gesellschaftlichen Spannun-
en zwischen denjenigen gibt, die Reformen wollen, und
enjenigen, die radikal-nationalistisch rückwärtsge-
andt sind. Da hat es ganz offensichtlich nicht ausge-

eicht, dass wir Serbien trotz nicht ganz ausreichender
ompliance, also trotz nicht ausreichender Übereinstim-
ung mit den Forderungen des Tribunals, PfP, also eine
artnerschaft für den Frieden und damit eine Annähe-
ung an die NATO, angeboten und die Verhandlungen im
ahmen des Stabilitätsabkommens wieder aufgenom-
en haben.

Serbien fühlt sich als Verlierer. Ich fordere uns auf,
och einmal darüber nachzudenken, wie wir dieses Ge-
ühl vermeiden können, welche Zuwendung wir geben
üssen, damit die Serben selber spüren: Europa ist et-
as Positives, das unsere Lebensbedingungen voran-
ringt und uns nicht nur ein Drittel unseres Territoriums
egnimmt.


(Beifall bei der SPD)


Eine zweite Fehleinschätzung ist – ein bisschen klang
s bei Herrn Polenz an; aber ich setze den Akzent etwas
nders –: Warum haben wir geglaubt, dass Russland im
ahmen der Kontaktgruppe am Ende den Ahtisaari-Plan

m Sicherheitsrat ohne Veto passieren lassen würde?
lötzlich kommt sukzessive ein Bündel an Motiven auf
en Tisch, sodass wir merken, dass Russland auch diese
öglichkeit nutzt, um zu zeigen: Russland ist noch im-
er ein Staat, der auch in Europa mitzureden hat. Es ist

ine große Macht. Es ist weiterhin eine Weltmacht und
ässt sich in seinen Interessen zum Beispiel in Bezug auf
ie Raketenabwehr, die KSE-Verträge, darauf, dass wir
ehr und mehr Staaten in die NATO aufnehmen, und in
ezug auf andere Fragen der internationalen Staatenge-
einschaft, wie zum Beispiel die Kosovofrage, nicht

bergehen. Ich glaube, es ist kein Wunder, dass wir noch
icht zu einem strategischen Abkommen zwischen der
U und Russland gekommen sind; dafür ist das Verhält-
is zwischen der EU und Russland noch nicht gut genug.

Wir sollten die Frist, die jetzt möglicherweise für Ver-
andlungen eingeräumt wird, nutzen, um diese beiden
elder zu bearbeiten. Wir können nicht hoffen, dass Ser-
ien von sich aus sagt: Jawohl, es ist alles prima. Wir
önnen aber auch nicht verlangen, dass die Kosovaren
on sich aus sagen: Na ja, dann eben nicht. Es kann nicht
ein, dass sich alle weigern, sich auf neue Verhandlun-
en einzulassen.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610512600

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.


Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1610512700

Ich weiß. Jetzt kommt mein letzter Satz.

Eines ist sicher: Wir müssen eine neue, legitime
Grundlage für das schaffen, was die internationale Staa-
tengemeinschaft im Kosovo tut. Wir wollen nämlich
nicht, dass diese Region im Chaos versinkt, sondern wir
wollen zur Stabilität in dieser Region beitragen.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610512800

Das Wort hat nun der Bundesminister der Verteidi-

gung, Franz Josef Jung.

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Die Beteiligung der Bundeswehr am KFOR-
Einsatz im Kosovo erfolgt auf der Grundlage der
Resolution 1244 des Sicherheitsrats der Vereinten Natio-
nen. Diese Resolution ist zwar wie das auf ihr beruhende
Bundestagsmandat unbefristet, die Bundesregierung hat
sich aber gegenüber dem Deutschen Bundestag ver-
pflichtet, jährlich vor den Deutschen Bundestag zu tre-
ten, um eine Verlängerung zu erbitten, wenn eine Frak-
tion dies verlangt.

Im Bundeskabinett haben wir am 13. Juni den diesbe-
züglichen Beschluss gefasst. Heute bitten wir das Parla-
ment um Zustimmung zur Fortsetzung des Einsatzes der
Bundeswehr im Rahmen der NATO-geführten Mission
KFOR, weil diese Mission für die Stabilität und die
friedliche Entwicklung gerade in der jetzigen Situation
im Kosovo notwendig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir befinden uns mitten im Entscheidungsprozess
hinsichtlich der Statusfrage; das wurde schon angespro-
chen. Deshalb ist es notwendig, dass wir jetzt keine fal-
schen Signale setzen. Im Rahmen der Verhandlungen ha-
ben wir unser Kontingent teilweise durch Reservekräfte
verstärkt, damit diese Statusverhandlungen in einer
friedlichen und stabilen Situation stattfinden können.

Hier ist vorhin gesagt worden, dass sich im Kosovo
nichts getan habe. Dazu muss ich deutlich sagen: Wer so
etwas sagt, ist in der letzten Zeit offensichtlich nicht im
Kosovo gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Erstens. Es gibt eine durchaus stabile und friedliche Ent-
wicklung. Zweitens. Ich habe selten ein Land gesehen,
in dem so viele neue Häuser gebaut werden. Es gibt fer-
ner eine positive Entwicklung im wirtschaftlichen Be-
reich. Die Zukunftsperspektive hängt aber davon ab,
dass die Statusfrage positiv gelöst wird. Deshalb gilt es,

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(C (D lle Anstrengungen zu unternehmen, um genau diesen rozess zu einem guten Ende zu führen. Wir haben sowohl im Rahmen der Konferenz der euopäischen Verteidigungsminister als auch im Rahmen er Konferenz der NATO-Verteidigungsminister in der etzten Woche einstimmig unterstrichen, dass wir den htisaari-Vorschlag für eine gute Grundlage für die ösung der Statusfrage durch den Sicherheitsrat der Verinten Nationen halten. Herr Ahtisaari, der in der verangenen Woche die Manfred-Wörner-Medaille erhalten at, hat uns gegenüber noch einmal versichert, wie wichig es für den Prozess ist, dass die NATO und die Euroäische Union diese Position gemeinsam unterstützen. o tragen sie zu einer friedlichen und guten Lösung der tatusfrage bei. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich denke, jetzt sind drei Dinge erforderlich:

Erstens. Wir müssen die Diskussion auf allen Ebenen
ntensivieren, um eine positive Lösung erreichen zu kön-
en. Das beinhaltet auch Gespräche mit Serbien. Die
ATO hat Serbien jetzt „Partnership for Peace“ angebo-

en. Ich denke, wir müssen auch über die europäische
erspektive nachdenken. Wir müssen unseren Beitrag

eisten, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.

Zweitens. Ich denke, es gilt, alles daranzusetzen, dass
ier unilaterale Schritte unterlassen werden. Herr Kol-
ege Stinner, ich habe die herzliche Bitte: Wir sollten von
nserer Warte aus keine Diskussion über unilaterale
chritte führen. Das würde ein völlig falsches Signal
enden. Wir brauchen eine multilaterale, eine gemein-
ame Lösung. Denn andere Lösungen würden nur in eine
alsche, schlechte Entwicklung im Kosovo führen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Richtig! Da sind wir uns einig!)


Vielleicht gibt es nach dem Gespräch am 1. und
. Juli dieses Jahres der Präsidenten in Maine noch eine
eitere Perspektive. Ich kann nur hoffen und wünschen,
ass die Lösung nicht allzu lange auf sich warten lässt.
enn eine alsbaldige Lösung ist – das ist auch die Beur-

eilung unseres kommandierenden Generals Kather vor
rt – im Interesse einer friedlichen Entwicklung von Be-
eutung.

Drittens. Herr Ahtisaari hat gesagt: Auch wenn wir
ine Statuslösung haben, brauchen wir eine Übergangs-
eit von vier Monaten. Wir brauchen dann auf jeden Fall
och weitere sechs Monate für den Einsatz von KFOR.
ch denke, wir brauchen darüber hinaus auch den Einsatz
on KFOR zur Unterstützung der Entwicklung im Ko-
ovo. Das will ich hier deutlich sagen. Denn dann ist die
berführung in die Polizei- und Rechtsstaatsmission der
uropäischen Union und die weitere Ausbildung bei-
pielsweise der Sicherheitskräfte im Kosovo vorgesehen,
amit der Kosovo nachher in der Lage ist, in eigener
erantwortung für seine Sicherheit und damit für eine

riedliche Entwicklung im Land zu sorgen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Wir haben jetzt rund 2 200 Soldaten im Kosovo. Sie
leisten, wie ich finde, einen hervorragenden Einsatz.
Wenn Sie mit den Soldaten in Prizren oder Priština in die
Stadt gehen, dann merken Sie, wie die Bevölkerung sie
positiv aufnimmt, wie sie freudig darauf reagiert, dass
unsere Soldaten diesen Beitrag leisten.

Deshalb bitte ich Sie um Ihre Zustimmung zur Ver-
längerung dieses Mandates. Denn es ist im Hinblick auf
Stabilität und eine friedliche Entwicklung im Kosovo
wichtig. Es ist aber auch wichtig zur Unterstützung un-
serer Soldatinnen und Soldaten, die im Interesse unserer
Sicherheit, aber auch im Interesse einer friedlichen Ent-
wicklung in Europa einen bedeutenden Beitrag leisten.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610512900

Als letzter Redner in dieser Debatte hat Kollege Gerd

Höfer, SPD-Fraktion, das Wort.


Gerd Höfer (SPD):
Rede ID: ID1610513000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Bundesverteidigungsminister hat die Bitte
ausgesprochen, der Verlängerung des Mandats im Ko-
sovo zuzustimmen. Dieser Bitte wird die SPD-Fraktion
entsprechen.

Er hat eine Randbemerkung gemacht, auf die ich
gerne zurückkomme. Er hat gesagt, dass viele über das
Kosovo reden, aber nur wenige schon einmal dort gewe-
sen sind. Ich war seit 1999 sehr oft dort, das letzte Mal
vor sechs Wochen.

Zu den Kosten. Diese wurden heute in der Bericht-
erstattung in den Zeitungen etwas übermächtig darge-
stellt. Es gibt keinen Grund, im Deutschen Bundestag
die Kosten der Verlängerung des Mandats um ein Jahr,
die auf zwei Haushaltsjahre verteilt sind, nicht zu nen-
nen. Sie sind mit 154 Millionen Euro veranschlagt.
Wenn man diese 154 Millionen Euro streichen würde,
dann wären im Kosovo keine deutschen und auch keine
anderen Soldaten mehr. Wie das Szenario dort dann aus-
sehen würde, haben die Vorredner zum Teil schon be-
schrieben, obwohl Wahrheit und Realität auf der äußers-
ten linken Seite dieses Hauses nicht wahrgenommen
werden.

Wahrheit und Realität sind – man kann sie aus be-
stimmten Zahlen, die in der Presse immer wieder falsch
wiedergegeben werden, ableiten –: Wir haben einmal
mit einem Idealmandat von 8 500 Soldaten begonnen.
Die größte Stärke, die von der Bundesrepublik Deutsch-
land jemals entsendet worden ist, waren 6 440. Ich be-
richtige den Bundesverteidigungsminister ungern, aber
nach meinen Daten ist es so, dass zurzeit 2 167 Soldatin-
nen und Soldaten im Kosovo sind. Das ist eine Differenz
von 3 Soldatinnen und Soldaten; das werden wir aber
noch auseinanderdividieren können.

Das heißt, schon allein an der Zahl der Soldatinnen
und Soldaten kann man einen Fortschritt feststellen. Ich
habe vor sechs Wochen mit General Kather gesprochen.

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(C (D eneral Kather soll hier nicht seiner Nationalität beraubt erden. Er ist Deutscher, aber er ist im Auftrag der FOR, der NATO dort. Die Soldatinnen und Soldaten, die schon zweioder reimal im Kosovo waren, sagen: Die Art und Weise, ie man dort miteinander umgeht, hat sich eindeutig erändert. Der Stab von General Kather hat klar zum usdruck gebracht: Das, was im Jahre 2004 passiert ist nd seinen Niederschlag darin gefunden hat, dass sich er Verteidigungsausschuss in einen Untersuchungsauschuss umgewandelt hat, könne und werde sich so nicht iederholen. Der Ansatz, bestimmte Probleme kriege isch zu lösen, ist zurzeit auf keiner der beiden Seiten, eder bei den Kosovaren noch bei den Serben, vorhanen. Dass in der „delikaten Phase“, wie sie der Kollege rler bezeichnet hat, kleinere Demonstrationen oder Un uhen nicht auszuschließen sind, wissen die im Rahmen on KFOR Verantwortlichen. Sie wissen darauf auch in iner Art und Weise zu reagieren, die den Grundsätzen es Peacekeeping sehr nahe kommt. Ich denke, es ist viel zu kurz gesprungen, die Anweenheit der Soldatinnen und Soldaten aus den verschieensten Nationen nur auf haushalterische Gründe urückzuführen. Dafür gibt es auch andere Gründe. Im usammenhang mit dem, was dort geschehen ist, habe ch, als ich in Belgrad und im Kosovo war, eines festgetellt – das hat mich verblüfft –: Die Serben sagen, sie rauchten ihr Territorium, und das Kosovo gehöre dazu. on der Bevölkerung haben sie allerdings überhaupt icht gesprochen. Ich hatte das Gefühl, sie wollen das erritorium, aber nicht die Bevölkerung. Die Serben haen mir gesagt: Für die Sicherheit sorgt die NATO, und ie Flüchtlingsfragen klärt die EU. Wir erwarten, bis um Jahre 2008 zu Verhandlungen über einen Beitritt ur EU aufgefordert zu werden, und im Jahre 2012 wolen wir mit Sicherheit Mitglied der EU sein. Die Kosovaren haben mir gesagt: Wir sind vorbereiet. Wir haben eine eigene Regierung. Es ist sogar ein ritischer Generalmajor im Kosovo, der dort quasi den erteidigungsminister darstellt. Die Kosovaren denken: enn wir frei und selbstständig sind, wird sich schon ährend des ungefähr 120 Tage dauernden Monitorings lles zum Guten wenden. Dann wird die EU für die chaffung geeigneter Strukturen und für die Behebung er noch vorhandenen Defizite zahlen. Daran wird deutich: Beide Seiten sind zurzeit in bestimmten Bereichen ußerst naiv. Da sowohl die Serben als auch die Kosovaren ein sehr roßes Bestreben haben, in die EU aufgenommen zu erden, habe ich zu beiden Seiten gesagt: Tut doch so, ls wärt ihr bereits Mitglieder der EU. Überlegt euch inmal, was ihr tun müsstet, um die Standards, deren inhaltung die EU verlangt, zu erreichen. Fangt bitte an, n dieser Reihenfolge zu denken. Ihr wollt im Jahre 2012 itglieder der EU werden. Im Jahre 2012 bestünde dann reizügigkeit zwischen Serbien und dem Kosovo, egal elcher Status vorhanden ist. Darüber hinaus stünde die ückführung der Flüchtlinge an. Außerdem wäre zu klä en, wie Minderheiten zu behandeln sind. All das wäre ein Problem. Ihr müsst allerdings mit diesem Gedanken Gerd Höfer beginnen. Sonst funktioniert das nicht. Ohne die Zustimmung der Bevölkerung beider Teile des Landes, der Serben und der Kosovaren, wird das nicht funktionieren. Ich hoffe – das ist mir bei meinen Besuchen gesagt worden –: Egal wie die Statusfrage geklärt wird, die KFOR-Truppen sind vorbereitet, das Mandat so lange nach den Grundsätzen des Peacekeeping fortzuführen, bis eine neue Resolution verabschiedet wurde. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Drucksache 16/5753 zu dem Antrag der Bundesregierung auf Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo. Der Ausschuss empfiehlt, dem Antrag auf Drucksache 16/5600 zuzustimmen. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Zu dieser namentlichen Abstimmung liegt eine schriftliche Erklärung der Kollegin Petra Hinz vor.1)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610513100

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind die Plätze an
den Urnen besetzt? – Es fehlt noch ein Schriftführer von
der Opposition. Ich eröffne die Abstimmung.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610513200

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine

Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.

Wir setzen die Abstimmungen fort.
Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlie-

ßungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag
der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/5778? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungs-
antrag ist mit den Stimmen von SPD und CDU/CSU bei
Gegenstimmen der FDP und Enthaltung der Fraktionen
des Bündnisses 90/Die Grünen und Die Linke abgelehnt. –
Die Linke hat nicht abgelehnt. – Also, ich revidiere: Die
Fraktion Die Linke hat abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
sache 16/5779? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen von SPD,
CDU/CSU und Fraktion Die Linke bei Enthaltung der
FDP und Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen
abgelehnt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a bis 6 c sowie
Zusatzpunkt 4 auf:

6 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Laurenz
Meyer (Hamm), Dirk Fischer (Hamburg), Eck-
hardt Rehberg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten

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E1) Anlage 2

(C (D Uwe Beckmeyer, Dr. Margrit Wetzel, Dr. Rainer Wend, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Für eine zukunftsgerichtete europäische Meerespolitik – Drucksache 16/5731 – b)

richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Laurenz Meyer (Hamm), Eckhardt
Rehberg, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel,
Garrelt Duin, Dr. Rainer Wend, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD

Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken

– Drucksachen 16/4423, 16/5437 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Patrick Döring

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainder
Steenblock, Marieluise Beck (Bremen), Volker
Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Für eine nachhaltige und umfassende Meeres-
politik für die Europäische Union

– Drucksache 16/5428 –

P 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, An-
gelika Brunkhorst, Patrick Döring, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP

Schutz und Nutzung der Meere – Für eine
integrierte maritime Politik

– Drucksachen 16/4418, 16/5764 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Uwe Beckmeyer

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich gebe das Wort dem Kollegen Eckhardt Rehberg,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1610513300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren Abgeordnete! Manche werden fragen, was ein
rünbuch Meerespolitik soll.

Seit einem Jahr liegt das Grünbuch zur Beratung im
eutschen Bundestag. Durch das Grünbuch wurde be-
irkt, dass sich über das Parlament, den Deutschen Bun-
estag, hinaus auch die Landesparlamente und der Bun-
esrat in vielfältiger Art und Weise mit dem Ansatz der
uropäischen Kommission befasst haben, die Meerespo-






(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg

tet hat, was zeitlich leider erst nach der Bremer Konfe-
renz möglich war, die ich als sehr erfolgreich bezeichne Wir müssen auch über ein internationales Küstenzonen-
– ich bin hier den Kolleginnen und Kollegen der SPD für
die schnelle und konstruktive Zusammenarbeit ganz aus-
drücklich dankbar –, und dass wir auch noch einmal un-
terstrichen haben, dass wir erst durch diesen ganzheitli-
chen Ansatz, also diese ganzheitliche Betrachtung der
Ozeane und Meere, nicht nur die wirtschaftlichen und
sozialen Aspekte, sondern zugleich auch die ökologi-
schen Aspekte sehen. Dies muss ein Dreiklang sein:
wirtschaftlich, sozial und ökologisch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Meine sehr verehrten Damen und Herren, warum ha-
ben Meere und Ozeane in Deutschland möglicherweise
nicht die Aufmerksamkeit – sie stehen nicht so im Fokus –
wie in Großbritannien, Spanien, Portugal oder Frank-
reich? Ich glaube, dass dem einen oder anderen gar nicht
klar ist, dass zum Beispiel 40 Prozent des Bruttoinlands-
produkts der Europäischen Union an den Küsten erzeugt
werden, dass durch 400 000 Beschäftigte in der mariti-
men Wirtschaft in Deutschland 54 Milliarden Euro an
Bruttowertschöpfung erbracht werden – das ist fast das
Dreifache wie in der Luft- und Raumfahrtindustrie – und
dass 95 Prozent des interkontinentalen Warenverkehrs
über den Seeweg erfolgen. Ich sage ganz ausdrücklich,
dass ich sehr froh darüber bin, dass neben unserer Stel-
lungnahme zum Grünbuch auch der Antrag „Maritime
Wirtschaft in Deutschland stärken“ verabschiedet wer-
den soll.

Ich will noch auf den einen oder anderen Punkt einge-
hen. Man kann in der Kürze von fünf Minuten nicht alle
Aspekte ansprechen. Ich will noch einmal deutlich ma-
chen, dass wir uns gerade in der Nord- und in der Ostsee
– in zwei relativ kleinen Meeren – zunehmend mehr dem
Thema Schiffssicherheit widmen müssen.

Ich nenne einige Stichworte und sage das sehr dras-
tisch und ausdrücklich: Die Schrott- und Seelenverkäu-
fer – Stichwort: Einhüllentanker – gehören runter von
den Weltmeeren. Schrott gehört auf den Müll.

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 576;
davon

ja: 515
nein: 58
enthalten: 3

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach

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(D ational, sondern auch international lösen. Wir brauchen ine integrierte Meeresforschung. Wir sind Technoloieführer zum Beispiel im Schiffbau und haben durch efiziente Schiffsantriebstechniken die Chance, sehr stark afür zu sorgen, dass die Energieeffizienz auf den Schifen steigt. Schließlich nenne ich auch das Thema Cleanhip-Entsorgung. Auch hier können und sollten wir mit eutscher Technologie ganz einfach nach vorne schreien. Lassen Sie mich zum Schluss noch zwei Dinge anfüen. Ich denke, wir sollten alle gemeinsam – hier sind icht nur die Küstenländer gefordert – den Stellenwert aritimer Technologien nach vorne stellen. Es kann icht sein, dass der Umfang der maritimen Technologien ur 0,4 Prozent gegenüber den Raumfahrttechnologien nd nur 0,75 Prozent gegenüber den Energietechnoloien ausmacht. Wenn wir diese ganzheitliche Betrachung wirklich ernst meinen, dann müssen wir in diesem ereich auch mehr investieren. Ich will zum Schluss einen Satz aus dem Grünbuch itieren: „Die Eindämmung des Klimawandels ist für en Schutz unserer Wirtschaft entscheidend.“ Wer unseren Antrag als unausgewogen kritisiert, den itte ich: Lesen Sie ihn von vorne bis hinten durch! Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610513400

Ich komme zurück zu Tagesordnungspunkt 5 und

ebe das von den Schriftführerinnen und Schriftführern
rmittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung
ber die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Aus-
chusses zu dem Antrag der Bundesregierung zur Fort-
etzung der deutschen Beteiligung an der Internationalen
icherheitspräsenz im Kosovo, Drucksachen 16/5600
nd 16/5753, bekannt: Abgegebene Stimmen 576. Mit
a haben gestimmt 515, mit Nein haben gestimmt 58,
nthaltungen 3. Die Beschlussempfehlung und damit
er Antrag der Bundesregierung sind angenommen.

eter Altmaier
orothee Bär
homas Bareiß
orbert Barthle
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)


Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Renate Blank
Peter Bleser
management reden und die Nutzungskonflikte nicht nur
litik zum ersten Mal nicht nu
Das heißt, die Schiffbauindus
Küstenschutz, die Offshorefisc
welt wurden nicht separat, son
ven Ansatz betrachtet.

Deswegen, glaube ich, ist es
Deutsche Bundestag eine eigen
r sektoral zu betrachten.
trie, der Seeverkehr, der
herei und die Meeresum-
dern mit einem integrati-

wichtig und gut, dass der
e Stellungnahme erarbei-


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(Beifall bei der SPD – [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ auch recyceln!)


Herr Kollege Steenblock, das
as bewusst überspitzt gesagt
üll. – Daneben nenne ich die

etrinne, feste Seerouten für
ährliche Schiffe, Einführung

(CRainder Steenblock NEN]: Kann man kann man tun. Ich habe : Schrott gehört auf den Lotsenpflicht für die KaÖltanker und andere ge des Weitbereichsradars. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Anke Eymer Georg Fahrenschon Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)





(A) )


(B) )

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe

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usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
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ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ürgen Klimke
ulia Klöckner
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ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann

ohann-Henrich
Krummacher
r. Hermann Kues
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

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r. Michael Meister
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r. Gerd Müller
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(Braunschweig)


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ernward Müller (Gera)

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nita Schäfer (Saalstadt)

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r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
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r. Andreas Schockenhoff
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ohannes Singhammer
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homas Strobl (Heilbronn)

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Carl-Christian Dressel lvira Drobinski-Weiß arrelt Duin etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann ans Eichel ernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag eter Friedrich artin Gerster is Gleicke enate Gradistanac ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl Volker Kröning Dr. Hans-Ulrich Krüger Angelika Krüger-Leißner Jürgen Kucharczyk Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Waltraud Lehn Helga Lopez Gabriele Lösekrug-Möller Dirk Manzewski Lothar Mark Caren Marks Katja Mast Hilde Mattheis Markus Meckel Petra Merkel Dr. Matthias Miersch Ursula Mogg Marko Mühlstein Detlef Müller Michael Müller Gesine Multhaupt Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Andrea Nahles Thomas Oppermann Holger Ortel Heinz Paula Johannes Pflug Joachim Poß Christoph Pries Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold D M S M G D C W S R D M O A A B D M O D U S H C O O R S E F D D R R W D J D D L R C D J D J J D J F R S J D H A P G G D L D A H D r. 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Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz E D W H U M B F J D C D U R A E P M J U O P H D H J D H E B D M D H G H S H I S M M H P J B D H C G J F D M D D D C F C D D D ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries DP ens Ackermann r. Karl Addicks hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann oachim Günther r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger ichael Link arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing H M B D K M V C B G A D D H K A B W P P U D B T U R M U M D A N J K W O B K E R S D J W J N C W W S G P F J D H D K D (C (D artfrid Wolff artin Zeil ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender rietje Bettin lexander Bonde r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans-Josef Fell ai Gehring nja Hajduk ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer rista Sager lisabeth Scharfenberg ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler ein DU/CSU olfgang Börnsen illy Wimmer PD regor Amann etra Hinz DP ürgen Koppelin IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Wir haben über 50 parlamentarische Initiativen eingebracht. Dabei war uns immer wichtig, gleiche Wettbe – Warum verzichten Sie dann auf eine Beratung im Ausan den Kampf um die Tonnage es uns um den Meeresund Schiffssicherheit und um eine und Schifffahrtsverwaltung, di kann. Sie nimmt gerade in dies ben wahr, zum Beispiel im Zus lisierung des Jade-Weser-Porte weiterer wichtiger Punkt ist au vierende Staat. Das bedeutet, d gaben des Staates an Private ü darüber können wir noch spre tungskonzepte geht. Außerdem darfsgerechte Infrastruktur. Wir werden dem Antrag zur Wirtschaft zustimmen, weil wi steuer. Des Weiteren geht Küstenschutz, um die leistungsfähige Wassere ihre Aufgaben erfüllen er Zeit besondere Aufgaammenhang mit der Reas in Wilhelmshaven. Ein s unserer Sicht der aktiass möglichst viele Aufbertragen werden. Auch chen, wenn es um Ret geht es uns um eine be Stärkung der maritimen r uns in dieses Vorhaben t g w m V s h c S E b d D ungsfähigkeit als Große Koalit eordnetes Verfahren auf den W ir dann gemeinsam feststelle it dem Grünbuch auf einem orschlägen kann man inhaltli timmen, aber der Verfahrens aben, ist eine Blamage für Ihr (Beifall bei de Lassen Sie mich einige Punk herlich gemeinsam am Herzen taatssekretärin beim Deutsch mden und der Herr Bundespr en. Es gibt Personalproblem erjenigen angeht, die auf den as ist kein neues Phänomen. W ion nicht in der Lage, ein eg zu bringen, bei dem n könnten, dass wir auch guten Weg sind? Ihren ch in vielen Punkten zuweg, den Sie beschritten e Arbeit. r FDP)


(Hildesheim)


(Wackernheim)





(A) )


(B) )


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)


(Bönstrup)





(A) )


(B) )


te ansprechen, die uns si-
liegen und die auch die
en Seeschifffahrtstag in
äsident angesprochen ha-
e, was die Qualifikation

Schiffen beschäftigt sind.
ir haben schon 1990 im
werbschancen zu schaffen. Sie erinnern sich sicherlich
schuss, Herr Rehberg? Warum sind Sie mit Ihrer Leis-
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Lutz Heilmann
Hans-Kurt Hill
Cornelia Hirsch
Inge Höger
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke

Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Monika Knoche
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Dr. Norman Paech
Petra Pau
Bodo Ramelow

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Nächster Redner in unserer Debatte ist der Kollege
Hans-Michael Goldmann, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1610513500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vielleicht interessiert es auch die Zuhörer: Es geht heute
um zwei Anträge. Ein Antrag trägt den Titel „Maritime
Wirtschaft in Deutschland stärken“. In dem anderen An-
trag geht es um das Grünbuch der Europäischen Kom-
mission „Die künftige Meerespolitik der EU“.

Nicht jeder weiß, was ein Grünbuch ist.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


– Es ist gut, dass Sie das wissen. Das freut mich. – Auf
europäischer Ebene werden aus Grünbüchern Weißbü-
cher entwickelt, die sich dann in Gesetzen und Verord-
nungen niederschlagen. Dabei muss man gut aufpassen,
dass die maritimen Interessen so zum Tragen kommen,
wie wir es uns wünschen. Das machen die FDP und auch
ich persönlich, seit ich die Aufgabe des Sprechers für
diesen Bereich wahrnehme.

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(C (D lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN ylvia Kotting-Uhl ans-Christian Ströbele Fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier Enthaltung CDU/CSU Dr. Wolf Bauer FDP Dr. Edmund Peter Geisen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Irmingard Schewe-Gerigk ingebunden sehen und weil wir es für klug halten, die in inzelnen Punkten erzielte Übereinstimmung auch geeinsam zum Ausdruck zu bringen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Saarbrücken)


Wir werden uns bei Ihrem Antrag zum Grünbuch der
timme enthalten, Herr Rehberg, obwohl auch dieser
ntrag viele wichtige Punkte enthält. Es ist aber ein bis-

chen blamabel, Herr Rehberg


(Widerspruch des Abg. Eckhardt Rehberg [CDU/CSU])


doch, Herr Rehberg; es ist blamabel –, wenn Sie darauf
inweisen, dass das Vorhaben seit einem Jahr auf dem
eg ist. Ich weiß, dass die Konferenz in Bremen nicht

in Jahr zurückliegt, sondern später war. Sie haben aber
rst zwei Tage vor der Abstimmung im Parlament, am
ienstagabend, eine Vorlage eingebracht, die ich im Üb-

igen in vielen Bereichen für sehr qualifiziert halte. Ich
abe sie intensiv gelesen.


(Zuruf des Abg. Eckhardt Rehberg [CDU/ CSU])







(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Ausschuss für Häfen und Schifffahrt des Niedersächsi-
schen Landtags Klagen darüber gehört, dass Personal in
diesem Bereich unterqualifiziert ist. Daraus erwachsen
Sicherheitsprobleme auf den Seewegen.

Ich glaube, dass wir gemeinsam Anstrengungen un-
ternehmen müssen, um hierbei Verbesserungen zu errei-
chen. Das gilt auch für die Länder. Ich finde es gut, dass
in Niedersachsen – auch durch die Seefahrtsschule in
Leer und mit Ihrer Unterstützung, Herr Duin – erreicht
wurde, dass sich die Reeder engagieren, damit qualifi-
zierter Nachwuchs gesichert werden kann. Dann können
wir auch ernst machen mit dem Zurückflaggen der
Schiffe, die bis jetzt zum Teil im Ausland registriert
sind.

In Bezug auf die Realisierung des Schiffbaus in
Deutschland haben wir nach wie vor ein Problem. Das
Problem der Zinsschranke ist für das eine oder andere
Werftunternehmen auch im Zuge der Beratungen zur
Unternehmensteuerreform nicht bereinigt worden. Ich
habe gehört, dass es in diesem Zusammenhang ein Om-
nibusgesetz geben soll, das manches einsammeln will,
was in diesem Bereich falsch gelaufen ist. Ich bitte Sie
noch einmal, sehr genau darauf zu achten, dass man ge-
rade Unternehmen, die hohe kreditfinanzierte Investitio-
nen auf den Weg bringen, nicht das Wasser abgräbt;
denn das wäre jammerschade.


(Beifall bei der FDP)


Heute ist ja ein Jubeltag. Endlich ist die Notfall-
schlepper-Ausschreibung auf den Weg gebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Dazu können wir uns gerne selbst gratulieren, liebe
Kollegen. Aber warum haben Sie so lange dafür ge-
braucht? Mir ist auch wirklich schleierhaft, warum die
Verwaltung in diesem Bereich einiges vereumelt hat.
Lassen Sie uns jetzt aber froh und glücklich sein. Hof-
fentlich kommen die Schlepper dann auch nach den An-
sprüchen, die wir gestellt haben, die wir in diesem Be-
reich vielleicht ein bisschen mehr Ahnung haben als der
eine oder andere Verwaltungsbeamte.

Es ist gut, dass das jetzt auf den Weg gebracht ist;
denn nichts ist für unsere Meere so schlimm wie Unsi-
cherheit und Gefährdung durch Schiffsunfälle. Das ha-
ben wir erlebt. Jeder, der Leistungsfähigkeit im Hafen-
bereich will, will auch auf den Zufahrtswegen und auf
den Binnenwasserstraßen Sicherheit haben.

Wer die Deutsche Bucht ein bisschen kennt, der weiß,
dass Sicherheit dort eine der größten Herausforderungen
ist; denn ansonsten ist der Nationalpark Wattenmeer – dem-
nächst wahrscheinlich sogar Weltnaturerbe – überhaupt
nicht mit unseren Vorstellungen von der Nutzung der
Häfen und der Nutzung der Chancen in den Häfen in
Einklang zu bringen.

Die europäische Ebene geht jetzt mit dem Grünbuch
in bestimmte Bereiche hinein. Das begrüße ich sehr. Die-
sen integrativen Ansatz haben Sie auch zum Ausdruck
gebracht, Herr Rehberg. Ich bin ebenfalls dafür, dass wir

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(C (D aumordnungspläne auflegen und sagen: Das ist unere europäische Zielsetzung. Ich bin aber strikt dagegen, dass die europäische bene bestimmt, welcher Hafen übernationale Bedeu ung hat und welcher Hafen möglicherweise nur natioale Bedeutung hat. Einen solchen Eingriff der europäichen Ebene in unsere Gestaltungsmöglichkeiten sollten ir auf jeden Fall abwenden. (Beifall bei der FDP – Eckhardt Rehberg [CDU/ CSU]: Das haben wir ja getan!)


Sie haben ihn nicht abgewendet. In Ihrem Antrag steht,
ass das auf den Weg gebracht werden soll. Bisher haben
ie gar nichts abgewendet, Herr Rehberg.

Auch an anderen Stellen – zum Beispiel bei ILO-Ver-
inbarungen – haben Sie die Dinge nicht so auf den Weg
ebracht, wie Sie es hier eben darzustellen versucht ha-
en.

Wir können uns sehr gerne über gemeinsame
chritte in diesem Bereich einigen. Ich biete das noch
inmal ausdrücklich an. Der maritime Bereich eignet
ich dafür, dass wir uns gemeinsam aufstellen; denn er
st extrem chancenreich. Ich bin dafür, dass wir diese
inge gemeinsam abklären.

Allerletzter Punkt: Das gilt zum Beispiel auch für den
ischfang. Ich bin froh darüber, dass es dort jetzt – auch
it Unterstützung des Bundesministeriums, auch durch
errn Minister Seehofer – zu Verbesserungen kommt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610513600

Herr Kollege Goldmann!


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1610513700

Wir müssen klipp und klar sagen: Die Überfischung

st nicht hinzunehmen. Gemeinsam kriegen wir es aber
in.

Ich hoffe, dass wir in diesen Fragen weiterhin an ei-
em Strang ziehen können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610513800

Ich gebe dem Kollegen Uwe Beckmeyer, SPD-Frak-

ion, das Wort.


Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1610513900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ein Wort vorweg zu Herrn Goldmann: Dieser
ntrag des Deutschen Bundestages ist heute eine Pre-
iere. Wir wenden uns als Deutscher Bundestag nämlich

um ersten Mal direkt an die Europäische Kommission.
as ist in dieser Frage auch absolut angemessen, denke

ch.

Natürlich erwartet der Deutsche Bundestag von der
undesregierung, dass sie diesen Beschluss auch an die
uropäische Kommission weiterleitet.






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
Wir haben in diesem klaren Text auch zum Ausdruck
gebracht, welche besonderen Erwartungen wir an die
Diskussion haben, die sich auf der europäischen Ebene
an das Grünbuch anschließt.

Wir wollen nicht, dass es – wie Sie es in Ihrem Antrag
teilweise formuliert haben – in diesem Prozess zu weiter
gehenden Kompetenzverlagerungen kommt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: An wen?)


– An die EU.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Quatsch!)


– Nein.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: An welcher Stelle steht das denn?)


Wir sind der festen Überzeugung: Einiges muss kon-
solidiert, zusammengeführt und abgestimmt werden.
Dies soll auch erfolgen.


(Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Dabei sollte Folgendes nicht außer Acht gelassen wer-
den: Verlagerungen von wichtigen Entscheidungen an
die EU sind – auch nach dem Subsidiaritätsprinzip –
nicht einfach hinzunehmen. Wir haben in Europa
27 Kommissare und entsprechende Aufgabenfelder.
Wenn nun ein neues Aufgabenfeld kreiert werden soll,
dann müssen wir aufpassen, dass wir unsere nationalen
und landespolitischen Handlungsspielräume behalten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610514000

Herr Kollege Beckmeyer, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Goldmann?


Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1610514100

Nein, Frau Präsidentin.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Können Sie einmal eine Stelle nennen, die Sie bestätigt?)


Lieber Herr Goldmann, zum Verfahren selbst: Der
Antrag Ihrer Fraktion ist eigentlich ein Reflex auf eine
Konferenz, die schon fast ein Jahr zurückliegt. Wir ver-
treten in unserem Koalitionsantrag Positionen, die deut-
lich machen, was wir von der Europäischen Kommission
erwarten.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was sollen denn diese Unaufrichtigkeiten?)


Wir wollen zeigen, dass die Meerespolitik und der mari-
time Sektor insgesamt für Europa und insbesondere für
Deutschland eine große Bedeutung haben, und zwar auf
den verschiedenen ökonomischen Feldern, nicht nur im
Außenhandel, im Seehandel, in der Hafenwirtschaft und
der maritimen Wirtschaft. Es gibt Hunderttausende Ar-
beitsplätze, die davon direkt abhängig sind, und eine
vielfache Zahl mehr, die davon indirekt abhängig sind.
Das machen die im Grünbuch aufgezeigten Schwer-
punktthemen deutlich.

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(C (D Wenn es um Beschäftigung, Wettbewerbsfähigkeit, orschung und Innovation sowie das Leben an der Küste nd die gemeinsame Verantwortung für die Meere geht, üssen wir gemeinschaftlich handeln. Richtig ist: Kaum in anderer Wirtschaftszweig muss sich in gleichem aße im globalen Wettbewerb behaupten wie der mari ime Sektor. Insofern ist es wichtig, unsere Konkurenzfähigkeit auf internationaler Ebene zu sichern, inem wir bisher isoliert betrachtete einzelstaatliche olitiken künftig stärker miteinander verzahnen und geeinsam vorantreiben. Die Europäische Union kann uns ier helfen. Dafür ist sie weltweit in den entsprechenden remien tätig. Sie ist die Instanz, die die jeweiligen na ionalen Interessenlagen vertreten muss. In den Bereichen Seeverkehr, Schiffbautechnik, Offhore-Energien und maritime Dienstleistungen sind wir uf einem guten Wege. Hier ist Europa hilfreich. Wir rauchen in der Frage, wie wir uns national aufstellen nd wie wir ökonomische Interessen durchsetzen könen, im Hinblick auf die Menschen sowie die Arbeitslätze und die Dienstleister an der Küste abgestimmte trategien. Diese müssen unser Politikverständnis und nsere Gestaltungskraft widerspiegeln. Wir betreiben olitik vor Ort. Das ist wichtig. Wir wollen mit einer solhen Politik unsere Stärken stärken. Das ist der entscheiende Punkt. Den Europaskeptikern, die kritisch fragen, ob wir berhaupt Meerespolitik betreiben müssen, sage ich: Ja. inige sagen, Deutschland sei ein – das habe ich erst ge ernt – Kurzküstenstaat. Das stimmt aber nicht; denn mahematisch gesehen ist Küste ohnehin ein fraktales Geilde und insofern unendlich. Das ist sicherlich nur athematik. Aber man darf nicht vergessen, dass an der üste Menschen leben. Wenn man sich die Karte Euroas anschaut, dann stellt man fest, dass Europa eine roße Halbinsel ist, umgeben von Wasser, und zwar von ittelmeer, Nordostatlantik und Ostsee, dem Baltischen eer. Und wir sind mitten drin. Wir sollten gemein chaftlich alles tun – das haben auch wir in der Koalition erabredet –, dass die genannten Bereiche eine Zukunft aben und dass die Profilbildung, die Spezialisierung nd das Schaffen von Netzwerken auf diesem Gebiet unerstützt werden. Insofern ist der Plan der Europäischen ommission hinsichtlich der Zukunft und des Cluste ings, der dazu dient, Synergien zu verstärken, der richige Ansatz. Die deutschen Seehäfen verfolgen diese trategie. Sie sind hier zu einem großen Erfolg gekomen. Ich habe die Hoffnung, dass wir – auch mit Unterstütung der Europäischen Kommission – die enormen Zuunftspotenziale, die wir auf diesen Feldern haben, auschöpfen werden. Das ist unsere Aufgabe. Wir bitten rüssel, sich hier einzubringen, den Informationsaus ausch zu verbessern und unsere Interessen international u vertreten. Alle politischen Seiten sollten sich bemüen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Herzlichen Dank. Zu einer Kurzintervention gebe ich das Wort dem Kollegen Goldmann. Lieber Kollege Beckmeyer, ich bin schon erstaunt und auch ein bisschen traurig darüber, dass Sie das Angebot der FDP, in dieser Frage zusammenzuarbeiten, sozusagen mit Füßen treten. Angesichts der Tatsache, dass Bremen und Niedersachsen – in Niedersachsen haben wir eine CDU/FDP-geführte Landesregierung – gemeinsam den Jade-Weser-Port auf den Weg bringen, mit dem Bremer Interessen berührt werden, finde ich Ihr Verhalten nicht sehr geschickt. Angesichts der Tatsache, dass wir gemeinsam versuchen, an der Elbe eine Lösung zu finden, die der Metropole und dem Seehafenstandort Hamburg gerecht wird, bedaure ich sehr, dass Sie hier mit Unterstellungen arbeiten. Weil Sie meine Zwischenfrage nicht zugelassen haben, möchte ich Sie an dieser Stelle herzlich bitten, mir die Frage zu beantworten, an welcher Stelle der FDPAntrag Kompetenzen auf die europäische Ebene zum Nachteil nationaler Interessen verlagern will. Das werden Sie an keiner einzigen Stelle finden. Wir sind nämlich für Ausgewogenheit. Ich will noch etwas zu den Häfen sagen, die auch Sie angesprochen haben. Herr Kollege Beckmeyer, ich gehe davon aus, dass Sie das Grünbuch intensiv studiert haben. Es liegt schon lange Zeit vor. Aber es ist nicht richtig, dass sich unser Antrag auf das Jahr davor bezieht. In Ihrer schönen Hansestadt haben wir zu diesem Bereich eine Maritime Konferenz durchgeführt und einen entsprechenden Antrag vorgelegt, der Ihnen seit langem bekannt ist. Sie wissen doch hoffentlich genauso gut wie ich, dass die Häfen nicht im Grünbuch aufgenommen wurden. Oder ist Ihnen das entgangen? Sie wissen doch, dass die europäische Ebene nach dem Desaster, das wir bei Port Package zweimal erlebt haben, die Häfen ausgespart hat. Sie bringen mit Ihrem Antrag zum Ausdruck, dass Sie die Häfen in eigener Regie betreiben wollen. Sie wollen also genau das, was Sie uns unterstellen. Denn in Ihrem Antrag heißt es auf Seite 6: „... dass es keine europäische Politik der Konzentration auf wenige ‚mainports’ gibt“. Weil ich Sie in dieser Frage in meinen Ausführungen unterstützt habe, weiß ich also wirklich nicht, was Ihre Unterstellungen sollen, wir würden den Grundvorstellungen kluger maritimer Politik mit unserem Antrag entgegenstehen. Herr Kollege Beckmeyer, bitte. Lieber Kollege Goldmann, ich antworte Ihnen wie folgt: S – f W z D l h A d m tu n v m f c z H a S g d u s w H h F d D (C (D Erstens. Die Maritime Konferenz in Bremen, von der ie gesprochen haben, fand vor zweieinhalb Jahren statt. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das war unsere eigene! Sie waren doch gar nicht da!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610514200
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1610514300

(Zurufe von der SPD: Noch!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610514400
Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1610514500

Die letzte Maritime Konferenz hat in Hamburg stattge-
unden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein!)


as in Bremen stattgefunden hat, war eine Anhörung
um Grünbuch der Europäischen Kommission.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)


aran habe ich teilgenommen und einen Arbeitskreis ge-
eitet. Insofern weiß ich schon, wovon ich rede.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein! Das merkt man ja!)


Zweitens. Wenn ich Ihren Antrag richtig gelesen
abe, dann fordern Sie die Gründung einer maritimen
gentur,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Es gibt sie schon!)


ie mit zusätzlichen Kompetenzen ausgestattet ist. Man
uss da genau unterscheiden und aufpassen, was man
t.

Wir unterstützen die auf Brüsseler Ebene vorhande-
en Tendenzen, in Europa quasi einen Aufgabenklau
orzunehmen, nicht. Die Kommissare sollen sich viel-
ehr auf ihre Aufgaben konzentrieren und ihre Arbeits-

elder entsprechend abgrenzen. Was national zu entwi-
keln ist und was national zu erledigen ist, bleibt auch
ukünftig auf nationaler Ebene.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie haben Ihren eigenen Antrag nicht gelesen! – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie nun eine Zusammenarbeit oder nicht, Herr Goldmann?)


Zum Thema Häfen, Herr Goldmann. Ich weiß, was
afenpolitik ist. Sie sprechen von einer Konzentration

uf Mainports. Dabei wissen Sie ganz genau, dass die
eehafenpolitik in unserem Land eine Mainport-Strate-
ie nicht zulässt. Denn eine Mainport-Strategie wird in
er Szene als eine Strategie zugunsten von Rotterdam
nd Antwerpen verstanden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das habe ich doch gesagt!)


Wir haben in Deutschland klipp und klar gesagt, eine
olche Konzentration werden wir nicht mitmachen. Wir
ollen unter anderem, dass Hamburg, die bremischen
äfen und zukünftig auch Wilhelmshaven im Fokus ste-
en.

Jetzt zu den nachgelagerten Häfen mit vielfältigen
eederfunktionen: Die brauchen wir alle in Europa an
er Küste dieses Kontinents. Da gibt es kein Vertun.
iese Position haben wir deutlich beschrieben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B)


Uwe Beckmeyer
Sie sagen, wir hätten dazu nichts gesagt. Schauen Sie
hinsichtlich der Gestaltung der Spielräume der regiona-
len und nationalen Ebene doch einmal auf Seite 5 unse-
res Antrags. Da schreiben wir, „dass die inhaltlichen und
administrativen Vorgaben durch die EU-Meerespolitik
auf den notwendigen Umfang beschränkt und Gestal-
tungs- und Handlungsspielräume auf regionaler und na-
tionaler Ebene erhalten werden“ sollen. Das ist die Posi-
tion der Koalition in dieser Frage, ganz eindeutig und
klipp und klar.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dann müssen Sie das Grünbuch ablehnen, Herr Beckmeyer!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610514600

Ich gebe das Wort der Kollegin Eva Bulling-Schröter,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610514700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Es ist schön, dass wir im Bundestag bis zur
Sommerpause zweimal Gelegenheit haben, uns mit dem
Meeresschutz zu beschäftigen. Ich denke, in der Debatte
zu unserer Großen Anfrage in der nächsten Sitzungswo-
che können wir uns detailliert damit befassen, was zu tun
ist, um die anhaltende Überfischung der Weltmeere zu
stoppen, und auch darüber, wie wir mit der Versauerung
der Meere umgehen. Wenn es heute vorrangig um einen
integrierten Ansatz, also einen übergreifenden EU-Mee-
resschutz, gehen soll, dann dürfen wir nicht den gleichen
Fehler machen wie den, der sich durch das EU-Grün-
buch zum Meeresschutz durchzieht.

Die Kommission schreibt dort eingangs, sie wolle in
der EU-Meerespolitik einem integrativen Ansatz fol-
gen, einem Ansatz, der die Meere nicht nur als Wirt-
schaftsraum, sondern auch als Ökosystem begreift. In
der Logik des übrigen Textes geht es aber fast nur noch
um Anforderungen zur Nutzung an das Meer: Es soll der
Schifffahrt dienen, Rohstofflager sein, Energie liefern,
Erholung bieten und natürlich vor allem der Fischerei
zur Verfügung stehen. In dem Grünbuch geht es ledig-
lich darum, die konkurrierenden Nutzungsansprüche an
die Ozeane besser aufeinander abzustimmen. Die Mee-
resumwelt ist den Autoren eher fremd. Das Problem ist
aber gerade: Das Meer wird nicht als Ökosystem nach-
haltig genutzt, sondern rücksichtslos ausgebeutet. Der
schutzwürdige Eigenwert der Meeresökosysteme und
ihrer Tier- und Pflanzenwelt spielt jenseits einiger spek-
takulärer Tierarten so gut wie keine Rolle.

Dass im Grünbuch irgendwo auch etwas zur Eindäm-
mung der illegalen Fischerei steht, ist begrüßenswert.
Im Kontext dürfte der Passus aber eher dem Schutz der
legalen Fischerei als einem Umweltgedanken geschuldet
sein. Konsequenterweise lautet die erste der gestellten
Fragen im Grünbuch, welchen Mehrwert eine integrierte
Meerespolitik in der EU gegenüber nationalen Maßnah-
men haben könnte. Da werden dann jede Menge marine
Wirtschafts- und Wachstumspotenziale aufgezeigt, um
eine gemeinsame EU-Politik zu rechtfertigen. Nun

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(C (D önnte man argumentieren, das Grünbuch sei nur eine äule im EU-Meeresschutz, die eigentliche Umweltäule sei die Meeresstrategierichtlinie, welche gerade uf die abschließende Lesung im EU-Parlament wartet. Da kann ich nur antworten: Erstens, was nutzt die mweltsäule, wenn über das Grünbuch und die folgenen Aktionsprogramme Fakten geschaffen werden, die ie Meeresumwelt nachhaltig schädigen? Was nutzt eine solierte Umweltpolitik für die europäischen Meere, enn wachsender Seeverkehr, Rohstoffförderung, imer mehr Gentechnik sowie zunehmender Fischerei ruck immer stärker in die ohnehin gestresste Meeresmwelt einwirken? (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Gentechnik? Wo denn?)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist richtig!)


Zweitens möchte ich darauf hinweisen, dass die be-
ühmte Umweltsäule reichlich brüchig ist. Der Meeres-
chutz wird mit dem Richtlinienvorschlag der Kommis-
ion weitgehend zurück in die Verantwortung der
inzelnen Mitgliedsländer gelegt. Absurderweise sind
enau jene Politikfelder aus der Richtlinie ausgeklam-
ert, in denen die EU über die Kompetenzen verfügt.
as betrifft zum Beispiel die gemeinsame Fischerei-
olitik. Dabei ignoriert beispielsweise der Fischereimi-
isterrat seit Jahren die Empfehlungen des Internationa-
en Rates für Meeresforschung, die Kabeljau- bzw.
orschfischerei in der Nord- und Ostsee zu stoppen.

Ausgeklammert ist auch die EU-Landwirtschaftspoli-
ik, die etwa bezüglich der Problematik Überdüngung
nd Algenblüte sehr viel mit dem Schutz der Meere zu
un hat. Das EU-Parlament hat im Zuge der ersten Le-
ung einige Verbesserungen am Richtlinienvorschlag
orgenommen. Leider wurden sie alle vom Umwelt-
inisterrat wieder kassiert. Ich kann nur hoffen, dass das
U-Parlament seine Einwände nach der Sommerpause
rneut erhebt.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir bis 2021 einen guten Zustand der Meere er-
eichen wollen, so geht das nur mit einer wirklich inte-
rierten Meeresschutzpolitik. Diese muss den Schutz der
zeane über die wirtschaftliche Nutzung stellen. Ist dies
esichert – nächste Woche werden wir uns darüber sehr
ntensiv unterhalten –, werden auch die Fische zurück-
ehren. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, nennt man
ann Nachhaltigkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610514800

Nächster Redner ist der Kollege Rainder Steenblock,

raktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist sicherlich ein gutes Zeichen – auch im Hinblick
uf die Europatauglichkeit unseres Parlaments –, dass
ir uns hier mit diesem Grünbuch beschäftigen und dass
)






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
wir versuchen, den Prozess der Beteiligung nationaler
Parlamente an europäischen Entscheidungen durch sol-
che Beratungen zu stärken.

Lassen Sie mich vorausschicken: Ich wünsche mir al-
lerdings, dass das Zusammenspiel zwischen parlamenta-
rischer Diskussion und Stellungnahme gegenüber der
Europäischen Union ein bisschen professioneller wird.
Wir Grünen haben in den Konsultationsprozess der
Europäischen Union eine ausführliche Stellungnahme – sie
umfasst über 50 Seiten; damit können wir uns hier nicht
befassen – eingespeist. Ich stelle fest, dass die Bundes-
regierung bisher überhaupt nichts vorgelegt hat. Die
Koalition hat wirklich auf den letzten Drücker ein Papier
vorgelegt, das man in den Konsultationsprozess nicht
einbringen kann.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


Angesichts dessen muss ich sagen: Wir behandeln zwar
das richtige Thema; aber die im Hause praktizierten Ver-
fahren lassen sich insgesamt durchaus noch verbessern,
wenn wir in Brüssel bezüglich dieser zentralen Fragen
Gehör finden wollen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das hat Herr Beckmeyer nicht verstanden!)


Das Grünbuch, das die EU vorgelegt hat, verdient
Kritik.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)


Dieses Grünbuch wird seinem Anspruch nicht gerecht;
da stimme ich dem, was die Kollegin der Linken gerade
gesagt hat, ausdrücklich zu. Ich will das an drei Beispie-
len deutlich machen.

Erstes Beispiel: Fischerei. Die Kabeljaubestände in
Nord- und Ostsee sind nahezu leergefischt. Das weiß je-
der. Alle Wissenschaftler sagen, dass wir ein Verbot des
Fangs von Kabeljau brauchen, wenn sich diese Bestände
überhaupt wieder regenerieren sollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Trotzdem hat der EU-Ministerrat für Landwirtschaft und
Fischerei unter Vorsitz von Herrn Seehofer für das nächste
Jahr eine Fangquote für Kabeljau von 23 000 Tonnen be-
schlossen. Es ist immer wieder das gleiche Spiel. Wir
haben praktische, konkrete Vorstellungen über die Nut-
zung des Meeres. Wenn es aber um den Schutz des Mee-
res geht, dann benutzen wir häufig nur Worthülsen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das stimmt nicht!)


Sieht man einmal von dem ab, was die Kollegin der Lin-
ken gesagt hat, ging es in der ganzen bisherigen Debatte
zu etwa 5 Prozent um den Schutz des Meeres und zu
95 Prozent um Nutzungsstrategien. Mit diesem Vorge-
hen werden wir das Meer kaputt machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen eine europäische Fischereipolitik, die
die Fangquoten reduziert. In bestimmten Bereichen müs-

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(C (D en die Fangquoten bei null liegen. Die Grundnetzchlepperei muss verboten werden. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nsinnige Subventionen müssen abgebaut werden. Au-
erdem brauchen wir – auch das ist noch nicht erwähnt
orden – Meeresschutzgebiete, wenn wir das Meer für
ns und die nachfolgenden Generationen erhalten wol-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da sind wir doch auf dem Weg!)


Zweites Beispiel: Schiffsemissionen. Das Schiff hat
as Potenzial zum ökologisch verträglichsten Verkehrs-
ittel. Wenn wir uns einmal anschauen, was die Schiffe

urzeit noch emittieren, dann erkennen wir, dass das
chte Dreckschleudern sind. Das muss man so sagen. Es
ibt Schiffe, auf denen Kraftstoffe verbrannt werden, die
n Land als Sondermüll entsorgt werden müssten. Wir
rauchen mehr Forschung und Entwicklung. Wir brau-
hen alternative Kraftstoffe und alternative Antriebe.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da sind wir doch dabei!)


ir sind da schon sehr weit. Deutschland kann auf die-
em Gebiet sehr gut sein.

„European Clean Ship“ ist eine Strategie, die wir un-
erstützen. Hier können wir technologisch vorangehen.
otwendig ist, dass die CO2-Emissionen von Schiffen in
en Handel mit Emissionszertifikaten einbezogen wer-
en.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Einverstanden!)


afür muss sich die Bundesregierung einsetzen. Herr
iefensee hat das einmal angesprochen. Das ist aber wie-
er untergegangen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein, das steht in den Anträgen drin! In unserem Antrag steht das drin! – Eckhardt Rehberg [CDU/ CSU]: In unserem Antrag steht das auch drin!)


as ist etwas, was beim Thema Meer häufiger passiert.
o etwas sollte in der Bundesregierung aber seltener pas-
ieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das steht in dem Antrag!)


Drittes Beispiel: Offshorewindenergie. Die Off-
horewindparks sichern nachhaltige Energiegewinnung,
nd sie sichern Arbeitsplätze. In Werften und im Ma-
chinenbau werden dadurch in den nächsten Jahren
0 000 neue Jobs an der Küste entstehen. Der Exportan-
eil in Deutschland ist enorm. Das Investitionsvolumen
eträgt 50 Milliarden Euro.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber nicht bei Offshore!)







(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
– Halten Sie doch endlich einmal Ihr Sprechwerkzeug
ruhig!


(Heiterkeit)


Sie können sich immer gern zu einer Zwischenfrage
melden; dann habe ich mehr Redezeit.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich habe überhaupt nicht mit Ihnen geredet!)


Dieses Potenzial an Dualität, was reden angeht, Herr
Goldmann, ist wirklich unter Ihrer Würde.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Danke schön!)


Gerade der Offshorebereich macht deutlich, dass wir
technologische Innovationen brauchen. Wir brauchen
Forschung auf diesem Gebiet. Im maritimen Bereich ist
eine ganze Menge an ökologischer Forschung, gerade im
Energiebereich, über die Windenergie möglich. Ich
nenne Gezeitenkraftwerke und Strömungskraftwerke. In
diesem Bereich haben wir enorme Potenziale. Deutsch-
land und die Europäische Union können hier Vorreiter
sein.

Wenn wir in diese Richtung Politik machen, wenn wir
Meeresschutz ernst nehmen – nur dann – und die wirt-
schaftlichen Potenziale zusammenführen,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Offshore ist Meeresschutz?)


werden wir eine Perspektive haben, bei der wir das Meer
den nachfolgenden Generationen so überlassen können,
dass auch sie noch eine Nutzungsmöglichkeit haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist machbar. Dafür steht unser Antrag. Ich bitte
um Zustimmung zu diesem Antrag.

Wenn ich zum Schluss noch Folgendes sagen darf:
Frau Merkel hat in Bremen auf der Grünbuch-Konferenz
eine Rede gehalten – Herr Beckmeyer, Sie waren da –,
die ausgesprochen gut war.


(Ute Kumpf [SPD]: Bremen oder Hamburg?)


– In Bremen. – Ihr Antrag ist leider nur ein Abklatsch
davon. Die Rede von Frau Merkel müsste Sie eigentlich
dazu zwingen, unserem Antrag zuzustimmen; denn er
entspricht genau der Intention ihrer Rede damals.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610514900

Das Wort hat die Parlamentarische Staatssekretärin

Dagmar Wöhrl.

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Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1610515000


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-
gen! Kollege Steenblock, ich glaube, auch Ihnen ist be-
kannt, dass die Bundesregierung von Anfang an aktiv
am Grünbuch mitgearbeitet hat. Wir haben schon im

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(C (D ai 2005, als es das Licht der Welt erblickt hat, ein abestimmtes Positionspapier vorgelegt. (Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber keine Stellungnahme! Frau Wöhrl, eine Stellungnahme der Regierung gehört ins Parlament, bevor sie nach Brüssel geht! – Gegenruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was ist jetzt mit Ihrem Sprechwerkzeug, Herr Steenblock?)


Wir sprechen über das Meer, über einen Wirtschafts-
ektor mit einer sehr großen Zukunft. Wir als Regierung
aben das Ziel, die Wirtschaftspotenziale der Küsten-
egionen und der Meere zu erschließen. Kollege Rehberg
at zu Recht darauf hingewiesen: Dass wir Exportwelt-
eister sind, haben wir zum großen Teil der deutschen
aritimen Wirtschaft zu verdanken. Man muss sich vor
ugen führen, dass über 90 Prozent des Welthandels
ber die Meere gehen und dass die maritime Wirtschaft
otenziale auch im Bereich von Entwicklung und Be-
chäftigung hat.

Es ist kaum bekannt, dass zwei Drittel der Grenzen
er Europäischen Union Küste sind. Das ist bei weitem
ehr als bei Russland oder den Vereinigten Staaten.

Was denken wir, wenn wir an die Meere denken?
anche denken vielleicht an Urlaub. Man denkt auch an
ahrungsquellen, an Transportwege. Aber denkt man an
ochtechnologie? Eher selten. Dabei sind die Ozeane

nzwischen Standorte von Hochtechnologiewindkraft-
nlagen. Wir fördern submarin lagernde Öl- und Gasvor-
äte – mit steigender Tendenz. Allein in dem Bereich
ird sich die Förderung von 2005 bis 2019 verdoppeln.

Wir wollen in diesen komplexen Hightechbereichen
eiter forschen und Entwicklung betreiben. Es gibt ge-

ielte Forschungsförderung in maritimen Zukunftsfel-
ern mit hohen Innovationspotenzialen. Wir wollen auch
ie maritime Wissensbasis noch mehr erweitern, zum
eispiel wenn es um die Förderung von Öl und Gas in
en eisbedeckten Gebieten der Arktis geht


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Ölförderung im Wattenmeer!)


der um die Gasgewinnung aus Methanhydrat, auch in
erbindung mit der Deponierung von CO2. Wir sind auf
inem guten Weg. Wir haben in Deutschland ein sehr
roßes Potenzial, ein sehr großes Know-how. Wir haben
nwahrscheinlich leistungsfähige Forschungseinrichtun-
en in diesem Bereich.

Die Meerestechnologie ist also ein Bereich, der sehr
roße Zukunftschancen hat. Weltweite Nachfrage wird
s in der Zukunft in diesem Bereich geben. Damit birgt
iese wichtige Zukunftsbranche große Beschäftigungs-
otenziale. Das heißt natürlich für uns: Wir müssen da-
ür werben – diese Botschaft müssen wir vermitteln –,
ass junge Leute in dieser Zukunftsbranche aktiv werden
nd sich beruflich auf diese Branche hin orientieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dagmar Wöhrl
Es ist etwas Weiteres sehr wichtig – ich bin froh, dass
das angesprochen worden ist –: Neben unseren Bemü-
hungen um Optimierung der wirtschaftlichen Nutzung
der Ozeane – das heißt im Rahmen der Lissabonstrategie
Stärkung von Wachstum und Beschäftigung – müssen
wir auch Verantwortung für den Schutz der Meere
übernehmen. In dem Zusammenhang sage ich aber auch,
dass sich diese beiden Ziele nicht gegenseitig ausschlie-
ßen, sondern sich gegenseitig ergänzen. Es ist nämlich,
wie ich glaube, wichtig, zu erkennen, dass die Verfol-
gung leistungsfähiger Umweltstrategien nur auf der Ba-
sis einer gesunden wirtschaftlichen Entwicklung mög-
lich ist.

Nehmen wir das Beispiel Schiffbau. Schiffbau ist bei
beiden Komponenten unwahrscheinlich stark: Er bildet
nicht nur in einigen strukturschwachen Küstenländern
das industrielle Rückgrat, sondern er stellt auch einen
Aktivposten beim Umweltschutz und beim Klimaschutz
dar. Der Schiffbau in Deutschland macht in Bezug auf
Schutzbestimmungen weit mehr, als es gesetzlich vorge-
schrieben ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


Zu Recht fragen sich aber unsere Schiffbauer, die die
europäischen Vorschriften einhalten oder sogar übertref-
fen, wieso es auf internationaler Ebene nicht diese Vor-
schriften gibt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ihr müsst unterschreiben!)


Hier müssen wir zusehen, dass wir weltweit gleiche
Wettbewerbsbedingungen schaffen, damit nicht durch
europäische Vorschriften ein Wettbewerbsnachteil für
den europäischen Schiffbau entsteht.

Es ist richtig – das ist schon angesprochen worden –,
dass wir zu einer integrierten Meerespolitik kommen
müssen. Eine integrierte Meerespolitik kann nicht ein
Mitgliedstaat allein machen. Nichtsdestoweniger muss
trotzdem auch in Zukunft das Subsidiaritätsprinzip be-
achtet werden. Deswegen sollten wir in Deutschland
Einfluss auf den weiteren Werdegang nehmen; die Kom-
mission wird ja jetzt im Oktober ein Maßnahmenpapier
vorlegen. Die zwei Anträge der Regierungsfraktionen,
die heute hier zur europäischen Meerespolitik und zur
maritimen Wirtschaft vorliegen, kann man diesbezüglich
eigentlich schon als ein einheitliches Positionspapier be-
zeichnen. Neben der Einflussnahme auf europäischer
Ebene – das möchte ich noch dazusagen – ist es aber
auch ganz wichtig, dass wir hier ein eigenes nationales
Meerespolitikkonzept erarbeiten.

Ich möchte mich ganz herzlich bei den Kollegen be-
danken, die hier mitgearbeitet haben. Es handelt sich um
gute Anträge. Ich glaube, auf diesen Anträgen kann man
aufbauen und weiterarbeiten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Garrelt Duin, SPD raktion. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! iebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es wird in ieser Debatte ein falscher Gegensatz aufgebaut, indem ehr unterschiedliche Schwerpunkte gelegt werden: zum inen auf wirtschaftliche, zum anderen auf ökologische ragestellungen. Das Grünbuch übrigens bezieht auch oziale Fragestellungen ein. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansMichael Goldmann [FDP]: Richtig!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610515100
Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1610515200

ch denke, gerade darin besteht der Vorteil dieses Grün-
uchs, dass endlich ein integrierter Ansatz vorliegt. Es
ird nicht versucht, die verschiedenen Politikbereiche
egeneinander auszuspielen, sondern danach gesucht,
ie sie miteinander statt jeweils auf Kosten der anderen
ach vorne gebracht werden können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich will Ihnen das an ein paar Beispielen deutlich ma-
hen.

Wir alle sind stolz, wenn auf unseren Werften – die
taatssekretärin hat gerade noch einmal darauf hinge-
iesen – hochmoderne Schiffe gebaut werden. Als Bei-

piel nehme ich nur noch einmal, weil sie relativ häufig
n der „Tagesschau“ erwähnt wird, die Meyer Werft in
apenburg, die Luxusliner baut. Alle sind begeistert,
ass Deutschland in diesem Bereich marktfähig ist.
leichzeitig gibt es aber große Probleme bei der Über-

ührung der Schiffe von der Werft bis zur Nordsee. Das
ührt immer wieder zu Diskussionen über die ökologi-
che Verträglichkeit von Flussvertiefungen.

Zurzeit wird eine Gaspipeline durch das Watten-
eer gelegt. Diese ist Voraussetzung für eine Milliar-

eninvestition im Bereich der chemischen Industrie, die
ir uns sehr wünschen, weil das für die Arbeitsplätze in

iner extrem strukturschwachen Region von großer Be-
eutung ist. Gleichzeitig wissen wir aber um die ökolo-
ischen Probleme, die eine solche Verlegung durch das
attenmeer mit sich bringt.

Wir wissen, um ein drittes Beispiel zu nennen, welche
ntwicklung der Containerumschlag weltweit, aber
uch an den deutschen Häfen nehmen wird. Wir sind da-
ei, den Jade-Weser-Port zu realisieren. Natürlich wird
uch Hamburg nach Möglichkeiten suchen, an diesem
achsenden Markt teilzuhaben. Von daher wissen wir,
ass bei der Realisierung eines solch neuen Hafens wie
uch bei Flussvertiefungen ökologische Probleme und
robleme zu berücksichtigen sind, die zum Beispiel die
enschen betreffen, die an der Elbe wohnen.

Als vorletztes Beispiel möchte ich Ihnen die Fische-
ei nennen. Auch in Deutschland hängen viele Arbeits-
lätze an der Fischerei. Es ist nicht nur Folklore, wenn in
leinen Orten wie Greetsiel und andernorts ein paar Kut-
er liegen. Aber das ist, was den Tourismus angeht,






(A) )



(B) )


Garrelt Duin
natürlich auch ein Anziehungspunkt. Wir müssen uns
fragen, ob wir die Fischerei ausreichend gegen interna-
tionale Konkurrenz unterstützen. Ich gebe Herrn Steen-
block recht, wenn er sagt, wir müssen etwas gegen die
Überfischung tun und dort konsequenter werden. Aber
wir dürfen nicht unsere Fischer im Regen stehen lassen,
wenn die internationale Konkurrenz ihnen bei Verstoß
gegen internationale Regeln das Leben so schwer macht.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Illegale Fischerei ist das!)


Der letzte Punkt – er ist bereits angesprochen worden –
ist das Thema Offshore. Das ist energiepolitisch absolut
sinnvoll. Allerdings spielen die Sicherheit und die Frage,
wie die gewonnene Energie an Land weitergeleitet wird,
eine große Rolle. Deswegen ist es so wichtig, dass wir es
integriert machen. Wir schaffen es nicht im Ressortden-
ken. Wir brauchen eine bessere Verknüpfung von Wirt-
schaft, Umwelt, Forschung, Verkehr und Sozialem in
diesen Fragen. Ebenso wenig lösen wir diese Probleme
nur rein national. Vielmehr brauchen wir die europäische
Herangehensweise. Deswegen sollten wir den Ansatz,
der in dem Grünbuch vorgegeben ist, unterstützen.

Wir selbst haben in Deutschland seit 1999 – ausgelöst
durch Gerhard Schröder – durch die erste maritime Kon-
ferenz die maritime Koordination. Wir sind froh, dass es
sie nach einer kleinen Phase der Abstinenz wieder gibt.
Ich finde, wir sind mit der jetzigen Amtsinhaberin auf ei-
nem guten Weg. Diese Koordinierung brauchen wir aber
auch auf europäischer Ebene, und zwar ohne Substanz-
verlust, was die nationalen politischen Möglichkeiten
angeht. Das steht für uns fest, und das haben wir in die-
sem Antrag zum Ausdruck gebracht. Deswegen bitten
wir um Zustimmung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610515300

Ich gebe das Wort dem Kollegen Enak Ferlemann,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Enak Ferlemann (CDU):
Rede ID: ID1610515400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Gold-
mann, Sie haben ja heute schon sehr viel Schelte bekom-
men. Nun bekommen Sie von mir ein Lob: Ich finde es
gut, dass Sie inhaltlich unsere Politik unterstützen und
deutlich zum Ausdruck gebracht haben, dass Sie mit
dem, was wir erarbeitet haben, einverstanden sind. Dass
Sie hier und da das Verfahren kritisieren, verstehe ich in-
soweit nicht ganz. Wir unterhalten uns doch immer über
maritime Politik; gerade wir beide tun das in Nieders-
achsen immer. Insofern ist das, was wir beraten, nicht
neu, sondern es ist in einer wirklich lesbaren Art und
Weise durch die Große Koalition zusammengefügt wor-
den.

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(C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich muss das heute Nacht alles lesen!)


ch finde es gut, dass Sie sich dazu bekennen, dass die
olitik, die die Große Koalition auf diesem Feld betreibt,
ichtig ist.

Es ist wirklich ein Tag der großen Freude, dass die
usschreibung für den Notschlepper jetzt endlich in
ang gesetzt worden ist. Natürlich waren wir Politiker
iel besser als die Verwaltung. Aber dafür gibt es ja auch
ie Politik, denn sonst würde die Verwaltung alles al-
eine machen,


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


as nicht im Sinne der Bürger wäre. Die Bürger wählen
ns ja deswegen, damit wir aufpassen und bei notwendi-
en Dingen Druck machen, das voranzubringen. Das ha-
en wir, wie ich finde, alle gemeinsam an der Küste
eim Notschlepper in beeindruckender Weise geschafft.

Wenn man sich vor Augen hält, dass etwa 95 Prozent
es interkontinentalen Warenverkehrs über den Seeweg
bgewickelt werden, dann weiß man, dass im Zeitalter
er Globalisierung gerade die maritime Politik einen be-
onderen Stellenwert hat und haben muss. Der interna-
ionale Handel wächst doppelt so stark wie das weltweit
achsende Bruttoinlandsprodukt. Das macht deutlich,
ie intensiv wir uns, als Exportnation Deutschland vom
elthandel abhängig, über den Seeweg unterhalten müs-

en. Der Seeverkehr spielt eine große Rolle für uns.

Vorhin ist vom Kollegen Duin zu Recht angesprochen
orden, dass wir uns sehr freuen, dass das Grünbuch ei-
en integrierten Ansatz für die verschiedenen Felder der
aritimen Politik findet, ob es der Tourismus, die
ischerei, die Fischwirtschaft, der Schiffbau, die Off-
horeenergie oder Verkehr und Logistik sind; auch Um-
eltschutz und vieles andere mehr sind dazu zu zählen.
iese integrierte Politik muss dafür sorgen, dass das,
as über die Weltmeere geschickt wird, auch ankommt
zw. abgesendet werden kann.

Damit sind wir bei einem Problemschwerpunkt, den
uch unsere Anträge beinhalten, nämlich dem der See-
afenpolitik. Es gibt zwar Fazilitäten an den Seehäfen,
ber nicht die entsprechenden Hinterlandanbindungen.
n unserem Antrag machen wir deutlich, dass wir ver-
esserte Hinterlandanbindungen auf der Schiene – dies
uss zu einer stärkeren Berücksichtigung in Form einer

esseren Dotierung im Rahmen der transeuropäischen
erkehrsnetze führen –, auf der Straße und auch auf den
asserwegen brauchen, um die Waren vom Binnenland

u den Häfen und von den Häfen zum Binnenland zu
ringen.

Hierzu braucht man intermodale Verkehrssysteme.
ch will auf die Details nicht eingehen; das haben wir im
usschuss getan. Die genannten Strategien „Motorways
f the Sea“ und „Short Sea Shipping“ sind sicherlich
wei Ansätze, die sehr zu begrüßen sind. Wir müssen sie
llerdings noch von vielen bürokratischen Hemmnissen
efreien. Ich denke, dass wir den Seeverkehr als Schlüs-
elbindeglied durch die angesprochenen Maßnahmen
ördern müssen.






(A) )



(B) )


Enak Ferlemann
Auch ich darf mich herzlich bei unserer maritimen
Koordinatorin für die exzellente Arbeit bedanken, für
die Stellungnahme zum Grünbuch durch unsere Fraktion
und insbesondere bei meinem sehr geschätzten Kollegen
Eckhardt Rehberg, der die Dinge mit viel Engagement
vorangetrieben hat. Ich bitte Sie alle herzlich, die An-
träge zu unterstützen, denn sie sind unterstützenswert.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610515500

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

Margrit Wetzel, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Margrit Wetzel (SPD):
Rede ID: ID1610515600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich freue mich, dass ich zum Abschluss dieser Debatte
ein bisschen zusammenfassen kann, was schon gesagt
wurde.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


– Das ist das Los der letzten Redner.

Zum einen zu Herrn Goldmann und gleichzeitig zu
Herrn Steenblock: Sie haben sich ein bisschen über das
Verfahren beklagt, dass wir hier im Parlament sozusagen
in letzter Minute eine Debatte führen und eine eigene
Stellungnahme abgeben wollen. Wir haben das sehr be-
wusst gemacht, weil wir gesehen haben, wie viele Stel-
lungnahmen abgegeben werden und wie der Konsulta-
tionsprozess abläuft. Wir haben das für wichtig gehalten,
nachdem wir erfahren haben, dass die EU-Kommission
auf das Grünbuch kein Weißbuch folgen lässt, sondern
einen Aktionsplan, dass sie also sehr konkret aktiv wer-
den wird. Aus diesem Grund war es uns wichtig, Schlag-
lichter zu präsentieren und mit Blick auf den Aktions-
plan deutlich zu machen, wo wir Schwerpunkte gesetzt
haben wollen.

Es ist zweifellos wichtig, isoliertes Ressortdenken zu
überwinden, aber gleichzeitig die nationalen Kompeten-
zen zu bewahren und die Instrumente der Gemeinschaft
nur dort zu nutzen, wo es darum geht, unsere Interessen
besser durchzusetzen oder mehr Effizienz zu erreichen.
Dafür brauchen wir Transparenz, fairen Wettbewerb und
gute Marktinformationen. Programme wie „Leader-
ship 2015“ zeigen zum Beispiel für den Bereich Schiffs-
bau, wie erfolgreich die gemeinschaftliche Arbeit sein
kann.

Maritime Wirtschaft stärken heißt gleichzeitig Be-
schäftigung sichern. Herr Rehberg hat die Zahlen schon
genannt: 54 Milliarden Euro Umsatz, 400 000 Beschäf-
tigte. Im maritimen Bereich gibt es sichere Arbeits-
plätze. Wenn wir unsere Führungsrolle in der EU in Be-
zug auf maritime Technologien weiter ausbauen, wenn
wir weiter in Forschung und Entwicklung aktiv sind,
dann schaffen wir automatisch sichere Arbeitsplätze im
Bereich Produktion und Logistik, nicht nur in den ge-

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(C (D annten Bereichen. Wir brauchen qualifizierte Arbeitslätze, hohe Qualifikationen an der Küste. Das gilt nicht ur für den Schiffbau, sondern für alle wirtschaftlichen ereiche an der Küste. Auch im Bereich der Meeresfor chung wird sich ein Potenzial erschließen, dessen imensionen wir heute noch nicht absehen können. Ein Problem im Bereich der Seefahrt – es ist genannt orden – ergibt sich bei den Seeleuten. Wir können nur ber die Gemeinschaft versuchen, die maritime Ausbilung sowohl in der Quantität als auch in der Qualität zu erbessern. Das werden wir alleine nicht schaffen. Dazu eitragen wird sicherlich die gemeinschaftliche Bemüung um das konsolidierte Seearbeitsübereinkommen. Wir müssen in jedem Fall – auch das wird nur in der emeinschaft gehen – die Sicherheit auf den Meeren rhöhen, das heißt zum einen die Sicherheit des Standores Küste und zum anderen die Sicherheit beim Küstenchutz. Das betrifft die Sicherheit am Meer und die icherheit des Meeres als Ökosystem. Ökosystem Meer edeutet aktiver Klimaschutz. Zudem geht es um die Siherheit auf dem Meer; das ist schon erwähnt worden. ier geht es gerade um die Ostsee und die dortigen chrotttanker; ich verkürze und vereinfache ein bisshen. Das ist das gemeinschaftliche Bemühen bei dem chweren Unterfangen, im Überseebereich eine Lotsennnahmepflicht zum Beispiel in der Kadetrinne oder für ankerrouten zu erreichen. Wir müssen aber auch aufpassen, dass die EU nicht berzieht, zum Beispiel in Bezug auf ISPS. Dabei geht s darum, dass man vernünftige Kosten-Nutzen-Analyen aufstellt, um festzustellen: Wo besteht noch Nutzen, nd wo besteht ein Schaden? Da geht es zum Beispiel m die ewig gleiche Forderung in der EU nach einer U-Küstenwache. Auch da brauchen wir eine Chancennd Risikoabwägung. Auch da brauchen wir eine Nutenund Kostenanalyse, (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da wollen Sie ein Gutachten!)


m zu sehen, dass wir nicht etwas kaputt machen. Denn
ine Bündelung von Kompetenzen ist zwar gut und rich-
g


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie wollen ein europäisches und nationales Gutachten!)


halten Sie doch einmal den Mund, Herr Goldmann; das
st ja wirklich schrecklich –,


(Beifall bei der SPD)


ber diese Bündelung darf nicht dazu führen, dass man
lötzlich nicht mehr weiß, wer zuständig ist; denn diese
efahr ist viel größer.

In der Meeresforschung liegt sowohl für die Umwelt
ls auch für die Wirtschaft eine ganze Menge Zukunft.
ier kommt es darauf an, dass wir die Wirtschafts-, die
issenschafts- und die Umweltbelange gut verzahnen,

ass wir Forschernetzwerke unterstützen und eigene
örderprogramme für die Tiefseeforschung, die Polar-
eerforschung,






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Dr. Margrit Wetzel

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ach, Frau Wetzel! Das hätten Sie schon lange machen können!)


die sichere CO2-Speicherung und für den Energiebereich
auflegen. Das heißt, wir brauchen vor allem vernünftige
Datenbasen,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Prüfen, prüfen, prüfen!)


um dann auf europäischer Ebene unsere Stärken auszu-
spielen.

Deshalb bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag
und zur Beschlussempfehlung zu unserer Stellungnahme
zum Grünbuch.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610515700

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf Drucksache
16/5731 mit dem Titel „Für eine zukunftsgerichtete eu-
ropäische Meerespolitik“. Wer stimmt für diesen An-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der An-
trag ist mit den Stimmen der Koalition bei
Gegenstimmen der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grü-
nen und der Fraktion Die Linke und Enthaltung der
Fraktion der FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt 6 b: Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Wirtschaft und Technologie zu dem An-
trag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD mit dem
Titel „Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken“. Der
Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/5437, den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/4423 anzu-
nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen der Fraktionen der
SPD, der CDU/CSU und der FDP bei Gegenstimmen der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der Frak-
tion Die Linke angenommen.

Tagesordnungspunkt 6 c: Abstimmung über den An-
trag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf
Drucksache 16/5428 mit dem Titel „Für eine nachhaltige
und umfassende Meerespolitik für die Europäische
Union“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den
Stimmen der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und
der FDP bei Gegenstimmen der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke
abgelehnt.

Zusatzpunkt 4: Beschlussempfehlung des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu dem An-
trag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Schutz und
Nutzung der Meere – Für eine integrierte maritime Poli-
tik“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemp-

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(C (D ehlung auf Drucksache 16/5764, den Antrag der Frakion der FDP auf Drucksache 16/4418 abzulehnen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung st mit den Stimmen der Fraktionen Die Linke, der SPD, es Bündnisses 90/Die Grünen und der CDU/CSU bei egenstimmen der Fraktion der FDP angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 7 a bis 7 c auf: a)

Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan
Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Keine neuen Raketen in Europa – stattdessen
Stärkung der globalen Sicherheit durch Rüs-
tungskontrolle und Abrüstung

– Drucksache 16/5456 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche,
Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der LINKEN

Stopp von staatlichen Bürgschaften für Rüs-
tungsexporte

– Drucksachen 16/3697, 16/4602 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Gudrun Kopp

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(12. Ausschuss)

Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan
Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Verzicht auf den Verkauf und das Überlassen
von überschüssigem Wehrmaterial

– Drucksachen 16/3350, 16/5353 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)

Andreas Weigel
Birgit Homburger
Inge Höger
Winfried Nachtwei

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
aul Schäfer, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610515800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Linke beantragt, dass sich Deutschland ganz energisch
der Aufstellung neuer Raketen in Osteuropa widerset-
zen und alle Möglichkeiten nutzen möge, um diese Sta-
tionierung zu verhindern.

Der Antrag meiner Fraktion beginnt mit dem Satz:
„Die Welt ist durch Massenvernichtungswaffen be-
droht.“ Die Situation ist in der Tat brandgefährlich: Die
Welt könnte noch immer mehrfach durch Atombomben
vernichtet werden, Atomsprengköpfe werden moderni-
siert, wie jüngst in Großbritannien, und die Zahl der
Atomwaffenmächte wächst.

Wir unterscheiden dabei allerdings nicht zwischen
guten und bösen Atomraketen. Das ist genau der Punkt.
Die gegenwärtigen Atommächte, die sogenannten Gu-
ten, wollen ihr Monopol an diesen Terrorwaffen behal-
ten, weil sich nicht zuletzt daraus ihre weltpolitische
Geltung ableitet. Damit verletzen sie aber ständig und
eklatant den Nichtverbreitungsvertrag und schaffen eine
Situation, die zu neuen Rüstungsrunden und Gefähr-
dungslagen führen muss.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wer so elementare Verträge wie den Nonprolifera-
tionsvertrag verletzt, kann nicht von anderen deren Ein-
haltung verlangen, geschweige denn erzwingen. Im
Gegenteil: Er fordert andere geradezu heraus, nachzuzie-
hen. Die Antwort auf die neuen Risiken, die es durchaus
gibt, lautet also: strikte Einhaltung und Durchsetzung
des Völkerrechts und energischer Einstieg in die Ab-
rüstung aller Massenvernichtungswaffen in Ost, West,
Nord und Süd.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das ist der Maßstab, an dem auch die deutsche Haltung
zu den Raketenabwehrplänen gemessen werden muss.

Russland sieht sich durch die Aufstellung neuer Ra-
ketenabwehrsysteme in Tschechien und Polen heraus-
gefordert. Das ist zwar nicht die alles entscheidende
Frage, aber gewiss eine sehr wichtige. Es ist das Gegen-
teil von kluger, vorausschauender Politik, wenn die
NATO Russland erst mit militärischer Infrastruktur und
Waffen immer mehr auf den Pelz rückt und dann mit Un-
schuldsmiene verkündet, man bedrohe ja niemanden.
Russland muss reagieren. Natürlich ist der Vorschlag
Putins, statt der einseitigen Stationierung in Osteuropa
die aserbaidschanische Radaranlage gemeinsam zu nut-
zen, ein taktischer Schachzug. Er trifft aber den entschei-
denden Punkt: die zu erwartende Ablehnung. Die Ableh-
nung zeigt nämlich, dass es den USA im Grunde nicht so
sehr um die vermeintliche iranische Bedrohung im
Jahr 2020 geht, sondern vor allem darum, sich in Ost-
europa treue Verbündete zu sichern, die EU durcheinan-
derzubringen und zu schwächen und zu demonstrieren,
dass die USA als einziges Land der Welt unverwundbar
sind. Das ist der grundlegende Irrtum.

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(C (D Wer sich unangreifbar macht, will auch allein herrchen. Schwert und Schild gehören zusammen. Oder hat an gehört, dass die USA ihre Offensivwaffensysteme brüsten wollen? Im Gegenteil: Es werden die Möglicheiten ausgebaut, überall auf der Welt militärisch zu inervenieren. Es ist allerhöchste Zeit, dass dieser Irrweg der Politik eendet wird. Die Bundesregierung muss eine eindeuige Position beziehen. Es reicht nicht aus, Bedenken orzubringen und Eiertänze zu veranstalten. Es geht eineutig darum, dafür zu sorgen, dass es keine neuen Raeten gibt. Hierzu erwarten wir eine eindeutige Position er Bundesregierung. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Angesichts der Gefahr eines neuen Wettrüstens sind
rei Dinge hilfreich: mit gutem Beispiel vorangehen,
lso abrüsten, den Dialog suchen, also mit Teheran zäh
erhandeln, und drittens Kooperationen anbieten. Der
onflikt mit Nordkorea hat gezeigt, dass es möglich ist,
urch Dialog und Kooperation gefährliche Entwicklun-
en abzublocken und Spannungen aufzulösen. Milliar-
en in neue Radar- und Raketensysteme zu stecken,
acht die Welt nicht friedlicher, im Gegenteil.

Das gilt auch für die weltweit wieder ansteigenden
ahlen im Zusammenhang mit dem Rüstungsexport.
eutschland ist leider ganz vorne dabei. Es ist Augenwi-

cherei, wenn Sie davon reden, wir würden eine äußerst
estriktive Politik bei der Ausfuhr von Waffen verfolgen.
ie neuesten Zahlen belegen eindeutig das Gegenteil:
ir sind auf Rang drei der Weltrangliste hochgerutscht.
n dieser Stelle wären wir besser Schlusslicht. Im ver-
angenen Jahr hat die Bundesrepublik – nach SIPRI –
üstungsgüter in einem Umfang von 3,9 Milliar-
en Dollar geliefert. Gegenüber 2005 ist das eine Ver-
oppelung. Ich finde, das ist eine Schande.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Deshalb beantragt die Fraktion Die Linke zwei Dinge,
ie von der Regierung unmittelbar umgesetzt werden
önnten: Exportbürgschaften, die diese immensen
affengeschäfte überhaupt erst möglich machen, müs-

en gestoppt werden, und zweitens muss die Überlas-
ung von Wehrmaterial, das aus den Beständen der
undeswehr ausgemustert wird und an einer anderen
telle der Welt zu einer Aufrüstung führt, beendet wer-
en. Bei den Bürgschaften geht es zum Beispiel um
roßaufträge wie die Lieferung von U-Booten an Israel
der Pakistan. Hiermit wird doch systematisch gegen
en Grundsatz verstoßen, keine Waffen in Spannungsge-
iete zu liefern. Das gilt im Übrigen auch für die Über-
assung von Wehrmaterial. Da geht es um Kampfpanzer
nd Kampfflugzeuge, die auch in Krisenregionen gelie-
ert werden.

Deshalb ist es allerhöchste Zeit, mit diesem Unfug
chluss zu machen. Genau das fordert die Linke in ihren
rei Anträgen, die wir hier behandeln.

Danke.






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610515900

Ich gebe das Wort dem Kollegen Freiherr Dr. Karl-

Theodor zu Guttenberg, CDU/CSU-Fraktion.


(CDU/ CSU)


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Herr Kollege Schäfer, Sie sprachen von Eiertän-
zen und Irrwegen. Das ist eine treffende Beschreibung
Ihrer Anträge. Mir hat sich nicht einmal der innere Zu-
sammenhang dieser drei Anträge erschlossen. Man
musste sich Mühe geben, den Kernantrag zum geplanten
Raketenabwehrsystem, der, glaube ich, der Ausgangs-
punkt Ihrer Rede war, mit Grundverständnis zu beglei-
ten.

Der Eingangssatz ist richtig: „Die Welt ist durch Mas-
senvernichtungswaffen bedroht.“ Das können wir als
solches gänzlich unterschreiben. Die Welt ist allerdings
auch durch das Streben nach Massenvernichtungswaf-
fen bedroht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


Diesen Aspekt blenden Sie aus. Sie scheinen ihn be-
wusst auszublenden, weil er nicht in Ihr Konzept passt.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Dieses Konzept rückt eben nicht nur abrüstungspolitische
Motive und Ideale in den Vordergrund. Wäre es anders,
hätte man über diesen Einleitungssatz hinaus gerade mit
Blick auf das Raketenabwehrsystem doch eine intellek-
tuell herausfordernde Auseinandersetzung mit dieser
wichtigen und bewusst streitigen Fragestellung erwarten
können. Aber das geschah nicht. Wäre es anders, hätten
die Einleitungssätze nicht zwangsläufig wieder in eine
Betonung bereits bekannter Einstellungen – das ist nichts
Überraschendes – gegenüber den Vereinigten Staaten ge-
führt.

Eines besorgt mich derzeit noch mehr: Ein Unterton
wird immer deutlicher. Ich weiß, dass Sie, Kollege Schä-
fer, nicht so denken, aber Sie müssen versuchen, diesen
Unterton aus einem solchen Antrag herauszubekommen.
Denn in Ihren Anträgen kann man zunehmend antiisrae-
lische Töne lesen und vernehmen.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es! – Zuruf von der LINKEN: Das ist ja wohl lächerlich!)


Das sollte man mit aller Klarheit benennen. Die Bevöl-
kerung in diesem Lande hat es verdient, dies zu erfahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wie wäre es sonst möglich, dass Sie von „Unterstel-
lungen der US-Regierung hinsichtlich der Intentionen
und Handlungen des Iran“ sprechen? Das umfasst im
Übrigen nicht nur – in Ihrem Sinne – Unterstellungen
der Vereinigten Staaten, sondern auch die der Europäi-
schen Union und mittlerweile auch Russlands. Ich deute
die Situation im Hinblick auf Aserbaidschan grundle-

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(C (D end anders als Sie. Ich glaube nämlich, dass man in ussland durchaus imstande und bereit ist, einzuräumen, ass es ein Bedrohungspotenzial gibt. Aber das Wort Unterstellung muss man sich einmal uf der Zunge zergehen lassen. Ist es denn eine Untertellung, dass der Iran seit Jahren die Staatengemeinchaft in Fragen der Aufrüstung und der Nukleartechnoogie hintergangen hat? Ist es eine Unterstellung, dass er Iran seit Beginn der 80er-Jahre den Bau und den Berieb von Nuklearanlagen und Nukleartechnologie verchleiert hat? Ist es eine Unterstellung, wenn behauptet ird, dass die Hamas und die Hisbollah von Teheran un erstützt werden? Ist es eine Unterstellung, dass der Präident des Irans, Ahmadinedschad, aufruft, einen Staat on der Landkarte zu tilgen, und den Holocaust leugnet? err Kollege Schäfer, das sind keine Unterstellungen, as sind Fakten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Darum geht es doch überhaupt nicht!)


as meine ich, wenn ich sage, dass hier antiisraelische
rundtöne nicht nur durchscheinen, sondern mittler-
eile sehr klar geäußert werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das kennen wir ja von der PDS!)


Ich unterstelle Ihnen nichts, wenn ich behaupte, dass
ie mit solchen Fragen ein Regime unterstützen, dessen
räsident sich derart verhält, ein Regime – ich komme

etzt noch einmal zu den abrüstungspolitischen Motiven
, das gerade hoch ehrgeizige Aktivitäten entwickelt, an
aketenträgertechnologie heranzukommen, und diese
uch selbst auf den Weg bringt und entwickelt und das
uf den Proliferationsmärkten tätig ist. Sie unterstützen
amit ein Regime – damit greife ich einen aktuellen
unkt dieser Tage auf; das hängt jetzt nicht mit der Ab-
üstung zusammen –, das laut Presseberichten öffentli-
he Steinigungen offenbar wieder aufgenommen hat; auch
as muss einmal gesagt werden.

Es gibt, wie in Ihrem Antrag zu lesen ist, keinen
achweis einer Bedrohung. Jetzt kann man natürlich die
rundsatzdebatte führen – wir müssen sie auch führen –:
prechen wir von realen derzeitigen Bedrohungen, und
ie stellen wir uns auf potenzielle künftige Bedrohun-
en ein? Den Nachweis potenzieller Bedrohungen ha-
en Sie mit Ihrem Antrag eigentlich selbst geliefert. Sie
erden sehr genau darauf achten müssen, dass Sie sich
urch die Vergabe eines Persilscheins an die Ahmadine-
schads dieser Erde nicht selbst zur Triebfeder späterer
ealer Bedrohungen machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Wir alle teilen die Zielsetzung, dass die nukleare Ab-
üstung zwingend auf friedlichem Wege erreicht wer-
en muss. Wir teilen allerdings auch das Bedürfnis nach
em Schutz unserer eigenen Bevölkerung, auch für
en Fall, dass der Vernunftmaßstab, den wir anlegen,
anchen Irrlichtern auf dieser Welt möglicherweise






(A) )



(B) )


Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
nicht als Maßstab gilt; auch darauf müssen wir Antwor-
ten finden. Dieser Aspekt ist sicherlich einer der schwie-
rigsten Punkte in dieser Debatte. Aber auch das gehört
zu unserer Verantwortung.

Von daher ist es dringend geboten, mit unseren Part-
nern und denen, die sich als unsere Partner bezeichnen,
eine gemeinsame Sicherheitsanalyse vorzunehmen. Ich
nehme Russland an dieser Stelle ausdrücklich mit ins
Boot. Wir müssen gemeinsam in der Lage sein, eine Si-
cherheitsanalyse durchzuführen, durch die nicht nur die
Gegenwart abgebildet wird, sondern durch die wir auch
in die Lage versetzt werden, einige Jahre in die Zukunft
zu blicken. Wir müssen aufgestellt sein, falls einmal ein
Ereignis eintritt, das nicht mehr von unserem Vernunft-
maßstab gedeckt ist. Denn guter Glaube, den wir heute
an den Tag legen, könnte irgendwann einmal in Naivität
abgleiten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610516000

Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Werner Hoyer,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1610516100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir behandeln heute drei Anträge. Ich kann mich ange-
sichts meiner kurzen Redezeit allerdings nur zu einem
Antrag ausführlicher äußern, nämlich zu dem Antrag, in
dem es um das Hauptthema Raketenabwehr geht. Die
übrigen Themen werden, wie ich denke, von anderen
Kollegen intensiv erörtert.

Vermutlich werden sie zu dem Ergebnis kommen,
dass es nicht ausreicht, nur zu sagen, dass es gut ist, ge-
gen Rüstungsexporte zu sein, sondern dass man präzi-
ser definieren muss, was man damit meint. Es geht dabei
mit Sicherheit immer wieder um die schwierige Frage:
Geraten Rüstungsgüter, die aus Deutschland stammen,
in die falschen Hände? Dann müssen Bundesregierung
und Bundestag dagegen vorgehen. Wenn man aber gene-
rell sagt, Rüstungsexporte sind zu dämonisieren, macht
man damit eine vernünftige Ausrüstung und Bewaffnung
unserer eigenen Streitkräfte unmöglich bzw. völlig unbe-
zahlbar;


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ich empfehle daher dringend, einen differenzierteren An-
satz zu verfolgen. Daher können wir die Anträge der
Linksfraktion nicht mittragen.

Zur Raketenabwehr. Meine Damen und Herren, sel-
ten hatte man das Gefühl, dass ein Thema so unprofessio-
nell und unsensibel angegangen worden ist, wie es bei
der amerikanischen Raketenabwehr der Fall war. Umge-
kehrt hat es selten ein Thema gegeben, bei dem die Re-
aktionen so bedenklich waren wie im Falle der Reaktion
Russlands auf die Vorschläge Amerikas. Vielleicht be-
steht jetzt, nach dem G-8-Gipfel in Heiligendamm, end-

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(C (D ich die Chance, die alten Planungen in der Versenkung erschwinden zu lassen, völlig neu anzufangen und ratioal über die Fragen zu diskutieren: Was brauchen wir, nd wie können wir dieses Thema gemeinsam angehen? Meine Damen und Herren, es ist nicht illegitim, daüber nachzudenken, ob es Bedrohungen gibt, die eines ages akut werden könnten und etwas damit zu tun haen, dass sich Massenvernichtungswaffen in den Hänen von unverantwortlich handelnden Regimen oder von on-State-Actors, von nichtstaatlichen Akteuren, befinen. Aber wir müssen immer darauf hinweisen: Ein rund, warum wir uns heute mit diesem Thema beschäf igen müssen, ist, dass in der Abrüstungspolitik und in er Rüstungskontrollpolitik zehn Jahre lang eigentlich ichts geschehen ist. Der erste Schritt, den wir machen, uss darin bestehen, dass wir der Rüstungskontrollpoli ik und der Abrüstungspolitik wieder mehr Schwung erleihen. Danach können und müssen wir auch über die nderen Fragen diskutieren. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn es nicht gelingt, die Rüstungskontrollpolitik
ieder auf Kurs zu bringen, werden wir es eines Tages
icht nur mit Iran und Nordkorea zu tun haben, sondern
it einer unbeherrschbar großen Anzahl von Mächten,

ie über Massenvernichtungswaffen verfügen, ganz ab-
esehen von nichtstaatlichen Organisationen.

Für Europa ist es unverzichtbar, dass ein Raketenab-
ehrsystem, so dieses für erforderlich gehalten wird, auf

iner gemeinsamen Bedrohungsanalyse Europas – das
eißt der EU –, der europäischen NATO-Staaten, der
merikaner und der Russen basiert. Darin sehe ich den
harme des Aserbaidschanvorschlags: dass Russland zu
rkennen gibt, dass es grundsätzlich nicht unvernünftig
st, darüber nachzudenken, ob es Bedrohungen gibt, vor
enen man sich mit einer Raketenabwehr schützen muss;
iesen Hoffnungsschimmer sollten wir erkennen.

Eine erneute Spaltung Europas in dieser Frage wäre
atal. Ich trage am heutigen Tage bewusst die Krawatte
er deutschen Ratspräsidentschaft. Ein großes Ziel, das
n dieser Woche erreicht werden muss, ist, die Euro-
äische Union in der Außen- und Sicherheitspolitik
andlungsfähig zu machen. Wenn wir in einer so wesent-
ichen Frage wie der Raketenabwehr wieder wie ein auf-
escheuchter Hühnerhaufen dastehen, dann ist das für
ie Zukunft der europäischen Integration eine Katastro-
he.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


eswegen ist das Erste: Haltet Europa an dieser Stelle
usammen!

Das haben auch unsere amerikanischen Freunde nicht
inreichend beachtet. Der Vorschlag, das Abwehrsystem
it Polen und Tschechien aufzubauen, ist zwar mit

echnischen und geografischen Erwägungen begründbar,
nd der Satz von Präsident Bush, dass sich das System ja
icht gegen Russland richtet, trifft zu. Das bestreitet hier
uch keiner. Nur, wenn Sie mit den Kolleginnen und






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Kollegen in Warschau und Prag darüber diskutieren,
werden Sie wenig über iranische und nordkoreanische
Bedrohungen hören, aber viel über russische. Das hat et-
was zu tun mit nicht lange zurückliegender Geschichte,
von Russland und anderen übrigens auch nicht aufgear-
beiteter Geschichte und daraus resultierenden Traumata.

Ich halte es auch für einen Fehler, dass die Illusion
genährt wurde, dass die USA für Warschau und Prag,
wenn diese mit ihnen ein solches Abkommen schließen,
Sicherheitsgarantien übernähmen, die über das hinaus-
gehen, was die Beistandsverpflichtungen des NATO-
Vertrages umfassen. Das setzt die Axt an den Zusam-
menhalt des Bündnisses. Deswegen ist das gefährlich.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der CDU/ CSU und der SPD)


Es wird sicherlich erforderlich sein, Russland zu be-
teiligen, aber nicht, weil sich Russland sonst bedroht
fühlen müsste, sich Gedanken machen müsste, dass die
stationierten Raketen umgewidmet werden könnten. Es
darf nicht der Eindruck entstehen – der Begriff ist heute
schon gefallen, Herr Schäfer –, es gehe hier um die Her-
stellung von Unverwundbarkeit. Ich bin davon über-
zeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen Russland, den
Vereinigten Staaten und Europa in dieser Frage deshalb
so wichtig ist, weil jeder Versuch eines dieser drei Blö-
cke, auf Kosten eines oder mehrerer anderer exklusiv für
sich Sicherheit zu reklamieren, einen vermeintlich un-
einholbaren Vorsprung zu reklamieren, zu Misstrauen
führt und scheitern muss. Denn so etwas wird die über-
wunden geglaubten Reflexe des Kalten Krieges und da-
mit auch die Rüstungswettläufe wieder in Gang setzen.
Wir müssen gemeinsam vorgehen; denn wir wissen, die
Logik der Entspannungspolitik basiert auf der Erkennt-
nis, dass Sicherheit unteilbar ist und dass es darum geht,
wieder Vertrauen zu schaffen. Auf dieser Basis müssten
vernunftbegabte, verantwortliche Politiker in Amerika,
in Russland, in Europa eigentlich in der Lage sein, über
dieses wichtige Thema rational zu diskutieren.

Danke sehr.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610516200

Ich gebe das Wort dem Kollegen Rolf Mützenich,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1610516300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mir scheint, es ist richtig, dass wir im Deutschen Bun-
destag erneut über lebenswichtige Fragen, insbesondere
über Abrüstung und Rüstungskontrolle und über Frieden
und Sicherheit, sprechen. Denn diese vier Elemente ge-
hören zusammen. Es war gute Tradition Europas und da-
mit auch Deutschlands, dies gemeinsam zu denken, um
die Blockkonfrontation zu überwinden und um eine Per-
spektive für Europa zu schaffen, aber auch um Vorbild
für andere Regionen in der Welt zu sein.

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(C (D Deswegen ist es richtig, zu sagen: Ja, wir haben eine rise der Abrüstung und Rüstungskontrolle, und war nicht erst seit den letzten Monaten. Im Grunde geommen haben wir sie – das ist eigentlich verwunderlich – eit dem Ende des Ost-West-Konflikts. Eigentlich wäre s gerade nach dem Ende des Ost-West-Konflikts notendig gewesen, die Chance zu nutzen, für Abrüstung nd Rüstungskontrolle zu sorgen. s geht aber nicht um eine einseitige Abrüstung und üstungskontrolle, sondern wir wollen eine verabredete, erbindliche, überprüfbare und in die Zukunft gerichtete brüstung und Rüstungskontrolle. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ist nicht passiert!)


Ich glaube, das Problem ist, dass wir nicht nur eine
rise der Abrüstung und Rüstungskontrolle haben, son-
ern dass auch die noch bestehenden Verträge nicht
ehr angewandt werden oder auslaufen. Auf diese Ver-

räge wird man sich in wenigen Jahren nicht mehr bezie-
en können. Auch das ist ein großes Problem. Ich meine,
ass wir über diesen Aspekt reden müssen.

Der zweite Aspekt, über den wir hier im Deutschen
undestag sprechen müssen, ist: Kernwaffen spielen
lötzlich eine neue Rolle, und zwar unabhängig von den
eweiligen Ländern, also den Kernwaffenbesitzern. Dies
uss zu denken geben. Früher waren Kernwaffen Waf-

en, die nicht eingesetzt werden sollten. Sie waren vor-
anden und dienten im Grunde genommen zur Abschre-
kung, sollten aber nicht eingesetzt werden. Das war
umindest die Logik. Ob man sich ihr unterwerfen
ollte, war eine politische Frage. Dieser Aspekt wurde

ber zumindest von denjenigen, die Kernwaffen befür-
ortet haben, vertreten.

Davon lösen sich mehr und mehr Länder. Das sind
icht die USA alleine, das sind auch Russland und die
olksrepublik China. Leider modernisieren auch unsere
uropäischen Partner Frankreich und Großbritannien ihre
affen. Auch darüber muss man offen reden. Das dient

ach meinem Dafürhalten nicht dem guten Gedeihen ge-
einsamer Sicherheitsinteressen in unserer Region.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Zu einem anderen Punkt, bei dem ich das unterstütze,
as mein Kollege Guttenberg gesagt hat – ich verstehe
icht, warum Sie in Ihrem Antrag die Augen davor ver-
chlossen haben –: Wenn man schon über die Kernwaf-
enländer spricht, dann muss man auch über die Länder
prechen, die Kernwaffen anstreben, die also darüber
achdenken und alles dafür unternehmen, sie zu erhal-
en. Das haben Sie in Ihrem Antrag leider nicht getan.
m Gegenteil! Es verwundert mich weiterhin, dass zum
eispiel der Kollege Lafontaine vom unmittelbaren
echt Irans auf die gesamte Beherrschung des Brenn-

toffkreislaufes spricht,


(Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/ CSU]: Richtig! Unglaublich schlüssig!)







(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
obwohl er doch weiß – nicht nur, weil die USA das sa-
gen; das muss er ja nicht glauben –, dass die Internatio-
nale Atomenergiebehörde vor einer Woche in ihrem
Gouverneursbericht über die Frage, ob Sicherheits-
garantien eingelöst worden sind, dem Iran erneut ein
Extrakapitel gewidmet hat. Die Internationale Atom-
energiebehörde sagt doch die ganze Zeit: Der Iran ver-
stößt dagegen. Er benutzt sein Programm zu militäri-
schen Zwecken. – Dass Sie das nicht zur Kenntnis
nehmen, verwundert mich wirklich. Man kann nicht ins-
gesamt für Abrüstung und Rüstungskontrolle streiten,
wenn man davor die Augen verschließt.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ein anderer Punkt ist – das muss man genauso benen-
nen –, dass es nicht nur um den Iran, sondern beispiels-
weise auch um Brasilien, Pakistan und Indien geht. Man
könnte eine ganze Palette aufzählen. Wenn man sich hier
im Deutschen Bundestag ernsthaft über Rüstungskon-
trolle und Abrüstung unterhalten will, dann hätte man
das nach meinem Dafürhalten zumindest benennen müs-
sen.

Ein weiterer Punkt, über den man diskutieren sollte
– das sind ja auch wichtige Erfahrungen in der interna-
tionalen Politik –, lautet: Wie gehen wir mit denjenigen
Staaten um, die Kernwaffen anstreben? In den letzten
Jahren haben wir zwei Erfahrungen machen können. Die
beiden Länder Libyen und Nordkorea haben auf ihre
Kernwaffenprogramme verzichtet – das eine nachprüf-
bar, das andere hoffentlich bald nachprüfbar.

Ich glaube, der wichtigste Ansatz, aufgrund dessen
diese diplomatischen Erfahrungen gemacht werden
konnten, war, dass insbesondere auch die USA die Re-
gime anerkannt und einen Dialog geführt haben. Sie ha-
ben zwar keine Sicherheitsgarantien gegeben – das kann
man auch nicht unmittelbar verlangen –, aber sie haben
zumindest akzeptiert, dass auf der anderen Seite jemand
sitzt, mit dem man versuchen muss zu sprechen. Das ent-
spricht auch unserer Erwartungshaltung gegenüber der
Bundesregierung, und das unterstützen wir: Sie muss
versuchen, die USA auch an den Iran heranzuführen.

Es war ein wichtiger Punkt, dass sich Delegierte der
US-Administration mit iranischen Regierungsvertretern
zusammengesetzt haben. Dazu hat unter anderem die
Bundesregierung mit beigetragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das war wichtig und ist Teil des Entspannungsprozesses.

Dann wurden zum Beispiel bei Verwandtenbesuchen
im Iran amerikanische Staatsbürger inhaftiert, und dieses
zarte Pflänzchen der Hoffnung wurde wieder zerstört.
Aber deswegen dürfen wir nicht aufgeben, den Versuch
einer diplomatischen Lösung weiter zu unterstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte noch auf den Raketenschirm eingehen,
weil wir in Europa davon besonders betroffen sind. Das

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(C (D hema gehört ins Plenum des Deutschen Bundestages nd in die Ausschüsse, aber auch bei den Regierungsonferenzen muss hinter verschlossenen Türen offen arüber geredet werden. Ich akzeptiere die militärischen Reaktionen Russands in dieser Frage nicht. Sie sind empörend. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


an kann nicht den KSE-Vertrag sozusagen als Geisel
ehmen und ein Moratorium verkünden. Das ist in dem
ertrag gar nicht vorgesehen. Aber allein das Ausspre-
hen dieser Drohung ist fatal. Sie kann aus unserer Sicht
uch nicht unsere Unterstützung finden. Wir können al-
enfalls eine Diskussion über die Frage unterstützen, wie
er KSE-Vertrag möglicherweise ratifiziert oder ange-
asst werden kann. Das ist ein wichtiger Punkt.


(Zuruf von der SPD: Richtig!)


Umso empörender war, dass Russland angekündigt
at, vielleicht mit russischen Atomraketen neue Ziele in
uropa in den Blick zu nehmen. Eine solche Reaktion
rwarten wir meines Erachtens zu Recht nicht von Russ-
and.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie bei der CDU/CSU und der FDP)


Festzustellen ist – das meine ich nicht ironisch –, dass
ir im Zusammenhang mit der Diskussion über den Ra-
etenschirm eine lupenreine Krise in Europa haben. Das
st nicht nur gegenüber Russland eine Herausforderung,
ondern insbesondere auch gegenüber den europäischen
taaten und den Staaten, die sich verpflichtet haben, in-
erhalb eines Verteidigungsbündnisses – nämlich der
ATO – nach gemeinsamer Sicherheit zu streben.

Es ist fatal, dass die USA mit ihrem unsensiblen Vor-
ehen bilateral mit Ländern über die Frage sprechen, wie
icherheit hergestellt werden kann. Das mag zwar für
eren diplomatisches Vorgehen wichtig sein; es ist aber
alsch. Es widerspricht den Erfahrungen mit Europa und
nseren Erfahrungen mit der deutschen Außenpolitik.

Ein weiterer Punkt, der mir Sorge bereitet, ist die Be-
ründung. Es sind hauptsächlich militärische Gründe,
ie wahlweise immer wieder angeführt werden. Vor eini-
en Monaten galt Nordkorea als besondere Herausforde-
ung, was den nationalen Raketenschirm angeht. Jetzt
at man mit diplomatischen Mitteln versucht, Nordkorea
it ins Boot zu holen, und sieht den Iran als Herausfor-

erung an.

Wenn es aber Bedrohungen gibt – das haben wir letzte
oche im Auswärtigen Ausschuss gelernt –, dann ist

iese Herausforderung durch Pakistan gegeben. Dieses
and ist politisch sehr instabil, rüstet auf, verfügt über
aketen und exportiert diese Raketentechnologie. Das

ind besondere Herausforderungen, die nach meinem
afürhalten die USA sensibilisieren müssten, mit den
akistanischen Verbündeten darüber zu sprechen.






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Zurzeit können nur wenige europäische Länder den
Versuch machen, sich mit Empathie in den anderen hi-
neinzuversetzen und mit Rücksicht auf dessen Sicher-
heitsempfinden zu diskutieren. Ich glaube, dabei ist
Deutschlands Rolle gegenüber Russland sehr wichtig.
Wir sollten uns vielleicht mit antirussischen Reflexen
zurückhalten. Wir dürfen nicht in die alte Wortwahl ver-
fallen. Vielmehr sollten wir durchaus mit Respekt ge-
genüber einem Nachbarn, der auch unsere Sicherheit in
Europa in Zukunft mitverantwortet, den Versuch ma-
chen, ihm zuzuhören. Ich glaube, das hat die Bundes-
regierung in den vergangenen Wochen und Monaten ge-
tan. Das muss man unterstützen. Es geht sicherlich nicht
darum, dass nur irgendwelche kritischen Geister darüber
nachdenken. Vielmehr hat sich auch Ulrich Weisser, den
man nicht in eine bestimmte Ecke einordnen kann – er
schreibt für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige
Politik interessante Artikel über Russland –, entspre-
chend geäußert.

Ich glaube, das sollten wir an dieser Stelle überneh-
men. Dabei handelt es sich um sehr kluge Hinweise.
Darunter ist ein wichtiger Punkt, den wir in diesem Zu-
sammenhang bedenken müssen: Wir brauchen Russland
für vielfältige Fragen der Sicherheit auch in Europa.

Wir haben eben über den Kosovo gesprochen; wir
brauchen ihn für den Iran. Russland aber war das Land,
das letzte Woche versucht hat, die nordkoreanische
Atomkrise über Bankengeschäfte ein wenig zu entpro-
blematisieren. Das war wichtig. Daran sieht man, wo
Russland wichtig ist.

Ich glaube – da unterstütze ich Sie, Herr Kollege Ho-
yer –, dass wir genügend Zeit haben zu versuchen, an
dieser Stelle wieder zur Rationalität zurückzufinden,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


um mit Russland – aber auch mit anderen Ländern;
China fühlt sich durch die unterschiedlichen Systeme,
die vonseiten der USA aufgestellt werden, genauso he-
rausgefordert – im NATO-Russland-Rat, aber auch in
anderen Institutionen zu reden. Der Punkt ist doch, dass
Verträge, gemeinsame Sicherheit, aber natürlich auch
Verteidigungsfähigkeit die Wiedervereinigung Europas
möglich gemacht haben. Dieses Geschenk muss man be-
wahren. Ich glaube, dass wir es zusammen mit Russland
bewahren müssen. Das ist nach meinem Dafürhalten an
dieser Stelle der Auftrag.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich zum Schluss einen Vorschlag unter-
breiten – dass ich der Regierungskoalition angehöre, be-
deutet ja nicht, dass ich nicht auch einmal einen Vor-
schlag in Richtung der Regierungsbank machen kann –:
Ich hätte mir schon gewünscht, dass bei dem G-8-Gipfel
in Heiligendamm das Thema „Abrüstung und Rüs-
tungskontrolle“ aufgenommen worden wäre. Wir wer-
den die Chance, dieses Thema aufzugreifen, allerdings
noch in den nächsten Monaten haben; denn die deutsche

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(C (D undesregierung hat weiterhin den Vorsitz in der G 8. ch hielte es für gut, wenn man gemeinsam mit den Partern in der G 8 noch einmal über die hier besprochenen erausforderungen nachdenken würde, und zwar nicht ur über die Frage des Raketenschirms. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Die undesregierung hat in der Vergangenheit gute Vor chläge gemacht. Sie beteiligt sich an dem Verbot von treumunition. Außenminister Steinmeier hat einen Vorchlag für den internationalen Brennstoffkreislauf unterreitet. Die deutsche Bundesregierung bereitet die Überrüfungskonferenz zum Nichtweiterverbreitungsvertrag 010, wie ich denke, sehr gut vor. Dabei haben Sie unere Unterstützung. ach meinem Dafürhalten sind vier Punkte von Ihnen ositiv abgearbeitet. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610516400

Ich gebe dem Kollegen Gert Winkelmeier das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610516500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

lbert Einstein sagte einmal: Die Zuflucht zum Militär
st die ultimative Dummheit der Politik. – Wenn ich ihn
eim Wort nehme, muss ich feststellen: Seit 1990 ist
eutschland wieder Wegbereiter in diese ultimative
ummheit. Wie die jüngsten Zahlen des Friedeninstituts
IPRI belegen, ist Deutschland auf dem dritten Platz der
affenexporteure. Das ist falscher olympischer Ehrgeiz.

Mit Waffenexporten heizt die Bundesregierung
pannungen in der Welt an. So schaffen Sie internatio-
ale Probleme und rechtfertigen damit eine weitere
ochrüstung der Bundeswehr. Die bevorstehende Be-

chaffung von vier Fregatten der 125er-Klasse für die of-
ensive Hochseekriegsführung, die den Steuerzahler in
en nächsten Jahren fast 3 Milliarden Euro kosten wird,
st ein Beleg dafür.

Es verwundert nicht, dass die CDU/CSU für den of-
ensiven Rüstungsexport ist.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


ch freue mich zwar, dass die SPD an einer restriktiven
üstungspolitik festhalten will. Das ist aber zu wenig.
usgemusterte Waffensysteme müssen verschrottet wer-
en. Sie dürfen nicht in Spannungs- oder andere Gebiete
eliefert werden. Dass die FDP nach Einzelfallprüfung
inen kurzfristigen Exporterlös erzielen will, ist uner-
räglich. Daraus resultierende Konflikte, die dann inter-
ational gelöst werden müssen, kosten den deutschen
teuerzahler ein Vielfaches dieses Erlöses. Die SPD han-
elt heute in der Waffenexportfrage leider nicht nach den
orten ihres ehemaligen Vorsitzenden Brandt, der






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
immer betonte, dass von deutschem Boden nie wieder
Krieg ausgehen dürfe.

Selbst die Grünen schließen sich dem Antrag der Lin-
ken nur in der Forderung an, dass die Bundesregierung
veröffentlichen soll, welche Waffen in den nächsten fünf
Jahren ausgemustert werden und was mit ihnen passie-
ren soll. Für ein generelles Waffenexportverbot treten
auch sie nicht ein.

Die Linke hat in der konsequenten Forderung nach ei-
nem Waffenexportverbot ein Alleinstellungsmerkmal,
und das werden die Wähler honorieren. Warum liefert
die Bundesregierung U-Boote nach Pakistan, ein Land,
das für die Weitergabe von Rüstungstechnologie an frag-
würdige Abnehmer berüchtigt ist, ein Land, das Nukle-
armacht ist und den Atomwaffensperrvertrag nicht un-
terzeichnet hat? Frieden und Sicherheit gibt es in der
Welt nur gemeinsam oder gar nicht. Vertrauensbildende
Maßnahmen sind erste Schritte zum Frieden. Das wusste
die Politik einst in Deutschland. Daran sollten Sie sich
erinnern, anstatt Vertrauen zu verspielen, wie Sie das ge-
rade in Afghanistan praktizieren.

Die Rüstungsausgaben und die Rüstungsexporte der
Industriestaaten sind im Vergleich zur Entwicklungshilfe
einfach obszön. In unserer Welt sterben täglich
40 000 Kinder an Hunger. Machen Sie sich bewusst,
dass während meiner Redezeit 85 Kinder an Hunger ge-
storben sind!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610516600

Nächster Redner ist der Kollege Winfried Nachtwei,

Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610516700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn ich nun zu den drei Anträgen Stellung nehme,
kann ich dazu selbstverständlich nicht mehr als nur ei-
nige Anmerkungen machen.

In den letzten Jahrzehnten wurde in Europa eine Ab-
rüstungsarchitektur gebaut, die weltweit einmalig ist.
Wer kann sich heute noch vorstellen, welche Lager an
Atomwaffen es in West- und Ostdeutschland gab, die für
Einsätze sogar im eigenen Land vorgesehen waren? Das
war heller Wahnsinn! Es ist fantastisch, zu sehen, wie
viel sich verändert hat.

Die Befürworter der geplanten Raketenabwehrsys-
teme in Polen und Tschechien behaupten, damit auch
der europäischen Sicherheit zu dienen. Diese Behaup-
tung ist, wie wir alle – auch in diesem Haus – mitbekom-
men haben, auf breiten Widerspruch gestoßen, zuletzt
sogar auf der NATO-Parlamentarierversammlung in Por-
tugal. Einige kritische Anmerkungen dazu: Es wird
Schutz vor Raketenbedrohungen versprochen, die es
zurzeit nicht gibt und in den nächsten Jahren nicht geben
wird. Vielmehr kommt es darauf an, das Anwachsen sol-
cher Bedrohungen politisch zu verhindern. Man ver-
spricht sich Schutz von Systemen, deren Wirksamkeit

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(C (D um Stationierungszeitpunkt in keiner Weise erprobt und achgewiesen sein wird. Es ist aber kein Antiamerikanismus, sondern Realisus, dieses Vorhaben nicht als einen Akt der Nächsten iebe unter Verbündeten zu bewerten, sondern in den ontext der Gesamtstrategie der USA zu stellen. Das ist icherlich nicht der einzige, aber auch ein Aspekt. Mir ist uf der NATO-Parlamentarierversammlung aufgefallen, as ein norwegischer Delegierter sagte. Er verwies auf as schlichte Weltmachtinteresse der USA. Die Defenivund die Offensivpotenziale müssen also im Zusamenhang gesehen werden. Es geht um Unverwundbar eiten, Handlungsfreiheit und Dominanz. Es liegt auf er Hand, dass das Wirkung auf die Perzeption anderer at. Diese fühlen sich vielleicht ins Visier genommen. as fördert also Misstrauen und verstärkt die Rüstung. Das nun angebahnte Projekt scheint mir insgesamt usdruck einer falschen Prioritätensetzung in der Si herheitspolitik zu sein. Es kommt vielmehr darauf an, ine andere Prioritätensetzung vorzunehmen. Der Kolege Mützenich hat, genauso wie die Bundesregierung, eutlich betont, dass man – vertragsgestützt und diploatisch – eine Politik mit dem Ziel der Nichtverbreitung erfolgen muss. Nun zu dem Antrag „Stopp von staatlichen Bürgchaften für Rüstungsexporte“. Wie zu hören war, unterichtete das Finanzministerium den Haushaltsausschuss arüber, dass für drei U-Boote an die pakistanische arine eine Exportbürgschaft über 1,2 Milliarden Euro ewährt werden soll. Ich muss zugeben: Auch unter Rotrün hat es einige sehr fragwürdige Rüstungsexporte geeben. Aber der jetzt beabsichtigte Export verstößt so indeutig und massiv gegen die geltenden Rüstungsxportrichtlinien wie wohl kein anderer zuvor. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])


ieser Export geht nicht nur in ein eindeutiges Span-
ungsgebiet; mit ihm würde auch das Risiko weiterer
pannungen steigen. Der Export geht nämlich in ein
and – Kollege Mützenich hat es selbst angesprochen –,
as in Sachen Verbreitung von Nukleartechnologie und
aketentechnologie äußerst unzuverlässig ist und dessen
erspektive mehr als ungewiss ist. Hier besteht also
chlichtweg die Gefahr, dass die großen Fehler der 70er-
nd 80er-Jahre, als Militärgüter in den Irak und in den
ran geliefert wurden, wiederholt werden. Das heißt, mit
inem solchen Handeln konterkariert die Bundesregie-
ung das, was sie sonst zu Recht als Ziel deutscher Au-
en- und Sicherheitspolitik benennt, die ja Friedenspoli-
ik sein soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für Rüstungsexporte sollte es generell keine Hermes-
ürgschaften geben. Insofern besteht Übereinstimmung
it dem Antrag der Linksfraktion. Wir stoßen uns aller-

ings an einer Empfehlung, die darin enthalten ist, näm-
ich dass die Veröffentlichung über Exportbürgschaften
rst nach der Beschlussfassung im Interministeriellen
usschuss geschehen soll. Wir halten uns da an die ent-






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
sprechende OECD-Richtlinie, die besagt, das solle bis zu
30 Tagen vorher geschehen, damit noch die Möglichkeit
zur Einwirkung besteht. Deswegen werden wir dem An-
trag nicht zustimmen.

Nun zum Antrag „Verzicht auf den Verkauf und das
Überlassen von überschüssigem Wehrmaterial“. Wir ha-
ben in den 90er-Jahren gesehen, dass es unter der Kohl-
Regierung ein großes Problem war, dass NVA-Material
an die Türkei geliefert wurde, weil dies zum Teil gegen
die Kurden eingesetzt wurde. Eine pauschale Absage an
die Abgabe von Wehrmaterial ist allerdings nach unse-
rer Auffassung nicht sinnvoll. Ein solches Verbot würde
auch die Weitergabe an verlässliche Verbündete aus-
schließen, ebenso Lieferungen an die Vereinten Natio-
nen und an Peacekeeping-Truppen. Es schlösse sogar die
Abgabe von Sanitätsmaterial aus.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610516800

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610516900

Ja, ich komme jetzt zum Schluss. – Insofern ist die

Unterrichtung in diesem Punkt, die Sie schon angespro-
chen haben, sehr angebracht.

Ich fasse zusammen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610517000

Nein, Herr Kollege. Eine Zusammenfassung lasse ich

jetzt nicht mehr zu. Ich lasse nur noch einen Schlusssatz
zu.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610517100

Gerade in diesem Zusammenhang kommt es darauf

an, dass wir als Parlament unsere Verantwortung auch
auf diesem Feld der Sicherheitspolitik endlich mehr
wahrnehmen und an der Kontrolle mitwirken. – Das war
mein Schlusssatz.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610517200

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Erich

Fritz, CDU/CSU-Fraktion.


Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1610517300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Die Anträge der Linksfraktion sind nach
dem Motto gestrickt „Ich male mir eine Welt“. Da wird
ausgeblendet, da wird überpointiert, da werden Dinge so
zusammengestellt, wie man es benötigt, um ein be-
stimmtes Bild zu zeichnen.

Dabei ist jedem klar, dass im Bereich der internatio-
nalen Sicherheit drei Punkte zusammengehören: erstens
die Stärkung internationaler Regime – da kann man
Deutschland nun wirklich nichts vorwerfen; damit hat
sich die deutsche Politik immer schon lange und intensiv
beschäftigt –, zweitens die militärische Sicherheit, ohne

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(C (D ie alle anderen Maßnahmen wirkungslos wären, und rittens das diplomatische Bemühen um Lösungen dort, o es Konflikte gibt und neue Gefahren drohen. Wenn ie der Auffassung sind, Sie könnten einen Pfeiler heauslösen, dann gefährden Sie damit den Erfolg jeder euopäischen Sicherheitspolitik. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zu dem ersten Antrag ist schon genug gesagt worden.
ch will mich deshalb den beiden anderen Anträgen zu-
enden.

Da gibt es einen Antrag, in dem gefordert wird, Bürg-
chaften für Rüstungsexporte gänzlich zu verbieten. In
iesem Antrag wird der Eindruck erweckt, als setze die
undesregierung bewusst zur Steigerung eines mögli-
hen Rüstungsexports Hermes-Kreditbürgschaften ein.


(Gert Winkelmeier [fraktionslos]: Genau das macht sie!)


as ist falsch; das trifft in keinem Fall zu. Ich will Ihnen
inmal sagen, wie groß dieser Anteil ist, damit wir wis-
en, wovon wir sprechen: Die Gesamtexporte lagen
004 bei 733,5 Milliarden Euro. Davon waren durch
ermes-Bürgschaften 21,1 Milliarden Euro gedeckt; das

ind 2,9 Prozent. Der Anteil gedeckter Militärexporte an
llen Hermes-Bürgschaften, die es gibt, betrug 0,62 Pro-
ent. Der Anteil gedeckter Militärexporte an den Ge-
amtexporten lag bei 0,0002 Prozent. – Das ist eine De-
atte, die keine reale Bedeutung hat. Wenn Sie dann
och wissen, dass es sich in den meisten Jahren aus-
chließlich um den Export von Schiffen gehandelt hat,
ie nun einmal eine wesentlich längere Vertragslaufzeit,
roduktionszeit und Bereitstellungszeit als andere Güter
aben, dann können Sie vielleicht nachvollziehen, dass
m Verhältnis zweier Staaten, die mit diesen Rüstungsak-
ivitäten zu tun haben, solche Bürgschaften von Bedeu-
ung sind. Sie sind kein Exportförderinstrument.

Wollen Sie eigentlich Südafrika in der jetzigen Situa-
ion den Erwerb von drei Schiffen, die wir geliefert ha-
en und die im Wesentlichen der Verhinderung von
aubfischerei dienen, wirklich verwehren? Sprechen Sie
igentlich souveränen Staaten völlig ab, dass sie selbst
ntscheiden müssen, was für ihre Sicherheit, die Sicher-
eit ihrer Küsten und ihrer Fischereigewässer notwendig
t?


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Wir entscheiden doch auch souverän, ob wir Rüstungsgüter liefern oder nicht!)


Tatsächlich ist das so. – Es gibt im zwischenstaatlichen
erhältnis viele Gründe, auch die Interessen anderer
taaten anzuerkennen. Jetzt aus diesem Handel auszu-
teigen, so zu tun, als ob wir einen eigenen Weg gehen,
nd zu sagen, dass wir damit nichts mehr zu tun haben,
leichzeitig aber den Anspruch zu erheben, eine gemein-
ame europäische Rüstungspolitik und eine Gemein-
ame Außen- und Sicherheitspolitik zu betreiben, ist
uch falsch. Im Gegenteil: Wir haben das Interesse – des-
alb ist die Bundesregierung seit Jahren eine der inten-
ivsten Verfechterinnen gemeinsamer europäischer Rege-






(A) )



(B) )


Erich G. Fritz
lungen –, dass wir Grundsätze haben, die für Frankreich,
für Großbritannien, für Spanien und für Italien genauso
gelten wie für uns. Sie wissen, wie schwierig dieser Weg
ist und dass Deutschland keine Rüstungswirtschaft be-
treibt, die von vornherein auf Export angelegt ist,


(Beifall des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU] und des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


sondern dass unser Bestreben immer war, durch die ge-
meinsame Politik dazu beizutragen, dass die Kapazitäten
so angepasst werden, dass es diesen Exportdruck nicht
gibt und Rüstungsexport als Teil einer Gemeinsamen
Außen- und Sicherheitspolitik rational im Interesse Eu-
ropas betrieben werden kann.

Was Sie ganz ausblenden – das hat auch etwas mit
Rüstungsexport zu tun –, ist, dass wir in verstärktem
Maße Nation Building betreiben, dass wir dazu beitra-
gen, dass Staaten, in denen staatliche Gewalt überhaupt
nicht mehr vorhanden ist, wieder eigenständig Sicherheit
gewährleisten können. Wie sollen wir Polizei und Mili-
tär ausbilden, wenn wir nicht gleichzeitig das Material,
das man dafür braucht, liefern können? Die Welt hat sich
ein bisschen geändert. Sie können doch nicht die glei-
chen Sätze wie vor 20 Jahren aufschreiben. Sie müssen
doch die veränderte Rolle, auch die veränderte Sicher-
heitslage, zur Kenntnis nehmen. Wenn Sie das nicht tun,
dann sind Sie hier, so glaube ich, falsch am Platz oder
sprechen nur Stammtischforderungen nach, die ohne Re-
levanz bleiben.

Der dritte Antrag gehört eigentlich ins Kuriositäten-
kabinett. Schon die Grundannahmen darin sind falsch;
deshalb können auch die Forderungen, die daraus abge-
leitet werden, nur falsch sein.

Darüber hinaus ist der Antrag von einer unglaubli-
chen Unkenntnis geprägt. Können Sie mir einmal sagen,
wie die buchstabengetreue Umsetzung der Grundsätze
des Rüstungsgüterexports funktionieren soll? Wissen Sie
denn nicht, dass sowohl in der Außen- und Sicherheits-
politik als auch in der Exportpolitik in jedem Einzelfall
abgewogen werden muss und dass es an keiner Stelle
eine einfache Entscheidung gibt? Aus diesem Grund
dauern die Entscheidungsfindungsprozesse unserer ver-
antwortlich handelnden Regierung zum Teil viel länger,
als man es sich eigentlich wünscht. Wenn Sie das ein-
fach leugnen und so tun, als gäbe es einfache Lösungen
und als könne man vor der Verantwortung fliehen, indem
man sagt: „Wir beschäftigen uns damit gar nicht mehr“,
dann tut mir das leid. So werden Sie jedenfalls nicht
ernst genommen werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610517400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/5456 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

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(C (D Tagesordnungspunkt 7 b. Beschlussempfehlung des usschusses für Wirtschaft und Technologie zu dem An rag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Stopp von taatlichen Bürgschaften für Rüstungsexporte“. Der usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/4602, den Antrag der Fraktion Die Linke uf Drucksache 16/3697 abzulehnen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU nd FDP bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke anenommen. Tagesordnungspunkt 7 c. Beschlussempfehlung des erteidigungsausschusses zu dem Antrag der Fraktion ie Linke mit dem Titel „Verzicht auf den Verkauf und as Überlassen von überschüssigem Wehrmaterial“. Der usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/5353, den Antrag der Fraktion Die Linke uf Drucksache 16/3350 abzulehnen. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit demelben Stimmergebnis wie zuvor angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 d sowie ie Zusatzpunkte 5 und 6 auf: 8 a)

richts des Ausschusses für Menschenrechte und
humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Erika Steinbach, Holger Hai-
bach, Carl-Eduard von Bismarck, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie
der Abgeordneten Christoph Strässer, Angelika
Graf (Rosenheim), Niels Annen, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD

Stärkung der Menschenrechtspolitik der Eu-
ropäischen Union

– Drucksachen 16/3607, 16/4497 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Alois Karl
Christoph Strässer
Burkhardt Müller-Sönksen
Michael Leutert
Volker Beck (Köln)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung

EU-Jahresbericht 2006 zur Menschenrechts-
lage
Ratsdok. 5779/07

– Drucksachen 16/4635 Nr. 2.2, 16/5603 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Holger Haibach
Christoph Strässer
Burkhardt Müller-Sönksen
Michael Leutert
Volker Beck (Köln)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
c) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD

Den Europäischen Gerichtshof für Menschen-
rechte reformieren und durch die konsequente
Befolgung seiner Urteile stärken

– Drucksache 16/5734 –

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
humanitäre Hilfe (17. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Holger Hai-
bach, Erika Steinbach, Eduard Lintner, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Christoph Strässer,
Doris Barnett, Kurt Bodewig, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD

Den Erfolg des Europäischen Gerichtshofes
für Menschenrechte durch die konsequente
Befolgung seiner Urteile sichern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Werner
Hoyer, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,
Burkhardt Müller-Sönksen, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der FDP

Den Europäischen Gerichtshof für Men-
schenrechte vor dem Kollaps bewahren

– zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck

(Köln), Omid Nouripour, Rainder Steenblock,

weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Den Europäischen Gerichtshof für Men-
schenrechte stärken

– Drucksachen 16/4417, 16/4062, 16/4405, 16/
5768 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Holger Haibach
Christoph Strässer
Burkhardt Müller-Sönksen
Michael Leutert
Volker Beck (Köln)


ZP 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Werner
Hoyer, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Burk-
hardt Müller-Sönksen, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP

Den Europäischen Gerichtshof für Menschen-
rechte vor dem Kollaps bewahren

– Drucksache 16/5738 –

ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Omid Nouripour, Rainder Steenblock,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Den Europäischen Gerichtshof für Menschen-
rechte stärken

– Drucksache 16/5735 –

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(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort dem ollegen Christoph Strässer, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Wir diskutieren in dieser Deatte unter anderem über den achten Jahresbericht der U zur Menschenrechtslage. Dieses Dokument beschäf igt sich mit der internen und der externen Menschenechtspolitik der Europäischen Union. Es hat ein stolzes olumen von weit über 250 Seiten. Ich möchte mich auf rei Bereiche beschränken, die mit der Umsetzung menchenrechtlicher Grundsätze und Standards in den euroäischen Staaten mittelbar und unmittelbar zu tun haben. Der erste Bereich wird in diesem Bericht zwar nicht usdrücklich erwähnt; dennoch glaube ich, dass er geade angesichts der zu Ende gehenden deutschen EUatspräsidentschaft eine ganz wichtige Rolle spielt. Ich eine damit zumindest einen Teil des sogenannten Ver assungsprozesses. In diesen Tagen sind in unseren Wahlkreisen die sogeannten Europabusse unterwegs. Durch diese Busse ird Europa vielen jungen Leuten, vielen Schülerinnen nd Schülern vorgestellt. Man spricht über Grundsätze es Zusammenlebens auf unserem Kontinent. Als Ergebis meiner eigenen Erfahrungen kann ich nur sagen: Den ungen Leuten geht es nicht um Quadratwurzeln und anere Dinge – so wichtig das für uns und für das Funktioieren der Europäischen Union ist –; vielmehr stellen sie ie Frage: Wie leben wir eigentlich materiell in diesem uropäischen Verbund? Das Allerwichtigste ist aus meiner Sicht – ich glaube, as gilt für viele andere auch – die Verbindlichmachung er sogenannten Grundrechtecharta, die wir bereits bechlossen haben. Wenn man Europa an dieser Stelle für ie Menschen lebbar, erfahrbar und greifbar machen ill, dann gilt es, sich verbindlich auf die gemeinsamen erte Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und enschenrechte zu berufen. Dafür sollten wir uns auch eute noch einsetzen. Ich bitte die Bundesregierung erzlich, an dieser Stelle nicht nachzugeben und klarzutellen, dass die Europäische Union eine verbindliche rundrechtecharta braucht; sonst wird vieles unglaubürdig. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1610517500

Ich möchte einen zweiten Bereich ansprechen, der in
iesem Bericht, der sich auf die Zeit von Mitte 2005 bis
uni 2006 bezieht, eine große Rolle spielt. Das ist die
andlungsfähigkeit der Europäischen Union in den Ver-

inten Nationen in internationalen Zusammenhängen.
ch möchte einen Bereich herausgreifen, der gerade in
en letzten Tagen in unseren Debatten eine große Rolle
espielt hat, nämlich die Einrichtung und die Arbeit des
enschenrechtsrats der Vereinten Nationen. Wir alle,

ie wir uns mit diesem Thema befassen, sind nicht in






(A) )



(B) )


Christoph Strässer
letzter Konsequenz glücklich mit dem, was dort passiert.
Aber – das sollten wir zur Kenntnis nehmen und gebüh-
rend werten – dass es einen Menschenrechtsrat gibt und
dass er sich jetzt auf verbindliche Arbeitsformen ver-
ständigt hat, ist ein Verdienst der Ratspräsidentschaft,
ein Verdienst der westlichen Staaten. Deshalb sage ich
für unsere Fraktion einen ganz besonders herzlichen
Dank an Michael Steiner, der das in ganz harter Arbeit
durchgesetzt hat.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Da ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber wir haben
uns darauf verständigt, im Menschenrechtsrat weiterhin
Länderberichterstattungen durchzuführen. Dabei gehen
wir von einem Quorum aus, das es nicht von vornherein
unmöglich macht, sich mit menschenrechtswidrigen
Vorfällen zu befassen. Das ist für uns ganz wichtig.
Ohne das System der sogenannten Peer-Reviews zur
Überprüfung menschenrechtlicher Standards, ohne die
Aufrechterhaltung des Systems der Berichterstatter wäre
der Menschenrechtsrat ein zahnloser Tiger. Das ist das
Einzige, was im Moment von dem großen Reformpro-
zess der Vereinten Nationen übrig geblieben ist. Wenn
der Menschenrechtsrat keine vernünftige Arbeit im
Sinne der Menschen in der ganzen Welt machte, dann
würde den Vereinten Nationen ein wichtiges Standbein
genommen. Deshalb sind wir sehr froh darüber, dass un-
ter unserer Führung, unter der Führung der westlichen
Staatengemeinschaft, diese Werte verankert worden sind
und der Menschenrechtsrat in Zukunft, so hoffe ich, eine
erfolgreiche Arbeit leisten kann.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte einen dritten Bereich ansprechen. Da wird
ein Stück weit Selbstkritik und auch Blick über den eige-
nen Horizont hinaus vermittelt. Die europäischen Werte
der Aufklärung, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit
und der allgemeinen Geltung der Menschenrechte sind
für viele Menschen in anderen Teilen der Welt eine
große Hoffnung. Deshalb ist es sehr gut, dass es gelun-
gen ist, in der Arbeit der Europäischen Kommission die
sogenannten Leitlinien zur Menschrechtspolitik in be-
stimmten Bereichen weiterzuentwickeln.

Ich finde es ausgesprochen gut, dass in diesen Tagen
von Italien ein Angebot zur Ächtung der Todesstrafe
weltweit gekommen ist. Wir sollten uns dieser Initiative
anschließen und sie massiv unterstützen. Das ist eines
der zentralen Anliegen deutscher Menschenrechtspoli-
tik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Gleiche gilt für die Leitlinien zur Verhütung von
Folter und erniedrigender Behandlung. Auch dazu ha-
ben wir klare Positionen. Ich möchte an dieser Stelle et-
was Selbstkritisches sagen: Wir müssen uns nach dem
Wertekanon der Europäischen Union fragen lassen, ob in
unseren eigenen Strukturen alles in Ordnung ist. Ich
habe bestimmte Berichte gelesen, deren Wahrheitsgehalt

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(C (D ch noch nicht beurteilen kann. Wenn es aber so ist, dass s in Europa, im Europa der 27, Gefängnisse gibt, in deen gefoltert wird, wenn es zutrifft, dass es von europäichem Boden aus, gegebenenfalls mit Zustimmung der egierung, zu Überstellungen in Länder kommt, in deen gefoltert wird und die Todesstrafe gilt, dann ist das in Thema, vor dem wir in der Europäischen Union nicht ie Augen verschließen dürfen. Diese Vorwürfe müssen ufgeklärt werden. Ich hoffe und erwarte, dass dies geingt und dass auch wir hier im Deutschen Bundestag it den Ausschüssen, mit den Mitteln, die uns zur Verfüung stehen, Klarheit schaffen. Von europäischem Boen dürfen keine Menschen in Systeme überführt weren, in denen es eine menschenrechtswidrige Praxis gibt. as sollte für uns ganz selbstverständlich sein. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Einen letzten Punkt möchte ich noch ansprechen – ich
abe mir geschworen, dass er bei allen menschenrechtli-
hen Debatten eine Rolle spielen soll –: Auf Seite 65 des
ier zu diskutierenden Berichtes heißt es unter der Über-
chrift „Strategische Ziele 2005–2009“ – es geht hier um
ie EU-Kommission –: Die Rechte des Kindes sind uns
in vorrangiges Anliegen. Im April 2005 wurde eine be-
ondere Initiative mit Blick auf die weitere Förderung,
en Schutz und die Berücksichtigung der Rechte des
indes bei den internen und externen Maßnahmen der
U auf den Weg gebracht. – Das ist gut. Ich interpretiere
as so: Das ist ein Auftrag an uns, an die Bundesregie-
ung.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


s wäre ein grandioser Erfolg für die deutsche Menschen-
echtspolitik, wenn die Bundesregierung zum Schluss ih-
er Ratspräsidentschaft erklären würde, dass die noch
xistierenden Vorbehalte zur Kinderrechtskonvention zu-
ückgenommen werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610517600

Das Wort hat der Kollege Burkhardt Müller-Sönksen

on der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Burkhardt Müller-Sönksen (FDP):
Rede ID: ID1610517700

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Wir beraten heute unter dem Tagesordnungspunkt 8
icht nur den EU-Jahresbericht 2006 zur Menschen-
echtslage, sondern auch einen wahren Wust von Anträ-
en und Beschlussempfehlungen. Allein zum Europäi-
chen Gerichtshof für Menschenrechte finden wir auf
er Tagesordnung drei Anträge und außerdem eine Be-
chlussempfehlung zu drei weiteren Anträgen, die be-
eits für erledigt erklärt wurden. Der Grund für dieses
eillose Durcheinander besteht darin, dass wir im Men-
chenrechtsausschuss den Versuch unternommen haben,






(A) )



(B) )


Burkhardt Müller-Sönksen
auf der Basis des ursprünglichen FDP-Antrags „Den
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vor dem
Kollaps bewahren“ auf Drucksache 16/4062 zu einem
fraktionsübergreifenden Antrag zur Stärkung des Euro-
päischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu kommen.
Dieser Versuch ist in letzter Minute gescheitert; denn der
zuständige Berichterstatter der CDU/CSU im Haushalts-
ausschuss meldete an, dass er eine Kernforderung des
gemeinsamen Antrags nicht mittragen könne. Es handelt
sich dabei um die Forderung, eine – ich zitiere aus dem
ursprünglichen Antrag – „angemessene Erhöhung der
finanziellen Mittel“ für den Gerichtshof vorzusehen, da-
mit dieser in die Lage versetzt wird, seine jetzige und
künftige Arbeitslast zu bewältigen.

Meine Damen und Herren, der Europäische Gerichts-
hof für Menschenrechte ist – da sind wir uns alle einig –
die bedeutendste Einrichtung für den Menschen-
rechtsschutz in Europa. In seiner Aufgabe und seinen
Mechanismen ist der Gerichtshof weltweit einzigartig.
Er ist nicht nur Symbol, sondern auch Maßstab und Be-
wahrer des hohen Menschenrechtsstandards in Europa.
Ebendieser Gerichtshof befindet sich allerdings auch in
der tiefsten Krise seit seiner Errichtung. Diese tiefe
Krise wurde auch durch den Menschenrechtskommissar
des Europarates, Thomas Hammarberg, bei einer An-
sprache letzte Woche in Berlin konstatiert.

Um es etwas bildhafter auszudrücken: Der Europäi-
sche Gerichtshof für Menschenrechte droht in absehba-
rer Zeit zu kollabieren, weil er durch eine immer größer
werdende Flut an Klagen geradezu erstickt wird. Sie alle
kennen die schier unglaubliche Zahl von 90 000 anhän-
gigen Verfahren. Jedes Jahr kommen 50 000 hinzu.
50 000 neue Verfahren jährlich – auch das wissen Sie –
sind mit kleineren Reformen, wie etwa dem kürzlich ra-
tifizierten 14. Zusatzprotokoll, überhaupt nicht zu be-
wältigen. Das war ein Tropfen auf den heißen Stein. Das
wirkungsvollste und deshalb entscheidende Mittel zur
Stärkung des Gerichtshofes besteht darin, die enorme
Unterfinanzierung des Gerichtshofes schnellstmöglich
zu beenden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wer eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mit-
tel für den Gerichtshof ablehnt, ist bereit, sehenden Au-
ges die fortschreitende Paralysierung des Gerichtshofes
in Kauf zu nehmen.


(Holger Haibach [CDU/CSU]: Wer lehnt die denn ab? – Gegenruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: CDU/CSU!)


Er spielt damit Staaten wie Russland in die Hand, die of-
fenbar zielgerichtet das Interesse verfolgen, den Ge-
richtshof schlicht durch quantitative Überbeanspruchung
auszuschalten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Über welche Beträge reden wir hier eigentlich? Das
Jahresbudget des Gerichtshofes belief sich für das Jahr
2006 auf 44 Millionen Euro.

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(C (D (Holger Haibach [CDU/CSU]: 44,1 Millionen! Wenn Sie schon Zahlen nennen, dann richtig!)


ur zum Vergleich: Der G-8-Gipfel in Heiligendamm
at Kosten von mehr als 100 Millionen Euro verursacht.
erausgekommen ist als eines der wichtigsten Ergeb-
isse eine Fußnote zum Klimaschutz. Der Europäische
erichtshof für Menschenrechte hat allein im Jahr 2005

n 1 105 Fällen – Herr Kollege Haibach, ich kann auch
ie Zahlen ganz genau vorlesen – Recht gesprochen und
amit einen wesentlichen und unmittelbaren Beitrag
um Schutz der Menschenrechte von 800 Millionen
enschen in 47 Mitgliedstaaten des Europarates geleis-

et. Verstehen Sie, meine Damen und Herren, mich bitte
icht falsch: Ich möchte die guten Ergebnisse des Heili-
endammer G-8-Gipfels nicht kleinreden oder gar die
edeutung des Klimawandels infrage stellen. Vielmehr
eht es mir darum, zu zeigen, welch wichtigen Beitrag
er Europäische Gerichtshof für Menschenrechte ange-
ichts seiner extrem knappen Finanzausstattung leistet.
as muss hier erlaubt sein.

Ich finde es schon sehr erstaunlich, wenn die Regie-
ungskoalition mit ihrem nunmehr eingebrachten Antrag
um Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte so-
ar hinter das zurückfällt, wozu sie sich vorher bereits
elbst bekannt hatte. In ihrem Antrag zur Stärkung der
enschenrechtspolitik in der Europäischen Union, der

or Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft einge-
racht wurde, lässt die Regierungskoalition durchaus
ehr Problembewusstsein erkennen, was die dürftige
inanzierung des Gerichtshofes angeht.

In diesem Antrag wird die Bundesregierung unter
unkt 25 aufgefordert – ich zitiere –, „sich für eine
inanzielle Stärkung des Europäischen Gerichtshofs für

enschenrechte einzusetzen“. Der Rückschritt, der seit
er Einbringung dieses Antrags bei der Regierungskoali-
ion eintrat, ist beachtlich. Denn der angestrebte frak-
ionsübergreifende Antrag ist – ich erwähnte es bereits –
aran gescheitert, dass ein Haushaltspolitiker aus der
oalition die finanzielle Stärkung des Gerichtshofes
icht mittragen wollte. Das ist das genaue Gegenteil von
onsequenter Politik! Eine solche Politik ist angesichts
er großen Bedeutung des Europäischen Gerichtshofes
ür Menschenrechte unwürdig und für meine Fraktion
icht hinnehmbar.

Ein anderes Beispiel, bei dem die hier regierende
oalition ein eklatantes Maß an Inkonsequenz gezeigt
at, ist Usbekistan. Im Antrag der Regierungskoalition
ur Stärkung der EU-Menschenrechtspolitik wird die
undesregierung unter Punkt 8 aufgefordert, „bei der re-
ionalen Schwerpunktsetzung ,Zentralasien‘ während
hrer Ratspräsidentschaft auf die Achtung der Men-
chenrechte großes Gewicht zu legen“. Wir haben in die-
em Hause bereits häufig darüber gesprochen. Auch hier
ind Sie hinter Ihren eigenen Vorgaben und Wertvorstel-
ungen zurückgeblieben.

Meine Damen und Herren, mit einer solchen Politik,
ie selbst vor so offensichtlichen Inkonsequenzen nicht
urückschreckt, untergraben wir die Glaubwürdig-
eit der Menschenrechtspolitik unseres Landes, der






(A) )



(B) )


Burkhardt Müller-Sönksen
Bundesrepublik Deutschland. Meine Fraktion wird sich
daran nicht beteiligen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610517800

Das Wort hat nun der Kollege Alois Karl von der

CDU/CSU-Fraktion.


Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1610517900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir befassen uns heute zum wiederholten Male im
Deutschen Bundestag mit dem Querschnittsthema Men-
schenrechtspolitik, mit einem Thema, das weit über die
flüchtige Tagespolitik hinausgeht. Es war daher gut, dass
die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im letzten halben
Jahr das Thema Menschenrechtspolitik häufig aufgegrif-
fen hat.

Das vergangene halbe Jahr war ein gutes Jahr für
Europa, gerade auch aus der Sicht der Menschenrechte.
Manches wurde im ersten Halbjahr 2007 erfüllt; vieles
hat die deutsche Ratspräsidentschaft in Bewegung ge-
bracht. Die Arbeit der Ratspräsidentschaft, der Bundes-
regierung und der Kanzlerin auf diesem Feld verdienen
unseren Respekt.

In unsere Ratspräsidentschaft fiel der 50. Jahrestag
der Römischen Verträge und die Berliner Erklärung. Der
Weg von Rom nach Berlin war weit. Die europäische Ei-
nigung, 1957 durch die Staatsmänner Europas begonnen,
ist eine Erfolgsgeschichte für unseren Kontinent, gleich-
sam ein goldenes Zeitalter. Wir können auf 50 Jahre
Frieden und Freiheit im westlichen Europa zurück-
schauen. Die vom Kommunismus ihrer Freiheit beraub-
ten Völker Mittel- und Osteuropas sind heute ganz natür-
lich Glieder der Europäischen Union. In Deutschland
haben wir wirtschaftlichen Wohlstand erleben dürfen,
dazu die deutsche Wiedervereinigung. Der Weg von der
Wirtschaftsgemeinschaft zur Europäischen Union wurde
in logischen Schritten zurückgelegt. Die positive wirt-
schaftliche Entwicklung ging Hand in Hand mit einer
stärkeren Respektierung der Menschenrechte. Sie sind
heute stärker denn je im Fokus unserer Politik.

In diesem Zusammenhang ist die Berliner Erklärung
vom März 2007 wertvoll. Ein Meilenstein ist es, dass
sich die 27 Staats- und Regierungschefs feierlich zu den
Bürger- und Freiheitsrechten bekannt haben. Sie haben
zum Beispiel proklamiert, dass die abscheulichsten
Feinde der Menschenrechte, nämlich Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit, nie wieder auf unserem Kontinent
eine Chance erhalten sollen. Allein dies rechtfertigt es,
von einem guten Halbjahr zu sprechen.

Unser Ziel bleibt es nach wie vor, die Charta der
Grundrechte in einen europäischen Verfassungsver-
trag aufzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir wissen, dass dieser Vorgang ins Stocken geraten ist.
Wir erkennen die Bemühungen der Bundesregierung
und der Kanzlerin an, den dümpelnden Tanker des Ver-

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(C (D assungsvertrages wieder flott zu bekommen. Wir wisen, so lange die Charta der Grundrechte nicht in einem rgendwie gearteten Verfassungsvertrag steht, so lange ie Grundrechte in Europa nicht kodifiziert sind, komen sie gleichsam hinkend daher. Das muss jede Regie ung in Europa erkennen. Die Bemühungen um eine euopäische Einigung einerseits und die Stärkung der enschenrechte in der Europäischen Union andererseits assen sich nicht trennen. Auch sie sind quasi eineiige willinge. Das sollten auch unsere östlichen Nachbarn erkennen. enn es in deren Hymne heißt „Noch ist Polen nicht erloren“, rufen wir ihnen zu: Auch der europäische rundlagenvertrag darf nicht verloren gehen! Im Gegen eil, er muss gerade um der Menschenrechte willen vorngebracht werden. Themen der Menschenrechtspolitik sind vielfach anesprochen worden. Ich erwähne ausschnittsweise den U-Russland-Gipfel in Samara, bei dem Bundeskanz erin Merkel gegenüber Putin ganz offen die Gewalttäigkeiten russischer Sicherheitsbehörden gegen friedlihe Demonstranten angesprochen hat. Diese Offenheit nd dieser Mut haben ihr Respekt eingebracht. Die anzlerin blieb ihrer Linie treu. So wie sie gegenüber eorge Bush auf die Unerträglichkeit des Lagers von uantánamo hingewiesen hatte, hat sie dem russischen räsidenten unmissverständlich die Meinung gesagt, und as war, wie ich denke, die Meinung des Deutschen undestages insgesamt. Auch die Reisebeschränkungen ulasten des früheren Schachweltmeisters Garri asparow sind deutlich angesprochen worden. In Heiligendamm haben die Repräsentanten der acht änder bekräftigt, dass sie die grundlegende Bedeutung es Schutzes und der Förderung der Menschenrechte anrkennen. Bemerkenswert ist, dass sie nicht bloß finanielle Entwicklungshilfe leisten wollen, sondern die enschenrechte in Afrika an oberste Stelle setzen. Wir ehen darin eine Chance, Bürgerkriege zu vermeiden nd uns eines der unseligsten Kapitel der Gegenwart, der indersoldaten, anzunehmen. Bis zu 300 000 Kinder eltweit sollen als Soldaten missbraucht werden. Wir anken der Bundesregierung, dass sie diese massive orm der Menschenrechtsverletzung ausdrücklich angeprochen hat, zuletzt bei der Pariser Konferenz am . Februar dieses Jahres. In Heiligendamm haben sich die acht Staaten verflichtet, 60 Milliarden Dollar für bessere Gesundheitsysteme in afrikanischen Staaten aufzuwenden. Das ist in augenscheinlicher Erfolg. HIV/Aids, Tuberkulose nd Malaria können auf diese Art und Weise eingeämmt werden. Viele Flüchtlinge der Bürgerkriege, deen Bürgerrechte mit Füßen getreten werden, können so enigstens medizinische Versorgung erlangen. In diesem Zusammenhang denke ich auch an die urchtbare Situation in Darfur. Um dort menschenwürige Zustände herbeizuführen, haben die Machthaber ugestimmt, jetzt endlich internationalen Beobachtern nd Friedenstruppen Zugang zu gewähren. Die von Hei Alois Karl ligendamm ausgehende Darfurerklärung hat offensichtlich den internationalen Druck auf das Regime im Sudan entscheidend erhöht. Wir hoffen, dass die Machthaber dort ihre Zusagen nicht widerrufen, wie das schon häufiger der Fall war. Manches ist in Bewegung gekommen: Der Internationale Strafgerichtshof wurde gestärkt. Die Zusammenarbeit mit der serbischen Regierung ist in Gang gekommen; der gesuchte General Tolimir wurde ausgeliefert. Die Europäische Agentur für Grundrechte, also das Kompetenzzentrum für Menschenrechte, hat in Wien ihre Arbeit aufgenommen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bedarf einer Reform; Herr Müller-Sönksen hat es angesprochen. 40 000 neue Klagen pro Jahr machen dieses Gericht in der Tat fast handlungsunfähig. Vor einer neuen Aufgabe stehen wir dadurch, dass mit der Aufnahme von Rumänien und Bulgarien 10 Millionen Sinti und Roma in die Europäische Union gekommen sind. Ihre Situation ist, auch in menschenrechtlicher Hinsicht, bedenklich. Die Menschenrechtsdialoge mit China vor den Olympischen Spielen, mit Russland und Iran müssen fortgesetzt werden. Ebenso müssen die Zustände in Usbekistan und Turkmenistan weiterhin auf der Tagesordnung bleiben. Zusammenfassend darf ich sagen: Das letzte halbe Jahr unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft war ein gutes halbes Jahr, gerade aus Sicht der Menschenrechtspolitik. Wir haben gute Entwicklungen gesehen. Rückblickend können wir problemlos festhalten: Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft war auf dem Feld der Menschenrechtspolitik erfolgreich. Der Einsatz der Bundesregierung und der Kanzlerin verdienen ausdrücklich unseren Respekt und unsere Anerkennung. Vielen herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Michael Leutert von der Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mein Beitrag heute wird vielleicht etwas unkonventionell, aber, so denke ich, angemessen sein. Uns liegen heute mehrere Beschlussvorlagen vor, unter anderem ein Antrag der Koalition mit dem Titel „Stärkung der Menschenrechtspolitik der Europäischen Union“. Ich darf zitieren: W – E z S M I r s b A l l t (C (D Die Europäische Union hat mehrfach bekräftigt, dass Terrorismusbekämpfung unter Wahrung von Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit erfolgen muss. Die EU sollte deshalb der Welt ein Vorbild sein. eiter: Die deutsche EU-…Ratspräsidentschaft sollte ihren Einfluss geltend machen, damit weder innerhalb Europas noch mit Wissen oder Mitwirkung von EU-Staaten außerhalb Europas Menschen im Namen des Anti-Terror-Kampfes entführt, gefoltert oder erniedrigend behandelt und illegal an geheimen Orten festgehalten werden. (Christoph Strässer [SPD]: Das können wir alle unterschreiben!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





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(Beifall bei der CDU/CSU)


(Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: 50 000!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610518000

(Beifall bei der LINKEN)

Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610518100

Dies ist ein klarer Verstoß gegen die EMRK.


(Christoph Strässer [SPD]: Zustimmen!)


Ja, das ist zustimmungsfähig.

Weiterhin liegt uns eine Beschlussempfehlung zum
U-Jahresbericht 2006 zur Menschenrechtslage vor. Ich
itiere wieder:

Der Deutsche Bundestag anerkennt die Bemühun-
gen der EU für ein weltweites Folterverbot. Er for-
dert die Bundesregierung auf, gemeinsam mit den
EU-Partnern weiterhin für eine weltweite Ratifizie-
rung des VN-Übereinkommens gegen Folter bzw.
des Zusatzprotokolls sowie für Maßnahmen der
Verhütung von Folter und der Rehabilitierung von
Folteropfern einzutreten. Mit Sorge hat der Deut-
sche Bundestag eine aktuelle Studie von amnesty
international zur Kenntnis genommen, in der Defi-
zite der EU-Verordnung … für den Handel mit zur
Folter geeigneten Elektroschockgeräten festgestellt
wurden. Der Deutsche Bundestag empfiehlt der
EU, die Verordnung auf ihre Wirksamkeit hin zu
überprüfen.

o weit das, was auf dem Papier steht.


(Christoph Strässer [SPD]: Unterschreiben!)


Ich komme jetzt zu den Fakten. In einer der letzten
enschenrechtsausschusssitzungen war dieser Amnesty-

nternational-Report Anlass, uns vom Bundesministe-
ium für Wirtschaft und Technologie unterrichten zu las-
en. Auf zweimalige Nachfrage von mir wurde mir dann
estätigt: Jawohl, es wurden Fußfesseln nach Saudi-
rabien geliefert, die wohl unter das Exportverbot fal-

en.

Ich habe mir das schriftlich geben lassen. Die schrift-
iche Antwort der Bundesregierung ist es meines Erach-
ens wert, hier ebenfalls zitiert zu werden:

Frage …

Wann und mit welcher Begründung genehmigte die
Bundesregierung … die Ausfuhr von 69 Fußfesseln

(Bescheid als Anlage beifügen)







(A) )



(B) )


Michael Leutert
Antwort:

Die Genehmigung zur Ausfuhr von 69 … Fußfes-
seln zur Endverwendung in Saudi-Arabien im Wert
von 3.140 EURO wurde am 22. März 2002

– leider zu Zeiten von Rot-Grün, muss ich hinzufügen –

durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr-
kontrolle … erteilt. Es handelte sich um eine Zulie-
ferung an eine schweizerische Firma, die ihrerseits
von einem anderen schweizerischen Unternehmen
beauftragt worden war. Die ausgeführten Fußfes-
seln dienten der Ausbildung und dem Training von
Einheiten staatlicher Sicherheitskräfte in Saudi-
Arabien und wurden an ein entsprechendes Trai-
ningszentrum geliefert. Eine Endverbleibserklärung
lag vor. Die beantragte Ausfuhr wurde genehmigt,
da dem BAFA das Gesamtprojekt der Ausrüstung
der Trainingszentren bekannt und die Verwendung
der Fußfesseln im Rahmen des Projekts plausibel
waren. Anhaltspunkte für Menschenrechtsverlet-
zungen im Rahmen des Trainingsprojektes

– es wäre ja auch absurd, wenn es im Trainingsprojekt zu
Menschenrechtsverletzungen kommt –

oder Anhaltspunkte für eine zweckwidrige Verwen-
dung bestanden nicht.

Der Genehmigungsbescheid unterliegt … als Be-
triebs- und Geschäftsgeheimnis der Geheimhaltung.

Deutschland ist also nicht bloß bei Waffen Exportwelt-
meister, sondern auch bei Dingen, die zur Folter verwen-
det werden können.

Nun fragt man sich natürlich: Was trainieren saudi-
arabische Sicherheitskräfte in einem Trainingslager mit
Fußfesseln?


(Christel Riemann-Hanewinckel [SPD]: Nachfragen!)


Im Jahresbericht 2002 von Amnesty International steht
zu Saudi-Arabien unter der Überschrift „Folterungen in
der Haft“ – Zitat –:

Kalesh, ein indischer Staatsangehöriger, der des
Diebstahls beschuldigt und ohne Kontakt zur Au-
ßenwelt in Haft gehalten worden war, gab nach sei-
ner Freilassung im Dezember 2000 Folgendes an:
„Da waren drei Personen in Zivilkleidung (…) Sie
hatten einen Knüppel mit Seilen an jeder Seite (…)

Ich wurde aufgefordert, mich auf den Boden zu set-
zen (…) Während ich mit Handschellen und Fuß-
ketten gefesselt war, wurde der Knüppel mit den
Seilen durch meine Kniekehlen hindurchgeführt

(…) und die Seile an meine mit Handschellen ge-

fesselten Hände gebunden. Ich wurde so zu einem
Fußball (…) Ich saß bzw. lag auf dem Boden und
diese drei Teufel (…) begannen, mich zu treten und
brutal mit einer Stange auf mich einzuschlagen (…)

Es gibt noch immer Spuren (…) von diesem Tag
auf meinem Körper …“

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(C (D Für den Fall, dass diese Amnesty-Berichte im Miniserium nicht bekannt sind, können wir sie gern weiterleien. Vielleicht ist auch etwas anderes noch nicht bekannt dies ist der Amnesty-Bericht für 2003 –: Saudische Gerichte verhängten weiterhin routinemäßig Körperstrafen bis hin zu körperlichen Verstümmelungen, die ebenso routinemäßig vollstreckt wurden. nd weiter: Ein im März freigelassener gewaltloser politischer Gefangener gab an, man habe ihn in der Haft an Händen und Füßen gefesselt, geschlagen und am Schlafen gehindert. Auch wenn das etwas unkonventionell war, so glaube ch doch, dass all diese Zitate für sich sprechen. Im Naen der Linken sage ich: Solange solche Tatsachen nicht n unseren Papieren stehen, sind die Papiere es nicht ert, hier behandelt und womöglich beschlossen zu weren. Die Linke lässt sich an Taten und nicht an Worten essen. Wir werden die Vorlagen deshalb ablehnen. Das Wort hat der Kollege Volker Beck von ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kurz vor nde der EU-Ratspräsidentschaft der Bundesrepublik eutschland diskutieren wir heute über die Menschen echtspolitik in der Europäischen Union. Man muss leider sagen, dass die EU-Ratspräsidentchaft in Sachen Menschenrechte etwas unglücklich getartet ist. In dem einschlägigen Dokument zur Ratspräidentschaft taucht das Thema Menschenrechte nicht ein inziges Mal auf. Auf unsere Nachfrage hin hat man uns esagt, das sei ein Versehen gewesen, das Thema werde elbstverständlich berücksichtigt, man habe aber leider ergessen, es in dem Text aufzuführen. Gerettet werden soll das Ganze durch den Antrag der oalition, der heute zur Beschlussfassung vorliegt. Daurch soll der Bundesregierung gesagt werden, was im ahmen der Ratspräsidentschaft hinsichtlich der Men chenrechtspolitik zu tun ist. Die Bundesregierung hat icht mehr viel Zeit, das umzusetzen. (Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Neun Tage!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610518200
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610518300

as ist vom Parlament nicht ganz fair.

Insgesamt zeigt das, dass es bei der Priorisierung in
achen Menschenrechte offensichtlich Mängel gibt. Das
ieht man auch, wenn man sich die konkrete Politik der
U-Ratspräsidentschaft anschaut, zum Beispiel zu Us-
ekistan. Mitglieder der Koalition haben bei der Abstim-
ung über unseren Änderungsantrag im Ausschuss

urch ihr Abstimmungsverhalten deutlich gemacht, dass
ie das eigentlich so sehen wie wir.






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

Dass man der usbekischen Regierung eine Erleichte-
rung der Sanktionen angeboten und in Brüssel durchge-
setzt hat, ist mir unerklärlich. Es gibt zwar jede Menge
Absichtserklärungen der usbekischen Regierung, sich
künftig menschenrechtskonformer zu verhalten, aber
nicht eine einzige Tat, die in diese Richtung deutet, we-
der bei der Kontrolle der Gefängnisse durch das Interna-
tionale Rote Kreuz, noch gibt es bei den Menschen-
rechtsdialogen mehr als Blabla.


(Beifall des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


Wir würden gerne etwas Konkretes sehen. Die vielen po-
litischen Gefangenen, die seit dem Massaker von Andi-
schan einsitzen, müssen es als Hohn empfinden, dass die
Bundesregierung für einen Teil der Verantwortlichen in
Brüssel die Einreise nach Europa erkämpft hat. Das ist
kein gutes Kapitel der deutschen EU-Ratspräsident-
schaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Amnesty International hat gestern in einer Presse-
konferenz die Arbeit der deutschen Ratspräsidentschaft
in diesem Bereich bewertet: außen hui, innen pfui. „Au-
ßen hui“ bezieht sich auf die Erwähnung der Menschen-
rechte im Rahmen der Zentralasienstrategie.


(Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Kostet ja nichts!)


Das ist zwar gut und schön, zumindest auf dem Papier,
aber an der Tatsache, dass die Sanktionen für Usbekistan
erleichtert wurden, zeigt sich, dass Papier und tatsächli-
che Politik nicht zusammenpassen.

An der Kritik von Amnesty International – innen
pfui – zeigt sich, dass die Europäische Union Defizite
hat, wenn es um die Menschenrechte im Innern der EU
geht. Bisher fehlen uns die Instrumente, um das aufzuar-
beiten. Bei beitrittswilligen Ländern schauen wir sehr
genau hin, aber nur bis zum Beitritt. Danach fehlen uns
die Möglichkeiten, um kontrollieren zu können. Wir
brauchen ein Monitoring, damit Menschenrechtsstan-
dards auch innerhalb der Europäischen Union eingehal-
ten werden. Amnesty International erwähnt mehrere
Minderheiten, die in zahlreichen Mitgliedsländern der
Europäischen Union Probleme haben: Das sind die
Roma, über die wir morgen reden werden, Muslime, an-
dere ethnische Minderheiten und Homosexuelle.

Ich hoffe, dass die neue EU-Grundrechteagentur, die
von vielen eher erduldet als mit Begeisterung begrüßt
wird, zu einer neuen Qualität führt. Wir müssen genauer
auf die Entwicklung hinsichtlich der Menschenrechte in-
nerhalb der Europäischen Union achten. Auch die justi-
zielle und polizeiliche Zusammenarbeit innerhalb der
Europäischen Union muss genau unter die Lupe genom-
men werden. Denn bei der gemeinsamen Bekämpfung
des internationalen Terrorismus brauchen wir – wir
haben vorhin alle beschworen, wie wichtig die Grund-
rechtecharta ist; darüber sind wir uns in diesem Haus ei-
nig – eine europäische verfassungsrechtliche und grund-
rechtliche Basis, um kooperierenden europäischen
Institutionen bei Eingriffen in die Rechte der Bürgerin-

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(C (D en und Bürger Grundlagen zu geben. Diese kann man hnen nur geben, wenn die Grundrechtseingriffe gleicheitig verfassungsrechtlich beschränkt sind. Das wäre it der Grundrechtecharta zu erreichen. Die Bundesregierung hat sich bei der Menschenechtspolitik in der EU unter anderem für neue Leitlinien um Schutz der Rechte von Kindern eingesetzt. Dazu age ich: Wunderbar, das wäre eine schöne Sache, wenn an gleichzeitig im Inland glaubwürdig gewesen wäre nd die Vorbehalte gegen die UN-Kinderrechtskonvenion zurückgenommen hätte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


an kann nicht nach außen predigen, was man innen
icht vollzieht.

Lassen Sie mich, Herr Präsident, vielleicht noch einen
atz zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
agen; das betrifft den zweiten Teil der Debatte. Der Euro-
äische Gerichtshof für Menschenrechte ist für die Bür-
errechtler und Menschenrechtler vieler Länder im Euro-
arat die einzige Remedur gegen Willkür und Repression.
nter den Menschenrechtlern in Russland erzählt man

ich immer den Witz: Was ist der beste Gerichtshof in der
ussischen Föderation? – Der Europäische Gerichtshof

ür Menschenrechte in Straßburg. Denn das ist das einzige
ericht, das nach rechtsstaatlichen Grundsätzen urteilt, zu
em russische Staatsbürger Zugang haben.

Deshalb müssen wir ein Interesse daran haben, die
oykottpolitik der Russischen Föderation gegen das
4. Zusatzprotokoll – ohne dieses Protokoll ersäuft der
erichtshof in Arbeit, und es gibt keine schnellen Ur-

eile – abzustellen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ndem wir sagen: Wenn das Zusatzprotokoll nicht unter-
chrieben wird, müssen wir den Gerichtshof finanziell
nd personell so ausstatten, dass er dieser Arbeit Herr
erden kann und den Menschenrechten zum Durch-
ruch verhilft. Das sind wir gerade den mutigen Men-
chen in Russland und in anderen Staaten, die sich an
en Gerichtshof wenden, schuldig. Deshalb finde ich es
raurig, dass wir hier einen Streit über Formulierungen in
en Anträgen hatten. Ich hoffe, dass diese Debatte am
nde dazu führt, dass wir bei den Haushaltsberatungen
emeinsam – darauf kommt es mehr an als auf das Pa-
ier hier – mehr Geld aufbringen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610518400

Herr Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610518500

Ansonsten würden wir Herrn Putin unnötigerweise ei-

en Gefallen tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610518600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Herta Däubler-

Gmelin.


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1610518700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

heute vorliegenden Anträge, über die wir beraten, ent-
halten in der Tat eine Fülle von Menschenrechtsfragen.
Das ist gut so. Wir werden diese Beratungen sehr viel
häufiger durchführen müssen, weil wir alle – ich glaube,
das eint uns – davon ausgehen, dass Menschenrechtspo-
litik eben kein Sahnehäubchen auf dem Kuchen, sondern
ein essenzieller Pfeiler jeder stabilen und menschenwür-
digen Gesellschaft ist. Sie gehört in jeden Politikbereich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Dies gilt – lassen Sie mich das sagen – nicht nur na-
tional, sondern selbstverständlich auch für die Europäi-
sche Union. Ich würde gern im Anschluss an Kollegen
Beck sagen: Wir haben im Bereich der Europäischen
Union eine ganze Menge während unserer EU-Ratsprä-
sidentschaft erreicht. Das finde ich gut. Als eines der
Beispiele will ich die EU-Zentralasienpolitik erwäh-
nen, die jetzt einen außerordentlich starken und, wie ich
finde, auch guten Menschenrechtsteil hat. Er muss jetzt
umgesetzt werden. Ich erwähne das nicht allein, um die
Regierung zu loben, obwohl ich es gut finde, wenn man
sie da lobt, wo man sie loben kann. Ich erwähne das viel-
mehr deshalb, weil es durch unser gemeinsames Eintre-
ten im Ausschuss über alle Fraktionsgrenzen hinweg er-
reicht werden konnte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Das ist unser Erfolg. Meiner Ansicht nach sollte man das
nicht kleinreden.

Ich würde jetzt sehr gerne einiges zum Europäischen
Menschenrechtsgerichtshof sagen. Lieber Herr Müller-
Sönksen, wir, das ganze Haus, sind uns alle einig, dass
dieser Gerichtshof eine einzigartige Institution ist. Wir
wissen, dass der Europäische Gerichtshof für Menschen-
rechte für 850 Millionen Europäerinnen und Europäer
die einzige Möglichkeit darstellt, ihre Menschenrechte
geltend zu machen. Sie können sich an den Gerichtshof
wenden und ihren Staat bzw. seine Behörden verklagen,
wenn diese in ihre Menschenrechte eingegriffen haben
oder sie ihnen vorenthalten. Das ist außerordentlich
wichtig.

Für uns Deutsche ist das selbstverständlich, weil es
die Möglichkeit, sich auf dem Wege der Verfassungsbe-
schwerde an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe
zu wenden, bei uns schon lange gibt. In anderen Staaten
ist das längst nicht üblich, auch nicht in allen Staaten Eu-
ropas. In einigen Ländern hält man das auch heutzutage
immer noch für ein gewisses Sakrileg, übrigens auch in
solchen Staaten, die der Europäischen Menschenrechts-
konvention beigetreten sind.

Weil wir dieser Auffassung sind, haben wir in den
vorliegenden Anträgen gemeinsam die Forderung nach

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(C (D iner Erhöhung der finanziellen Unterstützung des Euroäischen Gerichtshofes für Menschenrechte aufgestellt. ieber Herr Müller-Sönksen, auch ich finde es ziemlich einlich, dass man manchmal Seitenwind von Leuten ekommt, die eine andere Auffassung vertreten. Wir ollten uns als Deutscher Bundestag vornehmen, über ie Fraktionsgrenzen hinweg eine größere finanzielle nterstützung des Europäischen Gerichtshofes für Men chenrechte durchzusetzen. Allein durch die Bündelung nserer Kräfte könnten wir eine ganze Menge erreichen. azu möchte ich heute einen Beitrag leisten. Aber wir brauchen noch mehr: Ich meine die Verfahensänderungen, die in unseren Anträgen enthalten sind. ie wurden von der Gruppe der Weisen erarbeitet, der ir für ihre Vorschläge sehr danken. Dadurch wird geährleistet, dass der Gerichtshof nicht total überfordert ird. Auch dadurch, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist icht sichergestellt, dass der Gerichtshof auf Dauer das st, was er sein muss, nämlich ein Leuchtturm der Menchenrechte und der Rechtsstaatlichkeit. Das kann er nur ann sein, wenn geeignete Persönlichkeiten als Richter ewählt werden. Es müssen Juristen sein, die eine hohe uristische Qualifikation haben, die unabhängig sind und ie den Menschenrechten und Europa verpflichtet sind. as ist heute noch nicht durch alle Verfahren zur Ausahl gewährleistet. Dazu werden wir nicht nur im Deut chen Bundestag und im Ministerrat des Europarates, ondern auch in der Parlamentarischen Versammlung es Europarates, der in dieser Hinsicht eine ganz besonere Aufgabe zu erfüllen hat, Überlegungen anstellen üssen. Lassen Sie mich auf einen weiteren Punkt hinweisen, er politisch noch nicht hinreichend durchdacht worden st, den wir allerdings genau deshalb in den Mittelpunkt ücken müssen: Kein europäisches Gericht kann, auch enn es noch so gute Arbeit macht, ein Menschenrechts chutzsystem auf nationaler Ebene ersetzen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das, was der Kollege Beck gerade als Witz dargestellt
at, ist leider Gottes kein Witz, sondern die bittere Wahr-
eit. Manchmal vermisse ich, dass die Regierungen, de-
en Vertreter sich im Europarat, aber auch im Rahmen
er Europäischen Union – auch hier gibt es in dieser
rage Ansprechpartner – regelmäßig treffen, mit dem
ötigen Durchsetzungsvermögen darauf hinwirken, dass
n den einzelnen Staaten nationale Menschenrechts-
chutzsysteme errichtet und funktionierende, effiziente
nd unabhängige Gerichte geschaffen werden. Wenn das
icht gelingt, dann wird der Europäische Gerichtshof für
enschenrechte in Straßburg immer weniger den Ein-

luss geltend machen können, den er haben könnte und
aben müsste. Immerhin vertritt er die Interessen von
50 Millionen Europäern und hat Vorbildfunktion für
ie ganze Welt.

Hinzu kommt Folgendes: Es geht nicht an, dass Ur-
eile des Europäischen Gerichtshofes für Menschen-
echte in Straßburg nicht umgesetzt werden. Wir müssen






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin
uns Gedanken darüber machen, wie wir das ändern kön-
nen. Wir alle wissen, wie es in Deutschland ist: Eine
Entscheidung, die das Bundesverfassungsgericht trifft,
hat Gesetzeskraft. Sie gilt für und gegen alle. Wehe, man
hält sich nicht daran! Dann kommt der Gerichtsvollzie-
her, und es folgt die Zwangsvollstreckung. Was den Eu-
ropäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg
betrifft, ist das noch nicht so. Seine Entscheidungen gel-
ten nur für oder gegen das betreffende Land. Wenn sich
dieses Land nicht an die Entscheidung hält, kann man le-
diglich eine individuelle Entschädigung verlangen, mehr
nicht. Das heißt, auch hier muss die Durchsetzung stär-
ker vorangetrieben werden. Ich habe die Bitte an die
Bundesregierung und an die beteiligten Ministerien, in
Straßburg, aber auch in den anderen Bereichen, wo man
das kann, auf diese beiden notwendigen Veränderungen
zu drängen. Sie sind genauso wichtig wie die personelle
oder die finanzielle Verstärkung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch einen kleinen Punkt erwähnen,
den ich bei allen vorliegenden Anträgen nicht gut finde:
die Verwendung des Wortes „Klageflut“. Das ist meiner
Ansicht nach kein gutes Wort, es ruft negative Eindrücke
hervor. Doch es geht nicht um etwas Negatives. Im Ge-
genteil, die 850 Millionen Bürgerinnen und Bürger, de-
ren Länder Mitglied im Europarat sind, haben verstan-
den, dass sie die Menschenrechte brauchen, dass die
Menschenrechte ihnen persönlich zustehen, und wollen
sie wahrnehmen.


(Beifall des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


Wenn sie das tun, ist das keine „Klageflut“, sondern ist
das eine hohe Anerkennung der Werte, die uns in Europa
verbinden. Dabei soll es bleiben.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610518800

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

das Wort der Kollege Holger Haibach von der CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1610518900

Herr Präsident! Meine liebe Kolleginnen und Kolle-

gen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich
glaube, es ist richtig und wichtig, dass wir am Vorabend
des Endes der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu-
rückblicken und, wie es viele Rednerinnen und Redner
schon getan haben, schauen, was im letzten halben Jahr
im Bereich der Menschenrechte geschehen ist.

Die Europäische Union hat im letzten halben Jahr si-
cherlich viele wichtige Entscheidungen erlebt. Nicht zu-
letzt hat uns die Entscheidung, wie es mit dem Men-
schenrechtsrat weitergeht, lange beschäftigt. Ich

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(C (D laube, der Kollege Strässer hat die richtige Formulieung gefunden: Wir können nicht mit allem glücklich ein. Wir sind zufrieden, dass sich die Prozeduren in eiem Rahmen bewegen, mit dem wir leben können. Wir können sicherlich nicht damit leben, dass Länder ie Belarus oder Kuba von der Liste der zu beobachtenen Länder gestrichen worden sind. Das ist ein Angriff uf die Glaubwürdigkeit dieses Gremiums, und da müsen wir nacharbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kollege Strässer hat zu Recht Herrn Botschafter
teiner gedankt, der dort, wie wir wissen, schon seit Jah-
en eine sehr wichtige Arbeit macht. Ich möchte in die-
en Dank ausdrücklich Herrn Rothen vom Auswärtigen
mt und unseren Menschenrechtsbeauftragten, Günter
ooke, mit einschließen, der an dieser Stelle auch eine
ichtige Arbeit geleistet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Kollege Müller-Sönksen hat am Anfang dieser
ebatte die Genese der verschiedenen Anträge zum
hema Menschenrechtsgerichtshof aus seiner Sicht dar-
estellt und – ich erlaube mir die Bemerkung – ein biss-
hen Geschichtsklitterung betrieben. Ich würde das
erne an dieser Stelle richtigstellen, damit kein falscher
ungenschlag bleibt, nach dem Motto: Die FDP ist die
artei des Europäischen Gerichtshofs für Menschen-
echte, ansonsten setzt sich keiner dafür ein. – Sie haben
u Recht darauf hingewiesen, dass wir schon in unserem
ntrag zur Stärkung der Menschenrechtspolitik der Eu-

opäischen Union vom November hereingeschrieben ha-
en:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie-
rung auf, … sich für eine finanzielle Stärkung des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte
einzusetzen;

ch bitte Sie, darüber hinaus Punkt 7 auf Seite 3 des An-
rags, den Sie so heftig kritisiert haben, zu lesen:

Letztlich bleibt aber als elementare Voraussetzung
für eine wirkungsvolle Arbeit des Gerichtshofs die
Anpassung der finanziellen und personellen Aus-
stattung des Gerichtshofs.

enn wir sagen, elementar ist die finanzielle Ausstat-
ung, was, mein lieber Kollege Müller-Sönksen, meinen
ir dann, wenn wir über notwendige Grundlagen spre-

hen? Doch genau das.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Warum sagen Sie nicht, was Sie meinen?)


nsofern finde ich diese Debatte, mit Verlaub, scheinhei-
g,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Holger Haibach
vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass die Kollegin
Däubler-Gmelin darauf hingewiesen hat, dass die Sache
komplizierter ist


(Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: In Ihrer Koalition!)


und nicht „nur“ eine Geldfrage.

Denn, Herr Kollege Müller-Sönksen, es geht natürlich
auch darum, andere Staaten davon zu überzeugen. Sie
wissen, dass der Europarat ein internationales Gremium
ist. Da macht nicht nur Deutschland mit, am Schluss
müssen auch 46 andere Staaten sagen: Jawohl, wir sind
bereit, uns nicht nur finanziell, sondern auch personell
mehr zu engagieren. – Da hat der Kollege Beck recht,
wenn er sagt: Wir sind ja nicht einmal so weit, dass wir
das 14. Zusatzprotokoll haben, reden aber schon darü-
ber, wie wir weitere Verbesserungen erreichen können.

An dieser Stelle möchte ich auch sagen: Die Erhö-
hung des Budgets des Gerichtshofs im letzten Jahr ist
nicht zuletzt auf das Drängen dieser Koalition und dieser
Bundesregierung zurückgegangen. Auch das hätten Sie
in dieser Debatte ruhig erwähnen können!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Weil es ja auch um die Zahlen ging, will ich im Übri-
gen darauf hinweisen, dass es sehr interessant ist, festzu-
stellen, dass bis zum 1. Januar 2007 – das geht aus einer
gerade herausgekommenen Studie der Universität Biele-
feld hervor – 3 950 Fälle gegen Deutschland anhängig
waren, wobei zum Schluss aber tatsächlich nur acht Ver-
urteilungen erfolgt sind. Deutschland gehört zu den Län-
dern, die die Urteile regelmäßig sofort und im geforder-
ten Umfang umsetzen.

Der Bereich Menschenrechtsgerichtshof ist sicher-
lich ein wichtiger Teil der Dinge, über die wir heute dis-
kutieren. Wir werfen den Blick aber auch auf die Men-
schenrechtspolitik der Europäischen Union insgesamt.
Das hat auch der Herr Kollege Leutert in seiner ihm ei-
genen Art und Weise getan.

Ich will nur auf zwei Dinge hinweisen, Herr Kollege
Leutert: Diejenigen, die sich hier als die Hüter der Men-
schenrechte gerieren, waren, als wir das letzte Mal über
den Menschenrechtsgerichtshof diskutiert haben, nicht
in der Lage, auch nur einen Redner oder einen präsenten
Abgeordneten oder eine präsente Abgeordnete zu stel-
len. Deshalb finde ich es schon ganz beachtlich, dass Sie
sich heute hier hinstellen und uns erklären, wie wir das
tun sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube übrigens auch – ich denke, darin sind wir
uns alle in diesem Hause einig –, dass es kein Land gibt,
in dem es keine Menschenrechtsverletzungen gibt. Es
gibt auch nicht das Europa, in dem es keine Menschen-
rechtsverletzungen gibt. Hoffentlich kommen sie dort
weniger vor als in anderen Staaten. Was uns aber unter-
scheidet – ich glaube, das verpflichtet uns auch –, ist,
dass wir Gremien haben, die die Einhaltung der Men-

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(C (D chenrechte überwachen und bei denen die Menschen eschwerde einlegen können. Der Menschenrechtsge ichtshof ist ein solches Gremium, es gibt aber auch och viele andere. Ich finde, wenn man etwas despekierlich über die Menschenrechtspolitik der Europäichen Union redet, dann muss man zumindest das zur enntnis nehmen. Natürlich stellt sich bei der Würdigung einer Ratspräidentschaft immer die Frage, wo man die Schwerpunkte etzt. In sechs Minuten Redezeit kann man nun beileibe icht alles abdecken. Es ist auch schon vieles genannt orden, zum Beispiel der Menschenrechtsrat und der erichtshof. (Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Viel zu viel gelobt worden!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es gibt aber natürlich noch sehr vieles zu tun. Ich
ünsche der Bundesregierung beim jetzt anstehenden
ipfel sehr viel Glück; denn ich glaube, dass es richtig

st, dass wir die europäische Grundrechtecharta als
ichtigen und unerlässlichen Bestandteil des europäi-

chen Grundlagenvertrages erhalten müssen, egal wel-
he Stimmen wir sonst dazu hören. Ich glaube, das sollte
ines der herausragenden Ziele sein.

Es gibt Länder, die über Quadratwurzeln oder den
od diskutieren. Ich finde, wir sollten die Menschen-
echte weiterhin zu einem unserer wichtigsten Punkte
achen und uns nicht den Kopf über Quadratwurzeln

erbrechen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610519000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe zu
em Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD
it dem Titel „Stärkung der Menschenrechtspolitik der
uropäischen Union“. Der Ausschuss empfiehlt in sei-
er Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/4497, den
ntrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf
rucksache 16/3607 anzunehmen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
er Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Ge-
enstimmen der Fraktionen Die Linke und des Bündnis-
es 90/Die Grünen angenommen.

Beschlussempfehlung des Ausschusses für Men-
chenrechte und Humanitäre Hilfe auf Drucksache
6/5603 zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
ung über den EU-Jahresbericht 2006 zur Menschen-
echtslage. Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis der Un-
rrichtung eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt

ür diese Empfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Die Beschlussempfehlung ist wiederum mit den
timmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
gegen die Stimmen der Fraktionen Die Linke und des
Bündnisses 90/Die Grünen angenommen.

Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/5734 mit
dem Titel „Den Europäischen Gerichtshof für Men-
schenrechte reformieren und durch die konsequente Be-
folgung seiner Urteile stärken“. Wer stimmt für diesen
Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der An-
trag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen der FDP-Fraktion und der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion
Die Linke angenommen.

Beschlussempfehlung des Ausschusses für Menschen-
rechte und Humanitäre Hilfe auf Drucksache 16/5768. Der
Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/5768, den Antrag
der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf
Drucksache 16/4417 mit dem Titel „Den Erfolg des
Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte durch
die konsequente Befolgung seiner Urteile sichern“ für
erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Das scheint einstimmig gewesen zu sein.
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist einstimmig angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss, den Antrag der Fraktion der FDP
auf Drucksache 16/4062 mit dem Titel „Den Europäi-
schen Gerichtshof für Menschenrechte vor dem Kollaps
bewahren“ für erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig ange-
nommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchsta-
be c seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5768,
den Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
auf Drucksache 16/4405 mit dem Titel „Den Europäi-
schen Gerichtshof für Menschenrechte stärken“ eben-
falls für erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Auch diese Beschlussempfehlung ist einstimmig ange-
nommen.

Zusatzpunkt 5. Abstimmung über den Antrag der
Fraktion der FDP auf Drucksache 16/5738 mit dem Titel
„Den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vor
dem Kollaps bewahren“. Wer stimmt für diesen Antrag? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist abge-
lehnt mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Zu-
stimmung der FDP-Fraktion, der Fraktion Die Linke und
der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.

Zusatzpunkt 6. Abstimmung über den Antrag der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf
Drucksache 16/5735 mit dem Titel „Den Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte stärken“. Wer stimmt
für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Der Antrag ist wiederum abgelehnt mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen bei Zustimmung der FDP-Fraktion,
der Fraktion Die Linke und der Fraktion des Bündnis-
ses 90/Die Grünen.

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(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Kai Gehring, Marieluise Beck Beck Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Jugendliche in Deutschland: Perspektiven durch Zugänge, Teilhabe und Generationengerechtigkeit – Drucksachen 16/1554, 16/4818 – Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion es Bündnisses 90/Die Grünen vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion des Bündnisses 90/Die Grünen fünf Minuten rhalten soll. Gibt es Widerspruch dagegen? – Das ist icht der Fall. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem edner das Wort dem Kollegen Kai Gehring von Bündis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es st erfreulich, dass wir heute endlich über unsere Große nfrage zu „Jugendlichen in Deutschland“ und die biserige Jugendpolitik der Bundesregierung debattieren önnen. Wir haben sehr lange auf Ihre Antwort gewartet, rau von der Leyen. Ich muss Ihnen leider sagen: Das arten hat sich überhaupt nicht gelohnt. Welches Bild haben wir vor Augen, wenn wir an Juendliche denken? Denken wir an Killerspiele, Komaaufen, Happy Slapping, Gewaltexzesse, Pornorapper nd Werteverfall, oder denken wir an hohe Engagementereitschaft, gute Zukunftsaussichten und das Revival on Familienwerten? Als jugendpolitischer Sprecher sage ich deutlich: eide Bilder sind Zerrbilder. Die Jugend ist wesentlich ielfältiger, als sie wahrgenommen wird. Wenn ich als üngster Abgeordneter meine vielen Gespräche mit Juendlichen reflektiere, dann kann ich feststellen, dass die eutige Jugendgeneration viel besser ist als ihr Ruf. Ich in von der Zielgruppe ja noch nicht allzu weit entfernt. Sie auch nicht? Das ist erfreulich. – Jugendliche wolen vor allem ernster genommen werden. Sie brauchen reiräume und gute Angebote. Ich stelle fest: Die von der Shell-Jugendstudie vorgeommene Beschreibung „pragmatische Generation unter ruck“ passt sehr gut. Denn noch überwiegt der Optiismus; gefühlte und echte Perspektivlosigkeit nehmen ber zu. Genau an diesem Punkt muss Jugendpolitik anseten. Die Potenziale einerseits und die Problemlagen Kai Gehring andererseits von Jugendlichen gehören in den Mittelpunkt der Debatte. Ihrem eigenen richtigen Anspruch „Jugendpolitik als Querschnittsaufgabe“ werden Sie, Frau von der Leyen, leider nicht gerecht. Ihre Antwort zeigt: Statt ein jugendpolitisches Gesamtkonzept vorzulegen, liefern Sie nichts als einen Flickenteppich. Überall dort, wo Exklusion droht oder stattfindet und wo Jugendliche zurückgelassen werden, ist Jugendpolitik besonders gefordert. Was aber bietet diese schwarz-rote Koalition benachteiligten Jugendlichen an? Welche Perspektiven schaffen Sie für Schulabbrecher und für Jugendliche ohne Ausbildungsoder Arbeitsplatz? Wie stärken Sie eigentlich die Rechte und Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund? Die Situation benachteiligter Jugendlicher ist beschämend. Ihre Antworten darauf sind mehr als dürftig. Die Analyse ist oft richtig; die Lösungen sind aber mangelhaft. Es ist überaus bezeichnend: Auf unsere zentrale Frage nach konkreten Maßnahmen für benachteiligte Jugendliche antwortet die Bundesregierung mit dem Ausbau der Kinderbetreuung. Der Ausbau der Kinderbetreuung ist zwar ein richtiges und lohnenswertes Ziel; der heutigen Jugendgeneration hilft dies jedoch überhaupt nicht. Es ist doch offensichtlich so, dass in diesem Bundeskabinett eine engagierte Jugendministerin fehlt. Frau von der Leyen, solange Sie sich im Konflikt um Krippenplätze in den eigenen Reihen abmühen müssen, werden Jugendliche die „vergessene Generation“ dieser Großen Koalition bleiben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD: Oh! – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist aber schade!)

Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610519100

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Ich auch nicht!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zwischen Krippenplätzen und Mehrgenerationenhäu-
sern klafft eine ganz gewaltige Lücke. Eine starke Ju-
gendpolitik findet kaum statt – und die muss es endlich
geben.

Sie ignorieren, dass es offenkundig akute Probleme
von Jugendlichen gibt. Sie reagieren kaum auf neue He-
rausforderungen. Man muss sich doch anschauen, wel-
che Auswirkungen der demografische Wandel und der
Klimawandel auf heutige und künftige Jugendgeneratio-
nen haben. Vor diesem Hintergrund kann man nur sagen:
Sie vernachlässigen die Chancen auf Teilhabe dieser Ge-
neration und künftiger Generationen.

Wir brauchen endlich eine Jugendpolitik, die Exklu-
sion, Armut und Bildungsbenachteiligung bekämpft.

Frau von der Leyen, daher fordern wir Sie in unserem
Entschließungsantrag auch auf, im Herbst hier einen


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(C (D Aktionsplan für mehr Teilhabe“ von Jugendlichen orzulegen. Sorgen Sie dafür, dass arbeitslose Jugendliche nicht in -Euro-Jobs und in Ersatzmaßnahmen gesteckt werden, ondern dass ihnen echte Qualifizierung und echte Joberspektiven offenstehen! Sorgen Sie dafür, dass aus der eneration Warteschleife nicht eine Generation Sackasse wird! Sorgen Sie dafür, dass das bestehende Ausildungssystem von einem Engpass hin zu einem System it breiten Zugängen entwickelt wird! Und sorgen Sie afür, dass sich die Beteiligung Jugendlicher auch auf er Bundesebene verbessert – unter anderem mit einer bsenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, it starken Jugendverbänden und einer starken Untertützung dieser Jugendverbände sowie mit mehr Freiwiligendiensten! Ich möchte an dieser Stelle ganz deutlich Folgendes agen: Ich würde mir wünschen, dass Sie auch eine klare nwältin der Kinderund Jugendhilfe werden. Die inderund Jugendhilfe ist ein sehr wichtiges gesell chaftliches Frühwarnsystem und auch ein Problemlöser n dieser Gesellschaft. Sie steht nicht erst im Fokus, enn spektakuläre Einzelfälle und Ereignisse nach einer euerwehr rufen. Deshalb ist es mir so wichtig, dass die Strukturen und erfahren der Kinderund Jugendhilfe in den einzelnen undesländern auch nach der Föderalismusreform nicht erschlagen werden, so wie es gerade in Niedersachsen assiert. Das ist der falsche Weg. ie Eltern wollen auch künftig wissen, an wen sie sich enden können, wenn es Probleme gibt. Deshalb wünsche ich mir, dass Sie endlich auch Anältin der Generation der Zwölfbis 20-Jährigen weren, Frau von der Leyen. Werden Sie Anwältin der Juendlichen in diesem Land! Stellen Sie nicht nur Kinder, ondern auch Jugendliche in den Mittelpunkt Ihres Hanelns! Jugendliche dürfen nicht länger die vergessene eneration von Schwarz-Rot sein. Das Wort hat jetzt die Bundesministerin Dr. Ursula on der Leyen. Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für amilie, Senioren, Frauen und Jugend: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir beide cheinen in der Tat die Shell-Jugendstudie gelesen zu haen. Als ich Ihnen eben zuhörte, wie Sie den durchchnittlichen Jugendlichen bzw. die durchschnittliche ugendliche gezeichnet haben, wurde mir aber angst und ange. Wenn man die Shell-Jugendstudie genau liest, ann stellt man fest, dass der bzw. die Jugendliche eher ragmatisch ist, etwas erreichen will und seine Familie chätzt. Die größte Sorge ist, keinen Arbeitsplatz zu fin Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen den. Das sind die groben Umrisse, die die Shell-Jugendstudie ganz deutlich macht. Aber in der Tat wissen wir, dass die Gruppe der Zwölfbis 20-Jährigen enorm heterogen ist, was Lebenslagen, Probleme, Gefährdungen oder Erfolge angeht. Genau deshalb muss eine aktivierende Jugendpolitik gleichermaßen Querschnittsund Ressortpolitik sein. Sie muss auf diese vielfältigen Anforderungen reagieren. Ich will Ihnen gerne konkret sagen, welches die einzelnen Schwerpunkte sind und welche konkreten Maßnahmen wir getroffen haben. Für mich sind in diesem Zusammenhang die wichtigsten Schlüsselbegriffe: Chancengerechtigkeit, Teilhabe und Integration sowie der Schutz von Kindern und Jugendlichen. Sie brauchen von Anfang an gleiche Chancen, um ihre vielfältigen Fähigkeiten zu entwickeln. Die Ausgangslagen sind aber unterschiedlich. Deshalb haben wir uns drei zentrale Handlungsschwerpunkte gesetzt, die ich gerne ausführen möchte. Erstens. Die soziale und berufliche Integration der Jugendlichen muss gestärkt werden. Hier gilt für uns auf Bundesebene, im Bundesfamilienministerium und in Zusammenarbeit mit den anderen Ressorts und Ebenen, dass die Jugendlichen an den Übergängen, an den Schnittstellen von Schule, Ausbildung und Beruf nicht scheitern dürfen. Genau das ist der Grund, warum wir explizit sagen: Dort haben die Bundesländer zwar große Aufgaben. Aber wir kümmern uns gemeinsam mit Ländern und Kommunen sowie den Eltern und Jugendämtern. Das geschieht zum Beispiel mit dem Modellprogramm „Die 2. Chance“ für hartnäckige Schulverweigerer, die aus der Schule längst heraus sind und den Kontakt verloren haben. Wir sorgen dafür, dass diese wieder den Weg in die Schule finden, und bringen sie mithilfe vernetzter Strategien dazu, Anschluss zu finden und einen Schulabschluss zu machen. Damit bauen wir eine Brücke, um Ausbildung und Berufseinstieg zu schaffen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610519200




(A) )


(B) )


Genau denselben Ansatz der vernetzten Strategie
– das ist in der Jugendpolitik richtig – verfolgen wir mit
dem Modellprogramm „Lokales Kapital für soziale
Zwecke“. Mithilfe von 5 000 Mikroprojekten wurden im
vergangenen Jahr Beschäftigungspotenziale in sozialen
Brennpunkten erschlossen. Da vor Ort die Bedingungen
ganz unterschiedlich sind, setzen wir uns mithilfe dieser
Mikroprojekte für benachteiligte Jugendliche ein. Dabei
gilt vor allem: Keine Angebote von der Stange! Die Pro-
bleme sind so unterschiedlich und vielfältig, dass wir vor
Ort passgenaue, maßgeschneiderte und individuelle An-
gebote brauchen. Ein Beispiel dafür sind die 200 Kom-
petenzagenturen, die wir für benachteiligte Jugendliche
aufgebaut haben. Diese Agenturen kümmern sich pass-
genau und individuell um Jugendliche, die ein echtes
Problem haben, den Übergang von der Schule zum Be-
ruf zu schaffen. Wir hatten in der Modellphase 15 sol-
cher Kompetenzagenturen. Diese haben es immerhin ge-
schafft, 90 Prozent der Jugendlichen – 90 Prozent! –, die
von ihnen betreut wurden, eine Berufsausbildung zu er-

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(C (D öglichen. Das ist eine hervorragende Quote. Das zeigt, ass das richtig ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Ein weiterer Schwerpunkt, der mir wichtig
st, ist, dass wir die Zivilgesellschaft und die Beteili-
ung Jugendlicher, also ihre Eigeninitiative, stärken.
ir wissen aus Befragungen, dass Jugendlichen Werte
ie Offenheit, Ehrlichkeit, Toleranz und vor allem Ge-
altfreiheit nicht nur im Privaten sehr wichtig sind, son-
ern dass sie sich auch gesellschaftlich dafür einsetzen.
ir wissen aber auch, dass es bei den Jugendlichen heut-

utage eine große Distanz und Skepsis gegenüber eta-
lierten Organisationen und Verbänden gibt. Das heißt,
ir müssen neue Wege und Programme finden, um sie

nzusprechen und zum Mitmachen zu gewinnen. Das
ilt vor allem auch für junge Migrantinnen und Migran-
en, die bereit sind, sich einzumischen und mitzuma-
hen.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie als Ministerin denn machen?)


iese brauchen dafür die richtigen Strukturen.

Zur Erreichung dieses Ziels haben wir die generatio-
enübergreifenden Freiwilligendienste eingeführt. In
iesem Zusammenhang sind auch die inzwischen über
00 Mehrgenerationenhäuser zu nennen, die gerade
uf Jugendliche zugehen, und die Möglichkeit, ein frei-
illiges soziales oder ökologisches Jahr zu absolvieren.
it diesen Angeboten, die anders sind als die klassi-

chen Angebote, bekommen die Jugendlichen die Mög-
ichkeit, mitzumachen und sich einzumischen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Beim Thema Zivilgesellschaft ist ein wichtiger
unkt, sich mit dem Teil der Jugendlichen zu beschäfti-
en, die nicht mehr erreicht werden können und die sich
on den Grundpfeilern unserer demokratischen Gesell-
chaft immer weiter entfernen. Die Bekämpfung von
xtremismus jeglicher Art muss gesamtgesellschaftlich
nd von allen demokratischen Kräften geschlossen vo-
angetrieben werden. Die Prävention muss bereits an den

urzeln von Radikalisierungsprozessen ansetzen, die
ir sehr ernst nehmen. Deshalb hat die Koalition den
ampf gegen den Rechtsextremismus in den Fokus ei-
es neuen, auf Dauer angelegten Programms gestellt.

Ich möchte mich an dieser Stelle besonders bei den
bgeordneten aller Fraktionen bedanken, die ganz ent-

cheidend mitgeholfen haben, dass hier eine gemein-
ame Linie zwischen Bund, Ländern und Kommunen
efunden worden ist. Aber wir brauchen nicht nur die
emeinsame Linie zwischen den staatlichen Ebenen,
ondern auch das Engagement der Zivilgesellschaft. Wir
rauchen die Verantwortung der Bürgerinnen und Bür-
er vor Ort, angefangen beim Feuerwehrmann über die
ehrerin in der Schule bis hin zum Bürgermeister in der
emeinde. Das heißt, alle sind hier gefordert: die






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
Kommunen und Jugendverbände, die staatlichen Ebe-
nen, aber genauso die Schulen und die Kirchen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der dritte Schwerpunkt umfasst die Verbesserung des
Schutzes von Kindern und Jugendlichen. Hier sind
die Übergänge fließend. Wir können an dieser Stelle
nicht nur von Jugendlichen sprechen; das betrifft auch
schon Kinder.

Jugend bedeutet unbeschwert sein und vieles auspro-
bieren. Das ist in Ordnung; das muss auch so sein. Das
ist eine spannende bis gefährliche Phase und braucht
deshalb Leitplanken. Wenn wir uns die kritischen Stellen
anschauen, dann können wir erkennen, dass es vor allen
Dingen den Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ver-
nachlässigung betrifft, aber auch den Schutz vor Alko-
hol, Drogen und jugendgefährdenden Medieninhalten.

Ich möchte mit den Kindern anfangen. Wir wissen,
dass es in Deutschland Familien gibt, in denen Kindern
Gefahr durch ihre eigenen Eltern droht, weil diese mit
ihren eigenen Problemen vollkommen überfordert sind.
Wir haben gemeinsam ein Frühwarnsystem entwickelt.
Ich kann Ihnen berichten, dass das Nationale Zentrum
Frühe Hilfen im April seine Arbeit aufgenommen hat.
Hier ist also etwas ganz Konkretes entstanden, um auf
Bundesebene das Wissen um ein gut funktionierendes
Frühwarnsystem, das auf kommunaler Ebene gesammelt
worden ist, aufzubereiten und vor Ort zur Verfügung zu
stellen. Damit können Gemeinden und Kommunen diese
Hilfesysteme mit Blick auf Jugendhilfe und Gesund-
heitssystem zum Schutz der Kinder effizient aufbauen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt aber zum Thema!)


Wenn die Kinder älter werden, spielt das Thema
Jugendmedienschutz eine Rolle. Dies ist ein ganz aktu-
elles Thema. Wir haben deshalb mit dem Land Nord-
rhein-Westfalen, das den Vorsitz bei diesem Thema in
der USK innehat, im Frühjahr ein Sofortprogramm zum
wirksamen Schutz von Kindern und Jugendlichen vor
extrem gewalthaltigen Computerspielen ins Leben geru-
fen.

Dieses Programm basiert auf vier Säulen: erstens die
Verschärfung des Jugendschutzgesetzes, zweitens – das
ist fast der wichtigste Punkt – die Verbesserung des ge-
setzlichen Vollzuges – was im Gesetz steht, muss vor Ort
auch umgesetzt werden –, drittens die Verbesserung der
Qualitätssicherung bei den Jugendschutzentscheidun-
gen – dazu gehören die Fragen: was wird auf den Index
gesetzt, wo erfolgt eine Altersbegrenzung und was wird
freigegeben?; da müssen wir genauer hinschauen – und
schließlich viertens die verbesserte Information von El-
tern, aber auch von Händlern darüber, wie das Gesetz
gestrickt ist und wie Verstöße geahndet werden.

Darüber hinaus gilt es, die Jugendlichen selber fähig
zu machen, verantwortungsbewusst mit Computern, Me-
dien und dem Internet umzugehen. Deshalb stärken wir
die Medienkompetenz der Jugendlichen, aber auch der
Eltern und der pädagogischen Fachkräfte.

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(C (D Schließlich und endlich ist der Schutz vor Drogen, abak und Alkohol ein vorrangiges Ziel. Dabei gilt es, en Einstieg – den Anfang – zu verhindern oder, bei Taak und Alkohol, zumindest so weit wie irgend möglich inauszuzögern. Hier sind und bleiben die Erwachsenen as wichtigste Vorbild. Deshalb habe ich mich sehr gereut, dass das Nichtraucherschutzgesetz am 1. Septemer dieses Jahres in Kraft tritt. Das ist ein richtiger chritt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610519300

Frau von der Leyen, Sie dürfen nach der Geschäfts-

rdnung so lange reden, wie Sie wollen, aber das geht
uf Kosten der Regierungsfraktionen. Da die CDU/CSU
eine Redezeit mehr hat, ginge Ihre Redezeit auf Kosten
er SPD-Fraktion.

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
amilie, Senioren, Frauen und Jugend:

Das werde ich jetzt nicht machen. Ich habe das Pro-
ramm dargelegt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei dieser Rede versteht man die Politikverdrossenheit!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610519400

Das Wort hat die Kollegin Miriam Gruß von der FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1610519500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

olleginnen und Kollegen! Wir reden hier zwar über
89 Seiten, aber jedenfalls meiner Meinung nach zählt in
iesem Hohen Haus nicht die Quantität, sondern die
ualität. Ich kann Herrn Gehring nur zustimmen: Es

ehlte bisher schon an einer eigenständigen Jugendpo-
itik, und auch in diesem Dokument reihen sich nur Un-
onkretes und Unschlüssiges aneinander.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bin den Kolleginnen und Kollegen von den Grü-
en insofern dankbar, als sie mit ihrer Großen Anfrage
en Finger in eine Wunde gelegt haben, die seit Amtsan-
ritt der Bundesfamilienministerin klafft. All Ihren Eifer,
rau Ministerin, Ihre Ideen und Ihr Engagement für die
ahlreichen „Babys“ aus Ihrem Ministerium in Ehren,
ber die Jugendpolitik vernachlässigen Sie stiefmütter-
ich.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Stiefkind!)


as wird schon gleich in der Beantwortung der ersten
rage deutlich. Das wird uns schwarz auf weiß in der






(A) )



(B) )


Miriam Gruß
Antwort auf die Große Anfrage dokumentiert. Dort zäh-
len Sie als gelungene Beispiele für die Förderung von
Kindern und Jugendlichen das Elterngeld, die ange-
strebte Verbesserung der Kinderbetreuungssituation und
das Aktionsprogramm „Mehrgenerationenhäuser“ auf.
Ganz ehrlich, das erschließt sich mir nicht. Nennen Sie
mir einen Jugendlichen in Deutschland, der von diesen
Programmen auch nur ein Stückchen weit profitiert
hätte.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Genau das ist die Krux Ihrer Politik. Sie verstehen un-
ter Kinder- und Jugendpolitik die Förderung der Eltern.
Das wird auf jeder einzelnen Seite der Antwort deutlich.
Sie begreifen Kinder- und Jugendpolitik als Anhängsel
der Familienpolitik, nicht aber als die Unterstützung der
Kinder und Jugendlichen selbst. Es mangelt an einer ei-
genständigen Jugendpolitik und an einem Gesamtkon-
zept, das sich auf die Lebenswirklichkeit und die tatsäch-
lichen Bedürfnisse der jungen Menschen konzentriert.
Vertrauen in die zukünftigen Generationen, Glaubwür-
digkeit und Wertschätzung signalisiert man meines Er-
achtens anders.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP-Bundestagsfraktion denkt in der Kinder-
und Jugendpolitik vom Kind und vom Jugendlichen aus,
und wir denken gemeinsam mit den Kindern und Ju-
gendlichen in Deutschland. Der Entschließungsantrag
der Grünen geht in die richtige Richtung und spricht
wichtige Aspekte der Gegenwart von Jugendlichen an.
Die FDP ist allerdings in einigen Punkten anderer Mei-
nung und wird sich deshalb enthalten. Aber im Grund-
sätzlichen sind wir beisammen. Wir müssen mit den
Kindern reden, nicht nur über sie. Partizipation heißt
das Zauberwort. Daher müssen wir meines Erachtens
vor allen Dingen die Verbände und die Jugendarbeit in
Deutschland stärken; denn sie leisten unersetzliche Ar-
beit.

Gerade heute wurde eine dimap-Studie veröffentlicht,
die uns Politikern vorwirft, wir würden insbesondere im
Internet nicht angemessen mit Jugendlichen kommuni-
zieren. Die FDP-Bundestagsfraktion ist hier schon einen
Schritt weiter. Wir machen den Jugendlichen ein Ange-
bot. Dieses Angebot heißt www.jugendfraktion.de und
ist seit gut einer Woche online.


(Beifall bei der FDP)


Als erste Fraktion im Deutschen Bundestag machen wir
Politik verständlich, diskutieren mit den Jugendlichen
und lassen sie zu Wort kommen. Wir wollen ihre Mei-
nung hören und diese in unsere Entscheidungen einflie-
ßen lassen. Wir dürfen die politische Kommunikation
nämlich nicht den rechten und linken Lagern in diesem
Lande überlassen.


(Beifall bei der FDP)


Die demokratischen Parteien sind aufgefordert, hier tätig
zu werden.

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(C (D Wir setzen auf frühestmögliche Bildung und auf Senibilisierung für Politik. Nur so schaffen wir die Grundoraussetzung für verantwortungsbewusste Wähler. Kiner und Jugendliche müssen für Politik gewonnen und ürfen nicht von ihr abgeschreckt werden. Mit diesem ammutwerk gewinnen Sie keinen einzigen Jugendli hen, weder für Ihre – allenfalls spärlichen – Inhalte och für die Politik als Ganzes. Ich lasse eine halbe Minute Redezeit schweigend vertreichen. Sie können diese Zeit nutzen, um über das achzudenken, was ich soeben gesagt habe. (Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610519600

Wir müssen unsere kostbare Zeit vor dem Sommer-

est der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft aber
utzen, und deswegen erteile ich jetzt das Wort der Kol-
egin Kerstin Griese von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1610519700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

öchte diese Gelegenheit nutzen, um über die Antwort
uf die Große Anfrage „Jugendliche in Deutschland“ zu
iskutieren. Ich möchte nicht allein Programme aufzäh-
en, sondern den roten Faden unserer Jugendpolitik auf-
eigen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


ieser rote Faden – er ist mir ganz wichtig – orientiert
ich an der Stärkung von Jugendlichen durch mehr Be-
eiligung und mehr Chancen.

Ich glaube, dass wir in der Kinder- und Jugendpolitik
ontinuität an den Tag legen. Liebe Kolleginnen und
ollegen von den Grünen, ich habe mich ein bisschen
ewundert, dass Sie diese Kontinuität in Ihrem Ent-
chließungsantrag kritisieren. Ich darf an das erinnern,
as wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Wir
aben auch schon einmal gemeinsam eine Große An-
rage zum Thema Jugend gestellt, nämlich im Jahr 2001.
ie Große Anfrage damals beinhaltete nur 81 qualitativ

nspruchsvolle Fragen. Ihre Große Anfrage beinhaltet
30 Fragen. Die Beantwortung dieser Fragen hat dazu
eführt – ich will mich bei der Bundesregierung dafür
anz herzlich bedanken –, dass wir nun ein sehr umfang-
eiches Nachschlagewerk zur Kinder- und Jugendpolitik
n Deutschland haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Aus dieser Antwort wird deutlich: Jugendpolitik ist
ine Querschnittsaufgabe: Sie reicht von der Arbeits-
nd Sozialpolitik über die internationale Politik und über
ie Innenpolitik bis hin zur Stadtentwicklung. Mit all
iesen Bereichen sind Fragen zur Zukunft von Kindern
nd Jugendlichen verknüpft. Ich will an ein paar Punk-
en deutlich machen, warum gerade uns als SPD-Frak-
ion das Thema „Partizipation Jugendlicher“ so wich-
ig ist. Partizipation heißt: Chancen für Kinder und






(A) )



(B) )


Kerstin Griese
Jugendliche. Unsere Bundesregierung tut viel im Be-
reich der gesellschaftlichen Teilhabe, des Engagements
in der Zivilgesellschaft, des Freiwilligendienstes von Ju-
gendlichen und des Einsatzes für Demokratie und Tole-
ranz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich glaube, wir alle sind uns einig, dass es für den Le-
bensweg von jungen Menschen von ganz entscheidender
Bedeutung ist, dass sie früh erleben können, dass sie be-
teiligt, gehört und ernst genommen werden. Gerade die
Arbeit der Jugendverbände – deren Prinzip ist ja die
Selbstorganisation Jugendlicher – ist für den weiteren
Lebensweg sehr prägend.

Ich bin der festen Überzeugung – das hat auch die
Shell-Jugendstudie gezeigt –: Jugendliche interessieren
sich für politische Themen. Ich habe das gerade wieder
intensiv auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag
– das ist das größte regelmäßige Jugendtreffen in
Deutschland – in Köln erlebt, wo ich mit vielen Jugend-
lichen diskutieren konnte. Ich habe dort auch mit Ju-
gendlichen gesprochen, die im In- oder im Ausland ein
freiwilliges soziales Jahr gemacht haben. Ich will aus-
drücklich sagen: Es ist ein großer Fortschritt, dass wir es
geschafft haben, dass inzwischen mehr Jugendliche ein
solches Jahr absolvieren können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es ist begrüßenswert, dass diese Dienste ausgeweitet
werden. Demnächst wird es für junge Menschen auch im
Bereich der Entwicklungspolitik bis zu 10 000 entspre-
chende Plätze geben. Aber ich teile auch die Kritik, dass
wir dort noch mehr machen müssen. Der Bedarf ist hö-
her: Noch mehr Jugendliche möchten sich auf diesem
Gebiet engagieren. Mein Traum ist – ich weiß, dass der
Bundestag darüber aufgrund des Föderalismus keine
Entscheidung treffen kann –, dass sich die Schulen daran
beteiligen, jedem Jugendlichen ein Angebot für ein frei-
williges Jahr, Halbjahr oder Vierteljahr zu machen. Nur
dann erreichen wir nämlich wirklich alle Jugendlichen
aus allen Bereichen der Gesellschaft.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Fragesteller fordern in Ihrer Anfrage, im Herbst
ein neues Programm zum Thema Partizipation aufzule-
gen. Ich sage ganz deutlich: Wir tun schon etwas. Das
Aktionsprogramm für mehr Jugendbeteiligung ist ein
gutes Programm. Es ist das Ergebnis der Programme der
letzten beiden Wahlperioden und kam in Kooperation
mit dem Deutschen Bundesjugendring, der Bundeszen-
trale für politische Bildung und dem Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zustande.
Viele, die zum Beispiel über „Come in Contract“ mit Ju-
gendverbänden einen Vertrag geschlossen haben, haben
erlebt, wie eine gute Zusammenarbeit zwischen Politik
und Jugendverbänden aussehen kann.

Ich betone auch deshalb, dass dies der rote Faden un-
serer Jugendpolitik ist, um hervorzuheben, wie wichtig
Kontinuität ist. Jugendpolitik ist kein Strohfeuer, son-

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(C (D ern ein wichtiges Feld, auch für diese Regierungskoaliion. Ganz wichtig ist mir, dass wir noch mehr tun – Anätze dafür haben wir –, um Jugendliche aus bildungsernen Schichten, Jugendliche, die von zu Hause nicht nbedingt mitbekommen, dass sie sich engagieren können oder sollten, oder auch Jugendliche mit Migrationsintergrund zu erreichen. Deshalb ist es wichtig, dass ir zielgenau hinschauen und neue Engagementformen rmöglichen. Wir haben auch in einem anderen Bereich Kontinuität ezeigt – darüber bin ich sehr froh –, nämlich in der Areit gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und remdenfeindlichkeit. Wir weiten diese Arbeit durch ie Förderung von Beratungsnetzwerken mit zusätzlich Millionen Euro noch aus. Was in den neuen Bundes ändern schon gut funktioniert – ich sage das ausdrückich –, ist sozusagen ein Angebot an die alten Bundesläner, in der Beratung fortzufahren. (Beifall bei der SPD – Dr. Werner Hoyer [FDP]: So schnell, wie Sie reden, ist das ein Anschlag auf die Stenografen!)


Mein Fazit ist: Kinder und Jugendliche zu stärken, ih-
en Chancen zu geben, sie als Subjekt mit ihren Anlie-
en ernst zu nehmen und ihre Zukunftschancen in den
ittelpunkt zu stellen, sie ganz besonders zu schützen,

as ist Schwerpunkt unserer Politik, und das ist der rote
aden, der uns leitet. Wir engagieren uns mit Jugendli-
hen und für Jugendliche.

Ich will mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich bei
llen bedanken, die sich in der Zivilgesellschaft in die-
em Bereich engagieren. Das ist wichtig für den sozialen
usammenhalt. Das wird weiterhin ein Schwerpunkt un-
erer Arbeit sein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610519800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Diana Golze von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610519900

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Die heutige Debatte zur Antwort der
undesregierung auf die Große Anfrage der Grünen und
u deren Entschließungsantrag als Reaktion darauf ist
irklich schon etwas paradox. Ich hätte mir, nicht nur im

nteresse der Fragesteller, eine etwas inhaltsvollere und
um Teil etwas aktuellere Antwort gewünscht. Das Da-
enmaterial ist löchrig und zum Teil auch veraltet. Da
tellt sich die Frage: Warum ist das so?

Die Antwort der Bundesregierung macht einmal mehr
eutlich, dass die Bundesregierung ohne einen Hauch
on Innovation oder neuen Ideen eine Jugendpolitik be-
reibt, die ohne Gesamtkonzept und ohne einen roten
aden ist. Es ist eine Politik, in der jenseits der beiden






(A) )



(B) )


Diana Golze
Leuchtturmprojekte – Elterngeld und Mehrgenerationen-
häuser – nicht viel mehr zu finden ist als halbfertige
Baustellen, an denen seit Jahren nur Stückwerk betrie-
ben wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Schlimmer noch: Der Bauherr selbst kürzt seit Jahren
sogar das Budget für die eigenen Vorhaben, indem er
zum Beispiel kontinuierlich die Zuwendungen für die
Jugendhilfe senkt –


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


und das leider unabhängig davon, ob die aktuelle Mode-
farbe rot-grün oder schwarz-rot ist.

Soziale, kulturelle, politische und ökonomische Teil-
habe sollte das Recht eines jeden und einer jeden sein
und nicht als Chance gesehen werden, die man nur zufäl-
lig bekommt, wenn man im richtigen Staat, im richtigen
Bundesland oder sogar in der richtigen Familie geboren
wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Forderung nach Teilhabe sollte sich auch nicht al-
lein darauf gründen, dass der demografische Wandel ein-
zelne Gruppen zu Minderheiten in der Gesellschaft
macht, wie es sich in Ihrem Antrag, sehr geehrte Kolle-
ginnen und Kollegen von den Grünen, wiederfindet.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da stehen sechs Punkte! Haben Sie die alle gelesen?)


Die Realität ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die
Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet,
was sich unmittelbar auf die Teilhabemöglichkeiten und
Zukunftschancen in der Gesellschaft auswirkt. Die stän-
dig steigende Ungleichheit erhielt mit Hartz IV und mit
der Schröder’schen Agenda 2010 zusätzliche Dynamik.
Daran haben auch Sie, verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen von den Grünen, Ihren Anteil.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben mit Ihrer Zustimmung zu diesen Gesetzen
Schulkindern die staatliche Absicherung auf Säuglings-
niveau gekürzt, nämlich auf 60 Prozent des Regelsatzes
eines alleinstehenden Erwachsenen. Wie können Sie von
Teilhabe oder auch nur von der Chance darauf reden,
wenn durch wachsende Kinder- und Jugendarmut
zum Beispiel Nachhilfe, Musikschulunterricht oder Ver-
einsbeiträge nicht mehr bezahlbar sind?


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie ist das in Berlin mit den Kindergartenbeiträgen?)


Ich sage dies auch, um deutlich zu machen, dass die rich-
tige Forderung in Ihrem Entschließungsantrag nach
Rücknahme der Verschärfungen für die unter 25-jähri-
gen Erwerbslosen wohl eher nur ein kleiner Schritt sein
kann, wenn auch, zugegebenermaßen, endlich in die
richtige Richtung.

Ihre Forderung nach einer Systemumstellung in Rich-
tung modulare Berufsausbildung wird durch die Reali-

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(C (D ät Lügen gestraft. Seit Jahren sind nicht genügend Ausildungsplätze vorhanden. Das zeigt auch die Antwort er Bundesregierung, wonach 40 Prozent der Hauptchülerinnen und Hauptschüler keinen Ausbildungsplatz ekommen. Das muss sich endlich ändern. (Beifall bei der LINKEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu hat Frau von der Leyen nichts gesagt!)


Wir brauchen ein sofortiges Umdenken und neue
andlungsansätze in vielen Bereichen. Das betrifft na-

ürlich auch das vorschulische Angebot. Die Ministerin
at ohne weiteres Recht damit, dass wir mit den Ange-
oten ganz früh anfangen müssen. Wir sagen: Wir brau-
hen eine gebührenfreie Kita mit Bildungscharakter.
anztagsschulangebote müssen flächendeckend vorhan-
en sein. Die Stärkung der Jugendverbände wird meines
rachtens in dieser Antwort zu wenig betont.

Wir brauchen eine Stärkung der Kinder- und Jugend-
ilfe. Da haben die Grünen mit der Forderung in ihrem
ntschließungsantrag, dass wir da mehr tun müssen und
eitere Kürzungen verhindern müssen, recht.

Es geht aber auch darum – darüber sollten wir nach-
enken –, wie wir mit dem Begriff „Gerechtigkeit“ um-
ehen. Darauf möchte ich zum Schluss noch eingehen.
ieses Thema wird ja auch im Antrag der Grünen wie-
er aufgegriffen. Wie so häufig wird das Wort „Genera-
ionengerechtigkeit“ sozusagen als Feststellung für ei-
en angeblichen Kampf zwischen den Generationen
issbraucht. Dabei berücksichtigt man nicht, dass die
irklichen Widersprüche in der Gesellschaft nicht zwi-

chen Alt und Jung, sondern zwischen Arm und Reich
iegen.


(Beifall bei der LINKEN)


ie Forderung nach Generationengerechtigkeit ist des-
alb kein Ersatz für die Forderung nach sozialer Gerech-
igkeit, sondern oftmals nur ein ideologischer Versuch
ur Instrumentalisierung der Generationen. Das ist mit
ns, der Linken, nicht zu machen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610520000

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

etzt der Kollege Jürgen Kucharczyk von der SPD-Frak-
ion das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Jürgen Kucharczyk (SPD):
Rede ID: ID1610520100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die
orliegende Antwort auf die Große Anfrage beschreibt
ie gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Teil-
abe von Jugendlichen als entscheidende Voraussetzung
ür eine gerechte Jugendpolitik. Die Opposition greift
amit ein wichtiges Thema schon aus der letzten Legis-
aturperiode auf.






(A) )



(B) )


Jürgen Kucharczyk
Das Fehlen von Chancen und Perspektiven und die
damit verbundene Zukunftslosigkeit stellt die größte Ge-
fahr für die nachfolgende Generation dar. Deshalb stellt
die Koalition nicht nur Fragen, sondern baut konkret auf
die erfolgreiche Kinder- und Jugendpolitik der Vorgän-
gerregierung auf. Ich erinnere an drei Maßnahmen: Das
TAG legt den Grundstein für eine gute und bedarfsge-
rechte Kinderbetreuung für die unter Dreijährigen. Das
Ganztagsschulprogramm sorgt dafür, dass jedes Kind
gleiche Zukunftschancen hat. Die bundesweite Initiative
„Lokale Bündnisse für Familie“ stärkt die Familien-
freundlichkeit in den Kommunen. – So weit, in Ansät-
zen, das bereits Realisierte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle unterstüt-
zen das politische und soziale Engagement von Kindern
und Jugendlichen und wollen, dass sie die aktive Beteili-
gung an der Demokratie und am Gemeinwesen ernst
nehmen. Mit der Unterstützung von gezielten Projekten
zur Förderung von Beteiligung – ich erinnere hier bei-
spielsweise an das „Projekt P“ – investieren wir bereits
in die berufliche wie gesellschaftliche Zukunft der Ju-
gend. Politische Beteiligung ist nur eine von vielen
Möglichkeiten. Das Wahlalter nach unten zu setzen,
stellt dabei sicherlich nicht die alleinige Lösung dar. Jün-
gere Jugendliche dürfen keineswegs außen vor stehen,
wenn es darum geht, sich gesellschaftlich zu engagieren.
Dass dies funktioniert, erlebe ich am Beispiel der Ju-
gendstadträte in Solingen und Remscheid. Mit einer
Wahlbeteiligung von über 65 Prozent haben hier Kinder
und Jugendliche ihre Vertretung selbst gewählt.

Fakt ist auch: Wir können es uns gesellschaftlich und
menschlich nicht leisten, dass Jugendliche beruflich oder
sozial auf der Strecke bleiben. Wir müssen den jungen
Menschen die Möglichkeit zur Integration sowie Aufga-
ben und Perspektiven geben. Die Bereiche Jugendar-
beitslosigkeit und Ausbildungsplatzmangel brauchen
unsere besondere Aufmerksamkeit. Jeder einzelne Ju-
gendliche, der heute keine Lehrstelle findet und nicht
ausgebildet wird, ist einer zu viel. Die derzeitige Situa-
tion können wir so nicht hinnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Langzeitpraktika oder Qualifizierungsschleifen sind für
Bewerber ohne Lehrstelle nicht ausreichend. Hier er-
warte ich etwas mehr Kreativität von den Arbeitsagentu-
ren sowie den Industrieverbänden vor Ort.

Mit der Ausweitung und Verlängerung des Ausbil-
dungspaktes gehen wir einen praktikablen Weg. Mit
dem Koalitionsantrag „Junge Menschen fördern – Aus-
bildung schaffen und Qualifizierung sichern“ von heute
Morgen verstärken wir die notwendigen Maßnahmen.
Der aktuelle Gesetzentwurf zur Änderung des Dritten
Buches Sozialgesetzbuch flankiert unser gemeinsames
Ziel: Jungen Menschen muss eine berufliche Perspektive
geboten werden. Das muss Politik, aber insbesondere
auch die Wirtschaft leisten.


(Beifall bei der SPD)


Auch die Stärkung der Medienkompetenz von Kin-
dern und Jugendlichen gehört zum Thema Jugendliche
in Deutschland.

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(C (D er korrekte Umgang mit elektronischen Medien gehört eutzutage zur Basisqualifikation und ist die Grundlage ür einen selbstständigen und verantwortlichen Umgang er Jugendlichen mit den neuen Medien. Dazu gehört in eng geflochtenes soziales Netz in den Stadtteilen. Es uss so eng geknüpft sein, dass keine Kinder und Ju endlichen durchfallen. Das ist der beste Schutz vor gealttätigen Handlungen. Die Aufnahme der Kinderund Jugendrechte ins rundgesetz, wie von der Kinderkommission gefordert, äre ein weiterer Schritt, er auch den Jugendlichen deutlich signalisiert: Hier ümmert sich jemand um euch! Wir nehmen euch ernst! Das deutsche Schulsystem hat nicht nur durch die ISA-Studie schlechte Noten bekommen. Auch der UNonderbeauftragte für das Recht auf Bildung hat die feh ende Chancengleichheit und das verschenkte Bildungsotenzial in unserem Land deutlich kritisiert. Wir sind uns sicherlich einig, dass wir an dieser Stelle och viele Punkte anführen könnten. Ich möchte zum chluss noch Folgendes ausführen: Kinder und Jugendlihe gehören in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft. as sicherzustellen, ist unsere Aufgabe. Packen wir es emeinsam an! Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlieungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen uf Drucksache 16/5780. Wer stimmt für diesen Entchließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimen der Koalitionsfraktionen bei Zustimmung von ündnis 90/Die Grünen und Enthaltung der FDP-Frak ion und der Fraktion Die Linke abgelehnt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf: Beratung der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten Jahresbericht 2006 – Drucksache 16/4700 – Überweisungsvorschlag: Verteidigungsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Wehrbeuftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe. evor Herr Robbe das Wort nimmt, bitte ich die Kolleinnen und Kollegen, die an der Aussprache nicht teil Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms nehmen wollen, zügig den Saal zu verlassen, sodass die anderen der Aussprache folgen können. Herr Robbe, bitte schön. Reinhold Robbe, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Soldatinnen und Soldaten auf der Zuschauertribüne! (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610520200




(A) )


(B) )


Vor ziemlich genau drei Monaten habe ich dem Deut-
schen Bundestag und damit gleichzeitig der deutschen
Öffentlichkeit meinen jüngsten Tätigkeitsbericht vorge-
legt. Vorweg will ich mich ganz herzlich bei Ihnen allen,
insbesondere beim Verteidigungsausschuss, dafür be-
danken, dass wir bereits heute Gelegenheit haben, diesen
Tätigkeitsbericht zu behandeln.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Bevor ich auf die wichtigsten Punkte meines Berichts
zu sprechen komme, gestatten Sie mir einige Hinweise
zur Situation unserer Soldatinnen und Soldaten im Ein-
satzgebiet Afghanistan. Vor wenigen Tagen bin ich von
einem Truppenbesuch aus den Einsatzgebieten Afgha-
nistans zurückgekehrt. Deshalb stehe ich, wie Sie sich
vorstellen können, noch sehr unter dem Eindruck dieses
Besuches, insbesondere mit Blick auf die Situation in
Kunduz, wo – das wissen wir alle – drei Bundeswehrsol-
daten durch einen schrecklichen Terroranschlag der Tali-
ban ums Leben kamen. Wie Sie sich vorstellen können,
trauern die in Kunduz stationierten Soldatinnen und Sol-
daten nach wie vor um ihre gefallenen Kameraden, und
die Stimmung bei allen Gesprächen, die ich vor Ort füh-
ren konnte, war verständlicherweise gedrückt.

Unabhängig davon haben mir die Soldaten in aller
Offenheit zwei Punkte genannt, die sie in gar keiner
Weise nachvollziehen können und die bei ihnen in glei-
chem Maße Enttäuschung und Wut hervorgerufen ha-
ben. Zum einen bezieht sich der Unmut der Soldaten auf
die Art und Weise, wie über den jüngsten Anschlag in
Kunduz berichtet wurde. Die Veröffentlichung von Fo-
tos, auf denen die schmerzverzerrten Gesichter der
schwerverletzten deutschen Soldaten zu sehen sind, hat
nicht nur bei den Bundeswehrangehörigen, sondern weit
darüber hinaus Empörung und Proteste hervorgerufen.
Erstmalig wurde in deutschen Medien auf eine Unkennt-
lichmachung der Gesichter offensichtlich ganz bewusst
verzichtet.

Meine Damen und Herren, ich denke, es ist in jeder
Hinsicht nachvollziehbar, wenn sich sowohl die Solda-
tinnen und Soldaten wie auch deren Angehörige über
diese – gestatten Sie mir den Ausdruck in diesem Zu-
sammenhang – unmenschliche Form der Berichterstat-
tung empören.


(Beifall im ganzen Hause)


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(C (D ch bin davon überzeugt, dass es auch Ihre Zustimmung indet, dass ich den Deutschen Presserat zwischenzeitich aufgefordert habe, sich dieser Sache anzunehmen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Auch ein zweites Thema war für die in Kunduz einge-
etzten Soldaten Anlass für – auch aus meiner Sicht –
erechtigte Empörung. Im Zusammenhang mit der poli-
ischen Auseinandersetzung um den Bundeswehreinsatz
n Afghanistan wurde den Soldatinnen und Soldaten in
inem Beitrag vorgeworfen, an – so wörtlich – terroristi-
chen Aktivitäten zumindest mittelbar beteiligt zu sein.
iese Äußerungen haben nicht nur Kopfschütteln und
atlosigkeit hervorgerufen. Die Soldatinnen und Solda-

en haben mich ausdrücklich gebeten, in geeigneter
eise deutlich zu machen, dass derartige Entgleisungen

nakzeptabel sind, gerade dann, wenn wir tote und
chwerverletzte Soldaten zu beklagen haben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


In meinem letzten Tätigkeitsbericht habe ich die
chlechten Unterkünfte und zum Teil desolaten Bundes-
ehrkasernen in den alten Bundesländern in den Mit-

elpunkt gestellt. Dies hat zu einem breiten Echo inner-
alb, aber auch außerhalb des Deutschen Bundestages
eführt. Viele Abgeordnete, aber auch Regierungsmit-
lieder und insbesondere zahlreiche Bundeswehrange-
örige haben meine Aussagen in jeder Hinsicht bestätigt
nd für eine Lösung dieses Problems plädiert. Inzwi-
chen liegt ein Bericht des Bundesverteidigungsminis-
ers vor, der im Grundsatz meine Feststellungen bestätigt
nd im Detail Stellung zum Finanzbedarf für notwen-
ige Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten in den
eutschen Kasernen nimmt.

Sie werden Verständnis dafür haben, wenn ich an die-
er Stelle die dringende Bitte an Sie als Mitglieder dieses
arlaments richte, die notwendigen Mittel im Haushalt
008 und in den Folgejahren zur Verfügung zu stellen.
s geht hierbei nicht nur um die Verbesserung der Unter-
ringungssituation für unsere Soldatinnen und Soldaten;
or allem geht es um Glaubwürdigkeit. In den letzten
ahren wurden – das wird mir bei fast jedem Truppenbe-
uch vor Augen geführt – immer wieder Sanierungen
nd Instandsetzungen angekündigt und kurze Zeit später
och wieder auf die lange Bank geschoben. Mit einem
ofortprogramm für die Modernisierung der westdeut-
chen Kasernen könnte an dieser Stelle verloren gegan-
enes Vertrauen schnell zurückgewonnen werden.

Einen weiteren Aspekt meines Tätigkeitsberichtes
öchte ich in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt

assen. Der Bundeswehreinsatz im Kongo im vergan-
enen Jahr war nach überwiegender Meinung ein politi-
cher Erfolg. Das gilt aber nicht für die Einsatzplanung
nd Durchführung. Die Zustände in den Feldlagern, ins-
esondere in Kinshasa, waren teilweise wirklich kata-
trophal. Im Tätigkeitsbericht habe ich dazu ausführlich
tellung genommen. Erstmals wurde eine private Firma






(A) )



(B) )


Wehrbeauftragter Reinhold Robbe
mit der Errichtung eines Feldlagers beauftragt. Mit die-
ser Aufgabe war sie aber ganz offensichtlich überfordert.


(Jörg Tauss [SPD]: So ist es mit der Privatisierung!)


Die von ihr errichteten Zelte waren undicht und setzten
Schimmel an. Eine Klärgrube lief nach starkem Regen
mehrfach über, was dazu führte, dass die Fäkalien durch
die Zelte der Soldaten schwammen. Solche Verhältnisse
sind unzumutbar, gerade weil sie vermeidbar gewesen
wären.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus meiner Sicht ergibt sich aus den geschilderten
Missständen eine ganz entscheidende Frage: Sollen die
aus den Grundsätzen der inneren Führung abgeleiteten
bewährten Standards für Schutz und Sicherheit der Sol-
datinnen und Soldaten, ihre sanitätsdienstliche Versor-
gung sowie ihre Unterbringung und Verpflegung in Zu-
kunft ihre Gültigkeit behalten, oder sollen die Standards
im Einsatz eingeschränkt, relativiert oder sogar abge-
schafft werden? In meiner Eigenschaft als Wehrbeauf-
tragter dieses Parlaments warne ich davor, diese Stan-
dards der Bundeswehr auch nur anzutasten. Die
Fürsorgepflicht muss uneingeschränkt gelten, ganz be-
sonders im Einsatz.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, weitere
Schwerpunkte meines Berichts sind die sanitätsärztli-
che Versorgung der Soldatinnen und Soldaten, Fälle von
Defiziten im Führungsverhalten und spektakuläre Be-
richte über Ausschweifungen und Exzesse, bei denen
– dies muss man hinzufügen – fast immer Alkohol im
Spiel war. Aber auch die immer wiederkehrenden Pro-
bleme mit Blick auf fehlende Dienstposten, übermäßige
dienstliche Belastungen, Schwierigkeiten bei der Verein-
barkeit von Familie und Dienst sowie die unzureichende
Würdigung der Reservisten finden sich im Jahresbericht
2006 wieder.

Wenn ich gefragt werden sollte, welche große Über-
schrift ich über meinen Tätigkeitsbericht setzte, dann
fiele meine Antwort eindeutig aus: Die Bundeswehr ist
nach wie vor unterfinanziert. Fehlendes Geld bedeutet
im Bereich Personal auch fehlende Planstellen und damit
Beförderungsstaus. Fehlendes Geld bedeutet, dass es seit
acht Jahren keine Wehrsolderhöhung für Wehrdienstleis-
tende gegeben hat. Fehlendes Geld bedeutet Fähigkeits-
lücken insbesondere beim Heer und bei der Luftwaffe
und für die Zukunft Probleme bei der Nachwuchsgewin-
nung. All dies muss man wissen, wenn es darum geht,
die Bundeswehr insgesamt zu bewerten.

Umso bemerkenswerter ist es, dass, von Ausnahmen
abgesehen, die Soldatinnen und Soldaten sowohl in der
Heimat als insbesondere auch in den zahlreichen Ein-
satzgebieten in bewundernswerter Art und Weise ihren
Dienst verrichten. Trotz Engpässen, trotz zunehmender
Belastungen und trotz immer wieder zu beklagender
Schicksalsschläge, die mit Tod, schwersten Verletzungen

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(C (D nd bleibenden Behinderungen verbunden sind, leisten nsere Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst professioell, hoch motiviert und loyal. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus meiner Sicht, meine sehr verehrten Damen und
erren, sind unsere Soldatinnen und Soldaten die besten
otschafter, die wir uns wünschen können. Auch heute
esteht Anlass, ihnen dafür ganz herzlich Dank zu sa-
en.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Danken will ich aber auch
em Präsidenten und dem Präsidium des Deutschen
undestages, dem Verteidigungsausschuss im Besonde-

en und dem Bundesminister der Verteidigung sowie al-
en nachgeordneten Dienststellen für das ausgezeichnete
usammenwirken und die Unterstützung. Schließlich
anke ich selbstverständlich meinen Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeitern, ohne die ich meine Arbeit nicht leisten
önnte.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


n der Bundeswehr würde man sagen: Meine Leute sind
chon eine tolle Truppe. Dafür danke ich ihnen.

Auch Ihnen herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610520300

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile,

öchte ich im Namen des ganzen Hauses dem Wehrbe-
uftragten sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ern für die Vorlage des Jahresberichts 2006 und die vor-
üglich geleistete Arbeit besonders danken.


(Beifall im ganzen Hause)


Das Wort hat jetzt die Kollegin Anita Schäfer von der
DU/CSU-Fraktion.


Anita Schäfer (CDU):
Rede ID: ID1610520400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrter Herr Wehrbeauftragter, ich
anke Ihnen für den 48. Jahresbericht und spreche die-
en Dank auch im Namen meiner Fraktion aus. Die Auf-
erksamkeit des Bundestages für die Soldatinnen und
oldaten der Bundeswehr muss eine verlässliche Größe
ein und bleiben. Unser Dank gilt auch Ihren Mitarbei-
ern, die im Berichtsjahr viele Eingaben zu betreuen hat-
en.

Im Blickpunkt stehen vor allem drei Bereiche, welche
ie Fürsorgepflicht des Staates gegenüber seinen Solda-
en in besonderer Weise berühren: erstens die Auslands-
insätze, zweitens die Infrastruktur und drittens die sani-
ätsdienstliche Versorgung.






(A) )



(B) )


Anita Schäfer (Saalstadt)

Die Einsätze der Bundeswehr sind schwierig, he-
rausfordernd und gefährlich. Der Jahresbericht zeigt,
dass die Soldaten ihren Einsatz vielerorts unter schwieri-
gen Rahmenbedingungen erfolgreich durchführen. Al-
lerdings sind immer wieder Defizite hinsichtlich der Pla-
nung und Organisation, Mängel in der Ausstattung und
übertriebene Bürokratie zu beklagen. Ich nenne exem-
plarisch die teilweise unzumutbare Unterbringung von
deutschen Soldaten im Rahmen der Mission
EUFOR RD Congo, fehlende Lufttransportkapazitäten
und Defizite beim Schutz des deutschen Einsatzkontin-
gents in Afghanistan.

Die Einsatzplanung und Einsatzdurchführung der
Mission EUFOR RD Congo ist durch das BMVg umfas-
send bewertet worden. Es ist begrüßenswert, dass sich
das Ministerium seiner Verantwortung stellt. Der Vertei-
digungsausschuss wird diesen Bericht kritisch prüfen.

Wir sind uns alle einig, dass die hohen nationalen
Standards für die Bundeswehr auch in multinationalen
Einsätzen Bestand haben müssen. Insbesondere darf es
nicht zu Abstrichen bei der Verpflegung, der medizini-
schen Versorgung und der Unterbringung der Soldaten
kommen. Aber auch auf den Bereich Menschenführung
müssen wir Parlamentarier unser besonderes Augenmerk
richten.

Durch die Entsendung von Schützenpanzern des Typs
Marder sowie von Tornado-Aufklärungsflugzeugen
konnte der Schutz des deutschen Kontingents der ISAF-
Truppen in Afghanistan spürbar verbessert werden. Ei-
nes müssen wir uns aber klarmachen: In riskanten Missi-
onen kann es keinen hundertprozentigen Schutz geben.
Das hat der schlimme Selbstmordanschlag in Kunduz,
der vor kurzem drei unserer Soldaten in den Tod gerissen
hat, schmerzhaft in Erinnerung gerufen. Herr Verteidi-
gungsminister Dr. Jung, ich wünsche mir sehr, dass wir
endlich ein zentrales Ehrendenkmal zur würdigen Erin-
nerung an die Soldaten, die im Einsatz ihr Leben gelas-
sen haben, schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deutschland hat mit seinem zivil-militärischen Ein-
satz im Norden von Afghanistan kluge Aufbauarbeit ge-
leistet und viele Pluspunkte in der afghanischen Zivilbe-
völkerung gesammelt. Ohne militärische Absicherung
ist zivile Aufbauarbeit nicht denkbar; das muss an dieser
Stelle deutlich gesagt werden. Wer jetzt, wie die Damen
und Herren der Linksfraktion, vorschnell „Abzug der
Bundeswehr!“ ruft, der gibt den Extremisten der Taliban
und ihrem Zerstörungswerk neuen Auftrieb. Das hätte
fatale Konsequenzen für die Region und unsere natio-
nale Sicherheit.

Unsere Soldaten brauchen Rückendeckung für ihren
Auftrag, und wir müssen ihnen selbstverständlich den
bestmöglichen Schutz im Einsatz gewähren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Knapp bemessene Haushaltsmittel dürfen nicht als
Rechtfertigung für Mängel im Einsatz herhalten. Darauf

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(C (D eist der 48. Jahresbericht des Wehrbeauftragten völlig u Recht hin. Im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit steen außerdem die militärische Infrastruktur und die anitätsdienstliche Versorgung. Der Bericht dokumeniert zahlreiche Fälle von Mängeln bei Truppenunterünften, vornehmlich in den alten Bundesländern. ußerdem wirkt sich die Einsatzbelastung des sanitätsienstlichen Personals mittlerweile spürbar auf die Quaität der Bundeswehrkrankenhäuser und die truppenärztiche Versorgung aus. Für mich steht fest: Dieses Bild ist it dem Selbstverständnis einer modernen und leisungsfähigen Armee unvereinbar. Der Bericht des Wehrbeauftragten zeigt eindringlich, ass die Attraktivität der Streitkräfte nicht nur ein chlagwort sein darf. Die Bundeswehr muss in Anbe racht der demografischen Herausforderungen substanielle Maßnahmen ergreifen. Sie muss im Wettbewerb uf dem externen Arbeitsmarkt um die besten Köpfe betehen können. Das erfordert eine ebenso kreative wie achhaltige Nachwuchsgewinnung. So hält der Bericht est, dass die Beförderungssituation bei Unteroffizieren mmer noch durch lange Wartezeiten sowie unverständiche Beurteilungsmaßstäbe geprägt ist. Deswegen sind ie Bemühungen des BMVg, durch ein neues, seit anuar 2007 geltendes Beurteilungssystem für mehr ransparenz zu sorgen, zu begrüßen. Ein weiterer ganz zentraler Baustein für die Attraktiität der Bundeswehr ist eine bessere Vereinbarkeit von amilie und Beruf. Mit der Einführung neuer Arbeitseitmodelle setzt sich die Bundeswehr für familienreundliche Strukturen ein. Weitere wichtige Eckpfeiler ind die Lokalbündnisse für Familien und die Familienetreuungszentren. Trotzdem belegen die steigenden Eingabezahlen in iesem Bereich, dass Handlungsbedarf besteht. Gerade enn wir junge, fähige Frauen für den Dienst in den treitkräften gewinnen wollen, sind sichtbare Maßnahen dringend geboten. Vor allem müssen wir die Bun eswehr unterstützen, überzeugende Modelle für die etreuung von Kindern aus Soldatenfamilien zu entwikeln. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die soziale Absicherung ist ein weiteres Kernthema,
as die Soldaten stark beschäftigt. Ausdrücklich würdigt
er Wehrbeauftragte den Entwurf eines Einsatzweiter-
erwendungsgesetzes. Damit soll im Einsatz verletzten
oldaten die gesundheitliche und berufliche Rehabilita-

ion im Soldatenstatus ermöglicht werden. Es ist wichtig,
ass wir dieses Gesetz jetzt zügig auf den Weg bringen,
m Betroffenen rasch und unbürokratisch helfen zu kön-
en. Das ist auch ein klares Signal für unsere Soldaten
m Einsatz, die wie in Afghanistan beträchtlichen Risi-
en für Leib und Leben ausgesetzt sind.

Viele der angesprochenen Defizite sind schon seit
ahren Dauerbrenner im Jahresbericht des Wehrbeauf-
ragten. Auch der aktuelle Bericht zeigt, dass die Fürsor-
epflicht des Staates gegenüber seinen Soldaten durch






(A) )



(B) )


Anita Schäfer (Saalstadt)

knapp bemessene Haushaltsmittel limitiert wird. Auf
Dauer leiden darunter die Motivation der Soldaten im
Einsatz, der Zusammenhalt und das innere Gefüge der
Streitkräfte. Dies hat die Bundesregierung erkannt. Wir
nehmen die Bundeskanzlerin beim Wort, die angekün-
digt hat, dass 2008 mehr Geld in die innere und äußere
Sicherheit investiert werden soll. Ein klares Signal bei
der Entwicklung des Einzelplans 14 ist überfällig.

Zum Schluss möchte ich sagen: Meine teilweise kriti-
schen Anmerkungen sollen insbesondere uns Politikern
zeigen, dass wir die Sorgen und Nöte unserer Soldaten
ernst nehmen und wir im Verteidigungsausschuss be-
müht sind, unserer Verantwortung gerecht zu werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610520500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Elke Hoff von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1610520600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Herr Wehrbeauftragter Robbe, ich
danke Ihnen sehr für Ihren Bericht, den Sie heute vorle-
gen. Er spricht in diesem Jahr eine deutliche Sprache
und setzt klare Schwerpunkte. Ich bin Ihnen auch sehr
dankbar, dass Sie Stellung genommen haben zu den
schlimmen Ereignissen in Kunduz und zur Berichterstat-
tung, die ihnen gefolgt ist.

Auf der einen Seite ist es bemerkenswert geschmack-
los, wie die Presse teilweise mit unseren Soldatinnen
und Soldaten umgeht. Auf der anderen Seite vermisse
ich die Entschuldigung des Vorsitzenden der Linkspar-
tei. Sie, Paul Schäfer, wissen, dass ich Sie als Kollege im
Verteidigungsausschuss schätze. Ich wäre sehr froh,
wenn zumindest von Ihrer Seite heute ansatzweise eine
Entschuldigung für die Entgleisung käme, die Ihr Partei-
vorsitzender in der Öffentlichkeit vorgetragen hat.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist unfair gegenüber Paul Schäfer!)


Ich finde es entsetzlich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schäfer spricht Gott sei Dank nur für sich! – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Ausschuss war er differenziert!)


Die heutige Debatte darf ich als Vertreterin der FDP-
Fraktion natürlich dazu nutzen, unseren Soldatinnen und
Soldaten für den gefährlichen Einsatz im Ausland und
auch für den Einsatz hier vor Ort zu danken. Erst vor we-
nigen Wochen hatten wir durch den schrecklichen An-
schlag in Kunduz erneut Opfer unter unseren Soldaten
und der afghanischen Zivilbevölkerung zu beklagen, an

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(C (D ie wir auch im Rahmen dieser Debatte aus tiefem Heren denken sollten. Herr Wehrbeauftragter, Sie haben in diesem Jahr in hrem Bericht den Fokus insbesondere auf den Zustand er Kasernen, die Missstände im Sanitätsdienst und die usrüstungsund Ausbildungsdefizite in der Bundesehr gelenkt. Der untragbare Zustand in vielen Bundesehrkasernen scheint einer der wenigen Bereiche zu ein, in denen die Bundesregierung nicht versucht, die klatanten Mängel zu beschönigen. Das Bundesverteidigungsministerium hat auf eine chriftliche Frage von mir mitgeteilt, dass der planeriche Bedarf für die nächsten 15 Jahre 7,3 Milliarden uro beträgt. Jedoch hat die Bundesregierung 2007 von en 1,13 Milliarden Euro, die allein für den Bauerhalt ötig wären, lediglich 425 Millionen Euro in den Verteiigungshaushalt eingestellt. Die Bugwelle der Unterhalungsmaßnahmen, wie es bei der Bundesregierung heißt, ird auch in den nächsten Jahren nicht zu stoppen sein, a im Bundeswehrplan 2008 nur die Hälfte der notwenigen Mittel für Bauerhaltungsmaßnahmen eingestellt ind. Es wäre daher aus Sicht der FDP-Fraktion wesentlich ielführender, im Ministerium mehr als bisher konkrete ublic-Private-Partnership-Projekte zu prüfen, die eine chnellere Sanierung der Kasernen ermöglichen. Diese rojekte mögen im Ergebnis vielleicht nicht billiger ein, aber sie sind schneller. Eine menschenwürdige Unerbringung der Soldatinnen und Soldaten muss wesenticher Teil eines Attraktivitätsprogramms Bundeswehr ein; denn sonst sieht es mit der Nachwuchsgewinnung üster aus. Die Defizite im Sanitätsdienst sind Gott sei Dank icht mehr wegzudiskutieren. Ich kann bisher nicht erennen, dass die Bundesregierung die offensichtlichen nd eingestandenen Missstände konsequent abstellt. Wir rauchen aber dringend Lösungen, durch die die Situaion im Sanitätsdienst wirksam verbessert und menchenwürdige Arbeitsbedingungen für die Sanitätsärzte nd das Zivilpersonal geschaffen werden. Diese Lösunen dürfen allerdings nicht zulasten der Ausbildung, der ualifikation und des laufenden Betriebs in den Kranenhäusern zu Hause gehen. Ich hoffe, dass wir nachher n den Ausführungen von Herrn Minister Jung auch dazu twas hören werden. Denn die Aussagen, die bisher aus em Ministerium zu vernehmen waren, stimmen nicht erade optimistisch. Herr Wehrbeauftragter, ich bin froh, dass Sie die manelhafte Ausbildung und Ausrüstung hervorgehoben aben. Die Bereitschaft der Bundesregierung, die hier orhandenen Defizite einzuräumen, ist deutlich geringer usgeprägt. Nachdem ich im letzten Jahr den Vorwurf eäußert habe, dass unsere Soldaten weit davon entfernt eien, im Auslandseinsatz über eine optimale Ausrüsung zu verfügen, hat Minister Jung immer wieder beundet, dass dies falsch sei. Nach seiner Wahrnehmung sei alles in bester Ordung, wir hätten schon heute die optimale Ausrüstung nd Ausbildung im Einsatz, und es sei eine gute Grund Elke Hoff lage geschaffen, um den Anpassungsund Modernisierungsbedarf der Bundeswehr weiter voranzutreiben. Diese Wahrnehmung scheint mir recht exklusiv zu sein. So spricht die militärische Führung des Bundesverteidigungsministeriums davon, dass die Mindestausrüstung für heutige Einsätze teilweise nicht einmal bis 2010 beschafft werden kann. Durch das Fortschreiben einer nicht einsatzorientierten Beschaffungspolitik sind alle finanziellen Spielräume aufgezehrt, die es ermöglichen würden, kurzfristig auf neue Bedarfe zu reagieren. Dies entspricht nicht den Anforderungen an einen dynamischen Prozess, der die Transformation der Bundeswehr eigentlich sein sollte. Herr Minister Jung, mit dieser Einschätzung befinde ich mich in guter Gesellschaft mit dem sicherheitspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, auf dessen lesenswerten Artikel in der „Loyal“ ich Sie an dieser Stelle noch einmal hinweisen möchte. Allerdings ist es schade, dass die Fraktion der Kanzlerin ihre Möglichkeiten innerhalb der Koalition, bereits heute für eine bessere materielle und finanzielle Ausrüstung der Bundeswehr zu sorgen, so wenig nutzt. Wieso, liebe Kollegen, lösen Sie die Vereinbarung des Koalitionsvertrages nicht ein, die zahlreichen neuen Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht weiterhin aus dem Verteidigungsetat, sondern aus dem allgemeinen Haushalt zu finanzieren? Die Koalition muss endlich deutlich machen, was ihr die zahlreichen Einsätze der Bundeswehr im Ausland als Instrument der Außenpolitik wert sind und welche Zukunft die Bundeswehr haben soll. Auch die finanzielle Ausstattung muss der Realität heutiger Einsätze und den Anforderungen der Transformation genügen. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, es ist eine gemeinsame Aufgabe, die Bundeswehr auf dem schwierigen Weg ihrer Transformation zu begleiten und ihr dabei den Rücken zu stärken. Das sind wir unseren Soldatinnen und Soldaten schuldig. Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610520700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Hedi Wegener von der

SPD-Fraktion.


Hedi Wegener (SPD):
Rede ID: ID1610520800

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Lieber Herr Wehrbeauftragter, Sie haben
Ihre Rede mit dem Stichwort „Afghanistan“ begonnen;
das tue auch ich. Vor einigen Tagen hat mich eine Schul-
klasse gefragt, ob sich meine Einstellung zu Auslands-
einsätzen geändert habe, seitdem vor kurzem drei deut-
sche Soldaten ums Leben gekommen sind. Ich habe mit
meiner Antwort gezögert, dann aber gesagt, dass der Tod

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(C (D on Menschen meines Erachtens nicht gegeneinander ufgerechnet werden darf. Ich will damit sagen, dass der od eines Engländers oder einer afghanischen Familie icht weniger tragisch ist als der Tod eines deutschen oldaten oder eines deutschen Entwicklungshelfers. Mit inem kleinen Unterschied – vielleicht sogar mit einem roßen Unterschied –: Denn ich habe an der Entscheiung, dass sich deutsche Soldaten in Afghanistan befinen und dort ihren Dienst tun, mitgewirkt. Nach dem Sinn und nach dem Zweck, nach dem Erolg und nach der Einstellung der Bevölkerung zu dieem Einsatz fragen sich auch viele Soldaten; das hat der ericht des Wehrbeauftragten deutlich gemacht. Seit ünf Jahren sind 30 000 Soldaten in Afghanistan. Die ivilbevölkerung gerät immer mehr in die Schusslinie: fghanische Polizisten werden von US-Truppen er chossen, Schüler sterben durch Beschuss von OEFruppen. Da ist es klar, dass auch die ISAF-Truppen den ückhalt in der Bevölkerung verlieren. Ich frage mich aber ernsthaft: Welchen Beitrag leisten ie afghanischen Machthaber eigentlich selber? Ich beone: Machthaber, weil es dort einige wenige gibt, die ie Macht haben, sich selber gut versorgen, ihre Clans inbinden, aber ansonsten reichlich korrupt sind. Der deutsche General Ramms hat in einem Interview esagt: Wir müssen dem Einsatz ein afghanisches Geicht geben. – Ich frage mich auch: Welchen Beitrag leisen eigentlich die Staaten, die den gleichen Glauben und ine ähnliche Kultur, Geschichte und Sozialisation wie ie Afghanen haben? Diese Fragen scheinen auch in den öpfen der deutschen Bevölkerung und der Soldaten im insatz zu schwirren. Ein immer größerer Teil der deutchen Bevölkerung lehnt den Einsatz in Afghanistan ab. ut, wir machen keine Politik für den Stammtisch – aber u denken gibt mir das schon. Vermitteln wir nicht geug den Sinn und Zweck? Im Moment überschlagen sich ie Darstellungen der Befürworter des Afghanistaneinatzes. Es gibt Schilderungen, welche Katastrophen einräten, zögen sich die deutschen Soldaten zurück. Angeichts der Situation müssen wir aber über die Strategie, or allem über die unserer Partner, sprechen. Wir führen iese Diskussion natürlich auch im Ausschuss und in der raktion. Der Wehrbeauftragte hat berichtet, wie Soldaten – auch orgesetzte! – über Politiker denken: Das Vertrauen geht egen null. – Das hat uns alle sehr erschreckt. Die ruppe bekommt offensichtlich den Eindruck, wir Politier würden unsere Soldatinnen und Soldaten gedankenos in die Einsätze schicken. Das ist nicht so: Wir mahen uns immerzu Gedanken über Sinn und Zweck ieses Einsatzes. Häufig kritisiert wurde gegenüber dem Wehrbeaufragten auch die inhaltliche Vorbereitung und die Nachereitung. Es gebe keine Informationen, keine Schu ung, keine politische Bildung zu den Einsätzen, umindest aber nicht genug; schuld daran sei wieder einal die Politik. Politische Bildung gehört zu den Unter ichtseinheiten, die oft ausfallen – diesen Eindruck betätigte mir der Präsident der Bundeszentrale für olitische Bildung. Genauso ist es eine Tatsache, dass )





(A) )


Hedi Wegener
bei der Vor- und Nachbereitung der Einsätze vieles ver-
bessert werden kann und muss: Zwei bis drei Tage rei-
chen zur Nachbereitung eines Einsatzes wie in Afghanis-
tan nicht aus.

Nicht verstehen kann ich die Kritik durch Führungs-
kräfte der Bundeswehr. Ich bitte Sie, meine Herren Vor-
gesetzten: Sie alle sind nach den Grundsätzen der inne-
ren Führung für viel Geld zu mitdenkenden,
selbstständig handelnden Angehörigen der Streitkräfte
ausgebildet worden. Sie können doch nicht darauf war-
ten, dass die Politik Ihnen Material zur Vorbereitung auf
das Einsatzland liefert. Berechtigte Fragen der Soldaten
mit dem Hinweis zu beantworten, die Politiker lieferten
keine Informationen, reicht nicht. Bitte befördern Sie
nicht die Stimmung gegen die Politik! Die Kritik, es
mangele an Informationen, steht außerdem in einem
krassen Widerspruch zu dem, was wir im Unteraus-
schuss „Innere Führung“ gehört haben: Dort wird immer
wieder von ausgezeichnetem Material und von ausge-
zeichneten Kursen gesprochen.

Meine Herren und Damen, es gibt hier augenschein-
lich einen Widerspruch zu dem, was wir Politiker erfah-
ren. Es besteht offensichtlich ein Mangel an einsatzvor-
bereitenden Informationen. Dieser Missstand sollte
beseitigt werden. Ich empfehle eine stärkere Koopera-
tion mit der Bundeszentrale für politische Bildung. Wir
müssen gemeinsam zu einer verbesserten Kommunika-
tion kommen. In dieser Situation sind bei den Soldaten
Vorgesetzte gefragt, die zuhören, die sich die Mühe ma-
chen, zu diskutieren und Fragen zu beantworten. Wir be-
zeichnen das als Menschenführung. Genau dazu gibt es
sehr viele Fragen, wie der Wehrbeauftragte festgestellt
hat.

Wir bekommen als Abgeordnete immer nur die Sah-
nestücke serviert. Wir hören von ausgewählten Soldaten,
die, wenn sie Kritik äußern, dies verhalten und gut ein-
gepackt tun. Da ist es schon sehr erhellend, sich jedes
Jahr aufs Neue den Bericht des Wehrbeauftragten anzu-
sehen und sich mit der Kritik der Soldaten zu befassen.
Der Wehrbeauftragte hat es sich zum Prinzip gemacht,
immer unangemeldet aufzutauchen. Das ergibt ein we-
sentlich realistischeres Bild als die gut vorbereiteten Be-
suche der Abgeordneten.

Neben der Kritik der Soldaten an der Menschenfüh-
rung, der Unterkünfte – der Wehrbeauftragte hat es ge-
sagt – und der Organisation des Kongoeinsatzes sind die
Langzeitwirkungen von persönlichen problematischen
Erlebnissen und deren Verarbeitung bedrückend. Im
Info-Brief Heer des Deutschen Heeres las ich in der letz-
ten Woche Folgendes – ich zitiere –:

Das Beherrschen des militärischen Handwerks, kör-
perliche Robustheit und die Befähigung zum
Kampf sind untrennbare Faktoren, die den Solda-
tenberuf wesentlich bestimmen.

Das stimmt. Aber auch die mentale, also die psychische
Vorbereitung ist wichtig. Das wird zunehmend durch
posttraumatische Störungen deutlich, mit denen Sol-
daten aus den Auslandseinsätzen zurückkommen. Es ist
sehr gut, dass auch bei den Soldaten inzwischen darüber

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(C (D esprochen wird und dass sich die Krankenhäuser der undeswehr dieses Themas annehmen. Auch hier müs en die Einsatzvorbereitung und insbesondere auch die insatznachbereitung verbessert werden. Vor allem aber üssen wir für diejenigen Lösungen finden, die aus der undeswehr ausgeschieden sind. Posttraumatische Stö ungen können auch erst Jahre später auftreten. Zum Schluss noch einmal unseren – ich sage bewusst unseren“, nämlich den der Bundeswehr und des Parlaents – Dank an den Wehrbeauftragten und sein Team. err Robbe, Sie sind ein wichtiger Mittler für uns. Sie ransportieren die Sorgen der Soldaten nicht nur zu uns ns Parlament, sondern auch in die Öffentlichkeit. Bleien Sie weiterhin emphatisch, aber auch hartnäckig und eharrlich. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Paul Schäfer von der raktion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Der Wehrbeauftragte hat wei Grundentscheidungen getroffen, die ich für die raktion Die Linke nachdrücklich unterstützen will: Ers ens wird er grundsätzlich nur unangemeldete Truppenesuche durchführen; denn der Wehrbeauftragte muss ie ungeschminkte Wahrheit kennen, um Missstände beennen zu können. Zweitens wird er sich mehr um Ausandseinsätze kümmern, das heißt: Truppenbesuche in en Einsatzgebieten. Vor allem, wenn man gegenüber den Auslandseinsäten grundsätzlich kritisch ist, was ja für die Linke gilt, st es besonders wichtig, genau hinzusehen, ob die Einatzarmee und die Prinzipien der inneren Führung zuammenpassen oder wo es Widersprüche gibt. Wir haben ie Vorfälle in Coesfeld gesehen, wo es ja um die Vorbeeitung auf Einsätze ging. Dort kam es zu Verletzungen er Menschenwürde. Daneben gab es das Problem der otenschädel in Afghanistan. Diese Verhaltensweisen ind mit unseren Wertmaßstäben nicht vereinbar. Das eißt, hier ist es wichtig, dass der Wehrbeauftragte auch m Auftrag des Parlaments genau hinsieht und dass wir orschläge dafür entwickeln, dass das abgestellt werden ann. In dem letztgenannten Fall geht es sicherlich auch um ie Personalauswahl und nicht zuletzt um die politische ildung der Vorgesetzten. Jenseits individueller Schulduschreibungen müssen wir uns aber immer vergegenärtigen, inwieweit das kriegerische Umfeld Menschen erroht und entzivilisiert. Deshalb muss man das insgeamt infrage stellen. Hiermit komme ich zur Sinnhaftigkeit der Auslandsinsätze. Der Wehrbeauftragte hat es angesprochen und uch durch die Studie des Bundeswehrverbandes wird Paul Schäfer deutlich, dass es ein wachsendes Unbehagen hinsichtlich des militärischen Engagements Deutschlands out of area gibt. Die gesellschaftliche Debatte darüber hat erst begonnen. Wenn eine Mehrheit gegen den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr ist, dann kann die Politik nicht einfach so weitermachen. Ich finde, dann muss man das auch einmal infrage stellen. Wenn der Einsatz militärischer Gewalt zu mehr Gewalt führt, dann muss man das auch einmal thematisieren. Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine klare Aussage zu der Vorhaltung des geschätzten Wehrbeauftragten wie auch der Kollegin Hoff. Ich meine, politische Kontroversen im Parlament über die deutsche Beteiligung am Einsatz in Afghanistan dürfen nicht auf dem Rücken der deutschen Soldatinnen und Soldaten ausgetragen werden. Sie sollten aber auch nicht zur parteilichen Vorteilsnahme genutzt werden, um gegen einzelne Parteien Stimmung zu machen. Was ist vorgetragen worden? Vorgetragen wurde, dass Luftangriffe, denen Unschuldige zum Opfer fallen – wie kürzlich sieben Kinder in Afghanistan –, mit Terror gleichzusetzen ist. Vor diesem Hintergrund muss man sich die Frage stellen: Sollen wir Deutschen uns daran beteiligen? Das war nicht die Frage der Soldatinnen und Soldaten, sondern der politischen Führung. Das sollte man sehr genau auseinanderhalten. Ich halte diese Debatte aber für notwendig. (Beifall bei der LINKEN – Hans Raidel [CDU/CSU]: Paul, bleib ein anständiger Mensch!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610520900

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610521000

(B)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Der Wehrbeauftragte hat völlig zu Recht drei Punkte
angesprochen, denen wir nachgehen müssen. Dabei geht
es erstens um sogenannte Aufnahmerituale und Feiern
in der Bundeswehr. Was die Vorfälle in Zweibrücken an-
geht, hat der Wehrbeauftragte zu Recht festgestellt, dass
wir den Blick wieder verstärkt auf den Kernbereich der
inneren Führung – den Schutz der Rechte der Soldaten
und eine zeitgemäße Menschenführung – richten müs-
sen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt)


Das ist der entscheidende Punkt. Es ist schon oft bei In-
formationen in den Truppen über Soldatenrechte gespro-
chen worden, aber es sind keine Taten gefolgt. Deshalb
müssen wir – die Aussagen des Wehrbeauftragten zu
diesem Punkt sind sehr klar – diesem Anliegen viel stär-
keren Nachdruck verleihen.

Ich bin dem Wehrbeauftragten auch dankbar für den
zweiten Punkt, den er angesprochen hat. Dabei geht es
um den Fall der Sanitätssoldatin Christiane Ernst-Zettl,
den ich schon 2005 vorgetragen habe. Der Wehrbeauf-
tragte hat den Fall aufgegriffen. Es geht darum, dass sich
Sanitätssoldaten geweigert haben, bei Auslandseinsät-
zen Wach- und Sicherungsaufgaben zu übernehmen. Sie

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(C (D aben das mit dem Hinweis auf ihren Status als Nichtombattanten abgelehnt. Der Wehrbeauftragte hat vorgechlagen, sie aus diesem Bereich herauszunehmen. Ich inde, die Bundesregierung ist jetzt am Zug, eine klare renze zu ziehen und künftig anders zu verfahren. Schließlich bin ich dem Wehrbeauftragten dafür ankbar, dass er die ungenügenden sozialen und infratrukturellen Bedingungen in der Truppe – zum Beispiel en Zustand der Kasernen – festgestellt hat. Die Reierung sagt, dass er damit offene Türen einrennt. Das ützt aber nichts, wenn dann an den Regierungsschreibischen nichts passiert. Vielleicht liegt es auch daran, ass falsche Prioritäten gesetzt werden – Stichwort Euofighter und neue Fregatten – und deshalb kein Geld orhanden ist, um für die Menschen zu investieren. Der orsitzende des Bundeswehr-Verbandes hat deutlich geacht, dass es um Menschen geht. Daran muss man den en. Das gilt auch für den Verteidigungsausschuss. Ich meine, wir sollten die überfällige Wehrsolderhöung beschließen und die Angleichung der Gehälter im sten an die im Westen zu Ende bringen. Das haben die etroffenen nötig. Wir sollten – auch das hat der Wehrbeuftragte angeschoben – endlich Stiftungen für die adarstrahlenopfer einrichten. Damit ist der geschätzte ollege Robbe dicht dran an den Themen, die aufgegrif en werden müssen. Für die Regierung gilt das meines rachtens leider noch nicht. Deshalb sind wir als Parlaent gefragt. Einer allgemeinen Laudatio auf den Wehrbeauftragen schließe ich mich gerne an. Noch besser wäre es ber, glaube ich, seine Kritik und Vorschläge zu beachen. Danke. Jetzt spricht Winfried Nachtwei für Bündnis 90/Die rünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! uch ich begrüße ausdrücklich, wie sehr der Wehrbeaufragte, der geschätzte Kollege Robbe, seine Besuchstäigkeit in der Bundeswehr durch unangemeldete Besuhe und jeweils etwas längere Aufenthalte in den insatzgebieten intensiviert hat. Das ist ausgesprochen ilfreich. Sie haben zu Recht die Zustände in etlichen Bundesehrliegenschaften im Westen herausgestellt, die in der at katastrophal und unzumutbar sind. Dieses Thema ird seit etlichen Jahren immer wieder in den Berichten es Wehrbeauftragten angesprochen, ohne dass es zu eier merklichen Besserung gekommen ist. Als Verteidiungsausschuss wollen wir – darüber besteht, glaube ich, onsens – nicht bis zum nächsten Jahresbericht warten, n dem dann – wenn auch vielleicht mit leichten Abstrihen – wieder dasselbe Problem angesprochen würde. Winfried Nachtwei Sie haben auch die katastrophalen Verhältnisse bei der Unterbringung der Soldaten im Rahmen der Kongomission in Libreville und Kinshasa angesprochen. Diese sind auch nicht damit zu begründen, dass es sich um eine neue Mission in ganz neuen Verhältnissen handelte. Sie waren noch weit darunter. In der Tat war die beauftragte Privatfirma völlig überfordert, und es gelang nicht, das rechtzeitig auszugleichen. Allerdings ist auch ausgesprochen bedauerlich, dass im Zusammenhang mit der berechtigten Markierung dieser Mängel der Zweck, die Wirkung und das Ergebnis der Kongomission in der Öffentlichkeit weit in den Schatten gestellt wurden. Insgesamt war es nämlich tatsächlich eine gute und erfolgreiche Gemeinschaftsleistung. Das wird zwar immer wieder mal vermerkt, aber mehr nicht. Im Ergebnis war es dann leider eine Schräglage. Das liegt nicht an Ihnen, ist aber bedauerlich. Lassen Sie mich nun ein Kapitel ansprechen, das mich sehr beunruhigt hat, als der Bericht vorgelegt wurde, das in der öffentlichen Wahrnehmung aber praktisch keine Rolle spielte – auch Sie haben es heute eher nur am Rande angesprochen, lieber Kollege Robbe –, nämlich Mängel beim Führungsverhalten. Ich zitiere aus Ihrem Bericht: Fehlverhalten von Vorgesetzten ist nicht auf Einzelfälle beschränkt. Es wird auch nicht immer konsequent verfolgt und geahndet. … Mich erschreckt, mit welcher Selbstverständlichkeit manche Vorgesetzte selbst über die Stränge schlagen, Vorschriften missachten und die Rechte von Kameraden und Untergebenen verletzen. Es gibt noch weitere Zitate, die Sie auch kennen. Besonders irritieren mich diese Feststellungen, die deutlich über die Markierung eines Einzelfalles hinausgehen, deshalb, weil wir als diejenigen, die viel mit der Bundeswehr und Offizieren zu tun haben, insgesamt Gott sei Dank ein sehr positives Bild haben. Diese Schattenseite ist also äußerst unerfreulich. Hier spannt sich für mich auch der Bogen zur Mitgliederumfrage des Bundeswehr-Verbandes. Eine solche Gesamtbefragung, bei der ein Viertel der 210 000 Mitglieder antwortet, kann man nicht mehr als nicht repräsentativ bezeichnen. Das ist ein Basiswert, der sich gewaschen hat. Deshalb muss man die Ergebnisse sehr, sehr ernst nehmen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610521100
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610521200




(A) )


(B) )


Ich nenne noch einmal einige von ihnen: 74 Prozent
der Berufssoldaten würden ihnen nahestehenden Perso-
nen nicht mehr empfehlen, in die Bundeswehr zu gehen.
64 Prozent finden, dass die Politik den Sinn der Aus-
landseinsätze nicht ausreichend vermittelt. Jetzt eine
„positive“ Zahl: 3,9 Prozent fühlen sich von der Politik
unterstützt.

Mit anderen Worten: Die Politik – pauschal gesagt:
wir – verliert die Köpfe und Herzen derjenigen, die an-

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(C (D ernorts um die Köpfe und Herzen der Bevölkerung ämpfen sollen. Der Bericht des Wehrbeauftragten und auch die Mitliederbefragung des Bundeswehr-Verbandes sind nach einer Ansicht ein Alarmruf an das Parlament. Hier müssen wir erstens deutlich mehr Klarheit schafen: Was wollen wir mit den Streitkräften? Was sollen ie in Zukunft konkret tun? – Da sind wir noch viel zu llgemein. Zweitens brauchen wir auch selbst mehr Klarheit über ie latenten Prozesse, die nicht so direkt sichtbar sind, ie sich aber in den Streitkräften mit der Zeit entwickeln. An dieser Stelle halte ich es für sehr angebracht, wieer die schon seit längerer Zeit im Raum stehende Forerung aufzunehmen, dass der Wehrbeauftragte erweierte Möglichkeiten bekommt, auch diese strukturellen eränderungen, Einstellungsveränderungen und Wahrehmungsveränderungen in den Streitkräften genauer zu nalysieren und auch auf Erkenntnisse des Sozialwisenschaftlichen Instituts der Bundeswehr und des ruppenpsychologischen Dienstes zurückzugreifen. ies ist zwingend notwendig, damit wir dem Risiko, ass innere Führung von oben ausgehöhlt wird, entgeenwirken können. In diesem Zusammenhang danke ich Ihnen und Ihren itarbeitern umso mehr für Ihre Arbeit. Sie ist für uns on entscheidender Bedeutung. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610521300

Der Herr Bundesminister Dr. Franz Josef Jung hat das

ort.

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Lassen Sie mich zu Beginn dem Wehrbeauftrag-

en sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ers-
ens für den Bericht und zweitens für die gute Zusam-

enarbeit herzlich danken. Es ist zwar richtig, dass der
ehrbeauftragte im Auftrag des Bundestages tätig ist.
ber er befördert auch die Interessen der Bundeswehr.
erzlichen Dank für die Wahrnehmung Ihrer Aufgabe
nd Ihre Arbeit, Herr Wehrbeauftragter.

Lassen Sie mich zwei weitere Bemerkungen machen,
evor ich auf die Einzelheiten des Berichtes kurz eingehe.
ie Institution des Wehrbeauftragten ist eine Errungen-

chaft unserer Demokratie. Er hat eine klare Kontroll-
unktion – in Unterstützung des Deutschen Bundestages –
m Hinblick auf die Beachtung der Grundrechte der Sol-
aten und die Umsetzung der Grundsätze der inneren
ührung. Das sind wichtige Gesichtspunkte, die immer
ieder hervorzuheben sind, wenn es um die Bewältigung
er Aufgaben durch die Bundeswehr geht. Das Amt hat
ich großes Vertrauen bei den Soldatinnen und Soldaten






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
erworben. Es ist Voraussetzung für die Arbeit des Wehr-
beauftragten, dass sich die Angehörigen der Bundeswehr
an ihn wenden und ihm sagen, was ihnen unter den Nä-
geln brennt, damit wir die Chance haben, nicht nur über
einen solchen Bericht zu diskutieren, sondern auch auf
die Einzelheiten einzugehen und die berechtigten Kritik-
punkte aufzunehmen und abzubauen.

Ich will auf einzelne Bereiche eingehen. Erstens.
Wenn unsere Soldatinnen und Soldaten wie beispiels-
weise im Afghanistaneinsatz – dieser wurde bereits an-
gesprochen – auf bewundernswerte Art und Weise einen
Beitrag zur Gewährleistung von Stabilität, Frieden und
letztlich unserer Sicherheit leisten, ist es wichtig, dass
sie ausreichend ausgebildet und gut ausgerüstet sind und
die Grundvoraussetzungen für solche Einsätze erfüllt
sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Ich habe im letzten Jahr angeordnet, dass man in Afgha-
nistan nur noch mit geschützten Fahrzeugen fährt. Dies
war ein richtiger Schritt, gerade wenn ich mir die aktuel-
len Anschläge vor Augen führe. Ich sage das, weil Sie
vorgetragen haben, wir hätten nicht die notwendigen
Schutzmaßnahmen ergriffen und die Soldaten verfügten
nicht über die entsprechende Ausrüstung.

Ich möchte das aufgreifen, was der Wehrbeauftragte
gesagt hat. Auch ich habe Kunduz besucht. Im PRT in
Kunduz ist unsere Arbeit auf hervorragende Art und
Weise im Hinblick auf vernetzte Sicherheit umgesetzt.
Dort gibt es – bis in das einzelne Dorf – Projekte, die der
afghanischen Bevölkerung deutlich zeigen, dass wir un-
terstützend tätig sind und den Menschen helfen wollen.
Nach dem Anschlag hat es eine breite Solidarisierung
mit unseren Soldaten gegeben. Wir haben nach Einschät-
zung unserer Soldaten 95 Prozent der Bevölkerung auf
unserer Seite. Das ist der richtige Weg, die Arbeit in Af-
ghanistan fortzusetzen.

Ich kann nur unterstreichen, was der Wehrbeauftragte
im Hinblick auf die Veröffentlichung der Fotos von ver-
wundeten Soldaten gesagt hat. Diese Fotos haben Be-
troffenheit bei den Soldaten hervorgerufen. Ich habe
mich an alle Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Me-
dien gewandt, die diese Fotos veröffentlicht haben. Ei-
nige haben deutlich reagiert und sich entschuldigt. An-
dere haben versucht, das zu rechtfertigen. Ich finde, die
Art und Weise der Veröffentlichung dieser Bilder ist
nicht zu rechtfertigen. Wir müssen in Zukunft mehr
Rücksicht auf die Gefühle der Menschen nehmen.


(Beifall im ganzen Hause)


Zweitens. Mit Betroffenheit und Entsetzen haben die
Soldaten aufgenommen, dass Herr Lafontaine, Vorsit-
zender der Linken, ihre Tätigkeit mit den Aktivitäten
von Terroristen gleichgesetzt hat. Ich finde, Herr La-
fontaine müsste sich sofort entschuldigen. Das ist ver-
antwortungslos. Er betreibt damit das Geschäft derjeni-
gen, die sich terroristisch gegen uns wenden. Das ist mit
allem Nachdruck zurückzuweisen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Wir werden selbstverständlich die Kasernen
n die Prioritätenliste aufnehmen und für Verbesserungen
orgen.

Eines ist schon wahr: Man kann nicht immer mehr
eistungen von unseren Soldaten verlangen, wenn die
ozialen Rahmenbedingungen nicht stimmen. Um hier zu
erbesserungen zu kommen, brauchen wir eine zusätzli-
he finanzielle Unterstützung. Ich bitte den Deutschen
undestag – wir werden alsbald in die Haushaltsberatun-
en eintreten – um eine entsprechende Unterstützung,
eil wir nur dann unsere Aufgaben ordnungsgemäß er-

üllen und unserem Auftrag gerecht werden können,
enn wir die notwendigen finanziellen Grundlagen ha-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will nun einen Gesichtspunkt ansprechen, der im
ericht Erwähnung findet, der hier aber noch nicht ange-

prochen wurde. In den vergangenen Jahren wurde ent-
chieden, dass sich Frauen über den Bereich Sanitäts-
ienst hinaus in der Bundeswehr engagieren können.
ir haben eine sehr gute Entwicklung. Es gibt mittler-
eile fast 13 000 Frauen in der Bundeswehr, die in her-
orragender Art und Weise ihren Dienst leisten. Wir sind
elbstverständlich jetzt gefordert, das Thema Familie
nd Beruf voranzutreiben. Durch die Frauen erfahren
ir in den Auslandseinsätzen eine beispielhafte Unter-

tützung. Deshalb möchte ich an dieser Stelle deutlich
agen, dass sich das Engagement der Frauen in der Bun-
eswehr positiv auf die Arbeit der Bundeswehr ausge-
irkt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bei all den Mängeln, die hier zu Recht angesprochen
orden sind, darf nicht das vergessen werden – wir re-
en hier über den Jahresbericht 2006 –, was an zusätzli-
hen Aufgaben auf die Bundeswehr zukam. Als wir die
egierung gebildet haben, hat noch niemand daran ge-
acht, dass im Jahr 2006 ein Einsatz im Kongo zu be-
ältigen war. Dieser wurde hervorragend durchgeführt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Trotz der Punkte, die man unter „lessons learned“ fas-
en kann, will ich unterstreichen, was Herr Nachtwei ge-
agt hat. Wir haben die demokratischen Wahlen abgesi-
hert und unsere Mission in dem vorgesehenen Zeitraum
bgeschlossen. Wir haben erfolgreich dafür gesorgt, dass
s keinen Rückfall in den Bürgerkrieg gab. Es war also
ine erfolgreiche Mission im Kongo, die vonseiten Euro-
as durchgeführt wurde und an der die Bundeswehr be-
eiligt war.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht Herr Bisky genauso!)


Es gab einen weiteren zusätzlichen Einsatz, nämlich
ie UNIFIL-Mission vor der Küste des Libanons. Es






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
gab auch im Innern Einsätze. Ich nenne beispielsweise
die Stichworte Schneekatastrophe, Vogelgrippe, Hoch-
wasser und Fußballweltmeisterschaft, wo wir auf dem
Gebiet der Sicherheit mitgeholfen haben. Dies bedurfte
eines enormen zusätzlichen Engagements der Bundes-
wehr. Man kann daran erkennen, dass unsere Bundes-
wehr leistungsfähig und einsatzfähig ist und ihren Auf-
trag im Hinblick auf eine friedliche Entwicklung gerade
in den Auslandseinsätzen hervorragend erfüllt.

Bei all den Mängeln, die noch abzustellen sind, soll-
ten wir für das Engagement dankbar sein, das unsere
Soldatinnen und Soldaten für unsere Sicherheit und da-
mit für Frieden und Freiheit in der Welt zeigen.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610521400

Zum Abschluss der Debatte spricht Petra Heß für die

SPD-Fraktion.


Petra Heß (SPD):
Rede ID: ID1610521500

Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Robbe! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Es ist wohl allen klargewor-
den, dass auch der 48. Bericht des Wehrbeauftragten
zeigt, dass die Angehörigen der Bundeswehr sehr großes
Vertrauen in diese Institution haben. Das ist gut so. Denn
unsere Soldatinnen und Soldaten wenden sich sehr
selbstbewusst und mit einer großen Portion Selbstver-
ständlichkeit mit ihren Anliegen an unseren Wehrbeauf-
tragten. Mit ihrem Eingabeverhalten unterstreichen sie,
dass sie verantwortungsvolle Staatsbürger in Uniform
sind.

Unsere Soldatinnen und Soldaten erfüllen in dieser
schwierigen Phase der Transformation, in der sie sich
jetzt befinden, nicht nur ihre Pflicht, sondern sie beglei-
ten den Prozess kritisch und tragen dazu bei, dass sich
bei der Bundeswehr vieles im positiven Sinne entwi-
ckelt. Der Bericht gibt Einblick in das Innenleben der
Streitkräfte, und – auch das will ich nicht verhehlen – er
hält damit nicht nur der militärischen Führung, sondern
auch der Politik den Spiegel vors Gesicht.

Ich will zunächst den Fokus auf den Sanitätsdienst
richten. Wie schon in den vergangenen Jahren ist die sa-
nitätsdienstliche Lage der Bundeswehr im Inland weiter-
hin sehr angespannt. Die medizinische Versorgung der
Soldatinnen und Soldaten im Inland, insbesondere die
klinische Versorgung, war im Berichtsjahr zum Teil er-
heblich beeinträchtigt. So waren zum Beispiel im Jahres-
mittel etwa 135 Ärzte permanent in Auslandseinsätzen
gebunden. Besonders in den Bundeswehrkrankenhäu-
sern führte dies zu ganz problematischen Personaleng-
pässen bei Ärzten und bei Sanitätern. Erneut mussten
auch im zurückliegenden Jahr in allen Bundeswehrkran-
kenhäusern Operationssäle vorübergehend geschlossen
werden. Das heißt nicht, dass Notfälle nicht behandelt
werden konnten oder unbehandelt blieben. Aber es ge-
hört auch hier zur Ehrlichkeit, zu sagen: Nicht akute Be-

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(C (D andlungen mussten mitunter verschoben, oftmals weit erschoben werden. Neben den personellen Engpässen im klinischen Beeich kommt es mittlerweile auch zu Engpässen im Beeich der truppenärztlichen Versorgung und in den reionalen Sanitätseinrichtungen. Grund ist auch hier die tarke Beanspruchung der medizinischen Mitarbeiterinen und Mitarbeiter durch Auslandseinsätze. Grund ist ber auch – der Minister ist gerade darauf eingegangen –, ass es gerade im Sanitätsdienst eine verhältnismäßig ohe Anzahl von Frauen gibt, teilweise über 50 Proent. Das ist gut so, und das ist politisch gewollt. Aber uch hier muss man sagen: Den Spiegel vor das Gesicht alten, heißt, dass wir bei der Dienstpostenbesetzung ntsprechende Rahmenbedingungen schaffen und diese ndern müssen, wenn wir weiterhin einen entsprechend ohen Frauenanteil in den Streitkräften wünschen; denn a, wo viele Frauen sind, hat man eine wesentlich gerinere Tagesantrittsstärke. Frauen in den Streitkräften entcheiden sich nämlich auch während ihrer Dienstzeit für inder. Das ist gut so, das ist richtig, und das wollen wir. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ie sind aber damit für Auslandseinsätze über Jahre hi-
aus erst einmal nicht verfügbar, oder sie nehmen nach
er Gründung der Familie Teilzeit in Anspruch. Auch
as ist politisch gewünscht, aber man muss dann bei der
otwendigen Dienstpostenbesetzung entsprechend re-
gieren.

Mit der aktuell stattfindenden Reduzierung der Zahl
er Bundeswehrkrankenhäuser auf vier Bundeswehr-
rankenhäuser und ein Kooperationsmodell wird eine
ündelung der medizinischen Ressourcen einhergehen,
ie insbesondere eine bessere personelle Ausstattung er-
arten lässt. Auch die Personalstruktur im Bereich der
anitätsoffiziere zeigt Gott sei Dank in den letzten Jah-
en ein kontinuierliches Wachstum. Im Berichtsjahr wa-
en das genau 11 Prozent. Die Anpassung der Qualifika-
ion des Rettungs- und Pflegepersonals an die Standards
m zivilen Gesundheitswesen macht eine zweijährige
us- und Weiterbildung der Sanitätsunteroffiziere not-
endig. Auch das verschärfte im Berichtsjahr die Perso-
alsituation zusätzlich. Die Rückkehr der Sanitätsunter-
ffiziere von ihrer zweijährigen zivilen Ausbildung im
aufe der nächsten Jahre wird die personelle Situation
ingegen weiter verbessern. Sie sehen, es gibt viel Be-
egung in diesem gesamten Prozess.

Ich will nicht unerwähnt lassen, dass die Umgliede-
ung der Krankenhäuser auf einsatzorientierte Strukturen
uch in Zukunft weiter erhebliche Engpässe auch beim
ivilen Pflegepersonal mit sich bringen wird. Von ehe-
als 5 500 Pflegekräften sieht die Zielstruktur des
ersonalmodells 2010 gerade einmal 2 650 verbleibende
itarbeiterinnen und Mitarbeiter vor. Notwendig wären

ber aus Sicht des Sanitätsdienstes mehr als 3 200. Hier
uss man sich schon fragen: Können wir die Transfor-
ation an den tatsächlichen Bedürfnissen der Soldaten

orbei durchsetzen, oder müssen verschiedene Punkte
ventuell neu verhandelt werden? Hier sind natürlich






(A) )



(B) )


Petra Heß
auch die militärischen Führer aufgerufen, die im Rah-
men der Transformation notwendigen Maßnahmen und
Veränderungen immer wieder zu kommunizieren und zu
erklären. Auch an dieser Stelle möchte ich sagen: Trotz
der hohen Belastung, trotz der schwierigen Situation, die
die Sanitätsoffiziere und Sanitätsunteroffiziere haben,
macht der Sanitätsdienst ganz besonders im Ausland ei-
nen hervorragenden Job und ist international anerkannt.
Das verdient unseren Respekt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Einige wenige Ausführungen noch zur Unterbrin-
gung: Hier wurde erneut ein massiver Sanierungsbedarf
festgestellt, besonders bei den Unterkunftsgebäuden.
Ich kann hier für meine Fraktion erklären, dass wir uns
sehr engagiert in die Haushaltsverhandlungen einbringen
werden und deutliche Signale aussenden werden, um ge-
rade im Bereich der Unterbringung dazu beizutragen,
dass der Soldatenberuf attraktiver und für die zukünfti-
gen Generationen ein Beruf wird, der hoch anerkannt
wird.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610521600

Frau Heß, Sie hätten schon zum Ende kommen müs-

sen.


Petra Heß (SPD):
Rede ID: ID1610521700

Unzumutbare Unterkünfte und mangelnde Sanitärein-

richtungen transportieren wahrlich nicht das gewünschte
Bild der Bundeswehr nach außen.

Ich möchte dem Wehrbeauftragten noch einmal ganz
herzlich danken. Besonders danke ich allen Soldatinnen
und Soldaten, die ihren Dienst sehr pflichtbewusst leis-
ten. Viele wissen es: Ich bin zugleich Reservistin.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610521800

Frau Heß, Sie haben jetzt keine Zeitreserve mehr.


Petra Heß (SPD):
Rede ID: ID1610521900

Es beruhigt mich ungemein, dass ich im Falle eines

Falles – wenn ich bei der Bundeswehr bin und in eine
schwierige Situation komme – auf die Institution des
Wehrbeauftragten setzen kann.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610522000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/4700 an den Verteidigungsausschuss
vorgeschlagen. – Ich sehe, Sie sind damit einverstanden.
Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 11 a und 11 b auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu

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(C (D dem Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Eckpunktevereinbarung zum Einsatz von Erntehelfern in der Landwirtschaft grundlegend überarbeiten – Drucksachen 16/2685, 16/5170 – Berichterstattung: Abgeordnete Marlene Mortler Elvira Drobinski-Weiß Hans-Michael Goldmann Dr. Kirsten Tackmann Ulrike Höfken b)

richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Brigitte Pothmer, Ulrike Höfken, Kerstin An-
dreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Qualifizierung statt Quoten – Vermittlungs-
agenturen für landwirtschaftliche und andere
grüne Berufe

– Drucksachen 16/2991, 16/3376 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Gitta Connemann

Nach einer Verabredung zwischen den Fraktionen soll
ie Aussprache eine halbe Stunde dauern. – Damit sind
ie einverstanden. Dann ist es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
ollegin Marlene Mortler für die CDU/CSU-Fraktion.


Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1610522100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Eine Aussage unserer Großen Ko-
lition lautete 2005: Bei 5 Millionen bisherigen Arbeits-
osen in Deutschland muss es locker möglich sein, dass
0 Prozent der ausländischen Saisonarbeitskräfte vom
eutschen Arbeitsmarkt kommen. Wie ist die Situation
eute? Trotz größter politischer Anstrengungen, trotz ge-
nderter und verbesserter Dienstanweisungen vonseiten
er Bundesagentur für Arbeit an die Argen, trotz williger
rbeitskräfte, trotz Probe und Vorbereitungskursen, trotz
urchhalteprämien und Shuttleservice, trotz Bewerber-
ool, trotz der hervorragenden Vermittlungsbemühungen
er Argen ist die tatsächliche Vermittlungsquote ernüch-
ernd.


(Gerd Andres, Parl. Staatssekretär: Rekordernten!)


ine neue, eine grüne Vermittlungsagentur ist aus mei-
er Sicht überflüssig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch wenn wir hier nicht in der Fragestunde sind,
rage ich mich schon, ob der bisherige personelle Auf-
and der Behörden in einem angemessenen Verhältnis






(A) )



(B) )


Marlene Mortler
zum Ergebnis steht. Laufen wir der Entwicklung des
Marktes nicht ständig hinterher? Verfehlen wir nicht die
Eckpunkte? Wir Praktiker wissen, dass das Zeitfenster,
innerhalb dessen über Wohl und Wehe einer Ernte ent-
schieden wird, verdammt eng ist.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Richtig!)


Der Markt ist gnadenlos. Die Frage, wie man erntet,
wann man erntet, mit wem man erntet und wie viel man
erntet, hängt eben nicht nur vom Wetter ab, sondern von
unserer politischen Beweglichkeit. Deshalb plädiere ich
für mehr Beweglichkeit im Sinne von mehr Planungssi-
cherheit für unsere Sonderkulturbetriebe.

Der polnische Saisonarbeitnehmer geht inzwischen
lieber nach Holland oder nach Großbritannien. Das mag
an der Bezahlung liegen.


(Gustav Herzog [SPD]: Das liegt an der Bezahlung!)


Es liegt sicherlich aber auch daran, dass er in diesen
Ländern unbefristet arbeiten und zwischen den Arbeitge-
bern wechseln kann; Stichwort Flexibilität.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Richtig! So ist es!)


Aufgrund der Kenntnis der Praxis habe ich eine Bitte
an die Bundesregierung – ich habe noch heute mit meh-
reren betroffenen Betrieben gesprochen, und ich bin mit
ihnen ständig in Kontakt –: Bitte sorgen Sie schnell da-
für, dass dort, wo die Arbeitslosenquote unter dem Bun-
desdurchschnitt liegt, automatisch die 100-Prozent-
Regelung gilt und dass der Austausch von Saisonarbeits-
kräften zwischen den Betrieben möglich wird. Überprü-
fen Sie außerdem eine Verlängerung des Beschäfti-
gungszeitraums!

Ich bedanke mich ganz herzlich.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610522200

Dr. Edmund Geisen bekommt das Wort für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1610522300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es ist für mich überraschend – das gebe ich zu –, aber
wahrscheinlich auch für alle erstaunlich, dass die Damen
und Herren des Ministeriums für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz hier nicht vertreten sind.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Der Minister ist bei Greenpeace!)


Das war bei diesem Thema bisher anders. Ich habe aber
sehr gut verstanden, dass Sie das jetzt auf eine andere
Schiene bringen wollen; das weiß ich nun. Ich wollte Sie
nur darauf hinweisen: Obwohl der Antrag aus unserem
Agrarausschuss kommt, ist niemand aus dem Ministe-
rium mehr daran interessiert.

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(C (D Die FDP hat stets das Scheitern der Erntehelferregeung vorausgesagt. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist überhaupt nicht wahr!)


ie Koalitionsfraktionen haben stets das Verfahren ver-
eidigt und unsere Hinweise ignoriert. So war das bisher.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Völlig zu Recht!)


Seit die schwarz-rote Regierung im Amt ist, ist die
ahl der ausländischen Arbeitnehmer in diesem Bereich
m 18 Prozent gesunken. Das hat den Sonderkulturbe-
rieben sehr geschadet – und den in- und ausländischen
aisonarbeitern ebenso.


(Beifall bei der FDP)


ie Eckpunkteregelung ist ein Skandal. Wenn die Bun-
esregierung noch ein Jahr an diesem missratenen Expe-
iment festhält, wird das viele Sonderkulturbetriebe in
iesem unserem Land die Existenz kosten.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


ir brauchen geeignete Erntehelfer und -helferinnen in
usreichender Zahl, frühzeitig planbar, ohne Bürokratis-
us.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP fordert die Bundesregierung auf, schon jetzt,
lso frühzeitig, alles daranzusetzen, damit dies in der Zu-
unft gelingt. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher
ollen weiterhin gesundes und gutes Obst, Gemüse und
eintrauben vom heimischen Boden, auch aus Klima-

chutzgründen. Das ist aber nur möglich, wenn die Son-
erkulturbetriebe weiter produzieren können.

Ich hoffe, dass nun endlich alle meine Kritiker von
DU/CSU und SPD erkannt haben, dass wir von der
DP das Scheitern der bisherigen Regelung zu Recht vo-
ausgesagt haben. Schade, dass Sie die Suche nach bes-
eren Lösungen stets blockiert haben.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Herr Geisen, hören Sie doch auf!)


Nun ist es fünf vor zwölf.


(Widerspruch bei der SPD)


rängen Sie Ihre verantwortlichen Minister Müntefering
nd Seehofer, deren Werk diese verkorkste Erntehelfer-
egelung ist, endlich so zu handeln, dass die Betriebe
eitermachen können und dass von weither importiertes
bst und Gemüse sowie importierte Weintrauben unsere
ärkte nicht vollständig erobern.


(Beifall bei der FDP)


Es ist ein Witz, die Probleme des deutschen Arbeits-
arkts auf den Spargelfeldern lösen zu wollen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist absurd!)


taatliche Zwangsmaßnahmen auf dem Rücken der
andwirte sind doch keine Lösung.






(A) )



(B) )


Dr. Edmund Peter Geisen
Während der heute zu diskutierende FDP-Antrag von
CDU/CSU und SPD wieder abgeschmettert werden
wird, spielen immer mehr Vertreter dieser Parteien in
Bund und Ländern Opposition und fordern selbst eine
Korrektur.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Das ist ja nicht wahr! Wo das denn? – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wo denn?)


Sogar gestern im Ausschuss standen fast alle Unionspo-
litiker und -politikerinnen hinter uns.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Wo? – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Die saßen ordnungsgemäß auf ihren Plätzen!)


Das ist doch blanker Populismus.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Ja, wirklich!)


Auf einmal kritisiert die CDU/CSU die Missstände, die
sie selbst geschaffen hat. Diese Doppelzüngigkeit dürfen
sich die Landwirte nicht länger gefallen lassen.


(Beifall bei der FDP)


Schöne Worte bringen rein gar nichts. Praxisferne und
planwirtschaftliche Erntehelferregelungen müssen end-
lich weg.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Herr Dr. Geisen, wir haben viel verbessert!)


Ich fordere die Kritiker aus Ihren eigenen Reihen auf,
endlich Farbe zu bekennen. Werden Sie wenigstens mit
einer Bundesratsinitiative aktiv!

Die hohen bürokratischen Hürden schrecken nicht
nur die deutschen Landwirte und Winzer ab, auch für die
polnischen Saisonarbeiter ist es inzwischen einfacher, in
den Nachbarstaaten zu arbeiten.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Da kriegen sie auch mehr Geld! – Rolf Stöckel [SPD]: Weil es da Mindestlöhne gibt! Da bekommen die Mindestlöhne! – Weiterer Zuruf von der SPD: Wenn man genug Geld verdient, ist das einem ziemlich egal!)


Dort werden sie mit offenen Armen empfangen. Hier
müssen sie sich erst durch einen Bürokratiedschungel
kämpfen. Hier könnte Minister Seehofer übrigens seinen
Willen, den versprochenen Bürokratieabbau vorzuneh-
men, konkret unter Beweis stellen.

Meine Damen und Herren, die jetzige Regelung passt
überhaupt nicht in ein Europa der offenen Grenzen. Die
FDP fordert erneut, die verschärfte Kontingentierung der
ausländischen Saisonarbeitskräfte aufzuheben. Statt ei-
ner Kontingentierung muss die Arbeitnehmerfreizügig-
keit auch in Deutschland möglichst schnell, vor 2011,
umgesetzt werden.


(Beifall bei der FDP)


Das fordert inzwischen auch der Bauernverband, wie
heute der Presse zu entnehmen ist.

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(C (D (Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Ziemlich verdächtig!)


Auch der vorliegende Antrag von Bündnis 90/Die
rünen ist nicht zielführend. Die Institutionen zur Quali-

izierung sind da; ich erinnere an die Landwirtschafts-
ammern oder die Maschinen- und Betriebshilfsringe als
ienstleister für die Landwirtschaft. Noch mehr Agentu-

en brauchen wir nicht. Das wäre gleichbedeutend mit
ehr Bürokratie. Das lehnt die FDP ab. Es müssen viel-
ehr Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den
nbau von Obst, Gemüse und Wein wie bisher in
eutschland ermöglichen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610522400

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Ende.


Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1610522500

Ich komme zum Schluss. – Andernfalls kommt es zur

roduktionsaufgabe im Inland und zur Verlagerung des
nbaus ins Ausland. Damit ist dem deutschen Arbeits-
arkt erst recht nicht gedient. Die Verantwortung in die-

er Frage liegt allein bei Schwarz-Rot.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen der Koalition,
wingen Sie Ihre Minister, endlich die Wirklichkeit in
er Landwirtschaft anzuerkennen und den Weg für
rundlegende Korrekturen frei zu machen! Heben Sie
ie Arbeitsbeschränkungen für Erntehelfer aus den EU-
ändern endlich auf!


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610522600

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Ende.


Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1610522700

Vielen Dank für Ihren Hinweis und danke für die

ufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610522800

Elvira Drobinski-Weiß spricht jetzt für die SPD-Frak-

ion.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1610522900

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

iebe Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß schon, wa-
um das BMELV hier nicht vertreten ist: Wir diskutieren
ämlich zum wiederholten Male über diese olle Kamelle
aisonarbeitskräfte. Der Kollege Geisen trägt hierzu die

mmer gleichen Ausführungen bei. Nur weil er sie wie-
erholt, werden sie aber ganz gewiss nicht richtiger. Das
aben wir auch gestern im Ausschuss so festgestellt. Ich
ann mich nicht erinnern, dass wir alle uns hinter Ihren
ntrag gestellt hätten. Ich weiß nicht, in welchem Aus-

chuss Sie waren.


(Beifall bei der SPD – Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Nichts haben Sie geregelt!)


Also schon wieder das Thema Saisonarbeitskräfte:
er Zeitpunkt, darüber zu reden, könnte günstiger nicht

ein; denn sowohl die Spargel- als auch die Erdbeerern-






(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß
ten sind aufgrund der diesjährigen Witterung entweder
bereits abgeschlossen oder liegen in den letzten Zügen.
Wir müssen uns also nicht wie im letzten Herbst in Pro-
zentrechnung üben, sondern können die bereits vorhan-
denen Daten analysieren.

Zuvor möchte ich noch einmal kurz auf Folgendes
hinweisen: erstens auf die Ziele der Eckpunkteregelung,
zweitens auf die Ergebnisse der Monitoringgruppe für
das Jahr 2006 und drittens auf den Handlungsbedarf, der
sich daraus für das Jahr 2007 ergab.

In Anbetracht der nach wie vor hohen Arbeitslosen-
zahlen in Deutschland war und ist es unser Ziel, das
inländische Beschäftigungspotenzial für landwirt-
schaftliche Saisontätigkeiten stärker zu erschließen


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Wie viele haben Sie denn eingestellt?)


und trotzdem den Betrieben die notwendige Sicherheit
für ihre Personalplanungen zu geben. Im Jahr 2006 fie-
len die Ergebnisse regional sehr verschieden aus. Es gibt
genug Beispiele, wo es bereits im ersten Jahr geklappt
hat. Ich habe schon im Oktober 2006 unter anderem die
Erfolge der Arbeitsfördergesellschaft Ortenau aus mei-
nem Wahlkreis vorgestellt. Es handelt sich wohlgemerkt
um einen Kreis mit einer Arbeitslosenquote von aktuell
unter 5 Prozent. Die Vermittlungsbemühungen waren
hier trotz geringen bürokratischen Aufwands erfolg-
reich. Im April dieses Jahres haben wir die Arbeitsagen-
tur in Neuruppin besucht und gesehen, dass es auch in
dieser Region möglich ist, die Quote von 20 Prozent
nichtausländischer Erntehelfer zu erreichen. – Sie brau-
chen nicht den Kopf zu schütteln, Herr Kollege Geisen.
Das waren die Ergebnisse unseres dortigen Besuchs.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Die Quote wurde locker erreicht!)


Gleichwohl wissen wir, dass es insbesondere in Re-
gionen mit relativ niedriger Arbeitslosigkeit zu Proble-
men kam. So wurde als Handlungsbedarf für dieses Jahr
festgehalten, dass die öffentlichen Vermittlungstellen
ihre Anstrengungen im Hinblick auf eine passgenaue
Vermittlung weiter verstärken sollen und die Möglich-
keit zur Beauftragung Dritter intensiver genutzt werden
soll. Außerdem müssen die Kontakte zu bzw. die Koope-
rationen mit den Arbeitgebern verbessert werden.

Die Arbeitgeber ihrerseits bekannten sich zur Not-
wendigkeit der vertrauensvollen und konstruktiven Zu-
sammenarbeit mit den öffentlichen Arbeitsvermittlun-
gen. Insbesondere wurde die rechtzeitige Meldung des
saisonalen Kräftebedarfs vereinbart. Das hat auch ge-
klappt. Anfang April wies die Bundesagentur für Arbeit
ihre Agenturen zusätzlich an, insbesondere in Regionen
mit geringer Arbeitslosigkeit und hohem Bedarf an Sai-
sonarbeitskräften die Vermittlung von ausländischen
Erntehelfern zu erleichtern.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Hört! Hört!)


Ich weiß nicht, ob Ihnen das entgangen ist.

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(C (D Alle diese Punkte spielen eine Rolle, wenn man wie etzt seitens des Bundesministeriums für Arbeit und Soiales die vorgelegten Daten betrachtet. Darin heißt es: Die Zahl der Zulassungen von ausländischen Arbeitskräften in der Landwirtschaft wird dieses Jahr voraussichtlich genauso hoch ausfallen wie 2006. Während die Zahl der polnischen Saisonarbeitskräfte die Gründe sind uns alle mittlerweile bekannt – weiter rückläufig ist, ist eine Zunahme der Zahl der rumänischen Arbeitskräfte zu verzeichnen. ier möchte ich an die skandalösen Beschäftigungsverältnisse, geschehen in Donauwörth, wo mehr als 00 rumänische Arbeitskräfte für 1 Euro bis 1,20 Euro (Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Das habe ich auch gesagt!)


earbeitet haben, erinnern.

Für viel bedeutender für die heutige Diskussion halte
ch, Herr Kollege Geisen, Folgendes: 33 500 Arbeitslose
ind im Bewerberpool erfasst. In diesem Jahr fehlen
ber die Stellenangebote aus der Landwirtschaft und
em Gartenbau. 33 500 Arbeitslose, die bewusst ausge-
ucht und oft bereits durch die Agenturen qualifiziert
urden, werden gar nicht nachgefragt. So ist es. Gleich-

eitig bekundeten einige Betriebe lautstark in der Presse
denen sind Sie auf den Leim gegangen –, dass der
pargel auf dem Feld bleiben muss und die Erdbeeren
ergammeln, weil angeblich nicht genügend Saisonar-
eitskräfte zur Verfügung stehen. Gebetsmühlenartig
ird sofort wieder die Abschaffung der Eckpunkterege-

ung verlangt.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Also gibt es nach Ihrer Meinung keine Probleme?)


n geprüften Einzelfällen waren weder das Kontingent
n ausländischen Beschäftigten ausgeschöpft noch wa-
en freie Stellen für Inländer gemeldet. Das sind die Zah-
en, die stimmen.

Sehr geehrte Damen und Herren, das zeigt deutlich:
ie Agenturen nehmen ihre Aufgaben mit viel Engage-
ent wahr. Die Einrichtung zusätzlicher grüner Agentu-

en, wie von Bündnis 90/Die Grünen gefordert, halte ich
eswegen zumindest derzeit noch nicht für zielführend.

Wie wir mit der Eckpunkteregelung nach 2007 umge-
en werden, entscheiden wir nach Analyse der Ergeb-
isse der Obsternte und Weinlese in intensiven Diskus-
ionen. Klar ist jedoch: Die Eckpunkteregelung ist bes-
er als ihr Ruf. Ich appelliere an die Arbeitgeber, ihrer
esellschaftlichen Verpflichtung nachzukommen und
erstärkt wieder freie Stellen für inländische Arbeits-
räfte zu melden.

Dass wir natürlich den Antrag der FDP ablehnen, ist
öllig klar.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610523000

Es spricht jetzt Kirsten Tackmann für Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610523100

Sehr geehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Sehr geehrte Gäste! Das Problem Saisonarbeit ist
Teil eines sehr zentralen Themas: Wir brauchen dringend
Arbeitsplätze in den Dörfern, und zwar existenzsi-
chernde. Wenn wir alles so weiterlaufen lassen, dann ste-
hen wir zunächst in Ostdeutschland, aber später auch
woanders vor der ernsthaften Frage: Wollen wir uns da-
mit abfinden, dass Dörfer aufgegeben werden? Die reale
Abwanderung von jungen Frauen war ja gerade Thema.
Meine These ist: Sie wandern nicht nur der Arbeit hin-
terher. Sie gehen auch, weil der Abbau der sozialen und
kulturellen Infrastruktur ihre Teilhabe an der Gesell-
schaft nicht mehr ermöglicht.

Zu dieser Debatte gehört ein weiterer Trend: die stei-
gende Zahl nur noch saisonal verfügbarer Arbeitsplätze
in den Dörfern. Wollen wir die Dörfer erhalten, muss die
Arbeit so organisiert werden, dass sie zur Existenzsiche-
rung in der Region beitragen kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Das gilt auch und besonders für die Arbeitsplätze in der
Ernte von Sonderkulturen.

Für uns Linke ist die Grundforderung klar: Von Ar-
beit muss man leben können.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist leider nicht selbstverständlich. Im Mai 2007 be-
richtete die Bundesagentur für Arbeit, dass mindestens
500 000 Menschen in diesem Lande trotz Arbeit ALG II
beziehen.

Wohin es führt, wenn man die Verhandlungen über
den Preis der Arbeitskraft dem Markt überlässt, zeigt der
Fall aus Donauwörth, über den gerade meine Kollegin
Drobinski-Weiß berichtet hat. 118 Rumänen wurden für
1 Euro pro Stunde unter unwürdigen Bedingungen zur
Ernte eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen
Verdachts des Menschenhandels zur Ausbeutung von
Arbeitskräften. Sicher, das ist ein Extrembeispiel. Aber
auch 3,80 oder 6 Euro sind angesichts der Schwere die-
ser Arbeit und der Kurzzeitigkeit des Verdienstes kein
fairer und schon gar kein existenzsichernder Lohn.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Woher wissen Sie das denn? Die sind doch in dem Bewusstsein gekommen, dass sie das bekommen!)


Die Hauptfaktoren für das Fehlen der Saisonarbeits-
kräfte sind aus unserer Sicht erstens die geringen Löhne
und zweitens die schweren Arbeitsbedingungen. Daher
bleibt für Die Linke die Forderung nach einem gesetzli-
chen Mindestlohn, und zwar in allen Bereichen der
Landwirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D estern konnten wir erfahren, dass bei den Milchbauern ogar bei Familienbetrieben der nicht faire Milchpreis ur Selbstausbeutung führt. (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Über den Kündigungsschutz müssen Sie auch noch reden!)


Die Linke fordert außerdem Überlegungen zur Ver-
tetigung von saisonaler Arbeit. Auch Saisonarbeits-
räfte brauchen schließlich eine soziale Absicherung.
ir haben dazu einen Antrag vorgelegt, der die sehr gu-

en Erfahrungen mit Arbeitgeberzusammenschlüssen in
rankreich aufgreift. Darüber sollten wir nach der Som-
erpause dringend reden.

Zum Antrag der FDP. Inzwischen ist doch völlig klar,
ass nicht die 10 Prozent einheimischen Arbeitskräfte,
ie für die Saisonarbeit eingestellt werden müssen,
chuld sind, wenn die Ernte nicht eingeholt werden
ann. Viele Betriebe in Brandenburg, die mit 100 Pro-
ent Einheimischen die Ernte in die Scheuer fahren, zei-
en doch, dass das geht. Das Problem ist: Die zugelasse-
en 90 Prozent Erntehelfer aus der EU kommen nur
och begrenzt, weil die Löhne zu niedrig sind.

Jetzt die Lohndumpingkarawane weiterziehen zu las-
en, ist aus unserer Sicht völlig absurd. Wir Linken fragen
ußerdem: Mit welchem Recht sollten für ukrainische
der rumänische Saisonarbeitkräfte andere Bedingungen
elten als für unsere eigenen?


(Beifall bei der LINKEN)


Die Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt hat gerade
in Zertifizierungssystem für faire Saisonarbeit erarbei-
et. Das halten wir für den richtigen Weg. Selbst der hes-
ische Bauernverband gesteht ein, dass es wohl mittel-
ristig darauf hinauslaufen wird, dass die Löhne steigen
üssen.

Die Linke teilt die Forderungen aus dem Antrag der
rünen: Wir brauchen ein Anreizsystem, eine faire Ent-

ohnung, faire Unterbringungs- und Arbeitsbedingun-
en, eine Verbesserung der Vermittlung von Saisonar-
eitskräften und eine koordinierte, bedarfsgerechte Aus-
nd Weiterbildung. Die Linke spricht sich klar für eine
ranchenübergreifende Vernetzung saisonaler Arbeits-
öglichkeiten in den Dörfern aus, vom Forstbetrieb über
artenbau und Landwirtschaft bis zum Hotel oder zu
fz-Werkstätten. Dazu können die vorgeschlagenen grü-
en Agenturen durchaus beitragen.

Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns
ach der Sommerpause dringend über Arbeitgeberzu-
ammenschlüsse reden! Das ist sicherlich der bessere
eg.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610523200

Brigitte Pothmer spricht jetzt für Bündnis 90/Die

rünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610523300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Anders

als die FDP-Fraktion und – wenn ich mir die Rede von
Frau Mortler noch einmal in Erinnerung rufe – ganz of-
fensichtlich auch anders als die CDU/CSU-Fraktion hal-
ten wir das Ziel, deutsche Arbeitslose auch für die Ernte-
arbeit zu gewinnen, im Prinzip für richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir glauben allerdings, dass die Wege, die von der Gro-
ßen Koalition und von dieser Regierung eingeschlagen
worden sind, letztlich ungeeignet sind. Diesen Versuch
gab es ja immer wieder einmal, in den vergangenen Jah-
ren. Ich finde es eigentlich schade, dass Sie aus den Er-
fahrungen vergangener Versuche so wenig gelernt ha-
ben.

Auch landwirtschaftliche Betriebe sind zum Teil
hochtechnisiert und müssen sehr effektiv arbeiten, weil
sie sonst ihre wirtschaftliche Grundlage gefährden. Aus
diesem Grund brauchen sie wie jeder andere Betrieb mo-
tivierte und qualifizierte Beschäftigte. Deswegen glaube
ich, dass eine Sonderregelung für landwirtschaftliche
Betriebe in der Sache nicht richtig ist.

Auch wenn ich hier nicht alle Schlagzeilen, die es ge-
geben hat – zum Beispiel „Spargel verfault auf den Fel-
dern“, „Erdbeeren werden nicht abgeerntet“ –, wiederge-
ben will, lässt sich aber doch nicht bestreiten, dass die
derzeitige Regelung nicht wirklich funktioniert und dass
es immer wieder zu erheblichen Problemen kommt. Das
können auch Sie nicht bestreiten. Es ist sogar durch den
Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundeslandwirt-
schaftsminister Gerd Müller – wenn Sie so wollen: re-
gierungsamtlich – festgestellt worden. Frau Mortler hat
dies im Grunde hier bestätigt.

Weil wir uns in dem Ziel einig sind und es im Prinzip
richtig finden, was Sie da versuchen, haben wir Ihnen ei-
nen Vorschlag vorgelegt, der aufzeigt, wie mit grünen
Agenturen andere Wege beschritten werden können. Die
grünen Agenturen greifen die Erfahrungen der Regionen
auf, in denen das Konzept erfolgreich gewesen ist. Des-
wegen kann ich nicht verstehen, dass Sie dieses Konzept
ablehnen und nicht übernehmen wollen. Nach meinem
Eindruck gehen Ihre Argumente hier nicht sehr tief; weil
dieses Konzept leider den Oppositionsmakel hat, lehnen
Sie es reflexartig ab. Das ist für die Sache allerdings sehr
schlecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Probleme, die die Landwirtschaft mit den Ernte-
helfern hat, werden wirklich regierungsamtlich herbei-
geführt. Erstens nutzen Sie unzureichend die vorhande-
nen Chancen, auch deutsche Arbeitnehmer in diesen
Arbeitsmarkt zu integrieren und ihnen dort eine Perspek-
tive zu geben. Zweitens liegt die Ursache des Problems
– dies wird jetzt immer deutlicher –, das wir insbeson-
dere mit den polnischen Saisonarbeiterinnen und -arbei-
tern haben, in den Restriktionen der Arbeitnehmerfreizü-
gigkeit in Deutschland.

In dieser Branche werden dringend Mindestlöhne ge-
braucht;

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


benso dringend notwendig ist die Ausweitung des
rbeitnehmer-Entsendegesetzes. Wir müssen doch

inmal begreifen, dass wir in Deutschland keine Angst
avor haben müssen, dass wir von Arbeitskräften aus
steuropäischen Ländern überschwemmt werden.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Diese Arbeitskräfte wollen auch leben! Das gönnen sie denen nicht!)


ünftig werden wir nicht nur bei qualifizierten Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmern eher vor der Situation
tehen, dass wir die Konkurrenz mit anderen europäi-
chen Ländern um diese Arbeitsplätze positiv bestehen
üssen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wie lange dauern eigentlich vier Minuten?)


Angesichts dessen muss die Eckpunktevereinbarung
eg. Es muss ein Mindestlohn her, und es muss eine
usweitung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes geben.
enn selbst das Landvolk Sie dazu schon auffordert,

ann können Sie Ihre Ohren nicht länger davor ver-
chließen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610523400

Michael Hennrich hat für die CDU/CSU-Fraktion das

ort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Hennrich (CDU):
Rede ID: ID1610523500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute ist der
alendarische Sommeranfang. In drei Tagen wird der
bschluss der Spargelernte sein, auch die Erdbeeren

ind weitestgehend geerntet, und die Grünen und die
DP kommen passend mit einem Antrag, der angeblich
as Ziel verfolgt, den Landwirten bei der Ernteeinbrin-
ung zu helfen.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der liegt schon ganz lange vor!)


s sind Anträge, die wir im vergangenen Jahr schon be-
andelt haben


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Immer abgelehnt!)


nd die mit einer Mehrheit von 80 bzw. 90 Prozent abge-
ehnt wurden.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Abgelehnt gegen besseres Wissen!)


Ich will nicht die Augen vor den Problemen der Land-
irtschaft verschließen. Wir alle haben die Berichte über

aulende Erdbeeren und nicht eingebrachte Spargel-






(A) )



(B) )


Michael Hennrich
ernten verfolgen können. Die „FAZ“ hat in dieser Woche
getitelt: „Getrübtes Spargelidyll“.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Glauben Sie das nicht?)


– Das glaube ich teilweise schon. – Wir haben diverse
Fernsehsendungen dazu gesehen. Aber dies waren Ein-
zelfälle, aus denen pauschale Verallgemeinerungen ge-
macht wurden.

Nach meiner Überzeugung stellt sich die Situation
differenzierter dar. Es hat viele Fälle gegeben, in denen
die Einbringung der Ernte gut geklappt hat; dies war lei-
der Gottes keiner Berichterstattung wert. In Niedersach-
sen haben polnische Saisonarbeitskräfte in der Tat ge-
fehlt. Ich räume ein, dass es auch Probleme bei der
Integration inländischer Arbeitskräfte bei der Erntehilfe
gibt.

Einen Aspekt aber haben Sie alle bei der Diskussion
vollkommen unberücksichtigt gelassen: Wir hatten ein
gutes Erntejahr. Auch dies wäre einer Erwähnung wert
gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Am Montag fand eine Tagung zum Thema „Arbeits-
kräfte in Europa“ statt. Die FDP und die Grünen haben
gefehlt. Es hätte ihnen gut getan, an dieser Tagung teil-
zunehmen; dann hätten sie nämlich ein wenig hinzuge-
lernt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Genau!)


Vertreter aus Polen, Dänemark und Österreich waren an-
wesend. Sie haben uns die Situation in ihren Ländern
geschildert: In Dänemark und Österreich herrscht ein
Fachkräftemangel, aber auch ein Mangel an geringquali-
fizierten Kräften. In der Folge werden Löhne von bis zu
10 Euro gezahlt. Es ist natürlich bei Stundenlöhnen von
5,50 Euro oder 6 Euro hier bei uns relativ schwierig, da-
mit zu konkurrieren. Dafür brauchen wir keinen Min-
destlohn. Da vertraue ich auf den Markt; der Markt wird
das regulieren.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Sehen Sie es doch einmal von der anderen Seite!)


In Polen ist die Konjunktur gut und die Arbeitslosen-
quote rückläufig. Viele polnische Arbeitskräfte haben
schlicht und ergreifend keine Motivation, als Saisonar-
beiter tätig zu sein. Das hat zu den Problemen, die Sie
geschildert haben, geführt.

Ich bin bereit, darüber nachzudenken, was neu gere-
gelt werden muss. Brauchen wir mehr Flexibilisierung?
Ich will Sie daran erinnern, dass die Europäische Union
im Herbst vier Richtlinien zum Thema Arbeitsmigration
erlassen wird. Das Thema der zirkulären Migration, der
Saisonarbeitskräfte, wird dabei unter anderem eine Rolle
spielen. Ich bin strikt gegen nationale Alleingänge. Wir
sollten auf die Regelungskompetenz und die Regelungs-
fähigkeit der Europäischen Union vertrauen.

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(C (D Alle Arbeitskräfte aus Osteuropa, die wir hier einseten, fehlen in den Herkunftsländern. Das sollten vor alem die Grünen bedenken. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin doch dafür, Deutsche hier einzusetzen!)


ch glaube nicht, dass es eine Lösung wäre, Arbeitskräfte
us der Ukraine und Rumänien einzusetzen. Wer
,7 Millionen Arbeitslose hat, sollte die Erntehelfer aus
iesem Arbeitskräftereservoir schöpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es gibt genug erfolgreiche Modelle. Ich erinnere an
ie Kooperation von Eberswalde mit Darmstadt – aus
randenburg wurden 200 Saisonarbeiter nach Südhessen
ermittelt – und an die Modelle der Arbeitnehmerüber-
assung in Germersheim. Wir brauchen keine zusätzli-
hen grünen Agenturen. Es reicht, dass die Grünen im
eutschen Bundestag vertreten sind.

Wenn alle Beteiligten den Willen haben, im Sinne von
est Practice aus guten Beispielen zu lernen, wenn ver-
ünftige Löhne gezahlt werden und der Arbeit der Ernte-
elfer Wertschätzung entgegengebracht wird, werden
ir auch im nächsten Jahr einen guten Schritt vorankom-
en. Ich glaube, unser Modell funktioniert. Der Vor-

chlag der FDP, die in Bezug auf Saisonarbeiter beste-
ende Quote aufzuheben, läuft meines Erachtens, da sie
icht einmal ausgeschöpft wird, vollkommen ins Leere.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610523600

Jetzt spricht Rolf Stöckel für die SPD-Fraktion.


Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1610523700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

etzte Spargel – Herr Hennrich hat es gesagt – ist fast ge-
essen. Der Antrag der FDP passt zur Kritik in den Me-
ien an der Eckpunkteregelung, die angeblich verhin-
ert, dass die deutschen Bauern nicht genügend
usländische Saisonarbeitskräfte rekrutieren können.

Frau Mortler hat von einem gnadenlosen Markt ge-
prochen. Frau Mortler, lassen Sie uns gemeinsam über-
egen, wie wir ihn – als Sozialpolitiker sehe ich das je-
enfalls so – zu einem fairen Markt entwickeln können.
err Dr. Geisen, bei Ihrer Rede fiel mir eine Schmon-

ette von Robert Gernhardt ein, der einmal sinngemäß
estgestellt hat: „Früher war alles besser“, sagte der
roßgrundbesitzer, als seine Flinte den Bauern ver-

ehlte.


(Heiterkeit bei der SPD – Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Wir müssen auch an die Landwirtschaft denken! Sonst gehen noch mehr Arbeitsplätze verloren! Sie vernichten gute Arbeitsplätze, deutsche Arbeitsplätze!)


Hier sind schon einige Beispiele und gute Modelle
enannt worden. Ich erinnere an die Zusammenarbeit






(A) )



(B) )


Rolf Stöckel
von Arbeitsagenturen und Bauernverbänden, zum Bei-
spiel den Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsver-
band, bei dem ich öfter zu Besuch bin. Auch ich habe die
Spargel- und Erdbeerbauern in diesem Jahr besucht, weil
ich gerne ernte.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Haben Sie etwas gegen die Bauern? Dann sagen Sie es!)


– Ich habe überhaupt nichts gegen die Bauern. Aber ich
habe etwas gegen Bauern, die nicht begreifen, dass sie
sich im Zuge der Globalisierung vielleicht einmal mit
denen zusammensetzen sollten, die für faire Arbeitsbe-
dingungen, für faire Märkte, für faire Verbraucherpreise
und insgesamt für soziale Mindeststandards kämpfen,


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Und für die Arbeitnehmer, die Arbeit in Europa suchen!)


damit wir nicht auf die Ärmsten der Armen zurückgrei-
fen müssen, die bereit sind, die härteste Arbeit zu nied-
rigsten Löhnen zu machen.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Die sind arm, die da kommen!)


Es wird nicht nur klar, dass der Antrag der FDP auf
die zu fällende Entscheidung über eine mögliche Ände-
rung der Eckpunkteregelung zielt. Auch Ihr Welt- und
Menschenbild wird hier deutlich: eine Welt mit einigen
Besserverdienenden und vielen herumwandernden Ar-
beitern, die bereit sind, zu niedrigsten Löhnen und zu so-
zialen Mindeststandards, die man nicht mehr menschen-
würdig nennen kann, jede Arbeit anzunehmen, wenn sie
gebraucht werden.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Gönnen Sie dem polnischen Arbeitnehmer die paar Euro nicht?)


Das ist aber nicht unsere Vorstellung von einem fairen
Markt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie behaupten, der Spargel sei auf den Feldern verrot-
tet. Es gibt in der Tat in Einzelfällen Probleme; darüber
will ich nicht hinwegreden. Aber Ihre Behauptung ent-
spricht nicht den Zahlen, die uns von der BA geliefert
und von den Arbeitgeberverbänden bestätigt werden. In
diesem Jahr sind annähernd genauso viele ausländische
Saisonarbeitskräfte gemeldet wie im letzten Jahr. Es gibt
in der Tat weniger polnische Saisonarbeiter. Dafür gibt
es mehr rumänische. Die Anmeldezahlen zeigen uns,
dass es bis Ende dieses Jahres – jetzt wird ja noch nicht
abgerechnet – zu einer fast 100-prozentigen Bedarfsde-
ckung kommt, auch deswegen, weil Härtefallregelungen
und die Regelungen bei Betriebserweiterungen voll grei-
fen.

Außerdem sagt die BA: 33 500 Arbeitssuchende ste-
hen zur Verfügung.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Qualifizierte!)


Diese wollen die Arbeit machen. Sie sind nicht unquali-
fiziert oder unwillig. Sie wollen auch zu Löhnen arbei-
ten, die nicht über der Leistungsgrenze des ALG II lie-
gen.

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(C (D Es gibt das Modell des Landesbauernverbandes chleswig-Holstein mit den Argen, in dessen Rahmen it Landesunterstützung wesentlich mehr deutsche, ehr inländische Arbeitssuchende für einen Stundenlohn on 7,50 Euro eingestellt werden. Natürlich brauchten ir mehr solcher guten Projekte in den Argen; ich habe inige Beispiele genannt. Deswegen halte ich die grünen onderagenturen in diesem Bereich für überflüssig. Es ommt darauf an, dass wir die konkrete Aktivierung der angzeitarbeitslosen vor Ort verbessern und sie qualifiieren. Die Bauernverbände im Kreis Unna zum Beispiel ind selbstverständlich mit im Boot und im Beirat der rge vertreten. Aber es geht natürlich auch um Mindestlöhne. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Na endlich!)


ies ist hier mehrmals angesprochen worden. Dass we-
iger polnische Saisonarbeitskräfte zu uns kommen – die
auernverbände sprechen von 30 Prozent –, liegt

chlicht daran, dass sie in Großbritannien mehr verdie-
en – knapp 8 Euro –


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nd dass in Polen die Löhne steigen. Wer diese Realität
icht anerkennen will, immer noch der Meinung ist, dass
ir in Deutschland keine Mindestlöhne brauchen, und
enkt, das alles mache schon der Staat, während die Ar-
eitgeber die sozialen Mindeststandards weiter senken
önnten, ist auf dem Holzweg.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Stimmt doch gar nicht!)


as wollte ich Ihnen einmal sagen. Wir lehnen Ihren An-
rag ab.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Das wird Ihnen noch leidtun!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610523800

Ich schließe damit die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
herschutz zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem
itel „Eckpunktevereinbarung zum Einsatz von Ernte-
elfern in der Landwirtschaft grundlegend überarbeiten“.
er Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung

uf Drucksache 16/5170, den Antrag der Fraktion der
DP auf Drucksache 16/2685 abzulehnen. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung mit
en Stimmen der Koalition, des Bündnisses 90/Die Grü-
en und der Linken gegen die Stimmen der FDP ange-
ommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit und
Soziales zu dem Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/
Die Grünen mit dem Titel „Qualifizierung statt Quoten –
Vermittlungsagenturen für landwirtschaftliche und an-
dere grüne Berufe“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/3376, den An-
trag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf
Drucksache 16/2991 abzulehnen.

Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist diese Be-
schlussempfehlung mit den Stimmen der Koalition und
der FDP gegen die Stimmen des Bündnisses 90/
Die Grünen bei Enthaltung der Linken angenommen.

Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 14 a und 14 b
auf:

a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten
Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung der
Qualifizierung und Beschäftigungschancen
von jüngeren Menschen mit Vermittlungs-
hemmnissen

– Drucksache 16/5714 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Zweiten Gesetzes zur Änderung des Zweiten
Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung der
Beschäftigungschancen von Menschen mit
Vermittlungshemmnissen

– Drucksache 16/5715 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Es ist verabredet, hierüber eine halbe Stunde zu de-
battieren. – Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann
ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
Kollegin Gabriele Lösekrug-Möller für die SPD-Frak-
tion.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Ich glaube, der Aufruf dieser agesordnungspunkte hat deutlich gemacht: Beide Geetzentwürfe benötigen schlüssige Titel. Es hat lange geauert, bis klar war, worüber wir jetzt überhaupt reden. ch fasse es wie folgt zusammen: Wir diskutieren über ine Perspektive Arbeit. Darum geht es. Das ist die küreste Formel für beide Gesetzentwürfe, die wir heute in rster Lesung beraten. Ein Aufschwung – das wissen wir – ist etwas Wunerbares. Noch schöner ist er, wenn Mann und Frau daon profitieren. ch stelle fest: Der Aufschwung in unserem Land ist räftig, die Wirtschaft brummt, und die Auftragsbücher ind voll. Es gibt sogar sichtbare Lücken beim Arbeitsräfteangebot. Eine besonders gute Nachricht ist: Der Aufschwung st stabil. Er ist kein Strohfeuer und keine Eintagsfliege, ondern er ist nachhaltig. Deshalb fragen sich vielleicht inige von Ihnen: Warum brauchen wir dann überhaupt och eine Perspektive Arbeit als steuerfinanziertes Areitsmarktinstrument? Regierung und Koalition sagen: ir wollen dieses Instrument; denn es ist notwendig. ir möchten, dass der Startschuss am 1. Oktober dieses ahres fällt. Wir wissen, dass bestimmte Zielgruppen Starthilfe rauchen, um in Beschäftigung zu kommen, insbesonere junge Menschen. Das wurde auch in der bildungsolitischen Debatte, die wir heute Vormittag geführt haen, deutlich. Die jungen Leute liegen uns besonders am erzen. Für sie, die U 25, schaffen wir zwei neue Förerinstrumente und verstetigen ein bereits sehr erfolgreihes Instrument, das EQJ-Programm; damit sind weitere egelungen verbunden. In gleichem Maße engagiert sich die Koalition für die 25 – so sagt man das heute –, für jene, die arbeitsarktfern sind und deren Vermittlung an mehr als nur ei em Hindernis scheitert. Auch dieser Gruppe wollen wir ie Option auf einen Arbeitsplatz eröffnen. Lassen Sie mich zunächst auf das eingehen, was junen Menschen dabei helfen soll, den Start ins Arbeitsleen erfolgreich zu meistern. Bei beiden Vorhaben hanelt es sich um Arbeitgeberzuschüsse, die im SGB III orgesehen sind, beide sehen eine Förderung für die auer von bis zu zwölf Monaten vor, und beide sind jeen Jugendlichen vorbehalten, die seit mindestens sechs onaten – leider erfolglos – eine Arbeitsstelle suchen. Der Unterschied zwischen den Vorhaben besteht dain, dass das eine Instrument jenen helfen soll, die ohne erufsausbildung starten. Deshalb ist es naheliegend, ass wir die Auflage machen, dass ein bestimmter Anteil er Zuschüsse, nämlich 15 Prozent, der Qualifizierung ienen muss. Gabriele Lösekrug-Möller Nur wenn diese Bedingung erfüllt ist, kann ein Zuschuss von bis zu 500 Euro pro Monat gewährt werden. Ein paar Zahlen zur Zielgruppe – damit niemand denkt, es handele sich um wenige Versprengte –: Wir gehen davon aus, dass zurzeit knapp 100 000 Jugendliche länger als sechs Monate arbeitslos sind. Circa 60 Prozent von ihnen verfügen nicht über einen Berufsabschluss. Dieses Vorhaben ist das richtige Angebot, diese jungen Menschen zu erreichen. Das zweite Förderinstrument richtet sich an die übrigen 40 Prozent, an jene, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen, den Start ins Berufsleben aber noch nicht geschafft haben. Auch sie brauchen Unterstützung, um den Berufseinstieg zu schaffen. Hier ist die Förderkulisse nicht ganz so üppig. Dennoch ist auch in diesem Bereich eine Förderung notwendig. Denn wir sind der Meinung, dass ein guter Start ins Arbeitsleben die beste Hilfe ist, die wir jungen Menschen überhaupt geben können. Deshalb sage ich: Beide Vorhaben sind kluge Investitionen. Das ist die richtige Verwendung der Gelder. Beide Maßnahmen sind bis zum Jahre 2010 angelegt. Starten sollen sie – das sagte ich schon – am 1. Oktober dieses Jahres. Auch das EQJ-Programm – ich sprach es an; es ist ein Erfolgsprogramm – wird mit diesem Gesetzesvorhaben verstetigt. Sie alle wissen: Wir haben es seit 2006 auf 40 000 Plätze aufgestockt. Wir wollen, dass dieses Programm dauerhaft guten Dienst leistet. Die Begleitforschung hat nämlich ergeben, dass es Sinn macht: Zwei Drittel der EQJ-Teilnehmer haben die Chance zu einer Ausbildung und bekommen damit die berufliche Perspektive, die wir allen jungen Menschen wünschen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
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(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


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Im Übrigen räume ich mit dem Vorurteil auf, die EQJ
verdränge Ausbildungsplätze. Das Gegenteil ist der Fall:
Es wurden sogar neue geschaffen.

Meines Erachtens haben wir jetzt hinreichend über
die unter 25-Jährigen gesprochen. Wir haben auch ein
Vorhaben, das die Älteren betrifft, und zwar den harten
Kern der Langzeitarbeitslosen, dem wir besondere Hilfe
bieten wollen. Das haben wir in unserer Koalitionsver-
einbarung so niedergelegt, und jetzt wollen wir zur Tat
schreiten. Wir haben in der AG „Arbeitsmarkt“ des
Ministeriums für Arbeit und Soziales intensiv gearbeitet.
Die SPD-Fraktion hat an ihrem Ansatz „Jobperspektive“
gefeilt. Heute bringen wir den Entwurf eines Gesetzes
zur Verbesserung der Beschäftigungschancen von Lang-
zeitarbeitslosen ein. „Was ist das Besondere an diesem
Ü-25-Angebot?“, werden Sie fragen. Manche nennen es
den sozialen Arbeitsmarkt. Ich meine, der Name ist nicht
entscheidend. Entscheidend ist, dass dieser Personen-
kreis einen neuen Zugang bekommt und ihm eine ange-
messene und zielführende Förderung zuteilwird.

Stellen Sie sich einmal gemeinsam mit mir die viel zu
große Gruppe der Menschen vor, die Arbeitslosengeld II
beziehen. Betrachten Sie dabei nicht den erheblichen
Teil der Aufstocker, also jene, die von ihrem Arbeitslohn

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(C (D icht leben können. Dann bleiben immer noch viele. iese Gruppe ist allerdings nicht statisch und sie ist auch icht homogen. Denn viele kommen neu hinzu, während ndere ausscheiden. Dennoch bleibt ein bestimmter Peronenkreis über lange Zeit fest im Bezug von Arbeitsloengeld II. Was sind die Merkmale dieses Personenkreises? iese Personen sind älter als 25. Sie sind zwar erwerbs ähig, aber arbeitsmarktfern, also lange arbeitslos, und ie haben oftmals schwere, in der Person liegende Verittlungshemmnisse. Zudem haben zurückliegende Ak ivierungen – so schränken wir das ein – nicht zu einem ingliederungserfolg geführt. Das heißt, diese Personen aben Maßnahmen bekommen; dennoch hat nicht gelappt, was wir ihnen wünschen, nämlich Beschäftigung m ersten Arbeitsmarkt zu finden. Hinzu kommt, dass ir im Hinblick auf den Personenkreis, den wir ins Auge assen und der all diese Merkmale mitbringt, leider saen müssen: Die Prognose, in den nächsten 24 Monaten n Arbeit zu kommen, ist negativ. Was haben wir in der Vergangenheit mit diesen Persoen gemacht? Sie haben eine Maßnahme nach der andeen bekommen, unterbrochen von Zeiten der Arbeitsloigkeit. Das ist kein gut angelegtes Geld, und das ist für ie Betroffenen keine gute Entwicklung. Wir wollen mit er Beschäftigungsperspektive, die wir heute auf den eg bringen, einen neuen Zugang wählen. Wir sagen: ür diese Personengruppe, die weitaus mehr als 100 000 mfasst, muss es ein Instrument geben, das eine langfrisiger Förderung ermöglicht. Ich glaube, darüber besteht n diesem Hause Konsens. Wir haben uns im Vorfeld dieses Gesetzgebungsverahrens intensiv mit Experten aus der Praxis beraten. Wir aben wichtige Impulse aus den Integrationsbetrieben ekommen, Anregungen aus dem Bereich der sozialen etriebe aufgenommen und kommunale Vertreter kon ultiert. Sie alle haben uns zu diesem Schritt ermutigt. ir stellen fest: Die Richtung stimmt. Wir wissen, dass ieser Weg steinig ist. Herr Staatssekretär, ich glaube der ine oder andere Kiesel muss noch beiseitegeräumt weren, damit das gesamte Projekt gelingt. Dennoch sind ir zuversichtlich. Tritt das Gesetz in Kraft, können wir n dieser Legislaturperiode bis zu 100 000 Menschen auf iesem Weg in Arbeit bringen – eine Perspektive, die sie hne diese Maßnahme nicht hätten. Deswegen werbe ich afür. Der Erfolg steht und fällt mit passgenauer Vermittung vor Ort. Diese Möglichkeit sieht das Gesetz vor. er Zuschuss fällt – so sage ich einmal – angemessen att aus, weil wir wollen, dass viele Arbeitgeber die hance nutzen, ihrem Engagement und ihrer Bereit chaft, diesem Personenkreis zu Arbeit zu verhelfen, orm zu geben. Wir wissen, dass diese Maßnahme Geld ostet. Wir sehen allerdings auch, dass dadurch an andeen Stellen gespart wird. Denn wir reden über sozialvericherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, die den ozialversicherungen Einnahmen bringen. Ich will schließen, weil meine Redezeit leider zu nde ist. Ich hätte gerne noch mehr zu diesem Thema usgeführt; aber eine wichtige Sache möchte ich noch Gabriele Lösekrug-Möller formulieren: Mein Dank geht an das zuständige Ministerium. Ich weiß, dass wir in kürzester Zeit eine erhebliche fachliche und wirklich gute Zuarbeit erhalten haben. Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich dafür. Engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben dazu beigetragen, dass wir, sofern wir guten Willens sind, diesen Gesetzentwurf noch vor der Sommerpause verabschieden können. Vielen Dank. Jetzt spricht Jörg Rohde für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Lösekrug-Möller, zunächst zu Ihnen: Der Aufschwung, von dem Sie wieder einmal sprechen, geht im Wesentlichen an den Langzeitarbeitslosen vorbei. Das ist mit ein Grund dafür, warum wir heute hier stehen. Wir befassen uns mit den Sorgenkindern des Arbeitsmarktes, mit Menschen, denen die Türen zum Arbeitsmarkt aus den verschiedensten Gründen bisher verschlossen blieben. Die – gelegentlich auch vorgeschobenen – Gründe dafür sind vielfältig: keine ausreichende Schulbildung und Berufsqualifikation, Sprachprobleme, Krankheit, Behinderung, ein hohes Lebensalter und vieles mehr. Je schwerwiegender diese Vermittlungshemmnisse sind, umso intensiver, persönlicher und eben auch betriebsnäher muss die Betreuung dieser Arbeitsuchenden sein. So verwundert es nicht, dass sich Union und SPD mit den vorliegenden Gesetzentwürfen wieder einmal den Liberalen annähern. Schon seit Jahren predigen wir Ihnen von der Regierungskoalition und den Kolleginnen und Kollegen von noch weiter links, dass der Schlüssel zur Integration in den Arbeitsmarkt allein in der betrieblichen Ausbildung und Qualifizierung liegt. Außerbetriebliche Qualifizierungsmaßnahmen haben sich weitgehend als wirkungslos erwiesen. Sie schaden den Arbeitsuchenden oft mehr, als sie ihnen nützen. Deswegen ist jeder Ansatz, durch den Arbeitsuchende mit der betrieblichen Praxis konfrontiert und dort gefördert und gefordert werden, ein Schritt in die richtige Richtung. Vor allem den Gesetzentwurf zum SGB III müsste es aber nicht geben – und das ist entscheidend –, wenn nicht so viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss oder ohne eine ausreichende Qualifikation zur Aufnahme einer Berufsausbildung verlassen würden. Das SGB III ist nicht dafür da, die Versäumnisse der Bildungspolitik in Deutschland zu kompensieren. Es ist der f d s n s J m h h n b u d A m m J m H b A g G t n I n g d d w A t v g b l 2 c t g m c k d w J A w w e (C (D alsche Weg, von Beitragszahlern aufgebrachte Mittel er Arbeitslosenversicherung für die Beseitigung schulicher Defizite auszugeben. Ich begrüße deshalb die geplante Befristung der Maßahmen ausdrücklich; denn mittelund langfristig müsen wir andere Wege finden, um die Qualifizierung ugendlicher sicherzustellen. Unbenommen davon uss für diejenigen Jugendlichen, die die Schule bereits inter sich und auf dem Arbeitsmarkt keinen Fuß gefasst aben, etwas getan werden. Zahlreiche Integrationsfachdienste sowie kommuale Beschäftigungsund Qualifizierungsgesellschaften eweisen tagtäglich, dass eine individuelle Betreuung nd Unterstützung dieser schwer in Arbeit zu vermittelnen Klientel der einzig erfolgversprechende Weg in den rbeitsmarkt ist. Die FDP wird deshalb nicht müde, imer wieder auf eine Kommunalisierung der Arbeitsverittlung zu drängen. e direkter der Kontakt zwischen Arbeitsuchenden, Verittlern und Arbeitgebern ist, umso eher lassen sich indernisse überwinden und Probleme lösen. Dies gilt esonders dann, wenn nach der Vermittlung das neue rbeitsverhältnis vom Jobcenter oder von der zuständien kommunalen Stelle begleitet werden muss. Deshalb schlagen beim Betrachten der vorliegenden esetzentwürfe zwei Herzen in meiner Brust. Als Ver reter einer Optionskommune freue ich mich über die euen Instrumente. Ich weiß die Mittel beim Erlanger ntegrationsfachdienst ACCESS und bei der GGFA, eier Beschäftigungsund Qualifizierungsgesellschaft, in uten Händen. Zweifel habe ich jedoch, ob der Einsatz er Mittel auch bei den Arbeitsagenturen und Argen zu en gewünschten, positiven Effekten führt. Die FDP ird nicht nur deshalb die Vermittlungserfolge der genturen, Argen und Optionskommunen weiterhin kri isch begleiten. Lassen Sie mich noch einige Fragen zu Details der orliegenden Gesetzentwürfe stellen. Die sozialpädagoische Begleitung der Jugendlichen unter 25 Jahren leibt unklar. Welche sozialpädagogischen Maßnahmen iegen der Prognose von Kosten in Höhe von circa 00 Euro pro Person und Monat zugrunde? Wie soll sihergestellt werden, dass die sozialpädagogische Begleiung und die betriebliche Qualifizierung aufeinander abestimmt sind und sinnvoll ineinandergreifen? Wünschenswert ist meines Erachtens eine Art regeläßige Fallkonferenz unter Beteiligung des Jugendli hen, seines Jobvermittlers und des Arbeitgebers. Nur so ann sichergestellt werden, dass dem Grundsatz des Förerns und Forderns vollumfänglich Rechnung getragen ird. Zudem rege ich an, Anreize für eine Übernahme des ugendlichen in ein reguläres Arbeitsverhältnis nach dem uslaufen der Förderung zu schaffen. Es muss verhindert erden, dass Jugendliche nach Auslaufen der Förderung ieder in die Arbeitslosigkeit entlassen werden, zumal ine hinreichende Qualifizierung der Jugendlichen in vielen Jörg Rohde Unternehmen binnen zwölf Monaten neben einer eventuellen zusätzlichen sozialpädagogischen Begleitung kaum zu bewerkstelligen sein wird. Beim SGB II bereitet mir die Begrenzung der Förderung auf Arbeitsverhältnisse mit mindestens 50 Prozent bzw. möglichst sogar 100 Prozent der vollen Arbeitszeit Bauchschmerzen. Wer drei Stunden am Tag arbeiten kann, gilt in Deutschland als erwerbsfähig, selbst wenn nicht viel mehr als diese drei Stunden möglich ist. In der Begründung des Gesetzentwurfs wird sogar explizit auf die im internationalen Vergleich niedrige Schwelle zur Erwerbsfähigkeit verwiesen und die Vermittlung deutlich leistungsgeminderter Erwerbsloser deshalb zur besonders großen Herausforderung erklärt. Für viele Arbeitslose mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen wird eine volle Stelle ohnehin kaum zu bewältigen sein. Der Mindestumfang von 50 Prozent der vollen Arbeitszeit sollte deshalb gestrichen werden. Nur so können viele behinderte und gesundheitlich eingeschränkte Arbeitslose mithilfe des Beschäftigungszuschusses und begleitender Qualifizierung wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Für beide Programme entscheidend ist schließlich die Frage, ob die zusätzlichen Mittel den Kommunen auch sofort zur Verfügung stehen oder erst vorfinanziert werden müssen. Denn viele kommunale Jobvermittlungen arbeiten schon jetzt am Rande ihrer finanziellen Möglichkeiten. Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen. Bei der Kostenabschätzung wurden die Optionskommunen wegen der fehlenden Datenbasis zum personellen Umfang der Zielgruppen nicht erfasst. Auf welcher Grundlage sollen den Optionskommunen die Mittel für die neuen Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden? Diese Fragen sollten bei der Anhörung zu diesen Gesetzentwürfen und spätestens bis zur zweiten und dritten Beratung noch geklärt werden. Vielen Dank. Der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe hat jetzt das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle gen! Zunächst einmal meine Gratulation, Herr Kollege Rohde: Sie haben die Abwesenheit Ihres Kollegen Kolb genutzt, um sich ein Herz zu fassen und sich differenziert mit unseren Vorschlägen auseinanderzusetzen, (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jörg Rohde [FDP]: Ich hätte das auch gesagt, wenn Herr Kolb da gewesen wäre!)





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(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610524000
Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1610524100

(Lachen bei der SPD)


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist falsch!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610524200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1610524300

ganz im Gegensatz zu dem, was Ihre Fraktion sonst übli-
cherweise tut. Dazu gratuliere ich Ihnen, und dafür bin
ich dankbar.

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(C (D Sie haben Erlangen angesprochen. Der Abgeordnete tefan Müller ist in Erlangen direkt gewählt worden. Die SU sorgt dafür, dass vor Ort eine ordentliche Politik emacht wird. Wir sind dankbar, dass das anerkannt ird. (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Rohde [FDP]: In Erlangen ist die Welt in Ordnung! Schwarz-Gelb regiert die Stadt!)


Wir haben zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, mit denen
ir das umsetzen, was wir in der Arbeitsgruppe „Ar-
eitsmarkt“ verabredet haben. Dabei geht es um jeweils
eschränkte und sehr zielgruppenorientierte Modelle für
ombilöhne, das heißt um eine intelligente Kombina-

ion aus dem Einkommen, das jemand am Markt als Ar-
eitslohn erwirtschaften kann, und Transferelementen,
ie seitens des Staates dazukommen.

Die Große Koalition setzt – angespornt von den be-
eits erzielten Erfolgen bei der Bekämpfung der Arbeits-
osigkeit – zielgenau bei einzelnen Gruppen an, um an
iese Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt anzuknüpfen.
ch denke, damit sind wir auf einem guten Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben vor allem zwei Zielgruppen im Blick; die
ollegin Lösekrug-Möller hat völlig zu Recht darauf
ingewiesen. Wir wollen zusätzlich zu dem, was wir bis-
er getan haben, gezielt etwas für Jugendliche tun, weil
s extrem wichtig ist, dass die jungen Menschen zu Be-
inn ihrer Berufsphase nicht als Erstes die Erfahrung
achen, dass sie nicht gebraucht werden. Deswegen tun
ir etwas dafür, dass junge Menschen in Arbeit kom-
en, indem sie – wenn sie noch keine Berufsausbildung

aben – zunächst einmal qualifiziert werden. Dazu dient
er Qualifizierungszuschuss.

Der Eingliederungszuschuss ist ein zielgenaues In-
trument für diejenigen, die zwar eine Berufsausbildung
bgeschlossen haben, aber trotzdem arbeitslos werden.

Wir alle werden gelegentlich eingeladen, wenn die
ammern die Besten auszeichnen, die eine Ausbildung

bgeschlossen haben. Wie jeder weiß, gibt es nicht nur
ie Besten, sondern auch andere. Viele Unternehmen
olgen dem Appell der Politik, über den Bedarf hinaus
uszubilden, und übernehmen deshalb nicht alle. Noch
mmer gehen viele Firmen pleite. Es sind weniger als
rüher, aber immer noch so viele, dass junge Menschen
ach der Ausbildung zum Teil völlig ohne eigenes Zutun
uf der Straße stehen. Auch an sie müssen wir denken
nd uns darum bemühen, dass sie wieder in Arbeit kom-
en. Häufig reicht ein Anschub über eine begrenzte
eit. Deswegen ist dieses Instrument befristet.

Aber wir sagen den jungen Menschen damit: Wir las-
en euch nicht im Regen stehen. Wir helfen euch mit ei-
er passgenauen Förderung, damit ihr eine Ausbildung
bschließen könnt, wenn ihr das noch nicht getan habt,
amit ihr wieder in Arbeit kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist das Ziel, das wir mit diesem Gesetz verfolgen.






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Das EQJ-Programm wird in das Arbeitsförderungs-
recht aufgenommen. Damit lösen wir die im Rahmen des
bis zum Jahr 2010 verlängerten Ausbildungspakts ge-
machte Zusage ein, für die kommenden drei Jahre die
Förderung von jeweils 40 000 Plätzen sicherzustellen.
Mit diesem Gesetz ermöglichen wir auch die sozialpäda-
gogische Begleitung und organisatorische Unterstützung
bei betrieblicher Berufsausbildung und Berufsausbil-
dungsvorbereitung. Das ist ebenfalls ein wichtiges Ele-
ment. Von daher bieten wir jungen Menschen unter
25 Jahren eine Perspektive, in Arbeit zu kommen.

Wir wissen, dass wir auf diesem Gebiet Erfolge
vorzuweisen haben. Die Arbeitslosigkeit der unter
25-Jährigen ist innerhalb eines Jahres um fast 25 Prozent
zurückgegangen, deutlich stärker als die allgemeine Ar-
beitslosigkeit. Das macht uns Mut, an diesem Thema
dranzubleiben und etwas für die zu tun, die noch unver-
sorgt sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will nun etwas zum zweiten Gesetzentwurf sagen,
in dem es um die Verbesserung der Beschäftigungschan-
cen von Menschen mit Vermittlungshemmnissen geht,
wie es im Gesetzentwurf heißt. Die Menschen mit be-
sonders großen Vermittlungshemmnissen bezeichnet
man gelegentlich auch als besonders arbeitsmarktfern.

Wir von CDU/CSU und SPD haben uns schon im Ko-
alitionsvertrag dazu bekannt: Auch ein noch so nachhal-
tiger und starker wirtschaftlicher Aufschwung wird nicht
dazu führen, dass der Markt automatisch alle Menschen
in Beschäftigung bringt. – Wir sind froh, dass wir diesen
nachhaltigen und starken wirtschaftlichen Aufschwung
haben. Uns ist aber klar, dass wir die Hände nicht in den
Schoß legen können. Es gibt Hunderttausende von Ar-
beitslosen, die ohne zusätzliche Maßnahmen nicht in Be-
schäftigung gebracht werden können; das sage ich nicht
nur für meine Fraktion. Für uns ist das nicht nur ein Akt
der Arbeitsmarktpolitik, sondern leitet sich aus unserem
christlichen Menschenbild ab. Wir können die Men-
schen, die sich nicht selbst helfen können, nicht am
Wegesrand stehen lassen. Deswegen freue ich mich, dass
wir dies haben gemeinsam vereinbaren können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen Menschen, die besonders arbeitsmarktfern
sind, in den Arbeitsmarkt integrieren und dafür mehr
Mittel in die Hand nehmen als bei anderen arbeitmarkt-
politischen Instrumenten.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt gar kein zusätzliches Geld!)


Die bisherigen Erfahrungen bei der Umsetzung der
Regelungen des Sozialgesetzbuches II zeigen, dass es im
Verantwortungsbereich der Arbeitsgemeinschaften, der
Agenturen für Arbeit und bei getrennter Aufgabenwahr-
nehmung auch bei den zugelassenen kommunalen Trä-
gern eine nennenswerte Zahl von Menschen gibt, für die
die bisherigen Instrumente nicht ausreichen. Diese Men-
schen sind überall im Land anzutreffen, auch in den Re-

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(C (D ionen, in denen die Arbeitslosigkeit ansonsten sehr iedrig ist. Wir finden eine solche besondere Arbeitsarktferne in vielen Teilen des Landes. Deswegen ma hen wir das Angebot, überall im Land Menschen auf iese Weise in Arbeit zu bringen. Wir wissen, dass das viel Verantwortung vor Ort erordert. Wir können nicht von Berlin aus zentralistisch agen: Das sind diejenigen, welche! (Jörg Tauss [SPD]: Das haben wir noch nie gemacht!)


ir wollen ein Programm für insgesamt 100 000 Men-
chen auflegen. Es wird darum gehen, dass vor Ort
eprüft wird, ob es andere Möglichkeiten gibt, diese
enschen innerhalb der nächsten 24 Monate in Beschäf-

igung zu bringen. Wenn dies nach menschlichem Er-
essen nicht zu erwarten ist, werden wir bis zu

5 Prozent der Kosten tragen, damit die Menschen in
eschäftigung kommen. Dieses Instrument setzt verant-
ortungsvolle Entscheidungen vor Ort voraus. Das wird

mmer eingefordert, und genau das setzen wir mit die-
em Instrument um.

Wir werden damit nicht alle Probleme in diesem Be-
eich beseitigen können; das ist völlig klar. Die Arbeits-
osigkeit in Deutschland geht zwar zurück; sie ist aber
och lange nicht bei null. Wir haben eine Akademikerar-
eitslosigkeit. Diese werden wir auch weiterhin haben.
s wäre ja seltsam, wenn wir ausgerechnet bei den be-
onders schwer Vermittelbaren plötzlich zu einer Vollbe-
chäftigung von 100 Prozent kämen. Das werden wir
icht erreichen. Mit dieser Maßnahme können wir aber
iner großen Zahl von Menschen eine Perspektive bie-
en. Deswegen bin ich dankbar, dass wir uns in der Gro-
en Koalition darauf haben verständigen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Viele haben dazu beigetragen, dass wir diese Gesetz-
ntwürfe heute in erster Lesung in die Beratung einbrin-
en können.

Frau Lösekrug-Möller hat völlig zu Recht den Beitrag
es Ministeriums sowie der dort tätigen Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeiter zum Gelingen hervorgehoben. Ich
enke, wir können als Vertreter der Großen Koalition sa-
en, dass wir hier gut und völlig ohne ideologische
cheuklappen zusammengearbeitet und uns an den Be-
ürfnissen der Menschen orientiert haben.

Mein besonderer Dank gilt den beiden, die dieses
hema federführend bearbeitet haben und mit dem von

hnen erarbeiteten Papier die Grundlage für die vorliegen-
en Gesetzentwürfe gelegt haben. Das sind der Kollege
laus Brandner und unser ehemaliger Kollege Karl-Josef
aumann, nun nordrhein-westfälischer Arbeits- und So-
ialminister. Die beiden haben die wesentlichen Vorarbei-
en für die vorliegenden Gesetzentwürfe geleistet. Wir
önnen feststellen: Obwohl Karl-Josef Laumann diesem
aus nicht mehr angehört, bewirkt er auch in seiner
euen Funktion Gutes für die Arbeitsmarktpolitik in ganz
eutschland, und das gemeinsam mit unserem Koali-

ionspartner. Dafür können wir dankbar sein.






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Ich freue mich auf die weiteren Beratungen in den
Ausschüssen. Wir sind für konstruktive Hinweise dank-
bar, wie wir diese Instrumente zielgenau ausgestalten
können. Ich bin mir sicher, dass wir in zwei Wochen
feststellen werden: Wir haben den Menschen, die Hilfe
brauchen, neue Instrumente bereitgestellt. Ab Oktober
wird diese Hilfe anlaufen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610524400

Jetzt hat Kornelia Möller von der Fraktion Die Linke

das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Kornelia Möller (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610524500

Frau Präsidentin! Sehr geehrten Damen und Herren!

Herr Rohde, Sie haben recht: CDU/CSU und SPD nä-
hern sich mit den vorliegenden Gesetzentwürfen den Li-
beralen an.


(Zurufe von der SPD: Oh! Oh!)


Vermutlich haben Sie, meine Damen und Herren von
CDU/CSU und SPD, deshalb die beiden Gesetzentwürfe
zu dieser späten Tageszeit in das Plenum eingebracht,
quasi im Schutz der Dunkelheit. Wahrscheinlich haben
Sie Angst um Ihre Glaubwürdigkeit. Das sollten Sie
auch. Seit nunmehr neun Monaten blockieren Sie von
der schwarz-roten Koalition unseren Antrag auf öffent-
lich finanzierte Beschäftigung. Sie verhindern also, dass
500 000 Menschen eine Perspektive bekommen. Nur
weil Gewerkschaften, Sozialverbände, Arbeitslosenini-
tiativen, Die Linke und die Grünen Druck machen, müs-
sen Sie trotz aller Aufschwungseuphorie die Langzeit-
erwerbslosigkeit zur Kenntnis nehmen.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sie überschätzen sich da ein bisschen!)


Nun reagieren Sie von Schwarz-Rot. Aber Sie tun das
Falsche. Gegenüber dem Rat der Sachverständigen blei-
ben Sie starrköpfig, zum Beispiel beim Zwang zur Ar-
beitsaufnahme und bei der Lohnhöhe. Bei fast 1,5 Mil-
lionen Langzeitarbeitslosen schaffen Sie es gerade,
100 000 Menschen eine Perspektive zu geben. Das sind
noch nicht einmal 10 Prozent. Was sagen Sie den ande-
ren, fast 1,4 Millionen langzeitarbeitslosen Frauen und
Männer, denen, die am Sinn des Lebens zweifeln, und
denen, die die Langzeitarbeitslosigkeit krank macht? Sie
wenden sich von den Problemen der Menschen ab und
versuchen stattdessen, mit beiden Gesetzentwürfen die
Folgen schlechter Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspo-
litik zu verschleiern, ohne die Ursachen auszuschalten.
Die Ursachen für den in den letzten Jahren gewachsenen
und verfestigten Sockel an Langzeiterwerbslosigkeit ha-
ben Sie von der CDU/CSU und Sie von der SPD – im
Bund mit den Grünen – mit den Hartz-Gesetzen selbst
geschaffen,


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D it den Gesetzen, die nicht nur sozial unverantwortlich nd volkswirtschaftlich dumm sind, sondern zumindest n Teilen auch nicht verfassungskonform. Auch der Scherbenhaufen bei der Ausbildung junger eute, den Sie mit dem Festhalten am untauglichen Ausildungspakt und dem Verzicht auf eine Ausbildungslatzabgabe seit Jahren aufhäufen, (Jörg Tauss [SPD]: Waren Sie heute Morgen nicht bei der Debatte?)


ehört in die Rubrik mangelnder Glaubwürdigkeit; denn
er sogenannte Qualifizierungskombi für 50 000 junge
eute – so unterstützenswert jeder Fortschritt ist, jungen
enschen eine Zukunftsperspektive zu geben –


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


hören Sie weiter zu, Herr Tauss! – wird sich am Ende
ls ein Herumdoktern an Symptomen herausstellen.
ass Sie die wirklichen Krankheitsursachen kennen,

ber nicht beseitigen wollen, beweisen Überlegungen
ber einen Bonus für auszubildende Betriebe. Aber das
eicht angesichts einer Zahl von jährlich 300 000 Altbe-
erberinnen und Altbewerbern nicht. Vielmehr müssen
iejenigen Unternehmen in die Pflicht genommen wer-
en – Sie wissen das genau, Herr Stöckel –, die nicht
usbilden, obwohl sie wirtschaftlich dazu in der Lage
ind. Dazu fordere ich Sie heute wieder auf. Hier können
ie Glaubwürdigkeit gewinnen.

Ihre Vorhaben werden der Größe der gesellschaftli-
hen Probleme in keiner Weise gerecht. So gleicht das
rgebnis einer Alibiveranstaltung. Unter dem Strich
leiben Sie auch heute wieder in allen Formulierungen
hrem Begründungsansatz treu, Langzeiterwerbslosig-
eit auf individuelle Ursachen zu reduzieren. So ist es
atürlich immer leicht, die gesellschaftlichen Ursachen
nd den Anteil der heutigen Koalitionsfraktionen daran
u vernebeln.

Meine Damen und Herren von der Koalition, wenn
ie wirklich etwas Nachhaltiges gegen Langzeiterwerbs-

osigkeit tun wollen, müssen Sie an den Ursachen anset-
en. Kehren Sie Ihren arbeitsmarkt- und sozialpoliti-
chen Scherbenhaufen der Hartz-Gesetze auf, und fangen
ie neu an!


(Katja Mast [SPD]: Sie lachen ja selbst!)


Ja, weil Sie mich so freundlich anlächeln. Ich bin näm-
ich ein netter Mensch. – Wir von der Linken sind alle
ette Menschen. Wir sind gerne bereit, Ihnen unsere
achkompetenz zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger

n diesem Land zur Verfügung zu stellen.


(Lachen bei der CDU/CSU)


Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610524600

Es spricht Brigitte Pothmer für Bündnis 90/Die Grü-

en.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt

(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Sie verwöhnen uns heute wieder, Frau Pothmer!)



Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610524700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Brauksiepe und Frau Lösekrug-Möller, wir sind uns, was
die Analyse angeht, darin einig, dass Langzeitarbeits-
lose, insbesondere Langzeitarbeitslose mit zusätzlichen
Vermittlungshemmnissen, bis auf weiteres nicht vom
Aufschwung profitieren werden und kaum Chancen ha-
ben werden, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Arbeits-
platz zu finden. Ich bin mir nur nicht sicher – ich zweifle
ernsthaft daran –, ob Sie mit dem vorgelegten Konzept
Ihr Ziel erreichen.

Herr Brauksiepe, im Übrigen handelt es sich bei die-
ser identifizierten Gruppe um circa 400 000 Personen,
wie Sie überall nachlesen können. Auch das IAB hat
jüngst diese Zahl genannt. Es geht also nicht um 100 000
Personen.


(Jörg Tauss [SPD]: Es ist doch keine homogene Gruppe! Deshalb differenzierte Maßnahmen! – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Es geht um 100 000, die gefördert werden, Frau Kollegin!)


– Die Langzeitarbeitslosen und die Geringqualifizierten
bilden wirklich keine homogene Gruppe. Aber die
Größe der Gruppe, für die dieses Konzept vorgesehen
wird, wird in Fachkreisen auf mindestens 400 000 Perso-
nen geschätzt.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: 100 000 davon werden gefördert! Sie dürfen nicht zwei Reden an einem Abend halten, Frau Kollegin! Das ist zu viel für Sie!)


Ich zweifle, wie gesagt, daran, ob Sie Ihr Ziel mit dem
vorliegenden Konzept erreichen. Nehmen wir einmal die
Begrenzung der Zuschüsse auf 75 Prozent. Frau Löse-
krug-Möller hat gesagt, es komme darauf an, dass sehr
schnell und sehr passgenau vor Ort vermittelt wird. Die
gemeinnützigen Institutionen – auf die Gemeinnützig-
keit legen Sie zu Recht Wert – werden größte Schwierig-
keiten haben, die 25 Prozent Kofinanzierung aufzubrin-
gen. Das heißt, die Kofinanzierung muss über
Ländermittel und über den ESF erfolgen. Das bedeutet
einen riesigen bürokratischen Aufwand. Ich prognosti-
ziere Ihnen, dass die Institutionen noch nicht einmal
100 000 Plätze anbieten.

Mit dem Qualifizierungszuschuss für zwölf Monate
verzichten Sie im Grunde genommen auf die Möglich-
keit, dass diese Menschen tatsächlich qualifiziert wer-
den, um dann aus dieser geschützten Beschäftigung her-
aus in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen. Sie wollen
sozusagen nur die Eingliederung kurzfristig unterstützen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ich glaube, Sie haben noch einen Teil von Ihrem Erntehelferredemanuskript vorliegen!)


– Haben Sie nicht zugehört? Es geht hier um Menschen
und nicht um Spargel, Herr Brauksiepe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


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(C (D Die psychosoziale Betreuung findet in Ihrem Konzept berhaupt nicht statt. Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zu Ihren Fianzierungsvorschlägen machen. Ganz im Gegensatz u dem, was Sie hier gesagt haben, nehmen Sie keinen ent zusätzlich in die Hand. lles soll aus dem Integrationsbudget finanziert werden. enn Sie 100 000 Leute fördern wollen, dann kommen ie auf eine Summe von 1,4 Milliarden Euro. Die Agenuren werden sich genau überlegen, ob sie ihr knappes, on Ihnen noch einmal um 1 Milliarde Euro gekürztes ntegrationsbudget für diese teure Maßnahme verwenen werden. Wissen Sie, was der Treppenwitz der Geschichte ist? ie wollen demnächst die Zuweisung der Mittel an die nzahl der Langzeitarbeitslosen knüpfen. Die Leute, die in diesen Programmen sind, sind aber eine Arbeitslosen mehr. Das heißt, genau diejenigen, ie sich in ihrem Programm besonders engagieren, geen viel Geld aus und kriegen hinterher noch weniger. ass das kein Anreiz ist, werden sogar Sie verstehen. Ich age Ihnen: Für die Agenturen ist es interessanter, weierhin 1-Euro-Jobs anzubieten, als dieses Programm urchzuführen. Ich glaube, das wird auch die Anhörung eigen. Es sind sehr detaillierte Kritikpunkte, die ich hier orgetragen habe. Lassen Sie mich abschließend noch etwas zu dem Geetzentwurf zur Verbesserung der Qualifizierung und eschäftigungschancen von jüngeren Menschen mit ermittlungshemmnissen sagen. EQJ kommt jetzt ins GB III. Das Einzige, was Sie damit erreichen, ist die erschiebung der Mittel, nämlich vom Bundeshaushalt n den Haushalt der BA. Ich finde das offen gesagt unantändig. Im Übrigen glaube ich auch, dass das EQJ-Proramm kein zielgerichtetes Programm ist. Der Erfolg es EQJ-Programms beruht im Wesentlichen darauf, ass es die Zielgruppe, um die es geht, nicht erreicht. In en EQJ-Programmen sind im Wesentlichen Realschüler nd Schüler mit noch besseren Abschlüssen. Von 2005 is 2006 lag der Anteil der Hochund Fachhochschulabolventen in diesem Programm bei 6,7 bzw. 7,5 Prozent. ugendliche mit Realschulabschluss und Gymnasiasten ind in dem Programm. Deswegen ist dieses Programm nzureichend und wirklich nicht zielführend. Frau Pothmer, kommen Sie zum Schluss, bitte. Ich muss jetzt leider zum Schluss kommen. Ich emp inde es übrigens als Unverschämtheit, dass Sie diese eiden Gesetzentwürfe in ein Beratungsverfahren von iner halben Stunde pressen. Eine Große Koalition hat iele Stimmen, aber deswegen noch keine Qualität. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


(Jörg Rohde [FDP]: Genauso ist es!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610524800
Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610524900






(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610525000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
würfe auf den Drucksachen 16/5714 und 16/5715 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Außerdem soll die Vorlage auf Drucksache 16/5715 an
den Haushaltsausschuss gemäß § 96 der Geschäftsord-
nung überwiesen werden. Gibt es dazu anderweitige
Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so be-
schlossen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 13 auf:

Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Kersten Naumann, Heidrun Bluhm, Petra Pau,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Förderung der demokratischen Teilhabe und
Stärkung des Petitionsrechts

– Drucksache 16/2181 –

Es ist verabredet, auch hierzu eine halbe Stunde zu
debattieren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann
ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin
Kersten Naumann für Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Kersten Naumann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610525100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Die Fraktion Die Linke hat im Juni 2006 eine
Große Anfrage zur Stärkung des Petitionsrechts einge-
reicht. Die Bundesregierung will sich bis Oktober dieses
Jahres, also 16 Monate, Zeit lassen, um diese zu beant-
worten. Auch wenn der Präsident, Herr Lammert, dabei
von einem „singulären Ausnahmefall“ spricht, ändert
das nichts an der unangemessen langen Bearbeitungszeit
und beschleunigt das Verfahren nicht.

Öffentlichkeit, Transparenz und Bürgernähe sollten
der Normalfall des parlamentarischen Verfahrens im
Petitionsausschuss werden. Obwohl das Bundesverfas-
sungsgericht schon 1986 ausführte – ich zitiere –: „Öf-
fentliches Verhandeln von Argument und Gegenargu-
ment, öffentliche Debatte und öffentliche Diskussion
sind wesentliche Elemente des demokratischen Parla-
mentarismus“, sind wir von diesen Grundsäulen im Peti-
tionsrecht noch weit entfernt.


(Beifall bei der LINKEN)


Kaum eine parlamentarische Materie ist rechtlich so
kompliziert gestaltet und steht auf so vielen Füßen wie
das Petitionsrecht, und dieses soll dann noch für die Bür-
gerinnen und Bürger nützlich und durchschaubar sein.
Schon vor 30 Jahren hat sich die SPD – damals in der
Opposition – im Rahmen der ersten Enquete-Kommis-
sion für eine Verfassungsreform eingesetzt. Auf der
Agenda standen mehr Bürgernähe, mehr Transparenz,
mehr Kontrollmöglichkeiten und ein Selbstaufgriffs-
recht. Keine Frage, diese Stichworte sind so aktuell wie
nie zuvor. Aber auch der Wunsch von Frau Rita

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(C (D üßmuth Anfang der 90er-Jahre nach öffentlichen Taungen des Petitionsausschusses ist im Sande verlaufen. eine Damen und Herren der Koalition, der Ball liegt etzt bei Ihnen. Wie ein roter Faden ziehen sich bestimmte Probleme urch die Zeit, ohne dass sie jemals zu einer einverehmlichen Lösung geführt worden sind. Dazu gehören uch die zersplitterten Regelungen zum Petitionsrecht, ie einer Zusammenführung bzw. Überarbeitung bedüren. Obwohl sich alle Fraktionen schon in der 14. Wahleriode mit der Einbringung eines Petitionsgesetzes der DS-Fraktion darauf verständigten – ich zitiere –, „in er nächsten Wahlperiode interfraktionell über mögliche nderungen zum Petitionsrecht und -verfahren zu bera en, kam es mit Ausnahme der Internetund öffentlichen etitionen nicht dazu. Die Fraktion Die Linke möchte zu einer einheitlichen egelung zum Petitionsrecht auf Bundesebene und zu iner vorwiegend öffentlichen Behandlung von Petitioen kommen. Wir haben dazu erst kürzlich eine Ausrbeitung vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen undestages zur „Zusammenfassung des Petitionsrechts n einem neuen Gesetz“ erhalten. Darin wird festgestellt: ie Mehrheit der Bundesländer hat, um Rechtsklarheit u erreichen, bereits seit längerem Petitionsgesetze auf andesebene geschaffen. Während auf der einen Seite as Petitionsrecht als ausdrücklich wünschenswertes deokratisches und auch politisches Beteiligungsrecht tets gewürdigt wird, wird die Bedeutung, Ausübung nd Effektivität dieses Rechts von Bundesregierung, arlament und Medien unterschätzt und von Rechtswisenschaftlern bemängelt. Auch für den Petitionsausschuss gilt: Transparenz ist ur möglich, wo Öffentlichkeit herrscht. In der Regel errscht aber die Meinung vor, dass die Interessen der inreicher geschützt werden müssen. Allerdings sehen as die Petentinnen und Petenten selbst ganz anders. Erst ürzlich haben die Ergebnisse der Untersuchungen des AB-Büros zum Modellversuch „öffentliche Petitionen“ rgeben, dass mehr als zwei Drittel der Petentinnen und etenten eine öffentliche Behandlung ihrer Anliegen ünschen. Der EU-Beauftragte, die nordischen Länder, remens Ombudsstelle und auch der Petitionsausschuss es Bayerischen Landtags tagen öffentlich. Sie machen ns vor, dass es und wie es geht. Auf der einen Seite werden Petitionen von allen Frakionen als spannende politische Erkenntnisquelle anerannt und werden im Plenum harte Diskussionen zu Geetzesvorlagen und Anträgen parteipolitisch geführt; enn es auf der anderen Seite dazu Bürgeranliegen im etitionsausschuss gibt, sollen sie im stillen Kämmerlein iskutiert werden. Das ist schon ein sehr eigenartiges hänomen. Zum Jahresende ist zu erwarten, dass sich seit Beginn es Modellversuchs circa 1 Million Menschen allein an en öffentlichen Petitionen in der Mitzeichnung beteiligt aben werden. Hinzu kommt jährlich eine weitere halbe illion Bitten, Beschwerden und Anfragen. Von der Kersten Naumann vielzitierten Politikverdrossenheit lässt sich im Hinblick auf den Petitionsausschuss wahrlich nicht sprechen. Öffentlichkeit herzustellen, macht Demokratie für die Bürgerinnen und Bürger erlebbarer und wirkt gegen Politikverdrossenheit. Nicht zuletzt schafft es weitere Synergieeffekte für den Ausschuss, für den Ausschussdienst und für die Abgeordneten. Natürlich muss der Datenschutz für jeden Petenten, sofern er es wünscht, gewahrt sein; aber ein Argument gegen mehr Öffentlichkeit und Transparenz ist er nicht. Überlegenswert ist eine Zusammenführung der Ausschusssitzungen, der öffentlichen Beratungen und der Berichterstattergespräche zu einer Veranstaltung, möglicherweise mit einem öffentlichen und einem nichtöffentlichen Teil, wie es auch die Fachausschüsse praktizieren. Natürlich ergeben sich hierbei technisch-organisatorische Fragen. Alle damit verbundenen Probleme sind aber diskutabel und lösbar, sofern der politische Wille da ist. Uns geht es darum, das Petitionssystem insgesamt effektiver, attraktiver, durchschaubarer und bürgerfreundlicher zu gestalten. Da dies nach eigenen Aussagen alle Fraktionen im Petitionsausschuss wollen, lade ich Sie ein, aktiv zu werden und dafür zu sorgen, den Ansprüchen an eine verbesserte Petitionsgesetzgebung gerecht zu werden. Danke schön. Es spricht Günter Baumann für die CDU/CSU-Frak tion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die ersten beiden Sätze der Großen Anfrage der Fraktion Die Linke lauten: Demokratie lebt von dem Engagement und der tatsächlichen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Nur wo sich Bürgerinnen und Bürger einbringen, wo sie mitreden und mitentscheiden können, kann eine Demokratie auf Dauer funktionieren. Diese Sätze kann man durchaus unterstreichen, weil sie richtig sind. Kollegin Naumann, leider sind es die einzigen beiden Sätze Ihrer Großen Anfrage, die ich unterstreichen kann. Alles andere, auch die 108 Einzelfragen, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Schon in der Einleitung werden Versuche unternommen, das Grundgesetz neu zu deuten und daraus gewagte Thesen abzuleiten. Danach ruhe die Demokratie auf mehreren Säulen. Eine davon sei das Recht der Bürgerinnen und Bürger, sich in die Gesetzgebung, in Gesetzesänderungen und in die Rechtsprechung aktiv einzuschalten und sie selbst mitzugestalten. Die Bürgerinnen und Bürger sollen also Gesetze mitgestalten. Bereits hier f b D r m n ü n S s W s u n k s r ü s d – S v G S K L u G l D u m M m e m V l a d (C (D rage ich mich: Wissen Sie es wirklich nicht besser, oder eginnt schon hier Ihre für mich nicht nachvollziehbare eutung unserer Demokratie? Noch kurioser ist Ihre daraus folgende Schlussfolgeung. Nach Ihrer Meinung gibt es eine Art Zuschauerdeokratie, weil nach Wahlen regelmäßig von Vertreterin en und Vertretern der Parteien die Souveränität bernommen wird. Offenbar haben Sie auch 17 Jahre ach der Wiedervereinigung nicht verstanden, wie das ystem der Demokratie funktioniert. Weiterhin fordern Sie, dass nicht nur die im Deutchen Bundestag vertretenen und durch demokratische ahlen legitimierten Vertreter des deutschen Volkes Ge etze einbringen können. Sie schreiben: Jeder Bürger nd jede Bürgerinitiative soll Gesetze einbringen könen. – Das wäre eine völlige Veränderung unseres demoratischen Systems. Beim Lesen Ihrer Großen Anfrage kommt man chnell darauf, was Sie eigentlich wollen: Sie wollen das epräsentative demokratische System in Deutschland ber das System des Petitionsrechts verändern. (Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das ist ja ungeheuerlich!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610525200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1610525300

(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber nun zu den einzelnen Fragen. Auch hier kommt
ehr deutlich zum Ausdruck, dass Sie die Demokratie,
ie wir jetzt haben, abschaffen wollen.


(Kersten Naumann [DIE LINKE]: Ausdrücklich verbessern wollen!)


Sie wollen das System, das wir jetzt haben, abschaffen. –
ie fragen die Bundesregierung zum Beispiel, was sie
on parlamentarischen Initiativen hält, was sie von den
rundsätzen des Petitionsausschusses hält, was sie vom
elbstbefassungsrecht des Ausschusses hält usw. usf. Im
lartext muss ich sagen, auch zum Verständnis der
inksfraktion: Das Parlament kontrolliert die Regierung
nd nicht umgekehrt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


enau zu diesem Zweck hat das Grundgesetz dem Par-
ament umfassende Rechte eingeräumt.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Ein Grundkurs in Staatsrecht für Die Linke!)


as Volk selbst wählt das Parlament alle vier Jahre neu
nd hat damit Einfluss auf Veränderungen. Die im Parla-
ent vertretenen Abgeordneten haben die Pflicht, ihr
andat aktiv auszuüben. Ich persönlich jedenfalls fühle
ich nicht als Teil eines in Ihrer Anfrage als „Zuschau-

rdemokratie“ abqualifizierten Systems.

Der Petitionsausschuss ist keineswegs nur der Kum-
erkasten der Nation, wie immer wieder behauptet wird.
ielmehr gibt er den Bürgerinnen und Bürgern die Mög-

ichkeit, sich aktiv in die Politik einzuschalten. Auf der
nderen Seite erfahren Parlament und Bundesregierung
urch die Eingaben und Beschwerden, sozusagen durch






(A) )



(B) )


Günter Baumann
die Stimme des Volkes, dringend zu lösende Probleme,
abzustellende konkrete Missstände, und sie erfahren
eben, wo im Einzelnen Handlungsbedarf ist.

Im Jahr wenden sich etwa 500 000 Bürgerinnen und
Bürger mit Bitten, Wünschen und Anregungen an diesen
Ausschuss des Bundestages.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist gut!)


Darauf können wir stolz sein; denn das heißt: Das Sys-
tem wird angenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dies führt zu etwa 20 000 Petitionsvorgängen pro Jahr,
die wir im Ausschuss, in welcher Form auch immer, be-
arbeiten müssen. Sie werden im Ausschuss beraten, und
im Plenum wird dann endgültig Beschluss gefasst.

Nicht zuletzt aufgrund vieler Eingaben der Bürgerin-
nen und Bürger sind Vorschriften und Gesetze, die wir
beschlossen hatten, verändert worden. Wenn ich an die
letzten Jahre denke und daran, welch große Anzahl von
Petitionen wir als Material oder zur Kenntnisnahme der
Fraktionen überwiesen haben, muss ich sagen: Das zeigt
eigentlich, dass das System funktioniert. Wir haben al-
lein im letzten Jahr 6 400 Petitionen – das waren
40 Prozent – an die Bundesregierung weitergegeben,
weil in irgendeiner Form Gesetze zu verändern, zu korri-
gieren waren. Es gibt also eine sehr starke positive Reso-
nanz der Bürgerinnen und Bürger auf unsere Gesetzge-
bungsverfahren.

In einer nicht geringen Anzahl von Fällen führen die
Eingaben direkt dazu, dass die Abgeordneten im Aus-
schuss Gesetzeslücken und mangelnde Praxis-
tauglichkeit erkennen und beschlossene Regelungen
verändern. Daran zeigt sich: Das System des Petitions-
ausschusses hat sich bewährt. Die Bürgerinnen und Bür-
ger nehmen es an. Es funktioniert.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Aussage in Ihrer Anfrage, Kollegin Naumann,
das Petitionssystem sei seit 1952 unverändert, ist einfach
falsch.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht, ja!)


Auch dass in der 15. Wahlperiode angemahnt worden ist,
das Petitionsrecht zu verändern, kann ich nicht nachvoll-
ziehen. Ich finde keine solche Initiative. Sie haben von
früheren Anträgen abgeschrieben, was einfach nicht
stimmt. So wurde gerade in der letzten Wahlperiode eine
Modernisierung des Petitionsrechts vorgenommen.
Wir haben E-Mail-Petitionen eingeführt. Nach dem Vor-
bild des schottischen Parlaments gibt es öffentliche Peti-
tionen. Wir haben als Petitionsausschuss bereits dreimal
öffentlich getagt. Das ist etwas vollkommen Neues. An-
gesichts dessen kann man nicht sagen, das Petitionsrecht
sei seit 1952 unverändert. Wir haben eine ganze Reihe
neuer Sachen eingeführt.


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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Onlinepetitionen! Tolle Geschichte!)


Selbst Herr Tauss weiß hier Bescheid; ganz hervorra-
end.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Außerdem möchte ich ansprechen, dass wir das sehr
ute System wesentlich erweitert haben: So war der Peti-
ionsausschuss in den letzten Jahren auf mehreren gro-
en Messen vertreten; seine Arbeit wurde so öffentlich
räsentiert, und der Ausschuss stand gleichsam für die
ürgerinnen und Bürger zum Anfassen bereit. Auch ha-
en wir an den Tagen der Ein- und Ausblicke im Deut-
chen Bundestag teilgenommen. Da sind viele Bürger zu
ns gekommen und haben mit uns gesprochen. Es ist
lso eine ganze Reihe an positiven neuen Dingen einge-
ührt worden.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Jedes einzelne Anliegen der Bürgerinnen und Bürger
iegt uns am Herzen, ob die Eingabe eines Einzelnen,
ine Massenpetition oder eine öffentliche Petition. Alles
ird gleich behandelt. Es handelt sich einfach um alte
üte, wenn die Linken in der Großen Anfrage die Bun-
esregierung fragen, was diese vom Selbstbefassungs-
echt des Petitionsausschusses und von einem neuen
etitionsgesetz hält. Das hieße ja, das jetzige würde
icht funktionieren.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Dann wundert man sich, dass es so lange braucht!)


ass mit diesen Vorschlägen das Petitionsrecht umfunk-
ioniert werden soll, um zu einer anderen Staatsform zu
ommen, wird in der Einleitung zur Großen Anfrage
uch ganz deutlich. Fast dieselben Vorschläge wurden ja
n der 14. Wahlperiode schon einmal hier eingereicht
nd vom damaligen Plenum eindeutig abgelehnt. Es
ibt, wie ich denke, auch heute für derartige Vorschläge
eine Mehrheit.

Der Petitionsausschuss ist gerade kein Fachausschuss
nd soll keinen zweiten Weg für Gesetzesinitiativen
röffnen. Es bedarf auch keines zusätzlichen Kontrollor-
ans neben dem, was wir haben. Wir haben ein Parla-
ent mit gewählten Abgeordneten und einen Peti-

ionsausschuss, der die Bundesregierung und die
undesverwaltung kontrolliert; und das funktioniert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Petitionsausschuss hat die ureigene Aufgabe, sich
it den Sorgen und Nöten der Menschen in konkreten
ällen zu beschäftigen, und leistet hierbei eine gute Ar-
eit.

Schließlich und endlich ist Die Linke zu fragen, ob
ie Bundesregierung uns Parlamentariern etwa Noten
eben soll. Soll sie etwa unsere Arbeit bewerten? Dahin-
er steckt ein vollkommen falsches Verständnis von De-

okratie.






(A) )



(B) )


Günter Baumann

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


Von einer Fraktion, die den Vorsitz im Petitionsaus-
schuss innehat, darf man wohl die Kenntnis erwarten,
dass die Bundesregierung nicht zu bewerten hat, ob die
Regelungen des Petitionsausschusses angemessen, rich-
tig oder überarbeitungsbedürftig sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine Instrumentalisierung des Petitionsrechts, um zu
einer anderen staatlichen Ordnung zu kommen, lehnen
wir kategorisch ab. Das System der Demokratie in unse-
rem Lande hat sich bewährt. Es bedarf keiner Verände-
rung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610525400

Das Wort hat der Kollege Jens Ackermann, FDP-

Fraktion.


Jens Ackermann (FDP):
Rede ID: ID1610525500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Die vorliegende Große Anfrage umfasst zwei
Elemente: Petitionsrecht und Bürgerbeteiligung.

Zur Bürgerbeteiligung: Volksinitiativen, Volksbe-
gehren und Volksentscheide wären glaubwürdige Instru-
mente, um die Distanz zwischen den Menschen und der
Politik zu verringern. Auf diese Art und Weise hätte das
Volk unmittelbaren Einfluss auf die politische Willens-
bildung. Ein Gesetzentwurf der FDP-Fraktion fordert,
dies ins Grundgesetz aufzunehmen. Die Bürger hätten
mehr Vertrauen und mehr Klarheit. Demokratie lebt da-
von, dass alle mitmachen und jeder sich einbringt.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von uns gibt es auch einen Gesetzentwurf!)


Unser Petitionsrecht bietet dafür keinen Ersatz. Sinn-
voll genutzt kann es jedoch zu einem lebendigen Dialog
zwischen Politik und den Menschen beitragen. Die Pe-
tenten zeigen uns, wo unser Rechtsstaat und wo unser
Sozialstaat unvollkommen sind, wo Handlungsbedarf
besteht, etwa bei Notfällen, die durch das Raster fallen,
oder bei Unrecht, das im komplizierten Rechtssystem
nicht ausgeglichen werden kann. Petenten machen deut-
lich: Nicht alles kann gesetzlich geregelt werden, nicht
alles kann durch Gerichtsentscheide bewältigt werden.

Im Berichterstattergespräch heute Morgen haben wir
festgestellt, dass es Grauzonen im Rechtsstaat und
auch in unserem demokratischen System gibt. Das Peti-
tionsrecht ist ein Lichtstrahl in dieser Grauzone und für
die Petenten oft ein letzter Hoffnungsschimmer. Alle
Fraktionen sind verpflichtet, sich der Nöte und Sorgen
der Petenten anzunehmen. Ein klug genutztes Petitions-

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(C (D echt kann Schritt für Schritt für mehr Bürgernähe und ehr Transparenz sorgen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie kann das Petitionswesen gestärkt werden? Hierzu
un fünf Vorschläge:

Erstens. Es muss mehr in die öffentliche Wahrneh-
ung. Hier sind wir mit den öffentlichen Petitionen auf

inem guten Weg, leider nicht heute zu dieser späten
tunde.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gehen nicht alle so früh ins Bett wie Sie!)


Zweitens. Die Stellung des Petenten muss gestärkt
erden. Auch eine noch so gute Petition führt leider
icht automatisch zum Erfolg, weil sich eine Petition im
usschuss Mehrheiten suchen muss.

Drittens. Die Rechte des Ausschusses gegenüber Drit-
en müssen gestärkt werden.

Viertens – ganz wichtig –. Das Petitionsrecht muss
uch im Unterricht, in den Schulen behandelt werden.
eder junge Mensch, jeder Schüler – das ist oft nicht be-
annt – kann sich an uns wenden.

Fünftens. Der Vorsitz des Petitionsauschusses ist so
ttraktiv zu gestalten, dass jede Fraktion bemüht ist, auf
iesen Vorsitz zuzugreifen.

In der Einleitung der Großen Anfrage führt die Linke
n, dass sich 500 000 Menschen an uns gewandt haben.
s gibt keinen besseren Beweis dafür, dass die Bürger
it dem parlamentarischen System zufrieden sind. Ja,

ie Petenten üben Kritik und wünschen sich eine Verbes-
erung des Systems. Sie wollen daran mitarbeiten, das
ystem zu verbessern. Sie von den Linken wollen jedoch
as System abschaffen, Sie wollen es umdrehen. Wirk-
ich glaubhaft macht das Ihren Einsatz für die Stärkung
es Petitionsrechts leider nicht.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihr Fraktionsvorsitzender hat den Systemwechsel als
iel. Ich frage Sie: Was bleibt vom Petitionsrecht übrig,
ollte es dazu kommen?

Werte Frau Naumann, ich komme – das ist das Di-
emma – mit Ihnen im Ausschuss sehr gut zurecht, aber
iejenigen, die in Ihrer Partei und in Ihrer Fraktion etwas
u sagen haben, wollen den Systemwechsel. Die Linke
das ist eine nicht zu leugnende Tatsache – steht in der
radition der SED. In der DDR gab es weder Meinungs-
reiheit noch Mitbestimmung. Ja, es gab ein Petitionswe-
en. Die Ostdeutschen waren in Richtung Staatsratsvor-
itzenden und Politbüro sehr eingabefreudig. Es hat aber
eider nichts genutzt. Wir brauchen auch nicht die Ver-
angenheit zu bemühen. Wir brauchen nur in Staaten zu
chauen, die heute sozialistisch regiert werden. Wie sieht
s denn mit dem Petitionswesen in Venezuela oder auf
uba aus? – Die Bürgerinnen und Bürger dort – auch






(A) )



(B) )


Jens Ackermann
das muss einmal angesprochen werden – haben nicht die
Möglichkeiten, die wir hier in Deutschland haben. De-
nen geht es nicht so gut wie uns.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, das Petitionsrecht zu för-
dern, heißt, Demokratie zu leben, und das ist mein Ziel.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610525600

Ich gebe das Wort dem Kollegen Martin Gerster,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1610525700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten
heute die Große Anfrage der Fraktion Die Linke vom
Juni 2006. Natürlich ist es nicht schön, Herr Staatssekre-
tär, dass die Antworten noch nicht vorliegen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wo es sich doch um olle Kamellen handelt!)


Aber es ist auch nicht schön, dass die Fraktion Die
Linke heute dies auf die Tagesordnung bringt, ohne dass
wir die Antworten kennen. Es geht Ihnen deswegen,
glaube ich, rein um die Show, um ein bisschen Aufmerk-
samkeit in dieser Stunde, um zu sagen, die Antworten
liegen noch nicht vor. Es wäre viel besser gewesen, Sie
hätten die paar Wochen, bis die Antworten vorliegen,
noch abgewartet.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Monate!)


Dann hätten wir hier eine sinnvolle Diskussion führen
können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte auf das Sammelsurium, auf Ihren Ge-
mischtwarenladen in der Großen Anfrage gerne einge-
hen und habe mir dafür ein paar Punkte herausgegriffen.

Erstens. In der Einleitung, bevor die 108 Fragen mit
Unterpunkten kommen, reden Sie sehr viel über die Ein-
führung von Elementen direkter Demokratie. Interes-
santerweise findet sich anschließend dazu keine einzige
Frage.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Ich sage: Wir von der SPD sind ganz klar dafür, mehr
Elemente direkter Demokratie auf Bundesebene einzu-
führen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir als Fraktion waren es, die durchgesetzt haben, dass
im Koalitionsvertrag dazu ein entsprechender Prüfauf-

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(C (D rag vorgesehen ist. Der Kollege Maik Reichel hat zu en Themen Volksbegehren, Volksinitiative, Volksentcheid hier erst vor ein paar Wochen in einer Rede die ntsprechende Positionierung der SPD-Fraktion klar darelegt. Zweitens. Sie unterstellen uns in Ihrer Großen Anrage, dass die Große Koalition gerade im Bereich bürerschaftlichen Engagements nichts unternimmt. Aber esonders in diesen Wochen wird noch einmal ganz eutlich, dass wir über die Reform des Gemeinnützigeitsrechts sehr viel tun, um ehrenamtliches, bürgerchaftliches Engagement zu stärken. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch nenne nur die geplante und so gut wie beschlossene
nhebung der Übungsleiterpauschale und die Erhöhung
er Steuerfreibeträge für Vereine. Ich glaube, das ist ein
roßer Wurf der Großen Koalition auf Vorschlag des
undesfinanzministers Steinbrück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dritter Punkt. Sie fragen nach der Funktion des Nor-
enkontrollrats. Diese Frage können Sie sich doch sel-

er beantworten. Ich weiß gar nicht, warum es eine so
roße Empörung gibt, dass viele Fragen noch nicht be-
ntwortet sind. Zum Teil ist es wirklich sehr einfach, sie
u beantworten.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Deshalb braucht man auch sechs Monate!)


Punkt vier: Petitionsrecht. Aus meiner Sicht ist das
iel einer Petition, einem Anliegen von allgemeinem In-

eresse Gehör zu verschaffen, Schwachstellen offenzule-
en und auch Gesetzeslücken aufzudecken. Ich glaube,
as funktioniert ganz gut. Die Kollegen haben entspre-
hend berichtet, und Sie als Ausschussvorsitzende haben
elbst darauf hingewiesen, wie gut das funktioniert.

Ich darf Sie als Vorsitzende einmal aus der Broschüre
es Petitionsausschusses zitieren:

Der Petitionsausschuss in eine verlässliche und bür-
gernahe Anlaufstelle im Bundestag.

a frage ich mich: Wie passt das mit dem zusammen,
as Sie hier in Ihrer Rede vorgetragen haben und was in

hrem Antrag steht?

Ich habe noch ein wichtiges Anliegen bezüglich des-
en, was in Punkt V Ihres Antrages durchscheint. Ich
laube, dass das Petitionsrecht auf keinen Fall zum juris-
ischen Winkelzug verkommen darf, um asylrechtliche
ntscheidungen hinauszuzögern. Wer begehrt, dass das
etitionsverfahren aufschiebende Wirkung hat, wird aus
einer Sicht zum Totengräber des Petitionsrechts in
eutschland.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


er Ausschuss würde aus meiner Sicht schlicht in An-
ragen ertrinken.






(A) )



(B) )


Martin Gerster
Deswegen lehnen wir Ihre – versteckte oder offene –
Forderung nach einer Härtefallkommission beim Peti-
tionsausschuss ab. Härtefälle sind aufenthaltsrechtliche
Fragen und entstehen nicht im Asylverfahren an sich.
Deswegen ist diese Frage aus meiner Sicht deplatziert,
zumal einige Bundesländer, beispielsweise Baden-
Württemberg, entsprechende Härtefallkommissionen ein-
gerichtet haben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


Diese können inzwischen zum Teil sehr gute Erfolge
vorweisen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das „zum Teil“ können Sie streichen!)


Herr Staatssekretär, es wäre schön gewesen, wenn die
Antworten bereits vorliegen würden, dann könnten wir
die Unklarheiten, Missverständnisse und so manch Un-
sinniges in der Großen Anfrage heute entsprechend fun-
dierter debattieren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610525800

Nächster Redner ist der Kollege Josef Winkler, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt aber! – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Zeig mal, dass das auch in zwei Minuten geht!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Als im Juni letzten Jahres die Große Anfrage der Frak-
tion Die Linke auf meinen Schreibtisch kam, fiel mir
eine Bemerkung des Dramatikers Henrik Ibsen ein, der
einmal gesagt hat: „Ich kenne wenige Weltverbesserer,
die imstande sind, einen Nagel richtig einzuschlagen.“


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Nach dem Motto „Was ich schon immer über das Pe-
titionsrecht wissen wollte, aber bisher nicht zu fragen
wagte“ legen Sie, werte Kolleginnen und Kollegen von
der Linkspartei, hier ein kurioses Sammelsurium von
108 Fragen vor, die manchmal ein wenig, aber meistens
gar nichts mit dem Petitionsrecht zu tun haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Deshalb mein Fazit direkt am Anfang: Diese Große
Anfrage stellt die falschen Fragen zur falschen Zeit am
falschen Ort an den falschen Adressaten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bedaure das, denn ich gehe – im Gegensatz zu man-
chem, was wir jetzt gehört haben – davon aus, dass das
nicht alles rückwärts, in die DDR weisen sollte. Ich un-
terstelle einmal die besten Absichten, auch wenn ich
jetzt die Enttäuschung auf der Unionsseite akzeptieren
muss.

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(C (D Auch in diesem Fall gilt: Gut gemeint ist noch lange icht gut gemacht. Ich werde Ihnen dies anhand weniger eispiele belegen. Eine Verbesserung des Petitionsrechts – dies wurde ben schon gesagt – ist eine Aufgabe des Parlaments und es Verfassungsgebers, nicht aber der Bundesregierung. ie fragen die Bundesregierung zum Beispiel, welche uffassung sie zu einem Selbstbefassungsrecht des Pe itionsausschusses habe, (Volker Kauder [CDU/CSU]: Absolut daneben!)


lso dem Recht, Themen aufzugreifen, die gerade inter-
ssant sind, zu denen aber gerade keine Petitionen vor-
iegen. Ich leugne nicht, dass dies interessant und span-
end ist. Aber ich möchte nicht, dass sich die Regierung
azu äußert. Das geht sie überhaupt nichts an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wenn Sie das regeln wollen, dann können Sie in die-
em Hause einen entsprechenden Antrag oder Gesetzent-
urf einbringen. Bisher liegen uns solche Anträge nicht
or. Anschließend wird dieser Antrag oder Gesetzent-
urf eine Mehrheit finden oder nicht.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Eher nicht!)


edenfalls hat es mit der Exekutive nichts zu tun. Nicht
ie Bundesregierung, auch nicht das Bundesinnenminis-
erium, Herr Staatssekretär Altmaier, kontrolliert oder
estimmt das Petitionsrecht, sondern wir, die wir hier
itzen. Das Parlament kontrolliert die Regierung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


arum also, Herr Altmaier, der Sie heute Abend die
undesregierung vertreten: Finger weg vom Petitions-

echt!


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Werte Kolleginnen und Kollegen von der Linkspartei,
ie wissen, dass wir seit 2005 sehr intensiv an der Fort-
ntwicklung und den Reformmöglichkeiten des Peti-
ionsrechts arbeiten; dies tun wir partei- und fraktionsü-
ergreifend. Ein Grundrecht wie das Petitionsrecht, das
n Art. 17 des Grundgesetzes niedergelegt ist, sollte
icht wie heute Abend im Parteienstreit, sondern mög-
ichst im Konsens weiterentwickelt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich hätte es gut gefunden, wenn Sie Ihre Punkte und
ie FDP die anderen fünf Punkte vielleicht erst einmal in
er Runde der Obleute oder im Ausschuss mit uns disku-
iert hätten; dann hätten wir uns möglicherweise auf et-
as einigen können. So aber zerstreiten wir hier öffent-

ich ein Grundrecht. Das ist wirklich bedauerlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler
Zum Abschluss meiner Rede erinnere ich an das, was
wir bereits gemacht haben: Wir haben E-Mail-Petitionen
sowie öffentliche Petitionen mit Diskussionsforen im In-
ternet eingeführt, wir wollen Massenpetitionen besser
behandeln, und wir machen jetzt schon erweiterte öffent-
liche Ausschusssitzungen am laufenden Band, könnte
man fast sagen.


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut! – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Der war noch gar nicht bei uns!)


Es ist auch eine gute Sache, dass wir das eingeführt ha-
ben. Wir hören Petenten persönlich an. Dies alles hat
früher nicht stattgefunden; aber Sie sagen, es habe sich
nichts getan. 1975 wurde geregelt, dass alle Petitionen,
die beim Bundestag eingehen, dem Petitionsausschuss
zuzuweisen sind und der Präsident keine Ausnahmen
machen darf. Diese gute Idee ist in § 109 unserer Ge-
schäftsordnung geregelt und 2005 weiterentwickelt wor-
den. Insoweit liegen Sie mit Ihrer Anfrage ziemlich da-
neben.

Herr Baumann, Sie haben zu Recht darauf hingewie-
sen, dass wir keine Zuschauerdemokratie sind. Diesem
Begriff, mit dem gemeint ist, dass wir Abgeordneten von
den Bürgern die Souveränität übernommen hätten, wie
es in der Einleitung Ihrer Anfrage steht – gemeint ist
wohl, dass Sie das ändern wollen –, halte ich ein Zitat
unseres ersten Bundespräsidenten Prof. Dr. Heuss entge-
gen:

Demokratie heißt nicht Massenherrschaft, sondern
Aufbau, Sicherung und Bewährung der selbst ge-
wählten Autoritäten.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610525900

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

Gabriele Lösekrug-Möller, SPD-Fraktion.


(Jörg Tauss [SPD]: Noch eine Steigerung! – Beifall bei der SPD)



Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):
Rede ID: ID1610526000

Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren! Kolle-

ginnen und Kollegen! Es ist schon etwas Besonderes,
wenn man über Petitionen redet und dann feststellt – die
Stenografen verzeichnen dies ja korrekt –, dass der Ap-
plaus fast aus dem ganzen Hause kommt. Es ist aber ty-
pisch für Petitionsarbeit, weil wir zum Wohle derer, die
sich beschweren oder Bitten einreichen, in unserer tägli-
chen Arbeit stark konsensorientiert sind. Dies zeichnet
uns aus und stellt eine Qualität dar, die wir auf keinen
Fall verlieren wollen, auch nicht in einem Zusammen-
hang wie heute Abend, an dem wir eine Anfrage disku-
tieren, die außerordentlich umfänglich ist. Allerdings be-
treffen von den 108 Fragen nur 33 das im Grundgesetz
verankerte Petitionsrecht.

An dieser Stelle breche ich eine Lanze für die Vorsit-
zende des Petitionsausschusses, der ich eine exzellente
Sitzungsführung attestiere. Die Kritik richtet sich nicht

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(C (D ersönlich gegen die Vorsitzende. Vielmehr hat uns das erständnis von Parlament und Demokratie, das hin er diesem Antrag steckt – das haben viele Kolleginnen nd Kollegen zu Recht angesprochen –, zutiefst bestürzt. ch bin darüber sehr ins Grübeln gekommen. Ebenso wie iele meiner Vorredner bin ich bei dem Begriff „Zuchauerdemokratie“ hängen geblieben. Ich habe mich efragt: Wie kann es sein, dass jemand, der ein Mandat n einem Parlament wahrnimmt, einen solchen Begriff ns Spiel bringt? Das macht mir ernsthaft Sorgen. Ich inde, wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, wir häten das Gefühl, auf einer Bühne zu stehen, und die andeen seien die Zuschauer. Vielleicht kämen wir dann irendwann auf die Idee, Eintritt zu nehmen. Das führt in ine völlig falsche Richtung. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diejenigen, die hier sitzen, sind ja fast ausschließlich
itglieder im Petitionsausschuss.


(Zuruf von der CDU/CSU: Herr Tauss noch nicht! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Explizit noch nicht!)


inige haben gerade quasi ihre Bewerbung abgegeben;
uch darüber freuen wir uns natürlich.

Ich will einen Punkt anschneiden, nach dem in der
nfrage zwar nicht gefragt wurde, der es aber lohnt, er-
ähnt zu werden. Im Mittelpunkt vieler Beschwerden,
ie uns erreichen, steht das Verhalten von Behörden.
ir müssen feststellen, dass wir eine große Anzahl von

etitionen gar nicht im Ausschuss bearbeiten, weil der
ompetente Ausschussdienst im Vorfeld Abhilfe schaf-
en kann. Er kann die richtige Information und den kor-
ekten Hinweis geben. Wenn wir eines Tages keine Be-
chwerden mehr bekommen, die Bundesbehörden
etreffen, dann sind wir einen Schritt näher am Paradies.
eshalb bin ich sehr zufrieden, wenn Behörden auf Bun-
esebene selbst dafür sorgen, dass das Beschwerdema-
agement in ihrem Haus funktioniert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ch habe nicht die Sorge, dass der Petitionsausschuss
ann ohne Arbeit ist. Dann können wir uns frohgemut
enen Petitionen zuwenden, die Vorschläge zur Verbesse-
ung von Gesetzen beinhalten. Dazu erhalten wir täglich
iel Post. Da sind wirklich gute Anregungen bei. Wenn
ir uns ausschließlich dem zuwenden können, wird es
ns gut gehen.

Über eine Feststellung sollten wir alle einmal nach-
enken: Das Petitionsrecht umfasst auf Bundesebene die
esetzgebung und die Behörden. In den letzten Jahren
ab es die Tendenz zur Privatisierung bzw. Teilprivati-
ierung ganz wesentlicher Elemente. Bei unserer Peti-
ionsarbeit stellen wir aber fest, dass unser Arm so weit
icht reicht. Das ist für viele Bürger schwer zu verste-
en. Wir Ausschussmitglieder fragen uns natürlich, wie
s da mit der Interessenvertretung aussieht. Hier sind
och einige Aufgaben zu erledigen. Wir müssen uns Ge-






(A) )



(B) )


Gabriele Lösekrug-Möller
danken darüber machen, wie wir uns dazu verhalten
wollen.

Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass die
Bürgerinnen und Bürger Vertrauen in unsere Petitionsar-
beit gewonnen haben. Das ist kein Selbstlob; das liegt an
allen anderen außer mir. Ich bin aber stolz darauf. Das
sollten wir in Ehren halten und nicht durch Anfragen ge-
fährden, über die man schmunzeln oder an denen man
zweifeln kann. Ich bin aber guter Dinge, dass wir trotz-
dem gemeinsam weiterarbeiten werden, und zwar an der
Stelle, die uns besonders am Herzen liegt: Die Arbeit des
Petitionsausschusses soll transparenter werden und die
Öffentlichkeit erreichen. Das ist es, was Bürgerinnen
und Bürger von diesem Ausschuss und diesem Parla-
ment erwarten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610526100

Ich schließe die Aussprache.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 16 a auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(20. Ausschuss)

Brähmig, Jürgen Klimke, Dr. Hans-Peter Friedrich

(Hof), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Annette
Faße, Gabriele Hiller-Ohm, Renate Gradistanac,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Den Fahrradtourismus in Deutschland umfas-
send fördern

– Drucksachen 16/3609, 16/5635 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jürgen Klimke
Gabriele Hiller-Ohm
Ernst Burgbacher
Dr. Ilja Seifert
Nicole Maisch

Die Kollegen Ernst Hinsken, Ernst Burgbacher,
Dr. Ilja Seifert sowie die Kolleginnen Gabriele Hiller-
Ohm und Nicole Maisch haben ihre Reden zu Protokoll
gegeben.1)

Wir kommen deshalb zur Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Tourismus zu dem Antrag der Fraktio-
nen der CDU/CSU und SPD mit dem Titel „Den Fahr-
radtourismus in Deutschland umfassend fördern“. Der
Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/5635, den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und SPD auf Drucksache 16/3609 anzuneh-
men. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Fraktionen Die Linke,
SPD und CDU/CSU bei Enthaltung des Bündnisses 90/
Die Grünen und der FDP angenommen.

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1) Anlage 3 2)

(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses (3. Ausschuss)

Eid, Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck

(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Politische Lösungen sind Voraussetzung für
Frieden in Somalia
– Drucksachen 16/4759, 16/5754 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Anke Eymer (Lübeck)

Dr. Herta Däubler-Gmelin
Marina Schuster
Monika Knoche
Dr. Uschi Eid

Die Kolleginnen Anke Eymer (Lübeck), Brunhilde Ir-
er, Marina Schuster, Dr. Uschi Eid sowie der Kollege
r. Norman Paech haben ihre Reden zu Protokoll gege-
en.2)

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärti-
en Ausschusses zum Antrag der Fraktion des Bündnis-
es 90/Die Grünen mit dem Titel „Politische Lösungen
ind Voraussetzung für Frieden in Somalia“. Der Aus-
chuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/5754, den Antrag der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/4759 in
er Ausschussfassung anzunehmen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen des ganzen Hauses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU
und der SPD

Schienenlärm ursächlich bekämpfen
– zu dem Antrag der Abgeordneten Michael

Kauch, Horst Friedrich (Bayreuth), Patrick Dö-
ring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Lärmschutz im Schienenverkehr verbes-
sern – Marktwirtschaftliche Anreize nut-
zen, Schienenbonus überprüfen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried
Hermann, Kerstin Andreae, Alexander Bonde,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Aktionsprogramm gegen Schienenlärm auf
den Weg bringen

– Drucksachen 16/4562, 16/675, 16/2074,
16/5293 –

Anlage 4






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Berichterstattung:
Abgeordnete Heinz Paula
Winfried Hermann

Die Kollegen Enak Ferlemann, Heinz Paula, Horst
Friedrich (Bayreuth), Lutz Heilmann und Winfried Her-
mann haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.1)

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf
Drucksache 16/5293. Der Ausschuss empfiehlt unter
Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5293
die Annahme des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU
und SPD auf Drucksache 16/4562 mit dem Titel „Schie-
nenlärm ursächlich bekämpfen“. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalition bei Gegenstimmen der Opposition an-
genommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der FDP auf Drucksache 16/675 mit dem Titel „Lärm-
schutz im Schienenverkehr verbessern – Marktwirt-
schaftliche Anreize nutzen, Schienenbonus überprüfen“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Fraktionen Die Linke,
SPD, CDU/CSU bei Gegenstimmen von Bündnis 90/Die
Grünen und FDP angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5293 die
Ablehnung des Antrags der Fraktion des Bündnisses 90/
Die Grünen auf Drucksache 16/2074 mit dem Titel „Ak-
tionsprogramm gegen Schienenlärm auf den Weg brin-
gen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Diese Be-
schlussempfehlung ist ebenfalls mit den Stimmen der
Fraktionen Die Linke, SPD, CDU/CSU bei Gegenstim-
men von Bündnis 90/Die Grünen und FDP angenom-
men.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Martin
Zeil, Mechthild Dyckmans, Jens Ackermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Die Schaffung einer Europäischen Privatge-
sellschaft forcieren

– Drucksache 16/5423 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Die Redner Dr. Günter Krings, Klaus Uwe Benneter,
Martin Zeil und der Parlamentarische Staatssekretär Al-
fred Hartenbach sowie die Kolleginnen Ulla Lötzer, Ker-
stin Andreae und Mechthild Dyckmans haben ihre Re-
den zu Protokoll gegeben.2)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/5423 an die in der Tagesordnung aufge-

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1) Anlage 5
2) Anlage 6 3)

(C (D ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a bis 20 c auf: a)

Müller (Braunschweig), Ilse Aigner, Michael
Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René
Röspel, Jörg Tauss, Willi Brase, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD

Innovationsnetzwerk für Europa – Europäi-
sches Technologieinstitut

– Drucksache 16/5733 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Lothar
Bisky, Cornelia Hirsch, Dr. Lukrezia Jochimsen,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Einrichtung des Europäischen Technolo-
gieinstituts verhindern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager,
Kai Gehring, Priska Hinz (Herborn) und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Einrichtung des Europäischen Technolo-
gieinstituts abwenden – Bestehende europäi-
sche Förderstrukturen stärken und weiter-
entwickeln

– Drucksachen 16/4625, 16/5254, 16/5765 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Carsten Müller (Braunschweig)

René Röspel
Cornelia Pieper
Dr. Petra Sitte
Krista Sager

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Flach, Cornelia Pieper, Markus Löning, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Das Europäische Institut für Technologie zum
Erfolg führen

– Drucksache 16/5605 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Die Kollegen Carsten Müller (Braunschweig), René
öspel sowie die Kolleginnen Ulrike Flach, Petra Sitte
nd Krista Sager haben ihre Reden zu Protokoll gege-
en.3)

Wir kommen deshalb zur Abstimmung über den An-
rag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf

Anlage 7






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Drucksache 16/5733 mit dem Titel „Innovationsnetz-
werk für Europa – Europäisches Technologieinstitut“.
Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der
Koalition bei Gegenstimmen der Fraktionen Die Linke
und Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der Fraktion
der FDP angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 b. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit
dem Titel „Einrichtung des Europäischen Technologiein-
stituts verhindern“. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5765,
den Antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache
16/4625 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit Stimmen der SPD, der
CDU/CSU und der FDP bei Gegenstimmen des
Bündnisses 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke
angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/5254
mit dem Titel „Einrichtung des Europäischen Technolo-
gieinstituts abwenden – Bestehende europäische Förder-
strukturen stärken und weiterentwickeln“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Diese Beschlussempfehlung ist
ebenfalls mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU und
FDP bei Gegenstimmen des Bündnisses 90/Die Grünen
und der Fraktion Die Linke angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 c. Interfraktionell wird Über-
weisung der Vorlage auf Drucksache 16/5605 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 19 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm,
Katrin Kunert, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der LINKEN

Öffentlichen Verkehr in den neuen Bundeslän-
dern nicht gefährden – Verkehrsflächenberei-
nigungsgesetz verlängern

– Drucksachen 16/4856, 16/5168 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Wanderwitz
Dr. Peter Danckert
Mechthild Dyckmans
Jörn Wunderlich
Jerzy Montag

Die Kollegen Marco Wanderwitz, Dr. Peter Danckert
und Peter Hettlich sowie die Kolleginnen Sabine Leut-
heusser-Schnarrenberger und Heidrun Bluhm haben ihre
Reden zu Protokoll gegeben.1)

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1) Anlage 8
2)

3)

(C (D Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Rechtsusschusses zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit em Titel „Öffentlichen Verkehr in den neuen Bundeslänern nicht gefährden – Verkehrsflächenbereinigungsgeetz verlängern“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 16/5168, den Antrag er Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/4856 abzulehen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempehlung ist bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke mit en Stimmen des restlichen Hauses angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 21 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Sonderbericht Nr. 9/2006 über Ausgaben für Übersetzungsleistungen bei der Kommission, beim Parlament und beim Rat Ratsdok. 12861/06 – Drucksachen 16/5329 Nr. 2.9, 16/5766 – Berichterstattung: Abgeordnete Klaus-Peter Willsch Klaus Hagemann Die Kollegen Klaus-Peter Willsch, Klaus Hagemann, ichael Roth oland Claus sowie Omid Nouripour haben ihre Reden u Protokoll gegeben.2)


Wir kommen deshalb zur Beschlussempfehlung des
aushaltsausschusses auf Drucksache 16/5766 zu der
nterrichtung durch die Bundesregierung über den Son-
erbericht über Ausgaben für Übersetzungsleistungen
ei der Kommission, beim Parlament und beim Rat. Der
usschuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung eine
tellungnahme nach Art. 23 Abs. 3 des Grundgesetzes
nzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Diese
eschlussempfehlung ist bei Enthaltung der Grünen mit
en Stimmen des ganzen Hauses angenommen.

Ich rufe Zusatzpunkt 7 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Herbert Schui, Werner Dreibus, Dr. Barbara
Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Für ein Europäisches Kartellamt
– Drucksache 16/5360 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Die Kollegen Albert Rupprecht (Weiden), Martin
eil, Dr. Herbert Schui und Christian Lange (Backnang)

owie die Kollegin Kerstin Andreae haben ihre Reden zu
rotokoll gegeben.3)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/5360 an die in der Tagesordnung aufge-

Anlage 9
Anlage 10






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 22 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Laurenz
Meyer (Hamm), Andreas G. Lämmel, Klaus Hof-
bauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Andrea
Wicklein, Doris Barnett, Engelbert Wistuba, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Die wirtschaftlichen und arbeitsplatzschaffen-
den Erfolge der Gemeinschaftsaufgabe „Ver-
besserung der regionalen Wirtschaftsstruk-
tur“ nutzen – Regionales Wachstum und
Beschäftigungseffekte intensivieren

– Drucksache 16/5607 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Die Kollegen Andreas G. Lämmel, Klaus Hofbauer
sowie die Kolleginnen Andrea Wicklein, Gudrun Kopp,
Sabine Zimmermann und Kerstin Andreae haben ihre
Reden zu Protokoll gegeben.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/5607 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 23 auf:

Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Re-
duzierung und Beschleunigung von immis-
sionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfah-
ren

– Drucksache 16/1337 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit (16. Ausschuss)


– Drucksache 16/5737 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Matthias Miersch
Horst Meierhofer
Lutz Heilmann
Sylvia Kotting-Uhl

Die Kollegen Andreas Jung (Konstanz), Dr. Matthias
Miersch, Horst Meierhofer und Lutz Heilmann sowie die
Kollegin Sylvia Kotting-Uhl haben ihre Reden zu Pro-
tokoll gegeben.2)

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(C (D Wir kommen deshalb zur Abstimmung über den vom undesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Reuzierung und Beschleunigung von immissionsschutzechtlichen Genehmigungsverfahren. Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktoricherheit empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/5737, den Gesetzentwurf des Bundesra es auf Drucksache 16/1337 in der Ausschussfassung anunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf n der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das andzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – er Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den timmen von SPD, CDU/CSU und FDP bei Gegenstimen von Bündnis 90/Die Grünen und Fraktion Die inke angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist damit in dritter Beratung mit demselben Stimenergebnis wie in zweiter Beratung angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 24 auf: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffengesetzes – Drucksache 16/1991 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Die Kollegen Reinhard Grindel, Hartfrid Wolff Rems-Murr)

etra Pau und Silke Stokar von Neuforn haben ihre Re-
en zu Protokoll gegeben.3)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/1991 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unser heutigen Tagesord-
ung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Freitag, den 22. Juni 2007, 9 Uhr,
in.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, allen
itarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch den Zu-

chauern auf der Tribüne noch einen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)