Protokoll:
16102

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 102

  • date_rangeDatum: 13. Juni 2007

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 22:03 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/102 der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ und des Militärisch-Technischen Abkom- mens zwischen der Internationalen Sicher- heitspräsenz (KFOR) und den Regierun- gen der Bundesrepublik Jugoslawien (jetzt: Republik Serbien) und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (Drucksache 16/5600) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksachen 16/5561, 16/5581) . . . . . . . . . . Dringliche Frage 1 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) DIE GRÜNEN) Grundlage der Entscheidung der Bundes- regierung, Kanzleramtsminister Dr. Thomas de Maiziére trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe in seiner Funktion als Beauftrag- ter für die Nachrichtendienste des Bundes zu belassen Antwort Dr. Hans Bernhard Beus, Staatssekretär im BK . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . 10444 D 10445 A 10447 B 10447 C 10447 D Deutscher B Stenografisch 102. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 8 . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Interna- tionalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Umfeldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur mili- tärischen Absicherung der Friedensrege- lung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates M A S A A Z D V H D D 10443 A 10444 A 10444 A Vorwurf der Strafvereitlung im Amt ge- gen Kanzleramtsminister Dr. Thomas de undestag er Bericht ung n 13. Juni 2007 t : aiziére im Zusammenhang mit der ffäre um organisierte Kriminalität in achsen ntwort lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ringliche Frage 2 10445 B 10445 B 10446 A 10446 B 10446 D Manfred Grund (CDU/CSU) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10448 A 10448 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 Dringliche Frage 3 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Bewertung der Kritik des Vorsitzenden der Kontrollkommission des Sächsischen Land- tages für die Geheimdienste durch die Bun- desregierung betreffend pflichtwidriges Unterlassen von Unterrichtungen durch den damaligen sächsischen Innenminister Dr. Thomas de Maiziére hinsichtlich mögli- cher Entsprechungen bei dessen derzeitiger Amtsführung als Chef des Bundeskanzler- amtes und mögliche Maßnahmen der Bun- desregierung in diesem Zusammenhang Antwort Dr. Hans Bernhard Beus, Staatssekretär im BK . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 17 Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Verwicklung von Personen bzw. Institutio- nen der Bundesregierung in die Ermittlun- gen zur sächsischen Affäre um organisierte Kriminalität und Korruption Antwort Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 18 Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Erkenntnisse und mögliche Maßnahmen der Bundesregierung hinsichtlich der säch- sischen Affäre um organisierte Kriminali- tät und Korruption Antwort Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . W J D C K e g g u A P Z C D V U S J D C B l Ü m A P Z C V U J S O T a 10449 A 10449 A 10449 C 10449 C 10449 D 10450 A 10450 B 10450 C 10450 D 10451 A 10451 B olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . ringliche Frage 4 ornelia Hirsch (DIE LINKE) orrektur der Aussage der Polizeisonder- inheit „Kavala“ hinsichtlich des Einsatzes etarnter Zivilpolizisten in den Reihen der egen den G-8-Gipfel Demonstrierenden nd Bewertung der Bundesregierung ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . r. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ringliche Frage 5 ornelia Hirsch (DIE LINKE) ewertung der Bundesregierung hinsicht- ich Forderungen nach einer stärkeren berwachung der sogenannten autono- en Szene ntwort eter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . evim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschrif- ten für Opfer der politischen Verfol- gung in der ehemaligen DDR (Drucksachen 16/4842, 16/5532, 16/5540, 16/5541) . . . . . . . . . . . . . . . . 10451 D 10452 A 10452 C 10452 C 10453 A 10453 B 10453 C 10453 D 10454 B 10454 D 10455 A 10455 D 10456 A 10456 C 10456 D 10457 B 10457 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 III – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Volker Schneider (Saarbrücken), Petra Pau, Dr. Gesine Lötzsch, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der LINKEN eingebrach- ten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Verbesserung rehabilitierungs- rechtlicher Vorschriften für poli- tisch Verfolgte im Beitrittsgebiet und zur Einführung einer Opfer- rente (Opferrentengesetz) (Drucksachen 16/4846, 16/5532, 16/5540, 16/5541) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Gerechtigkeit für die Opfer der SED-Diktatur – zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Wieland, Cornelia Behm, Katrin Göring-Eckardt, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Wirk- same Unterstützung für die Verfolgten des DDR-Regimes (Drucksachen 16/4409, 16/4404, 16/5532) Klaas Hübner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Chan- cen am Weltmarkt durch marktwirt- schaftliche Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik und Sub- ventionsabbau nutzen (Drucksache 16/4185) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Agrarpolitischer Bericht 2007 der Bun- desregierung (Drucksache 16/4289) . . . . . . . . . . . . . . . . c d e f g h H P 10457 C 10458 A 10458 A 10459 C 10460 C 10462 C 10463 C 10465 A 10466 B 10467 D 10469 A 10470 A 10470 B ) Antrag der Abgeordneten Peter Bleser, Ursula Heinen, Uda Carmen Freia Heller, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Wilhelm Priesmeier, Volker Blumentritt, Dr. Gerhard Botz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neuordnung des Berichtswesens (Drucksache 16/5421) . . . . . . . . . . . . . . . ) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung: Tech- nikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Moderne Agrartechniken und Produktionsmethoden – ökonomi- sche und ökologische Potenziale 1. Bericht: Alternative Kulturpflanzen und Anbauverfahren (Drucksache 16/3217) . . . . . . . . . . . . . . . ) Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung: Tech- nikfolgenabschätzung (TA) TA-Projekt: Moderne Agrartechniken und Produktionsmethoden – ökonomi- sche und ökologische Potenziale 2. Bericht: Precision Agriculture (Drucksache 16/3218) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Birgitt Bender, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Land- wirtschaftliche Krankenversicherung ab 2009 weiter an Bundesmitteln zur landwirtschaftlichen Krankenversiche- rung beteiligen (Drucksache 16/5427) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Alexander Bonde, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ge- meinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes zur Gemeinschaftsaufgabe Entwicklung der ländlichen Räume ausbauen (Drucksache 16/5503) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Pla- nungssicherheit für Landwirte und Milchwirtschaft durch definitiven Be- schluss zum Auslaufen der Milchquo- tenregelung schaffen (Drucksachen 16/3345, 16/4595) . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . eter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 10470 B 10470 B 10470 C 10470 D 10470 D 10471 A 10471 B 10472 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der LINKEN: Haltung der Bundesregie- rung zur drohenden Altersarmut in Deutschland aufgrund des zu geringen Rentenniveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . Walter Riester (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Gregor Amann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Romer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere in der mittelständi- schen Wirtschaft (Drucksachen 16/4764, 16/5522) . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU sowie den Abgeordneten Dr. Rainer Wend, Ludwig Stiegler, Christian Lange b D M C S K H E T A d k c U a ( d u ( U M H H V T A A r 10474 C 10475 D 10477 B 10478 A 10480 A 10480 D 10482 A 10482 D 10484 A 10485 D 10486 A 10487 B 10488 B 10489 B 10490 D 10491 D 10493 B 10494 B 10495 C 10496 C 10497 D 10499 A 10499 D 10501 A (Backnang), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrach- ten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zum Abbau bürokratischer Hemm- nisse insbesondere in der mittelstän- dischen Wirtschaft (Drucksachen 16/4391, 16/5522) . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Martin Zeil, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mehr Anreize beim Bürokratieabbau – Für eine Kos- tenerstattung staatlicher Pflichtdienste (Drucksachen 16/4605, 16/5522) . . . . . . . r. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . artin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristian Lange (Backnang) (SPD) . . . . . . . . abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . delgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6: ntrag der Bundesregierung: Fortsetzung es Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- räfte zur Unterstützung der Überwa- hungsmission AMIS der Afrikanischen nion (AU) in der Region Darfur/Sudan uf Grundlage der Resolutionen 1556 2004) und 1564 (2004) des Sicherheitsrates er Vereinten Nationen vom 30. Juli 2004 nd 18. September 2004 Drucksache 16/5436) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Mogg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Schmidbauer (CDU/CSU) . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ntrag der Abgeordneten Hüseyin-Kenan ydin, Heike Hänsel, Monika Knoche, weite- er Abgeordneter und der Fraktion der 10501 A 10501 B 10501 C 10502 D 10504 A 10505 B 10506 A 10507 A 10508 D 10510 C 10510 D 10511 D 10512 C 10513 A 10514 B 10515 A 10516 A 10516 B 10516 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 V LINKEN: Anerkennung und Wiedergutma- chung der deutschen Kolonialverbrechen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (Drucksache 16/4649) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . Anke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport (Drucksache 16/5526) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Joachim Günther (Plauen), Miriam Gruß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Bekämpfung des Dopings im Sport vorantreiben und Optimierungs- möglichkeiten ausschöpfen (Drucksache 16/4738) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Winfried Nachtwei, Kerstin Müller (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Für einen sicherheitspoliti- schen Kurswechsel in Afghanistan – Nebeneinander von ISAF und OEF be- enden (Drucksache 16/5587) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Einsatz des Kommandos Spezialkräfte in Afghanistan beenden (Drucksachen 16/4674, 16/5309) . . . . . . . c i Z B w – – ( 1 J B B R W B W H 10518 B 10518 C 10519 C 10521 A 10521 C 10522 D 10523 C 10523 D 10524 B 10524 C 10524 C 10526 C 10527 C 10528 D 10530 A 10530 D 10531 C 10531 D ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Monika Knoche, Dr. Norman Paech, Paul Schäfer (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Das Mandat für die Ope- ration Enduring Freedom beenden – Einsätze des Kommandos Spezialkräfte in Afghanistan einstellen (Drucksachen 16/121, 16/5314) . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 2: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- ärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktio- nen der CDU/CSU und der SPD zu der zweiten Beratung des Antrags der Bundes- regierung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstüt- zungstruppe in Afghanistan unter Füh- rung der NATO auf Grundlage der Re- solutionen 1386 (2001), 1413 (2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563 (2004), 1623 (2005) und 1707 (2006) des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen zu dem Entschließungsantrag der Abge- ordneten Dr. Werner Hoyer, Birgit Homburger, Hellmut Königshaus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Inter- nationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolu- tionen 1386 (2001), 1413 (2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563 (2004), 1623 (2005) und 1707 (2006) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen Drucksachen 16/4298, 16/4571, 16/4620, 6/4621, 16/5636) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernd Schmidbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . olf Kramer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . ernd Schmidbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . ans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10531 D 10532 A 10532 B 10533 C 10535 B 10537 A 10538 B 10539 D 10540 B 10540 C 10541 C VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolf Bauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investmentgesetzes und zur Anpassung anderer Vorschriften (Invest- mentänderungsgesetz) (Drucksache 16/5576) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Harald Leibrecht, Gudrun Kopp, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Deutsche Unternehmen vor chinesischer Produktpiraterie und Diskriminierung schützen (Drucksache 16/4207) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Mündliche Frage 3 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Handlungsbedarf der Bundesregierung im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft bezüglich Klärung der Zuständigkeit hin- sichtlich der Aufnahme von in Seenot gefundenen Flüchtlingen im Mittelmeer Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Mündliche Frage 4 Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Verkauf von Zaunfeldern des G-8-Gipfel- Zauns zur Refinanzierung des Gipfels Antwort Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M W V f m u o d A D B A M E B g d 2 t G i F v A R A M V H d B M B h A U A M D U k P 10542 B 10543 A 10544 C 10545 D 10546 A 10546 C 10547 A 10547 B 10547 C nlage 4 ündliche Frage 5 olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ereinbarkeit der Aufbewahrung von Brie- en intimen Inhalts durch den Bundes- inister für Ernährung, Landwirtschaft nd Verbraucherschutz mit der Geschäfts- rdnung der Bundesregierung, Haltung er Bundeskanzlerin ntwort r. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär MELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 ündliche Fragen 6 und 7 lisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ehandlung des Themas „Reform der Pfle- eversicherung“ auf der Klausurtagung es Bundeskabinetts am 23. und 24. August 007, Auswirkungen auf den kommunizier- en Zeitplan des Bundesministeriums für esundheit zur Vorlage von Eckpunkten m Juli 2007; Diskussionsstand zum inanzausgleich zwischen sozialer und pri- ater Pflegeversicherung ntwort olf Schwanitz, Parl. Staatssekretär BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 ündliche Frage 8 eronika Bellmann (CDU/CSU) altung der Bundesregierung zu der von er Fachkommission Bauaufsicht der auministerkonferenz überarbeiteten usterhochhausrichtlinie in Bezug auf die esonderheiten der DDR-Bestandshoch- äuser ntwort lrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 ündliche Fragen 9 und 10 r. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) msetzung der Zusage des Bundesver- ehrsministers zur Einrichtung einer ICE- ilotstrecke mit der Möglichkeit der Mit- 10547 D 10548 A 10548 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 VII nahme von Fahrrädern sowie Einrichtung von Mehrzweckabteilen in allen Zügen ein- schließlich Hochgeschwindigkeitszügen Antwort Ulrich Kasparick, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 8 Mündliche Frage 11 Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Technische Absprachen zwischen der NATO und der EU hinsichtlich einer Unterstützung der zivilen EU-Polizeimis- sion in Afghanistan sowie Auswirkungen der derzeitigen Blockade der Türkei inner- halb der NATO auf den Beginn der Polizei- mission bzw. auf die deutschen Polizisten in Afghanistan Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Anlage 9 Mündliche Frage 12 Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Nichtaufnahme der Klausel zur Nichtwei- terverbreitung von Massenvernichtungs- waffen in das Verhandlungsmandat mit Indien im Vorfeld der Verhandlungen über Freihandelsabkommen mit den ASEAN- Staaten unter deutscher EU-Ratspräsident- schaft, Vereinbarkeit mit den abrüstungs- politischen Bekenntnissen der Bundesre- gierung Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Anlage 10 Mündliche Frage 13 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Lage der Menschenrechte, Zerfall demo- kratischer Strukturen und Fehlen einer un- abhängigen Justiz in der Russischen Föde- ration als Thema auf dem G-8-Gipfel Antwort Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . A M S H G p A G A M W H t v t r A A A M C Ä r m s s A t K s i A D A E ü V s d U R G 10548 B 10548 C 10549 A 10549 B nlage 11 ündliche Fragen 14 und 15 ibylle Laurischk (FDP) öhe des Werbemitteletats für den G-8- ipfel in Heiligendamm sowie Beteiligung rivater Sponsoren ntwort ernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . nlage 12 ündliche Frage 16 olfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) altung der Bundesregierung zur geplan- en vorzeitigen Haftentlassung des wegen ierfachen Mordes verurteilten Haupt- äters aus dem Berliner Mykonos-Verfah- en ntwort lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 13 ündliche Fragen 19 und 20 hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nderungen am Gesetzentwurf der Bundes- egierung zur Erleichterung der Unterneh- ensnachfolge nach dem Bundesverfas- ungsgerichtsbeschluss zur Erbschaftsteuer owie Haltung der Bundesregierung zum lternativvorschlag des Deutschen Indus- rie- und Handelskammertages und zur ritik an der geplanten Beschränkung der teuerlichen Begünstigung auf Vermögen nnerhalb der EU ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 14 rklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Entwurf eines Dritten Gesetzes zur erbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vor- chriften für Opfer der politischen Verfolgung in er ehemaligen DDR (Tagesordnungspunkt 3 a) te Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Fornahl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . unter Weißgerber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 10549 C 10550 A 10550 B 10550 D 10551 A 10551 C VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 Anlage 15 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport – Antrag: Bekämpfung des Dopings im Sport vorantreiben und Optimierungsmög- lichkeiten ausschöpfen (Tagesordnungspunkt 10 a und b) Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investmentgesetzes und zur Anpassung anderer Vorschriften (Investmentänderungs- gesetz) (Tagesordnungspunkt 12) Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Nina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Deutsche Unternehmen vor chi- nesischer Produktpiraterie und Diskriminie- rung schützen (Tagesordnungspunkt 11) Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10552 A 10553 A 10554 C 10555 C 10556 A 10556 D 10558 A 10559 A 10560 D 10561 D 10562 C 10563 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10443 (A) ) (B) ) 102. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 13.0
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    1) Anlage 16 2) Anlage 17 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10547 (A) ) (B) ) der Aufnahme von in Seenot gefundenen Flüchtlingen im Mittelmeer, die unter anderem Ende Mai dieses Jahres dazu nichtdienstliche Angelegenheiten. Eine Beantwortung Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Peter Altmeier auf die Frage des Abgeordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/5561, Frage 3): Welchen Handlungsbedarf sieht die Bundesregierung im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft angesichts der anschei- nend bestehenden Unklarheit zu Zuständigkeiten bezüglich n R I 1 d a g g v n a V te d k B D s v A d A ( li S S o m ß A d d D Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 13.06.2007 Beckmeyer, Uwe SPD 13.06.2007 Burgbacher, Ernst FDP 13.06.2007 Ferlemann, Enak CDU/CSU 13.06.2007 Gabriel, Sigmar SPD 13.06.2007 Irber, Brunhilde SPD 13.06.2007 Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 13.06.2007 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.06.2007 Lintner, Eduard CDU/CSU 13.06.2007 Merten, Ulrike SPD 13.06.2007 Michalk, Maria CDU/CSU 13.06.2007 Nešković, Wolfgang DIE LINKE 13.06.2007 Nitzsche, Henry fraktionslos 13.06.2007 Pronold, Florian SPD 13.06.2007 Roth (Esslingen), Karin SPD 13.06.2007 Schily, Otto SPD 13.06.2007 Schmitt (Berlin), Ingo CDU/CSU 13.06.2007 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.06.2007 Toncar, Florian FDP 13.06.2007 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 13.06.2007 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 13.06.2007 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 13.06.2007 Zypries, Brigitte SPD 13.06.2007 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht führte, dass 27 Flüchtlinge drei Tage lang vor Malta im Meer trieben, bevor sie gerettet werden konnten? Die Bundesregierung verfolgt die tragischen Ereig- isse auf dem Mittelmeer mit großer Sorge. Die deutsche atspräsidentschaft hat diese Thematik auf dem Rat der nnen- und Justizminister der Europäischen Union am 2. Juni 200 behandelt. Es bestand Übereinstimmung, ass die Europäische Union im Rahmen des Gesamt- nsatzes zur Migration – das heißt der umfassenden Mi- rationspolitik der EU – dazu beizutragen muss, dass ver- leichbare tragische Ereignisse so weit wie nur möglich erhindert werden. Dies betrifft sowohl das Handeln in- erhalb der Europäischen Union als auch die Zusammen- rbeit mit Herkunfts- und Transitstaaten; hierbei sind die erpflichtungen des Völkerrechts, insbesondere des in- rnationalen Seerechts und des Flüchtlingsrechts, unbe- ingt einzuhalten. Die Europäische Kommission hat ürzlich eine Studie zu Regelungen des Völkerrechts mit ezug auf illegale Migration auf dem Seeweg vorgelegt. iese Studie sowie weitere Überlegungen zu einem wirk- ameren Handeln, etwa unter Nutzung der Möglichkeiten on FRONTEX, werden in den Ratsgremien erörtert. nlage 3 Antwort es Parl. Staatssekretärs Peter Altmeier auf die Frage der bgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) Drucksache 16/5561, Frage 4): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, Zaun- felder des G-8-Gipfel-Zauns zu verkaufen oder zu versteigern, um wenigstens einen Teil des über 100 Millionen Euro teuren Gipfels zu refinanzieren, und gibt es bereits Anfragen von Einzelpersonen, Organisationen oder Städten, Zaunfelder ein- schließlich NATO-Stacheldraht zu erwerben, um an den G8- Gipfel in der einen oder anderen Form zu erinnern? Die originäre Zuständigkeit für alle allgemeinpolizei- chen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen icherheit und Ordnung einschließlich der Errichtung des icherheitszaunes um den G-8-Gipfel in Heiligendamm blag der Polizei des Landes Mecklenburg-Vorpom- ern. Daher kann die Bundesregierung zu der abschlie- enden Verwertung des Zaunes keine Stellung nehmen. nlage 4 Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Peter Paziorek auf die Frage es Abgeordneten Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/5561, Frage 5): Entspricht die Aufbewahrung von Briefen durch den Bun- desminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz, Horst Seehofer, – sofern der Inhalt dieser Schreiben intime Details über Funktionsträger der eigenen Partei enthält – der Geschäftsordnung der Bundesregierung, und wird die Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel, gegebenenfalls dagegen mit Mitteln der Dienstaufsicht vorgehen? Der Inhalt der vorliegenden Frage bezieht sich auf 10548 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) entfällt daher. Im Übrigen ist mir auch nicht bekannt, dass die Geschäftsordnung der Bundesregierung eine Vorschrift enthält, die regelt, welche Briefe eine Bundes- ministerin oder ein Bundesminister aufbewahren darf. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rolf Schwanitz auf die Fragen der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/5561, Fragen 6 und 7): Welche Auswirkungen hat die Aufsetzung des Themas der Reform der Pflegeversicherung bei der nächsten Klausurta- gung des Bundeskabinetts am 23. und 24. August 2007 hin- sichtlich des bisher vom Bundesministerium für Gesundheit kommunizierten Zeitplans, im Juli 2007 Eckpunkte für die Reform vorlegen zu wollen, und mit welchem Ziel wird die Pflegereform auf der Klausur diskutiert? Wie stellt sich dabei der aktuelle Diskussionsstand in der Bundesregierung in Bezug auf den im Koalitionsvertrag ver- einbarten Finanzausgleich zwischen sozialer und privater Pflegeversicherung dar, auch unter Berücksichtigung der laut Presseberichten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen- den Gutachten des Bundesministeriums des Innern bzw. des Bundesministeriums der Justiz zur Frage der Verfassungsge- mäßheit eines solchen Ausgleichs, und welche Schlussfolge- rungen zieht die Bundesregierung daraus hinsichtlich des wei- teren Reformprozesses? Bisher gibt es keine inhaltlichen Vorfestlegungen für die Regierungsklausur. Zurzeit werden Eckpunkte für eine Reform der Pflegeversicherung innerhalb der Koali- tion beraten. Hierzu gehören auch verfassungsrechtliche Fragen der zukünftigen Finanzierung der Pflegeversi- cherung. Ziel ist, noch in diesem Jahr einen Gesetzesent- wurf vorzulegen, der im kommenden Jahr in Kraft tritt. Die weiteren Beratungen bleiben abzuwarten. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ulrich Kasparick auf die Frage der Abgeordneten Veronika Bellmann (CDU/CSU) (Drucksache 16/5561, Frage 8): Wie beurteilt die Bundesregierung die von der Fachkom- mission Bauaufsicht der Bauministerkonferenz überarbeitete Musterhochhausrichtlinie in Bezug auf die Besonderheiten der DDR-Bestandshochhäuser? Die Musterhochhausrichtlinie ist Bestandteil des Bau- ordnungsrechts der Länder. Nach dem Grundgesetz liegt die Gesetzgebungsbefugnis für das Bauordnungsrecht ausschließlich bei den Ländern. Die Bundesregierung sieht deshalb keine Veranlassung zu einer Stellung- nahme zum Entwurf der Musterhochhausrichtlinie. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ulrich Kasparick auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/5561, Fragen 9 und 10): Wie will der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung, Wolfgang Tiefensee, seine Zusage „Ich setze Z r V z Ü d L w r Z e A d o N w d h I e d n N b t a g p z s s B a r p m d (C (D mich dafür ein, dass eine ICE-Pilotstrecke mit der Möglich- keit zur Radmitnahme eingerichtet wird. … Ziel ist es, die Einrichtung von Mehrzweckabteilen für die Mitnahme von Fahrrädern, aber auch von Kinderwagen, Rollstühlen und Sportgeräten in allen Zügen einschließlich von Hochge- schwindigkeitszügen zu ermöglichen.“ (Radwelt, Ausgabe Juni 2007, Mitgliederzeitschrift des ADFC) bei der Deutsche Bahn AG durchsetzen, die sich wiederholt gegen eine solche Möglichkeit ausgesprochen hat? Ab wann sollen nach Vorstellung der Bundesregierung die Pilotversuche spätestens beginnen? u Frage 9: Die Einrichtung von Mehrzweckabteilen unter ande- em für die Mitnahme von Fahrrädern ist Gegenstand des ermittlungsverfahrens über das Dritte Eisenbahnpaket wischen dem Rat und dem Europäischen Parlament. ber die zahlreichen derzeit noch zwischen dem Rat und em Europäischen Parlament strittigen Punkte wird im aufe des Vermittlungsverfahrens eine Einigung erzielt erden müssen, die auch die Frage der zwingenden Ein- ichtung von Mehrzweckabteilen mit umfassen wird. u Frage 10: Das Ergebnis der Prüfung der Deutsche Bahn AG zu iner Pilotstrecke im ICE-Bereich steht noch aus. nlage 8 Antwort es Staatsministers Gernot Erler auf die Frage des Abge- rdneten Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 16/5561, Frage 11): Welche technischen Absprachen wurden zwischen der NATO und der EU hinsichtlich einer Unterstützung der zivi- len EU-Polizeimission in Afghanistan getroffen, und was be- deutet die derzeitige Blockade vonseiten der Türkei innerhalb der NATO für den für den 15. Juni 2007 vorgesehenen Beginn der EU-Polizeimission bzw. die deutschen Polizisten in Af- ghanistan? Die geplante ESVP-Polizeimission in Afghanistan ird von der Internationalen Gemeinschaft begrüßt, aus- rücklich auch von der NATO. Das Mandat des Sicher- eitsrates der Vereinten Nationen für die NATO-geführte nternationale Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) rmächtigt ISAF, Afghanistan bei der Aufrechterhaltung er Sicherheit so zu unterstützen, dass sowohl die afgha- ischen Staatsorgane als auch das Personal der Vereinten ationen und anderes internationales Zivilpersonal, ins- esondere solches, das dem Wiederaufbau und humani- ären Aufgaben nachgeht, in einem sicheren Umfeld rbeiten können. Von diesem Umfeld werden auch Mit- lieder der künftigen ESVP-Polizeimission in Afghanistan rofitieren. Unabhängig von bilateralen Vereinbarungen wischen der Europäischen Union und der Nordatlanti- chen Allianz ist damit für die Sicherheit der ESVP-Mis- ionsmitglieder Sorge getragen. Nach Auffassung der undesregierung kann die ESVP-Mission termingerecht m 15. Juni 2007 beginnen. Aus Sicht der Bundesregie- ung bedarf es darüber hinaus einer weiteren engen, raktischen Abstimmung der Verantwortlichen im ge- einsamen Operationsgebiet, insbesondere zu Fragen er logistischen Unterstützung. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10549 (A) ) (B) ) Zur Frage, wie diese Abstimmung formalisiert wer- den soll, besteht derzeit im Bündnis kein Konsens. Die Bundesregierung ist zuversichtlich, dass hierzu alsbald pragmatische Lösungen gefunden werden. Anlage 9 Antwort des Staatsministers Gernot Erler auf die Frage des Abge- ordneten Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 16/5561, Frage 12): Aus welchem Grund wurde unter Federführung der deut- schen EU-Präsidentschaft im Vorfeld der Verhandlungen über Freihandelsabkommen mit den ASEAN-Staaten, Südkorea und Indien dafür gesorgt, dass ausgerechnet im Verhandlungs- mandat mit Indien die in solchen Handelsabkommen übliche Klausel zur Nichtweiterverbreitung von Massenvernichtungs- waffen nicht enthalten sein soll, und wie ist dies vor dem Hin- tergrund des US-indischen Nukleardeals und der indischen Weigerung, sich zentralen abrüstungspolitischen Kontrollen und Vereinbarungen zu unterwerfen, mit den abrüstungspoli- schen Bekenntnissen der Bundesregierung, insbesondere vom Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, vereinbar? Politische Standardklauseln der EU, wie zum Beispiel die Klausel zur Bekämpfung der Verbreitung von Mas- senvernichtungswaffen, sind nicht üblicherweise Be- standteil von EU-Sektorabkommen, wie zum Beispiel Freihandelsabkommen, und den dazugehörigen Ver- handlungsmandaten der EU-Kommission. Dies gilt auch für die Verhandlungsmandate für Korea, ASEAN und Indien. Im Übrigen hat der Bundesminister des Auswär- tigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier, im Namen der EU gegenüber der indischen Regierung nachdrücklich für eine Annäherung an das Nichtverbreitungsregime ge- worben, etwa durch Beitritt zum Teststoppvertrag. Anlage 10 Antwort des Staatsministers Gernot Erler auf die Frage des Abge- ordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 16/5561, Frage 13): Welche Rolle spielten die miserable Lage der Menschen- rechte, der Zerfall demokratischer Strukturen und das Fehlen einer unabhängigen Justiz in der Russischen Föderation auf dem G-8-Gipfel, und welche menschenrechtlich problemati- schen Vorgänge hat die Bundeskanzlerin, Dr. Angela Merkel, gegenüber dem Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, ange- sprochen? Die Bundesregierung spricht die Lage der Menschen- rechte regelmäßig gegenüber Russland an. Dies ge- schieht sowohl bilateral als auch im multilateralen Rah- men auf allen Ebenen. Dabei stellen im multilateralen Bereich vor allem die EU, der Europarat und die OSZE die dafür am besten geeignete Plattform dar. So wurden die angesprochenen Themen erst kürzlich im Rahmen der EU-Russland-Menschenrechtskonsultationen am 3. Mai 2007 in Berlin gegenüber Russland thematisiert. Die Bundeskanzlerin thematisiert Menschenrechtsfra- gen, insbesondere die Presse-, Versammlungs- und Ver- einigungsfreiheit, kontinuierlich in ihren Gesprächen. A d o F Z R m v s h o l S v h l B m Z d P s a S ti A 1 R r K a v B d ti tr ö e l P s b u G (C (D nlage 11 Antwort es Staatsministers Gernot Erler auf die Fragen der Abge- rdneten Sybille Laurischk (FDP) (Drucksache 16/5561, ragen 14 und 15): Wie hoch war der Etat für die Werbemittel, die die Bun- desregierung im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft und der G-8-Präsidentschaft für die Veranstaltung in Heiligen- damm hat anfertigen und verteilen lassen, und inwieweit ha- ben private Sponsoren sich hierbei beteiligt? Was wurde neben Kugelschreibern, Seidentüchern und -krawatten, Schlüsselbändern und Schokoladensortiments an welchen Empfängerkreis verteilt? u Frage 14: Für die Herstellung von Werbeartikeln für die EU- atspräsidentschaft hat die Bundesregierung Haushalts- ittel in Höhe von 2,606 Millionen Euro eingesetzt. Pri- ate Sponsoren waren hieran nicht beteiligt. Für die Her- tellung von Werbeartikeln für die G-8-Präsidentschaft at die Bundesregierung Haushaltsmittel in der Größen- rdnung von 155 000 Euro eingesetzt. Genaue Zahlen iegen erst nach Beendigung der Präsidentschaft vor. ponsoren haben sich an dem während des G-8-Gipfels erteilten Journalistengeschenk beteiligt. Abrechnungen ierzu liegen noch nicht vor. Die nicht durch Sponsoren- eistungen abgedeckten Kosten hierfür teilen sich das undespresseamt und das Land Mecklenburg-Vorpom- ern. u Frage 15: Für die EU-Ratspräsidentschaft wurden neben den in er Fragestellung genannten Artikeln folgende Werbe- und rintartikel verteilt: Schal, Bleistiftset, Bleistift, Planenta- che, Regenschirm, Teddybär, Kaffeebecher, Koffer- nhänger, Pin, Silikonband, Lesezeichen, Tragetasche, tressball, Gummibärchen, Poster A1, Notizblock A4, No- zblock A5, Notizheft A6, Haftnotizen, Mappen A4 und ufkleber. Der Einsatz dieser Artikel wurde auf die cirka 800 Veranstaltungen im Rahmen des deutschen EU- atsvorsitzes im In- und Ausland begrenzt. Hierzu gehö- en: Europäische Räte, Ministerräte, Informelle Räte, onferenzen auf Ministerebene, Drittstaatentreffen, Rats- rbeitsgruppen, Veranstaltungen der deutschen Auslands- ertretungen im Rahmen der Präsidentschaft, Europafest in erlin und sonstige Veranstaltungen im Rahmen der Präsi- entschaft. Empfänger dieser Werbeartikel waren Delega- onsleiter, Delegationsmitglieder, Übersetzer, Pressever- eter, Sicherheitspersonal, Fahrer und Besucher ffentlicher Veranstaltungen der EU-Ratspräsidentschaft. Für den G-8-Gipfel wurden folgende Werbeartikel ingesetzt: Anstecknadel, Basecap, Baumwolltragetasche, Bril- enputztuch, Brustbeutel, Frisbee, Mousepad, Polohemd, orzellantasse, Regenschirm, Silikonarmband, Sweat- hirt, Textilband, Thermobecher, T-Shirt und Zündholz- riefchen. Zum Empfängerkreis zählen Journalistinnen nd Journalisten im Internationalen Medienzentrum des -8-Gipfels sowie Multiplikatoren. 10550 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Alfred Hartenbach auf die Frage des Abgeordneten Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/5561, Frage 16): Wie beurteilt die Bundesregierung die Absicht der Gene- ralbundesanwältin, Monika Harms, den wegen vierfachen Mordes verurteilten Haupttäter aus dem Berliner Mykonos- Verfahren bereits nach zwei Dritteln der vom Gericht festge- setzten Mindestverbüßungszeit aus der Haft zu entlassen, ob- wohl nicht bekannt ist, dass er auch nur eines der im Zusam- menhang mit Christian Klar erörterten Kriterien erfüllt, zum Beispiel die Tat zu gestehen oder Reue zu zeigen oder die Witwe zu entschädigen oder zu erklären, dass sein Auftragge- ber, der iranische Staat, das Morden nunmehr eingestellt hat? Die Entscheidung des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof ist nach der Auffassung der Bundes- regierung nicht zu beanstanden. Im Fall des in der Frage angesprochenen Mykonos-Attentäters, der die iranische Staatsangehörigkeit besitzt, geht es – anders als in dem in der Frage ebenfalls angesprochenen Fall von Christian Klar – nicht um eine Begnadigung durch den Bundesprä- sidenten, sondern um die Anwendung des § 456a der Strafprozessordnung durch die zuständige Strafvollstre- ckungsbehörde. Diese Vorschrift ist in ihrer Anwendung auf verurteilte Personen mit ausländischer Staatsangehö- rigkeit beschränkt und sieht als einzige Voraussetzung vor, dass der Verurteilte aus Deutschland ausgewiesen wird. Es handelt sich um eine Ermessensentscheidung, die die verurteilte Person gerichtlich überprüfen lassen kann. Die Strafvollstreckungsbehörde hat die für und ge- gen ein Absehen von der Vollstreckung sprechenden Gründe gegeneinander abzuwägen. Der Generalbundes- anwalt beim Bundesgerichtshof ist bei seiner Abwägung zu dem Ergebnis gekommen, dass – trotz der Schwere der Schuld, die der Mykonos-Attentäter mit seiner Ver- antwortung für vier Morde auf sich geladen hat – wegen der bestandskräftigen Ausweisung und der angeordneten Abschiebung von der weiteren Vollstreckung der Strafe zum Ende des Jahres 2007 abgesehen werden kann: Der Betroffene wird dann mehr als 15 Jahre Freiheitsstrafe verbüßt haben. Er hat – wie beispielsweise bei der Anhö- rung zur gerichtlichen Festsetzung der Mindestver- übungsdauer seiner lebenslangen Freiheitsstrafe deutlich wurde – sich mit der Tat und ihren Folgen eingehend auseinandergesetzt und bedauert sie aufrichtig. Für den Fall, dass er nach seiner Ausweisung wieder nach Deutschland einreisen sollte, wird wie im Gesetz vorge- sehen gegen ihn ein Vollstreckungshaftbefehl erlassen und die Strafe dann weiter in einer Justizvollzugsanstalt vollstreckt werden. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen der Abgeordneten Christine Scheel (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/5561, Fragen 19 und 20): Hält die Bundesregierung an ihrem Gesetzentwurf zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge (Bundesratsdruck- sache 778/06) auch nach dem Bundesverfassungsgerichtsbe- schluss zur Erbschaftsteuer (1 BvL 10/02) unverändert fest, oder beabsichtigt sie, Änderungen bei den Regelungen zum Z d f ü d a l g t w ü d V B m s g Z g m n k d s W e d d s n Ü z g s n G A m R (C (D produktiven Vermögen, was steuerlich begünstigt werden soll, und zum unproduktiven Vermögen, was nicht steuerlich be- günstigt werden soll, vorzunehmen? Wie bewertet die Bundesregierung den Alternativvor- schlag des DIHK, Betriebsvermögen, welches fünf Jahre vor dem Erbfall betriebsnotwendig war und in den zehn Jahren danach im Betrieb bleibt, steuerlich im Rahmen der Unterneh- mensnachfolge zu begünstigen, und wie bewertet die Bundes- regierung die Kritik an der geplanten Beschränkung der steu- erlichen Begünstigung auf Vermögen innerhalb der EU? u Frage 19: Die Bundesregierung will die aufgrund der Entschei- ung des Bundesverfassungsgerichts notwendige Re- orm der Erbschaftsteuer so ausgestalten, dass Betriebs- bergänge steuerlich geschont werden. Dies haben auch ie Koalitionsfraktionen in der im Deutschen Bundestag m 25. Mai 2007 verabschiedeten Entschließung deut- ich gemacht. Im Hinblick auf die verfassungsrechtlich ebotene Neuregelung der Bewertung und Ausgestal- ung der Verschonungsregelungen muss der Gesetzent- urf zur Erleichterung der Unternehmensnachfolge berprüft werden. Zur Neuregelung der Bewertung will ie Finanzministerkonferenz am 21. Juni 2007 konkrete orschläge machen. Im Anschluss daran soll sich eine und-Länder-Arbeitsgruppe mit der verfassungskonfor- en Ausgestaltung der Verschonungsregelungen befas- en. Dazu wird sie sich auch mit der Abgrenzung des be- ünstigten Vermögens befassen. u Frage 20: Die Bundesregierung hält den Vorschlag für wenig eeignet, die vorhandene Praxis zu beenden, private Ver- ögensgegenstände in Betriebsvermögen zu überführen, ur um in den Genuss steuerlicher Begünstigungen zu ommen. Eine Haltefrist von 15 Jahren verursacht zu- em einen erheblichen Verwaltungsaufwand, und zwar owohl für die Finanzbehörden als auch in besonderer eise für die betroffenen Unternehmen. Im Zuge des inheitlichen europäischen Marktes ist die Ausdehnung er Begünstigungen auf Betriebsvermögen im Gebiet er Europäischen Union und des Europäischen Wirt- chaftsraums unvermeidlich. Für in Drittstaaten gelege- es Betriebsvermögen gelten die Überlegungen, den bergang von Betrieben als Garanten von Arbeitsplät- en, als Stätten des produktiven Wachstums und in ihrer esellschaftlichen Funktion als Ort beruflicher und ozialer Qualifikation steuerlich zu verschonen, dagegen icht in gleicher Weise. Es besteht daher auch kein rund für eine Einbeziehung. nlage 14 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Drit- ten Gesetzes zur Verbesserung rehabilitierungs- rechtlicher Vorschriften für Opfer der politi- schen Verfolgung in der ehemaligen DDR (Tagesordnungspunkt 3 a) Ute Berg (SPD): Begrüßenswert ist, dass es nun erst- als eine eigenständige Pension für die Opfer des SED- egimes gibt und nach der öffentlichen Anhörung im Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10551 (A) ) (B) ) Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages erhebliche Verbesserungen für die Betroffenen gegenüber dem ur- sprünglichen Gesetzentwurf – wie zum Beispiel die Nichtberücksichtigung von Altersbezügen – erreicht worden sind. Problematisch finde ich aber, dass die Opfer sowohl Bedürftigkeit als auch eine Haftdauer von mindestens sechs Monaten nachweisen müssen. Jeder, der wegen seines Widerstandes eingesperrt wurde, aber auch jeder, der vielleicht nur wegen eines unglücklichen Zufalls ver- haftet wurde, der zur falschen Zeit am falschen Ort war und völlig schuld- und ahnungslos ins Gefängnis musste, hat schweres Leid ertragen. Auch die heutige soziale Situation sollte kein Krite- rium dafür sein, ob eine Opferrente gezahlt wird oder nicht. Diese Opferrente ist keine Sozialleistung, die schwierige finanzielle Lagen abfedern soll, sondern eine Würdigung des unter dem totalitären und diktatorischen Regime der DDR erfahrenen Leids. Diese muss nach meinem Empfinden jedem Opfer zustehen. Aufgrund der tatsächlichen Verbesserungen für viele SED-Opfer stimme ich dem Gesetz aber trotzdem zu. Eine Ablehnung würde die Verbesserungen, die mit dem Gesetz verbunden sind, verhindern. Rainer Fornahl (SPD): Ich erkenne an, dass es nun erstmals eine eigenständige Pension für die Opfer des SED-Regimes gibt und nach der öffentlichen Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages erhebli- che Verbesserungen für die Betroffenen gegenüber dem ursprünglichen Gesetzentwurf erreicht worden sind. Ich habe aber Probleme damit, dass die Opfer sowohl Bedürftigkeit als auch eine Haftdauer von mindestens sechs Monaten nachweisen müssen. Jeder, der wegen seines Widerstandes eingesperrt wurde, aber auch jeder, der vielleicht nur wegen eines unglücklichen Zufalls ver- haftet wurde, der zur falschen Zeit am falschen Ort war und völlig schuld- und ahnungslos ins Gefängnis musste, hat schweres Leid ertragen. Dieses Leid ist nicht daran zu messen, ob man sechs Monate oder vielleicht „nur“ vier Wochen inhaftiert war. Auch die soziale Situation in heutiger Zeit sollte kein Kriterium dafür sein, ob man eine moralische Anerken- nung für das erfahrene Unrecht erhält. Diese Opferrente ist keine Sozialleistung, die schwierige finanzielle Lagen abfedern soll, sondern eine Würdigung des unter dem to- talitären und diktatorischen Regime der DDR erfahrenen Leids. Diese muss jedem Opfer zustehen. Eine weitere eklatante Schwäche des Gesetzentwurfs ist die fehlende Regel zur generellen Anerkennung ge- sundheitlicher Schäden infolge der unmenschlichen Haftbedingungen in den DDR-Gefängnissen. In der Pra- xis ist der Nachweis dieser gesundheitlichen Schäden nach oftmals langen Zeiträumen schwierig und für die Opfer in der Form meist unwürdig. Eine diesbezügliche Beweislastregelung analog der der NS-Opfer würde das Problem angemessen lösen. Der Gesetzgeber setzt sich mit dem vorliegenden Ent- wurf dem Vorwurf aus, zwischen Opfern erster (NS-Op- fer) und zweiter (kommunistische Opfer) Klasse zu un- terscheiden. Auch lassen wir in unverantwortlicher W s S T S w e D c d f d s S A F p G s s t b d i s H x n O B P w f s d z d v n r A (C (D eise die entstandene Gerechtigkeitslücke in der Ver- orgung zwischen den Trägern des kommunistischen ystems und deren Opfern zugunsten der vormaligen äter bestehen. Aufgrund der tatsächlichen Verbesserungen für viele ED-Opfer stimme ich dennoch zu. Eine Ablehnung ürde nicht einmal diese notwendigen Verbesserungen rmöglichen. Gunter Weißgerber (SPD): Der Drucksache 16/4842 – rittes Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtli- her Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in er ehemaligen DDR – stimme ich unter Vorbehalten zu. Wichtig ist die generelle Anerkennung des SED-Op- erstatus durch den Gesetzgeber. Diesem Anliegen wird er Gesetzentwurf der Koalition in der Praxis wahr- cheinlich gerecht. Dem Sinne nach wird er es nicht. tatt der generellen Zuerkennung des Opferstatus als nerkennung mutigen Eintretens für Demokratie und reiheit wird im Gesetzentwurf diese Anerkennung nach ersönlicher Bedürftigkeit vollzogen. Der frühere Mut jetzt „besser Versorgter“ gilt dem esetzgeber demnach weniger als der frühere Mut jetzt ozial Benachteiligter. Unter sozialen Gerechtigkeits- ichtspunkten ist dies nachvollziehbar, in demokratie- heoretischen Betrachtungen kann dies so nicht bestehen leiben. Hier entsteht vom Zeitpunkt des Verabschiedens es Gesetzes an sofort neuer Handlungsbedarf. Eine weitere eklatante Schwäche des Gesetzentwurfs st die fehlende Regel zur generellen Anerkennung ge- undheitlicher Schäden infolge der unmenschlichen aftbedingungen in den DDR-Gefängnissen. In der Pra- is ist der Nachweis dieser gesundheitlichen Schäden ach oftmals langen Zeiträumen schwierig und für die pfer in der Form meist unwürdig. Eine diesbezügliche eweislastregelung analog der der NS-Opfer würde das roblem angemessen lösen. Der Gesetzgeber setzt sich mit dem vorliegenden Ent- urf dem Vorwurf aus, zwischen Opfern erster (NS-Op- er) und zweiter (kommunistische Opfer) Klasse zu unter- cheiden. Auch lassen wir in unverantwortlicher Weise ie entstandene Gerechtigkeitslücke in der Versorgung wischen den Trägern des kommunistischen Systems und eren Opfern zugunsten der vormaligen Täter bestehen. Aufgrund der tatsächlichen Verbesserungen für sehr iele SED-Opfer stimme ich dennoch zu. Eine Ableh- ung würde nicht einmal diese notwendigen Verbesse- ungen bringen. nlage 15 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport – Antrag: Bekämpfung des Dopings im Sport vorantreiben und Optimierungsmöglichkei- ten ausschöpfen (Tagesordnungspunkt 10 a und b) 10552 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) Katrin Kunert (DIE LINKE): Die Geständnisse ehe- maliger Radprofis, Trainer und Ärzte in den vergange- nen Wochen habe die Debatte über die wirksamere Be- kämpfung des Dopings im Sport erneut angeheizt. Doping ist die Verwendung von leistungsfördernden Substanzen. Dieses Phänomen ist nicht nur im Sport zu verzeichnen. Im Beruf, in der Musikbranche, im Frei- zeitbereich – in der ganzen Gesellschaft befördert der Leistungsdruck Doping. Dies wird hervorgerufen durch den Druck von Arbeitgebern, Managern und eben auch von Sponsoren. Es muss also auch darüber gesprochen werden, wel- chen Einfluss in der Vergangenheit die Sponsoren auf den Sport leider genommen haben und in Zukunft aus unserer Sicht eher nehmen sollten. Es ist zwar zu begrü- ßen, dass die Telekom nun ihre finanziellen Mittel zur Bekämpfung des Dopings im Sport erhöht hat – bei wei- tem jedoch noch nicht in ausreichendem Maße. Der Telekom ist der Sport 70 Millionen Euro jährlich wert. 15 Millionen Euro davon fließen in den Profiradsport. Aber die Bekämpfung des Dopings ist der Telekom jähr- lich nur 50 000 Euro wert. Diese Summe geht an die NADA. Dieses Beispiel zeigt, wie sich Kommerz und Sport leider bedingen. In der DDR war Doping im Leistungssport politisch gewollt und staatlich organisiert. Heute wird Doping im Sport privat organisiert, und Zuschauerinnen und Zuschauer finanzieren die Übertragungen von Sport- ereignissen, obwohl alle wissen: Hier haben kriminelle Organisationen mitgewirkt. Manche Äußerungen zur Ein- maligkeit des Dopingsystems im DDR-Sport müssen in diesem Zusammenhang offensichtlich relativiert werden. Sich bei der Bekämpfung des Dopings im Sport auf den Leistungssport zu konzentrieren ist nicht akzeptabel. Denn zahlenmäßig ist das Doping im Sport in erster Li- nie ein Problem im Breiten- und Freizeitsport sowie bei Amateurwettkämpfen. Im Durchschnitt greifen 6 Prozent aller Besucherin- nen und Besucher von Fitnessstudios zu Anabolika und anderen Präparaten zum Muskelaufbau, das sind über 200 000 Menschen. Allein in Deutschland wurden im Jahre 2002 für circa 100 Millionen illegale Dopingmittel verkauft. Gewinner ist hier die Pharmaindustrie. Die Bundesregierung geht davon aus, dass 1,4 bis 1,9 Millionen Menschen in Deutschland medikamenten- abhängig sind, davon sind 70 Prozent Frauen. Zum ersten Mal wurde im aktuellen Drogen- und Suchtbericht vom Mai dieses Jahres der Medikamentenmissbrauch im Sport als Problem erkannt. Vornehmlich für junge Männer als Hauptkonsumenten sei das Gefährdungspotenzial hoch. Wir brauchen also auch eine Wertedebatte. Sport hat zu tun mit Fairness und Freude. Doping ist sportlicher Betrug, unfair und vor allem gesundheitsschädigend. Sportliche Ziele sollten mit intelligentem Training, ge- sunder Ernährung und einem entsprechenden Lebensstil erreicht werden. Die von den Grünen und der FDP eingebrachten An- träge unterstützen wir in den Punkten, in denen sie for- dern: verbesserte präventive Maßnahmen zur Bekämp- f A s g L w m u ( s n c b W S r ü d R g p e b d B s p w a u P r z d l D g h v S K S S r s V B m t (C (D ung des Dopings im Sport, das Inverkehrbringen von rzneimitteln zu Dopingzwecken im Sport als besonders chweren Fall zu behandeln, soweit eine banden- oder ewerbsmäßige Begehungsform in Rede steht, bei den ändern für die Schaffung von Schwerpunktstaatsan- altschaften zu werben, stärkeres finanzielles Engage- ent der Bundesregierung und der privaten Wirtschaft, m die Arbeit der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA) zu verbessern, engere Zusammenarbeit von taatlichen Institutionen und Sportorganisationen. Der von den Grünen vorgeschlagenen Einführung ei- es Straftatbestandes der Verfälschung des wirtschaftli- hen Wettbewerbs im Sport, Sportbetrug, als Vorfeldtat- estand kann jedoch nicht zugestimmt werden. Die ettbewerbsgleichheit im Sport stellt kein durch das trafrecht zu schützendes Rechtsgut dar. Die Einführung der Strafbarkeit des Besitzes nicht ge- inger Mengen von Arzneimitteln zu Dopingzwecken ist berflüssig, soweit das Vorliegen dieses Tatbestandes en Handel indizieren soll. Dieses ist nach geltendem echt bereits strafbar. Der Versuch des Inverkehrbrin- ens – also auch der Handel – von Arzneimitteln zu Do- ingzwecken im Sport ist strafbewehrt. Die Schaffung iner Kronzeugenregelung auch im Bereich des AMG eim Vorliegen eines besonders schweren Falles infolge es noch zur Beratung anstehenden Gesetzentwurfs der undesregierung ist aus grundsätzlichen rechtspoliti- chen Erwägungen abzulehnen. Die in Aussicht gestellte Erweiterung des § 100 a Straf- rozessordnung – Telekommunikationsüberwachung – ird abgelehnt. Der Katalog des § 100 a StPO sollte nur uf bestimmte schwere Delikte begrenzt bleiben und nicht ferlos ausgeweitet werden. Die von der FDP angeregte rüfung zu einem späteren Zeitpunkt ändert daran nichts. DIE LINKE will bezüglich des Sportlers keine Ände- ungen des Strafrechtes – der Besitz von Arzneimitteln u Dopingzwecken sollte weiterhin straffrei bleiben. Der Konsum von Dopingsubstanzen kann wegen der urch das Grundgesetz geschützten allgemeinen Hand- ungsfreiheit ohnehin nicht mit Strafe bedroht werden. ie gegenteilig vertretene Ansicht, wonach das Grund- esetz die körperliche Unversehrtheit schützt und des- alb auch der dopende Sportler bestraft werden könne, erkennt, dass dieses Grundrecht vor Eingriffen des taates schützen soll. Erstens fordern wir die Bundesregierung auf, ein onzept zu entwickeln, mit dem Sportlerinnen und portlern die Vereinbarkeit von Sport, Berufsausbildung, tudium und Beruf tatsächlich ermöglicht wird, um de- en finanzielle Abhängigkeit durch eine gesamtgesell- chaftliche Begleitung zu ersetzen. Zweitens erwarten wir von der Bundesregierung die orlage eines Sportförderungsgesetzes des Bundes. Drittens ist über die eingeleiteten Maßnahmen zur ekämpfung des Dopings im Sport regelmäßig im Rah- en des Drogen- und Suchtberichtes der Drogenbeauf- ragten zu berichten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10553 (A) ) (B) ) Arzneimittelmissbrauch ist eine Krankheit. Uns geht es darum, Doping als Sucht in Gesellschaft und Sport zu bekämpfen. Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investmentgesetzes und zur An- passung anderer Vorschriften (Investmentände- rungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 12) Leo Dautzenberg (CDU/CSU): Die Initiative Fi- nanzstandort Deutschland attestiert der deutschen Fondsbranche großes Potenzial. Auch die Statistik macht deutlich: Die deutsche Investmentbranche ist eine Wachstumsbranche. Zum Jahresende 2006 verwaltete sie ein Gesamtvermögen von gut 1,4 Billionen Euro. Das ist eine Verdreifachung des Volumens innerhalb von zehn Jahren. Oder anders ausgedrückt: Die deutsche Fonds- branche ist im letzten Jahrzehnt jährlich durchschnittlich um 11,8 Prozent gewachsen. So weit, so erfreulich. Diese Zahlen sind aber nur die eine Seite der Medaille. Die Statistik sagt auch: Im ver- gangenen Jahr war das Nettomittelaufkommen neu aufge- legter Luxemburger Publikumsfonds deutscher Herkunft dreimal höher als das Aufkommen der in Deutschland neu aufgelegten Produkte. Diese Entwicklung zeigt: So sehr der deutsche Fondsvertrieb in den vergangenen Jahren ge- wachsen ist, als Produktionsstandort ist Deutschland noch nicht attraktiv genug. Gerade aber die Fondsproduktion ist im Standortwettbewerb ein wichtiger Hebel, um auch für die weiteren Teile der Wertschöpfung attraktiv zu sein bzw. zu werden. Genau hier setzt die Novelle des Investmentgesetzes an, die wir heute in erster Lesung beraten. Ihre Intention ist es, den deutschen Finanzstandort auch als Produk- tionsstandort für Fonds interessanter zu machen. Um das zu erreichen, sollen überflüssige Regulierungen abge- baut werden. Bei diesem Ziel bleibt die Novelle aber nicht stehen, das heißt, es soll nicht nur ein Level-Playing-Field mit den anderen europäischen Fondsstandorten erreicht wer- den. Deutschland soll für bestimmte Fondsprodukte und Finanzmarktthemen auch durchaus Trendsetzer sein. Dazu sollen vorhandene nationale Stärken unterstützt und neue herausgebildet werden. In Maßnahmen über- setzt, heißt das: Erstens. Die offenen Immobilienfonds, die trotz eini- ger Negativerlebnisse zweifelsohne eine Stärke des deut- schen Finanzplatzes sind, sollen modernisiert und kri- senfest gemacht werden. Zweitens. Produktinnovationen sollen ausdrücklich gefördert werden, um neue nationale Stärken herauszu- bilden. Drittens. Anlegerschutz und Corporate Governance sollen verbessert werden. Diese Ziele unterstützt meine Fraktion uneinge- schränkt. Im heute beginnenden parlamentarischen Ver- f v n Z n i ü v v t f A d R I n t v I g a n R K s a k l g R s z z l s s D d V n b w d m U M u g d l K B d K m (C (D ahren zur Investmentgesetznovelle, geht es uns daher orwiegend darum, zu überprüfen, ob die vorgeschlage- en Maßnahmen zur Umsetzung der eben erwähnten iele geeignet sind. Heute möchte ich nur einige besonders wichtige Maß- ahmen aus dem Gesetzentwurf herausgreifen und auf hre Stimmigkeit mit Blick auf die Zielerreichung hin berprüfen. Da wäre zunächst – unter dem Stichwort „Förderung on Produktinnovationen“ – das Infrastruktur-Sonder- ermögen als neues Produkt. Als Mitglied der koali- ionsinternen Arbeitsgruppe zur „Finanzierung von Öf- entlich-privaten Partnerschaften“ ist mir dieses neue nlagevehikel ein besonderes Anliegen. Es ermöglicht ie Erschließung und Kanalisierung neuer finanzieller essourcen für öffentlich-private Partnerschaften. Die nfrastruktur-Sondervermögen öffnen den ÖPP-Markt un auch für private Anleger. Aufgrund der hohen Inves- itionsvolumen ist ihnen der Markt bislang in der Regel erschlossen. Als weitere neue Anlagekategorie sieht die Novelle nvestmentgesetz die sogenannten „sonstigen Vermö- en“ vor. Die Einführung dieser Kategorie begrüße ich ußerordentlich. Sie ist wichtig, um schnell und flexibel eu entstehende Finanzinstrumente in den gesetzlichen ahmen aufzunehmen. Die genaue Ausgestaltung dieser ategorie werden wir uns aber noch einmal genauer an- ehen müssen. Bislang sieht der Gesetzentwurf eine Beschränkung uf bestimmte Anlagegegenstände vor. Diese Beschrän- ung widerspricht der eigentlich beabsichtigten Flexibi- ität. Daher sollten wir prüfen, ob wir es bei den „sonsti- en Vermögen“ nicht besser bei Vorgaben für die isikostreuung und die Information der Anleger belas- en und auf eine Einschränkung der Anlagepalette ver- ichten. Ebenso wichtig wie die Öffnung des Investmentgeset- es für neue Produkte ist der Abbau überflüssiger Regu- ierungen bei bereits bestehenden Produkten. Auch hier ieht die Novelle wichtige Maßnahmen vor. So zum Bei- piel bei den Spezialfonds. Hier sind umfangreiche eregulierungen geplant. Die Liberalisierung geht aller- ings noch nicht so weit wie in Luxemburg. Im weiteren erfahren sollten wir daher darüber nachdenken, ob icht noch weitergehende Angleichungen an die Luxem- urger Rahmenbedingungen möglich und wünschens- ert sind. Wie eingangs gesagt: Es geht um die Stärkung es Produktionsstandortes Deutschland! Neben den vielen positiven Ansätzen, die die Invest- entnovelle zur Deregulierung vorsieht und die von der nion uneingeschränkt unterstützt werden, gibt es eine aßnahme, die wir überaus kritisch betrachten. Es geht m die Konzentration der Aufsicht über die Kapitalanla- egesellschaften auf die BaFin. Bislang beaufsichtigen ie BaFin und die Deutsche Bundesbank die Kapitalan- agegesellschaften gemeinsam. Künftig sollen die AGen ihre Meldepflichten nur noch gegenüber der aFin wahrnehmen müssen. Das ist problematisch, weil amit die Bundesbank nicht mehr gewährleisten kann, die AGen effektiv zu überwachen und wirksames Krisen- anagement zu betreiben. Dafür braucht sie den unmittel- 10554 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) baren Zugriff auf relevante Informationen. Der Umweg der Informationsbeschaffung bei der BaFin dauert zu lange. Hier sehe ich definitiv noch Diskussionsbedarf. Kommen wir nun zu einer weiteren wichtigen Zielset- zung der Novelle Investmentgesetz: der Modernisierung der offenen Immobilienfonds. Wir erinnern uns alle noch gut an die Krisen der offenen Immobilienfonds zunächst bei der Deka Immobilien Investment GmbH, im Dezem- ber 2005 dann auch bei der DB Real Estate. Diese Tur- bulenzen sind mittlerweile zum Glück überwunden. Die KAGen haben zwischenzeitlich ein Maßnahmenpaket erarbeitet, mit dem künftig verhindert werden soll, dass Großanleger die offenen Immobilienfonds nur als eine Art „Geldparkplatz“ nutzen. Angesichts der offensichtlichen Erholung und Selbst- regulierungsmaßnahmen der Branche halte ich es für richtig, dass die Novelle Investmentgesetz diese Ent- wicklung anerkennt und nur behutsam ergänzende Maß- nahmen vorsieht. Besonders wichtig scheint mir dabei die Erlaubnis an das Fondsmanagement, von der bisheri- gen Verpflichtung zur täglichen Rücknahme unter be- stimmten Bedingungen abzuweichen. Dies muss dann selbstverständlich in den Vertragsbedingungen festge- schrieben werden. Erlauben Sie mir auch einige Worte zur Absicht der Novelle, den Anlegerschutz zu verbessern. Grundsätz- lich unterstütze ich dieses Ziel. Zwei Maßnahmen in die- sem Bereich schießen allerdings meines Erachtens über das Ziel hinaus. Zunächst ist da die Forderung, dass künftig mindestens ein Mitglied des Aufsichtsrates einer KAG von den Aktionären, den mit ihnen verbundenen Unternehmen und den Geschäftspartnern der KAG un- abhängig sein muss. Dies würde eine Überregulierung bedeuten, weil konkurrierende Standorte keine derarti- gen gesetzlichen Verpflichtungen kennen und auch die EU solche Vorgaben bisher nicht macht. Unter dem Stichwort „verbesserter Anlegerschutz“ laufen auch die angestrebten Änderungen zur Kostenvorausbelastung bei Investmentfonds. Hierbei geht es mir vor allem da- rum, dass wir das Level-Playing-Fiel mit den Versiche- rungen nicht aus dem Auge verlieren. Wenn wir den Versicherungen in der anstehenden No- velle des Versicherungsvertragsgesetzes erlauben, ihre Abschlusskosten über die ersten fünf Vertragsjahre zu verteilen, dann müssen wir die Fonds zumindest annä- hernd gleich behandeln. Es war und bleibt Forderung der Union, dass wir bei Anlage- und Altersvorsorgeproduk- ten gleiche Wettbewerbsbedingungen unter den Anbie- tern gewährleisten wollen. Nur so schaffen wir die Rah- menbedingungen für eine am Bedarf der Kunden orientierte produktunabhängige Beratung. Lassen Sie mich abschließend von den Detailfragen des Gesetzes zu seiner grundsätzlichen Zielsetzung zu- rückkommen: der Stärkung des Finanzstandortes Deutschlands. Nach der Verabschiedung des REIT-Ge- setzes im Frühjahr ist die Investmentgesetznovelle ein weiteres wichtiges Finanzmarktprojekt dieser großen Koalition. Sie beweist: Die Förderung des Finanzplatzes Deutschland ist für die Bundesregierung kein Thema für Sonntagsreden, sondern tatsächlich aktiver Bestandteil des Regierungshandelns. Ich hoffe sehr, dass wir diesem A F g s n I g F d A w s R g d g r g W s d l m h K a I A M ti s e d v d I d n r s B d l s d f B t m F e g d (C (D nspruch auch bei dem noch anstehenden Gesetz zur ortentwicklung des Unternehmensbeteiligungsgesetzes emeinsam wieder gerecht werden. Nina Hauer (SPD): Bei deutschen Anlegern erfreuen ich Investmentfonds großer Beliebtheit. Das ist zum ei- en bei privaten Anlegern der Fall, die mit Sparplänen in nvestmentfonds investieren, um für das Alter vorzusor- en. Die Anleger können hier aus einer Vielzahl von onds wählen, das Fondsmanagement investiert dann iese Einlagen in Aktien, Renten und Geldmarktpapiere. uf diese Weise werden Risiken gestreut. Zum anderen investieren auch institutionelle Anleger ie etwa Versicherungen in Investmentfonds. Indirekt ind damit auch Bürgerinnen und Bürger, die etwa eine iesterrente als Instrument der privaten Altersvorsorge ewählt haben, an Investmentfonds beteiligt. Damit ist ie Investmentindustrie eine wichtige Branche für Anle- er, die zudem viele hochqualifizierte Arbeitsplätze be- eithält und erhebliches Wachstumspotenzial birgt. Der vorliegende Gesetzentwurf schafft bessere Bedin- ungen für Investmentfonds in Deutschland – zum ohle der Anleger und der Anbieter. Diese Änderungen ind notwendig, um einem besorgniserregenden Trend er letzten Jahre entgegenzutreten: Deutsche Kapitalan- agegesellschaften (KAGs) verkaufen inzwischen ver- ehrt im Ausland angemeldete Investmentfonds. Das atte im Jahr 2006 zur Folge, dass 7,5 Milliarden Euro apitaleinlagen aus in Deutschland aufgelegten Fonds bflossen, während gleichzeitig 26,2 Milliarden Euro in nvestmentfonds investiert wurden, die von deutschen nbietern im Ausland angemeldet wurden. Wir möchten diesen Trend stoppen und den hiesigen arkt stärken. Die bei den deutschen Sparern und institu- onellen Anlegern beliebten Investmentfonds sollen an un- erem Finanzplatz angemeldet und beaufsichtigt werden. Wir wollen dieses Ziel mit drei zentralen Maßnahmen rreichen: Wir beseitigen Bürokratiekosten zugunsten er Anbieter und Anleger, wir ermöglichen Produktinno- ationen in der Investmentbranche und wir verbessern en Anlegerschutz. Für die Kapitalanlagegesellschaften als Anbieter von nvestmentprodukten ist es von zentraler Bedeutung, ass sie zukünftig nicht mehr als Kreditinstitut eingeord- et werden. Daraus ergeben sich zahlreiche Erleichte- ungen: Die erforderliche Anfangskapitalausstattung enken wir von derzeit 730 000 Euro auf 300 000 Euro. isher waren sowohl die Deutsche Bundesbank als auch ie BaFin für Aufgaben der Aufsicht über die Kapitalan- agegesellschaften zuständig. Die Aufgaben der Aufsicht ollen ausschließlich der BaFin zugewiesen werden. Da- urch fallen doppelte Melde- und Einreichungspflichten ür Kapitalanlagegesellschaften weg, und wir senken die ürokratiekosten, ohne dass die Aufsichtsqualität darun- er leidet. Gleiches gilt für die Vereinfachung der Geneh- igungspraxis der BaFin, die den Markteintritt neuer onds beschleunigen wird. So führen wir zum Beispiel ine gesetzliche Vier-Wochen-Frist für die Genehmi- ung von Fondsprodukten durch die BaFin ein. Zudem sollen Spezialfonds für institutionelle Anleger ereguliert werden, indem wir Berichtspflichten und Veröf- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10555 (A) ) (B) ) fentlichungspflichten streichen sowie Anlagegrenzen ab- schaffen. Bei diesen Fonds ist weniger Anlegerschutz not- wendig, da sie nicht an Privatanleger vertrieben werden. Deregulierung und Anlegerschutz widersprechen sich nicht. Im Gegenteil: Wir werden den Anlegerschutz im In- vestmentsektor noch weiter verbessern, schließlich ist die Kapitalanlagegesellschaft Treuhänderin der ihr anvertrau- ten Anlegergelder. Wir zielen mit dem Gesetzentwurf da- rauf ab, Interessenkonflikte zwischen Depotbank und Ka- pitalanlagegesellschaft zu vermeiden – insbesondere, wenn beide dem gleichen Konzern angehören. Wir wollen außer- dem die Unabhängigkeit des Aufsichtsrates der Kapital- anlagegesellschaft stärken. Nach dem Gesetzesentwurf wäre mindestens ein unabhängiges Mitglied in den Auf- sichtsrat einer Kapitalanlagegesellschaft aufzunehmen. Es reicht aber nicht aus, unseren Finanzplatz mit nied- rigen Bürokratiekosten und hohem Anlegerschutzniveau zu stärken. Das Besondere an der Finanzindustrie ist ihr hohes Innovationspotenzial. Wir wollen unserer deut- schen Investmentbranche daher geeignete Rahmen- bedingungen bieten, damit sie hier in Deutschland Pro- duktinnovationen auf den Markt bringt. Das Investmentänderungsgesetz wird daher Infra- strukturfonds, sogenannte ÖPP-Fonds, einführen. Mit diesen ÖPP-Fonds werden zukünftig Investitionen in öf- fentlich-private Partnerschaftsprojekte ermöglicht. Wir haben uns mit der CDU/CSU im Koalitionsvertrag auf den wichtigen Ausbau von öffentlich-privaten Partner- schaften verständigt. Wir wollen, dass in Zukunft Ge- bäude wie etwa Schulen und Kindergärten, aber auch In- frastruktur häufiger mit privatem Kapital finanziert werden. Es ist auch möglich, dass Unternehmen Ge- bäude wie etwa Schulen und Kindergärten für Bund, Länder und Kommunen nicht nur bauen, sondern auch betreiben. Um diesen Unternehmen Sicherheit zu bieten, mietet die öffentliche Hand diese Objekte mit einer lan- gen Mietdauer. Die öffentliche Hand profitiert von nied- rigeren Kosten. Solche ÖPP-Fonds bieten institutionel- len und privaten Anlegern die Möglichkeit, von dieser neuen Partnerschaft zu profitieren. Außerdem führen wir das Anlagevehikel „Sonstige Sondervermögen“ ein, das die Investmentbranche nut- zen kann, um innovative Finanzprodukte aufzulegen. Die Anlagemöglichkeiten sind bei Sonstigen Sonderver- mögen gegenüber denen traditioneller Fonds erheblich erweitert. Das erhöht die Renditechancen für Anleger, aber auch die Risiken. Dabei ist es im Sinne des Anle- gerschutzes wichtig, dass wir die Risiken auch bei Sons- tigen Sondervermögen begrenzen. Wir wollen eine klare Abgrenzung dieses Anlageproduktes zu Hedgefonds. Das heißt: Keine flexiblen Anlagestrategien wie Leer- verkäufe oder Kreditaufnahmen. Das Investmentänderungsgesetz nimmt sich auch der offenen Immobilienfonds an. Ende 2005/Anfang 2006 kam es zu einer Vertrauenskrise bezüglich offener Im- mobilienfonds, nachdem die Deutsche Bank einen Fonds geschlossen hatte. Ich bin froh, dass wir damals beson- nen reagierten und nicht übereilt neue Regelungen für offene Immobilienfonds beschlossen haben. Denn die Krise ist im Nachhinein moderat verlaufen, die Branche ist nun wieder gut aufgestellt und steht hoch in der Anle- g e z V w m l e v A K m k U M b v w s w D n s g r ti te s g f b h o g i S m e h A E d p B m v r F d p d s h (C (D ergunst. Wir stärken die Anlageklasse offene Immobili- nfonds im Investmentänderungsgesetz daher durch ge- ielte Maßnahmen. So wird es künftig keine erpflichtung zur täglichen Rücknahme mehr geben, enn ein bestimmter Schwellenwert erreicht wird. Da- it reagieren wir auf den Zielkonflikt, der zwischen täg- icher Rückgabemöglichkeit der Fondsanteile und der ingeschränkten Liquidität bei Immobilien besteht. Wir erhindern auf diesem Weg auch, dass institutionelle nleger solche Fonds als Tagesgeldpark benutzen – auf osten langfristig orientierter Privatanleger. Zudem üssen offene Immobilienfonds künftig geeignete Risi- omanagementsysteme einführen und wir stärken die nabhängigkeit der Sachverständigenausschüsse. Das Investmentänderungsgesetz bringt die richtigen aßnahmen auf den Weg, um die deutsche Investment- ranche zu stärken und das wichtige Anlageprodukt In- estmentfonds nach vorne zu bringen. Den Gesetzent- urf nehmen wir daher positiv entgegen und werden ihn orgfältig und intensiv beraten. Frank Schäffler (FDP): Der vorliegende Gesetzent- urf soll dem Ziel dienen, den Investmentfondsstandort eutschland zu stärken, ohne den Anlegerschutz zu ver- achlässigen. Dieses Ziel unterstützen wir uneinge- chränkt. Die Frage ist aber, ob der Gesetzentwurf dem selbst esetzten Ziel gerecht wird. Wir meinen, dass er in die ichtige Richtung geht, aber dies nicht mutig genug tut. Positiv ist, dass der Entwurf Maßnahmen zum Bürokra- eabbau vorsieht. Hier bleiben die Fragen, ob die erwarte- n 8 Millionen Euro Entlastung eine realistische Erwartung ind und ob es weitere Maßnahmen zum Bürokratieabbau ibt, die wir jetzt ergreifen sollten. Auch die Neuregelungen ür die offenen Immobilienfonds sind zu unterstützen. Wir egrüßen, dass die zunächst im Referentenentwurf vorgese- ene Unterscheidung zwischen sicherheits- und rendite- rientierten Fonds aufgegeben wurde. Der Gesetzentwurf ist aber im Rahmen der Beratun- en daran zu messen, ob er den Investmentstandort im nternationalen Wettbewerb ausreichend stärkt. Diese tärkung muss insbesondere durch gleichwertige Rah- enbedingungen und ausreichende Flexibilität für die inzelnen Fondsarten erfolgen. Ein Punkt, bei dem wir noch Diskussionsbedarf se- en, ist der Zwang zur Bestellung eines „unabhängigen ufsichtsratsmitglieds“. Diese Regelung geht über die U-Richtlinie hinaus und verletzt damit einmal mehr en Grundsatz der Eins-zu-eins-Anpassung an die euro- äischen Vorgaben. Hier haben wir doch ganz erhebliche edenken, ob diese Maßnahme praktikabel und zweck- äßig ist. Bezüglich der Einführung von Infrastruktur-Sonder- ermögen (ÖPP-Fonds) ist festzuhalten, dass die Einfüh- ung selbst eine gute Idee ist. Die Ausgestaltung der onds ist jedoch – wie insgesamt die Haltung der Bun- esregierung zu ÖPP – von Mutlosigkeit geprägt. Ge- lant ist nämlich, die Möglichkeit der Beteiligung auf ie „risikoarme Periode“ eines ÖPP-Projekts zu be- chränken. Dies soll „zum Schutz der Anleger“ gesche- en, womit der Anleger direkt bevormundet wird, was 10556 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) denn für ihn risikoarm ist und was nicht. Wir halten diese Ausgestaltung der ÖPP-Fonds für zu halbherzig. Wir denken, dass die Novellierung des Investmentge- setzes auch der richtige Zeitpunkt ist, zu prüfen, inwie- weit wir den Standort Deutschland für Hedgefonds vo- ranbringen können. Deutschland ist ja auf internationaler Ebene nicht zuletzt deshalb so grandios mit seinen Initia- tiven zur Hedgefonds-Regulierung gescheitert, weil wir selbst keinen attraktiven Markt für Hedgefonds bieten. Erwähnenswert ist dabei, dass sich zunächst der Finanz- minister und stellvertretende SPD-Vorsitzende rühmte, er habe greifbare Ergebnisse auf EU- und G-8-Ebene er- reicht und anschließend der SPD-Vorsitzende der Kanz- lerin vorwarf, man habe nichts erreicht, weil sie sich nicht genug für das Thema eingesetzt habe. Wir können durch bessere Rahmenbedingungen für Hedgefonds in Deutschland nur gewinnen. Wir erhalten dadurch nicht nur zusätzliches Gewicht in der internationalen Diskus- sion, sondern es ist auch der Finanzmarktstabilität ge- dient, wenn Fonds in Deutschland zu etwas liberaleren Regelungen als bisher aufgelegt werden statt regulie- rungsfrei auf fernen Inseln. Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): Investmentfonds sind als wertsichernde Form der Kapitalanlage für Pri- vatanleger seit den 60er-Jahren ein Erfolgsmodell. Dies ist gut so und soll auch so bleiben. Die Frage ist aller- dings, ob die vorliegende Novelle des Investmentgeset- zes dazu taugt, damit dies auch für die Mehrzahl der kleinen Anleger so bleibt. Bereits in der vorausgegange- nen Novelle wurde der Fehler begangen, dass Hedge- fonds, deren destruktive Geschäftsgebaren fast täglich in der Presse nachgelesen werden können, in Deutschland zugelassen wurden. Das war aus unserer Sicht eine schwerwiegende Fehlentscheidung der Regierungskoali- tion, die auch im vorliegenden Entwurf zu unserem Be- dauern nicht korrigiert wird. Jedoch könnte man hier noch sagen, das ist Schnee von gestern. Belassen wir es fürs Erste dabei. Was aber tun Sie also jetzt für den Bestand des Er- folgsmodells Investmentfonds? Positiv ist das Zillme- rungsverbot für ausländische Fonds hervorzuheben. Ich hoffe, Sie bleiben hier zugunsten des Anlegerschutzes standhaft und knicken im weiteren Verfahren nicht vor den Lobbyisten ein. Diese Änderung war es im Wesentli- chen aber auch schon. Viel mehr Positives ist aus der Perspektive des Schutzes der Anleger nicht zu vermel- den. Während im ursprünglichen Entwurf in vielen Be- reichen noch positive Ansätze des Verbraucherschutzes verankert waren, kritisiert die Verbraucherzentrale Bun- desverband zu Recht, dass von diesen positiven Ansät- zen wenig übriggeblieben ist. Lassen Sie mich bei den Defiziten einige Punkte he- rausgreifen: Erstens. Sie haben Fortschritte bei der Offenlegung der Transaktionskosten aus dem nun vorliegenden Entwurf herausgenommen. Das hat zum einen zur Folge, dass es dem Anleger nach wie vor erschwert wird, den kosten- günstigsten Fonds zu kaufen. Zum anderen wird ein fairer Wettbewerb der Fonds untereinander behindert. u w K B n g h s ü f d d s d g d d g P h f s q g a Z n b u D v h i I l M s D V M x i l d a e d G A (C (D Zweitens. Eine notwendige Trennung der Depotbank nd der Kapitalanlagegesellschaft ist weiterhin nicht ge- ährleistet. Durch die fehlende Trennung entfällt die ontrollfunktion der Depotbank, und es entsteht eine lackbox der Kosten, die zuungunsten der Anleger ge- utzt werden kann. Dem muss dringend ein Riegel vor- eschoben werden. Drittens. Zwar ist es begrüßenswert, dass nun ein unab- ängiger Vertreter im Aufsichtsrat der Kapitalanlagege- ellschaft sitzt. Dies nutzt jedoch wenig, wenn er nicht ber die notwendigen Kenntnisse und Erfahrungen ver- ügt und den Anlegerschutzorganisationen verbunden ist. Diese wenigen Beispiele zeigen: Aus der Perspektive es Anlegerschutzes liegt hier vieles im Argen! Kommen wir nun zu den Neuerungen in puncto Mo- ernisierung der offenen Immobilienfonds durch den Ge- etzentwurf. Es ist ein Skandal, dass Sie den Markt nach er Krise der offenen Immobilienfonds so lange im Un- ewissen gelassen haben! Problematisch ist neuerdings ie Verlagerung der Wertermittlung einer Immobilie vor em Erwerb vom Sachverständigen auf die Kapitalanla- egesellschaft. Hier besteht die Gefahr willkürlicher reissetzung zulasten der Anleger. Nichts zu tun, hätte ier ausnahmsweise einmal weniger geschadet. Die Einführung der Assetklasse der Infrastruktur- onds ist grundsätzlich abzulehnen. So wird zusätzlich die Privatisierung der Daseinsvor- orge des Staates befördert, mit den bekannten Konse- uenzen einer häufig verminderten Qualität von Leistun- en einerseits und Nachteilen zulasten der Beschäftigten ndererseits. Dies alles tun Sie ausgerechnet zu einem eitpunkt, da die Ratingagentur Standard & Poor’s inter- ational von einer Blase auf diesem Markt spricht. Die ekannten Begleiterscheinungen von Überbewertung nd überhöhter Fremdfinanzierung sind bereits sichtbar. iese Assetklasse ist nicht nur überflüssig, sondern Sie ergreifen sich darüber hinaus noch im Timing. Wenn das Erfolgsmodell der Investmentfonds beste- en bleiben soll, dann bleibt noch viel zu tun! Verehrte Damen und Herren der Regierungskoalition, ch kann Ihnen nur raten: Lassen Sie die Finger von den nfrastrukturfonds und bessern Sie bei der Wertermitt- ung der Immobilien nach! Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): it dem Investmentänderungsgesetz wird eine Moderni- ierung des Fondsstandortes Deutschland angestrebt. iese Zielsetzung unterstützen wir ausdrücklich. Die ergangenheit hat gezeigt, dass Fonds in zunehmendem aße im europäischen Ausland, insbesondere in Lu- emburg und Irland, aufgelegt wurden und diese Fonds m Vergleich zu ihren deutschen Konkurrenten beträcht- iche Mittelzuflüsse verzeichnen konnten. Wenn also urch den Gesetzesentwurf bürokratische Hemmnisse bgebaut werden und die Investmentbranche dadurch ntlastet sowie im Wettbewerb gestärkt wird, dann ist ies auch ein Anliegen der Grünen. Hingegen kann es nicht in unserem Interesse sein, ein esetz mitzutragen, das durch eine Liberalisierung und bsenkung von Informationspflichten einseitig die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10557 (A) ) (B) ) Branche begünstigt und dabei Anlegerinnen und Anleger im Regen stehen lässt. Während der Referentenentwurf des Investmentänderungsgesetzes noch mit Fug und Recht als fortschrittlich im Sinne des Anlegerschutzes bezeichnet werden konnte, ist der vorliegende Regie- rungsentwurf in dieser Hinsicht zu einer Nullnummer degradiert worden. Zwar sehen wir mit Freude, dass die Beschränkung der Kostenvorausbelastung auf Fonds aus dem europäi- schen Ausland ausgedehnt wurde. Schließlich mussten Anlegerinnen und Anleger bisher aufgrund der anfängli- chen Belastung ihres investierten Kapitals mit den kom- pletten Vertriebskosten bei einem vorzeitigen Ausstieg aus einem Fonds massive Renditeeinbußen hinnehmen. Auch ging Anlegerinnen und Anlegern dadurch der Zin- seszinseffekt verloren. Es war daher überfällig, diese Praxis der Kostenvorausbelastung einzudämmen. Allerdings bleibt dies unter Anlegerschutzgesichts- punkten der einzige Lichtblick des Investmentände- rungsgesetzes. Insbesondere in dem für Anlegerinnen und Anleger entscheidenden Punkt der Kostentranspa- renz versagt der Regierungsentwurf auf ganzer Linie. Bei dem Erwerb eines Investmentfonds sehen sich die Bürgerinnen und Bürger einer Vielzahl von Kostenfakto- ren gegenüber: Es gibt einen Ausgabeaufschlag und einen Rücknahmeabschlag, es gibt laufende Verwal- tungskosten sowie Transaktionskosten. Während Anle- gerinnen und Anleger zumindest über die Höhe des Aus- gabeaufschlags und des Rücknahmeabschlags in den Vertragsbedingungen informiert werden, erwartet sie bei den anderen beiden Kostenfaktoren ein verwirrendes Versteckspiel. So werden die laufenden Verwaltungskos- ten, die beispielsweise die Depotgebühren und die Be- zahlung des Fondsmanagements beinhalten, als Gesamt- kostenquote bezeichnet. Diese Gesamtkostenquote wird als sogenannte Total Expense Ratio, TER, auch im ver- einfachten Verkaufsprospekt ausgewiesen. Nach dem natürlichen Sprachverständnis müssen die Anlegerinnen und Anleger also davon ausgehen, dass die TER die Ge- samtheit der anfallenden Kosten abdeckt. Gerade dies ist aber nicht der Fall, denn bei der Umschichtung der Ver- mögenswerte innerhalb des Fonds fallen zusätzlich Transaktionskosten an, die nicht Bestandteil der Gesamt- kostenquote sind und teilweise erheblichen Umfang an- nehmen können. Daher sah der Referentenentwurf des Investmentänderungsgesetzes vor, dass im vereinfachten Verkaufsprospekt auch die Transaktionskostenquote aus- gewiesen wird. Gegen diese notwendige Transparenz- vorschrift lief die Fondsbranche Sturm und brachte au- genscheinlich die Bundesregierung zum Einknicken. Die nun gefundene Regelung mag auf dem Papier Anleger- schutz suggerieren, tatsächlich führt sie zu keiner nen- nenswerten Verbesserung. Es ist nunmehr lediglich da- rauf hinzuweisen, dass die Gesamtkostenquote nicht die Transaktionskosten enthält. Als wäre das nicht schon rückschrittlich genug, ist dieser Verweis zudem auch le- diglich im ausführlichen Verkaufsprospekt zu vermer- ken. Anlegerinnen und Anleger verharren damit faktisch auf dem vorherigen intransparenten Stand. Wir werden uns in den anstehenden Beratungen vehe- ment dafür einsetzen, dass die Transaktionskosten pro- zentual im vereinfachten Verkaufsprospekt veröffent- l A G d t t e c s R A - g v D s U W s a r t v g n d h R ü A b s t r v d g r u d K n h D o f m A g A d g s B I t g (C (D icht werden. Nur auf diese Art und Weise haben nlegerinnen und Anleger die Möglichkeit, auf der rundlage verständlicher Informationen eine selbstän- ige Entscheidung bei ihrer privaten Altersvorsorge zu reffen. Nur so können sie Fonds hinsichtlich der Kos- enbelastung vergleichen. Auch an anderen Stellen weist der Regierungsentwurf ines Investmentänderungsgesetzes erhebliche Schutzlü- ken für Anlegerinnen und Anleger auf. So fehlt bei- pielsweise ein Transaktionskostenabschlag bei der ückgabe großer Anlagevolumina durch institutionelle nleger. In diesen Fällen werden Privatanlegerinnen und anleger benachteiligt, weil durch die Rückgabe derart roßer Fondsanteile Transaktionskosten entstehen, die on dem verbliebenen Fondsvermögen bezahlt werden. as schmälert die Rendite der Privatanleger, die ihrer- eits bei einem Ausstieg nicht annähernd vergleichbare mstrukturierungen eines Fondsportfolios bewirken. ir fordern daher, institutionelle Anleger ab einem be- timmten Rückgabevolumen an den entstandenen Trans- ktionskosten zu beteiligen. Im Bereich Corporate Governance hält der Regie- ungsentwurf ebenfalls nicht das, was noch im Referen- enentwurf versprochen wurde. Eine strikte Trennung on Depotbank und Kapitalanlagegesellschaft ist rück- ängig gemacht worden. Um Interessenkonflikte den- och zu vermeiden, ist lediglich abstrakt formuliert, dass ie Depotbank entsprechende Maßnahmen zu ergreifen at. Eine nähere Ausgestaltung dieses unbestimmten echtsbegriffs wird der Selbstregulierung der Branche berlassen. Das ist insbesondere deshalb keine geeignete lternative, weil durch die Liberalisierung der Fonds- ranche gerade die Kontrollfunktion als kompensatori- ches Element wesentlich an Bedeutung gewinnt. Weiterhin wird die sinnvolle Maßnahme, in der Kapi- alanlagegesellschaft ein Aufsichtsratsmitglied einzufüh- en, das die Interessen der Anlegerinnen und Anleger ertritt, durch den Regierungsentwurf verwässert. Sollte ieses Mitglied gemäß Referentenentwurf noch einer all- emein anerkannten Anlegerschutzorganisation angehö- en, fehlt nun jegliche Vorgabe zur Qualifikation dieses nabhängigen Vertreters. Damit besteht die Gefahr, dass ie Intention der Vorschrift umgangen wird und sich die apitalanlagegesellschaften zwar unabhängige aber ih- en bequeme und nicht klar im Anlegerschutzinteresse andelnde Vertreter in den Aufsichtsrat wählen lassen. Dass eine Modernisierung des Fondsstandorts eutschland auch mit verbesserten Vorschriften zu den ffenen Immobilienfonds einhergeht, sehen wir als über- ällige Notwendigkeit an. Nach der Krise bei offenen Im- obilienfonds im Jahre 2005 haben die Grünen in einem ntrag diverse Nachbesserungen gefordert, um das Anla- einstrument zu stabilisieren und damit das Vertrauen der nlegerinnen und Anleger zurückzugewinnen. Wir wer- en im weiteren Verlauf der parlamentarischen Beratun- en darauf hinwirken, dass das Investmentänderungsge- etz eine adäquate Antwort auf die speziellen Risiken im ereich offener Immobilienfonds bietet. Das Fazit zum vorliegenden Regierungsentwurf eines nvestmentänderungsgesetzes fällt aus Anlegerperspek- ive ernüchternd aus. Abermals verkennt die Bundesre- ierung bei ihrer Orientierung an einer Ein-zu-eins-Um- 10558 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) setzung europäischer Richtlinien, dass die EU stets auch die Bedeutung des Anlegerschutzes für funktionierende Kapitalmärkte betont. Es wird die Chance verpasst, den deutschen Kapitalmarkt anlegerfreundlich weiterzuent- wickeln und insbesondere über mehr Transparenz bei den Kosten das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger in das Finanzprodukt Investmentfonds zu stärken. Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen: Mit diesem Gesetzent- wurf soll der Fondsstandort Deutschland gestärkt wer- den. Eine wettbewerbsfähige Fondsindustrie leistet ei- nen wichtigen Beitrag für einen funktionsfähigen und effizienten Kapitalmarkt. Für die deutsche Volkswirt- schaft spielt sie nicht zuletzt wegen der verstärkten Not- wendigkeit zur privaten Altersvorsorge eine zunehmend wichtige Rolle. Das von deutschen Kapitalanlagegesell- schaften verwaltete Fondsvermögen wuchs in den letz- ten 5 Jahren auf über 1 Billionen Euro an. Gleichzeitig steht die deutsche Fondsindustrie in einem intensiven Wettbewerb mit anderen europäischen Finanzplätzen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Fondsbran- che soll deshalb gesteigert, die Innovationstätigkeit ge- fördert und der Abwanderung von Fondsvermögen an andere Standorte entgegengewirkt werden, ohne den An- legerschutz zu vernachlässigen. Um diese Ziele zu erreichen, konzentriert sich der Entwurf für ein Investmentänderungsgesetz vor allem auf die folgenden vier Bereiche: Deregulierung, Moder- nisierung der offenen Immobilienfonds, Förderung von Produktinnovationen sowie Verbesserung des Anleger- schutzes und der Corporate Governance. Zur Deregulierung: Nach dem Koalitionsvertrag ist das Investmentgesetz ein wichtiger Baustein der Initiative zur Deregulierung im Finanzsektor. Deshalb wird die Rege- lungsdichte des Investmentgesetzes im Wege einer Eins- zu-eins-Anpassung auf die europäischen Harmonisie- rungsvorgaben der Investmentrichtlinie (OGAW-Richtli- nie) zurückgeführt. Hierzu gehört auch die Abschaffung der Kreditinstitutseigenschaft von Kapitalanlagegesell- schaften. Ferner entfällt die zusätzliche Aufsicht durch die Bundesbank. Damit die Bundesbank ihren Aufgaben zur Überwachung der Finanzmarktstabilität nachkommen kann, enthält der Entwurf Bestimmungen über die Zusam- menarbeit zwischen Bundesbank und Bundesanstalt. Hier- durch wird sichergestellt, dass die Bundesbank die für diese Aufgabe notwendigen Informationen von der Bun- desanstalt erhält. Durch die Anpassung an die Harmonisierungsvorga- ben werden ferner die Anlagemöglichkeiten für Fonds auf zusätzliche Finanzinstrumente erweitert. Das Genehmigungsverfahren für die Markteinfüh- rung neuer Produkte wird gestrafft. Zahlreiche Informa- tionspflichten der Branche werden aufgehoben oder ver- einfacht. Hierdurch wird die Branche von Kosten in Höhe von rund 8 Millionen Euro entlastet. Im Spezialfondsbereich sieht der Entwurf zahlreiche Vereinfachungen für deren Verwaltung vor: Diese betref- fen zum einen Erleichterungen in administrativer Hin- sicht wie die Vereinfachung von Berichts- und die Strei- chung von Veröffentlichungspflichten. Zum anderen wird d d g i l t e m g Z u b g w d d N l R E d d a d h s I t m s le P b la h d g e S A e D s m d m A G C I M z v (C (D ie Anlagepolitik von Spezialfonds insbesondere durch ie Abkehr von Anlagegrenzen liberalisiert. Damit rea- iert der deutsche Gesetzgeber auch auf Entwicklungen n anderen Mitgliedstaaten. Das Produkt offener Immobi- ienfonds soll gestärkt werden, um für den Anleger attrak- iv zu bleiben. Die in den Jahren 2005 und 2006 erfolgte rstmalige vorübergehende Schließung dreier offener Im- obilienfonds hat die Schwachstellen der bisherigen Re- elungen deutlich gemacht. Diese resultierten aus dem ielkonflikt zwischen täglicher Rückgabemöglichkeit nd langfristiger Bindung von Anlegergeldern in Immo- ilien bei schwierigem Marktumfeld. Der Entwurf verbessert deshalb die Rahmenbedin- ungen für das Produkt „offene Immobilienfonds“. Es erden verschiedene neue Instrumente eingeführt, die as Fondsmanagement in die Lage versetzen sollen, iese Fonds auch in schwierigen Marktsituationen zum utzen der Anleger zu steuern. Dazu gehören die Mög- ichkeit, von der bisherigen Verpflichtung zur täglichen ücknahme abzuweichen, und die Verpflichtung zur inführung geeigneter Risikomanagementsysteme. Außerdem wird die Unabhängigkeit der Sachverstän- igenausschüsse gestärkt. Im Gesetz wird klargestellt, ass der Sachverständigenausschuss seine Tätigkeit un- bhängig auszuüben hat. Außerdem wird die Tätigkeit er Sachverständigenausschüsse transparenter und ein- eitlicher gestaltet. Zur Förderung von Produktinnovationen: Das Gesetz ieht die Einführung von zwei neuen Assetklassen vor: nfrastrukturfonds (ÖPP-Fonds) und sogenannte Sons- ige Sondervermögen. Mittels Infrastrukturfonds wird es zukünftig Invest- entfonds ermöglicht, in öffentlich-private Partner- chaftsprojekte zu investieren. Hierdurch lässt sich vor al- m auch vermehrt privates Kapital für öffentlich-private artnerschaftsprojekte mobilisieren. Privatanlegern blieb islang ein Zugang zum ÖPP-Markt aufgrund hoher An- gesummen verschlossen. Durch Infrastrukturfonds er- alten sie die Möglichkeit, an den Entwicklungschancen es ÖPP-Marktes zumindest mittelbar zu partizipieren. Durch die Einführung von Sonstigen Sondervermö- en wird die Fondspalette des Investmentgesetzes um in Fondsvehikel für innovative Produkte erweitert. onstige Sondervermögen profitieren von erweiterten nlagemöglichkeiten. Beispielsweise ist diesen Fonds in Direkterwerb von Edelmetallen oder unverbrieften arlehensforderungen gestattet. Zukünftig kann auch die Investmentaktiengesell- chaft mit veränderlichem Kapital als richtlinienkonfor- es Investmentvermögen errichtet werden. Damit steht er Fondsbranche neben den herkömmlichen Sonderver- ögen eine weitere Rechtsform zur Verfügung, die zur uflage von Investmentfonds genutzt werden kann. Zum verbesserten Anlegerschutz und zur Corporate overnance: Durch den Entwurf wird der bereits hohe orporate-Governance- und Anlegerschutz-Standard des nvestmentgesetzes weiter entwickelt: Das Gesetz sieht aßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten wischen Depotbank und Kapitalanlagegesellschaften or. Außerdem soll die Unabhängigkeit des Aufsichtsra- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10559 (A) ) (B) ) tes gestärkt werden. Deshalb hat die Hauptversammlung mindestens ein Aufsichtsratsmitglied zu wählen, das von den Eigentümern der Kapitalanlagegesellschaft unab- hängig ist. Schließlich bleibt bei Fondssparplänen die Vorausbelastung des Anlegers mit Vertriebskosten be- schränkt. Dies gilt künftig unabhängig davon, ob sich der Fondssparplan auf einen inländischen oder ausländi- schen richtlinienkonformen Fonds bezieht. Ich bin überzeugt, dass wir mit dem vorliegenden Ge- setzentwurf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Fondsindustrie entscheidend stärken und gleichzeitig den Anlegerschutz maßgeblich weiterentwickeln. Mit der Novelle wird das Vertrauen der Anleger in einen funktionierenden Fondsmarkt gestärkt und die Zukunfts- fähigkeit der Fondsbranche gesichert. Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Deutsche Unterneh- men vor chinesischer Produktpiraterie und Dis- kriminierung schützen (Tagesordnungspunkt 11) Erich G. Fritz (CDU/CSU): In der nordrhein-westfä- lischen Stadt Solingen haben die Fälscher seit dem 1. April 2007 ihr eigenes Museum. Besucher können an circa 250 Originalen und Plagiaten das Können von Pro- duktpiraten im „Plagiarius“ studieren. Die Solinger Sammlung reicht drei Jahrzehnte zurück, und trotzdem zeigt sie nur einen kleinen Ausschnitt gefälschter Waren. Markenpiraterie und Diebstahl von geistigem Eigentum gelten inzwischen als weltweit boomendes Geschäft. Verletzungen geistiger Eigentumsrechte spielen mitt- lerweile im internationalen Warenverkehr eine große Rolle. Der internationale Handel mit gefälschten Pro- dukten hat in den vergangenen Jahren drastische Aus- maße angenommen. Folgende Zahlen verdeutlichen dies: Die EU-Kommission beziffert den weltweit durch Produkt- und Markenpiraterie entstehenden Schaden auf 120 bis 370 Milliarden Euro pro Jahr; laut BDI liegt der Schaden durch Ideenklau allein in Deutschland bei 25 Milliarden Euro im Jahr und es gehen circa 70 000 Arbeitsplätze durch das Geschäft der Fälscher verloren. Nach Angaben der Bundesregierung belief sich der Wert von in Deutschland beschlagnahmten gefälsch- ten Produkten im vergangenen Jahr auf 1,1 Milliarden Euro; dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr ver- fünffacht, 60 Prozent der aufgegriffenen gefälschten Markenprodukte stammen aus Asien, allein 35 Prozent aus China. Ich bin einer Meinung mit Staatsekretär Pfaffenbach: „Das Fälschergeschäft ist längst kein Kavaliersdelikt mehr.“ – Der Schutz von Patenten und Markenrechten wird zu oft grob missachtet. Wer die Wirtschaftsge- schichte der Industrieländer verfolgt hat, der weiß aller- dings auch, dass der Schutz geistigen Eigentums noch nie zu den größten Leidenschaften aufstrebender Indus- trieländer gehörte. Dennoch: Das Problem hat heute ein anderes Ausmaß als vor 100 Jahren, und der wirtschaftli- che Schaden ist bei dem Wissens-, Forschungs- und Ent- w t s l g v d g n z b w d g N n p r d t l d w P o h d n s K I j z u g V o s p l i e d w s b d A E G g E i s ( (C (D icklungsaufwand moderner Produkte, Verfahren und echnischen Anlagen so groß, dass Patentklau wirt- chaftliche Schäden mit unmittelbaren, in der Regel völ- ig unfairen Folgen für Unternehmen, Arbeitnehmer und anze Wirtschaftsregionen haben kann. In einer Welt on immer offeneren und transparenteren Märkten hat as Problem ein Ausmaß angenommen, das es noch nie egeben hat. Getrieben von einer bereits unanständig zu ennenden Konsumbereitschaft jenseits der Legalität bis ur hemmungslosen kriminellen Gewinnerzielung – eide Seiten sind immer beteiligt, hierzulande genauso ie in den Schwellenländern. Begünstigt wird der Diebstahl an geistigem Eigentum urch das große Angebot an Technologie und hochwerti- en Markenprodukten, deren Ertragswert weit über den utzwert und schon gar über den Produktionswert hi- ausgeht. Verlockend wird die Möglichkeit der Raubko- ie im weitesten Sinne vor allem durch Märkte mit ge- ingen Rechtsstandards oder mangelnder Kontrolle, urch Märkte mit wachsenden wissenschaftlichen und echnischen Kapazitäten, personell wie bei der Techno- ogie, die zur Verfügung steht, sodass schneller Erfolg urch Kopie mit geringem Einsatz von Kapital erreicht erden kann, durch eine große Nachfrage an gefälschten rodukten wegen eines bestimmten Markenprestiges bei ffenen Grenzen, großem potenziellen Kundenstock und ohen Ertragsmöglichkeiten für Fälscher und Händler, urch die einfache Verfügbarkeit von Wissen über Tech- ologien und Produkte, Verfahren und intelligente Lö- ungen in offenen, wettbewerblichen Systemen, in denen unden Transparenz der Leistungen erwarten und diese nformationen in weltweiten Kommunikationssystemen ederzeit für jeden findigen Kopf zu erhalten und zu nut- en sind, und nicht zuletzt durch politische Systeme, die nwillig oder nicht in der Lage sind, den Schutz geisti- en Eigentums durchzusetzen, oder die wirtschaftliche orteile von kopierten Massenprodukten, Maschinen der Verfahren durch bewusste Duldung von Regelver- tößen nutzen wollen oder ihre Vorteile durch schlep- ende Umsetzung eingegangener Verpflichtungen zeit- ich weiter nutzen wollen. Die Bundesregierung hat wie die Europäische Union n allen multilateralen und internationalen Handelsver- inbarungen wie zum Beispiel im Rahmen des TRIPS, em Schutz geistigen Eigentums einen großen Stellen- ert eingeräumt und zu einem weltweit gestiegenen An- pruch auf die Achtung dieser Besitzrechte wesentlich eigetragen. In ständigen Dialogen mit betroffenen Län- ern wird versucht, den Schutz weiter zu verbessern. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt die ktivitäten der Bundesregierung zur Stärkung geistiger igentumsrechte, die sich unter anderem an folgenden rundlinien orientiert: Erstens. Die Bundesregierung verspricht sich einen roßen Nutzen von gemeinsamen Aktionen auf EU- bene und einer Verstärkung der Zusammenarbeit auf nternationaler Ebene. Wichtig sind dabei ein abge- timmtes Vorgehen mit Staaten gleicher Interessenlage zum Beispiel USA, Japan) sowie die Intensivierung der 10560 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Transitländern von gefälschten Produkten wie zum Beispiel China. Zweitens. Die Durchsetzung geistiger Eigentums- rechte ist vor allem Aufgabe der geschädigten Unterneh- men. Die Bundesregierung begrüßt die Eigeninitiativen der Wirtschaft und flankiert diese im Bedarfsfall. Ich habe solche Bemühungen mehrmals begleitet und weiß, dass die betroffenen Unternehmen im Ernstfall nicht al- lein gelassen werden, auch wenn je nach Rechtslage und betroffenem Land die Möglichkeiten sehr unterschied- lich sind. Drittens. Als Handlungsstrategie steht für die Durch- setzung geistiger Eigentumsrechte in Drittländern für die Bundesregierung der Ansatz „Kooperation statt Kon- frontation“ im Vordergrund. Wie ernsthaft die Bundesregierung an diesem Thema bleibt, zeigt die Tatsache, dass die Bundeskanzlerin das Thema Produktpiraterie auf die Agenda des G-8-Gipfels in Heiligendamm gesetzt hat. In der Abschlusserklärung heißt es: Wir verpflichten uns, die Zusammenarbeit in die- sem entscheidenden Bereich zwischen den G 8 und anderen Ländern, insbesondere den wichtigen Schwellenländern, zu verstärken. Die CDU/CSU-Bundestagfraktion begrüßt dies sehr und unterstützt die Bundesregierung in ihrem Kurs „Koope- ration statt Konfrontation“. Vor dem Hintergrund, dass das wirtschaftliche Wachstum Chinas im ersten Halbjahr 2007 um 10,9 Prozent zugelegt hat und auch der deutsch-chinesische Handel erneut gewachsen ist – Zu- nahme der chinesischen Exporte um 32,4 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro, Wachstum der deutschen Exporte um 28,2 Prozent auf 10 Milliarden Euro –, ist es wichtig, dass wir mit China zusammenarbeiten. Diese Zahlen be- legen, dass China seit seiner Mitgliedschaft in der Welt- handelsorganisation von der Öffnung der internationalen Märkte profitiert. China muss aber auch die mit dem WTO-Beitritt eingegangenen Verpflichtungen einhalten. Hier ist es notwendig, wirksam gegen die Verletzungen des Rechts auf geistiges Eigentum vorzugehen. Die deutschen Unternehmen verlieren einerseits viel Geld an der Nutzung der geistigen Eigentumsrechte im Süden, andererseits verlieren Sie, wie eingangs festge- stellt, Milliarden durch Produktpiraterie, vor allem in China. China erfährt allerdings zunehmend selbst, wel- chen Schaden Produktpiraterie anrichtet. Chinesische Firmen investieren immer mehr in Forschung und Pa- tente und leiden zunehmend selbst unter Ideenklau. Vor diesem Hintergrund ist es ein bedeutender Schritt, dass im sogenannten Heiligendammprozess als einem Ergeb- nis des G-8-Gipfels Schwellenländer und G-8-Länder ei- nen „Dialog über Innovation und den Schutz des geisti- gen Eigentums“ einrichten und damit auch die Schwellenländer die damit verbundenen systemischen Schwierigkeiten anerkennen und an ihrer Lösung arbei- ten wollen. In Zukunft wird besser kontrolliert werden, inwiefern in den Schwellenländern der Schutz der geisti- gen Eigentumsrechte vollständig und wirksam umge- setzt wird. Das ist ein wichtiger Schritt um diesen Schutz v g k B C p V b v g t t W h G s g 1 U n d v n s s P r c H F c S d s b s t b k P i e w t t T I (C (D erstärken zu können. 2009 soll darüber erstmals Bilanz ezogen werden. Der Kurs der Bundesregierung findet in dem Be- enntnis Chinas zu mehr Schutz des geistigen Eigentums estätigung: Erstens. Die Vizehandelsministerin der VR hina stellte anlässlich des Deutsch-Chinesischen Sym- osiums im März 2007 – BMWi – den Aktionsplan der R zum Schutz geistiger Eigentumsrechte vor. Dieser einhaltet unter anderem folgende Aspekte: Einrichtung on Gerichten in ganz China, die auf den Schutz geisti- en Eigentums spezialisiert sind, Verstärkung der Kon- rolle zur Verwendung der originalen Software und Bei- ritt zu den internationalen Internetabkommen (WTC/ PPT). Zweitens. Der Vizepräsident des Obersten Gerichts- ofes Xiong Xiangou versicherte unmittelbar nach dem -8-Gipfel, dass Peking seine Strafverfolgung ver- chärfe: Die Zahl der Verurteilungen wegen Diebstahl eistigen Eigentums sei 2006 auf 769 Fälle gestiegen. 72 Gerichtshöfe und 1 667 Richter haben sich auf den mgang mit Produktfälschern spezialisiert. Fest steht, dass das Problem der Produktpiraterie icht kurzfristig lösbar ist. Fest steht, dass die Notwen- igkeit zum Handeln erkannt ist: Im Koalitionsvertrag on Union und SPD heißt es: Deutschlands Kapital … sind die Kreativität und der Erfindungsreichtum seiner Menschen. Deshalb brauchen wir einen rechtlichen Schutz des geistigen Eigentums, der den Anforderungen des 21. Jahr- hunderts genügt. Fest steht aber auch, dass nationalstaatliches Handeln ur einen vergleichsweise geringen Beitrag zur Durch- etzung des geistigen Eigentums leisten kann. Der einge- chlagene Weg multilateraler Regeln und konsultativer rozesse zur Hilfe bei der Umsetzung der Regeln ist ichtig; er muss – wo immer möglich – auch mit rechtli- hen, tatsächlichen und präventiven Instrumenten der aftung und des Schadenersatzes verbunden werden. est steht schließlich, dass in der Vergangenheit man- hes deutsche Unternehmen zu leichtfertig mit dem chutz der eigenen Technologie umgegangen ist und ass deshalb auch die Unternehmen selbst in einem chnellen Lernprozess sind, um ihr geistiges Eigentum esser zu bewahren. Ditmar Staffelt (SPD): Innovation und technologi- cher Fortschritt sind die entscheidenden Faktoren im in- ernationalen Wettbewerb. In der heutigen Zeit der Glo- alisierung führen wir einen Wettbewerb um die lügsten Köpfe, die besten Ideen und zukunftsweisende rodukte. Das geistige Eigentum, das in neuen Produkt- deen, Technologien oder Designs umgesetzt wird, ist in iner wissensbasierten Welt ein wesentlicher Faktor für irtschaftlichen Erfolg. Gerade kleine und mittlere Un- ernehmen brauchen effektiven Schutz geistigen Eigen- ums. Denn ihr Erfolg basiert oft auf einer einzigen echnologie, einer einzigen Erfindung, einer einzigen dee. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10561 (A) ) (B) ) Ohne einen wirksamen Schutz des geistigen Eigen- tums wird die Innovationsfähigkeit der Unternehmen ge- bremst. Sie setzen die Forschungsergebnisse und Erfin- dungen in marktfähige Produkte um und bieten ihre Innovation einem breiten Publikum an. Durch den Ge- winn können sie erneut in Forschung und Entwicklung investieren. Das Erfolgsrezept der Unternehmen im 21. Jahrhundert besteht darin, der Gegenwart immer ei- nen Schritt voraus zu sein, um so die Zukunft mitgestal- ten zu können. Der effektive Schutz geistiger Eigen- tumsrechte ist daher überlebenswichtig für eine zukunftsorientierte Volkswirtschaft in der globalisierten Weltwirtschaft. Dies haben die Regierungen der Europäischen Union längst erkannt. Gemeinsam verfolgen wir deshalb seit 2000 die Lissabonstrategie, mit dem Ziel, die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Diese politische Strategie ist kein Selbstzweck. Sie soll Wachstum und Wohlstand sichern und für ausreichend Beschäftigung sorgen. Teil dessen ist notwendigerweise auch der Schutz des geistigen Eigentums. Grundsätzlich haben Schutzverletzer nur ein geringes Interesse am Schutz geistigen Eigentums, solange die In- novationskraft des Landes niedrig ist. In anderen Län- dern wächst erst mit steigender Innovationskraft das Interesse am Schutz geistigen Eigentums. In der Volks- republik China ist diese Entwicklung noch ambivalent. Ein effektiver rechtlicher Rahmen und ein funktionieren- des Rechtswesen für den Schutz geistiger Eigentums- rechte müssen auch in China geschaffen werden, was Aufgabe des Staates ist. Mit dem Betritt zur WTO hat China seine Gesetze hinsichtlich des Schutzes des geistigen Eigentums refor- miert. Problematisch bleibt hingegen die Durchsetzung dieser Gesetze. Tatsächlich sind internationale Abkom- men zum Schutz geistigen Eigentums nicht wirksam. Entscheidend ist, ob ein Land die Produktpiraterie duldet oder nicht. Im Besten Falle können wir unterstellen, dass China ein Steuerungsproblem hat. Zur Bewältigung die- ses Defizits muss das Vorgehen der chinesischen Regie- rung noch konsequenter werden. Mit der Verabschiedung einer handelspolitischen Strategie gegenüber China im Oktober 2006 hat sich die EU in einem veränderten globalen Wettbewerbsumfeld neu ausgerichtet. Das beinhaltet auch den eventuellen Einsatz von Schutzmaßnahmen, sollte China die multila- teralen Vereinbarungen der WTO nicht vollständig um- setzen. Wir unterstützen diesen Weg der EU ausdrück- lich. Gleichwohl lassen sich mit gefälschten Produkten nur deshalb Geschäfte machen, weil sie sich verkaufen las- sen. Aufklärungskampagnen müssen sich deshalb auch an potenzielle Kunden richten. Bei der Sensibilisierung der Verbraucher müssen Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Kritisch wird es nicht zuletzt dann, wenn eine Fälschung – beispielsweise von Medikamenten, die billig im Internet zu erwerben sind – die Gesundheit der Verbraucher ernsthaft und nachhaltig beeinträchtigt. D d d m s t n e a d i w r 2 „ s s B b n n d r F a a l t n g t „ r g g p t i P r f a t b a d K b r s (C (D ieses Beispiel wird jedem und jeder die Problematik er Fälschungen eindeutig vor Augen führen. Die Produkt- und Markenpiraterie ist, wie bereits eutlich geworden ist, ein Problem von größerem Aus- aß, vor dem wir keinesfalls die Augen verschließen ollten. Diese Dringlichkeit hat der Antrag der FDP rich- ig dargestellt. Der Antrag ist auch in vielen Punkten achvollziehbar und unterstützenswert. Allerdings gibt s auch kritische Punkte, die uns veranlassen den Antrag bzulehnen. Erstens. Tatsache ist, dass gerade in diesem Bereich ie Bundesregierung sehr kontinuierlich aktiv war und st. Die Maßnahmen und Erfolge der Bundesregierung erden in dem Antrag der FDP in einem Maße kleinge- edet, das unakzeptabel ist. Gerade erst am 12. März 007 fand das deutsch-chinesische Symposium zum Schutz des geistigen Eigentums“ im Bundeswirt- chaftsministerium statt. Zweitens. Problematisch ist auch das „China-Ba- hing“, das in dem Antrag der FDP widerklingt. „China- ashing ist keine rationale Basis für Politik“. Das Pro- lem der Produkt- und Markenpiraterie ist nicht nur chi- esischen Ursprungs. Rund ein Drittel aller beschlag- ahmten Plagiate stammt zwar aus China und mehr als ie Hälfte aus Asien. Doch auch aus den USA stammen und 11 Prozent und aus der Türkei rund 9 Prozent der älschungen. Es ist wichtig, im Blick zu behalten, dass n Verstößen gegen TRIPS nicht nur China, sondern uch andere Länder wie zum Beispiel Vietnam, Thai- and, und die Türkei beteiligt sind. Drittens. Die Maxime „Kooperation statt Konfronta- ion“ wird nicht den erhofften Erfolg zeigen. Damit wird icht beachtet, dass die chinesische Regierung für die ei- enen Produkte am effektiven Schutz geistigen Eigen- ums ein steigendes Interesse hat. Wir müssen auf das Steuerungsproblem“ auf der chinesischen Seite reagie- en und die chinesische Regierung bei ihren Bemühun- en unterstützen. Alles in allem ist die Bundesregierung auf dem richti- en Weg zur Bewältigung des Problems der Produkt- iraterie. Es bedarf deshalb des Antrages der FDP-Frak- ion nicht. Harald Leibrecht (FDP): Anfang des Jahres habe ch den Antrag „Deutsche Unternehmen vor chinesischer roduktpiraterie“ verfasst. Die Reaktionen, die ich be- eits auf die dem Antrag vorangegangene Kleine An- rage zum gleichen Thema erhalten hätte, hatten mehr ls deutlich gemacht, dass vielen Unternehmen eine ak- ive Unterstützung der Bundesregierung auf diesem Ge- iet fehlt. Einiges hat sich in den letzten Monaten insbesondere uf EU-Ebene getan. Die auf europäischer Ebene koor- inierte Zollfahndung verzeichnete einige Erfolge im ampf gegen Produktpiraterie. Die Operation „Dia- olo“, die auf Initiative des Asia Europe Meeting zu- ückgeht, hat das verstärkte Interesse bei unseren asiati- chen Partnern an der Thematik deutlich gemacht. Doch 10562 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) ) (B) ) muss es neben diesen reaktiven Maßnahmen auch zu ei- ner besseren Prävention kommen. Dass Deutschland nach Angaben der Bundesregie- rung neben den USA und Großbritannien im internatio- nalen Vergleich führend beim Kampf gegen Produktpira- terie ist, kann angesichts der Tatsache, dass wir in einem weit entwickelten Industrieland leben, nicht wirklich überraschen. Die Frage ist doch, ob die Mittel effektiv im Kampf gegen Produktpiraterie eingesetzt werden. Dies scheint nicht unbedingt der Fall zu sein, wenn die deutsche Wirtschaft nach Angaben der Bundesregierung jährlich Verluste in Höhe von rund 25 Milliarden Euro durch gefälschte Produkte erleidet. 25 Milliarden Euro – ich bin bei meinen Recherchen auch auf diese Zahl ge- stoßen. Allerdings war sie mir im Zusammenhang mit den Verlusten begegnet, die deutsche Unternehmen jähr- lich allein durch chinesische Produktpiraterie erleiden. Die Verluste, die unsere Wirtschaft insgesamt erleidet, dürften also weitaus höher liegen! Es soll hier nicht allein mit China ins Gericht gegan- gen werden. Produktpiraterie ist ein internationales Pro- blem, dem wir nur gemeinschaftlich begegnen können. Doch müssen wir mehr als fünf Jahre nach dem WTO- Beitritt der VR China unseren Unmut bezüglich der mangelhaften Durchsetzung von internationalen Über- einkommen, die China ratifiziert hat, äußern dürfen. Es ist verständlich, dass in riesigen Ländern wie China oder auch Russland nicht von heute auf morgen in jedem Winkel des Landes solche Regeln eingeführt werden können. Doch müssen irgendwann den andauernden Dialogen mit diesen Partnern auch Taten folgen. Wenn man dann von Unternehmen berichtet be- kommt, welche Auswirkungen zum Beispiel die im Au- gust 2003 – zwei Jahre nach dem WTO-Beitritt Chinas – eingeführte offizielle „China Compulsory Certification“ mit sich bringt, muss man auch dies offen ansprechen dürfen. Hier werden Unternehmen zur Vorlage aller mögli- chen Akten und Mustergeräte gedrängt, damit sie eine Lizenz erhalten können. Die Lizensierung ist in der Re- gel nach einem halben Jahr abgeschlossen – allerdings mit dem Nebeneffekt, dass immer wieder nur kurze Zeit später exakte Kopien der zu lizensierenden Produkte auf Fachmessen auftauchen. Gerade die Gefährdung von mittelständischen Unter- nehmen durch Produktpiraterie bedeutet doch eine Ge- fährdung von Arbeitsplätzen, die wir auf Dauer so nicht einfach hinnehmen können. Es mag sein, dass jedes einzelne Unternehmen sich selbst bestmöglich schützen muss, wie es die Bundesre- gierung sagt. Aber wir müssen doch kleinen und mittel- ständischen Unternehmen, die – und das habe ich bei mehreren Besuchen von solchen Unternehmen aus erster Hand erfahren dürfen – wirklich massiv Opfer von inter- nationaler Produktpiraterie sind, eine ausreichende Rechtsgrundlage an die Hand geben. Sie müssen doch erst einmal in die Lage versetzt werden, sich überhaupt wirksam schützen zu können. t g P B I M d d s n K c z Z S i d w t w u G n n i a I s p g d b w R W s k B d A g l 4 n s d m M d S l (C (D Die Regierung sollte daher Projekte fördern, die Un- ernehmen für die Entwicklung von Präventivstrategien egen internationale Produktpiraterie entwickeln. Besorgniserregend sind meiner Meinung nach auch assagen des Berichts des Landesverfassungsschutzes aden-Württemberg, der mehrere Beispiele für aktive nformationsgewinnung auf deutschem Boden gibt. ich hat mehr als irritiert, dass die Bundesregierung von erartigen Aktivitäten keinerlei Kenntnis hat Ich möchte och sehr hoffen, dass dies nicht den Tatsachen ent- pricht; denn derlei Vorkommnisse können nicht hinge- ommen werden. Ich hatte in diesem Antrag bereits gefordert, dass der reis der G-8-Staaten versuchen sollte, die zivilrechtli- he Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums u stärken. Auf internationaler Ebene muss neben dem ivilrecht die internationale Kooperation zwischen den trafverfolgungsbehörden weiter ausgebaut werden. Es st hoffentlich mehr als ein kleiner Hoffnungsschimmer, ass auf dem Gipfel in Heiligendamm beschlossen urde, dass die G 8 nun zum Schutz geistigen Eigen- ums eine stärkere Kooperation mit Schwellenländern ie China anstreben. Dies wäre unseren Unternehmen nd wichtigen Arbeitgebern zu wünschen. Ulla Lötzer (DIE LINKE): Kennen Sie eigentlich die eschichte von „Made in Germany“, heute oft als Syno- ym für hochwertige, innovative Markenprodukte be- utzt? – Ende des 19. Jahrhunderts kennzeichnete man n Großbritannien auf diese Weise importierte Nach- hmungsprodukte der noch unterentwickelten deutschen ndustrie. Es ist also gerade 120 Jahre her, da versuchten ich britische Unternehmen so vor deutscher Produkt- iraterie zu schützen. Auch die USA lehnten es als junges Land ab, fremdes eistiges Eigentum anzuerkennen. Sie argumentierten amals, dass sie freien Zugang zu ausländischen Werken enötigen, um ihre eigene soziale und ökonomische Ent- icklung zu fördern. Nun kann man trefflich darüber streiten, ob dieses echt heute China und anderen verwehrt werden kann. enn man diese Diskussion führen will, dann muss man ie aber auch seriös und ehrlich führen. Eine seriöse Dis- ussion erreicht man nicht mit einer Panikmache, wie sie undesregierung, EU-Kommission, BDI und FDP an en Tag legen! Nur zwei Aspekte dazu; zunächst zum usmaß der Produktpiraterie: Die OECD hat jüngst fest- estellt, dass die bisherigen Zahlen offensichtlich maß- os übertrieben waren. Sie hat ihre Schätzung um rund 00 Milliarden Dollar auf mutmaßliche 175 Milliarden ach unten korrigieren müssen. Die FDP schreibt in ihrem Antrag, kopierte Produkte tellten zum Teil eine erhebliche Gefahr für Verbraucher ar. Sie nennen als Beispiel billig produzierte Medika- ente. Millionen HlV-Infizierte, an Tuberkulose oder alaria Erkrankte in Afrika haben keinen Zugang zu en patentierten Medikamenten der Pharmakonzerne. ie sind zu teuer. Seit langem fordern die Entwicklungs- änder die Möglichkeit des Einsatzes von billigen Nach- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 10563 (A) ) (B) ) ahmerprodukten. Nicht diese Imitationen gefährden Leib und Leben, wie Sie es im Antrag behaupten, Kollegin- nen und Kollegen der FDP, sondern der Schutz der Pa- tente der Pharmakonzerne durch die G 8. Ihr Profit ist ih- nen wichtiger als das Leben von Millionen von Menschen in Afrika. Damit sind wir beim Kern ihres Antrags: Ihnen geht es um eine weitere Ausweitung des Patentschutzes und seiner Durchsetzung – auch ein Schwerpunktthema der G 8 in Heiligendamm. 63 Prozent der weltweiten Patente gehören Konzer- nen der G 8. Durch die Regeln zum Schutz des geistigen Eigentums wird der Transfer des Wissens erschwert. Die Kosten der Lizenzen dafür sind so hoch, dass sie für Un- ternehmen aus Entwicklungs- und Schwellenländern nicht zu bezahlen sind. Das Gleiche gilt auch für kleine und mittlere Unternehmen hier. Mit zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung wissens- intensiver Dienstleistungen wird der Geltungsbereich von Patenten seit den 80er-Jahren immer weiter ausge- weitet auf die belebte Natur, Pflanzen, Gene und Tiere. UN-Berichte der Menschenrechtskommission weisen immer wieder darauf hin, dass die Patentierungsabkom- men gegen zahlreiche Menschenrechtsabkommen ver- stoßen: dem Recht auf Teilhabe am wissenschaftlichen Fortschritt, Gesundheit, Ernährung und Selbstbestim- mung. Selbst die EU-Kommission hat vor kurzem darauf hingewiesen, dass der ausufernde Patentschutz auch in Europa zur Behinderung von Forschung und Entwick- lung führt. Patente sind mit dieser Entwicklung vom Schutz von Forschung und Entwicklung zum Hemmnis geworden, weil das Wissen der Gesellschaft bei den Konzernen pri- vatisiert wird. Sie wollen eine Forcierung der Privatisie- rung von Wissen bei den Konzernen. Wir wollen Wissen als öffentliches Gut erhalten, als Mittel demokratischer Öffentlichkeit, sozialer Gerechtigkeit und der Überwin- dung von Wissensunterschieden auch zwischen den Län- dern. Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das Anliegen der FDP, deutsche Unternehmen besser vor chinesischer Produktpiraterie und Diskriminierung zu schützen, ist unterstützenswert. Die Einbuße, die man- gels eines ausreichenden Schutzes geistigen Eigentums in China gerade für kleine und mittelständische deutsche und europäische Unternehmen entstehen, sind beträcht- lich. Es bestehen auch unbestritten Gefahren bei „nach- gemachten“ Produkten, insbesondere im Arzneisektor. Darüber hinaus behindert die Gefahr der Produktpirate- rie den Technologietransfer zwischen Deutschland bzw. der EU und China gerade auch in dem im Sinne eines globalen Klimaschutz wichtigen Bereich erneuerbare Energien und Umweltschutz. Trotzdem möchten wir hier vor einer Hysterie war- nen, wie sie in ihrem Antrag zum Ausdruck kommt und die im Zusammenhang mit China immer häufiger zu hö- ren ist. Sie erklärt in ihrem Antrag, dass der Kurs der Bundesregierung „Kooperation statt Konfrontation“ n g v r s I f s s E F s s g e R E ä g d r g i t d r n d h n z A e t A C C M m n C g b s H t f m D g b A S (C (D icht ausreiche. Hier sollten also andere Maßnahmen er- riffen werden. Aber welche? Das wird in dem Antrag on der FDP nicht klar. Wir sind der Meinung, dass wir unbedingt kooperie- en müssen, und dass auch China eine Kooperation an- trebt. Denn es ist auch unmittelbar in Chinas Interesse, nvestitionssicherheit zu schaffen und Technologietrans- er zu fördern. Wir sollten uns hüten vor einer Dämoni- ierung Chinas, die zusammengefasst lautet: Die Chine- en wollen ja nichts tun für mehr Schutz geistigen igentums. Sie behaupten in ihrem Antrag dass keine ortschritte erzielt wurden – was aber nicht zutrifft. Tat- ächlich haben die Chinesen schon einiges getan, insbe- ondere sind die rechtlichen Grundlagen zum Schutz eistigen Eigentums deutlich verbessert worden. Woran s hapert, ist die Umsetzung und Überwachung dieser egelungen. Und hier könnte und muss wiederum die U viel mehr tun – sie könnte den Aufbau von Patent- mtern in ganz China unterstützen, landesweite Pro- ramme zum Awareness-Building fördern, Schulungen er Polizei im Bereich Produktpiraterie und die Etablie- ung effektiver Monitoring-Prozesse anbieten. China begreift mehr und mehr, dass ein Schutz geisti- en Interesses auch im Interesse eigener Unternehmen st. Dass ganze Manager- und Ingenieurgruppen aus Un- ernehmen ausscheiden, eigene Firmen gründen und ann mit ihrem Wissen die alte Firma kaputt konkurrie- en ist ein Erfahrung, die die chinesische Regierung achdenklich stimmt. Es gibt kein Wundermittel gegen Produktpiraterie, aher ist ein Mix von Instrumenten notwendig. Dazu ge- ört die Unterstützung Chinas beim Aufbau von perso- ellen und institutionellen Kapazitäten für die Umset- ung des Patentschutzes sowie die Erleichterung der nmeldung von Patenten in Europa durch Einführung ines EU-Patents, die Förderung der Anmeldung von Pa- enten in China durch europäische Unternehmen und der usbau der Zusammenarbeit von Zollbehörden. Dieses Maßnahmenpaket kann aber nicht gegen hina durchgesetzt werden sondern nur gemeinsam mit hina in Angriff genommen werden. Die vergangenen onate haben hier durchaus gezeigt, dass Fortschritte öglich sind, wenn auch die Hürden auf beiden Seiten och hoch sind. Die G 8 haben gerade zusammen mit den Ländern hina, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika den so- enannten Heiligendamm-Prozess beschlossen: Sie ha- en darin eingeräumt, dass sie nicht allein in der Lage ind, ohne andere Staaten angemessen auf die globalen erausforderungen zu reagieren. Sie haben einen institu- ionalisierten – auf Themen bezogenen – Dialog mit den ünf Ländern beschlossen, zunächst bis 2009. Ein The- enkomplex ist dabei der Schutz geistigen Eigentums. ieser Dialog muss jetzt einen Fahrplan und einen er- ebnisorientierten Zeitplan erhalten, damit es hier nicht ei einem mehr oder minder inhaltsleeren Austausch von bsichtserklärungen bleibt. Auch zwischen der EU und China spielt das Thema chutz geistigen Eigentums bereits eine Rolle, die aller- 10564 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 102. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 (A) (C) (B) (D) dings, auch im Rechtsstaatsdialog, noch ausgeweitet wer- den sollte. Die EU selber hat allerdings auch noch nicht alle ihre Hausaufgaben erledigt. Noch immer, nach nun- mehr jahrzehntelangen Auseinandersetzungen, gibt es kein EU-Gemeinschaftspatent. EU-Kommissar Verheugen hat im April erklärt, er sei zuversichtlich, dass das Ge- meinschaftspatent innerhalb der nächsten fünf Jahre kom- men werde. Dieser Prozess muss beschleunigt und der Pa- tentschutz verbilligt werden. Der Schutz von Patentrechten und gegen Produktpira- terie kann aber weder national noch in Gegnerschaft zu einzelnen Staaten geführt werden. Daher geht der Antrag an der Realität vorbei. Nicht der Rückfall in den Natio- nalstaat und die Abschottung gegenüber anderen Märk- ten kann uns hier helfen, sondern nur ein multilaterales Regime, dass auf Kooperation und Austausch setzt. Dazu benötigen wir dringend die EU und die Koopera- tion mit China. Es gibt aber noch eine andere Seite der Medaille. Ge- rade in den letzten Monaten wurde viel darüber disku- tiert, wie wir der Herausforderung des Klimawandels begegnen können. Dabei wurde zu Recht darauf hinge- wiesen, dass China demnächst zu dem Land mit den höchsten Treibhausgasemissionen werden wird. Wir sind uns alle einig, dass die Entwicklung in China gestoppt werden muss, und zwar nicht die wirtschaftliche Ent- wicklung, sondern die Steigerung der Emissionen. Dazu benötigt China aber modernste Technologie. China en- gagiert sich sehr bei der Erzeugung von Strom aus er- neuerbaren Energien. Dabei muss sie aber zum Beispiel auf Windkraftanlagen zurückgreifen, die zwei Genera- tionen älter sind, als die bei uns neu errichteten Anlagen. Hintergrund dieser Entwicklung ist die Angst der Her- steller vor Produktpiraterie. Um den Herausforderungen des Klimawandels ge- recht zu werden, ist es notwendig, dass auch in Schwel- len- und Entwicklungsländern die effizienteste Techno- logie zum Einsatz kommt. Dieser Herausforderung müssen wir unter der notwendigen Wahrung des Schut- zes des geistigen Eigentums gerecht werden. Dazu müs- sen die mit der Konferenz zu erneuerbaren Energien in Bonn 2004 eingeleiteten Erfahrungsaustauschs mit Ent- wicklungsländern fortgesetzt werden. Danbeben benöti- gen wir eine stärkere Förderung der Exportbereitschaft und -fähigkeit westlicher Unternehmen nach dem Mo- dell der deutschen Exportinitiative Erneuerbare Ener- gien, und der Technologietransfer muss stärker in die Entwicklungszusammenarbeit eingebunden werden. 102. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 13. Juni 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610200000

Die Sitzung ist eröffnet.

Vor Eintritt in die Tagesordnung will ich einige amt-
liche Mitteilungen bekannt geben. Interfraktionell ist
vereinbart worden, in der laufenden Sitzungswoche
keine Befragung der Bundesregierung durchzuführen.
Außerdem ist vorgesehen, die verbundene Tagesord-
nung um die in der Zusatzpunktliste aufgeführten
Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der LINKEN:

Haltung der Bundesregierung zur drohenden Altersarmut
in Deutschland aufgrund des zu geringen Rentenniveaus

ZP 2 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Aus-
wärtigen Ausschusses (3. Ausschuss)


– zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD zu der zweiten Beratung des Antrags
der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an
dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunter-
stützungstruppe in Afghanistan unter Führung der
NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001),
1413 (2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563 (2004),
1623 (2005) und 1707 (2006) des Sicherheitsrates der
Vereinten Nationen

Redet
– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten
Dr. Werner Hoyer, Birgit Homburger, Hellmut
Königshaus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP zu der Beratung des Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an
dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunter-
stützungstruppe in Afghanistan unter Führung der
NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001),
1413 (2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563 (2004),
1623 (2005) und 1707 (2006) des Sicherheitsrates der
Vereinten Nationen

– Drucksachen 16/4298, 16/4571, 16/4620, 16/4621,
16/5636 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Detlef Dzembritzki
Dr. Wolfgang Gerhardt
Wolfgang Gehrcke
Jürgen Trittin

(C (D ung n 13. Juni 2007 0 Uhr ZP 3 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD Die Verfasstheit der Europäischen Union zügig klären – Für ein klares und enges Mandat einer Regierungskonferenz – Drucksache 16/5601 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe ZP 4 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a)


(Ergänzung zu TOP 17)



(Hamm), Dr. Martina Krogmann, Hans-Joachim Fuchtel,

weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Dr. Uwe Küster, Dr. Rainer
Wend, Dr. h. c. Susanne Kastner, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD
Den Wettbewerb stärken, den Einsatz offener Doku-
mentenstandards und offener Dokumentenaustausch-
formate fördern
– Drucksache 16/5602 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

ext
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Rainer
Stinner, Birgit Homburger, Elke Hoff, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der FDP
Planungen für Bundeswehr-Ehrenmal am Bendler-
block aussetzen – Würdigung der Toten in unmittel-
barer Reichstagsnähe
– Drucksache 16/5593 –
Überweisungsvorschlag:

digungsausschuss (f)

usschuss

ärtiger Ausschuss
huss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
cklung
Vertei
Innena
Ausw
Aussc
Entwi






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
weit erforderlich, abgewichen werden.

Der Tagesordnungspunkt 8 – Änderung des Bundes-
naturschutzgesetzes – wird abgesetzt. In der Folge wer-
den die Tagesordnungspunkte 9 und 10 sowie 11 und 12
jeweils getauscht.

Schließlich mache ich auf einige nachträgliche Aus-
schussüberweisungen im Anhang zur Zusatzpunktliste
aufmerksam:

Der in der 97. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätz-
lich dem Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zur Mitberatung
überwiesen werden.

Gesetzentwurf der Bundesregierung zur wei-
teren Stärkung des bürgerschaftlichen En-
gagements

– Drucksache 16/5200 –
überwiesen:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Der in der 97. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss) zur Mitberatung überwie-
sen werden.

Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll,
Dr. Axel Troost, Katrin Kunert, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der LINKEN

Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements

– Drucksache 16/5245 –
überwiesen:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Kultur und Medien

Der in der 97. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem
Ausschuss für Arbeit und Soziales (11. Ausschuss) zur
Mitberatung überwiesen werden.

Antrag der Abgeordneten Peter Bleser, Julia
Klöckner, Ursula Heinen, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge-
ordneten Volker Blumentritt, Mechthild Rawert,

ü
l
J
w

D
s

(C (D Waltraud Wolff neter und der Fraktion der SPD Förderung gesundheitsrelevanten Verhaltens zur Prävention von Fehlund Mangelernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel insbesondere bei Kindern und Jugendlichen – Drucksache 16/5258 – überwiesen: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Sportausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Der in der 100. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzich dem Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und ugend erden. Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über die Anerkennung von Berufsqualifikationen der Heilberufe – Drucksache 16/5385 – überwiesen: Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – as ist offenkundig der Fall. Dann ist das so beschlos en. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf: Beratung des Antrags der Bundesregierung Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines sicheren Umfeldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung der Friedensregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwischen der Internationalen Sicherheitspräsenz und den Regierungen der Bundesrepublik Jugoslawien Republik Serbien vom 9. Juni 1999 – Drucksache 16/5600 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO Eine Aussprache ist für heute nicht vorgesehen. Wir kommen daher gleich zur Überweisung. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/5600 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf: Fragestunde – Drucksachen 16/5561, 16/5581 – Ich weise darauf hin, dass für die Fragestunde nur eine Zeitstunde vorgesehen ist. Zu Beginn der Fragestunde rufe ich gemäß Ziff. 10 Abs. 2 der Richtlinien für die Fragestunde die dringlichen Fragen auf Drucksache 16/5581 auf. Zunächst ist der Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Justiz betroffen. Ich rufe die dringliche Frage 1 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch auf: Trifft es zu, dass die Staatsanwaltschaft Dresden im Zuge der sächsischen Affäre um organisierte Kriminalität eine Strafanzeige gegen den Kanzleramtsminister Dr. Thomas de Maizière wegen Strafvereitlung im Amt prüft, und teilt die Bundesregierung meine Auffassung, dass der Kanzleramtsminister seine Tätigkeit als Koordinator der Geheimdienste ruhen lassen sollte, bis die Vorwürfe geklärt sind („Berliner Zeitung“ vom 11. Juni 2007)





(A) )


(B) )


Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staats-
sekretär Alfred Hartenbach zur Verfügung. – Herr
Hartenbach, ich bitte um Beantwortung.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610200100


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau
Lötzsch, ich gebe Ihnen folgende Antwort: Der Bundes-
regierung sind entsprechende Medienberichte bekannt.
Strafanzeigen als Reaktion auf öffentliche Berichterstat-
tungen sind nicht ungewöhnlich. Für die Bundesregie-
rung ergibt sich aus dem Vorliegen einer Strafanzeige al-
lein allerdings keine Notwendigkeit für Konsequenzen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610200200

Nachfragen?


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610200300

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär,

Informationen weisen darauf hin, dass die Stadt Leipzig
der wichtigste Knotenpunkt der organisierten Kriminali-
tät war. Darum würde es mich interessieren, ob die Bun-
deskanzlerin oder ein anderes Mitglied der Bundesregie-
rung mit Minister Tiefensee, der ja zum damaligen
Zeitpunkt Bürgermeister von Leipzig war, bereits über
diesen Fall gesprochen hat und ob Sie ausschließen kön-
nen, dass hier eine Verbindung zum System der organi-
sierten Kriminalität besteht.

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(C (D A Verehrte Frau Kollegin, wir beide kennen uns, glaube ch, schon seit acht oder neun Jahren. Sie wissen, dass ch die Freiheit der Presse sehr schätze. Ich kann aber icht einordnen, ob die Informationen, die die ordnungsemäße freie Presse erhalten hat, tatsächlich richtig sind. eswegen haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich eitungsmeldungen hier nicht kommentiere. Zweite Nachfrage, bitte. Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, da ir hier so verständnisvoll miteinander sprechen, gehe ch davon aus, dass wir heute in dieser Fragestunde nicht um letzten Mal über diesen Fall sprechen werden; dafür aben Sie sicher Verständnis. Um beim Thema Verständnis zu bleiben: Ich will Sie arauf hinweisen, dass ich Mitglied des Vertrauensgreiums bin. Im Vertrauensgremium hat Herr de Maizière ls Geheimdienstkoordinator die Aufgabe, die Abgeordeten über die Tätigkeit der Geheimdienste, in diesem all insbesondere über die Wirtschaftspläne, zu inforieren. Können Sie verstehen, dass ich in Anbetracht er vielfältigen Informationen im Augenblick nicht das neingeschränkte Vertrauen habe, dass Herr de Maizière ns in diesem Gremium umfassend informiert, wenn er s gegenüber den zuständigen Abgeordneten in Sachsen ugenscheinlich auch nicht getan hat? Darum rege ich n, dass er seine Tätigkeit als Geheimdienstkoordinator uhen lässt. A Frau Kollegin, das ist Ihre Sicht der Dinge. Als ausgeildeter Jurist mit zwei Staatsexamen und früherer taatsanwalt und Richter – jetzt bin ich im Justizministeium tätig – bin ich der Auffassung, dass für jeden die nschuldsvermutung gilt. ns liegen bisher nur Berichte vor. Ich kann Ihnen, wenn ie möchten, bei einem Glas Wein – das habe ich Ihnen chon einmal angeboten – (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ich habe schon einmal abgelehnt! – Zurufe: Oh!)

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610200400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610200500
Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610200600
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610200700

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


rzählen, was ich als Staatsanwalt und Richter früher er-
ebt habe; das gehört aber nicht hierher. Ich lade Sie
erzlich ein: Rotwein oder Weißwein, wie Sie möchten.


(Rainer Brüderle [FDP]: Für euch beide Rotwein!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610200800

Es gibt eine weitere Frage des Kollegen Volker Beck.






(A) )



(B) )


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610200900

Herr Staatssekretär, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu

nehmen, dass das nicht die persönliche Meinung der
Kollegin Lötzsch ist? Wie bewerten Sie den Umstand,
dass der Vorsitzende der Parlamentarischen Kontroll-
kommission des Sächsischen Landtages – ich glaube, er
gehört sogar der gleichen Partei an wie der geschätzte
Chef des Bundeskanzleramtes – im Zusammenhang mit
der Art, wie die Parlamentarische Kontrollkommission
des Sächsischen Landtages informiert worden ist, von
glattem Rechtsbruch gesprochen hat, und meinen Sie
nicht auch, dass dieser Vorfall deshalb ernster zu neh-
men ist? Auch ich bin gegen Vorverurteilung; das ist ein
wichtiges Prinzip im Rechtsstaat. Gibt es in der Bundes-
regierung Diskussionen über die Amtsauffassung von
Herrn de Maizière, und meinen Sie, dass sich die Amts-
auffassung von Herrn de Maizière gegenüber den Parla-
mentarischen Kontrollgremien – damals in Sachsen und
heute als Mitglied der Bundesregierung gegenüber dem
Bundestag – womöglich geändert hat?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610201000


Herr Präsident, würden Sie Herrn Beck bitten, mir zu
sagen, welche seiner drei Fragen ich beantworten soll.
Denn ich glaube, er hat nur eine Zusatzfrage.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610201100

Ich glaube, das war ein grammatikalisch verbundener

Satz, der mit einem Fragezeichen endet.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610201200


Aber es waren drei Fragen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610201300

Kollege Beck hat ja noch eine schriftliche Frage zum

gleichen Themenkomplex gestellt. Deswegen hat er
noch genügend Gelegenheit, Nachfragen zu stellen. Sie
können sich aussuchen, welche Frage Sie jetzt beantwor-
ten wollen.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610201400


Die erste Frage beantworte ich gerne. Herr Kollege
Beck, ich habe Frau Kollegin Lötzsch so verstanden,
dass sie kein Vertrauen mehr in Herrn de Maizière hat.
Darauf habe ich meine Antwort gegeben.

Im Übrigen teile ich ihre Auffassung nicht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610201500

Dann geht das Fragerecht an den Kollegen Hans-

Christian Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Staatssekretär Hartenbach, bei mir kommen Sie
mit dem Glas Wein nicht weiter,

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(C (D (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Bei mir auch nicht!)


eil Sie mich mit Rotwein nicht locken können.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610201600


Sie würde ich auch nicht einladen, Herr Ströbele.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Das ist der Vorteil, wenn man drogenfrei lebt; dann

ann das keine Versuchung sein.


(Zurufe: Oh!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610201700
Ist die Bun-
esregierung bereit, dem deutschen Parlament in ir-
endeiner Weise mitzuteilen, welche Erkenntnisse Herr
e Maizière seinerzeit als Innenminister in Sachsen
atte, die er der dortigen Parlamentarischen Kontroll-
ommission nicht mitgeteilt hat, damit wir uns ein Bild
avon machen können, ob er seine Amtspflichten, so wie
ir sie im Deutschen Bundestag verstehen, erfüllt hat
nd ihnen nachgekommen ist oder nicht?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610201800


Herr Ströbele, Sie wissen, dass die Bundesregierung
ffen ist, wenn es darum geht, die Abgeordneten auf de-
okratischen Wegen zu informieren. Ich glaube, sofern

ich aus den Ihnen bekannten Gerüchten und Berichten
twas ergeben sollte, was für die Bundesregierung ein
nlass wäre, zu berichten – sofern dies Auswirkungen

uf die Arbeit der Bundesregierung und des Bundestages
aben sollte –, würde sich die Bundesregierung einem
olchen Bericht nicht verschließen. Eine Ausnahme ist
egeben, wenn ein Thema der Geheimhaltungspflicht
nterliegt; darüber darf nur in den entsprechenden Gre-
ien, denen Vertreter aller Fraktionen angehören, be-

ichtet werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610201900

Eine weitere Frage hat die Kollegin Dr. Barbara Höll.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610202000

Danke, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär, Sie ha-

en in Ihrer Antwort zu Recht darauf hingewiesen, dass
ir uns im Prinzip nur auf Medienberichte stützen kön-
en, was zur Folge hat, dass sehr viele Gerüchte kursie-
en. Allerdings gibt es nicht nur Printmedien, sondern
uch Fernsehen und Rundfunk. Herr Minister de
aizière hat im MDR selbst kundgetan, dass er von der

xistenz der Akten wusste. Ich glaube, vor diesem Hin-
ergrund wäre es durchaus angebracht, eine Würdigung
ieses Faktums vorzunehmen.

Darüber hinaus würde mich interessieren, wie Sie es
ewerten, dass der derzeitige Innenminister des Freistaa-
es Sachsen, Herr Buttolo, in einer Sondersitzung des






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Sächsischen Landtages davor gewarnt hat, dass die orga-
nisierte Kriminalität zurückschlagen wird.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610202100


Das waren erneut zwei Fragen. Darf ich beide beant-
worten?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610202200

Bitte, Herr Staatssekretär. Das liegt in Ihrer Hand.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610202300


Natürlich, gerne. – Wenn sich Herr de Maizière dazu
geäußert hat, dann ist Ihrer Forderung doch Genüge ge-
tan. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Vor allem habe
ich diese Aussage nicht zu bewerten; das werden Sie
vielleicht verstehen.

Ihre zweite Frage zielte darauf, wie ich es werte, dass
der sächsische Innenminister, Herr Buttolo, gesagt hat,
die organisierte Kriminalität wird zurückschlagen. Diese
Äußerung kann ich im Moment nicht nachvollziehen.
Ich könnte sie erst dann nachvollziehen, wenn mir Akten
vorlägen, aus denen das hervorginge. Aber solche Akten
liegen mir nicht vor, und ich werde sie vermutlich auch
nicht bekommen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610202400

Vielen Dank, Herr Staatssekretär.

Wir kommen dann zum Geschäftsbereich der Bundes-
kanzlerin und des Bundeskanzleramtes. Zur Beantwor-
tung der Fragen steht der Staatssekretär Dr. Hans
Bernhard Beus zur Verfügung.

Wir kommen zur dringlichen Frage 2 des Kollegen
Volker Beck:

Aufgrund welcher Informationen wie Erklärungen des
Kanzleramtsministers Dr. Thomas de Maizière gegenüber der
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel oder in welcher anderen
Form hat die Bundesregierung nach den wochenlangen Er-
mittlungen und Berichten über die Korruptionsaffäre in Sach-
sen beschlossen, ihn in seiner Funktion als Beauftragter für

(stellvertretender Regierungssprecher Thomas Steg: „Die Bundesregierung sieht keinen Anlass, da irgendwelche Konsequenzen zu ziehen.“ in der „Berliner Morgenpost“ vom 9. Juni 2007 und in anderen Medien)

mentarischen Kontrollkommission des Sächsischen Landta-
ges „glatter Rechtsbruch“ („FAZ“ vom 11. Juni 2007) vorge-
worfen wird und die Staatsanwaltschaft Dresden eine
Strafanzeige gegen ihn prüft („Die Welt“ vom 11. Juni 2007)?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610202500


Vielen Dank, Herr Präsident. – Sehr geehrter Herr
Abgeordneter, in der Frage, die Sie gestellt haben, geht
es um denselben Komplex, der gerade erörtert worden
ist.

Ich beantworte Ihre Frage wie folgt: Die Bundesre-
gierung hat die öffentliche Berichterstattung über For-
men der organisierten Kriminalität in Sachsen zur
Kenntnis genommen. Sie geht davon aus, dass die zu-
ständigen Behörden den erhobenen Vorwürfen mit

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(C (D achdruck nachgehen und die Vorgänge so schnell wie öglich aufklären. Die Tätigkeit von Bundesminister de aizière als Beauftragter für die Nachrichtendienste des undes wird hierdurch nicht berührt. Können Sie den letzten Satz bitte wiederholen? Die ollegen aus den Koalitionsfraktionen waren so laut, ass ich ihn nicht verstehen konnte. Herr Staatssekretär, das war wirklich kaum zu verste en. Würden Sie den letzten Satz bitte etwas lauter wieerholen? D Die Tätigkeit von Bundesminister de Maizière als Beuftragter für die Nachrichtendienste des Bundes wird ierdurch nicht berührt. Eine Nachfrage? – Kollege Beck. Eine Sprecherin des Kanzleramtschefs hat die Ent cheidung der Bundesregierung, an seiner gegenwärtien Verantwortung nichts zu ändern, damit begründet ich zitiere wörtlich aus einer AFP-Meldung –: Die Erkenntnisdichte war aber seinerzeit nicht so hoch, dass die Parlamentarische Kontrollkommission hätte informiert werden müssen. ie würden Sie die damalige Erkenntnisdichte charakteisieren, und wann wäre sie hoch genug gewesen, damit as Parlamentarische Kontrollgremium hätte unterrichtet erden müssen? D Herr Abgeordneter, das sind alles Angelegenheiten, ie das Land Sachsen betreffen und die in den dortigen arlamentarischen Gremien zu erörtern sind. Ich denke eshalb, es wäre nicht richtig, hier dazu Stellung zu nehen. Im Übrigen zitieren Sie eine Äußerung, die auf errn de Maizière zurückgeht. Ich denke, dass dem ichts hinzuzufügen ist. Eine weitere Nachfrage, bitte schön. Ich habe eine Nachfrage zu den Hintergründen einer ffentlichen Aussage einer Sprecherin des Kanzleramtshefs und damit zu einer Aussage der Bundesregierung estellt. Das liegt in unserem Zuständigkeitsbereich: Wir ontrollieren die Bundesregierung. Da der Staatssekretär ir an diesem Punkt keine Auskunft geben will, stelle ch namens meiner Fraktion den Antrag, Herrn de aizière herbeizuzitieren; er wird offensichtlich als Antortperson benötigt. Wollen Sie jetzt eine Antwort von dem Herrn Staats sekretär? Nein. Dann war das, wenn ich das richtig verstanden habe, ein Geschäftsordnungsantrag. Dazu hat sich der Kollege Grund von der CDU/CSU gemeldet. Vielen Dank, Herr Präsident. – Für die CDU/CSU Fraktion widerspreche ich dem Geschäftsordnungsantrag, Bundesminister de Maizière herbeizuzitieren. Die Fragen, die bisher gestellt worden sind, sind ausreichend beantwortet worden, sowohl durch Staatssekretär Hartenbach als auch durch Staatssekretär Beus. Bundesminister de Maizière befindet sich, wie auch den anderen Fraktionen bekannt ist, in einer parlamentarischen Anhörung. Deshalb besteht erstens keine Notwendigkeit, ihn herbeizuzitieren, und zweitens würden wir damit in Dinge eingreifen, in die wir von hier aus nicht eingreifen sollten. (Iris Gleicke [SPD]: Wir schließen uns dem ausdrücklich an!)

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610202600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610202700
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610202800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610202900
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610203000
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610203100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610203200
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610203300




(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610203400
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610203500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610203600
Manfred Grund (CDU):
Rede ID: ID1610203700


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610203800

Ich frage, ob es weitere Wortmeldungen zu diesem

Geschäftsordnungsantrag gibt. – Das ist nicht der Fall.
Dann lasse ich darüber abstimmen. Wer für den Antrag
des Kollegen Beck ist, Herrn Bundesminister de
Maizière herbeizuzitieren, den bitte ich um sein Hand-
zeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Das
Zweite war offenkundig die Mehrheit. Damit ist der An-
trag abgelehnt, und wir setzen die Fragestunde fort.

Kollege Beck, Sie haben das Recht zu einer weiteren
Nachfrage.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610203900

Ich muss dann leider Ihnen, Herr Staatssekretär, noch

einmal auf den Zahn fühlen. Die Bundesregierung hat
sich offiziell zu diesem Sachverhalt geäußert und erklärt,
sie habe nach einer Prüfung festgestellt, dass die Dichte
der Informationen noch keinen Anlass gab, die Parla-
mentarische Kontrollkommission in Sachsen zu unter-
richten. Ich möchte von Ihnen wissen, wer innerhalb der
Bundesregierung diese Aussage stützt und auf welche
Faktenlage sich die verantwortlichen Stellen dabei stüt-
zen.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610204000


Herr Abgeordneter Beck, ich muss zunächst Ihrer
Fragestellung insofern widersprechen, als die Bundes-
regierung sich nicht zu den Vorgängen in Sachsen geäu-
ßert hat. Die Sprecherin hat eine Äußerung von Herrn de

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(C (D aizière wiedergegeben, die er in Bezug auf seine daalige Tätigkeit in Sachsen gemacht hat. Insofern ist das in Vorgang, der Sachsen betrifft, der dort zu klären ist nd nicht Gegenstand der Erörterungen im Deutschen undestag sein kann. Eine weitere Frage des Kollegen Jan Mücke. Herr Staatssekretär, vorausschicken möchte ich, dass elbstverständlich auch für Herrn de Maizière die Unchuldsvermutung gilt. Nichtsdestotrotz stellen sich für mich angesichts der orwürfe, die in den Medien gerade transportiert werden dass die Korruptionsaffäre in diesem Bundesland ein eitreichendes Ausmaß habe, ja, wie in einigen Medien u lesen war, das Ausmaß einer Staatskrise annehme –, ie Fragen, welche Informationen das Landesamt für erfassungsschutz hatte, ob das Landesamt für Verfasungsschutz das Bundesamt für Verfassungsschutz über iese Vorgänge informiert hat und welche Erkenntnisse em Bundesamt für Verfassungsschutz über das Ausmaß er Korruptionsaffäre vorliegen. D Herr Abgeordneter, wenn solche Fragen gestellt weren, dann müssen sie in dem zuständigen parlamentarichen Gremium erörtert werden, weil sie die Zusammenrbeit der Nachrichtendienste betreffen und darüber inaus nicht in die Zuständigkeit des Bundeskanzlermtes fallen; denn die Zusammenarbeit der Verfassungschutzbehörden ist Angelegenheit des Bundesministeiums des Innern. Ich denke aber, dass es primär darum ehen muss, sie in dem zuständigen parlamentarischen remium zu erörtern. Wir kommen zur dringlichen Frage 3 des Kollegen ans-Christian Ströbele: Wie bewertet die Bundesregierung die Kritik des Vorsit zenden der Kontrollkommission des Sächsischen Landtages für die Geheimdienste, Gottfried Teubner, CDU, wonach der frühere sächsische Innenminister Dr. Thomas de Maizière pflichtwidrig diese Kommission nicht über brisante, ihm schon Mitte 2005 gemeldete Erkenntnisse des dortigen Landesamtes für Verfassungsschutz unterrichtet habe, ferner insgesamt als Innenminister Vorschriften „nicht für ganz voll genommen“ habe sowie „glatten Rechtsbruch“ im Umgang mit geheimen Verfassungsschutzakten begangen habe (vergleiche „FAZ“, den „Spiegel“, „ARD-Morgenmagazin“, „Sächsische Zeitung“, diverse Agenturen vom 11. Juni 2007)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610204100
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1610204200
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610204300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610204400
möglicher Entsprechungen bei der derzeitigen Amtsführung
des nunmehrigen Chefs des Bundeskanzleramtes, und was
wird die Bundesregierung unternehmen, um auszuschließen,
dass Kanzleramtsminister Dr. Thomas de Maizière nunmehr
– insbesondere im Umgang mit Geheimdienstangelegenheiten
sowie bei der diesbezüglichen geschuldeten umgehenden Un-
terrichtung der Kontrollgremien des Deutschen Bundestages –
Anlass zu ähnlichen Vorwürfen wegen Missachtung rechtli-
cher Vorgaben gibt?






(A) )



(B) )

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610204500


Sehr geehrter Herr Abgeordneter, auch Ihre Frage be-
trifft den gleichen Komplex. Ich beantworte sie wie
folgt: Es ist nicht Aufgabe der Bundesregierung, Äuße-
rungen des Vorsitzenden eines Gremiums des Sächsi-
schen Landtages, die in der Presse wiedergegeben wor-
den sind, zu kommentieren. Bundesminister de Maizière
kennt die gesetzlichen Regelungen über die Unterrich-
tung der für die Nachrichtendienste des Bundes zustän-
digen Gremien des Deutschen Bundestages und ist sich
der damit verbundenen Verpflichtungen bewusst.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610204600

Zusatzfrage, Herr Ströbele?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja. – Können Sie mir die Frage beantworten, wer
Herrn Minister de Maizière als Bundesminister kontrol-
liert?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610204700


Die Geheimdienste des Bundes werden von den dafür
zuständigen parlamentarischen Gremien kontrolliert.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist doch kein Geheimdienstmitarbeiter! Oder wissen wir da etwas nicht?)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dann frage ich hinsichtlich dieses Sachverhalts noch
einmal andersherum: Es trifft zwar zu, dass die Vorgänge
in Sachsen spielen und dass sie das Parlament in Sach-
sen, den Landtag, wahrscheinlich beschäftigen werden.
Gibt die Bundesregierung mir aber Recht, wenn ich
sage, dass es selbstverständlich erhebliche Auswirkun-
gen auf die Frage hat, ob dieser Herr Bundesminister de
Maizière heute der für die Unterrichtung des Parlamen-
tarischen Kontrollgremiums des Deutschen Bundestages
zuständige Minister sein kann, wenn er sich in Sachsen
als zuständiger Innenminister für die Unterrichtung des
dortigen Parlamentarischen Kontrollgremiums falsch
verhalten hat?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610204800


Herr Abgeordneter, Sie wissen, dass Sie hier eine hy-
pothetische Frage gestellt haben. Ich weiß, dass Sie sie
so stellen müssen. Ich glaube aber, dass Sie ebenso gut
wissen, dass die Bundesregierung auf solche hypotheti-
schen Fragen keine hypothetischen Antworten gibt, son-
dern darauf hinweist, dass auf hypothetische Fragen im
Augenblick keine Antworten gegeben werden können.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610204900

Weitere Frage des Kollegen Volker Beck.

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(C (D Mit Blick darauf, wie sich die Bundesregierung zu em Vorgang und zu der Frage stellt, ob Herr de aizière den Bundestag in der jetzigen Situation noch ls verantwortliche Person über die Geheimdienstvoränge informieren kann, frage ich Sie, ob es ein Gepräch zwischen der Bundeskanzlerin und ihrem Chef es Bundeskanzleramtes über diesen Vorgang gegeben at und, wenn ja, welchen Inhalt das hatte bzw., wenn ein, warum nicht. D Herr Abgeordneter, es ist eben schon darauf hingeiesen worden, dass die Bundesregierung die Presseeldung über diese Vorgänge in Sachsen zur Kenntnis enommen hat. Ich denke, sie hat ebenso zur Kenntnis enommen, was der Minister dazu gesagt hat. Das ist der achstand innerhalb der Bundesregierung. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gefragt, ob es ein Gespräch zwischen der Bundeskanzlerin und Herrn de Maizière über den Sachverhalt gegeben hat!)

Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610205000
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610205100


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610205200

Weitere Frage des Kollegen Jürgen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1610205300

Sie haben eben erklärt, dass die Bundesregierung

urch Pressemeldungen usw. über den Sachstand infor-
iert wurde. Das heißt für mich, dass auch die Bundes-

anzlerin auf diese Weise informiert wurde. Oder ist sie
uch schon auf andere Weise über die Vorgänge in Sach-
en informiert worden bzw. nimmt sie diesen Vorgang
rundsätzlich nicht zur Kenntnis?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610205400


Die Bundeskanzlerin ist über die Pressemeldungen
nd damit auch über den Konkretisierungsgrad, den
iese Pressemeldungen enthalten, informiert worden. Sie
issen, wie dieser Konkretisierungsgrad aussieht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610205500

Eine weitere Frage des Kollegen Wolfgang Wieland.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610205600

Herr Staatssekretär, ich komme auf eine Frage zu-

ück, die mein Kollege Beck eben schon angeschnitten
at, die aber offenbar außerhalb seines Fragekontingents
ewesen ist. Hat die Bundeskanzlerin nach diesen Veröf-
entlichungen mit Herrn de Maizière über diese Angele-
enheit geredet und, wenn ja, mit welcher Zielsetzung
nd mit welchem Ergebnis?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610205700


Herr Abgeordneter, ich habe, wie ich glaube, über den
nformationsstand der Bundesregierung in dieser Ange-






(A) )



(B) )


Dr. Hans Bernhard Beus, Staatssekretär im Bundeskanzleramt
legenheit hinlänglich berichtet. Im Übrigen ist es eine
gute Übung dieses Hauses, dass in der Fragestunde über
interne Gespräche von Regierungsmitgliedern generell
nicht berichtet wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610205800

Vielen Dank. – Damit unterbreche ich die Bespre-

chung der dringlichen Fragen und rufe zum selben Fra-
genkreis die Fragen 17 und 18 auf Drucksache 16/5561,
Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Justiz,
auf, da diese nach Ziff. 10 Abs. 2 der Richtlinien für die
Fragestunde ebenfalls vorgezogen werden. Zur Beant-
wortung steht wiederum der Kollege Alfred Hartenbach
als Parlamentarischer Staatssekretär zur Verfügung.

Ich rufe zunächst die Frage 17 des Kollegen Peter
Hettlich auf:

In welcher Weise ist die Bundesregierung in die Ermittlun-
gen zur sächsischen Affäre um organisierte Kriminalität und
Korruption involviert, und in welcher Weise sind Personen
bzw. Institutionen der Bundesregierung darin verwickelt?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610205900


Herr Präsident! Lieber Herr Kollege Hettlich, ich be-
antworte Ihre Frage wie folgt: Das Bundesministerium
der Justiz ist als zuständige Aufsichtsbehörde für die Ge-
neralbundesanwältin beim Bundesgerichtshof darüber
informiert, dass das Landesamt für Verfassungsschutz
Sachsen dieser mit Schreiben vom 25. Mai 2007 Unter-
lagen zu den von Ihnen als „sächsische Affäre“ be-
zeichneten Vorgängen mit der Bitte um Übernahme der
Strafverfolgung übersandt hat. Die mittlerweile abge-
schlossene Prüfung dieser Unterlagen hat keine zurei-
chenden Anhaltspunkte für eine Straftat ergeben, die in
die Strafverfolgungszuständigkeit der Generalbundes-
anwältin fielen.

Mit Schreiben vom 5. Juni 2007 wurden der General-
bundesanwältin vom Landesamt für Verfassungsschutz
Sachsen weitere Unterlagen übermittelt. Ob diese Unter-
lagen zu einer abweichenden Beurteilung der Frage der
Zuständigkeit für die Strafverfolgung Anlass geben,
wird gegenwärtig noch geprüft. Eine Verwicklung der
Bundesregierung oder von Personen bzw. Institutionen
der Bundesregierung in Ermittlungen gibt es nicht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610206000

Eine Nachfrage, Herr Kollege Hettlich? – Bitte.


Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610206100

Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Wir hatten eben

schon ein lustiges Rätselraten dazu, wie die Bundes-
regierung bzw. ihre Institutionen über dieses Verfahren
informiert wurden. Sie haben gesagt, Sie hätten die
meisten Kenntnisse aus der Presse und den sonstigen
Medien. Deshalb an dieser Stelle die ganz konkrete
Frage: Sind neben der Generalbundesanwältin auch an-
dere Institutionen des Bundes, beispielsweise Ihr Haus
oder das Bundeskanzleramt, informiert worden und,
wenn ja, in welcher Form?

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(C (D A In unserem Haus haben die zuständigen Referate und bteilungen – es waren zwei, drei Leute – Kenntnis daon gehabt; ihnen lagen die Unterlagen vor. Da es sich m Verschlusssachen handelt, kann ich darüber hier icht reden; das wissen Sie. Anschließend haben sie die erschlusssachen an die Generalbundesanwältin zurückegeben. Wenn Sie es genau wissen wollen: Aus Anlass iner Besprechung in unserem Haus hat die Generalbunesanwältin das ganze Paket mitgenommen. Eine zweite Nachfrage? – Bitte schön. Dazu noch einmal die Frage: Ab wann genau lagen iese Unterlagen den von Ihnen erwähnten Leuten vor? A Ich habe eben verlesen, wann wir sie übersandt bekaen. Den zweiten Teil haben wir nicht gesehen. Den ers en Teil hatten wir Anfang dieses Monats nur für wenige age; dann sind sie zurückgegeben worden. Eine weitere Frage des Kollegen Koppelin. Herr Staatssekretär, da in dieser Affäre auch ein Mit lied der Bundesregierung immer wieder genannt wird, rage ich Sie, ob Ihr Haus es für nötig gehalten hat, mit em Bundeskanzleramt oder mit Mitgliedern der Regieung darüber Gespräche zu führen und sie über diesen organg zu informieren. A Herr Koppelin, Sie haben doch eben gehört, dass es ich um Verschlusssachen handelt, sodass ich Ihnen hieüber keine weitere Auskunft geben kann. Eine weitere Frage des Kollegen Volker Beck. Im Rahmen der Beantwortung verschiedener Fragen urch Vertreter Ihres Hauses sowie des Bundeskanzlermtes wurde mehrmals betont, dass die Bundesregierung anches erst aus der Presse erfahren und daraufhin ge agt habe, sie habe weiter Vertrauen in den Geheimienstkoordinator. Weil hier immer gesagt wird, die undesregierung halte an ihm fest, frage ich: Gab es enn nach Ihrer Kenntnis in irgendeiner Staatssekretärsunde oder einer Kabinettssitzung, an der Ihr Haus woöglich beteiligt war oder von der es durch Vermerke rfahren hat, eine Willensbildung zu dieser Frage? Wenn ie daran aktiv festhält, dann gehe ich davon aus, dass as Ganze auf einen Beschluss, also einen Akt zurück Volker Beck geht. Können Sie mir sagen, wann die Bundesregierung beschlossen hat, an der Geheimdienstkoordinatorenfunktion von Herrn de Maizière festzuhalten? A Herr Kollege Beck, die Beratungen im Kabinett sind grundsätzlich vertraulich, und die Protokolle sind als Verschlusssachen zu bewerten. Sie können in entsprechenden Gremien vorgetragen werden oder, wenn sie für die Veröffentlichung freigegeben werden, zum Beispiel durch Pressemitteilungen zur Kenntnis gegeben werden. Deswegen kann ich Ihre Frage nicht beantworten, und ich werde sie auch nicht beantworten. Dann kommen wir zur Frage 18 des Kollegen Peter Hettlich. Welche Erkenntnisse zu dieser Affäre liegen der Bundes regierung bislang vor, und welche weiteren Schritte beabsichtigt sie in dieser Sache zu gehen? A Herr Hettlich, wie bereits gesagt, hat die Generalbundesanwältin eine eigene Strafverfolgungszuständigkeit auf der Basis der übersandten Unterlagen nicht für gegeben erachtet. Nach unserer Verfassung obliegt es somit den zuständigen Landesbehörden, nach eigener Einschätzung zu entscheiden, ob und gegebenenfalls welche Schritte sie einleiten. Ich kann mich naturgemäß nicht zu Ermittlungsverfahren äußern, die in die Zuständigkeit der Bundesländer gehören. Die Generalbundesanwältin prüft, wie bereits gesagt, die am 5. Juni 2007 vom Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen übermittelten Unterlagen. Allerdings erwägt die Bundesregierung selbst in dieser Angelegenheit keine weiteren Schritte. Eine Nachfrage, Kollege Hettlich. Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Ich bin kein Voll jurist, sondern Agraringenieur; deswegen stelle ich eine juristische Fachfrage. Das Landesamt für Verfassungsschutz des Freistaates Sachsen hat offensichtlich Erkenntnisse gesammelt, bei denen es nicht um verfassungswidrige Organe ging, sondern um organisierte Kriminalität. Nun habe ich als juristischer Laie bisher immer geglaubt, dass dies eigentlich in den Bereich des jeweiligen Landeskriminalamtes gehört und die Sache zur Klärung strafrechtlicher Belange an die ermittelnde Staatsanwaltschaft übergeben werden müsste. Wäre dies – übertragen auf den Bund – beispielsweise die Vorgehensweise im Verhältnis zwischen Bundesamt für Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt? Vielleicht können Sie mich einmal darüber informieren, wie man mit solchen strafrechtlich relevanten Dingen gerade im Be r h d § a Z a d w N – d S k d v g r b i l n z l b e v g K f d (C (D eich der organisierten Kriminalität eigentlich umzugeen pflegt. A Es gibt da ganz klare Zuständigkeiten. Dies ist in 120 des Gerichtsverfassungsgesetzes geregelt. Das gilt uch – Kollege Montag, Sie sollten jetzt nicken – für die uständigkeit der Generalbundesanwältin. Diese ist hier uf jeden Fall nicht zuständig gewesen. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, aber natürlich die Landesstaatsanwaltschaft! Das ist die Parallele!)

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610206200
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610206300
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610206400
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610206500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610206600
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1610206700
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610206800
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610206900
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610207000




(A) )


(B) )

Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610207100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610207200
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610207300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610207400
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610207500
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610207600


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610207700

Eine weitere Nachfrage, bitte.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610207800


Moment, der Kollege Wieland hat noch eine Frage.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610207900

Wir wollen in der Ordnung der Fragestunde bleiben,

enn es erlaubt ist. – Sie bekommen gleich das Wort.

Jetzt hat der Kollege Peter Hettlich eine weitere
achfrage.


Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610208000

Mir geht es vor allem um Folgendes: Kann man

analog zum Bund, für den Sie sprechen – in Bezug auf
as Landesamt für Verfassungsschutz eigentlich von
trafvereitelung im Amt sprechen, wenn es solche Er-
enntnisse hatte und sie nicht weitergegeben hat?

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610208100


Ich weiß nicht, ob hier eine Strafvereitelung im Amt
orliegt, aber wenn es einen entsprechenden Verdacht
ibt, dann ist dies kein Tatbestand, der gemäß § 120 Ge-
ichtsverfassungsgesetz die Zuständigkeit der General-
undesanwältin begründen würde. Ich habe eben gesagt,
ch äußere mich nicht zu Verfahren, für die ausschließ-
ich das jeweilige Land – der Justizminister bzw. der Ge-
eralstaatsanwalt oder gegebenenfalls der Innenminister –
uständig ist. Das verstehen Sie sicherlich auch.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610208200

Eine weitere Frage des Kollegen Wolfgang Wieland.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610208300

Her
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610208400
Ist es richtig, dass es auch auf Landes-
bene eine derartige Verpflichtung zur Weitermeldung
on Erkenntnissen gibt, die Straftaten im Bereich der or-
anisierten Kriminalität betreffen? Haben Sie sich bei
enntnisnahme der Materialien aus Sachsen ein eigenes

achliches Urteil über die Dichte dieser Hinweise gebil-
et?






(A) )



(B) )

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610208500


Herr Kollege Wieland, die Generalbundesanwältin
hatte zu prüfen, ob eine Zuständigkeit ihrer Behörde ge-
geben ist. Diese Prüfung hat sie vorgenommen. Sie hat
die Akten an das Landesamt für Verfassungsschutz zu-
rückgesandt und eine eigene Zuständigkeit verneint. Ich
glaube, ich muss Sie nicht weiter belehren. Sie waren
selbst Justizsenator und hätten sich sicherlich mit einem
lauten Paukenschlag gewehrt, wenn sich seinerzeit die
Bundesjustizministerin in Ihre Angelegenheiten einge-
mischt hätte. Habe ich recht, Herr Wieland?


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einmischung hätte ich mir verbeten, aber ein fachliches Urteil war immer willkommen!)


– Wunderbar, dann sind wir uns ja einig.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610208600

Vielen Dank. – Eine weitere Frage des Kollegen

Jürgen Koppelin.


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Herr Koppelin kann es nicht lassen!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1610208700

– Das stimmt, Herr Staatssekretär, und zwar deshalb,

weil die Bundesregierung, wie ich finde, bei der Beant-
wortung der Fragen unglaublich mauert.


(Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär: Was machen wir?)


Deshalb müssen wir vielleicht versuchen, anders zu fra-
gen.

Da ich immer wieder feststelle, dass sich die Justizmi-
nisterin, seitdem sie dieses Amt innehat, zu allen mögli-
chen Themen auch öffentlich äußert – was im Übrigen
ihr gutes Recht ist –, darf ich Sie fragen, ob die Justizmi-
nisterin zu der Affäre in Sachsen eine Meinung hat, ob
wir diese Meinung erfahren können oder ob das auch
Verschlusssache ist.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1610208800


Herr Koppelin, Ihnen steht auf die Stirn geschrieben,
wie ernst Sie diese Frage nehmen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Er sieht immer so aus!)


Das wird Ihnen die Justizministerin selbst mitteilen,
wenn sie vom JI-Rat zurückgekehrt ist.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610208900

Vielen Dank. – Wir kommen dann zurück zu zwei

weiteren dringlichen Fragen auf Drucksache 16/5581. Es
handelt sich um den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums des Innern. Zur Beantwortung steht der Parla-
mentarische Staatssekretär Peter Altmaier zur Verfü-
gung.

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(C (D Ich rufe zunächst die dringliche Frage 4 der Kollegin ornelia Hirsch auf: Wie bewertet die Bundesregierung die Korrektur der Polizeisondereinheit „Kavala“ am Freitag, dem 8. Juni 2007, dass sich beim G-8-Einsatz entgegen ihrer ursprünglichen Aussage getarnte Zivilpolizisten in den Reihen der Demonstrierenden befanden, und hat sie darüber bereits Gespräche mit den Ländern aufgenommen, auch hinsichtlich des Vorwurfs, diese seien als Agents provocateurs aufgetreten? P Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich beantorte die Frage der Kollegin Hirsch wie folgt: Die origiäre Zuständigkeit für alle allgemeinpolizeilichen Maßahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen icherheit und Ordnung einschließlich des Schutzes von emonstrationen im Rahmen des G-8-Gipfels in Heiliendamm oblag der Polizei des Landes Mecklenburgorpommern. Wie Sie sich sicherlich denken können, immt die Bundesregierung zu Maßnahmen der Bundesänder im Rahmen ihrer eigenen Zuständigkeit keine tellung. Ihre Nachfrage. Wie bewertet die Bundesregierung, dass Bundespoli ei, Bundeskriminalamt und offensichtlich auch der undesverfassungsschutz an den Gegenaktivitäten betei igt waren? Sieht sie insofern nicht die Notwendigkeit, u diesem Einsatz in irgendeiner Form Stellung zu nehen, auch vor dem Hintergrund, dass dieses Ereignis icht nur bundesweite Relevanz hat, sondern darüber hiaus auch international in den Medien Beachtung gefunen hat, und gerade in der Frage, wie der Polizeieinsatz erlaufen ist, von verschiedenster Seite massive Kritik eäußert wurde? P Soweit die Bundesregierung mit eigenen Kräften etwa der Bundespolizei – in Heiligendamm präsent ar, ist sie selbstverständlich bereit, Auskunft zu geben nd Stellung zu nehmen. Ich darf allerdings darauf hineisen, dass sich Ihre Frage auf diesen Punkt nicht be ieht. Zweite Nachfrage. Ich möchte das in meiner zweiten Nachfrage konkre isieren: Kann die Bundesregierung definitiv ausschlieen, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bunesverfassungsschutzes oder der Bundespolizei getarnt ls Zivilpolizisten unter die Demonstrierenden gemischt aben und teilweise als Agents provocateurs gewirkt haen? Falls ja, würde ich gerne eine Aussage der Bundesegierung zu Augenzeugenberichten haben, die deutlich achen, wie vor Ort konkret gehandelt wurde und dass nderes der Fall war. P Soweit sich die Frage auf das Bundesamt für Verfassungsschutz bezieht, muss ich Sie wieder enttäuschen; denn wir nehmen zu Fragen, die die Nachrichtendienste betreffen, nur in dem dafür zuständigen Gremium des Deutschen Bundestages Stellung; das ist das Parlamentarische Kontrollgremium. Im Übrigen darf ich Ihnen versichern, dass die eingesetzten Beamten der Bundespolizei – wie erwartet – rechtmäßig und im Rahmen ihrer Befugnisse gehandelt haben. Eine weitere Frage stellt die Kollegin Dr. Dagmar Enkelmann. Herr Staatssekretär, schauen wir einmal, ob Sie für die Bundeswehr zuständig sind. Wie begründet die Bundesregierung den Einsatz von Tornadoflugzeugen und Spähpanzern zur Aufklärung im Zusammenhang mit G-8-Gipfelgegnern? P Ich bin mir zwar nicht sicher, ob eigentlich das Bundesministerium des Innern hierfür zuständig ist. Da sich aber die Bundesregierung bereits geäußert hat, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass der Einsatz von Tornadoflugzeugen im Rahmen der Amtshilfe erfolgt ist, um aufzuklären, ob beispielsweise Manipulationen an Straßen oder im Gelände vorgenommen wurden. Das ist ein üblicher und normaler Vorgang. Dafür gibt es eine einwandfreie rechtliche Grundlage. Eine weitere Frage stellt der Kollege Volker Beck. Da Sie vorhin so ausweichend geantwortet haben, möchte ich Sie ganz konkret fragen: Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Beteiligung von Zivilpolizei oder Mitarbeitern von Verfassungsschutzämtern an den Aktionen wie in der Ursprungsfrage dargestellt? P Ich darf darauf hinweisen, dass ich für die Bundesregierung nie ausweichend, sondern immer nur korrekt antworte. (Lachen bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610209000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610209100
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610209200
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610209300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610209400
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610209500




(A) )


(B) )

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610209600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610209700
Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610209800
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610209900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610210000
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610210100
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610210200

Über die Fragen nach Beteiligungen von Verfassungs-
schutzmitarbeitern ist im Parlamentarischen Kontroll-
gremium zu diskutieren; insofern wiederhole ich mich.
Mir ist außerdem nicht bekannt, dass Beamte der Bun-
despolizei in diesem Zusammenhang in irgendeiner
Weise tätig geworden sind.

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(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nach Ihren Erkenntnissen über die Landespolizeimitarbeiter gefragt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610210300

Das Fragerecht geht jetzt an die Kollegin Ulla Jelpke

on der Linkspartei.


Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610210400

Herr Staatssekretär, wie Sie wissen, gab es einen Poli-

eieinsatzstab aus Landespolizei und Bundespolizei.
ie ich bei meinem Besuch in Heiligendamm erfahren

abe, war auch die Bundeswehr in diesem Polizeistab
ertreten. Mich interessiert, wer die Zusage gemacht hat,
ass Panzerspähfahrzeuge bzw. Tornados eingesetzt
erden. Darüber hinaus interessiert mich im Zusammen-
ang mit der Frage von Frau Hirsch Folgendes: Sie ha-
en auf meine Frage im Rahmen einer Kleinen Anfrage,
b Zivilpolizisten unter den Demonstranten eingesetzt
erden, deutlich mit Nein geantwortet. Finden Sie nicht,
ass es eine Lüge ist, wenn man jetzt so tut, als wäre das
icht Sache des Parlaments?

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610210500


Ich kann nur darauf verweisen, dass der Einsatz der
undeswehr – das betrifft nicht nur den Einsatz der Tor-
ados, sondern auch den Transport von Gipfelteilneh-
ern und andere logistische Aufgaben – ordnungsgemäß

m Rahmen der Amtshilfe erfolgt ist. Ich bitte um Ver-
tändnis, dass ich die Einzelheiten des Verfahrens nicht
childern kann, weil dies nicht mein Haus betrifft. Wir
ind aber selbstverständlich gerne bereit, Ihnen Ihre
rage schriftlich zu beantworten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610210600

Das Fragerecht geht nun an die Kollegin Silke Stokar

on Neuforn, bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Ich möchte die Frage nach den Spähpanzern und den

eldjägern konkretisieren. Da es in die Zuständigkeit Ih-
es Hauses fällt, werden Sie mir die Frage beantworten
önnen, ob der Bundespolizei von Feldjägern und Späh-
anzern Aufklärungserkenntnisse über das Demonstra-
ionsgeschehen geliefert wurden. Der Hintergrund ist: Es
ar ganz offensichtlich, dass Spähpanzer Demonstratio-
en wie feindliche Truppen beobachtet und Bilder ge-
acht haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese
ilder an die NATO geliefert worden sind. Wir befanden
ns nicht im Bürgerkrieg oder im Kriegszustand. Ich
laube, dass diese Bilder an die Bundespolizei oder die
insatzleitung weitergegeben worden sind. Ich bitte Sie
m eine konkrete Auskunft, welche Aufklärung Späh-
anzer und Feldjäger über das Demonstrationsgeschehen
etrieben haben und an wen diese Aufklärungsergeb-
isse weitergeleitet wurden, weil dies über die techni-
che Amtshilfe, die zulässig ist, weit hinausgeht.






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
Meine zweite Frage betrifft den Vorfall mit Green-
peace. Ich hätte gern die Auffassung der Bundesregie-
rung darüber gewusst, ganz gleich, ob das ein Boot der
Wasserschutzpolizei oder der Bundespolizei war. Offen-
sichtlich haben beide im selben Seeraum agiert, was
nach der Rechtslage fragwürdig ist. Wie bewertet die
Bundesregierung, dass mit dem Überfahren der Green-
peacemitglieder in Kauf genommen wurde, dass es
Schwerverletzte bis hin zu Toten hätte geben können?
Halten Sie solche Aktionen auf See noch für verhältnis-
mäßig? Die Aktivisten von Greenpeace sind dafür be-
kannt, dass sie ihre Aktionen absolut gewaltfrei durch-
führen.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610210700


Frau Kollegin Stokar, ich darf darauf hinweisen, dass
Ihre Zusatzfragen in gar keinem Zusammenhang mit der
ursprünglichen dringlichen Frage der Frau Kollegin
Cornelia Hirsch stehen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um den Sicherheitseinsatz bei G 8!)


Deshalb bitte ich um Verständnis, wenn ich mich jetzt
auf das beschränke, was mir an konkreten Erkenntnissen
vorliegt. Es gab den Vorwurf, dass die Tornadoflugzeuge
bei ihren Einsätzen beispielsweise Camps von G-8-Geg-
nern ausgespäht hatten. Dazu kann ich ganz eindeutig
sagen, dass die Beobachtung dieser Camps und die Aus-
wertung nicht der Auftrag der Tornadoflugzeuge war
und dass der Umstand, dass eines von diesen Camps bei
einem der Einsätze überflogen worden ist, mit dem Ein-
satz zu tun hatte, dies aber nicht das Ziel des Einsatzes
war, und dass die entsprechenden Informationen nicht
ausgewertet und verwertet wurden.

Ich bitte um Verständnis, dass ich die anderen Fragen
schriftlich beantworten möchte.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür habe ich kein Verständnis! Das ist wie hinterm Zaun!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610210800

Jetzt hat der Kollege Jerzy Montag das Fragerecht.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610210900

Herr Staatssekretär, Sie waren so freundlich, auf die

Zusatzfrage nach dem Einsatz der Tornados selber zu
antworten. Ich werte Ihre Bereitschaft und Freude zur
Antwort so, dass das Bundesinnenministerium gerne die
Zuständigkeit dafür hätte.

Sie haben auch gesagt, dass die Tornados im Wege
der Amtshilfe eingesetzt worden sind, um Manipulatio-
nen an Straßen und an der Landschaft festzustellen. In
diesem Zusammenhang frage ich Sie, ob es die Bundes-
regierung als einen Erfolg des Einsatzes der Tornados
bewertet, dass die Tornados tatsächlich eine Manipula-
tion festgestellt und weitergemeldet haben. Es wurde
nämlich – so die Berichterstattung über den Erfolg des
Tornadoeinsatzes – eine Manipulation am Landschafts-

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(C (D ild festgestellt, als rings um Heiligendamm ein Zaun ebaut worden ist. Ist dies nach Auffassung der Bundesegierung ein Erfolg des Einsatzes der Tornados? P Herr Kollege Montag, ich darf Sie darauf hinweisen, ass dieser Zaun nicht von der Bundesregierung und uch nicht von der Bundespolizei gebaut worden ist, ondern von den Behörden des Landes Mecklenburgorpommern. Allerdings haben die Bundesregierung nd das Bundesministerium des Innern bereits zu einem ehr frühen Zeitpunkt dem Wunsch von wichtigen Mitliedern des Innenausschusses, auch aus Ihrer Fraktion, echnung getragen und dafür gesorgt, dass diese Anlaen vor Ort von den Obleuten der Fraktionen besichtigt erden konnten und dass auch Angehörige der Bundesolizei und der Landespolizei von Mecklenburg-Vorommern zur Beantwortung entsprechender Fragen zur erfügung standen. Im Übrigen möchte ich an dieser Stelle noch einmal usdrücklich darauf hinweisen, dass sich die Bundesreierung durch das Sicherheitskonzept des Landes Meckenburg-Vorpommern und auch durch die Beiträge des undes insgesamt bestätigt fühlt: Trotz der Anwesenheit iner erheblichen Anzahl von gewaltbereiten Störern ist s gelungen, den friedlichen und ordnungsgemäßen Abauf dieses G-8-Gipfels sicherzustellen, und zwar zu jeem Zeitpunkt. Dies wurde unter Beibehaltung eines hoen Maßes an Demonstrationsfreiheit geleistet. Ich öchte mich an dieser Stelle auch bei den überwiegend riedlichen Demonstranten bedanken, die mitgeholfen aben, zu verhindern, dass diese Demonstrationen aus em Ruder laufen. Wir kommen damit zur dringlichen Frage 5 der Kol egin Cornelia Hirsch: Wie bewertet die Bundesregierung Forderungen nach ei ner stärkeren Überwachung der sogenannten autonomen Szene, die nach dem G-8-Gipfel unter anderem von Vertretern des Bundesministeriums des Innern ins Gespräch gebracht wurden? P Hier kann ich Ihnen im Namen der Bundesregierung ntworten: Der Ablauf des Gipfels hat in der Tat bestäigt, dass es im Bereich autonomer Gruppierungen, insesondere mit Nähe zum linksextremistischen Spekrum, ein erhebliches Maß an Gewaltbereitschaft gibt. ie Bewegung dieser Autonomen ist allerdings bundeseit nicht homogen. Es gibt über das Bundesgebiet ver treut mehr oder weniger gefestigte und eigenständige, eist kleinere Gruppierungen, die von den zuständigen icherheitsbehörden schon jetzt lageangepasst beobach et und aufgeklärt werden. Dies hat sich durch die Ereigisse in Rostock übrigens als richtig herausgestellt. Unabhängig davon haben die Geschehnisse im Zuammenhang mit dem G-8-Gipfel nach Auffassung der undesregierung deutlich gemacht, dass die Sicherheits Parl. Staatssekretär Peter Altmaier behörden die autonome Szene noch stärker als bisher in den Blick nehmen müssen, um Vorkommnisse wie in Rostock künftig vermeiden zu können. Die im Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen der Sicherheitsbehörden werden derzeit ausgewertet. Die sich hieraus ergebenden Schlussfolgerungen sind Grundlage für weitere Erörterungen in den hierfür zuständigen Bund-Länder-Gremien. Ich bitte um Verständnis dafür, dass wir zunächst einmal die Auswertung vornehmen müssen, bevor wir zu konkreten Schlussfolgerungen gelangen. Nachfrage, Kollegin Hirsch. Erst einmal besten Dank dafür, dass Sie hier in eini gen Sätzen geantwortet haben; das war schon mehr als bei der Beantwortung der anderen Frage. Mit Blick auf Ihre Antwort, die Sie auf die letzte Frage der Kollegen der Grünen gegeben haben, möchte ich noch sagen: Von Demonstrationsfreiheit rund um Heiligendamm in der letzten Woche konnte man weiß Gott nicht sprechen. Diese Erfahrung haben auch mehrere Mitglieder unserer Fraktion gemacht, die vor Ort waren. Meine Nachfrage bezieht sich nun auf den Punkt „Überwachung der sogenannten autonomen Szene“. Ich habe in meiner Frage extra die Formulierung „sogenannte autonome Szene“ gewählt. Mir ist aus Ihrer Antwort nach wie vor nicht ersichtlich, nach welchen Kriterien Sie bei der Einordnung der „autonomen Szene“ vorgehen. Ich kann für meine Person sagen: Ich bin bei der Demo am Samstag in Rostock mitgelaufen, und zwar teilweise im Block „Make Capitalism History!“, der von der Einsatzleitung der Polizei nachträglich als „Der schwarze Block“, also als der Block der autonomen Szene, bezeichnet wurde. Ich habe auch einen schwarzen Kapuzenpullover getragen. Gehöre ich damit zur autonomen Szene? Bin ich dadurch einer verschärften Überwachung durch den Verfassungsschutz oder durch eine andere Einrichtung ausgesetzt? Welche Kriterien legen Sie da an? P Da ich selbst Ihr Auftreten und Verhalten in Heiligendamm nicht beurteilen kann – ich habe es nämlich nicht erlebt –, verbietet sich eine Bewertung von selbst. Sie wissen im Übrigen, dass die Partei, der Sie angehören, bereits seit einiger Zeit vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir behaupten, alle Mitglieder Ihrer Partei gehörten automatisch autonomen Gruppen an. Sie wissen so gut wie ich, dass autonome Gruppen prinzipiell gewaltbereit sind; sie selbst definieren sich in diesem Sinne. Diese Gruppen werden ebenfalls seit längerer Zeit vom Verfassungsschutz beobachtet, und wir werden in der Auswertung der Ereignisse von Rostock entscheiden müssen, ob wir diese Beobachtung in Zukunft verstärken müssen oder ob die gegenwärtige Praxis ausreichend ist. t s d u A e d n m e g p t v z n h t s z S e n u b d k R s s g Z d k t z d t e o (C (D Eine zweite Nachfrage, bitte. Meine zweite Nachfrage: Teilen Sie meine Befürch ung, dass die angekündigte stärkere Überwachung einer ogenannten autonomen Szene die Gefahr in sich birgt, ass damit eine große Anzahl von Menschen pauschal nter eine Art Generalverdacht gestellt wird? (Jörg van Essen [FDP]: Durch Beobachtung wird niemand unter Generalverdacht gestellt!)

Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610211000
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610211100
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610211200




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Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610211300
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610211400
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610211500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610211600
Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610211700

uch in dieser Beziehung haben wir in Heiligendamm
inige Erfahrungen machen müssen. Ich denke daran,
ass beispielsweise Menschen festgenommen wurden,
ur weil sie Walkie-Talkies bei sich trugen, oder dass sie
itgenommen wurden, weil sie mit einem Edding-Stift

ine Nummer des Ermittlungsausschusses auf ihren Arm
eschrieben haben oder eben weil sie den erwähnten Ka-
uzenpullover trugen. Ich frage Sie, ob Sie die Befürch-
ung teilen, dass damit ein pauschaler Generalverdacht
orangetrieben wird, der rechtsstaatliche Grundsätze
iemlich weit aushebelt.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610211800


Nach meiner Einschätzung haben die Sicherheitsbe-
örden keine pauschalen Verurteilungen oder Vorverur-
eilungen vorgenommen. Sie sind im Gegenteil ausge-
prochen umsichtig vorgegangen mit dem klaren Ziel,
ur Deeskalation der Lage in Rostock beizutragen. Diese
trategie war im Übrigen im Großen und Ganzen sehr
rfolgreich.

Ich darf allerdings darauf hinweisen, dass der Staat es
icht zulassen darf, inhaltlich notwendige Debatten zu
nterlassen und etwa über die Frage der Beobachtung
estimmter Gruppen nicht mehr zu diskutieren, nur weil
amit unter Umständen aus der Sicht einiger eine Provo-
ation verbunden sein könnte. Der demokratische
echtsstaat ist ein starker Staat, und das muss er auch in

einer Arbeit zum Ausdruck bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610211900

Die nächste Frage hat der Kollege Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610212000

Zu dieser Stärke gehört auch, dass wir uns an die ge-

etzlichen Regeln halten. Sie haben vorher mehrere Fra-
en mit dem Hinweis abgewiegelt, zu Sachverhalten im
usammenhang mit den Geheimdiensten würden Sie le-
iglich im Parlamentarischen Kontrollgremium Aus-
unft geben. Im Gesetz über das Parlamentarische Kon-
rollgremium steht ausdrücklich, dass dieses eine
usätzliche Informationsmöglichkeit für das Parlament
arstellt, aber im Übrigen die Fragerechte des Parlamen-
es in keiner Weise abschneidet.

Wären Sie bereit, uns im Lichte dieser Rechtslage
ntweder die Informationen von vorhin nachzuliefern
der zumindest darzulegen, worin bei der jeweiligen






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

Frage im Einzelnen das aktuell bestehende Geheim-
schutzbedürfnis besteht, angesichts dessen, dass es sich
ausnahmslos um abgeschlossene Vorgänge handelt, bei
denen ich nicht erkennen kann, wie die Arbeit der Ge-
heimdienste durch eine offene Beantwortung der Fragen
des Parlamentes gefährdet werden könnte?

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610212100


Herr Kollege Beck, ich habe nicht den geringsten An-
lass, irgendeine meiner Aussagen, die ich vorhin ge-
macht habe, zu korrigieren oder zu relativieren. Sofern
Sie es wünschen, können wir gerne auch noch einmal
schriftlich im Einzelnen darlegen, wieso bestimmte In-
formationen nur in den dafür vorgesehenen Gremien des
Deutschen Bundestages diskutiert werden. Dies hat der
Deutsche Bundestag im Übrigen selbst so gewollt, weil
er selbst diese Regelung getroffen hat.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht in dieser Form! Aber ich wünsche das ausdrücklich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610212200

Die nächste Frage hat die Kollegin Ulla Jelpke.


Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610212300

Herr Staatssekretär, ich glaube, Sie widersprechen

mir nicht, wenn ich sage, dass laut Verfassungsschutzbe-
richt die sogenannten autonomen Gruppen, wie sie bei
Ihnen heißen, bereits beobachtet werden. Nun haben Sie
ja schon vor dieser Demonstration in Heiligendamm
Razzien mit 900 Beamten gegen mehr als 40 Projekte
durchgeführt, meines Wissens ohne Ergebnisse. Ich
frage Sie: Welche Kriterien wollen Sie jetzt zusätzlich
aufnehmen – bitte benennen Sie sie einmal konkret –,
und was soll diese Ankündigung einer Verschärfung von
Überwachung letztendlich bedeuten?

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610212400


Frau Kollegin Jelpke, wir sollten die Dinge nicht
durcheinanderbringen; das sind wir diesem Hohen
Hause und auch der Öffentlichkeit schuldig. Wir haben
eben über präventive Beobachtungen durch die Nach-
richtendienste des Bundes und der Länder in bestimmten
Fällen gesprochen. Das, was Sie jetzt angesprochen ha-
ben, hat mit Prävention nichts zu tun; denn Sie wissen so
gut wie ich, dass die Durchsuchungen im Vorfeld des
Gipfels von Heiligendamm ausschließlich repressiven
Charakter hatten. Das heißt, es ging um die Aufklärung
von Straftaten, die bereits begangen worden waren.

Ich will nur noch einmal darauf hinweisen, dass im
Vorfeld des Gipfels von Heiligendamm über
21 Brandanschläge zu verzeichnen waren und dass es
die Verpflichtung der entsprechenden Behörden und
Stellen ist, diese Straftaten aufzuklären. Diesem Zweck
– und keinem anderen – dienten die Durchsuchungen.
Das habe ich auch im Innenausschuss des Deutschen
Bundestages in der letzten Sitzungswoche – in Ihrer An-
wesenheit, wenn mich nicht alles täuscht – eindeutig

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(C (D largestellt. Deshalb bitte ich Sie, in der Öffentlichkeit icht den gegenteiligen Eindruck zu erwecken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610212500

Das Recht zur nächsten Frage geht an den Kollegen

osef Winkler.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Staatssekretär, teilen Sie meine Überraschung

arüber, dass sich neben den bereits eben erwähnten
gents provocateurs, die sich offensichtlich aus den Rei-
en der Sicherheitsorgane im schwarzen Block befunden
aben, offensichtlich auch Agents provocateurs aus den
eihen der Linksfraktion, die sich mit schwarzen Kapu-
enpullovern getarnt haben, in diesem autonomen Block
efunden haben, und meinen Sie nicht auch, dass sich
iese Anbiederung beim autonomen Block, bei den auto-
omen Gruppen in die Relativierung der Gewaltbereit-
chaft dieser speziellen Gruppe einreiht, die – auch nach
en Zwischenfällen an dem Samstag – von Kollegen aus
iesem Hause, insbesondere aus den Reihen der PDS,
on sich gegeben wurde?

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610212600


Herr Kollege Winkler, bitte sehen Sie es mir nach,
enn ich Ihre Feststellung nicht en détail kommentieren
öchte. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass alle
raktionen in diesem Hohen Hause sich so klar und ein-
eutig von der Gewaltanwendung in Rostock distanziert
ätten, wie dies beispielsweise von Attac geschehen ist,
ie die große Demonstration organisiert hatte, die sich in
usammenarbeit mit der Bundespolizei und mit der Son-
ereinheit „Kavala“ vor Ort um einen friedlichen Verlauf
emüht hat und die anschließend den Umstand, dass es
eilweise aus dem Ruder gelaufen ist, sehr eindeutig ver-
rteilt und bedauert hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610212700

Das Recht zur nächsten Frage geht an die Kollegin

evim Dağdelen.


Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610212800

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär,

ie haben im Zusammenhang mit der vorangegangenen
rage meiner Kollegin Ulla Jelpke behauptet, dass sich
ie Durchsuchungen auf bereits begangene Straftaten
ezogen haben. Im Zusammenhang mit einer Be-
chwerde gibt es einen Brief, den die Generalbundesan-
ältin an mich gerichtet hat. Hintergrund ist, dass bei ei-
er Razzia bei der Werbe- und Kommunikationsagentur
arenform hier in Berlin – sie war unter den 40 durch-

uchten Objekten – Informationen mit beschlagnahmt
orden sind. In dem Brief der Generalbundesanwältin
eißt es, dass es sich um Ermittlungsverfahren wegen
es Verdachts einer Straftat nach § 129 a StGB handelt.
er Verdacht des Vorliegens einer Straftat ist aber etwas






(A) )



(B) )


Sevim DaðdelenSevim Dağdelen
anderes als eine ausgeführte Straftat. Mich würde inte-
ressieren, inwieweit jetzt eigentlich Gründe, Rechtferti-
gungsgründe für diese Verfahren bzw. für die Durchsu-
chungen vorliegen; bis vor einer Woche waren sie noch
immer nicht vorhanden.

P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610212900


Frau Kollegin Dağdelen, Sie versuchen schon wieder,
die Dinge zu verwischen und zu vermischen. Es geht um
Straftaten, die nachweislich begangen worden sind. Es
sind nicht nur Brandanschläge, sondern in erheblichem
Umfang auch Sachbeschädigungen in den letzten andert-
halb Jahren vor dem G-8-Gipfel verübt worden. Es geht
bei den Ermittlungsverfahren selbstverständlich um den
Verdacht gegen unbekannt; denn schuldig ist jemand erst
dann, wenn er von den Gerichten verurteilt worden ist.
Es ging bei all den Maßnahmen und Durchsuchungen
immer ganz konkret darum, Straftaten, die bereits began-
gen worden waren, aufzuklären. In dem von Ihnen ange-
sprochenen Fall gab es den Verdacht der Bildung einer
terroristischen Vereinigung. Auch dies vollzieht sich im
Rahmen der repressiven Zuständigkeiten, wie sie von
der Generalbundesanwältin ausgeübt werden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610213000

Die Zeit für die Fragestunde ist nun eigentlich abge-

laufen. Ich lasse aber die eine Frage von dem Kollegen
Omid Nouripour noch zu, weitere Fragen dann nicht
mehr. – Bitte schön.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610213100

Herr Staatssekretär Altmaier, jenseits der aus unserer

Sicht nicht bestrittenen Unrechtmäßigkeit des Einsatzes
von Agents provocateurs wurde uns berichtet, diese
seien vermummt gewesen und entlarvt worden, weil sie
die Demonstranten gesiezt hätten, was in dem Milieu
nun einmal nicht gang und gäbe ist. Meine Frage ist
– wenn man solche Menschen einsetzt, jenseits des Ge-
setzes, bringt man sie auch in Gefahr –: Gab es denn
keine Schulung? Hat man ihnen vorher nicht gesagt,
dass sie die Leute duzen sollen?


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


P
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1610213200


Herr Kollege Nouripour, es ist ehrenvoll, dass Sie
zum dritten Mal versuchen, mir eine Antwort zu entlo-
cken. Aber es handelt sich hier nach wie vor um Zustän-
digkeiten der Landespolizei, und deshalb kann ich dazu
nicht Stellung nehmen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind Sie für die Ausbildung nicht zuständig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610213300

Vielen Dank, Herr Staatssekretär.

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(C (D Damit sind die dringlichen Fragen abgearbeitet. Zu en anderen Fragen kommen wir nicht mehr. Diese Fraen werden wie üblich schriftlich beantwortet. Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b uf: 3 a)

tionen der CDU/CSU und der SPD einge-
brachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes
zur Verbesserung rehabilitierungsrechtli-
cher Vorschriften für Opfer der politischen
Verfolgung in der ehemaligen DDR

– Drucksache 16/4842 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Volker Schneider (Saarbrücken),
Petra Pau, Dr. Gesine Lötzsch, weiteren Ab-
geordneten und der Fraktion der LINKEN
eingebrachten Entwurfs eines Dritten Geset-
zes zur Verbesserung rehabilitierungs-
rechtlicher Vorschriften für politisch Ver-
folgte im Beitrittsgebiet und zur

(Opferrentengesetz)


– Drucksache 16/4846 –

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des
Rechtsausschusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/5532 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Carl-Christian Dressel
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Petra Pau
Wolfgang Wieland


(8. Ausschuss)


– Drucksachen 16/5540, 16/5541 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Ole Schröder
Lothar Binding (Heidelberg)

Otto Fricke
Roland Claus
Alexander Bonde

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger, Jens Ackermann,
Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP

Gerechtigkeit für die Opfer der SED-Dikta-
tur

– zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang
Wieland, Cornelia Behm, Katrin Göring-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Eckardt, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Wirksame Unterstützung für die Verfolgten
des DDR-Regimes

– Drucksachen 16/4409, 16/4404, 16/5532 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Carl-Christian Dressel
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Petra Pau
Wolfgang Wieland

Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU
und der SPD liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der
FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. Gibt es Wider-
spruch? – Nein. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Klaas Hübner von der SPD-Fraktion
das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Klaas Hübner (SPD):
Rede ID: ID1610213400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wir gehen heute einen großen Schritt bei der weite-
ren Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Regelungen
für die Opfer von Unterdrückung und Unrecht durch
den SED-Staat. Auch 17 Jahre nach der Wiedervereini-
gung haben wir uns mit solchen Fragen auseinanderzu-
setzen. Dabei ist uns allen klar, dass wir einmal gesche-
henes Unrecht nicht wiedergutmachen können. Was wir
aber können und auch wollen, ist, den Opfern das Gefühl
geben, dass sie nicht vergessen sind und dass ihr Leiden
nicht umsonst war.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir zu tragfähigen Re-
gelungen gefunden haben. Auch ich weiß, dass das Er-
gebnis nicht bei allen Beteiligten nur Freude hervorruft.
Trotzdem denke ich, dass es sich sehen lassen kann.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben den für die erste Lesung vorgelegten Ent-
wurf noch einmal entscheidend verbessert und dabei An-
regungen aus der vom Rechtsausschuss durchgeführten
Anhörung aufgenommen. Der Kollege Vaatz hat in der
Debatte zur ersten Lesung ausgeführt, warum wir die
viele Betroffene irritierende Bedürftigkeitsklausel nicht
vermeiden können. De facto ist sie aber für die größte
Gruppe, nämlich die Rentner, ohne Belang. Alle Renten
und rentenähnlichen Zahlungen werden nicht angerech-
net. Dadurch ist es uns gelungen, den Kreis der An-
spruchsberechtigten auf circa 42 000 auszuweiten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte mich in diesem Zusammenhang ganz aus-
drücklich an Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der FDP und auch von den Grünen, wenden. Einige der
in Ihren Anträgen formulierten zusätzlichen Wünsche
nimmt die uns vorliegende Beschlussempfehlung des

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(C (D usschusses auf. Wir sind uns alle einig, dass der demoratische Staat den Opfern von Terror und Unterrückung gegenüber in der Pflicht ist. Mit diesem Geühl der Verpflichtung verbinden wir auch die nerkennung und Würdigung des Eintretens für freiheit iche Grundwerte, ungeachtet damit verbundener perönlicher Nachteile. Diese Würdigung ist umso glaubafter und überzeugender, je größer die Mehrheit in nserem Hause ausfällt. Insofern bitte ich Sie ganz herzich, zu überlegen, ob Sie sich nicht unserem Gesetzenturf anschließen und ihm zustimmen wollen. Ich habe mich, liebe Kolleginnen und Kollegen von er Fraktion Die Linke, bewusst nicht an Sie gewandt. ch kann verstehen, dass einige von Ihnen sich auf Kosen der Allgemeinheit von der Verantwortung freikaufen ollen. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Jawohl, so ist das!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


hr Gesetzentwurf verbindet alles Gute und Schöne in ei-
er Maximalvariante aller bisherigen Vorschläge in die-
em Zusammenhang. Nur der entscheidende Passus
ehlt: das Sich-Stellen der eigenen Verantwortung als
usdrückliche Nachfolgepartei der Partei, die das Un-
echt für die Menschen verursacht hat. Das findet sich
ei Ihnen überhaupt nicht wieder. Insofern ist Ihr Antrag
n meinen Augen höchst zynisch.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin mir sicher, dass die Opfer von einst sehr genau
issen, wer ihr Leiden zu verantworten hat. Sie können
atürlich politisch alles fordern, was Sie wollen; in mo-
alischer Hinsicht aber wäre es, glaube ich, heute ange-
racht, an dieser Stelle zu schweigen und Ihre Rede zu
rotokoll zu geben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auch bisher schon hat der deutsche Staat nicht uner-
ebliche Leistungen für die Opfer der zweiten deutschen
iktatur aufgebracht. Es wurden rund 600 Millionen
uro als Haftentschädigung und weitere 100 Millionen
uro als Unterstützungsleistungen gezahlt.

Mit dem heute zu verabschiedenden Gesetz verbes-
ert sich die Lage der überwältigenden Mehrheit der Op-
er, vor allem der älteren Opfer, willkürlicher Verfol-
ung. Wir gehen davon aus, dass die Gesamtsumme der
ahlungen sogar höher sein wird, als es die von einigen
erbänden und der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-
iktatur vorgeschlagene Zahlung eines Sockelbetrags
it der Möglichkeit zur Aufstockung gewesen wäre.

Ich habe in der Vergangenheit viele hundert Briefe
on Betroffenen bekommen. Viele waren von Verbands-
unktionären vorformuliert und recht rüde im Ton. Aber
s gab auch sehr persönliche Briefe und Anrufe, die
ich sehr berührt haben. Für die Vielzahl der Bezieher

leiner Renten ist die jetzt vereinbarte Leistung eine






(A) )



(B) )


Klaas Hübner
echte Hilfe; das wissen sie auch. Mich rief unlängst ein
Rentner aus Chemnitz an und sagte, dass es ihm mit die-
ser Opferrente wieder möglich ist, in den Urlaub zu fah-
ren. Diese Hilfe zu ermöglichen, ist es doch, wofür wir
arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen eine spürbare Verbesserung der Lebensum-
stände der einzelnen Menschen erreichen. Deshalb ist
das Gesetz, das wir heute verabschieden, ein gutes Ge-
setz.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte noch zwei Gedanken anführen.

Ein in Gesprächen mit politisch Verfolgten immer
wieder begegnendes Moment ist der Wunsch nach einer
fühlbaren Würdigung ihres Schicksals, die sich nicht
unbedingt finanziell auswirken muss. Wir sollten daher
alle miteinander darüber nachdenken – damit spreche ich
vor allem die Länder an –, ob es nicht möglich ist, durch
besondere Ehrungen zu bestimmten Anlässen oder durch
besondere Benefits – Freifahrten mit öffentlichen Ver-
kehrsmitteln oder Ähnliches – die Schicksale der Opfer
zu würdigen. Es geht nicht nur um das Finanzielle, son-
dern auch um die Würdigung durch die Gesellschaft. In
diesem Bereich können wir eine Menge tun. Ich hoffe,
dass die Länder entsprechende Gesetze verabschieden
werden. Der Freistaat Thüringen und das Land Berlin
haben dies bereits getan.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Gleichfalls Änderungsbedarf sehe ich noch bei der
Anerkennungspraxis verfolgungsbedingter Gesund-
heitsschäden nach dem Bundesversorgungsgesetz. Die-
sen Punkt nennt bereits der Koalitionsvertrag als eine
Handlungsmöglichkeit. Bisher sind wir dabei leider
noch nicht zu einem tragfähigen Ergebnis gekommen.
Wir wissen, dass der legislative Spielraum in diesem Zu-
sammenhang sehr eng ist. Wir wissen auch, dass die Ge-
setzgebungskompetenz in der Hoheit der Länder liegt.
Deswegen fordern wir die Länder ausdrücklich auf, an
dieser Stelle nachzujustieren. Das soll nicht unter den
Tisch fallen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Naturgemäß ist – abhängig von der Entfernung zum
Geschehen – das historische Wissen und die Bereitschaft
zu emotionaler Einfühlung bei den Gutachtern sehr un-
terschiedlich ausgeprägt. Eine zentrale Begutachtung
durch entsprechend qualifiziertes Personal könnte die
Praxis vereinheitlichen und unnötige Verletzungen der
Betroffenen vermeiden helfen. Mit etwas gutem Willen
sollten wir auch dieses Problem in der Zukunft lösen
können.

Insgesamt gesehen verabschieden wir heute ein gutes
Gesetz. Es soll kein Schlussgesetz sein. Einige der Bau-
stellen habe ich gerade aufgezeigt. Wir mussten aber zu
einem Ende kommen. Denn wir dürfen die Opfer nicht
länger vertrösten, und wir können die in der Öffentlich-

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(C (D eit genährten Erwartungen nicht länger enttäuschen. uch wenn wir genau wissen, dass das Unrecht, das den enschen widerfahren ist, nicht wiedergutgemacht wer en kann, müssen wir doch sagen, dass das Gesetz eine pürbare materielle Verbesserung der Lebenssituation er anspruchsberechtigten Opfer darstellt. Deswegen ist s ein gutes Gesetz. Ich empfehle dem Hause, diesem esetz zuzustimmen. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Jörg van Essen von der DP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich laube, mir geht es so wie vielen von uns: Trotz des guen Ergebnisses, dass nun Zahlungen an die Opfer des ozialistischen Unrechtsstaates auf deutschem Boden erolgen, haben wir nämlich das Gefühl, dass es viel zu ange gedauert hat. Denn schon im Einigungsvertrag gab s einen klaren Auftrag an uns alle, die Voraussetzungen afür zu schaffen, dass die Opfer des sozialistischen Unechtsstaates auf deutschem Boden eine Entschädigung rhalten. Mit der Tatsache, dass es 17 Jahre gedauert hat, is man überhaupt zu einer Regelung gekommen ist, ährend diejenigen, die Täter waren, seit vielen Jahren onderrenten beziehen und damit in vielen Fällen sehr iel besser leben als die Opfer, müssen wir uns beschäfigen. Deshalb ist es wichtig, dass wir heute bekennen, dass ir das Ganze zu lange haben schleifen lassen. Das ist in Vorwurf, der sich nicht nur an diejenigen richtet, die etzt in der Regierungsverantwortung sind, sondern an lle, auch an uns, an meine eigene Fraktion, die ja auch ine Zeit lang Regierungsverantwortung getragen hat. Ich will für meine Fraktion sagen, dass wir zwar froh ind, dass jetzt endgültig eine Regelung geschaffen wird, ir dem, was Sie vorschlagen, aber nicht zustimmen önnen. Denn ich habe das Gefühl, dass das, was der erstorbene Bundespräsident Rau bei einer Feierstunde nlässlich des 50. Jahrestages des 17. Juni 1953 angeahnt hat – er hat uns gesagt, wir sollten verhindern, ass diejenigen, die lange gelitten haben, wieder verbitert werden –, doch nicht eintreten könnte. Ich glaube, as, was wir heute verabschieden, wird leider zur Verbiterung führen. Denn es wird zwei Gruppen geben: Eine ruppe bekommt etwas, die andere Gruppe nicht. Wer twas bekommt, wird an der Bedürftigkeit festgemacht. as führt dazu, dass das, was eigentlich beabsichtigt ist, ämlich eine Ehrenpension, nicht umgesetzt wird. Dies st auch der richtige Begriff; denn diejenigen, die diese ension bekommen sollten, haben sich für Freiheit, Deokratie und Rechtsstaatlichkeit eingesetzt. Das Ganze ird zu einer Sozialleistung, zu einer Leistung nur für edürftige. Jörg van Essen (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist nicht richtig!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610213500
Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1610213600

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)





(A) )


(B) )


Unser Ansatz ist ein eindeutig anderer. Die Argumen-
tation, die von Ihnen vorgebracht worden ist, nämlich
dass man zu einer Bedürftigkeitsprüfung gezwungen sei,
ist spätestens nach der Anhörung, die wir im Bundestag
durchgeführt haben, nicht mehr haltbar.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Von acht Sachverständigen haben sieben klar und ein-
deutig ausgeführt, dass es dafür keine Notwendigkeit
gibt. Deshalb ist das für uns kein Ansatz für eine Lö-
sung.

Wir haben den Vorschlag, den die Beauftragte des
Landes Thüringen für die Stasiunterlagen gemacht hat,
aufgegriffen, nämlich für alle Betroffenen einen Sockel-
betrag vorzusehen, der niedriger ist als die jetzt vorge-
sehene Zuwendung, und einen Aufstockungsbetrag für
diejenigen, die bedürftig sind. Das ist aus unserer Sicht
der einzig gangbare und richtige Weg.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


Deshalb haben wir einen entsprechenden Änderungsan-
trag in den Deutschen Bundestag eingebracht.

Ich bin Ihnen, Herr Kollege Meckel, übrigens sehr
dankbar, dass auch Sie gerade geklatscht haben; denn ich
weiß, dass Sie an diesem Prozess in besonderer Weise
beteiligt sind und sich besondere Verdienste erworben
haben. Ich finde es ganz wichtig, dass Sie Ihre Unterstüt-
zung hier deutlich machen.

Wir haben einen entsprechenden Änderungsantrag
auch deshalb eingebracht, weil es einige weitere Grup-
pen gibt, die in Ihrem Gesetzentwurf nicht berücksich-
tigt werden: Zwangsumgesiedelte, Schüler. Das, was wir
eigentlich wollen, nämlich zu einer vernünftigen Rege-
lung für alle diejenigen zu kommen, die unter dem sozia-
listischen Unrechtsstaat auf deutschem Boden gelitten
haben, wird leider nicht erreicht. Deshalb ist es weiter
unsere Aufgabe, uns um alle Betroffenen zu kümmern.

Meine letzte Bemerkung für heute: Wenn man sich
die Bestrebungen in den letzten Jahren anschaut, kann
man feststellen, dass es einen wohltuenden Unterschied
gegeben hat: Wir erleben auf der einen Seite immer fre-
cher auftretende Täter, die sich insbesondere in den Ge-
denkstätten in einer Weise aufführen, dass es unerträg-
lich ist.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Das ist wohl wahr!)


Wir haben zum anderen die Opferverbände erlebt, die
sehr vernünftig auf uns zugegangen sind, sehr gute Ge-
spräche mit uns geführt und keine überzogenen Forde-
rungen gestellt haben. Dies macht nach meiner Auffas-
sung mehr als alles andere deutlich: Die Opfer haben
Ehre verdient. Wir sollten dafür sorgen, dass das auch
materiell seinen Niederschlag findet.

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(C (D Ich werbe deshalb noch einmal für den, wie gesagt, rsprünglich aus Thüringen kommenden Vorschlag der DP-Bundestagsfraktion. Ich bitte um Ihre Zustimmung. as ist nach meiner Auffassung der einzige vernünftige eg. Diesen haben die Opfer wirklich verdient. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610213700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Andrea Voßhoff von

er CDU/CSU-Fraktion.


Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1610213800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

eute, wenige Tage vor dem nationalen Gedenktag des
7. Juni 1953, der sich am kommenden Sonntag zum
4. Mal jährt, entscheiden wir in diesem Hause über die
inführung einer Opferpension für Opfer der kommunis-

ischen Diktatur und der SED-Willkürherrschaft. Aus
icht der CDU/CSU, die bekanntermaßen lange dafür
ekämpft hat, ist dies ein wichtiger und guter Tag für die
aftopfer der kommunistischen Diktatur.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Bevor ich auf die Inhalte des Gesetzes eingehe, erlau-
en Sie mir eine Anmerkung zum Gedenken an den
7. Juni 1953. Unserem Anspruch hinsichtlich Würdi-
ung und Anerkennung dieses historischen Ereignisses
erden wir nur gerecht – darin sind wir uns sicher einig –,
enn wir das Gedenken an diesen Tag aufrechterhalten,
flegen und weitertragen. Daher sollte auch die heutige
ebatte im Zeichen des Gedenkens an die Ereignisse vor
4 Jahren stehen. Gedenktage sollen nicht nur die Erin-
erung an historische Ereignisse wachhalten. Sie sind
mmer auch Brücke zwischen der Geschichte und damit
en historischen Wurzeln einer Gesellschaft, ihrer Ge-
enwart und ihrer Zukunft. Wann, wenn nicht am
7. Juni eines jeden Jahres, haben wir die historische
erpflichtung, in besonderer Weise an Opposition und
iderstand gegen die zweite deutsche Diktatur zu erin-

ern und der Opfer zu gedenken?


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bestandteile unseres Gedenkens an ebendiesen
7. Juni müssen aber auch die Fragen sein, wie wir das
edenken in die Zukunft tragen und wie wir in der Ge-
enwart damit umgehen. Was tun wir? Tun wir genug,
m den nachwachsenden Generationen die Erinnerung
n den 17. Juni 1953 mit auf den Weg zu geben? Sind
ie Ereignisse des 17. Juni 1953 in ausreichendem Maße
egenstand des Unterrichts in den Schulen?

Zum Gedenken gehört auch die Gegenwart. Dazu ge-
ört für mich die heutige Diskussion in diesem Hohen
ause, die sich mit der öffentlichen Anerkennung und






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff
Rehabilitierung der Opfer der kommunistischen Diktatur
vor und nach dem 17. Juni 1953 befasst. Es ist gut und
richtig, heute, wenige Tage vor dem Jahrestag, erneut
Verbesserungen des bestehenden SED-Unrechtsbereini-
gungsgesetzes zu beschließen.

Ich habe einige der Protokolle über die in den vergan-
genen 17 Jahren in diesem Haus immer wieder geführten
Debatten zur SED-Unrechtsbereinigung gelesen. Die je-
weiligen Regierungsfraktionen, gleich ob schwarz-gelb
oder rot-grün, und die jeweiligen Oppositionsfraktionen
haben immer darum gerungen – Herr Kollege van Essen,
Sie haben bereits erwähnt –, welche Verbesserungen für
die Opfer der politischen Verfolgung notwendig und ge-
boten sind. Das Ergebnis war aus Sicht der jeweiligen
Oppositionsfraktionen immer zu gering, während die
Regierungsfraktionen, die zu entscheiden hatten, die
Grenzen des Machbaren zum Wünschenswerten aufzeig-
ten.

Auch mit dem heute vorliegenden Gesetzentwurf ste-
hen wir erneut vor dieser grundsätzlichen Frage. Heute
wird die Große Koalition eine weitere ganz wesentliche
Verbesserung für Haftopfer kommunistischer Verfol-
gung, der SED-Willkürherrschaft auf den Weg bringen.
Mehr als 40 000 Haftopfern wird künftig unter bestimm-
ten Voraussetzungen eine regelmäßige monatliche
Opferpension in Höhe von 250 Euro gezahlt werden.

Ich bedauere insbesondere – der Kollege Hübner
sagte es schon –, dass die Oppositionsfraktionen der
FDP und der Grünen unserem Gesetzentwurf heute nicht
zustimmen werden. Bei der Fraktion Die Linke habe ich
nichts anderes erwartet. Herr van Essen, dem Modell,
das Sie vorgestellt haben, kann man durchaus Sympathie
entgegenbringen; das ist keine Frage. Auch ich hätte mir
andere Kompromisse vorstellen können. Wenn wir aber
heute beschließen, dass 40 000 Opfer eine monatliche
Rente in Höhe von 250 Euro bekommen, dann ist das, so
denke ich, allemal ein Grund, unabhängig von unter-
schiedlichen Auffassungen zur Weichenstellung, zu sa-
gen: Wir stimmen zu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Unser Koalitionspartner möge es mir nachsehen:
Aber es war die CDU/CSU, die immer wieder nachhaltig
gefordert hat, Verbesserungen bei der SED-Unrechtsbe-
reinigung durch eine Opferpension auf die Agenda die-
ses Hauses zu bringen. Ich erlaube mir die Anmerkung,
dass insbesondere der Kollege Vaatz und der ehemalige
Kollege Nooke diese Angelegenheit in besonderer
Weise, intensiv und über Jahre hinweg thematisiert ha-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich danke aber auch ganz besonders unserem Koali-
tionspartner dafür, dass er mitgezogen hat. Die Anträge
der CDU/CSU spiegelten teilweise weitergehende Vor-
stellungen wider.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Daran werden wir immer wieder gern erinnert.

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(C (D (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


ie bestätigen damit aber nur unser Engagement für die
pfer kommunistischer Diktaturen. Sie alle, die Sie uns
aran erinnern, wissen: Politik ist nicht nur die Kunst
es Möglichen, sie ist auch die Kunst der Mehrheiten.

Unsere vor einigen Monaten hier vorgestellten Eck-
unkte zur Verbesserung der SED-Unrechtsbereinigung
nd der kurze Zeit später vorgestellte Gesetzentwurf
urden in den Reihen der Opferverbände als wichtige
ilfe begrüßt. Das kam auch in der von uns durchge-

ührten Anhörung zum Ausdruck. Es gab aber durchaus
uch – das soll nicht unerwähnt bleiben – Kritik, zum
eispiel bezüglich der Opfergruppen, die in den Kreis
er Begünstigten aufgenommen werden sollen, und
das ist sicherlich die umstrittenste Voraussetzung – der
edürftigkeitsprüfung, die heute schon kritisch ange-

prochen wurde.

Umso mehr freut es mich, dass wir zwischenzeitlich
wei wesentliche Verbesserungen bei der Bedürftig-
eitsprüfung erreichen konnten. Unabhängig davon, ob
ie Bedürftigkeitsprüfung hineingehört oder nicht – Herr
ollege van Essen, Sie haben richtigerweise gesagt, dass

ich in der Anhörung viele Sachverständige kritisch dazu
eäußert haben –, bitte ich Sie, zu bedenken, dass es in
eutschland bei der Entschädigung eine große Band-
reite von Regelungen gibt. Das sehen Sie, wenn Sie
ich mit den Protokollen der Anhörung und den Ausfüh-
ungen der Sachverständigen beschäftigt haben. Wir
üssen uns die Frage stellen, wo in der Systematik wir

iese Entschädigungsregelung einpassen. Das hat auch
it den Bedürftigkeitskriterien zu tun.

Es freut mich, dass es uns gelungen ist, zwei wesentli-
he Verbesserungen in diesem Bereich erreichen zu kön-
en. Zum einen bleibt das Einkommen des Ehegatten
der eines Partners, mit dem der Betroffene in Lebens-
emeinschaft lebt, bei der Ermittlung der Einkommens-
renzen außen vor. Es kommt also nur auf das Einkom-
en des Betroffenen an. Dieses darf derzeit bei einem
lleinstehenden 1 035 Euro oder bei einem verheirate-

en oder in Partnerschaft lebenden Betroffenen
380 Euro nicht übersteigen. Begünstigt werden auch
ersonen, bei denen das ermittelte Einkommen die maß-
ebliche Einkommensgrenze um einen Betrag über-
chreitet, der geringer als die Zuwendung in Höhe von
50 Euro ist. Diese erhalten dann den Differenzbetrag.

Zum anderen konnten wir uns mit unserem Koali-
ionspartner auf eine weitere Verbesserung einigen. Bei
er Berechnung des Einkommens bleiben nunmehr – das
st ein entscheidender Durchbruch – Rentenleistungen
ller Art unberücksichtigt, und zwar unabhängig vom
lter der Betroffenen. Künftig werden statt bisher ge-

chätzter 16 000 – die Zahl wurde heute schon genannt –
ber 40 000 Haftopfer eine monatliche besondere Zu-
endung – wir nennen sie Opferpension – in Höhe von
50 Euro beziehen.

Eine weitere wesentliche Erleichterung für die Be-
roffenen wird sein, dass das zunächst auf sechs Monate
eschränkte Bewilligungsverfahren gestrichen wurde.






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff
Die monatliche Zuwendung wird jetzt auf den Erstantrag
hin dauerhaft gewährt. Der Berechtigte ist nur noch ver-
pflichtet, der zuständigen Behörde Einkommensände-
rungen mitzuteilen. Ein kaum umsetzbares bürokrati-
sches Monstrum, das den Betroffenen schwer zumutbar
gewesen wäre, konnte so verhindert werden. Ein Groß-
teil der Betroffenen wird zwischenzeitlich das Rentenal-
ter erreicht haben, sodass wesentliche Einkommensän-
derungen ohnehin nicht mehr eintreten. Zudem haben
wir die Rehabilitierungsfristen erneut um vier Jahre ver-
längert.

Hinsichtlich der Frauen, die östlich von Oder und
Neiße in Gewahrsam genommen und zur Zwangsarbeit
in die Sowjetunion verschleppt worden sind, ist es un-
sere Absicht, die finanzielle Situation des Personenkrei-
ses, der diese besonders schwere Freiheitsberaubung er-
litten hat, zu verbessern. Unser Ziel ist es, die Stiftung
für ehemalige politische Häftlinge auch für diese Gruppe
zu öffnen. In der Gesetzesbegründung – Sie haben es si-
cher gelesen – ist zu diesem Zweck eine Aufstockung
der Mittel vorgesehen. Dies wird im Rahmen des
Heimkehrerstiftungsaufhebungsgesetzes voraussichtlich
im Herbst dieses Jahres geregelt werden.

Dass dies heute so beschlossen wird, ist eine gute
Nachricht für die Haftopfer von politischer Verfolgung
in der ehemaligen DDR. Aber das Schicksal aller Opfer
kommunistischer Diktaturen und der SED-Willkürherr-
schaft ist zu komplex und zu vielschichtig, als dass wir
uns heute mit dem Ergebnis zufrieden zurücklehnen
könnten. Auch da hat Kollege Hübner die noch offenen
Baustellen benannt. Allen Opfern kommunistischer Dik-
tatur und SED-Willkürherrschaft das notwendige Maß
an individueller Anerkennung und Hilfe zukommen zu
lassen, ist ein wohl kaum leistbares Unterfangen. Was
auch immer wir tun, es wird Betroffene geben, die es als
unzureichend empfinden. Sie alle zu erfassen, ist
schlicht unmöglich.

Es ist nicht nur einmal an dieser Stelle gesagt worden,
dass das erlittene Unrecht, was auch immer wir tun,
nicht wiedergutgemacht werden kann. Wie oft haben wir
das an dieser Stelle schon gehört. Und warum? Die für
die Opfer streitenden Verbände, die Opfer selbst, aber
auch die ständig fortschreitende Aufarbeitung der Ge-
schichte dokumentieren in beeindruckender Weise Grup-
pen- und unterschiedlichste Einzelschicksale deutscher
Diktaturen, die uns immer wieder betroffen machen.
Deshalb bin auch ich nicht der Auffassung, dass es sich
hier heute um ein Schlussgesetz handelt. Ich denke aber,
dass die Opferpension, für die wir jahrelang gekämpft
haben, ein guter Weg ist. Wir als CDU/CSU-Fraktion
hätten uns mehr gewünscht. Nichtsdestotrotz ist es ein
gutes Gesetz. Es macht Sinn, dem Gesetzentwurf heute
zuzustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610213900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Pau von der

Fraktion Die Linke.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im uge der staatlichen Vereinigung von Bundesrepublik nd DDR wurde ein Einigungsvertrag geschlossen. In rt. 17 heißt es unter dem Stichwort „Rehabilitierung“: Die Vertragsparteien bekräftigen ihre Absicht, daß unverzüglich eine gesetzliche Grundlage dafür geschaffen wird, daß alle Personen rehabilitiert werden können, die Opfer einer politisch motivierten Strafverfolgungsmaßnahme oder sonst einer rechtsstaatsund verfassungswidrigen gerichtlichen Entscheidung geworden sind. Die Rehabilitierung dieser Opfer des SED-Unrechts-Regimes ist mit einer angemessenen Entschädigungsregelung zu verbinden. o weit der Einigungsvertrag. Parallel dazu hatte die letzte Volkskammer der DDR in eigenes Rehabilitierungsgesetz beschlossen, und war parteiund fraktionsübergreifend, also auch mit en Stimmen der PDS. Nimmt man den Beschluss der olkskammer aus dem Jahre 1990 als Maßstab, ist festustellen: Die Rechtswirklichkeit in der Bundesrepublik und damit die Entschlossenheit des Bundestages – leibt noch immer hinter dem politischen Willen zur Reabilitierung, den die Volkskammer hatte, zurück. Das ird sich auch mit dem heute zu beratenden und zu be chließenden Gesetzentwurf nicht ändern. Noch einmal zum Einigungsvertrag zurück. Dort ist, ie ich eingangs zitiert habe, von „unverzüglich“, „alle ersonen“ und einer „angemessenen Entschädigungsreelung“ die Rede. Von „unverzüglich“ kann 17 Jahre ach der Vereinigung keine Rede sein, „alle Personen“ erden auch mit diesem Gesetz mitnichten erreicht, und angemessen“ ist die nun gefundene Regelung auch icht, jedenfalls nicht nach meiner Auffassung. (Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Ihr könnt ja noch etwas drauflegen!)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610214000

Der vorliegende Gesetzentwurf wurde von vielen Sei-
en kritisiert: von Betroffenen, von Verbänden, von
xperten und auch von der Fraktion Die Linke. Haupt-
ritikpunkt ist, dass erlittenes DDR-Unrecht nur partiell
nerkannt und nur ausnahmsweise berücksichtigt wird:
ur partiell anerkannt, weil ganze Opfergruppen ausge-
chlossen bleiben, und nur ausnahmsweise berücksich-
igt, weil lediglich ärmste Betroffene bedacht werden.
alopp ausgedrückt: Nutznießer dieses Gesetzes werden
ur jene Opfer des DDR-Unrechts sein, die inzwischen
u den Ärmsten zählen. Es geht also nicht um eine
pferrente, wie der Titel des Gesetzentwurfes sugge-

iert, sondern um einen Sozialausgleich, durch den die
rmut gelindert werden soll. Das ist aber eine völlig an-
ere politische Zielsetzung als die, die im Einigungsver-
rag formuliert ist. Das beginnt bereits bei der Botschaft:
ewürdigt wird nicht mehr das Engagement der Betrof-

enen für Demokratie, Bürgerrechte und Freiheit zu






(A) )



(B) )


Petra Pau
DDR-Zeiten, sondern lediglich die aktuelle Bedürftig-
keit der Anspruchsberechtigten. Das ist zu wenig.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Fraktion Die Linke hat daher einen eigenen Ge-
setzentwurf vorgelegt. In ihm ist die Einführung einer
Opferrente vorgesehen, die unabhängig vom aktuellen
Einkommen der Betroffenen zu zahlen ist. Darüber hi-
naus werden durch unseren Gesetzentwurf mehr Men-
schen, die in der DDR politisch verfolgt wurden, erfasst,
zum Beispiel Schülerinnen und Schüler, denen aus poli-
tischen Gründen versagt wurde, einen bestimmten Bil-
dungsweg einzuschlagen, oder Bürgerinnen und Bürger,
die Opfer von Zersetzungsmaßnahmen wurden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Bei solchen Heucheleien wird mir schlecht!)


Wir wollen, dass ehemals Inhaftierte nicht auf bürokrati-
schem Weg nachweisen müssen, dass sie gesundheitli-
che Schäden erlitten haben. Wir plädieren auch dafür,
dass die Befristung des Anspruchs auf Opferrente ge-
strichen wird. Der Anspruch muss jederzeit geltend ge-
macht werden können. Dass dies der richtige Weg ist,
haben uns die Sachverständigen in der Anhörung anhand
einzelner, betroffen machender Schicksale sehr nach-
drücklich vor Augen geführt.

Kurzum: Wer Anspruch auf eine Opferrente hat,
sollte diesen auf möglichst unbürokratische Weise
durchsetzen können, um eine Opferrente in angemesse-
ner Höhe und ohne Verrechnung mit anderen Bezügen
zu erhalten; dafür will die Fraktion Die Linke mit ihrem
Gesetz sorgen. Nach allen Gesprächen, die ich persön-
lich mit Betroffenen und mit Vertreterinnen und Vertre-
tern der Opferverbände geführt habe, muss ich sagen:
Diese Regelung kommt ihren Vorstellungen sehr nahe.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen nachher
über verschiedene Gesetzentwürfe und Änderungsan-
träge abstimmen. Natürlich wird die Fraktion Die Linke
für ihren eigenen Gesetzentwurf stimmen; das wird Sie
nicht überraschen. Uns wiederum wird es nicht überra-
schen, dass unser Gesetzentwurf in diesem Haus keine
Mehrheit finden wird. Was also dann? Meine Empfeh-
lung an die Fraktion Die Linke war und ist:


(Volkmar Uwe Vogel [CDU/CSU]: Sich zu entschuldigen! Als Rechtsnachfolger muss man die Verantwortung übernehmen und Maßnahmen einleiten!)


Lasst uns jedem Antrag zustimmen, der besser ist als der
Gesetzentwurf der Koalition bzw. der diesen Entwurf im
Interesse der Betroffenen verbessert! Sollte das aller-
dings nicht von Erfolg gekrönt sein, dann, finde ich, soll-
ten die Unionsparteien und die SPD ihr Gesetz allein
verantworten.


(Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist eine unglaubliche Frechheit! Kein Wort der Entschuldigung, des Bedauerns gegenüber den Opfern!)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wieland vom ündnis 90/Die Grünen. (Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Ich grüße die Blockparteien!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610214100


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610214200

Herr Ramelow, Sie kommen mit den Blockparteien.
ein Schicksal ist es, in dieser Debatte immer nach der

inksfraktion reden zu müssen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


as war diesmal im Ton moderater als das, was Herr
chneider uns immer geboten hat. Aber die Melodie ist
enauso unerträglich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


s ist, als ob ein Angeklagter, der vor Gericht steht, kein
ort des Bedauerns für seine Opfer findet,


(Beifall des Abg. Dr. Carl-Christian Dressel [SPD])


uch kein Geständnis ablegt, aber stattdessen sagt, der
kandal sei doch, dass seine Opfer von diesem Staat zu
ering entschädigt würden. So jemanden würde man an
en Gutachter überweisen; man würde fragen, ob er zu-
echnungsfähig ist.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Richtig!)


ber Sie haben die Chuzpe, diese Ansicht Debatten-
unde um Debattenrunde zu wiederholen.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sie haben sich gar nicht gerührt!)


ie hätten mit Ihren Geldern als Erstes die Opfer ent-
chädigen müssen; das wäre ein glaubwürdiger Schritt
ewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sie reden doch wider besseres Wissen!)


Sie waren nicht da, als wir die Debatte geführt haben,
err Ramelow. Die Gelder wurden von Ihrem Herrn
angnitschke und wie sie alle hießen in krimineller
eise beiseite geschafft. Sie wurden dafür verurteilt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Keine Ahnung! So ein Quatsch! – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Die Treuhand hat das Geld eingezogen und verwaltet! Reden Sie nicht so einen Unsinn!)


Wenn Sie nun glauben, von Blockflöten reden zu
üssen, mein lieber Herr Ramelow, muss ich feststellen:
u den Blockflöten kann man eine Menge sagen;


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Dann sagen Sie was dazu!)


ie Geldkoffer von Gerald Götting waren unappetitlich.






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland

(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Was ist mit Herrn Strauß?)


Aber erklären Sie mir doch einmal: Welchen Geheim-
dienst hat denn die Ost-CDU gehabt, und welches Ge-
fängnis hat die LDPD betrieben? Keines. Sie wollen sich
wieder verstecken, Sie wollen sich herausreden,


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Nein!)


Sie wollen zu Ihrer eigenen Schuld nicht stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Wir hören uns Ihren ideologischen Kram an! Aber dass Sie den Einigungsvertrag negieren, finde ich erbärmlich! Die Volkskammer hat dazu eindeutige Beschlüsse gefasst!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610214300

Herr Ramelow, Sie haben nicht das Wort.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610214400

Es sind die Getroffenen, die bellen, und das freut

mich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sie können uns gar nicht treffen! Sie treffen die Opfer! – Gegenruf von der FDP: Die Täter!)


– Dann sage ich noch etwas: In der Anhörung hat Frau
Neubert, die thüringische Landesbeauftragte für die Un-
terlagen des Staatssicherheitsdienstes, genau das Rich-
tige gesagt, nämlich dass sich die Opfer angesichts Ihres
Entwurfs und Ihres Vorgehens das zweite Mal gedemü-
tigt und erniedrigt fühlen. So reagieren die Opfer darauf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Reden Sie mal mit Herrn Holzapfel darüber!)


Fahren Sie einmal nach Görlitz, wo sich am Wochen-
ende die Opferverbände treffen, und stellen Sie sich den
Opfern! Da werden Sie etwas zu hören bekommen.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Reden Sie endlich zur Sache!)


Jetzt möchte ich gerne etwas zu dem vorliegenden
Entwurf sagen.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Das wäre hilfreich!)


Wir hatten bei der Einbringung gesagt, dass wir uns ent-
halten, weil wir warten wollen, ob es im parlamentari-
schen Prozess zu substanziellen Verbesserungen kommt.
Wir haben ähnlich wie Herr van Essen anerkannt, dass
hier niemand auf einem hohen Ross sitzen kann, dass
auch wir selbstkritisch sein müssen, weil auch unter Rot-
Grün keine befriedigende Lösung gefunden wurde.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Haushälter war schuld!)


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(C (D ie Frage ist nun: Ist man einen entscheidenden Schritt eitergekommen? Man ist weitergekommen, was die entnerinnen und Rentner betrifft; das erkennen wir an, eine Frage. Aber Sie haben nicht begründen können, eder die SPD noch die CDU/CSU – Sie haben es auch n dieser Debatte nicht getan, Frau Voßhoff, obwohl Sie azu aufgefordert waren –, warum Sie die Brücke, für ie sich die Sachverständigen beinahe unisono ausgeprochen haben: „Lasst uns das splitten; lasst uns eine nerkennungsgeste von 100 Euro machen (Jörg van Essen nd für die Bedürftigen etwas drauflegen!“, nicht betreen haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


ir wären dann nicht in der Situation, dass es in Zukunft
rei Opfergruppen geben wird. Die Mitglieder der ersten
ruppe bekommen gar nichts, weil sie die Anrech-
ungszeiten nicht erfüllen. Das sind diejenigen, die
ben nicht sechs Monate in Haft waren, weil die Haftzei-
en nach Helsinki kürzer waren. Man wollte die Häft-
inge schneller verkaufen, um für das von Ihnen instal-
ierte Regime mehr Devisen einzunehmen. Das hat man
etan.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Sie haben doch in der Sache recht! Wenn Sie recht haben, haben Sie recht!)


Herr Kollege Ramelow, ich weiß, dass Sie damals
och in Hessen und so wie heute für den Weltfrieden wa-
en. Aber Sie haben sich dieser Fraktion angeschlossen.


(Jörg van Essen [FDP]: Auch die Kommunisten in Westdeutschland hatten eine Verantwortung!)


Es wurde bereits gesagt, dass es auch Opfer von Zer-
etzungsmaßnahmen gibt, nämlich die Schüler, die in die
owjetunion verschleppt wurden. Auch sie gehen leer
us. Die zweite Gruppe bilden die Menschen, die bei der
edürftigkeitsprüfung durchfallen werden. Es gibt
uch Selbstständige, die sich mehr oder weniger durch-
chlagen, sich noch nicht im Rentenalter befinden und
ufgrund der Bedürftigkeitsprüfung außen vor bleiben.
ls dritte Gruppe gibt es dann noch die Begünstigten des
eutigen Tages. – Man schafft Unfrieden, indem man
rei Opfergruppen bildet, und ist nicht in der Lage, zu
egründen, warum man das eigentlich tut. Deshalb kann
an von der FDP und uns nicht erwarten, dass wir dem

ustimmen. Sorry, das können wir nicht.


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


Es wurde schon mehrfach gesagt – auch von Ihnen –,
ass dies leider kein Schlussgesetz ist. Es wäre nötig, zu
iner abschließenden Regelung zu kommen, da viele Be-
roffene unlängst sterben werden. Es ist ein weiterer
chritt, den ich nicht kleinreden will; das tue ich auch
icht. Ich hätte es aber für gut gehalten, wenn die Große
oalition vor einem ereignisreichen Tag, nämlich dem
iederkehrenden 17. Juni, an dem sich hier in Berlin






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland
glücklicherweise nicht die Kundschafter des Friedens
treffen und eine Propagandaveranstaltung durchführen
– das hat Marianne Birthler glücklicherweise verhindert –,
eine wirklich allseits befriedigende Regelung getroffen
hätte. Das war der Wunsch, der Traum. Er ist nicht in Er-
füllung gegangen. Das Kapitel ist nicht abgeschlossen.
Die Auseinandersetzung geht weiter. Wir werden sie alle
gemeinsam führen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610214500

Das Wort hat der Kollege Dr. Carl-Christian Dressel

von der SPD-Fraktion.


Dr. Carl-Christian Dressel (SPD):
Rede ID: ID1610214600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen

Sie mich zuerst sagen: Herr Ramelow, das, was Sie ge-
rade während der Rede des Kollegen Wieland aufgeführt
haben, gehört mit zu dem Unwürdigsten, was ich in die-
sem Parlament jemals erlebt habe.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Statt, wie es Ihnen als Vertreter der Täterpartei zustünde,


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Das ist unglaublich! – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wissen Sie, dass wir auch Opfer in unserer Partei haben? – Zuruf von der CDU/CSU: Die Täter sind unter uns!)


in Sack und Asche zu gehen und sich endlich bei den
Opfern zu entschuldigen, machen Sie ausgerechnet bei
diesem Thema den gleichen Klamauk wie bei allen The-
men.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Gefallen Sie sich jetzt darin?)


Das ist eine Unverschämtheit und ein Schlag ins Gesicht
der Opfer.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Wer ist denn aufgestanden, als der Alterspräsident Heym hier gesprochen hat? Dass Sie die Bedürftigkeitsprüfung einführen, ist das Problem! – Jörg van Essen [FDP]: Und ein Stasi-Agent sitzt auch dabei!)


Herr Ramelow, einem Sprichwort zufolge kann man der
Strafe wohl entgehen, aber nicht dem Gewissen. Voraus-
setzung dafür ist allerdings, dass man eines hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Reden Sie bitte zur Bedürftigkeitsprüfung!)


– Nein, ich rede erst einmal zu den Opfern.

Ich rede erst einmal darüber, dass die Frauen und
Männer, die sich in der DDR gegen das SED-Regime

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(C (D nd für Freiheit und Demokratie einsetzten, ihrem Geissen folgten und dafür schwer bestraft wurden: durch nhaftierung, durch Folter und in den frühen Zeiten häuig auch durch Ermordung. Die Geschichte lehrt uns, dass manchmal nur wenige hrem Gewissen folgen. Die Geschichte lehrt uns auch, ass es diese wenigen sind, die einer unterdrückten Geellschaft Hoffnung geben. Diese Opfer der DDR, der ED-Herrschaft, haben lange auf eine Geste der politichen Anerkennung gewartet und sie oft vergeblich ingefordert. Frau Kollegin Voßhoff, sowohl unter der egierung Kohl als auch unter der Nachfolgeregierung urde dieser Wunsch mehrmals aufgegriffen: in den ers en beiden Perioden von meiner Fraktion, in den beiden ächsten Perioden von Ihrer Fraktion. Jedes Mal scheierten die entsprechenden Vorhaben an den Mehrheitserhältnissen. Ich bin froh darüber, dass wir im 17. Jahr der deutchen Einheit endlich dazu kommen, ein Ergebnis vorulegen und das notwendige Maß an Anerkennung aususprechen. Damit setzen wir eine Vereinbarung aus em Koalitionsvertrag um und geben ein unmissvertändliches Signal. Die Opfer erfahren dadurch ein weig Milderung ihres Unglücks. Ich erinnere Sie an das, was seit 1990 getan wurde: as Erste und Zweite Unrechtsbereinigungsgesetz aus em Jahr 1992 und 1994, die man nicht vergessen sollte, aben bereits das Unrecht politischer Verfolgung durch as SED-Regime anerkannt und so eine Rehabilitierung er Opfer ermöglicht. Im Zusammenhang mit dem hema Opferentschädigung sollte man auch nicht veressen, dass die Häftlingshilfestiftung schon seit Jahren inzelnen Opfern Finanzmittel zur Verfügung stellt. Aus den Opferverbänden wurde zu Recht stets der unsch nach weitergehenden Regelungen vorgetragen. ine über die strafrechtliche Rehabilitierung hinausgeende Würdigung haben wir durch den heute vorliegenen Gesetzentwurf erreicht. Am 1. März haben wir in iesem Hause das Eckpunktepapier behandelt und verbschiedet und am 29. März in erster Lesung über den esetzentwurf beraten. Für die Zeit seit der ersten Le ung danke ich vor allem dem Bundesministerium der ustiz für die beständige Unterstützung sowie meiner ollegin Voßhoff und dem Kollegen Vaatz und der Kol egin Wicklein und den Kollegen Hübner und Scholz aus einer Fraktion für die häufig zeitintensive, aber freund iche Zusammenarbeit. Nach der Anhörung im Rechtsausschuss haben wir urch unsere Änderungsanträge deutliche Verbesserunen erreichen können. Vorhin wurde wiederholt von der edürftigkeitsprüfung gesprochen. In der Anhörung aben wir von unserem Sachverständigen dankenswererweise gehört, welche Möglichkeiten wir in dem Sysem der Vereinbarung von 1992 haben, einzelne Einünfte im Rahmen der Bedürftigkeitsprüfung nicht nzurechnen. Davon machen wir Gebrauch. Das Ergebis, das wir gefunden haben, bedeutet eine Verdreifahung des Kreises der Berechtigten und eine Verdreifahung der einzusetzenden Mittel. Wenn dann noch, wie ir in den Eckpunkten vorgeschlagen haben, der Bun Dr. Carl-Christian Dressel desminister des Innern die Mittel für die Häftlingshilfestiftung erhöht, sodass zahlreiche weitere Opfer Mittel aus dieser Stiftung abrufen können, werden wir eine deutliche Verbesserung erreicht haben. Zu dieser Verbesserung gehört auch eine Verlängerung der Antragsfristen. Eine einmalige Antragsstellung reicht aus; die Frist dazu wird bis zum 31. Dezember 2011 verlängert. Zum Abschluss meiner Rede möchte ich eines deutlich machen: Neben der finanziellen Anerkennung wird dieser Gesetzentwurf auch die Erinnerung an den Einsatz der Opfer für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie lebendig halten. Wir dürfen die Opfer der DDR und der SED niemals vergessen. Mit finanziellen Regelungen lässt sich ihr Schaden nicht wiedergutmachen, auch wenn wir uns das sehr wünschen. Leider können nicht alle Hoffnungen erfüllt werden. Aber durch das vorliegende Gesetz wird sich die Situation vieler Betroffener verbessern. Lassen Sie uns ein eindeutiges Votum zugunsten der in weiten Teilen schon sehr alten Opfer abgeben. Was Sie von den Oppositionsfraktionen Bündnis 90/Die Grünen und FDP vorgeschlagen haben, ist legitim und durchaus im Bereich des Vorstellbaren – im Gegensatz zu dem Klamauk der PDS, der Täterpartei. Wir sollten bei der Abstimmung über dieses Thema in diesem Parlament einen weiten Bogen schlagen. Ich danke Ihnen. Das Wort hat der Kollege Arnold Vaatz von der CDU/ CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will nicht versäumen, die Repräsentanten der Opferverbände, die unserer heutigen Sitzung beiwohnen, sehr herzlich zu begrüßen, und ich rufe ihnen zu: Ohne Sie hätten wir das wahrscheinlich nicht geschafft! Das muss man in aller Deutlichkeit sagen. Demzufolge bin ich für Ihre Arbeit sehr dankbar. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich mit einem kurzen Verweis auf ein persönliches Schicksal beginnen. Am 8. März dieses Jahres hatte ich den letzten Besuch eines Mannes in meinem Büro, den ich über die Jahre überaus schätzen gelernt habe, von Hermann Kreutzer, vielen von Ihnen sicherlich gut bekannt. Hermann Kreutzer war elf Jahre seines Lebens im Gefängnis, das erste Mal als 17-Jähriger bei Hitler für vier Jahre und anschließend sieben Jahre zur Zeit der SBZ bzw. der DDR. Danach war er lange Zeit als Bevollmächtigter der Bundesregierung für Berlin tätig. s m n g D k m g w b h d V d s m u d W l e r n w a D I s d O k U R m f n s i v d b i n b O f n l p (C (D Hermann Kreutzer ist am 28. März dieses Jahres getorben. Ich bin betroffen, dass er den heutigen Tag nicht ehr erleben konnte und ebenso wie viele, denen es ge auso ergangen ist, möglicherweise in dem Bewusstsein estorben ist, dass die Demokratie der Bundesrepublik eutschland offenbar nicht in der Lage ist, ihre Vorämpfer so zu würdigen, wie sie es verdienen. Das sollte an am heutigen Tag zur Kenntnis nehmen. Ich nenne diesen Namen stellvertretend für die vielen, egenüber deren Schicksal ich als Demokrat eine geisse Scham empfinde, weil wir tatsächlich 17 Jahre geraucht haben. Meines Erachtens kommt es bei dem eute zu beschließenden Gesetz nicht vordergründig auf en materiellen Nutzen an, den der Einzelne davon hat. ielmehr geben wir damit eines der wichtigsten Signale, as die Demokratie geben muss, nämlich dass sie zwichen denjenigen zu unterscheiden versteht, die antideokratische Zustände installieren, festigen und sichern, nd denjenigen, die sich aus einer inneren Kraft heraus agegen auflehnen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610214700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1610214800

(Beifall)


ir können als Bundesrepublik Deutschland nicht damit
eben, eingestehen zu müssen, dass die Besitzstände, die
inmal unter Missachtung von Demokratie, Menschen-
echten und Gewaltenteilung zustande gekommen sind,
ahezu unverändert von einer Demokratie übernommen
erden und die Zerstörungen, die in ebendieser Phase

ngerichtet worden sind, ebenso unrepariert fortleben.
as darf nicht sein, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch glaube, wir werden heute das äußerst wichtige Signal
etzen: Die Demokratie vergisst ihre Vorkämpfer nicht.

Die symbolische Nähe zum 17. Juni ist sehr gut; denn
er 17. Juni steht für das erste große Aufbegehren in
stdeutschland. Die Menschen, die damals für Demo-
ratie eingetreten sind, haben alles – ihre körperliche
nversehrtheit, Gesundheit, berufliche Perspektive, den
est Freiheit, den sie in der DDR noch hatten – riskiert,
anche sogar ihr Leben. Das sollten sich alle vor Augen

ühren, auch unsere Kollegen aus Westdeutschland, die
icht für die Demokratie kämpfen und leiden mussten.

Ich halte es für sehr wichtig, dass der vorliegende Ge-
etzentwurf ein Gemeinschaftswerk von Ost und West
st. Damit bringen wir das Zusammenwachsen ein Stück
oran und sagen Ja zu den Biografien auf beiden Seiten
es Landes. Ich bin Ihnen deshalb außerordentlich dank-
ar.

Ich möchte noch auf einen Punkt hinweisen. Als wir
n der Opposition waren, wurde zu unserer Forderung
ach Opferrenten viele Jahre lang das Argument vorge-
racht: Wartet mal ab, bis ihr regiert. Wenn ihr selber die
pferrenten einführen könnt, dann werden irgendwelche

inanziellen Bedenken vorgeschoben, und es geht wieder
icht. – Deshalb haben wir uns, insbesondere meine Kol-
egen aus Ostdeutschland in der CDU, während der Op-
ositionszeit vorgenommen, dieses Vorhaben wirklich






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz
durchzusetzen. Ich bin Ihnen – insbesondere einer Reihe
von Kollegen der SPD aus Ostdeutschland, durch deren
Kompromissfähigkeit wir uns nach und nach einigen
konnten – außerordentlich dankbar, dass wir diesen Ge-
setzentwurf innerhalb der Großen Koalition erarbeiten
und zur Abstimmung vorlegen konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nach wie vor gilt – auch das muss klar sein –: Der
Druck auf die Parlamentarier ist erst dadurch gewach-
sen, dass sich das Erste und Zweite SED-Unrechtsberei-
nigungsgesetz als unzureichend erwiesen haben. Das ist
erstens darauf zurückzuführen, dass es einige materielle,
aber im Wesentlichen eher symbolische Wiedergutma-
chungsleistungen des Staates gab. Zweitens war der ge-
genläufige Prozess festzustellen, dass im Wesentlichen
durch Bundesverfassungsgerichtsurteile die materi-
elle Situation der Repräsentanten des Systems unaufhör-
lich bessergestellt worden ist. Diesen Zustand haben die
Menschen, die von den Repressalien betroffen waren,
zunehmend als unerträglich und inakzeptabel empfun-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich halte es daher für eine richtige Reaktion des Parla-
ments, das diese Gerichtsentscheidungen zu akzeptieren
hat, durch entsprechende Anpassungen auf der anderen
Seite nachzuziehen.

Lassen Sie mich die Dimension der Unterschiede
deutlich machen: Nach Angaben des Bundesministeri-
ums für Arbeit und Soziales beliefen sich allein 2006 die
Ausgaben des Bundes und der Länder für Personen, die
Ansprüche aus den Sonderversorgungssystemen der ehe-
maligen DDR haben – dabei handelt es sich insbeson-
dere um ehemalige Angehörige der Nationalen Volks-
armee, Volkspolizei und des Ministeriums für
Staatssicherheit –, auf 1,5 Milliarden Euro. Im Vergleich
dazu betragen die Leistungen des Bundes nach dem
Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz, also Kapitalent-
schädigung und Unterstützungsleistungen, nur insge-
samt 16 Millionen Euro. Das entspricht etwa 1 Prozent.
Das ist ein äußerst bedauerlicher Zustand. Insofern halte
ich es für außerordentlich wichtig, dass wir jetzt erheb-
lich nachlegen konnten und noch eine Verbesserung er-
reicht haben, durch die ermöglicht wird, dass Rentenleis-
tungen nicht mehr in Anrechnung gebracht werden.

Es wären sicherlich noch viele andere Konstruktionen
vorstellbar gewesen. Aber alle, die jetzt darauf hinwei-
sen, sollten die Kirche im Dorf lassen. Bitte erinnern Sie
sich, dass unsere Gesetzentwürfe, die wir während der
Oppositionszeit vorgelegt haben, größtenteils schlech-
tere Konditionen enthielten als der vorliegende Gesetz-
entwurf. Das fängt schon bei der Haftdauer an. Wir hat-
ten damals ein Jahr Haft als Kriterium vorgesehen. Nun
ist es nur noch ein halbes Jahr Haft; das ist wesentlich
weniger.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber eine höhere Summe!)



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(C (D Das ist nicht ganz zutreffend, lieber Herr Kollege ieland. Wir hatten ursprünglich ein gestaffeltes System orgesehen, das bei einer niedrigeren Summe als 50 Euro begann. Aber auch das hatte Nachteile. Meine Damen und Herren von den Grünen, wir hätten amals gerne von Ihnen die Kritik gehört, dass das Geetz zu wenig für die Betroffenen vorsieht. Aber Sie haen damals dem Gesetzentwurf nicht zugestimmt, weil r zu viel gekostet hätte. Das ist die Wahrheit. Wir wolen nun keinen Überbietungswettbewerb machen, sonern erst einmal sehen, wie das Gesetz greift. Ich bin fest avon überzeugt, es wird das Los vieler Menschen veressern und die Akzeptanz in unserer Demokratie erhöen. Herr Ramelow, Ihre Fraktion hat einen eigenen Geetzentwurf eingebracht. Dazu kann ich nur sagen: Sie ätten im Hinblick auf Ihr Ansehen und die Rehabilitieung der Mitglieder der ehemaligen SED in Gesamteutschland und insbesondere in Ostdeutschland sehr iel geleistet, wenn Sie gesagt hätten: Wir bedauern das urchtbare Unrecht, das wir an vielen Tausend Menschen egangen haben; wir möchten uns dafür entschuldigen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


ber bei Ihnen ist das genaue Gegenteil herausgekom-
en. Sie sind zynisch und geben anderen die Schuld. Of-

enbar haben Sie vergessen: Nicht die CDU hat die SED
leichgeschaltet, sondern die SED die CDU. So ist es ge-
esen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


err Ramelow, bevor es so weit war, wurden etliche
itglieder meiner Partei eingesperrt und haben es mit

em Leben bezahlt. Das ist die Realität. Was mich be-
onders kränkt, ist Folgendes: Nachdem sich die Demo-
ratie in Ostdeutschland durchgesetzt hatte, kam eine
eihe von Zaungästen aus dem Westen und hat sich aus-
erechnet der Partei angeschlossen, die uns jahrelang
nterdrückt hat. Dazu gehören Sie, Herr Ramelow. Das
erfe ich Ihnen vor.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610214900

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist nun die Kollegin

ndrea Wicklein für die SPD-Fraktion.


Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1610215000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Vor einigen Tagen rief mich eine Kindererzie-
erin aus Berlin an. Sie berichtete mir von ihrer 20-mo-
atigen Haftzeit in der Frauenhaftanstalt Hoheneck unter
nmenschlichen Haftbedingungen. Ins Gefängnis kam
ie, weil sie von einer vermeintlich guten Freundin de-
unziert wurde. Darunter leidet sie noch heute. Dieses
espräch hat mich sehr bewegt. Ihr gehe es nicht um das
eld, sagte sie. Die Würdigung durch die Opferpension






(A) )



(B) )


Andrea Wicklein
sei eine große Genugtuung für sie, auf die sie schon viele
Jahre gewartet habe. – So wie diese Frau empfinden
viele Opfer.

Wie wir alle wissen, gibt es aber auch andere Stim-
men. Manche Betroffene lehnen dieses Gesetz ab, weil
es ihnen nicht weit genug geht. Vor wenigen Tagen
schrieb ein Bürger in einem Leserbrief in der „Märki-
schen Allgemeinen-Zeitung“: Mut und Unbeugsamkeit
hätten sich nicht ausgezahlt. Er sei zutiefst empört, wie
heute mit den SED-Opfern umgegangen werde. Die
Opferpension sei nur ein Almosen und keine angemes-
sene Entschädigung für erlittenes Unrecht.

Diese beiden Beispiele machen noch einmal deutlich,
wie unterschiedlich die Reaktionen derjenigen sind, de-
ren Situation wir mit dem Gesetzentwurf verbessern
wollen. Wie hoch müsste jedoch eine Opferpension sein,
um das individuell sehr unterschiedlich erlittene Leid
wiedergutzumachen? Welchen Maßstab sollten wir anle-
gen? Können wir Mut und Unbeugsamkeit überhaupt
mit Geld aufwiegen? Nein, das können wir nicht; das
wurde hier schon mehrfach gesagt. Ich glaube, darin sind
wir uns alle einig. Aber eines ist sicher: Der tausendfa-
che Widerstand hat sich ausgezahlt. Der Fall der Mauer,
Freiheit und Demokratie sowie die deutsche Einheit sind
heute Realität.

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wollen wir ein
weiteres Zeichen setzen. Die Einführung einer Opfer-
rente ist ein weiterer Versuch, die Folgen für diejenigen
abzumildern, die inhaftiert waren und am meisten gelit-
ten haben. Mir ist bewusst, dass sich durch die vorgese-
henen Regelungen zur Opferpension nicht alle in ausrei-
chendem Maße gewürdigt sehen. Umso wichtiger ist es,
dass wir einige Fragen, die noch offengeblieben sind, er-
neut aufgreifen. Auch darin sind wir uns einig. Beson-
ders liegt mir am Herzen, die Verfahren zur Anerken-
nung haftbedingter Gesundheitsschäden zu verbessern.
Hier muss eine zügige Abstimmung mit den Ländern er-
folgen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In den Eckpunkten für dieses Gesetz ist eine Auf-
stockung der Mittel für die Häftlingshilfestiftung auf
3 Millionen Euro jährlich vereinbart. Dies sollte über das
anstehende Gesetz zur Auflösung der Heimkehrerstif-
tung erfolgen. Mir ist es an dieser Stelle wichtig, zu er-
wähnen, dass dadurch die damals zivildeportierten
Frauen jenseits von Oder und Neiße einen verlässlichen
Anspruch auf Hilfe bekommen. Möglich ist das auch
schon nach geltendem Recht. Allerdings ist die Praxis in
den Ländern sehr unterschiedlich. Hier ist der Bundes-
innenminister gefordert, der für eine einheitliche Ausle-
gung der Bestimmungen sorgen muss.


(Beifall bei der SPD)


Wir sollten auch prüfen, ob sich bei der beabsichtigten
Novellierung des BAföG-Gesetzes noch etwas für die
verfolgten Schülerinnen und Schüler tun lässt. Jugend-
liche von Bildungschancen auszuschließen, war eine be-
sonders perfide Art der Repression. Hier könnten wir auf
einfache Weise mehr Gerechtigkeit schaffen.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


So wichtig die Verbesserung der materiellen Situation
er SED-Opfer ist, so wichtig ist es auch, gegen das Ver-
essen anzukämpfen. Goethe sagte einmal: Wenn das In-
eresse schwindet, schwindet auch die Erinnerung. –
ürzlich las ich eine Studie des Forschungsverbundes
ED-Staat an der Freien Universität Berlin. Überra-
chendes Ergebnis der Forscher war: Viele Schüler glau-
en, dass die Alliierten oder die Sowjetunion die Mauer
rrichtet hätten. 40 Prozent der Ostberliner Schüler glau-
en, dass die Stasi ein Geheimdienst war wie jeder an-
ere auch. Diese Befunde sind besorgniserregend, sie
ind erschreckend.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt!)


ie verstärken das Gefühl der Opfer, nicht mehr gefragt
u sein, einer Vergangenheit anzugehören, die nach und
ach verblasst. Dagegen müssen wir etwas tun. Die Aus-
irkungen der SED-Diktatur auf das Leben der Men-

chen muss ein fester Bestandteil der Lehrpläne in den
chulen sein, sowohl im Osten als auch im Westen. Wir
rauchen unabhängig von materiellen Zuwendungen
uch eine gesellschaftliche Kultur der Würdigung und
nerkennung,


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er Würdigung und Anerkennung derer, die sich in Ost-
eutschland für Freiheit und Demokratie eingesetzt ha-
en und deshalb politisch verfolgt, unterdrückt und ein-
esperrt waren. Hier sind wir alle gefragt, gemeinsam
it den Ländern und den Kommunen zu handeln und ge-

ignete Formen der Würdigung zu entwickeln.


(Jörg van Essen [FDP]: Der Kollege Hübner hat dazu gute Vorschläge gemacht!)


Der Kollege Hübner hat in der Tat schon gute Vor-
chläge gemacht. In einigen Ländern gibt es Beispiele,
ie wir uns gemeinsam anschauen sollten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Gesetz, das wir
eute hier auf den Weg bringen, ist ein Erfolg. Die Lage
on über 40 000 SED-Opfern wird sich spürbar verbes-
ern. Ich möchte, dass diese Menschen noch im Herbst
ie Opferpension von monatlich 250 Euro bekommen.
s wäre ein gutes Signal, wenn wir heute hier in aller
eschlossenheit diesem Gesetz zustimmen würden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610215100

Ich schließe die Aussprache.

Bevor wir zu den Abstimmungen kommen, teile ich
hnen mit, dass mir drei schriftliche Erklärungen zur Ab-
timmung nach § 31 unserer Geschäftsordnung vorlie-
en, und zwar von der Kollegin Ute Berg und den Kolle-
en Rainer Fornahl und Gunter Weißgerber.1)

Anlage 14






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Nun erteile ich zu einer mündlichen Erklärung zur
Abstimmung dem Kollegen Bodo Ramelow das Wort.


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Jetzt bekommt der noch ein Podium!)



Bodo Ramelow (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610215200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Bei dieser Abstimmung werde ich dem Antrag der FDP
folgen, weil ich die darin vorgetragenen Argumente
überzeugend finde und weil ich die Überlegung in der
Abwägung mit der Bedürftigkeitsprüfung für berechtigt
erachte.

Ich will in aller Deutlichkeit sagen: Ich persönlich
kann mich in der PDS, die es übermorgen nicht mehr ge-
ben wird,


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)


nur engagieren, weil sie auf ihrem Gründungsparteitag
1989 bei den Opfern um Entschuldigung gebeten hat.
Das ist in den Dokumenten nachlesbar. Das ist ein Par-
teitagsbeschluss. Diese Partei hat in der Schumann-Rede
mit dem Stalinismus als System unmissverständlich ge-
brochen. Insoweit sehe ich meine politische Aufgabe da-
rin, genau darauf zu achten, dass die Einschränkung von
Redefreiheit, Menschenrechten und Demokratie – egal,
in welchem Namen, egal, welcher Ismus dies rechtfertigt –
nicht akzeptiert werden kann. Das, was in der DDR unter
ideologischen Bedingungen geschehen ist, ist nicht zu
akzeptieren. Deswegen unterstütze ich das, was Petra
Pau gesagt hat: Im Einigungsvertrag war festgelegt,
was hätte geschehen müssen. Die Volkskammer hat dazu
einen Beschluss gefasst, den ich achte, weil er fraktions-
und parteiübergreifend getroffen wurde.

In diesem Sinne darf ich noch einmal deutlich sagen:
Die Diskussion über das Thema, das heute auf der Ta-
gesordnung steht, ist notwendig und längst überfällig.
Ich glaube, es wäre besser, wenn im Regierungsentwurf
keine Bedürftigkeitsprüfung, sondern das gesplittete
Verfahren vorgesehen wäre. Dem hätte dieses Hohe
Haus tatsächlich einstimmig zustimmen können. Die Be-
dürftigkeitsprüfung lehne ich ab. Ich begrüße aber, dass
es 40 000 Opfern besser gehen wird. Ich denke, dass da-
mit viele Menschen wiederum zurückgesetzt werden.
Deswegen werde ich mich bei meinem Abstimmungs-
verhalten an dem FDP-Antrag orientieren.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Das hat die FDP nicht verdient! – Jörg van Essen [FDP]: Das haben wir weder erbeten noch verdient! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat die FDP wirklich nicht verdient!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610215300

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte um Auf-

merksamkeit. Wir kommen zu Abstimmungen.

Tagesordnungspunkt 3 a. Abstimmung über den von
den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrach-
ten Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung rehabilitie-

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(C (D ungsrechtlicher Vorschriften für Opfer der politischen erfolgung in der ehemaligen DDR. Der Rechtsauschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 16/5532, den Gesetzenturf der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf rucksache 16/4842 in der Ausschussfassung anzunehen. Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der DP vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für en Änderungsantrag auf Drucksache 16/5597? – Wer st dagegen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist it den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Zustimung der Fraktion der FDP, der Fraktion des Bündnisses 0/Die Grünen, der Fraktion Die Linke und eines Mitlieds der SPD-Fraktion abgelehnt. Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der esetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den timmen der Koalitionsfraktionen bei einigen Enthaltunen aus der Fraktion Die Linke und bei Gegenstimmen er Fraktion der FDP, der Fraktion des Bündnisses 90/ ie Grünen und der Mehrheit der Fraktion Die Linke anenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzenturf ist damit mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie ei der zweiten Lesung angenommen. Wir sind noch bei Tagesordnungspunkt 3 a. Abstimung über den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke ur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschrifen für politisch Verfolgte im Beitrittsgebiet und zur Einührung einer Opferrente. Der Rechtsausschuss empiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/5532, den Gesetzentwurf der Fraktion ie Linke auf Drucksache 16/4846 abzulehnen. Ich bitte iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, m das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beraung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der raktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der Frak ion der FDP abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Gechäftsordnung die weitere Beratung dieses Gesetzenturfes. Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 3 b. Abstimung zu der Beschlussempfehlung des Rechtsausschus es auf Drucksache 16/5532. Der Ausschuss empfiehlt nter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 16/5532 die Ablehnung des Antrags der raktion der FDP auf Drucksache 16/4409 mit dem Titel Gerechtigkeit für die Opfer der SED-Diktatur“. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! er ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp ehlung ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktioen bei Enthaltung der Fraktion des Bündnisses 90/Die rünen und Gegenstimmen der Fraktion der FDP und er Fraktion Die Linke angenommen. Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe d seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5532 die Ablehnung des Antrags der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/4404 mit dem Titel „Wirksame Unterstützung für die Verfolgten des DDR-Regimes“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke bei Enthaltung der Fraktion der FDP angenommen. Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 4 a bis 4 h: a)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )

Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan,
Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der FDP

Chancen am Weltmarkt durch marktwirt-
schaftliche Weiterentwicklung der Gemeinsa-
men Agrarpolitik und Subventionsabbau nut-
zen

– Drucksache 16/4185 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Agrarpolitischer Bericht 2007 der Bundesre-
gierung

– Drucksache 16/4289 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter
Bleser, Ursula Heinen, Uda Carmen Freia Heller,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Wilhelm
Priesmeier, Volker Blumentritt, Dr. Gerhard Botz,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Neuordnung des Berichtswesens

– Drucksache 16/5421 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

d) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(C (D nung Technikfolgenabschätzung TA-Projekt: Moderne Agrartechniken und Produktionsmethoden – ökonomische und ökologische Potenziale 1. Bericht: Alternative Kulturpflanzen und Anbauverfahren – Drucksache 16/3217 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung e)


(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


TA-Projekt: Moderne Agrartechniken und
Produktionsmethoden – ökonomische und
ökologische Potenziale

2. Bericht: Precision Agriculture

– Drucksache 16/3218 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Behm, Birgitt Bender, Ulrike Höfken, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Landwirtschaftliche Krankenversicherung ab
2009 weiter an Bundesmitteln zur landwirt-
schaftlichen Krankenversicherung beteiligen

– Drucksache 16/5427 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia
Behm, Alexander Bonde, Ulrike Höfken, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN

Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der
Agrarstruktur und des Küstenschutzes zur






(A) )



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Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Gemeinschaftsaufgabe Entwicklung der länd-
lichen Räume ausbauen

– Drucksache 16/5503 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

h) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Hans-Michael
Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan,
Dr. Edmund Peter Geisen, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der FDP

Planungssicherheit für Landwirte und Milch-
wirtschaft durch definitiven Beschluss zum
Auslaufen der Milchquotenregelung schaffen

– Drucksachen 16/3345, 16/4595 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Röring
Dr. Wilhelm Priesmeier
Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Bärbel Höhn

Zu dem Agrarpolitischen Bericht 2007 der Bundesre-
gierung liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. Ich höre dazu kei-
nen Widerspruch; dann werden wir so verfahren.


(Unruhe)


– Ich bitte diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die der
weiteren Aussprache nicht folgen wollen, den Saal zu
verlassen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Hans-Michael Goldmann für die FDP-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1610215400

Sehr verehrte, liebe Frau Präsidentin! Liebe Kollegin-

nen und Kollegen! Ich betrachte es nicht als Zufall, dass
ich heute zu einem Tagesordnungspunkt, unter dem auch
der Agrarbericht insgesamt zu diskutieren ist, als Spre-
cher der FDP das erste Wort habe. Ich glaube, das ist
Ausdruck und Spiegelbild einer hervorragenden agrar-
politischen Leistung, die meine Fraktion – vielleicht
kann ich das auch für mich persönlich sagen – seit Jah-
ren in diesem Bereich erbringt.


(Beifall bei der FDP – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Das kann auch an der Geschäftsordnung liegen!)



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(C (D Lieber Kollege Bleser, weil Sie wissen, dass ich Recht abe, lächeln Sie auch so freundlich. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Ich lächle immer bei Ihnen!)


enn wir uns erinnern, dann wissen wir alle gemeinsam,
ass die FDP die sogenannte Kulturlandschaftsprämie
rfunden hat. Wir haben gesagt: Wir müssen wegkom-
en von den Subventionen für Produktion. Wir müssen

inkommen zur Anerkennung der gesellschaftlichen
eistung, die Landwirte im ländlichen Raum eigentlich
n allen Orten erbringen. Das sind die Orte, die in unse-
er Gesellschaft auch boomen. Ich denke zum Beispiel
n Regionen im bayerischen Raum, im Münsterland, in
üdoldenburg oder natürlich auch in den sogenannten
euen Ländern.

Wir haben immer auf Rückverfolgbarkeit und auf
ualitätssicherung gesetzt. Wir haben den Tierschutz in
esonderer Weise im Auge gehabt und haben mit dazu
eigetragen, dass er endlich in qualifizierter Form im
rundgesetz verankert ist. Wir haben Weichenstellungen
ei der Zuckermarktreform vorgenommen, und Herr
eehofer hat dann das Ergebnis eingefahren. Mir sind
afür die Rübenschnitzel um die Ohren geflogen, Herr
eehofer ist dafür vom Deutschen Bauernverband gelobt
orden. So ungerecht ist die Agrarwelt manchmal. Aber

s stört uns nicht.


(Lachen bei der CDU/CSU)


ir werden weitermachen auf einer Linie der Marktori-
ntierung und einer Linie, die auf die Dauer ganz sicher
um Erfolg des Agrarbereichs insgesamt führen wird.


(Beifall bei der FDP)


Ich bin sehr stolz darauf – das sage ich ganz deutlich –,
ass wir in diesem Bereich führen und dass wir nicht zu-
keln oder zaudern. Das bringen wir heute bei dieser
grardebatte wieder mit zwei richtungweisenden Anträ-
en zum Ausdruck. Es geht darum, die Chancen am
eltmarkt zu nutzen, es geht darum, den Subventions-

bbau voranzutreiben, und es geht darum, gerade die
ilchmarktordnung so zu reformieren, dass insgesamt

ine Perspektive für Milchbauern in Deutschland, in Eu-
opa, im Grunde genommen für dieses Produkt in der

elt gegeben wird.

Die Anerkennung der gesellschaftlichen Leistung
abe ich schon angesprochen. Aber wir müssen auch die
ogenannte Nachhaltigkeitsprämie sichern, die in beson-
erer Weise Ökologie, Ökonomie und soziale Bedingun-
en miteinander verknüpft. Das bringt unser Antrag
anz klar zum Ausdruck.

Geschlossene Verträge haben Gültigkeit bis 2013;
anz eindeutig. Ich bin froh darüber, dass auch mein
orsitzender Dr. Guido Westerwelle das auf dem Bau-
rntag in Rostock sehr klar zum Ausdruck gebracht hat.
as findet sich in unserem Antrag wieder. Das unter-
auern wir.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Da applaudiert nicht einmal die FDP!)


Wenn Sie etwas fragen möchten, bitte, jederzeit.






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Hans-Michael Goldmann

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ich habe nichts gefragt! Ich habe etwas behauptet!)


– Das ist immer schlecht. Wenn man etwas behauptet,
weiß man manchmal nicht so ganz genau, ob man in der
Sache richtig liegt.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Zuhören sollte man!)


Deswegen sollten Sie Fragen stellen, wenn Sie ein Pro-
blem haben. Ich spreche aber eigentlich so, dass man es
relativ gut verstehen kann.


(Beifall bei der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie geben sich Mühe! Mühe allein reicht nicht!)


Ich habe Spaß daran, zu diesem Thema zu reden. Je-
der, der sich im Moment mit diesem Thema befasst, hat
diesen Spaß, weil der Agrarbereich in einem Maße
boomt, wie wir es uns eigentlich erträumt haben.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist das!)


Die Veredelungsmärkte entwickeln sich, weil die Welt-
bevölkerung wächst und auch finanziell in der Lage ist,
Nachfrage zu entfalten. Ein Bereich, liebe Freunde,
boomt im Moment so, wie wir es vor einem halben oder
einem Jahr noch nicht zu träumen gewagt haben,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Wir haben aber davon geträumt!)


und das ist der Milchbereich. Aber dafür hat nicht diese
Bundesregierung die Weichen gestellt, lieber Peter
Bleser; ganz im Gegenteil.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD – Peter Bleser [CDU/CSU]: Ich erkläre dir das gleich!)


Die Bundesregierung bleibt in diesem Bereich ganz ein-
deutig die Antworten schuldig.

Die Botschaften in der Presse sind gut. Die Preise
steigen. Es gibt zum Beispiel die Aussage von Herrn
Udo Folgart, dass der Rohstoffwert der Milch gewaltig
steigt. Es gilt jetzt, diese Situation zu nutzen und klipp
und klar zu sagen: Die Quote wird 2015 nicht überleben. –
Die Quote muss auch abgelöst werden, weil die Chan-
cen, am Weltmarkt teilzuhaben, ohne Quote viel höher
sind als bei einem Verharren in der Quote.


(Beifall bei der FDP)


Diese Aussage, Herr Minister Seehofer, sollten Sie ohne
Wenn und Aber treffen.

Wir müssen aus der Quote raus, wir können in der jet-
zigen Situation aus der Quote raus, und wir können auch
kluge Antworten geben. Herr Minister Seehofer, da müs-
sen Sie zur Lokomotive werden. Sie dürfen nicht Euro-
paregelungen einfordern, sondern müssen konzeptionell
aktiv werden. Sie müssen vielleicht auch einen etwas
zaudernden Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes
auf Linie bringen und sagen: Herr Sonnleitner, bleiben
Sie bei der Position: Die Quote muss durch Marktrege-
lungen abgelöst werden!

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(C (D Wenn wir Marktregelungen haben, dann können die auern in diesem Bereich sogar so viel verdienen, wie um Beispiel der BDM, der Bundesverband Deutscher ilchviehhalter, in Aussicht stellt. 40 Cent pro Liter ind in einem Quotenmarkt nicht zu erzielen; 40 Cent ro Liter sind allerdings für tüchtige deutsche Landwirte rzielbar, wenn sie sich dem Marktgeschehen öffnen. Herr Kollege, ich muss Sie auf den Ablauf der Rede eit aufmerksam machen. Frau Präsidentin, ich komme ganz schnell zum chluss. Liebe Freunde, lassen Sie uns gemeinsam für dieses iel arbeiten! Vor zwei oder drei Jahren habe ich das chon in Bonn als Position vertreten. Es hat einer gelatscht, und den hatte ich auch noch selbst mitgebracht. n Rostock haben viele junge Leute gesagt: Du bist auf em richtigen Weg. Ihr seid auf dem richtigen Weg. – assen Sie uns heute gemeinsam den richtigen Weg geen, die Quote durch eine marktorientierte Regelung, die llen hilft, abzulösen! Herzlichen Dank. Nun hat der Kollege Peter Bleser für die CDU/CSU raktion das Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber ollege Goldmann, bei einer so erfolgreichen Agrarpoliik und einer so erfolgreichen Politik auch auf anderen eldern ist es wahrhaftig nicht einfach, Oppositionspoli ik zu machen. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Haben Sie den Eindruck, dass mir das schwerfällt?)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610215500
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1610215600

(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610215700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1610215800

ch wollte das an Ihrer Stelle nicht machen; das gebe ich
numwunden zu.

Die Tatsache, dass Sie zuerst gesprochen haben, ist
amit zu begründen, dass Sie einen Antrag eingebracht
aben, der allerdings einerseits sehr banale Forderungen
rhebt, die wenig konkret werden, und andererseits of-
ene Scheunentore einrennt. Das ist nicht sehr hilfreich.
nsofern, Herr Kollege Goldmann, sollten Sie sich jetzt
inmal anhören, was wir in den letzten Monaten – wir
ind ja erst gut anderthalb Jahre an der Regierung – für
ie deutsche Agrarwirtschaft geleistet haben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein, du musst zu den Anträgen etwas sagen!)


Zunächst möchte ich einen Beleg für einen konkreten
ntrag geben: Wir bringen heute einen Antrag ein, der
ie Neuordnung des Berichtswesens regeln soll. Damit






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Peter Bleser
soll hier und heute zunächst einmal ganz konkret be-
schlossen werden, dass wir nur noch einmal pro Legisla-
turperiode Bericht erstatten.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, zu viele Peinlichkeiten sollte man sich ersparen!)


Damit besteht die Möglichkeit, längere Zeiträume zu be-
trachten, statt, wie heute im Agrarbericht, eine zwei
Jahre alte Ernte bei der Ergebnisermittlung zu berück-
sichtigen; hier sind die Zahlen kaum noch von Relevanz.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann wird es eine sechsjährige Ernte! Was ist denn das für eine Logik?)


Wir werden also hier einen ganz konkreten Beitrag zur
Entbürokratisierung leisten, ohne allerdings den Infor-
mationsanspruch, dem in den angesprochenen Bereichen
selbstverständlich entsprochen werden muss, zu be-
schneiden.

Dieser Antrag hat – das will ich vorweg noch sagen –
darüber hinaus eine weitere wichtige Botschaft: Wir sol-
len das Landwirtschaftsgesetz nicht abschaffen, sondern
ganz im Gegenteil prüfen, ob es möglich ist, daraus ein
landwirtschaftliches Gesetzbuch zu machen, in dem das
Fachrecht konzentriert wird, sodass es für die Betroffe-
nen einfacher zu handhaben ist.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einer der berühmten Prüfaufträge!)


Nun zum Agrarbericht. Da, Herr Kollege Goldmann,
muss man wirklich aufhorchen: Der Deutsche Bauern-
verband, der ja unverdächtig ist, bei der Schilderung der
Situation etwas zu beschönigen – das Klagen ist ja nicht
wenigen in die Wiege gelegt worden –, weist darauf hin,
dass das Agrar-Konjunkturbarometer 2004 bei minus
15,1 stand,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: 2004, Peter! Wir sind in 2007!)


in 2006, wenige Monate nach der Regierungsüber-
nahme, bei 14,4 und im März 2007 – da sind wir ja jetzt
ungefähr – bei 27,3. Das ist fast um den Faktor vier bes-
ser als noch vor drei Jahren,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Der Agrarbericht sagt, dass das Einkommen gesunken ist!)


und das in einer solch kurzen Zeit. 50 Prozent der Land-
wirte wollen im nächsten halben Jahr investieren.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


Das ist doch eine Botschaft, die besser nicht sein könnte.
Im Land herrscht Euphorie, und das ist etwas ganz Tol-
les.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das hat aber nichts mit dem Agrarbericht zu tun!)


Meine Damen und Herren, was ist eigentlich die Bot-
schaft dieser Zahl, die ich vorhin genannt habe? Es gibt
nur eine einzige Deutung: Die 4 Millionen in der Agrar-

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(C (D irtschaft Beschäftigten haben wieder Vertrauen in die olitik gefunden. Das ist die schlichte Botschaft, die wir eute hier verbreiten können. Das ist etwas sehr Gutes; s setzt nämlich Kräfte frei, es schafft Mut für Investitioen, stärkt das Selbstbewusstsein und macht die Agrarerufe wieder attraktiv. Das ist eine fantastische Enticklung, auf die wir sehr stolz sind. Wir sind aber nicht nur im Inland besser geworden, ondern auch im Ausland. Die Zahl unserer Exporte ist estiegen, 10 Prozent im letzten Jahr. Wir haben jetzt 0 Milliarden Euro erreicht. Auch das ist zum großen eil auf unsere Veränderungen in der Politik zurückzuühren. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nun sag einmal was zur Milch!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir ruhen uns auf diesen Erfolgen nicht aus, Herr
r. Goldmann.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Endlich erkannt!)


Ich habe das mit dem Doktortitel hinbekommen. – Wir
erden an unserer Vision festhalten. Wir wollen eine
ettbewerbsfähige Landwirtschaft, die im Wesentlichen
hne staatliche Hilfen auskommt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Einverstanden!)


ur das, was die Gesellschaft über die gute fachliche
raxis hinaus will – Pflege der Kulturlandschaft,


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann wollt ihr denn das einführen?)


ensible Gebiete erhalten –, soll auch in Zukunft in Form
on Kostenerstattung durch die Gesellschaft in der
andwirtschaft ausgeglichen werden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber erst wart ihr dagegen!)


Ich denke, diese Linie sollten wir stringent verfolgen.
ir haben einen Anteil an der Preisentwicklung; denn

ie Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen in Bezug
uf die Energieerzeugung bedeutet eine Entlastung des
arktes, wodurch die Preisentwicklung entsprechend

eeinflusst wird.
Wir haben vorhin in der Fraktion darüber beraten, wie

ir die Absatzentwicklung für Biodiesel stabilisieren
önnen. Wir haben uns noch nicht festgelegt. Aber dass
ir etwas tun müssen, damit diese Branche nicht weg-
richt, ist uns allen klar. Wir werden uns in wenigen Wo-
hen weiter damit beschäftigen, wenn der entsprechende
ericht vorgelegt worden ist.
Ein weiterer Punkt. Ich bin sehr glücklich und auch

tolz, dass die deutsche EU-Ratspräsidentschaft in Brüs-
el so erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Was un-
er Minister an Entbürokratisierung und an Vereinfa-
hungen erreicht hat, hätte ich zu Beginn dieses Jahres
icht für möglich gehalten.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich hätte ihm das zugetraut!)







(A) )



(B) )


Peter Bleser
Es ist ihm aber gelungen. Deshalb ein großes Kompli-
ment an den Minister. Er war mit seinen Vorhaben er-
folgreich und wird nachher in seiner Rede auf die Details
eingehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auf diesen Erfolg sollten wir im Parlament stolz sein.
Man hat sich in Brüssel gewundert, wie sehr sich die
deutsche Agrarpolitik nach dem Regierungswechsel ver-
ändert hat.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Positiv verändert!)


– Ja. – Nicht alle, die in den zuständigen Institutionen ar-
beiten, haben diese Veränderungen von Anfang an befür-
wortet.

Wir haben in den nächsten Jahren und auch aktuell
noch viel zu tun. Wir werden das Verbraucherinforma-
tionsgesetz auf den Weg bringen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Oh! – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch so eine Mogelpackung!)


Wir werden das Vieh- und Fleischgesetz reformieren.
Ich sage an dieser Stelle, dass meine Fraktion die Inte-
ressen der Betroffenen vertreten wird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Welcher Betroffenen?)


– Der Bauern.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist in Ordnung!)


Die Reform der Erbschaftsteuer wird noch eine sehr
schwierige Aufgabe. Wir müssen uns sehr darauf kon-
zentrieren, dass wir zu einer vernünftigen Regelung be-
züglich der Bodenverteilung kommen. Wir werden auch
die landwirtschaftliche Unfallversicherung genauso wie
das Gentechnikgesetz reformieren.

Noch ein Satz zur Reform des Milchmarktes.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610215900

Herr Kollege, aber wirklich nur ein Satz.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1610216000

Ich bin dann auch am Ende.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Du siehst aber noch gesund aus!)


Auch hier werden wir mit den Betroffenen darüber
sprechen, wie sie es gerne hätten. Der Bauernverband
hat die Gelegenheit, sich zuerst zu positionieren. Danach
werden wir im Herbst unsere Entscheidung treffen. Sie
wird so ausfallen, wie die Bauern es für richtig halten.
So sind die Fakten. Dann werden wir – das ist der zweite
Schritt – für ein Übergangsszenario zu sorgen haben,
wodurch den Betroffenen die Möglichkeit eingeräumt
wird, die Klippe, die mit der Abschaffung der Milch-
quote verbunden ist, zu überwinden.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610216100

Das Wort hat nun der Kollege Hüseyin Aydin von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610216200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen! Liebe Kollegen! Es gibt zwei Kriterien, an
enen sich die Agrarpolitik in Deutschland messen las-
en muss. Es geht um soziale Gerechtigkeit und um öko-
ogische Nachhaltigkeit.

Es kann nicht angehen, dass ein Milchbauer mit
0 Hektar Land seine Familie nicht mehr ernähren kann,
eil die Preispolitik des Einzelhandels ihn an die Wand
rückt. Es ist diese Marktmacht der großen Konzerne,
ie der Landjugend die Perspektive raubt und die Ab-
anderung aus den Randregionen in die Städte fördert.
er Staat muss hier handeln; der Staat muss hier gegen-

teuern. Agrarpolitik bedeutet deshalb mehr als nur die
ahmensetzung für einen Wirtschaftssektor. Agrarpoli-

ik muss zu einer Politik für den ländlichen Raum
erden.


(Beifall bei der LINKEN)


Familien mit bäuerlichen Betrieben benötigen ebenso
ie die Arbeitskräfte in den landwirtschaftlichen Betrie-
en funktionierende Schulen, ein ausreichendes Angebot
m medizinischen Sektor und eine funktionierende Ver-
ehrsinfrastruktur.

Richtig ist, dass der globale Zugang in der Agrarpoli-
ik zunehmend in den Vordergrund der Debatte rückt. Es
st schon erstaunlich, wie sehr die Regierung hier hinter
en Erfordernissen zurückbleibt. Das angekündigte Pro-
ramm von Minister Tiefensee für eine Politik gegen die
bwanderung junger Frauen aus den ländlichen Regio-
en, insbesondere aus dem Osten, ist nicht mehr als ein
ropfen auf den heißen Stein. Seit Jahren werden die
ördermittel für den ländlichen Raum gekürzt: auf EU-
bene durch die Reduzierung der Mittel für den ELER-
onds, auf Bundesebene durch die permanente Reduzie-
ung der Mittel für die Gemeinschaftsaufgaben im Rah-
en der Förderung der Agrarstruktur und des Küsten-

chutzes und auf Länderebene durch die fehlenden
öglichkeiten der Kofinanzierung von Agrarumwelt-

rogrammen. Am Sonntag spricht die Regierung über
ie Bedeutung der Politik für den ländlichen Raum.
och am Montag gibt es nur heiße Luft.

Meine Damen und Herren, der Agrarbericht wurde im
undestag bereits in einer Aktuellen Stunde mit Minister
eehofer debattiert. Blickt man auf die Ergebnisse der
rößeren Betriebe in Ostdeutschland, wird auch hier
er politische Einfluss auf die landwirtschaftlichen Be-
riebsergebnisse deutlich. Der Einbruch der Gewinne
on über 20 Prozent bei ostdeutschen Betrieben, der im
grarbericht ausgewiesen wird, erklärt sich unter ande-

em durch die geringeren Direktzahlungen, die mit der
ntkoppelung verbunden sind, sowie durch die gerade






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(B) )


Hüseyin-Kenan Aydin
für diese Betriebe deutlich wirksame Reduzierung der
Agrardieselerstattung. Diese beiden Faktoren, die zum
Gewinneinbruch beitrugen, sind auf politische Be-
schlüsse auf EU- wie auf Bundesebene zurückzuführen.

Die Agrarberichterstattung in der vorliegenden
Form hat sich unserer Meinung nach bewährt. Da es ei-
nen sehr großen Einfluss der Politik auf diesen Wirt-
schafts- und Lebenssektor gibt, ist es notwendig, die Be-
richterstattung beizubehalten. Die Vergleichbarkeit und
die Evaluierung der in diesem Hause getroffenen politi-
schen Entscheidungen müssen erhalten bleiben. Es ist
ein eingespieltes System, das funktioniert und die Ver-
gleichbarkeit in der Rückschau bewahrt. Die von der
CDU/CSU vorgeschlagenen aktuelleren Darbietungen
von Daten und Analysen über die neuen Medien, via In-
ternet zum Beispiel, können hinzukommen, widerspre-
chen aber nicht der Beibehaltung des Bewährten.

Einer der wichtigsten Bereiche der deutschen Agrar-
wirtschaft ist die Milchproduktion. Gut 20 Prozent des
landwirtschaftlichen Produktionswertes Deutschlands
wird über die Milch erwirtschaftet. Bezogen auf die
landwirtschaftliche Flächennutzung bietet die Milch-
erzeugung nach wie vor die im Durchschnitt höchste
Wertschöpfung pro Hektar, verbunden mit einer hohen
Arbeitsplatzbindung. Deutschland liegt zudem im EU-
Vergleich an der Spitze der Milcherzeugung.

Der von der FDP vorgelegte Antrag zum Ausstieg aus
der Milchquote im Jahre 2015 wird von den Linken ab-
gelehnt,


(Beifall bei der LINKEN)


unter anderem deswegen, weil die regionale Differenzie-
rung in diesem Antrag gar keine Rolle spielt. Eine völ-
lige Freigabe des Milchmarktes würde sehr schnell zu
einer sehr starken Konzentration der gesamten Milch-
erzeugung führen. Viele kleine Erzeuger in schwierigen
Regionen wie etwa den Mittelgebirgen fielen unter den
Tisch. Der Marktradikalismus, den die FDP hier vorhat,
richtet sich gegen die Existenz Zehntausender Familien.
Er richtet sich gegen ganze Regionen.

Dabei hat eine industrialisierte Milchproduktion mit
der Fixierung auf den Weltmarkt über die Erzeuger in
Deutschland und Europa weit hinausführende Konse-
quenzen. Das hat kürzlich eine Studie des Evangelischen
Entwicklungsdienstes über den Weltmarkt für Geflügel-
produktion gezeigt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist etwas anderes als Milch, Herr Kollege! Das können Sie überhaupt nicht vergleichen!)


Innerhalb einiger weniger Jahre sind Hunderttausende
afrikanische Existenzen durch die Exporte von Billigge-
flügelfleisch aus Europa und Südamerika vernichtet
worden. Die europäischen Exportsubventionen ver-
schlimmern dieses Problem.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Deswegen schaffen wir sie ja ab!)


Sie sollen 2013 zwar auslaufen. Zugleich wird aber den
AKP-Staaten die Pistole auf die Brust gesetzt und ein

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(C (D reihandelsabkommen bis Ende dieses Jahres verlangt. ier zeigt sich: Die aktuelle Agrarförderpolitik geht icht nur an den Bedürfnissen der bäuerlichen Familienetriebe hierzulande vorbei. Sie ist obendrein auf die erstörung der Existenzgrundlagen der Kleinbauern in en Entwicklungsländern ausgelegt. Wer profitiert daon? Einzig die großen transnationalen Nahrungsmittelonzerne. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie wissen doch, dass das nicht stimmt!)


ein, das ist keine Politik für den ländlichen Raum. Das
st eine Politik für die Profite der Agrar- und Lebensmit-
elkonzerne.

Wir, die Linke, wollen eine sozial gerechte Politik
uch für den ländlichen Raum. Deshalb unterstützen wir
en von den Grünen vorgelegten Antrag zu einer weite-
en Beteiligung der landwirtschaftlichen Krankenversi-
herung an den Bundesmitteln für versicherungsfremde
eistungen. Außerdem ist es notwendig, die Mittel und
öglichkeiten der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse-

ung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ zu erhö-
en. Wir brauchen mehr soziale Gerechtigkeit, mehr
nfrastruktur in den ländlichen Gebieten. Das Europa-
arlament hat in einer Entschließung Ende März festge-
tellt, dass die gegenwärtigen Ansätze zur Förderung des
ändlichen Raumes nicht ausreichen. Die Linksfraktion
ann sich dieser Erkenntnis nur anschließen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Kommen Sie einmal in den Ausschuss! – Gegenruf des Abg. HüseyinKenan Aydin [DIE LINKE]: Das werde ich auch noch tun! – Gegenruf des Abg. HansMichael Goldmann [FDP]: Noch nicht einmal da gewesen in eineinhalb Jahren!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610216300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wilhelm

riesmeier für die SPD-Fraktion.


Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1610216400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Erfolg hat
mmer viele Väter.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Und Mütter!)


s ist im Augenblick eine spannende Zeit, um Agrar-
olitik zu machen. Ich stelle die Weisheit des Kollegen
oldmann und seinen Anteil an der Steigerung des
ilchpreises auf dem Weltmarkt nicht in Abrede. Er hat

ich als vorausschauender Politiker erwiesen. Ich finde
as ganz beachtlich.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da haben wir drum gekämpft! Du warst nicht da!)


Ich erkenne an, dass du über drei Jahre hinweg konse-
uent eine Linie verfolgt hast. Das wünscht man sich in
er Politik öfter.






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(B) )


Dr. Wilhelm Priesmeier
Gehen wir zurück zu den Wurzeln. Die Entwicklung
hat 1992 mit der McSharry-Reform begonnen. Sie
wurde unter maßgeblicher Beteiligung der rot-grünen
Bundesregierung fortgesetzt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Völlig richtig!)


Das Ganze hieß damals GAP-Reform. Diese Politik
wurde konsequent weiterentwickelt und musste gegen
viele Widerstände auf europäischer Ebene durchgesetzt
werden.

Der Agrarbericht spiegelt nicht die Realität wider.
Aus diesem Grund ist es angemessen, sich darüber zu
unterhalten, ob dieser Bericht auch in Zukunft in den
bisherigen Abständen zu publizieren ist oder ob man
nicht besser größere Zeiträume vorsieht.

Der Kollege Goldmann hat die folgenden Fragen an-
gesprochen: Wie positionieren wir uns auf dem Milch-
markt, und welche Perspektiven haben wir auf diesem
Markt?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Du hast doch ein Papier gemacht!)


Ich glaube, wir haben ganz hervorragende Perspektiven.
Das kommt auch in dem Papier, das ich dazu erstellt
habe, ganz klar zum Ausdruck.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo ist denn dein Papier?)


Die SPD bezieht diesbezüglich eine ganz klare Position:
Ausstieg aus der Quote, und zwar mit entsprechender
Begleitung.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo ist denn dein Antrag?)


Wir nehmen alle Produzenten mit, die von der Quo-
tenänderung, von der Quotenstreichung betroffen sind.

In dieser Entwicklung stecken viele Potenziale. Ich
glaube, das hat mittlerweile nicht nur die FDP erkannt,
sondern auch die CDU/CSU. Manchmal muss man viel-
leicht noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten. Das
gilt vor allem, wenn man Richtung Süden schaut. Die
Welt dreht sich vielleicht oft um Bayern, aber nicht im-
mer. Die entscheidenden Positionen zur Milchmarkt-
reform werden sicherlich nicht in Bayern formuliert wer-
den. Wir sind durchaus bereit, einen kritischen Dialog
mit den süddeutschen Ländern, insbesondere mit Bay-
ern, zu führen. Vielleicht gelingt es uns ja, im Hinblick
auf den Bauerntag in Bamberg vom Bauernverbandsprä-
sidenten eine klare Aussage dazu zu erhalten, die nicht
ausschließlich von der bayerischen Sichtweise geprägt
ist, sondern auch seine Verantwortung für die Landwirt-
schaft in allen deutschen Bundesländern widerspiegelt.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Der Bundesminister kann sich auf meine Unterstüt-
zung verlassen, sich aber auch der Unterstützung der an-
deren Fachpolitiker in der SPD-Fraktion sicher sein,
wenn er klar Position dazu bezieht, zu welchem Zeit-
punkt und unter welchen Voraussetzungen der endgül-

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(C (D ige Ausstieg aus der Milchquote erfolgen soll. Deutschand ist der größte Milchproduzent in Europa. Insofern ann es eine führende Funktion einnehmen und den Proess vorantreiben. Letztendlich geht es um die Gestaltung dieses Beeichs. Es geht darum, dass wir die Finanzmasse, die zur erfügung steht, wenn wir keine Milchquote mehr haben nd der Binnenmarkt nicht mehr entsprechend bewirtchaftet werden muss – Größenordnung: 1,1 bis 1,3 Miliarden Euro –, nutzen, um die Voraussetzungen dafür zu chaffen, dass die konkurrenzund wettbewerbsfähigen etriebe in Deutschland auch weiterhin in diesem Be eich investieren und sich aktiv an der Agrarwertschöpung beteiligen können. Ich glaube, es ist ganz wichtig, ass wir das als politisches Ziel formulieren. Ein Konens ist durchaus wahrscheinlich. Die andere Möglichkeit wäre, dass die Kommission orschlägt, die Geltung der Quotenregelung zu verlänern. Das wird sie nicht tun. Das Quorum, mit dem ein eiterer Beschluss zu verhindern wäre, beträgt 91 Stimen. Das ist relativ einfach zusammenzubekommen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: 91 von wie vielen?)


on daher sind die politischen Positionen und auch die
andlungsoptionen ganz klar. Ich glaube, dass wir in der
oalition auf einem guten Weg sind.

Zu dem Antrag, den Sie, Herr Goldmann, hier einge-
racht haben: Er ist in der Zielrichtung richtig; aber be-
üglich der begleitenden Maßnahmen, vor allen Dingen
ezüglich der Agrarumweltmaßnahmen, der Ausgleichs-
ahlungen und der speziellen Angebote für die Regio-
en, die von diesem Strukturwandel in besonderer Weise
etroffen sind, steht in diesem Antrag wenig. Aus die-
em Grunde kann ich ihm heute nicht zustimmen. Aber
ch lade Sie ein, sich an unserem Antrag, der dazu eini-
es aussagen


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo ist er denn?)


nd demnächst eingebracht wird – davon gehe ich aus –,
u beteiligen und ihm zuzustimmen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Warum gibt es den noch nicht?)


Ein weiterer Aspekt, den ich hier heute erwähnen
öchte, betrifft das, was wir zukünftig für einen weite-

en großen Wertschöpfungsbereich in der Veredlung zu
egeln haben. Es geht um den Bereich der Schweinepro-
uktion. Es gibt diesbezüglich einen Entwurf, der durch
as Bundeskabinett gegangen ist, aber die Parlamenta-
ier nicht ganz zufriedenstellt. Herr Minister, ich ver-
preche Ihnen: Wir als Parlamentarier werden ihn geflis-
entlich nachbessern.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Butter bei die Fische, Wilhelm!)


Es ist schon ein bisschen verwunderlich, wenn der
auernverband und die ZMP einen Preisvergleich an-

tellen und im Hintergrund von der Schlachtindustrie
berlegt wird, ob man das nicht juristisch angehen kann,






(A) )



(B) )


Dr. Wilhelm Priesmeier
um ihn auszuhebeln. Das zeigt, dass gerade in diesem
Bereich Transparenz wichtig ist. Dazu trägt natürlich
bei, dass der Magerfleischanteil als einziges Kriterium,
das der Mäster nachvollziehen kann, für den Preis, den
man bekommt, klar und deutlich auf der Rechnung aus-
gewiesen wird, damit jeder weiß, ob er fair bedient wor-
den ist oder nicht.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Jawohl!)


In diesem Zusammenhang, glaube ich, wird es uns
gelingen, diesen Gesetzentwurf – ich hoffe, in Zusam-
menarbeit mit den Bundesländern – mit einer entspre-
chenden Mehrheit gemeinsam durch dieses Parlament zu
bekommen zum Vorteil unserer Landwirte und zum Vor-
teil aller, wahrscheinlich auch der Verbraucher. Denn
Transparenz ist wichtig; das wissen wir alle. Auch Klar-
heit und Deutlichkeit sind wichtig. Klarheit und Deut-
lichkeit erwarte ich mir heute auch in dieser Debatte hin-
sichtlich der Perspektiven für unsere Landwirtschaft.
Dazu werden die nachfolgenden Redner wahrscheinlich
noch wesentlich beitragen. Ich erwarte eine klare Aus-
sage vom Minister, wohin es weiter geht.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610216500

Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Cornelia Behm

für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610216600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Der Agrarpolitische Bericht 2007 belegt er-
neut, dass bündnisgrüne Agrarpolitik für die Land-
wirtschaft in Deutschland gut war.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Für einen kleinen Bereich! – Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


Die grüne Agrarwende zeigt Erfolge. Bio liegt im Trend,
und entsprechend hat sich die Ertragslage der Ökoland-
wirte verbessert. Die Bioenergien haben sich für viele
Landwirte zu einem zweiten Standbein entwickelt. Die
Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen sorgte in
vielen Bereichen für die überfällige Verbesserung der
Erzeugerpreise.

Durch falsche Entscheidungen gefährdet die Bundes-
regierung nun gerade diese positiven Entwicklungen.

Beispiel eins. Das Biokraftstoffquotengesetz führt
dazu, dass sich die Wertschöpfung aus der Biokraftstoff-
herstellung weg von den Unternehmen in den ländlichen
Räumen hin zu den Mineralölkonzernen verlagert. Die
Konzerne importieren ihren Beimischungskraftstoff aber
zu etwa 50 Prozent, sodass die einheimische mittelstän-
dische Biodiesel- und Pflanzenölproduktion aufgrund
von Absatzschwierigkeiten bereits um 30 bis 40 Prozent
eingebrochen ist. Der Verlust von Arbeitsplätzen ist die
Folge. Ich bin sehr gespannt, Peter Bleser, wie ihr das
wieder auffangen wollt.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Das kriegen wir schon hin!)


Beispiel zwei. Infolge der massiven Reduzierung der
ittel für die zweite Säule wurden auch die Mittel der
kolandbauförderung gekürzt. Trotz des boomenden
arktes konnten nur wenige Betriebe in den letzten Mo-

aten und Jahren ihre Produktion umstellen. Das Ge-
chäft in Deutschland machen unsere europäischen
achbarn. An einer Lösung dieser Probleme scheinen
ie, Herr Minister, nicht interessiert zu sein. Denn mit
hrer klaren Absage an die Erhöhung der obligatorischen

odulation versagen Sie gerade den zukunftsfähigen
etrieben, die bei ihrer Betriebsentwicklung auf Quali-

ätsproduktion sowie auf Umwelt- und Naturschutz ge-
etzt haben, Planungssicherheit. Von der ersten Säule
rofitieren hingegen vor allem große Marktfruchtbe-
riebe mit geringem Arbeitskräftebedarf überproportio-
al. Mit dieser Politik schwächen Sie die bäuerlichen
etriebe, verschärfen Sie den Strukturwandel in der
andwirtschaft und verschlechtern Sie die Arbeitsplatz-
ituation im ländlichen Raum.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


err Minister, Ihr verbales Engagement für die Entwick-
ung der ländlichen Räume wird damit ad absurdum ge-
ührt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierungs-
oalition, korrigieren Sie diese Fehlentwicklungen in der
grarpolitik. Entwickeln Sie ein schlüssiges Konzept

ür die Entwicklung des ländlichen Raums samt aus-
eichender Finanzausstattung für seine Förderung. Die
usweitung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung
er Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ hin zu einer
emeinschaftsaufgabe für die ländlichen Räume, die wir

n unserem Antrag fordern, ist der richtige Weg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gewähren Sie auch den Betrieben Planungssicherheit,
ie im Vertrauen auf die zweite Säule auf die Erzeugung
egionaler Qualitätsprodukte und auf Diversifizierung
esetzt haben. Setzen Sie sich zu diesem Zweck im Rah-
en des Gesundheitschecks der Gemeinsamen Agrarpo-

itik für eine Erhöhung der obligatorischen Modulation
uf 10 Prozent ein. Rücken Sie die globale Herausforde-
ung des Klimawandels ins Zentrum der Gemeinsamen
grarpolitik. Sorgen Sie dafür, dass die landwirtschaftli-

he Krankenversicherung auch nach 2009 weiterhin an
en Bundesmitteln für versicherungsfremde Leistungen
eteiligt wird – all das ist noch offen –, und sorgen Sie
afür, dass der Arbeitskräftebesatz eines Betriebes einen
roßen Einfluss auf die Bemessung der Höhe der Agrar-
örderung bekommt.

Damit wir die Wirkungen Ihrer Agrarpolitik in regel-
äßigen Abständen überprüfen können, sollten Sie auch

n Zukunft jedes Jahr einen Agrarbericht vorlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er den Berichtszeitraum auf einmal pro Legislaturpe-
iode verlängern will, der will die Fehler seiner Politik






(A) )



(B) )


Cornelia Behm
verschleiern. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen,
das sollten Sie nicht tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610216700

Für die Bundesregierung erteile ich nun Herrn Bun-

desminister Horst Seehofer das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Für
mich als zuständigen Bundesminister ist es nicht leicht,
meine Rede zu halten, nachdem bereits der erste Redner
der Opposition ein so wahrhaftiges und ehrliches Bild
von der Lage der deutschen Landwirtschaft gezeichnet
hat, wie es der Kollege Goldmann gerade getan hat. Er
hat gesagt: Die Landwirtschaft boomt in einem Ausmaß,
das wir uns nicht erträumt hätten. – Eigentlich könnten
wir es in dieser Debatte bei dieser Aussage belassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dieser Aufschwung hat viele Ursachen. Kollege
Priesmeier, ich stimme Ihnen ausdrücklich zu, dass die
notwendigen Reformen schon vor 15 Jahren eingeleitet
wurden; dabei handelt es sich um mehrere Reformen.
Ich stimme ebenfalls Peter Bleser zu, der darauf hinge-
wiesen hat, dass dieser Aufschwung auch mit der aktuel-
len Politik zu tun hat.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, natürlich! Aber jetzt müssen Sie schnell handeln! Das müssen Sie jetzt nutzen!)


Herr Goldmann, ich glaube, dass wir vor allem zwei
Hauptbotschaften in die Tat umgesetzt haben: Verläss-
lichkeit und Vereinfachung. Dadurch wiederum er-
höhte sich die Motivation und verbesserte sich die Stim-
mung der Bauern. Die Bereitschaft zu Innovationen und
Investitionen ist groß. Am meisten freut mich, dass wie-
der mehr junge Menschen bereit sind, einen „grünen“
Beruf, also einen Beruf in der Agrar- und Ernährungs-
wirtschaft, zu erlernen. Das bedeutet Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nachdem ich gerade erst vom letzten Agrarrat, der
drei Tage lang in Luxemburg stattgefunden hat, zurück-
gekehrt bin, kann ich Ihnen gegen Ende der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft berichten – das hätte ich im
Januar dieses Jahres nicht für möglich gehalten –, dass
wir alle 25 großen und bedeutsamen Vorhaben, die wir
auf den Gebieten des Tierschutzes, der Agrarwirtschaft
und des Verbraucherschutzes in Angriff genommen ha-
ben, mit Unterstützung aller EU-Mitgliedsländer reali-
siert haben. Wenn man hört: „25 neue Richtlinien bzw.
Verordnungen“, muss man zunächst befürchten, das be-
deute neue Bürokratie.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)


Doch so ist es nicht. Wir haben die Grundausrichtung
der Verlässlichkeit und Vereinfachung fortgesetzt. Bis zu

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(C (D iesem Wochenende hatten wir in der Europäischen nion 21 Gemeinsame Marktordnungen. Jetzt haben wir ine Marktordnung. us 700 Paragrafen sind knapp 200 Paragrafen geworen, aus über 1 000 Seiten 250 Seiten und aus 20 Auschüssen auf europäischer Ebene ein Ausschuss. Das ist icht übel. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Der eine Menge Unterausschüsse hat!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, ja!)


Ich nenne nur drei Beispiele:

Erstens. Die Bauern werden sich besonders darüber
reuen, dass wir Wort gehalten haben, was die Vereinfa-
hung der Kontrollen zur Einhaltung der Umwelt- und
ierschutzstandards angeht; für Fachleute: Cross-
ompliance.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wurde auch Zeit!)


as haben wir einstimmig beschlossen. Das ist noch
icht das Ende der Vereinfachung auf diesem Feld. Aber
it der Harmonisierung der Kontrollsätze – 1 Prozent

er Betriebe –


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Haben wir schon!)


aben wir den ersten Schritt getan. Wir haben den Bau-
rn immer gesagt: Wenn die EU will, dass bei 1 Prozent
er Betriebe die Einhaltung der Umwelt- und Tier-
chutzstandards kontrolliert wird, dann soll es auch bei
Prozent bleiben und dann darf dieser Anteil durch na-

ionale oder föderale Strukturen nicht plötzlich bei
Prozent landen. Die Kontrollen – das haben die Bauern

mmer gefordert – müssen jetzt vorher angekündigt wer-
en.

Zweitens. Es gibt jetzt eine Bagatellregelung, damit
eringfügige Verstöße nicht mit finanziellen Strafen be-
ntwortet werden müssen. Hier ist die Dienstleistung des
taates, nämlich die Beratung, gefragt. Ferner – das wird
ie eigenständige Qualitätssicherung der Landwirtschaft
ehr unterstützen – werden künftig Betriebe, die freiwil-
ig an Qualitätssicherungssystemen teilnehmen, nicht so
äufig staatlich geprüft wie diejenigen, die an so etwas
icht teilnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch das ist eine gewaltige Vereinfachung, und sie
ommt in den Höfen an.

Mein drittes Beispiel aus diesen 25 bedeutsamen Vor-
aben – ich werde dem zuständigen Ausschuss, dem
grarausschuss, noch vor der Sommerpause im Detail
arüber berichten – ist, dass wir die auch für Deutsch-
and bedeutsame Marktreform bei Obst und Gemüse
urchgesetzt haben, und zwar ebenfalls einstimmig. Das
ar nicht einfach. Wir runden die Agrarreformen der

etzten 15 Jahre, die zu Recht gelobt worden sind, jetzt
b, indem wir schrittweise auch bei Obst und Gemüse






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
zur Betriebsprämienregelung übergehen. Auch das be-
deutet eine deutliche Vereinfachung der Verwaltung.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist gut so!)


Da mittlerweile fast hundert Prozent der Agrarent-
scheidungen, die für Deutschland bedeutsam sind, in
Brüssel und in Luxemburg fallen, möchte ich an dieser
Stelle dick unterstreichen, dass wir die Dinge ernst neh-
men, wenn wir von Verlässlichkeit und Vereinfachung
reden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Warum gehen die jetzt nicht an die Milchquote?)


Weil ich gerade den Kollegen Ortel sehe, möchte ich
hinzufügen, dass wir in dieser Woche in Luxemburg zum
ersten Mal seit vielen Jahren Ernst gemacht haben mit
dem Schutz der Fischbestände, sei es beim Aal, sei es
beim Dorsch, sei es beim Roten Thun, sei es bei der
Scholle, sei es bei der Seezunge. Es ging also nicht nur
um ökonomische Interessen, auch die Nachhaltigkeit,
auch der Schutz wichtiger Arten in Europa hat in Lu-
xemburg in dieser Woche eine Rolle gespielt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin gerade aufgefordert worden, etwas zur Milch-
quote zu sagen. Das tue ich gerne, und das möchte ich
beim Deutschen Bauerntag in Bamberg genauso tun wie
heute hier; da hat das Parlament das Vorrecht. Die Gel-
tung der Milchquote läuft im März 2015 aus. Ich finde,
man sollte der Öffentlichkeit und den Bauern sagen, dass
es im Moment so aussieht, dass wohl nicht mit einer Ver-
längerung zu rechnen ist. Trotzdem müssen wir sehen,
dass wichtige Staaten der Europäischen Union sich im
Moment auf diesem Feld zu positionieren beginnen; ich
nenne die Franzosen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das haben die schon vorher gemacht!)


– Nein. Sie reden gerade mit ihren Bauern darüber, wie
sie sich in dieser Frage positionieren. Ich weiß, dass
auch andere Mitgliedstaaten dies tun. Deshalb bin ich
dafür, ehrlich festzustellen: Die Geltung der Milchquote
läuft im März 2015 voraussichtlich aus. Ich möchte Be-
mühungen, die Geltung der Milchquote zu beenden, nur
dann unterstützen, wenn wir den Bauern sagen können,
wie wir sie bis 2015 begleiten und was nach 2015
kommt. Mit der einfachen Botschaft, dass die Milch-
quote ausläuft – dies müssen wir den Bauern bei der Be-
schreibung der Situation sagen –, dürfen wir die Bauern
nicht alleine lassen. Würden wir es alleine bei dieser
Botschaft belassen, dann könnte man die Milchquote bis
zum Jahre 2015 nicht mehr funktionsfähig gestalten.
Hier dürfen wir die Bauern unter keinen Umständen al-
leine lassen.

Nun kenne ich das europäische Konzert. Ich unter-
stütze eine solche Politik bis und nach dem Jahre 2015
nur, wenn die Europäische Kommission spätestens bis
zum Jahre 2008, also bis zum nächsten Jahr, klipp und
klar sagt, was für die Bauern geschieht, insbesondere für
jene, die bei einem Auslaufen der Milchquote keine Be-

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(C (D irtschaftungschance mehr hätten, zum Beispiel reine rünlandbewirtschaftungen, Berglandwirtschaften und etriebe mit alten Strukturen. Deshalb möchte ich das lar daran binden. Ich gebe nicht das eine hin, ohne zu issen, welche politischen Entscheidungen für die Bau rn, für die ich Verantwortung trage, auf der anderen eite getroffen werden. ch werde das Auslaufen der Quote niemals aktiv untertützen, wenn die Kommission und die Mitgliedstaaten ein sauberes Projekt für die Bauern als Antwort darauf aben, wie dieser Markt, dieser Wettbewerb, aussehen oll. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist doch in dem System drin!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Goldmann, ich sage das aus einem zweiten
rund – ich komme damit zum Schluss –: Bei allem Er-

olg und aller guten Stimmung in der Landwirtschaft ste-
en wir vor einigen Megathemen, durch die dieses zarte
flänzchen der Innovation und der Investition sehr
chnell wieder ausgetreten werden kann, wenn wir nicht
bacht geben. Es geht um die WTO und die Liberalisie-

ung des Welthandels, für die ich sehr bin. Diese muss
ber zu fairen Bedingungen für alle, insbesondere auch
ür unsere deutschen Landwirte, erfolgen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir haben gerade mit den Biodieselherstellern disku-
iert, die sich bei uns darüber beschwert haben, dass sie
n Deutschland mit einer Besteuerung konfrontiert wer-
en, während die Amerikaner – das werde ich nachprü-
en – den Export ihres Biodiesels nach Europa in massi-
er Weise unterstützen. So stelle ich mir einen fairen
elthandel nicht vor.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Fangen Sie einmal mit dem Agrardiesel in Europa an!)


Wir führen eine riesige Debatte über die erste und
weite Säule. Frau Kollegin Behm, ich möchte Ihnen sa-
en: Auch die erste Säule ist eine Umweltsäule, weil es
ierbei um die Direktzahlung für das Einhalten von Um-
elt- und Tierschutzstandards geht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


ir zahlen nicht mehr für die Produktion, sondern es
ibt eine Prämie für die Bewirtschaftung einer Fläche.

Ich weise darauf hin, dass wir die Folgen der Auf-
ahme von Rumänien und Bulgarien in die EU noch fi-
anzieren müssen, was auf die Direktzahlungen Aus-
irkungen haben wird. Wir werden damit rechnen
üssen, dass wir in den nächsten sieben Jahren an den
orgaben der Agrarleitlinie vorbeischrammen, was zu
eiteren Senkungen der Direktzahlungen führen wird.

ch darf Ihnen auch noch sagen, dass die osteuropäi-
chen Staaten bei jeder Entscheidung in der EU Wert
arauf legen, dass sie schneller als ursprünglich beab-
ichtigt an das Förderniveau der alten EU herangeführt
erden.






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja; sehr verständlich!)


Deshalb bin ich bei der Milch vorsichtig.

Wenn wir solche Megathemen vor uns haben – nicht
in der ferneren Zukunft, sondern in den nächsten Jahren –,
dann möchte ich genau wissen, was auf unsere Agrar-
und Ernährungswirtschaft – von der WTO bis hin zu Ru-
mänien und Bulgarien – zukommt und was bei der Milch
selbst geschieht, bevor ich dem deutschen Parlament und
der deutschen Öffentlichkeit sage: Jawohl, die Milch-
quote läuft aus. Es könnte sonst nämlich zu einer Addi-
tion der Belastungen für die deutsche Agrarwirtschaft
kommen, die auch gute Betriebe nicht mehr aushalten.
Das möchte ich vermeiden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610216800

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Edmund Geisen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1610216900

Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Da-

men und Herren! Eigentlich gilt es heute, eine Halbzeit-
bilanz hinsichtlich der Agrarpolitik zu ziehen. Da der
agrarpolitische Bericht der Bundesregierung allerdings
hinter unserem FDP-Antrag versteckt wird, darf man an-
nehmen, dass die sogenannte Große Koalition an ihrer
eigenen Politik Zweifel hat.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh! – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Dazu hat sie auch allen Grund; denn diese Agrarpolitik
ist von sehr vielen Ankündigungen, wie Sie sie auch
eben wieder gehört haben, und auch von der Sprunghaf-
tigkeit eines Ministers geprägt, der bei all seinen Äuße-
rungen immer wieder mit einem Auge nach Bayern
schielt, zum Beispiel bei der Milchquote, bei der Grünen
Gentechnik, bei der landwirtschaftlichen Unfallversiche-
rung usw. Auch die momentane Marktentwicklung ist
nicht der Erfolg des Ministers.

Verehrter Herr Minister, natürlich gibt es gute An-
sätze. Aber vieles ist meiner Ansicht nach noch mageres
Stückwerk und ohne sichtbaren Erfolg. Hätten Sie auf
die FDP gehört, wären viele Probleme gelöst. Da fehlte
wohl der Mumm in den Knochen.


(Beifall bei der FDP)


Die sogenannte Eckpunkteregelung für Saison-
arbeitskräfte ist und bleibt ein Flop. Es ist doch ein
Witz, die Probleme des deutschen Arbeitsmarktes auf
den Spargelfeldern lösen zu wollen.


(Beifall bei der FDP)


Die Minister Müntefering und Seehofer stehen hier vor
dem Scherbenhaufen ihrer Chaospolitik.

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(C (D (Gustav Herzog [SPD]: Schwarzmalerei hoch drei!)


ährend die FDP-Anträge zur Korrektur dieser ver-
orksten Regelung von CDU/CSU und SPD stets abge-
ehnt wurden, spielen immer mehr Vertreter dieser Par-
eien in Bund und Ländern Opposition und fordern eine
orrektur dieser Lösung.


(Beifall bei der FDP)


as ist blanker Populismus. Die CDU/CSU kritisiert die
issstände, die sie selbst geschaffen hat. Diese Doppel-

üngigkeit dürfen sich die Landwirte nicht länger bieten
assen. Schöne Worte bringen gar nichts; die praxis-
remde und planwirtschaftliche Erntehelferregelung
uss endlich weg.


(Beifall bei der FDP)


ch fordere die Kritiker aus Ihren eigenen Reihen auf,
ndlich Farbe zu bekennen und mit einer Bundesratsini-
iative aktiv zu werden.

Bei der Gesundheitsreform haben Sie, Herr Minister
eehofer, eine eklatante Ungleichbehandlung der land-
irtschaftlichen Krankenkassen in Kauf genommen.
er landwirtschaftliche Berufsstand wurde von den ver-

icherungsfremden Leistungen abgekoppelt, und nun su-
hen Sie verkrampft nach Lösungen. Ich begrüße den
on Bündnis 90/Die Grünen eingebrachten Antrag.


(Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


ie FDP teilt voll und ganz die darin zum Ausdruck ge-
rachte Sorge, dass die landwirtschaftlichen Kranken-
assen trotz gegenteiliger Aussagen vieler meiner
chwarzen Kollegen nicht in den Genuss der Bundesmit-
el kommen werden.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist doch gar nicht wahr!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit dieser
egierung gibt es keine Planungssicherheit für die Land-
irte. Deren Interessen werden beim parteipolitischen
achtpoker leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Gleichzeitig

ersucht man, die FDP-Vorschläge durch die Hintertür
ls eigene Politik einzubringen. So sieht die Halbzeitbi-
anz für die schwarz-rote Agrarpolitik aus.

Ich danke Ihnen fürs Zuhören.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610217000

Nächster Redner ist der Kollege Sascha Raabe für die

PD.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1610217100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch freue mich, dass in der Debatte gesagt wurde, die
andwirtschaft in Deutschland boome. Der Agrarpoliti-
che Bericht enthält viele Aussagen zur nationalen Situa-
ion. Mir als Entwicklungspolitiker sei aber erlaubt, dass
ch auch auf den internationalen Teil des Agrarpoliti-
chen Berichts eingehe. Dort wird die FAO, die Land-






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
wirtschafts- und Ernährungsorganisation der Vereinten
Nationen, zitiert, wonach weltweit immer noch fast
1 Milliarde Menschen unter chronischem Hunger leiden;
fast 70 Prozent von ihnen leben im ländlichen Raum.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Weil ihr gegen Grüne Gentechnik seid!)


Fast 30 000 Menschen sterben täglich noch an den Fol-
gen von Hunger und Armut. Dies zeigt uns, dass für
ganz viele Menschen auf der Welt die Landwirtschaft im
wahrsten Sinne des Wortes eine Frage des Überlebens
bedeutet.

Alles, was wir in Deutschland und in Europa auf die-
sem Gebiet tun, ist nicht ohne Auswirkungen auf diese
Menschen. An Positivem nenne ich, dass die FAO vom
BMELV unterstützt wird und aus dem Haushalt dieses
Ministeriums Geld für die Ernährungssicherung bereit-
gestellt wird, wie es auch das Ministerium für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung tut. Wir
tun weltweit viel für die ländliche Entwicklung, um die
Menschen in die Lage zu versetzen, sich selbst zu helfen
und mit dem entsprechenden Know-how und der erfor-
derlichen Technologie Landwirtschaft zu betreiben,
wozu sie allerdings auch bestimmte Handelsmöglichkei-
ten brauchen. Auch begrüße ich es, dass die Hungerbe-
kämpfung und Ernährungssicherung in Afrika auf dem
G-8-Gipfel eine große Rolle gespielt haben und uns
künftig mehr Mittel zur Verfügung stehen werden, um
Menschen in Afrika und anderen Entwicklungsländern
zu helfen, Landwirtschaft zu betreiben.

Aber man muss sich dann auch fragen, ob es etwas
nützt, dass wir einem Kleinbauern in Afrika zeigen, wie
er mit Bewässerungssystemen Getreide anpflanzt oder
Geflügelzucht oder Milchwirtschaft betreibt, wenn
gleichzeitig durch Exportdumping und hochsubventio-
nierte Überschussproduktion die dortigen Märkte im-
mer noch so gestört werden, dass er seine Produkte nicht
verkaufen kann. Wir haben das Beispiel in Bezug auf
Geflügel aus Belgien und Holland gehört, das in Senegal
zu großen Problemen geführt hat. Wir wissen aber auch,
dass wir mit dem Export von Milchpulver aus der EU
ebenso Probleme verursachen. Allein nach Burkina Faso
wurden 1 150 Tonnen getrocknete Vollmilch exportiert;
das sind im Prinzip Peanuts, aber für die Menschen dort
bedeutet es eine katastrophale Situation, weil die dort
aus dem Milchpulver aufbereitete Milch 30 bis 60 Cent
pro Liter kostet, während der Milchbauer, der dort seine
eigene Kuh hat, sie melken und die Milch pasteurisieren
muss, 90 Cent dafür verlangen muss, sodass seine Exis-
tenz gefährdet wird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber wer wollte denn dort das Milchpulver?)


Herr Minister, auch ich bin für faire Bedingungen in
der WTO. Ich bin ebenso der Letzte, der nicht die Mei-
nung verträte, es wäre gut, wenn die deutsche Landwirt-
schaft Alternativen im internationalen Wettbewerb er-
hielte, die Bauern sich zum Beispiel zum Energiewirt
fortentwickeln könnten. Ich habe volle Sympathie dafür,
dass die Besteuerung von Biodiesel fair geregelt werden
muss. Ich habe aber kein Verständnis dafür, dass immer

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(C (D och 350 Milliarden Dollar Subventionen pro Jahr von ECD-Ländern ausgegeben werden und auch der EUaushalt immer noch knapp 43 Milliarden Euro, fast die älfte des Haushalts, an Subventionen vorsieht, die trotz er gemeinsamen Agrarreform immer noch handelsvererrende Momente haben. Das Auslaufen der Agrarxportsubventionen 2013 ist sicherlich ein guter erster chritt, der übrigens ohne die WTO, Herr Minister, nie ustande gekommen wäre. Aber man muss dann auch Folgendes sehen: Wenn ir es mit Afrika ernst meinen und jetzt darangehen, ber die Partnerschaftsabkommen zwischen der Europäichen Union und Afrika zu verhandeln, dann müssen wir uch an den Stellen Marktzugang gewähren, an denen s für die Länder wichtig ist. Bei Mangos ist es klar: Sie auen wir nicht an; daher können wir sie hereinlassen. Wir müssen aber „Butter bei die Fische“ oder besser esagt: Zucker an den Kuchen geben; denn natürlich ist ucker ein wichtiger Faktor. Als wir uns in den Koalitionsverhandlungen hinsichtich der Zuckermarktreform strittig unterhalten haben, ieß es immer, man wolle nicht, dass die „bösen“ Brasiianer die Märkte hier überschwemmten. Jetzt geht es arum, dass schon wieder zu verhindern versucht wird, ass die AKP-Staaten, die Afrikaner, möglichst schnell inen quotenund zollfreien Zugang bekommen. In Beug darauf meine ich, dass wir den Ärmsten der Armen en Marktzugang nach Europa unbedingt einräumen üssen, denn sonst sind wir unglaubwürdig. Wir müssen in dem Sinne gestalten, dass wir auch in nserer Landwirtschaftspolitik Subventionsabbau betreien und einen ehrlichen Marktzugang schaffen. Ebenso ollten wir deutsche Landwirte nicht gegen afrikanische usspielen, denn letztlich profitieren bei uns vor allem ie großen Agrarmultis von den Subventionen. Die reionale Landwirtschaft, die auch Kulturlandschaftsflege betreibt, hat meiner Meinung nach genug Chanen. Wir haben gehört, die Landwirtschaft boomt. Ich schließe mit einem afrikanischen Sprichwort: „Es st nicht notwendig, die Laterne des anderen auszublaen, damit deine eigene heller scheint.“ Das bedeutet, ir können auch ein Miteinander einer guten, ökologi chen, regionalen Landwirtschaft mit ein paar kleinbäurlichen Betrieben für den regionalen Markt in Deutschand einerseits und existenzsichernde Landwirtschaft in ntwicklungsländern andererseits haben. Niemand hat twas dagegen, wenn deutsche Bauern für Milch, die sie n Deutschland produzieren und die in Deutschland verauft wird, gute, faire Preise bekommen. Aber es darf icht geschehen, dass aufgrund von Milchpulver, das on der EU nach Afrika exportiert wird, dort Menschen erhungern. In diesem Sinne glaube ich, dass Sie Verständnis für eine Worte haben. Ich hoffe, dass mit dieser Zielrich ung sowohl die deutsche Landwirtschaft als auch die leinbauern in Entwicklungsländern miteinander exis ieren können, sodass alle Menschen auf der Welt etwas on der Landwirtschaft haben, die ihrer Ernährung dient. Danke schön. Nun hat Kollegin Ulrike Höfken für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort. Ausgerechnet in der derzeitigen Situation, da der ge samte Agrarbereich sowohl im Hinblick auf Ernährungssicherheit als auch hinsichtlich der Bedeutung für die nachwachsenden Rohstoffe und die Energiefrage hohes gesellschaftliches Gewicht erhält, schafft Minister Seehofer tatsächlich seine eigene Leistungspräsentation ab. Das muss nun wirklich zu denken geben. Meines Erachtens hält eine solche Darbietung der Überprüfung letzten Endes nicht stand. Zum Verbraucherinformationsgesetz: In der heute Morgen durchgeführten Anhörung haben alle Experten bis auf eine einzige Ausnahme das Gesetz verrissen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo warst du denn? So war es ja nun wirklich nicht!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610217200
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610217300

– Dann waren es 97 Prozent. – Das ist ein Beispiel für
Ihre Doppelzüngigkeit.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Du hast einen Begriff geprägt, der unsachlich ist!)


Dieses Verbraucherinformationsgesetz bedeutet letztlich
eine Informationsverschlechterung gegenüber bestehen-
den Informationsfreiheitsgesetzen. Das muss man sich
auf der Zunge zergehen lassen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Besser als das, was wir damals zusammen auf den Weg gebracht haben, Ulrike!)


Ich möchte kurz auf das Thema Milch eingehen. Ich
denke, auch hierbei ist nicht klar, was der Minister ei-
gentlich will. Wir alle haben im Ausschuss erleben kön-
nen, dass Sie sich eindeutig für die Abschaffung der
Milchmengenregulierung ausgesprochen haben. Jetzt
wiederum soll abgewartet werden, wie sich der Bauern-
verband dazu äußert. Wer macht eigentlich die Regie-
rungsarbeit?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das finde ich auch nicht in Ordnung, was er da macht!)


Ich halte es für wichtig, dass die notwendigen Rahmen-
bedingungen geschaffen werden, damit die Milcherzeu-
ger ihrer Arbeit nachgehen können.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Hundertprozentig! Genau richtig!)


Das ist aber definitiv nicht der Fall.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will noch auf die Äußerungen von Herrn Seehofer
auf dem Kirchentag eingehen, die ich für eine falsche
Darstellung halte. Ich würde zwar nie einen Minister der
Lüge bezichtigen – erst recht nicht unter dem Dach der
Kirche –, aber vielleicht ist das, was in seinem Hause er-
arbeitet wurde, nicht ausreichend bekannt gemacht wor-
den. Es ging um die Kürzungen der Mittel für ländli-
che Räume. Die Mittel für diesen Bereich wurden, wie

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(C (D esagt, noch nie so stark gekürzt wie unter dieser Bunesregierung. Man kann zwar angesichts der guten Konunkturlage alles kaschieren; es nutzt aber nichts. Klar st, dass es eine Negativbilanz bei der GAK gab, sowohl ei den jährlichen Zuweisungen als auch insbesondere ei den Mitteln der Europäischen Union. Bei der Verteiung der Finanzmittel hatten zum Beispiel Baden ürttemberg ein Minus von 28 Prozent, Bayern von 5 Prozent, Hamburg von 41 Prozent, Hessen von 0 Prozent und Rheinland-Pfalz von 20 Prozent zu vereichnen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Niedersachsen?)


ie massive Verschlechterung in diesem Bereich ist klar
rkennbar.

Des Weiteren hat der Minister angekündigt, dass es
eim Schutz vor Agrogentechnik zu keinen Verschlech-
erungen kommt. Ich denke, dass wir ihn hinsichtlich
ieses Versprechens beim Wort nehmen sollten, was die
chutzstandards angeht. Wir sind gespannt auf das, was
ie uns noch vor der Sommerpause vorlegen werden,
nd werden Sie daran messen, ob Verschlechterungen
irklich unterbleiben.

Der Minister hat aber auch festgestellt, dass es unter
enate Künast mehr Freisetzungen und Agrogentechnik
egeben hat. Auch das stimmt nicht. Das zeigen die Zah-
en. 2001 wurden 46, 2002 31, 2003 20, 2004 22, 2005
2, 2006 52 und 2007 78 Freisetzungsversuche durch-
eführt. Insofern ist auch das definitiv eine Falschaus-
age.

Des Weiteren haben Sie festgestellt, als gute fachliche
raxis hätten bei Renate Künast 20 Meter gegolten, und
ei Ihnen seien es jetzt 150 Meter, was im Übrigen viel
u wenig ist. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzu-
eisen, dass es unter Renate Künast keinen kommerziel-

en Anbau gab. Mit MON 810 haben Sie erstmals den
ommerziellen Anbau ermöglicht, den Sie jetzt aufgrund
er von uns frühzeitig geäußerten Bedenken in ökologi-
cher, gesundheitlicher und rechtlicher Hinsicht rück-
ängig machen mussten. Auch das ist also eine klare
ehlinformation.

Ich denke, gerade auch der Agrarbereich verdient es,
ass wir zu einer jährlichen Bewertung dieser Regierung
ommen sollten.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610217400

Nun erteile ich das Wort der Kollegin Marlene
ortler für die Fraktion der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1610217500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

erren! Wie Politik nicht funktioniert – damit wende ich
ich an den Kollegen Aydin –, hat das SED-Regime ge-

eigt. 1989 musste dieses Experiment nämlich beendet
erden.






(A) )



(B) )


Marlene Mortler

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mal gucken, wann Ihr Experiment beendet ist!)


Was die Ausführungen meiner Vorrednerin vom
Bündnis 90/Die Grünen angeht, verstehe ich jetzt, wa-
rum meine Bauern und Bäuerinnen in Bayern bis heute
das Stoßgebet „Lass diese grüne Landwirtschaftsminis-
terin nie wieder ins Amt kommen!“ zum Himmel schi-
cken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Seit dem Regierungswechsel hat sich die Stimmung
bei den Bauern und Bäuerinnen – ich glaube, das ist sehr
deutlich geworden – massiv verändert.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Böses Erwachen!)


Aber ich gebe gerne zu – ich will ehrlich sein –, dass die
positive Stimmung nicht überall im Geldbeutel ihren
Niederschlag gefunden hat. Das gilt vor allem für die
Milchbauern. Horst Seehofer hat die Wahrheit gesagt,
als er darauf hingewiesen hat. Wir müssen damit rech-
nen, dass die Regelungen betreffend die Milchquote aus-
laufen. Wenn sie auslaufen, müssen wir entsprechende
Begleitmaßnahmen beschließen, und zwar nicht erst in
acht Jahren, sondern möglichst rechtzeitig.

Ich sage aber an dieser Stelle ganz deutlich: Auch
Bauer und Bäuerin sind Unternehmer. Auch sie haben
Eigenverantwortung. Auch sie müssen ihre Hausaufga-
ben machen. Wenn bestimmte Kreise glauben, dass die
Politik den Preis verordnen kann und muss, dann sind sie
auf dem Holzweg.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Bauer und Bäuerin brauchen eine Politik, die sie auf Au-
genhöhe mit ihren jeweiligen Marktpartnern bringt; da-
rauf müssen wir setzen. Bauer und Bäuerin arbeiten
gerne, gut und hart, weil sie Verantwortung für Mensch,
Tier und Umwelt haben, und das 365 Tage im Jahr. Sie ha-
ben natürlich auch Verantwortung für die eigene Familie.

Lieber Bundesminister, herzlichen Dank, dass Sie es
innerhalb kürzester Zeit geschafft haben, wieder in unse-
rem Bewusstsein zu verankern, dass in Deutschland
Nahrungsmittel mit hervorragender Qualität produziert
werden, und dass Sie auf das Modell einer vielfältigen
und multifunktionalen Landwirtschaft setzen. Nebenbei
bemerkt: Es gibt keinen Wirtschaftszweig, der so nach-
haltig im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft
wirtschaftet wie unsere Landwirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mir ist natürlich bewusst, dass die Zahl der Betriebe
abnimmt. Aber die Bedeutung von Landwirtschaft und
Landbewirtschaftung wird zunehmen. Die Zukunft
kommt immer schneller und lässt sich immer weniger
vorhersagen. Aber eines wissen wir schon heute: Die
Weltbevölkerung wächst, während die Flächen, die der
Landwirtschaft zur Verfügung stehen, abnehmen. Die
Nachfrage nach Lebensmitteln und vor allem nach Ener-
gie und unseren landwirtschaftlichen Rohstoffen steigt.

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(C (D eshalb sind alle Bauern gefordert – weltweit, europaeit, deutschlandweit. Lieber Kollege Raabe, es ist an dieser Stelle wichtig, u betonen, dass die EU ein besonders fairer Marktparter ist, wenn es um die Entwicklungsländer geht. ch kann es daher nicht verstehen, wenn im Moment die andwirtschaft landauf, landab verdammt wird – das ist ehr billig – und zum Sündenbock für Not und Armut emacht wird. 64 Prozent aller in die EU importierten grarerzeugnisse kommen aus den Entwicklungslänern. 73 Prozent der Agrarexporte der ärmsten Entwickungsländer gehen in die EU. Nur 10 Prozent gehen in ie USA. Das ist Fakt. Mit dem Agrarhandel alleine können wir aber die robleme der Entwicklungsländer nicht lösen. Es geht m mehr: den Zugang zu Boden, Kapital und Bildung. udem muss man korrupte Regime in die Schranken eisen. Wir sind dafür da, Probleme zu lösen, und nicht, Pro leme zu machen. Wir dürfen uns nicht an der letzten chraube austoben, während der Wettbewerb in der andwirtschaft weltweit zunimmt. Wir müssen jetzt die ichtigen Weichenstellungen vornehmen. Stichwort Bionergie: Es geht hier um Chancen und Grenzen, aber uch darum, Potenziale auszuloten und die Wertschöpung bei uns zu lassen, und zwar auch im Sinne eines akiven Klimaschutzes. Es geht außerdem um eine gleichertige Entwicklung von Stadt und Land. Lieber Horst Seehofer, ich begrüße Ihre Ankündi ung, die GAK-Mittel aufzustocken. Aber wir werden och mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Denn eine ntscheidende Frage lautet: Wird das Land in Zukunft icht abgehängt? Es geht in Zukunft nicht nur um Straen, um Wasser und um Kanäle, sondern es geht immer ehr um eine flächendeckende Breitbandversorgung. nser Ziel muss ein Anschluss für alle Haushalte sein. afür darf nicht nur der Etat des Landwirtschaftsminis eriums herhalten, sondern da sind auch andere Ressorts efordert. Ich komme zum Schluss. Die Erbschaftsteuer ist an esprochen worden. Frau Kollegin, ich muss Sie auf Ihre Redezeit hinwei en. Landwirte brauchen ihre Flächen zum Produzieren, icht zum Spekulieren. Es kommt jetzt ganz entscheiend darauf an, wie diese Erbschaftsteuer ausgestaltet ird. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Genau!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610217600
Marlene Mortler (CSU):
Rede ID: ID1610217700

ie ist für viele eine Überlebensfrage.






(A) )



(B)


Marlene Mortler
Der Agrarbericht, über den wir heute unter anderem
gesprochen haben, ist zwar wichtig, aber noch wichtiger
ist, dass wir die Weichen für diese Zukunftsbranche rich-
tig stellen.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610217800

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist nun die Kollegin

Waltraud Wolff für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1610217900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Früher war nicht alles gut, und heute ist nicht al-
les schlecht. Ich bin nun die letzte Rednerin in dieser De-
batte. Die Zuschauerinnen und Zuschauer, die hier sind,
werden wohl die Aussage, dass die Regierung nur Chaos
verursacht, auf der anderen Seite aber die Landwirt-
schaft boomt, merkwürdig finden. Was sollen die Zu-
schauerinnen und Zuschauer eigentlich davon halten?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nachdenken!)


Deshalb fühle ich mich als Politikerin der SPD, die an
der alten Regierung beteiligt war und jetzt an der neuen
Regierung beteiligt ist, dazu aufgerufen, die Dinge rich-
tigzustellen und einige Ergänzungen zu bringen.


(Beifall bei der SPD)


Ganz eindeutig ist die Agrarreform von 2003 eine
wichtige Grundlage dafür, dass die Landwirtschaft da
steht, wo sie heute ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


Diese Jahreszahl möchte ich ausdrücklich betonen. Wei-
terhin möchte ich das Erneuerbare-Energien-Gesetz
nennen, das zu einem Boom geführt hat, den niemand
für möglich gehalten hat. Auch das haben wir unter der
alten Regierung gemacht. Ich höre sehr gerne, dass Sie,
Herr Minister Seehofer, gesagt haben, der Boom habe
natürlich auch mit der aktuellen Politik zu tun.

In diesem Zusammenhang möchte ich einen anderen
Bereich ansprechen, der auch sehr geboomt hat. Das ist
der Ökolandbau. Wir wissen alle, dass Bioprodukte in
den vergangenen Jahren ein solcher Renner geworden
sind, dass die deutsche Produktion schier nicht mehr
nachkommt und wir Produkte aus dem Ausland impor-
tieren müssen. Wir haben in der Vergangenheit den Öko-
landbau gefördert. Diese Förderung ist etwas zurückge-
gangen. Ich wünsche mir, dass wir diesen Boom nicht
brechen, so wie es in der Bioenergiebranche im Moment
der Fall ist. Wir sollten den Weg weiter verfolgen und
dafür im neuen Haushalt etwas mehr Mittel bereitstellen.


(Beifall bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Warum? Die verdienen doch! Immer dieses Eingreifen! Es boomt doch! Lassen Sie es doch boomen!)


– Andere verdienen auch, und auch die unterstützen wir.

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(C (D Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Höfken? Nein, ich komme sonst mit meiner Rede nicht durch. ielleicht später. Zum Verbraucherinformationsgesetz möchte ich Ihen, Frau Kollegin Höfken, ein Wort sagen: Der Enturf, den wir eingebracht haben, ist mehr als das, was ir unter Rot-Grün auf den Weg gebracht haben. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das stimmt nicht!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610218000
Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1610218100

eute hier von Doppelzüngigkeit zu reden, finde ich
icht gerechtfertigt.


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte zu meiner eigentlichen Rede kommen.
ir haben vorhin schon gehört, dass der Wert der Roh-
ilch im Mai auf die neue Rekordmarke von 38,39 Cent

estiegen ist. Das sind 4 Cent über dem Wert des Vormo-
ats und 13 Cent über dem Wert des Vormonats des letz-
en Jahres. Die große Nachfrage auf den Milchmärkten
at sich mittlerweile in den Preisabschlüssen mit den
olkereien niedergeschlagen. Ich hoffe und erwarte,

ass diese Preissteigerungen jetzt von den Molkereien an
ie Landwirte weitergegeben werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine ähnlich positive Preisentwicklung sehen wir
uch auf anderen Märkten, etwa auf den Getreide- und
lsaatenmärkten. Für die Landwirtschaft bedeutet das

war einerseits einen fortschreitenden Strukturwandel;
uf der anderen Seite kann sie mit steigenden Ein-
ommen rechnen. Geschätzt wird eine Zunahme von 5 bis
0 Prozent. Ökologisch wirtschaftende Betriebe erziel-
en sogar 30 Prozent mehr Gewinn als konventionell
irtschaftende Betriebe. Das macht eines ganz deutlich:
s zahlt sich für die Bauern aus, dass wir neue Märkte
nd Einkommensalternativen fördern und erschließen.
as gilt ganz besonders für die Nutzung der Biomasse.

Die steigende Bedeutung der Biomasse ist hier schon
ehrfach angesprochen worden. Damit verbunden ist

in enormes ökonomisches Potenzial. Steigende Preise
ür Futtermittel zeigen allerdings auch, dass es eine Kon-
urrenz zwischen Lebensmitteln und Futtermitteln auf
er einen Seite und energetischer Verwertung auf der an-
eren Seite gibt. Wir brauchen aber eine gleichgewich-
ige Entwicklung beider Märkte. Wir sollten uns zum
eispiel im Zuge einer Novellierung des EEG – sie steht

rgendwann an – überlegen, wie man auf der einen Seite
en Maismarkt entlasten und auf der anderen Seite den
reislauf wieder schließen kann. Denkbar ist, den
AWARO-Bonus im EEG auf Pressschnitzel aus Zu-

kerrüben und auf Schlempe aus Getreide und Kartof-
eln auszudehnen, um den Maismarkt so zu entlasten.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dann man tau!)


ir wollen das einfach einmal prüfen.
)






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Die Besteuerung von Biokraftstoffen ist für die
Branche – das wissen wir alle hier – eine hohe Belas-
tung. Spätestens mit dem Inkrafttreten der nächsten Er-
höhung um 6 Cent je Liter ist die Wettbewerbsfähigkeit
nicht mehr gegeben. Wir müssen handeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wir brauchen eine Lösung, die gerade denjenigen Be-
trieben zugute kommt, die über regionale Kreisläufe
Wertschöpfung im ländlichen Raum betreiben. Das wer-
den wir anpacken. Wir wollen hier Perspektiven sichern.

Ich habe die Preisentwicklung bei der Milch bereits
angesprochen. Wir alle freuen uns über diese Entwick-
lung. Wie mehrere Kollegen in dieser Debatte schon ge-
sagt haben, fordern die Landwirte von uns aber eine
klare Entscheidung über die Zukunft der Milchquote.
Diese Entscheidung brauchen wir rechtzeitig.

Herr Minister Seehofer, ich bin froh, dass Sie dieses
Thema angesprochen haben. Leider jedoch ist kein Weg
aufgezeigt worden. Ab Juli dieses Jahres wird es nur
noch ein Quotengebiet geben und wird sich die Milch-
produktion bessere Standorte, etwa Grünlandstandorte,
suchen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, das ist doch auch richtig so!)


Das heißt, wir sollten nicht der Frage nachgehen, ob ein
Ausstieg aus der Quote sinnvoll ist oder nicht. Wir in
Deutschland müssen uns unabhängig von der EU-Ent-
scheidung schon Gedanken darüber machen, wie wir da-
mit umgehen. Ein Verweis auf Ausgleichsmaßnahmen
oder auf Agrarumweltprogramme reicht da nicht. Um
den Landwirten zu helfen, müssen wir exakte Alternati-
ven deutlich machen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Warum?)


Ich will einen letzten Punkt ansprechen. Ich freue
mich, dass die Grünen ihr Herz für die landwirtschaftli-
che Sozialversicherung wieder entdeckt haben. In der
Vergangenheit – ich brauche nur an die landwirtschaftli-
che Unfallversicherung zu denken – haben wir gegen
den Widerstand der SPD, insbesondere gegen meinen
persönlichen Widerstand, immer wieder eine Rückfüh-
rung der Bundesmittel erleben müssen. Ich freue mich,
dass Sie in Bezug auf die Krankenversicherung hier
noch einmal die versicherungsfremden Leistungen ange-
sprochen haben. Natürlich sind diese Leistungen bis
2009 zugesagt. Ich habe keinen Zweifel an der Regie-
rung.


(Ulrike Höfken NEN: Steht das auch im Gesetz?)


– Das zieht ja schon jetzt. Natürlich bekommen sie versi-
cherungsfremde Leistungen bis 2009.

Was die Zeit danach angeht, gibt es eine Absprache
mit dem Ministerium, dass selbstredend Lösungen ge-
funden werden, wenn es hier zu Verwerfungen kommt.

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(C (D (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch wenn es zu Verwerfungen kommt?)


ch habe keinen Grund, an der Aussage der Bundesregie-
ung zu zweifeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zum
chluss. Ich freue mich, dass heute auch zur Reform der
nfallversicherung noch einmal klare Worte gefallen

ind. Wir werden das Vorschaltgesetz und auch die Un-
allversicherung noch in diesem Jahr reformieren. Ich
offe, Sie alle helfen mit und tragen dazu bei, dass wir
ier zu guten Lösungen kommen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610218200

Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zu einigen

usschussüberweisungen und Abstimmungen.

Tagesordnungspunkte 4 a) bis 4 g). Interfraktionell
ird die Überweisung der Vorlagen auf den Druck-

achen 16/4185, 16/4289, 16/5421, 16/3217, 16/3218,
6/5427 und 16/5503 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Entschließungs-
ntrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
ache 16/5599 zum Agrarpolitischen Bericht der
undesregierung soll an den Ausschuss für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz überwiesen wer-
en. Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe, das ist
er Fall. Dann verfahren wir so.

Tagesordnungspunkt 4 h): Beschlussempfehlung des
usschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
raucherschutz zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit
em Titel „Planungssicherheit für Landwirte und Milch-
irtschaft durch definitiven Beschluss zum Auslaufen
er Milchquotenregelung schaffen“. Der Ausschuss
mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
he 16/4595, den Antrag der Fraktion der FDP auf
rucksache 16/3345 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenprobe! Stimmt die Frak-

ion der FDP gegen die Beschlussempfehlung? – Enthal-
ungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenommen

it den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke bei
egenstimmen der FDP-Fraktion.

Ich rufe nun den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der LINKEN

Haltung der Bundesregierung zur drohenden
Altersarmut in Deutschland aufgrund des zu
geringen Rentenniveaus

Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, die an der
iskussion in der Aktuellen Stunde nicht teilnehmen
ollen, ihre Gespräche vor dem Plenarsaal oder an-
erswo fortzuführen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Volker Schneider für die Fraktion Die
Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610218300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

und Kollegen! Seit Wochen und Monaten feiert sich die
Bundesregierung wegen des Aufschwungs und ignoriert
dabei gnadenlos, dass dieser wenigen nützt und an vielen
schlicht vorbeigeht. Die DAX-Unternehmen erzielen be-
merkenswerte Gewinnsteigerungen weit über dem
durchschnittlichen Wirtschaftswachstum und scheinen
dennoch ihre vornehmste Aufgabe darin zu sehen, ihre
Personalkosten noch weiter zu senken.

Aber das ist heute nicht unser Thema. Wie sieht es bei
der Rente aus? Wirtschaftswachstum im Jahre 2006:
2,7 Prozent. Rentenerhöhung: Fehlanzeige. Das bedeutet
unter Berücksichtigung der Inflationsrate real ein Minus
von 1,7 Prozent bei Rentnerinnen und Rentnern.


(Zuruf von der LINKEN: Hört! Hört!)


2007 wird Ihre Bilanz ähnlich „erfolgreich“ ausfallen.
Die Rentenerhöhung – man traut sich das Wort „Erhö-
hung“ in diesem Zusammenhang kaum in den Mund zu
nehmen – wird mit 0,54 Prozent wieder deutlich hinter
der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung zurück-
bleiben, und nach Abzug der Inflationsrate werden Rent-
nerinnen und Rentner wieder real weniger in den Ta-
schen haben.


(Anton Schaaf [SPD]: Auf was bezieht sich denn die Anpassung?)


– Lieber Kollege Schaaf, wenn Sie es nicht einmal
schaffen, in dieser Phase des Aufschwungs die wirt-
schaftliche Lage dieser Menschen nicht zu verschlech-
tern, dann kann einem hinsichtlich der zyklisch zu er-
wartenden Einbrüche der Konjunktur nur noch angst und
bange werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Erfolgreich sind Sie vor allem darin, das Vertrauen
der Menschen in die gesetzliche Rentenversicherung zu
zerstören. Im Januar dieses Jahres ermittelte Allensbach,
dass 88 Prozent der Bevölkerung kein oder wenig Ver-
trauen in die Zukunft der gesetzlichen Rente haben. Das
ist ein absoluter Tiefpunkt.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Denken Sie mal über die Prozente Ihrer Wahlergebnisse nach!)


Es ist leider nicht nur ein gefühlter Mangel an Vertrauen.
Es sind die harten Daten und Fakten, die dieses Miss-
trauen stützen.

Ende der 90er-Jahre erreichte ein Durchschnittsver-
diener oder eine Durchschnittsverdienerin mit 28,6 Bei-
tragsjahren das Niveau der Grundsicherung im Alter.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Damals gab es die noch gar nicht!)


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(C (D ach Ihren Reformen wird dieses Niveau – das sind brigens 674 Euro – nach 36 Beitragsjahren erreicht. as gilt, wohlgemerkt, für Vollzeitbeschäftigte. Eine Be chäftigte mit 30 Stunden in der Woche, also mit einer 5-Prozent-Beschäftigung, benötigte 48,5 Jahre, um berhaupt das Niveau an Rente zu erreichen, das sie uch dann bekommen würde, wenn sie in ihrem Leben berhaupt nicht gearbeitet hätte. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber die Grundsicherung ist die gleiche, Herr Schneider!)


oher soll da die Zustimmung zur Rente noch kommen?


(Beifall bei der LINKEN)


Anders gesagt: Trotz lebenslangen Arbeitens erhält
an nicht mehr als das, was einem auch dann zustünde,
enn man in seinem Leben nie gearbeitet hätte. Es ist
aum notwendig, zu ergänzen, dass viele teilzeitbeschäf-
igte Frauen weder 30 Stunden in der Woche arbeiten
och durchschnittlich verdienen.

Von dem Ziel, den Menschen im Alter ein Leben in
ürde zu ermöglichen, haben Sie sich verabschiedet.

on der Zielsetzung einer Lebensstandardsicherung soll-
en wir besser überhaupt nicht mehr reden. Sie haben ei-
en radikalen Systemwechsel vollzogen. Die Beiträge
rientieren sich nicht mehr an dem, was nach unserem
rundgesetz in einem demokratischen und sozialen
undesstaat angemessen wäre; die Höhe der Leistungen
er Rentenversicherung wird an das angepasst, was von
ornherein gedeckelte Beitragssätze in der Rentenversi-
herung noch zulassen.

1992 ging man noch davon aus, dass Arbeitnehmern
ie Arbeitgebern 2040 ein Beitragssatz von 26 bis
8 Prozent zugemutet werden könne, um das damalige
iveau der Rente aufrechtzuerhalten. Sie haben die Bei-

ragssatzhöhe für diesen Zeitraum auf 22 Prozent festge-
chrieben. Das sind nur 11 Prozent für die Arbeitgeber,
as sind aber 11 Prozent für die Arbeitnehmer plus
Prozent – nach Abzug der staatlichen Förderung – für

ie Riesterrente. Wenn man dann noch die Wirkungen
er Rentenreform von 2003 – Ulla Schmidt! – ausglei-
hen wollte, wären das, so haben die Gewerkschaften er-
echnet, weitere 3 Prozent. Mit 17 Prozent für die Ar-
eitnehmer auf der einen Seite und 11 Prozent für die
rbeitgeber auf der anderen Seite sind wir wieder bei
en genannten 28 Prozent. Geändert hat sich nichts; nur
ie Parität in der gesetzlichen Rentenversicherung ist
nadenlos außer Kraft gesetzt worden.

Nun erreichte uns in den letzten Tagen ein Bericht der
ECD, bei dem man sich verwundert die Augen reibt:
eutschland an der Spitze der Tabelle der Bruttoersatz-

ate der Rente in der Einkommensgruppe bis 50 Prozent
es Durchschnittseinkommens. Die Bundesregierung
ird für ihre Rentenpolitik ausdrücklich gelobt.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So ist es!)


Freuen Sie sich nicht zu früh, Herr Weiß! Denn was
esagt diese Tabelle? Dort steht nichts anderes, als dass
in Arbeitnehmer, der 2004 mit 20 Jahren zu arbeiten
eginnt, bei voller Erwerbstätigkeit bis zum gesetzlichen






(A) )



(B) )


Volker Schneider (Saarbrücken)

Rentenalter mit konstant 50 Prozent des Durchschnitts-
einkommens 39,9 Prozent des Bruttoverdienstes erzielt.
Ich bitte die Damen und Herren auf den Tribünen, sich
einmal für einen Moment zu überlegen, was es heißt,
dass sie im Alter mit rund 40 Prozent auskommen müs-
sen!


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sie müssen erst mal 45 Jahre älter werden!)


Das ist keine Einzelposition; das ist in allen Gruppierun-
gen so.

Bei einer derart „erfolgreichen“ Rentenpolitik fürch-
ten viele in diesem Land mit Recht, im Alter vor Armut
nicht ausreichend geschützt zu sein. Wir brauchen jetzt
eine radikale Kehrtwende in der Rentenpolitik: Aufhe-
bung der Beitragssatzdeckelung, Wiederherstellung der
paritätischen Finanzierung, Wegfall aller Dämpfungs-
faktoren und Wiedereinführung der Orientierung an der
Lebensstandardsicherung.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610218400

Nächster Redner ist der Kollege Peter Weiß für CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Anton Schaaf [SPD]: Peter, jetzt sag mal ein paar Wahrheiten!)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1610218500

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Die entscheidende Frage, die sich Rentnerinnen
und Rentner, aber auch junge Leute stellen, die künftig
in das Rentensystem einzahlen sollen, lautet: Funktio-
niert das System auch für die Zukunft? Dazu haben wir
in der vergangenen Woche von der OECD ein in der Tat
hervorragendes Urteil bekommen. Die Presseerklärung
der OECD beginnt mit dem Satz – ich zitiere –:

Deutschland hat in den vergangenen Jahren im Ver-
gleich zu den meisten OECD-Ländern umfassende
Strukturreformen im Rentensystem beschlossen
und so wichtige Fortschritte auf dem Weg zur
Nachhaltigkeit des Systems gemacht.

Eine OECD-Expertin setzt in einem Zeitungsinterview
noch eins drauf:

Lernen können die anderen Länder sicherlich von
der Nachhaltigkeit, die Deutschland bei der Renten-
reform hinbekommen hat.

Ein hohes internationales Lob für die deutsche Renten-
politik!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Linksfraktion redet hier so, als gebe es keine de-
mografische Herausforderung in Deutschland. Die Lin-
ken wissen nicht, in was für einem Land sie leben.

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(C (D (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Ach, Herr Weiß, das haben wir doch alles schon geklärt!)


ie entscheidenden Fragen sind doch: Wie reagiert un-
er Rentensystem auf die dramatischen Veränderungen
nsofern, als die Zahl der Älteren deutlich zunimmt, auch
eil sie eine höhere Lebenserwartung haben, und die
ahl der Jüngeren demgegenüber geringer ist? Und: Pro-
uzieren wir vor diesem Hintergrund in Deutschland
ewusst politisch einen Kampf der Generationen gegen-
inander, oder schaffen wir Generationengerechtigkeit,
ie einen Ausgleich zwischen den Generationen sucht?
iese Fragen müssen wir beantworten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Damit der Rentenversicherungsbeitrag für die Jungen
ben nicht in astronomische Höhen steigt, muss das Ni-
eau der gesetzlichen Rente für die künftigen Rentnerin-
en und Rentner sinken. Aber entscheidend ist die
rage: Wie sorgen wir dafür, dass die Rentnerinnen und
entner auch in Zukunft ein auskömmliches Leben ha-
en? Das funktioniert nur, wenn die gesetzliche Rente
m zwei Standbeine ergänzt wird, die wir in Deutsch-
and konsequent ausbauen: die betriebliche Altersvor-
orge und die private kapitalgedeckte Altersvorsorge.
ie Altersvorsorge der Zukunft ist dann stabil, wenn sie
icht nur auf einem, sondern auf drei verlässlichen Bei-
en steht.

Auf die Frage, ob dieser neue Mix aus umlagefinan-
ierter gesetzlicher Rente und Kapitalversicherung als
ukunftsmodell eine gute Entscheidung ist, sagen uns
ie OECD-Experten – ich zitiere –:

Das ist eine sehr gute Entscheidung, das sollten
mehr OECD-Länder machen, weil so die Risiken
und Lasten im System viel besser verteilt werden.

Damit in Zukunft möglichst niemand in Altersarmut
bgleitet, stärkt die Große Koalition die zweite und die
ritte Säule der Alterssicherung zusätzlich. Ich erwähne
ur: Für Kinder wird es ab 2008 einen Staatszuschuss
on 300 Euro jährlich für die Riesterrente geben. Walter
iester spricht ja gleich noch. Wir wollen das selbstge-
utzte Wohneigentum riesterförderungsfähig machen.
ie Abgabenfreiheit der Entgeltumwandlung hat zu ei-
em deutlichen Aufwuchs der Betriebsrenten in
eutschland geführt. Wir wollen, dass dieser Aufwuchs

ich fortsetzt.

Der letzte Alterssicherungsbericht der Bundesregie-
ung hat untersucht, ob die auf drei Säulen basierende
lterssicherungspolitik die gewünschten Erfolge bringt.
er Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass das Nettoge-

amtversorgungsniveau – bezogen auf das, was man im
lter aufgrund der verschiedenen Säulen der Alters-

icherung insgesamt zum Leben hat – für Durchschnitts-
erdiener nahezu unverändert bleibt und dass für Ge-
ingverdiener langfristig eher ein Anstieg zu erwarten
st. Und weil das Thema der Familien mit Kindern oder
rauen mit unterbrochener Erwerbsbiografie zu Recht
ngesprochen wird: Gegenüber heute wird das Gesamt-
ersorgungsniveau für Familien mit Kindern dank der






(A) )



(B) )


Peter Weiß (Emmendingen)

Anerkennung von Kindererziehungszeiten bei der Rente
ebenfalls eher ansteigen.

Fazit: Im Gegensatz zu dem, was die Linksfraktion
mit jeder Aktuellen Stunde hier im Bundestag gebets-
mühlenartig wiederholt, weil sie hofft, dass die Dummen
in diesem Land irgendwann auf diese Argumentation he-
reinfallen,


(Lachen bei der LINKEN)


führt die Rentenpolitik nicht zu Altersarmut, sondern zu
Sicherheit im Alter, allerdings nur dann, wenn zusätzlich
zur gesetzlichen Rente die zweite und die dritte Säule
der Alterssicherung stetig weiter aufgebaut werden.

Dazu gibt der OECD-Bericht einen eindeutigen Rat,
den ich nur unterstreichen kann – ich zitiere –: Wichtig
ist,

dass Erwerbstätige bereits früh mit dem Sparen be-
ginnen und auf regelmäßiger Basis Beiträge ent-
richten.

Richtig ist: Die gesetzliche Rente ist – darauf zielt die
Veränderung in der Rentenpolitik – nicht mehr alleine
für die Lebensstandardsicherung im Alter zuständig,
sondern wir brauchen eine zweite und eine dritte Säule.
Diese wollen wir gemeinsam mit den Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmern in unserem Land auch in den
künftigen Jahren kräftig ausbauen, damit Altersarmut in
Deutschland ein Fremdwort bleibt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610218600

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Heinrich Kolb für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1610218700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde ist eine typi-
sche polemische Zuspitzung der Fraktion Die Linke, wie
wir sie in den letzten Wochen und Monaten schon öfter
erlebt haben.

Herr Kollege Schneider, ich denke – da stimme ich
dem Kollegen Weiß ausdrücklich zu –, dass die OECD-
Studie doch ein etwas differenzierteres Bild der Situa-
tion der Altersvorsorge in Deutschland liefert, als Sie
uns das weismachen wollen. Vor allen Dingen erkennt
die OECD den grundsätzlichen Ansatz des deutschen
Systems der Altersvorsorge – das finde ich wichtig –,
nämlich den Vorsorgemix aus umlagefinanzierter gesetz-
licher Rentenversicherung und kapitalgedeckter betrieb-
licher und privater Vorsorge, ausdrücklich als richtig an.

Dass das Niveau der Vorsorge aus der gesetzlichen
Rentenversicherung als einen Teil dieses Mixes in den
nächsten Jahren zugegebenermaßen deutlich zurückgeht,
Herr Schneider, ist für sich genommen noch kein Grund
für Kassandrarufe. Erst wenn es nicht gelingt, die durch
die Absenkung des Nettorentenniveaus vor Steuern ent-

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(C (D tehenden Versorgungslücken durch den Ausbau der kaitalgedeckten Eigenvorsorge anderweitig zu schließen, erden wir ein ernstes Problem hinsichtlich der Siche ung des Lebensstandards im Alter bekommen. Aber iese Botschaft ist alles andere als neu, Herr Schneider. ie gesetzliche Rente reduziert sich in ihrer Funktion ehr und mehr auf eine Existenzsicherung. Wer mehr ls nur Existenzsicherung will, ist gut beraten, sich beieiten darum zu kümmern. (Zuruf von der LINKEN: Man muss es aber können!)


In diesem Zusammenhang möchte ich mehrere An-
erkungen machen.

Zunächst einmal muss, wer die betriebliche oder pri-
ate Eigenvorsorge aktivieren will, den Menschen die
ngeschminkte Wahrheit sagen. Die FDP-Bundestags-
raktion fordert daher seit langem, dass die Renteninfor-
ation der gesetzlichen Rentenversicherung für ihre
rognosen inflationsbereinigte Werte ausweist, um den
ersicherten einen realistischeren Wert ihrer künftigen
entenansprüche zu vermitteln. Bisher wird in den In-

ormationsbriefen nur darauf hingewiesen, dass diese
erte noch inflationsbereinigt werden müssen. Es ist aus
einer Sicht zumindest zweifelhaft, ob alle Versicherten

en sich daraus ergebenden Handlungsbedarf in seiner
anzen Brisanz erkennen.

Sodann ist die Politik aufgefordert, denen, die eine
otwendigkeit für eine ergänzende Vorsorge für sich er-
annt haben, die notwendige Förderung zukommen zu
assen. An dieser Stelle sage ich sehr deutlich: Es wäre
ollkommen absurd, wenn das erfolgreichste Instrument
rgänzender Vorsorge, nämlich die abgabenfreie Entgelt-
mwandlung, 2008 beendet werden würde. Herr Weiß,
ie haben diese Klippe ein wenig umschifft,


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Gut gemacht!)


ndem Sie sagen, Sie wollen, dass der Aufwuchs fortge-
etzt wird. Wir hätten gerne von Ihnen heute klipp und
lar gehört, ob Sie auch die Förderung fortsetzen wollen.
ir haben aber noch eine zweite Chance; denn der

taatssekretär wird nach mir an das Rednerpult treten.
err Thönnes, ich fordere Sie auf, hier unmissverständ-

ich zu erklären, dass die abgabenfreie Entgeltumwand-
ung auch nach 2008 in vollem Umfang fortgesetzt wird.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wenn wir das machen, erklären Sie das hinterher für falsch! Das ist doch immer so!)


Nein, das werde ich nicht für falsch erklären; denn es
st richtig. Herr Brauksiepe, erfreulicherweise gibt es so-
usagen einige Lockerungssignale aus den Reihen der
oalition.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Wir sind alle ganz locker, Herr Kollege!)


ir würden es gerne sehen, wenn heute Ross und Reiter
enannt würden. Hic Rhodus, hic salta! Herr Staats-
ekretär, wir warten auf Ihre Ausführungen.






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
Beim Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand
brauchen wir ferner mehr Flexibilität. Altersarmut kann
auch und nicht zuletzt dadurch vermieden werden, dass
ältere Arbeitnehmer nicht mehr wie bisher regelrecht aus
dem Arbeitsleben verdrängt werden und bei Hartz IV
landen. Ihnen soll auf der Basis einer – das ist mir wich-
tig – freien Entscheidung eine möglichst lange Teilhabe
am Erwerbsleben ermöglicht werden.

Die FDP-Bundestagsfraktion fordert daher, dass Ver-
sicherte ab dem 60. Lebensjahr durch den Bezug einer
Voll- oder Teilrente auf erworbene Rentenanwartschaf-
ten auch zur Vermeidung von Altersarmut zurückgreifen
können und dass gleichzeitig die bisher bestehenden Zu-
verdienstgrenzen wegfallen. Das wäre aus unserer Sicht
ein entscheidender Schritt nach vorne, mit dem die indi-
viduelle Entscheidung eines jeden Einzelnen in den Vor-
dergrund gestellt wird. Das ist besser als ein starres
gesetzliches Renteneintrittsalter von beispielsweise
67 Jahren, das unter den heutigen Rahmenbedingungen
auf dem Arbeitsmarkt viele nicht erreichen werden.


(Beifall bei der FDP)


Schließlich sollte nicht vergessen werden – leider bin
ich am Ende meiner Redezeit –, dass wir zur Vermei-
dung von Altersarmut eine bedarfsgeprüfte Grundsiche-
rung im Alter haben. Ich wünsche mir, dass nur wenige
Menschen in unserem Lande auf diese Grundsicherung
zurückgreifen müssen. Wir sollten gemeinsam die Rah-
menbedingungen dafür schaffen, dass möglichst viele
durch eigene Erwerbstätigkeit in die Situation versetzt
werden, am Ende ihres Erwerbslebens in der Summe aus
gesetzlicher, privater und betrieblicher Vorsorge auf ei-
nen guten Betrag zurückgreifen zu können, der nicht nur
ihre Existenz, sondern auch ihren Lebensstandard si-
chert. Dazu sind wir alle aufgerufen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610218800

Für die Bundesregierung erteile ich nun das Wort dem

Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Franz Thönnes.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt können Sie Schlagzeilen machen, Herr Thönnes, indem Sie sagen: Wir machen das!)


F
Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1610218900


Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Eine Debatte über die Alterssicherungspolitik in
Deutschland sollte auf Fakten basieren und keine Ängste
schüren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen wäre es gut, wenn wir uns in Fortsetzung der
einen oder anderen Rede gerade zuerst auf die Fakten
konzentrierten. Die OECD-Studie „Pensions at a
Glance“, die vergangene Woche vorgestellt worden ist,
enthält vier Kernbotschaften:

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(C (D Erstens. Mit der Einführung der Rente ab 67 ist eutschland ein Vorreiter in der OECD im Hinblick da auf, die Rentensysteme auf die demografische Herausorderung auszurichten und einzustellen. Zweitens. Die finanzielle Tragfähigkeit des deutschen entensystems ist langfristig gesichert. (Zuruf von der LINKEN: Das hat schon einmal jemand gesagt!)


Drittens. Die zukünftige Lohnersatzrate liegt nach
em Berechnungsmodus der OECD in Deutschland im
ECD-weiten Vergleich nur im unteren Drittel. Bei Ge-

ingverdienern belegt Deutschland den drittletzten Platz.

Viertens. Mithilfe der geförderten zusätzlichen Al-
ersvorsorge ist sichergestellt, dass das Rentenniveau
icht unter den Stand vor den Reformen sinkt.

Bevor ich nun auf die einzelnen Punkte zu sprechen
omme, ein korrigierender Hinweis gleich vorweg: Das
esetzliche Sicherungsniveau wird infolge der im Bun-
estag beschlossenen Schritte zurückgehen. Darüber ha-
en wir in den letzten Monaten ständig diskutiert. Wir
aben diesen Weg eingeschlagen, weil wir so die Leis-
ungsfähigkeit des deutschen Alterssicherungssystems
angfristig sichern und gleichzeitig den zukünftigen An-
tieg der öffentlichen Alterssicherungsausgaben be-
renzen wollen.

Resultat einer statistischen Verzerrung ist hingegen,
ass die deutschen Geringverdiener im OECD-weiten
ergleich so schlecht wegkommen. Das neue von der
ECD zugrunde gelegte Durchschnittslohnkonzept führt

u einem sehr hohen Durchschnittslohn für Deutschland,
er demzufolge im Jahr 2004 bei gut 41 000 Euro lag.
as ist ein sehr hoher Wert. Nur zum Vergleich: Das Sta-

istische Bundesamt hat entsprechend der Volkswirt-
chaftlichen Gesamtrechnung für 2004 einen Durch-
chnittslohn von rund 29 000 Euro ausgewiesen. Nach
er OECD-Definition wird von Geringverdienern pau-
chal bei 50 Prozent des Durchschnittslohns gesprochen.
onkret bedeutet dies für Deutschland 20 523 Euro. Bei
iesem Durchschnittslohn überrascht es dann natürlich
icht, dass ein Geringverdiener nach dem OECD-Kon-
ept eine Rente oberhalb der Grundsicherung bezieht.

Aufgabe der Grundsicherung für Ältere ist es – das
urde gerade richtig gesagt –, vor Armut zu schützen.
ies kommt aufgrund des angenommenen hohen Durch-

chnittlohnes in der OECD-Studie nicht zum Tragen. Er-
ebnis ist eine niedrige Lohnersatzrate, die aber – das ist
u betonen – nicht an der tatsächlichen Lohnstruktur un-
eres Landes geeicht ist.

Was nun die Gesamtbewertung durch die OECD-Stu-
ie betrifft, wird ausdrücklich bestätigt: Deutschland ist
it seinen Reformen im internationalen Vergleich auf

em notwendigen und auch richtigen Weg. Die eingelei-
eten Maßnahmen sind die richtigen Antworten auf die
emografischen und gesellschaftlichen Herausforderun-
en. So bescheinigt die OECD der Bundesregierung, mit
iesen Reformen die langfristige Tragfähigkeit der Ren-
en zu sichern, und unterstützt die Entscheidung, mittel-
ristig schrittweise die Rente ab 67 einzuführen.






(A) )



(B) )


P
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610219000
Wir
wollen die Balance zwischen den Generationen gerecht
gestalten und das System der beitragsgestützten Alters-
sicherung auf ein stabiles Fundament stellen. Es gilt,
dass der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung bis
2020 nicht über 20 Prozent und bis 2030 nicht über
22 Prozent steigen soll. Ich glaube auch nicht, dass wir
damit erfolglos sind, wenn ich mir anschaue, wie mittler-
weile die Arbeitsplatzentwicklung in Deutschland ist.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Genau!)


Wir haben über 700 000 Arbeitslose weniger, und es gibt
mehr als 600 000 neue sozialversicherungspflichtige
Jobs. Das kann sich sehen lassen. Das stimmt uns zwar
nicht zufrieden, da ist zwar noch mehr zu tun, aber die
Entwicklung ist gut.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das Sicherungsniveau vor Steuern soll im Jahr 2020
mindestens 46 Prozent und im Jahr 2030 mindestens
43 Prozent des früheren Einkommens betragen. Das
heißt: Die gesetzliche Rentenversicherung bleibt zwar
das Kernstück der Altersvorsorge, das Sicherungsniveau
wird aber abnehmen. Um das Wohlstandsniveau im Al-
ter halten zu können, ist es zunehmend notwendig, neben
die gesetzliche Rente die betriebliche und die private Al-
tersvorsorge zu stellen.

Die Ergebnisse der OECD-Studie zeigen, dass das der
richtige Weg ist. Sie beschreibt sehr gut, dass das Ziel
mit einer Kombination von gesetzlicher Rente und staat-
lich geförderter Altersvorsorge erreicht werden kann.
Der Kurs, den wir fahren, wird damit eindrucksvoll be-
stätigt. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die guten An-
sätze zusätzlicher Altersvorsorge, die es in Deutschland
gibt, zu systematisieren und weiter auszubauen; denn
wir wollen sie zu einer sicheren Einnahmequelle der
Menschen im Alter machen.

Wir sind damit erfolgreich. Die Erfolge werden von
der OECD ausdrücklich anerkannt. Über 8 Millionen
Menschen haben mittlerweile einen Riester-Vertrag ab-
geschlossen. Die Zahl ist gerade in den letzten Jahren er-
heblich angestiegen, was die Attraktivität der einzelnen
Förderinstrumente dieses Konzeptes unterstreicht.

Wir arbeiten daran, dass das noch attraktiver wird:
Zum 1. Januar 2008 wollen wir die Kinderzulage von
185 Euro auf 300 Euro pro Jahr erhöhen. Wir wollen den
jungen Menschen, die ins Arbeitsleben einsteigen, einen
Sonderbonus in Höhe von 100 Euro für die spätere Al-
tersvorsorge anbieten. Damit bieten wir einen Anreiz,
sich auch privat für das Alter abzusichern. Auch das
selbst genutzte Wohneigentum soll in die geförderte
Riester-Altersvorsorge integriert werden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Entgeltumwandlung, Herr Staatssekretär!)


Die Bundesregierung ist sich bewusst, dass der Aus-
bau der zusätzlichen Altersvorsorge noch nicht abge-
schlossen ist. Altersarmut muss nicht sein. Wir wollen
sie ausschließen. Deswegen geht es darum, dass auch
das zweite Standbein der Altersvorsorge, die betriebliche
Rente, selbstverständlich wird. Wir brauchen einfachere
Angebote.

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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Einfacher als Entgeltumwandlung geht es nicht!)


ie müssen sicher sein, und bei einem Unternehmens-
echsel muss die Rente garantiert sein. Die betriebliche
ltersvorsorge gehört zum System. Sie bietet nämlich

nsbesondere die Möglichkeit, die Tarifbeschäftigten, die
rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den unteren
inkommensbereichen einzubeziehen. Auch hierfür kann
ie Riester-Förderung in Anspruch genommen werden.
ber 17 Millionen Beschäftigte haben mittlerweile An-

prüche auf eine betriebliche Rente.

Zur Renaissance des Systems der betrieblichen Vor-
orge hat das Recht auf Entgeltumwandlung, die Befrei-
ng von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen in li-
itierter Höhe, beigetragen. Das soll – das ist der

erzeitige Stand – bis 2008 so bleiben. Dann soll diese
egelung auslaufen. Wir prüfen angesichts des Erfolgs,
b die Fortsetzung der bisherigen Regelung oder eine
leichwertige Regelung mit anderer Methode sinnvoller
t.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Neben der direkten Förderung wollen wir mit flankie-
enden Maßnahmen wie dem Informationsangebot „Al-
ersvorsorge macht Schule“ über die Notwendigkeit der
usätzlichen Altersvorsorge aufklären und damit die
eitere Verbreitung fördern.

Ich glaube, dass man sagen kann, dass es noch nie
ine Generation Älterer gab, die so gut und so zuverläs-
ig abgesichert war wie diese. Wir wollen, dass das im
ern so bleibt. Leider gibt es Rentnerinnen und Rentner

n Deutschland mit einem sehr geringen Alterseinkom-
en. Das resultiert aber aus geringen Verdiensten oder

iner Lebensarbeitszeit von deutlich weniger als 45 Jah-
en. Für diese Menschen haben wir mit der Grundsiche-
ung eine garantierte materielle Absicherung geschaffen.

Es kommt darauf an, gute Einkommen zu erzielen,
ie Beschäftigung gut zu organisieren und ein hohes
irtschaftswachstum zu schaffen. Das wird dazu beitra-

en, dass das Einkommen im Alter ausreichend ist. Klar
st auch: Wir tun das Mögliche, damit die Altersvorsorge
uch in Zukunft allen Menschen nicht nur ein würdiges
eben im Alter, sondern auch ein Altern mit Lebensqua-

ität gewährleistet.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610219100

Ich erteile das Wort Kollegin Irmingard Schewe-

erigk, Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ine Schlagzeile lautete in der letzten Woche: OECD
arnt vor steigender Altersarmut. Das scheint auf den

rsten Blick wie gemacht für eine pauschale Skandalisie-
ung durch die Linken. In der Tat, meine Damen und
erren von der Linken, Sie haben dieser Verlockung






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk
nicht widerstehen können. Verstehen Sie mich nicht
falsch. Natürlich steht die Politik in der Verantwortung,
Fehlentwicklungen zu beobachten und zu beheben. Aber
ich finde es unverantwortlich, Katastrophen auszurufen,
weil man nur die Überschrift, aber nicht den Text der
Studie gelesen hat. Das ist zu einfach.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch bei der LINKEN)


Die Studie bewertet die letzten Rentenreformen – das
wurde gerade schon gesagt – sehr differenziert. Sie be-
scheinigt sogar, dass durch wichtige Strukturreformen in
Deutschland im Unterschied zu vielen anderen Staaten
die Nachhaltigkeit des Rentensystems verbessert wurde.
Auch die Anpassung der Rentenhöhe und die Erhöhung
des Renteneintrittalters werden als notwendige Schritte
hin zu einer nachhaltigen Rentenpolitik qualifiziert.
Aber, meine Damen und Herren von der Linken, so weit
lesen Sie nicht, das wollen Sie nicht wahrhaben. Darum
verschweigen Sie auch, dass in der Studie nur die gesetz-
liche Rente bewertet wurde und dass inklusive der staat-
lich geförderten Riesterrente Deutschland im OECD-
Mittelfeld liegt. Anstatt die Menschen pauschal mit dem
Horrorszenario der Altersarmut zu erschrecken, sollten
Sie lieber differenziert hinschauen. Aber das tun Sie
nicht.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Nein! Auf keinen Fall!)


Denn die Studie macht deutlich, dass wir gezielter auf
die Situation der Geringverdienenden achten müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen feststellen, dass es eine zunehmende Zahl
von Beschäftigten gibt, deren Löhne so niedrig sind,
dass sie trotz einer Vollzeitstelle ergänzendes Arbeits-
losengeld II benötigen. Das sind mindestens 1 Million
Menschen. Diese Gruppe ist schon während der Erwerbs-
phase von Armut betroffen und wird es im Rentenalter
wieder sein. Aber die Ursache dieses Problems sind
nicht die Rentenpolitik oder das Rentenniveau, die Ursa-
che sind die niedrigen Löhne. Dass meine Gewerkschaft
Verdi für das Sicherheitspersonal im Deutschen Bundes-
tag einen Tarif von 5,50 Euro abschließt, empfinde ich
persönlich als ein Armutszeugnis.

Darum brauchen wir in Deutschland endlich Mindest-
löhne. Es ist wirklich an der Zeit, dass das unwürdige
Gezerre in der Koalition beendet wird.


(Zuruf von der CDU/CSU: Welches Gezerre denn bitte?)


Es gibt hier im Hause eine Mehrheit für dieses Vorha-
ben. Also, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD:
Bekennen Sie Farbe, stimmen Sie am Donnerstag ihrem
ehemaligen Antrag zu. Wir jedenfalls werden das tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Doch zurück zur Rente. Es gibt eine große Gruppe,
bei der die Gefahr der Altersarmut wirklich besteht. Das
sind die Langzeitarbeitslosen. Anfang des Jahres hat die

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(C (D roße Koalition ihnen kurzerhand ihre Rentenansprüche albiert. Viele werden es noch gar nicht gemerkt haben. amit nicht genug: Die Regierung will Langzeitarbeits ose zwingen, mit 63 Jahren vorzeitig die Rente zu beanragen, obwohl das Renteneintrittsalter gerade auf 67 ahre erhöht wurde. Der Nebeneffekt für die Menschen: in Abschlag von 14 Prozent muss in Kauf genommen erden. Das heißt, jemand, der bei einem Renteneintritt it 67 Jahren 800 Euro Rente pro Monat bekäme, be ommt dann 688 Euro Rente. Das ist eine massive Renenkürzung für eine Gruppe, die meist ohnehin nicht ber hohe Renten verfügt. Das finde ich ziemlich schäig. Meine Damen und Herren von der CDU/CSU und PD, so diskreditiert man das notwendige Vorhaben Rente mit 67“. Aber es gibt ja allenthalben – gerade in der SPD – Abetzbewegungen von der beschlossenen Reform. Jetzt ill es niemand so beschlossen haben, wie es im Gesetzlatt steht. Der Parteivorsitzende Beck treibt den Popuismus auf die Spitze. Er ist in Ruanda, tauft dort Gorillas nd fordert von dort erneut, individuelle Ausstiegslösunen von der Rente mit 67 entlang von Berufen. Zu so viel pportunismus muss man schon stehen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das müssen ihm die Buschtrommeln zugetragen haben!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das mit den Buschtrommeln kann gut sein.

Mit verantwortungsvoller Politik hat das wenig zu
un. Wir Grünen sehen eine Möglichkeit zur Vermeidung
on Altersarmut. Wir wollen mehr Arbeitsplätze beson-
ers für Frauen und ältere Beschäftigte, und zwar mit
xistenzsichernden Löhnen. Wir wollen die Rentenbei-
räge von Menschen mit kleinen Einkommen aus Steuer-
itteln auf bis zu 80 Prozent einer Durchschnittsrente

öherwerten. Wir wollen die gesetzliche Rentenversi-
herung in eine Erwerbstätigenversicherung umbauen,
ie auch Selbstständigen offensteht, die über keine an-
ere Altersvorsorge verfügen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Offensteht heißt: Sie werden verpflichtet!)


Ja, das betrifft auch die Abgeordneten.

Dies sind gezielte Schritte, um Armut im Alter zu ver-
eiden. Mit Populismus wird man dieser Aufgabe nicht

erecht.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610219200

Ich erteile das Wort Kollegen Walter Riester, SPD-

raktion.


Walter Riester (SPD):
Rede ID: ID1610219300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich möchte mich mit dem Begriff „Rentenni-
eau“ auf einer Ebene beschäftigen, die für die Men-
chen, wie ich glaube, besser nachvollziehbar ist. Die
enschen vergleichen – ich denke, zu Recht –, wie sich






(A) )



(B) )


Walter Riester
die Höhe der Löhne und Gehälter und die Höhe der Ren-
ten entwickelt. In den letzten acht Jahren haben sich die
Löhne und Gehälter im Schnitt um 1,1 Prozent erhöht,
die Renten um 0,9 Prozent; das bedaure ich als Gewerk-
schafter und als Sozial- und Tarifpolitiker sehr. Wenn
man mitberücksichtigt, dass die oberhalb der Beitragsbe-
messungsgrenze liegenden Verdienste überproportional
gestiegen sind, ist festzustellen, dass bei Arbeitern, An-
gestellten und Rentnern in etwa die gleiche Entwicklung
stattgefunden hat, wenn auch zugegebenermaßen, was
mich berührt, auf niedrigem Niveau.

Es geht um die Frage: Wie gewährleistet die Regie-
rung, dass nicht auf breiter Front Altersarmut entsteht?
In den letzten acht Jahren, in denen ich in Regierung und
Parlament Verantwortung hatte, wurden zu diesem
Zweck mehrere Schritte, teilweise auch von mir selbst,
eingeleitet.

Der erste Schritt: Vor dem Jahr 2002 gab es Millionen
Menschen, die Kleinstrenten bezogen und häufig An-
spruch auf ergänzende Sozialhilfe hatten. Viele empfan-
den es als erniedrigend, zum Sozialamt gehen und die
Lebensverhältnisse ihrer Kinder offenlegen zu müssen.
Das haben wir geändert. Im Jahre 2002 wurde die be-
darfsorientierte Grundsicherung eingeführt. Leider hat
die PDS-Fraktion damals dagegengestimmt.


(Anton Schaaf [SPD]: In der Tat! – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Na, so etwas!)


Der zweite Schritt – das hat mich immer sehr berührt –:
Bis zum Jahre 2004 gab es 2,95 Millionen Menschen,
die Sozialhilfe bezogen haben. Diese Menschen haben
keine Einzahlungen in die Rentenversicherung und im
Übrigen ganz überwiegend auch keine Einzahlungen in
die Krankenversicherung getätigt. Mit dem Vierten Ge-
setz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt ha-
ben wir uns dieser Menschen angenommen. Jetzt werden
für jeden von ihnen – das wird in der Öffentlichkeit viel
zu wenig thematisiert – monatliche Einzahlungen in die
Rentenversicherung vorgenommen. Außerdem ist jetzt
auch jeder krankenversichert.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber leider jetzt nur noch die Hälfte, Herr Riester!)


– Das ist richtig. Leider ist es nur noch die Hälfte. Aber
das ist immer noch wesentlich mehr als vorher. Jetzt
wird für diese Menschen in die Rentenversicherung ein-
gezahlt. –


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das waren sehr wichtige Schritte. Leider hat die PDS
aber schon damals dagegengestimmt.

In dieser Debatte wurde vonseiten der Linksfraktion
schon häufig die Frage gestellt: Wie soll sich jemand,
der wenig verdient, die Riesterrente leisten? Diese Argu-
mentation, die ich gut nachvollziehen kann, wird von
verschiedenen Seiten vorgetragen. Auch dieses Thema
haben wir in unserem Gesetz aufgegriffen; das ist leider
noch viel zu wenig bekannt. Denn es gibt den sehr
schwierig erscheinenden und leider sehr häufig vorkom-
menden Fall, dass Menschen überhaupt nichts verdie-
nen, sondern nur Lohnersatzleistungen nach Hartz IV
bekommen.

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(C (D (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist ja noch einfach!)


Wie stellt sich die Situation in einer Familie mit zwei
indern dar? In unserem Gesetz haben wir festgelegt,
ass ein Eigenbeitrag in Höhe von 60 Euro im Jahr – ich
etone: im Jahr –, also von 5 Euro im Monat, ausreicht,
m die gesamte Förderleistung zu bekommen. In diesem
eispiel wären das für den Sparer und für den Ehegatten

eweils 114 Euro, für die beiden Kinder jeweils 138 Euro,
nsgesamt also 504 Euro pro Monat, und das bei einer
igenleistung von 60 Euro. Dieser Sockelbetrag von
0 Euro gilt auch für alleinerziehende Mütter mit ein,
wei oder drei Kindern. Das war ein sehr wichtiger
chritt.

Ich sage Ihnen ganz offen: Ich würde gerne die Job-
enter und die Bundesagentur für Arbeit anweisen, dass
ie jedem Antragsteller folgende Alternative anbieten:
ntweder bekommst du jeden Monat deine 345 Euro
lus Mietkosten und Nebenkosten, oder du gibst uns ein
weites Konto, ein Altersvorsorgekonto, an. Dann wer-
en auf dein Girokonto monatlich nicht 345 Euro, son-
ern 340 Euro überwiesen, und einmal im Jahr 60 Euro
uf dein Altersvorsorgekonto zusätzlich. Im Fall der Fa-
ilie mit zwei Kindern, den ich gerade erwähnt habe,

ämen 504 Euro als Zulage hinzu. Wenn bekannt wäre,
as wir getan haben, um insbesondere Geringstverdie-
ern diese Möglichkeit zu eröffnen, dann wären wir, wie
ch glaube, schon ein großes Stück weiter.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Aber was ist, wenn sie dann Arbeit bekommen?)


Was, wenn sie dann Arbeit bekommen? Diese Frage
ann ich Ihnen beantworten. In unserem Gesetz ist fol-
ende Regelung vorgesehen: Wenn sie Arbeit bekom-
en, beträgt die Bezugsgröße trotz höherer Verdienste

ür ein weiteres Jahr 60 Euro. Das muss man wissen
das ist auch für uns Abgeordnete wichtig –, und davon
üssen wir die Menschen in Kenntnis setzen. Ich habe

urzeit die Chance, viele Veranstaltungen zu besuchen,
nd stelle das in den Mittelpunkt, weil wir das den Men-
chen sagen müssen. Ich kann die Menschen ja verste-
en, und ich kann auch Ihre Zwischenrufe verstehen.
ber wer das Gesetz kennt, sollte auf die Möglichkeiten
inweisen; dann trägt er dazu bei, aufzuzeigen, was wir
olitisch gegen Altersarmut gemacht haben. Wir dürfen
ier nicht populistisch sein.

Bei einem anderen Problem mache ich mir trotzdem
roße Sorgen und sehe noch keine Lösung: Heute hat die
eneration der Rentner im Osten unseres Landes auf-
rund der hohen Erwerbstätigkeit in der DDR glückli-
herweise relativ hohe Renten. Das wird sich völlig um-
ehren bei den Menschen, die überproportional von
rbeitslosigkeit betroffen sind und relativ gesehen weni-
er verdienen. Das werden die großen Problemstellun-
en sein. Es ist wichtig, sich darüber zu unterhalten. Ich
ill aber auch sagen: Dieses Problem kann die Renten-
ersicherung nicht lösen. Sie haben völlig recht: Das
roblem liegt beim Arbeitsmarkt. Nach der Illusion, die
ein Vorgänger im Amt vertreten hat – die Sozialversi-






(A) )



(B) )


Walter Riester
cherungsrente könne den Lebensstandard sichern –, ist
auch mit der Illusion aufzuräumen, die Rentenversiche-
rung könne die Probleme des Arbeitsmarktes später aus-
gleichen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610219400

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen,

bitte.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Schade! Ich könnte noch länger zuhören!)



Walter Riester (SPD):
Rede ID: ID1610219500

Ich bin am Schluss. – Es war mir wichtig, über diese

Punkte zu diskutieren und mit diesen Illusionen aufzu-
räumen.

Herzlichen Dank für die Verlängerung der Redezeit –
„Lebensarbeitszeit“ hätte ich fast gesagt.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610219600

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir könnten hier

einmal darüber reden, ob wir eine parlamentarische Le-
bensredezeit einführen und über deren Verteilung auf die
Sitzungen.


(Heiterkeit)


Ich erteile als nächstem Redner das Wort dem Kolle-
gen Max Straubinger, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1610219700

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die

heutige Aktuelle Stunde ist letztendlich ein Austausch
über die zukünftige Rentenpolitik, weniger über die
OECD-Studie. Die Linken versuchen natürlich, der Öf-
fentlichkeit mit dieser OECD-Studie ein verzerrtes Bild
zu zeichnen,


(Bernhard Kaster [CDU/CSU]: Die können nichts anderes!)


nämlich dass unser Rentensystem unsozial sei, dass es
vor allen Dingen Geringverdienern nicht die nötige Un-
terstützung gebe, dass das Rentenniveau in Deutschland
nicht angemessen sei. Dies ist letztendlich der populisti-
sche Ansatz von WASG und PDS gemeinsam: die Men-
schen zu verunsichern. Das ist natürlich unangebracht.
Besonders im Hinblick auf die Menschen im Osten unse-
res Landes können wir feststellen, dass das deutsche
Rentensystem hervorragende Leistungen erbringt, näm-
lich eine großartige Alterssicherung, die sich die Men-
schen in der DDR nicht hätten erträumen können; das
muss man doch feststellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Vorredner haben schon in vielfältiger Weise
dargelegt, dass wir in der Rentenpolitik ob der demogra-
fischen Herausforderungen und der damit einhergehen-
den finanziellen Untermauerung und Sicherstellung der

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(C (D eistungen für die Rentnerinnen und Rentner auf dem ichtigen Weg sind. Dies ist, glaube ich, eine der wichigsten Botschaften: Die Rentnerinnen und Rentner könen sich auf das deutsche Rentenversicherungssystem erlassen – bei allen Schwierigkeiten und bei allen Heausforderungen, die die demografische Entwicklung ach sich zieht. Internationale Vergleiche haben ihre Krux: 30 unterchiedliche Altersversorgungssysteme lassen sich nie uf einen gemeinsamen Nenner bringen. Der Durchchnittsverdienst in Deutschland – der Herr Staatssekreär hat das bereits ausgeführt – ist in der OECD-Studie it knapp 41 000 Euro zu hoch angesetzt worden. Bei iner Beschäftigungsquote von 50 Prozent wird somit nterstellt, dass jeder durchschnittlich 20 000 Euro verient; doch das ist nicht so. Ferner kommt – wie der früere Arbeitsminister Riester bereits ausgeführt hat – die rundsicherung in dieser Studie nicht zum Tragen. So ommt man natürlich auf einen niedrigen Versorgungsrad. Das liegt in der Natur der Sache, wird der großartien und guten Versorgung der Menschen letztendlich ber in keiner Weise gerecht. Das muss man hier auch erdeutlichen. Ohne dem griechischen Rentenversicherungssystem nd den griechischen Menschen nahetreten zu wollen 95 Prozent ihres letzten Bruttoverdienstes sollen durch ie Rentenleistung angeblich gesichert sein –, glaube ch, dass es sich als deutscher Rentner in Griechenland esser lebt als als griechischer Rentner. Das möchte ich ier auch zum Ausdruck bringen. Wir müssen hier durchaus verdeutlichen, dass wir vor llen Dingen die private Vorsorge stärken. Wie hier orhin auch schon ausgeführt worden ist, bedeutet die iesterrente eben, dass sich vor allen Dingen auch die eringverdiener in unserem Land eine zusätzliche kapi algedeckte Vorsorge zu minimalen Beiträgen leisten önnen. 5 Euro im Monat müssen auch für einen Empänger von ALG II leistbar sein, um die Höchstversorung bzw. die Höchstzuschüsse des Staates in Anspruch ehmen zu können. Meines Erachtens muss man diese inteilung unter finanziellen Gesichtspunkten für sich elbst vornehmen. Jetzt werden sehr viele Riesterverträge abgeschlosen. Dies ist mit ein Beweis dafür, dass die Anfangschwierigkeiten des Systems, das sicherlich auch etwas erbürokratisiert war, überwunden worden sind. Demntsprechend kommen diese Verträge heute bei den enschen an. Zur betrieblichen Altersversorgung und zur Entgeltmwandlung, die auch der Kollege Kolb angesprochen at: (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was macht die CSU damit?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir stehen natürlich zur Stärkung der betrieblichen Al-
ersversorgung – vor allen Dingen über Tarifverträge.
lle Tarifparteien sind aufgefordert, diese Systeme ver-

tärkt mit auszubauen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wollt Ihr die Abgabefreiheit?)







(A) )



(B) )


Max Straubinger
Darüber hinaus ist sicherlich auch darüber nachzuden-
ken, wie man die Entgeltumwandlung zukünftig gestal-
tet. Die Steuerfreistellung der Beiträge ist aber sicher – –


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nicht hinsichtlich der Steuern, sondern der Sozialabgaben!)


– Ich weiß schon, dass Sie auf die Sozialabgaben abzie-
len wollen. Dies ist aber eine Frage, die man auch unter
haushalterischen Gesichtspunkten und unter dem Ge-
sichtspunkt der Finanzausstattung der Rentenversiche-
rungssysteme bzw. der Sozialversicherungssysteme be-
trachten muss.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ist doch alles bestens! Dann kann man es doch machen!)


Wir werden diese Frage hier sehr eingehend prüfen.
Im Gesetz steht, dass es eine Anschubfinanzierung für
die Entgeltumwandlung gegeben hat. Dies ist meines Er-
achtens richtig und vortrefflich gelungen. Das bedeutet
eine Verbreiterung der Entgeltumwandlung in hohem
Maße, wodurch ein besonderer Vorteil hinsichtlich der
Kapitaldeckung erreicht wurde.

Wir werden diese Frage sehr sachgerecht prüfen und
dementsprechend auch eine sachgerechte Entscheidung
herbeiführen.

Damit besten Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610219800

Das Wort hat nun Kollegin Dagmar Enkelmann, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610219900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe

im Bundestag schon einmal einen Politiker erlebt, der
am Rednerpult stand – das war damals noch in Bonn –
und sagte: Die Rente ist sicher. – Er hat dann auch noch
Plakate geklebt.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie ist auch sicher! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hat er gestern noch einmal gesagt!)


Er sieht das heute ein bisschen anders. Ich denke, von
daher sind Zweifel durchaus angebracht.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, in dieser Debatte mogeln
Sie sich um eine Kernforderung in der jüngsten OECD-
Studie herum, nämlich um die Aufforderung an die Bun-
desrepublik, dass Deutschland der Rentenentwicklung
bei Geringverdienern besondere Aufmerksamkeit wid-
men soll.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Die Studie ist eine Woche alt und geht über 45 Jahre, Frau Kollegin!)


Genau an dieser Stelle steht Deutschland auf dem letzten
Platz der 30 verglichenen Staaten.

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(C (D (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Die DDR ist nicht mehr drin!)


s war wenig davon zu hören, was Sie dagegen tun wol-
en.

Ich frage mich, wie blind man eigentlich sein muss,
m nicht zu sehen, was so offenkundig ist. Ich denke,
an braucht nicht erst die OECD-Studie, um zu wissen,

ass es in diesem reichen Land Altersarmut gibt, dass es
lso längst Menschen gibt, die in Armut leben. Das ist in
inem so reichen Land wie der Bundesrepublik ein
kandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer mit offenen Augen durch unser Land geht, der
ieht das auch. Die Lebensmitteltafeln berichten zum
eispiel darüber, dass eben nicht nur die Hartz-IV-Emp-

ängerinnen und -Empfänger und die Alleinerziehenden,
ondern zunehmend auch Ältere zu den Tafeln kommen
nd um Hilfe bitten. Die Wohlfahrtsverbände machen
arauf aufmerksam, dass dieses Problem deutlich zu-
immt. Als Politiker sind wir an dieser Stelle gefordert,
ber die Ursachen der Zunahme von Altersarmut zu re-
en. Vor allen Dingen müssen wir schnellstens gegen-
teuern.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Nur 2 Prozent der über 65-Jährigen sind auf Sozialhilfe angewiesen!)


Eine Studie des „Mitteldeutschen Rundfunks“ hat vor
urzem unter anderem die Alterseinkommen in Ost und
est verglichen und ist zu dem Ergebnis gekommen,

ass die Alterseinkommen im Osten etwa 20 Prozent un-
er denen im Westen liegen. So viel zur Legende vom
eichen Ostrentner!


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Was hätten die denn in der DDR bekommen, die Ostrentner?)


Wo liegen die Gründe? Ganz offensichtlich funktio-
iert das traditionelle Rentenmodell vor allen Dingen im
sten nicht. Zwei Säulen greifen nicht, die Betriebsrente
nd die private Vorsorge. Eine private Vorsorge ist im
sten kaum vorhanden. Auch sollten wir nicht verges-

en, dass jemand, der arbeitslos wird und in Hartz IV
ällt, zuerst seine private Vorsorge aufzubrauchen hat,
evor er überhaupt soziale Leistungen bekommen kann.
ußerdem führen zunehmende Rentenabschläge zu mas-

iven Rentenkürzungen. Immerhin gehen inzwischen
ier von zehn Beschäftigten mit Einbußen vorzeitig in
ente.

Das Problem Altersarmut ist nicht nur ein Problem
es Ostens; es ist zunehmend auch ein Problem im Wes-
en. Auch im Westen ist eine dramatische Zunahme der
ltersarmut zu verzeichnen. Die Kollegin von den Grü-
en hat auf die dramatische Zunahme im Niedriglohnbe-
eich, also bei den Mini- und Midijobs, aufmerksam ge-
acht. Das ist eine der Ursachen für die deutliche
unahme der Altersarmut. Auch im Westen sind die
äulen Betriebsrente und private Vorsorge längst brü-
hig geworden. Nur noch etwa 40 Prozent der Beschäf-
igten sind überhaupt betrieblich rentenversichert. Vor
urzem war zu lesen: Müntefering sägt an Betriebsrente.






(A) )



(B) )


Dr. Dagmar Enkelmann
Da ging es um die Pläne, die Sie angesprochen haben,
Herr Kolb.


(Widerspruch des Abg. Anton Schaaf [SPD])

Also auch die Säule Betriebsrente wird weiter abgetra-
gen. Wo funktionieren denn diese drei Säulen am Ende
noch?


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sie wünschen sich wieder in Ihre alte Welt zurück! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Von Fakten keine Ahnung!)


Ganz klar ist eines geworden: Die Bundesregierung
hat die Dramatik der Situation nicht erfasst. Nehmen wir
einmal die Rentenanpassung dieses Jahres, die 0,54 Pro-
zent ausmacht: Die Rentner jubeln und verneigen sich
voller Dankbarkeit vor der Bundesregierung.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Was gab es in der DDR für Renten?)


Diese 0,54 Prozent gleichen natürlich nicht die gestiege-
nen Lebenshaltungskosten aus. Sie sind auch kein Aus-
gleich für die gestiegenen Beiträge zur Krankenversiche-
rung. Aber endlich, nach drei Nullrunden, gibt es den
lang ersehnten Zuschlag. 0,5 Prozent mehr zu haben
oder nicht zu haben ist schon eine ganze Menge; bei dem
einen oder anderen sind es sogar 2 Euro oder mehr.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Es wurde doch erklärt, dass das nach der Lohnentwicklung geht!)


Meine Damen und Herren, so ist der Altersarmut
nicht beizukommen. Es ist zutiefst ungerecht, wenn
Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, im Alter
beim Sozialamt betteln müssen.


(Beifall bei der LINKEN – Anton Schaaf [SPD]: Müssen sie ja auch nicht! Grundsicherung!)


Wir fordern von der Bundesregierung ein Konzept für
eine nachhaltige Verhinderung von Altersarmut und ein
Konzept für eine existenzsichernde Rente. Dies bedeutet
eben nicht nur, genug zu essen und zu trinken zu haben;
ein Leben in Würde im Alter bedeutet auch, an Kultur
teilhaben zu können, sich einmal ein gutes Buch leisten
zu können und an der Gesellschaft teilnehmen zu kön-
nen. Dazu gehört also schon ein bisschen mehr.

Wir wollen eine Erwerbstätigenversicherung, in die
alle einzahlen. Wir wollen eine Verbreiterung der Basis
für die Rentenversicherung. Wir wollen, dass künftig
Abgeordnete des Europaparlaments, des Bundestags und
von Landtagen in die gesetzliche Rentenversicherung
einzahlen.


(Beifall bei der LINKEN)

Vor allen Dingen wollen wir den Ausbau der sozialversi-
cherungspflichtigen Beschäftigung. Das ist eine wich-
tige Grundlage für die Rentenversicherung. Schließlich
verlangen wir von der Bundesregierung endlich einen
Fahrplan für die Angleichung der Renten im Osten an
die im Westen.

Danke.

(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich erteile dem Kollegen Gregor Amann, SPD-Frak ion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Schon der Titel dieser Aktuellen Stunde, „Droende Altersarmut … aufgrund des zu geringen Renteniveaus“ ist ein Zerrbild der Realität. abei eignet sich dieses Thema nun gerade nicht zur Paikmache. Ja, es gibt die Studie und die Warnung der ECD, die auf ein sinkendes Rentenniveau in Deutsch and aufmerksam macht, und wir sollten sie auch ernst ehmen. Aber gerade sozialdemokratische Regierungsolitik hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, m Altersarmut auch zukünftig zu verhindern. Der Kolege Riester hat vorhin schon etwas dazu gesagt. Bevor ich auf zukünftige Entwicklungen eingehe, erde ich den Stand von heute darstellen: Die deutsche lterssicherungspolitik, beginnend mit der Rentenreform on 1957, ist eine Erfolgsgeschichte. Die Überwindung er Altersarmut ist eine der großen Errungenschaften uneres Sozialstaates. Nach einem Bericht der Bundesregieung aus dem Jahr 2006 liegt das durchschnittliche moatliche Nettoeinkommen der über 65-Jährigen unter inbeziehung aller Einkommensquellen bei Ehepaaren Westen bei 2 209 Euro, im Osten bei 1 938 Euro. Bei lleinstehenden ist es niedriger, und das niedrigste Einommen – das will ich hier nicht verschweigen – haben eschiedene Frauen im Osten: 827 Euro im Monat. Nach dem Armutsund Reichtumsbericht der Bunesregierung aus dem Jahr 2005 ist das Armutsrisiko lterer Menschen in Deutschland deutlich unterdurchchnittlich. Wenn wir über die Entwicklung der Altersicherung in Deutschland sprechen, dann müssen wir ns auch daran erinnern, dass das niedrigste Renteniveau seinerzeit in der DDR bestand: 1989 betrug die urchschnittsrente 450 Mark. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wie hoch war die Miete, wie hoch waren die Lebenshaltungskosten? Das kann man nicht vergleichen!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610220000

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1610220100

(Beifall bei der CDU/CSU)


enn also die Intention der Fraktion, die diese Aktuelle
tunde beantragt hat, war, uns davor zu warnen, auf das
entenniveau der DDR abzusinken, dann bin ich ganz
ei ihr.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Jetzt aber zu den Warnungen der OECD-Studie: Ja,
as Rentenniveau wird in den nächsten Jahrzehnten ab-
inken. Es wäre unredlich, dies nicht zu sagen. Aber die
ECD lobte auch ausdrücklich – das wurde schon wie-
erholt gesagt – die Anhebung des Rentenalters auf
7 Jahre. Was muss getan werden, um das Absinken des






(A) )



(B) )


Gregor Amann
Rentenniveaus abzubremsen und Altersarmut zu verhin-
dern? Aus meiner Sicht sind dies die folgenden Punkte:

Erstens. Rentenniveau und Löhne sind aneinander
gekoppelt. Die Förderung von Wachstum und Beschäfti-
gung ist also auch Rentenpolitik. Hierbei ist die Bundes-
regierung auf einem guten Weg. Die Zahl der Arbeitslo-
sen sinkt seit Monaten kontinuierlich, und die Zahl der
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt. An
dieser Stelle halte ich es auch für sehr wichtig, auf die
Einführung von Mindestlöhnen als Lohnschranke nach
unten hinzuweisen. Niedrige Löhne bedeuten immer
auch niedrige Renten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


An dieser Stelle wünsche ich den Kollegen von der
IG BAU viel Erfolg bei den laufenden Tarifverhandlun-
gen.


(Beifall bei der SPD)


Zweitens. Die größte Bedrohung unseres Rentensys-
tems ist der demografische Wandel. Daher ist eine Fami-
lienpolitik notwendig, die es den Menschen erleichtert,
Kinder zu bekommen. Dazu haben wir im vergangenen
Jahr das Elterngeld eingeführt, und wir treiben den Aus-
bau von Kinderbetreuungsplätzen massiv voran.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Drittens. Wir müssen die Beschäftigungsquote Älterer
anheben und die Frühverrentung zurückdrängen; ich er-
innere an die Initiative „50 plus“ der Bundesregierung.

Viertens. Wir brauchen weiterhin eine Förderung der
privaten und der betrieblichen Altersvorsorge als Ergän-
zung und nicht anstelle der gesetzlichen Rente. Die
Riesterrente ist ein echtes Erfolgsmodell; das sieht übri-
gens auch die OECD-Studie so.

Fünftens. Wir werden zunehmend darüber nachden-
ken müssen, wie wir auch Menschen mit Brüchen in
der Erwerbsbiografie im Alter absichern können. Der
Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund,
Dr. Herbert Rische, regte unlängst an, darüber nachzu-
denken, ob und gegebenenfalls wie wir Selbstständige
mit niedrigem Einkommen in die gesetzliche Rentenver-
sicherung einbeziehen können.

Sechstens. Die OECD kritisierte:

Deutschland sollte der Rentenentwicklung für Ge-
ringverdiener besondere Aufmerksamkeit schen-
ken.

Staatssekretär Thönnes hat bereits etwas über die dazu
angewandten statistischen Methoden gesagt, aber ich
halte es dennoch für sinnvoll, über eine Beitragsformel
nachzudenken, die Geringverdiener berücksichtigt, in-
dem für sie die lineare Kopplung der Renten an das Ein-
kommen möglicherweise gelockert wird.

Meine Damen und Herren, Deutschland steht interna-
tional bei dem Thema Altersarmut sehr gut da. Ich bin
überzeugt: Das muss sich auch in Zukunft nicht ändern,
wenn wir jetzt die richtigen Weichen stellen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610220200

Ich erteile das Wort Kollegen Wolfgang Meckelburg,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1610220300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe

en Bericht der OECD mit dem Titel „Pensions at a
lance“ mitgebracht, über den wir heute debattieren. Er
at über 200 Seiten und ist in Englisch geschrieben. Ich
in des Englischen mächtig und weiß seit gestern, dass
s heute diese Aktuelle Stunde gibt; allerdings habe ich
s nicht geschafft, ihn ganz zu lesen.

Ehrlich gesagt finde ich, Frau Enkelmann, dass das
hema nicht für eine Aktuelle Stunde geeignet ist. In der
tudie geht es darum, wie es am Ende einem heute 20-Jäh-
igen ergehen wird, wenn er 45 Jahre in die Rentenkasse
ingezahlt hat. Das ist eine Langzeitprognose. Was das
it einer Aktuellen Stunde zu tun hat, wie Sie sie stän-

ig beantragen, verstehe ich nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist doch gar nicht Thema der Aktuellen Stunde! Sie haben das Thema verfehlt!)


a Sie uns in einer von Ihnen beantragten Aktuellen
tunde nicht nur Zeit stehlen, sondern abgesehen von Ih-
en eigenen beiden Rednern die Debatte als Zuhörer ver-
olgen müssen, habe ich mich bereit erklärt, heute über
ie blöden Vorschläge zu reden, die Sie ständig machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Sie stehlen den Leuten das Geld! Das ist viel schlimmer!)


In der „Financial Times Deutschland“ vom 8. Juni
so alt ist die Studie – ist ein Artikel mit dem Titel

Junge müssen sich auf Altersarmut einstellen“ erschie-
en. Sie haben das Wort „Armut“ gelesen und sofort ge-
acht: Das ist ein Thema für uns; dazu müssen wir wie-
er etwas machen, weil wir schließlich im sozialen
ereich Helden sind. Das können Sie aber in Wirklich-
eit nie werden.

In dem Artikel ist weiter zu lesen: „Lob für Fort-
chritte bei Rente mit 67 und privater Vorsorge“. Sie ha-
en versäumt, das in die Aktuelle Stunde mit einzu-
auen; denn Sie wollen nur bestimmte Elemente. Sie
ollen Woche für Woche mit Hau-drauf-Rhetorik als

inke Düstere-Wolken-Schieber im Parlament auftreten
nd den Leuten klarmachen: Euch allen geht es schlecht,
nd wir sind die Retter der Menschheit. Das glaubt Ih-
en langsam kein Mensch mehr, weil alles, was Sie vor-
chlagen, vorne und hinten nicht mehr zusammenpasst
nd auch nicht finanzierbar ist.






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Die Wahlergebnisse sagen etwas anderes!)


– Was die Wahlergebnisse angeht, weiß ich nur, dass Sie
nicht in ausreichender Stärke vertreten sind, um die Re-
gierung stellen zu können. Ich glaube auch nicht, dass
sich das wesentlich ändern wird,


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das will sie doch auch gar nicht!)


weil die Leute merken, dass Sie populistisch auftreten
und jede Chance wahrnehmen, um einen Unsinn zu ver-
breiten, den draußen allmählich niemand mehr glaubt.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Klasse Rhetorik, die Sie hier drauf haben!)


– Herr Ernst, wir können gerne miteinander über Rheto-
rik reden. Ich weiß, dass auch Sie gut zuschlagen kön-
nen. Jedenfalls haben die Mitarbeiter in meinem Büro
keine solchen Probleme wie die Mitarbeiter in Ihrem
Büro. Das Reden und Handeln geht bei Ihnen ein wenig
auseinander.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch bei der LINKEN)


– Sie können jetzt nicht mehr antworten. Sie können
keine Zwischenfragen mehr stellen und keine Kurzinter-
vention machen. Sie müssen jetzt zuhören oder können
sich allenfalls in Zwischenrufen äußern.

Können Sie sich noch erinnern, wie hoch die Renten
in der DDR waren?


(Lachen bei der LINKEN)


Ich stelle die Frage deshalb, weil Sie die zweite oder
dritte Verwandlung vornehmen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU], zur LINKEN gewandt: Das ist euch peinlich!)


Vor der Linken, die sich jetzt bildet, gab es die PDS. Sie
kommen eindeutig aus der SED, Frau Enkelmann. Da-
mals gab es ein System, zu dem Sie, fürchte ich, wieder
zurückkehren möchten. Das werden wir aber mit breiter
Mehrheit zu verhindern wissen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Können Sie sich noch erinnern, was mit den Rentne-
rinnen und Rentnern der ehemaligen DDR passiert ist,
als es zur Wiedervereinigung kam? Wir haben sie so be-
handelt, als hätten sie in unser System eingezahlt. Wir
hatten damals für die Rentnerinnen und Rentner in den
neuen Bundesländern eine Situation geschaffen, die in
Westdeutschland zum Teil schwer vermittelbar war. Ich
hatte das als westdeutscher Politiker damals ständig zu
vertreten.


(Sabine Zimmermann [DIE LINKE]: Vielen Dank!)


– Es geht nicht um Ihren Dank; es ist vielmehr eine Tat-
sache, die Sie nicht gerne hören. Ihr Rentenniveau hätte

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(C (D ie Leute nicht dorthin gebracht, wo sie heute sind. Auch as ist eine Tatsache. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


Wenn Sie über Altersarmut sprechen, Frau
nkelmann, dann nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass
urzeit nur 2 Prozent der über 65-Jährigen zusätzliche
nterstützung des Staates in Form von Sozialhilfe be-
ommen. Es gilt nach wie vor, dass die Rente im Alter
icherheit bieten muss. Wir sind uns alle außer Ihnen,
ie das alles nicht verstehen – Sie haben mit Demografie
ichts zu tun und tun so, als gäbe es das alles nicht –, ei-
ig, dass wir auf Dauer gesehen einen Mix aus gesetzli-
her und betrieblicher Rente und privater Vorsorge brau-
hen. Herr Kollege Riester, der mit seinem Namen ein
isschen mehr Glück gehabt hat als der Kollege Hartz,
at vorhin darauf hingewiesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Riesterrente entwickelt sich gut, weil die Men-
chen verstanden haben, dass sie zusätzliche private oder
etriebliche Vorsorge betreiben müssen, wenn sie für ihr
lter vorsorgen wollen. Aus der Studie geht klar hervor,
ass wir Vorreiter in der privaten zusätzlichen Vorsorge
ind und dass wir auf einem guten Weg sind, was die
ente mit 67 angeht.

Wir haben viel Zeit, um über all das zu reden, Frau
nkelmann. Denn wir reden über die Entwicklung in den
ächsten 45 Jahren. Ich gehöre dann sicherlich nicht
ehr dem Parlament an. In der Zwischenzeit werden die
ollegen weitere Probleme zu bewältigen haben. Sie
erden es nicht alleine schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610220400

Ich erteile das Wort Kollegen Wolfgang Spanier,

PD-Fraktion.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1610220500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

urde von Herrn Meckelburg schon angesprochen: Wir
eden über eine Studie, die offenbar viele – ich nehme
n, dass das nicht nur bei Herrn Meckelburg der Fall ist –
icht gelesen haben. Sie wird im Grunde nur als Vor-
and genommen, um hier über drohende Altersarmut zu

prechen. Ich finde es bedauerlich, dass man sich mit
iesem Thema, das ich persönlich für sehr wichtig er-
chte, so schludrig befasst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist gar nicht notwendig, mit irgendwelchen Ta-
chenspielertricks und Zahlentricks die Wirklichkeit zu
erzerren.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Die ist auch so schlimm genug!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier
Nicht nur in den Berichten der Bundesregierung, son-
dern beispielsweise auch im jüngsten Sozialbericht des
Landes Nordrhein-Westfalen, ebenfalls ein Armuts- und
Reichtumsbericht, wird festgestellt, dass das Armuts-
risiko bei den über 65-Jährigen unterdurchschnittlich ist
und in den letzten Jahren sogar abgenommen hat. Das ist
schlicht ein Fakt. Dennoch gibt es in unserem Land Ar-
mut, auch Altersarmut. Aber wir können froh und glück-
lich sein, dass die Entwicklung in dieser Altersgruppe
positiv ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen – das haben Sie wie ein Taschenspieler
bewusst im Unklaren gelassen – zwischen den Leistun-
gen und dem Alterseinkommen aus der gesetzlichen
Rentenversicherung einerseits und dem tatsächlichen Al-
terseinkommen andererseits unterscheiden. Hier gibt es
große Unterschiede. Zu diesem Schluss kommt man,
wenn man zum Beispiel die Renten in den neuen Bun-
desländern mit denen im Westen Deutschlands ver-
gleicht.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die kann man doch gar nicht vergleichen!)


– Eben. Dann dürfen Sie dies auch nicht tun. Sie haben
aber zwischen den Leistungen aus der gesetzlichen Ren-
tenversicherung und dem Alterseinkommen – das ist
umfassender – nicht unterschieden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es geht um die tatsächliche Altersversorgung und um
die künftige Altersversorgung. Ich möchte Herrn Walter
Riester beipflichten: Sorgen muss man sich schon ma-
chen, insbesondere in den neuen Bundesländern; denn
dort gehen nun viele in Rente, die natürlich seit 1989
dauerhaft arbeitslos sind.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Was ist daran natürlich? Das ist gemacht worden!)


Dort ist künftig konsequenterweise mit deutlich niedri-
geren Renten zu rechnen. Es ist richtig, dass die stei-
gende Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse sowie
das Anwachsen von Niedriglohnsektor und Langzeit-
arbeitslosigkeit – diese geht zwar glücklicherweise zu-
rück, ist aber noch immer auf hohem Niveau – Auswir-
kungen haben werden. Deswegen ist die Sorge darüber,
wie die Altersversorgung in 20, 30 Jahren aussehen
wird, durchaus berechtigt. Walter Riester hat recht, dass
die Riesterrente auch den Beziehern kleiner Einkommen
zugutekommen kann. Diese müssen diese Form der Al-
tersvorsorge auch nutzen. Wenn man aber sieht, wie viel
dabei für Geringverdiener im Alter herauskommt, muss
man zugeben, dass das nicht die Lösung des Problems
ist.

Da wir uns alle einig sind, künftig Altersarmut zu ver-
hindern, halte ich es für entscheidend, dass wir die
Instrumente, die wir bereits anwenden, weiter ausbauen.
Es ist wichtig, die Beschäftigungsquote bei Frauen und
Älteren – ich möchte betonen: besonders die Beschäfti-
gungsquote bei älteren Frauen – deutlich anzuheben;

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(C (D enn eine kontinuierliche, langjährige sozialversicheungspflichtige Beschäftigung ist die wichtigste Grundage für eine ordentliche Altersversorgung. Hier machen ir Fortschritte. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch persönlich meine aber, dass neben der Rente mit 67
diese wird in der OECD-Studie zu Recht gelobt – wei-

ere flankierende Maßnahmen erfolgen müssen. Herr
olb hat vorhin Hinweise gegeben, die mich persönlich
urchaus angesprochen haben. Ein flexibler Übergang in
ie Rente wäre sicherlich ein entscheidendes Mittel.

Lassen Sie mich zum Schluss zu einem Punkt kom-
en, von dem ich glaube, dass wir mit ihm einen kleinen
eitrag leisten können, um die Alterssicherung auch bei
en Menschen zu stabilisieren, die über ein geringes Ar-
eitseinkommen verfügen: Das ist der gesetzliche Min-
estlohn. Ich hoffe, dass wir in der Koalition eine gute
ösung finden werden. Ich weiß, wie schwierig das ist.

ch ärgere mich deswegen über das Mätzchen am Don-
erstag. Ich bin ein überzeugter Vertreter des gesetzli-
hen Mindestlohns.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ennoch werde ich mit gutem Gewissen gegenüber mei-
en Wählerinnen und Wählern am Donnerstag mit Nein
timmen; denn die Sache ist mir viel zu wichtig, um da-
it politische Mätzchen im Deutschen Bundestag zu
achen. Das will ich Ihnen deutlich sagen.


(Beifall bei der SPD)


Es sei mir noch gestattet, Herr Präsident, zum Schluss
inen kleinen Hinweis in Richtung CSU zu geben.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Jetzt aber!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610220600

Ganz kurz.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1610220700

Ich möchte Sie an die bayerische Verfassung erinnern.

n Art. 166 Abs. 2 heißt es:

Jedermann hat das Recht, sich durch Arbeit eine
auskömmliche Existenz zu schaffen.

n Art. 169 Abs. 1 steht, wie das zu erreichen sei. Zitat:

Für jeden Berufszweig können Mindestlöhne fest-
gesetzt werden, die dem Arbeitnehmer eine den je-
weiligen kulturellen Verhältnissen entsprechende
Mindestlebenshaltung für sich und seine Familie er-
möglichen.

lso, werfen Sie noch einmal einen Blick in die bayeri-
che Verfassung. Dann können wir gemeinsam hier den

indestlohn beschließen.


(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Das geben wir den Tarifparteien an die Hand!)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610220800

Ich erteile das Wort Kollegen Franz Romer, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Franz Romer (CDU):
Rede ID: ID1610220900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Von einer drohenden Altersarmut in
Deutschland, wie die Linksfraktion dramatisiert, kann
keine Rede sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wovon sprechen wir überhaupt? Was ist Altersarmut?


(Lachen bei der LINKEN)


Man könnte sagen: Jeder neue Millionär steigert das
Durchschnittseinkommen, und schon ist die Anzahl der
Menschen, die per Definition in Armut leben, höher. Klar
ist – darauf wird von uns seit Jahren hingewiesen –, dass
wir eine stärkere private und betriebliche Altersvorsorge
brauchen. Nur wenn flächendeckend kapitalgedeckte
Anteile zur gesetzlichen Rentenversicherung hinzukom-
men, können wir langfristig das heutige Rentenniveau er-
halten und sichergehen, dass es auch in Zukunft keine
Altersarmut geben wird. Das Versorgungsniveau wird
also langfristig nicht geringer werden. Die Anteile der
gesetzlichen, betrieblichen und privaten Rente werden
nur unterschiedlich sein. Altersarmut ist damit nicht vor-
programmiert.

Auch die Autoren des OECD-Berichts bestätigen uns,
dass die langfristige Anhebung des Rentenalters auf
67 Jahre notwendig und richtig war. Diese Maßnahme
verringert den Druck, später Anpassungen am Rentenni-
veau vorzunehmen. Hier muss man den Menschen noch
einmal deutlich sagen, dass es sich um eine langfristige,
langsame Steigerung des Renteneintrittsalters handelt. In
meinem Wahlkreis treffe ich häufig auf Menschen, die
aufgrund empörter Medienberichte oder populistischer
Beiträge anderer Parteien von einer sofortigen Anhe-
bung des Renteneintrittsalters ausgehen. In den kom-
menden Jahren werden wir auf immer mehr Arbeits-
kräfte angewiesen sein. Es ist also wichtig, dass ältere
Arbeitnehmer länger am Erwerbsleben teilhaben. Wir
finden auch eine große Leistungsbereitschaft älterer Ar-
beitnehmer, die gerne ihre Erfahrungen weitergeben. Wir
werden weiterhin an Maßnahmen arbeiten, um gemein-
sam mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern die Beschäfti-
gungssituation für ältere Arbeitnehmer zu verbessern.

Die Linke möchte dies alles nicht wahrhaben und be-
hauptet gebetsmühlenartig, dass wir keine Anhebung des
Renteneintrittsalters brauchen. Diese Behauptung ist
schlichtweg falsch.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dies wird durch den OECD-Bericht bestätigt. Wir brau-
chen die Anhebung des Renteneintrittsalters zur Siche-
rung des Rentenniveaus.

Ich kann die Beschwerden der Linksfraktion nicht
nachvollziehen. Unsere Rente ist sicher, und wir tun al-
les, um sie auf einem ordentlichen Niveau zu halten. Ich

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(C (D elbst habe mir Ende der 80er-Jahre persönlich ein Bild om Alltag in der damaligen DDR und der Lebenssituaion der Rentner dort machen können. Der Lebensstanard der Rentner dort war viel geringer. Ich war in den ogenannten Feierabendwohnheimen. Teilweise habe ich ine katastrophale Wohnsituation von Rentnern vorgeunden. Die heutige Situation ist anders. Rentner in unserem and haben in der Regel ein gutes Auskommen, und das ilt für Westund Ostdeutsche. Wo die Regelaltersrente inmal nicht reicht, springt die Grundsicherung ein. Sie präsentieren sich als Anwalt der Rentnerinnen nd Rentner. Dabei ist es die Große Koalition, die für ine vernünftige Weiterentwicklung der Rente und für ine Zukunftssicherung unter Einbindung des demograischen Wandels sorgt. Ihre Forderungen und Vorschläge ind populistisch und nicht finanzierbar. Vor allem vernsichern Sie die zukünftigen Rentnerinnen und Renter. Panikmache ist fehl am Platz. Vernünftige Vorsorge st der richtige Weg. Jeder Einzelne kann dafür sorgen, ass es ihm auch im Alter gut geht. Ich möchte schließen mit dem Slogan – ich weiß icht, ob er bekannt ist –: Walter fürs Alter. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610221000

Ich erteile das Wort Kollegen Anton Schaaf, SPD-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1610221100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Red-

erinnen und Redner der SPD-Bundestagsfraktion haben
ehr deutlich, aber auch seriös klargemacht, dass sie die
rage, ob im Alter Armut droht, sehr ernst nehmen. Ich
ätte mir übrigens von allen, die hier geredet haben, ge-
ünscht, dass sie diese Frage wirklich ernst nehmen und
ass man nicht versucht, die Ängste der Menschen zu
chüren, um sie anschließend für politische Zwecke sel-
er zu nutzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage Ihnen einmal, wie diese Ängste geschürt
erden. Mich ärgert dieses Vorgehen wirklich; denn wir

eden über ein Thema, das viele Menschen beschäftigt
nd schlichtweg verängstigt: ob man im Alter ein ange-
essenes Auskommen hat oder nicht. Sie sagen – ohne

en Unterschied wirklich klarzumachen –, die Menschen
m Osten bekämen im Alter weniger Geld. Frau
nkelmann, das stimmt natürlich, was Alterseinkünfte
ingeht. Deswegen haben Sie diesen Begriff benutzt.
ber was die Höhe der gesetzlichen Rente angeht,

timmt es nämlich nicht. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ich habe zum Alterseinkommen gesprochen!)







(A) )



(B) )


Anton Schaaf
Dass Sie nur von Alterseinkünften gesprochen haben,
hatte also einen ganz bestimmten Grund.

Männer im Westen bekommen seit dem 31. Dezem-
ber 2005 durchschnittlich 957 Euro aus der gesetzlichen
Rentenversicherung, Männer im Osten durchschnittlich
1 007 Euro. Es geht also um die Frage, wer wie viel
Rente bekommt. Es ist in der Tat so – die Zahlen belegen
es –, dass die Menschen im Osten – das hat mit Erwerbs-
biografien und Rentenbeiträgen zu tun; das ist in unse-
rem Land Gott sei Dank so – im Durchschnitt mehr
Rente als die Menschen im Westen erhalten. Das muss
man so sagen. Das hat mit der Höhe der Alterseinkünfte
insgesamt erst einmal nichts zu tun. Man sollte auch
nicht versuchen, die Menschen da irrezuführen. Aus
meiner Sicht ist das sehr eindeutig.

Ich komme auf die OECD-Studie zu sprechen. Es ist
wunderbar, wieder einmal zu erleben – das hat auch die
Zeitung mit den vier großen Buchstaben getan –, dass
man die OECD-Studie nur selektiv darstellt. Was die Ge-
ringverdiener in der Bundesrepublik angeht, besagt diese
Studie beispielsweise, dass ihnen Altersarmut droht,
wenn wir uns darum nicht kümmern. In dieser Studie
wird allerdings völlig außer Acht gelassen, dass Gering-
verdiener bei uns nicht ausschließlich im Rentensystem
abgesichert werden, sondern auch in einem anderen
Leistungssystem, nämlich durch eine steuerfinanzierte
Grundsicherung. Sie haben verschwiegen, dass die
OECD das auch gesagt hat.

Wo ich gerade den Kollegen Ernst sehe, würde mich
seine Haltung zu einem Punkt aus der OECD-Studie sehr
interessieren, den Sie auch nicht genannt haben. Die
OECD-Studie sagt nämlich auch, dass eines der künfti-
gen zentralen Probleme im deutschen Rentenversiche-
rungssystem auf der so ausgiebigen Frühverrentungssys-
tematik in Deutschland beruht. Es wäre interessant, dazu
etwas zu hören.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Auch auf die Frage der Entgeltumwandlung, Herr
Kolb, bleibe ich selbstverständlich keine Antwort schul-
dig.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sehr gut! Wenigstens einer!)


Würden wir die Beitragsfreiheit bei der Entgeltumwand-
lung beibehalten, entzögen wir den anderen sozialen Si-
cherungssystemen notwendiges Geld.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber die laufen doch angeblich so gut!)


Das betrifft nicht vorrangig die Rentenversicherung, um
es ganz deutlich zu sagen, aber die anderen sozialen Si-
cherungssysteme wie zum Beispiel die Krankenversi-
cherung würden massiv darunter leiden. Ich möchte
noch erwähnen, dass es sich um ein befristetes Gesetz
handelt. Es ist also nicht so, dass sich die Bundesregie-
rung jetzt plötzlich überlegt hätte, damit aufzuhören. Ich
halte die Diskussion über die Frage, ob wir eine Förde-
rung fortführen müssen, für berechtigt, sage allerdings:
aber bitte nicht zulasten der anderen sozialen Siche-
rungssysteme.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir müssen auch über eine andere Form von steuerli-
her Förderung reden. Aber auch hier ist meine Bitte:
icht zulasten der sozialen Sicherungssysteme. Grund-
ätzlich bin ich der festen Überzeugung, dass wir auch
a weiter fördern müssen.

Das Thema Teilrente will ich gerne noch ansprechen,
err Kolb. In der Tat ist das ein Instrument, das wir

chon haben. Ich nenne hier drei Punkte: Meines Erach-
ens müssen die Hinzuverdienstgrenzen zumindest er-
öht werden, über eine Freigabe müsste man noch disku-
ieren. Zweitens müssen wir das vorhandene Instrument
lexibler gestalten. Dabei geht es aber nicht nur um die
rage, ab wann man es nutzen kann, sondern beispiels-
eise auch darum, in welchen Stufen dieses System

unktioniert. Drittens muss man allerdings auch sagen:
er Teilrente in Anspruch nimmt und keinen Hinzuver-

ienst hat, darf dann nicht den sozialen Sicherungssyste-
en zur Last fallen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Grundsicherungsfreiheit ist Bedingung!)


ie Teilrente muss mindestens so hoch sein, dass nicht
nschließend noch Sozialhilfe oder ergänzende Leistun-
en gezahlt werden müssen. Es stellt sich allerdings die
rage: Für wen ist diese Teilrente dann noch interessant?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Für 90 Prozent!)


ir reden von einem Teilrentenbezug sieben Jahre vor
em regulären Renteneintritt mit 25 Prozent Rentenab-
ug. Eine solche Teilrente ist nur für Menschen mit rela-
iv hohen Ansprüchen interessant, also für diejenigen,
ie in ihrem Leben relativ viel Geld verdient haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da täuschen Sie sich!)


ber es stellt sich in der Tat die Frage: Warum soll man
olche Möglichkeiten nicht nutzen? Ich denke, das ist
atsächlich auch in dieser Koalition noch möglich.

Darüber hinaus ist es so: Die Ansprüche im Alter hat
an sich erarbeitet. Sie beruhen und beziehen sich auf

in Erwerbsleben. Das war immer so, und man kann sich
us meiner Sicht jetzt nicht hinstellen und darüber kla-
en, dass es so ist. Die Ursache für Armut im Alter liegt
m Wesentlichen in dem nicht ausreichenden oder nicht
tattgefundenen Erwerbsleben. Das ist die erste Bau-
telle, die wir abräumen müssen.

Darüber hinaus sage ich Ihnen: Armut droht den
enschen, wenn wir die Betriebsrenten und die Riester-

ente nicht weiter fördern und wenn wir keine vernünf-
ige steuerfinanzierte Grundsicherung schaffen. Dann
roht den alten Menschen in der Tat Armut.

Aber Armut ist aus meiner Sicht gar nicht das
chlimmste für die sozialen Sicherungssysteme. Die
rößte Gefahr für die sozialen Sicherungssysteme ent-
teht durch das, was Sie gerade veranstalten. Sie reden
ie sozialen Sicherungssysteme schlecht. Sie machen
en Menschen Angst.


(Zuruf des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Anton Schaaf
Dadurch geht das Vertrauen in unsere Sozialstaatlichkeit
verloren. Sie schüren diese Ängste. Das ist die größte
Gefahr für die sozialen Sicherungssysteme.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610221200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Zweiten Gesetzes zum Abbau bürokrati-
scher Hemmnisse insbesondere in der mit-
telständischen Wirtschaft

– Drucksache 16/4764 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Laurenz Meyer (Hamm), Veronika
Bellmann, Klaus Brähmig, weiteren Abgeord-
neten und der Fraktion der CDU/CSU sowie
den Abgeordneten Dr. Rainer Wend, Ludwig
Stiegler, Christian Lange (Backnang), weite-
ren Abgeordneten und der Fraktion der SPD
eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Geset-
zes zum Abbau bürokratischer Hemmnisse
insbesondere in der mittelständischen
Wirtschaft

– Drucksache 16/4391 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Wirtschaft und Technologie

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/5522 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Fuchs

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Birgit Homburger, Martin Zeil, Jens
Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP

Mehr Anreize beim Bürokratieabbau – Für eine
Kostenerstattung staatlicher Pflichtdienste

– Drucksachen 16/4605, 16/5522 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Fuchs

Zur dritten Beratung der Entwürfe eines Gesetzes
zum Abbau bürokratischer Hemmnisse liegt ein Ent-
schließungsantrag der Fraktion der FDP vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erstem Redner erteile
ich dem Kollegen Michael Fuchs, CDU/CSU-Fraktion,
das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Was lange währt, ird endlich befriedigend; „gut“ will ich noch nicht saen, aber befriedigend wird es schon. Ich möchte mich hier an allererster Stelle bedanken ei dem Bundeswirtschaftsministerium und besonders ei dem Staatssekretär Schauerte und seinen Mitarbeiern, namentlich Herrn Hauck, die uns bei den Beratunen zu diesem Gesetz in erheblichem Maße unterstützt aben. Ich möchte mich aber auch bei meinem Kollegen ange und bei meinem Kollegen Wend in neoliberaler eise dafür bedanken, (Beifall der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU] – Dr. Rainer Wend [SPD]: Aber der 1. Mai bleibt Feiertag!)

Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1610221300

ass wir gemeinsam eine Reihe von Punkten aufgegrif-
en haben und gemeinsam zu einer Umsetzung gekom-
en sind. Wir hätten gern noch einiges mehr gemacht,

ber die Beharrungskräfte, die wir bei diesem Gesetz er-
eben durften, waren ziemlich stark. Wir haben uns des-
egen auch vorgenommen, ein drittes MEG so schnell
ie möglich folgen zu lassen; ich komme darauf noch

urück.

Wir sind auf einem guten Weg. Der Normenkontroll-
at hat seine Arbeit aufgenommen. Er hat beispielsweise
ei dem Unternehmensteuerreformgesetz, das wir vor
urzem verabschiedet haben, sehr gute Arbeit geleistet.
ierbei ist es zum ersten Mal dazu gekommen, dass wir

ine ganze Menge von zusätzlicher Bürokratie – der
MF hatte sie hineingeschrieben – wieder herausgenom-
en haben, und zwar aufgrund der Anregungen des Nor-
enkontrollrats.

Das SKM ist ebenfalls auf einem guten Weg. Wie ich
öre, wird Mittsommer, Juli/August, die Pareto-Probe,
lso 20 Prozent, fertig sein. Wir können dann unverzüg-
ich in die Verhandlungen eintreten und werden sofort
esultate sehen. Die Bundesregierung hat sich auf ein
bbauziel von 25 Prozent festgelegt. Sie wird in dieser
egislaturperiode noch einiges erreichen.


(Zuruf von der FDP)


Selbstverständlich, Herr Kollege, reden wir nur über
ettoziele, nicht über Bruttoziele.

Mit dem zweiten MEG erreichen wir ein Einsparvolu-
en von über 100 Millionen Euro. Das ist sicherlich

och viel zu wenig, aber wir sind auf einem guten Weg.

Vor allen Dingen ist es uns gelungen, die mittelständi-
che Wirtschaft von zusätzlichen Belastungen zu be-
reien. Ich halte es einfach für außerordentlich wichtig,
ass ein junger Unternehmer sich in den ersten drei Jah-
en ausschließlich um das Einwerben von Aufträgen, um
ie Rechnungen dafür, um das Marketing für sein Unter-
ehmen, um die Unternehmensidee kümmern kann


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD])


nd nicht abends noch drei Stunden lang Statistiken er-
tellen muss, die dann keiner liest.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Fuchs
Ich halte es auch für richtig und wichtig, dass Unter-
nehmen, die maximal 50 Mitarbeiter haben, maximal
drei Statistiken erstellen müssen. Mir liegen Schreiben
von kleinen Mittelständlern vor, nach denen sie bis zu
16 Statistiken erstellen mussten. Das kann nicht sein.
Das bauen wir jetzt ab. Die Ämter sind gefordert, das in
technischer Hinsicht zu lösen. Es darf kein großes Pro-
blem sein, zu erreichen, dass solche Unternehmen maxi-
mal dreimal zu so etwas herangezogen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Etwas anderes betrachten wir als Einstieg. Wir schaf-
fen eine erste Doppelprüfung ab, nämlich die bei der
Beitragsüberwachung durch die Rentenversicherung und
die Berufsgenossenschaften. Diese Doppelprüfung wird
es nicht mehr geben. In Zukunft kommt nur noch einer,
der prüft. Das ist erst der Anfang. Herr Lange, wir beide
wissen, dass das vor allen Dingen ein Problem der Ge-
werbeaufsicht und der Berufsgenossenschaften ist. Hier
wird obendrein häufig auch noch nach unterschiedlichen
Kriterien geprüft, genauer gesagt: nicht nur nach unter-
schiedlichen Kriterien, sondern auch nach unterschiedli-
chen Maßstäben.

Meine Damen und Herren, obwohl es eigentlich trau-
rig, aber auch lustig ist, will ich Ihnen dazu ein eigenes
Erlebnis erzählen: In meinem Betrieb – das war ein
Großhandel – hatten wir, wie sich das gehört, eine stattli-
che Anzahl von Feuerlöschern, so 130 bis 150 Stück. Da
kam die Berufsgenossenschaft und sagte: Alle diese Feu-
erlöscher hängen zu tief. Höher hängen! – Ein Mitarbei-
ter hat alle angehoben. Die mussten auf 1 Meter oder
1,10 Meter Höhe angebracht werden. Das haben wir ge-
macht, gebohrt, höher gehängt, wie sich das gehört. Vier
Wochen später kam die Gewerbeaufsicht und hat gesagt:
Alle Feuerlöscher hängen viel zu hoch. Die dürfen maxi-
mal auf 80 Zentimeter Höhe angebracht sein. – Da ist
mir, gelinde gesagt, der Kragen geplatzt. Ich habe ge-
fragt: Was sollen wir jetzt machen? Sollen wir eine
Schiene an die Wand machen, damit wir die Feuerlö-
scher daran rauf- und runterschieben können, je nach-
dem, wer von euch gerade ins Haus kommt?


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Wäre eine unbürokratische Lösung gewesen!)


– Das wäre eine unbürokratische, aber relativ teure Lö-
sung gewesen. – So einen Quatsch dürfen wir den Unter-
nehmen heute nicht mehr zumuten. Wir müssen dafür
sorgen, dass auf Länderebene – hier ist ein erhebliches
Defizit beim Bürokratieabbau festzustellen – Lösungen
gefunden werden,


(Martin Zeil [FDP]: Sehr richtig!)


dass entweder die Gewerbeaufsicht oder die Berufsge-
nossenschaft nach gleichen Kriterien einen Betrieb über-
prüft und dass keine Doppelprüfung mehr stattfindet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Von zentraler Bedeutung ist aber auch, dass wir Über-
zeugungsarbeit bei den Verbänden leisten. Hier gibt es
eine ganze Reihe von Fällen – die kennen auch Sie, Herr
Lange –, auf die wir während der Erarbeitung des MEG

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(C (D estoßen sind. Ich nenne ein Beispiel: Wir haben uns mit em Thema Bauabzugsteuer beschäftigt. Da waren wir chon fast so weit, sie abzuschaffen. Aber auf einmal am ein Schreiben des ZDB, des Zentralverbands des eutschen Baugewerbes, mit der Bitte, diese wunderare Bauabzugsteuer doch zu erhalten. (Martin Zeil [FDP]: Man darf halt nicht auf jeden Verband hören!)


arum geschieht so etwas? Das hat ganz simple Hinter-
ründe: Aus den vorhandenen Statistiken wird irgendet-
as generiert, was anschließend den Mitgliedern des
erbandes als eigene Leistung verkauft wird.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


as halte ich für falsch. Wir müssen einmal darüber
achdenken, wie wir eine derartige Verwendung der Sta-
istiken verhindern können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD])


s kann nicht sein, dass die Verbände sich der Statistiken
edienen, das anschließend als eigene Leistung verkau-
en, die Unternehmen das aber gar nicht haben wollen,


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Oder uns beschimpfen, weil wir zu viele Statistiken haben!)


ir jedoch aufgrund des Einwandes der Verbände nicht
n der Lage sind, sie abzuschaffen.

Bundesminister Clement hat in der letzten Legislatur-
eriode gesagt, Bürokratieabbau sei Häuserkampf. Recht
at er gehabt; das haben wir gemerkt. Aber wir haben
leiwesten an. Wir werden auf dem Sektor weiterma-
hen.


(Beifall der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU])


ir werden versuchen, das hinzubekommen. Wir wer-
en gemeinsam ein drittes MEG erarbeiten. Wir sollten
usammen im dem Sinn darangehen, die Wirtschaft zu
ntlasten. Das ist das Ziel dieser Bundesregierung. Das
at die Bundeskanzlerin in ihrer ersten Regierungserklä-
ung gesagt, und das werden wir auch weiter verfolgen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610221400

Ich erteile das Wort Kollegen Martin Zeil, FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1610221500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn man mit Bürgern oder auch Unternehmern über
as Thema Bürokratieabbau spricht, so begegnet einem
ft eine Mischung aus Ungläubigkeit, Wut und Resigna-
ion. Man hört dann Sätze wie: „Das haben wir schon so
ft gehört, aber es passiert ja doch nichts“, „Ihr könnt






(A) )



(B) )


Martin Zeil
euch doch eh nicht selbst infrage stellen“ oder „Mit einer
abgeschafften Regelung kommen doch zehn neue“.

In der Tat ist es vor allen Dingen immer noch der
Mittelstand, der sich von der Politik auch auf diesem
wichtigen Feld im Stich gelassen fühlt. Er erlebt, wie
zum Beispiel bei der Unternehmensteuerreform sich die
Diskussion eher auf die Großunternehmen konzentriert
und wie die Interessen gerade dieser Unternehmen die
Entscheidungen der Politik in ordnungs- und wettbe-
werbspolitischen Fragen oft sehr geschmeidig im Sinne
dieser Unternehmen bestimmen.

Diese stiefmütterliche Behandlung des Mittelstandes
und der kreativen Menschen in unserem Land ist völlig
unangemessen. Der Mittelstand ist unbestritten das tra-
gende Fundament der deutschen Volkswirtschaft. Vor
diesem Hintergrund sind der Abbau und die Vermeidung
von Bürokratie nicht nur von erheblicher volkswirt-
schaftlicher Bedeutung oder nur ein Herzensanliegen
von Fachpolitikern. Dass der Bürokratieabbau endlich
spürbar gelingt, ist nach so vielen vergeblichen Versu-
chen und so vielen enttäuschten Erwartungen eine Frage
der Handlungsfähigkeit und der Glaubwürdigkeit der
Politik insgesamt.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Heinz Riesenhuber [CDU/CSU])


Ebenso ist es eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit
in Zeiten der Globalisierung. Zum einen macht der Ab-
bau von Bürokratielasten unseren Standort wieder at-
traktiver gegenüber Regionen, die nicht eine solche
Regelungsdichte haben. Zum anderen ist er auch ein
Beitrag, die jungen, kreativen Menschen in unserem
Land, die wir für unsere Zukunft so dringend brauchen,
zu ermutigen, hier in Deutschland zu bleiben, statt weg-
zugehen.

Unsere Kritik an Ihrem Mittelstandsentlastungsgesetz
– deswegen habe ich etwas grundsätzlicher begonnen –
setzt daher nicht an den Detailbemühungen an. Da geht
vieles in die richtige Richtung und schadet nicht, außer,
Herr Kollege Fuchs, im Falle gewisser Widersprüchlich-
keiten: Ich denke dabei an das sogenannte Dienstleis-
tungskonjunkturgesetz, das zusätzliche Belastungen
bringt. Aber das kennen wir ja bei dieser Regierung: eins
vor und zwei zurück – ganz wie in der Tanzstunde, nur
nicht so harmonisch.


(Beifall bei der FDP)


Unsere Kritik richtet sich auf das Fehlen eines muti-
gen Gesamtkonzepts und eines echten Schritts nach
vorn. Denn was machen Sie? Sie stellen eine Vielzahl
seit langem nicht mehr angewandter oder überflüssig ge-
wordener Vorschriften zusammen und feiern dies als
große Etappe auf dem Weg zum Bürokratieabbau. Weil
Sie viele Punkte, die auch wir in unserem Entschlie-
ßungsantrag erneut genannt haben, aus Gründen der
ideologischen Blockade innerhalb der Koalition nicht
angehen können, muss das Abschneiden von dürren Äs-
ten schon als reformerische Großtat begangen werden.

Aber es ist genau diese Art, nämlich fehlende Sub-
stanz durch Wortgeklingel zu ersetzen, die viele Men-

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(C (D chen abstößt. So ist es kein Wunder, dass die Antwort uf die bei meinen Betriebsbesuchen gestellte Frage Haben Sie schon etwas vom Bürokratieabbau beerkt?“ regelmäßig lautet: Nein, im Gegenteil. Solange Sie in diesem Tempo Politik betreiben, weren Sie bei allen Anstrengungen keine spürbaren Effekte rzielen. Wenn ich Sie daran erinnern darf: Sie wollten ie Bürokratiekosten in Deutschland bis 2011 um insesamt 25 Prozent reduzieren. Mit dem MEG II sind Sie iesem Ziel nur ganze 0,4 Prozentpunkte näher gekomen. Herr Kollege Fuchs, wenn ich das angesichts des ommenden Berlinmarathons einmal verbildlichen darf: tatt dass der Wirtschaftsminister den bürokratiepolitichen Haile Gebrselassie gibt, geht ihm schon in der weiten Runde die Luft aus. (Beifall bei der FDP – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Oh!)


Mit diesem eher an gemütliches Spazierengehen erin-
ernden Tempo werden wir die Glaubwürdigkeitslücke
er Politik sicher nicht schließen. Glaubwürdig ist es
uch nicht gerade, wenn die CSU-Landesgruppe vor
ahresfrist unter dem vielversprechenden Titel „Ent-
chlossen entbürokratisieren“ den Kostenersatz für Be-
riebe bei der Erfüllung von Statistikpflichten fordert,
eute aber unseren Antrag, der in diese Richtung geht,
blehnt.

Viele Bürger können einfach nicht mehr verstehen,
arum folgende Regelungen nach wie vor Bestand ha-
en: Ich nenne beispielsweise die Doppelbeantragung
on Veranstaltungsgenehmigungen. Ein besonders plas-
isches Beispiel ist, dass ein Lkw, der am Reformations-
ag in Berlin losfährt, nicht bis Niedersachsen oder Ham-
urg kommt, weil in Brandenburg und Sachsen-Anhalt
in Fahrverbot gilt. Das ist der reale Bürokratieirrsinn in
eutschland.


(Beifall bei der FDP)


Hier wird aber auch deutlich, dass wir auch die Län-
erebene – Herr Kollege Fuchs hat es angesprochen –
benso wie die europäische Ebene in eine umfassende
trategie einbeziehen müssen. Aus der Sicht der Betrof-
enen macht es nämlich keinen Unterschied, wer letzt-
ich für den bürokratischen Akt verantwortlich zeichnet.

Schließlich müssen wir auch an die Unternehmen und
n die Bürger selbst appellieren. Wer nach staatlicher
egelung ruft, weil er glaubt, die Dinge nicht unterei-
ander regeln zu können, wird Bürokratie ernten. Hinzu
ommt, dass nicht alles, was in den Betrieben als Büro-
ratie erscheint oder ausgegeben wird, auf gesetzlichen
orschriften beruht. Auch die vor allem im Zuge einer
ontrollergetriebenen Unternehmensführung geschaffe-
en innerbetrieblichen Regelungen bedürfen vielerorts
er Durchforstung und Verschlankung.

Bevor Sie ein drittes Entlastungsgesetz auf den Weg
ringen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koali-
ion, sollten Sie vielleicht einmal etwas tiefer schürfen.

ir sind Ihnen dabei gerne behilflich.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610221600

Ich erteile das Wort Kollegen Christian Lange, SPD-

Fraktion.


Christian Lange (SPD):
Rede ID: ID1610221700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Bürokratie abzubauen, ist in der Tat mühsam. Diese
Erfahrung haben wir alle gemacht. Aber wir lassen uns
nicht entmutigen. Wir haben heute einen Etappensieg
errungen – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Ich wundere mich schon, verehrter Herr Zeil, dass
ausgerechnet die FDP heute ein Gesamtkonzept an-
mahnt. Man muss sich nämlich die Frage stellen: Welche
gesetzlichen Bürokratiebelastungen, welche Dokumen-
tations- und Informationspflichten bauen wir heute ei-
gentlich ab? In der Regel Gesetze, die verdammt alt
sind; in der Regel Gesetze, die – ohne der FDP den Rang
ablaufen zu wollen – in der Verantwortung von Libera-
len im Wirtschaftsministerium des Bundes zustande ka-
men.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb halte ich es schon für dreist, dass Sie hier ein
Gesamtkonzept anmahnen. Ich halte es für dreist, Herr
Zeil, dass Sie noch nicht einmal den Mut haben, auf Ih-
ren Antrag einzugehen, in dem Sie für Unternehmen
eine Bürokratiekostenerstattung ankündigen. Sie selbst
beziffern sie dann auch noch auf 46 Milliarden Euro und
behaupten, der Bund müsse ja nicht alles bezahlen.


(Martin Zeil [FDP]: Das haben Sie aber ganz falsch gelesen!)


Wollen Sie etwa den mühsamen Kampf gegen die Büro-
kratie auf dem Rücken der Steuerzahler austragen und
das Geld der Steuerzahler in die Unternehmen schießen?


(Martin Zeil [FDP]: Das haben Sie aber ganz falsch gelesen, Herr Kollege!)


Das ist das Konzept der FDP. Das ist weder ein Gesamt-
konzept noch seriös. Es ist einfach Unsinn.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie uns zur Wirklichkeit und damit zum Nor-
menkontrollrat zurückkehren. Wir alle wissen: Der
Normenkontrollrat ist eine Institution, die von manchen
in unseren Reihen hier im Parlament durchaus mit Skep-
sis betrachtet wird. Wir versprechen uns von ihm viel
Gutes, weil er sich auf die Informations- und Dokumen-
tationspflichten konzentriert. Herr Fuchs hat zu Recht
auf viele dieser Pflichten hingewiesen, insbesondere auf
Doppelungen. Aber die Befürchtungen, dass es sich da-
bei um einen Übergesetzgeber handeln könnte, um einen
Gesetzgeber, der quasi über dem Deutschen Bundestag
steht und uns sagt, was wir materiell-rechtlich, also in-
haltlich, zu regulieren und zu ändern haben, sind nicht
richtig. Wir sind froh – Herr Fuchs, gestatten Sie mir
diese Bemerkung –, dass der Normenkontrollrat handelt;
denn er garantiert uns zum Beispiel, dass der 1. Mai
auch weiterhin ein Feiertag bleiben wird.


(Beifall des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD])


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(C (D ir müssen sehen, dass die Informationsund Dokuentationspflichten immerhin 6 Prozent des Umsatzes ines Unternehmens ausmachen. Das ist verdammt viel olz. Deshalb lohnt es sich, diesen mühsamen Weg zu ehen. In dem Zusammenhang mit dem Gesamtkonzept ist ie Frage zu stellen: Warum ist es denn in der Verganenheit über Jahrzehnte nicht gelungen, auch nur ein bischen Bürokratie abzubauen, warum also hat man noch icht einmal das geschafft, was wir mit dem zweiten EG erreicht haben? Weil man in den Schützengräben erharrt ist. Weil die einen darunter den Abbau von Doumentationsund Informationspflichten verstehen und ie anderen den Abbau von Arbeitnehmerrechten. Diese chützengräben haben es verhindert, dass wir Erleichteungen im Hinblick auf die Belastungen der Wirtschaft ei Doppelungen und die Frage: „Ist das Ausfüllen so ieler Formulare wirklich nötig?“ erreicht haben. Das acken wir jetzt an. Allein diese Pflichten machen Prozent des Umsatzes eines Unternehmens aus. Hier ollten wir endlich Lösungen schaffen. Die Antwort, die ich Ihnen auf die Frage nach dem esamtkonzept zu geben habe, lautet: Das Gesamtkon ept der Bundesregierung, vieler europäischer Staaten, err Zeil, und übrigens auch der Europäischen Union ist er Abbau von Informationsund Dokumentationsflichten, die Beseitigung der Schützengräben. Ich will Ihnen sagen, was wir mit dem Mittelstandsntlastungsgesetz geschafft haben: Zum Ersten werden um ein paar Beispiele zu nennen – die Existenzgründer n den ersten drei Jahren von den statistischen Meldeflichten befreit. Zum Zweiten werden die statistischen rhebungen bei Kleinunternehmen mit weniger als 0 Beschäftigten auf drei Stichproben pro Jahr bechränkt. Zum Dritten wird die steuerliche Buchfühungspflicht durch die Anhebung der Gewinnschwelle on 30 000 auf 50 000 Euro dergestalt vereinfacht, dass ünftig mehr Steuerpflichtige als bisher anstelle von uchführung und Steuerbilanz eine Einnahmenüber chussrechnung erstellen können. Zum Vierten werden n der Dienstleistungskonjunkturstatistik beispielsweise ereits vorhandene Verwaltungsdaten verstärkt genutzt. Sie merken, das alles ist Kleinvieh. (Martin Zeil [FDP]: Das ist ja auch nicht falsch!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ber ich sage Ihnen: Auch Kleinvieh macht Mist. Genau
as ist der richtige Ansatz.

Ich will aufgreifen, was Kollege Fuchs angesprochen
at: Wir werden bei den bislang 17 festgelegten Maß-
ahmen nicht stehen bleiben. Der Kollege Dr. Wend und
ch haben heute ein Gespräch mit Vertretern des Bundes-
erbandes der Dienstleistungswirtschaft geführt. Daran
eilgenommen hat auch ein Vertreter des Bundesverban-
es der Autovermieter Deutschlands. Er hat uns ein inte-
essantes Beispiel hinsichtlich der Mietfahrzeuge in
eutschland genannt. Ungefähr 300 000 Neufahrzeuge

etzt diese Branche pro Jahr um. Dort gibt es die Rege-
ung, wonach die Haupt- und Abgasuntersuchungen bei






(A) )



(B) )


Christian Lange (Backnang)

einem Neufahrzeug nicht wie bei Otto Normalverbrau-
cher nach drei Jahren, sondern nach einem Jahr durchge-
führt werden müssen. Das ist eine uralte Regelung. Frü-
her waren die Autos in dieser Branche länger in
Gebrauch. Heute werden sie aber in der Regel nach
sechs Monaten und längstens nach zwölf Monaten
ausgetauscht. Eine Untersuchung kostet 100 Euro. Bei
300 000 Fahrzeugen macht das jährlich 30 Millionen
Euro. Warum sollte man da keine Änderung anregen?
Ich weiß, dass es hierzu seitens des Bundesrates und der
Ministerien Bemühungen gibt. Die Situation hat sich ge-
ändert, Fahrzeuge werden heute schneller ausgetauscht.
Wir sind bereit, entsprechend zu handeln und zu sagen:
Eine solche Belastung ist angesichts der realen Verhält-
nisse, angesichts der Tatsache, dass Fahrzeuge heute
nicht mehr jahrelang in Betrieb sind, sondern in der Re-
gel nur noch sechs bis zwölf Monate, nicht mehr ange-
messen. Wir sind bereit, den Mietwagen nicht mit einem
Malus zu belasten, sondern ihn mit Privatfahrzeugen
gleichzustellen. Sie sehen also: Kleinvieh macht auch
Mist. Auch Kleinigkeiten können Millionenbeträge aus-
machen; das zeigt das Beispiel aus der Autovermie-
tungsbranche.

Ich bin mir sicher, dass wir in dieser Runde über ein
drittes Mittelstandsentlastungsgesetz beraten werden.
Ich wünsche mir deshalb die Unterstützung aller hier im
Hause.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610221800

Ich erteile das Wort Kollegin Sabine Zimmermann,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610221900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Die große Kuschelkoalition
– Herr Fuchs, Herr Lange, Herr Dr. Wend – und der Mit-
telstand, das ist für mich eine unendliche Geschichte:
Das Erste Mittelstandsentlastungsgesetz ist bereits be-
schlossen, über das Zweite Mittelstandsentlastungsge-
setz reden wir jetzt, und das Dritte Mittelstandsentlas-
tungsgesetz ist schon in Vorbereitung.

Für Union und SPD heißt Mittelstandspolitik immer
Bürokratieabbau. Ich stelle fest: Mit dem Thema Büro-
kratieabbau wird viel Schindluder getrieben. Seriöse
Studien werden ignoriert, stattdessen wird politisch ein-
seitig Stimmung gemacht. Leider haben sich auch die
Grünen und die FDP auf diesen Holzweg begeben. Herr
Zeil, beim Lesen Ihres Antrags ist mir zwar nicht
schlecht geworden, aber Kopfschmerzen hatte ich schon,


(Martin Zeil [FDP]: Dann muss viel Richtiges drinstehen!)


insbesondere wegen der Angriffe auf den Kündigungs-
schutz und das Betriebsverfassungsgesetz. Das sind wir
aber inzwischen gewohnt; das ist ja normal.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das ist reflexartig bei denen!)


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(C (D Die Union und die SPD veranstalten um den Bürokraieabbau viel Aufregung in diesem Land. Für den kleien Mittelständler stehen aber ganz andere Fragen auf er Tagesordnung: Was hat die Bundesregierung gegen ie schlechte Zahlungsmoral unternommen, die Tauende kleiner Unternehmen in die Pleite trieb? Nichts, ar nichts. Was tut die Bundesregierung, um die schwahe Binnennachfrage zu stärken, womit sie vielen kleien Handwerksund Dienstleistungsunternehmen helfen önnte? Viel zu wenig. Und was unternimmt die Bunesregierung gegen den Niedriglohnwettbewerb, der die leinen Betriebe besonders brutal trifft? Auf einen geetzlichen Mindestlohn warten wir vergebens. Wir weren morgen sehen, wie die Kollegen der SPD abstimen. Ich zweifle sehr daran, dass Sie morgen kuscheln erden; ich glaube das nicht. Die Regierung geht diese Fragen nicht an. Stattdessen aut sie die Förderinstrumente für den Mittelstand, zum eispiel das ERP-Sondervermögen, ab. Im Zuge ihres ürokratieabbaus hat die Regierung gleich die monat iche Wirtschaftsstatistik für Kleinbetriebe bis 50 Bechäftigte abgeschafft; Herr Lange hat das gesagt. Daher issen wir heute nicht, ob der Aufschwung bei den kleien Unternehmen überhaupt angekommen ist. Die Probleme des schwarz-roten Bürokratieabbaus iegen oft im Detail. Herr Lange, Sie sprachen die Exisenzgründer an. Sie sollen in den ersten drei Jahren icht mehr auskunftspflichtig sein. Offensichtlich inteessiert Sie die Situation der Existenzgründer überhaupt icht. Sie wissen gar nicht, dass manche auf Hartz-IViveau leben müssen. Sie verkaufen diese Maßnahme um Bürokratieabbau als Erfolg. Die Kosten für die Soialversicherung sollen von der Wirtschaft zum Staat erschoben werden, und im Verkehrsrecht wird die Bürerbeteiligung beschnitten. Dieser Bürokratieabbau ist in Abbau sozialer Standards und Rechte. Dazu sagt die inke: Nein. Ich fasse zusammen: Die Große Koalition sieht in ge etzlichen Regelungen eine Belastung für die Wirtschaft. ie Linke sieht dagegen zuallererst die Schutzfunktion. eswegen kritisieren wir die Privatisierungen der letz en Jahre. Hier werden soziale Standards und Rechte em freien Markt geopfert. An dieser Stelle möchte ich uf eine Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung inweisen. Ich gehe davon aus, Herr Lange und Herr r. Wend, dass Sie sie gelesen haben. Es wurde danach efragt, ob Privatisierung öffentlicher Aufgaben zu weiger Gesetzen führt. Oftmals heißt es ja: Privatisierung st das beste Programm für Bürokratieabbau. Das egenteil ist der Fall. Das zeigt das Beispiel der Privati ierung der Telekom. Seit der Privatisierung des Teleommunikationsbereichs hat sich der Umfang der esetzlichen Vorschriften für diesen Bereich fast vervieracht. Warum? Ich zitiere die Antwort dieser Studie: Das Handeln der Privaten hat mehrfach Reaktionen des esetzgebers notwendig gemacht“. Meine Damen und erren der Großen Koalition, wenn Sie weniger Regu ierung wollen, dann bitte nicht durch den Abbau von soialen Standards! Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort Kollegin Kerstin Andreae, Frak tion des Bündnisses 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Zimmermann, Ihr Beispiel bezüglich der Telekom und der Liberalisierung des Telekommunikationsbereichs macht eines deutlich: Die Argumente für Privatisierung lauten nicht, dass es ein Beitrag zum Abbau der Bürokratie ist. Die Argumente für Privatisierung müssen vielmehr sein: Wir schaffen mehr Wettbewerb. Aber Privatisierung braucht Regulierung. Dass Regulierung gesetzliche Verordnungen und Regelungen nach sich zieht, liegt auf der Hand. Insofern kann ich dieses Beispiel – wie auch manch anderes in Ihrem Redebeitrag – nicht nachvollziehen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das hatte mit dem Mittelstandsentlastungsgesetz nichts zu tun!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





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Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610222000
Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610222100

Herr Fuchs, bezüglich Ihres Beispiels mit den
80 Zentimetern beim Feuerlöscher musste ich an die
Große Koalition denken. Auch dort geht es rauf und run-
ter.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Hey!)


Vielleicht sollten auch Sie sich eine Schiene anschaffen,
damit Sie hier ein Stück weit weiterkommen.


(Martin Zeil [FDP]: Und wer ist der Feuerlöscher?)


Richtig ist: Bürokratie erzeugt Aufwand und Kosten
und bindet Ressourcen. Natürlich ist auch richtig: Büro-
kratie ist notwendig. Ein verantwortlicher Staat braucht
einen anspruchsvollen Ordnungsrahmen und Regelun-
gen und Regulierungen. Herr Fuchs, Sie haben das Bei-
spiel hinsichtlich der Bauabzugsteuer angeführt. Dieses
Phänomen gibt es immer wieder: Keiner will Bürokratie,
aber wenn es darauf ankommt, dann wird sie von der
Lobby eingeklagt. Sie hatten hier deutlich gemacht, wie
die Verhandlungen über das Mittelstandsentlastungsge-
setz vonstatten gegangen sind.

Einzelne Maßnahmen in dem Gesetz sind sinnvoll,
aber sie reichen nicht aus. Unsere Kritik, dass es sich
hier um Nasenwasser handelt, wird Sie nicht wundern.
Ich hatte von Ihnen einmal die interessante Zahl von
17 Euro pro Unternehmen gehört; das heißt, die Maß-
nahmen bewirken für ein Unternehmen eine Entlastung
von 17 Euro bzw. eine Entlastung im Promillebereich.
Sie kündigen jetzt das Dritte Mittelstandsentlastungsge-
setz an. Das ist sehr spannend.

Insgesamt haben Sie sich den Bürokratieabbau zum
Thema gemacht. Ich hatte Anfang der Woche die Gele-
genheit, mit Herrn Dr. Beus darüber zu sprechen. Er ging
auf die Kritik ein, die wir anführen und die von der Op-
position insgesamt gekommen ist, dass die Entlastungs-
ziele – bis 2011 – weit gefasst sind und der Kostenabbau
um 25 Prozent erst 2011 erreicht sein soll. Er hat berich-
tet, dass Sie im Oktober vorlegen wollen, wie Sie sich

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(C (D ie einzelnen Schritte vorstellen. Da bin ich wirklich ehr gespannt. Denn wenn Sie konkretisieren, wie Sie ie Kosten in den nächsten Jahren um 25 Prozent abauen wollen, dann werden wir das durchaus wohlwolend begleiten. Denn die Kritik daran – das haben Sie, err Wend, in der ersten Lesung durchaus auch ange ührt – lautet, dass die Ziele sich gar nicht prüfen lassen. 009, am Ende Ihrer Legislatur, ist hinsichtlich des Ziees, die Kosten bis 2011 um 25 Prozent zu reduzieren, och nichts greifbar. Insofern werden wir einmal sehen, as Sie im Oktober vorschlagen. Dann haben wir etwas onkretes, das wir prüfen können. Unsere Kritik greift aber auch an einer anderen Stelle. as wissen Sie. Dadurch, dass Sie immer wieder auf die nformationspflichten fokussieren, lassen Sie einen ganz ntscheidenden Punkt weg: Das sind die Genehmiungsverfahren. Im Bereich der Genehmigungen müsen Sie ganz dringend Bürokratie abbauen. Denn das ist in ganz großes Hemmnis; das hören wir immer wieder n den Diskussionen und Gesprächen. Da sollten Sie ringend vorangehen. Der Normenkontrollrat ist hinsichtlich dessen, was er rüfen kann, eingeschränkt. Auch diese Kritik haben wir mmer wieder vorgetragen. Der Normenkontrollrat beommt die Gesetze von der Bundesregierung vorgelegt. ie haben über Paralleleinbringungen die Möglichkeit, ies zu umgehen; damit haben Sie sich ein riesengroßes cheunentor geschaffen. Wir haben keine Möglichkei en, den Normenkontrollrat umfassender in Anspruch zu ehmen. Ich möchte noch den Entschließungsantrag der FDP nsprechen, der uns heute vorgelegt wurde. Als ich anefangen habe, ihn zu lesen, habe ich mir überlegt, wie ch meiner Fraktion beibringe, dass wir diesem Antrag ustimmen. Bei Nr. 3 habe ich damit aufgehört. Natürich teile auch ich Ihre Auffassung, dass die Befugnisse es Normenkontrollrates ausgeweitet und die Bürokraiekosten nicht erst bis zum Jahr 2011 um 25 Prozent reuziert werden müssen, sondern eher. Aber das, was Sie m Bereich des Arbeitsrechts vorschlagen, ist wirklich appig. Unter Nr. 11 schlagen Sie vor, das Kündigungschutzgesetz so zu ändern, dass es erst ab einer Beriebsgröße von mehr als 50 Mitarbeitern gilt und erst ier Jahre nach Beginn des Arbeitsverhältnisses einsetzt. enn ich richtig informiert bin, wollen Sie diesen An rag auf Ihrem Parteitag am kommenden Sonntag verabchieden. (Martin Zeil [FDP]: Nein! Das haben wir schon gemacht!)


n diesem Punkt können wir Ihnen nicht folgen. Insofern
ürfte klar sein, dass wir Ihrem Entschließungsantrag
icht zustimmen werden,


(Jörg Tauss [SPD]: Manchmal dauert so etwas auch zehn Jahre! Man weiß ja nie!)


uch wenn es sich dabei um den am weitesten gehenden
orschlag handelt, über den wir derzeit diskutieren.

Da meine Redezeit gleich vorbei ist, möchte ich nur
och auf einen Aspekt zu sprechen kommen. Ich bitte
)






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
Sie, die Diskussion über die Generalunternehmerhaf-
tung noch einmal aufzunehmen. Wir glauben, dass die
Generalunternehmerhaftung ihre Prüfung nicht bestan-
den hat. Wir sollten sie abschaffen; denn sie ist das fal-
sche Instrument.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das machen wir doch, im nächsten MEG! Unterstützen Sie uns! Von Ihnen habe ich nämlich noch keinen Vorschlag gehört!)


– Nein. Wenn wir über das nächste Mittelstandsentlas-
tungsgesetz und über andere Vorschläge, die weiter rei-
chen, diskutieren, können wir das wohlwollend prüfen.
Dann würden wir Sie unterstützen. Aber dieses Mittel-
standsentlastungsgesetz reicht uns nicht aus.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610222200

Ich erteile das Wort dem Parlamentarischen Staatsse-

kretär Hartmut Schauerte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


H
Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1610222300


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Sowohl in der Bevölkerung als auch in den Unter-
nehmen und der Wirtschaft insgesamt wird die Bürokra-
tie als ein gewaltiges und ernstes Problem betrachtet. Ich
will mich mit den Ausführungen der Linken hier gar
nicht beschäftigen; denn die Linken verneinen, dass es
überhaupt ein Problem gibt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Linken sind doch das größte Problem!)


Was soll dann eine Diskussion? Ich beschäftige mich lie-
ber mit denjenigen, die darüber nachdenken, wie wir
schneller und effektiver werden können und ob wir mit
dem, was wir tun, zufrieden sein können.

Lassen Sie mich darauf hinweisen, welche Situation
wir vorgefunden haben, als wir mit unserer Arbeit be-
gannen.

Erstens. Wir haben dafür gesorgt, dass der Bürokra-
tieabbau zum ersten Mal Thema einer Regierungserklä-
rung war. Dieses Thema wurde im Kanzleramt angesie-
delt; ihm wurde also hohe Priorität beigemessen.

Zweitens. Wir haben den Normenkontrollrat und das
Standardkostenmodell eingeführt. Dieses Modell ist
eine völlig neue Methode, die auf den Erfahrungen ande-
rer europäischer Länder aufbaut. Wir werden durch die
Anwendung des Standardkostenmodells schneller sein
als die Länder in Europa, die uns bisher vorgemacht ha-
ben, wie es geht. Damit komme ich auf den Faktor Zeit
zu sprechen. Wenn wir es schaffen, die Bürokratiekosten
bis zum Jahre 2011 um 25 Prozent zu reduzieren, wäre
Deutschland schneller, als die Niederlande es waren.
Dort hat man ein Jahr länger gebraucht, um dieses Ziel
zu erreichen. Ich denke, hier befindet sich Deutschland
im europäischen Durchschnitt.

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(C (D Wir haben bereits enorm viele Vorarbeiten geleistet, ie allerdings nicht wahrgenommen werden. Sie müssen uch nicht wahrgenommen werden; denn das ist die ganz ormale Arbeit der Regierung und der Politik insgesamt. as braucht den Bürger gar nicht zu interessieren. Zunächst einmal musste identifiziert werden, welche ürokratiekosten es gibt und welche abgebaut werden önnen. Mehr als 11 000 Informationspflichten wuren dingfest gemacht. Wir haben ganze Heere durch die eller geschickt, um herauszufinden, welche Informaonspflichten in den letzten 50 Jahren geschaffen worden ind. Natürlich können wir nicht auf alle 11 000 Inforationspflichten ohne Weiteres verzichten. Eine wich ige Informationspflicht besteht zum Beispiel darin, dass an, wenn man eine Steuererklärung abgibt, zumindest rklärt, wie viel Geld man eingenommen hat. Am Ende es Prozesses werden wir vielleicht zu dem Ergebnis ommen, dass die Hälfte oder zwei Drittel der Informaionspflichten unvermeidlich und weiterhin notwendig ind. Wir dürfen unseren Erfolg daher nicht blindlings ach den Zahlen und dem Verhältnis zueinander beurteien. Der entscheidende systematische Unterschied zu allen isherigen Vorgehensweisen ist, dass wir messbar mahen, welche Bürokratiekosten wir abbauen. Wir rechnen ie aus. Man wird wirklich messen können, ob es uns geungen ist, die Bürokratiekosten bis 2011 um 25 Prozent etto zu reduzieren. Große Probleme werden wir dann ekommen, wenn wir dieses Ziel nicht erreichen sollten. assen Sie uns diesen Prozess gemeinsam gestalten, dait er gelingt; denn was das Ziel anbetrifft, sind wir deologisch nicht auseinander. Da wir nicht warten wollten, bis die Arbeit des Norenkontrollrats Wirkung zeigt, haben wir angefangen, ugunsten des Mittelstands sozusagen übergangsweise ogenannte Mittelstandsentlastungsgesetze einzufühen. Mit dem Ersten Mittelstandsentlastungsgesetz haen wir 17 Maßnahmen beschlossen. Wir haben darüber inaus 37 mittelund längerfristige Bürokratieabbauaßnahmen beschlossen, von denen der Mittelstand pro itiert; davon sind zwei Drittel abgearbeitet. Mit dem weiten Mittelstandsentlastungsgesetz wollen wir wei ere 19 Maßnahmen beschließen. Die FDP hat uns nun – einen Tag vor der dritten Leung unseres Gesetzentwurfs – 29 Maßnahmen vorgechlagen. Diese Maßnahmen haben zum Teil einen ähnichen Charakter wie die 19 Maßnahmen, die in unserem esetzentwurf enthalten sind. Einige sind klar inhaltli her Art und betreffen zum Beispiel den Kündigungschutz. Ich habe immer gesagt: Wer wie die Linke den ürokratieabbau mit der Binnenkonjunktur verwechselt, ird ähnlich wie der, der unter Bürokratieabbau Veränerungen am Kündigungsschutz verstehen will, nicht eiterkommen. Ich behaupte sogar, er diskreditiert das nstrument des Bürokratieabbaus. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Hartmut Schauerte
Wir müssen zuerst die Regelungen abbauen, auf die ver-
zichtet werden kann. Wir dürfen nicht in Bereichen an-
fangen, über die inhaltlich gestritten wird. Sonst eröff-
nete man bei jedem Punkt zum Abbau von Bürokratie
die Debatte über ein politisch strittiges Thema.


(Martin Zeil [FDP]: Die muss man nicht führen!)


Dann blieben wir stecken und kämen keinen Millimeter
voran. Das wäre schade. Ich bitte deshalb darum, solche
Debatten, wenn überhaupt, am Ende dieses Prozesses zu
führen; dann mag das etwas bringen.


(Jörg Tauss Die FDP hat 29 Maßnahmen vorgeschlagen. Von denen werden wir eine ganze Menge ernsthaft daraufhin prüfen, ob wir sie in das Dritte Mittelstandsentlastungsgesetz aufnehmen. Wettbewerb ist gut. Wer etwas Gescheites weiß, wer Vorschläge hat, was abgebaut werden kann, der soll sich melden; er ist herzlich dazu eingeladen. Unser gemeinsames Ziel ist der Bürokratieabbau. Wer jedoch den Prozess insgesamt kritisiert, bewegt sich außerhalb europäischer Standards. Wir bewegen uns mit der Methodik, mit der wir vorgehen, und auch mit unserer Geschwindigkeit auf dem Niveau, das die Holländer und die Engländer erreicht haben und das man auch bei den Dänen sehen kann. Insofern sind wir da gut aufgestellt. Wenn es schneller geht, umso besser. Wir haben im Rahmen unserer EU-Ratspräsidentschaft die europäische Ebene eingebunden; das ist wichtig. Manche EU-Staaten weigern sich leider noch, mitzuteilen, ob sie sich auch einer externen Normenkontrolle unterwerfen wollen. Daran müssen wir noch arbeiten. Ich will einen weiteren Punkt aufgreifen. Hier wird immer gesagt, wir sollten das Verfahren dahin gehend erweitern, dass auch die Gesetzentwürfe der Fraktionen dem Normenkontrollverfahren unterworfen werden können. Die Fraktionen sind herzlich eingeladen. Für die CDU/CSU-Fraktion kann ich hier erklären: Von den Gesetzentwürfen unserer Fraktion, die in der Regel Gesetzentwürfe der Großen Koalition sein werden, werden wir verlangen, dass sie dem Normenkontrollverfahren unterzogen werden. Es hindert Sie niemand daran, es mit Ihren genauso zu machen. Doch ich befürchte, dass sich die eine oder andere Fraktion weigert, ihre Gesetzentwürfe prüfen zu lassen. Es gibt allerdings ein objektives Problem: Wenn jeder Gesetzentwurf jeder Fraktion, egal in welchem Realisierungsstadium er ist und egal ob er überhaupt die Chance hat, jemals eine Mehrheit zu finden, ernsthaft geprüft werden soll, wird der Normenkontrollrat in Arbeit ersaufen. Draufschauen und den Gedanken schärfen, das ist in Ordnung. Aber wenn wir jeden Gesetzentwurf von vornherein dem Normenkontrollverfahren unterziehen lassen, dann werden wir nicht von der Stelle kommen. Es gibt also einen limitierenden Faktor. l d m B i m W i s n s d m a d g G b t n c a g l a s l W e B ü e B K M A n t D v (C (D Für den Fall, dass eine Fraktion bürokratische Regeungen einführen will und meint, sie könne verhindern, abei erwischt zu werden, indem sie sich vor dem Norenkontrollverfahren drückt, habe ich die herzliche itte, in diesem Hohen Haus die Debatte zu führen. Das st die souveräne Wahrnehmung der Rechte des Parlaents. (Martin Zeil [FDP]: Das hättet ihr reinschreiben können!)


(Martin Zeil [FDP]: Schön!)


ir können das gerne vertiefen; aber ich glaube, das ist
m Moment nicht nötig.

Wir werden in einer späteren Phase nicht bei der Ab-
chaffung von Informationspflichten stehen bleiben kön-
en. Die Mittelstandsentlastungsgesetze beschränken
ich auch nicht darauf; in ihnen geht es kunterbunt durch
en Bereich der Bürokratie. Deshalb sage ich noch ein-
al: Machen Sie Vorschläge! Wir werden sie uns gerne

nschauen.


(Martin Zeil [FDP]: Das machen wir!)


Ich betrachte dies als einen Prozess, den wir mit an-
auernder Kreativität gestalten müssen. Es gibt genü-
end Widerstände in den Beharrungselementen unserer
esellschaft, in den Beharrungselementen unserer Lob-
yverbände, in den Beharrungselementen des Gewohn-
en. Darüber brauchen wir uns im Parlament eigentlich
icht zu streiten. Wir sollten uns vielmehr schlauma-
hen, wie wir weiterkommen, wie wir das gemeinsam
ngestrebte Ziel erreichen, den Mittelstand und die Bür-
er, aber auch die Verwaltungen von bürokratischen Be-
astungen zu befreien. Die Kosten der Bürokratie werden
uf zwischen 40 und 70 Milliarden Euro pro Jahr ge-
chätzt. Wir haben wahrlich genug Kosten in Deutsch-
and, und der weltweite Wettbewerb ist hart genug.

enn wir da bestehen wollen, sind wir gut beraten, mit-
inander so schnell wie möglich möglichst viel unnötige
ürokratie abzubauen, ohne gleich inhaltliche Debatten
ber strittige Themen zu eröffnen. Ich lade Sie alle dazu
in.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610222400

Als nächster Rednerin erteile ich Kollegin Edelgard

ulmahn, SPD-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1610222500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Der große Schriftsteller William Somerset
augham hat die Bürokratie mit der Sintflut verglichen.
llerdings befürchtete er, dass die Menschen bei der
ächsten Sintflut nicht im Wasser, sondern im Papier er-
rinken würden.


(Martin Zeil [FDP]: Das zeigt Weitsichtigkeit!)


as bleibt uns hoffentlich erspart; denn wir haben im
ergangenen Jahr begonnen, wichtige Schritte zum Ab-






(A) )



(B)


Edelgard Bulmahn
bau von Bürokratie zu unternehmen: zum Beispiel durch
die verpflichtende Bürokratiekostenmessung nach dem
Standardkostenmodell, durch die Einsetzung eines hoch-
rangig besetzten Normenkontrollrates sowie durch das
Erste Mittelstandsentlastungsgesetz. Mit dem Zweiten
Mittelstandsentlastungsgesetz setzen wir diese Politik
konsequent fort.

Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposi-
tion, kritisieren, dass dieser Gesetzentwurf nicht der
große Wurf sei, mit dem man die gesamte überflüssige
Bürokratie sozusagen über Nacht wegfegen könne. Es ist
richtig; das gelingt uns nicht. Aber glauben Sie ernsthaft,
dass bürokratische Vorschriften und Regelungen, die in
den letzten 50 Jahren entstanden sind und hinsichtlich
derer sich jede der hier anwesenden Fraktionen an ihre
eigene Brust klopfen muss, über Nacht verschwinden
können? Ich fürchte, das ist leider nicht möglich.


(Martin Zeil [FDP]: Aber in wenigen Monaten!)


Notwendig und wichtig ist, dass wir kontinuierlich je-
des Gesetz, jede Verordnung und jede Regelung kritisch
überprüfen. Bei jedem Gesetz müssen wir Bürokratie
vermeiden bzw. dafür sorgen, dass Bürokratie abgebaut
wird. Das ist der richtige Weg, und auf diesem Weg sind
wir. Durch überbordende bürokratische Regelungen
werden die Möglichkeiten wirtschaftlicher Entwicklung
gehemmt. Arbeitskräfte und Geld werden gebunden,
ohne produktiv zu sein. Zusätzlich kosten sie auch noch
Zeit. Deshalb ist es gerade für den Mittelstand, für die
kleinen und mittleren Unternehmen, so wichtig, dass wir
fortfahren, sie von überflüssiger Bürokratie zu entlasten.

Mit dem Gesetz, das wir heute beschließen werden,
ist eine Bürokratiekostenentlastung in Höhe von min-
destens 58,8 Millionen Euro für die Unternehmen und
mindestens 5 Millionen Euro für die Verwaltung verbun-
den. Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht nicht
viel, aber wir müssen es zu dem addieren, was wir in der
Vergangenheit – im letzten Jahr – schon geschafft haben,
zum Beispiel über den Normenkontrollrat. Ich sage es
noch einmal ausdrücklich: Entscheidend ist, dass wir
diesen Weg konsequent weitergehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Durch dieses Mittelstandsentlastungsgesetz werden
Informations- und Erlaubnispflichten abgeschafft bzw.
vereinfacht. An die Adresse der FDP und der Linken
sage ich ausdrücklich: Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir schaffen Bürokratie ab, wir schaffen nicht Arbeit-
nehmerrechte ab.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden den Kündigungsschutz nicht abschaffen,
Herr Zeil, weil es falsch wäre.


(Martin Zeil [FDP]: Den wollen wir auch nicht abschaffen! Das steht auch gar nicht darin!)


Mit der faktischen Abschaffung des Kündigungsschut-
zes, wie in Ihrem Vorschlag vorgesehen, schaffen Sie
keinen einzigen neuen Arbeitsplatz.


(Martin Zeil [FDP]: Sie sind meilenweit von der betrieblichen Auffassung entfernt!)


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(C (D ie schaffen – im Gegenteil – Angst und Verunsicheung. Das führt gerade nicht zu Motivation, zu wirtchaftlichem Aufschwung und zur Stärkung des Binnenarktes. Gestatten Sie mir eine weitere Anmerkung. Frau immermann, der Aufschwung ist beim Mittelstand anekommen. 75 Prozent aller mittelständischen Unterehmen planen jetzt, ihre Investitionen gegenüber ihren rsprünglichen Ansätzen zu erhöhen. Das ist doch ein rfolg. as zeigt, dass auch der Mittelstand am wirtschaftlichen ufschwung partizipiert. as müssen Sie doch einfach einmal zur Kenntnis nehen. (Sabine Zimmermann [DIE LINKE]: Sie haben mir nicht zugehört! – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Sie liest immer die Zeitung vom letzten Jahr! Das ist ihr Problem!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Sabine Zimmermann [DIE LINKE]: Nein!)


ie können doch, genau wie ich, lesen.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Aber sie liest doch nur eine Zeitung!)


Wir können davon ausgehen, dass in diesem Jahr rund
0 000 zusätzliche Arbeitsplätze allein durch den Mittel-
tand geschaffen werden. Mir ist jeder Arbeitslose wich-
ig, und es ist mir wert, dass wir alle Anstrengungen un-
ernehmen, damit jeder Arbeitslose eine Chance auf
inen Arbeitsplatz hat.


(Sabine Zimmermann [DIE LINKE]: Einen Minijob kriegt er!)


enau dies wollen wir damit doch erreichen, liebe Kol-
eginnen und Kollegen. Letztendlich profitiert auch die
innenkonjunktur davon: die Baubranche, der gesamte
otel- und Gaststättenbereich und der Dienstleistungs-
ereich. Das sind doch gerade die kleinen und mittel-
tändischen Unternehmen. Also sollten wir über die Pro-
leme reden, die wir wirklich haben; von ihnen gibt es
och genug. Wir sollten diese Probleme lösen und hier
icht die Wolke sieben beschwören. Dies hilft uns über-
aupt nicht weiter.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch auf ein ganz konkretes Beispiel
ingehen, weil wir davon überzeugt sind, dass wir nur
ann den Mittelstand erfolgreich von bürokratischen An-
orderungen entlasten können, wenn wir es in einem en-
en Dialog mit dem Mittelstand tun. Dies haben wir ge-
an, und deshalb haben wir bei den parlamentarischen
eratungen einem Vorschlag von einigen Industrie-
nd Handelskammern insofern Rechnung getragen, als
ir den Kammern einräumen, in ihrem Kammerbezirk
en Mitgliedern einen ermäßigten Grundbeitrag einzu-
äumen, wenn eine Muttergesellschaft und eine 100-pro-
)






(A) )



(B) )


Edelgard Bulmahn
zentige Tochtergesellschaft mit ihren Hauptsitzen dersel-
ben Kammer angehören.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das hat die Kollegin Pawelski gemacht!)


Damit zeigen wir, dass wir auf gute Vorschläge einge-
hen. Wir schaffen Ermessensregelungen und geben den
Kammern Gelegenheit, ihre Gegebenheiten zu berück-
sichtigen. Genau dies ist der richtige Weg, der vor allem
für gemischtgewerbliche Unternehmen, die gleichzeitig
in einer IHK und einer Handwerkskammer sind, von
praktischer Relevanz ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir erringen heute
mit unserem Gesetzentwurf einen weiteren Etappensieg.
Ich rufe etwas in Erinnerung, was wir aus dem Fußball
und vielen anderen Sportarten kennen: Viele Etappen-
siege führen zur Meisterschaft. Genau das ist unser Ziel.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610222600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die von der Bun-
desregierung sowie von den Fraktionen der CDU/CSU
und der SPD eingebrachten Entwürfe eines Gesetzes
zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere in
der mittelständischen Wirtschaft. Der Ausschuss für
Wirtschaft und Technologie empfiehlt unter Buchstabe a
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5522,
die genannten Gesetzentwürfe der Bundesregierung so-
wie der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD zusam-
menzuführen und das Gesetz zum Abbau bürokratischer
Hemmnisse insbesondere in der mittelständischen Wirt-
schaft in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte
diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfas-
sung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzent-
wurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen von
CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der Linken und
der Grünen bei Stimmenthaltung der FDP angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung: Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist mit den gleichen Mehrheitsverhältnissen wie
in der Abstimmung der zweiten Beratung angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/5598. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stimmen der
FDP abgelehnt.

Wir setzen die Abstimmungen zu der Beschlussemp-
fehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie
auf Drucksache 16/5522 fort. Der Ausschuss empfiehlt
unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/5522 die Ablehnung des Antrages der

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(C (D raktion der FDP auf Drucksache 16/4605 mit dem Titel Mehr Anreize beim Bürokratieabbau – Für eine Kostenrstattung staatlicher Pflichtdienste“. Wer stimmt dieser eschlussempfehlung zu? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen des Hauses gegen die Stimmen der FDP-Fraktion ngenommen. Ich rufe nunmehr den Tagesordnungspunkt 6 auf: Beratung des Antrags der Bundesregierung Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Unterstützung der Überwachungsmission AMIS der Afrikanischen Union auf Grundlage der Resolutionen 1556 und 1564 einten Nationen vom 30. Juli 2004 und 18. September 2004 – Drucksache 16/5436 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin rsula Mogg, SPD-Fraktion, das Wort. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Die aktuell als Bundestagsdrucksachen vorlieenden Anträge und weiteren Papiere zum Thema frika machen deutlich, dass der Vorwurf der Ignoranz egenüber diesem Nachbarkontinent heute – jedenfalls n dieser Pauschalität – nicht erhoben werden kann. Diees Haus hat Afrika auf seinem Schirm. Das belegt die rfolgreiche EU-Mission des vergangenen Jahres im ongo, allen vorangegangen Befürchtungen und chwierigen Diskussionen zum Trotz. Dies belegen deutche Engagements im Rahmen von UNMEE für Äthioien und Eritrea und von UNMIS zur Absicherung des riedens im Südsudan. Dazu haben auch die aktuellen ebatten rund um den G-8-Gipfel der vergangenen Wo he beigetragen, die mit konkreten Ergebnissen zu eiem vorläufigen Abschluss gebracht werden konnten: ur Stärkung Afrikas und der Entwicklungszusammenrbeit wird Deutschland in den kommenden vier Jahren Milliarden Euro bereitstellen. Hoffnung keimt auch an einer anderen Stelle: Heute erichteten mehrere deutsche Tageszeitungen darüber, ass der Sudan nach monatelangen Verhandlungen endich bereit ist, eine sogenannte Hybridmission der Afrianischen Union und der UN in Darfur zu stationieren. as bedeutet: Jenseits der heutigen Entscheidung der andatsverlängerung für AMIS wird uns der Sudan in iesem Haus weiterhin beschäftigen. Ursula Mogg Heute entscheiden wir über eine Mission, die wir erstmals im September 2004 auf den Weg gebracht und seitdem viermal verlängert haben. Wir unterstützen in dieser Mission die Afrikanische Union bei ihren Bemühungen, die Situation in der Region Darfur zu entspannen. Es handelt sich um logistische Hilfe, die die AU selbst nicht bereitstellen kann und für die ihr die finanziellen Mittel fehlen. Wir folgen damit dem politischen Ansatz, die Afrikanische Union selber in die Lage zu versetzen, das zu tun, was sie für den afrikanischen Kontinent für sinnvoll und notwendig hält. Mit Blick auf anstehende Rotationen und den geplanten personellen Aufwuchs des AMIS-Kontingents wird die AU weiterhin auf logistische Unterstützung durch Lufttransporte und die Bereitstellung finanzieller Mittel angewiesen sein. Wir sind bereit, diese Hilfe fortzuführen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1610222700




(A) )


(B) )


Über die Mittel hinaus, die von der EU für AMIS be-
reitgestellt werden, leistet Deutschland seine eigenen na-
tionalen Beiträge. Dabei vergessen wir selbstverständ-
lich nicht, dass dies alles kein Selbstzweck ist, sondern
dass es darum geht, den Menschen in der Krisenregion
Darfur konkrete humanitäre Hilfe zu gewähren. Mit bis-
her 80 Millionen Euro ist Deutschland einer der größten
Geber humanitärer Hilfe in der Darfurkrise.

Nicht verschweigen wollen wir selbstverständlich,
dass uns dies alles nicht zufrieden oder gar selbstgefällig
machen darf. Die Lage ist und bleibt besorgniserregend.
Parallelen zu dem Völkermord in Ruanda vom Frühjahr
1994 und zur Rolle des Westens, aber auch der Vereinten
Nationen bzw. der internationalen Staatengemeinschaft
insgesamt werden gezogen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was macht die Bundesregierung da?)


Speziell in Darfur haben wir es mit Konflikten und
Verbrechen zu tun, deren Vielschichtigkeit und die
Schwierigkeit, sie geografisch zu verorten, eine Schlich-
tung sehr erschweren. Dies hat sich in den Verhandlun-
gen und Gesprächen mit der sudanesischen Regierung
immer wieder gezeigt. Schon deswegen verdient das
Engagement der Afrikanischen Union in Darfur jede Un-
terstützung. Es ist bekannt und im Übrigen auch dem
vorliegenden Antrag zu entnehmen, dass diese Mission,
die von den Vereinten Nationen unterstützt wird, in gra-
vierender Weise unterfinanziert ist. Es ist daher sehr zu
begrüßen, dass mit dem Konzept einer Hybridmission,
die die Missionen der Afrikanischen Union und der Ver-
einten Nationen zusammenführt, jetzt endlich eine Lö-
sung in Sicht ist.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für wann? Ende 2008!)


– Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten da-
rüber zu diskutieren haben. Aber es ist ein guter Anfang
gemacht, Herr Kollege.

Wir können nicht einfach zusehen, wenn erneut ein
Massenmord in vollem Gang ist. Aus diesem Grunde ist

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(C (D s richtig und wichtig, dass auch Deutschland weiter an en Bemühungen mitwirkt, der Gewalt im Westen des udan Einhalt zu gebieten, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


zw. diese Bemühungen unterstützt, wo immer sie vor-
anden sind.

Es ist vor allem ein Engagement, mit dem wir, die
undesrepublik Deutschland und auch Europa, unsere
erantwortung für unseren südlichen Nachbarkontinent
eutlich machen. Das Ende konkreter Gewalt, die Schaf-
ung von Frieden und perspektivisch die Schaffung von
nnerer und äußerer Sicherheit, die Etablierung eines
taatlichen Gewaltmonopols und wenigstens in Ansätzen
echtsstaatliche Strukturen sind die Voraussetzungen da-
ür, dass aus Afrika der prosperierende Kontinent wird,
er er aufgrund seiner vielfältigen Potenziale sein
önnte.

Das humanitäre Bemühen um Millionen von Flücht-
ingen ist in der aktuellen Situation von herausragender

ichtigkeit. Aber wenn wir nicht wollen, dass alsbald
er nächste Konflikt in einem anderen Teil des Konti-
ents entsteht, der uns zum Eingreifen drängt, dann gilt
s grundsätzlich im Interesse der Mehrheit der Bevölke-
ung, im Interesse von Frauen und Kindern, fragwürdi-
en Eliten, aber auch marodierenden Banden und krimi-
ellen Netzwerken Einhalt zu gebieten.

AMIS ist eine wichtige und notwendige Mission, weil
ie zwar eine kleine, aber praktische und wirksame Hilfe
ür die Afrikanische Union und die gepeinigten Men-
chen im Westsudan bedeutet. AMIS ist allerdings noch
ehr: Ich habe die Hoffnung, dass AMIS auch im afri-

anischen Kontext zu mehr Verantwortung, mehr
elbstbewusstsein und einem größeren Wertebewusst-
ein unter den afrikanischen Staaten führen wird. Für
frika eine Perspektive zu schaffen, kann nur gelingen,
enn der internationalen Gemeinschaft die Initialzün-
ung dafür gelingt, dass sich die Völker und Nationen
ieses Kontinents selbst von Korruption, Misswirtschaft,
usbeutung und Gewalt emanzipieren können. Ihnen
abei jede mögliche Hilfestellung zu geben, sollte unser
orrangiges Bemühen sein: im Sudan ebenso wie in eini-
en anderen Brennpunkten des Kontinents.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1610222800

Ich erteile das Wort Kollegin Marina Schuster, FDP-

raktion.


Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1610222900

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Unsere Fraktion wird der Verlänge-
ung des Mandats zustimmen. Ich meine, dass uns die
ituation vor Ort, in Darfur dazu verpflichtet. Gleich-
ohl wissen wir, dass es die AMIS-Truppe nach wie vor
icht schafft, für die Sicherheit der Menschen zu sorgen.
as liegt zum einen am AU-Mandat selbst; zum anderen
angelt es aber auch an der finanziellen, materiellen und

ersonellen Ausstattung der AMIS-Truppe. Was heißt






(A) )



(B) )


Marina Schuster
das für die Menschen in Darfur? Den Menschen dort ist
verwehrt, was in Art. 3 der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte von 1948 geschrieben steht: „Jeder hat
das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Per-
son“. Das sollten wir uns hier, aber auch den Beteiligten
im Sudan ins Gedächtnis rufen.

Ich möchte an dieser Stelle an den interfraktionellen
Antrag zu Darfur von Ende April erinnern. Darin wird
die Bundesregierung aufgefordert, die Einrichtung eines
partiellen Flugverbots über Darfur zu prüfen und dem
Parlament bis zum 30. Juni darüber zu berichten. Ich
möchte anmerken, dass wir, das Parlament, diesen Be-
richt erwarten und wissen wollen, wie sich die Bundes-
regierung dazu verhält.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir dürfen dabei jedoch den politischen Prozess in
Darfur nicht vergessen; denn es kann einen dauerhaften
Frieden nur geben, wenn er von allen Gruppen in Darfur
getragen wird. Es gibt keine militärische Lösung des
Konflikts in Darfur, weil Friedenstruppen nur ein Teil ei-
ner politischen Lösung sein können.


(Beifall bei der FDP)


Auch die Staats- und Regierungschefs haben in ihrer
Darfurerklärung auf dem G-8-Gipfel zu Recht darauf
verwiesen. Umso wichtiger ist es nun, als internationale
Gemeinschaft geschlossen zu agieren, um den diploma-
tischen Druck aufrechtzuerhalten; denn aus Khartoum
empfangen wir wieder widersprüchliche Signale. Meine
Vorrednerin hatte das schon angesprochen. In der ver-
gangenen Woche hat der Sudan die Einladung zur
Pariser Darfurkonferenz abgelehnt.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Frankreich wird dort am 25. Juni unter anderem mit Ver-
tretern der USA, Chinas und Ägyptens über den Einsatz
von Friedenstruppen beraten. Erst gestern und vorges-
tern lief aber über die Ticker, dass Bashir überraschend
seine Zustimmung zur Umsetzung des Drei-Phasen-
Plans gegeben hat. Die Einzelheiten sind offen. Ich
hoffe aber im Interesse der Menschen in Darfur, dass die
Erklärung Bashirs nun umgesetzt wird, dass die Verzö-
gerungstaktik ein Ende hat. Ich bin gespannt, was die
Reise des UN-Sicherheitsrats bringen wird.

Eines ist uns allen klar: Wir dürfen nicht noch mehr
Zeit verlieren.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das zeigt auch die Situation in den Nachbarländern. Die-
ser Tage erreichen uns Meldungen der „Ärzte ohne
Grenzen“, wonach sich die Situation auch im Tschad
dramatisch verschärft. Für die rund 150 000 Flüchtlinge
an der Grenze verschlimmert sich die Lage zunehmend.
Auch der Konfliktherd am Horn von Afrika ist nicht
weit entfernt. Das zeigt: Wir können das nur regional be-

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(C (D rachten. Wir müssen immer die regionale Dimension im uge haben. Eine Lösung dieses Konflikts liegt im Inte esse von ganz Ostafrika, aber auch in unserem Inteesse. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf die AU urückkommen. Die Bundeskanzlerin hat auf dem frica-Partnership-Forum am 22. Mai gesagt, dass es in Anliegen der Europäischen Union ist, „alles zu tun, m Fähigkeiten, Möglichkeiten und Kräfte dieser Afrianischen Union zu unterstützen und ihr auf dem weiteen Weg zu helfen“. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Schmidbauer? Ja, bitte. Herzlichen Dank, liebe Frau Kollegin. – Ich ent ehme Ihren Ausführungen von heute Morgen – darin timme ich Ihnen voll zu –, dass damit zu rechnen ist, ass die Hybridmission in Darfur, sofern die Regierung n Khartoum zustimmt, erst im nächsten Jahr erfolgt. Ich inde, das ist nicht befriedigend. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Was war die Frage?)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610223000
Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1610223100
Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1610223200


Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1610223300

Ich gebe Ihnen recht. Wir haben heute bereits im Aus-

chuss darüber gesprochen – Frau Herta Däubler-Gmelin
at die Planungen erwähnt –, dass das wahrscheinlich
rst 2008 der Fall sein wird.

Ich komme auf das Zitat von Frau Kanzlerin Merkel
urück; denn das ist, glaube ich, für die weitere Entwick-
ung sehr wichtig. Sie hat versprochen, „alles zu tun, um
ähigkeiten, Möglichkeiten und Kräfte dieser Afrikani-
chen Union zu unterstützen und ihr auf dem weiteren
eg zu helfen“. Frau Merkel, wir nehmen Sie beim
ort. Ich bitte die anwesenden beiden Minister und den

taatssekretär, das an die Frau Kanzlerin weiterzugeben,
as hier erörtert wird; denn es handelt sich um eine es-

enzielle Frage. Die Zusammenarbeit mit der AU, was
as Mandat betrifft, ist sicherlich wichtig. Aber wir mei-
en es grundsätzlich. Wir können die AU als Institution
och viel stärker unterstützen, zum Beispiel beim Auf-
au des Gerichtshofs und beim Dialog mit dem Pan-
frikanischen Parlament.

Ich appelliere daher an die Bundesregierung, ihren
influss auch nach Heiligendamm geltend zu machen
nd zusammen mit der internationalen Gemeinschaft ge-
chlossen Druck auf das Regime in Khartoum auszu-
ben. Die Kanzlerin muss uns zeigen, dass sie ihr Wort
ält, auch wenn das Blitzlichtgewitter der Kameras ver-
chwunden ist.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610223400

Ich gebe das Wort dem Kollegen Hartwig Fischer,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1610223500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist natürlich auch so, dass sich manche solche Blitz-
lichtgewitter wünschen würden. Aber das ist nicht jedem
beschieden.

Wir reden heute über einen Antrag, den ich mit dem
Antrag der Bundesregierung, der am 3. Dezember 2004
zum selben Thema gestellt wurde, vergleichen möchte.
Damals wurde der Antrag der Bundesregierung mit
70 000 Toten, 1,8 Millionen Vertriebenen – davon
200 000 Vertriebene im Tschad – und einer Gefährdung
des Weltfriedens begründet. Fünfmal haben wir dieses
Mandat verlängert, und wir lesen jetzt in einem Report
der Europäischen Union und einer Entschließung des
Europäischen Parlaments, dass es in den vergangenen
dreieinhalb Jahren inzwischen 400 000 Tote, das heißt
monatlich über 10 000 Tote, und 2,5 Millionen Vertrie-
bene gegeben hat.

Wenn wir uns heute die Bilder ansehen – Frau Präsi-
dentin, ich habe heute nicht um Erlaubnis gefragt, wes-
halb ich die Bilder hier nicht hochhalte –, die wir im In-
ternet sehen können, dann müssen Sie dazu wissen, dass
in Darfur inzwischen 1 195 Siedlungen, Dörfer und
Städte total zerstört und 411 Siedlungen, Dörfer und
Städte so beschädigt sind, dass sie nicht mehr bewohnt
werden können. Wir wissen, dass sich dieser Konflikt in-
zwischen auf den Tschad ausgeweitet hat. Wir haben
vorgestern die Nachricht bekommen, dass Elsa Serfass,
eine 27-jährige Logistikhelferin von „Ärzte ohne Gren-
zen“, im Grenzgebiet erschossen worden ist.

Ich sage ganz offen: Vor diesem Hintergrund lesen
wir den Antrag der Linken, eine reine zivile Kompo-
nente vorzusehen und die humanitäre Hilfe zu versteti-
gen und zu verstärken. Wir wollen die humanitäre Hilfe
verstärken, wir haben in solchen Krisengebieten aber
auch eine Verantwortung für die Helfer. Es muss auch
militärische Einsätze geben, ohne die Hilfe, auch hu-
manitäre Hilfe, nicht möglich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Kollegin Schuster hat eben den zeitlichen Ablauf
deutlich gemacht. Das Mandat AMIS ist am 30. Novem-
ber bis zum 30. Juni dieses Jahres verlängert worden. Sie
haben gesagt, die Mission sei unterfinanziert und kaum
noch einsatzfähig.


(Zuruf der Abg. Marina Schuster [FDP])


– Doch, das wird allgemein bestätigt und ist auch im
Ausschuss von Ihren Kollegen gesagt worden. Das ist
teilweise auch nicht falsch. Deshalb gehe ich gleich in
Bezug auf Heiligendamm darauf ein. – Wir haben wei-
terhin erlebt, dass das leichte Unterstützungspaket der-
zeit umgesetzt wird. Wir wissen, dass die Regierung des
Sudan gestern die Zustimmung zu einer Hybridmission

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(C (D rteilt hat. Ich warte allerdings ab, wie die Gespräche am onntag ausgehen werden, wenn der UN-Sicherheitsrat xtra in den Sudan reist. Man muss abwarten, was in der ealität ausgehandelt wird; denn wir haben oft genug die albwertzeit der Äußerungen von Herrn Baschir erlebt. ch war erschüttert, als ich vor einer halben Stunde oben m Fraktionssitzungssaal der CDU/CSU bei den internaionalen Begegnungen den persönlichen Berater des Präidenten Baschir gehört habe, der erklärt hat, sie seien uf einem guten Weg, sie hätten aus der Situation im üdsudan gelernt, es müsse manche Verwerfungen geen, und es habe auch immer wieder Tote gegeben. Das ar vollkommen fernab jeder Realität dessen, was wir ort erleben. Das, was jetzt mit einer Hybridmission möglich ist, erlangt auch den besonderen Einsatz dieser Bundesreierung. Wir haben jetzt Heiligendamm hinter uns. Wir aben die Erklärung der G 8 zu Darfur/Sudan, die wir m Parlament gefordert haben, eine Erklärung, die ganz lar auch auf die zivile Komponente setzt, aber gleicheitig auch den militärischen Druck erhöht. Gleichzeitig aben wir einen Koalitionsvertrag, in dem klare Aussaen zum Aufwuchs in Bezug auf die Millenium Deveopment Goals gemacht worden sind. Das bedeutet eine esondere Verantwortung. Jetzt will ich etwas zum Koalitionsklima sagen. Ich age das jedenfalls für den Bereich, in dem wir arbeiten. ir haben eine enge Zusammenarbeit in den AGs geabt. Wir haben diesen Gipfel auch als AGs der Fraktioen hervorragend vorbereitet. Wir haben Anträge hier im arlament eingebracht. Wir haben nicht nur eine optiale Darstellung der Kanzlerin gehabt, sondern auch ine gute Zusammenarbeit zwischen Frau Wieczorekeul, Herrn Steinbrück – es geht auch um finanzielle inge –, der AG Finanzen, Herrn Steinmeier und Herrn ung; denn das alles muss zusammengeführt werden. Ich inde, solch ein Klima soll man auch einmal nach außen in darstellen. ch habe leider den Eindruck, dass sehr vieles von außeralb der Koalition zerredet wird. Es wird auch von deen gemäkelt und gemeckert, die teilweise selber lange n der Verantwortung gewesen sind. Gerade was die Milennium Development Goals und die finanzielle Austattung angeht, sind sie nicht in der Lage gewesen, im aushalt entsprechende Zahlen zu präsentieren. Ich will as angesichts der Äußerungen von Herrn Bütiköfer und on Frau Roth noch einmal deutlich machen. Eben hat Herr Beck „Was macht die Koalition?“ dawischengerufen. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gerade gesagt, dass das der falsche Ort für Selbstbeweihräucherung ist!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ch nenne jetzt einmal ein paar Zahlen, die im Zusam-
enhang mit einer entsprechenden Mitfinanzierung von
MIS stehen, Herr Beck. Im Haushalt des Jahres 1998
aren 4,05 Milliarden Euro veranschlagt. Dann kam der
egierungswechsel; daraufhin waren im Haushalt






(A) )



(B)


Hartwig Fischer (Göttingen)

3,99 Milliarden Euro veranschlagt. Im letzten Jahr der
rot-grünen Regierung wurden 3,925 Milliarden Euro be-
reitgestellt. Das waren sieben Jahre nach Ende der Re-
gierungszeit von Helmut Kohl 125 Millionen Euro weni-
ger. Der Haushalt im ersten Jahr dieser Regierung
enthielt einen Aufwuchs auf 4,17 Milliarden Euro, der
Haushalt im zweiten Jahr dieser Regierung einen Auf-
wuchs auf 4,493 Milliarden Euro. Da ich davon ausgehe,
dass wir in dieser Koalition gemeinsam die Zusagen von
Heiligendamm umsetzen, werden über 5 Milliarden
Euro zur Verfügung gestellt werden. Damit werden
Signale gesetzt, wie sie von keinem anderen Ministe-
rium ausgehen.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Auch in Richtung der Koalition möchte ich sagen: Ich
habe den Eindruck – ich lese Zeitung –, dass das Klima
in der Koalition – jedenfalls in diesem Bereich – erheb-
lich besser ist, als es draußen manchmal dargestellt wird.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Aber wir reden doch über die Krise in Darfur!)


– Natürlich geht es auch um die Finanzierung des Einsat-
zes in Darfur, Herr Königshaus. Dazu kann ich Ihnen nur
sagen: Rot-Grün hätte und hat sie so nicht zustande ge-
bracht.

Ich stelle bezüglich der Koalition auch selbstkritisch
fest, Herr Königshaus: Es gibt den einen oder anderen,
über den man zweideutig-eindeutig „Beck to the Opposi-
tion“ sagen kann. Dergleichen muss man vermuten,
wenn man manche Darstellung der Koalition sieht.

In den vergangenen Jahren, in denen Rot-Grün in der
Verantwortung war, haben sie die AMIS-Beschlüsse mit-
getragen


(Hellmut Königshaus [FDP]: Wir?)


– ich habe gerade die Grünen gemeint –, haben sie die
Beschlüsse von Gleneagles mit gefasst, aber die entspre-
chenden haushaltsrechtlichen Voraussetzungen nicht ge-
schaffen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Völlig richtig!)


Das ist der Großen Koalition gelungen. Deshalb sind wir
jetzt in der Lage, AMIS als Hybridmission entsprechend
zu unterstützen. Damit wird deutlich gemacht, dass wir
nicht nur materiell und personell, sondern auch finan-
ziell hinter diesem für die Menschen in Darfur und damit
im ganzen Sudan dringend notwendigen Einsatz stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610223600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Heike Hänsel von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610223700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Gäste! „Wir betonen, dass es für den Konflikt in Darfur
keine militärische Lösung gibt“, so steht es in der Ab-

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(C (D chlusserklärung des G-8-Gipfels der vergangenen Wohe. Trotzdem ging von diesem Gipfeltreffen der G 8 eine echte Initiative für einen politischen Weg aus der rise aus. Auch von der Bundesregierung wurde im ahmen der G-8und der EU-Präsidentschaft bisher eine eigenständige politische Initiative zur Beendigung er menschlichen Katastrophe in Darfur ergriffen. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist falsch!)


ie Bundesregierung konzentriert sich stattdessen da-
auf, die Hybrid-AMIS/UN-Militär-Mission durchzuset-
en. Diese stützt sich aber – das ist das Hauptproblem –
uf ein brüchiges Friedensabkommen, das nicht einmal
on allen Konfliktparteien getragen wird. Das ist in un-
eren Augen überhaupt keine Grundlage für das Ergrei-
en irgendwelcher weiterer Schritte.


(Beifall bei der LINKEN)


Das betrifft übrigens auch die Entsendung von Solda-
en, Herr Schmidbauer. Wie soll man überhaupt Soldaten
n eine Region schicken, wenn es kein belastbares Frie-
ensabkommen gibt? Was sollen sie machen? Was sollen
ie umsetzen? In vielen Krisenregionen dieser Erde
Kosovo, Afghanistan – zeigt sich: Wenn es an politi-

chen Konzepten fehlt, dann braucht man dorthin über-
aupt keine Soldaten zu schicken.

Herr Fischer, Ihnen muss ich auch sagen: Sie wissen
anz genau – hören Sie mir bitte zu –, dass humanitäre
ilfe eine zweischneidige Sache ist. Entwicklungshelfer
erden durch Militär nicht nur beschützt. Viele Entwick-
ngshelfer distanzieren sich von militärischem Schutz,
eil sie sich gefährdet fühlen, und gehen auf Distanz.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Waren Sie schon einmal dort? Natürlich. Fragen Sie die Hilfsorganisationen! Die haen gesagt, wenn Soldaten kommen, gehen sie raus, weil ie gefährdet sind. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie mit den Hilfsorganisationen geredet, die dort sind? Sie sind ja nicht ganz bei Trost!)


as ist Realität. In Afghanistan ist es genauso.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was reden Sie denn? Welche Hilfsorganisation war denn das?)


Es gibt die Deutsche Welthungerhilfe, die sich aus
fghanistan zurückgezogen hat, weil die Mitarbeiter so
efährdet sind. Zahlreiche Organisationen, sagen, dass
ie nicht weiterarbeiten können, wenn es dort eine Mili-
ärpräsenz gibt. Das wissen Sie ganz genau.


(Beifall bei der LINKEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Nein!)


Wir betonen deshalb in unserem Entschließungsan-
rag: Wir brauchen eine politische Initiative. Das ist
ein Ersatz für militärische Lösungen. Für uns ist dabei
anz entscheidend – das hat bisher gefehlt, und das ist
)






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
eine zentrale Forderung unsererseits –, dass wir mög-
lichst viele Akteure an einen Tisch bekommen müssen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Glauben Sie, Sie können das Morden mit Gesprächstherapie beenden? Fahren Sie hin!)


Das betrifft die sudanesische Regierung und die aufge-
splitterten Rebellengruppen, die Milizenführer. Ganz
wichtig ist – das hat bisher auch gefehlt –, die Zivilge-
sellschaft umfassend in solche Friedensverhandlungen
einzubeziehen. Wir haben dort lokale Politikerinnen und
Politiker.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie waren doch überhaupt noch nicht da!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610223800

Frau Kollegin, lassen Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Schuster zu?


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610223900

Ja.


Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1610224000

Frau Kollegin Hänsel, ich habe eine kurze Zwischen-

frage: Ist das, was in Darfur passiert, nach Ihrer Meinung
ein Völkermord oder nicht?


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610224100

In meinen Augen gibt es dort ein Massaker an Men-

schen, aber ob es ein Völkermord ist, kann ich nicht ent-
scheiden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer entscheidet das denn? – Hellmut Königshaus [FDP]: 400 000 Tote!)


Nach UN-Recht muss es eine systematische Intention
der sudanesischen Regierung geben, dass sie eine Volks-
gruppe vernichten will. Sie wissen ganz genau, wie die
Definition von Völkermord ist.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was empfehlen Sie bei 2 Millionen Flüchtlingen und Hunderttausenden Toten?)


– Sind 2 Millionen Flüchtlinge ein Völkermord? Wir ha-
ben keine 2 Millionen Toten. Entschuldigen Sie!


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist ja unglaublich, wie Sie hier relativieren!)


– Er hat gerade von 2 Millionen Toten gesprochen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Er hat von 2 Millionen Flüchtlingen gesprochen!)


– Aber das ist kein Völkermord.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber 200 000 Tote gibt es! Zynismus pur!)


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(C (D Wir haben unterschiedliche Zahlen. Sie, Herr Fischer, aben heute im Ausschuss gefragt: Wieso steht plötzlich ie Zahl von 400 000 im europäischen Dokument, wenn n anderen Dokumenten von 200 000 Menschen die ede ist? Das haben Sie heute im Ausschuss gefragt. nd was war Ihre Antwort? (Hellmut Königshaus [FDP]: Macht das wirklich den Unterschied? Sind 200 000 etwa nichts?)


Sie hat mich gefragt, ob es um einen Völkermord geht.
eder einzelne tote Mensch ist ein Toter zu viel. Das wis-
en Sie doch ganz genau.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Und die 200 000 berücksichtigen wir trotzdem nicht?)


Die Frage ist, ob es um Völkermord geht, und da gibt
s eine konkrete Definition der Vereinten Nationen. Das
issen Sie doch auch.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ach, das ist eine juristische Frage! – Iris Gleicke [SPD]: Das wird die Leute vor Ort wahnsinnig interessieren! Das ist ja nicht zum Aushalten!)


Nein. Entschuldigen Sie. Im Irak sterben sehr viele
enschen. Ist das für Sie ein Völkermord oder nicht? –
ein, Frau Schuster.


(Hans Raidel [CDU/CSU]: Reden Sie über Darfur! Weichen Sie doch nicht aus! – Hellmut Königshaus [FDP)

Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wir sollten
uns hier nicht die Redezeit klauen lassen! –
Iris Gleicke [SPD]: Die Redezeit ist längst ab-
gelaufen! – Bernd Schmidbauer [CDU/CSU]:
Fangen Sie noch einmal von vorne an, aber or-
dentlich!)

Die Redezeit ist gar nicht zu Ende, weil ich gerade die
rage beantwortet habe.


(Bernd Schmidbauer [CDU/CSU]: Wir hören ja gern zu bei so viel Dummheit auf einem Haufen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610224200

Entschuldigung, Frau Kollegin. Ich habe genau auf-

epasst und weiß, wann Sie mit der Antwort auf die
rage der Kollegin aufgehört und sich Herrn Beck zuge-
andt haben. In dem Moment ging es nicht mehr um die
eantwortung der Frage, und ich habe die Uhr weiter-

aufen lassen. Deswegen ist Ihre Redezeit jetzt abgelau-
en.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610224300

Danke schön. Das ist ja ein Quatsch.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610224400

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

olker Beck, Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610224500

Meine Damen und Herren! Ich finde die Diskussions-

lage und gerade den letzten Beitrag hier im Hohen Hause
der Sache nicht angemessen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube – die Fraktion Die Linke ist wahrscheinlich
nur das extremste Beispiel –, wir scheuen uns, die Wahr-
heit so deutlich auszusprechen, wie sie auszusprechen
ist. Im Sudan, in Darfur findet ein Völkermord statt.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hunderttausende von Menschen haben ihr Leben verlo-
ren. Es gibt 2 Millionen Menschen in den IDP-Camps.
Sie können mir nicht erzählen, die Hilfsorganisationen
würden gerne auf militärischen Schutz verzichten. Ich
war mit Ihrem Kollegen Leutert, mit Herrn Strässer und
Herrn Fischer zusammen im Sudan, in El Fasher. Seit
unserem Besuch ist die Lage schlechter geworden. Seit-
dem ist überhaupt nur noch eine Hilfsorganisation aus El
Fasher herausgefahren, um Lebensmitteltransporte
durchzuführen. Die anderen hatten Weisung – aus gutem
Grund, nämlich zum Schutz ihrer Mitarbeiter –, El Fas-
her nicht mehr zu verlassen, weil es zu gefährlich ist.
Was nützen Lebensmittelberge in der Hauptstadt einer
Region, wenn die Lebensmittel die Menschen in einem
Gebiet, das so groß ist wie Frankreich, nicht mehr errei-
chen? Was Sie hier erzählt haben, ist einfach zynisch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610224600

Herr Kollege Beck, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Paech?


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610224700

Aber gern. Wenn es der Wahrheitsfindung dient und

die PDS etwas dazulernt, bin ich gern bereit, eine Zwi-
schenfrage zuzulassen.


Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610224800

Die Intention ist, der Wahrheitsfindung auf den Weg

zu helfen.

Herr Kollege Beck, ist Ihnen bekannt, dass in der An-
tivölkermordkonvention die einzige Definition dafür
enthalten ist, was ein Völkermord ist? Sie verlangt, dass
aus rassischen, politischen oder anderen Gründen die In-
tention da sein muss, ein Volk auszulöschen. Das werden
Sie hier doch wohl nicht unterstellen.


(Zuruf von der FDP: Das sind Spitzfindigkeiten!)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610224900

Doch, in der Tat, das unterstelle ich. Es hängt nicht

davon ab, ob die Regierung in Khartoum offiziell zum
Programm erklärt, dass sie diesen Teil der Bevölkerung
auslöschen will, sondern es hängt von den Taten ab. Die
sudanesische Regierung unterstützt systematisch die ara-

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(C (D ischen Reitermilizen, die Siedlung um Siedlung, Dorf m Dorf überfallen, unterstützt sie sogar militärisch und immt hin, dass Hunderttausende von Menschen der eienen Bevölkerung abgeschlachtet werden. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Tat indiziert den Vorsatz!)


ie verstößt damit auch gegen die UN-Resolution zur
obligation to protect“. Eine Regierung hat die Aufgabe,
ie eigene Bevölkerung vor systematischen Ermordun-
en zu schützen. Dieser Aufgabe kommt die Regierung
ort nicht nach, sondern sie ist Helfershelfer der Trup-
en, die die Menschen in Darfur umbringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Reden Sie sich die Situation nicht schön! Wenn Sie
it ihrer antimilitaristischen Folklorepolitik keine Ant-
ort auf diese Situation haben, dann bekennen Sie sich
azu! Es ist keine Schande, dass man einmal ratlos ist.
ber zu behaupten, das sei alles irgendwie ganz wunder-
ar, und es seien vielleicht 10 000 Menschen weniger
estorben, ist ein zu hoher Preis für eine ideologische
olitik. Das ist einfach unangemessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Üble Demagogie!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610225000

Herr Kollege Beck gestatten Sie eine weitere Zwi-

chenfrage, und zwar der Kollegin Hänsel?


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610225100

Aber gerne doch.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610225200

Herr Beck, dass die sudanesische Regierung eine

rausame Regierung ist, ist unbestritten. Egal welchen
olitikwissenschaftler oder Analysten Sie bezüglich des
onflikts fragen:


(Hans Raidel [CDU/CSU]: Frage!)


ort sind sehr viele Rebellengruppen, und die sind
uch noch aufgesplittet. Sie wollen doch nicht sagen,
ass es nur Morde durch die Regierung gibt. Sehr viele
ilizen, Rebellengruppen morden doch auch. Das ist be-

annt.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das bestreitet doch keiner! – Dr. Karl Addicks [FDP]: Wollen Sie die Regierung in Schutz nehmen?)


Es ist ein komplizierter Konflikt in Darfur. Deswegen
atte ich versucht, darzulegen – ich wurde leider gehin-
ert, meine Ausführungen zu beenden –, dass wir ohne
ine politische Lösung des Konflikts gar nicht zu einer
ösung kommen werden. Sie können nicht einseitig sa-
en: „Es ist nur die sudanesische Regierung“; es gibt
ort viele unterschiedliche Rebellengruppen, und das
issen Sie ganz genau. Die sind aufgesplittet.






(A) )



(B) )


Heike Hänsel

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Frage ist, was bei Ihnen größer ist, Banalität oder Zynismus!)


Sie haben nicht einmal alle in dem Friedensabkommen.
Deswegen ist es auch unpolitisch, zu sagen: „Wir schi-
cken Militär dorthin“, und sonst überhaupt keine politi-
sche Diskussion zu führen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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Bleiben Sie bitte stehen! Das gebietet – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610225400

Einen Moment bitte, Herr Kollege Beck.

Frau Kollegin Hänsel, erstens habe ich Sie nicht daran
gehindert, Ihre Rede zu Ende zu führen, sondern Sie ha-
ben sich selber daran gehindert. Das ist Kritik an der
Präsidentin. Sie wissen, dass das unangemessen ist.

Zum Zweiten. Bitte bleiben Sie bei der Beantwortung
der Frage stehen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das war keine Frage!)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610225500

Frau Kollegin, niemand redet hier gegen eine politi-

sche Lösung, aber eine politische Lösung ohne das
Schaffen von Sicherheit in dieser Region wird es nicht
geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie des Abg. Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU])


Wenn Sie sich angeschaut hätten, was die sudanesische
Regierung seit 2003 mit der Weltöffentlichkeit treibt
– sie hintergeht sie, sie führt sie hinters Licht, sie macht
Zusagen, nimmt Zusagen zurück, setzt Zusagen nicht
um –, dann wüssten Sie, dass es ohne eine entsprechende
Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft und ohne
die Truppen von AMIS – die müssen wir verstärken,
weil die AU gesagt hat: allein bekommen wir die Sicher-
heit für die Menschen dort nicht hin – keine Durchset-
zung einer politischen Lösung geben wird. Sie können
mit denen hunderttausend Vereinbarungen treffen,


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Und den Rebellengruppen?)


Sie können Ihre PDS-Gesprächstherapien dort anbieten,
aber Sie werden die Implementierung irgendeines Frie-
densplans nicht hinbekommen, ohne dass es eine
Sicherheitskomponente gibt. Da das Gebiet ziemlich
groß ist, muss diese Sicherheitskomponente dem vom
Ausmaß und vom Umfang her entsprechen. Was die
Afrikanische Union gegenwärtig versucht hat, war dafür
nicht ausreichend. Das muss man nach dieser jahrelan-
gen Tragödie endlich einmal zur Kenntnis nehmen kön-
nen.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Und was betrifft die Rebellen?)


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(C (D ch bestreite nicht, dass dort zersplitterte politische ruppierungen sind. Der Friedensvertrag, den es dort ab, ist geplatzt. Deshalb ist die Situation so, wie sie ist. ber wenn man glaubt, man könne die Situation allein it Reden bewältigen und brauche den Hilfsorganisatio en nur zu sagen, sie sollen ihr Leben riskieren, indem ie in die Gebiete hineinfahren, um die Menschen mit ebensmitteln zu versorgen, dann ist das naiv und der ache nicht angemessen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich muss Ihnen leider sagen, dass auch ich die Debat-
enlage vorhin zum Teil nicht angemessen fand. Ich
inde, dies ist kein Anlass, darüber zu reden, wie viel
uro wir im Entwicklungshilfehaushalt haben; denn das

st nicht die Lösung des Problems. Wir müssen dafür
orgen, dass die Hybridmission nicht erst Ende 2008,
ie das jetzt in den Dokumenten steht, sondern unver-

üglich implementiert wird. Ansonsten geht das Sterben
m Sudan bis 2008 weiter. Dort sterben jeden Tag mehr

enschen als im Irak, wo jeder sorgenvoll hinschaut
nd sich darüber aufregt. Aber weil es im Sudan zu ge-
ährlich ist, als dass Fernsehteams sich dort aufhalten
önnten, sehen wir die Situation nicht und haben den
indruck, sie sei nicht so schlimm. Sie ist aber leider
iel, viel schlimmer.

Ich finde, es gibt keinen Grund für uns als Bundestag
nd für die internationale Völkergemeinschaft, sich bei
iesem Thema in Geduld zu fassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ch würde mir auch von der Bundesregierung mehr po-
itische Initiative wünschen. Herr Erler, Herr Jung, Sie
itzen auf der Regierungsbank. Wir reden über den Ein-
atzbeschluss – dem wir natürlich zustimmen werden –:
00 Soldaten auf dem Papier, von denen keiner im Su-
an ist. Wir müssen im Zusammenhang mit der Hybrid-
ission auch deutlich machen, dass die Bundesrepublik
eutschland bereit ist, deutlich mehr für die Implemen-

ierung der Vorgaben zu tun, und den Mut haben, unser
erz entsprechend über die Hürde zu werfen. Ich weiß,
ass das in unserem Land nicht populär ist. Aber es kann
och nicht sein, dass uns das Leben der Menschen in
chwarzafrika weniger wert ist als in Jugoslawien oder

n anderen Regionen dieser Welt, wo wir uns selbstver-
tändlich und zu Recht engagieren, wenngleich wir fest-
tellen müssen, dass wir auch in Jugoslawien viel zu spät
rkannt haben, dass ein Völkermord stattgefunden hat,
nd dass wir auch in Ruanda weggeschaut haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ber deshalb dürfen wir uns die Situation im Sudan
icht schönreden.

Ich wünschte mir, dass die Bundesregierung etwas
eutlicher Druck auf das Regime in Khartoum macht.
ie Kanzlerin hatte noch im März beim EU-Gipfel
ögliche EU-Sanktionen angekündigt, doch dieser An-

ündigung sind keine Taten gefolgt. Wir haben als Bun-






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

destag auf Initiative unserer Fraktion kürzlich interfrak-
tionell den Sudanbeschluss gefasst: Flugverbot – Sie
haben es angesprochen – und EU-Sanktionen, wenn
nichts geschieht. Bislang ist aber real nichts geschehen.
J
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610225600
Vielleicht stimmen wir dem zu. –
Wir werden sehen, wie viel dabei herauskommt.

Wir müssen, wenn sich die Lage jetzt nicht unverzüg-
lich ändert, den Mut zu weiteren Schritten haben. Diese
Regierung versteht nur eine Sprache: klare Reaktionen.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: So ist es!)


Man kann nicht sagen, UN-Sanktionen seien besser,
wenn China und Russland jederzeit ein Veto einlegen
können. Wenn die UN-Sanktionen nicht zustande kom-
men, müssen wir einseitig mit EU-Sanktionen vorange-
hen, damit der Prozess vorankommt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist der Wille des Hohen Hauses, und ich erwarte,
dass meine Bundesregierung den einheitlichen Willen
des Hohen Hauses an diesem Punkt umsetzt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610225700

Herr Kollege, das wäre ein guter Schlusssatz gewe-

sen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610225800

Das ist ein sehr guter Schlusssatz gewesen, deshalb

nur noch ein letzter Hinweis. Frankreich hat mit Bernard
Kouchner jetzt einen Außenminister, der sich in dieser
Frage besonders engagiert. Es mag sein, dass der Vor-
schlag, den er gemacht hat, international nicht ganz ab-
gestimmt ist. Aber ich meine, es ist ein guter Anfang, um
mit einer deutsch-französischen Achse dafür zu sorgen,
dass die Europäische Union in dieser Frage die Führung
übernimmt und dass Schluss ist mit dem Schönreden der
Situation. Wir müssen uns die Situation ehrlich und of-
fen anschauen und der Sache und der Lage entsprechend
reagieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610225900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/5436 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Hüseyin-Kenan Aydin, Heike Hänsel, Monika

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(C (D Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Anerkennung und Wiedergutmachung der deutschen Kolonialverbrechen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika – Drucksache 16/4649 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege üseyin-Kenan Aydin, Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Sprechen wir es klar und unissverständlich aus: Die deutschen Kolonialtruppen aben zwischen 1904 und 1908 in Deutsch-Südwestfrika einen Völkermord begangen. Etwa 80 Prozent der erero und 50 Prozent der Nama fielen einem erbarungslosen Vernichtungsfeldzug zum Opfer. Ich ver eige mich vor den Toten und ihren Nachfahren. Ich begrüße den namibischen Botschafter und Chief iruako als Repräsentanten der Herero, die unsere Deatte im Bundestag verfolgen. Es geht heute darum, das offizielle Schweigen zu urchbrechen. Bis heute hat keine Bundesregierung die xistenz dieses Völkermordes anerkannt. Das nenne ich ine Schande. Die historischen Fakten sind unbestritten. 1904, nach er Schlacht am Waterberg, trieben die Truppen des Kaiers die Herero in die Wüste, um sie qualvoll verdursten u lassen. Der dafür verantwortliche General von Trotha at einen regelrechten Vernichtungsbefehl erlassen – ich itiere –: Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero mit und ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen … inder und Frauen waren darin eingeschlossen. Der daalige deutsche Generalstabschef von Schlieffen billigte iesen Krieg und nannte ihn einen Rassenkampf. Nach den Herero wurden die Nama mit denselben ethoden bekämpft. Die Überlebenden kamen in Lager, ie schon damals Konzentrationslager hießen. Dort kam s zu Massenvergewaltigungen. Gefangene wurden von eutschen Unternehmen als Zwangsarbeiter zum Eisenahnbau missbraucht. Das kann jeder Abgeordnete in er Parlamentsbibliothek nachlesen. Und doch haben iese barbarischen Verbrechen bis heute keinerlei offizille Konsequenzen. Hüseyin-Kenan Aydin Bundespräsident Herzog, Bundeskanzler Kohl, Außenminister Fischer: Sie alle fuhren nach Namibia und taten so, als habe es nie einen Völkermord gegeben. Diese historische Ignoranz ist unerträglich. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist doch falsch!)


(Beifall bei der LINKEN)

Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610226000

(Beifall im ganzen Hause)





(A) )


(B) )


Die Linke sagt: Völkermord verjährt nicht, weder mora-
lisch noch juristisch.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Herero und Nama haben ein Recht auf Wiedergut-
machung.

Immer wieder begegne ich dem Argument, die Ver-
brechen würden schon Generationen zurückliegen; nun
seien sie Geschichte geworden. Das stimmt. Doch das
sagt nichts anderes aus, als dass eine nach der anderen
Regierung die vergangenen Verbrechen an den Herero
und Nama ignoriert hat. So sind die Jahre ins Land ge-
gangen. Man kann nicht erst auf Zeit spielen und dann
sagen: Es ist zu viel Zeit vergangen. Das ist unehrlich
und auch zynisch.

Richtig ist: Im Jahr 2004 hat der Bundestag einen
Antrag zur historischen Verantwortung gegenüber Nami-
bia verabschiedet. Doch der Antrag vermied jede Klar-
stellung zu den historischen Sachverhalten. Er leugnet
die Existenz eines Vernichtungsbefehls; er leugnet den
Völkermord. Die Bundestagsresolution von 2004 ist
kein Dokument der Versöhnung, sondern ein Affront ge-
genüber den Opfern des deutschen Kolonialismus.

Die Mehrheit der Deutschen war gegen den Kolonia-
lismus. August Bebel sprach ihnen aus dem Herzen, als
er im März 1904 vor den Abgeordneten des Reichstages
den Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika verurteilte.
Er nannte den Widerstand der Herero einen gerechtfer-
tigten Befreiungskampf.

Vor drei Jahren nahm Ministerin Wieczorek-Zeul
diesen Faden auf. In Namibia nannte sie die Gräueltaten
öffentlich beim Namen. Sie sprach wie ich heute von ei-
nem Völkermord, von einem Vernichtungskrieg gegen
die Herero und Nama. Diese mutige Rede hat in Nami-
bia viele Hoffnungen geweckt. Doch leider hat die Bun-
desregierung diese Hoffnungen in der Folge enttäuscht.
Das Mindeste, was man hätte erwarten können, wäre das
Angebot auf einen offenen und fairen Dialog gewesen.


(Beifall bei der LINKEN)


Doch bis heute gibt es keinerlei Angebot in dieser Rich-
tung.

Man kann nicht nach Namibia fahren, öffentlich einen
Völkermord anerkennen und dann zur Tagesordnung
übergehen.

1990 versprach das Auswärtige Amt: Wenn die nami-
bische Regierung den Wunsch nach Wiedergutmachung
stelle, dann werde dieser geprüft werden. Dieser Zeit-
punkt ist gekommen. Seit Oktober letzten Jahres gibt es
einen einstimmigen Beschluss des namibischen Parla-
ments, in dem Verhandlungen mit Deutschland über eine
Wiedergutmachung gefordert werden. Der namibische
Premierminister Nahas Angula hat sich öffentlich hinter
diese Initiative gestellt.

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(C (D Wir von der Linken werden jeden Schritt unterstüten, den die Bundesregierung nun auf die namibische egierung zugeht. Die Aussöhnung mit den Völkern Naibias lässt keinen Raum für parteipolitischen Streit. Ich ppelliere an Sie alle: Lassen Sie uns gemeinsam einen eg finden, die Wunden der Vergangenheit in Würde zu eilen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610226100

Ich gebe das Wort der Kollegin Anke Eymer, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Anke Eymer (CDU):
Rede ID: ID1610226200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Der vorliegende Antrag legt wieder
inmal den Fokus auf ein Thema, das in diesem Hause
chon öfter debattiert worden ist. Es ist die Frage der
eutschen Verantwortung im heutigen Namibia. Noch
onkreter: Es sind die Geschehnisse in den drei Jahren
on 1904 bis 1907. Wir reden also über das Vorgehen
es deutschen Kaiserreiches gegen die Herero, die
ama und die Damara vor über 100 Jahren. Seitdem
at sich manches bewegt und verändert. Es scheint not-
endig, an dieser Stelle hieran zu erinnern. Nur dann
ird das Bild der jüngsten Geschichte zwischen Nami-
ia und Deutschland etwas ausgewogener, als es auf dem
apier steht.

Wir sollten nicht vergessen, dass wir bei allem auf der
rundlage einer gemeinsamen Entschließung des
eutschen Bundestages von 1989 zur bevorstehenden
nabhängigkeit Namibias reden. Zu der Zeit, meine Da-
en und Herren von der Linken, waren Sie ja noch nicht

m Deutschen Bundestag vertreten.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Das ist richtig!)


ber schon zu diesem Zeitpunkt, im Jahre 1989, hat
eutschland die Bereitschaft zu einem besonderen En-
agement deutlich gemacht. Das entsprach und ent-
pricht der historischen Verbindung beider Länder. Es
ntspricht auch der ausgezeichneten bilateralen und part-
erschaftlichen Zusammenarbeit, die wir pflegen.

Dies für die Zukunft zu festigen und auszubauen,
iente der Deutschlandbesuch 2005 von Präsident
ohamba. Er wies ausdrücklich auf das besondere Ver-
ältnis, das durch den Deutschen Bundestag 1989 ein-
timmig beschlossen wurde und 2004 erneut bekräftigt
orden ist, hin. Auch zum 100-jährigen Gedenken an
ie Schlacht beim Waterberg und ihre dunklen Folgen
ab es 2004 eine Befassung hier in diesem Hause. Im
ommer 2004 gab es eine deutliche und klare Aussage
er damaligen und heutigen Bundesministerin für wirt-
chaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bei ihrem
amibiabesuch. Darin wurden die deutsche Verantwor-






(A) )



(B) )


Anke Eymer (Lübeck)

tung und das Bedauern über die damaligen Geschehnisse
deutlich zum Ausdruck gebracht.

Wenn nun auf namibischer Seite vereinzelt an der
Ernsthaftigkeit der deutschen Erklärung gezweifelt
wurde, entspricht das nicht der allgemeinen Sicht in Na-
mibia.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es entspricht auch nicht den partnerschaftlichen und
freundschaftlichen bilateralen Beziehungen. Vor allem
entbehrt dieser Vorwurf jeglicher realen Grundlage. Die
Linke war zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht in Frak-
tionsstärke hier im Hause vertreten. Vielleicht ist da ein-
fach einiges an Ihnen vorbeigegangen. Oder sollte man
Ihnen heute vielleicht dafür danken, dass Sie mit einigen
Jahren Verspätung dieses Thema in Erinnerung bringen?

Wer die letzte Debatte von 2004 noch einmal gründ-
lich liest, wird eine ausführliche Argumentation finden.
Er wird auch einen ausgewogenen Bezug zur kolonialen
Geschichte Afrikas und Namibias finden. In dem vorlie-
genden bemüht fleißigen Antrag ist die notwendige Aus-
gewogenheit leider zu vermissen. Wirklich sinnvolle
neue Impulse zu diesem Thema gibt es darin nicht.

Um noch einmal die Erinnerung zu bemühen: Im
Herbst 2006 war eine Delegation dieses Hauses zu Ge-
sprächen in Namibia. Mein Kollege Hartwig Fischer
kann das bestätigen. Bei dem Treffen mit Präsident
Pohamba ist auch die Forderung nach Reparationszah-
lungen zur Sprache gekommen. Mit Präsident Pohamba
bestand dahin gehend beste Einigkeit, dass mit der Ver-
stärkung der bilateralen Kooperation und unserer Ent-
wicklungszusammenarbeit der einzig richtige Weg be-
schritten wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nachzulesen ist dies – das empfehle ich Ihnen sehr – in
der „Namibischen Presse“ vom 16. Oktober des vergan-
genen Jahres.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Ich war selbst dort! – Gegenruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber Sie haben keine Zeitung gelesen!)


Tatsache ist, dass die heutige Gestalt Afrikas und
Afrikas Probleme nicht zuletzt dem schweren Erbe sei-
ner kolonialen Vergangenheit geschuldet sind. Bis auf
Äthiopien standen alle afrikanischen Länder für eine
mehr oder minder lange Zeit unter der Kolonialherr-
schaft eines europäischen Staates. Den größten Einfluss-
bereich beanspruchten England und Frankreich für sich.
Über zwei Dutzend Länder und Landstriche gehörten
zum britischen Einflussbereich, halb so viele zum fran-
zösischen Kolonialreich. Aber auch die Niederlande,
Portugal, Spanien, Italien, Belgien und Deutschland hat-
ten einzelne Kolonien, Krongüter, Besitzungen oder
Handelsniederlassungen in Afrika.

Der Kolonialismus, über den wir heute reden, hat
seine Gestalt im Wesentlichen im 19. Jahrhundert he-
rausgebildet. Egal wer herrschte, es war für die Afrika-
ner eine Zeit der Entmündigung, der Ausbeutung und

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(C (D icht selten eines grausamen diktatorischen Regimes mit eider vielen Millionen Toten. Die Bewältigung dieses Erbes ist immer noch die rundlage für viele aktuelle Probleme in den meisten frikanischen Ländern. Bei einem Besuch der Afrikanichen Union während der Afrikareise des Bundeskanzers im Jahr 2004, an der ich teilgenommen habe, ist das hema der Herero zur Sprache gekommen. In der Antort, die der Präsident der Afrikanischen Union gegeben at, wurde eine grundsätzliche Überzeugung der afrikaischen Partner deutlich. Zusammengefasst sagte er: Für inen gleichberechtigten Dialog und für ein erstarkendes frikanisches Selbstbewusstsein ist das offene Eingetändnis von Fehlern und grausamen Verbrechen, die in er gemeinsamen Geschichte auf europäischer Seite beangen wurden, weit mehr von Bedeutung als manch ine materielle Überlegung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch habe nur das zusammengefasst, was der Präsident
er Afrikanischen Union gesagt hat.

In der „Allgemeinen Zeitung“ mit Sitz in Windhoek
eißt es am 2. Dezember 2005 – ich zitiere –: „Dass sich
ie deutsche Bundesregierung nicht auf Verhandlungen
uf exklusiv ethnischer Ebene einlässt, liegt im Rahmen
er gesamten deutsch-namibischen Beziehungen auf der
and. Die einseitige Erfüllung von Sonderwünschen
nd eng ethnisch abgegrenzte Leistungen welcher Art
uch immer müssten die deutsch-namibischen Beziehun-
en“ belasten.

Der vorliegende Antrag versucht, in diese Kerbe zu
chlagen. Die vorgelegten Forderungen nehmen auf-
rund einer zu einseitigen und ideologischen Neigung
ine Position ein, die nicht dem bestehenden Status der
artnerschaftlichen und freundschaftlichen Beziehun-
en unserer Länder entspricht.

Den Opfern unter den verschiedenen Bevölkerungs-
ruppen aus der oft blutigen und menschenverachtenden
frikanischen Kolonialzeit, die die deutsche Geschichte
it zu verantworten hat, gilt auch heute unser Gedenken

nd unsere Trauer. Dieses bewusste Erinnern an die Ge-
chichte ist aber nur dann verantwortungsvoll, wenn es
innvoll in eine Politik von heute einbezogen ist. Das
eißt: Erstens setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass
frika deutlicher in die europäische und deutsche Politik

ingebunden wird; zweitens setzen wir uns dafür ein,
ass das Afrika des 21. Jahrhunderts zu einem Produkt
er Afrikaner wird. Dies muss aber abseits von unkriti-
cher und ideologischer Schönfärberei oder politischen
chnellschüssen geschehen. Nur so wird ein kritischer,
onstruktiver Dialog mit unseren afrikanischen Partnern
öglich bleiben. Daher ist diesem Antrag nicht zuzu-

timmen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610226300

Ich gebe das Wort der Kollegin Marina Schuster,

FDP-Fraktion.


Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1610226400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

deutsche Geschichte ist eng mit der Geschichte Nami-
bias verknüpft. Alles begann mit einem der düstersten
Kapitel deutscher Kolonialgeschichte. Wer die Be-
richte von damals liest, ist auch heute noch tief erschüt-
tert und tief betroffen über die Menschenverachtung, mit
der die deutschen Kolonialtruppen gegen Teile der Be-
völkerung, insbesondere gegen Herero und Nama, vor-
gingen. Die Erinnerung an diese Ereignisse darf nicht
verblassen.

In Namibia wirkt die damalige Zeit bis heute in die
gesellschaftliche Realität. Dass es dennoch gelungen ist,
von diesem Ausgangspunkt aus eine Freundschaft zu
entwickeln, ist eine der ganz großen kulturellen und po-
litischen Leistungen unserer beiden Nationen und der je-
weiligen Regierungen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Bundesrepublik Deutschland ist sich ihrer be-
sonderen Verantwortung für Namibia immer bewusst ge-
wesen. Deutschland gehörte 1978 der Kontaktgruppe
nach der Sicherheitsratsresolution 435 an, die zur Unab-
hängigkeit Namibias führte. Maßgeblich bei dieser Re-
solution und dem die folgenden elf Jahre andauernden
Verhandlungsprozess war der damalige Außenminister
Hans-Dietrich Genscher. Noch während des Prozesses
der Implementierung dieser Resolution, nämlich im
Jahre 1989, verabschiedete dieses Haus einen Antrag, in
dem die damalige Bundesregierung aufgefordert wurde,
„wegen ihrer besonderen Verantwortung für Namibia …
einen Schwerpunkt deutscher Entwicklungszusammen-
arbeit zu setzen und dieses Land zu einem besonderen
Modellfall deutscher Entwicklungshilfe zu machen“.

Dies wurde gleich nach der Unabhängigkeit Namibias
implementiert und ist heute wesentlich für unsere Politik
gegenüber Namibia.

1990 wurde Namibia unabhängig. Deutschland gab
finanzielle Starthilfe und begleitet Namibia seitdem so-
wohl beratend als auch als größtes Geberland der bilate-
ralen EZ. Mit inzwischen ungefähr 650 Millionen Euro
erhält Namibia pro Kopf den größten Teil deutscher Ent-
wicklungshilfe. 1991 trat das deutsch-namibische Kul-
turabkommen in Kraft. Hochrangige gegenseitige Besu-
che sind heute politische Normalität.

Wie gut sich die Beziehungen entwickelt haben, zeigt
sich auch daran, dass politische Meinungsverschieden-
heiten heute offen angesprochen und ausdiskutiert wer-
den können. Das gilt zum Beispiel für die Landreform
und die damit verbundenen Enteignungen.

Heute ist Namibia mehr denn je auf Hilfe angewiesen.
Eine HIV-Infektionsrate von fast 20 Prozent droht alle
entwicklungspolitischen Erfolge der letzten 17 Jahre zu-
nichte zu machen. Die Lebenserwartung ist von ehemals

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(C (D 0 Jahre auf knapp 38 Jahre gesunken. Die damit verundenen Zukunftsrisiken sind für viele von uns kaum orstellbar. Ich denke, die Bundesregierung sollte ihre erantwortung gerade in diesem Bereich überprüfen und ich fragen, ob sie die richtigen Schwerpunkte setzt. Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, dieses aus ist nicht geschichtsvergessen. Das zeigen die kon inuierlichen Befassungen in den letzten Jahrzehnten; eine Kollegin Anke Eymer hat das ausgeführt. In der usammenarbeit mit Namibia gibt es viel zu tun. Wir erden eines Tages daran gemessen werden, ob wir die erausforderungen des Jetzt und Heute angenommen aben. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610226500

Nächster Redner ist der Kollege Gert Weisskirchen,

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1610226600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch möchte eine Bitte äußern: Ich fände es gut, wenn wir
n die Opfer dieses schrecklichen Verbrechens erinnern
ich möchte die hier anwesenden Vertreter der Herero
anz besonders ansprechen –, wenn wir daran erinnern,
as in deutschem Namen geschehen ist, welche Verbre-

hen an ihnen vollzogen worden sind. Ich möchte uns
lle herzlich darum bitten, diese Leidensgeschichte nicht
u instrumentalisieren.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Tue ich das denn? Habe ich mit einem Wort instrumentalisiert? – Monika Knoche [DIE LINKE]: Er war emotional engagiert!)


Wenn Sie so reden, ist das genau das, was ich meine.
ch bitte Sie und uns alle, diese Leidensgeschichte nicht
u instrumentalisieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as hat etwas mit der Würde der Opfer zu tun.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Ja! Genau deshalb!)


Aus diesem Grunde bitte ich Sie darum, das in den
ittelpunkt zu stellen, was am 12. Januar 1904 gesche-

en ist: Die Völker der Herero und Nama begehren auf.
ie wollen das Kolonialregime des deutschen Kaiser-
eichs abschütteln. Weiß war die Farbe des Schreckens,
er Gewalt und der Vernichtung. Generalleutnant von
rotha hat am 4. November 1904 Folgendes zur Kriegs-
ührung gesagt – ich zitiere ihn –:

Ich kenne genug Stämme in Afrika. Sie gleichen
sich alle in dem Gedankengang, dass sie nur der
Gewalt weichen. Diese Gewalt mit krassem Terro-
rismus und selbst mit Grausamkeit auszuüben war
und ist meine Politik. Ich vernichte die aufständi-
schen Stämme mit Strömen von Blut …






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Heidemarie Wieczorek-Zeul sagte in einer Rede in
Namibia:

Wir Deutschen bekennen uns zu unserer historisch-
politischen, moralisch-ethischen Verantwortung
und zu der Schuld, die Deutsche damals auf sich
geladen haben …

– Beide Reden sind Teil der deutschen Geschichte: Die
eine ist die Vergangenheit, die andere die Gegenwart. –
Sie fügte hinzu:

Ich bitte Sie im Sinne des gemeinsamen „Vater un-
ser“ um Vergebung unserer Schuld. Ohne bewusste
Erinnerung, ohne tiefe Trauer kann es keine Ver-
söhnung geben.

Wer sich nicht erinnert, wird blind für die Gegenwart.
Deshalb denke ich, wir sollten an die Zehntausenden von
Ermordeten erinnern. 80 000 Herero wurden vor dem
Krieg, bevor sie aus ihrem Lande vertrieben wurden, ge-
zählt, danach lebten noch 15 000. Von den ehemals
20 000 Nama, die vor dem Krieg lebten, gab es am Ende
des Krieges noch 9 000.

Von diesem Platz aus hat sich August Bebel, der ehe-
malige Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands, gegen diesen Unterdrückungskrieg ge-
wandt und gewehrt. Er stellte sich unerschrocken gegen
das, was heute Völkermord genannt würde. Er hat sich
an die rechte Seite dieses Hauses gerichtet und gesagt:

… was bedeutet in Wahrheit diese ganze soge-
nannte christliche Zivilisation in Afrika? Äußerlich
Christenthum, innerlich und in Wahrheit Prügel-
strafe, Weibermißhandlung, Schnapspest, Nieder-
metzelung mit Feuer und Schwert, mit Säbel und
Flinte. Das ist

– das sagte er an die Rechte gerichtet –

Ihre Kultur. Es handelt sich um ganz gemeine mate-
rielle Interessen, ums Geschäftemachen und um
nichts weiter!

So August Bebel.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das waren noch Sozialdemokraten! – Gegenrufe von der SPD: Das müssen Sie gerade sagen! – Das ist aber unter Ihrem Niveau, Herr Gehrcke!)


Im Dezember 1906 hatten das Zentrum und die SPD
die Kraft, zusammen mit der polnischen Fraktion im
Deutschen Reichstag eine Mehrheit gegen die Budget-
entscheidung der Regierung des Kaiserreiches zustande
zu bringen, also dagegen, dass weitere militärische Mit-
tel in Südwestafrika eingesetzt werden. Sofort wurden
Neuwahlen ausgerufen, die am 25. Januar des folgenden
Jahres, des Jahres 1907, stattfanden. Es kam zu einem
furchtbaren, chauvinistischen Wahlkampf gegen die
SPD und das Zentrum. „Vaterlandsverräter“ wurden die
Sozialdemokraten genannt. Es gab eine Hetzjagd son-
dergleichen. Die SPD verlor gegenüber den vorigen
Wahlen knapp 3 Prozent der Stimmen. Ich sage das mit
allem Selbstbewusstsein: Zu jener Zeit war August
Bebel derjenige, der die Achtung vor dem anderen
Deutschland – vor dem Deutschland der Freiheit, vor

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(C (D em Deutschland der Gleichheit, vor dem Deutschland er Gerechtigkeit – gerettet hat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch würde herzlich darum bitten, das, was Vergangenheit
st, in dieser Ernsthaftigkeit zu betrachten und die Ver-
ntwortung gegenüber dem, was damals geschehen ist,
icht in billige Polemik umzumünzen.


(Beifall bei der SPD)


Nach den USA hat nämlich Deutschland – schauen
ie sich die Zahlen an! –, seitdem Namibia 1990 unab-
ängig geworden ist, mit 650 Millionen Euro die meis-
en Mittel für die Entwicklung Namibias zur Ver-
ügung gestellt. Sie haben völlig zu Recht die
ntscheidende Rolle hervorgehoben, die Hans-Dietrich
enscher dabei gespielt hat, dass Namibia frei und unab-
ängig und selbstständig hat werden können. Ich will da-
it nicht sagen, wir wollten diese Summe gegen die To-

en aufrechnen.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Doch, das tun Sie!)


Nein. – Aber das zeigt, dass der Deutsche Bundestag
n zwei gemeinsamen Entschließungen, 1989 und in ei-
er späteren noch einmal, ausgedrückt hat: Wir sind da,
ir tragen Verantwortung; wir wollen helfen, dass Na-
ibia die Chance bekommt, sich zu entwickeln.

Liebe Freunde aus Namibia, der Deutsche Bundestag
immt die Entscheidung Ihres Parlamentes ernst. Wir
erden, wenn die Vertreter Ihrer Regierung im Juli hier

n Berlin Beratungen und Verhandlungen führen werden,
ersuchen, so es nötig ist, dafür zu sorgen, dass ein An-
rag im Deutschen Bundestag – über alle Fraktionen hin-
eg – formuliert und beschlossen wird, um zu helfen,
ass die Versöhnungsinitiative, die von Heidemarie
ieczorek-Zeul in Gang gesetzt worden ist, die mate-

ielle und finanzielle Unterstützung findet, die nötig ist,
amit die Entwicklung Namibias den Menschen Pers-
ektiven bietet, zu eigener Freiheit und zu eigener Ge-
echtigkeit zu kommen, damit Namibia die Chance für
ine gute Zukunft hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610226700

Als letztem Redner in dieser Debatte gebe ich das

ort dem Kollegen Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grü-
en.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610226800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Ver-

ichtungskrieg gegen die Herero und Nama war der
ohl erste Völkermord des 20. Jahrhunderts.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


m dieses Eingeständnis hat man sich in Deutschland
ange gedrückt. Aber es stimmt nicht, dass man sich
eute zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigt.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Bereits 1989 hat der Bundestag eine Resolution verab-
schiedet, und 1995 hat es bei einem Besuch einer Dele-
gation des Bundestages in Namibia unter der Leitung der
Kollegin Eid eine Entschuldigung für diesen Völker-
mord gegeben, auch wenn sich der damalige Bundes-
kanzler Helmut Kohl damit schwergetan hat.

Im August 2004 hat Bundesministerin Heidemarie
Wieczorek-Zeul in einer beeindruckenden Rede bei den
Nachkommen derer, die diesen Völkermord überlebt ha-
ben, stellvertretend für die Bundesregierung um Ent-
schuldigung gebeten. Das Ergebnis ist eine Versöh-
nungsinitiative gewesen, in deren Rahmen zusätzlich zu
den großen Entwicklungshilfeanstrengungen, die es zu-
gunsten Namibias gegeben hat, Mittel zur Verfügung ge-
stellt worden sind. Wir alle wissen allerdings, dass diese
Mittel nicht in dem Umfang, wie man sich das ge-
wünscht hätte, abgeflossen sind. Also, es hätte dieses
Antrages in dieser Form nicht bedurft.

Der namibische Botschafter hat heute auf einer Pres-
sekonferenz, die er zusammen mit Ihrer Fraktion durch-
geführt hat, übrigens gesagt – ich zitiere ihn nach der
Pressemitteilung –:

Allerdings wäre es aufgrund der Wichtigkeit des
Themas

– so Herr Professor Peter Katjavivi –

vielleicht der Sache zuträglicher gewesen, wenn
dieser Antrag als ein interfraktioneller im Bundes-
tag eingebracht worden wäre.

Ich finde, der namibische Botschafter hat recht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Die andere Seite ist: Es hat sich eine Veränderung der
Situation ergeben. Lange Zeit hat sich Namibia auch aus
Gründen der inneren sozialen und politischen Balance
gegenüber individuellen Entschädigungsforderungen
sehr zurückhaltend verhalten. Mit der Entscheidung des
Parlaments vom Oktober und auch aufgrund der verän-
derten Auffassung der Regierung hat sich eine andere
Sachlage ergeben. Ich finde, wir täten gut daran, uns ge-
meinsam auf diese veränderte Sachlage einzulassen. Es
geht an dieser Stelle nicht um Entschädigung, sondern
darum, auch materiell das Leid anzuerkennen, das un-
sere Vorfahren den Menschen in Namibia und ihren Vor-
fahren zugefügt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610226900

Herr Kollege Trittin, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Gehrcke?


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610227000

Gerne, Herr Gehrcke.

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(C (D Lieber Herr Kollege Trittin, stimmen Sie mir zu oder önnen Sie es zumindest akzeptieren, dass es aufrichtier gewesen wäre, auch zu sagen, dass sich meine Kolleen um einen interfraktionellen Antrag bemüht haben, eil auch wir der Meinung sind, dass es gut wäre, wenn an zu diesem Thema einen interfraktionellen Antrag ingebracht hätte, dass andere Fraktionen im Hause aber eider noch nicht einmal eine gemeinsame Uhrzeit mit ns vereinbaren und dass daran der interfraktionelle Anrag gescheitert ist? (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Richtig!)

Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610227100

er Vorwurf darf also nicht uns treffen, sondern er muss
ie treffen, die so kleinkariert sind.


(Beifall bei der LINKEN)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610227200

Lieber Herr Kollege Gehrcke, Sie wissen so gut wie

ch selbst, dass ich hierfür die falsche Adresse bin. Wir
ntscheiden, wenn es um die Frage geht, mit wem wir
nträge zur Sache einbringen, entlang der Sache und der
abei vertretenen Positionen und nicht anhand von vor-
efertigten Linien und Gruppierungen. Ich würde mir im
nteresse der Angelegenheit, die heute zur Diskussion
teht, sehr wünschen, dass wir an dieser Stelle zu einer
emeinsamen und über alle Grenzen hinwegreichenden
emeinsamen Haltung kommen.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Ich will deswegen auch noch etwas zur Sache sagen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610227300

Herr Kollege Trittin, ich muss Sie trotzdem vorher

ragen, ob Sie noch eine Zwischenfrage des Kollegen
ydin zulassen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610227400

Bitte.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen aber viel wissen! Vorhin haben Sie nichts gelernt!)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610227500

Lieber Kollege Trittin, Sie haben auf die Frage mei-

es Kollegen Gehrcke geantwortet, dass man Ihnen eine
orgefertigte Position vorgelegt hat. Nehmen Sie bitte
ur Kenntnis, dass die Fraktion Die Linke am
9. November 2006 über ihre parlamentarische Ge-
chäftsführung allen parlamentarischen Geschäftsfüh-
ern ein Schreiben mit der Bitte zukommen ließ, eine in-
erfraktionelle Initiative zu starten und darüber zunächst
inmal ein gemeinsames Gespräch zu führen. Auf diese
itte hat keine Fraktion im Hause reagiert. Nehmen Sie
as bitte zur Kenntnis.


(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Hat er recht! Ist unglaublich!)







(A) )



(B) )


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610227600

Lieber Herr Kollege, die Feststellung, die Sie zu tref-

fen versucht haben, bedarf wahrscheinlich wiederum
keiner Antwort – auch nicht von meiner Seite. Ich
glaube, ich habe Ihnen in aller Deutlichkeit gesagt: Wir
als Grüne gehen bei der Entscheidung darüber, welche
Position wir hinsichtlich gemeinsamer Anträge mit an-
deren Fraktionen einnehmen, ausschließlich von der
Sache und den von diesen Fraktionen vertretenen Posi-
tionen aus. Nur das und nicht irgendwelche Abgren-
zungsbeschlüsse oder Ähnliches bestimmt unsere Hal-
tung. Den Gefallen, dass Sie sich von uns in die Ecke der
Ausgegrenzten gedrängt fühlen können, anstatt sich über
konkrete Positionen zu unterhalten, werden wir Ihnen
nachdrücklich nicht tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Letzte Bemerkung: Gerade vor dem Hintergrund die-
ser Geschichte sollten wir uns nicht im Klein-Klein be-
wegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der interessante Ansatz, der von der namibischen Seite
jetzt angesprochen worden ist, lautet, einen neuen Weg
zu suchen, damit den Gemeinschaften, deren Vorfahren
Opfer des Völkermords geworden sind, gezielt geholfen
wird. Das ist ein anderer Weg als der der individuellen
Entschädigung. Er stärkt den Zusammenhalt innerhalb
Namibias. Hier sollten sich der Deutsche Bundestag und
das namibische Parlament gemeinsam engagieren, um
eine gemeinsame Lösung zu finden. Wir brauchen eine
Lösung zusammen mit den Menschen in Namibia.

Um ein letztes Mal den Botschafter zu zitieren:

Unsere koloniale Geschichte hat Auswirkungen auf
alle Menschen gehabt und betrifft alle Namibier.

In diesem Sinne eine gemeinsame Lösung zu finden, die
der schrecklichen deutschen Verantwortung für diese
Geschichte gerecht wird, sollte unsere gemeinsame He-
rausforderung sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – HüseyinKenan Aydin [DIE LINKE]: Lassen Sie es uns gemeinsam angehen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610227700

Ich schließe die Aussprache. – Interfraktionell wird

Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/4649 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 10 a und 10 b auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbes-
serung der Bekämpfung des Dopings im Sport
– Drucksache 16/5526 –
Überweisungsvorschlag:
Sportausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Gesundheit

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(C (D b)

Parr, Joachim Günther (Plauen), Miriam Gruß,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Bekämpfung des Dopings im Sport vorantrei-
ben und Optimierungsmöglichkeiten aus-
schöpfen

– Drucksache 16/4738 –
Überweisungsvorschlag:
Sportausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Debatte. Das Wort hat der Bundesin-
enminister Dr. Wolfgang Schäuble.

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des In-
ern:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die
üngsten Skandalmeldungen aus dem Bereich des Rad-
ports wie der sportmedizinischen Betreuung haben er-
eut unterstrichen, wie dringlich der Kampf gegen Do-
ing ist. Man muss es ganz klar sagen: Dieser
issbrauch gefährdet zunehmend das Vertrauen in die
laubwürdigkeit des Leistungssports insgesamt. Der au-

onome Sport muss diese Seuche um seiner selbst willen
it aller Entschiedenheit bekämpfen, und Staat und Ge-

ellschaft müssen dabei helfen. In diesem Sinne war und
st der Kampf gegen Doping ein Kernelement der Sport-
olitik der Bundesregierung, da wir für die Förderung
es Leistungssports auf nationaler Ebene zuständig sind.

Im September vergangenen Jahres hat die Bundesre-
ierung ein Maßnahmenpaket gegen Doping beschlos-
en, das auch Empfehlungen der Rechtskommission des
OSB umgesetzt hat. Der Gesetzentwurf, den wir heute

n erster Lesung behandeln, ist ein wichtiger Eckpunkt
ieses Pakets.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


r hat übrigens – angesichts mancher Interviews muss
an dies sagen – ganz überwiegend die Zustimmung des
undesrats erfahren: bei der Übertragung von Ermitt-

ungsbefugnissen auf das Bundeskriminalamt, bei der
trafverschärfung für banden- oder gewerbsmäßige Do-
ingstraftaten, bei der Einführung des erweiterten Ver-
alls in diesen Fällen – unter anderem im Hinblick auf
ine Gewinnabschöpfung von Vermögensvorteilen – so-
ie bei der Verpflichtung zur Aufnahme von Warnhin-
eisen für Arzneimittel, die für Doping geeignet sind.
uch die vorgesehene Strafbarkeit des Besitzes von Do-
ingsubstanzen in nicht geringer Menge wird vom Bun-
esrat unterstützt, genauso die Aufnahme der besonders
chweren Fälle des banden- bzw. gewerbsmäßigen In-
erkehrbringens, Verschreibens oder Anwendens von
opingsubstanzen als Anlasstaten für eine Telekommu-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
nikationsüberwachung nach § 100 a Strafprozessord-
nung. Die Bundesregierung hat, wie Sie wissen, am
18. April dazu einen gesonderten Gesetzentwurf, der die
TKÜ insgesamt regelt, beschlossen.

Der Bundesrat hat darüber hinaus empfohlen, die Ein-
fuhr von Arzneimitteln zu Dopingzwecken unter Strafe
zu stellen und eine Kronzeugenregelung einzuführen.
Wir haben zugesagt, das Erstere im Laufe des Gesetzge-
bungsverfahrens zu prüfen. Die geforderte Kronzeugen-
regelung ist im Wesentlichen bereits in einem von der
Bundesregierung am 16. Mai beschlossenen Gesetzent-
wurf enthalten.

Mit unserer Gegenäußerung zur Stellungnahme des
Bundesrats haben wir den Entwurf um die noch fehlende
Stoffliste zu Art. 2 ergänzt. Die Festlegung der nicht ge-
ringen Mengen soll zeitnah durch Rechtsverordnung des
Gesundheitsministeriums in Abstimmung mit dem In-
nenministerium erfolgen.

Dieser Gesetzentwurf ist ein wichtiges Element zur
Bekämpfung des Dopings. Aber ich sage klar: Gesetze
allein reichen dazu nicht aus. Wir alle, auch die Bundes-
regierung, werden und müssen international wie national
das uns Mögliche tun. Weil Spitzensport international
ist, brauchen wir ein gemeinsames internationales Ver-
ständnis für Dopingbekämpfung. Wir haben die Ratifi-
zierungsurkunde für das UNESCO-Übereinkommen
hinterlegt und werden dem Abkommen am 1. Juli, also
in wenigen Wochen, beitreten. Auch zum Zusatzproto-
koll zu dem Europaratsübereinkommen soll die Ratifi-
zierungsurkunde zeitnah hinterlegt werden. Mit beiden
Abkommen wird die Basis für die gegenseitige Anerken-
nung von Dopingkontrollen und für eine internationale
Vereinheitlichung der Standards der Dopingbekämp-
fung gelegt, sodass zum ersten Mal ein weltweit einheit-
liches Instrumentarium zur Verfügung steht.

Der Antidopingcode der WADA ist eines der wich-
tigsten internationalen Instrumente. Wir wollen eine
starke WADA; wir unterstützen sie finanziell und arbei-
ten an präzisen internationalen Vorschriften mit. Wir for-
dern auch die Verantwortung der WADA für einen welt-
weit sauberen Sport ein, nicht zuletzt und gerade auch
mit Blick auf die Olympischen Spiele im kommenden
Jahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zur Verbesserung der Zusammenarbeit innerhalb der
Europäischen Union haben wir unter unserer Präsident-
schaft ein Kommunikationsnetzwerk der nationalen An-
tidopingorganisationen auf den Weg gebracht. Die inter-
nationalen Sportverbände müssen ihrer Verantwortung
ebenfalls ohne Wenn und Aber gerecht werden. Wir ver-
folgen mit durchaus besorgter Aufmerksamkeit die Vor-
bereitungen zur internationalen Straßenradweltmeister-
schaft Ende September in Stuttgart. Ich sage es ruhig,
aber klar: Eine finanzielle Förderung dieser Veranstal-
tung wird nur verantwortbar bleiben, wenn die Veran-
stalter, das heißt der Bund Deutscher Radfahrer und die
Internationale Radsportunion, UCI, alles in ihrer Macht
Stehende getan haben, um zu gewährleisten, dass nur

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(C (D aubere Radfahrer an den Start gehen. Dies findet nämich bereits im September statt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sehe derzeit vier Hauptaufgaben im nationalen
ereich: Erstens. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass
ie Anwendung von Dopingsubstanzen überhaupt nach-
ewiesen werden kann; da gibt es immer einen Wettlauf.
eswegen sind manche Geständnisse wohl in sorgfälti-
er Erwägung von Verjährungsvorschriften und Ähnli-
hem formuliert worden. Die wissenschaftliche For-
chung muss immer wieder neue Nachweismethoden
nd Validierungen entwickeln. Mit den bisher bereitge-
tellten Geldern sind diese Aufgaben nicht zu bewälti-
en, weswegen wir anstreben, die Mittel für den For-
chungsbereich anzuheben.


(Beifall des Abg. Detlef Parr [FDP] sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


undesregierung und Deutscher Olympischer Sportbund
erden in der zweiten Jahreshälfte 2007 einen gemein-

amen „Runden Tisch zum Gendoping“ durchführen, da-
it wir bei dieser Entwicklung nicht auch überrollt wer-

en.

Zweitens. Wir werden das Dopingkontrollsystem
tärken müssen. In diesem Rahmen sind zum einen von
er NADA gemeinsam mit den Verbänden klare, eindeu-
ige und praktikable Kontrollverfahren zu entwickeln,
as derzeit auch geschieht. Aber die NADA muss auch

inanziell in die Lage versetzt werden, ihren umfangrei-
hen und gewachsenen Aufgaben nachzukommen. Es
at inzwischen so viele Versprechungen gegeben, von
enen die wenigsten eingelöst wurden. Der Bund
ünschte schon, dass die anderen auch ihren Teil tragen.
ie Bundesländer, die Verbände, die Wirtschaft und
icht zuletzt die Sponsoren sind aufgerufen, dem Bei-
piel des Bundes, der zusätzlich 2 Millionen Euro zur
erfügung gestellt hat, zu folgen und die finanzielle Ba-
is der NADA zu konsolidieren. Vielleicht erheben wir
ine Abgabe auf Interviews, in denen Versäumnisse in
er Dopingbekämpfungspolitik kritisiert werden, und
erwenden sie zugunsten der NADA, damit ein bisschen
ehr zusammenkommt.


(Detlef Parr [FDP]: Das muss dann aber auch für manchen Politiker aus diesem Haus gelten!)


Na ja, für wen auch immer.


(Detlef Parr [FDP]: Herr Danckert ist freigestellt!)


Der wird freiwillig spenden.

Drittens. Wir werden strikt darauf achten, dass die
erbände Fördermittel des Bundes bei Doping zurück-
ahlen, und sehr genau prüfen, ob solche Verbände künf-
ig überhaupt noch aus Steuermitteln gefördert werden
önnen. Auch bisher stand die Zuweisung von Förder-
eldern unter dem Vorbehalt, dass die Verbände Doping
ktiv bekämpfen und den NADA-Code in ihre Satzun-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
gen übernehmen. Aber wir müssen doch noch einmal
prüfen, ob das wirklich in allen Details stimmt.

Im Übrigen wollen wir auch in der Zukunft eine wei-
tergehende bedingte Zuweisung von Bundesmitteln im
Sinne einer zwingenden Kopplung der Zuweisungen an
eine noch festzulegende Zahl von Dopingkontrollen pro
Verband verpflichtend machen. Wir haben erste Gesprä-
che geführt und erarbeiten zusammen mit der NADA
und den Verbänden ein Konzept, damit wir die historisch
gewachsene, sehr uneinheitliche Anzahl von Kontrollen
je Verband zu einem Ende bringen.

Wir werden noch sehr sorgfältig prüfen, ob und gege-
benenfalls in welchem Umfang Bundesmittel direkt oder
indirekt Sportlern, Trainern oder betreuenden Ärzten zu-
geflossen sind, die gedopt oder die NADA-Regeln nicht
eingehalten haben. Wir haben zu diesem Zweck eine
Taskforce eingesetzt, die aufklären soll, damit wir gege-
benenfalls entsprechende Konsequenzen ziehen können.

Viertens sollten wir die Strafverfolgung weiter stär-
ken. Doping wird mehr und mehr international arbeits-
teilig und hochabgeschottet durchgeführt und ist vielfach
der organisierten Kriminalität zuzurechnen oder weist
Verbindungen zu OK-Bereichen auf. Umso wichtiger ist
es, dass der Staat seine Bekämpfungsstrukturen gleicher-
maßen professionalisiert und Kompetenzen bündelt.


(Detlef Parr [FDP]: Sehr richtig!)


Wir tun das mit diesem Gesetzentwurf durch die Kom-
petenzzuweisung an das Bundeskriminalamt.

Wünschenswert ist aus meiner Sicht, dass auch auf
der justiziellen Seite endlich der Forderung nach Bil-
dung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften Rech-
nung getragen wird, die von den Justizministern der
Länder bisher nicht umgesetzt worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bildung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften für
die Dopingverfolgung wäre eine gute Parallele zur Kom-
petenzzuweisung an das Bundeskriminalamt. Ich appel-
liere in diesem Sinne erneut an die Landesjustizminister.

Lassen Sie mich zum Abschluss noch auf den eben-
falls zur Debatte stehenden Antrag der FDP-Fraktion
eingehen. Sie haben in diesem Antrag viele Verbesse-
rungsmöglichkeiten aufgezeigt, die die Bundesregierung
mit dem vorgelegten Entwurf und den von mir skizzier-
ten Maßnahmen ebenfalls angeht. Dies macht deutlich,
dass die Zielrichtung der Dopingbekämpfung in weiten
Teilen fraktionsübergreifend verfolgt werden kann. In
diesem Sinne werbe ich für eine zügige Beratung und
Verabschiedung des Gesetzentwurfs.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610227800

Nächster Redner ist der Kollege Detlef Parr, FDP-

Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe hnen Presseauszüge aus den letzen Wochen zum Thema oping mitgebracht. Es sind zig Seiten, die die öffentli he Bedeutung dieses Themas belegen. Wir aber beraten as Thema um diese Zeit quasi unter Ausschluss der Öfentlichkeit in einem halbstündigen Schnelldurchgang. as ist kein Ruhmesblatt für dieses Parlament. Offensichtlich hat die Große Koalition Grund, sich avor zu drücken, manche Kompromissformel des Geetzentwurfs ie etwa die Scheinregelung der Besitzstrafbarkeit, die ichts weiter als eine Mogelpackung ist, in aller Öffentichkeit erneut präsentieren zu müssen. (Beifall des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1610227900

(Dagmar Freitag [SPD]: Ach du liebe Zeit!)


Aber selbst eine lupenreine Besitzstrafbarkeit führt
wie ein Blick über unsere Grenzen, auch nach Übersee

eigt – zu nichts anderem als zu einem Anwaltsspektakel
zw. einem Etappenrennen, bei dem jedermanns Aus-
auer getestet und, wenn überhaupt, viel zu langsam
echt gesprochen wird. Heute, vier Jahre nach der Tat,

st ein Leipziger Fußballgewalttäter verurteilt worden.


(Dagmar Freitag [SPD]: Was hat das mit Doping zu tun?)


sterreich hat mit dem jüngsten Gesetz in Europa auch
uf die strafrechtliche Verfolgung des einzelnen Sport-
ers verzichtet und setzt wie wir auf die Sportgerichts-
arkeit.

Die Diskussion trug in den letzten Wochen seltsame
üge. Da sollte Jan Ullrich vor den Sportausschuss zi-

iert werden.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein schlechtes Beispiel!)


a wird – von Juristen, wohlgemerkt – eine Amnestie
eständiger Sportler gefordert, über die noch gar kein
rteil gesprochen ist. Da wird der Tatbestand des Sport-
etrugs wieder aus der Mottenkiste hervorgeholt, der
on nahezu allen Sachverständigen abgelehnt wurde. Da
erden Fernsehanstalten zu einem Übertragungsboykott

ufgerufen, statt dem kritischen Journalismus eine
hance zu geben. Da wird ein Generalangriff auf angeb-

ich tatenlose Fachverbände gestartet. Mir liegt zum Bei-
piel ein Positionspapier des Deutschen Skiverbandes
om 7. August 2006 vor, in dem die Absenkung der
eistungsnormen für die Teilnahme an Olympischen
pielen vorgesehen ist.

Das Verhältnis der Politik zum Sport hat mit solchen
opulistischen Aktionen Schaden genommen. Der im
ampf gegen Doping erforderliche Schulterschluss von
port und Staat gerät mit solch vorlauten und unausge-
orenen Bemerkungen aus den Reihen des Parlaments
nnötig in Gefahr.

Die FDP stimmt der Bundesregierung ausdrücklich
u, dass weitere Maßnahmen von Politik, Sport, Justiz,






(A) )



(B) )


Detlef Parr
Wirtschaft und Gesellschaft für eine effektive Bekämp-
fung des Dopings notwendig sind, und zwar auf nationa-
ler Ebene, aber als neue Grundlage für fairen Wettbe-
werb vor allem auch auf internationaler Ebene. Erst vor
wenigen Tagen hat Deutschland das UNESCO-Abkom-
men gegen Doping unterzeichnet, das erste weltweite In-
strument zur Bekämpfung des Dopings im Sport.

Die Einbeziehung der Möglichkeiten des Bundeskri-
minalamtes sind ein weiterer wichtiger Schritt in diese
Richtung; Stichwort Interpol. Damit werden zu Recht
beklagte Vollzugsdefizite abgebaut. Strafverschärfun-
gen für banden- oder gewerbsmäßige Dopingstraftaten
gehören zu den längst überfälligen Maßnahmen, die wir
schon von der rot-grünen Bundesregierung jahrelang er-
wartet haben. SPD und Grüne blieben in diesem Bereich
jahrelang merkwürdig saft- und kraftlos. Daran sollten
sich manche Akteure dieses Hauses nicht nur gelegent-
lich erinnern.

Die Länder sind jetzt aufgefordert, sich auf die Ein-
richtung von Abteilungen zur Dopingbekämpfung, an-
gedockt an bestehende Schwerpunktstaatsanwaltschaf-
ten etwa gegen Wirtschaftskriminalität, zu verständigen.
Die NADA muss nun nach den festgestellten Kon-
trollunzulänglichkeiten aus dem Tal des Schweigens he-
raus und neue Konzeptionen vorstellen, auch als Anreiz
für dringend notwendige zusätzliche finanzielle Unter-
stützung, die von den Sponsoren und vielleicht von den
Medien erwartet werden können. Manches Komoderato-
renhonorar etwa an Jan Ullrich wäre bei der NADA bes-
ser aufgehoben gewesen.

Aber alle Bemühungen um die Stärkung der NADA
bleiben ein Muster ohne Wert, wenn es uns nicht gelingt,
das gegenwärtige Hase-und-Igel-Spiel zwischen Sport-
betrügern und Aufklärern zu beenden. Die Dopinganaly-
tik und die Forschung insbesondere auf den Gebieten
des Blut- und des Gendopings müssen deutlich verstärkt
werden. Ich hoffe sehr, Herr Minister, dass Ihre heutige
Ankündigung, die Mittel aufzustocken, im Haushalt
2008 ihren Niederschlag findet.

Bei den Präventionsbemühungen darf die Kenn-
zeichnung dopingrelevanter Substanzen nicht auf den
Beipackzettel beschränkt bleiben; den lesen ohnehin nur
wenige. Ein Piktogramm wie in Italien üblich – das ist
dort Bestandteil des Gesetzes – ist ein wirksamerer Hin-
weis, der Ausreden und Unwissenheit nicht mehr zu-
lässt. Ein elektronischer Athletenpass dient dem lang-
fristigen Nachweis einer kontinuierlichen körperlichen
Entwicklung der Leistungssportler und der Wirkung me-
dizinischer Maßnahmen im Verlauf ihrer Karriere und
sollte für alle Fachverbände weltweit Spiel- und Startvo-
raussetzung sein.

Wir sind uns einig: Das Dopingproblem gefährdet in-
ternational das Ansehen des Sports.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Ach nein!)


Es gehört deshalb auch auf die Tagesordnung der deut-
schen EU-Ratspräsidentschaft. Mit der Debatte über den
Gesetzentwurf der Bundesregierung starten wir heute
erst den Versuch, auf der Grundlage fast täglich neuer
Erkenntnisse die Dopingbekämpfung ernsthafter zum

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(C (D egenstand politischer und gesellschaftlicher Arbeit zu achen. Mit dem Gesetzentwurf wird Vergangenes auf earbeitet und werden lange überfällige Konsequenzen ezogen. Unser Antrag weist ein bisschen weiter nach orne. (Dagmar Freitag [SPD]: Das glauben aber nur Sie! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein kleines bisschen!)


In den nun folgenden Beratungen sollten wir versu-
hen, unsere Vorstellungen unter einen Hut zu bringen.
uf diese Beratungen im Fachausschuss freue ich mich

ehr, Kollege Hermann.

Ich danke Ihnen fürs Zuhören.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610228000

Ich gebe das Wort der Kollegin Dagmar Freitag, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Dagmar Freitag (SPD):
Rede ID: ID1610228100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

aum ein Tag, kaum eine Woche, in der das Thema Do-
ing nicht die Schlagzeilen beherrscht. Nicht etwa sau-
er erzielte Erfolge, sondern der mittlerweile tägliche
lick in die Abgründe des unerträglichen Dopingsumpfs
at dafür gesorgt, dass das Thema zum unrühmlichen
enner auf den Titelseiten der Printmedien und Aufma-
her in den TV-Nachrichten geworden ist. Der Sport
teht – das gilt nicht nur für den Radsport – vor einem
cherbenhaufen. Umso wichtiger ist es, dass sich die für
en Sport in Deutschland Verantwortlichen ihrer Verant-
ortung endlich stellen.

Bundesregierung und Koalition tun dies mit dem vor-
iegenden Gesetzentwurf. Andere beschränken sich vor-
ugsweise darauf, Forderungen aufzustellen, und zwar
n Dritte, versteht sich. So hat der Deutsche Olympische
portbund in seinem Hamburger Zehnpunkteprogramm
ur Abwechslung nicht die Bundesregierung, sondern
ie Bundesländer und die Sponsoren aufgefordert, sich
n der Finanzierung der NADA zu beteiligen.


(Detlef Parr [FDP]: Das tun Sie doch auch!)


Hören Sie einfach zu, Herr Kollege Parr! Es lohnt sich.
as ist eine gute Idee, aber es reicht nicht aus, immer
ur die anderen zu meinen.


(Detlef Parr [FDP]: Schlechtes Beispiel!)


n Hamburg hat der Sport die große Chance vertan, ei-
en eigenen, wahrnehmbaren Beitrag zu leisten.

Zum vorliegenden Gesetzentwurf der Bundesregie-
ung gibt es nicht nur den FDP-Antrag, sondern auch ei-
ige kritische Anmerkungen. Das ist legitim. Ich ver-
ehle an dieser Stelle auch nicht, dass meine Fraktion
eitergehende Regelungen, insbesondere in einem ei-
enständigen Antidopinggesetz, bevorzugt hätte. Den-
och, auch der heute vorliegende Gesetzentwurf bringt






(A) )



(B) )


Dagmar Freitag
entscheidende Verbesserungen in der Dopingbekämp-
fung.

Auf die kann man allerdings verzichten, wenn man es
mit den Linken hält. Sie nämlich halten die Diskussion
für völlig überflüssig,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen reden sie auch nicht!)


wie der Abgeordnete Nešković am 27. Mai in der „Welt“
kundtat. Er empfiehlt dort die völlige Freigabe, solange
– dankenswerterweise – Minderjährige nicht gedopt
werden. Zitat: „Soll doch jeder Sportler nehmen, was er
will.“ Ich sage Ihnen: Diese Haltung ist dumm und an
Zynismus nicht zu überbieten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun zum FDP-Antrag. Lieber Kollege Parr, dort und
in vielen Pressemitteilungen ist von Dopingprävention
und deren großer Bedeutung die Rede. Deshalb eine
ganz ernst gemeinte Bitte an Sie persönlich: Bringen Sie
Ihren Parteifreund Wolf, Sportminister in Nordrhein-
Westfalen, dazu, eine wegweisende Präventionskampa-
gne zu initiieren. Die wird dann die Handschrift der FDP
tragen, und Nordrhein-Westfalen, Sportland Nummer
eins, kann die Vorreiterrolle unter den Bundesländern si-
chern.


(Detlef Parr [FDP]: Wieder auf andere gucken! Wir können hier etwas tun! Hic Rhodus, hic salta! – Gegenruf des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD]: Ich sage nur „Sportwetten“!)


Das, Herr Kollege Parr, wäre ein hervorragendes Signal
und würde Ihrem Antrag die Glaubwürdigkeit verleihen,
die momentan einfach nicht zu erkennen ist. Ansonsten
gibt der Antrag der FDP wenig Anlass zu einer intensi-
ven Auseinandersetzung: viele Belanglosigkeiten, nichts
Neues.

Anders an dieser Stelle der Gesetzentwurf der Bun-
desregierung. Die überlegenen staatlichen Aufklärungs-
methoden werden entsprechende Ermittlungen nach sich
ziehen. An deren Ende wird klar sein, ob sich ein Be-
schuldigter wegen des Besitzes einer nicht geringen
Menge genau definierter Substanzen strafbar gemacht
hat oder nicht.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist schon heute strafbar!)


Auch die Sportgerichtsbarkeit wird von diesen Ermitt-
lungsergebnissen profitieren, wenn sie es denn will.

Wir sprechen viel von Eliteschulen, dualer Karriere-
planung und anderen verantwortungsvollen Elementen
der Nachwuchs- und Spitzensportförderung. Und
dann das: Da meldet die „FAZ“ von heute, dass der ba-
den-württembergische Kultusminister Rau ankündigt,
das pädagogische Konzept der Eliteschulen des Sports
um das Thema Doping zu erweitern. Der geneigte Leser
ist nur noch fassungslos. Kann es wirklich wahr sein,
dass Sport und Ministerium es bislang offensichtlich
nicht für nötig gehalten haben, eines der brisantesten

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1)

(C (D portpolitischen Themen auf den Stundenplan unserer offnungsvollen Nachwuchsathleten zu setzen? (Detlef Parr [FDP]: Sieben Jahre hat Rot-Grün keinen Gesetzentwurf vorgelegt!)


Sehr geehrter Herr Parr, wissen Sie nicht, dass für
chulpolitik immer noch die Bundesländer zuständig
ind? – Bei so viel Ignoranz der Bundesländer muss man
ich nicht wundern, welche Behandlung dem durchaus
emerkenswerten Antidopinggesetzentwurf des Frei-
taates Bayern im Bundesrat zuteil wurde. Was muss ei-
entlich in diesem Land noch passieren, damit wir wis-
en, dass wir es mit kriminellen Elementen zu tun haben,
ass der Sportler nicht das schwächste Glied in der Kette
st, wie die FDP meint?


(Detlef Parr [FDP]: Das haben wir gar nicht gesagt!)


Ich zeige Ihnen nachher sofort Ihre Pressemitteilung,
err Kollege Parr; ich weiß nicht, wer Sie Ihnen ge-

chrieben hat. –


(Beifall bei der SPD)


as muss noch herauskommen, damit die Zuschauer
en ach so reuigen Dopern nicht zwei Tage später wieder
m Straßenrand zujubeln?

Wir müssen Doping wirksam bekämpfen. Wir müs-
en, wenn nötig, weitere Schritte gehen. Dies gilt auch
ür den Gesetzgeber. Ich sage Ihnen: Das kann im Zwei-
el ganz schnell gehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610228200

Die Kollegin Katrin Kunert, Fraktion Die Linke, hat

hre Rede zu Protokoll gegeben.1)


(Detlef Parr [FDP]: Hört! Hört!)


eshalb gebe ich dem Kollegen Winfried Hermann,
ündnis 90/Die Grünen, das Wort.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Da hat sie reingeschrieben: Die einen sehen es so, die anderen so!)



Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610228300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich ver-

ute, meine Kollegin Kunert konnte ihre Rede nicht hal-
en, weil es peinlich gewesen wäre, hier auszusprechen,
as es an Dissens in ihrer Fraktion gibt.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Ich bin gespannt, zu hören, wie es in der Grünenfraktion aussieht!)


Meine Damen und Herren, ich weiß nicht, wie es Ih-
en in den letzten Tagen und Wochen gegangen ist. Ich
edenfalls habe früher gedacht: Beim Doping wird mich

Anlage 15






(A) )



(B) )


Winfried Hermann
nichts mehr überraschen, und mich wird auch nichts
mehr wirklich erschüttern, egal was da herauskommt.
Und doch hat mich das überrascht und auch erschüttert
– das muss ich sagen –, was in den letzten Wochen be-
kannt wurde: diese Art von flächendeckendem Doping,
die Selbstverständlichkeit, mit der man in einer be-
stimmten Sportart Dopingmittel genommen hat, die
Selbstverständlichkeit, mit der Masseure, Ärzte, Trainer,
alle mitgemacht haben.

Ich sage ganz offen: Am meisten hat mich die Tatsa-
che verwundert und auch entsetzt, dass es in diesem
Bereich eigentlich nicht einmal mehr ein Unrechts-
bewusstsein gibt. Man hat mit der größten Selbstver-
ständlichkeit gesagt: Das haben wir genommen, weil es
alle genommen haben; das haben wir getan, weil wir si-
cher waren, dass es nicht herauskommt. Ich wiederhole:
Es gab keinerlei Unrechtsbewusstsein. Das ist entsetz-
lich; denn das heißt, dass es für Sportler keine Regeln
mehr gibt, an die sie sich zu halten bereit sind. Regeln
des Sports, Regeln der Fairness sind ihnen also wurscht
und spielen keine Rolle mehr, wenn es um den Preis, um
den Sieg, um das Geld geht. Ich glaube, das ist ein Tief-
punkt des Sports.

Es ist deutlich geworden – das wird auch hier im
Hause niemand bestreiten –, dass wir im Sport einen um-
fassenden Neuanfang brauchen, eine umfassende Strate-
gie zur Bekämpfung des Dopings im Sport. Dafür ver-
antwortlich ist der Sport selbst, aber auch die Politik.

Herr Minister, Sie haben sich zu dieser Seuche – so
nennen Sie es; ich halte es nicht für eine Seuche, weil es
keine Krankheit ist, sondern etwas Menschengemachtes,
etwas Menschenverantwortetes – hier sehr deutlich ge-
äußert. Angesichts dessen hätte ich schon einen größeren
Wurf, eine Gesamtstrategie zur Bekämpfung des Do-
pings erwartet. Was haben Sie vorgelegt? Ein kleines
Gesetz auf minimalistischer Basis, die Novellierung des
Arzneimittelgesetzes, aber kein wirklich umfassendes
modernes Gesetz zur Bekämpfung des Dopings im
Sport.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Das ist ein Vielfaches vom Grünenantrag! Ein Vielfaches!)


– Nein, dieser Gesetzentwurf enthält nicht viel.

Einigen Punkten kann man sicherlich ohne Weiteres
zustimmen, zum Beispiel der Kennzeichnung von Arz-
neimitteln, dem Einsatz des Bundeskriminalamts dort,
wo organisierte internationale Kriminalität stattfindet.
Natürlich ist es gut, dass der Handel mit und der Vertrieb
von Dopingmitteln verschärft bestraft werden sollen. All
das ist gebongt; all dem stimmen wir zu.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Das steht alles nicht in Ihrem Antrag!)


Von Kollegen von der SPD höre ich aber immer wie-
der: Der Kern dieses Projektes ist die Strafbarkeit des
Besitzes einer nicht geringen Menge.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Das steht auch nicht in Ihrem Antrag!)


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(C (D azu kann ich nur sagen: Das ist weiße Salbe. Der Hanel mit und der Vertrieb von Dopingmitteln sind nämlich chon heute strafbar. Nun sagen Sie natürlich: Ihr Grünen habt euch in dieer Frage auch nicht verständigt. Dieses Problem habe ch immer wieder offen angesprochen. Ich werde diese ebatte heute nicht noch einmal führen. (Dagmar Freitag [SPD]: Das ist uns klar, dass Sie das nicht hören wollen! – Dr. Peter Danckert [SPD]: Keine Position! Keine Meinung bei den Grünen! Einerseits und andererseits! Entweder oder!)


ch will auch nicht so tun, als wäre die Haltung meiner
raktion eindeutig. Aber der Formelkompromiss, den
ie gefunden haben, bringt uns auch nicht weiter.

Um einen anderen Punkt haben Sie nur drum herum-
eredet; da haben Sie nichts gemacht. Gerade im Rad-
port sind Lug und Betrug offenkundig an der Tagesord-
ung, Kollege Danckert. Die Wettbewerber werden um
eld und um Prämien betrogen. Die Sponsoren werden
etrogen, und die Öffentlichkeit wird betrogen. Der
traftatbestand des Betrugs ist im Bereich des kom-
erzialisierten Sports deutlich sichtbar. Sie hätten Maß-

ahmen ergreifen können, die genau diesem Zustand
echnung tragen; doch Sie haben es nicht gemacht.


(Beifall des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Peter Danckert [SPD]: Macht doch mal einen Entwurf!)


ir haben dafür gekämpft. Viele Experten werden Sie
ei der Anhörung nächste Woche auf dieses Defizit hin-
eisen.
Auch der Sportler selber trägt in diesem System Ver-

ntwortung. Verantwortung tragen nicht nur die Hinter-
änner – jawohl, auch sie sind verantwortlich –, sondern

uch der dopende Sportler, der seine sportlichen Kon-
urrenten betrügt. Dagegen haben Sie keine entspre-
henden Maßnahmen ergriffen.

Wir hätten erwartet, dass Sie ein Gesamtkonzept vor-
egen und nicht nur ein einfaches Gesetz. Das ist nicht
eschehen. So kann man keine wirklich glaubhafte Anti-
opingpolitik betreiben.

Ein letztes Wort.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610228400

Herr Kollege!


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610228500

Ich komme zum Schluss. – Der Herr Minister hat ge-

agt: Wir müssen mehr für Forschung und für Präven-
ion tun. Dann tun Sie etwas! Sie haben die schon be-
cheidenen Mittel für den Präventionsbereich in diesem
ahr noch einmal gekürzt, und zwar von 400 000 Euro
uf 300 000 Euro. Ich erwarte wirklich, dass in großem
mfang zusätzliche Mittel zur Dopingbekämpfung, zu
orschungszwecken und natürlich auch zur Prävention
nd zur Aufklärung bereitgestellt werden.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610228600

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Peter

Danckert, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1610228700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

gen! Vorweg, einfach um dem Kollegen Parr und seinem
Kurzzeitgedächtnis etwas auf die Sprünge zu helfen: In
einer Pressemitteilung des Kollegen Parr vom 22. Mai
– das ist noch nicht so lange her, lieber Detlef Parr –
heißt es: „Die Sportler sind das schwächste Glied in der
Dopingkette.“ Was soll ich denn davon halten?


(Detlef Parr [FDP]: Sie müssen den Zusammenhang herstellen!)


–„Ich habe das gar nicht gesagt“, behauptet er. Es steht
in deiner eigenen Presseerklärung. Du kannst sie nach-
her bekommen.


(Heiterkeit bei der SPD – Detlef Parr [FDP]: Das ist gar keine Presseerklärung!)


Zum Thema: Ich möchte an dieser Stelle bei der ers-
ten Lesung noch einmal deutlich machen, dass ich den
Kolleginnen und Kollegen in der Union, allen voran
Klaus Riegert und Peter Rauen, aber auch den anderen,
die hier sitzen, sehr dankbar dafür bin, dass wir uns ver-
ständigt haben. Das war ein mühevoller Prozess. Wir ha-
ben fast das ganze Jahr 2006 damit verbracht.


(Detlef Parr [FDP]: Ein trauriges Ergebnis! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür ist nicht viel herausgekommen!)


Es gab auch Enttäuschungen, Herr Abgeordneter
Schäuble. Ich hätte Sie als Minister angesprochen, aber
da Sie im Plenum sitzen, sind Sie jetzt offensichtlich in
der Rolle des Abgeordneten. Wahrscheinlich wollen Sie
mir noch eine Zwischenfrage stellen.


(Heiterkeit bei der SPD – Detlef Parr [FDP]: Das wäre sehr spannend!)


Herr Abgeordneter Schäuble, es gab auch Enttäuschun-
gen, aber die sind jetzt vergessen. Wir haben einen ge-
meinsamen Entwurf vorgelegt. Ich sage an dieser Stelle:
Dieser Entwurf ist viel besser, als es sich die Kollegen
von der Opposition vorstellen können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Opposition muss natürlich remonstrieren, weil die
eine Fraktion gar keinen Entwurf zustande gebracht und
die andere immer nur darüber geredet hat.


(Detlef Parr [FDP]: Sieben Jahre hat die SPD keinen Entwurf zustande gebracht! Sieben Jahre ist nichts geschehen!)


Von daher ist unser Gesetzentwurf ein sehr guter Schritt.
Er ist sicherlich bei weitem nicht ausreichend, um im
Kampf gegen Doping zu bestehen, aber wenn wir dieses
Instrumentarium nicht bekommen, ist es noch hoff-
nungsloser. Wir haben ja gesehen, was sich in den letz-

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(C (D en Wochen und Monaten ereignet hat. Bis zu diesem eitpunkt war der organisierte Sport zuständig, weil as Gesetz ja noch nicht verabschiedet ist. Was hat er zutande gebracht? Fast gar nichts. Alles, was mit dem adsport zu tun hat, wurde nie aufgedeckt. Der Sport atte alle Möglichkeiten der Welt. Wir haben einfach icht das nötige Instrumentarium. Ich will nicht sagen, er Sport habe versagt, aber er ist in der Nähe einer totaen Niederlage. Was werden wir in Zukunft machen? Wir haben das esetz verabschiedet. Jeder von uns weiß, dass das Ge etz nicht ausreichend ist. Wir müssen – das hat Herr Miister Schäuble dankenswerterweise in seiner Rede geagt – die NADA mit zusätzlichen Mitteln ausstatten. Es ibt schon eine ganze Reihe von Angeboten. Inzwischen aben sich einige Sponsoren wie Telekom und Nordilch gemeldet und ganz stattliche Beiträge geleistet. ie Telekom zahlt in diesem Jahr insgesamt 60 000 Euro, Milram/Nordmilch 150 000 Euro. Aber was macht eigentlich der organisierte Sport? Die portverbände – wir haben es in Hamburg gehört – haen Zahlungen schlicht abgelehnt. (Eberhard Gienger [CDU/CSU]: 260 000 Euro kriegt allein die NADA! – Detlef Parr [FDP]: Das wird hier einfach verschwiegen! Das ist eine Unverschämtheit!)


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)


(Detlef Parr [FDP]: Auch der DOSB!)


ir müssen an dieser Stelle mehr Mittel zur Verfügung
tellen und damit die Prävention als wichtigen Teil des
ampfes gegen Doping stärken.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir werden die Anträge einbringen, Kollege Danckert!)


ir müssen intelligentere Trainingskontrollen einrich-
en, und wir müssen sicherlich auch die Dopinganalytik
erstärken und verbessern, damit wir nicht immer hinter-
erlaufen. An dieser Stelle ist eine ganze Menge zu tun.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610228800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Gienger?


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1610228900

Der Kollege Gienger ist Experte.


(Ute Kumpf [SPD]: Beim Doping, oder was?)


as höre ich gern.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist dankbar!)



Eberhard Gienger (CDU):
Rede ID: ID1610229000

Kollege Peter Danckert, ist dir bekannt, dass der

eutsche Olympische Sportbund in diesem Jahr an die
ADA zusätzlich 260 000 Euro überweist?






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1610229100

Wenn das die einzige Frage ist, kann ich dazu sagen:

Ja, das ist mir bekannt.


(Detlef Parr [FDP]: Deswegen wird es nicht erwähnt! Deswegen wird es verschwiegen!)


Der DFB hat aufgrund der guten Einnahmesituation
3 Millionen Euro an den Deutschen Olympischen Sport-
bund überwiesen, und von diesem Betrag hat der DOSB
sehr großzügig 260 000 Euro an die NADA überwiesen.

Ich hoffe nur, lieber Kollege Eberhard Gienger, dass
das auch im nächsten Jahr so sein wird, dass das keine
Eintagsfliege ist. Mit einer einmaligen Zahlung aus der
Sonderzuweisung des DFB ist uns nämlich gar nicht ge-
holfen. Mir wäre es lieber, die Spitzenverbände in Ham-
burg unter Führung des geschätzten Präsidenten – ich
lasse ihn grüßen –


(Detlef Parr [FDP]: Sehr herzlich! Das wird er zu schätzen wissen!)


hätten sich verständigt und gesagt: Wir wollen selber,
wie Clemens Prokop es gefordert hat, einen effektiven
Beitrag zur Bekämpfung der Dopingszene leisten und
der NADA regelmäßig 500 000 Euro oder 1 Million
Euro oder 1,5 Millionen Euro überweisen. – Das wäre
ein Zeichen. Aber was haben sie gemacht? Sie haben
nicht mal 1 Prozent gegeben, und das ist, finde ich, be-
merkenswert. Deshalb ist auch immer wieder meine Ver-
mutung: Der organisierte Sport will es nicht wirklich,
sondern redet nur davon.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist unglaublich! – Eberhard Gienger [CDU/CSU]: Das ist eine Unterstellung erster Güte!)


Man könnte das nämlich durch konkrete Dinge belegen,
indem man etwa sagt: Wir sind bereit, 5 Prozent oder,
von mir aus, 2,5 Prozent zu geben. – Das alles tut man
nicht. Von daher ist das, was sozusagen aus dieser Ku-
lisse kommt, nicht sehr bemerkenswert.

Das zu der Frage, ob ich wüsste, dass der DOSB
260 000 Euro gibt.


(Beifall bei der SPD – Dagmar Freitag [SPD]: Ausgezeichnete Antwort!)


Für so doof, dass ich das nicht weiß, darf man mich nicht
halten. Ich weiß das aber auch einzuordnen, und das ist
der Unterschied zwischen uns beiden an dieser Stelle.


(Detlef Parr [FDP]: Diese aufgeblasene Art! – Unruhe)


Ich glaube, dass wir mit der heutigen ersten Lesung
auf einem sehr guten Weg sind.


(Detlef Parr [FDP]: Vom Stil her auf keinen Fall!)


Wir werden in einer Ausschusssitzung am kommenden
Mittwoch die Dinge eingehend erörtern. Wir haben sehr
viele Fachleute eingeladen. Ich glaube, dass sie uns in
unserem gemeinsamen Kampf ganz überwiegend bestär-

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(C (D en werden. Ich sage aber noch einmal: Das Gesetz, das ir am 4./5. Juli verabschieden werden, ist nur ein Bau tein. Es muss noch sehr viel mehr dazukommen, unter nderem eine wirklich effektive Unterstützung der ADA, damit sie als Zentrum des Kampfes gegen das oping auch die nötigen Mittel hat; sonst wird es auf auer nicht funktionieren. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf en Drucksachen 16/5526 und 16/4738 an die in der Taesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann st die Überweisung so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 9 a bis 9 c sowie usatzpunkt 2 auf: 9 a)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610229200
Trittin, Winfried Nachtwei, Kerstin Müller

(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Für einen sicherheitspolitischen Kurswechsel
in Afghanistan – Nebeneinander von ISAF
und OEF beenden

– Drucksache 16/5587 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Wolfgang Gehrcke, Paul Schäfer (Köln), Monika
Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Einsatz des Kommandos Spezialkräfte in Af-
ghanistan beenden

– Drucksachen 16/4674, 16/5309 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernd Schmidbauer
Detlef Dzembritzki
Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Jürgen Trittin

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Knoche, Dr. Norman Paech, Paul Schäfer (Köln),






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Das Mandat für die Operation Enduring Free-
dom beenden – Einsätze des Kommandos Spe-
zialkräfte in Afghanistan einstellen

– Drucksachen 16/121, 16/5314 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernd Schmidbauer
Detlef Dzembritzki
Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Jürgen Trittin

ZP 2 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Auswärtigen Ausschusses

(3. Ausschuss)


– zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen
der CDU/CSU und der SPD zu der zweiten Be-
ratung des Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streit-
kräfte an dem Einsatz einer Internationalen
Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha-
nistan unter Führung der NATO auf Grund-
lage der Resolutionen 1386 (2001), 1413

(2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563


(2004), 1623 (2005) und 1707 (2006) des Si-

cherheitsrates der Vereinten Nationen

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Dr. Werner Hoyer, Birgit Homburger,
Hellmut Königshaus, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der FDP zu der Beratung des
Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streit-
kräfte an dem Einsatz einer Internationalen
Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha-
nistan unter Führung der NATO auf Grund-
lage der Resolutionen 1386 (2001), 1413

(2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563


(2004), 1623 (2005) und 1707 (2006) des Si-

cherheitsrates der Vereinten Nationen

– Drucksachen 16/4298, 16/4571, 16/4620,
16/4621, 16/5636 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Detlef Dzembritzki
Dr. Wolfgang Gerhardt
Wolfgang Gehrcke
Jürgen Trittin

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610229300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am

8. Mai hat das afghanische Oberhaus einen bemerkens-

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(C (D erten Beschluss gefasst. Es hat nämlich dazu aufgeforert, alle offensiven Militäraktionen ausländischer Trupen in Afghanistan einzustellen und Aktionen nur noch usammen mit der Armee und der Polizei durchzufühen. Nun fasst dieses Parlament, das Oberhaus, gelegentich etwas angreifbare Beschlüsse, aber in dem Fall rückt es einen breiten Konsens in Afghanistan aus, den räsident Karzai in anderer Weise formuliert hat. Er hat ämlich gesagt: Die Zivilopfer und die willkürlichen ntscheidungen, die Häuser der Leute zu durchsuchen, aben ein inakzeptables Niveau erreicht, und die Afghaen können das nicht länger hinnehmen. – Eine internaionale Mission, die sich der Unterstützung Afghanistans erschrieben hat, kann über solche Feststellungen, finde ch, nicht einfach achselzuckend hinweggehen. Der Hintergrund, wie es zu diesem Beschluss und zu ieser Äußerung gekommen ist, ist ein außerordentlich rnster, ein Zwischenfall – einer von vielen, muss man n dieser Stelle sagen – in der Woche zuvor. In der Proinz Shindand fand eine OEF-Operation statt – ohne issen von ISAF. Sie verstrickte sich in einen Hinter alt und konnte sich nicht wieder zurückziehen. Was tat ie? Sie bat um Hilfe – bei ISAF. ISAF gewährte die elbstverständlich, schickte einen italienischen Hubchrauber mit Wasser und Munition. Das half nicht. Die ämpfe gingen weiter. Ein weiterer Hilferuf der dort berohten OEF-Soldaten – und ein holländisches Kampflugzeug, eine F 16, bombardierte von diesen Truppen arkierte Häuser. Damit war der Kampf vorüber. 36 Tote, darunter allerdings 50 Frauen und Kinder, zum eil ertrunken auf der Flucht vor den Bomben in einem luss, der leider in diesen Tagen Hochwasser führte. Meine Damen und Herren, dass wir uns nicht misserstehen: Dies ist nicht die Darstellung der afghanichen Seite oder der anderen Kriegsteilnehmer, sondern ie Darstellung, die der Kollege Nachtwei, die Kollegin ünast und ich vom ISAF-Hauptquartier von diesem orfall bekommen haben. Dort war der Vorfall sehr gut ekannt, weil die gesamten Kampfhandlungen an dieser telle von einer Drohne überwacht worden sind. Der Bundesverteidigungsminister hat hier bei der etzten OEF-Mandatsverlängerung gesagt, OEF sei notendig, um ISAF zu schützen. Wir haben feststellen üssen, dass es in Wirklichkeit umgekehrt war: ISAF usste OEF aus einer ausweglosen Situation heraus auen. Ich füge hinzu: Es ist heute leider wahrscheinlich o, dass OEF – das bestätigen Ihnen auch Soldaten in fghanistan – eine Gefährdung für den Erfolg von ISAF arstellt, weil es die Legitimität des gesamten internatioalen Engagements zu untergraben droht. Ich drücke ich da sehr gewählt aus. Ich finde das auch aus einem anderen Grund bedauerich: weil nämlich diese Zwischenfälle – der letzte hat or zwei Tagen stattgefunden; sieben Polizisten einer afhanischen Polizeistation fielen ihm zum Opfer – hier ahrgenommen werden. Sie stellen die wirklichen Verältnisse in Afghanistan auf den Kopf. Es gibt dort nur ine Seite, die vorsätzlich, nachdrücklich, in kriegsverrecherischer Absicht Anschläge auf Zivilisten ausübt, nd zwar die sogenannten oppositionellen Militanten, Jürgen Trittin wie immer Sie sie bezeichnen wollen. Aber gerade angesichts der Opfer solcher Aktionen – allein in diesem Jahr 380 Menschen; wir rechnen, wenn das so weitergeht, mit über 1 000 zivilen Opfern aufgrund terroristischer Aktionen dieser Aufständischen – ist und bleibt es unsere Hauptaufgabe, in diesem Prozess für Friedensstabilisierung zu sorgen. Es geht heute nicht mehr um einen sogenannten War on Terror – nur zu einem kleineren Teil handelt es sich um Aufstandsbekämpfung –, sondern wir müssen dafür Sorge tragen, dass die afghanische Seite in die Lage versetzt wird, hier angemessen zu reagieren. Dazu gehört, dass wir sehr genau hinschauen müssen. OEF hatte seine Berechtigung, als es um den Sturz des Talibanregimes ging. Es hatte seine Berechtigung zu einem Zeitpunkt, als es außerhalb von Kabul kaum eine Möglichkeit anderer Legalität gab. Davon distanziere ich mich nicht. Aber mit der Wahl der afghanischen Regierung und mit der Ausweitung des Mandates von ISAF auf ganz Afghanistan gibt es keine – übrigens auch keine rechtliche – Begründung mehr für eine Operation außerhalb von ISAF. Sagen Sie mir nicht, das alles sei zwingend und unabweisbar. Das stimmt nicht. Von den 10 000 Soldaten im Rahmen von OEF sind 6 000 damit beschäftigt, afghanische Soldaten auszubilden. Das sollen sie weiter tun, und das können und sollen sie unter dem Kommando von ISAF tun. Lediglich 1 000 sind in die Aktionen eingebunden. Was spricht dagegen, diese 1 000 auf den, wie Sie es genannt haben, Comprehensive Approach der NATO zu verpflichten und entsprechend einzubinden? Deutsche Truppen sind seit fast zwei Jahren nicht mehr im Rahmen von OEF in Afghanistan tätig. Es gibt einen einfachen militärischen Grundsatz, der lautet: In einem Gebiet kann nur eine militärische Operation geführt werden. Kehren Sie zu diesem militärischen Grundwissen zurück! Sorgen Sie innerhalb der NATO dafür, dass die Störmanöver gegen die NATO-Mission ISAF endlich beendet werden! Letzte Bemerkung. Der Militärwissenschaftler Anthony Cordesman schrieb vor wenigen Tagen: Die USA, die NATO und die afghanische Regierung haben immer noch Erfolgsaussichten, aber nur, wenn sie ihr Engagement als, wie er es genannt hat, eine Hauptaufgabe im bewaffneten Nation-Building sehen und nicht in erster Linie in einem Krieg gegen den Terrorismus. Deswegen sage ich Ihnen: Wenn Sie eine Stabilisierung Afghanistans wollen und der Mission zur Unterstützung der afghanischen Regierung zum Erfolg verhelfen wollen, dann muss OEF beendet werden, und dann darf es nur noch eine Operation in Afghanistan geben. Das ist die UN-mandatierte internationale Unterstützungsaktion für Afghanistan, auf Englisch abgekürzt ISAF. Ich gebe das Wort dem Kollegen Bernd Schmidbauer, CDU/CSU-Fraktion. K g d u l s a k a l v h d g n c m i E L f g u z d d I L W b b B H t W d z g n s F t g D b g s s L K (C (D Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten olleginnen und Kollegen! Lieber Herr Trittin, ich laube, wir sind nicht weit auseinander. Wenn wir uns arauf verständigen, keine Schlagworte wie opting-out nd Exit-Strategien zu verwenden, müssen wir uns überegen, wie ein ganzheitlicher Ansatz aussehen soll, was owohl die Entwicklungshilfe und die Militärhilfe als uch die Strukturen von ISAF und OEF angeht. Ich omme darauf noch zurück. Ich möchte zunächst einmal feststellen: Wir sind uns lle einig, dass es nach wie vor das Ziel der internationaen Staatengemeinschaft sein muss, dafür zu sorgen, dass on Afghanistan nicht erneut eine terroristische Bedroung ausgeht. Wir sind uns im Klaren darüber, dass es ie Anschläge von New York und Washington nicht geeben hätte, wenn sich Afghanistan nicht zu einem Traiings-, Ruheund Rückzugsraum für Terroristen entwikelt hätte. Wir müssen dazu beitragen – wir befinden uns moentan in einer schwierigen Phase –, dass die Stabilität n Afghanistan hergestellt wird und dass eine politische ntwicklung vorangetrieben wird, die den Menschen des andes Sicherheit und Frieden bringt und einen Rück all in den früheren Zustand verhindert. Wir waren von Anfang an in erheblichem Maße engaiert. Das gilt nicht nur für den Einsatz der Bundeswehr nd der Hilfsorganisationen, sondern auch für die finaniellen Leistungen. Deutschland steht an vierter Stelle er Geberländer. Ich sprach vorhin von einem ganzheitlichen Ansatz, er viele Arten von Unterstützungsleistungen umfasst. ch denke, dies ist der grundsätzlich richtige Weg. Die ondoner Konferenz hat gezeigt, dass wir alle diesen eg verfolgen. Zurzeit liegen die Hauptprobleme beim Wiederaufau. Es muss die Frage gestellt werden, wie diese Proleme gelöst werden können. Mehr als fünf Jahre nach eginn der Wiederaufbaubemühungen stehen fünf auptprobleme einem Erfolg der internationalen Staa engemeinschaft beim Wiederaufbau des Landes im ege: erstens die Schwäche und sinkende Legitimation es Staates – darüber wurde vorhin ebenfalls gesprochen –, weitens die Zunahme des Drogenanbaus und des Droenhandels, drittens die Situation im afghanisch-pakistaischen Grenzgebiet, viertens die die gesamte Gesellchaft durchziehende Korruption und fünftens das ehlen belastbarer afghanischer Sicherheitsstrukturen. Die sich verschärfende Sicherheitslage in Afghanisan seit dem Frühjahr 2006 ist vor allen Dingen auf unelöste Probleme in diesen Bereichen zurückzuführen. ies wiederum behindert den zivilen Wiederaufbau insesondere in den Regionen, wo zivile Hilfe am meisten ebraucht wird. Zum ersten Hauptproblem. Große Teile der afghanichen Bevölkerung – nicht nur im Süden und Südosten – ehen keine oder nur geringfügige Verbesserungen ihrer ebensumstände. Ihr Vertrauen in die Regierung arzai sinkt. Die Präsenz des Staates ist in weiten Teilen Bernd Schmidbauer des Landes nicht sichtbar. Der Mangel an Sicherheit stellt die größte Hürde für den Wiederaufbau Afghanistans dar. Die Enttäuschung über das Unvermögen und die Machtlosigkeit der staatlichen Institutionen findet Ausdruck in einer weit verbreiteten Akzeptanzkrise dieser Institutionen und damit der Regierung Karzai. Zum zweiten Hauptproblem. Während im Jahre 2005 einige Erfolge bei der Drogenbekämpfung erzielt werden konnten – sowohl Anbaufläche als auch Produktion konnten reduziert werden –, hat sich dieser Trend im Jahre 2006 wieder umgekehrt. Schwerpunktmäßig nimmt der Drogenanbau insbesondere in den südlichen Provinzen des Landes zu. Allein in der Provinz Helmand befinden sich über 40 Prozent der landesweiten Drogenanbauflächen. Aber auch in den nördlichen Provinzen, für die Deutschland die regionale militärische Verantwortung übernommen hat, befinden sich weiterhin wichtige Zentren des Drogenanbaus. Die Vereinten Nationen weisen seit Jahren zu Recht darauf hin, dass die Stabilisierung des Landes entscheidend von der Lösung der Drogenproblematik abhängt. Es gibt keine Patentrezepte; das ist völlig klar. Eine mittelund langfristige Strategie zur Drogenbekämpfung muss auf allen Ebenen, bei der Produktion, dem Handel und den Konsumenten, ansetzen. Es ist eine wesentliche Herausforderung, Alternativprodukte zu finden, die eine angemessene Einkommensperspektive bieten. Ich denke, dass die Zusammenarbeit der Nachbarn Afghanistans sicher mit dazu beitragen kann, hier Fortschritte zu erzielen. Es ist aber sicher kein Fortschritt, wenn derzeit mit schwierigen Methoden versucht wird, Felder abzubrennen, und damit die Bevölkerung in die Situation gerät, sich zu wehren, wie wir das in den letzten Tagen und Wochen gesehen haben. Das ist keine Alternative. Eine wirkliche Alternative wird nur zusammen mit der Bevölkerung zu finden sein; ansonsten entsteht das Problem der fehlenden Akzeptanz unserer Soldatinnen und Soldaten in diesem Raum. Das ist schwierig; aber man sollte es nicht totschweigen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610229400
Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1610229500




(A) )


(B) )


Zum dritten Hauptproblem. Ich halte das afghanisch-
pakistanische Grenzgebiet für ein ganz zentrales Pro-
blem im Rahmen der Auseinandersetzungen. Die Tribal
Areas, die sogenannten FATA im nordwestlichen Grenz-
gebiet Pakistans zu Afghanistan, entziehen sich weitge-
hend staatlicher Kontrolle und sind unter anderem Rück-
zugs- und Operationsbasis für die Taliban. Wir sollten
eine Stabilisierung dieser Region erreichen. Daher müs-
sen die pakistanische und die afghanische Regierung mit
Unterstützung der internationalen Gemeinschaft die
Rückführung möglichst vieler der derzeit noch in Pakis-
tan lebenden Flüchtlinge in ihre Heimat ermöglichen.

Ich denke, dass den rund 3,5 Millionen Einwohnern
in den FATA wie auch den Bewohnern der angrenzenden
Provinz Belutschistan dringend Bildungsangebote au-
ßerhalb der bestehenden Koranschulen gemacht und le-
gale Einkommensperspektiven aufgezeigt werden müs-

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(C (D en. Allein in Belutschistan fehlen mehrere Tausend eguläre Schulen. Das ist die negative Seite. Man kann atürlich auch erwähnen, dass in Pakistan Hunderte von chulen aufgebaut wurden und Tausende von Schülern n diese neuen Schulen gehen. Aber es ist wichtig, dass uch in anderen Gebieten solche Schulen entstehen und ass wir eine wirkliche Kontrolle über diese Gebiete geinnen. Daher muss die internationale Gemeinschaft die akistanischen Sicherheitsbehörden unterstützen. In dieem Zusammenhang ist es sehr zu begrüßen, dass die U beabsichtigt, ihre materielle Unterstützung für akistan erheblich auszuweiten. Ich finde, es ist wich ig, dass wir auch diesen Bereich mit in unsere Handungsmöglichkeiten einbeziehen. Zum vierten Hauptproblem. Alle bisherigen Vereinarungen der internationalen Staatengemeinschaft bauen uf der Idee einer nach rechtsstaatlichen Prinzipien funkionierenden afghanischen Zentralregierung auf. In der ealität zeigt sich jedoch, dass die grassierende Koruption der Wirksamkeit der afghanischen Staatstrukturen Grenzen setzt. Auch dies muss offen angeprochen werden. Wir erhalten den Rückhalt in der evölkerung nur dann, wenn dies offensiv angegangen nd offensiv angeprangert wird; sonst wird es zu keiner efriedung in diesem Land, in diesen Regionen komen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zum fünften Hauptproblem. Ein besonderes Problem
st der schleppende Aufbau der afghanischen Sicher-
eitskräfte. Afghan Ownership ist ohne belastbare af-
hanische Sicherheitsstrukturen nicht zu erreichen. Da-
er sind sowohl der Aufbau als auch das Training und
ie Ausbildung der afghanischen Streitkräfte als auch
er Aufbau der afghanischen Polizei notwendig. Ich
abe in einer meiner letzten Reden die Polizeiausbildung
elobt; das gilt nach wie vor. Nur, diese ist ein Tropfen
uf den heißen Stein. Wir brauchen eine mehrfache
truktur, die es ermöglicht, in kürzerer Zeit belastbare
olizeistrukturen aufzubauen. Es muss dafür gesorgt
erden, dass es eine angemessene Ausstattung der Poli-

ei gibt. Dies gilt auch für die Streitkräfte.

Es ist sehr zu begrüßen, dass die europäische Seite
etzt einen Durchbruch erreicht hat. Vielleicht können
ir in den nächsten Monaten feststellen, dass wir in die-

en Bereichen etwas erzielt haben, was wir schon seit
ielen Monaten fordern.

Ein weiterer Aspekt ist die Koordination der Arbeit
er internationalen Geldgeber. Wir koordinieren die Ar-
eit im internationalen Bereich besser. Herr Trittin, das
ilt auch für den militärischen Bereich. Auch im natio-
alen Bereich wird die militärische Hilfe besser mit der
ivilen koordiniert.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die zivilen untereinander!)


Nur Träumer gehen davon aus – das kam in den vo-
angegangenen Beiträgen zum Ausdruck –, dass man
hne militärische Absicherung zivile Hilfe leisten kann.
enn sich das nur endlich einmal herumsprechen






(A) )



(B) )


Bernd Schmidbauer
würde! Wenn die Leute endlich nicht nur eine Seite be-
trachten würden! Sie fordern eine humanitäre Leistung,
wissen aber nicht, dass die nicht erbracht werden kann,
wenn nicht gleichzeitig militärisch abgesichert wird.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610229600

Herr Kollege, darf ich Sie an Ihre Redezeit erinnern?


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1610229700

Ein letzter Satz: Sie sollten sich einmal die Entwick-

lung der letzten Tage ansehen. Die Hilfsorganisationen
suchen inzwischen den Schutz der militärischen Seite
und ziehen in die Camps ein, weil es nicht mehr möglich
ist, eine humanitäre Leistung zu erbringen. Das macht
ganz deutlich, dass wir beides brauchen. Wir brauchen
die militärische und die zivile Seite. Man darf nicht eine
Seite allein verdammen. Nicht jeder kann sich die Ver-
dienste an den Hut heften.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610229800

Herr Kollege, Sie sprechen jetzt auf Kosten Ihres

nachfolgenden Kollegen.


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1610229900

Jetzt nicht mehr, Frau Präsidentin.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610230000

Ich gebe das Wort der Kollegin Birgit Homburger,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1610230100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zu Beginn meiner Rede möchte ich ein paar grundsätzli-
che Dinge festhalten: Alle zivilen und militärischen
Anstrengungen dienen der Unterstützung der afghani-
schen Regierung. Wir sind nicht als Besatzer in Afgha-
nistan, sondern als Partner der Menschen in Afghanistan.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Uta Zapf [SPD])


Der Deutsche Bundestag hat für Afghanistan drei
Mandate vergeben: ISAF-Mandat, Operation „Enduring
Freedom“ und das Mandat für die Tornados. Ziel aller
Einsätze in Afghanistan ist es, den Aufbau stabiler staat-
licher Strukturen zu befördern, dafür zu sorgen, dass die
afghanische Regierung auf Dauer in die Lage versetzt
wird, selbst für Sicherheit und Ordnung in diesem Land
zu sorgen und das Land beim Aufbau zu unterstützen,
um den Menschen in diesem Land eine Perspektive zu
bieten.

Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, dass es jetzt
gelingt, die auf dem NATO-Gipfel in Riga angestoßene
Strategieänderung aller Partner in Afghanistan umzuset-
zen.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Uta Zapf [SPD])


m Kern muss es gelingen, den Wiederaufbau und die
ivil-militärische Zusammenarbeit gegenüber militäri-
chen Aktionen in den Vordergrund zu rücken.

Ich glaube, es ist gut, dass es den Fraktionen von
DU/CSU, SPD und FDP in den letzten Tagen gelungen

st, eine gemeinsame Position, einen ganzheitlichen An-
atz zu finden. Ich finde es schade – das will ich ganz
eutlich sagen –, dass über diesen Antrag heute Abend
icht debattiert werden kann.


(Zurufe von der SPD: Doch!)


o beschäftigen wir uns heute mit zwei Anträgen der
inken und einem Antrag der Grünen, in deren Mittel-
unkt militärische Fragen stehen. Das ist zwar wichtig,
s ist aber genauso wichtig, deutlich zu machen, dass die
iskussionen, die derzeit in den Ausschüssen sowie zwi-

chen Parlament und Bundesregierung geführt werden,
eit darüber hinausgehen und darauf abzielen, politische

nitiativen voranzubringen.

Mit einer vorrangig militärischen Strategie lassen sich
ie vielfältigen Herausforderungen, vor denen die afgha-
ische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft
n Afghanistan stehen, nicht lösen. Das hat die Anhörung
er FDP-Bundestagsfraktion am Montag dieser Woche
och einmal sehr deutlich gezeigt.


(Beifall bei der FDP)


ie Probleme, vor denen wir stehen – sie sind von den
orrednern schon angesprochen worden –, sind komplex
nd stark miteinander verwoben: fehlende funktionie-
ende staatliche Strukturen, die Korruption, der Mohnan-
au, die Flüchtlinge in dem pakistanisch-afghanischen
renzgebiet, die sich verschärfende Sicherheitslage.
eshalb ist es wichtig, einen Gesamtansatz zu haben und
icht allein über militärische Fragen zu diskutieren.


(Beifall bei der FDP)


Vom NATO-Gipfel in Riga und dem Treffen der
ATO-Verteidigungsminister im Februar dieses Jahres
ingen mit der Aufstockung der Mittel für zivile Maß-
ahmen in Afghanistan ermutigende Signale in die rich-
ige Richtung aus. Allerdings will ich auch sehr deutlich
agen: Das reicht nicht aus. Es ist auch nicht immer nur
ine Frage des Geldes. Bei vielen Gesprächen, die wir
ühren, stellen wir fest, dass es einer besseren Koordi-
ation der zivilen Hilfsprojekte beim Wiederaufbau
edarf. Ich denke, auch hier sind erhebliche Anstrengun-
en nötig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In beiden Anträgen der Linken wird dasselbe gefor-
ert. Sie wollen die Beendigung des KSK-Einsatzes in
fghanistan und die komplette Beendigung des Mandats

ür die Operation „Enduring Freedom“. Liebe Kollegin-
en und Kollegen, ich rate dringend an, sich einmal mit
er Lage zu beschäftigen. KSK-Soldaten sind in Afgha-
istan seit längerem nicht mehr im Einsatz.






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
Als Zweites möchte ich hier sehr deutlich sagen: Wir
haben ein Parlamentsbeteiligungsgesetz. In § 8 ist ein
Rückholrecht des Bundestages verankert. Das bedeutet:
Die Zustimmung zu einem Mandat für den Einsatz be-
waffneter Streitkräfte kann jederzeit widerrufen werden.
Deshalb sage ich Ihnen sehr deutlich: Es hätte Ihrer An-
träge überhaupt nicht bedurft. Sie sind reine Rhetorik.
Das Parlament hat ein gesetzlich verankertes Recht, das
es jederzeit wahrnehmen kann. Wenn eine Mehrheit in
diesem Hause dieser Ansicht wäre, würde man das auch
tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte einige Bemerkungen zum Antrag der Grü-
nen machen. Ich glaube, wir sind uns in vielen Punkten
einig; wir sind in vielen Fragen nicht weit voneinander
entfernt. Ich finde es im Übrigen gut, dass wir als Deut-
scher Bundestag in den letzten Monaten mehrfach ge-
genüber der Bundesregierung, aber auch gegenüber der
internationalen Gemeinschaft deutlich gemacht haben,
dass wir gemeinsam hinter einem politischen Konzept
und einer bestimmten Strategie stehen. Deswegen sind
wir mit Ihnen einig, wenn Sie sagen: Es muss bei allen
Einsätzen darauf geachtet werden – egal ob afghanische
Polizei, afghanisches Militär oder internationale Ge-
meinschaft –, dass es keine zivilen Opfer gibt. Ich
glaube, Sie werden keinen in diesem Hause finden, der
das nicht fordert.

Wir sind einig, wenn Sie die Forderung aufstellen,
dass man mit Respekt und Zurückhaltung gegenüber der
afghanischen Bevölkerung auftreten soll. Nicht ohne
Grund haben wir in den letzten Debatten hier darüber ge-
sprochen, dass wir nicht nur Einsatzregeln brauchen,
sondern dass wir für das Militär, das dort im Einsatz ist,
einen Verhaltenskodex brauchen, um sicherzustellen,
dass dessen Auftreten nicht dazu führt, dass man sich ge-
gen uns wendet, dass die Menschen vielmehr merken,
dass wir für sie arbeiten und dass wir für die Menschen
in diesem Land da sind.


(Beifall bei der FDP)


Wir sind auch einig, wenn es um die stärkeren An-
strengungen bei dem Aufbau und der Ausbildung von
Militär und Polizei geht. Hier gibt es gerade einen Fort-
schritt. Hinsichtlich der Ausbildung und des Aufbaus der
Polizei in Afghanistan beginnt demnächst eine europäi-
sche Mission, bei der wir als Bundesrepublik Deutsch-
land eine Führungsfunktion übernehmen. In diesem Zu-
sammenhang wird die Polizeiausbildung aufgestockt.
Auch hierbei gibt es breite Einigkeit in diesem Hause.
Wir hatten heute im Verteidigungsausschuss des Deut-
schen Bundestages den Innenminister zu Gast. Wir ha-
ben mit ihm sehr nachdrücklich darüber gesprochen,
dass mit diesen Anstrengungen nicht das Ende der Fah-
nenstange erreicht ist, sondern in diesem Punkt noch
mehr getan werden muss.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


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(C (D Ich möchte zum Schluss auf den Punkt kommen, bei em wir vielleicht Diskussionsbedarf haben. Über das erhältnis von ISAF und der Operation „Enduring reedom“ muss man natürlich reden, und zwar im Rahen der Debatte über die Mandatsverlängerung, die wir m Herbst dieses Jahres führen werden. Dies geschieht or dem Hintergrund, dass wir das ISAF-Mandat seit ktober letzten Jahres auf ganz Afghanistan ausgedehnt aben. Das heißt, es gibt Gründe, darüber zu sprechen, ie es zukünftig organisiert wird und wie das Verhältnis er beiden Mandate zueinander ist. Sie fordern, die deutsche Beteiligung an OEF in Afhanistan zu beenden. Das geht aber nicht einseitig, sonern nur in Kooperation und im Gespräch mit unseren artnern. Wenn Sie die deutsche Beteiligung an OEF benden wollen, müssen Sie die Fragen beantworten: Was assiert mit der Mission am Horn von Afrika? Was pasiert mit der Operation „Active Endeavour“? Wenn Sie fordern, das Nebeneinander von ISAF und EF zu beenden, dann müssen Sie die Frage beantwor en, wer die Aufgabe der Terrorismusbekämpfung, die m Augenblick von der Operation „Enduring Freedom“ bernommen wird, dann wahrnehmen soll. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


uch die Antwort auf diese Frage bleiben Sie schuldig.
Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Diese
ragen bedürfen einer intensiven Erörterung. Das wer-
en wir im Rahmen der kommenden Debatte zu leisten
aben.

Herr Trittin, Sie versuchen, den Eindruck zu erwe-
ken, als seien, wenn man die Beteiligung an OEF been-
et, auch alle Probleme verschwunden. Das ist zu ein-
ach.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diesen Eindruck würden wir nie erwecken wollen!)


eswegen sage ich sehr deutlich: Die Probleme sind klar
mrissen. Sie sind auch heute benannt worden. Sie wer-
en bleiben. Wir werden sie lösen müssen, so oder so.
ch denke, das deutsche Parlament sollte den Versuch
nternehmen, –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610230200

Frau Kollegin, darf ich Sie an Ihr Versprechen erin-

ern?


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1610230300

– dazu eine gemeinsame Position gegenüber der Re-

ierung zu entwickeln.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610230400

Nächster Redner ist der Kollege Rolf Kramer, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Rolf Kramer (SPD):
Rede ID: ID1610230500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau
Homburger, den Antrag, dessen Beratung Sie angemahnt
haben, beraten wir im Augenblick. Vielleicht ist das an
Ihnen vorbeigegangen, weil Sie wie ich bis eben im Un-
tersuchungsausschuss gesessen haben.

Die umfassende Bekämpfung des internationalen
Terrorismus mit politischen, wirtschaftlichen, polizeili-
chen, gesetzgeberischen und – wenn es im Einzelfall
notwendig ist – militärischen Maßnahmen bleibt – ich
denke, hier spreche ich im Namen der großen Mehrheit
dieses Hauses – auch fast sechs Jahre nach den Ereignis-
sen des 11. September 2001 eine der zentralen Heraus-
forderungen für die internationale Gemeinschaft.

Dabei ist Deutschland keinesfalls eine Insel der
Glückseligen. Die direkte Bedrohung durch Terroran-
schläge ist auch in Deutschland real. Die gescheiterten
Anschläge von Köln haben dies im vergangenen Jahr mit
Nachdruck bewiesen. Die internationalen Strukturen des
Terrors der al-Qaida sind noch nicht zerschlagen. Daran
haben auch die Erfolge beim Wiederaufbau der staatli-
chen Strukturen in Afghanistan und bei der Stabilisie-
rung der Region um das Horn von Afrika überhaupt
nichts verändert. Die internationale Gemeinschaft ist
weiterhin gefordert, dem internationalen Terrorismus
seine gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Basis
zu entziehen. Dazu gehört der ganzheitliche Ansatz, den
die Bundesregierung in der internationalen Diskussion
entschieden vertritt.

Zu diesem Ansatz gehörte und gehört auch der Ein-
satz militärischer Mittel. Dieser ist noch unverzichtbar –
leider, möchte man sagen. Dies erfordert von der Bun-
desrepublik die Bereitstellung ausgewählter militäri-
scher Fähigkeiten in einer multinationalen Koalition,
und zwar mit Zustimmung des Bundestages: sei es im
Rahmen von ISAF die Bereitstellung von Aufklärungs-
mitteln wie den Recce-Tornados, sei es im Rahmen von
OEF die Bereitstellung von Marineeinheiten zur Über-
wachung und Kontrolle der Seewege rund um das Horn
von Afrika. Ein nach dem Mandat möglicher Einsatz
von KSK-Kräften in Afghanistan ist seit langem nicht
mehr nachgefragt worden und findet demzufolge auch
nicht mehr statt. Auch der Antrag auf Rückzug von nicht
vorhandenen Truppen geht somit ins Leere.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Grundlage
des Einsatzes der Bundeswehr im Rahmen der Operation
„Enduring Freedom“ – des ersten Einsatzes, den der
Deutsche Bundestag im November 2001 angesichts der
Ereignisse in New York und Washington und auf Bitten
der internationalen Staatengemeinschaft beschlossen hat –
sind unter anderem die Resolutionen 1368 und 1373 des
UN-Sicherheitsrates, in denen die Anschläge vom
11. September 2001 noch im selben Jahr verurteilt wur-

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(C (D en und die Staatengemeinschaft zum aktiven Kampf egen den Terrorismus aufgefordert wurde. Der Auftrag des Mandats im Rahmen von OEF ist es, ührungsund Ausbildungseinrichtungen von Terroris en auszuschalten, Terroristen zu bekämpfen, gefangen u nehmen und vor Gericht zu stellen sowie Dritte daurhaft von der Unterstützung terroristischer Aktivitäten bzuhalten. Dieser Auftrag umfasst ausdrücklich auch eistungen zum Zwecke humanitärer Hilfe. Dieser Auf rag ist trotz aller Bemühungen zur Stabilisierung der Siuation in Afghanistan im Rahmen von ISAF noch nicht rfüllt. Die Bundesrepublik bleibt im Rahmen ihrer ündnisverpflichtungen gefordert, in Abhängigkeit on der jeweiligen Lage und mit Zustimmung des Bunestages militärische Fähigkeiten bereitzustellen. Aber OEF greift über Afghanistan hinaus. Gemeinam mit den NATO-Einsätzen im Rahmen der Operation Active Endeavour“ sollen am Horn von Afrika und im ittelmeer Terroristen der Waffennachschub abgeschnit en und die Seewege vor Anschlägen gesichert werden. eit Beginn dieser Mission sind die internationalen chifffahrtsrouten viel sicherer geworden – ein Erfolg, er sich auch daran ablesen lässt, dass der weltgrößte ersicherer von Reedereien, Lloyd’s in London, erstmals eit Jahren die Höhe der Versicherungsprämien gesenkt at. Ein zunehmendes Problem stellt die Abgrenzung der eiden Mandate OEF und ISAF in Afghanistan dar. uf Bitten der afghanischen Regierung haben die UN im erbst 2003 das bis dahin auf Kabul und Umgebung berenzte Engagement von ISAF auf ganz Afghanistan usgeweitet. Die NATO beschloss im Herbst 2004, diese usweitung schrittweise vorzunehmen. Nicht nur Afhanen, sondern auch Militärs und Entwicklungshelfer önnen kaum noch zwischen ISAF und OEF unterscheien. Nur zwischen den einzelnen Nationen machen viele fghanen noch einen Unterschied. Das wurde beispielseise daran deutlich, dass nach dem Anschlag vor drei ochen in Kunduz große Teile der Bevölkerung für den erbleib der Bundeswehr demonstriert haben. Die Frage ist jedoch – sie wird im Antrag der Grünen estellt –, ob dieses Nebeneinander von zwei unterchiedlichen Mandaten auf Dauer zweckmäßig ist. Lasen Sie uns die Frage, ob bzw. wie die inhaltliche Ausgetaltung des Mandats und der Umfang der von der undesrepublik bereitzustellenden Fähigkeiten veränert bzw. angepasst werden, nicht ad hoc, sondern im ahmen der im Herbst anstehenden Beratungen über ine Verlängerung des OEF-Mandats beraten. (Beifall bei der SPD – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb bringen wir den Antrag jetzt ein! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir beraten über ISAF, nicht über OEF!)


Vielen Dank. Wenn Sie eine Langzeitwirkung wollen,
aben wir möglicherweise Erfolg.

Sie wissen alle, dass innerhalb der Regierungskoalition
eit Ende vergangenen Jahres besondere Arbeitsgruppen
tabliert worden sind, in deren Zusammensetzung sich der






(A) )



(B) )


Rolf Kramer
ganzheitliche Ansatz unseres Afghanistanengagements
widerspiegelt. In meiner Fraktion hat die sogenannte
Taskforce Afghanistan den Auftrag, das Engagement
Deutschlands intensiv politisch zu begleiten und eigene
Vorschläge zu entwickeln. Erste Ergebnisse dieser Bera-
tungen – zumindest ist es bei der SPD so – werden der
Fraktion noch vor der Sommerpause vorgestellt werden.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die vorliegenden An-
träge der Fraktion Die Linke, wie im Bericht des feder-
führenden Auswärtigen Ausschusses vorgesehen, abzu-
lehnen. Ein sofortiger Ausstieg aus dem OEF-Mandat
würde weder für die Bevölkerung in Afghanistan noch
für die ISAF-Truppen ein Mehr an Sicherheit bedeuten.
Damit wäre auch der Ansatz, durch Stabilisierung und
Wiederaufbau staatlicher wie gesellschaftlicher Struk-
turen in dieser Region dem Terrorismus den Boden zu
entziehen, gefährdet.

Uns allen ist klar, dass der Wiederaufbau nur mit Be-
harrlichkeit und mit Geduld gelingen kann. Auf schnelle
Erfolge werden wir nicht hoffen können. Eine Ein-
schränkung des deutschen Engagements in Afghanistan
würde niemandem helfen. Im Gegenteil, wir würden die
afghanische Bevölkerung, die auf uns setzt, im Stich las-
sen. Der afghanische Außenminister hat Deutschland
erst kürzlich bei dem Außenministertreffen der G 8 in
Potsdam eindringlich um die Verlängerung des Bundes-
wehreinsatzes zur Stabilisierung seines Landes gebeten.
Diese Bitte sollte bei unseren Entscheidungen über die
Fortsetzung unseres Engagements Berücksichtigung fin-
den.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610230600

Ich gebe das Wort dem Kollegen Wolfgang Gehrcke,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610230700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Da mehrfach gesagt worden ist, man läge in der Beurtei-
lung nicht weit auseinander, und ich keinen Irrtum auf-
kommen lassen will, lege ich Wert darauf, zu sagen: Das
trifft für die Fraktion Die Linke nicht zu. Die Fraktion
Die Linke liegt mit den anderen Fraktionen des Bundes-
tages weit auseinander, und darüber muss man debattie-
ren.


(Beifall bei der LINKEN)


Meiner Fraktion und mir geht es um einen grundsätz-
lichen Richtungswechsel in der Afghanistanpolitik.
Ein solcher Richtungswechsel ist nicht ohne Abzug der
Truppen aus Afghanistan glaubhaft zu vermitteln.


(Beifall bei der LINKEN)


Kollege Schmidbauer, es ist ja nicht so, dass man sich
nicht die Frage stellt und dass man nicht hin und her
überlegt, was richtig und was möglicherweise falsch ist.

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(C (D ch höre immer das Argument: Wenn wir die Truppen urückziehen, bricht das Chaos aus. – Es tut mir leid: etzt herrscht das Chaos in Afghanistan, was Sie ja seler zugeben müssen und auch wissen, (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Ach! In welcher Welt leben Sie eigentlich?)


a deutsche Bundestagsabgeordnete nicht nach Afgha-
istan reisen dürfen, weil ihre Sicherheit nicht gewähr-
eistet ist. Was ist das anderes als Chaos und Gefähr-
ung?

Als zweites Argument wird gesagt – das halte ich für
in großes Problem, weil auch ich es nicht will –, dass
ann die Taliban zurückkommen. Ich habe nichts mit
en Taliban am Hut, ganz im Gegenteil. Ich frage mich
ber natürlich, was denn die Taliban nach sechs, sieben
ahren Krieg so stark gemacht hat, dass sie heute wieder
ie Sicherheit gefährden können. Ich sage: Das war der
rieg selbst.

Natürlich begrüße auch ich gerne die mühseligen
ortschritte, die es in der Bildung und für die Frauen
ibt. Bezüglich der Fortschritte für die Frauen müssen
ir vorsichtig sein, schließlich ist eine Abgeordnete des
arlaments aus dem Parlament herausgeprügelt worden.
uch das ist ja der heutige Zustand. Aber: Das, was ein-
etreten ist, ist mir nicht unwichtig.

Ich verkneife mir auch das Argument, dass ich den
etzigen Zustand sehr intensiv mit dem Zustand vergli-
hen habe, der in Afghanistan herrschte, als es dort vor
en Taliban linke Regierungen und Regime gab. Damals
ab es noch mehr Bildung und noch mehr Befreiung der
rauen. Das werden Sie ja nicht leugnen können.


(Beifall bei der LINKEN)


Den Wunsch von Jürgen Trittin, dass eine Friedens-
tabilisierung eintritt, halte ich für sehr vernünftig. Ich
age Ihnen aber: Es wird keine Friedensstabilisierung
eben, solange die Menschen in Afghanistan den Ein-
ruck haben, dass das Land besetzt ist, und solange die
enschen gegen die Besetzung kämpfen.


(Beifall bei der LINKEN – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Ich bin froh, dass Sie endlich einmal die Wahrheit sagen! – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Eindruck haben Sie im Norden nicht?)


as sind die Tatsachen, um die man nicht herumkommt.

Wenn man zu der Einschätzung gelangt, dass man
ich in einer Sackgasse befindet und dass die Afghanis-
anpolitik der Regierungen gescheitert ist – das trifft auf
ie vorangegangene rot-grüne und auch auf die jetzige
chwarz-rote Regierung zu –, dann muss man nach poli-
ischen Alternativen suchen und Signale setzen, durch
ie solche politischen Alternativen sichtbar werden.

Ich war schon immer der Auffassung, dass Deutsch-
and nicht am Hindukusch verteidigt wird. Ich glaube,
ass deutsche Soldaten und deutsche Tornados am Hin-
ukusch unser Land zum Teil eines Krieges gemacht ha-






(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
ben und dass auch wir in Afghanistan als Besatzer wahr-
genommen werden. Das ist die heutige Situation.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir alle wissen das, aber man muss es immer wieder
betonen: Krieg bringt Not, Leid, Elend, Tote und Ver-
letzte – das, was mit dem üblen Wort Kollateralschaden
immer abgetan wird. Ich möchte, dass weder Zivilisten
in Afghanistan – diese trifft es vor allen Dingen; das hat
auch Jürgen Trittin richtig beschrieben – noch Soldaten,
die sich in Afghanistan befinden, zu Schaden kommen.

Ich habe immer gesagt, dass wir unsere Differenzen
mit der Bundesregierung nicht auf den Rücken von Sol-
datinnen und Soldaten austragen werden, weil sie dort
eingesetzt sind. Ich möchte diese Soldatinnen und Solda-
ten vor unsinnigen Aufträgen der Bundesregierung und
des Parlaments verteidigen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen denke ich, dass es ein erster Schritt wäre, das
Mandat für die Operation „Enduring Freedom“ – OEF –
vom Horn von Afrika bis Afghanistan aufzukündigen
und auch das Mandat für das KSK in diesem Zuge zu be-
enden.

Ich will mich jetzt noch mit einem Argument ausei-
nandersetzen, um einfach nachzuweisen, dass hier nicht
korrekt argumentiert wird. Ich dürfte Ihnen gar nicht das
sagen, was Verschiedene hier gesagt haben, dass das
KSK nämlich gar nicht in Afghanistan ist. Das ist näm-
lich geheim.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht doch in der Zeitung!)


– Das steht in der Zeitung, aber als Abgeordnete dürften
wir das nicht sagen, weil das alles geheim ist. – Unter-
stellen wir aber einmal, dass es so ist und dass es zwei
Jahre lang nicht da war: Sie hätte aber das Mandat, je-
derzeit dort wieder eingesetzt zu werden. Das ist das Ar-
gument.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen muss man das Mandat aufheben, damit nie-
mand auf den Gedanken kommen kann, das KSK wieder
als Kampftruppe nach Afghanistan zu schicken. Das ist
der Kern des Arguments.

Genauso wenig möchte ich, dass die Tornados dort
bleiben; darüber werden wir im September zu diskutie-
ren haben. Ich füge hinzu: Ich möchte Tornados weder
am Hindukusch noch über Heiligendamm. Ich halte es
für eine große Zumutung, dass dort Tornados eingesetzt
worden sind.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Jetzt wollte ich mich eigentlich ganz direkt an die
Kollegen Niels Annen und Jürgen Trittin wenden. Ich
habe mir die Fernsehsendung „Sabine Christiansen“ sehr
genau angeschaut, in der ihr mit Oskar Lafontaine debat-
tiert hattet. Jürgen Trittin und Niels Annen, der jetzt
nicht anwesend ist, haben in dieser Sendung überein-
stimmend gesagt, sie wollten dafür eintreten, dass OEF

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(C (D eendet werde. Die Grünen haben einen Antrag vorgeegt, in dem Entsprechendes steht. Wenn man zu einer olchen Beurteilung kommt, sollte man allerdings keine erknüpfung von OEF und ISAF vorschlagen, sondern erlangen, das Mandat für OEF komplett zu beenden. ch möchte auch das ISAF-Mandat beenden; das wissen ie. Im Regierungsantrag jedoch steht kein einziges ort von dem, wofür Niels Annen eintreten wollte. Es st Ihre Glaubwürdigkeit, die Sie aufs Spiel setzen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ir haben hier einen klaren Antrag gestellt, dem man
ustimmen kann. Dann muss man sich entscheiden, ob
an dies will oder nicht.

Die letzten Sekunden meiner Redezeit verwende ich
uf eine Frage, die Sie vielleicht als nicht zum Thema
ehörend empfinden werden. Sie gehört aber zu diesem
hema. In dieser Woche ist veröffentlicht worden, dass
er internationale Waffenhandel seit 2002 um
0 Prozent angestiegen ist und Deutschland sich auf den
ritten Platz geschoben hat. Ein Klima des Krieges ge-
en den Terror ist ein Klima, in dem der internationale
affenhandel boomt. Deswegen muss man eine andere

olitik einleiten. Dazu ist die Bundesregierung leider
icht in der Lage.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Der Antrag der Koalitionsfraktionen hat einen ver-
ünftigen Feststellungsteil, in dem die Probleme richtig
eschrieben sind.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610230800

Herr Kollege – –


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610230900

Ich komme zum Schluss. – Der Teil aber, in dem

teht, was der Bundestag entscheiden soll, weist über-
aupt keinen einzigen neuen Gedanken auf und reicht
eute nicht mehr aus.

Danke sehr.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610231000

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

ollegen Schmidbauer.


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1610231100

Frau Präsidentin! Lieber Herr Kollege Vorredner, Sie

aben mich angesprochen. Ich will nur zu Ihren Bemer-
ungen betreffend das Chaos und die Situation vor der
eutigen Situation, in der wir uns engagieren, etwas sa-
en. Wenn Sie dieses geschundene Land, das jahrzehnte-
ang mit Krieg überzogen worden ist und dessen Regime
n einem Fußballstadion und anderswo Menschen zu
ausenden umgebracht hat, mit dem heutigen Afghanis-

an vergleichen und dann in Bezug auf die Gegenwart
on Chaos reden und sich nach der, wie Sie sagen, sei-






(A) )



(B) )


Bernd Schmidbauer
nerzeitigen freiheitlichen Ordnung in diesem Land zu-
rücksehnen, dann muss ich Ihnen sagen, dass Ihnen in
den letzten Jahren einiges entgangen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich kann vielerlei Argumentationen verstehen. Aber
der jetzt eingeleitete Prozess – Parlamentswahl, Wahl
des Präsidenten, also die Legitimation einer Regierung,
und der Versuch, Mindeststandards in diesem Land zu
erreichen – widerspricht Ihrer Aussage völlig. Sie haben
heute Morgen doch auch gehört, was Frau Kollegin
Wieczorek-Zeul über den Ausbau von Schulen und an-
dere Fortschritte gesagt hat. Dies ist ganz bestimmt nicht
der Himmel auf Erden. Aber im Vergleich dazu, dass
Menschen früher von ihrem Regime mitten in der Stadt
umgebracht wurden, ist einiges erreicht worden. Daher
sollten Sie einmal objektiver an diese Situation herange-
hen.

Die Situation ist schwierig; das ist wahr. Wir haben
keinen Kurzsprint, sondern einen Marathonlauf zu ab-
solvieren. Aber eines müssen wir begreifen: Ohne die
Verdienste unserer Soldatinnen und Soldaten wäre man
in Afghanistan zu keiner Form von Befriedung gekom-
men. Wir dürfen nicht schlapp machen und aus lauter
Angst die Verantwortung abgeben. Es ist ja so einfach
und populistisch, davon zu sprechen, dass man aufhören
und eine Exit-Strategie entwickeln wolle. Inzwischen se-
hen wir, dass die Tornados die Lage eher stabilisieren als
destabilisieren. Hier müssen also zwei Seiten einer Me-
daille betrachtet werden. Deshalb ist mir unser Engage-
ment auch im Interesse der Menschen in diesem Land
lieber.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610231200

Sie dürfen antworten, Herr Kollege Gehrcke.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610231300

Kollege Schmidbauer, es gibt Menschen, die für sich

gern die Eigenschaft der Unerschrockenheit in Anspruch
nehmen. Ich nähme für mich lieber Erschrockenheit und
außerdem ein Stückchen Nachdenklichkeit in Anspruch.

Da ich die Substanz Ihrer Argumentation kenne, un-
terstelle ich, dass Sie mich falsch verstanden haben. Ich
habe das Talibanregime – die Taliban sind eine Erfin-
dung der CIA; das muss man einmal hinzusetzen, weil es
einfach wahr ist –


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was ist das für ein Unsinn?)


immer politisch bekämpft.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Mit der Roten Armee?)


Ich hielt es für ein unmenschliches, brutales Regime. Es
war ein Mörderregime, mit dem man keinerlei Sympa-
thie empfinden kann und empfinden darf. Das ist eine
völlig klare Position.

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(C (D Ich sage: Ohne einen Rückzug entsteht zumindest bei eiten Teilen der Bevölkerung in Afghanistan der Einruck, sie wären ein besetztes Land, was sie nicht wollen. Das mussten schon die Engländer lernen, das haben ie Sowjets lernen müssen, das werden auch die USA leren müssen, und wir werden es mit ihnen lernen müssen. Ich habe den Eindruck, dass all das, was man zur riedensstabilisierung macht, ohne einen Rückzug, ohne in Zeichen, dass dies beendet wird, nicht greift. Desween ist der Abzug nicht gefährlich, ist er nicht die Auslöung eines Chaos – Chaos ist, wenn Krieg geführt ird –, sondern ist der Abzug der Weg, um überhaupt ine friedliche Lösung möglich zu machen und in dieem Lande zu implementieren. Das ist meine Antwort. Wir sollten uns da nicht falsch erstehen. Solche Mörderregime wie die Taliban und anere: mit mir nicht. Ich gebe das Wort dem Kollegen Hans Raidel, CDU/ SU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Zuallererst möchte ich mich bei unseren Soldaen bedanken, die in Afghanistan keinen leichten Dienst un. Das hat heute hier noch keiner getan. Ich bin sicher, ch darf das für Sie alle hier nachholen. Liebe Freunde, wir können natürlich mit allem, was ir hier sagen, die Stammtische bedienen. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ich bin selten am Stammtisch!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610231400
Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1610231500

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

as versuchen Sie im Grunde genommen auch, aber
einer Auffassung nach nehmen Sie damit keine verant-
ortungsvolle Position ein. Wenn Sie den Kollegen
rittin aus der Sendung von Christiansen zitieren, dann
itieren Sie doch bitte auch Ihren Kollegen Lafontaine,
er in derselben Sendung gesagt hat, Soldaten seien Ter-
oristen. Das weise ich mit Entschiedenheit zurück.


(Widerspruch des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


Das hat er gesagt; ich habe es gehört, und ich weise es
it Entschiedenheit zurück, im Sinne der Glaubwürdig-

eit unserer Soldaten.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

Ich höre eigentlich immer nur Hilferufe aus Afgha-

istan. Die afghanische Bevölkerung sagt: Lasst uns
icht im Stich, bleibt bei uns, setzt alle diese Aufgaben
ort, die hier bereits beschrieben worden sind.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Wer? Der Karzai?)


Karzai ist immerhin der demokratisch gewählte Vertre-
er.






(A) )



(B) )


Hans Raidel

(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Der Stadthalter von Kabul, aber nicht von Afghanistan!)


– Und Sie wissen da ganz genau Bescheid, Herr Kol-
lege? Sie können das beurteilen?


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Nicht nur ich! – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das weiß doch jeder!)


– Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich so umfassend
können, wie Sie es behaupten.

Ich glaube, dass es zu unserem Einsatz in Afghanistan
tatsächlich keine Alternative gibt, dass unsere Hilfe wei-
ter gebraucht wird. Das gilt auch für die anderen Staaten,
die sich gemeinsam dem Aufbau und dem Antiterroris-
muskampf verschrieben haben. Wir haben die ISAF für
Hilfe zum Aufbau des Landes, und wir haben insbeson-
dere OEF zur Terrorismusbekämpfung.

Wer nun fordert, OEF müsse das Mandat auslaufen
lassen, wer sagt, die Beteiligung sei aufzukündigen, der
muss nach meiner Auffassung natürlich auch den Leuten
bei uns an irgendeiner Stelle die Wahrheit sagen; denn
mit einer solchen Entscheidung würde die Terrorgefahr
in Deutschland und Europa nicht verringert. Vielmehr
legten die Terroristen einen Rückzug als Schwäche aus
und fassten ihn als Aufmunterung auf. Man sollte diese
Dinge dann bitte ganz bis zu Ende denken. Außerdem
würden die Aufgaben von OEF sich nicht erledigen. Ir-
gendjemand, also möglicherweise ISAF, müsste genau
diese Aufgaben weiterhin wahrnehmen. Darüber hinaus
sind ISAF und OEF bereits miteinander verzahnt. Das
heißt, ISAF geht nicht ohne OEF und umgekehrt.

Außerdem möchte ich einer verbreiteten Auffassung
widersprechen. Es ist nicht so, dass ISAF die gute und
OEF die schlechte Mission ist. Eine solche Bewertung
ist meiner Ansicht nach unangemessen und entspricht
nicht der Realität.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diejenigen, die fordern, das Nebeneinander von
ISAF und OEF in Afghanistan zu beenden, sollten be-
denken, was das bedeutet. Das bedeutet die Ausweitung
der ISAF-Mission auf Gesamtafghanistan und damit den
Einsatz der Bundeswehr im ganzen Land. Das kann
nicht in unserem Interesse liegen.

Vorhin wurde darauf hingewiesen, dass im Herbst die
Verlängerung des Mandates ansteht. Was bedeutet das?
Wie Sie wissen, wollen unsere Partner bei der ISAF-
Mission einen anderen Zuschnitt des Mandats. Wir soll-
ten derzeit nichts tun, was anderen Konstellationen als
dem Einsatz Deutschlands im Norden Vorschub leistet.
Das sollten wir uns verkneifen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610231600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Trittin?


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1610231700

Gerne.

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(C (D Herr Kollege, ich wollte nicht den Eindruck von gu en und bösen Militärmissionen entstehen lassen. Vielehr möchte ich Sie fragen: Sehen Sie es nicht auch als in Problem – übrigens nicht nur als politisches, sondern uch als rechtliches Problem – an, dass es für das Vorgeen der OEF in Afghanistan keine Vereinbarung zum eispiel mit der afghanischen Regierung gibt? Anders ls bei ISAF gibt es keine solche Vereinbarung. Sehen Sie es nicht auch als ein Problem an, dass im perationsgebiet von ISAF militärische Operationen tattfinden, von denen die Verantwortlichen bei ISAF ichts wissen, sondern nur wie in dem aktuellen Fall das ist aber kein Ausnahmefall – im Nachhinein erfah en, wenn etwas schief geht? Sehen Sie nicht in dem Neeneinander von zwei völlig unterschiedlichen Konzepen – einem zivil-militärischen Konzept wie ISAF und inem Konzept der Terrorismusbekämpfung ohne jede bstimmung – ein Problem und auch eine Gefährdung nserer Soldaten? Sie haben festgestellt, dass Sie beide Missionen an angs für richtig und notwendig gehalten haben. Das ist ie Basis. Im Laufe einer Entwicklung hat man dann ein chrittfolgekonzept entwickelt, das selbstverständlich mmer wieder zu überprüfen und neu zu justieren ist. In inem Teil ist vielleicht etwas herauszunehmen und in inem anderen etwas zu ergänzen. Das ist das übliche andling. Insoweit stimmen wir überein, dass die gan en Konzepte unter Berücksichtigung aller Fragen, die ie zum Teil bereits angesprochen haben, neu justiert erden müssen. Aber dass Wiederaufbau und Terrorismusbekämpung mit den dafür benötigten Instrumenten weiterhin erorderlich sind, wird sicherlich niemand ernsthaft betreiten. Auch Sie haben das im Grunde genommen nicht etan. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das nicht nur als berschrift in den Raum stellten. Erarbeiten Sie uns och eine kleine Vorlage – das können Sie schließlich ut –, aus der hervorgeht, was Sie in technischer Hinicht im Einzelnen damit meinen, damit wir nachvollzieen können, worum es Ihnen geht. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir gerne!)

Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610231800
Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1610231900

Herzlichen Dank für Ihren Hinweis.

Es geht jetzt um Folgendes: Erstens liegt die Stabili-
ierung Afghanistans im internationalen Interesse wie
uch im deutschen Sicherheitsinteresse. Das wird sicher-
ich niemand in diesem Hause bestreiten. Falls doch, sa-
en Sie es bitte.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das nützt auch nichts, wenn wir es sagen!)


Zweitens werden wir diese Missionen noch über
ahre hinaus bestreiten müssen – auch das ist sicherlich
nbestreitbar –, wenn die Hilfe im dargestellten Sinne
irken soll. Auch dass wir einen Mix von zivilen und






(A) )



(B) )


Hans Raidel
militärischen Maßnahmen brauchen, dürfte unbestritten
sein. Dass bei der Implementierung die zivilen Kräfte
eine größere Rolle spielen müssen als die militärischen,
haben wir klarzustellen versucht. Das Militär kann den
Rahmen setzen und mithelfen, damit die zivilen Instru-
mente greifen und wirken können.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich das bestreite!)


Wir haben einen guten Ansatz, Stichwort „vernetzte
Sicherheit“. Im Verteidigungsausschuss sind wir uns
alle einig, dass wir versuchen müssen, diesen guten An-
satz mit festem Rahmen umzusetzen, und dass die afgha-
nische Bevölkerung diesen Ansatz als vertrauensbil-
dende Maßnahme weitestgehend akzeptiert hat.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610232000

Herr Kollege, ich möchte Sie an Ihre Redezeit erin-

nern.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1610232100

Ich weiß. Ich bitte noch um eine halbe Minute.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610232200

Nein, ich gebe keine halbe Minute mehr. Sonst ziehe

ich das Ihrem Kollegen von der Redezeit ab, Herr Kol-
lege Raidel.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1610232300

Letzter Satz. Wir lehnen die Anträge von den Linken

ab, weil sie konzeptionslos sind, uns eher schaden, den
Afghanen nicht wirklich helfen sowie unsere Positionen
in der NATO, der EU und der UNO eher schwächen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610232400

Herr Kollege, Sie haben auch die halbe Minute über-

schritten. Ich bitte Sie, jetzt zum Ende zu kommen.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1610232500

Wir lehnen daher Ihren Antrag, meine Damen und

Herren von der Linken, ab, weil er nicht konsequent und
logisch zu Ende gedacht ist.

Vielen Dank für Ihre Geduld, Frau Präsidentin. Danke
herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610232600

Nächster Redner ist der Kollege Gert Winkelmeier.


Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610232700

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich beginne mit einem Zitat aus einem Schreiben des mi-
litärischen Beraters der Bundesregierung in Kabul, das
in der letzten „Monitor“-Sendung verlesen wurde:

Ich gerate zunehmend in Widerspruch zu dem, wie
die eigenen westlichen Truppen in Afghanistan
agieren … Es ist unerträglich, dass unsere Koali-
tionstruppen und ISAF inzwischen bewusst Teile
der Zivilbevölkerung und damit erhoffte Keime der

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(C (D Zivilgesellschaft bekämpfen. Die Paschtunen müssen dies als Terror empfinden. n diesem an den Bundesaußenminister gerichteten Brief estätigt der Offizier genau unsere Warnungen, dass sich er völkerrechtswidrige Krieg im Rahmen von OEF und ie Stabilisierungsmission ISAF, die wir für politisch alsch halten, zunehmend angleichen und vermischen, nd zwar besonders seit dem Tornadoeinsatz. Dass die evölkerung vor Ort das so wahrnimmt, kann gar nicht nders sein. Der gesamte Afghanistaneinsatz ist zum cheitern verurteilt. Das sagen viele Fachleute von den ilfsorganisationen, auch der Experte Peter Schollatour. (Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es ist unbestreitbar, dass er ein Experte ist. – Was tut
ie Bundesregierung? Sie redet die Lage schön.

Weiter schreibt dieser militärische Berater mit Sitz in
er Deutschen Botschaft in Kabul:

Ich stelle dabei zunehmend fest, dass die militäri-
sche Lage unzulässig geschönt dargestellt wird.
Auch deutsche Generäle beschönigen oder ver-
schweigen eigene Probleme.

inzu kommt: Die Bundesregierung vernachlässigt
röblich ihre Fürsorgepflicht. Den KSK-Soldaten wurde
001 unter anderem der Auftrag erteilt, „Terroristen ge-
angen zu nehmen“, vergleiche Drucksache 14/7296.
or kurzem kam endlich ein Befehl von Staatssekretär
r. Wichert, und zwar am 26. April 2007. Also fast

echs Jahre nach Beginn dieses Auslandseinsatzes wird
en Bundeswehrsoldaten Rechtssicherheit gegeben. Der
efehl untersagt, Gefangene an Drittstaaten zu überge-
en, die keine menschenrechtlichen Mindeststandards
inhalten. Wir können nur ahnen, was in der Zwischen-
eit war.

Noch einmal der Offizier aus Kabul:

Es gibt keine Entschuldigung für das durch unsere
westlichen Militärs erzeugte Leid unter den unbe-
teiligten und unschuldigen Menschen.

ch sage: Daran dürfen wir uns nicht länger beteiligen.
enn Sie sich wirklich um Afghanistan verdient machen
ollen, gibt es nur einen Weg: Richten Sie eine zweite
etersbergkonferenz ein! Bringen Sie alle Konfliktpar-

eien an einen Tisch, auch die afghanischen Taliban, ge-
auso wie es der evangelische Kirchentagspräsident
einhard Höppner und das afghanische Parlament for-
ern! Unterstützen Sie die Regierung Karzai, die dieses
estreben nach einem runden Tisch ebenfalls hat! Been-
en Sie den Militäreinsatz!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610232800

Nächster Redner ist der Kollege Detlef Dzembritzki,

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1610232900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier im Plenum über
Afghanistan diskutieren, aber manchmal habe ich den
Eindruck, dass es unwahrscheinlich schwer ist, zu einem
Austausch von Argumenten zu kommen. Wenn ich nach
links schaue, dann muss ich wohl die Hoffnung aufge-
ben. Kollege Schmidbauer hat schon auf die Aussage
über das Chaos geantwortet. Herr Gehrcke, Ihre Inter-
pretation und Ihr Versuch, die Okkupationen der Englän-
der und der Sowjets mit dem zu vergleichen, was seit
2001/2002 in Afghanistan durch die internationale Ge-
meinschaft wahrgenommen wird, sind schon gespenstig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Aber noch gespenstiger wird es, wenn Sie vermitteln
wollen, dass Sie das absolute Wissen haben, und wenn
Sie all jenen, die sich letztendlich aus humanitären
Gründen für eine Militäraktion ausgesprochen haben,
diese Motivation absprechen, andererseits aber sagen
– ich habe mir das notiert –, dass Sie mit einem Mörder-
regime wie den Taliban nichts am Hut haben. Nun frage
ich Sie: Wie gehen Sie eigentlich gegen Mörder vor?
Wie wollen Sie verhindern, dass weiter gemordet wird?
Ich habe das an anderer Stelle im Zusammenhang mit
dem Staudamm gesagt. Das Technische Hilfswerk allein
wird das nicht regeln können. Wenn Sie sich hier hinstel-
len und erklären, Sie wollten mit Mördern nichts zu tun
haben, dann müssen Sie wenigstens den Versuch unter-
nehmen, eine entsprechende Antwort zu geben. Es ist
aus meiner Sicht wenig glaubwürdig, wenn Sie sagen,
das Militär solle abgezogen werden.

Ich bin sehr dankbar, dass wir heute Abend nicht nur
die Anträge der Linksfraktion und der Grünen diskutie-
ren, sondern dass auch der Entschließungsantrag Ihrer
Fraktion, Frau Kollegin Homburger, auf die Tagesord-
nung gesetzt wurde und dass wir unsere Gemeinsamkeit
in dieser wichtigen Grundsatzfrage unterstreichen kön-
nen.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber für unseren Antrag seid ihr in Wirklichkeit auch dankbar!)


– Lieber Kollege Nachtwei, mit Ihnen und über Ihren
Antrag kann man durchaus diskutieren. Nur, mein Ein-
druck ist, dass allein der Flaggenwechsel, der beabsich-
tigt ist, das Problem, das Sie angesprochen haben, nicht
lösen wird.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Da hat er recht! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Flaggenwechsel, eine Strategieänderung!)


– Lieber Herr Trittin, eines der Probleme ist doch, dass
wir bestimmte Schwierigkeiten nicht tatsächlich benen-
nen. Wir wissen alle, wo wir Schwierigkeiten haben,
nämlich dass es bisher nicht – ich sage das ganz vorsich-
tig – optimal gelungen ist, im Bündnis das gemeinsame
Vorgehen so abzustimmen, dass Verwerfungen vermie-
den werden können. Allein die Umformulierung oder
der Rückzug aus der OEF lösen das eigentliche Problem

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(C (D icht. Wir müssen fairerweise feststellen, dass es in fghanistan Regionen gibt, in denen unterschiedlich orgegangen werden muss bzw. in denen unterschiedlihe Herausforderungen zu meistern sind – auch im miliärischen Sinne –, und dass wir unterschiedliche Antorten brauchen. Auch wenn wir jetzt nur das ISAFandat hätten, würden wir eine Antwort auf die Bedro ung geben müssen, die im Süden anders aussieht als im orden. Ich warne davor, Entscheidungen zu treffen, beor man die Konsequenzen durchdacht hat. Das wird an weiter diskutieren müssen. Ich bin im Augenblick icht in der Lage, eine wirklich abgesicherte Antwort zu eben. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also war unser Antrag doch hilfreich!)


Ja, ich habe das schon gelesen.

Aber wenn man sich das alles betrachtet, dann wird
an wieder sehr schnell bei der Grundaussage sein, die
err Schmidbauer anhand unseres Entschließungs-

ntrags hier schon formuliert hat, nämlich dass der Ein-
atz in Afghanistan nicht unter militärischen Gesichts-
unkten zu sehen ist, sondern unter politischen und
ntwicklungspolitischen Gesichtspunkten,


(Beifall bei der SPD)


nd dass wir sehen müssen, wie wir diese Herausforde-
ung meistern und wie wir erfolgreicher werden können.
m Entschließungsantrag sind die problematischen
unkte benannt; auch Herr Schmidbauer hat sie aufge-
ählt.

Kolleginnen und Kollegen, wir müssten uns doch viel
ehr Zeit nehmen, um uns mit den eigentlichen Proble-
en, etwa mit Korruption, zu beschäftigen. Es wurden

nstitutionen wie ein Parlament geschaffen. Auch gibt
s eine Regierung. Wenn wir ehrlich sind, dann müssen
ir doch zugeben, dass wir über Entscheidungen, die
om Parlament getroffen werden, zutiefst betroffen sind.
ch denke zum Beispiel an das Amnestiegesetz und an
as Mediengesetz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das große Dilemma ist für mich Folgendes – darüber
üssen wir miteinander offen diskutieren –: Einerseits

agen wir, dass wir Afghan-Ownership, also die Eigen-
erantwortlichkeit Afghanistans, unterstützen wollen,
nd andererseits sehen wir, dass diese Eigenverantwort-
ichkeit so wahrgenommen wird, dass die Vereinbarun-
en, die im Afghanistan Compact in London getroffen
orden sind, nicht eingehalten werden. Wir wollen si-

herstellen, dass Menschenrechte eingehalten werden
nd dass sich eine Demokratie entwickelt.

Ich wage sehr zu bezweifeln, dass zum Beispiel das
erbot der Pressefreiheit mit den getroffenen Vereinba-

ungen im Einklang steht. Also sind doch wir, die inter-
ationale Gemeinschaft, gefordert, den Dialog zu su-
hen. Wenn wir diesen Dialog möglicherweise zum Tabu
rklären, dann werden wir an dieser Stelle Probleme be-
ommen, die aus meiner Sicht größer sein werden als
ich will dieses Problem nicht verniedlichen – die per-






(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki
manente Diskussion über militärische Fragen. Dieser
Dialog ist die eigentliche Herausforderung.

In der heutigen Ausschusssitzung ist die Frage der
Sicherheit in Kunduz, in Masar-i-Scharif und in Faiza-
bad diskutiert worden. Ich habe inzwischen versucht,
mich ein Stückchen sachkundiger zu machen. Wir erle-
ben im Augenblick – all das muss man im Zusammen-
hang mit dem Prozess nach dem Zusammenbrechen Af-
ghanistans sehen – heftige Auseinandersetzungen
innerhalb von Gruppierungen Afghanistans. Im Norden,
in der Dostomregion, findet im Augenblick offensicht-
lich eine Auseinandersetzung statt, und es ist unklar, wer
dort die Oberhand behalten wird.

Auch hier stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten
wir, die internationale Gemeinschaft, haben, diese Aus-
einandersetzung nicht nur zusehend zu begleiten. Wie
geht man zum Beispiel damit um, dass ein General-
staatsanwalt, der Korruption bekämpfen will, sofort auf
die Liste derjenigen gesetzt wird, die nicht mehr zu den
geachteten Personen in Afghanistan zählen? Wie schaf-
fen wir es, dafür zu sorgen, dass rechtsstaatliche Struktu-
ren entstehen, sodass Verlässlichkeit und Bekämpfung
von Korruption an der Tagesordnung sind? Auch das
Parlament sollte sich an den Grundsätzen der Rechts-
staatlichkeit, der Pressefreiheit und der Humanität orien-
tieren. Dazu gehört all das, was mit Sicherheit, zum Bei-
spiel mit Polizeiausbildung, zu tun hat.

Mich würde viel mehr interessieren – ich habe das
auch heute im Ausschuss gesagt –, einmal eine Diskus-
sion darüber zu führen, wie der Bildungsplan des Bil-
dungsministers Atmar umgesetzt werden kann. Dieser
Bildungsminister hat wirklich aus eigener Verantwor-
tung – da ist Afghan-Ownership praktiziert worden –
deutlich gemacht, dass 140 000 Lehrerinnen und Lehrer
gebraucht werden. Sicherlich müssen wir schauen, wie
die entsprechenden Millionen- oder Milliardenbeträge
aufgebracht werden können.

Mein Problem ist nur – das sollte unser Problem sein –,
dass ständig davon gesprochen wird, dass vonseiten der
USA noch einmal 2 Milliarden Euro zur Verfügung ge-
stellt werden und dass die Europäische Union noch ein-
mal eine dreistellige Millionensumme bereitstellt. All
das steht auch in den afghanischen Zeitungen. Die Bür-
gerinnen und Bürger fragen allerdings: Wohin fließt die-
ses Geld eigentlich?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das diskutieren Sie einmal mit der KfW!)


– Ja, ja.

Es gibt also im Grunde ein Vakuum. Wir müssen den
Finger in diese Wunde legen, und wir müssen schauen,
dass es zu einer größeren Effektivität kommt, zu einer
größeren Sichtbarkeit der Ergebnisse internationalen
Tuns und zu einer Situation, die die Menschen in Afgha-
nistan tatsächlich als Erfolg wahrnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Bernd Schmidbauer [CDU/CSU])


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(C (D adurch entsteht Vertrauen, und dadurch schaffen wir s, einen Prozess in Gang zu setzen, der Rechtsstaatlicheit und auch Chancen zur persönlichen Entwicklung sihert, was im Augenblick von vielen Menschen nicht geehen wird. Meine herzliche Bitte lautet, dass wir uns verstärkt nd intensiv um den zivilen Aufbau, um den Dialog mit arlament und Regierung bemühen. Wir haben natürlich in starkes Interesse daran, dass unsere Vorstellungen on Humanität, von Menschlichkeit und von rechtsstaaticher Verlässlichkeit im Grundsatz umgesetzt werden. as heißt nicht, dass unser System eins zu eins überommen wird; aber es heißt schon, dass die Menschenürde anerkannt und beachtet wird. In diesem Sinne offe ich auf Gemeinsamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610233000

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

r. Wolf Bauer, CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Wolf Bauer (CDU):
Rede ID: ID1610233100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Wir hatten in unserer Frak-
ion vereinbart, auch den Entwicklungspolitikern hier
inen entsprechenden Spielraum zu geben, um die Be-
eutung der Entwicklungspolitik auch speziell für Af-
hanistan herauszustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ch hoffe nur, dass das Zusammenschrumpfen der Rede-
eit auf zwei oder drei Minuten diese Bedeutung nicht in
rgendeiner Weise negativ beeinflusst.

Wir sind davon überzeugt, dass eine Stabilisierung
nd Befriedung Afghanistans ohne zügigen Wiederauf-
au und ohne eine nachhaltige Entwicklung des Landes
infach nicht denkbar ist. Auch die Ermordung der bei-
en Schulmädchen gestern hat gezeigt, dass Sicherheit
nd Entwicklung zwei Seiten einer Medaille sind. Nur
enn Sicherheit und Entwicklung zusammen gewähr-

eistet sind, können wir erfolgreich sein in unseren An-
trengungen, zu einem vernünftigen und guten Afgha-
istan zu kommen.

Schule und Sicherheit sind eigentlich zwei typische
eispiele. Es hat wenig Sinn, Schulen zu bauen, wenn es
uf der anderen Seite zum Beispiel keine Gewähr dafür
ibt, dass gemischte Klassen unterrichtet werden können
nd insofern Vernünftiges für den Aufbau des Landes
etan werden kann.

Ich hätte an dieser Stelle gern von den Erfahrungen
rzählt, die ich gemeinsam mit Herrn Dr. Neudeck und
nserem Kollegen Arnold Vaatz im vorigen Jahr bei der
inweihung einer Schule gemacht habe. Es ist eine Stif-

ung unserer CDU/CSU-Fraktion, und wir haben sie na-
ürlich „Konrad-Adenauer-Schule“ genannt.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Wolf Bauer
Wir hatten fantastische Erlebnisse im vorigen Jahr, und
ich war begeistert von diesem Land und von diesen
Menschen. Wir hatten für dieses Jahr eine weitere Reise
geplant – das wurde vorhin schon angesprochen –, um
uns die Fortschritte anzusehen, aber leider war das we-
gen des hohen Sicherheitsrisikos nicht möglich. Ich
hoffe sehr, dass wir diese Reise bald nachholen können;
denn ich bin davon überzeugt, dass wir gerade wegen
dieser Risiken jetzt noch mehr Anstrengungen unterneh-
men müssen, um den Afghanen zu helfen.

Wir müssen vor allem mit Partnern vor Ort Projekte
erarbeiten, die direkt der Bevölkerung zugutekommen,
und wir müssen sie dann auch kurzfristig durchführen.
Wir müssen besonders im ländlichen Raum noch mehr
in den Aufbau mittelständischer Strukturen investieren,
nicht zuletzt auch, um Arbeitsplätze zu schaffen. Wir
müssen helfen, die gesamte Infrastruktur zu verbessern,
um der Bevölkerung das Gefühl zu geben, dass sie nicht
allein gelassen wird. Im Ergebnis müssen wir erreichen,
dass die afghanische Bevölkerung wirklich spürt, dass
sie ein besseres Leben erwarten kann, als es unter den
Taliban möglich war.

Dass unsere Bemühungen auf fruchtbaren Boden ge-
fallen sind, haben wir im Norden Afghanistans erlebt.
Ich hatte mir natürlich auch ein Lob und Anerkennung
für unsere Entwicklungshelfer und für unsere Soldaten
aufgeschrieben, auch für deren Familien, die hier zu
Hause das Ganze mittragen müssen.

Bei allen Erfolgen, trotz der Erhöhung unserer
Finanzmittel für Afghanistan um 20 Millionen Euro und
trotz des lobenswerten Engagements unserer Aufbauhel-
fer und Soldaten vor Ort, gibt es nach wie vor zahlreiche
Probleme und Gefahren, die kurzfristig nicht gelöst wer-
den können. Der Drogenanbau ist genannt worden, aber
auch religiös-fundamentalistisch motivierte Gewalt oder
Korruption behindern und sabotieren unsere Wiederauf-
baubemühungen.

Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, müs-
sen wir auch von der afghanischen Regierung und von
den afghanischen Behörden mehr Engagement einfor-
dern. Wir können sie unterstützen bei der Ausbildung
der Polizei und bei ähnlichen Dingen, aber sie müssen
auch von sich aus deutlicher zeigen, dass sie die Lage in
den Griff bekommen wollen. Wir können ihnen helfen,
staatliche Autorität aufzubauen, aber sie müssen sie
letztendlich selbst umsetzen.

Meine Damen und Herren, zu dem aufgezeigten Weg,
so schwierig er ist, gibt es keine Alternative; denn nur so
können wir Erfolg haben und den Menschen in Afgha-
nistan helfen auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610233200

Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird

vorgeschlagen, den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die

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(C (D rünen auf Drucksache 16/5587 mit dem jetzt lautenden itel „Für einen sicherheitspolitischen Kurswechsel in fghanistan – Nebeneinander von ISAF und OEF beenen“ an die in der Tagesordnung aufgeführten Auschüsse zu überweisen. Gibt es dazu anderweitige Vorchläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die berweisung so beschlossen. Tagesordnungspunkt 9 b. Beschlussempfehlung des uswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion ie Linke mit dem Titel „Einsatz des Kommandos pezialkräfte in Afghanistan beenden“. Der Ausschuss mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druckache 16/5309, den Antrag der Fraktion Die Linke auf rucksache 16/4674 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Gegentimmen der Fraktion Die Linke mit den Stimmen des anzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 9 c. Abstimmung über die Bechlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu em Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Das andat für die Operation Enduring Freedom beenden – insätze des Kommandos Spezialkräfte in Afghanistan instellen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 16/5314, den Antrag er Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/121 abzulehen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempehlung ist bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke it den Stimmen des restlichen Hauses angenommen. Zusatzpunkt 2. Abstimmung über die Beschlussempehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschlieungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD u der Beratung des Antrags der Bundesregierung Drucksachen 16/4298 und 16/4571 – zur Beteiligung ewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer nternationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afhanistan unter Führung der NATO. Der Ausschuss mpfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 16/5636, den Entschließungsantrag er Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf Druckache 16/4620 in der Ausschussfassung anzunehmen. er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempehlung ist mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU, FDP ei Gegenstimmen der Fraktionen Die Linke und des ündnisses 90/Die Grünen angenommen. Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe b seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 16/5636, den Ent chließungsantrag der Fraktion der FDP auf Druckache 16/4621 zu dem genannten Antrag der Bundesegierung für erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen des ganzen Hauses angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 12 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Investmentgesetzes und zur Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Anpassung anderer Vorschriften (Investmentänderungsgesetz)





(A) (C)


(B) (D)

– Drucksache 16/5576 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Die Kollegen Leo Dautzenberg, Frank Schäffler,
Dr. Gerhard Schick, die Kolleginnen Nina Hauer und
Dr. Barbara Höll sowie die Parlamentarische Staatsse-
kretärin Dr. Barbara Hendricks haben ihre Reden zu Pro-
tokoll gegeben.1)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/5576 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Harald
Leibrecht, Gudrun Kopp, Jens Ackermann, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Deutsche Unternehmen vor chinesischer Pro-
duktpiraterie und Diskriminierung schützen
– Drucksache 16/4207 –

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss

Die Kollegen Erich G. Fritz, Dr. Ditmar Staffelt,
Harald Leibrecht, Jürgen Trittin sowie die Kollegin Ulla
Lötzer haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.2)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/4207 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen, wobei die Federfüh-
rung beim Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
liegen soll. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. – Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unser heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 14. Juni 2007,
9 Uhr, ein.

Allen Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, aber auch unseren Besucherinnen und
Besuchern auf der Tribüne wünsche ich noch einen
schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.