Protokoll:
16101

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 101

  • date_rangeDatum: 25. Mai 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:54 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/101 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Werner Dreibus, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der LINKEN: Un- ternehmen leistungsgerecht besteu- ern – Einnahmen der öffentlichen Hand stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Werner Dreibus, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der LINKEN: Un- ternehmen leistungsgerecht besteu- ern – Einnahmen der öffentlichen Hand stärken Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 10366 C 10369 C 10372 A 10372 C 10374 B 10376 C 10377 D 10379 D 10381 B 10382 D Deutscher B Stenografisch 101. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Absetzung des Zusatztagesordnungspunktes 6 a bis c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 (Drucksachen 16/4841, 16/5452, 16/5491, 16/5454) . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Unternehmensteuerre- formgesetzes 2008 (Drucksachen 16/5377, 16/5452, 16/5491, 16/5454) . . . . . . . . . . . . . . . . P C 10406 D 10361 A 10361 A – zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Scheel, Dr. Gerhard Schick, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordne- undestag er Bericht ung 25. Mai 2007 t : ter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Unterneh- mensteuerreform für Investitionen und Arbeitsplätze – zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Scheel, Kerstin Andreae, Dr. Gerhard Schick, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Verlässliche und aussagekräftige Datenbasis für die Ermittlung der Unternehmens- steuern erfassen (Drucksachen 16/5249, 16/4857, 16/4855, 16/4310, 16/5452, 16/5491) . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . arl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . 10361 B 10362 A 10364 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10385 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 Tagesordnungspunkt 31: Unterrichtung durch den Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung: Bericht des Parlamentarischen Beirats für nach- haltige Entwicklung „Demographischer Wandel und nachhaltige Infrastrukturplanung“ (Drucksache 16/4900) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Achim Großmann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Scheuer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Kranz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Michael Kauch, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Klimawandel ernst nehmen – Kernenergielaufzeiten verlängern (Drucksache 16/3138) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Kauch, Angelika Brunkhorst, Horst Meierhofer, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Inter- nationale und europäische Klima- schutzoffensive 2007 – zu dem Antrag der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Dr. Dagmar Enkelmann, Hans-Kurt Hill, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Nationales Sofortprogramm und verbindliche Ziele für den Kli- maschutz festlegen (Drucksachen 16/4610, 16/5129, 16/5439) Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Christoph Pries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . S M M T a b c M D D D B S T A D L 10383 C 10383 D 10387 B 10388 D 10389 C 10390 C 10392 A 10393 C 10394 D 10396 A 10397 B 10398 C 10398 C 10399 A 10399 C 10401 B 10402 A 10402 D ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . agesordnungspunkt 34: ) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz vor den Ge- fahren des Passivrauchens (Drucksachen 16/5049, 16/5492) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Daniel Bahr (Münster), Heinz Lanfermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Nichtraucherschutz praktikabel und mit Augenmaß umsetzen (Drucksachen 16/5118, 16/5492) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Äl- testenrates – zu dem Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Birgitt Bender, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN): Rauchverbot im Deutschen Bundestag umsetzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgitt Bender, Bärbel Höhn, Volker Beck (Köln) weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN): Schutz vor Passiv- rauchen im Deutschen Bundestag direkt umsetzen (Drucksachen 16/4400, 16/4957, 16/5493) arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . abine Bätzing (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 35: ntrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, r. Lothar Bisky, Dr. Gregor Gysi, Oskar afontaine und der Fraktion der LINKEN: 10403 A 10404 A 10405 C 10406 A 10407 A 10407 A 10407 A 10407 B 10408 B 10409 C 10410 D 10411 C 10412 A 10412 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 III Einkommensteuertarif gerecht gestalten – Steuerentlastung für geringe und mittlere Einkommen umsetzen (Drucksache 16/5277) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 36: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Den 17. Mai als offiziellen Tag ge- gen Homophobie begehen (Drucksache 16/5291) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Bericht des Ausschusses für Menschen- rechte und Humanitäre Hilfe gemäß § 62 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dem An- trag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Meinungs- und Versamm- lungsfreiheit für Lesben und Schwule in ganz Europa durchsetzen (Drucksachen 16/1667, 16/5442) . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 37: Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Hans- Kurt Hill, Eva Bulling-Schröter, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der LINKEN: Kein Börsengang der Ruhrkohle AG – Bei der Zukunft des Steinkohlenbergbaus so- ziale und ökologische Aspekte berücksich- tigen (Drucksache 16/3695) . . . . . . . . . . . . . . . . . . i Z B s d B ( F N b ( N B A L A E ( A B s 2 A E ( A z h 1 ( A E ü f G A G G M E 10413 D 10414 A 10415 A 10416 C 10416 D 10417 A 10417 D 10419 C 10420 D 10420 D 10421 A 10422 A 10423 B 10423 D 10424 B 10425 D 10426 C 10427 B n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 7: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Wirtschaft und Technologie zu em Antrag der Abgeordneten Matthias erninger, Dr. Thea Dückert, Margareta Wolf Frankfurt), weiterer Abgeordneter und der raktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN: Deutsche Steinkohle AG muss zügig elastbares Datenmaterial vorlegen Drucksachen 16/1672, 16/3586) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung des Abgeordneten Volker Beck Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur bstimmung über die Beschlussempfehlung: ericht der Bundesregierung über die deut- che humanitäre Hilfe im Ausland 2002 bis 005 (100. Sitzung, Tagesordnungspunkt 26) nlage 3 rklärung des Abgeordneten Volker Beck Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur bstimmung über die Beschlussempfehlung u dem Antrag: Ächtung des Gesetzes zur Ver- ütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 933 (Drucksache 16/5450, Buchstabe a) 100. Sitzung, Tagesordnungspunkt 27) . . . . nlage 4 rklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Entwurf eines Unternehmensteuerre- ormgesetzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) itta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . xel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . abriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . abriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ichael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . ckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10427 C 10427 D 10428 A 10429 A 10429 D 10429 D 10430 A 10430 B 10430 D 10430 B 10432 A 10432 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrich Petzold und Uda Carmen Freia Heller (beide CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unternehmensteuerreformge- setzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) . . . . . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hilde Mattheis, Renate Gradistanac, Angelika Graf (Rosenheim) und Wolfgang Gunkel (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf ei- Susanne Jaffke, Dr. Peter Jahr, Dr. Hans- Heinrich Jordan, Jens Koeppen, Manfred Kolbe, Katharina Landgraf, Maria Michalk, Bernward Müller (Gera), Peter Rzepka, Ingo Schmitt (Berlin), Arnold Vaatz, Volkmar Uwe Vogel, Kai Wegner und Karl-Georg Wellmann (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unternehmensteuerreformge- setzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) . . . . Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Patrick Döring, Jörg van 10433 A 10435 A nes Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ilse Aigner, Monika Grütters, Anette Hübinger, Dr. Rolf Koschorrek, Johann-Henrich Krummacher, Dr. Max Lehmer, Carsten Müller (Braunschweig), Dr. Heinz Riesenhuber, Marcus Weinberg und Klaus-Peter Willsch (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unternehmensteuerreformge- setzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) . . . . . Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Christoph Strässer, Willi Brase, René Röspel, Jürgen Kucharczyk, Reinhold Hemker, Dr. Wolfgang Wodarg, Gerold Reichenbach, Niels Annen, Andreas Steppuhn, Anton Schaaf und Marco Bülow (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 9 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrich Adam, Peter Albach, Günter Baumann, Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, Manfred Grund, Bernd Heynemann, Robert Hochbaum, E W m S ( A Z – – ( n L D P U K A A 10433 C 10433 D 10434 B ssen, Paul K. Friedhoff, Uwe Barth und Dr. olfgang Gerhardt (alle FDP) zur Abstim- ung über den Entwurf eines Gesetzes zum chutz vor den Gefahren des Passivrauchens Tagesordnungspunkt 34 a) . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Antrag: Kein Börsengang der Ruhrkohle AG – Bei der Zukunft des Steinkohlen- bergbaus soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Deutsche Steinkohle AG muss zü- gig belastbares Datenmaterial vorlegen Tagesordnungspunkt 37 und Zusatztagesord- ungspunkt 7) aurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . r. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . aul K. Friedhoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . lla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . erstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 12 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10435 C 10436 A 10437 A 10438 A 10438 D 10439 C 10440 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10361 (A) ) (B) ) 101. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Anlage 11 10428 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 (A) (C) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Berichtigung 100. Sitzung, Seite 10204, (C) 2. Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Mittlerweile greift eine Is- lam-Phobie in diesem Land um sich, und wir trennen nicht mehr zwischen dem Muslim, den wir sehr begrü- ßen, und dem Fundamentalisten.“ (D) (B) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10429 (A) ) (B) ) Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 25.05.2007 Ächtung des Gesetzes zur Verhütung erbkran- Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Pau, Petra DIE LINKE 25.05.2007 Raidel, Hans CDU/CSU 25.05.2007* Anlage 1 Liste der entschuldigt * A S A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 25.05.2007 Altmaier, Peter CDU/CSU 25.05.2007 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 25.05.2007 Beckmeyer, Uwe SPD 25.05.2007 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 25.05.2007 Blumenthal, Antje CDU/CSU 25.05.2007 Bodewig, Kurt SPD 25.05.2007* Brunkhorst, Angelika FDP 25.05.2007 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 25.05.2007 Eichel, Hans SPD 25.05.2007 Eichhorn, Maria CDU/CSU 25.05.2007 Ferner, Elke SPD 25.05.2007 Frechen, Gabriele SPD 25.05.2007 Dr. Hoyer, Werner FDP 25.05.2007 Kasparick, Ulrich SPD 25.05.2007 Knoche, Monika DIE LINKE 25.05.2007 Koppelin, Jürgen FDP 25.05.2007 Kossendey, Thomas CDU/CSU 25.05.2007 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 25.05.2007* Laurischk, Sibylle FDP 25.05.2007 Dr. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 25.05.2007 Merten, Ulrike SPD 25.05.2007 Mogg, Ursula SPD 25.05.2007* S D D D S S D T D W W W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung: Bericht der Bundes- regierung über die deutsche humanitäre Hilfe im Ausland 2002 bis 2005 (100. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 26) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum „Nein“ lautet. nlage 3 chauerte, Hartmut CDU/CSU 25.05.2007 r. Schavan, Annette CDU/CSU 25.05.2007 r. Schwanholz, Martin SPD 25.05.2007 r. Stadler, Max FDP 25.05.2007 trothmann, Lena CDU/CSU 25.05.2007 tübgen, Michael CDU/CSU 25.05.2007 r. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.05.2007 oncar, Florian FDP 25.05.2007 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 25.05.2007 ächter, Gerhard CDU/CSU 25.05.2007 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 25.05.2007 illsch, Klaus-Peter CDU/CSU 25.05.2007 ypries, Brigitte SPD 25.05.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 10430 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 (A) ) (B) ) ken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 (Druck- sache 16/5450, Buchstabe a ) (100. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 27) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum „Ja“ lautet. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Entwurf eines Un- ternehmensteuerreformgesetzes 2008 (Tages- ordnungspunkt 30 a) Gitta Connemann (CDU/CSU): Mit der Unterneh- mensteuerreform wird der Standort Deutschland weiter gestärkt. Sie ist ein weiterer Schritt, die Konjunktur langfristig zu sichern. Daher begrüße ich das Unterneh- mensteuerreformgesetz 2008 ausdrücklich. Die Umsetzung des Vorschlages hin zum EBITDA, statt – wie ursprünglich geplant – das EBIT zur Grund- lage zu machen, verringert die Gefahr, dass Unterneh- men unter die Zinsschranke fallen könnten. Dies hat auch positive Auswirkungen auf die Werftindustrie, die gerade jetzt ertragsstarke Jahre hat. Allerdings kehrt sich die Situation, bei unter Umständen zukünftig geringeren Auftragsvolumina und damit Erträgen ins Gegenteil um. Ich sehe die Gefahr der Substanzbesteuerung. Die Zwi- schenfinanzierung der Werften für unfertige Schiffe kann sich auf bis zu 400 Millionen Euro pro Jahr belau- fen. Gekoppelt mit einer geringen oder gar negativen Er- tragslage kann es so zu der besagten Substanzbesteue- rung der Unternehmen kommen. Speziell Werften, die in internationale Konzernstruk- turen eingebunden sind, stehen eher weniger im Ver- dacht, mithilfe von konzerneigenem Fremdkapital Steu- ersubstrat ins Ausland verlagern zu wollen. Vielmehr ist die Spezifik der Branche so, dass in kleinen Serien bei hoher Vorfinanzierungsleistung gefertigt wird. Die Es- cape-Klausel mit der Möglichkeit des Vergleichs der Fremdkapitalquote innerhalb eines Konzerns greift hier nicht, da es sich um Mischkonzerne handelt und die Fremdkapitalquoten jeweils branchenspezifisch sind. Ich halte es gerade auch deshalb für begrüßenswert, wenn die Bundesregierung die Wirkungen der Zinsschranke nach deren Einführung evaluieren und nach einer ange- messenen Zeit einen Erfahrungsbericht veröffentlichen würde. Ich vertraue auf eine zügige Lösung dieses Sachstan- des, sollte die von mir aufgeführte Problematik tatsäch- lich zukünftig auftreten. Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): Ich begrüße ausdrücklich, dass mit der Unternehmensteuer- reform der Standort Deutschland gestärkt wird. Die Un- ternehmensteuerreform ist ein wichtiger Schritt, den er- freulichen Wirtschaftsaufschwung in unserem Land langfristig zu sichern und zu verstärken. Forschungspoli- tisch habe ich Bedenken, dass durch die Regelungen zur Funktionsverlagerung Deutschland als Forschungsstand- o s k h F t m Z l t h n g ( n a d f T A v s u F e E S n m z i f r t t d g s r d V d k e d w u K u B K v K r g r r e (C (D rt nachhaltigen Schaden erleiden könnte. Dies bezieht ich insbesondere auf die Problematik der Transferpa- et-Regelung und die Funktionsverdoppelungen. Ich alte die in der Gesetzesbegründung aufgenommene eststellung, Deutschland dürfe in der Frage der Funk- ionsverlagerung keine negative Vorreiterrolle einneh- en, für essenziell. Es bleibt allerdings unklar, wie die usage – die steuerliche Behandlung der Funktionsver- agerung müsse sich an internationalen Maßstäben orien- ieren – mangels internationaler Vergleichsgrößen einge- alten werden soll. Deutschland beschreitet hier einen egativen Sonderweg. Anders als in der Gesetzesbe- ründung ausgeführt, hat keines der angeführten Länder Frankreich, Niederlande, Großbritannien, USA, Ka- ada) eine Transferpaket-Regelung. Vielmehr besteuern lle OECD-Staaten Funktionsverlagerungen auf Basis er einzelnen übergehenden Wirtschaftsgüter; keines- alls aber – wie angeführt – in zusammenfassenden ransferpaketen auf mögliche Gewinnpotenziale im usland. Die OECD will einen ersten Vorschlag 2008 eröffentlichen. Falls, wie ich befürchte, dieser Vor- chlag sich nicht an der deutschen Regelung orientiert nd/oder nicht angenommen wird, bedeutet dies für den orschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland ine Benachteiligung. Ferner sehe ich in den vorgelegten ckpunkten zum Wagniskapital lediglich einen ersten chritt. Die Regelungen müssen meines Erachtens aber och an die realen Verhältnisse innovativer Unterneh- en angepasst werden. Das Wagniskapitalgesetz muss wingend zeitgleich mit der Unternehmensteuerreform n Kraft treten, um die Neuregelungen zum Mantelkauf ür wachsende, forschende Unternehmen zu kompensie- en. Gabriele Groneberg (SPD): Grundsätzliche und iefgreifende politische Entscheidungen gründen im bes- en Sinne auf einer demokratischen Legitimation durch as Votum der Wählerinnen und Wähler zu Wahlpro- rammen der Parteien, die dann auch wirklich Richt- chnur in der konkreten Politik sind. Sie sind im weite- en abgesichert durch Koalitionsvereinbarungen, die von en Parteien in Kenntnis aller relevanten Umstände und erabredungen zur Regierungsbildung getroffen wur- en. Und sie zeichnen sich durch soziale Balance, Kal- ulierbarkeit und Augenmaß aus. Erstens. Zu dem zur Abstimmung stehenden Gesetz- ntwurf zur Unternehmensteuerreform stelle ich fest, ass im Wahlprogramm der CDU/CSU zur Bundestags- ahl 2005 formuliert ist: „Als weiteren Schritt zu einer mfassenden Unternehmensteuerreform senken wir die örperschaftsteuer auf 22 Prozent, gegenfinanziert im nternehmerischen Bereich.“ Im SPD-Wahlmanifest zur undestagswahl vom 31. August 2005 heißt es: „Der örperschaftsteuersatz für Kapitalgesellschaften wird on 25 auf 19 Prozent reduziert. Die Absenkung des örperschaftsteuersatzes wird vollständig aus dem Be- eich wirtschaftlicher Betätigung (aufkommensneutral) egenfinanziert.“ Kein Wähler oder keine Wählerin der egierungstragenden Parteien durfte und konnte damit echnen, dass nur ein dreiviertel Jahr nach dem Wahltag ine Absenkung auf 15 Prozent mit der Vereinbarung des Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10431 (A) ) (B) ) Koalitionsausschusses vom 3./4. Juli 2006 faktisch be- schlossene Sache sein würde. Diese Diskrepanz wird um so mehr zum Problem, als selbst auch im Koalitionsver- trag, an dem die Parteien demokratisch mitwirken konn- ten, keine konkrete Korrektur dieser Aussagen aus den Wahlprogrammen vollzogen wurde. Im Gegenteil wurde im Koalitionsvertrag für die Öffentlichkeit festgehalten: „Angesichts des bestehenden Konsolidierungsdrucks in allen öffentlichen Haushalten werden Nettoentlastungen kaum zu realisieren sein.“ Nur kurze Zeit später allerdings, nachdem im Parla- ment für viele kleinere und mittlere Einkommensbezie- her sehr schmerzhafte Maßnahmen wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Punkte und zum Beispiel Einsparungen bei der Pendlerpauschale als unabdingba- rer Beitrag zur Haushaltskonsolidierung beschlossen worden sind, wurden Festlegungen zur Reform der Un- ternehmensteuer getroffen und öffentlich gemacht, die zumindest für einen Zeitraum von fünf Jahren sehr weit- reichende Steuerverzichte im Gesamtumfang bis zu 25 Milliarden Euro festschreiben sollten und praktisch festgeschrieben haben. Ich sehe bei allem Respekt vor der mit bestem Wissen und Wollen getroffenen Mehr- heitsentscheidung meiner Fraktion für mich keine Mög- lichkeit, diese Entscheidung mitzutragen, weil diese in meinen Augen in der Gesamtbewertung Legitimation, Augenmaß und soziale Balance vermissen lassen. Zweitens. Dass eine moderne Unternehmensteuerge- staltung notwendig und begrüßenswert ist, wird von den Unterzeichnenden damit überhaupt nicht bestritten. Zahlreiche wichtige Elemente des vorgelegten Kon- zeptes finden im Übrigen auch meine ausdrückliche Zustimmung, wie die überfällige Schließung von Steuerschlupflöchern und standortschädlichen Gestal- tungsmöglichkeiten im Unternehmensbereich (Zins- schranke etc.) und weitere Einzelregelungen. Besonders positiv hervorzuheben ist hierbei der grundsätzliche Er- halt und die nachhaltige Stabilisierung der Gewerbe- steuer. Die Gewerbesteuer bleibt als wichtigste städti- sche Steuer erhalten, und ihre Bemessungsgrundlage wird sogar erweitert. Das ist ein Erfolg für die Kommu- nen. Ich sehe mich hierin auch in Übereinstimmung mit vielen Wählerinnen und Wählern, Mitgliedern und Orga- nen meiner Partei und für mich wichtigen Partnern in der Politik wie den deutschen Gewerkschaften. Ich teile al- lerdings auch deren grundsätzliche Kritik an der Ge- samtstruktur der Unternehmensteuerreform. Mit der Ent- haltung mache ich zugleich deutlich, dass ich das Gesamtkonzept sehr wohl differenziert betrachte und be- werte, ohne dass dieses meine grundsätzlichen Beden- ken zu Verfahren, Risiken und sozialer Balance letztlich ausräumen kann. Gabriele Hiller-Ohm (SPD): Der Entwurf des Un- ternehmensteuerreformgesetzes 2008 enthält wichtige Änderungen, die eine effizientere Besteuerung sicher- stellen: Die Besteuerungsgrundlage von Personen- und Kapitalgesellschaften wird angeglichen, die Möglichkei- ten der Gewinnverrechnung über Tochtergesellschaften im Ausland werden durch die Einführung einer Zins- schranke verringert, die Einführung einer Quellensteuer b t V r w u a K d h g k i z d G v h h p k d d g v t H g m D a e t s b a b s U d R e e r l f u g e w u n m l h S U s F (C (D ei privaten Kapitalerträgen garantiert, dass erzielte Er- räge auch tatsächlich versteuert werden. Als besonderer erhandlungserfolg der SPD-Bundestagsfraktion ist da- über hinaus die Sicherung und Stabilisierung der Ge- erbesteuer als wichtigste Einnahmequelle der Städte nd Gemeinden zu bewerten. Der Gesetzentwurf sieht ber auch vor, die Steuern für Unternehmen und private apitalanlage-, Dividenden- und Veräußerungsgewinne eutlich zu senken. Der allgemeine Unternehmensteuer- öchstsatz soll von derzeit 38,7 Prozent auf 29,8 Prozent esenkt werden. Private Kapitalerträge werden in Zu- unft mit höchstens 25 Prozent statt wie bisher mit dem ndividuellen Einkommensteuersatz von bis zu 42 Pro- ent besteuert. Diese Steuersatzsenkungen führen, trotz er im Gesetzentwurf vorgesehenen Maßnahmen zur egenfinanzierung, zu erwarteten Einnahmeverlusten on über 25 Milliarden Euro für die öffentlichen Haus- alte bis 2012. In Verbindung mit der Mehrwertsteuerer- öhung führt die Reform zu einer sozialen Schieflage, da rogressive Besteuerungsarten mit Umverteilungswir- ung von oben nach unten zurückgefahren werden und ie Einnahmeverluste durch eine Steuerart, die beson- ers Haushalte mit niedrigem Einkommen belastet, egenfinanziert werden. Die Mehrwertsteuererhöhung on 16 Prozent auf 19 Prozent durch die Große Koali- ion wurde aufgrund der Notwendigkeit, die öffentlichen aushalte zu sanieren, trotz der belastenden Auswirkun- en auf Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkom- en von der SPD-Bundestagsfraktion mitgetragen. urch das Unternehmensteuerreformgesetz sollen nun uf Kosten der Staatseinnahmen all diejenigen Haushalte ntlastet werden, die an Gewinnen aus Unternehmenstä- igkeit und privaten Kapitalerträgen profitieren. Dies ind in der Regel Haushalte, die ein hohes Einkommen eziehen und größere Geldsummen besitzen, die sie uch auf längere Sicht nicht für ihren Lebensunterhalt enötigen. Die Bundesregierung erwartet, dass durch die Steuer- enkung die Attraktivität des Standortes Deutschland für nternehmen steigt und zusätzliche Investitionen mit em Aufbau neuer Arbeitsplätze ausgelöst werden. Die eform soll langfristig, nach 2012, zu steigenden Steuer- innahmen führen. Dass dies jedoch auch tatsächlich so intritt, ist nicht belegt. Die Ankündigung mehrerer eu- opäischer Regierungen, in Reaktion auf die in Deutsch- and geplante Steuerentlastung für Unternehmen eben- alls die Unternehmensteuern in ihrem Land zu senken, nterminiert die positiven Erwartungen der Bundesre- ierung für den Standort Deutschland. Es ist vielmehr zu rwarten, dass durch die Reform der Steuersenkungs- ettbewerb zwischen den EU-Staaten angeheizt wird nd die erhofften Steuermehreinnahmen letztendlich icht realisiert werden können. Die geplante Unterneh- ensteuersenkung des „Exportweltmeisters Deutsch- and“ ist deshalb das falsche Signal. Die Unternehmensteuerreform widerspricht darüber inaus dem im Wahlkampf 2005 von CDU/CSU und PD gegebenen Versprechen, eine aufkommensneutrale nternehmensteuerreform zu beschließen. Bei allem Re- pekt vor der getroffenen Mehrheitsentscheidung meiner raktion stimme ich dem Gesetz aus den genannten 10432 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 (A) ) (B) ) Gründen nicht zu und enthalte mich der Stimme. Ich sehe mich mit meiner Kritik an der Reform in Überein- stimmung mit vielen Wählerinnen und Wählern, Mit- gliedern und Organen meiner Partei und bedeutenden gesellschaftlichen Organisationen, wie den Gewerk- schaften. Michael Kretschmer (CDU/CSU): Ich begrüße aus- drücklich, dass mit der Unternehmensteuerreform der Standort Deutschland gestärkt wird. Die Unternehmen- steuerreform ist ein wichtiger Schritt, den erfreulichen Wirtschaftsaufschwung in unserem Land langfristig zu sichern und zu verstärken. Forschungspolitisch habe ich Bedenken, dass durch die Regelungen zur Funktionsver- lagerung Deutschland als Forschungsstandort nachhalti- gen Schaden erleiden könnte. Dies bezieht sich insbe- sondere auf die Problematik der Transferpaket-Regelung und die Funktionsverdoppelungen. Ich halte die in der Ge- setzesbegründung aufgenommene Feststellung, Deutsch- land dürfe in der Frage der Funktionsverlagerung keine negative Vorreiterrolle einnehmen, für essenziell. Es bleibt allerdings unklar, wie die Zusage – die steuerliche Behandlung der Funktionsverlagerung müsse sich an in- ternationalen Maßstäben orientieren – mangels interna- tionaler Vergleichsgrößen eingehalten werden soll. Deutschland beschreitet hier einen negativen Sonder- weg. Anders als in der Gesetzesbegründung ausgeführt, hat keines der angeführten Länder (Frankreich, Nieder- lande, Großbritannien, USA, Kanada) eine Transferpa- ket-Regelung. Vielmehr besteuern alle OECD-Staaten Funktionsverlagerungen auf Basis der einzelnen überge- henden Wirtschaftsgüter; keinesfalls aber – wie ange- führt – in zusammenfassenden Transferpaketen auf mög- liche Gewinnpotenziale im Ausland. Die OECD will einen ersten Vorschlag 2008 veröffentlichen. Falls, wie ich befürchte, dieser Vorschlag sich nicht an der deut- schen Regelung orientiert und/oder nicht angenommen wird, bedeutet dies für den Forschungs- und Entwick- lungsstandort Deutschland eine Benachteiligung. Ferner sehe ich in den vorgelegten Eckpunkten zum Wagniska- pital lediglich einen ersten Schritt. Die Regelungen müs- sen meines Erachtens aber noch an die realen Verhält- nisse innovativer Unternehmen angepasst werden. Das Wagniskapitalgesetz muss zwingend zeitgleich mit der Unternehmensteuerreform in Kraft treten, um die Neure- gelungen zum Mantelkauf für wachsende, forschende Unternehmen zu kompensieren. Die ostdeutschen Abgeordneten der CDU/CSU-Bun- destagsfraktion begrüßen grundsätzlich die Unterneh- mensteuerreform 2008. Insbesondere die Senkung des Körperschaftsteuersatzes, die Einführung einer Begüns- tigung von thesaurierten Gewinnen bei Personengesell- schaften und die Einführung einer Abgeltungsteuer ver- bessern die Attraktivität des Standorts Deutschland. Wegen der vereinbarten Begrenzung der Entlastungs- wirkung auf 5 Milliarden Euro waren auch teilweise komplexe und für die Unternehmen mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand verbundene Gegenfinanzie- rungsmaßnahmen erforderlich. Besonders kritisch sehen wir hier die Einschränkungen bei der Sofortabschrei- bung geringwertiger Wirtschaftsgüter (GWG) durch die A a s Ä i l g F v c d s s r – – – – a v t d l m g l m z s v s k s b m G r z e z k t d e (C (D bsenkung der Geringwertigkeitsgrenze von 410 Euro uf 150 Euro in § 6 Abs. 2 Satz 1 EStG. Besonders unerfreulich ist für uns aber eine erst in die- er Woche vom Bundesfinanzministerium ausgehende nderung des Investitionszulagengesetzes, wonach dort n einem neuen § 12 a für die Zwecke der Investitionszu- age ein vom Einkommensteuergesetz abweichender Be- riff des geringwertigen Wirtschaftsgutes definiert wird. ür ostdeutsche Unternehmen bedeutet dies – neben den on allen deutschen Unternehmen zu tragenden zusätzli- hen bürokratischen Aufwand durch die Einschränkung er Sofortabschreibung bei GWG – einen weiteren zu- ätzlichen und erheblichen Bürokratieaufwand Ost, da ie Investitionsgüter nun in vier unterschiedliche Katego- ien einsortieren müssen, nämlich: Wirtschaftsgüter mit einem Wert unter 150 Euro sind GWG gemäß § 6 Abs. 2 Satz 1 EStG. Wirtschaftsgüter zwischen 150 Euro und 410 Euro sind zwar nach dem Einkommensteuergesetz nicht mehr geringwertig und unterliegen insoweit der Poolabschreibung gem. § 6 Abs. 2 a EStG, während sie im Sinne des neuen § 12 a Investitionszulagenge- setzes weiterhin geringwertig sind. Wirtschaftsgüter zwischen 410 Euro und 1 000 Euro sind nach beiden Gesetzen nicht geringwertig und im Pool abzuschreiben. Für Wirtschaftsgüter über 1 000 Euro gelten die übli- chen Abschreibungsregelungen. Unseres Erachtens ist dieser zusätzliche Bürokratie- ufwand für ostdeutsche Unternehmen höher, als die ergleichsweise geringe Ausweitung der Investi- ionszulage gekostet hätte. Die europarechtlichen Be- enken hätten durch eine Übergangsregelung problem- os ausgeräumt werden können. Eckhardt Rehberg (CDU/CSU): Mit der Unterneh- ensteuerreform wird der Standort Deutschland weiter estärkt. Sie ist ein weiterer Schritt, die Konjunktur angfristig zu sichern. Daher begrüße ich das Unterneh- ensteuerreformgesetz 2008 ausdrücklich. Die Umset- ung des Vorschlages hin zum EBITDA, statt wie ur- prünglich geplant das EBIT zur Grundlage zu machen, erringert die Gefahr, dass Unternehmen unter die Zins- chranke fallen könnten. Dies hat auch positive Auswir- ungen auf die Werftindustrie, die gerade jetzt ertrags- tarke Jahre besitzt. Allerdings kehrt sich die Situation ei unter Umständen zukünftig geringeren Auftragsvolu- ina und damit Ertrag ins Gegenteil um. Ich sehe die efahr der Substanzbesteuerung. Die Zwischenfinanzie- ung der Werften für unfertige Schiffe kann sich auf bis u 400 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Gekoppelt mit iner geringen oder gar negativen Ertragslage kann es so u der besagten Substanzbesteuerung der Unternehmen ommen. Speziell Werften, die in internationale Konzernstruk- uren eingebunden sind, stehen eher weniger im Ver- acht, mithilfe von konzerneigenem Fremdkapital Steu- rsubstrat ins Ausland verlagern zu wollen. Vielmehr ist Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10433 (A) ) (B) ) die Spezifik der Branche so, dass in kleinen Serien bei hoher Vorfinanzierungsleistung gefertigt wird. Die Es- cape-Klausel mit der Möglichkeit des Vergleichs der Fremdkapitalquote innerhalb eines Konzerns greift hier nicht, da es sich um Mischkonzerne handelt und die Fremdkapitalquoten jeweils branchenspezifisch sind. Ich halte es gerade auch deshalb für begrüßenswert, wenn die Bundesregierung die Wirkungen der Zinsschranke nach deren Einführung evaluieren und nach einer ange- messenen Zeit einen Erfahrungsbericht veröffentlichen würde. Ich vertraue auf eine zügige Lösung dieses Sach- standes, sollte die von mir aufgeführte Problematik tat- sächlich zukünftig auftreten. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrich Petzold und Uda Carmen Freia Heller (beide CDU/CSU) zur Ab- stimmung über den Entwurf eines Unterneh- mensteuerreformgesetzes 2008 (Tagesordnungs- punkt 30 a) Die ostdeutschen Abgeordneten der CDU/CSU-Bun- destagsfraktion begrüßen grundsätzlich die Unterneh- mensteuerreform 2008. Insbesondere die Senkung des Körperschaftssteuersatzes, die Einführung einer Begüns- tigung von thesaurierten Gewinnen bei Personengesell- schaften und die Einführung einer Abgeltungsteuer ver- bessern die Attraktivität des Standorts Deutschland. Wegen der vereinbarten Begrenzung der Entlastungs- wirkung auf 5 Milliarden Euro waren auch teilweise komplexe und für die Unternehmen mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand verbundene Gegenfinanzie- rungsmaßnahmen erforderlich. Besonders kritisch sehen wir hier die Einschränkungen bei der Sofortabschrei- bung geringwertiger Wirtschaftsgüter, GWG, durch die Absenkung der Geringwertigkeitsgrenze von 410 Euro auf 150 Euro in § 6 Abs. 2 Satz 1 EStG. Besonders unerfreulich ist für uns aber eine erst in dieser Woche vom Bundesfinanzministerium ausge- hende Änderung des Investitionszulagengesetzes, wo- nach dort in einem neuen § 12 a für die Zwecke der Investitionszulage ein vom Einkommensteuergesetz ab- weichender Begriff des geringwertigen Wirtschaftsgutes definiert wird. Für ostdeutsche Unternehmen bedeutet dies – neben dem von allen deutschen Unternehmen zu tragenden zusätzlichen bürokratischen Aufwand durch die Einschränkung der Sofortabschreibung bei GWG – einen weiteren zusätzlichen und erheblichen Bürokratie- aufwand Ost, da sie Investitionsgüter nun in vier unter- schiedliche Kategorien einsortieren müssen, nämlich: Erstens. Wirtschaftsgüter mit einem Wert unter 150 Euro sind GWG gemäß § 6 Abs. 2 Satz 1 EStG. Zweitens. Wirtschaftsgüter zwischen 150 Euro und 410 Euro sind zwar nach dem Einkommensteuergesetz nicht mehr geringwertig und unterliegen insoweit der Poolabschreibung gemäß § 6 Abs. 2 a EStG, während sie im Sinne des neuen § 12 a Investitionszulagengesetzes weiterhin geringwertig sind. 1 t d k d t d l g k r A m t P e g d Z t d g s t b a t d n A (C (D Drittens. Wirtschaftsgüter zwischen 410 Euro und 000 Euro sind nach beiden Gesetzen nicht geringwer- ig und im Pool abzuschreiben. Viertens. Für Wirtschaftsgüter über 1 000 Euro gelten ie üblichen Abschreibungsregelungen. Unseres Erachtens nach ist dieser zusätzliche Büro- ratieaufwand für ostdeutsche Unternehmen höher, als ie vergleichsweise geringe Ausweitung der Investi- ionszulage gekostet hätte. Die europarechtlichen Be- enken hätten durch eine Übergangsregelung problem- os ausgeräumt werden können. In Anbetracht der esamtgesellschaftlichen Bedeutung und der Wichtig- eit der zügigen Umsetzung der Unternehmensteuer- eform werde ich dennoch zustimmen. nlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hilde Mattheis, Renate Gradistanac, Angelika Graf (Rosenheim) und Wolfgang Gunkel (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unternehmensteuerre- formgesetzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) Die Unternehmensteuerreform wird nicht aufkom- ensneutral sein. Dies widerspricht dem Koalitionsver- rag und der Wahlaussage der SPD. Die Ausgestaltung der Abgeltungsteuer wird einen ersonenkreis begünstigen, von dem wir erwarten, dass r sich über Steuern stärker an der Finanzierung gesamt- esellschaftlicher Aufgaben beteiligt. Positiv bewerten wir, dass steuerliche Schlupflöcher, ie am Finanzmarkt bislang zwischen steuerpflichtigen inseinnahmen und steuerfreien Veräußerungsgeschäf- en ausgenutzt worden sind, grundsätzlich gestopft wer- en. Wichtig ist uns vor allem, dass die Gewerbesteuer rundsätzlich erhalten und nachhaltig stabilisiert wird, odass die Finanzkraft der Kommunen weniger konjunk- uranfällig ist und kommunale Investitionen besser plan- ar sind. Wir begrüßen nachdrücklich die im Entschließungs- ntrag festgehaltene Vereinbarung der Regierungskoali- ion über die Reform der Erbschaftsteuer und erwarten, ass diese wieder zu mehr Steuergerechtigkeit führt. In Abwägung dieser Punkte stimmen wir dem Unter- ehmensteuerreformgesetz 2008 zu. nlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ilse Aigner, Monika Grütters, Anette Hübinger, Dr. Rolf Koschorrek, Johann- Henrich Krummacher, Dr. Max Lehmer, Carsten Müller (Braunschweig), Dr. Heinz Riesenhuber, Marcus Weinberg und Klaus-Peter Willsch (alle 10434 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 (A) ) (B) ) CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) Ich begrüße ausdrücklich, dass mit der Unternehmen- steuerreform der Standort Deutschland gestärkt wird. Die Unternehmensteuerreform ist ein wichtiger Schritt, den erfreulichen Wirtschaftsaufschwung in unserem Land langfristig zu sichern und zu verstärken. Deshalb werde ich dem Gesetzentwurf zustimmen. Ich halte die in der Gesetzesbegründung aufgenom- mene Feststellung, Deutschland dürfe in der Frage der Funktionsverlagerung keine negative Vorreiterrolle ein- nehmen, für essenziell. Die Regelungen zur Funktionsver- lagerung – Transferpaket-Regelung und die Funktionsver- doppelung – betreffen unmittelbar den Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland. Deshalb ist es für mich entscheidend, dass die Zusage, die steuerliche Be- handlung der Funktionsverlagerung müsse sich an inter- nationalen Maßstäben ausrichten und im internationalen Vergleich wettbewerbsneutrale Verrechnungspreise si- cherstellen, durch die Formulierung der vorgesehenen Rechtsverordnung eingehalten wird. Ferner sehe ich in den vorgelegten Eckpunkten zum Wagniskapital lediglich einen ersten Schritt. Die Rege- lungen müssen aber noch stärker an die Bedürfnisse innovativer Unternehmen angepasst werden. Das Wag- niskapitalgesetz muss zeitgleich mit der Unternehmen- steuerreform in Kraft treten, um die Auswirkungen der Neuregelungen zum Mantelkauf für wachsende, for- schende Unternehmen zu kompensieren. Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Christoph Strässer, Willi Brase, René Röspel, Jürgen Kucharczyk, Reinhold Hemker, Dr. Wolfgang Wodarg, Gerold Reichenbach, Niels Annen, Andreas Steppuhn, Anton Schaaf und Marco Bülow (alle SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unternehmensteuer- reformgesetzes 2008 (Tagesordnungspunkt 30 a) Grundsätzliche und tiefgreifende politische Entschei- dungen gründen im besten Sinne auf einer demokrati- schen Legitimation durch das Votum der Wählerinnen und Wähler zu Wahlprogrammen der Parteien, die dann auch wirklich Richtschnur in der konkreten Politik sind. Sie sind im Weiteren abgesichert durch Koalitionsver- einbarungen, die von den Parteien in Kenntnis aller rele- vanten Umstände und Verabredungen zur Regierungsbil- dung getroffen wurden. Und sie zeichnen sich durch soziale Balance, Kalkulierbarkeit und Augenmaß aus. Erstens. Zu dem zur Abstimmung stehenden Gesetz- entwurf zur Unternehmensteuerreform stellen wir fest, dass im Wahlprogramm der CDU/CSU zur Bundestags- wahl 2005 formuliert ist: „Als weiteren Schritt zu einer umfassenden Unternehmensteuerreform senken wir die Körperschaftsteuer auf 22 Prozent, gegenfinanziert im u B K v K r g g n k t s m a k p K „ a k m h d E r w t z r 2 f d h k r A s U Z t s h S s m l v n P l s h G b d l (C (D nternehmerischen Bereich.“ Im SPD-Wahlmanifest zur undestagswahl vom 31. August 2005 heißt es: „Der örperschaftsteuersatz für Kapitalgesellschaften wird on 25 auf 19 Prozent reduziert. Die Absenkung des örperschaftsteuersatzes wird vollständig aus dem Be- eich wirtschaftlicher Betätigung (aufkommensneutral) egenfinanziert.“ Kein Wähler oder keine Wählerin der regierungstra- enden Parteien durfte und konnte damit rechnen, dass ur ein drei viertel Jahr nach dem Wahltag eine Absen- ung auf 15 Prozent mit der Vereinbarung des Koali- ionsausschusses vom 3./4. Juli 2006 faktisch beschlos- ene Sache sein würde. Diese Diskrepanz wird umso ehr zum Problem, als selbst auch im Koalitionsvertrag, n dem die Parteien demokratisch mitwirken konnten, eine konkrete Korrektur dieser Aussagen aus den Wahl- rogrammen vollzogen wurde. Im Gegenteil wurde im oalitionsvertrag für die Öffentlichkeit festgehalten: Angesichts des bestehenden Konsolidierungsdrucks in llen öffentlichen Haushalten werden Nettoentlastungen aum zu realisieren sein.“ Nur kurze Zeit später allerdings, nachdem im Parla- ent für viele kleinere und mittlere Einkommensbezie- er sehr schmerzhafte Maßnahmen wie die Erhöhung er Mehrwertsteuer um drei Punkte und zum Beispiel insparungen bei der Pendlerpauschale als unabdingba- er Beitrag zur Haushaltskonsolidierung beschlossen orden sind, wurden Festlegungen zur Reform der Un- ernehmensteuer getroffen und öffentlich gemacht, die umindest für einen Zeitraum von fünf Jahren sehr weit eichende Steuerverzichte im Gesamtumfang bis zu 5 Milliarden Euro festschreiben sollten und praktisch estgeschrieben haben. Die Unterzeichnenden sehen bei allem Respekt vor er mit bestem Wissen und Wollen getroffenen Mehr- eitsentscheidung ihrer Fraktion für sich keine Möglich- eit, diese Entscheidung mitzutragen, weil diese in unse- en Augen in der Gesamtbewertung Legitimation, ugenmaß und soziale Balance vermissen lassen. Zweitens. Dass eine moderne Unternehmensteuerge- taltung notwendig und begrüßenswert ist, wird von den nterzeichnenden damit überhaupt nicht bestritten. ahlreiche wichtige Elemente des vorgelegten Konzep- es finden im Übrigen auch unsere ausdrückliche Zu- timmung, wie der grundsätzliche Erhalt und die nach- altige Stabilisierung der Gewerbesteuer, die überfällige chließung von Steuerschlupflöchern und standort- chädlichen Gestaltungsmöglichkeiten im Unterneh- ensbereich (Zinsschranke etc.) und weitere Einzelrege- ungen. Wir sehen uns hierin auch in Übereinstimmung mit ielen Wählerinnen und Wählern, Mitgliedern und Orga- en unserer Partei und für uns wichtigen Partnern in der olitik wie den deutschen Gewerkschaften. Wir teilen al- erdings auch deren grundsätzliche Kritik an der Ge- amtstruktur der Unternehmensteuerreform. Mit der Ent- altung machen wir zugleich deutlich, dass wir das esamtkonzept sehr wohl differenziert betrachten und ewerten, ohne dass dieses unsere grundsätzlichen Be- enken zu Verfahren, Risiken und sozialer Balance letzt- ich ausräumen kann. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10435 (A) ) (B) ) Anlage 9 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrich Adam, Peter Albach, Günter Baumann, Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, Manfred Grund, Bernd Heynemann, Robert Hochbaum, Susanne Jaffke, Dr. Peter Jahr, Dr. Hans-Heinrich Jordan, Jens Koeppen, Manfred Kolbe, Katharina Landgraf, Maria Michalk, Bernward Müller (Gera), Peter Rzepka, Ingo Schmitt (Berlin), Arnold Vaatz, Volkmar Uwe Vogel, Kai Wegner und Karl- Georg Wellmann (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Unterneh- mensteuerreformgesetzes 2008 (Tagesordnungs- punkt 30 a) Die ostdeutschen Abgeordneten der CDU/CSU-Bun- destagsfraktion begrüßen grundsätzlich die Unterneh- mensteuerreform 2008. Insbesondere die Senkung des Körperschaftssteuersatzes, die Einführung einer Begüns- tigung von thesaurierten Gewinnen bei Personengesell- schaften und die Einführung einer Abgeltungsteuer ver- bessern die Attraktivität des Standorts Deutschland. Wegen der vereinbarten Begrenzung der Entlastungs- wirkung auf 5 Milliarden Euro waren auch teilweise komplexe und für die Unternehmen mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand verbundene Gegenfinanzie- rungsmaßnahmen erforderlich. Besonders kritisch sehen wir hier die Einschränkungen bei der Sofortabschrei- bung geringwertiger Wirtschaftsgüter (GWG) durch die Absenkung der Geringwertigkeitsgrenze von 410 Euro auf 150 Euro in § 6 Abs. 2 Satz 1 EStG. Besonders unerfreulich ist für uns aber eine erst in die- ser Woche vom Bundesfinanzministerium ausgehende Änderung des Investitionszulagengesetzes, wonach dort in einem neuen § 12 a für die Zwecke der Investitionszu- lage ein vom Einkommensteuergesetz abweichender Be- griff des geringwertigen Wirtschaftsgutes definiert wird. Für ostdeutsche Unternehmen bedeutet dies – neben dem von allen deutschen Unternehmen zu tragenden zusätzli- chen bürokratischen Aufwand durch die Einschränkung der Sofortabschreibung bei GWG – einen weiteren zu- sätzlichen und erheblichen Bürokratieaufwand Ost, da sie Investitionsgüter nun in vier unterschiedliche Katego- rien einsortieren müssen, nämlich: Wirtschaftsgüter mit einem Wert unter 150 Euro sind GWG gemäß § 6 Abs. 2 Satz 1 EstG; Wirtschaftsgüter zwischen 150 Euro und 410 Euro sind zwar nach dem Einkommensteuergesetz nicht mehr geringwertig und unterliegen insoweit der Poolabschreibung gem. § 6 Abs. 2 a EStG, während sie im Sinne des neuen § 12 a des Investitionszulagengeset- zes weiterhin geringwertig sind; Wirtschaftsgüter zwi- schen 410 Euro und 1 000 Euro sind nach beiden Geset- zen nicht geringwertig und im Pool abzuschreiben; für Wirtschaftsgüter über 1 000 Euro gelten die üblichen Ab- schreibungsregelungen. Unseres Erachtens ist dieser zusätzliche Bürokratie- aufwand für ostdeutsche Unternehmen höher, als die vergleichsweise geringe Ausweitung der Investitionszu- l h r A r c t d s h h w l n i d E B h z v e v W n D v u t b d c f P d t v b i l a n a (C (D age gekostet hätte. Die europarechtlichen Bedenken ätten durch eine Übergangsregelung problemlos ausge- äumt werden können. nlage 10 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Patrick Döring, Jörg van Essen, Paul K. Friedhoff, Uwe Barth und Dr. Wolfgang Gerhardt (alle FDP) zur Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zum Schutz vor den Gefahren des Passiv- rauchens (Tagesordnungspunkt 34 a) Wir lehnen den Gesetzentwurf der Bundesregie- ung zum Schutz vor den Gefahren des Passivrau- hens (16/5049) ab, und zwar aus mehreren Gründen. Wir halten es grundsätzlich für falsch, dass die obers- en Verfassungsorgane in dieses Gesetz einbezogen wer- en. Aufgrund seiner verfassungsrechtlichen Stellung ollte der Deutsche Bundestag seine inneren Angelegen- eiten selbst regeln und sich so von den Verwaltungsbe- örden des Bundes abgrenzen. Nach unserer Auffassung äre es für den Deutschen Bundestag problemlos mög- ich, die Bestimmungen des Gesetzes in seine Hausord- ung zu übernehmen. Die Einbeziehung des Parlaments n eine gesetzliche Regelung trägt hingegen dazu bei, essen Stellung als Verfassungsorgan auszuhöhlen. In der Begründung des Gesetzentwurfs heißt es am nde des Absatzes A I: „Bemühungen, auf freiwilliger asis einen wirksamen Nichtraucherschutz zu erreichen, aben nicht in allen Bereichen ausreichenden Erfolg er- ielt.“ Dem widersprechen wir ausdrücklich. Denn ielversprechende Initiativen wie die freiwillige Zielver- inbarung mit dem Deutschen Hotel- und Gaststätten- erband wurden dadurch konterkariert, dass nur wenige ochen nach der Unterzeichnung immer stärker ein ge- erelles Rauchverbot in die Diskussion gebracht wurde. ies beeinträchtigte verständlicherweise die Bereitschaft on Gastronomen, in technischen Nichtraucherschutz nd andere Lösungen zu investieren. Die starke Auswei- ung von Nichtraucherbereichen wurde von den Verbots- efürwortern weitgehend ignoriert. Es hat sich allerdings in vielen Bereichen gezeigt, ass es eine Menge freiwilliger Ansätze zum Nichtrau- herschutz gibt, die erfolgreich sind. So nutzen viele öf- entliche und private Träger von Einrichtungen mit ublikumsverkehr mehr und mehr über das Hausrecht ie Möglichkeit, Regelungen für das Nichtrauchen zu reffen. Flüge, Bahnhöfe, der öffentliche Personennah- erkehr etc. sind rauchfrei bzw. nahezu rauchfrei. Hotels ieten Nichtraucheretagen an. Die Nichtraucherbereiche n der Gastronomie nehmen zu. Das ist eine gesellschaft- iche Entwicklung, die sich auch ohne ein bundesweites llumfassendes Verbot vollziehen und fortsetzen lässt. Nach unserer festen Überzeugung muss der Staat icht alles regeln. Daher lehnen wir den Gesetzentwurf b. 10436 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 (A) ) (B) ) Anlage 11 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Kein Börsengang der Ruhrkohle AG – Bei der Zukunft des Steinkohlenberg- baus soziale und ökologische Aspekte be- rücksichtigen – Beschlussempfehlung und Bericht zu dem Antrag: Deutsche Steinkohle AG muss zügig belastbares Datenmaterial vorlegen (Tagesordnungspunkt 37 und Zusatztagesord- nungspunkt 7) Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU): Mit der An- fang Februar 2007 zustande gekommenen Vereinbarung zwischen Bund, Revierländern und Bergbau über die ge- ordnete und sozialverträgliche Beendigung des subven- tionierten Steinkohlenbergbaus in Deutschland hat die Koalition eine der bedeutendsten wirtschafts- und ener- giepolitischen Grundsatzentscheidungen der letzten Jahrzehnte getroffen. Wir stellen damit einmal mehr un- sere Bereitschaft und Fähigkeit unter Beweis, die not- wendigen Strukturveränderungen im Energiebereich ak- tiv zu gestalten. Mir ist es wichtig hervorzuheben, dass wir die Ent- scheidung über die Zukunft der deutschen Steinkohle in einem breiten Konsens mit allen Beteiligten – ein- schließlich der Gewerkschaft – getroffen haben. Die sub- ventionierte Förderung der Steinkohle in Deutschland wird bis 2018 sozialverträglich beendet. Alle Beteiligten werden daran mitwirken, dass es nicht zu betriebsbe- dingten Kündigungen kommt. So ist es vereinbart! Der Deutsche Bundestag wird den Auslaufbeschluss im Jahr 2012 überprüfen. Sollte sich die Wettbewerbs- situation der deutschen Steinkohle bis dahin grundle- gend verändert haben, gibt es die Möglichkeit zu reagie- ren. Einen Sockelbergbau, der die Subventionspolitik ohne Rücksicht auf die Wettbewerbsfähigkeit fest- schreibt, darf und wird es nicht geben. Eine Grundför- dermenge heimischer Steinkohle ist nach jetziger Lage im Vergleich zum Weltmarktpreisniveau für Kraftwerks- kohle ohne Subventionen nicht darstellbar. Je geringer die Förderung, desto höher der pro Tonne zu zahlende Subventionsbeitrag. Wo Bergbau wirtschaftlich betrie- ben werden kann, unterstütze ich dies ausdrücklich. Des- wegen ist es beispielsweise richtig, auf dem sogenannten Donarfeld mit seinen reichhaltigen Kokskohlevorkom- men weitere Untersuchungen anzustellen, ob eine Aus- beutung ohne Subventionen möglich ist. Der sogenannte weiße Bereich mit seinen Sparten Chemie, Energie und Wohnungswirtschaft ist als inte- grierter Industriekonzern in der RAG-Beteiligungs-AG zusammengefasst. Mit über 40 000 Beschäftigten bildet er heute den größten Anteil im RAG-Konzern. Im Stein- kohlenbergbau sind hingegen nur noch circa 34 000 Mit- arbeiter beschäftigt. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die deutsche Steinkohle schon seit längerer Zeit in einem tiefgreifenden Veränderungs- und Anpassungsprozess befindet. d f w s B f W z n e t b b g f ü d t t m e d b A W g Z w n l a g d l w s d k a P g r c A s r l t s A z R (C (D Mit der Grundsatzvereinbarung über die Beendigung es subventionierten Steinkohlenbergbaus ist der Weg ür eine Umstrukturierung des RAG-Konzerns frei ge- orden. Der Vereinbarung liegt das gemeinsame Ver- tändnis zugrunde, diesem über Jahrzehnte gewachsenen eteiligungsbereich der RAG die nötigen Perspektiven ür die weitere Entwicklung zu öffnen. Mit dem Gang an die Börse wird diese Perspektive irklichkeit. Der Beteiligungsbereich erhält Zugang um Kapitalmarkt. Damit wird eine Neuausrichtung mit euen Investoren ermöglicht. Gleichzeitig werden über ine vom RAG-Konzern zu gründende Stiftung die Mit- el für die Finanzierung der Ewigkeitslasten des Berg- aus wie Dauerbergschäden und Wasserhaltung aufge- racht und durch die Revierländer abgesichert. Es ist eplant, dass die derzeitigen Anteilseigner ihre Anteile ür den symbolischen Preis von 1 Euro auf die Stiftung bertragen, die dann ihrerseits die Eigentumsrechte an er jetzigen RAG-Beteiligungs-AG übernimmt. Die In- eressen der öffentlichen Hand bleiben gewahrt, da Stif- ungssatzung und Stiftungsgründung im Einvernehmen it der öffentlichen Hand abgestimmt werden. Die Konstruktion macht deutlich, dass der von Ihnen rhobene Vorwurf, „dass die Gewinne privatisiert und ie Verluste sozialisiert werden“, jeder Grundlage ent- ehrt. Der Gegenwert des weißen Bereichs mit seinen ktivitäten in der Chemie, bei Kraftwerken und ohnimmobilien kommt keinen privaten Interessen zu- ute, sondern wird zugunsten der Stiftung und ihres wecks, der Bewältigung der Bergbaufolgelasten, ver- endet. Mit dem von der Bundesregierung in Auftrag gegebe- en KPMG-Gutachten haben wir jetzt belastbares Zah- enmaterial zu den Ewigkeitslasten. Das Gutachten ist llen Fraktionen des deutschen Bundestages zur Verfü- ung gestellt worden. Es kommt zu dem Schluss, dass ie ab 2018 anfallenden Ewigkeitslasten mithilfe des Er- öses aus einem Börsengang im Gesamtverbund erzielt erden können. Deshalb wurde im letzten Spitzenge- präch der Regierungskoalition am 14. Mai vereinbart, iesen Weg zu gehen. Eine endgültige Entscheidung ann aber erst nach Vorlage der noch ausstehenden Gut- chten und einer abschließenden Bewertung durch das arlament erfolgen. Es ist absurd, zu behaupten, der Börsengang verstoße egen die Interessen der Arbeitnehmer. Das Gegenteil ist ichtig. Durch den Börsengang wird der sozialverträgli- he Auslaufprozess bis 2018 überhaupt erst ermöglicht. uch die erfolgreiche Weiterqualifizierung und Um- chulung der Bergbaumitarbeiter findet bereits seit Jah- en weiter statt und wird im Rahmen des finanziell Mög- ichen fortgeführt. Damit ist klar: Wer sich gegen den Börsengang rich- et, handelt gegen die Interessen der im Bergbau be- chäftigten Menschen. Bezeichnenderweise enthält Ihr ntrag keinerlei Aussagen über ein alternatives Finan- ierungskonzept. Zwischen dem heute debattierten Börsengang der uhrkohle AG und dem von Ihnen geforderten Ansied- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10437 (A) ) (B) ) lungsprogramm im Bereich erneuerbarer Energien spe- ziell für die Kohlenbergbauregionen, vermag ich keinen Zusammenhang zu erkennen. Richtig ist, dass die betrof- fenen Regionen einem tiefgreifenden Strukturwandel unterliegen. Dies ist aber keine neue Erkenntnis sondern ein Prozess, der nun schon mehr als zwei Jahrzehnte an- dauert. Die Regionen haben sich darauf eingestellt und in vielen Fällen ihre Chance zur Erneuerung genutzt. Dabei müssen wir sie unterstützen. Es bringt uns nicht weiter, ein Subventionsprogramm durch ein anderes zu ersetzen. Das gilt besonders, wenn es sich um einen bereits so hochgradig durch öffentliche Mittel geförderten Sektor handelt wie den der erneuerba- ren Energien. Das Eckpunktepapier hat zur Strukturför- derung bewusst nichts gesagt, da die regionale Wirt- schaftsförderung gemäß Grundgesetz eine Aufgabe der Bundesländer ist. Wir sollten alle unsere Anstrengungen jetzt allein da- rauf richten, die für den Börsengang erforderlichen Umsetzungsschritte zeitnah einzuleiten, das heißt, die Stiftungsgründung zu vollziehen und das Steinkohle- finanzierungsgesetz auf den Weg zu bringen. Das sind wir den im Bergbau tätigen Unternehmen und ihren Be- schäftigten schuldig. Dafür werde ich mich einsetzen. Dr. Rainer Wend (SPD): Wir befassen uns heute auf Antrag der Fraktion Die Linke mit dem geplanten Bör- sengang der RAG, mit einem Thema also, das für diese Koalition, seit sie Regierungsverantwortung trägt, weit oben auf der wirtschaftspolitischen Agenda steht. CDU/CSU und SPD haben sich bereits in ihrem Ko- alitionsvertrag zum Börsengang bekannt – dazu stehen wir heute mehr denn je –, und wir sind auf dem Weg dorthin bereits ein erhebliches Stück vorangekommen. Der Kohlekompromiss vom 7. Februar, an dem neben dem Bund die Kohleländer NRW und Saarland, die IGBCE und die RAG beteiligt waren, war ein wichtiger Meilenstein. Die Verständigung beinhaltet eine klare Zu- kunftsperspektive für die Bergleute bis mindestens 2018. Sie schließt betriebsbedingte Kündigungen aus und schafft die Grundlage, um den sogenannten weißen Be- reich der RAG als Ganzes an die Börse zu bringen. Es ist gut, dass im Koalitionsausschuss in diesem Punkt Kurs gehalten und zuletzt noch einmal allen Gedankenspielen an eine Einzelveräußerung von Unternehmensteilen eine Absage erteilt wurde. Alle, die um die Gefahr möglicher Marktbereinigungseffekte im Falle einer Unternehmens- zerschlagung wissen, werden diese Haltung nur begrü- ßen können. Es darf kein Zurück zur Zeit vor der Einigung vom Februar geben. Im Gegenteil: Es geht jetzt darum, die noch notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit das Vereinbarte tatsächlich umgesetzt wird. In diesem Zusammenhang – wie die Linke – einen Angriff auf so- ziale Standards zu erkennen, ist abwegig. Richtig ist vielmehr, dass der Börsengang der RAG ein wesentli- ches Element einer zukunftsgerichteten wirtschaftspoli- tischen Strategie für die Region sein muss. Gerade für die strukturschwachen Bergbauregionen mit überdurch- schnittlich hoher Arbeitslosigkeit ist der mit dem B W b P h z f S d t w d n D g a d n t M A R s v c n f t B F S G R e E h H n D ü W w U ti z g B g g t r M t Ü s a (C (D örsengang verbundene Impuls für die heimische ertschöpfung und den Erhalt von rund 100 000 Ar- eitsplätzen von elementarer Bedeutung. Wir stehen als olitiker also vor der konkreten Aufgabe, Handlungsfä- igkeit zu beweisen und sehr rasch ein Steinkohlefinan- ierungsgesetz auf den Weg zu bringen und die noch of- enen Fragen für die Stiftungsgründung, inklusive des tiftungsvorsitzes, zu klären. Eine weitere Verzögerung er notwendigen Entscheidungen sollte sich für alle Be- eiligten von selbst verbieten. In diesem Prozess muss endlich auch der nordrhein- estfälische Ministerpräsident seiner Verantwortung für as Land gerecht werden. Am 8. Februar, also einen Tag ach der Kohleeinigung, hat Jürgen Rüttgers vor dem üsseldorfer Landtag wörtlich erklärt: „Dem Börsen- ang der RAG steht nichts mehr im Weg.“ Tatsächlich ber ist der Ministerpräsident das größte Hindernis für ieses industriepolitisch so wichtige Vorhaben. Seit Mo- aten blockiert er eine sachorientierte Lösung auf Kos- en der Menschen in NRW. Dieses Verhalten ist eines inisterpräsidenten unwürdig und muss ein Ende haben. n die Stelle parteitaktischer Spielereien gehört die ückkehr zur Verlässlichkeit. Die Winkelzüge aus Düs- eldorf müssen aufhören, damit das Unternehmen und or allem seine Beschäftigten endlich die Planungssi- herheit erhalten, die sie verdienen. Insbesondere ist icht länger zu tolerieren, dass eine zielführende Lösung ür den Stiftungsvorsitz wegen persönlicher Animositä- en hintertrieben wird. Fakt ist, dass Werner Müller als Vater der Idee des örsengangs für den Stiftungsvorsitz prädestiniert ist. akt ist auch, dass alle Versuche, ihn als potenziellen tiftungsvorsitzenden zu diskreditieren – wie zuletzt die erüchte über angebliche Verhandlungen zwischen der AG und der russischen Gasprom –, jeder Grundlage ntbehren. Es ist deshalb eine geradezu zwangsläufige ntwicklung, dass Jürgen Rüttgers mit seiner Blockade- altung weitgehend alleine dasteht. Verständnis für diese altung existiert weder in den Reihen der Arbeitnehmer och bei den wichtigsten Aktionären des Unternehmens. ie jüngst von interessierter Seite lancierten Gerüchte ber einen angeblichen Verzicht des RAG-Vorsitzenden erner Müller auf den Stiftungsvorsitz sind nur eine eitere taktische Rochade innerhalb der von Teilen der nion betriebenen Verzögerungs- und Vernebelungstak- k. Gegenüber ihrem irrlichternden Parteifreund ist nicht uletzt die Bundeskanzlerin in der Pflicht. Wer wie Rütt- ers auf zynische Weise mit den Zukunftsängsten der eschäftigten des Unternehmens spielt, der muss nöti- enfalls durch ein parteiinternes Machtwort zur Räson ebracht werden. Die heutige Einlassung des stellvertre- enden Regierungssprechers Thomas Steg, die Regie- ung wolle auf Sachverstand, Erfahrung und Kenntnisse üllers keinesfalls verzichten, weist daher in die rich- ige Richtung und muss durchgesetzt werden. Als SPD-Fraktion sind wir aus wirtschaftspolitischer berzeugung und im Interesse der betroffenen Men- chen zu einer konstruktiven Lösung bereit. Wir werden ber nicht zulassen, dass die Profilierungsbedürfnisse ei- 10438 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 (A) ) (B) ) nes selbst ernannten Arbeiterführers auf dem Rücken der Beschäftigten befriedigt werden. Dazu ist die Bedeutung des Themas bei weitem zu groß. Paul K. Friedhoff (FDP): Seit über zwanzig Jahren fordert die FDP ein Ende des subventionierten Steinkoh- lebergbaus in Deutschland. Mit der Koalitionsvereinba- rung in Nordrhein-Westfalen haben wir die Weichen gestellt, damit das irrsinnige Verbuddeln von Steuermil- liarden nun beendet wird. Darauf sind wir stolz. Der Ausstieg aus dem Subventionsbergbau und der Börsengang der RAG bedingen sich wechselseitig: ohne Börsengang kein Ausstieg und ohne Ausstieg kein Bör- sengang. Alle Beteiligten, die den Steinkohlebergbau in Deutschland realistisch und ohne Nostalgie betrachten, sind sich darin einig, dass erst durch diese Verknüpfung der bestmögliche Weg für den geordneten Ausstieg aus dem Subventionsbergbau möglich wurde. So wird aus einem hoch subventionierten Unternehmen mit nicht wettbewerbsfähiger Kohleförderung durch Strukturwan- del ein Unternehmen mit wettbewerbsfähigen Produkten und sicheren Arbeitsplätzen im Ruhrrevier. Die FDP hat den Weg zu diesem Ausstieg vorange- trieben, mitgestaltet und unterstützt die Akteure in Ber- lin, in Düsseldorf und in Essen. Mit der Trennung von weißem und schwarzem Be- reich und dem folgenden Börsengang wird ein schlag- kräftiges neues DAX-30-Unternehmen entstehen, das zukunftsfähige, neue Arbeitsplätze schafft. Hier werden die Arbeitskräfte gebraucht – im Bergbau haben sie längst keine Perspektive mehr. Dass dieser Konzern dann auch Gewinne erwirtschaftet, können wir ihm nur wünschen. Diese Gewinne gleich wieder in Steinkohleschächten zu versenken, kann jedoch nur dem Wunschdenken der Linken entspringen. Viel zu lange schon wurde echtes unternehmerisches Handeln bei der RAG durch die staatliche Subventionspolitik verhindert. Durch die ge- plante Trennung der Bereiche entstehen alle Chancen für ein subventionsfreies, „strotznormales“ Unternehmen: Diese Chancen wollen wir ergreifen! Mit den Chancen für neue Arbeitsplätze sind natür- lich auch neue Ausbildungsplätze verbunden: Selbstver- ständlich sollen doch junge Menschen in Berufen ausge- bildet werden, die es auch in Zukunft geben wird. Dafür ist ein staatsfreies Unternehmen denkbar besser geeignet als eine Branche, die allein noch durch staatliche Zu- schüsse künstlich am Leben gehalten wird. Zu den Forderungen der Zulieferindustrie nach Bei- behaltung eines Referenzbergbaus ist zu sagen, dass ihr Wunsch, vor der eigenen Haustür Kohlebergwerke zum Testen ihrer Fördertechnologie zu erhalten, verständlich ist. Unverständlich ist jedoch, dass die Zulieferindustrie erwartet, dass alle Steuerzahler in Deutschland ihr diese Demonstrationsanlagen bezahlen. Wenn die Bergma- schinenindustrie – die bereits heute über 80 Prozent ihres Umsatzes im Ausland erzielt – ihre Maschinen in deut- schen Kohlegruben ausprobieren will, darf das nicht zu- lasten der Steuerzahler gehen. n b h m s 3 r r r K g n k 2 z g ö b a e 7 n z s b d d e n l t e v k G w ü d z i B „ n p w W R M u D w c O g (C (D Mit dem hart verdienten Geld der Steuerbürger kön- en in anderer Weise und an anderer Stelle viel mehr Ar- eitsplätze entstehen als in den Gruben der Vergangen- eit. Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium uss jedes Jahr 500 Millionen Euro und damit die Hälfte eines Etats in die unsinnige Aufrechterhaltung von 4 000 unrentablen Arbeitsplätzen pumpen. Rein rechne- isch könnten mit dem Geld aber auch 13 000 neue Leh- er im Land eingestellt werden. Allein diese Beispiels- echnung zeigt, wie man staatliche Mittel besser in die öpfe als in dunkle Schächte investieren könnte. Wohl- emerkt: Die 500 Millionen Euro aus NRW reichen gar icht aus, um die 34 000 Kohlekumpel und ihre Arbeits- ulisse aufrechtzuerhalten. Hinzu kommen noch einmal 000 Millionen vom Bund – und zwar jedes Jahr. Arbeitsplätze, die im „schwarzen“ Bereich der RAG wangsläufig wegfallen werden, sollten durch Beschäfti- ung im „weißen“ Bereich aufgefangen werden. Die Er- ffnung von neuen Beschäftigungsperspektiven in wett- ewerbsfähigen Branchen ist allemal sozial verträglicher ls der Erhalt von Arbeitsplätzen im Bergbau. Oder ist es twa sozial verträglich, jeden Arbeitsplatz mit rund 5 000 Euro Steuergeld zu subventionieren? Es ist eben icht sozial, den einen Bürgern das Geld aus der Tasche zu iehen, um es den anderen zuzustecken. Dies können elbst die Sozialisten nicht anders sehen. Den 900 000 Ar- eitssuchenden in Nordrhein-Westfalen jedenfalls wer- en die Linken ihre Forderungen nach einem weiter an- auernden Vergraben von Subventionsmilliarden kaum rklären können. Auch den Kohlearbeitern, die in den euen Bundesländern nach der Wende bei der Abwick- ung großer Teile des Braunkohleabbaus ohne Subven- ionen entlassen wurden, werden sie Wünsche nach Dau- rsubventionen im Westen nicht erklären können. Für die Ewigkeitskosten hat die RAG bereits Reser- en angehäuft: Den vorliegenden Gutachten zufolge önnen die zu erwartenden Ewigkeitskosten mit dem egenwert der Firmen des „weißen“ Bereichs gedeckt erden. Wir wollen, dass auf der einen Seite die Stiftung ber ihr Kapital verfügen kann und daraus für die Folgen es Bergbaus aufkommt. Auf der anderen Seite soll ein ukunftsfähiges Unternehmen entstehen können, das frei st von den Lasten des bisher staatlich angeordneten ergbaus. Niemandem wäre damit gedient, wenn die weißen“ Bereiche der RAG ausbluten müssten, um achträglich für die Fehler jahrzehntelanger Subventions- olitik zu haften. Ulla Lötzer (DIE LINKE): Es ist schon bezeichnend, enn in den letzten Wochen mehr über die Zukunft von erner Müller als über die Zukunft der Menschen im uhrgebiet diskutiert wird. In dem Gerangel um die achtstellung eines Herrn Müller gehen die Bedürfnisse nd Nöte der Menschen im Ruhrgebiet völlig unter. Wochenlang fanden Debatten darüber statt, ob die egussa an Lanxess oder die STEAG an RWE verhökert erden sollen. Herr Müller soll dem Stahlkonzern Ar- elor-Mittal, ohne Zustimmung des Aufsichtsrats, eine ption auf die Übernahme der RAG-Tochter Saar Fern- as eingeräumt haben. Die Filetierung des Konzerns Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10439 (A) ) (B) ) wurde sowohl von der nordrhein-westfälischen Wirt- schaftsministerin, Frau Thoben, als auch den Grünen im- mer präferiert, weil das mehr einbrächte. Eine Filetie- rung würde jedoch noch mehr Arbeitsplätze vernichten. Mit der Verständigung der Koalitionsfraktionen am 14. Mai, den weißen Bereich der RAG als integrierten Konzern an die Börse zu bringen, traten diese Gerüchte erst einmal wieder in den Hintergrund, um gleich von ei- nem neuen abgelöst zu werden: So soll es Geheimge- spräche zwischen Gazprom und RAG über einen Ein- stieg des russischen Energiekonzerns bei der RAG geben. Da verhandelt dann ja wohl der ehemalige Bun- deskanzler mit seinem ehemaligen Wirtschaftsminister. Natürlich werden die Gerüchte gleich wieder dementiert, was jedoch bleibt ist, ist eine Gewissheit: Es wird einige wenige Gewinner bei den Geschäften geben und viele Verlierer, nämlich die Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmer. Dieses Hin und Her zeigt nur eins: Die Zukunft der Menschen, die im weißen Bereich arbeiten, wird ebenso mit Füßen getreten wie die Zukunft der Bergleute. Ma- chen wir uns doch nichts vor, wenn der weiße Bereich an die Börse gebracht wird und den reinen Profitinteressen des Shareholder-Value unterworfen wird, wird dies auto- matisch zu Arbeitsplatzverlusten führen. Auch die Vor- bereitung des Konzerns auf den Börsengang hat doch be- reits Tausende von Arbeitsplätzen gekostet. Da die Personalkosten die Höhe der gesamten Betriebskosten mitbestimmen, die in den verschiedenen Berechnungs- modellen den Shareholder-Value zum Teil beträchtlich beeinflussen, wächst der Druck, diesen Faktor kontinu- ierlich zu senken. Was interessiert den Shareholder die Existenz der Beschäftigten und ihrer Familien? Nichts! Das einzige, was zählt, ist Rendite, Rendite und noch einmal Rendite. In der letzten Woche wurde bekannt, dass die RAG den Bundesanteil an der RAG Immobilien aufkauft. Da- mit verstärkt sich die Gefahr, dass auch dieser Wohnbe- stand den Heuschrecken ausgeliefert werden wird. Auch der besondere Schutz der Bergleute, die in diesen Woh- nungen leben ist damit gefährdet. Gleichzeitig werden dem Ruhrgebiet keine Perspekti- ven für die Zukunft eröffnet. 3 000 Ausbildungsplätze sind akut gefährdet. Bisher verliert die RAG kein Wort darüber, die Auszubildenden zu übernehmen. Und die Landesregierung kümmert sich auch nicht darum, was mit den Jugendlichen passieren soll. Im Kohlekompro- miss vom Februar dieses Jahres findet sich kein Wort zur Förderung von Ersatzarbeitsplätzen. Ausdrücklich ruft der nordrhein-westfälische Ministerpräsident einen Wettbewerb der Regionen um Fördermittel aus. Nach dem Willen der Landesregierung kann das Ruhrgebiet ruhig absaufen, ein besonderes Strukturprogramm soll es nicht geben. Auch die Bundesregierung will nur Subven- tionen einsparen. Auch von ihr sind keine Mittel oder Maßnahmen für Ersatzarbeitsplätze geplant. Damit werden jedoch die vorhandenen Potenziale der Region einfach ignoriert. Das Wissen im industriellen Anlagenbau in der Region kann in neuen Technologiebe- reichen, wie zum Beispiel der Entwicklung und dem Bau v e j d b g Q g A A d l r D K b a a p 2 K t l g n g s B I d w v a B R a d S ß e S w S D F r h a t t n ä t V (C (D on Systemen und Komponenten für die Offshore-Wind- nergie, genutzt werden. Um dies zu nutzen, bedarf es edoch einer gezielten Ansiedelungsstrategie. Auch in er energetischen Häusersanierung gibt es im Ruhrge- iet nachweislich einen hohen Arbeitskräftebedarf und ute Kenntnisse. Den Bergleuten muss dafür nur ein ualifizierungsangebot gemacht werden. Kerstin Andreae (Bündnis 90/Die Grünen): Es ist ut, dass es jetzt wenigstens einen Beschluss über das uslaufen der Steinkohlesubventionen bis 2018 gibt. llerdings sind wir der Meinung, dass es besser wäre, ie Steinkohlesubventionen bereits 2012 auslaufen zu assen. Nach Zahlen des BMWi können bei einem frühe- en Börsengang 20 Milliarden Euro eingespart werden. iese Gelder könnten sinnvoller für Zukunftsenergien, limaschutz und die vielen ungelösten Altlastenpro- leme, wie der Sanierung der stillgelegten Schacht- nlagen in NRW und anderswo ausgegeben werden, uch im Sinne der Schaffung zukunftsfähiger Arbeits- lätze. Es macht in der Tat keinen Sinn, die Subventionen bis 018 weiterlaufen zu lassen. Nach dem vorliegenden PMG-Gutachten zur Bewertung der Stillsetzungskos- en und der Ewigkeitslasten liegen die Kosten der Still- egung für die Termine 2012, 2014, 2016 und 2018 in leicher Höhe, nämlich bei 14 Milliarden Euro. In kei- em der Fälle wird es zu betriebsbedingten Kündigun- en kommen. Die Koalitionen in Berlin und Düsseldorf verfolgen tur das Ziel eines Börsengangs des sogenannten weißen ereichs, also der Degussa, der STEAG und der RAG mmobilien, als Konglomerat, obwohl jeder weiß, dass ies mit einem erheblichen Ertragsabschlag verbunden äre. Schon heute liegen Gebote nur für die Degussa or, die den geschätzten Gesamterlös des Börsengangs ls Konglomerat übertreffen! Der RAG argumentiert mit der strukturpolitischen edeutung der Schaffung eines neuen Dax-Konzerns im uhrgebiet für die Weiterführung des weißen Bereichs ls Konglomerat. Dieses Argument relativiert sich je- och dadurch, dass die drei Bereiche Spezialchemie, tromerzeugung und Immobilien sowohl bei der Veräu- erung im Konglomerat wie auch bei Veräußerung als inzelne Unternehmen aller Voraussicht nach an ihren tandorten erhalten blieben. Der Sitz der Degussa AG äre weiterhin Düsseldorf. Die STEAG AG hat ihren itz ohnehin in Essen, die RAG Immobilien AG auch. ie zusätzliche Wertschöpfung am Standort Essen durch ortführung der Holding an diesem Standort wäre ge- ing. Ein weiterer Wertverlust wird sich durch die dauer- afte Beteiligung der Stiftung von geplanten 30 Prozent n dem Konglomerat ergeben. Welcher Investor wird In- eresse an der Beteiligung an einem so weitgehend poli- isch beeinflussten Unternehmen haben? Wir halten ichts davon. Die Stiftung sollte die Unternehmen ver- ußern und sich mit dem Erlös um die Bergbaufolgelas- en kümmern. Im Kuratorium muss auf jeden Fall ein ertreter der Bergschadensbetroffenen vertreten sein. 10440 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 (A) ) (B) ) Werner Müller rechnet mit einem Erlös aus dem Bör- sengang als Konglomerat von 5,9 Milliarden Euro. Der Barwert der Stillsetzungs- und Ewigkeitskosten wird bei rund 14 Milliarden Euro liegen. Wie soll sichergestellt werden, dass die öffentliche Hand nicht in die Zahlungs- pflicht genommen wird? Die große Koalition war ja so großzügig, sich für den Bund gegenüber NRW mit ei- nem Drittel an möglichen Kosten zu beteiligen. Die Bundesregierung und die Landesregierung in NRW stehen in der Pflicht, die Risiken zu minimieren, Erlöse für Zukunftsinvestitionen zu maximieren und we- nig produktive Subventionen so schnell wie möglich zu beenden. Deshalb sollten die Subventionen 2012 auslau- fen, der weiße Bereich sollte von der Stiftung getrennt werden, optimal veräußert und in zukunftsfähige unter- nehmerische Strukturen integriert werden. Wie das „Handelsblatt“ heute schreibt, wird der Bör- sengang derzeit durch den Kampf zweier eitler Männer gefährdet, wer denn nun Chef der Steinkohlenstiftung werden soll: Werner Müller, unterstützt von der SPD auf der einen, und Jürgen Rüttgers, unterstützt von Kanzle- rin und Union auf der anderen Seite. Der Börsengang droht zur Posse zu verkommen. Das muss sofort aufhö- ren. Es geht um eine wichtige strukturpolitische Ent- scheidung und nicht um die Installation eines neuen Ruhrbarons. Anlage 12 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 833. Sitzung am 11. Mai 2007 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung des Absatzfondsgesetzes und des Holzabsatzfondsgesetzes – Drittes Gesetz zur Änderung des Künstlersozial- versicherungsgesetzes und anderer Gesetze – Gesetz zu der Akte vom 29. November 2000 zur Revision des Übereinkommens vom 5. Oktober 1973 über die Erteilung europäischer Patente (Europäisches Patentübereinkommen) – Gesetz zur Umsetzung der Akte vom 29. Novem- ber 2000 zur Revision des Übereinkommens über die Erteilung europäischer Patente – Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2007 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 2007) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente und der Durchführungs- richtlinie der Kommission (Finanzmarkt-Richtli- nie-Umsetzungsgesetz) a) Der Bundesrat erkennt die Bemühungen der Bun- desregierung an, die Finanzmarktrichtlinie zügig in deutsches Recht umzusetzen, um den betroffe- nen Wertpapierdienstleistungsunternehmen im Hinblick auf das Inkrafttreten der Richtlinie aus- (C (D reichend Zeit zur Umstellung auf die neuen recht- lichen Anforderungen zu geben. b) Der Bundesrat weist jedoch darauf hin, dass eine rasche Umsetzung nicht zu Lasten der Aufsichts- standards im deutschen Börsen- und Kapital- marktrecht gehen darf. Der Bundesrat hält es vielmehr für dringend erforderlich, die Melde- pflichten im Wertpapierhandelsgesetz auch zu- künftig auf alle mit Finanzinstrumenten handeln- den inländischen Handelsteilnehmer zu erweitern, statt lediglich auf Wertpapierdienst- leistungsunternehmen zu beschränken. c) Der Bundesrat hält es ferner für notwendig, die Aufsichtsstandards für Waren und Warenderi- vatebörsen, besonders im Bereich des rasch wachsenden Energiehandels, weiterzuentwickeln und an die bewährten Standards im Wertpapier- bereich anzugleichen. Das ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine bessere Marktaufsicht, die Steigerung des Vertrauens in eine wettbewerbsge- rechte Preisbildung sowie eine größere Markt- transparenz und -integrität. Die Erfahrungen ge- rade im börslichen Stromgroßhandel zeigen, dass Waren und Warenderivate besser von dem beste- henden aufsichtsrechtlichen Rahmen erfasst wer- den müssen, so dass den zuständigen Aufsichts- behörden alle Instrumente für eine wirksame Kontrolle etwaigen missbräuchlichen Verhaltens zur Verfügung stehen. Das gilt für die Melde- pflichten und die Möglichkeiten der Insiderüber- wachung, die bei Warenderivategeschäften, so- weit sie an organisierten Märkten getätigt werden oder über sie abgewickelt werden, ausgeweitet werden müssen. Es ist außerdem erforderlich, da- bei in geeigneter Weise auch Warengeschäfte ein- zubeziehen, die Basiswerte von Finanzinstrumen- ten im Sinne der Finanzmarktrichtlinie sind und an organisierten Märkten getätigt werden. Das Schließen dieser Regelungslücken würde dazu beitragen, das Gütesiegel besonders guter Auf- sichtsstandards, das mit börslichen Marktplätzen allgemein verbunden wird, auch für Waren- und Warenterminbörsen besser zur Geltung zu brin- gen. d) Der Bundesrat begrüßt, dass die Bundesregierung den Handlungsbedarf bei der Weiterentwicklung der Aufsichtsstandards besonders für Waren- und Warenderivatemärkte grundsätzlich anerkennt. Er begrüßt darüber hinaus die Ankündigung der Koalitionsfraktionen im Bundestag, weitergehende Regelungen für den Energiemarkt durch eine generelle Überarbeitung der Regulierungsvor- schriften treffen zu wollen (Bundestagsdrucksa- che 16/4899). Der Bundesrat sieht die Schaffung zeitgemäßer regulatorischer Rahmenbedingungen in diesem Bereich auch als einen wichtigen Standortfaktor an. Der Bundesrat fordert die Bun- desregierung daher auf, alsbald Eckpunkte für ei- nen Gesetzesentwurf vorzulegen, und bittet sie, die betroffenen Länder hierbei einzubeziehen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 10441 (A) (C) (B) ) Die Abgeordnete Margareta Wolf (Frankfurt) hat mitgeteilt, dass sie ihre Unterschrift auf dem Antrag Flugverkehrskonzept für den Großraum Berlin überprüfen – Flughafen Berlin-Tempelhof offenhal- ten auf Drucksache 16/4813 zurückzieht. Die Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/820 Nr. 1.30 Drucksache 16/820 Nr. 1.31 Drucksache 16/3196 Nr. 1.32 Drucksache 16/3196 Nr. 1.37 Drucksache 16/3196 Nr. 1.40 Drucksache 16/3196 Nr. 1.45 Drucksache 16/3196 Nr. 1.50 Drucksache 16/3382 Nr. 2.8 Drucksache 16/3382 Nr. 2.18 Drucksache 16/4501 Nr. 2.2 Drucksache 16/4501 Nr. 2.3 Drucksache 16/4501 Nr. 2.4 Drucksache 16/4501 Nr. 2.5 Drucksache 16/4501 Nr. 2.6 Drucksache 16/4501 Nr. 2.7 Drucksache 16/4501 Nr. 2.13 Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/AIDS-Bekämp- fungsstrategie der Bundesregierung – Drucksache 16/4650 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/4105 Nr. 1.15 Drucksache 16/4105 Nr. 1.17 Drucksache 16/4105 Nr. 2.48 Drucksache 16/4105 Nr. 2.50 Drucksache 16/4105 Nr. 2.74 Drucksache 16/4105 Nr. 2.79 Drucksache 16/4105 Nr. 2.80’ Drucksache 16/4501 Nr. 1.3 Drucksache 16/4501 Nr. 2.20 Drucksache 16/4501 Nr. 2.35 Drucksache 16/4501 Nr. 2.36 Drucksache 16/4501 Nr. 2.37 Drucksache 16/4501 Nr. 2.38 Drucksache 16/4501 Nr. 2.48 Drucksache 16/4501 Nr. 2.50 Drucksache 16/4635 Nr. 2.3 Drucksache 16/4635 Nr. 2.11 Drucksache 16/4635 Nr. 2.16 Drucksache 16/4819 Nr. 1.15 Finanzausschuss Drucksache 16/4819 Nr. 1.9 Drucksache 16/4819 Nr. 1.22 (D Drucksache 16/4501 Nr. 2.15 Drucksache 16/4501 Nr. 2.21 Drucksache 16/4819 Nr. 1.5 Drucksache 16/4939 Nr. 2.7 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/4501 Nr. 2.41 Drucksache 16/4939 Nr. 2.3 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/4105 Nr. 2.12 Drucksache 16/4258 Nr. 1.5 Drucksache 16/4258 Nr. 2.16 Drucksache 16/4501 Nr. 2.25 Drucksache 16/4501 Nr. 2.32 Drucksache 16/4635 Nr. 2.4 Drucksache 16/4819 Nr. 1.16 Drucksache 16/4819 Nr. 1.23 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 16/4635 Nr. 2.13 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/4819 Nr. 1.10 Drucksache 16/4939 Nr. 2.15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/1942 Nr. 2.18 101. Sitzung Berlin, Freitag, den 25. Mai 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610100000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 30 a und 30 b auf:

30 a) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-
tionen der CDU/CSU und der SPD eingebrach-
ten Entwurfs eines Unternehmensteuer-
reformgesetzes 2008

– Drucksache 16/4841 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Unternehmensteuerreformgesetzes 2008

– Drucksache 16/5377 –

aa) Beschlussempfehlung und Bericht des
Finanzausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksachen 16/5452, 16/5491 –

Berichterstattung:
Abgeordente Peter Rzepka
Reinhard Schultz (Everswinkel)

Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Barbara Höll

Redet
Christine Scheel


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/5454 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(7. Aussc – zu dem Antrag der Abgeordneten D Höll, Dr. Axel Troost, Werner Dreib (C (D ung 25. Mai 2007 0 Uhr rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Unternehmen leistungsgerecht besteuern – Einnahmen der öffentlichen Hand stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Werner Dreibus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Unternehmen leistungsgerecht besteuern – Einnahmen der öffentlichen Hand stärken – zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Scheel, Dr. Gerhard Schick, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Unternehmensteuerreform für Investitionen und Arbeitsplätze – zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Scheel, Kerstin Andreae, Dr. Gerhard Schick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Verlässliche und aussagekräftige Datenbasis für die Ermittlung der Unternehmenssteuern erfassen ext – Drucksachen 16/5249, 16/4857, 16/4855, 16/4310, 16/5452, 16/5491 – Berichterstattung: Abgeordnete Peter Rzepka Reinhard Schultz Dr. Hermann Otto Solms Dr. Barbara Höll Christine Scheel Zu dem Entwurf eines Unternehmensteuerreformgesetzes 2008, über den wir später namentlich abstimmen werden, liegt je ein Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen sowie der Fraktion der FDP vor. interfraktionellen Vereinbarung sind für eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich derspruch. Dann ist es so beschlossen. huss)


r. Barbara
us, weite-

Nach einer
die Aussprache
höre keinen Wi






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes-
finanzminister Peer Steinbrück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610100100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Dass der Finanzminister in einer Debatte über
die Unternehmensteuerreform das Wort ergreift, war mir
klar, aber nicht, wann genau.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da müssen Sie jetzt durch!)


Vielen Unkenrufen zum Trotz ist der Koalition mit
dieser Unternehmensteuerreform inhaltlich ein großer
Wurf gelungen. Er zeugt auch von einer sehr guten hand-
werklichen Regierungsfähigkeit. Die letzten anderthalb
Jahre haben bewiesen, dass die Große Koalition hand-
lungsfähig ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich bei all
denjenigen bedanken, die in der politischen Arbeits-
gruppe mitgearbeitet haben; viele Abgeordnete der bei-
den Koalitionsfraktionen waren daran beteiligt. Ich
möchte meinem ehemaligen hessischen Ministerpräsi-
denten Koch, der technischen Arbeitsgruppe und den
mitwirkenden Parlamentariern danken.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Warum ehemalig?)


– Aus meiner Sicht ehemaligem Ministerpräsidentenkol-
legen. Das war doch nicht misszuverstehen.


(Heiterkeit bei der SPD – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Aus seiner Sicht ist das richtig!)


Wie vor anderthalb Jahren angekündigt, wird diese
Unternehmensteuerreform am 1. Januar 2008 in Kraft
treten. Wie zu erwarten ist, werden der Deutsche Bun-
destag und der Bundesrat diese Unternehmensteuer-
reform vor der Sommerpause verabschieden, sodass die
deutsche Wirtschaft und die deutschen Unternehmen ein
halbes Jahr lang Zeit haben, sich an den neuen steuerli-
chen Grundlagen zu orientieren, die für die Unterneh-
mensbesteuerung in der Bundesrepublik Deutschland
gelten werden.

Nach einer Reihe von Reformen der Vorgängerregie-
rung unter Gerhard Schröder und der Großen Koalition,
die nicht populär gewesen sind und die teilweise noch
umstritten sind, gibt es nun einen konjunkturellen Auf-
schwung, wie es ihn in den letzten 15 Jahren nicht gege-
ben hat. An diesem Aufschwung haben 850 000 mehr
Menschen Teilhabe; das sind diejenigen, die nicht mehr
arbeitslos sind. Darunter befinden sich 550 000 Men-
schen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungs-
verhältnissen. Es haben an diesem Aufschwung Millio-
nen von Menschen Teilhabe, die jetzt sicherere
Arbeitsplätze haben als noch vor einem oder zwei Jah-
ren. Es haben zunehmend mehr Arbeitnehmerinnen und

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(C (D rbeitnehmer Teilhabe an diesem Aufschwung über erennbar bessere Tarifabschlüsse, die das größere Wachsum und die höhere Produktivität erlauben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der LINKEN: Zum Beispiel bei der Telekom!)


Die Unternehmensteuerreform wird diesen Auf-
chwung unterstützen. Sie wird dazu beitragen, dass die-
er Aufschwung, diese konjunkturelle Entwicklung ver-
tetigt wird. Wir werden es mit einer Verbesserung des
nvestitionsklimas zu tun haben. Wir werden es auch da-
it zu tun haben, dass gleichzeitig die Steuerbasis in
eutschland gesichert und damit die Finanzierung öf-

entlicher Aufgaben breiter abgesichert wird.

Keines der viel diskutierten Probleme in diesem Haus
die Energieeffizienz, der Klimaschutz, Bildung, Fami-
ienförderung, Kinderbetreuung, demografiefestere so-
iale Sicherungssysteme, die Entschuldung – lösen wir
hne eine solide Wachstumsbasis, ohne leistungsfähige
nd wettbewerbsfähige Unternehmen in der Bundes-
epublik Deutschland, die sich im internationalen Wett-
ewerb auch von der Steuerseite einigermaßen bewegen
nd bewähren können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn sich gelegentlich Teile dieses Hauses nicht nur
m die Verteilungsseite des Bruttosozialproduktes, son-
ern auch um die Entstehungsseite dieses Bruttosozial-
roduktes kümmern würden, dann müssten sie meine
uffassung teilen, dass wir ein großes Interesse daran
aben, dass der Investitionsstandort Deutschland für
nternehmen in Deutschland wie auch für ausländische

nvestoren attraktiver gemacht wird. Dies gelingt mit
ieser Unternehmensteuerreform.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


iese Unternehmensteuerreform sorgt dafür, dass der In-
estitionsstandort Deutschland attraktiver wird für alle,
ie hier investieren wollen, für alle, die hier in Deutsch-
and Arbeitsplätze schaffen wollen, für alle, die ihre

ertschöpfung in Deutschland versteuern und nicht
twa ins Ausland verbringen wollen.

Die Steuerbelastung kommt wieder in das europäi-
che Mittelfeld – nicht mehr und nicht weniger. Zumin-
est mit Blick auf die Besteuerung der Kapitalgesell-
chaften sind wir mit einer Definitivbesteuerung von
ber 38 Prozent am unteren Ende gewesen. Die Vorgän-
erregierung hat mit Blick auf die Personengesellschaf-
en bereits viel getan, um zu einer Entlastung der Perso-
engesellschaften beizutragen. Aber im Zuge dieser
nternehmensteuerreform sind wir noch einmal zu deut-

ichen Verbesserungen für den die deutsche Wirtschaft
m Wesentlichen tragenden deutschen Mittelstand entge-
en allen Unkenrufen gekommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Eine Bruttoentlastung von 30 Milliarden Euro und
ann eine Gegenfinanzierung von 25 Milliarden Euro
ind aus mehreren Gründen erforderlich gewesen, vor-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
nehmlich aus Haushaltsgründen. Man kann nicht drei
Dinge auf einmal haben – einige in diesem Hause vertre-
ten diesen Standpunkt –: gleichzeitig Steuern senken, In-
vestitionen erhöhen und eine Entschuldung der öffentli-
chen Haushalte durchführen wollen. Dies funktioniert
nicht. Das ist einer der Gründe dafür, warum es erforder-
lich ist, sich über eine Refinanzierung einen Teil dieser
Bruttoentlastung wieder zu holen.

Eine weitere Zielsetzung bewegte die Mitglieder der
politischen Arbeitsgruppe und die Mitglieder der zustän-
digen Ausschüsse ebenfalls von vornherein in diesen Be-
ratungen: Wir wollten Gestaltungsmöglichkeiten und
Umgehungstatbestände zulasten des Fiskus in
Deutschland eindämmen bzw. minimieren. Sie wissen,
dass ich in diesem Zusammenhang immer von Verschie-
bebahnhöfen rede. Es gibt viele Beispiele dafür, wie dies
im Einzelnen funktioniert. Ich erspare es mir aus Zeit-
gründen, dies darzustellen. Es gibt Annahmen darüber,
dass der deutsche Fiskus, also letztlich unser Gemeinwe-
sen, pro Jahr hohe zweistellige Milliardenbeträge ver-
liert, weil Gewinne, die in Deutschland erzielt werden,
ins Ausland transferiert werden, weil Verluste, die Toch-
terunternehmen im Ausland erzielen, in Deutschland
steuermindernd geltend gemacht werden. Wir verlieren
daher Steuereinnahmen, die wir brauchen, um öffentli-
che Aufgaben zu finanzieren.

Im Vorfeld dieser Unternehmensteuerreform hat es
viele Vorschläge gegeben, die von weitaus größeren Ent-
lastungseffekten ausgegangen sind. Ich vermute, dass
zumindest die Kolleginnen und Kollegen der FDP der
Auffassung sind, man könne Steuerentlastungen in Höhe
von 10, 15 oder 20 Milliarden Euro in Kauf nehmen. Ich
sehe das anders, gerade vor dem Hintergrund des Kon-
senses, den wir, bezogen auf eine andere Zielsetzung,
gefunden haben, nämlich die Nettokreditaufnahme so
schnell wie möglich auf null zu führen und einen Ein-
stieg in die Entschuldung zu finden, um auch unter dem
Gesichtspunkt der Generationsgerechtigkeit auf Dauer
nicht diesen riesigen Berg von 1,5 Billionen Euro Schul-
den auf nachfolgende Generationen zu wälzen.

Neben der Zielsetzung einer höheren internationalen
Wettbewerbsfähigkeit, einer größeren Europatauglich-
keit unseres Unternehmensteuersystems, der Vermei-
dung allzu großer Steuerausfälle und der Eindämmung
von Gestaltungsmöglichkeiten und systematisch-strate-
gisch erschlossener Vermeidungsstrategien sind es zwei
weitere Zielsetzungen, die mit dieser Unternehmensteu-
erreform erreicht werden:

Erstens. Es bleibt bei der Gewerbesteuer.

Zweitens. Die kommunale Einnahmebasis wird durch
eine ganze Reihe von Maßnahmen verstetigt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dies ist von einer erheblichen Bedeutung; denn der über-
wiegende Teil der öffentlichen Investitionen wird von
den Kommunen getätigt. 60 Prozent der öffentlichen In-
vestitionen werden von den Kommunen getätigt. Das
heißt, eine solidere, verlässlichere und kalkulierbarere
Einnahmebasis für die Kommunen ist von einer er-

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(C (D eblichen Bedeutung. Soweit ich die Stellungnahmen er kommunalen Spitzenverbände verstanden habe, wird ieses Element der Steuerreform von ihnen, insbesonere von den Kommunalpolitikern der beiden Koaliionsparteien, ausdrücklich begrüßt und gewürdigt. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Ich will noch einige Worte dazu verlieren, dass die
ittelstandsfreundlichkeit der Reform in den Beratun-

en im Koalitionskreis bzw. zwischen den Koalitions-
raktionen noch einmal verstärkt worden ist; das Stich-
ort lautet „Investitionsabzugsbetrag“. Es gibt eine
anze Reihe von Maßnahmen, die ich aus Zeitgründen
ur erwähne: Thesaurierungspräferenz, Ansparabschrei-
ung – ich könnte diese Aufzählung fortsetzen –, die
azu beitragen, dass der Mittelstand gefördert wird. Das
ntscheidende Argument ist: Bei den Instrumenten zur
efinanzierung dieser Steuerreform – um auf eine Ge-

amtentlastung von 5 Milliarden Euro zu kommen – ist
er Mittelstand weit unterproportional beteiligt. Der
berwiegende Anteil dieser Refinanzierung liegt auf den
chultern der größeren Kapitalgesellschaften.

Ich will zum Abschluss auf zwei Folgearbeiten hin-
eisen, bei denen ich damit rechne, dass sie in den wei-

eren Beratungen heute eine Rolle spielen werden. Zum
inen werden wir die Unternehmensteuerreform noch in
iesem Jahr um eine Regelung für die steuerliche Be-
andlung von privatem Wagniskapital ergänzen. Sie wis-
en, dass es dazu einen ersten Eckpunkteentwurf gibt,
er weiter debattiert werden soll. Ein solches Wagnis-
apitalbeteiligungsgesetz soll zeitgleich mit der Unter-
ehmensteuerreform zum 1. Januar des Jahres 2008 ver-
bschiedet werden; das war seinerzeit die Verabredung
wischen den Koalitionsfraktionen. Ich glaube, dass wir
ut beraten sind, gerade für technologieorientierte Un-
ernehmen in diesem Zusammenhang etwas zu tun. Ich
üge allerdings hinzu: Diejenigen von Ihnen, die mit gro-
em Interesse das zugrunde liegende Gutachten der
U München gelesen haben, werden wissen, dass dieses
utachten auf Steuereinnahmeverluste in der Dimension
on 10 bis 20 Milliarden Euro hinausläuft. Sie werden
erstehen, dass der Bundesfinanzminister dem nicht auf-
eschlossen gegenübersteht. Das sind Dimensionen, die
infach nicht verkraftbar sind.


(Beifall bei der SPD – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Es enthält auch gute Elemente! Man darf es nicht in den Papierkorb werfen! Man muss es genau anschauen!)


Zum anderen liegt Ihnen ein Entschließungsantrag
or, der darauf hinweist, wie das weitere Verfahren im
inblick auf die Erbschaftsteuer sein soll. Sie wissen,
ass das Bundesverfassungsgericht uns verpflichtet hat,
is spätestens 31. Dezember 2008 die Erbschaftsteuer
eu zu regeln. Es wird darauf ankommen, dass wir noch
n diesem Jahr, möglichst nach der Sommerpause, zu ei-
em Ergebnis kommen, das auch einbezieht, was die
undesregierung bereits verabredet hat, nämlich die Er-

eichterung der Unternehmensnachfolge durch die Frei-
tellung der Vererbung von betrieblichem Vermögen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Ich will zum Schluss einige wenige Worte über die
Abgeltungsteuer verlieren. Ich weiß, dass diese Abgel-
tungsteuer von 25 Prozent verteilungspolitisch umstrit-
ten ist. Diese Kritik ist berechtigt.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Es ist nicht ohne Weiteres einzusehen, dass Kapitalein-
künfte – die nicht durch Leistung erzielt werden – ein-
heitlich mit 25 Prozent besteuert werden sollen, während
diejenigen, die mit Kopf und Händen arbeiten, es mit
Grenzsteuersätzen und mit einer durchschnittlichen steu-
erlichen Belastung zu tun haben, die weit darüber liegt.
Dieser Einwand ist stimmig. Nur, man wird sich den Re-
alitäten stellen müssen. Die Realitäten sehen so aus, dass
die Bundesrepublik Deutschland jedes Jahr einen Kapi-
talabfluss in Milliardenhöhe zu beklagen hat. Das heißt,
dieses Kapital wird nicht in Deutschland angelegt, führt
demnach nicht zu Zinsen, Dividenden, Kapitaleinkünf-
ten jedweder Art, die hier in Deutschland besteuert wür-
den, sondern es ist futsch.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Futsch!)


Sie wissen, dass ich es vor diesem Hintergrund immer
für logisch gehalten habe, zu sagen: Es ist besser,
25 Prozent auf X zu haben statt 42 Prozent auf gar nix.
So simpel ist die Rechnung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dieses Argument springt einem, wenn man es pragma-
tisch sieht, so ins Auge, dass die berechtigten vertei-
lungspolitischen Gesichtspunkte dahinter zurückzustel-
len sind. Deshalb bin ich ein Befürworter dieser
Abgeltungsteuer. Sie wissen, dass es am besten gewesen
wäre, wenn Hans Eichel seinerzeit die Steueramnestie
gleich mit einer Abgeltungsteuer kombiniert hätte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], an die SPD gewandt: Wieso klatscht ihr denn? Das ist doch euer Mann!)


Das wäre für den deutschen Fiskus viel besser gewesen.

Ich will noch darauf hinweisen – gerade an die
Adresse der FDP –, dass durch die Verbesserungen, die
die beiden Koalitionsfraktionen beschlossen haben, die
Bürokratiekosten noch einmal deutlich gesenkt worden
sind: Die Entlastung der deutschen Wirtschaft liegt bei
ungefähr 170 Millionen Euro.


(Zurufe von der FDP: Oh! – Birgit Homburger [FDP]: 30 neue Informationspflichten!)


– Diese Entlastung von 170 Millionen Euro denke ich
mir nicht aus.

Der Bundestag verabschiedet heute das Werk von an-
derthalb Jahren. Da ist von hervorragenden Fachleuten,
von Bund und Ländern, von kompetenten Parlamentari-
ern und auch von den Ministeriumsspitzen der Länder
vieles abgewogen worden, vieles geprüft worden. Eini-
ges ist verworfen worden, einiges ist aufgenommen wor-

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(C (D en. Diese Unternehmensteuerreform ist nicht leichtferig zustande gekommen. Das sage ich auch all jenen ritikern, die teilweise sehr spezifische Interessenlagen ls Begründung für eine generelle Ablehnung dieser Unernehmensteuerreform liefern. Wir werden nicht allen pezifischen Interessen hinsichtlich Begünstigungen und rleichterungen über diese Unternehmensteuerreform ntsprechen können. Wir wollten das übrigens auch icht. Die Bundesregierung und insbesondere die vorbeeitende Arbeitsgruppe von Herrn Koch und mir haben mmer den Standpunkt vertreten, dass die überwiegende nzahl der deutschen Unternehmen durch diese Unterehmensteuerreform begünstigt werden soll. Einige, ämlich diejenigen, die ihre Unternehmensoder Konernstruktur bisher an Steuervermeidungsstrategien auserichtet haben, werden allerdings möglicherweise nicht egünstigt werden. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur möglicherweise!)


ies ist Vorsatz. Das war von vornherein beabsichtigt.
as sage ich diesen Kritikern.


(Beifall bei der SPD)


Diese Unternehmensteuerreform ist – daran halte ich
est – eine Investition in und für den Standort Deutsch-
and. Ich bin mir sicher, dass die derzeitige Wachstums-
ntwicklung, die konjunkturelle Aufhellung, auch hier-
urch eine deutliche Unterstützung erfährt.

Ich bedanke mich sehr für die Unterstützung in den
etzten anderthalb Jahren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610100200

Ich gebe das Wort dem Kollegen Carl-Ludwig Thiele,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1610100300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

olleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Finanz-
inister Steinbrück, dass viel Arbeitskraft investiert
urde, bestreiten wir überhaupt nicht. Daran, dass das
rgebnis ein Beitrag zur nächsten Weltausstellung dieses
andes ist, haben wir Liberale aber erhebliche Zweifel.


(Beifall bei der FDP)


Vor der letzten Bundestagswahl – das darf bei der
nion vielleicht noch einmal in Erinnerung gerufen wer-
en – teilten nahezu alle Parteien die Einsicht, dass unser
teuerrecht einer grundsätzlichen Überarbeitung be-
ürfe. Die Steuersätze sollten niedriger werden, und das
teuerrecht sollte einfacher und gerechter werden.
ierzu gab es genügend Reformvorschläge, nicht nur
er Parteien, nicht nur der FDP. Mit dieser Unterneh-
ensteuerreform verzichtet die Große Koalition darauf,

ie Steuersätze für alle Bürger und für alle Unternehmen
u senken. Das ist ein Kardinalfehler, der dieser Steuer-
eform innewohnt.






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

(Beifall bei der FDP)


Mit dieser Steuerreform wird das Steuerrecht kompli-
zierter und ungerechter. Mit dieser Steuerreform wird
der Körperschaftsteuersatz von 25 auf 15 Prozent ge-
senkt. Diese Maßnahme wird seitens der FDP begrüßt.
Wir haben ihr im Finanzausschuss zugestimmt.

Die sogenannte Gegenfinanzierung, die Schlechter-
stellung von Millionen von Steuerpflichtigen, erfolgt
aber nicht nur im Körperschaftsteuerrecht, sondern auch
im Einkommensteuerrecht. Das bedeutet, dass die Fir-
men, die als Einzelunternehmen oder Personengesell-
schaften am Wirtschaftsleben teilnehmen – das sind weit
über 80 Prozent der deutschen Unternehmen –, von der
Körperschaftsteuersenkung nicht profitieren, aber von
der Gegenfinanzierung voll erfasst und häufig schlechter
gestellt werden, als das derzeit der Fall ist.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Das ist der Grund, weshalb wir sagen – dabei bleiben
wir –: Dieses Gesetz ist mittelstandsfeindlich und unge-
recht. Denn es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, wer
die Entlastung und wer die Belastung erhält. Zudem
können wir feststellen, dass, seitdem Ihre Arbeitsgruppe
tätig ist – das ist aber keine Folge Ihrer Arbeitsgruppe –,
die Steuereinnahmen in unserem Land sprudeln wie
noch nie. Trotzdem gibt es im Saldo, nach der Gegenfi-
nanzierung, keine Verbesserung für die Unternehmen in
unserem Lande. Das halten wir für falsch; denn Arbeits-
plätze müssen geschaffen und Investitionen getätigt wer-
den, und das können nur gesunde Unternehmen in unse-
rem Land leisten.


(Beifall bei der FDP)


Diese Reform ist bedauerlicherweise völlig unzusam-
menhängend. Sie ist ein Bündel von Einzelmaßnahmen,
die sich teilweise widersprechen. Sie ist unsystematisch,
ungerecht und an vielen Punkten verfassungsrechtlich
äußerst bedenklich. Ich möchte einige konkrete Punkte
vortragen.

Zu Beginn dieser Wahlperiode wurden die Abschrei-
bungsbedingungen von der Großen Koalition erheblich
verbessert, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das sollte zu
Steuerausfällen für den Staat führen.


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Das ist auch gelungen!)


– Herr Kollege Schultz, ich glaube, das ist nicht der Fall
gewesen; die Steuerquellen sprudeln und sind nicht ein-
gebrochen.

Wir erleben gerade, dass sich die Wirtschaft in
Deutschland besser entwickelt und mehr investiert wird.
Dies führt dazu, dass der Staat nicht weniger, sondern
mehr Steuereinnahmen hat, auch durch eine Verbesse-
rung der Abschreibungsbedingungen. Aber mit diesem
Gesetzesentwurf werden die Abschreibungsbedingungen
wieder verschlechtert. Das heißt, Investitionen werden
erschwert. Gleichwohl soll der Staat bei weniger Investi-
tionen mehr Steuereinnahmen bekommen. Das verstehe,

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(C (D er will. Wir verstehen das nicht. Wir halten das für den alschen Weg. Ein weiterer Punkt: Die zunehmende Besteuerung on Kosten und damit die Verbreiterung der Bemesungsgrundlage zieht sich wie ein roter Faden durch die omplette Steuerreform, und – das war der Punkt, auf en Sie im Wesentlichen hinsichtlich der Gegenfinanzieung eingegangen sind, Herr Minister – Sie führen eine insschranke ein mit der Begründung, dass Steueraufommen deshalb aus Deutschland abfließe, weil internaional operierende Konzerne das Steuersatzgefälle zwichen Deutschland und anderen Staaten ausnutzten. Dabei muss man fragen, ob dieses Gemälde wirklich en Tatsachen entspricht. Das in den letzten Jahren exlosionsartig gestiegene Körperschaftsteueraufkommen pricht doch dagegen. 2003 hatten wir Körperschaftteuereinnahmen in Höhe von 8 Milliarden Euro, in dieem Jahr – das wurde gerade festgestellt – haben wir reimal so viel Körperschaftsteuereinnahmen, nämlich 4 Milliarden Euro. Wo ist da ein Schwund des Steuerubstrates? Ferner muss an dieser Stelle darauf hingewiesen weren, dass mehr als 90 Prozent der deutschen Unternehen nicht mit Betrieben oder Teilen ihres Unternehmens m Ausland tätig sind. Mit dieser Zinsschranke treffen ie in Deutschland tätige Unternehmen und somit Unterehmen, die Sie eigentlich nicht treffen wollen. Um mit er Bibel zu sprechen: Um zehn Ungerechte zu treffen, ehmen Sie in Kauf, dass tausend Gerechte getroffen erden. Das ist absurd. Ich nenne noch einen Punkt. Die negativen Auswirungen haben Sie sehr wohl erkannt. Deshalb ist im inanzausschuss an einer Stelle des Gesetzentwurfes och etwas geändert worden, nämlich für die öffentliche and. Für die öffentliche Hand, das heißt für Unternehen der öffentlich-rechtlichen Körperschaften, soll diese insschranke nicht gelten. Aber wenn sie für die öffent iche Hand nicht gelten soll, dann frage ich mich, warum ie für die normalen Betriebe in unserem Lande gelten oll, die dadurch massiv belastet werden. Das ist überaupt nicht einzusehen und zeigt eine gewisse Staatsähe. Das Ganze führt dazu, dass die gewinnschwachen, die apitalschwachen und die forschungsintensiven Unterehmen zusätzlich belastet werden, während die ertragstarken, international tätigen Unternehmen entlastet weren. Das ist genau die falsche Lenkungswirkung. (Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Ich bin jetzt etwas irritiert, Herr Lafontaine, aber wo
ch recht habe, habe ich recht. Es freut mich, dass dann
uch von Ihrer Seite Applaus kommt.






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ihr habt beide unrecht! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das passt sehr gut zusammen!)


Nicht zu Unrecht hat die Bundeskanzlerin noch im
März dieses Jahres auf der Handwerksmesse in Mün-
chen erklärt, dass dieses Gesetz nicht dazu führen dürfe,
dass Forschung in Deutschland erschwert werde und ab-
wandere. In diesem Bereich ist allerdings am Gesetzes-
entwurf nichts geändert worden, sodass die Einsichts-
fähigkeit der Kanzlerin weder im Kabinett noch in der
Koalition Verbreitung fand. Das halten wir für bedauer-
lich.


(Beifall bei der FDP)


Ein weiterer Punkt: Die Ausweitung der Bemes-
sungsgrundlage bei der Gewerbesteuer durch die Zu-
rechnung sämtlicher Zinsen und die Finanzierungsan-
teile aus Mieten, Pachten und Leasingraten ist
wirtschaftspolitisch unsinnig. Sie führt dazu, dass Unter-
nehmen, wenn sie keine Erträge erwirtschaften, gleich-
wohl aus ihrer Substanz Steuern zahlen müssen, weil
Kosten zur Bemessungsgrundlage für Steuern erklärt
werden. Das ist absurd. Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei der FDP)


Ich gehe davon aus, dass das nicht der einzige Punkt ist,
an dem Sie im Laufe dieser Periode oder danach dieses
Gesetz noch fundamental werden verändern müssen,
weil es Käse ist.

Unter dem Deckmantel des Mantelkaufes – hier
spreche ich einen weiteren Punkt an – wird erschwert,
dass sanierungswürdige Unternehmen saniert werden
können. Denn wenn die Gesellschafter wechseln – das
ist erforderlich, wenn man einen neuen Investor benö-
tigt, um den Betrieb weiterzuführen –, dann können die
entstandenen Verluste nicht mehr berücksichtigt werden.
Das führt dazu, dass weniger sanierungswürdige Be-
triebe saniert werden können. Ich verstehe nicht, dass die
SPD dem fröhlich die Hand reicht. Denn die Arbeitneh-
mer in diesen Betrieben haben ein Recht darauf, dass
ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben. Das machen Sie un-
möglich. Das halte ich für absurd.


(Beifall bei der FDP)


Bei den Veräußerungsgewinnen werden zukünftig
auch Spekulationsgewinne – so werden sie genannt –
steuerpflichtig. Das trifft aber auch die private Alters-
vorsorge. Wir alle wissen: Die Umlageverfahren allein
tragen nicht. Wir brauchen private Altersvorsorge. Der
Kapitalertrag, der über zehn, 20 oder 30 Jahre angespart
wurde, wird dann steuerpflichtig. Die Steuerpflicht um-
fasst auch die Inflationsgewinne, die zwischenzeitlich
einen Teil des Wertzuwachses aufgefressen haben. Dass
hierdurch Kapitalbildung für das Alter in unserem Lande
erschwert wird, ist eine fundamentale Schwäche dieses
Gesetzes.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Kollege, jetzt muss ich Sie an Ihre Redezeit er nnern. Ich komme zum Ende, Frau Präsidentin. Das Spannendste ist dann noch die Verknüpfung mit er Erbschaftsteuer. Sie hat mit diesem Gesetz nichts u tun. Das ist ein reiner Befriedungsakt gegenüber den inken innerhalb der SPD, der auch von der Union mitetragen wird. Das führt zu Wischiwaschi-Erklärungen it der Folge, dass Frau Nahles, die designierte stellver retende Parteivorsitzende, bei dem Beschluss schon eute erklären kann, dass die Erbschaftsteuer massiv eröht werden soll. Mit Blick auf die sprudelnden Steuerinnahmen nur von Steuererhöhung zu reden, halten wir ür falsch. Wir brauchen auch in diesem Bereich Entlasung. Herzlichen Dank. Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Michael Meister, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! it dem Unternehmensteuerreformgesetz 2008 liegt uns eute eine wesentliche Strukturreform in dieser Wahleriode zur Abstimmung vor. Ich glaube, die Koalition okumentiert damit, dass unser Land und wir als Koaliion zur Strukturreform fähig sind und die Kraft zu Vernderungen in diesem Land haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610100400
Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1610100500

(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610100600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1610100700

Ich will darauf hinweisen, dass man immer eine Ge-
amtbetrachtung anstellen sollte. Wir haben die Haus-
altskonsolidierung auf den Weg gebracht. Wir haben
ie Konjunktur aus dem Koma geholt, und wir sind jetzt
abei, Wachstum und Beschäftigung nachhaltig auszu-
estalten, indem wir nicht nur konjunkturelle, sondern
uch strukturelle Veränderungen in unserem Land
ornehmen. Insofern ist diese Reform ein nachhaltiger
eitrag für mehr Wachstum und Beschäftigung in
eutschland. Deshalb sind wir hier auf dem richtigen
eg, Herr Kollege Thiele.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will ferner feststellen, dass die Unternehmensteu-
rreform belegt, dass wir in Deutschland in dieser Koali-
ion verlässliche und berechenbare Politik machen. Ver-
rauen und Planungssicherheit sind wichtige Aspekte
enseits der Inhalte einer Reform, die Grundlage für In-
estitionsentscheidungen und damit letztendlich für
achstum und Beschäftigung sind.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Ich möchte an dieser Stelle all den Kollegen Dank sa-
gen, die an der Vorbereitung dieser Reform mitgewirkt
haben: Herrn Koch, Herrn Steinbrück und den anderen,
die in der Kommission tätig waren. Denn ich glaube, es
ist gelungen, bei sehr weit auseinanderliegenden Positio-
nen einen sach- und lösungsorientierten gemeinsamen
Vorschlag auf den Tisch zu legen.

Die Reform wird sechs Monate vor ihrem Inkrafttre-
ten beschlossen. Wann hatten wir es bei großen Struktur-
reformen, dass sich Steuerpflichtige und Verwaltungen
so weit im Vorhinein auf die neue Lage einstellen konn-
ten? Auch dies ist eine positive Leistung für unser Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Uns wird draußen vorgehalten, es werde eine Reform
für die Unternehmen gemacht. Ich will hier die These
aufstellen: Wir machen eine Reform für die Menschen.
Wir erhöhen die Chancen auf Arbeitsplätze. Wir erhöhen
die Chancen auf mehr Wirtschaftswachstum, auf mehr
Investitionen und damit letztendlich auf steigende Ein-
kommen und mehr Wohlstand in diesem Land. Daran
werden alle teilhaben. Es werden diejenigen teilhaben,
die unternehmerisch tätig sind. Es werden die Beschäf-
tigten der Unternehmen teilhaben und auch diejenigen,
wie etwa Rentner, deren Einkommensentwicklung an die
Entwicklung der Nettolöhne gekoppelt ist. Es ist eine
Reform für alle Menschen in diesem Land; wir sollten
das nicht falsch, sondern richtig darstellen. Deshalb
brauchen wir diese Reform.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD Joachim Poß [SPD]: Sehr gut! Eigentlich können wir jetzt aufhören!)


Meine Damen und Herren, wenn ich die Kritik der
Opposition höre, dann muss ich sagen: Es gibt da nicht
allzu viel Substanzielles.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD Widerspruch bei der FDP)


An der einen oder anderen Stelle wird im Detail kriti-
siert. Erst wurde uns gesagt, es müsse schneller gehen.
Jetzt heißt es, es sei nicht ganz der richtige Wurf. Ja, was
wollen Sie denn? Ich vermisse Ihren Vorschlag, mit dem
Sie geschlossen darstellen, wie man angesichts der
Haushaltslage eine Strukturreform in einem solchen
Umfang überhaupt vornehmen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mehr Steuerentlastung fordern, was zu mehr Löchern
im Haushalt führt, ist einfach. Aber man muss das Ganze
auch in der politischen Darstellung zusammenbekom-
men. Da fehlt mir ein Vorschlag von Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, die Große Koalition
nimmt das Parlament und den Rat von Experten ernst.
Wir haben von der ersten Lesung, die im März stattfand,
bis zum heutigen Tag über 40 Änderungen an diesem
Gesetz vorgenommen. Dies zeigt, dass wir nicht einfach
stur mit unserer Mehrheit durch die Wand gehen, son-
dern dass wir da, wo die Fachleute Veränderungen vor-
geschlagen haben, diese ernsthaft geprüft und entspre-

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(C (D hend eingearbeitet haben. Dafür möchte ich dem orsitzenden des Finanzausschusses und allen beteilig en Kollegen Dank sagen. Ich glaube, auch daran wird eutlich, dass wir dieses Thema von der Sache her berachten und nicht allein mit Mehrheiten agieren. Darüber hinaus machen wir den Standort Deutschland ettbewerbsfähig. Wir führen einen Steuertarif ein, der ei unter 30 Prozent liegt. Ich will ausdrücklich sagen: ieser Steuertarif gilt für alle Unternehmen, unabhängig on ihrer Rechtsform. Wir machen also keine Reform ür Kapitalgesellschaften, sondern wir bieten allen Unernehmen unabhängig von ihrer Rechtsform einen Steursatz auf einbehaltene Gewinne von unter 30 Prozent. ass wir das in unserem Land schaffen, hätte man sich or zwei Jahren noch nicht vorstellen können. Aber hier nd heute beschließen wir diese Regelung. Das ist in uncto Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unseres tandortes für Unternehmensansiedlungen ein gewaltier Schritt nach vorn. Wir tun etwas für den Mittelstand; auch darauf öchte ich hinweisen. Die Thesaurierungsoption habe ch erwähnt. Wir werden außerdem eine Investitionsücklage einführen. Das wird eine wesentliche Flexibiliierung zur Folge haben. Wir sorgen dafür, dass die Geerbesteuer besser mit der Einkommensteuer verrechnet erden kann. Vor diesem Hintergrund stelle ich die hese auf: Diese Reform ist auch im Interesse des Mit elstands, nicht nur im Interesse der großen Unternehen in unserem Land. Dafür hat sich die Union nämlich ingesetzt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte ganz deutlich sagen: In Deutschland fin-
en wir eine andere Unternehmenskultur als in anderen
ändern vor. Sie ist geprägt von Familienunternehmen
nd mittelständischen Unternehmen. Das ist in anderen
ändern nicht der Fall. Natürlich könnten wir unsere
ultur aufgeben und uns vor allen Dingen um Kapital-
esellschaften kümmern. Aber das wollen wir nicht. Wir
ollen an der Kultur der Familienunternehmen festhal-

en. Deshalb haben wir uns bemüht, neue Lösungen zu
inden, um auch die Personengesellschaften mitzuneh-
en.

Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Gewinne, die
m Standort Deutschland erwirtschaftet wurden, nicht
uch hier der Besteuerung unterzogen werden sollten.
an kann sehr lange über die Frage diskutieren, mit
elchen Instrumenten man dieses Problem am besten in
en Griff bekommt. Selbstverständlich stellt eine Sen-
ung der Steuertarife eine Motivation dar, um diesen
ffekt zu vermeiden. Aber wir alle mussten zur Kenntnis
ehmen: Das allein reicht nicht aus. Auch die bisherigen
egelungen zur Gesellschafterfremdfinanzierung reich-

en nicht aus. Wir müssen dieses Problem auf innovative
nd kreative Weise lösen.

Herr Kollege Poß, wir haben vereinbart, dass wir zeit-
ah evaluieren wollen, ob unsere Maßnahmen die richti-
en Ergebnisse liefern. Wir müssen uns – im Kontext der






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Entwicklung in den USA und in Frankreich – der Frage
stellen: Wie können wir dafür sorgen, dass Gewinne, die
im eigenen Land erwirtschaftet werden, auch im eigenen
Land besteuert werden? Es ist ein vernünftiger Gedanke,
davon auszugehen, dass dann, wenn wir etwas zur Verfü-
gung stellen, auch hier Steuern zu zahlen sind.

Dadurch, dass wir zukünftig den Gewinn vor Ab-
schreibungen betrachten und darauf die Zinsschranke
anwenden, ist eine wesentliche Entspannung und Ver-
besserung der Situation eingetreten. Auf diese Weise ha-
ben wir dafür gesorgt, dass diese Regelung auch aufsei-
ten der Unternehmen als tragbare Lösung angesehen
wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage ganz offen: Der Beitrag, den diese Unterneh-
mensteuerreform zum Forschungs- und Entwicklungs-
standort Deutschland leistet, ist aus meiner Sicht noch
nicht hinreichend. Aber im Rahmen der Unternehmen-
steuerreform werden wir an dieser Stelle nichts mehr än-
dern können.

Mittlerweile liegt uns allerdings ein im Bundesminis-
terium der Finanzen erarbeitetes Eckpunktepapier vor
– dafür möchte ich Ihnen, Herr Finanzminister
Steinbrück, ausdrücklich danken –, in dem die Themen
Wagniskapital und Unternehmensbeteiligungen be-
handelt werden und in dem der Frage nachgegangen
wird, wie wir Unternehmen in Deutschland in der Grün-
dungs- und Wachstumsphase besser fördern können. Ich
glaube, auf dieser Basis können wir uns in der Koalition
darüber unterhalten, wie wir dieses Problem lösen.

Ich glaube, wir müssen die gegenwärtigen Vorschläge
noch ein wenig optimieren. Im Mittelpunkt müssen fol-
gende Fragen stehen: Wie können Verlustvorträge im
Rahmen von Finanzierungsrunden – das ist insbesondere
für den Innovationsstandort eine essenzielle Frage – bes-
ser mitgenommen werden? Wollen wir uns nur auf das
Gründungskapital konzentrieren oder auch die Wachs-
tumsphasen, die Zweit- und Drittrundeneffekte, mit-
finanzieren? An dieser Stelle besteht meiner Meinung
nach die Notwendigkeit, nachzubessern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte nicht nur bewundern können, was in Lu-
xemburg oder in der Londoner City im Bereich Wagnis-
und Risikokapital geschieht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst einmal gibt es dort eine Citymaut!)


Ich würde mich freuen, wenn solche Instrumente auch
am Finanzplatz Deutschland zur Schaffung von Arbeits-
plätzen, Wachstum und Beschäftigung gewinnbringend
eingesetzt würden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


An dieser Stelle müssen wir gemeinsam arbeiten und
Lösungen entwickeln.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ja! Da haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns!)



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(C (D Da ich weiß, dass der Kollege Oswald ein fleißiger Areiter ist, erden wir das gemeinsam schaffen. Meine Damen und Herren, mit der Einführung einer bgeltungsteuer schaffen wir für den Finanzplatz eutschland attraktive Rahmenbedingungen. Ich teile ie Ausführungen, die der Finanzminister zum Thema teuerehrlichkeit gemacht hat. Ich möchte hinzufügen: n dieser Stelle sorgen wir für eine wesentliche Verein achung. Durch die Einführung der Abgeltungsteuer eisten wir einen maßgeblichen Beitrag zum Bürokratiebbau. Auch das sollte gelegentlich einmal festgehalten erden. Daneben brauchen wir in Deutschland keine so große ontrolldichte mehr. Die Zahl der Kontenabfragen kann eutlich geringer ausfallen. Auch das ist hinsichtlich der ahrnehmung unseres Finanzplatzes ein Schritt nach orne. (Beifall bei der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Abwarten!)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Das stimmt!)


Der Kollege Thiele hat auf die Altersvorsorge hinge-
iesen. Ich teile die Bedenken, dass wir außerhalb der
esetzlichen Rente mehr für die Altersvorsorge tun müs-
en. Ich will aber auch einmal daran erinnern, dass wir in
er letzten Wahlperiode auf dieser Baustelle gemeinsam
twas getan haben. Wir haben die nachgelagerte Besteu-
rung für die Altersvorsorge eingeführt. Man kann im
etail darüber reden, welche Rahmenbedingungen ge-

etzt wurden, ein attraktives Angebot für die Altersvor-
orge ist über die nachgelagerte Besteuerung aber gege-
en. Deshalb bitte ich, in der Diskussion ehrlich zu
leiben. Wer Kapitalanlagen betreibt, dessen Kapital-
rtrag wird besteuert, und wer Altersvorsorge betreibt,
essen Altersvorsorge wird über die nachgelagerte Be-
teuerung besteuert. Beides ist attraktiv ausgestaltet. Ich
itte um Ehrlichkeit, sodass wir hier nicht mit falschen
tiketten hantieren; denn ansonsten gleitet die Diskus-
ion auf ein Niveau ab, das hier eigentlich fehl am Platze
t.

Ich will einen weiteren Punkt ansprechen, nämlich die
teuerausfälle. Ich bin zunächst einmal zufrieden, dass
ie kommunale Ebene diese nicht mitfinanziert. Die
Milliarden Euro, über die wir reden, werden voll und

anz vom Bund und von den Ländern aufgebracht. Ich
laube, an dieser Stelle haben wir eine gute Vereinba-
ung getroffen.

Zu den 5 Milliarden Euro will ich auch sagen, dass sie
as Ergebnis einer statischen Betrachtung sind.


(Joachim Poß [SPD]: Richtig!)


n dem Moment, in dem Wachstums- und Beschäfti-
ungseffekte eintreten und die Unternehmen tatsächlich
ktiv werden, wird es nicht zu diesen Steuerausfällen
on 5 Milliarden Euro kommen, sondern der Haushalts-
inister wird eine bessere Bilanz vorlegen können. Ich

laube, dass wir deshalb durch diese Reform am Ende
er Zeitschiene kein Minus, sondern ein Plus zu ver-






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
zeichnen haben werden. Deshalb können wir sie auch
guten Gewissens mittragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Kollege Thiele hat hier über das Körperschaft-
steueraufkommen im Laufe der Zeit gesprochen. Weil
ich weiß, dass er fachkundig ist, hätte ich mir auch einen
Hinweis auf die Unternehmensteuerreform 2000 ge-
wünscht. Deren wesentlicher Effekt war es nämlich, dass
sich das Körperschaftsteueraufkommen entsprechend
entwickelt hat. Dies in diesem Zusammenhang nicht an-
zusprechen, rückt die Argumentation an dieser Stelle na-
türlich in ein etwas diffuses Licht.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielen Dank!)


– Jawohl, Sie waren auch beteiligt, Frau Scheel, und ha-
ben dafür gesorgt, dass wir in Deutschland kein Körper-
schaftsteueraufkommen hatten und dass die Unterneh-
men nichts bezahlt haben. Dies geschah aber nicht, weil
Sie es wollten, sondern weil Sie als Vorsitzende des Fi-
nanzausschusses Fehler gemacht haben, die zu großen
Steuerausfällen geführt haben. Eigentlich hätte man an
dieser Stelle eine größere fachliche Kompetenz erwarten
können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE] – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Herr Meister, Sie wissen, dass das verkehrt war!)


Meine Damen und Herren, nach der Reform ist vor
der Reform. Die Vereinfachung muss trotz der Priorisie-
rung der Unternehmensteuerreform weitergeführt wer-
den. Deshalb werden wir als Unionsfraktion an der Ver-
einfachung des Steuerrechts dranbleiben. Wir wollen
eine weitergehende Vereinfachung.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die ist auch nötig!)


Für uns steht auch das Thema Gewinnermittlung un-
terhalb der Besteuerungsebene auf der Tagesordnung.
Herr Steinbrück, ich glaube, wir sind uns einig, dass wir
uns dieser wichtigen Aufgabe zuwenden und die Frage
beantworten müssen, wie es bei der Bilanzierung der
Unternehmen im Sinne von mehr Einfachheit, aber auch
mehr Klarheit zu einem Gewinn für den Standort kom-
men kann.

Es liegen schwierige Probleme vor uns. Wir zeigen,
dass die Große Koalition zu Strukturreformen fähig ist.
Sie ist damit aber nicht am Ende. Weitere große Projekte
liegen vor ihr. Ich habe sehr viel Vertrauen, dass wir das
gemeinsam schaffen. Ich wünsche mir dafür Ihre Zu-
stimmung und Unterstützung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610100800

Nächster Redner ist der Kollege Oskar Lafontaine,

Fraktion Die Linke.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Der Weltökonom!)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610100900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Zunächst ein Wort an Sie, Herr Kollege Kolb,
eil Sie so erschrocken waren, dass ich Ihnen Beifall ge-

pendet habe.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Thiele heißt er!)


enn Sie in der Sache recht haben, muss ich Ihnen na-
ürlich Beifall spenden. Ich glaube, wir sollten uns
urchaus vorstellen können, dass man auch Kollegen
eifall spenden kann, die normalerweise nicht die Auf-

assung vertreten, die man selbst vertritt. Zum Parlamen-
arismus gehört es, dass man dann Beifall spendet, wenn
an ein Argument für richtig hält. Das sollten wir auch

n Zukunft so halten.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Damit Sie nicht allzu sehr erschrecken: In Grundsatz-
ragen der Wirtschaftspolitik gibt es durchaus Über-
chneidungen zwischen meinen und vielleicht auch Ih-
en Überlegungen mit denen anderer. Wenn es um die
ontrolle wirtschaftlicher Macht geht, stützen wir uns

eispielsweise auf Walter Eucken, der die Verhinderung
irtschaftlicher Macht zum Kernanliegen einer Wettbe-
erbsordnung gemacht hat. Die Verhinderung wirt-

chaftlicher Macht ist ja kein Thema mehr. Die Kon-
rolle wirtschaftlicher Macht war noch ein Schwerpunkt
er SPD im Godesberger Programm. Aber auch davon
st heute keine Rede mehr.

Wenn es um Ordnungspolitik geht – zum Beispiel bei
er Netzprivatisierung –, dann kommen wir nicht auf die
dee, einen Zeitgenossen zu zitieren. Ich zitiere lieber
ohn Stuart Mill, der niemals auf die Idee gekommen
äre, der Marktwirtschaft Bereiche zu unterwerfen, die
icht marktwirtschaftlich zu organisieren sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir über Vermögensbildung in Arbeitnehmer-
and reden – ich komme noch darauf zurück –, dann be-
iehe ich mich gerne auf Karl-Hermann Flach und
erner Maihofer, die mit dem Freiburger Programm

ositionen vorgelegt haben, die ich heute noch unter-
chreiben könnte. So viel zu den Auflockerungsübun-
en, die Sie vielleicht überrascht haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn es um die Erbschaftsteuer geht, erwähne ich
erne große amerikanische Liberale wie Bill Gates oder
arren Buffett, die eine andere Position als Sie vertreten

nd der Auffassung sind, dass es Erben sehr wohl zu-
umuten ist, sich durch eigene Leistung ein eigenes Ver-
ögen aufzubauen, statt sich auf dem Vermögen der
ltern auszuruhen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Das macht deutlich, dass man mit unterschiedlicher
Sichtweise an bestimmte Fragen herangehen kann; man
sollte aber in seiner Denkweise einigermaßen konse-
quent sein.

Nun zu unserer Position:


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt zurück zu Karl Marx!)


Im Gegensatz zu den meisten Vorrednerinnen und Vor-
rednern bin ich nicht in der Position, der Regierung und
denjenigen, die an dem Gesetzentwurf mitgearbeitet ha-
ben, meinen Dank für die großartigen Leistungen auszu-
sprechen; vielmehr stelle ich für unsere Fraktion fest:
Nach der verteilungspolitischen Entwicklung der letzten
Jahre und den vielen Unternehmensteuerreformen, die
wir schon beschlossen haben, ist ein weiterer Milliarden-
segen für die Großkonzerne unvertretbar. Das ist die
Position der Linken.


(Beifall bei der LINKEN)


Problematisch ist auch, dass Sie es nicht bei diesem
Milliardensegen bewenden lassen wollen. Die nächsten
Milliardengeschenke für die Unternehmen werden be-
reits angekündigt. Mit Erschrecken habe ich festgestellt,
dass der Kollege Poß kürzlich öffentlich weitere Sen-
kungen der Lohnnebenkosten angekündigt hat. Ich
hoffe, Sie sind richtig zitiert worden.


(Joachim Poß [SPD]: Es war etwas differenzierter! Aber Sie neigen ja zu Vereinfachungen, Herr Lafontaine!)


– Herr Kollege Poß, früher wussten Sie selber, dass eine
Senkung der Lohnnebenkosten immer auch ein Milliar-
dengeschenk an die Unternehmen bedeutet.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Aber auch an die Arbeitnehmer!)


Nachdem wir in dieser Legislaturperiode schon einmal
den Unternehmen durch die Senkung der Lohnneben-
kosten ein Milliardengeschenk beschert haben, frage ich
mich, warum ein Sozialdemokrat angesichts der Ein-
kommensentwicklung der Arbeitnehmer und Rentner
weitere Milliardengeschenke an die Unternehmen for-
dert. Sie sollten diese Position noch einmal überdenken.


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie doch Ihre Therapie woanders! Das ist Ihre Privatgeschichte!)


Die CDU/CSU hat bereits angekündigt, dass in einem
Jahr die nächste Unternehmensteuerreform ansteht. Ich
bin sicher, dass es dazu kommt. Die nächste Unterneh-
mensteuerreform wird die Unternehmen sicherlich nicht
nur um 130 Millionen Euro entlasten. Es ist jetzt schon
abzusehen, dass die Geschenke an die Unternehmen ei-
nen größeren Umfang haben werden. Ich bin bereit, mit
Ihnen Wetten abzuschließen, dass wir demnächst in die-
sem Hause wieder über ein solches Vorhaben diskutie-
ren.

Es geht aber nicht nur um die Senkung der Lohn-
nebenkosten und um Ihre weiteren Vorhaben in einem

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(C (D ahr, sondern auch um die Erbschaftsteuerreform. Die rbschaftsteuer soll bei erfolgreicher Fortführung eines nternehmens über zehn Jahre vollständig erlassen weren. Auch das sind Milliardengeschenke an die Unterehmen, wie auch immer Sie es definieren. Wenn es in diesem Lande darum geht, Unternehmen u bedienen, dann ist die große Mehrheit dieses Hauses abei. Das steht im krassen Widerspruch zur Einkomensverteilung in diesem Lande. Darauf wollen die inken aufmerksam machen. Wenn in diesem Hause immer wieder solche Milliarensegen beschlossen werden, dann frage ich mich trotz er freudigen Einlassung des Bundesfinanzministers, as die Rentnerinnen und Rentner denken, die mit iner Rentenerhöhung um 0,54 Prozent – welch großarige Leistung, Herr Bundesarbeitsminister! – rechnen ürfen. Sie stellen sich die Frage, warum für die Unterehmen Milliarden zur Verfügung stehen, wenn sie elbst nur ein paar Brotkrumen erhalten. Diese Einkomensentwicklung können wir nicht tolerieren. Sie erwähnen immer wieder stolz die Entwicklung bei en sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Ich rage mich, wie die Leiharbeiter darüber denken, die uner Tarif in den Betrieben beschäftigt werden und deren ahl immer weiter zunimmt. Ich rate dazu, nicht alles durch eine rosarote Brille zu etrachten. Es ist zwar erfreulich, wenn die Wirtschaft in ewegung kommt – das habe ich mehrfach ausgeführt –, ber es ist unverständlich, dass Sie alles durch eine rosaote Brille betrachten. Was denken insbesondere die 0 000 Bediensteten der Telekom, die zum Teil 40 Proent Ihres Einkommens einbüßen, wenn sie Ihre Loeshymnen hören und von den Milliardengeschenken an ie Unternehmen erfahren? Diese Frage möchte ich in en Raum stellen. Ich möchte noch eine weitere Überschneidung anprechen. Erschrecken Sie jetzt nicht, Herr Kollege olb! etzt wäre die Gelegenheit, die vielen kleinen Unterehmen im Einkommensteuertarif zu entlasten, die um Teil nicht mehr als 30 000 Euro bis 40 000 Euro ahresgewinn erzielen. Das wäre auch in ökonomischer insicht sehr viel sinnvoller als die Milliardengeschenke n die Großkonzerne, mit denen Sie sich offensichtlich o gut verstehen. (Beifall bei der LINKEN – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Herr Kolb heißt Herr Thiele!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der SPD: So ein wirres Zeug!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zurufe von der FDP: Herr Thiele!)


Herr Kollege Thiele, ich bitte vielmals um Entschuldi-
ung. Ich nehme aber an, es war keine Beleidigung, Sie
it dem Kollegen Kolb zu verwechseln. Das war keine
bsicht.






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Es wäre jetzt viel sinnvoller, den Einkommensteuer-
tarif zu korrigieren und den sogenannten Mittelstands-
bauch zu entfernen. Dies wäre nicht nur sinnvoll für die
vielen Kleinbetriebe, die davon profitieren würden. Es
wäre ebenfalls sinnvoll für die Facharbeiter, die für uns
nach wie vor zu den Leistungsträgern dieser Gesellschaft
gehören – nicht nur die Großkonzerne!


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man zu viel Geld hat, dann kann man das machen.

Wenn man schon dabei ist, Unebenheiten im Ein-
kommensteuertarif auszugleichen, dann wäre es auch
sinnvoll, einen Inflationsausgleich in den Einkommen-
steuertarif einzubauen. Das ist in den letzten Jahren ver-
nachlässigt worden. Es gab Jahre, in denen die Brutto-
zuwächse der Arbeitnehmer unter der Inflationsrate
lagen, sodass die damit verbundenen leichten Steuer-
zuwächse ihr Einkommen noch einmal geschmälert ha-
ben. Es gibt in anderen Ländern Beispiele dafür. Ich
weiß, dass solche Überlegungen auch einmal in Ihrer
Fraktion angestellt worden sind. Neben der Entlastung
der Facharbeiter und Kleinstbetriebe wäre eine Korrek-
tur des Einkommensteuertarifs erforderlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe das Freiburger Programm aus folgendem
Grund angesprochen: Wenn Sie schon meinen, bei der
Erbschaftsteuer hätten Sie weitere Gründe, Milliarden-
geschenke an die Unternehmen zu geben, dann wäre es
doch sinnvoll – wenn Sie ökonomische Gründe heran-
ziehen wollen –, das Vermögen nach zehnjähriger Be-
triebsfortführung nicht beim Erben zu belassen, son-
dern Anteilsscheine an die Belegschaften auszugeben.
Das wäre wirklich einmal eine Innovation, und es wäre
dem Rechnung getragen, was Sie alle wollen, dass näm-
lich das Kapital im Unternehmen bleibt und die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer am Zuwachs des Pro-
duktivkapitals beteiligt werden.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU)


– Ihr Lachen, verehrter Herr Kollege – Ihren Namen
kenne ich leider nicht –, zeigt, dass Sie sehr jung sind.
Das war vor vielen Jahren Konsens in diesem Hause.
Das steht so im Freiburger Programm, wenn Sie das bitte
schön noch einmal nachlesen würden. Wenn Sie bei-
spielsweise die Reden von Karl Schiller – ich wende
mich jetzt an die SPD-Fraktion in diesem Hause – noch
einmal nachlesen, dann werden Sie sehen, dass es ein
großes Problem ist, dass der Zuwachs des Produktivver-
mögens im Laufe einer langjährigen Betriebsführung al-
lein den Anteilseignern zugute kommt, obwohl er doch
ebenfalls durch den Fleiß der Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter erarbeitet worden ist.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war die Union, das waren die Schwarzen!)


Warum denken Sie über solche Alternativen überhaupt
nicht mehr nach? Die Linke vertritt nach wie vor diese
Alternativen.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Weil Sie aus dem letzten Jahrhundert kommen!)


Nun komme ich zur wunderbaren Betrachtung des
errn Bundesfinanzministers zur Abgeltungsteuer. Er
at kühn, wie das so seine Art ist, gesagt – wer wollte
hm da widersprechen? –:

25 Prozent auf x sind besser als 42 Prozent auf gar
nix.

as ist logisch; dagegen kann niemand etwas sagen. Nur
ind diejenigen, die Geld haben, genauso schlau wie Sie.
ie sagen sich, dass 0 Prozent auf x in Luxemburg bes-

er sind als 25 Prozent in Deutschland. Sie sind genauso
chlau wie Sie. Wirklich!


(Beifall bei der LINKEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn! – Weiterer Zuruf von der FDP: Quatsch!)


Doch, sie sind so. Sie rechnen so, Herr Steinbrück.
eshalb geht diese wunderbare Rechnung nicht auf.
Im Übrigen ist es für mich wirklich ein Phänomen

wie soll ich Sie anreden? –, verehrte Damen und Her-
en der Sozialdemokratie,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie doch Ihre private Therapie woanders als hier im Plenum!)


ass Sie einfach zustimmen, dass die – leistungslosen –
rträge aus dem Geldvermögen steuerlich viel besser be-
andelt werden als die harte Arbeit der Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer.


(Beifall bei der LINKEN)

ch verstehe eine solche Fehlentwicklung nicht.

Als ich gerätselt habe, wie das wohl weitergehen wird
nd wie die einzelnen Fraktionen wohl abstimmen wer-
en, ist mir zufällig ein Bericht der „Welt Online“ in die
and gefallen, der mit dem Titel „Wirtschaft investiert

m liebsten in die CDU“ überschrieben war. Ich zitiere:
Im Wahljahr 2005 hat die CDU ihre Spendenein-
nahmen fast verdoppelt. Wie aus dem Rechen-
schaftsbericht der Parteien hervorgeht, geben Wirt-
schaftsgrößen und Unternehmen am liebsten Geld
für die Union. Und die FDP …

(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Uns aber noch zu wenig!)

ann steht weiter in dem Artikel, dass die SPD und die
rünen etwas weniger bekommen. Die Linke bekommt
atürlich nichts.


(Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] und der Abg. Renate Kühnast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ch habe das gelesen und mich mit der Frage geplagt,
ieso wir eigentlich nichts bekommen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie lassen sich doch von der SED bezahlen, Herr Kollege!)


ir dachten, dass die Wirtschaft irgendwie – –






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610101000

Herr Kollege Lafontaine, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage der Kollegin Künast?


Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610101100

Selbstverständlich. Bitte schön, Frau Kollegin

Künast.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610101200

Sehr geehrter Herr Kollege, bei dem Satz, Sie, die

Linke, bekämen nichts, ging mir ein historisches Licht
auf. Sind Sie eigentlich sicher, dass Sie alles, was Sie aus
SED-Zeiten illegal mitgenommen haben, zurückgegeben
haben?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Zurufe von der LINKEN: Oh!)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610101300

Frau Kollegin Künast, ich kenne die Entwicklung et-

was besser als jeder andere, weil ich damals im Zentrum
war. Deshalb wäre ich an Ihrer Stelle generell etwas vor-
sichtig und insbesondere hier noch vorsichtiger.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nur gefragt!)


Sie haben keine Blockpartei geschluckt und insofern
auch kein Vermögen. Aber hier sind Parteien vertreten,
die ebenfalls eine Blockpartei oder sogar zwei Blockpar-
teien geschluckt haben, die Vermögen hatten. Sie sollten
also Ihre Frage den Richtigen stellen.


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist Ihr Geld?)


Die Linkspartei wurde juristisch so verfolgt und gejagt,
dass sie unterschreiben musste, dass jeder Betrag, der
auftaucht, dreifach zurückgezahlt wird. Hören Sie also
mit diesen Verdächtigungen auf!


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Das ist die Opferfraktion der DDR!)


Ihr Ablenkungsversuch ist allzu durchsichtig, Frau
Kollegin Künast. Auch Ihre Partei ist in der erwähnten
wunderbaren Liste aufgeführt. Es ergibt sich ein merk-
würdiger Zufall: Das Abstimmungsverhalten der betref-
fenden Parteien spiegelt in etwa die freundliche Gesin-
nung der Wirtschaft gegenüber diesen Parteien wider.


(Joachim Poß [SPD]: Pfui!)


Das ist natürlich ein reiner Zufall. Aber ich werde weiter
darüber nachdenken.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610101400

Ich gebe das Wort der Kollegin Christine Scheel,

Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Zu dieser Therapiestunde sage ich besser nichts. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der LINKEN)

Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610101500

Ich möchte gerne auf das eingehen, was Herr Meister
esagt hat. Er hat gesagt, die Große Koalition habe die
onjunktur aus dem Keller geholt. Ich sage dazu: Trotz
ieser Großen Koalition ist die Konjunktur gut, weil die
enschen in diesem Land arbeiten und weil vor allem

ie Auftragslage der Unternehmen gut ist. Wohlgemerkt:
rotz dieser Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Meister, ich bin froh, sieben Jahre Finanzaus-
chussvorsitzende gewesen zu sein; denn in dieser Zeit
ind genau die Entscheidungen gefallen, mit denen die
trukturen grundlegend verändert worden sind, sodass
ir heute vernünftige Bedingungen auf dem Arbeits-
arkt und im Steuerrecht vorfinden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Behauptung, Sie hätten eine wesentliche Struk-
urreform durchgeführt, ist reine Augenwischerei. Der
orliegende Gesetzentwurf ist Stückwerk. In Wirklich-
eit stimmen Sie – sowohl aufseiten der Union als auch
ufseiten der SPD – diesem Gesetzentwurf in großen
eilen nur mit zusammengebissenen Zähnen zu.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie würden gerne zustimmen!)


enn wie wir alle wissen, herrscht ein sehr großes Un-
ohlsein angesichts der unkalkulierbaren Auswirkungen
ieser Reform auf die Unternehmen, aber auch auf die
teuereinnahmen. Um diesen Risiken zu begegnen, ha-
en Sie schon angekündigt, dass Sie eine Vielzahl von
berprüfungen vornehmen werden. Deswegen ist es
öllig übertrieben, heute zu sagen: Wir haben eine super-
roße Strukturreform durchgeführt. Das bedeutet, nach
er Reform ist vor der Reform. Ich behaupte, dass diese
eform nicht lange Bestand haben wird. Es wird in zwei
is drei Jahren substanzielle Korrekturen geben.

Wir Grüne haben immer darauf hingewiesen, dass
iese Reform enorme Mängel hat. Ich mache das einmal
n fünf Beispielen deutlich. Erstens. Die Finanzierung
st nicht solide. Zweitens. Die Mittelstandslücke ist nicht
eschlossen worden. Drittens. Die Finanzierung ist un-
ystematisch und investitionsfeindlich. Viertens. Die
orzüge der Abgeltungsteuer wurden demontiert. Fünf-

ens. Die Aktiensparer werden massiv zur Kasse gebe-
en.


(Zuruf von der FDP: Richtig!)


Dann zu sagen, diese Reform sei gut, ist einfach
alsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich werde die einzelnen Punkte belegen. Die Reform
st nicht solide finanziert. Das sagen die Kommunen und
ie Länder; denn die müssen die Milliardenausfälle
erkraften. Ob Steuermehreinnahmen in Höhe von






(A) )



(B) )


Christine Scheel
4 Milliarden Euro in dieses Land kommen, weil Sie auf
die Rückverlagerung von Gewinnen aus dem Ausland
hoffen, ist zweifelhaft. Das ist das Prinzip Hoffnung.
Das hat mit der Realität sehr wenig zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Datenbasis ist schlecht. Das wissen wir. Sie set-
zen darauf – das, so finde ich, ist das Schwierige an der
Situation –, dass konjunkturbedingte Steuermehreinnah-
men die Finanzlöcher dieser Reform verdecken werden.
So wird die SPD-Linke nämlich nie erfahren, was diese
Reform wirklich gekostet hat. Wenn die Konjunktur wei-
ter anhält, wird das verwischt. Sie haben gesagt, dass Sie
auf den Bestand der Konjunktur hoffen. Damit geben Sie
zu, dass es Finanzrisiken auf allen Ebenen bei dieser Re-
form gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Mangel: Die Reform hat eine Mittel-
standslücke. Sie behaupten immer, das stimme nicht.
Alle reden von der Entlastung der Kapitalgesellschaften.
Was ist denn eigentlich mit den kleinen und mittleren
Unternehmen, die eine andere Rechtsform haben und die
80 Prozent der Arbeitsplätze in diesem Land stellen und
70 Prozent der Ausbildungsplätze in Deutschland schaf-
fen? Ich weiß, das sind alles altbekannte Zahlen, aber sie
verdeutlichen eine Tatsache, die heißt: Eine Unterneh-
mensteuerreform, mit der Wachstum und Beschäftigung
in der Zukunft geschaffen und erhalten werden sollen,
darf nicht an diesen kleinen und mittleren Unternehmen
vorbei gemacht werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Genau das tut diese Große Koalition, und sie geht noch
weiter; denn die Entlastung von international operieren-
den Unternehmen wird zu großen Teilen auch von den
kleinen Unternehmen in der Bundesrepublik bezahlt.
Das ist unfair, und das ist der Punkt, den wir hier an die-
ser Stelle massiv kritisieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben uns die Zahlen vom Zentralverband des
Deutschen Handwerks und vom Deutschen Industrie-
und Handelskammertag sehr genau angesehen und stel-
len fest, dass Ihre Aussage, die Sie hier getroffen haben,
nämlich dass diese Unternehmen etwas davon hätten, sie
thesaurieren und zum Beispiel den Investitionsabzugsbe-
trag in Anspruch nehmen könnten, genauer betrachtet
werden muss. Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann
sieht man, dass maximal 12 Prozent aller Unternehmen
überhaupt von diesen Maßnahmen profitieren werden.
Aber die anderen 88 Prozent zahlen das mit. Das ist
nicht in Ordnung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Finanzierung der Reform ist unsystematisch,
und sie ist investitionsfeindlich. Sie ist konzeptionslos,
und sie ist zusammengestoppelt. Die Finanzierungsmaß-
nahmen gefährden – diese Kritik haben wir schon in der
ersten Lesung vorgetragen – Forschung und Entwick-

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(C (D ung hier am Standort. Sie machen das Steuerrecht komlizierter und bürokratischer. In Ihrem Gesetzentwurf ind 23 neue Mitteilungspflichten vorgesehen. Das pricht eine eigene Sprache. 23 neue Mitteilungspflichen bedeuten mehr Bürokratie für die Unternehmen. ie radikale Kürzung der Sofortabschreibungen auf ge ingwertige Wirtschaftsgüter belastet 5 Millionen Unterehmen in diesem Land mit mehr Bürokratie. Das ist der unkt, an dem Anspruch und Wirklichkeit enorm ausinanderfallen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Wir sehen auch, dass die neuen Regeln und die Ent-
cheidungen, die jetzt im Zusammenhang mit den Ände-
ungsanträgen im Finanzausschuss getroffen worden
ind, zahlreiche Fußangeln für die Steuerpflichtigen be-
eithalten. Zukünftig entscheidet noch stärker als die
öhe des Einkommens die Qualität des Steuerberaters
der der Steuerberaterin über die Höhe der Steuerlast.
as kann doch nicht wahr sein angesichts der Tatsache,
ass Sie davon reden, mehr Transparenz und eine Ver-
infachung im Steuerrecht schaffen zu wollen. Am Ende
eiß niemand wer, wie die tatsächliche Einkommens-

ituation ist. Sie aber stellen sich hin und behaupten, al-
es besser gemacht zu haben. Die Qualität des Steuerbe-
aters wird darüber entscheiden, wie viele Steuern
ezahlt werden,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Da kennen Sie sich ja aus!)


nd das ist nicht in Ordnung für die Zukunft; vielmehr
ollte die Leistungsfähigkeit ausschlaggebend sein.
iese Einschätzung hat in der Sachverständigenanhö-

ung eine breite Mehrheit der Experten geteilt. Hier et-
as anderes darzustellen, grenzt schon wirklich an
ealitätsverlust.

Sie haben auch die Vorzüge der Abgeltungsteuer be-
annt. Das vom Finanzminister hier formulierte Ansin-
en, zu Vereinfachung, mehr Transparenz und Gleichbe-
andlung aller Kapitaleinkünfte zu kommen, ist richtig.
ber was haben Sie daraus gemacht? Sie haben dafür
esorgt, dass Gewinne durch die Veräußerung von Ak-
ien einer Sonderbehandlung unterliegen. Diese Abgel-
ungsteuer hat beispielsweise haarsträubende Auswir-
ungen auf die Unternehmensfinanzierung: Durch die
usgestaltung der Abgeltungsteuer werden Eigenkapi-

alfinanzierungen mit fast 50 Prozent doppelt so hoch
esteuert wie Fremdkapitalfinanzierungen, die mit
5 Prozent besteuert werden. Das ist eine massive steu-
rliche Benachteiligung. Es lohnt jetzt noch mehr, mit
rediten als mit Eigenkapital zu finanzieren. Die Start-
ps, die Wagniskapital dringend brauchen, werden zu-
ehmend leer ausgehen. Das kommt hinzu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das heißt, Sie haben hier völlig unsystematische
inanzierungsvorschläge gemacht, um die Wirkung Ih-
er merkwürdigen Zinsschranke – dieses eigenartige
rodukt, das in Wirklichkeit kaum jemand versteht – zu
ildern. Auf der anderen Seite haben Sie eine Gegen-






(A) )



(B) )


Christine Scheel
finanzierung vorgenommen, die wahrscheinlich Verwer-
fungen auf den Finanzmärkten auslösen wird, über die
Sie sich noch die Haare raufen werden.

Wir meinen außerdem, dass Schwarz-Rot gegen Per-
sonen, die langfristig Geld in Aktien anlegen, völlig
ungerechtfertigt vorgeht. Ihr erster Schritt war, den Spa-
rerfreibetrag zu halbieren. Ihr zweiter Schritt war, den zu
versteuernden Anteil an Dividenden zu verdoppeln. Ihr
dritter Schritt war, festzulegen, dass beim Verkauf von
Aktien anfallende Veräußerungsgewinne – auch solche,
die langfristig erzielt worden sind – zu einem Viertel
besteuert werden. Auch das ist Ausdruck einer unkalku-
lierbaren Politik. Es schadet der Aktienkultur in
Deutschland. Wir befürchten, dass auch die private Al-
tersvorsorge dadurch Schaden nehmen wird. Es kann
doch nicht sein, dass Sie die Bürger jahrelang auffor-
dern, Altersvorsorge zu betreiben, um anschließend die
Steuerkeule zu schwingen. Das ist nicht in Ordnung, und
es ist unfair gegenüber den Menschen in diesem Land,
die in den letzten Jahren etwas für ihre Altersvorsorge
getan haben und dies fortsetzen möchten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


An die Adresse der SPD gerichtet, möchte ich sagen:
Sie irren, wenn Sie glauben, es gehe hier immer nur um
die Besserverdienenden. Vielmehr geht es auch um
Kleinsparer, um diejenigen, die vermögenswirksame
Leistungen beziehen, und um diejenigen, die – Herr
Beck hat das gesagt – Produktivkapital in Arbeitnehmer-
hand entstehen lassen wollen. Durch die von Ihnen hier
getroffenen Maßnahmen wird genau das Gegenteil des-
sen passieren, was gewollt ist.

Abschließend möchte ich noch eine Bemerkung ma-
chen. Zu dem vorliegenden Gesetzentwurf gibt es einen
Entschließungsantrag zur Reform der Erbschaftsteuer.
Die SPD ist nur dann bereit, diesem Gesetzesentwurf
heute zuzustimmen, wenn dieser Entschließungsantrag
angenommen wird. Ich kann Ihnen nur sagen: Dieses Pa-
pier hätten Sie sich sparen können. Die Annahme dieses
Entschließungsantrags schafft keinerlei Rechtssicher-
heit. Ich finde, es ist eine politische Frechheit, in dieser
Situation – kleine und mittlere Unternehmen sollen an
Nachfolger übergeben werden und Erbschaftsfolgen ste-
hen an – einen Entschließungsantrag vorzulegen, dessen
Annahme nichts als einen Placeboeffekt zur Folge hat.
Das zeigt im Prinzip nur, dass das Misstrauen in der Gro-
ßen Koalition sehr groß ist. Dieser Entschließungsantrag
hilft denjenigen, die auf ein solches Gesetz warten und
die endlich Rechtssicherheit haben wollen, überhaupt
nicht.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610101600

Ich gebe das Wort dem Kollegen Joachim Poß, SPD-

Fraktion.


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1610101700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Kollegin Scheel, ich verstehe Ihre Aufregung gar

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(C (D icht. Sie müssten doch mit uns darin übereinstimmen, ass es richtig ist, auch in Zukunft die Erbschaftsteuer ur Finanzierung des Gemeinwesens in Deutschland zur Finanzierung von Bildung und Betreuung – einzu etzen. Angesichts dessen müssten Sie diesem Entschlieungsantrag doch zustimmen. (Beifall bei der SPD – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn das Gesetz? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo ist er denn, der Rechtsanspruch?)


ie regen sich an der falschen Stelle auf. Ich verstehe das
ar nicht. Ich kann Ihnen auch nicht ersparen, zu sagen,
ass Sie die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit in sehr
urzer Zeit offenbar vergessen haben. Wir haben doch
emeinsam dafür gesorgt,


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn das Gesetz? – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Legen Sie mal ein Gesetz vor!)


ass kleine und mittlere Unternehmen, die im Jahr 1998
och eine effektive Steuerbelastung von 25,2 Prozent
atten, im Jahr 2005 nur noch 19 Prozent Steuern ge-
ahlt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


s ist doch ein Erfolg gewesen, dass wir die Anrechen-
arkeit der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer-
chuld realisiert haben. Ich verstehe gar nicht, wie Sie
ier agieren. Sie verleugnen das, was Sie an Positivem
ewirkt haben. Diese Arbeit und die Weichenstellungen,
ie wir in der rot-grünen Koalition vorgenommen haben,
aben natürlich mit dem gegenwärtigen Aufschwung zu
un.


(Beifall bei der SPD – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich doch gesagt!)


benso ist nicht zu leugnen, dass das „Binnenkonjunk-
urprogramm“, das wir in der Großen Koalition aufge-
egt haben, sehr wohl die Binnenkonjunktur beflügelt
at. Wenn man die Länderanteile mitrechnet, sind es
7 Milliarden Euro gewesen. Fragen Sie doch bei der
fW und woanders! Natürlich hat die Politik den gegen-
ärtigen Wirtschaftsaufschwung befördert, und das ist

uch gut so. Dazu kann man stehen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU])


Ein Wort vielleicht zu Herrn Lafontaine. Es lohnt sich
icht, glaube ich, mehr an ihn zu verschwenden. – Herr
afontaine, die SPD ist seit 143 Jahren der Aufklärung
erpflichtet, nicht der Täuschung. Bei Ihnen ist das um-
ekehrt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN)


Bei Ihnen ist es aber Absicht; Sie sind ja nicht sachun-
undig.






(A) )



(B) )


Joachim Poß
Was ist der eigentliche Skandal? Der Skandal ist, dass
Sie und andere von Milliardengeschenken sprechen, wo
es um ganz etwas anderes geht. Es geht darum – Sie ken-
nen sicherlich die Studie des DIW –, dass auf der Grund-
lage des geltenden Rechts bis zu 100 Milliarden Euro an
Gewinnen, die bei uns in Deutschland erwirtschaftet
werden, im Ausland zur Versteuerung ankommen. Weil
es uns gemeinschaftlich nicht gelungen ist – das ist
schon seit Ihrer Zeit als Finanzminister so –, in Europa
einen Rahmen zu schaffen, der das verhindert. Das ist
die Realität, und diese Realität müssen wir verändern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Selbst wenn Sie eine absolute Mehrheit in Bundestag
und Bundesrat hätten, müssten Sie den Status quo verän-
dern, um die Gerechtigkeitslücke, mit der wir es gegen-
wärtig zu tun haben, zu schließen.

Es wird DAX-Unternehmen geben – wir wollen da
keine Namen nennen –, die jetzt zum ersten Mal richtig
Steuern zahlen werden, die jetzt nämlich das Gemeinwe-
sen nicht mitfinanzieren. Das ist auch der Kern dessen,
was wir in sehr konstruktiver Atmosphäre in der Großen
Koalition, in einer Arbeitsgruppe mit Roland Koch und
Peer Steinbrück an der Spitze, zustande gebracht haben.
Wir haben uns um die wirklichen Probleme gekümmert.
Wir haben auf ideologische Schaukämpfe verzichtet. In
diesem Geist lief es auch im Finanzausschuss des Deut-
schen Bundestages. Es gab nur wenige substanzielle
Veränderungen – trotz lautstarker Forderungen verschie-
denster Lobbygruppen nach weitaus größeren Eingriffen
in die geplante Reform.

Fakt ist, auch daran muss man erinnern: Die Gewinn-
situation ist glänzend. Das führt Gott sei Dank dazu, dass
die Unternehmen derzeit – Herr Thiele, offenbar miss-
fällt Ihnen das – so viel Steuern zur Finanzierung des
Gemeinwesens zahlen wie seit Jahren oder Jahrzehnten
nicht mehr. Und das ist auch gut so.


(Beifall bei der SPD)


Das entspricht dem Maßstab der Besteuerung nach der
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Daran gibt es
nichts zu kritisieren. Wer gut verdient, soll auch Steuern
zahlen. Das tun die Unternehmen Gott sei Dank. Allein
bei der Gewerbesteuer waren das im letzten Jahr
38 Milliarden Euro brutto.

Also: Es geht nicht um einen Milliardensegen für
Konzerne, sondern um die Schließung der Gerechtig-
keitslücke, wie ich das beschrieben habe. Wir haben die
Länder im Vorfeld einbezogen. Das führt dazu, dass wir
auf Verhandlungen im Vermittlungsausschuss verzichten
können. Das hat auch Vorteile. Die Konstellation der
Großen Koalition war hilfreich, um die ideologischen
Beschränkungen und Polarisierungen zu überwinden,
die die steuerpolitische Debatte im Land in den vergan-
genen Jahren geprägt haben.

Diese Standortdebatte war irrational. Sie hat dem
Standort – das muss man eindeutig sagen – eher gescha-
det. Von all den Reformvorschlägen, die da gemacht
worden sind, galten nur diejenigen als mutig, die zu

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(C (D öglichst großen Einnahmeausfällen für Bund, Länder nd Gemeinden geführt hätten. Ich will jetzt eigentlich eine Beispiele nennen. Aber die Vorschläge des Sacherständigenrats oder der Stiftung Marktwirtschaft häten zu Ausfällen von bis zu 40 Milliarden Euro geführt. as ist für uns nicht darstellbar. Das ist weder für die änder noch für die Kommunen, noch für den Bund zu erkraften. Deswegen haben wir ein Reformkonzept geimmert, das wirklich an die Probleme herangeht und icht so viel kostet. Die Diskussion über die 5 Milliarden Euro ist eine iskussion mit Scheingenauigkeit. Natürlich stimmt as: Wir haben derzeit eine Dynamik in der wirtschaftlihen Entwicklung, die genau dazu führen wird, dass wir ei der Gewerbesteuer schon im Jahr 2009 in absoluten ahlen ein höheres Aufkommen haben werden als im ahr 2007. Bei der Körperschaftsteuer spätestens 2010, öglicherweise aber schon 2009. Deswegen trifft diese ebatte, die auch in der SPD geführt wurde – man raucht hier kein Schattenboxen zu veranstalten –, nicht en Kern dessen, worum es hier geht. Es geht uns um die icherung der deutschen Steuerbasis bei gleichzeitiger erbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und bei gleicheitiger Förderung von Investitionen in Deutschland, die iederum Arbeitsplätze sichern und helfen, neue zu chaffen. Das ist der Kern der Reform, für die wir hier tehen. Die Sozialdemokraten können stolz auf diese Reorm sein. Deshalb stehen wir auch zu dem, was wir mit dem oalitionspartner vereinbart haben. Es gibt keine zu ohe effektive Belastung. Darüber brauchen wir gar icht zu reden. Es geht hier um nominale Steuersätze. as DIW und auch andere Institutionen sagen: Leute, enn ihr das verändern wollt, dann müsst ihr mit den ominalen Steuersätzen runter, dann müsst ihr entsprehende Instrumente schaffen. Wie diese wirken werden, ird man abwarten müssen. Ich bin hier vorsichtig. Es st die Frage, wie die Zinsschranke wirken wird. Wir mahen die Gewerbesteuer mit den Hinzurechnungen stabier. Das ist eine sozialdemokratische Vorstellung, für die inige – unter anderem ich – seit drei Jahrzehnten kämpen. Das, was bislang nicht durchzusetzen war, setzen ir jetzt in der Großen Koalition durch. Nicht umsonst ußert sich der Städtetag so positiv über das, was wir ier erarbeitet haben. Er weiß, dass die Kommunen jetzt aus der Gefahr ind, in der sie sich seit Jahrzehnten befunden haben. iese Gefahr bestand darin, mit einer Gewerbesteuer leen zu müssen, die immer ertragsabhängiger und immer onjunkturanfälliger wurde. Jetzt haben wir das Gegeneil erreicht. Das, was hier realisiert wurde, ist ein stares Stück sozialdemokratischer Steuerpolitik. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das kann man wohl sagen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Daher Ihre Kritik. Ich will nicht sagen, ich bin stolz
arauf, denn das wäre das falsche Wort, aber als jemand,
er seit 27 Jahren genau das will, was wir heute






(A) )



(B) )


Joachim Poß
verabschieden, bin ich damit einverstanden. Das werden
Sie verstehen. Wir sind im Sinne der Programmatik vo-
rangekommen, die im Jahre 2003 in unserer Partei be-
schlossen worden ist. Gemessen an diesen Maßstäben,
sind wir vorangekommen. Ich sage, das ist gut so. Wir
beseitigen eine Gerechtigkeitslücke.

Es gibt keine Mittelstandslücke. Darauf ist der Kol-
lege Dr. Meister schon eingegangen. Mit der Gewerbe-
steuer haben wir jetzt die eigentliche Unternehmen-
steuer. Die Bedeutung der Körperschaftsteuer nimmt ab,
weil sie so gestaltungsanfällig ist und weil der Europäi-
sche Gerichtshof uns ein Urteil nach dem anderen be-
schert, die alle zu Steuerausfällen führen werden. Der
Europäische Gerichtshof nimmt überhaupt keine Rück-
sicht auf die Haushaltssituation. Das, was wir heute ver-
abschieden, ist eine Selbstschutzmaßnahme für den
Standort Deutschland. Auch deshalb ist es neben all den
anderen Argumenten, auf die ich eingegangen bin und
die genannt worden sind, richtig, am heutigen Morgen Ja
zu sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es liegt ein Entschließungsantrag zur Erbschaft-
steuer vor. Dazu habe ich eingangs schon etwas gesagt.
Auch mit diesem sind wir sehr einverstanden. Der An-
trag enthält alle Festlegungen, die wir 2003 auf dem
Bochumer Parteitag im Zusammenhang mit der Erb-
schaftsteuer beschlossen haben. Wir bekräftigen auch
bei der Erbschaftsteuer den Maßstab der Besteuerung
nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist das Gesetz?)


– Gibt es da etwas zu kritisieren, Frau Scheel? Wenn die-
ser Maßstab bekräftigt wird, dann ist das doch wohl rich-
tig. Wir wollen doch das Gleiche wie Sie. Wir wollen
Regelungen, die den Betriebsübergang nicht erschweren.
Darauf wird man sich doch verständigen können. In ei-
nen Entschließungsantrag kann man kein Gesetz schrei-
ben. Dort kann man nur Eckpunkte aufgreifen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


Über das Aufkommen waren wir im Dissens. Wir wer-
den sehen, wie sich das entwickelt. Das hängt von der
Ausgestaltung ab. Wir werden sehen, welche Bewertun-
gen die Länder vornehmen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist genau das Problem, dass Sie das nicht wissen!)


Die Länder sind auf einem guten Weg. Ich glaube, es
gibt in diesen Tagen in Husum schon einen Zwischenbe-
richt. Ich bin zuversichtlich, dass wir in der Großen Ko-
alition auch das schaffen werden. Jedenfalls ist die Un-
sicherheit aus der öffentlichen Debatte genommen
worden. Durch den Entschließungsantrag wird die Unsi-
cherheit noch weiter genommen.

Mein Fazit lautet also: Die Unternehmensteuerreform
ist kein Wunschkonzert für Lobbyisten geworden. Sie ist
kein Geschenk an Konzerne und reiche Anleger, sondern

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(C (D in solides Stück Arbeit der Großen Koalition. Wir sind ie wirklichen Probleme mit Entschlossenheit und ugenmaß angegangen, wobei insbesondere den Beürfnissen des Mittelstandes Rechnung getragen wurde. leiches gilt für die weitere Konsolidierung der öffentli hen Haushalte. Das Ding kann sich sehen lassen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610101800

Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Hermann Otto

olms, FDP-Fraktion.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610101900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Ich möchte mich zunächst entschul-
igen, dass ich zu spät gekommen bin. Das war ver-
ehrsbedingt; in Berlin war die Autobahn gesperrt, und
ch saß im Stau.

Zu dieser Reform ist zu sagen: Der Name „Reform“
st eine glatte Übertreibung. Es ist keine Reform, son-
ern ein Steueränderungsgesetz mit guten und schlech-
en Teilen. Der gute Teil ist einfach zusammengefasst:
as ist die Tarifsenkung der Körperschaftsteuer um
0 Prozentpunkte auf 15 Prozent. Damit, Herr Finanz-
inister, geben Sie ausdrücklich zu, dass die Forderung

er FDP nach einer wettbewerbsfähigen Besteuerung in
uropa und in der globalisierten Welt richtig war, dass
ir die deutschen Unternehmen nicht höher besteuern
ürfen, als sie in den anderen Industriestaaten im Durch-
chnitt besteuert würden. Insofern ist das eine richtige
ntscheidung.


(Beifall bei der FDP)


Aber jetzt kommt der andere Aspekt dieser Steuerre-
orm, nämlich: Sie darf nichts kosten; die Steuersenkung
arf die Haushalte der öffentlichen Hand nicht belasten.
as ist die Quadratur des Steuerkreises; das ist über-
aupt nicht machbar. Weil das nicht machbar ist, kommt
o ein Murks heraus wie der, den Sie uns hier vorlegen.


(Beifall bei der FDP)


ieser Aspekt führt nämlich dazu, dass Sie, anstatt die
emessungsgrundlage zu verbreitern – da ist ja auch
icht mehr sehr viel übriggeblieben, und an die Bestand-
eile, die noch da sind, trauen Sie sich nicht heran, bei-
pielsweise die Steuerfreiheit der Sonntags-, Feiertags-
nd Nachtarbeitszuschläge –, neue Steuertatbestände er-
inden. Sie gehen dazu über, systematisch Kostenele-
ente in die Besteuerungsgrundlage einzubauen, in der
ewerbesteuer genauso wie in der Körperschaftsteuer
nd der Einkommensteuer.

Das hat fatale Auswirkungen;


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


enn von der Steuerentlastung wird am Ende nichts
brig bleiben. Bei den 5 Milliarden Euro, um die sich die
PD gestritten hat, können Sie ganz ruhig bleiben:


(Joachim Poß [SPD]: Bei Ihnen bleiben wir auch immer ruhig!)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Es wird ein Steuermehraufkommen geben, keine Steuer-
entlastung. Nur, das Verheerende an diesen Vorschlägen
ist, dass Sie damit in die Wirtschaftsstrukturen, die Un-
ternehmensstrukturen, die Finanzierungsstrukturen der
Unternehmen eingreifen; Sie behandeln und belasten die
Unternehmen vollkommen unterschiedlich. Das führt
erstens dazu, dass die Unternehmen, die Wirtschaft ihre
Steuerentlastung selbst bezahlen müssen, und zweitens
dazu, dass ausgerechnet die Unternehmen belastet wer-
den, die das auf keinen Fall vertragen können: Die kapi-
talschwachen, erwerbsschwachen, gewinnschwachen
Unternehmen, die forschungsintensiven Unternehmen,
die jungen Unternehmen, die noch kein Eigenkapital
aufbauen konnten, werden die Zeche bezahlen. Das wer-
den Sie noch bitter bereuen; das sage ich Ihnen.


(Beifall bei der FDP)


Seit wann weiß denn der Finanzminister besser, wie
ein Unternehmen optimal finanziert wird, als das Unter-
nehmen selber? Das ist ein völlig neuer Ansatz. Sie grei-
fen direkt in die Finanzierungsstrukturen der Unterneh-
men ein.

Ich will ein paar Beispiele nennen, bei denen die ne-
gativen Auswirkungen zum Tragen kommen:

Die Handelsunternehmen haben geklagt. Sie haben
im letzten Moment noch einmal geschrieben. Warum die
Klage? Weil die Immobilien der Handelsunternehmen
gemietet oder geleast sind. Nun werden die Miet- und
Leasingkosten Bestandteil der Besteuerungsgrundlage.
Das ist eine fundamentale Belastung für die Handelsun-
ternehmen und wird sich ganz schädlich auch auf den
Ausbau und Erhalt der Innenstädte auswirken.


(Beifall bei der FDP)


Die Leasinggesellschaften verlieren teilweise ihre Exis-
tenzgrundlage. Sie haben uns gesagt, sie werden ihren
Sitz ins Ausland verlagern müssen, wenn das umgesetzt
wird, was im Gesetzentwurf steht.

Große Personenunternehmen werden trotz der The-
saurierungsrücklage schlechter als Kapitalgesellschaf-
ten behandelt. Die Mittelstandslücke bleibt sehr wohl;
was Herr Meister gesagt hat, stimmt nicht. Der Bundes-
wirtschaftsminister hat recht, der das auf den Tisch ge-
bracht hat. Natürlich bleibt eine Mittelstandslücke. Sie
wird durch die Veränderungen, die Sie jetzt vorgenom-
men haben, nur etwas kleiner. Überhaupt bestätigen Sie
durch Ihre Veränderungen, dass unsere Kritikpunkte be-
rechtigt waren. Nur, wenn Sie negative Auswirkungen
reduzieren, bleibt das Ganze ja immer noch negativ; es
wird nichts Positives daraus. Deswegen sind diese Ände-
rungsvorschläge in Ordnung, aber sie lösen das Problem
nicht.

Ich habe von der Mittelstandslücke gesprochen. Aber
die jungen Unternehmen oder Unternehmen in Existenz-
not, Sanierungsfälle, werden aufgrund der Mantelkauf-
entscheidungen nicht mehr saniert werden können. Dann
werden die Vermögensgegenstände herausgekauft, das
Unternehmen geht unter, und die Arbeitnehmer bleiben
auf der Strecke. Das ist die Konsequenz Ihrer Politik.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Die Aktiensparer werden belastet. Das Investieren ins isiko wird nahezu doppelt so hoch besteuert wie das Inestieren in risikoarme Zinsprodukte. Dadurch, dass Sie as Halbeinkünfteverfahren abgeschafft haben, muss der ktionär die Dividende versteuern. Diese wird also erst m Unternehmen mit 30 Prozent besteuert, dann bei der usschüttung noch einmal mit 25 Prozent Abgeltung teuer. Dann muss man noch den Soli und die Kirchenteuer hinzurechnen. Schon liegt man bei 50 Prozent. Ist as etwa vernünftig? Mit Ihrer Reform bewirken Sie ine totale Fehllenkung der Kapitalströme in Deutschand. Schließlich bleibt auch der liberale Rechtsstaat auf er Strecke, weil Sie Ihre Zusage, dass das Kontenabufverfahren eingestellt wird, nicht einhalten werden. Sie erschaffen dem Fiskus sogar Vorteile gegenüber andeen Gläubigern, was die Vollstreckung angeht. Denn der iskus kann zugreifen, bevor die anderen Gläubiger inormiert sind. Abschließend möchte ich sagen: Wir haben der Steurreform 2000, die unter Rot-Grün und Herrn Eichel auf en Weg gebracht wurde, zugestimmt und ihr im Bunesrat sogar zur Mehrheit verholfen. Es ist also nicht so, ass wir kategorisch alles ablehnen, was auf dem Tisch iegt. Aber dieser Reform können wir nicht zustimmen. Herr Kollege Meister, wir haben – es ist nicht so, dass ir nichts vorgelegt haben – einen Entwurf für eine interierte Reform der Unternehmensteuer sowie der Einommenund Lohnsteuer im Bundestag eingebracht; er iegt nun im Finanzausschuss. Das ist eine echte Reform. ber dafür gibt es keine Mehrheit. Deswegen ergibt es einen Sinn, weiter darüber zu beraten. Wir warten auf die nächste Wahl und die nächste Leislaturperiode. Ich sage Ihnen, dass es eine Beteiligung er FDP an einer Regierung nur geben wird, wenn damit ine echte Reform in Richtung eines einfachen und vertändlichen Steuerrechts verbunden ist, durch die alle ürger und Unternehmen entlastet werden. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Georg Fahrenschon, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Das Ziel der heute zur Abstimmung vorliegenen Reform der Besteuerung von Unternehmen ab dem . Januar 2008 ist es, die Rahmenbedingungen für achstum und Beschäftigung zu verbessern. Denn mit er Reform wollen wir bestehende Arbeitsplätze sichern nd darüber hinaus neue Unternehmen mit neuen Areitsplätzen für Deutschland gewinnen. Georg Fahrenschon Wir wollen die Attraktivität des Investitionsstandortes Deutschland im internationalen Wettbewerb verbessern. Das gelingt uns auch; denn mit der Senkung der Gesamtsteuerbelastung für Unternehmen um 10 Prozentpunkte auf unter 30 Prozent – genauer gesagt: auf 29,83 Prozent – liegen wir im Vergleich mit den wichtigen Industriestandorten Europas endlich wieder im Mittelfeld: (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610102000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1610102100




(A) )


(B) )


Frankreich 33,1 Prozent, Italien 32,8 Prozent und die
Niederlande 31,2 Prozent. Deutschland liegt sogar noch
darunter.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


Das ist das Signal. Unser Fazit lautet daher: Wir haben
das Ziel erreicht.

Bezogen auf die einbehaltenen Gewinne gibt es kei-
nen Unterschied mehr zwischen Kapitalgesellschaften
einerseits und Personengesellschaften andererseits.

Mit der heutigen Schlussabstimmung ist allerdings
die finanzpolitische Arbeit in Deutschland nicht beendet.
Die Unternehmensteuerreform stellt einen guten und
wichtigen Zwischenstand, aber eben nur einen Zwi-
schenstand dar. Wir halten uns deshalb auch an die Ideen
und Initiativen des Bundeswirtschaftsministers Michael
Glos.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Guter Mann!)


An dieser Stelle dürfen wir uns nicht auf unseren Lor-
beeren ausruhen. Das nächste Ziel in der Finanzpolitik
muss die Senkung der Einkommensteuerbelastung
sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Denn was für die Unternehmensteuerreform 2008
gilt, gilt natürlich auch als Argument für sinkende Ein-
kommensteuern. Eine geringe Steuerlast erhöht erstens
die Investitionsbereitschaft im Mittelstand, der überwie-
gend im System der Einkommensteuer veranlagt wird,
und zweitens die Attraktivität des Standortes für alle Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Angesichts der überdurchschnittlichen Wachstums-
entwicklung und einer erfolgreich fortschreitender Kon-
solidierung des Bundeshaushaltes geht es an dieser
Stelle nicht um Populismus oder um den großzügigen
Spendieronkel, sondern es geht um die Tatsache, dass
eine Senkung der Einkommensteuerlast auch aus haus-
halterischen und aus ökonomischen Gesichtspunkten der
einzig richtige Weg ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bezogen auf die Ihnen heute zur Abstimmung vorlie-
gende Reform der Unternehmensbesteuerung standen
von Anfang an drei Eckpunkte fest:

Erstens. Wir wollten die Gesamtsteuerbelastung auf
unter 30 Prozent senken.

Zweitens. Im Entstehungsjahr waren uns angesichts
des Zieles der Haushaltskonsolidierung keine höheren

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(C (D usfälle als 5 Milliarden Euro möglich, ohne dabei die ommunale Ebene zu belasten. Drittens. Wir wollten im Vergleich zu früheren Reforen von Steuersystematiken bereits mindestens ein hal es Jahr vor Inkrafttreten dieser Reform die gesetzgebeischen Arbeiten beendet haben, damit sich die irtschaft und die steuerberatenden Berufe und alle aneren Beteiligten gut auf die neuen Systeme vorbereiten önnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Alle diese drei Ziele haben wir erreicht. Wir haben
arüber hinaus im Verlauf der parlamentarischen Bera-
ungen noch an der einen oder anderen Stelle Verbesse-
ungen erzielen können. Mit dem heute vorliegenden
esetzentwurf haben wir für den deutschen Mittelstand,
ie landwirtschaftlichen Bereiche sowie investitions-
ffensive Branchen wie Forschung und Entwicklung
och einmal Verbesserungen durchsetzen können. Ich
edanke mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten für
ie Arbeiten an den Details, die wir meines Erachtens
ur Zufriedenheit abschließen konnten.

Ich will auf nur wenige Punkte eingehen: Auf der
eite der Gegenfinanzierung wird die Beschränkung des
insabzugs auf 30 Prozent des Gewinns vor Steuern und
insaufwendungen um die Rechenbasis Steuern, Zins-
ufwendungen und Abschreibungen, EBITDA, erwei-
ert. Das ist ein gutes und wichtiges Zeichen, weil wir
er betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit Rechnung
ragen, dass Investitionen teilweise auch fremdfinanziert
erden müssen. Insbesondere wird durch diese Verände-

ung die Wirkung der Zinsschranke für wesentliche
ranchen, auf dem Finanzmarkt für die Leasingbranche,

m Norden für die Werften, aber auch für das Factoring
nd Public-Private-Partnership-Projekte, deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei der Gewerbesteuer ging der Referentenentwurf
auschal von einer Hinzurechnung von 25 Prozent aller
insen, Skonti und Boni sowie der Finanzierungsanteile
us Mieten, Pachten und Leasingraten aus. Bei dem pau-
chalen Satz auf Mobilien konnten wir uns auf einen
iedrigeren Satz, auf einen Satz von 20 Prozent, einigen.
uch die Einbeziehung von Skonti und Boni ist hier
om Tisch.

Der Gesetzentwurf sah ursprünglich zudem vor, dass
ilanzierende Betriebe mit einem Betriebsvermögen von
is zu 210 000 Euro in den Genuss der neuen Investi-
ionsabzugsregelung nach § 7 g EStG kommen. Hier
onnten wir gemeinsam das Größenmerkmal auf
35 000 Euro erhöhen und die Investitionsfrist auf drei
ahre verlängern. Das ist ein wichtiges Zeichen für den
eutschen Mittelstand.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Für den Bereich der Landwirtschaft konnte durchge-
etzt werden, dass die Betriebsgröße nicht mehr durch
en Wohnungswert des Landwirts beeinflusst wird. Da-
it wird der relevante Einheitswert in der Regel um






(A) )


)

Georg Fahrenschon
90 Prozent entlastet. Dies ist ebenfalls von nicht uner-
heblicher Bedeutung für die deutsche Landwirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das ist ein sehr wichtiger Punkt!)


Trotz dieser guten Ergebnisse unserer Beratungen
bleibt natürlich eine Handvoll von Arbeitsfeldern offen,
Stichwort: Private Equity. Aus Sicht der CDU/CSU-
Bundestagsfraktion sind die vom BMF vorgelegten Eck-
punkte zwar ein erster Schritt. Aber die Vorschläge des
BMF markieren erst den Anfang der Debatte und nicht
den Schluss.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Hinblick auf die Stichworte „Verlustverrechnung“
und „Mantelkauf“ muss es aufgrund der zentralen be-
triebswirtschaftlichen Funktion der Verlustverrechnung
das Ziel sein, die Verluste mindestens in Höhe der vor-
handenen stillen Reserve auch in Zukunft nutzbar zu ma-
chen, weil wir sonst den Unternehmen die Möglichkeit
zu wichtigen Entwicklungen verwehren. Das kann nicht
unser Ziel sein, wenn wir für Wachstum und Beschäfti-
gung in Deutschland sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Bezogen auf das Thema „Funktionsverlagerung“ ha-
ben wir selbstverständlich Verständnis für weltweit ab-
gestimmte Verfahren. Aber wir haben in der Vergangen-
heit richtig gehandelt, wenn wir europäische Richtlinien
an keiner einzigen Stelle über eine Eins-zu-eins-Umset-
zung hinaus umgesetzt haben. Deshalb werden wir in
Zukunft gemeinsam mit dem Bundesrat darauf achten, in
diesem Punkt keinen deutschen Sonderweg zuzulassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Stichwort Erbschaftsteuer. Die Ihnen vorliegende
Entschließung setzt den Rahmen für die weiteren Bera-
tungen. Der Kollege Poß hat zu Recht darauf hingewie-
sen, dass die Länderfinanzminister auf ihrer Jahresta-
gung die Arbeiten abschließen werden. Aber eines ist für
die CSU/CDU-Bundestagsfraktion klar: Mehreinnah-
men aus der Erbschaftsteuer haben wir nicht vereinbart;
der Text der Koalitionsvereinbarung lautet anders.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Text ist Text!)


Last, but not least, bleibt – insbesondere, aber nicht
nur im Zusammenhang mit der Veränderung der Grenze
dafür, was geringwertige Wirtschaftsgüter sind – das
Thema Bürokratieabbau aktuell. Daran werden wir uns
heute nicht messen lassen können, weil wir eine Gegen-
finanzierung brauchten. Aber die Frage des Abbaus von
Bürokratie im deutschen Steuersystem wird uns auch in
Zukunft beschäftigen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das kann man sagen! Gerade nach diesem Gesetz!)


Ich will zum Schluss nochmals betonen: Neben den
erfolgreichen Arbeiten an der Unternehmensbesteuerung

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(C (D teht unserer Auffassung nach angesichts verbesserter onjunkturund Haushaltslage eine Senkung der Einommensteuer – entweder über die Anpassung der reibeträge oder über die Senkung des Eingangssteueratzes – auf der Tagesordnung. (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


erade während der jetzigen, positiven konjunkturellen
age ist es nicht nur möglich, sondern auch nötig, beide
iele – die Konsolidierung des Staatshaushalts einerseits
nd eine Entlastung der Bürger durch eine Senkung der
inkommensteuer andererseits – weiter zu verfolgen.
ies müssen wir zumindest beginnen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610102200

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.


Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1610102300

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. – Vor dem

intergrund dessen, dass angesichts der Steuermehrein-
ahmen mittlerweile Wunschlisten kursieren, möchte ich
ür die CSU-Landesgruppe festhalten: Wir sind eher da-
an interessiert, eine Diskussion über zukünftige Steuer-
ätze zu führen –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610102400

Herr Kollege!


Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1610102500

– als eine Debatte über weitere Ausgabenerhöhungen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610102600

Nächster Redner ist der Kollege Reinhard Schultz,

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1610102700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist sicherlich keine prägende Eigenschaft des Kolle-
en Fahrenschon, den ich als sachlichen und sachkundi-
en Mitkämpfer auf allen Steuergebieten, insbesondere
uf dem Gebiet der Unternehmensteuern, sehr schätze,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Da haben Sie recht!)


it einer Friedenspalme herumzulaufen. Eher fordert er
ns zu neuen Auseinandersetzungen heraus. Deswegen
öchte ich zunächst einmal anmerken: Wir sollten froh

nd glücklich sein, dass wir diese bedeutende Reform
er Großen Koalition – im Gegensatz zu manch anderen
eformen – in dieser Legislaturperiode sachorientiert,
onstruktiv, still und leise und im Ergebnis gut über die
ühne gebracht haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(B)







(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

Natürlich, nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Ich
werde keine Prognosen darüber abgeben, ob in der Mitte
des nächsten Jahrzehnts noch einmal über die Einkom-
mensteuer geredet wird oder, gegebenenfalls früher, über
die Belastung von Arbeitnehmern durch Sozialversiche-
rungsbeiträge. Was ich allerdings schon sagen kann, ist:
Im Zusammenhang mit Private Equity wird es mit
Sicherheit nicht dazu kommen, dass durch unternehme-
rische Entscheidungen initiierte große Verluste über das
Steuerrecht und somit durch die Gemeinschaft, durch
den Fiskus abgesichert werden. Das wird nicht passie-
ren.


(Beifall bei der SPD)


Das zur Abgrenzung des Terrains und der Claims.

Ich glaube, dass die Unternehmensteuerreform eine
steuerpolitische Antwort auf die Globalisierung ist,
ähnlich wie die Reform der Sozialversicherungssysteme
eine Antwort auf die Herausforderung des veränderten
Altersaufbaus ist. Erst durch die Globalisierung, durch
global aufgestellte Unternehmen und durch den Steuer-
wettbewerb einzelner Länder konnte es zu Verschiebe-
bahnhöfen kommen, wurden die Unternehmen in die
Lage versetzt zu entscheiden, wo sie Steuern bezahlen
wollen. Wir wollen die Internationalisierung unserer
Wirtschaft, wir sind stolz auf ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Aber wir wollen auch, dass sich erfolgreiche deutsche
Konzerne an der Finanzierung der Staatsausgaben ange-
messen beteiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich denke, das erreichen wir mit dieser Steuerreform.
Für die willkürliche Fremdfinanzierung schaffen wir
Grenzen und Regeln.


(Unruhe – Eduard Oswald [CDU/CSU] zur SPD gewandt: Jetzt hört doch eurem Redner zu! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Wir hören doch zu!)


– Wenn sich Herr Scholz und Ihr Fraktionsvorsitzender
etwas zu erzählen haben, höre ich natürlich gerne zu.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wird schon wichtig sein!)


– Es wird schon wichtig sein; das denke ich mir auch.

Durch die vernünftige Bewertung der in das Ausland
verbrachten Patente und Verfahren sowie durch eine
Nachbesteuerung von Nutzungsrechten und Lizenzge-
schäften ziehen wir Grenzen ein. Wir erreichen dadurch,
dass alle, Bund, Städte und Gemeinden, von den wirt-
schaftlichen Früchten der Globalisierung profitieren und
nicht einige arm und nackt am Rande stehen, während
andere sich ausschließlich privat bereichern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen, dass es einen weltweiten Steuerwettbe-
werb zwischen den Wirtschaftsstandorten gibt. Deswe-
gen stehen wir zur Unternehmensteuerreform und zur
Senkung des Steuersatzes auf unter 30 Prozent. Auch ich
glaube, dass wir mit einem Steuersatz von unter
30 Prozent auf einem guten Mittelfeldplatz liegen. An-

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(C (D esichts unserer Infrastruktur, der Qualifikation unserer rbeitskräfte und der Sicherheit in diesem Land ist eutschland insgesamt gesehen sehr attraktiv, und zwar owohl für deutsche Unternehmen als auch für ausländiche Investoren. Wir wissen, dass die Körperschaftsteuer gestaltungsnfällig ist und auch künftig unter Wettbewerbsdruck tehen wird. Deswegen haben wir die Verhältnisse zwichen Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer umgeehrt. Wir haben die Gewerbesteuer aufgebohrt und zur igentlichen Unternehmensteuer gemacht. Das ist die roße strukturelle Veränderung, die wir mit der Unterehmensteuerreform vornehmen. Durch maßvolle Hinzurechnung von Zinsen, Pachten, easingraten und Lizenzgebühren haben wir die Geweresteuer weitgehend konjunkturunanfällig gemacht. Wir aben stabile finanzwirtschaftliche Rahmenbedingungen ür unsere Städte und Gemeinden geschaffen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bedenken wir, dass sich im Jahr 2005, vor der Bun-
estagswahl, die großen politischen Lager gegenüber-
tanden, von denen eines die Gewerbesteuer vollständig
bschaffen wollte. Darüber kann man sich heute eigent-
ich nur noch die Augen reiben. Die Gewerbesteuer wird
o stark sein wie noch nie. Angesichts ihrer Bedeutung
ür das Steueraufkommen insgesamt wird sie in den
ächsten Jahrzehnten nicht so schnell wieder zur Dispo-
ition gestellt werden können. Auch das ist ein ganz
ichtiges Ergebnis dieser Operation.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU])


Die deutschen Unternehmen brauchen eine bessere
igenkapitalausstattung und mehr Investitionskraft.
as gilt insbesondere für den Mittelstand, und zwar so-
ohl für die Körperschaften als auch für die Personen-
nternehmen. Das, was wir zustande gebracht haben, die
erbesserte Besteuerung thesaurierter Gewinne von Kör-
erschaften und Personenunternehmen, ist eine Einla-
ung zum Investieren. Durch den Investitionsabzugsbe-
rag haben wir ferner dafür gesorgt, dass nicht so
rtragsstarke Unternehmen leichter investieren können.
uch das ist eine Strukturreform.

Personenunternehmen sind von der Gewerbesteuer
n Zukunft so gut wie überhaupt nicht mehr betroffen.
ofern man Einkommensteuerzahler ist, wird sie voll-
tändig neutralisiert. Auch das ist ein Ergebnis, das man
en Unternehmen einmal offen mitteilen sollte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Mittelstand ist Gewinner der Unternehmensteuer-
eform. Er wird echt und dauerhaft entlastet. Manche,
nsbesondere die FDP, sprechen von der sogenannten
Mittelstandslücke“. Sie entpuppt sich bei näherer Be-
rachtung als demagogischer Flop.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

Mit der Unternehmensteuerreform haben wir insge-
samt 30 Milliarden Euro umgeschichtet. Wir haben
30 Milliarden Euro in die Steuersatzsenkung gesteckt.
25 Milliarden Euro haben wir aufwachsend in die Ge-
genfinanzierung gesteckt. Dabei mussten natürlich
Operationen vorgenommen werden, die sich für einige
Betroffene zunächst einmal unangenehm auswirken kön-
nen. Ich sage aber ganz deutlich: In einer wachsenden,
stabilen Konjunktur, bei einem Aufschwung, wie wir ihn
zurzeit erleben, ist es angesichts sehr niedriger Steuer-
sätze nicht zwingend erforderlich, Investitionen durch
die Aufrechterhaltung der degressiven Abschreibung zu
fördern. Bei einem solchen Aufschwung finanzieren sich
Investitionen selbst.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Das ist auch keine Aussage bis ans Ende aller Tage, aber
im Rahmen eines Aufschwungs – da bin ich ein alter
Keynesianer – ist es nicht zwingend erforderlich. Da ist
der niedrige Steuersatz die zentrale Einladung.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610102800

Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1610102900

Ja. – Ich denke: Starkes Wirtschaftswachstum, starke

Unternehmen, steigendes Eigenkapital, hohe Investitio-
nen, mehr Beschäftigung und zugleich stabile öffentliche
Haushalte und gut ausgestattete Städte und Gemeinden –
das ist ein Bild von einer schönen Zukunft für unser
Land. Dazu trägt die Unternehmensteuerreform ent-
scheidend bei.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610103000

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben jetzt

noch einen Redner mit neun Minuten Redezeit. Im Saal
sind genügend Plätze für alle Kolleginnen und Kollegen
vorhanden. Diejenigen, die sich unterhalten wollen, mö-
gen das bitte außerhalb des Saales tun.

Ich gebe dem letzten Redner, dem Kollegen Otto
Bernhardt, CDU/CSU, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1610103100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir verabschieden heute eines der ganz großen
Reformvorhaben der Großen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe in dieser Debatte in den Beiträgen der Redner
der drei Oppositionsfraktionen keine schlüssige Alter-
native zu unserem Reformprojekt gehört.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wir verzichten!)


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(C (D s reicht nicht, Herr Kollege Solms, sich hierhin zu stelen und zu sagen: Die Senkung der Körperschaftsteuer on 25 auf 15 Prozent tragen wir mit – Sie wissen, dass as 20 Milliarden Euro kostet –, die Gegenfinanzierung ber nicht. Das ist keine verantwortungsvolle Politik. Ich in von den Freien Demokraten tief enttäuscht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Zurufe von der FDP: Oh!)


Wir standen vor folgender schwierigen Frage: Sie
issen, dass wir in Deutschland mit einer nominellen
esteuerung von circa 39 Prozent die Spitzenposition in
uropa haben. Sie kennen die Veröffentlichungen des
eutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, die besa-
en, dass dieser Tatbestand dazu führt, dass Gewinne in
öhe von etwa 100 Milliarden Euro in Deutschland ent-

tehen, aber nicht in Deutschland versteuert werden. Vor
iesem Hintergrund war es notwendig – ich glaube, das
ird hier mit Ausnahme der Linken von niemandem be-

weifelt –, die nominellen Steuersätze auf unter
0 Prozent zu senken.

Wir sind uns sicher einig, dass wir diese Vergünsti-
ung auch auf die Personengesellschaften übertragen
üssen. Diese beiden Wohltaten – Kollege Poß hat da-

auf hingewiesen – kosten Steuerausfälle in Höhe von
0 Milliarden Euro. Das ist nicht finanzierbar. Wir haben
on Anfang an gesagt: Das Ziel „Sanierung der öffentli-
hen Finanzen“ hat eine hohe Bedeutung. Deshalb haben
ir uns in der Großen Koalition geeinigt, von diesen
0 Milliarden Euro 25 Milliarden Euro gegenzufinanzie-
en; so nennen es die Fachleute. Das war eine schwierige
ufgabe. Ich finde, es ist eine tolle Leistung, dass es der
roßen Koalition gelungen ist, dieses Ziel zu erreichen
nd heute ein Reformwerk vorzulegen, das nur die ver-
inbarten Steuerverluste in Höhe von 5 Milliarden Euro
it sich bringt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe in der ersten Lesung von dieser Stelle aus für
eine Fraktion gesagt, dass wir bei fünf Punkten Dis-

ussionsbedarf haben. Ich kann heute sagen, dass wir bei
ll diesen fünf Punkten zu Veränderungen gekommen
ind, ohne die 5 Milliarden Euro infrage zu stellen. Die
ntscheidende Veränderung bezog sich auf das Instru-
ent der Zinsschranke. Es ist nicht so, dass es dieses

nstrument im Rest der Welt nicht gibt – ganz im Gegen-
eil –, aber die ursprüngliche Form brachte die Gefahr
it sich, dass Firmen, die besonders viel investieren,

bestraft“ werden. Deshalb haben wir in die Bemes-
ungsgrundlage die Abschreibung mit einbezogen. Das
ar der Wunsch der Fachwelt. Ich glaube, nun kann man
it der Zinsschranke einigermaßen leben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zweiter Punkt. Wir alle waren entsetzt über die hohen
ürokratiekosten, die im ursprünglichen Entwurf ge-
annt worden sind. Ich kann heute die Aussage machen,


(Zuruf von der FDP: Das bleibt so!)







(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
dass das neue Gesetz zu weniger Bürokratiekosten führt
als die jetzige Rechtslage. Das ist ein hervorragendes Er-
gebnis, auf das wir von der Großen Koalition stolz sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dritter Punkt. Ich kann das Thema Mittelstandslücke
nicht mehr hören.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Es entspricht nicht den Tatsachen. Das wird auch durch
Wiederholungen nicht wahr. Das Europäische Zentrum
für Wirtschaftsforschung – nicht wir, nicht die Sozialde-
mokraten – hat ganz klar gesagt: Diese Steuerreform
kommt im Wesentlichen gerade dem Mittelstand zugute,
weil die Gegenfinanzierungsmaßnahmen den Mittel-
stand nicht treffen. Wir haben die Maßnahmen für den
Mittelstand weiter verbessert. Vor diesem Hintergrund
ist dies ein mittelstandsfreundliches Gesetz. Darauf le-
gen wir Wert. Sonst hätten unsere Mittelständler nicht
zugestimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der vierte Punkt ist ein sehr schwieriger. Er betrifft
die Frage der Vernichtung von Verlustvorträgen. Hier
haben wir ein Spezialproblem. Das bezieht sich auf
Wagniskapital bei Existenzgründungen und Unterneh-
mungen, die für Wagniskapital infrage kommen. Wir
werden im Private-Equity-Gesetz die notwendigen Vo-
raussetzungen dafür schaffen, dass in diesen Fällen die
Verlustvorträge erhalten bleiben, wie sie auch bei Sanie-
rungen erhalten bleiben; auch das haben wir geregelt.

Letzter Punkt, die Funktionsverlagerung. Hierzu ha-
ben wir uns innerhalb der Großen Koalition darauf geei-
nigt – so steht es im Bericht des Finanzausschusses –,
dass sich die deutschen Maßstäbe für die Funktionsver-
lagerung am europäischen Standard zu orientieren ha-
ben. Ich glaube, auch damit kann man hervorragend
leben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Verhaltener Beifall!)


Meine Damen und Herren, ich glaube allerdings, dass
Frau Professor Hey Recht hat, wenn sie in einem Kom-
mentar schreibt: Diese Steuersenkungen geben uns nur
einen Freiraum für einige Jahre. – Sie können jetzt schon
feststellen, dass andere europäische Länder folgen. Vor
diesem Hintergrund unterstützen wir das Bemühen des
Bundesfinanzministers, innerhalb der EU dafür zu sor-
gen, dass die Bemessungsgrundlage für die Besteuerung
und möglichst auch die Steuersätze in einem bestimmten
Rahmen festgelegt werden. Auf Dauer können wir die
Sätze nicht weiter senken. Sonst werden wir mit dem
Ziel der Staatssanierung in Konflikt kommen.


(Beifall des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Das ist ein sehr wichtiger Punkt für alle weiteren Überle-
gungen.

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1)

(C (D Zwei große Ziele haben wir mit diesem Gesetz ereicht, ein drittes nicht: Wir haben erstens erreicht, dass ie Steuersätze in Deutschland für Firmen jetzt im euroäischen Standard liegen. Wir haben zweitens erreicht, ass wir mit der Abgeltungsteuer ein modernes Instruent für die Besteuerung von Kapitalerträgen haben. Ein drittes Ziel haben wir nicht erreicht, und da ist die ritik berechtigt. Wir wollten eine gemeinsame Bemes ungsgrundlage für die Körperschaftsteuer und für die ewerbesteuer schaffen. Aber die Meinungen innerhalb er Großen Koalition gingen zu weit auseinander, um zu iner entsprechenden Lösung zu kommen; dies bedauern ir. Aber ein Gesetz darf auch einen Schönheitsfehler aben, wenn der Rest in Ordnung ist. Ich stelle abschließend fest: Die Große Koalition legt eute ein zukunftsweisendes Konzept zur Unternehensbesteuerung vor. Dieses Konzept wird den Wirt chaftsstandort Deutschland weiter stärken. Es ist letztich ein Beitrag zur Sicherung vorhandener und zur chaffung neuer Arbeitsplätze. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Darum geht es! Das ist das Ziel! Die Schaffung neuer Arbeitsplätze!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1610103200

Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-

ionen der CDU/CSU und der SPD sowie von der Bun-
esregierung eingebrachten Entwürfe eines Unterneh-
ensteuerreformgesetzes 2008. Zu dieser Abstimmung

iegt uns eine Vielzahl persönlicher Erklärungen nach
31 unserer Geschäftsordnung vor.1)

Der Finanzausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Be-
chlussempfehlung auf Drucksache 16/5452, die ge-
annten Gesetzentwürfe der Fraktionen der CDU/CSU
nd der SPD auf Drucksache 16/4841 sowie der Bundes-
egierung auf Drucksache 16/5377 zusammenzuführen
nd als Entwurf eines Unternehmensteuerreformgeset-
es 2008 in der Ausschussfassung anzunehmen.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-

hen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stim-
en der Koalition bei Gegenstimmen der Opposition

ngenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Die Fraktionen der CDU/CSU
nd der SPD verlangen namentliche Abstimmung. Ich
eise darauf hin, dass nach dieser namentlichen Abstim-
ung weitere Abstimmungen folgen.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
orgesehenen Plätze einzunehmen. Sind die Plätze an
en Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Ab-
timmung.

Anlagen 4 bis 9






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung
wird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, die Plätze
einzunehmen, weil ich die Abstimmungen fortsetzen
möchte. – Das gilt auch für die Kolleginnen und Kolle-
gen vor der Bank der CDU/CSU.

Wir kommen zur Abstimmung über die Entschlie-
ßungsanträge.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktionen
der CDU/CSU und der SPD auf Drucksache 16/5480? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlie-
ßungsantrag ist mit den Stimmen von SPD und CDU/
CSU bei Gegenstimmen der FDP und einiger der Frak-
tion Die Linke sowie Enthaltung einiger der Fraktion
Die Linke und Enthaltung der Fraktion des Bündnis-
ses 90/Die Grünen angenommen.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-
tion der FDP auf Drucksache 16/5481? – Wer stimmt da-
gegen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist
bei Zustimmung der FDP gegen die Stimmen des Rests
des Hauses abgelehnt.

Wir setzen die Abstimmungen zu der Beschlussemp-
fehlung des Finanzausschusses auf Drucksache 16/5452
fort.

Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/5452 die Ableh-
nung des Antrags der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 16/5249 mit dem Titel „Unternehmen leistungsge-
recht besteuern – Einnahmen der öffentlichen Hand stär-
ken“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/
Die Grünen, CDU/CSU und FDP bei Gegenstimmen der
Fraktion Die Linke angenommen.

Unter Nr. 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss, den Antrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 16/4857 mit dem Titel „Unternehmen leis-
tungsgerecht besteuern – Einnahmen der öffentlichen
Hand stärken“ für erledigt zu erklären. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen des ganzen Hauses angenommen.

Weiterhin empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 4 seiner
Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
sache 16/4855 mit dem Titel „Unternehmensteuerreform
für Investitionen und Arbeitsplätze“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der Fraktionen Die Linke, der SPD und der
CDU/CSU bei Gegenstimmen des Bündnisses 90/Die
Grünen und Enthaltung der FDP angenommen.

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E1) Ergebnis siehe Seite 10835 C

(C (D Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 5 seier Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5452 die blehnung des Antrags der Fraktion des Bündnisses 90/ ie Grünen auf Drucksache 16/4310 mit dem Titel „Ver ässliche und aussagekräftige Datenbasis für die Ermittung der Unternehmensteuern erfassen“. – Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Koalition bei Gegenstimmen der Opposi ion angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 31 auf: Unterrichtung durch den Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung Bericht des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung „Demographischer Wandel und nachhaltige Infrastrukturplanung“ – Drucksache 16/4900 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für Tourismus Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parlaentarische Staatssekretär Achim Großmann. A Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Bundesregierung ist dem Parlamentarischen Beirat afür dankbar, dass er sich dem wichtigen Thema „Deografischer Wandel“ zugewandt und dem Bundestag inen Bericht vorgelegt hat. Wenngleich sich der Bericht mit seinen Empfehlunen auf die nachhaltige Infrastrukturplanung – also tadtund Raumentwicklung, Mobilität und technische, eitungsgebundene Infrastruktur – konzentriert, so will ch von Beginn an unterstreichen, dass eine erfolgreiche estaltung des demografischen Wandels nur dann ge ingt, wenn sie politik-, ressortund ebenenübergreifend rfolgt. Sie muss auf der Grundlage eines Gesamtkonepts stattfinden. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Pronose der Bevölkerungsentwicklung bis 2050 sind beorgniserregend. Sie gehen davon aus, dass die Bevölkeung in ganz Deutschland bei Fortsetzung der aktuellen emografischen Entwicklung von fast 82,5 Millionen inwohnern im Jahr 2005 auf bis zu knapp 69 Millionen Parl. Staatssekretär Achim Großmann Einwohner im Jahr 2050 abnehmen wird. In den alten Ländern wird eine Abnahme um 14 Prozent erwartet. Ein besonders dramatischer Bevölkerungsrückgang ist in den neuen Ländern abzusehen. Bis 2050 – so die Zahlen des Statistischen Bundesamtes – wird von einem weiteren Rückgang um fast ein Drittel ausgegangen. Ausgehend vom Zeitpunkt der Wiedervereinigung würde sich damit die Bevölkerungszahl in den neuen Bundesländern bis 2050 halbieren. Der allgemeine Bevölkerungsrückgang geht mit einem deutlichen Rückgang der Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter einher. 2050 wird nach den Prognosen nur noch etwa jeder zweite Einwohner im erwerbsfähigen Alter sein. In Ostdeutschland werden dann auf 100 Erwerbsfähige nicht mehr wie heute 35, sondern 80 Rentnerinnen und Rentner kommen. Parallel zum Bevölkerungsrückgang und zur Alterung werden weiterhin innerdeutsche Wanderungen zwischen den alten und den neuen Ländern sowie innerhalb der einzelnen Länder mit einem Wanderungsgewinn zugunsten wachstumsstärkerer Regionen stattfinden. Dieser Trend wird die Problemlage in den peripheren Regionen zusätzlich verschärfen. Die Siedlungsdichte in den ländlichen Regionen wird weiter abnehmen, was unmittelbare Konsequenzen für die Wirtschaftlichkeit, Tragfähigkeit und Erreichbarkeit der verkehrlichen, technischen und sozialen Infrastrukturen vor Ort hat. Alle diese Fakten liegen vor. Wir haben also – und zwar schon seit geraumer Zeit – kein Erkenntnisproblem mehr. Dennoch werden sich diese langfristigen Entwicklungen auch durch eine noch so erfolgreiche Politik kaum verhindern, sondern nur abmildern lassen. Erst in einer sehr langfristigen Perspektive könnte erfolgreiche Politik zu einer Trendwende hin zu einer höheren Geburtenrate und damit zu einem Sinken des Durchschnittsalters führen. Entscheidende Voraussetzung dafür bleibt aber, dass die Menschen in unserem Land Zutrauen in die Politik, in die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und mithin auch in ihre eigene Lebensplanung haben. Unsere Politik muss unter dem Primat des sozialen und regionalen Zusammenhalts in unserer Gesellschaft eine Doppelstrategie verfolgen: Einerseits müssen wir uns damit beschäftigen, wie wir Strukturen der Daseinsvorsorge bündeln und anpassen und dabei noch kreativere, flexiblere und mobilere Lösungen einsetzen können. Dazu werden wir unser raumordnerisches Prinzip der zentralen Orte fortentwickeln und mehr regionale Kooperationen der Leistungserbringer in der Daseinsvorsorge vor Ort anregen. Mit dem Beschluss der Raumordnungsministerkonferenz im vergangenen Jahr zu den neuen Leitbildern der Raumordnung haben wir einen ersten Schritt in diese Richtung unternommen. Darüber hinaus hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in den vergangenen Jahren bereits seine Programme und Modellprojekte auf diese neue Zielsetzung ausgerichtet. Ich nenne zum Beispiel die Städtebauförderung und die Stärkung der Innenstädte, den Stadtumbau Ost und West mit der Fördermöglichkeit des Rückbaus technischer Infrastrukturen, die Programme Soziale Stadt und Experimenteller Woh n f M k r v f Z b s n d b t e i k F d c B s m u m B s h m o f g A l v k l m m w v f n G w k A z s r g I d (C (D ungsund Städtebau, bei denen es um kind-, altersund amiliengerechte Städte geht, alternative ÖPNVund obilitätskonzepte und neue Anforderungen an die Verehrssicherheit und Fahrzeugtechnik im Zuge der Alteung der Bevölkerung. Im Sommer 2007 wird das BMVBS zudem mit zwei on der demografischen Entwicklung besonders betrofenen Regionen in den neuen Ländern ein Projekt zur ukunftsgestaltung der Daseinsvorsorge in diesen Geieten starten. Dieses Projekt findet bereits großen Zupruch und soll Best-Practice-Ansätze für andere Regioen in den alten und den neuen Ländern liefern. Ferner hält die Bundesregierung an ihrem Ziel fest, ass 2008 bei 98 Prozent aller deutschen Haushalte reitbandiger Internetzugang über Festnetz, Kabel oder errestrische Funktechnologie möglich sein soll. Trotz iner bereits heute hohen Gesamtverfügbarkeit haben mmer noch über 1 Million Haushalte in Deutschland eine kostengünstige Breitbandanschlussmöglichkeit. ast 700 Gemeinden sind nur über Satellit mit breitbanigem Internet versorgbar. Jetzt geht es um die ländlihen Regionen, die sogenannten weißen Flecken. Die undesregierung wird zur weiteren Erschließung Unter tützung bei der Inanspruchnahme öffentlicher Förderittel anbieten; ich denke zum Beispiel an die Struktur nd Regionalfonds der EU. Denn Breitbandzugänge eröglichen eine bessere Teilnahme aller Bürgerinnen und ürger an unserer Informationsund Wissensgesell chaft. Das wird immer wichtiger. Ich habe von einer Doppelstrategie gesprochen. Desalb will ich auch den zweiten Ansatz schildern. Wir üssen mit unserer Infrastrukturpolitik aktive Stand rtpolitik im Interesse der Regionen und ihrer Zukunftsähigkeit betreiben. Die Aufwertung der Städte und Reionen, die Stärkung der Wachstumszentren und die nbindung der sie umgebenden Regionen sind im globa en Wettbewerb wirtschaftsund gesellschaftspolitisch on höchster Priorität. Städte und Regionen sind Zentren der Innovation und onzentrieren die Stärken Deutschlands im internationaen Wettbewerb. Ohne lebenswerte Städte und Regionen it einer attraktiven Infrastruktur werden wichtige Rahenbedingungen für eine positive wirtschaftliche Enticklung und für die Schaffung gleichwertiger Lebenserhältnisse in unserem Land nicht mehr erfüllt. Das gilt ür die Entwicklung ansässiger und die Gewinnung euer Unternehmen genauso wie für das Halten und das ewinnen von Fachkräften. Die vielfältigen Auswirkungen der Bevölkerungsenticklung sind vielerorts als Tatsachen anerkannt. Als ontinuierlicher Prozess erfordert dies aber ständig neue ntworten, die langfristig orientierte Strategien, Kon epte und Maßnahmen immer wieder auf den Prüfstand tellen. Alle Politikfelder und -ebenen einschließlich iher Investitionsund Förderinstrumente müssen demorafiefest gemacht werden. Die Überprüfung dieser nstrumente muss in immer kürzeren Abständen stattfinen, weil sich immer schneller Trends entwickeln, die in Parl. Staatssekretär Achim Großmann Klaus Brähmig Michael Brand Guttenberg Olav Gutting Ingbert Liebing Eduard Lintner Dr. Andreas Scheuer Karl Schiewerling Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Anke Eymer Georg Fahrenschon Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Gerda Hasselfeldt Ursula Heinen Uda Carmen Freia Heller Michael Hennrich Jürgen Herrmann Bernd Heynemann Ernst Hinsken Peter Hintze Robert Hochbaum Klaus Hofbauer Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster Anette Hübinger Hubert Hüppe Susanne Jaffke D S W D D L M D P D M D H C r. Michael Luther tephan Mayer olfgang Meckelburg r. Michael Meister r. Angela Merkel aurenz Meyer aria Michalk r. h. c. Hans Michelbach hilipp Mißfelder r. Eva Möllring arlene Mortler r. Gerd Müller ildegard Müller arsten Müller Georg Schirmbeck Bernd Schmidbauer Christian Schmidt Andreas Schmidt Ingo Schmitt Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Ole Schröder Bernhard Schulte-Drüggelte Uwe Schummer Wilhelm Josef Sebastian Horst Seehofer Kurt Segner Bernd Siebert Thomas Silberhorn Johannes Singhammer Helmut Brandt Holger Haibach Patricia Lips Norbert Schindler diese Prognosen eingearbeitet w hen wir in die falsche Richtung bau müssen schrittweise, abe bindlichkeit und fachlicher werden. Die Bündelung von Kr rung und die regionale Anpass cken dabei in den Mittelpunkt. Die Bundesregierung hat b Empfehlungen des Parlamentar fen und wird diese in Zukunft w Gerade die Infrastrukturpolitik Nachhaltigkeit weiterhin ihren passungswie auch für Prävent Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 557; davon ja: 391 nein: 149 enthalten: 17 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Peter Bleser Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach H D A D K H D E J D H D D N E M R D J P D U R H M M M M D erden müssen; sonst ge. Anpassungen und Um r mit zunehmender VerIntegration angegangen äften, die Qualitätssicheung der Infrastruktur rü ereits eine Vielzahl der ischen Beirats aufgegrifeiterhin aktiv bearbeiten. wird im Interesse der Beitrag sowohl für Anionsstrategien leisten. k g e ü 2 g t artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)

Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1610103300

(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)





(A) )


(B) )


(Zuruf von der LINKEN: Tempolimit!)





(A) )


(B) )


(Braunschweig)


(Reutlingen)


(Bönstrup)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Peter Gauweiler
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
ichael Glos
alf Göbel
r. Reinhard Göhner

osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
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ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
r. Karl-Theodor Freiherr zu

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Vielen Dank, dass Sie mir zu


(Beifall bei der SPD un Vizepräsidentin Gerda Ha Bevor ich dem nächsten R omme ich zurück zum Tage ebe das von den Schriftführer rmittelte Ergebnis der nam ber den Entwurf des Unterneh 008 bekannt: Abgegebene Stim estimmt: 391. Mit Nein habe ungen: 17. Der Gesetzentwurf r. Hans-Heinrich Jordan r. Franz Josef Jung ndreas Jung artholomäus Kalb ans-Werner Kammer lois Karl ernhard Kaster iegfried Kauder (VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ens Koeppen
ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann

ohann-Henrich
Krummacher
r. Hermann Kues
ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder

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(C (D gehört haben. d der CDU/CSU)


sselfeldt:
edner das Wort erteile,

sordnungspunkt 30 a und
innen und Schriftführern
entlichen Abstimmung
mensteuerreformgesetzes

men: 557. Mit Ja haben
n gestimmt: 149. Enthal-
ist damit angenommen.

tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
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ita Pawelski
r. Peter Paziorek
lrich Petzold
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r. Peter Ramsauer
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

ermann-Josef Scharf






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Max Straubinger
Thomas Strobl (Heilbronn)

Hans Peter Thul
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg
Peter Weiß (Emmendingen)

Gerald Weiß (Groß-Gerau)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Matthias Wissmann
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

SPD

Dr. Lale Akgün
Gregor Amann
Gerd Andres
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Ernst Bahr (Neuruppin)

Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Sören Bartol
Sabine Bätzing
Dirk Becker
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Ute Berg
Petra Bierwirth
Lothar Binding (Heidelberg)

Volker Blumentritt
Clemens Bollen
Gerd Bollmann
Dr. Gerhard Botz
Klaus Brandner
Bernhard Brinkmann


(Hildesheim)

Edelgard Bulmahn
Ulla Burchardt
Martin Burkert
Dr. Michael Bürsch
Christian Carstensen
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Danckert
Karl Diller
Martin Dörmann
Dr. Carl-Christian Dressel
Elvira Drobinski-Weiß
Garrelt Duin
Detlef Dzembritzki
Sebastian Edathy
Siegmund Ehrmann

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etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster
is Gleicke
ünter Gloser
enate Gradistanac
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
tephan Hilsberg
etra Hinz (Essen)

erd Höfer
is Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
r. Hans-Ulrich Krüger
ngelika Krüger-Leißner
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
altraud Lehn
abriele Lösekrug-Möller

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irk Manzewski
othar Mark
aren Marks
atja Mast
ilde Mattheis
etra Merkel (Berlin)

r. Matthias Miersch
rsula Mogg
arko Mühlstein
etlef Müller (Chemnitz)

ichael Müller (Düsseldorf)

esine Multhaupt
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
ndrea Nahles
homas Oppermann
olger Ortel
einz Paula

ohannes Pflug
oachim Poß
hristoph Pries
r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
echthild Rawert

teffen Reiche (Cottbus)

aik Reichel
r. Carola Reimann
hristel Riemann-
Hanewinckel
alter Riester
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

rtwin Runde
arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

ernd Scheelen
arianne Schieder
tto Schily
r. Frank Schmidt
lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

enate Schmidt (Nürnberg)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider (Erfurt)

laf Scholz
einhard Schultz

(Everswinkel)


wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
rank Schwabe
r. Angelica Schwall-Düren
olf Schwanitz
ita Schwarzelühr-Sutter
olfgang Spanier
r. Margrit Spielmann

örg-Otto Spiller
r. Ditmar Staffelt
udwig Stiegler
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r. Peter Struck

oachim Stünker
r. Rainer Tabillion

örg Tauss
ella Teuchner
r. h. c. Wolfgang Thierse

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(Wiesloch)


(Wolmirstedt)





(A) )


(B) )

Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1610103400

Dank! Liebe Kollegin-
Einrichtung und Vergrö-
Beirats für nachhaltige
r Legislaturperiode war
kt habe – nicht von An-
aber, mit dem ersten Be-
n wir deutlich gemacht,
en Thema über alle Frak-
rr Staatssekretär hat das
meinsamen Positionen in
ie wir zukünftig die de-

die Planung und Umpla-
Deutschland aufeinander
, das ist schon einmal ein

U/CSU und der SPD)

, dass es bei der Ausge-
wischen den Fraktionen

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nterschiede geben wird. Die
eitere Debatte in den Facha
eutlich machen, dass wir an v
renzen hinweg weiter gemeins

Wir haben bisher die dem
der Staatssekretär hat gesag
telle kein Erkenntnisproblem
usdrücklich zu – überwiegen
spekten betrachtet. Uns ist es
ir erkennen, dass wir die te
nd die Verkehrsinfrastruktu
angen Planungsräumen, in de
cheinlich nicht an diese Entw
önnen. Ich beginne mit dem B
s ist fraglich, ob dieses Instr
lanungszeiträumen noch geei
nforderungen wachsender un
en, wachsender und schrumpf
ch fände es spannend, wenn w
usschuss diskutierten.


(Beifall bei de Das Gleiche gilt für die Entw en. Wir haben wachsende und anz unterschiedlichen Region (D ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann ndreas Steppuhn hristoph Strässer r. Wolfgang Wodarg se erste Debatte und die usschüssen werden aber ielem über die Fraktionsam arbeiten werden. ografische Entwicklung t, wir hätten an dieser ; darin stimme ich ihm d unter sozialpolitischen besonders wichtig, dass chnische Infrastruktur r in Deutschland in den nen wir arbeiten, wahricklung anpassen werden undesverkehrswegeplan. ument mit seinen langen gnet ist, wirksam auf die d schrumpfender Regio ender Städte zu reagieren. ir auch darüber im Fach r FDP)


icklung in unseren Städ-
schrumpfende Städte in

en Deutschlands. Wir ha-
Diana Golze BÜNDNIS 90/ Krista Sager Sönke Rix
Hans-Joachim Otto

(Frankfurt)


Detlef Parr
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Jörg Rohde
Frank Schäffler
Marina Schuster
Dr. Hermann Otto Solms
Carl-Ludwig Thiele
Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Martin Zeil

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst

Dr. Barbara Höll
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Ulrich Maurer
Dorothée Menzner
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Wolfgang Nešković
Dr. Norman Paech
Bodo Ramelow
Elke Reinke
Paul Schäfer (Köln)

Volker Schneider


(Saarbrücken)

Dr. Herbert Schui
Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann

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(Crietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans-Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar nna Lührmann icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer Silke Stokar von Neuforn Hans-Christian Ströbele Jürgen Trittin Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler Margareta Wolf Fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier Enthaltung CDU/CSU Dr. Peter Jahr Friedrich Merz SPD Niels Annen Willi Brase Marco Bülow Gabriele Groneberg Reinhold Hemker Gabriele Hiller-Ohm Jürgen Kucharczyk Helga Lopez Patrick Döring ben besondere Probleme in den Ballungsräumen in Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig gibt es sich entleerende ländliche Räume in einigen Regionen. Aus meiner früheren kommunalpolitischen Tätigkeit möchte ich ein Beispiel nennen: Während wir in der Landeshauptstadt Hannover noch darüber diskutiert haben, ob die U-Bahn alle vier oder alle fünf Minuten fahren soll, gab es 20 Kilometer weiter gar keinen Nahverkehr mehr. Diese Disparitäten, diese Zerklüftungen gilt es ebenfalls, durch Politik zu überwinden. Wir werden darauf achten müssen, dass die ländlichen Räume weiter angebunden und versorgt sind. Bei aller Harmonie haben wir an dieser Stelle häufig kontrovers diskutiert. Der Kollege Scheuer, der einen ländlichen Wahlkreis hat, hat oft die Fahne des ländlichen Raumes hochgehalten, wie wir meinen: zu Recht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Zuruf von der FDP: Mal muss er ja recht haben!)





(A) )


(B) )


Denn wir kommen in die Situation, dass viele unserer
starren Verkehrssysteme insbesondere im öffentlichen
Personennahverkehr wahrscheinlich nicht mehr in allen
ländlichen Regionen kostengünstig aufrechterhalten
werden können. Wir müssen uns daher fragen – Stich-
wort „Regionalisierungsmittel“ –, ob man mit den dafür
verwendeten Mitteln nicht eine andere Art Verkehr im
ländlichen Raum organisieren kann. Auch das wird eine
Herausforderung in den nächsten Diskussionen in die-
sem Haus sein.


(Beifall bei der FDP – Zuruf: Was hat der Bund damit zu tun?)


Kommen wir zur Entwicklung unserer Städte. Der
Herr Staatssekretär hat gestern darauf hingewiesen, dass
wir mit dem Planungsbeschleunigungsgesetz gemeinsam
viel für die innere Entwicklung auf den Weg gebracht
haben. Der Trend zur Reurbanisierung in unserem
Land ist nur zu begrüßen. Wir stellen fest, dass inzwi-
schen drei von fünf Europäern in Städten wohnen und
dass wir in Deutschland in den letzten Jahren vielleicht
beim Thema innerstädtische Entwicklung ein bisschen
hinterhergehinkt sind. Auch das macht der vorliegende
Bericht deutlich. Viele der laufenden Programme wur-
den bereits angesprochen. Die Sorge meiner Fraktion ist,
dass wir bei einigen dieser Programme zu sehr auf die
Kommunen und die kommunalen Unternehmen schauen
und zu wenig auf die eigentlich wichtigen Akteure in un-
seren Städten, auf Handel, Gewerbe sowie private Woh-
nungs- und Immobilienbesitzer.


(Beifall bei der FDP)


Ich persönlich bin der Auffassung: Die drei Säulen
der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales –
sind in kaum einem anderen Wirtschaftszweig so eng
miteinander verzahnt wie in der Wohnungswirtschaft;
denn kein Mieter hat ein Interesse daran, in einem ab-
gleitenden Stadtteil zu wohnen und zu bleiben. Deshalb
entwickeln sich gerade die Quartiere, die wir zurzeit mit
einem hohen staatlichen Anteil aufwerten wollen, eher
zu Bürgerquartieren. Ich weise aber in dieser politischen
Debatte darauf hin, dass das Miteinander von einzelnen,

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(C (D leinteilig agierenden Akteuren und Kommunalpolitik om Bund bestenfalls angestoßen und finanziell geförert werden kann, dass aber das Leben von dieser ooperation vor Ort gestaltet werden muss. Wenn wir es schaffen, die vorhandenen Programme o umzubauen, dass wir mit ihnen die Ziele erreichen, ie wir in dem vorliegenden Bericht versucht haben zu kizzieren, wenn wir anerkennen – das haben wir gestern berwiegend einmütig besprochen –, dass Subsidiarität nd kommunale Eigenverantwortung gewahrt bleiben üssen, wenn wir darauf achten, dass unsere Förder nstrumente nicht einseitig einen Akteur oder einen Verehrsträger motivieren, sich zu entwickeln, sondern für ie Entwicklung neuer, flexibler Systeme insbesondere ür den ländlichen Raum in den Bereichen Schiene und traße sorgen, und wenn wir die Belange der Akteure in en Städten, im Wohnungswesen sowie in Handel und ewerbe berücksichtigen, wird es uns gelingen, unsere nfrastruktur nachhaltiger zu entwickeln. Das ist das iel, und das ist das Ziel auch meiner Fraktion. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610103500

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Andreas Scheuer

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1610103600

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Vorneweg muss man für die Öffentlichkeit sagen:
ir haben mit dem Parlamentarischen Beirat für nach-

altige Entwicklung ein Gremium, das manchmal außer-
alb der öffentlichen Aufmerksamkeit Arbeitsberichte
orlegt. Man muss dazu sagen, dass es viele Gremien im
eutschen Bundestag gibt, die über den nächsten Wahl-

ag hinaus schauen. Die Stellungnahmen und Arbeitsbe-
ichte, die wir vorlegen, sind kein Selbstzweck. Wir sit-
en auf diesen schönen Stühlen nicht unsere Zeit ab und
eschäftigen uns nicht mit uns selbst, sondern wir versu-
hen, für die Bürgerinnen und Bürger das Beste zu errei-
hen. Dazu gehört die demokratische Streitkultur. Der
arlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung ist
ber ein Gremium, in dem fraktionsübergreifend ver-
ucht wird, Kompromisse zu schließen und gemeinsame
rbeitsberichte vorzulegen.


(Zuruf von der LINKEN: Aha!)


Frau Bulling-Schröter, wenn da ein „Aha“ von der
inksfraktion kommt, dann muss ich sagen, dass es aus-
ahmsweise auch einmal Herr Heilmann geschafft hat,
onstruktiv zu sein.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


as, was ich festgestellt habe, betrifft alle Fraktionen.
ch denke, wir haben einen guten Arbeitsbericht vorge-
egt. Herr Staatssekretär, wir haben auch einen Anforde-






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Scheuer
rungskatalog erstellt. Herr Kollege Döring, ich bedanke
mich für das Lob und kann dieses Lob als Koordinator
dieser Runde zurückgeben. Alle Berichterstatter der
Fraktionen haben bei dem Thema „Demografischer
Wandel und nachhaltige Infrastrukturplanung“ sehr kon-
struktiv zusammengearbeitet. Das möchte ich an dieser
Stelle deutlich sagen, und ich möchte mich sehr herzlich
dafür bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Bundesre-
gierung, lieber Herr Staatssekretär, wir haben Ihnen ei-
nen Aufgabenkatalog gegeben. Wir haben uns wirklich
viel Zeit genommen. In vielen Anhörungen – wir werden
noch einige Arbeitsberichte zu den Stichworten Genera-
tionenbilanz und Nachhaltigkeitsprüfung vorlegen – ha-
ben wir uns sehr dezidiert mit dem Thema Demografie
und Infrastruktur beschäftigt. Wir werden das in den fe-
derführenden Verkehrsausschuss eingeben.

Herr Kollege Goldmann, Sie haben völlig überra-
schend für mich Ihren Fraktionskollegen Döring mit ei-
nem Zwischenruf in Bezug auf die Kompetenzen von
Kommunen und Bund kritisiert. Ich denke, der Deutsche
Bundestag hat schon das Recht, sich einzumischen,
wenn es um interkommunale Zusammenarbeit geht
und wenn wir koordinieren und Anreizsysteme, nicht
Strafsysteme, für Kommunen und auch Bundesländer
schaffen, um wirkliche Strukturpolitik zu betreiben. Ich
komme aus dem Freistaat Bayern – man hört es nicht
wirklich – und bemühe mich, das immer deutlich zu ma-
chen.


(Zuruf von der SPD: Man hört es!)


– Danke, Frau Kollegin, ich stehe dazu, und ich bin stolz
darauf. – Wir haben in der Expertenanhörung mehrmals
gehört – auch der Herr Staatssekretär hat es in seiner
Rede gesagt –, dass gerade in den neuen Bundeslän-
dern besorgniserregende Wanderungsbewegungen
stattfinden. Wir müssen die Chancengerechtigkeit der
jungen Generation aufrechterhalten. Darüber müssen wir
offen diskutieren. Im Freistaat Bayern haben wir
Strukturpolitik betrieben. Der ländliche Raum hat eine
Chance. Der ländliche Raum hat Lebensqualität. Der
ländliche Raum bietet Investoren günstige Bedingungen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Haben Sie auf den Bund gewartet?)


– Herr Goldmann, die Fraktionen stimmen darin überein.
Vielleicht hat sich das nach Erscheinen des fraktions-
übergreifenden Arbeitsberichts noch nicht herumgespro-
chen. Sie als erfahrener Kommunalpolitiker werden mir
sicherlich zustimmen, wenn ich behaupte, dass wir, der
Deutsche Bundestag, die Möglichkeit haben müssen, uns
mit kommunalen Zusammenhängen, mit Strukturpolitik
– Stichwort „ländlicher Raum und Stadtentwicklung“ –
zu beschäftigen. Ich verweise auf alle Anreizsysteme
– ich denke nicht an Strafsysteme –, die uns zur Verfü-
gung stehen.

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(C (D Gestern Abend wurde hier zu später Stunde – es war ach 22 Uhr; das Fernsehen hat schon nicht mehr überragen – über städtische Umweltpolitik diskutiert. Dazu age ich ganz eindeutig – Herr Kollege Goldmann, Sie ind schon in Lauerstellung, um eine Zwischenfrage zu tellen; Frau Präsidentin, ich lasse sie zu; lassen Sie ich diesen Gedanken aber noch zu Ende führen –: Wir ürfen uns von der Europäischen Union nicht aufokroyieren lassen, eine Citymaut einzuführen oder betimmte Themen zu behandeln. Darüber kann man in eutschland auf kommunaler Ebene, auf Länderebene nd hier im Deutschen Bundestag besser als irgendwo nders entscheiden. Herr Kollege Goldmann, Sie haben das Wort zu einer wischenfrage. Zunächst einmal möchte ich feststellen: Ich bin weder n einer Lauerstellung, noch habe ich meinen Kollegen öring hier kritisiert. Es geht mir um den Ansatz. Die Entwicklung des ändlichen Raumes wird weitestgehend über Landesaumordnungsprogramme geregelt. Zu meinem großen edauern wird die Entwicklung von Metropolregionen agegen sehr stark über Bundesaktivitäten geregelt. Ist s nicht klüger, den Entwicklungen in den ländlichen äumen dadurch mehr Geltung zu verschaffen, dass an aufhört, sie sozusagen von oben zu steuern? Halten ie das Prinzip „von oben nach unten“ für das bessere? ch stelle diese Frage auch vor dem Hintergrund, dass ir eine substanzielle Föderalismusreform durchgeführt aben, die unter anderem regelt, welche Aufgaben Läner und Kommunen haben. Herr Kollege Goldmann, die FDP-Fraktion wird im arlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung urch die Kollegen Döring und Kauch repräsentiert. Ich ade Sie im Namen aller Fraktionen ganz herzlich ein, an iner Beiratssitzung oder an einer vom Beirat durchgeührten Anhörung einfach einmal teilzunehmen. Was Ihre Frage angeht: Ich bin für das Prinzip der ubsidiarität, der Stärkung der kleinen Einheiten und er unteren Ebenen. Wir haben mit dem Parlamentarichen Beirat aber ein Gremium, dessen Arbeit darauf anelegt ist, über den nächsten Wahltag hinauszudenken. ie Politik muss immer wieder den Vorwurf zur Kenntis nehmen, dass sie nur bis zum nächsten Wahltermin enkt. Das stimmt so nicht. Wir versuchen wirklich, funamentale Entscheidungen zu treffen, durch die die Weihen für die nächsten zehn oder 15 Jahre richtig gestellt erden. Wir machen uns Gedanken – auch im Deut chen Bundestag gibt es kein Denkverbot, was Kommualpolitik betrifft – über strukturpolitische Entscheidunen, die keinerlei Bestrafung von Ländern und ommunen vorsehen. Wir wollen das Prinzip der Subsiiarität stärken. Dr. Andreas Scheuer Die Anhörung des Parlamentarischen Beirats zum Thema „Demographie und Infrastruktur“ hat besorgniserregende Entwicklungen aufgezeigt; ich verweise auf die Aussagen des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Jeder, der sich das Protokoll dieser Anhörung durchliest und erfährt, wie sich unser Land bis 2030 entwickelt, stellt fest: Dieses Thema muss uns alle miteinander bewegen. Jeder von uns, der an dieser Anhörung teilgenommen hat, ist kreidebleich geworden und hat zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich Landschaften in Deutschland in weiße Flecken verwandeln werden. Im Zentrum unserer Diskussion steht, dass wir uns dieser Themen annehmen und unsere Besorgtheit zum Anlass nehmen, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. – Herr Kollege Hinsken, herzlichen Dank für den Applaus. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wenn einer richtig Gutes sagt, bekommt er Beifall!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610103700
Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1610103800
Andreas Scheuer (CSU):
Rede ID: ID1610103900




(A) )


(B) )


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


Abschließend möchte ich sehr deutlich sagen, Herr
Staatssekretär, dass wir uns Gedanken darüber machen
müssen, wie der im Kanzleramt angesiedelte Nachhal-
tigkeitsrat der Bundesregierung stärker in die Öffent-
lichkeit treten kann. Sie haben die Staatssekretärsebene
dadurch gestärkt, dass Sie das Thema Nachhaltigkeit ins
Zentrum der Betrachtungen gerückt haben. Der Nach-
haltigkeitsrat der Bundesregierung nennt im Indikatoren-
bericht 21 Indikatoren. Meine Damen und Herren, liebe
Zuhörer, durch diesen Indikatorenbericht schafft es die
Politik, transparenter, nachprüfbarer und für den Bürger
verständlicher zu werden. Wir haben mit Schlüsselbe-
griffen zu übergeordneten Kapiteln erreicht, dass eine
Bundesregierung auch nach der Politik – nicht nur nach
Emotionen, sondern auch nach dem politischen
Handeln – bewertet wird. Das ist ein zentraler Punkt,
dessen sich auch der Nachhaltigkeitsbeirat des Deut-
schen Bundestages annehmen wird. Wir haben dazu
schon eine Referentenbesprechung gehabt.

Wir müssen im Deutschen Bundestag auch Gremien
haben, die versuchen, Themen mit Bedeutung über die
nächsten zehn Jahre hinaus aufzugreifen, mutig zu sein
und fraktionsübergreifend zu arbeiten. Ich weiß, dass
viele heilige Kühe der einzelnen Fraktionen für diesen
Arbeitsbericht geschlachtet werden mussten, weil es
eben ein Kompromiss ist. Ich sage für meine Fraktion: In
der zweiten Runde, wenn es in den federführenden Aus-
schuss geht, hat jede Fraktion die Möglichkeit, separat
Anträge zu stellen. Herr Heilmann, dann können Sie be-
weisen, ob Ihre Fraktion in ihrer Verteilungseuphorie im
Jetzt auch die Fähigkeit hat, den Nachhaltigkeitsbegriff
wirklich zu leben.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610104000

Das Wort hat nun der Kollege Lutz Heilmann für die

Fraktion Die Linke.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! erte Gäste! Ich danke meinem Kollegen Scheuer für as Lob. (Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Das haben Sie irgendwie falsch verstanden!)


(Beifall bei der LINKEN)

Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610104100

ch werde mir das zu Herzen nehmen und trotzdem auch
in paar kritische Bemerkungen zu dem Thema machen.

Der demografische Wandel ist eine ernsthafte Heraus-
orderung für Deutschland. Ich sage bewusst „Heraus-
orderung“ und nicht „Problem“, weil sich daraus auch
hancen eröffnen.

Wir haben es neben der massiven Alterung der Bevöl-
erung mit einem Bevölkerungsrückgang zu tun. Ich
ls Umweltpolitiker sehe in diesem Bevölkerungsrück-
ang auch eine Chance. Wenn Straßen zurückgebaut
erden, werden zerschnittene Lebensräume von Tieren
nd Pflanzen wiederhergestellt. Der Natur wird wort-
örtlich wieder mehr Raum gegeben. Dazu müssen wir
ns aber von den Konzepten der Vergangenheit verab-
chieden und innovative Lösungen vorantreiben.

Mir ist es wichtig, dass schrumpfende Regionen Ent-
icklungsmöglichkeiten erhalten. Es kann nicht ange-
en, dass wir ganze Dörfer und Kleinstädte aufgeben; im
egenteil: Wir müssen uns dem Wandel stellen und zu-
leich die Lebensqualität aufrechterhalten. Dazu will
er Bericht des Beirats einen Beitrag leisten.

Der Bericht beschränkt sich auf die technischen Infra-
trukturen. Das heißt aber selbstverständlich nicht, dass
ie sozialen Infrastrukturen weniger wichtig sind. Wir
rauchen natürlich soziale Einrichtungen wie Kitas oder
chulen. Sie sind für lebenswerte Gemeinden genauso
on Bedeutung wie die technische Ausstattung. Für die
enschen ist es wichtig – um nur ein Beispiel zu nen-

en –, dass ihre Kinder zu Fuß zur Schule kommen.
iebe Kolleginnen und Kollegen, Sie kennen die Dis-
ussion aus Ihren Wahlkreisen. Bei mir in Lübeck sind
ie Schulwege ein wichtiges Thema für die Menschen.
s geht ihnen darum, wie weit ihre Kinder zur Schule

aufen müssen.

Grundsätzlich können wir eines feststellen: Bei den
ürgerinnen und Bürgern kommt die Veränderung der
evölkerungsstruktur mehr und mehr an. Leider wird

ast ausschließlich über die sozialen Sicherungssysteme
iskutiert. Ein Stichwort ist: Wer zahlt unsere Rente?
or den weiteren Folgen für die Gemeinden verschlie-
en viele aber die Augen. Das ist nach Jahrzehnten des
achstums, vor allem im Westen, verständlich. Den-

och kann es so nicht weitergehen. Wir müssen den Tat-
achen ins Auge sehen und begreifen, dass es nicht in al-
en Regionen Wachstum im herkömmlichen Sinne geben
ann und wird.

Fakt ist: Wir müssen uns den Herausforderungen stel-
en. Ich sage Ihnen: Der Westen kann dabei einiges vom
sten lernen.






(A) )



(B) )


Lutz Heilmann

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dort ist der demografische Wandel, unterstützt durch
Ihre Politik und durch Ihre politischen Fehlentscheidun-
gen im Zusammenhang mit dem Anschluss der DDR an
die Bundesrepublik, in vollem Gange. Im Westen findet
die gleiche Entwicklung zeitversetzt statt.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Im Osten ist einfach alles gut gelaufen, oder?)


Die Vorhersagen für manche Regionen in meinem Bun-
desland Schleswig-Holstein sind nicht gerade rosig.

Ich habe gesagt, dass der Westen viel vom Osten ler-
nen kann. Nehmen wir den schon angesprochenen
Stadtumbau Ost! Damit hat man ein gutes Beispiel ge-
geben. Viele der sogenannten Arbeiterschließfächer, im
Westen auch „Plattenbausiedlungen“ genannt,


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Die hat Ihre Vorgängerpartei so geschaffen, oder?)


wurden schon zu lebenswerten Orten umgebaut.

Ich nenne hier den Großen Dresch in Schwerin. Un-
sere Fraktion hat sich im letzten Sommer davon über-
zeugt. Was wurde gemacht? Ganz einfach: Es wurden
Stockwerke abgetragen und Wohnungen familienfreund-
lich zusammengelegt. Zusätzlich wurde eine vorbild-
liche energetische Sanierung vorgenommen. Das alles
geschah, ohne einen einzigen Acker zuzupflastern. Ich
nenne ein weiteres Beispiel: Bei der Abwasserentsor-
gung hat Mecklenburg-Vorpommern unter Rot-Rot Vor-
bildliches geleistet. Dort hat man neben zentralen Ab-
wasseranlagen auch den Bau kleiner dezentraler
Anlagen vermehrt zugelassen und stärker gefördert. Das
spart Zeit und Geld.

Bei der Ausstattung mit Verkehrsinfrastrukturen
muss man sowohl im Osten als auch im Westen noch er-
heblich dazulernen. Nach wie vor sehen viele Städte und
Gemeinden in einem Autobahnanschluss einen Segen.
Es macht aber überhaupt keinen Sinn, Milliarden auszu-
geben, um schrumpfende Regionen an das Autobahnnetz
anzuschließen, wenn auf diesen Straßen am Ende keine
Autos fahren.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Interessant, Herr Kollege!)


Es ist doch Unsinn, in der vagen Hoffnung auf wirt-
schaftliche Entwicklung Geld zum Fenster hinauszuwer-
fen. Ein Paradebeispiel dafür ist die zusammenhängende
Planung der Autobahnen A 14 und A 39 in Brandenburg
und Niedersachsen. Maßgabe für die Politik kann nicht
sein, dass ein großes Loch auf der Autobahnkarte be-
steht. Diese Auffassung vertrat Herr Stolpe seinerzeit als
Verkehrsminister.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das ist ja interessant, dass Sie gegen die A 14 sind!)


Infrastrukturen müssen vielmehr die demografische
Entwicklung berücksichtigen und an den tatsächlichen
Bedarf angepasst werden. Das empfiehlt auch der Beirat,

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(C (D nd das schreibt sogar die Bundesregierung in ihrem Wegweiser Nachhaltigkeit 2005“. Beim nächsten Bunesverkehrswegeplan muss dies, bitte schön, auch umgeetzt werden. Beim aktuellen Plan haben Sie genau das egenteil gemacht. Die Bewertungsmethodik darin war o ausgeklügelt, dass im Grunde jede Straße sinnvoll ist; ie eine, weil der Bedarf groß ist, und die andere, weil ein Bedarf da ist. So kann es nicht weitergehen. Der akuelle Plan bietet noch mehrere schöne Beispiele, die eigen, dass die Herausforderungen, die der demografiche Wandel stellt, außer Acht gelassen wurden. Der Allen Progno en zum Trotz wurden steigende Bevölkerungszahlen nd damit steigende Verkehrszahlen angenommen. Dait wurde letztlich ein höherer Bedarf an Straßen kon truiert. Als Begründung dafür musste eine nie eingeührte „Green Card Plus“-Regelung herhalten. So kann an sich irren. Was muss passieren? Der Bundesverkehrswegeplan uss künftig einem Nachhaltigkeitscheck unterworfen erden, und zwar nicht nur, um eine Anpassung von lanungen an den demografischen Wandel zu erreichen, ondern auch, um Nachhaltigkeit mit der gleichberechigten Berücksichtigung sozialer, ökologischer und wirtchaftlicher Belange zu erzielen. Herr Kollege Scheuer, ie Unternehmensteuerreform, über die wir heute diskuiert haben, ist alles andere als ein Beispiel für nachhalige Entwicklung oder nachhaltige Politik in diesem inne. Im Verkehrsbereich werden soziale Belange bislang raktisch nicht berücksichtigt, denn der angebliche Verehrsbedarf ist meist der einzige Bewertungsmaßstab. as nützt den Menschen, die gar kein eigenes Auto ha en, eine neue Straße? Statt isoliert die einzelnen Verehrsträger zu betrachten, brauchen wir einen integrieren Ansatz. (Zuruf von der CDU/CSU: Wenn es nach Ihnen geht, sanierten wir heute noch! – Zurufe von der SPD)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610104200

(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen also vom Mobilitätsbedürfnis und nicht
om Verkehrsbedarf ausgehen. Mobilität bedeutet für
ich mehr als Autofahren. Es bedeutet für mich die
öglichkeit, am sozialen Leben teilzunehmen. Daraus

olgt: Wir brauchen mehr als nur Verkehrsinfrastruktur.
ir brauchen neue und innovative Mobilitätsangebote

ür alle. Hierzu hat der Beirat einige Vorschläge unter-
reitet.

Ich hoffe, dass sich die Bundesregierung diese Vor-
chläge zu Herzen nimmt. Inwieweit das geschieht, wer-
en wir am Ende dieser Legislaturperiode prüfen. Ich
erde mich jedenfalls dafür einsetzen. Warum? Das
eitbild nachhaltiger Entwicklung wirkt in der Gesell-
chaft, wenn es durch konkrete Maßnahmen in der Ge-
ellschaft spürbar wird. Die Vorschläge des Beirats tra-
en dazu bei. Deshalb wäre es schade, wenn der Beirat
u einem netten Gesprächskreis ohne Einfluss auf die
olitik verkäme und ein zahnloser Tiger würde. Herr
ollege, hier sind wir uns einig.






(A) )



(B) )


Lutz Heilmann
Ein abschließender Gedanke: Vor zwei Wochen fand
die 15. Sitzung der UNO-Kommission für nachhaltige
Entwicklung in New York statt. Dort rief Frau
Brundtland, die das Leitbild einer nachhaltigen Entwick-
lung entscheidend geprägt hat, dazu auf, der Debatte
über nachhaltige Entwicklung endlich Taten folgen zu
lassen. Beginnen wir hier in der Bundesrepublik
Deutschland!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ih-
nen ein schönes Pfingstfest.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610104300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Britta Haßelmann

für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610104400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bereits in sei-
nem ersten Arbeitsbericht in der 15. Legislaturperiode
hatte der Parlamentarische Beirat festgestellt, dass der
demografische Wandel im damaligen Fortschrittsbericht
der Bundesregierung zur nationalen Nachhaltigkeitsstra-
tegie überwiegend unter dem Aspekt der sozialen Siche-
rung, der sozialen Auswirkungen auf die Infrastruktur
beleuchtet wurde, und deshalb schon damals angeregt,
dass in dieser Legislaturperiode eine Anhörung zum
Thema „Demografie und Infrastruktur“ stattfinden solle.
So viel zur Erläuterung, auch für die Gäste. Deshalb geht
es heute explizit nicht um die soziale Infrastruktur, die
natürlich ein wichtiger Aspekt der demografischen Ent-
wicklung ist. Aber der Nachhaltigkeitsbeirat wollte das
Thema einmal auf die technische, bauliche und ver-
kehrliche Infrastruktur für Deutschland fokussieren.

Den meisten von uns ist klar: Der demografische
Wandel ist längst Realität, und dieser Realität gilt es ins
Auge zu sehen, nüchtern und völlig ohne Alarmismus;
denn die Entwicklungen und Trends sind klar und ein-
deutig und nicht revidierbar. Sie sind allenfalls beein-
flussbar und gestaltbar. Darin liegt eine Chance für Poli-
tik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Bevölkerungszahl wird schrumpfen. Der Anteil
älterer Menschen wird stark ansteigen. Die Schichtung
der Bevölkerung, das heißt das Verhältnis von jungen
und alten Menschen zueinander, wird sich verändern. Es
wird sehr viele alte und sehr wenige junge Menschen in
Deutschland geben. Außerdem werden wir durch die
Migration in jedem Fall eine buntere Gesellschaft wer-
den.

Meine Damen und Herren, ich bin mir sicher, dass nur
die Anerkennung dieser Trends dazu führen kann, dass
in der Politik wirklich über Chancen und Gestaltungs-
willen gesprochen wird, und zwar auf allen drei politi-
schen Ebenen: der Bundesebene, der Landesebene und
der kommunalen Ebene; denn auch auf die kommunale

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(C (D bene sind wir massiv angewiesen, wenn wir den demorafischen Wandel gestalten wollen. Bei der Gestaltung dieser tiefgreifenden Veränderunen ist eine vorausschauende Planung, die gleichzeitig oziale, ökonomische, aber vor allen Dingen ökologiche Folgen abwägen muss, dringend erforderlich. Wir issen, dass der demografische Wandel sich regional öllig unterschiedlich darstellen wird. Er wird zu einem ebeneinander von Schrumpfungsregionen und Wachs umsregionen in Deutschland führen, und das nicht nur n Ostdeutschland, sondern auch in Westdeutschland. Es st ganz wichtig, dass dieses Thema nicht als „Ostprolem“ wahrgenommen wird. Ich komme aus NRW; dort ind zum Beispiel die Veränderungen im nördlichen uhrgebiet dramatisch. ie liegen ganz klar auf der Hand und müssen durch eine eränderte Politik gestaltet werden. Deshalb gehen wir ier von einer gemeinsamen Betrachtung Ostund Westeutschlands aus. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Zuruf von der FDP: So ist es!)


So weit, so gut. Im Sinne einer nachhaltigen Infra-
trukturpolitik für die Städte und den ländlichen Raum
rgeben sich differenzierte Lösungsansätze. Es nutzt
ichts, von Verlierer- und Gewinnerregionen zu spre-
hen. Man stelle sich nur einmal vor, man lebte selber in
iner solchen „Verliererregion“. Es ist ganz wichtig,
llen Regionen, im ländlichen wie im städtischen, pros-
erierenden Raum, deutlich zu machen, dass wir ver-
uchen, die Situation vor Ort positiv zu gestalten, ge-
einsam mit den Menschen, die dort leben. Auch das
hema Bürgerbeteiligung wird angesichts der verän-
erten Bedingungen durch den demografischen Wandel
och eine ganz andere Bedeutung bekommen. Denn in
inem solchen Prozess gilt es immer, die Bürgerinnen
nd Bürger mitzunehmen, sie auf solche Entwicklungen
orzubereiten und bei der Gestaltung einzubeziehen. Ich
laube, das erfordert bei vielen von uns noch ein Um-
enken und ein Einlassen darauf, was Partizipation und
estaltung vor Ort wirklich bedeuten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch im Nachhaltigkeitsbeirat – Herr Scheuer hat es
orhin angesprochen – bestand Einigkeit über die Frak-
ionsgrenzen hinweg, dem Parlament heute einen frak-
ionsübergreifenden Bericht vorzulegen. Ich will mich
n dieser Stelle für die Zusammenarbeit bedanken. Las-
en Sie mich an der Stelle deutlich sagen: Wenn der Bei-
at im Rahmen dieser Debatte zukünftig eine Rolle in
iesem Parlament spielen will, dann ist es wichtig, a) ei-
en solchen Schritt zu tun und b) dafür Sorge zu tragen,
ass das, was wir diskutieren, auch in die Politik Ein-
ang findet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Britta Haßelmann
Ich persönlich habe kein Interesse daran, in einem soge-
nannten Alibigremium zu sitzen, in dem wir zwar
schöne Beschlüsse fassen, die aber keine nachhaltige
Wirkung zeigen.

Wir sind uns sehr einig, wenn wir über den demogra-
fischen Wandel allgemein reden und wenn wir die Dinge
beschreiben. Wir sind uns aber ganz schnell nicht mehr
einig – auch das muss man an dieser Stelle deutlich sa-
gen –, wenn es um konkrete Politik geht.


Achim Großmann (SPD):
Rede ID: ID1610104500
Warum
geht man beispielsweise im Bundesverkehrswegeplan
– das gilt auch für andere Politikfelder – bei der Erstel-
lung von Verkehrsprognosen noch immer von einem Be-
völkerungswachstum aus?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Warum konzipiert man immer noch Autobahnprojekte
– ich nenne beispielsweise die A 14 und A 29 – in Ge-
genden, von denen wir wissen, dass es sich um Regionen
mit einer schrumpfenden Bevölkerungszahl handelt?
Warum werden in ungebremster Art und Weise Flächen
ausgewiesen, anstatt im Interesse einer nachhaltigen
Entwicklung den Flächenverbrauch durch entspre-
chende Programme der Bundesregierung zu stoppen?
Wir wissen doch, dass die Flächenversiegelung eines der
größten ökologischen Probleme ist.

In NRW zieht der Ministerpräsident durch die Lande
und beklagt, dass 1 000 Schulen geschlossen werden.
Trotzdem leistet man sich dort eine Debatte über das
dreigliedrige Schulsystem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das setzt sich in allen Politikfeldern fort: Wir sehen
die Notwendigkeit einer Veränderung. Allein es fehlt der
Wille – auch in der Bundesregierung, Herr Großmann –
zur Umsetzung von Maßnahmen gerade im ökologi-
schen Bereich. Der sollte aber vorhanden sein, wenn wir
die Nachhaltigkeit ernst nehmen.

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: weg vom
Leitbild des Wachstums der Zahl der Einwohnerinnen
und Einwohner, weg vom Leitbild einer größeren Infra-
struktur und eines größeren Flächenverbrauchs hin zu
einem qualitativen Ansatz der Nachhaltigkeit. Hier brau-
chen die Kommunen unsere Unterstützung; denn sie sind
die zentralen Orte, an denen der demografische Wandel
zu spüren ist.

Lassen Sie mich abschließend sagen: Eigentlich
klingt die Formel: „Wir werden weniger und damit ver-
brauchen wir weniger Ressourcen und Flächen“ doch
äußerst einleuchtend und verlockend. Was hindert die
Große Koalition und die Bundesregierung eigentlich da-
ran, im Interesse der Nachhaltigkeit und einer wirklich
generationengerechten Politik endlich Konsequenzen für
konkretes politisches Handeln zu ziehen und nicht nur
Absichtserklärungen zu formulieren?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Das Wort hat nun der Kollege Ernst Kranz für die PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! eine Kollegen haben schon sehr viel zum Beirat ge agt. Wir stehen hier erst am Anfang einer Entwicklung; en Beirat gibt es erst seit drei Jahren. Es ist wichtig, ass wir uns heute zu Wort melden. Ich glaube, dass die on mir genannte Entwicklung intensiver werden und ehr Auswirkungen auf die Politik in diesem Land ha en muss. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP und der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610104600
Ernst Kranz (SPD):
Rede ID: ID1610104700

Statt nur Alternativen oder Kosten zu prüfen, wäre es
nserer Meinung nach sehr ratsam, zu untersuchen, ob
ei Gesetzen die aktuellen Prognosen zum demografi-
chen Wandel beachtet wurden und ob die Teilhabe am
esellschaftlichen Leben gewährleistet ist. Wir sollten
uch darüber nachdenken, welche Auswirkungen unsere
ntscheidungen für nachfolgende Generationen haben.
ir müssen uns fragen, ob wir nicht über Maßnahmen

ntscheiden, die uns zwar heute Kosten sparen, aber un-
eren nachfolgenden Generationen sehr hohe Kosten
ufbürden, weil sie die Folgen unseres Handelns rück-
ängig machen müssen. Der Klimawandel ist in der
ktuellen Diskussion. Ich glaube, daraus lässt sich die
rkenntnis ableiten, was kurzfristiges Denken bewirkt.

Es geht um die Frage, ob die eingeschlagene Richtung
ozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltig ist oder
b sie nicht in wenigen Jahren teuer korrigiert werden
uss. Das bedeutet also: Es muss nach Möglichkeiten

esucht werden, wie das Denken im Voraus gefördert
erden kann. Bei allen Kollegen ist angeklungen, dass
as unsere gemeinsame Grundlage ist. Da wir mit der
rbeit in unserem Beirat gerade am Anfang stehen, ist es
ichtig, dass wir mit einer Stimme sprechen und uns
icht schon im Beirat auseinanderdividieren, sondern
rst einmal dazu beitragen, dass dieser Beirat in der Poli-
ik ein gewichtiges Wort bekommt und wahrgenommen
ird.

Natürlich ist es sehr schwierig – das ist angeklungen –,
emeinsame Standpunkte über Fraktionen hinweg zu
ormulieren. Aber wir haben gesehen: Es geht, ohne dass
ir uns dabei verbiegen, ohne dass wir das Endziel aus
em Auge verlieren. Ich halte die Arbeit des Beirates ge-
ade deshalb für bereichernd, weil sie außerhalb der ge-
ohnten Pfade stattfindet und jeder Weg, der beschritten
ird, stets neue Fragen aufwirft und zu verblüffenden
euen Antworten führt. Das ist die richtige Arbeitsweise.
iese sollten wir beibehalten. Wir sollten versuchen, sie

u intensivieren.

Frau Haßelmann hat es gesagt: Schon der letzte Beirat
at begonnen, sich mit dem Thema „Infrastruktur und
emografie“ zu beschäftigen. Wir haben das mit einer
nhörung im Oktober fortgeführt. Zur Infrastruktur






(A) )



(B) )


Ernst Kranz
zählen wir Verkehrswege und den ganz wichtigen Be-
reich der Raumordnung; er ist heute intensiv angespro-
chen worden. Ich möchte Ihnen dazu die Definition aus
„Wikipedia“ vorlesen: Darunter

ist die planmäßige Ordnung, Entwicklung und Si-
cherung von größeren Gebietseinheiten … zur Ge-
währleistung der bestmöglichen Nutzung des Le-
bensraumes zu verstehen.

Gerade diese Definition macht unser Anliegen deutlich.

Frau Haßelmann hat auch gesagt, wir hätten uns auf
die technische Infrastruktur beschränkt, weil wir in ab-
sehbarer Zeit zu einem Ergebnis hätten kommen wollen.
Selbstverständlich ist die soziale Infrastruktur, Bildung,
Gesundheit, Kultur und Versorgung, zumindest ebenso
wichtig. Der Beirat sollte sich hiermit gesondert be-
schäftigen und intensiv darüber reden.

Der Begriff „demografischer Wandel“ braucht garan-
tiert nicht noch einmal erläutert zu werden. Aber die
zwei wichtigsten Punkte, Abnahme der Zahl der
Bevölkerung und Alterung, sollte man noch einmal
deutlich hervorheben, weil das die Kernpunkte sind.


(Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Ja, so ist es!)


Ich möchte an dieser Stelle darauf verweisen, dass wir
in der SPD-Fraktion am Montag eine Veranstaltung hat-
ten, die sich damit beschäftigt hat, den demografischen
Wandel als Herausforderung für die Kommunen zu be-
trachten. Auch heute bestand, so glaube ich, Konsens
darüber, dass die Kommunen die Hauptbetroffenen des
demografischen Wandels sind, dass dort letztendlich die
Hauptgestaltungsebene liegen muss. Ich stimme mit
Herrn Döring in dem Sinne überein, dass ich sage: Wir
müssen den Kommunen diese Gestaltungschance auch
einräumen; das ist ganz wichtig. Aber an dieser Stelle
darf es kein Einbahnstraßendenken geben,


(Patrick Döring [FDP]: Das ist der Punkt!)


indem wir sagen: entweder von oben nach unten oder
von unten nach oben. Jede Ebene muss vielmehr die
Aufgabe, die sie hat, wahrnehmen


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Das ist aber nicht die Andeutung einer sozial-liberalen Koalition!)


und den anderen Ebenen die Freiheiten, die sie haben,
lassen.

Ich habe gesagt: Ein Schwerpunkt in unserem Bericht
war und ist die Raumordnung, die Stadtentwicklung.
Ferner habe ich gesagt: Eine wichtige Auswirkung des
demografischen Wandels ist die Abnahme der Bevölke-
rungszahl und die Alterung. In der Praxis ergibt sich,
daraus resultierend, eine Abnahme der Siedlungsdichte.
Aber – jetzt kommt mein Aber – wenn wir genau hin-
schauen, stellen wir fest, dass das bei einer gleichzeiti-
gen Zunahme der Siedlungsfläche geschieht.

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(C (D as ist schon ein Widerspruch in sich. Wir alle sollten arüber nachdenken, wie wir diese Entwicklung stoppen önnen. Das ist etwas ganz Wichtiges. Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit. Natürlich. Ich möchte ganz kurz etwas zum Stadtumbau Ost saen. Sie sind am Ende Ihrer Redezeit. Schade. Dann komme ich zum Schluss, Frau Präsi entin, und danke für Ihren Hinweis. Ich möchte an dieser Stelle feststellen: Den demograischen Wandel dürfen wir nicht als Gefahr sehen. Damit erden wir niemals die richtigen Lösungsansätze für un er Handeln finden. Der demografische Wandel muss ine Chance und eine Aufgabe für uns sein. Danke schön. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Lutz Heilmann [DIE LINKE])


(Patrick Döring [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610104800
Ernst Kranz (SPD):
Rede ID: ID1610104900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610105000

(Heiterkeit)

Ernst Kranz (SPD):
Rede ID: ID1610105100


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610105200

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Günter Krings,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1610105300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren Kollegen! Es ist gut, dass wir heute zu prominen-
er Stunde über das Thema „demografischer Wandel“
ebattieren, und zwar nicht, wie in vielen anderen De-
atten, mit dem Schwerpunkt Renten- und Pflegekasse,
ondern mit dem Schwerpunkt Infrastrukturplanung.
enn es gibt kaum eine politische Entscheidung mit

angfristigeren Auswirkungen als Investitionen in unsere
nfrastruktur: Wir fahren heute zum Teil noch auf Stra-
en, deren Trassen aus der napoleonischen Zeit stam-
en. Wir sitzen in Zügen, die auf einen Schienennetz

nterwegs sind, das im Wesentlichen im 19. Jahrhundert
usgelegt worden ist. Schulen stehen oft mehrere Jahr-
underte. Unsere Abwasserkanäle sollen etliche Jahr-
ehnte halten.

Diese langfristige Lebensdauer unserer Infrastruktur
erlangt eine langfristige Planung. Dies setzt voraus, den
edarf künftiger Generationen zu prognostizieren – so






(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings
gut das aus heutiger Sicht möglich ist – und die planeri-
schen Weichenstellungen auf Grundlage dieser Progno-
sen vorzunehmen. Genau hier ist das Kernprinzip der
Nachhaltigkeit berührt: Künftige Generationen dürfen
nicht zu den Geiseln kurzsichtiger Entscheidungen von
heute werden. Wir müssen schon heute darauf Rücksicht
nehmen, wie sich Bevölkerung und Bedürfnisse in den
nächsten Jahrzehnten entwickeln. Das kann man nur un-
vollkommen tun, man kann nur abschätzen. Aber mit ei-
nem suboptimalen Radar unterwegs zu sein, ist allemal
besser, als ohne Radar ins Unbekannte zu fliegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Die neuen Länder – das klang bereits mehrfach an –
befinden sich bereits mitten im demografischen Um-
bruch. Seit 1990 sind etwa 2 Millionen Menschen aus
den neuen Bundesländern weggezogen. Mecklenburg-
Vorpommern zum Beispiel war 1990, zum Zeitpunkt der
deutschen Einheit, im Bevölkerungsschnitt das jüngste
deutsche Bundesland, heute ist es wohl das älteste – das
alles in gerade einmal 17 Jahren. Es gibt Regionen, in
denen künftig – da dürfen wir uns nichts vormachen –
die Abrissbirne regieren wird, es wird Infrastruktur ge-
ben, die kaum ausgelastet ist. Dadurch werden Pro-
Kopf-Kosten entstehen, die schwer zu bezahlen sind.

Aber auch im Westen findet dieser Bevölkerungswan-
del statt, auch hier werden wir weniger Menschen und
ältere Menschen haben. Insofern können wir vom Osten
lernen, der diese Entwicklung früher durchläuft. Im
Westen wird es vor allem strukturschwache und ländli-
che Regionen treffen. Es wird aber auch Metropolregio-
nen geben, in denen die Bevölkerung im Schnitt jünger
ist und ihre Zahl sogar noch wachsen wird. Beide Phäno-
mene – sowohl „Boomtown“ als auch „Schrumpfhau-
sen“ – sind deutsche Realitäten im 21. Jahrhundert.

Ich habe persönlich die Sorge, dass der demografi-
sche Wandel in den Städten und Gemeinden, in denen
klar ist, dass die Bevölkerungszahl abnimmt, zwar ab-
strakt zur Kenntnis genommen wird, aber, wenn es um
konkrete Entscheidungen geht, jeder Bürgermeister das
letzte Neubaugebiet in der Region ausweisen möchte,
damit seine Gemeinde gegen den Trend noch etwas
wächst.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Tatsächlich brauchen wir heute in weiten Bereichen un-
seres Landes mehr den Umbau, weniger den Neubau;
das ist das Gebot der Stunde. Wir wollen im Parlamenta-
rischen Beirat für nachhaltige Entwicklung gemeinsam
das Bewusstsein hierfür schaffen. Im Bericht des Beirats
wird daher vorgeschlagen, dass die Kommunen mehr
kooperieren, anstatt den verzweifelten Versuch zu ma-
chen, sich auf Kosten des Nachbarn zu entwickeln, und
dass sie für die Daseinsvorsorge gemeinsam nach intelli-
genten Antworten auf den demografischen Wandel su-
chen.

Aus meiner Sicht gehört es zu den glücklichsten Ent-
wicklungen der jüngeren deutschen Geschichte, dass seit
1990 alle Deutschen wieder die freie Wahl haben, an

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(C (D elchem Ort unseres schönen Landes sie leben möchten. ur politischen Ehrlichkeit gehört es, den Menschen zu agen, dass sich die Idee gleicher Lebensbedingungen n Deutschland angesichts der Bevölkerungsentwickung noch weniger verwirklichen lässt als bisher. Es gibt a Unterschiede, und es wird weiterhin Unterschiede geen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist Verfassungsverrat!)


s gehört zu den unangenehmen Wahrheiten, dass ange-
ichts der Bevölkerungsentwicklung „gleichwertige Le-
ensverhältnisse“ nicht „gleiche Lebensverhältnisse“
ind. Öffentliche Daseinsvorsorge kann in ländlichen
nd bevölkerungsschwachen Gebieten nicht auf dem ab-
olut gleichen Niveau wie in Städten angeboten werden.
afür genießt man dort andere wichtige Vorteile, zum
eispiel hinsichtlich Freizeitgestaltung und Lebensqua-

ität.

Wenn nur noch ein oder zwei Fahrgäste im Linienbus
itzen, ist das nicht mehr bezahlbar und auch ökologisch
icht verantwortbar. Die Alternative heißt aber nicht:
ein öffentlicher Nahverkehr. Wir sind vielmehr aufge-
ordert, kreative, vernünftige Lösungen zu finden. Zur
eruhigung will ich deutlich sagen: Die Bandbreite der
nterschiede wird in Deutschland wahrscheinlich auch

n Zukunft geringer sein als in jedem anderen Flächen-
taat der Erde. Ich habe dabei volles Vertrauen in den
eutschen Hang zur Nivellierung, zur Herstellung von
leichheit. Wir werden daher aufpassen, dass Mindest-

tandards eingehalten werden. Auch hinsichtlich der Er-
eichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge dür-
en Mindeststandards nicht unterschritten werden.

Fehler dürfen wir auf keinen Fall machen: Wir dürfen
icht vor Angst erstarren und versuchen, an allen beste-
enden Einrichtungen krampfhaft, ohne jede Änderung,
estzuhalten. Wir müssen vielmehr auf Zusammenarbeit
etzen.

Bevölkerungsentwicklungen und Bevölkerungsbe-
egungen hat es in Deutschland – das zu sagen, gehört

benfalls zur Ehrlichkeit – immer wieder gegeben. Es
ab Regionen mit Abwanderungen und Regionen mit
uwanderungen. Ich will nicht von Verlierer- und Ge-
innerregionen sprechen; denn auch in einer Abwande-

ungsregion können Gewinner leben, Menschen, die gut
it den Veränderungen umgehen können, und können

ffentliche Einrichtungen gut weiterentwickelt werden.

Richtig ist auch: Hätte die Politik vor 100 Jahren ver-
ucht, jegliche Bevölkerungswanderung von den ländli-
hen Regionen in die aufstrebenden Industriegebiete zu
nterbinden, würden wir noch heute in einem Agrarstaat
eben und hätten ein wahrscheinlich nicht einmal halb so
ohes Bruttosozialprodukt wie jetzt. Es geht nicht da-
um, Dämme zu errichten, sondern darum, Kanäle zu
auen, sinnvoll zu steuern und zu gestalten.

Wir müssen – das ist der letzte Gedanke, den ich an-
prechen möchte – die Chancen des demografischen
andels beachten: Der Landschaftsverbrauch kann be-

renzt werden, Flächen können entsiegelt werden, neue





)


(B) )


Dr. Günter Krings
Entfaltungs- und Erholungsräume können geschaffen
werden.

Ich bedanke mich bei allen Fraktionen für die gute
Zusammenarbeit bei diesem ersten großen Projekt des
Nachhaltigkeitsbeirates. Ich hoffe und erwarte, dass un-
sere Vorschläge bei der Bundesregierung Gehör finden,
und zwar sowohl bei der Entwicklung der Nachhaltig-
keitsstrategie 2008 als auch bei konkreten politischen
Entscheidungen; denn darauf kommt es letztlich an. Von
den Kommunen und Ländern erhoffe und erbitte ich,
dass sie diese Themen ernst nehmen und zur Grundlage
eigener politischer Entscheidungen machen. Wir wollen
ihnen nichts aufoktroyieren, sondern ihnen dabei helfen,
im Interesse ihrer Bürger und in ihrem eigenen Interesse
vernünftige Schritte in die Zukunft zu unternehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610105400

Nun hat das Wort der Kollege Dr. Matthias Miersch,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1610105500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwick-
lung hat eine wichtige Aufgabe erfüllt. Der Beirat be-
schäftigt sich mit einer Aufgabe – das kommt schon im
Titel zum Ausdruck –, die heutzutage aus meiner Sicht
auf allen Ebenen inflationär verwendet wird. Alle arbei-
ten inzwischen nachhaltig. In jeder Hochglanzbroschüre
ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ enthalten. In fast jeder
Rede, die in diesem Haus gehalten wird, wird der Begriff
mindestens einmal verwendet.

Die Frage lautet also: Was ist nachhaltige Entwick-
lung? Bei den heutigen Redebeiträgen haben wir zur
Kenntnis nehmen können: Spannend wird es erst, wenn
es konkret wird. Die nachhaltige Entwicklung ist für
mich die Schlüsselfrage und das Leitbild jeglichen poli-
tischen Handelns.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen
hat bereits Anfang der 90er-Jahre festgestellt: Nachhal-
tige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der heutigen
Generation mit den Bedürfnissen der künftigen Genera-
tionen zu vereinen. Dass das ganz viele Lebensbereiche
betrifft, ökologische, ökonomische und soziale, ist klar.
Wenn wir das reale politische Handeln betrachten, stel-
len wir aber sehr schnell fest, dass wir von diesem An-
spruch an der einen oder anderen Stelle noch sehr weit
entfernt sind.

Das Thema „Demografie und Infrastruktur“ betrifft
die nachhaltige Entwicklung im Kern. Es ist gut, dass es
dem Parlamentarischen Beirat gelungen ist, dieses
Thema auf die Tagesordnung des Bundestages zu setzen.
Wir müssen jetzt zu Recht anmahnen, dass es weitergeht

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(C (D nd wir bei unserem politischen Handeln Konsequenzen us dem Bericht ziehen. Wir haben hier die Chance, das Thema interdiszipliär anzugehen, es nicht nur aus der sozialen, der verehrlichen oder der wirtschaftlichen Perspektive zu berachten, sondern als Ganzes. Insofern müssen sich erschiedene Gremien des Hohen Hauses mit diesem hema beschäftigen, wenn am Ende gute und weitreihende Beschlüsse stehen sollen. Auf einige Aspekte, die mir wesentlich zu sein scheie Wir haben kein Erkenntnisproblem. Aber ir haben ein Bewusstseinsproblem. Das Thema „Deografie und Infrastruktur“, die demografische Enticklung überhaupt ist noch nicht auf allen Ebenen und ei allen Entscheidungsträgern angekommen. Wir brauhen ein Bewusstsein auf Bundesebene, auf Landesbene und auf kommunaler Ebene. Ich glaube, wir müsen überall, auch in allen Fraktionen, für dieses Thema erben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1610105600

Ein zweiter Aspekt zu dem Thema „Demografie und
nfrastruktur“ ist, dass es um Kooperation und nicht pri-
är um Konkurrenz geht. Das ist natürlich ein hervorra-

endes Schlagwort. Spannend wird es, wenn es konkret
ird. Hier sind wir gerade auf bundespolitischer Ebene
efordert, die richtigen Weichen zu stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


ch bin nach wie vor Mitglied eines Rates einer Stadt mit
0 000 Einwohnern und weiß deshalb, wie schwierig es
us rechtlichen Gründen ist, interkommunal zusammen-
uarbeiten. Wir müssen darauf achten, dass die rechtli-
hen Rahmenbedingungen so sind, dass dies nicht an
ettbewerbsrechtlichen Problemen scheitert. Wir sind

ls Bundesgesetzgeber, aber auch als Lobbyisten auf
uropäischer Ebene gefordert, den Kommunen bessere
öglichkeiten zu bieten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Bei meinem dritten Aspekt werden Sie wahrschein-
ich nicht mehr klatschen, Herr Goldmann; Herr Döring,
ch glaube, da unterscheiden wir uns elementar. Wenn
ir über Demografie und Infrastruktur reden, stellen wir

ehr schnell fest, dass es um Bereiche der Daseinsvor-
orge geht, die dem Wettbewerb entzogen sind, weil wir
iese Bereiche nicht dem Markt überlassen können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s wird sehr spannend, wenn wir über öffentlichen Per-
onennahverkehr, über Bildung, über Gesundheitssys-
eme und deren Ausgestaltung reden. Ich glaube, dass
ir uns in einigen Fragen einig sind, dass sich aber hin-

ichtlich der einen oder anderen Frage sehr schnell zei-

(A)







(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch
gen wird, welches Staatsverständnis wir haben. Das wird
ein Ringen um den besten Weg.

Wir haben am vergangenen Montag in der SPD-Frak-
tion eine Expertenanhörung durchgeführt und uns über
30 Beispiele aus der Praxis angesehen. Dabei haben wir
festgestellt, dass das Thema „Demografische Entwick-
lung und Infrastruktur“ vom 500 000 Kilometer umfas-
senden Rohrleitungssystem in Deutschland bis hin zu
Qualifizierungsmaßnahmen von älteren Mitbürgerinnen
und Mitbürgern reicht. Wir müssen diese Projekte auf-
zeigen und voneinander lernen. Dann gewinnt diese De-
batte an Fahrt und macht Sinn.

Bevor wir ein Fazit unserer Beratung ziehen, sind wir
gefordert, in den Gremien dafür zu sorgen, dass wir im
Hinblick auf die Gesetzgebung – das betrifft die Bau-
gesetzgebung, die Umweltgesetzgebung und die Raum-
ordnungsgesetzgebung – folgende Frage beantworten:
Wie schaffen wir es, die Gesetze so anzupassen, dass ein
Rahmen für die Förderung von Nachhaltigkeit und Da-
seinsvorsorge entsteht und Förderprogramme daran aus-
gerichtet werden können? Wenn wir dies schaffen, hat
sich die Arbeit gelohnt. Wir freuen uns, dass die Arbeit
jetzt in den Gremien des Deutschen Bundestages be-
ginnt.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610105700

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

Julia Klöckner, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1610105800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich darf die Debatte, die heute zu einer promi-
nenten Zeit, zur Kernzeit, stattfindet, beschließen. Sie
haben gemerkt, die Debatte ist nicht, wie man es sonst
gewohnt ist, sehr kontrovers zwischen Opposition und
Koalitionsfraktionen geführt worden, und es ist hier
nicht zu großen Zusammenstößen gekommen.

Grund dafür ist das, was einige der Vorredner schon
herausgestellt haben, nämlich dass wir in der Zielbe-
schreibung, aber auch in der Wahrnehmung und Analyse
sehr nahe beieinander liegen. Das ist schon ein sehr gro-
ßer Wert; das muss sicherlich festgehalten werden. Aber
dann, wenn es konkret wird, wenn es um einzelne An-
träge oder Gesetze in den unterschiedlichen Ausschüs-
sen geht, geht das Gefühl, das wir uns im Nachhaltig-
keitsbeirat – auch dank unseres Vorsitzenden, Herrn
Günter Krings –


(Beifall des Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


erarbeitet haben, nämlich das Gefühl des Zusammen-
arbeitens auch über die Fraktionsgrenzen hinweg im
Sinne der nachfolgenden Generationen, leider allzu
schnell verloren, weil die Tagespolitik, das Tages-
geschäft den Blickwinkel dann doch wieder verengt.

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(C (D ine Chance in unserem Nachhaltigkeitsbeirat besteht in er Weitung des Blickes, weg von den tagespolitischen useinandersetzungen hin zu dem, was die nachfolgenen Generationen anlangt. Mir ist aufgefallen – Ihnen sicherlich auch –, dass das ort Nachhaltigkeit sehr oft gebraucht wird. Die Nach altigkeit hat einen immensen Aufschwung genommen, umindest verbal. Nachhaltigkeit kommt übrigens aus er Landwirtschaft. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Forstwirtschaft!)


Forstwirtschaft; danke schön, Herr Kollege Goldmann.
ch wollte einmal testen, ob Sie dabei sind.


(Heiterkeit – Ernst Burgbacher [FDP]: Goldmann ist immer dabei! Goldmann ist nachhaltig dabei!)


er Begriff kommt aus der Forst- und Landwirtschaft.

Der Begriff der Nachhaltigkeit hat sich geweitet: Poli-
ik soll nachhaltig sein. Unternehmen sollen nachhaltig
andeln. Versicherungen bieten nachhaltige Verträge an.
iteratur, Kunst und Architektur, alles ist auf einmal
achhaltig. Wenn man ins Internet geht und den Begriff
Nachhaltigkeit“ in eine Suchmaschine eingibt, also
lassisch googelt, dann erhält man innerhalb von weni-
en Sekunden 2,5 Millionen Treffer. – Im Jahre 2000
ussten gerade einmal 13 Prozent der Bürgerinnen und
ürger überhaupt etwas mit dem Begriff der Nachhaltig-
eit anzufangen. Das sieht heute anders aus. Zumindest
ird der Begriff sehr oft verwendet.

Die inflationäre Verwendung des Begriffs der Nach-
altigkeit sollte jedoch nicht unser Ziel sein. Wir sollten
as Erreichte nicht an der Quantität messen, also daran,
ie oft „Nachhaltigkeit“ letztlich als Modewort verwen-
et wird.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


s geht um die Qualität, also um das, was die Einstu-
ung als nachhaltig auch wirklich verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


eshalb ein mahnendes Wort an uns alle: Wir dürfen in
nserem Engagement um die Nachhaltigkeit diese nicht
u einem inhaltsleeren Schlagwort verkommen lassen.

Das haben wir uns als Nachhaltigkeitsbeirat auf die
ahnen geschrieben. Nachhaltigkeit ist für uns das Den-
en an morgen, aber auch das Handeln für morgen. Für
ns ist der integrative, aber auch der globale Politikan-
atz sehr wichtig. Was zum Beispiel eine Erbschaft für
en Einzelnen bedeutet, kann, denke ich, fast jeder nach-
mpfinden. Schwieriger aber gestaltet es sich, mit kol-
ektiven Erblasten oder Erbschaften umzugehen bzw.
ich da hineinzuversetzen und auf dieser Grundlage vo-
ausschauend die richtigen Weichenstellungen vorzu-
ehmen. Deshalb darf sich die Idee der Nachhaltigkeit
icht auf das Hier und Jetzt beschränken; das wäre fatal.
ir müssen uns im Hier und Jetzt Gedanken machen.
ber selbstgenügsam zu sein und heute nach dieser






(A) )



(B) )


Julia Klöckner
Debatte festzuhalten: „Irgendwie sind wir uns doch alle
einig“, wäre sicherlich viel zu wenig.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Gerade für uns als Junge Gruppe – ich spreche heute
nicht nur als Mitglied des Beirates, sondern auch als
Mitglied der Jungen Gruppe unserer Fraktion – ist die
Generationengerechtigkeit integrativer Bestandteil der
Nachhaltigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich müssen wir dafür sorgen, dass die im Hier und
Jetzt bestehenden Bedürfnisse befriedigt werden; wir
möchten keinen Generationenkonflikt. Aber die Bedürf-
nisse, die jeder Mensch hat und die natürlich immer zu
toppen sind, müssen auf eine Art befriedigt werden, dass
auch die nachkommenden Generationen noch Ressour-
cen vorfinden. Wir müssen über den Tag hinaus denken.
Für mich als Vertreterin einer christlich-demokratischen
Partei hat das auch etwas mit dem christlichen Men-
schenbild und mit der Bewahrung der Schöpfung zu tun.


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Sie ist nicht unser Eigentum; es darf nicht darum gehen,
dass sie uns im Hier und Heute zugutekommt.

Natürlich führt das immer zu Debatten. Das merken
wir, wenn wir uns in ganz konkreten Fragen einigen
müssen, zum Beispiel bei der Steuergesetzgebung, beim
Schuldenabbau und im Hinblick auf das Rentensystem
und die Pflegeversicherung. Wir sollten uns daher ein-
deutig für die Einführung von Generationenbilanzen
aussprechen, durch die die Verteilung der Lasten zwi-
schen den Generationen transparent gemacht werden
könnte. Es darf nicht alle fünf Jahre darüber geredet wer-
den, wie hoch die Verschuldung ist, die jedes neugebo-
rene Kind quasi als „Begrüßungsgeschenk“ bekommt.
Mit einer transparenten und jährlich aufzustellenden Ge-
nerationenbilanz schaffen wir es, die Themen Ökono-
mie, Ökologie und Soziales langfristig miteinander zu
verbinden.

Zudem würde sich dadurch auch die große Chance ei-
ner Gesetzesfolgenabschätzung bieten. Das haben wir,
die Junge Gruppe in der CDU/CSU-Fraktion, gefordert.
Wir hoffen, dass es die Regierung schaffen wird, ihren
Politikansatz nicht ressortisoliert, sondern ministerien-
übergreifend zu gestalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist unser Wunsch an die Regierung. Ich bin zuver-
sichtlich, dass wir dieses Ziel gemeinsam mit den jungen
Abgeordneten, die im Parlament vertreten sind, und mit
den vernünftigen älteren Abgeordneten erreichen wer-
den. Das macht unser Land lebenswert.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Das ist aber nicht nachhaltig, wenn Sie von vernünftigen und anderen Abgeordneten sprechen!)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf rucksache 16/4900 an die in der Tagesordnung aufge ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 32 a und 32 b uf: a)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610105900
Kopp, Michael Kauch, Angelika Brunkhorst,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Klimawandel ernst nehmen – Kernener-
gielaufzeiten verlängern

– Drucksache 16/3138 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Michael
Kauch, Angelika Brunkhorst, Horst
Meierhofer, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Internationale und europäische Klima-
schutzoffensive 2007

– zu dem Antrag der Abgeordneten Eva Bulling-
Schröter, Dr. Dagmar Enkelmann, Hans-Kurt
Hill, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Nationales Sofortprogramm und verbindli-
che Ziele für den Klimaschutz festlegen

– Drucksachen 16/4610, 16/5129, 16/5439 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Andreas Jung (Konstanz)

Frank Schwabe
Michael Kauch
Eva Bulling-Schröter
Dr. Reinhard Loske

Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
icherheit hat in seine Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/5439 den Antrag der Fraktion der FDP

uf Drucksache 16/4610 mit dem Titel „Internationale
nd europäische Klimaschutzoffensive 2007“ einbezo-
en. Über diese Vorlage soll ebenfalls abschließend be-
aten werden. Ich gehe davon aus, dass Sie auch damit
inverstanden sind. – Das ist offensichtlich der Fall.
ann wird so verfahren.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für diese
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
raktion der FDP sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre
azu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
ollegin Gudrun Kopp für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1610106000

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren und Damen! Es

gibt sehr ehrgeizige Klimaschutzziele, die richtig sind,
sich aber in ihrer tatsächlichen Umsetzung bewahrheiten
müssen. So möchte ich darauf hinweisen, dass die Bun-
desregierung das Ziel der Minderung des CO2-Ausstoßes
um 40 Prozent gegenüber 1990 für realistisch hält. Für
Kohlekraftwerke wird dabei CO2-Neutralität ab dem
Jahre 2012 unterstellt. Hier wird ein sehr ehrgeiziges
Ziel formuliert, das im Vorgriff auf die nächsten 20 Jahre
zum Teil auf einer bestimmten Technologie basiert. Das
ist sehr unsicher.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie müssen die Szenarien mal lesen! Das steht da überhaupt nicht drin!)


Wir müssen erkennen, dass wir hinsichtlich der Min-
derung der CO2-Emissionen gerade in den letzten beiden
Jahren immer weiter zurückgefallen sind. Die Aufgaben
werden schwieriger: Im Jahre 2005 betrugen unsere
CO2-Emissionen 872 Millionen Tonnen. Die Franzosen,
die 78 Prozent ihrer Stromproduktion mit kerntechnolo-
gischen Anlagen abdecken, hatten im Vergleich dazu nur
353 Millionen Tonnen. – Ich bin davon überzeugt – und
mit mir meine Fraktion –, dass wir das Klimaschutzziel
nicht erreichen können, wenn wir im Zeitraum bis 2020
auf die Kernenergie verzichten.

Ein Verzicht auf die Kernenergie könnte schiefge-
hen; denn wir müssen bedenken, dass ein Drittel der
deutschen Stromproduktion durch die 17 noch existie-
renden Kernkraftwerke erfolgt, die auf eine mögliche
Laufzeitverlängerung hoffen. Das heißt, 50 Prozent der
Grundlast basieren auf der Kerntechnologie, auf die wir
zumindest kurz- und mittelfristig schlecht verzichten
können.


(Ulrich Kelber [SPD]: Haben Sie die Expertenszenarien gelesen? Sie reden dran vorbei!)


Diese 50 Prozent können nicht allein durch erneuerbare
Energien ersetzt werden; denn nicht alle sind grundlast-
fähig. Das ist das Problem.


(Beifall bei der FDP)


Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir auf neue
Kraftwerke setzen müssen, auf Kraftwerke, die fossile
Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Gas nutzen. Das führt je-
doch wieder zu mehr CO2-Emissionen und damit zu hö-
heren Kosten. Es führt auch zu weniger Sicherheit bei
der Versorgung, weil eine größere Abhängigkeit von Im-
porten entsteht. Das macht unsere Energielage in
Deutschland insgesamt kritischer. Die Erreichung unse-
rer ehrgeizigen Klimaschutzziele, die wir unterstreichen,
wird dadurch immer weniger wahrscheinlich.

Ich muss schließen. Ich hoffe darauf, dass auch Sie,
die Herren und Damen der Koalitionsfraktionen, einse-
hen,


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir haben die Szenarien gelesen!)


dass aufgrund Ihrer Ideologie die Energie teurer wird
und es der Umwelt schlechter geht. Versuchen Sie, das

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(C (D u verhindern, und sagen Sie Ja zu einer Verlängerung er Laufzeiten der Kernkraftwerke. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie sind die einzige, die die Fakten nicht gelesen hat! Sie sind ideologisch! Bringen Sie ein einziges Mal Fakten, wenn Sie ans Rednerpult gehen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610106100

Nächster Redner ist der Kollege Andreas Jung, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1610106200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir können in diesen Tagen nicht über den Klimaschutz

iskutieren, ohne einen Blick nach Heiligendamm zu
erfen;


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Genau!)


ir wissen, dass viele Bürgerinnen und Bürger in
eutschland, in Europa und auf der ganzen Welt dies

benfalls tun. Der Zwischenruf seitens der Linkspartei
eigt, dass manche Menschen dies auch mit einer gewis-
en Sorge tun, nämlich der Sorge, ob es dort wirklich ge-
ingt, einen Durchbruch zu erzielen. Genau das hat sich
ie Bundeskanzlerin zum Ziel gesetzt. Die Bundesregie-
ung hat dies von Anfang an in den Mittelpunkt der Vor-
ereitungen gestellt: Wir wollen auf diesem G-8-Gipfel
ie Vorarbeiten dafür leisten, dass Ende dieses Jahres auf
ali der Durchbruch für ein internationales Klima-

chutzregime für die Zeit nach 2012 erreicht werden
ann. Wir wissen, wenn dieser Durchbruch nicht gelingt,
ann wird es unglaublich schwer werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich glaube, von uns allen als Vertretung der Bürgerin-
en und Bürger Deutschlands, als gesamtes Haus, sollte
on dieser Stelle aus ein Signal an die Bundesregierung
usgehen, dass wir diese Initiative unterstützen. Wenn in
eiligendamm demonstriert wird, dann doch mit dem
iel, die Bundesregierung zu unterstützen; denn wir wis-
en, dass die G-8-Staaten, die dort vertreten sind, für den
roßteil der CO2-Emissionen in der Welt – nur acht
taaten verursachen fast 50 Prozent – verantwortlich
ind. Damit haben diejenigen, die dort versammelt sind,
en Schlüssel in der Hand.

Es ist daher richtig, dass die Bundeskanzlerin auch
eutliche Worte gegenüber dem amerikanischen Präsi-
enten findet und die USA immer wieder drängt, er-
ahnt und auffordert, sich in den Klimaschutzprozess

inzubringen. Nach meiner Überzeugung müssen wir
mmer wieder deutlich machen, dass wir ohne die USA
ichts erreichen können, weil ihnen als weltweit größter
mittent eine Schlüsselrolle zukommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Andreas Jung (Konstanz)

Solange die USA nicht mitmachen, können sich viel zu
viele Länder darauf berufen und sich ebenfalls untätig
zurücklehnen.

Insofern bitte ich alle, zu demonstrieren. Sie sollten
aber nicht gegen etwas demonstrieren, sondern für et-
was, nämlich für die Ziele, die die Bundesregierung in
Heiligendamm erreichen will.

Ich will einen weiteren Punkt ansprechen. Ich finde es
ausgesprochen gut, dass nicht nur geredet wird, sondern
dass auch durch Handeln dokumentiert wird, dass sich in
Heiligendamm kein Club einiger reicher und mächtiger
Industriestaaten trifft – es ist kein „Closed Shop“, in dem
man unter sich bleibt –, sondern dass dort auch Gesprä-
che mit den Regierungschefs der Schwellenländer ge-
führt werden. Die Bundeskanzlerin hat in der gestrigen
Debatte darauf hingewiesen, dass wir ohne die Schwel-
lenländer viele Ziele nicht erreichen können. Sie hat in
diesem Zusammenhang ausdrücklich den Klimaschutz
erwähnt. Es ist richtig: Wir brauchen dafür auch die
USA. Wir haben hier als Industriestaaten eine besondere
Verantwortung. Es wird aber nicht ohne die Länder ge-
hen, die derzeit wirtschaftlich aufholen – manche von ih-
nen, wie China, sind auf dem Weg, sogar die USA zu
überholen – und dadurch verstärkt zu den CO2-Emissio-
nen beitragen. Insofern ist es gut, dass China, Indien,
Brasilien und Mexiko beteiligt sind, damit gemeinsam
beraten werden kann, wie wir vorankommen können.

Es ist auch richtig, dass Afrika im Fokus dieses Gip-
fels steht. Darauf hat die Bundeskanzlerin gestern sehr
dezidiert hingewiesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sie hat auch das mit dem Klimaschutz verknüpft. Wir
müssen uns fragen, wie wir den Belangen der Entwick-
lungsländer gerecht werden können, die zu Recht bekla-
gen, dass sie die Hauptlast der negativen Folgen der
CO2-Emissionen tragen, obwohl sie nur einen ver-
schwindend geringen Anteil daran haben. Weil sie wis-
sen, dass wir über neue Technologien verfügen und er-
neuerbare Energien nutzen, treten diese Länder mit der
Forderung an uns heran, auch ihnen Zugang zu diesen
Möglichkeiten zu verschaffen. Wir stehen unsererseits
vor der Problematik, dass diese Technologien nicht in
staatlicher Hand sind; sie sind in privatem Besitz, und
das geistige Eigentum ist durch Patente geschützt.

Es ist deshalb aber umso wichtiger, dass wir uns da-
rum bemühen, die im Kiotoprotokoll vorgesehenen In-
strumente, zum Beispiel den CDM, zu nutzen, sodass sie
nicht nur auf dem Papier fortbestehen. Wir haben uns als
Große Koalition dafür ausgesprochen, den Anteil sol-
cher Entwicklungshilfeprojekte am nationalen Budget
im Emissionshandelssystem auf 20 Prozent zu erhöhen.
Ich halte das für richtig. Wir denken in der Union sogar
darüber nach, ob man nicht noch mehr machen kann.

Es ist aber auch danach zu fragen, wie die praktische
Umsetzbarkeit verbessert werden kann; denn es ist fest-
zustellen, dass vielleicht in China manche Projekte um-
gesetzt werden, aber gerade in Afrika noch viel zu wenig
in diesem Bereich geschieht.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


nsofern meine ich – das war auch Gegenstand der An-
örung zum Klimaschutz, die diese Woche im Bundes-
ag stattgefunden hat –, dass die Europäische Union alles
un muss, um die Voraussetzungen zu verbessern.

Die Bundesrepublik Deutschland hat den G-8-Gipfel
nter das Motto „Wachstum und Verantwortung“ ge-
tellt. Ich bin der Überzeugung, dass darin der Schlüssel
ür die Diskussion in der internationalen Klimaschutz-
olitik liegt. Wir sollten vorleben, dass Wachstum und
erantwortung keine Gegensätze sind; denn derjenige,
er Verantwortung für das Weltklima und den Klima-
chutz übernimmt, muss nicht auf Wachstum verzichten.
in erhöhter CO2-Ausstoß ist keine Voraussetzung für
in erhöhtes Wirtschaftswachstum. Unsere Verantwor-
ung besteht darin, im eigenen Land zu beweisen, dass
eides möglich ist: Unsere Wirtschaft wächst, obwohl
ir ehrgeizige Maßnahmen zugunsten des Klimaschut-

es durchführen.

Energieeffizienz – in Gebäuden, aber auch im Privat-
aushalt – ist eines der wichtigsten Themen dieser Gro-
en Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ei Haushaltsgeräten treten wir für das Top-Runner-Pro-
ramm ein, mit dem das beste Gerät zum Standard wer-
en soll. So entsteht in der Wirtschaft Handlungsdruck,
em „besten“ Hersteller zu folgen und nicht hinter sei-
em Niveau zurückzubleiben. Effizienz ist auch im Ver-
ehrsbereich ein wichtiges Gebot. Alle Maßnahmen, die
ir bereits umgesetzt haben oder vorhaben – wie die
mstellung der Kfz-Steuer auf den CO2-Verbrauch, die
limaschutzvorgaben bei den Personenkraftwagen oder
ie Einbeziehung des Flugverkehrs in den CO2-Emis-
ionshandel –, zielen doch darauf ab, mit möglichst we-
ig Energie möglichst viel zu erreichen und bei mög-
ichst wenig CO2-Ausstoß möglichst viel Mobilität und

irtschaftswachstum zu haben und diesbezüglich nicht
n irgendeiner Weise zurückstecken zu müssen. – Wir

üssen in all diesen Bereichen effizienter werden.

Das gilt selbstverständlich auch für die Energie-
rzeugung. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir
it neuen, umweltfreundlichen Energien unsere Ener-

ieversorgung sicherstellen können. Deshalb ist es über-
aupt keine Frage, dass die Große Koalition erneuerbare
nergien und nachwachsende Rohstoffe fördert. Wir
ollen immer mehr und möglichst viel unseres Energie-
edarfs damit abdecken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


eshalb ist es auch wichtig, dass wir das Ziel der Ener-
ieeffizienz im Rahmen des Emissionshandelsplans ver-
olgen. Wir haben ein Cap vorgelegt, mit dem wir unsere
iotoverpflichtung, die Reduktion des CO2-Ausstoßes
m 21 Prozent bis zum Jahre 2012, erreichen werden.

Es ist schon gesagt worden, dass wir noch ehrgeizi-
ere Ziele haben. Wir als Deutscher Bundestag haben
as Ziel formuliert, unsere CO2-Emissionen bis zum






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(B) )


Andreas Jung (Konstanz)

Jahr 2020 um 40 Prozent zu reduzieren. Minister Gabriel
hat in seiner Regierungserklärung ein Acht-Punkte-Pro-
gramm vorgelegt, mit dem das seiner Meinung nach er-
reicht werden kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen der
FDP, Sie sagen jetzt, dass wir unser Ziel ohne die Nut-
zung der Kernenergie nicht erreichen können


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das meinen Sie doch auch!)


und stellen einen Antrag auf Laufzeitverlängerung. Sie
kennen doch unsere Koalitionsvereinbarung. Sie wissen,
dass wir diesem Antrag nicht zustimmen werden.

Ich finde richtig, dass wir, wie Sie in Ihrem Antrag
schreiben, dieses Thema ideologiefrei diskutieren müs-
sen. Wenn man das tut, stehen sich zwei Dinge gegen-
über: auf der einen Seite die Risiken, die sich aus dem
Umgang mit radioaktivem Material ergeben, auf der an-
deren die Möglichkeit einer weitgehend CO2-freien
Energieproduktion. Diese Diskussion wird man beizei-
ten führen müssen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Wann?)


Man wird fragen müssen, wann das Risiko größer ist:
wenn man die Laufzeit sicherer, bestehender Kraftwerke
um einige Zeit verlängert oder wenn man neue Kohle-
kraftwerke baut und damit die Energieerzeugung auf Ba-
sis des Kohlenstoffdioxidausstoßes fortsetzt, die ja ge-
rade für den Klimawandel verantwortlich ist? Diese
Diskussion müssen wir führen, sobald sich diese Frage
stellt. Ich freue mich darauf, dies mit Ihnen allen in den
kommenden Monaten und darüber hinaus zu diskutieren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610106300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Eva Bulling-

Schröter, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610106400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe gestern einem Wettlauf von Vertretern der G-8-
Staaten gegen einen Eisbären beigewohnt. Leider ist in
diesem Szenario der Eisbär gefallen. Damit das nicht
Wirklichkeit wird, werden wir darüber nachdenken und
etwas dafür tun müssen, damit das Klima gerettet wer-
den kann. Die Aktion fand gestern in der Frühe in der
Nähe des Bundestages statt. Sie wurde von G-8-Gipfel-
Gegnern veranstaltet, die sich große Sorgen machen,
dass das Klima den Mächtigen dieser Welt geopfert
wird. Das wollen wir nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Der jüngste IPCC-Bericht spricht für sich; am Diens-
tag hat uns Herr Pachauri noch einmal sehr eindrucks-
voll die Probleme dargelegt. Am Mittwoch hatten wir
eine Anhörung zum Thema Klimawandel. Es gibt wirk-

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(C (D ich Handlungsbedarf. Jetzt gibt es auch noch den alarierenden Hinweis, dass die CO2-Emissionen seit der ahrhundertwende weltweit dreimal schneller ansteigen ls in den 90er-Jahren. Wir müssen aufpassen, dass sie icht weiter ansteigen. Auch hierzulande steckt der Klimaschutz in einer ackgasse. In Deutschland ist der CO2-Ausstoß heute öher als 1990. Wenn wir nicht aufpassen, steigt er weier. Jetzt wird der Bau neuer Kohlekraftwerke geplant, 0 an der Zahl. Vonseiten der SPD wird immer wieder esagt, sie würden gar nicht gebaut werden. Deshalb ein Appell: Tun Sie endlich etwas dafür, dass wir in iesem Land einen ökologischen Energiemix erhalten nd dass die Kohlekraftwerke nicht gebaut werden! Seten Sie sich dafür beim nächsten Energiegipfel ein! Tun ie etwas! Ein CO2-freies Kohlekraftwerk gibt es nicht. as ist eine Lüge. Diese Mär sollte öffentlich so nicht tehen bleiben. Die FDP meint in ihrem Antrag, der Bundesregierung ehle eine schlüssige Strategie. Wir, Die Linke, meinen, ass ihr der Wille fehlt, sich mit den Konzernen anzuleen. Die Liberalen wollen die Laufzeiten der Atomkrafterke verlängern. Herr Jung hat sich dazu seltsamereise gar nicht geäußert. Haben Sie vergessen, dass es schernobyl gab? Von Ihnen war doch im letzten Jahr emand dabei, als es um den 20. Jahrestag der damaligen atastrophe ging. Oder was ist mit Forsmark? Hat das icht existiert? Auch dass Kernbrennstoffe in einem halen Jahrhundert aufgebraucht sein werden, blendet die iberale Fraktion aus. Um ein paar Großkonzerne ein aar Jahre länger zu bedienen und ihnen Profite zu eröglichen, wollen die Liberalen den strahlenden Abfall erg weiter vergrößern. Es gibt Zahlen darüber, welche rofite ein abgeschriebenes Atomkraftwerk pro Jahr erirtschaftet. Es gibt den Vorschlag von Herrn Glos – Sie haben arüber leider nicht gesprochen –, diese Gewinne abzuchöpfen und anschließend in regenerative Energien zu nvestieren; darüber werden wir noch sprechen. Aber ist as glaubhaft? Sie schaffen es bislang noch nicht einmal, ie Sonderprofite abzuschöpfen. Und dann wollen Sie inen neuen Vertrag schließen, der wahrscheinlich wieer nicht eingehalten wird? Ihre Glaubwürdigkeit ist leich null. Dieser Vorschlag verhindert eine nachhaltige nergiewende. Wir brauchen keine zentralisierte Enerieinfrastruktur, sondern regenerative Energien. Dass der Atomstrom wirtschaftlicher ist, wie Sie es ns immer weismachen wollen, stimmt nicht, Frau opp. Gehen Sie einmal zur Strombörse in Leipzig und chauen Sie sich an, wie sich der Börsenpreis zusamensetzt. Abgeschriebene Atomkraftwerke erwirtschaf en dort Milliardenprofite, weil Steinkohle oder Gas en Grenzpreis bilden. Kein Cent wird an die Kunden eitergegeben. Im Übrigen ist es merkwürdig, dass auserechnet Sie die ideologiefreien Klimaretter sein wolen. Ich kann mich noch an die letzten Legislaturperioen erinnern. Damals saßen Sie auf dem Schoß von WE und Vattenfall. Eva Bulling-Schröter All das wollen wir nicht. Der von uns eingebrachte Antrag, über den heute abgestimmt wird, sieht ein Sofortprogramm vor. Wir wollen eine Reduktion der Treibhausgase um 40 Prozent bis zum Jahr 2020, egal ob andere Industrieländer ebenfalls reduzieren. Wir halten es auf jeden Fall für dringend notwendig. Bis 2050 muss die Reduktion bei 80 Prozent liegen. Das Top-Runner-Programm wurde bereits angesprochen. Bitte legen Sie ein solches Programm auf. Wir werden das unterstützen. Frau Kollegin, bitte denken Sie an Ihre Redezeit. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Sie müssen sie nur annehmen. Danke. Das Wort hat nun der Kollege Christoph Pries für die SPD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute zum wiederholten Mal in dieser Wahlperiode über die Zukunft der deutschen Atomkraftwerke. Niemand von uns wird von der heutigen Aussprache ernsthaft neue Erkenntnisse erwarten. Stellt sich die Frage, warum wir trotzdem ständig darüber diskutieren. Die Ursache ist eine geradezu rührende Besorgnis zweier Oppositionsfraktionen um die Position der SPD. Da sind zunächst die Grünen. Sie können einfach nicht glauben, dass wir beim Atomausstieg nicht wackeln. Da ist die FDP. Sie will einfach nicht glauben, dass wir beim Atomausstieg nicht wackeln. Um es kurz zu machen: Die SPD wird beim Atomausstieg nicht wackeln. Für uns ist die Atomenergie keine Zukunftstechnologie. Für uns ist die Atomtechnologie keine Übergangstechnologie. Für uns ist die Atomenergie ein Auslaufmodell. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, die Atomenergie leistet keinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz. Dies belegen mehrere aktuelle Szenarien unabhängig voneinander. Frau Kopp, ich hoffe, dass Sie sie auch einmal lesen. Sie machen deutlich, dass das 40-Prozent-Ziel bei der Reduktion der Treibhausgase und der Atomausstieg bis 2020 zu vertretbaren Kosten realisiert werden können. Ein Beispiel: Das ÖkoInstitut hat die Klimabilanzen der Strombereitstellung aus nuklearen, fossilen und erneuerbaren Energien für den gesamten Lebenszyklus verglichen. Das Ergebnis: Mit Biogas betriebene Blockheizkraftwerke, erneuerbare Energien und Maßnahmen zur Energieeffizienz haben e w n k g d a t a s F t E w G A n m A z S s E t n K n t z d l a H T i g f w w g A K J (C (D ine günstigere Bilanz als Atomstrom. Blockheizkrafterke auf Erdgasbasis liegen bei den CO2-Emissionen ahezu gleichauf mit Atomkraftwerken; denn Atomraftwerke erzeugen nur Strom, aber keine Wärmeenerie. Die Berechnungen des Öko-Instituts lassen zudem ie zusätzlichen Emissionen der Endlagerung für radioktive Abfälle unberücksichtigt. Es bleibt also festzuhalen: Die CO2-Freiheit der Atomenergie ist eine Mär, die uch durch permanente Wiederholung nicht wahr wird. (Beifall bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Das stimmt nicht! Das ist falsch!)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610106500
Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610106600
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610106700

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Christoph Pries (SPD):
Rede ID: ID1610106800

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Mehr noch: Die Klimabilanz der Atomenergie wird
ich in den kommenden Jahren weiter verschlechtern,
rau Kopp. Warum? Für die Befriedigung des weltwei-

en Uranbedarfs müssen zukünftig immer schlechtere
rzqualitäten ausgebeutet werden. Der höhere Auf-
and führt zu einer Steigerung der CO2-Emissionen.
leichzeitig verschlechtert sich die Energiebilanz der
tomkraft. Das heißt, der Energiebedarf zur Urangewin-
ung nimmt im Vergleich zur neu erzeugten Energie-
enge der Atomkraftwerke zu. Im Endstadium wird die
tomenergie mehr Energie verbrauchen, als sie produ-

iert. Das ist eine Feststellung, die im übertragenen
inne bereits für die heutige Debatte gilt. Wir erhitzen
eit Jahren unsere Gemüter in der Diskussion über eine
nergieform, die gerade einmal 3 Prozent des weltwei-

en Verbrauchs deckt. Eine Marginalie, liebe Kollegin-
en und Kollegen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610106900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Kopp?


Christoph Pries (SPD):
Rede ID: ID1610107000

Ja, gerne.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1610107100

Herr Kollege, sind Sie bereit, zu akzeptieren, dass

ach seriösen und neuesten Studien während des gesam-
en Lebenszyklus von Uran – von der Gewinnung bis hin
ur Endlagerung – zwischen einem und drei Hundertstel
er CO2-Emissionen entstehen, die bei einem Braunkoh-
ekraftwerk anfallen? Die Vergleiche kann man für alle
nderen Kraftwerke fortsetzen. Ihr Parteivorsitzender,
err Beck, hat schon einmal eine Aussage zu diesem
hema getroffen. Ich denke, diese Informationen sollten

nzwischen bei allen Mitgliedern der SPD-Fraktion an-
ekommen sein.


Christoph Pries (SPD):
Rede ID: ID1610107200

Meine liebe Frau Kopp, ich habe es gerade ausge-

ührt: Die Qualität des Uranerzes wird immer schlechter
erden, sodass die Energiebilanz insgesamt schlechter
ird. Man kann eines sagen: Je mehr Atomkraftwerke
ebaut werden, desto problematischer wird diese ganze
ngelegenheit. Wir müssen sehen, dass wir auch dem
limaschutz zuliebe so schnell wie möglich bis zum

ahre 2020 aus dieser Energieform aussteigen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Christoph Pries
Wenn wir den Anteil an Atomenergie signifikant stei-
gern wollten, wäre ein gigantisches Ausbauprogramm
erforderlich. Das ist finanziell utopisch und sicherheits-
politisch und sicherheitstechnisch unverantwortlich. Was
wir brauchen, sind nicht mehr Megawatt in der Produk-
tion, sondern weniger Megawatt im Verbrauch. Wir
brauchen eine höhere Energieproduktivität und mehr er-
neuerbare Energien. Dezentrale, effiziente und flexible
Versorgungsstrukturen sind die Lösung, nicht längere
Laufzeiten für Uraltreaktoren. Lassen Sie uns deshalb
gemeinsam auf der Basis des Atomkonsenses an einer
zukunftsfähigen und klimaverträglichen Energieversor-
gung arbeiten. Die SPD-Fraktion ist dazu bereit.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610107300

Das Wort hat nun die Kollegin Sylvia Kotting-Uhl für

die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610107400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen von der FDP, ein Vergnügen
teilen wir bei diesen Debatten, nämlich den Spaß an der
Uneinigkeit in der Großen Koalition über dieses Thema.


(Zuruf der Abg. Dr. Maria Flachsbarth [CDU/ CSU])


– Ja, damit ist unsere Einigkeit natürlich ausgeschöpft,
nicht aber die Uneinigkeit der Koalition.

Ein besonders drastisches Beispiel für diese Uneinig-
keit erleben wir gerade wieder: Minister Gabriel lehnt
– ganz auf dem Boden des Atomgesetzes – den Haupt-
antrag von RWE zur Verlängerung der Laufzeit von
Biblis A ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es handelt sich um einen Reaktor, der als Vertreter der
„unverzichtbaren Atomenergie“ seit einem halben Jahr
– übrigens völlig unbemerkt – wegen seiner fehlenden
Dübel stillsteht, und keiner merkt irgendetwas in Bezug
auf den Strombedarf. Gleichzeitig unterstützt Minister
Glos das Vertragsangebot von EnBW-Chef Claassen, der
vorgeschlagen hat, den Atomausstieg im Grundgesetz
festzuschreiben, gegen Verlängerung der Laufzeiten
über die im Ausstiegsgesetz festgelegten Fristen. Wahr-
lich ein großzügiges Angebot!

Hatten wir nicht schon einmal Verhandlungen? Hat-
ten wir nicht schon einmal einen Vertrag? Ist dieser Ver-
trag nicht unterschrieben worden? Welche Botschaft
geht von diesem neuen Verhandlungsangebot aus? Viel-
leicht die, dass die Unterschrift von Chefs von Energie-
konzernen erst dann gültig ist, wenn sie im Grundgesetz
verankert ist? Die Lehre daraus kann nur sein: Hände
weg von Verträgen mit Atomkonzernen! Bitte, keine
Neuauflage davon!

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wie ist es denn nun mit dem Argument des Klima-
chutzes? Die Konzerne machen sich Sorgen um das
lima und um den Ausbau der erneuerbaren Energien.
eides ist neu, beides ist unglaubwürdig. Denn was tun

ie gerade? Bauen sie Biomassekraftwerke? Bauen sie
olarparks? Ja, in homöopathischen Dosen. In großer
ahl beantragen und planen sie Genehmigungen für
ohlekraftwerke. Würden all die geplanten Kohle-

raftwerke ans Netz gehen, dann läge der CO2-Ausstoß
ei 170 Millionen Tonnen im Jahr. So viel zum An-
pruch der Chefs der Energiekonzerne, Klimaschützer zu
ein.

Ökonomisch gedacht, ist das Ganze angesichts der
ngebote, die Ihr Minister den Energiekonzernen zum
au neuer Kohlekraftwerke macht – Stichwort „Emis-

ionshandel“ –, übrigens wenig verwunderlich. Ich sage
hnen: Wer der Argumentation Ihres Ministers – wer die
ohle nicht will, wird Atom bekommen – folgt, der wird

m Ende beides haben. Die Argumentation ist nämlich
iese: die Atomkraft als Brücke zur CCS-Technologie,
nd die CCS-Technologie als Brücke zu den erneuer-
aren Energien. So viel Übergangstechnologie hin zu
iner Energieform, die – ganz im Gegensatz zur CCS-
echnologie – bereits heute da ist!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wie sah es denn im Januar 2007 aus? Hören Sie sich
ie Zahlen gut an: 9 483 Gigawatt Strom aus erneuerba-
en Energien wurden ins Netz eingespeist, und das bei
iner Gesamtmenge von 44 136 Gigawatt. Das heißt, es
ab fast 10 000 Gigawatt Strom aus erneuerbaren Ener-
ien. Das Vergnügen, sich den Prozentsatz auszurech-
en, überlasse ich Ihnen gerne selbst. Die VDN-Pro-
nose für 2007 von 15,84 Prozent werden wir
ahrscheinlich deutlich übertreffen. Der WBGU

chließt daraus, dass wir im Jahr 2025 global zwei Drit-
el des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien herstel-
en können.

Schauen wir zurück. Atomstrom hat im Jahr 2006
inen Anteil von 26,3 Prozent gehabt. Der Anteil der er-
euerbaren Energien lag in diesem Jahr bereits bei
2 Prozent. Ich sehe nicht, inwiefern diese Zahlen be-
eisen, dass wir das eine unverzichtbar brauchen, weil
as andere so schwach ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Konzerne werden die erneuerbaren Energien
icht voranbringen. Dezentrale Energiestrukturen brau-
hen keine Konzerne. Erneuerbare Energien brauchen
eine Großkraftwerke, und Effizienz und Großkraft-
erke passen nicht zusammen. Das Zauberwort für die
limaschützende Nutzung von Biomasse, Gas und Kohle
solange wir sie noch brauchen – heißt aber Kraft-

ärme-Kopplung. Sie funktioniert weder in AKWs
och mit der CCS-Technologie. Sie funktioniert dezen-
ral, und sie funktioniert in einem zukunftsfähigen






(A) )



(B) )


Sylvia Kotting-Uhl
Klimaschutzkonzept. Deshalb, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der FDP: Besinnen Sie sich auf Ihre Mit-
telstandspolitik, die Sie immer so gern vor sich her ge-
tragen haben, und helfen Sie uns, die Regierung dazu zu
bringen, die innovationsverhindernden und effizienz-
armen Großkraftwerke abzuschaffen!

Zum Schluss an diejenigen, die das vergessen haben:
Das Risiko der Atomkraft, das die Begründung für den
in Deutschland beschlossenen Atomausstieg ist, relati-
viert sich auch angesichts des Klimawandels nicht.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610107500

Nächster Redner ist der Kollege Marco Bülow für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1610107600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Der Antrag ist betitelt „Klimawandel ernst nehmen“. Ja-
wohl, das ist ein guter Titel. Allerdings frage ich mich,
wie eine Fraktion einen solchen Titel wählen kann, ob-
wohl sie alle Klimaschutzmaßnahmen unter Rot-Grün
und auch unter Schwarz-Rot abgelehnt hat. Ihre einzige
Klimaschutzmaßnahme besteht darin, zu fordern, Atom-
kraftwerke länger laufen zu lassen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist Etikettenschwindel höchsten Grades. So etwas
muss man dann auch auseinandernehmen.

Die erneuerbaren Energien wurden von der FDP ve-
hement bekämpft; ich denke da an die Diskussion über
die Einführung bzw. Novellierung des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes.


(Gudrun Kopp [FDP]: Das stimmt überhaupt nicht! – Ernst Burgbacher [FDP]: So ein Quatsch!)


Jetzt, wo man sie nicht mehr bekämpfen kann, fördert
man sie aber auch nicht. Man denkt: Na ja, unter Um-
ständen kann man die erneuerbaren Energien fördern,
aber nur im breiten Energiemix; wenn der Energiemix
das nicht trägt, setzen wir vor allem auf die anderen
Energieträger.

Wenn die FDP mit der gleichen Verve, mit der sie
Atomkraftwerke voranbringen möchte, Biogaskraft-
werke mit KWK voranbringen würde, dann könnten wir
eine vernünftige Diskussion führen, und die wäre dann
ideologiefrei.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was Sie machen, ist Ideologie und nichts anderes. Das
einzige Argument für Atomkraft ist „mehr Geld“, und

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(C (D war nicht mehr Geld für die Bürgerinnen und Bürger, ondern für die großen Konzerne. Schauen wir uns die Stromrechnungen in Badenürttemberg oder in Bayern, wo der Atomanteil am öchsten ist, doch einmal an! Sind die Stromrechnungen a günstiger? (Gudrun Kopp [FDP]: Die zahlen auch Steuern und Abgaben!)


ein, sie sind es nicht. Schauen wir uns die Strombör-
en, die EEX-Börse an! Frankreich hat, was Strom an-
eht, den gleichen Level an Kosten wie Deutschland. In
rankreich gibt es aber viel mehr Atomkraftwerke. Ich
rage Sie: Warum ist der Strom dort nicht billiger? Ich
ann es sagen: weil der Preis nicht umgelegt wird. Der
reis wird vom Handel bestimmt und richtet sich nicht
ach den einzelnen Sorten.


(Gudrun Kopp [FDP]: Auch von der Politik! Steuern und Abgaben!)


Ich freue mich schon auf den Hitzesommer, der den
on 2003 übertreffen wird. Schon damals mussten viele
tomkraftwerke abgeschaltet werden. Wenn die Franzo-

en die Deutschen nicht gehabt hätten, die nämlich
trom zu zivilen Preisen geliefert haben, dann wäre das
etz zusammengebrochen. Es konnte nur aufrechterhal-

en werden, weil wir Gott sei Dank nicht nur Atomkraft-
erke haben.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie wollen Sie das weltweit überhaupt hinbekom-
en? Herr Kauch wird noch reden; er kann es dann viel-

eicht erläutern. Der Gesamtenergieverbrauch weltweit
ird zu 3 Prozent durch Atomkraft gedeckt, mit unge-

ähr 435 Atomkraftwerken. Sollten die Atomkraftwerke
inen kleinen Beitrag mehr leisten, müsste die Zahl ver-
reifacht oder vervierfacht werden. Das würde einen Zu-
au von 1 500 Atomkraftwerken bedeuten. Ich brauche
icht zu sagen, wie lange dann das Uran noch reicht. Das
eißt, wir wären dann ganz schnell in der Plutonium-
irtschaft. Dann muss mir auch einmal erklärt werden,
o diese Atomkraftwerke gebaut werden sollen, wer sie

inanzieren soll und wo sie angeschlossen werden sollen.
ann können wir uns weiter unterhalten und auch da-

über nachdenken, ob sie tatsächlich einen Beitrag zum
limaschutz leisten.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin eindeutig der Meinung: Wer auf Atomkraft-
erke setzt, verhindert neue Investitionen. Es ist schön,
ass die FDP mittlerweile sagt, es sei eine Übergangs-
echnologie. Da hat sich etwas geändert. Nur: Eine Über-
angstechnologie könnte man relativ schnell durch
ukunftstechnologien ersetzen, und das sind die erneu-
rbaren Energien. Aber da kommen, gerade von der
eite der FDP, immer noch Querschüsse, um die erneu-
rbaren Energien einzuschränken.

Ich will nur zwei Beispiele nennen, die für die Dis-
ussion, die wir über erneuerbare Energien führen, signi-
ikant sind. Mittlerweile kommt niemand mehr darum






(A) )



(B) )


Marco Bülow
herum, zu sagen: Ja, auch ich bin für erneuerbare Ener-
gien. – Das gilt selbst für die, die vor zehn oder 20 Jah-
ren das alles noch ins Reich der Utopie verwiesen haben.
Heute ist eher der Weg der, öffentlich zu sagen: „Ja, ich
bin für erneuerbare Energien“, aber im Hintergrund doch
dagegen anzukämpfen.

Es gibt also zwei signifikante Beispiele. Nehmen wir
das schöne Land Baden-Württemberg mit dem schönen
Schwarzwald! Auch ich bin nicht dafür, in jedes Natur-
schutzgebiet Windkraftanlagen zu stellen. Aber ich muss
doch sagen: Auf der einen Seite wird darauf hingewie-
sen, dass auf dem Feldberg keine Windkraftanlagen ge-
baut werden dürfen, weil dieser so schön und so wichtig
ist, aber auf der anderen Seite wird dort mittlerweile die
27. Skipiste gebaut, obwohl man weiß, dass durch den
Klimawandel dort wahrscheinlich leider kein Schnee
mehr fallen wird.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Sie wissen aber auch alles!)


Zu sagen, da dürfe keine Windkraftanlage hin, aber dann
auch noch die 28. Skipiste bauen zu wollen, das ist eine
Vorgehensweise, die man nicht akzeptieren kann.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In Baden-Württemberg beträgt der Anteil der Wind-
kraft 0,5 Prozent. Dort steht kaum eine Windkraftanlage.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist doch Quatsch! – Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/ CSU]: Das ist absoluter Unsinn!)


Das kann eigentlich nicht sein, weil es in diesem Gebiet
mehrere windhöffige Bereiche gibt. Das darf einfach
nicht Stand der Dinge bleiben; ansonsten werden wir
Klimaschutz nicht erreichen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Erzählen Sie doch keine Märchen!)


– 0,5 Prozent! Das ist überall nachlesbar.

Ich frage mich, warum sich Leute für Innovationen
einsetzen und die Technik voranbringen – das macht die
Windkraftbranche –, wenn andererseits eine Höhenbe-
grenzung eingezogen wird. Wenn man will, dass der
Preis sinkt und dass die Windkrafträder wirtschaftlicher
sind, muss man die Höhenbegrenzung aufheben. Dann
bekommen wir einen Riesenbeitrag zum Klimaschutz,
und dann könnten wir die Atomenergie allemal substi-
tuieren und hätten eine ganze andere Diskussion.


(Beifall bei der SPD)


Ein letzter Satz: Man darf den Teufel nicht mit dem
Beelzebub austreiben, erst recht nicht, wenn man einen
Erzengel zur Hand hat. Ich glaube, wir sollten die erneu-
erbaren Energien und die Energieeffizienz wählen. Dann
können wir auf die Atomenergie verzichten.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege ichael Kauch für die FDP-Fraktion. Meine Damen und Herren! Ich freue mich immer, enn aus meinem Wahlkreis heraus in diesem Haus timmung gemacht wird. Deshalb habe ich mich über ie Rede von Marco Bülow gefreut. Inhaltlich war das atürlich blanker Populismus. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch von der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610107700

(Beifall bei der FDP)

Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610107800

as war in keiner Weise etwas, was in unseren Anträgen
teht.

Wir haben heute zwei Anträge zu beraten. Einer da-
on macht explizit Aussagen darüber, wie wir erneuer-
are Energien in der Welt fördern wollen. Die Sozialde-
okratische Partei und die Christlich Demokratische
nion sollten sich mit Blick auf das Wärmegesetz über-

egen, ob sie diejenigen sind, die der Opposition erklären
üssen, dass diese keine Vorschläge zu den erneuerba-

en Energien hat. Die Koalition hat keine Vorschläge.


(Beifall bei der FDP)


Mit mehr Energieeffizienz, mit erneuerbaren Ener-
ien und mit CO2-armer Kohleverstromung können wir
mbitionierte Klimaschutzziele erreichen. Die Kernener-
ie kann uns als Übergangstechnologie dafür Zeit geben.
ieber Marco Bülow, die Entscheidung über ihren Ein-
atz liegt in der Tat bei jedem einzelnen Land. Wir ma-
hen hier keine Politik, die vorgibt, wie jedes Land das
u regeln hat. Das hat nicht der Deutsche Bundestag zu
ntscheiden. Wir entscheiden hier für Deutschland. Alle
nderen Entscheidungen sind nationale Entscheidungen
er anderen Staaten.

Lassen Sie mich an dieser Stelle einige Worte zum
hema CO2-Abscheidung bei Kohle- und bei Gaskraft-
erken sagen. Die SPD ist hier zögerlich. Die Grünen

ind skeptisch, und die Linke ist ablehnend. Ich hätte
ich darüber gefreut, wenn die Kollegin Bulling-
chröter sich aus der Anhörung, die wir am Mittwoch im
mwelt- und Forschungsausschuss hatten, nicht nur die
inge herausgepickt hätte, die ihr passen, sondern auch
ie, die ihr vielleicht nicht so gefallen haben. Wenn Herr
öpfer, der in diesem Haus als ehemaliger Chef des UN-
mweltprogramms insgesamt eine große Zustimmung
enießt, sagt, es sei blanke Augenwischerei, dass man
hne die Kohle und ohne die CO2-Abscheidung die Kli-
aschutzziele und die Energieversorgung im globalen
aßstab erreichen kann, dann sollte Sie das zum Nach-

enken bringen, Frau Kollegin Bulling-Schröter.

Aus Sicht der FDP ist die Technologie der CO2-Ein-
parung in der Tat eine Brückentechnologie. Sie ist aber
ine Brücktechnologie, die notwendig ist, um unsere
limaschutzziele perspektivisch bis 2050 zu erreichen.
lle Energieszenarien zeigen, dass wir danach in die
erstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien kommen.






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610107900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Bulling-Schröter?


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610108000

Sehr gern.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610108100

Herr Kauch, wir haben uns schon des Öfteren über

CCS unterhalten. Geben Sie mir recht, dass die For-
schungen zu CCS noch einen weiten Weg vor sich haben
und dass diese Technologie erst im Zeitraum von 2015
bis 2030 eingesetzt werden kann? Geben Sie mir weiter
recht, dass es jetzt darum geht, bis zum Jahr 2020 auch
in Deutschland 40 Prozent der CO2-Emissionen einzu-
sparen?

Hier gibt es also Differenzen im Zeithorizont. Hinzu
kommt, dass ein Kohlekraftwerk, das später über diese
Technologie verfügen wird, einen um 10 bis 15 Prozent
verminderten Wirkungsgrad haben wird. Wir waren ge-
meinsam bei der Parlamentarierkonferenz in Washing-
ton. Der Chef der dortigen größten Kohlekraftwerke hat
all dies bestätigt. Sie müssen verstehen, dass es daher
unsererseits große Skepsis gibt. Sie sind diejenige Partei,
die keine staatlichen Subventionen will.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610108200

Frau Kollegin, ich denke, die Frage wurde verstan-

den.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610108300

Genau diese Forschung soll vom Staat aber entspre-

chend bezahlt werden.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610108400

Frau Bulling-Schröter, die Analyse, ab wann diese

Technologie im großtechnischen Maßstab zur Verfügung
stehen wird, ist ja richtig. Wir reden in der Tat über einen
Zeitraum ab ungefähr 2020, vielleicht 2015, vielleicht
2025; das wird die Zeit zeigen. Aber es ist natürlich rich-
tig, dass sie uns heute noch nicht unmittelbar zur Verfü-
gung steht. Deshalb ist das, was die Kollegin Kopp ge-
sagt hat, richtig, nämlich dass wir mit Blick auf die
Klimaschutzziele bis 2020 durchaus noch die Kernener-
gie brauchen.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen aber mit Blick auf das Klima für die
kommenden Generationen auch die Perspektive bis 2050
und bis 2100 im Auge behalten. Bis 2050 – das zeigen
die Technologieszenarien – hat die CCS-Technologie,
die CO2-Abscheidung, eine zentrale Bedeutung. Erst da-
nach werden die erneuerbaren Energien weltweit ihren
großen Siegeszug antreten können.

Um diesen Siegeszug voranzutreiben, will die FDP in
den nächsten Jahren den Export deutscher Solartechnik
und anderer erneuerbarer Energien forcieren. Wir wollen
ausgewählte Partnerländer zu Modellregionen für den
Einsatz von Solartechnik machen. Denn wir müssen
Leuchttürme schaffen, damit andere Länder sagen: Wir

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(C (D ollen es genauso machen wie die Länder, die vorangeangen sind. Die Frage ist: Wie bekommen wir das nötige Geld? a sind die flexiblen Mechanismen des Kiotoprotokolls ntscheidend. Notwendig sind eine konsequente Nutung der Aufforstungsprojekte und bessere Anrechungsmöglichkeiten für Klimaschutzprojekte der Indusrieländer in den Entwicklungsländern. Das müssen wir hne Begrenzung machen, ohne ideologische Scheulappen. Leider hat die Koalition, aber auch die Grüne raktion dazu bisher nicht den Mut. Ich würde mich reuen, wenn Sie einige Punkte aufgriffen, die in unseem Antrag zur Klimaschutzoffensive 2007 stehen. Das ind Punkte, bei denen wir über die ideologischen Gräen hinweg gemeinsam Lösungen finden können. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen nun zu den Abstimmungen, zunächst um Tagesordnungspunkt 32 a. Hier wird interfraktionell ie Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/3138 an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgechlagen, wobei die Federführung beim Ausschuss für mwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit liegen soll. ch gehe davon aus, dass Sie damit einverstanden sind. – as ist offensichtlich der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Tagesordnungspunkt 32 b. Beschlussempfehlung des usschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi herheit zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem itel „Internationale und europäische Klimaschutzoffenive 2007“. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 16/5439, den An rag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/4610 abzuehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er ist dagegen? – Enthaltungen? – Dann ist diese Bechlussempfehlung mit den Stimmen der Koalitionsfrakionen, der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und er Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der FDPraktion angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion ie Linke auf Drucksache 16/5129 mit dem Titel „Na ionales Sofortprogramm und verbindliche Ziele für den limaschutz festlegen“. Wer stimmt für diese Beschluss mpfehlung? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – ann ist diese Beschlussempfehlung mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Geenstimmen der Fraktion Die Linke und Enthaltung der raktion des Bündnisses 90/Die Grünen angenommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich nun den ächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, teile ich Ihnen it, dass die Fraktionen sich darauf verständigt haben, ie Zusatzpunkte 6 a bis 6 c – dabei geht es um Vorlagen um Unterhaltsrecht – von der Tagesordnung abzuseten. Ich gehe davon aus, dass Sie mit dieser Vereinbaung einverstanden sind. Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt Damit rufe ich die Tagesordnungspunkt 34 a bis 34 c auf: a)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1610108500




(A) )


(B) )

gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zum Schutz vor den Gefahren des Passivrau-
chens
– Drucksache 16/5049 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 16/5492 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Ilja Seifert

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Parr, Daniel Bahr (Münster), Heinz Lanfermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Nichtraucherschutz praktikabel und mit Au-
genmaß umsetzen
– Drucksachen 16/5118, 16/5492 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Ilja Seifert

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ältestenrates

– zu dem Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn,
Birgitt Bender, Ulrike Höfken, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN
Rauchverbot im Deutschen Bundestag um-
setzen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Birgitt
Bender, Bärbel Höhn, Volker Beck (Köln), wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Schutz vor Passivrauchen im Deutschen
Bundestag direkt umsetzen

– Drucksachen 16/4400, 16/4957, 16/5493 –
Berichterstattung:
Präsident Dr. Norbert Lammert

Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein
Änderungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich sehe
dazu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfah-
ren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort für
die Bundesregierung der Frau Parlamentarischen Staats-
sekretärin Marion Caspers-Merk.

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Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1610108600


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Heute ist ein guter Tag für den Nichtraucherschutz in

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(C (D eutschland. Mit der heutigen zweiten und dritten Leung des vorliegenden Gesetzes ist der Weg frei für inen wirksamen Nichtraucherschutz in den Einrichungen des Bundes. Niemand – ob Mitarbeiterin, Mitrbeiter oder Besucher – muss sich dort mehr den geährlichen Schadstoffen aufgrund des Passivrauchens ussetzen. Nach einer langen Diskussion ist dies, wie geagt, ein guter Tag für den Nichtraucherschutz. Ich öchte noch hinzufügen, dass wir uns durch die Teil ahme des SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck an ieser Debatte besonders geehrt fühlen. Die vorliegenden Regelungen gelten nicht nur für den ereich der Ministerien, sondern auch für über 00 Einrichtungen bis hin zur Bundesagentur für Arbeit. azu gehören aber auch die Deutsche Welle und die tiftung Preußischer Kulturbesitz. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


(Beifall bei der SPD)


Auch das Personal und die Nutzer öffentlicher Ver-
ehrsmittel sind nicht mehr den Schadstoffen ausge-
etzt. Die Bahn wird in Zukunft komplett rauchfrei sein.
ies ist ein großer Erfolg angesichts der Tatsache – das
önnen Vielreisende bestätigen –, dass man in der Ver-
angenheit am Wochenende häufig nur noch eine Sitz-
latzreservierung für ein Raucherabteil ergattern konnte.

Tabakkonsum ist weltweit die zweithäufigste Todes-
rsache. Die WHO hat dazu jüngst neue Zahlen vor-
elegt. Wir wissen, dass in Deutschland rund 40 000 To-
esfälle – verursacht durch Lungenkrebs – mittelbar
zw. unmittelbar mit dem Rauchen zusammenhängen.
ber auch das Problem Passivrauchen wurde über Jahre
esundheitspolitisch unterschätzt. Die Schätzungen des
eutschen Krebsforschungszentrums belegen, dass wir

ast 4 000 Todesfälle pro Jahr haben, die auf das Passiv-
auchen zurückzuführen sind. Ich will an dieser Stelle
etonen: Beim Thema Passivrauchen geht es nicht um
ie Freiheit in der Lebensführung. Es geht vielmehr da-
um, dass man mit seinem Verhalten andere nicht schädi-
en darf.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch glaube, die wichtige Botschaft ist, dass vor allem
iejenigen von dem Gesetz profitieren, die schon lange
urch das Passivrauchen in ihrer Gesundheit beeinträch-
igt wurden.

Ich bin sehr froh, dass die Fraktionen entschieden ha-
en, dass für den Deutschen Bundestag – auch für die
bgeordneten – genau das gelten soll, was für die Bun-
eseinrichtungen gilt. Damit zeigen wir als Abgeord-
ete, dass es keine Ausnahmen geben soll und dass uns
er Nichtraucherschutz überall gleich viel Wert ist.

Ein besonderer Dank gilt den anderen Verfassungsor-
anen Bundespräsident, Bundesrat und Bundesverfas-
ungsgericht, die auf ihren ausdrücklichen Wunsch in
en Geltungsbereich des Gesetzes einbezogen werden.

Mit dem vorliegenden Gesetz wird außerdem der
ugendschutz bei der Abgabe von Zigaretten weiter






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk
verbessert, indem das Abgabealter auf 18 Jahre angeho-
ben wird. Unsere Bemühungen, immer mehr Jugend-
liche vom Rauchen abzubringen, waren in den letzten
Jahren erfolgreich. Die Raucherquote unter den Jugend-
lichen ist von 28 Prozent auf 20 Prozent gesunken. Aber
leider liegt das Einstiegsalter immer noch bei 13 Jahren.
Das zeigt uns, dass wir noch mehr tun und die Präven-
tionsanstrengungen verstärken müssen. Wir geben mit
diesem Gesetz die klare Botschaft, dass das Nichtrau-
chen in Deutschland der Normalfall ist und dass es uns
mit dem Jugendschutz ernst ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


Für uns ist besonders wichtig, dass dieses Gesetz
noch unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ver-
abschiedet wird. Im europäischen Vergleich haben wir
bislang keine besondere Rolle gespielt. Ich bin froh, dass
wir endlich mit anderen europäischen Ländern wie Ita-
lien, Irland und Schweden auf gleicher Augenhöhe sind.
In diesen Ländern gibt es Nichtraucherschutzregelungen
schon seit 2004.

Ich appelliere an dieser Stelle an die Bundesländer
– sie sind jetzt an der Reihe, nachdem der Bund für sei-
nen Bereich Regelungen vorgelegt hat –, nun das Glei-
che für ihren Bereich zu tun. Es gibt hierzu eine Verabre-
dung. Ich bin sehr froh, dass erste Bundesländer bereits
Gesetzentwürfe eingebracht haben oder diese in der Res-
sortabstimmung sind. Ich gehe davon aus, dass in der
Bundesrepublik Deutschland bis zum Ende dieses Jahres
ein hohes Schutzniveau verwirklicht sein wird und dass
wir mit anderen europäischen Ländern auf gleicher
Augenhöhe sein werden.

Am Ende möchte ich mich bei vielen Kolleginnen
und Kollegen aus der Mitte fast aller Fraktionen – bis
auf die FDP-Fraktion – sehr herzlich bedanken, die die-
ses Thema über lange Jahre begleitet


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Haben wir auch!)


und mit fraktionsübergreifenden Initiativen und Anträ-
gen wichtige Vorarbeiten geleistet haben. Ich glaube, es
ist am Schluss ein sehr gutes Gesetz geworden. Ein be-
sonderer Dank gilt den Mitgliedern der Arbeitsgruppe
der beiden Koalitionsfraktionen und den Kollegen vom
Bundesverbraucherschutzministerium.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610108700

Das Wort hat der Kollege Detlef Parr von der FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1610108800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Goethe

führt uns heute hier zusammen:

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(C (D Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP wollte doch keine Taten sehen!)


ine Großtat ist das, Frau Staatssekretärin, Frau Ministe-
in, worüber wir heute abstimmen, aber nicht, eher eine
libireaktion auf den geschickt gesteuerten öffentlichen
nd veröffentlichten Druck, dem Sie sich irgendwie beu-
en mussten.

Die Fronten sind und bleiben verhärtet. Eigentlich
ibt es nichts Neues zu debattieren. Wäre da nicht die
nhörung gewesen! Danach ist mir deutlich geworden:
esundheitspolitik wird für manche mehr und mehr
issionarisch-eifernd zur Religion. Glaubensbekennt-

isse sollen wohl Argumente ersetzen. Radikalität
cheint an die Stelle von Sachlichkeit zu treten.


(Beifall bei der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann sind Gesundheitsfragen Glaubensfragen?)


Dabei muss es beim Nichtraucherschutz um Augen-
aß und Praktikabilität gehen. Natürlich müssen wir
inder und Jugendliche besser schützen. Natürlich müs-

en Menschen an Orten, an denen sie sich aufhalten, vor
em Passivrauchen geschützt werden. Natürlich müsste
s aber auch Orte geben, an denen es den Bürgern freige-
tellt ist, zu rauchen oder eben nicht zu rauchen.


(Beifall bei der FDP)


Insofern begrüßen wir, dass nach dem Gesetzentwurf
esonderte und entsprechend gekennzeichnete Räume
orgehalten werden können. Wir begrüßen, dass die
undesregierung den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit
ahren und zum Schutz des allgemeinen Persönlich-
eitsrechts Ausnahmeregelungen zulassen will. Wir be-
rüßen, dass sie neue technische und wirksame Entwick-
ungen im Hinblick auf Be- und Entlüftungsmaßnahmen
m Auge behalten will – ganz im Gegensatz zum Deut-
chen Krebsforschungszentrum, das nicht einmal in Ge-
präche mit den Herstellern eintreten will.

Mit dem Großteil Ihres Gesetzentwurfes rennen Sie
ffene Türen ein. In unzähligen Behörden und Dienst-
tellen sind Rauchverbote bereits über das Hausrecht er-
assen. In S- und U-Bahnen, in Straßenbahnen und Bus-
en darf schon lange nicht mehr geraucht werden. Flüge
ind rauchfrei, und über die Arbeitsstättenverordnung ist
as Rauchen am Arbeitsplatz bereits sehr stark einge-
chränkt.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Und es gab keine Probleme! Wunderbar!)


Trotz dieser und anderer Übereinstimmungen wird
ie FDP dem Gesetzentwurf nicht zustimmen können.
ir haben immer den notwendigen Schutz von Kin-

ern und Jugendlichen besonders betont. Durch Ihre
erbotspolitik erreichen Sie aber das genaue Gegenteil.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Detlef Parr
Die neuesten Daten des Umweltbundesamtes im „Kin-
der-Umwelt-Survey“ zeigen, dass durch Reglementie-
rung des Nikotinkonsums die Belastung für Kinder zu
Hause in letzter Zeit dramatische Ausmaße angenom-
men hat.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Grund für die zunehmende Qualmbelastung der Kinder
ist: Viele Eltern rauchen mehr am heimischen Herd als in
der Öffentlichkeit. Vor diesen Folgen der Verbotspolitik
haben wir immer gewarnt. Sie haben das zu verantwor-
ten.

Sie beharren in einem weiteren Bereich auf einem Irr-
glauben, auf dem Irrglauben, dass die Anhebung der Al-
tersgrenzen das Verhalten der Jugendlichen ändert. Aus
der Schweiz hören wir, dass der Bundesrat zwar ein Ver-
bot des Tabakverkaufs an Minderjährige befürwortet.
Ein generelles Konsumverbot für Jugendliche unter
18 Jahren lehnt er jedoch ab. Eine solche Maßnahme sei
in der Praxis kaum umsetzbar und ihre präventive Wir-
kung wissenschaftlich nicht belegt, heißt es aus dem
Nachbarland.

Verzichten Sie, meine Damen und Herren von Union
und SPD, Frau Ministerin, Frau Staatssekretärin, auf sol-
che Pseudomaßnahmen! Dann brauchten die soeben auf
verbesserten Jugendschutz hin weiterentwickelten Ziga-
rettenautomaten nicht erneut umgestellt zu werden, und
die Frist zur Umstellung brauchte nicht willkürlich ver-
kürzt zu werden, wie Sie es in einem Änderungsantrag
fordern.

Zu den weiteren Missgriffen der Bundesregierung ge-
hört, den Bundestag zunächst mit den obersten Bundes-
behörden gleichzusetzen und ihn später mit den übrigen
Verfassungsorganen in das Gesetz einzuarbeiten. Die
Absichtserklärungen aller Fraktionen, das Gesetz über
unser Hausrecht eins zu eins auch hier umzusetzen, soll-
ten doch reichen. Von welchem Selbstverständnis sind
die Kolleginnen und Kollegen, die hier zustimmen und
die Bundesregierung ermächtigen, in dieses Hohe Haus
hineinzuregieren, eigentlich geprägt?


(Beifall bei der FDP – Irmingard ScheweGerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für alle Rauchverbot, nur nicht für die Abgeordneten!)


Welche skurrilen Folgen solch gesetzgeberischer
Übereifer haben kann, hat die Anhörung gezeigt: Da
finden sich – in Anführungszeichen – Visionen von ver-
bunkerten Raucherräumen, von Atemmasken tragenden
Reinigungskräften, von Verboten der Ausstrahlung von
Filmen mit rauchenden Schauspielern, vom Verzicht auf
Lüftungsanlagen als Klimaschutzmaßnahme, von über-
dachten Haltestellen, die als hochgefährdend eingestuft
werden, und von einem Bußgeldsystem von 100 Euro
über 1 000 Euro bis zu einem Vielfachen der Mindest-
sätze.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, so etwas führt in
eine Gängelungsgesellschaft. Statt des Aktionismus
schwarzer Sheriffs, roter Regulierer und grüner Gouver-
nanten brauchen wir mehr Freiräume für persönliche

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(C (D reiheit und Verantwortung. Das dokumentiert auch dieer „Rauchfrei“-Würfel, den ich in einem Dresdner estaurant erhielt. Er trägt die Aufschrift: Lieber Gast, mit der Aktion „Sie haben die Wahl“ wollen wir, dass sich jeder Gast bei uns wohlfühlt. Unterstützen auch Sie ein tolerantes Miteinander von Rauchern und Nichtrauchern. Vielen Dank. (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


st das nicht eine sympathischere Gesellschaft, für die es
ich zu streiten lohnt? Sie dagegen treten für eine ver-
niffene Verbotsrepublik ein.

Ich danke Ihnen fürs Zuhören.


(Beifall bei der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann brauchen die Nichtraucher die Atemschutzmaske!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610108900

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

r. Gerd Müller.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr.
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1610109000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

aucherinnen und Raucher, hätte ich fast gesagt! Wir
reuen uns, nach einer langen Wegstrecke der Diskussion
auch im Parlament; wenn man zurückblickt, stellt man
est, es sind über zehn Jahre; vielleicht muss man aber
uch die vorigen Jahrhunderte dazuzählen – sagen zu
önnen: Heute ist der Tag der Nichtraucher.

Herr Kollege, es geht, wie meine Kollegin Staats-
ekretärin Caspers-Merk dargelegt hat, um den Nichtrau-
herschutz, es geht nicht um eine Diskriminierung der
aucher. Wir sind in einem freien Land, wir haben Kul-

ur im Umgang. Deshalb – davon sind wir überzeugt –
rauchen wir keine Raucherpolizei, die durch Restau-
ants und Abgeordnetenräume patroulliert. Diese Rege-
ung wird zur Kultur werden, sie wird sich durchsetzen,
ie wird ein Erfolg.

Wir wollten zunächst eine einheitliche Regelung für
und und Länder. Wir haben dann den Ländern Mög-

ichkeiten gelassen, möchten aber, dass in den
6 Bundesländern möglichst gleichwertige Regelungen
elten. Ab 1. September wird das Rauchen in Einrich-
ungen des Bundes verboten. Wir haben dabei – das
öchte ich klarstellen – den Verfassungsorganen über-

assen, ob sie sich dem anschließen. Sie übernehmen
iese Regelungen. Es ist selbstverständlich, dass der
undestag diese Regelungen in seinen Räumen umsetzt.

Wir sagen: Der Nichtraucher muss geschützt sein;
ber dort, wo es ausgewiesene Raucherräume gibt, soll
auchen erlaubt sein. Diese Regelung muss der Bundes-

ag für sich umsetzen. Ich bin sicher, das wird vernünftig
nd tolerant im Umgang miteinander passieren.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Gerd Müller

(Detlef Parr [FDP]: Nach Ihrem Gesetz macht das die Bundesregierung per Rechtsverordnung!)


Wir sind überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Es
gibt keine Diskriminierung oder Ausgrenzung. Klar ist
allerdings: Der Weg der Freiwilligkeit, für den auch wir
plädiert haben, hat nicht zum Erfolg geführt, weder in
den öffentlichen Einrichtungen noch an den Arbeitsstät-
ten noch in den Gaststätten. Wir haben mit dem Deut-
schen Hotel- und Gaststättenverband eine Freiwillig-
keitsvereinbarung auf den Weg gebracht. Doch diese hat
nicht dazu geführt,


(Detlef Parr [FDP]: Ein Jahr!)


dass die entsprechenden Regelungen umgesetzt wurden.
Deshalb werden die Bundesländer für diesen Bereich
jetzt verbindliche Regelungen treffen. Ich glaube, das ist
der richtige Weg.

Ich möchte mich bei den Kolleginnen und Kollegen
im Deutschen Bundestag, die dieses Thema über Jahre
hinweg bearbeiten haben, bedanken. Frau Kollegin
Eichhorn und Herr Binding, mit Ihnen ist diese Initiative
ganz massiv verbunden. Es war Zeit für diese Regelung.
Es wurde darauf hingewiesen, dass an den Folgen des
Passivrauchens in Deutschland jährlich 3 300 Menschen
sterben. Rauchen und Passivrauchen sind tödlich. Das
brauche ich nicht noch einmal zu betonen.

Ich möchte an dieser Stelle aber noch einmal deutlich
machen, dass eine möglichst einheitliche Regelung für
Deutschland das Ziel sein muss. Ich appelliere an die
Bundesländer, jetzt nicht 16 verschiedene Regelungen
herbeizuführen, sodass quasi Rauchergrenzpfähle die ein-
zelnen Bundesländer voneinander abgrenzen. Wir wollen
möglichst einheitliche, durchgehende und nachvollzieh-
bare Regelungen. Die gedankliche Grundvorgabe lautet:
Rauchen ist in öffentlichen Räumen, möglichst auch in
Gaststätten, verboten. Unser ursprünglicher Vorschlag an
die Länder lautete: Dort, wo gegessen wird, in Speise-
restaurants, ist das Rauchen verboten; Ausnahmen nur in
geschlossenen, dafür ausgewiesenen Räumen. Ansonsten
gilt selbstverständlich: Raucher an die frische Luft.

Wir wollen, dass Bund und Länder diese einheitliche
Regelung nach Möglichkeit bis zum 1. September ge-
meinsam auf den Weg bringen. Wie es ausschaut, brau-
chen die Länder aber noch etwas mehr Zeit für die Dis-
kussion. Wir hoffen aber, dass wir bis zum Jahresende
eine gemeinsame Regelung haben.

Neben den Verboten brauchen wir natürlich auch ei-
nen Bewusstseinswandel bei den Menschen; das ist das
Entscheidende. Das Verhalten der jungen Menschen
muss verändert werden. Die Entscheidung, ob man für
oder gegen seinen Körper, für oder gegen seine Gesund-
heit handelt, muss aber jeder für sich treffen, auch für
seine Familie, seine Kinder.

Wir wollen – das möchte ich klar sagen – ein Signal
setzen. Wir wollen und können aber keinen Eingriff in
die Privatsphäre vornehmen. Die Gefahren des Rau-
chens gelten natürlich auch für das Zuhause; das ist klar.

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(C (D eder muss sich in der Familie mit diesen Fragen ausinandersetzen. Hier wurde gesagt, das Gesetz treibe die Pfeifenrauher nach Hause, an den Herd. Das gilt sicherlich nicht ür den Fraktionsvorsitzenden der SPD, Herrn Struck, nd auch nicht für den Fraktionsvorsitzenden der CDU/ SU, Herrn Kauder. Beide sind zwar Raucher, sie sind ber tolerant und wissen, was sich zu Hause gehört. Die feife hat auch vor dem Fernseher zu Hause aus zu sein. as ist aber eine persönliche Entscheidung. Das müssen ie mit ihren Frauen und Kindern ausmachen. Es wäre ernünftig, andere, insbesondere Kinder, auch in der ohnung und im Auto zu schützen. (Detlef Parr [FDP]: Das mit dem Auto wollten Sie doch auch noch gesetzlich regeln!)


(Detlef Parr [FDP]: Warum dann ein Gesetz?)


as liegt aber in der individuellen Verantwortung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das Signal eines starken Nichtraucherschutzes in den
inrichtungen des Bundes ist klar: Raucher müssen in
ukunft an die frische Luft. Bei der Umsetzung setzen
ir aber auf Vernunft und Einsicht der Betroffenen. Wir

ind überzeugt, dass wir bei der Umsetzung keine Poli-
ei brauchen. Das wird sich nämlich als Kultur unseres
andes durchsetzen. Rauchfrei ist in Zukunft in.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610109100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Ilja Seifert von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610109200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf den

ribünen! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir unter-
ehmen heute zwar nur einen kleinen Schritt, dafür aber
n die richtige Richtung, und deswegen geht die Linke
it.

Erlauben Sie mir trotzdem, ein paar kritische Anmer-
ungen zu machen.

Hier ist bereits ausführlich erörtert worden, worum es
n diesem Gesetz geht. Wir haben uns in der Debatte
ber ziemlich lächerlich gemacht. Ursprünglich hieß es
das war der Sinn der ganzen Sache –: Wir wollen die
ichtraucherinnen und Nichtraucher schützen. Uns ist
ann eine Diskussion aufgezwängt worden, bei der man
en Eindruck gewinnen konnte, dass es um ein Rauch-
erbot geht. Die ganze Zeit wurde in diesem Sinne de-
attiert. Niemand hier sprach von einem Rauchverbot.
ber in der öffentlichen Debatte wurde so getan, als ob
ir den Rauchern das Rauchen verbieten wollten. Dabei
urde ganz und gar vergessen, dass es eigentlich darum
ing, vor allem Kinder, aber auch Erwachsene vor dem
assivrauchen zu schützen.






(A) )



(B) )


Dr. Ilja Seifert

(Detlef Parr [FDP]: § 1 Rauchverbot!)


Als das alles nichts genutzt hat, zwang uns die öffent-
liche bzw. veröffentlichte Meinung ein noch alberneres
Argument auf. Wir mussten plötzlich in aller Breite da-
rüber diskutieren, ob der Bundestag eine oberste Bundes-
behörde ist. Wer sind wir, dass wir uns solch eine Diskus-
sion aufzwingen lassen? Ich fand das mehr als peinlich.


(Detlef Parr [FDP]: Richtig! Ja!)


Wir haben nicht das getan, was wir eigentlich hätten
tun müssen, nämlich breite Aufklärung darüber zu be-
treiben, was Nichtraucherschutz eigentlich bedeutet und
was es bedeutet, die Droge Tabak zu ächten. Das wäre
gut für die Sache gewesen. Stattdessen haben wir uns
solche lächerlichen Debatten aufzwingen lassen. Wir
müssten uns überall in der Öffentlichkeit dafür rechtfer-
tigen, dass wir keine oberste Bundesbehörde sind, son-
dern ein Verfassungsorgan. Was lassen wir uns denn al-
les gefallen?

Dann kam als Nächstes: Die Altersgrenze für die Ab-
gabe von Tabakwaren und das Rauchen in der Öffent-
lichkeit wird auf 18 Jahre angehoben, aber erst in andert-
halb Jahren. Man bekommt gesagt, es sei ein toller
Erfolg, dass die Zigarettenindustrie das Ganze schon in
anderthalb Jahren umsetzt und nicht erst in zwei Jahren,
weil die Automatenindustrie nicht in der Lage sei, das
schneller zu machen. Wir lassen uns wieder einmal wie
der Bär am Ring durch den Zirkus ziehen. Wenn die Au-
tomatenindustrie aufgefordert wird, Fahrkartenautoma-
ten umzustellen, weil die Fahrpreise bei den öffentlichen
Verkehrsmitteln erhöht werden, wird das in zwei Tagen
umgesetzt. Sie hat gar keine Probleme damit; das geht
sofort. Bei Zigarettenautomaten ist die gleiche Technik
anzuwenden. Dafür braucht sie angeblich anderthalb
Jahre, und wir müssen sie noch dazu zwingen. Kann
denn das sein?

Entweder sind wir ein Organ, das etwas zu sagen hat,
nämlich der Gesetzgeber. Dann teilen wir der Automa-
ten- und der Zigarettenindustrie mit, was sie zu tun ha-
ben. Oder wir lassen uns von den Lobbyisten vorführen
und bitten sie, das Gesetz, das wir hier beschließen, um-
zusetzen. Entweder meinen wir es ernst, wenn wir sagen,
dass wir die Nichtraucherinnen und Nichtraucher, insbe-
sondere die Kinder, schützen wollen, und tun es richtig,
oder wir sagen gleich: Die Industrie macht, was sie will.
Das ist aber nicht Sinn und Zweck von demokratischen
Entscheidungsorganen. Dann können wir uns gleich ab-
schaffen. Ich finde, die Gesundheit geht vor. Unsere Ge-
setzgebungskompetenz sollten wir nicht aus der Hand
geben. Also lassen Sie nicht zu, dass wir wie der Bär am
Ring durch den Zirkus gezogen werden, sondern sagen
wir, wo es langgehen soll.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610109300

Als nächste Rednerin hat das Wort die Kollegin

Birgitt Bender von Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die schö en Worte der Regierungsvertreter können nicht darüber inwegtäuschen, dass dieser Gesetzentwurf, der angebich den Nichtraucherschutz gewährleisten soll, halbherig und hasenfüßig ist. Er ist nur dann ein großer Schritt, enn man bedenkt, wie weit er sich angesichts des iderstandes in den eigenen Reihen vorwagt. Aber das ann nicht der Maßstab sein. Nach einer neuen Umfrage sind 88 Prozent der EUürger für umfassende Rauchverbote auch am Areitsplatz. In Deutschland gibt es ähnliche Mehrheiten. ie Regierung hat einfach nicht den Mut, dem zu folgen nd für einen konsequenten Nichtraucherschutz in eutschland zu sorgen. ie drücken sich davor, im Arbeitsschutzrecht Rauchverote zu verankern und dafür zu sorgen, dass Beschäftigte mfassend geschützt sind. Das wäre im Übrigen für die aststätten schon die halbe Miete. Nicht umsonst haben ie Bundesratsausschüsse für Arbeit und für Gesundheit ntsprechendes angeregt. Es fehlt Ihnen der politische Wille für einen umfasenden Nichtraucherschutz. Deswegen wird Deutschand, wenn dieses Gesetz Wirklichkeit wird, weiterhin inter den Standards in der EU zurückbleiben. Unser chutzstandard wird Schlusslicht sein. Meine Damen und Herren, vielleicht sollte man sich arüber auch nicht wirklich wundern. Wenn ich mir die nzeige ansehe, (Die Abgeordnete hält eine Anzeigenseite hoch)

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610109400

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie dieser Tage im SPD-Parteiblatt „Vorwärts“ erschie-
en ist, dann muss ich sagen: Der SPD ist offenbar nicht
ekannt, dass in der EU, inzwischen auch in Deutsch-
and, ein Tabakwerbeverbot gilt.


(Zuruf von der SPD: Das wissen wir! Es hat schon einen entsprechenden Briefwechsel gegeben!)


8 000 Euro waren offenbar doch zu verlockend. Daran
ann man sehen, wie es um das Engagement für den
ichtraucherschutz bestellt ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In der Anzeige geht es außer um die Werbung für das
auchen auch um Technik. Gegen Technik muss man
ichts haben. Gescheite Entlüftungssysteme wären ge-
au das, was Sie für die Raucherräume hätten vorschrei-
en sollen, damit wir nicht das erleben, was noch heute
n vielen Zügen der Fall ist, nämlich dass die Schwaden
us den Raucherräumen durch den gesamten Zug ziehen.
as kann bei Ihrer Regelung auch in öffentlichen Ge-
äuden der Fall sein.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: So ist das nicht!)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Daher müsste man hier konsequent sein und sagen: Ein
Raucherraum muss gewissen Standards genügen. Da ge-
hört der technische Schutz dann auch hin, damit die
Rauchschwaden aus den Raucherräumen eben nicht
überall hinziehen.

Wir stellen heute Anträge für einen umfassenden
Nichtraucherschutz. Wir geben Ihnen damit Gelegenheit
– weil viele von Ihnen im persönlichen Gespräch immer
wieder versichern, dass wir eigentlich Recht haben, ich
schaue jetzt niemanden direkt scharf an –, sich anders zu
entscheiden. Vielleicht tun Sie das ja noch; dann könnte
es ein wirklich guter Tag für den Nichtraucherschutz in
Deutschland werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610109500

Frau Kollegin Bender, erlauben Sie, bevor Sie abtre-

ten, noch eine Frage des Kollegen Daniel Bahr?


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610109600

Gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610109700

Bitte schön.


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1610109800

Frau Kollegin Bender, Sie haben dargestellt, warum

die Grünen ein so umfassendes Rauchverbot und einen
so umfassenden Schutz vor dem Konsum der Droge Ta-
bak wollen. In ihrem Grundsatzprogramm sowohl 2002
als auch 2005 und nach der Beschlusslage der Fraktion
des Bündnisses 90/Die Grünen treten sie für eine Legali-
sierung von Cannabis ein, obwohl wir gerade in dieser
Woche in der Sitzung des Gesundheitsausschusses erfah-
ren haben, wie gesundheitsschädlich auch der Cannabis-
konsum ist. Gehe ich deshalb richtig in der Annahme,
dass die Grünen zunächst den Cannabiskonsum legali-
sieren wollen, um dann den konkreten Konsum wie-
derum so umfassend zu verbieten, dass man lediglich
noch an Baggerseen kiffen darf?


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Wo treiben Sie sich denn herum?)



Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610109900

Lieber Kollege Bahr, Sie können sicher sein: Wir

zwingen niemanden zum Mitkiffen, auch Sie nicht.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610110000

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat die Kollegin Sabine Bätzing von der SPD-Fraktion
das Wort.


Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1610110100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Das
Motto in diesem Jahr lautet: „Smoke-free inside: Create
and enjoy“, oder auf Deutsch: „Rauchfrei genießen“.
Selten hat das Motto des Weltnichtrauchertages so gut
gepasst wie in diesem Jahr; denn genau das machen wir:

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(C (D ir schaffen für den Bereich des Bundes und die öffentichen Verkehrsmittel rauchfreie Räume. Die Deutsche ahn hat ein deutliches Signal gesetzt, indem sie ihre erkehrsmittel komplett für rauchfrei erklärt hat. Wir önnen diese rauchfreien Räume, liebe Kolleginnen und ollegen, auch im Deutschen Bundestag zukünftig geeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern enießen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kollegin Bender, ich bin zuversichtlich, dass
urch die Gänge des Deutschen Bundestages keine
auchschwaden wabern werden; denn bei den Raucher-

äumen handelt es sich um abgetrennte Räumlichkeiten.
as ist ganz klar definiert. Wir werden ab 1. September
007 hier die Rauchfreiheit genießen.


(Beifall bei der SPD)


eswegen bin ich froh, dass wir dieses Gesetz, dieses
ichtraucherschutzgesetz – man kann es nur immer wie-
er betonen –, heute passend zum Weltnichtrauchertag
erabschieden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit 1988 wird der
eltnichtrauchertag international begangen. Jahrelang
ar Deutschland in Sachen Nichtraucherschutz im inter-
ationalen Vergleich eher auf den hinteren Plätzen zu
inden. Viele unserer europäischen Nachbarn – das müs-
en wir uns eingestehen – sind an uns vorbeigezogen,
uch Länder wie Italien, Frankreich oder Irland, von de-
en wir das nie erwartet hätten. Aber in Deutschland
ind Fortschritte zu verzeichnen. Dazu zählen sowohl
esetzliche Regelungen als auch breitangelegte Maßnah-
en der Tabakprävention. Der Stimmungswechsel, der

ich in Deutschland manifestiert, ist förmlich spürbar.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Maßnahmen so-
ohl gesetzlicher als auch präventiver Art zeigen Wir-
ung, und zwar beim Gesundheitsschutz.


(Detlef Parr [FDP]: Ja, seit Jahren!)


urden im Jahr 1996 durchschnittlich 372 Millionen Zi-
aretten konsumiert, waren es im Jahr 2005 nur noch
63 Millionen. Auch die Quote der jugendlichen Rau-
her ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Rau-
hen gilt für viele Jugendliche nicht länger als cool. Mit
em heutigen Tag sind wir auch in Sachen Schutz vor
assivrauch nicht mehr das Schlusslicht in Europa.

Wir haben mehrfach gehört: Rauchen ist das größte
ermeidbare Gesundheitsrisiko. Wir haben die Gefah-
en durch das Passivrauchen jahrelang unterschätzt. Jetzt
üssen wir zu dem Schluss kommen, dass ein Schutz

or dem Passivrauchen erforderlich ist. Da durch das
auchen nicht nur die Gesundheit der Rauchenden, son-
ern auch die Gesundheit von Nichtrauchern stark ge-
ährdet wird, sind klare und einheitliche Regelungen
um Schutz von Unbeteiligten erforderlich. Das Nicht-
aucherschutzgesetz hat auch präventiven Charakter.
as zeigen uns die Erfahrungen anderer Länder, in de-
en solche Gesetze auch einen gewissen Präventionscha-
akter entfaltet haben.

Zwar konnte der Bund aufgrund seiner begrenzten
ompetenzen nur in einem bestimmten Bereich tätig






(A) )



(B) )


Sabine Bätzing
werden. Aber hier haben wir Maßstäbe gesetzt, an denen
sich nun auch die Bundesländer orientieren sollten. Un-
sere Linie ist klar: Grundsätzlich gilt das Rauchverbot.
Ausnahmen sind, wenn gewollt, nur in abgeschlossenen
Raucherräumen möglich. Ich verweise an dieser Stelle
darauf, dass im Bundesministerium für Gesundheit
Rauchfreiheit eingeführt wurde. Wir haben uns gegen
Raucherräume entschieden. Ich kann nur empfehlen,
dieses Vorgehen nachzuahmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn dieses Beispiel Schule macht – in den Ländern, in
den Kommunalbehörden, in Krankenhäusern, in Schulen
und vor allem in Gaststätten –, dann hat Deutschland
gute Chancen, beim Nichtraucherschutz bald einen der
vorderen Plätze in Europa zu belegen.

Kollegin Bender hat darauf aufmerksam gemacht,
dass die Bevölkerung dieses Konzept unterstützt. In
Deutschland wünschen sich 90 Prozent der Bürgerinnen
und Bürger eine rauchfreie Umgebung und rauchfreie
Räume. Wir haben diesen Wunsch aufgegriffen. An die-
ser Stelle danke ich ganz ausdrücklich den Kolleginnen
und Kollegen aller Fraktionen, die sich an dieser Initia-
tive beteiligt haben.

Abschließend appelliere ich noch einmal an die Bun-
desländer, selbst entsprechende gesetzliche Regelungen
zu verabschieden, damit wir geschützt vor den Gefahren
des Passivrauchens in das Jahr 2008 starten können. Der
Ball liegt jetzt bei ihnen. Politik und Gesellschaft müs-
sen ihre Verantwortung gemeinsam wahrnehmen und
klare Signale setzen, damit wir in Zukunft überall
rauchfrei genießen können, ganz nach dem Motto des
Weltnichtrauchertages „Smoke-free inside: Create and
enjoy“.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610110200

Ich schließe die Aussprache.

Bevor wir zur Abstimmung kommen, gebe ich be-
kannt, dass von einigen Kolleginnen und Kollegen der
FDP-Fraktion eine persönliche Erklärung zum Abstim-
mungsverhalten gemäß § 31 der Geschäftsordnung vor-
liegt, die wir zu Protokoll nehmen.1)

Jetzt kommen wir zur Abstimmung über den Entwurf
eines Gesetzes der Bundesregierung zum Schutz vor den
Gefahren des Passivrauchens. Der Ausschuss für Ge-
sundheit empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/5492, den Gesetzentwurf der
Bundesregierung auf Drucksache 16/5049 in der Aus-
schussfassung anzunehmen.

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen vor, über den wir zuerst ab-
stimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
sache 16/5502? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –

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1) Anlage 10

(C (D er Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koaliionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Zustimmung er Fraktion Die Linke und der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen abgelehnt. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeihen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzntwurf ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der Kolitionsfraktionen und der Fraktion Die Linke bei nthaltung der FDP-Fraktion und der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf st mit gleichem Stimmenverhältnis angenommen. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Gesundeit zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel Nichtraucherschutz praktikabel und mit Augenmaß umetzen“. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 16/5492, den Antrag er Fraktion der FDP auf Drucksache 16/5118 abzulehen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Geenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der raktion Die Linke und der Fraktion des Bündnisses 90/ ie Grünen gegen die Stimmen der FDP-Fraktion angeommen. Beschlussempfehlung des Ältestenrats zu dem Antrag es Bündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Raucherbot im Deutschen Bundestag“ umsetzen. Der Ältestenrat empfiehlt unter Nr. 1 seiner Bechlussempfehlung auf Drucksache 16/5493, den Antrag er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf rucksache 16/4400 für erledigt zu erklären. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist instimmig angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ältestenrat, den Antrag der Fraktion des Bündnises 90/Die Grünen auf Drucksache 16/4957 mit dem Tiel „Schutz vor Passivrauchen im Deutschen Bundestag irekt umsetzen“ für erledigt zu erklären. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Entaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig ngenommen. Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 35 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Lothar Bisky, Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und der Fraktion der LINKEN Einkommensteuertarif gerecht gestalten – Steuerentlastung für geringe und mittlere Einkommen umsetzen – Drucksache 16/5277 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die Fraktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. Gibt es Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rednerin der Kollegin Dr. Barbara Höll von der Fraktion Die Linke das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die heutige Debatte im Bundestag begann mit der Diskussion zur Unternehmensteuerreform. Es ist beschlossene Sache, dass die großen Konzerne massive Steuergeschenke bekommen: 6,6 Milliarden Euro im nächsten Jahr. Herr Fahrenschon von der CSU bemerkte innerhalb dieser Debatte zu Recht, dass im Bereich der Einkommensteuer etwas geschehen muss und dass die Bürgerinnen und Bürger endlich etwas vom Aufschwung merken müssen. Ich kann ihm da nur zustimmen. Allerdings haben wir damit nicht bis heute gewartet, sondern wir haben unseren Vorschlag dazu schon ins Parlament eingebracht. Wir schlagen Ihnen vor, die Einkommensteuer zu senken, indem der Tarif geändert wird, den Mittelstandsbauch abzubauen und den Spitzensteuersatz anzuheben. Auch Herr Glos bemerkte zum Beispiel am 20. Mai 2007: Als Erstes senken wir die Unternehmensteuern, um mehr Jobs zu schaffen. Niedrigere Steuern im Bereich Lohn und Einkommen sind der nächste Schritt. Ich sage ganz klar: Die Linke hat diese Unternehmensteuerreform, die Geschenke an die großen Konzerne, abgelehnt, und das werden wir auch weiter tun. Wir sehen ein massives Gerechtigkeitsproblem; denn im Gegensatz zu den großen Konzernen werden die Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen massiv belastet. Im vergangenen Jahr hatten die Lohnabhängigen effektiv weniger Geld zur Verfügung als im Jahr davor. Was aber tut die schwarz-rote Regierung? Sie verschlechtert die Situation der Betroffenen weiter. Durch Änderungen bei der Kilometerpauschale und die Defacto-Streichung der steuerlichen Absetzbarkeit häuslicher Arbeitszimmer hat sich die steuerliche Belastung massiv erhöht. Ihre Politik belastet die Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen in abhängiger Beschäftigung. Das machen wir nicht mit. Deshalb haben wir unseren Antrag vorgelegt. Wenn Sie unseren Vorschlag wohlwollend prüfen – das kann ich zumindest von den Vertretern der CSU annehmen –, dann werden Sie merken, dass dadurch zum Beispiel bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 30 000 Euro – das entspricht in etwa dem Jahreseinkom m d E E m s s M m M w s d d l d u S v t g S d g n n m d E d D v w v s e T w d n v b m C (C (D en von Facharbeiterinnen und Facharbeitern, aber auch em Jahresgewinn vieler kleiner Unternehmer – eine ntlastung von 960 Euro pro Jahr erzielt werden kann. s ist ein großer Unterschied, ob man im Monat 80 Euro ehr oder weniger im Portemonnaie hat. Die Voraussetzungen für die Umsetzung unseres Vorchlages sind günstig wie noch nie. Wir erwarten in dieem und im nächsten Jahr beträchtliche steuerliche ehreinnahmen, die zu einem guten Teil aus den Porteonnaies der kleinen Leute gespeist werden. Denn diese ehreinnahmen sind nicht nur der guten Konjunkturenticklung und den Exporterlösen, sondern auch den ge tiegenen Einahmen aus der Lohnsteuer und vor allem er Mehrwertsteuererhöhung zu verdanken, mit der Sie er Bevölkerung tief in die Tasche greifen. Insofern stelen wir fest: Wir haben die Möglichkeit und stehen vor er Notwendigkeit, das Gerechtigkeitsproblem zu lösen nd eine dauerhafte Entlastung vorzunehmen. Es ist bezeichnend für die Sozialdemokratinnen und ozialdemokraten: Wenn die CSU Änderungen im Tariferlauf – das heißt tatsächlich bei der steuerlichen Belasung – in Erwägung zieht, reagieren Sie mit der Anreung, die Sozialabgaben zu senken. Die Senkung der ozialabgaben stellt aber keine dauerhafte Entlastung ar, weil Sie in einem nächsten Schritt wieder Erhöhunen beschließen würden, wenn die Sozialkassen zu weig Geld haben. Hinzu kommt, dass jede Senkung der Sozialabgaben ur zur Hälfte den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehern zugute kommt. Von der anderen Hälfte profitieren ie Unternehmer und Unternehmerinnen. Was Sie als ntlastung verkaufen wollen, würde nur zur Hälfte bei en Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ankommen. as machen wir nicht mit. Unser Vorschlag ist sehr gut umsetzbar. Wir schlagen or, den Einkommensteuertarif zu senken. Damit gehen ir darauf ein, dass die Unternehmensteuerreform in ielen Fällen zu einer Belastung von kleinen und mitteltändischen Unternehmen führt. In diesem Bereich muss ine Entlastung erfolgen. Mit einem linear-progressiven arif muss der sogenannte Mittelstandsbauch abgetragen erden. Ich hoffe auf die wohlwollende Unterstützung zuminest vonseiten der CSU. Dann können wir in einer der ächsten Debatten vielleicht feststellen, dass Sie nach ielem Drängen wieder in der Lage sind, etwas für Areitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Kleinunterneher und Kleinunternehmerinnen zu tun. Ich danke Ihnen. Das Wort hat jetzt der Kollege Olav Gutting von der DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Einkommensteuer ist neben der Umsatzsteuer die ertragsreichste Steuer in diesem Land. Sie berücksichtigt neben der objektiven auch die subjektive Leistungsfähigkeit des einzelnen Steuerpflichtigen und wahrt damit das Leistungsfähigkeitsprinzip. Als direkte und damit für jeden Bürger auch direkt spürbare Steuer eignet sich die Einkommensteuer – wie der Antrag der Linken zeigt – sehr gut dazu, eine sogenannte Reform auf den Weg zu bringen und damit Aufmerksamkeit zu erhaschen. Die Forderung nach einem gerechteren Steuersystem ist nicht neu. In Deutschland haben sich schon einige daran versucht. Leider ist bisher ein durchschlagender Erfolg versagt geblieben. Eine Ursache dafür waren in der Vergangenheit immer wieder der Bund-Länder-Finanzausgleich, die Finanzverflechtungen zwischen Bund und Ländern. Diesbezüglich gibt es jetzt aktuelle Verhandlungen im Rahmen der Föderalismusreform II. Bei diesen Verhandlungen könnte die Grundlage geschaffen werden für einen neuen Anlauf zu einer durchgreifenden Reform der Einkommensteuer. Das wäre dringend notwendig. Insbesondere das Einkommensteuerrecht in diesem Land ist mittlerweile zu einem Steuerdschungel verkommen. Kein noch so gewiefter Steuerexperte kann heute für sich in Anspruch nehmen, den Wust von Steuergesetzen, Verordnungen, unzähligen Paragrafen, rund 100 000 Verwaltungsvorschriften und nahezu ebenso vielen Finanzgerichtsentscheidungen zu durchschauen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Da kommen ja jetzt noch einige dazu!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610110300

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610110400




(A) )


(B) )

Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1610110500

Wo Steuerberater, Finanzbeamte und Fachpolitiker den
Überblick verlieren, da hat auch der einfache Bürger und
Steuerzahler keinen Durchblick mehr.

Aber es ist nicht allein die Schuld der Politik, dass wir
heute einen Steuerdschungel haben. Es hat sich in den
letzten Jahrzehnten eine Art Schaukel entwickelt: Auf
der einen Seite werden immer neue Abschreibungs-
modelle und Steuersparmodelle von Abschreibungsspe-
zialisten ausgetüftelt werden, die in der Regel legal, aber
trotzdem äußerst grenzwertig sind. Auf der anderen
Seite stehen die Politik und die Finanzverwaltung, die
entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen müssen. Das
Ganze schaukelt sich so seit Jahren hoch und verursacht
eine immer höhere Komplexität, gerade auch bei der
Einkommensteuer.

Jetzt versucht Die Linke mit der wiederholten Forde-
rung nach noch mehr Umverteilung, eine erneute Neid-
kampagne zu entfachen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Steuersenkungen!)


Den Linken geht es dabei in erster Linie darum, mit
populistischen Forderungen auf sich aufmerksam zu ma-
chen.

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(C (D (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Interessenvertretung!)


hr angeblicher Kampf für mehr Gerechtigkeit in der Ge-
ellschaft ist im Grunde nichts anderes als die Fortset-
ung des sozialistischen Klassenkampfs.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Oh Gott!)


ierzu ist Ihnen wirklich jedes Mittel recht. Sie schre-
ken, wie gewohnt, auch nicht vor falschen Behauptun-
en zurück.

Ich will ein Beispiel nennen und zitiere dazu aus Ih-
em Antrag die Begründung am Ende des zweiten Absat-
es:

Dies führt in der Konsequenz dazu, dass auf
12 700 Euro bereits 23,5 Prozent Steuern gezahlt
werden müssen.

ie setzen damit auf die steuerpolitische Unbedarftheit
hrer Klientel. Das, was Sie in der Begründung Ihres An-
rags als Gesamtsteuerabgabe etikettieren, ist in Wirk-
ichkeit nichts anderes als die Grenzsteuerbelastung.
as bedeutet, dass bei einem Einkommen von
2 700 Euro nur der zwölftausendsiebenhundertste Euro
dieser eine Euro! – mit 23,5 Prozent zu versteuern ist
nd nicht, wie Sie es weismachen wollen, der gesamte
etrag von 12 700 Euro.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Sie schrecken vor keiner noch so platten Tatsachen-
erdrehung zurück. Sie muss nur geeignet sein, Stim-
ungen zu schüren. Hauptsache ist, dass es irgendwie in

hre sozialistischen Planspiele passt. Die Wahrheit ist,
ass der Durchschnittssteuersatz bei dem Betrag von
2 700 Euro lediglich 7,7 Prozent beträgt.

Lassen Sie mich noch auf eine weitere populistische
ttitüde in Ihrem Antrag aufmerksam machen. Sie kriti-

ieren, dass Steuerpflichtige mit einem Jahreseinkom-
en von lediglich 20 000 Euro durch die letzte Einkom-
ensteuerreform von Rot-Grün nur um 1 170 Euro

ntlastet wurden, während Steuerpflichtige mit einem
inkommen von 500 000 Euro um über 40 000 Euro ent-

astet wurden. Sie sollten wissen, dass es bei einem
inear-progressiven Steuersystem mathematisch na-
ezu zwingend ist, dass Steuerentlastungen konsequen-
erweise zu einer nominal höheren Entlastung bei höhe-
en Einkommen führen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das muss man ihnen erklären!)


enn jemand nur 1 000 Euro an Steuern zahlt, kann man
hm eben keine 2 000 Euro an Steuern erlassen. Das ist
icht möglich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Im Übrigen gibt es durch den progressiven Verlauf
er Einkommensteuerkurve eine Besteuerung nach dem
eistungsfähigkeitsprinzip. Dieses Leistungsfähigkeits-
rinzip ist keine Einbahnstraße. Das gilt für beide Rich-
ungen.






(A) )



(B) )


Olav Gutting

(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Deswegen brauchen wir auch einen hohen Spitzensteuersatz!)


Lassen Sie mich noch einmal darauf aufmerksam ma-
chen, dass in Deutschland die Einkommen von über
57 000 Euro jährlich – obwohl sie nur 15 Prozent aller
Einkommen ausmachen – 65 Prozent zu der insgesamt
vereinnahmten Einkommensteuer beitragen. Das
heißt, die Hälfte aller Einkommensteuerzahler trägt zu
über 90 Prozent zu der vereinnahmten Einkommensteuer
und die andere Hälfte, die eher gering verdienenden
Schichten, trägt weniger als 10 Prozent zu den Einkom-
mensteuereinnahmen bei. Die starken Schultern in die-
sem Land, die Leistungsträger wie der Facharbeiter und
der Schichtarbeiter, tragen also bereits heute in unserem
Land fast die gesamte Steuerlast bei der Einkommen-
steuer. Wer ihnen noch mehr aufbürden will – das wollen
Sie mit Ihrem Antrag erreichen –, der zerstört letztend-
lich die Grundlage des Wohlstandes in diesem Land.
Nehmen Sie den Leistungsträgern die Motivation, sich
anzustrengen, und Sie haben bald gar nichts mehr zum
Umverteilen!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Linke erst
dann zufrieden ist, wenn in diesem Land alle arm sind.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Was?)


Die Forderung nach mehr Steuergerechtigkeit ist für
sich genommen ein ehrenwertes und erstrebenswertes
Ziel. Wie Sie wissen, haben auch wir von der Union uns
dieser Zielsetzung verschrieben. Ich darf auf die Kon-
zepte von Uldall, Merz und zuletzt von Kirchhof hinwei-
sen. Leider ist die Umsetzung dieser Konzepte im
Moment in dieser Koalition nicht möglich. Aber aufge-
schoben ist nicht aufgehoben. Ich bin der Meinung, dass
wir zukünftig primär über einen Weg zur Steuerverein-
fachung nachdenken sollten; denn nur ein einfaches und
verständliches Einkommensteuerrecht ist auch ein ge-
rechtes Steuerrecht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der vorhandene Steuerdschungel führt dazu, dass die
Steuergerechtigkeit auf der Strecke bleibt. Auch das
Wirtschaftswachstum bleibt gehemmt. Der Wohlstand
der Gesellschaft insgesamt wird dadurch beeinträchtigt.

Die Arbeit der Großen Koalition ist durch die An-
strengungen geprägt, die Staatsfinanzen zu sanieren und
das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Es gelingt. Bei-
des wurde mit Erfolg auf den Weg gebracht. Ich will hier
nur an das 25-Milliarden-Euro-Impulsprogramm aus
dem Jahr 2006 erinnern. In den nächsten Jahren werden
wir uns verstärkt um die Eindämmung der Paragrafenflut
kümmern. Eine Vereinfachung gerade beim Einkom-
mensteuerrecht führt automatisch zu mehr Steuergerech-
tigkeit. Das gilt gleichermaßen für große und kleine
Steuerzahler. Geeignete Konzepte hierzu liegen zur Ge-
nüge vor. Das Konzept von der Linken zur Umverteilung
und Zerstörung von Leistungsanreizen

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(C (D (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das ist doch gar kein Konzept, das die vorgelegt haben!)


ehört jedoch nicht dazu und muss deswegen abgelehnt
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610110600

Ich erteile der Kollegin Dr. Barbara Höll zu einer kur-

en Kurzintervention das Wort.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610110700

Sehr geehrter Herr Kollege Gutting, da Sie uns vorge-

orfen haben, die Zahlen in unserem Antrag seien nicht
ichtig, erlaube ich mir, Sie darauf hinzuweisen, dass in
nserem Antrag eindeutig vom Grenzsteuersatz die Rede
st und davon, dass der Eingangssteuersatz bei
5 Prozent liegt. Dass wir nicht innerhalb eines Satzes
om Grenzsteuersatz zur Durchschnittsteuerbelastung
echseln, liegt auf der Hand. Das versteht man auch.

Des Weiteren möchte ich anmerken, dass Sie fälschli-
herweise dargelegt haben, dass es zu einer Belastung
on Facharbeiterinnen und Facharbeitern durch den von
ns vorgeschlagenen linear-progressiven Tarif komme.
as stimmt nicht. Wenn Sie das nachrechnen, stellen Sie

est, dass es durch unseren Tarif zu einer Absenkung der
urchschnittlichen Steuerbelastung bis zu einem zu ver-
teuernden Einkommen in Höhe von etwa 55 000 Euro
ommt. Das ist auf alle Fälle die Grenze, unter die die
ehrheit der abhängig Beschäftigten fällt. Es geht um

ine Mehrbelastung der wirklichen Spitzenverdiener.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610110800

Herr Kollege Gutting, wollen Sie erwidern? – Bitte.


Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1610110900

Nur ganz kurz.

Frau Kollegin Dr. Höll, die Begründung Ihres Antra-
es ist so zu verstehen, wie ich es eben vorgetragen
abe. Anderenfalls hätten Sie es deutlicher machen müs-
en. Sie beziehen sich nicht exakt auf den Grenzsteuer-
ert. Vielmehr soll die Gesamtsteuerbelastung für den
enannten Betrag bei 23,5 Prozent liegen.

Ich weiß nicht, wie es in Ihrer Heimat aussieht. Ich
omme aus Baden-Württemberg.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Ich komme aus Sachsen!)


ei uns verdienen die Facharbeiter und die Schichtarbei-
er – Gott sei Dank – sehr gutes Geld; das haben sie ver-
ient. Sie sind die Leistungsträger in unserem Land. Mit
er von Ihnen vorgeschlagenen Reform würde dieser
ersonenkreis zusätzlich belastet.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610111000

Ich erteile jetzt dem Kollegen Carl-Ludwig Thiele

von der FDP-Fraktion das Wort.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1610111100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Gutting, Sie
haben vom Steuerdschungel und davon gesprochen, dass
in den nächsten Jahren eine Eindämmung der Paragra-
fenflut erfolgen soll. Es wäre gut gewesen, wenn die
heute Morgen stattgefunden hätte und nicht das Gegen-
teil dessen heute vom Deutschen Bundestag beschlossen
worden wäre.


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Hier geht es um die Einkommensteuer!)


– Herr Kollege Bernhardt, die Einkommensteuer ist
durch Gegenfinanzierungselemente in dem Gesetz, wel-
ches heute Vormittag verabschiedet worden ist, reichlich
tangiert worden. Insofern ging es auch heute Morgen
schon um die Einkommensteuer.

Im letzten Jahr haben Union und SPD die größte
Steuererhöhung unseres Landes beschlossen, nämlich
eine Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte. Die-
ser Steuererhöhung hat auch die SPD zugestimmt, die
noch im Bundestagswahlkampf strikt gegen eine Steuer-
erhöhung war und erklärt hatte: „Keine Merkel-Steuer
mit der SPD.“


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Das ist jetzt verjährt!)


Die Große Koalition hat ferner die Reichensteuer einge-
führt – wir sind in dieser Debatte beim Einkommensteu-
ertarif –, und der Spitzensteuersatz ist von 42 Prozent
auf 45 Prozent erhöht worden. Auch diese Erhöhung er-
folgte mit Zustimmung der Union.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Oh ja!)


Am 11. März haben die Steuerschätzer festgestellt,
dass in diesem Jahr fast 10 Prozent mehr Steuern als im
vergangenen Jahr eingenommen werden. Der Staat
nimmt also mit 535 Milliarden Euro etwa 50 Milliarden
Euro mehr ein als im Vorjahr. Deshalb können wir, so
glaube ich, hier gemeinsam feststellen: Noch nie gab es
so große Steuererhöhungen, und noch nie sprudelten die
Steuerquellen so ergiebig wie heute.

Genau zu diesem Zeitpunkt reicht die PDS-Fraktion
diesen Antrag ein, mit dem der Spitzensteuersatz sogar
auf 50 Prozent steigen soll. Wir erleben also trotz der
sprudelnden Steuerquellen weiter reflexhafte Forderun-
gen der Linken im Parlament – sowohl von Teilen der
SPD als auch von der Linkspartei –: Der Staat braucht
weitere Steuererhöhungen, der Staat braucht eine stär-
kere Belastung der Bürger, und der Staat weiß besser mit
dem Geld der Bürger umzugehen als der Bürger selbst.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das meinen die!)


Die von der Linken behauptete Gerechtigkeitslücke
– das hat Herr Kollege Gutting gerade dargestellt – kann
angeblich nur dadurch geschlossen werden, dass die leis-
tungsfähigen Bürger in unserem Land, der Mittelstand

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(C (D nd die hart arbeitende Bevölkerung, weiter belastet erden. Deshalb lassen Sie uns einmal die Fakten be rachten und schauen, ob die Gerechtigkeitslücke, die mmer kritisiert wird, in der Form überhaupt besteht. Das Finanzministerium mit einem SPD-Finanzminiser an der Spitze hat eine Datensammlung zum Steuerufkommen des Jahres 2005 vorgelegt. Diese Daten sollen auch die versammelten Linken im Parlament zur enntnis nehmen. Die oberen 10 Prozent der Steuerflichtigen zahlen mehr als 50 Prozent der Einkommenteuer, und die oberen 50 Prozent der Steuerpflichtigen ahlen mehr als 93 Prozent der Einkommensteuer. Die nteren 50 Prozent der Steuerpflichtigen zahlen keine Prozent der Einkommensteuer. Diese Zahlen zeigen: ine Gerechtigkeitslücke besteht nicht. er finanziell leistungsfähiger ist, wird auch stärker zur inanzierung des Gemeinwohls herangezogen. Dies ollten auch die vereinten Linken in diesem Haus endich zur Kenntnis nehmen. Für die FDP sage ich Ihnen: Bei den sprudelnden teuerquellen ist es geboten, den Bürgern einen Teil der teuermehreinnahmen zu ihrer finanziellen Entlastung, ür Investitionen und für Konsum zurückzugeben. ies sage ich für die gesamte Fraktion, auch für die aushälter in unserer Fraktion; denn wir brauchen beies, eine Rückführung der Neuverschuldung und eine ntlastung der Bürger. Deshalb fordert die FDP eine rundsätzliche Steuerreform mit einer deutlichen Nettontlastung für alle Bürger. Zusätzlich braucht unser Land erade nach der Verwüstung des Steuerrechts von heute ormittag durch die Große Koalition im Bereich der teuerpolitik eine grundsätzliche Reform für ein niedrieres, einfacheres und gerechteres Steuersystem. ie FDP wird sich weiter hierfür und für die steuerliche ntlastung der Bürger einsetzen. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Florian Pronold von er SPD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Herr Thiele, ich glaube, niemand gibt so chnell wie unser Staat Steuereinnahmen an die Bürgeinnen und Bürger zurück. Warum sollte der Staat die teuern behalten? Wohin fließen seine Steuereinnahmen enn? Das Gegenstück zu Steuern sind Investitionen, um Beispiel in Bildung, in Krankenhäuser, in Straßen, nd Ausgaben für soziale Leistungen wie BAföG, rbeitslosengeld II usw. Der Staat behält also keinen inzigen Cent seiner Steuereinnahmen; vielmehr gibt er ie den Bürgerinnen und Bürgern zurück. Florian Pronold Unsere Steuereinnahmen sind zurzeit Gott sei Dank gut; sie sind höher, als wir es erwartet haben. Das ist deswegen so, weil wir ein Investitionsprogramm aufgelegt haben, das die Binnenkonjunktur massiv angekurbelt hat. Die Steuermehreinnahmen sind nicht durch die zuletzt beschlossenen Steuererhöhungen zustande gekommen, sondern überwiegend durch die bessere konjunkturelle Situation. (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Die Mehrwertsteuererhöhung hat nicht gewirkt?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610111200
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1610111300




(A) )


(B) )


– Frau Höll, schauen Sie sich einmal die Gewerbesteuer-
und die Körperschaftsteuereinnahmen an: Sowohl das
Netto- als auch das Bruttoaufkommen haben in den letz-
ten zehn Jahren einen deutlichen Zuwachs erfahren. Die
Gewerbesteuer- und die Körperschaftsteuereinnahmen
waren in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie so
hoch wie in diesem Jahr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Man kann Fakten nicht einfach immer wieder ignorie-
ren, nur weil sie einem nicht passen.

Jetzt komme ich auf Ihre Propaganda zu sprechen.
Herr Kollege Gutting hatte recht. Ich lese einfach einmal
einen Absatz Ihres Antrags vor:

Schuld daran ist die Gestaltung des Tarifverlaufs
bei der Einkommensteuer. Hier hebt die Bundesre-
gierung zwar gern die Senkung des Eingangssteuer-
satzes auf 15 Prozent hervor.

Jetzt kommt es:

Allerdings steigt der Steuersatz bis zu einem jährli-
chen Einkommen in Höhe von 12 700 Euro deut-
lich stärker als bei einem Einkommen von mehr als
12 700 Euro. Dazu kommt ein zu geringes steuer-
freies Existenzminimum.

Dann folgt der entscheidende Satz – er ruft bei jedem
Menschen eine falsche Vorstellung hervor –:


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel!)


– Rufen Sie nicht dazwischen! Hören Sie zu, oder lesen
Sie mit, was ich aus Ihrem Antrag zitiere! –

Dies führt in der Konsequenz dazu, dass auf
12 700 Euro bereits 23,5 Prozent Steuern gezahlt
werden müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Damit führen Sie Menschen in die Irre.

Der Kollege Gutting hat zu Recht darauf hingewie-
sen, dass die durchschnittliche Steuerbelastung bei
7,7 Prozent liegt. Richtig ist: Ab dem 12 700. Euro – erst
ab diesem Wert – gilt der Grenzsteuersatz von 23,5 Pro-
zent, und das steht nicht in Ihrem Antrag. Ich wieder-
hole: Sie versuchen, die Menschen in die Irre zu führen.

Sie beziehen sich in Ihrem Antrag nicht auf eine Fami-
lie mit einem Jahreslohn von 30 000 Euro, sondern auf

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(C (D ine Familie mit einem Jahreslohn von rund 24 700 Euro. ch beziehe mich einmal auf eine Familie mit einem Jaheslohn von 30 000 Euro, die Sie in Ihrer Rede angeführt aben. Ein Vergleich zwischen 1998 und 2005 unter Eineziehung der Erhöhung des Kindergeldes zeigt: Eine Failie mit zwei Kindern war im Jahr 2005 um jährlich 350 Euro – das entspricht etwa 4 600 DM – entlastet. it anderen Worten: Diese Familie hatte mehr Geld im eldbeutel. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Rechnung stimmt nicht, weil die Lohnsteigerung nicht enthalten ist!)


Ich danke für den Zwischenruf. Ich bin in meiner
echnung davon ausgegangen, dass die Löhne gleich
eblieben sind. Ihr Zwischenruf hilft mir, zu dem über-
uleiten, worauf ich zu sprechen kommen wollte.

In der Zeit, über die wir reden, sind die Löhne leider
aum gestiegen. Aufgrund der unter Rot-Grün durchge-
ührten Steuerentlastungen sind die Reallohneinkommen
ast mehr gestiegen als durch die Tariferhöhungen, die es
n diesem Zeitraum gab. Sie selber schreiben in Ihrem
ntrag, dass die primäre Einkommensverteilung ent-

cheidend für die Frage der Umverteilung ist. Leider
ird dies nur in einem einzigen Satz zum Ausdruck ge-
racht. Anschließend erwecken Sie den Eindruck, als
önne der Staat alles, was durch die primäre Einkom-
ensverteilung nicht gelingt, über eine entsprechende
teuerpolitik korrigieren, Stichwort „Umverteilung“.
as geht nicht.

Zur Frage der Ungleichbehandlung. Schauen wir uns
n, was das effektiv bedeutet. Ich beziehe mich wieder auf
ie Familie mit 30 000 Euro Einkommen, die Sie als Bei-
piel angesprochen haben! Bei einer Familie mit 30 000
uro Einkommen beträgt die Entlastung unter Berück-
ichtigung des Abzugs von Steuern und Sozialabgaben
,2 Prozentpunkte, bei einer Familie mit 100 000 Euro
inkommen 3,6 Prozentpunkte, also deutlich weniger.
etzt können Sie wieder auf die absoluten Beträge verwei-
en, und dann wird es wieder so aussehen, als würden die-
enigen, die in der Gesellschaft oben sind, mehr entlastet.
on der prozentualen Entlastung her ist es genau anders-
erum.

Auch ich stelle die Frage danach: Wie kann ein ge-
echter Steuertarif aussehen? Natürlich könnte man
ber den Tarif, den Sie aufgezeichnet haben, diskutieren.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Darüber muss man reden!)


Ja, aber dann muss man auch darüber diskutieren, wie
an den finanziert. Dann muss man diskutieren – unter
ot-Grün sind wir dafür gescholten worden –, welche
egenfinanzierung für die Steuerentlastungen angeboten
erden kann. Es wird immer nur beklagt – –


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Hätten Sie heute auf die Unternehmensteuerreform verzichtet, hätten Sie schon im nächsten Jahr was dafür!)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610111400

Herr Pronold, Sie haben das Wort.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1610111500

Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie selbst im

„Neuen Deutschland“ schreiben.

Wir haben das heute diskutiert. Fakt ist: Nach dem
DIW gibt es in Deutschland jedes Jahr 100 Milliarden
Euro, die hier steuerpflichtig wären, hier aber nicht ver-
steuert werden.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Mit der Abgeltungsteuer treffen Sie sogar noch die kleinen Sparer!)


Wenn wir das durch die Unternehmensteuerreform zu-
künftig auch nur zu einem Teil zurückbekommen – das
ist in das Finanztableau kaum eingerechnet –, dann er-
zielen wir mehr Steuereinnahmen, und zwar auch von
den Richtigen, nämlich denen, die bisher Gestaltungs-
möglichkeiten nutzen. Das ist Sinn und Zweck dieser
Steuerreform. Ich kann ein Gerechtigkeitsverständnis
nicht akzeptieren, das sich der Realität verweigert und
dies eben nicht in den Blick nimmt.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Ihre Politik ist Entlastung der großen Unternehmen!)


Wie sieht es denn mit dem Spitzensteuersatz aus?
Wie der Kollege Thiele richtig festgestellt hat, haben wir
unter der Großen Koalition das wieder ein Stück weit be-
hoben, was der SPD eh nicht gepasst hat, nämlich dass
der Spitzensteuersatz auf 42 Prozent gesenkt worden ist.
Wir haben die 45 Prozent zurückerkämpft.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Aber das ist doch ein Placebo! Das ist doch minimal! – Zuruf von der FDP: Das ist immer noch zu hoch!)


– Entschuldigung! Die SPD-Position in den damaligen
Verhandlungen im Vermittlungsausschuss war nicht ein
Satz von 42 Prozent, sondern ein Satz von 45 Prozent.
Sonst hätten wir das auch nicht ins Wahlprogramm auf-
genommen. Wir brauchten damals eine Mehrheit im
Bundesrat. Dadurch kam es zu den 42 Prozent. Jetzt ha-
ben wir das zurückerkämpft. Deswegen sind wir da auf
dem richtigen Weg.

Es handelt sich um eine wirkliche Entlastung vor al-
lem für die unteren und mittleren Einkommen, übrigens
auch für den Mittelstand. Noch nie in der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland ist der Mittelstand so stark
entlastet worden wie unter der rot-grünen Steuerpolitik.
Die Anrechenbarkeit der Gewerbesteuer auf die Ein-
kommensteuer und die Absenkung des Spitzensteuersat-
zes bei der Einkommensteuer haben dies bewirkt. Wir
haben die echten Leistungsträger in der Gesellschaft mit
unserer Steuerpolitik bessergestellt, damit auch Gerech-
tigkeit in die Einkommensverteilung gebracht und dazu
beigetragen, dass die Entwicklung bei den Reallöhnen
– Erhöhungen konnten nicht erkämpft werden; die Real-
löhne sind sogar zurückgegangen; das stellt man fest,
wenn man sich anschaut, was den Beschäftigen in der
Zeit an Urlaubs- und Weihnachtsgeld gestrichen worden
ist – durch Steuerentlastungen ein Stück weit kompen-

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(C (D iert worden ist. Das Problem ist, dass die Leute das icht gespürt haben, weil nämlich weniger im Geldbeuel war, (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Und die Mehrwertsteuer?)


ber nicht wegen der Politik, sondern wegen der Realität
er Einkommensverteilung in der Gesellschaft, die zwi-
chen den Tarifparteien ausgehandelt worden ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Und die Mehrwertsteuererhöhung ist vom Himmel gefallen?!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610111600

Jetzt hat als letzte Rednerin die Kollegin Christine

cheel vom Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610111700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

st ein bisschen schade, Frau Dr. Höll, dass Sie sich in
hrem Antrag nur auf den Tarif konzentriert haben und
uf das, was die Menschen in diesem Land umtreibt,
ämlich dass unser Steuersystem zu kompliziert ist, dass
lles zu bürokratisch ist, dass es zu wenig transparent ist,
it keinem Wort eingegangen sind. Das ist im Prinzip

nser Hauptproblem. Danach kann man über den Tarif
nd über die Ausgestaltung des Tarifs reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)


Richtig an dem Vorschlag ist, dass die Steuerbelastun-
en der Beschäftigten infolge von nominellen Einkom-
enssteigerungen von Jahr zu Jahr steigen. Das ist das

nteressante. Florian Pronold hat einen Vergleich über
ie Jahre 1998 bis heute angestellt. Das Kindergeld ist in
iesen Jahren angehoben worden. Wir haben unter der
ot-grünen Regierung wirklich viel in diesem Bereich
emacht. Hier ist es zu einer Entlastungswirkung ge-
ommen. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass
ir bei dem progressiven Einkommensteuertarif, den
ir in Deutschland haben, nicht den Inflationsindex be-

ücksichtigen. Das heißt, dass wir in der Bundesrepublik
edes Jahr heimliche Steuererhöhungen haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist richtig!)


Das Lohnsteueraufkommen nimmt bei gleicher Be-
chäftigungssituation zum Beispiel um 1,6 Milliarden
uro im Jahr zu, wenn die Löhne, was realistisch ist, um
,5 Prozent steigen. Das sind Mehreinnahmen des Staa-
es. Wenn die Löhne um 2,5 Prozent steigen würden,
ätte der Staat im Lohnsteuerbereich mehrere Milliarden
uro mehr.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Auch die Kirchen!)


as sind Zahlen, die man nicht wegdiskutieren kann.
er Effekt kann in der jetzigen konjunkturellen Lage mit

elativ guten Lohnabschlüssen natürlich noch viel höher
usfallen. Wir Grünen halten es für richtig, dass wir uns






(A) )



(B) )


Christine Scheel
im Einkommensteuertarif im Hinblick auf die Lohnent-
wicklung im Prinzip eine Anpassung überlegen müssen.


(Zuruf der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Deshalb ist die Aussage richtig, dass die Steuerentlas-
tungen im Laufe der nächsten Jahre im Zeitablauf aufge-
fressen werden. Es gibt Untersuchungen darüber, dass
die Steuerlasten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer in etwa drei Jahren aufgrund der kalten Progres-
sionswirkung wieder so hoch sein werden wie zum Ende
der Regierungszeit von Helmut Kohl. Das ist richtig.
Hier gebe ich Ihnen recht. Sie ziehen aber die falsche
Schlussfolgerung.


(Dr. Barbara Höll Sie sagen, dass das Existenzminimum angehoben werden soll. Ich denke, es gibt niemanden hier im Raum, der sagen würde, das wäre falsch. Das Existenzminimum auf 8 000 Euro anzuheben, ist eine gute Überlegung. Es ist völlig klar, dass man das finanzieren muss, aber es ist eine gute Überlegung. Wenn Sie aber sagen, wir erhöhen den Spitzensteuersatz auf 50 Prozent, dann kann ich nur sagen: Sie vergessen die Gesamtbelastung der Menschen in diesem Land, deren Einkommen in diesem Bereich liegen. Hier geht es nicht nur um die Steuern. Hier geht es auch um die Abgabenwirkungen in den sozialen Sicherungssystemen – bei den Rentenversicherungen und bei anderen Versicherungen –, sodass Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer eine Belastung haben, die einschließlich der Abgaben 60 Prozent erreicht. Bei denjenigen, die bei einer Anhebung im Bereich des Spitzensteuersatzes wären, würde von jedem Euro, der zusätzlich verdient wird, nicht mal ein Drittel im Geldbeutel der Menschen bleiben. Ich glaube nicht, dass sich das bei den Selbstständigen und bei den abhängig Beschäftigten in der Bundesrepublik Deutschland positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirken würde. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der LINKEN)


Eine kurze Bemerkung: Sie machen es sich verdammt
leicht. Sie nehmen die Realität nicht an. Sie müssen ein-
mal gucken, wer von den Steuerpflichtigen zum Steuer-
aufkommen beiträgt.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Nach der Leistungsfähigkeit!)


Einige Kollegen haben bereits darauf hingewiesen.
8 Prozent aller Steuerpflichtigen – das sind diejenigen
mit hohen Einkommen – zahlen 44 Prozent des gesam-
ten Einkommensteueraufkommens. 8 Prozent zahlen
44 Prozent.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit!)


Schauen wir uns an, was das für den unteren Bereich
bedeutet. Wir von Rot-Grün haben sehr viel gemacht.
Sehr viele Menschen sind völlig aus der Steuerschuld
herausgefallen. Durch die rot-grüne Reform von damals

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(C (D ahlt über 1 Million Menschen weniger Steuern. Man ieht, dass im unteren Bereich viel passiert ist. Eine letzte Bemerkung – wir haben heute bereits daüber debattiert –: Sie unterschlagen völlig, was mit den ersonenunternehmen und den Selbstständigen geschieht. ie zahlen dann plötzlich auch 50 Prozent Steuern. Wir aben heute Morgen von der Koalition eine Beschlussorlage erhalten, in der es hieß, dass die Körperschaftteuer 25 Prozent betragen solle. (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Sie kennen doch die Zahlen!)


ie ignorieren völlig, dass die Personenunternehmen und
ie Selbstständigen in der Spitze bei einem Steuersatz
on 50 Prozent liegen. Hinzu kommt – neben anderen
ffekten – noch der Soli. Das ist zutiefst ungerecht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie bestrafen die Selbstständigen und die Handwerker in
hrer wirtschaftlichen Situation. Das machen wir nicht
it.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610111800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/5277 an den Finanzausschuss vorge-

chlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 36 a und 36 b auf:

36 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Birgitt
Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Den 17.05. als offiziellen Tag gegen Homo-
phobie begehen

– Drucksache 16/5291 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Berichts des Ausschusses für Men-

(17. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck

(Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Marieluise

Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Meinungs- und Versammlungsfreiheit für Les-
ben und Schwule in ganz Europa durchsetzen

– Drucksachen 16/1667, 16/5442 –

Berichterstattung:
Dr. Herta Däubler-Gmelin






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei Bünd-
nis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten soll. Gibt es
Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Kollegen Volker Beck von Bündnis 90/
Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610111900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Leider

gibt es allen Grund, heute über dieses Thema, über die
Frage der Grundrechte von Lesben und Schwulen in den
Mitgliedstaaten der Europäischen Union und des Euro-
parats, zu sprechen.

In Riga wurde das Verbot des Christopher-Street-
Days gerade von einem Verwaltungsgericht aufgehoben;
dort gibt es eine funktionierende Justiz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


Aber in Vilnius wurde gerade ein CSD-Verbot rechtsgül-
tig ausgesprochen. In Chişinău in Moldawien wurde vor
einigen Wochen der CSD verboten. Gestern erreichte
auch die Organisation des Moskauer Gay-Pride 2007 ein
Verbot der Moskauer Stadtregierung für den Gay-Pride
in diesem Jahr.

Alle diese Länder sind Signatarstaaten der Europäi-
schen Menschenrechtskonvention. Wer es noch nicht
wusste, kann es seit neuestem beim Europäischen Ge-
richtshof für Menschenrechte nachlesen, der Anfang
Mai dieses Jahres der Republik Polen ins Stammbuch
geschrieben hat, dass man auch Demonstrationen von
Lesben und Schwulen dulden muss. Auch wenn die
Mehrheit der Bevölkerung sich nicht mit ihnen identifi-
zieren mag, wenn die politische Klasse und die Perso-
nen, die die Versammlungsbehörde anführen, das ekel-
haft finden, sind die Grundrechte zu wahren, die
Demonstrationen zuzulassen; friedliche Demonstranten
sind vor Gewalt zu schützen, und der Rechtsweg gegen
ungerechtfertigte Beschränkung der Versammlungsfrei-
heit ist so auszugestalten, dass man vor der Veranstal-
tung eine Chance hat, vor Gericht Recht zu bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Leider müssen wir feststellen: In vielen Ländern
– man sieht es zurzeit am Beispiel Moskaus – schert sich
keiner darum. Deshalb sollten wir heute als Deutscher
Bundestag ein deutliches Signal über alle Fraktionsgren-
zen hinweg aussenden, dass wir diese Verletzung der
Versammlungs- und Meinungsfreiheit nicht akzeptie-
ren.

Es ist traurig, festzustellen, dass es in Moskau fak-
tisch keine Politikerinnen und Politiker gibt, die die
Rechte von Lesben und Schwulen unterstützen, unab-
hängig davon, wie sie zu den Forderungen stehen. Diese
Forderungen zu äußern, dafür auf die Straße zu gehen,

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(C (D ich friedlich zu versammeln, das ist ein Anliegen, das er Staat zu gewährleisten hat. Gegen Faschisten, die auf er Straße mit Prügeln auf die Demonstranten warten, uss eine Sicherheitspolitik friedliche Demonstranten uf jeden Fall schützen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


n Moskau ist leider das Gegenteil der Fall.

Herr Luschkow, der Bürgermeister, spricht von Sata-
ismus auf der Straße, hetzt gegen Schwule und Lesben,
nd niemand wehrt sich dagegen, dass schon heute zu
ewalttaten bei eventuellen Aktionen am Sonntag auf
oskaus Straßen aufgerufen wird. Nicht die Gewalttäter
erden verhaftet, sondern Leute, die dafür bekannt sind,
ass sie friedlich für Demokratie und Menschenrechte
uf die Straße gehen. Das ist ein Skandal. Dem stellen
ir uns als demokratisches Parlament der Bundesrepu-
lik Deutschland gemeinsam entgegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der FDP und der LINKEN)


Ich finde es sehr bedauerlich, dass bislang nur ein ein-
iger Duma-Abgeordneter, nämlich der stellvertretende
orsitzende der Verfassungskommission, Herr Alexej
itrofanow, gesagt hat, das Versammlungsrecht sei zu

espektieren. Herr Mitrofanow ist leider eine sehr schil-
ernde Person. Er gehört zur Schirinowskij-Partei und
at fürchterliche Dinge zu Frauenrechten, Minderheiten,
thnischen Minderheiten, Ausländern und zum Verhält-
is zu den Nachbarstaaten Russlands gesagt.

Es ist zwar gut, dass er sich zu einem Grundrecht im
emokratischen Sinne äußert. Das allein macht aus ihm
ber noch keinen Demokraten. Wir werden genau beob-
chten, ob er Mitglied in der demokratischen Familie
erden kann. Zuvor muss er sich von seinen früheren
ußerungen zur Ausländerpolitik, zur Frauenpolitik und

ur Außenpolitik rückhaltlos distanzieren. Nur eine rich-
ige Erkenntnis reicht für politische Gemeinsamkeiten
wischen ihm und uns demokratischen Politikern nicht
us.

Das werde ich Herrn Mitrofanow bei meinem Besuch
n Moskau persönlich sagen. Ich fahre nämlich nach die-
er Debatte zusammen mit Europaabgeordneten und mit
iner Kollegin aus dem italienischen Parlament dorthin.
ir wollen an der Seite der Menschenrechtsverteidiger

n Russland zum Ausdruck bringen, dass wir als demo-
ratische Politiker sie nicht alleine lassen. Wir haben
roßen Respekt vor ihrem Kampf in dieser schwierigen
ituation. Unsere Parlamente stehen hinter uns, auch
enn nicht aus allen Parlamenten Vertreter nach Moskau

ahren können.

Das klare Signal ist: Menschenrechtsverteidiger kön-
en sich auf demokratische Politiker aus unserem Land
erlassen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der FDP und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610112000

Das Wort hat jetzt der Kollege Holger Haibach von

der CDU/CSU-Fraktion.


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1610112100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft GfK
Polonia zufolge betrachten 53 Prozent der Polen Homo-
sexualität als Sünde. 57 Prozent denken, Homosexuelle
sollten sich nicht öffentlich zu erkennen geben.
45 Prozent der Polen denken, Homosexuelle sollten ver-
suchen, sich zu ändern. 58 Prozent der Befragten erklär-
ten, Homosexuelle sollten nicht die Möglichkeit zur öf-
fentlichen Kundgebung haben.

Ich glaube, dass dies ausgesprochen besorgniserre-
gende Zahlen sind. Sie zeigen, dass das Problem, über
das wir heute sprechen, sich nicht allein in den Köpfen
von Politikern abspielt, sondern dass dieses Problem auf
Mentalitäten von Menschen zurückgeht. Außerhalb des
Bereiches des Europarates und der Europäischen Union
können wir sehen – darauf möchte ich später noch zu-
rückkommen –, dass das noch in einer ganz anderen Art
und Weise eine Rolle spielt.

Wir haben vor zwei Wochen im Deutschen Bundestag
über die Situation in Russland im Rahmen einer Aktuel-
len Stunde gesprochen. Es ging um das Demonstrations-
recht und die Meinungsfreiheit im Allgemeinen. Wir wa-
ren uns über die Parteigrenzen hinweg einig, dass wir
das Vorgehen russischer Behörden nicht tolerieren kön-
nen. Demonstranten, die friedlich für ihre Rechte eintra-
ten, wurde nicht nur die Möglichkeit dazu verweigert,
sondern sie wurden darüber hinaus noch verhaftet und
müssen nun Repressalien fürchten.

Ein Bericht der Heinrich-Böll-Stiftung über die De-
monstration, die im letzten Jahr stattgefunden hat und an
der der Kollege Beck, wie wir uns alle erinnern können,
teilgenommen hat – er wird daran wahrscheinlich
schmerzhafte Erinnerungen haben –, fasst die Situation
sehr gut zusammen. Es geht nicht nur um die Rechte von
Homosexuellen, sondern auch um die Rechte all derer,
die für Demokratie und Menschenrechte eintreten.

Der Bericht hat die Überschrift „Anders ist gefähr-
lich“ und enthält Äußerungen der Vertreter der drei gro-
ßen Weltreligionen, die in Russland ansässig sind, zu
diesem Thema:

Der Leiter des kirchlichen Außenamtes Metropolit
Kyrill entwickelte gleich eine ganz neue Theorie
der Menschenrechte, in der Wert und Würde eines
Menschen getrennt betrachtet werden. Alle Men-
schen seien gleichviel wert, so Kyrill, aber Würde
hätten einige mehr als andere. Homosexuellen
spricht der Metropolit die Würde ab. Einer der
wichtigsten russischen Muftis machte es sich einfa-
cher. Er rief alle gläubigen Muslims auf, Schwule,
derer sie habhaft würden, gut durchzuprügeln. Der
Oberrabbiner bekundete sein „Mitleid“ mit den ar-
men, vom rechten Weg Abgeirrten.

Das ist eine Geisteshaltung, die wir auf keinen Fall tole-
rieren können.

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(C (D Auch wenn vielleicht Unterschiede darüber bestehen, ie wir am Ende des Tages mit der Frage der Rechte für omosexuelle – nicht was das Ziel, sondern was den eg betrifft – umgehen, will ich für meine Fraktion eutlich machen, dass wir Versammlungsfreiheit und einungsfreiheit für absolut wichtige Rechte halten. ie gesagt, es gibt auch außerhalb von Europa sehr viele rte, an denen Menschen, die „anders“ sind – ich sage as sehr bewusst –, sehr viele Repressalien zu fürchten aben. Der Menschenrechtsausschuss hat sich im letzten Jahr nd speziell in diesem Jahr mit Usbekistan und Turkenistan auseinandergesetzt. Wir sind dort gewesen, er Kollege Beck und ich sogar zweimal. Usbekistan nd Turkmenistan sind die einzigen Länder der ehemalien Sowjetunion, die in ihrem Strafgesetzbuch noch eien Paragrafen haben, der freiwillige sexuelle Handlunen zwischen Männern unter Strafe stellt. Wenn man sich anschaut, wie im arabischen Raum ber Homosexuelle gedacht wird, dann stellt man sehr chnell fest, dass dort sehr viele von vornherein sagen: as ist etwas, was in unserer Gesellschaft keinen Platz at, was wir nicht tolerieren können. – Die meisten derenigen, die dort homosexuell sind, bekennen sich nicht azu, weil sie einfach zu viel Angst davor haben. Dies ist also insgesamt ein Problem, das uns immer och – auch über die Grenzen von Europa hinaus – bechäftigen muss. Ich glaube, das ist sehr wichtig, auch enn sich der vorliegende Antrag im Speziellen mit dem hema der Meinungsund Versammlungsfreiheit für esben und Schwule in Europa beschäftigt. Wir haben es heute noch mit einem zweiten Antrag zu un. Darin geht es darum, den 17. Mai zum internatioalen Tag gegen Homophobie auszurufen. Dazu sage ch: Wir sind uns in dem Ziel einig. Ob aber die Ausruung eines internationalen Tages das richtige Mittel ist, st eine Frage, über die man noch einmal intensiv nachenken muss. Es gibt vom Wissenschaftlichen Dienst es Deutschen Bundestages eine sehr schöne Ausrbeitung aus dem Jahr 2005 über wiederkehrende edenkund Feiertage. In diesem Bericht werden 36 Gedenktage nur von internationalen Organisationen, lso nicht länderspezifisch, genannt. Das reicht vom Inernationalen Frauentag bis hin zum Tag gegen das Stotern. Wenn man sich das einmal bei „Wikipedia“ anchaut, stellt man fest, dass allein am heutigen Tag heute ist der 25. Mai – der Afrikatag, der Tag der verissten Kinder und der Towel Day – das ist der Hand uchtag – ist und dass am heutigen Tag die Woche der olidarität mit den Völkern der Gebiete ohne Selbstegierung beginnt. Ohne das ins Lächerliche ziehen zu ollen: Man sollte sich wirklich überlegen, ob eine nflation von Gedenktagen wirklich die Wirkung hat, ie wir von einem Gedenktag erwarten würden. Desween ist an dieser Stelle durchaus Vorsicht geboten. Wir werden weiterhin über die Anträge diskutieren. ir haben sie im Menschenrechtsausschuss schon das ine oder andere Mal angesprochen. Es ist sicherlich Holger Haibach richtig, dass gerade wir als Mitglieder des Menschenrechtsausschusses diesem Thema die notwendige Aufmerksamkeit beimessen. Deswegen halte ich diese Debatte für richtig. Nichtsdestoweniger würde ich gerne zum Schluss ganz kurz auf die Debatte eingehen, die wir gestern zum Thema Religionsfreiheit geführt haben. Denn ich halte es schon für bemerkenswert, dass der Kollege Beck dort an uns etwas kritisiert hat, was er heute für sich in Anspruch nimmt. Er hat gesagt – ich zitiere aus dem Plenarprotokoll –: Ich finde, die Diskussionslage, die in dieser Debatte herrscht, ist ein Ärgernis ... Wir dürfen nicht nur Solidarität mit Christen üben, wie Sie es in Ihrem Antrag fordern, meine Damen und Herren von der Großen Koalition. Etwas weiter heißt es: Sie führen diese Debatte kulturalistisch und verlogen. Dazu will ich Ihnen eines sagen, Herr Beck: Wenn ich so bösartig wäre, wie manche Leute glauben, dass ich es bin, würde ich Ihnen sagen, lieber Herr Beck: Warum fordern Sie Demonstrationsfreiheit nur für Lesben und Schwule, nur für Homosexuelle? Ich muss sagen: Ich kann nicht ohne Weiteres erkennen, wo da der große Unterschied besteht. Wenn ich als Christenmensch sage: „Ich setze mich für die Religionsfreiheit aller ein“ – das ist übrigens meine Auffassung davon, wie man als Christ zu handeln hat –, dann muss ich bitte sehr auch das Recht haben, mich für die Religionsfreiheit von Christen, von meinen verfolgten Glaubensbrüdern einzusetzen. Herr Kollege Haibach, erlauben Sie eine Zwischen frage des Kollegen Beck? Mit allergrößtem Vergnügen. Bitte schön. Wenn Sie so böse wären, wie es nach Ihrer Meinung manche Menschen von Ihnen glauben könnten, wie würden Sie dann die Frage beantworten, ob Sie bereit sind, zur Kenntnis zu nehmen, dass wir uns in unserer Menschenrechtspolitik gegenüber Russland selbstverständlich allgemein für die Demonstrationsfreiheit von Oppositionellen und allen anderen Gruppen einsetzen? Denn wir erleben gegenwärtig, dass sich in mehreren osteuropäischen Staaten Probleme bei der Demonstrationsfreiheit für Lesben und Schwule abzeichnen. Das hat aktuell zu einem einschlägigen Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte geführt. Man hat sich mit der Frage, ob man Schwulen und Lesben dieses R u d r w a d E s t g p k w m S g M I r d u s d – v l p d (C (D echt gesondert absprechen kann, auseinandergesetzt nd ist zu dem Ergebnis gekommen, dass dies nicht sein arf. Herr Kollege Beck, ich bin ausgesprochen gerne be eit, das zur Kenntnis zu nehmen. Mein Einwand hat sich eniger auf die Praxis in diesen Ländern bezogen und uch nicht darauf, dass – worauf Sie zu Recht hinweisen – as für diese Gruppen ein spezielles Problem ist. Mein inwand hat sich darauf bezogen, dass, wenn ich festtelle, dass Christen in speziellem Maße Schwierigkeien haben – und von solchen Ländern gibt es mehr als enug; das wissen Sie genauso gut wie ich –, ich verflichtet bin, darauf hinzuweisen, gerade weil die Disussion über so etwas in Deutschland selten geführt ird. (Beifall bei der CDU/CSU – Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)


(Beifall im ganzen Hause)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610112200
Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1610112300
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610112400
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1610112500
Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1610112600


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610112700

Nein, wir wollen jetzt kein Frage-und-Antwort-Spiel

achen. Es ist Freitagnachmittag, wir müssen zum
chluss kommen.

Herr Haibach, ich bitte Sie, Ihre Rede fortzusetzen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unser Antrag integriert Christen, Juden, Bahai und alle anderen!)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1610112800

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte

erne zum Schluss kommen, auch im Hinblick auf die
ahnung des Präsidenten, dass es Freitagnachmittag ist.

ch glaube, dass wir über ein wichtiges Thema diskutie-
en. Ich meine nur, wir sollten darüber mit Augenmaß
iskutieren


(Mechthild Rawert [SPD]: Und mit Leidenschaft und Wärme!)


nd uns genau überlegen, was die richtigen Maßnahmen
ind. Das Thema verdient es.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610112900

Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Kauch von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1610113000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir

zwei Kolleginnen und Kollegen von der SPD, zwei
on den Grünen und ich für die Liberalen – waren am
etzten Wochenende in Polen, in Warschau. Es war sehr
ositiv, dass zumindest am Vortag auch ein Kollege von
er Union aus dem Abgeordnetenhaus von Berlin dort






(A) )



(B) )


Michael Kauch
war. Es war schade, dass niemand von der Union mit zur
Demonstration gegangen ist. So etwas wäre gerade in
diesen Ländern sehr wichtig. Ich habe deshalb die Bitte
an die Konservativen in diesem Haus, aber auch im
Europäischen Parlament, in diesen Ländern deutlich zu
machen, dass das Eintreten für Schwule und Lesben
nicht die Sache von Linken oder Liberalen ist, sondern
dass unser ganzes Haus für die Demonstrationsfreiheit
eintritt. Deshalb würde ich mich über mehr Präsenz an
solcher Stelle freuen.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Trotz der Angriffe vonseiten der rechtspopulistischen
Regierung, denen Schwule und Lesben in Polen ausge-
setzt sind, haben wir eine machtvolle Demonstration er-
lebt, haben wir erlebt, wie sich eine Bürgermeisterin
dahintergestellt hat, wie Polizei und Gerichte die De-
monstrationsfreiheit in Warschau durchgesetzt haben.
Bei aller Kritik, die wir im letzten Jahr geäußert haben,
sollten wir auch das Positive einmal erwähnen.


(Beifall bei der FDP und der SPD)


Insbesondere Russland sollte sich an den positiven
Entwicklungen in unserem Nachbarland ein Beispiel
nehmen. Wenn Herr Putin zum G-8-Gipfel kommt, sollte
man ihn vielleicht nicht nur auf die Rolle Russlands in
der Welt ansprechen oder auf Russlands Energieressour-
cen, sondern einmal nach dem Demonstrationsverbot,
nach der inneren Verfassung dieses G-8-Landes fragen,
das ein großer Spieler auf diesem Planeten sein will.
Dazu gehört die Haltung gegenüber Schwulen und Les-
ben.

Das Gleiche gilt für einige Länder, die der Europäi-
schen Union angehören. Es ist ein Skandal, dass in
einem EU-Land wie Litauen ein Demonstrationszug ver-
boten wird. Die EU ist nicht nur eine Wirtschaftsgemein-
schaft, sondern auch eine Wertegemeinschaft; daran soll-
ten wir hier im Haus immer wieder erinnern.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610113100

Das Wort die Kollegin Angelika Graf von der SPD-

Fraktion.


Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1610113200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Meinungs- und Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut
der Demokratie. Diese Freiheit muss für alle Menschen
gelten – ob uns die Meinung im Einzelfall passt oder
nicht. Nur demjenigen, der verfassungsfeindliche Ziele
verfolgt und der offen zu Gewalt aufruft, kann das
Recht, seine Meinung öffentlich zu sagen, zu demon-
strieren, versagt werden. Wenn Meinungs- und Ver-
sammlungsfreiheit nur für diejenigen gelten, die eine

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(C (D egierungskonforme Weltanschauung oder Lebensweise aben, dann ist das keine Freiheit mehr. as Recht auf Meinungsund Versammlungsfreiheit ann auch nicht der Religion untergeordnet sein, insbeondere nicht in säkularen Systemen. (Beifall bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


ie Meinungs- und Versammlungsfreiheit und damit
uch die Demokratie leben davon, dass Kritik und Wi-
erworte zugelassen und ertragen werden.

Die Unterdrückung der Meinungs- und Versamm-
ungsfreiheit erleben trotz einer Vielzahl von europäi-
chen Diskriminierungsverboten leider viele Lesben und
chwule. Sie müssen auch in Europa damit rechnen,
ass Demonstrationen, auf denen sie zum Beispiel auf
ngleichbehandlung oder systematische Unterdrückung

ufmerksam machen wollen, nicht genehmigt werden.
enn Demonstrationen doch genehmigt werden, ist es

ft so, dass die Polizei und damit der Staat die Teilneh-
er vor Anfeindungen und Gewalt während dieser De-
onstrationen nicht schützt.

Heuer habe ich auf der einen Seite erfahren, dass die
emonstration in Warschau relativ positiv verlaufen ist.
arüber kann man sich nur freuen. Auf der anderen
eite haben wir aber erfahren, dass sich die Polizei und
amit der Staat sowohl in Polen als auch in Russland
it dem pöbelnden, gewaltbereiten Mob verbündet hat,

ich eher gegen die Demonstranten gestellt hat und den
ob damit quasi zur Gewalt angestiftet hat. Ähnliche

ituationen gibt es in Litauen, in Lettland, in Estland
nd in Serbien. All das wurde schon vorgetragen.

Ein Übriges leisten meiner Ansicht nach öffentlich-
ediale Hasstiraden. Zum Teil handelt es sich um wenig

ersteckte Aufrufe zu Gewalt gegen die Demonstranten.
uch Politiker und Vertreter christlicher Kirchen sind
avor nicht gefeit.

Ich meine, als Menschenrechtspolitiker in Deutsch-
and und in Europa dürfen wir die Augen davor nicht
erschließen; denn wenn wir nicht den Schutz der Mei-
ungs- und Versammlungsfreiheit für Homosexuelle for-
ern, dann können wir genau diese Freiheit auch nicht
laubwürdig für Oppositionelle oder religiöse Minder-
eiten einklagen. Das sollte uns allen sehr wohl bewusst
ein.

Die Unterzeichnerstaaten der Europäischen Men-
chenrechtskonvention haben die Aufgabe, die Mei-
ungs- und Versammlungsfreiheit für alle Bürgerinnen
nd Bürger – Lesben und Schwule sind davon nicht aus-
enommen – zu sichern. In der Praxis haben wir leider
rlebt, dass die geschriebenen Worte auf den Straßen
oskaus und Warschaus nicht viel wert sind. Umso
ichtiger ist es, dass wir es nicht einfach dabei belassen,

ondern klarstellen, dass Deutschland auf die Einhaltung
er Europäischen Menschenrechtskonvention pocht.

Ich begrüße daher ausdrücklich die Entschließung des
uropäischen Parlaments gegen Homophobie, die von






(A) )



(B) )


Angelika Graf (Rosenheim)

der Sozialdemokratischen Partei Europas sehr stark un-
terstützt worden ist. Uns muss bewusst sein, dass Homo-
phobie, also die auf Vorurteilen basierende irrationale
Furcht vor oder Abneigung gegen Homosexuelle,
Bisexuelle oder Transsexuelle, der Nährboden für viele
Menschenrechtsverletzungen ist. Wenn wir uns gegen
Homophobie einsetzen, setzen wir uns also für die Men-
schenrechte ein.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Ausmaß der Homophobie in Europa ist teilweise
wirklich erschütternd. Ein Beispiel dafür ist der Welt-
kongress der Familien, der vor kurzem fast parallel zu
der Demonstration, wo viele von Ihnen waren, mit inter-
nationalen Referenten und über 2 000 Teilnehmern
ebenfalls in Warschau stattgefunden hat. Das Ausspielen
der – ich sage das in Anführungszeichen – „natürlichen
Familie“ gegen Schwule und Lesben sowie eine Atmo-
sphäre aggressiver Homophobie haben sich offensicht-
lich wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung
gezogen. Dass alle Lesben und Schwule Eltern, Groß-
eltern, meist auch Geschwister, manchmal eigene Kinder
und in der Regel auch einen Partner oder eine Partnerin
haben, wird schlichtweg ignoriert.

Diese künstliche Frontenbildung – hier die „natürli-
che Familie“ und dort Lesben und Schwule als angebli-
che Feinde der Familie – wird leider sowohl von der
Politik als auch von der Kirche, und zwar nicht nur in
Polen, vorgebracht.

So manche Regierung macht Lesben und Schwule zu
Sündenböcken, zum Beispiel für sinkende Geburtenra-
ten, und lenkt damit von eigenen Versäumnissen ab.
Menschenrechte unterliegen keiner Rangordnung von
schützenswert bis weniger schützenswert. Menschen-
rechtspolitik nach Rangordnungen ist zum Scheitern
verurteilt; denn sie wird dann nur als punktuelle Lobby-
politik wahrgenommen, nicht als genuine Menschen-
rechtspolitik. Nur Menschenrechtspolitik aus einem
Guss hat eine Chance, ernst genommen zu werden; denn
sie legt sich unmissverständlich fest. Eine Diskriminie-
rung, zum Beispiel aufgrund des christlichen Glaubens,
zu beklagen – wir hatten gestern eine Diskussion über
das Thema Religionsfreiheit –, sie aber aufgrund sexuel-
ler Orientierung zu akzeptieren bzw. nicht ausdrücklich
zu bekämpfen, wäre eine völlig kontraproduktive Klas-
senschaffung innerhalb der Menschenrechtspolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das wäre ein Senden von sehr widersprüchlichen Signa-
len an die Staaten, an die sich der Protest wendet, und
würde den Protest konterkarieren.

Viele Staaten in Ost- und Südosteuropa befinden
sich noch im Transformationsprozess und entdecken erst
Schritt für Schritt die Demokratie. Die Stärkung der De-
mokratie in diesen Staaten erreichen wir nur durch klare
Standpunkte. Ein solcher klarer Standpunkt dabei muss
sein, dass die Meinungs- und Versammlungsfreiheit für
alle Bürgerinnen und Bürger gilt und nicht nur für be-
stimmte Gruppen.

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(C (D enn wir in Deutschland keinen klaren Standpunkt in er Menschenrechtspolitik vertreten, können wir auch on anderen Staaten nicht verlangen, dass sie es tun. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall im ganzen Hause)


ie Forderung nach Meinungs- und Versammlungsfrei-
eit für Lesben und Schwule ist daher auch eine Forde-
ung nach Demokratie in diesen Staaten, eine Forderung,
ich in demokratischen Strukturen einzurichten.

Ich hoffe sehr, dass wir in der Großen Koalition doch
och zu einem gemeinsamen Antrag finden. Herr
aibach, die Zahlen und Fakten, die Sie vorgelegt ha-
en, sprechen eine ganz deutliche Sprache. So weit lie-
en wir dabei nicht auseinander. Ich würde mich sehr
reuen, wenn uns ein gemeinsamer Antrag gelingen
ürde. Ich lade Sie und Ihre Kollegen noch einmal herz-

ich dazu ein, mit uns in diese Diskussion einzutreten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir nicht für die Meinungs- und Versamm-
ungsfreiheit von Lesben und Schwulen kämpfen, dann
erabschieden wir uns vom Kampf um die Meinungs-
nd Versammlungsfreiheit insgesamt. Wir verlieren
ann unsere Glaubwürdigkeit und senden die falschen
ignale an die zahlreichen Gegnerinnen und Gegner der
einungs- und Versammlungsfreiheit. Lassen Sie uns

aher für die Meinungs- und Versammlungsfreiheit und
ür die Demokratie in Europa gemeinsam klar und deut-
ich Stellung beziehen. Ich würde mich freuen, wenn uns
as gelingen würde.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610113300

Als nächste Rednerin hat das Wort die Kollegin

r. Barbara Höll von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1610113400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situa-
ion, in der er lebt“ – so lautet der Titel eines uns allen si-
her bekannten Films von Rosa von Praunheim, den er
970 drehte. 20 Jahre später, am 17. Mai, strich die
HO Homosexualität von der Liste der psychischen Er-

rankungen. Trotzdem ist und bleibt es ein Thema für
ns, solange wir hier in Europa noch immer Menschen-
echte für nicht ausschließlich heterosexuelle Menschen
inklagen müssen, solange Meinungs- und Versamm-
ungsfreiheit noch nicht für alle Menschen gewährleistet
st, solange in Afghanistan und in Teilen Nigerias Men-
chen gefoltert und getötet werden, weil sie Menschen
es gleichen Geschlechts lieben, solange hier in






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Deutschland häufig noch suggeriert wird, dass die Fami-
lie aus Mama, Papa und Kind bestehen muss, und homo-
sexuellen Paaren das Adoptionsrecht verwehrt wird, so-
lange „schwul“ an unseren Schulen immer noch ein
beliebtes Schimpfwort ist und junge Menschen psy-
chisch erkranken und suizidgefährdet sind, wenn sie bei
ihrem Coming-out alleingelassen werden.

Junge Menschen in unserer aufgeklärten Gesellschaft
halten Homosexualität nicht selten noch immer für eine
Krankheit oder Extravaganz. Allzu oft begegnet uns in
deutschen Medien das Klischee vom geschminkten,
strassgeschmückten schwulen Mann und der unattrakti-
ven vermännlichten Lesbe, und das völlig ungestraft.
Menschen aus Afrika und Asien, die aufgrund ihrer Ho-
mosexualität verfolgt werden und bei uns Schutz suchen,
können ausgewiesen werden, weil gleichgeschlechtliche
Liebe kein anerkannter Asylgrund ist. Verpartnerte Paare
sind im Einkommen- und Erbschaftsteuerrecht und auch
im Beamtenrecht immer noch nicht gleichgestellt.

Diese Liste ließe sich sicher fortführen. Aber ich
glaube, dies spricht eine deutliche Sprache und zeigt,
warum ein Gedenktag, ein Tag zum Gedenken darüber,
dass Homophobie nicht einer demokratischen Gesell-
schaft entspricht, wichtig und notwendig ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Solange die Vielfalt menschlichen Liebens und Le-
bens keine politische, juristische und gesellschaftliche
Gleichstellung erfährt, so lange sind politische Aus-
einandersetzungen zum Thema Homophobie und Men-
schenrechte notwendig. Homophobie beschreibt das
feindselige, diskriminierende Verhalten von Einzelper-
sonen und ganzen Gesellschaften gegenüber nicht hete-
rosexuellen Menschen.

Ich glaube, es ist aber auch wichtig, in dieser Debatte
festzustellen, dass besonders diejenigen Menschen und
Gesellschaften anfällig sind für Homophobie, die sich
selbst ihrer nicht sicher sind, Menschen, die Angst um
ihre Existenz, um ihre Zukunft haben. Sie zeigen nicht
nur eine höhere Neigung zu homophobem Verhalten,
sondern auch zu rassistischem und sexistischem Verhal-
ten.

Die erschreckende Unwissenheit, gerade bei jungen
Leuten, zu diesem Thema treffen wir nicht nur in Polen
und Bulgarien an, sondern auch hier mitten unter uns.
Dies zeigen repräsentative Umfragen, in denen nach-
zulesen ist, dass sich das Verständnis gerade der 14- bis
18-Jährigen gegenüber den nicht Heterosexuellen nicht
verbessert, sondern eher verschlechtert hat. Unwissen-
heit und Aversion sind verbreitet. Oftmals sind auch un-
ter der Jugend nicht nur hinzunehmender Gleichmut und
interessierende Neugier, sondern Abneigung und Hass
festzustellen.

Es ist sicher unstrittig, dass sich das allgemeine Klima
und die Lebensumstände für Homosexuelle in der Bun-
desrepublik sehr verbessert haben. Trotz allem ist das,
was wir erreicht haben, noch nicht ausreichend. Deshalb
schließen wir uns den Forderungen an, die in den beiden
Anträgen erhoben werden, nämlich dass wir im Rahmen
der EU-Ratspräsidentschaft noch aktiver gegen Homo-

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(C (D hobie eintreten und dass der 17. Mai tatsächlich entprechend anerkannt wird. Wir glauben, es ist richtig nd wichtig, dass wir uns diesem Thema immer wieder idmen, so lange, bis weltweit wirklich erkennbare Veresserungen zu verzeichnen sind. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610113500

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

rteile ich dem Kollegen Burkhardt Müller-Sönksen von
er FDP-Fraktion das Wort.


Burkhardt Müller-Sönksen (FDP):
Rede ID: ID1610113600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

uropäische Parlament wies vor fast genau vier Wochen
n einer Entschließung – ich zitiere –

mit Nachdruck darauf hin, dass die Europäische
Union zuallererst eine Wertegemeinschaft ist, in der
die Achtung der Menschenrechte und Grundfreihei-
ten, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit, der
Gleichstellung und der Nichtdiskriminierung zu
den Werten gehört, denen die größte Wertschätzung
entgegengebracht wird.

Intoleranz gegenüber Lesben und Schwulen und Dis-
riminierung von Homosexuellen haben in Europa kei-
en Platz. Das ist aber nichts Neues. Wie schon vor zwei
ahren anlässlich der Auflösung einer Demonstration in
osen, die dem Internationalen Tag für Toleranz der Ver-
inten Nationen galt, fordern wir Liberale alle Mitglied-
taaten der Europäischen Union auf, sich zur Wertege-
einschaft Europa zu bekennen. Europa ist ein

emeinsamer Raum der Freiheit, der Sicherheit und des
echts.


(Beifall bei der FDP)


Die Würde des Menschen ist in der Europäischen
nion ein zentraler Wert. Daher sollten sich alle Mitglie-
er der europäischen Wertegemeinschaft aufgefordert
ühlen, sich eindeutig zur Meinungs- und Versamm-
ungsfreiheit zu bekennen. Das gilt auch für die Mitglie-
er der katholischen Kirche in Europa; damit meine ich
icht nur die in Polen, wie im vorliegenden Antrag auf-
eführt, sondern auch die in Belgien, Irland und Italien.

Es kann nicht sein, dass in Europa das Recht zu de-
onstrieren, gerichtlich erstritten werden muss. Herr
ollege Beck, es ist schon ein Skandal, dass sich die
erwaltungen nicht an Recht und Gesetz halten. Der
echtsweg ist das letzte Mittel. An dieser Stelle stimmen
ir Ihnen ausdrücklich zu. An die Adresse der Verwal-

ungen sage ich: Auch sie müssen das Recht einhalten.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


Es kann nicht sein, dass in Europa LGBT-Organisa-
ionen, also Organisationen von Lesben, Schwulen, Bi-
exuellen und Transsexuellen, verbalen Angriffen in
orm von Drohungen und Hasstiraden nicht nur von reli-






(A) )



(B) )


Burkhardt Müller-Sönksen
giösen Oberhäuptern, sondern auch von führenden Poli-
tikern sowie von Vorfeldorganisationen von Regierungs-
parteien ausgesetzt sind.

Es kann nicht sein, dass in Europa Teilnehmer und
Organisatoren von Gleichstellungs- und Homosexuellen-
veranstaltungen von körperlicher Gewalt bedroht sind –
trotz ihrer Grundrechte auf freie Meinungsäußerung und
Vereinigungsfreiheit.

Es kann nicht sein, dass LGBTs in Europa durch fa-
denscheinige Überprüfungen ihrer Finanzierung krimi-
nalisiert werden.

Es kann nicht sein, dass die Polizei in Europa bei ge-
walttätigem Vorgehen gegen Teilnehmer von Veranstal-
tungen der LGBTs wegschaut.

Es kann nicht sein, dass in Europa homosexuellen
Lehrern die Entlassung droht, wenn sie sich outen.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Beck, die Frage, die sich manch ein Bürger stel-
len wird, wenn er Ihren Antrag liest, ist, wie die Toleranz
gegenüber Lesben und Schwulen in Europa durch einen
Antrag, der in den Deutschen Bundestag eingebracht
wird, gestärkt werden soll. Toleranz und Miteinander
müssen in den Köpfen der Menschen stattfinden, nicht
auf der Ebene eines abstrakten Beschlusses im Parla-
ment. Daher halte ich die Signalwirkung Ihres Antrags
für relativ gering.

Um auf den Kollegen Haibach zurückzukommen,
sage ich: Ich finde den Antrag der Grünen, einen Inter-
nationalen Tag gegen Homophobie auszurufen, zustim-
mungspflichtig und -würdig. Da Sie allerdings gesagt
haben, es gebe zu viele Anträge dieser Art, schlage ich
vor, den Handtuchtag zu streichen und ihn durch den In-
ternationalen Tag gegen Homophobie zu ersetzen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Pfingsten.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1610113700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/5291 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist Fall. Dann ist so beschlossen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 37 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla
Lötzer, Hans-Kurt Hill, Eva Bulling-Schröter,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Kein Börsengang der Ruhrkohle AG – Bei der
Zukunft des Steinkohlenbergbaus soziale und
ökologische Aspekte berücksichtigen

– Drucksache 16/3695 –

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(C (D Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Haushaltsausschuss Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesordung um die Beratung der Beschlussempfehlung des usschusses für Wirtschaft und Technologie auf rucksache 16/3586 zum Antrag der Fraktion des Bündisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1672 mit dem itel „Deutsche Steinkohle AG muss zügig belastbares atenmaterial vorlegen“ zu erweitern und sie als usatzpunkt 7 mit diesem Tagesordnungspunkt zu bera en. Gibt es Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. – ann ist so beschlossen: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie ordneten Matthias Berninger, Dr. Thea Dückert, Margareta Wolf ter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Deutsche Steinkohle AG muss zügig belastbares Datenmaterial vorlegen – Drucksachen 16/1672, 16/3586 – Berichterstattung: Abgeordneter Rolf Hempelmann Für die Aussprache ist eine halbe Stunde vorgesehen, ber es sollen alle Reden zu Protokoll genommen weren.1)

aurenz Meyer (Hamm), CDU/CSU, Rainer Wend,
PD, Paul Friedhoff, FDP, Ulla Lötzer, Die Linke, und
erstin Andreae, Bündnis 90/Die Grünen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/3695 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einver-
tanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Zusatzpunkt 7: Beschlussempfehlung des Ausschusses
ür Wirtschaft und Technologie zum Antrag der Fraktion
es Bündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Deutsche
teinkohle AG muss zügig belastbares Datenmaterial
orlegen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
mpfehlung auf Drucksache 16/3586, den Antrag der
raktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
ache 16/1672 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
ie Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der
oalitionsfraktionen, der FDP-Fraktion und der Fraktion
ie Linke bei Gegenstimmen des Bündnisses 90/Die
rünen angenommen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 13. Juni 2007, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.