Protokoll:
16089

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 89

  • date_rangeDatum: 23. März 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:16 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/89 – zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, Irmingard Schewe-Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ge- meinsam gegen AIDS – Verantwor- tung und Solidarität stärken (Drucksachen 16/3615, 16/3616, 16/4111) c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordneten Christel Riemann- (Drucksachen 16/3610, 16/3097, 16/4315) Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Wodarg (SPD) . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ 9011 B 9011 B 9011 D 9013 C 9014 C 9016 A 9017 C 9018 A 9018 C 9019 C 9020 B Deutscher B Stenografisch 89. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 22: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/ AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bun- desregierung (Drucksache 16/4650) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Jens Spahn, Annette Widmann-Mauz, Peter Albach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Peter Friedrich, Elke Ferner, Dr. Carola Reimann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV/AIDS in Deutschland 9011 A Hanewinckel, Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Sascha Raabe, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD, der undestag er Bericht ung 23. März 2007 t : Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Daniel Bahr (Müns- ter), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP sowie der Abgeord- neten Ute Koczy, Thilo Hoppe, Renate Künast, Fritz Kuhn und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Welt-AIDS-Tag 1. Dezember 2006 – Die besondere Verantwortung für Entwicklungsländer unterstreichen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Hellmut Königshaus, Detlef Parr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Missfallen an der südafrikanischen Aids-Politik betonen und weitere deutsche Ent- wicklungszusammenarbeit an Be- dingungen knüpfen DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9021 C 9022 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 Tagesordnungspunkt 23: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktiengesellschaften mit bör- sennotierten Anteilen (Drucksachen 16/4026, 16/4036, 16/4779, 16/4781) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Heidrun Bluhm, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der LINKEN: Neue Steuervergünstigungen und Gewinnver- lagerungen in das Ausland verhindern – REITs in Deutschland nicht einführen (Drucksachen 16/4046, 16/4779) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Carl-Ludwig Thiele, Frank Schäffler, Dr. Hermann Otto Solms, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: REITs – Real Estate Investment Trusts in Deutschland einführen (Drucksachen 16/1896, 16/3356) . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Kranz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Partizipation von Kindern und Jugendlichen stärken – mehr Kinder- und Jugendfreundlichkeit durch eine neue Beteiligungskultur (Drucksache 16/3543) . . . . . . . . . . . . . . . . . . K P M S D J T A U g o D ( T A D A V m ( N A L A E H c G g u g ( z A Z d w ( A D C 9024 A 9024 B 9024 C 9024 D 9026 D 9028 C 9030 B 9032 A 9033 C 9034 A 9035 B 9036 B 9036 D 9038 C 9039 A 9039 B 9040 C ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . önke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . ürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ntrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, we Barth, Patrick Meinhardt, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion der FDP: Fusi- nsforschung zielgerichtet weiterführen – eutschen Beitrag sichern Drucksache 16/3650) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, r. Dietmar Bartsch, Karin Binder, weiterer bgeordneter und der Fraktion der LINKEN: erzicht der Bundesregierung auf Einnah- en aus Sponsoring Drucksache 16/4488) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO des Abgeordneten ans-Joachim Hacker (SPD) zur namentli- hen Abstimmung über den Entwurf eines esetzes zur Anpassung der Regelalters- renze an die demografische Entwicklung nd zur Stärkung der Finanzierungsgrundla- en der gesetzlichen Rentenversicherung RV-Altersgrenzenanpassungsgesetz) (86. Sit- ung, Tagesordnungspunkt 20 c) . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Fusionsforschung zielgerichtet eiterführen – Deutschen Beitrag sichern Tagesordnungspunkt 25) xel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ieter Grasedieck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9040 D 9041 D 9044 A 9045 B 9046 B 9047 C 9048 C 9048 C 9048 D 9049 A 9050 A 9050 D 9052 B 9053 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 III Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Verzicht der Bundesregierung auf Einnahmen aus Sponsoring (Tagesordnungs- punkt 26) Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9053 D 9054 D 9056 A 9058 A 9058 D 9059 B 9060 A 9061 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9011 (A) ) (B) ) 89. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Anlage 3 Anlage 4 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9049 (A) ) (B) ) Klöckner, Julia CDU/CSU 23.03.2007 Thönnes, Franz SPD 23.03.2007 Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 23.03.2007 von Klaeden, Eckart CDU/CSU 23.03.2007 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.03.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 23.03.2007 Altmaier, Peter CDU/CSU 23.03.2007 Barth, Uwe FDP 23.03.2007 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.03.2007 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 23.03.2007 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 23.03.2007 Blumentritt, Volker SPD 23.03.2007 Dreibus, Werner DIE LINKE 23.03.2007 Eichel, Hans SPD 23.03.2007 Ernst, Klaus DIE LINKE 23.03.2007 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 23.03.2007 Friedhoff, Paul K. FDP 23.03.2007 Gloser, Günter SPD 23.03.2007 Heilmann, Lutz DIE LINKE 23.03.2007 Hilsberg, Stephan SPD 23.03.2007 Hinz (Essen), Petra SPD 23.03.2007 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.03.2007 Hoff, Elke FDP 23.03.2007 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.03.2007 K D K D L L M M D R D R S S D S S S S S A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten orte, Jan DIE LINKE 23.03.2007 r. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 23.03.2007 röning, Volker SPD 23.03.2007 r. Lammert, Norbert CDU/CSU 23.03.2007 ehn, Waltraud SPD 23.03.2007 opez, Helga SPD 23.03.2007 aurer, Ulrich DIE LINKE 23.03.2007 erten, Ulrike SPD 23.03.2007 r. Paziorek, Peter CDU/CSU 23.03.2007 achel, Thomas CDU/CSU 23.03.2007 r. Reimann, Carola SPD 23.03.2007 unde, Ortwin SPD 23.03.2007 chäfer (Bochum), Axel SPD 23.03.2007 chäffler, Frank FDP 23.03.2007 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 23.03.2007 chmidbauer, Bernd CDU/CSU 23.03.2007 chulte-Drüggelte, Bernhard CDU/CSU 23.03.2007 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 23.03.2007 pieth, Frank DIE LINKE 23.03.2007 teenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.03.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 9050 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 (A) ) (B) ) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Joachim Hacker (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Anpassung der Regelal- tersgrenze an die demografische Entwicklung und zur Stärkung der Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Al- tersgrenzenanpassungsgesetz) (86. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 20 c) Ich stimme dem oben genannten Gesetzentwurf zu. Ich tue dies, um die gesetzliche Rentenversicherung langfristig zu stabilisieren und auf eine solide Finanz- grundlage zu stellen. Angesichts der steigenden Lebens- erwartung und der gesunkenen Geburtenrate ist dieser Schritt notwendig, damit die gesetzliche Rentenversi- cherung auch künftig als wichtigste Säule der Altersver- sorgung durch die Beitragszahler finanzierbar bleibt. Ich stimme diesem Gesetzentwurf zu, um mit dieser langfristig angelegten strukturellen Reform einen Bei- trag zur gerechten Verteilung der Lasten zwischen den Generationen zu leisten. Ich tue dies aber auch, weil die Potenziale älterer Menschen im Arbeitsleben besser als bisher genutzt wer- den müssen. Der Alterungsprozess in unserem Land ist langfristig unumkehrbar. Deshalb brauchen wir in Poli- tik, Gesellschaft und Wirtschaft ein Umdenken zuguns- ten älterer Menschen, Denn die Anpassung der Alters- grenzen ist nur dann sinnvoll, wenn es gleichzeitig zu einer echten Verbesserung der Arbeitsmarktsituation für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kommt. Viel zu oft sind Ältere gegen ihren Willen von der Ar- beitswelt ausgeschlossen und ihre Fähigkeiten und Er- fahrungen bleiben ungenutzt. Ich verbinde meine Zustimmung mit der Erwartung, dass noch in diesem Jahr flankierende Regelungsvor- schläge in den Deutschen Bundestag eingebracht wer- den. Dazu zählt insbesondere, dass auch künftig ab dem 55. Lebensjahr gleitende Übergänge in den Ruhestand möglich sein müssen. Gerade die Altersteilzeit hat sich als erfolgreiches und attraktives arbeitsmarktpolitisches Instrument erwiesen, um Älteren eine flexible Arbeits- zeitreduzierung zu ermöglichen. Hier müssen Instru- m k J t r t b b k g s Z w g b c U L b ä m g H n t a d A i b A z i i a s d d s l V t P n Dr. Troost, Axel DIE LINKE 23.03.2007 Ulrich, Alexander DIE LINKE 23.03.2007 Wissmann, Matthias CDU/CSU 23.03.2007 Wolf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.03.2007 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D ente entwickelt werden, damit die flexiblen Möglich- eiten der Altersteilzeit sowie der gleitende Einstieg üngerer stärker als bisher genutzt werden. Die Alters- eilzeit muss zu einer Altersgleitzeit werden. Die Teilrente aus der gesetzlichen Rentenversiche- ung bei gleitenden Altersübergangsmodellen muss at- raktiver gestaltet werden. Dazu zählen außerdem ver- esserte Zuverdienstmöglichkeiten, ein Teilrentenbezug ereits ab dem 60. Lebensjahr sowie erweiterte Möglich- eiten zur Aufstockung des Rentenversicherungsbeitra- es. Gerade in Branchen mit körperlich oder psychisch tark belastenden Tätigkeiten sollte die Möglichkeit von usatzbeiträgen zur Rentenversicherung geschaffen erden. Diese können dann von den Tarifpartnern aus- estaltet werden. Dazu gehört aber auch, dass ältere Ar- eitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit gesundheitli- hen Einschränkungen die Möglichkeit erhalten, den mfang ihrer Erwerbstätigkeit ihrem gesundheitlichen eistungsvermögen anzupassen. Nicht zuletzt gehören zu einer altersgerechten Ar- eitswelt und zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit lterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer neue For- en der Qualifizierung und Weiterbildung, der Arbeits- estaltung und des Arbeits- und Gesundheitsschutzes die umanisierung der Arbeitswelt. Ich bin der festen Überzeugung, dass der oben ge- annte Gesetzentwurf nur in Verbindung mit diesen un- erstützenden Maßnahmen eine angemessene Antwort uf die Herausforderungen des demografischen Wandels arstellt. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Fusionsforschung zielgerichtet weiterführen – Deutschen Beitrag sichern (Tagesordnungspunkt 25) Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): Als ch den Antrag der FDP gelesen habe, den wir heute de- attieren, da habe ich zunächst gedacht: Das ist ein toller ntrag, dem kann ich zustimmen. Fusionsforschung ielgerichtet weiterführen – das ist auch mein Ziel. Das st auch das Ziel der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das st auch das Ziel der Koalition. Den Deutschen Beitrag n der Erstellung des ITER sichern – das ist selbstver- tändlich, dem widmen wir uns, dem widmet sich auch ie Bundesregierung wieder. „Wieder“ muss man sagen, enn die Zeiten von rot-grüner Verhinderungspolitik ind vorbei. Rot-Grün ist vorbei. Vorbei ist der große Einfluss vie- er lautstarker grüner Solisten in der Bundesregierung. orbei ist die Zeit, in der sie in Regierungsverantwor- ung Deutschland mit Unterstützung ihres antiatomaren anikorchesters aus dem Orchestergraben der internatio- alen Kernforschung fast herausgeblasen haben. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9051 (A) ) (B) ) Zwischenspiel: Ja, Herr Fell, ich erinnere mich noch an Ihre Aktivitäten in den letzten Jahren. Ich erinnere mich an die Klagen der Wissenschaftler über willkürli- che Schikane. Ich erinnere mich noch gut daran, was Sie in Ihrer Regierungszeit alles angestellt haben, um die Kernforschung in Deutschland möglichst zu beenden und die deutschen Forscher bei ihrer Arbeit zu behin- dern. Deutsche Kernforschung am Aufholen. Ich bin jeden- falls froh, dass nicht das Schlimmste eingetreten ist. Die deutsche Kernforschung existiert noch. Sie ist auch in- ternational gut aufgestellt. Zum Glück. Und wenn ich die Zeitung diese Woche richtig gelesen habe, dann gilt das nicht nur für die Kernfusionsforschung, sondern auch für die Kernspaltung. Gerade auch die Transmutation sollte man weiter verfolgen. Sie eröffnet vielversprechende Perspektiven, um das Atommüllproblem zu lösen. Sol- che Chancen dürfen wir uns als verantwortliche Politiker nicht entgehen lassen. Kernforschung auf internationalem Niveau fällt aber nicht vom Himmel. Dieser Stand ist auch das Resultat der intensiven Aktivitäten der Bundesregierung seit dem Herbst 2005, seit Frau Bundesministerin Dr. Schavan das Forschungsministerium leitet. Seither werden die Prioritäten wieder zukunftsorientiert gesetzt. Die Ver- säumnisse von Rot-Grün werden beseitigt, und von grü- nen Bremsklötzen befreit geht es voran. – Voran in der Kernforschung und in Deutschland. Der Kollege Krummacher hat sich ja zu Recht immer wieder über die Verhinderungspolitik der Grünen beschwert. Die Chancen der Kernfusion für eine nachhaltige Energieversorgung. Das ist wichtig. Die aktuelle Ener- gie- und Klimadebatte zeigt uns doch eines überdeutlich: Wir müssen dringend die bestehenden Chancen zur Si- cherung einer nachhaltigen und preiswerten Energiever- sorgung für Deutschland in Europa ergreifen. Und so viele langfristig erfolgversprechende Möglichkeiten ha- ben wir nicht. Auch unseren Partnern in Europa, Japan, Russland, den USA, China, Indien und Südkorea ist klar: Die konsequente weitere Förderung der Fusionsfor- schung und der zügige Bau des ITER-Fusionsreaktors sind wichtige Schritte für eine nachhaltige Energiever- sorgung der Zukunft. Nachdem die physikalischen Fragen zur Strompro- duktion in einem Fusionsreaktor geklärt sind, müssen wir jetzt die technischen Herausforderungen möglichst schnell lösen. Bei entsprechendem politischen Willen kann die Kernfusion 2050 oder sogar früher ihren Bei- trag für eine umweltfreundliche und kostengünstige Energieversorgung der Zukunft leisten. Künftigen Gene- rationen würde sich eine weitere Option für die dauer- haft tragfähige Sicherung ihrer Energieversorgung eröff- nen. Günstige hochwertige Energie für mehr Wohlstand. Zu den wesentlichen Vorteilen der Kernfusion zählt, dass die dazu benötigten Rohstoffe weltweit gleichmä- ßig verteilt sind. Die Energieversorgung kann damit praktisch überall unabhängig von Energieimporten mit heimischen Ressourcen erfolgen. Die Unabhängigkeit von Energieimporten stärkt vor allem rohstoffarme Län- d d o g d r u g d d G E P d ü A k a g w e d h n g s 1 a d a z e g k n M g P M a n t v a G s F v m s l b w n h n (C (D er. Die Risiken regionaler Konflikte für die Welt wer- en so wirksam begrenzt. Hochwertige Energie kann hne großen Landschaftsverbrauch, ohne größere Ein- riffe in die Umwelt und ohne Emissionen von Kohlen- ioxid bzw. von umweltschädigenden Schadstoffen be- eitgestellt werden. Günstige Energie steht praktisch nbegrenzt zur Verfügung. Die globale Reichweite heute enutzter Energieträger könnte um Größenordnungen in ie Zukunft ausgedehnt werden. Diese Vorteile zeigen die enormen Potenziale, die in er friedlichen Nutzung der Kernenergie für zukünftige enerationen liegen. Die Überwindung der weltweiten nergieknappheit eröffnet Räume für neue Produkte und roduktionen, für mehr Wohlstand und weniger Kriege. Gleiches Ziel – anderer Weg. Und genau hierauf zielt er Antrag der FDP. In diesem Ziel stimmen wir auch berein – aber nicht, was den Weg dahin betrifft. Beim ntrag der FDP habe ich mich schon gewundert. Ich enne Sie – und die Liberalen gelten ja auch allgemein – ls beflissene und engagierte Kontrolleure der Bundesre- ierung. Sie legen normalerweise Wert auf einen verant- ortungsvollen Umgang mit öffentlichen Mitteln. Wenn s darum geht, Geld mit der Gießkanne zu verteilen, enke ich zunächst an andere politische Gruppierungen ier in diesem Haus. Deshalb kann ich mir überhaupt icht erklären, dass Sie in Ihrem Antrag fordern, Steuer- elder einfach so freihändig zu verteilen. Derzeit häufen ich ja – wie wir alle wissen – beim Finanzminister 5 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen an. Es wäre ber fatal, wenn angesichts des vielen Geldes nicht nur ie üblichen Verdächtigen sinnlich werden, sondern uch die Kollegen von der FDP die Spendierhosen an- iehen wollten. Denn auch wenn es dem Bund finanziell twas besser geht, dürfen wir forschungspolitisch nicht leich die Bodenhaftung verlieren. Planung statt Schnellschuss. Es besteht überhaupt eine Notwendigkeit, die Deckelung auf den 115 Millio- en Euro institutioneller Mittel jetzt aufzuheben. Diese ittel sind ohnehin gebunden. Für die weitere Beteili- ung am ITER sind hingegen 11 Millionen zusätzliche rojektmittel im Haushalt eingestellt. Und wenn wir der einung sind – und das sind wir von der Regierungsko- lition jedenfalls –, dass die Bundesregierung erst ein achvollziehbares und fundiertes Programm zur Gestal- ung der zusätzlichen Aufgaben der Fusionsforschung orlegen soll, bevor die Projektmittel in vollem Umfang bfließen werden, dann ist das doch keine Willkür. Im egenteil: Eine fundierte Planung der technischen Um- etzung ist doch Voraussetzung dafür, dass die wichtige usionsforschung in Deutschland in geeigneter Weise orangebracht wird. Mit einer guten Koordination und it guten Resultaten werden wir in internationaler Zu- ammenarbeit diese Energietechnologie zügig und ohne ange Umwege zur Anwendungsreife im ITER voran- ringen. Dafür sind die Projektmittel vorgesehen und erden, wenn notwendig, auch abgerufen werden kön- en. Ich bin überzeugt davon: Schnellschüsse bringen uns ier nicht weiter. Wir müssen im Gegenteil unseren Part- ern deutlich machen, dass unser Land die notwendigen 9052 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 (A) ) (B) ) Vorarbeiten für den Bau der großen Komponenten des ITER leisten kann. Deutschlands ITER-Beitrag. Deutschland bringt diverse Schlüsseltechnologien in das ITER-Projekt ein: Supraleitende Magnete und Stromkabel sowie Systeme zur Aufrechterhaltung des Brennstoffkreislaufes und der Plasmaheizung werden vor allem an den deutschen Helmholtz-Zentren erarbeitet. Zur Entwicklung und zum Prototypenbau für die internationale Materialfor- schungsanlage für Fusionswerkstoffe werden technisch sehr anspruchsvolle Bestrahlungskammern zur Prüfung von Werkstoffen benötigt. Daneben forschen wir an neuartigen kältetechnischen Anlagen und an Prüfinstru- menten zur Beurteilung und Verbesserung der Energie- gewinnung des ITER. Die Forschungs- und Entwick- lungsleistungen sollen unsere Position über die bisherigen Programme hinaus weiter bei der Beteiligung an ITER stärken. ITER und Mittelstand. Es versteht sich für mich von selbst, dass davon nicht nur unsere Forscher, sondern auch unsere Unternehmen profitieren sollen und werden. Als Beschäftigungsmotor in vielen Regionen – ich denke hier besonders auch an die Technologieregion Karlsruhe, aus der ich komme – können wir die Bedeutung des Mit- telstandes für Wohlstand und Entwicklung gar nicht groß genug einschätzen. Wenn unsere Fusionsforscher in Karlsruhe, Julich und München gute Vorarbeiten leisten, dann werden wir auch eine nennenswerte Beteiligung deutscher Unternehmen am ITER-Projekt erreichen kön- nen. Dann werden auch zukunftssichere produktive Ar- beitsplätze mit hoher Wertschöpfung in Deutschland ent- stehen. Seit 2005 tut die Bundesregierung nun alles, um auch den deutschen Beitrag an ITER zu sichern. Das reicht von der Einbindung der Industrie bis hin zur Vergabe der zusätzlichen Projektmittel. Die bisherigen Erfolge im Bereich der Kernfusion machen deutlich, dass es in der Kernfusionsforschung vorangeht. An der CDU/CSU- Fraktion im Deutschen Bundestag wird die deutsche Be- teiligung am ITER sicherlich nicht scheitern. Ich bin davon überzeugt, die Bundesregierung wird noch vor der Sommerpause ein überzeugendes Pro- gramm zur Ausrichtung der Kernfusionsforschung vor- legen. Mit diesem Programm werden wir dann die Vo- raussetzungen haben, dass wir die Haushaltssperre aufheben können und die notwendigen Mittel an die Pro- jektnehmer abfließen können. Mit unserer Beteiligung an ITER stärken wir Deutschland als Forschungs- und Technologiestandort, und wir gestalten einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung. Dieter Grasedieck (SPD): Für die wichtigste Zu- kunftsfrage „Energieproduktion und Versorgungssicher- heit“ brauchen wir heute und morgen eine Lösung. Wir brauchen mittelfristige Forschungsergebnisse. Deshalb fördert die Große Koalition verstärkt erneuerbare Ener- gien, das CO2-freie Kraftwerk, die Kraft-Wärme-Kopp- lung und die Wasserstofftechnologie. Hier schaffen wir neue Arbeitsplätze in hochqualifizierten Berufen. Die Große Koalition fördert die Forschung optimal, aber s B G F s I S s I U W c s N r I F d s D s w f w s n 1 s t F S S s t d F k r 4 s l t w t s t w w d g h I (C (D tets mit Augenmaß. Nach diesem Grundsatz haben alle undesregierungen gehandelt. Seit 1956 wird im Forschungszentrum Jülich auf dem ebiet der Plasma- und Fusionsforschung gearbeitet. Im orschungszentrum Karlsruhe wurde Grundlagenfor- chung für die technologische Entwicklung für den TER betrieben. Am 28. Juni 2005 – also zur Zeit der PD-Grünen-Koalition – einigten sich sieben Industrie- taaten auf den Bau des ITER in Frankreich. Die sieben ndustriestaaten waren die EU, China, Russland, Japan, SA, Indien und Südkorea. Durch die internationale Kooperation wird das nötige issen gebündelt. Die großen Staaten dieser Welt versu- hen das wichtigste Zukunftsproblem gemeinsam zu lö- en und das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen. ach Vertragsabschluss sagte im Jahr 2005 die Ministe- in Edelgard Bulmahn: Der europäische Standort des TER bietet Deutschland optimale Möglichkeiten für orschung und Industrie. Die Chance für lukrative In- ustrieaufträge ist da. Das siebte Rahmenprogramm Euratom fördert die Fu- ionsforschung von 2007 bis 2011 mit 2,8 Milliarden. ie SPD und unsere Ministerin unterstützten diese Ent- cheidung. Nur, bei aller ITER-Begeisterung brauchen ir stets eine Förderung mit Augenmaß. Seit 50 Jahren orschen wir in Jülich und Karlsruhe; weitere 50 Jahre ird es dauern, bis wir in Fusionskraftwerken wirt- chaftliche Energie produzieren können. Das Risiko ei- er Fehlinvestition ist groß, da die Entwicklung 00 Jahre benötigt. Dadurch wird der Mut zur Geduld tark strapaziert. Auch die Forschung braucht mittelfris- ige Erfolgsaussichten. Da müssen Fragen erlaubt sein. Die FDP hat auf viele ragen schnelle Antworten, aber nur selten Lösungen. o fordert die FDP mehr Geld für die Fusionsforschung. ie fordern weiter. Dies darf nicht zulasten der For- chung für erneuerbare Energie gehen. Zu welchen Las- en soll es gehen? Sie fordern keine Haushaltssperre für en ITER 2007 ohne Vorbedingungen. Alles das sind orderungen ohne Lösungen. Institute und Wissenschaftler sagen, dass die Vor- ommnisse von Uran, Gas und Erdöl in gut 35 bis 50 Jah- en langsam auslaufen: Uran in 35 Jahren, Erdöl in 0 Jahren und Erdgas in 50 Jahren. – Im FDP-Antrag chreiben Sie, 2060 könnte ein Fusionskraftwerk Strom iefern. Wie wollen Sie die Energielücke schließen? Nein, auch in der Energieforschung müssen wir mit- elfristige Lösungen stärker fördern. Deshalb fördern wir eiterhin eine noch intensivere Forschung der Produk- ion von Bioenergie und von Windenergie. Die CO2-Ab- cheidung bei Kohlekraftwerken und die Wasserstoff- echnologie müssen weiter gefördert werden. Hier sind ir in der Produktion an der Weltspitze. Unsere Kraft- erktechnologie ist ein Exportschlager und wird sich urch unsere Forschung mit noch besseren Wirkungs- raden mittelfristig auf dem Weltmarkt noch besser be- aupten. Abschließend stelle ich fest: Die SPD fördert den TER über Euratom und die EU-Verträge. Mittelfristige Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9053 (A) ) (B) ) Erfolgsaussichten sind uns aber wichtig. Deshalb fördert die Große Koalition – und natürlich die SPD – die erneu- erbare Energie, CO2-Abscheidungen und die Wasser- stofftechnologie. Hier sind wir in der Großen Koalition auf dem richtigen Weg. Cornelia Pieper (FDP): Die sieben ITER-Partner Europa, Japan, Russland, die USA, China, Indien und Südkorea haben am 21. November vergangenen Jahres in Paris den Vertrag zur Gründung der ITER-Organisa- tion nach langem Ringen unterzeichnet. ITER wurde seit 1988 in weltweiter Zusammenarbeit von europäischen, japanischen, russischen und bis 1997 auch US-amerika- nischen Fusionsforschern vorbereitet. 2003 schlössen sich dem Projekt China und Südkorea an. Auch die USA erkannten die Bedeutung und kehrten in die ITER-Ge- meinde zurück. 2005 kam als siebter Partner Indien hinzu. Im Rahmen des Festaktes im Pariser Elysée-Palast brachten durch ihre Anwesenheit der französische Staatspräsident Jacques Chirac und der EU-Kommis- sionspräsident José Manuel Barroso ihre feste Überzeu- gung zum Ausdruck, dass es sich lohnt, in eine Zukunfts- energie heute zu investieren, die keine das Klima schädigenden Emissionen, keine Endlagerprobleme und keine Proliferationsprobleme mit sich bringt. Ich kann nur sagen: Das ist ein wichtiger Meilenstein auf der Schlussetappe zu einem Fusionskraftwerk, das auf Dauer den Energiehunger der Welt stillen hilft und einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten wird. ITER soll bis 2030 zeigen, dass ein Energie lieferndes Fusionsfeuer unter kraftwerksähnlichen Bedingungen möglich ist. ITER soll die Grundlagen für den Bau eines wirklichen Demo-Kraftwerks, das alle Funktionen eines Kraftwerks erfüllt, schaffen, damit – und das muss jetzt auch das Ziel sein – die Energieversorger nach 2050 mit der Option „Kernfusion für Stromerzeugung“ rechnen können. Kein geringerer als Janez Potocnik, der EU- Kommissar für Wissenschaft und Forschung, leitete die erste Sitzung des vorläufigen ITER-Rates und gab so auch den Startschuss für die Vorbereitungsarbeiten für den Experimentalreaktor ITER (lat.: der Weg), der in Cadarache in Südfrankreich entstehen soll. Eine Hürde ist noch zu nehmen. Der Vertrag muss, bevor er endgültig in Kraft tritt, durch die Bundesregie- rung ratifiziert werden. Frau Bundesministerin Schavan, jetzt sind Sie am Zug. Ich weiss, dass Sie und auch die CDU/CSU-Bundestagsfraktion der Sache aufgeschlos- sen gegenüberstehen. Doch Sie müssen mit Ihrer Unter- schrift jetzt umgehend grünes Licht für den Bau und Be- trieb des internationalen Fusionstestreaktors ITER geben. Sie müssen Verantwortung übernehmen und der deutschen Forschung den Weg frei machen für eine wirkliche bahnbrechende Forschungs- und Entwick- lungsarbeit für die nächsten fünfunddreißig Jahre. Doch Sie müssen der „ITER-Braut“ auch etwas in die Aussteuertruhe legen! Wir gehen davon aus, dass die Bundesregierung – ihrem Anteil am EU-Haushalt ent- sprechend – in den nächsten zehn Jahren über den EU- Haushalt mit etwa 500 bis 600 Millionen Euro zu den B H j e f s g m I p w d F R m w f n P b l l h a M S d a d s s B t t d r – g U T a 5 B D d w t w E s E (C (D aukosten von ITER beitragen wird. Eine erstrangige erausforderung für die Bundesregierung wird es sein, etzt Aufträge für die Bauteilfertigung sowie die dafür rforderlichen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben ür die deutsche Industrie und die deutsche Fusionsfor- chung zu sichern. Das Institut für Plasmaphysik in Garching, eines der rößten Fusionsforschungszentren in Europa, arbeitet it seinem Experiment ASDEX Upgrade seit Jahren an TER-relevanten Fragen. Nicht zuletzt hat das IPP die hysikalischen Grundlagen für den Testreaktor ent- ickelt. Auch in Zukunft muss Deutschland, vertreten urch die Max-Planck-Gesellschaft und die Helmholtz- orschungszentren Karlsruhe und Jülich, eine wichtige olle spielen, so zum Beispiel bei der Suche nach opti- ierten Betriebsweisen für den Testreaktor, der Ent- icklung der Plasmaheizung von ITER und Analysever- ahren für das Plasma und natürlich nicht zuletzt auch ach geeigneten Werkstoffen für die Brennkammer. ITER bedeutet für mich auf keinen Fall, das nationale rojekt „WENDELSTEIN 7 X“ in Greifswald aufzuge- en. Dieses Leuchtturmprojekt mit seinem Alleinstel- ungsmerkmal ist für die Plasma-Physik ein außerordent- ich wichtiges Instrument und hat auch international eine ohe Strahlkraft. Meine Damen und Herren von der Koalition, ich ppelliere an Sie, beenden Sie die Politik der „kleinen esserstiche“ gegen die Fusionsforschung und lassen ie diesen Bereich auch wieder am Mittelaufwuchs für ie Energieforschungseinrichtungen teilhaben. Frau Bundeskanzlerin, setzen Sie Ihr Versprechen, die us rot-grüner Regierungszeit bestehenden Deckelung er Haushaltsmittel auf 115 Millionen Euro für die Fu- ionsforschung aufzuheben, in die Tat um! Petra Sitte (DIE LINKE): Der Antrag der FDP „Fu- ionsforschung zielgerichtet weiterführen – Deutschen eitrag sichern“ soll ein Thema parlamentarisch beglei- en, das im Wesentlichen vorbei an nationalen Parlamen- en wie auch der EU vorangetrieben wurde. Bezogen auf en hier angesprochenen Internationalen Thermonuklea- en Testreaktor, kurz: ITER, wurden im August 2006 wie man so schön sagt – eigentlich alle Messen gesun- en. Damals einigten sich EU, Japan, China, Russland, SA, Indien und Südkorea auf Vertrag und Ort dieses estreaktors. Die Gesamtkosten werden sich bis 2041 uf rund 16 Milliarden Euro belaufen. Die EU soll fast Milliarden Euro aufbringen. Dazu kommen noch extra eiträge, die durch die Mitgliedstaaten – darunter auch eutschland – aufzubringen sind. ITER ist jedoch nur ein Projekt, welches im Rahmen er Erneuerung nuklearer Energietechnologien verfolgt ird. Nukleartechnologien haben zu Recht ein Akzep- anzproblem, welches auf die damit verbundenen Risiken ie Proliferations- oder Betriebsgefahren oder ungelöste ndlagerfragen zurückgeht. Deshalb werden neben Fu- ionsreaktorsystemen wie ITER auch weitere nukleare nergietechnologien durch Forscherinnen und Forscher 9054 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 (A) ) (B) ) untersucht. Dazu gehört beispielsweise auch die Ent- wicklung neuer Kernkraftwerke der Generation IV. Diese Forschungen sind extrem zeitintensiv und teuer. Aus diesem Grund sind auch weltweite Formen der Zu- sammenarbeit von Wirtschaft und Staaten eingegangen worden. Innerhalb dieser Projekte und Mittel werden schon heute exorbitante Summen aufgebracht, die über- wiegend öffentliche Mittel waren und sind. Die gesell- schaftliche Öffentlichkeit hat Ziele, Umfang, Umsetzung und Nutzen neuer Nukleartechnologien jedoch nie ernst- haft breit diskutiert bzw. diskutieren können. Fachkreise dagegen schon. Dort ist man sich sehr wohl der Kon- fliktstoffe dieser Forschung, ihrer offenen Perspektiven im Hinblick auf die Realisierung neuer Kernkraftwerke, der kommerziellen Aneignung künftiger Forschungser- gebnisse, der Akzeptanz sowie der Wirkung auf andere Strategien von Energiegewinnung bewusst. Nur ein Beispiel dafür: Nukleare Energietechnologien sind mit ihrer hohen Kapitalintensität hauptsächlich für eine zentralisierte Stromerzeugung geeignet. Innerhalb der aktuellen Klimadebatte aber wird maßgeblich der Kapazitätsausbau von kleineren Energiegewinnungsein- heiten nahe bei Verbraucherinnen und Verbrauchern the- matisiert. Dieser Trend der Dezentralisierung trifft auf erhebliche Akzeptanz in der Bevölkerung. Insbesondere Technologien zur Gewinnung emeuerbarer Energien ent- sprechen dem Bedürfnis, sich eben nicht den Global- playern der Energieerzeugung und ihren Preisdiktaten auszuliefern. Und im Bereich nuklearer Energietechno- logien werden nur diese das notwendige Kapital be- schaffen können. Zwangsläufig ergeben sich daraus Fragen wie: Stehen die beiden Strategien zur Energiegewinnung nicht in völlig ungleicher Konkurrenz zueinander? Wird es dann nicht zu einer Verdrängung erneuerbarer Formen der Energiegewinnung kommen? Wenn denn in einigen Jahrzehnten solch ein Projekt wie ITER tatsächlich über zu bauende Kraftwerke Schritt für Schritt in die Energie- versorgung Einzug hielte, wer hätte Verfügungsgewalt? Welche Möglichkeiten der Kontrolle müssten der Ge- sellschaft erhalten bleiben, um die Ausgabe von zig Mil- liarden öffentlicher Gelder respektive Steuergelder zu rechtfertigen? Nun mögen ja die FDP als Antragstellerin und andere für neue nukleare Energietechnologien Engagierte be- haupten: Um Himmels willen, so weit sei man ja noch lange nicht. Denen halte ich entgegen: Doch, wir sind so weit. Immerhin wurden bei Euratom durch Kommissions- beschluss für die nukleare Forschungsförderung entschei- dende Weichenstellungen vorgenommen. So werden im 7. Forschungsrahmenprogramm bis zum Jahr 2011 rund 2,8 Milliarden Euro für die Nuklearforschung ausgege- ben, davon über 1,9 Milliarden für die Fusionsfor- schung. Die daraus entspringende Eigendynamik wird kaum kritisch reflektiert und ist schon gar nicht Gegenstand von Interventionen seitens Parlamenten und Regierun- gen. So durchzieht auch den FDP-Antrag die Grundstim- mung, es seien doch schon so viel Mittel investiert wor- den, da könne man doch nicht mehr das Gesamtprojekt i S z F c d e t d O i f P n w D g a u n e s k g s E m z m ö g e E s E b g s ö l a c c K a s g i c D v f D s (C (D nfrage stellen! Meine Damen und Herrn von der FDP, ie werden nicht bestreiten können, dass das kein über- eugendes inhaltliches Argument für die unreflektierte ortsetzung dieser Politik sein kann. Natürlich muss man sich differenziert mit den Chan- en und Grenzen jeder einzelnen Technologie auseinan- ersetzen. Für Formen der erneuerbaren Energien wird s doch auch eingefordert! Da können ja wohl keine un- erschiedlichen Maßstäbe angelegt werden. ITER bzw. ie Kernfusion sind zweifelsohne eine interessante ption, vor allem deutlich risikoärmer als Kernspaltung m Hinblick auf die Umwelteigenschaften und das Proli- erationsrisiko. Aber würde man heute auf der Straße assanten die Frage stellen, ob sie sich etwas unter er- euerbarer und Fusionsenergie vorstellen könnten, dann ären Kenntnisse ganz sicher sehr einseitig vorhanden. eshalb ist es notwendig, bei so zukunftsträchtigen Fra- en wie Energieressourcen durch öffentliche Debatten uch Kompetenz zu bilden, um Transparenz herzustellen nd Mitentscheidung zu ermöglichen. Auch gehört zu einer vernünftigen Risikoabwägung eben den finanziellen Argumenten, die derzeit gegen ine Fusionsforschung sprechen, die Frage nach Wirt- chaftlichkeit, Effizienz und nach der Zeitschiene. So ann erst in 30 Jahren beantwortet werden, ob die Ener- iegewinnung mittels Fusionsreaktoren regulär möglich ein wird. Auch benötigen die Forschungen einen hohen nergiebedarf. Dass ITER irgendwann einmal zehn Mal ehr Energie liefert, als er zum Betrieb braucht, ist der- eit noch nicht absehbar. Vor diesem Hintergrund muss an sich fragen, ob dann nicht besser die Priorität auf kologisch und ökonomisch sinnvollere Technologien esetzt werden sollte, die eine schnellere CO2-Reduktion rmöglichen, wie beispielsweise die Investition in die rforschung von Biomasse-Technologien. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, Sie elbst haben hier in dem Hohen Hause einen Antrag zur inrichtung eines Biomasse-Forschungszentrums einge- racht. Sie machen dieses sinnvolle Anliegen zum Fei- enblatt, wenn Sie nun die Priorität auf die teure Fu- ionsforschung setzen. Ich finde, Milliarden Euro ffentlicher Gelder auszugeben, ohne über gesellschaft- iche Perspektiven der verfolgten Projekte Rechenschaft bzulegen, ist undemokratisch, weil künftige Verbrau- herinnen und Verbraucher außen vor bleiben. Verbrau- herinnen und Verbraucher sind aber nicht auf ihren onsumentenstatus einzunisten. Vielmehr müssen sie uch die Konsequenzen für Mensch und Natur zutragen. Vor diesem Hintegrund und angesichts internationali- ierter Forschung ist es daher notwendig, eine unabhän- ige und vorausschauende Technologiefolgeabschätzung m Bereich der nuklearen Enengietechnologien zu si- hern. Das Büro für Technikfolgenabschätzung beim eutschen Bundestag hat mit seinem Sachstandsbericht on 2002 ein solches Beispiel und gute Grundlage gelie- ert! Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): er Vorsitzende der Jungliberalen hat recht: Die FDP hat ich vom Klimaschutz verabschiedet. Alle Welt spricht Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9055 (A) ) (B) ) darüber, dass in den nächsten 15 Jahren die Weichen da- für gestellt werden müssen, den Klimawandel aufzuhal- ten. Und was mach die FDP? Sie stellt einen Antrag, die knappen Forschungsmittel auf eine Technologie zu kon- zentrieren, die frühestens in 50 Jahren zur Verfügung stehen wird – falls überhaupt. Der Kernfusionsantrag der FDP ist eine Bankrott- erklärung einer Partei, der früher einmal Wirtschaftskom- petenz zugesprochen wurde. Die FDP setzt sich für eine Technologie ein, die unvergleichlich erfolglos ist. Seit fast 50 Jahren wird uns versprochen, dass sie in spätes- tens 50 Jahren funktioniere. Und auch heute spricht man noch von 50 Jahren. Der indische Physiker Baba hat üb- rigens bereits 1955 auf der Weltenergiekonferenz gesagt, in 20 Jahren werde der erste Reaktor am Netz sein. Auch die jüngste Geschichte zeigt, wie wenig von zeitlichen Prognosen zu halten ist: Schon nach wenigen Jahren Bauzeit ist das Fusionsexperiment Wendelstein 7-X in Greifswald um Jahre in Verzug. Das Einzige, was bei der Kernfusion herauskam, ist ein Anstieg der Kos- ten und die Verlängerung der Erwartungszeiträume. Hinzu kommt, dass die von den Anhängern der Fu- sionsenergie erwarteten Stromerzeugungskosten so hoch sein werden, dass diese Technologie niemals wettbe- werbsfähig wäre. Erneuerbare Energien sind bereits heute günstiger oder werden es in 50 Jahren sicher sein. Ich frage mich im Übrigen auch, wie die FDP diesen Antrag dem Mittelstand erklären will. Der Mittelstand braucht dringend Geld für technologische Innovationen, und die FDP setzt auf eine Technologie, von der der Mit- telstand nichts hat. Die FDP ignoriert die Weltmarktführerschaft Deutsch- lands bei erneuerbaren Energien. Sie sieht nicht die vor- handenen und zukünftigen Märkte dieser Technologien, und sie missachtet die Wettbewerbssituation, in der sich die Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Technolo- gien befinden. All diese Technologien finden sich im For- derungsteil des Antrages mit keinem Wort wieder. Leider hat die FDP ihren wirtschaftspolitischen Sach- verstand in der Zwischenzeit einer nuklearen Utopie ge- opfert. Ich fordere die Wirtschaftspolitiker der FDP, ins- besondere die Mittelständler auf, sich näher anzusehen, welche Anträge von den eigenen Forschungspolitikern vorgelegt werden. Doch die FDP gibt nicht nur eine wirtschaftspoliti- sche Bankrotterklärung ab. Mehr noch: Sie zeigt, dass sie in keiner Weise den energie- und umweltpolitischen Herausforderungen gewachsen ist, die sie selbst be- nennt! Die FDP will das Problem der Versorgungssicher- heit erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts angehen, dann, wenn die Förderpeaks beim Erdöl und Erdgas seit Jahrzehnten zurückliegen. Die Konzentration der FDP auf eine Zukunftsutopie trägt zur Lösung der Versor- gungsprobleme nichts bei. Bis in großer Zahl Fusions- kraftwerke gebaut werden könnten, müssen diese Pro- bleme längst gelöst sein. Wieso verschweigt die FDP in ihrem Antrag, dass die Europäische Union die Kernfusion geradezu mit Förder- m r d d n j w d s s ü k H l T D d d F s f a d d s G F s K w b g B D a d S s D t c v w f W e E e m s m g s (C (D itteln mästet? So soll in Euratom in den nächsten Jah- en jährlich 550 Millionen Euro fließen, der Löwenanteil afür für Kernfusion und hier insbesondere in den von er FDP geliebten ITER. Für alle sonstigen Energietech- ologien inklusive der Energiespartechnologien sollen ährlich gerade einmal 330 Millionen Euro ausgegeben erden, davon wiederum weit weniger als die Hälfte auf ie erneuerbaren Energien. Das verbleibende Kuchen- tückchen dürfen sich die erneuerbaren Energien unter ich aufteilen, sodass für jede einzelne nur noch Krümel brig bleiben. Allein der Bau von ITER wird circa 5 Milliarden Euro osten. Dabei wird der ITER nicht einmal die Lösung des auptproblems der Kernfusion angehen: die Entwick- ung von Materialien für die erste Wand, die immensen emperaturen und Bestrahlungen ausgesetzt sein wird. ies verschweigt die FDP. Und was sagt sie dazu, dass ie Entwicklung der Kernfusion global 70 bis 80 Milliar- en Euro kosten soll? Angesprochen wird von der FDP zwar das deutsche usionsexperiment Wendelstein 7-X. Aber die FDP ver- chweigt auch hier, dass die Kosten aus dem Ruder lau- en. Mittlerweile kostet der Bau viele Millionen mehr, ls anfangs geplant, und der Zeitplan läuft völlig aus em Ruder. Dies alles sind wichtige Forschungsgelder, ie an anderer Stelle im Forschungshaushalt fehlen, wo ie dringend benötigt würden. Anstatt die Missstände in reifswald anzusprechen, plädiert die FDP dafür, die orschungsmittel für die Kernfusion zu erhöhen. Zahlen oll der Steuerzahler. Es ist mehr als schade um jeden Euro, der für die ernfusionsforschung verschwendet wird. Das Geld äre bei den erneuerbaren Energien viel besser aufgeho- en. Diese decken trotz marginaler Forschungsmittel lobal schon über 12 Prozent des Weltenergiebedarfs. is zur Mitte des Jahrhunderts wäre eine vollständige eckung möglich und die Kernfusion mit ihren Radio- ktivitätsproblemen vollkommen überflüssig. Doch wur- en OECD-weit in den letzten 50 Jahren die falschen chwerpunkte gesetzt. 70 bis 80 Prozent der Energiefor- chungsmittel flössen in die Kernfusion und Spaltung. ie Ergebnisse lauten: 2,5 Prozent Anteil der Atomspal- ung und null Prozent Anteil der Kernfusion an der De- kung des Weltenergiebedarfs. Es gibt wohl keinen Forschungsbereich, in den so iele Mittel investiert wurden und der Erfolg so gering ar wie bei der nuklearen Energieversorgung. Die Kern- usionsforschung war der größte Forschungsflop der elt des 20. Jahrhunderts. Wir sollten dafür sorgen, dass s der Fusionsforschung nicht gelingt, diesen Titel mit rfolg zu verteidigen. Wir sollten unsere knappen Steu- rmittel dort einsetzen, wo sie gebraucht werden und wo it ihnen Probleme gelöst werden können. Die einseitige Festlegung in Ihrem Antrag auf die Fu- ion zeigt auf, dass Sie es mit Ihren Zielen nicht ernst einen. Würden Sie Ihren eigenen genannten Zielen fol- en, müssten Sie für den Ausstieg aus der Fusionsfor- chung eintreten. 9056 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 (A) ) (B) ) Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Verzicht der Bun- desregierung auf Einnahmen aus Sponsoring (Tagesordnungspunkt 26) Petra Merkel (Berlin) (SPD): In dem Antrag der Lin- ken heißt es: Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie- rung auf, für die obersten Bundesbehörden und die Bundeswehr auf Einnahmen aus Sponsoring zu ver- zichten. Vorab möchte ich einiges klären: Sponsoring – das klingt wirklich harmlos nach Unterstützung beim Sport, so zum Beispiel kommt mir direkt Trikotwerbung der Fußballvereine in den Sinn. Sponsoring in der Bundesre- gierung? Wir sollten nicht so weit gehen, wie zum Bei- spiel unserem Bundesfinanzminister Peer Steinbrück vorzuschlagen, die Kabinettsmitglieder zur weiteren Sanierung des Bundeshaushalts mit Sponsorentrikots auszustatten. Wir sollten auch den Präsidenten des Deutschen Bundestags daran hindern, die Bundestagsde- batten zukünftig nach dem Motto „Diese Rede wird Ih- nen präsentiert von ...“ sponsern zu lassen. Nein, ernst- haft – ich glaube, Sie meinen mit Ihrem Antrag etwas anderes. Was bedeutet Sponsoring denn überhaupt? Definition der Verwaltungsvorschrift – Allgemeine Verwaltungs- vorschrift zur Förderung von Tätigkeiten des Bundes durch Leistungen Privater (Sponsoring, Spenden und sonstige Schenkungen) –: … Zuwendung von Geld-, Sach- oder Dienstleis- tungen durch Private (Sponsoren) an eine oder mehrere Dienststellen des Bundes (Gesponserte), mit der der Sponsor eine Tätigkeit der Verwaltung mit dem Ziel fördert, dadurch einen werblichen oder sonst öffentlichkeitswirksamen Vorteil zu er- reichen (Sponsoring). Wir beraten hier ein heiles Thema, das uns übrigens über mehrere Jahre im Rechungsprüfungsausschuss be- schäftigt, ein Thema, das sehr sensibel ist. Der Staat und seine Behörden, allen voran auch wir Abgeordnete, ha- ben selbstverständlich eine Vorbildfunktion und müssen alles tun, um die Möglichkeiten von Einflussnahme oder Begünstigung oder auch nur den Verdacht in dieser Richtung zu verhindern. Aber: Ist die notwendige Kon- sequenz aus unserer Verantwortung gar kein Sponso- ring? Ist dies die Lösung? Sicherlich die einfachste – aber, wie ich finde, die falsche. Wir haben uns im Parlament und bei den intensiven Beratungen im Haushaltsausschuss und im Rechnungs- prüfungsausschuss für einen anderen Weg entschieden: Im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages wurde 2002 beschlossen, „dass für das Sponsoring der Bundesverwaltung ein Rahmen gefunden werden solle, der sowohl das Budgetrecht des Parlaments als auch die Transparenz des Prozesses gewährleiste, gleichzeitig a z t d s n r w B G f d f a r s a t i n h d n z n d w r v w m T S d t f k m g m H f M s l g s v i F d w d (C (D ber auch niemanden daran hindere, Finanzmittel bereit- ustellen. Im Juli 2003 wurde daraufhin die Allgemeine Verwal- ungsvorschrift zur Förderung von Tätigkeiten des Bun- es durch Leistungen Privater (Sponsoring, Spenden und onstige Schenkungen) erlassen, eine Vorschrift, die ge- au regelt, welche Grundsätze beim Einsatz von Sponso- ing zu beachten sind. Eine Maßnahme, die diese Ver- altungsvorschrift vorsieht, ist ein zweijährlicher ericht des Bundesministeriums des Innern, in dem die eld-, Sach- und Dienstleistungen aus Sponsoring of- engelegt werden. Im Rechnungsprüfungsausschuss untersuchten wir iesen Sponsoringbericht. In diesem Bericht ist aufge- ührt, was wie gefördert und was bezahlt wird und vor llem, von wem. In diesem Bericht wird die Finanzie- ung von Aufgaben des Bundes durch „Private“, Spon- oren, veröffentlicht. Gemeint sind neben Sponsoring uch alle anderen unentgeltlichen Zuwendungen Priva- er, insbesondere Spenden und sonstige Schenkungen. Sie von der Linken berufen sich auf Zeitungsartikel, n denen Beträge genannt werden und der Verdacht ge- ährt wird, dass Firmen aufgrund ihres Sponsoringver- altens staatliche Aufträge erhalten. Es war ein Anliegen er Mitglieder des Rechnungsprüfungsausschusses, ge- au eine solche Kopplung oder auch Begünstigung aus- uschließen. Die Zahlen, die Sie in Ihrem Antrag nen- en, können Sie überhaupt erst nur nennen, weil sie in em Sponsoringbericht offengelegt wurden. Genauso ie die Presse sie nur deshalb nennen kann. Der Sponso- ingbericht, der alle zwei Jahre von der Bundesregierung eröffentlich wird – das wurde vom Parlament initiiert –, ird durch unsere Initiative nun auch in Zukunft die Na- en der Sponsoren nennen, um die nötige und gebotene ransparenz zu schaffen. Wir haben diese Kritik des Rechungshofes am ersten ponsoringbericht berücksichtigt. Diese Kritik wurde in en Zeitungsartikeln des „Stern“ und der „Berliner Zei- ung“ zitiert. Wir haben diesen Monat im Rechnungsprü- ungsausschuss den Beschluss gefasst, dass ab dem ommenden – dem zweiten – Sponsoringbericht die Na- en der Sponsoren ab einer Wertgrenze von 5 000 Euro enannt werden. Wir haben diese Wertgrenze zur Ver- eidung von Bürokratie eingeführt. Für das Technische ilfswerk haben wir eine gesonderte Regelung einge- ührt: Hier werden dem Innenministerium vom THW die ittel unter 5 000 Euro gemeldet. Das ist eine gute Lö- ung. Einen völligen Rückzug – keinerlei Sponsoring zuzu- assen – das ist Ihr Vorschlag, der Vorschlag der Kolle- innen und Kollegen der Linken. Ihr Antrag tut ja gerade o, als sei jegliches Sponsoring von Übel und gehöre erboten. Ich möchte hier auf die vielen Projekte gerade m Kunst- und Kulturbereich hinweisen, die auch von irmen und Unternehmen unterstützt und gefördert wer- en und die vielfach ohne dieses Engagement der Privat- irtschaft gar nicht erst möglich wären. Im Bereich des Mäzenatentums hält der Beauftragte er Bundesregierung für Kultur und Medien eine Aus- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9057 (A) ) (B) ) nahme für erforderlich; hier müssen wir jedoch genau schauen, wie wir etwas abgrenzen können. Deshalb ha- ben wir das Bundesministerium des Innern gebeten, eine tragfähige Regelung zu erarbeiten, die wir im Rech- nungsprüfungsausschuss dann beraten werden. Darüber hinaus werden die Hinweise des Bundesrechnungshofes aufgegriffen und beim zukünftigen Einsatz privater Mit- tel berücksichtigt werden. Hierzu soll erforderlichenfalls die Verwaltungsvorschrift Sponsoring überarbeitet wer- den. Schon jetzt ist in der Verwaltungsvorschrift geregelt, dass Sponsoring nur unterstützend genutzt werden kann. Selbstverständlich muss schon jeder Anschein fremder Einflussnahme vermieden werden, um die Integrität und Neutralität des Staates zu wahren. In der Eingriffsver- waltung ist Sponsoring grundsätzlich nicht zulässig, so zum Beispiel bei einer unmittelbaren oder mittelbaren Unterstützung in den hoheitlichen Aufgabenbereichen der Polizei, der Finanzen, des Zolls. Außerhalb der Ein- griffsverwaltung ist Sponsoring zum Beispiel bei Kultur, Sport, Gesundheit, Umweltschutz, Bildung und Wissen- schaft zulässig. Die schriftliche Einwilligung der obers- ten Dienstbehörde ist notwendig bei der Annahme von angebotenen oder eingeworbenen Sponsoringleistun- gen. Ausgeschlossen sind auch Vereinbarungen zur indi- rekten Koppelung von Leistung und Gegenleistung. Ich finde, wir haben damit klare, eindeutige und prak- tikable Regelungen. Selbstverständlich bleiben wir am Ball und haben im Rechnungsprüfungsausschuss den Bundesrechnungshof gebeten, auch den zweiten Sponso- ringbericht zu prüfen und uns über das Ergebnis der Prü- fung zu berichten. Ich teile in einem Punkt die Meinung der Linken und zitiere aus der Antragsbegründung: Sponsoren dürfen Regierungshandeln nicht beein- flussen und damit über die Politik in unserem Lande entscheiden. Natürlich dürfen sie dies nicht, und sie tun es ja auch nicht. Ich glaube nicht – mit dieser Einschätzung bin ich auch nicht alleine – dass der Rüstungskonzern EADS mit 87 000 Euro seit 2003 das Verteidigungsministerium „kaufen“ konnte. Es gibt zwei Möglichkeiten, um zu vermeiden, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern dieser – wohlgemerkt – falsche Eindruck entstehen könnte: Eine Möglichkeit ist die in Ihrem Antrag vorgeschlagene, nämlich jegliche Form von Sponsoring und sonstige Unterstützung durch Unternehmen im Bereich der öffentlichen Verwaltung zu verbieten – ich zitiere –: Die Bundesregierung … muss ganz auf das Sponso- ring in der Bundesverwaltung verzichten. Die andere Möglichkeit ist, Sponsoring transparent zu machen, „Ross und Reiter“ zu benennen: es nicht zu ver- teufeln, sondern es zuzulassen, aber es öffentlich zu ma- chen. Wir haben selbstverständlich eine Vorbildfunktion und gehen sehr verantwortungsvoll mit dem Thema um. Wir haben uns im Haushaltsausschuss für die zweite Variante entschieden, nämlich auf finanzielle Unterstüt- z m h „ g k U ü Z e z n z m k u w S d s s d t n d w r c (C (D ung in manchen Bereichen nicht zu verzichten. Ich öchte hier gerne verdeutlichen, worüber wir hier über- aupt reden. Sponsoringeinnahmen, das klingt nach schwarzen Köfferchen“ und „verschlossenen Umschlä- en“, die zugesteckt werden. Ich möchte Ihnen ein kon- retes Beispiel dafür geben, was Sponsoring bedeutet. m welche Art von Sponsoring handelt es sich denn berhaupt bei den von Ihnen genannten Beispielen und ahlen? Dann sollten Sie mir erklären, warum Sie auf ine solche Unterstützung verzichten möchten – ich itiere –: Für die AIDS-Aufklärung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wurden kos- tenlose Werbeflächen für Großflächenplakate und Sendezeiten für Audio- und Videowerbespots be- reitgestellt. Der Fachverband Außenwerbung e. V. unterstützte die Arbeit der Bundeszentrale für die AIDS-Prävention, indem sie bundesweit Plakatflä- chen für die Großplakate (etwa „Gib AIDS keine Chance“) kostenlos zur Verfügung stellte. Barmittel hat die Bundeszentrale nicht erhalten. Diese Kam- pagne wurde auch von einer Vielzahl meist regional ausstrahlender Hörfunksendern sowie einigen TV- Sendern unterstützt, indem diese kostenlos Sende- zeiten für die Fernseh- und Hörfunkspots zur Verfü- gung stellten. Auch hier hat die Bundeszentrale keine Barmittel erhalten. Die im Auftrag des BMG in Arbeitsteilung durchgeführte AIDS-Prävention der BZgA und der Deutschen AIDS-Hilfe ist in Deutschland nachweisbar erfolgreich. Nur durch beträchtliche Unterstützung durch Kooperations- und Sponsor-Partner kann das AIDS-Kampagnen- konzept aufrechterhalten werden. Allein mit den für die AIDS-Aufklärung im Bundeshaushalt zur Ver- fügung gestellten Mitteln wäre eine ebenso wir- kungsvolle Präventionskampagne nicht zu erzie- len. Gegenwert für die Bereitstellung der Werbeflächen ca. 16,7 Millionen Euro. Gegenwert für die Ausstrahlung der Spots ca. 24 Millionen Euro. Das heißt, diese Kampagne wurde mit über 40 Millio- en Euro unterstützt. Und das wollen Sie nun nicht mehr ulassen? Wir sind uns doch sicherlich einig, dass nie- and etwas gegen groß angelegte Kampagnen zur Aidsauf- lärung haben kann. Die Bedeutung dieses Themas ist ns allen bewusst. Diese Kampagne ist deshalb sehr ichtig. Deshalb auch ganz klar mein Dank an dieser telle an den Fachverband Außenwerbung e. V. Folgten wir jetzt Ihrem Antrag, so würde das Folgen- es bedeuten: Die Mittel für eine solchen Kampagne ollte dann Ihrer Meinung nach komplett vom Bund be- tritten werden. Hier muss ich aber – leider – anmerken, ass wir diese nicht mit Haushaltsmittel alleine bestrei- en können. Und auch das wissen Sie, Frau Dr. Lötzsch! Wenn Sie mich vor die Wahl stellen, auf jegliche fi- anzielle Hilfe der „Privatwirtschaft“ zu verzichten oder ie Spender und Sponsoren zu nennen, um so beispiels- eise Kampagnen wie die von mir genannte durchfüh- en zu können, fällt meine Entscheidung, wie Sie sich si- herlich nach meinen Ausführungen denken können, so 9058 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 (A) ) (B) ) aus: Ich bin dafür, dass weiterhin Sponsoring unter- schiedlichster Art nach den klaren Regeln der Verwal- tungsvorschrift Sponsoring auch von Bundesministerien in Anspruch genommen werden kann. Eine weitere Vo- raussetzung ist dafür die öffentliche Berichterstattung und große Transparenz auch durch Namensnennung im Sponsoringbericht. Dr. Claudia Winterstein (FDP): Die Linksfraktion fordert in ihrem Antrag, die Bundesregierung solle auf Einnahmen durch privates Sponsoring verzichten. Wir erleben einen seltenen Moment in diesem Haus; denn in dieser Frage springe ich als Oppositionsrednerin der Re- gierung zur Seite. Ich halte die Bedenken der Linksfraktion für übertrie- ben. Sie sagen: Das Ansehen des Staates steht auf dem Spiel. Kollegin Lötzsch spricht in einer Pressemitteilung sogar von „der gekauften Republik“. Da sollte man doch die Kirche im Dorf lassen. Sie unterstellen, dass Unter- nehmen sich Vorteile verschafft hätten, ohne diese Vor- würfe belegen zu können. An dieser Stelle sollten Sie vorsichtiger argumentieren. 55 Millionen Euro in Geld- und Sachspenden haben Ministerien und Behörden des Bundes in den Jahren 2003 und 2004 von privater Seite erhalten, Geld, mit dem überwiegend Projekte finanziert wurden, für die an- sonsten keine Mittel zur Verfügung gestanden hätten. Es wäre äußerst bedauerlich, wenn der Staat auf diese Mit- tel verzichten müsste. Der mit Abstand größte Teil der Sponsorengelder ist in die Aidsaufklärung geflossen. Über 40 Millionen Euro. Wir sind uns doch wohl hier alle einig, wie wichtig dieses Thema ist, insbesondere vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen in Deutschland. Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, was falsch daran sein soll, wenn der Staat die Unterstützung privater Ge- ber in Anspruch nimmt, um gute, sinnvolle Projekte durchzuführen. Wollen Sie wirklich ohne Not eine gute Sache beenden? Ganz im Gegenteil: Die Mentalität des Spendens ver- dient unsere volle Unterstützung. Immer weniger Bürger identifizieren sich mit dem Staat. Eine Kultur des Spen- dens fördert den Austausch zwischen Bürger und Staat. Wer spendet, setzt sich aktiv für die Gesellschaft ein! Wir brauchen mehr privates Engagement und nicht we- niger! Selbstverständlich brauchen wir klare Regeln für das Sponsoring. Das heißt: Offenlegen, was gesponsert, wie viel gesponsert wurde und vor allem, von wem gespon- sert wurde. Der gesponserte Zweck muss eine eindeutige Außenwirkung haben. Es kann zum Beispiel nicht ange- hen, dass sich Ministerien interne Betriebsfeiern bezah- len lassen. Firmen dürfen sich nicht zu Dauersponsoren einer bestimmten Behörde entwickeln; das gefährdet die Chancen- und Wettbewerbsgleichheit unter den poten- ziellen Sponsoren. Und das Wichtigste: Wir brauchen Transparenz. Dazu gehört die Veröffentlichung der Sponsorennamen im Interesse der Bürger und Steuerzah- l n b F i h r R D s n r s a g D i s a m s t e t K w r E d a w P s u e s d E 2 m s W W S T G d e E (C (D er. Transparenz ist das wirksamste Mittel, damit gar icht erst der Verdacht von Korruption oder Interessenü- erschneidungen aufkommen kann. Hier hat die Bundesregierung in der Vergangenheit ehler begangen. Durch die fehlende Namensnennung m ersten Sponsoringbericht konnte der Eindruck entste- en: Der Bund hat etwas zu verbergen. Der Bundes- echnungshof hat dies zu Recht kritisiert. Wir haben im echnungsprüfungsausschuss den Ball aufgenommen. ie Argumente einiger Ministerien, die Namensnennung ei zu aufwendig, kann ich nicht gelten lassen. Das In- enministerium hat die Forderung nach mehr Transpa- enz jetzt endlich angenommen. Für den nächsten Spon- oringbericht erwarten wir klare Angaben. Regeln für das Sponsoring sind wichtig, sie dürfen ber nicht dazu führen, dass sich potenzielle Spender ab- eschreckt fühlen und vom Sponsoring zurückziehen. ies gilt vor allem für den Kunst- und Kulturbereich. Es st nicht ungewöhnlich, dass Kunstmäzene ihre Unter- tützung nur anonym leisten wollen. Dieser Wunsch ist bsolut respektabel. Eine zwingende Nennung der Na- en von Kunstmäzenen würde deren Spendenbereit- chaft bremsen und negative Auswirkungen auf den Kul- urbereich haben. Das Ministerium hat angekündigt, hier ine Formulierung zu finden, die dieser Ausnahmesitua- ion Rechung trägt. Ich bin optimistisch, dass wir für den ulturbereich zu einer praktikablen Lösung kommen erden. Das Sponsoring braucht klare Regeln und Transpa- enz. Der Staat muss aber die Chance haben, privates ngagement für sinnvolle Dinge zu nutzen. Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE): Die Linke for- ert mit dem vorliegenden Antrag die Bundesregierung uf, für die obersten Bundesbehörden und die Bundes- ehr auf Einnahmen aus Sponsoring zu verzichten. Was ist Sponsoring? „Beim Sponsoring wird eine artnerschaft eingegangen, bei der beide Parteien beab- ichtigen, auf dem Prinzip von Leistungen des Sponsors nd Gegenleistungen des Gesponserten Vorteile für die igenen Interessen zu erzielen.“ – So steht es in der ent- prechenden Verwaltungsvorschrift. Zu den größten Sponsoren der Bundesregierung gehört er Rüstungskonzern EADS. Seit 2003 bezuschussten ADS und die Tochterfirmen des Konzerns insgesamt 0 Empfänge, Bälle und Essen für das Verteidigungs- inisterium, die Bundeswehr und ihre Gäste. Insgesamt ubventionierten EADS und die Tochterunternehmen das ehrressort seit 2003 mit Geld und Sachleistungen im ert von rund 87 000 Euro. Andere Bundesbehörden ließen sich von Firmen wie iemens, BMW, Daimler-Chrysler, VW, Eon, Deutsche elekom sowie Vattenfall, Shell, Glaxo-Smith-Kline und eneral Electric sponsern. Die Gesamtsumme der von er Bundesregierung von August 2003 bis Ende 2004 ingeworbenen Leistungen betrug mehr als 55 Millionen uro. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9059 (A) ) (B) ) Da Sponsoring immer auf Leistung und Gegenleis- tung beruht, frage ich mich: Was hat zum Beispiel der Rüstungskonzern EADS als Gegenleistung bekommen? Ich habe die Bundesregierung gefragt, wie viel Geld in der Zeit von 1999 bis 2007 für Rüstungsaufträge an EADS geflossen ist? Es sind 10,5 Milliarden Euro. Das sind 17,8 Prozent aller vergebenen Rüstungsaufträge! Da fragt sich doch jede Bürgerin und jeder Bürger, ob es vielleicht einen Zusammenhang zwischen der Ausrich- tung von Empfängen des Bundesverteidigungsministe- riums durch EADS und der Zahlung von 10,5 Milliarden Euro gibt. Oder denken wir an Siemens. Siemens befindet sich gerade in einer schweren Korruptionskrise. Der Konzern versucht gerade seine Bestechungsgeschichte aufzuar- beiten. Siemens sponsert auch die Bundesregierung. Wo- rin besteht die Gegenleistung? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Siemens zusammen mit IBM einen Auf- trag bekommen hat, der ein Volumen von 7,3 Milliarden Euro umfasst. Der Rechnungshof hat festgestellt, dass dieses Projekt eine Milliarde Euro günstiger gewesen sein könnte, wenn die Bundesregierung das Projekt in ei- gener Regie geführt hätte. Doch die Bundesregierung war sehr großzügig und gab das Projekt komplett in die Hände von Siemens und IBM. Es riecht förmlich nach Korruption und Bestechung. Um diesen Geruch aus der Nase zu bekommen, ist es einfach eine Frage der politischen Hygiene, dass die Bundesregierung komplett auf Sponsoring im Kern- bereich der Bundesverwaltung verzichtet. Die Bundesregierung darf nicht leichtfertig das Anse- hen des Staates aufs Spiel setzen. Sponsoren dürfen nicht weiter Regierungshandeln beeinflussen und damit über die Politik in unserem Lande entscheiden. Jeder weiß, dass der Druck der Lobbyisten von Tag zu Tag größer wird. Es wird immer offensichtlicher, dass die Bundesregierung immer häufiger diesem Druck nachgibt. Denken wir nur an die Debatte um den Kohlendioxid- ausstoß deutscher Autos oder um den Schutz von Nicht- rauchern – immer hatten starke Lobbygruppen ihre Fin- ger im Spiel, um ihre Partikularinteressen mithilfe der Bundesregierung gegen die Mehrheit im Land durchzu- setzen. Die Bürgerinnen und Bürger haben nicht mehr den Eindruck, dass ihre Volksvertreter ihre Interessen vertre- ten, sondern die Interessen von EADS und Siemens. Das führt zu der viel beschriebenen Politikverdrossenheit. Der Verzicht auf das Sponsoring in Kernbereichen der Bundesregierung könnte ein klares Zeichen an die Bür- gerinnen und Bürger seien. Deshalb bitte ich Sie, unse- rem Antrag zuzustimmen. Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Spon- soring in der Bundesverwaltung ist weniger in quantitati- ver, sondern vielmehr in qualitativer Hinsicht von Be- deutung. Der erste Sponsoringbericht hat für einen Zeitraum von 17 Monaten Sponsorleistungen von unge- f e B d E f a F s d w S B w u T n e m w e N n d m n g s s d z o P H d r s d U n l d d n w t m b g e 5 K n ü e g (C (D ähr 55 Millionen Euro erfasst. Das entspricht gerade inmal 0,02 Prozent der jährlichen Gesamtausgaben des undes. Sponsoring der Bundesverwaltung ist also in er Gesamtsumme annähernd zu vernachlässigen. Im inzelfall kann es aber durchaus von Bedeutung sein: In inanzieller, wie aber auch in ideeller Hinsicht. Um es lso vorwegzunehmen: Deswegen lehne ich den von der raktion die Linke vorgelegten Antrag auf einen voll- tändigen Verzicht von Sponsorleistungen in der Bun- esverwaltung ab. Man könnte die Debatte deswegen zügig beenden, enn stets gewährleistet gewesen wäre, dass das gezielte ponsoring einzelner Institutionen und Projekte unter eachtung größtmöglichster Transparenz geschehen äre. Dies war leider nicht immer der Fall. Wir haben ns im Rechnungsprüfungsausschuss mehrmals mit der hematik beschäftigt und glücklicherweise über die Mo- ate hinweg beim zuständigen Bundesinnenministerium inen Sinneswandel bewirken können. Die fehlende na- entliche Nennung der Sponsoren im Sponsoringbericht urde anfangs mit abwechselnd skurrilen Begründungen rklärt. In einem Ablehnungsbescheid auf Einsicht in die amensliste erklärte das Bundesinnenministerium in ei- em Schreiben beispielsweise einem Antragsteller: Auf ie Namensnennung werde auch deshalb verzichtet, „da- it Sponsoren oder Spender durch die Veröffentlichung icht befürchten müssen, künftig auch von anderer Seite ebeten zu werden, Maßnahmen, Projekte, etc. zu unter- tützen.“ Diese Begründung ist nicht nur völlig abwegig, ondern lässt erst recht Vermutungen ins Kraut schießen, ass es hier wohl etwas zu verheimlichen gibt. Denn wischen den Sponsoren und den Institutionen bestehen ftmals vertragliche Verbindungen. Der Verdacht von arteilichkeit und Beeinflussung ist dann nicht von der and zu weisen. Gerade deswegen ist es ungemein wichtig, dass für ie Öffentlichkeit in diesem sensiblen Bereich Transpa- enz hergestellt wird. Ein Vertuschen und Tuscheln be- chädigt dagegen die eigentlich gute Idee, dass die Bun- esverwaltung einzelne Projekte durch eigens bei nternehmen und Verbänden akquirierte Mittel mitfi- anziert. Dadurch wird der Bundesverwaltung die Mög- ichkeit eröffnet, neben den regulären Budgetmitteln urch eigene Anstrengungen zusätzliche Maßnahmen urchführen zu können. Dies stärkt meiner Meinung ach im ausgesprochen positiven Sinne die Eigenverant- ortung und den Gestaltungsspielraum der Verwaltung. Das Bundesinnenministerium hat letztlich unsere Kri- ik aus dem Rechnungsprüfungsausschuss aufgenom- en. Als schmaler Grat zwischen der Gefahr von über- ordender Bürokratie auf der einen Seite und möglichst roßer Transparenz auf der anderen Seite soll in Zukunft ine Namensnennung ab einer Wertgrenze von 000 Euro vorgesehen werden. Diese Wertgrenze ist ein ompromiss. Die Mehrzahl der Sponsorleistungen liegt ämlich unterhalb dieser Grenze. Es muss in Zukunft berprüft werden, ob sich diese Grenze als praktikabel rweist. Im Zweifelsfall muss sie dementsprechend an- epasst werden. 9060 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 (A) ) (B) ) Der schmale Grat besteht aber auch darin, dass mit ei- ner neuen Transparenzregelung nicht das Mäzenatentum in der Kulturförderung behindert werden soll. Deswegen braucht es eine scharfe begriffliche Differenzierung zwi- schen Sponsoring, Spende und sonstiger Schenkung. Beim privaten Mäzenatentum sollte dem Wunsch nach Anonymität Rechnung getragen werden können, gerade weil hier im Gegensatz zum Sponsoring eben beispiels- weise keine Gegenleistung in Form von Werbung erwar- tet wird. Die Kulturförderung zeigt exemplarisch, wie kontraproduktiv ein völliger Verzicht auf Sponsoring, Spenden und Schenkungen wäre. Wir brauchen vielmehr eine Regelung die den schma- len Grat meistert. Dies bedeutet: Sponsoring braucht größtmögliche Transparenz. Eine entsprechende Rege- lung haben wir im Rechnungsprüfungsausschuss auf den Weg gebracht. Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister des Innern: Sponsoring durch private Finanzierungsquellen hat für die öffentliche Verwaltung in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewon- nen. Zum Sponsoring in der Bundesverwaltung zählen nicht nur die Geld-, Sach- oder Dienstleistung eines Un- ternehmens, das als Gegenleistung hierfür zum Beispiel namentlich im Rahmen einer Veranstaltung erwähnt wird. Hierzu zählen auch das Mäzenatentum sowie die Spenden und Schenkungen insbesondere von Privaten, die Aktivitäten der Verwaltung unterstützen und fördern wollen. Eine solche Förderung unterstützt das konkrete Vorhaben. Sie ist aber häufig auch Ausdruck bürger- schaftlichen Engagements, wenn Sie zum Beispiel an die vielen Spenden und Schenkungen der Bürger an das THW denken, ohne die viele Einsätze des THW nur schwer möglich wären. Natürlich darf die Objektivität von Entscheidungen der Verwaltung nicht durch Leistungen von Sponsoren, Spendern oder Mäzenen beeinflusst werden. Deshalb müssen die Namen der Sponsoren genannt, ihre Leistun- gen und der Zweck ihrer Leistung offengelegt und die ordnungsgemäße Mittelverwendung gesichert werden. Unter diesen Voraussetzungen kann eine Einflussnahme auf staatliche Handlungen ausgeschlossen werden. Wie der Bundesrechnungshof in einer Prüfung im Jahr 2000 feststellte, war die notwendige Transparenz in der Vergangenheit nicht immer gegeben. Daraufhin wurde die Richtlinie für das Sponsoring – die Verwal- tungsvorschrift Sponsoring – geschaffen. Mit dieser Ver- waltungsvorschrift steht seit 2003 ein Instrument zur Verfügung, das Transparenz herstellt und bei konsequen- ter Anwendung die Einflussnahme auf Verwaltungshan- deln durch Sponsoring nicht zulässt. Die Verwaltungsvorschrift Sponsoring regelt die bei der Einwerbung und Annahme von Sponsoringleistun- gen im Interesse der Integrität und Neutralität des Staa- tes zu beachtenden Grundsätze wie die Wahrung der Wettbewerbs- und Chancengleichheit, den grundsätzlich nur ergänzenden Einsatz von Sponsoringleistungen, die Vermeidung des Anscheins einer Beeinflussung der Be- hörde durch die Annahme der Leistungen, die zulässigen G d b G e V ü z h u c i r s s S S s I d d M d Z s 5 E z w f f d d g v m ü S d e L d d r d f n g s E S l e (C (D egenleistungen der Behörde, die Pflicht zum Nachweis er angenommenen Leistungen durch Sponsoringverein- arungen bzw. Aktenvermerke und das einzuhaltende enehmigungsverfahren. Die Vorschrift verpflichtet die Bundesverwaltung, die ingeworbenen Leistungen zu dokumentieren und durch eröffentlichung eines Zweijahresberichts auch gegen- ber der Öffentlichkeit transparent und damit nachvoll- iehbar zu machen. In der Eingriffsverwaltung – zum Beispiel in den ho- eitlichen Aufgabenbereichen der Polizei, der Finanzen nd des Zolls des Bundes – verbietet die Richtlinie jegli- hes Sponsoring. Lediglich bei präventiven Maßnahmen st hier Sponsoring ausnahmsweise zulässig. Die Aus- üstung der Bundespolizei wäre – anders als eine Unter- tützung ihrer Öffentlichkeitsarbeit – unzulässiges Spon- oring. Außerhalb der Eingriffsverwaltung ist ponsoring zulässig, etwa in den Bereichen Kultur, port, Gesundheit, Umweltschutz, Bildung und Wissen- chaft und bei der politischen Öffentlichkeitsarbeit im n- und Ausland und bei repräsentativen Veranstaltungen er Bundesregierung. Der Anteil der Sponsorleistungen an der Finanzierung er Verwaltungstätigkeit kann zwar für eine einzelne aßnahme von großer Bedeutung sein. Im Verhältnis zu en Gesamtausgaben ist er jedoch sehr gering. In der eit von August 2003 bis Dezember 2004 wurden insge- amt Sponsoringleistungen in Höhe von lediglich 5 Millionen Euro angenommen. Allein 41 Millionen uro hiervon entfallen auf eine Gesundheitskampagne ur Aidsaufklärung. Hier ist aber kein Geld gegeben orden. Es wurden vielmehr bundesweit Plakatflächen ür Großplakate bereitgestellt und Fernseh- und Hör- unkspots kostenlos ausgestrahlt. Dies machte den Wert er genannten 41 Millionen Euro aus. Nur mit den für ie Aidsaufklärung im Bundeshaushalt zur Verfügung estellten Mitteln wäre eine ebenso wirkungsvolle Prä- entionskampagne nicht möglich gewesen. Anmerken öchte ich, dass auch die restlichen 14 Millionen Euro berwiegend Sach- und keine Geldleistungen waren. Das Beispiel der Aidskampagne belegt, wie sinnvoll ponsoring sein kann. Umso unverständlicher ist es, ass gerade diese Leistungen für die Aidsaufklärung in inem im „Stern“ erschienenen Artikel in ein falsches icht gerückt wurden. Die bisherige Auswertung des Sponsoraufkommens er Jahre 2005 und 2006 hat ebenfalls deutlich gemacht, ass die Geld-, Sach- und Dienstleistungen aus Sponso- ing erneut Projekten zugutegekommen sind, die ohne ie Leistungen Dritter nicht oder nur in geringerem Um- ang hätten verwirklicht werden können. Der Bundesrechnungshof hat auf Wunsch des Rech- ungsprüfungsausschusses im Jahr 2006 die Erfahrun- en mit der Verwaltungsvorschrift und den Ersten Spon- oringbericht für 2003/2004 überprüft. Nach dem rgebnis dieser Prüfung sind die Verwaltungsvorschrift ponsoring und der Erste Sponsoringbericht grundsätz- ich geeignet, die Transparenz über die von Privaten mpfangenen Leistungen herzustellen und damit die In- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9061 (A) ) (B) ) tegrität und Neutralität des Staates zu wahren. In einigen Punkten sollen die Regelungen weiter verbessert und klarstellende Hinweise zur praktischen Anwendung ge- geben werden. Die Bundesregierung setzt die Empfehlungen des Bundesrechnungshofs um. Die Regelungen für die Un- terstützung und Förderung der Tätigkeit der Verwaltung durch Sponsoring werden ständig überprüft und verbes- sert. Die Namen der Sponsoren werden jedenfalls für Leistungen ab 5 000 Euro vollständig offengelegt. Die Sponsoringleistungen werden transparent, nachvollzieh- bar und überprüfbar. Unter diesen Umständen gibt es keinen Grund, auf sinnvolle Unterstützung von Verwal- tungsleistungen durch Dritte – also das Sponsoring – zu verzichten. Der Antrag der Fraktion Die Linke auf Verzicht der Bundesregierung auf Einnahmen aus Sponsoring ist nicht begründet und daher abzulehnen. Anlage 5 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN hat mit Schreiben vom 21. März 2007 mitgeteilt, dass sie den Antrag Börsengang der Ruhrkohle AG mit Aus- stieg aus den Kohlesubventionen 2012 verbinden auf Drucksache 16/3701 zurückzieht. Der Bundesrat hat in seiner 831. Sitzung am 9. März 2007 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 14. Novem- ber 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut – Zweites Gesetz über die Bereinigung von Bundes- recht im Zuständigkeitsbereich des Bundesminis- teriums für Wirtschaft und Technologie und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales – Achtes Gesetz zur Änderung des Versicherungs- aufsichtsgesetzes sowie zur Änderung des Finanzdienstleistungsaufsichtsgesetzes und ande- rer Vorschriften – Viertes Gesetz zur Änderung des Kraftfahrzeug- steuergesetzes – Gesetz zur Vereinfachung des Insolvenzverfah- rens – Gesetz über die Umweltverträglichkeit von Wasch- und Reinigungsmitteln (Wasch- und Rei- nigungsmittelgesetz – WRMG) – Gesetz zu dem Protokoll vom 21. Mai 2003 über Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregis- ter – Gesetz zur Ausführung des Protokolls über Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregis- – – – ß d r 1 r K k g – ß U V n p F A s ü B d z A s z d g r s s (C (D ter vom 21. Mai 2003 sowie zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 166/2006 Fünftes Gesetz zur Änderung eisenbahnrechtli- cher Vorschriften Gesetz zu der Vereinbarung vom 11. April 2006 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Po- len über die Durchführung des Übereinkommens vom 25. Februar 1991 über die Umweltverträg- lichkeitsprüfung im grenzüberschreitenden Rah- men (Vertragsgesetz zur Deutsch-Polnischen UVP-Vereinbarung) Gesetz zur Ausführung des UNESCO-Überein- kommens vom 14. November 1970 über Maßnah- men zum Verbot und zur Verhütung der rechts- widrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut (Ausführungsgesetz zum Kulturgut- übereinkommen – KGÜAG) Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: Die Bundesregierung wird gebeten, nach Ablauf von rei Jahren nach Inkrafttreten des „Gesetzes zur Ausfüh- ung des UNESCO-Übereinkommens vom 14. November 970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der echtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von ulturgut (Ausführungsgesetz zum Kulturgutüberein- ommen – KGÜAG)“ einen Bericht über die Auswirkun- en des Gesetzes vorzulegen. Zweites Gesetz zur Änderung des Umwandlungs- gesetzes Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: Der Bundesrat begrüßt die mit dem Gesetz erfolgte msetzung der Richtlinie zur grenzüberschreitenden erschmelzung sowie die sonstigen Änderungen im in- erstaatlichen Umwandlungsrecht als in großen Teilen raxisgerecht und sinnvoll. Er weist jedoch darauf hin, dass er der gesetzlichen estlegung von Regelentscheidungsfristen, wie sie in rtikel 1 Nr. 3 Buchstabe a und Artikel 3 Nr. 5 Buch- tabe a des Gesetzes vorgesehen sind, kritisch gegen- bersteht. Dies wurde bereits in der Stellungnahme des undesrates vom 22. September 2006 – Bundesrats- rucksache 549/06 (Beschluss) – zum Gesetzentwurf um Ausdruck gebracht. Wie bereits bei der Vorläuferregelung des § 246 a bs. 3 Satz 5 AktG ist auch hier die Vorgabe einer Ent- cheidungsfrist abzulehnen. In der Entwurfsbegründung ur Änderung des § 246 a AktG wurde die Fristsetzung amit begründet, dass die Festlegung einer dreimonati- en Sollfrist für die gerichtliche Entscheidung den Cha- akter des Freigabeverfahrens als Eilverfahren unter- treichen und ein „Leitbild“ für das Gericht aufstellen olle. 9062 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 (A) ) (B) ) Einen solchen Hinweis an den Richter, dass er es mit einem Eilverfahren zu tun habe, hält der Bundesrat für überflüssig, da sich dies offensichtlich aus dem Verfah- rensgegenstand ergibt. Es ist nicht ersichtlich, dass es in der gerichtlichen Praxis bei der Entscheidung von Frei- gabeverfahren zu nicht gerechtfertigten Verzögerungen kommt. Es besteht daher kein Anlass für eine gesetzliche Regelung. Sollte sich die Tendenz fortsetzen, den Gerichten Fristen für ihre Entscheidung vorgeben zu wollen, würde zukünftig nicht mehr der Richter im Einzelfall, sondern der Gesetzgeber auf Grund einer schematischen Vorgabe darüber entscheiden, welche Verfahren in welcher Rei- henfolge zu bearbeiten sind und welcher Aufwand für die Feststellung der entscheidungserheblichen Umstände erforderlich ist. Dies liegt nach Ansicht des Bundesrates weder im Interesse des rechtsuchenden Bürgers noch entspricht es der im Grundgesetz festgelegten Stellung der Justiz als dritter Staatsgewalt. Die erforderliche Ab- wägung kann allein der Richter auf Grund einer Würdi- gung aller Umstände des Einzelfalles vornehmen. Wird dagegen für einzelne Verfahrensarten ein Entscheidungs- zeitraum festgelegt, so werden hierdurch Beteiligte in anderen Verfahren strukturell benachteiligt. Eine Abwä- gung, welches Verfahren konkret besonders eilbedürftig und vorrangig zu fördern ist, fände dann nicht mehr statt. Daneben ist der praktische Nutzen der angestrebten Ergänzung zu bezweifeln. Liegt eine Fallgestaltung vor, welche die vom Gericht vorzunehmende Abwägung be- sonders zeitaufwändig macht, stellt sich die dann erfor- derliche Zwischenbescheidungspflicht als hinderlich für das Verfahren dar. Es muss unnötiger Zeitaufwand in die Begründung der Verzögerung statt in die Begründung der eigentlichen Freigabeentscheidung investiert wer- den. Solche Vorschriften dienen daher gerade nicht der Verfahrensbeschleunigung. Sie vergrößern vielmehr nur den vom Gericht zu leistenden bürokratischen Aufwand, ohne dass hiermit ein greifbarer Vorteil für die Antrag- steller verbunden wäre. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 26. bis. 30. Juni 2006 in Straßburg – Drucksachen 16/3400, 16/4101 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 2. bis. 6. Oktober 2006 in Straßburg und m V P t (C (D Debatte der Erweiterten Parlamentarischen Versamm- lung über die Aktivitäten der OECD am 4. Oktober 2006 – Drucksachen 16/3941, 16/4101 Nr. 5 – Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand von Si- cherheit und Gesundheit bei der Arbeit und über das Unfall- und Berufskrankheitengeschehen in der Bun- desrepublik Deutschland im Jahre 2005 – Drucksachen 16/3915, 16/4101 Nr. 4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Bericht der Bundesregierung an die gesetzgeben- den Körperschaften des Bundes über die Erfahrungen mit den Regelungen des § 28e Abs. 3a bis 3e Viertes Buch Sozialgesetzbuch (Generalunternehmerhaftung für Sozialversicherungsbeiträge im Baugewerbe) – Drucksachen 15/4599, 16/820 Nr. 36 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Berichte der Bundesregierung zu Erfahrungen mit der Anwendung der neuen Aut-idem-Regelung – Drucksachen 15/2283, 16/480 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Spitzenverbände der Krankenkassen zu den Erfahrungen mit dem durch das 11. SGB V-Ände- rungsgesetz bewirkten Rechtsänderungen – Drucksachen 16/1150, 16/1476 Nr. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Spitzenverbände der Krankenkassen über die Praxis der Vorabzuzahlungsbefreiungen durch die Krankenkassen – Drucksachen 16/2549, 16/2813 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 16/4105 Nr. 2.52 Drucksache 16/4105 Nr. 2.53 Drucksache 16/4105 Nr. 2.85 Finanzausschuss Drucksache 16/4105 Nr. 2.1 Drucksache 16/4105 Nr. 2.19 Drucksache 16/4105 Nr. 2.26 Drucksache 16/4105 Nr. 2.40 Drucksache 16/4105 Nr. 2.41 Drucksache 16/4105 Nr. 2.45 Drucksache 16/4105 Nr. 2.54 Drucksache 16/4105 Nr. 2.57 Drucksache 16/4105 Nr. 2.59 Drucksache 16/4105 Nr. 2.69 Drucksache 16/4105 Nr. 2.70 Drucksache 16/4105 Nr. 2.71 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 89. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. März 2007 9063 (A) (C) (B) ) Drucksache 16/4105 Nr. 2.72 Drucksache 16/4105 Nr. 2.73 Drucksache 16/4258 Nr. 2.6 Drucksache 16/4258 Nr. 2.7 Drucksache 16/4258 Nr. 2.15 Drucksache 16/4258 Nr. 2.17 Drucksache 16/4258 Nr. 2.25 Drucksache 16/4258 Nr. 2.30 Drucksache 16/4258 Nr. 2.31 Drucksache 16/4258 Nr. 2.32 Drucksache 16/4258 Nr. 2.33 Drucksache 16/4258 Nr. 2.34 Drucksache 16/4258 Nr. 2.35 Drucksache 16/4258 Nr. 2.36 Drucksache 16/4258 Nr. 2.37 Drucksache 16/4258 Nr. 2.38 Drucksache 16/4258 Nr. 2.39 Drucksache 16/4258 Nr. 2.40 Drucksache 16/4258 Nr. 2.41 Drucksache 16/4258 Nr. 2.42 Haushaltsausschuss Drucksache 16/4105 Nr. 2.65 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/3382 Nr. 2.31 Drucksache 16/4105 Nr. 1.1 Drucksache 16/4105 Nr. 1.5 Drucksache 16/4105 Nr. 2.17 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/4258 Nr. 2.3 Drucksache 16/4258 Nr. 2.4 Drucksache 16/4258 Nr. 2.5 Drucksache 16/4258 Nr. 2.14 Drucksache 16/4258 Nr. 2.18 Drucksache 16/4258 Nr. 2.20 Drucksache 16/4258 Nr. 2.59 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/3573 Nr. 2.2 Drucksache 16/3713 Nr. 1.18 Drucksache 16/4105 Nr. 1.9 Drucksache 16/4105 Nr. 2.90 Ausschuss für Bildung, Forschung Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/4105 Nr. 2.55 Drucksache 16/4105 Nr. 2.67 Drucksache 16/4105 Nr. 2.77 Drucksache 16/4105 Nr. 2.93 Drucksache 16/4258 Nr. 1.1 Drucksache 16/4258 Nr. 2.12 Drucksache 16/4258 Nr. 2.19 Drucksache 16/4258 Nr. 2.27 Drucksache 16/4258 Nr. 2.29 Drucksache 16/4258 Nr. 2.51 Drucksache 16/4258 Nr. 2.60 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/3382 Nr. 2.27 Drucksache 16/4105 Nr. 2.62 Drucksache 16/4105 Nr. 2.83 (D und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/4105 Nr. 1.10 Drucksache 16/4105 Nr. 1.11 Drucksache 16/4105 Nr. 2.3 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/1942 Nr. 1.6 Drucksache 16/2555 Nr. 1.10 Drucksache 16/2555 Nr. 1.30 Drucksache 16/2555 Nr. 2.10 Drucksache 16/2555 Nr. 2.85 Drucksache 16/2695 Nr. 1.18 Drucksache 16/3196 Nr. 1.5 Drucksache 16/3382 Nr. 2.7 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 16/3573 Nr. 2.3 Drucksache 16/3897 Nr. 1.13 89. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. März 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608900000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 22 a bis 22 c auf:

a) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Aktionsplan zur Umsetzung der HIV/AIDS-
Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung

– Drucksache 16/4650 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Jens Spahn,
Annette Widmann-Mauz, Peter Albach, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/
CSU sowie der Abgeordneten Peter Friedrich,
Elke Ferner, Dr. Carola Reimann, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der SPD

Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV/
AIDS in Deutschland

Redet
– zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Beck

(Köln), Birgitt Bender, Irmingard Schewe-

Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Gemeinsam gegen AIDS – Verantwortung
und Solidarität stärken

– Drucksachen 16/3615, 16/3616, 16/4111 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Peter Friedrich

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für wirtschaf

(19. A – zu dem Antrag der Abgeordnete Pfeiffer, Dr. Christian Ruck, Dr. W (C (D ung 23. März 2007 0 Uhr weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordneten Christel Riemann-Hanewinckel, Dr. Wolfgang Wodarg, Dr. Sascha Raabe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD, der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Daniel Bahr Fraktion der FDP sowie der Abgeordneten Ute Koczy, Thilo Hoppe, Renate Künast, Fritz Kuhn und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN Welt-AIDS-Tag 1. Dezember 2006 – Die besondere Verantwortung für Entwicklungsländer unterstreichen – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Hellmut Königshaus, Detlef Parr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Missfallen an der südafrikanischen AidsPolitik betonen und weitere deutsche Entwicklungszusammenarbeit an Bedingungen knüpfen – Drucksachen 16/3610, 16/3097, 16/4315 – Berichterstattung: ext Abgeordnete Sibylle Pfeiffer Christel Riemann-Hanewinckel Dr. Karl Addicks Hüseyin-Kenan Aydin Ute Koczy Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für Zusammenarbeit und Entwicklung: ntin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Debatte möchte ich meine Kollegin Ulla uldigen. Sie ist erkrankt und kann destliche Zuusschuss)


n Sibylle
olf Bauer,

wirtschaftliche
Frau Präside

Zu Beginn der
Schmidt entsch






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
halb nicht teilnehmen. Ich werde also auch ihren Part
hier mit vertreten.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wir wünschen ihr gute Besserung!)


Ich denke, wir alle wünschen ihr alles Gute.


(Beifall)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, weltweit leben rund
40 Millionen Menschen mit dem HI-Virus. Jährlich infi-
zieren sich über 4 Millionen Menschen neu. Betroffen ist
Afrika, vor allem südlich der Sahara, und UNICEF sagt,
dass es in drei Jahren über 25 Millionen Aidswaise ge-
ben wird, weit mehr, als in Deutschland Kinder leben.
Auch vor unserer Haustür, in den Staaten Osteuropas
und Zentralasiens, steigen die Zahlen der Neuinfektio-
nen. Leider haben sich auch in Deutschland im letzten
Jahr wieder mehr Menschen angesteckt: rund 2 700.

Wir stehen alle in der Verantwortung, gegen Aids zu
mobilisieren. Das ist die Botschaft unseres Aktionsplans.
Die Staaten und Gesellschaften müssen und wollen den
Trend gemeinsam stoppen und umkehren. Die interna-
tionale Gemeinschaft hat sich dies in ihren Millenniums-
zielen bis 2015 zur Aufgabe gemacht. Deutschland fühlt
sich diesen Zielen verpflichtet und löst seinen Teil ent-
schlossen ein, um die vereinbarten Millenniumsziele zu
erreichen. Diese Verpflichtung müssen wir alle auch
über die Jahre hinweg immer wieder erfüllen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eines ist klar: HIV/Aids ist ein internationales, ein
politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Pro-
blem. Wird es nicht auf allen Ebenen mit großer Ent-
schlossenheit angegangen, bedroht diese Pandemie die
Stabilität ganzer Regionen. Mit dem Aktionsplan zur
Umsetzung der HIV/Aids-Bekämpfungsstrategie der
Bundesregierung stellen wir uns diesen Herausforderun-
gen.

Unser Konzept ist in der ersten Stufe auf das
Jahr 2010 ausgerichtet und nutzt die Möglichkeiten, über
die geforderten Zielvorgaben hinauszugehen. Dabei set-
zen wir sowohl global als auch national auf die folgen-
den fünf Elemente, die zusammenwirken und zusammen
angepackt werden müssen:

Der erste Punkt ist die umfassende Prävention und
Aufklärung. Es liegt in der Verantwortung der jeweili-
gen Regierungen, den Menschen die Wahrheit zu sagen
und offen darüber zu sprechen, wie sie sich schützen
können und welche Prävention sie betreiben müssen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist insbesondere in Bezug auf das eine oder andere
Land im südlichen Afrika geboten, wobei ich froh bin,
dass die südafrikanische Regierung mittlerweile ihre Po-
sition geändert hat. Das ist auch unserem Einfluss und
der internationalen Gemeinschaft zu verdanken.

Der zweite Punkt ist der universelle Zugang zu Dia-
gnose und Therapie. Um infizierte Menschen zu unter-

s
i
p
e
s
m
v
M

r
m
A
s

m
N
S
g
A
d
D
H
S

u
F
ü
s
w
s
w
k
d
t
w

d
4
w
k
w
e
A
i

a
r
a
I

i

(C (D tützen, fördern wir Entwicklungsländer beim Ausbau hrer Gesundheitssysteme und bei der Bereitstellung von reisgünstigen Medikamenten. Zusammen mit den Verinten Nationen fördern wir in den ärmsten afrikanichen Entwicklungsländern auch die Produktion und dait auch die Möglichkeit des kostengünstigen Einsatzes on Generika. Das ist wichtig, damit auch die armen enschen Zugang zu diesen Medikamenten erhalten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der dritte Punkt ist der Respekt vor den Menschen-
echten der von HIV/Aids Betroffenen. Wir müssen im-
er wieder und überall der Stigmatisierung und dem
bdrängen dieser Menschen an die Seitenränder der Ge-

ellschaft entgegentreten.

Viertens: Kooperation auf internationaler Ebene –
it anderen Staaten, mit UNAIDS, aber auch mit den
ichtregierungsorganisationen. Ich möchte an dieser
telle – ich glaube, auch in Ihrer aller Namen – den en-
agierten Nichtregierungsorganisationen danken, die
ufklärungsarbeit vor Ort leisten. Wir danken aber auch
en Nichtregierungsorganisationen in unserem Land: der
eutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen AIDS-
ilfe, die wunderbare Arbeit leisten und auch an dieser
telle ein Dankeschön und Unterstützung verdienen.


(Beifall im ganzen Hause)


Der fünfte Punkt ist die Verstärkung der Forschung
nd die Evaluierung und Sicherung der Qualität. Was die
orschung angeht, ist es sehr wichtig, dass zum Beispiel
ber Mikrobizide geforscht wird – auch wenn es Rück-
chläge gibt –, damit die Voraussetzungen geschaffen
erden, dass sich Frauen selbst vor der HIV-Ansteckung

chützen können, zumal in Entwicklungsländern, wo sie
eniger Rechte haben und sich schlechter durchsetzen
önnen. Mikrobizide sind wichtig. Deshalb sollten wir
ie internationalen Mittel auf ihre Erforschung konzen-
rieren. Wir jedenfalls unterstützen diese Forschung,
eil wir sie für extrem wichtig halten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für die globalen Maßnahmen haben wir im Haushalt
es Entwicklungsministeriums 2007 die Mittel auf
00 Millionen Euro erhöht. Prävention ist und bleibt das
ichtigste Instrument. Das müssen wir immer wieder
larmachen. Auf der Bremer Konferenz ist deutlich ge-
orden, dass die Prävention für jede neue Generation

ine Aufgabe ist. Denn auch in unserem Land lassen die
ufmerksamkeit und das Bewusstsein, wie wichtig es

st, sich zu schützen, nach.

Über die bisherigen Zielgruppen hinaus müssen wir
ber verstärkt sozial benachteiligte Jugendliche in unse-
em Land und speziell Menschen aus Migrantenfamilien
nsprechen. Wir werden Forschung für Medikamente,
mpfstoffe und neue Präventionsansätze fördern.

In unserer Entwicklungszusammenarbeit arbeiten wir
n all diesen Fragen mit rund 50 Entwicklungsländern






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
zusammen. Bei allen Aktivitäten setzen wir uns beson-
ders für den Schutz von Frauen und Mädchen ein.
Denn weltweit ist die Infektionsrate von Frauen drama-
tisch gestiegen. Im südlichen Afrika machen sie 60 bis
70 Prozent aller Infizierten aus. Die Abhängigkeit von
Männern macht es den Frauen unmöglich, sich vor HIV/
Aids zu schützen. Frauen den Zugang zu Bildung und
wirtschaftlicher Selbstständigkeit zu bieten, ist Teil un-
serer HIV/Aids-Bekämpfungsstrategie. Frauen stark zu
machen heißt, die Pandemie zu schwächen. Deshalb ist
es wichtig, die Mittel verstärkt in diesem Bereich einzu-
setzen.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich habe vorhin die Konferenz in Bremen erwähnt,
eine gemeinsame Konferenz des Gesundheitsministeri-
ums, des Bildungsministeriums und meines Ministeri-
ums. Wir haben dort unter dem Titel „Verantwortung
und Partnerschaft – gemeinsam gegen HIV/Aids“ große
Fortschritte erreicht. Mit den Kolleginnen und Kollegen
aus der EU und den osteuropäischen Nachbarstaaten ha-
ben wir gemeinsames Handeln vereinbart und politische
Führerschaft als wesentliche Voraussetzung zur Über-
windung der Epidemie benannt. Es ist die Entscheidung
der Bundesregierung – ich bin dankbar, dass die Bundes-
kanzlerin das zu ihrem Thema gemacht hat –, dass die
Aidsbekämpfung, zumal bei Frauen, sowohl auf dem
EU-Gipfel als auch auf dem G-8-Gipfel in Heiligen-
damm im Mittelpunkt der Diskussionen sowie hoffent-
lich praktikabler Beschlüsse und finanzieller Konse-
quenzen stehen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bremer Abschlusserklärung markiert einen Meilen-
stein in der Aidsbekämpfung in Europa. Ein großer Er-
folg dieser Konferenz ist die erklärte Bereitschaft der
Pharmaunternehmen, in ärmeren Ländern zu besseren
Bedingungen mit antiretroviralen Medikamenten zu hel-
fen. Voraussetzung ist die Infrastruktur im Gesundheits-
wesen und sind sichere Vertriebswege.

Wir sind entschlossen, während unserer EU-Präsi-
dentschaft einen Verhaltenskodex zu schaffen, der alle
EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, niemanden aus dem
Gesundheitssektor – keinen Arzt, keine Krankenschwes-
ter – in den Entwicklungsländern und insbesondere in
den afrikanischen Staaten abzuwerben. Sie werden dort
für den Kampf gegen HIV/Aids gebraucht.


(Beifall im ganzen Hause)


Lassen Sie uns mit dem Aktionsplan im Rahmen un-
serer Präsidentschaften ein unübersehbares Zeichen für
globale Humanität setzen! Wir wollen im Rahmen unse-
rer Präsidentschaften insbesondere den globalen Fonds
zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Mala-
ria finanziell unterstützen. Dieser Fonds leistet hervorra-
gende Arbeit. Er hat seit seinem Bestehen 2002
1,5 Millionen Menschenleben gerettet – und jeden Mo-
nat weitere 100 000 Menschen. Was gibt es Wichtigeres,
als dazu beizutragen, dass Menschen nicht sterben müs-
sen?

F

H
p
l
m

I
b
s
e
d
i
f
R
e
M
f
d
g
l

A
w
S
W
s
z
k
g

F
A
d
s
u
E
k
a
r
g
a
h
t
A
b

(C (D Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608900100

Das Wort hat der Kollege Dr. Karl Addicks für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1608900200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Aktions-
lan, den die Bundesregierung vorgelegt hat, ist natür-
ich zu begrüßen. Aber die Opposition findet leider im-

er wieder ein Haar in der Suppe.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Sehr treffend beschrieben!)


ch musste auch nicht lange danach suchen. In der Aids-
ekämpfung gilt: Was du heute kannst besorgen, das ver-
chiebe nicht auf morgen. Denn mit jedem Euro, den wir
rst morgen einsetzen, erreichen wir nur die Hälfte von
em, was wir heute damit hätten erreichen können. Aids
st nun einmal eine sich explosionsartig ausbreitende In-
ektionskrankheit. Sie wartet nicht auf die deutsche EU-
atspräsidentschaft und G-8-Präsidentschaft, so schön
s auch ist, dass zu diesem erfreulichen Ereignis neue
ittel bereitgestellt werden. Es wäre nach unserer Auf-

assung aber besser gewesen, wenn die Aufstockung
er Mittel – so wie wir das in den Haushaltsberatungen
efordert hatten – früher gekommen wäre. Aids wartet
eider nicht auf uns.


(Beifall bei der FDP)


Grundsätzlich freuen wir uns über den vorliegenden
ktionsplan. Es gibt indessen weitere Punkte, in denen
ir mit Ihnen nicht ganz konform gehen. Sie legen den
chwerpunkt auf die Prävention. Aber so richtig das ist:
ir dürfen die Behandlung nicht ganz links liegen las-

en. Wenn weltweit rund 40 Millionen Menschen infi-
iert sind, davon 30 Millionen allein in Afrika, dann
ommt auch in Afrika der Behandlung eine zunehmend
rößere Bedeutung zu.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


rau Ministerin, Sie sagen, ein Viertel der Infizierten in
frika habe Zugang zu Behandlung, und sprechen in
iesem Zusammenhang von 800 000 Menschen. Das
ind nach meiner Rechnung 3 Prozent der Infizierten
nd nicht 25 Prozent der Infizierten. Ich will damit die
rfolge, die wir im Kampf gegen Aids haben, nicht
leinreden. Wir haben diese Erfolge, aber wir dürfen
uch nicht in Euphorie verfallen. Wichtig ist: Eine aus-
eichende Behandlung senkt die Viruslast, und die Trä-
er des Virus werden damit weniger infektiös. Ich weiß
uch, dass man mit solchen Aussagen vorsichtig umge-
en muss; denn wir wollen die Leute nicht dazu verlei-
en, etwa auf ihren persönlichen Schutz zu verzichten.
ber gerade in Ländern mit großer Promiskuität ist es
esonders wichtig, mehr auf die Behandlung zu setzen.






(A) )



(B) )


Dr. Karl Addicks
Behandlung und Prävention sind komplementäre Maß-
nahmen. Sie schließen einander nicht aus.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte an dieser Stelle auf den Loyalitätskonflikt
hinweisen, in dem sich viele kirchliche Mitarbeiter be-
finden, wenn sie sich nicht an die Anordnung aus Rom
halten und gegen diese Anordnung Kondome verteilen.
Diesen mutigen Mitarbeitern möchte ich an dieser Stelle
ausdrücklich danken und sagen: Machen Sie weiter so!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich wiederhole an dieser Stelle auch meinen Aufruf an
Rom: Geben Sie endlich den Kondomen Ihren Segen!
Kondome sind ein wichtiges Mittel in der Prävention.
Wir leben im Jahre 2007. Es kann nicht sein, dass wegen
dieser Anordnung Kondome nicht so benutzt werden,
wie sie benutzt werden könnten. Das gilt übrigens für
alle religiösen Autoritäten in dieser Welt. Wir müssen
das mit deutlicher Stimme in diese Richtung sagen.


(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme nun zu unserem Südafrikaantrag. Frau
Ministerin, Sie schreiben in Ihrem Aktionsplan – ich zi-
tiere –:

Das Engagement der politischen Führung eines Ko-
operationslandes ist dabei ein Schlüsselkriterium
für den Erfolg oder Misserfolg einer Strategie.

Sie haben das hier gerade noch einmal gesagt. Da kön-
nen wir Ihnen wirklich nur recht geben. Wir haben mit
dem hier vorliegenden Antrag sehr frühzeitig und sehr
deutlich die südafrikanische Regierung kritisiert, weil in
Südafrika eben nicht mit den gebotenen Maßnahmen
Aids bekämpft wird. Stattdessen setzte man dort auf Mi-
neralstoffe und Vitamine. Wir hören aus Südafrika, dass
immer noch nur 25 Prozent der 15- bis 24-Jährigen wis-
sen, wie man sich gegen Aids schützt. Das ist für mich
ein Versagen der Aufklärungs- und Präventionskampa-
gne. Diese niedrige Aufklärungsrate kann überhaupt
nicht verwundern, wenn selbst Minister glauben, dass
man sich mit Duschen nach dem Sex gegen Aids schüt-
zen kann. Dazu fällt mir nichts mehr ein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Da sind Sie als Bundesregierung gefordert, in sehr
deutlichen Worten, wie wir das in unserem Antrag gefor-
dert haben, dieses Verhalten zu kritisieren. Eine Gele-
genheit dazu ergibt sich jetzt unmittelbar. Wir hören,
dass der gambische Präsident glaubt, durch Handaufle-
gen Aids heilen zu können. Sie sollten in diese Richtung
deutlich kritische Worte sagen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Wir fahren hin und erzählen ihm, wie es ist!)


Es wird offenbar in Zukunft in Südafrika vernünftige
Politik betrieben werden. Damit wäre unser heutiger An-

t
w
t
d
h

t
i
g

S

H
n
v
r
t
w
T

d
u
t
m
u
D
g
w

D
g
i
t
W
f
v

d
b
v
A
w
A
m

J
D

(C (D rag gegenstandslos. Mich würde es freuen, wenn dem irklich so wäre; denn mir geht es nicht um unseren An rag, sondern um die Menschen in Südafrika. Die haben as Recht, von einer kompetenten Regierung die Wahreit über Aids zu erfahren. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn die Bundesregierung dann noch den interfrak-
ionellen Antrag, den wir heute verabschieden wollen, in
hren Aktionsplan integriert, dann sind wir im Kampf
egen Aids ein ganz gutes Stück weitergekommen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608900300

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Jens

pahn das Wort.


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1608900400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

err Kollege Addicks, wenn wir bei diesem Thema
icht so viele Gemeinsamkeiten hätten, wäre man fast
ersucht, zu sagen: Es ist Ihr Problem, dass Sie fortwäh-
end bei allen möglichen Dingen, die wir als Koalition
un, das Haar in der Suppe suchen. – Aber das wollen
ir angesichts der großen Einigkeit, die wir bei diesem
hema zumindest im Grundsatz haben, lassen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müsst ihr Suppe ohne Haare kochen!)


Ich jedenfalls bin der Bundesregierung sehr dankbar
afür, dass sie im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft
nd der G-8-Präsidentschaft dieses Thema an prominen-
er Stelle – mit einer Konferenz in Bremen und im Rah-
en der Tagesordnung in Heiligendamm – behandelt

nd deutliche Zeichen setzt, dass nicht nur wir hier im
eutschen Bundestag uns mit diesem Thema beschäfti-
en, sondern auch die Staats- und Regierungschef so-
ohl der G 8 als auch der Europäischen Union.

Ich möchte jetzt vor allem auf die Situation hier in
eutschland und in Europa eingehen, während die Kolle-
in Pfeiffer gleich insbesondere Entwicklungshilfefragen
n den Blickpunkt rücken wird. Die Frage der Präven-
ion ist einer der wichtigen Punkte in dem Aktionsplan.

ir können konstatieren, dass Deutschland eines der er-
olgreichsten Länder auf der Welt gewesen ist, was Prä-
ention angeht. Der Grund dafür ist, dass wir sehr früh
die entsprechende Debatte in den 80er-Jahren war

urchaus umstritten; ich selbst habe sie nur als Kind mit-
ekommen – öffentlich einen breiten Präventionsansatz
erfolgt haben. Die Bundeszentrale für gesundheitliche
ufklärung nimmt die Gesamtbevölkerung in den Blick,
ährend sich die Deutsche AIDS-Hilfe und die Deutsche
IDS-Stiftung insbesondere um die Risikogruppen küm-
ern.

Trotz der erfolgreichen Arbeit in den vergangenen
ahrzehnten müssen wir konstatieren, dass wir es auch in
eutschland mit neuen Phänomenen zu tun haben. Die






(A) )



(B) )


Jens Spahn
Infektionszahlen sind zwar auf niedrigem Niveau; den-
noch steigen sie dramatisch: Sie steigen von Jahr zu Jahr
zum Teil um 20 bis 30 Prozent. Im Jahr 2006 gab es
nach offiziellen Angaben etwa 2 500 Neuinfektionen.

Meine Generation – ich habe gerade schon auf mein
Alter hingewiesen – konnte die Debatten der 80er-Jahre
gar nicht bewusst wahrnehmen. Miterleben konnte sie
dadurch auch nicht das große Sterben, das stattgefunden
hat, weil es keine medizinische Behandlung gab. Die
Präventionsarbeit wird daher versuchen müssen, fort-
während neu – wie es für Präventionsarbeit schlechthin
typisch ist – anzusetzen, um neue Gruppen zu erreichen
und der jungen Generation Risikoverhalten klarzuma-
chen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Für uns in Deutschland ist es eine neue Situation, dass
die Zahl der infizierten Migrantinnen und Migranten
steigt. Insbesondere die Frauen, die zu uns nach Deutsch-
land gekommen sind, erfahren oftmals erst hier von ihrer
Infektion. Diese Frauen kommen oftmals aus einem Kul-
turkreis, in dem das Thema „Sexualität“ und insbeson-
dere das Thema „Infektionskrankheit“ tabuisiert werden.
Unsere Präventionsarbeit muss auch diese Gruppen er-
reichen. Der Aktionsplan enthält einen Ansatz, der da-
rauf abzielt, dass die Soldatinnen und Soldaten der Bun-
deswehr auf unseren Auftrag hin zunehmend in Gebieten
zum Einsatz kommen, in denen sie mit dem Thema
„HIV/Aids“ konfrontiert sind. Wir wollen entsprechende
Präventionsansätze unterstützen.

Eine Selbstverpflichtung von Anbietern „anonymer
sexueller Kontakte“ – so heißt das offiziell –, ein in die-
sem Parlament durchaus strittiges Thema, sieht vor,
Kondome, Informationen und Gleitgel auszulegen. Ein
Problem ist, dass solche Vorgaben oftmals nicht umge-
setzt werden. Im Zusammenhang mit dem Nichtraucher-
schutz debattieren wir darüber, ob es sinnvoll ist, dem
Nichteinhalten von Selbstverpflichtungen gegebenen-
falls gesetzliche Regelungen folgen zu lassen. Analog
dazu wollen wir, die Große Koalition, schauen, inwie-
weit die angesprochene Selbstverpflichtung umgesetzt
wird, insbesondere in den großen deutschen Städten, wo
die Infektionszahlen stark steigen. Falls sie nicht umge-
setzt wird, müssen wir über gesetzliche Regelungen
nachdenken.

Das Gleiche gilt für die Ausrichter von Partys und die
Betreiber von kostenpflichtigen Internetportalen, die ge-
zielt sexuelle Kontakte zwischen HIV-Positiven und
-Negativen ermöglichen. Auch da muss man schauen,
was durch eigenes Engagement in den entsprechenden
Bereichen möglich ist. Wenn dort aber nichts passiert,
dann bin zumindest ich nicht bereit, dauerhaft zu akzep-
tieren, dass damit auch noch Geld verdient wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dabei geht es nicht darum – ich sage das, bevor der Kol-
lege Beck und der Kollege Parr in ihren Reden entspre-
chende Andeutungen machen –, Einzelne zu kriminali-

s
A

e
A
2
m
g
v
c
f
s
z
w
L

H
A
i
j
1
w
r
d
d
l
g

e
c
T
Z
A
g
t
w
s
r
a
E
l
S
z
U

t
d
a
t
M
p
d
o
P
P

k
r

(C (D ieren; vielmehr geht es darum, die kommerziellen nbieter zu erreichen. Ein noch wichtigerer Punkt ist die Forschung; denn s geht darum, dieses Problem an der Wurzel zu packen. uch auf diesem Gebiet haben wir in den letzten 0 Jahren eine ganze Menge erreicht. Ich wäre manchal froh, wenn diejenigen, die die Pharmaindustrie sonst erne einmal schelten, anerkennen würden, was man mit ernünftiger Forschung in marktwirtschaftlichen Bereihen alles erreichen kann. Das gilt im Übrigen nicht nur ür die Behandlung von HIV/Aids; im Rahmen der Forchung sind auch ganz viele „Nebenprodukte“, was Vakine, Diagnostik und vieles andere angeht, entwickelt orden. Nichtsdestotrotz ist bei HIV/Aids bis heute nur inderung, nicht Heilung möglich. Wir haben in Deutschland das Kompetenzzentrum IV/Aids – darauf weist die Bundesregierung in ihrem ktionsplan hin; darauf weisen auch die Ministerien in hren Stellungnahmen hin –, das allerdings nur als Proekt gefördert wird. Dabei wird eine Kohorte, etwa 4 000 Patienten, über Jahre begleitet, und man schaut, elche Entwicklungen es dort gibt. Frau Bundesministe in Schavan, ich wäre sehr dankbar, wenn es angesichts er offensichtlichen Anerkennung im Aktionsplan für ie erfolgreiche Arbeit dieses Kompetenzzentrums geingen könnte, diese wichtige Forschungsund Grundlaenarbeit auch im europäischen Rahmen fortzusetzen. Zudem möchte ich noch kurz den Blick nach Osturopa und auf das richten, was jenseits unserer östlihen Grenze passiert. Wir haben dort, wenn auch zum eil auf niedrigem Niveau, aber doch in der Tendenz, ahlen, wie wir sie aus den frühen Jahren im südlichen frika kennen. Wie sich das weiterentwickeln wird – das ilt im Übrigen auch für andere übertragbare Krankheien, etwa Tuberkulose –, insbesondere in Russland, enn wir unsere Freunde und Partner dort nicht unter tützen, etwa mit unseren Erfahrungen aus den 80er-Jahen, was Präventionsarbeit angeht, können wir mit Blick uf das südliche Afrika erahnen. Das ist für uns in der uropäischen Union nicht nur ein Stück weit Entwick ungshilfepolitik – die ist auch wichtig –, sondern ein tück weit auch Innenpolitik, weil es direkt unsere Grenen und die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen nion betrifft. Mindestens genauso wichtig ist es – die Bundesminiserin hat darauf hingewiesen –, mit unseren Freunden in er Europäischen Union das Thema tabufrei und offen nzusprechen. Ich kann mich an Diskussionen mit kaholischen Bischöfen in Polen erinnern, in denen wir als itglieder des Bundestages, als Vertreter der Bundesreublik Deutschland deutlich machen konnten: Man kann ies tabufrei und offen diskutieren, man muss es sogar ffen diskutieren; ansonsten kann man sowohl bei der rävention wie auch bei den weiteren Maßnahmen die robleme nicht bei der Wurzel packen. Insofern bin ich froh darüber, dass wir heute hier disutieren. Das setzt ein deutliches Zeichen. Ich finde es ichtig, dass die Große Koalition mit dem Aktionsplan, Jens Spahn aber auch mit unserem Antrag diese Schritte geht, und würde mich über Unterstützung durch die Opposition freuen. Danke schön. Das Wort hat die Kollegin Monika Knoche für die Fraktion Die Linke. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Herren und Da men! Trotz aller Erfolge, die wir vorweisen können: HIV/Aids ist nachgerade die größte humanitäre Herausforderung unserer Zeit. Sie ist es geblieben, obwohl wir in Westeuropa und in Nordamerika deutliche Erfolge erzielen konnten. Gerade in Afrika und in den asiatischen Staaten wächst die Zahl der Neuinfektionen. Wir müssen auf Afrika schauen. Es gibt insgesamt 40 Millionen Menschen, die mit HIV/Aids leben, und schon 25 Millionen Aidswaisen. Von daher wissen wir, dass die Auswirkungen in den Familien und in den Gesellschaften oft dramatischer sind als die von Kriegen; denn es werden ganze Generationen ausgelöscht. Die Gesellschaften verlieren Zukunftsperspektiven und wirtschaftliche Grundlagen zu ihrer Entwicklung. Deshalb ist es in einem ganz umfassenden Sinne wichtig, dass wir als Politiker und Politikerinnen hier im Hause, ob in der Entwicklungs-, Gesundheits-, Außenoder Wirtschaftspolitik, den Faktor HIV-Prävention und -Behandlung in den Fokus all unserer Politiken nehmen und uns klarmachen, wie zentral es ist, diesen Ländern zu helfen, aus dieser ganz großen Notlage herauszukommen. Die Bundesregierung hat einen Aktionsplan vorgelegt. Dazu kann ich nur sagen: Anerkennung, wem Anerkennung gebührt. Er hat eine sehr schöne Sprache. Er bringt deutlich zum Ausdruck, dass es gelungen ist, in Deutschland einen kulturintegrierten, antidiskriminierenden Zugang zur Arbeit mit HIV/Aids zu finden. Er nennt alle riskanten Verhaltensweisen und Lebensumstände, die dazu führen, dass sich HIV/Aids verbreitet. Er benennt die sexuelle Selbstbestimmung der Frau als einen der wichtigsten Faktoren, nicht nur in Deutschland, sondern ganz besonders in Afrika, um die Ausbreitung dieser Krankheit zu verhindern. Er spricht über Safer-Sex-Methoden, darüber, dass sie angewandt werden müssen und dass auch die jungen schwulen Männer in Deutschland wieder Zugang zu der Notwendigkeit von Safer-Sex-Praktiken finden, weil durch die Tatsache, dass wir durch innovative Medikamente gute Behandlungserfolge haben, offenkundig das Bewusstsein dafür verloren gegangen ist, dass es sich noch immer um eine tödlich verlaufende Krankheit handelt. Bei Beschreibungen der Risiken dürfen wir nicht in Hysterie verfallen, aber wir müssen unserer eigenen Gesellschaft und insbesondere der Jugend gegenüber deutlich machen: HIV/ A e n p s t g g g c m d g v k E z a D s z 2 b m g k e n n D d z m s a g f w F – t D M d S f k n I (C (D ids ist in der Realität keineswegs überwunden. Es ist ine immer noch bestehende Gefahr, die wir deutlich beennen müssen. (Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608900500

(Beifall bei der LINKEN)

Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608900600

(Beifall bei der LINKEN)


Dies gilt gerade im Zusammenhang mit der Zwangs-
rostitution. Hiervor sind wir in Deutschland nicht ge-
chützt. Von ihr sind häufig osteuropäische Frauen be-
roffen, die darüber hinaus noch von Drogen abhängig
emacht wurden. Auch Sextourismus spielt eine ganz
roße Rolle. Es wird also weiterhin nötig sein, die gängi-
en und allzu wohlfeilen Tabus in Deutschland zu bre-
hen und Beschwichtigungsversuchen wie, wir hätten
it der Entwicklung nichts zu tun oder seien aufgrund

er medizinischen Erfolge auf der sicheren Seite, entge-
enzuwirken.

Europa ist größer geworden. In Osteuropa gibt es
iel weniger Möglichkeiten zur Behandlung dieser Er-
rankungen. Vor allen Dingen ist dort eine ganz andere
instellung vorhanden: Denken wir nur an die HIV-infi-
ierten Menschen, die dort in Haftanstalten sitzen. Auch
us der Rolle, die die Ukraine im Zusammenhang mit
rogenabhängigkeit und Prostitution in den skandinavi-

chen Ländern spielt, wird deutlich: Die Tore sind nicht
u. Die Situation ist nämlich wesentlich anders als vor
0 Jahren, als wir uns nur hier in Deutschland mit ihr zu
eschäftigen hatten. Nun sind die Grenzen in zusam-
enwachsenden Europa durchlässiger geworden. Das

ilt insbesondere für diese hochgefährliche Infektions-
rankheit. Wir können uns also nicht ausruhen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte an dieser Stelle Frau Dr. Rita Süssmuth
rwähnen, die zusammen mit den Selbsthilfeorganisatio-
en, den Schwulenverbänden und mutigen Politikerin-
en und Politikern in den Kommunen erreicht hat, in
eutschland ein Klima zu schaffen, das der Aufklärung
en Vorrang gibt und geholfen hat, die Stigmatisierung
u überwinden. Tun wir nicht so, als seien wir schon im-
er so aufgeklärt gewesen. Es war in Deutschland auch

chon einmal ganz anders. Die Lage würde ganz anders
ussehen, wenn sich damals die bayerische Seite durch-
esetzt hätte, die die Separierung und Isolierung von In-
izierten verlangt hatte. Tun wir also nicht so, als seien
ir schon immer Vorreiter des Humanitären in dieser
rage gewesen.

Ich möchte nun noch einmal den Fokus darauf richten
das halte ich für ganz wichtig –, was in diesem ansons-
en sehr guten Bericht der Regierung fehlt. Auch in
eutschland nimmt die Zahl sogenannter illegalisierter
igrantinnen und Migranten zu. Etwa 17 Prozent von

iesen kommen aus Hochprävalenzstaaten, also aus
taaten, in denen man mit einer hohen Zahl an HIV-In-
ektionen rechnen muss. Sie haben aufgrund ihres Status
einen Zugang zur Gesundheitsversorgung und sind
icht für Primär- und Sekundärprävention ansprechbar.
hnen muss meines Erachtens die Bundesregierung deut-






(A) )



(B) )


Monika Knoche
lich sagen: Ihr alle bekommt einen freien, anonymen Zu-
gang zur medizinischen Versorgung in Deutschland.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieses Angebot müssen wir machen, denn diese Men-
schen brauchen unsere Hilfe. Es nutzt letztlich auch der
Gesamtgesellschaft, wenn wir diese nichtintegrierten
Menschen in unser Gesundheitsversorgungsprogramm
aufnehmen.

Ein Weiteres ist mir noch ganz wichtig. Ich weiß, dass
man die Rolle der Pharmaindustrie bei Forschungsin-
novationen nicht unterschätzen sollte. Sie hat da Großar-
tiges geleistet. Aber ihre großartigen Forschungserfolge
belegt sie zugleich mit Patenten gemäß einem Patentrecht,
das nicht nur in Deutschland und Westeuropa die Behand-
lungskosten in die Höhe treibt. Wenn in Osteuropa
1 Prozent der HIV-Infizierten behandelt würde, wären
schon 10 Prozent des Gesamtbudgets des Gesundheits-
wesens der betroffenen Länder aufgefressen. Das zeigt,
wie schnell die Patentfrage bei diesen antiretroviralen
Medikamenten zu einer sozialen Frage und zu einer Ge-
rechtigkeitsfrage wird. Das wird sich noch viel dramati-
scher in asiatischen Staaten, wie zum Beispiel Indien
oder Thailand, auswirken. Dort muss man heute mit
ganz abstrusen Situationen leben: Das TRIPS-Abkom-
men verlangt nämlich, auch in diesen Staaten dem
Patentrecht Geltung zu verschaffen. Selbst Entwick-
lungsländer müssen binnen der nächsten Dekade das
TRIPS-Abkommen umsetzen. Das heißt, die Patente der
Pharmaindustrie würden dann weltweit gelten. Das be-
schränkt den Zugang zu hochinnovativen Medikamenten
und damit die Behandlungsmöglichkeiten. Das kann es
nicht sein.

Deshalb liegt die Bundeskanzlerin – ich muss das
zum Schluss sagen – völlig daneben, wenn sie als G-8-
Ratspräsidentin den Schutz des geistigen Eigentums als
vorrangiges Ziel beschreibt, weil sie nicht realisiert, dass
das in eklatantem Widerspruch zu den Zielen steht, die
in der Bremer Erklärung vereinbart worden sind. Wenn
man weltweit den Kampf gegen HIV/Aids auch mit Me-
dikamenten führen will, dann muss man das Patentrecht
überwinden und sich den Ideen des Nobelpreisträgers
Stigler anschließen: nicht Patente auf Innovationen, son-
dern Preisgelder. Denn dieses Wissen, dieses Know-how
muss der ganzen Menschheit zur Verfügung stehen, da-
mit niemand von einer bestmöglichen Behandlung aus-
geschlossen wird.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nach Ihrer Methode wäre das Medikament überhaupt nie entdeckt worden! – Gegenruf des Abg. Dr. Karl Addicks [FDP]: Genau! Es hätte niemand Forschung gemacht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608900700

Für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen hat

die Kollegin Birgitt Bender das Wort.

M
h
w
d
b
m
S
s
f
b
t
g
s
V
d
z
t
S
g
v
ü

d
B
a
l
d
d
s
u
k

l
T
R
S
V
f

W
I
n
e
m
b
Ö
Z
E
d
i
u
w
s

(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das otto der Weltaidstage in den Jahren 2005 und 2006 ieß: „Gemeinsam gegen Aids: Wir übernehmen Verantortung für uns selbst und für andere“. Anknüpfend an ieses Motto möchte ich heute hier festhalten, dass es ei dem Thema Prävention von HIV/Aids viele Geeinsamkeiten im Parlament gibt. Der Vortrag von Frau üssmuth auf der Bremer Konferenz hat – das wurde chon angesprochen – deutlich gemacht, wie wir am Anang, vor mehr als zwei Jahrzehnten, in der Bundesrepulik über das Thema diskutiert haben. Vor diesem Hinergrund muss man ausdrücklich würdigen, dass wir emeinsam zu den Grundüberzeugungen gekommen ind, dass es um Information, Aufklärung, Freiwilligkeit, ertrauen in verantwortliches Handeln der Betroffenen, as Zusammenspiel von bundesweiten Kampagnen und ielgruppenspezifischen Angeboten sowie die aktive Beeiligung von Gruppen mit besonderen Risiken wie etwa chwule, Bisexuelle oder Migranten und Migrantinnen eht. Es geht darum, zielgruppenorientiert über Schutzerhalten bei Sexualpraktiken, die nicht als allgemein blich angesehen werden, aufzuklären. Trotzdem hat – auch das wurde hier schon deutlich – as Thema Aids weder international noch national an edeutung verloren. Steigende Neuinfektionsraten uch in Deutschland machen den Handlungsbedarf deutich. Vor diesem Hintergrund begrüße ich ausdrücklich, ass die Mittel für die Aidsprävention ab diesem Jahr eutlich erhöht werden. Ich füge hinzu: Daran sollten ich auch Länder und Kommunen ein Beispiel nehmen nd die Prävention stärken, statt in diesem Bereich zu ürzen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU])

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608900800

Aber – das kann ich Ihnen nicht ersparen, Herr Kol-
ege Spahn – neben den Gemeinsamkeiten gibt es auch
rennendes. Dazu gehört Ihr Griff in die Mottenkiste der
epression mit Ihrem Vorschlag, man möge den
traftatbestand der fahrlässigen Gefährdung durch die
erbreitung einer sexuell übertragbaren Krankheit schaf-

en.

Natürlich gibt es in diesem Bereich einiges zu tun.
ir wissen, dass Menschen, die andere in Kenntnis ihrer

nfektion infizieren, sich strafbar machen. Das ist also
icht das Problem. Wenn Sie es ernst damit meinen, dass
s Ihnen letztlich um das Ziel geht, Infektionen zu ver-
eiden, dann schauen Sie einmal auf die Länder, die da

ereits tätig geworden sind, nämlich die Schweiz und
sterreich. In Deutschland wurden im Jahr 2005, in
ahlen ausgedrückt, 32 Neuinfektionen auf 1 Million
inwohner und Einwohnerinnen gemeldet. Wir sind uns
arüber einig, dass jede dieser Infektionen eine zu viel
st. Aber in der Schweiz sind es nicht 32, sondern 95,
nd in Österreich sind es 55. Jetzt sagen Sie mir einmal,
arum wir uns an diesen Ländern ein Beispiel nehmen

ollten! Dafür gibt es keinen Grund.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608900900

Kollegin Bender, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Spahn?


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608901000

Ja.


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1608901100

Frau Kollegin Bender, sind Sie bereit, anzuerkennen,

dass ich gerade, wie auch bei der letzten Debatte, wieder
sehr deutlich gesagt habe, dass es nicht darum geht, im
Strafgesetzbuch den Einzelnen zu kriminalisieren, son-
dern um Repressionen gegen kommerzielle Anbieter, die
damit Geld verdienen, dass sie Angebote machen, durch
die Positive und Negative bewusst miteinander in sexu-
ellen Kontakt gebracht werden? Sind Sie auch bereit, an-
zuerkennen, dass selbst die Aidshilfe in Österreich sagt:
„Das ist ein Mittel, das uns darin unterstützt, gegen sol-
che Anbieter entsprechend vorgehen zu können“?


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608901200

Ich fordere Sie auf, zur Kenntnis zu nehmen, dass Ös-

terreich in der Vermeidung von Neuinfektionen bisher
leider weniger erfolgreich ist.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das ist ja auch nicht das einzige Mittel, um das es geht!)


Das heißt, diese Vorgehensweise hat nicht wirklich ge-
holfen. Es geht doch letztlich darum – denn es gehören
mehrere dazu –, welche Menschen sich diesen Praktiken
ohne Schutz aussetzen. Bisher haben wir auf die Selbst-
verantwortung der Betroffenen gesetzt. Das sollten wir
auch weiter tun; sonst werden wir uns unglaubwürdig
machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Aktionsplan enthält positive Elemente. Zum
Beispiel ist es richtig, dass jetzt auch Migranten und Mi-
grantinnen als Betroffenengruppe in den Aktionsplan
aufgenommen werden. Aber er hat natürlich auch Leer-
stellen. Zum Beispiel drückt man sich darum herum, für
drogenkonsumierende Menschen eine heroingestützte
Behandlung vorzusehen. Eine solche ist in der Fach-
szene absolut unumstritten. Ich weiß, es ist schwierig,
dies in der Union umzusetzen. Aber dazu kann ich nur
sagen: Sie werden sich da bewegen müssen. Alles an-
dere ist nicht verantwortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Insofern hoffe ich, dass wir es doch noch schaffen, bei
der Aidsprävention insgesamt wieder zu Gemeinsamkeit
zu kommen und an ausstehenden Verbesserungen zu ar-
beiten.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608901300

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wodarg für die

SPD-Fraktion.

b
g
v
W
i
e
f
g

w
G
e
r
u
S
c

h
i
A
r
S
e
c
w
d
d

s
s
d
h
s
z
L
w
R
d
m
v
n
m
d

D
h
n
b
t
d
b
l
h
w
t

(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha en hier erst am 1. Dezember eine Debatte zu HIV/Aids eführt, haben viele Aspekte angesprochen und uns viel orgenommen. Ich bin sehr froh, dass es nicht nur bei orten geblieben ist, sondern dass die Bundesregierung nzwischen auch gehandelt hat. Wir haben gesehen, dass s sowohl in Deutschland als auch in der Welt mehr Geld ür die Bekämpfung von HIV/Aids und neue Programme ibt. Am 12. und 13. dieses Monats bin ich in Bremen geesen und habe erleben dürfen, wie die europäischen esundheitsministerinnen und Gesundheitsminister in iner von mir bisher nie gesehenen Zahl versammelt waen und dieses Thema durch ihre persönliche Präsenz nd ihr persönliches Engagement zu ihrer gemeinsamen ache in Europa gemacht haben. Das war beeindrukend. Auch der Generalsekretär von UNAIDS, Peter Piot, at dies anerkannt. Er hat ein wenig ironisch gesagt: Es st schön, dass, nachdem die afrikanischen Staaten, die frikanische Union, die asiatischen Staaten und Ame ika jeweils ein gemeinsames Konzept haben, auch die taaten in Europa nicht nebeneinander arbeiten, sondern ine gemeinsame, koordinierte Vorgehensweise entwikeln und hierdurch Synergieeffekte beleben und nutzen ollen. – Das alles ist sehr positiv, und damit ist unter eutscher Ratspräsidentschaft begonnen worden. Dafür anke ich der Bundesregierung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Wolfgang Wodarg (SPD):
Rede ID: ID1608901400

Besonders eindrucksvoll war, dass sehr viele Reprä-
entanten der Gesundheitssysteme aus Osteuropa anwe-
end waren, sie einbezogen wurden und hier einmal wie-
er ein Problem ganz offen angesprochen wurde. Das
at auch Rita Süssmuth in Bremen sehr schön darge-
tellt, als sie über die 80er-Jahre sprach. Damals wurde
ugegeben: Ja, HIV/Aids ist ein Problem in unserem
and. Das war damals in Deutschland der erste und
ichtigste Schritt. Genauso ist es in der Ukraine, in
ussland, im Kaukasus und in Zentralasien. Überall
ort, wo die Regierungen dieses Problem zu ihrer Sache
achen, sind wir ein großes Stück weiter. Dort kann eine

ernünftige Strategie umgesetzt werden, die nicht zu ei-
em Nebeneinander, sondern dazu führt, dass man ge-
einsam hinschaut, wo Aids bzw. HIV seinen Nährbo-

en findet.

Ich habe gestern eine weitere Veranstaltung besucht.
iese Veranstaltung fand einige 100 Meter entfernt von
ier in dem Gebäude statt, in dem Robert Koch vor ge-
au 125 Jahren die Entdeckung des Tuberkuloseerregers
ekannt gegeben hat. Die Tuberkulose ist eine der wich-
igsten Todesursachen. Am HIV-Virus stirbt man nicht
irekt. Er baut sich in das Erbgut ein; damit kann man le-
en. Viele Menschen leben damit und sind jahrzehnte-
ang nie krank gewesen. Sie sterben an Infektionskrank-
eiten. Sie sterben an Hunger. Sie sterben immer dann,
enn sie dadurch geschwächt werden, dass weitere Fak-

oren hinzukommen.






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Wodarg
Wenn wir die Aidstoten zählen, dann zählen wir
gleichzeitig die Verhungerten, dann zählen wir gleich-
zeitig die an Tuberkulose Gestorbenen, und dann zählen
wir gleichzeitig all die, die an vielen Infektionskrankhei-
ten gestorben sind, gegen die wir nichts tun.

Es war beschämend, gestern zu hören, dass es seit
40 Jahren gegen die Armutskrankheit Tuberkulose keine
neuen Medikamente gibt. Wo ist da die Pharmaindus-
trie? Wo ist da die Forschung? Wo ist das Engagement
für diese Erkrankung, die jeden Tag circa 4 500 Tote for-
dert?

Wir haben immer noch diese lächerlich wenigen Me-
dikamente, die zum Glück schon ein wenig helfen, ge-
gen die es aber immer mehr Resistenzen gibt. Da gilt es,
etwas zu tun. Von der Industrie wurde gesagt, es seien
27 neue Medikamente in der Pipeline. Das ist das, was
man sagt, wenn man möchte, dass die Aktienkurse stei-
gen. Das werden alles Medikamente sein, die patentge-
schützt sind und die sich keiner leisten kann in den ar-
men Ländern, dort, wo die Tuberkulose zuhause ist.

Wir haben eine große Verantwortung aufgrund der
Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union. Deshalb
ist es wichtig, dass wir in Genf, wo jetzt der Konflikt
zwischen öffentlichem Gesundheitssystem einerseits
und geistigem Eigentum und den Rechten der Erfinder
andererseits verhandelt wird, einen Weg finden. Es kann
nicht sein, dass, weil die Aktienkurse steigen sollen, mit
Patenten spekuliert und Wissen zurückgehalten wird, um
ein Monopol aufrechtzuerhalten, Tausende von Men-
schen sterben. Das geht nicht.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden einen Weg finden müssen. Ich fordere,
dass immer dann, wenn es um neue Impfstoffe oder Me-
dikamente gegen gefährliche Seuchen wie Aids, Tuber-
kulose, Virusgrippe oder Malaria geht, ein offenes, ko-
operatives weltweites Netz alle Informationen, die die
Forschung aufbereitet hat – ähnlich wie beim Human
Genome Project –, zur Verfügung haben muss, damit
ganz schnell möglichst viele mitdenken und helfen kön-
nen und die Medikamente sofort ohne finanzielle Barrie-
ren den Menschen zur Verfügung gestellt werden kön-
nen.

Das geht nur, wenn die Forschung öffentlich gefördert
wird. Da müssen wir uns sehr anstrengen. Das muss so-
fort ins Netz, das muss sofort genutzt werden können.
Diese Forschung muss öffentlich gefördert und bezahlt
werden, damit auch bei den Erkrankungen etwas ge-
schieht, mit denen man kein Geld verdienen kann.

Ich wünsche mir von der Bundesregierung, dass sie
uns in Genf und anderswo in diesem Sinne vertritt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


F

D
l
T
P
r
t
t

g
E
A
b
B
R
W
n
c

E
n
l
d
s
l
r
f
h
A
1

n
t
S
z
i
4
h
D
w

g
M
w
S

u
s
g
u
M

(C (D Das Wort hat der Kollege Detlef Parr für die FDP raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie heutige Debatte zeigt, dass HIV/Aids in Deutschand vor dem Hintergrund der Neuinfektionen ein hema bleiben muss. Überreaktionen sind aber fehl am latze. Eine solche wäre die Verschärfung des Strafechts zum Beispiel gegenüber kommerziellen Einrichungen für sexuelle Begegnungen; die Barebacking-Parys wurden als Beispiel genannt. Die Bundesregierung setzt zu Recht auf eine Beteiliung an der Präventionsarbeit anstelle von Sanktionen. ine Intensivierung der Aufklärungsarbeit tut not. HIV/ ids bleibt eine lebensbedrohende Krankheit. Deshalb egrüßen wir die Absichtserklärung im Aktionsplan, die undeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das obert-Koch-Institut personell und finanziell zu stärken. ann und in welcher Höhe das geschieht, wäre span end zu wissen. Viel Zeit dürfen wir dabei nicht verstreihen lassen. Von der Aufstockung der Mittel auf 400 Millionen uro im Jahr 2007, die lobenswert ist, müssen auch natioale Initiativen profitieren; denn viele kommunale und okale Projekte zeigen hervorragende Ergebnisse. Was ie biomedizinische und sozialwissenschaftliche Forchung angeht, begrüßen wir die Ankündigung des Kolegen Spahn, das Kompetenznetz aus der Projektfördeung herauszunehmen und künftig institutionell zu ördern. Ich hoffe sehr, dass sich das positiv im Hausaltsplan niederschlägt. Allerdings spricht die geplante bsenkung der Fördermittel von 3 Millionen Euro auf Million Euro ab Ende 2007 leider eher dagegen. Einem Bereich widmen wir meines Erachtens zu weig Aufmerksamkeit: den Gefährdungen in Haftanstalen. Da gibt es erhebliche Defizite, zum Beispiel bei der ubstitutionsbehandlung. Oft führt eine Inhaftierung um Abbruch, und die Häftlinge erhalten keine kontinuerliche Behandlung mehr. So weist diese Gruppe 8 Stunden nach der Entlassung zurück in die Szene die öchste Todesrate auf. Das ist eine alarmierende Zahl. as ist fahrlässig, meine Damen und Herren. Da dürfen ir nicht länger tatenlos zusehen. Schade ist auch, dass die kontrollierte Heroinverabe an Schwerstabhängige nach den Ergebnissen der odellversuche von der Bundesregierung nicht erwähnt ird. Wir wollen diesen kleinen Personenkreis nicht im tich lassen nd haben deshalb einen fraktionsübergreifenden Geetzentwurf zur Übernahme in die Regelversorgung einebracht. Ich möchte an dieser Stelle die Kolleginnen nd Kollegen von der SPD bitten, im Interesse dieser enschen den fast gleichlautenden Antrag fallen zu las Detlef Parr sen und dem Gruppenantrag beizutreten. Letzteres gilt natürlich auch für die Union. (Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608901500
Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1608901600

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


(Zuruf von der SPD: Wir auch nicht!)





(A) )


(B) )


Uns in Deutschland muss auch die wachsende HIV-
Problematik in Grenzregionen durch Prostitution, Dro-
gen- und Menschenhandel berühren. Das EU-Projekt
„Bordernet“ ist ein gutes Beispiel für grenzüberschrei-
tende Präventionsdiagnostik und Therapiemaßnahmen.
Die Bundesregierung tut gut daran, diese Erfahrungen
aufzunehmen und weiterzuverbreiten.

Meine Damen und Herren, wir sind uns bei der Be-
kämpfung von HIV/Aids sowie anderer Infektionskrank-
heiten wie Hepatitis C, Tuberkulose und Malaria in vie-
lem einig. Eine rechtliche Besserstellung HIV/Aids-
Kranker im Sozialgesetzbuch gegenüber anderen
Schwerkranken sowie Sonderregelungen beim Aufent-
haltsrecht, wie die Grünen sie fordern, lehnen wir Libe-
ralen allerdings ab.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt geht es in die weitere Beratung des Aktions-
plans. Gut, dass wir intensiv am Thema arbeiten. Wir
müssen mehr tun, als am Weltaidstag Symbolpolitik zu
betreiben.


(Beifall bei der FDP – Jens Spahn [CDU/CSU]: Deswegen machen wir ja heute weiter!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608901700

Das Wort hat die Kollegin Sibylle Pfeiffer für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1608901800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Aids hält die Welt im Würgegriff. Die Entwicklungslän-
der leiden ganz besonders darunter. Aids ist wie ein
weltweites Puzzle. Ursache, Wirkung und Bekämpfung
sind sehr facettenreich und müssen gesamt betrachtet
werden. Man könnte meinen, nach fast einer Stunde De-
batte sei schon alles gesagt. Ich erlaube mir als Entwick-
lungspolitikerin trotzdem, fünf Schwerpunkte in der Ent-
wicklungszusammenarbeit hervorzuheben, weil ich
glaube, dass es wichtig ist, sie besonders zu betonen.

Der Aktionsplan nimmt auf all diese Aspekte Rück-
sicht. Ich glaube, es ist wichtig, dass der Aktionsplan so,
wie er gestaltet ist, von allen beteiligten Ministerien
zusammen gestaltet worden ist, Frau Wieczorek-Zeul:
vom Entwicklungsministerium, vom Gesundheitsminis-
terium und vom Forschungsministerium. Ich glaube, da-
mit haben wir ein Zeichen gesetzt. Das ist gut so.

Lassen Sie mich als Erstes die Prävention nennen.
Sie spielt eine ganz zentrale Rolle bei der Bekämpfung
von Aids, und das gerade in den Entwicklungsländern;
denn, liebe Freunde, Vorbeugen ist immer besser als
Heilen.

P
g
g
e
V
b
m
c
M
S
d
I
b
n

ü
s
e
m
d
t
d
z
n
ä
u

b
z
w

d
s
G
F
z
s
d
d
E
s
d

n
w
h
G
F
s
g
i
n

(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


rävention bedeutet vor allem auch Aufklärung. Aber
enau hier stoßen wir ganz schnell an Grenzen. Es fehlt
erade in den Entwicklungsländern an Infrastruktur, und
s fehlt an Kommunikationsmitteln. Prävention bedeutet
erhalten ändern. Prävention bedeutet Traditionen auf-
rechen. Prävention bedeutet auch Zugang zu Kondo-
en. Diese – das wissen wir – stehen nicht in ausrei-

hender Anzahl zur Verfügung. Sechs Kondome pro
ann und Jahr in Afrika sind schlechthin zu wenig. Das

chlimmste an dem Ganzen für mich persönlich ist, dass
ie Nutzung des Kondomes allein der Mann bestimmt.
ch finde es wichtig, dass wir Verhütungsmethoden ha-
en, die von Frauen selbstbestimmt genutzt werden kön-
en, wie zum Beispiel Femidome oder Mikrobizide.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Hinzu kommt, dass wir in diesem Bereich wirklich
ber Intimitäten sprechen, die weitestgehend tabuisiert
ind. Deshalb brauchen wir in diesem Zusammenhang
ine ausgeprägte Sensibilität bei der Zusammenarbeit
it den Entwicklungsländern. Folgerichtig ist es normal,

ass wir mit den Partnerländern direkt zusammenarbei-
en und dass wir die Programme, die sie zusammen mit
en Nichtregierungsorganisationen erstellen, unterstüt-
en. Nur so können wir einen den Kulturen angemesse-
en Kampf aufnehmen. Wir können mit ihnen zielad-
quat zusammenarbeiten, nämlich zielgenau Mädchen
nd Frauen ansprechen.

Frau Ministerin, Sie haben es hier eben noch einmal
etont: Danke dafür, dass Sie weiterhin an der Mikrobi-
idforschung festhalten. Ich glaube, es ist wichtig, dass
ir trotz der Rückschritte genau dies tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich als Zweites die Bildung nennen. Bil-
ung ist erwiesenermaßen ein wirksamer sozialer Impf-
toff gegen HIV/Aids. Bildung und Schulen legen den
rundstock für die Gleichberechtigung von Mann und
rau. Kinder und Jugendliche lernen, mit HIV/Aids um-
ugehen. Sie lernen aber auch, dass sie in einer ganz
chwierigen Situation sind. Denn sie erleben jetzt, dass
ie mittlere Generation ihrer Gesellschaft ausstirbt. Ich
enke an die 15 Millionen Aidswaisen, die jetzt in den
ntwicklungsländern aufwachsen. Da befindet sich viel
ozialer und wirtschaftlicher Sprengstoff, der kaum in
en Griff zu bekommen ist.

Lassen Sie mich als drittes Thema die Frauen nen-
en. HIV/Aids hat ein weibliches Gesicht. Armut hat ein
eibliches Gesicht. Gesellschaftliche Benachteiligung
at ein weibliches Gesicht. Frauen sind die Stütze der
esellschaft, auch in den Entwicklungsländern. Und
rauen sind die Verliererinnen. Ich denke an Genitalver-
tümmelung, ich denke an Fistula, ich denke an Brustbü-
eln, ich denke an Gesichtsverätzungen von Frauen und
ch denke an Zwangsabtreibungen. Man kann diese Liste
och lange fortsetzen.






(A) )



(B) )


Sibylle Pfeiffer
Frauen haben einen niedrigen sozialen Status. Ihre
ökonomische Abhängigkeit ist vor allen Dingen eine se-
xuelle Abhängigkeit. Frauenrechte sind Menschen-
rechte. Die Stärkung der Frauenrechte ist eng mit der
Frage der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und
Rechte zusammenzusehen. Frauen sollen selber ent-
scheiden, von wem, wann und wie oft sie schwanger
werden wollen. Auch hierzu gibt es Passagen im Ak-
tionsplan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch auf das Thema sexuelle und
reproduktive Gesundheit eingehen. Die Verknüpfung
dieses Themas mit Maßnahmen zur HIV/Aids-Bekämp-
fung ist richtig. Es freut mich, dass gerade dieser Punkt
im Aktionsplan genannt wird. Denn es stellt sich die
Frage: Verhindert ein Kondom eine Schwangerschaft,
oder schützt es vor Infektionen? Ich finde, das alles ge-
hört zusammen. Deshalb muss das Thema reproduktive
und sexuelle Gesundheit und Rechte mit der Bekämp-
fung von HIV/Aids und den entsprechenden Program-
men direkt verbunden sein.

Noch ein Punkt, der mich sehr bewegt, weil ich
glaube, dass wir noch gar nicht wissen, was da alles auf
uns zukommt. Es geht um das Abwandern von Fach-
kräften; Frau Ministerin hat es schon erwähnt. Die Fol-
gen dieser Migration werden absolut unterschätzt. Die
besteingerichteten Krankenhäuser und Gesundheitssta-
tionen vor Ort in den Entwicklungsländern nützen über-
haupt nichts, wenn Krankenschwestern, Hebammen,
Ärzte und Ärztinnen fehlen. In Manchester arbeiten zur-
zeit mehr malawische Ärzte als in ganz Malawi. Das
muss man sich einmal vorstellen. Daher muss ein Zei-
chen gesetzt werden, und wir müssen entsprechend han-
deln. Frau Ministerin hat es angekündigt. Auf der Ebene
der G 8 und der EU wird gehandelt. Ich glaube, das ist
richtig und gut.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Problem ist nicht allein in Deutschland zu lösen.
Natürlich müssen wir Ansätze bieten, aber es ist vor al-
len Dingen auf europäischer Ebene in den Griff zu be-
kommen. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon
aus, dass allein in Afrika 4 Millionen Fachkräfte künftig
fehlen. Wir profitieren davon, dass diese Fachkräfte bei
uns sind. Das ist nicht stimmig. Deshalb, glaube ich, ist
es wichtig, dass wir über genau diesen Verhaltenskodex
reden und wissen, was wir in diesem Zusammenhang
tun.

Deutschland engagiert sich weltweit in rund 50 Ent-
wicklungsländern bei der Bekämpfung von HIV/Aids,
aber auch Tuberkulose und Malaria. Für diese Aufgabe
sind 400 Millionen Euro angesetzt; es gibt entspre-
chende Erhöhungen. Wir machen HIV/Aids zu einem
zentralen Thema – das finde ich wichtig – bei der EU-
Ratspräsidentschaft und beim G-8-Vorsitz. Ich bin der
Bundeskanzlerin sehr dankbar, dass sie in Bremen un-
missverständlich die hohe Priorität von HIV/Aids zum

A
f
is

d
u
n
d

s
B
D
e
e
d
v
u
g

t

z
i
a
m
m
l
m
b
U
T
z
u

s
r
b
s
b
A
h
F
o
s
h

D
G

(C (D usdruck gebracht hat. Es ist richtig, dass die Bekämpung von HIV/Aids auf allerhöchster Ebene angesiedelt t. Der Aktionsplan ist für meine Begriffe auch ein Ausruck unserer Solidarität mit den betroffenen Ländern nd mit den betroffenen Menschen. Ich glaube, es ist otwendig und richtig – zumindest bei uns ist das so –, ass wir gemeinsam daran arbeiten. Lassen Sie mich zum Schluss noch auf etwas hinweien: Im Zuge der G-8-Präsidentschaft veranstalten wir in erlin am 30. und 31. Mai zusammen mit dem EPF, der SW und unserem Parlamentarischen Beirat der DSW in Parlamentariertreffen. Sie alle sind herzlich dazu ingeladen. Wir werden Gäste aus insgesamt 120 Länern haben, und wir werden, wie ich denke, genauso iele Besucher haben. Das ist eine große Aufgabe für ns alle, die es zu bewältigen gilt. Es ist unser aller Aufabe, uns dieses Themas anzunehmen. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Volker Beck für die Frak ion Bündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Eine entrale Schwierigkeit der Aidspolitik ist, dass Politiker n diesem Politikfeld über Sexualpraktiken und über Relitäten von Drogengebrauch in einer Form sprechen üssen, die sich nicht für Sonntagsreden eignet. Das erkt man an der innenpolitischen Debatte. In Deutsch and hat man das in den 80er-Jahren sehr deutlich geerkt. Ich finde, man merkt es auch an der aktuellen De atte über strafrechtliche Forderungen und an dem mgang von Politikern in Entwicklungsländern mit dem hema Aids. Die Politiker in diesen Ländern agieren um Teil völlig irrational und zum Schaden ihres Landes nd ihrer Bevölkerung. Lassen Sie mich kurz etwas Weiteres zur Innenpolitik agen. Ich finde, wir sollten die Debatte über das Strafecht liegen lassen und uns überlegen, wie wir Umgeungen für Sexualkontakte schaffen können, wo Menchen Präventionsmaterialien zur Verfügung gestellt ekommen und wo sie vor allen Dingen realistische nalysen ihrer Gefährdungssituation erhalten. Da, wo eute mehr Infektionen als früher stattfinden, ist das der all, weil die Menschen glauben, dass sie sicher sind, bwohl sie sich in einer Situation befinden, in der sie ich mit HIV infizieren können. Darauf müssen wir sie inweisen. Hier dürfen wir keine Tabus aufbauen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Detlef Parr [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608901900
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608902000

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


aher darf Ihre Fraktion, die CDU/CSU-Fraktion, dem
esundheitsministerium und der BZgA nicht vorschrei-






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

ben, dass bestimmte sexuelle Aufklärungsmaterialien im
Internet nicht frei verfügbar gemacht werden. Wenn wir
bei der Prävention ein Blatt vor den Mund nehmen und
nicht über alle Praktiken so informieren, dass die Men-
schen wissen, wie sie sich in welcher Situation, bei der
Leidenschaft, die ihnen nun einmal zu eigen ist, schützen
können, dann haben wir den Kampf um die Reduzierung
der Zahl der HIV-Infektionen in Deutschland schon ver-
loren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Es ist ganz zentral, dass wir merken, dass im Zeitalter
der Internetkommunikation vieles im Internet stattfin-
det, was in den 80er-Jahren in Darkrooms und Lokalen
stattgefunden hat. Das muss man einfach zur Kenntnis
nehmen.

Nun zum Thema Entwicklungspolitik. Die Erfolge
der Entwicklungspolitik der europäischen Länder und
der USA in der Dritten Welt werden vorwiegend durch
zwei Faktoren gefährdet, nämlich einerseits durch ein
unkontrolliertes Bevölkerungswachstum und anderer-
seits durch die Aidskrise. Wenn wir dagegensteuern wol-
len, wenn wir den Sachverstand und die finanziellen
Mittel, die wir in diesen Ländern investieren, wirklich
gewinnbringend einsetzen wollen, müssen wir all unsere
Entwicklungspolitiken mit der Aidsprävention vernet-
zen.

Aids ist in Afrika nicht wie in Europa vordringlich ein
Problem von bestimmten Risikogruppen wie Drogenge-
brauchern oder Homosexuellen. In Afrika ist Aids aber
auch ein Problem von schwulen Männern. In diesem Zu-
sammenhang möchte ich auf ein Defizit des interfraktio-
nellen Antrags hinweisen. In mehr als der Hälfte der
Länder Afrikas ist Homosexualität strafbar. Das hat zur
Konsequenz, dass HIV-infizierte homosexuelle Männer
keinen Zugang zur gesundheitlichen Versorgung haben,
weil sie dann nämlich angeben müssten, wer ihr Sexual-
partner ist und damit unmittelbar ein Strafverfahren aus-
lösen würden. Die Höchststrafen liegen zwischen
14 Jahren und, in den Ländern, in denen die Scharia gilt,
der Todesstrafe. Das sind Aspekte, die wir in unseren
entwicklungspolitischen Programmen berücksichtigen
müssen.

Ich war in Montreal vor den Outgames auf einer Men-
schenrechtskonferenz, auf der viele schwarzafrikani-
sche Homosexuellen- und Aidshilfeorganisationen wa-
ren. Die haben gesagt: In unserem Land gibt es
wasserlösliche Gleitmittel und Kondome, die für den
Analverkehr geeignet sind, überhaupt nicht zu kaufen;
mal ganz abgesehen davon, dass sich ein gewöhnlicher
Afrikaner diese zu Marktpreisen überhaupt nicht leisten
kann.

Das sind Punkte, an denen unsere Entwicklungspolitik
auch nicht länger wegschauen darf. Sie sind zwar nicht
das Hauptproblem; aber für diese Gruppe von Menschen
ist das schon ein Problem. Wir müssen deshalb mit den
afrikanischen Staaten in einen Dialog darüber eintreten,
dass ihre menschenrechtswidrige Verfolgung der Homo-

s
i

S

z

F

u
d
r
t

s
g
l
i
k
s
i
e
d
m
m
s
i
g
S
h
d
d

d
F
l
g
m
i

g
s
P

(C (D exualität auch ein gesundheitspolitisches Problem für hre Länder darstellt. Kollege Beck, das ist ein sehr wichtiges Thema; aber ie müssen jetzt trotzdem zum Schluss kommen, bitte. Ich möchte dafür werben, dass Sie mit uns zusammen u einer anderen Strategie kommen. Ich bedanke mich für Ihre Geduld, Frau Präsidentin. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608902100
Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608902200


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608902300

Das Wort hat der Kollege Peter Friedrich für die SPD-

raktion.


Peter Friedrich (SPD):
Rede ID: ID1608902400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Bei der Bekämpfung von HIV/Aids auf
er nationalen Ebene sind wir außerordentlich erfolg-
eich: Deutschland ist eines der Länder mit den niedrigs-
en Neuinfektionsraten.

Das liegt vor allem an der guten und intensiven Zu-
ammenarbeit zwischen staatlichen Behörden und Zivil-
esellschaft. Die in Deutschland praktizierte Arbeitstei-
ung, dass die Informations- und Präventionskampagnen
n der Hand der Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-
lärung liegen, die Aufklärung der Angehörigen der Ri-
ikogruppen dagegen von den Selbsthilfegruppen bzw.
hren Spitzenverbänden verantwortet wird, hat sich als
rfolgreicher Weg herausgestellt. Es war und ist richtig,
en Gedanken der Selbsthilfe ins Zentrum unserer Be-
ühungen zu stellen. Unser Konzept der engen Zusam-
enarbeit von staatlichen und nichtstaatlichen Organi-

ationen bei Aufklärung und Prävention gilt inzwischen
nternational als vorbildlich. Mein persönlicher Dank
eht an dieser Stelle an die Bundesministerinnen Ulla
chmidt und Heidemarie Wieczorek-Zeul, deren dauer-
aftem hohem persönlichen Einsatz es zu verdanken ist,
ass dieses Thema so starke Beachtung findet. Mithin ist
iese Debatte auch dafür ein Zeichen.


(Beifall bei der SPD)


Die Bremer Konferenz hat verdeutlicht, dass es in
iesem Themenbereich eine klare und starke politische
ührerschaft braucht. Es ist ein Zeichen – wie mein Kol-

ege Wodarg es schon ausgedrückt hat –, dass es gelun-
en ist, dieses Thema erstmals auf dieser Ebene so pro-
inent zu behandeln. Ich bin sicher, auf dem G-8-Gipfel

n Heiligendamm wird uns Ähnliches gelingen.

Mein Dank gilt in gleichem Maße den Selbsthilfe-
ruppen und ihrem nationalen Dachverband, der Deut-
chen AIDS-Hilfe, die ebenfalls großen Anteil an diesen
räventionserfolgen hat.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jens Spahn [CDU/CSU] – Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Peter Friedrich
Denn nur durch die Selbsthilfegruppen erreichen wir,
was dort, wo nur auf staatliche Instrumente gesetzt wird,
nicht erreicht wird: dass wir in unmittelbaren Kontakt zu
den Bevölkerungsgruppen mit hohem Infektionsrisiko
kommen. Nur durch diese Selbsthilfegruppen konnte
bzw. kann es gelingen, die Risikogruppen aus der gesell-
schaftlichen Isolation zu holen, in der sie oftmals gefan-
gen waren bzw. gefangen sind.

Doch auch wenn die Rate der Neuinfektionen in
Deutschland sehr niedrig ist, kann es keine Entwarnung
geben. Die Zahl der Neuinfektionen – das wurde schon
angesprochen – steigt. Das ist wohl auch ein Ausdruck
dessen, dass das Risikobewusstsein gesunken ist. Des-
halb müssen wir immer wieder deutlich machen – ich
bin froh, dass das hier im Hause von allen Seiten ange-
sprochen worden ist –, dass Aids nach wie vor nicht heil-
bar ist. Es ist allenfalls möglich, die Auswirkungen der
Krankheit zu lindern. Gegen dieses Missverständnis, das
offensichtlich bei Teilen der Jüngeren vorherrscht, müs-
sen wir angehen. Aids ist keine chronische Erkrankung,
es ist eine tödliche Erkrankung.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen begrüße ich sehr, dass wir gerade die Mittel
für Aufklärungsmaßnahmen deutlich erhöht haben und
auch in der mittelfristigen Finanzplanung weitere Erhö-
hungen vorgesehen sind.

Eine erfolgreiche HIV/Aids-Präventionspolitik ist im-
mer auch Gesellschaftspolitik: Es geht darum, das Ver-
halten des Einzelnen, aber auch die Verhältnisse der Ge-
sellschaft insgesamt zu thematisieren. Gleichzeitig sind
die Aufklärungskampagnen auf die Unterstützung nicht
nur der Politik, sondern auch der gesamten Gesellschaft
angewiesen. Wir haben gute, erfolgreiche Ansätze. Aber
– damit möchte ich aufgreifen, was die Kollegin Bender
angesprochen hat – es passt zu den Anstrengungen, die
wir auf der nationalen Ebene und international machen,
überhaupt nicht, wenn in den Ländern und in den Kom-
munen die Axt an das gelegt wird, was den Erfolg der
deutschen Arbeit ausmacht. Wenn die schulische Auf-
klärung, wenn Fahrdienste, wenn Mietkostenzuschüsse
in den Kommunen zusammengestrichen werden, dann
wird damit die Basis unseres Erfolges unterminiert. Des-
wegen ist mein Appell an die Kommunen und an die
Länder, bei diesen Mitteln nicht zu streichen. Denken
Sie daran: Prävention ist immer günstiger als die Be-
handlung der Krankheit. Es wäre fatal, wenn man sich
vor Ort aus der Verantwortung nehmen würde, weil der
Bund die Mittel erhöht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Der Aktionsplan, den wir heute debattieren, sieht
auch den Ausbau der Substitutionsbehandlung vor.
Dazu gehört für die SPD-Fraktion unzweifelhaft die he-
roingestützte Behandlung, auch wenn wir uns in der Ko-
alition in dieser Frage derzeit nicht einig sind.

h
L
a
I
i
n
g

I
L

A
K

s
i
g
W

D
f
v
s

s
A
f
t
D
k
f
S
l
D
t

s
d
a
g
s
d

(C (D (Beifall bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Mit unserem Modellprojekt erreichen wir Schwerstab-
ängige, die durch ihre Konsumgewohnheiten und
ebensbedingungen und durch den mangelnden Erfolg
nderer Behandlungsmaßnahmen tagtäglich von der HIV-
nfektion bedroht sind. Der Aspekt der HIV-Prävention
st ein weiterer Grund, der für die dauerhafte Anerken-
ung von Heroin als Medikament für eine klar abge-
renzte Gruppe von Schwerstabhängigen spricht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ch hoffe sehr, dass wir uns hier auf eine gemeinsame
ösung verständigen können.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Haben wir doch schon! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Nein! Haben wir nicht!)


n dieser Stelle würde es sich übrigens lohnen, auf die
ommunen zu hören.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, insgesamt
telle ich fest: Wir sind auf einem guten Weg. Wir sind
nternational eine treibende Kraft, was dieses Thema an-
eht. Ich halte den Aktionsplan für den richtigen Schritt.
ir sollten ihn in seiner Gänze würdigen und umsetzen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608902500

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/4650 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Gesundheit auf Drucksache 16/4111. Der
usschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussemp-

ehlung auf Drucksache 16/4111 die Annahme des An-
rags der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf
rucksache 16/3615 mit dem Titel „Maßnahmen zur Be-
ämpfung von HIV/AIDS in Deutschland“. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
timmenthaltungen? – Dann ist diese Beschlussempfeh-

ung gegen die Stimmen der Fraktion des Bündnisses 90/
ie Grünen und bei Enthaltung der FDP und der Frak-

ion Die Linke angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
ache 16/4111 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
es Antrags der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
uf Drucksache 16/3616 mit dem Titel „Gemeinsam ge-
en AIDS – Verantwortung und Solidarität stärken“. Wer
timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
agegen? – Gibt es Enthaltungen? – Das ist nicht der






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Fall. Dann ist diese Beschlussempfehlung gegen die
Stimmen der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
und der Fraktion Die Linke angenommen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung auf Drucksache 16/4315. Der Ausschuss emp-
fiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/4315 die Annahme des Antrags der Frak-
tionen der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des
Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/3610 mit
dem Titel „Welt-AIDS-Tag 1. Dezember 2006 – Die be-
sondere Verantwortung für Entwicklungsländer unter-
streichen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Be-
schlussempfehlung bei Enthaltung der Fraktion
Die Linke angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/4315 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/3097
mit dem Titel „Missfallen an der südafrikanischen Aids-
Politik betonen und weitere deutsche Entwicklungszu-
sammenarbeit an Bedingungen knüpfen“. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
Gibt es Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist
diese Beschlussempfehlung gegen die Stimmen der
FDP-Fraktion angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 23 a bis 23 c auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktien-
gesellschaften mit börsennotierten Anteilen

– Drucksachen 16/4026, 16/4036 –

– Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz-
ausschusses (7. Ausschuss)


– Drucksache 16/4779 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Leo Dautzenberg
Florian Pronold
Carl-Ludwig Thiele
Dr. Gerhard Schick


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/4781 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm,

E
n

A
n

m

M
G
W
g

i
M
n
5
D
k
w
n
r
d
u

(C (D Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Neue Steuervergünstigungen und Gewinnverlagerungen in das Ausland verhindern – REITs in Deutschland nicht einführen – Drucksachen 16/4046, 16/4779 – Berichterstattung: Abgeordnete. Leo Dautzenberg Florian Pronold Carl-Ludwig Thiele Dr. Gerhard Schick c)

richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Carl-Ludwig
Thiele, Frank Schäffler, Dr. Hermann Otto Solms,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

REITs – Real Estate Investment Trusts in
Deutschland einführen

– Drucksachen 16/1896, 16/3356 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Leo Dautzenberg
Carl-Ludwig Thiele

Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein
ntschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre dazu kei-
en Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes-
inister der Finanzen, Peer Steinbrück.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1608902600

Guten Morgen, sehr geehrte Frau Präsidentin! Guten
orgen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die
roße Koalition misst dem Finanzmarkt hinsichtlich
achstum und Beschäftigung in Deutschland eine sehr

roße Bedeutung zu. Dies ist richtig und notwendig.

Die wenigsten Menschen wissen, dass in Deutschland
n diesem Bereich inzwischen ungefähr 1,2 Millionen

enschen beschäftigt sind und dass der Finanzmarkt ei-
en Anteil von mindestens 4 Prozent, Tendenz auf
Prozent steigend, an unserem Bruttosozialprodukt hat.
ie Bedeutung dieses Marktes vielen Menschen zu er-
lären, ist nicht ganz leicht, weil der Finanzmarkt als et-
as sehr Anonymes und etwas sehr Komplexes wahrge-
ommen wird. Das erschreckt manche Menschen
egelrecht. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass
ieser Markt ein entscheidender Faktor für Wachstum
nd Beschäftigung in Deutschland ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Weil die meisten Menschen davon profitieren!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Entsprechend der Bedeutung des Finanzmarktes
wurde im Koalitionsvertrag im November 2005 etwas
Neues auf den Weg gebracht. Dort wurde nämlich zum
ersten Mal ein eigenes Kapitel zur Finanzmarktpolitik in
Deutschland verankert. Unter anderem heißt es in die-
sem Kapitel, dass wir sogenannte Real Estate Investment
Trusts einführen wollen „unter der Bedingung, dass die
verlässliche Besteuerung beim Anleger sichergestellt
wird und positive Wirkungen auf Immobilienmarkt und
Standortbedingungen zu erwarten sind“.

Nach einem Jahr ziemlich harter Arbeit – viele wer-
den sich daran erinnern – bin ich sehr froh, dass ich
heute die Verabschiedung des entsprechenden Gesetz-
entwurfs begleiten darf. Wenn auch der Bundesrat dem
inzwischen geänderten Gesetzentwurf zustimmt – mei-
ner Meinung nach gibt es daran wenig Zweifel –, wird
Deutschland rückwirkend zum 1. Januar 2007 ein bör-
sennotiertes Immobilienanlageprodukt erhalten. Dies
ist wichtig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich darf daran erinnern, dass damit die Bundesrepu-
blik Deutschland als letztes Land der G-7-Gruppe, also
als letztes Land der weltwirtschaftlich bedeutendsten
Länder, den Einstieg in den internationalen REITs-Markt
schafft und damit mit Blick auf die wichtige Schnittstelle
zwischen Immobilienmarkt auf der einen Seite und
Finanzmarkt auf der anderen Seite zu anderen Staaten
wie den USA, Frankreich und Großbritannien auf-
schließt. Mehr ist es nicht. Wir erreichen den Standard,
den diese Länder längst haben.

REITs haben sich als internationales Finanzmarktpro-
dukt inzwischen in über 20 Ländern der Welt etabliert.
Mit der rückwirkenden Einführung verhindern wir, dass
Deutschland international den Anschluss verliert. Dieje-
nigen, die diesem Finanzmarktprodukt skeptisch gegen-
überstehen, müssen die Frage beantworten, ob denn
Nichtstun eine bessere Alternative wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Politische Verantwortung wahrzunehmen, heißt nicht,
durch Nichtstun Fehler zu vermeiden. Denn man kann
auch durch Unterlassungen Folgen auslösen, die sich
zum Nachteil Deutschlands auswirken.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


Meine Antwort auf entsprechende Einwände lautet:
Wenn wir alles so belassen hätten, wie es ist, dann wären
allein ausländische REITs auf dem deutschen Immobili-
enmarkt tätig. Deutschland würde zu einem reinen Dis-
tributionsstandort „verkommen“


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


und würde die entsprechende Wertschöpfung, übrigens
auch die Perspektive für hochqualifizierte Beschäfti-
gung, verlieren. Das ist der entscheidende Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


g

u
D

D
U

b
D
W
d

A
s
z
w
n
m
d

M
g

s
A
K
d
t
s
t

d
z
g
l
z
z
I
D
v
3

n
s
D
w
h
w
t

(C (D Ich gebe zu, dass dies das erfolgreiche Ende eines läneren Beratungsprozesses ist (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist nett gesagt!)


nd dass diesem Prozess nicht ganz einfache politische
iskussionen vorangingen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


ies in Abrede zu stellen, wäre eine Beleidigung Ihrer
rteilsfähigkeit und Ihrer Wahrnehmung.

Insbesondere die Einbeziehung von Wohnimmo-
ilien ist auf unterschiedliche Auffassungen gestoßen.
ie Märkte haben eine solche Einbeziehung der
ohnimmobilien erwartet und haben auch darauf ge-

rängt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Der Finanzminister auch!)


uf der anderen Seite gab es nicht nur in meiner Partei,
ondern auch darüber hinaus, wie ich finde, nachvoll-
iehbare und ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Ge-
ährleistung des Mieterschutzes und hinsichtlich einer
achhaltigen Stadtentwicklung, die nicht aus Kapital-
arktinteressen unterwandert werden sollte. Wir haben

iese Einwände ernst genommen.


(Beifall bei der SPD)


an musste – wie immer bei solchen Dingen – abwä-
en.

Ich glaube, dass wir mit der Herausnahme der inländi-
chen Mietimmobilien zum 31. Dezember 2006 aus dem
nwendungsbereich des Gesetzes einen vernünftigen
ompromiss gefunden haben. Denjenigen, die heute in
en Wirtschaftsteilen der einschlägigen Zeitungen so
un, als sei dieses Finanzmarktprodukt nun völlig gegen-
tandslos geworden, kann ich nur entgegenhalten: Über-
reiben Sie nicht!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schon in den Anhörungen, die in den Ausschüssen
es Deutschen Bundestages durchgeführt wurden, wurde
iemlich deutlich – das ergibt sich auch aus einem Ver-
leich mit US-amerikanischen REITs –: In den Portfo-
ios dieser REITs sind zu 85 Prozent, wenn nicht sogar
u 90 Prozent Gewerbeimmobilien enthalten und nur
u einem sehr geringen Prozentsatz Wohnimmobilien.
nsofern glaube ich, dass dieses Finanzmarktprodukt in
eutschland von seiner Attraktivität durchaus nichts
erliert, wenn wir diesen Wohnungsbestand zum
1. Dezember 2006 herausnehmen.

Der deutsche Immobilienmarkt ist auch weltweit ei-
er der attraktivsten. Deshalb bin ich überzeugt, dass
ich diese Konstruktion des REIT, die Sie nach Lage der
inge verabschieden werden, in Deutschland etablieren
ird. Ich bin mit diesem gefundenen Kompromiss des-
alb sehr zufrieden. Das Gesamtpaket ist attraktiv und
ird, wie ich glaube, seine positiven Wirkungen entfal-

en.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Diese gefundene Ausgestaltung des deutschen REIT
stellt insbesondere auch eine verlässliche Besteuerung
beim inländischen und ausländischen Anleger sicher. Ich
war dort auch Haushaltspolitiker, um eine solche Kon-
struktion zu finden, mit der wir die damit verbundene
Steuerbasis nicht plötzlich erodieren. Das bedeutet, dass
der Fiskus auch profitieren wird. Insbesondere wird er
durch das Instrument der sogenannten Exit-Tax profitie-
ren.

Das klingt zunächst paradox, weil eine solche Exit-
Tax eine Steuervergünstigung dahin gehend darstellt,
dass in dem Augenblick, in dem die entsprechenden Ei-
gentümer solcher Gewerbeimmobilien diese an den
Markt bringen, sie nur die Hälfte der Steuern zu bezah-
len haben. Das klingt nach einer Steuervergünstigung.
Der Punkt ist aber: Wenn wir das nicht einräumen wür-
den, würden sie diese Immobilien erst gar nicht an den
Markt bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Darüber würden also gar keine stillen Reserven gehoben
werden. Wenn keine stillen Reserven darüber gehoben
werden, dann würden wir darüber auch keine Steuerein-
nahmen erzielen. Das ist der Mechanismus, weshalb ich
glaube, dass das richtig ist.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die Hälfte von X ist mehr als nix!)


– Ja, so ähnlich lautet mein Satz auch bezogen auf etwas
anderes: Es ist besser, 25 Prozent auf X, statt 42 Prozent
auf gar nix zu haben. Herr Dautzenberg, Sie hören mir
erfreulicherweise zu. Das freut mich.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die Ministerworte wirken!)


Wie ich glaube, haben die Koalitionsfraktionen etwas
sehr Richtiges getan. Sie haben sich nämlich darauf ge-
einigt, dass von der Exit-Tax nur die Eigentümer solcher
Grundstücke profitieren sollen, die seit fünf Jahren zum
Anlagevermögen des Verkäufers gehören. Dies halte ich
für richtig.

Ich will an dieser Stelle und abschließend auch noch
einmal darauf hinweisen, dass dies nicht nur aus Sicht
des Fiskus ein Vorteil ist. Es ist sehr schwer, den kom-
plexen Zusammenhang zu vermitteln, dass zum Beispiel
große deutsche Unternehmen – auch Industrieunterneh-
men – im Vergleich zu ihren Konkurrenten im europäi-
schen Ausland einen zu großen Immobilienbestand in
ihren Bilanzen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Der große Immobilienbestand dieser deutschen Unter-
nehmen – wenn Sie so wollen, ist das umgangssprach-
lich formuliert totes Kapital – verschlechtert ihre Bilan-
zen im Verhältnis zu den Bilanzen ihrer Konkurrenten
im Ausland und verschlechtert auch ihre Refinanzie-
rungsmöglichkeiten gegenüber ihren Konkurrenten in
Großbritannien.


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


d
d
s
m
n
n
t
m

D

s
w
m
n
f
d
d
l
n
s
I

d
b
d
d
d
D
h

n
d
n

F

K
S
k
d
F
k
n

P

(C (D Das heißt: Es führt dazu, dass die Bilanzstruktur und amit auch die Refinanzierungsmöglichkeiten dieser eutschen Unternehmen auf den Kapitalmärkten verbesert werden, wenn man ihnen mit einem solchen Instruent die Möglichkeit gibt, etwas, was im Augenblick ur daliegt – tot, nackt, kalt –, fungibel zu machen, an eien Markt zu bringen – zum Beispiel an ein börsennoiertes Immobilienunternehmen zu verkaufen – und dait, wenn Sie so wollen, liquidieren zu können. ies ist von entscheidenden Bedeutung. Ich bin mir sicher, dass sich der deutsche REIT in dieer konkreten Ausgestaltung im internationalen Wettbeerb behaupten kann. Ich glaube, dass auch der Arbeitsarkt positive Effekte davon hat. Ich rede jetzt gar icht mit Blick auf die Finanzdienstleister, die in Frankurt oder weiß der Teufel wo davon betroffen sind, über en Arbeitsmarkt, sondern ich bin mir ziemlich sicher, ass über die Hebung und Mobilisierung dieser Immobiien eine ganze Reihe von Hausverwalterjobs wichtig geug sein werden und dass dies darüber hinaus der deutchen Bauwirtschaft und auch dem deutschen Handwerk mpulse geben wird; (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


enn in dem Augenblick, in dem diese Immobilien nutz-
ar gemacht werden – buchstäblich also mobilisiert wer-
en –, wird es um eine Reihe von Leistungen gehen,
urch die nicht dem Finanzdienstleistungssektor, son-
ern der gesamten Bandbreite der Unternehmen, die als
ienstleister oder Handwerker mit Immobilien zu tun
aben, ein richtiger Schub gegeben wird.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Deshalb glaube ich: Für den Fall, dass Sie heute zu ei-
em positiven Votum kommen, wird dies nicht nur für
en Finanzplatz Deutschland, sondern auch darüber hi-
aus ein wichtiger Schritt nach vorne sein.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608902700

Das Wort hat der Kollege Carl-Ludwig Thiele für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1608902800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

olleginnen und Kollegen! Herr Finanzminister
teinbrück, gerade Ihre Ausführungen zur Exit-Tax
önnen wir als FDP inhaltlich voll unterstreichen. An
ieser Stelle war aber schon spürbar, dass Union und
DP Ihren Grundgedanken folgten, es allerdings fast
einen – oder nur vereinzelten – Beifall von Ihren Ge-
ossen gab.

Ich glaube, das ist auch bei diesem Gesetz ein Teil des
roblems; denn selten ist bei der Einführung eines neuen






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Finanzmarktproduktes so ideologisch gefochten worden
wie bei der Einführung der REITs und insbesondere der
Wohnimmobilien in REITs.

Insofern tobte innerhalb der SPD-Fraktion über Mo-
nate ein Streit zwischen Minister Steinbrück und den lin-
ken Genossen. Es ist schon bemerkenswert, wenn sich
die Linken innerhalb der SPD mit einer Mehrheit gegen-
über dem SPD-Finanzminister durchsetzen.

Wir erleben derzeit einen schleichenden Autoritäts-
verfall des Finanzministers.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das werden wir zu verhindern wissen!)


Wir erleben die schleichende Aufkündigung des Spar-
kurses, und wir erleben den schleichenden Machtverlust
des Finanzministers.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Nein! Das machen wir nicht mit! Der Minister hat die Unterstützung der CDU/CSU-Fraktion!)


– Ich werde das noch ausführen. – Denn noch in der Ko-
alitionsvereinbarung hatte der Finanzminister durchge-
setzt – das wurde mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2006
auch beschlossen –, dass der Zuschuss in die gesetzliche
Krankenversicherung im Jahr 2008 auf Null zurückge-
fahren wird. Ohne jegliche Deckungsvorschläge wurde
dieser Zuschuss in diesem Jahr auf 2,5 Milliarden Euro
erhöht; ab dem Jahr 2009 fließen zusätzliche Zuschüsse
in Höhe von 1,5 Milliarden Euro jährlich in die gesetzli-
che Krankenversicherung, bis im Jahr 2016 der jährliche
Zuschuss 14 Milliarden Euro betragen wird.


(Beifall bei der FDP)


Dies ist kein Sparkurs, sondern die Kapitulation vor
einem Sparkurs. Diese Kapitulation hat der Finanzminis-
ter mitzuverantworten.


(Beifall bei der FDP)


In dem heutigen Haushaltsgipfel über die Vorberei-
tung des Haushalts 2008 werden wir die weitere schlei-
chende Aufkündigung des Sparkurses erleben.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Abwarten! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Warten wir es ab! Entscheidend ist, was hinten herauskommt!)


Wir erleben nämlich heute ein politisches Lehrstück.
Steuermehreinnahmen sind gut für die öffentliche Hand,
aber gefährlich für einen Finanzminister, der sparen
möchte.

Parallel zu dieser Diskussion wird der Finanzminister
mit seinem politischen Ziel, eine Unternehmensteuerre-
form in unserem Land durchzusetzen, von der eigenen
Partei und den eigenen Parteifreunden bekämpft.


(Florian Pronold [SPD]: Lassen Sie sich von Ihrem Büro Ihre Rede bringen!)


Genau dieselben Linken innerhalb der SPD, die gegen
den Willen des Finanzministers die Einbeziehung der
Wohnimmobilien in REITs verhindert haben, betreiben
weiter die Demontage ihres eigenen Finanzministers.

d
K
F
i
P
m
U
i
d
t

W
D
r
M
m
d
g
v
ä
i
r

K
t

F
g
R
W
l
g
v
e
a
R
I
n
I
n

m
g
d
z
b
w
k
s
i

(C (D Sehr geehrter Herr Minister, wenn Ihre eigene Lanesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen Ihren politischen urs offen kritisiert, dann stellt sich nicht nur mir die rage, wie weit Ihr Gestaltungswille durch die Linken nnerhalb der SPD eingeschränkt wird. Wenn die eigene artei und die Mehrheit Ihrer eigenen Fraktion nicht ehr hinter Ihrer Politik stehen, dann haben Sie keine nterstützung mehr für Ihre Politik. Aus meiner Sicht st es nur noch eine Frage der Zeit, wann Sie sich selbst ie Frage nach Ihrem Selbstwertgefühl als Finanzminiser stellen müssen. (Beifall bei der FDP – Gabriele Hiller-Ohm [SPD]: Da machen Sie sich keine Sorgen!)


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte noch einmal auf die Weigerung,
ohnimmobilien in REITs einzubeziehen, eingehen.
ie Argumente hierfür sind absolut vordergründig und

eine Panikmache. Mieter sollen verunsichert werden.
it dem Schüren von Ängsten hofft man, Wählerstim-
en zu gewinnen. Dabei darf man aber nicht vergessen,

ass gerade in den sieben Jahren rot-grüner Bundesre-
ierung über 200 000 Wohnungen in öffentlicher Hand
on SPD-geführten Ministerien an Finanzinvestoren ver-
ußert wurden. Jetzt wird mit dem Gesetzentwurf ein
deologischer Popanz losgetreten, der sachlich nicht ge-
echtfertigt ist.


(Beifall bei der FDP)


Erstens gilt im deutschen Recht nach wie vor, dass
auf nicht Miete bricht. Mieter bleiben also in ihren ver-

raglichen Rechten geschützt.

Zweitens wird im Entwurf des REIT-Gesetzes die
remdfinanzierung auf 60 Prozent des Vermögens be-
renzt. Durch diesen hohen Eigenkapitalanteil kann im
EIT eher in den Bestand und in das Umfeld von
ohnimmobilien investiert werden. Hierdurch kann

angfristig die Situation des Umfeldes und der Wohnun-
en verbessert werden. Ein REIT ist darauf angelegt,
on vornherein eine nachhaltig hohe Ausschüttung zu
rwirtschaften; denn 90 Prozent der Gewinne müssen
usgeschüttet werden. Deshalb besteht gerade beim
EIT ein hohes Interesse daran, die Ertragsfähigkeit der

mmobilie zu erhalten und sogar zu steigern. Dies geht
ur mit zufriedenen Mietern. Deshalb dienen REITs dem
nteresse der Mieter stärker als die Veräußerung an Fi-
anzinvestoren.


(Beifall bei der FDP)


Drittens – das wissen Sie alle – verfügen viele Kom-
unen weiter über hohe Wohnimmobilienbestände. An-

esichts des Investitionsstaus in den Gesellschaften und
er Situation der kommunalen Haushalte ist davon aus-
ugehen, dass weiter über die Veräußerung dieser Immo-
ilienbestände diskutiert wird. Mit dem Gesetzentwurf
ird verhindert, dass sie in REITs veräußert werden
önnen, aber es wird weiter der Weg offengehalten, dass
ie an Finanzinvestoren veräußert werden können. Das
st absolut unschlüssig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Viertens würden gerade REITs die Einflussmöglich-
keiten der Kommunen erheblich erhöhen.


(Florian Pronold [SPD]: 10 Prozent Mitbeteiligung! Das sind doch Grundrechenarten! Volksschule!)


Der öffentliche Träger kann bisher meistens seine ge-
samten Wohnimmobilien nur zu rund 100 Prozent an ei-
nen Finanzinvestor verkaufen und verliert dadurch den
kompletten Einfluss auf die Wohnimmobilien. Dies wäre
bei REITs anders. Hier kann die Kommune weiter Mitei-
gentümer sein. Deshalb möchte ich für die FDP klarstel-
len, dass die Ausklammerung von Wohnimmobilien ein
schwerer Geburtsfehler dieses Gesetzes ist, der mög-
lichst schnell korrigiert werden muss.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich noch einen weiteren Punkt anspre-
chen, den der Finanzminister schon erwähnt hat: die so-
genannte Exit-Tax. Viele deutsche Unternehmen haben
– darauf haben Sie zu Recht hingewiesen, Herr Finanz-
minister – zum großen Teil selbstgenutzte Immobilien-
vermögen in ihren Beständen. Hohe Werte sind darauf
abgeschrieben worden. Die Veräußerung der Immobili-
enbestände würde zu einer hohen Steuerlast führen. Das
ist der Grund, warum sie nicht veräußert werden. Paral-
lel müssen wir aber feststellen: Da die Firmen mehr
Eigenkapital brauchen, wäre es sinnvoll, wenn sie veräu-
ßern könnten. Deshalb hat schon die rot-grüne Bundes-
regierung im Jahr 2005 beschlossen, eine allgemeine
Exit-Tax für betrieblich gebundenes Vermögen einzu-
führen. Zu einem entsprechenden Gesetz ist es damals
allerdings nicht gekommen, weil der Jobgipfel an dem
Tag, als über einen entsprechenden Gesetzentwurf disku-
tiert wurde, mühelos von der ehemaligen schleswig-hol-
steinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis getoppt
wurde, der auch im vierten Wahlgang im Schleswig-Hol-
steinischen Landtag die Mehrheit ihrer sozialdemokrati-
schen Freunde fehlte. Das bestimmte damals die Öffent-
lichkeit und nicht die Exit-Tax.

Wir, die FDP, halten eine Exit-Tax nach wie vor für
richtig; denn wir haben im Hinblick auf den deutschen
Standort und deutsche Arbeitsplätze ein Interesse daran,
dass die Firmen ihre Eigenkapitalbasis erhöhen.

Herr Finanzminister, in diesem Zusammenhang darf
ich noch auf einen Nebenaspekt hinweisen, auf den Sie
vielleicht in den weiteren Beratungen zurückkommen
werden. Angesichts der hohen Neuverschuldung der öf-
fentlichen Hand brächte eine allgemeine Exit-Tax aus-
weislich der Berechnungen des schon seinerzeit SPD-ge-
führten Finanzministeriums Steuermehreinnahmen in
Höhe von 720 Millionen Euro pro Jahr. Hierauf wird
aber verzichtet; das ist mir unbegreiflich. Stattdessen
wird eine Krücke eingeführt. Wir wollen Anlagefreiheit.
Der Anleger soll entscheiden, welches Produkt er in die-
sem Bereich bevorzugt. Steuerliche Privilegien sollen
nicht nur gewährt werden, wenn man in REITs inves-
tiert. Das halten wir unter ordnungspolitischen Gesichts-
punkten für komplett verfehlt. Nach unserer Auffassung
ist diese Regelung in rechtlicher und fiskalischer Hin-
sicht nicht haltbar.

E
n
i
W
i
k
t
l
S
g

U

P
t
D
R
v
F
t
m
l
d

D
t
t

d
G
e
l
h
z
s

c
R
K
n
a
s
g
e

(C (D Abschließend: Wir haben einen Änderungsantrag zur K-02-Problematik der ehemals gemeinnützigen Wohungsbaugesellschaften vorgelegt. Wir bedauern, dass er n diesem Gesetzentwurf nicht berücksichtigt wurde. ir werden weiterhin darauf dringen, dass man sich mit hm befasst und dass er möglicherweise in einem zuünftigen Gesetz berücksichtigt wird; denn es ist im Ineresse der Mieter, wenn dieses steuerliche Problem geöst wird. Wenn es gelöst wird, erhält der Fiskus teuereinnahmen, die er bei Beibehaltung der derzeitien Regelung nicht erhielte. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Leo Dautzenberg für die nionsfraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! „Die olitik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von haren Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.“ er heute zur Verabschiedung anstehende Entwurf eines EIT-Gesetzes ist ein Paradebeispiel für diese These on Max Weber. Bereits vor gut zwei Jahren hat meine raktion in einem Antrag die Einführung von sogenann en Real Estate Investment Trusts, kurz REITs, oder Imobilienaktiengesellschaften mit börsennotierten Antei en in Deutschland gefordert. Ich darf aus unserem amaligen Antrag kurz zitieren: Deutschland benötigt zur weiteren Fortentwicklung des Finanzplatzes sowie zur Stärkung des deutschen Immobilienmarktes ein international wettbewerbsfähiges Kapitalanlageprodukt, das international anerkannt und vergleichbar ist. iese Einschätzung, die wir auch in den Koalitionsverrag übernommen haben, teile ich heute, zwei Jahre späer, noch voll und ganz. Wir setzen mit dem REIT-Gesetz den Auftrag aus em Koalitionsvertrag um und schaffen endlich die rundlage dafür, dass sich ein derartig international an rkanntes und wettbewerbsfähiges Produkt in Deutschand etablieren kann. Der Minister hat mit Recht darauf ingewiesen, dass es darauf ankommt, Produktionsstätte u werden, nicht nur Verteilungsstätte und Platzierungstätte. Einige Kritiker aus der Finanzund Immobilienbranhe haben uns vorgeworfen, die Verabschiedung des EIT-Gesetzes lasse zu lange auf sich warten. Diesen ritikern möchte ich in Erinnerung rufen: Es waren icht nur politische Debatten, die Zeit gebraucht haben, uch die zum Teil komplizierten steuerrechtlichen und teuertechnischen Fragen der REITs mussten sorgfältig eklärt werden, damit Webfehler, wie sie in Frankreich ntstanden sind, nicht auch hier entstehen. Leo Dautzenberg Sie wissen, dass das Bundesministerium der Finanzen dazu – vom Vermögenstrustmodell bis zum jetzt gewählten Dividendenmodell mit Streubesitz – verschiedene Varianten intensiv geprüft und sich letztlich richtigerweise für die praktikabelste und EU-tauglichste Variante entschieden hat. Auch wenn der REIT-Markt international betrachtet tatsächlich bereits jahrelang etabliert ist, bin ich überzeugt davon, dass wir in Europa mit dem deutschen REIT-Gesetz noch rechtzeitig kommen. Auch die Engländer sind erst zum 1. Januar dieses Jahres mit ihrem Produkt auf den Markt gegangen. Mit dem heute zur Verabschiedung stehenden REITGesetz bieten wir dem deutschen Finanzund Immobilienmarkt ein attraktives Produkt an. Das sage ich – und ich möchte hier eine Debatte vorwegnehmen, die sicherlich noch bevorsteht, zum Teil auch schon geführt worden ist –, obwohl die deutschen Bestandsimmobilien nicht in das REIT-Gesetz integriert wurden. Sie wissen, dass sich meine Fraktion bis zuletzt für die Integration der Wohnimmobilien stark gemacht hat. Um in Max Webers Bild zu bleiben: Wir haben bei unserem Koalitionspartner leidenschaftlich gebohrt, aber letztendlich im Sinne des Gesamtprojekts eben auch mit Augenmaß. (Beifall des Abg. Dr. Michael Meister [CDU/ CSU])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608902900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1608903000

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Dieses Augenmaß hat sich gelohnt. Das zeigen die
verschiedenen Verbesserungen am Gesetzentwurf, die
wir in der Großen Koalition in dieser Woche gemeinsam
auf den Weg bringen konnten. Es freut mich, dass auch
die FDP nahezu allen diesen Änderungen beigetreten ist.
Daher war es offensichtlich, dass Sie sich, Herr Thiele,
nur auf einen Punkt bei Ihrer REIT-Kritik konzentriert
haben und sonst Themen gewidmet haben, die an sich
mit dem heute zur Debatte stehenden Gesetzentwurf
nichts zu tun haben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Oh nein!)


Die Verbesserungen am REIT-Gesetz lassen sich unter
drei großen Überschriften subsumieren: erstens Abbau
von unverhältnismäßigen Regulierungen und Beschrän-
kungen des REIT; zweitens zielgenaue Ausrichtung der
Exit-Tax auf den deutschen REIT; drittens Klarstellun-
gen bei der Kontrolle und Sanktionierung des REIT.

Zunächst haben wir beim Unternehmensgegenstand
unnötige Beschränkungen dahin gehend beseitigt, dass
der REIT nicht mehr nur Eigentum an unbeweglichem
Vermögen halten darf, sondern auch Beteiligungen an
Immobilienpersonengesellschaften, Auslandsobjektge-
sellschaften, REIT-Dienstleistungsgesellschaften und an
für die eigene Bewirtschaftung erforderlichen Gegen-
ständen. Damit ermöglichen wir eine breite und diversi-
fizierte Aufstellung des REIT sowie eine marktgerechte
Strukturierung der Immobilienbestände.

Auch im Stadium des sogenannten Vor-REIT sind
uns Erleichterungen gelungen. Wir räumen der Vor-
REIT-Gesellschaft jetzt einen Zeitraum von bis zu zwei
Jahren ein, bis sie sämtliche Strukturvoraussetzungen

u
l
V
a
ß
u

g
R
e
f
v
b
v
b
v
D
e
d
A
p
w

v
V
s
f

h
w
v
a
f
d
b
b
d
z

u
d
ä
k
d
w
b
f
G
R
I
P
a

b
I
e
g
D
u
D

(C (D nd Vermögensund Ertragsrelationen des REIT erfülen muss. Diese Übergangsfrist ist notwendig, damit der or-REIT sein Portfolio bereinigen kann, weil nämlich uch die Wohnimmobilien aus seinem Bestand zu veräuern sind und er Gewerbeimmobilien erwerben muss, m die Immobilienquote erfüllen zu können. Lassen Sie mich zum zweiten Punkt kommen, der zielenauen Ausrichtung der Exit-Tax auf den deutschen EIT. Die Exit-Tax, die als Konversionsinstrument steurbegünstigt ist, ist als Instrument bereits aus dem Jobgipel 2005 bekannt. Beim Jobgipfel hatte man sich darauf erständigt, die hälftige Besteuerung bei der Veräußerung etrieblicher Grundstücke und Gebäude unabhängig daon zu gewähren, an wen veräußert wird. Die damit verundene Zielsetzung lautete: Mobilisierung von bisher olkswirtschaftlich nicht optimal genutztem Kapital. iese Zielsetzung spielt auch heute beim REIT-Gesetz ine wichtige Rolle, aber sie ist nicht primär. Primär ist as volkswirtschaftliche Ziel, dem deutschen REIT einen nschub zu geben, damit er sich als neues Kapitalmarktrodukt im internationalen und im europäischen Wettbeerb schnell und attraktiv aufstellen kann. Diese Zielsetzung hat uns, die Große Koalition, dazu eranlasst, die Exit-Tax allein auf den REIT und den or-REIT zu konzentrieren und nicht, wie noch im Geetzentwurf vorgesehen, auch die offenen Immobilienonds in den Begünstigtenkreis einzubeziehen. Bestärkt in dieser Entscheidung hat uns auch die Anörung der Sachverständigen am 28. Februar. Hier urde deutlich, dass neben volkswirtschaftlichen auch erfassungsrechtliche Argumente für die Konzentration uf den REIT sprechen. Zwar ist es richtig, dass der ofene Immobilienfonds von seiner Fungibilität her mit em REIT vergleichbar ist; ein wichtiger Unterschied esteht aber in der Streuung. Der REIT muss klare Streuesitzvorschriften einhalten, sodass gewährleistet ist, ass die einzelnen Beteiligungen nicht höher als 10 Proent sind. Neben dem Begünstigtenkreis der Exit-Tax haben wir ns in der Großen Koalition auch intensiv mit den Beingungen beschäftigt, die gelten sollen, damit ein Verußerer von Immobilien in den Genuss der Exit-Tax ommen kann. Hier haben wir wichtige Anpassungen an ie Marktrealitäten vorgenommen. Im Gesetzentwurf ar vorgesehen, dass die Mindesthaltedauer zehn Jahre eträgt. Wir haben dafür gesorgt, dass diese Dauer auf ünf Jahre reduziert wird. Damit wird den tatsächlichen egebenheiten der gewerblichen Immobilie stärker echnung getragen. Der Haltezyklus bei gewerblichen mmobilien hat sich in den letzten Jahren – das zeigt die raxis – in Richtung fünf Jahre bewegt. Diesen Marktrelitäten haben wir die Exit-Tax nun angepasst. Die Vorbesitzzeit von fünf Jahren gilt allerdings nicht ei reinen Formwechseln von einer bereits bestehenden mmobilien-AG in eine REIT-AG. Wir haben uns für ine Frist von zwei Jahren entschieden, um gewisse Umehungstatbestände bei der Konversion zu vermeiden. ie Verkürzung der Vorbesitzzeit ist auch deshalb richtig nd wichtig, weil gerade junge Immobilien bzw. eine urchmischung von jüngeren und älteren Immobilien Leo Dautzenberg den REIT stabiler und renditestärker machen. Die Vorbesitzzeit von fünf Jahren gilt allerdings nicht bei den bereits erwähnten Formwechseln. Hier haben wir uns für eine Frist von zwei Jahren entschieden. Ein weiterer Punkt, bei dem wir Verbesserungen am Gesetzentwurf erreichen konnten, betrifft die Frage der Kontrolle und Sanktionierung des REIT-Status. Hier hat vor allem der Bundesrat um Klarstellungen gebeten. Diese Konkretisierungen haben wir in Abstimmung mit den Bundesländern erreicht. Das wird die Zustimmung des Bundesrates in der nächsten Woche wahrscheinlich erleichtern. Vielleicht sind die Arbeiten an diesem Gesetzentwurf damit vor Ende dieses Quartals abgeschlossen. Wir haben den Umfang der Prüfungsund Feststellungspflichten der Abschlussprüfer jetzt so konkretisiert, dass sich die von der Finanzverwaltung zu überprüfenden Vorgaben nunmehr eindeutig aus dem besonderen Vermerk des Wirtschaftsprüfers ergeben. Bevor ich zum Schluss meiner Rede komme, muss ich noch folgenden Punkt ansprechen – das gehört zur Vollständigkeit –: Wir konnten die Problematik der Doppelbesteuerung in diesem REIT-Gesetz nicht lösen. Die Große Koalition und der Ausschuss erteilen der Bundesregierung klar den Auftrag, diesbezüglich noch in diesem Jahr zu einem Abschluss zu kommen. Lassen Sie mich abschließend auf Max Weber zurückkommen: Das REIT-Gesetz war tatsächlich ein „hartes Brett“. Aber gerade mit Blick auf die intensiven Arbeiten der vergangenen beiden Wochen darf ich für die Koalitionsfraktionen und das Bundesfinanzministerium – es hat uns jederzeit unterstützt, zum Beispiel dadurch, dass es uns Formulierungshilfen gegeben hat – sagen: Wir haben gemeinsam mit großer Leidenschaft und gleichzeitig mit Augenmaß gearbeitet und damit ein gutes Gesetz auf den Weg gebracht. Nun ist es an den Marktteilnehmern, auf dieser Grundlage dem deutschen REIT zum Durchbruch zu verhelfen. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Dr. Barbara Höll für die Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich fühlte mich an ein Volkslied erinnert: „Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder, es spielet der Hirte auf seiner Schalmei.“ (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ein schönes Lied! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Was die Schalmei anbelangt: Das ist Vergangenheit!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608903100

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608903200

Es tönen die Lieder der Stärkung des Finanz- und Wirt-
schaftsstandorts Deutschland, der notwendigen Wettbe-
werbsgleichheit, der Globalisierungszwänge. Finanz-
und Kapitalinteressen kehren wieder, und der Hirte Bun-
desregierung in Begleitung der Koalitionsfraktionen,

a
m

s
H
G
s

r
r
m
a

v
n
r

M
t
F
m
a

D

H
e
v
w
e
S

W
d
f
h
h
f

(C (D ber auch der FDP und der Grünen, die sich bemühen, itzuspielen, (Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Die Linken sind halt Spielverderber!)


pielt willfährig auf der Schalmei der Gesetzgebung.
eraus kommt das Gesetz, das Sie uns vorgelegt haben:
esetz zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktienge-

ellschaften mit börsennotierten Anteilen, kurz REITs.

Haben wir wirklich eine Lücke bei den Finanzie-
ungsinstrumenten? Brauchen wir REITs? Die Bundes-
egierung sagt Ja. Herr Steinbrück hat es eben noch ein-
al betont: Alle anderen haben das, wir sind die Letzten,

lso brauchen wir es auch.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Völker, hört die Signale!)


Für uns als Linke ist als Maßstab entscheidend: Ist es
olkswirtschaftlich, ist es sozial notwendig, ja oder
ein? Herr Dr. Hirschel vom DGB hat dazu in der Anhö-
ung recht eindeutig gesagt:


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das war wohl das Allerletzte, was er von sich gegeben hat!)


ittelfristig wird Ihr REITs-Gesetz zu Einnahmeverlus-
en führen. Es entsteht ein neues Steuerprivileg für den
inanzstandort Deutschland. Für den Wohnimmobilien-
arkt kommt es zu Umstrukturierungen. – Die lehnen

uch wir ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich zitiere Herrn Dr. Hirschel:

Wenn wir zu der Ansicht kommen, dass bestimmte
gesetzliche Maßnahmen keinen ökonomischen Nut-
zen für dieses Land bringen und auch sozial nicht
erwünscht sind, dann ist es aus meiner Sicht eine
politische Kapitulationserklärung, wenn man mit
Blick auf das Ausland nur das nachvollzieht, was
dort ebenfalls ökonomisch und sozial nicht sinnvoll
ist.


(Beifall bei der LINKEN – Jan Mücke [FDP]: Nachdem die Gewerkschaften ihre Wohnungen selber verkauft haben! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wie war das mit dem DGB?)


iese Kapitulationserklärung unterschreiben Sie heute.

Es geht erstens um Steuergeschenke. Es geht um die
ebung stiller Reserven. Bitte erklären Sie das doch

inmal einem Hausbesitzer! Da hat jemand sein Haus
ielleicht sechs Jahre bewohnt, möchte es verkaufen,
eil er woanders eine gute Arbeit gefunden hat und dort

in neues Haus kaufen möchte. Er unterliegt dem vollen
teuersatz.


(Florian Pronold [SPD]: Nein, Unsinn!)


enn ein Unternehmen das nach fünf Jahren macht,
ann kommt es mit dem halben Steuersatz davon. Ich
inde das Argument von Herrn Steinbrück, hier solle nur
älftig besteuert werden, um die stillen Reserven über-
aupt zu heben, sehr fadenscheinig. Die Exit-Tax ist of-
ensichtlich ein Fall von Subventionierung.






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Zweitens geht es natürlich um Steuergeschenke für
die Anteilseigner. Irgendwo haben auch Sie das Pro-
blem erkannt. Herr Dautzenberg, Sie haben eben auf die
Kontrollmechanismen hingewiesen. Sie haben von der
Deutschen Steuer-Gewerkschaft aber gehört: Die
Finanzämter können und wollen nicht zu einer Wirt-
schaftskontrollbehörde werden. Was Sie hier vorsehen,
ist überhaupt nicht praktikabel.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die Abstimmung mit den Ländern ist doch jetzt geklärt!)


Ein Problem ist schon, dass der Anteilseigner von sich
aus seine Dividenden angeben muss. Wenn er das nicht
tut, dann tut er das nicht. Wer das alles kontrollieren soll,
ist völlig ungeklärt.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wir haben eine andere Auffassung von Kontrolle als Sie! Das ist richtig!)


Was die Anteilseigner angeht, so wird es auf alle Fälle
zu Steuereinnahmeverlusten kommen.

Drittens ist es eine direkte Einladung zum Aufbau
von neuen Steuerumgehungen. In der Anhörung ist ein-
deutig gesagt worden: Wer will denn beurteilen, wenn es
zu überteuerten Verkäufen kommt mit der Aussicht da-
rauf, das weiter zu nutzen, indem man es zurückmietet?
Sie laden hier zu Sale-and-lease-back-Geschäften ein,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein, eben nicht!)


die ebenfalls zu Steuermindereinnahmen führen werden.
Mir ist neu, dass Sie mit dem Geld herumwerfen können,
allerdings nicht neu, wenn es um Kapital- und Finanz-
interessen geht. Neu wäre das nur, wenn es um die Inte-
ressen der arbeitenden Bevölkerung geht.


(Beifall bei der LINKEN)


Weder in den Beratungen im Finanzausschuss noch in
den Beratungen hier noch in der Anhörung konnten Sie
nachweisen, dass es tatsächlich eine Notwendigkeit für
REITs gibt. Nach meiner Überzeugung geht es zumin-
dest im Bereich der Wohnimmobilien um etwas ganz
anderes. Es geht tatsächlich um eine Umstrukturierung
des Wohnimmobilienmarkts. Sie öffnen da eine Tür. Sie
haben die ganze Zeit behauptet, das sei eine ideologische
Diskussion, Herr Thiele; Wohnimmobilien müssten ein-
bezogen werden.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt doch!)


Sie sind einbezogen. Wohnimmobilien können von
REITs erworben werden, wenn es Neubauten sind. Sie
sind einbezogen bei Mischobjekten. Ich nenne einmal
eine Zahl. 2005 gab es 778 754 Wohnungen in Mischob-
jekten, in denen der Wohnanteil unter 50 Prozent lag.
Das waren damals nur 2 Prozent des Wohnungsmarktes.
Aber das ist ein Einfallstor, welches Sie hier aufmachen:
für den Frühling der Kapital- und Finanzinteressen.

Sie haben noch nachgebessert. Sie haben die
Bestandswohnimmobilien bei Auslandsobjektgesell-
schaften aufgenommen.

S

U
n
w
z
a
r
e
h
l
g

n
W
d
n
t
R
e
s
a
u

s
S
w
k
w
g
e
z

ß
d
n
d
e
n
ü
H
T

h
e
r
a
t
v
s

(C (D ie öffnen die Tür also weit. Welche Folgen wird das haben? Wir kommen zu einer morientierung in einem Wohnungsmarkt, der funktioiert und um den wir wahrscheinlich weltweit beneidet erden, in dem es bisher keine große soziale Abgren ung gibt, in dem es noch keine Gettoisierung – hier rm, da reich – gibt. Insoweit haben wir noch funktionieende Städte. Aber der Druck, kurzfristig Rendite zu rzielen, wird natürlich dazu führen, dass es zu Mieteröhungen kommt und dass die Instandhaltung vernachässigt wird. Fehlende Sanierungen werden auf der Taesordnung stehen. In einer Situation, in der sich die Städte gerade in eiem Umbruchprozess befinden – der demografische andel ist ja nicht zu leugnen – und wir ganz anders an ie Entwicklung unserer Städte herangehen müssen, öffen Sie auf diese Art und Weise die Türen für kurzfrisige private Finanzinteressen. Das kann nicht sein. Herr ips vom Mieterbund hat das wunderbar formuliert, als r sagte: Wir wünschen uns Wohnungsunternehmen, die ich als Farmer auf dem Wohnungsmarkt betätigen, nicht ls Jäger und Sammler. Sie aber haben sich für die Jäger nd Sammler entschieden. Einwände, die in der Anhörung vonseiten der Wissenchaftler und der Vertreter der Verbände kamen, haben ie einfach zur Seite gewischt. Sie waren Ihnen nichts ert. Zwar versuchte die SPD-Linke, ein klein wenig zu ämpfen, aber das Gegenteil trat ein: Die Exit-Tax urde verändert, die Haltefrist von zehn auf fünf Jahre esenkt, die ausländischen Bestandsimmobilien wurden inbezogen. Hier kann man also ein Einknicken auf ganer Linie verzeichnen. Zusammenfassend kann man sagen: Alle in der Groen Koalition wollen auf der Schalmei spielen, wenn es arum geht, Finanzanlegern neue Spielräume zu eröffen und Konzernen steuerbegünstigt und subventioniert ie Möglichkeit zur Umstrukturierung zu eröffnen, wie s ja jetzt auch die Allianz plant. Das machen Sie in eier Situation, in der, angefangen vom Bereich Rente ber den Bereich Gesundheit bis hin zum Bereich artz IV, der Mehrheit der Bevölkerung ständig in die asche gegriffen wird. (Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Und Sie versprechen etwas, was nicht zu erfüllen ist!)


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sage Ihnen: Der wirkliche Frühling kommt unab-
ängig davon, wie Sie sich hier verhalten. Die Politik hat
s nicht nötig, auf der Schalmei das Lied der Einzelinte-
essen zu spielen. Deshalb fordere ich Sie auf: Hören Sie
uf, dieses Lied zu spielen! Schließen Sie sich dem An-
rag der Linken an! Verzichten Sie auf die Einführung
on REITs! Damit würden Sie den Frühling wirklich
tandesgemäß begrüßen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Völker, hört die Signale!)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608903300

Das Wort hat der Kollege Dr. Gerhard Schick für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich
möchte als Erstes kurz auf die Frühlingslieder von Frau
Höll eingehen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Bei Frau Höll waren es Schalmeienklänge!)


Wir alle warten auf den Frühling, und auch ich singe
sehr gerne; aber zum Frühling gehört auch der Frühjahrs-
putz. Wenn der auch Ihre Augen und Ohren betroffen
hätte, dann hätten Sie vielleicht auch mitbekommen,
dass die Grünen diesem Gesetz nicht zustimmen. In die-
sem Punkt hätten Sie vielleicht präziser sein sollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Sie begrüßen die Einführung von REITs in Ihrem Entschließungsantrag! Eindeutig!)


– Aber es kommt darauf an, wie man es tut.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Ja, aber Sie begrüßen es trotzdem!)


– Darauf komme ich nachher noch einmal zurück.

Normalerweise diskutieren wir ja über Finanz-
marktthemen sehr konsensorientiert.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Normalerweise geht es dabei auch um die Umsetzung
europäischer Richtlinien. Die letzten diesbezüglichen
Gesetze haben wir mit großem Konsens verabschieden
können. Hier liegt nun – man muss schon fast sagen:
ausnahmsweise – ein Gesetz vor, das originär von deut-
scher Seite eingebracht wurde und nicht eine europäi-
sche Richtlinie behandelt, bei der wir nur noch an ein
paar Schrauben drehen können. Trotzdem geht es auch
bei diesem Gesetz im Kern darum, sich internationalen
Entwicklungen anzupassen. Insofern hat Herr Steinbrück
völlig recht: Wir reagieren auf internationale Entwick-
lungen und schließen uns diesen an. Genau in derselben
Weise wie bei europäischen Vorgaben stehen wir auch
hier vor der Schwierigkeit, diese in unser Rechts- und
Wirtschaftssystem einzubetten.

Unser zentraler Kritikpunkt lautet nun, dass dies mit
dem vorliegenden REITs-Gesetzentwurf nicht gelingt.
Wir sehen dabei in zwei Bereichen Probleme: beim
Wohnungsmarkt und im Steuerrecht. Ich bin sehr sicher,
dass uns das, was heute verabschiedet werden wird, in
beiden Bereichen in den nächsten Jahren noch beschäfti-
gen wird. Zum einen wird das Thema Wohnimmobilien
von der Immobilienbranche noch einmal auf die Tages-
ordnung gesetzt werden. Ich bin sicher, dass es dazu in
den nächsten Jahren entsprechende Anträge geben wird.
Zum anderen bin ich sicher, dass uns auch das Thema
Steuern aufgrund der verschiedenen Fragen, die jetzt
noch offen sind und Korrekturen in den nächsten Jahres-
steuergesetzen verlangen werden, noch einmal intensiv

b
u
t

n
g
M
W
e
R

S

A
h
e
m
a
b

i
g
s
k
k
A
i

t
i
T
I
L
m
m
d
m
m
z
w


n
D
A
p
b
v
d
g
m

(C (D eschäftigen wird. Das ist meine Prognose. Wir können ns ja in den nächsten Jahren einmal darüber unterhalen, ob sie so eintrifft. Ich möchte zum ersten Punkt kommen, zum Wohungsmarkt. Man muss sich einmal die Argumentation enau anschauen. Wenn es richtig ist, aus Gründen des ieterschutzes inländische REITs daran zu hindern, ohnimmobilien in Deutschland zu kaufen, dann muss s doch auch richtig sein, die Mieter vor ausländischen EITs und anderen Finanzinvestoren zu schützen. onst wird doch das Ziel nicht erreicht. Wir teilen die Anliegen des Mieterschutzes und die uffassung, dass man bei der Stadtentwicklung genau inschauen muss. Aber dafür brauchen wir Regelungen, ine Lösung für das generelle Problem; denn sonst steht an da wie ein Klempner, der sich mit Stolz und Akribie m tropfenden Wasserhahn versucht, aber den Rohrruch völlig unbearbeitet lässt. Notwendig ist, dass wir uns – ich erwarte, dass wir da n den nächsten Monaten weiterkommen – mit der zurunde liegenden Problematik befassen, die darin beteht, dass die Kommunen häufig überschuldet sind und eine andere Alternative haben, als ihre Bestände zu veraufen, und dass sie beim Verkauf häufig keine andere lternative sehen, als die Bestände an einen Finanz nvestor en bloc zu verkaufen. Ich komme zum zweiten Teil unserer Kritik; er berifft das Steuerrecht. In dem Zusammenhang möchte ch einmal auf das Thema Ideologie eingehen, Herr hiele; auch Herr Dautzenberg hat davon gesprochen. ch finde, der Ideologievorwurf gilt nicht nur für die eute, die den Mieterschutz über alles stellen, sondern indestens ebenso für die Leute, die bei einer Finanzarktförderung alle steuerlichen Fragen einfach unter en Tisch fallen lassen. Dass viele Leute aus der FDP it Steuerprivilegien keine Probleme haben, wundert ich nicht. Aber unsachlich wird die Auseinanderset ung auch dann, wenn man dieses Thema missachtet, ie sehr lange geschehen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Versuchen Sie doch mal, das zu erklären!)


(Patrick Döring [FDP]: Sind sie aber nicht!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja, das erkläre ich sehr gerne. Ich finde es richtig, Fi-
anzmarktförderung zu betreiben und den Finanzplatz
eutschland zu stärken. Die Frage ist aber, ob man den
nlegern deutsche Wohnungen auf dem Silbertablett
räsentieren und den Kauf steuerlich privilegieren und
egünstigen muss; denn hier findet eine steuerliche Pri-
ilegierung statt. Das ist Industriepolitik. Deswegen ist
as – darauf haben einige Experten in der Anhörung hin-
ewiesen – beihilferechtlich hochproblematisch. Das
uss man einfach sehen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: 2005 wollten die Grünen das noch!)







(A) )



(B) )


Dr. Gerhard Schick
– Die Fraktion der Grünen hat dem 2005 nicht zuge-
stimmt; das wissen Sie genauso gut wie ich.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie haben es nicht eingebracht; aber das Kabinett hat das doch mit Ihren Ministern beschlossen! Da waren ein Herr Fischer, ein Herr Trittin, eine Frau Künast; die waren doch alle dabei!)


– Sie hatten vorhin Gelegenheit, zu reden. Die Fraktion
der Grünen hat dem so nicht zugestimmt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Warum distanzieren Sie sich von Frau Künast? Das verstehe ich nicht!)


Außerdem hatten wir damals eine andere konjunkturelle
Situation. Darüber hinaus ging es um eine allgemeine
Regelung, nicht produktspezifisch auf das einzelne Fi-
nanzinstrument bezogen. Deswegen wäre das damals
beihilferechtlich nicht problematisch gewesen, während
es heute beihilferechtlich problematisch ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte aber auch noch auf die anderen Fragen im
Zusammenhang mit der laufenden Besteuerung einge-
hen. Kollege Pronold hat bei unserer letzten Debatte, wie
ich finde, die richtige Frage gestellt, nämlich was denn
passiert, wenn der EuGH zu dem Ergebnis kommt, dass
es eine Gleichbehandlung von ausländischen und in-
ländischen REITs geben muss. Damit haben wir – ich
zitiere – „die letzte Möglichkeit für eine nationale Be-
steuerung von Grundstücken aufgegeben. Solange diese
Problematik nicht gelöst ist …, will ich REITs nicht.“
Ich kann dem nichts hinzufügen; denn das ist richtig.
Diese Frage ist bis heute nicht gelöst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das hat nichts damit zu tun, dass wir nichts tun wol-
len, sondern es geht darum, wie wir es tun und dass wir
es steuerrechtlich sauber tun. Bei dem Thema Doppelbe-
steuerung und vorbelastete Dividenden ist nicht sauber
gearbeitet worden. Wir haben da noch eine offene
Flanke. So etwas sollte nicht passieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das habe ich aber zugegeben, Herr Kollege! Warum soll ich nicht einräumen, was noch nicht geklärt ist? Es wird in diesem Jahr geklärt!)


– Es wird in diesem Jahr geklärt. Aber ich möchte wis-
sen, was Sie gesagt hätten, wenn wir als rot-grüne Regie-
rung einen Gesetzentwurf vorgelegt hätten, bei dessen
Verabschiedung eine zentrale steuerliche Frage noch
nicht geklärt gewesen wäre.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Das war bei Ihnen ja an der Tagesordnung!)


Das ist handwerklich nicht sauber. Das geben Sie zu,
aber damit ist es noch nicht gut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man könnte jetzt noch verschiedene steuerliche Pro-
bleme im Einzelnen ansprechen. Ich will aber nicht alles

w
s
f
K
p
u

F

K
e
B
a
t
e
d
s

S


S
J
z

I
I
e
b

S
d
W
S
D

s
u
d
g

(C (D iederholen, was in der Anhörung gesagt worden ist, ondern nur die klare Linie meiner Fraktion zusammenassen: REITs ist ein anständiges, gutes und sinnvolles apitalmarktprodukt. Aber auch ein gutes Kapitalmarktrodukt rechtfertigt nicht neues Chaos im Steuerrecht nd neue Steuerprivilegien. Das Wort hat der Kollege Florin Pronold für die SPD raktion. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Jetzt kommt Pronold gegen Steinbrück! – Weiterer Zuruf von der FDP: Jetzt kommt das linke Bayern!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608903400


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1608903500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Thiele, Sie kritisieren ideologische Aus-
inandersetzungen. Dabei gilt der alte Spruch aus der
ibel, dass man zwar den Splitter im fremden Auge,
ber nicht den Balken im eigenen sieht. Sie vor allem be-
reiben hier eine ideologische Auseinandersetzung. Mit
iner gewissen Blindheit glauben Sie, alles den Kräften
es Marktes ausliefern zu können, und widersprechen
ich dann.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Auf der einen Seite fordert die FDP, dass es ja keine
teuermehreinnahmen gibt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Bitte? Keine Steuererhöhungen! – Ernst Burgbacher [FDP]: Das begreifen Sie ja gar nicht!)


Ihr Vorsitzender Westerwelle hat jüngst gefordert,
teuermehreinnahmen an die Bürger zurückzugeben.
etzt kommen Sie und sagen: Mit der Exit-Tax kann man
usätzlich 700 Millionen Euro einnehmen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das sagt auch das Finanzministerium!)


ch kenne genügend Debatten, in denen Sie am Anfang
hrer Rede dagegen wettern, dass man steuerliche Mehr-
innahmen erzielt, und nachher das Verschuldungsver-
ot fordern.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein!)


ie schaffen es wirklich, sich innerhalb einer Rede zu
rehen. Wenn man aus der FDP-Bundestagsfraktion
indräder machen könnte, dann wären, so schnell, wie

ie sich drehen können, alle Energieprobleme in
eutschland gelöst.


(Beifall bei der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Das war jetzt aber lustig!)


Dasselbe geschieht bei der Exit-Tax. Sie sagen, Sie
timmten unserem Finanzminister in allen Punkten zu,
nd nachher kritisieren Sie die Form der Ausgestaltung
er Exit-Tax, wie sie der Finanzminister hier richtig be-
ründet hat. Dann behaupten Sie, da bestehe zwischen






(A) )



(B) )


Florian Pronold
uns beiden ein Widerspruch, auch wenn wir in der Frage
der Exit-Tax genau die gleiche Linie vertreten.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Natürlich wollte die SPD die allgemeine!)


Sie sollten mir einmal erklären, wie Sie das hinbekom-
men.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608903600

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Thiele?


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1608903700

Immer.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1608903800

Sehr geehrter Herr Kollege Pronold, ich habe darauf

hingewiesen, dass noch 2005 unter einem SPD-geführ-
ten Finanzministerium – die Staatssekretärin war sogar
personenidentisch – vorgeschlagen wurde, eine allge-
meine Exit-Tax einzuführen. In diesem Zusammenhang
war im Finanztableau ein steuerliches Mehraufkommen
von 720 Millionen Euro enthalten, von dem alleine
415 Millionen auf zusätzliche Einnahmen aus der
Grunderwerbsteuer zurückzuführen sind.

Ich habe erklärt, dass das ein Weg war, den wir da-
mals für richtig hielten und heute für richtig halten. Er
bringt die Immobilien in Bewegung und stärkt die Ei-
genkapitalbasis der Firmen. Nur, der Weg, der dann nach
einer Mehrheitsentscheidung innerhalb der Koalition ge-
funden wurde, nämlich dies auf eine einzige Anlage-
form, auf REIT und Vor-REIT, zu begrenzen, ist unsys-
tematisch. Das war der Punkt, den ich angesprochen
habe. Das widerspricht an dieser Stelle sämtlichen
Gleichheitsgrundsätzen.

Dabei kommt erschwerend hinzu, dass Sie zunächst
auch die offenen Immobilienfonds privilegieren wollen.
Da kann man fragen: Warum denn diese? Warum nicht
die geschlossenen? Warum nicht andere? Sie haben eine
Unmenge an Abgrenzungsproblemen. Ich frage Sie,
wie Sie begründen können, dass dieser Weg die beste-
henden Abgrenzungsprobleme löst. Er ist gegen die
Freiheit der Kapitalanlageprodukte gerichtet; denn es
können zukünftig nur diejenigen Unternehmen ihre Im-
mobilien veräußern, die als Erwerber einen REIT vorfin-
den. Das ist gegen die Wahlfreiheit der Kapitalanleger
und gegen die Interessen der Firmen gerichtet. Deshalb
frage ich Sie, wie Sie die Begrenzung auf die Exit-Tax
sachlich begründen können.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1608903900

Diese Antwort gebe ich Ihnen gerne. Erster Punkt.

Beim Jobgipfel ging es darum, betrieblich nicht genutzte
Grundstücke zu mobilisieren. Zweiter Punkt. In einer an-
deren konjunkturellen Lage wollten wir damals der Kon-
junktur einen zusätzlichen Anschub geben.

Jetzt haben wir uns in der Anhörung sehr ausführlich
mit der Frage beschäftigt, wie man Immobilien für
REITs oder für andere Produkte mobilisiert. Damit

k
a
b
G
h
a

m
s
l
s
b

W
m

a
g
e

w
r
P
v
z

e
d
k
w

v
R
s
j
t
a
R

D
s
d
h
i

d
s
g
g
w

(C (D omme ich zur Frage der Gleichbehandlung, die Sie ngesprochen haben. Dazu, dass wir Immobilien gleichehandeln wollen, sagt das Bundesverfassungsgericht: leiches ist gleich und Ungleiches ist ungleich zu beandeln. Jetzt gibt es die eine Möglichkeit, das Gesetz uf alle Formen von Immobilienanlagen auszudehnen, (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie Rot-Grün und wir das sagten!)


it der Problematik, dass wir uns dann im Gesetz wider-
prechen würden. Denn für bestimmte andere Immobi-
ienanlagen gelten dann die Restriktionen, die wir in die-
em Gesetz vorsehen, nicht, weil wir Sale-and-lease-
ack-Konstruktionen entsprechend ausweiten würden.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Eben!)


ir würden damit Steuermehreinnahmen, die Sie so
unter verteilen wollten, von Anfang an verhindern.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sie waren vom Finanzministerium errechnet!)


Deswegen haben wir diese Frage in der Anhörung
usführlich debattiert. Die Mehrheit der Sachverständi-
en hat sehr wohl und zu Recht darauf hingewiesen, dass
s mit dem Gleichheitsgrundsatz vereinbar ist, dass wir,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Der REIT ist ja eingegrenzt!)


enn wir ein neues Produkt einführen, das in Konkur-
enz zu etablierten Produkten steht, speziell dieses neue
rodukt fördern. Das stimmt mit dem Gleichheitssatz
iel mehr überein, als wenn man willkürliche Abgren-
ungen trifft.

Wir haben eine Abgrenzung getroffen. Aber es ist
ine richtige, weil sie zielgenau dem dient, was wir mit
em Gesetz erreichen wollen, und nicht mit der Gieß-
anne über die Lande zieht, ohne zu wissen, wo Unkraut
uchert und wo die Blumen blühen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Frau Höll, ich finde es doch schön, wie die PDS nun
ersucht, die Frage der Wohnungen in eine völlig andere
ichtung zu ziehen, als es in dem Gesetz der Fall ist. Sie

prechen von über 700 000 Wohnungen in Mischob-
ekten. Ich kenne diese Zahl nicht; ich höre das zum ers-
en Mal. Wir haben uns sehr bemüht, bestimmte Dinge
uch herauszufinden. Sie wissen, dass wir das in dem
EITs-Gesetz objektbezogen gestaltet haben.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Jedes einzelne!)


as bedeutet, das muss in dem konkreten Objekt ent-
prechend so sein. Uns ging es darum, zu verhindern,
ass man in ein Haus, das bisher nur Mietwohnungen
atte, unten einen Frisörladen einbaut und das Ganze so
n einen REIT überführen kann.

Das haben wir mit einer Abgrenzung hinbekommen,
ie wir übrigens auch mit dem von Ihnen zitierten Deut-
chen Mieterbund abgestimmt haben. Der lobt uns übri-
ens – anders als Sie das darstellen – gerade für die
efundene Regelung zur Herausnahme der Bestands-
ohnimmobilien.






(A) )



(B) )


Florian Pronold

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Eine neue Allianz!)


Herr Schick, dann kann man die spannende und rich-
tige Frage ansprechen, wie es nun mit ausländischen
und inländischen Wohnungen ist. Wir sagen: Ja, es
können heute ausländische REITs in Deutschland Woh-
nungen kaufen. Das hat etwas mit der Freiheit der
Märkte zu tun und damit, dass wir niemandem grund-
sätzlich verbieten können, hier irgendetwas zu kaufen.
Sie unterliegen aber – das ist der Unterschied – hier der
Besteuerung. Auch ein ausländischer REIT, der in
Deutschland investiert, unterliegt hier der Besteuerung.
Das ist ein entscheidender Unterschied.

Zweitens wollten wir genau das, was wir hier feststel-
len, für ausländische Wohnimmobilien verhindern. Wir
haben nämlich gesagt, dass, wenn das Heimatland aus
genau denselben Gründen wie wir – nämlich Stadtent-
wicklung und Mieterschutz – sagt, dass solche Bestands-
wohnimmobilien nicht in REITs überführt werden dür-
fen, die das für den deutschen REIT genauso wenig
regeln könnten wie wir für den ausländischen. Wir haben
Vorsorge getroffen, dass, wenn es dort solche Regelun-
gen gibt, die auch von deutschen REITs zu beachten
sind. Das ist schon ein wichtiger und entscheidender Un-
terschied.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608904000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Höll?


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1608904100

Gerne.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608904200

Herr Kollege Pronold, da Sie mich gefragt haben, wo-

her ich die Zahl habe, bitte ich Sie, zur Kenntnis zu neh-
men, dass diese Zahl vom Gesamtverband der Deut-
schen Wohnungswirtschaft ist. Ich bitte Sie auch, zur
Kenntnis zu nehmen, dass es natürlich klar ist, dass das
Wohnungen in Hotels sind, also Gebäuden, die über
50 Prozent gewerblich genutzt werden. Es gibt also sol-
che Gebäude, in denen auch Wohnungen sind. Das sind
775 000 Wohnungen.

Wenn wir uns hier über die Einschätzung von Sach-
verständigen austauschen, so sollten wir doch zur Kennt-
nis nehmen, dass der Mieterbund Sie zwar einerseits ge-
lobt hat, dass er sich andererseits aber die Farmer auf
dem Wohnungsmarkt wünscht und nicht die Jäger und
Sammler. Ich zitiere noch einmal Herrn Rips:

Ich glaube ziemlich sicher, dass REITs-Unterneh-
men eher in die zweite Gruppe gehören.

Es geht also nicht um die Vereinnahmung von Sachver-
ständigen, sondern um eine konkrete Bewertung dessen,
was sie uns während der Anhörung ins Stammbuch ge-
schrieben haben. Da war der Mieterbund trotz allem äu-
ßerst kritisch.

w
F
W
r
t
i
r
r
i
z
d

S
g
G
M
n
d
u
i
M

e
a
W
t
r
h
s
d

D

d
S
m
1
f
e

a
a
s
F

g
e
Z
d
d
m

(C (D Ich nehme das zur Kenntnis und würde auch gern ant orten. Auf der einen Seite stellt sich noch einmal die rage nach den Zahlen. Sind es 700 000 Objekte oder ohnungen, die REIT-fähig sind? Das haben Sie mit Ih er Antwort auf meine Frage überhaupt nicht beantworet. Ich habe großen Zweifel daran, dass es so ist. Aber ch glaube, das werden wir in dieser Debatte nicht kläen. Das machen wir bei Gelegenheit, weil es mich inteessiert, wie das in diesem Zusammenhang tatsächlich st. Denn wir haben uns bemüht, vernünftige Abgrenungskriterien zu finden. Ich bin mir ziemlich sicher, ass wir das hinbekommen haben. In Bezug auf das, was Herr Rips zu den Jägern und ammlern gesagt hat, würde ich ihm zustimmen. Desween haben wir auch versucht, bei den REITs bestimmte renzen einzuziehen. Auch das haben wir zum ersten al. Hier geht es um die Frage, mit welcher Fremdfi anzierung REITs unterwegs sein können. Gemessen an em, womit Private-Equity-Gesellschaften und andere nterwegs sind – Herr Dautzenberg hat es angesprochen –, st eine Eigenkapitalquote von 60 Prozent eine ganze enge. Noch zu Ihrer Frage, Herr Thiele: Dass das Mietrecht in guter Schutz ist, stimmt derzeit. Sie wissen aber uch, dass zum Beispiel das Bundesland Baden ürttemberg – unter Beteiligung der FDP – eine Initiaive in den Bundesrat eingebracht hat, mit der das Mietecht verschlechtert würde. Es ist ein bisschen schwierig, ier so zu tun, als sei das Mietrecht das große Schutzchild, wenn man selber an anderer Stelle daran arbeitet, ieses Schutzschild kaputt zu hauen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die Miete wird nicht angetastet!)

Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1608904300

as ist zumindest keine ehrliche Argumentation.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie sagen, der Einfluss der Kommunen würde mit
em REIT erhalten bleiben. Wir haben uns für eine
treubesitzklausel entschieden; das bedeutet, eine Kom-
une kann maximal 10 Prozent halten. Zu denken, mit

0 Prozent könne eine Kommune tatsächlich einen Ein-
luss darauf haben, wie von einem Unternehmen Stadt-
ntwicklung betrieben wird, ist Illusion.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Mit 0 Prozent ist es schwerer!)


Ich freue mich, Herr Schick, dass die Grünen wieder
uf den rechten Weg zurückgefunden haben und jetzt
uch wieder für die Herausnahme der Wohnimmobilien
ind. In den Debatten der Vergangenheit und auch in
reiburg klang das alles ein bisschen anders.

Ich will noch einmal auf die Frage der Exit-Tax ein-
ehen. Es wurde schon angesprochen: Hier haben wir
ine Begrenzung auf den REIT selber vorgenommen.
weitens geht es hierbei um die Frage der Fristen. Auch
abei haben wir überlegt, was denn Ziel sein soll. Ziel
er großen Koalition war es, die Leute nicht dazu zu er-
utigen, im Hinblick auf mögliche Exit-Tax- und REIT-






(A) )



(B) )


Florian Pronold
Entscheidungen schon spekulative Käufe zu tätigen.
Deswegen haben wir uns auf einen Geltungsbereich von
fünf Jahren vor Inkrafttreten des Gesetzes geeinigt. Das
ist im Vergleich zu dem, was vorher galt – man hätte drei
Jahre Zeit gehabt, die Grundstücke in einen REIT einzu-
bringen –, de facto eine Verkürzung der Frist von sieben
Jahre auf fünf Jahre. Ich denke, das ist hinnehmbar; denn
wir sind damit deutlich vor dem Zeitpunkt des Beginns
der Diskussion und tragen somit Spekulationsabsichten
keine Rechnung.

Wir haben – auch darauf haben Sie hingewiesen –
auch eine Begrenzung eingezogen, wenn es einen kom-
pletten Formwechsel einer Immobilien-AG in einen
REIT gibt. Wir haben uns auch darum gekümmert, dass
es nicht möglich ist, dass Konzernstrukturen über ver-
schiedene Töchter per Sale-and-lease-back einen REIT
halten. Das war einer der wichtigsten Punkte, die wir
– vom Bundesrat angeregt – in der Anhörung aufgegrif-
fen haben.

Herr Dautzenberg, ich darf mich für die gute Zusam-
menarbeit bedanken, möchte aber noch etwas in Bezug
auf das Bohren dicker Bretter sagen: Man kann auch an
der falschen Stelle bohren.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Der Bohrer steckt an der richtigen Stelle!)


Wenn man an der falschen Stelle bohrt, dann sollte man
aufhören. Deswegen ist es gut, dass Sie aufgehört haben
zu bohren, und dass wir uns einig sind, dass Wohnimmo-
bilien ein anderes Gut sind, dass sie ein Rechtsgut sind,
das sehr viel mit Sozialstaat zu tun hat, und dass wir
eben nicht wollen, dass der Renditedruck zulasten von
Mietern und Investitionen in die Substanz um sich greift.
Wir wollen auch nicht, dass die Kommunen die Mög-
lichkeiten, die sie in der Stadtentwicklung jetzt noch ha-
ben, preisgeben müssen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608904400

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schick?


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1608904500

Gerne, weil es meine Redezeit noch einmal verlän-

gert.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Der bekommt ja eine Stunde Redezeit, wenn es so weitergeht!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege, ich will nur die Frage zu der Debatte
vom 29. Juni aufgreifen, wie das denn europarechtlich
aussieht; ich hatte diese Frage schon einmal gestellt und
habe noch keine Antwort erhalten. Damals haben Sie er-
hebliche Zweifel in dem Sinne geäußert, dass es, wenn
wir einen German REIT einführen, praktisch zu einer
völligen Nichtbesteuerung kommen kann. Sie sagten:
Solange diese Problematik nicht gelöst ist, will ich den
REIT nicht.

K
w
w
t
l
r
e
F
S
s

R
s
j
m

R
r
b
I
w
E
h


H

m
G
l
s
a
g
d
h
n
d
I
R
t

C

r

(C (D Die Bundesregierung hat in dieser Frage mit der EU ommission gesprochen und hat sich kundig gemacht, ie das von der EU-Kommission rechtlich eingeschätzt ird. Die Bundesregierung hat mitgeteilt, dass die Un erschiede zwischen einem ausländischen und einem inändischen REIT gerade auch in der Frage des Besteueungsregimes von solchem Gewicht sind, dass insofern ine Ungleichbehandlung möglich ist. Dies kann zur olge haben, dass für einen ausländischen REIT hier teuern erhoben werden im Vergleich zu einem inländichen REIT, für den keine Steuern erhoben werden. Das ist wie alle europarechtlichen Fragen mit einem estfragezeichen versehen. Wir werden ohne eine Ent cheidung des EuGH nicht weiterkommen; wir kennen a nun viele, von denen manche überraschend waren, anche nicht. (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was kostet das?)

Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1608904600

estzweifel werden immer bleiben, solange es keine Ge-
ichtsentscheidung gibt. Aber wir haben uns im Vorfeld
emüht, diese Zweifel so gering wie möglich zu halten.
ch denke, dass durch die Auskunft, die hier gegeben
orden ist, und die Abstimmungen auf europäischer
bene eine weitestgehende Sicherheit gegeben ist, die
offentlich hält.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hoffentlich!)


Ja, vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes
and, heißt es. Das gilt auch für den EuGH.

Ich denke, wir bringen einen vernünftigen Kompro-
iss auf den Weg. Da zeigt das Struck’sche Gesetz seine
eltung. Außerdem zeigt sich, dass erst durch eine par-

amentarische Beratung die entscheidenden Fragen ge-
tellt werden. Das braucht Zeit. Ich erinnere daran, wie
nfangs diskutiert worden ist, wie wenig Probleme es
ab und wie Frankreich auf die Nase gefallen ist, weil
ort eben nicht gründlich darüber diskutiert wurde. Da-
er ist es gut, dass wir uns ein bisschen mehr Zeit ge-
ommen haben, um jetzt ein vernünftiges und gutes Pro-
ukt auf den Markt zu bringen, das sowohl den sozialen
nteressen der Mieterinnen und Mieter sowie der Städte
echnung trägt als auch den Interessen des Finanzmark-

es.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608904700

Ich erteile das Wort Kollegen Georg Fahrenschon,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1608904800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, bei al-






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
ler Wertschätzung für die Details müssen wir noch ein-
mal einordnen, mit welchem Thema wir uns heute
Vormittag befassen. Im Zentrum der Debatte stehen ei-
nerseits die Interessen einer wichtigen Impulsgebung für
die Immobilienwirtschaft in Deutschland und anderer-
seits die Fragen eines ausdifferenzierten, in vielen Pro-
dukten zum Angebot führenden modernen Finanzplat-
zes Deutschland.

Bezogen auf die Bedeutung der Immobilien für eine
Volkswirtschaft und für die deutsche Volkswirtschaft im
Speziellen muss man deutlich unterstreichen, wie wich-
tig dieser Sektor ist.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Über vier Fünftel des gesamten deutschen Nettoanlage-
vermögens entfallen auf Immobilien. Das sind
3 Billionen Euro; das ist eine imposante Zahl.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Immobilien weisen natürlich spezielle Charakteristika
auf, die bei anderen Gütern nicht anzutreffen sind. Im-
mobilien sind standort- und funktionsgebunden. Immo-
bilien weisen eine lange Lebensdauer auf. Sie prägen die
Umwelt und somit die damit verbundenen Lebensbedin-
gungen nachhaltig. Die Nutzungsphase und die damit
einhergehende Wertschöpfungskette von Immobilien
dauern beachtliche 50 Jahre. Sie haben neben ihrer Pri-
märfunktion Zusatzfunktionen: Ich nenne die Stich-
worte: Altersvorsorge, Sicherung von Krediten und
– nicht zu vergessen – Denkmalschutz.

Gleichzeitig wachsen insbesondere neben den Anfor-
derungen eines guten, starken und stabilen Immobilien-
sektors die Kapitalmärkte immer enger und schneller
mit den Immobilienmärkten zusammen, und das welt-
weit. Immobilien sind mittlerweile eine eigene Anlage-
klasse, die gleichbedeutend neben den Aktien, neben den
Renten und neben dem Bargeld steht. In diesem Sinne
muss uns klar sein, dass die größte Volkswirtschaft in
Europa, dass ein moderner, schlagkräftiger Finanzmarkt
Instrumente braucht, um mit Immobilien handeln zu
können, um in Immobilien wirtschaftlich tätig zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Ziel des Ihnen heute vorliegenden Gesetzent-
wurfs ist, die illiquide Immobilienanlage letztendlich
schneller und einfacher handelbar und handhabbar zu
machen. Vor diesem Hintergrund spielt der Finanz-
markt eine zentrale Rolle. Denn durch die Einführung
von REITs erweitert sich endlich das Spektrum der Mög-
lichkeiten, indirekt in Immobilien zu investieren.

In diesem Zusammenhang muss man schlicht und
einfach festhalten, dass die REITs als Produkt internatio-
nal eingeführt sind. In den 60er-Jahren haben wir uns in
Deutschland mit der Entwicklung von offenen und ge-
schlossenen Immobilienfonds beschäftigt. Andere Fi-
nanzmärkte haben die aktiennotierte Immobiliengesell-
schaft gewählt. Wir müssen heute feststellen, dass in
über 20 Ländern über das Instrument der REITs gehan-
delt wird und sich die Immobilienfonds trotz all ihrer
Stärken international nicht so durchgesetzt haben.

v
d
n
d

L
A
d
H
d
e
z
s
F
B

r
k
k
b
a
M
z

a
d
w
t
m
f
a
n
e
g
I
B
g

R
B
k
r
m
m

D
R

(C (D Wer mit vordergründigen Argumenten die Einführung on REITs in Deutschland nicht zulässt, liebe Frau Höll, er muss sich darüber im Klaren sein, dass er den Fianzplatz Deutschland nachhaltig schädigt. Das ist in ieser Debatte unser Vorwurf an Sie. iebe Kollegin, wenn Sie für Ihre rückwärtsgewandte rgumentation dann noch den DGB ins Feld führen, ann wird der Hund in der Pfanne verrückt. Liebe Frau öll, der DGB hat in der Anhörung zugeben müssen, ass er sich zwar ausführlich mit dem Thema REITs ausinandergesetzt hat, seine eigenen Bestände aber, weil es um Beispiel keine aktiennotierte Immobiliengesellchaft gibt, vor kurzer Zeit an Private-Equity-Fonds, an inanzinvestoren verkauft hat. Hier wird wirklich der ock zum Gärtner gemacht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau so ist es! – Zuruf von der CDU/CSU: Im Zweifel ist das PDS-Vermögen auch schon längst bei den REITs! – Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Für den Anleger ist die Einführung von REITs im Üb-
igen mit einem entscheidenden Vorteil verbunden: Er
ann seinen Anteil am REIT jederzeit an der Börse ver-
aufen, was bei einer Direktinvestition in eine Immo-
ilie nicht möglich ist. Das heißt, wir schaffen über die
ktiennotierte Immobiliengesellschaft eine „mobile“
öglichkeit, am Kapitalmarkt in die „feste“ Immobilie

u investieren.

Einen zweiten Vorteil muss man ins Feld führen: Wir
lle wissen, dass die Immobilienwirtschaft immer wie-
er mit dem Vorwurf der Intransparenz konfrontiert
ird. An dieser Stelle hilft uns die Börse mit ihrer ak-

ienrechtlichen Fundierung; denn die deutschen REITs
üssen nach den IFRS, nach den internationalen Regeln

ür das Reporting, bilanzieren. Sie müssen eine Bilanz
ufstellen, sie müssen eine Gewinn-und-Verlust-Rech-
ung machen, sie müssen eine Kapitalflussrechnung und
ine Segmentberichterstattung vorlegen. Darüber hinaus
ibt es einen speziellen Rechnungslegungsstandard, den
AS 40, den wir zwingend vorschreiben. Er regelt die
ilanzierung von Immobilien, die als Finanzinvestition
ehalten werden.

Frei übersetzt heißt das: Über das Instrument der
EITs ist es in Zukunft nicht mehr möglich, dass ein
uchhaltungskünstler ein Einfamilienhaus zum Ver-
ehrswert des Trump Towers bilanziert. Dass wir im Be-
eich der deutschen Immobilienwirtschaft Transparenz
öglich machen, ist ein wesentlicher Fortschritt. Das
uss an dieser Stelle gesagt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Anleger weiß immer ganz genau, was in einem
EIT wirklich steckt.






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
Der Kollege Schick kam mit dem Vorwurf „Chaos in
der Steuerpolitik“. In diesem Zusammenhang gibt es
drei Punkte, über die wir uns unterhalten müssen:

Erstens. Bezogen auf die Steuerbefreiung unterlie-
gen Sie, sehr geehrter Herr Kollege, einem Denkfehler;
denn angesichts der Steuerbefreiung für die deutsche
REIT-AG und des Fehlens einer Steuerbefreiung für aus-
ländische REITs dürfen Sie nicht allein die Ebene der
Gesellschaft betrachten, sondern müssen endlich akzep-
tieren, dass wir an dieser Stelle die Besteuerung beim
Anleger brauchen.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


Die garantieren wir auf diesem Weg. Vor diesem Hinter-
grund ist der Vergleich der Gesellschaften nicht zweck-
dienlich, sogar falsch. Sie müssen auf die Anleger
schauen. Da ist die Besteuerung gesichert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens: Exit-Tax als mögliche Beihilfe für Inlän-
der. In diesem Zusammenhang muss man zum einen
noch einmal das Argument ins Feld führen, das schon
der Bundesfinanzminister vorgebracht hat: Jeder Eigen-
tümer eines entsprechenden Grundstücks kann bei Ver-
äußerung die Vergünstigung der Exit-Tax in Anspruch
nehmen. Da ist keinerlei Ungleichbehandlung festzustel-
len. Zum anderen ist die Einstellung des halben Veräuße-
rungsgewinns in eine Rücklage, die wir in diesem Ge-
setz definieren, hinsichtlich des Umfangs und der Frist
zur Wiederanlage letztendlich restriktiver als die bisher
unbeanstandet gebliebene Regelung zu § 6 b Einkom-
mensteuergesetz. Man kann hier also nicht von einer
Beihilfe ausgehen; vor diesem Hintergrund gehen Ihre
Vorwürfe da ins Leere.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


Bezogen auf den offenen Punkt, die Vorbelastung,
will ich deutlich machen, worin wir uns von der Vorgän-
gerregierung unterscheiden: Wir gehen das Problem
transparent an. Wir haben klipp und klar gesagt, dass wir
hier noch nacharbeiten müssen, dass wir für den offenen
Punkt noch Zeit brauchen. Das sagen wir auch gleich;
wir beschließen nicht und bessern dann hinterher nach.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden Sie auch noch tun!)


Wir werden für die Vorbelastung im Laufe des Jahres
eine Regelung finden und damit die REITs auch steuer-
lich auf eine fundierte und absehbar belastbare Basis
stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will in diesem Zusammenhang noch einen Gedan-
kengang aufnehmen, der, lieber Herr Kollege Pronold,
auch nicht außer Acht gelassen werden darf: Angesichts
der Tatsache, dass wir nun einen deutschen REIT haben,
dass es in Frankreich und in Großbritannien einen gibt
und dass es absehbar auch in Italien und in anderen Län-
dern einen geben wird,

m
D

s
f
b
a
d
b
g
t
h
z
t

K

s
m
n
d
A
a
g
e
a
t
r

h
D
R
n
w
m
s
D

w
i
s
a
d
g
n
d

(C (D uss uns allen klar sein, wir sind hier nicht am Ende der ebatte, ondern wir werden, insbesondere im europäischen Umeld, natürlich weiter über das neue Finanzprodukt der örsennotierten Immobiliengesellschaft reden. Wir sind ls Bundesrepublik Deutschland jetzt in der guten Lage, ass wir uns positiv in eine europäische Regulierung einringen können. Vor diesem Hintergrund ist heute ein uter Tag für die Immobilienwirtschaft, ist heute ein guer Tag für den Finanzplatz Deutschland. Wir geben eute grünes Licht für neue Investitionen, für neue Konepte, für neue Arbeitsplätze und für positives Wachsum. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau so ist es!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608904900

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich der

ollegin Höll.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608905000

Sehr geehrter Herr Kollege, ich will Ihnen gerne be-

cheinigen, dass der DGB auch meines Erachtens
anchmal durchaus widersprüchlich handelt. Aber es ist

och nicht so – und wird sicher auch nicht so kommen –,
ass die Linke und der DGB in ihrem Agieren völlige
bstimmung hätten. Ich kann Ihnen versichern, dass

uch meine Unterschrift unter der Protestresolution ge-
en den Verkauf des Gewerkschaftshauses in Leipzig,
ines sehr traditionsreichen Hauses, stand. Das ändert
ber nichts daran, dass die Einschätzung des DGB-Ver-
reters in der Anhörung Hand und Fuß hatte, dass er
echt hatte.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens möchte ich Ihnen sagen: Sie haben gelobt,
eute sei ein guter Tag für die Immobilienwirtschaft in
eutschland. Wir als Linke lehnen die Einführung der
EITs in Deutschland ab. Ich muss sagen, es entbehrt
icht einer gewissen Pikanterie, dass in der Fachpresse
eitgehend einmütig festgestellt wird – eigentlich sollte
ich das beruhigen –, dass die deutschen REITs ein Flop

eien und zur Verbesserung des Finanzstandortes
eutschland nicht viel beitragen werden,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Komisch, woher Sie das alles wissen!)


eil deutsche Anleger weiterhin vor allem im Ausland
nvestieren werden und ausländische Anleger in deut-
che REITs. Da werden wir jeweils noch höhere Steuer-
usfälle bekommen. Die Einschätzung ihrer REITs
urch die Finanzmärkte ist alles andere als positiv. Es
ibt Risiken: Sie haben sich in der gesamten Debatte
icht geäußert, wie das mit Immobilienblasen wie der in
en USA ist,






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll

(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die hat doch nichts mit unseren REITs zu tun!)


wo derzeit große Prozesse laufen, wo derzeit REITs von
Private-Equity-Fonds aufgekauft werden, wodurch die
Vorteile, die mit REITs verbunden sind – eine gewisse
Transparenz an der Börse –, wieder verloren gehen. Sie
haben sich auch nicht zu den Unstimmigkeiten mit den
europäischen Richtlinien geäußert. In Ihrer Gesetzge-
bung sind so viele Fragen offen, dass man die Einfüh-
rung der REITs, selbst wenn man wohlwollend wäre
– was ich nicht bin –, ablehnen müsste.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608905100

Irgendwie wird es üblich, dass die Redner, die schon

geredet haben, immer noch der Redezeit bedürfen. Des-
wegen erteile ich auch noch dem Kollegen Thiele das
Wort zu einer Kurzintervention.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1608905200

Herzlichen Dank, Herr Präsident. Das ist mitunter die

Form einer Debatte, die nicht nur in Talkshows geführt
werden darf, sondern auch im Deutschen Bundestag, ins-
besondere über solche Themen.

Herr Kollege Fahrenschon, Sie haben zutreffender-
weise darauf hingewiesen, dass der DGB seine Woh-
nungsbestände verkauft hat. Dass jedoch auch die PDS-
geführte Stadtregierung in Dresden die Wohnungsbe-
stände veräußert hat


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was? „-geführt“ stimmt nicht! Das ist falsch!)


und ebenso die Regierung in Berlin, zeigt: Wenn man
eine politische Monstranz durchs Land tragen kann,
dann hält man sie hoch – was momentan geschieht –,
doch wenn es konkret wird, dann handeln Politiker in
der Praxis ganz anders, als sie es in der Öffentlichkeit
darstellen.


(Beifall bei der FDP – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wobei „Monstranz“ bei der PDS übertrieben ist!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608905300

Kollege Fahrenschon verzichtet. Dann kann jetzt Kol-

lege Ernst Kranz die Debatte zu diesem Tagesordnungs-
punkt beenden.


Ernst Kranz (SPD):
Rede ID: ID1608905400

Werter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kolle-

gen! Meine Vorredner sind schon ausführlich auf die Be-
deutung der Branche und auf die Ziele, die mit der Ein-
führung von REITs verfolgt werden, eingegangen. Ich
werde mich deshalb auf den wohnungspolitischen As-
pekt dieses neuen Anlageinstruments konzentrieren.

Ich möchte besonders meiner Fraktion und der Unter-
arbeitsgruppe, die gebildet wurde, dafür danken, dass
wir Wohnungspolitiker von Anfang an in die Diskussion

e
w
d
s
z
b
g

D
v
a
n
h
s
g
d
u
A
R

r
r
b
W
n
i
W
S
W
n

s
c
g
v
w
m
n

W
b
B
S
d
W
z

k
a
m
Z
d
z
n
m

d
z
S

(C (D inbezogen wurden. Ich glaube, es ist ein guter Stil, enn man nicht nur Ressortdenken an den Tag legt, sonern auch berücksichtigt, welche Auswirkungen die Entcheidungen auf andere Ressorts haben, um auch soiale, wohnungspolitische und städtebauliche Aspekte ei der Gesetzgebung beachten zu können. Das ist ein utes Beispiel für Nachhaltigkeit. Wir haben in Deutschland eine besondere Situation. enn 57 Prozent der Wohnungen in Deutschland sind ermietet. Die Eigentumsquote ist bei uns geringer als in nderen Ländern. Die Geschichte der deutschen Wohungswirtschaft ist dadurch geprägt, dass substanziell ochwertige Wohnungen zur Verfügung stehen. Die hieigen Wohnungsunternehmen haben stets Wert darauf elegt, in die Substanz zu investieren. Hinzu kommt, ass das Mietpreisniveau in Deutschland niedriger als in nseren westlichen Nachbarländern ist. Das ist eine gute usgangssituation für all die, die darauf warten, dass EITs eingeführt werden. Wohnungen haben in Deutschland einen Doppelchaakter: als Wirtschaftsgut und als Sozialgut. Der Chaakter als Sozialgut ist abgeleitet aus dem Sozialstaatsgeot „Eigentum verpflichtet“ und der Tatsache, dass die ohnung einer der wichtigsten Lebensorte ist. Woh ungspolitik ist ein Instrument, das gezielt einzusetzen st, um Folgekosten gering zu halten. Denn wer zahlt das ohngeld, wenn die Mieten steigen? Wer hilft sozial chwachen, wenn die Nachbarschaftshilfe ausbleibt? er hilft denen, die sich nicht mehr selber helfen kön en? Man kann auch von einer Sozialund Stadtrendite prechen. Das ist jene Rendite, die aus einem vorsorglihen und nachhaltigen Wohnungsmanagement hervoreht. Ein Ziel hierbei ist zum Beispiel die Vermeidung on Kriminalität und Verwahrlosung. Das hat auch Ausirkungen auf die öffentlichen Haushalte. Aber das erkt man meist erst dann, wenn Kosten entstehen, und icht, wenn Kosten vermieden werden. Es ist aber festzustellen, dass ein Wandel stattfindet. er sich in der Vergangenheit auf dem Wohnungsmarkt etätigt hat, hat immer auch die soziale Orientierung im lick gehabt und die Notwendigkeit einer umsichtigen tadtentwicklung akzeptiert. Daher ist vor der Entscheiung über Verkäufe oder Teilverkäufe von kommunalen ohnungen an Private eine umfassende Folgenabschät ung notwendig. Während sich Private auf die „gute“ Mieterschaft onzentrieren, haben kommunale Unternehmen und vor llem die Kommunen selber ein gutes Quartiersmanageent im Auge und eine ausgewogene Mieterschaft zum iel. Kommunale Wohnungsunternehmen sind häufig ie einzigen Akteure bei Bundesprogrammen wie „Soiale Stadt“ oder „Stadtumbau Ost“. Verkaufen Kommuen ihre Wohnungen, fehlt ihnen ein wichtiges Instruent der Stadtentwicklung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das deutsche Modell er Wohnungswirtschaft bietet hohe Wohnqualität zu beahlbaren Mieten. Es ermöglicht eine ausgewogene tadtentwicklung ebenso wie ein gutes Quartiersmanage Ernst Kranz ment. Deshalb war und ist es wichtig, die Wohnungen im Bestand aus den REITs herauszuhalten. Wir müssen aufpassen, dass der Sozialgutcharakter nicht abhandenkommt und Wohnungen nur noch als Handelsgut betrachtet werden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608905500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
Schaffung deutscher Immobilien-Aktiengesellschaften
mit börsennotierten Anteilen. Der Finanzausschuss emp-
fiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/4779, den Gesetzentwurf der Bundesregierung
auf Drucksachen 16/4026 und 16/4036 in der Ausschuss-
fassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
setzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen,
um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
tung mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD bei Ab-
lehnung von Linksfraktion und Grünen und bei
Enthaltung der FDP angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetz-
entwurf ist mit den gleichen Mehrheitsverhältnissen wie
zuvor angenommen.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Druck-
sache 16/4780. Wer stimmt für diesen Entschließungsan-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Entschließungsantrag ist mit den Stimmen des Hauses
gegen die Stimmen der Fraktion des Bündnisses 90/
Die Grünen abgelehnt.

Beschlussempfehlung des Finanzausschusses zu dem
Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Neue
Steuervergünstigungen und Gewinnverlagerungen in das
Ausland verhindern – REITs in Deutschland nicht ein-
führen“. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/4779, den Antrag
der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/4046 abzu-
lehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss-
empfehlung ist mit den Stimmen des Hauses gegen die
Stimmen der Linksfraktion angenommen.

Beschlussempfehlung des Finanzausschusses zu dem
Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „REITs –
Real Estate Investment Trusts in Deutschland einfüh-
ren“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussemp-
fehlung auf Drucksache 16/3356, den Antrag der Frak-
tion der FDP auf Drucksache 16/1896 abzulehnen. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen des Hauses gegen die Stimmen der

F
d

k
ü
F

m
s
e
s

A
F
e
s

K
d

J
n
d
a
c
s
n
m

d
s
a
Z
v
A
b

(C (D DP-Fraktion und einzelner Stimmen aus der Fraktion es Bündnisses 90/Die Grünen angenommen. Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, ommen wir noch zu einer nachträglichen Ausschussberweisung. Es ist gebeten worden, den Antrag der raktion der FDP auf Drucksache 16/3354 mit dem Titel Verbraucherfreundliche Kennzeichnung strahlungsarer Mobilfunkgeräte“ nachträglich auch an den Aus chuss für Gesundheit zu überweisen. Sind Sie damit inverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweiung so beschlossen. Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 24 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai Gehring, Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Partizipation von Kindern und Jugendlichen stärken – mehr Kinderund Jugendfreundlichkeit durch eine neue Beteiligungskultur – Drucksache 16/3543 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die raktion des Bündnisses 90/Die Grünen fünf Minuten rhalten soll. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist es o beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen ai Gehring, Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen, as Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! unge Menschen sind Bürgerinnen und Bürger mit eigeen demokratischen Rechten. Es ist unsere Aufgabe, iese Rechte zu achten und Beteiligungsmöglichkeiten uszubauen. Echte Beteiligung motiviert zum Mitmahen und ist damit ein gutes Mittel gegen Politikverdrosenheit. Deshalb müssen wir auf allen politischen Ebeen nicht nur mehr Demokratie wagen, sondern wir üssen vor allen Dingen früher Demokratie wagen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Michaela Noll [CDU/CSU])

Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608905600

Ob Klimaschutz, Bildungspolitik oder Staatsverschul-
ung: Was wir heute entscheiden, wirkt sich besonders
tark auf Kinder, Jugendliche und künftige Generationen
us. Junge Menschen müssen mitentscheiden, damit ihre
ukunft nicht auf der Strecke bleibt. Deshalb ist es ein
öllig falsches Signal, dass der Bundesinnenminister die
bsenkung des Wahlalters nach österreichischem Vor-
ild ablehnt.






(A) )



(B) )


Kai Gehring

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist sinnvoll!)


Die Jugendministerin meldete sich in der Wahlalter-
debatte bedauerlicherweise, aber auch erwartungsge-
mäß erst gar nicht zu Wort. Beteiligung ist aber ein zen-
traler Baustein für eine kinder- und jugendfreundliche
Gesellschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dies gilt umso mehr, wenn wir die demografische
Entwicklung betrachten. Jugendliche werden in unserer
Gesellschaft immer mehr zur Minderheit. Bereits 2010
werden weniger Jugendliche als Menschen über 65 Jahre
in Deutschland leben. Im Jahr 2050 wird die Zahl der äl-
teren Menschen fast doppelt so hoch sein wie die der
jüngeren. Mehr Mitsprache für Kinder und Jugendliche
ist in einer schrumpfenden und alternden Gesellschaft
daher ein Gebot von Generationengerechtigkeit und fai-
rem Miteinander sowie unerlässlich für einen Generatio-
nendialog auf Augenhöhe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen verhindern, dass noch mehr Lasten in die
Zukunft verschoben werden. Wir Grüne wollen daher
die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 16 Jahre.
Dann würde es schwerer, die Stimmen junger Menschen
zu überhören.

Das von einigen geforderte Elternwahlrecht ist da-
gegen aus unserer Sicht keine Lösung; denn das persön-
liche Wahlrecht kann und soll nicht delegiert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit einem Stellvertreterwahlrecht begäben wir uns auf
einen verfassungspolitischen Holzweg, weil die Grund-
sätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl ge-
nauso verletzt würden wie das Prinzip der Höchstpersön-
lichkeit. Ich will, dass Jugendliche selbst wählen und
nicht die Eltern je nach Kinderzahl.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Familienministerin hätte dann acht Stimmen für die CDU!)


Es könnte auch nicht richtig sein, wenn Ministerin von
der Leyen stellvertretend für ihre Kinder sieben Mal das
Kreuzchen bei der CDU machen könnte.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Ist doch nicht verkehrt! – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das wäre gut!)


Kinder und Jugendliche dürfen auf keinen Fall unter-
schätzt werden. Sie sind reif und kompetent genug, und
sie brauchen Unterstützung durch politische Bildung.
Viele junge Menschen engagieren sich in Initiativen und
Verbänden. Sie zeigen Verantwortungsbewusstsein und
gestalten die Zukunft gerne mit. Echte Mitwirkung moti-
viert und fördert die Demokratie, Pseudobeteiligung
schreckt dagegen ab.

Wir haben in unserem Antrag ein Bündel an Maßnah-
men dafür vorgeschlagen, wie die Kinder- und Jugend-
beteiligung in Deutschland besser gelingen kann. Wir

b
i
K
m
h
E
p
S
a
s

f
t
m
h
d
b
B
g

R
H
h
c
i
Z
d
z

s
r
r
e
t
n
d
m
W

n
S
n
d
g
m

t

L

(C (D rauchen eine neue Beteiligungskultur, mit der schon n den Kindertagesstätten und Schulen begonnen wird. inder und Jugendliche sollen ihr Lebensumfeld aktiv itgestalten können, zum Beispiel Spielplätze, Schul öfe und auch Verkehrswege. Sie sind Expertinnen und xperten in eigener Sache. Altersgerechte Beteiligungsrojekte und Verfahren fördern Selbstwirksamkeit, elbstbewusstsein, Persönlichkeitsentwicklung und Verntwortung. Ihre Ergebnisse sollen ungefiltert in politiche Entscheidungen einfließen. Die Programme der Bundesregierung haben hier Deizite. Bei der Entwicklung, Durchführung und Evaluaion müssen Kinder und Jugendliche mitwirken. Ge einsam mit Nichtregierungsorganisationen müssen ierzu verbindliche Qualitätsstandards entwickelt weren. Gerade im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft rauchen wir auch einen intensiven Austausch über gute eispiele von qualitativ hochwertiger Kinderund Juendbeteiligung in den europäischen Ländern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Alle Kinder und Jugendliche müssen über ihre
echte informiert werden. Mir ist es wichtig, dass unser
aus hier mit gutem Beispiel vorangeht. Wir wollen da-
er, dass die Anhörungsrechte für Kinder und Jugendli-
he beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages
m Rahmen einer breit angelegten Kampagne in dieser
ielgruppe überhaupt erst einmal bekannt gemacht wer-
en. Ich finde es wichtig, hier mit gutem Beispiel voran-
ugehen.

Uns Grünen ist besonders wichtig, dass unterreprä-
entierte und benachteiligte junge Menschen stärker be-
ücksichtigt werden, um durch Beteiligungsangebote ih-
er Ausgrenzung entgegenzuwirken und Teilhabe zu
rmöglichen. Politische Bildung und demokratische Be-
eiligung von Kindern und Jugendlichen müssen zu ei-
em festen Bestandteil unserer politischen Kultur wer-
en. Sparmaßnahmen bei der politischen Bildung, wie in
anchen Ländern geplant, sind daher genau der falsche
eg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Generationengerechte und nachhaltige Lösungen kön-
en nur gefunden werden, wenn junge Menschen ihre
ichtweisen auch wirklich wirkungsvoll einbringen kön-
en. Eine neue Beteiligungskultur und die Absenkung
es aktiven Wahlalters auf 16 Jahre können einen wichti-
en Beitrag dazu leisten. Früher Demokratie wagen – das
uss für uns alle ein wichtiger Leitgedanke werden.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608905700

Ich erteile Kollegen Paul Lehrieder, CDU/CSU-Frak-

ion, das Wort.


Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1608905800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Werte Zuschauer draußen an den Gerä-






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
ten! Liebe Zuschauer hier auf der Tribüne! Insbesondere
begrüße ich auch die Mitglieder der Blaskapelle Feld-
moching hier oben auf der Tribüne herzlich, weiß ich
doch sehr wohl, welch tolle Jugendarbeit in unseren
Blaskapellen genauso wie in den Sportvereinen und in
anderen kulturschaffenden Vereinen geleistet wird, dass
die Blaskapellen in Bayern im Bayerischen Jugendring
als Bläserjugend aufgenommen wurden und dass für
viele Jugendliche und Heranwachsende in den Jugend-
abteilungen der Vereine erste Schritte des demokrati-
schen Verhaltens, der Partizipation und der Beteiligung
am politischen Willensbildungsprozess eingeübt werden.
Deshalb herzlichen Dank an die Blaskapellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


– Sie hätten ruhig auch ein bisschen klatschen können,
Herr Rix.

Wir debattieren heute über mehr Kinder- und Jugend-
beteiligung.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kommen Sie zum Thema!)


– Ich war schon beim Thema, Herr Gehring. Haben Sie
nicht aufgepasst? Ich habe doch über Jugendbeteiligung
in den Vereinen und über Partizipation gesprochen. Sie
müssen mir schon zuhören.


(Zuruf von der LINKEN: Das haben wir doch auch verstanden!)


Um sich in die Lage von Kindern und Jugendlichen
zu versetzen, muss man sich als Erwachsener nur plas-
tisch vorstellen, wie ein Kind die Welt sieht. Aus einer
Höhe von 1,10 Meter sieht die Welt ganz anders aus als
aus der Perspektive eines Erwachsenen. Da werden dicht
an dicht parkende Autos am Straßenrand zum fast un-
überwindbaren Hindernis, weil der Blick auf den Ver-
kehr versperrt ist. Das haben Sie, meine Freunde von den
Grünen, auch erkannt. Auf Seite 2 Ihres Antrages stellen
Sie fest, dass Beteiligung und Mitgestaltung auf glei-
cher Augenhöhe mit den Kindern und Jugendlichen er-
folgen müssen.


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da müssen Sie mal in die Knie gehen!)


– Frau Deligöz, ich glaube, Sie haben später Gelegen-
heit, zu dem Thema zu reden.

Mit diesem Gedankenspiel wird schnell klar, dass
Kinder nicht nur einen anderen Blick auf die Welt haben,
sondern auch über eine besondere Kompetenz verfügen.
Sie sind sozusagen Experten in eigener Sache.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau!)


Niemand stellt heute noch ernsthaft infrage, dass die Be-
teiligung von Kindern Sinn macht.

Kinder und Jugendliche müssen die Möglichkeit ha-
ben, ihre Wünsche, Hoffnungen und Ängste überall dort
einzubringen, wo es um ihre Belange geht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


D
d

Z
K
d
f
s

f
m
I


B
f
b
l
s

I
D
t

F
d
B
J
b
d
s

u
c
S




g
s
w
w
T
m
s
s

v
r

(C (D ies gilt für den Alltag in der Familie, die Gestaltung es Wohnumfelds, im Kindergarten und in der Schule. Aber auch in der gesellschaftlichen Debatte um die ukunft unseres Gemeinwesens braucht die Stimme von indern und Jugendlichen einen festen Platz. Denn Kiner und Jugendliche, die sich selbst aktiv gestaltend erahren, werden sich auch als Erwachsene eher an der Getaltung des Gemeinwesens beteiligen. Die Forderung nach mehr Kinderbeteiligung ist daher ür mich keinesfalls eine Modeerscheinung. Dennoch, eine Damen und Herren von den Grünen, werden wir hren Antrag nicht unterstützen (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was?)


ja, Frau Schewe-Gerigk, das ist nun einmal so –, da die
undesregierung längst die Bedeutung dieses Themas

ür ein kinderfreundliches Deutschland erkannt hat. Die
essere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist
ängst eine Zielsetzung der Großen Koalition und als Ge-
taltungsauftrag bereits im Koalitionsvertrag verankert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann können Sie dem Antrag ja zustimmen!)


m Haushalt sind dafür 5 Millionen Euro eingestellt.
enn uns ist klar: Demokratie braucht engagierte und in-

eressierte junge Menschen.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren,
rauen und Jugend hat daher gemeinsam mit der Bun-
eszentrale für politische Bildung und dem Deutschen
undesjugendring das „Aktionsprogramm für mehr
ugendbeteiligung“ ins Leben gerufen. Im Ausschuss
esteht darüber im Übrigen Konsens, und zwar auch mit
en Oppositionsparteien. Herzlichen Dank für die Unter-
tützung dieses Programms.


(Beifall der Abg. Kerstin Griese [SPD])


Das Aktionsprogramm richtet sich an verbandlich
nd nichtverbandlich organisierte Kinder und Jugendli-
he der Altersgruppe zwischen circa 6 bis 24 Jahren.
chwerpunkte dieses Programms sind zum Beispiel:
Der Wert der jungen Generationen in der Gesellschaft“,
Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien“,
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund“,
Demografischer Wandel“ und „Mehrgenerationenaus-
leich“. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
oll einerseits in bestehenden Jugendprojekten gestärkt
erden; andererseits sollen auch neue Projekte initiiert
erden, in denen neue Formen und Möglichkeiten der
eilnahme entwickelt, erprobt und etabliert werden. Ich
öchte in diesem Zusammenhang insbesondere auf das

ehr engagierte Wirken der Kinderkommission hinwei-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Unter dem Motto „Nur wer was macht, kann auch
erändern“ beinhaltet das Aktionsprogramm die Förde-
ung vielfältiger Einzelmodule wie die bereits erprobte






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
und erfolgreiche Projektreihe des Deutschen Bundesju-
gendrings „Come in Contract“. Dabei lernen Jugendli-
che, Verträge auszuhandeln und ihre Vereinbarungen an-
schließend umzusetzen.

Im Rahmen von Medienworkshops bekommen Ju-
gendliche von Medienprofis Tipps zur Umsetzung von
eigenen Projektideen. Die Teilnehmenden sollen dazu
animiert werden, die eigene Meinung und ihre Interessen
in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen und umzuset-
zen.

Einer der Höhepunkte des Aktionsprogramms für
mehr Jugendbeteiligung wird ein Festival bzw. Sommer-
camp 2008 sein. Hierzu werden etwa 10 000 teilneh-
mende Kinder und Jugendliche erwartet.

Anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist
zudem eine Reihe von Veranstaltungen zu diesem Be-
reich geplant. Darüber hinaus werden Aktionen zur Eu-
ropawahl 2009 stattfinden. Hierbei sollen Ideen zur
Wahlmotivation von Jugendlichen gesammelt und ent-
wickelt werden. Jugendbeteiligung hat also für uns auch
eine europäische Dimension.

Wie Sie sehen, meine Damen und Herren von den
Grünen, ist die Bundesregierung in Sachen mehr Kinder-
und Jugendbeteiligung bereits sehr aktiv. Mit Ihrem An-
trag kommen Sie somit in vielen Punkten viel zu spät.
Mit der in Ihrem Antrag geforderten Herabsetzung des
Wahlalters auf 16 Jahre gehen Sie allerdings etwas zu
weit. Herr Gehring, Sie sind ein netter Kerl


(Jörg Tauss [SPD]: Nicht immer, aber manchmal schon!)


– Herr Tauss, das stimmt schon –, aber da lobe ich mir in
Ihrer Fraktion den Kollegen Jerzy Montag. Er hat vor
wenigen Wochen auf einer Veranstaltung in der bayeri-
schen Vertretung ausgeführt: Wenn man über eine He-
rabsetzung des Wahlalters von Jugendlichen nachdenkt,
darf man nicht die Verantwortlichkeit der Jugend in
strafrechtlicher und zivilrechtlicher Hinsicht außer Acht
lassen. Man kann nicht sagen: „Jawohl, ich bin Jugendli-
cher oder Heranwachsender im Sinne des Strafrechts“,
und dann volle Mitwirkungsrechte reklamieren. Wenn
man A sagt, muss man auch B sagen. Man muss darüber
nachdenken, ob die Jugendlichen heutzutage schon so
reif sind, dass sie bereits mit 16 Jahren erwachsen sind;
das ziehe ich in vielen Bereichen in Zweifel. Wenn man
das aber bejaht, kann man über eine Herabsetzung des
Wahlalters und über die Pflichten von Jugendlichen
nachdenken. Aber einseitig Rechte einzuräumen und
nicht Verpflichtungen gegenüber dem Staat, der Gesell-
schaft und dem eigenen Verhalten zu reklamieren, geht
an der Sache vorbei.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Gehring, in einigen Bundesländern wurde be-
reits das Wahlalter auf 16 Jahre herabgesetzt. Auf Bun-
desebene halte ich eine solche Forderung für weit über-
zogen. In meinen Augen ist die Jugendphase durch ein
Abgrenzen vom Elternhaus, die Suche nach dem Wohin
sowie dem Ausprobieren und Austesten von Grenzen ge-
kennzeichnet. Im zweiten Absatz auf Seite 3 Ihres An-

t
t
a
B
g
s
e
L
S
w

t
l


j
s
c

s
m
g
m
d
B
e
s
d
d
e
d
r
s
l
E
n
f
K
a
s


k

w
n
u
w

m
w
o
w
z
w
b

(C (D rags stellen Sie als Begründung für die geringe Wahlbeeiligung der Jugendlichen fest, dass die Jugendlichen in ller Regel wichtige Entscheidungen, zum Beispiel die erufswahl, vorzubereiten haben. Das heißt, viele Juendliche nehmen sich gar nicht die Zeit, beispielsweise ozialpolitische Entscheidungen so zu hinterfragen, wie s im Hinblick auf ein aktives Wahlrecht sinnvoll wäre. assen Sie deshalb die Jugendlichen in Ruhe und sorgen ie dafür, dass sie sich vernünftig entwickeln! Belassen ir das Wahlalter bei 18 Jahren! Jugendliche sind in ihrem Entwicklungsprozess leicher von extremer politischer Seite, von rechts oder von inks, zu beeinflussen. (Jörg Tauss [SPD]: Das habe ich auch schon bei alten Rentnern erlebt!)


Herr Tauss, aber Sie werden mir recht geben, dass die
ungen Leute – prozentual – leichter zu beeinflussen
ind, während ältere Menschen schon in vielen Berei-
hen aktiv waren.

Außerdem lassen sich die Vorstellungen und Wün-
che von Kindern und Jugendlichen bei ernsthaftem Be-
ühen auf örtlicher Ebene auch ohne Wahlberechti-

ung hervorragend berücksichtigen. Das wurde in
einem Wahlkreis Würzburg schon längst erprobt. Ich

arf Ihnen aufgrund eigener 16-jähriger Tätigkeit als
ürgermeister mitteilen: Die Jugendlichen mischen sich
in. Wenn Sie ein Jugendzentrum sich demokratisch
elbst verwalten lassen und sagen: „Wählt mir jeman-
en, der den Schlüssel bekommt, und wählt mir jeman-
en, der den Kopf hinhält, wenn die Sperrzeiten nicht
ingehalten werden“, dann werden Sie erleben, dass sich
ie Jugend ein Stück weit selber organisiert. In den Be-
eichen, in denen es um ihre konkreten, gruppenspezifi-
chen Belange geht, kann man die Jugend vollumfäng-
ich ernst nehmen und ihr entsprechend gewichtete
influssmöglichkeiten geben. Das wird von allen ver-
ünftigen Bürgermeistern gemacht. Ob es sich nun um
reie oder um kirchlich gebundene Jugendarbeit in der
JB oder der Evangelischen Landjugend handelt, über-

ll ist die Jugend daran interessiert, sich ein Stück weit
elber zu verwalten. In diesen Bereichen funktioniert es.


(Jörg Tauss [SPD]: Beim Wahlalter 21 haben wir das schon ähnlich diskutiert!)


Das hat der Kollege Montag schon gesagt; das war
napp vor meiner Zeit.

Aus meinem Wahlkreis weiß ich: Junge Menschen
ollen sich beteiligen. Dazu gäbe es sicherlich noch ei-
iges zu sagen. Im Hinblick auf die fortgeschrittene Zeit
nd auf einen mir im Rücken sitzenden Präsidenten
erde ich allmählich zum Ende kommen.

Ich möchte Ihnen, den Grünen, noch ein Kompliment
achen. Zumindest haben Sie erkannt, dass ein Eltern-
ahlrecht auch keine probate Lösung ist. Weil der eine
der andere Vater – zum Glück – CDU/CSU wählen
ürde, während die heranwachsenden Kinder vielleicht

u den Grünen tendierten, lehnen Sie wohl das Eltern-
ahlrecht ab. Aus Sicht der Union könnten wir damit le-
en. Ich wünsche mir, dass sich alle über 18-jährige Mit-






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
bürger an den nächsten Wahlen – der Kommunalwahl
am 2. März 2008 und der Landtagswahl im September
2008 in Bayern sowie der Bundestagswahl im Septem-
ber 2009 – möglichst vollzählig beteiligen. Dann hätten
wir viel erreicht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608905900

Ich erteile das Wort Kollegin Miriam Gruß, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1608906000

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Partizipieren heißt laut Duden, von
dem, was ein anderer hat, etwas zu bekommen. Diese
Definition ist für mich leider genauso vage und pauschal
wie Ihr Antrag, meine sehr verehrten Damen und Herren
von den Bündnisgrünen.

Die stärkere Partizipation von Kindern und Jugendli-
chen muss ein Schwerpunkt in der Kinder- und Jugend-
politik werden. Darin stimmen wir alle im Hause über-
ein. Schade finde ich allerdings, dass Sie in Ihrem
Antrag mit keinem Wort erwähnen, wie Sie Ihr ehren-
wertes Engagement finanzieren wollen.


(Beifall bei der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Partizipation muss nicht immer was kosten!)


Wir hätten insgesamt gern an vielen Stellen in Ihrem An-
trag gewusst, was Sie meinen und wie Sie sich das näher
vorstellen.

Ich fange einmal mit dem Konkretesten an, was ich in
Ihrem Papier gefunden habe: die Herabsetzung des
Wahlalters auf 16 Jahre bei Kommunal-, Landtags-,
Bundestags- und Europawahlen. Darüber kann man re-
den, aber dann müssen wir auch dafür sorgen, dass die
Kinder und Jugendlichen wissen, worüber sie abstim-
men sollen. Da müssen wir uns auch einmal an die ei-
gene Nase fassen und uns fragen, wie wir eigentlich über
Politik sprechen. Gerade eben hatten wir eine schöne
Plenardebatte über REITs. Ich bezweifle, dass die Ju-
gendlichen verstehen würden, um was es dabei über-
haupt geht. Es gibt aber noch andere Beispiele wie Ka-
pitaldeckungsverfahren, Umlageverfahren usw. Deshalb
habe ich unserer Bundespartei vorgeschlagen – wir wer-
den das auch machen –, als erste Partei in Deutschland
eine Kinderseite einzurichten, um Jugendlichen und
Kindern kindgerecht Politik zu vermitteln, sowohl aktu-
ell als auch grundsätzlich.


(Beifall bei der FDP – Sönke Rix [SPD]: Die Bundesregierung hat das schon!)


– Ich rede von den Parteien.

Ein ernster Punkt ist – darüber haben wir gestern im
Plenum debattiert – der Rassismus, der zunehmend in
Deutschland auch in der Mitte der Gesellschaft Einzug

h
r

m
n
m
E
s
i
d
P
i

I
g
E
g
b

g
s
B
v
z
s

W
m
m

W
u

n
m
r
k
b
r
S
M
s

M
p

D
z
g

(C (D ält und der aus Desinteresse und Desillusionierung ührt. Wie schaffen wir es nun, dass Jugendliche vernünftig it ihrer Stimme umgehen und sie weder missbrauchen och verfallen lassen? Indem sie etwas davon abbekomen, was andere haben, nämlich etwas von Wissen und rfahrung. In dieser Hinsicht hat der Duden recht. Wisensvermittlung geschieht in erster Linie über Bildung, m Kindesalter spielerisch, später in der Schule und in er Ausbildung durch Theorie und Praxis. Gerade die raxis ist besonders wichtig. Erfolgserlebnisse zu haben, st der beste Motivationsschub. n Kinderund Jugendforen, Versammlungen von Juendlichen oder auch in Schülervertretungen kann der rfolg und der Umgang mit Niederlagen ganz konkret eprobt werden. Ich möchte dazu ein kurzes Beispiel geen. Ich habe hier in diesem Haus bei der Veranstaltung Jugend und Parlament“ einen Jugendlichen kennenelernt. Dieser hatte mich eingeladen, in seiner Schule in einen Unterricht zu kommen, um die Arbeitsweise des undestages und mich als junge Bundestagsabgeordnete orzustellen. Ich hätte dies gerne gemacht, aber der Soialkundelehrer lehnte dies ab. Politiker gehören ancheinend nicht in den Lehrplan. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist in Nordrhein-Westfalen ganz anders!)


(Beifall bei der FDP)


as mich vor allem gestört hat, ist, dass das Engage-
ent eines jungen Menschen abgewiegelt wurde. Das ist
einer Meinung nach ein falsches Signal an die Jugend.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn Bemühungen nicht belohnt werden, brauchen wir
ns über mangelnden Einsatz nicht zu wundern.

Um Erfahrungen zu sammeln, bewährt sich immer
och das Sprichwort: learning by doing. Jugendparla-
ente oder Jugendorganisationen sind die richtigen Fo-

en, um erlerntes Wissen anzuwenden und sich neue Er-
enntnisse zu verschaffen. Wir Liberale schlagen
eispielsweise Jugendwahlen vor, die parallel zu den
ichtigen Wahlen entweder von der Stadt oder von den
chulen organisiert werden. Dadurch können junge
enschen Demokratie lernen und erfahren, wie sie

elbst daran teilhaben können.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum sind Sie dann gegen ein Wahlalter von 16?)


ir schweben zudem konkrete Projekte wie der Quali-
ass aus Baden-Württemberg vor.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Baden-Württemberg ist immer gut!)


er Qualipass richtet sich an Jugendliche zwischen
wölf und 25 Jahren und dokumentiert Praxiserfahrun-
en und Kompetenzgewinne, die Jugendliche durch






(A) )


)

Miriam Gruß
Praktika, Vereinsmitarbeit, Arbeit in Schülerinitiativen,
Auslandsaufenthalte, Nachbarschaftshilfe oder ver-
gleichbare Tätigkeiten erworben haben. Sie bekommen
damit ein Zeugnis über ihr Engagement.

Für die FDP ist die aktive Einbeziehung und politi-
sche Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ein
Leitziel, das nur erreicht werden kann, wenn drei Bedin-
gungen erfüllt sind: Erstens. Jugendliche müssen da ab-
geholt werden, wo sie stehen, sie müssen ernst genom-
men werden und echte Gestaltungs- und
Mitentscheidungschancen erhalten.


(Beifall bei der FDP)


Zweitens. Ihr Engagement darf sich nicht in einmaligen
Aktionen erschöpfen, sondern muss kontinuierlich ge-
fördert werden. Drittens. Es darf nicht zu Scheinpartizi-
pationen kommen; denn die demotivieren nur.


(Beifall bei der FDP – Ina Lenke [FDP]: Das ist wahr!)


Jeder von uns hier im Plenum kann selbst überprüfen, ob
er in seinem Wahlkreis oder in seiner täglichen Arbeit
mit Kindern und Jugendlichen diese drei Grundvoraus-
setzungen erfüllt. Wenn dem so ist, sind wir auf dem
richtigen Weg; denn Kinder und Jugendliche haben nicht
erst mit 18 Jahren ein Recht darauf, diese Gesellschaft
mitzugestalten und sich zu beteiligen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608906100

Ich erteile das Wort Kollegen Sönke Rix, SPD-Frak-

tion.


Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1608906200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an politi-
schen Entscheidungen ist richtig und wichtig. Dafür gibt
es vier Gründe, die ich hier kurz nennen will:

Erstens. Kinder und Jugendliche müssen mit den Ent-
scheidungen, die wir heute treffen, später leben. Das ist
schon in den beiden vorigen Reden deutlich geworden.

Zweitens. Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche
Demokratie positiv erleben,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


dass sie sehen, dass es etwas bringt, Interessen zu formu-
lieren. So kann die Demokratiefähigkeit von Kindern
und Jugendlichen gefördert werden.

Drittens. Wir brauchen den Sachverstand von Kindern
und Jugendlichen. Sie sind Expertinnen und Experten in
ihren Belangen. Zu vielen Themen haben wir doch gar
keinen Bezug mehr, auch wenn wir nur 1,50 Meter groß
sind.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Es kommt auf die Jugendlichen und die Kinder an; sie
kennen ihre Belange.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


p
b
b

p
t
K
s
r
b
t
a
r
H
i

f
u
z
n
f
d
l

f
w
P
Z
M
t
f

R
C
u
c
e
i
d
t
f
w
m

u
z
g
g
w
a

V
m
h
d

(C (D Viertens. Diese Einbindung stärkt die Akzeptanz von olitischen Gestaltungsprozessen. Auch falsche und uneliebte Entscheidungen bleiben für Jugendliche greifar. „Transparenz durch Beteiligung“ lautet das Motto. Die SPD-Fraktion hat schon in der letzten Legislatureriode – übrigens gemeinsam mit den Grünen – wichige Schritte in Richtung einer besseren Beteiligung von indern und Jugendlichen unternommen. Ein Kern tück ist der Nationale Aktionsplan „Für ein kindergeechtes Deutschland 2005–2010“. Dieser Aktionsplan efasst sich nicht nur inhaltlich mit einer stärkeren Beeiligung von Kindern und Jugendlichen, sondern er ist uch mit ihrer Hilfe erarbeitet worden. Das war eine ichtige Entscheidung und keine pure Symbolpolitik. ier geht es um die Lebenswelt der Kinder. Wir sind auf hre Kompetenzen angewiesen. Wir werden an den Forderungen des Aktionsplans esthalten und sie gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen nd ihren Verbänden umsetzen. Einen Zwischenbericht u den Umsetzungen hat das Bundesjugendministerium och für dieses Jahr angekündigt. Außerdem wird ebenalls in diesem Jahr ein Kongress stattfinden, der über ie Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendichen informieren soll. Seit Anfang dieses Jahres gibt es ein neues Programm ür mehr Jugendbeteiligung. Das Motto lautet: „Nur wer as macht, kann auch verändern.“ Im Rahmen dieses rogramms werden unterschiedliche Hilfen angeboten: um Beispiel bekommen Jugendliche in Workshops von edienprofis Tipps zur Umsetzung von eigenen Projek en. Hier lernen sie, ihre Meinungen und Interessen öfentlich bekannt zu machen. Ein besonders erfolgreiches Angebot, das schon im ahmen des Projekts P gefördert wurde, ist „Come in ontract“, zu Deutsch: Schließt einen Vertrag. Kinder nd Jugendliche schließen mit politisch Verantwortlihen auf unterschiedlichen Ebenen einen Vertrag. Das ist ine Idee, die viele Kolleginnen und Kollegen von uns in hren Wahlkreisen mit Kindern und Jugendlichen unbeingt einmal ausprobieren sollten. Vor allen Dingen sollen sie sich dann auch an die Vertragsinhalte gebunden ühlen. „Come in Contract“ ist ein voller Erfolg. Darum ird diese Aktion weitergeführt. Ich appelliere noch einal: Machen Sie ruhig mit! Wenn wir über die politische Beteiligung von Kindern nd Jugendlichen reden, reicht es nicht, allein Projekte u initiieren, sich dann zurückzuziehen und lediglich irendwelche Projektangebote zu machen. Jugendbeteiliung findet auch in einer anderen Form statt, beispielseise in den Jugendverbänden. Diese Arbeit müssen wir uch weiterhin intensiv unterstützen. Außerdem müssen wir eines immer wieder in den ordergrund rücken: Kinder und Jugendliche wollen und üssen ernst genommen werden. Sobald sie das Gefühl aben, sie seien nur schmückendes Beiwerk – so nach em Motto: Wir machen mal eine Jugendwahl, und ihr Sönke Rix könnt ein bisschen Parlament spielen –, haben wir sie spätestens dann, wenn sie merken, dass ihr Tun keinerlei Konsequenzen hat, als Partner verloren. Das darf nicht passieren. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(B)





(A) )


(B) )


Es gibt viele verschiedene Beispiele. Ich will einmal
ein Beispiel aus meiner Heimatstadt Eckernförde in
Schleswig-Holstein benennen. Dort gibt es das in
Schleswig-Holstein am längsten selbstverwaltete Ju-
gendzentrum. Es wird seit den wilden Zeiten von damals
autonom verwaltet. Bis heute ist es eines der Vorzeige-
projekte. Dort können Kinder und Jugendliche nicht nur
lernen, wie man mit dem Etat selbstständig umgeht, son-
dern sie können auch aktiv Einfluss auf die Programma-
tik und die Inhalte der Angebote dieses Jugendzentrums
nehmen.


(Ina Lenke [FDP]: Das kann man doch auch in Niedersachsen!)


– Ja, das kann man bestimmt auch in Niedersachsen ma-
chen. Ich wollte nur einmal ein schönes Beispiel nennen;
schließlich gibt es bestimmt noch Gegenden – das gilt
mit Sicherheit nicht für Ihren Wahlkreis –, in denen so
tolle Projekte noch nicht stattfinden. Wir sind aufgefor-
dert, Programme dieser Art mit zu initiieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


„Schön, dass wir mal darüber geredet haben“, das
reicht natürlich nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Das möchten wir verhindern. Wir müssen den Weg wei-
tergehen, den wir unter der rot-grünen Bundesregierung
eingeschlagen haben. Das führen wir nun mit einem an-
deren Koalitionspartner fort.

Wir werden auch weiterhin konkrete Ziele wie die
Herabsetzung des Wahlalters diskutieren. Wenn wir Kin-
der und Jugendliche für Politik begeistern, haben wir üb-
rigens auch eine Chance, gegen die grassierende Politik-
verdrossenheit anzugehen. Kinder und Jugendliche an
politischen Entscheidungen zu beteiligen, das schafft ein
neues Bewusstsein für Politik. Dazu sollten wir alle uns
aufgefordert fühlen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608906300

Das hat Wort nun Kollegin Diana Golze, Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608906400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen!

Politik für Kinder und Jugendliche kann nur wirk-
sam und glaubhaft sein, wenn sie eine Politik mit
ihnen ist.

D
d
G

j
s
I

v
g
n
g
l
W

S
t
b
l
d
d


a

D
d
s
d
e
m
d
e

u

J
M
b
b
A
t

l
t
A
K
v
p

(C (D as ist ein Satz aus dem heute zu debattierenden Antrag, er – so sollte man denken – in einer demokratischen esellschaft selbstverständlich ist. Einerseits wird also die Partizipation, die Teilhabe, unger Bürgerinnen und Bürger hochgehalten. Anderereits ist es dann aber leider zu oft so, dass vorhandene nstrumente sogar geschwächt werden. Einige Beispiele dafür, wie die elementarsten Rechte on Jugendlichen beschnitten werden, findet man ohne roße Mühe. Es ist ein Jahr her – daran muss hier erinert werden –, dass dieses Parlament erwerbslosen Juendlichen zwischen 18 und 25 Jahren eines der zentraen Selbstbestimmungsrechte genommen hat: die freie ahl der Wohnung. (Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das sind schon Heranwachsende, Frau Kollegin!)


(Beifall bei der LINKEN)


eitdem müssen diese Jugendlichen bis zum 25. Geburts-
ag als Teil der Bedarfsgemeinschaft im „Hotel Mama“
leiben. Es muss doch selbst Ihnen auffallen, wie lächer-
ich es diese Jugendlichen finden, wenn man ihnen erst
as Recht auf eine eigene Wohnung nimmt und ihnen
ann mehr Partizipation verspricht.


(Beifall bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Quatsch! So einen Unsinn habe ich lange nicht gehört!)


Ich glaube schon, dass Ihnen das nicht gefällt; es muss
ber trotzdem gesagt werden.

Weiter im Geschäftsbereich des Arbeitsministeriums.
ort sitzt eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe an der Mo-
ernisierung und Weiterentwicklung des Jugendarbeits-
chutzgesetzes. Je mehr von den Plänen nach außen
ringt, desto mehr wird deutlich: Diskutiert wird über
ine Schleifung der Schutzrechte. Auch hier frage ich
ich, was Jugendliche von Politikern denken, die erst

afür sorgen, dass sie vermehrt nachts und am Wochen-
nde arbeiten müssen,


(Ina Lenke [FDP]: Mehr arbeiten sowieso nicht!)


nd ihnen dann von mehr Partizipation erzählen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wechseln wir ins Bildungsministerium! Dort liegt seit
ahren der Entwurf für eine Verordnung auf Halde, die die

itbestimmungsmöglichkeiten für Jugendliche in außer-
etrieblichen Ausbildungseinrichtungen regeln soll. Das
etrifft nicht wenige. Das erkennen wir, wenn wir uns vor
ugen halten, dass im Osten der Republik auf jeden be-

rieblichen Ausbildungsplatz drei Bewerber kommen.

Apropos Ausbildung: Auch die Umlagefinanzierung
iegt auf Eis, und Jahr für Jahr schauen Sie zu, wie Zehn-
ausende Jugendliche zu Beginn ihres Arbeitslebens aufs
bstellgleis geschoben werden. Liebe Kolleginnen und
ollegen der Grünen, auch Sie haben in dieser Frage
ersagt; da nützen alle schönen Worte über mehr Partizi-
ation nichts.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Diana Golze
Ihr Antrag geht am Kern des Problems vorbei. Allein
schon die Tatsache, dass Sie der Kinder- und Jugend-
hilfe nur eine marginale Rolle einräumen, verrät, dass es
sich um eine Sonntagsrede in Drucksachenform handelt.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man zu Ihrem ja auch sagen!)


Gerade die Jugendhilfe – das ist einer der wichtigsten
Bausteine zur Realisierung von realer Kinder- und Ju-
gendpartizipation – wurde mit der Föderalismusreform
erheblich geschwächt. Die Linke sieht in einer offensi-
ven Förderung und sinnvollen Weiterentwicklung der
bewährten Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe eine
wirkliche Chance, die Mitsprache- und Entscheidungs-
möglichkeiten entscheidend zu stärken. Wenn Sie die
Shell-Studie schon zur Grundlage machen, dann sollten
Sie sie auch ernst nehmen und daraus die richtigen
Schlussfolgerungen ziehen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche ziehen Sie daraus?)


Stattdessen wirkt Ihr Antrag wie ein buntgemischter
Strauß kaum konkret unterlegter Maßnahmen. Statt die
vorhandenen Partizipationselemente – Vertretungen der
Schülerinnen und Schüler, Jugend- und Auszubildenden-
vertretungen, Jugendgemeinderäte und Jugendparla-
mente – zu stärken,


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht drin!)


statt hier endlich Vorschläge für bundesweit einheitliche
Regelungen zu machen, schmieden Sie neue, unausge-
gorene Pläne.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Beispiel?)


In Ihrem Konzept spielt die Frage nach der Existenz-
sicherung von Kindern und Jugendlichen überhaupt
keine Rolle. Das setzt Ihre Beteiligung an einer Hartz-
IV-Politik fort,


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir schreiben nicht in jeden Antrag was zur Arbeitsmarktreform!)


die die Kinder- und Jugendarmut massiv verschärft hat.


(Beifall bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Es lebe die Vereinfachung! – Sönke Rix [SPD]: Eben waren sich noch fast alle Fraktionen in vielen Fragen einig! – Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt vergleichen Sie Äpfel mit Birnen!)


Nur wenn sich die Forderungen junger Menschen
konkret und wiedererkennbar in der Politik widerspie-
geln, wird der Satz endlich mehr sein als nur eine hohle
Phrase:

Politik für Kinder und Jugendliche kann nur wirk-
sam und glaubhaft sein, wenn sie eine Politik mit
ihnen ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)


S

L
r
v
W
v
r
k
P

F
W
b
u
P
r
d
A
r
l
d
B
e

K
l

u
d
r
d
p
n
d
S
A
E
g
d
t

u
g
A
j
d
m

(C (D Ich erteile das Wort Kollegen Jürgen Kucharczyk, PD-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Jetzt kommt wieder Qualität in die Debatte!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608906500


Jürgen Kucharczyk (SPD):
Rede ID: ID1608906600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Her-
en! Mein Kollege Sönke Rix hat vorhin klargestellt: Der
on SPD-Fraktion und Bundesregierung eingeschlagene
eg ist richtig. Das kann ich nur unterstreichen. Der

orliegende Antrag der Opposition beschreibt unsere be-
eits in der vergangenen Legislaturperiode zustande ge-
ommenen Erfolge; hierbei verweise ich auf unser
rojekt P und die Projektreihe „Come in Contract“.

Des Weiteren und für mich unverständlich fordert die
raktion der Grünen eine generelle Absenkung des
ahlalters auf 16 Jahre. Diese Form der Partizipation

indet junge Menschen nicht in die aktive Mitgestaltung
nserer Gesellschaft ein und lindert erst recht nicht die
olitikverdrossenheit eines großen Teils der Bevölke-
ung über die Kommunalwahlen hinaus. Die Zahlen aus
en Bundesländern sprechen eine deutliche Sprache: Der
nteil 16- bis 18-Jähriger, die von einer Absenkung di-

ekt betroffen wären, liegt zwischen 2 und 4 Prozent. Ich
ehne eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre über
ie Kommunalwahl hinaus – also auch bei Landtags-,
undestags- und Europawahlen, wie die Bündnisgrünen
s fordern – ab.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Warum? Haben Sie Erfahrungen?)


inderrechte in die Verfassung zu schreiben, ist sicher-
ich der konsequentere und richtigere Weg.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gehört beides zusammen!)


Die politische Partizipation von Jugendlichen können
nd müssen wir auf vielfachen Wegen fördern, insbeson-
ere durch die Motivation zu aktiver Mitarbeit in unse-
en Kommunen. Mit Jugendstadträten, deren Stellung in
en städtischen Hauptsatzungen verankert wird, konnten
ositive Erfahrungen gemacht werden, wie ich aus mei-
er Heimatstadt Remscheid weiß. Ich unterstütze aus-
rücklich die bereits bestehenden Projekte unter der
chirmherrschaft des Familienministeriums, die sich im
ktionsprogramm für mehr Jugendbeteiligung bündeln.
s ist wichtig und richtig, dass bewährte Projekte weiter
efördert und neue initiiert werden. Denn es leuchtet ein,
en Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung innova-
iv und flexibel zu gestalten.

Mit dem Europäischen Pakt für die Jugend stellen wir
ns den Herausforderungen, die einer stärkeren Beteili-
ung der Jugendlichen unter anderem entgegenstehen.
ktives Staatsbürgertum und die soziale Entwicklung

unger Menschen in den Mitgliedstaaten unterstützen wir
urch gezielte Projekte: von kommunalen Jugendparla-
enten bis zum Europäischen Jugendforum, dem Dach-






(A) (C)



(B) )


Jürgen Kucharczyk

verband europäischer Jugendorganisationen. Damit in- Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:

vestieren wir nicht nur in die individuelle berufliche und
gesellschaftliche Zukunft der Jugend, sondern letztlich
in die Zukunft der gesamten europäischen Gemein-
schaft.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir können es uns
nicht leisten, dass Jugendliche beruflich oder sozial auf
der Strecke bleiben. Wir müssen die jungen Menschen
ernst nehmen, integrieren und ihnen Hilfestellung für ein
selbstständiges Leben geben. Dazu möchte ich ein er-
folgreiches Beispiel aus meinem Wahlkreis nennen: Die
Jugendhilfewerkstatt Solingen hat in den letzten 20 Jah-
ren über 500 Jugendlichen unterschiedlichster Nationali-
tät, die aus sozial benachteiligten Familien stammen,
eine berufliche und soziale Perspektive gegeben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zwei Drittel dieser jungen Frauen und Männer haben
mittlerweile ihr Leben selbst und eigenverantwortlich in
die Hand genommen. Einen ihrer größten Erfolge er-
zielte die Jugendhilfewerkstatt 1994. Sie entwickelte das
Solinger Mahnmal gegen Rechtsradikalismus und Aus-
länderfeindlichkeit, das weltweit Bedeutung erlangt hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich denke, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle
unterstützen das politische und soziale Engagement von
Kindern und Jugendlichen und wollen, dass sie die ak-
tive Beteiligung an der Demokratie und am Gemeinwe-
sen ernst nehmen. Soziale Verantwortung und Solidarität
mit Schwächeren entsteht durch Teilhabe und Bildung.
Wir müssen garantieren, dass alle Schüler einen Zugang
zu der Förderung bekommen, die sie benötigen, um sich
selbst aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Dazu gehö-
ren auch die genaue Betrachtung der Kritik des UN-Ge-
sandten Muñoz an unserem Bildungssystem und daraus
resultierend die Neugestaltung unseres bislang dreiglied-
rigen Schulsystems.

Den letzten Satz meiner Ausführungen möchte ich
insbesondere an unsere jungen Mitbürger richten: Nur
wer sich heute engagiert und für Freiheit, Solidarität und
Gerechtigkeit einsteht, ist morgen imstande, eine Stütze
der Gesellschaft zu sein und in einer solidarischen Ge-
sellschaft zu leben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1608906700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/3543 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

g
G
F

D
f
v
s

g
C

D
f
v
s

S

d

f

1)

2)

(D Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia Pieper, Uwe Barth, Patrick Meinhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Fusionsforschung zielgerichtet weiterführen – Deutschen Beitrag sichern – Drucksache 16/3650 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Haushaltsausschuss Folgende Kollegen haben ihre Reden zu Protokoll egeben: Axel Fischer rasedieck, Cornelia Pieper, Petra Sitte, Hans-Josef ell.1)


Ich kann damit die Aussprache schließen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/3650 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe nunmehr den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch, Karin
Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Verzicht der Bundesregierung auf Einnahmen
aus Sponsoring
– Drucksache 16/4488 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Folgende Kollegen haben ihre Reden zu Protokoll ge-
eben: Christoph Bergner, Petra Merkel (Berlin),
laudia Winterstein, Gesine Lötzsch, Anja Hajduk.2)

Damit kann ich auch diese Aussprache schließen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/4488 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
chluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 28. März 2007, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein
reundliches Wochenende.