Protokoll:
16085

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 85

  • date_rangeDatum: 8. März 2007

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:33 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/85 Wahl des Abgeordneten Michael Stübgen als stellvertretendes Mitglied im Parlamentari- schen Beirat der „Stiftung für das sorbi- sche Volk“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 5 b und 15 Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Fraktio- nen der CDU/CSU und der SPD: UN-Re- Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Gleichstel- lungsgebot des Grundgesetzes auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen (Drucksachen 16/712, 16/832, 16/833, 16/4524) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Erster Erfahrungsbericht der Bundes- regierung zum Bundesgleichstellungs- gesetz (Berichtszeitraum 1. Juli 2001 bis 30. Juni 2004) (Drucksache 16/3776) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: 8495 C 8495 D 8497 A 8497 A 8497 B 8497 D Deutscher B Stenografisch 85. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Grotthaus . . . . . . . . . . . . . . Wahl des Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert und der Abgeordneten Dr. h. c. Wolfgang Thierse und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als ordentliche Mitglieder in den Stiftungsrat der Kultur- stiftung des Bundes und der Abgeordneten Hartmut Koschyk, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) und Monika Griefahn als stell- vertretende Mitglieder in den Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes . . . . . . . . . . Benennung des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) als Vertreter des Deut- schen Bundestages im Präsidium der Film- förderungsanstalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b 8495 B 8495 B 8495 C solution 1325 – Frauen, Frieden und Sicherheit – konsequent umsetzen (Drucksachen 16/3501, 16/4499) . . . . . . . 8497 C undestag er Bericht ung en 8. März 2007 t : ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Renate Künast, Matthias Berninger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Gleichstellung auf dem Arbeits- markt verwirklichen – Innovations- hemmnis Männerdominanz beenden – zu dem Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Sibylle Laurischk, Miriam Gruß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Frauenpolitik – Gesellschaftlicher Erfolgsfaktor – zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Dr. Lothar Bisky, Diana Antrag der Abgeordneten Dr. Eva Möllring, Ursula Heinen, Rita Pawelski, weiterer Abge- II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 ordneter und der Fraktion der CDU/CSU so- wie der Abgeordneten Christel Humme, Ingrid Arndt-Brauer, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Chancen von Frauen auf dem Arbeits- markt stärken (Drucksache 16/4558) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Kerstin Müller (Köln), Winfried Nachtwei, Irmingard Schewe-Gerigk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: UN-Resolution 1325 – Frauen, Frieden und Sicherheit – Nationaler Ak- tionsplan zur strategischen Umsetzung (Drucksache 16/4555) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Möllring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan, Hans- Michael Goldmann, Dr. Edmund Peter Geisen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Gentechnikgesetzes (Drucksache 16/4143) . . . . . . . . . . . . . . . . b c i Z B s § a T g ( D D D U U D C R E E B P D 8498 A 8498 B 8498 B 8499 D 8500 B 8501 C 8503 A 8504 C 8505 D 8506 B 8507 D 8509 A 8510 A 8511 A 8512 B 8513 B 8514 C 8516 A 8517 B 8518 D ) Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Bärbel Höhn, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Schutz von Mensch und Umwelt bei Freisetzungsexperimenten gewährleis- ten (Drucksache 16/4556) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Cornelia Behm, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Bei gentechnisch veränderten Pflanzen na- tionales Recht auf Einfuhrverbote und Schutzmaßnahmen nutzen (Drucksachen 16/1176, 16/4574) . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 4: ericht des Ausschusses für Bildung, For- chung und Technikfolgenabschätzung gemäß 56 a der Geschäftsordnung: Technikfolgen- bschätzung (TA) A-Projekt: Grüne Gentechnik – trans- ene Pflanzen der 2. und 3. Generation Drucksache 16/1211) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . r. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . r. Max Lehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . 8518 D 8519 A 8519 A 8519 B 8521 C 8523 B 8524 A 8525 B 8527 B 8527 C 8529 B 8532 B 8533 B 8534 B 8535 D 8536 D 8538 B 8539 C 8541 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 III Tagesordnungspunkt 27: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu der Akte vom 29. November 2000 zur Revision des Übereinkommens vom 5. Oktober 1973 über die Erteilung eu- ropäischer Patente (Europäisches Pa- tentübereinkommen) (Drucksache 16/4375) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung der Akte vom 29. November 2000 zur Revision des Übereinkommens über die Erteilung europäischer Patente (Drucksache 16/4382) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 25. Juni 2003 zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Ame- rika über Auslieferung, zu dem Abkom- men vom 25. Juni 2003 zwischen der Europäischen Union und den Vereinig- ten Staaten von Amerika über Rechts- hilfe, zu dem Vertrag vom 14. Oktober 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staa- ten von Amerika über die Rechtshilfe in Strafsachen, zu dem Zweiten Zusatz- vertrag vom 18. April 2006 zum Auslie- ferungsvertrag zwischen der Bundes- republik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika sowie zu dem Zusatzvertrag vom 18. April 2006 zum Vertrag zwischen der Bun- desrepublik Deutschland und den Ver- einigten Staaten von Amerika über die Rechtshilfe in Strafsachen (Drucksache 16/4377) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung medizinprodukte- rechtlicher und anderer Vorschriften (Drucksache 16/4455) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Erste Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Nešković, Sevim Dağdelen, Dr. Lothar Bisky, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der LINKEN eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz der Pressefreiheit (Drucksache 16/4539) . . . . . . . . . . . . . . . . f) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Für die Verurteilung des Systems der Laogai-Lager in China (Drucksache 16/4559) . . . . . . . . . . . . . . . . T A ( A F e d t ( Z a b c d T a B s 1 t ( 1 1 Z A n 8542 D 8543 A 8543 A 8543 B 8543 B 8543 C agesordnungspunkt 16: ntrag der Abgeordneten Hans-Joachim Otto Frankfurt), Christoph Waitz, Jens ckermann, weiterer Abgeordneter und der raktion der FDP: Spenden- und Sponsoring- innahmen nicht von staatlichen Zuwen- ungen abziehen – Eigeninitiative von Kul- ureinrichtungen fördern statt bestrafen Drucksache 16/3353) . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 5: ) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD: Schienenlärm ursächlich be- kämpfen (Drucksache 16/4562) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dorothee Bär, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Peter Albach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Jörg Tauss, Martin Dörmann, Christoph Pries, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Weiterent- wicklung des Adressraums im Internet (Drucksache 16/4564) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Monika Grütters, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Den Hoch- schulpakt erfolgreich umsetzen (Drucksache 16/4563) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Michael Kauch, Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Gesundheitsschutz durch Schädlingsbekämpfung mit Chemika- lien erhalten – Biozid-Richtlinie büro- kratievermeidend überarbeiten (Drucksache 16/4183) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 28: ) – j) eschlussempfehlungen des Petitionsaus- chusses: Sammelübersichten 180, 181, 182, 83, 184, 185, 186, 187, 188, und 189 zu Pe- itionen Drucksachen 16/4432, 16/4433, 16/4434, 6/4435, 16/4436, 16/4437, 16/4438, 16/4439, 6/4440(neu), 16/4441) . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 6: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- en der CDU/CSU und der SPD: Airbusre- 8543 C 8543 C 8543 D 8543 D 8544 A 8544 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 strukturierung – Kernkompetenzen und Zukunftstechnologien in Deutschland er- halten und ausbauen Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Walter Hirche, Minister (Niedersachsen) . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Peter Hintze, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ditmar Staffelt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Krogmann (CDU/CSU) . . . . . . . Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Antrag der Abgeordneten Laurenz Meyer (Hamm), Eckhardt Rehberg, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel, Garrelt Duin, Dr. Rainer Wend, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken (Drucksache 16/4423) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung zu dem Antrag der Abgeord- neten Rainder Steenblock, Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Um- weltfreundliche Stromversorgung von Schiffen in Häfen unterstützen (Drucksachen 16/2791, 16/4457) . . . . . . . Dagmar Wöhrl, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Margrit Wetzel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T a b c d D G R U B T Z d D g ( J H G 8545 B 8546 C 8548 A 8549 B 8550 B 8552 A 8553 B 8554 B 8555 A 8556 A 8557 A 8558 A 8558 B 8558 C 8559 D 8561 B 8562 D 8564 B 8565 D 8566 D 8568 B 8569 B agesordnungspunkt 6: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Kurt Hill, Eva Bulling-Schröter, Lutz Heilmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Strom- und Gasnetze in die öffentliche Hand (Drucksachen 16/2678, 16/3357) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Herbert Schui, Hans-Kurt Hill, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Regelmä- ßige technische Überprüfung der Stromnetze (Drucksachen 16/1447, 16/3249) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Gudrun Kopp, Martin Zeil, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mehr Wettbewerb für die deutschen und europäischen Energiemärkte – Eu- ropäischen Impuls aufnehmen (Drucksache 16/4187) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Dr. Thea Dückert, Hans-Josef Fell, Kerstin Andreae und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Wett- bewerb auf den Energiemärkten stär- ken, eigentumsrechtliche Entflechtung der Transportnetze umsetzen und Mög- lichkeiten zur Entflechtung bei markt- beherrschenden Stellungen schaffen (Drucksache 16/4557) . . . . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . udrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . lla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines ritten Gesetzes zur Änderung des Wein- esetzes Drucksachen 16/3226, 16/4209(neu)) . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Julia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8570 B 8570 B 8570 C 8570 C 8570 D 8572 B 8573 A 8574 C 8575 C 8575 D 8577 A 8577 B 8579 B 8579 D 8580 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 V Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: a) Antrag der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Cornelia Behm, Winfried Hermann, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ein- führung eines Erneuerbare Energien Wärmegesetzes – EEW (Drucksache 16/3826) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Ab- geordneten Dr. Reinhard Loske, Hans- Josef Fell, Sylvia Kotting-Uhl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Für eine sichere Energieversorgung im 21. Jahrhundert – Energieeinsparung und erneuerbare Energien statt Öl, Atom und Kohle (Drucksachen 16/579, 16/1015) . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Hans-Josef Fell, Cornelia Behm, Dr. Reinhard Loske, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Biogaseinspei- sungsstrategie entwickeln und Biogas- einspeisungsgesetz vorlegen (Drucksachen 16/582, 16/4118) . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Peter Götz, Dr. Joachim Pfeiffer, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ernst Kranz, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Bericht über die Wohnungs- und Immobili- enwirtschaft in Deutschland (Drucksache 16/4570) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Kranz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J P H P T B a – – ( B G D P S T A K g V w t u ( K K K K H R M 8582 C 8583 B 8584 A 8584 B 8584 B 8584 C 8585 C 8587 A 8588 A 8589 D 8590 D 8592 A 8592 A oachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . eter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . eidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Marlies Volkmer (SPD) . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: eschlussempfehlung und Bericht des Innen- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Gisela Piltz, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Der Informationsfreiheit durch transparente und niedrige Ge- bühren zum Durchbruch verhelfen zu dem Antrag der Abgeordneten Silke Stokar von Neuforn, Grietje Bettin, Volker Beck (Köln) und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Bürger- freundliche Kostenregelung für das In- formationsfreiheitsgesetz Drucksachen 16/659, 16/580, 16/2161) . . . . eatrix Philipp (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Bürsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Katja Kipping, laus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Ab- eordneter und der Fraktion der LINKEN: erdeckte Armut bekämpfen – Rechte ahrnehmen, unabhängige Sozialbera- ung ausweiten und Selbsthilfeinitiativen nterstützen Drucksache 16/3908) . . . . . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . arl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . arl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . olf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8593 C 8594 C 8596 A 8596 D 8597 A 8597 D 8598 D 8599 B 8600 C 8601 D 8602 C 8603 B 8604 A 8604 B 8605 B 8607 B 8607 C 8608 A 8609 A 8610 D VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Bärbel Höhn, Birgitt Bender, Ulrike Höfken, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Rauchverbot im Deutschen Bundestag umsetzen (Drucksache 16/4400) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Ernstberger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Margrit Spielmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Burkhardt Müller-Sönksen, Florian Toncar, Dr. Werner Hoyer, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechte in Usbekistan einfordern (Drucksachen 16/225, 16/1222) . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Men- schenrechte in Usbekistan einfordern (Drucksachen 16/1975, 16/4245) . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 14: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abge- ordneten Heike Hänsel, Hüseyin-Kenan Aydin, Monika Knoche, weiterer Abgeordne- t S c ( T a b i Z A G A t r m ( T a b 8611 D 8612 A 8612 D 8614 B 8615 B 8616 D 8617 C 8618 C 8618 C 8618 D 8619 D 8621 A 8622 D 8623 B 8623 D 8625 A 8625 B er und der Fraktion der LINKEN: Illegitime chulden von Entwicklungsländern strei- hen Drucksachen 16/3618, 16/4314) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 12: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz zu dem An- trag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Bärbel Höhn, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ver- braucherinformationsgesetz nachbes- sern und das Lebensmittel-Kontrollsys- tem neu ordnen (Drucksachen 16/2656, 16/4575) . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Gesine Lötzsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Zweite Chance nutzen – Das Recht auf Verbraucherin- formation grundlegend neu gestalten (Drucksache 16/4544) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8: ntrag der Abgeordneten Hans-Michael oldmann, Jens Ackermann, Dr. Karl ddicks, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der FDP: Verbraucherinformations- echte stärken – Neues Verbraucherinfor- ationsgesetz zügig vorlegen Drucksache 16/4447) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Dr. Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Nach dem Wiener Gipfel – die Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika solidarisch gestalten (Drucksachen 16/2602, 16/4541) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Heike Hänsel, Michael Leutert, Dr. Diether Dehm, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Für einen europäischen zivi- len Friedensdienst (Drucksachen 16/3620, 16/4540) . . . . . . . 8626 C 8626 D 8627 A 8627 A 8627 B 8627 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 VII Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Silke Stokar von Neuforn, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Europäische Datenschutzstandards bei der Weitergabe von Fluggastdaten (PNR) an die USA sicherstellen (Drucksache 16/4445) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Innen- ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Gisela Piltz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Konse- quenzen ziehen aus dem Urteil des Europäi- schen Gerichtshofes vom 30. Mai 2006 zur Weitergabe europäischer Fluggastdaten an die Vereinigten Staaten von Amerika (Drucksachen 16/1876, 16/2962) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Stärkung des Daten- und Rechtsschutzes bei der Weitergabe von Fluggastdaten an die USA (Drucksache 16/4577) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Technologie – zu dem Antrag der Abgeordneten Hüseyin-Kenan Aydin, Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Keine Hermes-Bürgschaft für das Ilisu-Stau- dammprojekt – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Reinhard Loske, Ute Koczy, Thilo Hoppe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Keine Hermes-Bürgschaft für den Ilisu-Staudamm in der Türkei (Drucksachen 16/2995, 16/2626, 16/3583) . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A Z d w ( D D H H T A Z – – – ( g M E W H K U A Z d – – ( A D 8628 A 8628 A 8628 B 8628 C 8629 C nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Berichts: Illegitime Schulden von Ent- icklungsländern streichen Tagesordnungspunkt 14) r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Bericht: Verbraucherinformationsgesetz nachbessern und das Lebensmittel-Kon- trollsystem neu ordnen Antrag: Zweite Chance nutzen – Das Recht auf Verbraucherinformation grund- legend neu gestalten Antrag: Verbraucherinformationsrechte stärken – Neues Verbraucherinformations- gesetz zügig vorlegen Tagesordnungspunkt 12 a und b, Zusatzta- esordnungspunkt 8) arlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . arin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Berichte: Nach dem Wiener Gipfel – die Beziehun- gen zwischen der EU und Lateinamerika solidarisch gestalten Für einen europäischen zivilen Friedens- dienst Tagesordnungspunkt 17 a und b) nette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 8631 A 8631 D 8632 D 8634 A 8635 A 8635 D 8636 D 8638 B 8639 B 8639 D 8641 A 8641 D 8642 D 8644 C VIII Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 Andreas Weigel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Europäische Datenschutzstan- dards bei der Weitergabe von Fluggastda- ten (PNR) an die USA sicherstellen – Bericht: Konsequenzen ziehen aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 30. Mai 2006 zur Weitergabe europäi- scher Fluggastdaten an die Vereinigten Staaten von Amerika – Antrag: Stärkung des Daten- und Rechts- schutzes bei der Weitergabe von Fluggast- daten an die USA (Tagesordnungspunkt 18, Zusatztagesord- nungspunkte 9 und 10) Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Keine Hermes-Bürgschaft für das Ilisu- Staudammprojekt – Keine Hermes-Bürgschaft für den Ilisu- Staudamm in der Türkei (Tagesordnungspunkt 19 ) Bernward Müller (Gera) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8645 D 8646 C 8647 C 8648 C 8649 C 8650 B 8650 D 8652 A 8652 D 8654 A 8655 B 8656 A 8657 C 8658 B 8658 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8495 (A) ) (B) ) 85. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8631 (A) ) (B) ) Falle der Bundesrepublik nichts Illegitimes finden, handelt. Ausnahmen sind nur mit Regierungsbeschluss zu erreichen, wenn ein besonderes außen- oder sicherheits- politisches Interesse besteht. Also: In der Sphäre des Kreditgebers werden Sie im Steinbach, Erika CDU/CSU 08.03.2007 Strothmann, Lena CDU/CSU 08.03.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt A P i r g w w i l k d g S d m S k a d lä d s Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Akgün, Lale SPD 08.03.2007 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 08.03.2007 Blumenthal, Antje CDU/CSU 08.03.2007 Blumentritt, Volker SPD 08.03.2007 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.03.2007 Flach, Ulrike FDP 08.03.2007 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 08.03.2007 Friedhoff, Paul K. FDP 08.03.2007 Gehring, Kai BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.03.2007 Gloser, Günter SPD 08.03.2007 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 08.03.2007 Hilsberg, Stephan SPD 08.03.2007 Kasparick, Ulrich SPD 08.03.2007 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 08.03.2007 Leibrecht, Harald FDP 08.03.2007 Leutert, Michael DIE LINKE 08.03.2007 Lopez, Helga SPD 08.03.2007 Merten, Ulrike SPD 08.03.2007 Müntefering, Franz SPD 08.03.2007 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 08.03.2007 Dr. Schmidt, Frank SPD 08.03.2007 Seehofer, Horst CDU/CSU 08.03.2007 T W W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Berichts: Illegitime Schulden von Entwicklungsländern streichen (Tagesord- nungspunkt 14) Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU): Ich hatte vor der olitik eine Profession, die genauso schlecht angesehen st wie die des Abgeordneten und dies genauso zu Un- echt: ich war Banker. Aus Sicht des Bankfachmannes ilt: Es gibt keine illegitimen Kredite. Ein Kreditverzicht ird in der Bank nur diskutiert, wenn er dem Schuldner ieder auf die Beine hilft. Ein Kreditverzicht einer Bank st dabei immer an Bedingungen geknüpft. Unsere Kol- egen der Linken werden es vermutlich als alte Berufs- rankheit verteufeln: Ich kann nicht erkennen, warum iese Bankgrundsätze beim Thema Schuldenverzicht ge- enüber Entwicklungsländern keine Rolle spielen sollten. Also zu der von Ihnen behaupteten Illegitimität von chulden: Als Banker und als Politiker würde ich hier ifferenzieren. Wenn Sie von Illegitimität sprechen, üssten Sie sich auf die Sphäre des Kreditgebers beziehen. ie hätten Recht, wenn wir beispielsweise Rüstungs- redite an totalitäre Regime vergeben würden. Sie wollen ber das doch nicht im Ernst behaupten? In Deutschland sind Rüstungsexporte abhängig von er Menschenrechtssituation in den jeweiligen Empfänger- ndern. Rüstungsgeschäfte werden in aller Regel nur ann durch Hermesbürgschaften abgesichert, wenn es ich bei dem Exportland um ein NATO-Mitgliedsland euchner, Jella SPD 08.03.2007 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 08.03.2007 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 08.03.2007 olf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.03.2007 underlich, Jörn DIE LINKE 08.03.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 8632 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) schließlich sind wir ein Rechtsstaat. Damit vergeben wir ex definitione aber auch faktisch keine illegitimen Kredite. Auf die Sphäre des Kreditnehmers kann es bei der Beurteilung einer angeblichen Illegitimität eines Kredits nicht ankommen. Wenn die Verwendung illegitim ist, ist dann der Kredit illegitim? Der Kreditgeber hat nur beschränkten Einfluss auf die Mittelverwendung. Wo kommen wir denn da hin, wenn der Kreditgeber plötzlich für die Zweckentfremdung der gewährten Mittel finanziell geradestehen soll? Selbst die Weltbank würde unter diesen Umständen keine Kredite mehr vergeben können. Entsprechend setzt die Weltbank nicht mehr auf diktierte Strukturanpassungs- maßnahmen, sondern versucht den Entwicklungsländern auch eigenen Handlungsspielraum zu lassen. Sie fordern, jegliche vom Empfänger zweckentfremdete Schulden zu streichen. Nicht nur einem Banker, sondern auch jedem Entwicklungspolitiker sollten sich bei dieser Forderung die Nackenhaare aufstellen. Haben Sie sich überlegt, welches Signal Sie auf diese Weise an die Ent- wicklungsländer geben? Kredite aufzunehmen und mit den Geldern unverantwortlich umzugehen, wird mit Schuldenerlass belohnt, während Schulden für seriöse Entwicklungsprojekte mühsam abzustottern sind. Nicht zu vergessen ist auch das Signal an die deutschen Steuerzahler. Schon Horst Köhler hat auf seiner ersten Afrikareise im Dezember 2004 festgestellt, dass die Bereit- schaft der Steuerzahler, sich stärker in der Entwicklungs- zusammenarbeit zu engagieren, auch davon abhängig ist, dass sie wissen, dass ihr Geld gut angelegt und nicht zweckentfremdet wird. Nun hab ich einleitend gesagt, dass ein Banker Kredite nie vorbehalt- und bedingungslos streicht. Auch hier sollten wir uns politisch ein Beispiel nehmen: Denn es herrscht bestimmt Konsens darüber, dass niemand aus purem Gutmenschentum Schulden erlässt. Vielmehr sind die Verhandlungen zum Schuldenerlass ein willkommenes Mittel, in die Politikgestaltung der betroffenen Länder auf positive Weise Einfluss zu nehmen. Von entscheidender Bedeutung für die nachhaltige Wirksamkeit eines Schuldenerlasses ist es, dass die frei gewordenen Gelder in öffentliche Sektoren investiert werden. Besonders den Investitionen in Infrastrukturpro- jekte und Maßnahmen zur Etablierung von guter Regie- rungsführung kommt hierbei eine große Bedeutsamkeit zu. Um die wirtschaftliche Aktivität in den betroffenen Ländern zu steigern, müssen für Investoren glaubwürdige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Statt pauschal auf Schuldenbegleichung zu verzichten, sollte also jeder Kreditverzicht in Einzelfällen beschlossen werden und immer auch an Konditionen geknüpft sein, die im Zweifel bilateral zu verhandeln sind. Während dieses Verhandlungsprozesses kann man immer noch überlegen, ob man – im Sinne des vorliegen- den Antrags – Länder mit einem Schuldenerlass belohnen möchte, die ihre Gelder für fragwürdige Zwecke verwandt haben. Allerdings erlaube ich mir in diesem Zusammenhang noch eine Frage: Was glauben Sie, wofür dieser unvermutete konditionslose Spielraum mit großer W d R w u E g K z d z w t S – l s z O B s A l d m m w n s u A d U d S V h D w W m f E d i S d M v (C (D ahrscheinlichkeit verwendet würde? Dazu, Löcher in en Staatshaushalten zu stopfen? Vielleicht sogar für üstungsgeschäfte? In jedem Fall würde man die Miss- irtschaft von ineffizienten Regierungen finanzieren nd moralisch aufwerten. Lassen Sie mich meinen Standpunkt zusammenfassen: rstens. Kredite sind immer legitim, solange sie nach eltendem Gesetz abgeschlossen wurden. Zweitens. reditgeber können für zweckentfremdete Gelder nicht ur Verantwortung gezogen werden. Drittens. Weder der eutsche noch der europäische Steuerzahler kann für weckentfremdete Gelder in die Pflicht genommen erden. Viertens. Schuldenerlass muss immer an Kondi- ionen geknüpft sein. Fünftens. Die Konditionen für den chuldenerlass müssen zum Ziel haben, Missstände wirtschaftliche wie auch politische – in den Schuldner- ändern zu beseitigen und positive Entwicklungen zu tützen. Aus diesem Fazit ergibt sich auch mein Standpunkt ur Anrechenbarkeit solcherart Schuldenerlässe auf die DA-Quote. Denn sie leisten nicht nur einen finanziellen eitrag zur Entwicklung des betroffenen Landes, sondern ind ebenfalls mit einem enormen Beratungs- und bstimmungsaufwand verbunden. Sie sind Entwick- ungshilfe, solange wie wir uns nicht so verhalten, wie es ie versammelte Linke hier von uns fordert. In diesem Sinne kann es von der Union keine Zustim- ung für diesem Antrag geben. Dr. Bärbel Kofler (SPD): Kein Zweifel besteht für ich darin, dass es Schulden gibt, die politischer Verant- ortung unterliegen, daher wollen wir sie auch finanziell icht rückerstattet haben. Nun aber einfach zu sagen, wir treichen alle Schulden der Vergangenheit, entschuldigen ns und lassen die Länder dann allein mit der großen ufgabe der Armutsbekämpfung fertigwerden, ist aller- ings unserer Ansicht nach auch zu wenig. Schuldenstreichen alleine ist noch kein Lösungsansatz. nser Ansatz ist ein Schuldenerlass, der hilft, die Armut er verschuldeten Entwicklungsländer zu reduzieren. chuldenerlass ist für uns eine entwicklungspolitische erantwortung, eine Arbeit, die differenzierter und nach- altiger Konzepte bedarf. Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen der Fraktion ie Linke, machen Sie es sich zu einfach und greifen ie so oft zu kurz. Schuldenstreichen als eine politische ohlfühlgeste ist aber noch keine Lösung für unser ge- einsames Ziel, die Armut weltweit wirksam zu bekämp- en. HIPC und MDRI: Seit 1999 hat sich Deutschland in rgänzung zu den klassischen Schuldenerleichterungen es Pariser Clubs an zwei Entschuldungsinitiativen ntensivst beteiligt, über die erstmalig auch multilaterale chulden erlassen werden können: HIPC – Heavily In- ebted Poor Countries Initiative – und darauf aufbauend DRI – Multilateral Debt Relief Initiative. Aufzählung erlassfähiger Schulden: Die Kategorien on Schulden, die über die HIPC-Initiativen erlassen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8633 (A) ) (B) ) werden können, sind zahlreich: Schulden aus auf die Regierung übergegangenen Handelsforderungen, die im Rahmen des Pariser Clubs verhandelt werden; Schulden aus der Entwicklungszusammenarbeit; Schulden gegen- über privaten Gläubigern und Regierungen außerhalb des Pariser Clubs; Schulden gegenüber der Weltbank, dem IWF, den regionalen Entwicklungsbanken und einer Vielzahl kleiner, subregionaler multilateraler Gläubiger. Die multilaterale Schuldenerlassinitiative MDRI, die 2005 beim G-8-Gipfel in Gleneagles auf den Weg gebracht wurde, sieht zusätzlich zu HIPC den 100-prozentigen Erlass der verbleibenden erlassfähigen multilateralen Schulden beim Währungsfond, der Weltbanktochter IDA – International Development Association – und dem Afrikanischen Entwicklungsfond – AfDf – vor. Ich zähle die erlassfähigen Schulden hier nochmals ausdrücklich auf, damit klar wird, wie umfassend, aber auch konkret der Schuldenerlass der Bundesregierung ist. Im Antrag der Linken sehe ich dazu keine belastbare Aussage. Sie behelfen sich mit einem Zitat aus der „taz“, das erwähnt, es gäbe auch in Deutschland Hermesbürg- schaften und Kredite der KfW, die erlassen werden sollten. Hätten Sie sich die Mühe gemacht, die erlassfähigen Schulden der Initiativen HIPC und MDRI zu betrachten, wäre Ihnen aufgefallen, dass die von der „taz“ benannten Schulden im Rahmen dieser beiden Initiativen erlassfähig sind. Schuldenerlass als Instrument der EZ: Ich finde es be- sonders wichtig, dass nicht nur Schulden aus der Ent- wicklungszusammenarbeit, sondern gerade auch Schulden, die gegenüber der Weltbank gemacht wurden oder die aus Exportgeschäften herrühren, im Rahmen der Schulden- erlassinitiativen zu einem Instrument der Entwicklungs- politik werden. Die politische Entscheidung der Bundesregierung, Schulden nicht als rein rechtliche Ansprüche zu definieren und durchzusetzen, koste es, was es wolle, sondern ent- wicklungspolitisch mit Schuldansprüchen umzugehen und einen entwicklungspolitisch wertvollen Erlass anzu- streben, das ist die richtige politische Antwort auf die Schuldenspirale, in denen sich einige der ärmsten Entwick- lungsländer gefangen sahen. Kernelemente der Entschuldungsinitiativen: Kern- element der HIPC-Initiative ist eine Verknüpfung von Entschuldung, Armutsbekämpfung und politischen Re- formen. Staaten, die von der HIPC-Initiative profitieren kön- nen, haben ein Pro-Kopf-Einkommen von unter 895 US- Dollar pro Jahr. Es handelt sich somit um die ärmsten Entwicklungsländer, die auch nach Anwendung bisheriger Schuldenerleichterungen eine außerordentlich hohe Ver- schuldung aufweisen. Weitere Voraussetzungen zur Teilnahme an der HIPC- Initiative sind der Nachweis wirtschaftspolitischer Re- formen und dauerhafte Armutsbekämpfung. Entschuldung ist ein wichtiger Schritt, um hoch ver- schuldeten armen Ländern zusätzliche finanzielle Spiel- räume für deren Entwicklung zu schaffen. Aber ohne e z n g E l s i d e L v a r d K w S d Ü h w D w d d s d d E s g n d d d w Z e u E u s E v b f s d d d s M e d (C (D ine wirtschaftspolitische Reform und ohne Armutsredu- ierungsstrategie droht ein entschuldetes Land durch eue Kreditaufnahmen erneut in eine Schuldenspirale zu eraten. Ohne eine wirtschaftliche Dynamisierung der ntwicklungsländer sind die Armutsprobleme daher angfristig nicht zu lösen. Wachstumsimpulse sind zu- ätzlich nötig. Die Kriterien, an denen die HIPC-Länder hre Armutsreduzierungsstrategien ausrichten, beför- ern den Aufbau von sozialen Strukturen eines Landes benso wie den Aufbau von wirtschaftlichen Strukturen. angfristig ist es Ziel dieser Länder, die Armut ihrer Be- ölkerung zu lindern, aber auch sich international wieder ls glaubwürdiger Kreditnehmer zu etablieren. Aktuelle Kriterien für Kreditvergaben der Bundes- egierung: Die Bundesregierung hat als Geber gegenüber er Weltbank erfolgreich darauf gedrungen, dass die reditvergabe und die Kreditaufnahmekriterien verbessert erden. IWF und Weltbank haben ein Rahmenwerk zur chuldentragfähigkeit entwickelt, was durch Stärkung er Transparenz bei der Verwendung der Kredite eine berschuldung von Niedrigeinkommensländern zu ver- indern sucht. Das Thema „Good Financial Governance“ ird auch im Rahmen des G-7/G-8-Prozesses diskutiert. en Entschluss der Bundesregierung, das Thema „Verant- ortungsvolle Kreditvergabe und Aufnahme“ in der Arbeit er Ministerien zu verfestigen, inklusive der vom BMZ azu veranstalteten Expertenworkshops, begrüße ich ehr. Das ist ein guter Weg. Kredite aus der Entwicklungszusammenarbeit, geleistet urch die KfW-Entwicklungsbank, waren und sind immer em Grundprinzip der ökologischen und nachhaltigen ntwicklung verpflichtet gewesen, und natürlich chließt das rüstungsrelevante Projekte aus. Aber auch Exportkreditgarantien des Bundes, so- enannte Hermesdeckungen, werden nur auf Antrag und ach sorgfältiger Prüfung übernommen. Dabei wird auch ie außen-, entwicklungs- und strukturpolitische Bedeutung es Exportgeschäfts erwogen. Seit 2004 sind Kriterien zur Förderungswürdigkeit urch die OECD-Umweltleitlinien schriftlich festgelegt orden. An dem Niveau dieser Standards ist auch in ukunft zu arbeiten. Die Mitgliedstaaten der EU sollten ine Außenwirtschaftspolitik betreiben, die sich Umwelt- nd Sozialstandards verpflichtet sieht und diese mit xportgeschäften „exportiert“. Von diesem Kurs sollte ns auch ein Standarddumping anderer Länder wie bei- pielsweise China nicht abbringen lassen. Anrechnungsfähigkeit auf die ODA-Quote: Wenn ntschuldung nicht nur ein Schuldenstreichen ist, sondern ielmehr ein Schuldenerlasskonzept, das Armuts- ekämpfungsstrategien der ärmsten Länder dieser Welt inanziert, wenn wir diese Strategien und Reformen zu- ätzlich durch sich ergänzende Projekte befördern, so ist er Schuldenerlass gleich einer Budgethilfe ein Instrument er Entwicklungszusammenarbeit und dient dem Ziel er Halbierung der weltweiten Armut. Selbstverständlich ollten dann Schuldenerlassinitiativen wie HIPC und DRI ODA-anrechnungsfähig sein. Ich darf zudem daran rinnern, dass nicht die Bundesregierung bestimmt, was er nationalen ODA-Quote angerechnet wird, sondern 8634 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) dass diese Entscheidung bei der OECD liegt. Es gibt für die Anrechnung von Entschuldungen auf die ODA- Quote klar definierte Kriterien, die, auch wenn der An- trag der Linken einen anderen Eindruck zu erwecken sucht, die Anrechnung aller bisherigen Entschuldungen durch die Bundesregierung zuließen. Der Antrag der Linken bietet kein tragfähiges Konzept zur Entschuldung an. Er verliert sich in pauschalen For- derungen, mit denen das Ziel einer Armutsreduzierung nicht zu erreichen ist. Hellmut Königshaus (FDP): Der Antrag der Linken spricht auf gerade einmal einer Seite eines der wichtigsten Themen der Finanzierung der Entwicklungszusammen- arbeit an. Von der Frage der Schuldenerlasse, der Anrechnung auf die ODA-Quote bis hin zur Behandlung von sogenannten illegitimen Schulden wird ein Rundum- schlag durch das sehr anspruchsvolle Thema der Entschuldung gemacht. Sie selber fordern in Ihrem Antrag zu Recht eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema. Das, was Sie hier in Ihrem Antrag vorlegen, wird dem Thema aber wirklich nicht gerecht! Deutschland ist einer der größten Gläubiger der von der HIPC-Initiative betroffenen Staaten und als Mitglied des Pariser Clubs und der G-8-Staaten sehr stark in die verschiedenen Entschuldungskampagnen involviert. In den Jahren 2003 und 2004 hat Deutschland Schulden- erlasse in Höhe von 1,3 Milliarden Euro bewilligt, im Jahr 2005 wurden sogar Schulden in Höhe von 3,57 Mil- liarden Euro erlassen. Die Bundesregierung erklärt die Notwendigkeit der Entschuldung als Maßnahme zur Armutsbekämpfung der Entwicklungsländer. Tatsache ist jedoch, dass Schulden- erlasse bereits unter der rot-grünen Regierung das zentrale Instrument zur Erreichung der 0,7-Prozent-ODA-Quote waren. Auch unter der Großen Koalition ist die Entschuldung unverändert eines der wichtigsten Mittel, um die deutsche ODA-Quote zu steigern. In den Haushalten 2005 und 2006 trugen die Schuldenerlasse mit mehr als 36 Prozent zum Anstieg der ODA-Quote bei. 2004 lag sie bei 29 Prozent. Damit sind Schuldenerlasse der zweitgrößte EZ-Posten und nicht mehr wegzudenken, wenn man das Ziel einer 0,7-Prozent-ODA-Quote nicht aus den Augen lassen will. Neben dem Vorwurf des Eigeninteresses an Schulden- erlassen muss sich die Bundesregierung aber vielmehr mit der ausbleibenden Wirkung der Schuldenerlasse auf die Armutsbekämpfung auseinandersetzen. Schuldenerlasse sind seit den 1990er-Jahren ein viel diskutiertes Instrument der internationalen finanziellen Entwicklungszusammenarbeit. Die 1996 ins Leben ge- rufene Initiative für Schuldenerleichterungen für hoch- verschuldete arme Länder HIPC – Heavily Indebted Poor Countries Initiative –, sollte gemeinsame Schuldenerleichterungen der internationalen Finanzinsti- t m d I K a g b d 1 U G p s d b D r P S s d L S e b l S z r d d tr I r E d F S e a S a L 2 E w d 5 v D m (C (D utionen sowie der bilateralen öffentlichen Gläubiger er- öglichen. Auf dem Weltwirtschaftsgipfel 1999 in Köln wurde ann eine deutlich erweiterte Variante, die HIPC-II- nitiative, beschlossen. Durch sie wurden einerseits die riterien für den Schuldenerlass heruntergesetzt und ndererseits der Erlass aber an konkrete Bedingungen eknüpft. Auch nach den Beschlüssen der HIPC-II-Initiative lieben leider die erhofften Erfolge aus. Vielmehr stiegen ie Schulden der 61 Niedrigeinkommensländer von 980 bis 2003 erneut um 430 Prozent auf 523 Milliarden S-Dollar an. Ergebnis war, dass auf dem G-8-Gipfel in leneagles 2005 die heute angewandte Entschuldungs- raxis Multilateral Debt Relief Initiative – MDRI – be- chlossen wurde. Selbst Repräsentanten der Weltbank räumen ein, dass ie Entschuldungsinitiativen den betroffenen Ländern isher keine nachhaltigen Entlastungen gebracht haben. ies hängt damit zusammen, dass die bestehenden struktu- ellen Ursachen der Schuldenkrise mit einem einmaligen auschalerlass nicht behoben sind. Die Gründe für die geringe Wirksamkeit von bisherigen chuldenerlassen sind vielfältig. Neben zu optimisti- chen Wachstumsprognosen der Weltbank und des IWF, ie folglich viel zu hohe Potenziale der entschuldeten änder vorspiegeln, spielt auch eine Rolle, dass exogene chocks und unvorhersehbar schwankende Marktpreise die ntschuldeten Volkswirtschaften aus dem Gleichgewicht ringen und die Effekte der Entschuldungen so verpuffen assen können. Des Weiteren bezieht die Berechnung der chuldenlast einen Großteil der Schulden nicht mit ein, um Beispiel kommerzielle Schulden, Schulden bei einigen egionalen Entwicklungsbanken. Auch die Aussagekraft er Indikatoren für Schuldendienstfähigkeit ist umstritten, a sie nur einen kleinen Teil der Finanzprobleme der be- offenen Staaten einbeziehen. Zusätzlich dazu verläuft die mplementierung wegen vieler Auflagen und Finanzie- ungsstreitigkeiten unter den Gläubigern sehr schleppend. Die Symptome der Unterentwicklung werden mit der ntschuldung zwar erkannt, eine Verbesserung im Bereich er Ursachen – unter anderem fehlende Stabilität im inanz- und Wirtschaftssektor, Aufbau eines fiskalischen ystems – wird aber nur unzureichend erreicht, sodass rneute Schuldenaufnahmen die Folge sind. Als Beispiel für die Ineffektivität der Entschuldungs- ktivitäten möchte ich Ihnen Bolivien vorstellen, ein chwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammen- rbeit. Bolivien gehört zu den am häufigsten entschuldeten ändern. Nach dem Erlass von 1,3 Milliarden US-Dollar 001, bei denen der deutsche Anteil knapp 350 Millionen uro betrug, wurden infolge des G-8-Gipfels in Gleneagles eitere 2 Milliarden US-Dollar Schulden erlassen, weil ie Verbindlichkeiten Boliviens bereits wieder auf über Milliarden US-Dollar gestiegen waren. Ungeachtet dieser massiven Schuldenerlasse hat Boli- ien bereits 2006 wieder neue Darlehen aufgenommen. as Beispiel macht deutlich, wo die Probleme beim omentan praktizierten Schuldenerlass liegen: Die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8635 (A) ) (B) ) Entschuldung wird nicht konsequent genug an Auflagen in Bezug auf die Verwendung der frei werdenden Mittel, der Ansprüche an solide Haushaltsführung und Good Governance, an die Bekämpfung von Korruption und Misswirtschaft und an den Aufbau einer soliden Wirt- schaftsstruktur gekoppelt. All diese Tatsachen sollten uns dazu bewegen, die Frage der Entschuldung als Mittel der Armutsbekämpfung infrage zu stellen. Die Forderung der Linken nach einer Kategorisierung in legitime und illegitime Schulden führt aber noch dazu zu einer Verunsachlichung der Diskussion, da nachvoll- ziehbare Kriterien für die Unterscheidung leider fehlen. Wer sollte nach Meinung der Linken beurteilen, welche Schulden illegitim sind? Ihr Antrag geht daher in die falsche Richtung. Ich gebe Ihnen aber insoweit Recht, als die Entschuldungs- praxis der Regierung auf den Prüfstand muss. Eine stärkere Kontrolle der Verwendung der durch die Entschuldung frei werdenden Mittel muss gewährleistet werden, um eine sofortige Neuverschuldung und Missbrauch der frei werdenden Mittel zu verhindern. Heike Hänsel (DIE LINKE): „We don’t owe – we won’t pay! Wir schulden nichts – wir werden nichts be- zahlen!“ Mit dieser Losung stellten auf dem Weltsozial- forum in Nairobi viele zivilgesellschaftliche – vor allem christliche – Gruppen aus den Ländern des Südens die Legitimität des Schuldendiensts, den ihre Länder leisten müssen, infrage. Sie nannten zahlreiche Beispiele für Kredite, die an frühere Diktatoren vergeben worden waren, die für unsinnige Großprojekte ausgegeben wurden, die nichts zur Entwicklung in den Empfängerländern beitru- gen, sondern im Gegenteil sogar soziale und ökologische Schäden anrichteten oder einfach nur der Exportförderung für die Unternehmen der Geberstaaten dienten. Die Geber im Norden tragen Verantwortung für ihre katastrophale Vergabepolitik. Die Menschen im Süden tragen schwer an den Schulden, die durch diese Politik entstanden sind. Ich möchte Ihnen einige Beispiele nennen: Auf den Philippinen gehen neu aufgenommene Kredite fast kom- plett in den Schuldendienst. Unter der Diktatur von Ferdinand Marcos wurden allein 2 Milliarden US-Dollar Schulden für ein Atomkraftwerk in einem erdbeben- gefährdeten Gebiet aufgenommen. Das Kraftwerk ging glücklicherweise nie in Betrieb, aber die Filipinos zahlen bis heute jährlich 100 Millionen US-Dollar für die Bedienung der dafür aufgenommenen Kredite. Haiti – ein kleines Land in schweren ökonomischen, sozialen und politischen Turbulenzen – zahlt jährlich 80 Millionen US-Dollar in den Schuldendienst. Rund die Hälfte der Verpflichtungen wurde von der Diktatoren- familie Duvalier aufgenommen, die – milliardenschwer – 1986 ins Exil ging. Durch den Schuldendienst fehlen Mittel, um den enormen sozialen Problemen zu begegnen, die sie hinterlassen haben. Die Gewalt in Haiti wiederum – Folge der sozialen Misere – soll durch eine UN-Truppe eingedämmt werden, die jährlich 300 Millionen US-Dollar verschlingt. Um diesen Wahnsinn zu beenden, setzen s g S e u w D a u i f u a U S O a m r B v 8 a 2 w g a O D d K M A p S f d n a t v A K M k i d a m v im A d (C (D ich Organisationen wie Jubilee South für eine bedin- ungslose Schuldenstreichung ein. Brasilien hat 40 Prozent des letzten Haushalts für den chuldendienst verwendet. Um diese Verpflichtungen zu rwirtschaften, werden auch negative umweltpolitische nd soziale Folgen in Kauf genommen. Sage und schreibe 130 Milliarden US-Dollar Schulden urden unter der Diktatur von Saddam Hussein angehäuft. er deutsche Anteil an der Kreditsumme bezog sich vor llem auf Infrastrukturmaßnahmen, Rüstungselektronik nd Dual-Use-Güter: eine indirekte Finanzierung des rakischen Kriegs gegen den Iran und eine Unterstützung ür eine Politik, die viel Leid über die Menschen im Irak nd in den Nachbarländern gebracht hat, und natürlich uf gar keinen Fall ein Beitrag zur Entwicklung des Irak. mso unverständlicher ist es, wenn jetzt der Erlass dieser chulden als Entwicklungshilfe deklariert und auf die DA-Quote – Anteil der offiziellen Entwicklungshilfe m Bruttonationaleinkommen – angerechnet wird. Die Investitionsruinen aus Kreditgeschäften – auch it deutscher Beteiligung – sind zahlreich. Die Nicht- egierungsorganisation Erlassjahr nennt unter anderem die lei-Silber-Hütte in Karachipampa/Bolivien. Sie wurde on der KfW kofinanziert – Gesamtkreditsumme über 0 Millionen US-Dollar –, arbeitete jedoch von Beginn n mit Verlusten und musste schnell stillgelegt werden. Bis 001 zahlte Bolivien weiterhin die Zinsen. Mittlerweile urden die Schulden im Rahmen der HIPC-Initiative estrichen – und der Erlass auf die Entwicklungshilfe ngerechnet. Die Bundesregierung handelt unseriös, wenn sie ihre DA-Quote mithilfe solcher Rechentricks hochschraubt. ie OECD und selbst die EU-Kommission kritisieren iese Anrechnungspraxis, die auch im Widerspruch zum onsens der Entwicklungsfinanzierungskonferenz von onterrey steht, und stellen infrage, wie ein effektiver nstieg der Entwicklungshilfe mit dieser Anrechnungs- raxis nachhaltig gesichert werden kann. Die Verantwortung der Kreditgeber muss in der chuldenproblematik deutlich angesprochen werden. Wir ordern die Bundesregierung auf, politische Konsequenzen araus zu ziehen. Beispielhaft ist hier die Initiative der orwegischen Regierung, die wir in unserem Antrag nsprechen und die – nebenbei erwähnt – von den Minis- ern und Ministerinnen der norwegischen Linkspartei orangetrieben und umgesetzt wird: Es geht um die nerkennung der eigenen Schuld an der Einfädelung von reditgeschäften, die mehr Schaden als Nutzen für die enschen im Süden gebracht haben. Schuldenerlass ist ein humanitärer Akt, sondern ein Anspruch der Menschen m Süden, den wir endlich einlösen müssen. Wir fordern ie Bundesregierung auf, sich der norwegischen Initiative nzuschließen und alle illegitimen Schulden zu streichen. Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich öchte mich hier ausdrücklich bei einer großen Zahl on Menschen im Norden und im Süden bedanken, die mer wieder das Augenmerk auf die wirklich schlimmen uswirkungen lenken, die die Verschuldung gerade für ie ärmsten Menschen in den Entwicklungsländern hat. 8636 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) Ich begrüße es ausdrücklich, dass nun in einer neuen Initiative auch die Entstehung der Schulden hinterfragt wird: Von wem, für was und zu wessen Nutzen wurden und werden Schulden gemacht, die sich zu einer erdrü- ckenden Last für die Ärmsten auftürmen? Da wird der Blick auf Geschäfte gelenkt, die mit den Diktatoren in Argentinien und Bolivien, mit der Familie Suharto in Indonesien oder zu Zeiten des Irak-Iran-Krieges mit Saddam Hussein gemacht wurden. Wir müssen auch kritisch auf Großprojekte blicken, die mit Hermesbürg- schaften abgesichert wurden und deren finanzielle Solidität keiner vernünftigen Wirtschaftlichkeitsprüfung unterlag. Nahm man dabei billigend in Kauf, dass die Bevölkerung in Entwicklungsländern über Hermesbürgschaften Arbeits- plätze in Deutschland subventioniert? Dies sind wichtige Fragen, denen wir verstärkt nachge- hen müssen. Es ist notwendig, mehr Transparenz zu schaffen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Es ist aber vor allem notwendig, für die Zukunft Regeln aufzustellen, die verhindern, dass dubiose Handels- geschäfte zum Mühlstein am Hals des deutschen Steuer- zahlers und der Bevölkerung in den Entwicklungsländern werden. Es sollte ein klares Signal für die Zukunft ausge- hen, dass es sich für Kreditgeber nicht lohnt, Geschäfte mit Diktatoren zu machen und Entwicklungsländern Projekte aufzuschwatzen, die keinerlei Kriterien ökono- mischer und ökologischer Nachhaltigkeit standhalten. Obwohl ich weitgehend mit der Problembeschreibung übereinstimme, die in dem Antrag der Linken vorge- nommen wird, sehen ich doch einige gravierende Probleme: Auf der einen Seite wird die Entwicklung von transparenten Kriterien für „illegitime Schulden“ verlangt, was ich ausdrücklich unterstütze. Gleichzeitig sollen aber sofort alle „illegitimen Schulden“ anerkannt und gestrichen werden. Das ist auch nachvollziehbar, aber schwer zu praktizieren. Was sind verabscheuungs- würdige, illegitime Schulden? Was war nur fahrlässig, zu risikofreudig? Da müsste eine Unzahl von Untersu- chungsausschüssen installiert werden. Ich behaupte nicht, dass dies unmöglich ist. Aber rückwirkend Schulden als illegitim zu erklären, ist schwierig und wirft noch viele Fragen auf, die geklärt werden müssen. Außerdem soll die Entschuldung nicht auf die öffent- liche Entwicklungshilfe angerechnet werden. Ich möchte hier gerne einen Schritt nach dem anderen gehen, das heißt, zuerst ein tragfähiges Konzept entwickeln und dann auf dessen Grundlage über die Entschuldung ent- scheiden. Wir haben mit einer „kleinen Anhörung“ im Ausschuss bereits einen ersten Aufschlag gemacht, bei dem ein Ver- treter der deutschen Erlassjahrkampagne die Vorstellungen zu „illegitimen Schulden“ dargelegt hat. Ebenso hat das europäische Schuldennetzwerk EURODAD kürzlich eine Studie veröffentlicht, in der aus allen G-8-Staaten Beispiele für illegitime Schulden dargestellt werden. Für Deutschland ist dort der Fall des Exports von Ex-DDR- Kriegsschiffen nach Indonesien als Beispiel benannt. Und doch sind viele Fragen bezogen auf ein schlüssiges Verständnis eines Konzepts von „illegitimen Schulden“ offen. Ich schlage vor, das Jahr der G-8-Präsidentschaft zu nutzen, sich eingehender mit diesem Thema auseinander- zusetzen und die Entwicklung von Kriterien für „illegitime S g b m e w m u e n d L li v f N h w R M d i R ä k D n m w e o ß t u P k A d (C (D chulden“ voranzutreiben. Die Bundesregierung ist efordert, hier einen Konsultationsprozess mit anderen ilateralen Gebern – dafür käme der Pariser Club infrage – it der Weltbank und mit zivilgesellschaftlichen Gruppen inzuleiten. Wir denken, dass von der norwegischen Initiative ein ichtiger Anstoß zu einer gründlichen Auseinandersetzung it dem Thema ausgeht. Es ist wichtig, die Diskussion m illegitime Schulden in den Zusammenhang der aktu- llen Diskussionen um die Weiterentwicklung des inter- ationalen Schuldenmanagements zu stellen. Vor allem as sogenannte „Free-Rider-Problem“, dass entschuldete änder sich zu schlechteren Bedingungen als den eigent- ch im Rahmen des Schuldenerlasses vorgesehenen neu erschulden und dadurch schnell wieder in die Schulden- alle tappen, ist hier von großer Bedeutung. Auch die eudefinition der Schuldentragfähigkeit und eine unab- ängige Schuldentragfähigkeitsanalyse, wie sie ansatz- eise für Bolivien in Arbeit ist, spielen hier eine wichtige olle. Generell ist für uns der Schuldenerlass ein wirksames ittel, um Entwicklung zu fördern. Dies trifft insbeson- ere auf die Entschuldung im Rahmen von HIPC zu, die nnerhalb eines partizipativen Prozesses stattfindet und essourcen für Sozialausgaben und Investitionen in den rmsten Länder freimacht. Bei „illegitimen Schulden“ riegt die ODA-Anrechenbarkeit aber ein Geschmäckle. ass die Finanzierung des Saddam-Regimes und die achfolgende Entschuldung des Irak jetzt dafür herhalten uss, die deutschen ODA-Zahlen zu schönen, damit haben ir ein Problem. Um auf den vorliegenden Antrag zurückzukommen: in guter Anstoß, das Problem intensiv zu diskutieren, ffene Fragen zu klären. Aber einige Forderungen schie- en über das Ziel hinaus und verringern die Chancen, atsächlich Fortschritte zu erzielen. Ich denke, dass wir ns im Entwicklungsausschuss noch intensiv mit dieser roblematik befassen werden und auch zu Ergebnissen ommen, zu Vorschlägen, die tatsächlich weiterführen. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung – Bericht: Verbraucherinformationsgesetz nachbessern und das Lebensmittel-Kontroll- system neu ordnen – Antrag: Zweite Chance nutzen – Das Recht auf Verbraucherinformation grundlegend neu gestalten – Antrag: Verbraucherinformationsrechte stärken – Neues Verbraucherinformations- gesetz zügig vorlegen (Tagesordnungspunkt 12 a und b, Zusatztages- ordnungspunkt 8) Marlene Mortler (CDU/CSU): Am 29. Juni 2006 hat er Deutsche Bundestag das Verbraucherinformations- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8637 (A) ) (B) ) gesetz in zweiter und dritter Lesung verabschiedet. Nach fast fünf Jahren Diskussion wurde damit ein neues Kapitel der Verbraucherpolitik aufgeschlagen; sowohl den Verbrauchern als auch den Unternehmen eröffnen sich neue Perspektiven. Daran werden auch die in der Zwi- schenzeit eingetretenen Ereignisse nichts ändern. Nach der doch überraschenden Entscheidung des Bundespräsi- denten befindet sich das Gesetz derzeit in der Ressort- abstimmung, um die nun erforderlichen Änderungen vor- zunehmen. Das Wesen des Gesetzes bleibt jedoch erhalten. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal hervorheben, dass die Entscheidung des Bundespräsidenten nicht auf inhaltlichen Kriterien beruhte, sondern auf formalen. Für die von der Opposition geforderte neuerliche inhaltliche Diskussion gibt es also nicht den geringsten Grund. Im Gegenteil: Der Erfolg, nach fünf langen Jahren Diskussion endlich ein Mehr an Verbraucherinformation gesetzlich geregelt zu haben, darf nicht kaputtgemacht werden. Außerdem sind die angeführten Forderungen von Bünd- nis 90/Die Grünen und von der Fraktion Die Linke längst bekannt und genügend diskutiert worden. An dieser Stelle will ich daher nur ein paar Forderungen exemplarisch aufgreifen, etwa die Forderung, dass der Informationsanspruch ebenfalls gegenüber privaten Unter- nehmen ausgeweitet werden soll. Ein solcher Anspruch schadet vor allem den kleinen und mittleren Unternehmen, die sich – anders als die „großen“ – ein aufwendiges Anfragemanagement nicht leisten können. Angesichts von Erzeugnissen, die aus vielerlei Aus- gangsstoffen zusammengesetzt und weltweit eingekauft werden, sowie vor dem Hintergrund immer komplexerer Märkte erscheint ein derartiger Anspruch auch als unrea- listisch und unvereinbar mit den Anstrengungen der Bundesregierung zum Bürokratieabbau. Trotz immer wieder gegenläufigen Behauptungen kommt selbst die Verbraucherorganisation Foodwatch bei ihrer Recherche zu dem Ergebnis, dass umfassende gesetzliche Informa- tionsansprüche gegenüber Unternehmen im internationalen Vergleich bislang nur in Südafrika existieren – und dort auch nur, soweit es zur Geltendmachung eigener An- sprüche erforderlich ist. In diesem Zusammenhang hat meine Fraktion in der hinter uns liegenden Debatte zum Verbraucherinforma- tionsgesetz jedoch immer an die Unternehmen appelliert, dass sie ihrer Verantwortung nachkommen müssen – im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher und in ihrem eigenen. Eine entsprechende Selbstverpflichtung zur Verbraucherinformation wäre für beide Seiten von Vorteil. Die Bundesregierung ist aufgefordert, hier ein entsprechendes Angebot der Unternehmen zu verfolgen. Das haben Union und SPD im Entschließungsantrag zum Verbraucherinformationsgesetz deutlich festge- schrieben. Ebenfalls empfehle ich einen Blick in unseren Entschlie- ßungsantrag, wenn es um die Forderung der Ausweitung des Geltungsanspruches geht. Mit dem Verbraucher- informationsgesetz betreten wir gesetzliches Neuland. Erstmals erhalten die Verbraucher in unserem Land ein bundeseinheitliches Recht auf Zugang zu bei Behörden v B E o l E u is g b s c s B w n a T f S d o I d B a g m V b s d G d B d h g V I d I d l P v V J t e I d l s D (C (D orhandenen Informationen über Lebensmittel und edarfsgegenstände. Lassen Sie uns daher erst einmal die rfahrungen mit dem Gesetz abwarten und dann prüfen, b eine Ausweitung auf weitere Produkte und Dienst- eistungen unter Berücksichtigung deren spezifischen rfordernissen sinnvoll erscheint! Auch das haben wir in nserem Entschließungsantrag bereits vorgesehen. Aber an dieser Stelle noch einmal, weil es so wichtig t: Der Anwendungsbereich des Verbraucherinformations- esetzes beschränkt sich nicht auf Lebensmittel, sondern ezieht sich auch auf Kosmetika und Bedarfsgegen- tände wie Bekleidung, Spielwaren Lebensmittelverpa- kungen, Schnuller, Bettwäsche, Putz- und Waschmittel owie alles, was mit der Haut oder den Schleimhäuten in erührung kommt. Damit erfasst er die für die Verbraucher ichtigsten alltäglichen Erzeugnisse. Als letzte Anmerkung zu Ihren Forderungen möchte ich och den Aspekt der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse ufgreifen. Im Nachgang zur Expertenanhörung zu diesem hema haben wir unseren Willen in aller Deutlichkeit ormuliert und im Gesetzestext ausdrücklich klargestellt. o fallen Informationen über Rechtsverstöße nicht unter en Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen der sonstigen wettbewerbsrelevanten Informationen. nformationen beispielsweise über Gammelfleisch sind em Verbraucher also zugänglich bzw. werden von der ehörde veröffentlicht. Auf der anderen Seite gilt aber uch: Die Eigentumsrechte der Unternehmen müssen ewahrt bleiben. Zum Stichwort „Gammelfleisch“. Das ist ja das Leit- otiv des grünen Antrages, wobei die logischen erknüpfung mit den Forderungen hinsichtlich des Ver- raucherinformationsgesetzes nicht immer ganz gegeben ind. So erschließt sich mir die Ausweitung des Anwen- ungsbereichs auf Dienstleistungen im Kampf gegen ammelfleisch nicht wirklich. Aber seis drum. Völlig an er Realität vorbei geht in jedem Fall die Kritik von ündnis 90/Die Grünen, die Bundesregierung hätte auf ie Gammelfleischskandale „nur schleppend und halb- erzig“ reagiert. Minister Seehofer hat immer deutlich emacht, dass nur eine zügige Verabschiedung des erbraucherinformationsgesetzes ein wirkungsvolles nstrument sein kann. Genau das versuchen Sie jetzt urch Ihre neuerlichen Anträge zu blockieren. Ich sage hnen: Fünf Jahre Diskussion sind genug. Darüber hinaus möchte ich Ihnen in Erinnerung rufen, ass die Bundesregierung in Absprache mit den Bundes- ändern bereits im November 2005 mit dem Zehn- unkte-Sofortprogramm ein wirksames Maßnahmenpaket erabschiedet hat. Hinzu kommen noch die kontinuierliche erbesserung der Lebensmittelkontrolle in den letzten ahren sowie die Anpassung der Allgemeinen Verwal- ungsvorschrift Rahmenüberwachung – AVV RÜB – an uropäisches Recht. Bitte vergessen Sie aber nicht bei hrer Kritik, dass die Zuständigkeit für die Durchführung er Lebensmittelüberwachung in den Händen der Länder iegt. Den Bemühungen vonseiten der Bundesregierung ind also Grenzen gesetzt. Beim Blick auf Ihre Vorschläge kann ich Ihnen sagen: as Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft 8638 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) und Verbraucherschutz ist derzeit damit befasst – im Rahmen seiner Möglichkeiten –, die rechtlichen Voraus- setzungen in der AVV RÜB bzw. über eine Änderung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchs – LFGB – vorzubereiten, damit das System der Lebensmittelkon- trolle weiter verbessert wird. Ein „schleppendes und halbherziges“ Vorgehen können Sie das wohl kaum nen- nen. Diese Maßnahmen umfassen im Wesentlichen fol- gende Punkte: Erstens. Verbesserungen im Qualitätsmanagement durch die Einführung des Rotationsprinzips bei den Lebensmittel- kontrolleuren, Verankerung des Vier-Augen-Prinzips bei der Kontrolle, Festschreibung unangekündigter Kontrollen während der Produktionszeit des jeweiligen Betriebes sowie die Verankerung eines Qualitätshandbuches, in dem wesentliche Qualität sichernde Vorschriften auf der Basis internationaler Standards verankert werden. Zweitens. Einführung eines Frühwarnsystems: Ein solches nationales Frühwarnsystem, welches das EU- Schnellwarnsystem ergänzen soll, dient dem Zweck, den Informationsaustausch über entdeckte Verstöße gegen das Lebensmittel- und Futtermittelrecht zeitnah und unabhän- gig von krisenhaften Vorgängen zwischen den Ländern und den Bundesbehörden sicherzustellen. Ziel dieses Informationsaustausches ist es, sich entwickelnde Pro- bleme unterhalb einer Gefährdungsschwelle frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Sie sehen, sowohl die Verbesserung der Lebensmittel- kontrolle als auch das Verbraucherinformationsgesetz sind in guten Händen. Es geht voran. Ihre Anträge leisten in meinen Augen hierbei keinen hilfreichen Beitrag. Ich plädiere daher dafür, sie abzulehnen. Elvira Drobinski-Weiß (SPD): Es ist unumstritten, dass sich auf dem Lebensmittelmarkt etwas tun muss und dass wir effektivere Kontrollen und mehr Transpa- renz brauchen, um Lebensmittelskandale zu verhindern. In der Sache sind wir einig. Aber den beiden Anträgen der Fraktionen der Linken und des Bündnisses 90/Die Grünen zum Verbraucherinformationsgesetz und zum Lebensmittelkontrollsystem werden wir nicht zustim- men, weil sie kaum Neues enthalten, nichts, was die Bundesregierung nicht bereits umgesetzt hat oder zu- mindest prüft. Der Fleischskandal ist der Auslöser einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die hier bereits zur Sprache ge- kommen sind. Deshalb will ich mich auf einen anderen Aspekt konzentrieren: auf die Verantwortung der Unter- nehmen gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrau- chern. Neben Lebensmittelkontrollen und harten Sanktionen bei Verstößen sind Transparenz und lücken- lose Rückverfolgbarkeit die wichtigsten Instrumente im Kampf gegen Lebensmittelskandale. Für lückenlose Rückverfolgbarkeit und Transparenz zu sorgen, ist vor allem Aufgabe der Wirtschaft. Und wer Qualität produ- ziert und anbietet, der braucht sich nicht zu verstecken, der kann offensiv damit werben. n 1 ü s r s s w w r t t S F N t d o L a v u u d g d u g t r H m d t t d v d d s r m A W v b l n l W g d E b v (C (D Ohnehin stehen die Unternehmen in der Pflicht, denn ach der seit Anfang 2005 geltenden EU-Verordnung 78/2002 müssen sie Verfahren und Systeme zur stufen- bergreifenden Rückverfolgung bereitstellen. Die Wirt- chaftsbeteiligten müssen sich gegenseitig kontrollie- en, und Lebensmittel müssen lückenlos rückverfolgbar ein, damit mangelhafte Produkte auf allen Produktions- tufen schnell identifiziert und vom Markt genommen erden können. Der Gammelfleischskandal zeigt erneut, ie schwierig es ist, die Wege der verdorbenen Ware zu echerchieren und schnell vom Markt zu holen. Die Vorgaben der EU-Basisverordnung 178/2002 gel- en seit dem 1. Januar 2005, sind unmittelbar an die Un- ernehmen gerichtet und enthalten die Verpflichtung zur icherstellung der Rückverfolgbarkeit von Lebens- und uttermitteln. Die „Rückverfolgbarkeit“ ist in Art. 3 r. 15 definiert als „… die Möglichkeit, ein Lebensmit- el oder Futtermittel, ein der Lebensmittelgewinnung ienendes Tier oder einen Stoff, der dazu bestimmt ist der von dem erwartet werden kann, dass er in einem ebensmittel oder Futtermittel verarbeitet wird, durch lle Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen zu erfolgen“: Nach Art. 18 Nr. 2 und Nr. 3 müssen Lebensmittel- nd Futtermittelunternehmen entsprechende Systeme nd Verfahren bereitstellen, mit denen die Informationen en zuständigen Behörden auf Aufforderung zur Verfü- ung gestellt werden können. Nach Art. 17 Nr. 1 haben ie Unternehmen auf allen Produktions-, Verarbeitungs- nd Vertriebsstufen für die Einhaltung der Anforderun- en des Lebensmittelrechts zu sorgen und diese Einhal- ung zu überprüfen. Es existiert also bereits eine EU- echtliche Grundlage dafür, dass jedes Unternehmen erkunft und Weg seiner Produkte ausführlich doku- entieren muss, und das in einer Form, die den Behör- en auf Anfrage Einblick ermöglicht. Der Gammelfleischskandal hat gezeigt, dass die be- roffenen Unternehmen dieser EU-rechtlichen Verpflich- ung bisher nicht nachkommen, denn der komplette Weg er verdorbenen Ware war kaum nachvollziehbar. Rück- erfolgbarkeit und Transparenz müssen garantiert wer- en. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen kann amit tatsächlich auf Lebensmittel- oder Futtermittel- kandale ganz schnell reagiert, auf allen Stufen der Wa- enkette eingegriffen und die Ware vom Markt genom- en werden. Zum anderen würde diese Transparenz den nreiz zur gegenseitigen Kontrolle der einzelnen am arenstrom Beteiligten verstärken. Die stufenübergreifende Verantwortung ist Ende No- ember letzten Jahres vom Europäischen Gerichtshof estätigt worden. Dabei ging es um einen von Lidl Ita- ia vertriebenen Kräuterlikör, der vom Hersteller mit ei- em falschen Alkoholgehalt etikettiert war. Im nationa- en Verfahren wurde nicht die erste Stufe der arenkette – der Hersteller – zur Verantwortung gezo- en und mit Bußgeld belegt, sondern die letzte Stufe, er Vertreiber Lidl. Diese Entscheidung wurde vom uGH bestätigt. Das heißt, auch wenn Lidl als Vertrei- er das Erzeugnis lediglich so weitergibt, wie es ihm om Hersteller geliefert wurde, kann er für den Kenn- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8639 (A) ) (B) ) zeichnungsverstoß haftbar gemacht werden. Daraus er- gibt sich eine entsprechende Verantwortlichkeit aller Personen, die am Produktions- und Vertriebsprozess beteiligt sind. Und daraus ergibt sich, dass spätestens seit diesem Urteil des EuGH die Unternehmen der Le- bensmittelindustrie ein eigenes Interesse daran haben müssen, stufenübergreifende Qualitätsicherungssys- teme einzurichten, um sich gegen etwaige Bußgelder oder Strafbefehle zu wappnen. Nicht zuletzt mit unserem Entschließungsantrag zum Verbraucherinformationsgesetz haben wir die Wirtschaft aufgefordert, Vorschläge zu erarbeiten, wie sie für mehr Transparenz sorgen und die ihnen vorlie- genden Informationen den Verbrauchern zugänglich machen können. Mit den Daten, die die Unternehmen nach der EU-Verordnung zur Rückverfolgbarkeit so- wieso sammeln und zur Verfügung stellen müssen, ist eigentlich der Grundstein schon gelegt. Diese Daten könnten um weitere für Verbraucher wichtige Informa- tionen ergänzt werden. Und auf dieser Grundlage könnte also leicht der nächste Schritt gegangen werden, und die „Systeme und Verfahren …, mit denen diese Informationen den zuständigen Behörden auf Auffor- derung mitgeteilt werden können“ – Art. 18 Nr. 2 Satz 2 –, könnten so ausgestaltet werden, dass sie auch den Zugriff der Verbraucher ermöglichen. Das Vertrauen in das deutsche Lebensmittelsicher- heitssystem hat stark gelitten. Wir brauchen einen trans- parenten Lebensmittelmarkt, damit Skandale verhindert werden und Qualität sich durchsetzt. Die dazu nötigen rechtlichen Regelungen gehen wir an. Die Politik trägt aber nicht die alleinige Verantwortung: Wir sind es unse- rem Ruf als Exportweltmeister in der Lebensmittelbran- che schuldig, dass auch die Wirtschaft ihren Beitrag leis- tet. Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD): Die Koalitions- fraktionen haben ganz klar gezeigt, dass sie sich für eine umfangreiche Information der Verbraucher einsetzen. Wir haben ein Verbraucherinformationsgesetz,VIG, vorge- legt, in dem in Zukunft Ross und Reiter genannt werden, das heißt Rechtsverstöße werden in der Regel veröffent- licht. Wir als Parlament, die Bundesregierung und auch der Bundesrat haben dieses Gesetz beschlossen. Wie jeder weiß, hat Herr Bundespräsident Köhler seine Unter- schrift zu diesem Vorhaben nicht gegeben, weil er der Meinung ist, dass es verfassungsrechtlichen Erfordernissen entgegensteht. Was wir uns überhaupt nicht leisten können, ist eine Wiederholung dieser Situation. Deshalb bin ich auch für eine gründliche Bearbeitung. Die Menschen im Lande kommen doch langsam auf die Idee, dass wir es nicht wirklich ernst mit diesem Gesetz meinen. Fast bin ich nun geneigt zu sagen: auf ein Neues! Der geänderte Referentenentwurf befindet sich in der Ab- stimmung zwischen den Ministerien und wird eingehend geprüft. Ich bin der Ansicht, dass das Verbraucherinformations- gesetz ein Ansporn für die Länder und Kommunen ist, ih E V b s b B l la s z d m s S g a h g B k g S g s T d d G d W H b A G H s m V a i b m n I g d b ü e s t w c (C (D r Lebensmittelkontrollsystem auf Vordermann zu bringen. in Ansporn ist anscheinend nötig; denn trotz der langen erhandlungen zum VIG sind immer noch Schwachstellen ei der Lebensmittelkontrolle offensichtlich und dafür ind die Länder verantwortlich. Wir Abgeordnete der SPD-Fraktion hatten erst im Fe- ruar Gespräche mit Lebensmittelkontrolleuren geführt. esonders deutlich wurde, dass die Länder noch Erheb- iches leisten müssen, damit die Kontrollen einwandfrei ufen. Angriffspunkte gibt es viele, beispielsweise unter- cheiden sich die Fachaufsichtsbehörden von Bundesland u Bundesland. Exemplarisch Bayern: Personelle Fragen er Lebensmittelüberwachung unterliegen dem Innen- inisterium, für fachliche Fragen hat das Verbraucher- chutzministerium den Hut auf. In „meinem“ Heimatland, achsen-Anhalt, findet die Überwachung von Veterinäran- elegenheiten im Landwirtschafts- und von Lebensmittel- ngelegenheiten im Gesundheitsministerium statt. Das eißt, schon alleine die Aufgabenaufteilung erfolgt nach anz anderen Kriterien. Weiter wurde klar, dass die etriebe nicht nach einer Wichtung in Risikokategorien ontrolliert werden, sondern dass die Kontrollen in etwa leich verteilt erfolgen sollen. Die Kontrollen nach fachlichen Kriterien und der achlage entsprechend auszugestalten, sollte künftig ang und gäbe werden. Der einzelne Kontrolleur muss ich durch einen Dschungel von Vorgaben arbeiten. Zum eil lässt sich durch eine effizientere Arbeitsaufteilung urch die Länder Abhilfe schaffen. Was ich hier ausführe, hat nichts damit zu tun, anderen en „schwarzen Peter“ zuzuschieben. Fakt aber ist, ammelfleischskandale lassen sich nicht alleine aufgrund er Veröffentlichung von Firmennamen vermeiden. ichtig ist eben auch die Beseitigung von bürokratischen ürden schon bei der Kontrolle. Wesentlich ist auch die essere Vernetzung und die Schulung der Kontrolleure. ußerdem werde ich nicht müde, anzumahnen, dass die erichte das mögliche Strafmaß von bis zu fünf Jahren aftstrafe auch wirklich nutzen sollen. Das heißt, Men- chen, die verdorbene Lebensmittel in den Handel bringen, uss klipp und klar sein: Wer Verbraucherinnen und erbrauchern verdorbene Lebensmittel unterjubelt, handelt bsolut kriminell und schadet der Lebensmittelwirtschaft nsgesamt. Der Staat sieht hier kein Kavaliersdelikt. Wie oft haben wir in diesem Hause schon über das Ver- raucherinformationsgesetz gesprochen. Ich jedenfalls ag die Debatten nicht mehr zählen. Alle Verbraucherin- en und Verbraucher haben ein Recht auf Sicherheit und nformation. Lassen Sie uns nicht über neuerliche Änderun- en der Grünen und der Linken abstimmen, sondern nach er Ressortabstimmung weitreichende Verbesserungen eschließen und endlich auch umsetzen. Hans-Michael Goldmann (FDP): Die Beratungen ber ein Verbraucherinformationsgesetz drohen zur un- ndlichen Geschichte zu werden. Statt zu einem Meilen- tein für die Verbraucher ist das von der Großen Koali- ion geplante Gesetz zum Stolperstein geworden. Dass ir jetzt erneut über die Frage beraten, was in einem sol- hen Gesetz drinstehen sollte, ist der schlampigen Arbeit 8640 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) der Bundesregierung zuzuschreiben. Und dass wir jetzt über Anträge beraten, nicht über einen Gesetzentwurf, der endlich die berechtigten Kritikpunkte beachten wird, die die Bundesregierung in den vorangegangenen Bera- tungen schlichtweg ignoriert hat, stärkt überhaupt nicht mein Zutrauen in die Fähigkeit der Regierung, ein gutes Gesetz für mehr Verbraucherinformation auf den Weg zu bringen. Denn Ihre Lernfähigkeit scheint begrenzt zu sein. Ich habe mal in das Plenarprotokoll der dritten Lesung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung für ein Verbrau- cherinformationsgesetz vor knapp einem Jahr einen Blick geworfen und möchte einmal in Erinnerung rufen, was ich damals schon vorgetragen habe: Was die Qualität angeht, weist es aus meiner Sicht wirklich dramatische Mängel auf. […] in Ihrem Entschließungsantrag […] schreiben Sie […], dass Sie den ersten Erfahrungsbericht zwei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes vorlegen und alle gesetz- lichen Informationsrechte miteinander abstimmen und systematisieren wollen. (Ursula Heinen [CDU/CSU]: Das ist ja klug!) Das ist ja wohl ein Witz. Das heißt, das jetzt vor- liegende Gesetz ist unsystematisch und mit vor- handenen gesetzlichen Bestimmungen, zum Bei- spiel dem Informationsfreiheitsgesetz, nicht in Einklang zu bringen. Das ist eine schallende Ohr- feige für Sie, die Sie diesen Gesetzentwurf heute verabschieden wollen. Ich halte das wirklich für dramatisch. Liebe Kollegin Heinen, lieber Kollege Seehofer, jetzt haben Sie die Gelegenheit, das gleich richtig zu machen – und nicht erst einmal zwei Jahre – oder wer weiß, wie lange – abzuwarten, ob das denn alles so passt. Es ist nämlich – das sollten Sie ja aus dem Desaster mit dem Verbraucherinformationsgesetz gelernt haben – so, dass es besser und viel klüger ist, vorher sicherzustellen, dass ein Gesetz mit der Verfassung und auch mit anderen ge- setzlichen Regelungen in Einklang steht. Sonst führt das fast zwangsläufig zu einer Bauchlandung. Es ist schon ein bemerkenswerter Vorgang, dass der Bundespräsident das Gesetz stoppen musste, weil es ge- gen die Verfassung verstößt. Die FDP-Fraktion hat des- halb gerade vor ein paar Wochen in einer Kleinen An- frage nachgehakt – und ich muss ernüchtert feststellen, dass die Antwort ebenso die Gründlichkeit vermissen lässt wie der vorige Gesetzentwurf. Da ist wirklich nicht zu erkennen, dass die Bundesregierung aus dem Schei- tern gelernt hat. Auf die Frage des Verhältnisses des Ver- braucherinformationsgesetzes zu in einigen Ländern be- reits bestehenden Informationsfreiheitsgesetzen und die daraus folgende Frage der Erforderlichkeit nach Art. 72 des Grundgesetzes antwortet die Bundesregierung nur lapidar, dass das ja schon immer so war. Das ist doch kein Umgang mit der Verfassung! Haben Sie denn nicht spätestens jetzt gelernt, dass Gesetze mit der Verfassung – und zwar mit der aktuellen Verfassung nach der Föde- ralismusreform! – in Einklang stehen müssen? Der Ver- weis auf „haben wir immer schon so gemacht“ und „ c F b n s d g k o H f s t n e a n l s d V H s w g n s v P V j n v i s r g e ö h f d u z R h I h f f V (C (D wird schon gut gehen“ ersetzt keine verfassungsrechtli- he Prüfung! Damit wir uns hier nicht missverstehen: Die FDP- raktion will Verbraucherinformationsrechte endlich undesweit gewährleistet sehen. Aber es hilft doch kei- em, wenn der nächste Anlauf wieder am Grundgesetz cheitert, weil möglicherweise die Erforderlichkeit, die em Bund erst die Gesetzgebung gestattet, gar nicht ge- eben ist. Deshalb muss die Bundesregierung Farbe be- ennen: Wollen Sie nun einen neuen Anlauf machen der nicht? Eine „zügige Neuvorlage“, wie von Ihnen, err Seehofer, im Dezember angekündigt, ist ja ganz of- ensichtlich ohnehin nicht in Sicht. Aber wenn Sie sich chon so viel Zeit lassen, dann erwarte ich, dann erwar- en die Menschen in Deutschland auch, dass Sie die Zeit utzen, um Ihre Hausaufgaben zu machen und diesmal in gutes Gesetz vorzulegen! Die FDP-Fraktion fordert die Bundesregierung daher uf, ein gründlich überarbeitetes Gesetz vorzulegen, achdem sie vorher (!) ein paar Fragen geklärt hat, näm- ich insbesondere, ob der Gesetzentwurf mit der Verfas- ung übereinstimmt und wie sich der Gesetzentwurf in as System der Informationsfreiheitsrechte einfügt. Die erbraucherinnen und Verbraucher warten auf Taten, err Seehofer. Ankündigungen alleine helfen den Men- chen, den mündigen Verbrauchern, die sich informieren ollen, die klug entscheiden wollen und daher nachfra- en, nicht weiter. Die FDP-Fraktion hat in der vergangenen Woche ei- en Antrag eingebracht „Verbraucherinformationsrechte tärken – Neues Verbraucherinformationsgesetz zügig orlegen“, in dem wir deutlich machen, an welchen unkten sich eine Neufassung eines Entwurfs für ein erbraucherinformationsgesetz orientieren muss. Die FDP-Fraktion erwartet von der Bundesregierung, etzt zügig, spätestens aber bis zum 30. Juni 2007, einen euen Entwurf für ein Verbraucherinformationsgesetz orzulegen, der einerseits mit der Verfassung vereinbar st und andererseits die Verbraucherrechte umfassend tärkt. Dabei sind insbesondere folgende Punkte zu be- ücksichtigen: Das Gesetz muss für alle Produkte und Dienstleistun- en gelten. Ausnahmetatbestände, die der Informations- rteilung entgegenstehen, müssen auf das zum Schutz ffentlicher Belange und der Betriebs- und Geschäftsge- eimnisse erforderliche Maß reduziert werden. Es dür- en keine abschreckend hohen Gebühren verlangt wer- en. Der Zugang zu Informationen muss in der Regel nverzüglich erfolgen, um eine kurze Verfahrensdauer u erreichen. Die Unternehmen müssen ein Recht auf ichtigstellung und Gegendarstellung erhalten. Die Be- örden müssen für die Richtigkeit der herausgegebenen nformation gerade stehen und gegebenenfalls beste- ende Zweifel deutlich machen. Und schließlich ist ein klares und verständliches In- ormationsfreiheitsrecht notwendig. Das setzt eine ver- assungsrechtlich konforme Verzahnung des Rechts der erbraucherinformation mit dem allgemeinen Informa- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8641 (A) ) (B) ) tionsrecht, insbesondere unter Einbindung der Länder, zwingend voraus. Es ist wirklich an der Zeit, ein vernünftiges Gesetz vor- zulegen! Es ist notwendig, die Rechte der Verbraucherin- nen und Verbraucher tatsächlich zu stärken und ihnen Zu- gang zu Informationen zu gewähren, die bei den Behörden vorliegen und die zu einer klugen Verbraucher- entscheidung beitragen können. Zugleich ist es notwen- dig, für alle Beteiligten für Rechtssicherheit zu sorgen – für die Unternehmen, für die Behörden und für die Ver- braucher. Notwendig ist ein grundlegend überarbeiteter Gesetz- entwurf, um ein sinnvolles Gesetz auf den Weg zu brin- gen, das Bestand haben kann. Die FDP-Fraktion erwartet von der Bundesregierung gründliche Arbeit – und keine halbgaren Ideen, die vom Aufwärmen auch nicht besser werden, sondern nur fader. Karin Binder (DIE LINKE): Vor kurzem hat Green- peace einen Einkaufsratgeber aufgelegt. Der enthält eine Übersicht in Scheckkartenformat fürs Portemonnaie, die beim Einkaufen die Orientierung erleichtern soll: Wel- ches Obst ist okay? Welches Gemüse enthält so viele Pestizide, dass vom Verzehr dringend abzuraten ist? In welchem Supermarkt kann ich einigermaßen beruhigt an der Gemüsetheke auswählen, und in welchem Laden kaufe ich das tägliche Vitamin C für die Kinder, wenn ich ihnen eine gesundheitsschädigende Pestizid-Zufuhr ersparen will? Es kann doch nicht sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher darauf angewiesen sind, auf diesem Weg über Gifte und Verunreinigungen in Lebensmitteln zu er- fahren. Es darf nicht länger eine Privatangelegenheit sein oder dem Leistungsvermögen von Verbraucher- schutzorganisationen anheim gestellt sein, die Öffent- lichkeit entsprechend zu informieren. Die Gesundheit und der Schutz der Bürgerinnen und Bürger muss doch im vorrangigen Interesse des Staates liegen und als zen- trale Aufgabe verstanden werden. Deshalb brauchen wir endlich klare Regelungen. Un- ternehmen, die vergiftetes Obst oder umetikettiertes Gammelfleisch verkaufen oder verwenden, müssen na- mentlich genannt werden. Herr Minister Seehofer hat in der Vergangenheit mehrfach geäußert, dass mit seinem Verbraucherinformationsgesetz die schwarzen Schafe der Lebensmittelbranche geoutet würden. Aber daran glaubt ja noch nicht mal sein Parteifreund und Länder- kollege Schnappauf. Fakt ist: Beim Verbraucherinforma- tionsgesetz hat sich die Bundesregierung selbst ein Bein gestellt. Sie wollte den Verbraucherinnen und Verbrau- chern partout keinen direkten Informationsanspruch ge- genüber den Produktions-, Handels- und Dienstleis- tungsunternehmen zugestehen. Stattdessen wird die Verbraucherinformation zum kostenpflichtigen bürokra- tischen Verwaltungsakt, der ausschließlich über die Be- hörden realisiert werden soll. Daran ist das Gesetz am Ende dann auch gescheitert. Wir fordern die Bundesregierung auf, dieses Schei- tern als Chance zu nutzen und im zweiten Anlauf das R m u n B a g t d g u g G n a b P W F l S k P F D o r f s t r P b n s V B s ü w r a e g z p n B d d ß z (C (D echt der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Infor- ation grundlegend neu zugestalten: Verbraucherinnen nd Verbraucher haben einen Anspruch auf Informatio- en gegenüber Privatunternehmen und auch gegenüber undesbehörden. Ausnahmen von dieser Regel müssen uf ein Minimum beschränkt und eindeutig vom Gesetz- eber festgelegt sein. Ein pauschaler Verweis auf Be- riebsgeheimnisse darf nicht wie bisher dazu führen, ass Informationen nicht offengelegt werden. Der Zu- ang zu Informationen muss für alle Verbraucherinnen nd Verbraucher gleichermaßen möglich sein, unabhän- ig von ihrer Mobilität, ihrem Lebensstandard und ihrem eldbeutel. Informationen müssen allen Verbraucherin- en und Verbrauchern kostenfrei zugänglich sein. Eine neue Regelung zur Verbraucherinformation darf uch nicht wie bisher auf Wein, Lebens- und Futtermittel eschränkt sein. Ihr Geltungsbereich muss vielmehr alle rodukte und alle Dienstleistungen umfassen. Dass in allen Bereichen unserer Produktion, dem irtschafts- und Warenverkehr wie auch im Bereich von inanzdienstleistungen Transparenz nötig und überfäl- ig ist, haben nicht zuletzt die jüngsten Ergebnisse der tiftung Warentest zu den Gepflogenheiten etlicher Ban- en bei der Vergabe von Privatkrediten gezeigt. Und noch etwas halten wir für unabdingbar: die flicht zur aktiven Information der Öffentlichkeit im alle eines Falles. Sollten von einem Produkt oder einer ienstleistung Risiken für die Gesundheit, die Sicherheit der andere schützenswerte Interessen von Verbrauche- innen und Verbrauchern ausgehen, dann muss die Öf- entlichkeit darüber informiert werden, und zwar so chnell wie möglich. Ich bin mir sicher, dass verantwortungsbewusste Un- ernehmerinnen und Manager sich an den Interessen ih- er Kundinnen und Kunden orientieren und deshalb kein roblem mit einem Verbraucherinformationsgesetz ha- en werden, das seinen Namen auch verdient. Denn wer icht nur den eigenen Profit im Auge hat, der fürchtet ich nicht vor Offenheit und Transparenz gegenüber den erbraucherinnen und Verbrauchern. Bürgerinnen und ürger sollen endlich wissen, was sie im Essen vorge- etzt bekommen, wer sie bei Finanzdienstleistungen bervorteilt und welche Lebensmittelbetriebe immer ieder bei Kontrollen auffallen. Das darf nicht am Föde- alismus und auch nicht am Unwillen der politisch Ver- ntwortlichen scheitern. Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist in Skandal, wie untätig die Bundesregierung den Män- eln in der Verbraucherpolitik und auf dem Fleischmarkt uschaut. Obwohl heute drei wichtige Tagesordnungs- unkte aus dem Bereich des Bundesministeriums für Er- ährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im undestag behandelt werden, ist Minister Seehofer nicht a. Dieses Desinteresse hat die FDP zu Recht vorhin in er Debatte zum Weingesetz beklagt. Die Meldungen über neue Gammelfleischfunde rei- en nicht ab. Nach dem Berliner Fleischskandal im De- ember war schon wieder mal Bayern an der Reihe; es 8642 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) ist schon auffällig, wie sich da die Fälle häufen. Die Fleisch- und Kühlhausfirma aus dem schwäbischen Iller- tissen, wo Mitte Februar vergammeltes Fleisch gefunden wurde und der jetzt die Zulassung entzogen wurde, hatte bereits vor zwei Jahren 15 Tonnen angefaulte Schweine- köpfe an einen Betrieb in NRW geliefert. Wie seit Jahr und Tag hatte die zuständige Behörde im Kreis Neuss die bayerischen Behörden nicht informiert, obwohl es laut Minister Seehofer doch eine neue Mitteilungspflicht geben sollte. Obwohl die Grünen im Bayerischen Land- tag bereits im Mai vergangenen Jahres nachgehakt hat- ten, sind die Behörden erst vor wenigen Wochen tätig geworden. Wir müssen heute feststellen: Es hat sich nichts geän- dert im deutschen Lebensmittelmarkt. Nicht in der Kon- trolle und nicht an den lebensmittelrechtlichen Grundla- gen. Auch nichts an der personellen Ausstattung, wo die Bundesregierung da nicht mal den Überblick hat, wie sie uns auf eine schriftliche Anfrage hin mitgeteilt hat. Das ist wirklich ein Trauerspiel. Von der Länderarbeitsgemeinschaft gesundheitlicher Verbraucherschutz erhielt das Bundesverbraucherminis- terium im Februar eine Liste, die – Zitat –: „einen Über- blick über die Personalkapazitäten nicht zulässt“, weil sie nicht nach einheitlichen Kriterien zusammengestellt wurde. Damit darf man sich doch nicht zufrieden geben. Auf die Frage, ob die Personalkapazitäten aufgestockt wurden, heißt es: Dazu liegen keine konkreten Informa- tionen vor. Auch das Vieraugenprinzip und das Rotationsprinzip wurden bisher nicht eingeführt, einheitliche Standards für die Kontrollen gibt es immer noch nicht. Sie werden jetzt sicher sagen: Wir arbeiten dran. Doch das genügt nicht. Die Umsetzung der guten Vorsätze erfolgt nur schleppend und halbherzig. Das ist Mundwerk, kein Handwerk, Herr Minister. Sie ruhen sich auf den grünen Erfolgen aus, aber das reicht nicht. Das sehen wir doch in der Klimafrage. Unsere Forderungen sind nach wie vor aktuell und dringlich: bessere finanzielle und personelle Ausstat- tung, Unabhängigkeit der Kontrollen, bundeseinheitliche Qualitätskontrolle mit stärkeren Aufsichts- und Richtli- nienkompetenzen für den Bund, Einbeziehung der Gas- tronomie. Der beste Schutz gegen Lebensmittelskandale wären aber umfassende Informationsrechte für Verbraucher und eine kritische Öffentlichkeit. Schließlich befürchten die meisten Unternehmen nichts mehr als die Schädi- gung ihres Images in einem solch sensiblen Bereich. Noch immer haben wir kein Verbraucherinforma- tionsgesetz, und vorgestern im Ausschuss war das Bun- desministerium für Verbraucherschutz nicht in der Lage, Auskunft zu geben, wann der überarbeitete Gesetzent- wurf dem Parlament zugeleitet wird. Aber schon jetzt ist klar, dass der Neuanlauf die massiven Proteste der Ver- braucher- und Umweltverbände nicht aufgreifen wird und dass der Anspruch nach umfassender Verbraucher- information überhaupt nicht erfüllt wird. N s d f n s v V f m t l e d e V g g V k b T w s h k K A t h g D j S a g s P B s b d (C (D Wir fordern jetzt die Bundesregierung erneut auf: ehmen Sie die notwendigen Nachbesserungen am Ge- etz vor, damit es seinen Namen verdient: Nehmen Sie ie Wirtschaft in die Pflicht, und verankern Sie einen In- ormationsanspruch der Verbraucher gegenüber Unter- ehmen! Beseitigen Sie die zahlreichen Ausnahmetatbe- tände, die einen wirksamen Informationsanspruch erhindern! Weiten Sie den Anwendungsbereich auf alle erbraucherprodukte aus! Sorgen Sie für verbraucher- reundliche Regelungen bei Antragsverfahren und für öglichst kostenlose Auskünfte! Starten Sie eine Initia- ive für eine europäische Verbraucherinformationsricht- inie! Wir feiern nächste Woche den Verbrauchertag, und da rlaube ich mir, noch einige Sätze zur Verbraucherpolitik er Bundesregierung im Allgemeinen zu verlieren. Es ist ine ziemliche desaströse Bilanz des Stillstands und der ersäumnisse. Nicht umsonst verweigert die Bundesre- ierung einen verbraucherpolitischen Bericht, der den anzen Misstand offen legen würde: Schwächung des erbraucherschutzes durch die Förderalismusreform; ein gesetzgeberisches Handeln bei den Fahrgastrechten, eim digitalen Verbraucherschutz, keine Bußgelder bei elefonwerbung und kein Recht auf Girokonto; Projekte erden eingestampft, zum Beispiel die Anti-Spam-Be- chwerdestelle, „Ecotopten“ für energiesparsame Haus- altsgeräte und die Kampagne „Echt gerecht – clever aufen“ für einen nachhaltigen Konsum. Diese große Koalition verliert leider nur Zeit. Beim lima- ebenso wie beim Verbraucherschutz. nlage 4 Zur Beratung der Berichte: – Nach dem Wiener Gipfel – die Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika solida- risch gestalten – Für einen europäischen zivilen Friedens- dienst (Tagesordnungspunkt 17 a und b) Anette Hübinger (CDU/CSU): Der Antrag der Frak- ion Die Linke „Nach dem Wiener Gipfel – die Bezie- ungen zwischen der EU und Lateinamerika solidarisch estalten“ unterstreicht wieder einmal deutlich, dass Sie, ie Linke, eine Politik verfolgt, in der Wirtschaftspolitik eglichen freien Handel unterbindet, dass Sie einem taatssystem nacheifern, das die Freiheit des Einzelnen ushöhlt und dass Sie Menschenrechtsverletzungen billi- en, wenn sie mit ihrem sozialistischen Denken überein- timmen. Das ist ungeheuerlich. Die Fraktion Die Linke bezeichnet die europäische olitik als hegemonial und ausbeuterisch und fordert die undesregierung auf, diese durch eine solidarische Zu- ammenarbeit zu ersetzen. Kuba, Venezuela und Bolivien ezeichnen sie als die lateinamerikanischen Leuchttürme, ie für eine gerechte und solidarische Politik stehen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8643 (A) ) (B) ) Wir selbst sind Bürger eines Landes, in dem ein Teil der Menschen über 40 Jahre lang sozialistisches Ein- heitsdenken und Bevormundung ertragen musste und eine freiheitliche Entwicklung unmöglich war. Das Staatsmodell der Unfreiheit und Entbehrungen ist Gott sei Dank gescheitert. Die CDU/CSU-Fraktion wird es nicht hinnehmen, dass in anderen Teilen der Welt diese menschenverachtende Ideologie wieder belebt wird. In Lateinamerika haben vor etwa drei Dekaden die Demokratisierungsprozesse begonnen. Heute müssen wir aber feststellen, dass viele lateinamerikanische Demokratien immer noch nicht auf rechtsstaatlichem Boden stehen. Mit der Ausnahme von Kuba wurden in allen lateinamerikanischen Staaten das Kernmerkmal der repräsentativen Demokratie, freie und faire Wahlen, etabliert. Freie Wahlen sind aber noch lange kein Garant für eine demokratische Staatsführung. Vielerorts fehlen konsolidierte rechtsstaatliche Demokratien und Demo- kratisierungsprozesse, die auch mit einem tiefgreifenden institutionellen Wandel einhergehen. Soziale Spannungen konnten in vielen Ländern Latein- amerikas nicht gelöst werden und haben sich zum Teil noch verschärft. Die Menschen in Lateinamerika sind vielerorts von der Demokratie enttäuscht und würden heute wieder autoritäre Regime befürworten, wenn sie eine wirtschaftliche Verbesserung ihrer Lage versprechen. Populistische Versprechungen fallen in solchen Fällen auf guten Nährboden. Das Handeln des Ziehsohns Castros, dem venezuela- nischen Präsident Hugo Chavez, der im Dezember 2006 zum zweiten Mal als Sieger der Präsidentschaftswahlen hervorgegangen ist, unterstreicht einmal mehr, dass der bestehende Ressourcenreichtum eines Landes nicht immer für die Armutsbekämpfung im eigenen Land und für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung genutzt wird, sondern oft dem Eigeninteresse der herrschenden Führungselite zugute kommt und zur Zementierung der eigenen Macht dient. Erst Ende Januar lies sich Chavez von dem aus- schließlich mit seinen Anhängern besetzten Parlament durch ein Ermächtigungsgesetz Sondervollmachten geben. Diese ermöglichen es ihm, durch Dekrete am Parlament vorbeizuregieren. 2005 hat Chavez rund 36 Prozent des venezolanischen Haushaltes, circa 20 Milliarden Dollar, für Investitionen und Schenkungen im Ausland bestimmt. So erhielt der bolivianische Präsident Morales nach seinem Wahlsieg einen Scheck über 30 Millionen Dollar, oder er schickt venezolanische Soldaten nach Kuba, um dort Häuser zu bauen. Diese populistischen Praktiken bezeichnet er dann als die „revolutionäre sozialistische Solidarität“ und hofft, damit den Beifall der Volksmassen zu erkaufen. Im eigenen Land hingegen weisen seine Versprechungen für den sozialen Bereich nur spärlichen Erfolg auf. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass ein Gutteil der Gelder für die Bezahlung von 50 000 kubanischen Arbeitskräften aufgewendet wurden, die trotz der immens hohen venezolanischen Arbeitslosenrate ins Land geholt wurden. Diese Investitionen haben weder zur einer deut- lichen Reduzierung der Armut geführt noch zu einer S S u o a F M l M a d k k I 2 R w z z d E h R f O M a M a o p i M u d G d s s n M v L v v d m v ä D L (C (D teigerung beim Angebot von Arbeitsplätzen. Die prekäre ituation auf dem Wohnungsmarkt wurde kaum verbessert, nd auch der Standard in den öffentlichen Krankenhäusern der die Qualität der Schulbildung zeigt keine Fortschritte uf. Im Gegenteil, die Situation verschärft sich. Anfang ebruar wurde auf offener Straße der venezolanische enschenrechtsverteidiger Urbano angeschossen und ebensbedrohlich verletzt. Urbano ist Vorsitzender der enschenrechtsorganisation „Pro Defensa del Derecho la Education“ in Venezuela. Diese hatte ein Tag zuvor ie Bildungsmöglichkeiten für Kinder aus ärmeren Bevöl- erungsschichten und die Regierung Chavez öffentlich ritisiert und ihre Leistungen als mangelhaft bezeichnet. Chavez weiß um seine Schwächen und versucht, sein mage mit einem ausreichenden Propagandaetat, der 005 1,12 Milliarden US-Dollar betrug, wettzumachen. egelmäßige Ansprachen per Radio und Fernsehen sowie öchentlich ausgestrahlte Regierungswerbungen kenn- eichnen seinen Regierungsstil. In Bolivien sind ähnliche politische Entwicklungen u beobachten. Im Januar dieses Jahres musste Morales em Druck der Öffentlichkeit nachgeben und seinen rziehungsminister entlassen. Dieser wollte die Verein- eitlichung des Bildungssystems durchsetzen und den eligionsunterricht in Schulen streichen. Öffentliche Unruhen folgten den Vorfällen in der ver- assunggebenden Versammlung. Bei Abwesenheit der ppositionsfraktionen beschloss die Regierungspartei AS, dass Verfassungsänderungen nun schon mit einer bsoluten Mehrheit vorgenommen werden können. orales und die MAS sind so in der Lage, nach ihrem lleinigen Gusto, eine Verfassung zu erarbeiten, und das, bwohl der Zweidrittelmodus für den Verfassungs- rozess in einer Demokratie selbstverständlich ist. Die Linke lobt die Demokratisierungsprozesse gerade n diesen beiden Ländern und bezeichnet Chavez und orales als die Vorzeigekämpfer gegen Ungerechtigkeit nd Armut in Lateinamerika. Das ist ein Hohn gegenüber en lateinamerikanischen Ländern, die für eine soziale erechtigkeit ringen, ohne bürgerliche Freiheiten oder ie Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen einzu- chränken. Wir werden auch einen demokratisch gewählten Prä- identen kritisieren, wenn er die ihm anvertraute Macht icht zum Gemeinwohl einsetzt und eine demokratische itgestaltung seines Volkes unterhöhlt. Die Prinzipien on Good Governance müssen wir gerade auch in diesen ändern in Rahmen unserer Entwicklungszusammenarbeit erstärkt fördern und den Dialog über die Bewahrung on Demokratie und Rechtsstaatlichkeit intensivieren. Wir als CDU/CSU-Fraktion haben es bedauert, dass ie Zusammenarbeit mit Lateinamerika sowohl bilateral it Deutschland als auch multilateral mit Europa in den ergangenen Jahren zurückgegangen ist. Das wollen wir ndern und werden unsere Partnerschaft neu beleben. er jetzige Besuch unseres Bundespräsidenten Köhler in ateinamerika ist dafür ein wichtiges Signal. 8644 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) Lateinamerika ist nach Nordamerika die außereuropäi- sche Region, mit der die Staaten der EU am engsten ver- bunden sind. Neben den historischen Wurzeln, engen kulturellen Banden und vielfältigen wirtschaftlichen Verflechtungen geben die gemeinsamen Grundwerte, Überzeugungen und Interessen den Beziehungen eine besondere Qualität. Sie machen Lateinamerika zu einem natürlichen Partner Europas in einer globalisierten Welt und nicht zuletzt beim Kampf gegen den Terrorismus. Biregionale Assoziationsabkommen zwischen der EU und einzelnen Regionen Lateinamerikas eröffnen die Möglichkeit für eine vertiefte wirtschaftliche Zusammen- arbeit. Das zeigen die Länder Mexiko und Chile, die ihre im Jahr 2000 bzw. 2005 abgeschlossenen Freihandels- abkommen mit der EU als eine Chance betrachten. Die Verhandlungen zwischen der EU und dem Mercosur – Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay und seit 2006 Venezuela – sind noch nicht abgeschlossen. Der Lateinamerikagipfel in Wien letzten Jahres hat deutlich gezeigt, dass die interregionalen Spannungen der lateinamerikanischen Länder, die gerade auch nach der Verstaatlichung der bolivianischen Erdgasvorkommen und durch die neue Rolle Venezuelas im Mercosur, noch aufzuarbeiten sind. Der medienwirksam inszenierte Auftritt von Hugo Chavez und Evo Morales auf dem Alternativ- gipfel, gab den innerlateinamerikanischen Problemen dann auch noch eine öffentliche Bühne. Ungeachtet dessen bekräftigten die Präsidenten Fox, Toledo, Lula und Bachelet ihren Wunsch nach einer verstärkten Zusammen- arbeit mit Europa. Wir in Europa und Deutschland stehen der regionalen Integration des Mercosurs mit großem Interesse gegenüber. Wir werden dessen Bemühungen weiterhin unterstützen und die Verhandlungen mit dem Mercosur fortsetzen. Dabei müssen meines Erachtens Aspekte von Fair trade, partnerschaftliche Zusammenarbeit und entwicklungs- politische Aspekte im Vordergrund stehen. Die europäi- sche Kommission bekräftigte nach dem Wiener Gipfel, dass die Verbindung zu Lateinamerika nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern auch eine zwingende Notwendigkeit ist. Wir als CDU/CSU-Fraktion streben eine Solidarität mit Lateinamerika an, die auf unseren gemeinsamen Werten von Demokratie, Freiheit und der Achtung der Menschenrechte begründet ist. Zu dem Antrag der Fraktion Die Linke „Für einen eu- ropäischen zivilen Friedensdienst“ möchte ich Folgendes anmerken: Die europäischen zivilen Friedensdienste leisten einen ungemein wichtigen Beitrag zur Krisen- und Konfliktprävention und bei der Konfliktnachbereitung. Die Bundesregierung hat mit dem 2004 beschlossenen Aktionsplan „Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“ den zivilen Friedensdienst als das „wichtigste friedenspolitische Instrument zur Förderung von Friedenspotentialen in der Zivilgesellschaft“ gewürdigt und unterstützt ihn. Ihre Forderungen, den zivilen Friedensdienst mit Mitteln des europäischen Entwicklungsfonds zu finanzieren sind sachlich falsch und unrealistisch. Der EEF ist ein länder- s d R a S b w D N n h I e d is e e m D L A t B n d d p d l f s jü m E g a w h D 1 i g U u U v A D P T l R (C (D pezifisches Instrument, das der Zusammenarbeit zwischen er Europäischen Union und den Ländern der AKP- egion dient. Der europäische zivile Friedensdienst rbeitet jedoch überregional mit einem starken sektoralen chwerpunkt. Ihre Forderung nach dem Aufbau eines festen Personal- estandes lehnen wir als CDU/CSU-Fraktion ab. Sie ird auch von den zivilen Friedensdiensten bemängelt. ie zivilen Friedensdienste hingegen streben einen losen etzwerkverbund von erfahrenen Nichtregierungsorga- isationen ohne stehenden Personalbestand an. Darüber inaus befürchtet die Zivilgesellschaft, dass mit der von hnen verlangten Struktur eine zu starke politische Ver- innahmung erfolgt und die Souveränität und Neutralität er zivilen Friedensdienste verloren geht. Und genau das t aber für die Mediation zwischen verfeindeten Gruppen ine Voraussetzung. Die CDU/CSU-Fraktion lehnt beide Anträge ab. Dr. Sascha Raabe (SPD): Ich bin seit nun fast vier- inhalb Jahren Bundestagsabgeordneter, und selten hat ich ein Antrag derart verärgert wie der heute zur ebatte vorliegende Antrag der Fraktion Die Linke zu ateinamerika. Viele Forderungen in diesem Antrag sind usdruck schierer Ignoranz, von Inkompetenz und einem otalitären Staatsverständnis. Die Linke fordert, dass die undesregierung damit aufhören solle, den lateinamerika- ischen Staaten ihre „eigene Vorstellung von einer emokratischen Staats- und Gesellschaftsordnung aufzu- rängen“. Stattdessen solle man sich an der lupenreinen artizipativen Demokratie in Venezuela orientieren. Die Legitimation der venezolanischen Regierung urch eine demokratische Wahl bedeutet leider noch ange nicht, dass auch eine demokratische Regierungs- ührung erfolgt. So zeigt dies Präsident Hugo Chavez in einen täglichen Amtshandlungen. Unter anderem hat er ngst ein Bevollmächtigungsgesetz erlassen, das ihn er- ächtigt, Gesetze am Parlament vorbei zu verabschieden. r hat Fernsehlizenzen von kritischen Privatsendern ein- ezogen, die Parteien gleichgeschaltet und will Präsident uf Lebenszeit werden. Sind das demokratische Vorgehens- eisen? Mehreren Menschenrechtsorganisationen zufolge at sich die Situation in Venezuela drastisch verschlechtert. arüber hinaus steht Venezuela nach wie vor auf dem 38. Platz von insgesamt 163 Ländern des Korruptions- ndexes. Und das, obwohl der von der Linksfraktion viel epriesene Hugo Chavez bereits seit 1999 im Amt ist. nd die Zukunft sieht nicht besser aus. Kuba wird im Antrag der Linksfraktion ebenfalls völlig nkritisch behandelt. Die Anstrengungen der Europäischen nion, demokratische Kräfte in Kuba zu stärken, werden on der Linkspartei sogar ausdrücklich kritisiert. Nach uffassung der Linkspartei ist Kuba eine gelungene emokratie. Die Linksfraktion sollte, wenn sie hier im arlament ihre Meinung so frei äußern kann, sich der atsache bewusst sein, dass ihre parlamentarischen Kol- egen in der Opposition in Kuba und Venezuela diese echte so gut wie gar nicht ausüben dürfen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8645 (A) ) (B) ) Zum anderen möchte ich zu Kuba noch ein paar Sätze loswerden: Wie bereits einigen bekannt, plante die Deutsch-Mittelamerikanische Parlamentariergruppe Ende letzten Jahres eine Delegationsreise nach Kuba. Diese wurde in letzter Minute vonseiten der kubanischen Regierung verhindert, weil wir auch mit Oppositionellen sprechen wollten. Einen derartigen Affront hat es selten gegeben, und das zeigt wieder einmal: Während wir den Dialog mit den Kubanern suchen, wird uns dieser von Castros Schergen verweigert. Auch frage ich mich: Warum fliehen so viele kubanische Ärzte, die in den „Misiones“ in Venezuela arbeiten, in das Nachbarland Kolumbien und bitten um Asyl? Warum findet dieser Exodus auch weiterhin statt? Weil es auf Kuba ein vorbild- haftes Modell gibt? Das kann man wohl nicht annehmen. Des Weiteren wird im Antrag die UN-Stabilisierungs- mission MINUSTAH als eine Besatzungsmacht in Haiti dargestellt. Dabei leisten die UN-Truppen unter Einsatz ihres eigenen Lebens einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Ärmsten vor Vertreibung, Mord und Folter. Wer wie die Linkspartei das Ende dieser Mission fordert, macht sich schuldig am Tod vieler unschuldiger Menschen. Und diese Mission wird ja keinesfalls von vermeintlich bösen US-Soldaten angeführt, sondern wird von Brasilien geleitet, und die meisten Soldaten kommen aus latein- amerikanischen Ländern wie aus Bolivien und Uruguay. An dieser Stelle ist der Antrag der Linkspartei peinlich und gefährlich zugleich. Mir sind noch mehr Unzulänglichkeiten in dem Antrag aufgefallen. Im Antrag wird die Situation der Ureinwohner Lateinamerikas kaum erwähnt, obwohl sich die Lebens- situation für diese Bevölkerungsgruppe so gut wie gar nicht geändert hat. Und ebenso wird das wichtige Thema „Energie“ so gut wie kaum angesprochen. Den chinesi- schen Bestrebungen bei ihrer Suche nach Energiequellen in Lateinamerika schauen die Politiker der Linksfraktion anscheinend unkommentiert zu. Dabei müsste der Um- stand, dass Umwelt- und Sozialstandards größtenteils von chinesischen Firmen vernachlässigt werden, Anlass zur Sorge sein. Zusammenfassend lässt sich sagen: Der vorliegende Antrag beschreibt die Situation auf dem lateinamerikani- schen Kontinent einseitig und wird der Realität nicht gerecht. Der Antrag der Linkspartei ist unsinnig, völlig verfehlt und ein Schlag ins Gesicht der Menschen in Lateinamerika. „Afrika“ ist momentan in aller Munde, und das ist auch sehr gut so. Lange genug ist der afrikanische Kontinent vernachlässigt worden. Dabei aber darf der lateinamerika- nische Kontinent nicht vergessen werden. Schließlich leben in Südamerika – nach den neusten Angaben des CEPAL- Berichtes – weiterhin rund 38 Prozent der Menschen in Armut, davon 14,7 Prozent in extremer Armut. Und dies liegt nicht, wie im Antrag der Linkspartei dreist und unverschämt formuliert, an der bisherigen Politik der Bundesregierung, die auf Hegemonie und Ausbeutung ziele. Sondern es liegt in erster Linie daran, dass der vorhandene Reichtum in Lateinamerika ungerecht und ungleich verteilt ist, so wie in kaum einer anderen Region der Welt. Deswegen ist die bisherige Politik der Bundes- r k I s u a M n d f z D te A a J D d d S a S J d 3 w L Z d z h d g n W d a E d P D g w b i A u m w R M n B n (C (D egierung richtig, gute Regierungsführung und Demo- ratie in Lateinamerika weiter zu fördern und zu stärken. n den letzten Jahrzehnten sind in vielen lateinamerikani- chen Ländern auch beachtliche Fortschritte erzielt worden nd auch dank dieses deutschen Beitrages viele Staaten uf dem Gebiet der Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der enschrechte gut vorangekommen. Auch wenn es immer och zu viele arme Menschen in Lateinamerika gibt, ist ie Zahl in den letzten Jahren dank besserer Regierungs- ührung und dank besserer wirtschaftlicher Bedingungen urückgegangen. Für uns wird Lateinamerika weiterhin wichtig bleiben. as zeigt nicht nur die aktuelle Reise des Bundespräsiden- n in drei Länder des lateinamerikanischen Kontinents. uch die deutschen Mittel der Entwicklungszusammen- rbeit, die nach Lateinamerika gehen, konnten in diesem ahr um fast 50 Millionen Euro aufgestockt werden. eutschland ist und bleibt ein gern gesehener Partner in er Region. Abschließend noch ein paar Worte zu einem Bereich, er für unser Staatswesen selbstverständlich ist: das teuersystem. Ein gut funktionierendes Steuersystem ist ls Einnahmequelle für einen Staat unerlässlich. Die teuerquote Lateinamerikas lag jedoch im Schnitt der ahre 1990 und 2005 bei nur 15 Prozent. Im Gegensatz azu lag die Durchschnittsquote der OECD-Länder bei 6 Prozent. Verlässliche und faire Steuerquellen sind aber ichtig, wenn man bedenkt, dass den lateinamerikanischen ändern durch die derzeit laufenden WTO-Verhandlungen olleinnahmen entfallen könnten. Bei einem Zollabbau er Lateinamerikaner sollen im Gegenzug der Markt- ugang für Agrarprodukte in Europa gewährt sowie die andelsverzerrenden Agrarsubventionen abgeschafft wer- en. Denn Lateinamerika ist abgesehen von seinem roßen Rohstoffreichtum ein überaus fruchtbarer Konti- ent. Im Agrarbereich weist er weltweit hervorragende ettbewerbsvorteile auf. Und diese gilt es auszubauen. Ähnlich sieht es bei den derzeit auf Hochtouren laufen- en Verhandlungen über ein Wirtschaftspartnerschafts- bkommen zwischen der EU und den AKP-Staaten aus. s ist nicht zu ignorieren, dass die Verhandlungen mit en sechs regionalen Ländergruppen aus Afrika, dem azifiks und der Karibik unterschiedlich verlaufen. ennoch, gerade was die Karibikstaaten betrifft, die so- enannte CARIFORUM-Gruppe, ist diese Gruppe am eitesten fortgeschritten. Ein Abkommensentwurf liegt ereits vor, sodass es zu einem planmäßigen Abschluss n diesem Jahr kommen könnte. Wir werden bei allen bkommen darauf achten, dass sie fair gestaltet werden, m eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu er- öglichen, die auch den Armen zugute kommt. In unserer Entwicklungszusammenarbeit werden wir eiterhin einen Schwerpunkt auf den Bereich gute egierungsführung, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und enschenrechte setzen, auch wenn es der Linkspartei icht passt. Andreas Weigel (SPD): Die Militärs – das sind die ösen, und die Zivilisten – das sind die Guten. Darum ehmt das Geld den Militärs und gebt es den Zivilisten! 8646 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) Die Linke spielt mal wieder Robin Hood. Wenn man sich Ihren Antrag so durchliest, bekommt man schon den Eindruck, dass Sie ihn aus einer eher reduzierten Weltsicht heraus entwerfen. Ich halte nichts von diesem Ansatz des gegeneinander Aufwiegelns! Und ich bin davon überzeugt, dass wir in der Debatte um zivil-militärische Kooperationen heute qualitativ bereits ein ganzes Stück weit darüber hinaus sind. Die zivilen Friedensdienste sagen ja schließlich selbst, dass es für die Erfüllung ihrer Aufgaben wenig hilfreich ist, wenn sie von der Politik gegen das Militär in Stellung gebracht werden. Schließlich ist man in vielen Konfliktregionen wechselseitig aufeinander angewiesen. Deutsche Initiativen der „zivilen Konfliktbearbeitung“ – also des Einsatzes nichtmilitärischer Mittel zur Präven- tion, Beilegung und Nachsorge gewaltsamer Auseinan- dersetzungen – nehmen bereits heute eine Vorreiterrolle ein. Das gilt nicht zuletzt für das 1999 unter Rot-Grün entworfene Programm „Ziviler Friedensdienst“, ZFD. Im Rahmen des ZFD werden Friedensfachkräfte in Krisenregionen vermittelt, um dort lokale Partner beim Aufbau friedensfördernder Strukturen zu unterstützen – zum Beispiel durch Stärkung traditioneller Schlichtungs- instanzen, zum Beispiel durch die Unterstützung lokaler und regionaler Friedenskomitees zur Lösung von Land- streitigkeiten, zum Beispiel durch Reintegration und Re- habilitation der von Gewalt besonders betroffenen Grup- pen. Der „zivile Friedensdienst“ wird als freiwilliger Dienst von lebens- und berufserfahrenen Frauen und Männern geleistet. Sie kommen weltweit in 40 Ländern zum Einsatz, unter anderem in Afghanistan, im Tschad und im Sudan und auch in den Balkanstaaten. Die Frie- densfachkräfte des ZFD können Gewaltkonflikte nicht im Alleingang lösen, aber sie leisten konkrete Beiträge zu Versöhnungs- und Dialogprozessen in den betroffenen Gesellschaften und damit zur Ausbildung einer gewalt- freien Streitkultur. Ich denke, wir sind uns im Grunde alle einig, dass Maßnahmen der zivilen Konfliktbearbeitung weltweit aufgewertet, also besser gefördert werden müssen. Das Potenzial solcher Initiativen ist gegenwärtig bei weitem noch nicht ausgeschöpft, und das gilt sicherlich auch für den deutschen „Zivilen Friedensdienst“. Immerhin sieht der Haushalt für 2007 eine Aufstockung der Mittel für den ZFD von 14 auf 17 Millionen Euro vor. Und auch für 2008 ist eine weitere Aufstockung vorgesehen. Mit dieser von Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, SPD, zugesagten Stellenausweitung soll die zentrale Forderung der Kampagne „500 Fach- kräfte für den Frieden“ umgesetzt werden. Auch auf europäischer Ebene hat die Berücksichtigung der Möglichkeiten ziviler Konfliktbearbeitung im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts deutlich zugenommen. Durch die Beschlüsse des Gipfels von Helsinki 1999 wurde festgelegt, die Instrumente im Bereich des nicht- militärischen Krisenmanagements auszubauen und ef- fektiver zu gestalten. Dass sich die Trägerorganisationen auf europäischer Ebene weiter vernetzen, ist insofern s E w b s U F w f d L z u R h A a c d p f E m s R z e t E c k k d R i P n z p n n d u d a E i t s D v k e D s (C (D elbstverständlich zu begrüßen. Die Einrichtung eines uropean Civilian Peace Corps erscheint mir als eine eitere vielversprechende Möglichkeit, zivile Konflikt- earbeitung als Instrument europäischer Außenpolitik zu tärken und ihren Nutzen konkreter sichtbar zu machen. Es stimmt, dass auf europäischer Ebene ein gewisses ngleichgewicht besteht, dass also die militärischen ähigkeiten zur Krisenbewältigung bis dato besser ent- ickelt sind als die zivilen. Ich halte es aber für grund- alsch, so wie im Tenor des hier zur Diskussion stehen- en Antrags, militärische und zivile Instrumente in erster inie als Gegensatzpaar zu begreifen. Vielmehr müssen ivile und militärische Maßnahmen miteinander gedacht nd eben nicht gegeneinander ausgespielt werden. In der ealität sind doch Sicherheits- und Entwicklungspolitik eute zunehmend aufeinander angewiesen. Sowohl der ktionsplan Zivile Krisenprävention der Bundesregierung us dem Jahr 2004 als auch das neue Weißbuch für Si- herheitspolitik verweisen auf diesen Zusammenhang. Natürlich kann zivil-militärische Kooperation nur ann wirksam funktionieren, wenn auch die zivile Kom- onente ihrer Bedeutung entsprechend ausgestaltet und inanziert ist. Diesbezüglich besteht auf europäischer bene durchaus Nachholbedarf. Eine Schwächung der ilitärischen Kriseninterventionsfähigkeiten der Europäi- chen Union ist dazu jedoch sicherlich nicht das passende ezept. Dr. Karl Addicks (FDP): Die Fraktion Die Linke eigt uns in ihrem Antrag, welche Vorstellungen sie von iner solidarischen Beziehung zwischen der EU und La- einamerika hat. Lassen Sie mich kurz die wichtigsten ckpunkte des Antrages zusammenfassen: Verstaatli- hungen, weitere Schuldenerlasse, keine Freihandelsab- ommen, keine Liberalisierungen und Privatisierungen, eine Public-Private Partnerships und die Unterstützung er Politik à la Chavez und Castro! Für uns Liberale ist der Antrag so weit weg von der ealität und schlicht in seinen Forderungen einfach nur nakzeptabel. Man kann es auch kurz sagen: Die ganze alette linker Träumereien! Angefangen bei der soge- annten neoliberalen Wirtschaftspolitik, die als die Wur- el allen Übels betrachtet wird und endend bei antieuro- äischen und antiamerikanischen Parolen. Doch nicht ur das, Sie preisen auch noch die Politik des venezola- ischen Präsidenten Chavez an. An dieser Stelle sei nur arauf hingewiesen, dass dieser sich erst kürzlich ein mfangreiches Bevollmächtigungsgesetz erlassen hat, as ihn ermächtigt, Gesetze am Parlament vorbei zu ver- bschieden – von der Gleichschaltung der Parteien und ingriffen in die Medienfreiheit nicht zu reden. Und das st für die Fraktion Die Linke der neue Ansatz partizipa- iver Demokratie. Wenn das für Sie Demokratie ist, dann ollten Sie einmal grundsätzlich überlegen, ob Sie im eutschen Bundestag richtig sind. Ganz zu schweigen on den Zuständen, die in Venezuela herrschen! Dort ommt nämlich bei der Bevölkerung nicht viel von den normen Öleinnahmen an. Das Gegenteil ist der Fall. ie Venezulaner stehen vor leeren Regalen, und ihr Prä- ident vergibt großzügig Gelder in der ganzen Welt, rüs- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8647 (A) ) (B) ) tet fleißig das Militär auf und verteilt massenhaft Klein- waffen. Das sind genau die Entwicklungen, die wir vorausgesagt haben. Verstaatlichungen haben noch nie der Bevölkerung geholfen, sondern immer nur den Re- gierungen. Es gibt noch weitere Punkte in dem Antrag, die wir Liberale ganz klar ablehnen. Die Linken fordern die Ab- lehnung von Freihandels- und Assoziierungsabkom- men, speziell mit dem Mercosur. Das ist nach unserer Auffassung ein immenser Rückschritt. Sicherlich ist der Zustand der lateinamerikanischen Regionalbündnisse derzeit nicht so vielversprechend und ein erfolgreicher multilateraler Abschluss vielleicht in weiter Ferne. Aus diesem Grund muss die Europäische Union Alternativen suchen, finden und diese auch verfolgen. Demnach muss die EU einen dreifachen Verhand- lungsansatz verfolgen: Dieser beinhaltet die Bestrebung der EU, auch weiterhin zu einem Abschluss der WTO- Doha-Runde zu kommen, aber auch der Abschluss von Assoziierungsabkommen mit Mercosur, Andengemein- schaft und Zentralamerika muss verstärkt betrieben wer- den. Sollte dies angesichts der teilweise geschwächten Zustände einiger Regionalbündnisse nicht möglich sein, so sollte die EU bestrebt sein, mit einzelnen lateinameri- kanischen oder karibischen Staaten bilaterale Assoziie- rungsabkommen abzuschließen, wie es mit Mexiko und Chile teilweise geschehen ist. Wenngleich es grundsätz- lich erfolgversprechender ist, mit regionalen Staaten- bündnissen Handelspolitik zu betreiben, um Assoziie- rungsabkommen abzuschließen, als dies mit Einzelstaaten zu tun. Besser bilaterale als gar keine! Un- ser Standpunkt ist, dass Handelsliberalisierungen und Freihandelsabkommen als Chance für Lateinamerika ge- sehen werden müssen. Für uns Liberale ist es der falsche Weg, die linken Entwicklungen in Lateinamerika, inklu- sive Verstaatlichungen, zu unterstützen. Anders als meine Kollegen von der Fraktion Die Linke, sehe ich in der EU einen wichtigen Partner für Lateinamerika. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Die EU ist in der Entwicklungszusammenarbeit mit La- teinamerika der größte Geldgeber und nach den USA der wichtigste Handelspartner in Lateinamerika. Den natio- nalistischen und populistischen Forderungen einzelner südamerikanischer Regierungen, die eine Destabilisie- rung der lateinamerikanischen Regionalbündnisse errei- chen wollen, muss eine klare Absage erteilt werden. Was uns wichtig ist in der Zusammenarbeit zwischen der EU und Lateinamerika, ist der gleichberechtigte Dia- log unter Partnern. Trotz der wichtigen Rohstoffvorkom- men finden wir in Lateinamerika auch enorme Einkom- mensunterschiede, und einige Länder gehören zu den höchstverschuldeten der Welt. Nehmen wir einmal Boli- vien als Beispiel: Hier ist doch fraglich, ob die stattge- fundenen Entschuldungsmaßnahmen – nominal wurden Bolivien im internationalen Rahmen insgesamt 1,3 Mil- liarden Euro erlassen – und im Sinne der Nachhaltigkeit und Wirksamkeit das richtige Mittel zur Armutsursa- chenbekämpfung darstellen. Eine gemeinsame Freihan- delszone sowie die Unterstützung und Förderung von Landwirtschaft, Kleingewerbe sowie Handwerk in den S M d v n F d w T m g w t e E A v f z k a l W s t s A p s m P s h m B z d d s u r w s g z M K ß m r W A „ w (C (D taaten von Lateinamerika und der Karibik sind unserer einung nach die besseren Mittel. Von der Entschul- ung haben die Armen meist sowieso nichts. Neosozialistische Rezepte, wie sie in Ihrem Antrag orgeschlagen werden, sind ein gefährlicher Weg. Dem- ach lehnen wir den Antrag ab. Lassen Sie mich noch zu einem weiteren Antrag der raktion Die Linke, der einen europäischen zivilen Frie- ensdienst fordert, kurz etwas sagen, wenngleich ich et- as erstaunt bin, warum diese beiden Anträge in einem agesordnungspunkt zusammengefasst wurden. Für ich stellt sich kein innerer Zusammenhang dar. Nun ut! Wenn Friedensdienst für Die Linke das Gleiche wäre ie für Liberale, würde ich vielleicht die Idee des An- rags positiv bewerten. Aber Die Linke als Friedens- ngel? Tut mir leid, ich bin da sehr, sehr misstrauisch. inen Entwicklungsdienst, wie ihn die Bundesregierung nfang des Jahres vorschlug, könnte ich mir vielleicht orstellen. Aber die Forderung der Linken nach einem esten Stellenpool mit sozial abgesicherten Arbeitsplät- en und, und, das geht uns alles einfach zu weit. Das önnen wir nicht mittragen, und deswegen lehnen wir uch diesen Antrag ab. Heike Hänsel (DIE LINKE): Die Zeit der neolibera- en Hegemonie in Lateinamerika ist vorbei. Neoliberale irtschafts- und Handelspolitik hat die lateinamerikani- chen Gesellschaften zerrüttet, die sozialen Ungleichhei- en zugespitzt und Millionen Menschen in Armut ge- türzt. Der soziale Aufbruch in Lateinamerika, der als bwehrkampf gegen die Auswirkungen dieser katastro- halen alten Politik begonnen hatte, hat neue Kräftekon- tellationen hervorgebracht und politische Alternativen öglich gemacht. Mit der Vertiefung demokratischer rozesse – beginnend in den Kommunen, wie am Bei- piel der brasilianischen Bürgerinnen-und-Bürger-Haus- alte, bis hin zur Etablierung plebiszitärer Mitbestim- ung auf nationaler Ebene wie in Venezuela und olivien – und einer neuen Wirtschafts- und Sozialpolitik ielen die linken Regierungen in Lateinamerika jetzt auf ie Integration aller Mitglieder der Gesellschaften. Von iesen Prozessen sollten wir hier in Deutschland lernen. Horst Köhler besucht ja in diesen Tagen – neben Bra- ilien – auch zwei nicht links regierte Staaten: Paraguay nd Kolumbien. Vor allem die rechtskonservative Regie- ung des kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe urde von der Bundesregierung und der EU als strategi- cher Partner gegen die linken Regierungen und Bewe- ungen in Lateinamerika – unter anderem gegen Vene- uela – aufgebaut. Jetzt blamiert sich in Kolumbien die enschenrechtsrhetorik, die dabei gegen Venezuela und uba ins Feld geführt wurde. Die kolumbianische Au- enministerin, gerade noch Gast im Auswärtigen Amt, usste zurücktreten, weil ihre Verstrickungen mit den echtsradikalen Paramilitärs überdeutlich zu Tage traten. eitere Mitglieder der Regierung und ein Drittel der bgeordneten im kolumbianischen Parlament sind in die Para-gate“ verstrickt. Die Paramilitärs zeichnen verant- ortlich für Tausende von Toten in Kolumbien. 8648 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) Menschenrechtsaktivist/innen haben schon lange auf die Verstrickung der gegenwärtigen Machthaber mit den rechten Todesschwadronen hingewiesen. Die Bundesre- gierung hat diese Hinweise ignoriert. Die Frontstellung gegen die erstarkte Linke des Kontinents war ihr wichti- ger. Die Integrationsprozesse, die sich in Lateinamerika unter dem Namen ALBA (Bolivarianische Alternative) vollziehen, sind der Versuch, Handel solidarisch, kom- plementär und auf der Grundlage asymmetrischer und heterogener Verträge zu organisieren. Hier könnte sich eine echte Alternative zur neoliberalen Handelspolitik der EU entwickeln. ALBA als regionales Modell einer eigenständigen, vom Norden unabhängigen Integration, gewinnt an Ausstrahlung. Nach Venezuela, Kuba und Bolivien hat sich Nicaragua angeschlossen und Ecuador seinen Beitritt angekündigt. Die EU-Handelspolitik ori- entiert sich leider weiterhin an ihrer WTO-plus-Agenda. Mit standardisierten Verhandlungsmandaten, die den Zu- gang der europäischen Unternehmen auf die lateinameri- kanischen Märkte in den Mittelpunkt stellen und die da- bei noch weit über die Liberalisierungsagenda der Welthandelsorganisation hinausgehen, geht die EU- Kommission in die Verhandlungen mit den vermeintlich schwächeren Verhandlungspartnern in Lateinamerika. Sie versucht, den ALBA-Prozess zu untergraben. EU- Kommission und Bundesregierung müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass diese Politik zunehmend auf Wi- derstand stößt. Auf dem letztjährigen Wiener EU-La- teinamerika-Gipfel wurde das ganz deutlich: Von den vollmundigen Ankündigungen einer europäisch-latein- amerikanischen Freihandelszone ist dort nicht allzu viel übrig geblieben. Die EU muss die entwicklungspo- litischen Potenziale, die durch den sozialen Aufbruch und die regionale Integration erschlossen werden, end- lich anerkennen. Wir brauchen für die EU eine völlig neue Strategie, die den sozialen Umbruch in Lateiname- rika unterstützt, anstatt ihn zu hintertreiben. Zu unserem zweiten Antrag: Wir wollen weg von der Militarisierung der europäischen Außenpolitik. Deshalb müssen die notwendigen Mittel und Instrumente bereit- gestellt werden, um eine aktive Friedenspolitik zu entwi- ckeln und in der Praxis umzusetzen. Wir fordern in unse- rem Antrag die Bundesregierung auf, die deutsche EU- Ratspräsidentschaft zu nutzen, um eine Initiative für ei- nen zivilen Friedensdienst im Rahmen der Europäischen Union auf den Weg zu bringen. Bislang hören wir über- wiegend Vorschläge, die genau in die andere Richtung gehen. Im Rahmen des Europäischen Verfassungspro- zesses wird einer Militarisierung das Wort geredet: Die Mitgliedstaaten sollen ihre militärischen Kapazitäten aufstocken, eine europäische Rüstungsagentur wurde ge- gründet, europäische „battle groups“ werden aufgestellt. Zivile Alternativen enthielt der – glücklicherweise bis- her gescheiterte – Verfassungsentwurf jedoch nicht. Die Stärkung des Militärischen drückt sich auch in der zu- nehmenden Vermischung mit zivilen Bereichen der in- ternationalen Politik aus: Die Linke lehnt es ab, dass aus dem Europäischen Entwicklungsfonds die Militärmis- sionen auf dem afrikanischen Kontinent unterstützt wer- den! Die sogenannte afrikanische Friedensfazilität muss aus dem Europäischen Entwicklungsfonds herausge- nommen werden. Die Linke fordert dies explizit in ei- n b d t s e b K a E l z d z z z ti c d w t d t h D K e m n m L r k d w w m L t d v B n g B a m w w s M k v b (C (D em weiteren Antrag, den wir gerade auf den Weg ge- racht haben. Auf diesem Weg würden sich innerhalb es EEF finanzielle Spielräume ergeben, um eine Initia- ive für einen Europäischen Zivilen Friedensdienst anzu- chieben. Um einen solchen Friedensdienst dann zu inem wirksamen Instrument der zivilen Konfliktbear- eitung und zu einer echten Alternative zu militärischer onfliktbearbeitung auszubauen, müssen sicher noch ndere Quellen erschlossen werden – auch außerhalb des EF –, aber zunächst einmal gilt es, den politischen Wil- en aufzubringen und an einer Stelle anzufangen. Es gibt ahlreiche Gruppen in verschiedenen Ländern der EU, ie versuchen, im Rahmen des zivilen Friedensdienstes ivile und präventive Konfliktbearbeitung konzeptionell u entwickeln und praktisch umzusetzen, und die sich unehmend untereinander vernetzen. Mit einem institu- onellen Rahmen für diese Vernetzung und einer entspre- henden umfassenden finanziellen Ausstattung könnte ie wichtige Arbeit dieser Gruppen wirksam unterstützt erden. Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Im Ti- el des Antrages, den wir hier debattieren, heißt es „nach em Gipfel“. Der Inhalt ist jedoch weitestgehend iden- isch mit einem Vorgängerantrag, der „vor dem Gipfel“ ieß. Da der erste Antrag schlecht war, ist es auch dieser. as Hauptproblem liegt nicht in den vielen einzelnen lein-Klein-Punkten. Das Problem dieses Antrags ist in sehr politisches. Der Antrag wird aus einer vollkom- en defensiven Haltung heraus geschrieben. Es gibt kei- erlei Elemente für eine lebendige, konstruktive Zusam- enarbeit zwischen Lateinamerika und Europa. Nach ektüre ihres Antrags hat man den Eindruck, dass Eu- opa ein neoliberales Feuerwerk gegen den lateinameri- anischen Kontinent abfeuert, dem sich die Indigenen, ie Schwarzen und die Kubaner mit aller Kraft zu er- ehren haben. Ich glaube sie legen sich da eine Schein- elt zurecht. In Wirklichkeit haben wir es mit einem stark abneh- enden Interesse in Deutschland und Europa gegenüber ateinamerika zu tun. Dies hat mehrere Gründe: Die La- einamerikaner tauchen bei uns nicht als Flüchtlinge auf, ie Wirtschaftsdynamik dort ist eher schwach, nicht zu ergleichen mit den asiatischen Tigern. Und selbst die edrohung durch lateinamerikanische Drogen hat abge- ommen. Sie wurden zum Teil durch synthetische Dro- en ersetzt oder kommen aus anderen Regionen, zum eispiel aus Afghanistan, zu uns. Wir wollen die rückläufigen Beziehungen mit Latein- merika ausbauen. Dafür müssen wir aber kreativ sein, üssen offen und konstruktiv sein, müssen bereit sein, irkliche strategische Partnerschaften einzugehen. Aus unserer Sicht lohnt sich das sehr, und es gibt underbare Anknüpfungspunkte: Die jüngsten Wahl- iege in Lateinamerika bringen deutlich den Wunsch der enschen nach sozialen Reformen und nach einer stär- eren Einbeziehung der bisher rechtlosen indigenen Be- ölkerung zum Ausdruck. Positiv sind auch das Bestre- en nach einer deutlichen Differenzierung in den Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8649 (A) ) (B) ) Außenbeziehungen sowie der ausgesprochene Wille zur regionalen Integration. Kurzum: Wenn Sie einen guten Antrag zum Thema lesen wollen, dann verweise ich Sie auf unseren Antrag vom 15. März letzten Jahres. Wir fordern die EU auf, die positive politische Konjunktur in Lateinamerika zu nut- zen, um eine echte strategische Partnerschaft aufzu- bauen. Inhaltlich soll sich die enge Kooperation auf die politische und wirtschaftliche Unterstützung der regio- nalen Integration, eine umwelt- und energiepolitische Zusammenarbeit, die Förderung der demokratischen Konsolidierung und der Menschenrechte sowie der Ko- operation im Hochschulbereich konzentrieren. Um in diesen Bereichen deutlich Flagge zu zeigen, gilt es, auch die Mittel aufzustocken. Auf EU-Ebene und in der deut- schen Entwicklungszusammenarbeit mit Lateinamerika. Ganz besonders möchte ich noch unsere Position zu Kolumbien hervorheben. Die Koalition scheint da ja heillos zerstritten zu sein. Bisher war sie nicht in der Lage, überhaupt einen Antrag zu Lateinamerika vorzule- gen, nicht mal zum EU-Lateinamerikagipfel letztes Jahr in Wien. Der Umgang mit Kolumbien und seinem auto- ritären Präsidenten Uribe scheint ein wesentlicher Kon- fliktpunkt zu sein. Es ist beunruhigend, dass die kolum- bianische Regierung in der deutschen Außenpolitik hofiert wird. In keinem anderen Land Lateinamerikas gibt es so eklatante Menschenrechtsverletzungen, soviel Zusammenspiel zwischen Regierung, Politik und para- militärischen Mörderbanden wie in Kolumbien. In kei- nem anderen Land gibt es Millionen von Binnenflücht- lingen. Wir möchten nicht, dass Deutschland und Europa sich immer mehr zum Juniorpartner des „Plan Colom- bia“ der USA machen. Wir fordern, dass bei der bilateralen und europäischen Entwicklungszusammenarbeit mit Kolumbien zuvor- derst der Schutz der Menschenrechte und die Sicherheit von Menschenrechtsaktivisten stehen. Und es gilt, sich keinen Initiativen wie dem Plan Colombia anzuschlie- ßen, die zum Ziel haben, den Drogenanbau durch rein militärische und umweltzerstörende Mittel einzudäm- men. Es macht auch keinen Sinn, bei der Bekämpfung der Guerilla allein auf militärische Mittel zu setzen. Nur eine Verhandlungslösung kann Kolumbien aus der jahr- zehntelangen bewaffneten Konfrontation herausführen. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Antrag: Europäische Datenschutzstandards bei der Weitergabe von Fluggastdaten (PNR) an die USA sicherstellen – Bericht: Konsequenzen ziehen aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 30. Mai 2006 zur Weitergabe europäischer Fluggastdaten an die Vereinigten Staaten von Amerika B m d d v B d e d d Z c g K m 1 a g z G 2 w t b D d T m g z p g a v w d R E T j A m w a a (C (D – Antrag: Stärkung des Daten- und Rechts- schutzes bei der Weitergabe von Fluggast- daten an die USA (Tagesordnungspunkt 18 und Zusatztagesord- nungspunkte 9 und 10) Wolfgang Gunkel (SPD): Die Anträge der Fraktion ündnis 90/Die Grünen und der FDP beschäftigen sich it einem sehr wichtigen Problem. Der Europäische Gerichtshof hat am 30. Mai 2006 en Beschluss des Rates über das Abkommen zwischen er EG und den USA zur Weitergabe von Fluggastdaten on 2004 – Passenger Name Records, PNR – an die US- ehörden sowie die Entscheidung der Kommission über ie Angemessenheit des Schutzes der Daten für nichtig rklärt. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, ass beide Rechtsakte gegen Gemeinschaftsrecht verstoßen, a sie nicht auf einer geeigneten Rechtsgrundlage beruhen. ur materiellen Frage, ob das Datenschutzniveau ausrei- hend ist, hat der Europäische Gerichtshof nicht Stellung enommen. Das Abkommen von 2004 ist jedoch nicht sofort außer raft getreten. Die Kommission hat es aufgrund des Urteils it Wirkung zum 30. September 2006 gekündigt. Am 6. Oktober 2006 unterzeichnete die EU ein Interims- bkommen mit den USA über die Weitergabe von Flug- astdaten – Passenger Name Records, PNR –, das bis um 31. Juli 2007 gilt. Es ersetzte das vom Europäischen erichtshof für nichtig erklärte Abkommen vom 28. Mai 004. Das Übereinkommen regelt die elektronische Daten- eitergabe aus den Buchungs- und Abflugkontrollsys- emen der Fluggesellschaften an die Zoll- und Grenz- ehörde des Department of Homeland Security, DHS. em DHS und den anfragenden Behörden wird somit er Zugriff auf 34 Datensätze ermöglicht. Dazu gehören unter anderem E-Mail-Adresse und elefonnummer, Ticketinformationen samt allen Infor- ationen zur Bezahlung des Tickets. Unter Datenschutz- esichtspunkten, das führt der Antrag der Grünen auch u Recht aus, ist dieses Abkommen nicht unbedingt ositiv zu bewerten. Schließlich können schon die Ess- ewohnheiten eines einzelnen Passagiers die Fahnder us den USA auf seine Fährte locken und ihn unter Terror- erdacht stellen. Bei allen Bedenken, die gegen das Abkommen erhoben erden können, sollte jedoch nicht vergessen werden, ass der Datenschutz in den USA nicht die herausragende olle spielt und die wichtige Bedeutung hat, wie dies in uropa – zum Glück – der Fall ist. Die Bekämpfung des errorismus scheint seit dem 11. September 2001 nahezu eden Eingriff in die Bürgerrechte zu rechtfertigen. Dennoch können wir davon ausgehen, dass mögliche bkommen mit jedem einzelnen Mitgliedstaat und nicht it der gesamten EU und ihren Verhandlungsoptionen ohl insgesamt noch schlechter für den Datenschutz usgefallen wären. Die Forderung der FDP-Fraktion, den Datentransfer uszusetzen, bis eine Rechtsgrundlage gefunden wurde, 8650 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) bedeutet ein noch größeres Risiko für den Datenschutz. Denn ohne Abkommen gäbe es auch keine rechtliche Verpflichtung der USA, gewisse Datenschutzstandards einzuhalten. Weniger Rechtsklarheit wäre die Folge. Außerdem dürfen wir nicht ignorieren, dass sich die Fluggesellschaften ja geradezu verpflichtet fühlen, die Passagierdaten weiterzugeben, um nicht den Entzug der Landerechte zu riskieren. Dennoch spreche ich mich gegen die Anträge aus. Der Antrag auf Drucksache 16/1876 der FDP-Fraktion wurde bereits im Innenausschuss mit den Stimmen der SPD- und der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt, da der Abschluss des Interimsabkommens einen Zeitgewinn bedeutet, um weitere Verhandlungen zu führen. Die Bundesregierung hat am 22. Februar diese Verhandlungen mit den USA aufgenommen, um bis zum Ende der deut- schen Ratspräsidentschaft ein neues Abkommen auszu- handeln. Die Anträge sind derzeit irrelevant, denn ich glaube und hoffe, dass es der Bundesregierung mit Unterstützung der anderen EU-Staaten gelingen wird, ausreichende datenschutzrechtliche Standards während der Verhandlungen einzufordern und diese in eine entsprechende Vertragsform zu bringen. Dabei wären „europäische Rechte“ schon als Erfolg zu werten. Mit Abschluss des Vertrages ist dann ein vom Deutschen Bundestag zu verabschiedendes Vertragsgesetz erforder- lich. Ernst Burgbacher (FDP): Bei der heutigen Debatte geht es um ein Thema, welches uns seit mehreren Jahren begleitet, jedoch nichts von seiner Aktualität verloren hat. Daran nicht ganz unschuldig ist die Bundesregierung, die versäumt hat, sich auf europäischer Ebene frühzeitig für ein Abkommen mit den USA einzusetzen, welches europäische Datenschutzstandards angemessen berück- sichtigt. Mehrfach haben wir die Bundesregierung aufgefordert, mit den USA auf Augenhöhe zu verhandeln. Leider haben wir noch immer keine Anzeichen seitens der Bundesregierung erhalten, dass bei neuerlichen Verhand- lungen die europäische Position endlich angemessen berücksichtigt wird. Noch ist Zeit, da Mitte dieses Jahres ein Abkommen mit den USA über die Weitergabe von Passagierdaten durch die EU ausgehandelt werden muss. Das Interimsabkommen, welches bislang in äußerst unbefriedigender Weise die Weitergabe von Fluggastdaten regelt, läuft befristet bis zum 31. Juli 2007. Für die Bundes- regierung bleibt somit während ihrer Ratspräsidentschaft die Aufgabe, aber auch die Zeit, sich für ein neues Abkommen einzusetzen. Wir fordern die Bundesregierung auf: Nehmen Sie un- sere Bedenken auf, setzen Sie sich für eine Änderung des bestehenden Abkommens ein. Es muss ein Abkommen geschaffen werden, welches nun endlich einen angemes- senen Ausgleich zwischen Sicherheitsinteressen der USA und den Bürger- und Freiheitsrechten der Flugpassagiere schafft. Hierfür muss überprüft werden, welche der 34 angeforderten Passagierdaten tatsächlich für eine Ver- besserung der Sicherheit des Luftverkehrs unabdingbar s B S u d d E ü d d a A s p H d s d V u b f l z ü b d d w ü n d s d f w d w u a A s S F R d 2 V s R f f (C (D ind. Ist es wirklich notwendig, ein Feld für „allgemeine emerkungen“ vorzuhalten? Ist es zur Verbesserung der icherheit des Luftverkehrs unablässig, dass das Reisebüro nd der Bearbeiter mitgeteilt werden oder die Nummern er Gepäckanhänger? Eines ist klar: Vor Abschluss eines Abkommens über ie Weitergabe von Passagierdaten muss eine umfassende valuation des bisherigen Abkommens erfolgen. Bevor ber die endgültige Weitergabe von Passagierdaten verhan- elt wird, muss geprüft werden, welche der 34 Daten, die ie USA momentan heranziehen können, tatsächlich uch dem Zweck der Terrorismusbekämpfung dienen. uch die übrigen Daten müssen eingehend daraufhin unter- ucht werden, ob sie unter dem Gesichtspunkt des euro- äischen Datenschutzes weitergegeben werden können. ier ist die Bundesregierung gefordert. Sorgen Sie dafür, ass die Europäische Kommission hier europäische Daten- chutzrechte umfassend beachtet. Dringend revidiert werden muss aber auch das System er Datenweitergabe. Das bislang praktizierte „pull“- erfahren muss unverzüglich auf ein „push“-Verfahren mgestellt werden. Hierdurch bleibt die Möglichkeit estehen, auf die Weitergabe Einfluss zu nehmen. Ich ordere die Bundesregierung daher auf, auf die Umstel- ung auf das „push“-Verfahren hinzuwirken. Um den europäischen Datenschutzstandards Rechnung u tragen, muss aber vor allem auch bei den Verhandlungen ber ein Nachfolgeabkommen auf eine strikte Zweck- indung der Datenübermittlung gedrängt werden. Bei ieser Vielzahl der zu übermittelnden Daten muss durch ie Partner des Abkommens eindeutig klargestellt werden, ofür diese Daten verwendet werden. Eine Verwendung ber einen im Abkommen festzuschreibenden Zweck darf icht erfolgen. Hier obliegt es der Bundesregierung, sich afür einzusetzen, insbesondere durch die US-amerikani- che Seite bindende Verpflichtungserklärungen zu erhalten, ass die Passagierdaten von der allgemeinen Informations- reiheit des „Freedom of Information Act“ ausgenommen erden. Ich fordere die Bundesregierung auf, darauf zu drängen, ass auch die Speicherfristen so kurz wie möglich gehalten erden und die Passagiere nicht nur über die Sammlung nd Speicherung der Daten unterrichtet werden, sondern uch unabhängige Beschwerdeinstanzen errichtet werden. llein hierdurch kann eine rechtsstaatliche Kontrolle ge- ichert werden. Allein hierdurch kann ein effektiver chutz der Freiheits- und Bürgerrechte der europäischen lugpassagiere gewährleistet werden. Ich fordere die Bundesregierung auf: Ziehen Sie im ahmen ihrer Ratspräsidentschaft die Konsequenzen aus em Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 30. Mai 006. Setzen Sie sich für eine gleichberechtigte erhandlung zwischen der EU und den USA ein und chaffen Sie ein Abkommen, welches den Daten- und echtsschutz bei der Weitergabe von Fluggastdaten um- assend stärkt. Jan Korte (DIE LINKE): Wer aus Europa in die USA liegt, wird durchleuchtet, titelte eine Tageszeitung Anfang Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8651 (A) ) (B) ) dieses Jahres. Dieser Auffassung waren nicht zuletzt auch die Mitglieder des Europäischen Parlaments, als sie ihre Kritikpunkte an dem Abkommen zwischen der EU und den USA zur Übermittlung von Fluggastdaten benannten. Auch der Europäische Gerichtshof hatte Probleme mit dem 2004 geschlossenen Abkommen und kippte das Verfahren im Mai 2006, vor allem aus juristi- schen Gründen. Eilig wurde daraufhin nachverhandelt, und nun haben wir ein sogenanntes Interimsabkommen, das noch bis Juli 2007 Gültigkeit besitzt. Im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft obliegt es nun der Kanzlerin und ihrem Fachminister, Wolfgang Schäuble, ein neues, langfristiges Abkommen zwischen der Union und den USA auszuhandeln. Die Verhandlungen stehen jedoch aus Sicht der Linksfraktion unter keinem guten Stern. Haben wir doch miterleben müssen, wie zum einen die US-amerikanischen Behörden verabredete Zusagen über das Verfahren der Übermittlung und die Verwendung der Daten nicht eingehalten haben. Zum anderen erleben wir, wie uns die Bundesregierung seit 2004 detaillierte Informationen zu den beiden bisherigen Abkommen verweigert. So wurde zum Beispiel vereinbart, dass einmal im Jahr eine Überprüfung der Datenweiter- gabepraxis stattfinden soll. Diese fand bisher nur ein ein- ziges Mal statt. Die Ergebnisse werden seitdem geheim- gehalten. Überhaupt scheint vieles im Dunkeln zu liegen, wenn man nach den konkreten Verabredungen des Interims- abkommens fragt. Recherchen einer Nachrichtenagentur ergaben im Dezember 2006, dass die 34 übermittelten personenbezogenen Daten von Flugpassagieren mit Ziel Vereinigte Staaten mit anderen Daten verknüpft, bis zu 40 Jahre gespeichert und die Reisenden nach ihrem indi- viduellen Sicherheitsrisiko bewertet werden – alles unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Terrorismus. Technisch wird dieses bürgerrechtsfeindliche Vorgehen von US-amerikanischer Seite durch das so genannte ATS – das „Automated Targeting System“ – flankiert. Die Existenz und Nutzung des Systems soll den EU- und bundesdeutschen Verantwortlichen nicht bekannt gewesen und erst im November durch einen Vermerk im „Federal Register“ öffentlich geworden sein. Seltsam, denn bereits im März 2005, also ein Jahr vor Abschluss des Interims- abkommens, hatte der Beauftragte des US-Zolls, Robert C. Bonner, in einer Anhörung vor dem Repräsentanten- haus auf die Existenz und Nutzung des ATS aufmerksam gemacht. Die Empörung, besonders von Justizkommissar Frattini, war dennoch zumindest gegenüber der Öffentlich- keit groß. Zur selben Zeit erklärte aber Telmo Baltazar, Rechtsberater der Europäischen Union bei deren Vertretung in Washington und Unterhändler des Abkommens, dass die Risikobewertung von Reisenden durch das ATS im Einklang mit dem getroffenen Vertrag stünde. Zitat aus der „Washington Post“: „Die Risikoeinschätzung ist ein normales Werkzeug der Strafverfolgung“. Was sollen wir denn nun glauben? Einerseits steht der Umgang mit den europäischen Daten durch US-Behörden nicht im Einklang mit den Verabredungen, andererseits erklärt ein EU-Vertreter, dass darin kein Problem zu sehen sei. Auch die Tatsache, dass die USA bis heute nicht von dem sogenannten „pull-“ auf das datenfreundlichere „ z d Ü e v G a A d w d M „ W a s O n t F s w e d u h d F a d B T h m u f j D e ä T B b D R i T v D g a r p c (C (D push“-Verfahren umgestellt haben, trägt nicht gerade ur Vertrauensbildung bei. Daneben bleibt festzuhalten, ass das sich in Anwendung befindliche Verfahren zur bermittlung von Fluggastdaten nicht mit den geltenden uropäischen und nationalen Datenschutzbestimmungen ereinbar ist. In eklatantem Maße wird hier gegen rundrechte verstoßen, insbesondere gegen das Recht uf den Schutz personenbezogener Daten. Die Linksfraktion hat vor diesem Hintergrund einem ntrag der FDP im Innenausschuss zugestimmt und begrüßt ie Initiative der Grünen. Gleichzeitig aber frage ich mich, arum in einigen zentralen Punkten der vorliegende Antrag er Grünen eher vorsichtig Kritik übt. So sind wir der einung, dass die Bundesregierung nicht nur auf eine Reduzierung der 34 Datenelemente hinwirken“ soll. ir fordern in diesem Zusammenhang die Reduzierung uf die Kerndaten. Denn wozu brauchen die US-Behörden ensible Daten wie die Kreditkartennummern und -konten? hne eine Korrektur in diesem Bereich können wir einem euen Abkommen nicht zustimmen. Auch wir vertreten die Auffassung, dass das Verfahren ransparent gestaltet werden muss, dass das ATS für die luggastdaten nicht weiter genutzt werden darf, dass die ofortige Umstellung von „pull“ auf „push“ umgesetzt erden, dass kurze Speicherfristen vereinbart und ein ffektiver Rechtsschutz gewährleistet werden müssen, ass eine strikte Zweckbindung der Daten vorgenommen nd ein Verbot der Weiterleitung der Daten an US-Ge- eimdienste eingefordert werden müssen. In Bezug auf ie bisherige Informationspolitik durch EU-Kommissar rattini und Bundesinnenminister Schäuble steht für uns ußer Frage, dass Bundestag und Europäisches Parlament urch Mitbestimmung ihre Kontrollfunktion gegenüber undesregierung und EU wahrnehmen können müssen. Für mich ist völlig unbegreiflich, dass zu diesem hema erst am morgigen Tage – wir debattieren bereits eute über das Problem – ein Berichterstattergespräch it Staatssekretär Peter Altmaier stattfinden soll. Zum Schluss möchte ich deutlich sagen, dass wir eine mfassende Evaluierung der Datenweitergabepraxis ordern, die bisher nicht stattgefunden hat. Im Moment edenfalls ist kein Sinn in der Datenübermittlung und atenspeicherung zur Bekämpfung des Terrorismus zu rkennen. Die einzige Evaluierung der nach 2001 ver- nderten Einreisebestimmung in die USA hat die US- ourismusindustrie vorgenommen. Sie stellt fest, viele esucher empfänden die Behandlung durch die Grenz- eamten bei der Einreise in die USA als „schrecklich“. as Verfahren sei „unfreundlich und ineffizient“. Das esultat: Seit 2001 sind 58 Millionen Besucher weniger n die Staaten geflogen; 194 000 Arbeitsplätze in der ourismusbranche sind weggefallen; Umsatzeinbußen on bis zu 94 Milliarden US-Dollar sind zu verkraften. ie Auswirkungen auf Europa sind darin noch nicht auf- eführt. Dass die derzeitige Praxis der Datenweitergabe n die USA nicht dem Wohle der europäischen Bürge- innen und Bürger dient, sollte auch die deutsche Rats- räsidentschaft zur Kenntnis nehmen und dementspre- hend handeln. 8652 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Bekämpfung der Kriminalität und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus können nur erfolgreich sein, wenn wir grenzüberschreitend handlungsfähig sind und mit verbündeten Staaten zusammenarbeiten. Daher ist die Kooperation mit den Vereinigten Staaten von Amerika unverzichtbar. Diese Kooperation erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Der Erfolg dieser Zusammenarbeit hängt allerdings maßgeblich davon ab, dass wir rechts- staatliche Normen und Grundsätze uneingeschränkt zum Maßstab unseres Handelns machen. Bürger- und Freiheits- rechte dürfen nicht unverhältnismäßigen Mitteln der Auseinandersetzung mit dem internationalen Terrorismus geopfert werden. Die Feinde der Demokratie wollen unsere freie Gesellschaft beschädigen. Wenn wir selbst unsere Freiheit aufgeben, haben die Extremisten ihr Ziel erreicht. Die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit zu bewahren, das muss auch für die Weitergabe von Flug- gastdaten an die US-Behörden – unser heutiges Thema – gelten. Die Weitergabe von Fluggastdaten betrifft den sensiblen Bereich des Datenschutzes und damit auch die Frage der Persönlichkeitsrechte der Bürgerinnen und Bürger. Worum geht es hier eigentlich genau? Flug- gesellschaften mit Reiseziel USA werden von den US- Grenzbehörden aufgefordert, Daten ihrer Fluggäste zu übermitteln. Konkret handelt es sich hierbei um nicht weniger als 34 Angaben pro Person, die auch auf den Gesundheitszustand, die Essgewohnheiten und die Reli- gionszugehörigkeit der Fluggäste schließen lassen. Da die Fluggesellschaften frühzeitig die zuständigen EU- Stellen über diese Anforderung informierten, kam im Mai 2004 ein erstes Abkommen zwischen den USA und der EU zum Datenaustausch zustande. Dieses Abkom- men wurde vom Europäischen Gerichtshof für nichtig erklärt, weil die Persönlichkeitsrechte der Passagiere nicht ausreichend geschützt waren. Mittlerweile gibt es ein Interimsabkommen, das bei Datenschützern jedoch weiterhin auf erhebliche Bedenken stößt. Dieses Interims- abkommen läuft zum 31. Juli aus, es muss also ein neues Abkommen verhandelt werden. Hierbei kommt der Bundesregierung als EU-Rats- präsidentin und damit Verhandlungsführerin der Euro- päischen Union eine besondere Verantwortung zu. Sie hat die Möglichkeit, wieder die richtige Balance herzu- stellen zwischen dem Schutz der Persönlichkeitsrechte der EU-Bürgerinnen und Bürger und einer effektiven Sicherheitskooperation mit den USA. In unserem Antrag fordern wir daher die Bundesregierung auf, bei den Neu- verhandlungen auf folgende Punkte zu achten: Die Bundesregierung muss sich bei den Verhandlungen am adäquaten Abkommen mit Kanada und den Forderungen der Art.-29-Datenschutzgruppe des Europäischen Parla- ments orientieren. Das heißt konkret, dass die 34 Merk- male auf ein sinnvolles Maß reduziert werden. Es gibt keinen logischen Grund, warum die Essgewohnheiten von Passagieren sicherheitsrelevant sind. Es heißt weiter, dass die Weitergabe von Daten an eine strikte Zweck- bindung gekoppelt werden muss. Die erhobenen Daten müssen ausschließlich für Sicherheitsmaßnahmen verwen- det werden und nicht etwa für kommerzielle Zwecke. Und s W D d W d A B F v d H G F U d i a E ü d d z n h s t b S u W n s w h e e s T g s P n m f a s z 2 ü s D G li n (C (D chließlich, dass für die Übermittlung, Verarbeitung und eitergabe von Fluggastdatensätzen rechtsverbindliche atenschutzverpflichtungen geschaffen werden müssen, enn diese gibt es bisher nicht. Lassen Sie mich zu einem weiteren Risiko bei der eitergabe von Fluggastdaten kommen, Die Fluggast- aten dürfen nicht für das von den US-Behörden genutzte utomated Targeting System – ATS – verwendet werden. ei diesem System werden unter anderem die Daten von luggästen ausgewertet, um eine „Risikoeinschätzung“ on Reisenden zu erstellen. Ich möchte in diesem Fall auf die Inhaftierung des eutschen Staatsbürgers Majid Shehadeh verweisen. err Shehadeh wurde aller Wahrscheinlichkeit nach auf rundlage des ATS als „Risikopassagier“ eingestuft. Am lughafen in Las Vegas wurde ihm die Einreise in die SA ohne Angabe von Gründen verwehrt. Erst nach einer reitägigen Inhaftierung konnte Herr Shehadeh wieder n die Bundesrepublik ausreisen. Das ATS stößt aber uch bei der EU-Kommission auf Kritik. So bemängelt U-Kommissar Franco Frattini, dass die den US-Behörden bermittelten Daten entgegen dem Abkommen zwischen er USA und der EU nicht nach vier Jahren gelöscht, son- ern 40 Jahre lang gespeichert werden. Hier muss unver- üglich Klarheit geschaffen werden. Darüber hinaus ist es otwendig, dass die Bundesregierung bei den Neuver- andlungen darauf hinwirkt, dass die Passagiere voll- tändig über Zweck und Umfang der Datenerhebung un- errichtet werden. Wir werden das weitere Vorgehen der Bundesregierung ei den Verhandlungen mit den USA kritisch begleiten. ie muss dafür Sorge tragen, dass Grundrechtsschutz nd Sicherheitsinteressen im Folgeabkommen nicht im iderspruch stehen. Unser aller Grundrechte können ur gewahrt werden, wenn in der Kooperation mit Dritt- taaten europäische Datenschutzstandards gewährleistet erden. Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft at die Bundesregierung die Gelegenheit, diese Missstände ndlich zu beheben – zum Schutz der Bürgerrechte, aber benso zur Verwirklichung einer glaubwürdigen, rechts- taatlichen und effektiven Bekämpfung des internationalen errorismus. „Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheit zu ewinnen, wird am Ende beides verlieren.“ Dieses Zitat tammt nicht von einem Grünen, sondern von einem US- räsidenten namens Benjamin Franklin. Und es war och nie so richtig wie heute. Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister des Innern: Der Rat hat das Verhandlungsmandat ür ein neues PNR-Abkommen am 22. Februar 2007 ngenommen. Das neue Abkommen soll nach den Vor- tellungen der EU das derzeitige Interimsabkommen, das bis um 31. Juli 2007 befristet ist, ersetzen. Am 26. Februar 007 fand in Washington die erste Verhandlungsrunde ber ein neues PNR-Abkommen statt; dabei bestätigte ich, dass die Verhandlungen extrem schwierig werden. ie EU-Seite hat aber keinen Zweifel gelassen, dass im egensatz zu den US-Vorstellungen auf rechtlich verbind- che, spezifische datenschutzrechtliche Regelungen icht verzichtet werden kann. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8653 (A) ) (B) ) Ziel der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist ein Ab- kommen mit den USA, das langfristig Rechtssicherheit schafft, einen angemessenen Datenschutz bietet und ein hohes Maß an Sicherheit gewährleistet. Mit abwegigen Rechtsauffassungen und unzutreffenden Schlussfolge- rungen, wie sie den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen kennzeichnen, wird man dieses Ziel aber nicht erreichen. Der Antrag lässt erkennen, dass die Antragsteller offen- bar nur sehr oberflächlich recherchiert haben. So behaup- ten die Antragsteller zum Beispiel, dass die gegenwärtige Praxis der Übermittlung von PNR-Daten rechtswidrig sei, weil sie nicht der EG-Datenschutzrichtlinie entspreche. Dies ist schlicht und ergreifend unzutreffend. Die Verfas- ser des Antrages müssen sich fragen lassen, ob ihnen das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 30. Mai 2006 nicht bekannt ist. Der EuGH hat darin eindeutig festgestellt, dass die Übermittlung der PNR-Daten an die USA eine Verarbeitung darstellt, die die öffentliche Sicherheit und die Tätigkeiten des Staates im strafrechlichen Bereich betrifft und dass auf derartige Verarbeitungen die EG- Datenschutzrichtlinie keine Anwendung findet. Das heißt natürlich nicht, dass das Datenschutzniveau in den USA bei der PNR-Verwendung im Belieben der US-Behörden stehen kann. Hierzu haben die USA Verpflichtungserklärungen zum Datenschutz – die soge- nannten Undertakings – abgegeben. Die Antragsteller versuchen den Eindruck zu erwecken, als ob die Under- takings unverbindlich und damit gleichsam wertlos seien. Auch dies ist nicht richtig. Bei den Undertakings handelt es sich keinesfalls um bloße Absichtserklärungen, sondern um Verpflichtungen, die die Grundlage für die PNR-Übermittlungen bilden. Bereits 2004 – also zu Zeiten der Regierungsbeteiligung von Bündnis 90/Die Grünen – hatte die EG die Angemessenheit dieser Grundlage aner- kannt, und Deutschland hatte dem ausdrücklich zuge- stimmt. Hieran ist im Kern festzuhalten, wenngleich in einzelnen Punkten weitere Verbesserungen wünschens- wert wären. Die Antragsteller behaupten, es sei zweifelhaft, ob die USA ihre datenschutzrechtlichen Verpflichtungen einhiel- ten. Wenn derartige Behauptungen nicht durch Tatsachen unterlegt werden, ist damit nichts anzufangen. Worauf die Antragsteller zum Beispiel ihre Behauptung stützen, die von den USA in Zusammenarbeit mit der Kommission durchgeführte gemeinsame Überprüfung sei „unvoll- ständig“ gewesen, entzieht sich meiner Kenntnis. Über Kritik an der Praxis der PNR-Datenübermittlung kann man sicher im Einzelnen sachlich diskutieren. Polemik und unzutreffende Behauptungen helfen jedoch keinem weiter. Auf diese Weise wird man die USA nicht partner- schaftlich für einen neuen Vertrag gewinnen können. Unrichtig ist auch, dass die von den USA zugesagte Umstellung vom sogenannten pull- auf das push-Verfahren noch nicht eingeleitet worden sei. Hierzu heißt es wörtlich in den Undertakings: „Das CBP, Bureau of Customs and Border Protection, wird die Passagierdaten aus den Re- servierungssystemen der Fluggesellschaften abrufen („pull“), bis die Fluggesellschaften in der Lage sind, ein System für die aktive Übermittlung der Daten („push“) an das CBP in Betrieb zu nehmen. Tatsache ist, dass ein T f p s F t v s i P r S m z Z e h tä s A A F b A B D S d d m i s R m D o r 2 m f d p g D P z w e d d s v a m w n (C (D eil der Fluggesellschaften – hiesigen Erkenntnissen zu- olge sind es derzeit circa 15 – die PNR-Daten bereits im ush-Verfahren übermitteln. Andere Fluggesellschaften ehen im Benehmen mit den USA noch einige technische ragen als klärungsbedürftig an. Es ist natürlich ein zen- rales Anliegen der EU, mit dem neuen Vertrag zu einer ollständigen Umstellung auf push zu kommen. Insoweit ollte bei allen Fraktionen Einigkeit bestehen. Wenn aber n diesem Punkt bereits volle Übereinstimmung mit der osition der Bundesregierung besteht, ist eine Aufforde- ung durch den Bundestag völlig überflüssig und als reiner chaufensterantrag zu bewerten. Die angestrebte neue Vereinbarung mit den USA uss insbesondere zu den Bereichen Speicherdauer, An- ahl der Datenelemente, Behandlung sensitiver Daten, weckbeschränkungen und Rechtsbehelfsmöglichkeiten ine sachgerechte Balance zwischen Sicherheit und Frei- eitsrechten finden. Dies darf aber nicht darüber hinweg- uschen, dass die Verhandlungen mit den USA extrem chwierig sind, weil die USA eigentlich kein neues bkommen wollen. Man sollte den USA einen solchen usstieg nicht noch durch unrealistische und überzogene orderungen erleichtern, die die Verhandlungen eher lockieren als voranbringen. Ich mache noch einige Bemerkungen zu den in dem ntrag von Bündnis 90/Die Grünen aufgestellten ehauptungen über einen angeblich mangelhaften atenschutz in der dritten Säule. Im Bereich der dritten äule besteht ein engmaschiges System maßgeschnei- erter bereichsspezifischer Datenschutzbestimmungen, as sich bislang hervorragend bewährt hat. Von einem angelhaften Datenschutz in der dritten Säule zu sprechen, st daher reine Polemik. An der Notwendigkeit bereichs- pezifischer Regelungen würde auch ein allgemeiner ahmenbeschluss zum Datenschutz nichts ändern. Viel- ehr haben die Beratungen des Rahmenbeschlusses zum atenschutz in der dritten Säule gezeigt, wie schwierig der wenig sachgerecht es ist, bereichsspezifische Detail- egelungen zu verallgemeinern. Die bestehenden rund 50 Vorbehalte der Mitgliedstaaten gegenüber dem Rah- enbeschlussentwurf sind nicht Ausdruck datenschutz- eindlicher Haltung, sondern der begründeten Sorge, ass Arbeitsabläufe, die seit Jahren in den Mitgliedstaaten raktiziert und bisher keinerlei Anlass zu Beanstandungen egeben haben, durch gut gemeinte, aber unpassende etailregelungen zum Datenschutz erschwert werden. Gleichwohl tritt Deutschland mit Nachdruck in seiner räsidentschaft für einen allgemeinen Rahmenbeschluss um Datenschutz in der dritten Säule ein. Deutschland ird sich im Rahmen seiner Präsidentschaft intensiv um ine Einigung zwischen den Mitgliedstaaten bemühen, ie zu einer weiteren Optimierung des Datenschutzes in er dritten Säule führt. Die Bundesregierung hat sich in Bezug auf den Daten- chutz keinerlei Versäumnisse vorzuwerfen. Der Antrag on Bündnis 90/Die Grünen ist kontraproduktiv. Er beruht uf mangelhafter Tatsachenrecherche, die darüber hinaus it rechtlich falschen Schlussfolgerungen verbunden ird. Dieser Antrag hilft den europäischen Interessen icht; er schadet der Verhandlungsposition der EU und der 8654 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Daher ist der Antrag abzulehnen. Ebenfalls abzulehnen ist der Antrag der FDP. Er ist zeitlich überholt, da zwischenzeitlich mit dem Interims- abkommen vom Oktober 2006 und den derzeitigen Ver- handlungen über ein langfristiges Abkommen die erfor- derlichen Konsequenzen aus dem Urteil des EuGH vom 30. Mai 2006 gezogen worden sind. Die dem Antrag der FDP zugrundeliegende Intention, die Übermittlung von PNR-Daten generell zu unterbinden und deren Nutzung für Sicherheitszwecke zu verhindern, ist in Anbetracht der Bedrohungen durch den Terrorismus völlig abwegig. Dies wird weder den US-amerikanischen noch den euro- päischen Sicherheitsinteressen gerecht. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Keine Hermes-Bürgschaft für das Ilisu- Staudammprojekt – Keine Hermes-Bürgschaft für den Ilisu- Staudamm in der Türkei (Tagesordnungspunkt 19) Bernward Müller (Gera) (CDU/CSU): Ich freue mich, heute mit Ihnen über ein wichtiges Thema disku- tieren zu können: die Vergabe von Bürgschaften der Bundesrepublik Deutschland für das Staudammprojekt Ilisu. Der Ilisu-Staudamm ist ein Teil des Südanatolien-Pro- jektes, das mehrere Staumauern an den Flüssen Euphrat und Tigris umfasst. Mit ihrer Hilfe will die Regierung in Ankara die Region bewässern und entwickeln. So soll der steigende Energiebedarf der Region durch die Energie- gewinnung aus Wasserkraft gedeckt werden. In Planung ist dieses gewaltige Projekt bereits seit 1997. Aufgrund sozialer und ökologischer Bedenken zogen die Hauptinvestoren 2001 ihre Angebote zurück. Nach einer längeren Überarbeitungsphase legte das Betreiberkonsor- tium Anfang 2006 erneut Pläne zur Umweltverträglichkeit und Umsiedlung vor. Doch auch diese genügten weder den Standards der Weltbank noch den Vorgaben der Weltstaudammkommission. Sehr geehrte Damen und Herren von den Linken und Bündnis 90/Die Grünen, ich stimme mit Ihnen darin überein, dass das Projekt dringend einer Weiterentwick- lung, insbesondere in sozialer und ökologischer Hinsicht, bedarf. Daher müssen wir mit realistischem Blick unsere Möglichkeiten prüfen, als Bundesrepublik Deutschland mit unseren sozialen und ökologischen Standards auf dieses Megaprojekt Einfluss zu nehmen. Festgehalten werden muss: Das Projekt wird kom- men – mit oder ohne deutsche Beteiligung. Der unbe- dingte Wille der türkischen Regierung, das Projekt in je- dem Fall zu realisieren, ist durch die Grundsteinlegung durch den Ministerpräsidenten Recep Erdoğan im letzten J B S d S f B S P P li e s t d h w M W e B d F d S D w z d l a v d E d s t D z g J I m u a u d k Z u u B (C (D ahr sowie durch die bereits laufenden Arbeiten um die austelle herum und auf der Baustelle dokumentiert. Zudem gibt es einen wesentlichen Unterschied zu der ituation im Jahre 2001: Es sind neue Kräfte aufgetreten: ie New Global Player. Es sind wirtschaftlich boomende chwellenländer wie China und Indien, die nach lang- ristigen Infrastrukturprojekten, Handelsabkommen und ergbaukontrakten suchen und dabei deutlich andere tandards als wir anwenden. Nehmen Sie das Beispiel Afrika: Die New Global layer kümmert es nicht, wie und unter welchen Standards rojekte umgesetzt werden. Sie mischen sich grundsätz- ch nicht in die inneren Angelegenheiten der Partnerländer in und knüpfen die Zusammenarbeit auch nicht an trenge Konditionen, wie es die westlichen Geberländer un. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass sich ie Bedingungen, unter denen wir an Großprojekten teil- aben können, verändert haben. Tun wir dies nicht, so erden andere Länder diese Projekte mit ihren eigenen aßstäben realisieren. Das aber verstellt uns selbst den eg, Einfluss zu nehmen auf die Konditionen, unter denen s geschieht. Noch haben wir es in unserer Hand. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Linken und ündnis 90/Die Grünen, können Sie es verantworten, ass die in Ihren Anträgen beschriebenen möglichen olgen, die – und das möchte ich an dieser Stelle aus- rücklich betonen – hier im Deutschen Bundestag mit icherheit niemand gutheißen wird, zur Realität werden? ass über 50 000 Menschen ohne Sicherheiten umgesiedelt erden, dass Umwelt und unwiederbringliches Kulturgut erstört werden, dass wir jegliche Möglichkeiten, auf ieses oder verwandte Projekte Einfluss zu nehmen, ver- ieren? Meine Fraktion kann das nicht und wird dies uch nicht zulassen! Die Debatte, die wir hier heute führen, dreht sich um iel mehr als nur das Ilisu-Staudammprojekt. Die Anzahl er Global Player in der Weltpolitik nimmt seit dem nde des Ost-West-Konfliktes stetig zu. Die Wirtschaften er Transformations- und Schwellenländer wachsen be- tändig. Damit wird ihr Gewicht immer stärker. Vielerorts reten sie schon heute als ernst zu nehmende Partner auf. och internationale Vereinbarungen zum Klimaschutz, ur Nachhaltigkeit und zum Schutz der Menschenrechte ehen dabei häufig unter. Sehen wir der Tatsache ins Auge: In den kommenden ahren werden wir noch oft mit Sachlagen, die dem Fall lisu ähneln, zu tun haben. Wir werden lernen müssen, it diesen Situationen verantwortungsvoll und wirksam mzugehen. Im Klartext bedeutet dies: Auch wenn nicht lle unsere Standards erfüllt werden können, dürfen wir ns nicht von solchen Vorhaben abwenden und den Lauf er Dinge sich selbst überlassen. Wollen wir unter dem Druck der internationalen Kon- urrenz langfristige und wirkungsvolle Beziehungen der usammenarbeit mit unseren Partnerländern entwickeln nd unseren Einfluss im positiven Sinne für die Menschen nd die Umwelt geltend machen, müssen wir einen klaren lick für die Realität bewahren und auf die Situation Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8655 (A) ) (B) ) unserer Partner eingehen. Nur so behalten wir unsere Einwirkungsmöglichkeiten. Daher haben sich die Regierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz – entgegen den kurzsichtigen Vorschlägen der uns hier vorliegenden Anträge – entschie- den, weiter mit der türkischen Regierung an nachhaltigen Projektverbesserungen zu arbeiten. Und diese Strategie hat sich für Mensch und Umwelt bislang gelohnt: Es konnten erhebliche Verbesserungen erreicht werden. Ich will Ihnen gerne einige nennen: Erstens. Sicherung der Einflussmöglichkeiten der Exportkreditversicherer auch nach der Übernahme der Exportkreditgarantie. Werden die Verträge nicht eingehalten, können Sanktionen durch Liefer- und Auszahlungsstopps bzw. Fälligstellung des gesamten Kredites erfolgen. Zweitens. Einrichtung eines unabhängigen Experten- gremiums, das die Durchführung des Projektes in allen Details untersucht und über diese regelmäßig an die drei Exportkreditagenturen berichtet. Drittens. Vereinbarte Quoten für den Mindestdurchfluss zu den Unterliegern Irak und Syrien sowie eine Experten- bewertung zu ihren Auswirkungen. Diese Maßnahmen sichern eine unproblematische Wasserversorgung der Grenzregionen ab. Mit den vereinbarten Verbesserungen erreicht das Projekt nun auch Weltbank-Standard und erfüllt damit die Anforderungen der OECD-Umweltleitlinien, der Common Approaches. Sogar der renommierte Umsied- lungsexperte Professor Dr. Michael Cernea, der dem Staudammprojekt bislang kritisch gegenüberstand, wurde von den erzielten Ergebnissen überzeugt und wird den Bauprozess als unabhängiger internationaler Experte begleiten. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Linken und vom Bündnis 90/Die Grünen, mit diesen neueren Verein- barungen sind wir bereits über den Stand hinaus, der Ihren Anträgen zugrunde liegt und die schon deshalb abzulehnen sind. Außerdem bin ich der Meinung, wir sollten es uns nicht zu einfach machen und uns nicht aus der Ver- antwortung stehlen, indem wir das Großprojekt Ilisu boykottieren. Stattdessen sollte die Bundesrepublik Deutschland in Verantwortung für Mensch und Umwelt in der Region daran arbeiten, ihren Einfluss auf die Gestaltung des Projekts zu erhalten, und sich bei der Durchführung des Baus konsequent für die Einhaltung wesentlicher sozialer und ökologischer Standards einsetzen. Gabriele Groneberg (SPD): Wie derzeit den türki- schen Zeitungen zu entnehmen ist, ist die türkische Re- gierung fest entschlossen, das Ilisu-Staudammprojekt zu realisieren. Wir können davon ausgehen, dass sie dies auch ohne Beteiligung von deutscher, österreichischer und schweizerischer Seite tun wird. In gewisser Hinsicht habe ich dafür sogar Verständ- nis. Man muss berücksichtigen, dass der türkische Ener- giebedarf pro Jahr um sechs bis acht Prozent steigt. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass auf eine schnelle Realisierung des Projekts gedrängt wird. S d M l g t e w A M S n s D g r N r f w d d u l n d M d i Ö s v k n j j A m R o s u b l u z D l (C (D chließlich kann mit diesem Staudamm ein enormer Teil ieses Bedarfs gedeckt werden, und zwar für circa zwei illionen Haushalte. Verständnis habe ich auch deshalb, weil wir, Deutsch- and, die Schweiz und Österreich, Wasserkraft zur Ener- iegewinnung nutzen. Denn wir alle wissen um die Vor- eile, die mit der Stromerzeugung aus Wasserkraft inhergehen. Man muss in diesem Zusammenhang auch einen ichtigen Punkt in der aktuellen Diskussion über die uswirkungen des Klimawandels besonders betonen: it dem Ilisu-Staudamm werden im Vergleich zur tromerzeugung durch Kohlekraftwerke Millionen Ton- en von Kohlendioxid im Jahr eingespart. Wenn wir also über das gesamte Projekt reden, müs- en wir die vorgenannten Argumente berücksichtigen. ies darf uns aber nicht daran hindern, uns mit den ne- ativen Auswirkungen zu beschäftigen, die die Realisie- ung des Ilisu-Staudammprojekts nach sich zieht. Eines möchte ich richtig stellen, auch wenn das einige ichtregierungsorganisationen anders sehen mögen: Ge- ade bei der Entscheidung über die Hermesbürgschaft ür das Ilisu-Staudammprojekt haben wir uns keines- egs unter Druck setzen lassen, im Gegenteil. Bereits vor 10 Jahren wurde das Vorhaben zum Bau es Staudamms auf den Weg gebracht. Gescheitert ist ie Umsetzung im Jahr 2001 aufgrund ökologischer nd sozialer Bedenken. Diese ökologischen und sozia- en Bedenken sind sehr ernst genommen worden: In ei- em außergewöhnlich aufwendigen Verfahren durch ie deutschen, schweizerischen und österreichischen andatargesellschaften ist die Förderungswürdigkeit ieses Projekts geprüft worden. Unter Mitwirkung von nternationalen Experten auf den Gebieten Kulturgüter, kologie und Umsiedlung sind umfangreiche Verbes- erungen erarbeitet und vereinbart worden. Selbst der on Ihnen erwähnte Professor Cernea, der zuvor ein ritisches Gutachten zum Staudammbau im Auftrag ei- iger Nichtregierungsorganisationen verfasst hatte, hat etzt die erzielten Ergebnisse positiv bewertet. Mit den jetzt erreichten Verbesserungen wird das Pro- ekt Weltbankstandardniveau erreichen und damit die nforderungen der OECD-Umweltleitlinien, der „Com- on Approaches“, erfüllen. Vergessen wir zum Schluss eines nicht: Die türkische egierung wird diesen Staudamm bauen – ob mit oder hne uns. Positiven Einfluss auf die Durchführung die- es Projektes können wir nur nehmen, solange wir durch nsere Mandatargesellschaften am Bau des Staudamms eteiligt sind. Nur auf diese Weise können wir sicherstel- en, dass die sozialen und ökologischen Anforderungen nd Bedingungen auch erfüllt werden. Aus den von mir vorgetragenen Gründen müssen wir ugunsten einer sozial und ökologisch verträglichen urchführung des Staudammprojekts Ihre Anträge ab- ehnen. 8656 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) Rolf Hempelmann (SPD): Ilisu beschäftigt uns nun schon bald ein Jahrzehnt. Fakt ist heute, dass das Stau- dammprojekt umgesetzt wird, und zwar unabhängig da- von, ob wir uns mit einer Exportkreditgarantie für das Unternehmen Züblin daran beteiligen oder nicht. Ich plädiere dafür, dass wir die deutlichen Fortschritte in der Projektplanung anerkennen und mit unserer Beteiligung sicherstellen, dass das Vereinbarte auch Wirklichkeit wird. Im Rahmen des Ostanatolienprojekts sieht die Türkei vor, am Tigris einen Staudamm und ein Wasserkraftwerk mit einer Gesamtkapazität von 1 200 Megawatt zu bauen. Das hat viele Gemüter erregt. Das ursprüngliche Konsor- tium hat sich 2001 aufgrund von umwelt- und sozialpoliti- schen Bedenken aufgelöst. Es ist eine Tatsache, dass das zur Absicherung beantragte Exportgeschäft für die Über- nahme von Ausfuhrgewährleistungen die Kriterien der Förderungswürdigkeit und der risikomäßigen Vertretbar- keit erfüllen muss. Gerade bei der Beurteilung der Förde- rungswürdigkeit spielen umweltpolitische Maßstäbe eine wichtige Rolle. Für die Prüfung der Umwelt- und Sozial- verträglichkeit richtet sich die Bundesregierung nach von der OECD festgelegten Verfahrensregeln, Common Ap- proaches, und ergänzend nach den Umweltleitlinien für Exportkreditgarantien der Bundesrepublik. Maßgeblich sind dabei die Standards der Weltbank. Im Jahr 2001 hat das Ilisu-Projekt diesen internationalen Standards noch nicht entsprochen. Ausschlaggebend für unsere Entschei- dung heute müssen jedoch die tiefgreifenden Änderungen sein, die das Projekt seitdem erfahren hat. Ein neues inter- nationales Mandatarkonsortium hat sich zusammengefun- den und in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, Österreich und der Schweiz zahlreiche Auflagen für um- welt- und sozialpolitische Verbesserungen mit der Türkei ausgehandelt. Allein für diese Begleitmaßnahmen werden neben den Gesamtkosten von 1,2 Milliarden Euro zusätz- liche 800 Millionen Euro veranschlagt. Das Ilisu-Projekt ist unter Berücksichtigung der neuen Auflagen nicht mehr das gleiche. Einer der Verhandlungsführer bedauerte kürz- lich, der einzige Fehler des Projekts sei nun eigentlich, dass es noch immer den gleichen Namen trage. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass diese Zugeständnisse an Umwelt und Bevölkerung, die die Türkei gegenüber dem Konsortium gemacht hat, nur Re- alität werden können, wenn wir uns mit einer Exportkre- ditversicherung an dem Ilisu-Staudammprojekt beteili- gen. Sonst bleibt es bei den kritikwürdigen Plänen von 2001. Ich will einige Beispiele dafür nennen, was Ilisu heute zu einem förderungswürdigen Projekt macht. Im Herzen der Verhandlungen zwischen Mandatsträgern und dem türkischen Besteller stand die Bevölkerung, die von den Umsiedlungsmaßnahmen betroffen sein wird. Insgesamt sind das etwa 50 000 Menschen. 10 000 bis 15 000 Menschen werden ihr Heim verlieren und ihre Existenz an anderer Stelle neu aufbauen müssen. Das ist kein leichter Eingriff. Deshalb galt es zunächst sicherzu- stellen, dass die Menschen nicht allein mit Geld abge- funden und dazu veranlasst werden, in die Armenviertel der schon überfüllten Großstädte wie Diyarbakir abzu- w w t – A d L s m L d b w l t z D n s j q d H l F g d g i k T t s l U w f d s r m i w s a m s t o a g f Z z d e (C (D andern. Die türkische Seite hat sich dazu verpflichtet, eit stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Be- roffenen einzugehen als zuvor. Dabei soll allen Gruppen auch Unterprivilegierten und Landlosen – die gleiche ufmerksamkeit zukommen. Der Kernpunkt ist jedoch, ass diese Menschen die Möglichkeit haben sollen, ihre ebensgrundlage wiederherzustellen. Deshalb werden ie frühzeitig und umfassend über Umsiedlungsmaßnah- en informiert und können sich wahlweise für Land-für- and-Entschädigungen oder Weiterbildungen entschei- en. Der Projektbetreiber garantiert, 60 Prozent der Ar- eitsplätze, die mit Bau und Betrieb des Wasserkraft- erks neu entstehen, lokal zu besetzen. Den Verhandlungsführern war an Nachhaltigkeit ge- egen. Das betrifft auch die von der Überflutung bedroh- en Kulturgüter von Hasankeyf. Sie sollen in einen neu u errichtenden archäologischen Park überführt werden. abei wird einerseits die Erhaltung der ebenfalls vom atürlichen Verfall bedrohten archäologischen Schätze ichergestellt. Die Türkei erhofft sich von dieser Lösung edoch auch, den Tourismus als weitere Einkommens- uelle für die Region auszubauen. Die hierfür anfallen- en Arbeitsaufträge werden ebenfalls mindestens zur älfte an die lokale Bevölkerung vergeben. Das Projekt ist wiederholt auf seine Umweltverträg- ichkeit und möglichen Auswirkungen auf Flora und auna überprüft worden. Ein wichtiges Verhandlungser- ebnis mit dem türkischen Besteller ist der Bau von drei reistufigen Kläranlagen, um die Wasserqualität des Ti- ris und des späteren Reservoirs zu gewährleisten. Heute st die Situation katastrophal: In der Großstadt Diyarba- ir fließt das Abwasser noch immer ungefiltert in den igris. Ohne die Auflagen des internationalen Konsor- iums wird sich die Türkei wahrscheinlich mit dem ur- prünglich vorgesehenen Bau von zweistufigen Kläran- agen begnügen. Deren Einsatzfähigkeit wäre unter mständen erst in zehn bis 15 Jahren gegeben. Sagen ir die Hermesdeckung zu, so wird eine fachübergrei- ende Projekteinheit, Project Implementation Unit, über ie Durchführung der Bauten sowie der vereinbarten Zu- atzmaßnahmen wie den umweltgerechten Wasseraufbe- eitungsanlagen wachen. Zusätzlich wird diesem Gre- ium ein unabhängiges Team aus einheimischen und nternationalen Experten beratend zur Seite stehen. Es ird während der Bauzeit und der sogenannten kriti- chen Phase der Wasserstauung über die Auswirkungen uf Flora und Fauna wachen, und gegebenenfalls Ver- eidungs- oder Minderungsmaßnahmen mit der türki- chen Seite aushandeln. Das Expertenkomitee ist seit Februar 2007 opera- ionsfähig. Die auch zuvor teilweise in den Konsultati- ns- und Prüfungsprozess einbezogenen Fachleute, unter nderem für Umsiedlungsmaßnahmen und Umweltfra- en, haben zu diesem Zeitpunkt festgestellt, dass die Er- üllung der Vorbedingungen, an die die grundsätzliche usage des IMA vom November 2006 gebunden war, als ufriedenstellend erledigt betrachtet werden kann. Die Nachrichten über die entscheidenden Fortschritte, ie in den Verhandlungen mit den türkischen Bauherrn rzielt werden konnten, scheinen noch nicht zu allen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8657 (A) ) (B) ) vorgedrungen zu sein. So scheint es mir, wenn ich die vorliegenden Anträge betrachte. Die Fraktion Die Linke beruft sich beispielsweise auf das Gutachten eines ange- sehenen Umsiedlungsexperten mit langjähriger Welt- bank- und OECD-Erfahrung. Dieser Experte ist laut Linksfraktion nicht von dem Projekt überzeugt. Nun ist aber genau ihr Mann, nämlich Herr Professor Dr. Michael M. Cernea, Mitglied jenes Expertengremiums, das dem türkischen Besteller bei der Durchführung des Ilisu-Projekts beratend zur Seite stehen wird. Wollen Sie ihm nun unterstellen, dass er das Projekt aus seiner bera- tenden Funktion heraus verhindern möchte? Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Wasserrechte der Anrainerstaaten. Kritiker des Bauvorhabens fürch- ten, dass die Stauung des Tigris Wasserkonflikte mit dem Irak und Syrien schüren könnte. Wir können den wasserpolitischen Konflikt um Euphrat und Tigris wohl kaum dadurch lösen oder ihm entkommen, dass wir un- sere Investitionen zurückziehen. Das Mandatarkonsor- tium hat allerdings durchsetzen können, dass die iraki- sche und die syrische Seite umfassend über das Projekt informiert und zu Gesprächen in Ankara eingeladen wurden. Der Staudammbetreiber garantiert zudem einen ununterbrochenen Mindestdurchfluss von 60 Kubikme- ter pro Sekunde. Noch einmal: Wenn die Hermesdeckung nicht erteilt wird, wird es ob der vielen Fortschritte beim guten Wil- len bleiben. Die Durchsetzung der vereinbarten Besse- rungsmaßnahmen hängt davon ab, dass wir dabei sind. Spielen wir doch einmal durch, was passiert, wenn wir uns aus dem Projekt zurückziehen. Die Türkei ist ein Land, das wächst, wirtschaftlich und demografisch. Die Stromnachfrage steigt entsprechend. Deshalb ist mit ho- her Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Tür- kei den Staudamm trotzdem bauen wird. Der türkische Besteller verfügt für ein Vorgehen in Einzelprojekten über ausreichenden finanziellen Spielraum. Ministerprä- sident Erdoğan hat bereits im vergangenen Jahr den Grundstein gelegt. Hinzu kommt, dass er sich ein so gro- ßes Prestigeobjekt vor den im Mai anstehenden Wahlen schwerlich nehmen lassen wird. Die deutsche Export- wirtschaft verlöre einen äußerst lukrativen Auftrag im Volumen von bis zu 150 Millionen Euro. Diese Arbeiten könnten, so die Einschätzung von Fachleuten, chinesi- sche Wettbewerber übernehmen, die bereits in Ankara an entsprechende Türen klopfen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir mit einem Rückzug unsere Einflussmöglichkeiten auf die Durchführung des Ilisu-Projekts verlieren würden. China ist nicht an die OECD-Umweltleitlinien gebunden und wird voraussichtlich weit weniger Wert auf ökologi- sche Standards und die Beachtung regionaler Interessen legen. Damit hätten wir nichts gewonnen. Das Staudammprojekt von Ilisu birgt zum heutigen Stand der Verhandlungen erhebliches Entwicklungs- potenzial für Ostanatolien. Dazu trägt nicht nur die nachhaltige Stromerzeugung aus einer erneuerbaren Energiequelle bei, was uns allen am Herzen liegen sollte, sondern auch umfassende Infrastrukturmaßnah- men, neue Arbeitsplätze und Perspektiven im Touris- m u g p D a u H w l W I s A s e d d p g d P g P ß d d ä E g w g d e d a w b t d d s i f g s d d t a P d s d (C (D us. In den vergangenen Jahren haben Wien, Bern nd Berlin ungewöhnlich eng mit Ankara zusammen- earbeitet. Aufgrund dieser partnerschaftlichen Koo- eration sind unsere Möglichkeiten, Einfluss auf die urchführungsmaßnahmen zu nehmen, deutlich höher ls in vergleichbaren Projekten. Wir haben hier eine eindeutige Win-Win-Situation nd deshalb bitte ich, den Antrag der Linken gegen eine ermesdeckung abzulehnen. Der Antrag der Grünen ird mit der offiziellen Feststellung der zufrieden stel- enden Erfüllung der Vorbedingungen im Rahmen von eltbankstandards hinfällig. Gudrun Kopp (FDP): Der beabsichtigte Bau des lisu-Staudamms ist in der Tat eine hochkomplexe und chwierige Entscheidung, Viele Bedenken, die von den ntragstellern in den beiden vorliegenden parlamentari- chen Initiativen geäußert werden, erfordern tatsächlich ine eingehende Prüfung. Berücksichtigt werden müssen dabei jedoch nicht nur ie konkreten Auswirkungen des Projekts, sondern auch ie prinzipiellen Erwägungen, die einer Vergabe von Ex- ortausfallbürgschaften durch die Bundesregierung zu- runde liegen. Sowohl der Antrag der Linken als auch er der Grünen schildern in epischer Breite die großen robleme sicherheitspolitischer, kulturpolitischer, ökolo- ischer und menschenrechtspolitischer Art, die mit dem rojekt verbunden sind. Vieles von dem, was dort geäu- ert wird, nimmt auch die FDP sehr ernst. Wobei ich mir ie Frage stelle, wie das, was beide Fraktionen hier über ie Türkei und ihr Verhalten in der vorliegenden Frage ußern, eigentlich zusammenpasst mit dem vehementen intreten derselben Fraktionen für einen möglichst zügi- en Beitritt der Türkei zu Europäischen Union! Noch ichtiger ist für uns als Liberale aber insbesondere die rundsätzliche Frage, ob es wirklich richtig ist, dass hier as Parlament in die Einzelprüfung derartiger Projekte ingreift. Aus diesem Grunde ist aus unserer Sicht der Antrag er Linken in keiner Weise zustimmungsfähig. Es gibt us guten Gründen einen Kriterienkatalog, der festlegt, elche Projekte überhaupt geeignet sind, eine Hermes- ürgschaft in Anspruch zu nehmen. Über die Ausgestal- ung dieser Kriterien ließe sich in der Tat streiten, aber as muss dann eben auch gemacht werden. Insofern ist er hier vorliegende Antrag der Fraktion des Bündnis- es 90/Die Grünen auch anders zu bewerten, weil Sie mmerhin auch vorschlagen, nicht nur in diesem Einzel- all eine Exportausfallbürgschaft zu verweigern, sondern rundsätzlich argumentieren, dass es keine Hermesbürg- chaften für große Wasserkraftwerke geben dürfe, wenn iese den Empfehlungen und Standards der Weltstau- ammkommission, WCD, nicht entsprechen. Gleichwohl wird die FDP-Fraktion auch diesem An- rag nicht zustimmen können, weil wir bei einer Güter- bwägung zwischen den Auswirkungen des konkreten rojektes und der von Ihnen angestrebten Veränderung es Kriterienkatalogs zur Vergabe von Hermesbürg- chaften zu anderen Ergebnissen gelangen als Sie. Für ie FDP ist klar, dass wie im Bereich des Welthandels 8658 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 (A) ) (B) ) auch bei der Vergabe von Exportbürgschaften durch den deutschen Staat vergabefremde Aspekte wie Umwelt- und Sozialstandards keine Rolle spielen sollten. Die Bundesrepublik Deutschland sollte sich nicht zum Zen- sor der türkischen, indischen oder chinesischen Energie- politik machen. Wir als Liberale haben stets betont, dass die Nutzung komparativer Kostenvorteile durch Entwicklungs- und Schwellenländer völlig legitim ist. Deshalb ist der intel- lektuelle Ansatz, diesen Ländern unsere weit fortge- schrittenen Umwelt- und Sozialstandards aufzuzwin- gen, nicht nur illegitim, er schadet auch der Entwicklung dieser Staaten. Überträgt man nun diesen Grundgedan- ken auf den vorliegenden Fall einer Hermesbürgschaft für den Ilisu-Staudamm, so kommt man nicht umhin, festzustellen, dass auch hier derartige Erwägungen keine Rolle spielen sollten. Bei Hermesbürgschaften geht es um die Exportförderung deutscher Unternehmen und nicht darum, anderen Ländern unsere Standards aufzu- zwingen. Im Übrigen enthalten beide vorliegenden Anträge ei- nen Duktus, der die Pläne zum Bau des Ilisu-Staudamms in ein Licht taucht, als wäre dieses Projekt der Ausfluss der Überlegungen einer dunklen Macht. Sie ignorieren beide vollständig, dass es aus türkischer Sicht eben doch auch gute Gründe für den Bau des Staudamms gibt. So geht es immerhin um die Errichtung einer leistungsfähi- gen Energieerzeugungsanlage auf Basis erneuerbarer Energien, etwas was gerade die Grünen den Entwick- lungs- und Schwellenländern bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ins Stammbuch schreiben. Weiterhin kann das Projekt natürlich bei allen Schwie- rigkeiten durchaus zur Entwicklung in einer bisher stark benachteiligten Region der Türkei beitragen. Alles in allem will ich zum Abschluss nicht verheh- len, dass es sicherlich Projekte gibt, bei denen es eingän- giger ist, dass es zu einer Hermesbürgschaft kommt. Gleichwohl lehnt die FDP-Fraktion aus prinzipiellen entwicklungs- und außenwirtschaftspolitischen Grün- den beide vorliegenden Anträge ab. Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE): In der Ent- wicklungszusammenarbeit fordert die Bundesregierung von anderen Staaten Transparenz. Sie fordert die soziale und ökologische Nachhaltigkeit der beantragten Projekte. Das nennt sie gute Regierungsführung. Leider scheint dieses Prinzip immer nur für andere zu gelten. In einer Antwort auf unsere Kleine Anfrage vom Juni 2006 verweigerte die Bundesregierung jegliche Auskunft über den Entscheidungsfindungsprozess über die Bewilli- gung einer Hermesbürgschaft zum Ilisu-Staudamm. Alles sei noch in der Prüfung, so hieß es. Doch vor Abschluss der Prüfungen erfuhren wir dann aus der Presse, dass die türkische Regierung im August 2006 mit dem Bau begonnen hatte. Gestern habe ich die Regierung gefragt – konkreter geht es nicht –, ob heute im zuständigen interministeriellen Ausschuss eine Entscheidung gefällt würde. Erneut bekam ich keinerlei Auskunft. So bin ich als Obmann im entwicklungspolitischen Ausschuss in diese Plenarsitzung hineingegangen, ohne die offizielle H k s e ö S F T S f z z d h a „ B D 3 v s d e K s S H w S g E g Z Z tu u t v a d v n K c B d w n S j s k d l (C (D altung der Bundesregierung in Erfahrung bringen zu önnen. Das nenne ich mangelnde Transparenz oder chlicht: schlechte Regierungsführung. Diese Politik des Verschweigens und Vertuschens hat inen Grund. Denn das Projekt selbst ist alles andere als kologisch oder sozial nachhaltig. Der geplante Ilisu- taudamm ist ein Umweltkiller. Experten sagen ein ischsterben, die Zerstörung des Lebensraums bedrohter ierarten und eine Zunahme von Malaria voraus. Der taudamm ist ein Kulturkiller. Er wird Hasankeyf über- luten und damit ein jahrtausendealtes Kulturdenkmal erstören. Schließlich werden über 50 000 Menschen wangsumgesiedelt werden. Gegen diese Proteste haben sich Tausende Bewohner er Region gewehrt. Der Bürgermeister von Hasankeyf at öffentlich Nein gesagt. Sie wissen warum. Denn uch die anderen Staudammprojekte im Rahmen des Großanatolienprojektes“ GAP haben der lokalen evölkerung massive Verschlechterungen gebracht. enken wir nur an den Birecik-Staudamm, für den 0 000 Menschen zwangsumgesiedelt wurden. Statt der on der türkischen Regierung versprochenen Wohl- tandsmehrung wurde vielen Fischern und Bauern durch as Absterben von Fischpopulationen und das Einsetzen iner Bodenversalzung die Existenzgrundlage genommen. ein Wunder, dass in der Türkei nun in der Presse darüber pekuliert wird, ob zum Schutz der Bauarbeiten am Ilisu- taudamm 5 000 Soldaten eingesetzt werden müssen. Ein solches Wahnsinnsprojekt darf nicht durch eine ermesbürgschaft unterstützt werden. Die Bundesregierung ürde sich – wie bereits im Fall des berüchtigten Drei- chluchten-Staudamms in China – mitschuldig machen egenüber den Opfern einer menschenverachtenden nergiepolitik. Und wofür das alles? Für ein Milliarden- eschäft zum Nutzen von Großkonzernen wie die deutsche üblin AG. Die Linke sagt: Die Lebensgrundlagen ehntausender Menschen sind wichtiger als ihre Profite. Es heißt, die türkische Regierung habe jetzt ein Ultima- m gestellt. Die Regierungen Deutschlands, Österreichs nd der Schweiz hätten sich bis Ende März für die bean- ragte Exportkreditversicherung des Projektes in Höhe on 100 Millionen Euro zu entscheiden; sonst werde neu usgeschrieben. Na und? Die türkische Regierung beweist amit lediglich, dass der Erpressungsversuch durch den orgezogenen Baubeginn im Sommer 2006 nicht funktio- iert hat. Tatsächlich nimmt aufgrund der immensen osten des llisu-Staudammprojektes die Frage der Absi- herung durch Exportkreditversicherungen eine zentrale edeutung ein. Bereits 2002 scheiterte der Bau des Stau- amms an den finanziellen Risiken. Das kann sich heute iederholen, wenn die Bundesregierung ihrer internatio- alen Verantwortung gerecht wird. Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der Ilisu- taudamm in der Türkei ist ein skandalträchtiges Pro- ekt. Der erste Bauversuch 2001/2002 ging schief, da ich wegen der großen sozialen und ökologischen Risi- en der größte Finanzier und einige Unternehmen aus em Projekt zurückzogen. Doch auch beim zweiten An- auf sind die grundlegenden Probleme des Projekts unge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 85. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 8659 (A) (C) (B) ) löst. Zwar hat es inzwischen Nachbesserungen in der Umweltverträglichkeitsprüfung und im Umsiedlungs- plan gegeben, doch die ökologischen und sozialen Em- pfehlungen und Standards der Weltstaudammkommis- sion, WCD, für den Bau von großen Wasserkraftwerken wurden wiederum nicht eingehalten. Durch die Ende 2006 erfolgte Grundsatzentscheidung zur Vergabe einer Hermesbürgschaft an das deutsche Bauunternehmen Züblin für das Projekt macht die Bun- desregierung sich mitschuldig an den vorhersehbaren gravierenden sozialen und ökologischen Folgen sowie den zu befürchtenden Konflikten mit den Nachbarstaa- ten. Die türkische Regierung treibt dieses Prestigeprojekt mit dem Argument des wachsenden Energiebedarfs der Türkei voran. Zwei Milliarden Euro sind dafür ange- setzt. Dieses Geld wäre wesentlich sinnvoller in Projek- ten für die örtliche Bevölkerung eingesetzt. Nachhaltige Tourismusentwicklung sowie dezentrale Stromproduk- Ilisu-Staudamms in der Türkei – unter anderem in den Bereichen Umsiedlung, Umwelt, Kulturgüterschutz und Wahrung der Interessen der Unterlieger – würde es keine endgültige Zusage für die Erteilung von Hermesbürg- schaften für den Bau des Staudamms geben. Mehrfach wies die Bundesregierung darauf hin, dass die Verhandlungsposition Deutschlands, Österreichs und der Schweiz durch ihr gemeinsames Auftreten besonders stark sei. Die Türkei sei sehr interessiert daran, dass der Ilisu-Staudamm vom Konsortium deutscher, österreichi- scher und Schweizer Unternehmen gebaut werde und werde deshalb die Auflagen sicherlich schnell erfüllen, Doch jetzt drängt die türkische Regierung darauf, ohne Rücksicht auf diese Auflagen noch in diesem Jahr den Bau zu starten, nicht ohne anklingen zu lassen, dies auch dann zu forcieren, wenn aufgrund der zu erwarten- den Proteste eine Absicherung durch 5 000 Soldaten nö- tig sein sollte. Auch daher hat die türkische Regierung eine Art Ultimatum gestellt: Sollte das oben genannte tion aus Solarkraft und anderen nachhaltigen erneuerba- ren Energiequellen würden die Region wirklich voran- bringen. Außerdem ist der Energiebeitrag des Staudamms gar nicht so notwendig. Durch Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz könnte der Beitrag des Ilisu-Staudamms mit Leichtigkeit ersetzt werden. Die Bundesregierung handelt trotz ihrer Lippenbe- kenntnisse zu nachhaltiger Entwicklung in diesem Fall nicht nachhaltig. Sie müsste helfen, die Schätze des Ti- gristals zu heben – nicht, sie durch den Staudammbau zu zerstören. Sie macht sich mitschuldig am Untergang des Kulturerbes der 10 000 Jahre alten Stadt Hasankeyf, de- ren Aufnahme als Weltkulturerbe das Europaparlament kürzlich vorgeschlagen hat. Vor einigen Monaten war die Bundesregierung noch zuversichtlich. Sie hatte der türkischen Regierung ge- meinsam mit den Regierungen der Schweiz und Öster- reichs ein – geheimes – Auflagenpaket abgerungen. Ohne substanzielle Verbesserungen in der Planung des „ j M i s u r d g v e 8 s d m e d d ö d (D von der Türkei für die Durchführung des Gesamtpro- ekts ausgewählte Lieferkonsortium hierzu bis Ende ärz nicht in der Lage sein“, würde eine „Neuvergabe n Tranchen“ vorgenommen. Das bedeutet eine Neuaus- chreibung des Projekts an andere Firmen. Zweifel am Interesse an einer Erfüllung der sozialen nd ökologischen Auflagen durch die türkische Regie- ung sind daher erlaubt. Es sieht ganz danach aus, dass ie Auflagen offensichtlich noch nicht erfüllt wurden, eschweige denn der notwendige neue Umsiedlungsplan orgelegt wurde. Doch die Bundesregierung kuscht, wie s in der Beantwortung einer Frage vom heutigen . März nachzulesen ist: In diesem Fall – der Neuaus- chreibung – würden die vereinbarten Verbesserungen es Projekts … hinfällig. Wir Grünen rechnen jetzt da- it, dass die Bundesregierung dem Unternehmen Züblin ndgültig die Hermesbürgschaft zusagt. Wir stellen fest, ass zur Wahrung der Unternehmensinteressen die Stan- ards heruntergeschraubt werden. Soziale, kulturelle und kologische Werte spielen nun beim Bau des Ilisu-Stau- ammes keine Rolle mehr. Was für eine Blamage. 85. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. März 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
ganz herzlich, wünsche Ihnen einen guten Morgen und
uns intensive, erfolgreiche Beratungen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Und einen schönen Frauentag!)


– Ergänzende Wünsche nimmt das Präsidium gerne ent-
gegen.

Vor Eintritt in die Tagesordnung habe ich einige Mit-
teilungen zu machen. Der Kollege Wolfgang Grotthaus
hat gestern seinen 60. Geburtstag gefeiert. Im Namen
des ganzen Hauses möchte ich dazu nachträglich herz-
lich gratulieren und alles Gute wünschen.


(Beifall)


Bevor wir in die Tagesordnung eintreten können, ste-
hen noch Wahlen zu Gremien an. Am 31. Dezember
2006 endete turnusgemäß die Amtszeit der vom Deut-
schen Bundestag in den Stiftungsrat der Kulturstiftung
des Bundes entsandten Kolleginnen und Kollegen. Die
Fraktion der CDU/CSU schlägt für die neue Periode
wiederum den Bundestagspräsidenten als ordentliches

W
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Redet
Mitglied


(Zurufe von der CDU/CSU: Ah!)


sowie die Kollegen Hartmut Koschyk und Wolfgang
Börnsen als stellvertretende Mitglieder vor. Wird deren
Vorstellung gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Für die Fraktion der SPD sollen Vizepräsident
Dr. h. c. Wolfgang Thierse als ordentliches Mitglied
und die Kollegin Monika Griefahn als stellvertretendes
Mitglied bestellt werden.

Die Fraktion der FDP benennt als ordentliches Mit-
glied den Kollegen Hans-Joachim Otto.

Sind Sie mit diesen Vorschlägen einverstan
scheint so zu sein. Dann sind die Kollegin Gr
die genannten Herren gewählt.

(C (D ung en 8. März 2007 0 Uhr Die Fraktion der CDU/CSU teilt mit, dass der Kollege olfgang Börnsen Nachfolger des Kollegen Bernd eumann als Vertreter des Deutschen Bundestages im räsidium der Filmförderungsanstalt werden soll. Sind ie auch damit einverstanden? – Das sieht so aus. Dann ird der Kollege Wolfgang Börnsen als Mitglied des räsidiums der Filmförderungsanstalt benannt. Schließlich schlägt die Fraktion der CDU/CSU den ollegen Michael Stübgen für die Nachfolge des Kolleen Henry Nitzsche als stellvertretendes Mitglied im arlamentarischen Beirat der „Stiftung für das sorbische olk“ vor. – Auch gegen diesen Vorschlag erhebt sich ffenkundig kein Widerspruch. Dann ist der Kollege ichael Stübgen als stellvertretendes Mitglied in die en Parlamentarischen Beirat gewählt. Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene agesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufgeührten Punkte zu erweitern: ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zu den Antworten der Bundesregierung auf die dringlichen Fragen Nr. 1 und 2 auf Drucksache 16/4537 (siehe 84. Sitzung)


ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Eva Möllring,
Ursula Heinen, Rita Pawelski, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Christel

ext
Humme, Ingrid Arndt-Brauer, Sören Bartol, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD
Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt stärken
– Drucksache 16/4558 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Kerstin Müller

(Köln), Winfried Nachtwei, Irmingard Schewe-Gerigk, weite-

rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/

EN
ution 1325 – Frauen, Frieden und Sicherheit –
r Aktionsplan zur strategischen Umsetzung
che 16/4555 –
den? – Das
iefahn und

DIE GRÜN
UN-Resol
Nationale
– Drucksa






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

ZP 4 Beratung des Berichts des Ausschusses für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) ge-
mäß § 56 a der Geschäftsordnung
Technikfolgenabschätzung (TA)

TA-Projekt: Grüne Gentechnik – transgene Pflanzen der

2. und 3. Generation
– Drucksache 16/1211 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

ZP 5 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren

(Ergänzung zu TOP 27)

a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und

SPD
Schienenlärm ursächlich bekämpfen
– Drucksache 16/4562 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dorothee Bär,
Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Peter Albach, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der
Abgeordneten Jörg Tauss, Martin Dörmann, Christoph
Pries, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
Weiterentwicklung des Adressraums im Internet
– Drucksache 16/4564 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika
Grütters, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie des
Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann, Jörg Tauss,
Nicolette Kressl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD
Den Hochschulpakt erfolgreich umsetzen
– Drucksache 16/4563 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

(C (D d)

Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der FDP
Gesundheitsschutz durch Schädlingsbekämpfung mit
Chemikalien erhalten _ Biozid-Richtlinie bürokratie-
vermeidend überarbeiten
– Drucksache 16/4183 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit

ZP 6 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU
und SPD:
Airbusrestrukturierung – Kernkompetenzen und Zu-
kunftstechnologien in Deutschland erhalten und ausbauen

ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Bärbel Höhn, Birgitt
Bender, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Rauchverbot im Deutschen Bundestag umsetzen
– Drucksache 16/4400 –
Überweisungsvorschlag:
Ältestenrat (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-Michael
Goldmann, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP
Verbraucherinformationsrechte stärken – Neues Verbrau-
cherinformationsgesetz zügig vorlegen
– Drucksache 16/4447 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

ZP 9 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des In-
nenausschusses (4. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeord-
neten Ernst Burgbacher, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,
Gisela Piltz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Konsequenzen ziehen aus dem Urteil des Europäischen
Gerichtshofes vom 30. Mai 2006 zur Weitergabe europäi-
scher Fluggastdaten an die Vereinigten Staaten von Ame-
rika
– Drucksachen 16/1876, 16/2962 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Beatrix Philipp
Wolfgang Gunkel
Ernst Burgbacher
Ulla Jelpke
Silke Stokar von Neuforn

ZP 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst Burgbacher,
Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP
Stärkung des Daten- und Rechtsschutzes bei der Weiter-
gabe von Fluggastdaten an die USA
– Drucksache 16/4577 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 11 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der LINKEN:

Beschäftigungspolitische Verantwortung der Bundesregie-
rung im Zusammenhang mit dem Personalabbau bei deut-
schen Großunternehmen

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll – so-
weit erforderlich – abgewichen werden.

Die Tagesordnungspunkte 5 b und 15 werden abge-
setzt, und der Tagesordnungspunkt 12 wird erst nach
dem Tagesordnungspunkt 14 aufgerufen. Zum Tagesord-
nungspunkt 16 ist eine Aussprache nicht mehr vorgese-
hen. Er soll zusammen mit den Ohne-Debatte-Punkten
aufgerufen werden.

Schließlich mache ich auf mehrere nachträgliche
Ausschussüberweisungen im Anhang zur Zusatzpunkt-
liste aufmerksam:

Der in der 76. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzlich

(9. Ausschuss)


Gesetzentwurf zur Schaffung deutscher Im-
mobilien-Aktiengesellschaften mit börsenno-
tierten Anteilen

– Drucksachen 16/4026, 16/4036 –
überwiesen:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Die in der 82. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesenen nachfolgenden Anträge sollen zusätzlich
dem Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

(15. Ausschuss) zur Mitberatung überwiesen werden.


Antrag der Abgeordneten Wolfgang Wieland,
Cornelia Behm, Katrin Göring-Eckardt, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Wirksame Unterstützung für die Verfolgten
des DDR-Regimes

– Drucksache 16/4404 –
überwiesen:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Antrag der Abgeordneten Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger, Jens Ackermann, Dr. Karl
Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Gerechtigkeit für die Opfer der SED-Diktatur

– Drucksache 16/4409 –

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(C (D überwiesen: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss Ich vermute, dass Sie mit diesen Vereinbarungen einerstanden sind. – Das ist offenkundig der Fall. Damit ist as so beschlossen. Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 c soie die Zusatzpunkte 2 und 3 auf: 3 a)

richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu dem Antrag
der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD

UN-Resolution 1325 – Frauen, Frieden und
Sicherheit – konsequent umsetzen

– Drucksachen 16/3501, 16/4499 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ute Granold
Christel Riemann-Hanewinckel
Burkhardt Müller-Sönksen
Michael Leutert
Volker Beck (Köln)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Irmingard
Schewe-Gerigk, Renate Künast, Matthias
Berninger, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt ver-
wirklichen – Innovationshemmnis Männer-
dominanz beenden

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ina Lenke,
Sibylle Laurischk, Miriam Gruß, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP

Frauenpolitik – Gesellschaftlicher Erfolgs-
faktor

– zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder,
Dr. Lothar Bisky, Diana Golze, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der LINKEN

Gleichstellungsgebot des Grundgesetzes auf
dem Arbeitsmarkt durchsetzen

– Drucksachen 16/712, 16/832, 16/833, 16/4524 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Eva Möllring
Christel Humme
Sibylle Laurischk
Ina Lenke
Karin Binder
Irmingard Schewe-Gerigk






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Erster Erfahrungsbericht der Bundesregie-
rung zum Bundesgleichstellungsgesetz

(Berichtszeitraum 1. Juli 2001 bis 30. Juni 2004)


– Drucksache 16/3776 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Eva
Möllring, Ursula Heinen, Rita Pawelski, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU so-
wie der Abgeordneten Christel Humme, Ingrid
Arndt-Brauer, Sören Bartol, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion der SPD

Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt
stärken

– Drucksache 16/4558 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Kerstin
Müller (Köln), Winfried Nachtwei, Irmingard
Schewe-Gerigk, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

UN-Resolution 1325 – Frauen, Frieden und
Sicherheit – Nationaler Aktionsplan zur stra-
tegischen Umsetzung

– Drucksache 16/4555 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so verein-
bart.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Kollegin Christel Humme für die SPD-Frak-
tion.


(Beifall bei der SPD)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1608500100

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

„Weitergehen! Zwei Schritte vor. Keinen zurück“, rufen

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(C (D ns die Gewerkschaftsfrauen heute, am Internationalen rauentag, zu. Ich sage: Auch die Große Koalition wird n der Gleichstellungspolitik weitergehen; denn das „Euopäische Jahr der Chancengleichheit für alle“ fordert ns geradezu heraus, hier mehr zu tun, und ich versprehe Ihnen: An den Männern und Frauen der SPD-Frakion wird das nicht scheitern. (Beifall bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: An uns auch nicht! – Ina Lenke [FDP]: An uns auch nicht!)


Gut, das höre ich gerne.

Der heutige Internationale Tag der Frau ist seit
6 Jahren der Tag, an dem wir Frauen Bilanz ziehen und
ür unsere Rechte weiter eintreten und kämpfen. Der
ufruf „Zwei Schritte vor. Keinen zurück“ ist an uns Po-

itikerinnen und Politiker gerichtet und enthält auch ein
isschen die Befürchtung: Bitte, weicht nicht auf, was
ir bisher erreicht haben!

Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ver-
prechen: Wir gehen nicht zurück. Was wir seit 1998
rreicht haben, kann sich wirklich sehen lassen: Bundes-
leichstellungsgesetz, Rechtsanspruch auf Teilzeit, glei-
he Tarife für Männer und Frauen in der Riesterrente,
as Gewaltschutzgesetz, eigenständiges Aufenthalts-
echt für ausländische Frauen schon nach zwei Jahren,
as Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und das El-
erngeld mit den sogenannten Vätermonaten, um nur ei-
ige wesentliche Meilensteine auf diesem Weg zu nen-
en.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist die Bilanz der rotgrünen Bundesregierung!)


ier müssen wir weitergehen, und wir versprechen: An
ns Männern und Frauen der SPD-Fraktion wird das mit
icherheit nicht scheitern.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: An uns auch nicht! – Ina Lenke [FDP]: An uns auch nicht!)


Wunderbar, das höre ich gerne. – Wir halten an diesem
leichstellungspolitischen Kurs fest.


(Beifall bei der SPD)


Wichtig ist uns, dass alle Entscheidungen, die wir hier
m Bundestag treffen, darauf überprüft werden, wie sie
uf Männer und Frauen wirken. Das ist ein Prinzip, das
eit 1999 in allen Ministerien gilt oder – wie ich vorsich-
ig sage – gelten soll. Es ist ein Prinzip, das wir seit der

eltfrauenkonferenz in Peking 1995 Gender-Main-
treaming nennen. Ich gebe zu, da müssen einige in der
roßen Koalition noch ein bisschen üben, damit ihnen
er Begriff genauso leicht über die Lippen geht wie
hareholdervalue, E-Commerce, New Economy, Bench-
arking usw.

„Frauen verdienen mehr!“ haben sozialdemokratische
rauen zu ihrem Motto des Internationalen Frauen-

ags 2007 gemacht. Das ist eine Aufforderung an uns,
enau hinzuschauen, wie es mit den Frauen auf dem
rbeitsmarkt steht. Wal-Mart, der größte auch in
eutschland vertretene Einzelhändler der Welt, hat sei-






(A) )



(B) )


Christel Humme
nen weiblichen Mitarbeitern in den USA grundsätzlich
weniger gezahlt. Frauen wurden bei Beförderungen sys-
tematisch benachteiligt. Dagegen können in den USA
bis zu 1,6 Millionen Frauen juristisch zu Felde ziehen.
Bei uns ist das nicht möglich. Wir haben das Allgemeine
Gleichbehandlungsgesetz, Gott sei Dank.


(Beifall bei der SPD)


Aber ich gebe zu, ich hätte mir ein Verbandsklagerecht
gewünscht, um den Frauen besser zu ihrem Recht zu
verhelfen; denn Tatsache ist leider immer noch: In
Deutschland verdienen Frauen bei gleicher Tätigkeit in
einer Vollzeitstelle bis zu 26 Prozent weniger als ihre
männlichen Kollegen.

In Deutschland sind die Tarifparteien, Arbeitgeber
und Arbeitnehmer, gefordert, für Entgeltgleichheit zu
sorgen. Darüber hinaus erwarten wir, dass die jetzt ein-
gerichtete Antidiskriminierungsstelle im Familienminis-
terium das Thema Entgeltgleichheit befördert und die
benachteiligten Frauen unterstützt.


(Beifall bei der SPD)


Im Rahmen der Lissabonstrategie haben wir uns ver-
pflichtet, die Frauenerwerbsquote auf 60 Prozent zu er-
höhen. Die Tatsache, dass wir 2005 in Deutschland eine
Frauenerwerbsquote von 59,6 Prozent hatten, darf uns
nicht in Sicherheit wiegen, im Gegenteil. Diese Zahl darf
nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Arbeitsvolumen
in Deutschland gesunken ist. Immer mehr Frauen arbeiten
Teilzeit oder in geringfügigen Beschäftigungen. Der
Niedriglohnsektor ist eindeutig „weiblich“. Das hat für
Frauen fatale Folgen: Ihre geringere Entlohnung sowie
die unterbrochenen Erwerbsbiografien aufgrund von Kin-
dererziehung schränken die Möglichkeiten der Frauen
deutlich ein, eine eigenständige Rente aufzubauen.

Außerdem führen die überkommenen Rollenmuster
immer noch zu typischen Männer- und Frauenberu-
fen. Wenn die Frauenbeschäftigung tatsächlich einen
Zuwachs verzeichnet, dann dort, wo schon vorher viele
Frauen tätig waren. Ich bin überzeugt: Diese Rollenzu-
weisung müssen wir unbedingt auflösen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Ministerin, wir haben mit der Debatte über Kin-
derbetreuung in den letzten Wochen in den männlichen
und auch in den weiblichen Köpfen viel bewegt. Das gilt
auch für einige Mitglieder des Bundestages. Auch an
dieser Stelle müssen wir weitergehen. Denn Gleichstel-
lung kommt nicht von selbst; sie muss hart erkämpft
werden. Das zeigen 100 Jahre Frauenbewegung. Frauen
in Führungspositionen lassen sich nach wie vor nur mit
der Lupe finden. Darum ist es richtig, den Ausbau von
Kinderbetreuungsplätzen für unter Dreijährige voranzu-
treiben und so schnell wie möglich für einen Rechtsan-
spruch zu sorgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die freiwillige Vereinbarung zwischen der Bundesre-
gierung und der Wirtschaft – auch das ist etwas, was wir

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(C (D ns vorgenommen haben – muss konkrete, überprüfbare ielvorgaben zur Gleichstellung entwickeln; sonst beegt sich nichts. Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, wir wissen alle: iese Bundesregierung, getragen von einer Großen Ko lition, wird von einer Frau geführt. Sie, Frau Ministerin ie auch Ihre Kanzlerin bzw. die Kanzlerin der Großen oalition, (Zurufe von der CDU/CSU: Unsere Kanzlerin!)


erden sich irgendwann fragen lassen müssen: Was hat
ie Bundesregierung konkret getan, um die Gleichstel-
ung von Männern und Frauen voranzubringen und Rol-
enzuweisungen aufzulösen?


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist ja wohl eine gemeinsame Koalition!)


Nach wie vor signalisiert unser Steuerrecht den
rauen: Schatz, bleib du doch zu Hause; eine Arbeit

ohnt sich für dich nicht.


(Ina Lenke [FDP]: Genau! Steuerklasse V!)


Frau Lenke, das mit Steuerklasse V ist richtig. – Mit
em Ehegattensplitting und der Wahlmöglichkeit wird
er alleinverdienende Ehemann mit bis zu 9 000 Euro
ährlich subventioniert. Je kleiner der Einkommensun-
erschied zwischen Mann und Frau, das heißt, je mehr
rauen dazuverdienen, desto kleiner ist dieser Steuervor-

eil. Rollen werden durch das Steuerrecht vorgeschrie-
en. Wo bleibt da die Wahlfreiheit?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608500200

Frau Kollegin Humme, gestatten Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Lenke?


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1608500300

Immer an der gleichen Stelle; aber macht nichts.

Frau Lenke, bitte schön.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1608500400

Frau Humme, solange hier im Bundestag politisch

ichts geändert wird, solange werden auch meine Fragen
ommen.

Frau Humme, Sie haben eben gesagt, dass das Ehegat-
ensplitting für Verheiratete einen Vorteil von bis zu
000 Euro bringt. Ich möchte Sie nur darauf aufmerk-

am machen, dass gerade die SPD Millionären und gut-
erdienenden Ehepaaren durch die Reichensteuer und
as Ehegattensplitting bis zu 15 000 Euro im Jahr
chenkt. Sie sagen immer wieder, Sie wollten das Ehe-
attensplitting deckeln oder abschaffen. Gleichzeitig be-
irken Reichensteuer und Ehegattensplitting, dass be-

timmten Personen bis zu 15 000 Euro im Jahr geschenkt
erden. Können Sie mir diese Dissonanz einmal erklä-

en?






(A) )



(B) )


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1608500500

Vielen Dank, Frau Lenke. – Diese Zahl kann ich so

nicht nachvollziehen.


(Ina Lenke [FDP]: Ist so!)


Sie haben gehört, wie hoch der Steuervorteil ist. Aber
ich sage Ihnen auch: Klar, dieser Steuervorteil ist unge-
recht. Er bevorzugt Alleinverdienerehepaare mit einem
hohen Einkommen. Das ist keine Frage. Wir haben vor-
geschlagen, das Ehegattensplitting zu kappen. Das wäre
sozial gerecht,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


und es würde gerade Familien im unteren und mittleren
Einkommensbereich helfen.

Noch etwas ist mir wichtig: Wenn wir Frauen im glo-
balen Wettbewerb – Stichwort „Wal-Mart“ – schützen
wollen, dann brauchen wir einen Mindestlohn; denn ein
Mindestlohn bedeutet existenzsichernde Erwerbsarbeit.
Er ist eine wichtige Voraussetzung für Armutsbekämp-
fung und natürlich auch für die Steigerung der Frauener-
werbsquote. An dieser Stelle rufe ich Ihnen zu: Gehen
wir gemeinsam weiter, zwei Schritte vor und keinen zu-
rück!

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608500600

Frau Kollegin Humme, ich erlaube mir eine Anmer-

kung, gleichzeitig als Anregung für die Debatte. Wenn
es uns gelänge, den Begriff Gender-Mainstreaming
durch einen Begriff zu ersetzen, der auch der deutsch-
sprachigen Minderheit im Lande sofort verständlich
wäre,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


sodass die bei Nennung des Stichworts eine Vorstellung
davon hätte, worum es eigentlich geht, könnten wir für
den Internationalen Frauentag 2007 einen ersten konkre-
ten nachweisbaren Fortschritt melden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Wort hat nun die Kollegin Ina Lenke für die FDP-
Fraktion


(Beifall bei der FDP)



Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1608500700

Herr Präsident, ich würde gern aufklärerisch tätig

werden. Wir haben hier im Bundestag in den letzten
50 Jahren Frauenförderung betrieben. Wir haben Frauen
in allen Lebenslagen gefördert. Was mit dem Begriff
Gender-Mainstreaming gemeint ist, ist etwas ganz an-
deres und viel Besseres; das betrifft nämlich auch die
Männer.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist nur noch nicht beim Präsidenten angekommen!)


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(C (D ir wollen auch die Männerdiskriminierung abschaffen. um Beispiel sollen Männer von Arbeitgebern nicht ehr gedrängt werden können, ganztags berufstätig zu ein; vielmehr sollen die Arbeitgeber Verständnis dafür aben, dass Väter bei ihren Kindern sein wollen. Wir ollen also die Diskriminierung von Männern abschaf en. Wir wollen, dass Frauen und Männer gleichberechigt sind. Wenn Sie dazu „Männerförderung“ sagen würen, wäre mir das genauso recht. Meine Damen und Herren, am Internationalen Frauntag ist es gute Tradition im Bundestag, über die leichstellung von Männern und Frauen und natürlich uch über Fortschritte zu diskutieren, die in unserem and zu verzeichnen sind. Das Europäische Jahr der Chancengleichheit lenkt en Blick auf unsere Nachbarstaaten und den Fokus auf ie Situation von Frauen in unserer Gesellschaft. Wir ögen gute Wirtschaftsdaten vorweisen, gute Unternehen, die auf dem europäischen Markt und auf dem Weltarkt erfolgreich sind; aber in der Arbeitswelt in eutschland kommt die Teilhabe von Frauen auf dem rbeitsmarkt nur schleppend voran. Die Frauenererbsquote bleibt niedrig, wie Frau Humme schon sagte, benso wie die – zu niedrige – Erwerbsquote älterer enschen. Frauen sind in Chefetagen deutscher Unter ehmen mit 15 Prozent nach wie vor unterrepräsentiert. as korrespondiert mit der schlechten Kinderbetreuung er unter Dreijährigen und, meine Damen und Herren on der Großen Koalition, der schlechten Betreuung der ber Sechsjährigen. eder, der einmal sechs Wochen Ferienbetreuung im ommer abdecken musste, weiß, dass das mit den Ur aubszeiten eines normalen Arbeitnehmers überhaupt icht möglich ist. rau von der Leyen, ich bitte Sie, dann, wenn Sie die jetige Schlacht geschlagen haben, gleich das Problem der ehlenden Betreuung der Grundschulkinder anzuacken und zusammen mit den Ländern und Kommunen onzepte zu entwickeln; denn für alle alleinerziehenden nd berufstätigen Eltern ist das wirklich ein Megaprolem. Die vorliegenden Anträge aller Fraktionen zeigen den mmer noch vorhandenen großen Handlungsbedarf in er Gleichstellungspolitik. Besonders am Internationaen Frauentag lohnt sich ein Blick ins Grundgesetz, (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Der lohnt sich immer!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


nd zwar auf Art. 3, in dem der Staat die Selbstver-
flichtung eingeht, die tatsächliche Durchsetzung der
leichberechtigung von Frauen und Männern, Herr Prä-

ident, zu fördern und auf die Beseitigung bestehender
achteile hinzuwirken. Das gilt auch – so sage ich das

ls Liberale – für Männer.






(A) )



(B) )


Ina Lenke
Das setzt allerdings auch einen gesellschaftlichen
Wandel im weiblichen und männlichen Rollenverständ-
nis voraus, der sich bisher weder in der Wirtschaft noch
im privaten Bereich noch hier im Deutschen Bundestag
widerspiegelt. Die Wertschätzung der besonderen Ta-
lente von Frauen, verbunden mit mehr Freiheit, das per-
sönliche Leben zu gestalten, ist der Schlüssel zu einer li-
beralen Bürgergesellschaft.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, gestern haben wir in einer
Aktuellen Stunde im Bundestag das größte Hemmnis für
die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt diskutiert: die
fehlende Betreuung der Kinder. Nach dem Auslaufen
des Elterngeldes – das ist meine Kritik an der Großen
Koalition – werden die Betroffenen in einer Betreuungs-
falle landen. Kurios bei dieser Diskussion finde ich aller-
dings, dass sich alle, auch der Deutsche Städte- und
Gemeindebund, mit Zahlen zum Bedarf an Kinderbe-
treuungsplätzen geradezu überbieten: 500 000, 750 000.
Meine Herren und meine Damen, junge Familien berau-
schen sich nicht an Zahlen, sondern an einem Krippen-
platz für ihr Kind, und zwar jetzt und nicht erst 2010
oder 2013.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb gehören mehr Wettbewerb und mehr Privatisie-
rungen auf den Kinderbetreuungsmarkt.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Im Zusammenhang mit der Berufsausbildung junger
Mütter fehlen noch viele Rahmenbedingungen: Teilzeit-
umschulung, Unterstützung von Studentinnen mit Kin-
dern durch ein „Baby-BAföG“, ein modulares Ausbil-
dungssystem, bessere Berufsberatung und Information,
aber – das sage ich ganz deutlich in Richtung der jungen
Frauen – natürlich brauchen die Frauen selbst auch Mut,
und sie müssen Eigeninitiative aufbringen.


(Beifall bei der FDP)


Auch im öffentlichen Dienst, der aufgrund der Ar-
beitsplatzsicherheit eigentlich beste Rahmenbedingun-
gen für die Karriere von Frauen bereithält – der Erste
Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Bundes-
gleichstellungsgesetz, der heute mitberaten wird, liegt
endlich vor –, sind die Ergebnisse bescheiden: In den
Dienststellen der Bundesverwaltung liegt der Frauenan-
teil bei 45 Prozent. Bei der Teilzeit liegt der Frauenanteil
– Frau Humme, Sie haben das gelesen – bei 91 Prozent.
Sogar im öffentlichen Dienst ist das Einkommen von
Frauen um 20 Prozent niedriger als das der Männer. Mit
der im Gesetz verankerten Quotenregelung ist natürlich
auch kein Staat zu machen. Wir müssen lesen:

Die einzelfallbezogene Quote hat bisher keine si-
gnifikante praktische Bedeutung erlangt.

Die FDP-Bundestagsfraktion fordert die Bundesre-
gierung dazu auf, erfolgreichere Initiativen und Fahr-
pläne zu entwickeln, damit der nächste Erfahrungsbe-
richt zum Bundesgleichstellungsgesetz – 2009 – bessere
Ergebnisse vorweist.

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(C (D Ich komme zum Schluss. Alle Arbeitsmarktdaten zeien, dass Frauen, ob in der Wirtschaft oder im öffentlihen Dienst, von einer echten Teilhabe und Chancenleichheit noch meilenweit entfernt sind. (Christel Humme [SPD]: Was möchten Sie, Frau Lenke?)


as muss für uns Politikerinnen und Politiker Ansporn
ein, mit intelligenten und kreativen Lösungen und Ini-
iativen von hier aus für eine echte Gleichberechtigung
on Frauen und Männern zu sorgen.


(Beifall bei der FDP – Christel Humme [SPD]: Kam aber in Ihrer Rede nicht vor!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608500800

Das Wort erhält nun die Bundesministerin Dr. Ursula

on der Leyen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
amilie, Senioren, Frauen und Jugend:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In der ak-
uellen Debatte lesen wir viele Überschriften. Sie rei-
hen von „Die gescheiterte Emanzipation“ bis zu „Der
eue konservative Feminismus“. Das Thema bewegt,
nd das ist gut so.

Es hilft aber auch, auf die nüchternen Zahlen zu
chauen, beispielsweise auf die Zahl der Frauen in Füh-
ungspositionen: Dort sind Frauen viel zu selten zu fin-
en. Schauen wir auf die Einkommensunterschiede, die
ben schon angesprochen worden sind – für gleiche Ar-
eit ungleicher Lohn –, oder auf die Lage der Frauen im
lter: Ein Drittel der Männer über 65 bezieht Sozial-
ilfe, aber zwei Drittel der Frauen. Diese Zahlen dürfen
ns nicht unbeschäftigt lassen.

Es gibt aber genauso aussagekräftige Zahlen für den
rfolg der Frauenbewegung: Frauen haben die Bildung
robert. 1970 waren 23 Prozent der Studierenden an
ochschulen oder Universitäten Frauen, heute sind es
ehr als die Hälfte. Mädchen lernen erfolgreich. Sie

rofitieren von Schule. Sie investieren in ihre Ausbil-
ung und wollen sie beruflich nutzen. Der Anteil von
rauen in den Landes- und Bundesparlamenten ist seit
980 sprunghaft gestiegen. Heute haben wir mit Angela
erkel die erste Bundeskanzlerin unseres Landes. Da-

auf sind wir stolz. Das ist auch ein Erfolg der Frauen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Renate Gradistanac [SPD])


In diesen Zahlen und Tatsachen liegt aber auch die
roße Herausforderung unserer Zeit. Im Grundgesetz
teht:

Männer und Frauen sind gleichberechtigt.

us gutem Grund, aber erst Jahre später, ist dies durch
en Satz ergänzt worden:

Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern und






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile
hin.

Mit anderen Worten: Zwischen dem Anspruch des
Grundgesetzes und der Wirklichkeit klafft immer noch
eine breite Lücke.

Deshalb stehen für mich drei Kernanliegen im Mittel-
punkt einer modernen Gleichstellungspolitik:

Erste Säule. Gleiche Teilhabe von Frauen und Män-
nern am Erwerbsleben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es kann nicht so bleiben, dass Frauen zwar bis zum
30. Lebensjahr im gleichen Maße wie Männer in Füh-
rungspositionen sind, danach aber erbarmungslos an
die gläserne Decke stoßen. Das Verhältnis verschiebt
sich dann so, dass mehr als drei Viertel aller Führungs-
positionen von Männern besetzt sind. Dies kann nicht so
bleiben. Wir brauchen diese talentierten Frauen ebenso
wie die talentierten Männer, und zwar mit gleichen
Chancen auf dem Arbeitsmarkt.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


Wir müssen auch vor unserer eigenen Haustür kehren;
das sage ich hier ganz deutlich. Nicht nur in der Wirt-
schaft und in der Wissenschaft sind Frauen trotz gleicher
Qualifikationen in den Führungspositionen weiter erheb-
lich unterrepräsentiert, sondern auch in der öffentlichen
Verwaltung. Das zeigt der von der Bundesregierung am
7. Dezember 2006 vorgelegte Erfahrungsbericht zum
Bundesgleichstellungsgesetz. Der Anteil der Frauen an
den Referatsleitungen in den obersten Bundesbehörden
ist von 2000 bis 2005 von 13,5 auf 20 Prozent gestiegen.
Aber das reicht nicht. Auch der Anteil der Abteilungslei-
terinnen stieg 2006 auf nur 15 Prozent nach rund
9 Prozent im Jahr 2000.


(Zuruf von der SPD)


– Ich höre gerade von der Seite: Schneller als bisher. Das
ist richtig. Dennoch müssen wir uns selber sagen: Wir
kommen voran, aber es liegt noch eine erhebliche Weg-
strecke vor uns. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir
wollen zügig weitermarschieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb will ich positiv sagen: Die Große Koalition
hat wieder eine Bastion gestürmt. Endlich sind 2006 im
Auswärtigen Amt und im Bundesinnenministerium erst-
mals Frauen zu Abteilungsleiterinnen ernannt worden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Zurufe: Oh!)


Auch die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie
und Erwerbstätigkeit ist ein ausdrückliches Ziel des
Bundesgleichstellungsgesetzes. Die eben erwähnte glä-
serne Decke für Frauen ist auch deshalb so schwer zu

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(C (D urchdringen, weil viele Mütter und immer mehr engaierte Väter nicht bereit sind, die Familie für den Beruf der den Beruf für die Familie zu opfern. Recht haben ie. Wir brauchen beides! (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb ist für mich die zweite Säule moderner
leichstellungspolitik die Erweiterung der Rollen. Wir
rauchen keine Rollenklischees mehr. Das sage ich ganz
usdrücklich. Gleichstellung ist keine Einbahnstraße.
o, wie für Frauen gilt, dass sie zu Recht um die Erwei-

erung ihrer Rolle kämpfen, gilt das genauso für Männer.
änner sind nicht nur Menschen, die im Beruf stehen.
änner haben ein Recht darauf, aktive Väter zu sein,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


nd auch ihre Fragen nach Vereinbarkeit von Beruf und
amilie gehören in den Mittelpunkt.

Dies sage ich auch vor dem Hintergrund des demo-
rafischen Wandels. Wenn immer weniger junge Men-
chen immer mehr älteren Menschen gegenüberstehen,
ann stellt sich die Frage, mit der die European
omen’s Lobby zum Internationalen Frauentag 2007

ntritt – der Herr Bundestagspräsident möge mir verzei-
en, dass ich die Frage im Wortlaut stelle –: „Who cares?“
as Spannende an „Who cares?“ ist, dass man die Frage

m deutschen Kontext, Herr Bundestagspräsident, im
oppelten Sinne des Wortes auslegen kann. Man kann
it einem Schulterzucken sagen: Wen kümmerts? Man

ann sie aber auch übersetzen mit „Wer kümmert sich?“ –
m Kindererziehung, um hilfsbedürftige Menschen, um
flege und Begleitung älterer Angehöriger. Wie wir
Who cares?“ auslegen werden, ob wir die Frage mit ei-
em humanen Akzent auslegen, hängt auch damit zu-
ammen, ob Fürsorge nur eine weibliche Rolle bleibt,
as heißt eine Rolle der Töchter, oder auch eine akzep-
ierte, engagierte männliche Rolle, eine Rolle der Söhne,
ird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die dritte Säule unserer Gleichstellungspolitik – das
st ebenfalls eine wichtige Säule – bezieht sich auf die
nterstützung von Frauen, die Gewalt erfahren. Das be-
innt bei dem Thema häusliche Gewalt. Dabei sind wir
inen großen Schritt vorangekommen. Ich merke dies
erade im internationalen Kontext, wenn ich das sagen
arf; denn mit der Einführung des Paradigmas „Wer
chlägt, muss gehen“ im Rahmen des Gewaltschutzge-
etzes wurde Enormes in diesem Land bewegt. Dennoch
ibt es nach wie vor häusliche Gewalt. Der Bogen beim
hema „Schutz vor Gewalt“ spannt sich dann weiter bis
in zu Zwangsverheiratung oder Zwangsprostitution.
as heißt, eine ganz grundlegende Anforderung an
leichberechtigung ist die Garantie, leben zu können
hne Angst vor Bedrohung und ohne Angst vor Gewalt.
eshalb ist Gewaltschutzpolitik auch im 21. Jahrhun-
ert wesentlicher Bestandteil von Gleichstellungspolitik.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich werde Ihnen dazu noch in diesem Jahr den neuen
Aktionsplan gegen Gewalt vorlegen, der in den nächsten
Wochen zwischen meinem Haus und den anderen Res-
sorts abgestimmt wird.

Meine Damen und Herren, Rollen erweitern, Perspek-
tiven gewinnen, Gleichstellung verwirklichen – das ist
das Motto meines Ministeriums zu seinem 20. Geburts-
tag. Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber
mindestens ebenso viel liegt noch vor uns. Ich freue
mich auf die gemeinsame Arbeit.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD sowie der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608500900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Karin Binder, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608501000

Herr Präsident! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer auf

den Balkonen! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es ist
nun ein Jahr her, dass wir von der Linken und die ande-
ren Oppositionsparteien Anträge zur Gleichstellung auf
dem Arbeitsmarkt eingebracht haben. Heute, genau ein
Jahr später, liegen nun dieselben Anträge zur abschlie-
ßenden Beratung wieder auf dem Tisch. Ist das nicht
oberpeinlich?


(Zuruf von der SPD: Das ist das parlamentarische Verfahren!)


In diesem Jahr hat sich bzw. haben wir an der Situa-
tion der Frauen in Deutschland nichts wesentlich geän-
dert. Es gibt zum Beispiel noch immer kein umfassendes
Antidiskriminierungsgesetz; stattdessen müssen wir uns
mit einer Lightversion namens Allgemeines Gleichbe-
handlungsgesetz abfinden. Wir haben noch immer kein
Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, ob-
wohl einige meiner Vorrednerinnen, auch die Ministerin,
genügend Gründe dafür in ihren Redebeiträgen geliefert
haben. Frauen bekommen immer noch nachweislich um
20 Prozent niedrigere Gehälter als ihre männlichen Kol-
legen in Deutschland. Bei Arbeiterinnen sieht es noch
verheerender aus: Sie haben laut Bericht des Statisti-
schen Bundesamtes von 2006 im Schnitt 26 Prozent we-
niger. Sie bekommen auch eine wesentlich niedrigere
Rente als ihre männlichen Kollegen.

Im Jahr 2004 bezogen Männer in Deutschland im
Durchschnitt eine Versichertenrente in Höhe von
1 000 Euro. Ihre Kolleginnen dagegen erhielten gerade
einmal im Schnitt zwischen 382 und 712 Euro. Die
Bandbreite der Zahlen entsteht durch die Unterschiede
zwischen Arbeiterinnen und Angestellten wie auch
durch das Ost-West-Gefälle. Mehr Informationen kön-
nen Sie ebenfalls dem Bericht des Statistischen Bundes-
amtes entnehmen. – Das bedeutet für viele Frauen schon

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(C (D eute Altersarmut. Daran wird auch das Familienspliting nichts ändern, Frau Humme; denn damit werden benfalls wieder die Besserverdienenden bedient. Dann kommt noch die Rente mit 67. Von den derzeit icht einmal 700 Euro gibt es dann auch noch Abzüge afür, dass frau mit 65 in Rente gehen möchte. Aber ummerweise war sie eben keine 45 Jahre sozialversihert beschäftigt. Pech! Die SPD jedenfalls weicht keien Schritt zurück. Ist es nicht so, Frau Humme? Vor diesem Hintergrund soll also morgen die Rente it 67 beschlossen werden. Ich halte dies für einen ver assungsrechtlich bedenklichen Vorgang. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ach Meinung zahlreicher Experten, auch in der Anhö-
ung des Ausschusses für Arbeit und Soziales, führt dies
u einer weiteren Benachteiligung von Frauen, vor allem
urch die 45er-Regelung. Auch deshalb werden wir von
er Linken dieses Gesetz ablehnen.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine Ursache für diese Problematik liegt in den unter-
rochenen Erwerbsbiografien vieler Frauen. Daran wird
ich wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit nicht wirk-
ich etwas ändern, trotz der Bemühungen, die Frau von
er Leyen in Sachen Kinderbetreuung derzeit an den Tag
egt. Die Realitäten in Deutschland sehen nämlich so
us: insbesondere im Südwesten fehlende Kinderbetreu-
ngsplätze, bundesweit fehlende Ausbildungsplätze,
ohe Arbeitslosigkeit, sinkende Reallöhne und eine
achsende Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse.
ies alles trifft Frauen in besonderem Maße. Zwar mag
ie Beschäftigungsquote von Frauen inzwischen gestie-
en sein; aber immer mehr Frauen arbeiten heute in nicht
ersicherten, prekären Beschäftigungsverhältnissen. Das
edeutet: keine Vorsorge, keine Ansprüche auf Arbeits-
osengeld oder gar Rente; noch mehr Altersarmut ist vor-
rogrammiert.

Dazu kommt, dass knapp 21 Prozent aller abhängig
eschäftigten in Deutschland im Niedriglohnbereich
rbeiten, sagt das IAT in Nordrhein-Westfalen. Weit über
ie Hälfte davon sind Frauen. Bestimmt erstaunt nie-
anden, dass insbesondere Jüngere, Geringqualifizierte

nd Migrantinnen betroffen sind. Zwei Drittel der Voll-
eitbeschäftigten mit Niedriglöhnen sind weiblich. Dass
eilzeitbeschäftigte und Minijobberinnen überdurch-
chnittlich von diesen niedrigen Stundenlöhnen betrof-
en sind, wundert sicher ebenfalls niemanden.

Es mag zynisch erscheinen, aber der Niedriglohnsek-
or ist eine Frauendomäne. Das liegt auch an dem hohen
eschäftigungsanteil der Frauen in Dienstleistungsberu-

en. Dort sind die Niedriglöhne besonders verbreitet. Be-
roffen sind vor allem Berufe, die überwiegend von
rauen ausgeübt werden. 98 Arzthelferinnen zum Bei-
piel steht ein Arzthelfer gegenüber; bei Friseurinnen ist
as Verhältnis vier zu eins. Eine ausgelernte Friseurin in
achsen bekommt gerade einmal skandalöse 3,82 Euro.
ber es gibt noch schlimmere Beispiele.






(A) )



(B) )


Karin Binder
Ein gesetzlicher Mindestlohn von 8 Euro, wie wir
ihn fordern, käme all denen zugute, deren derzeitige Ta-
riflöhne viel zu niedrig sind, um von ihrer eigenen Ar-
beit leben zu können.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein existenzsichernder gesetzlicher Mindestlohn würde
auch den Frauen in vielen Berufsgruppen helfen, die bis-
her ohne tarifliche Absicherung arbeiten müssen. Dies
trifft vor allem die inzwischen zahlreichen, meist weibli-
chen Beschäftigten in Teilzeit- und Minijobs; ich er-
wähnte es bereits. Wer in einem Minijob arbeitet, tut dies
häufig unterhalb von tariflichen Konditionen und über-
wiegend zu einem Niedriglohn.

Am Thema Niedriglohn zeigt sich: Die frauenpoliti-
sche Forderung nach gleichem Lohn für gleichwertige
Arbeit, die Frauen wie Männern gleichermaßen ein exis-
tenzsicherndes Einkommen garantieren soll, ist immer
noch aktuell.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Erreichen eines flächendeckenden einheitlichen ge-
setzlichen Mindestlohns ist deshalb nur ein Schritt von
vielen, aber immerhin ein Schritt. Aus diesem Grund ist
unsere Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn
auch eine gleichstellungspolitische Forderung, eine For-
derung nach mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608501100

Zum Schluss dieses Tagesordnungspunktes – –


(Widerspruch)


– Entschuldigung!


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Herr Präsident, so kurz geht die Debatte nicht!)


Ich bin mir nicht ganz sicher, ob in den Reaktionen die
Empörung oder die Erleichterung überwiegt;


(Heiterkeit im ganzen Hause)


aber ich will Ihnen doch wenigstens zur Rechtfertigung
des Missverständnisses


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Vorsicht!)


die Rednerliste zeigen.


(Heiterkeit im ganzen Hause)


Ich merke mir jedenfalls für die Zukunft, durch welche
Art von irreführenden Hinweisen Bewegung in die De-
batten zu bringen ist.

Frau Kollegin Schewe-Gerigk, nun haben Sie das
Wort und hoffentlich die nötige Aufmerksamkeit für die
Behandlung des Themas.

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(C (D Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Ja, nach diesem Vorwort ganz sicherlich. – Liebe Kol-

eginnen und Kollegen! Herr Präsident! Verehrte Frau
inisterin, ich freue mich sehr, dass Sie heute an dieser
ebatte teilnehmen. Ich habe mich auch sehr darüber ge-

reut, dass Sie die Erfolge der rot-grünen Frauenpolitik
ier ausdrücklich gewürdigt haben: die höhere Beteili-
ung in Führungspositionen in den Ministerien, das Ge-
altschutzgesetz. Das war wirklich sehr schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ber jetzt muss ich mit den Freundlichkeiten leider auf-
ören.

Ich habe während Ihrer Rede darauf gewartet, dass
ie sagen, was Sie nun tun wollen und was Sie vorschla-
en. Die Große Koalition ist angetreten, große Probleme
u lösen. Sie liegen in der Tat vor der eigenen Tür. Das
ilt nicht nur für den Klimaschutz und die soziale Siche-
ung, sondern gerade auch für den Bereich der Gleich-
tellungspolitik.

Kürzlich gaben 86 Prozent der Frauen in einer
mnid-Umfrage an, die Gleichberechtigung sei nicht er-

eicht. Passend zum 20. Jubiläum des Frauenministe-
iums sagt das nun auch erstmalig nach eineinhalb Re-
ierungsjahren die Kanzlerin. Da kann ich nur sagen:
ratulation! Denn in ihren ersten 100 Reden als Regie-

ungschefin hat die Kanzlerin das Wort Gleichberechti-
ung peinlich vermieden.

Peinlich war das offensichtlich den Abgeordneten von
DU/CSU und SPD. Den Vorwurf, dass sie zu diesem
hema nichts zu sagen hätten, wollten sie nicht auf sich
itzen lassen. Auf den Tag genau ein Jahr ist vergangen
eit der Einbringung unseres grünen Antrages zur
leichstellung auf dem Arbeitsmarkt. Heute legen auch
ie einen Antrag vor. Auf fast neun Seiten beschreiben
ie detailliert die Benachteiligung von Frauen auf dem
rbeitsmarkt. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen,
tudien zusammenzufassen, ist nicht die vornehmste
ufgabe der Politik. Ich frage mich, wo da Ihr politi-

cher Part bleibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich zitiere einmal aus Ihrem Antrag. Sie wollen ermu-
igen, Sie wollen prüfen, Sie wollen hinwirken, Sie wol-
en werben. Meine Tochter würde das so beschreiben:
Hallo! Haben die eigentlich erkannt, dass sie in der Re-
ierung sind?“


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie sollen umsetzen, Sie sollen verpflichten, Sie sollen
rlassen. Das ist Ihre Aufgabe. Das würde den Frauen in
iesem Land weiterhelfen.

Nehmen wir das Beispiel Privatwirtschaft. In Ihrem
ntrag steht, dass Sie die Wirtschaft zu Aktivitäten er-
untern wollen. Was heißt das eigentlich? Ist das eine

rillante Formulierung dafür, dass Sie weiterhin nichts
un wollen und trotzdem hoffen, dass sich in der Privat-
irtschaft endlich etwas bewegt? Ich finde, das ist nicht





)


(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk
nur frauen-, sondern auch wirtschaftsfeindlich; denn die
Männerdominanz in der Wirtschaft hat sich in Deutsch-
land wahrlich als Innovationshemmnis erwiesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schauen wir uns den Bericht zum Bundesgleichstel-
lungsgesetz an; er zeigt in die richtige Richtung. Der
steigende Anteil von Frauen auch in höheren Positionen
ist Ergebnis des Gesetzes. Genau so könnte es sich mit
gesetzlichen Regelungen in der Privatwirtschaft ent-
wickeln. Damit könnte Deutschland endlich den An-
schluss an die Volkswirtschaften erreichen, die durch
eine höhere Frauenerwerbstätigkeit deutlich innovativer
sind als andere.

Wir brauchen aber auch Anreize. Ich nenne als Bei-
spiel die bevorzugte Vergabe öffentlicher Aufträge an
Firmen, die sich für Chancengleichheit einsetzen. Kom-
men Sie mir bitte nicht wieder damit, das gehe nicht, das
könne man gesetzlich nicht regeln. Eine europäische
Richtlinie eröffnet diesen Spielraum. Ohne den Rücken-
wind aus Europa sähe es bei uns geschlechterpolitisch
ziemlich finster aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])


Immerhin: In der Familienpolitik gibt es dank Ihrer
Anstrengungen, Frau Ministerin von der Leyen, Bewe-
gung, wenn auch mancher CDUler so tut, als würde die
Zwangseinweisung der Säuglinge aus dem Kreißsaal di-
rekt in die Kinderkrippe bevorstehen. Aber in der Frau-
enpolitik halten Sie, verehrte Frau Ministerin, einen
Dornröschenschlaf. Sie schweigen, wenn Ihr Kollege
Müntefering eine neue abschlagfreie Rente plant, die
Frauen offensichtlich diskriminiert. Sie tun nichts für die
Frauen, die trotz aller Qualifikation an die gläserne
Decke stoßen. Sie berichten zwar darüber, aber Sie un-
ternehmen nichts. Sie tun nichts für die Frauen, die trotz
Vollzeitarbeit ihre eigene Existenz kaum sichern können.
Sie tun überhaupt nichts für die, die Schutz vor Zwangs-
verheiratung benötigen. In eineinhalb Jahren hat es hier
von Ihnen keine Vorschläge gegeben. Wir haben jede
Menge Anträge eingebracht, die aber alle abgelehnt wur-
den. Eigene Initiativen der Regierungsfraktionen? –
Fehlanzeige. Lösung großer Problem? – Fehlanzeige.

Ich möchte heute einen Punkt unseres Antrages in den
Mittelpunkt stellen. Das ist die Lohnungleichheit zwi-
schen Frauen und Männern. Wir gehören zu den weni-
gen Ländern in der EU, in denen sich die Schere zwi-
schen Männer- und Frauenlöhnen nicht etwa schließt,
sondern noch weiter öffnet, und das, obwohl uns doch
dieses Jahr ein Jubiläum ins Haus steht. Vor 50 Jahren
wurden die Römischen Verträge mit dem Grundsatz der
Lohngleichheit unterzeichnet. Das geschah damals nicht
aus Gründen der Gerechtigkeit, sondern weil die franzö-
sische Regierung Lohndumping durch die berüchtigten
Leichtlohngruppen für Frauen in Deutschland fürchtete.
Diese haben wir nun endlich abgeschafft. Aber nach
50 Jahren beträgt die Differenz laut EU-Kommissar
Spidla, wie er gestern vorgetragen hat, immer noch
22 Prozent. Das ist wahrlich kein Ruhmesblatt.

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(C (D Interessanterweise sind die Gehaltsunterschiede umso rößer, je höher die Position ist – und das angesichts desen, dass wir beim Anteil an weiblichen Führungskräften ehr weit hinten liegen. Es gibt in Unternehmen mit ehr als 500 Beschäftigten nur 4 Prozent weibliche Füh ungskräfte; das heißt, 96 Prozent aller Führungskräfte ind männlich. Meine Herren, sind diese alle so viel beser qualifiziert? Das scheint mir sehr unwahrscheinlich u sein. Von den DAX-notierten Unternehmen ganz zu chweigen: Hier gibt es im Vorstand eine 100-prozentige ännerquote. Da waren wir schon einmal weiter. Es gab ämlich einmal eine Frau im Vorstand; aber inzwischen st sie nicht mehr da. Die Bundeskanzlerin hat das gestern einen Skandal enannt und bestätigt, dass wir von einer Gleichberechtiung weit entfernt sind. Ich sage nur: Schön, dass das etzt auch bei ihr angekommen ist; sie war ja auch ein al Frauenministerin. iesen Erkenntnisgewinn sollte sie in politisches Haneln umsetzen. Wie wäre es denn zum Beispiel mit einer nitiative für mehr Lohngerechtigkeit innerhalb der EU? ie Ratspräsidentschaft, die Deutschland gerade überommen hat, bietet sich für eine solche Initiative geraezu an. ie schlechtere Bezahlung von Frauen, obwohl sie oft enug besser qualifiziert sind als ihre männlichen Kolleen, ist ein großes Problem. Dessen Lösung stünde der rsten Kanzlerin Deutschlands gut zu Gesicht. Also, tun ie endlich etwas! Vielen Dank. Nun, liebe Kolleginnen und Kollegen, beginnt die weite Runde der vereinbarten Debatte zur Frauenpoliik. Sie wird durch die Kollegin Elke Ferner von der PD-Fraktion eröffnet. Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! 6 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag und ehr als zwei Jahrzehnte nach Beginn der neuen Frauen ewegung ist zwar vieles in Bewegung gekommen. Viees hat sich wirklich verbessert; Frau Humme und andere aben eben darauf hingewiesen. Insbesondere die echtsposition der Frauen hat sich verbessert. Aber es st auch richtig: Vieles muss noch bewegt werden. Auch im 21. Jahrhundert kann frau sich manchmal icht des Eindrucks erwehren, dass es auch eine Beweung gibt, die in eine andere Richtung, in eine falsche ichtung, geht. Dass beispielsweise eine erfolgreiche ournalistin wie Frau Herman die Frauen, die in ihrer berwiegenden Mehrheit nicht nur erfolgreich im Beruf, Elke Ferner sondern auch Mutter sein wollen, an den öffentlichen Pranger stellt, geht für meine Begriffe wirklich in die falsche Richtung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608501200

(Beifall bei der SPD)

Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1608501300

(Beifall der Abg. Christel Humme [SPD])


(A)





(A) )


(B) )


Ob das Motiv nun der inneren Überzeugung entspricht
oder ob es nur eine plumpe Vermarktungsstrategie für
ein neu erschienenes Buch ist, lasse ich einfach einmal
dahingestellt.

Auch dass beispielsweise die stellvertretende Landes-
vorsitzende der sogenannten Linkspartei im Saarland
Christa Müller, die Ehefrau des Fraktionsvorsitzenden
von der Linken, einem erzkonservativen Bischof mit
pseudowissenschaftlichen Erkenntnissen hilfreich zur
Seite springt, geht in die falsche Richtung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608501400

Lassen Sie eine Zwischenfrage zu?


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1608501500

Gerne.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608501600

Bitte schön.


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608501700

Verehrte Frau Ferner, darf ich Sie fragen, ob Sie zur

Kenntnis nehmen möchten, dass die Position der Ehegat-
tin des Vorsitzenden nicht die Position der Fraktion Die
Linke und auch nicht die der Partei ist und dass es vor al-
len Dingen einem entwickelten frauenpolitischen Ver-
ständnis entspricht, eine eheliche Beziehung nicht mit
einer geistigen und politischen Übereinstimmung gleich-
zusetzen? Eine Ehe einzugehen, bedeutet nicht, dass
Meinungsgleichheit bestehen muss. Auch Meinungsdif-
ferenz in Ehen wissen wir Frauen sehr zu schätzen. Das
trifft in diesem Fall zu. Möchten Sie das bitte zur Kennt-
nis nehmen?


(Beifall bei der LINKEN – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1608501800

Ich nehme gerne zur Kenntnis, dass Ihre Parteikolle-

gin Christa Müller zu Beginn dieser Woche in einer Zei-
tung mit vier großen Buchstaben erklärt hat, dass sie für
die WASG und die Linkspartei im Saarland spricht,
wenn sie beispielsweise ein Erziehungsgehalt fordert,
was von einigen aus Ihrer Partei zu Recht als Herdprä-
mie für Frauen kritisiert wird. Ich gebe Ihnen recht, dass
es, wenn man miteinander verheiratet ist, natürlich auch
weiterhin möglich sein muss, unterschiedliche politische
Auffassungen zu vertreten.


(Ina Lenke [FDP]: Aber ganz bestimmt!)


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(C (D ch vermisse allerdings eine öffentliche Aussage Ihres raktionsvorsitzenden zum Thema Gleichstellungspoli ik, zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ls Mitglied der saarländischen SPD und langjährige
orsitzende der saarländischen Arbeitsgemeinschaft So-
ialdemokratischer Frauen, und zwar zu der Zeit, als Ihr
raktionsvorsitzender Landesvorsitzender der SPD und
aarländischer Ministerpräsident gewesen ist, kann ich
hnen sagen, dass er nun gerade nicht derjenige gewesen
st, der an der Spitze der Frauenbewegung gestanden hat,
ondern eher zum Jagen getragen werden musste.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dass sich ausgerechnet einige Frauen, die auf der Son-
enseite des Lebens stehen und sich nicht damit herum-
lagen müssen, wie sie ihr Einkommen und den Lebens-
nterhalt ihrer Kinder sichern, jetzt gegen die Frauen
enden, die das – ob freiwillig oder unfreiwillig – jeden
ag tun, geht ein gutes Stück zu weit. Ich kann für beide,
owohl für Christa Müller als auch für Frau Herman, nur
offen, dass die Väter ihrer Kinder zur Stelle sind, um die
inder zu betreuen, wenn sie selbst durch die Talkshows
ngeln, damit die Kinder nicht einen dauerhaften Schaden
ehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Christa Müller hat zu Beginn dieser Woche auch ge-
agt: Feministinnen fordern nur Sachen, die ihnen gefal-
en. – Ich muss sagen, diese Frau hat entweder die Frau-
nbewegung der 70er-, 80er- und 90er-Jahre nicht
ahrgenommen oder versucht wieder, eine dicke
chlagzeile zu ergattern. Die Frauenbewegung in
eutschland wollte nie einen bloßen Rollentausch, eine
iskriminierung mit umgekehrten Vorzeichen, nie. Wir
aben immer gesagt, wir wollen, dass Frauen das be-
ommen, was ihnen zusteht – nicht mehr, aber auch
icht weniger. Die Hälfte der Führungspositionen in
taat, Wissenschaft und Wirtschaft, die Hälfte der Ver-
ntwortung für die Familie, die Hälfte der Kindererzie-
ung, die Hälfte der Hausarbeit und die Hälfte des Eh-
enamtes werden die Frauen freiwillig und mit
ergnügen den Männern überlassen; sie wollen nur end-

ich die Hälfte bekommen, die sie bisher nicht haben.


(Beifall bei der SPD)


Ich begrüße sehr, dass die Bundeskanzlerin zu Beginn
ieser Woche gesagt hat, es sei ein Skandal, dass in den
eutschen DAX-Unternehmen keine einzige Frau im
orstand ist. Ich füge hinzu: Wenn es nicht die Arbeit-
ehmer- und Arbeitnehmerinnenvertretungen in den
ufsichtsräten gäbe, dann sähe es in den Aufsichtsräten
och düsterer aus, als es ohnehin der Fall ist. – Ich sage
ber auch: Den Zustand nur zu beklagen, ohne Maßnah-
en zu ergreifen, damit sich daran etwas ändert, reicht

icht aus. Wir wären gut beraten, insbesondere weil wir
ie Ergebnisse der zweiten Bilanz kennen, Frau Ministe-






(A) )



(B) )


Elke Ferner
rin, und weil wir wissen, dass es dort im Schnecken-
tempo vorangegangen ist – das zeigt auch, dass das Bun-
desgleichstellungsgesetz zwar nicht so schnell gewirkt
hat,


(Ina Lenke [FDP]: Das wirkt überhaupt nicht!)


wie wir es eigentlich gern wollten, aber deutlich schnel-
ler gewirkt hat als das, was in der Privatwirtschaft mit
der freiwilligen Vereinbarung gemacht worden ist –,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


verbindliche Zielvorgaben für die Privatwirtschaft zu
machen. Ohne diese Zielvorgaben wird nicht nur diese
Frauengeneration, sondern werden auch die nächsten
Frauengenerationen unter der gläsernen Decke hängen
bleiben.


(Beifall bei der SPD)


Es ist richtig – das ist eben schon gesagt worden –:
Die Wirtschaft erweist sich einen Bärendienst, wenn sie
die bestausgebildete Frauengeneration nicht in den be-
ruflichen Aufstieg einbezieht, Frauen den Berufszugang
erschwert und sie zum Teil an betrieblicher Qualifizie-
rung nicht beteiligt. Ich hoffe, dass die Arbeitgeberseite
und die Wirtschaft aufwachen. Denn vor dem Hinter-
grund eines zurückgehenden Erwerbstätigenpotenzials
wird die Wirtschaft darauf angewiesen sein, das Er-
werbspotenzial sowohl der Frauen als auch der Älteren
deutlich besser auszuschöpfen, wenn sie wettbewerbsfä-
hig bleiben will. Ich bin aber nach wie vor davon über-
zeugt, dass es ohne Zielvorgaben nicht gehen wird; denn
Freiwilligkeit – das haben wir bereits gesehen – hat nicht
funktioniert.

Ich freue mich auch darüber, dass es in unserem Land
eine Diskussion über die Frage gibt, wie man die Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf verbessern kann, die
leider immer noch in erster Linie ein Problem der Mütter
ist. Wir haben ein Konzept vorgelegt. Ich freue mich,
dass Frau von der Leyen auf die SPD-Linie einge-
schwenkt ist


(Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Immer diese parteipolitische Brille!)


und jetzt einen deutlich stärkeren Ausbau der Kinderbe-
treuung fordert. Ich füge aber hinzu, Frau von der Leyen:
Es reicht nicht aus, Vorschläge über die Anzahl der
Plätze zu unterbreiten. Man muss auch dafür sorgen,
dass man dafür die Mehrheiten in seiner eigenen Partei
und Fraktion hat und dass das Ganze finanzierbar ist.
Nur dann kann es umgesetzt werden.


(Ina Lenke [FDP]: Deshalb sagen wir ja: Privatwirtschaftlich muss es gemacht werden!)


Wir haben unsere Vorschläge gemacht. Ich hoffe, dass
die Union in Kürze sagen wird, wie sie das Ganze finan-
zieren will.


(Beifall bei der SPD)


Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Ka-
tholiken hat recht, wenn er sagt: Es

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(C (D haben sich offenbar jene in der Union durchgesetzt, welche die Realität junger Familien immer noch nicht wahrhaben wollen und sich hinter der Forderung verstecken, man müsse erst den Bedarf feststellen. er zunächst den Bedarf feststellen lassen will, der lebt einer Meinung nach nicht mehr in dieser Welt. Die artelisten in den Tageseinrichtungen und die Wünsche er Eltern nach Ganztagsschulen sprechen doch eine eutliche Sprache. Man braucht doch nicht mehr danach u fragen, ob wir mehr Plätze brauchen. Stattdessen üssen wir dafür sorgen, dass die Zahl der Plätze steigt. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ina Lenke [FDP] und der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])


Ich wünsche mir, dass wir nicht nur am Internationa-
en Frauentag, sondern jeden Tag alles dafür unterneh-
en, die immer noch vorhandene strukturelle Diskrimi-

ierung und Benachteiligung von Frauen in unserer
esellschaft zu überwinden. Das muss überall, nicht nur

m Frauenressort, in der Bundesregierung oder im Parla-
ent passieren. Ich freue mich auf den Wettstreit um die

esten Konzepte.

Ihnen allen wünsche ich einen schönen Internationa-
en Frauentag.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608501900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Sibylle Laurischk

ür die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1608502000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der

6. Internationale Frauentag ist sicher kein Grund zur
rauer, aber auch kein Jubeltag. Die andauernden und
achhaltigen Benachteiligungen von Frauen sind von
einen Vorrednerinnen ausführlich dargestellt worden.
on einer echten, alle Lebensbereiche durchdringenden
leichberechtigung der Geschlechter in Deutschland
ann nicht die Rede sein. Dennoch: Die Zukunft unserer
esellschaft liegt in den Händen der Frauen; uns Frauen
ehört die Zukunft.


(Beifall der Abg. Christel Humme [SPD])


Ich zolle der Familienministerin Respekt für ihr Vor-
aben, insbesondere den Männern ein anderes, vielfälti-
eres Rollenbild abzuringen. Die Honorierung von Vä-
ermonaten beim Elterngeld ist dafür ein aktuelles
eispiel. Ich hoffe, Frau Ministerin, dass Sie im Fami-

ienministerium auch Abteilungsleiterinnen haben.


(Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin: Ja, sicher!)


Interessant sind die Reflexe auf diese Entwicklung.
s gibt Kreise, die das Abendland in Gefahr und Frauen
u Gebärmaschinen herabgewürdigt sehen, wenn Sie ne-
en Kindern auch die Teilhabe an beruflicher Entwick-






(A) )



(B) )


Sibylle Laurischk
lung umsetzen wollen. Aber Sie, die Herren von der
CDU/CSU-Fraktion, werden Frau Ministerin von der
Leyen schon nicht zu übermütig werden lassen, sicher
auch zum Wohlgefallen Ihres Koalitionspartners, dem
die Ministerin auf diesem Feld bislang kaum Luft zum
Atmen gelassen hat. Die SPD kann jetzt aufatmen, die
Frauen nicht. – Die frauenpolitische Baustelle dieser Ko-
alition bleibt offen. Da hilft auch der 20. Geburtstag des
Frauenministeriums nicht; hierzu übrigens meinen herz-
lichen Glückwunsch.

Bezeichnend ist schon, dass uns erst in letzter Minute
ein gemeinsamer Antrag der Koalition zu diesem heuti-
gen Tagesordnungspunkt vorgelegt wird. Ein Gesetzent-
wurf zur Zwangsheirat bleibt uns wohl endgültig vorent-
halten. Die Unterhaltsrechtsreform, wiewohl seit
Monaten im Justizministerium fertiggestellt, ist überfäl-
lig. Die gravierend ungleiche Bezahlung von Männern
und Frauen ist eine ständige Entmutigung der erwerbstä-
tigen Frauen und nicht hinnehmbar. Gewalt gegen
Frauen ist für viele Alltag; verlässlich finanzierte Frau-
enhäuser und Unterkünfte für Frauen in Not gibt es im-
mer noch nicht. In jeder einzelnen Kommune kämpfen
die Frauen um jeden Cent zur Finanzierung.


(Beifall bei der FDP)


An meine Kolleginnen und Kollegen von den Grünen
gerichtet möchte ich sagen, dass Ihr Antrag „Gleichstel-
lung auf dem Arbeitsmarkt verwirklichen – Innovations-
hemmnis Männerdominanz beenden“ etwas dick auf-
trägt. Zum Dominieren braucht es zwei. Frauen duldsam
darzustellen, halten wir nicht für den richtigen Weg.

Unser Antrag zeigt, dass wir die Chancen der Wirt-
schaft durch die Beteiligung von Frauen in Führungspo-
sitionen sehen. Darüber hinaus sehen wir die Chance,
dass die Wirtschaft dies erkennt. Dabei hat die Wirt-
schaft ebenfalls zwei Seiten, auch die der Arbeitnehmer-
vertreter. Ein Beispiel ist dabei, dass unter den Gewerk-
schaftsbossen keine Frau zu finden ist.


(Beifall bei der FDP)


Es ist uns Liberalen fremd, homogene Gruppen ein-
heitlich grauer Anzugträger als Träger von Innovation
und Entwicklung zu sehen. Vielfalt führt zu produktiven
Ergebnissen. Insofern muss die Überschrift unseres An-
trags ergänzt werden: Frauenpolitik ist nicht nur ein ge-
sellschaftlicher, sondern auch ein wirtschaftlicher Er-
folgsfaktor.

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwick-
lung wird das Know-how gut ausgebildeter Frauen für
die Unternehmen unverzichtbar werden. Tatsächlich be-
deutet die Entwicklung einer modernen, gleichberechtig-
ten Gesellschaft nicht nur eine Veränderung der Frauen
hin zu mehr Verantwortung und Eigenverantwortung,
sondern auch die Veränderung der Männer, deren Alltag
vielfältiger wird – und das ist gut so.


(Beifall bei der FDP)


Bei der Integration von Migrantinnen, die dem
Islam angehören, wird von ihren Vätern, Männern, Brü-
dern, Cousins ein ganz besonders großer Kultursprung
nach vorne verlangt. Wir müssen diese Frauen und Mäd-

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(C (D hen unterstützen, wo wir nur können; denn über die Inegration der Frauen und Mädchen gelingt auch die der esamten Community. Die absehbare weitere Ausgrenung gerade von Migrantinnen, die geschieden sind, uss entschlossen abgelehnt werden. Ich erinnere hier n einen sehr unglücklichen Antrag aus Niedersachsen. bschiebung kann für sie nicht die Antwort sein. An der Diskussion der vergangenen Wochen hat mich och gestört, wie wenig dynamisch die Öffentlichkeit ie Rolle der Frau in der Gesellschaft sieht. Hier das arriereweib, dort die biedere Hausfrau und Mutter: Die wischentöne fehlen fast vollständig. Tatsächlich sind ebensläufe von Frauen vielfältiger. Lebensläufe sind ebensphasenbezogen. Da kann es auch eine Phase geen, die „Hausfrau und Mutter“ heißt. Die Frau will ann nicht unbedingt lebenslänglich Hausfrau und Muter sein, aber eben doch für einen bestimmten Zeitraum. ch will nicht der konservativen Aufgabenverteilung das ort reden, aber doch diejenigen Frauen würdigen, die nter Hintanstellung eigener beruflicher Ambitionen ieles im Alltag für die Gemeinschaft leisten. enn es allerdings an die Besetzung der Vorstände geht, ind es meist doch die Männer, die den Vorstand eines ereins oder einer Partei bilden, getreu dem uns Frauen remden Motto: einmal im Leben Vorstand sein. Der Schlüssel zu mehr Verantwortung von Frauen auerhalb von Familie in Beruf und Gesellschaft ist die erbesserung der Zeitverteilungsmöglichkeiten. So uss es auch einer jungen Mutter eines kleinen Kindes öglich gemacht werden, in Teilzeit eine berufliche usbildung zu absolvieren. In den Unternehmen muss er Gedanke der Lebensarbeitszeitkonten stärker mit eben gefüllt werden, damit eine erwerbsarbeitsfreie eit für Familienoder Fortbildungsphasen angespart erden kann, nicht zu reden von der Möglichkeit des abbaticals. Die Einbindung von Menschen mit Fami ienverantwortung wird immer bedeuten, Flexibilität zu rmöglichen; denn Familie ist ein lebendiger Organisus mit wechselndem Einsatzbedarf. Die Frauen sind abei auch gefragt: Ohne lebenslanges Lernen, die stänige Bereitschaft, sich Neuem zu öffnen und Kenntnisse, ähigkeiten und Kompetenzen zu erweitern, wird es icht gehen. Zum Schluss komme ich zum Alter. Die Erhöhung es Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wird ganz besoners Frauen treffen, die wegen ihrer Übernahme von Failienverantwortung eben nicht eine ununterbrochene rwerbsbiografie aufweisen können. Sehr geehrte Frau inisterin, bitte nutzen Sie die Zeit der deutschen EUatspräsidentschaft, um Ihre Roadmap zur Gleichstel ung der Geschlechter umzusetzen und sich für Deutschand europäischen Rückenwind zu verschaffen. Frau Dr. Möllring ist die nächste Rednerin für die DU/CSU-Fraktion. Präsident Dr. Norbert Lammert Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Warum willst du dir das denn antun?“ wurde ich gefragt, als ich für den Deutschen Bundestag kandidierte. Als verheiratete Frau und Mutter könne ich doch ein Leben zwischen Teilzeitarbeit, Haushalt, Ehrenamt und Tennisplatz führen. Dieses Beispiel zeigt, welche Vorbehalte Frauen auch heute noch auf dem Arbeitsmarkt erleben und wie ganz selbstverständlich mit zweierlei Maß gemessen wird. In der aktuellen Diskussion über Kinderbetreuung fällt immer wieder das Argument – auch eben gerade –, dass Frauen auf das Einkommen angewiesen seien. Das ist richtig, aber es diskriminiert gleichzeitig Mütter mit berufstätigen Ehemännern. Wer würde einen Mann darauf verweisen, Haus und Kinder zu hüten, bloß weil er zum Beispiel mit einer Lehrerin verheiratet ist? Deshalb will ich hier klar sagen – ich hoffe, darin sind wir uns einig –: Als Frau beruflich tätig zu sein, kann nicht den Sonderfall für Bedürftige darstellen. Vielmehr müssen alle Frauen, die das wollen, die Chance haben, beruflich zu arbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608502100




(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Eva Möllring (CDU):
Rede ID: ID1608502200

Deshalb brauchen wir ein breites Angebot flexibler Kin-
derbetreuungsmöglichkeiten: für Kinder in jedem Alter
und für sehr unterschiedliche berufliche Bedürfnisse. Ich
bin froh, dass diese Regierung endlich die Aufmerksam-
keit hergestellt hat, die nötig ist, damit diese Angebots-
palette geschaffen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unsere Wirtschaft ist gut beraten, wenn sie die beruf-
liche Kompetenz von Männern und Frauen so gut wie
möglich einsetzt und nutzt; das haben viele Unterneh-
men schon verstanden. Nur, in unseren Köpfen spuken
noch viele alte Bilder herum: der Chefarzt, der Profes-
sor, der Physiker und der Geschäftsführer zwischen vie-
len schwarzen Anzügen beim IHK-Empfang.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Andererseits: die Friseurin, die Verkäuferin, die Arzthel-
ferin und die Putzfrau. Das sind unsere Bilder, unsere
Schubladen. Sie bestimmen unser Denken, und sie wer-
den zu kleinen Geistern in unserem Hinterkopf. Ich wün-
sche uns manchmal ein handliches Lasso in der Hosenta-
sche, um diese Geister wegzufangen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident, das hat übrigens etwas mit Gender-Main-
streaming zu tun.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Es wird höchste Zeit, dass wir diese alten Denkscheata überwinden – im Interesse vieler Frauen und auch m Interesse der Wirtschaft unseres Landes. Denn ein rittel der pharmazeutischen Industrie kann offene Stel en nicht mehr adäquat besetzen, wir brauchen 2 000 Ingenieure, und wir brauchen viele Fachkräfte im nformatikbereich; darüber sind sich alle, auch die Wirtchaftsverbände und Herr Minister Müntefering, einig. ir müssen wettbewerbsfähig sein; wir konkurrieren um ie besten Köpfe. Was liegt da näher, als das Potenzial nserer Frauen zu erschließen, indem wir sie qualifiziert usbilden? Die Anzahl der Studentinnen in den technischen ächern ist angestiegen. Aber ihr Anteil liegt nach wie or bei 9 Prozent, bei 16 Prozent, bei 20 Prozent. Warum tudieren Frauen nicht Physik, Maschinenbau, Informaik und Elektrotechnik? – Auch weil ihnen die Vorbilder ehlen und das Selbstvertrauen und die Akzeptanz in dieen Berufen. Deshalb ist es wichtig, dass wir junge Mädhen in diesen technischen Fähigkeiten früh motivieren nd bestätigen und dass sich das in der Schule fortsetzt, ie es die Finnen mit großem Erfolg vormachen. Es ist in guter Weg, dass wir in neuen Studiengängen techniche Fähigkeiten mit sprachlichen und kommunikativen lementen verbinden. Auf diese Weise gelingt es uns, iese Ausbildung zukunftsfähig zu machen und gleicheitig Frauen für diese Berufe zu gewinnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist der richtige Weg. Große Erfolge erzielen wir
uch mit speziellen Frauenstudiengängen in den techni-
chen Bereichen, wie wir es schon lange aus den USA
ennen. Diese Angebote sollten wir weiterentwickeln.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Denn – ich sage es noch einmal – Frauen verdienen in
eutschland in Vollzeitstellen inzwischen 23 Prozent
eniger als Männer, bezogen auf den Stundenlohn sogar
6 Prozent. Das ist der letzte Platz in Europa. Die beiden
ntscheidenden Ursachen dafür sind die Berufswahl und
ie Tatsache, dass Frauen seltener in Führungspositio-
en kommen. Im mittleren Management beträgt der
rauenanteil circa 20 Prozent. In den Vorständen der
00 größten deutschen Unternehmen sitzen 685 Männer –
nd vier Frauen. Es gibt also die gläserne Decke, auch
eil viele Arbeitnehmerinnen ihre Entwicklung nicht

trategisch planen, weniger kämpfen und bescheidener
uftreten – nicht alle, aber einige – und weil manch ein
ersonalchef unbewusst doch noch alte Rollenmuster im
opf hat. Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen sich
as Potenzial und die Einsatzmöglichkeiten ihrer Mitar-
eiterinnen klar vor Augen führen. Wir sind gefragt,
iese Entwicklung zu unterstützen, anzuschieben. Wir
aben in unserem breitgefächerten Antrag viele Vor-
chläge und Maßnahmen erwähnt und vorgestellt. Dazu
ehört ein freiwilliger Lohntest, den wir zur Verfügung
tellen, und dazu gehört auch die Fortschreibung der
ereinbarung mit der Wirtschaft, entsprechende Ziel-
arken ins Auge zu fassen.






(A) )



(B) )


Dr. Eva Möllring
Ich kann in der verbleibenden Zeit nicht mehr alles
aufzählen. Aber ich will sagen: Ich würde mich sehr
freuen, wenn die Bundesregierung unsere Ideen auf-
nimmt und das Europäische Jahr der Chancengleichheit
nutzt, um die Chancen der Frauen im Beruf voranzutrei-
ben. Dann sind wir auf einem guten Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608502300

Ich erteile das Wort der Kollegin Monika Knoche,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608502400

Herr Präsident! Meine verehrten Herren und Damen!

Nichts ist passender, als am Internationalen Frauentag
über Frauen, Frieden und Sicherheit, also über die UN-
Resolution 1325, zu sprechen. Die Voraussetzungen
scheinen günstig. Deutschland hat mit seiner Bundes-
kanzlerin die, so heißt es, derzeit mächtigste Frau der
Welt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber werden die Frauen der Welt davon profitieren? Die
deutsche EU-Ratspräsidentschaft schließt im Europäi-
schen Jahr der Chancengleichheit diesbezüglich einen
expliziten Gestaltungsauftrag in der Außenpolitik ein.

Da das Thema Naher Osten auf der Agenda der EU
steht, will ich Ihnen sagen: Im Dezember letzten Jahres
hat eine Frauendelegation der Linksfraktion eine Reise
nach Israel und in die palästinensischen Gebiete ge-
macht. Wir haben dort Frauen kennengelernt, die als
„Frauen in Schwarz“ aktiv sind und mit großem Engage-
ment ununterbrochen für die Anerkennung der Eigen-
staatlichkeit der palästinensischen Gebiete werben. Wir
haben Frauen kennengelernt, die sich in zivilen Projek-
ten engagieren, um den innergesellschaftlichen Dialog
zu verbessern, die mit palästinensischen Frauen zusam-
menarbeiten und die an die Grenzübergänge gehen, um
die Folgen der Besatzung irgendwie zu lindern. Wir ha-
ben palästinensische Frauen kennengelernt, die sich
nicht scheuen – das will in der dortigen Gesellschaft
wirklich etwas heißen –, öffentlich die Zunahme sexuel-
ler Gewalt gegen Frauen in den Familien anzuprangern,
und diese Entwicklung in einen Zusammenhang mit dem
Bürgerkrieg zu bringen.

Wir haben diese Frauen als Akteurinnen kennenge-
lernt, die außerordentlich kompetent sind. Sie sollten in
die Verhandlungen im Rahmen des Nahostprozesses ein-
bezogen werden. Diese Forderung muss vom Nahost-
quartett umgesetzt werden. Die hoffnungsvollen Ent-
wicklungen um die Vereinbarung von Mekka zeigen,
dass Frauen nach wie vor ausgeschlossen sind, wenn es
um Befriedungsstrategien geht.

Wie wir wissen, gibt es auch im Iran, einem weiteren
großen Konfliktfeld, Frauen, die mit großem Mut für die
Erhaltung und den Ausbau der Frauenrechte in der dorti-
gen Gesellschaft demonstrieren.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D iese außenpolitischen Entwicklungen müssen wir als rauen außerordentlich goutieren. Sie müssen in unsere ußenpolitik einfließen. Morgen, meine Herren und Damen, wird der Einsatz on Tornados in Afghanistan beschlossen. Schon jetzt ist lar: Die Zivilbevölkerung wird leiden. Sie wird Tote zu eklagen haben. Ich frage Sie: Wie kann man einer Frühahrsoffensive Geleitschutz geben, wenn offenkundig ist, ass die Taliban mit ihrem frauenverachtenden Menchenbild erstarkt aus dieser Militäroffensive hervorgeen werden? Es wird damit gerechnet, dass der Krieg gegen die Taiban noch 15 Jahre dauern wird. Was bedeutet das für ie Frauen? Um den Frauen zu helfen, muss die ganze raft in zivile, nichtmilitärische Politik gesteckt werden. s ist Fakt, dass Parlamentarierinnen in Afghanistan mit ewalt bedroht werden, weil sie sich gegen die Warlords n Regierung und Parlament wenden. Da darf der Westen och nicht konditionslos die Karzai-Regierung stützen! ir müssen unsere Glaubwürdigkeit bewahren und das rstarken islamischer Dogmatiker mit dem Krieg gegen en Terror in Verbindung bringen. Hier besteht nämlich in ursächlicher Zusammenhang. Als Linke möchte ich nicht, dass die UNesolution 1325 zu einem Feigenblatt verkommt; denn afür ist sie wirklich zu wertvoll. Deshalb bin ich den egierungsfraktionen sehr verbunden, dass sie ihren An rag zur Umsetzung dieser Resolution am heutigen Tag uf die Tagesordnung gesetzt haben. Er beinhaltet unter nderem die Forderungen nach sozialer Sicherheit und reiheit von sexueller Gewalt. Wenn wir das für richtig rachten, dann müssen wir in unserer Konzeption auch ie Binnenflüchtlinge berücksichtigen. Das macht erforerlich, ein Asylrecht für Frauen zu schaffen, die Opfer ystematischer sexueller Gewalt geworden sind. Diese UN-Resolution kann unseres Erachtens nicht eben einer militarisierten Außenpolitik stehen oder betehen. Sie muss die Außenpolitik verändern. Dadurch, ass der umfassende Sicherheitsbegriff im Weißbuch der undeswehr verändert wird, werden in der deutschen olitik Wege beschritten, die die Umsetzung der UN-Reolution unter Umständen ad absurdum führen können. ir dürfen nicht eine „kleine“ Frauenpolitik nebenbei achen, deren Ziele in der „großen“ Außenpolitik kon erkariert werden. Das ist nicht glaubwürdig. Wir fordern deshalb, dass die UN-Resolution in einen ationalen Aktionsplan umgesetzt wird, wie das beipielsweise in Norwegen und einigen anderen skandinaischen Ländern der Fall ist. Dort spricht man im Zuammenhang mit dieser Resolution von einem „living ocument“ – einem lebendigen Dokument –, das dafür orgt, dass die betriebene Politik immer wieder in den ontext zu den Zielen der UN-Resolution gestellt wird. Monika Knoche Ich hoffe sehr, dass sich unsere Frau Bundeskanzlerin Merkel dieses Verständnis von Frauenpolitik erkennbar zu eigen macht und es als Vorsitzende der EU-Ratspräsidentschaft offensiv nach außen vertritt. Unseres Erachtens hat die Bundeskanzlerin bisher versäumt, sich als Frau zur Frauenpolitik in einem emanzipatorischen Sinn in der Außenpolitik zu äußern und die Errungenschaften der Frauenpolitik offensiv zu vertreten. Ich darf sagen – auch das dürfte der Frau Kanzlerin bewusst sein –: Ohne eine emanzipatorische Frauenbewegung wäre sie wahrscheinlich nicht Kanzlerin geworden. Kerstin Müller ist die nächste Rednerin für die Frak tion des Bündnisses 90/Die Grünen. Kerstin Müller NEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608502500

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Ich
freue mich, dass wir heute am Internationalen Frauentag
den Blick nicht nur auf die nationale Situation von
Frauen richten, sondern auch auf ihre weltweite Lage,
und dass wir die Gelegenheit nutzen, über die UN-
Sicherheitsratsresolution 1325, die viel zu wenig be-
kannt ist und Beachtung findet, zu diskutieren. Bevor ich
dazu komme, möchte ich kurz auf die Situation im Iran
hinweisen. Am Sonntag, den 4. März, wurden 33 Frauen
im Iran festgenommen, weil sie sich in einer Unter-
schriftenkampagne für Gleichberechtigung und die
Durchsetzung der Menschenrechte eingesetzt hatten. Sie
wurden im berüchtigten Gefängnis Evin inhaftiert. Ich
fordere die Freilassung aller dieser Frauen, die sich für
die Menschenrechte und die Gleichberechtigung einge-
setzt haben. Sie haben unsere volle Solidarität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Das ist „Frauen, Frieden und Sicherheit“ konkret, also
genau das, was mit der UN-Sicherheitsratsresolu-
tion 1325 beabsichtigt ist. Sie ist ein Meilenstein auf
dem Weg zu einer geschlechtersensiblen Friedens- und
Sicherheitspolitik. Zum ersten Mal in der Geschichte der
Vereinten Nationen wurde im Oktober 2000 damit eine
völkerrechtlich verbindliche Vorgabe zur Beteiligung
von Frauen an Entscheidungen über Krieg und Frieden,
aber auch in Nachkriegssituationen beschlossen. Gerade
Frauen sind von Kriegen und gewaltsamen Konflikten in
besonderem Maße betroffen. Ich nenne als Beispiele:
80 Prozent der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Sie
sind Kindersoldatinnen und Opfer sexueller Gewalt. Ich
erwähne nur Ruanda, den Kosovo, Bosnien oder die ak-
tuelle Krisenregion Darfur. Das zeigt: Es war überfällig
– das war leider viele Jahre nicht selbstverständlich –,
dass Verbrechen sexualisierter Gewalt nun endlich vor
dem Internationalen Strafgerichtshof geahndet werden.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frauen haben beim Wiederaufbau von krisen- und
riegszerrütteten Gesellschaften immens wichtige Erfah-
ungen einzubringen. Leider orientieren sich unsere

iederaufbaukonzepte noch immer sehr stark an den In-
eressen von Männern, während das Wissen von Frauen
aum berücksichtigt wird.

Der Blick auf diese verschiedenen Rollen von Frauen,
owohl Opfer von Krieg und Gewalt als auch Friedens-
kteurinnen und Gestalterinnen zu sein, ist das zentrale
hema der Sicherheitsratsresolution 1325. Ich möchte
eute am Internationalen Frauentag vor allen Dingen den
ielen internationalen Frauen-NGOs danken, deren Be-
arrlichkeit, Initiativen und Veranstaltungen diese Reso-
ution erst ermöglicht haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben unter Rot-Grün entscheidend dazu beige-
ragen, dass Deutschland in der zivilen Konfliktpräven-
ion – zum Beispiel mit dem Aktionsplan „zivile Krisen-
rävention“ oder mit der Gründung des Zentrums für
nternationale Friedenseinsätze, des ZIF, auch durch des-
en integrierten Genderansatz – eine Vorreiterrolle ein-
immt. Gerade im Bereich des zivilen Krisenmanage-
ents sind internationale Polizeimissionen der UN und
SZE ein wichtiges Element. Auch hier muss die Um-

etzung der Resolution 1325 in der Ausbildung und Vor-
ereitung der deutschen Kontingente verwirklicht wer-
en. Gleiches gilt, wenn wir Bundeswehrsoldatinnen
nd -soldaten in Auslandseinsätze schicken.

Die hohen Erwartungen an die Resolution haben sich
och nicht erfüllt. Die Verantwortung für die Umsetzung
das ist im internationalen Recht im Zusammenhang
it UN-Resolutionen so vorgesehen – liegt bei uns, den
itgliedstaaten. Wir müssen dafür sorgen, dass die Re-

olution mit Leben gefüllt wird.

Insofern haben Sie, meine Damen und Herren von der
oalition, einen guten Antrag vorgelegt. Ich denke, wir

ind uns in vielen Fragen einig. Er greift aber an einer
telle eindeutig zu kurz: Sie beschränken sich vor allem
uf Absichtserklärungen. Aber wir haben auf nationaler
bene die Erfahrung gemacht – das hat die Ministerin
ereits angesprochen –, dass Absichtserklärungen nicht
usreichen.


(Zuruf von der SPD: Richtig!)


Wir brauchen verbindliche Regelungen, damit die
esolution 1325 umgesetzt wird. Wir brauchen mess-
are Ziele, Forschrittsberichte und Zeitvorgaben. Diesen
ationalen Erfahrungen sollten wir auch im Hinblick auf
ie internationale Ebene bei der Umsetzung der
esolution 1325 Rechnung tragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir fordern deshalb in unserem Antrag die Bundesre-
ierung auf, einen nationalen Aktionsplan vorzulegen.






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

Dabei geht es nicht um mehr Bürokratie; vielmehr grei-
fen wir damit eine Forderung von Kofi Annan auf. Viele
Länder – zum Beispiel Großbritannien, Norwegen, Ka-
nada und die Schweiz – haben bereits Aktionspläne vor-
gelegt. Warum ist das bei uns noch nicht geschehen? In
einen solchen nationalen Aktionsplan müssen konkrete
Maßnahmen zur Prävention von Kriegen, zur Beteili-
gung von Frauen, zum Schutz vor sexualisierter Gewalt,
aber auch zur geschlechtersensiblen Vorbereitung der
Akteurinnen und Akteure, die in den Krisenregionen
eingesetzt werden, aufgenommen werden. Wir haben in
unserem Antrag dazu konkrete Vorschläge formuliert.

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns in den Be-
ratungen der Anträge fraktionsübergreifend verständigen
würden, in welchen Punkten wir übereinstimmen und
welche Vorschläge als sinnvoll erachtet werden. Gerade
am Internationalen Frauentag, an dem wir die internatio-
nale Solidarität mit allen Frauen weltweit deutlich ma-
chen sollten, halte ich das für eine Chance, uns darüber
zu verständigen, welche konkreten Maßnahmen im
Sinne der Resolution 1325 wir als Deutscher Bundestag
für die Frauen in der Welt beschließen können.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608502600

Das Wort erhält nun die Kollegin Angelika Graf für

die SPD-Fraktion.


Angelika Graf (SPD):
Rede ID: ID1608502700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am

25. März werden die Römischen Verträge 50 Jahre alt,
und in den Mitgliedstaaten der EU wird heuer das Euro-
päische Jahr der Chancengleichheit begangen. Das passt
gut zusammen, und es passt auch zum Internationalen
Frauentag; denn zu den zentralen Aussagen der Römi-
schen Verträge gehörten – Sie verzeihen, Herr Präsident –
der Gender-Aspekt und der Grundsatz „Gleicher Lohn
für gleiche Arbeit“.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Wie kann die Forderung nach Chancengleichheit und
Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt besser beschrieben
werden als mit der Forderung nach gleichem Lohn für
gleiche Arbeit? Das hieße nämlich auch: gleiche An-
sprüche auf Weiterbildung, auf eine auskömmliche
Rente, auf Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen
Leben und im Ernstfall auf ein Arbeitslosengeld in einer
vernünftigen Höhe. Ich bedaure aber, dass ich immer
noch im Konjunktiv über dieses Thema sprechen muss.
Das haben meine Vorrednerinnen bereits angesprochen.

Es gab große Anstrengungen in der Regierungszeit
von Rot-Grün, um mehr Chancengleichheit für Frauen
zu erreichen. Auch das Allgemeine Gleichbehand-
lungsgesetz, welches wir nach langen Geburtswehen
schon in dieser Legislaturperiode gemeinsam auf den
Weg gebracht haben, war, denke ich, ein sehr wichtiger
Schritt. Dennoch stelle ich fest: Der Fortschritt ist eine
Schnecke.

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(C (D as zeigen schon – die Frau Ministerin und Frau r. Möllring haben das bereits angesprochen – die Zahl er Hochschulprofessuren oder – noch schlimmer – ein lick in die Managementetagen deutscher Unternehmen. ort sind Frauen immer noch „Mangelware“. Vielleicht ollten wir gemeinsam mit den Unternehmen und den nternehmern einmal einen Blick über den Zaun wagen. n Norwegen wurde vor kurzem eine Frauenquote für ufsichtsräte verabschiedet. Dass der Niedriglohnsektor im Gegensatz zu diesen ochlohnbereichen weiblich ist, ist ein weiteres bekann es Phänomen, das hier auch schon angesprochen woren ist. Ich denke, unser Ringen um Mindestlöhne macht eutlich, dass wir auch da den Schutz der Frauen – denn ie Frauen würden mit Mindestlöhnen vor Ausbeutung nd Lohndumping geschützt – in den Vordergrund stelen wollen. Mindestlöhne würden ihnen auch das Gefühl eben, dass ihre Arbeit etwas wert ist, würden ihnen im örtlichen Sinne ein Selbstwertgefühl vermitteln. Chancengleichheit durch Bildung und Equal Pay ist eltweit eines der Fundamente, auf denen sich das elbstbewusstsein von Frauen gründet. Dieses Selbstewusstsein brauchen Frauen auf der ganzen Welt, um hren Platz im Leben zu finden und zu verteidigen. Eine elbstbewusste, gut ausgebildete Frau wird weniger oft in Opfer von Gewalt und Zwang. Sie lässt sich nicht ujonieren, weder vom Chef noch vom Partner, lässt ich weniger leicht mit einem eventuell drohenden Areitsplatzverlust erpressen und kann mit Konflikten beser umgehen, weil sie weiß, was ihr eigener Wert ist. Sie ird nicht gezwungen, bei einem prügelnden Partner zu leiben, weil sie weiß, dass sie sich und die Kinder notalls auch allein durchs Leben bringen kann. Eine selbstewusste Frau mit Migrationshintergrund wird sich eichter tun, sich in unserer Gesellschaft zu integrieren. ine selbstbewusste Seniorin kann sich gegen Diskrimiierungen im Alltagsleben oder entwürdigende Behandung in einem Heim eher zur Wehr setzen als eine Frau, ie sich ihr Leben lang untergeordnet hat. Aufgabe unserer Menschenrechtsund Entwicklungsolitik ist es, in den Ländern, in denen wir tätig sind, in enau diesem Sinne Frauen fit zu machen und ihnen ehr Selbstwertgefühl zu geben. Wir müssen sie befähi en, den Kampf zum Beispiel gegen familiäre Gealtstrukturen, die oft in einem unheiligen Zusammenang mit militärischer Gewalt und Korruption stehen, ufzunehmen. er Koalitionsantrag zur UN-Resolution 1325 macht eies sehr deutlich: Frauen sind nicht nur Opfer von Gealt, wie dies Kerstin Müller gerade beschrieben hat, ondern sie sind glaubwürdige und wichtige Mitgestalteinnen von Friedensprozessen und oft Garanten für die achhaltigkeit positiver Entwicklungen. Angelika Graf (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Ich möchte mich in diesem Zusammenhang herzlich bei
all den mutigen Frauen bedanken, die in diversen Kon-
fliktherden unter schwierigsten Bedingungen eine ganz
wichtige Deeskalationsarbeit leisten,


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


die dafür sorgen, dass mit mehr Bildung und eigenstän-
diger Verantwortung auch das Selbstbewusstsein der
Frauen steigt, und die Frauen zu ihrem Recht verhelfen –
wie zum Beispiel die Hilfsorganisation medica mondiale
in Afghanistan, die sich dafür einsetzt, dass Frauen einen
fairen Prozess bekommen; denn nichts untergräbt den
Selbstbehauptungswillen und das Selbstvertrauen der
Frauen, die Opfer geworden sind, so sehr wie die Straf-
losigkeit der Täter.


(Beifall bei der SPD)


Chancengleichheit in der Entwicklungs- und Men-
schenrechtspolitik hat – da schließt sich der Kreis – neben
dem frauenpolitischen auch ein wirtschaftspolitisches
Gesicht. Das wissen kluge Unternehmer und kluge Ban-
ker. Vor circa zehn Jahren hatte ich in Bangladesch die
Möglichkeit, mit dem – damals noch relativ unbekannten –
heutigen Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus
zu sprechen und mir von ihm das Prinzip der Kleinkredite
seiner Grameenbank erklären zu lassen. Er gab Kredite
nur an Frauen, weil er wusste, dass sie das Geld nicht für
irgendwelchen Schnickschnack ausgeben oder verspielen
wie die Männer,


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist aber auch wieder ein schönes Vorurteil!)


sondern mit dem Geld wirtschaften und für sich und ihre
Familien eine Existenz aufbauen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich habe den Stolz dieser Frauen über das Erreichte ge-
sehen und erlebt, mit welcher Achtung sie von ihrer Fa-
milie behandelt worden sind. Ich freue mich über den
Nobelpreis für Herrn Yunus; denn er hat in Bangladesch
einen großen Schritt zu mehr Chancengleichheit möglich
gemacht. Das ist, so denke ich, ganz im Sinne des Inter-
nationalen Frauentages und der UN-Resolution 1325.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608502800

Die Kollegin Gerda Hasselfeldt ist die nächste Redne-

rin für die CDU/CSU-Fraktion.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608502900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

sieht so aus, als ob in dieser Debatte als Redner aus-

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(C (D chließlich Frauen auftreten. Ich möchte deshalb ausrücklich anerkennend erwähnen, dass eine ganze Reihe on Kollegen an dieser Debatte von Beginn an teilgeommen haben und auch ausharren. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So sind wir halt! – Gegenruf der Abg. Christel Humme [SPD]: Ach wie nett!)


ch möchte dafür ausdrücklich danksagen. Sie, liebe
ollegen, dokumentieren damit nämlich, dass eine Dis-
ussion über Frauen in unserem Land nicht nur die
rauen betrifft, sondern uns alle, also die ganze Gesell-
chaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Müssen sie dafür gelobt werden? – Christel Humme [SPD]: Das ist ihr Job!)


In der Tat ist es so, dass viele Veränderungen in unse-
er Gesellschaft, beispielsweise die demografische Ent-
icklung, im Endeffekt auf die Veränderung der Situa-

ion der Frauen zurückzuführen sind. Frauen sind heute
anz selbstverständlich in bewährten Positionen im be-
uflichen Bereich. Sie haben in aller Regel einen
randiosen Start nach einer erfolgreichen Schulbildung
nd nach einer beruflichen Ausbildung. Frauen sind
eute aus vielen beruflichen Branchen und aus unserem
eben überhaupt nicht mehr wegzudenken. Nebenbei
ind sie die Stützen im Ehrenamt und, nicht zu verges-
en, die Stützen in den Familien.

Ich glaube, auch dieser Internationale Frauentag ist
in Anlass, allen Frauen in diesem Land dafür Anerken-
ung, Respekt und Dankbarkeit auszudrücken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es wäre aber zu einseitig, daraus zu schließen: Es ist
lles in Ordnung. Im Laufe dieser Debatte sind schon
iele Defizite angesprochen worden. Ich will mich auf
rei konzentrieren.

Erstens. Uns allen muss bewusst sein, dass die Tatsa-
he, dass Frauen auch bei gleicher Qualifikation weniger
ls die Männer verdienen, nicht hingenommen werden
ann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


s muss der Grundsatz gelten: Gleiche Qualifikation
edeutet auch gleiche Bezahlung. Für die Mädchen und
rauen muss das natürlich bedeuten – das ist vorhin an-
esprochen worden –, dass sie den Bedingungen am Ar-
eitsmarkt bei der Berufswahl und beim Einstieg ins Be-
ufsleben ein bisschen mehr Rechnung tragen müssen,
ls es bislang der Fall ist, und dass sie vielleicht auch ein
isschen mehr Selbstbewusstsein zeigen müssen.

Zweitens. Frauen sind in Führungspositionen zu ge-
ing vertreten; auch das ist angesprochen worden. In den
orständen der DAX-Unternehmen gibt es keine einzige
rau. Was weibliche Unternehmensvorstandsmitglieder

n Deutschland insgesamt angeht, befinden wir uns euro-
aweit an 21. Stelle. Dafür mag es so manche Gründe






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt
geben, zum Beispiel solche, die mit der Biografie von
Frauen zu tun haben. Aber es gibt mindestens genauso
viele Gründe, die dafürsprechen, mehr Frauen in Füh-
rungspositionen zu verankern. Wir alle wissen, dass ge-
rade Frauen neben der fachlichen viele andere Qualifika-
tionen mitbringen, die von Männern so manchmal nicht
an den Tag gelegt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jörg van Essen [FDP]: So ist es! Soziale Fähigkeiten! – Elke Ferner [SPD]: Was heißt „manchmal“?)


Ich brauche das gar nicht alles aufzuzählen. Ich
möchte nur ein Beispiel nennen. Wir müssen gar nicht in
die Ferne schauen, wenn wir nach einem Vorbild suchen:
Die Bundeskanzlerin lebt als „Führungskraft in der Bun-
desregierung“, wenn ich das einmal so sagen darf, ge-
rade diese Eigenschaften in hervorragender Weise vor.
Sie ist uns Frauen nicht nur im politischen, sondern auch
im beruflichen Bereich ein Vorbild, und daran sollten
wir uns alle ein Beispiel nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg van Essen [FDP]: Die SPD klatscht nicht!)


Drittens. In meinen Augen ist es so, dass die Verein-
barkeit von Familie und Erwerbstätigkeit im Wesent-
lichen immer noch eine Angelegenheit der Frauen ist.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Ja!)


Sie sind es, die Teilzeit arbeiten, wenn Kinder zur Welt
gekommen sind. Sie sind es, die auf ihre Berufstätigkeit
entweder ganz oder teilweise verzichten und damit Ein-
kommenseinbußen sowie eine schlechtere soziale Absi-
cherung in Kauf nehmen.

Ich glaube allerdings, dass die Bereicherung – sie
können die Entwicklung der Kinder verfolgen und auf
die Erziehung der Kinder unmittelbar Einfluss nehmen –
verstärkt auch die Väter erfahren sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


An diesem Beispiel wird deutlich: Es geht nicht nur
um die Situation der Frauen in diesem Land, wenn ver-
besserte Kinderbetreuung gefordert wird, sondern es
geht um die Situation der Familie und der Gesellschaft
als Ganzes. Wenn von diesem Frauentag heute das Si-
gnal ausgeht, dass eine Beschäftigung mit den Frauen-
themen nicht nur eine Angelegenheit von Frauen für
Frauen, sondern eine Angelegenheit von uns allen ist,
dann sind wir ein Stück weitergekommen; dann brau-
chen wir auch nicht für alles, was wir beklagen, eine ge-
setzliche Regelung,


(Sibylle Laurischk [FDP]: Sie halten ja eine liberale Rede!)


sondern können mit vielem ein Vorbild sein oder ein
Beispiel geben, um die Situation für die Frauen und für
die gesamte Gesellschaft zu verbessern.

Herzlichen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das hat uns in 100 Jahren keinen Millimeter weitergebracht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608503000

Das Wort erhält nun die Kollegin Christel Riemann-

anewinckel für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Christel Hanewinckel (SPD):
Rede ID: ID1608503100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
och einmal zurück auf die internationale Ebene. Der
icherheitsrat der Vereinten Nationen hat im Okto-
er 2000, also vor fast sieben Jahren, einstimmig die
esolution 1325 verabschiedet. Diese Resolution be-

asst sich mit den speziellen und vor allem überproporti-
nalen Auswirkungen von Konflikten und Krisen auf
rauen. Sie fordert, Frauen und Mädchen in bewaffneten
onflikten vor jeglicher und vor allem vor sexueller Ge-
alt zu schützen. Die Resolution 1325 hebt auch die
ichtige Rolle von Frauen bei der Verhütung und Lö-

ung von Konflikten, bei der Friedenskonsolidierung
nd beim Wiederaufbau hervor.

Die Verabschiedung der Resolution war damals ein
eilenstein und löste eine internationale Debatte aus.
ir haben durch diese Resolution einen internationalen
ahmen für eine geschlechtersensible Friedens- und Si-
herheitspolitik. Seitdem stehen Frauen zum ersten Mal
icht nur als Opfer, sondern vor allem als Friedensakteu-
innen im Mittelpunkt.

Damit Frieden und Entwicklung nachhaltig sein kön-
en, fordert die Resolution 1325, dass bei allen Maßnah-
en die Auswirkungen auf Frauen und Männer beachtet
erden müssen. Herr Präsident, das ist eine einfache
ormulierung für das etwas umständliche Wort „Gender-
ainstreaming“. Alle Maßnahmen müssen daraufhin

berprüft werden, wie sie auf Frauen und Männer je-
eils wirken.


(Beifall der Abg. Kerstin Griese [SPD])


Deutschland hat in der Folge die Resolution 1325
urch verschiedene Aktionspläne bzw. Konzepte um-
usetzen versucht. Die notwendige Grundlage dafür war
llerdings, dass sich in der 14. Legislaturperiode die
undesregierung in ihrer Geschäftsordnung zur Umset-
ung des Gender-Mainstreamings verpflichtet hat.

International wirksam ist der Aktionsplan zur zivilen
risenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsoli-
ierung. Das zentrale Thema in diesem Aktionsplan ist
er Schutz von Frauen vor geschlechtsbezogener Gewalt
uf der internationalen Ebene. Gleichzeitig muss aber
en Frauen auf allen Ebenen die gleichberechtigte Teil-
abe an der Friedenskonsolidierung und am Wiederauf-
au ermöglicht werden. Das hört sich so einfach an, aber
ie, die in den verschiedenen Ländern waren oder Infor-
ationen darüber haben, wissen, wie schwer es für die
rauen ist, ihren Anteil, der notwendig und wichtig ist,
u erbringen.






(A) )



(B) )


Christel Riemann-Hanewinckel
Es gibt daneben das überregionale Konzept zur Kri-
senprävention, Konfliktbearbeitung und Friedensförde-
rung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.
Das ist ganz wichtig für alle die Projekte, die wir von
Deutschland aus in anderen Ländern mit auf den Weg
bringen.

Außerdem hat sich Deutschland intensiv dafür einge-
setzt, dass die Geschlechterperspektive in die Mandate
von Friedensmissionen aufgenommen wurde.

Am vergangenen Sonntag und Montag, wenn ich
mich recht erinnere, wurde der Film „Die Flucht“ ge-
sendet. Vielleicht haben manche von Ihnen diesen Film
gesehen. Darüber will ich aber gar nicht reden. Nach
dem zweiten Teil gab es eine Dokumentation. In dieser
Dokumentation wurde ein ehemaliger russischer Offizier
gefragt, warum sich die russischen Soldaten so verhalten
hätten, zum Beispiel Frauen vergewaltigt hätten, ob es
Rache war oder was auch immer sonst. Der ehemalige
russische Offizier sagte, an einer Vergewaltigung sterbe
man nicht, und außerdem müsse man verstehen, dass
Männer nach wochenlangen Kämpfen ein physiologi-
sches Bedürfnis hätten. Das sagt ein ehemaliger Offizier
62 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. In
diesen 62 Jahren haben wir weltweit über viele Krisen-
herde und Kriege reden müssen und wieder und wieder
über die ungeheuere Gewalt, die Frauen allein dadurch
angetan wird, dass systematische Vergewaltigungen als
Mittel der Kriegsführung eingesetzt werden.

Frauen sind weder Objekte noch Beute noch sind sie
weniger Menschen als Männer. Menschenrechte sind
unteilbar.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie gelten für Männer und Frauen, für Mädchen und Jun-
gen. Das scheint aber noch lange nicht Allgemeingut zu
sein; deshalb ist die Geschlechterperspektive notwendig
und richtig, und zwar nicht nur in Krisengebieten, son-
dern zu allen Zeiten und an allen Orten.

Wir haben in Deutschland – dazu haben wir hier ver-
schiedentlich schon Ausführungen gehört – einen „Ak-
tionsplan der Bundesregierung zur Bekämpfung von Ge-
walt gegen Frauen“ verabschiedet. Dieser Aktionsplan
ist bis 2005 umgesetzt worden. Ein wichtiger Punkt, um
Verhaltensweisen zu ändern, ist danach vor allen Din-
gen, dass die Gewalt, die Frauen angetan wird, enttabui-
siert wird, dass endlich darüber geredet wird und dass
diese Delikte offiziell werden. Ein weiterer wichtiger
Punkt war und ist die Benennung des Unrechtes. Wir
wissen inzwischen, dass nur durch Veränderung von
Strukturen – dazu gehört die Strafbarkeit der Gewalt –
Veränderungen im Sinne der Frauen möglich sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])


Wir alle wissen, dass Regierungen und Parlamente all
das allein nicht umsetzen können. Sie brauchen notwen-
digerweise die enge Zusammenarbeit mit der Zivilge-

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(C (D ellschaft und den Nichtregierungsorganisationen. Da ller guten Dinge drei sind, möchte ich an dieser Stelle och einmal allen Frauen und Männern, die in Deutschand oder in anderen Ländern tätig sind, und allen interationalen Nichtregierungsorganisationen für ihr Engaement und ihre Arbeit danken. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Die hohen Erwartungen an die Resolution 1325 haben
ich noch nicht erfüllt. Der Sicherheitsrat der Vereinten
ationen hat 2005 in einer Erklärung nochmals betont,
ie wichtig und dringlich es ist, diese Resolution wirk-

am umzusetzen. Die internationale Gemeinschaft hat auf
em Weltgipfel 2005 ihre Entschlossenheit betont, die
esolution umzusetzen. Es gibt also vielfältige interna-

ionale Appelle. Die Konferenz des UN-Weltbevölke-
ungsfonds hat 2006 den sogenannten Brüsseler Aktions-
lan gegen sexuelle Gewalt initiiert, der sich ausdrücklich
uf die Resolution 1325 bezieht. Damit ist eine Dynamik
n die geschlechtersensible Friedens- und Sicherheitspo-
itik gekommen. Durch den Antrag der Koalition zur Re-
olution des Sicherheitsrates wird diese Resolution hier
ei uns im Parlament und damit auch in Deutschland end-
ich aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Eine zentrale Forderung der Resolution ist – Kerstin
üller hat es vorhin schon angesprochen – nach wie vor

icht erfüllt: Deutschland hat keinen nationalen Ak-
ionsplan. Das liegt auch an uns. Seit 2000, seit fast sie-
en Jahren, gibt es diese Resolution. Das Parlament hat
iese Resolution bisher aber kaum zur Kenntnis genom-
en und in den letzten Jahren keinen Aktionsplan von

er Bundesregierung gefordert. Kritisch muss ich sagen:
uch die rot-grüne Bundesregierung hat diesen Aktions-
lan nicht auf den Weg gebracht.

Deshalb schlagen wir der jetzigen Bundesregierung
or bzw. fordern sie auf, den Bericht, der 2004 an die
ereinten Nationen geliefert worden ist, als Grundlage
u nehmen, ihn innerhalb eines halben Jahres fortzu-
chreiben und dem Parlament vorzulegen. Dann können
ir gemeinsam über eine Strategie nachdenken, mitein-

nder darüber reden und befinden, wie die Resolu-
ion 1325 in Deutschland umgesetzt werden soll.

In diesem Sinne bitte ich Sie, dem Antrag der Koali-
ion, der heute schon zur Verabschiedung auf der Tages-
rdnung steht, zuzustimmen, damit wir an dieser Stelle
icht nur einen Schritt, sondern hoffentlich mehrere
chritte gemeinsam weiterkommen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608503200

Das Wort erhält nun die Kollegin Ute Granold, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1608503300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Verehrte Ministerin! Am heutigen Weltfrauentag disku-
tieren wir an dieser Stelle über die Situation der Frauen –
nicht nur bei uns in Deutschland, sondern weltweit. Wir
beleuchten die Situation aus den verschiedensten Blick-
winkeln. Ich beschränke mich auf die Resolution 1325,
die schon von mehreren Kolleginnen angesprochen
wurde.

Lassen Sie mich zunächst sagen, dass ich mich freue,
dass eine ganze Reihe von Männern anwesend ist. Jetzt
ist ein grüner Mann da, bislang war keiner da. Es würde
mich freuen, wenn dort mehr anwesend wären.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Ein grünes Männchen! – Gegenruf der Abg. Irmingard ScheweGerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind halt so viele Frauen!)


Es würde mich auch freuen, wenn mehr Frauen vom Ka-
binett anwesend wären. Unsere CDU-Frauen sind da.
Leider Gottes fehlen die Kolleginnen von der SPD. Viel-
leicht ist das Kabinett beim nächsten Weltfrauentag
komplett anwesend. Denn die Situation der Frauen ist
ein Thema, das alle Ressorts betrifft. Insofern hätte der
eine oder andere wichtige Punkt aus der Debatte dort in
die Arbeit einfließen können. Ich denke, es werden beim
nächsten Mal mehr anwesend sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die internationale Situation der Frauen ist aus zwei
Blickwinkeln zu beleuchten: die Rolle der Frauen zum
einen bei der Prävention, zum anderen bei der Konflikt-
lösung bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Hier
müssen wir sehen, dass Frauen keine Außenseiterrolle,
sondern eine echte Teilhabe haben, dass sie bei der Kon-
fliktlösung mitreden können. Es geht aber auch um den
Schutz der Frauen vor sexueller Gewalt und anderen Ge-
walttaten in Krisen und kriegerischen Auseinanderset-
zungen.

Die Kollegen haben es im Vorfeld schon gesagt: Es
geht um die Resolution des UN-Sicherheitsrates aus dem
Jahr 2000, in der es um Frauen, Frieden und Sicherheit
geht. Hierbei müssen wir konsequent handeln und beste-
hende Missstände aufzeigen. Die Resolution wird völlig
zu Recht als Meilenstein behandelt. Deshalb haben wir
von der Koalition aus dem Menschenrechtsausschuss,
der bei diesem Thema federführend ist, einen Antrag
entwickelt, der hier im Hause sehr positiv aufgenommen
wurde. Der Antrag der Grünen, Frau Müller, kommt ein
bisschen spät. Wir wollen heute abstimmen. Wir hatten
schon darüber gesprochen. Ich denke, die Resolution
sollte jetzt zügig umgesetzt werden.

Deutschland gehört zu den Freunden in New York,
die sich der Resolution angeschlossen haben und diese
unterstützen. Die Bundesregierung hat der Gleichstel-
lungspolitik in ihrem Koalitionsvertrag einen hohen
Stellenwert gegeben, um die Gleichbehandlung durchzu-
setzen und Nachteile auszugleichen. Wir sahen und se-
hen das als eine Querschnittsaufgabe an, die in allen Be-
reichen ressortiert. Insofern, denke ich, können wir sehr

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(C (D lexibel auf aktuelle Krisen hier bei uns, aber auch welteit reagieren. Die Bundeswehr wurde angesprochen. Sie hat die räventionspolitik und die Menschenrechtspolitik in ihr usbildungspaket eingebunden. Die jungen Soldatinnen nd Soldaten – natürlich auch die älteren – gehen in die risensituationen unserer Welt gut ausgebildet. Das ist in guter Weg. Das sollte man hier nicht kritisieren oder ls fehlend bezeichnen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Frauen sind sehr oft sexueller Gewalt ausgeliefert,
nd zwar als eine gezielte Kriegsstrategie. Sie – auch
hre Familien und die Gemeinschaft – werden erniedrigt,
estraft oder auch vertrieben. Denken wir an den Balkan,
enken wir an Ruanda. Gruppenvergewaltigungen und
exuelle Verstümmelungen wurden angesprochen. Oder
enken wir zum Beispiel – wir waren mit dem Men-
chenrechtsausschuss in Ruanda – an die Tutsifrauen,
ie öffentlich nackt zur Schau gestellt wurden. Denken
ir an die jungen Frauen in Sierra Leone, die sich erklä-

en mussten, wenn sie Jungfrauen waren. Sie wurden
ann jede Nacht von den Offizieren vergewaltigt und
issbraucht. Denken wir an die vielen Kindersoldatin-

en weltweit, die zwangsrekrutiert werden, die als
ämpferinnen, Köchinnen und Sexsklavinnen abgerich-

et werden. Wir haben das in Uganda, in Ruanda und im
ongo gesehen. Sie kehrten nach den Auseinanderset-

ungen – wenn sie überhaupt zurückgekehrt sind –
chwer traumatisiert zurück. Sie wurden vergewaltigt,
aben Kinder oder sind aidsinfiziert.

Alle diese Situationen sehen wir nahezu tagtäglich
uf unseren Bildschirmen. Hier müssen wir ein Zeichen
etzen und dürfen nicht die Augen verschließen. Wir
üssen uns darum kümmern, dass diesen Menschen ge-

olfen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Christel Riemann-Hanewinckel [SPD])


Aber die Gewalt geht nicht nur von Soldaten und
remden, bedauerlicherweise sogar von UN-Friedens-

ruppen, sondern auch von männlichen Familienange-
örigen aus, und zwar dann, wenn diese nach Einsätzen

n militärischen Konflikten nach Hause zurückkehren.
tudien der US-Armee haben gezeigt, dass die Aggres-
ionen, die dann noch bestehen, an die Ehefrauen und
ebensgefährtinnen in diesen Armeefamilien weiterge-
eben werden. Das ist kein Phänomen, das nur in Ame-
ika auftritt, sondern es handelt sich um ein weltweites
hänomen, dass sich solche Art von Gewalt noch lange
eit auf die Familien und die Kinder auswirkt.

In einer Studie der Weltgesundheitsorganisation
urde auch festgestellt, dass in Konfliktregionen die Ge-
alt mittlerweile dadurch relativiert wird, dass die Ver-
reitung von Waffen schon fast als normal angesehen
ird und Gewaltbereitschaft kein Thema mehr ist, das
iskutiert wird, sondern hingenommen wird. Diese Ge-
altbereitschaft, die weit über die Dauer der Konflikte
inaus bestehen bleibt, bringt sehr viel Leid über die
enschen.






(A) )



(B) )


Ute Granold
Es ist auch festzustellen, dass die Gewalt, die insbe-
sondere Frauen erfahren – sexuelle Gewalt, aber auch
andere Gewalt –, häufig nicht geahndet wird, weil die
Justiz nicht funktioniert. Entweder gibt es gar keine ent-
sprechenden Strukturen oder die Justiz ist geschwächt.

Frauen sind nicht allein Opfer, sondern auch Han-
delnde. Sie sind eine Stütze, wenn die kriegerischen
Auseinandersetzungen vorbei sind. Sie kümmern sich
um die Familie und den Wiederaufbau der Gesellschaft.
Sie nehmen von daher eine wichtige stabilisierende
Funktion wahr.

Die Anliegen der Resolution brauche ich nicht weiter
auszuführen, da sie bekannt sind; meine Vorrednerin hat
sie gerade schon dargestellt. Wir wollen mit unserem
Antrag erreichen, dass auf EU-Ebene, aber auch auf UN-
Ebene eine neue Dynamik zur Umsetzung der Resolu-
tion entsteht.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608503400

Frau Kollegin!


Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1608503500

Hierfür müssen die Aktionspläne der EU wirksam

umgesetzt werden. Dabei besteht über die EU-Ratspräsi-
dentschaft die Möglichkeit, das Thema erneut auf die
Agenda zu setzen.

In diesem Sinne bitte ich Sie, insbesondere Sie von
den Grünen, deren Antrag wichtige Dinge beinhaltet,
aber größtenteils deckungsgleich mit unserem Antrag
ist, heute unserem Antrag zuzustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608503600

Zum Schluss dieser Debatte erhält die Kollegin

Ursula Heinen für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1608503700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Debatte zum diesjährigen Weltfrauentag


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Eine sehr gute Debatte!)


zeigt uns, wie ich glaube, sehr deutlich, in wie vielen Be-
reichen tatsächlich Handlungsbedarf besteht, bis wir von
gleichen Rechten und Chancen für Männer und Frauen
in unserem Land, aber auch international sprechen kön-
nen. Wir haben gerade sehr intensiv über die internatio-
nale Politik und die internationale Situation von Frauen
diskutiert. Es ist aber nicht so, dass hier in Deutschland
alles so schön ist, wie wir uns das wünschen würden.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Aus diesem Grund haben wir in den Koalitions-, aber
auch in den Oppositionsfraktionen gesagt, dass wir uns
mit dem Thema, wie es mit der Chancengerechtigkeit im
Erwerbsleben – ob die Herstellung von Chancengleich-

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(C (D eit wirklich möglich ist, ist eine sehr philosophische rage – tatsächlich aussieht, beschäftigen müssen. Wir rleben da, dass Frauen mit wesentlich mehr Hürden zu ämpfen haben als Männer. Das führt zu völlig unterchiedlichen Ergebnissen bei den Verdienstund Karrieemöglichkeiten. Fangen wir einmal mit der Erwerbstätigenquote an. ie liegt in Deutschland noch nicht einmal bei 0 Prozent. Das ist ein sehr niedriger Wert im europäichen Vergleich. In Ländern wie Dänemark oder Schween liegen die Frauenbeschäftigungsquoten bei über 0 Prozent. Eva Möllring hat von der Lohnschere gesprochen. 995 verdienten die Frauen „nur“ 21 Prozent weniger als ie Männer, heute sind es 23 Prozent weniger. Mit den ründen, woran das liegt, müssen wir uns auseinander etzen. Wenn wir nur die Stundenlöhne betrachten, komen wir auf einen Unterschied von 26 Prozent. Ein Grund ist sicherlich die Ausbildungsund Beufswahl. Die jungen Frauen konzentrieren sich bei iher Ausbildungsund Berufswahl im Grunde auf zehn usbildungsberufe: Bürokauffrau, Kauffrau im Einzelandel, Arzthelferin, Friseurin, zahnmedizinische achangestellte, Industriekauffrau, Fachverkäuferin im ahrungsmittelhandwerk, Kauffrau für Bürokommuniation, Verkäuferin und Hotelfachfrau. Das sind die Beufe, die junge Mädchen wählen. Aber das sind eben uch die Berufe, die im Schnitt schlechter bezahlt weren als die vergleichbaren – in Anführungsstriche zu setenden – „Männer-“ oder „Jungenberufe“. Wir haben das Problem des geringen Anteils von rauen in Führungspositionen. Da gilt die einfache Reel: Je größer das Unternehmen, desto geringer der Aneil von Frauen in Führungspositionen, bis hin zu den AX-Unternehmensvorständen, in denen keine einzige rau sitzt. Ich finde es für ein hochentwickeltes Land ie die Bundesrepublik Deutschland ein Armutszeugnis, enn wir es nicht schaffen, zu erreichen, dass Frauen in nternehmen auch in den Toppositionen zu finden sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir müssen klar die kleinen und mittelständischen
nternehmen loben, die es tatsächlich schaffen, Frauen
nd Männer zusammenzubringen bzw. die Qualifikatio-
en von Frauen für ihre Bedürfnisse stärker zu nutzen,
ls das die großen Unternehmen tun.

Im Hochschulbereich sieht es so aus: Bei den Junior-
rofessoren beträgt der Anteil der Frauen noch
0 Prozent; bei den C-4-Stellen liegt er gerade noch bei
0 Prozent. Wir sind froh, dass wir mit Annette Schavan
ine Bildungs- und Forschungsministerin haben, die sich
ieses Themas annimmt und uns dabei unterstützt, zu er-
eichen, dass die Frauen im Bildungsbereich und in der
orschung besser anerkannt werden, als das bislang der
all gewesen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jetzt kommen wir zu einem ganz entscheidenden
hema, nämlich zu der Frage der familienfreundlichen






(A) )



(B) )


Ursula Heinen
Arbeitswelt. Das ist das Kernproblem. Wir haben die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf tatsächlich noch
nicht. An den Frauen – Gerda Hasselfeldt hat es erwähnt –
hängt die Organisation der Vereinbarkeit von Familie
und Beruf. Nur wenn die Unternehmen sich darauf ein-
stellen, familienfreundlichere Arbeitsplätze einzurich-
ten, haben wir eine Chance, dass es besser wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Land Nordrhein-Westfalen hat in Unternehmen
eine Umfrage über freiwillige Regelungen, die die Zu-
sammenarbeit vereinfachen, durchgeführt. Dabei ist he-
rausgekommen, dass gerade einmal 8,4 Prozent der Un-
ternehmen über flexible Arbeitszeitgestaltung verfügen.
Nur 4,6 Prozent bieten tatsächlich Teilzeitarbeit an. Tele-
heimarbeit gibt es nur bei 2,9 Prozent der Unternehmen.
Das sind große Probleme, die wir haben und an denen
wir arbeiten müssen.

Lassen Sie mich zum Schluss am Weltfrauentag ei-
nes sagen: Erst einmal danke ich allen Kolleginnen, die
mitgekämpft haben, dass es uns wesentlich besser geht
und dass wir auf das Thema aufmerksam machen. Es ist,
auch in den eigenen politischen Parteien, nicht immer
leicht, die Frauenthemen in den Mittelpunkt zu rücken,
Hartmut Koschyk.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ich? Ich kämpfe doch am meisten dafür!)


Aber ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind.
Schließlich sollten wir heute am Weltfrauentag all den
Frauenministerinnen danken, die wir in diesem Land
hatten: angefangen bei Rita Süssmuth über Claudia
Nolte, Angela Merkel, Dr. Christine Bergmann und
Renate Schmidt bis hin zu Ursula von der Leyen, die ei-
nen nicht immer ganz einfachen Kampf führt, aber schon
viel für die Sache der Frauen in unserem Land erreicht
hat.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie haben die Frauentagsprämie verdient!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1608503800

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe auf
der Drucksache 16/4499 zu dem Antrag der Fraktionen
der CDU/CSU und der SPD mit dem Titel „UN-Resolu-
tion 1325 – Frauen, Frieden und Sicherheit – konsequent
umsetzen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 16/3501 anzunehmen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich der Stimme? – Dann ist diese Beschlussemp-
fehlung bei Enthaltung der Fraktion des Bündnisses 90/
Die Grünen angenommen.

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(C (D Beim Tagesordnungspunkt 3 b geht es um die Bechlussempfehlung des Ausschusses für Familie, Senioen, Frauen und Jugend auf der Drucksache 16/4524. er Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss mpfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/712 mit em Titel „Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt verirklichen – Innovationshemmnis Männerdominanz be nden“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Be chlussempfehlung ist mit Mehrheit angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion er FDP auf Drucksache 16/832 mit dem Titel „Frauenolitik – Gesellschaftlicher Erfolgsfaktor“. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dageen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist egen die Stimmen der FDP-Fraktion angenommen. Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 3 seier Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags er Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/833 mit dem itel „Gleichstellungsgebot des Grundgesetzes auf dem rbeitsmarkt durchsetzen“. Wer stimmt für diese Be chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer entält sich? – Die Beschlussempfehlung ist gegen die timmen der Fraktion Die Linke angenommen. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen uf den Drucksachen 16/3776, 16/4558 und 16/4555 an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgechlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offenundig der Fall. Dann sind die Überweisungen so bechlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 c sowie usatzpunkt 4 auf: 4 a)

Dr. Christel Happach-Kasan, Hans-Michael
Goldmann, Dr. Edmund Peter Geisen, weiteren
Abgeordneten und der Fraktion der FDP einge-
brachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Ände-
rung des Gentechnikgesetzes

– Drucksache 16/4143 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Höfken, Bärbel Höhn, Cornelia Behm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Schutz von Mensch und Umwelt bei Freiset-
zungsexperimenten gewährleisten

– Drucksache 16/4556 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Cornelia Behm, Bärbel Höhn, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN

Bei gentechnisch veränderten Pflanzen natio-
nales Recht auf Einfuhrverbote und Schutz-
maßnahmen nutzen

– Drucksachen 16/1176, 16/4574 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Max Lehmer
Elvira Drobinski-Weiß
Hans-Michael Goldmann
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

ZP 4 Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


TA-Projekt: Grüne Gentechnik – transgene
Pflanzen der 2. und 3. Generation

– Drucksache 16/1211 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
diese Aussprache wiederum eineinhalb Stunden vorge-
sehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist es so be-
schlossen.

Ich bitte, den aufgrund des neuen Tagesordnungs-
punktes naheliegenden Schichtwechsel erstens mög-
lichst geräuschlos und zweitens möglichst zügig zu voll-
ziehen, damit die Redner die nötige Aufmerksamkeit
finden.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Kollegin Dr. Christel Happach-Kasan für die
FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1608503900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Kunst des Buchdruckens wurde zuerst in China entwi-
ckelt. Johannes Gutenberg – wir müssen uns das einge-
stehen – kam erst 500 Jahre später. In China setzte sich
die Buchdruckerkunst nicht durch; sie fand keinen
Markt. Warum? Weil die Menschen nicht lesen konnten.
Genauso geht es zurzeit der Grünen Gentechnik. Die
Menschen verstehen ihre Vorteile nicht. Das Bild, das ich

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(C (D hnen gezeichnet habe, ist stimmig. Es stammt aus einer ede des SPD-Europa-Abgeordneten Rolf Linkohr. eiter führt er aus: „Doch mit jeder Protestbewegung erlor Deutschland Zeit und Kompetenz in Schlüsselbeeichen der Technik.“ Genau dies wollen wir als FDP erhindern. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das stimmt! Die FDP hat ganz lang die erneuerbaren Energien verhindert!)


(Beifall bei der FDP)


Der Grünen Gentechnik wird mit Zweifeln begeg-
et. Das ist bei Innovationen nicht ungewöhnlich; aber
n Deutschland ist es besonders stark ausgeprägt. Eine
tudie der Deutschen-Telekom-Stiftung hat ergeben,
ass das gesellschaftliche Klima in Deutschland beson-
ers innovationsfeindlich ist. Unter zwölf Nationen neh-
en wir Platz 10 ein. Es ist eine politische Aufgabe, in
enntnis der gesellschaftlichen Erfordernisse dieser In-
ovationsscheu zu begegnen.


(Beifall bei der FDP)


Wir als FDP nehmen die vorhandenen Zweifel gegen-
ber der Grünen Gentechnik ernst.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja zum Lachen!)


weifel ernst zu nehmen, heißt nicht, Ängste zu bestäti-
en, für die es keinen nachvollziehbaren Grund gibt.


(Beifall bei der FDP)


weifel ernst zu nehmen, heißt, Aufklärungsarbeit zu
eisten. Das tun wir.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Wenn wir den Kern der Zweifel gegenüber der Grü-
en Gentechnik einmal genauer untersuchen, dann sto-
en wir ausschließlich auf theoretische Überlegungen,
ber nicht auf Tatsachen. Es gibt keine Tatsachen, die
egen den Anbau von gentechnisch veränderten Sorten
prechen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für Sie! – Ulrich Kelber [SPD]: Wie kann man nur so arrogant sein?)


ugelassene gentechnisch veränderte Sorten sind sicher
nd vielfach anderen Sorten überlegen. Sie sind somit
entechnisch verbessert.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens!)


Herr Kollege Kelber, wenn Sie Zweifel an der Arbeit
er Zulassungsbehörden der Bundesrepublik Deutsch-
and und an der EFSA haben, dann sind Sie als Regie-
ungspartei gefordert, etwas an der Struktur der Behör-
en und am gesetzlichen Verfahren zu ändern. Sie
önnen aber nicht einfach nur herummotzen.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Reden wir nicht gerade über die Gesetzesnovelle?)







(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
Es ist im Übrigen nicht überraschend, dass kontinu-
ierlich seit elf Jahren von Jahr zu Jahr mehr gentechnisch
verbesserte Pflanzen angebaut werden. Inzwischen ge-
schieht dies auf über 100 Millionen Hektar. Dies ent-
spricht dreimal der Ackerfläche von Deutschland.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Mehr! Zehnmal! – Ulrich Kelber [SPD]: In wie vielen Ländern?)


Nehmen Sie zur Kenntnis: Gentechnisch veränderte
Pflanzen sind ein Erfolgsmodell. Wir von der FDP wol-
len die Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen für
Verbraucherinnen und Verbraucher genauso wie für
Landwirte.

Deswegen legen wir eine Novelle zum Gentechnikge-
setz vor. Unser Gesetzentwurf schafft Rechtssicherheit;
das ist das erste Gebot. Die Forschung wird erleichtert;
das fordern Sie von der Koalition. Die Bürokratie wird
abgebaut; auch das fordern Sie. Die Felder der Land-
wirte, die in den Regionen des Maiszünslers Bt-Mais an-
bauen wollen, werden geschützt. Auch das steht in Ihrem
Eckpunktepapier.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist das Einzige, was vernünftig ist!)


Gleichzeitig wird der hohe Schutz von Natur und Um-
welt erhalten.

Nutzen für die Umwelt bringt die Stärkekartoffel;
Umweltminister Gabriel hat es hier im Plenum gesagt.
Nutzen für Natur und Umwelt bietet der Bt-Mais, so das
Bayerische Umweltministerium. Schauen wir in die
Schwellenländer: Dort helfen gentechnisch veränderte
Pflanzen, die Armut zu mindern.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh ja! Und wie!)


– Ja, es ist so. Nehmen Sie die Ergebnisse der Universi-
tät Hohenheim zur Kenntnis! Dann wissen Sie es.

Die Verzögerung der Zulassung der Stärkekartoffel ist
ärgerlich, aber sachlich unbegründet.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In was für einer Welt leben Sie eigentlich? – Ulrich Kelber [SPD]: Sachlich unbegründet?)


– Sie ist sachlich unbegründet. Sie wissen, der np-II-
Marker ist bewährt und in vielen anderen Konstrukten
ebenfalls enthalten. Eine Verzögerung ist sachlich völlig
unbegründet.


(Ulrich Kelber [SPD]: Haben Sie die Studie der Weltgesundheitsorganisation gelesen? – Nein, haben Sie nicht!)


– Ich habe alle Studien gelesen. Es ist schlicht falsch,
was Sie da behaupten.


(Beifall bei der FDP)


Sie machen Stimmung, und Sie werden Ihrer Aufgabe
nicht gerecht.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber die Weltgesundheitsorga – – i – n H P u P e F k d G s d e D e F i D v f P m g a d A (C (D nisation! – Ulrich Kelber [SPD]: Es war die WHO!)


Die WTO hat etwas zu Kanamycin gesagt.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Die WHO!)


Ich weiß, die WHO hat etwas dazu gesagt. Trotzdem
st die Kritik nicht gerechtfertigt.


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nehmen Sie doch einfach einmal Studien zur Kennt-
is. Sie wissen ganz genau, dass wir auf 100 Millionen
ektar Flächen, auf denen gentechnisch veränderte
flanzen angebaut wurden, keinerlei Schwierigkeiten
nd keinerlei Probleme gehabt haben, die über andere
robleme hinausgehen. Das wissen Sie. Nehmen Sie es
ndlich zur Kenntnis!


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Nehmen Sie auch zur Kenntnis, dass die Deutsche
orschungsgemeinschaft Ihr Eckpunktepapier massiv
ritisiert hat! Nehmen Sie weiterhin zur Kenntnis, dass
ie Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie die
rüne Gentechnik befürwortet. Hubertus Schmoldt

agte – orientieren Sie sich bitte schön auch einmal an
er Weisheit der Gewerkschaften –:


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – René Röspel [SPD]: Wenn die FDP die Weisheit der Gewerkschaften rühmt!)


Die Gentechnik, also auch die grüne Gentechnik,
zählt zu den ganz wichtigen Zukunftsbranchen.
Deutschland darf hier international den Anschluss
nicht verlieren …


(Beifall bei der FDP – René Röspel [SPD]: Die FDP als neue Gewerkschaftsfreunde!)


Hubertus Schmoldt weiß, dass Deutschland schon
inmal eine Zukunftschance in den Wind geschlagen hat.
as war die Sache mit dem Humaninsulin. 1982 wurde

s zugelassen; aber erst 1998 wurde die entsprechende
abrik eingeweiht. Im selben Jahr sagten die Grünen in

hrem Programm:

Gentechnologie ist eine genetische Umweltver-
schmutzung.

as ist totaler Quatsch, liebe Kolleginnen und Kollegen
on den Grünen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Innovationen sind wie Äpfel; sie bleiben nicht ewig
risch. Deutschland hat seine führende Position in der
harmazie verloren. Dies hat seine Ursache auch in der
angelnden Weitsicht politischer Entscheidungsträ-

er, zum Beispiel in der eines Joseph Fischer.

Der Staatssekretär im Forschungsministerium fordert
uf öffentlichen Veranstaltungen „politische Führung“,
as Werben um Akzeptanz für die Grüne Gentechnik.
ber wo bleibt die politische Führung dieser Bundesre-






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
gierung, wenn es zum Beispiel um Freisetzungsversuche
in Gatersleben geht, die forschungspolitisch sinnvoll
sind? Wo bleiben Ihre Richtigstellungen, wenn Verbände
absoluten Unsinn behaupten? Ich vermisse diese. Sie re-
den viel und handeln überhaupt nicht.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Unglaubliche Unterstellung!)


Bei der Grünen Gentechnik sitzen CSU und Grüne in
einem Boot. Lakritz und Spinat traut vereint an der
Pinne; das kann nicht gut gehen. Diese Fahrt führt ins
Schilf. Die flammenden Plädoyers der CSU zur Grünen
Gentechnik haben wir alle noch im Ohr, zum Beispiel
die Forderung von Gerda Hasselfeldt


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Die hört zu!)


nach einer Novellierung des Gentechnikgesetzes sofort
nach Übernahme der Regierung.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Franz Müntefering hat hier im Parlament gesagt, es
sei unfair, die Politik an Wahlversprechen zu messen. Da
hat er für die CSU gleich mitgesprochen. Doch genau
diese Schnoddrigkeit, liebe Kolleginnen und Kollegen
von CSU und der SPD,


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das haben wir nicht gesagt!)


wenn also Aussagen vor der Wahl nach der Wahl verges-
sen sind, untergräbt die Glaubwürdigkeit der Politik.

„Wir können es uns nicht mehr leisten, die Gentech-
nik wie eine heiße Kartoffel vor uns herzuschieben“,
sagte der SPD-Vorsitzende Kurt Beck auf dem Braun-
schweiger Kreisbauerntag. Er hat selten so viel Beifall
von Bauern bekommen wie auf diesem Kreisbauerntag.
Hören Sie ihm zu!


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608504000

Frau Kollegin, ich muss Sie an Ihre Redezeit erin-

nern.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1608504100

Ich komme zum Schluss.

Der Umgang mit Innovationen ist eine Herausforde-
rung für eine alternde Gesellschaft. Innovationsfeindli-
che Politik ist immer auch mittelstandsfeindlich. Denn
mit den jungen Akademikerinnen und Akademikern ver-
lassen Menschen das Land, deren Wissen uns fehlt, die
hier Aufträge vergeben und den Mittelstand tragen könn-
ten.

Ich bin froh, dass die FDP-Bundestagsfraktion mit der
Vorlage ihres Gesetzentwurfes Bewegung in die Debatte
gebracht hat. Ohne unseren Antrag gäbe es heute noch
kein Eckpunktepapier der Bundesregierung. Ich fordere
die Regierung auf zu handeln, wie sie es den Menschen
im Koalitionsvertrag versprochen hat: für mehr Anwen-
dung der Grünen Gentechnik in Forschung und Land-
wirtschaft. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Menschen wollen das nicht!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608504200

Nächster Redner ist der Parlamentarische Staatssekre-

är Dr. Peter Paziorek.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr
Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1608504300


Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-
egen! Ich weiß nicht, verehrte Kollegin Happach-
asan, ob ich es eben richtig verstanden habe; aber ich
eine, in Ihrem letzten Satz hätten Sie gesagt, die Bun-

esregierung habe noch kein Eckpunktepapier vorgelegt.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das habe ich nicht gesagt! Wir haben Sie auf den Weg gebracht! – Lachen bei der SPD)


Ach so. – Also zur Klarstellung: Die Bundesregierung
at am 28. Februar 2007 das Eckpunktepapier zur wei-
eren Novellierung des Gentechnikrechts verabschiedet.
ieses Eckpunktepapier stellt einen ausgewogenen
ompromiss dar, der die unterschiedlichen Bewertungen

us politischer und wissenschaftlicher Sicht aufgreift.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht hast du das noch gar nicht verstanden! – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Die CSU zweifelt das an!)


Ich glaube, dass dieses Eckpunktepapier damit auch
ine politische Antwort auf diese Bewertungen gibt. Die
undesregierung hat im Vorfeld der Verabschiedung die-

es Eckpunktepapiers einen breiten Dialogprozess
urchgeführt. Alle Interessengruppen sind angesprochen
orden, ganz bewusst auch, um die Risiken, aber auch
ie Chancen der Gentechnik in einem solchen Eckpunk-
epapier aufzugreifen.

Was muss bei einem solchen Abwägungsprozess be-
ücksichtigt werden? Ich stelle diese Frage, Frau
appach-Kasan, ganz bewusst an den Anfang meiner
usführungen. Denn wir müssen natürlich aufpassen.
ie haben in der Begründung zu Ihrem Gesetzentwurf ei-
en zentralen Satz geschrieben, den ich in dieser Form
icht unterschreiben möchte. Er lautet: Über die Einfüh-
ung der Gentechnik entscheidet der Markt.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob der
arkt allein die Kriterien in ausreichendem Umfang zur

erfügung stellt, um die Gentechnik wirklich verantwor-
ungsbewusst einzuführen. In diesem Punkt gibt es einen
ntscheidenden Unterschied zwischen uns und Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Was sind also solche Abwägungskriterien?


(Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Dr. Peter Paziorek
– Ich will gerade den Prozess darstellen, Herr
Goldmann. Sie haben das auch angesprochen.

Wir müssen die Bedenken der Bevölkerung hinsicht-
lich der Einführung der Gentechnik ernst nehmen. Auf
der anderen Seite erklären viele Forschungseinrichtun-
gen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen interessante
Perspektiven bieten können. In diesem Zusammenhang
werden die Bereiche Ernährung, Gesundheit und nach-
wachsende Rohstoffe angesprochen. In Bezug auf die
nachwachsenden Rohstoffe stellt sich zum Beispiel die
Frage, ob der Energiegehalt verbessert werden kann.
Wenn wir von Energiesicherheit sprechen, ist das eine
spannende Frage. Gibt es darauf eine Antwort?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, die gibt es!)


Im Bereich der Umweltpolitik stellt sich zum Beispiel
die Frage, ob man mittels der Gentechnik Pflanzen ent-
wickeln kann, die uns helfen, die Probleme bezüglich
der Belastung der Böden zu lösen.

Mit anderen Worten: Es gibt in der Tat interessante
Perspektiven in diesem Bereich. Andererseits weiß nie-
mand, ob diese Chancen Realität werden können. Keiner
in diesem Saal will die Frage nach den Risiken vom
Tisch wischen. Deshalb muss man auch das ernst neh-
men.

Wenn Chancen und Risiken gegeben sind, stellt sich
doch die spannende Frage, welcher Weg gefunden wer-
den muss, um diese offenen Fragen zu beantworten. Ich
möchte im Folgenden Antworten zu drei Punkten geben,
nämlich Forschung, Wahlfreiheit der Verbraucherinnen
und Verbraucher sowie Haftung und Transparenz.

Ich sage ganz offen: Wer so an diese Fragen heran-
geht, nämlich Chancen und Risiken zu sehen, der muss
ein grundsätzliches Ja zur Forschung sagen, ein Ja zur
Sicherheitsforschung und natürlich auch ein Ja zur Ent-
wicklungsforschung, um die Chancen auszuloten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das bedeutet, wir brauchen auch Freisetzungen. Frei-
setzung bedeutet, nicht nur im Labor, sondern auch in
der Praxis zu schauen, ob das tatsächlich zu realisieren
ist.

Wenn ich mir den Antrag anschaue, den die Fraktion
des Bündnisses 90/Die Grünen vorgelegt hat, stelle ich
fest, dass dieser einen Grundtenor hat: überhaupt keine
Freisetzung, also auch keine Forschung draußen. Ich
muss klar und deutlich sagen: Dieser Antrag geht von
dem Grundsatz aus, dass man die Chancen überhaupt
nicht sehen will. Auch eine solche Position muss man,
wenn man verantwortungsvolle Politik macht, ablehnen.
Es wäre völlig falsch, schon jetzt alles abzuschreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb, meine ich, müsste der Ansatz so gestaltet
werden, wie es die Koalition und die Bundesregierung in
ihrem Beschluss vom 28. Februar festgelegt haben. Wir
brauchen Forschung unter Sicherheitsaspekten, darüber
hinaus brauchen wir Forschung im Bereich der Entwick-
lung. Die dazugehörigen Verfahren müssen pragmatisch

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(C (D mgesetzt werden. Die Bundesregierung hat sich im ckpunktepapier dafür ausgesprochen, ein weiteres Geetz zur Änderung des Gentechnikrechtes auf den Weg u bringen, um zum Beispiel Verfahren der Freisetzung, n denen genügend Sicherheitserfahrungen vorliegen, infach auszugestalten. Mein zweites Stichwort, das für das Papier wesentlich st, ist der Grundsatz der langfristigen Einhaltung der ahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbrauher. Ziel unserer Politik muss bleiben, allen tatsächlich ie Möglichkeit einzuräumen, auf gentechnikfreie Leensmittel zurückzugreifen. Jeder muss selbst entscheien können, was er kaufen will. Wenn das so angepackt ird, bedeutet das für die Produktion und Anwendung, ass ganz bestimmte Koexistenzregeln verabschiedet erden müssen; denn erst wenn die Koexistenz dieser ereiche möglich ist, kann der Verbraucher davon ausehen, dass er tatsächlich wählen kann. Ich glaube, hierür haben wir einen guten Ansatz gefunden. Wir werden jetzt darangehen, die gute fachliche Prais bei der Erzeugung gentechnisch veränderter Pflanzen n einer Rechtsordnung zu definieren. Hier stellt sich die pannende Frage der Mindestabstände. Wir gehen daon aus, dass der Mindestabstand bei den beiden Anbaurten von Mais 150 Meter betragen soll. Aufgrund wisenschaftlicher Untersuchungen ist dieser Abstand usreichend, um für die nötige Sicherheit zu sorgen. Ich enke, dass wir damit dem Bedürfnis nach Wahlfreiheit erantwortungsbewusst nachkommen. Der dritte Schwerpunkt des Eckpunktepapiers umasst die Regelungen für Transparenz und Haftung. er Leitsatz des Eckpunktepapiers lautet: Die Betroffeen informieren und Transparenz sichern. Die Betroffeen wollen wissen, wann sie mit der Gentechnik in Beührung kommen. Allerdings ist es – das muss man eutlich sagen – in der Vergangenheit immer wieder zur erstörung von Feldern mit gentechnisch veränderten flanzen gekommen. Manche Felder, die zu Forschungswecken angelegt wurden, sind bewusst zerstört worden. as ist nicht richtig. So kann man nicht zur Ausgewoenheit kommen. Die rechtlichen Probleme, die damit erbunden sind, will ich hier gar nicht erwähnen. Die Nachbarn der GVO-Verwender werden vom Anau informiert. Im Standortregister soll in Zukunft nur och die Gemarkung angegeben werden. Ich sage das so eutlich, weil dieser Aspekt in der Öffentlichkeit bisher och nicht berücksichtigt worden ist. Jeder soll allerings die Möglichkeit erhalten, beim BVL eine Anfrage ber das konkrete Grundstück zu stellen, solange bei hm nicht Tatsachen den Verdacht begründen, dass die nfrage einer Feldzerstörung dienen soll. Mit anderen orten: Die Offenheit in dieser Frage ist gegeben. Wir ollen alles tun, damit es zukünftig nicht zu Feldzerstö ungen kommt. Das muss an dieser Stelle politisch deutich herausgestellt werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ Parl. Staatssekretär Dr. Peter Paziorek DIE GRÜNEN]: Wenn Sie keine anderen Probleme haben!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


– Ihr Zuruf ist sehr interessant, Frau Höhn. Wenn sich
Ihr Zwischenruf „Wenn Sie keine anderen Probleme ha-
ben!“ auf meine Ausführungen bezieht,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, auf Herrn Kelber!)


dann, muss ich sagen, haben Sie den falschen Ansatz.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608504400

Herr Staatssekretär, gestatten Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Höhn?


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie hat auf einen Zwischenruf von mir reagiert!)


Dr
Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1608504500


Ja, natürlich gern, schließlich habe ich sie direkt an-
gesprochen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Hat sie keine Redezeit?)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608504600

Herr Paziorek, ich möchte klarstellen, dass sich mein

Zwischenruf nicht auf Sie bezog, sondern auf den Kolle-
gen Kelber.

Dr
Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1608504700


Das nehme ich zur Kenntnis.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608504800

Ich habe deutlich und klar gesagt, dass ich Feldzerstö-

rungen für nicht in Ordnung halte. Das war in der Ver-
gangenheit meine Position und wird auch in Zukunft
meine Position sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dr
Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1608504900


Ich nehme das zur Kenntnis, danke.

Ein anderer Aspekt der Transparenz ist die Kenn-
zeichnung. Auf der Grundlage des Eckpunktepapiers
streben wir die Kennzeichnung aller Produkte an, die un-
ter Einsatz gentechnisch veränderter Organismen herge-
stellt worden sind. Damit würde einer von der Verbrau-
cherseite erhobenen Forderung nach mehr Transparenz
auch bei tierischen Produkten Rechnung getragen wer-
den. Das ist unsere Absicht. Es wäre vielleicht an dieser
Stelle schön, wenn Sie, Frau Höhn, das nachher in Ihrem
Redebeitrag auch einmal lobend erwähnen würden. Es

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(C (D st ganz klar, dass wir in dem Eckpunktepapier eine solhe Beschlusslage vorgenommen haben. Eines sage ich aber auch deutlich: Diese Fragen müsen europaweit gelöst werden. Es hätte keinen Zweck, enn wir diese Fragen nur national in Deutschland reeln würden. Aufgrund der Offenheit der Märkte würde as nachher wieder ausgeklinkt werden. Wir wollen natürlich die Haftungsregelung präzisieen. Gerade das ist in der Presseberichterstattung der etzten Tage ein ziemlich oft zitierter Punkt gewesen. ier muss man klar und deutlich sagen: Dazu gibt es in er öffentlichen Diskussion viele Missverständnisse. Die aftungsfragen bei den Mangelfolgeschäden können nur m Rahmen der Rechtsprechung, zum Beispiel auch der bersten deutschen Gerichte, präzisiert werden. Das eißt also: All das, was – auch von der rot-grünen Vorängerregierung – mit der sogenannten gesamtschuldneischen Haftung in dieser Frage vereinbart wurde, hat war den Personenkreis der möglichen Haftenden gelärt – mit all den umstrittenen Diskussionen hier im undestag –, hat aber nicht ein neues Rechtsinstitut ge chaffen, mit dem weitere Haftungstatbestände bei Manelfolgeschäden entwickelt werden könnten. Mit andeen Worten: Hier wird sehr oft eine andere rechtliche osition bei dem Begriff Haftung unterschoben, die in er Diskussion bis jetzt nie eine rechtliche Relevanz geabt hat. Um das noch einmal mit Öffentlichkeitswirkung nach ußen klarzustellen, haben wir in dem Eckpunktepapier esagt: Wir werden uns dieses Thema noch einmal vorehmen und werden dazu auch einen Fachkongress urchführen, um – ich habe am Anfang gesagt, es gibt roße Bedenken in der Öffentlichkeit – Informationsproesse zu dieser Frage in Gang zu setzen und die Öffentichkeit über den Streitstand zu informieren und sie mitunehmen. Dadurch soll deutlich gemacht werden, was berhaupt dahintersteckt, wenn hier die Haftungsfrage ontrovers diskutiert wird. Wenn man das so zusammenfasst, dann muss ich saen: Dieses Eckpunktepapier, dieser Beschluss der Bunesregierung ist ein verantwortungsbewusster Umgang it der öffentlichen Diskussion, aber auch mit den öf entlichen Kriterien der Chancen und der Risiken. Diees Papier stellt wirklich einen Ausgleich dar. Ich laube, wir können deshalb abschließend sagen: Wir ind hier mit diesem Eckpunktepapier auf einem richtien Weg; denn es werden die Interessen von Umweltchutz, Gesundheitsschutz, Verbraucherinformation und orschungsförderung berücksichtigt. Damit wird dieses apier auch den Vorgaben des Koalitionsvertrages geecht, die Gentechnik weiter zu fördern, aber mit Augenaß. Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Kirsten ackmann für die Fraktion Die Linke. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Die vorliegenden Drucksachen zu dieser Debatte weisen mit einer Ausnahme auf das eigentliche zentrale Problem der Agrogentechnik hin, nämlich dass gesundheitlichen und ökologischen Risiken ein sehr strittiger Nutzen gegenübersteht. Nur der Gesetzentwurf von der FDP blendet diese Tatsache aus und setzt auf grenzenlosen Fortschritt. Aber das kennen wir. Daher möchte ich mich mit dem Minister auseinandersetzen – Herr Paziorek, da müssen Sie jetzt einmal durch. Es hat schon etwas Tragikomisches, liebe Kolleginnen und Kollegen: Da bin ich als Linke einmal in meinem Leben ausnahmsweise der gleichen Meinung wie der CSU-Generalsekretär, wie eine Bevölkerungsmehrheit in Bayern und wie die katholische Kirche – ich habe zwar andere Gründe für die Ablehnung der Gentechnik, aber immerhin –, und ausgerechnet dann verweigert der zuständige Minister die Gefolgschaft und lässt in der vergangenen Woche das Eckpunktepapier zur Agrogentechnikförderung, von dem schon die Rede war, im Kabinett absegnen. Um die Tragik noch zuzuspitzen: Die SPD-Ministerinnen und -Minister lassen bei dieser Gelegenheit auch noch ihre eigene Fraktion im Stich. Dabei wäre das Positionspapier der SPD-Fraktion vom Januar 2007 allemal besser gewesen als das Seehofer’sche Lobbypapier. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Der zweite Teil der Aussage stimmt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608505000

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )

Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608505100

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Sie wer-
den heldenhaften Widerstand aufbringen müssen, aber
Sie haben die Chance, Ihre Vertrauenswürdigkeit wie-
derherzustellen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber machen wir doch einmal einen Glaubwürdig-
keitscheck beim Minister: Er betont immer wieder, dass
die sogenannte Koexistenz zwischen Anwendern und
Nichtanwendern der Agrogentechnik selbstverständlich
garantiert werden müsse, als Anwendungsvoraussetzung
geradezu. Es lohnt sich also ein prüfender Blick.

Bei der sogenannten Koexistenz geht es zum Beispiel
darum, mit welchen Maßnahmen man die Auskreuzun-
gen in das Erntegut des Nachbarn verhindern kann. Ich
denke zwar, dass es beim Mais andere, wichtigere Ver-
schleppungswege gibt, wie Resterntegut auf dem Acker,
Transport- und Verarbeitungswege usw. Aber zu diesen
Hauptrisiken sagt das Eckpunktepapier gar nichts; blei-
ben wir deswegen bei den Auskreuzungsgefahren. Wir
hatten im Oktober 2006 zu diesem Thema eine Anhö-
rung im Bundestagsausschuss. Einer der Experten war
Dr. Rühl von der Bundesforschungsanstalt für Landwirt-
schaft; das ist die Agrarressortforschungseinrichtung,
die die Politikberatung der Bundesregierung bei diesem
Thema leistet. Er stellte klar, dass für eine Festlegung
des Sicherheitsabstands zwischen Feldern, auf denen

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(C (D entechnisch veränderter Mais angebaut wird, und solhen, auf denen konventioneller Mais angebaut wird, aus einer Sicht zurzeit noch keine ausreichende Datenbasis erfügbar ist. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


ch persönlich würde ohnehin auf internationale Erfah-
ungen verweisen, die dagegen sprechen, dass es so et-
as wie eine dauerhafte Koexistenz geben kann. Aber

ch will jetzt Dr. Rühl wortwörtlich zitieren:

Dafür brauchen wir mehrjährige Feldversuche. Aus
ein- oder zweijährigen Versuchen lässt sich … rela-
tiv schlecht etwas Abgesichertes ableiten.

as sagt also die fachlich zuständige Bundesforschungs-
nstalt zu den Voraussetzungen von politischen Ent-
cheidungen, die der Herr Minister jetzt kühn fällt. Die
erade begonnene FAL-Studie ist auf fünf Jahre ange-
egt; wir werden die Ergebnisse also erst 2010 vorliegen
aben. Die einzig logische Konsequenz müsste dann
och darin bestehen, im Sinne des Vorsorgeprinzips ein
oratorium zu verhängen, die Feldversuche zeitweilig

uszusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Stattdessen übt sich der Minister kühn im Abschät-
en: Er nimmt den fiktiven Wert von 100 Metern Ab-
tand, bei dem angrenzender Mais „nur noch ein biss-
hen“ verunreinigt werde. Anstatt die technische
achweisgrenze von 5 auf 100 000 Körner zum Maß-

tab zu machen, legt er fest, dass 9 von 1 000 Körnern in
onventionellem Mais gentechnisch verändert sein dür-
en, ohne dass dafür jemand haftbar gemacht werden
önnte. Großzügig legt er seinerseits einen Sicherheits-
bstand von 50 Metern oben drauf, sodass er auf
50 Meter Abstand kommt. Diese ministerielle Herlei-
ung hat mindestens einen Haken: Sie widerspricht
chlicht den Expertenempfehlungen. Ich zitiere wieder,
as Dr. Rühl von der FAL in der Anhörung gesagt hat:

150 Meter beim Mais ist definitiv keine Garantie
dafür, dass ab diesem Punkt urplötzlich das Ganze
bei Null ist.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz genau!)


ie EU schreibt ausdrücklich vor, dass Auskreuzungen
ur dann zulässig sind, wenn sie technisch unvermeidbar
der zufällig sind. Aber wie kann etwas zufällig sein,
enn die Bundesforschungsanstalt klar sagt, dass auch

enseits der 150 Meter mit Auskreuzungen gerechnet
erden muss?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außerdem baut man nicht zufällig an!)


m einen weiteren Beleg für die Willkürlichkeit der
eehofer’schen Abstandsregelung zu nennen: Der Si-
herheitsabstand soll erstens nach neuesten wissen-
chaftlichen Erkenntnissen angepasst werden, darf aber






(A) )



(B) )


Dr. Kirsten Tackmann
zweitens die Nutzung der Agrogentechnik ausdrücklich
nicht verhindern. Eine so dreiste politische Vorgabe für
wissenschaftliche Untersuchungen habe ich noch nicht
erlebt.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus meiner Sicht wird die Seehofer’sche Koexistenzga-
rantie damit schleichend zu einer Kontaminationsgaran-
tie.

Der Super-GAU, den wir 2006 hatten – dass gentech-
nisch veränderter Reis aus einem kleinen Versuchsanbau
in den USA weltweit Kontaminationen verursacht hat –,
muss doch jede Illusion von einer Kontrollierbarkeit der
Agrogentechnik zunichte gemacht haben. Die Behaup-
tung, Koexistenz sei auf Dauer möglich, ist daher Etiket-
tenschwindel und Wählertäuschung.


(Beifall bei der LINKEN)


Die SPD-Fraktion hat angesichts dieser Situation ei-
nen vernünftigen Vorschlag gemacht, den wir unterstüt-
zen: Die Bundesregierung soll sich auf europäischer
Ebene dafür einsetzen, dass es möglich wird, gentech-
nikfreie Zonen, Regionen bzw. Länder einzurichten.
Unsere Ratspräsidentschaft bietet dazu eine gute Gele-
genheit. Damit gäbe man zumindest den Menschen, die
diese Risikotechnologie nicht wollen, eine Chance, sich
zur Wehr zu setzen. Eine Alternative wäre, dass der Mi-
nister endlich im Sinne der Mehrheit Politik macht. Aber
da bin ich wenig hoffnungsvoll.

Recht herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608505200

Das Wort hat nun der Kollege Ulrich Kelber für die

SPD-Fraktion.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1608505300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich möchte den Gesetzentwurf der FDP zur
Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduk-
tion kurz charakterisieren:

Erstens. Die FDP hat Angst vor Fachargumenten,
weil diese auch einmal gegen die Nutzung von Gentech-
nikpflanzen ausfallen könnten. Anders ist nicht zu erklä-
ren, dass die FDP die Rechte der Fachbehörden aushe-
beln will, mögliche Warner also mundtot machen will.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das ist nicht richtig! Das Bundesumweltamt!)


Zweitens. Der Gesetzentwurf der FDP gefährdet Hun-
derttausende Arbeitsplätze in der gentechnikfreien Land-
wirtschaft und Lebensmittelbranche, also 99 Prozent der
gesamten Arbeitsplätze; denn diese stehen in Konkur-
renz mit ausländischen Anbietern. Durch die von der
FDP gegenüber dem Entwurf der Regierung geforderten
kürzeren Vorwarnzeiten hätten Landwirte, wenn ein
Nachbar gentechnisch veränderte Pflanzen anbaut, nicht
mehr die Möglichkeit, mit anderen Lieferbedingungen,

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(C (D it anderen Anbauarten zu reagieren. Auf die Landirte, die keine Gentechnikpflanzen anbauen, können amit Mehrkosten zukommen, die sie in ihrer Konkurenzfähigkeit gefährden. Gleichzeitig will die FDP die aftung der Gentechnikanbauer gegenüber möglichereise geschädigten Nachbarn unter das im Bürgerlichen esetzbuch übliche Haftungsniveau senken. (Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Nein! Das ist nicht richtig!)


Drittens. Der Gesetzentwurf der FDP atmet in jeder
eile Misstrauen gegenüber den Bürgerinnen und Bür-
ern.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: So ein Quatsch! Das ist doch Blödsinn, was Sie da sagen!)


s schadet der Glaubwürdigkeit des Staates und übri-
ens auch der Glaubwürdigkeit der Gentechniknutzer,
enn die Bürger in Zukunft nicht mehr vom Staat erfah-

en, auf welchen Flächen Gentechnik zum Einsatz
ommt, sondern wenn sie es dem Internet entnehmen
üssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn Sie nur die Gemarkung zulassen wollen, aber viele
er wirtschaftlich Berechtigten die Gesamtinformation
ekommen, dann wird sie von dort ins öffentliche Inter-
et gelangen. Dann fragt sich der Bürger: Warum ver-
eimlicht der Staat etwas, was ich woanders erfahren
ann? Es schadet der Glaubwürdigkeit, wenn wir diesen
eg gehen, und das ohne Not. Denn seit der Einführung

es flurstückgenauen Katasters ist die Zahl der zu verur-
eilenden Feldzerstörungen sogar zurückgegangen. Es
ibt also gar keinen Grund, diesen Weg zu gehen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)


Viertens. Die FDP will den Schutz der Öffentlichkeit
or Fehlverhalten beim Anbau von gentechnisch verän-
erten Pflanzen verringern. Sie schlägt vor, die Bußgel-
er zu senken.

Fünftens. Die FDP will – das ist der wichtigste Punkt –
uch Ernten, die mit experimentellen, für den Anbau als
ebensmittel nicht zugelassenen Pflanzen verschmutzt
ind, da auf dem Nachbarfeld ein Versuchsanbau stattge-
unden hat, für den Verzehr freigeben.


(René Röspel [SPD]: Ein übler Trick! – Gustav Herzog [SPD]: Das verstehen die unter Verbraucherschutz!)


as ist Ihr Vorschlag. Sie möchten die Menschen zu Ver-
uchskaninchen machen, und das ohne eindeutige
enntnisse im Hinblick auf die Langzeitwirkungen.


(René Röspel [SPD]: Unverantwortlich!)


iese Forderung entbehrt jedes gesunden Menschenver-
tandes und jeglicher wissenschaftlicher Basis.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
Was ist im Hinblick auf die Gesetzesnovelle der
Stand der Dinge? Wir haben einen Kabinettsbeschluss
über die Eckpunkte der Reform gefasst. Es war absolut
sinnvoll, dass der Bundesminister zunächst einmal eine
Abstimmung zwischen den verschiedenen Ressorts
durchgeführt hat.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Richtig!)


Er hat seine Kolleginnen und Kollegen im Finanzminis-
terium, im Justizministerium und im Gesundheitsminis-
terium gefragt, welche Meinung ihr jeweiliges Ressort
zu seinen Vorschlägen hat.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die scheinen ja alle nicht geantwortet zu haben!)


Es ist auch richtig, dass dann der Finanzminister ab-
klärt, was aus finanzieller Sicht zu beachten ist. Von Be-
deutung ist darüber hinaus, dass auch das Justizministe-
rium beteiligt wird. Ich freue mich, wenn ein SPD-
geführtes Justizministerium zum Beispiel sagt, dass es
mit Einschränkungen bei der Haftung nicht einverstan-
den ist, und wenn dies dann auch in der geänderten Fas-
sung der Eckpunkte seinen Ausdruck findet. Genau so
sollte die Ressortabstimmung stattfinden.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Was hat Herr Gabriel gesagt? – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War Gabriel krank?)


Jetzt ist der Deutsche Bundestag gefordert, diese Ge-
setzesnovelle zu beraten. Man muss ganz offen sagen:
Es gibt Punkte, über die wir in der Koalition noch disku-
tieren müssen, da wir noch uneins sind. Diese Aspekte
wird jetzt der Bundestag, der Gesetzgeber, klären müs-
sen. Einer dieser Bereiche betrifft die Transparenz. Wir
möchten im Interesse der Verbraucherinnen und Ver-
braucher eine Verbesserung der Transparenz, die für sie
nutzbar ist. Deswegen sind wir für eine Kennzeichnung
aller tierischen Produkte wie Milch und Fleisch, wenn
die Tiere mit gentechnikveränderten Pflanzen gefüttert
wurden.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sind nicht für die sogenannte Prozesskennzeich-
nung, die lediglich dazu führt, dass die Verbraucherin-
nen und Verbraucher verwirrt werden und keine klare
Unterscheidung zwischen den Produkten mehr möglich
ist. Wir werden in dieser Frage den klaren Beschluss un-
seres Parteitags umsetzen.

Wie deutlich geworden ist, sind wir nach wie vor für
die Beibehaltung des flurstückgenauen öffentlichen
Standortregisters. Es gibt keinen Grund, dies aufzuge-
ben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Schwerpunkt der Diskussion innerhalb der Koali-
tion betrifft die Frage: Wie schützen wir die gentechnik-
freie Landwirtschaft, wenn es zum vermehrten Einsatz
gentechnisch veränderter Organismen kommt? Die

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(C (D rundsatzentscheidung über den Einsatz von GVOs ist urch europäisches Recht gefallen; das ist nicht die Aufabe dieser Novelle. Jeder kann hierzu eine private Meiung haben; viele von uns haben sie auch in der Öffentichkeit deutlich gemacht. Es muss darum gehen: Wie chützen wir die gentechnikfrei arbeitenden Landwirte or zusätzlichen Kosten, wenn der Markt von ihnen zum eispiel Tests auf Gentechnikfreiheit fordert? Wie schüten wir sie vor höheren Kosten, wenn mehr GVOs einesetzt werden, weil sie unterschiedliche Maschinen für rnte, Lagerung und Verarbeitung brauchen? Wie schüten wir sie vor Absatzproblemen, wenn der Lebensmitelhandel und die weiterverarbeitende Industrie höhere renzwerte einfordern als die, die im Haftungsrecht voregeben sind? Ich freue mich, dass wir uns innerhalb der Koalition arauf geeinigt haben, dass dies die existenzielle Frage ieser Gesetzesnovelle ist. Damit hängt natürlich auch ie Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher ng zusammen. Wir werden eine gemeinsame Fachtaung durchführen, um sinnvolle Regelungen zu finden. ie Fragen der Abstandswerte, der Haftungsgrenzwerte, ie verbindlichen gentechnikfreien Regionen und alle nderen Punkte müssen sich an dieser Problematik rientieren. Dann kann man sie quantifizieren. Ich möchte eine kritische Bemerkung machen: Der ielstimmige Chor aus den Reihen des Koalitionsparters macht die Kompromisssuche natürlich nicht leicher. In Bayern tobt CSU-Generalsekretär Söder durch die egend und macht Vorschläge, für die ich durchaus eine ewisse persönliche Sympathie habe, die aber schlicht U-rechtswidrig sind. Wir können nicht einfach für ehn Jahre aussteigen. Schließlich haben wir vor einigen ahren dem europäischen Recht zugestimmt, das nun erbindlich ist. Hier in Berlin gibt es aber CSU-Kollegen sie sitzen heute in vorderer Reihe und werden wahrcheinlich noch sprechen –, die am liebsten den FDPesetzentwurf unterstützen würden. n Bayern mag es klappen, für jeden etwas zu haben. ber im Deutschen Bundestag wird sich die CSU irendwann einmal entscheiden müssen; denn hier chauen die Menschen etwas genauer hin. Wir haben heute schon bei Ihrem ersten Redner, eine Damen und Herren von der FDP, gemerkt, dass ie als seriöser Ansprechpartner in der Gentechnik leider usfallen. ei Ihnen gibt es ein gefährliches Gemisch aus Ideologie nd Lobbyismus, das nicht dem Schutz der Menschen ient. Ich freue mich, dass wir heute, nach über drei Monaen, wieder etwas von Ihnen, meine Damen und Herren on der Linken, zu diesem Thema gehört haben. Als ich ich gestern auf meine Rede vorbereitet habe, habe ich estgestellt, dass Ihre letzte Äußerung zu diesem Thema on Dezember letzten Jahres stammt. Ulrich Kelber Bleibt noch unser ehemaliger Koalitionspartner, die Grünen. Wir haben gemeinsam vor ein paar Jahren ein gutes Gesetz gemacht. Immerhin sind die Haftungsregelungen so wegweisend, dass sie nun Grundlage für die vom Minister vorgeschlagene Neuregelung sind. Aber, meine Damen und Herren von der FDP, auch die Wirtschaft lehnt die von Ihnen vorgeschlagenen Änderungen ab; das ist spannend festzustellen. Meine Damen und Herren vom Bündnis/90 Die Grünen, Sie wissen genauso gut wie ich, dass das alte Recht weder die gentechnikfreie Landwirtschaft noch die Verbraucherinnen und Verbraucher vor allen aktuellen Entwicklungen schützt, zum Beispiel dann nicht, wenn die Schwellenwerte für die Abnahme von Erntegut geringer sind als die gesetzlichen Kennzeichnungsschwellenwerte. Daher ist es unehrlich, in der Öffentlichkeit zu fordern: Verzichtet auf die Novelle! Das bedeutete einen Verzicht auf den Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft. Wir brauchen aber eine richtungweisende Novelle. Eines ist ganz klar: 80 Prozent der Menschen wollen keine Agrogentechnik auf ihrem Teller. Auch Landwirte und Handel lehnen diese mit breiter Mehrheit ab. Aber alle wollen, dass die Forschung fortgesetzt wird und dass die Biotechnologie stärker gefördert wird. Das will auch die Mehrheit im Deutschen Bundestag. Wir werden dafür sorgen, dass es Wahlfreiheit gibt und dass man vom Fortschritt profitiert. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Nein!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608505400

Nun erteile ich das Wort der Kollegin Ulrike Höfken

für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608505500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Kollege Kelber, es ist gut, das noch zwei
Anträge der Grünen vorliegen, aus denen Sie ersehen
können, was man über das Gesetz hinaus tun kann.

Meine Damen und Herren von der FDP, für Sie
spricht das, was Sie auf Ihrem Deckblatt zur Einladung
zu Ihrem Kongress „Grüne Gentechnik“ geschrieben ha-
ben: „Wir danken unseren Sponsoren: KWS, Syngenta,
VCI, Lembke“, also den vier großen Agrogentechnik-
vertretern.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dazu könnte man sagen: Wes Brot ich ess, des Lied ich
sing. Die FDP tritt für die Freiheit des Verkaufens ein,
während wir, die Grünen, für die Freiheit des Lebens
und die Wahlfreiheit der Verbraucher eintreten.

Frau Happach-Kasan, wenn Sie sich unser Programm
anschauen, werden Sie feststellen, dass wir die Gentech-
nik sehr differenziert sehen. Wir unterscheiden zwischen

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(C (D eschlossenen Systemen, die nach unserer Meinung beerrschbar sind, und offenen Systemen, den Freisetzunen. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Happach-Kasan? Ja. Bitte sehr, Frau Happach-Kasan. Liebe Kollegin Höfken, ich finde es gut, dass Sie die nterscheidung zwischen geschlossenen und offenen ystemen angesprochen haben. Aber wir alle erinnern ns sicherlich noch an den Fall des Humaninsulins, zuelassen 1982. 14 Jahre hat die Genehmigung der Prouktionsstätte gedauert, weil damals unter anderem der rüne Umweltminister Joseph Fischer in Hessen tätig ar. 1998 wurde die Produktionsphase eingeleitet. Saen Sie uns doch einmal, wie Sie im Jahr 2000, 18 Jahre ach der Zulassung von Humaninsulin, dazu gekommen ind, zwischen geschlossenen und offenen System zu nterscheiden! Sagen Sie uns einmal, warum Sie erst so pät eine solche Innovation für die Menschen, die an iabetes erkrankt sind, sozusagen als hoffähig anerkannt aben! Meinen Sie nicht, dass ein bisschen mehr Zuunftszugewandtheit auch für eine grüne Partei ein sinnoller Weg in die Zukunft wäre? Wir sind zukunftsgewandt, aber nicht blauäugig. nteressant ist doch, wann die Gentechnikgesetze enttanden sind. Wir haben doch erst von der alten Bundesegierung, an der Sie beteiligt waren, die Gentechnikgeetze bekommen, als die entsprechenden Aktivitäten in ieler Hinsicht schon längst liefen. Ich denke, es muss so funktionieren: Erst müssen ein ernünftiger Schutzstandard und die notwendige Reguierung geschaffen werden; dann kann man in die Vollen ehen. Das berücksichtigen wir sowohl bei den gechlossenen Systemen als auch bei den Freisetzungen. abei kommen wir zu unterschiedlichen Schlüssen, ämlich das man unter den entsprechenden Voraussetungen das eine tun kann, das andere aber nicht. Zu Ihrem Gesetzentwurf: Die FDP bedankt sich bei hren Sponsoren mit einer Eins-zu-eins-Umsetzung ihrer nteressen, nämlich einer völligen Befreiung der Forchung von Verantwortung und Sorgfalt. Der Gesetzenturf gipfelt – Frau Tackmann hat es schon erwähnt – in er völlig rechtswidrigen Forderung, dass jede vereuchte Lebensmittelpflanze, die neben einem Forchungsfeld aufgewachsen ist, auf den Tellern und im Ulrike Höfken Futtertrog landen soll. Das muss man sich einmal vorstellen. Und jedes gentechnisch veränderte Produkt soll im Futtermittelund Lebensmittelbereich von jeglicher Überprüfung befreit werden – das Thema Umwelt kommt erst gar nicht vor –, wenn es erst einmal für Forschungsexperimente genehmigt wurde. Die Verbraucher sollen sich halt nicht so anstellen: An etwas Schweineimpfstoff in der Erbsensuppe oder etwas Cholera-Gen im Kartoffelsalat ist doch noch keiner gestorben. (Cornelia Pieper [FDP]: Das ist doch Quatsch! Sie reden einen Schmarrn daher! Das hat etwas mit den Forschungsergebnissen zu tun! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Du bist doch sonst eine ganz vernünftige Ausschussvorsitzende! So einen Quatsch habe ich von dir noch nicht gehört!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
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Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608505700
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608505800
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1608505900
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608506000

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Und wenn doch: dann für die Freiheit der Forschung, de-
ren Vertreter – wie Professor Winnacker, der kürzlich
wieder für „Das Parlament“ geschrieben hat; er ist unter
anderem Aufsichtsratsmitglied bei Bayer – auch gleich-
zeitig Wirtschaftsvertreter sind. Die Forschung wird mit
Milliarden gepäppelt. Vor einer solchen „freien“ For-
schung muss man sich fürchten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das tut ja weh!)


Herr Seehofer ist heute nicht anwesend. Dann kriegt
der Staatssekretär die Prügel ab. Die Forderungen der
FDP finde ich nicht so schlimm; sie ist schließlich keine
Regierungspartei. Viel schlimmer ist – das sage ich an
die Kollegen der SPD gewandt –, dass diese Ideologie
von Kanzlerin Merkel und Minister Seehofer in die Pra-
xis umgesetzt wird. Herr Seehofer wird Genhofer ge-
nannt. Ein Blick in das Eckpunktepapier zeigt, dass es
sich dabei um einen fleischgewordenen Etikettenschwin-
del handelt.

Herr Seehofer ist eigentlich ein netter Kerl, aber man
muss sich fragen, warum das, was sich im Eckpunktepa-
pier schwarz auf weiß findet, in keiner Weise dem ent-
spricht, was in Worten geäußert wird. Hier würden
keine, auch nicht die geringsten, Risiken für Mensch und
Umwelt eingegangen,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Richtig!)


hat Herr Seehofer zur Forschung festgestellt. Auskreu-
zungen, sagte er, müssten die Ausnahme sein.

Was aber ist für die Umsetzung vorgesehen? Die Ver-
unreinigung wird danach zur Regel. Die Haftung wird
massiv heruntergefahren. Wer Schaden erleidet, hat we-
niger Rechte. Und das wird als „gute fachliche Praxis“
definiert: Lächerliche Abstandsregelungen sind das eine;
das Schlimmste ist aber, dass die Verschmutzung bis zu
einem Schwellenwert von 0,9 Prozent – dem Kennzeich-
nungsschwellenwert, der nie dazu vorgesehen war – nun
ungehemmt möglich ist. Das darf nicht sein, und es ist
meines Erachtens mit EU-Recht nicht vereinbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Gar nicht!)


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(C (D Transparenz wird nicht gesichert, sondern eingechränkt. Beim Standortregister – das ist offenbar nicht n Ihrem Sinne, Herr Kelber – sind ebenfalls Einschränungen vorgesehen. Was die Forschung angeht, folgt an im Prinzip der FDP. Als „Lizenz zur Verseuchung“ ür Bayer, BASF und Monsanto wird das Eckpunkteapier von den Umweltverbänden und den Bundeserbänden für ökologischen Landbau bezeichnet, und ie Steuerzahler sollen auch noch dafür haften. Stark ereinfachte Verfahren sollen die Beteiligung der Öfentlichkeit und die Überprüfungsmöglichkeiten einchränken. Das kann doch nicht sein. Dieser Widerspruch zu den öffentlichen Äußerungen pricht für sich. Aber es ist noch nicht zu spät, das Verrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Ich verweise noch einmal auf unsere Anträge. Herr eehofer hält die Aussaat von Raps nicht für vorstellbar. VO-Raps sei nicht mit der Koexistenz vereinbar. Dann ehmen Sie das bitte auch in die gute fachliche Praxis it auf! Das vereinfachte Verfahren darf nicht zur Regel erden. Stoppen Sie das! Pharmaund Industriepflanzen, wie Kartoffeln und rbsen, gehören nicht ins Freiland. Das sollte auch nicht urch ein vereinfachtes Verfahren ermöglicht werden. VO-Weizen darf nicht neben einer Genbank angebaut erden. Stoppen Sie das! MON 810 ist übrigens die einzige von Herrn Seehofer n Deutschland zum kommerziellen Anbau zugelassene orte. (Ulrich Kelber [SPD]: Das hat seine Vorgängerin leider schon zugelassen!)


Nein, das war nicht seine Vorgängerin, sondern – das
at Minister Seehofer wohl auch übersehen – er hat in
einer Zeit als Gesundheitsminister höchstpersönlich
iese Zulassung erteilt. MON 810 ist, wenn er überhaupt
ine Zulassung hat – was wir bezweifeln –, nur für Fut-
ermittel und industrielle Zwecke zugelassen. Was pas-
iert jetzt? Das Zeug ist im Honig. So etwas kann man
och nicht zulassen. Also auch zurückziehen!

Man kann das noch weiterführen. In der nächsten Wo-
he wird Greenpeace eine Studie zu MON 863 vorstel-
en. Hier liegen neue Erkenntnisse vor. Daraus müssen
onsequenzen gezogen werden. Das Mindeste wäre,
ass das Zulassungsverfahren auf der EU-Ebene verbes-
ert wird. Das hat die Kommission zugesagt, und das ha-
en auch Sie verlangt. Also tun Sie es! Die nationalen
infuhrverbotsmöglichkeiten müssen genutzt werden.
as ist rechtlich möglich. Es sollte auch, wie wir vor-

chlagen, eine Datenbank eingerichtet werden, in der die
anzen Genkonstrukte aufgeführt werden, damit man
enigstens in der Kontrolle nachvollziehen kann, was da

o alles kreucht und fleucht.

Wir sagen das vor dem Hintergrund nicht der Chan-
en, sondern der Risiken, die sich zeigen. Genreis – um
ieses Beispiel zu erwähnen –, der im Rahmen eines
orschungsexperiments der Firma Bayer ausgekreuzt ist,
at in den USA einen Schaden von 80 bis 100 Mil-
ionen Dollar verursacht, in Deutschland von 10 Mil-






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken
lionen. Das sagt die Industrie. Wo ist denn das Geld?
Wer wird denn dafür haftbar gemacht? Keiner. Bei Bt 10
ist es genau das Gleiche. Auch hier gibt es eine Verunrei-
nigung durch ein Forschungsexperiment. Denken Sie
auch an die Genzucchini, die in Rheinland-Pfalz ausge-
setzt wurden. Da entsteht ein Riesenschaden. Das steht
völlig im Missverhältnis zu dem, was sich bisher als
Chancen geboten hat.

Ich nenne das Stichwort Argentinien. Dort waren wir
zusammen, Frau Happach-Kasan. In diesem Land herrscht
das Chaos, weil Monsanto inzwischen Lizenzgebühren
verlangt, die die Bauern nicht zahlen wollen und können.
Inzwischen herrscht ein Riesendurcheinander darüber,
was eigentlich angebaut wird. Keiner weiß, was da ei-
gentlich auf den Feldern steht. Die ganze Effizienz der
bisherigen züchterischen Leistung steht in Argentinien
auf dem Spiel, so wie es jetzt betrieben wird. Es wird
nämlich einfach wild nachgebaut.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608506100

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608506200

Angesichts dieser Situation sage ich: Die Rede, die

Uli Kelber heute gehalten hat, muss er angesichts des
Eckpunktepapiers dieser Bundesregierung noch einmal
halten. § 1 des Gentechnikgesetzes besagt, dass die Re-
gierung die Verpflichtung hat, Menschen, Umwelt und
Sachen zu schützen. Dann tun Sie das auch, wie es die
Mehrheit der Bevölkerung verlangt!

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608506300

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Max Lehmer für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1608506400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich begrüße es ausdrücklich, dass die Bundesre-
gierung das Eckpunktepapier zur weiteren Novellierung
des Gentechnikrechts nun im Kabinett verabschiedet hat,
und zwar einstimmig. Ich meine ebenfalls, dass damit
ein guter Kompromiss gefunden wurde. Er schafft den
Rahmen für die noch festzulegenden Details der anste-
henden Gentechnikrechtsnovelle, über die es, Herr
Kelber, mit Sicherheit noch Diskussionen gibt. Ich
möchte ganz klar darauf hinweisen, dass es die Diver-
genzen, die Sie einer Partei in die Schuhe schieben, in
allen Fraktionen dieses Hauses gibt. Das habe ich in
meinen vielen Gesprächen erleben können. Sie sind in
jeder politischen Gruppe vorhanden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Bei euch schon in besonderer Ausprägung!)


– Setzen Sie sich mit den Aussagen Ihres Parteivorsit-
zenden oder Ihres Umweltministers im Zusammenhang

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(C (D it der Zukunftsperspektive für die Gentechnik auseinnder! Dann können wir weiter diskutieren. (Ulrich Kelber [SPD]: Das deckt sich mit unserem Papier!)


Ich gehe davon aus, dass die Novellierung des Gen-
echnikrechts zügig angegangen werden kann und dies
öglichst rasch zu klaren Verhältnissen für alle Beteilig-

en führt. Es muss gelingen, einerseits die berechtigten
orgen und Wünsche von Verbrauchern und auch von
andwirten sowie den Schutz der Umwelt zu berück-
ichtigen, andererseits muss es ermöglicht werden, die
roßen Potenziale der Grünen Gentechnik für die Le-
ensbereiche Ernährung, Energie und Gesundheit nutz-
ar zu machen, auch wenn dies nachdrücklich und sehr
ft unsachlich von vielen bestritten wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte nun kurz auf wichtige Einzelpunkte eines
ünftigen Gentechnikgesetzes näher eingehen. Die För-
erung der Forschungsvorhaben in diesem wichtigen
ukunftsbereich ist – diese Auffassung teilen alle – ein
ochrangiges Ziel. Ein besonders technologieabhängiges
and wie Deutschland muss durch intensive und zielge-

ichtete Forschung und Entwicklung auch in dem zu-
unftsweisenden Bereich der Grünen Gentechnik eine
ührende Rolle einnehmen und den derzeitig hohen Stan-
ard auf jeden Fall sichern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dabei ist es selbstverständlich – das war und ist auf
llen anderen Forschungsfeldern genauso –, dass neben
er Entwicklungsforschung die Sicherheitsforschung mit
leicher Intensität vorangetrieben wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


arauf haben die Menschen, die diese Technologie nut-
en wollen und auch werden, einen Anspruch. Diesbe-
üglich darf es doch um Himmels willen keine Diver-
enzen geben.

Forschung, insbesondere die unabhängige wissen-
chaftliche Forschung, ist ein wichtiger Garant dafür,
elbstständig und unabhängig zu bleiben und damit glo-
alen Monopolisierungen entgegenwirken zu können.
as ist ein ganz wichtiger Punkt; denn viele Menschen
aben in diesem Zusammenhang Ängste und Probleme.
erade für die in Deutschland mittelständisch ausgerich-

ete Pflanzenzüchtung ist das ein wichtiger Gesichts-
unkt. Wir müssen auf jeden Fall auf höchstem Niveau
eitermachen, auf Augenhöhe mit den globalen Wettbe-
erbern bleiben und auf diesem Gebiet die Führerschaft
ehalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich weise in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf
ie Notwendigkeit von Freilandversuchen hin. Nur mit
iesen können Fragen der Koexistenz und Fragen der
uswirkungen auf die Ökologie beantwortet werden.
ie denn sonst?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Max Lehmer
Bei allen Unterschieden in der Einstellung zur Gen-
technik muss doch klar sein, dass Feldzerstörungen
keine Kavaliersdelikte sind, sondern Straftaten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Forschung muss in unserem Lande nach den gültigen
strengen gesetzlichen Regelungen, zum Beispiel zur Zu-
lassung von Freilandversuchen, ablaufen, und sie muss
auch frei und ungestört durchgeführt werden können.
Frau Höhn, Sie bezeichnen Freilandversuche im Zusam-
menhang mit Feldzerstörungen als „provokante Ver-
suchsanstellungen“. Das macht mir Sorgen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es geht doch wohl um die Freiheit und um die Selbst-
ständigkeit von Wissenschaft und Forschung in Deutsch-
land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Oder liege ich da falsch?

Eine große Sorge ist für mich die teilweise ableh-
nende Haltung der Bevölkerung gegenüber der Grünen
Gentechnik. Darüber müssen wir diskutieren. Wir müs-
sen die Sorgen, Ängste und Bedenken ernst nehmen und
– jetzt kommt es – Vorurteile wissenschaftlich fundiert
abzubauen versuchen.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Frau Höfken, mit den von Ihnen dargestellten Szena-
rien können Sie dies nicht erreichen. Da ich Ihre Diktion
einfach nicht anders interpretieren kann, unterstelle ich
Ihnen, dass Sie es auch gar nicht wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie wollen Ängste aufrechterhalten


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Genau das ist es!)


und diese moderne Technologie bewusst von vornherein
diskriminieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das kann nicht das Ziel einer fachlich objektiven und zu-
kunftsorientierten Wissenschaftspolitik sein.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie bauen sich eine schöne Welt! Völlig realitätsfern!)


Anstatt Ängste zu schüren, wie es leider allzu oft ge-
schieht, ist die Arbeit zu leisten, objektiv aufzuklären,
wozu ich alle Beteiligten ausdrücklich aufrufen möchte.
Ich fordere ausdrücklich auch die Bundesregierung auf,
über die vielen kompetenten Bundesinstitutionen ent-
sprechende Kommunikationskonzepte zu entwickeln.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD], zur FDP gewandt: Dann dürfen Sie denen doch nicht die Rechte beschneiden!)


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(C (D n diesen Institutionen gibt es einen Fundus an Wissen nd Informationen, der nicht oder zumindest zu wenig enutzt und transparent gemacht wird. Nur Aufklärung nd volle Transparenz können das notwendige Vertrauen chaffen – nur das! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, aber wahrheitsgerecht!)


Eine klare Kennzeichnungsregelung ist ebenfalls eine
ertrauensbildende Maßnahme und eine wichtige Vo-
aussetzung für die Wahlfreiheit. Herr Kelber, da stim-
en wir völlig überein. Ich bin für eine prozessorien-

ierte Kennzeichnung, das heißt, die Angabe darüber


(Zuruf der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


lassen Sie uns doch arbeiten! –, ob GVOs in einem
roduktionsprozess eingesetzt worden sind – wie beim
kologischen Landbau –, und zwar unabhängig davon,
b GVOs im Endprodukt nachgewiesen werden können
der nicht. Bei den tierischen Produkten ist das ja nicht
achweisbar; aber sie werden in der Produktionskette
ingesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ch bin dafür, dass wir die prozessorientierte Kennzeich-
ung festschreiben, damit die Bürger wissen, an welcher
telle der Produktionskette GVOs eingesetzt worden
ind.


(Ulrich Kelber [SPD]: Herr Lehmer, das ist nicht ganz aufrichtig! Das wissen Sie!)


Aber ganz wichtig ist dabei die Feststellung: Das Vor-
andensein von GVOs allein hat nichts mit einem Ge-
undheitsrisiko zu tun. Das muss einmal ganz klar gesagt
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte eindeutig klarstellen: GVO-frei wird es
icht geben können. Das gibt es schon heute nicht. Die
achgerechte Kennzeichnung kann nur Aufschluss da-
über geben, ob GVOs bei der Herstellung eines Pro-
ukts eingesetzt wurden und welcher Anteil toleriert
erden soll; darüber müssen wir diskutieren.

Der Nichteinsatz von Pflanzenschutzmitteln beim
kologischen Landbau garantiert auch keine Rück-
tandsfreiheit.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Genau so ist es! – Cornelia Pieper [FDP]: Genau so ist es!)


a wird nur angegeben: Wir haben ohne Pflanzen-
chutzmittel gearbeitet. Jeder weiß: Es sind Schwerme-
alle nachweisbar, und es sind Pflanzenschutzmittelrück-
tände vorhande, unabhängig davon, in welcher
onzentration. Rückstandsfrei sind sie nicht.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es!)


Nun zum entscheidenden Punkt einer gesetzlichen
euregelung der Koexistenz. Ein Nebeneinander ver-






(A) )



(B) )


Dr. Max Lehmer
schiedener Produktionsformen auf dem Acker muss
auch in Zukunft – wie in der Vergangenheit – gewähr-
leistet werden. Die Wahlfreiheit für den Landwirt und
den Verbraucher muss garantiert werden können. Dazu
sind klare Anbauregeln nach guter landwirtschaftlicher
Praxis zu definieren, wie sie auch in anderen Produk-
tionsbereichen selbstverständlich sind. Es ist klarzustel-
len: Koexistenz kann nur auf der Basis gegenseitig anzu-
erkennender Schwellenwerte realisiert werden; sonst
nicht.

Die Haftungsfrage ist im Zusammenhang mit GVO
einer der entscheidenden Punkte. Da schließe ich mich
vollinhaltlich dem an, was der Staatssekretär schon aus-
geführt hat. Die rechtlichen Feinheiten dazu werden in
einer Arbeitsgruppe noch ausgearbeitet. Wir erwarten,
dass die Wirtschaftsverbände der Pflanzenzucht- und
Biotechnologieunternehmen eine Selbstverpflichtung
eingehen, die die Landwirte von Haftungsrisiken für
Schäden, die trotz Einhaltung der guten fachlichen Pra-
xis nicht vollständig auszuschließen sind, entlastet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Weiterhin muss der offene Tatbestand der Haftungs-
norm des § 36 a Gentechnikgesetz durch eine abschlie-
ßende Aufzählung präzisiert werden. Wir können hier
keine kumulative Haftung schaffen.

Zu den Fragen der Sicherheit. Ich betone immer wie-
der: Oberstes Ziel ist die Sicherheit von Mensch, Tier
und Umwelt. Das ist auch die Basis aller Regelwerke,
die es in der EU, in Deutschland und anderswo gibt. Nur
wenn diesbezüglich keine Gefahr zu erwarten ist, darf
der GVO freigesetzt bzw. in Verkehr gebracht werden.
Das ist bereits jetzt die absolute Vorgabe, und das wird
auch in Zukunft durch das jeweilige Zulassungsverfah-
ren gewährleistet bleiben.

Nun zum Anlass der heutigen Debatte, zu den Vorla-
gen von FDP und Grünen. Etliche Punkte des vorgeleg-
ten Gesetzentwurfs der FDP-Fraktion sind in dem be-
schlossenen Eckpunktepapier aufgegriffen; ich brauche
sie nicht zu wiederholen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Der Entwurf der FDP enthält also durchaus akzeptable
Forderungen. Es kann nicht alles Unsinn sein, was in ei-
nem Gesetzentwurf vorgeschlagen wird. Diese Gesetzes-
initiative ist aber – das muss ich Ihnen sagen – falsch ge-
timt. Soeben haben wir das Eckpunktepapier
fertiggestellt.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Wir waren aber früher!)


Jetzt müssen Sie, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren, der Regierungskoalition schon die Chance lassen,
sich auf die gesetzlichen Formulierungen zu verständi-
gen. Ich teile mit Ihnen die Hoffnung, dass dies schnell
geschehen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Über den Antrag der Grünen haben wir in dieser Wohe schon im Ausschuss diskutiert. Es ist für mich eine elbstverständlichkeit, Frau Höfken, dass von Freisetungsexperimenten mit gentechnisch veränderten Pflanen keine Gefährdung von Mensch und Umwelt ausgeen darf. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber dann müssen Sie das einbauen!)


as ist ja schon vor der Zulassung zu prüfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as muss derjenige, der die Zulassung beantragt, über
ine neutrale Stelle nachgewiesen haben.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und warum funktioniert das dann nicht?)


ch verstehe nicht, warum Sie das in einem Versuchspro-
ess so oft nachgewiesen haben wollen. Der Schutz von
ensch und Umwelt ist oberstes Ziel aller gesetzlichen
egelungen zur Grünen Gentechnik.

In ihrem zweiten Antrag, nämlich zu den Einfuhrver-
oten und Schutzmaßnahmen, versuchen die Grünen mit
erschiedenen Winkelzügen, die mehrfach bestätigte Zu-
assung der verschiedenen MON-Generationen erneut
uf die politische Bühne zu heben.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jawohl!)


s gibt nach meiner Meinung keine Grundlage dafür, die
ewertung dieser Maissorten zu revidieren.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden Sie nächste Woche noch sehen!)


ie haben vor Monaten schon einmal gesagt, Frau
öfken, dass es neue Erkenntnisse gibt. Auch eine ge-
issenhafte Recherche gibt das nicht her. Insgesamt hat
er Antrag offensichtlich das Ziel, Grüne Gentechnik zu
erhindern. Dem können und wollen wir uns nicht an-
chließen.

Lassen Sie mich zum Schluss, Frau Präsidentin, bitte
och kurz die Grüne Gentechnik in einen globalen Zu-
ammenhang stellen. Es ist wichtig, denke ich, dass das
inmal deutlich gesagt wird.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608506500

Allerdings sehr kurz, Herr Kollege.


Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1608506600

Nach Aussagen führender Wissenschaftler müssen

ir uns in diesem Jahrhundert drei großen globalen He-
ausforderungen stellen: der Ernährungssicherung, der
nergieversorgung und der Gesundheit. Die Fakten
ierzu sind bekannt und sehr ernüchternd. Die Weltbe-
ölkerung wächst exponentiell, das heißt 2050 werden
ber 9 Milliarden Menschen diese Erde bevölkern.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608506700

Herr Kollege, jetzt müssen Sie aber wirklich zum

chluss kommen.






(A) )



(B) )


Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1608506800

Diese zu ernähren, mit Energie zu versorgen und ge-

sund zu erhalten, erfordert erhebliche Anstrengungen
auf allen Gebieten. Die Pflanze als Organismus ist von
zentraler Bedeutung, weil mit ihr diese beiden Ziele, Er-
nährungssicherung und Energiegewinnung, erreicht wer-
den können.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen darf man auch nichts mehr kaputtmachen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608506900

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist abgelaufen.


Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1608507000

Ich bin sofort fertig. – Die Anbauflächen gehen zu-

rück.


(Ute Kumpf [SPD]: Ihre Redezeit, Herr Lehmer! Sie sind ein Frauenresistenter, und das am 8. März!)


Das erfordert, dass man die Leistungsfähigkeit der
Pflanzen steigert, um diese große Herausforderung meis-
tern zu können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Drei Minuten überzogen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608507100

Die nächste Rednerin ist die Kollegin Cornelia Pieper

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1608507200

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Ich habe die Debatte gerade genau verfolgt


(Zuruf von der SPD: Sehr löblich!)


und kann dem Kollegen Dr. Lehmer im Namen der FDP-
Fraktion nur zustimmen. Er hat wissenschaftlich fun-
dierte Argumente vorgetragen und sachlich geredet. Das
habe ich bei den vorhergehenden Rednern der Linken
sowie bei einigen von der SPD und den Grünen ver-
misst.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Matthias Miersch [SPD]: Es hat nur einer von der SPD geredet!)


Ich ergreife heute als Forschungspolitikerin in dieser
Debatte das Wort, weil ich den dringenden Appell an die
Bundesregierung richten möchte: Reißen Sie die ideolo-
gischen Hürden bei der Behandlung dieses so wichtigen
Zukunfts- und Forschungsthemas nieder. Unsere Geset-
zesinitiative zeigt Ihnen den richtigen Weg. Ich hoffe
sehr, dass die Bundesregierung nicht nur mit einem Eck-
punktepapier, sondern sehr schnell mit einem eigenen
Gesetzentwurf zu Potte kommt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Die Große Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag estgeschrieben, das Gentechnikgesetz so zu verändern, ass Forschung zur Grünen Gentechnik in Deutschland uch mittels Freilandversuchen wieder ermöglicht ird, damit die Chancen einer späteren wirtschaftlichen utzung nicht vertan werden. Doch noch immer stehen ie Signale für die sogenannte Grüne Biotechnologie auf ot, obwohl die Kanzlerin immer wieder fordert, auch in er Forschung mehr Freiheit zu wagen. Auf der einen Seite ist es doch so, dass die Bundesreierungen die Forschung für die Grüne Biotechnologie nd die biologische Sicherheit gentechnisch veränderter flanzen seit einem Jahrzehnt mit verschiedenen Prorammen und durch gezielte Initiativen fördert. In dieem Zusammenhang sind die Initiativen des BMBF loend zu erwähnen. Allein um die Gefahren, die von entechnisch veränderten Pflanzen für Mensch und Umelt ausgehen, zu erforschen, hat die Bundesregierung ohe finanzielle Beiträge geleistet. Auf der anderen Seite steht eine Front von Gegnern on Freisetzungsversuchen, die bis in die CSU hineineicht. Die Wortmeldungen von Herrn Söder gegen das ckpunktepapier seines Parteikollegen Seehofer zeigen ir doch das in den Parteien dieser Bundesregierung ach grünem Muster vorhandene ideologische Spekrum. ch finde es befremdlich, wenn der Bundeslandwirtchaftsminister für die Bundesregierung ein Eckpunkteapier vorstellt und Herr Söder, der dieser Bundesregieung ja auch angehört, (Ute Kumpf [SPD]: Was? Frau Pieper! Sie waren zu selten hier! Sie bringen etwas durcheinander!)


(Beifall bei der FDP)


n dieser Woche im „Tagesspiegel“ mit den Worten zi-
iert wird:

Ich bleibe ein grundsätzlicher Skeptiker der grünen
Gentechnik. Beim kommerziellen Anbau wäre ein
Moratorium das beste.

a ich auch andere Stimmen aus der Koalition kenne,
rage ich mich: Was wollen Sie eigentlich? Bitte zeigen
ie endlich klar auf, wohin Sie gehen wollen.

Ich frage mich auch, wo heute eigentlich der Bundes-
andwirtschaftsminister, Herr Seehofer, ist. Was macht
er Bundeslandwirtschaftsminister am Internationalen
rauentag,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Eine sehr berechtigte Frage!)


enn im Bundestag über ein Gentechnikgesetz diskutiert
ird? Er gehört eigentlich hierher. Wenn der Verbrau-

herschutz- und Landwirtschaftsminister den Standort
eutschland mit der Biotechnologie stärken will, wenn

r Forschungsfreiheit will, muss er auch für dieses Gen-
echnikgesetz hier, im Bundestag, eintreten.






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper

(Beifall bei der FDP)


Der vorliegende Bericht meines Ausschusses, des
Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung, „Grüne Gentechnik – transgene Pflanzen
der 2. und 3. Generation“ öffnet vielleicht den Tunnel-
blick des einen oder anderen Kollegen. Ja, wir müssen
immer wieder sagen: Es geht nicht allein um gentech-
nisch veränderte Pflanzen, es geht um viel mehr. Allein
bei der Umsetzung der von allen hier im Haus geforder-
ten Biomassestrategie kann auf gentechnische Züch-
tungsmethoden nicht verzichtet werden. Sie braucht die
Bewährung auf dem Acker.


Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1608507300
Es
ist nicht so, dass Biotechnologie in der Bevölkerung nur
verpönt wird. Gerade hinsichtlich alternativer Energiear-
ten und Biokraftstoffen


(Dr. Peter Paziorek, Parl. Staatssekretär: Nein, das ist klar!)


oder auch hinsichtlich der Roten Biotechnologie gibt es
große Chancen für den Innovationsstandort Deutschland
und eine außerordentlich große Akzeptanz in der Bevöl-
kerung.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine unzulässige Verknüpfung! – Eine Frechheit, etwas positiv Besetztes damit zu verbinden!)


Deswegen finde ich es von Ihnen, Frau Kollegin Höfken,
unverantwortlich, dass Sie immer wieder die Ängste
schüren und nicht auf die Chancen der Gentechnik hin-
weisen, vor allen Dingen was die Gesundheit und den
zukünftigen Forschungsstandort Deutschland betrifft.


(Beifall bei der FDP – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben den Tunnelblick!)


Ich glaube, dass wir hier durchaus darauf achten soll-
ten, auch in Zukunft den Standort Deutschland – so sa-
gen Sie es sonst ja immer – nicht schlechtzureden, son-
dern alles daran zu setzen, eine Politik der Vernunft zu
machen, so wie es Herr Dr. Lehmer gezeigt hat. Dazu
bekenne ich mich. Man sollte in so einer Debatte wissen-
schaftlich fundierte Argumente vortragen und keine po-
pulistische, demagogische Debatte führen, wenn es um
Biotechnologie und Gentechnik geht.

Wir Liberale sagen: Wir stehen für eine Politik der
Vernunft und für die Forschungsfreiheit in Deutschland.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608507400

Für die SPD-Fraktion erteile ich nun das Wort dem

Kollegen René Röspel.


René Röspel (SPD):
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Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wieder einmal liegt uns ein FDP-Antrag vor, in

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(C (D em gefordert wird, das Gentechnikgesetz zu verändern. ir haben es bei vormaligen Diskussionen schon gese en: Eines der tragenden Argumente der FDP ist – wie in ielen anderen Bereichen auch –: Im Ausland passiert etas und wir dürfen den Anschluss nicht verpassen. Sie chreiben, dass weltweit auf mehr als 90 Millionen ha (Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Einhundert!)


gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut wer-
den…

Der Biotech-Brief der Deutschen Industrievereini-
ung Biotechnologie – Frau Happach-Kasan, Sie erwäh-
en es ja – korrigiert diese Zahl:


(GVhat 2006 erneut deutlich zugelegt. Die weltweite Anbaufläche belief sich auf 102 Mio. Hektar. … Gegenüber 2005 entspricht dies einem Zuwachs von 13 Prozent. n der Tat, da geht das Ausland wirklich streng voran. Ich habe noch eine Meldung: In China sind erstmals ehr als 30 Millionen Autos zugelassen. Das entspricht egenüber dem Jahr 2005 sogar einem Zuwachs von 4 Prozent. Wenn sie so weiterwachsen, werden sie in Jahren 100 Millionen Autos zugelassen haben. Die Frage lautet also: Ist Wachstum allein die gute achricht oder muss man nicht vielleicht ein bisschen inter die Kulissen schauen? Auch der Biotech-Brief laubt übrigens nicht, dass allein die Zahl die Nachricht st, und schiebt deswegen einige positive Beispiele Grüer Gentechnik nach. Es wird geschrieben, dass auf den hilippinen der Ertrag bei gentechnisch verändertem ais um etwa 13 Prozent höher lag als der beim konven ionellen Mais. Für Indien wird geschrieben, dass die Erräge gentechnisch veränderter Baumwolle deutlich geteigert werden konnten. Das sind gute Nachrichten. Sie zitieren übrigens die Daten der ISAAA. Das ist ine Organisation, die von namhaften Firmen wie grEvo, Bayer, DuPont, Monsanto, Novartis und ande en finanziert wird. Das sind die Konzerne, die mit der ntwicklung und dem Anbau gentechnisch veränderter flanzen Geld verdienen oder verdienen wollen. Das ist unächst nicht schlimm. (Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Logisch!)


Nun kann man sagen, dass die Fakten auf dem Tisch
iegen. Dann erlebt man als engagierter Parlamentarier
ber auch andere Stunden. Ich wurde vom EED, dem
vangelischen Entwicklungsdienst, besucht – er ist mei-
es Wissens überwiegend von der Kirche finanziert –,
er ein paar Gäste mitbrachte. Das waren Bauern aus
eorgien, Argentinien, Brasilien, Tansania und Indien.
as sind die Menschen, die gentechnisch veränderte
flanzen gekauft haben. Diese Gäste erzählten auf ein-
al etwas ganz anderes. Sie erzählten von den Fehl-

chlägen mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Sie er-
ählten von den Ernteausfällen, die sie nach dem Anbau






(A) )



(B) )


René Röspel
gentechnisch veränderter Pflanzen haben. Sie erzählten,
dass der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln ge-
stiegen statt – wie von den Konzernen versprochen – ge-
sunken ist. Sie erzählten, dass sie auf einmal niedrigere
statt höhere Erträge haben. Sie erzählen von den ver-
nichteten bäuerlichen Existenzen, weil eine nicht gelun-
gene Ernte in den Schwellen- und Entwicklungsländern
schlimmere Folgen nach sich zieht, als wir uns vorstel-
len können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wem glaubt man denn jetzt?


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD]: Die sind alle unwissenschaftlich vorgegangen!)


Da fand ich es interessant, dass sich das Max-Planck-In-
stitut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm die-
ses Themas in der Studie „BT-Baumwolle in Indien –
Wirtschaftlicher Durchbruch oder Versagen auf der gan-
zen Linie?“ auch einmal angenommen hat. Genau da
wird auch gefragt:

Wie passen diese äußerst widersprüchlichen Sicht-
weisen

– positive Darstellung auf der einen Seite und persönli-
che Erfahrungen, die etwas ganz anderes berichten, auf
der anderen Seite –

zusammen?


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608507600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Happach-Kasan?


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1608507700

Gern.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1608507800

Kollege Röspel, wir haben ja schon öfter miteinander

über die Frage der Grünen Gentechnik diskutiert. Es ist
immer sehr gut, wenn man einen solchen Dialog fort-
setzt. Ich möchte Sie fragen, ob Sie außer den Einzelbei-
spielen, die der EED Ihnen präsentiert hat – der EED hat
ja eine ideologisch sehr gefestigte Position gegenüber
der Grünen Gentechnik; er lehnt sie nämlich ganz kon-
kret ab, das muss man einfach so sagen –,


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Ganz im Gegensatz zur FDP!)


auch wissenschaftliche Erkenntnisse kennen. Professor
Martin Quaim von der Universität Hohenheim, der sich
insbesondere mit den Ergebnissen des Anbaus gentech-
nisch veränderter Pflanzen in den Schwellenländern be-
schäftigt, hat dazu zum Beispiel genaue Ausführungen
gemacht. Kennen Sie diese Ausführungen? Kennen Sie
auch seine Untersuchung zu der Frage, welcher Anteil
des Gewinns den Firmen zukommt, zum Beispiel Mon-
santo, und welcher Anteil den Landwirten zukommt?
Der Untersuchung kann man beispielsweise entnehmen,

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(C (D ass gerade in China und in Indien der Anteil, der den andwirten zukommt, sehr hoch ist, nämlich 70 bis 0 Prozent, und in Argentinien – das korrespondiert mit em, was Frau Höfken gesagt hat – der Gewinnanteil der andwirte nur 10 Prozent ausmacht. Kennen Sie diese ntersuchung und in welcher Weise berücksichtigen Sie ie bei Ihren Ausführungen? (Ulrich Kelber [SPD]: Wie ist sie finanziert worden?)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1608507900

Ich danke Ihnen für Ihre Frage. Ich kenne diese Un-

ersuchung. Sie gibt mir Gelegenheit, jetzt gleich noch
inmal aus der Veröffentlichung „BT-Baumwolle in In-
ien“ vom Juli 2006 auf der Internetseite des Max-
lanck-Instituts für Molekulare Physiologie in Golm zu
itieren, das nicht als ausgewiesen unwissenschaftlich
der ideologisch behaftet bekannt ist. Dort wird genau
iese Problematik aufgenommen. Es gibt nämlich Er-
ebnisse, die die eine Sichtweise stützen, und Ergeb-
isse, die die andere Sichtweise stützen. Hier steht zu
en Erträgen von gentechnisch veränderter Baumwolle
n einigen Staaten Indiens geschrieben:

Durchschnittlich wurden in einigen Staaten


(Ulrich Kelber [SPD]: Auf einigen Feldern!)


mit Bt-Baumwolle zwischen 45 % (2002) und 63 %

(2003) höhere Erträge erzielt.


as sind die positiven Botschaften, über die auch in den
iotech-Briefen berichtet wird. Auf der anderen Seite
ibt es die Erfahrungen aus anderen Regionen und ande-
en Bereichen – in der Hohenheimer Studie wurde leider
ieder nur ein bestimmter Teil angeschaut –, dass die
rträge deutlich geringer sind. So stand in einem Staat
m Ende ein um durchschnittlich 40 Prozent geringerer
eingewinn bei der Ernte von gentechnisch veränderten
flanzen. Genau darauf will ich hinweisen.

Wenn man sich die Literaturangaben im Biotech-
rief und aus den Publikationen von Hohenheim an-

chaut sowie weitere Literatur und wissenschaftliche Ar-
eiten zu diesem Thema sortiert, dann entwickeln sich
wei Stapel. Es ist eben nicht so, wie Sie vorhin sagten,
ass es bewiesen ist, dass es keine Probleme gibt. Viel-
ehr liegen auf einem Stapel die positiven Aussagen,

uf dem anderen Stapel die negativen Aussagen, wobei
ie Aussagen in beiden Stapeln, meistens jedenfalls,
issenschaftlich begründet sind. Am Ende dieses Stapel-

ufhäufens muss doch mindestens ein Zweifel stehen,
er denn nun recht hat. Übrigens kann das das MPI
olm auch nicht endgültig auflösen. Es entstehen eben
iese unterschiedlichen Aussagen aus dem Anhören Be-
roffener und aus dem Lesen wissenschaftlicher Arbei-
en. Die negativen Aussagen sind ja auch wissenschaft-
ich fundiert; das muss man in der Tat zur Kenntnis
ehmen.

Wenn man dann auch noch die Aussagen zu der Frage
ortiert, welche Auswirkungen eigentlich die Ausbrin-
ung gentechnisch veränderter Pflanzen hat – da haben
ir einen Erfahrungszeitraum von zehn Jahren; der ist in






(A) )



(B) )


René Röspel
einem Bereich, wo die Evolution Millionen Jahre ge-
braucht hat, wirklich so kurz, dass er eigentlich kaum re-
levant ist –, dann entstehen neue Stapel: einerseits ein
Stapel, in dem wissenschaftlich begründete Hinweise
enthalten sind auf Resistenzentwicklungen nach Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen, auf die Schädigung
der Nichtzielorganismen, also der sogenannten Nütz-
linge, auf Auswirkungen auf die Böden und auf Aus-
kreuzungen, die insbesondere beim Raps relativ deutlich
machen, dass dieser kaum koexistenzfähig ist. Auf der
anderen Seite gibt es den Stapel mit den Gegengutach-
ten. Auch da bleiben schlicht und einfach Zweifel.

Wir haben glücklicherweise beim Bundestag mit dem
Büro für Technikfolgenabschätzung ein Instrument, das
uns helfen kann, diese Zweifel aufzuarbeiten. Auf den
guten Bericht, der übrigens sehr ernüchternd endet, was
die Bilanzierung der gentechnisch veränderten Pflanzen
der zweiten und dritten Generation anbelangt, kann ich
aus zeitlichen Gründen nicht eingehen.

Immer wieder kommt das Argument: Aber schaffen
wir nicht Arbeitsplätze, wenn wir Gentechnik einfüh-
ren? – Auch dazu gibt es viel Literatur. Ich habe sie ein-
mal gesichtet und auch bei der Bundesregierung ange-
fragt. Vom Bundesministerium für Forschung habe ich
eine interessante Auskunft bekommen: In Deutschland
beschäftigen knapp 50 Unternehmen im Bereich der
Grünen Biotechnologie circa 1 200 Mitarbeiter. – Wenn
wir großzügig rechnen und die Menschen hinzuzählen,
die in den jeweiligen Abteilungen in den großen Konzer-
nen arbeiten, kommen wir in Deutschland vielleicht auf
10 000 Mitarbeiter. Im ökologischen Landbau sind mitt-
lerweile, Tendenz übrigens steigend, 150 000 Menschen
beschäftigt.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Forschung!)


Wir haben also das 15-fache an Arbeitsplätzen in einem
Bereich, der auf gentechnikfreien Anbau dringend ange-
wiesen ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Bei einer Abwägung dieser Arbeitsplatzzahlen würden
wir sicherlich schnell zu der Auffassung kommen, dass
wir vernünftige Regelungen brauchen.

Willy Brandt hat vor über 40 Jahren – in Bonn, lieber
Herr Kelber – einmal gesagt: „Der Himmel über der
Ruhr muss wieder blau werden.“ Damals hat er sich mit
der sichtbaren Umweltverschmutzung befasst, mit dem
Ruß durch die Stahlerzeugung; den kenne ich als Ruhr-
gebietsmensch. Der Erfolg ist sichtbar: Der Himmel ist
blau geworden. Was man damals nicht sehen konnte,
waren die unsichtbaren Gefahren. Da gab es keine
Zweifel. Es gab auch keine Kenntnis, dass das farb- und
geruchlose Kohlendioxid sich im Laufe von Jahrzehnten
ansammeln und irgendwann eine Klimakatastrophe aus-
lösen könnte.

Wenn man bei einem Thema Zweifel hat – die hatte
man damals nicht, deshalb ist das auch kein Vorwurf;
aber heute muss man Zweifel haben, wenn man mit offe-

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(C (D en Augen durch die Landschaft geht –, dann gibt es wei Möglichkeiten, zu verfahren: Man kann mutig voangehen und das Risiko in der Hoffnung eingehen, dass s gut gehen möge, oder man kann Alternativen suchen, orschen und abwägen, inwieweit man vorangehen kann. ei Fragestellungen, bei denen man sich schadlos irren ann, weil man die Entscheidung zurückrufen kann, ist er erste Weg akzeptabel – mutig und risikobereit voranehen. Bei Entscheidungen aber, die nicht mehr rückholar sind – und das ist die große Frage, ob es bei den genechnisch veränderten Pflanzen nicht um eine solche eht; wie sollen sie zurückgeholt werden, wenn sie einal ausgebracht sind? –, gerät der erste Weg zum Lotto piel, und das ist politisch nicht verantwortbar. In diesem all ist der zweite Weg – risikoabwägend und absichernd orzugehen – der bessere. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir sind als SPD-Fraktion der Auffassung, dass wir
en Weg gehen müssen, das Risiko richtig zu bewerten.
ir wollen das im Sinne des Schutzes von Umwelt und
ensch auch tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608508000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Eva Bulling-

chröter für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608508100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ine Mehrheit in diesem Land will kein Genfood. Ich
enke, das sollten Sie sich noch einmal auf der Zunge
ergehen lassen. In meinem Heimatland Bayern vergeht
eine Woche, in der nicht mindestens eine Veranstaltung
der Demonstration zu diesem Thema stattfindet, Ende
es Monats wieder in Pfaffenhofen, dem Produktions-
tandort der Firma Hipp, die sich sehr detailliert zu den
isiken und zu ihrer Ablehnung geäußert hat.

Frau Happach-Kasan, ich sage Ihnen nur eines: Die
enschen haben sehr wohl verstanden, und sie wollen,

ass die Politik endlich versteht. Das ist, denke ich, der
ichtige Weg.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Kelber, Sie haben von Presseerklärungen ge-
prochen. Stimmt; da haben wir vielleicht ein bisschen
enig gemacht. Aber Presseerklärungen sind nicht alles.
ir unterstützen die Initiativen vor Ort, und davon ha-

en diese manchmal mehr.


(Beifall bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Mit den vielen bayerischen Abgeordneten!)


Aber jetzt zu den Anträgen aus den Reihen der Oppo-
ition und dem TAB-Gentechnikbericht. Zum Antrag der






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
FDP zur Änderung des Gentechnikgesetzes gibt es ei-
gentlich nicht viel zu sagen. Jedes gesprochene Wort
wäre eine unverhältnismäßige Aufwertung dieses indus-
triehörigen und verbraucherfeindlichen Vorschlages.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt zum Bericht des Büros für Technikfolgenab-
schätzung beim Deutschen Bundestag. Um es kurz zu
fassen: Er ist ein Nackenschlag für alle, die große Hoff-
nungen in die Anwendung der Agrogentechnik haben.
Die Gefahren für Mensch und Umwelt nehmen in der
zweiten und dritten Generation eben nicht ab, sondern
zu. Der wirtschaftliche Nutzen ist fraglich. Ich kann
mich noch an das Gejammere der Industrie während un-
serer Anhörung erinnern.

Der Bt-Mais MON 810 steht europaweit in der Kri-
tik. Wir begrüßen hier die Maßnahmen der Länder Ös-
terreich und Ungarn.


(Beifall bei der LINKEN)


Beide Staaten haben aus berechtigten Zweifeln Konse-
quenzen gezogen und Regelungen geschaffen, die den
Anbau von MON 810 behindern. Erst wenn alle Unklar-
heiten beseitigt sind – falls das überhaupt möglich ist –,
könnte der transgene Mais dort angebaut werden. Ich bin
gespannt auf das Greenpeace-Gutachten.

Die Linke fordert hier grundsätzliche Lösungen. Es
muss europaweit die Möglichkeit geben, sich regional
und national gegen den Anbau transgener Kulturpflan-
zen auszusprechen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es kann nicht sein, dass eine Region, die diese Pflanzen
nicht will, durch europarechtliche Regelungen zum
Anbau gezwungen wird. Anbauverbote und Einfuhr-
beschränkungen sollten jedem europäischen Staat zur
Verfügung stehen. Gentechnikfreiheit bietet gerade den
europäischen Landwirtinnen und Landwirten echte Ver-
marktungschancen. Diese gilt es nicht zu zerstören.
Auch Sie wollen das doch nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Thema Koexistenz. Die Grünen fordern im Antrag
eine europaweite Regelung – ein guter Vorschlag. Wir
fordern allerdings Klarheit, was unter Koexistenz eigent-
lich zu verstehen ist. Der Begriff wird genauso gedehnt
und missbraucht wie der Begriff Nachhaltigkeit seit Rio.
Folgt man der Logik von FDP, CDU/CSU und Mon-
santo, dann heißt Koexistenz, dass es quasi ein Recht auf
Kontamination des Nachbarn bis zu einem Anteil von
0,9 Prozent gibt. Das ist auf keinen Fall zu akzeptieren.

Koexistenz bedeutet für die Linke ein Nebeneinander
ohne jegliche Kontamination, Verschleppung oder Ver-
mischung. Landwirtinnen und Landwirte der gentech-
nikfreien Produktion haben ein Recht auf ein Nebenei-
nander. Ein vermischtes Miteinander muss verhindert
werden.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D ur so ist die viel zitierte Wahlfreiheit der Kundinnen nd Kunden überhaupt möglich. Wer zahlt schon für ein ls gentechnikfrei gekennzeichnetes Produkt, wenn es is zu 0,9 Prozent Gentechnik enthalten kann? Die Nachweisgrenze liegt heute bei 0,005 Prozent. ch wiederhole: bei 0,005 Prozent. Daran muss man sich rientieren. Können BASF, Monsanto und ihre Freunde us der Politik nicht garantieren, dass ihre Pflanzen nicht n andere Kulturen auskreuzen – egal, wie groß ein Siherheitsabstand auch sein mag –, dann sollten sie diese uch nicht anbauen dürfen. Gentechnik muss sicher sein der sich vom Acker machen! Das verstehe ich unter oexistenz. Das bedeutet ein wirkliches Nebeneinander. Ganz kurz noch zu den Freisetzungsexperimenten. rundsätzlich sieht die Fraktion Die Linke Forschung an ransgenen Pflanzen in Bezug auf Auskreuzungen, Verchleppung und sonstige Kontamination genauso kriisch wie beim kommerziellen Anbau. ir teilen die Kritik vor allem in Bezug auf Haftung, eferenzmaterial und Forschungsbedarf. Der Aspekt Bienen und Gentechnik“ muss noch mehr im Vorderrund stehen. Forschung im offenen System ist immer risikobehafet; eine hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geen. Wir brauchen den Schutz von Mensch und Tier. ie Rolle der grünen Gentechnik in diesem Zusammenang ist sehr fraglich. Noch eine Bemerkung zu den Ausführungen von Frau ieper: Sie hat gesagt, es gehe um mehr. Das stimmt: Es eht um die Verantwortung, um Verbraucherrechte und uf der anderen Seite um Millionengewinne von großen onzernen. Sie haben die Wahl. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Und es geht um Arbeitsplätze!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608508200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Elvira Drobinski-

eiß für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1608508300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrte Damen und Herren von der FDP, Sie haben
ns heute hier den Entwurf für ein Gentechnikgesetz
orgelegt, das unserem obersten Ziel, nämlich dem
chutz von Mensch und Umwelt, und dem Vorsorge-
rundsatz widerspricht, das die Koexistenzfragen aus-
chließlich zulasten der gentechnikfreien Lebensmittel-
roduktion und damit zulasten der Wahlfreiheit der
erbraucher regelt, das gegen EU-Recht verstößt, das
uf Geheimniskrämerei statt auf Transparenz setzt und
as damit nicht geeignet ist, das Vertrauen und die Ak-






(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß
zeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher gegen-
über der Grünen Gentechnik zu fördern.


(Beifall bei der SPD)


Ich nenne es deshalb ein Akzeptanzverhinderungsgesetz.
Damit erweisen Sie der Lebensmittelwirtschaft, aber
auch der Biotechnologiebranche und der Forschung ei-
nen Bärendienst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


Dass Sie als Erstes die ethischen Werte aus dem Gen-
technikgesetz streichen wollen, spricht für sich selbst.
Dass Sie damit nichts Konkretes verbinden können,
glaube ich gern. Aber der wiederholte Versuch, den Be-
griff des Inverkehrbringens umzudefinieren und die
Weitergabe von Auskreuzungsprodukten aus Freiset-
zungsversuchen ohne entsprechende Genehmigung zu
ermöglichen, macht mich langsam wütend.


(Cornelia Pieper [FDP]: Das gibt es übrigens schon seit Millionen Jahren!)


Dass die EU-Kommission inzwischen mehrfach be-
stätigt hat, dass solche Produkte nicht weitergegeben
werden dürfen, kann doch auch Ihnen, meine Damen
und Herren von der FDP, nicht entgangen sein. Das ist
nicht nur ein Verstoß gegen EU-Recht. Das widerspricht
auch dem Vorsorgegrundsatz und dem obersten Ziel,
dem Schutz des Menschen und der Umwelt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Beinahe schon amüsant finde ich Ihre Erklärung, dass
von kleinteiligen, parzellierten Anbaumaßnahmen auf
Versuchsfeldern keine Auswirkungen auf die Nach-
barschaft ausgehen können. Da kann man nur hoffen,
dass die GVOs auch wissen, dass sie sich auf kleinen
Versuchsfeldern befinden, und sich daran halten, dass sie
deshalb nicht auskreuzen dürfen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Haben Sie sich das mal angeguckt?)


Ein wirkliches Highlight aber ist die Passage in der
Begründung zu Nr. 8. Dort heißt es, dass eine gentechni-
sche Veränderung auch durch Kreuzung, natürliche Re-
kombination oder andere Arten der Vermehrung übertra-
gen werden kann. Eine derartige Übertragung könne
aber – ich zitiere –

nur dann zur Entstehung eines gentechnisch verän-
derten Organismus führen, wenn die Übertragung
absichtlich bewirkt wird, also das Ergebnis einer
Herstellung ist.

Da zufällige Auskreuzungen nicht das Ergebnis eines
„finalen menschlichen Steuerungsprozesses“ sind – die-
ses Wortmonster stammt aus dem Gesetzentwurf der
FDP –, handelt es sich nach Ihrer Definition dann auch
nicht um gentechnische Veränderungen. Das ist zwar
eine sehr kreative Definition; aber es ist der blanke Un-
sinn.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Probleme der Koexistenz der verschiedenen Anbau-
ormen lassen sich nicht mit Ihrem Ansatz lösen, dass
icht sein kann, was nicht sein darf. Hier offenbart sich,
ass Sie keine Lösungen anzubieten haben.

In der letzten Woche bin ich auf einer sehr interessan-
en Veranstaltung zur Weißen Biotechnologie gewesen.
in enormes Potenzial zum Schutz von Umwelt und
essourcen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen steckt

n diesem Bereich, welches bisher viel zu wenig genutzt
ird – und das, obwohl Deutschland in Sachen For-

chung und Technik die Nummer eins in Europa und
eltweit die Nummer zwei gleich hinter den USA ist.
um wiederholten Male habe ich dort gehört, dass die
urückhaltung in diesem Bereich nichts mit dem Gen-

echnikgesetz zu tun hat, sondern mit mangelnder Inves-
itionsbereitschaft. Das ist umso erstaunlicher, als die

eiße Gentechnik im Gegensatz zur Grünen Gentechnik
icht mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen hat.

Im Unterschied zur Anwendung in der Medizin, also
u der der Roten Gentechnik, und zur Anwendung von
entechnisch veränderten Mikroorganismen in der In-
ustrie, also zu der der Weißen Gentechnik, findet die
nwendung in der Landwirtschaft – hier geht es um die
rüne Gentechnik – nicht im Labor, sondern im offenen
ystem, im Freiland statt. Deshalb muss hier verantwor-

ungsvoll und mit besonderer Vorsicht vorgegangen wer-
en.


(Beifall bei der SPD)


Auf dieser Veranstaltung wies ein Teilnehmer zu
echt darauf hin, dass diese besondere Vorsicht beim
mgang mit der Gentechnik im Freiland und der Schutz
er biologischen Vielfalt vor gentechnisch veränder-
en Organismen enorm wichtig sind, damit die Gen-
echnik weiter für die Biotechnologie genutzt werden
ann. Die Möglichkeiten der Biotechnologie speisen
ich aus der biologischen Vielfalt.

Auch deshalb setzen wir konsequent auf die Vermei-
ung von GVO-Verunreinigungen. Das fängt beim Saat-
ut an: Kennzeichnung ab Nachweisgrenze. Wo Gen-
echnik drin ist, soll das auch draufstehen.

Das geht weiter mit Sicherheitsmaßnahmen beim An-
au von gentechnisch veränderten Pflanzen, die die Ver-
inderung von Verunreinigungen zum Ziel haben und
icht die Einhaltung eines Kennzeichnungsschwellen-
ertes von 0,9 Prozent. Beim Anbau von gentechnisch
erändertem Mais halten wir aus Vorsorgegründen einen
icherheitsabstand von 300 Metern zu konventionell
nd ökologisch bewirtschafteten Flächen für nötig. Da-
it liegen wir sogar unterhalb des europäischen Durch-

chnitts, der für ökologisch bewirtschaftete Flächen bei
und 330 Metern liegt.

Wichtig ist, dass auch für Schäden unterhalb des
ennzeichnungsschwellenwertes von 0,9 Prozent ein
usgleich möglich sein muss. Wir wollen nicht, dass die
eschädigten auf den Kosten sitzen bleiben, wenn ihre






(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß
Produkte nicht oder nur zu einem geringeren Preis ver-
kauft werden können, weil sie GVO-Anteile enthalten.


(Beifall bei der SPD)


Das ist ein Erfordernis der Realität am Markt. Die
Abnehmer sichern sich ab: Sie verlangen von ihren Zu-
lieferern Nachweise über die GVO-Freiheit ihrer Pro-
dukte oder über die Einhaltung von Grenzwerten deut-
lich unter 0,9 Prozent.

Testmessungen werden also Standard werden. Solche
Tests sollten nicht zulasten der GVO-freien Anwender
gehen; sie sollten vielmehr den GVO-Anwendern vorge-
schrieben werden. Im Umfeld der GVO-Anbauflächen
vorgenommen, können solche Tests sicherstellen, dass
GVO-Verunreinigungen direkt auf dem Acker erkannt
werden und nicht erst im Laufe der Produktion oder am
Ende der Warenkette.


(Beifall bei der SPD)


Kolleginnen und Kollegen, der Schutz vor GVO-Ein-
trägen und das frühzeitige Erkennen von Verunreinigun-
gen sind von enormer Bedeutung für die Verbraucher
und für die Lebensmittelbranche. Wir dürfen hier keinen
Vertrauensverlust riskieren. Daran hängen auch viele Ar-
beitsplätze. Der Kollege Röspel hat schon darauf hinge-
wiesen.

Wie wichtig es ist, dass auch die Wirtschaft davor ge-
schützt wird, zeigt ein aktuelles Beispiel aus den USA.
Dort wurde ein herkömmlicher Reis der Firma BASF
vom Markt genommen, weil er GVO-Material eines
Liberty-Link-Reises der Firma Bayer enthielt. Die Ent-
fernung dieses Reises vom Markt wird nach Angaben ei-
nes Sprechers von BASF zu Umsatzausfällen in Millio-
nenhöhe führen.

Es gibt also gute Gründe, auch im Interesse der Wirt-
schaft und der Biotechnologiebranche sehr vorsichtig
mit der Grünen Gentechnik umzugehen. Der Gesetzent-
wurf der FDP wird dem in keiner Weise gerecht. Wir
lehnen ihn ab.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608508400

Das Wort hat die Kollegin Bärbel Höhn für die Frak-

tion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608508500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir führen gerade eine sehr engagierte und sehr kontro-
verse Debatte. Das hat seinen Grund. Es geht nicht um
irgendeine Lappalie, sondern um ein entscheidendes
Thema. Es geht um die Frage – diese steht zur Entschei-
dung an –: Können wir in Deutschland und in Europa
auch in Zukunft gentechnikfrei produzieren, ja oder
nein?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – H d n i d i m w R r R w m f h n b g A K P – A d g N k G s D d A I n A b 1 s n d m V 3 E f A f (C (D Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Darum geht es nicht!)


Das ist eine entscheidende Frage, meine Damen und
erren. Wenn wir bei dieser Technik falsche Entschei-
ungen treffen, dann gibt es kein Zurück mehr. Dass das
icht nur eine Theorie, sondern die Praxis ist, sehen wir
n Kanada. Das große Kanada – schauen Sie einmal auf
ie Karte, wie groß Kanada und wie klein Deutschland
st! – kann heutzutage keinen gentechnikfreien Raps
ehr liefern. Weil dort falsche Entscheidungen getroffen
orden sind, gibt es in Kanada die Koexistenz beim
aps nicht mehr.

Diese Erfahrungen müssen wir weltweit machen. Üb-
igens profitieren unsere Rapsbauern momentan davon.
aps wird ja nicht nur für die Energiegewinnung ver-
endet. Die Tatsache, dass gentechnikfreier Raps zuneh-
end in der Lebensmittelproduktion eingesetzt wird,

ührt dazu, dass für gentechnikfreien Raps heute ein hö-
erer Preis erzielt wird als zu der Zeit, als dieser noch
icht so knapp war. Es handelt sich also um einen Wett-
ewerbsvorteil für die Bauern in Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Hinblick auf die Frage, ob wir in Zukunft noch
entechnikfrei werden produzieren können, ist der
bstand von entscheidender Bedeutung. Frau Happach-
asan, Sie sagen – ich erinnere mich sehr genau an eine
resseerklärung vom Juni letzten Jahres –, bei Mais
was natürlich etwas anderes ist als Raps – reicht ein
bstand von nur 70 Metern, weil damit der Grenzwert
er EU von 0,9 Prozent eingehalten werden kann. Sie le-
en einen Abstand fest, mit dem die Kontamination der
achbarfelder in möglichst großem Ausmaß stattfinden
ann. Für Sie ist der Grenzwert ein Türöffner für die
entechnik in Deutschland. Uns reicht ein solcher Ab-

tand nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn der Grenzwert von 0,9 Prozent hat einen Zusatz,
en Sie offensichtlich nicht beachten. Ihre Position, den
bstand auf 70 Meter zu bemessen, ist EU-rechtswidrig.

m Zusatz heißt es nämlich, dass 0,9 Prozent ohne eige-
es Verschulden eingehalten werden müssen. Mit Ihrer
bstandsbemessung führen Sie eine Verschuldung her-
ei und stellen die 0,9 Prozent als Normalfall dar.

Herr Seehofer will jetzt einen Abstand von
50 Metern. Dazu sage ich Ihnen: 150 Meter Abstand
ind zu wenig, weil auch damit eine bewusste Kontami-
ation von Nachbarfeldern in Kauf genommen wird. Das
arf nicht sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


In solchen Zusammenhängen orientiere ich mich im-
er an der Wirtschaft. Ich weiß, dass Monsanto seinen
ertragsbauern einen Abstand zu den Biofeldern von
00 Metern vorschreibt. Die Bauern müssen sich zur
inhaltung dieses Abstands schriftlich verpflichten. Ich

rage daher: Warum fällt die Bundesregierung hinter den
bstand, den Monsanto für nötig hält, zurück? Ich habe

ür dieses Vorgehen kein Verständnis, insbesondere des-






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
halb nicht, weil die meisten anderen Länder der EU
mehr als 150 Meter vorschreiben. Richten Sie sich nach
den Vorgaben der anderen Länder und nehmen Sie sich
an deren Vorsorgeprinzip ein Beispiel! Sie wollen näm-
lich so ihre Bevölkerung schützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch kurz auf die Freisetzungsversuche
eingehen. Davon handelt auch unser Antrag. Herr
Lehmer, ich halte das, was Sie hier veranstaltet haben,
für unzulässig. Ich behaupte – das wiederhole ich hier
sehr deutlich –: Momentan lassen Sie Freisetzungsversu-
che zu, die provokativ sind.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Auf der Grundlage der von Ihnen geschaffenen Regelungen!)


Wenn Sie aus dieser meiner Bemerkung schließen – was
Sie eben getan haben –, ich würde Menschen zu Feld-
zerstörungen auffordern, dann muss ich sagen: Das ist
unzulässig; denn das ist ein Totschlagargument. Jede
Kritik an Freisetzungsversuchen wird von Ihnen sofort
mit der Aufforderung zur Felderzerstörung gleichge-
setzt. Diese Argumentation lasse ich nicht zu. Man muss
Kritik an diesen Freisetzungsversuchen äußern dürfen,
und das tun wir.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE] – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und zu Recht!)


Wenn Sie Freisetzungsversuche von gentechnisch
veränderten Kartoffeln mit pharmakologischer Wirkung
zulassen, dann lassen Sie die Anpflanzung von Medika-
menten zu und nichts anderes. In den USA und Kanada
wird diskutiert, solche Versuche nur in geschlossenen
Systemen und strikt getrennt von der Umwelt und der
Lebensmittelkette zu ermöglichen. Warum wollen Sie
hierzu den freien Feldversuch? Das geht nicht.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Warum denn nicht?)


Am Ende meiner Rede sage ich: Die Argumente von
Ihnen allen, insbesondere von Ihnen, Frau Happach-
Kasan, finde ich unterirdisch. Sie, wie auch Herr
Lehmer, präsentieren sich als Vertreter der Gentechnolo-
gie, von Genfirmen und achten nicht auf die Interessen
der Bevölkerung. Das ist nicht im Sinne Ihres Mandats
im Deutschen Bundestag.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Manfred Grund [CDU/CSU]: Ein unglaublicher Vorwurf!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608508600

Nächster Redner ist der Kollege Peter Bleser für die

Fraktion der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Was ist rüne Gentechnik? (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Agrogentechnik heißt das!)

Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1608508700

rüne Gentechnik ist im Grunde nichts anderes als eine
ndere Form der Züchtung, die schneller, gezielter und
reiter in der Anwendung ist.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP] – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! – Ulrich Kelber [SPD]: Ach, Peter!)


eit Jahrtausenden finden in der Natur Mutationen statt.
flanzen haben sich verändert, um sich den neuen Be-
ingungen anzupassen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608508800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Höhn?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1608508900

Auf Sie, Frau Höhn, komme ich gleich zu sprechen.

1980 hat das Max-Planck-Institut zum ersten Mal in
eutschland einen Gentechnikversuch durchgeführt, der
elungen ist.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und genau der ist gleich schiefgegangen! – Gegenruf der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Nein, ist er nicht!)


ithilfe eines Agrobakteriums wurde ein anderes Gen in
ine Zelle eingebracht. 1996 begann in den Vereinigten
taaten von Amerika der kommerzielle Anbau. Heute
erden weltweit 100 Millionen Hektar Land gentech-
isch bestellt. 10,3 Millionen Landwirte bauen in 22 Län-
ern solche Pflanzen an.

Der Zuwachs ist rasant. Es sind 2006 12 Millionen
ektar mehr als im Jahr davor. Allein in Indien wird auf
,8 Millionen Hektar Land Baumwolle angepflanzt, die
entechnisch verändert ist. In Deutschland haben wir ge-
ade einmal 1 000 Hektar. Jetzt können wir natürlich sa-
en: 10,2 Millionen Bauern irren. Wir können auch sa-
en: 22 Länderregierungen irren.


(Ulrich Kelber [SPD]: Oder die anderen Bauern haben Recht!)


ir können uns aber auch fragen: Soll am deutschen
esen die Welt genesen?


(Zurufe von der SPD: Oh!)


der kann es sein, dass wir uns hier ein Stück verrennen,
umindest in Teilen dieses Parlamentes und in der Öf-
entlichkeit?


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Mein Gott!)


Wir müssen den Menschen draußen einmal erklären,
as überhaupt stattfindet. Da wird eine Maissorte ge-






(A) )



(B) )


Peter Bleser
züchtet, die den Schädling Maiszünsler abhält und eine
chemische Behandlung erübrigt.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber die isst du dann mit, Mensch!)


Da wird eine Baumwolle gezüchtet, die schon in der
Pflanze die Färbung ermöglicht und damit später inten-
sive chemische Prozesse vermeiden hilft. Da wird zum
Beispiel aktuell in Mecklenburg-Vorpommern ein Frei-
setzungsversuch durchgeführt, bei dem es gelingen soll,
Choleraimpfstoffe in Kartoffeln zu erzeugen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Toll!)


Auch in den Vereinigten Staaten, wo man mit pflanzen-
schutzresistenten Sorten begonnen hat, hat man dies ja
nicht ohne Grund getan. Das Ziel war, pfluglos arbeiten
zu können und damit die Bodenerosion zu vermeiden.
Das war doch der Grund, warum diese Technologie dort
genutzt wird.

In der Forschung geht es ja weiter. Wir haben erste
Ansätze für energiehaltigere Pflanzen – im Rahmen der
Klimadiskussion eine ganz entscheidende Entwicklung.
Wir haben den Versuch, Proteinanteile in den Pflanzen
zu erhöhen. Proteinmangel ist ein Problem in vielen
Ländern dieser Erde. Wir haben einen Versuch mit Kar-
toffeln, bei dem wir den Stärkegehalt und die Form der
Stärke verändern, was dazu führt, dass wir kompostier-
bare Materialien schaffen können. Das sind alles Dinge,
die sehr hoffnungsvoll sind, die der Umwelt nutzen, die
der Welternährung nutzen, die der Gesundheit nutzen.
Wir müssen den Menschen doch einmal sagen, was das
Ziel dieser Technologie ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es geht hierbei nicht nur um wirtschaftlichen Profit.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles gute Menschen!)


Ich weiß natürlich auch, dass 72 Prozent der Bevölke-
rung – von mir aus auch 80 Prozent – Ängste gegenüber
dieser neuen Technologie haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ablehnung, nicht Ängste! – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


Man muss diese Ängste ernst nehmen, und man muss sie
auch entkräften. Dabei muss man sehr solide vorgehen.
Das darf aber nicht ideologisch sein, Frau Höhn, sondern
das muss man mit wissenschaftlichen, belastbaren Er-
kenntnissen machen,


(Beifall bei der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das, Herr Bleser!)


die auch Bestand haben und nicht irgendwelchen politi-
schen Zielen untergeordnet werden. Eine ideologische
Instrumentalisierung dieser verheißungsvollen Techno-
logie wird uns in Deutschland nicht weiterführen.

Dieses Parlament hat 1984 übrigens eine Enquete-
Kommission eingesetzt, die sich genau mit diesen Fra-

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(C (D en der Gentechnik beschäftigt hat. 1987 wurde das Erebnis dieser Kommission vorgelegt, und diese Technoogie wurde begrüßt. Aufgrund dieser Arbeiten ist brigens das strenge System entstanden, das bei uns uch heute noch – auch durch die Europäische Union – tabliert ist, nämlich sehr strenge Voraussetzungen und icherheitsvorschriften in Form von Stufen, vom Labor ber Gewächshäuser bis zu Freisetzungsversuchen. Das ient doch nur der Sicherheit und nicht dem Gegenteil, ie hier viele unterstellen. 2001 ist die Freisetzungsrichtlinie in Brüssel bechlossen worden. Da waren wir nicht an der Regierung, rau Höhn und Frau Höfken. Künast und andere haben iesen Beschluss mit herbeigeführt. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann halten Sie die Richtlinie auch ein!)


004 hat hier eine andere Koalition die Umsetzung der
uropäischen Freisetzungsrichtlinie beschlossen. Auch
as muss man den Menschen sagen. Aufgrund dieser
echtsetzung findet heute gentechnisch veränderter An-
au in Deutschland statt. Wir gehen jetzt daran – das ist
ehr zu loben und hervorzuheben –, dieses Recht so zu
erändern, dass es praktikabler wird und dass die Sicher-
eit für Anbauer und Verbraucher besser wird, nicht
chlechter.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


as ist unser Ansatz. Deswegen wollen wir uns hier auf
er Grundlage des im Kabinett verabschiedeten Eck-
unktepapiers in den nächsten Wochen zusammenset-
en.

Herr Kollege Kelber, da stimme ich mit Ihnen voll
berein: Die Linie ist jetzt festgelegt. Wir müssen uns
it den Fragen, die Sie angesprochen haben, auseinan-

ersetzen. Ich bin der festen Überzeugung: Wenn wir
ach der Maxime vorgehen, niemandem etwas vorzu-
chreiben, sondern den Rahmen so zu setzen, dass die
erbraucher die Entscheidungsmöglichkeit behalten,
entechnisch veränderte Produkte zu kaufen oder nicht,
nd dass die Anbauer die Entscheidungsmöglichkeit be-
alten, gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen
der nicht,


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie müssen es aber auch ernten können, nicht nur anbauen!)


ann können wir einen Konsens finden, der in der Be-
ölkerung verstanden wird.

Dass es da unterschiedliche Einschätzungen gibt,
ollege Kelber, ist völlig normal. Ich bin da der gleichen
einung wie Ihr Kollege Rainer Wend, der sagt:

50 Meter Abstand sind bei guter fachlicher Praxis satt
usreichend.


(Ulrich Kelber [SPD]: Einzelmeinung!)


Diese Meinung können Sie akzeptieren oder nicht. –
ür mich ist entscheidend, dass diese Grenzen, wenn
achbarn diese Produkte anbauen, im Sinne der Prakti-
abilität auch unterschritten werden können.






(A) )



(B) )


Peter Bleser
Der FDP geht es auch um die Ächtung der Zerstö-
rung von Feldern, insbesondere von Versuchsfeldern.
Ich kann das nur nachdrücklich unterstützen. Wir müs-
sen gemeinsam gegen die vorgehen, die hier Recht bre-
chen wollen. Frau Höhn, ich bin sehr dankbar, dass auch
Sie sich hier in dieser Form positioniert haben.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir schon immer gemacht! Das wissen Sie doch!)


Wir müssen diese Forschung ermöglichen, um die
Rechtssicherheit und die Sicherheit für das Produkt, die
wir alle wünschen, herzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich will wie mein Kollege Lehmer die Bundesregie-
rung, aber auch uns im Parlament, ebenso die Wirtschaft
und die Medien auffordern, einen Zusammenhang, der
so komplex ist, wie es diese Technologie nun einmal ist,
so darzustellen, dass die Bevölkerung versteht, worum
es geht,


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Die versteht das schon! – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die versteht das sehr gut!)


dass ihr die Ängste genommen werden und dass der Be-
völkerung auch die Chance gegeben werden kann, die
Vorteile – die eindeutig vorhanden sind – zu nutzen.

Ich komme zum Schluss. Wir wollen einen Rechts-
rahmen setzen, der Wahlfreiheit und Koexistenz ermög-
licht. Wir wollen die Forschung hier halten; denn nur wo
die Forschung ist, werden auch die dazugehörigen Un-
ternehmen langfristig bleiben. Verhalten wir uns so, dass
uns zukünftige Generationen nicht den Vorwurf machen
können, eine tolle Chance vertan zu haben! Das sollte
unser Anspruch sein.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – René Röspel [SPD]: Eine Chance genommen zu haben!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608509000

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Dr. Matthias Miersch für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1608509100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zum Schluss sprechen zwei Praktiker: der Kollege
Bleser aus landwirtschaftlicher Sicht, ich aus juristischer
Sicht. Wir haben uns seit Jahren mit der Problematik
auseinandersetzen können. Lassen Sie mich vorweg sa-
gen: Ich glaube, es ist unstreitig, dass wir hier in die Zu-
kunft blicken und tatsächlich sichere Regelungen auf
diesem Gebiet erreichen wollen.

Wir haben im Koalitionsvertrag in diesem Zusam-
menhang zwei feste Grundwerte vereinbart, nämlich den

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(C (D rundsatz der Koexistenz und den Grundsatz der Wahlreiheit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch meine, dass sich alle Regelungen und alle Novellie-
ungen des Gentechnikgesetzes an diesen Grundwerten
essen lassen müssen.

Es ist manchmal ratsam, im Rahmen einer Gesetzes-
eratung die bisherige Praxis zu betrachten und sie aus-
uwerten.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


a müssen wir uns vor allem zwei Bereiche vornehmen
denn vieles von dem, was wir lesen, sind nur Hypothe-
en, und bewiesen ist nichts –: Der erste Bereich ist der
orschungsbereich. Wird die Forschung behindert, wie
s manchmal heißt? Der zweite Bereich ist die tatsächli-
he Praxis.

Bei der Forschung geht es primär um die Freiset-
ungsversuche. Ich will jedem, der sagt, dass das Gen-
echnikgesetz hier zu eng sei, empfehlen, die bisherige
echtsprechung zur Kenntnis zu nehmen. Gerichte hier

n Berlin – die zuständigen Behörden saßen hier – haben
ich mit Klagen von Menschen beschäftigt, die versucht
aben, Freisetzungen auf rechtlichem Wege zu verhin-
ern. Diese Bürger sind mit ihrer Klage fast nicht über
ie Stufe der Zulässigkeit hinausgekommen. Mir sind je-
enfalls nur ganz wenige Verfahren bekannt, die auf
iese Art und Weise infrage gestellt werden konnten.

Auch gehört dazu, dass wir uns anschauen, ob einige
er beabsichtigten Freisetzungsversuche eigentlich
em Koexistenzgedanken entsprechen, den wir ja zu-
ammen vereinbart haben. Ich will dabei ganz konkret
uf den aktuellen Freisetzungsversuch in Gatersleben
ingehen. Worum geht es? Es geht um die Freisetzung
on gentechnisch verändertem Weizen, und zwar in der
achbarschaft einer Genbank, in der jahrhundertealte
orten erhalten und zur Erhaltung freigesetzt werden
zw. in Freilandanbauen gesichert werden. In dieser
achbarschaft wird der Freisetzungsversuch stattfinden.

ch finde es bedenklich – das sage ich an dieser Stelle
uch an die Adresse des Ministeriums –, dass es in ei-
em Brief des Bundesamtes für Verbraucherschutz und
ebensmittelsicherheit an das entsprechende Institut
eißt:

Unabhängig von der Erteilung der Freisetzungsge-
nehmigung halte ich es aufgrund der vielen Ein-
wendungen mit Bezug auf die räumliche Nähe zur
Genbank für geboten, den Standort für die Vermeh-
rung der Genbankakzessionen zu verlagern.


(René Röspel [SPD]: Unglaublich!)


ier wird verlangt, dass jahrhundertealtes Kulturgut dem
orschungsdrang weichen soll. Das widerspricht aus
einer Sicht klar dem Grundsatz der Koexistenz.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch
Ich halte es für unangemessen und der Sache nicht dien-
lich, wenn man sich genau diesen Bereichen zuwendet.
Warum sucht man sich nicht andere Gebiete, die es zwei-
fellos gibt? Warum lässt man es hier auf den Crash an-
kommen? Das verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Es gibt keinerlei Gefährdung!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, nun ein Blick in die
Praxis – der Kollege Bleser kennt die Befürchtung vieler
Berufskolleginnen und -kollegen; ich bin mir allerdings
nicht immer sicher, ob die Spitze des Deutschen Bauern-
verbandes hier wirklich für die Mehrheit der Landwirte
spricht –:


(Ulrich Kelber [SPD]: In Bayern nicht!)


Wenn man sich damit beschäftigt, welche Probleme ein
Landwirt schon heute hat, wenn er Schädigungen an
seinem Saatgut geltend machen will, dann stellt man
fest, dass er vor juristischen Hürden steht, die fast nicht
zu überwinden sind. Halten wir uns nur einmal vor Au-
gen, was es bedeutet, wenn in einer Stadt oder einem
Dorf ein Landwirt gegen einen anderen Landwirt prozes-
sieren muss.

In einem solchen Fall geht es um die Fragen: War
dein Saatgut zuerst „verseucht“? Ist das vielleicht durch
falschen Umgang mit Maschinen geschehen? Hast du
das also selbst und auf deinem eigenen Hof verursacht?
All diese Fragen sind juristisch hochproblematisch. Das
kann zur Folge haben, dass die Landwirte, die auf jahr-
hundertealte Technik zurückgreifen, plötzlich ins Hinter-
treffen geraten. Das kann niemand wollen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich nenne an dieser Stelle immer das unter Landwir-
ten bekannte Beispiel Farino. Als es darum ging, Schädi-
gungen des Saatgutes geltend zu machen und Schadener-
satz einzufordern, ist ein großer Teil der betroffenen
Landwirte gescheitert. Ich will nicht, dass wir in Fragen
der Gentechnik etwas Ähnliches erleben. Wenn wir also
Gesetze novellieren, dann müssen wir diese Gegeben-
heiten in der Praxis zur Kenntnis nehmen und Antworten
darauf finden, wie wir damit umgehen. In der Nachbar-
schaft von GVO-Feldern muss es vorsorgliche Proben
geben. Die Landwirte müssen sich also überlegen, ob
das, was sie ernten, kennzeichnungspflichtig ist oder
nicht. Wie gehen wir mit Flächen um, die hochsensibel
sind, weil dort beispielsweise Saatgutvermehrung betrie-
ben wird? Das muss meines Erachtens geklärt werden,
wenn wir diese Diskussion ernst nehmen.

Nun zu Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der FDP. Sie fordern, die Transparenz einzuschränken.
Ich glaube, Transparenz ist die Grundlage von Akzep-
tanz. Sehen Sie sich doch einmal an, was wir im Deut-
schen Bundestag gerade im Zusammenhang mit der Be-
teiligung der Öffentlichkeit machen. Ich nenne nur das
Stichwort: Öffentlichkeitsbeteiligungsgesetz. Das, was
Sie vorschlagen, ist das genaue Gegenteil dessen. Ihre
Vorschläge sind aus meiner Sicht europarechtswidrig.


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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Genau! Eine europafeindliche Partei ist das!)


Man muss sich die Situation vor Ort genau ansehen
hier ist Bayern ein gutes Beispiel –: Die Landwirte und

ie Verbraucherinnen und Verbraucher tun sich zusam-
en, nehmen die Sache in die Hand und entscheiden

elbst, was sie vor Ort wollen und was nicht. Ich glaube,
s wäre gut, die deutsche EU-Ratspräsidentschaft dazu
u nutzen, um die Frage der Bürgerbeteiligung, bei-
pielsweise im Hinblick auf die Entscheidung über gen-
echnikfreie Regionen, in die Diskussion auf europäi-
cher Ebene einzubringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es würde uns gut anstehen, diese Diskussion sachge-
echt und vor allen Dingen vor dem Hintergrund der Er-
ahrungen zu führen, die wir in der Praxis sammeln.
ann kann das Gentechnikgesetz in einem positiven
inne novelliert werden. Dazu sind Sie alle herzlich ein-
eladen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608509200

Ich schließe die Aussprache.

Bezüglich der Tagesordnungspunkte 4 a und 4 b und
insichtlich des Zusatzpunktes 4 wird interfraktionell die
berweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 16/4143
nd 16/1211 an die in der Tagesordnung aufgeführten
usschüsse vorgeschlagen. Die Vorlage auf Drucksache
6/4556 – Tagesordnungspunkt 4 b – soll an dieselben
usschüsse wie die Vorlage auf Drucksache 16/4143
berwiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? – Ich
ehe, dass ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so
eschlossen.

Tagesordnungspunkt 4 c: Dabei geht es um die Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz auf Drucksache
6/4574 zu dem Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/
ie Grünen mit dem Titel „Bei gentechnisch veränder-

en Pflanzen nationales Recht auf Einfuhrverbote und
chutzmaßnahmen nutzen“. Der Ausschuss empfiehlt,
en Antrag auf Drucksache 16/1176 abzulehnen. Wer
timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer ist dage-
en? – Enthaltungen? – Dann ist die Beschlussempfeh-
ung bei Gegenstimmen der Fraktion des Bündnisses 90/
ie Grünen und der Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 27 a bis 27 f
nd 16 sowie die Zusatzpunkte 5 a bis 5 d auf:

27 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Akte
vom 29. November 2000 zur Revision des
Übereinkommens vom 5. Oktober 1973 über






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt

(Europäisches Patentübereinkommen)


– Drucksache 16/4375 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Akte vom 29. November 2000 zur Re-
vision des Übereinkommens über die Erteilung
europäischer Patente

– Drucksache 16/4382 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 25. Juni 2003 zwischen der Euro-
päischen Union und den Vereinigten Staaten
von Amerika über Auslieferung, zu dem Ab-
kommen vom 25. Juni 2003 zwischen der Euro-
päischen Union und den Vereinigten Staaten
von Amerika über Rechtshilfe, zu dem Vertrag
vom 14. Oktober 2003 zwischen der Bundesre-
publik Deutschland und den Vereinigten Staa-
ten von Amerika über die Rechtshilfe in Straf-
sachen, zu dem Zweiten Zusatzvertrag vom
18. April 2006 zum Auslieferungsvertrag zwi-
schen der Bundesrepublik Deutschland und
den Vereinigten Staaten von Amerika sowie zu
dem Zusatzvertrag vom 18. April 2006 zum
Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
land und den Vereinigten Staaten von Amerika
über die Rechtshilfe in Strafsachen

– Drucksache 16/4377 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung medizinprodukterechtlicher und anderer
Vorschriften

– Drucksache 16/4455 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

e) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Wolfgang Nešković, Sevim Dağdelen, Dr. Lothar
Bisky, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der LINKEN eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zum Schutz der Pressefreiheit

– Drucksache 16/4539 –

Z

(C (D Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für Kultur und Medien f)

CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Für die Verurteilung des Systems der Laogai-
Lager in China

– Drucksache 16/4559 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

16 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Joachim Otto (Frankfurt), Christoph Waitz, Jens
Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP

Spenden- und Sponsoringeinnahmen nicht von
staatlichen Zuwendungen abziehen – Eigenini-
tiative von Kultureinrichtungen fördern statt
bestrafen

– Drucksache 16/3353 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

P 5a) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD

Schienenlärm ursächlich bekämpfen

– Drucksache 16/4562 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dorothee Bär, Wolfgang Börnsen (Bönstrup),
Peter Albach, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Jörg Tauss, Martin Dörmann, Christoph Pries,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Weiterentwicklung des Adressraums im Inter-
net

– Drucksache 16/4564 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika
Grütters, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU so-
wie der Abgeordneten Dr. Ernst Dieter Rossmann,
Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der SPD

Den Hochschulpakt erfolgreich umsetzen

– Drucksache 16/4563 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Michael
Kauch, Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Gesundheitsschutz durch Schädlingsbekämp-
fung mit Chemikalien erhalten – Biozid-Richt-
linie bürokratievermeidend überarbeiten

– Drucksache 16/4183 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit

Es handelt sich dabei um Überweisungen im verein-
fachten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe,
das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
schlossen.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 28 a bis 28 j
auf. Es handelt sich dabei um Beschlussempfehlungen
des Petitionsausschusses, zu denen keine Aussprache
vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 28 a:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 180 zu Petitionen

– Drucksache 16/4432 –

Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Wer enthält
sich? – Die Sammelübersicht 180 ist bei Enthaltung der
Fraktion Die Linke angenommen.

Tagesordnungspunkt 28 b:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 181 zu Petitionen

– Drucksache 16/4433 –

Wer ist dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? –
Die Sammelübersicht 181 ist bei Enthaltung der Frak-
tion Die Linke angenommen.

Tagesordnungspunkt 28 c:

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(C (D Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 182 zu Petitionen – Drucksache 16/4434 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 182 ist bei Enthaltung der raktion des Bündnisses 90/Die Grünen bei Gegenstimen der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 28 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 183 zu Petitionen – Drucksache 16/4435 – Wer stimmt dafür? – Ist jemand dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 183 ist mit den Stim en des gesamten Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 28 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 184 zu Petitionen – Drucksache 16/4436 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 184 ist bei Gegenstimmen er Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 28 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 185 zu Petitionen – Drucksache 16/4437 – Wer stimmt dafür? – Ist jemand dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 185 ist bei Gegenstim en der Fraktion der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 28 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 186 zu Petitionen – Drucksache 16/4438 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 186 ist bei Gegenstimmen er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der raktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 28 h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 187 zu Petitionen – Drucksache 16/4439 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 187 ist bei Gegenstimmen Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt der Fraktion der FDP und der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 28 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 188 zu Petitionen – Drucksache 16/4440 Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 188 ist bei Enthaltung der FDP-Fraktion bei Gegenstimmen der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 28 j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 189 zu Petitionen – Drucksache 16/4441 – Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 189 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenommen. Ich rufe nun den Zusatzpunkt 6 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD Airbusrestrukturierung – Kernkompetenzen und Zukunftstechnologien in Deutschland erhalten und ausbauen Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Redner dem Kollegen Laurenz Meyer für die CDU/CSUFraktion das Wort. Meine Damen und Herren! Frau Präsidentin! Die EADS hat uns in den letzten Wochen und Monaten stark beschäftigt. Dabei ist es sehr ungewöhnlich, dass sich die Politik so intensiv mit einer Unternehmensentscheidung befasst. Das entspricht eigentlich nicht unserem Grundverständnis. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1608509300

EADS ist aber kein normales Unternehmen. Seit Be-
ginn der Entstehungsgeschichte hat die Politik das Un-
ternehmen begleitet. Ohne politische Hilfe und Unter-
stützung und ohne den politischen Willen wäre es nicht
zur Gründung dieses Unternehmens gekommen. Das be-
trifft die Finanzen und die Konstruktion, aber auch den
Unternehmenserfolg. Wenn die Politik nicht diese Kon-
struktion eines gemeinsamen europäischen Unterneh-
mens und der Zusammenarbeit zwischen Deutschland
und Frankreich gewählt hätte, dann wäre dieser starke
Konkurrent zu den amerikanischen Unternehmen nicht

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(C (D ntstanden. Deswegen begrüßen wir nach wie vor die olitische Unterstützung für dieses Unternehmen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Das Erfolgsgeheimnis dieses Gemeinschaftsprojekts
wischen Deutschland und Frankreich besteht aber auch
arin, dass die europäischen Staaten das Vorhaben mit
nterstützt und politisch begleitet haben. Deshalb ist es
eine und unsere feste Überzeugung, dass diese Kon-

truktion der Zusammenarbeit die Voraussetzung dafür
st, dass Airbus und EADS auch in Zukunft Erfolg ha-
en.

Starke Verflechtungen sind im Übrigen über Aufträge
ntstanden. Der Wirtschaftsminister hat hinreichend da-
auf hingewiesen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist er denn?)


llein die Staatsaufträge, die seit 1999 an den Konzern
egangen sind, erreichen ein Volumen von 13,5 Milliar-
en Euro. Das entspricht 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.
nsofern ist es nachvollziehbar, dass der Wirtschaftsmi-
ister klare Worte gefunden hat.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist aber nicht hier!)


Der Wirtschaftsminister ist durch seinen inzwischen
rnannten Beauftragten für Luft- und Raumfahrt vertre-
en. Das zeigt übrigens auch, welche Bedeutung dieser

irtschaftszweig aus Sicht der Bundesregierung für
eutschland und uns alle hat.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Der Minister ist auf dem Nockherberg!)


ngesichts der Tatsache, dass in Frankreich zurzeit
ahlkampf ist, sollten wir die eine oder andere Äuße-

ung französischer Politiker in dieser Phase nicht auf die
oldwaage legen.

Ich will aber für meine Fraktion klipp und klar fest-
alten: Wir wollen keine Änderung in der Eigentümer-
truktur. Wir werden alles tun, um das Gleichgewicht in
iesem Konzern zu halten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


s hat immer wieder Versuche gegeben, die Strukturen in
iesem Konzern zu ändern – man mag das bedauern, aber
ir kennen das auch von einzelnen deutschen Bundes-

ändern; gewisse Eigenwilligkeiten sind möglicherweise
om Umgang mit den Kollegen aus Bayern bekannt –,
ie wir aber alle zurückgewiesen haben. Auch für die Zu-
unft gilt – unabhängig davon, ob Kapitalerhöhungen für
otwendig gehalten werden –: Wir wollen die bestehen-
en Strukturen erhalten, weil sie die Voraussetzung für
in Gleichgewicht hinsichtlich der Arbeitsplätze sind.
esonders wichtig ist uns das Gleichgewicht, was die zu-
ünftigen technologischen Entwicklungen in dem Kon-
ern angeht; denn EADS soll kein französisches Unter-






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

nehmen werden, sondern Deutschland und Frankreich
sollen in gleicher Weise beteiligt sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind der Überzeugung, dass es sich bei der Luft-
fahrtindustrie um eine Zukunftstechnologie handelt. Ich
sage das ganz bewusst vor dem Hintergrund der Diskus-
sion über die CO2-Emissionen. Die Zukunft der Luft-
fahrtindustrie ist hier von ganz entscheidender Bedeu-
tung. Es gibt nur zwei große Unternehmen in der Welt,
die einen Beitrag zur Reduzierung des Schadstoffaussto-
ßes von Flugzeugen leisten können.

Ich will mich für meine Fraktion ganz ausdrücklich
bei der Bundeskanzlerin für ihren Einsatz bedanken, ins-
besondere auch beim Wirtschaftsminister, der einen
wirklich guten Beitrag geleistet hat, damit es zu diesem
Ergebnis der gleichgewichtigen Restrukturierung kom-
men konnte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Unternehmen spricht inzwischen von Manage-
mentfehlern. Hinzu kommt sicher die Entwicklung des
Dollarkurses, die sich auf die Preise des großen Konkur-
renten in den USA ausgewirkt hat. Man muss feststellen,
dass das eine objektive Entwicklung ist. Wir haben auch
Verständnis für die Sorgen und Nöte der Arbeitnehmer
an den Standorten, gerade für die in Deutschland, aber
auch insgesamt. Wenn Restrukturierungsmaßnahmen
notwendig sind, dann müssen die Einzelentscheidungen
darüber – das ist unser Grundverständnis von Wirt-
schaftspolitik –, wo und an welcher Stelle Veränderun-
gen vorgenommen werden müssen, welche Fertigung in
diesem Unternehmen selbst erfolgen muss und in wel-
chem Umfang Zulieferungen erfolgen müssen, nach ei-
ner Diskussion zwischen dem Management und den Ar-
beitnehmervertretern im Unternehmen getroffen werden.
Die darf die Politik nicht beeinflussen. Wir wollen dann,
wenn wir das Gleichgewicht wieder hergestellt haben,
darauf achten, uns aus diesen Einzelentscheidungen he-
rauszuhalten. Es kann und darf nicht sein, dass die Poli-
tik in die Einzelentscheidungen hineinregiert.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608509400

Herr Kollege.


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1608509500

Ich bin fertig, Frau Präsidentin.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608509600

Das ist schön.


Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1608509700

Wir sehen für dieses Unternehmen, für den Konzern

und für die Arbeitsplätze in Deutschland und insgesamt
eine gute Zukunft, und wir hoffen, dass mit einem Erfolg
dieser Restrukturierung am Ende des Prozesses mehr Ar-
beitsplätze in dieser Zukunftsindustrie vorhanden sein
werden, als es heute sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Das Wort hat der Landesminister für Wirtschaft, Ar eit und Verkehr in Niedersachsen, Walter Hirche. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608509800


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1608509900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! 30 000

rbeitsplätze inklusive der Leiharbeitsplätze – das ist
ine gewaltige Zahl, die alleine schon rechtfertigen
ürde, dass man sich mit dem Thema beschäftigt. Aber
arüber hinaus – Herr Meyer hat das eben dargestellt –
st Airbus von Anfang an in seiner Konstruktion von der
olitik begleitet worden. Insbesondere Franz Josef
trauß hat dabei eine große Rolle gespielt. Airbus ist als
eutsch-französisches und darüber hinaus europäisches
emeinschaftsunternehmen konzipiert worden. Wenn
irbus nicht vorhanden wäre, hätte Boeing heute ein
onopol in der Luftfahrtindustrie. So haben wir wenigs-

ens ein Duopol, und Europa spielt bei der Entwicklung
ieser wichtigen Technologien eine wesentliche Rolle.
as muss man, so glaube ich, auch in Zukunft beachten.

Deswegen ist es richtig, dass wir von der Politik ei-
ige Fragen stellen, dass wir den Dialog einerseits mit
en Betriebsräten, andererseits aber auch mit dem Ma-
agement intensivieren. Das muss auf der Linie gesche-
en, die Sie, Herr Meyer, eben geschildert haben. Die
perativen Geschäfte sind nach dem Verständnis unserer
ozialen Marktwirtschaft Sache des Managements und
m Dialog mit den Betriebsräten zu diskutieren und dann
u entscheiden.

Die Luftfahrtindustrie ist nach wie vor eine Wachs-
umsbranche. Kenner rechnen damit, dass wir in den
ächsten 20 Jahren etwa 20 000 neue Flugzeuge in der
elt benötigen. Das zeigt schon, welcher technologische

chub erwartet wird. Wir wissen, dass die Probleme
icht nur durch die Dollarschwäche entstanden sind.
uch die beträfe das Management; denn Kursabsiche-

ung im internationalen Geschäft gehört zu den allge-
einen Grundfertigkeiten, die man beherrschen muss.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


s gibt in diesem Zusammenhang andere Fehler, die in
edem Unternehmen passieren können – auch das will
ch sagen –, die aber nicht so auffallen wie beispiels-
eise die Verzögerung bei der Fertigstellung der Soft-
are für den A380, wenn man nicht ein so großes und
edeutendes Unternehmen hat.

Tatsache ist doch: Zurzeit ist das Produktionsvolumen
er Werke zu 100 Prozent ausgelastet. Die Auslastung
iegt, wenn man so will, sogar bei 120 oder 130 Prozent;
chließlich müssen diejenigen Aufträge abgearbeitet
erden, deren Nichtbearbeitung zu einer Verzögerung
eführt hat. In dieser Situation muss man schon die
rage stellen, ob es richtig ist, die Produktionskraft in
en Unternehmen, nämlich die Arbeitnehmer, so zu ver-
nsichern, dass im Grunde eine geringere Gewähr be-
teht, dass man die Aufträge termingemäß oder mög-
ichst terminnah bearbeiten kann.






(A) )



(B) )


Minister Walter Hirche (Niedersachsen)

Es geht nicht in erster Linie darum, die provinzielle
Brille eines Landesministers aufzusetzen, allein auf die
deutschen Standorte zu blicken und zu sagen: Zum Bei-
spiel in Niedersachsen gibt es vier Standorte; Baden-
Württemberg hat einen Standort; auch Hamburg und
Bremen sind betroffen. Das ist nur das eine. Es geht im
Grunde darum, zu fragen – da schließe ich mich Herrn
Meyer durchaus an –: Wie ist der Gesamtkonzern eigent-
lich aufgestellt? Es würde uns überhaupt nichts helfen,
wenn ein Standort vollständig auf die Zukunft ausgerich-
tet wäre, die Wettbewerbsfähigkeit von morgen aber da-
durch verspielt würde, dass schlechte Strukturen im
Konzern fortbestehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben deswegen eine doppelte Aufgabe.

Ich will gern einräumen: Wir müssen ein Stück weit
eine Gratwanderung vollziehen. Einerseits muss die
deutsche Politik dafür sorgen, dass es hier keine Schief-
lage gibt, und zwar nicht nur wegen der Arbeitsplätze,
sondern auch wegen der technologischen Aspekte, die
damit verbunden sind. Das ist eine Zukunftsindustrie.
Wir haben es mit Auswirkungen auf andere Bereiche zu
tun.

In Stade, also in einer Stadt in meinem Bundesland,
spielt die neue CFK-Technologie, also die Verarbeitung
von Kohlefaserverbundwerkstoff, eine wesentliche
Rolle. Wir wollen natürlich, dass dort, wo solche Tech-
nologien entwickelt worden sind, Kernpunkte für die
künftige Entwicklung bleiben, und zwar nicht nur hin-
sichtlich des Heckbereichs, sondern auch hinsichtlich
anderer Bereiche.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir wollen insbesondere, dass man sich in einer sol-
chen Situation – alle Unternehmen müssen ständig da-
rüber nachdenken, wie sie Fertigungsstrukturen optimie-
ren – gründlich überlegt, ob das Analystenpatentrezept,
möglichst alles outzusourcen, damit man am Ende ganz
schlank dasteht und damit angeblich den höchsten Un-
ternehmenswert erzielt, in diesem Fall eigentlich richtig
ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das müssen Sie mal Herrn Westerwelle erzählen!)


Es geht immer darum, optimierte Strukturen zu ha-
ben. Deswegen kann ein solches Vorgehen in dem einen
Fall richtig und in einem anderen Fall falsch sein. Es
lässt sich beobachten – das muss man gerade dann fest-
stellen, wenn man am Wert von Unternehmen interes-
siert ist –, dass mal die eine Struktur die richtige ist und
mal die andere. Die Wirtschaftsgeschichte hat gezeigt,
dass es kein Patentrezept für Strukturen gibt. Wenn man
20 oder 30 Jahre zurückschaut, dann sieht man, dass es
in Krisensituationen immer auch Gewinner und in
Boomphasen immer auch Verlierer gegeben hat. Das

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(C (D iegt daran, dass man sich den Situationen unterschiedich angepasst hat. Wir fragen hier im Interesse des Gesamtunternehens – nicht im Interesse der einzelnen Standorte –: ind die in Frankreich, in Deutschland und an den andeen Standorten dahinterstehenden Grundüberlegungen ezüglich der Reorganisation dauerhaft erfolgversprehend, was Arbeitsplätze und Technologiesicherung aneht? Eines wissen auch die Verantwortlichen bei Airbus wir im politischen Raum müssen es ebenfalls wissen –: enn hier grobe Fehler gemacht werden, dann haben ir auf dem Weltmarkt vielleicht noch fünf Jahre lang ie Nase mit vorn; aber nach diesen fünf Jahren wäre oeing unaufholbar entschwunden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In einer Situation, in der auf dem Markt zunächst ein-
al der Nachweis von Solidität und Qualität erbracht
erden muss, ist es deswegen ganz wichtig, dass die Ar-
eits- und Qualitätssicherungsabläufe nicht gestört wer-
en. Ich glaube, es lassen sich durchaus einige Anfragen
n Richtung Management formulieren. Sie stehen auch
m Raum, ohne dass man sie im Einzelnen aussprechen

uss. Ich will es einmal höflich sagen: Die innere Logik
st der Öffentlichkeit in diesem Zusammenhang noch
icht richtig klargemacht worden. Es ist deswegen für
ich verständlich, dass die Emotionalität der Arbeitneh-
er zu Arbeitsniederlegungen geführt hat. Aber ich be-

rüße, dass an den Standorten so viel Rationalität vor-
anden ist – das haben auch meine Gespräche mit den
etriebsräten in unserem Bundesland ergeben –, zu sa-
en: Wir wollen arbeiten. Wir wollen Qualität bringen.
asst uns diese Qualität bitte weiter bringen und nach
orn marschieren! – Deswegen gibt es einen kleinen
offnungsschimmer in dem Zusammenhang. Den sollte
an aufgreifen.

Herr Gallois hat erklärt, man wolle sich als Unterneh-
en für die Umsetzung der Vorschläge, die man selbst

rarbeitet habe, Zeit lassen. Wenn das so ist, dann sind
n dieser Stelle sowohl für den politischen Dialog wie
nsbesondere auch für den gesetzlich vorgesehenen Dia-
og zwischen Betriebsräten und Management genügend
nhaltspunkte vorhanden. Ich würde sehr dafür plädie-

en, die zu nutzen.

Ich bedanke mich auch im Namen meiner Länderkol-
egen für das Engagement der Bundesregierung, durch
as erreicht worden ist, dass wir hier keine Schieflage
wischen Deutschland und Frankreich haben. Aber ich
üge hinzu: Mit dem Erreichen eines Gleichgewichts
der auch der Sicherung der dritten Linie für Hamburg
ind die Probleme noch nicht gelöst. Vielmehr stehen
urch Entscheidungen, die nicht bis zum Schluss durch-
acht worden sind


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Na, na!)


nd nicht bis zum Schluss erklärt werden, noch Pro-
leme im Raum.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Minister Walter Hirche (Niedersachsen)

Diese Probleme erzeugen im Augenblick mehr Un-
sicherheit an den Standorten, als uns allen lieb sein kann.
Airbus ist bis zum heutigen Tag eine Erfolgsgeschichte
und soll es auch bleiben. Unsere Mitverantwortung liegt
darin, diese Erfolgsgeschichte durch niemanden gefähr-
den zu lassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608510000

Bevor ich das Wort dem Kollegen Dr. Rainer Wend

gebe, gratuliere ich Ihnen, Herr Kollege Wend, recht
herzlich zu Ihrem heutigen Geburtstag und wünsche Ih-
nen alles Gute.


(Beifall)


Herr Kollege, Sie haben das Wort.


(Dirk Niebel [FDP]: Dann dürfen wir jetzt gar nicht dazwischenrufen!)



Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1608510100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielen Dank
für die freundlichen Glückwünsche. Ich bitte Sie alle da-
rum, mich auch während dieser Rede ähnlich unfreund-
lich wie sonst zu behandeln. Ich möchte heute keine
Ausnahme.

Wir reden heute über Technologie – das ist richtig –,
und wir reden über den Standort Deutschland. Auch das
ist richtig. Aber ein allererstes Wort muss hier und heute
im Bundestag an die Beschäftigten – und ihre Familien –
der Airbusstandorte gehen, vor allem der Standorte
Laupheim, Varel und Nordenham, denen eine Veräuße-
rung oder Teilveräußerung droht.

Es sind viele Fehler gemacht worden – das sage ich
gerade in Richtung des Unternehmens –: Fehlentschei-
dungen beispielsweise beim Programm des A380, Un-
terschätzung der Neuentwicklung der Boeing 787, keine
marktgerechte erste Version des A350, um nur einiges zu
nennen. Aber keiner dieser Fehler, die in den letzten Jah-
ren im Unternehmen gemacht worden sind, ist von den
Beschäftigten gemacht worden. Diese Fehler sind vom
Management des Unternehmens gemacht worden.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansMichael Goldmann [FDP])


Es kann nicht richtig sein – die Ansicht teilen wir –, dass
unter den Fehlern des Managements nun ausschließlich
die Beschäftigten an den Standorten leiden müssen.

Ein Appell geht jetzt auch von hier aus an das Ma-
nagement. Das Management ist nun gefordert. Es muss
alles getan werden, um die Arbeitsplätze an allen Stand-
orten zu halten, und zwar in Frankreich und in Deutsch-
land.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansMichael Goldmann [FDP])


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(C (D pitzentechnologie ist zu fördern. Innovationspartnerchaften sind anzustreben. Perspektiven für die Zukunft ind zu schaffen. Es darf nicht der Abbau von Arbeitslätzen im Vordergrund stehen. Wir Politiker müssen uns natürlich fragen: Was könen wir leisten? Was können wir beitragen? Da möchte ch einerseits vor Illusionen warnen, andererseits aber uch deutlich sagen: Wir haben sehr wohl eine Rolle zu pielen. Das Warnen vor Illusionen geht in Richtung der DS und ihres Antrags, den wir morgen behandeln. Sie erlangen eine Aufstockung des Staatsanteils bei Airbus. as suggeriert, betriebswirtschaftliche Probleme seien urch einen höheren Staatsanteil quasi automatisch lösar. Ich halte das für eine Illusion. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


n die Aussage, dass ein Unternehmen besser geführt
ird, wenn es mehrheitlich dem Staat gehört, kann man

in Fragezeichen machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


elbst wenn es staatlich geführt würde, müsste es sich in
inem internationalen Wettbewerb behaupten. Niemand
ann die Hoffnung bzw. die sichere Erwartung haben,
ass ein solcher Staatsanteil automatisch zu mehr Be-
chäftigung führt. Sie müssen Ihre diesbezüglichen Posi-
ionen überprüfen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An die andere Seite des Hauses sage ich Folgendes:
err Hirche, das, was Sie eben gesagt haben, hat in mei-
en Ohren wohl geklungen. Ich hätte es aber lieber gese-
en, wenn auch die Kollegen Westerwelle und Brüderle
n den letzten Wochen Ihre Position, die Sie heute hier
orgetragen haben, geteilt hätten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie FDP-Bundestagsfraktion hat uns in den letzten Wo-
hen immer wieder gesagt: Es ist des Teufels, wenn der
taat bei Airbus Einfluss ausübt.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist ja auch im Grunde richtig!)


as wäre wohl gewesen, wenn wir diesen Rat der FDP
ngenommen hätten? Was wäre mit den Standorten in
eutschland geschehen? Was hätte das für das Thema
pitzentechnologie bedeutet?


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Was denn nun? Staat oder nicht Staat?)


Deswegen sage ich: So falsch es ist, auf einen Auto-
atismus nach dem Motto „Der Staat wird es schon

ichten!“ zu hoffen, genauso falsch ist es, darauf zu set-
en, dass der Markt es schon richten wird. Beide Ex-
rempositionen werden von der SPD nicht geteilt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Rainer Wend
Was können wir in einer solchen Situation tun? Wie
problematisch diese Situation ist, sieht man, wenn man
nach Frankreich schaut.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wie viel Staat soll denn sein?)


Ob es der Kandidat der bürgerlichen Partei UMP,
Sarkozy, oder die Sozialistin Royal ist: Im Wettbewerb
der Versprechen und Zusagen überbieten sie sich gegen-
seitig.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Es ist Wahlkampf!)


Ich rate dringend davon ab, dass wir uns an einem sol-
chen Wettbewerb beteiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Staat muss Rahmenbedingungen setzen und in
den Aufsichtsgremien, in denen Staatsvertreter sitzen,
dafür sorgen, dass die Entscheidungen dieses Unterneh-
mens eine Perspektive für die Beschäftigten bieten und
nicht auf den Abbau von Arbeitsplätzen zielen. Nehmen
wir diese Verantwortung mit Realismus wahr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608510200

Das Wort hat der Kollege Professor Dr. Herbert

Schui, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Herbert Schui (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608510300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

im Zusammenhang mit EADS und Airbus von Zukunfts-
technologie die Rede ist, müssen wir uns darüber im
Klaren sein, dass nicht alles Zukunft haben sollte, vor al-
len Dingen die Rüstungssparte des Konzerns nicht. Wir
wünschen uns das.


(Beifall bei der LINKEN – Garrelt Duin [SPD]: Das sagen Sie einmal den Beschäftigten!)


Airbus ist nicht in der Krise – auch das sollte man
feststellen –, Airbus hat lediglich zwei Probleme zu lö-
sen. Das eine Problem ist, dass eine Kommunikation
zwischen Verkauf und Produktion nur unzureichend oder
gar nicht stattgefunden hat. Die Verkäufer schwirrten um
den Globus, versuchten den A380 zu verkaufen, waren
erfolgreich, haben aber zu viele Flugzeuge zu Terminen
verkauft, die nicht einzuhalten waren.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das wissen wir!)


Der Power-8-Plan weist nicht aus, dass diese Kom-
munikation verbessert würde; das fehlt. Die einfachste
und beste Lösung, um dieser Sache Herr zu werden – ir-
gendwann werden die Konventionalstrafen fällig –, ist,
ganz einfach einen Kredit aufzunehmen und diesen Kre-
dit nach und nach – die Auftragslage ist gut – abzulösen.
Dazu braucht man kein „Power 8“, keine neue Struktu-

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(C (D ierung des Konzerns. Es geht lediglich um die Überwinung eines Liquiditätsengpasses. (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Die haben gar keinen Liquiditätsengpass!)


Wenn das der Fall ist, brauchen sie „Power 8“ erst
echt nicht. Das ist doch logisch. Dann können wir uns
en ganzen Senf doch sparen.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei „Power 8“ geht es darum, die Gewinne Jahr für
ahr um 2 Milliarden Euro zu erhöhen. Das stellt die Ak-
ionäre zufrieden, ob es aber den Technologiestandort
eutschland in Zukunft sichert, ist aber mehr als frag-

ich.

Das zweite Problem ist der Kapitalbedarf beim A350.
as ist eine ganz wesentliche Sache. Hier kommt in der
at Zukunftstechnologie zum Zuge: neue Materialien,
eue Produktionsverfahren. Wieso muss das Geld für die
apitalerhöhung, für die Finanzierung dieser Reihe
urch Lohndrückerei, Outsourcing usw. aufgebracht
erden?


(Beifall bei der LINKEN)


as ist eine ziemlich unkonventionelle Methode. Wenn
in Konzern mehr Mittel braucht, besorgt er sie norma-
erweise extern, und das reicht. Wenn die Bilanz gut ist,
ann wird er diese Mittel ohne Weiteres durch den Ver-
auf junger Aktien usw. bekommen können. Die Pro-
leme lassen sich also anders lösen.

Wenn man Boeing übertrumpfen will, kann man vor
llen Dingen nicht bei Boeing kopieren, dann muss man
ich etwas Neues ausdenken. „Power 8“ mit Outsourcing
sw. ist nichts anderes als eine Kopie von Boeing: Die
ndmontage bleibt beim Konzern, und der Rest wird
usgelagert. Das wäre dann das, was Herr Sinn vom Ifo-
nstitut als Basarökonomie geißeln würde.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


ann würde die Produktionslinie keine eigene Technolo-
ie mehr enthalten, sondern alles, was wichtig ist, würde
n irgendeiner Weise besorgt. Haben Sie schon einmal
arüber nachgedacht, wie die Liefertreue, die Qualitäts-
tandards und anderes sein werden?

Die Belegschaften haben Recht, wenn sie sich gegen
Power 8“ wenden. 2400 bestellte Flugzeuge, Aufträge
ür fünf bis sechs Jahre – damit könnte die Beschäfti-
ung sichergestellt sein, Entlassungen wären nicht mög-
ich. Es müssten sogar noch mehr eingestellt werden.
er Verkauf von Zulieferern und Auslagerungen sind in
er gegenwärtigen Situation überhaupt nicht erforder-
ich. Die Belegschaften allerdings dürfen „Power 8“
icht akzeptieren. Vor allen Dingen dürfen sie „Power 8“
icht akzeptieren und dann in Streitigkeiten miteinander
eraten, wer welche Last bei dieser Anpassung zu tragen
at. Das ist keine Lösung.


(Beifall bei der LINKEN)


ie Lösung ist auch keine Einwilligung in eine Arbeits-
eitverlängerung ohne Lohnausgleich, wobei die Fran-






(A) )



(B) )


Dr. Herbert Schui
zosen mit ihrer gesetzlichen 35-Stunden-Regelung bei
dieser Negativstrategie im Nachteil wären.

Eine letzte Bemerkung zur Industriepolitik: So wie
die Dinge jetzt gestrickt sind, gibt es eine öffentliche Be-
teiligung Spaniens, Frankreichs und Deutschlands am
EADS-Konzern und damit an Airbus. Das Stimmrecht
ist im Rahmen des Aktionärpaktes im Falle von
Deutschland an Daimler abgetreten. Das halte ich für
eine unendlich schlechte Lösung. Denn erstens möchte
sich Daimler der Sparte entledigen, so wie Lagardère das
will. Sie wollen sich wieder auf das Kerngeschäft kon-
zentrieren. Zweitens ist Daimler als Industriepolitiker
nach den Erfahrung etwas ungeeignet.


(Beifall bei der LINKEN)


Denken Sie einmal an die Milliarden, die beim Focker-
Engagement in den Sand gesetzt worden sind.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Tja!)


Denken Sie an die Milliarden, die beim Mitsubishi-En-
gagement in den Sand gesetzt worden sind. Denken Sie
an die Milliarden, die bei Chrysler in den Sand gesetzt
werden. Wollen Sie denn einem solchen Konzern, der so
seine Kompetenz unter Beweis gestellt hat, die deutsche
Industriepolitik anvertrauen?


(Beifall bei der LINKEN)


Ich zweifle daran, dass das zweckmäßig ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608510400

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Peter Hintze.


(Beifall bei der CDU/CSU)


P
Peter Hintze (CDU):
Rede ID: ID1608510500


Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Die Gründungsidee von Airbus ist faszinierend:
Europäer bündeln ihre technologischen Kompetenzen
und schaffen einen starken Wettbewerber im Flugzeug-
bau. Airbus ist ein Identifikationsobjekt für die Men-
schen in Europa und ein Beitrag zur europäischen Identi-
tät.

Deutschland und Frankreich sind Hauptträger dieser
Idee. Wenn der französische Wirtschafts- und Finanzmi-
nister Breton gestern im französischen Rundfunk gefor-
dert hat, das Verhältnis von 50 : 50 zwischen Deutsch-
land und Frankreich müsse in 60 : 40 zugunsten von
Frankreich geändert werden, so widerspreche ich ihm im
Namen der Bundesregierung ausdrücklich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deutschland ist für eine strikte Parität. Die Balance zwi-
schen Deutschland und Frankreich muss erhalten blei-
ben.

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(C (D Nun haben hier heute verschiedene Redner – der von ir geschätzte Walter Hirche und andere – darauf hingeiesen, dass Airbus im Moment eigentlich in einer güns igen Situation ist. Ich finde, die genaue Analyse zeigt, dass Airbus Erolg und Krise im Moment als Geschwisterpaar erlebt. uf der einen Seite hat Airbus im Jahr 2006 mehr Flug euge als jemals zuvor in seiner Geschichte ausgeliefert nd Boeing überflügelt; Airbus ist stark am Markt posiioniert. Diese positive Geschäftsentwicklung kann eien möglicherweise davon ablenken, dass wir auf der nderen Seite eine veritable Krise zu schultern haben: assive Probleme beim neuen Supergroßraumflugzeug 380 in Form einer hochgradig kritischen Ausliefe ungsverzögerung, verbunden mit wirtschaftlichem chaden, einem Imageschaden und einem beachtlichen rtragseinbruch im Unternehmen. Dazu kommt ein ge ährlicher Entwicklungsrückstand beim A350 aufgrund iner falschen Markteinschätzung. Im Flugzeugbau findet im Moment der technologiche Sprung vom Metallins Kunststoffzeitalter statt. ie Flugzeuge werden dadurch leichter und damit auch erbrauchsgünstiger. Der Markt verlangt nach Flugzeuen, die auf dieser neuen Technologie basieren. Da ist in Rückstand von vier oder fünf Jahren auf den wichigsten Wettbewerber schon kritisch. Das Know-how für iese neue Technologie ist im Unternehmen – ich konnte ich davon vorgestern einmal persönlich in Stade bei irbus überzeugen, wo ich auf Einladung der Kollegin rogmann zu Besuch war –; es muss jetzt aktiviert weren. Schließlich macht auch der schwache Dollar dem Unernehmen zu schaffen. Airbus produziert in Euro und erkauft in Dollar. Nun habe ich dem Wirtschaftsminister von Niederachsen gut zugehört. Er hatte hier heute eine schwierige ratwanderung zu beschreiten. Die Ordnungspolitiker er FDP sind dieser Debatte sicherheitshalber weitgeend ferngeblieben. (Dirk Niebel [FDP]: Die sind auf dem Nockherberg! – Weitere Zurufe von der FDP)


Das mag wohl sein.


(Dirk Niebel [FDP]: Der Minister ist auch nicht da! Wo ist denn der Bundesminister?)


Ich möchte nur noch einmal darstellen, was unser Ge-
urtstagskind, Herr Wend, und ich uns im Zusammen-
ang mit Airbus von den ansonsten geschätzten Kolle-
en der FDP anzuhören hatten. Sie sagten, wir sollten
ns heraushalten und anderes. All das stand in einem
pannungsreichen Widerspruch zu dem, was der Redner,
en die FDP heute in die Debatte geschickt hat, gesagt
at.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


m Himmel ist ja mehr Freude über die Umkehr eines
ünders als über 99 Gerechte. Insofern hat das ja seine
rdnung.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Peter Hintze

(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Der eine ist in der Opposition, der andere in der Regierung!)


In einer großen Kraftanstrengung muss Airbus seine
Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen. Viele raten ja – sol-
che Töne kommen von unterschiedlichen Seiten –, man
solle doch alles so lassen, wie es ist, das ginge schon. Ich
sage aber: Wer sich mit dem Status quo vermählt, wird
rasch Witwer. Ein Unternehmen, das aufkommende Gefah-
ren nicht erkennt, das neue Herausforderungen ignoriert
und das das Davonziehen des Wettbewerbers kaltlässt, kann
blitzschnell ins Trudeln kommen und abstürzen. Airbus
muss handeln, um seine Zukunftsfähigkeit zu sichern. Air-
bus muss handeln, um auf dem Markt zu bestehen. Airbus
muss auch handeln, um die hoch qualifizierten Arbeits-
plätze der Flugzeugindustrie in Deutschland zu sichern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Hauptthema in dieser Diskussion ist ja die Frage
nach der Einflussarchitektur bei Airbus. Für die Bundes-
regierung ist eines klar: Die industrielle Führung des Un-
ternehmens muss auch in Zukunft bei der Wirtschaft lie-
gen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aha!)


Die Verantwortung für den Restrukturierungsprozess
und seine Folgen liegen einzig und allein beim Unter-
nehmen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Bei der Wirtschaft! Aha!)


Nun hat der eine oder andere Redner darauf hingewie-
sen, dass das Unternehmen Fehler gemacht hat. Das ist
richtig. Aber daraus den Schluss zu ziehen, den Unter-
nehmen ginge es besser, wenn nicht mehr die Wirtschaft,
sondern der Staat den Kurs bestimmt, wäre töricht. Da-
für gibt es ganz gravierende Beispiele in der Geschichte,
an die sich wohl jeder hier im Raum erinnern wird. Ein
Zurück in die Staatswirtschaft wäre ein Fehler.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das glauben ja nicht einmal mehr die Kommunisten selber!)


– Das ist richtig.

Die Politik liefert Beiträge zur Statik der Luftfahrtin-
dustrie. Die Bundesregierung setzt sich für eine Balance
zwischen Deutschland und Frankreich, für einen fairen
Ausgleich von Lasten und Chancen und für einen fairen
Austausch bei den Technologiekompetenzen ein. Wir
fördern die Luftfahrtforschung und im Rahmen der
Hightechstrategie der Bundesregierung auch ihr direktes
Umfeld. Wenn wir heute eine Zwischenbilanz zögen,
was die Bundesregierung zur Statik der Luftfahrtindus-
trie geleistet hat, könnten wir feststellen, dass wir einen
klaren Erfolg im Blick auf den Chancen- und Lastenaus-
gleich mit Frankreich erzielt haben, dass die Rahmenbe-
dingungen stimmen, dass der Einsatz der Kanzlerin, des
Wirtschaftsministers und vieler Kollegen hier im Hause
sich gelohnt hat. Die Rahmenbedingungen sind also da.

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(C (D etzt ist das Unternehmen am Zug, daraus etwas Gutes u machen. Ich will auch etwas zum Programm „Power 8“ sagen. b das Maßnahmenpaket „Power 8“ mit seinen Wirkunen auf die Betriebsabläufe, die Mitarbeiter, die Wettbeerbsfähigkeit und das wirtschaftliche Ergebnis richtig st, liegt ausschließlich in der Verantwortung des Unterehmens. Das Unternehmen sieht in dem Programm eine hance. Auf der anderen Seite sieht es, dass auch chmerzhafte Entscheidungen in Bezug auf die Mitarbeier damit verbunden sind, insbesondere mit Blick auf die rage: Wie wird die Sicherheit meines Arbeitsplatzes an einem Standort in Zukunft aussehen? Das verstehe ich gut; auch hier kann ich mich den orten meines Kollegen Wend anschließen. Ich bin mit einem Herzen bei den Mitarbeitern und ihren Fami ien. Ich weiß aus dem Gespräch mit den Mitarbeitern, ass ihnen die Ungewissheit, wie es wird, schwer zu chaffen macht. Jeder, der versucht, sich da hineinzufinen, wird das nachempfinden können. Ich finde es wichtig, dass wir das Unternehmen beleiten und gemeinsam daran arbeiten, dass die Mitareiter an allen deutschen Standorten – in Varel, in Laupeim, in Hamburg, in Bremen, in Stade, in Buxtehude, in ordenham – eine Perspektive haben. In welcher Orgaisationsform, in welchem betrieblichen Zusammenhang issen wir heute nicht; das ist eine Entscheidung des nternehmens. Aber wichtig ist, dass eine gute Perspek ive besteht. Die Gewinnung eines starken Partners, der ns Risiko und in die Investitionen mit einsteigt und der igenes Know-how einbringt, kann solche Standorte siherer und stärker machen und auch für die Arbeitneherinnen und Arbeitnehmer am Ende Unterstützung und ilfe sein. Das möchte ich hier noch einmal klar sagen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Ditmar Staffelt [SPD])


(Dirk Niebel [FDP]: Dann ist ja alles gut!)


Ich weiß aus meinen Gesprächen mit Betriebsräten
on Airbus, dass sich die Mitarbeiter und ihre Vertreter
rnsthafte Gedanken über die Zukunft des Unterneh-
ens machen. Ich weiß ebenso, dass sie gute Ideen und

uch kritische Fragen haben. Ich fordere das Unterneh-
en auf, die Mitarbeiter in den Diskussionsprozess, der

etzt läuft, mit einzubeziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich zum Schluss noch Folgendes sagen:
irbus-Chef Gallois hat gestern zusätzlichen Finanzbe-
arf für die Entwicklung des A350 angemeldet. Er
prach von 5 Milliarden Euro. Ein Teil davon wird mög-
icherweise über eine Kapitalerhöhung gedeckt. Die
undesregierung hält das für einen gangbaren Weg.
oraussetzung ist allerdings, dass die Struktur des Aktio-
ärspaktes und damit die deutsch-französische Balance
rhalten bleibt; das muss sichergestellt werden. Ein Weg
u diesem Ziel könnte etwa der Ausschluss der Altaktio-
äre vom Bezugsrecht sein, was im Unternehmen die
irkung hätte, dass der Aktionärspakt in seiner Kon-

truktion erhalten und die Balance gewährt bliebe.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Peter Hintze
In diesen Tagen wird auch über die Doppelstruktur in
der Führung der Airbus-Mutter diskutiert. Auch darüber
muss das Unternehmen entscheiden. Ich kann mir vor-
stellen, dass die horizontale Doppelstruktur durch eine
vertikale Struktur ersetzt wird, sodass jede Position nur
mit einer Person besetzt wird. Auf der anderen Seite
würde dann der Ausgleich für die deutsche und die fran-
zösische Seite zwischen den unterschiedlichen Ebenen
wiederhergestellt. Aber das sind wirtschaftliche Ent-
scheidungen, die im Unternehmen zu treffen sind.

Als Koordinator der Bundesregierung für die Luft-
und Raumfahrt werde ich die Fortentwicklung des Un-
ternehmens hellwach begleiten. Ich werde mit dem Un-
ternehmen, den Betriebsräten, den Mitarbeitern spre-
chen, mit der Forschung, auch mit unseren Partnern im
europäischen Ausland. Ich wünsche mir, dass Airbus aus
diesem Prozess gestärkt hervorgeht – im Interesse seiner
Mitarbeiter, im Interesse des Technologiestandortes
Deutschland und, wie ich denke, im Interesse einer groß-
artigen europäischen Idee.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608510600

Das Wort hat die Kollegin Kerstin Andreae, Bündnis 90/

Die Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608510700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir haben morgen eine Debatte zu diesem
Thema aufgrund eines Antrags der Linken. Da wir auch
heute über dieses Thema debattieren, erlauben Sie mir,
dass ich ganz kurz auf diesen Antrag eingehe.

Ich finde, der Antrag zeugt wieder von der ökonomi-
schen Ahnungslosigkeit der Linken bei der Frage: Macht
es Sinn, das Ganze aus dem rein nationalen Blickwinkel
zu betrachten? – Sie fordern eine Sperrminorität für
Deutschland. Sperrminorität bedeutet 25 Prozent plus
eine Aktie. Das würde sich Frankreich aber nicht gefal-
len lassen; das heißt, Frankreich würde mindestens mit
25 Prozent plus einer Aktie nachziehen.


(Dr. Herbert Schui [DIE LINKE]: Das ist beabsichtigt!)


– Das ist von Ihnen beabsichtigt; Sie berücksichtigen da-
bei aber nicht die Folgen. – Das heißt, wir hätten eine
Verstaatlichung des Betriebes, die wir nicht wollen. Wir
halten daher den Antrag der Linken für falsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Was passiert im Moment? Airbus ist Teil des französi-
schen Wahlkampfgetöses geworden. Da werden sinnige,
aber auch viele unsinnige Vorschläge gemacht. Die Ge-
werkschaften spielen Frankreich gegen Deutschland aus.
Sarkozy spricht sich gegen eine Doppelspitze aus und
unterstützt die Schaffung einer einzigen Spitze, natürlich
einer französischen.

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(C (D Ich stimme darin überein, dass der Weg nicht sein ann, die Balance aufzugeben und die Entwicklung hin u einem französischen Staatsbetrieb zuzulassen. Der ranzösische Wahlkampf zeigt, wie wichtig es ist, dass ich die Politik aus unternehmerischen Entscheidungen eraushält. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine Problemanalyse lohnt sich durchaus. Viele Red-
er haben bereits die Spätauslieferungen und die Ma-
agementfehler erwähnt, die zulasten der Beschäftigten
ehen. Aber man sollte schon den schwachen Dollarkurs
erücksichtigen, der einen Großteil des Problems aus-
acht.

Auf der anderen Seite gibt es volle Auftragsbücher.
m ersten, zweiten und dritten Quartal 2006 gab es Ge-
inne. Aktuell gibt es aber eine finanzielle Schwäche.
ufgrund der Spätauslieferungen und der Strafzahlun-
en gibt es Einnahmeverluste und zusätzliche Ausgaben.
as Unternehmen hat eine Kapitalerhöhung angekün-
igt. Am 4. Mai soll auf einer Hauptversammlung diese
rhöhung beschlossen werden. Wir meinen, die staatli-
hen Anteile jetzt zu erhöhen, ist der falsche Weg.

Herr Staatssekretär, Sie haben gesagt, die Balance
üsse gehalten werden. Diese Auffassung teilen wir.
enn das Unternehmen eine Kapitalerhöhung für den

ichtigen Weg hält, dann ist es in Ordnung. Aber diese
arf nicht über die Erhöhung der Staatsanteile erreicht
erden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU])


Ich möchte in diesem Zusammenhang erwähnen, dass
inisterpräsident Oettinger aus Baden-Württemberg ge-
ohnt unklar, aber doch sehr locker im Umgang mit
teuergeldern vorgeschlagen hat, das Land solle seinen
nteil erhöhen. Er tut so, als ob er so stimmberechtigte
nteile erwerben könnte und als ob es irgendeine
hance gäbe, dass das Land Baden-Württemberg über
ine Kapitalerhöhung Einfluss auf Standortentscheidun-
en hätte.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das hat die Schwaben noch nie interessiert!)


Wir brauchen Verlässlichkeit. Die Wirtschaft muss
ich mehr engagieren. Das derzeitige Hin und Her sorgt
afür, dass der Aktienkurs sinkt. Wir wissen, dass Airbus
ein normales Unternehmen ist. Es besteht ein Interesse
n einem Work-share zwischen Unternehmen und Poli-
ik. Es gibt eine staatliche Beteiligung; es gibt Gewähr-
eistungen und Bürgschaften. Außerdem gibt es ein Inte-
esse des Bundes am Halten innovativer Technologien
m Lande.

Wir wissen, dass Airbus über Jahre hinweg hochpro-
itabel gearbeitet hat. Die Standorte sind sehr leistungs-
ähig. Die Standorte Varel, Laupheim und Nordenham
iegen mit ihrem Know-how im Ranking des Unterneh-
ens ganz weit vorne. Die Innovationen müssen gehal-

en werden. Deswegen ist es wichtig, die Standorte zu si-
hern; das Know-how ist nicht disponibel.






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae

(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn jetzt: Staatseinfluss oder nicht?)


Wir müssen die starken Standorte halten. Gleichzeitig
muss man dem Unternehmen aber die Freiheit lassen, zu
entscheiden, auf welche Weise es das tun will.

Die Aufgabe der Politik besteht darin, Innovationen
zu fördern, regionale Forschungskapazitäten zu unter-
stützen und das Know-how in diesen Regionen zu stär-
ken. Die zurzeit vorhandene Schieflage muss behoben
werden. Das Unternehmen hat die Verantwortung für die
Krise. Zum Teil wurden – Sie haben es schon angespro-
chen – große Managementfehler gemacht. Aber bei alle-
dem muss die Solidarität mit der Belegschaft bedacht
werden. Das Versprechen, keine betriebsbedingten Kün-
digungen auszusprechen, muss nach unserer Meinung
gehalten werden.

Die letzten Wochen waren gekennzeichnet durch Ver-
unsicherung und Hinhaltetaktik. Es wurden Ängste und
Sorgen geschürt. Das ist nicht verantwortungsbewusst.
Die Menschen dürfen nicht zum Spielball des französi-
schen Wahlkampfs werden. An Airbus wird sich zeigen,
wie konkurrenz- und zukunftsfähig Europa im Wettbe-
werb mit den USA und mit China ist. Wir sind der Mei-
nung, dass es wichtig ist, die Vision einer europäischen
Luftfahrtindustrie weiter zu beleben und Airbus langfris-
tig zu einem produktiven und wettbewerbsfähigen Kon-
kurrenten zu machen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608510800

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Ditmar Staffelt,

SPD-Fraktion.


Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1608510900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich will im Zusammenhang mit der heutigen
Aktuellen Stunde einige Punkte ansprechen. Zunächst
möchte ich ein kritisches Wort über unsere französischen
Freunde verlieren. Ich finde, wir haben das EADS- und
das Airbus-Geschäft bisher sehr erfolgreich gemeinsam
betrieben. Aber EADS ist auch ein Beispiel für – so will
ich es einmal formulieren – deutsch-französische Unter-
nehmenszusammenarbeit. Das ist ein hohes Gut; mit die-
sem hohen Gut muss man behutsam umgehen.

Ich finde es gänzlich daneben, wenn wir in der sehr
schwierigen Lage, in der sich das Unternehmen befindet,
Diskussionen aus Frankreich hören, die wieder an die
Fragen anknüpfen, die wir schon vor Jahr und Tag im
Zusammenhang mit Herrn Forgeard, Herrn Humbert und
anderen Nachfolgefragen bei EADS und Airbus hatten:
Brauchen wir eine Doppelspitze? Sollen wir die Doppel-
spitze in eine Einpersonenspitze verändern, und wie
steht es um die Staatsanteile? – Trotz Wahlkampfs wäre
ein Stück Zurückhaltung sicherlich besser und der Sache
angemessen.

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(C (D (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein zweiter kritischer Punkt, den ich hier anmerken
öchte, ist folgender: Daimler-Chrysler hat so etwas
ie eine Treuhänderschaft für unsere EADS-Anteile.
eutschland hatte bis vor kurzem keine eigenen Staats-

nteile. Es besteht auch heute nur in einem sehr indirek-
en Verfahren eine Beteiligung. Man sollte übrigens bei
llen Diskussionen nicht vergessen: Entgegen einigen
einungen hier haben wir nicht einmal einen Platz im
ufsichtsrat. – Aber man sollte Daimler-Chrysler schon

inmal kritisch fragen: War es in dieser schwierigen Zeit
irklich erforderlich, sich von einem Aktienanteil von
,5 Prozent zu trennen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


äre es nicht besser gewesen, ein bisschen zuzuwarten,
is das Unternehmen wieder stabiler ist, und dann über
iese Frage zu reden?

Ich erinnere übrigens an Folgendes: In meiner Zeit als
taatssekretär im Wirtschaftsministerium waren beide
eiten einig: Wir reduzieren den Anteil auf jeweils
5 Prozent. Der Free Flow an der Börse soll erhöht wer-
en. – Genau das braucht das Unternehmen. Es benötigt
nternehmerische Beweglichkeit und nicht mehr staatli-
hen Einfluss.


(Beifall des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU])


ir dürfen uns in keine Situation hineinmanövrieren, in
er beide Seiten glauben, nur über mehr staatlichen Ein-
luss könnten sie letztendlich das Wohl und Wehe des
nternehmens bestimmen. Damit fährt man das Unter-
ehmen gegen die Wand.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Dritter Punkt: Managementfehler. Auch diese Kritik
st zwar richtig, hilft uns im Moment aber nicht weiter.
a, wir kämpfen um Arbeitsplätze; aber wir müssen auch
aran denken: Wie geht es in der Zukunft weiter?

Dazu will ich auch noch ein Wort verlieren. Ich ver-
tehe die Betriebsräte; ich verstehe die Gewerkschaften,
ie jetzt unmittelbar um jeden einzelnen Arbeitsplatz bei
irbus kämpfen. Aber wir sollten auch nach den Chan-

en suchen. Wir sollten uns überlegen, ob Partner wie
iehl, OHB oder Spirit, die alle schon in der Öffentlich-
eit genannt worden sind, das Geschäft nicht sogar er-
eitern und ein breiteres Standing für bestimmte Unter-
ehmensteile bewirken können.

Ich jedenfalls finde, wir sollten uns nicht in einen
unnel der Dunkelheit hineinbewegen, sondern beste-
ende Chancen nutzen. Da erwarte ich vom EADS-Ma-
agement, dass uns nur Partner präsentiert werden, die
ine Güteklasse mitbringen, durch die das Geschäft
etztendlich auf breitere Füße gestellt wird und à la lon-
ue mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Das ist eine






(A) )



(B) )


Dr. Ditmar Staffelt
Voraussetzung, an der wir allesamt nicht vorbeigehen
können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Schließlich ein Wort zu den Zulieferern. Wir reden
hier immer über die große Airbus-Familie; das ist auch
schön. Aber es gibt in diesem Lande Zulieferer, die unter
den Problemen, die im Zusammenhang mit dem A380
bestehen, massiv leiden, die Kapitalbindungen haben
und die in einem erheblichen Umfang in die Produktion
von Zulieferteilen für den A380 investiert haben. Denen
muss geholfen werden; die brauchen Unterstützung. Ich
bin dankbar – auch wenn es ein bisschen gedauert hat –,
dass sich das Wirtschaftsministerium jetzt dieser Frage
annimmt und denen, denen geholfen werden muss, Hilfe
zuteil werden lässt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Mein letzter Punkt: Ja, wir wollen den Technologie-
standort auch in der Luftfahrtindustrie erhalten und wei-
terentwickeln. Wir wollen die Arbeitsplätze erhalten.

Aber ich bitte, bei dieser Diskussion eines nicht zu
vergessen: Wir brauchen eine Wettbewerbsfähigkeit, die
uns in die Lage versetzt, gegenüber Boeing einen Auf-
tritt zu haben, der letztlich erfolgreich ist und uns nicht
in die Defensive geraten lässt. Dies ist aller Anstrengun-
gen wert. Hier gilt es auch, mit allen Möglichkeiten, die
Unternehmen haben, in die Zukunft zu investieren. Das
heißt nicht, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer frei-
zusetzen; vielmehr muss genau überlegt werden, wie
viel Know-how wir langfristig brauchen –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608511000

Herr Kollege!


Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1608511100

– und wen wir im Zusammenhang mit der Restruktu-

rierung im Unternehmen halten können.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608511200

Nächster Redner ist der Kollege Franz Obermeier,

CDU/CSU-Fraktion.


Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1608511300

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr verehr-

ten Damen und Herren! Airbus hat eine ganz besondere
Konstruktion in der deutschen und der europäischen In-
dustriepolitik. Das Thema, das wir heute behandeln, mit
dem wir uns schon seit Wochen oder Monaten beschäfti-
gen, ist einigermaßen obskur. Das, was Herr Staffelt
gerade hinsichtlich der Ursachenforschung und der The-
matik vorgetragen hat, wie die Finanzierung des Unter-
nehmens à la longue gesichert werden kann, war richtig
wohltuend. Es ist deswegen ein etwas obskures Thema,
weil ich nur selten Turbulenzen in einem Unternehmen

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(C (D rlebt habe, das einen derart glänzenden Auftragsbetand hat, dem es nicht an Liquidität fehlt und in dem es ennoch Schwierigkeiten gibt. Wenn es das einzige Mittel ist, dieses erfolgreiche nternehmen zu filetieren, muss man das Ganze natür ich mit größter Vorsicht beobachten. Wenn es dazu ührt, wie es in anderen deutschen Großunternehmen der all gewesen ist, dass zum Schluss die Mitarbeiter der inzelnen Standorte durch unterschiedliche Verschlecherungen bei den Arbeitsbedingungen die Defizite beahlen müssen, die man gemeinhin als Managementfeher bezeichnet, dann ist das ein hoher Preis. Angesichts essen sollten wir uns überlegen, wie man diesen Dinen begegnen kann. Ich möchte, nachdem schon sehr viel Richtiges, aber eider auch sehr viel Falsches gesagt worden ist, noch inmal auf die Ursache eingehen. Wir müssen uns immer ieder vor Augen führen, dass die enormen Entwick ungskosten für den A380 und für den A350 sowie die chwierigkeiten bei der Konfiguration der verkauften 380 zu diesen Turbulenzen geführt haben. Das ist unmstößlich. Deswegen werden vermutlich mit Zeitverögerung Liquiditätsprobleme eintreten. Wenn sich nun der Ministerpräsident eines Bundesandes aus der Sorge um die Arbeitsplätze an seinem ochtechnologiestandort dahin gehend einlässt, dass er agt: „Dann steigen wir dort ein“, Frau Kollegin ndreae, halte ich das nicht für einen großen Fauxpax. as verstehe ich. Ich glaube zwar nicht, dass es so weit ommen wird; aber ich verstehe, dass er sagt: Wenn ich n Laupheim einen so tollen Betrieb mit einem so ausgerägten Know-how habe, dann lasse ich den nicht über en Jordan gehen. – Das muss man verstehen. Lassen Sie mich noch etwas zu den professoralen Irrümern des Herrn Schui sagen. Herr Schui, es gibt dereit kein Liquiditätsproblem; das ist in der gestrigen usschusssitzung klar dargelegt worden. Ihr Hinweis uf die Problematik von Daimler-Chrysler und seine erluste bei anderen Geschäften ist nur vordergründig ichtig. Viele Jahre lang hat Daimler-Chrysler die Aneilsführerschaft bei Airbus innegehabt. Das ist eine Erolgsgeschichte gewesen. In dieser Konstellation ist es u einem tollen Unternehmen geworden. Vor der Debatte über diesen Tagesordnungspunkt abe ich mit Franz Josef Strauß telefoniert. Ich soll Ihen Grüße bestellen. Ich habe ihn gefragt: Was sollen ir tun? (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Er ist auf dem Nockherberg!)


Ja, er ist heute in München. – Er antwortete: Sucht die
erantwortlichen, die euch da hineingeritten haben und
erprügelt sie verbal. Ansonsten seht zu, dass das Unter-
ehmen erfolgreich weitergeführt wird. – Daran werden
ir arbeiten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608511400

Das Wort hat der Kollege Garrelt Duin, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1608511500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

möchte auf den Punkt zurückkommen, der insbesondere
von Herrn Wend zu Beginn seiner Rede angesprochen
worden ist, und mich mit der Situation der Beschäftigten
befassen. Die Verunsicherung an den Standorten, und
zwar nicht nur an den Standorten, die jetzt möglicher-
weise verkauft werden, in Norddeutschland, aber auch in
Laupheim, ist zum Greifen. Die Beschäftigten wissen
nicht genau, was passieren wird. Die unklaren Entschei-
dungen einerseits und der Vertrauensverlust in das Ma-
nagement andererseits haben zu dieser Verunsicherung
der Beschäftigten geführt.

Führen wir es uns noch einmal vor Augen: Herr
Puttfarcken hat im Herbst des vergangenen Jahres ge-
sagt, dass ein Verkauf deutscher Standorte kein Thema
sei, dass das nicht infrage komme. Zu Beginn dieses Jah-
res wurde die Entscheidung verschoben, weil man sich
noch nicht einig war. Am 28. Februar wurde dann
„Power 8“ präsentiert, aber in einer Art Salamitaktik. –
Angesichts dessen muss jeder von uns großes Verständ-
nis für die Verunsicherung der Beschäftigten haben.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Ich will ein Beispiel für die Salamitaktik nennen:
Nordenham. Am ersten Tag stand in „Power 8“, man su-
che einen strategischen Partner für Nordenham. Wenige
Stunden später wird gesagt, man könne sich auch vor-
stellen, das Werk ganz zu verkaufen. – Mancher von uns
mag immer auf dem Laufenden sein – das will ich gar
nicht infrage stellen –, aber die Informationspolitik ge-
genüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war über
einen viel zu langen Zeitpunkt vollkommen unangemes-
sen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie ist es immer noch. Oder kennt irgendjemand eine
schlüssige betriebswirtschaftliche Begründung für die
einzelnen Maßnahmen? Warum soll Laupheim verkauft
werden? Gibt es dafür irgendeine sich im öffentlichen
Raum befindliche Begründung, die ein Betriebsrat den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Standorts ge-
ben könnte? Warum wird für Nordenham ein Partner ge-
sucht, für Varel aber nicht?

Am 2. März 2007 war Herr Puttfarcken in Varel und
hat dort auf viele Fragen nur wenig geantwortet. Genau
ein Jahr zuvor, am 2. März 2006, wurde in Varel ein Ju-
biläum gefeiert, nämlich das 50-jährige Bestehen – na-
türlich in unterschiedlichen Konstellationen – dieses
Standortes. Herr Puttfarcken war damals Festredner und
hat den Beschäftigten dort gesagt, der Standort Varel sei
eine Perle im EADS-Verbund, man könne nicht auf ihn
verzichten. Wenn er ein Jahr später keine vernünftige
Antwort auf die Frage geben kann, warum gerade Varel

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(C (D erkauft werden soll, dann kann ich die Mitarbeiterinnen nd Mitarbeiter, die spontan die Arbeit niedergelegt haen, verstehen. (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Verkaufen heißt doch nicht Schließen!)


uf was soll man sich dort verlassen?

Ich glaube, dass wir als Politiker in dieser Phase ge-
ordert sind, uns dort so einzusetzen, wie das Herr Mi-
ister Hirche hier dankenswerterweise dargestellt hat.
ch denke, dass das nicht allein Aufgabe der betroffenen
undesländer ist, sondern dass Bund und Länder das als
emeinsame Aufgabe betrachten müssen; denn sonst
erden wir wenig Chance auf Erfolg haben. Es geht um
ie Frage, wie wir uns einbringen können, damit wir an
en angesprochenen Standorten auch künftig an der
echnologischen Entwicklung teilhaben; denn um die
echnologische Entwicklung geht es doch. Ein Standort,
er ausgelagert wird, der nicht mehr in den Verbund ge-
ört, wird an der technologischen Entwicklung bei Air-
us jedenfalls nicht mehr teilhaben. Das ist die Gefahr,
ie besteht. An manchen Standorten wird dann zum Bei-
piel in CFK-Technologie investiert; aber die, die das
urzeit noch nicht tun, werden von dieser Entwicklung
bgekoppelt. Ich finde, das sollten wir nicht zulassen.


(Beifall bei der SPD)


Das bringt mich zu dem Thema: gemeinsames Vorge-
en von Politik und Staat. Politik und Staat werden gerne
n Anspruch genommen, wenn es um den Ausbau von
andebahnen oder um das Zurverfügungstellen von ent-
prechenden Studienplätzen geht. Es kann aber nicht
ein, dass sich der Staat bei allen anderen Entscheidun-
en heraushalten soll. Rosinenpickerei kann auch hier
icht zugelassen werden.


(Beifall bei der SPD)


Mein letzter Punkt. Ich will mich an dieser Stelle aus-
rücklich bedanken: bei dem Vorsitzenden des Gesamt-
etriebsrates, Rüdiger Lütjen, und seinem Stellvertreter,
homas Busch, aber auch bei der IG Metall Küste, bei
utta Blankau und anderen. Sie alle haben dafür gesorgt,
ass man sich an den betroffenen Standorten in diesen
tunden und Tagen sehr besonnen verhalten hat. Wir er-

eben bei den Partnern in Frankreich, dass das auch an-
ers ausgehen kann: Dort wiegelt man auf, ganz anders
ls hier, wo wir trotz der Ängste, die vorhanden sind, mit
ieser Problematik besonnen und vernünftig umgehen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Diesen Standortvorteil sollte man mal nutzen!)


as ist den Arbeitnehmervertreterinnen und Arbeitneh-
ervertretern in diesen Unternehmen zu verdanken. Ich

enke, dass es von dieser Stelle aus einmal dieses aus-
rücklichen Dankes bedurfte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608511600

Das Wort hat die Kollegin Dr. Martina Krogmann,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1608511700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte gegen Ende dieser Aktuellen Stunde gern ei-
nige Punkte besonders herausheben. Lassen Sie mich
erstens sagen, dass ich finde, dass wir hier im Deutschen
Bundestag eine sehr sachliche Debatte hatten. Das hebt
sich sehr wohltuend ab von den schrillen Tönen, die aus
dem französischen Wahlkampf zu hören sind. Bei dieser
Linie sollten wir bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Zweitens möchte ich ausdrücklich unterstützen, was
Sie, Herr Duin, eben sagten. Ich glaube, dass auch un-
sere Arbeitnehmervertreter und die Mitarbeiter an den
Standorten einen besonnenen Kurs fahren und eben nicht
versuchen, einzelne Standorte gegeneinander auszuspie-
len, sondern im Gegenteil sagen: Wir haben nur die
Chance auf Zukunft, wenn wir ein Gesamtkonzept hin-
bekommen und zusammenhalten, auch wenn die Zeiten
jetzt schwierig sind. – Das ist für Deutschland in der Tat
ein Standortvorteil.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Drittens. Lassen Sie mich allen Diskussionen zum
Trotz, wonach sich Airbus in der Krise befindet und ein
Imageschaden entstanden ist, unterstreichen: Diese
Branche ist eine Zukunftsbranche. Der neue Luft- und
Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung hat dies vor-
hin unterstrichen: 2005 und 2006 waren, gemessen an
der Zahl der ausgelieferten Flugzeuge, die erfolgreichs-
ten Jahre für Airbus. Für die nächsten 20 Jahre wird
– Herr Minister Hirche hat vorhin darauf hingewiesen –
ein Bedarf von fast 23 000 neuen Flugzeugen errechnet.
Das heißt also, die Branche ist nicht etwa marode, ihr
fehlt es auch nicht an Aufträgen, sondern sie befindet
sich derzeit lediglich in einer – durch Managementfehler
verursachten – Krise.

Ich freue mich, dass die Bundesregierung jetzt – wenn
auch ein Jahr zu spät aus meiner Sicht – Staatssekretär
Peter Hintze zum Koordinator der Bundesregierung für
Luft- und Raumfahrt ernannt und damit zum zentralen
Ansprechpartner gemacht hat.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Der ist sofort gekommen!)


Herr Staatssekretär, indem Sie bereits eine Woche nach
Ihrer Berufung das Airbuswerk in Stade besucht haben,
haben Sie ein klares Zeichen für die Zukunftsfähigkeit
der gesamten Branche gesetzt. Stade ist führend in der
Welt, was die CFK-, die neue Kohlefaserverbundstoff-
technologie, anbetrifft. Dort ist, auch durch kluge An-
siedlungspolitik, das CFK-Valley gegründet worden. In
ihm sind inzwischen 500 Arbeitsplätze entstanden, auch

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(C (D ei kleineren und mittleren Unternehmen; die gehören ja uch dazu. Stade ist ein Hochschulstandort geworden für iese neue Technologie. Deshalb fand ich es ein bemerenswertes Signal, dass Ihr erster Besuch nach Stade ing. Sie haben damit gezeigt: Der Standort Deutschland nsgesamt hat die Chance, vorne mit dabei zu sein und on den großen Chancen, die dieses europäische Projekt n den nächsten Jahren bietet, zu profitieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Martin Dörmann [SPD])


Natürlich war das auch ein klares Signal für die Be-
chäftigten. Die Verunsicherung bei den Mitarbeitern der
erke – ich weiß es vor allem für Niedersachsen zu be-

rteilen, weil ich von dort komme –, aber auch bei den
itarbeitern der Zulieferbetriebe ist enorm groß. Dazu

eigetragen hat die Kommunikationspolitik des Unter-
ehmens: Entscheidungen wurden in Salamitaktik prä-
entiert, und die Arbeitnehmervertreter, die Betriebsräte,
urden teilweise spärlich, teilweise spät informiert. Die
itarbeiter und die Betriebsräte erwarten, dass sie in den

ntscheidungsprozess künftig stärker eingebunden wer-
en. Ich teile diese Auffassung und fordere von hier aus
ie Konzernführung auf, die Betriebsräte stärker einzu-
inden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD])


Denn eines ist klar: Mit dem Programm „Power 8“
teht zwar der Rahmen. Aber das letzte Wort kann noch
icht gesprochen sein, weil die Feinsteuerung, weil viele
ntscheidende kleine Dinge wie die Verteilung ganzer
auteile noch gar nicht feststehen. Es wird in den nächs-

en Wochen und Monaten darauf ankommen, dass es uns
elingt, die faire Balance zwischen Deutschland und
rankreich im Konzern auch bei den Zukunftschancen,
ei den Zukunftstechnologien zu wahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD])


Vieles ist schon gesagt worden zum Einfluss des Staa-
es. Natürlich liegen die operativen Entscheidungen in
er Verantwortung des Managements; das ist völlig klar.
an darf aber nicht vergessen, dass EADS immer auch

in politischer Konzern war; er ist ja auch politisch ent-
tanden: als europäisches Projekt, als Erfolgsprojekt.
eshalb – lassen Sie mich das als letzten Punkt sagen –
abe ich wenig Verständnis dafür, wenn es aus der Wis-
enschaft und – glücklicherweise nicht heute, aber sonst –
us den Reihen der Liberalen heißt, wir bräuchten vom
chreibtisch aus eine klare ordnungspolitische Linie,
nd theoretisch darüber philosophiert wird, dass der
taatsanteil zurückgedrängt werden sollte.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608511800

Frau Kollegin, Sie haben Ihre Redezeit schon sehr

eutlich überschritten.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Es ist aber richtig, was sie sagt!)







(A) )



(B) )


Dr. Martina Krogmann (CDU):
Rede ID: ID1608511900

Frau Präsidentin, wenn Sie mir noch ein paar Worte

erlauben würden, auch weil es so richtig ist, wie mein
Kollege Wend bemerkt! – Deshalb ist es wichtig, die
Verantwortlichkeiten ganz klar zu trennen: Das Unter-
nehmen trifft die operativen Entscheidungen, und die
Politik hat dafür zu sorgen, dass bei diesem europäi-
schen Projekt die Balance, auf die man sich geeinigt hat,
auch in Zukunft erhalten bleibt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608512000

Letzter Redner in dieser Aktuellen Stunde ist der Kol-

lege Martin Dörmann, SPD-Fraktion.


Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1608512100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Das Unternehmen Airbus ist in Turbulenzen geraten.
Jetzt kommt es darauf an, dass mit klaren, zukunftsorien-
tierten unternehmerischen Entscheidungen ein stabiler
Kurs eingeschlagen wird, um die Erfolgsgeschichte, die
Airbus ist, fortzuschreiben. Dabei muss ein Weg gefun-
den werden, der sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als
auch die Beschäftigung dauerhaft sichert. Nur so kann
die Perspektive der wichtigen Zukunftsbranche Luft-
fahrtindustrie auch in Deutschland langfristig gestärkt
werden.

In erster Linie geht es dabei – das wurde heute schon
an mehreren Stellen erwähnt – um Entscheidungen, die
die Unternehmensleitung von Airbus und EADS zu tref-
fen hat, und zwar im Rahmen eines Gesamtkonzepts, das
dann zusammen mit den betroffenen Arbeitnehmerver-
tretern umzusetzen ist. Klar ist aber – auch das ist bereits
angesprochen worden –: Airbus ist kein Unternehmen
wie jedes andere. Der Einfluss der Politik ist noch immer
größer als anderswo. Das hat mit der Geschichte von
Airbus und mit den erheblichen staatlichen Hilfen zu
tun, die damit verbunden sind, aber auch mit seiner Ei-
genschaft als ein europäisches Gemeinschaftsprojekt, in
dem vor allem Frankreich und Deutschland eine beson-
dere Rolle spielen.

Auf genau diesen Aspekt möchte ich gerne näher ein-
gehen. Es ist wahr: Die deutsch-französische Partner-
schaft wird gerade in diesen Tagen auf eine besondere
Probe gestellt. Für die Zukunft des Unternehmens wird
viel davon abhängen, wie diese Herausforderungen ge-
löst werden. Ziehen Deutschland und Frankreich an ei-
nem Strang, oder lassen sie sich in schwierigen Zeiten
auseinanderdividieren?

Immerhin, der gefundene Kompromiss gibt Anlass
zur Hoffnung, dass man mit vereinten Kräften nach
vorne schreitet. Deshalb will ich der Bundesregierung
ausdrücklich dafür danken, dass sie sich erfolgreich für
eine faire Verteilung der Lasten unter den beteiligten Na-
tionen eingesetzt hat. Ich will in diesen Dank auch die
vielen Kolleginnen und Kollegen aus diesem Haus, ins-
besondere die aus den Koalitionsfraktionen, einbezie-
hen; auch wir in Berlin haben in den letzten Wochen

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(C (D ämlich eine ganze Reihe von Gesprächen mit den Verntwortlichen, insbesondere mit denen von EADS, geührt. it ihrer Unterstützung konnte erreicht werden, dass eutschland weiterhin ein entscheidender Produktions tandort bleibt, und zwar sowohl im Hinblick auf die ernkompetenzen und die wichtige CFK-Technologie ls auch bei der Fertigung des Modells A380 und der 320er-Familie. Einige aktuelle Äußerungen französischer Politiker, ie auf eine Ausweitung des französischen Einflusses etzen, machen uns jedoch Sorgen. Ich sage an dieser telle sehr deutlich: Das werden wir nicht zulassen. Wer laubt, er könne einseitig zulasten der deutschen Seite ranzösische Interessen durchsetzen, wird scheitern. Er ürde letztendlich nur den Erfolg des Unternehmens ufs Spiel setzen, und er würde eine ernste Belastungsrobe für die deutsch-französische Partnerschaft heraufeschwören. Das kann niemand wollen. Ich glaube allerings, dass sich, wenn das Wahlkampfgeklingel bgeklungen ist, auch in Frankreich die vernünftigen ositionen durchsetzen werden, die eine faire Partnerchaft wollen. Das interne Konkurrenzdenken muss jetzt o schnell wie möglich überwunden werden. Es geht in rster Linie darum, in der Konkurrenz mit Boeing vorne u liegen, nicht untereinander. Die Zahlen von Airbus sind nach wie vor beeindrukend: Die Auftragsbücher sind mit über 2 500 Bestelungen voll. Mit 434 Auslieferungen – das waren übriens mehr, als Boeing vorzuweisen hatte – ist im letzten ahr eine Rekordzahl erreicht worden. Die Produktion ist ür fünf Jahre ausgelastet. Diese Tatsachen machen es den Beschäftigten in den etrieben natürlich schwer, einzusehen, dass nun seitens er Unternehmensleitung ein Sanierungsprogramm aufelegt wird, das viele Tausend Beschäftigte belastet. Sie eisten nach wie vor hervorragende Arbeit und sind hoch ualifiziert. Sie sind nicht schuld daran, dass das Unterehmen gegenüber Boeing unter erheblichem Kostenruck steht und ein Sparprogramm vorlegen muss. Nein, eben den besonderen Nachteilen aufgrund der Abhänigkeit vom Dollarkurs waren es vor allem gravierende ehler des früheren Managements, die das Unternehmen n diese Turbulenzen gebracht haben. Insofern ist die ut in den Betrieben vor Ort mehr als verständlich. Es ist jetzt Sache der Unternehmensleitung, das veroren gegangene Vertrauen der Belegschaften zurückugewinnen, und zwar durch klare und faire Konzepte, urch eine offene Kommunikation und durch das aktive inbeziehen der Arbeitnehmervertreter in die weiteren lanungen. Je schneller die Beteiligten eine gemeinsam etragene Linie finden, umso besser für die Wettbeerbschancen von Airbus. Die Politik wird diesen Prozess unterstützen. Sie ollte sich aber nicht in einzelne unternehmerische Entcheidungen einmischen. Airbus wird auf Dauer umso rfolgreicher sein, je mehr sich die Politik aus dem Unernehmen heraushalten kann. Auch unter diesen Ge Martin Dörmann sichtspunkten ist zu wünschen, dass Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen. Uns muss das Ziel einen, die Erfolgsgeschichte Airbus gemeinsam fortzuschreiben, und zwar im Interesse der Beschäftigten und im Interesse der europäischen Luftfahrtindustrie als einer wichtigen Zukunftsbranche. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608512200

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 c auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Laurenz
Meyer (Hamm), Eckhardt Rehberg, Wolfgang
Börnsen (Bönstrup), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Dr. Margrit Wetzel, Garrelt Duin, Dr. Rainer Wend,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken

– Drucksache 16/4423 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Rainder Steenblock, Winfried
Hermann, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN

Umweltfreundliche Stromversorgung von
Schiffen in Häfen unterstützen

– Drucksachen 16/2791, 16/4457 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Margrit Wetzel

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Parla-
mentarische Staatssekretärin Dagmar Wöhrl.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! icht nur die Koordinatorin der Bundesregierung für die aritime Wirtschaft sollte um die große Bedeutung der aritimen Wirtschaft wissen. Dieser Wirtschaftszweig st ein wichtiger Anker des Wirtschaftsstandorts eutschland. Hier geht es nicht nur um den Schiffbau, ie Häfen und die Schifffahrt, sondern unter anderem um ie Meerestechnologie und so wichtige Themen wie die örderung von Ölund insbesondere Gastechnologien, as energieeffiziente Schiff sowie den Transport von Öl nd Gas, mit denen wir uns in Zukunft verstärkt befasen werden. Was ich damit sagen will: Dieser Bereich ist ochinnovativ. Wenn man sieht, dass heute über 0 Prozent der internationalen Warenströme über das eer abgewickelt werden, dann muss man feststellen, ass wir ohne diesen Bereich nicht – darauf sind wir tolz – Exportweltmeister wären. Davon profitieren nicht nur die Küstenländer. Vielehr kommt der größte Teil der über 70 000 Beschäftig en der großen Zulieferer im Schiffbau aus den süddeutchen Bundesländern. Dieser Bereich hat sicherlich chwierige Zeiten mit strukturellen Veränderungen inter sich. Aber nun sind die Zeiten gut. Die Auftragsücher der Werften sind voll, teilweise bis 2010. Wir steen mit unseren Werften international an der Spitze, eltweit belegen wir den vierten, europaweit den ersten latz. Zudem verfügen wir über die drittgrößte Handelslotte mit den modernsten Containerschiffen. Die Conainerhäfen boomen. Ihr Umsatz soll sich laut Prognosen is 2050 verdoppeln. Allein in diesem Jahr erwarten wir inen Umschlag von 320 Millionen Tonnen. So positiv das alles ist, es zeigt auch, dass die Herausorderungen in diesem Bereich zunehmen werden und ass unsere Verkehrsinfrastruktur leistungsfähig sein uss. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an den ombinierten Verkehr und die Hinterlandanbindungen. as von uns in Kraft gesetzte Infrastrukturbeschleuniungsgesetz muss zur Anwendung kommen, um die Proekte, die im Investitionsrahmenplan aufgeführt sind, chnell zu realisieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])

Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1608512300

(Beifall bei der CDU/CSU)


Es sind Erfolge da; das ist unstrittig. Aber das heißt
icht, dass wir uns zurücklehnen dürfen und sagen kön-
en: Wunderbar, es läuft alles, und die Auftragsbücher
ind voll. Die Erfolge dürfen nicht darüber hinwegtäu-
chen, dass diese Branche sich in einem harten Preis-
ampf befindet und einem sehr starken Verdrängungs-
ettbewerb ausgesetzt ist. Die Schwellenländer schlafen
icht. Sie investieren inzwischen mehr in Forschung und
ntwicklung sowie in Ausbildung als wir. Zukünftig
erden sie sich nicht länger nur auf den Bau von Stan-
ardschiffen konzentrieren und uns den Bau von Spe-
ialschiffen überlassen. Vielmehr werden sie zu einer
rnst zu nehmenden Konkurrenz im Bereich des hoch-
echnologischen Schiffbaus.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dagmar Wöhrl

(Zustimmung des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


Im Übrigen werden nicht nur die jetzt schon bekann-
ten Konkurrenten auf dem Weltmarkt aktiv sein, sondern
es werden auch neue Konkurrenten hinzukommen. Die
Vietnamesen, Brasilianer und Indonesier sind schon in
den Startlöchern. Das bringt für uns große Herausforde-
rungen mit sich, mit denen wir uns auseinandersetzen
müssen.


(Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/ CSU])


Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben und unsere Welt-
marktanteile weiter ausbauen wollen, dann müssen wir
Forschung und Entwicklung ausbauen und noch stärker
in Innovationen investieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir als Regierung haben unsere Hausaufgaben dahin
gehend gemacht, dass wir unsere Förderprogramme in
Forschung, Entwicklung und Innovation auf 150 Millio-
nen Euro bis zum Jahr 2009 aufgestockt haben. Jetzt
kommt es darauf an, dass die vorhandenen Förderpro-
gramme auch in Anspruch genommen werden. Daran
mangelt es leider.

Wenn wir uns fragen, warum die Förderprogramme
nicht genutzt werden, stellen wir fest, dass die Ursache
dafür in der Rückforderung der Fördermittel liegt, die es
in anderen Ländern – zum Beispiel Frankreich – nicht
gibt.

Ähnlich verhält es sich mit dem CIRR-Zinsausgleich-
system für Schiffsfinanzierungen. Alle anderen Länder
mit Ausnahme von Deutschland wenden es an. Bei der
Vergabe von Aufträgen ist es oft das Zünglein an der
Waage, ob dieses Instrumentarium zur Anwendung
kommt.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir haben viele Aufträge an unsere Mitwettbewerber im
Ausland verloren, weil das System in den letzten zwei
Jahren nicht genutzt worden ist.

Wir müssen uns bemühen, mit dem Finanzministe-
rium zu einer Einigung zu kommen, um eine andere
Grundlage zu finden. Wir haben inzwischen Gespräche
geführt, und ich bin zuversichtlich, dass wir zukünftig
neue Wege einschlagen können, um die Wettbewerbsvo-
raussetzungen an die anderer Länder anzugleichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unsere Fünfte Maritime Konferenz war, glaube ich,
ein großer Erfolg. Wir sind vorangekommen. Wir haben
ein Pflichtenheft auferlegt, das es abzuarbeiten gilt. For-
schung und Entwicklung waren ein Schwerpunktthema,
die Ausbildung ein weiteres. Das ist zu begrüßen, weil
dieser Bereich nicht nur für die Zukunft wichtig ist, son-
dern weil bereits jetzt ein großer Fachkräftemangel im
Schiffsbaubereich besteht, sei es an Ingenieuren, Nauti-

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(C (D ern oder Schiffsbetriebstechnikern. Ich bin froh, dass ie Bedeutung dieses Themas erkannt worden ist und ass jetzt alle – die Sozialpartner, die Länder, die Politik der die maritime Wirtschaft – an einem Strang ziehen. Wir müssen zu Ergebnissen kommen. Es geht nicht änger an, dass uns über 500 Nautiker per anno fehlen. ir brauchen in diesem Bereich zusätzlich 120 Ingeieure im Jahr. In den Ingenieurstudienfächern beträgt ie Abbrecherquote derzeit 40 Prozent. Die Zahl derjenien, die ihr Studium zum Abschluss bringen, ist viel zu ering. Für uns heißt dies: Wir müssen für diese hoch innovaive, technologisch orientierte Branche werben. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ungen Menschen bietet sich eine große Zukunfts-
hance, wenn sie diesen Berufsweg einschlagen. Es ist
ichtig, dass wir das Image einer hilfebedürftigen Sun-

etindustrie abstreifen und deutlich machen, was es mit
er maritimen Wirtschaft und der Schiffsbauindustrie
uf sich hat. Wir sind stolz auf diese Industrie in unse-
em Land.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir müssen aber auch die vorhandene Wettbewerbs-
ähigkeit erhalten und ausbauen. Ich glaube, wenn alle
usammen an einem Strang ziehen, dann braucht es uns
arum nicht bange zu sein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608512400

Das Wort hat der Kollege Hans-Michael Goldmann,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1608512500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Ich möchte mich vorweg ganz herzlich
ei Ihnen, Frau Wöhrl, für die gute Rede und die von
hnen übermittelte Botschaft bedanken. Man hat ge-
erkt, dass die maritime Wirtschaft Ihnen am Herzen

iegt und in Ihrem Kopf verankert ist. Das war ein sehr
ositives Signal. Wenn Sie demnächst einmal wieder
uf der Meyer-Werft in Papenburg sind, dann können
ie auch mich gerne einladen; denn ich komme aus der
tadt, und wir in der Region sind stolz darauf, dass am

etzten Wochenende gerade wieder ein Schiff der
eyer-Werft ausgedockt wurde, das am nächsten Wo-

henende die Ems herunterfährt. Wenn Sie sich ein
ild davon machen wollen, wie leistungsfähig die ma-

itime Wirtschaft ist, dann können Sie das verfolgen.
ie Aida Diva wird Ihren kühnsten Erwartungen ent-

prechen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)







(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Liebe Freunde, seit vielen Jahren bemühe ich mich,
wie auch Kollegen in der FDP insgesamt, um die mari-
time Wirtschaft. Wir sehen das Thema aber nicht so eng,
wie Sie es in Ihrem Antrag zum Ausdruck gebracht ha-
ben, obwohl ich viele Dinge in dem Antrag richtig und
gut finde. Unser Ansatz entspricht vielmehr dem der EU,
die ein Grünbuch veröffentlicht hat, das im Moment dis-
kutiert wird und in dem der gesamte maritime Sektor, die
Meerespolitik als Einheit gesehen wird. Ich finde es
schade, dass Sie mit Ihrer Mehrheit verhindert haben,
dass unser Antrag heute auf die Tagesordnung kommt.
Das ist bei denjenigen, die sich für die maritime Wirt-
schaft insgesamt engagieren, nicht angebracht.


(Beifall bei der FDP)


Meine Kollegen aus dem Umweltbereich, dem euro-
päischen Verkehrsbereich und dem Forschungsbereich
und ich haben an diesem Antrag mitgewirkt. Ich glaube,
wenn Sie ihn lesen, werden Sie feststellen, dass wir sehr
viele Dinge aufgreifen und an viele Dinge anknüpfen,
die wichtig sind. Es geht um die Vernetzung der Küste
mit dem Binnenland. Frau Staatssekretärin Wöhrl, Sie
haben zum Ausdruck gebracht, dass die Zeit, in der wir
mit dem Rücken zum Meer standen, endgültig zu Ende
sein muss. Ich finde es gut, dass Sie auch die Verbindung
zur Wertschöpfung im Binnenland hergestellt haben. Die
Maschinen in den großen deutschen Schiffen kommen
nicht nur aus Papenburg, Leer, Emden, Bremen oder
Nordenham, sondern sogar überwiegend aus Nürnberg,
Augsburg und aus dem Münchener Raum.

Wir brauchen gleiche Wettbewerbschancen für die
maritime Wirtschaft. Sie haben den Bereich der Bildung
in diesem Zusammenhang völlig zu Recht angespro-
chen. Ich habe mit Nachdenklichkeit verfolgt, welche
Diskussionen es zum Beispiel in Niedersachsen über
eine Seefahrtsschule in Leer und eine in Elsfleth gege-
ben hat. Als ob es da eine Konkurrenz gäbe! Ganz im
Gegenteil, da ist ein gegenseitiges Befruchten möglich.
Das wird der maritimen Wirtschaft insgesamt nützen.

Wir müssen den Bereich Safety & Security in beson-
derer Weise im Auge behalten. Ich finde es gut, dass Sie
in Ihrem Antrag die Überlegung ansprechen, das Hava-
riekommando weiterzuentwickeln. Ich kann nur sagen:
Tun Sie es bitte. Wir können durchaus sinnvolle Wei-
chenstellungen vornehmen.


(Beifall bei der FDP)


Es geht um Küstenschutz – das ist überhaupt keine
Frage –, und es geht natürlich um das, was sich vor den
Deichen tut. Ganz konkret geht es, insbesondere vor dem
Hintergrund der globalen Erwärmung, um Deichschutz.
Ich sage hier in aller Deutlichkeit: Die anderen Bundes-
länder können die Küstenländer bei Maßnahmen des
Deichschutzes nicht alleine lassen. Die Lasten können
wir nicht tragen. Da brauchen wir die Hilfe aller Bundes-
länder.


(Beifall des Abg. Garrelt Duin [SPD])


Zudem brauchen wir eine schlanke, transparente Ver-
waltung – Sie alle kennen die lange Diskussion über die
Effektivität der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung –

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(C (D nd einen aktivierenden Staat. Wir werden auf die Dauer icht in der Lage sein, öffentliche Infrastrukturmittel in inem Maße bereitzustellen, wie es erforderlich wäre, m schnell auf das Potenzial in diesem Bereich reagieren u können. Wir bauen in einer Kraftanstrengung einen roßen Hafen in Wilhelmshaven und diskutieren über ie Notwendigkeit der Vertiefung von Elbe und Weser. s kann nicht angehen, dass das eine Bundesland sagt, ie Deiche seien nicht sicher, das andere Bundesland ber unbedingt eine Vertiefung der Elbe will, um auch ie ganz großen Pötte nach Hamburg zu bringen. Wir üssen über Feederverkehre nachdenken. – In all diesen ereichen müssen wir zu gemeinsamen Lösungen komen und zusätzliche Aktivitäten entwickeln. Frau Staatsekretärin, Sie haben die bedarfsgerechte nfrastruktur angesprochen. Ich finde es gut, dass es ie maritimen Konferenzen gibt. Die Weichen dafür urden im ostfriesischen Raum gestellt. In diesem Zu ammenhang muss man Reinhold Robbe erwähnen, aber uch den ehemaligen Bundeskanzler. Von mir aus auch gerne Sie, Herr Duin. Das ist mir öllig schnuppe. Hauptsache, wir ziehen im Bereich der aritimen Wirtschaft an einem Strang. Wir sind uns da über im Klaren, dass wir, um in diesem Bereich das otenzial zu nutzen, zu einem klugen Miteinander von aturschutzinteressen und der Erschließung von zusätz ichem Umschlagspotenzial kommen müssen. Dabei üssen wir unbedingt auch die ökologischen, sozialen nd marktwirtschaftlichen Gesichtspunkte im Auge bealten. Ich habe immer wieder die Sorge, dass nicht alle diese inge verinnerlichen. Wir sind auf den Nationalpark attenmeer stolz. Wir sind stolz darauf, dass die Ems in en Geltungsbereich der FFH-Richtlinie fällt. Wir sind icht bereit, unsere Potenziale in diesem Bereich grundätzlich zu opfern, weil der eine oder andere darin eine nzulässige oder eine uns Probleme schaffende ökologiche Belastung sieht. Ich meine, wir können die Dinge iteinander in Einklang bringen. Aber es ist natürlich eine Katastrophe, wenn man bei er Errichtung eines Emssperrwerkes Lastwagen raucht, um Unterlagen wie Aktenordner durch die Geend zu transportieren. Wir befinden uns immer noch in echtlichen Auseinandersetzungen. Ich meine, wir müsen klipp und klar sagen: Vorfahrt für Umweltschutz, ber auch Vorfahrt für Arbeitsplätze, die in diesem Beeich entstehen können. Ich bitte Sie alle darum, mitzuarbeiten und sich mit em Grünbuch „Die künftige Meerespolitik der EU“ zu eschäftigen. Nebenbei gesagt, es ist im Jahr 2006 verffentlicht worden; es ist also nicht ganz neu. Deswegen st es erstaunlich, dass wir hier darüber bis jetzt so wenig eden konnten. Wir haben zu diesem Thema eine Anhöung durchgeführt. Ich war sehr froh darüber, dass das ho’s who der deutschen maritimen Wirtschaft in Breen war. Wir haben die Dinge gründlich beleuchtet. Hans-Michael Goldmann Ich kann Sie nur bitten: Lesen Sie unseren Antrag, und gehen Sie auf ihn ein! Lassen Sie uns die Angelegenheit gemeinsam weiterentwickeln! Lassen Sie uns auch darüber nachdenken, ob die Weichenstellung, die Sie mit der Unternehmensteuerreform vornehmen, für die maritime Wirtschaft klug ist! Die Zinsschranke bedeutet für eine Werft wie die Meyer-Werft, die für so einen „Pott“ am Anfang 10 Prozent von 450 Millionen Euro bekommt, unüberwindbare Hindernisse. Diese Hindernisse kann sie allein nicht überwinden, und dieses Problem wollen wir gemeinsam mit ihr lösen. Meiner Meinung nach darf es da keinen Unterschied zwischen den Parteien geben; vielmehr müssen einfach kluge Weichenstellungen vorgenommen werden, um die maritime Wirtschaft insgesamt voranzubringen. Was haben wir, sämtliche Mitglieder der Parlamentariergruppe Binnenschifffahrt, um § 6 b Einkommensteuergesetz gekämpft! Es ist gut, dass diese Weichenstellung mittlerweile vorgenommen worden ist; aber das reicht nicht aus. Frau Wöhrl, Sie haben es angesprochen: Es geht in ganz entscheidender Weise darum, die Einstellung zur maritimen Wirtschaft dahin gehend zu ändern, dass die Menschen die Chancen erkennen, die in diesem Bereich liegen. Wer aus dem Binnenland kommt und die Geschehnisse vor Ort vielleicht nicht so gut kennt, der sollte nicht nur nach Hamburg und Bremen fahren, sondern zum Beispiel auch einmal nach Papenburg oder nach Leer. Sie wissen ja alle, dass Leer die zweitgrößte Reederstadt der Bundesrepublik Deutschland ist. Dort kann man verfolgen, wie klug es ist, auf dem Gebiet der maritimen Wirtschaft zusammenzuarbeiten, um gemeinsam Erfolg im Hinblick auf Arbeitsplätze und die Chancen, die in diesem Bereich liegen, zu haben. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP – Dr. Rainer Wend [SPD]: Sag noch mal was zu „Aida“!)


(Zuruf des Abg. Garrelt Duin [SPD])


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Die „Aida“ soll am Sonntag zu Wasser gelassen werden.
Da sie nicht so furchtbar viel Tiefgang hat, gehe ich ein-
mal davon aus, dass das Ganze auch klappt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608512600

Herr Kollege Goldmann, Sie haben schon „Herzli-

chen Dank“ gesagt.

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Margrit Wetzel,
SPD-Fraktion.


Dr. Margrit Wetzel (SPD):
Rede ID: ID1608512700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Goldmann, an Fritz Niemeiers Geburtstag hat Bun-
deskanzler Gerhard Schröder 1999 in Emden die mariti-
men Konferenzen ins Leben gerufen und damit einen Di-
alog zwischen Politik und Wirtschaft geschaffen, der den
Blick auf einen Wachstumsmotor in Deutschland rich-
tet und fragt: Was kann eigentlich jeder der Beteiligten
tun, um diesen Wachstumskurs trotz knallharter weltwei-
ter Konkurrenz zu stützen und zu fördern? Er hat damit

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(C (D esentlich zur Erfolgsgeschichte der maritimen Wirtchaft in Deutschland beigetragen. Die Auftragsbücher der Werften sind voll. Immer ehr Schiffe werden gebraucht. Der Deutsche Bundes ag ist – ich glaube, das kann ich für alle Beteiligten agen – stolz auf die Flexibilität, die Innovationsfreudigeit, die Zuverlässigkeit und die Liefertreue der deutchen Werften. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


röße, wie sie die asiatischen Werften aufweisen, ist
ängst nicht alles. Die Sozialpartner halten in diesem Be-
eich wie kaum irgendwo anders fest zusammen, um in-
ovative Aufträge und zukunftssichere Arbeitsplätze zu
rhalten und auszubauen.

Zu Recht kümmert sich die Politik jetzt darum, ob
nd, wenn ja, wie das Kreditzinssicherungssystem CIRR
ettbewerbsfähig umgestaltet werden kann und wie es
it der Innovationsförderung aussieht, die von manchen
erften überhaupt nicht in Anspruch genommen werden

ann. Wir müssen deshalb die bedingte Rückzahlbarkeit
uf den Prüfstand stellen. Wir müssen dies sehr ernsthaft
un; denn im deutschen Schiffbau steckt vor allem Ent-
icklung.

Außerdem gilt: Wir brauchen Nachwuchs; denn der
agd der asiatischen Konkurrenten nach Marktanteilen
önnen die Länder – das betone ich – nur durch Investi-
ionen in die Nachwuchsförderung begegnen. Wir kön-
en ihr begegnen, indem wir unseren Standort mit
ettbewerbsfähigen steuerlichen Rahmenbedingungen

angfristig sichern.

Diesen Erfolgskurs müssen wir auch in der Meeres-
orschung, in der Meerestechnik und in der Offshore-
ndustrie fortsetzen. Ergebnisse aus Forschung, Ent-
icklung und Aufbau müssen jetzt in dauerhafte Wert-

chöpfung, in Marktanteile und Exportfähigkeit sowie in
ichere Arbeitsplätze in Deutschland umgewandelt wer-
en. Deshalb müssen wir unsere EU-Ratspräsidentschaft
uch dazu nutzen, eine eigenständige Forschungs- und
örderstrategie aufzubauen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich freue mich darüber, dass wir uns so einig sind.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Mindestens die Union!)


Der Klimawandel zwingt uns geradezu, die Aktivitä-
en in polaren Zonen und in der Tiefsee deutlich zu ver-
tärken; denn für die Sicherung der Energie von mor-
en sind Windparks über dem Meer, die nicht nur nasse
üße haben, sondern die richtig im Meer verankert sind,
nd die Nutzung der Tiefsee zur Energiegewinnung,
um Beispiel aus Gashydraten, aber auch als Lagerstätte
ür CO2, Herausforderungen, auf die meines Erachtens
ie Hightechstrategie der Bundesregierung die einzig
ichtige Antwort ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Margrit Wetzel
Für unsere deutschen Häfen sind wettbewerbsfähige
Rahmenbedingungen in Europa ein Dauerthema. Sie
sind wachsende Verkehrsdrehscheiben und zugleich
auch Wertschöpfungspotenziale in ihrer boomenden Se-
kundärwirtschaft. Die Ausbildungseinrichtungen entde-
cken die hohe Bedeutung funktionierender Logistikket-
ten. Der Masterplan Logistik, von der Bundesregierung
in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft entwickelt,
wird Stärken und Vernetzungsfähigkeit der Häfen we-
sentlich unterstützen.

Weil das explodierende seewärtige Verkehrsaufkom-
men sich im Zulauf oder bei der Verteilung auf Straße
und Schiene ins Binnenland hinein nicht stauen darf, hat
der bedarfsgerechte Ausbau der Hafenhinterlandanbin-
dung für uns absolute Priorität. Natürlich denken wir da-
bei auch über alternative Finanzierungsmöglichkeiten
nach.

In den Häfen wird jetzt ein Problem neu entdeckt,
unter dem die Seeleute schon ewig leiden: die Lärm-
und Abgasbelastung. Aber landgestützte Stromversor-
gung für Schiffe ist keine Wunderwaffe. Wenn Hafen-
betreiber und Stromversorger mitmachen, dann ist das
sicherlich eine gute Lösung für Fähren mit festem Lie-
geplatz. Aber für große Containerschiffe mit Kühlcon-
tainern, die 5 bis 7 Megawatt Strom brauchen, wäre das
eine Katastrophe, weil in den Häfen große neue Kraft-
werke gebaut werden müssten. Ich halte es für besser,
wenn wir über schadstoffarme Treibstoffe, über neue
Antriebe und über wirksame Filtertechniken weltweit
nachdenken. Das würde erheblich mehr Nutzen brin-
gen. Wir brauchen einen Wettbewerb der verschiede-
nen Methoden für eine saubere Umwelt über dem Meer
und natürlich – das ist klar – nicht die Vogel-Strauß-
Methode.

Der Vogel Strauß gibt das Bild: Der hocherhobene
Kopf und der Weitblick sind auch in der Schifffahrt nö-
tig. Über Jahrzehnte wurde viel zu wenig ausgebildet.
Jetzt hat sich das Blatt zum Glück gewendet. Die Zahl
der Auszubildenden hat sich verdoppelt und steigt kon-
tinuierlich weiter an. Der Bund fördert – auch zugunsten
der Sekundärwirtschaft! – jeden Ausbildungsplatz auf
einem Schiff mit 25 500 Euro; der Reederverband gibt
noch 10 000 Euro dazu. Die Länder bemühen sich mit
lobenswerter Unterstützung von Reedern und Verband,
Fehler der letzten Jahre – dabei spreche ich insbesondere
Hamburg an – wiedergutzumachen. Sie müssen jetzt
dauerhaft sichere Ausbildungsplatzkapazitäten schaffen,
damit kein NC greifen muss. Die Auszubildenden haben
heute eine Arbeitsplatzgarantie. Sie sind gefragt wie nie
zuvor.

Wenn die Arbeitsbedingungen an Bord konsequent
verbessert würden, dann würde sich auch die Verweil-
dauer der Seeleute an Bord erhöhen, die mit fünf Jahren
viel zu gering ist – zwei Jahre mehr und wir hätten über-
haupt keinen Mangel an Offizieren in der Seeschifffahrt –;
denn immer noch ist es für Seeleute verlockender, an
Land als an Bord zu arbeiten. Aber maritimes Fachwissen
erlangt man nun einmal nur auf Schiffen.

Die Bedingungen für die Reeder sind ausgezeichnet.
Die Charterraten der letzten Jahre waren hervorragend.

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(C (D onnagesteuer und weitere Beihilfen, allem voran § 7 es Flaggenrechtsgesetzes haben dafür gesorgt, dass von eutschland aus die mit Abstand größte Flotte bereedert ird. Diese Riesenflotte muss doch wohl für den Erhalt es maritimen Know-how in Deutschland sorgen könen. Die 3. Nationale Maritime Konferenz in Lübeck hat eshalb entsprechend der europäischen Beihilfeleitlinien ie Rückflaggungsforderung von 100 plus X Schiffen egründet. Das ist auf der 5. Nationalen Maritimen Konerenz in Hamburg aufgegriffen worden. Dort haben wir eue Ziele abgesteckt: 500 Handelsschiffe ab 2008 unter eutscher Flagge und 600 Schiffe bis 2010. Dass auf dem deutschen Hoheitsgebiet „Schiff“ weigstens noch ein einziger Seemann, nämlich der verantortliche Kapitän, deutsch spricht und versteht, ist für ns eine Conditio sine qua non. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


er den Ausguck auf seinem Personalradar besetzt
atte, hat auch rechtzeitig Manöver eingeleitet, um eine
ollision zu vermeiden.

Verlassen wir uns also auch auf den Weitblick deut-
cher Reeder, die in ihrem Jahresbericht selbst sagen
ich zitiere –:

Die Perspektiven für einen weiteren Ausbau des
deutschen Schifffahrtstandorts in den nächsten Jah-
ren sind gut.

acken wir es also an!

Ich möchte mit einem Dank an den Koalitionspartner
bschließen. Die Zusammenarbeit war hervorragend. Ich
laube, das darf man auch einmal sagen.

Herr Goldmann, noch eine Anmerkung zum Antrag
er FDP – Sie haben das explizit erbeten –: Wir sollen in
inem einzigen Antrag – ich habe ihn gelesen – 80 Punk-
e beschließen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir haben viel mehr!)


azu sage ich: Nein, das ist nichts zum Beschließen. Ich
mpfehle Wikipedia mit Quellenangabe. Das wäre ein
olles Kompendium, für einen Antrag ist das aber nicht
esonders seriös.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608512800

Nächster Redner ist der Kollege Lutz Heilmann,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608512900

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

rau Staatssekretärin, ich bin enttäuscht. Sie haben in Ih-
er Rede nicht ein einziges Mal das Wort „Umwelt“ ge-
raucht,






(A) )



(B) )


Lutz Heilmann

(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Da haben Sie aber nicht zugehört, Herr Kollege!)


und das, obwohl der Bereich, über den wir hier sprechen,
eindeutig von der Umwelt geprägt wird. Sie haben damit
sogar ein Interview, das Sie kürzlich in der Zeitschrift
„Deutsche Seeschifffahrt“ gegeben haben, getoppt. Sie
haben gezeigt, wohin die Reise mit Ihnen gehen wird.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Aufwärts!)


Die Linke sieht die Frage der maritimen Wirtschaft
als einen Komplex. Die Linke ist für die Stärkung und
Sicherung der maritimen Wirtschaft, für den Erhalt der
Werften und für den Ausbau der Meerestechnik.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Damit wird Deutschland gerettet!)


Die Linke ist aber auch und insbesondere für die Siche-
rung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Das „Bündnis
für Beschäftigung und Ausbildung in der Seeschifffahrt“
ist hierfür ein gutes Beispiel. Bei den Häfen sieht es
nicht so gut aus. Seit Jahren wird dort Arbeitsplatz für
Arbeitsplatz abgeschafft. Die Linke steht für den Erhalt
der Lebensgrundlagen. Wir sind für Artenvielfalt und
den Erhalt der Küsten und Inseln.

Wird der Antrag der Koalition diesen Anforderungen
gerecht? Wir sagen Nein. Sie schreiben zwar ein Be-
kenntnis zur nachhaltigen Entwicklung hinein, der Um-
weltbereich bleibt aber im Weiteren völlig unterbelich-
tet. Die Frau Staatssekretärin hat den Klimawandel nicht
ein einziges Mal erwähnt; die Kollegin von der SPD hat
das wenigstens kurz angesprochen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Man muss doch nicht in jeder Rede den Klimawandel erwähnen!)


– Doch, der Klimawandel beschäftigt die gesamte Ge-
sellschaft und ist zurzeit das herausragende Thema. Ges-
tern Abend sprach Umweltminister Gabriel in der ARD
dazu. Vielleicht hätten Sie da einfach einmal rein-
schauen sollen.


(Beifall des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])


Für mich als Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-
Holstein haben Umweltprobleme im Zusammenhang mit
der maritimen Wirtschaftspolitik eine herausragende Be-
deutung; denn der steigende Meeresspiegel bedroht die
Menschen. Deshalb müssen der Hochwasserschutz und
der Küstenschutz absoluten Vorrang haben.


(Beifall des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


Wer im Januar mitbekommen hat, dass am Hauptbahn-
hof ein Stahlträger abgefallen ist, wird auch mitbekom-
men haben, dass der Sturm „Kyrill“ erhebliche Schäden
an den Küsten Schleswig-Holsteins angerichtet hat. Wir
sprechen hier über den Schutz der Bäume und der Inseln,
zuallererst aber vom Schutz der Gesundheit der Men-
schen und des Lebens.

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(C (D Nun einige Gedanken zu Themen in Ihrem Antrag. um Thema Hafen. Auch wir haben nichts gegen den usbau von Häfen, aber wir fordern – das ist seit langem berfällig – von der Bundesregierung ein Seehafenkonept, n dem die Struktur der Häfen im Einzelnen festgelegt nd eine Antwort auf die Frage, welche Häfen es geben oll, gegeben wird. Wir fordern einen Tiefwasserhafen in er Bundesrepublik. Er soll bitte schön in Wilhelmshaen liegen. is dahin und darüber hinaus, bis die Bundesregierung ndlich ein Seehafenkonzept vorlegt, wenden wir uns egen jegliche Ausbaumaßnahmen an Elbe und Weser. Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich nennen möchte, st der Meeresumweltschutz. Sie erwähnen ihn in Ihrem ntrag. Substanzielle Aussagen dazu treffen sie allerings nicht: kein Wort zum Grünbuch der EU zur Meeespolitik, kein Wort zur Meeresschutzstrategie und kein ort zu einer möglichen Meeresschutzrichtlinie der Euopäischen Union. Meeresumweltschutz wird so nicht emacht. Wir brauchen großflächige Schutzgebiete. Wir rauchen keine Hochrisikotechnologien: die Nutzung on Methanhydrat oder die Verpressung von CO2 im eer. Da muss ich Ihnen ausdrücklich widersprechen, Frau ollegin Wetzel. Gestern führte der Umweltausschuss es Bundestages eine Anhörung durch. Dort sprachen ich zwei Sachverständige ausdrücklich gegen die Verressung von Kohlendioxid in tiefe Meeresschichten us, da dies unabsehbare Schäden für das Meeressystem aben könnte. Vielleicht sollten sie einmal an solchen eranstaltungen teilnehmen. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sie ist ständig da!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aha!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aha!)


Ein letzter Bereich, den ich ansprechen möchte, sind
ie Schiffsemissionen. Schiffsemissionen haben einen
rheblichen Anteil an der Feinstaubbelastung in Hafen-
tädten. Glauben sie mir, ich weiß, wovon ich spreche.
n Lübeck sind es 65 Prozent; das ist meine Heimatstadt.

ir sprechen hierbei über den Schutz der Gesundheit
er Menschen. Deshalb sind schnelle und effektive Maß-
ahmen notwendig. Auch hier möchte ich Ihnen wieder
usdrücklich widersprechen, Frau Kollegin: Es geht
icht darum, dass wir uns hinter internationalen Abspra-
hen und Abkommen verstecken. Wir müssen jetzt han-
eln. Die Bundesrepublik sollte nach meinem Dafürhal-
en hier eine Vorreiterrolle einnehmen.

Bündnis 90/Die Grünen sprechen in ihrem Antrag
ine Möglichkeit zur Senkung der Emissionen bei Schif-
en an: die landseitige Stromversorgung der Schiffe.
lso, Schiffe ganz einfach an die Steckdose? So einfach
eht das nicht. Sie machten das richtig deutlich, Frau
ollegin. Woher soll der Strom kommen? Wollen wir
eue Kohlekraftwerke bauen oder gar wieder ins Atom-






(A) )



(B) )


Lutz Heilmann
zeitalter zurück? Sind die Netze, die den Strom zu den
Häfen bringen, überhaupt dafür ausgelegt? Wollen wir
eventuell die landseitige Stromversorgung durch eine
Befreiung oder eine Ermäßigung bei der Stromsteuer
fördern? Das sind Fragen, die wir alle besprechen und
klären müssen, bevor wir das ganz konkret angehen. Es
gibt noch weitere Maßnahmen, zum Beispiel emissions-
abhängige Hafengebühren. In Schweden sind sie seit
1998 üblich. Warum nicht in Deutschland?

Lassen Sie mich ein Fazit ziehen: Der Antrag der Ko-
alition leistet keinen aktiven Umweltschutz. Er ist rück-
wärtsgewandt und technologiegläubig. Liebe Kollegin-
nen und Kollegen von der Koalition, Sie haben mit
diesem Antrag wieder einmal gezeigt, dass Sie die Zei-
chen der Zeit nicht erkannt haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wie ist das denn bei Ihnen?)


Deshalb werden wir Ihrem Antrag nicht zustimmen.

Ein letztes Wort zum Antrag der Grünen: Er geht in
die richtige Richtung. Wir halten ihn aber für unausge-
goren und werden uns daher enthalten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608513000

Das Wort hat der Kollege Rainder Steenblock, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608513100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die maritime Wirtschaft ist ein wichtiger Standortfaktor
in Deutschland. Darüber gibt es zwischen uns, glaube
ich, überhaupt keine Meinungsverschiedenheiten. Des-
halb ist es ein ganz zentraler Punkt der deutschen Politik,
sie dafür zu nutzen, dass das Marktpotenzial – es wird
weltweit auf 150 Milliarden Euro geschätzt, das ist ein
riesiger Bereich, in dem die deutsche Technologie mit-
führend ist – ausgeschöpft wird. Wir wollen diese
Marktchancen und diese Innovationsmöglichkeiten nut-
zen. Wir als Grüne sagen aber auch sehr deutlich: Eine
florierende maritime Wirtschaft ist auf ein intaktes Öko-
system Meer angewiesen. Deshalb müssen wir beides
zusammendenken: Wir brauchen eine nachhaltige Mee-
respolitik, die Meeresnutzung und den Schutz des Öko-
systems Meer zukunftsfähig miteinander verbindet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man sich den Zustand des Meeres anschaut,
stellt man fest: überfischt, vergiftet, als Müllkippe miss-
braucht. So heißt es nicht nur in Papieren der Grünen,
sondern so steht es auch im Fischereibericht der Welt-
ernährungsorganisation. Danach sind ein Viertel der
weltweiten Fischbestände gefährdet. Über die Hälfte
der Fischbestände sind so stark ausgebeutet, dass keine
Steigerung bei der Befischung mehr möglich ist. Beim
Kabeljau – das ist ein ganz aktuelles Beispiel – empfeh-
len die Experten schon seit Jahren eine Nullquote für die
Befischung. Aber der für die Fischerei zuständige EU-
Ministerrat fordert jedes Jahr neue Fangquoten: für die-

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(C (D es Jahr über 20 000 Tonnen Kabeljau. Das ist unverantortlich, nicht nur, weil es den Artenschutz und die Ar envielfalt in der Nordund Ostsee gefährdet, sondern uch, weil es natürlich Arbeitsplätze gefährdet. Daran ird deutlich, dass die derzeitige Politik nicht nachhaltig st. An der Fischereipolitik kann man, wie ich glaube, ehr deutlich sehen – das haben ja Nicholas Stern und ndere gesagt –, dass unterlassener Umweltschutz und amit eine nicht nachhaltige Politik ökonomisch und kologisch letztendlich den kurzfristigen ökonomischen orteil mehr als aufwiegt. Ein zweiter Bereich, wo es aus unserer Sicht noch icht richtig läuft, ist der Bereich der Schiffsemissionen. er kommerzielle Schiffsverkehr hat unter den Bedinungen der Globalisierung enorme Zuwachsraten. Der urzstreckenseeverkehr hat auch in Deutschland und uropa höhere Wachstumsraten als der Straßengüterverehr. Es handelt sich also um den Verkehr, der am meisen zunimmt. Auch wenn die Schifffahrt im Großen und anzen ökologisch ist, so muss man zugleich deutlich achen, dass von ihr auch extreme Belastungen in Form er Schwefeldioxidund anderer Schwefelemissionen, er Stickstoffemissionen und der CO2-Emissionen der chiffe ausgehen. In den Hafenstädten ist der Schiffsverehr mittlerweile mit Abstand der größte Umweltverchmutzer. Das müssen wir ändern. Wir müssen hierzu eine Reihe von Maßnahmen erreifen: Erstens müssen wir an die Treibstoffe ran. Es kann icht angehen, dass in den Schiffen immer noch Raffineieabfälle und Sondermüll verbrannt werden. Das ist echnisch überhaupt nicht notwendig. Zweitens müssen auch bei der Schifffahrt Filtertechologien zum Standard werden. Es ist überhaupt keine rage: Wir brauchen Grenzwerte für die Schiffsemissioen. Drittens halten wir es für wichtig, über die Landtromversorgung in den Häfen nachzudenken. Das wäre ine zusätzliche Möglichkeit, gerade in den Hafenstäden Emissionen zu reduzieren. Ich bin froh, dass das ittlerweile nicht nur im Antrag der Grünen, sondern uch in den Anträgen der anderen Fraktionen enthalten st. Seit der letzten Verkehrsausschusssitzung ist hier ein eutlicher Lerneffekt festzustellen. Ich freue mich daüber, dass die Einführung einer Landstromversorgung ls ein Element zur Reduktion der Emissionen von chiffen akzeptiert ist. Wir brauchen wie in anderen Bereichen auch in dieem Bereich eine verursachergerechte Anlastung von osten. Das ist ein grünes Zentralprinzip, um Nachhal igkeit herzustellen. Die Hafengebühren in Deutschland ind lächerlich im Vergleich zu den Gebühren, die in sien gezahlt werden müssen. Eine Anhebung wäre nö ig, um die notwendigen Infrastrukturkosten tatsächlich uf die Verursacher umzulegen. Rainder Steenblock Man schaue sich einmal an, mit welch hohen Subventionen die Infrastruktur in Hafenstädten und die Hinterlandanbindung finanziert werden und welch geringe Rolle zugleich Kooperationen spielen. Wir Grünen haben wiederholt gefordert, dass eine Kooperation zwischen dem Tiefwasserhafen Wilhelmshaven und den Hafenstädten Hamburg und Bremerhaven nötig ist. Nur durch eine solche Kooperation können überflüssige Infrastrukturinvestitionen wie die in eine Elboder Weservertiefung vermieden werden. (Widerspruch des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


– Das ist aus unserer Sicht völliger Unfug. Sie wissen
genau – Sie kommen aus Niedersachsen, Kollege
Goldmann –, welche großen Probleme die Elbvertiefung
in Niedersachsen verursachen kann. Deichsicherheit ist
eines der zentralen Probleme; Hafenschlick ist ein ande-
res Problem. Das ist ökonomischer und ökologischer
Unfug. Die Schadensdimensionen durch die Schlickpro-
blematik sind überhaupt nicht abzuschätzen.

Deshalb müssen die Hafenstädte kooperieren. Dann
kann Deutschland da gut aufgestellt sein. Die Kleinstaa-
terei und die unsinnige Konkurrenz zwischen den deut-
schen Seehäfen müssen aufhören.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen sicherlich auch – da stimme ich Ihnen
zu, Herr Goldmann – mit Blick auf die Sicherheit auf
dem Meer eine nationale Küstenwache, die diesen Na-
men auch verdient. Den Föderalismusunfug in Fragen
der Seesicherheit sollten wir abschaffen. Eine nationale
Küstenwache, integriert in ein europäisches Schiffssi-
cherheitskonzept, ist vernünftig. Es ist sehr schade, dass
die Bundesregierung – egal welcher Couleur, muss man
leider sagen – sich da zu wenig bewegt. Hier brauchen
wir eine vernünftige Sicherheitsstruktur.

Lassen Sie mich zum Schluss sagen, wo wir die
Zukunftschancen sehen. Ich habe es in Bezug auf die
Schiffsantriebe schon gesagt: Mit dem European-Clean-
Ship-Konzept können wir eine Struktur aufbauen, mit
der die deutsche und die europäische Schiffsbauindustrie
vor dem Hintergrund der ökologischen Belastung wett-
bewerbsfähig gemacht werden können.

Es gibt aber in diesem Bereich der Innovation und der
Forschung eine Reihe von Feldern. Unterwasserbergbau
ist ein Thema, dem man sich zuwenden muss. Dazu sage
ich sehr deutlich: Wir sind nicht im Grundsatz dagegen,
dass Mineralien aus dem Meer, zum Beispiel Mangan,
gefördert werden. Aber wir brauchen Umweltstandards,
die diese Form von Unterwasserbergbau ökologisch ver-
träglich machen, damit wir nicht die gleichen Fehler wie
in der Fischerei machen, wo durch Grundschleppnetzfi-
scherei massive ökologische Schäden in den Meeren an-
gerichtet werden.

Von Methanhydraten war hier die Rede. Ich halte den
Abbau von Methanhydraten für einen Irrweg. Die Klima-
belastung und das Risikopotenzial sind enorm. Wenn wir
angesichts der Erwärmung der Meere nicht versuchen,
hier so weit wie möglich eine Stabilisierung zu erreichen,

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(C (D ann werden wir riesige Klimaprobleme bekommen. Wir aben das in der Erdgeschichte schon einmal erlebt. Desalb halte ich es für fahrlässig, locker darüber hinwegzuehen. (Beifall der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Liebe Kolleginnen und Kollegen,


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608513200

Herr Kollege, das wäre ein gutes Schlusswort gewe-

en.


Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608513300

ja, meine sehr verehrte Frau Präsidentin, mein letzter

atz –, der Antrag der Regierungskoalition heißt: „Mari-
me Wirtschaft in Deutschland stärken“. Vor zwei Jahren
at die rot-grüne Regierung zum gleichen Thema einen
ntrag mit dem Titel „Maritimen Standort Deutschland

tärken – Innovationskraft nutzen“ vorgelegt. Die Innova-
onskraft ist dieser Regierung abhandengekommen. Das
t schlecht für die maritime Wirtschaft, aber nicht nur da-

ür.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608513400

Das Wort hat der Kollege Eckhardt Rehberg, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1608513500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abge-

rdneten! „Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken“,
ieser Antrag hat ein Stück Kontinuität. Deswegen bin
ch von den Reden der Kollegen Heilmann und
teenblock ein bisschen enttäuscht.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Dann bin ich ja beruhigt!)


ir haben hier als Norddeutsche die einmalige Chance,
eutlich zu machen, dass die maritime Wirtschaft zum
inen eine große Breite und Tiefe hat – vom Schiffsbau
is zur Nutzung der natürlichen Meeresressourcen –,
um anderen aber auch – ich blicke auf die Aktuelle
tunde, die wir vorhin hier zum Thema Airbus gehabt
aben – Hightechindustrie, Hightechwirtschaft ist:
chiffbau, Schifffahrt, Seeverkehrs- und Hafenwirt-
chaft, nachhaltige Meerespolitik unter Einbeziehung
on Umweltschutz und Meeressicherheit.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


ir sollten an dieser Stelle nicht unsere Chance vertun,
ndem sich jeder sein Stückchen heraussucht und das
anze infrage stellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme aus einem Land, wo seit 1990 gerade im
chiffbau ungeheure Umbrüche vonstatten gegangen
ind. Wir hatten 1990 in der Schiffbauindustrie 60 000






(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg
Beschäftigte. Heute haben wir fünf hochmoderne Werf-
ten, ganz unterschiedlich geführt, eigentümergeführt wie
in Wolgast oder wie die Neptun-Werft in Warnemünde,
konzerngeführt wie in Warnemünde, Wismar oder Stral-
sund. Wir haben Krisen durchgemacht. 1992 gab es die
Werftenprivatisierung und 1996 die Vulkan-Krise. Im
Jahr 2007 kann man sagen: In Mecklenburg-Vorpom-
mern gibt es die modernsten Werften nicht nur in Eu-
ropa, sondern weltweit.

Man muss sich einmal anschauen, was die Politik in
den letzten Jahren geleistet hat. Man muss sich außer-
dem anschauen, was im Bereich von Forschung, Ent-
wicklung und Innovation miteinander vereinbart worden
ist. Die Förderung war nicht allein darauf fokussiert, die
Produktivität zu steigern. Deutschland ist Vorreiter,
wenn es darum geht, Meeressicherheit, Schiffssicher-
heit und ökologische Aspekte in den Blick zu nehmen.
Angesichts dieser Tatsachen, Herr Kollege Heilmann,
können Sie nicht sagen, unser Antrag sei rückwärts ge-
wandt. Entschuldigen Sie bitte, aber das ist völlig dane-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In Vier- oder Sechsaugengesprächen und auch heute
in der Debatte kommt immer wieder zum Ausdruck, die
maritime Wirtschaft sei ein Subventionsempfänger.
Nennen Sie mir einmal einen Bereich, bei dem ein Ein-
satz von 1 Euro aus der Staatskasse einen Ertrag von
11 Euro erbringt. Die PwC-Studie zur 3. Nationalen Ma-
ritimen Konferenz in Lübeck hat nachgewiesen, dass die
vereinbarten Maßnahmen wirksam waren. Frau Staats-
sekretärin Wöhrl und Frau Kollegin Wetzel sind schon
darauf eingegangen. Bei diesen Maßnahmen, die zum
Teil schon in den 90er-Jahren eingeführt wurden, handelt
es sich um die Umgestaltung des CIRR-Systems, die
Rückzahlbarkeit von Innovations- bzw. F-und-E-Mit-
teln, die Tonnagesteuer und den Lohnsteuereinbehalt.
Laut PwC-Studie erbringt ein Einsatz von 100 Millionen
Euro, Primär- und Sekundäreffekte eingeschlossen, weit
mehr als 1 Milliarde Euro. Ich bin der Meinung, dass an
dieser Stelle Staatsgelder sehr gut angelegt worden sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Weil dieser Punkt immer von der FDP angesprochen
wird, sage ich: Ja, wir werden uns auch mit dem Thema
Zinsschranke, was die Schiffsfinanzierung als Objektfi-
nanzierung angeht, befassen müssen. Aber ich sage
gleichzeitig: Hier ist nicht nur eine Zinsschranke vorge-
sehen, sondern auch eine Escape-Klausel. Deswegen
brauchen wir – ich glaube, das ist die parteiübergrei-
fende Meinung im Deutschen Bundestag – belastbare
Daten aus der Schiffbauindustrie, um das Problem zu
verdeutlichen. Man kann an diesen Daten erkennen, wie
die Werften in der Breite aufgestellt sind, ob sie eigentü-
mergeführt sind oder als internationaler Konzern ausge-
richtet sind.

Die Unternehmensteuerreform bringt aufgrund der
Absenkung der Steuersätze einen Vorteil. Auf der ande-
ren Seite darf sie nicht dazu führen, dass wir im Bereich
der Schiffsfinanzierung Wettbewerbsnachteile haben.


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(C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das müssen Sie doch eigentlich wissen, wenn Sie eine Unternehmensteuerreform machen!)


Herr Kollege Goldmann, schauen Sie sich die Situa-
ion auf den einzelnen Werften an. Es gibt Werften, die
chiffe für die Marine bauen. Es gibt Werften, die Auf-

räge für den Bau von zwei Schiffen im Wert von
Milliarde Euro haben. Es gibt Werften, die sechs bis

ieben Containerschiffe bauen. Außerdem gibt es Unter-
chiede bei der Baufortschrittsfinanzierung. Wir können
ll diese Werften nicht über einen Kamm scheren. Hier
st sorgfältige und gründliche Arbeit vonnöten. Das wer-
en wir tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich zum Schluss noch einige wichtige
unkte nennen.

Erstens. Wir als Politiker haben dazu beigetragen,
ass es einen Imagewandel der maritimen Wirtschaft
ibt. Denn viele junge Menschen sagen Ja zu dieser
irtschaft, indem sie als Schiffsbauingenieur arbeiten
ollen oder auf einem Schiff fahren wollen.

Zweitens. Wir werden weiter über das Thema Mee-
espolitik im Deutschen Bundestag reden. Die Beratung
hres Antrages, meine Damen und Herren von der FDP,
ird nicht zu kurz kommen. Das Grünbuch zur Mee-

espolitik wird auf der Tagesordnung stehen. Wir wer-
en den Bereich Meerespolitik ganz weit fassen müssen,
uch unter Einbeziehung, Herr Kollege Steenblock, der
kologischen Aspekte. Ich sehe es genauso wie Sie:
enn wir die Nutzung von Meeresressourcen in den
lick nehmen, dann müssen wir von Beginn an unbe-
ingt auf die Einhaltung entsprechender Umweltstan-
ards achten. Ohne diese geht es nicht. Gerade in der
limaschutzdebatte bedeutet dies, dass wir mit dem Gut
eer behutsam umgehen sollten.

Eine letzte Bemerkung. Ich denke, wir sollten hier
nd heute deutlich machen: Ob Schiffbau, ob Seever-
ehrs- oder Hafenwirtschaft, dies ist eine nationale Auf-
abe; denn zwei Drittel der Wertschöpfung in diesem
ereich entstehen in den Küstenhinterländern. Dies kann
icht allein Sache der norddeutschen Länder sein.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Sehr gut! Guter Mann!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608513600

Das Wort hat der Kollege Garrelt Duin von der SPD-

raktion. – Bitte schön.


Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1608513700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! „Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken“,
iese Überschrift ist in der Tat, Kollege Steenblock, für
en heute vorliegenden Antrag gewählt worden. Ich bin
ir ganz sicher, dass Sie nicht nur die Überschrift, son-

ern den ganzen Antrag gelesen haben und deswegen
issen, dass der Aufruf zu Innovationskraft ein ganz






(A) )



(B) )


Garrelt Duin
entscheidender Bestandteil dieses Antrages ist. Die et-
was verkürzte Überschrift zu kritisieren, entspricht nicht
wirklich dem, was die Große Koalition in diesem Antrag
angelegt hat. Innovation und – dies füge ich hinzu, um
einen sicherlich auch Ihnen sehr nahe stehenden Begriff
zu verwenden – Nachhaltigkeit, beides hat, wie ich
finde, an prominenter Stelle Eingang in diesen Antrag
gefunden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die maritime Wirtschaft ist einer der wichtigsten und
fortschrittlichsten Wirtschaftszweige in unserem Land.
Sie ist ein wesentlicher Eckpfeiler für die wirtschaftliche
Stärke und unsere Position im Export. Die Perspektiven
für einen weiteren Ausbau des deutschen Schifffahrt-
standortes in den nächsten Jahren sind gut; auch das ist
von vielen Vorrednern unabhängig von der Zugehörig-
keit zu einer Fraktion bestätigt worden. Auch internatio-
nal steigt die Attraktivität des maritimen Standortes
Deutschland.

Ich will ein bisschen auf den Schiffbau eingehen;
denn dort kann man dies besonders deutlich sehen. Die
Zahlen im Schiffbau und in der Schiffbauzulieferindus-
trie sprechen für sich: 6,8 Prozent Wachstum im vergan-
genen Jahr und eine Steigerung um voraussichtlich
8 Prozent in diesem Jahr sowie eine Exportquote von
65 Prozent. Das unterstreicht die Wichtigkeit der mariti-
men Wirtschaft für uns und unsere Position auf dem
Weltmarkt. Deutschland steht an vierter Position im
Weltschiffbau. Die Umsätze deutscher Werften – ob im
Handels-, Jacht- oder Marineschiffbau sowie im Repara-
turgeschäft – beliefen sich im Jahr 2005 auf
6,1 Milliarden Euro. Insgesamt sind mit der Zuliefer-
industrie über 100 000 Menschen in dieser Branche di-
rekt beschäftigt. Die Auslastung der meisten Werften ist
bis zum Jahr 2009 gesichert.

Unsere Aufgabe ist es, diese positive Entwicklung der
maritimen Wirtschaft insbesondere im Schiffbau weiter-
zuführen und zu stabilisieren. Schlimme Erfahrungen
wie zum Beispiel das Unglück der „Pallas“ und anderer
Schiffe mit katastrophalen Folgen haben uns vor Augen
geführt, wie wichtig hohe Qualitätsstandards im Schiff-
bau einerseits, aber natürlich in der Schifffahrt insgesamt
andererseits sind.

Mit Blick auf den zunehmenden Schiffverkehr – wir
alle, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt ha-
ben, kennen die Zahlen – mit immer größer werdenden
Schiffen und einem hohen Anteil an Gefahrengutladung
stehen wir vor neuen Herausforderungen. Hier muss die
Politik Rahmenbedingungen schaffen, die Innovationen
und strukturelle Verbesserungen im Schiffbau fördern.
Ein nachhaltiger Schiffbau mit hohen Sicherheits-,
Qualitäts- und Umweltstandards rückt so in den Mit-
telpunkt.

Mit konsequenter Berücksichtigung dieser Standards
erreichen wir, dass technologischer Fortschritt Hand in
Hand mit dem Schutz der Meere und dem Schutz der
Umwelt geht. Darin können wir Vorbild sein. Nur so
wird Deutschland seine technologische Spitzenposition

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(C (D nd die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt weiter usbauen können. Wir benötigen konkrete Maßnahmen zur Qualifizieung des Nachwuchses in den maritimen Bereichen; rau Staatssekretärin ist darauf in Ihrer Rede eingangs ingegangen. Wir brauchen pro Jahr zum Beispiel – die ahlen sind genannt worden – 650 Nautiker von den ochschulen. Es schließen zurzeit aber im Durchschnitt ur ungefähr 200 ihr Studium ab. Deswegen ist – lassen ie es mich vorsichtig sagen – eine gute Zusammenareit mit den Ländern sehr erforderlich. Man könnte es uch drastischer formulieren: Wir müssen bei all der Beücksichtigung dessen, was wir hinsichtlich des Föderaismus beschlossen haben und was mehrheitlich gewollt ar, die Länder in die Pflicht nehmen. Die Länder sind n der Pflicht, entsprechende Studiengänge und Profesuren zur Verfügung zu stellen, meine Damen und Heren. Wir erleben es leider gerade in dem Bundesland, in em wir uns jetzt befinden, dass darüber nachgedacht ird, von zwei Professuren an der TU im Bereich chiffsund Meerestechnik eine zu streichen. Das sind berlegungen, die wir von unserer Seite nicht unterstüt en dürfen und bei denen wir im Gegenteil gegensteuern üssen, um klar zu machen: Wir brauchen solche Aus ildungsmöglichkeiten für unsere jungen Leute. Wir üssen die Ausbildungssituation verbessern. Es ist zu echt davon gesprochen worden, dass wir dafür auch die ttraktivität der maritimen Berufe steigern und Perspek iven eröffnen müssen. Wir haben vorhin in der Aktuellen Stunde über die uftund Raumfahrt im weiteren Sinne gesprochen. ieser Bereich gilt bei jungen Leuten weithin als die aubere Technik, in der man gern ein Studium aufnimmt. er Bereich des Schiffbaus hat immer noch das Image es etwas Schmutzigen, das nicht ganz so attraktiv ist. iesem Image müssen wir mit geeigneten Maßnahmen ntgegenwirken. Neben der Sicherung des hochqualifiierten Nachwuchses brauchen auch die heutigen Fachnd Führungskräfte im maritimen Bereich eine stabile ukunft. Der Austausch von Personal und Know-how uss auf allen Qualifikationsebenen, quasi vom Arbeiter is zum Akademiker, organisiert werden. Beispielhaft ill ich in diesem Zusammenhang das Pilotprojekt des rbeitskräftepools in der Schiffbauwirtschaft nennen. ieser verfolgt die Ziele, Entlassungen zu vermeiden, eschäftigungsschwankungen zwischen den Werften uszugleichen und die Weiterbildung der Mitarbeiter zu nterstützen. In technologieintensiven Beschäftigungsfeldern wie em Schiffbau ist Wissen ein Erfolgsgarant. Nur in Euopa gibt es ein so dichtes Netz von Werften, Ausrüstern, orschungszentren und Anbietern von Spitzentechnik. eswegen war es gut und richtig, dass auf der europäi chen Ebene schon vor einigen Jahren mit der Initiative eadership 2015 die Interessen der europäischen Her teller gebündelt wurden, damit diese nicht von Dritten berholt werden. Garrelt Duin Ich glaube, dass wir Ähnliches in unserem Antrag vorschlagen. Wir brauchen quasi ein Leadership Deutschland, um den Schiffbau in unserem Land zu unterstützen. Wir wollen diesen bedeutenden Wirtschaftszweig zukünftig in ruhiges Fahrwasser steuern. Andere Dinge, die in diesem Zusammenhang zu nennen wären, will ich jetzt nicht vertiefen, wie etwa das Thema Unternehmenssteuerreform, das von den Vorrednern angesprochen worden ist. Herr Goldmann, Sie hatten Recht, als Sie darauf hingewiesen haben, dass wir am Wochenende wieder im Fernsehen, bis hin zur Tagesschau, sehen werden, dass ein deutsches Produkt aus dem Papenburger Hafen auslaufen wird, die Aida Diva, ein wirkliches Vorzeigeprodukt für den Schiffbau in Deutschland. Ich denke, dass wir alle gemeinsam die Daumen drücken, dass wir auch in Zukunft solche Überführungen von Deutschland aus erleben werden. Beim letzten Mal ist in halb Europa der Strom ausgefallen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Daran können wir uns gar nicht erinnern!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Das war Product Placement der besonderen Art. Darauf
wollen wir am Wochenende verzichten. Aber wir wollen
gemeinsam dafür kämpfen, dass der deutsche Schiffbau
international eine Zukunft hat. In diesem Sinne vielen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608513800

Das Wort hat jetzt der Kollege Wolfgang Börnsen von

der CDU/CSU-Fraktion.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1608513900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Die Rede und das Handeln unserer maritimen Koordina-
torin Dagmar Wöhrl haben gezeigt, dass Kompetenz
wichtig ist und dass es nicht darauf ankommt, einen Se-
gelschein zu besitzen. Sie hat es verstanden, in kürzester
Zeit deutlich zu machen, dass man, auch wenn man aus
Bayern kommt, ein Gefühl und ein Verständnis dafür
entwickeln kann, dass die maritime Wirtschaft für uns
alle ein nationales Anliegen ist und von uns allen unter-
stützt und gestärkt werden sollte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der vorliegende Antrag ist von Eckhardt Rehberg und
Margrit Wetzel, wie ich finde, ausführlich und grundle-
gend erläutert worden, von beiden mit der Ausrichtung,
dass es notwendig ist, den Standard des deutschen
Schiffbaus, den wir erreicht haben, nämlich eine Spit-
zentechnologie in Europa zu haben, auch in Zukunft zu
erhalten.

Wir wollen, dass diese Vorzeigebranche in Deutsch-
land auch weiterhin Modellcharakter für uns, aber auch
international hat. Darin liegt der besondere Ansatz des
Antrags. Er bestätigt dieses Anliegen und macht gleich-
zeitig deutlich, dass wir nur dann eine Zukunftschance
haben, wenn wir die Kombination von Werftenverbund,
Seeschifffahrt, Hafenwirtschaft und Meerespolitik

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(C (D urchsetzen und diesen Verbund europäisch und internaional ausrichten. Darin liegt die große Chance, dass 400 000 Arbeitslätze, die es zurzeit in diesem Bereich gibt, eine Zuunft haben und auch zukünftig 435 Milliarden Euro in iesem Bereich umgesetzt werden. Diese Summe wird u Wachstum und Beschäftigung, damit gleichzeitig zur tabilität und Sicherheit unseres Landes beitragen. Die Ausrichtung dieses Antrags orientiert sich an der erausforderung, vor der wir stehen. Unsere Kollegin agmar Wöhrl hat es bereits ausgeführt: Der weltweite ettbewerb wird immer stärker, immer zwingender und ührt immer mehr dazu, dass wir uns in unseren Fähigeiten weiter optimieren müssen. Im Jahr 2015 will die Volksrepublik China Schiffauland Nummer eins sein. Im Jahr 2015 will die Volkepublik China Handelsschifffahrtsnation Nummer eins ein. Im Jahr 2015 will die Volksrepublik China in der afenwirtschaft weltweit mitbestimmen. Was bedeutet as für uns? Das bedeutet, dass die Volksrepublik China n den Bereichen stark sein wird, in denen bisher andere chiffbaunationen erfolgreich arbeiten. Korea wird zu ischenprodukten wechseln, die zurzeit für uns wichtig ind: Kreuzfahrtschiffe, Containerschiffe und Gastanker. n den Bereichen, in denen wir zurzeit stark sind, werden ir eine neue und viel stärkere Konkurrenz bekommen. as wird sich auf die gesamte Wirtschaft auswirken. Darin liegt die große Herausforderung und im Grunde enommen auch die Notwendigkeit für das Parlament nd die Regierung, Rahmenbedingungen zu schaffen, ie uns befähigen, diesen neuen Herausforderungen getärkt entgegenzutreten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])


enn die Volksrepublik China und andere Mitwettbe-
erber, vor allem diejenigen aus Asien, arbeiten nicht

mmer mit fairen Mitteln. Arbeitnehmerinteressen gel-
en dort weniger als bei uns. Ökologische Interessen gel-
en viel weniger als bei uns. Die Notwendigkeit, auf den

limawandel einzugehen, gilt wenig. Man will den
eltmarkt beherrschen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da sind wir ganz anders!)


Weil ungeheure Wettbewerbsverzerrungen stattfin-
en, müssen wir ein Konzept entwickeln, mit dem wir
iesen Wettbewerbsverzerrungen begegnen können. Der
ollege Hans-Michael Goldmann hat zusammen mit sei-
en Freunden einen, wie ich finde, klugen Antrag ergän-
end zu unserem eingebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei „ergänzend“ würde ich nicht klatschen!)


Hier sind wir uns bis auf die Linken im Grundsatz alle
inig. Bei Rainder Steenblock muss man den provozie-
enden Charakter seiner Worte abbauen, dann ist das,
as er gesagt hat, im Kern vernünftig.






(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (Bönstrup)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Das war ja bisher immer so, Rainder.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist bei Börnsen völlig anders!)


Wir haben 20 Jahre lang eine Erfolgsgeschichte in der
maritimen Wirtschaft erlebt, weil nicht nur die Küste et-
was gemacht hat, sondern weil wir insgesamt zusam-
mengearbeitet haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte auf das, was wir brauchen, zurückkom-
men: ein europäisches Konzept.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist richtig! In unserem Antrag steht das!)


Wir brauchen einen europäischen Werftenverbund und
eine europäische Zusammenarbeit der Hafenstädte. Wir
brauchen eine europäische Kooperation der Aktiven in
der Seehandelspolitik. Wir brauchen eine europäische
Ausrichtung. Wir haben die EU-Ratspräsidentschaft inne
und müssen deshalb auf Nachhaltigkeit setzen. Das ist
der richtige Weg, weil wir damit einen Maßstab entwi-
ckeln, dem sich alle unterordnen müssen. Das, was für
die EU gilt, gilt auch für die G-8-Nationen. Wir brau-
chen weltweit akzeptierte Standards, dann sind wir
auch in Zukunft wettbewerbsfähig. Dann können wir uns
bei fairen Wettbewerbsbedingungen durchsetzen. Dann
haben die 400 000 Beschäftigten in diesem Bereich auch
eine Perspektive.

Wir müssen aber Tempo machen. Es genügt nicht, in
der EU einen Kommissar zu bestimmen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608514000

Herr Börnsen, kommen Sie bitte zum Schluss.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1608514100

Das Entscheidende dieses Ansatzes ist: Es muss mit

Nachdruck daran gearbeitet werden und dafür gesorgt
werden, dass wir mit dieser Nachhaltigkeit und diesem
Tempo die Zukunft der Maritimwirtschaft bestimmen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608514200

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

spricht der Kollege Martin Burkert von der SPD-Frak-
tion.


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1608514300

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Herr Heilmann, hören Sie jetzt gut zu, ich
werde einmal etwas zu den wirklich guten Umweltas-
pekten in diesem Antrag sagen.

Das Meer ist ein Wirtschaftsraum mit großen Per-
spektiven und Chancen, die es zu nutzen gilt. Dafür stel-
len wir in dem vorliegenden Antrag der Koalition wich-

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(C (D ige Weichen. Aus umweltpolitischer Sicht ist für mich nd für meine Fraktion entscheidend: Der Lebensraum eer ist das größte zusammenhängende Ökosystem der rde, dessen Funktionen wir schützen und erhalten müsen. Den obersten Stellenwert bei der wirtschaftlichen utzung des Meeres muss somit die Nachhaltigkeit haen. Dies haben wir als Prinzip in dem vorliegenden Anrag durchgängig verankert. Ökologische, wirtschaftlihe und auch soziale Aspekte müssen bei der künftigen utzung und Erforschung des Lebensraums Meer – dazu ählen auch Küsten und Häfen – gleichberechtigt zum ragen kommen. Ein wichtiger Erfolg: Wir bekennen uns dazu, dass er Ausbau von Elbe und Weser nicht – wie vielfach efordert – über die bisherigen Planungen hinaus fortgeetzt wird. Die Vertiefungen der Fahrrinnen haben beeits schwere ökologische Belastungen mit sich gebracht nd zu gravierenden Veränderungen in der Landschaft eführt. lachwasserzonen und Auwälder wurden vernichtet, lieer Herr Kollege, nicht nur mit Folgen für die Artenvielalt. Auch die Menschen, die im Einzugsbereich der ausebaggerten Flüsse leben, sind von Hochwasser und berschwemmungen viel mehr als früher bedroht, weil ie natürlichen Rückhaltebecken in Form von Freiflähen fehlen. Wir stehen aber zu unserem Wort, den Verehrsträger Binnenschifffahrt zu stärken, indem wir eine erlässliche Schiffbarkeit von Elbe und Weser gemäß em Vertrag zwischen Bundesumweltund Bundesverehrsministerium aus dem Jahr 2005 gewährleisten. Die Förderung der Schifffahrt ist ein wichtiges Anlieen der Umweltpolitik; denn das Schiff ist – ähnlich wie ie Eisenbahn – ein Transportund Verkehrsmittel, das as Klima schont. Moderne Schiffe zeichnen sich nicht ur durch hohe Energieeffizienz aus; sie stoßen auch ergleichsweise geringe Mengen von Luftschadstoffen nd CO2 aus. Die Einhaltung hoher Umweltstandards chon beim Bau von Schiffen – heute öfter erwähnt – ollen wir deshalb gesetzlich regeln. Dies wird die ettbewerbsfähigkeit deutscher Schiffsbauer mit ihren nerkannt hohen Qualitätsstandards und ihre Marktposiion international – in Europa und auf der Welt – stärken. leichzeitig minimieren wir das Risiko verheerender mweltkatastrophen. Ich denke dabei zuerst immer an ankerunglücke. Ein sehr wichtiges Arbeitsfeld im Schnittpunkt von irtschaftlicher Nutzung des Meeres und ökologischer nergieerzeugung ist die Förderung bzw. der Ausbau von ffshore-Windanlagen. Mit dem Infrastrukturplanungs eschleunigungsgesetz ist es uns bereits gelungen, die ahmenbedingungen und damit die Wirtschaftlichkeit im ereich des notwendigen Netzausbaus zu verbessern. Die etzbetreiber müssen die von ihnen eingegangene Selbsterpflichtung zum Ausbau des vordringlichen Bedarfs un zeitnah umsetzen. Dies alleine reicht aber bei weitem icht, um den Ausbau der Offshore-Anlagen wirkungsvoll u fördern. Auf die zwingende Notwendigkeit dieses Ausaus brauche ich vor dem Hintergrund des uns alle betref Martin Burkert fenden Klimawandels sicherlich nicht gesondert einzugehen. Zum Schluss möchte ich Folgendes anmerken. Wir brauchen eine Regelung, die die Einspeisungsvergütungen und -fristen im Erneuerbare-Energien-Gesetz so anpasst, dass Offshore-Anlagen den substanziellen Beitrag leisten können, der nötig ist, um unsere Ziele bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu erreichen. Daran halte ich und daran hält die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag fest. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was?)





(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608514400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/4423 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Beschlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung auf Drucksache 16/4457 zu
dem Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
mit dem Titel „Umweltfreundliche Stromversorgung von
Schiffen in Häfen unterstützen“. Der Ausschuss emp-
fiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/2791 abzulehnen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Gegen-
stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und Enthaltung
der FDP-Fraktion und der Fraktion Die Linke angenom-
men.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a bis 6 d auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Hans-Kurt Hill, Eva Bulling-Schröter,
Lutz Heilmann, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN

Strom- und Gasnetze in die öffentliche Hand

– Drucksachen 16/2678, 16/3357 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Joachim Pfeiffer

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Dr. Herbert Schui, Hans-Kurt Hill,
Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der LINKEN

Regelmäßige technische Überprüfung der
Stromnetze

– Drucksachen 16/1447, 16/3249 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Matthias Berninger

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Kopp, Martin Zeil, Jens Ackermann, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Mehr Wettbewerb für die deutschen und euro-
päischen Energiemärkte – Europäischen Im-
puls aufnehmen

– Drucksache 16/4187 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Bärbel
Höhn, Dr. Thea Dückert, Hans-Josef Fell, Kerstin
Andreae und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN

Wettbewerb auf den Energiemärkten stärken,
eigentumsrechtliche Entflechtung der Trans-
portnetze umsetzen und Möglichkeiten zur
Entflechtung bei marktbeherrschenden Stel-
lungen schaffen

– Drucksache 16/4557 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er das Wort dem Kollegen Dr. Joachim Pfeiffer von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1608514500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Ich glaube, wir setzen die Aussprache vom letzten
onnerstag zum Thema „ordnungspolitischer Kompass“
eute nahtlos fort. Es geht um die Grundsatzfrage: Wie
ollen wir die Energieversorgung in Deutschland – die
tromversorgung und die Gasversorgung – im europäi-
chen Kontext sicherstellen? Die Grundsatzfrage lautet:
eschreiten wir den Weg des Marktes, oder beschreiten
ir den Weg einer staatlichen Planwirtschaft?

Die Linke fordert mit ihrem Antrag die Vergesell-
chaftung der Netze. Das ist nicht der Weg der Union
nd sicher auch nicht der Weg der Bundesregierung. Der
eg, den wir im neunten Jahr der Liberalisierung – sie

egann 1998 – gehen, ist ein grundsätzlich anderer: Wir
agen, dass der Staat die Rahmenbedingungen setzen
uss, die dann von den Marktteilnehmern auszufüllen

ind. Wir wollen einen sukzessiven Rückzug der staatli-
hen Aktivitäten aus diesem Bereich, wenn denn der

ettbewerb sich in allen Bereichen so entwickelt, wie
ir uns das vorstellen. Darüber besteht in diesem Hause

rfreulicherweise relativ großes Einvernehmen: Auch
ie Anträge der FDP und der Grünen gehen, was Markt






(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
und Wettbewerb anbelangt, ordnungspolitisch in die
gleiche – aus meiner Sicht: richtige – Richtung.

Gleichwohl ist die Situation heute, im Jahre 2007, so,
dass der Wettbewerb in den beiden grundlegenden Be-
reichen, die wir haben – beim Gas und beim Strom –,
wegen des natürlichen Monopols der Netze noch nicht in
dem Umfange und in der Intensität funktioniert, wie wir
es brauchen und wie wir es uns wünschen. Nach anfäng-
lich eher zögerlichem Vorankommen sind wir im Be-
reich der Netze allerdings auf dem richtigen Weg. Mit
der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes, die
2005 ebenfalls in großem Einvernehmen erfolgt ist, ha-
ben wir, denke ich, endlich die richtigen Instrumente ge-
funden, damit der Wettbewerb im Bereich des natürli-
chen Monopols der Netze in Gang kommt. Zunehmend
treten neue Wettbewerber in den Markt ein, was sich
auch preislich auswirkt.

Die Bundesnetzagentur, die hier gute Arbeit leistet,
hat erst unlängst festgestellt: Wir haben aktuell 2,8 Milli-
arden Euro an nicht genehmigten Entgelten. Damit ste-
hen Netzentgeltsenkungen an, die direkt der Wirtschaft
und auch dem Verbraucher zugutekommen. Des Weite-
ren sind wir in diesem Bereich mit der Ausgestaltung der
Anreizregulierung – ich werde dazu gleich noch etwas
sagen – und auch bei der Netzanschlussverordnung auf
dem richtigen Weg.

Das heißt, dass ein Eingriff in das Eigentum, über den
auf europäischer Ebene zum Teil diskutiert wird, zum
jetzigen Zeitpunkt auf jeden Fall nicht das richtige Mittel
wäre. Wir befinden uns in einem Prozess, durch den der
Wettbewerb implementiert wird. Seine positiven Folgen
werden bereits deutlich. Ein Eingriff in das Eigentum
kann nur das letzte Mittel sein, das dann angewandt wer-
den muss, wenn keine anderen Maßnahmen greifen. Al-
lerdings zeigen die Schritte, die unternommen worden
sind, mittlerweile Wirkung, sowohl in der gegenwärti-
gen Übergangsphase als auch im Rahmen der Anreizre-
gulierung.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Netznutzungs-
entgelte durch die Anreizregulierung nicht nur stabil
zu halten, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie dauer-
haft gesenkt werden. Durch die Anreizregulierung, die
von der Bundesregierung nach Zustimmung des Bundes-
rates im Rahmen einer Verordnung auf den Weg ge-
bracht wird, wird der mehrjährige Prozess eines Erlös-
pfads nach unten vorgezeichnet.

Derzeit liegen die Netznutzungsentgelte im Strombe-
reich in einer Größenordnung von mehr als 23 Milliar-
den Euro pro Jahr. Die Anreizregulierung wird dazu füh-
ren – das ist die einmütige Bewertung von Politik und
Wirtschaft –, dass die Netznutzungsentgelte auf jährlich
17 bis 18 Milliarden Euro gesenkt werden können. In ei-
nem Zeitraum von fünf bis sieben Jahren werden wir es
schaffen, nicht nur keinen Anstieg der Entgelte verzeich-
nen zu müssen, sondern sogar auf eine Entlastung in
Höhe von etwa 5 Milliarden Euro pro Jahr verweisen zu
können, die allen zugute kommt.

Im eigentlichen Wettbewerbsbereich, in dem wir
schon im Jahre 1998 tätig geworden sind, konnten an-

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(C (D änglich durchaus positive Effekte erzielt werden, die bis eute Bestand haben. Der Liberalisierungsund Rationaisierungseffekt, der in diesem Wettbewerbsbereich seit 998 eingetreten ist, hat einen Umfang von jährlich unefähr 8,5 Milliarden Euro. Hier herrscht zwar Wettbeerb, aber die Wettbewerbsstruktur und vor allem die ahl der Wettbewerber sind noch unbefriedigend. Es ist ach wie vor so, dass – je nach Schätzung bzw. Berechung – 80 bis 90 Prozent der Stromerzeugung in den änden der vier großen Unternehmen liegen. Wir versuchen, auch hier Fortschritte zu erzielen und ie Wettbewerbsbedingungen zu verbessern, und zwar urch eine Verbesserung des Angebots, zum Beispiel im inblick auf die Netzanschlussverordnung, die Netzausauten oder die Verbindung der Kuppelstellen im Stromnd Gasbereich mit anderen europäischen Ländern. n diesem Bereich werden wir in das Marktgeschehen ingreifen müssen. Wir werden das Kartellrecht tempoär verschärfen müssen, um Möglichkeiten dafür zu chaffen, dass sich der Wettbewerb auf diesem Gebiet eiterhin dynamisch entwickeln kann. Auch hier gilt: Der Eingriff in die Marktstruktur kann ur Ultima Ratio sein. Das sage ich, weil manche der orschläge, die gemacht werden, quasi in eigentums echtliche Eingriffe münden. Das ist sicherlich nicht uner Ziel. Wir haben eindeutig einen marktwirtschaftlihen Weg beschritten. Dieser Weg ist richtig. Angesichts des heutigen EU-Gipfeltreffens möchte ch diese Gelegenheit nutzen, einige Aspekte der Eneriepolitik, die vielleicht noch nicht allen ganz klar sind, twas näher zu beleuchten. Die Energiepolitik wird zuünftig mehr denn je europäisch geprägt sein. Wenn wir s ernst damit meinen, einen europäischen Binnenarkt für Energie, also für Strom und Gas, zu schaffen, ann werden wir manche Instrumente, die heute noch ein national ausgerichtet sind, anpassen müssen. Das ürde bedeuten, dass der Verbraucher in Zukunft frei ählen kann – das gilt sowohl für Haushaltsals auch ür Industriekunden –, von wo er seine Energie bezieht, elche Art von Energie er bezieht und zu welchem Preis r sie bezieht, wie er es bereits heute bei anderen Waren nd Dienstleistungen tut. Das wird natürlich Auswirkunen haben, an die wir in der laufenden Klimadebatte och gar nicht denken. Es gibt zum Beispiel eine europäische Verpflichtung ur Reduktion des Ausstoßes von CO2, die wir mit dem nstrument des Emissionshandels erreichen wollen. Zuünftig wird aber der Stromexport zunehmen. Deutschand ist bislang ein kleiner Stromexporteur. Der Strom, er in Deutschland verbraucht wird, wird nominal auch ier erzeugt. Auf einem europäischen Energiemarkt wird as nicht mehr zwingend der Fall sein. Italien bezieht ereits 30 Prozent seines Stroms aus Frankreich. Das hat uf den Klimaschutz und den Emissionshandel nur desalb keine Auswirkungen und führt nicht zu Verschieungen bei den Budgets, weil dieser Strom weitestgeend aus französischen Kernkraftwerken kommt. Wenn Dr. Joachim Pfeiffer dieser Strom aus deutscher Braunkohle oder Steinkohle produziert und in stärkerem Maße exportiert werden würde, dann wären der Emissionshandel und unsere heutigen nationalen Ziele im europäischen Kontext nicht mehr haltbar. Ich möchte nur auf bestimmte Entwicklungen aufmerksam machen. Wenn wir Ja zu einem europäischen Binnenmarkt für Energie sagen, dann erfordert das in vielen Bereichen unserer Politikgestaltung andere Lösungsansätze. Dann dürfen wir die Dinge nicht länger rein national betrachten. Herr Kollege Pfeiffer, kommen Sie zum Schluss. Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Die Richtung stimmt. Wir sind auf dem richtigen Weg, wenngleich steinige Wegstrecken und mancher Hügel noch vor uns liegen, bis wir einen europäischen Binnenmarkt für Energie geschaffen haben. Aber das ist des Schweißes der Edlen wert, auch in diesem Hause. Mithilfe der vorhandenen Instrumente – diese müssen wir weiterhin justieren – werden wir in absehbarer Zeit den europäischen Binnenmarkt für Energie im Interesse von Wirtschaft und Verbrauchern zum Leben erwecken. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Gudrun Kopp von der FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da men! Uns liegt eine ganze Bandbreite von Anträgen vor, die Vorschläge zur Stärkung des Wettbewerbs enthalten. Die einen Antragsteller haben die Verstaatlichung zum Ziel. Die anderen schlagen eine eigentumsrechtliche Entflechtung vor, was auf eine Enteignung hinausläuft. Wiederum andere gehen den Mittelweg. Wir, die FDPBundestagsfraktion, legen Ihnen einen Antrag vor, in dem wir unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten eine Wettbewerbsstärkung beschreiben. Man kann nicht bestreiten, dass eine eigentumsrechtliche Entflechtung, also die Trennung von Produktion und Netzen, rein ordnungspolitisch gesehen auf dem Reißbrett geboten wäre, gar keine Frage. In letzter Konsequenz sind wir Liberale dafür offen. Wenn gar nichts hilft, Wettbewerb auf dem Energiemarkt herzustellen, müssen wir dieses Instrument anwenden. Es stellt sich allerdings die Frage, inwieweit wir unsere Arbeit ernst nehmen. Wollen wir nur darauf warten und evaluieren, ob und auf welche Weise die vorhandenen Instrumente – davon gibt es einige – tatsächlich wirken? Wir sollten sehr genau darüber nachdenken, ob es bereits zum jetzigen Zeitpunkt notwendig und richtig ist, d a m s p l s d s c s s W u m w D w e e t n s t z d t G d u Z g s e v s t w V s r – s M B z G d c (C (D as Instrument des eigentumsrechtlichen Unbundlings nzuwenden, was einer Enteignung gleichkäme. Ich öchte in diesem Zusammenhang den Bundesverfas ungsrichter Udo Di Fabio zitieren: „Eigentum verflichtet, aber nicht zur Aufopferung (zum Substanzverust)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608514600
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1608514700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608514800

(Beifall bei der FDP)

Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1608514900

Wir hätten wahrscheinlich Klagen zu erwarten, die
ich zudem über einen längeren Zeitraum hinziehen wür-
en. Der Ausgang der Klagen wäre ungewiss. In einer
olchen Phase der rechtlichen Unsicherheit würde si-
herlich niemand in die Netze investieren. Insofern müs-
en wir uns das sehr genau überlegen.

Wir stehen, wie gesagt, einer solchen Lösung aufge-
chlossen gegenüber, aber sie steht für uns am Ende des
eges. Wir sind noch nicht den ganzen Weg gegangen

nd haben die Erfordernisse noch nicht ausreichend er-
ittelt.

Wichtiger als die Frage der Entflechtung ist aber, in-
ieweit die Regulierung konsequent durchgeführt wird.
enn wir müssen eines bedenken: Unabhängig davon,
er Eigentümer der Netze ist, haben die Netzbetreiber

in natürliches Monopol, das reguliert werden muss, um
inen diskriminierungsfreien Netzzugang zu gewährleis-
en.

In den letzten Tagen wurde in den Medien über soge-
annte Zwischenlösungen berichtet. Einige Energiever-
orger haben vorgeschlagen, dass sich regionale Netzbe-
reiber verschiedener Länder zu einer Gemeinschaft
usammenschließen und ihre Übertragungsnetze bün-
eln. Das mag zwar hilfreich sein, aber es bleibt Makula-
ur, wenn sich die Betreiber nicht zu einer unabhängigen
esellschaft zusammenschließen. Insofern muss man
arauf achten, dass dies keine Mogelpackung wird.

Die Frage ist, wie wir neue Impulse schaffen können,
m den Wettbewerb zu fördern. Ich möchte in diesem
usammenhang feststellen, dass Minister Glos und die
esamte Bundesregierung dringend tätig werden müs-
en. Wir vermissen vonseiten der Bundesregierung ein
nergiepolitisches Gesamtkonzept, wie wir es bereits
orgelegt haben. Auf gar keinen Fall sollte die Tarifauf-
icht für Strompreise verlängert werden. Das wäre kon-
raproduktiv und würde den Marktzugang für Wettbe-
erber versperren, statt ihn zu öffnen.

Wir brauchen des Weiteren dringend – ohne weitere
erzögerungen – die angekündigte Kraftwerksan-
chlussverordnung sowie die Verordnung zur Einfüh-
ung der Anreizregulierung ab 2008. Wir sollten zudem
auch dafür haben wir uns in unserem Antrag ausge-
prochen – das Bundeskartellamt bei einer effektiven

issbrauchsaufsicht unterstützen. Wir müssen dem
undeskartellamt dafür die notwendigen Instrumente
ur Verfügung stellen.

Des Weiteren sind Impulse für den Ausbau von
renzkuppelstellen zum Transport von Strom notwen-
ig. Auch dazu liegt dem Hohen Haus eine entspre-
hende Forderung in unserem Antrag vor.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Gott sei Dank!)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
Ich komme zum letzten Punkt, einem Appell an die
Bundesregierung und die sie tragenden Regierungsfrak-
tionen: Lassen Sie den Wettbewerb über den künftigen
Energiemix offen! Geben Sie keine Technologien vor,
sondern öffnen Sie die Türen auch in diesem Punkt für
den Wettbewerb und die effizientesten Lösungen für die
Verbraucher und zum Wohle des Umweltschutzes!

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608515000

Das Wort hat jetzt der Kollege Rolf Hempelmann von

der SPD-Fraktion.


Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1608515100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Energiepolitik steht offensichtlich ganz oben auf der na-
tionalen wie auch auf der internationalen Tagesordnung.
Heute und morgen beschäftigt sich der EU-Frühjahrsgip-
fel mit Energiefragen. Schon in der letzten Woche hat
sich der Deutsche Bundestag mit dem Thema Energie
befasst, insbesondere mit Anträgen der Opposition dazu.

Heute liegen erneut vier Anträge aus den Reihen der
Opposition vor. Zwei davon, die Anträge der Linken, ha-
ben wir schon einmal im Plenum erörtert und sie auch in
den Ausschüssen beraten und abgelehnt. Ich denke, dass
das auch das Ergebnis der heutigen Debatte sein wird.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Welch eine Überraschung!)


Die Linken sorgen sich – das geht aus Ihren Anträgen
hervor – um die Zuverlässigkeit der Netze und fordern
eine regelmäßige technische Überprüfung.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Der Bundesnetzagentur im Übrigen auch!)


Damit wird suggeriert, dass die Bundesregierung bisher
auf diesem Gebiet untätig gewesen ist. Das muss ich mit
Abscheu und Empörung zurückweisen. Der Gesetzgeber
hat schon gehandelt, als die Linke zumindest formell
noch gar nicht existierte.

Der Gesetzgeber hat in Form aller ansonsten hier im
Bundestag vertretenen vier Fraktionen durch ein rot-
grünes Gesetz, dass hier im Bundestag verabschiedet
worden ist, gehandelt. Letztlich hat er ein Energie-
wirtschaftsgesetz verabschiedet, das auch im Vermitt-
lungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat be-
stätigt worden ist.

Mit diesem Energiewirtschaftsgesetz haben wir eine
Bundesnetzagentur geschaffen, die ausdrücklich und
von Anfang an den Auftrag hatte, nicht nur auf effizien-
ten Netzbetrieb, sondern auch auf Netzqualität zu ach-
ten.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Dazu sind zum Beispiel die Übertragungsnetzbetreiber
verpflichtet, alle zwei Jahre einen Bericht über Netzzu-

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(C (D tand und Netzausbauplanung zu geben. Jährlich müssen ie eine Schwachstellenanalyse zur Vermeidung schweriegender Versorgungsstörungen erarbeiten, gegebenen alls auch Gegenmaßnahmen einleiten. Ähnliche Vorausetzungen müssen auch die Verteilnetzbetreiber erfüllen. ie müssen außerdem jegliche Versorgungsunterbrehung an die Bundesnetzagentur melden. Diese kann ann Aufsichtsmaßnahmen treffen. Ihr stehen dazu erebliche weitere Auskunftsrechte zu. Das zeigt schon, ass entsprechend Vorsorge getroffen worden ist. Es soll vorkommen, dass es trotzdem zu Netzunterrechungen kommt. So geschehen zum Beispiel im letzen Jahr. In einem solchen Fall hat die Bundesnetzagenur wiederum ganz erhebliche Befugnisse. In einem bschlussbericht hat sie deutlich gemacht, welche Ursa hen sie für solche Netzunterbrechungen gesehen hat. In em einen Fall war es beispielsweise menschliches Veragen. Sie hat aus der Erfahrung solcher Unterbrechunen wiederum Schlussfolgerungen gezogen und von den etzbetreibern verlangt, eine automatische Überprü ung der sogenannten as heißt, die Unternehmen müssen die Netze so betreien, dass die Sicherheit auch gewährleistet ist, wenn ein etriebsmittel ausfällt. Ich denke, hiermit ist ganz deut ich gemacht, dass der Qualitätsaspekt schon im bisherien gesetzgeberischen Handeln eine erhebliche Rolle espielt hat. Das Gleiche soll für die Anreizregulierung gelten. uch hier hat der Gesetzgeber schon in den Rahmenbeingungen für die Anreizregulierung deutlich gemacht, ass er sowohl eine Effizienzals auch eine Qualitätsreulierung erwartet. Deswegen sind wir auch gespannt arauf, wie letztendlich die Verordnung zur Anreizreguierung ausgestaltet sein wird. Eben hat Herr Dr. Pfeiffer deutlich gemacht, dass er pielräume in Höhe von 5 Milliarden Euro zur Senkung on Netzentgelten sieht. Ich sage ganz deutlich, dass ich ieses Vorurteil nicht teile. Es ist ein Urteil, das sozusaen vor der Zeit – das meine ich mit Vorurteil – getroffen orden ist. Wir werden sehen, wie viel Spielraum es ibt, wenn man gleichzeitig eine mindestens gleichbleiende, vielleicht sogar eine ansteigende Netzqualität um Ziel hat. Die Linken wollen die Verstaatlichung der Netze. azu ist schon einiges gesagt worden. Ich mache ausrücklich darauf aufmerksam, dass es gewisse Erfahrunen aus der Vergangenheit mit der Verstaatlichung solher Bereiche gibt, die nicht unbedingt für ein solches lädoyer sprechen. (Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Schauen Sie mal bei der Deutschen Bank nach!)


(Beifall bei der LINKEN)


eswegen werden wir uns diesem Petitum, wie Sie
ahrscheinlich erwartet haben, nicht anschließen.

Die Grünen möchten die eigentumsrechtliche Ent-
lechtung. Ich sehe da nicht nur verfassungsmäßige Be-
enken, die teilweise von der FDP angeführt worden






(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann
sind, sondern ich glaube auch, dass das Ganze am Ende
nicht zielführend sein würde.

Ich glaube aber, dass das Modell des sogenannten
Independent Service Operators prüfenswert ist. Das
spielt auch in den Überlegungen der Europäischen Kom-
mission eine Rolle. Das scheint mir auch der Hinter-
grund für den Vorschlag zu sein, der jetzt aus dem Be-
reich europäischer Netzbetreiber gekommen ist. Ich sage
prüfen, ich sage nicht, dass das das Ei des Kolumbus ist.
Aber wenn das schon von der Unternehmensseite und
aus dem Bereich der Europäischen Kommission kommt,
dann verdient das jedenfalls eine intensive Prüfung.
Wenn das handhabbar wäre, hätte das den Charme einer
länderübergreifenden Lösung, die auch das Zusammen-
wachsen regionaler Märkte ermöglichen, vielleicht sogar
befördern würde.

Wir sind gegen Zwangsverkauf sowohl der Netze als
auch von Erzeugungskapazitäten. Das ist eine Forde-
rung, die auf Länderebene erhoben wird, zum Beispiel
von dem ansonsten sehr schönen Bundesland Hessen.
Wir sind im Gegenteil dafür, dass wir versuchen sollten,
alle Elemente, die Wettbewerb befördern können, tat-
sächlich zu unterstützen. Die Bundesregierung hat auch
dazu bereits einiges deutlich gesagt. Sie wendet sich
zum Beispiel gegen eine Verlängerung der staatlichen
Tarifpreisaufsicht. Dieser Vorschlag ist allerdings aus ei-
nem anderen Bundesland gekommen, wenn auch von ei-
nem Mitglied der gleichen Partei.

Wir wünschen uns eine marktkonforme GWB-
Novelle. Ich glaube, das macht deutlich, dass wir noch
ein bisschen Gesprächsbedarf haben. Ich habe schon in
der letzten Woche gesagt: Wir werden eine gemeinsame
Lösung finden, die das Bundeskartellamt nicht nur per-
sonell, sondern auch in der Sache stärkt und ihm die
Möglichkeit gibt, den eventuellen Missbrauch einer
marktbeherrschenden Stellung festzustellen und zu sank-
tionieren.

Wir brauchen dringend – ich glaube, das ist in diesem
Kontext vielleicht sogar der wichtigste Bestandteil – die
Kraftwerksanschlussverordnung – auch das war hier
schon Thema –, weil es vor allen Dingen um die Ver-
mehrung von Liquidität auf dem Strommarkt geht und
sicherlich auch um die Erhöhung der Anzahl von Anbie-
tern in diesem Bereich. Das können wir über eine klug
ausgestaltete Kraftwerksanschlussverordnung organisie-
ren. Es geht nicht nur um den unmittelbaren Anschluss,
sondern auch um das Engpassmanagement, und es geht
darum, wie man zusammen mit einer Kraftwerksan-
schlussverordnung und einer Anreizregulierung dafür
sorgen kann, dass Engpässe beseitigt werden, dass der
Netzausbau also so abläuft, dass die Kraftwerke, die ans
Netz gehen, dem Endverbraucher möglichst kurzfristig
100 Prozent der produzierten Strommenge zukommen
lassen können.

Man sieht also: Die Sorgen der Opposition sind eher
unbegründet. Die Dinge sind bei uns schon weit fortge-
schritten und in guten Händen. Ich fürchte, dass die bei-
den nächsten Redner meine Auffassung trotzdem nicht
zu 100 Prozent teilen werden.

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(C (D ber auch Teilzustimmung würde mich natürlich sehr reuen. In diesem Sinne bitte ich Sie, uns bei unserer Areit zu unterstützen. Ohne dass wir jetzt zu viel Lob erarten: Machen Sie sich selber ein bisschen glaubwürig, indem Sie das Positive unserer Arbeit hervorheben. ann sind wir auf einem guten, gemeinsamen Weg. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Ulla Lötzer von der raktion Die Linke. Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Mittler eile weiß in Europa jeder – außer den Energiekonzeren selbst –, dass RWE und Co ihre Marktmacht missrauchen. Selbst die Deutsche Bank ist mit uns der berzeugung, dass „eine vollständige Trennung der tromerzeugung von den Netzen“ ideal wäre. (Dr. Rainer Wend [SPD]: Darüber müsstet Ihr mal nachdenken!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608515200

(Beifall bei der LINKEN)

Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608515300

enn:

Bis dato ermöglichen die Leitungsmonopole den
Stromkonzernen, die Konkurrenten klein- und die
Preise hochzuhalten.

Trotz Ihrer Vorsorge, Kollege Hempelmann, haben
ie Energieversorger letztes Jahr mit Netzentgelten
3 Milliarden Euro eingenommen, aber nur 2,5 Milliar-
en Euro investiert. Da stellt sich auch der Bürgerin und
em Bürger beim Blick auf die Stromrechnung die
rage: Was ist mit dem Rest passiert? Die Antwort ist
infach: Man hat nicht investiert, sondern man hat es für
ohe Managementgehälter, Dividenden oder die Endesa-
bernahme ausgegeben, um seine Monopolmacht aus-

uweiten.

Die Stromausfälle 2005 und 2006 haben gezeigt, dass
angelnde Investitionen die Sicherheit der Energienetze

mmer noch gefährden. Kollege Hempelmann, wenn Sie
icht sehen, dass Sie trotz des beschlossenen Maßnah-
epakets mehr tun müssen, dann sitzen wir bald öfter im
unkeln, als uns allen lieb ist.


(Lachen des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])


Die Energieriesen nutzen ihr Monopol auch zu einer
nergiepolitik gegen den Klimawandel. Es ist doch ab-
urd, dass Windanlagen an der Küste abgeschaltet wer-
en müssen, wenn viel Wind bläst, weil die Netze für die
trommenge nicht ausreichen. Der dringend erforderli-
he Netzausbau für erneuerbare Energien wird aber un-
erlassen. Insofern ist es dreist, wenn RWE nötige Inves-
itionen unter den Vorbehalt stellt, dass beim
limaschutz Abstriche gemacht werden. Deshalb begrü-
en wir, dass die EU-Kommission eine Debatte über die
ntflechtung von Netzen und Stromerzeugung begonnen






(A) )



(B) )


Ulla Lötzer
hat. Dass die Energiekonzerne drohen, auch darauf mit
einem Investitionsstopp zu reagieren, bestätigt nur eines:
dass ihre Monopolstellung tatsächlich beendet werden
muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Ja, Kollegin Kopp, das Angebot der Energieriesen
von dieser Woche ist eine Mogelpackung. Eine Netzge-
sellschaft gemeinsam mit Frankreich und den Benelux-
staaten, bei der ihr Eigentum erhalten bleibt, schränkt
ihre Macht nicht ein; im Gegenteil: Es würde ihr Mono-
pol auf die gesamte europäische Region ausweiten. Das
halten wir für nicht hinnehmbar.

Handeln ist über die bisherigen Vorschläge hinaus
gefragt, doch die Bundesregierung nutzt ihre Ratspräs-
identschaft zur Blockade einer Entflechtung. Mit Ihren
Maßnahmen, Kollege Pfeiffer und Kollege Hempelmann,
lassen Sie sich von den Energiekonzernen am Nasenring
durch die Arena führen.

Wir freuen uns, dass die Deutsche Bank mit uns die
Forderung erhebt, die Energiekonzerne zu zerschlagen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Das ist die neue Allianz!)


Mit ihr teilen wir die Auffassung, dass der Eingriff in die
Eigentumsrechte in diesem Fall legitim und verfassungs-
gemäß ist. Wie tief sind Sie gesunken, Kollege Wend,
wenn die Deutsche Bank zur Herstellung von Verfas-
sungsmäßigkeit schon die Linke als Bündnispartner
braucht?


(Beifall bei der LINKEN)


Völlig zu Recht stellt die Deutsche Bank fest, dass die
Energieriesen die hohen Gewinne und ihr Kapital un-
rechtmäßig mit Monopolrenditen erwirtschaftet haben.
Damit haben sie ihre Entschädigung für die Enteignung
eigentlich schon vorab kassiert, und der Weg ist frei, die
Netze in die öffentliche Hand zu überführen;


(Beifall bei der LINKEN)


denn es geht nicht darum, sie zum Spekulationsobjekt
für andere Private zu machen, indem man sie ihnen zum
Kauf anbietet, erst recht nicht für Private-Equity-Fonds;
das wäre tatsächlich keine Alternative.

In anderen europäischen Staaten – Finnland, Däne-
mark, Griechenland – ist man diesen Weg längst gegan-
gen und sind die Netze in öffentlicher Hand.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Nordkorea!)


Erst 2005 haben die Niederlande das Gasunternehmen
Gasunie aufgespalten und die Gasnetze komplett in die
öffentliche Hand überführt.


(Beifall bei der LINKEN)


Versorgungssicherheit, die Verhinderung von preis-
lichem Missbrauch und der Klimawandel erfordern eu-
ropaweit eine Entflechtung, aber auch die Überführung
der Netze in die öffentliche Hand, wie wir es in unserem
Antrag dargelegt haben. Die Bundesregierung fordern

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(C (D ir auf, bei der Ratssitzung ihre Blockadehaltung endich aufzugeben. Danke. Das Wort hat jetzt die Kollegin Bärbel Höhn vom ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ier große Konzerne haben den Strommarkt in Deutschand aufgeteilt. Das sind Eon, RWE, Vattenfall und nBW. Sie kontrollieren 90 Prozent der Stromproduk ion und 100 Prozent der großen Transportnetze in eutschland. Das heißt: fehlender Wettbewerb. Dieser ehlende Wettbewerb schadet den Verbrauchern, belastet ie Wirtschaft und behindert den Klimaschutz. Und das st nicht gut. Deshalb brauchen wir dringend eine Politik, die für ehr Wettbewerb sorgt. Insofern hat sich die Bundesre ierung bisher nicht sehr hervorgetan. Ich erinnere nur n einen Termin im Juni letzten Jahres. Da haben sich ie Netzregulierer getroffen und eigentlich ein gutes Erebnis erzielt. 24 Mitgliedstaaten haben sich für eine rennung von Stromnetz und Stromproduktion einesetzt. Ein Land hat dagegen gestimmt. Wie hieß dieses and? Es war – das ist vielleicht wichtig zu wissen – eutschland. Deutschland hat blockiert. Deutschland hat enau diese Trennung blockiert. Das ist nicht gut. Daurch ist kein Wettbewerb vorhanden. Frau Kollegin Höhn, entschuldigen Sie, dass ich Sie nterbreche. Erlauben Sie eine Zwischenfrage der Kollein Kopp? Aber bitte, Frau Kopp. Bitte schön, Frau Kopp. Danke schön. – Frau Höhn, Sie haben eben zu Recht ie große Konzentration auf dem Energiemarkt in eutschland beklagt. Sind Sie bereit, selbstkritisch fest ustellen, (Dr. Rainer Wend [SPD]: Nie etwas zugeben, Frau Höhn! – Rolf Hempelmann [SPD]: Bei Selbstbelastung kann man die Aussage verweigern!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608515400
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608515500

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608515600
Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608515700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608515800
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1608515900

ass zu Zeiten der Regierung von Rot-Grün Ihre Frak-
ion daran beteiligt war, dass beispielsweise der Zusam-
enschluss von Eon und Ruhrgas zu einer weiteren
onzentration beigetragen hat, die Sie heute beklagen?






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(B) )


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608516000

Liebe Frau Kopp, der erste Punkt ist: Die Möglichkei-

ten und Instrumente, die die EU der rot-grünen Bundes-
regierung zur Entflechtung an die Hand gegeben hatte,
waren erst 2003 – das wissen Sie auch – richtig wir-
kungsvoll. Die Maßnahmen, die Ende des letzten Jahr-
tausends haben getroffen werden können, waren leider
noch nicht optimal.

Der zweite Punkt. Ich finde es immer problematisch,
wenn nach einer Ministerentscheidung


(Rainer Brüderle [FDP]: Und anschließend sitzt der im Vorstand!)


der zuständige Staatssekretär in den betreffenden Be-
reich wechselt, wie wir das gerade bei Ruhrgas erlebt ha-
ben. Das habe ich nie gutgeheißen. Ich glaube, das kann
man auch nicht gutheißen. Wir müssen für mehr Wettbe-
werb sorgen, damit so etwas in Zukunft nicht mehr pas-
siert, liebe Frau Kopp.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie schwierig die Situation ist, die sich daraus ergibt,
dass kein Wettbewerb besteht, will ich an drei Punkten
deutlich machen, über die heute in den Zeitungen zu le-
sen ist und die alle dieselbe Wurzel haben:

In den Zeitungen heißt es heute – diese erste Mel-
dung ist sozusagen ein Lobbyerfolg von RWE und Vat-
tenfall –, die Union wolle Braunkohlekraftwerke in
der Klimadebatte schützen. Das, meine Damen und
Herren von der Union, ist ein schwerwiegender Fehler.
Die Bundeskanzlerin kann sich nicht in Brüssel hinstel-
len und sagen, dass sie etwas für den Klimaschutz tun
will und dass sie dabei ehrgeizige Ziele hat, wenn Sie
gleichzeitig die Kraftwerke, die den größten CO2-Aus-
stoß und die niedrigste Effizienz haben, schützen wol-
len. Wenn wir die Braunkohlekraftwerke, die wir haben,
durch neue ersetzen, werden wir die ehrgeizigen Klima-
schutzziele in Deutschland nie erreichen, da können wir
noch so lange über Glühlampen und autofreie Sonntage
reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was machen Sie denn mit der Braunkohle?)


Der zweite Punkt – das ist ein genauso schwieriger
Punkt – bezieht sich auf die gestiegenen Gewinne von
Eon. Die Gewinne von Eon sind im letzten Jahr um
20 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro gestiegen – eine
gigantische Summe –, und das durch ungerechtfertigte
Preiserhöhungen. Solche Gewinne und solche unge-
rechtfertigten Preiserhöhungen kann man nur in einer
solchen Situation wie der jetzigen erreichen, nämlich
ohne Wettbewerb. Die Energieunternehmen belasten die
Wirtschaft und die Verbraucher momentan mit ungefähr
5 Milliarden Euro jährlich, indem sie den Preis für die
Emissionszertifikate, die ihnen die Bundesregierung ge-
schenkt hat, umlegen.


(Gudrun Kopp [FDP]: Und der Staat mit Steuern und Abgaben!)


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(C (D in Geschenk, für das sie nichts bezahlt haben, können ie nur deshalb auf den Preis aufschlagen, weil es keinen ettbewerb gibt. Deshalb ist es falsch, diesen Weg wei erzugehen. Wir müssen zu mehr Wettbewerb kommen. Der dritte Punkt, der die Sache nur noch schlimmer acht, ist, dass durch die Milliardengewinne, die hier ingestrichen werden, weitere Unternehmen aufgekauft erden – ich erinnere nur an die Pläne von Eon zur bernahme von Endesa –; denn dadurch wird die markteherrschende Struktur, die wir jetzt in Deutschland haen, auf Europa ausgedehnt. Damit werden die Misstände noch verstärkt. Deshalb sagen wir in unserem Antrag: Wir wollen die arktbeherrschende Stellung der Energiekonzerne ufbrechen. Dazu machen wir zwei Vorschläge: erstens nteignung der Transportnetze der großen Energieonzerne und zweitens kartellrechtliche Entflechtung er marktbeherrschenden Unternehmen nach amerikanichem Vorbild. Die USA sind sicher nicht sozialistisch. ort wurde AT & T einfach entflochten; sieben Babyells wurden daraus gemacht. Das war richtig; denn arkt funktioniert nur, wenn man auch Markt herstellt. in Markt, der den Unternehmen nur die Vorteile des arktes garantiert, weil er eigentlich ein Oligopol ist, ist ein Markt, den wir wollen, das ist auch kein Markt, den ie sich wünschen können. Ich komme zum Schluss. Mit diesen Forderungen beinden wir uns in illustrer Gesellschaft: Der Wirtschaftsinister von Hessen verfolgt ein ähnliches Ziel – inte essanterweise hat kein großer Energiekonzern seinen itz in Hessen –; die Deutsche Bank hat gerade in dieser oche noch einmal von der Enteignung der Stromnetze esprochen und auch „Financial Times Deutschland“ itelte vor wenigen Tagen: „Enteignet Eon!“. Die Oligopolstruktur der Energiewirtschaft ist zu eiem Risiko für den Standort Deutschland geworden. Höen Sie auf die Deutsche Bank! Hören Sie auf die Grüen! Hören Sie auf die EU-Kommission! Dann wird es esser, weil es dann mehr Wettbewerb auf dem Stromarkt geben wird. Das ist besser für Verbraucher, Wirt chaft und Klima. Tun Sie etwas! Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auschusses für Wirtschaft und Technologie auf Druckache 16/3357 zu dem Antrag der Fraktion Die Linke it dem Titel „Stromund Gasnetze in die öffentliche and“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf rucksache 16/2678 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen und der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Frak Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms tion Die Linke und bei Enthaltung der FDP-Fraktion angenommen. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie auf Drucksache 16/3249 zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Regelmäßige technische Überprüfung der Stromnetze“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/1447 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen angenommen. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/4187 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Vorlage auf Drucksache 16/4557 – Tagesordnungspunkt 6 d – soll an dieselben Ausschüsse überwiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 7 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Weingesetzes – Drucksache 16/3226 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz neu)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608516100




(A) )


(B) )


Berichterstattung:
Abgeordnete Julia Klöckner
Gustav Herzog
Dr. Volker Wissing
Dr. Kirsten Tackmann
Ulrike Höfken

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wi-
derspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin das Wort der Kollegin Julia Klöckner von der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1608516200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Jetzt geht es um ein Produkt. Ich glaube, wir
sind uns alle einig, dass es uns Spaß macht, trotz Fasten-
zeit dieses Produkt zu genießen. Deutschland hat viele
schöne Seiten, und ganz gewiss prägen unsere Wein-
landschaften unser Land. Wir haben bei uns in Deutsch-
land rund 100 000 Hektar Weinanbau und -ausbau. Der
Weinbau ist bei uns in Deutschland sehr traditionsreich.
Deshalb gibt es bei uns im Parlament eine fraktionsüber-
greifende Initiative, ein parlamentarisches Weinforum.
Ich freue mich, dass wir zusammenarbeiten, um den

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(C (D eutschen Weinbau, um die Produkte unserer Winzerinen und Winzer nach vorne zu bringen. Nun ist es aber nicht so, dass Deutschland nur ein traitionsreiches Weinland ist, sondern Deutschland ist uch der Weinmarkt, auf dem wir die meisten Weinimorte feststellen können. as heißt, unsere deutsche Winzerinnen und Winzer steen in einem Wettbewerb, seit die Handelsschranken efallen sind und die Weine aus den Drittländern als ineressant und exotisch angesehen werden. Die Herausorderung ist, dass man sich dem Wettbewerb, aber auch em Marketing stellt. Wir brauchen gemeinsame Maretinganstrengungen, Vermarktungsanstrengungen. Das Weingesetz, das wir in Deutschland haben, ist eies der strengsten Weingesetze. Es ist richtig, dass das rodukt Wein ein reines Produkt ist, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Rainer Brüderle [FDP]: Leider wahr!)


ass wir hohe Anforderungen an dieses Produkt haben.
ines ist auch wichtig: Wir müssen darauf achten, dass
nsere Handschrift erhalten bleibt, dass wir kein Mas-
enprodukt, keine Industrieware herstellen, sondern der
eschmack des Jahrgangs erhalten bleibt und wir unse-

en Winzerinnen und Winzern keine Steine in den Weg
egen. Denn gute Produkte werden nicht am Schreibtisch
emacht, sondern im Weinberg. Das ist ganz wichtig;
as ist CDU/CSU-Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU – Rainer Brüderle [FDP]: Sehr richtig!)


Warum sind wir heute beieinander? Nicht zu einer
einprobe, sondern um die Änderungen des Weingeset-

es zu besprechen. Das Weingesetz ist in die Europäi-
che Weinmarktordnung eingebunden. Es gibt viele
ebensmittelrechtliche und marktordnungsrechtliche
orschriften. Sie müssen nach und nach angepasst wer-
en. Deshalb bin ich froh, dass wir sehr einvernehmlich
über die Fraktionsgrenzen hinweg – zusammen mit der
einwirtschaft nach dem Subsidiaritätsprinzip – das

eißt, die Vorschläge kamen von unten nach oben; der
esetzgeber hat nicht einfach etwas vorgeschlagen, son-
ern das BMELV, also das Verbraucher- und Agrarmi-
isterium, hat sich mit den einzelnen Wirtschaftstreiben-
en in der Weinwirtschaft zusammengesetzt – nach
ösungen und Änderungen gesucht haben.

Es wird keine großen, spektakulären Änderungen ge-
en. Es geht unter anderem darum, Wiederbepflanzungs-
echte leichter und flexibler zu handhaben. Es geht um
ie Hektarertragsregelung und um die Bezeichnungs-
echte. Die Länderermächtigung ist zum Beispiel für
heinland-Pfalz wichtig. Wir haben sechs Weinanbau-
ebiete. Herr Bleser, der hier ganz aufmerksam zuhört,
ertritt die Mosel.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Wiederbepflanzungsrechte spielen eine ganz
roße Rolle. Die Länder sollen ermächtigt werden, be-
timmte Flächen zwischen den einzelnen Anbaugebieten






(A) )



(B) )


Julia Klöckner
zu übertragen, wenn es denn notwendig ist. Wir möch-
ten, dass die Probleme da gelöst werden, wo sie auftre-
ten. Deshalb sollen die Länder selbst entscheiden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sinnvoll ist es auch, den Steillagenweinbau an der
Ahr, an der Mosel, am Mittelrhein und bei mir an der
Nahe zu unterstützen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Und in Franken!)


– In Franken ist das mit dem Steillagenweinbau so eine
Sache. Ihr habt da nur noch ein bisschen, lieber Kollege.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber hervorragende Weine!)


– Alles hervorragende Weine. – Es ist also sehr wichtig,
dass wir den Steillagenweinbau, der das touristische Bild
in vielen Gegenden – ich denke nur an das Mittelrheintal –
prägt, fördern. Es wäre fatal, wenn die Weinbergslagen
dort brachlägen. Doch für diese Lagen haben die Winze-
rinnen und Winzer sehr hohe Aufwendungen, die vom
Verbraucher leider nicht immer bezahlt werden. Es ist
ganz klar, hier stehen wir im Wettbewerb. Zugleich
möchten wir, dass diese Kulturlandschaft weiterhin ge-
pflegt wird; das ist für uns sehr wichtig. Deshalb werden
wir den Steillagenweinbau in der Form unterstützen,
dass dessen Hektarerträge mit den aus Flachlagen inner-
betrieblich saldiert werden können.

Nun komme ich zur Destillation: Destillation gibt es
dann, wenn zu viel Wein produziert wird. Es blutet ei-
nem immer das Herz, wenn Wein vernichtet werden
muss.


(Rainer Brüderle [FDP]: Trinken!)


– Trinken ist eine Möglichkeit. Wir werden aber darüber
hinaus die Möglichkeit eröffnen, dass man nicht den be-
treffenden Jahrgang selber destillieren muss. Wenn es
ein hervorragender Jahrgang mit bester Qualität ist, wäre
es doch unsinnig, diesen Wein zu destillieren. Destilla-
tionsmengen können jetzt zwischen Jahrgängen übertra-
gen bzw. überschrieben werden.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Richtig!)


Das ist nützlich und auch sehr praxisgerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gustav Herzog [SPD])


Ich greife auch gerne den Zwischenruf „Trinken!“ auf
und ermuntere Sie: am besten trinken!

Nun komme ich zu den Bezeichnungen; das wird
insbesondere für die Verbraucherinnen und Verbraucher
von Interesse sein. Was bringt es, wenn auf dem Etikett
lange Bezeichnungen stehen und es schwierig zu erken-
nen ist, was sie bedeuten. „Qualitätsweine mit Prädikat“
werden umbenannt und heißen nach einer Übergangszeit
von zwei Jahren nur noch „Prädikatsweine“. Das Anbau-
gebiet „Mosel-Saar-Ruwer“ ist im In- und Ausland unter
dem knackig-kurzen Begriff „Mosel“ bekannt. So wird
es zukünftig auch heißen. Die Kategorie „Qualitätswein
garantierten Ursprungs“ hat sich weltweit, aber auch in

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(C (D eutschland überhaupt nicht durchgesetzt. Da das grarministerium sich entschieden hat, Bürokratie abzuauen und Dinge, die man nicht braucht, zu streichen, aben auch wir den Mut, diese Kategorie einfach zu treichen. Wir brauchen sie nämlich wirklich nicht. uch das ist praxisgerecht. Nun komme ich zu einem Knackpunkt; darüber haben ir – ich denke besonders an den Kollegen Herzog – ange mit den beteiligten Kellereien geredet: Es geht um ie Abgaberegelung. Wir brauchen ein Gemeinschaftsarketing, das über den Anstrengungen der einzelnen nternehmen, Kellereien oder Kleinbetriebe steht. Die es Gemeinschaftsmarketing muss auch finanziert weren. Diese Finanzierung ist wie so häufig, wenn es ums eld geht, umstritten. Mit der neuen Abgaberegelung er eichen wir nun, dass diejenigen zur Abgabe herangezoen werden, die auch mit dem Wein handeln. Zwar usste auch bisher der Gastronom oder der Einzelhänd er eine Abgabe zahlen. Weil aber die Geschäftsbezieungen des Weinverkäufers mit dem Handel und der astronomie dadurch ein bisschen belastet wurden, hat e facto jener häufig die Abgabe für Handel und Gastroomie übernommen. Wir hatten also eine ganz andere raxis als im Gesetz vorgesehen. Das möchten wir änern. Im Einvernehmen mit allen Beteiligten haben wir etzt ein Abgabesystem geschaffen, das sehr effektiv und ransparent ist. Die bisherige Flächenabgabe wird beibealten, aber die Handelsabgabe wird neu definiert. Eines st dabei uns allen, die beteiligt waren, sehr wichtig: Die ellereien, die dagegen eine Klage angestrengt hatten, erden, wenn wir heute für das Gesetz stimmen und das esetz in Kraft getreten ist, ihre Klagen zurückziehen. adurch kann das Gemeinschaftsmarketing ohne große eibereien – normale Leute haben ordentlich miteinaner geredet – beibehalten werden. Dafür danke ich allen ehr herzlich. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zum Gesamtpaket gehört auch, dass die Zahl der Auf-
ichtsratssitze beim Deutschen Weinfonds von sieben
uf neun erhöht wird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Bürokratieabbau!)


Lieber Herr Kollege Goldmann, ich bin noch nicht fer-
ig gewesen. Sie haben mir das Stichwort „Bürokratieab-
au“ aus dem Mund genommen: Es gab den Vorschlag,
n den Verwaltungsrat Vertreter der Politik mitaufzuneh-

en. Nun sind Vertreter der Politik, sprich: Bundestags-
bgeordnete, schier unbegrenzt in ihrer Weisheit;


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Manche mehr, manche weniger!)


arüber sind wir uns alle einig. Aber nicht überall brin-
en sie auch ein Mehr an Erkenntnis. Deshalb haben wir
anz selbstkritisch gesagt: Was soll diese Bürokratie?
arum sollen Abgeordnete jetzt noch in Aufsichtsrats-

itzungen die belegten Brötchen essen?






(A) )



(B) )


Julia Klöckner

(Gustav Herzog [SPD]: Na, na, na! – Manfred Zöllmer [SPD]: Keine Diffamierung!)


– Keine Diffamierung; ich habe es spaßig gemeint. – Wir
haben ganz klar gesagt: Die Fachleute sollen sich über
ihre Belange austauschen und nicht womöglich noch
durch politische Streitereien behindert werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte noch ei-
nen Blick auf die Europäische Union werfen. Auf der
europäischen Ebene ist zurzeit die Weinmarktordnung in
der Debatte. Wir halten es für wichtig, dass diese Markt-
ordnung reformiert wird. Aber entscheidend ist dabei,
dass wir das nicht nach dem Gießkannenprinzip machen.
Wir müssen die Destillationskosten und die Interven-
tionskosten minimieren und die Probleme dort lösen, wo
sie entstehen. Deutschland steht prima da. Es kann nicht
sein, dass Deutschland Gelder gestrichen oder Auflagen
gemacht werden, wenn das unbegründet ist. Wir müssen
unsere traditionelle Weinbereitung beibehalten.

Ich bedanke mich zum Schluss bei unseren Winzerin-
nen und Winzern, die sich an den Markt anpassen, auf
Qualität setzen, den Verbraucher im Blick haben und vor
allen Dingen auf einen mäßigen, aber regelmäßigen
Konsum setzen.


(Rainer Brüderle [FDP]: Sehr richtig! Trinken!)


Deshalb lassen Sie uns alle gemeinsam gegen die EU-
Regelungswut vorgehen. Es ist falsch, wenn Wein als
Alkohol abgestempelt und letztlich ein Werbeverbot ge-
fordert wird.


(Rainer Brüderle [FDP]: Unglaublich! – Peter Bleser [CDU/CSU]: Unfassbar!)


Wir sind für den selbstständigen Umgang des mündigen
Bürgers mit diesem Thema.

Ich bedanke mich bei allen Kolleginnen und Kolle-
gen, beim Ministerium und auch bei der Weinwirtschaft.
Der Wein ist eine kulturelle Bereicherung Deutschlands,
und so soll es auch bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Rainer Brüderle [FDP]: Das ist eine gute Weinkönigin! – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Das war eine Prädikatsrede!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608516300

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Michael

Goldmann von der FDP-Fraktion.


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1608516400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Was im heutigen Weingesetz steht, ist weitest-
gehend Konsens zwischen den Fraktionen. Das gilt nicht
nur für den Bundestag, sondern auch für die Betroffenen
in den Branchen. Deswegen lassen Sie mich den Blick
auf die Dinge lenken, die nicht im Entwurf enthalten
sind.

Die Weinbaupolitik der Großen Koalition ist vor al-
lem durch große Ankündigungen, aufgeblasene Forde-
rungen und leider minimale Ergebnisse geprägt.

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(C (D as hat uns der Landwirtschaftsminister – so will ich hn einmal nennen –, der gleichzeitig weinbaupolitischer inister ist, nicht alles versprochen? (Rainer Brüderle [FDP]: Wo ist er denn? Bier trinken!)


(Beifall bei der FDP)


r hat eine Kennzeichnungspflicht für sogenannte
merikanische Kunstweine gefordert. Nun konsu-
iere ich, obwohl ich aus dem Norden komme, ohnehin

aum amerikanische Weine, sondern bevorzuge durch-
us die aus der Pfalz. Aber mir ist in keinem Laden eine
inzige Flasche begegnet, auf der ein Warnhinweis ge-
esen wäre, dass es sich um einen amerikanischen
unstwein handelt. Da frage ich mich dann doch: Was

ollte eigentlich die politische Zielsetzung sein, die Herr
inister Seehofer mit dieser Forderung verbunden hat?

igentlich keine. In der Weinpolitik ist viel angekündigt
nd kaum etwas gemacht worden.


(Rainer Brüderle [FDP]: Leider wahr!)


Herr Minister Seehofer wollte doch das EU-Wein-
andelsabkommen mit den USA, liebe Frau Klöckner,
eu verhandeln. Was hat er stattdessen gemacht? Er hat
hm zugestimmt.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Was? Das stimmt doch gar nicht! Er hat dagegen gestimmt!)


Doch, das stimmt, Frau Klöckner. – Ein Großteil der
eehofer’schen Forderungen war kaum erhoben, da wur-
en sie vom eigenen Haus auch schon wieder demen-
iert.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608516500

Herr Kollege Goldmann, erlauben Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Klöckner?


Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1608516600

Ja, gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608516700

Bitte schön, Frau Klöckner.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1608516800

Sehr geschätzter Herr Kollege Goldmann, es kann ja

ein, dass in der Hitze des Gefechtes ab und zu einige
akten untergehen. Nehmen Sie denn zur Kenntnis, dass
err Minister Seehofer im Dezember 2005 mit dem Kol-

egen aus Österreich und anderen Verbündeten gegen das
einhandelsabkommen und die Inhalte dieses Abkom-
ens gestimmt hat? Oder können Sie mir andere, neue
rkenntnisse mitteilen?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das kann man mit Ja beantworten!)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1608516900

Erstens nehme ich das, was Sie sagen, zur Kenntnis.

weitens bin ich nach wie vor der Meinung, dass der
nsatz des Herrn Ministers, das gesamte EU-Weinhan-






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
delsabkommen mit den USA neu zu verhandeln, nicht
zustande gekommen ist. Das wissen Sie so gut wie ich.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Er hat aber nicht zugestimmt, sondern dagegen!)


– Sie können gerne eine Nachfrage stellen, aber Sie soll-
ten mich jetzt nicht unterbrechen; denn sonst haben Sie
nicht die Chance, meine Ausführungen zu hören. Sie
wissen selbst, dass die Fakten, die ich eben genannt
habe, den Gegebenheiten entsprechen.


(Beifall bei der FDP)


Einige Punkte sind zum Teil – ich habe es bereits ge-
sagt – vom eigenen Haus dementiert worden.

Ich komme nun zu einem in meinen Augen absolut
unrühmlichen fachlichen Höhepunkt. Frau Klöckner, hö-
ren Sie gut zu, damit Sie hinterher nicht behaupten, ich
hätte etwas Falsches gesagt


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Frauen können immer zwei Sachen gleichzeitig!)


– Ich gestehe Ihnen zu, dass Sie vom Wein mehr Ahnung
haben als ich. Aber wir sind hier in einer politischen
Auseinandersetzung. – Ich möchte in Erinnerung rufen,
dass der Minister – das werden Sie mir sicherlich bestäti-
gen – ein Reinheitsgebot für Wein gefordert hat.


(Rainer Brüderle [FDP]: So ein Quatsch!)


Kaum wurde dieses Reinheitsgebot vom Minister überall
angekündigt, erklärte sein eigenes Haus auf Nachfrage
der FDP, dass das alles nicht so gemeint sei. Es wurde
gesagt: Inhaltlich ist das Reinheitsgebot auf den Wein-
sektor nicht zu übertragen.

Was sind das für Zustände im Haus des Ministers?
Angesichts der Aktion des Ministers muss man sich
wirklich fragen, wie eine solche Botschaft ausgesendet
werden kann. Ich will Ihnen im Vertrauen sagen, dass ein
geschätzter Kollege nach den Inhaltsstoffen des Weines
gefragt hatte. Dabei stellte sich heraus, dass im Wein bis
zu 100 qualitätsverbessernde Inhaltsstoffe enthalten
sind, und zwar richtigerweise. Eine Übertragung des
Reinheitsgebots für Bier auf den Wein ist also völlig ab-
surd und wird vor allen Dingen den Qualitätsweinen,
wie Sie wissen, überhaupt nicht gerecht.


(Beifall bei der FDP)


Die Reinheitsgebotsnummer von Herrn Seehofer war
wirklich eine absolute Luftnummer. Mittlerweise redet
der Herr Minister auch nicht mehr davon.


(Zuruf von der FDP: Er hat andere Probleme!)


Was ist geblieben? – Ein Kodex. Damit ist er zufrie-
den. Dieser Kodex bezieht sich nicht mehr auf alle deut-
schen Weine, sondern eben nur auf die Prädikatsweine.
Selbst in diesem eng begrenzten Qualitätssegment sind
wir richtigerweise – ich sagte es bereits – von einem
Reinheitsgebot wie beim Bier weit entfernt. Denn es ist
einfach unsachgemäß, Regelungen aus speziellen Berei-
chen auf andere Bereiche zu übertragen. Das würde auch
dem Verbraucherschutz schaden; denn der Begriff „rein“
wird von jedem Verbraucher völlig anders definiert und

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(C (D ührt nur zur Verwirrung. Meiner Meinung nach hat die iskussion um ein Reinheitsgebot für Wein dem Wein nd vor allem dem Qualitätswein geschadet. Das hätte er Minister verhindern müssen. Ich habe leider den Eindruck – das sage ich jetzt wirkich ohne jede Anspielung –, dass der Minister an dem ereich Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher chutz insgesamt kein sehr hohes Interesse hat; wir erleen das im Ausschuss ein um das andere Mal. Ich muss ohl Verständnis dafür haben, dass er bei der heutigen ebatte nicht anwesend sein will. Aber das ist schon ein Problem. Angesichts der Tatsahe, dass wir über dieses wichtige Gesetz, das Auswirungen auf den Markt hat, diskutieren und dass wir über ie Weinmarktordnung auf europäischer Ebene reden üssen, ist es sicherlich gut, dass Sie, Herr Staatssekre är, hier sitzen und zuhören. Aber ich fände es schon gut, enn an einem Tag, an dem das Weingesetz, das Gen echnikgesetz und – heute Abend – auch noch das Verraucherinformationsgesetz auf der Tagesordnung steen, der Minister anwesend wäre, ganz egal, an welcher telle in Deutschland Wein oder Bier vernichtet wird. ch kann sein Verhalten nicht gutheißen. Ich bin der Meinung, das Ministerium befindet sich icht nur, was die Behandlung des Themas Wein angeht, ondern auch in anderen Bereichen in einem schlechten ustand. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Herr Seehofer wird wohl da sein, wo Herr Westerwelle auch ist!)


(Beifall bei der FDP)


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


Insgesamt können wir mit der gesetzlichen Ausgestal-
ung zufrieden sein. Aber wir mahnen sehr nachdrück-
ich eine tiefere Durchdringung von fachlichen Themen
m Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-
chutz an.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Sagen Sie doch mal was zum Gesetz!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608517000

Das Wort hat jetzt der Kollege Gustav Herzog von der

PD-Fraktion.


Gustav Herzog (SPD):
Rede ID: ID1608517100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

abe einmal gelernt, dass man mit gutem Beispiel voran-
ehen sollte. Herr Kollege Goldmann, Sie fordern die
iefere fachliche Durchdringung durch das Ministerium
in. Aber genau das haben Sie in Ihrer Rede nicht geleis-
et.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie haben zum Gesetz kaum etwas gesagt. Wenn man
us Ihrer Rede das Reizwort „Reinheitsgebot“ heraus-






(A) )



(B) )


Gustav Herzog
streichen würde, dann hätten Sie eigentlich nicht nur
nichts, sondern gar nichts gesagt. Das ist einfach schade.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Übrigen halte ich die Debatte über den sogenann-
ten Industriewein aus den USA – vielleicht unter-
scheide ich mich da etwas von der Kollegin Klöckner –
für überzogen.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Habe ich doch gar nicht gesagt!)


Denn bislang hat mir niemand gezeigt, dass in den Rega-
len des Fachhandels oder des Lebensmitteleinzelhandels
Batterien von Flaschen stehen, die, so hergestellt, aus
den USA hierhergekommen sind.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dazu habe ich doch etwas gesagt!)


Im Gegenteil: Die Diskussion hier hat dazu geführt, dass
der Umsatz mit Wein aus den USA um 20 Prozent einge-
brochen ist.

Zurück zu dem Gesetzentwurf, der uns hier beschäf-
tigt. Dieser Gesetzentwurf konnte deshalb so gut beraten
werden, wie die Kollegin Klöckner gesagt hat, und im
Ausschuss einstimmig beschlossen werden,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Weil wir entgegenkommend waren! Weil ihr Fehler im Gesetz gemacht habt, die wir korrigiert haben!)


weil wir, Herr Kollege Goldmann, eine gute Strategie
angewandt haben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir haben zum Beispiel der Weinwirtschaft gegenüber
signalisiert: Wir nehmen eure Anregungen gerne auf,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das war der entscheidende Punkt!)


aber nur dann, wenn ihr nicht versucht, uns gegeneinan-
der auszuspielen, sondern euch vorher in euren Reihen
einigt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben in diesem Gesetzentwurf eine ganze Reihe
von Dingen festgelegt, die vielleicht auch für die Kolle-
ginnen und Kollegen aus anderen Fachbereichen bei-
spielhaft wären. Wir haben Überflüssiges wie zum Bei-
spiel die Kategorie des Qualitätsweins garantierten
Ursprungs gestrichen. Er hatte keine Marktrelevanz. Wir
haben das Bezeichnungsrecht etwas zugespitzt und für
den Verbraucher deutlicher gemacht. Daher darf ich alle
auffordern, die Gelegenheit zu nutzen, in der Region
Mosel-Saar-Ruwer, in Ihrer Region, Herr Kollege
Bleser, noch schnell Wein zu kaufen.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Der wird knapp!)


Denn diese Bezeichnung steht so bald nicht mehr auf
dem Etikett. Auch das Wortungetüm „Qualitätswein mit
Prädikat“ haben wir vereinfacht.

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(C (D Wir haben darüber hinaus eine Reihe von Regelungen infacher gestaltet und näher an die Realität gebracht. Es st nun einmal so, dass bei den allermeisten Winzern die bermenge, die anfällt und zu entsorgen ist, bei unter 000 Litern liegt. Der Aufwand, dies zu einer Brennerei u bringen, steht in keinem Verhältnis zu dem materielen Wert, der damit verbunden ist. Deswegen ist es gut, ass dies jetzt auch anders entsorgt werden kann. Wir aben eine Reihe von Bestimmungen, zum Beispiel die iederbepflanzungsrechte und die Verrechnung der ektarhöchsterträge, in die Verantwortung der Länder egeben. Dies gilt auch für die Nutzung der Daten aus er EU-Weinbaukartei für andere Zwecke, damit hier eine doppelte Erhebung stattfinden muss. Aufgrund einer weiteren Anregung aus der Weinwirtchaft und unserer eigenen Erkenntnisse sind wir zu der ntscheidung gekommen, den Perlwein nicht aus dem ontingent „Verarbeitungswein“ herausproduzieren zu önnen, weil wir der Auffassung sind: Hier haben unsere inzerinnen und Winzer Hervorragendes geleistet. Qua ität hat sich ausgezeichnet. Das wollten wir nicht in Geahr bringen. Ich bin der Auffassung, wir hätten als Abgeordnete m Verwaltungsrat des Deutschen Weinfonds eine anz gute Rolle gespielt. Aber das ist nicht notwendig; as können die Betreffenden auch gut allein. Einigen nregungen sind wir aber nachgekommen: Wir haben ie Zusammensetzung verändert. Ich denke, das ist eine ernünftige Sache. Ebenso erfolgte eine Umstellung von er Handelsauf die Erzeugerabgabe, auch wenn ich ierzu sagen muss: Nicht alle sind darüber glücklich. it den Vertretern der Sektkellereien werden wir noch in Gespräch führen. Sie sind durch unseren Gesetzenturf nicht schlechter gestellt worden. Aber andere haen einen kleinen Vorteil. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es waren gute Beraungen unter den Berichterstattern. Auch die Kontakte u den Ländern haben geholfen. Insbesondere Rheinand-Pfalz hat wichtige Anregungen gegeben. Herr taatssekretär, ich danke auch für die Formulierungshilen (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die noch einmal eben korrigiert werden mussten!)


us dem Ministerium zum Änderungsantrag der Frak-
ion. Ich hoffe, dass wir die Einstimmigkeit im Aus-
chuss, Herr Kollege Goldmann, auch hier wiederfinden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Siehste!)


Ich habe noch etwas Redezeit; deswegen lassen Sie
ich noch zu drei weiteren Punkten etwas sagen: zu-

ächst zum Thema Bundesressortforschung, das den
usschuss in dieser Woche auch beschäftigt hat.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Stimmt ja gar nicht!)


ch bitte Sie, Herr Kollege Müller, Herrn Paziorek mei-
en Dank zu sagen. Es waren gute Gespräche mit ihm,
as den Wein angeht. Dass wir die Forschung jetzt am
tandort Siebeldingen konzentrieren und gleichzeitig
das freut den Kollegen Bleser – eine Forschungsstation






(A) )



(B) )


Gustav Herzog
in Bernkastel-Kues erhalten, ist eine kluge Entschei-
dung, die zeigt: Wir sind in der Lage, zu konzentrieren,
ohne dass wir Bereiche der Forschung wie die im Steilla-
genbau aufgeben müssen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wann ist das denn im Ausschuss besprochen worden?)


Zur Lage der deutschen Weinwirtschaft. Der Wein-
markt ist stabil. Die Marktführerschaft der deutschen
Weine im Inland wird ausgebaut. Der Weißwein gewinnt
international immer mehr an Anerkennung. Auch der
deutsche Rotwein kann sich sehen lassen.

Was die EU-Weinmarktordnung angeht, denke ich,
liegt die Stellungnahme des Europäischen Parlaments zu
den Vorschlägen der Kommission auf unserer Linie. Wir
wollen mehr Marktnähe und weniger Intervention. Wir
wollen aber auch, dass regionaltypische Weinbehand-
lungsmethoden wie die Saccharose-Anreicherung unbe-
dingt erhalten bleiben. Ich glaube, darin sind wir uns in
diesem Hause einig.

Wir sind sicherlich auch gemeinsam der Auffassung,
dass wir uns bei den önologischen Verfahren Neuerun-
gen nicht verschließen, dass aber auch sichergestellt sein
muss, dass es eine Übereinkunft zum Beispiel über das
internationale Weinamt gibt.

Was die Rodung und die Strukturänderungen angeht,
die in den Ländern möglich sind, denke ich, dass es ver-
nünftig ist, wenn dies vor Ort gemacht wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, zum Schluss: Ich
weiß nicht, was Sie am Wochenende vorhaben.


(Rainer Brüderle [FDP]: Das sage ich Ihnen nicht!)


In meiner pfälzischen Heimat beginnt die Saison der
Weinfeste. Das Mandelblütenfest war noch nie so früh
wie in diesem Jahr, nämlich an diesem Wochenende.
Dies ist sicherlich ein Ergebnis – ich will nicht sagen:
des Klimawandels – der aktuellen Wetterverhältnisse.

Die Weinwirtschaft hat in diesem Halbjahr schon eine
Reihe von Veranstaltungen durchgeführt, auf denen sie
sich mit dem Klimawandel und mit der Frage beschäf-
tigt hat, welche Chancen dieser für uns bringt


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: In Norddeutschland jetzt auch!)


und welche Risiken damit verbunden sind, etwa in der
Form, dass Krankheiten und Schadorganismen, die es
bei uns früher nie gab, jetzt in den Norden wandern. Ich
denke, unsere Aufgabe ist es, der Weinwirtschaft dabei
zu helfen, diese Chancen und Risiken wahrzunehmen.
Mit dem heutigen Gesetz haben wir einen kleinen, aber
wichtigen Beitrag dazu geleistet.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Roland Claus von der Frak ion Die Linke. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Es ist schon über das große Einvernehmen bei er Behandlung dieses Gesetzentwurfs berichtet worden. ch will in dieser Hinsicht auch kein Wasser in den Wein ießen, sondern für meine Fraktion die Zustimmung erlären. ch glaube, das ist ein gutes Signal an die Winzerinnen nd Winzer in Deutschland: Der Bundestag kann auch inmal etwas gemeinsam leisten. Ich möchte aber – ich glaube, im Namen des ganzen auses – einem vielleicht aufkommenden Gerücht entegenwirken, das da lauten könnte: Sie streiten sich anonsten wie die Kesselflicker; nur beim Wein waren sie ich einig. araus könnte man falsche Schlüsse ziehen. Aber es ind immer noch zwei Drittel der Anträge, die wir im undestag einvernehmlich beschließen. Das nur zur Er nnerung. Ich halte diese Gemeinsamkeit auch für wichtig im inblick auf anstehende Konflikte in und mit der Euroäischen Union. Darauf ist hier schon hingewiesen woren. Die EU-Weinmarktordnung ist ein Problem, besoners für kleine Weinanbaugebiete und gerade für meinen ahlkreis, die Saale-Unstrut-Region, eine hervorra ende Weinlandschaft, (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Gustav Herzog [SPD]: Dem stimme ich zu, Herr Kollege!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608517200

(Beifall bei der LINKEN)

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608517300

(Gustav Herzog [SPD]: Sehr gut!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sehr gut!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Wir sind alle trocken!)


ber auch für den Weinanbau an der sächsischen Elbe. Es
t nötig – insoweit verpassen wir auch keine Chance –,
mer wieder zu erklären, dass es auch sehr gehaltvolle,

ualitativ gute Weine aus den neuen Bundesländern
ibt. Das soll hier auch erwähnt werden.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)


In meiner Region, an Saale und Unstrut, gibt es in der
at viele Leuchttürme, entstehende Industrie, eine große
eschichte, den Naumburger Dom, die Himmelsscheibe
on Nebra. Trotzdem ist es der Wein, der der Region die
dentität gibt.

Schon im Jahr 998 wird der Weinbau an Saale und
nstrut von Kaiser Otto III. urkundlich attestiert. Aber
ir haben auch Neuigkeiten einzubringen, wie Wein-
erge an renaturierten Tagebauhängen. Die gesamtdeut-
che Weinprinzessin Sandra wohnt im Herzen von Koh-
ebergbau und Chemieindustrie.






(A) )



(B) )


Roland Claus

(Zuruf von der CDU/CSU: Ei, ei! – Gustav Herzog [SPD]: Durchhalten, Herr Kollege!)


– Das sind Transformationsprozesse, die Sie auch für
sich erschließen können. Kommen Sie zu uns, und
schauen Sie sich das an!

Wenn, wie es bei uns der Fall ist, die Nachfrage nach
Saale-Unstrut-Wein bereits das Angebot übersteigt, hätte
eine Reduzierung der Anbaufläche fatale Folgen. Ich
weiß, dass wir hier gemeinsam agieren und vom Minis-
ter unterstützt werden.

Die Linke hat zeitig die Bedeutung des Weines er-
kannt. Ein namhafter Weinkenner, Friedrich Engels, hat
bereits 1876, also lange vor der rheinischen Frohnatur
Kurt Beck,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die Bibel war etwas früher!)


Folgendes festgestellt:

Ernstliche und besonders erfolgreiche Aufstände
kamen nur in Weinländern … vor


(Vereinzelt Heiterkeit)


Er begründet es dann: Dort habe der preußische Kar-
toffelschnaps, irreführend Branntwein genannt, noch
nicht seine verheerende, die Arbeiter ins Verderben stür-
zende Wirkung entfaltet.

Ich will mit Heinrich Heine schließen, der uns diesen
schönen Vers mit auf den Weg gab:

Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Aha!)


Das ist für mich die Gelegenheit, hier mit einer Fehl-
interpretation bezüglich der neuen Linken aufzuräumen:
Wir predigen nicht Wasser; wir predigen Wein, und den
für alle, natürlich – ich sage das mit Blick auf die Tri-
büne – unter Wahrung des Kinder- und Jugendschutzes.


(Beifall bei der LINKEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das hat er gut gemacht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608517400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Ulrike Höfken, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608517500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Nur zur Klarstellung: Karl Marx kam aus
Trier, von der Mosel; Kurt Beck kommt aus der Pfalz.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Und Friedrich Engels aus Wuppertal!)


– Friedrich Engels kommt aus Wuppertal, wo es aus-
nahmsweise keinen Weinanbau gibt. Das macht aber
nichts. Wir können diesem Thema durchaus etwas Ver-
bindendes abgewinnen, was sich auch im Abstimmungs-
verhalten zeigen wird.

Die Regelungen, die von meinen Kolleginnen und
Kollegen schon vorgestellt wurden, entsprechen im Gro-
ßen und Ganzen dem Wunsch der Weinwirtschaft; sie

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(C (D ind sinnvoll. Insofern sind sie zu unterstützen. Allerings bringen sie in keinem Sinne eine revolutionäre eränderung; sie sind von nicht allzu großer Tragweite. ch denke aber, sie führen uns ein Stück weiter. Ich will einen Blick auf das werfen, was unter der eutschen EU-Ratspräsidentschaft stärker in den Geichtswinkel rücken sollte: die EU-Weinmarktordung. Ich möchte auf das Reinheitsgebot zurückkomen, das Minister Seehofer gefordert hat. Bei ihm esteht der Mangel, dass auf die Worte keine Taten folen. Ich will ihn aber ein wenig verteidigen, Herr oldmann: Ich glaube, die Intention von Herrn Seehofer ar schon ganz richtig; er wollte nämlich die Botschaft enden – ich hoffe, dass das hinterher mit Taten verbunen wird –, dass es beim Wein gerade in Deutschland um in Kulturgut geht: um ein Kulturerbe, das eng mit unseen Regionen und unserer Tradition verbunden ist, um in kunsthandwerkliches Produkt. Wir müssen uns einal intensiver mit der Frage auseinandersetzen, was uns ie Weinmarktordnung diesbezüglich bietet: Ist das irklich mit den Zielen, die wir Deutsche uns setzen üssen und wollen, zu verbinden? Ich möchte daran erinnern, dass es in der europäichen Weinwirtschaft 2,5 Millionen Arbeitnehmer und rbeitnehmerinnen gibt. Es ist ein Sektor von großer edeutung, für Deutschland nicht so sehr wie für Spaien, Frankreich oder Italien. Er ist aber auch für uns, erade aus diesem kulturhistorischen Verständnis herus, sehr wichtig. Da muss man sich fragen: Welche Linie verfolgen err Seehofer und die Bundesregierung dabei? Ich enke, die Frage der Verringerung der Erzeugung stellt ich natürlich, weil wirklich enorme europäische Mittel ür die Destillation verwendet und – ich sage auch – verchwendet werden. Das kann sich aber nur auf die gerineren Qualitäten beziehen; das heißt, Tafelweine und assweine müssen destilliert und vernichtet werden. Was ist die europäische Antwort hierauf? Die Weinarktordnung spiegelt technokratische Lösungen wider: usrodungen, technische Maßnahmen. Es fehlt etwas, as ich für notwendig halte: Die Verringerung der enge sollte durch Qualitätsanforderungen erreicht erden. Ich denke, da muss massiv nachgebessert werden. as würde für mich auch heißen, dass die Anforderunen an die Hektarhöchsterträge massiv in die Diskussion ebracht werden müssen. Wir müssen dazu kommen, ass man nicht mehr massenhaft Geld für die Rodung ereitstellt. Vielmehr müssen wir diese Maßnahmen dain gehend überprüfen, ob sie nachhaltig sind, ob mit ihen die Qualitätsanforderungen erfüllt werden können, b damit die Verbraucherwünsche respektiert werden nd ob sie sozial in dem Sinn sind, dass sie Arbeitsplätze nd Betriebe sichern, und das europaweit. Ich glaube, da aben wir noch eine enorme Aufgabe vor uns. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU] und Hans-Michael Goldmann [FDP])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608517600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der
Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Än-
derung des Weingesetzes, Drucksache 16/3226. Der
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 16/4209 (neu), den Gesetzentwurf in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung
zustimmen wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zwei-
ter Beratung einstimmig angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zu-
stimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist einstimmig ange-
nommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 8 a bis 8 c auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Josef Fell, Cornelia Behm, Winfried Hermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Einführung eines Erneuerbare Energien Wär-
megesetzes – EEW

– Drucksache 16/3826 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (16. Ausschuss) zu dem
Antrag der Abgeordneten Dr. Reinhard Loske,
Hans-Josef Fell, Sylvia Kotting-Uhl, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Für eine sichere Energieversorgung im
21. Jahrhundert – Energieeinsparung und er-
neuerbare Energien statt Öl, Atom und Kohle

– Drucksachen 16/579, 16/1015 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Philipp Mißfelder
Marco Bülow
Michael Kauch
Hans-Kurt Hill
Hans-Josef Fell

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Hans-Josef Fell, Cornelia Behm,
Dr. Reinhard Loske, weiterer Abgeordneter und

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(C (D der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Biogaseinspeisungsstrategie entwickeln und Biogaseinspeisungsgesetz vorlegen – Drucksachen 16/582, 16/4118 – Berichterstattung: Abgeordneter Dr. Axel Berg Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei Bündis 90/Die Grünen fünf Minuten erhalten sollen. Gibt es iderspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist as so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder das Wort dem Kollegen Hans-Josef Fell von Bündis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Sehr verehrten Kolleginnen und Kol egen! Meine Damen und Herren! Klima und Energie tehen im Zentrum der letzten Gipfeltreffen, die stattgeunden haben, auch heute wieder auf dem EU-Gipfel in rüssel. Es ist wichtig, dass wir uns darum kümmern. rau Merkel rühmt sich jetzt, den Klimaschutz voranzu reiben, und macht auch Vorschläge zur Energieversorungssicherheit. Doch für beides schlägt sie nicht die ntscheidenden Ziele und schon gar nicht die entscheienden Maßnahmen vor. 20 Prozent CO2-Minderung ist angesichts der Herausorderung, vor der wir im Klimaschutz stehen und auf ie uns die Klimaforscher immer wieder hinweisen, viel u wenig. Gerade heute hat Greenpeace eine Studie verffentlicht und nachgewiesen, dass diese 20 Prozent soar eine Mogelpackung sind. Unter Einbeziehung der steuropäischen Staaten wird das de facto nur 5 Prozent missionsminderung bedeuten. Das ist viel zu wenig. ine solche Mogelpackung halten wir für falsch. 20 Prozent sollen auch für erneuerbare Energien als iel dastehen. Auch das ist viel zu wenig und wird nicht en Notwendigkeiten und Möglichkeiten gerecht, die arin stecken. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesegierung für globale Umweltfragen hat vor kurzem erst n seinem Policy-Paper vorgerechnet, dass bis 2025 zwei rittel der globalen Stromerzeugung aus erneuerbaren nergien gedeckt werden könnten. Wenn man das wei errechnet, wäre eine vollständige Umstellung auf erneurbare Energien bis 2030 möglich. Warum hören denn rau Merkel und die Bundesregierung nicht auf die eigeen Wissenschaftler und machen sich solche Ziele nicht u eigen? Es ist viel mehr möglich, als in den Zielen der undesregierung vorgeschlagen wird. Die Maßnahmen der Kanzlerin zur Sicherung der nergieversorgung sind sogar kontraproduktiv für den limaschutz. Sie hat Reisen in die Emirate und nach ussland gemacht und versucht, Erdöl und Erdgas noch n den letzten Mengen zusammenzukarren. Was bedeutet as denn? Erneut wird Kohlenstoff aus sicheren Lager Hans-Josef Fell stätten herausgeholt und in die Atmosphäre entlassen. Das ist doch kein Klimaschutz, sondern das ist Klimazerstörung. Wir müssen aufhören damit. Und Energieversorgungssicherheit bringt das schon gar nicht – die Pipelineabschaltungen und die steigenden Preise mögen uns mahnen. Nein, das Verharren dieser Bundesregierung bei fossiler und, vor allem bei der Union, atomarer Energieerzeugung löst weder die Klimaprobleme, noch bringt es Versorgungssicherheit. Nicht nur ambitionierte Ziele sind erforderlich, sondern auch Maßnahmen, die entscheidend wirken können. Warum schlägt Frau Merkel auf der heutigen Konferenz der EU-Staaten nicht vor, EU-weit ein ErneuerbareEnergien-Gesetz einzuführen, wie es Deutschland, Spanien und inzwischen auch andere Länder erfolgreich vorgemacht haben? Warum schlagen Sie nicht vor, eine europäische Biogasstrategie auf den Weg zu bringen? Auch vermisse ich richtigen Druck für eine europäische Richtlinie im Wärmebereich. Überall Fehlanzeige! Das gilt auch für die nationale Ebene. Anstatt dass Sie neue Maßnahmen auf den Weg bringen, besteuern Sie beispielsweise die Biokraftstoffe, was die ersten Arbeitslosen in diesem Bereich zur Folge hat. Soll das Klimaschutz sein? Soll das Versorgungssicherheit sein? Wir machen das anders: Wir schlagen – ganz in der Tradition von Rot-Grün – Gesetze vor. Damit haben wir ja immer neue Maßnahmen erfolgreich auf den Weg gebracht. So haben wir heute einen Antrag für die Einführung eines Wärmegesetzes eingebracht. Derzeit werden nur 5,4 Prozent der in Deutschland verbrauchten Wärme aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Wenn man das Marktanreizprogramm so fortführen würde, wie es die Bundesregierung vorschlägt, werden das 2020 erst 7 Prozent sein. Das ist zu wenig. Wir brauchen ein Wärmegesetz; das ist zwingend erforderlich. Jeden Tag hören wir von Umweltminister Gabriel dazu etwas Neues, dabei sind die Gesetzentwürfe längst fertig und liegen sogar schon auf der Homepage des Umweltministeriums – Sie müssen sie nur noch umsetzen. Mit einem anderen Antrag schlagen wir eine Biogasstrategie vor. Dieser Antrag ist in den Ausschüssen abgelehnt worden. Ich frage mich: Warum? Bis 2020 werden wir – dies sagen uns die Gasversorger genauso wie viele Wissenschaftler – im europäischen Netzverbund bei Erdgas eine Versorgungslücke von etwa 20 Prozent bekommen. Händeringend wird nun überall Erdgas nachgefragt. Doch kaum jemand hat hingeschaut, wie viel uns Biogas bringen könnte; Biogas wird immer belächelt und abgetan. Darum haben wir von der GrünenBundestagsfraktion eine Studie in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftler aus Leipzig und aus Darmstadt haben uns vorgerechnet, dass wir den europäischen Erdgasbedarf bis 2020 durch Biogas, das in der Nähe der europäischen Gaspipelines erzeugt wird, ersetzen könnten. Allein das brächte 15 Prozent CO2-Reduktion in Europa. Darüber hinaus würden in Europa 2,7 Millionen Arbeitsplätze entstehen. K S b n j w H s z G s l z l ü n V p s i l 2 r v a B k w g n i g W p r S b d (C (D Das, meine Damen und Herren, sind Antworten für limaschutz und Versorgungssicherheit. Doch ich weiß, ie lehnen das ab. Eigene Vorschläge in dieser Richtung ringen Sie aber nicht. Ich bin gespannt, was Umweltmiister Gabriel antworten wird. Vielleicht hören wir heute a doch etwas Neues. Dann würde ich mich freuen. Aber enn es so weitergeht wie bisher, meine Damen und erren der Koalition, dann werden Sie in punkto Klima chutz und Energieversorgungssicherheit scheitern – um Schaden der Menschen und der Umwelt. Das Wort hat jetzt der Bundesminister Sigmar abriel. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kolege Fell, ich weiß nicht, ob ich Ihnen etwas Neues erähle. Zumindest muss ich erneut ein paar Fehldarstelungen von Ihnen korrigieren: Erstens. Wir verhandeln in der Europäischen Union ber ein internationales Klimaschutzziel von 30 Prozent, icht von 20 Prozent. Schon bevor die internationalen erhandlungen begonnen haben, sagen wir in der Euroäischen Union: Wir machen mindestens 20 Prozent, elbst wenn kein anderer mitmacht. Finden Sie einmal nternational irgendjemanden, der dazu bereit ist! Erzähen Sie der Öffentlichkeit also nicht ständig, wir würden 0 Prozent anstreben – wir streben 30 Prozent an! Die von Ihnen Zitierten sollten zumindest akzeptieen, dass bei diesem 30-Prozent-Ziel – bzw. bei dem orab erklärten EU-Ziel von mindestens 20 Prozent – uch die osteuropäischen Staaten sich erstmals auf das asisjahr 1990 beziehen und nicht wie im Kiotoprotooll auf 1986 oder andere Basisjahre. Deshalb haben wir esentlich realistischere Ausgangsbasen für die Verleichbarkeit des Reduktionspotenzials. Versuchen Sie icht immer, in der Öffentlichkeit Dinge zu erzählen, die n der Sache schlicht und ergreifend falsch sind. Zweitens. Wenn Sie wirklich wissen wollen, was wir emacht haben, dann nenne ich Ihnen ein paar Beispiele: ir haben die Mittel für das gute rot-grüne Marktanreiz rogramm zur Förderung erneuerbarer Energien um und 80 Millionen Euro auf 213 Millionen Euro erhöht. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das sind doch keine neuen Maßnahmen!)

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608517700

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608517800

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie sollten einmal sagen, dass Sie das damals nicht hin-
ekommen haben, dass CDU/CSU und SPD das aller-
ings geschafft haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
– Ich kann nichts dafür, dass Sie das damals nicht hinbe-
kommen haben. Sie können mir doch jetzt nicht vorwer-
fen, dass wir besser sind, als Sie es waren. Entschuldi-
gung, aber das geht nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Drittens. Wir haben die Mittel für das CO2-Gebäude-
sanierungsprogramm auf 1,4 Milliarden Euro pro Jahr
vervierfacht. Sagen Sie also nicht, wir hätten nichts ge-
tan.

Viertens. Wir haben die Probleme der Infrastruktur-
planung gelöst. Wir haben eine Politik eingeleitet, in de-
ren Rahmen es möglich wird, die Offshore-Windenergie
weiterzuentwickeln. Wir werden dafür sorgen, dass der
Anteil der erneuerbaren Energien im Strombereich auf
27 Prozent im Jahr 2020 steigen wird. Zu Ihrer Regie-
rungszeit wurde ein Anteil von nur 20 Prozent prognos-
tiziert. Erzählen Sie uns also nicht, wir hätten nichts ge-
tan. Das stimmt nämlich hinten und vorne nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Nun möchte ich auf einen Punkt hinweisen, in dem
wir uns hier im Hause einig sind: Wir müssen die
Wärme aus erneuerbaren Energien stärker nutzen,
wenn wir das Klimaschutzziel, den Ausstoß von Treib-
hausgasen in der EU bis zum Jahre 2020 um 30 Prozent
zu senken, erreichen wollen.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie es doch endlich!)


– Wir tun das bereits. Sie sollten mir wenigstens zuhö-
ren. Wir haben die Mittel zur Förderung von Wärme aus
erneuerbaren Energien um rund 80 Millionen Euro er-
höht. Wir streiten uns lediglich über den Weg.

In dieser Diskussion werden drei Vorschläge ge-
macht:

Der erste Vorschlag, der das Ordnungsrecht betrifft,
sieht vor, dass wir jeden zwingen, in seinem Haushalt
bzw. Wohneigentum Wärme aus erneuerbaren Energien
zu nutzen. Wenn man das macht, bekommt man ein Pro-
blem – dieses Problem muss man öffentlich ansprechen –,
und zwar mit den Hausbesitzern, die nicht so hohe Ein-
kommen haben wie Abgeordnete des Deutschen Bun-
destages.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der zweite Vorschlag sieht, wie im Falle des EEG,
den Weg über ein Einspeisegesetz vor. Das hätte eine Er-
höhung der Energiekosten für jeden einzelnen Verbrau-
cher zur Folge. Auch das muss man offen sagen.

Die dritte Möglichkeit bestünde darin, dass man den
Bundeshaushalt in den Blick nimmt und hinsichtlich der
Mittel für das Marktanreizprogramm für eine Versteti-
gung und Verrechtlichung sorgt.

Sie können nicht einfach sagen: Laden Sie sich ein-
mal etwas aus dem Internet herunter. – Wir müssen über

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(C (D ie Möglichkeiten, die wir haben, miteinander diskutieen. Dann müssen Sie sagen, was Sie wollen: ob Sie die erbraucher belasten wollen, ob Sie bereit sind, die aushaltsmittel zu erhöhen oder ob Sie die Bezieher leiner Einkommen durch das Ordnungsrecht belasten ollen. Sie müssen Farbe bekennen, statt eine Philippika u halten, als seien Sie der Erste, der über ein Erneuerare-Wärme-Gesetz nachdenkt. Eine Bemerkung zum Thema Biokraftstoffe. Tun Sie ir einen Gefallen: Seien Sie auch an dieser Stelle red ich. Die Europäische Kommission veranlasst uns, die berförderung der Biokraftstoffe der ersten Generation urückzunehmen, weil es zu einer seltsamen Ölpreisbinung gekommen ist: Je stärker der Ölpreis gestiegen ist, esto stärker sind auch die Preise für Biokraftstoffe getiegen. Das kann man nicht so recht erklären. Führen ie diese Debatte bitte sehr sachlich, wie wir es vor kurem in der Auseinandersetzung über den Klimaschutz, ls wir sehr engagiert diskutiert haben, getan haben. enn Sie aber einen Stein ins Wasser werfen, dann müs en Sie aufpassen, dass Ihre eigenen Füße nicht nass erden. Ein letztes Beispiel für die Art und Weise, wie Sie arumentieren. Sie sind derjenige, der uns ständig kritiiert, wenn wir sagen, dass wir auch in Zukunft die ohle brauchen. Dann verweisen Sie jedes Mal auf Ihre lternative, das Erdgas. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, natürlich! Und das zu Recht!)


Wie wollen Sie das denn schaffen?


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich nicht!)


Sie sagen, dass Sie den Anteil der erneuerbaren Ener-
ien bis zum Jahre 2020 auf 100 Prozent steigern wol-
en. Das glaubt Ihnen nicht einmal Ihre eigene Partei.
ls Sie diesen unsinnigen Vorschlag auf Ihrem Parteitag
emacht haben, haben Sie Gott sei Dank eine Klatsche
ekriegt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


ass das machbar ist, glaubt noch nicht einmal der Par-
eitag der Grünen.

Ihre Partei führt als Alternative immer das Erdgas an.
ennoch kritisieren Sie die Bundeskanzlerin dafür, dass

ie die Erdgasversorgung der Bundesrepublik Deutsch-
and sichern und womöglich ausbauen will. Herr Fell,
as ist blanke Rabulistik. Sie erzählen immer das, von
em Sie glauben, dass es gerade in die Landschaft passt.
amit können Sie aber noch nicht einmal Ihre eigene
artei überzeugen. Glauben Sie also bitte nicht, dass Sie
amit die Öffentlichkeit oder sogar mich überzeugen
önnen!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608517900

Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Kauch von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1608518000

Meine Damen und Herren! Ich knüpfe nahtlos an das

an, was der Umweltminister gesagt hat. Herr Fell, selbst
wenn Sie der Meinung wären, dass wir es bis 2020
schaffen könnten, gleichzeitig aus den fossilen Energien
und der Atomkraft auszusteigen, können Sie nicht ernst-
haft glauben – es gibt keine Studie, die das stützt –, dass
das weltweit gelingen würde. In der gestrigen Anhörung
im Umweltausschuss hat sich gezeigt, dass die CO2-Ab-
scheidung bei Kohle- und Gaskraftwerken eine mach-
bare und wirtschaftlich tragfähige Option ab 2020 ist. Da
wir Kohle und Gas noch über viele Jahrzehnte nutzen
müssen, müssen wir in der Politik die Voraussetzungen
dafür schaffen, dass dies ohne CO2-Emissionen möglich
ist. Das hat die gestrige Anhörung ganz klar gezeigt.


(Beifall bei der FDP – Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Herr Kauch, waren Sie anwesend? Waren Sie da? Haben Sie nicht zugehört?)


– Herr Hill, ich glaube, dass Sie eine selektive Wahrneh-
mung haben.

Kommen wir nun zu den drei Anträgen der Grünen,
von denen zwei heute zur Abstimmung anstehen. Die
Grünen wollen eine Förderung der Wärmegewinnung
aus regenerativen Quellen. Ich denke, wir sind uns einig
darüber, dass es zwingend erforderlich ist, die Potenziale
der erneuerbaren Energien im Wärmebereich besser
zu nutzen. Es muss uns neben der Energieeinsparung bei
Gebäuden gelingen, die Potenziale, die es in den Berei-
chen der Geothermie und der Solarthermie gibt, besser
zu erschließen. Umso bedauerlicher ist, dass die Koali-
tion offensichtlich weiterhin plan- und ratlos ist und
nicht weiß, wie das gelingen soll. Der SPD fällt außer ei-
ner blanken Kopie des EEG im Strombereich nichts ein.
Immerhin hat die SPD eine Position. Noch schlimmer
sieht es bei der CDU/CSU aus. Frau Reiche, die sich hier
sehr stark aus dem Fenster gelehnt hat, ist heute nicht da.


(Zurufe von der CDU/CSU: Krank! – Ulrich Kelber [SPD]: Sie ist krank!)


– Okay, das ist etwa anderes. – Dennoch muss ich an die-
ser Stelle fragen, ob das, was Frau Reiche in den letzten
Monaten in den Medien verkündet hat, eine konsistente
Linie erkennen lässt, die deutlich macht, was die CDU/
CSU will. Ich bin sehr gespannt auf die Rede von Frau
Flachsbarth. Jedenfalls hat Frau Reiche am 2. Januar
dieses Jahres der „FAZ“ gegenüber in einem großen In-
terview erklärt, dass die Union für ein Wärmegesetz mit
Quotenmodell sei. Am 10. Januar erklärte Frau Reiche,
ein Wärmegesetz werde es mit der Union nicht geben,
weil dies die Verbraucher belaste. Entschuldigung, aber
was hätte das von ihr am 2. Januar verkündete Modell
gemacht? Jedes Wärmegesetz wird – wen denn sonst? –
die Verbraucher belasten. Die entscheidende Frage ist
aber, wie wir die Belastung möglichst gering halten kön-

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(C (D en; darum geht es. Darüber sollten wir uns im Parlaent auseinandersetzen. Die Grünen fordern darüber hinaus ein Gesetz zur inspeisung von Biogas. Das ist ein interessanter Punkt. ie sieht es denn momentan bei der Biomasse aus? Es ibt eine Förderung beim Strom, nicht aber beim Gas. m Wärmebereich gibt es eine geringe Förderung durch as Marktanreizprogramm. Es gibt aber keinerlei Aneize für den Einsatz biologischer Kunststoffe in der hemieindustrie. Was ist das Ergebnis? Mit den Quoten m Biotreibstoffbereich treiben wir die Preise in den icht geförderten Bereichen hoch. Die Mittel für die iomasse fließen in die Bereiche, in denen der Staat Voraben macht, nicht aber unbedingt in die Bereiche, die ach dem Gutachten des Sachverständigenrates für Umeltfragen die höchsten CO2-Einsparpotenziale aufwei en. Das sind zum Beispiel die Verstromung oder der asbereich. Sie haben das Problem zwar richtig erkannt, aber die rage ist, wie Sie es lösen wollen. Es gibt zum Beispiel ie Möglichkeit – unabhängig davon, ob man das will der nicht –, die erneuerbaren Energien über den Preis, ie Menge oder eine Beimischungspflicht per Quote zu ördern. Man muss sich insofern entscheiden. Wie aber verfahren die Grünen in ihrem Antrag? Sie ordern nach dem Motto „Viel hilft viel“ nicht nur eine uote, sondern eine zusätzliche Subvention. (Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


(Beifall bei der FDP)


as bringt zwar keinen ökologischen Effekt, aber damit
erden noch einmal die Anbieter subventioniert. Das ist
as Gegenteil einer klaren ordnungspolitischen Linie in
iesem Bereich.


(Beifall bei der FDP)


Wir sollten uns abschließend noch einmal mit der
rage befassen, wie mit den Nutzungskonkurrenzen in
en vier von mir beschriebenen Anwendungen zu ver-
ahren ist. Bevor wir zu einzelnen Gesetzen in jedem Be-
eich kommen, ist es notwendig, eine Strategie zu entwi-
keln, wie wir der Biomasse unabhängig von den
erwendungen einen Marktzugang verschaffen können;
ielmehr sollten wir den Markt anhand der CO2-Einspa-
ungen entscheiden lassen, in welche Sektoren die Bio-
asse tatsächlich fließt. Solange Sie dafür keine Strate-

ie haben, ist jeder Einzelvorschlag Makulatur.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist eine gute Vorbereitung, alles abzulehnen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608518100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Maria

lachsbarth, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1608518200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

und Kollegen! Der Klimawandel ist ein hochaktuelles
und hochbrisantes Thema, das viele von uns Rednern
merklich echauffiert. Immerhin hat das auch etwas mit
biogener Wärme zu tun.

Aber die Sache ist ernst. Herr Fell, wenn Sie meinen,
wir täten nichts und die Bundeskanzlerin äußere sich
nicht zu dem Thema,


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich nicht gesagt! Maßnahmen!)


dann darf ich Sie darauf hinweisen, dass sie gerade heute
auf dem EU-Gipfel vorgeschlagen hat, die positiven
deutschen Beispiele zur Förderung erneuerbarer Ener-
gien zu implementieren. Die Große Koalition stellt sich
den Herausforderungen des Klimawandels und hat be-
reits vor über einem Jahr einige Instrumente zur Be-
kämpfung dieses Problems im Koalitionsvertrag veran-
kert. So haben wir uns verpflichtet, bis zum Jahr 2020
die Energieproduktivität gegenüber 1990 zu verdop-
peln und damit Deutschland zu einer noch energieeffizi-
enteren Volkswirtschaft zu machen. Damit wollen wir
780 Millionen Tonnen CO2 einsparen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zudem treten wir für den ökologisch und ökonomisch
sinnvollen Ausbau der erneuerbaren Energien ein. Im
Koalitionsvertrag ist deshalb vereinbart worden, dass
wir ambitionierte Ziele für den weiteren Ausbau in
Deutschland verfolgen, unter anderem wollen wir – ich
zitiere –

die Marktpotenziale erneuerbarer Energien im Wär-
mebereich durch die Fortführung des Marktanreiz-
programms im bisherigen Umfang

– damit sind wir schon weiter –

sowie durch weitere Instrumente, wie zum Beispiel
ein regeneratives Wärmenutzungsgesetz, besser er-
schließen.


(Beifall des Abg. Marco Bülow [SPD])


Ideen zur Umsetzung dieses Ziels wurden im Rahmen
einer Internetkonsultation des Bundesumweltministeri-
ums im Sommer 2006 diskutiert. Ob Investitionskosten-
zuschüsse, Sonderabschreibungen, Nutzungs- oder Bo-
nusmodell – für uns, die Union, steht fest: Ökologisch
ambitionierte Ziele müssen mit ökonomisch vertretbaren
Instrumenten erreicht werden. Es darf weder zu einer un-
absehbaren Belastung der öffentlichen Haushalte noch
der Verbraucher – in diesem Fall der Mieter durch eine
weitere Erhöhung der zweiten Miete, nämlich der Heiz-
kosten – kommen.

Meine Damen und Herren von den Grünen, es ist un-
strittig, dass Ihr Antrag grundsätzlich das richtige Ziel
verfolgt. Allerdings fokussiert er unserer Meinung nach
die Lösung des Problems zu stark auf die Förderung er-
neuerbarer Energien. Das greift einerseits zu kurz und
geht andererseits nicht weit genug.

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(C (D Wir setzen auf ein integriertes Wärmekonzept, welhes mehrere Instrumente vereint, die dem Ziel des Kliaschutzes und der Kosteneinsparung für Mieter und ermieter entgegenkommen. Deshalb wollen wir folende Bereiche untersuchen und miteinander vernetzen: Erstens. Wie kann die Wärme in den Häusern und ohnungen besser genutzt werden? Zweitens. Wie kann ie Wärme, die derzeit ungenutzt in die Umgebung abegeben wird, einer Nutzung zugeführt werden? Dritens. Wie kann die Produktion von Wärme möglichst O2-arm erfolgen? Viertens. Wie kann die Energiebera ung für Private und insbesondere für kleine und mittlere nternehmen verbessert werden? Zum ersten Punkt: Bei der Frage, wie man die im aus vorhandene Wärme besser nutzen kann, spielt die ärmedämmung von Gebäuden die entscheidende olle. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch etwas zum Biogasantrag!)


on den 17 Millionen Wohngebäuden in Deutschland
urden rund 75 Prozent vor 1978 – das heißt vor In-
rafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung – errich-
et. Außerdem werden rund 87 Prozent des gesamten
nergiebedarfs in privaten Haushalten für die Raum-
rwärmung und für Warmwasser benötigt.

Nach Angaben der dena haben viele dieser über
0 Jahre alten Gebäude Energieverbräuche von über
50 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Das
ntspricht mehr als 25 Liter Öl je Quadratmeter pro Jahr.
iese könnten ohne Probleme um mehr als 50 Prozent

eduziert werden.

Um dieses Potenzial zu erschließen, hat die Bundesre-
ierung die Fördermittel für das CO2-Gebäudesanie-
ungsprogramm auf 1,4 Milliarden Euro jährlich ver-
ierfacht. Nach Angaben des Bundesbauministeriums
urden so allein im vergangenen Jahr 265 000 Wohnun-
en saniert. Die Gebäudesanierung wirkt dabei dreifach:
um einen leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Kli-
aschutz, indem sie die Energieeffizienz des Gebäudes

rhöht und den CO2-Ausstoß senkt. Zum anderen macht
ie Wohnen bezahlbarer, da sich die Heizkosten spürbar
eduzieren; bei einer 80 Quadratmeter großen Wohnung
m bis zu 60 Euro pro Monat. So macht sich die Investi-
ion sehr schnell bezahlt. Schließlich ist Gebäudesanie-
ung ein wichtiger wirtschaftlicher Impuls für zahlreiche
ittelständische Handwerksbetriebe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ach Zahlen des Bundesbauministeriums sichert jede in
en Gebäudebestand investierte Milliarde Euro der Bran-
he rund 25 000 Arbeitsplätze. Fachleute sprechen von ei-
em Investitionsvolumen von 30 bis 40 Milliarden Euro.

Das Programm wird gut angenommen. Allerdings
ibt es Handlungsbedarf im Bereich der vermieteten
ohnungen. Diese machen knapp 60 Prozent des ge-

amten Wohnungsbestandes aus. Jedoch kann der Ver-
ieter die notwendigen Investitionen aufgrund der Vor-

aben im Mietrecht nur sehr begrenzt auf die Mieter
berwälzen. Den Profit einer Sanierungsmaßnahme hat






(A) )



(B) )


Dr. Maria Flachsbarth
durch sinkende Nebenkosten aber ausschließlich der
Mieter. Daher müssen wir prüfen, wie wir da eine bes-
sere Regelung finden; denn ohne Zweifel ist es auch für
den Mieter günstiger, die Investition in eine Wärmesa-
nierung mitzufinanzieren, um danach davon zu profitie-
ren, als aufgrund fehlender Wärmedämmung mit stei-
genden Öl- und Gaspreisen in jedem Jahr höhere
Heizkosten zu haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Marco Bülow [SPD])


Zweitens. Effiziente Nutzung von Abwärme. Wärme
fällt in vielen Bereichen der Energieerzeugung, so zum
Beispiel auch bei Biomasseanlagen oder bei der Energie-
nutzung in Kraftwerken oder Industrieanlagen, als Ne-
benprodukt an. Deren effiziente Nutzung als Fern- oder
Nahwärme muss vorurteilsfrei vor allem in Ballungsräu-
men geprüft werden.

Drittens. Möglichst CO2-arme Wärmeerzeugung.
Moderne Brennwertkessel haben ihre Berechtigung;
denn auch im Bereich Wärme setzt die CDU/CSU-Frak-
tion auf den Energiemix. Doch die am umweltfreund-
lichsten erzeugte Wärme ist natürlich die, bei deren Er-
zeugung gar kein CO2 anfällt. Daher haben wir bei den
Beratungen zum Haushalt 2007 das Marktanreizpro-
gramm auf 213 Millionen Euro kräftig aufgestockt. Die-
ses zentrale Förderinstrument der Bundesregierung be-
zuschusst Investitionen in die Wärmeerzeugung aus
Sonne, Biomasse und Geothermie. Die Ergebnisse des
Evaluierungsberichtes im Auftrag des BMU zeigen, dass
der Zuspruch zum Programm seit 1999 ständig zuge-
nommen hat. Durch die Förderung in Höhe von
284 Millionen Euro wurden bei einer Förderquote von
durchschnittlich 12 Prozent Investitionen von rund
2,3 Milliarden Euro ausgelöst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Die zwischen 2004 und 2005 errichteten Anlagen ver-
meiden jährlich 2 Millionen Tonnen CO2. Es steht außer
Zweifel, dass wir eine Verstetigung dieses erfolgreichen
Programms brauchen.

Doch ist unserer Meinung nach der Vorschlag, diesbe-
züglich einen Fonds, der aus Abgaben auf fossile Ener-
gieträger gespeist wird, einzurichten, gänzlich ungeeig-
net, würde sich doch so die zweite Miete wieder
erhöhen. Wir halten das auch angesichts der stark gestie-
genen Heizkosten in den letzten Jahren gerade für Haus-
halte mit schmalem Geldbeutel für nicht mehr zumutbar.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch sind wir nicht der Auffassung, für jeden Neubau
oder jede grundlegende Sanierung die Installation er-
neuerbarer Energieerzeugung zwingend vorzuschrei-
ben. Doch ist der Vorschlag Baden-Württembergs, bei
Neubauten und grundlegenden Sanierungen von Wohn-
und Bürogebäuden über 500 Quadratmeter mindestens
10 Prozent des Wärmebedarfs aus erneuerbarer Energie
zu erzeugen, ausgesprochen diskussionswürdig.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aber leider nur im Promillebereich!)


Zudem sollte das MAP mit dem CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm besser verzahnt werden, möglicher-

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(C (D eise durch einen Bonus, den derjenige erhält, der soohl gewisse Standards bei der Wärmeisolation als auch inen gewissen Grad an Bereitstellung von regenerativer ärme vorsieht. Schließlich ist auch die kontrollierte üftung mit Wärmerückgewinnung ein marktreifes Intrument für einen nachhaltigen Umgang mit Wärme, as in einem Gesamtförderkonzept berücksichtigt weren sollte. Viertens. Wir benötigen in Deutschland einen Ausbau er Energieberatung. Eine jüngst veröffentlichte Emid-Umfrage im Auftrag des Bundesbauministeriums acht deutlich, dass nur 15 Prozent der Deutschen über ie Spareffekte der energetischen Sanierung von Gebäuen Bescheid wissen. Auf der anderen Seite wären 7 Prozent der Deutschen bereit, ihr Eigenheim zu sanieen bzw. der Modernisierung ihrer Wohnung zuzustimen, wenn sie sich sicher sein könnten, dass sich die odernisierungsmaßnahmen innerhalb von fünf Jahren mortisieren. (Ulrich Kelber [SPD]: Deshalb haben wir den Energiepass!)


Dafür haben wir zum Beispiel den Energiepass.


(Ulrich Kelber [SPD]: Bedarfsorientiert!)


Das zeigt uns, dass in der Bevölkerung immer noch
in großer Informations- und Beratungsbedarf besteht,
brigens auch bei kleinen und mittleren Unternehmen,
o große Effizienzgewinne zu heben wären.

Lassen Sie uns mit einem integrierten Wärmekon-
ept auf die Fragen des Klimawandels antworten, mit ei-
em Konzept, das nicht nur die Förderung regenerativer
nergien vorsieht, sondern auch weitere Instrumente,
ie bessere Wärmeeffizienz, bessere Nutzung von Ab-
ärme und den Ausbau der Energieberatung, im Blick
at.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


ch bin bzw. wir, Herr Kelber, sind der festen Überzeu-
ung, dass wir dem enormen Potenzial und den Heraus-
orderungen des Wärmesektors so am besten gerecht
erden können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608518300

Jetzt hat Axel Berg das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Axel Berg (SPD):
Rede ID: ID1608518400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Fell von den Grünen, Ihre Forderung geht in die
ichtige Richtung. Ich könnte jetzt ironischerweise sa-
en: Viel gelernt aus den ganzen Jahren Rot-Grün. Aller-
ings erscheint uns der Zeitraum etwas unrealistisch.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber wirklich ein schlechter Witz!)







(A) )



(B) )


Dr. Axel Berg
Unser Minister Gabriel hat zu einigen Dingen schon
etwas gesagt: zum Marktanreizprogramm, zum Gebäu-
desanierungsprogramm, zur Offshore-Windkraft und
zum Gebäudeenergiepass; dazu hat sich auch Frau
Flachsbarth soeben geäußert. Wir wollen natürlich auch
das EEG weiterführen. Wir werden das Kraft-Wärme-
Kopplungsgesetz novellieren. Die Kraft-Wärme-Kopp-
lung sehen wir als Schlüsseltechnologie. Mit dieser
Technologie können wir massive Effizienzpotenziale he-
ben.

Der zweite Antrag der Grünen zum Thema Biogas
geht ebenfalls in die richtige Richtung. Wieder haben
wir es aber mit dem Problem zu tun, dass er aufgrund der
Geschwindigkeit, mit der die in ihm formulierten Forde-
rungen umgesetzt werden sollen, kontraproduktiv wir-
ken könnte. Biogas ist einer der Träger von erneuerbaren
Energien, die überall verwendbar sind. Wir können da-
mit natürlich die Abhängigkeit von den Erdgasimporten
verringern. Das alles ist richtig. Wir müssen da nur auf-
passen, dass wir nicht mehrfache oder gar parallele För-
derstrukturen konstruieren.

Die rechtlichen Grundlagen zur Einspeisung von Bio-
gas sind bereits im Energiewirtschaftsgesetz geregelt. In-
teressant fand ich übrigens dieser Tage die Äußerung ei-
nes Unionsministers, der ankündigte, dass er eine
Verordnung zur Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz
erlassen will; das schwirrte jedenfalls hier in Berlin he-
rum. Es hat mich natürlich sehr gefreut, das zu hören.
Ich hoffe natürlich, dass die Kollegen von der Union
auch auf ihren Minister hören.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum lehnt ihr dann unseren Antrag ab?)


– Wir lehnen ihn ab, weil er zu forsch ist und weil wir
das nicht zustande bringen.

Ich möchte noch ein paar Worte zu Ihrem Antrag zur
Einführung eines Erneuerbare-Energien-Wärme-Geset-
zes sagen. Auch ich halte das für ein sehr wichtiges
Thema. Der Wärmemarkt macht über 50 Prozent unse-
res Energieverbrauchs aus und hat ein riesiges Potenzial
für eine ganz deutliche kostengünstige Reduzierung von
CO2-Emissionen. Der Minister sagte einiges zu den ver-
schiedenen Wegen, die infrage kommen. Darüber müs-
sen wir jetzt diskutieren.

Herr Kauch, vielleicht noch ein Wort zu Ihnen. Natür-
lich wirkt so etwas auch verbraucherbelastend. Aber uns
geht es eben darum, dass diejenigen Verbraucher – wir
sind fast alle Verbraucher; die ganze Welt ist Verbrau-
cher –, die viel verbrauchen, entsprechend belastet wer-
den, und zwar zugunsten derjenigen Verbraucher, die
sich vorbildlich verhalten. Ich habe damit kein Problem.
Ich finde, wir sollten nicht den Anschein erwecken, dass
niemand belastet wird. Selbstverständlich wird man be-
lastet werden; ohne Belastungen wird gar nichts gehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir als SPD-Fraktion haben unsere Vorstellungen
dazu formuliert. Wir warten jetzt eher auf die Gegen-
seite. Das bringt mich dazu, einen Appell zu formulie-

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(C (D en. Ich halte dieses Thema im Hinblick auf eine nachaltige, zukunftsfähige Klimaund Energiepolitik in nserem Land wirklich für entscheidend. Liebe Kolleinnen und Kollegen, insbesondere von der Unionsfrakion, jetzt können wir alle zeigen, dass wir die Kanzlerin rnsthaft unterstützen wollen. Sie kämpft heute und moren in Brüssel auf der EU-Ebene für ambitionierte und erbindliche Ziele, insbesondere in der Klimaund nergiepolitik. Frau Merkel will Deutschland zum Vor eiter in Fragen des Klimaschutzes innerhalb der EU und ie EU wiederum zum Vorreiter in globalen Klimafragen achen. (Ulrich Kelber [SPD]: Sie könnte fast bei uns eintreten!)


ehen wir doch gemeinsam daran, ihr zu helfen, indem
ir jetzt endlich ein Regenerative-Wärme-Gesetz ausar-
eiten, das den Klimaschutz in unserem Land voran-
ringt, die Wirtschaft stärkt und Deutschland die
öglichkeit eröffnet, an der Weltspitze für Effizienz-

echnologien zu stehen! Noch sind wir doch in der Si-
uation, dass wir den Vorteil des „first mover“ haben,
essen, der sich als Erster bewegt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dann möchte ich noch an eine Tradition erinnern, die
ir eigentlich hatten, jedenfalls seit 1998, seit ich dabei
in. Ich fand es großartig, dass wir Parlamentarier in Sa-
hen erneuerbare Energien und Effizienztechnologien
ber alle Parteigrenzen hinweg zusammengearbeitet ha-
en. Meist waren wir mutiger als unsere jeweiligen Re-
ierungen. Das ist in den letzten Monaten etwas einge-
chlafen. Ich will aber die Hoffnung nicht aufgeben und
ufe deshalb sowohl die Union als auch alle Oppositions-
arteien dazu auf, sich konstruktiv in den Dialog zum
rneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz einzubringen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608518500

Herr Berg, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Axel Berg (SPD):
Rede ID: ID1608518600

Ich komme zum letzten Satz. – Ich bin mir ganz si-

her, dass wir dann am Ende gemeinsam ein gutes Ge-
etz verabschieden werden.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608518700

Für die Linke hat jetzt das Wort der Kollege Hans-

urt Hill.


(Beifall bei der LINKEN)



Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608518800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

0 Prozent aller Heizungen in Deutschland werden sinn-
ollerweise mit Erdgas betrieben. Wirksamer Klima-
chutz fordert von der Energiewirtschaft Gaskraftwerke
it effizienter Kraft-Wärme-Kopplung, und zwar an-

telle von Kohlekraftwerken, Herr Minister.






(A) )



(B) )


Hans-Kurt Hill
Deutschland ist beim Erdgas aber, wie wir wissen,
von wenigen Lieferländern abhängig, insbesondere von
Russland. Woher soll also zukünftig das Erdgas kom-
men, ohne dass wir in die Gefahr einer Versorgungskrise
geraten? Die Antwort ist: Energieeinsparung, Energieef-
fizienz und erneuerbare Energien.


(Zuruf von der SPD: Genau!)


Wenn wir die Einsparpotenziale im Gebäudesektor bei
Heizung und Isolierung konsequent nutzen und im
Kraftwerksbereich endlich auf Kraft-Wärme-Kopplung
umschwenken, dann brauchen wir mittelfristig sogar we-
niger Erdgas.

Das Umweltbundesamt hat gestern in einer Aus-
schussanhörung noch einmal deutlich gemacht, dass ge-
nau das möglich ist. Die dazu notwendige politische
Durchsetzungskraft ist bei der Regierungskoalition aller-
dings nicht zu erkennen. Na ja, ich sage mal: Zumindest
ein Teil der SPD erkennt die Richtung. Das CO2-Gebäu-
desanierungsprogramm soll weiter laufen, und die Kraft-
Wärme-Kopplung soll verbessert werden.

Über die Ausführungen von Frau Dr. Flachsbarth
heute bin ich wirklich sehr erstaunt; vielen Dank übri-
gens für diesen Fachvortrag. Aus den Ausschusssitzun-
gen weiß ich, dass die Klimaschutzblockierer eigentlich
eher in den Reihen der Christdemokraten sitzen.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das haben Sie nicht richtig verstanden! – MarieLuise Dött [CDU/CSU]: Wir sind die Einzigen, die da sehr praktisch herangehen!)


Ich höre immer: Klimaschutz ist ein lästiges Beiwerk. –
Man handelt mehr oder weniger nach dem Motto des
BDI-Lobbyisten Thumann: Man kann es anpeilen, aber
nicht verbindlich machen. – Angesichts dessen hoffe ich,
dass die Appelle, die Herr Dr. Berg heute formuliert hat,
ankommen. Ich hoffe, dass Sie die CDU/CSU in dieser
Richtung zumindest ein bisschen in Schach halten.

Die Anträge der Grünen zeigen deutlich den Hand-
lungsbedarf: Förderung von Wärme aus erneuerbaren
Energien, bessere Bedingungen für Biogas und Kraft-
Wärme-Kopplung anstelle von Atomkraftwerken.

Auf zwei Sachverhalte möchte ich näher eingehen.
Die Bundesregierung hat mit dem unsäglichen Energie-
steuergesetz die Bioenergiebranche massiv verunsi-
chert. Die Besteuerung und die Verpflichtung zur Bei-
mischung von Biodiesel haben bereits zur Stilllegung
zahlreicher Produktionsanlagen für Ökosprit geführt.
15 000 Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren und
stehen auf der Straße. Ein betroffener Landwirt hat die
Situation auf den Punkt gebracht: Wenn ich jetzt auf
Biogas umschwenke, zieht mir Steinbrück dort das Geld
aus der Tasche.

Wir brauchen deshalb zuverlässige Rahmenbedingun-
gen für den zukünftigen Umgang mit Biogas und endlich
ein Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, das seinen Namen
auch verdient.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D iogas muss ungehindert in das Erdgasnetz eingespeist erden können. Dazu muss das Energiekartell, das auf en Rohren sitzt, geknackt werden. Eine Beimischungsflicht von Biogas als Kraftstoff lehnen wir allerdings b. Das ist schon beim Biodiesel nach hinten losgeganen. Wir brauchen ferner einen gesetzlichen Rahmen zur örderung von Wärme aus erneuerbaren Energien. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Axel Berg [SPD])


ie Große Koalition kommt in diesem Zusammenhang
ber Ankündigungen aber nicht hinaus. Da das Erneuer-
are-Energien-Wärme-Gesetz auf die lange Bank ge-
choben wurde, unterstützen wir den entsprechenden
ntrag der Grünen.

Zum Schluss wiederhole ich noch einmal – ich sage
s wahrscheinlich in jeder Rede –: Die Regierung muss
n Richtung Energieeinsparung, Energieeffizienz und er-
euerbare Energien mehr Bewegungsenergie freisetzen.
ann klappt es auch mit dem Klimaschutz.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608518900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/3826 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. – Damit sind Sie of-
ensichtlich einverstanden. Dann ist die Überweisung so
eschlossen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
uf Drucksache 16/1015 zu dem Antrag der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Für eine si-
here Energieversorgung im 21. Jahrhundert – Energie-
insparung und erneuerbare Energien statt Öl, Atom und
ohle“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
rucksache 16/579 abzulehnen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
amit ist die Beschlussempfehlung mit den Stimmen der
oalition und der FDP bei Gegenstimmen der Fraktio-
en Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen angenom-
en.

Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft
nd Technologie auf Drucksache 16/4118 zu dem An-
rag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen mit
em Titel „Biogaseinspeisungsstrategie entwickeln und
iogaseinspeisungsgesetz vorlegen“. Der Ausschuss
mpfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/582 abzuleh-
en. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Ge-
enstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Beschluss-
mpfehlung mit den Stimmen der Koalition und der FDP
ei Gegenstimmen der Fraktionen Bündnis 90/Die Grü-
en und Die Linke angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter

(Hamburg)

der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Ernst
Kranz, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Bericht über die Wohnungs- und Immobilien-
wirtschaft in Deutschland

– Drucksache 16/4570 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Zwischen den Fraktionen ist verabredet, hierzu eine
halbe Stunde zu debattieren. – Dazu höre ich keinen Wi-
derspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort dem
Kollegen Ernst Kranz für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Ernst Kranz (SPD):
Rede ID: ID1608519000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
leistet einen bedeutsamen Beitrag für die deutsche Wirt-
schaft und ihre Entwicklung. Sie erwirtschaftet jährlich
rund 250 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als
10 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts.

Die Immobilienbranche selbst schätzt ein, dass circa
2,15 Millionen Erwerbstätige – die Zahl stammt aus dem
Jahr 2003 – in der Immobilienwirtschaft beschäftigt
sind. Aufgrund der engen Verflechtung mit anderen
Branchen wird jedoch davon ausgegangen, dass eine we-
sentlich höhere Zahl von Arbeitsplätzen durch die Akti-
vitäten der Immobilienwirtschaft gesichert wird. Die
Branche schätzt die Gesamtzahl auf circa 3,4 Millionen
Beschäftigte. Das hebt hervor, dass die Immobilienbran-
che in der Wirtschaft eine bedeutende Rolle als Arbeit-
geber spielt.

Dennoch, die Situation für die Branche war schon
besser. Die Rahmenbedingungen für die Wohnungs-
und Immobilienwirtschaft haben sich in den letzten Jah-
ren stark verändert, nicht zuletzt aufgrund neuer Anfor-
derungen, die sich aus demografischen Veränderungen,
aus der Globalisierung und neuen Investitionsformen auf
dem Immobilienmarkt, aus dem Wandel in der Erwerbs-
arbeit, aus neuen Technologien und aus veränderten An-
sprüchen an Leben und Wohnen, sowohl im ländlichen
als auch im städtischen Raum, ergeben.

Aus der Wohnungsmarktprognose 2020 des Bun-
desamtes für Bauwesen und Raumordnung kann man er-
kennen, dass regionale Unterschiede bei der Wohnraum-
versorgung durch Wanderungen ausgelöst wurden und
noch werden, vor allem durch die Suche nach einem Ar-

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(C (D eitsplatz. Die Arbeitsplätze konzentrieren sich aber zuehmend auf die Metropolregionen. Wie wir alle wissen, nimmt die Bevölkerung ab. Das edeutet eigentlich einen nachlassenden Bedarf an Wohungen. Dem ist aber nicht so. Die Bevölkerungszahl ntwickelt sich regional unterschiedlich. Das heißt, es ibt Gebiete, die durch Abwanderung und durch geringe eburtenzahlen eine drastische Abnahme der Bevölke ung zu verzeichnen haben. Die sozialen Folgen, die iese Entwicklung nach sich zieht, sind eine Ausdünung, eine Bestandsgefährdung für die Infrastruktur und eerstehende Wohnungen, sowohl im gewerblichen als uch im privaten Bereich. Die Gesamtabnahme der Bevölkerung ist eine Folge es demografischen Wandels. Durch die niedrige Geburenrate und durch eine längere Lebenserwartung verchieben sich die Anteile der jeweiligen Generationen in er Gesellschaft. Der Anteil der Älteren nimmt zu. Dait steigt der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen. arrierefreiheit und die Nähe zu Versorgungszentren ind hier ganz wichtige Kriterien. Ich möchte an dieser Stelle kurz einige Daten aus der ohnungsmarktprognose 2020 des Bundesamtes für auwesen und Raumordnung nennen. Der Bericht pronostiziert die Entwicklung des Neubaus, der Eigentumsuote und der Wohnfläche pro Kopf bis zum Jahr 2020. ür Deutschland ergibt sich dabei bis zu diesem Jahr ein pürbares Wachstum der Anzahl der privaten Haushalte m etwa 3,4 Prozent bei einer Bevölkerungsabnahme on 0,6 Prozent, wobei im Osten mit einer Abnahme der evölkerung von bis zu circa 6,3 Prozent zu rechnen ist. as bedeutet, dass sich bereits heute sichtbare regionale nterschiede weiter verschärfen werden. Wohnungen überdauern Generationen. Junge Menchen haben aber andere Wohnansprüche als die Geneation vor ihnen. Die Lebensstile verändern sich. Das eigt sich besonders beim Wohnen. Gefragt sind andere uschnitte und verbesserte technische Ausstattungen als n den vorhandenen Wohnungen. Diese Veränderungen ind auch in jenen Gegenden zu beobachten, in denen er Leerstand vorhanden ist. Denn wer es sich dort leisen kann, zieht weg in eine bessere Wohnung mit gehoener Ausstattung und lebenswerterem Umfeld. Hinzu ommt: Die Zahl der Einpersonenhaushalte wird trotz bnehmender Bevölkerung größer. Die Wohnungsund Immobilienwirtschaft ist ein ichtiger Auftraggeber für andere Branchen im Rahmen on Instandhaltung und Investition. Seit Mitte der 90erahre geht jedoch der jährliche Neubau von Wohnungen ontinuierlich zurück, zwar regional sehr unterschiedich, aber er ist eindeutig zu verzeichnen. Wurden 1995 och rund 600 000 neue Wohnungen gefertigt, so waren s 2005 noch knapp 250 000. Während 1998 die Moderisierung und Instandhaltung rund 50 Prozent der ohnungsbauleistungen ausmachte, so waren es 2004 chon knapp 65 Prozent. In Zahlen: circa 140 Milliarden uro Bestandsinvestitionen im Vergleich zu circa 15 Milliarden Euro Gesamtbauinvestitionen. Für die aubranche rücken daher die Instandhaltung und der mbau von Wohnungen in den Vordergrund. Hier muss Ernst Kranz aber darauf geachtet werden, dass kein Bauen am Bedarf vorbei passiert. Die große Herausforderung ist die Globalisierung. Sie macht auch vor dem Immobilienmarkt nicht halt. Wir erinnern uns noch an die Schlagzeilen, als Dresden seinen kommunalen Wohnungsbestand komplett an die sogenannten Private-Equity-Unternehmen verkauft hat. Die Internationalisierung und Professionalisierung der Wohnungsund Immobilienwirtschaft schreitet deutlich sichtbar voran. Dies gilt, wie der Erwerb größerer Wohnungsbestände durch Pensionsund Private-EquityFonds zeigt, auch für kommunale Wohnungsunternehmen. Mit dem Verkauf ihrer Wohnungsbestände geben Kommunen für eine kurzfristige Liquidität das zentrale Steuerungselement im Bereich des Wohnungswesens und der Stadtentwicklung aus der Hand. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN und des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Quatsch!)





(A) )


(B) )


Das ist der Hauptgrund, weshalb bei dem neu einzufüh-
renden Immobilienmarktinstrument REIT die Bestands-
immobilien ausgeklammert werden müssen. Mit REITs
würde ein zusätzlicher Wettbewerbsdruck ausgelöst wer-
den, der den Ausverkauf von Immobilien fördert. Das
bisher in Deutschland praktizierte Wohnungsmanage-
ment über private und kommunale Wohnungsunterneh-
men hat einen qualitativ guten Bestand zu fairen Preisen
geschaffen.

Festzuhalten ist, dass mehr als bisher die Frage der
Deckung des künftigen Wohnungsbedarfs auf regionaler
Ebene zu beurteilen ist, sowohl in qualitativer als auch in
quantitativer Hinsicht. Kommunale und mehr noch
regionale Strategien und Konzepte müssen zunehmend
an Bedeutung gewinnen.

Sowohl von der Politik als auch von der Wohnungs-
wirtschaft verlangen die genannten veränderten Rah-
menbedingungen ein Umdenken. Die Sanierung der Be-
stände muss gegenüber dem Neubau weiterhin an
Bedeutung gewinnen. Zur Unterstützung und Bewälti-
gung dieser Anforderungen an die Wohnungs- und Im-
mobilienwirtschaft hat die Politik mit unterstützenden
und zielgerichteten Programmen reagiert. Ich nenne hier
zum Beispiel das Programm „Stadtumbau Ost“. Außer-
dem wird von uns die selbstgenutzte Wohnimmobilie als
wichtiger Baustein für die Altersvorsorge angesehen.
Wir plädieren deshalb dafür, dass die selbstgenutzte
Wohnimmobilie künftig mehr Anerkennung und Unter-
stützung bei der privaten Altersvorsorge findet.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Günther [Plauen] [FDP])


Bei weitem nicht neu, aber gerade in diesen Tagen
wieder hochaktuell ist der Klimaschutz. In diesem Zu-
sammenhang verweise ich auf unser CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm.

Es gibt also eine Reihe von neuen Aufgaben, vor de-
nen wir stehen: Demografischer Wandel, Klimawandel
und Globalisierung erfordern neue Lösungen. Damit wir

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(C (D ie Lösungen angemessen entwickeln können, benötigen ir Informationen und ausreichend Datenmaterial, das ir mit diesem Antrag von der Bundesregierung einforern. Diese Lösungen müssen im Sinne der Immobiliennd Wohnungswirtschaft langfristig angelegt sein, aber uch unseren sozialen, ökologischen und ökonomischen nliegen sowie den Bedürfnissen der Mieter und Immoilienunternehmen entsprechen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Jetzt hat Joachim Günther für die FDP-Fraktion das ort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ieber Kollege Ernst Kranz, vieles bis auf REITs wurde us meiner Sicht hier richtig dargelegt. Ich bin deshalb twas überrascht, dass Sie diese relativ bekannten Dinge urzfristig als Antrag eingebracht haben; bis gestern gab s ja noch nicht einmal eine Nummer für Ihren Antrag. (Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Nicht Nummern sind wichtig!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608519100

(Beifall bei der FDP)

Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1608519200

ch bin mir noch nicht ganz sicher, was wirklich dahin-
ersteckt. – Ich bin mir aber bewusst, dass es richtig ist,
ber das Thema Immobilien- und Wohnungswirtschaft
u diskutieren. Das ist der Bedeutung der Branche ange-
essen. Deshalb finde ich es gut, dass wir dieses Thema

ufgreifen.

Lassen Sie uns einmal nachschauen, was in Ihrem
ntrag steht. An einigen Stellen – Sie werden das verste-
en, auch wenn das jetzt hier besprochen wurde –
usste ich beim Lesen schon etwas schmunzeln, um es

inmal vorsichtig auszudrücken. So schreiben Sie in Ih-
em Antrag: CDU/CSU und SPD verfolgen die Absicht,

die selbstgenutzte Wohnimmobilie in die staatlich
geförderte private Altersvorsorge besser zu inte-
grieren …

arüber reden wir seit zwei, drei Jahren. Hierbei haben
ie sich absolut nicht mit Ruhm bekleckert, meine Da-
en und Herren. Vielleicht können Sie sich noch

chwach daran entsinnen, dass Sie nach Abschaffung der
igenheimzulage Wohnimmobilien in das Riester-
odell aufnehmen wollten. Eigentlich sollte das selbst-

enutzte Wohneigentum zu Beginn des vergangenen
ahres in die geförderte Altersvorsorge integriert wer-
en. Das waren damals Ihre Versprechen. Mittlerweile
st der geplante Starttermin eine Art Fata Morgana. Sie
iskutieren darüber, und Sie haben auch schon viele Na-
en eingebracht: KaNaPE, Sofa, Riester; das sind keine
chimpfwörter, sondern Bezeichnungen für Fördermo-
elle. Bloß, angegangen ist sie niemand, und entschie-
en haben Sie nichts in dieser Richtung.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)

Ebenso ist das mit einigen anderen Dingen, die die
Immobilienwirtschaft betreffen und über die wir einmal
reden müssen, zum Beispiel die Unsinnigkeit der neuen
Regelungen in § 35 a Abs. 2 des Einkommensteuerge-
setzes. Haben Sie das überhaupt einmal in Ruhe durch-
dacht? Haben Sie einmal die Wohnungsgesellschaften
gefragt? Als Trostpflaster für die Steuererhöhung zum
Jahresanfang hat die schwarz-rote Regierung in Form ei-
ner Ausnahmeregelung die Steuerermäßigung für
haushaltsnahe Dienstleistungen und Handwerkerleis-
tungen eingeführt. Das klingt erst einmal hervorragend.
Im Detail ist es aber so, dass der Mieter, wenn er die
20 Prozent der Personalkosten tatsächlich geltend ma-
chen will, ein bürokratisches Monster in Bewegung set-
zen muss. Ich habe große Zweifel daran, dass die Besei-
tigung der Schwarzarbeit, was der eigentliche
Grundgedanke war, dadurch vorankommt.

Noch schlimmer ist die Vorstellung, dass die Woh-
nungsbaugesellschaften oder auch die privaten Vermie-
ter die Betriebskosten ausrechnen, um sie dem Mieter
zur Verfügung zu stellen. Bei diesem Verfahren kommt
es – da können Sie nachfragen – im Endeffekt zu weite-
ren Betriebskosten, sodass der Mieter überhaupt nicht
entlastet wird. Das ist Bürokratie und kein Fortschritt auf
diesem Gebiet.


(Beifall bei der FDP)


Im Immobilienvisier dieser Koalition – das gehört
dazu, wenn wir über das Thema Immobilien- und Woh-
nungswirtschaft reden – steht jetzt wieder die Erb-
schaftsteuer. Wenn Sie schon wieder höhere Steuern im
Hinterkopf haben, dann kann ich nur sagen: Hände weg
von den Eigenheimbesitzern, Hände weg von dem Im-
mobilieneigentum in diesem Land!


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte einmal zwei Kollegen der Union wörtlich
zitieren. Kollege Michael Meister, der auf diesem Gebiet
wirklich Sachverstand hat, sagte am Tag der Entschei-
dungsverkündung des Bundesverfassungsgerichtes: „Er-
ben können sich auf die Unionsfraktion verlassen“. Acht
Tage später sagte sein Kollege Fuchs: Eine höhere Erb-
schaftsbesteuerung ist nach dem Verfassungsgerichtsur-
teil unumgänglich.

Angesichts der Wahrnehmungsprobleme im Immobi-
lienbereich in der Union und in der Koalition finde ich
es gut, dass wir dieses Thema jetzt konzentriert betrach-
ten und über Einzelheiten diskutieren. Es ist ein guter
Schritt, dass sich die Koalition von der eigenen Regie-
rung berichten lässt, wie es auf diesem Gebiet aussieht.
Wenn aus dieser Debatte heraus noch gute Vorschläge
und eventuell auch gute Entscheidungen für die Immobi-
lienwirtschaft kämen, dann würde ich das sehr begrüßen.
Mit Blick auf eine gute Diskussion sehe ich dem Ganzen
aufgeschlossen entgegen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D Ich erteile Peter Götz das Wort für die CDU/CSU raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine sehr geehrten Damen und Herren! Die Woh ungsund Immobilienwirtschaft bildet unbestritten eien wichtigen Pfeiler der deutschen Volkswirtschaft. Mit nserem heutigen Antrag – der, Herr Kollege Günther, u Ihrer Information durchaus eine Drucksachennummer at, nämlich 16/4570 – möchten wir auf die enorme Beeutung dieser Branche aufmerksam machen und uns amit intensiv und vor allen Dingen ganzheitlich auseiandersetzen. In unserem Antrag bitten wir die Bundesregierung, usführlich über die Lage der Wohnungsund Immobilinwirtschaft zu berichten; denn diese leistet einen groen Beitrag zur Wertschöpfung in unserem Land. Wir erarten von der Immobilienwirtschaft auch in Zukunft ichtige ökonomische und ökologische Impulse. Der Wohnungsund Immobilienmarkt entwickelt sich das ist eine bekannte Tatsache – regional sehr unterchiedlich. Deshalb war es nur konsequent, im Rahmen er Föderalismusreform die Zuständigkeit für die unittelbare Wohnungsbauförderung auf die Länder zu bertragen. Die demografischen Veränderungen und die ekannten, vor allem – Kollege Kranz hat es gesagt – areitsmarktbedingten Wanderungsbewegungen haben unittelbare Auswirkungen auf die Einwohnerzahlen in ielen Städten und Gemeinden. Andererseits erwarten ir in Deutschland nach der Wohnungsmarktprognose es Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung bis ns Jahr 2020 eine steigende Zahl der privaten Hausalte. Vor allem die Zahl der Einpersonenhaushalte wird ufgrund der Individualisierung und der Altersentwickung in unserer Gesellschaft zunehmen. Die Konsequenzen kann sich jeder ausmalen. Es entteht ein Wettbewerb zwischen den Kommunen vor alem um junge Menschen; denn kommunale Einnahmen ind bekanntermaßen von Steuern und Gebühren, die die inwohner entrichten, abhängig. Das räumliche Enticklungsgefälle verschärft sich sichtbar. Erschwerend ommt hinzu, dass vor dem Hintergrund der anhaltend eeren Kassen in vielen Städten dringend notwendige ommunale Investitionen nicht getätigt werden konnten. Der erforderliche Umdenkungsprozess hat in vielen ommunen, vor allem in den neuen Ländern, längst beonnen. Aber es gibt nach wie vor Städte und Gemeinen, die das einfach noch nicht wahrhaben wollen. Aber uch diese werden nicht umhinkommen, Wachstumsstraegien durch Umstrukturierungsund Schrumpfungsstraegien zu ersetzen. Die „FAZ“ vom Freitag letzter Woche wirft die proozierende Frage auf, ob – abgesehen von Großstädten ie München, Stuttgart, Frankfurt oder Hamburg – die tadtentwicklungsämter künftig als „Stadtschrumpungsämter“ bezeichnet werden müssen. Bei näherem Peter Götz Betrachten wird schnell deutlich: Den notwendigen Stadtumbau ökonomisch und ökologisch zu einem Gesamtkonzept zu entwickeln, ist die größte kommunalpolitische Herausforderung der Zukunft. Was passiert mit der technischen und sozialen Infrastruktur wie der Versorgung mit Trinkwasser, Fernwärme, Strom und Gas oder der Abwasserbeseitigung, was passiert mit Straßen, Kindergärten, Schulen, Sportstätten und Schwimmbädern? Ich könnte diese Liste beliebig fortsetzen. Wer bezahlt den notwendigen Anpassungsprozess? Wir wissen auch, dass aufgrund der Altersstruktur der Bedarf an Seniorenund Pflegeheimen zunimmt. All das sind Entwicklungen, die sich unmittelbar auf die Immobilien-, Wohnungsund Städtebaupolitik auswirken. Vor allem der Wert der Immobilie wird davon stark beeinflusst. Wohnungsleerstände und ein sich negativ veränderndes Wohnumfeld mit allen daraus resultierenden gesellschaftspolitischen Folgen unterstreichen den politischen Handlungsdruck. Auch die Professionalisierung und Internationalisierung der Wohnungsund Immobilienwirtschaft hat weitreichende soziale und städtebauliche Auswirkungen, die es sehr sorgfältig zu analysieren gilt. Die Ökonomisierung der Wohnungsund Immobilienwirtschaft schreitet sichtbar für alle Beteiligten in Wirtschaft, Verwaltung und Politik voran. Dies gilt auch für die klassischen kommunalen Wohnungsunternehmen. In den vergangenen zwei Jahren haben ausländische Beteiligungsgesellschaften 20 Milliarden Euro in deutsche Wohnungen investiert. Das heißt, es gibt für deutsche Immobilien nach wie vor einen ganz interessanten Markt. Nach vorliegenden Studien wird diese Entwicklung in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Lassen Sie mich noch ein anderes Thema ansprechen, das mir wichtig ist. Wenn wir über die Zukunft der Immobilien nachdenken, müssen wir dies auch im Zusammenhang mit der Klimafrage tun. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind besonders in den Ballungsräumen zu spüren. Städte sind von Haus aus bereits Wärmeinseln. Ziegel, Beton und Asphalt wandeln die Sonnenstrahlung in Wärme um und speichern sie in Straßen und Gebäuden. Auch darauf müssen sich die Kommunen und die Immobilienwirtschaft einstellen. Grünflächen in der Stadt erhalten eine ganz neue Bedeutung; denn sie lindern Hitze. Gebäude sollten in Zukunft so geplant werden, dass eine passive Kühlung erfolgt. Die falsche Antwort wäre, jedes Gebäude mit elektrischen Klimaanlagen auszustatten; denn das würde den Energieverbrauch weiter explodieren lassen. Ein verändertes Verhalten, eine intelligente Stadtplanung und eine neue Architektur sind also dringend notwendig. In Deutschland entstehen 20 Prozent aller CO2-Emissionen im Gebäudebereich. Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der Bundesregierung ist die richtige Antwort auf die daraus resultierenden Fragen. Das Programm ist gut für das Klima, es hilft Mietern und Eigentümern, spart Heizund Energiekosten, fördert die Innovationen in der Bauindustrie, nutzt dem örtlichen Handwerk und sichert langfristig den Wert der Immobi l I c s g 5 d a s m s d u t d l n g ü g f e s l t t d I b p s e K P p u n b S s w m p (C (D ie. Wenn der Bundesverband deutscher Wohnungsund mmobilienunternehmen in seiner heutigen Veröffentlihung erklärt, dass Wohnungsunternehmen und Genosenschaften im vergangenen Jahr rund 30 Prozent der esamten Fördermittel zur energetischen Sanierung von 7 000 Wohnungen genutzt haben, spricht dies allein für en Erfolg des Programms. Lassen Sie mich noch einige Bemerkungen zu tagesktuellen Themen der Wohnungsund Immobilienwirtchaft machen. Bei der Unternehmensteuerreform üssen wir die Auswirkungen der geplanten Zins chranke auf die Immobilie auf Herz und Nieren prüfen, amit die Immobilienwirtschaft in Deutschland lebensnd wachstumsfähig bleibt. Zur Vermeidung von Irritaionen sage ich auch – denn solche kommen immer wieer hoch –: Gewinne aus der Veräußerung von Immobiien sind von der geplanten Abgeltungsteuer ausdrücklich icht betroffen. Hier bleibt es unverändert beim bisherien Steuerrecht. (Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Schlimm genug!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608519300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1608519400




(A) )


(B) )


Kollege Günther, ich stimme mit Ihnen vollkommen
berein: Die Frage, wie es mit der Immobilie als selbst-
enutztem Wohneigentum und als wichtige Anlageform
ür die Altersvorsorge weitergeht, muss jetzt dringend
ntschieden werden. Hier darf es keinen weiteren Auf-
chub geben.

Wir brauchen ein besseres Miteinander von öffent-
ichen und privaten Investitionen im Rahmen eines in-
egrierten Ansatzes der Wohnungs- und Städtebaupoli-
ik. Seit dem 1. Januar haben wir im Baugesetzbuch
afür neue Instrumente. Danach können Kommunen die
mmobilienwirtschaft viel stärker als bisher in die städte-
aulichen Entscheidungen einbinden. Auch die neue Ex-
erimentierklausel zur Finanzierung des Stadtumbaus
oll die Zusammenarbeit von Investoren und Kommunen
rleichtern.

Abschließend möchte ich Folgendes feststellen:

Erstens. Erfolge sind dort zu erwarten, wo starke
ommunen mit Investoren und ihren Bürgern in guter
artnerschaft zusammenarbeiten.

Zweitens. Wir werden in den nächsten Jahren einen
ermanenten – vor allem kommunalen – Anpassungs-
nd Umstrukturierungsprozess erleben, der sich, regio-
al differenziert, spürbar auf die Wohnungs- und Immo-
ilienwirtschaft auswirken wird.

Drittens. Wir brauchen eine integrierte nachhaltige
tadtentwicklungspolitik, die die Siedlungs-, die Wirt-
chafts- und die Infrastrukturentwicklung unter den je-
eiligen demografischen und energiepolitischen Rah-
enbedingungen vorausschauend koordiniert.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dafür gute
olitische Rahmenbedingungen zu entwickeln!

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608519500

Das Wort hat jetzt Heidrun Bluhm für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608519600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lieber Kollege Götz, auch ich hatte bis heute Morgen
keine Drucksachennummer auf meinem Antrag, den die
Koalitionsfraktion hier eingebracht hat. Kollege Hettlich
und ich haben uns diesen Antrag gestern unter konspira-
tiven Bedingungen besorgt,


(Zurufe von der SPD: Oh!)


damit wir uns auf diese Debatte heute überhaupt vorbe-
reiten konnten. Denn wir vermuteten nach dem Titel auf
der Tagesordnung, dass dieser Bericht längst fertig sei
und in ihm so viel Sprengstoff stehe, dass wir nicht aus-
reichend Zeit zur Vorbereitung auf diese Debatte hätten. –
Das ist die Sachlage.

Gestern habe ich den Antrag also gelesen und festge-
stellt, dass Sie zunächst lediglich beantragen, diesen Be-
richt einzufordern. Berichte sind ja immer gut. Ich habe
nichts dagegen, dass solche Berichte gefertigt werden.
Sie geben uns von der Opposition mit diesem Antrag die
Möglichkeit, diesen Bericht, der erst gefertigt werden
soll, so zu gestalten, dass er auch unsere im Zusammen-
hang mit der Wohnungs- und Immobilienpolitik beste-
henden Fragen beantworten kann.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In Ihrem Antrag und vor allem in Ihren Reden, die Sie
hier gehalten haben, ist bisher nicht ein einziges Wort
darüber gefallen, wie die ostdeutschen Problematiken in
diesem Bereich behandelt werden sollen. Ich befürchte,
dass auch in diesem Bericht die Beleuchtung der beson-
deren Bedingungen der Ostdeutschen nicht vorkommen
wird. Insofern haben wir hier unsere Daseinsberechti-
gung. Ich denke, die werden wir auch ausfüllen können.


(Beifall bei der LINKEN – Peter Götz [CDU/ CSU]: Zuhören!)


Zum Beispiel die Altschuldenproblematik drückt
nach wie vor auf die Bilanzen vor allem kommunaler
und genossenschaftlicher Wohnungsunternehmen in den
neuen Bundesländern. Sie wirkt nach wie vor als Hemm-
schuh beim Stadtumbau Ost, weil sie Eigenkapital, das
für Investitionen dringend notwendig wäre, bindet, in-
dem in diesem Bereich Schulden getilgt werden, die oh-
nehin nur fiktiv sind.

Im Rahmen des Berichts erwarten wir eine aktuelle
Bestandsaufnahme und vor allem Lösungsvorschläge.

Nach dem Auslaufen der Grunderwerbsteuerbefrei-
ung bei Fusionen kommunaler Wohnungsunternehmen
stellt sich für uns die Frage nach alternativen Instrumen-
ten, um den laufenden Umstrukturierungsprozess insbe-
sondere in der ostdeutschen Wohnungswirtschaft weiter
zu unterstützen.

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(C (D as ist auch deshalb wichtig, weil aus der Wohnungsirtschaft kritische Stimmen zur geplanten Unternehensteuerreform kommen. Dies ist zum Beispiel der ktuellen Stellungnahme des GdW zu entnehmen. In diesem Zusammenhang fordern wir eine Bilanz der artz-IV-Gesetzgebung und ihrer Folgen für die Woh ungswirtschaft und die Stadtentwicklung, insbesondere nter dem Stichwort der Ghettoisierung. Mietrückstände indern die Einnahmen der Unternehmen. Zwangsum üge führen zur Konzentration bestimmter Bevölkeungsgruppen in einzelnen Stadtquartieren. Dies erfordert Gegenkonzepte. Hat die Bundesregieung in diesem Zusammenhang mit der Wohnungswirtchaft in ausreichendem Maße Diskussionen geführt? Aufgrund einer schrumpfenden, älter werdenden und ich individualisierenden Bevölkerung kommen auf die ffentliche Wohnungspolitik und insbesondere auf die tadtplanung große Aufgaben zu. Deshalb ist es umso ichtiger, zu wissen, welche Partner der öffentlichen and in der zukünftigen Entwicklung der Wohnungsnd Immobilienwirtschaft zur Verfügung stehen werden. ir sind vor diesem Hintergrund sehr gespannt auf den rfahrungsbericht der Bundesregierung zu den Folgen er Privatisierung von Wohnungen der öffentlichen and an die international agierenden, renditeorientierten mmobilienfonds und auf die Rechtfertigung der Einfühung von REITs in der Bundesrepublik. Zu diesem unkt, Herr Kranz, wünsche ich Ihnen, dass Sie die Posi ion, die Sie heute vorgetragen haben, in Ihrer Fraktion uch in Zukunft durchhalten können. (Beifall bei der LINKEN – Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage – Rainer Brüderle [FDP]: Frau Präsidentin, da tut sich etwas!)


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608519700

Möchten Sie die Frage zulassen?


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608519800

Ja, gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608519900

Ich habe es einfach nicht gesehen. – Bitte schön.


Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1608520000

Ich möchte Sie fragen, ob Sie wissen, dass die Dresd-

er PDS dem vollständigen Verkauf der WOBA zuge-
timmt hat und dass die Mieten in bestimmten Bereichen
eute schon um mehr als 15 Prozent gestiegen sind. Was
agen Sie dazu?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608520100

Es gibt noch eine Frage der Kollegin Katja Kipping.
öchten Sie diese Frage auch noch zulassen? Dann kön-

en Sie auf beide Fragen zusammen antworten.


(Zuruf)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
– Ich glaube nicht, dass Frau Kipping die Frage beant-
worten möchte.


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608520200

Nein. Ich habe natürlich eine Frage an Sie, wie es die

Geschäftsordnung vorschreibt.

Liebe Kollegin, könnten Sie vielleicht die Fragende
darauf hinweisen, dass es erstens schon seit geraumer
Zeit keine Dresdner PDS mehr gibt, sondern nur noch
Die Linkspartei.PDS,


(Rainer Brüderle [FDP]: Da macht es nicht besser!)


dass sich zweitens der Stadtverband der Partei mit einer
überwiegenden Mehrheit eindeutig gegen den Totalver-
kauf der WOBA ausgesprochen hat und dass es neun
Stadträte gegeben hat, von denen drei parteilos sind, die
dafür gestimmt haben, dass aber gegenwärtig ein ent-
sprechender Prozess in der Stadtpartei in Gang gesetzt
worden ist


(Sören Bartol [SPD]: Das ist doch keine Frage!)


und das Votum der Partei ganz eindeutig ausgefallen ist?


(Zuruf von der CDU/CSU: Ihr habt euren Laden, eure Abgeordneten nicht im Griff!)


Würden Sie die Kollegin vielleicht auch darauf hin-
weisen, dass es sich bei der Dresdner Linkspartei um
eine pluralistische Partei handelt,


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)


die sich sehr klar gegen den Verkauf der Dresdner
WOBA ausgesprochen hat?


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das geht nicht, Frau Präsidentin! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Frage! Frau Präsidentin, was soll denn das?)


Vielleicht ist Ihnen auch bekannt, dass es einen SPD-
Stadtrat gab, der für den Verkauf der WOBA gestimmt
hat.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Der aber nicht mehr Mitglied dieser Fraktion ist!)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608520300

Frau Präsidentin, darf ich jetzt weitersprechen?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608520400

Bitte schön.


Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608520500

Frau Kollegin, unabhängig von dem, was meine Kol-

legin Ihnen über mich vermittelt hat


(Heiterkeit)


– das haben Sie sicherlich gehört –: Das ist genau der
Punkt, zu dem ich im Weiteren noch gekommen wäre.
Natürlich findet so etwas statt, das ist schon in allen

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(C (D raktionen vorgekommen. Auch Mitglieder Ihrer Partei aben dem WOBA-Verkauf zugestimmt. etztlich ist das ein Ausdruck dafür, dass die Kommuen heute aufgrund finanzieller Zwänge gegen ihren eientlichen sozialen und gesellschaftlichen Auftrag agieen müssen, den sie zu erfüllen haben. Das ist die Krux n dieser Angelegenheit. Wir haben Bundesgesetze, die ie Kommunen Dinge tun lassen, die sie eigentlich nicht un dürften, weil sie für die Daseinsvorsorge ihrer Bürerinnen und Bürger Sorge zu tragen haben. Immer wieer haben wir in diesem Zusammenhang gefordert, eine emeindefinanzreform vorzulegen, die diese Miss tände letztlich beseitigen würde. Sie haben jetzt noch ungefähr drei Sekunden, Frau ollegin. Drei Sekunden? Etwa. Gut, dann werde ich auf die REITs nicht weiter einge en. Ich denke, wir müssen den Bericht abwarten und uns ann mit diesen Fragen intensiv auseinandersetzen. Ich in sehr gespannt auf den Bericht, der demnächst voriegt. Ich denke, ich kann schon heute sagen, dass er es ert ist, fortgeschrieben zu werden. Vielen Dank. Jetzt hat der Kollege Peter Hettlich für Bündnis 90/ ie Grünen das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bedanke ich bei den Kolleginnen Volkmer und Kipping für die ürze, die sie in diese Debatte, die dahinplätscherte passend zu dem in einer rührenden Schlichtheit ver assten Antrag der Großen Koalition –, gebracht haben. (Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Nein!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608520600
Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608520700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608520800
Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608520900

(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608521000
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608521100

ir fällt eigentlich noch mehr Kritik dazu ein; aber
eine Kollegen Günther und Bluhm haben sie eben

chon geäußert. Ich muss Ihnen wirklich sagen: Dieser
ntrag, dessen große Geheimnisse uns bis gestern ver-
orgen blieben, beinhaltet eigentlich nichts sensationell
eues. Auf die Frage, wie wichtig dieser Bericht ist,
erde ich noch eingehen.






(A) )



(B) )


Peter Hettlich
Dieser Antrag ist offensichtlich ein Anzeichen für den
schlechten Zustand der Großen Koalition; denn zwi-
schen dem, was von Ernst Kranz und Peter Götz gesagt
worden ist, und dem, was in diesem Antrag steht, liegt
eine große Kluft.


(Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich will das anhand eines Zitats belegen:

Die Internationalisierung und Professionalisierung
der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft schreitet
deutlich sichtbar voran. Dies gilt, wie der Erwerb
größerer Wohnungsbestände durch Pensions- und
Private Equity-Fonds zeigt, auch für die kommu-
nale Wohnungswirtschaft.

Was schließen wir daraus? Was soll uns dieser Absatz
sagen? – Ernst Kranz hat wenigstens darauf hingewie-
sen, welche sozialen Komponenten das beinhaltet, und
hat gesagt, dass hierbei beispielsweise REITs und die
Wohnimmobilien von ganz zentraler Bedeutung sind.
Vom Kollegen Peter Götz habe ich dazu nichts gehört.

Manchmal ist es entlarvend, was alles nicht in einem
Antrag steht; das zieht sich wie ein roter Faden durch
diesen Antrag. Er ist ein mühselig zusammengetragenes
Papier, das zeigt, wie weit die beiden Koalitionspartner
offensichtlich voneinander entfernt sind. Ich glaube, da-
mit erweisen Sie sich bei der Frage, wie es in Deutsch-
land mit der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft wei-
tergehen wird, einen Bärendienst.

Ich möchte jetzt auf drei Punkte eingehen, die von
den Kollegen immer wieder angesprochen worden sind.

Erstens: das CO2-Gebäudesanierungsprogramm. Ich
war vorhin in der Debatte zur Einführung eines Erneuer-
bare-Energien-Wärme-Gesetzes. Minister Gabriel hat
sich damit gebrüstet, was hier durch die Große Koalition
erreicht worden ist. Wir bestreiten das nicht; wir finden
das auch gut. Ich möchte aber an dieser Stelle noch ein-
mal deutlich sagen: Es war ein sozialdemokratischer Fi-
nanzminister, der die Begehrlichkeiten der Grünen
gerade bei der Ausweitung des CO2-Gebäudesanierungs-
fonds immer wieder abgeschmettert hat, und zwar mit
dem Hinweis, dass kein Geld in der Kasse ist. Ich denke,
an der Stelle sollte man so ehrlich sein, uns nicht vorzu-
werfen – wie eben in der Debatte –, dass wir uns nicht
für die CO2-Gebäudesanierung einsetzen. Die Ehrlich-
keit gebietet es, dass die Kolleginnen und Kollegen von
den Fraktionen die Bemühungen der Grünen anerken-
nen; das war gerade nicht der Fall.

Zweitens: der demografische Wandel. Es ist ange-
sprochen worden, dass mit dem Raumordnungsbericht
und der Raumordnungsprognose des Bundesamtes für
Bauwesen und Raumordnung eine ganze Menge Fakten
auf dem Tisch liegen. Wir brauchen gar nicht groß im
Einzelnen zu erklären, was wo passiert. Eines ist uns be-
wusst: Obwohl es erheblich schrumpfende Regionen
gibt, wo zum Teil dramatische Bevölkerungsrückgänge
zu verzeichnen sind, gibt es auch in diesen Regionen

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(C (D ine ungebremste Siedlungsentwicklung: Flächen weren weiter in Anspruch genommen. Lieber Kollege Kranz, schauen Sie sich die Grafiken n! Schauen Sie sich die Prognosen des BBR an! Daraus eht das eindeutig hervor. Ich frage mich, warum wir die Bundesregierung fraen, wie sie den Bericht des ihr unterstellten Institutes, es BBR, interpretiert. Ich denke, wir müssten Manns enug sein, selbst die Schlussfolgerung aus den Daten, ie uns vorliegen, zu ziehen. (Beifall des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Widerspruch des Abg. Ernst Kranz [SPD])


Drittens – ich bitte alle Kollegen eindringlich, sich
azu Gedanken zu machen –: selbstgenutzte Immobilien
nd die Einbeziehung dieser Immobilien in die Alters-
orsorge. Man merkt, dass es hier um eine ganz heikle
ache geht, wenn man sich anschaut, was mit den Immo-
ilien in Ostdeutschland, aber auch in anderen struktur-
chwachen Regionen Deutschlands passiert. Da muss
an sich wirklich fragen, ob die Aussage, eine selbstge-

utzte Eigentumsimmobilie sei eine gute Altersvorsorge,
atsächlich noch stimmt; ich bezweifle das. Es ist die
rage, ob dieses Instrument, bei dem in ganz Deutsch-

and Mittel vergeben werden, tatsächlich zielführend ist;
ch bezweifle das sehr stark. Ich sage Ihnen ganz deut-
ich: An dieser Stelle werden wir auch im Rahmen der
ebatte über „Wohn-Riester“, KaNaPE oder Sofa noch

rheblichen Diskussionsbedarf im Ausschuss haben.

Wie gesagt, ich lasse mich überraschen, was der Be-
icht der Bundesregierung bringt. Ich denke, er wird
icht schaden. Ich sagen Ihnen aber auch: Wir sollten ei-
entlich nicht so lange warten müssen. Übrigens hat kei-
er der Kollegen gesagt, bis wann der Bericht eigentlich
ingefordert wird. Vielleicht können Sie mir diese Ant-
ort gleich noch im persönlichen Dialog geben.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608521200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf
rucksache 16/4570 zur federführenden Beratung an
en Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
nd zur Mitberatung an die Ausschüsse für Finanzen,
irtschaft und Technologie, Ernährung, Landwirtschaft

nd Verbraucherschutz sowie Umwelt, Naturschutz und
eaktorsicherheit zu überweisen. Gibt es dazu anderwei-

ige Vorschläge? – Da das nicht der Fall ist, ist das so be-
chlossen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 10 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss)







(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
– zu dem Antrag der Abgeordneten Gisela Piltz,
Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Der Informationsfreiheit durch transpa-
rente und niedrige Gebühren zum Durch-
bruch verhelfen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Silke Stokar
von Neuforn, Grietje Bettin, Volker Beck

(Köln) und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/

DIE GRÜNEN

Bürgerfreundliche Kostenregelung für das
Informationsfreiheitsgesetz

– Drucksachen 16/659, 16/580, 16/2161 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Beatrix Philipp
Dr. Michael Bürsch
Gisela Piltz
Petra Pau
Silke Stokar von Neuforn

Hier ist verabredet, eine halbe Stunde zu debattieren. –
Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster der
Kollegin Beatrix Philipp, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Beatrix Philipp (CDU):
Rede ID: ID1608521300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Eigentlich wird in diesem Hause ja mit Redezei-
ten gegeizt,


(Jan Korte [DIE LINKE]: Das stimmt!)


manchmal durchaus nachvollziehbar, manchmal auch
überhaupt nicht. Heute hätte man gut eine halbe Stunde
einsparen können, nicht nur, weil eine Diskussion über
Gebühren nicht sehr prickelnd ist, wie die meisten wis-
sen, sondern weil die Praxis inzwischen gezeigt hat, dass
sich die beiden Anträge bereits erledigt haben. Den An-
trag der FDP, der dieser Debatte zugrunde liegt – „Der
Informationsfreiheit durch transparente und niedrige Ge-
bühren zum Durchbruch verhelfen“ –, haben wir in einer
Art vorauseilendem Gehorsam bereits erledigt. Auch der
Antrag der Grünen ist eigentlich erledigt, weil eine
„Bürgerfreundliche Kostenregelung für das Informa-
tionsfreiheitsgesetz“ – Frau Stokar, so hieß der Antrag –


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So heißt er immer noch!)


inzwischen von der Realität überholt ist.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 500 Euro sind bürgerfreundlich?)


– Sie machen das jetzt aber nicht wie sonst der Kollege
Tauss, Frau Stokar?! Ein Satz, ein Zwischenruf und dann
habe ich auch die Möglichkeit, darauf zu antworten.
Sonst wird das schwierig.

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(C (D Vor einem Jahr, als wir an dieser Stelle zum ersten al über die Anträge diskutiert haben, bewegten wir uns das muss man schon zugeben – alle ein wenig im Beeich der Vermutungen. Meine Fraktion hat schon daals darauf hingewiesen, dass unterschiedlicher Aufand auch unterschiedliche Gebühren erforderlich acht, und die damals geäußerten Befürchtungen nicht eteilt. Inzwischen sind wir einen erheblichen Schritt weiter. ie ersten Zahlen, Daten und Fakten liegen vor, und sie ekräftigen unsere damalige Argumentation eindrucksoll. Das Bundesinnenministerium hat ganz aktuell, am 5. Januar 2007, eine Jahresstatistik zum Informaionsfreiheitsgesetz vorgelegt, mit der wir uns heute useinandersetzen können. Danach lagen den Bundesessorts bis Ende Dezember 2006 – immer noch sehr akuelle Zahlen – genau 2 278 Anträge auf Information or. Davon wurden 410 abgelehnt und 1 379 positiv bechieden. Bei lediglich 8 Prozent dieser 1 379 positiv bechiedenen Anträge haben die Behörden Gebühren erhoen, also nur bei 114 Anträgen. 1 265 Anträge waren ebührenfrei, in 50 Fällen wurden weniger als 50 Euro, n 21 Fällen weniger als 100 Euro und in 43 Fällen mehr ls 100 Euro an Gebühren erhoben. Daran zeigt sich eutlich, dass in der überwiegenden Mehrheit der Anräge auf Information gar keine oder ausgesprochen moerate Gebühren erhoben werden bzw. wurden. Ihre orge, dass überhöhte Kosten anfragewillige Bürgerinen und Bürger abschrecken könnten, ist also völlig unegründet und war es eigentlich damals schon. Es gibt allerdings natürlich auch Anlass zu der Verutung, dass Sie mit der heutigen Debatte das Thema ebühren nutzen wollen, um die gesamte Schublade nformationsfreiheitsgesetz wieder aufzuziehen. Schließch sind Gebühren nie populär, und man kann ja einmal arüber reden! Deshalb noch einmal: Das eigentliche iel war und ist, den Bürgern den Zugang zu Informatioen des Bundes zu gewähren, egal ob ein berechtigtes nteresse vorliegt oder nicht. Das ist im Übrigen ein rund, warum wir damals gegen dieses Gesetz gewesen ind. Aber, darf ich sagen, die Menschen haben es schon ichtig verstanden und auch, dass in besonderen Fällen ebühren erhoben werden müssen. Ich will an dieser Stelle noch einmal wiederholen: rstens. Mündliche und einfache schriftliche Auskünfte ind gebührenfrei. Zweitens. Bei Ablehnung eines Antrags werden keine ebühren erhoben. Das ist nicht unproblematisch. Im valuierungsbericht des Landes Nordrhein-Westfalen, amals noch unter SPD-Ägide, heißt es – ich zitiere –: Weiterhin ist darauf hinzuweisen, dass es für die kommunale Praxis mitunter nicht nachvollziehbar ist, weshalb bei Antragsablehnung keine Gebühren erhoben werden können. Denn auch die Antragsablehnung erfordert eine formelle und materielle Prüfung des Antrags, oftmals verbunden mit einer Auslegung des Antragsbegehrens, sowie eine inhaltliche Beantwortung. Beatrix Philipp Es gibt also auch andere Möglichkeiten, damit umzugehen. Aber, wie gesagt, auf Bundesebene wird das nicht so praktiziert. Drittens. Die Gebühren sind nicht notwendigerweise kostendeckend, sie dürfen nicht abschreckend sein. Ich habe eben schon begründet, dass sie das nicht sind. Viertens. Wenn es im Einzelfall aus Gründen der Billigkeit oder des öffentlichen Interesses unzumutbar erscheint, Gebühren zu erheben, kann die Befreiung von Gebühren oder eine Ermäßigung vorgesehen werden. Aus diesen Gründen finde ich, dass Äußerungen wie jene, die in der Debatte vor einem Jahr fielen – wie „Demokratie verkommt zum puren Geschäft“ oder „ganze Bevölkerungsschichten werden von Bürgerrechten ausgeschlossen“ –, völlig unpassend sind. Es gehört zur Wahrheit dazu, zu sagen, dass es in Einzelfällen zu Fehlentscheidungen gekommen sein kann, die dann von der Presse vermarktet wurden. Doch wie es im Rechtsstaat üblich ist, sind diese Fehlentscheidungen korrigiert worden. Ich muss nun auch einmal sagen: Die SPD hat ja mit den Grünen lange gegackert, bis das Ei gelegt war: sechs Jahre, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Bedenken Sie, was dabei herausgekommen ist! – Gegenruf der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Straußenei war es jedenfalls nicht!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass man auch der Verwaltung ein wenig Zeit lassen
muss, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen und sich
mit ihnen anzufreunden, finde ich nur fair. Der Bundes-
beauftragte für Informationsfreiheit, Herr Schaar, hat
am 28. Dezember 2006 genau das zum Ausdruck ge-
bracht – ich zitiere aus seiner Bilanz –:

Die anfänglich häufigen Fälle, in denen die Behör-
den auf den Antrag auf Informationszugang gar
nicht oder nicht fristgemäß nach § 7 Abs. 5 IFG re-
agiert haben, sie das IFG nicht kannten oder auf
sich nicht für anwendbar hielten,

– jetzt kommt es! –

sind im Laufe des Jahres ebenso zurückgegangen
wie Beschwerden über zu hohe Gebühren oder das
Verlangen der Behörden nach Vorkasse.

Weiter sagt er:

Dies zeigt, dass es sich dabei um Anlaufschwierig-
keiten handelte, das IFG inzwischen in den Behör-
den besser bekannt ist und die Verwaltungen offen-
bar zu einer moderaten Gebührenpraxis gefunden
haben.

So weit Herr Schaar. Wo er recht hat, hat er recht. Man
muss ihn auch einmal loben;


(Gisela Piltz [FDP]: Das passiert ja selten!)


wir haben ja oft genug Anlass, ihn zu kritisieren.

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(C (D Meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen er Fraktionen von FDP und Grünen, Ihr beinahe angeorenes Misstrauen gegenüber unserer Verwaltung ist lso auch beim Informationsfreiheitsgesetz nicht berechigt. Immer bedarf ein Gesetz einer gewissen Anlaufzeit. ie wissen, dass der Bundesbeauftragte bis 2008 einen ericht vorlegen wird, über den wir dann hier in der geohnten Gründlichkeit, Seriosität und Sachlichkeit deattieren werden. Ich bedanke mich herzlich. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608521400

Jetzt spricht Gisela Piltz für die FDP-Fraktion.


Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1608521500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Kollegin Philipp von der CDU, dass Sie keine
ust haben, über dieses Thema zu sprechen, wo Sie doch
iejenigen gewesen sind, die dieses Informationsfrei-
eitsgesetz immer abgelehnt haben, wundert mich nicht.
mmerhin haben Sie Ihre Redezeit nicht ausgeschöpft;
as war sozusagen Ihr eigener Zeitsparbeitrag. Aber wir
ätten uns auch von der CDU/CSU ein wenig mehr Be-
enntnis zur Informationsfreiheit gewünscht und nicht
ur das Herabspulen von Zahlen und von Anlagen zur
eantwortung von Anfragen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Manfred Grund [CDU/CSU]: Können Sie auch etwas zur Sache sagen?)


Denn bei der Informationsfreiheit geht es um mehr als
ur um ein Gesetz. Es ist ein Prinzip, das von der Ver-
altung verinnerlicht werden muss. Informationen und
aten sind für die Verwaltung kein Selbstzweck, son-
ern sie werden im Auftrag der Bürgerinnen und Bürger
rhoben.


(Beifall bei der FDP)


ier fordern wir ein Umdenken. Die Verwaltung ist
icht für sich selbst da, sondern für alle Menschen, die in
iesem Land leben. Informationsfreiheit ist ein gelebter
eil der Demokratie. Von diesem Gedanken haben wir
ns bei diesem Gesetz leiten lassen.


(Rainer Brüderle [FDP]: So ist es!)


Unser Idealbild eines Bürgers sieht so aus: Mündige
ürgerinnen und Bürger kontrollieren die Exekutive. Sie

ind daran interessiert, sich einzubringen, und sie wollen
issen, in welchem Rahmen sie sich engagieren und

eilhaben können. Dafür müssen wir aber etwas tun. Ein
eitrag dazu war das Informationsfreiheitsgesetz.

Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass auf die Ta-
esordnung eine Erfolgsgeschichte des Informationsfrei-
eitsgesetzes hätte gesetzt werden können. Leider ist die
eschichte des IFG eine traurige. Sie ist geprägt vom
isstrauen der Regierung und der Bürokratie gegenüber

en Bürgerinnen und Bürgern. Dabei hat es, wie wir im-






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
mer wieder festgestellt haben, in den Ländern, in denen
ein solches Informationsfreiheitsgesetz zur Anwendung
kam – in den skandinavischen Ländern genauso wie in
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein –, keine
Krise gegeben. Auch die Zahl der Querulanten hat sich
in Grenzen gehalten.


(Beifall bei der FDP)


Es stimmt: Ohne das Parlament gäbe es dieses Gesetz
nicht. Aber auch ohne die FDP, wenn ich das so sagen
darf, gäbe es dieses Gesetz nicht.


(Rainer Brüderle [FDP]: So ist es!)


Denn wir haben in der letzten Legislaturperiode dafür
gesorgt, dass es den Bundesrat passieren konnte.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das stimmt! Meine Anerkennung!)


Deswegen ist uns dieses Gesetz wichtig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


– Ich wollte immer schon einmal Beifall von der SPD
bekommen. Vielen Dank.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: So weit sind wir schon!)


Der Wille des Parlaments ist das eine, die Umsetzung
des Gesetzes ist das andere. Wenn die Verwaltung den
Willen des Parlaments so missachtet, wie sie es heute
mehr oder weniger tut, dann missachtet sie auch den
Willen des Parlaments.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Ein Skandal!)


Die Verwaltung hat zunächst Gebührenbescheide ver-
schickt und 100 Euro für vier Kopien verlangt. Das ist
zwar besser geworden, aber wenn wir das nicht neu re-
geln, wird es solche Problemfälle auch in Zukunft geben.

Wenn die Bürgerinnen und Bürger befürchten müs-
sen, dass ihre Anfrage mit hohen Gebühren beschieden
wird, werden sie keine Anfrage stellen; das ist nun ein-
mal so. Eine Informationsfreiheit, die nicht genutzt wird,
läuft ins Leere.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eine Informationsfreiheit, die davon abhängt, ob man
Geld hat oder nicht, ist mit einem liberalen Rechtsstaats-
und Demokratieverständnis nicht zu vereinbaren.


(Beifall bei der FDP)


Wir brauchen Klarheit, Transparenz und eine Verwal-
tungsvorschrift mit eindeutigen Vorgaben:

Erstens. Gebühren von höchstens 500 Euro können
nicht in jedem Fall kostendeckend sein, weil die Perso-
nalkosten so hoch sind. Hier muss man eine Regelung
finden, die nicht nur darin bestehen darf, dass die eine
oder andere Behörde das in der Praxis anders regelt. Wir
wollen, dass das auf klare Grundlagen gestellt wird.

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(C (D uch der EuGH gibt uns durch seine Rechtsprechung echt. Das zweite Problem ist, dass Vorkasse verlangt wird. uch das ist in einem Rechtsstaat sehr merkwürdig. Das dritte Problem ist die Information über das Inforationsfreiheitsgesetz. So gesehen ist unser Antrag sehr ohl aktuell. Wenn Sie auf die Homepage des Bundesinenministeriums gehen, dann müssen Sie sich von Link u Link weiterklicken: von „Themen A–Z“ über „Verassungsund Verwaltungsrecht“ bis zum „Verwaltungsecht“. Erst dann finden Sie Informationen über das Inormationsfreiheitsgesetz. Das ist nicht praktikabel. Das st nicht informativ. Das ist peinlich, wenn ich der Bunesregierung das einmal so deutlich sagen darf. (Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Auch das, was Sie auf die Frage 8 in einer von den
rünen gestellten Kleinen Anfrage geantwortet haben,

st peinlich. Der Bundesregierung, deren Umweltminis-
erium Geld übrig hat, um ein Flugblatt über die Mops-
ledermaus zu verbreiten, fällt nichts weiter ein, außer
uf die Informationen auf der Homepage des Bundesin-
enministeriums zu verweisen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Mopsfledermaus ist auch wichtig!)


as sind all Ihre Informationen über das Informations-
reiheitsgesetz. Das kann nicht sein. Seit Jahrzehnten
arten wir auf ein Informationsfreiheitsgesetz. Nun ist

s da. Jetzt müssen Sie auch Werbung dafür machen und
ürfen es nicht in der hintersten Ecke verstecken.


(Beifall bei der FDP)


Wir bitten die Bundesregierung nochmals, unseren
edenken Rechnung zu tragen. Ihr Bekenntnis und unser
ekenntnis zur Informationsfreiheit sind notwendig, da-
it dieses Gesetz keine leere Hülle bleibt. Stellen Sie die
eichen, damit die Bürgerinnen und Bürger schnell, un-

ompliziert und ohne abschreckende Gebühren zahlen
u müssen, an Informationen kommen können. Stellen
ie sicher, dass die Behörden kompetent Auskunft ertei-

en. Setzen Sie vor allen Dingen den Willen des Parla-
ents konsequent um.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608521600

Jetzt hat Michael Bürsch das Wort für die SPD-Frak-

ion.


Dr. Michael Bürsch (SPD):
Rede ID: ID1608521700

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Es gibt noch die große Gemeinsamkeit in diesem
ohen Hause. Diese besteht darin, dass wir alle stolz
nd froh sind, dass es ein Informationsfreiheitsgesetz
ibt. Dort heißt es:






(A) )



(B) )


Dr. Michael Bürsch
Jeder hat … gegenüber den Behörden des Bundes
einen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informa-
tionen.

So schön und so klar ist es in § 1 des Informationsfrei-
heitsgesetzes formuliert. Ich nutze die Gelegenheit, nach
gut einem Jahr zu sagen: Das Informationsfreiheitsge-
setz, IFG, bringt Transparenz in die Behördenvor-
gänge. Es ist ein wichtiger Beitrag zur Demokratie und
stellt ein essenzielles Bürgerrecht dar; darüber gibt es
gar keinen Zweifel. Ich bin froh, dass es dieses Gesetz
gibt. Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich, dass die
FDP im Juni/Juli 2005 das Zustandekommen dieses Ge-
setzes ermöglicht hat. Ich darf heute die letzte große
Volkspartei im Boot begrüßen: Auch die CDU/CSU ist
mittlerweile ein Anhänger dieses Gesetzeswerks. Die
Rede von Frau Philipp hat bewiesen, dass auch sie froh
ist, dass es ein solches Gesetz gibt.

Nun zu den heute zur Abstimmung anstehenden An-
trägen. Ich stimme meiner Koalitionskollegin hundert-
prozentig zu: Es geht nur um Kostenfragen. In ihren
Anträgen verlangen FDP und Grüne eine „bürgerfreund-
liche Kostenregelung für das Informationsfreiheitsge-
setz“ bzw. „niedrige Gebühren“. Die Praxis nach einem
Jahr Informationsfreiheitsgesetz zeigt: Diese Forderun-
gen sind erfüllt. Ich kann mich dabei – genauso wie Frau
Philipp – auf eine neutrale, objektive Quelle berufen.
Der Bundesbeauftragte für die Informationsfreiheit hat
Ende 2006, also ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes,
erklärt, dass es auf Bundesebene zu Beginn zwar in Ein-
zelfällen Anlaufschwierigkeiten gab, dass aber „die Ver-
waltungen offenbar zu einer moderaten Gebührenpraxis
gefunden haben“. Sicherlich gab es zu Beginn in Einzel-
fällen Schwierigkeiten. Meine Nachrednerinnen werden
vielleicht noch weitere Einzelfälle nennen können.


(Petra Pau [DIE LINKE]: Als hätte er es gewusst!)


Aber es verhält sich hier genauso wie mit der Geschwin-
digkeitsbegrenzung: Wenn irgendwo 50 km/h vorge-
schrieben sind, wird es immer ein paar Missetäter geben,
die 75 km/h fahren. Dafür gibt es aber Gesetze. Auch
hier sind die Kosten klar geregelt, genauso wie die Tat-
sache, dass Vorkasse zu leisten ist und Gebühren nicht
addiert werden dürfen.

Mein Fazit lautet: Nach Maßgabe von § 10 des Infor-
mationsfreiheitsgesetzes erheben die Bundesbehörden
angemessene Gebühren für Informationsbegehren der
Bürgerinnen und Bürger. Niemand wird durch erhöhte
Gebühren davon abgeschreckt, seine Rechte auf Infor-
mation wahrzunehmen. Das Bundesinnenministerium
hat zugesagt, darauf zu achten, dass die Bundesbehörden
auch in Zukunft eine angemessene Gebührenpolitik be-
treiben. Auf diese Zusage setzen wir von der SPD. Ich
glaube, darauf kann auch das Hohe Haus setzen.

Es gibt eine Erkenntnis von Goethe, die da lautet: Ge-
tretener Quark wird breit, nicht stark. – Ich schließe
meine Ausführungen an dieser Stelle.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Dann erteile ich jetzt das Wort der Kollegin Petra Pau ür Die Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Überraschen wir uns damit, was möglich ist.“ Das war er Leitsatz von Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Neuahrsansprache. Ich würde mich heute von der Union nd der SPD gerne überraschen lassen. Aber nach den usführungen meiner Vorredner ist klar, dass sie diese berraschung nicht wollen, das heißt, dass sie nicht für och mehr Demokratie und Bürgerrechte stimmen wolen. Aber genau darum geht es in der heutigen Debatte. as Informationsfreiheitsgesetz soll entfesselt und die echte der Bürgerinnen und Bürger sollen gestärkt weren. Darauf zielen die vorliegenden Anträge der FDP nd des Bündnisses 90/Die Grünen, und genau das will uch die Fraktion Die Linke. Wir wollen, dass das Geetz das bewirkt, was es vorgibt, nämlich Informationsreiheit – und zwar für alle – statt Geheimniskrämerei. Das Informationsfreiheitsgesetz sollte jeder Bürgerin nd jedem Bürger zu umfangreichen Einsichten verelfen. Sie sollen Auskünfte erhalten, Akten einsehen nd Planungen nachvollziehen können, und zwar mögichst ausnahmslos, umgehend und bürokratiefrei. Das ar der Sinn, als der Bundestag vor zwei Jahren endlich ieses Gesetz schuf. Aber – auch das gehört zur Geschichte – die Schöpfer atten das Informationsfreiheitsgesetz zugleich mit ühlsteinen behängt. Einer bewirkt: Wer Auskunft be ehrt, soll dafür zahlen, und zwar bis zu einer Oberrenze – davon war schon die Rede – von 500 Euro. Das st mehr, als manch einer überhaupt zur Verfügung hat. o gilt auch hier: Wer arm dran ist, wird auch noch seier Bürgerrechte beraubt. ie Kollegin Piltz hat bereits darauf hingewiesen. Jeand, der mit jedem Cent rechnen muss, wird sich über egen, ob er eine Auskunft verlangt oder ob er das Geld ieber für seinen Lebensunterhalt verwendet. (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Aber das bezieht sich doch immer auf den Verwaltungsaufwand! Es sind nicht immer abstrakt 500 Euro!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608521800

(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608521900

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Inzwischen gibt es praktische Erfahrungen mit dem
esetz, Kollege Bürsch. Anders, als es Kollegin Philipp
argestellt hat, überwiegen die schlechten die guten Er-
ahrungen. Es ist schließlich nicht zu rechtfertigen, wenn
um Beispiel das Auswärtige Amt für eine Auskunft in
orm von vier Fotokopien 100 Euro begehrt.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das war nur ganz zum Anfang! Das wurde breitgetreten und schon hundertmal zitiert!)


as ist keine Information für freie Bürger, sondern
ucher. Genau das ließe sich ausschließen, wenn Sie es






(A) )



(B) )


Petra Pau
heute alle wollten und den vorliegenden Anträgen zu-
stimmen würden.

Die Oppositionsparteien – FDP, die Linke und Bünd-
nis 90/Die Grünen – sind sich einig wie selten: Wir wol-
len Informationsfreiheit. Aber schon in den Ausschuss-
beratungen hat sich gezeigt, dass sich die CDU/CSU und
die SPD standhaft gegen die Beseitigung der Mühlsteine
wehren. Im Protokoll ist unter dem Stichwort „Lösun-
gen“ festgehalten: Ablehnung der Anträge.

Heute wollte ich mich überraschen lassen, ob wenigs-
tens die Abgeordnete Dr. Merkel die Neujahrsansprache
der Kanzlerin Dr. Merkel verstanden hat.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Hochgegriffen!)


Sie hätte heute die Chance gehabt, sich von den rück-
wärtigen Diensten der Großen Koalition zu emanzipie-
ren und mit der Opposition für Informationsfreiheit zu
stimmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie ist leider in Brüssel. Sie haben aber die Möglichkeit,
liebe Kollegen aus der Koalition, das stellvertretend für
Frau Merkel zu tun.

Ich halte es mit Faust: „Der Worte sind genug ge-
wechselt.


(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das stimmt!)


Lasst mich endlich Taten sehen!“ Ich befürchte nur, dass
Ihr Faust wieder recht behalten wird: „Die Botschaft
hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ So geht es in-
zwischen vielen, wenn sie Silvester wohlfeile Reden hö-
ren. Das schafft nur eines, nämlich Demokratieverdruss,
den wir überhaupt nicht gebrauchen können. Deshalb
fordere ich Sie auf: Kehren Sie um, und stimmen Sie den
Anträgen der Kollegen zu!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608522000

Jetzt hat die Kollegin Silke Stokar das Wort für die

Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dass
wir heute betonen und feiern müssen, dass eine einfache
Anfrage an die Verwaltung gebührenfrei ist, ist ein pein-
liches Indiz für den Stand der Verwaltungsreform auf
Bundesebene. Für mich ist es selbstverständlich, dass ein
Bürger oder eine Bürgerin, die eine Frage an die Verwal-
tung haben, nicht erst einen Kostenbescheid, sondern
eine Antwort erhalten.

Ich will meine kurze Redezeit nutzen, um die Kritik,
die wir nach wie vor an der Kostenverordnung zum
Informationsfreiheitsgesetz haben, noch einmal im De-
tail zu begründen. Nach wie vor ist eine Anfrage nach
dem Informationsfreiheitsgesetz teurer als eine Anfrage
nach dem Umweltinformationsgesetz. Wie wollen Sie

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(C (D as den Bürgerinnen und Bürgern erklären? Wir haben chon auf dieser Ebene zwei völlig unterschiedliche Geührenordnungen. Ich möchte auch etwas zu den Auskünften sagen, die ürgerinnen und Bürger erhalten, die eine etwas komlexere Frage als die nach einem einfachen Verwaltungsorgang stellen. Sie erhalten nach wie vor die Auskunft: hre Anfrage kann Gebühren zwischen 15 und 500 Euro rzeugen. Darüber hinaus sind eventuell entstehende uslagen erstattungspflichtig. – Das ist auch heute noch ine Auskunft, die fragende Bürgerinnen und Bürger beommen. Ich bleibe dabei: Eine solche Auskunft ist kein nreiz zum freien Informationszugang, sondern ab chreckend. Wir freuen uns natürlich, dass das Informationsfreieitsgesetz des Bundes mittlerweile in sechs weiteren undesländern existiert. Aber wie wollen Sie erklären Herr Kollege Bürsch, auch Sie sind doch für Bürokra ieabbau zuständig –, dass in Deutschland eine Heerchar von Bediensteten des öffentlichen Dienstes damit eschäftigt ist, zu ergründen, was die Übermittlung einer om Staat erstellten DIN-A4-Kopie an die Bürgerinnen nd Bürger wohl im Einzelnen kosten könnte? Auf Bunesebene gibt es mindestens drei verschiedene Gebühenordnungen für diesen Vorgang, und in jedem Bundesand kommt die Heerschar von Bediensteten des ffentlichen Dienstes wiederum zu anderen Ergebnissen. as ist keine bürgerfreundliche Gebührenordnung; vielehr macht sich der öffentliche Dienst damit lächerlich. ir fordern nach wie vor eine bürgerfreundliche und inheitliche Gebührenordnung für den Informationszuang zu Vorgängen in der öffentlichen Verwaltung. Lassen Sie mich zum Schluss einen Vorschlag mahen. Im Informationsfreiheitsgesetz gibt es die Anreung – so können Sie Kosten sparen –, einfache Verwalungsvorgänge in das Internet zu stellen, damit ein lick ausreicht, um die Information über die Akten zu ekommen, auf die Bürgerinnen und Bürger Anspruch aben, ohne lange Anfragen zu stellen. Nicht ein Miniserium hat diese Anregung umgesetzt. Ein letzter Hinweis zu den Anfragen – das sollten Sie, eine Damen und Herren von der SPD, auswerten –: Es ind in erster Linie Journalisten, die Anfragen zu komlexen Themen stellen, weil hinter ihnen eine Redaktion teht, die das Kostenrisiko trägt. Viele Anfragen komen auch aus Verbänden. Es ist den Widersprüchen, die iese Personen eingelegt haben, zu verdanken, dass in inzelfällen von den hier genannten horrenden Gebüh enforderungen wieder Abstand genommen worden ist. s ist also nicht die Gebührenordnung des BMI, die bürerfreundlich ist, sondern es ist der Widerstand der Bürerinnen und Bürger gegen eine völlig unsinnige Gebühenordnung gewesen, der zum Einlenken geführt hat. as halten wir nach wie vor nicht für richtig. Danke schön. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Innenausschusses auf Drucksache 16/2161. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/659 mit dem Titel „Der Informationsfreiheit durch transparente und niedrige Gebühren zum Durchbruch verhelfen“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der FDP und der Linken bei Enthaltung der Fraktion des Bündnisses 90/ Die Grünen angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/580 mit dem Titel „Bürgerfreundliche Kostenregelung für das Informationsfreiheitsgesetz“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist auch diese Beschlussempfehlung bei Zustimmung der Koalition, Ablehnung durch die Fraktion Die Linke und die Fraktion des Bündnisses 90/ Die Grünen und Enthaltung der Fraktion der FDP angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja Kipping, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Verdeckte Armut bekämpfen – Rechte wahrnehmen, unabhängige Sozialberatung ausweiten und Selbsthilfeinitiativen unterstützen – Drucksache 16/3908 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Es ist verabredet, eine halbe Stunde zu debattieren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Ich erteile das Wort der Kollegin Katja Kipping für Die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Immer mehr Menschen in diesem Land leben in Armut. Da können wir nicht einfach tatenlos zusehen. Hier müssen wir handeln. Wenn wir über Armut reden, dann müssen wir uns auch mit dem Problem „verdeckte Armut“ beschäftigen. 2,5 Millionen Menschen leben in Deutschland in Armut. Das heißt, sie hätten laut Gesetz zwar Anspruch auf Sozialleistungen, stellen aber keinen Antrag. Warum? Die Bundesregierung ist der Meinung, diese Menschen verzichten freiwillig darauf, weil sie den Bezug von Sozial l d E l c Ü d z l a A B d l n e D z C B d z z v r d f H n v m b v v P S d M s d d ö s S I (C (D eistungen vermeiden wollen. Deswegen sieht die Bunesregierung keinen Handlungsbedarf. Glauben Sie im rnst, dass 2,5 Millionen Menschen freiwillig in Askese eben? Die Wissenschaftlerin Irene Becker hat die persönlihen Ursachen von verdeckter Armut untersucht. Im brigen hat die Bundesregierung ihre Kompetenz bei er Erarbeitung des Armutsund Reichtumsberichts sehr u schätzen gewusst. Das Ergebnis dieser Wissenschafterin ist eindeutig: Die Menschen verzichten nicht nur us Bescheidenheit; die Gründe reichen vielmehr von ngst vor Stigmatisierung über schlechte Erfahrung mit ehörden bis hin zur Unkenntnis, auch wenn die Bunesregierung das nicht wahrhaben möchte. Nur ein Beeg für Unkenntnis: 57 Prozent der verdeckt Armen meien, man müsse Sozialhilfe zurückzahlen, wenn es inem besser gehe. Wir wissen, dass das ein Irrtum ist. Zu den politischen Ursachen von verdeckter Armut. a ist an erster Stelle der repressive Charakter Ihrer So ialpolitik, meine Damen und Herren von SPD und DU/CSU, zu nennen. Wer heute einen Antrag auf den ezug von Sozialleistungen stellt, muss womöglich mit em Besuch von Sozialdetektiven rechnen, die im Einelfall nicht davor zurückschrecken, die Nachbarn ausufragen. Eine solche Praxis steigert natürlich die Angst or Stigmatisierung und führt dazu, dass Menschen daauf verzichten, einen Antrag zu stellen. Arbeitsmarktinstrumente wie Weiterbildung sollten en Menschen eigentlich helfen, wieder eine Stelle zu inden. Aber dieses Anliegen rückt immer mehr in den intergrund. Anstatt Menschen mit Eingliederungsmaßahmen bei der Jobsuche aktiv zu helfen, geht es doch or allen Dingen nur noch um Abschreckung. Die Linke eint: Dies muss sich schleunigst ändern. (Beifall bei der LINKEN – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das mit Ihrem Antrag zu tun? – Ute Kumpf [SPD]: Katastrophenmalerei!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608522100

(Beifall bei der LINKEN)

Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608522200

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Rolf Stöckel [SPD]: Wir handeln ja!)


Besonders hoch ist die Quote der verdeckten Armut
ei den Niedriglöhnern. Hier würde ein Mindestlohn
on 8 Euro die Stunde helfen. Meine Damen und Herren
on der SPD, ich fordere Sie auf, sich einmal in einem
unkt durchzusetzen – es wird Zeit –; vielleicht setzen
ie sich mit Ihrer Forderung nach Einführung eines Min-
estlohns endlich durch.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


it einem Mindestlohn und mit einer repressionsfreien
ozialen Grundsicherung könnte man das Problem „ver-
eckte Armut“ bei der Wurzel packen.

Ein erster Schritt wäre, zumindest dafür zu sorgen,
ass die Erwerbsloseninitiativen in den Beiräten der
rtlichen Arge und der örtlichen Jobcenter vertreten
ind.


(Beifall bei der LINKEN)


ie sind in einigen Städten vertreten, aber nicht überall.
ch finde, sie sollten überall vertreten sein; denn die






(A) )



(B) )


Katja Kipping
Kompetenz der Betroffenen ist viel zu wertvoll, als dass
die Argen darauf einfach verzichten können.

Außerdem brauchen wir endlich einen Rechtsan-
spruch der Bedürftigen auf eine unabhängige Bera-
tung. Gegenwärtig berät genau die Stelle, die auszahlen
soll. Es liegt doch aber auf der Hand, dass die zahlende
Stelle andere Interessen hat als diejenigen, die einen An-
spruch auf Leistung haben. Wenn Sie sich eine Wasch-
maschine kaufen wollen, dann fragen Sie doch auch
nicht nur beim Hersteller nach, sondern nutzen unabhän-
gige Institute wie die Stiftung Warentest. Die Linke
meint: Das Recht auf eine unabhängige Beratung muss
auch für Niedriglöhner und Erwerbslose gelten, wenn es
um die Sicherung ihrer Existenz geht.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich fasse zusammen: Verdeckte Armut ist ein zentra-
les Problem. Handeln tut hier not. Wir haben Ihnen ver-
schiedene Lösungsansätze unterbreitet. Ich kann Sie nur
auffordern, dass wir uns in den gemeinsamen Beratun-
gen auf den Weg machen, Lösungen für dieses große
Problem zu finden.

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608522300

Das Wort hat jetzt der Kollege Karl Schiewerling für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1608522400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! „Verdeckte Armut bekämp-
fen“ ist der Titel des Antrags der Fraktion Die Linke und
der Anlass dieser Debatte. Verdeckte Armut bekämpfen,
wollen Sie das wirklich? Ich jedenfalls glaube Ihnen das
nicht.

Verdeckte Armut wollen Sie damit bekämpfen, dass
Sie einen Achtpunktekatalog mit viel Verwaltung auf-
stellen. In Wirklichkeit verfolgen Sie mit diesem Kata-
log nichts anderes als eine Verfestigung der SGB-II-
Strukturen. In Ihrem Antrag verlieren Sie kein Wort
darüber, wie Sie die Menschen in den Arbeitsmarkt inte-
grieren wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rolf Stöckel [SPD])


Sie zeigen vielmehr, wie die Menschen möglichst lange
in dem System bleiben können.

Ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Menschen
ihre Rechte nicht kennen. Über 100 000 Klagen vor den
Sozialgerichten sprechen eine andere Sprache.

Was Sie wollen, ist eine ausdifferenzierte Verwal-
tungsstruktur für SGB-II-Empfänger.


(Abg. Katja Kipping [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


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(C (D it einem neuen und künstlich aufgeblähten Apparat on nebenstaatlichen Institutionen, mit mehr Klagen und erichtsverfahren und mit einem schon fast krankhaften isstrauen gegenüber den Mitarbeitern unserer Behör en wollen Sie angeblich Armut bekämpfen. Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage – – Nein. Es gibt in unserem Land Armut. Aber glauben Sie irklich, dass Sie mit diesem Antrag die Armut bekämp en können? Nein, Sie schüren Sozialneid, rütteln an den rundfesten unseres Sozialsystems und entmündigen en einzelnen Menschen, mehr nicht. rmut bekämpfen Sie noch nicht einmal im Ansatz. Das Beste gegen Armut ist Arbeit. Armut kann mit ut und Motivation, mit Förderung und Qualifikation owie mit der Stärkung von Selbstvertrauen und Eigenerantwortung bekämpft werden. Dazu – das verkenne ch nicht, und das verkennen wir nicht – ist allerdings ilfe nötig. Doch diese Aspekte sind Ihnen völlig fremd, eil sie nicht Ihrem Menschenbild entsprechen. „Eigenerantwortung“ und „Eigeninitiative“ sind Begriffe, die hr Wortschatz nicht umfasst. (Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Wir kennen „Solidarität“!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608522500
Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1608522600

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie versprechen den Menschen einen Staat, der sich um
lles kümmert. Doch dieser angeblich rundum versor-
ende Staat existiert nicht. Ich sage Ihnen: Er darf auch
icht existieren, weil er die Menschen entmündigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Florian Toncar [FDP])


Unser Sozialstaat steht weiterhin vor großen Heraus-
orderungen; das ist richtig. Neben der demografischen
ntwicklung hat vor allen Dingen eine zunehmende In-
ividualisierung in unserer Gesellschaft zu einer Legiti-
ationskrise des Sozialstaats geführt. So glaubten in

er Vergangenheit viele, dass anstelle von Familien der
ozialstaat eintreten könnte. Man forderte umfassenden
ozialen Schutz, der alle Lebensrisiken absichert. Man
rwartete vom Staat alles und jedes. Aber ohne Gegen-
eistung, meine Damen und Herren, sind Staat und Ge-
ellschaft überfordert.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Sozialabbau führt zu einer Legitimationskrise!)


Solidarität ist keine Einbahnstraße.


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Natürlich ist das eine Einbahnstraße!)


ur Gerechtigkeit in unserem Land muss jeder Einzelne
m Rahmen seiner Möglichkeiten seinen Beitrag leisten
nd Verantwortung übernehmen. Nur so wird wirklich






(A) )



(B) )


Karl Schiewerling
soziale Gerechtigkeit erreicht. Vor den Satz „Er hatte ein
Recht auf …“ gehört der Satz: „Ich habe die Pflicht
zu …“.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Florian Toncar [FDP])


Nur wenn jeder Einzelne Verantwortung übernimmt,
kann man strukturellen Ungleichheiten entgegenwirken.
Dass es diese gibt, verkenne ich nicht.

Ja, es gibt große Armut im Land. Viele Menschen le-
ben in bescheidenen, sehr bescheidenen, ja, in harten
Verhältnissen. Dazu gehören alleinerziehende Mütter,
die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, weil
allzu oft die Exmänner den Unterhalt verweigern. Dazu
gehören Frauen, die oftmals unter immensem Druck ste-
hen, weil sie nicht selten halbtags arbeiten und zugleich
noch den Haushalt und die Kinderbetreuung zu meistern
haben.

Ich sehe aber auch jene Menschen, die in dritter Ge-
neration von Sozialtransfers leben und die dringend ei-
ner konsequenten persönlichen Unterstützung bedürfen,
um aus dieser Situation herauszukommen. Da helfen
keine zusätzlichen Behörden und keine Gerichte; da hilft
nur eine auf den Einzelfall bezogene persönliche Unter-
stützung.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Und ansonsten: Vergelt’s Gott!)


In einer Solidargemeinschaft verpflichtet sich jeder Ein-
zelne, seinen Beitrag zu leisten. Jeder oder jede tut das,
was er oder sie mit seinen bzw. ihren Fähigkeiten leisten
kann; denn Solidarität ohne Eigenleistung und Eigenver-
antwortung funktioniert nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Florian Toncar [FDP])


Dieses Verhältnis von Solidarität und Eigenverant-
wortung bestimmt, ob und inwieweit unsere Gesell-
schaft sozial gerecht ist. Chancen- und Teilhabegerech-
tigkeiten definieren diese soziale Gerechtigkeit. Wir
müssen für alle gleiche Startbedingungen schaffen, da-
mit der Einzelne die Möglichkeit erhält, durch eigene
Leistung im Leben voranzukommen und jene gesell-
schaftliche Stellung zu erreichen, die er sich wünscht
und die seinen bzw. ihren Fähigkeiten entspricht.

Das erreichen wir mit Ihrem Antrag mit Sicherheit
nicht. Vielmehr müssen wir in Bildung, in die Köpfe und
Herzen der Menschen investieren. Wir müssen sie an
Bildung teilhaben lassen. Vor allem Kinder mit Migra-
tionshintergrund und aus bildungsfernen Schichten müs-
sen so früh wie möglich unsere Unterstützung erhalten.
Nur auf diese Weise können wir den genannten Sozial-
hilfekarrieren entgegenwirken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Das wissen wir seit Jahren, aber nichts passiert!)


Wir müssen allen Arbeitslosen sofort ein Angebot un-
terbreiten, damit die Menschen nicht lange arbeitslos
sind.

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(C (D ass das funktioniert, hat unlängst, in jüngster Verganenheit, die Kurstadt Bad Schmiedeberg im Südosten achsen-Anhalts gezeigt. Innerhalb weniger Wochen urde dort die Zahl der Arbeitslosen im Rahmen der ürgerarbeit halbiert. Hier wird Arbeitslosigkeit nicht ls naturgegebenes Schicksal hingenommen. Arbeitslose enschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum Chan en haben, erhalten eine gemeinnützige Beschäftigung n Vereinen, in der Kirche, in der Jugendoder Seniorenetreuung. Statt zusätzliche Behörden und Rechtsbeitände zu schaffen, werden die Menschen hier an die and genommen. In intensiven Beratungsgesprächen tellt sich schnell heraus, welche Chancen sie haben. Fianziert wird das Ganze – das ist spannend – aus dem opf für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen der Arbeitsgentur. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Sehr vernünftig! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Und aus dem Europäischen Sozialfonds!)


(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Bla, bla, bla!)


as Land Sachsen-Anhalt übernimmt die Arbeitgeber-
nteile zur Sozialversicherung. Je nach Qualifikation er-
alten die Menschen zwischen 675 und 975 Euro brutto
m Monat. Wissen Sie, was das Tollste ist? Die Bürgerar-
eiter freuen sich über Arbeit und Lohn. Sie freuen sich,
ass sie in unserer Gesellschaft wieder gebraucht wer-
en.

Außerdem sinken die Kosten; denn den Ausgaben für
ie Bürgerarbeit stehen Einsparungen gegenüber: Die
rbeitsagentur gibt für die sogenannten passiven Leis-

ungen wie das Arbeitslosengeld und die Sozialbeträge
eniger aus, und die Gemeinde spart bei den Kosten für
nterkunft und Heizung. Das Allerbeste ist aber, dass
0 Prozent der Bürgerarbeiter in relativ kurzer Zeit in
en ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das ist doch super!)


o schafft man Arbeit, und so bekämpft man Armut!

Der Arbeitsmarkt kommt in Bewegung.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Machen Sie ein passendes Gesetz dazu! Das wäre ein Fortschritt!)


ie Arbeitslosigkeit nimmt deutlich ab, und die Zahl der
ozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze steigt. Auch
angzeitarbeitslose profitieren davon, aber längst nicht

n dem Maße, wie wir uns das wünschen.


(Abg. Katja Kipping [DIE LINKE] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608522700

Herr Kollege, möchten Sie jetzt eine Zwischenfrage

ulassen?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1608522800

Nein.






(A) )



(B) )


Karl Schiewerling

(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Vielleicht eine andere?)


Den Langzeitarbeitslosen wollen wir eine Perspektive
bieten und sie in Arbeit bringen. Gerade erst hat sich die
Große Koalition auf einen staatlich bezuschussten Kom-
bilohn für die mehr als 50 000 jungen Arbeitslosen unter
25 Jahren verständigt.

Auch den Niedriglohnsektor wollen wir regeln. Insbe-
sondere die Hinzuverdienstgrenze bei Leistungen nach
dem SGB II müssen wir ändern. Vor allem müssen wir
einen Anreiz für Arbeit setzen: Arbeit muss sich lohnen;
die Empfänger sollen nicht nur so viel hinzuverdienen,
dass sie den Anspruch auf Arbeitslosengeld II verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir gehen die Probleme auf dem Arbeitsmarkt an.
Was wir brauchen, sind nicht möglichst viele Rechtsbei-
stände in jeder Amtsstube und auch keine staatliche Fi-
nanzierung von Interessengruppen, wie es in Ihrem An-
trag steht. Wir wollen Armut bekämpfen. Was wir
brauchen, sind fördernde Strukturen und Initiativen wie
in Bad Schmiedeberg und in anderen Orten, damit Lang-
zeitarbeitslose wieder in Arbeit kommen und keine Ver-
krustung von Grundsicherungsstrukturen entsteht.

Ich danke Ihnen herzlich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sehr gut, Karl!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608522900

Zu einer Kurzintervention erteile ich jetzt das Wort

der Kollegin Katja Kipping.


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608523000

Herr Schiewerling, Sie sagten: Das beste Mittel gegen

Armut ist Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dazu kann ich nur sagen: Leider müssen wir zur Kennt-
nis nehmen, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu-
nimmt.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)


Auch Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass Ihr Satz für
immer mehr Menschen in diesem Land nicht zutrifft,
weil die Zahl derjenigen, die von früh bis spät arbeiten
und trotzdem unterhalb der Armutsgrenze leben, deut-
lich zunimmt. Das haben wir in unserem Antrag ausge-
führt. Das ist durch wissenschaftliche Studien belegt.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Stimmt nicht!)


Zweitens. Wenn Sie uns hier vorwerfen, dass wir in
diesem Antrag keine Vorschläge unterbreiten, wie wir
Menschen in Arbeit bringen können, dann kann ich Sie
an dieser Stelle nur noch einmal daran erinnern: Seit
September 2006 liegt ein Antrag meiner Fraktion für ei-

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(C (D en öffentlichen Beschäftigungssektor vor. Eine unerrägliche Blockadeund Verschleppungspolitik von DU/CSU und SPD im Ausschuss für Arbeit und Sozia es hat dazu geführt, dass wir leider erst am 7. Mai dieses ahres in der Lage sind, eine Anhörung dazu durchzuühren. Sie haben diesen Modellversuch gepriesen. Da kann ch nur sagen: Wenn es Ihnen mit dem Lob für diesen odellversuch ernst ist – die Leute bekommen dabei übigens echt schlechte Löhne –, dann sorgen Sie endlich urch ein Bundesgesetz dafür, dass öffentliche Beschäfigung flächendeckend eingeführt werden kann. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Alles falsch! Null Punkte!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608523100

Herr Kollege Schiewerling.


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1608523200

Frau Kipping, erstens nimmt die Langzeitarbeitslosig-

eit nicht zu, sondern die Arbeitslosigkeit nimmt ab.
ehmen Sie das zur Kenntnis.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Das ist der Unterschied zwischen Langzeitarbeitslosen und Arbeitslosen! – Gegenruf des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Gut, dass Sie alles wissen!)


Der zweite Punkt, Frau Kollegin Kipping: Es gibt
iele Leute, die Statistiken lesen können. Auch wir kön-
en das, nicht nur Sie. Ich würde Ihnen raten, bei der Ge-
amtbeurteilung einmal etwas vorsichtiger zu sein.

Ich kenne die Hintergründe Ihrer Arbeit. Sie brauchen
ieses Thema, um sich auf dem Rücken der Arbeitslosen
ls Partei zu profilieren, und zwar gegen alle anderen.
ie haben kein anderes Interesse.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


ie spielen sich auf als diejenigen, die als einzige die
ahrheit haben.

Ich sage Ihnen: Erstens beginnt die verfestigte Lang-
eitarbeitslosigkeit aufzubröckeln. Die Langzeitarbeits-
osigkeit geht zurück. Zweitens verweise ich auf das,
as ich Ihnen über Bad Schmiedeberg vorgetragen habe.
ieses Projekt erfolgt im Rahmen der bestehenden
GB-II-Strukturen, im Rahmen dessen, was vorgegeben

st, und zwar mit Unterstützung aller Beteiligten. Wir
rauchen dazu keine zusätzliche Anhörung. Wir brau-
hen kein zusätzliches Instrument. Wir kommen mit den
orhandenen Instrumenten prima aus. Wir müssen sie
ur richtig einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Aber Sie können doch in jedem Land nur zwei Projekte machen!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608523300

Jetzt hat Heinz-Peter Haustein das Wort für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1608523400

Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Da-

men und Herren! Der zur Debatte stehende Antrag der
Linken trägt die Überschrift „Verdeckte Armut bekämp-
fen“. Der Antrag verweist in hohem Maße auf verdeckte
Armut. Es ist die Rede von 5 Millionen Bedarfsgemein-
schaften, die eine Berechtigung haben, Leistungen zu
beziehen, und von nur 4,1 Millionen, die tatsächlich
Leistungen erhalten. Es werden Maßnahmen vorgeschla-
gen, um den 900 000 Bedarfsgemeinschaften, die zwar
einen Anspruch haben, aber keine staatlichen Leistungen
erhalten, diese zu ermöglichen.

Aber dadurch, dass die Menschen in größerem Um-
fang staatlich alimentiert werden, ist die Ursache von
Armut nicht bekämpft. Damit bekämpfen Sie die Verde-
ckung der Armut, nicht aber die verdeckte Armut. Dieser
Titel führt also in die Irre.

Wir als FDP haben das Fortentwicklungsgesetz aus
guten Gründen abgelehnt. Aber wenn Sie in Ihrer An-
tragsbegründung indirekt unterstellen, das Gesetz hätte
die offensichtliche Funktion, Leistungsberechtigte von
der Beantragung staatlicher Leistungen abzuschrecken,
muss ich gleich eines klarstellen. Sie zitieren als Beleg
in der Begründung:

„Die frühzeitige Unterbreitung von Eingliederungs-
angeboten ist ein geeignetes Mittel, ... die Bereit-
schaft des Hilfesuchenden zur Arbeitsaufnahme zu
überprüfen.“

Ich sage Ihnen: Im Interesse aller Menschen, die red-
lich ihrer Arbeit nachgehen und mit Steuern und Beiträ-
gen staatliche Sozialleistungen ermöglichen, muss es
verantwortungsvolle Praxis sein, die Bereitschaft zur
Arbeitsaufnahme, wenn Angebote vorliegen, einzufor-
dern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie zitieren eine Studie, die als einen Faktor für die
Nichtinanspruchnahme von Leistungen mangelnde
Kenntnisse der Rechtslage angibt. Daraus leiten Sie die
Notwendigkeit für eine unabhängige Rechtsberatung ab.
Sie vermitteln den falschen Eindruck, nämlich den, dass
die Mitarbeiter der Argen die Anspruchsberechtigten
nicht ausreichend oder sogar falsch beraten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das ist nicht fair!)


Das kann man so nicht stehen lassen. Vielmehr ist
Unkenntnis über die Berechtigung zu einer Leistung
Ursache der Nichtinanspruchnahme, nicht eine falsche
Beratung. So heißt es auch in der von Ihnen zitierten
Studie von Irene Becker:

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(C (D ... möglicherweise ist die Differenz auf Teilzeitoder geringfügig Beschäftigte zurückzuführen, die ihren ... Anspruch auf ergänzende Leistungen nach dem SGB II nicht kennen. as heißt, die Menschen wissen nichts von ihrem Anpruch. Daraus abzuleiten, sie seien falsch beraten woren, ist nicht hinnehmbar. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


m Gegenteil: Eigeninitiative ist nicht zu ersetzen. Den
ang zu einer Arge zur Anspruchsprüfung kann den
enschen keiner abnehmen, auch nicht der unabhängige
echtsberater. Weder beraten die Mitarbeiter der Argen

alsch, noch ist es staatliche Intention, Menschen von der
eistungsbeantragung abzuschrecken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Woher Sie das Geld zur Deckung der Kosten für diese
nabhängige Rechtsberatung nehmen wollen, ver-
chweigen Sie völlig.


(Zurufe von der LINKEN)


Lassen Sie mich zu dem kommen, worum es gehen
üsste, zur Bekämpfung der verdeckten Armut; denn

ass es verdeckte Armut gibt, bestreitet niemand.


(Zuruf von der LINKEN: Aha!)


azu brauchen wir keine Studie. Es gibt Menschen, die
ollzeitbeschäftigt sind und trotzdem so wenig verdie-
en – in meinem Wahlkreis im Erzgebirge sind es
5 Prozent –, dass sie ergänzendes ALG bekommen. So
ann es nicht sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s muss sich wieder lohnen, arbeiten zu gehen. Es muss
ieder das Gleichgewicht hergestellt werden.


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Mindestlohn einführen!)


Dem Lohnabstandsgebot muss wieder zum Durch-
ruch verholfen werden. Es darf nicht sein, dass jemand,
er arbeitet und sich redlich bemüht, seine Familie zu er-
ähren, am Ende weniger übrig behält als jemand, der zu
ause ist und sich auf die Solidargemeinschaft verlässt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir brauchen eine konsequente Entlastung. Es muss von
em Erarbeiteten mehr übrig bleiben. Es muss der An-
eiz verstärkt werden, sich wenigstens mit kleinen Be-
chäftigungsverhältnissen teilweise selbst zu ernähren
nd so die Chance zu erhalten, wieder in ein reguläres
eschäftigungsverhältnis zu kommen.

Unser Bürgergeldkonzept liegt ebenso auf dem
isch wie Vorschläge zu den nötigen Flexibilisierungen

m Tarif- und Arbeitsrecht. Das ist alles schon vorhan-
en. Geben wir den Menschen mehr Freiraum, eigenver-






(A) )



(B) )


Heinz-Peter Haustein
antwortlich für ihr Leben zu sorgen! Damit tun wir das
Beste zur Bekämpfung der Armut. Kämpfen wir für Bü-
rokratieabbau, für mehr Investitionen, eben nicht für die
Verwaltung der Arbeitslosigkeit, sondern für mehr Ar-
beitsplätze!

In diesem Sinne ein herzliches Glückauf aus dem Erz-
gebirge!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608523500

Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Rolf Stöckel

für die SPD-Fraktion.


Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1608523600

Herzlichen Dank. – Frau Präsidentin! Meine Damen

und Herren! Verdeckte Armut in Deutschland ist Reali-
tät, auch wenn sie abnimmt. Sie muss mit allen geeigne-
ten Mitteln bekämpft werden. Die Notlagen der Betrof-
fenen – da bin ich mir ganz sicher – sind niemandem in
diesem Hohen Hause gleichgültig. Komplett wird aber
selbst der beste Sozialstaat, den wir uns vorstellen kön-
nen, verdeckte Armut nie abschaffen können. Es gibt
nämlich keine Pflicht, staatliche Hilfen in Anspruch zu
nehmen. Fiktiv wäre das zwar in einem totalitären Staat
möglich; dieser würde aber ganz andere Probleme – Un-
terdrückung und andere Notlagen für Menschen – mit
sich bringen. Deshalb wollen ja auch die meisten Mit-
glieder des Hohen Hauses nie mehr einen solchen Staat.

Verdeckte Armut ist naturgemäß wenig erforscht.
Wenn man sich genauer damit beschäftigt, stellt man
fest, dass es hierfür verschiedenste Gründe gibt. Selbst
die im Antrag zitierte Studie von Becker und Hauser im
Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung kann man, so dank-
bar wir dem DGB für die Thematisierung von verdeckter
Armut sind, bestenfalls als Annahme, Kalkulation bzw.
Hochrechnung betrachten. Die Datengrundlage stammt
nämlich aus dem Jahre 2003 und ist auf die alte Sozial-
hilfe und auf das sozio-ökonomische Panel von 2004
bezogen. Die Studie berücksichtigt also weder die Ein-
führung der Grundsicherung für Ältere und Erwerbsge-
minderte im Jahre 2003 noch die Reform der Sozialhilfe
im SGB XII und das neue Behindertenrecht im SGB IX.
Die rot-grüne Bundesregierung hat damals mit der Ein-
führung einer Einkommensfreigrenze von 100 000 Euro
für unterhaltspflichtige Kinder und Eltern einen Haupt-
grund für verschämte Altersarmut abgeschafft. Ich
denke, das war ein wichtiger Grund dafür, dass wir uns
in der Armuts- und Reichtumsberichterstattung speziell
mit den Auswirkungen auf die Grundsicherung von Äl-
teren und Erwerbsgeminderten beschäftigen wollen.

Der Antrag und die Studie berücksichtigen vor allem
nicht die veränderte Lage nach der Zusammenführung
von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe für Erwerbsfähige
im SGB II im Jahr 2005. Wir haben damit die Rechtsan-
sprüche und den Berechtigtenkreis erweitert und Stigma-
tisierung erheblich abgebaut. Sonst würden nicht so
viele Selbstständige diese Leistung beantragen. Wir ha-
ben daneben die Einrichtung von Schiedsstellen, eines
Ombudsrates, der sich auf nationaler Ebene mit Be-
schwerden beschäftigt, und eine Evaluierung bis zum

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(C (D ahr 2008 im Gesetz niedergelegt. Das hat es bisher in em Ausmaß nicht gegeben, auch nicht im BSHG. Sie weisen in Ihrem Antrag zu Recht auf Informaionsdefizite von Hilfsbedürftigen sowie Scham und chutz von Angehörigen als Gründe für verdeckte Arut hin. Es gibt in der Tat Obdachlose, Drogensüchtige, uch Analphabeten, die, wenn überhaupt, nur schwer ugang zum Sozialstaat finden und besonderer Hilfen edürfen. So brauchen viele der fast 3 Millionen überchuldeten Haushalte in Deutschland eine qualifizierte chuldnerberatung, damit sie ein menschenwürdiges Leen an der Pfändungsfreigrenze führen können. Der geetzliche Rahmen für diese Hilfen, den wir als Sozialdeokraten maßgeblich geschaffen haben, muss voll usgeschöpft werden. Daneben gibt es aber weitere soziale Gruppen, die eistungen nicht in Anspruch nehmen und die in der tudie kaum und in Ihrem Antrag überhaupt nicht erähnt werden. Das sind zum Beispiel Menschen, die ier illegal leben und aus Angst vor Entdeckung keine taatlichen Leistungen beantragen. Schätzungen gehen on zwischen 250 000 und 1 Million Menschen aus. Es ind auch Menschen, die Einkünfte erzielen, aber wegen er Mitwirkungspflichten, also zum Beispiel zumutbare egale Arbeit, Vermögensanrechnung oder Inanspruchahme von Partnern, keine Leistungen beantragen wolen und von denen wir gar nicht wissen, ob sie tatsächich in verdeckter Armut leben. Es sind auch nicht enige, die aus eigener Leistung Einkommen knapp un er oder an der Bedarfsgrenze erarbeiten und freiwillig uf Leistungen verzichten, weil sie nicht vom Staat abängig werden wollen. Darunter sind viele, die wir als orking Poor bezeichnen könnten, die aber stolz darauf ind, dass sie sich eben nicht das Maximale, legal oder uch illegal, vom Staat holen. Ich glaube, angesichts essen ist es keine Frage, dass wir als Sozialdemokraten xistenzsichernde Einkommen und Löhne einfordern. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Paul Lehrieder [CDU/CSU])


Ich weiß, dass diese Wahrnehmung nicht in Ihre Ideo-
ogie und Parteiinteressen passt. Wer aber diese Realitä-
en nicht zur Kenntnis nimmt, kann auch keine entspre-
henden Schlussfolgerungen ziehen und politische Taten
araus entwickeln, mit denen verdeckte Armut bekämpft
erden könnte. Sie bekämpfen als Linke im Bundestag
nd auf der Straße in erster Linie die sozialpolitischen
egenmaßnahmen des Staates und hoffen, mit der Skan-
alisierung relativer Armut und der gebetsmühlenartig
orgetragenen Hetzparole „Hartz IV muss weg!“ Ihre
arlamentssitze auf populistische Weise erhalten zu kön-
en.

Deshalb wollen Sie auch nicht zur Kenntnis nehmen,
ass es seit Mitte des letzten Jahres greifbare Erfolge
eim Abbau der Arbeitslosigkeit und der Zahl der Be-
arfsgemeinschaften nach SGB II gibt. Die Argen arbei-
en immer besser, und ich sage Ihnen voraus, dass dieser
rend anhalten und mit den neuen Arbeitsmarktmaßnah-
en, die die Koalition zurzeit erarbeitet, noch verstärkt
erden wird.






(A) )



(B) )


Rolf Stöckel
In den letzten Jahren ist die Fluktuation aus der Ar-
mutsfalle immer größer geworden. Bei allen berechtig-
ten Sorgen und Ängsten vor dem sozialen Abstieg kön-
nen wir mit Recht sagen, dass unsere sozialstaatlichen
Instrumente nicht nur finanziell besser ausgestattet wer-
den, sondern auch immer besser funktionieren. Das ist
neben der selbstverständlichen Notwendigkeit von mehr
Wachstum und Arbeitsplätzen auf dem ersten Arbeits-
markt in der Tat der wichtigste Beitrag zur Bekämpfung
der Armut.

Ihr Vorschlag, vom Staat unabhängige Armutsver-
bände und Selbsthilfegruppen staatlich zu fördern, hat
mit dem Ziel, den Betroffenen zu helfen, ganz wenig zu
tun. Erstens gibt es Sozialverbände und Selbsthilfegrup-
pen, die öffentlich gefördert und unterstützt werden und
die in Sachen Aufklärung über Gesetze, Rechtsansprü-
che und Interessenwahrnehmung fast überall in der
Republik gut beraten. Zweitens gibt es Selbsthilfegrup-
pen, die aus Gründen der Unabhängigkeit keine öffentli-
chen und staatlichen Mittel in Anspruch nehmen wollen,
weil sie keine Kontrolle durch den Staat und autonom
ihre Interessen vertreten wollen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die gesetzliche
Pflicht der staatlichen und öffentlich-rechtlichen Träger
nach § 14 im SGB I und nach § 17 im SGB II zur Bera-
tung über Rechtsansprüche auf Leistungen auch durch
Dritte, etwa Wohlfahrtsverbände oder Selbsthilfeinitiati-
ven, und vor allem über Rechtsansprüche auf persönli-
che Einzelfallhilfe muss in der Praxis qualifiziert und
engagiert umgesetzt werden.

Darüber hinaus haben wir schon damals mit der
Grundsicherung umfassende Informationspflichten der
Sozialhilfeträger geschaffen. Wir haben etwa 500 Ser-
vicestellen für Behinderte überall in der Bundesrepublik
nach SGB IX aufgebaut.

Auch wenn es bereits viele engagierte Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter, Profis und Ehrenamtliche, in einer
gut funktionierenden Praxis gibt: Es ist ein flächende-
ckender Mentalitätswandel notwendig – weg vom hilfebe-
dürftigen Bittsteller bei einem Vater Staat, der mit seiner
kurzfristigen Finanzbrille restriktiv mit den Sozialbud-
gets umgeht, und hin zu einer Bürgergesellschaft,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


in der es eine konsequente Betroffenenorientierung gibt
und in der die Bürgerinnen und Bürger auch in der
Sozialverwaltung als Auftraggeber der staatlichen Stel-
len behandelt werden. Diese müssen auch selbst handeln
können.

Wir brauchen eine Bürgergesellschaft, die sich durch
eine gute und hilfreiche Nachbarschaft sowie durch qua-
lifizierte, bedarfsgerechte und vernetzte ambulante sozia-
le Dienste auszeichnet, also eine Geh- statt Komm-
Struktur der professionellen und ehrenamtlichen Sozial-
arbeit, die dann eine bestmögliche Integration und Bar-
rierefreiheit für besonders Hilfebedürftige schaffen kann.
Wir müssen also wegkommen von einer immer profes-

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(C (D ionelleren Spezialisierung und von kostentreibenden ondereinrichtungen hin zu einer neuen Lebensqualität m Wohnumfeld, wie es etwa die neue Bundesinitiative Daheim statt Heim“ fordert. Das ist neben der Orientierung auf Selbstbestimmung nd Würde die Philosophie des persönlichen Budgets, as wir unter Rot-Grün im Behindertenund Sozialhilfeecht geschaffen haben, und das – vom Modell ausgeend – endlich zur praktischen Regel werden muss. Vereckte Armut kann nur so effektiv und menschenwürdig ekämpft werden. Die Bundesregierung verstärkt auf unsere Initiative in die Armutsforschung und Berichterstattung zum hema verdeckte Armut. Voraussetzung einer erfolgreihen Armutsbekämpfung – damit komme ich zum chluss – ist neben dem barrierefreien Zugang zu finaniellen Leistungen vor allem ein ganzheitlicher ressortbergreifender Ansatz der sozialen Integration und eilhabe. Das gilt für Frauen auf dem Arbeitsmarkt, für inder, bei denen das Geld oft nicht ankommt und die eshalb bessere und mehr öffentliche Ganztagsbetreung und Bildung brauchen, für Migranten, die bessere prachkenntnisse, aber natürlich auch die beidseitige ereitschaft zur Integration brauchen, für Langzeitareitlose mit einer Jobperspektive sowie für Ältere, Pfleebedürftige und Behinderte durch das persönliche Budet. Wir brauchen die Angebote so niederschwellig und arrierefrei wie möglich auch für Obdachlose und für iejenigen Menschen – vor allem für Kinder –, die leider llegal hier leben müssen, ohne es sich selbst ausgesucht u haben. Meine Damen und Herren, wir haben die besseren onzepte zur Bekämpfung der verdeckten Armut. Wir ennen das vorsorgender Sozialstaat. Deshalb lehnen wir en Antrag der Linken ab. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Markus Kurth, Bündnis 90/ ie Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! m es vorweg zu sagen: Auch die Fraktion Bündnis 90/ ie Grünen will verdeckte Armut zurückführen. Auch ir sehen die steigende Zahl von Verfahren an den Sozilgerichten mit Sorge. Auch wir sind gegen die Vortöße einiger Bundesländer, Gebühren an den Sozialgeichten einzuführen. Aber kann dieser Antrag der Fraktion Die Linke wirkich etwas gegen verdeckte Armut tun? Sie gehen zuächst einmal von falschen Voraussetzungen aus. Sie eichnen ein holzschnittartiges Bild: auf der einen Seite ie Argeoder Jobcenter-Mitarbeiter und die Mitarbeiter n den Sozialbehörden, die quasi als Übeltäter von Amts Markus Kurth wegen die Leute falsch beraten, um so für die öffentliche Hand zu Kosteneinsparungen zu kommen, und auf der anderen Seite die Hilfebedürftigen, denen sozusagen eine Gegenmacht, eine Beratungsinfrastruktur, gewährt werden muss. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Woher kommt die Klagehäufigkeit?)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608523700
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608523800

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Abgesehen davon, dass ich dieses holzschnittartige
Bild nicht korrekt finde, muss man sich auch die Frage
stellen, mit welchen Instrumenten man von Bundesseite
auf möglicherweise nicht vernünftige Beratungsstruktu-
ren oder Beratungsleistungen reagiert. Ich würde zu-
nächst einmal auf das gesetzliche Instrumentarium zu-
rückgreifen, das uns schon zur Verfügung steht. Sie
zitieren doch selbst die Grundsätze aus dem
Sozialgesetzbuch I. Da heißt es in § 14:

Jeder hat Anspruch auf Beratung über seine Rechte
und Pflichten … Zuständig für die Beratung sind
die Leistungsträger, denen gegenüber die Rechte
geltend zu machen … sind.

Weiter heißt es in § 17:

Die Leistungsträger sind verpflichtet, darauf hinzu-
wirken, daß … jeder Berechtigte die ihm zustehen-
den Sozialleistungen in zeitgemäßer Weise, umfas-
send und zügig erhält …

Wenn ich sehe, dass das womöglich nicht korrekt um-
gesetzt wird, dann ist es doch nicht unsere Aufgabe, wei-
ter Beratungsstellen aufzubauen – zur Notwendigkeit
sage ich gleich etwas; ich finde schon, dass sie notwen-
dig sind –, sondern in erster Linie, auf die korrekte Um-
setzung geltenden Rechts zu achten. Das ist unser
Punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wollen Sie die Polizei abschaffen, weil die Straßenverkehrs-Ordnung existiert?)


Wenn man Ihren Antrag auf das Finanzwesen übertra-
gen würde und wir feststellen würden, dass die Finanz-
beamten nicht korrekt beraten, was sie eigentlich tun
müssten, dann würde nach der Logik Ihres Antrages die
politische Antwort darauf lauten, dass wir flächende-
ckend ein Netz von Steuerberatungsbüros aufbauen
müssten. Das kann doch nicht funktionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Es gibt genug davon!)


Ich sage Ihnen, dass wir unabhängige Beratung
selbstverständlich für notwendig halten.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Es gibt mittlerweile viele Lohnsteuerhilfevereine!)


– Hören Sie mir erst einmal zu! – Anders als Sie, Herr
Schiewerling, sehe ich in der unabhängigen Beratung
kein Instrument, um Leute im Hilfebezug zu halten. Sie

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(C (D ollen vielmehr die ihnen zustehenden Leistungen beommen. Aber welche Ebene ist die richtige, um diese Beraung zu leisten und die notwendige Infrastruktur aufzuauen? Dazu muss ich sagen: Wir haben eine kommuale Selbstverwaltung. Vor Ort in den Jobcentern und en Kommunalverwaltungen ist doch am ehesten klar, elcher Beratungsbedarf besteht. Man kann doch nicht it einem zentralistischen Instrument ein flächendek endes Netz aufbauen – und dies angeblich unabhängig on den Kostenträgern. Wie soll das denn gehen, wenn er Bund sowieso schon Kostenträger des Arbeitsloseneldes II ist? Wichtig ist, dass wir vor Ort in den Beiräen diese Initiativen und Beratungsstellen haben. Es ist ufgabe der Politik vor Ort, in den Arbeitsgemeinschaf en und Vereinbarungen entsprechend darauf hinzuwiren, dass diese Infrastruktur zur Verfügung steht und die ntsprechenden Mittel eingesetzt werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich merke bei solchen Anträgen immer genau, worin
er Unterschied zwischen uns besteht. Sie setzen auf
entralismus, auf zentralstaatliche Lösungen. Wir vom
ündnis 90/Die Grünen setzen auf Subsidiarität, eine
nabhängige Beratungsstruktur, auf Selbstständigkeit
nd auf die Kompetenz vor Ort, auf die der Bürgerinnen
nd Bürger und ihrer politischen Vertretung.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist nicht holzschnittartig, aber wachsweich!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608523900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/3908 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe Zusatzpunkt 7 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Bärbel
Höhn, Birgitt Bender, Ulrike Höfken, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Rauchverbot im Deutschen Bundestag umset-
zen

– Drucksache 16/4400 –
Überweisungsvorschlag:
Ältestenrat (f)

Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen fünf Minuten
erhalten soll. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist
das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Birgitt Bender, Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608524000

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Selten war ein Antrag der Grünen so erfolgreich wie der
vorliegende zum Schutz vor Passivrauchen im Bundes-
tag. Monatelang hat sich auf Initiative der Grünen eine
Kommission des Ältestenrates damit befasst, wie man
den Nichtraucherschutz im Parlament wohl umsetzen
könnte, und hat sich vor allem der Bedenkenträgerei da-
hin gehend gewidmet, dass dies sehr schwierig und jenes
nicht umzusetzen sei.

Seit acht Tagen liegt unser Parlamentsantrag vor. Und
siehe da: Heute Nachmittag hat es der Ältestenrat ge-
schafft, zu beschließen: Erstens. Der Nichtraucherschutz
im Parlament muss verbessert werden.


(Detlef Parr [FDP]: Wo gibt es denn einen Gesetzentwurf dazu?)


– Herr Parr, dies ist immerhin vom Kabinett beschlos-
sen. –


(Detlef Parr [FDP]: Ja, eben! Aber vom Bundestag nicht!)


Zweitens. Es sollen im Bundestag gleiche Spielregeln
gelten wie für Einrichtungen des Bundes.

Dies ist ein wichtiger Schritt. Denn es ist bisher nicht
zu erklären, warum die Bürgerinnen und Bürger unseres
Landes im Fernsehen qualmende Abgeordnete in den
Wandelhallen des Parlamentes sehen,


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Ein schöner Anblick, Frau Kollegin!)


wenn man gleichzeitig ankündigt, anderen Menschen an
ihrem Arbeitsplatz das Rauchen zu verbieten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist nicht zu begründen, warum Besucher und Besu-
cherinnen, Mitarbeiter sowie Mitarbeiterinnen und Ab-
geordnete kein Recht auf Nichtraucherschutz haben soll-
ten. Ich persönlich kann nur sagen, dass mir diese
informellen Qualmnester auf den Gängen beträchtlich
auf die Nerven und die Atemwege gehen. Ich bin nicht
bereit, das länger zu ertragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Um möglichen Vorwürfen vorzubeugen: Es ist nicht
so, dass wir das Rauchen allgemein verbieten wollen.
Der Pfeifenraucher des Jahres darf gerne weiter seinem
Vergnügen frönen – wenn es denn eines ist –, nur nicht
an jedem Ort, das heißt insbesondere nicht da, wo andere
Schaden erleiden. Meine Damen und Herren, was ist da-
von zu halten, wenn der Ältestenrat des Bundestags sagt,

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(C (D s soll so sein, wie es die Regelungen vorsehen, die das abinett für Bundesbehörden beschlossen hat? Zuächst ist es richtig, gleiche Spielregeln zu wollen. Aber inige Fragen sind noch offen, zum Beispiel die, was eientlich für die Gastronomiebereiche in unseren Räuen gelten soll. Gilt dort das Gaststättengesetz des Lan es Berlin, wenn es denn kommt? Gilt dort das avisierte esetz des Bundes? Gilt dort vielleicht eine Anweisung es Bundestagspräsidenten? Ich glaube, das muss man klären. Das Ziel muss es jeenfalls sein, auch hier einen wirksamen Schutz vor dem assivrauchen zu haben. Das kann nur heißen, dass im ereich der Gastronomie nicht geraucht wird. Ich hoffe, ass wir uns darüber verständigen können. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Im Übrigen muss man auch sagen: Was den avisierten
esetzentwurf angeht, gibt es einiges nachzubessern.

nsbesondere müssen die Inhaberinnen und Inhaber des
ausrechts, die für Rauchverbote sorgen sollen, auch für
ie Einhaltung dieser Verbote Verantwortung tragen.
s müssen etwa bei Räumen, die man für das Rauchen
ereitstellen will – das gilt dann auch für uns –, gewisse
indestkriterien gelten. Denn es muss klar sein, dass aus

olchen Räumen kein Rauch herausdringen darf. Sonst
önnte man sich das sparen; dann stünde der Nichtrau-
herschutz nur auf dem Papier. Schließlich sollte für alle
elten, auch für uns, dass es durchaus auch wirksame
anktionen geben muss. Auch wir wissen, dass nur die-
es am Ende tatsächlich hilft.

Meine Damen und Herren, es ist Zeit zu handeln. Es
st Zeit für den Bundestag, voranzugehen und ein Stück
orbildfunktion zu übernehmen. Ich hoffe deswegen,
ass der Ältestenrat heute nicht einen Beschluss für das
chaufenster gefasst hat. Wo „Schutz vor dem Passiv-
auchen“ als Überschrift steht, muss auch Rauchverbot
rin sein.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608524100

Das Wort hat die Kollegin Maria Eichhorn, CDU/

SU-Fraktion.


Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1608524200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

m letzten Sonntag sprach sich Bundestagspräsident
orbert Lammert für ein weitgehendes Rauchverbot in
en Gebäuden des Deutschen Bundestages aus. Er ver-
ies darauf, dass Grundsätze, die der Bundestag für an-
ere verbindlich mache, selbstverständlich auch für ihn
elbst gelten müssten. Ich begrüße es sehr, dass der Äl-
estenrat heute ausdrücklich beschlossen hat, dass es für
en Deutschen Bundestag keinen Sonderstatus geben
ird.






(A) )



(B) )


Maria Eichhorn

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die heutige Debatte gibt uns Gelegenheit, der Öffent-
lichkeit deutlich zu machen, dass wir für den Bundestag
keine Ausnahme beim Nichtraucherschutz machen wol-
len. Was wir für die Einrichtungen des Bundes be-
schließen, muss selbstverständlich auch für uns im Deut-
schen Bundestag gelten. Zeitungsberichte der letzten
Woche, nach denen im Bundestag auch in Zukunft wei-
ter geraucht werden könne, werden nicht eintreffen.

Am 28. Februar 2007 beschloss das Bundeskabinett,
ein Rauchverbot in bundeseigenen Einrichtungen, öf-
fentlichen Verkehrsmitteln und Personenbahnhöfen ein-
zuführen. Der Gesetzentwurf schafft die Möglichkeit,
gesonderte und entsprechend gekennzeichnete Räume
vorzuhalten, in denen das Rauchen gestattet ist, wenn
insgesamt eine ausreichende Anzahl von Räumen zur
Verfügung steht. Es darf sich dabei jedoch nicht um Ar-
beits- oder Diensträume handeln.

Das Bundeskabinett beschloss außerdem, die Alters-
grenze für das Erwerben von Zigaretten auf 18 Jahre an-
zuheben.

Das vom Bundestag zu verabschiedende Gesetz soll
noch in diesem Jahr in Kraft treten. Von einer jetzt auf-
gegebenen Blockadehaltung der Bundesregierung, wie
es in dem Antrag der Grünen heißt, kann also nicht die
Rede sein.

Bereits am 23. Februar 2007 einigten sich die Ge-
sundheitsminister der Länder darauf, das Rauchen in
öffentlichen Einrichtungen und in Diskotheken zu ver-
bieten. Sie schlugen außerdem die Einführung eines ge-
nerellen Rauchverbots in der Gastronomie vor. Die
Wirte sollen jedoch die Möglichkeit bekommen, sepa-
rate Raucherräume einzurichten, die allerdings gekenn-
zeichnet sein müssen.

Nach heutigen Presseberichten scheint diese Länder-
einigung gefährdet zu sein. Ich appelliere daher an die
Verantwortlichen der Länder: Sorgen Sie für einen mög-
lichst einheitlichen und umfassenden Schutz vor dem
Passivrauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht sollte das doch besser der Bund machen!)


Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass – zum Bei-
spiel in Autobahnraststätten – je nach Bundesland ge-
raucht werden darf oder nicht. Hinsichtlich freiwilliger
Lösungen beim Nichtraucherschutz haben wir so unsere
Erfahrungen – wir wurden eines Besseren belehrt –: Alle
bisherigen Zielvereinbarungen sind gescheitert. Daher
war es richtig, dass Politiker aus mehreren Fraktionen,
vor allem Gesundheitspolitiker, im Frühjahr letzten Jah-
res die Initiative für einen umfassenden Nichtraucher-
schutz, auch in Gaststätten, ergriffen haben. Wir, die wir
uns dafür einsetzten, wussten, dass mehr als zwei Drittel
der Bevölkerung dies wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Unsere Initiative war erfolgreich; der Nichtraucherchutz in unserem Land ist einen bedeutenden Schritt orangekommen. Schon Ende September 2006 wurde ei koalitionsinternen Gesprächen Einigkeit darüber erielt, dass in öffentlichen Gebäuden, in Theatern und inos sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln ein gene elles Rauchverbot gelten solle. Beim Thema Nichtrauherschutz in Gaststätten konnte man sich nicht einigen; s war die Aufgabe einer Arbeitsgruppe, eine Lösung zu inden. Auch wenn das Ergebnis der Arbeitsgruppe aus erfassungsrechtlichen Gründen vom Bund nicht direkt mgesetzt werden konnte, so war es doch sehr hilfreich. Aufgrund der föderalistischen Verfassung der Bunesrepublik liegt die Entscheidung beim Gaststättenecht bei den Ländern; wir müssen das akzeptieren. undeskanzlerin Merkel hat jedoch sofort die Initiative rgriffen, um zu einheitlichen Standards zu kommen. it dem Beschluss des Bundes und der Länder vom Fe ruar sind wir einen großen Schritt vorangekommen. Die gesundheitliche Gefährdung durch Rauchen und assivrauchen ist wissenschaftlich unbestritten. Wir haen eine große Verantwortung gegenüber der Jugend. enn wir auf der einen Seite anprangern, dass Kinder im urchschnitt bereits im Alter von 11,6 Jahren mit dem auchen beginnen, dann müssen wir auf der anderen eite mit gutem Beispiel vorangehen. Der Zigarettenonsum kann gerade für Kinder und Jugendliche chwere gesundheitliche Folgen haben. Darüber hinaus st die Zigarette Einstiegsdroge Nummer eins für den päteren Konsum härterer Drogen. Deshalb ist es richtig, en Tabakkonsum aus allen öffentlichen Einrichtungen nd aus den Gaststätten generell zu verbannen. Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung ünscht konsequente Rauchverbote. Als Drogenbeauf ragte der CDU/CSU-Fraktion hat mich in den letzten onaten eine Menge von Zuschriften erreicht, in denen in umfassendes Rauchverbot in Deutschland gefordert urde. Darunter waren viele Zuschriften von Gastwir en, die auf ein generelles Rauchverbot in der Gastronoie drängen. Sie wollen durch Rauch an ihrer Arbeits tätte nicht weiter erheblichen Gesundheitsgefahren usgesetzt sein. Viele europäische Länder haben uns vorgemacht, wie s geht. Für mich war die italienische Regelung von nfang an Vorbild. Dort gibt es ein generelles Rauchverot in öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln und Gasttätten; die Wirte haben jedoch die Möglichkeit, streng bgetrennte Raucherräume einzurichten. Die Befürchung, dass dieser umfassende Nichtraucherschutz mit eiem hohen bürokratischen Aufwand verbunden sei, ist icht eingetroffen. Die Zustimmung der dortigen Bevölerung einschließlich der Gastwirte ist sehr hoch: Sie iegt in Italien bei über 90 Prozent. Nach Angaben der „Ärzte Zeitung“ hatten bereits ein ahr nach Einführung 500 000 Italiener gänzlich mit em Rauchen aufgehört. Maria Eichhorn (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass Sie das Ihrer Fraktion einmal sagen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Umsatzeinbußen traten nicht ein; ganz im Gegenteil: Der
Umsatz in Speiserestaurants ist gestiegen, der Getränke-
umsatz blieb konstant.

Wir sind auf gutem Wege, auch in Deutschland einen
umfassenden Nichtraucherschutz zu verwirklichen.

Ziel muss es sein, dass wir auch im Deutschen Bun-
destag unsere Mitarbeiter, unsere Gäste und uns selbst
schützen.

Ich bin zuversichtlich, dass die Beschlüsse der Länder
und des Bundes zielstrebig umgesetzt werden. Dabei
gehe ich davon aus, dass wir zeitgleich auch für den
Bundestag einen umfassenden Nichtraucherschutz be-
schließen. Ich sage für meine Person: Hier muss auch die
Gastronomie eingeschlossen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir werden Ihrer Zuversicht nachhelfen!)


Der Ältestenrat hat sich heute für eine zügige Umset-
zung des Nichtraucherschutzes im Deutschen Bundestag
ausgesprochen. Ich bin überzeugt, dass der Deutsche
Bundestag, dass wir Parlamentarier unserer Vorbildfunk-
tion gerecht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Betonung liegt auf „wir Parlamentarier“!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608524300

Nächster Redner ist der Kollege Detlef Parr, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1608524400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ob Sie sich ärgern müssen, weiß ich nicht, Herr Spieth.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: „Sie sind ein netter Kerl“, habe ich gesagt!)


Nur, welche Heerscharen von leidenden Nichtrauchern
müssen die Grünen in diesem Hohen Hause entdeckt ha-
ben? Wie sonst könnten sie vor Einbringung eines Nicht-
raucherschutzgesetzes ins Parlament und vor endgülti-
gen Vereinbarungen der Länder zuallererst unser
Parlament mit einem umfassenden Rauchverbot belegen
wollen, und das in der dieser Partei eigenen rigorosen
Radikalität, nach dem Motto: Wir wissen schon, was für
euch gut ist.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Es gibt halt eine Vorbildfunktion!)


Ich frage mich, ob Sie nicht wieder einmal – wie es in
der „Financial Times Deutschland“ vom 27. Februar

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(C (D achzulesen ist – dem Reiz des Verbotes in unserer Geellschaft verfallen. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freie Fahrt für freie Bürger!)


ort ist zu lesen:

Ein computerfixierter Jugendlicher läuft Amok?
Verbietet Killerspiele! Raucher verpesten die
Kneipe? Sperrt sie gesetzlich aus! Glühbirnen ver-
brauchen unverschämt viel Energie? Schaltet sie
ab! Geländewagen schaden der Umwelt? Verbietet
den Herstellern, für ihr Produkt zu werben!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Eltern vernachlässigen ihre Kinder? Verhängt Kin-
dergartenpflicht! … Manager verdienen zu viel?
Der Bundestag ist gefragt!


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP sagt: Alles egal!)


… Die Probleme sind grundverschieden, die Lö-
sung immergleich: staatliche Regulierung zum
Wohle der Bürger.


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist schon ver-
underlich, dass die Grünen in der Phase grundsätzli-

her Überlegungen über Regelungen des Rauchens, in
er wir uns zurzeit befinden, vordringlichen Handlungs-
edarf im Deutschen Bundestag sehen. Zum jetzigen
eitpunkt muss es doch darauf ankommen, deutsch-

andweit Vereinbarungen nach dem Prinzip der Verhält-
ismäßigkeit zu treffen, wie es Präsident Norbert
ammert zu Recht einfordert. Solange es noch keinen
esetzentwurf im Bundestag gibt und die Länder die
on vielen gepriesene und von Frau Eichhorn eben ge-
orderte Einheitlichkeit noch nicht beschlossen haben
ich wage hier einmal mit Blick auf die FDP-mitregier-

en Länder Skepsis anzumelden –, so lange sollten wir
en Bundestag nicht isoliert betrachten und mit radika-
en Lösungen vorpreschen. Das mag manchem vielleicht
ustgefühle verschaffen – angemessen ist das nicht.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


ie FDP möchte hier mehr Gelassenheit anmahnen.

Die Bundesregierung hat ein Rauchverbot in öffent-
ichen Einrichtungen des Bundes sowie in Bussen
nd Bahnen beschlossen. So sensationell ist das gar
icht. Diesen Weg können wir auch mitgehen. Die Bun-
esregierung rennt ja mit ihren Vorstellungen und mit ih-
em Gesetzentwurf offene Türen ein. Viele Bundesbe-
örden sind – über das Hausrecht geregelt – bereits
auchfrei. In der Mehrzahl der öffentlichen Verkehrsmit-
el wird nicht mehr geraucht. Die Bundesbahn hat die

öglichkeiten für Raucher drastisch eingeschränkt, zu-
etzt mit der Rauchfreiheit in den Bistros. Lufthansa-
lüge sind seit Jahren rauchfrei. Das alles funktioniert
hne Gesetz, ohne einen Volksfürsorgestaat, und ist
tattdessen aufgebaut auf Eigenverantwortung, Vernunft
nd gegenseitige Rücksichtnahme.






(A) )



(B) )


Detlef Parr
Schade, dass wir diesen Weg nun verlassen und unser
politisches Gewissen mit Verboten beruhigen, statt wei-
ter auf Aufklärung und Verhaltensänderungen zu set-
zen. Verbote kosten natürlich nichts, besonders wenn sie
dem Zeitgeist entsprechen. Diese Basta-Mentalität gau-
kelt eine Politik der Entschlossenheit vor. Macher sind ja
gefragt – Altkanzler Schröder lässt grüßen. Differenzie-
rung ist weniger gefragt. Länder wie Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen werden zu Außenseitern gestem-
pelt, nur weil sie Ausnahmeregelungen erwägen und auf
Wahlfreiheit zum Beispiel der Gastwirte und ihrer Gäste
setzen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer sponsert denn Ihre Rede?)


Totale Verbote kosten nichts? Scheibchenweise geht
Freiheit verloren,


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Freiheit der anderen!)


Stück für Stück lassen wir uns mehr bevormunden. Gut,
dass wir in Norbert Lammert einen Präsidenten haben,
der gemäßigter denkt und dem Gebot der Verhältnismä-
ßigkeit Geltung verschaffen will,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


im öffentlichen Leben wie im Bundestag gleichermaßen.
Dass eines klar ist: Auch wir wollen keine Sonderrechte
für den Bundestag. Aber wir alle sollten die Mahnung
unseres Präsidenten ernst nehmen:

Die Möglichkeit sinnvoller Verständigung zwi-
schen Rauchern und Nichtrauchern sollte nicht
durch den Ehrgeiz lückenloser polizeilicher Kon-
trollen verdrängt werden.

Dem ist nichts hinzuzufügen, liebe Freunde.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608524500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Ernstberger,

SPD-Fraktion.


Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1608524600

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe

Kollegen! Dass Tabakrauch schädlich ist, dass Rauchen
für die eigene Gesundheit schädlich ist, aber eben auch
für diejenigen, die passiv mitrauchen, darüber brauchen
wir uns im Grunde genommen nicht mehr zu unterhal-
ten. Tabakrauch ist eine Bedrohung für alle in der Umge-
bung. Deswegen brauchen wir einen umfassenden und
effektiven Schutz für die Nichtraucher.

110 000 bis 140 000 Opfer fordern tabakbedingte
Krankheiten jedes Jahr; das ist bekannt. Auch die Opfer
unter den Passivrauchern sprechen eine deutliche Spra-
che. Deswegen hat die Politik für ihren Bereich, die öf-
fentlichen Gebäude eine Verpflichtung, eine Fürsorge-
pflicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Bundestag muss mit gutem Beispiel vorangehen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eswegen fordert die Sozialdemokratische Partei bzw.
nsere Fraktion einen umfassenden Nichtraucherschutz.

In Ihrem Antrag aber, liebe Frau Bender, wird eine
adikallösung verlangt, ohne dass Sie aufzeigten, wo
robleme liegen, die sich lösen ließen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen Sie schon – das mit den Problemen!)


icht Ihr Antrag war es, der zur Beschlussfassung des
ltestenrates geführt hat. Wir haben das für unsere
raktion schon vorher im Ältestenrat thematisiert, dass
ir das Thema Rauchen jetzt zügig angehen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt definitiv nicht, Frau Kollegin!)


ir müssen allerdings schauen, dass wir hier keine
rontstellung zwischen Rauchern und Nichtrauchern
ufbauen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt gibt es schon Streit über das Copyright!)


ir brauchen eine gemeinsame Basis der Toleranz. Es
ibt auch vernünftige Raucher, mit denen man reden
ann und die Rücksicht nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Besonders in eurer Fraktion! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe auch schon mit Rauchern geredet!)


Wenn wir uns jetzt den Fragen des Nichtraucherschut-
es stellen, muss ich Ihnen ganz deutlich sagen: Eines
öchte ich nicht haben, nämlich dass wir dem Vorbild

es Europäischen Parlaments folgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


ort hat man einen hundertprozentigen Nichtraucher-
chutz eingeführt, den man jedoch bereits nach sechs
ochen wieder einkassieren musste. Das wäre mehr

um Schaden des Images des Bundestages, als wenn wir
ier eine durchsetzbare Regelung finden.

Dabei müssen wir unterscheiden: Die öffentlichen
äume sind da, wo die Journalisten und wo unsere
äste verkehren,


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da, wo jetzt geraucht wird!)


uch vor den Sitzungssälen, wo die Aschenbecher stehen
nd unsere Kolleginnen und Kollegen sicherlich auch
um Rauchen aufgefordert werden. Damit habe ich ein
roblem; das sage ich ganz offen. Denn wir können doch
icht Schüler durch das Paul-Löbe-Haus führen und ih-
en sagen: „Ihr solltet nicht rauchen, liebe Kinder, das






(A) )



(B) )


Petra Ernstberger
ist schädlich!“, und dann sitzen da die Erwachsenen und
qualmen.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das heißt, dieser Bereich muss komplett rauchfrei sein.

Der zweite Bereich ist der Bereich der Gastronomie.
Wir haben verschiedene gastronomische Einrichtungen
in den Liegenschaften und Gebäuden des Bundestages.
Ob diese gastronomischen Einrichtungen dem Hausrecht
des Bundestages zuzuordnen sind oder dem Gaststätten-
gesetz des Bundeslandes Berlin unterliegen, ist noch ju-
ristisch zu klären.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie hatten ein halbes Jahr Zeit, das klären zu lassen!)


Umbaumaßnahmen in diesem Hause für Raucher – das
sage ich Ihnen als Mitglied der Inneren Kommission des
Ältestenrates ganz deutlich – werde ich nicht unterstüt-
zen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es dürfen keine zusätzlichen Kosten entstehen, die die-
sem Gebäude sozusagen angelastet werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der letzte Punkt – er ist einer der problematischsten –
betrifft die Büros der Abgeordneten. Hier stellen sich
die Fragen: Handelt es sich dabei um allgemein zugäng-
liche Räume? Unterliegen sie damit dem Hausrecht? Ich
glaube, hier gilt die Arbeitsstättenschutzverordnung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Detlef Parr [FDP]: Genauso ist es!)


Sie wird insbesondere vom DGB wie ein Augapfel gehü-
tet. Dazu müssen wir stehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Denn eines ist klar: Wenn wir das durchziehen, be-
deutet das, dass wir die Verbote kontrollieren und sie
auch entsprechend sanktionieren müssen. Bedeutet das,
dass wir eine „Raucherpolizei“ bekommen?


(Detlef Parr [FDP]: Ein schöner Staat ist das!)


Bedeutet das, dass der Abgeordnete, der abends noch
seine Akten durcharbeitet und dabei vielleicht eine Ziga-
rette – vielleicht auch zwei oder drei Zigaretten – raucht,
als Strafe ein Bußgeld zahlen muss


(Ute Kumpf [SPD]: Oh! Ein Schlupfloch!)


und dass er bei mehreren Verstößen vielleicht sogar ein
Hausverbot bekommt oder Ähnliches?


(Heiterkeit im ganzen Hause – Zuruf von der FDP: Genau! Ausschluss aus dem Bundestag!)


Ich gebe zu, dass ich jetzt etwas übertrieben habe. Aber
diese Konsequenzen würden sich ergeben. Deswegen
darf es keine Schnellschüsse geben.

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(C (D Wir müssen uns bemühen, zügig, möglichst noch bis um April dieses Jahres, eine Lösung zu finden, die soohl den Nichtrauchern – vor allen Dingen den Nicht auchern – als auch den Rauchern gerecht wird. In dieem Sinne wünsche ich mir eine überfraktionelle usammenarbeit, auch in der Inneren Kommission und m Ältestenrat. (Zuruf von der FDP: Sehr liberal, Frau Kollegin!)


(Detlef Parr [FDP]: Sehr richtig!)


ch denke, dass wir dann auch für die Bevölkerung ein
ichtbares Zeichen setzen und zu einer guten Lösung
ommen können.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608524700

Frau Kollegin, ich muss Sie an Ihre Redezeit erin-

ern. Sie ist leider schon deutlich überschritten.


Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1608524800

Das war mein letzter Satz.

Danke.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608524900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Martina Bunge,

raktion Die Linke.


Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608525000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iese Debatte hätte heute Morgen stattfinden sollen.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Da war doch die Frauendebatte!)


enn heute Morgen hätte die Chance auf eine höhere
nwesenheit bestanden.


(Ute Kumpf [SPD]: Da waren aber wir Frauen dran!)


ieses Thema geht schließlich uns alle an.


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Und die Frauenrechte?)


Der Morgen ist lang. Wir hätten den Vormittag auch
ür diese Debatte nutzen können.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Jetzt sitzen nur noch die Guten hier!)


Ich denke, das Thema Rauchfreiheit im Bundestag
iderspiegelt exemplarisch das Verhältnis von Anspruch
nd Wirklichkeit in der Politik. Deutschland ist in Sa-
hen Schutz vor dem Passivrauchen ein Entwicklungs-
and. Seit Jahren setzt die deutsche Politik auf Freiwil-
igkeit. Wenn man auf Appelle und Vereinbarungen setzt
nd dabei glaubwürdig sein will, dann sollte man eigent-
ich mit gutem Beispiel vorangehen.

Das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, an der sich zu-
estandenermaßen vor allen Dingen Politikinteressierte






(A) )



(B) )


Dr. Martina Bunge
beteiligt haben, zeigt: 92 Prozent fänden es nicht in Ord-
nung, wenn im Bundestag weiterhin geraucht werden
dürfte, obwohl schon ein Gesetzentwurf vorliegt, der in
den öffentlichen Einrichtungen des Bundes ein Rauch-
verbot vorsieht. Ich denke, dieses Faktum ist ein Beweis
dafür, dass wir der Politikerverdrossenheit Vorschub
leisten. Dem müssen wir entgegenwirken. Es ist höchste
Zeit, dass die europäische Normalität in Deutschland
einzieht, vor allem im Deutschen Bundestag.

Die Schädigungen, die Rauch hervorruft, sind uns al-
len hinlänglich bekannt. Wir wissen, dass es keine auch
noch so kleine Menge Tabakrauch gibt, die ungefährlich
ist. Deshalb darf es im Bundestag eigentlich nur einen
konsequenten Schutz vor den 4 800 giftigen und
70 krebserregenden, fruchtschädigenden und erbgutver-
ändernden Substanzen geben. Nicht nur wegen des heu-
tigen Internationalen Frauentages sind wir gegenüber
den vielen im Bundestag tätigen Frauen in der Pflicht,
für saubere Arbeitsbedingungen zu sorgen.

Ich habe den Eindruck, dass beim Schutz vor Rauch
viel debattiert wird, aber wenig passiert. Deshalb, liebe
Kollegin Bender, bin ich nicht ganz so optimistisch. Ich
behalte mir eine gesunde Skepsis vor. Die Medien sind
zwar voll von diesem Thema. Aber nicht ein Buchstabe
ist bislang verabschiedet, geschweige denn umgesetzt.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr! Wir müssen sie jagen!)


Einige Meldungen von heute zeigen das Hoffen und
Bangen; es ist fast ein Trauerspiel. Am Morgen wird ge-
meldet, dass acht Bundesländer den hochgelobten Kom-
promiss der Gesundheitsminister ablehnen. Am Abend
dementieren wieder einige. Heute Mittag kam nun die
Information, dass der Ältestenrat empfiehlt, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung eins zu eins umzusetzen,
bevor das Gesetz in Kraft tritt. Ich frage mich, wann end-
lich etwas Konkretes geschieht; denn es wird sofort da-
rüber fabuliert, dass die Abgeordnetenbüros von der Re-
gelung betreffend die Rauchfreiheit im Bundestag aus-
genommen werden sollen.

Sagen wir es allen weiter: Die Arbeitsstättenverord-
nung gilt überall. Wir sind gefordert, und zwar sofort.
Wir haben einen entscheidenden Part bei der Änderung
des Mainstreams zu spielen. Nicht plakative Bekundun-
gen helfen, Lebensstile zu verändern. Vielmehr muss die
Botschaft mental, im Unterbewusstsein verankert wer-
den: Rauchen ist überall out.


(Detlef Parr [FDP]: Aber nicht gesetzlich, sondern durch Aufklärung!)


Wir sind dabei, wenn wir nach diesem Grundsatz im
Bundestag die Ausgestaltung konsequent vornehmen.
Ausnahmen müssen zwar möglich sein, müssen aber
konkret sein. Ich habe kein Verständnis für diejenigen,
die der Meinung sind, das dürfe nichts kosten; denn mit
geringem Investitionsaufwand können wir Millionen,
wenn nicht sogar Milliarden im Gesundheitssystem ein-
sparen. Deshalb kann das kein Argument sein.

Ich danke.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608525100

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

r. Margrit Spielmann, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Margrit Spielmann (SPD):
Rede ID: ID1608525200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Als Gesundheitspolitikerin sowie als sucht- und
rogenpolitische Sprecherin meiner Fraktion begrüße
ch den Antrag der Grünen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das freut uns!)


ch unterstütze auch die optimistische Forderung, ein in
llen Räumlichkeiten des Deutschen Bundestages gel-
endes Rauchverbot zu beschließen und alle notwendi-
en Maßnahmen zur Umsetzung dieses Verbots mög-
ichst schnell zu ergreifen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich freue mich, dass sich der Ältestenrat heute Nach-
ittag für ein Rauchverbot im Parlamentsgebäude aus-

esprochen hat. Der Bundestag darf keinen Sonderstatus
aben. Wie wir gehört haben, sind noch viele Fragen of-
en. Aber das Signal ist wichtig. In Deutschland spricht
ich über die Hälfte der Bevölkerung – genauso wie in
ielen anderen EU-Ländern – für einen wirksamen
chutz vor dem Passivrauchen aus.

Nach zahlreichen Forderungen – unter anderem auch
urch unseren Gruppenantrag, Frau Eichhorn – hat die
undesregierung nach vielen Versuchen nun einen Ge-

etzentwurf auf der Grundlage der Ergebnisse der Bund-
änder-Arbeitsgruppe vorgelegt. Damit wird ein sehr
eutliches Zeichen für einen klaren Schutz vor dem Pas-
ivrauchen unter anderem in öffentlichen Gebäuden ge-
etzt.

Es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass
auchen ein großes, vermeidbares Gesundheitsrisiko ist.
ir wissen, dass Rauchen eine Vielzahl von Krankhei-

en und Folgekosten verursacht. Die Zahlen und Fakten
ind allen hinlänglich bekannt. Wir müssen deshalb in
er Politik aus gesundheitspolitischer Verantwortung
arbe bekennen und uns für klare gesetzliche Regelun-
en zum Schutz vor dem Passivrauchen aussprechen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie Bürgerinnen und Bürger erwarten von uns schüt-
ende, klare gesetzliche Regelungen; denn wir alle wis-
en – Erfahrungswerte belegen das –, dass freiwillige
egelungen nicht greifen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Margrit Spielmann
Die Bürgerinnen und Bürger können von uns aber
auch erwarten, dass wir das, was wir für die öffentlichen
Gebäude fordern, im Bundestag auch selbst praktizieren.
Wir können schließlich – wie ein Sprichwort besagt –
nicht öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trin-
ken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


Deshalb sind die Entscheidung des Ältestenrates und
auch der Antrag der Grünen zu begrüßen, weil wir damit
eine Vorbildfunktion wahrnehmen. Dabei geht es nicht
nur um unser Gewissen, Herr Parr. Wir richten schließ-
lich eine sehr wichtige Forderung an die Bürgerinnen
und Bürger unseres Landes.

Ein weiterer Punkt ist wichtig. Der Deutsche Bundes-
tag ist ein großer Arbeitgeber. In den dazugehörigen Ge-
bäuden arbeiten immerhin 5 000 Beschäftigte. Arbeits-
schutz am Arbeitsplatz wird im Bundestag schon an
vielen Stellen praktiziert. Die Vorteile von Sportangebo-
ten und Diabetestraining zum Beispiel wurden längst er-
kannt. Wir haben – das wurde schon von meiner Kolle-
gin Ernstberger angesprochen – Verantwortung für
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und können,
was rauchfreie Arbeitsplätze betrifft, viel von großen
Unternehmen lernen, die bereits rauchfrei geworden
sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE] – Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Unternehmen haben diesen Weg unter anderem
dadurch erfolgreich beschritten, dass sie im Bewusstsein
dessen, dass Rauchen eine Sucht ist – jetzt folgt meine
Botschaft –, parallel zum Rauchverbot Hilfe für rau-
chende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten ha-
ben. Als Gesundheitspolitikerin plädiere ich dafür, dass
wir wie einige große Unternehmen parallel zum Rauch-
verbot auch Angebote zur Tabakentwöhnung anbieten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE] – Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als letzte Rednerin in dieser Debatte möchte ich mich
der Feststellung unseres Vizekanzlers in einem Interview
anschließen: Im Bundestag „dürfen nur noch die Köpfe
rauchen“.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE] – Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608525300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/4400 an die in der Tagesordnung aufge-

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(C (D ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 13 a und 13 b auf: a)

richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Burkhardt Müller-Sönksen,
Florian Toncar, Dr. Werner Hoyer, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP

Menschenrechte in Usbekistan einfordern

– Drucksachen 16/225, 16/1222 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Steinbach
Johannes Jung (Karlsruhe)

Burkhardt Müller-Sönksen
Michael Leutert
Volker Beck (Köln)


b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe (17. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen),
Volker Beck (Köln), Birgitt Bender, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Menschenrechte in Usbekistan einfordern

– Drucksachen 16/1975, 16/4245 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Erika Steinbach
Johannes Jung (Karlsruhe)

Burkhardt Müller-Sönksen
Michael Leutert
Volker Beck (Köln)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Staats-
inister Gernot Erler.


Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1608525400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie deutsche Ratspräsidentschaft hat von den anderen
uropäischen Staaten das Mandat erhalten, eine Zen-
ralasienstrategie zu erarbeiten. Diese Arbeit läuft be-
eits. Es geht voran, und wir stoßen bei den fünf infrage
ommenden zentralasiatischen Ländern auf Interesse.
ir nutzen dieses Strategieprojekt auch dafür, Verbesse-

ungen hinsichtlich der Rechtsstaatlichkeit und der Be-
chtung der Menschenrechte in allen dieser fünf Staaten
u erreichen.

Was Usbekistan angeht, stehen immer noch die tragi-
chen Ereignisse von Andischan vom 13. Mai 2005 und
hre Aufarbeitung im Vordergrund. Die EU hat auf diese
ragödie mit Sanktionen geantwortet, unter anderem mit
inem Waffenembargo, mit Reisebeschränkungen ge-
enüber den Hauptverantwortlichen und mit der Ausset-






(A) )



(B) )


Staatsminister Gernot Erler
zung der praktischen Arbeit im Zuge des Partnerschafts-
und Kooperationsabkommens.

Die Bundesregierung hat sich von Anfang an intensiv
um diese Vorfälle gekümmert. Ich selber habe im letzten
Sommer in Taschkent sehr schwierige Gespräche dazu
geführt. Der Außenminister ist im November vergange-
nen Jahres mit dem Staatspräsidenten zusammengetrof-
fen und hat diese Themen ebenfalls aufgegriffen. Die
EU hat ihren Druck in dieser Frage ständig aufrechter-
halten.

Dadurch konnte zwar keine Zustimmung für die ei-
gentlich gewünschte Aufklärung durch eine unabhän-
gige internationale Untersuchung erreicht werden, aber
immerhin wurde von usbekischer Seite die Bereitschaft
zur Durchführung gemeinsamer Gespräche im Rahmen
einer Expertengruppe erklärt.

Ein erstes Zusammentreffen einer solchen Experten-
gruppe hat vom 12. bis 14. Dezember letzten Jahres in
Taschkent stattgefunden. Dabei hat die usbekische Re-
gierung den Experten der Europäischen Union Einsicht
in Akten sowie in schriftliches und elektronisches Be-
weismaterial gewährt. Die Experten sind mit Regie-
rungsvertretern sowie Zeugen, Anwälten, Vertretern der
Staatsanwaltschaft und Vertretern von Untersuchungsbe-
hörden zusammengetroffen. Sie hatten Zugang zu einem
Gefängnis und zu dort einsitzenden Verurteilten. Ferner
haben sie die Orte des Geschehens in Andischan besucht
und dort Gespräche mit Zeugen und Vertretern der betei-
ligten Behörden geführt.

Trotz allem sind noch wichtige Fragen offen geblie-
ben, weshalb wir darauf gedrungen haben, dass weitere
Gespräche dieser Art stattfinden. Inzwischen gibt es die
Zustimmung der usbekischen Seite, ein zweites Exper-
tengespräch durchzuführen. Im Lichte dieser sich Schritt
für Schritt erweiternden Bereitschaft, in einen Dialog zu
treten, hat bereits am 8. November letzten Jahres eine
Sitzung des Kooperationsrates zwischen der EU und Us-
bekistan stattgefunden. Bei dieser Gelegenheit ist auch
über Andischan gesprochen worden.

Die Führung von Usbekistan hat gegenüber der EU
ihre Bereitschaft erklärt, einen dauerhaften und regelmä-
ßigen Menschenrechtsdialog zu führen. Daraufhin hat
wiederum der Rat für Allgemeine Angelegenheiten am
13. November letzten Jahres die bisher geltenden Sank-
tionen dahin gehend modifiziert, dass die technischen
Gremien im Rahmen des Partnerschafts- und Koopera-
tionsvertrages wieder arbeiten, das Waffenembargo aber
um zwölf Monate und der Visabann um sechs Monate
verlängert werden. Es wurde aber auch vereinbart, diese
Sanktionen alle drei Monate zu überprüfen. Die nächste
Überprüfung wird im Mai dieses Jahres stattfinden.

Bei jeder Begegnung von Vertretern der EU und der
deutschen Bundesregierung mit Kollegen aus Usbekis-
tan werden auch Einzelfälle angesprochen, durchaus mit
Erfolg. In einem Fall ist es nach einem Gespräch von
Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit Präsident
Karimow zur Freilassung eines oppositionellen Journa-
listen gekommen, der zu sechs Jahren Haft verurteilt
worden war.

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(C (D Inzwischen sind auch die Vorbereitungen für den enschenrechtsdialog, den ich angesprochen habe, vo angekommen. Wir hoffen, ihn bald konkret beginnen zu önnen. Er richtet sich nach den Vereinbarungen inneralb der EU, das heißt, es wird nicht nur um Prinzipien ehen, sondern auch um Einzelfälle. Dabei werden auch ie Vertreter der Zivilgesellschaft einbezogen. Dieser anze Prozess spiegelt sich auch in der jüngsten Schlussolgerung des EU-Rats zu Usbekistan vom 5. März wier, die diesen Prozess der wachsenden Kooperation abildet. Zusammenfassend darf ich Folgendes festhalten: Die enschenrechtslage in Usbekistan gibt weiter Anlass zu rnster Sorge. Das bezieht sich nach wie vor auf die Erignisse in Andischan, aber auch auf die Folgen und die orm der Prozesse sowie das Schicksal derjenigen, die amals geflüchtet sind. Wir sind besorgt über das weiterin rigorose Vorgehen gegen oppositionelle Journalisten owie Vertreter und Aktivisten von Menschenrechtsoranisationen, und wir sind besorgt über die Politik geenüber den NGOs, zum Beispiel darüber, dass die rbeit insbesondere der internationalen NGOs in Usbeistan erschwert wird. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Bewegung, ie hoffen lässt. Dabei ist die Entscheidung zu erwähen, die Todesstrafe zum 1. Januar 2008 abzuschaffen nd zu dem gleichen Zeitpunkt die Habeas-Corpus-Reelung in Usbekistan einzuführen. Hinzu kommt die Beeitschaft, nicht nur diese Expertengespräche zu führen, ondern auch einen dauerhaften Menschenrechtsdialog it der EU zu etablieren. Wir werden unsere Bemü ungen fortsetzen und dabei den Vertretern Usbekistans eutlich machen, dass eine positive Teilnahme an der U-Zentralasienstrategie und die Zusammenarbeit mit er EU nur möglich sind, wenn wir weiter konkrete Erolge in dem von mir beschriebenen Sinne haben weren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Burkhardt Müller önksen, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Herr Staatsminister, Sie sprachen von Bewegung. ch sehe das nicht so wie Sie. Außerdem sprachen Sie on Fortschritten der Regierung. Ich sage Ihnen: Diese egierung hält Deutschland, das die EU-Ratspräsident chaft innehat, hin. Wir haben dort Gespräche geführt: s tut sich nichts. Im November 2005 hat die EU – Sie sagten es – anktionen gegen Usbekistan verhängt. Sie reagierte amit auf die blutige Niederschlagung von weitgehend riedlichen Demonstrationen in der Stadt Andischan am 3. Mai 2005. Bald sind seit dem traurigen Ereignis, als underte von Demonstranten durch Sicherheitskräfte Burkhardt Müller-Sönksen des usbekischen Innenministeriums brutal niedergeschossen worden sind, zwei Jahre vergangen. Die genauen Hintergründe dieser Vorgänge liegen bis heute im Dunkeln. Ich denke dabei nicht an diejenigen, die im Gefängnis sitzen – wir haben heute zum ersten Mal gehört, dass Vertreter der EU-Kommission mit ihnen gesprochen haben –, sondern an diejenigen, die geschossen haben. Deren Taten sollten eigentlich untersucht werden, auch durch eine unabhängige Kommission. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Bundesregierung seit einiger Zeit auf EU-Ebene darauf drängt, die Sanktionen gegen Usbekistan aufzuheben oder doch zumindest zu lockern. Was würde aber die Aufhebung oder Lockerung der Sanktionen aus gegenwärtiger Perspektive rechtfertigen? Der Befund ist leider so eindeutig wie erschütternd: Nichts. Denn in Usbekistan ist außer hehren Absichtsbekundungen, von denen wir schon vor einem halben Jahr bei unserem Besuch gehört haben – etwa von der, die Todesstrafe 2008 abzuschaffen –, keine Verbesserung der Menschenrechtslage erkennbar. Das Gegenteil ist der Fall: Die Situation derjenigen, die sich für die Belange der Menschenrechte in Usbekistan einsetzen, wird immer dramatischer. Welcher willkürlich und politisch motivierten Verfolgung Nichtregierungsorganisationen in Usbekistan ausgesetzt sind, zeigt das Beispiel der Organisation Human Rights Watch. Das ist nach meinem Wissen die einzige internationale Menschenrechtsorganisation, die in Usbekistan überhaupt noch ein Büro unterhält. Alle anderen internationalen Menschenrechtsorganisationen mussten ihre Vertretungen in Usbekistan schließen, da sie von der usbekischen Regierung des Landes verwiesen wurden. Kürzlich – auch Sie sprachen von Einzelfällen, die leider noch nicht abschließend behandelt worden sind – wurde die Übersetzerin des Taschkenter Büros von Human Rights Watch, Frau Umida Niyazova, nahe der usbekisch-kirgisischen Grenze verhaftet. Der ursprüngliche Vorwurf der usbekischen Strafverfolgungsbehörden gegen sie lautete, dass sie am 21. Dezember 2006 bei ihrer Einreise nach Usbekistan am Flughafen Taschkent eine nicht ordnungsgemäße Zollerklärung abgegeben habe. Sie hatte nämlich ihren Laptop sowie die dazugehörigen Speicherkarten in der Zollerklärung nicht korrekt aufgeführt. Daraufhin wurden der Laptop, die Speicherkarten sowie ihr Pass beschlagnahmt. Zudem wurde sie einem langwierigen Verhör unterzogen, da sich angeblich staatsfeindliche Dokumente auf ihrem Laptop befanden. Frau Niyazova wurde deshalb ein Strafverfahren in Aussicht gestellt. Nachdem sie in Anbetracht der gegen sie erhobenen Anschuldigungen in das benachbarte Kirgisien geflohen war, wurde sie von den usbekischen Behörden im Januar unter dem Vorwand, sie habe kein Strafverfahren mehr zu befürchten, zurück nach Usbekistan gelockt und unmittelbar nach ihrem Grenzübertritt festgenommen. Ganz offensichtlich handelt es sich bei diesem Vorgang um einen Fall politisch motivierter Strafverfolgung. Dieser Fall ist immer noch aktuell. Wir bitten Sie, die Regierung, dem nachzugehen. h h O F m b w J F B n d a d w m f d b g d s n s d b e g b s h w n M D t R d d w u t g C (C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608525500

(Beifall bei der FDP)

Burkhardt Müller-Sönksen (FDP):
Rede ID: ID1608525600




(A) )


(B) )


Mit welch schamloser Willkür die usbekischen Be-
örden gegen Human Rights Watch in Usbekistan vorge-
en, zeigt auch, dass einer neuen Mitarbeiterin dieser
rganisation, Frau Rittmann, sowie dem Ehemann von
rau Dr. Andrea Berg, der Leiterin des Büros von Hu-
an Rights Watch in Taschkent, seit mehr als einem hal-

en Jahr die beantragten Einreisevisa für Usbekistan ver-
eigert werden. Als wir dort waren, wurde uns im

ustizministerium gesagt, das sei nur noch eine reine
ormsache, die Visumerteilung stehe unmittelbar bevor.
is heute – seitdem ist ein halbes Jahr vergangen – ist
ichts passiert. Wir werden hingehalten; wir werden an
er Nase herumgeführt. Ich muss die Bundesregierung
n dieser Stelle fragen: Begreifen wir nicht, dass wir von
en usbekischen Behörden immer weiter vorgeführt
erden?

Während sich die Bundesregierung gegenwärtig be-
üht, mit der usbekischen Regierung die Bedingungen

ür einen Menschenrechtsdialog auszuhandeln, sehen
ie usbekischen Machthaber keine Veranlassung, ihr
rutales, willkürliches und unrechtmäßiges Verhalten
egenüber diesen Menschenrechtsverteidigern auch nur
em Anschein nach zu ändern. Wenn sich die usbeki-
chen Behörden sogar in einer Phase, in der sie ganz ge-
au wissen, dass sie unter internationaler Beobachtung
tehen, so verhalten, ist die Frage: Wie werden sie sich
ann erst verhalten, wenn die EU-Sanktionen aufgeho-
en sind? Also: A maiore ad minus. Wir befürchten, dass
s noch viel schlimmer wird.

Es wäre aus meiner Sicht ein großer Fehler, unter den
egenwärtigen Bedingungen die Sanktionen aufzuhe-
en, nur um einen Menschenrechtsdialog mit der usbeki-
chen Regierung zu führen, der dann allerdings den In-
alt nicht wert wäre. Ein solcher Menschenrechtsdialog
äre nicht nur sinnlos; er wäre auch ein Hohn für dieje-
igen, denen es um eine tatsächliche Verbesserung der
enschenrechte in Usbekistan geht.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.
ie Glaubwürdigkeit und damit der Erfolg der EU-Zen-

ralasienstrategie, die gegenwärtig unter deutscher EU-
atspräsidentschaft erarbeitet wird, hängen maßgeblich
avon ab, wie sich vor allem die deutsche Regierung
erzeit im Hinblick auf Usbekistan verhält. Daher dürfen
ir bei der Aufklärung der Ereignisse von Andischan
nd der Einforderung einer besseren Menschenrechtssi-
uation in Usbekistan nicht auf Feigenblattveranstaltun-
en setzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608525700

Das Wort hat der Kollege Holger Haibach, CDU/

SU-Fraktion.






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Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

(Beifall bei der CDU/CSU)



Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1608525800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Erlauben Sie mir eine Bemerkung, bevor ich
zum eigentlichen Thema komme. Zumindest die Kolle-
ginnen und Kollegen, die vorhin schon hier waren, ha-
ben den doch sehr engagierten Diskussionsstil beim
Thema Nichtraucherschutz erlebt. Ich würde mir wün-
schen, dass dieses Parlament auch über menschenrechtli-
che Fragen wie die, die wir jetzt zu behandeln haben, in
dieser Art und Weise engagiert diskutieren würde. Dann
wären wir, glaube ich, was die Frage der Menschen-
rechte in Deutschland und weltweit betrifft, einen gro-
ßen Schritt weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Müller-Sönksen hat aus meiner Sicht
sehr viele wichtige Punkte angesprochen.


(Beifall des Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP] – Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Vielen Dank!)


Er hat das, was sozusagen das Dilemma von Menschen-
rechtspolitik ist, relativ klar beschrieben. Wenn wir den
Dialog suchen, sind wir immer in der Gefahr, dass wir
uns zu nahe an die begeben, die den Dialog führen. Aber
wenn wir nur auf Sanktionen und Ablehnung setzen,
sind wir in der Gefahr, nichts zu erreichen. Das heißt,
wir müssen einen vernünftigen Weg finden.

Bei allem, was man über die gegenwärtige Situation
in Usbekistan sagen kann – ich stimme in vielem mit
dem überein, was dazu angemerkt worden ist, bin auch
weit davon entfernt, übermäßig optimistisch zu sein,
weil auch ich der Delegation angehört habe, die vor ei-
nem halben Jahr in Usbekistan war –, gilt, dass das, was
die Bundesregierung tut, verantwortungsvolle Politik ist.
Sie versucht, auf der einen Seite die Notwendigkeit der
Zusammenarbeit und auf der anderen Seite die Aus-
übung des notwendigen Drucks auszubalancieren, um
die menschenrechtliche Situation in solchen Ländern zu
verbessern.

Ein Beispiel ist die schon genannte Zentralasienstra-
tegie. Wir sind gestern im Ausschuss darüber informiert
worden, wie so etwas ungefähr aussehen könnte. Ich
finde es schon bedeutsam und richtig, dass die wichtigen
menschenrechtlichen Fragen, die für Usbekistan auf der
Tagesordnung stehen, im Rahmen einer solchen Strate-
gie und im Rahmen eines Dialogs auch tatsächlich ange-
sprochen werden. Dabei ist das Thema Andischan – das
spielt in beiden Anträgen eine Rolle – durchaus wichtig.

Der Kollege Beck wird nachher wahrscheinlich sa-
gen: Was wir in diesen Expertengesprächen jetzt ma-
chen, entspricht nicht dem internationalen Standard einer
unabhängigen Untersuchung. Das trifft zu. Aber es ist
wesentlich mehr als das, was wir bis jetzt hatten, näm-
lich nur Informationen der usbekischen Regierung, ohne
dass man die Möglichkeit hatte, sie in irgendeiner Form

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(C (D achzuprüfen. Das sollte man einmal zur Kenntnis nehen und anerkennen. Es ist auch richtig, glaube ich, dass wir in einen ialog mit der usbekischen Seite eintreten. Ich stimme em Kollegen Müller-Sönksen voll darin zu, dass Diaoge nicht zu Feigenblattveranstaltungen werden dürfen. ch bin aber der festen Überzeugung, dass diese Gefahr ann, wenn wir einen Dialog zielorientiert führen, nicht intreten muss. Einmal abgesehen davon: Welche Alterative haben wir neben dem Versuch, mit einem verünftigen Dialog auf der einen Seite und mit Druck auf er anderen Seite etwas zu erreichen? Wir werden nicht ort einmarschieren, um die Verhältnisse zu verbessern. nsofern glaube ich, dass wir schon richtig aufgestellt ind, wenn wir unsere Maßnahmen ausbalancieren. Was den Dialog betrifft: Ich bin einer großer Freund on Dialogen. Ich halte sie für richtig. Ich halte sie für onsequent. Aber wir müssen sie schon zielorientiert ühren. Wir müssen sie konstruktiv führen. Wir müssen or allem klarmachen: Welches sind die Dinge, über die ir reden wollen? Wie wollen wir unsere Ziele erreichen? Wir brauchen ine vernünftige Erfolgskontrolle, auf Neuhochdeutsch valuation genannt, damit wir hinterher klarmachen önnen, wo wir eine Zusammenarbeit sehen und wo icht, weil der Erfolg nicht gewährleistet ist. Wenn wir en Dialog auf diese Art und Weise angehen, können wir uch erfolgreich sein. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will etwas zu den Expertengesprächen sagen.
ir müssen die Chance, die sich durch diese Experten-

espräche bietet, auch tatsächlich nutzen. Man hörte das
ine oder andere über die Situation, in der die Experten-
espräche stattgefunden haben. Ich finde es gut und rich-
ig, dass eine zweite Reise stattfindet. Ich kann nur hof-
en, dass die Gruppe, die dort hinfährt, wirklich alle

öglichkeiten ausnutzt, die ihr geboten werden, und
ersucht, mit jedem zu reden, der mit dieser Angelegen-
eit etwas zu tun hat. Sonst werden wir niemals Licht ins
unkel dieser Angelegenheit bringen. Das schaffen wir
ur dann, wenn dort sehr intensiv nachgeforscht wird.

Sanktionen haben natürlich durchaus eine große
ymbolwirkung. Auch ich sage: Unter den gegenwärti-
en Umständen ist der Hoffnungsschimmer, der durch
ie Wolken geht, sehr dünn. Wir müssen sehr genau
berlegen, was wir tun. Ich finde es richtig, dass wir die
echnische Zusammenarbeit wieder zulassen, aber weder
en Waffenbann noch den Visabann aufheben. Wenn wir
ber – was zum Beispiel im Antrag der Grünen gefordert
ird – einen wirklichen Austausch haben wollen, wenn
ir eine tatsächliche Zusammenarbeit, zum Beispiel im

ustiziellen Bereich, haben wollen, dann werden wir die-
en Austausch zulassen müssen. Dazu gehört die techni-
che Zusammenarbeit. Insofern finde ich die Reaktion
er Bundesregierung an dieser Stelle ausgewogen. Ich
age allerdings auch in aller Deutlichkeit: Wenn sich an






(A) )



(B) )


Holger Haibach
der Situation auf absehbare Zeit nichts ändert, sollten
wir an den übrigen Sanktionen nicht rühren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich denke, wir müssen unsere Tätigkeiten und unsere
Sicht auf Usbekistan und die anderen Zentralasienstaa-
ten in einen größeren Zusammenhang einordnen. Im An-
trag der Grünen steht unter anderem, wir müssten uns in
besonderem Maße um Menschen kümmern, die in Usbe-
kistan verfolgt werden. Dem kann ich nur zustimmen.
Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Wir alle erin-
nern uns noch daran, dass es vor kurzem ein Urteil des
Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs gegeben
hat, wonach usbekische Flüchtlinge, die nach Russland
gekommen sind, nicht hätten ausgeliefert werden dürfen.
Die Auslieferung ist trotzdem erfolgt, und die Menschen
sind daraufhin verschwunden. Das bedeutet doch, dass
wir innerhalb des Europarates, innerhalb unserer euro-
päischen Staatengemeinschaft darauf drängen müssen,
dass diese Aufgabe gelöst wird. Wir müssen mit unseren
Partnern reden. Wenn wir nur alleine drängen, werden
wir nämlich nicht weit kommen. Russland spielt in die-
sem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Das spricht für die Tatsache – um auf die Debatte der
letzten Woche zurückzukommen –, dass wir der Umset-
zung der Urteile des Menschenrechtsgerichtshofs eine
größere Bedeutung beimessen müssen, als das bei der ei-
nen oder anderen Angelegenheit der Fall ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich fällt es einem schwer, Ankündigungen einer
Regierung zu glauben, die sich sehr retardierend verhält,
wenn es darum geht, Fortschritte im Menschenrechtsbe-
reich zu machen: die Ankündigung, die Todesstrafe ab-
zuschaffen, im Jahr 2008 aber kein Moratorium zuzulas-
sen, die Ankündigung, den Habeas-Corpus-Akt in das
Rechtssystem einzuführen. Trotz allem glaube ich, dass
das Ansatzpunkte sind; denn wenn diese Versprechen
gemacht worden sind, muss man die usbekische Seite in
dem Dialog, der geführt werden muss, packen und daran
erinnern: Das habt ihr zugesagt, wir wollen sehen, dass
es verwirklicht wird und wie es verwirklicht wird. – Das
wird sicherlich auch Aufgabe dieses Dialogs sein. Das
muss in aller Deutlichkeit gesagt werden.

Ich will einen Gedanken, der hier noch keine Erwäh-
nung gefunden hat, aufgreifen: Zentralasienstrategie –
deutsche EU-Ratspräsidentschaft. Alle, die sich mit
Menschenrechten beschäftigen, wissen, dass wir bei vie-
len Dingen einen langen Atem brauchen. In diesen Staa-
ten ist wahrscheinlich ein noch viel längerer Atem not-
wendig als in vielen anderen Staaten. Dieser lange Atem
ist uns dieses Mal garantiert – dafür bin ich der Bundes-
regierung sehr dankbar –: Man versucht nicht nur, im
Rahmen der eigenen Präsidentschaft etwas zu erreichen,
sondern macht auch durch die sogenannte Teampräsi-
dentschaft, indem man also die nächste und übernächste
Präsidentschaft hinzunimmt, deutlich, dass das keine
Angelegenheit für ein halbes Jahr ist, sondern dass das

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(C (D ine Angelegenheit ist, die für die Europäische Union on dauerhafter Bedeutung ist. Ich kann nur sagen: erzlichen Dank an die Bundesregierung, dass man in iesem Fall diesen Weg gewählt hat. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein Wort noch zu den Anträgen, die uns heute vorlie-
en: Der Antrag der FDP ist schon etwas älter und hat
ich insofern nicht in der Sache, aber zum Teil in den

aßnahmen überholt. Der vorliegende Antrag der Grü-
en zeichnet aus meiner Sicht viele beachtenswerte As-
ekte – das will ich überhaupt nicht verhehlen –, aber
ir fehlt das Gesamtkonzept. Deswegen werden wir die-

en beiden Anträgen leider nicht zustimmen können.

Ein letzter Gedanke: Ich sehe den viel beschworenen
nteressengegensatz in dieser Region zwischen Men-
chenrechten auf der einen Seite und wirtschaftlichen
nd strategischen Interessen auf der anderen Seite nicht.
s ist uns klar, und wir müssen immer wieder deutlich
achen, dass Menschenrechte fundamentaler Bestand-

eil für eine sichere und stabile Entwicklung sind. Wir
üssen alles tun, damit die Menschenrechte in dieser
egion tatsächlich beachtet werden. Ich denke, wir sind
uf einem richtigen Weg. Wenn wir den festen Willen
aben – diesen Willen wünsche ich uns allen –, dann ha-
en wir hoffentlich irgendwann eine bessere Situation in
entralasien.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608525900

Das Wort hat der Kollege Hüseyin Aydin, Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608526000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

öchte es noch einmal in Erinnerung rufen: Am 13. Mai
005 ließ das usbekische Innenministerium in der Stadt
ndischan eine Demonstration von Zehntausenden abrie-
eln. Die Bevölkerung solidarisierte sich mit 23 Män-
ern, denen ein unfairer Prozess wegen eines angeblichen
msturzversuches gemacht wurde. Aus anfänglichen
ahnwachen wurden bald große, friedliche Demonstra-

ionen gegen Rechtswillkür. Nach Berichten von Am-
esty International fuhren an diesem 13. Mai immer wie-
er gepanzerte Militärfahrzeuge vor, aus denen heraus
uf die Menge geschossen wurde. Dieses brutale Vorge-
en forderte einige Hunderte Tote.

So wurde der Menschenrechtsverteidiger Sainabitdinow
u sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte nach dem
assaker von Andischan den ausländischen Journalis-

en blutige Kinderschuhe gezeigt und somit bewiesen,
ass auf Kinder geschossen wurde.

Mutabar Tadschibajewa, die Vorsitzende einer be-
annten usbekischen Menschenrechtsorganisation, wurde
u acht Jahren Haft verurteilt. Ihr Verbrechen bestand






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(B) )


Hüseyin-Kenan Aydin
darin, dass sie auf einer internationalen Konferenz in
Dublin von den Ereignissen in Andischan berichten
wollte. Ich denke, dass ich für alle hier versammelten
Abgeordneten spreche, wenn ich anlässlich des Interna-
tionalen Frauentages Frau Tadschibajewa unsere solida-
rischen Grüße sende.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Herta Däubler-Gmelin [SPD]: Auch sonst!)


Die vorliegenden Anträge fordern zu Recht von der
Bundesregierung ein energisches Eintreten zur Aufklä-
rung dieser Vorgänge. Das findet die Zustimmung der
Linken. Aber die Bundesregierung sagt das eine und tut
etwas anderes. Es ist gut, wenn Außenminister Steinmeier
auf seiner Zentralasienreise Tamara Tschikunowa, die in
Usbekistan die Organisation „Mütter gegen Todesstrafe
und Folter“ leitet, öffentlich die Hand schüttelt.

Leider steht dieser Akt im Widerspruch zu der nicht
ganz so öffentlich betriebenen Kooperation mit dem
Regime. Trotz der EU-Sanktionen, die die militärische
Zusammenarbeit mit der Diktatur in Taschkent streng
untersagen, unterhält die Bundeswehr einen eigenen
Stützpunkt im usbekischen Termes. Der Ausbau dieses
Stützpunktes ist nach dem Massaker von Andischan mit
deutschen Steuergeldern in Höhe von 10 Millionen Euro
sogar noch vorangetrieben worden.

Selbst die Vereinbarung über die Ausbildung von us-
bekischen Streitkräften ist nicht ausgesetzt worden. Als
Gegenleistung erhielt der politisch Hauptverantwortliche
für das Massaker von Andischan, Innenminister
Almatow, im Dezember 2005 ein Visum für die Einreise
nach Deutschland und wurde hier großzügig medizinisch
versorgt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608526100

Herr Kollege, ich muss Sie jetzt fragen, ob Sie eine

Zwischenfrage des Kollegen Haibach genehmigen.


Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608526200

Selbstverständlich.


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1608526300

Herr Kollege Aydin, wären Sie bereit, zur Kenntnis zu

nehmen, dass ein Großteil der auf dem Militärstützpunkt
in Termes stationierten Truppen inzwischen schon nach
Masar-i-Scharif verlegt worden ist oder in Kürze verlegt
wird?


Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608526400

Herr Kollege Haibach, das ändert nichts an der Tatsa-

che, dass dieser Stützpunkt weiterhin in Betrieb ist und
einige Soldaten weiterhin dort tätig sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir erfuhren im
April letzten Jahres im CIA-Untersuchungsausschuss
des Europäischen Parlaments, dass die deutsche Bot-
schaft in Taschkent in Geheimdienstbelangen mit dem
Regime zusammengearbeitet hat. Wer so handelt, ver-

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(C (D iert jede Glaubwürdigkeit. Ich sage es noch einmal: Die undesregierung fordert von den Ländern in der Dritten elt die Einhaltung der Menschenrechte, was wir natür ich unterstützen. Doch sie kooperiert mit einer usbekichen Regierung, die auf die eigene Bevölkerung schieen lässt. Und warum das alles? Die Bundeswehr rläutert auf ihrer Homepage – Herr Haibach, hören sie u! –: Gäbe es die Nachschub-Basis der Bundeswehr im usbekischen Termez nicht, dann könnten die deutschen Soldaten in Afghanistan in kürzester Zeit einpacken. ie Katze ist aus dem Sack! Es geht augenscheinlich um olitische Einflusssphären und nicht zuletzt um wirtchaftliche Interessen. Ich sage: Deutsche Truppen haben in Afghanistan geauso wenig verloren wie ein usbekischer Innenminister it Blut an den Händen in Deutschland. (Beifall bei der LINKEN – Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie Linke fordert die Bundesregierung auf: Beenden Sie
ndlich die Kumpanei mit diesem Regime in Taschkent
nd machen Sie den Bundeswehrstützpunkt in Termes
änzlich dicht.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608526500

Das Wort hat der Kollege Volker Beck, Bündnis 90/

ie Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608526600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

ollege, wenn die Welt mal so einfach wäre! Ihre Schil-
erung der Konfliktlage war mir jetzt doch zu simpel.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: So einfach ist die Welt!)


uch ich habe das Gefühl, dass die Bundesrepublik
eutschland – diesen Eindruck hat man uns ja bei unse-

em Besuch in Usbekistan auch vermittelt – im Vergleich
u anderen europäischen Staaten besonders schonungs-
oll mit den Usbeken umgeht. Dabei spielt Termes eine
olle. Das muss nicht so sein.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Aha!)


eines Erachtens muss man sich von dieser Perspektive
rei machen und über Alternativen reden. Da gibt es Al-
ernativen; andere Bündnispartner nutzen sie. Deshalb
ollte man den Usbeken deutlich machen, dass wir uns
on ihnen wegen Termes nicht erpressen lassen. Das
äre die richtige Botschaft. Aber sich das so einfach zu-

echtzustricken, wie Sie das hier gemacht haben, ist
icht legitim.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der Volker Beck CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE])





(A) )


(B) )


Man muss auch darüber reden, wie man ISAF absi-
chert. Ich weiß, Sie sind dagegen. Aber das hat mit der
Usbekistanpolitik nichts zu tun. Deshalb sollten wir jetzt
hier beim Thema bleiben. Ansonsten führen wir hier
eine innenpolitische statt eine menschenrechtspolitische
Debatte.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Vielleicht hätte Herr Keskin reden sollen!)


Ich möchte jedoch, dass die usbekische Regierung und
der usbekische Botschafter merken, dass sich der Deut-
sche Bundestag darüber einig ist, dass man mit der jetzi-
gen Menschenrechtssituation in Usbekistan nicht zufrie-
den sein kann. Diese Botschaft muss von dieser Debatte
ausgehen. Sie darf sich nicht in innenpolitischem Ge-
plänkel verlieren, das übrigens außer zwei Besuchern so-
wieso niemand mitbekommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Dann kommen Sie doch zur Sache!)


Ich bin besorgt über die Tonlage, die hier teilweise
angeklungen ist. Ich habe in etwa die gleiche Tonlage
aus dem Votum der SPD im Bericht des Ausschusses zu
unserem Antrag herausgelesen. Es sei alles auf einem
guten Weg, sagt dort die SPD-Fraktion. Ich bin dafür, die
Dialogbereitschaft auszutesten. Ich bin dafür, dass man
versucht, wirklich voranzukommen. Ich bin aber nicht
für eine Rabattveranstaltung. Wir haben damals gesagt,
wir wollen eine internationale unabhängige Untersu-
chung der Vorfälle in Andischan. Die jetzige EU-Mis-
sion wird nicht von einer international unabhängigen
Kommission durchgeführt, wie wir das gefordert haben.
Das positive Votum einer solchen Kommission war aber
auch die Grundlage für die Aufhebung der Sanktionsbe-
schlüsse der Europäischen Union. Wir haben gefordert,
die usbekische Regierung müsse alle internationalen
Verpflichtungen, die sie eingegangen ist, erfüllen, sonst
dürfe es zu keiner Aufhebung der Sanktionen kommen.
Nach wie vor hat das Internationale Rote Kreuz keinen
ungehinderten Zugang zu allen Gefängnissen in Usbe-
kistan. Deshalb hat es vor einigen Monaten seine Be-
suchspraxis eingestellt, um nicht so zu tun, als ob es et-
was kontrolliere, was man es in Wirklichkeit gar nicht
kontrollieren lässt.

Wir dürfen hier keinen Rabatt geben und nur über
Einzelfälle reden, in denen man sich in einem Punkt ent-
gegenkommen kann. Ich befürchte, so wie ich Herrn
Karimow und andere kluge Leute, die das usbekische
Regime verteidigen, erlebt habe, dass ein Menschen-
rechtsdialog auf solchen Veranstaltungen leicht zu zwei
Monologen werden kann und sich überhaupt nichts be-
wegt.


(Burkhardt Müller-Sönksen [FDP]: Es bewegt sich nichts!)


Deshalb brauchen wir klare Zielvorgaben. Wenn sich
nichts bewegt, muss man das feststellen und daraus Kon-

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(C (D equenzen ziehen. Deshalb darf man sich alleine durch usagen von einem Regime wie dem usbekischen, das ereit ist, einem alles zu erzählen, wenn man es nur höen will, aber hinterher nichts davon umsetzt, kein X für in U vormachen lassen. Die lachen über uns als Westen, eil wir uns manchmal für so kleine Münze einkaufen assen. (Beifall des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


Deshalb fordere ich die Bundesregierung auf, in Brüs-
el hart zu bleiben und nicht zu versuchen, die Sank-
ionsbeschlüsse ohne konkrete Fortschritte in der Men-
chenrechtssache aufzuheben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Staatsminister, Sie haben die Zentralasienstra-
egie angesprochen. Ich finde, wir sollten darüber im
undestag und auch in den Ausschüssen intensiver und

nformierter sprechen. Wir hatten gestern eine Unterrich-
ung. Dabei ist mir nicht klar geworden, wie die ver-
chiedenen Themen der Zentralasienstrategie von der
undesregierung zusammengebracht werden. Die The-
en sind alle benannt: die Energiefrage, die strategische
rage, auch die Menschenrechtsfrage. Aber was bedeu-

en die Energiefrage und die strategische Frage für die
enschenrechtsfrage? Das ist das Spannende: Wie ist

as miteinander verzahnt, und wie bedingt sich das?

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht anfangen, zen-
ralasiatischen Staaten wie Turkmenistan, das auf einer
iesigen Gasblase sitzt, aus energiepolitischen Gründen

enschenrechtsrabatte zu geben. Wir machen uns als
esten völlig unglaubwürdig. Deshalb ist eine andere
nergiepolitik eine wichtige Voraussetzung und eine
ernünftige Grundlage dafür, dass unser Land men-
chenrechtspolitisch nicht erpressbar ist. Das sollten wir
mmer mit im Blick haben.

Ich möchte als Abgeordneter im Menschenrechtsaus-
chuss mit der Bundesregierung in einen Dialog darüber
intreten, mit welchen Mechanismen wir dafür sorgen,


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608526700

Herr Kollege!


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608526800

– dass die Menschenrechtsfrage unsere Beziehungen

eitgehend bestimmt.

Damit, Frau Präsidentin, bin ich am Schluss. Vielen
ank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608526900

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

erta Däubler-Gmelin, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608527000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Heute ist schon sehr viel Richtiges gesagt
worden; der Kollege Haibach hat das bereits unterstri-
chen. Auch in den beiden Anträgen der Opposition steht
in Bezug auf die Fakten sehr viel Richtiges.

Ich denke, diese Debatte hat, von ein paar Ausrut-
schern abgesehen, wieder gezeigt, dass wir uns in der
Zielsetzung völlig einig sind. Deshalb brauchen wir ein
Menschenrechtsverständnis, nach dem nicht auf der ei-
nen Seite das Thema Menschenrechte verfolgt wird,
während sich auf der anderen Seite die Außenpolitiker
um die Strategie, die Verteidigungspolitiker um die Waf-
feneinheiten und die Wirtschaftspolitiker um die Wirt-
schaft, den Außenhandel und die Energie kümmern. Wir
möchten, dass alles zusammen gesehen wird. Aus die-
sem Grund gab es auch eine klare Entscheidung des
Bundestages, einen Ausschuss für Menschenrechtsfra-
gen mit eigener Verantwortung zu bilden.

Ich stimme aber Herrn Haibach auch in der zweiten
Frage zu, lieber Kollege Müller-Sönksen und lieber Kol-
lege Beck, dass man Ihre Anträge nicht annehmen kann,
und zwar nicht deswegen, weil die Tatsachen falsch wä-
ren oder das Ziel nicht unserem entsprechen würde. Sie
wissen, dass wir darüber schon häufig genug geredet ha-
ben und das auch weiterhin tun werden. Aber ich glaube,
es fehlt etwas. Die innenpolitische Ausrichtung, die der
Kollege Beck gerade dem Herrn Aydin so entzückend
vor die Füße geworfen hat, ist auch in Ihrem Antrag sehr
deutlich spürbar. Es geht darum, dass Sie die Sorge oder
das Misstrauen formulieren, die Bundesregierung würde
die Menschenrechte doch wieder in einer Schublade hal-
ten, die Themen Strategie, Energie oder sonst etwas ge-
trennt sehen und im Übrigen eine Rabatttendenz, eine
Mauschelei oder Ähnliches verfolgen. Dies ist falsch.

Machen Sie sich einmal die Mühe – wir im Ausschuss
tun dies alle –, sich einmal anzuschauen, wie im Euro-
päischen Rat vor ein paar Tagen diskutiert wurde. Wenn
Sie sich einmal anschauen, was im Menschenrechtsrat in
Genf in Sachen Usbekistan läuft, wie sich die Bundesre-
gierung in dieser Frage verhält und sich zu diesem
Thema positioniert, dann wissen Sie, dass ein Miss-
trauen gegenüber der Bundesregierung in dieser
Frage schlichtweg falsch ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608527100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Beck?


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608527200

Ja, bitte.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608527300

Geschätzte Frau Kollegin, würden Sie mir zustim-

men, dass jede Forderung in unserem Antrag zustim-
mungsfähig ist? Wenn Sie meine Auffassung teilen,
dann können wir den Feststellungsteil fallen lassen. Wir
treten aber für klare menschenrechtliche Anforderungen
an die usbekische Seite ein. Wir wollen der Bundesregie-
rung ganz ohne Soupçon Material für ihre weitere Politik

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(C (D itgeben. Wenn das auf Ihre Zustimmung trifft, könnten ir so verfahren. Das ist ein ganz wichtiger Schritt. Deswegen mache ch Ihnen einen Gegenvorschlag. Lassen Sie uns die rage, die Ihnen und auch uns am Herzen liegt, gemeinam behandeln, nämlich die Frage, wie man einen verünftigen Dialog zur Verbesserung der Menschenechtslage in Transformationsstaaten erreichen kann. ann haben wir viele Probleme nicht und können viele unkte aus Ihren Feststellungen herausnehmen. (Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] nimmt seinen Platz wieder ein)

Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608527400


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608527500

Frau Kollegin, sind Sie noch bei der Beantwortung

er Frage?


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608527600

Ja.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608527700

Dann bitte ich den Kollegen Beck, wieder aufzuste-

en.


(Heiterkeit)



Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608527800

Soll ich sagen, wann ich mit der Beantwortung der

rage fertig bin?


(Heiterkeit)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608527900

Wenn man das aus dem Inhalt nicht erkennen kann,

ann bitte ja.


(Heiterkeit)



Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608528000

Verehrte Frau Präsidentin, ich traue uns allen selbst zu

ieser Stunde zu, dass das möglich ist. Wenn Sie nichts
agegen haben, würde ich Herrn Beck durchaus gestat-
en, sich wieder hinzusetzen.


(Heiterkeit)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608528100

Dann werde ich Ihre Redezeit weiterlaufen lassen.


(Heiterkeit)



Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1608528200

Gut.

Ich fahre fort. Uns liegen die Fragen am Herzen: Wie
önnen wir das Ziel einer integrativen Menschenrechts-
olitik erreichen? Wie kommen wir zu Dialogen? Denn
amit ist die Möglichkeit verbunden, tatsächlich weiter-
ukommen. Wie schaffen wir es, dass die Glaubwürdig-
eit einer verzahnten Menschenrechtspolitik – nämlich






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin
einer deutschen, einer europäischen und einer internatio-
nalen Menschenrechtspolitik – deutlich erkennbar wird?

Zu diesen Fragen gibt es – lesen bildet, lieber Kollege
Beck – ein sehr kluges Papier von Human Rights Watch,
das sich mit der Zentralasienstrategie und speziell mit
den Dialogen mit Usbekistan beschäftigt. Dort wird sehr
klar gesagt, worum es geht:

Erstens. Eine klare Ansage in den Dialogen, was die
Menschenrechtsverletzungen angeht. Das tut die Bun-
desregierung. Wir werden darauf achten, dass es so
bleibt.

Zweitens. Die Öffentlichkeit in Usbekistan suchen.
Das ist mir deswegen so besonders wichtig, weil in die-
sem wunderschönen Land mit seiner Jahrtausende alten
Kultur die Bevölkerung, die sehr genau weiß, was sie
möchte, und die sehr freiheitsliebend und menschen-
rechtsorientiert ist, darauf angewiesen ist, dass wir uns
um diese Belange kümmern.

Drittens. Kontakte mit der Bevölkerung suchen. Da-
mit komme ich zu dem größten Nachteil von beiden An-
trägen. Sie zeigen nicht auf, dass wir die Kontakte mit
der Bevölkerung und nicht nur die mit der Regierung su-
chen müssen. Nur diese Kontakte geben uns die Mög-
lichkeit, das gemeinsame Ziel, nämlich die Verbesserung
der Menschenrechte, zu erreichen.

Wie gesagt, ich gebe es nicht auf, dass wir auch, aber
nicht nur in Bezug auf Usbekistan, hier eine gemeinsame
Linie finden. Lieber Herr Beck, ich sage Ihnen gerne
noch einmal: Sie haben völlig recht. Der Deutsche Bun-
destag hält die Menschenrechte für die Grundlage jeder
zivilisierten Gesellschaft. Die Politik ist insgesamt da-
rauf ausgerichtet, die Menschenrechtslage zu verbessern.
Das gilt nicht nur, aber auch für Usbekistan.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608528300

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe auf
Drucksache 16/1222 zu dem Antrag der Fraktion der
FDP mit dem Titel „Menschenrechte in Usbekistan ein-
fordern“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 16/225 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der Koalition bei Gegenstimmen der Opposition an-
genommen.

Tagesordnungspunkt 13 b, Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
auf Drucksache 16/4245 zu dem Antrag der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Menschen-
rechte in Usbekistan einfordern“. Der Ausschuss emp-
fiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/1975 abzulehnen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer

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1)

(C (D timmt dagegen? – Enthaltungen? – Auch diese Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalition ei Gegenstimmen der Opposition angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel, Hüseyin-Kenan Aydin, Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Illegitime Schulden von Entwicklungsländern streichen – Drucksachen 16/3618, 16/4314 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Georg Nüßlein Dr. Ditmar Staffelt Hellmut Königshaus Heike Hänsel Ute Koczy Die Rednerinnen Dr. Bärbel Kofler und Heike Hänsel owie die Redner Dr. Georg Nüßlein, Hellmut önigshaus und Thilo Hoppe haben ihre Reden zu Pro okoll gegeben.1)


Wir kommen deshalb zur Beschlussempfehlung des
usschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
ntwicklung auf Drucksache 16/4314 zu dem Antrag
er Fraktion Die Linke mit dem Titel „Illegitime Schul-
en von Entwicklungsländern streichen“. Der Ausschuss
mpfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/3618 abzuleh-
en. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
ehlung ist mit den Stimmen der SPD, der CDU/CSU
nd der FDP bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke
nd Enthaltung der Grünen angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a und 12 b so-
ie Zusatzpunkt 8 auf:

12 a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz (10. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Bärbel Höhn, Cornelia Behm, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN

Verbraucherinformationsgesetz nachbessern
und das Lebensmittel-Kontrollsystem neu ord-
nen

– Drucksachen 16/2656, 16/4575 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ursula Heinen
Elvira Drobinski-Weiß
Hans-Michael Goldmann
Karin Binder
Ulrike Höfken

Anlage 2






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Karin
Binder, Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Gesine Lötzsch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Zweite Chance nutzen – Das Recht auf Ver-
braucherinformation grundlegend neu gestal-
ten

– Drucksache 16/4544 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Hans-
Michael Goldmann, Jens Ackermann, Dr. Karl
Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Verbraucherinformationsrechte stärken –
Neues Verbraucherinformationsgesetz zügig
vorlegen

– Drucksache 16/4447 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Die Kolleginnen Marlene Mortler, Elvira Drobinski-
Weiß, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Karin Binder und
Ulrike Höfken sowie der Kollege Hans-Michael
Goldmann haben ihre Reden zu Protokoll gegeben.1)

Wir kommen deshalb zur Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz auf Drucksache 16/4575 (neu) zu dem
Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen mit
dem Titel „Verbraucherinformationsgesetz nachbessern
und das Lebensmittel-Kontrollsystem neu ordnen“. Der
Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/2656
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD, der
CDU/CSU und der FDP bei Gegenstimmen der Fraktion
der Grünen und der Fraktion Die Linke angenommen.

Tagesordnungspunkt 12 b und Zusatzpunkt 8. Inter-
fraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/4447 zu Zusatzpunkt 8 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Die Vorlage auf Drucksache 16/4544 zu dem
Tagesordnungspunkt 12 b soll an dieselben Ausschüsse
überwiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? –
Das ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
schlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 17 a und 17 b auf:

17 a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel,

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1) Anlage 3 2)

(C (D Dr. Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Nach dem Wiener Gipfel – die Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika solidarisch gestalten – Drucksachen 16/2602, 16/4541 – Berichterstattung: Abgeordnete Anette Hübinger Dr. Sascha Raabe Dr. Karl Addicks Heike Hänsel Ute Koczy b)

richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel,
Michael Leutert, Dr. Diether Dehm, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der LINKEN

Für einen europäischen zivilen Friedensdienst

– Drucksachen 16/3620, 16/4540 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Georg Nüßlein
Dr. Ditmar Staffelt
Hellmut Königshaus
Heike Hänsel
Ute Koczy

Die Kolleginnen Anette Hübinger und Heike Hänsel
owie die Kollegen Andreas Weigel, Dr. Sascha Raabe,
r. Karl Addicks und Thilo Hoppe haben ihre Reden zu
rotokoll gegeben.2)

Wir kommen deshalb zur Beschlussempfehlung des
usschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
ntwicklung auf Drucksache 16/4541 zu dem Antrag
er Fraktion Die Linke mit dem Titel „Nach dem Wiener
ipfel – die Beziehungen zwischen der EU und Latein-

merika solidarisch gestalten“. Der Ausschuss empfiehlt,
en Antrag auf Drucksache 16/2602 abzulehnen. Wer
timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st mit den Stimmen der SPD, des Bündnisses 90/
ie Grünen, der CDU/CSU und der FDP bei Gegenstim-
en der Fraktion Die Linke angenommen.

Tagesordnungspunkt 17 b, Beschlussempfehlung des
usschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
ntwicklung auf Drucksache 16/4540 zu dem Antrag der
raktion Die Linke mit dem Titel „Für einen europäischen
ivilen Friedensdienst“. Der Ausschuss empfiehlt, den
ntrag auf Drucksache 16/3620 abzulehnen. Wer stimmt

ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dage-
en? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
it den Stimmen der SPD, der CDU/CSU und der FDP

ei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke und Enthal-
ung der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen ange-
ommen.

Anlage 4






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 sowie die Zu-
satzpunkte 9 und 10 auf:

18 Beratung des Antrags der Abgeordneten Omid
Nouripour, Silke Stokar von Neuforn, Volker
Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Europäische Datenschutzstandards bei der
Weitergabe von Fluggastdaten (PNR) an die
USA sicherstellen

– Drucksache 16/4445 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 9 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Innenausschusses (4. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher,
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Gisela
Piltz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP

Konsequenzen ziehen aus dem Urteil des Eu-
ropäischen Gerichtshofes vom 30. Mai 2006
zur Weitergabe europäischer Fluggastdaten
an die Vereinigten Staaten von Amerika

– Drucksachen 16/1876, 16/2962 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Beatrix Philipp
Wolfgang Gunkel
Ernst Burgbacher
Ulla Jelpke
Silke Stokar von Neuforn

ZP 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst
Burgbacher, Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Stärkung des Daten- und Rechtsschutzes bei
der Weitergabe von Fluggastdaten an die USA

– Drucksache 16/4577 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Die Redner Wolfgang Gunkel, Ernst Burgbacher, Jan
Korte, Omid Nouripour und Peter Altmaier haben ihre
Reden zu Protokoll gegeben.1)

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/4577 – das ist Zusatzpunkt 10 – an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen.

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1) Anlage 5 2)

(C (D Die Vorlage auf Drucksache 16/4445 – das ist Tagesrdnungspunkt 18 – soll an dieselben Ausschüsse überiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist er Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen orden. Zusatzpunkt 9. Beschlussempfehlung des Innenauschusses auf Drucksache 16/2962 zu dem Antrag der raktion der FDP mit dem Titel „Konsequenzen ziehen us dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 0. Mai 2006 zur Weitergabe europäischer Fluggastdaen an die Vereinigten Staaten von Amerika“. Der Auschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/1876 bzulehnen. Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschluss mpfehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei Geenstimmen der Opposition angenommen worden. Ich rufe Tagesordnungspunkt 19 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie – zu dem Antrag der Abgeordneten HüseyinKenan Aydin, Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Keine Hermes-Bürgschaft für das IlisuStaudammprojekt – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Reinhard Loske, Ute Koczy, Thilo Hoppe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Keine Hermes-Bürgschaft für den IlisuStaudamm in der Türkei – Drucksachen 16/2995, 16/2626, 16/3583 – Berichterstattung: Abgeordneter Erich G. Fritz Die Kolleginnen Gabriele Groneberg, Gudrun Kopp nd Ute Koczy sowie die Kollegen Bernward Müller, olf Hempelmann und Hüseyin-Kenan Aydin haben ihre eden zu Protokoll gegeben.2)


Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Wirtschaft und Technologie auf Drucksa-
he 16/3583. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 der
eschlussempfehlung die Ablehnung des Antrages der
raktion Die Linke auf Drucksache 16/2995 mit dem
itel „Keine Hermes-Bürgschaft für das Ilisu-Stau-
ammprojekt“. Wer stimmt für die Beschlussempfeh-
ung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen von CDU/
SU, SPD und FDP bei Gegenstimmen von der Frak-

ion Die Linke und der Fraktion des Bündnisses 90/Die
rünen angenommen worden.

Unter Nr. 2 empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung
es Antrags der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
uf Drucksache 16/2626 mit dem Titel „Keine Hermes-

Anlage 6






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Bürgschaft für den Ilisu-Staudamm in der Türkei“. Wer
stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt da-
gegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und FDP bei Ge-
genstimmen von der Fraktion Die Linke und der Frak-
tion des Bündnisses 90/Die Grünen angenommen wor-
den.

Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages für morgen, Freitag, den 9. März 2007, 9 Uhr,
ein.

Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen einen
schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.