Protokoll:
16081

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 81

  • date_rangeDatum: 28. Februar 2007

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:51 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/81 Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8132 A 8133 A 8134 B 8135 D 8136 C 8138 A 8139 A 8139 B 8139 C 8146 A 8147 A 8148 B 8149 C 8150 D 8151 D 8152 D 8153 D 8154 D 8157 B Deutscher B Stenografisch 81. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan unter Führung der NATO auf Grundlage der Re- solutionen 1386 (2001), 1413 (2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563 (2004), 1623 (2005) und 1707 (2006) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 16/4298) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . K W K Z A d K g r M 8127 A 8127 B 8129 C 8130 C Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . 8140 B 8141 D undestag er Bericht ung 28. Februar 2007 t : arl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . olfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . arl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: ktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion er FDP: Energie- und umweltpolitische onsequenzen der Bundesregierung auf- rund des Klimaberichtes des Weltklima- ates IPCC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8142 C 8143 B 8144 B 8144 C 8144 D 8144 D Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8158 A 8159 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 Tagesordnungspunkt 2: Befragung der Bundesregierung: Die Fort- entwicklung des Gentechnikrechts . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Johannes Röring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Tagesordnungspunkt 3: Fragestunde (Drucksachen 16/4367, 16/4390) . . . . . . . . . . Mündliche Frage 5 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Nichtbesteuerung der Überlassung unent- geltlicher oder verbilligter Park- und Stell- plätze im Gegensatz zur Besteuerung der Arbeitgeberzuschüsse zu den Fahrkosten des öffentlichen Verkehrs Antwort Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M D I d g A D M D M b p i d A D Z D M B D E n P v v s s V A M Z B M D D G t P N n t A M Z D 8160 B 8160 B 8161 D 8162 A 8162 B 8162 C 8163 A 8163 B 8163 D 8163 D 8164 A 8164 A 8164 C 8164 C 8165 A 8165 B 8165 D 8166 B 8166 C 8166 D 8167 B 8167 C 8168 B 8168 D 8169 A ündliche Frage 6 r. Hermann Otto Solms (FDP) nformationen der Bundesregierung über ie Besteuerung privater Veräußerungs- ewinne in anderen Staaten ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 7 r. Hermann Otto Solms (FDP) ögliche Kapitalflucht aus Deutschland ei Einführung einer Abgeltungsteuer auf rivate Veräußerungsgewinne aufgrund der n anderen EU-Ländern, der Schweiz und en USA geltenden Regelungen ntwort r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . ündliche Fragen 24 und 25 irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) rgebnisse der Tagung der Gesundheitsmi- isterkonferenz zum Thema Schutz vor assivrauchen vom 23. Februar 2007 sowie orgesehene Änderung der Arbeitsstätten- erordnung im Referentenentwurf „Ge- etz zum Schutz vor den Gefahren des Pas- ivrauchs“ und weitere Vorschläge diverser erbände zum Nichtraucherschutz ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 26 r. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) rundsätzliche Neuerung der im Referen- enentwurf eines Gesetzes zum Schutz vor assivrauch in Bezug auf den öffentlichen ahverkehr und die Eisenbahnen enthalte- en Vorschrift zur Einrichtung gesonder- er Raucherräume ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfrage r. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8169 D 8170 A 8170 C 8172 A 8172 D 8173 D 8174 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 III Mündliche Frage 27 Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Regelung im Referentenentwurf eines Ge- setzes zum Schutz vor Passivrauch bezüg- lich Verantwortlichkeit der Inhaber des Hausrechts oder der Betreiber von Ver- kehrsmitteln für die Durchsetzung von Rauchverboten Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 28 Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Einbeziehung des Deutschen Bundestages in den Regelungsbereich des Referenten- entwurfs „Gesetz zum Schutz vor den Ge- fahren des Passivrauchs“ Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 29 Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kriterien für die Einrichtung spezieller Raucherräume nach dem Referentenent- wurf eines Gesetzes zum Schutz vor Passiv- rauch Antwort Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfrage Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mündliche Frage 32 Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ausbau der Strecke München–Kempten– Immenstadt–Lindau für den Neigetechnik- zugeinsatz Antwort Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzfragen Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M U G d W A K Z U M U A v z A K M D Z s z z A B M D N r S l o A B Z D N A L A Z A S l 8174 B 8174 C 8174 D 8175 A 8175 B 8175 C ündliche Frage 33 we Barth (FDP) eplante Reduzierung von Planstellen in er Niederlassung Leipzig des Deutschen etterdienstes ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatzfragen we Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 34 we Barth (FDP) uswirkungen der geplanten Reduzierung on Planstellen in der Niederlassung Leip- ig des Deutschen Wetterdienstes ntwort arin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ündliche Frage 35 r. Diether Dehm (DIE LINKE) ahl der zulässigen Auskunftsverlangen eit Inkrafttreten des Siebenten Gesetzes ur Änderung des Stasi-Unterlagen-Geset- es ntwort ernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . ündliche Frage 36 r. Diether Dehm (DIE LINKE) utzen des Siebenten Gesetzes zur Ände- ung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes für die icherheit der Bundesrepublik Deutsch- and und das Ansehen der Verfassungs- rgane ntwort ernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . usatzfragen r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntrags: Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an dem Einsatz einer Internationa- en Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- 8176 A 8176 C 8177 A 8177 C 8177 D 8178 A 8179 C 8181 A IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 nistan unter Führung der NATO auf Grund- lage der Resolutionen 1386 (2001), 1413 (2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563 (2004), 1623 (2005) und 1707 (2006) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . Willy Wimmer (Neuss) (CDU/CSU) . . . . . . . . Anlage 3 Neuabdruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Entwurfs eines Geset- zes zur Neuregelung des Rechtsberatungs- rechts (79. Sitzung, Tagesordnungspunkt 19) Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Axel Berg und Gabriele Groneberg (beide SPD) zur Abstimmung über den Entwurf ei- nes Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV- Wettbewerbsstärkungsgesetz – GKV-WSG) (80. Sitzung, Tagesordnungspunkt 27 a) . . . . . Anlage 5 Mündliche Fragen 1 und 2 Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) Keine höhere Nachfrage nach Krediten durch Kleinstunternehmen bzw. kleine und mittlere Unternehmen in Ostdeutschland trotz Wirtschaftsaufschwung in den neuen Ländern im Jahr 2006 sowie Maßnahmen der Bundesregierung zur Förderung dieser Unternehmen Antwort Dagmar Wöhrl, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Mündliche Frage 3 Cornelia Hirsch (DIE LINKE) Anhebung der Bedarfssätze und Freibe- träge beim BAföG um mindestens 10 Pro- zent im kommenden Jahr Antwort Andreas Storm, Parl. Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Mündliche Frage 4 Dr. Karl Addicks (FDP) Angebliche Unterstützung der für Somalia instabilisierend wirkenden Vereinigung Is- l H s A K A M B S f F A m s A D A M C S n w A D A M P H s G u A T A M D K s d 8181 C 8181 C 8183 B 8184 D 8185 B 8186 A amischer Gerichte durch Eritrea vor dem intergrund deutscher Entwicklungszu- ammenarbeit mit Eritrea ntwort arin Kortmann, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 8 ündliche Fragen 8 und 9 ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) tand der Umsetzung des Zehnpunkteso- ortprogramms als Konsequenz aus dem leischskandal im November 2005 sowie ufstockung des Personals in der Lebens- ittelüberwachung in den Bundesländern eit November 2005 ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 9 ündliche Frage 10 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) tand der Einführung eines Qualitätsma- agementsystems in der Lebensmittelüber- achung auf Landes- und Bundesebene ntwort r. Gerd Müller, Parl. Staatssekretär BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 10 ündliche Frage 11 eter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) öhe des Anteils von Personen ostdeut- cher Herkunft an der Gesamtzahl der rundwehrdienstleistenden, Zeitsoldaten nd Berufssoldaten in der Bundeswehr ntwort homas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 11 ündliche Fragen 12 und 13 r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) erosinverbrauch und Kohlendioxidaus- toß beim Einsatz der Bundeswehrtorna- os in Afghanistan sowie Auswirkungen 8186 B 8186 C 8187 A 8187 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 V der Kriege im Irak und in Afghanistan auf die Klimaveränderung Antwort Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 12 Mündliche Frage 14 Petra Pau (DIE LINKE) Personelle Unterstützung der Münchner Sicherheitskonferenz durch Soldaten der Bundeswehr Antwort Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 13 Mündliche Frage 15 Petra Pau (DIE LINKE) Anzahl der im Jahr 2006 bei Auslandsein- sätzen der Bundeswehr einsatzbedingt ver- letzten Soldaten Antwort Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 14 Mündliche Fragen 16 und 17 Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Realisierung des Ausbaus der Kindertages- betreuung für Kinder unter drei Jahren über die Bestimmungen des Tagesbetreu- ungsausbaugesetzes hinaus durch Ände- rung des SGB VIII oder durch Vereinba- rung mit den Ländern sowie dadurch entstehende Kosten Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 15 Mündliche Fragen 18 und 19 Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Finanzielle Beteiligung des Bundes beim Ausbau der Kinderbetreuung in den Län- dern sowie familienpolitische Prioritäten angesichts der Vielzahl von Vorschlägen zur Familienpolitik und deren Gegenfinan- zierung Antwort Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A M P M g B e s A D A M P G L t A D A M U R z r s S R A M A M J M t m l A M 8187 C 8187 D 8188 A 8188 B 8189 A nlage 16 ündliche Frage 20 riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) aßnahmen zur Verbesserung der päda- ogischen Qualität des Personals und der ildungsleistung im Elementarbereich, ventuell durch Ausbildung an Fachhoch- chulen und Universitäten ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 17 ündliche Frage 21 riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) esetzgeberische Befugnisse von Bund und ändern bei der Regelung zur Kinder- agesbetreuung ntwort r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 18 ündliche Fragen 22 und 23 lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) egelungen im Referentenentwurf „Gesetz um Schutz vor den Gefahren des Passiv- auchs“ bezüglich Mindestkriterien für pezielle Raucherräume und wirksame anktionen bei Verstößen gegen das auchverbot ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 19 ündliche Fragen 30 und 31 örg Rohde (FDP) aßnahmen zur bürokratischen Entlas- ung mobilitätseingeschränkter Personen it Behinderung bei der ambulanten ärzt- ichen Behandlung ntwort arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8189 B 8190 A 8190 B 8190 C VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 Anlage 20 Mündliche Frage 37 Christoph Waitz (FDP) Beschäftigung von 15 ehemaligen haupt- amtlichen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit beim damaligen Bun- desbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR bis 1997 bzw. Neueinstellungen nach 1997 Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 21 Mündliche Frage 38 Christoph Waitz (FDP) Stellungnahme der Bundesregierung zur von der Bundesbeauftragten für die Unter- lagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- maligen DDR geforderten Untersuchung, ob Bundestagsabgeordnete früherer Wahl- perioden als inoffizielle Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit tätig wa- ren und gegebenenfalls mit welchen Aus- wirkungen auf die damalige Arbeit des Deutschen Bundestages Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 22 Mündliche Frage 39 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) Vorlage des Ergebnisses der Erhebung der Bundesregierung zur Anzahl der bei ein- zelnen Bundesministerien sowie oberen Bundesbehörden beschäftigten ehemaligen Mitarbeiter des Ministeriums für Staats- sicherheit der DDR Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Anlage 23 Mündliche Frage 40 Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) Unterschiedliche Aussagen zur Anzahl der bei der Bundesbeauftragten für die Unter- lagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- maligen DDR beschäftigten ehemaligen MfS-Mitarbeiter im Dezember 2006 Antwort Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . A M D H r s m E A G A M E A a m s i A G A M R K d o A b d e B d A G A M C U D t A G 8191 A 8191 B 8191 C 8192 A nlage 24 ündliche Frage 41 irk Niebel (FDP) altung der Bundesregierung zu Verfah- en von kommunalen Wohnungsgesell- chaften bezüglich Erreichung einer ange- essenen Wohnungsgröße bei ALG-II mpfängern ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 25 ündliche Fragen 42 und 43 rnst Burgbacher (FDP) uswirkungen der Einführung branchen- bhängiger Mindestlöhne auf die Arbeits- arkt- und Beschäftigungssituation, insbe- ondere im Hotel- und Gastgewerbe sowie m Hinblick auf Schwarzarbeit ntwort erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . nlage 26 ündliche Fragen 45 und 46 ainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) onsequenzen der deutschen Ratspräsi- entschaft aus der Kritik von Kommissi- nsvizepräsidentin Margot Wallström am usschluss der Öffentlichkeit an den Vor- ereitungen zur Berliner Erklärung und em Konsultationsprozess zur Zukunft des uropäischen Verfassungsvertrags sowie eteiligung der nationalen Parlamente an er Erarbeitung der Berliner Erklärung ntwort ernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . nlage 27 ündliche Frage 47 ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) nterstützung der Gründung einer eutsch-Armenischen Versöhnungsstif- ung durch die Bundesregierung ntwort ernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 8192 B 8192 C 8192 D 8193 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8127 (A) ) (B) ) 81. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 14.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8181 (A) ) (B) ) Bundesregierung einen militärischen Schritt unter-Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 28.02.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A m d a r c S t w r T g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binding (Heidelberg), Lothar SPD 28.02.2007 von Bismarck, Carl Eduard CDU/CSU 28.02.2007 Frechen, Gabriele SPD 28.02.2007 Gradistanac, Renate SPD 28.02.2007 Groneberg, Gabriele SPD 28.02.2007 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 28.02.2007 Hilsberg, Stephan SPD 28.02.2007 Irber, Brunhilde SPD 28.02.2007 Kasparick, Ulrich SPD 28.02.2007 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 28.02.2007 Lopez, Helga SPD 28.02.2007 Merten, Ulrike SPD 28.02.2007 Möller, Kornelia DIE LINKE 28.02.2007 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.02.2007 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 28.02.2007 Dr. Scheer, Hermann SPD 28.02.2007 Schily, Otto SPD 28.02.2007 Dr. Schui, Herbert DIE LINKE 28.02.2007 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 28.02.2007 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 28.02.2007 Dr. Spielmann, Margrit SPD 28.02.2007 Thönnes, Franz SPD 28.02.2007 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz ei- ner internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1413 (2002), 1444 (2002), 1510 (2003), 1563 (2004), 1623 (2005) und 1707 (2006) vom 12. September 2006 des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen (Tagesordnungspunkt 1) Willy Wimmer (Neuss) (CDU/CSU): In Abstimmung it meinem Kollegen Dr. Peter Gauweiler darf ich zu em hier anstehenden Tagesordnungspunkt Folgendes usführen: Wegen erheblicher Bedenken sowohl verfassungs- echtlicher als auch völkerrechtlicher sowie strafrechtli- her und völkerstrafrechtlicher Art haben wir uns mit chreiben vom 21. Februar 2007 an den Herrn Bundes- agspräsidenten, den Herrn Kollegen Dr. Lammert, ge- andt. Darin haben wir den Bundestagspräsidenten da- um gebeten, die Beschlussfassung zu dem genannten agesordnungspunkt von der Tagesordnung aus den vor- enannten Gründen abzusetzen. In dem Schreiben führen wir aus: … für den 09. März 2007 – Vorberatung am 28. Februar 2007 – ist die Aussprache und Abstim- mung über die oben genannten Beschlussvorlagen terminiert. Wir bitten Sie, die Beschlussfassung von der Tagesordnung abzusetzen, da dem von der Bundesregierung beantragten Beschluss verfas- sungsrechtliche und völkerrechtliche Hindernisse entgegenstehen. Der Bundestag würde mit dem be- antragten Beschluss der Regierung die Beteiligung an einer die Grenzen des Zustimmungsgesetzes überschreitenden Fortentwicklung des NATO-Ver- trages ermöglichen, die ohne förmliche Vertragsän- derung nach Art. 59 Abs. 2 GG nicht möglich ist. Diese Vorgehensweise würde nicht nur die Mitwir- kungsrechte und Aufgaben des Bundestags als ge- setzgebende Körperschaft verletzen, sondern auch die Rechte jedes einzelnen Abgeordneten auf Mitwirkung am Gesetzgebungsverfahren. Darüber hinaus würde der Bundestag mit dem beantragten Beschluß nicht nur einer Form der Kriegsführung zustimmen, die durch das Völkerrecht nicht ge- deckt ist. Er würde auch – wenngleich ungewollt und unbewusst – an einer Erosion der fundamenta- len Inhalte des NATO-Vertrags mitwirken. Dazu im einzelnen: Mit der Entscheidung, Tornados zum Einsatz nach Afghanistan zu schicken (Antrag der Bundes- regierung vom 8.2.2007 – BT-Drs. 16/4298), hat die 8182 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 (A) ) (B) ) nommen, der nicht nur aus dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan einen Kampfeinsatz macht, sondern auch eine neue und nun nicht mehr hinnehmbare Mitwirkung der Bundesregierung an einer von den USA vorangetriebenen Fortentwicklung des Völ- kerrechts darstellt, die weder mit der Charta der Vereinten Nationen noch mit dem NATO-Vertrag vereinbar ist. An dieser Entwicklung, die das Inte- grationsprogramm des NATO-Vertrages überschrei- tet, darf sich die Bundesrepublik Deutschland nicht beteiligen, solange nicht der NATO-Vertrag und die UN-Charta geändert worden sind. Die hier ange- sprochene Entwicklung ist durch folgende Um- stände gekennzeichnet: – Die USA nehmen mit ihrer Nationalen Sicher- heitsstrategie (National Security Strategy – NSS) von 2002 für sich in Anspruch, ohne Mandat des Sicherheitsrats und ohne das Vorliegen einer Selbstverteidigungssituation im Sinne von Art. 51 SVN Präventivkriege (preemptive actions) füh- ren zu dürfen. – Sie haben im Falle des Irak-Kriegs von diesem Anspruch auch Gebrauch gemacht und damit ei- nen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg geführt. – Indem die USA die Behauptung aufstellen, Prä- ventivkriege gemäß ihrer National Security Strategy dienten der „Selbstverteidigung“, ge- ben sie dem Begriff der Selbstverteidigung ei- nen völlig anderen Inhalt als denjenigen, der bisher mit diesem Begriff in Art. 51 SVN zum Ausdruck gebracht worden ist. Ihr Versuch, das Recht zur Führung von Präventivkriegen – je- denfalls für sich selbst – zu etablieren, ist ein Versuch, die Völkerrechtsordnung grundlegend umzugestalten. – Art. l des NATO-Vertrages verpflichtet die Mit- gliedstaaten der NATO auf die Wahrung des in- ternationalen Friedens und auf das Gewaltver- bot gemäß der Charta der Vereinten Nationen. Indem die Führungsmacht der NATO, die USA, das Recht für sich in Anspruch nimmt, Präven- tivkriege zu führen, gibt sie Art. l des NATO- Vertrages einen völlig anderen Inhalt. – Da die Bundesregierung es immer noch unter- lässt, gegen die völkerrechtswidrige Strategie der USA zu protestieren, und indem sie es un- terlassen hat, den Irak-Krieg als völkerrechts- widrig zu bezeichnen, wirkt sie daran mit, dass Art. l NATO-Vertrag einen wesentlich anderen Inhalt erhält als er mit dem Zustimmungsgesetz zu diesem Vertrag vom Bundestag beschlossen worden war. – Der Einsatz der Bundeswehr-Tornados in Af- ghanistan bedeutet notwendigerweise die Teil- nahme Deutschlands an völkerrechtswidrigen und vom NATO-Vertrag nicht gedeckten Mili- täraktionen, denn – die von den Bundeswehr-Tornados erfassten Aufklärungsergebnisse werden an das ameri- (C (D kanische Oberkommando übermittelt; dabei ist trotz der in der Begründung der Beschluss- vorlage genannten Restriktion im ISAF-Ope- rationsplan nicht gewährleistet, dass die Auf- klärungsergebnissc nicht zu anderen als den dort genannten Zwecken im Rahmen der Operation Endurmg Freedom (OEF) verwen- det werden; – die Kriegführung der USA im Rahmen der OEF ist unter mehreren Aspekten völker- rechtswidrig, nämlich – sie lässt sich nicht mehr als Selbstvertei- digung rechtfertigen und ist nicht auf ein Mandat des Sicherheitsrats gestützt; – sie überschreitet bei der Art und Weise, insbesondere hinsichtlich der Auswir- kungen auf die Zivilbevölkerung, selbst die Ermächtigung der Regierung Karzai; – sie ist im Hinblick auf die in Kauf ge- nommenen sogenannten Kollateralschä- den an der Zivil Bevölkerung mit den völkerrechtlichen Regeln zum Schutz der Zivilbevölkerung nicht vereinbar; – sie verstößt hinsichtlich der Behandlung von Gefangenen gegen fundamentale menschenrechtliche Grundsätze. – Indem die Bundesregierung den Einsatz der Tornados in Afghanistan beschließt, nimmt sie aktiv an einer Militärstrategie teil, die mit den fundamentalen Grundsätzen der UN-Charta und des Art. l des NATO-Vertrages unvereinbar ist. Auf diese Weise unterstützt sie durch aktives Handeln die von den USA betriebene still- schweigende Änderung des Vertragsinhalts. – Da diese Änderung des Vertragsinhalts über den Rahmen des mit dem Zustimmungsgesetz fest- gelegten Integrationsprogramms hinausgeht, ver- letzt dieses Verhalten der Bundesregierung die Mitwirkungsrechte des Bundestages. Denn eine Fortentwicklung des NATO-Vertrages, die über das Integrationsprogramm hinausgeht, bedarf ei- ner förmlichen Vertragsänderung, welche gemäß Art. 59 Abs. 2 GG nur auf der Basis eines Zu- stimmungsgesetzes möglich ist. Wir bitten Sie daher, die Bundesregierung aufzu- fordern, ihren Antrag vom 8.2.2007 (BT-Drs. 16/4298) zurückzunehmen. Eine Ausdehnung des deutschen Engagements in Afghanistan ist aus den oben ge- nannten Gründen nur möglich, wenn zuvor sicher- gestellt ist, dass die NATO-Führungsmacht USA sowohl mit ihren Rechtsbehaupiungen als auch mit ihrer Kriegsführungspraxis auf den Boden des Völ- kerrechts zurückkehrt und dass der stille Bedeu- tungswandel von Art. l des NATO-Vortrages, der aus der Duldung der völkerrechtswidrigen Praxis der NATO-Führungsmacht durch die übrigen NATO-Staaten folgt, gestoppt wird. Der Bundestag sollte sich daher erst dann, wenn diese Vorausset- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8183 (A) ) (B) ) zungen erfüllt sind, mit einem entsprechenden An- trag der Bundesregierung befassen. Wir machen darauf aufmerksam, dass durch den beantragten Beschluss des Bundestages nicht nur ein Regierungshandeln gebilligt wurde, das aus den dargelegten Gründen mit den Rechten und Pflichten des Bundestages aus Art. 59 Abs. 2 GG unvereinbar ist, sondern dass dieser Beschluss auch Rechte je- des einzelnen Abgeordneten aus Art. 38 Abs. l GG verletzen würde. Da das Handeln der Regierung mit dem NATO-Vertrag in so fundamentaler Weise un- vereinbar ist, dass es nur nach Änderung dieses Vertrages zulässig wäre, werden den Abgeordneten ihre Mitwirkungs- und Mitentscheidungsrechte ent- zogen, wenn die Parlamentsmehrheit der Regierung für ein solches Handeln grünes Licht gibt, ohne dass zuvor eine förmliche Vertragsänderung stattge- funden hat, über welche die Abgeordneten im Ver- fahren der Zustimmungsgesetzgebung beraten und mitentscheiden konnten. Stünde am 9. März 2007 eine Änderung des NATO-Vertrages auf der Tages- ordnung, durch welche die NATO die Führung von Präventivkriegen zu ihrer Aufgabe macht, dann wäre es klar, dass es dafür keine Mehrheit im Bun- destag gäbe. Mit dem jetzt eingeschlagenen Verfah- ren wird eine Fortentwicklung des NATO-Vertrages vorangetrieben, die zu demselben Ergebnis führt. Diese Entwicklung ist jedoch nicht Gegenstand der Beratung und Entscheidung des Bundestages. Anlage 3 Neuabdruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechtsberatungsrechts (79. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 19) Christin Lambrecht (SPD): Die Bundesregierung hat den Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechtsberatungsrechts vorgelegt. Mit dieser Reform soll das noch aus dem Jahr 1935 stammende Rechtsbera- tungsgesetz aufgehoben und durch ein modernes Rechts- dienstleistungsgesetz (RDG) abgelöst werden. Ziel ist die Schaffung einer zeitgemäßen, europafesten Regelung für nichtanwaltliche Rechtsdienstleistungen. Der Entwurf trägt dem heutigen Wirtschaftsleben Rechnung, wo kaum noch eine geschäftliche Tätigkeit ohne rechtliche Auswirkungen bleibt. Um den geänder- ten Anforderungen des Wirtschaftslebens gerecht zu werden, soll es künftig auch möglich sein, im Zusam- menhang mit einer anderen beruflichen Tätigkeit Rechts- dienstleistungen zu erbringen. Die Erledigung fremder Rechtsangelegenheiten war bislang den Rechtsanwälten und Personen mit einer besonderen Erlaubnis zur Rechts- beratung, wie etwa Steuerberatern oder Inkassounterneh- men vorbehalten. Tätigkeiten, bei denen Rechtsdienst- leistungen nur eine untergeordnete Rolle spielen, sollen daher künftig von allen unternehmerisch tätigen Perso- nen erbracht werden dürfen. Das RDG definiert den Be- griff der Rechtsdienstleistung erstmals einheitlich als j s f d D k M W d o z d a t E f a r e b R v v d V s k h s E a d o m D k p d B s b d k w l p t b d t W S t j g b (C (D ede Tätigkeit in konkreten fremden Angelegenheiten, obald sie eine besondere rechtliche Prüfung des Einzel- alls erfordert. Nur noch die Fälle echter Rechtsanwen- ung sollen allein dem Anwalt vorbehalten werden. arunter fallen beispielsweise nicht die allgemeine Auf- lärung über rechtliche Hintergründe, etwa wenn ein ieterverein durch ein Rundschreiben alle Mieter einer ohnanlage über die nach dem BGB bestehenden Min- erungsrechte bei Modernisierungsmaßnahmen aufklärt, der auch die Geltendmachung einfacher Ansprüche, um Beispiel durch eine Kfz-Werkstatt. Gleichzeitig muss das Gesetz aber garantieren, dass er Kernbereich der rechtlichen Beratung und Vertretung llein Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten vorbehal- en bleiben. Das RDG bezweckt daher keineswegs die inführung einer umfassenden Rechtsdienstleistungsbe- ugnis unterhalb der Rechtsanwaltschaft. Es soll also uch künftig dabei bleiben: Wer umfassend rechtlich be- aten will, muss auch künftig Volljurist sein – das heißt r muss beide juristischen Staatsexamen bestanden ha- en und als Rechtsanwalt zugelassen sein. Für die echtsuchenden ist es wichtig, sich auch künftig darauf erlassen zu können, dass umfassender Rechtsrat nur on Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten erteilt wird, ie gesetzlich in besonderer Weise zur Unabhängigkeit, erschwiegenheit und Wahrung der Mandanteninteres- en verpflichtet sind. Damit wird es auch in Zukunft eine umfassende Rechtsberatungsbefugnis für Fach- ochschulabsolventen (hier vor allem Diplom-Wirt- chaftsjuristen) oder Absolventen des ersten juristischen xamens geben. Allerdings werden durch den vorliegenden Entwurf uch zahlreiche Fragen aufgeworfen: Rechtsdienstleistungen sind nach dem Entwurf immer ann zulässig, wenn sie als Nebenleistung zum Berufs- der Tätigkeitsbild oder zur vollständigen Erfüllung der it der Haupttätigkeit verbundenen Pflichten gehören. afür reicht es aus, dass die Tätigkeit eine zum Tätig- eitsbild oder zur vollständigen Erfüllung der Vertrags- flichten gehörige Nebenleistung darstellt. Die Rechts- ienstleistung darf also nach ihrem Gewicht und ihrer edeutung nicht im Mittelpunkt des Leistungsangebots tehen und muss zum Berufsbild gehören. So eröffnet ereits die juristische Prüfung einfacher Sachverhalte en Anwendungsbereich des RDG. In diesen Fällen önnte die Rechtsprüfung durch Nichtanwälte erfolgen, enn es sich um eine (nach § 5 RDG) zulässige Neben- eistung handelt, denn das RDG würde allen Berufsgrup- en ermöglichen, Rechtsdienstleistungen als Nebenleis- ungen zu erbringen. Klärungsbedarf sehe ich hier noch ezüglich der Fälle, in denen ein Architekt über Fragen es Baurechts oder gar der im Baurecht sehr komplizier- en Sachmängelhaftung berät. Weitere Beispiele aus dem irtschaftsleben, die ich für kritisch erachte, sind die anierungs- oder Insolvenzberatung durch Diplom-Be- riebswirte, Diplom-Kaufleute oder Diplom-Wirtschafts- uristen sowie Gestaltungsmöglichkeiten bei der Vermö- ens- oder Unternehmensnachfolge durch Banken. Es wird auch künftig der Rechtsprechung überlassen leiben, im Einzelnen zu bestimmen, welche Rechts- 8184 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 (A) ) (B) ) dienstleistungen – etwa bei Unternehmensberatern – noch als Nebenleistung anzusehen sind. Der Gesetzentwurf gibt den Gerichten für die Entscheidung, ob eine Neben- leistung vorliegt, aber konkrete Entscheidungskriterien an die Hand. Prüfungsmaßstab ist neben Umfang und Inhalt einer Tätigkeit und ihrer Bedeutung für den Rechtsuchenden, ob hierfür die umfassende rechtliche Ausbildung des Rechtsanwalts oder seine besondere Pflichtenstellung im Rechtssystem erforderlich ist, oder ob die juristische Qualifikation des nichtanwaltlichen Dienstleisters ausreicht. Hier sehe ich noch einigen Klärungsbedarf. Das RDG ermöglicht allerdings neue Formen der Zu- sammenarbeit mit Rechtsanwälten. Wo Rechtsdienstleis- tungen nicht lediglich Nebenleistung sind, sollen diese künftig gleichwohl „aus einer Hand“ angeboten werden können. Dies entspricht den Wünschen der Wirtschaft und der Mandanten. Außerdem eröffnet es der Rechtsan- waltschaft neue Marktchancen. Deshalb soll es zulässig sein, einen Rechtsanwalt für einzelne juristische Fragen hinzuziehen. Beispielsweise, wenn ein Architekt einen Anwalt einschaltet, um baurechtliche Fragen für ein ge- nehmigungspflichtiges Vorhaben zu klären. Zulässig wird es auch sein, dass Rechtsanwälten mit Angehörigen anderer Berufe fest zusammenarbeiten. (Unternehmens- berater, nichtanwaltliche Mediatoren, Architekten, Ärzte etc.). Dabei wird klargestellt, dass die Rechtsanwältin oder der Rechtsanwalt in diesem Rahmen stets selbst- ständig und eigenverantwortlich arbeiten muss, sodass Unternehmensjuristen auch in Zukunft keine Rechts- dienstleistungen erbringen dürfen. Die Bank darf umfas- sende Rechtsdienstleistungen für ihre Kunden nicht durch einen angestellten Syndikusanwalt erbringen las- sen. Dem Anliegen der Diplomjuristen, die an den Fach- hochschulen ursprünglich mit dem Ziel einer abhängigen Beschäftigung in Verwaltung oder Wirtschaft ausgebil- det wurden, auch selbstständig tätig werden zu können, trägt der Gesetzentwurf damit Rechnung. Durch die Neuausrichtung des Begriffs der Rechtsdienstleistung, die Erweiterung der zulässigen Nebenleistungen und die Vielzahl an neuen Möglichkeiten beruflicher Zusam- menarbeit gibt es auch für Diplomjuristen ein neues Be- tätigungsfeld. Lassen Sie mich auch noch auf einen weiteren kriti- schen Punkt eingehen: Der Entwurf gibt Rechtsdienst- leistungen, die nicht im Zusammenhang mit einer wirt- schaftlichen Betätigung stehen, insgesamt frei und schafft das Verbot der altruistischen Rechtsberatung ab. Das bürgerschaftliche Engagement wird damit gefördert. Auch bei der altruistischen Rechtsberatung müssen aber Mindeststandards gelten, die die Beratenen vor unquali- fiziertem Rat schützen. Deshalb müssen alle Personen und Organisationen, die außerhalb des Familien- und Freundeskreises unentgeltlichen Rechtsrat anbieten, ent- weder selbst Volljuristen sein oder eine qualifizierte ju- ristische Anleitung ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterin- nen sicherstellen. § 6 RDG erklärt die unentgeltliche Rechtsdienstleistung grundsätzlich für zulässig: Rechts- dienstleistungen, die nicht im Zusammenhang mit einer entgeltlichen Tätigkeit stehen, sollen künftig erlaubt sein. Das betrifft einerseits die Rechtsberatung im Fami- l a U d e u d i h i g Q s l d e a i d c u d n m u A h d f g w L h t f B s s K a s g e G A (C (D ien- und Freundeskreis und begünstigt andererseits die ltruistische, karitative Rechtsberatung. Der Begriff der nentgeltlichkeit wird enger als im Bürgerlichen Recht efiniert. „Kostenlose“ Serviceangebote (etwa die von iner Bank für den – potenziellen – Kunden kostenlos nd unverbindlich angebotene Testamentsberatung) sind anach nicht unentgeltlich im Sinne des RDG, weil sie m Zusammenhang mit dem entgeltlichen Geschäft ste- en, für das geworben werden soll. Werden zum Beispiel n einem Verein oder in sozialen Einrichtungen unent- eltlich Rechtsdienstleistungen angeboten, muss die ualität der Rechtsdienstleistung dadurch sichergestellt ein, dass eine juristisch qualifizierte Person daran betei- igt wird. Erforderlich, aber auch ausreichend ist, dass ie Rechtsdienstleistung unter Anleitung einer Person rbracht wird, die beide Staatsexamen bestanden hat. Bei den anstehenden Beratungen müssen wir aber uch ein besonderes Augenmerk auf die Verbraucher- nteressen haben. Denn sie vertrauen darauf, dass wer azu berechtigt ist Rechtsrat zu geben, auch entspre- hend qualifiziert ist. Was ist aber, wenn der Rat falsch nd ein Schaden entstanden ist. Die Berufshaftpflicht, ie bei Rechtsanwälten verpflichtend ist, greift hier icht. Wer steht für den Schaden? All diesen Fragen üssen wir uns in den anstehenden Beratungen stellen nd Antworten finden. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Axel Berg und Gabriele Groneberg (beide SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversi- cherung (GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz – GKV-WSG) (80. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 27 a) Die große Koalition hatte zum Ziel, mit der Gesund- eitsreform eine nachhaltige und gerechte Finanzierung es Gesundheitswesens zu sichern. Als Ergebnis der Re- orm sollte ein leistungsfähiges, solidarisches und demo- rafiefestes Gesundheitswesen entstehen. Trotz einzelner Strukturreformen, die positiv bewertet erden können, wie den zunächst erreichten Erhalt des eistungskatalogs der GKV sowie die Umwandlung bis- eriger Ermessensleistungen und Verbesserungen (Mut- er-Vater-Kind-Kuren, geriatrische Rehabilitation; Imp- ungen) in Pflichtleistungen oder die Kosten-Nutzen- ewertung von Arzneimitteln, die auch den therapeuti- chen Nutzen berücksichtigt, ist das Ergebnis der Ge- undheitsreform als Kompromiss innerhalb der großen oalition enttäuschend und nicht zielführend. Aus Gründen der Staatsräson stimme ich zu, halte ber die Kritik aufrecht. Letztlich, so meine Befürchtung chwächt diese Gesundheitsreform die Solidarität in der esetzlichen Krankenversicherung und führt zu einer inseitigen Belastung der gesetzlich Versicherten. leichzeitig ist zu befürchten, dass es als Folge der zur bstimmung stehenden Regelungen zu Leistungsaus- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8185 (A) ) (B) ) grenzungen kommen wird und die Reform haushalts- technisch mittelfristig nicht finanziert ist. Besonders folgende Gründe lassen mich an der Nach- haltigkeit der Reform zweifeln: 1. Der Gesundheitsfond lässt die private Krankenversi- cherung außen vor, anstatt sie in die solidarische Fi- nanzierung des Gesundheitswesens einzubeziehen. Das Fondsmodell führt zu einem Wettbewerb über die Zusatzbeiträge. Diese sind sozial ungerecht und be- lasten einseitig die Versicherten. 2. Es ist zu befürchten, dass die geplanten Neuregelun- gen zum Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) unzu- reichend sind. Die Morbiditäten der Versicherten in den einzelnen gesetzlichen Krankenkassen werden nur unzureichend abgebildet, sodass letztlich ein Kas- senwettbewerb um die besten Risiken statt um die beste Qualität stattfinden wird. Es wird daher Kassen geben, die sofort einen Zusatzbeitrag erheben müs- sen, da der Betrag aus dem Fonds nicht ausreicht und der Morbi-RSA unzureichend ist. 3. Die geplanten Wahlleistungs- und Selbstbehalttarife führen zu einer weiteren Privatisierung der Krank- heitskosten. Die auf Druck der Privaten-Krankenver- sicherungs-Lobby und der CDU/CSU entschärften Regelungen beim Basistarif belasten die gesetzliche Krankenversicherung weiter, weil sie zu einer Ab- wanderung bisher freiwillig Versicherter in die pri- vate Krankenversicherung führen werden. 4. Die gesetzlichen Kassen haben für 2007 spürbare Bei- tragserhöhungen beschlossen. Diese Entwicklung ist im Zusammenhang steigender Lohnnebenkosten, die dem notwendigen Ziel einer Konjunkturstabilisierung entgegenstehen, äußerst bedenklich. 5. Gravierend ist, dass ein konkreter Vorschlag zur Ge- genfinanzierung des Steuerzuschusses, den die GKV pauschal für gesellschaftliche Leistung erhält, fehlt. 6. Die fehlende Gegenfinanzierung betrifft vor allen Dingen den in der Gesundheitsreform enthaltenen Aufwuchs der Steuermittel für die nächsten Jahre. Ab 2009 ist ein Aufwuchs um jährlich weitere 1,5 Milli- arden Euro notwendig, sodass bereits 2011 7 Milliar- den Euro fällig werden, 14 Milliarden Euro im Jahr 2016. Hinzu kommen weitere Risiken, die mit circa 2 Milliarden Euro zu beziffern sind, ungeachtet der Risiken, die in konjunkturellen Zyklen und der Zins- entwicklung möglich sind. Anlage 5 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dagmar Wöhrl auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) (Drucksache 16/4367, Fragen 1 und 2): Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass trotz des Wirt- schaftsaufschwungs von im Schnitt 2,8 Prozent in den neuen Ländern im Jahr 2006 bisher keine höhere Nachfrage nach Krediten durch Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei den ostdeutschen Sparkassen zu verzeichnen ist? Z D K h v U m r S W z k s g Z v m a d E b n v s b d f z d m l r H r d a m w e n e g K v f N e d s d t t l b g (C (D Wie fördert die Bundesregierung das Wirtschaftswachs- tum von Kleinstunternehmen und KMU in den neuen Län- dern, und wie misst sie den Erfolg dieser Maßnahmen? u Frage 1: Der Bundesregierung liegen keine selbst erhobenen aten darüber vor, wie und mit welcher Tendenz sich die reditvergabe der ostdeutschen Sparkassen entwickelt at. Die vom Ostdeutschen Sparkassenverband gerade orgelegten Zahlen für das Kreditneugeschäft mit allen nternehmen, also nicht nur der kleinsten, kleinen und ittleren Unternehmen, zeigen, dass 2006 das Vorjah- esniveau allerdings mit starken länderindividuellen chwankungen – in etwa wieder erreicht worden ist. as die staatlichen Förderkredite anbelangt, so ist fest- uhalten, dass vom Jahr 2005 zu 2006 die ERP-Förder- redite in allen östlichen Ländern praktisch unverändert ind und bei der KfW Mittelstandsbank sogar leicht an- estiegen sind. u Frage 2: Der Bund ist bei der Förderung von Gründern und on kleinen und mittleren Unternehmen mit Program- en des ERP-Sondervermögens und der KfW sehr breit ufgestellt. Eine besonders intensive Förderung wird urch die Programme ERP-Kapital für Gründung und RP-Kapital für Wachstum erzielt. Im Kreditbereich ietet die KfW ihr Basisprogramm – den KfW-Unter- ehmerkredit – an. Dieser wird für kleine Gründungs- orhaben und kleine Unternehmen ergänzt – zum Bei- piel durch das StartGeld und das Mikrodarlehen. Dabei estehen nach wie vor zahlreiche Förderprälerenzen für ie neuen Länder bei der Zinsverbilligung, bei den An- orderungen an den Einsatz eigener Mittel, bei den Lauf- eiten der Kredite und der Mitfinanzierungsquote. Für ie neuen Länder wurden in ERP- und KfW-Program- en in der Mittelstandsförderung seit 1990 rund 60 Mil- iarden Euro zugesagt, womit Investitionen in Höhe von und 102 Milliarden Euro realisiert werden konnten. inzu kommen Zusagen über 79 Milliarden Euro im Be- eich der Wohnungswirtschaft, des Umweltschutzes und er Infrastruktur, mit denen Investitionen von 140 Milli- rden Euro angestoßen wurden, wovon insbesondere die ittelständisch geprägte Bauwirtschaft und das Hand- erk als Auftragnehmer profitiert haben. Um die aktu- lle Finanzierungssituation kleiner und mittlerer Unter- ehmen auch in den neuen Ländern zuverlässig inschätzen zu können, lässt die Bundesregierung Befra- ungen und Analysen durchführen, zum Beispiel das fW-Mittelstandspanel, die von KfW und Wirtschafts- erbänden gemeinsam durchgeführte Unternehmensbe- ragung oder die KfW-Sonderpublikation „15 Jahre eue Länder“. Die Analysen bestätigen immer wieder inen sehr wichtigen Punkt: Die Finanzierungsprobleme er ost- und westdeutschen Mittelständler sind im We- entlichen dieselben. Unterschiede ergeben sich dadurch, ass im Osten eine andere Größen- und Branchenstruk- ur besteht als im Westen. So ist die Unternehmensstruk- ur zum Beispiel in den neuen Ländern deutlich kleintei- iger. Deshalb dürften die zu erwartenden Effekte der evorstehenden Programmmodifikationen der KfW zu- unsten gerade der kleineren Unternehmen besonders 8186 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 (A) ) (B) ) den ostdeutschen Mittelstand begünstigen. In naher Zu- kunft werden die beiden Programme StartGeld und Mikrodarlehen für Gründer und junge Unternehmen zu- sammengefasst und entscheidend verbessert. Intensiv arbeitet die KfW auch derzeit daran, ein neues standardi- siertes und sehr schlankes Kreditprodukt zur Finanzie- rung von Investitionen kleiner etablierter Mittelständler marktreif zu machen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Andreas Storm auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Hirsch (DIE LINKE) (Drucksache 16/4367, Frage 3): Wie ist die Position der Bundesregierung zur Forderung nach einer Anhebung der Bedarfssätze und Freibeträge beim BAföG um mindestens 10 Prozent im kommenden Jahr, nach- dem sie in diesem Jahr im sechsten Jahr in Folge eine Anpas- sung ausgeschlossen hat, und in welcher Form wird darüber entschieden? Angesichts der nach wie vor angespannten Haushalts- lage kann derzeit eine Anpassung der Freibeträge, Be- darfssätze, Vomhundertsätze und Höchstbeträge nach dem BAföG nicht erfolgen. Die Bundesregierung hat in ihrem 17. Bericht nach § 35 BAföG bereits angekündigt, dass sie die Tragfähigkeit dieser Bewertung fortlaufend beobachten und erforderlichenfalls auch unabhängig von der Vorlage des nächsten Berichts mit geeigneten Vor- schlägen reagieren wird. Anlage 7 Antwort der Parl. Staatssekretärin Karin Kortmann auf die Frage des Abgeordneten Dr. Karl Addicks (FDP) (Drucksa- che 16/4367, Frage 4): Wie beurteilt die Bundesregierung die angebliche Unter- stützung der Vereinigung Islamischer Gerichte, die maßgeblich an der instabilen Lage in Somalia beteiligt ist, durch Eritrea mit Waffen und finanziellen Mitteln vor dem Hintergrund, dass Eritrea zu den Partnerländern für umfassende deutsche Ent- wicklungszusammenarbeit gehört und im Jahr 2005 3,2 Mil- lionen Euro an deutscher Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung gestellt bekommen hat? Die Bundesregierung hat den Bericht der Monitoring Group vom 21. November 2006 (S/2006/913) über Ver- letzung des VN-Waffenembargos gegenüber Somalia mit Besorgnis zur Kenntnis genommen, in dem erneut über Waffenlieferungen unter anderem Eritreas nach So- malia berichtet wird. Eritrea hatte diese Angaben als falsch zurück gewiesen. Der VN-Sicherheitsrat hat in der Resolution 1724 vom 29. November 2006 den VN- Generalsekretär aufgerufen, zusätzlich zu dem bestehen- den Sanktionsausschuss eine Überprüfungsgruppe ein- zusetzen, die unter anderem Embargobrecher benennen soll mit dem Ziel, den Sicherheitsrat bei der Verabschie- dung zusätzlicher Maßnahmen zu unterstützen. Embargo- brecher müssen daher mit Maßnahmen des Sicherheits- rates rechnen. Die Bundesregierung ist der Ansicht, dass die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Eritrea k W s s g u e ß A d A N Z B V d n K t p w G t g I v u r e v z b R m w d B v d S d t s g (C (D ein geeignetes Mittel wäre, um die Durchsetzung des affenembargos zu verbessern. Die Entwicklungszu- ammenarbeit mit Schwerpunkt Wasser- und Sanitärver- orgung zielt auf die Verbesserung der Lebensbedingun- en der äußerst bedürftigen eritreischen Bevölkerung nd dient damit der langfristigen Armutsbekämpfung als inem zentralen Ziel deutscher Entwicklungs- und Au- enpolitik. nlage 8 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Müller auf die Fragen der bgeordneten Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) (Drucksache 16/4367, Fragen 9 und 9): Wie ist der Stand der Umsetzung des 10-Punkte-Sofort- programms als Konsequenz auf den Fleischskandal im No- vember 2005, vor allem im Hinblick auf die beabsichtigte Meldepflicht (Nummer 2 des Sofortprogramms), die Mittei- lungspflicht (Nummer 6 des Sofortprogramms) und der Risi- kobewertungen (Nummer 8 des Sofortprogramms)? Welche Bundesländer haben seit November 2005 eine Aufstockung ihres Personals in der Lebensmittelüberwachung vorgenommen, und in welchem Umfang? u Frage 8: 1. Zur Meldepflicht (Nr. 2 Sofortprogramms): Das undesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und erbraucherschutz hält die Einführung der in Nummer 2 es Sofortprogramms angesprochenen Meldepflicht ach wie vor für notwendig. Nachdem Herr Kommissar yprianou nach ursprünglich offener Bewertung mitge- eilt hat, dass die Kommission zum gegenwärtigen Zeit- unkt die Erweiterung der Meldepflicht nicht plane, ird eine entsprechende nationale Regelung in einem esetzentwurf zur Änderung des Lebensmittel- und Fut- ermittelgesetzbuches aufgenommen, der in Kürze vor- elegt werden wird. 2. Zur Mitteilungspflicht (Nr. 6 des Sofortprogramms): m Gesetz zur Regelung der Verbraucherinformation, das om Bundespräsidenten nicht ausgefertigt worden ist nd damit nicht in Kraft treten konnte, war eine Ände- ung des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches nthalten, wonach die Staatsanwaltschaft grundsätzlich erpflichtet wurde, die Überwachungsbehörden unver- üglich über die Einleitung eines Strafverfahrens im Le- ensmittel- und Futtermittelbereich unter Angabe der echtsvorschriften, gegen die verstoßen wurde, zu infor- ieren. Das Bundesministerium für Ernährung, Land- irtschaft und Verbraucherschutz wird weiter mit Nach- ruck auf eine derartige Regelung hinwirken. 3. Zur Risikobewertung (Nr. 8 des Sofortprogramms): ereits jetzt ist gewährleistet, daß Risikobewertungen om Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch für ie Länder durchgeführt werden. Dieser koordinierende chritt ist für Fälle, die Gesundheit beeinträchtigen, in er Allgemeinen Verwaltungsvorschrift Schnellwarnsys- em verankert worden. Die Allgemeine Verwaltungsvor- chrift Schnellwarnsystem ist am 1. Januar 2006 in Kraft etreten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8187 (A) ) (B) ) Zu Frage: 9 Die Bundesländer sind zuständig für die Durchfüh- rung der Gesetze und Verordnungen im Bereich der Le- bensmittelsicherheit. Hierzu zählt auch, entsprechende Kontrollpersonal einzusetzen, das die erforderlichen Aufgaben wahrnimmt. Der Bundesregierung liegen keine konkreten Infor- mationen über Aufstockungen des Personals bei den für die Durchführung der Lebensmittelüberwachung zustän- digen Ländern vor. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerd Müller auf die Frage der Abgeordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Frage 10): Wie ist der Stand der Einführung eines Qualitätsmanage- mentsystems in der Lebensmittelüberwachung auf Landes- und Bundesebene? Auf der Grundlage der gemeinschaftsrechtlichen Re- gelungen in der Verordnung (EG) Nr. 882/2004 (Kon- trollverordnung) wie auch der AVV Rahmenüberwa- chung (Rüb) richten sich Regelungen, die die Einführung von Qualitätsmanagementsystemen fordern, an die für die Durchführung der jeweiligen Rechtsvorschriften zu- ständigen Stellen. Konkretisierend hierzu haben die zu- ständigen Behörden der Länder nach § 5 Abs. 3 der AVV Rüb zur Verbesserung der Transparenz und Nachvoll- ziehbarkeit spätestens mit Ablauf des 31. Dezember 2007 Qualitätsmanagementsysteme einzurichten. Der Bundes- regierung liegen keine tagesaktuellen Erkenntnisse darü- ber vor, wie weit der Stand der Einführung von Qualitäts- managementsystemen in den Ländern fortgeschritten ist. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Kossendey auf die Frage des Abgeordneten Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Frage 11): Wie hoch ist der Anteil von Personen ostdeutscher Her- kunft an Grundwehrdienstleistenden, Zeitsoldaten und Be- rufssoldaten in der Bundeswehr? Der Anteil der Soldatinnen und Soldaten in der Bun- deswehr, die aus den neuen Bundesländern stammen, be- trägt mit Stand 14. Februar 2007 insgesamt 87 417, dies entspricht 34,70 Prozent. Hiervon entfallen auf: Berufs- soldatinnen/Berufssoldaten 9 216 Personen, entspricht 15,89 Prozent; Soldatinnen/Soldaten auf Zeit 52 678 Personen, entspricht 40,15 Prozent und Wehrdienstleis- tende 25 523 Personen, entspricht 40,72 Prozent. Bei der Verteilung der Wehrdienstleistenden aus den neuen Bun- desländern entfallen auf die Grundwehrdienstleistenden (GWDL) 13 121 Personen, entspricht 33,70 Prozent und freiwillig zusätzlich Wehrdienst Leistende (FWDL) 12 402 Personen, entspricht 52,23 Prozent. A d g L N s 1 b A u T W t d d i K n w v l T k E D d d d t N d r a u A d F ( (C (D nlage 11 Antwort es Parl. Staatssekretärs Thomas Kossendey auf die Fra- en der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch (DIE INKE) (Drucksache 16/4367, Fragen 12 und 13): Mit welchem Kerosinverbrauch und welchem Kohlendi- oxidausstoß rechnet die Bundesregierung beim Einsatz der Bundeswehrtornados in Afghanistan insgesamt und pro Flug- stunde? Welche Wirkung haben die Kriege im Irak und in Afgha- nistan auf die Klimaveränderung, und welche Informationen hat die Bundesregierung über den Kohlendioxidausstoß durch die benannten Kriegshandlungen pro Jahr? Zu Frage 12: Der Kraftstoffverbrauch des Waffensystems TOR- ADO liegt in Abhängigkeit von Flughöhe, Flugge- chwindigkeit und anderen Variablen zwischen 30 und 00 kg pro Minute. Hieraus ergibt sich ein Kraftstoffver- rauch pro Flugstunde zwischen 1 800 und 6 000 kg. us einem Kilogramm des Turbinenkraftstoffs Kerosin nd 3,4 kg Sauerstoff entstehen bei der Verbrennung im riebwerk rund 3,15 kg Kohlendioxid (CO2) und 1,24 kg asserdampf. Unter Zugrundelegung der eben genann- en Verbrauchszahlen ergeben sich nach Berechnungen es Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt durch ie Verbrennung von l 000 kg Kerosin mittlerer Qualität n einem Turbinenluftstrahltriebwerk circa 3 150 kg ohlendioxid. Daneben entstehen weitere Abgaskompo- enten. Der zu erwartende Gesamtkraftstoffverbrauch ährend eines sechsmonatigen Einsatzes ist abhängig on der durchschnittlichen Flugdauer, dem durchschnitt- ichen Kraftstoffdurchfluss, der Anzahl der Flüge pro ag und der Flugtage pro Monat. Hierüber sind noch eine verlässlichen Angaben möglich. Da der geplante insatz in Afghanistan nicht zusätzlich zu den in eutschland stattfindenden Übungsflügen erfolgt, ist in er Gesamtbilanz dem Kerosinverbrauch in Afghanistan er Minderverbrauch in Deutschland gegenzurechnen. Zu Frage 13: Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor, ie Aussagen zu Auswirkungen der Einsätze anderer Na- ionen im Irak oder zu Einsätzen der NATO und anderer ationen in Afghanistan hinsichtlich einer Klimaverän- erung regional oder global zulassen. Die Bundesregie- ung verfügt nicht über Informationen zum Kohlendioxid- usstoß pro Jahr durch die benannten Einsätze im Irak nd in Afghanistan. nlage 12 Antwort es Parl. Staatssekretärs Thomas Kossendey auf die rage der Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) Drucksache 16/4367, Frage 14): Welche Voraussetzungen muss eine Privatperson erfüllen, um in den Genuss von personeller Unterstützung durch 310 Soldaten der Bundeswehr zu kommen, wie sie der Veran- stalter der Münchner Sicherheitskonferenz erhalten hatte? 8188 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 (A) ) (B) ) Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesverwal- tungsgerichts gehört zu den nach der Verfassung zulässi- gen Befugnissen der Bundeswehr die Wahrnehmung von Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit. Soldatinnen und Soldaten können daher außer zur Wahrnehmung ihrer originären Aufgaben auch im Interesse der Öffentlich- keitsarbeit Veranstaltungen Dritter – auch von Privatper- sonen – unterstützen. Im Übrigen verweise ich auf mein Antwortschreiben vom 20. Februar 2007 auf ihre Frage 2/91 „Grundlage für den Einsatz von Bundes- wehrsoldaten anlässlich der Sicherheitskonferenz in München“ vom 22. Februar 2007. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Thomas Kossendey auf die Frage der Abgeordneten Petra Pau (DIE LINKE) (Drucksache 16/4367, Frage 15): Wie viele Soldaten sind im Jahr 2006 bei Auslandseinsät- zen der Bundeswehr einsatzbedingt verletzt worden? In besonderen Auslandsverwendungen der Bundes- wehr wurden im Jahr 2006 insgesamt 18 Bundeswehran- gehörige einsatzbedingt verletzt. – Feindeinwirkung (Sprengstoffanschlag, Beschuss): 10 Soldaten – KFZ-Unfall: 6 Soldaten – Schießunfall: 2 Soldaten Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- gen der Abgeordneten Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Fragen 16 und 17): Wenn die Bundesregierung, wie am 9. Februar 2007 von der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend, Ursula von der Leyen, öffentlich angekündigt, den Aus- bau der Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren über die Bestimmungen des Tagesbetreuungsausbaugesetzes hinaus anstrebt, will sie diesen durch eine gesetzliche Ände- rung des SGB VIII oder durch eine Vereinbarung mit den Ländern realisieren? Sollte die Bundesregierung den wie von der Bundesminis- terin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, öffentlich angekündigten Ausbau der Kindertages- betreuung für Kinder unter drei Jahren über die Bestimmun- gen des Tagesbetreuungsausbaugesetzes hinaus umsetzen, strebt sie dann gleichzeitig die Elternbeitragsfreiheit im Kin- dergarten an, und wie hoch wären dann die zusätzlichen Kos- ten für diese Maßnahmen? Zu Frage 16: Die Herstellung eines bedarfsgerechten und qualitäts- orientierten Bildungs- und Betreuungsangebotes für Kinder, wie es zuletzt im Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) geregelt worden ist, hat für die Bundesregierung oberste Priorität. Mit dem Ausbau der Bildung, Erzie- h E g f j f E A T d F k s d S d w w t Z B t d k a d d s e d i r f d m b B b r z b G N L d I l d L d s F d b d s (C (D ung und Betreuung für die Kinder unter 3 Jahren, dem lterngeld und der besseren steuerlichen Berücksichti- ung von Kinderbetreuungskosten sowie einer familien- reundlichen Arbeitswelt werden die Bedingungen für unge Frauen und Männer entscheidend verbessert, sich ür Kinder zu entscheiden und gleichzeitig Chancen im rwerbsleben wahrnehmen zu können. Dabei gilt es die nstrengungen zum Ausbau des Angebots über die im AG gesetzten Ziele hinaus deutlich zu verstärken, um en vorhandenen Bedarf abdecken zu können. In jedem all wird der Ausbau der Kindertagesbetreuung nur im onstruktiven Miteinander aller staatlichen Kräfte zu ge- talten sein. Frau Bundesministerin von der Leyen regt azu einen „Pakt für Kinder“ an, um die weiteren chritte für den Ausbau und für die Qualitätsoffensive in er Kinderbetreuung gemeinsam festzulegen. Die Frage, ie der Ausbau finanziell und strukturell abgesichert erden kann, wird ein zentraler Gegenstand der Bera- ungen sein. u Frage 17: Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, dass der esuch des Kindergartens nach Möglichkeit für die El- ern schrittweise kostenfrei gestellt werden sollte. Bil- ung ist ein entscheidender Prozess für die Persönlich- eitsentwicklung; sie erfolgt lebenslang und von Anfang n. Nach und neben dem Elternhaus ist der Kindergarten er wichtigste Ort elementarer Bildung. Der Zugang zu en Einrichtungen sollte deshalb allen Kindern offen ein und möglichst nicht durch Kostenbeiträge der Eltern rschwert werden. Mit der Abschaffung bzw. Senkung er Elternbeiträge für den Besuch eines Kindergartens st die Erwartung verbunden, dass alle Kinder und ge- ade auch solche aus bildungsfernen Elternhäusern eine rühe individuelle Förderung erhalten. Im Koalitionsvertrag haben sich CDU/CSU und SPD eshalb darauf verständigt, in einem ersten Schritt ge- einsam mit den Ländern nach Wegen zu suchen, die ereits in einigen Ländern umgesetzte bzw. vorgesehene eitragsfreiheit der Eltern im letzten Kindergartenjahr undesweit zu realisieren. Dabei ist der Bundesregie- ung bewusst, dass eine Absenkung der bzw. ein Ver- icht auf Elternbeiträge mit einer Kostenbelastung ver- unden ist, die nach der Kompetenzordnung des rundgesetzes Länder und Kommunen zu tragen haben. ach geltendem Recht (§ 90 Abs. 1 SGB VIII) können änder und Kommunen eigenverantwortlich entschei- en, ob und in welcher Höhe sie Elternbeiträge für die nanspruchnahme von Kindertagesstätten erheben wol- en. Die Bundesregierung wird das Gespräch mit Län- ern und Kommunen suchen, wie die bereits in einigen ändern vorgesehene bzw. umgesetzte Beitragsfreiheit er Eltern im letzten Kindergartenjahr bundesweit reali- iert werden kann. Dabei wird es unter anderem um die rage gehen, wie Länder und Kommunen die ausfallen- en Elternbeiträge kompensieren können, ohne den Aus- au der Tagesbetreuung und die Qualität der Arbeit in en Kindergärten zu gefährden, die oberste Priorität be- itzen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8189 (A) ) (B) ) Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Fra- gen der Abgeordneten Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Fragen 18 und 19): Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung für die finanzielle Beteiligung des Bundes beim Ausbau der Kinder- betreuung in den Ländern? Wo sieht die Bundesregierung angesichts der Vielzahl von verschiedenen Vorschlägen seitens der Bundesregierung zur Familienpolitik wie Ausbau der Kinderbetreuung, Einführung eines Familiensplittings oder Kostenbefreiung von Kitage- bühren die familienpolitischen Prioritäten, und wie sieht die Gegenfinanzierung zu diesen Vorschlägen aus? Zu Frage 18: Aus dem allgemeinen Lastenverteilungsgrundsatz des Art. 104 a Abs. 1 GG folgt, dass Bund und Länder geson- dert die Ausgaben tragen, die sich aus der Wahrnehmung ihrer Aufgaben ergeben. Die Finanzierung der Kinderbe- treuung als Landesaufgabe liegt danach grundsätzlich in der Verantwortung der Länder. Die Bundesregierung sieht es aber auch als eine gesamtgesellschaftliche Auf- gabe an, Verhältnisse in Deutschland zu schaffen, die kin- der- und familienfreundlich sind. Wie die Kostenlasten zu gestalten sind, wird insbesondere auch Gegenstand der Beratungen in dem „Pakt für Kinder“ sein. Zu Frage 19: Die Bundesregierung orientiert sich bei ihrer Fami- lienpolitik an den Interessen der Eltern und der Kinder. Gerade deshalb stellt sich angesichts der Tatsache, dass das Finanzvolumen der familienunterstützenden Leis- tungen in der Bundesrepublik insgesamt (auch im euro- päischen Vergleich) sehr hoch ist, die Frage, ob diese Förderungen zielgenau sind und den tatsächlichen An- forderungen der Familien entsprechen. Die Koalitionspartner haben sich deshalb darauf ver- ständigt zu prüfen, ob das derzeitige System der mittel- baren und unmittelbaren Förderung in allen Bereichen sachgerecht ist und zu den angestrebten Ergebnissen führt. Die Bundesregierung stellt in dem von ihr initiierten Kompetenzzentrum Familienleistungen die Übersicht- lichkeit, die Wirksamkeit und die Zielgenauigkeit aller familienbezogener Leistungen auf den Prüfstand. Im Kontext dieser Prüfungen wird sie neue Strategien und Konzepte entwickeln, die auch die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern betreffen. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Frage 20 ): Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung zur Ver- besserung der pädagogischen Qualität und der Bildungsleis- m g N s r v u d e f d d i W S o d E f B t K e u Z s t d u A V s i s d E r d t A u q s e k s l U n g l B S t d (C (D tung im Elementarbereich, und erwägt sie in diesem Zusam- menhang, die Ausbildung eines nennenswerten Anteils des Personals in Kindertageseinrichtungen an der Fachhochschule oder der Universität zu veranlassen? Der quantitative Ausbau und eine Qualitätsoffensive üssen zusammen kommen. Beide Aspekte werden Ge- enstand der Beratungen in dem „Pakt für Kinder“ sein. ur so kann die Erziehung, Förderung und Bildung un- erer Kinder wirksam gestärkt werden. Die Bundesregie- ung setzt deshalb einen Schwerpunk auf den qualitati- en Ausbau der Kindertagesbetreuung. Ziel ist eine gute nd individuelle Förderung und Bildung der Kinder und amit die Erhöhung der Qualität der Arbeit in Tages- inrichtungen und in Tagespflegestellen. Bereits jetzt ördert die Bundesregierung die Qualitätsentwicklung urch vielfältige Modellversuche und Gutachten. Beson- ers zu erwähnen ist die „Nationale Qualitätsinitiative m System der Tageseinrichtungen für Kinder“ (NQI). eitere Projekte befassen sich unter anderem mit prachstandsfeststellung und Sprachförderung, der Be- bachtung und Dokumentation von Lernprozessen und em Übergang vom Kindergarten in die Schule. Die Qualifizierung von Tagespflegepersonen wird mit SF-Mitteln in Höhe mindestens 10 Millionen Euro ge- ördert werden. Die Bundesregierung beabsichtigt, ihre emühungen um Qualitätsentwicklung mit einer Quali- ätsoffensive noch weiter zu verstärken, um Länder, ommunen und freie Träger zu unterstützen. So wird sie in umfassendes pädagogisches Konzept für die Betreu- ng von Kindern unter drei Jahren entwickeln lassen. usätzlich wird der Bund mit dem geplanten For- chungsschwerpunkt „frühkindliche Bildung“ einen Bei- rag zur Verwirklichung des Bildungsauftrags des Kin- ergartens leisten. In diesem Rahmen ist die Konzept- nd Instrumentenentwicklung für Bildungshäuser für die ltersgruppe der Drei- bis Zehnjährigen zur inhaltlichen erzahnung von Kindergarten und Grundschule vorge- ehen. Die Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte st beim fachlichen Ausbau der Kinderbetreuung von be- onderer Bedeutung. Grundsätzlich sind die Länder für ie Gestaltung der Ausbildung von Erzieherinnen und rziehern verantwortlich. Gleichwohl sieht die Bundes- egierung bei der Aus-, Fort- und Weiterbildung der pä- agogischen Fachkräfte einen der Schlüssel für Quali- ätsentwicklung in der Praxis. Entscheidender als das usbildungsniveau ist aus Sicht der Bundesregierung nd der Mehrzahl der Bundesländer die Ausbildungs- ualität. Hier lassen sich auch im Rahmen der Fach- chulausbildung Verbesserungen erreichen. Daher bietet s sich an, wie an einigen Stellen bereits praktiziert, urzfristig Möglichkeiten der Weiterbildung auf Hoch- chulniveau zu eröffnen. Ein wichtiger Beitrag zur Qua- itätssicherung und -steigerung besteht im Ausbau der nterstützungssysteme für das pädagogisch tätige Perso- al. Ein dichtes Netz an Beratung und Weiterbildungsan- eboten kann einen besseren Transfer von wissenschaft- ichen Erkenntnissen in der Praxis ermöglichen. Mit lick auf die notwendige Qualitätsverbesserung und die tärkung des Bildungsauftrages in Kindertageseinrich- ungen gewinnt die kontinuierliche Fort- und Weiterbil- ung einen immer höheren Stellenwert. 8190 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 (A) ) (B) ) Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hermann Kues auf die Frage der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Frage 21): Wie beurteilt die Bundesregierung Äußerungen seitens einzelner Länder, nach denen die Regelung der Kindertages- betreuung ausschließlich in den Kompetenzbereich der Län- der falle und der Bund hier überhaupt keine gesetzgeberischen Befugnisse habe? Diese Aussagen treffen nicht zu. Vielmehr steht dem Bund die konkurrierende Kompetenz, zur Gesetzgebung für die öffentliche Fürsorge zu (Artikel 74 Abs. l Nr. 7 GG). Auf dieser Grundlage hat der Gesetzgeber im Jahre 1990 das Kinder- und Jugendhilfegesetz verabschiedet. Die anlässlich dieses Gesetzgebungsverfahrens zwi- schen dem Bund und einzelnen Ländern streitige Frage über die kompetenzrechtliche Zuordnung der Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen, namentlich im Kin- dergarten, wurde inzwischen vom Bundesverfassungsge- richt geklärt. Das Gericht sieht den Schwerpunkt des „Kindergartenwesens“ nach wie vor in einer fürsorgen- den Betreuung mit dem Ziel einer Förderung sozialer Verhaltensweisen und damit (präventiver) Konfliktver- meidung. Hinter dieser dem Bereich der öffentlichen Fürsorge zuzuordnenden Aufgabe steht der vorschuli- sche Bildungsauftrag zurück (BVerfGl 97,332,342). Anlage 18 Antwort der Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die Fragen der Abgeordneten Ulrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Fragen 22 und 23): Wieso enthält der Referentenentwurf „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchs“ keine Mindestkriterien für spezielle Raucherräume, und warum ist statt einer Ver- pflichtung nur eine Ermächtigung für eine Rechtsverordnung vorgesehen? Wie erklärt die Bundesregierung, dass keine wirksamen Sanktionsmechanismen bei Verstößen gegen das Rauchverbot vorgesehen sind, und warum begehen nur die Raucher die Ordnungswidrigkeit und nicht der Inhaber des Hausrechts oder der Betreiber des Verkehrsmittels? Zu Frage 22: Der Gesetzentwurf enthält keine Mindestkriterien, weil dies nicht im Gesetz, sondern in der Rechtsverord- nung festgelegt werden soll. Die Festlegung in der Rechtsverordnung bietet die Möglichkeit, auf Erfahrun- gen aus der Praxis und neue wissenschaftliche Erkennt- nisse und technische Entwicklungen reagieren zu kön- nen. Zu Frage 23: Im Gesetzentwurf sind Sanktionsmechanismen vorge- sehen. Das Rauchen in einem Bereich mit Rauchverbot stellt eine Ordnungswidrigkeit dar. Eine angemessene Durchsetzung der Rauchverbote wird damit durch die T c d d d w A w I G w A d F s Z r h F k Z a s l B V a d g n k w z l m b (C (D ätigkeit der jeweils zuständigen Ordnungsbehörden si- hergestellt. Die Bundesregierung hält es nicht für erfor- erlich, ein Bußgeld für die Inhaber des Hausrechts und ie Betreiber von Verkehrsmitteln vorzusehen, wenn in en Räumen oder Verkehrsmitteln, für die sie verant- ortlich sind, gegen das Rauchverbot verstoßen wird. uch bisherige Regelungen zu Rauchverboten im ge- erblichen Straßenpersonenverkehr sehen dies nicht vor. m Bereich des Bundes ist davon auszugehen, dass das esetz auch ohne eine gegen den Inhaber des Hausrechts irkende Sanktionsregelung umgesetzt wird. nlage 19 Antwort er Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk auf die ragen des Abgeordneten Jörg Rohde (FDP) (Druck- ache 16/4367, Fragen 30 und 31): Wie bewertet die Bundesregierung den Umstand, dass nach § 60 SGB V und den damit zusammenhängenden Kran- kentransport-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschus- ses (BAnz. Nr. 18 (S. 1342) vom 28. Januar 2004 und BAnz. Nr. 41 (S. 2937) vom 1. März 2005) auch akut und unabhän- gig von der Behinderung erkrankte Schwerbehinderte mit den Merkzeichen „aG“, „Bl“ oder/und „H“ nur aufgrund ärztlicher Verordnung und nach vorheriger Genehmigung durch die Krankenkasse ein Taxi oder einen Mietwagen zu ambulanten Arztbehandlungen nutzen können, und teilt die Bundesregie- rung die Auffassung, dass durch die bürokratischen Hürden der vorherigen (oder in Notfällen auch nachträglichen) ärztli- chen Verordnung und vorherigen Genehmigung durch die je- weilige Krankenkasse für die Betroffenen eine Hemm- schwelle entsteht, die dazu führt, dass eine medizinisch notwendige ärztliche Behandlung gar nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt in Anspruch genommen wird? Plant die Bundesregierung gesetzliche Maßnahmen zur bürokratischen Entlastung mobilitätseingeschränkter Men- schen mit Behinderung bei der ambulanten ärztlichen Be- handlung von Krankheiten, die unvorhersehbar und unabhän- gig von der jeweiligen Behinderung auftreten und einer sofortigen ärztlichen Behandlung bedürfen, und wie begrün- dete sie ihre Auffassung? u Frage 30: Zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversiche- ung (GKV) gehören auch Fahrkosten im Zusammen- ang mit medizinisch notwendigen Leistungen (§ 60 des ünften Buches Sozialgesetzbuch – SGB V). Die Kran- enkasse übernimmt die Kosten für Fahrten, wenn sie im usammenhang mit einer Leistung der Krankenkasse us zwingenden medizinischen Gründen notwendig ind. Die bis zum 31. Dezember 2003 bestehende Mög- ichkeit der Fahrkostenübernahme auch bei ambulanter ehandlung in sogenannten Härtefällen nach § 61 SGB wurde durch das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) ufgehoben. Stattdessen bestimmt die neue Vorschrift, ass Fahrten zur ambulanten Behandlung einer vorheri- en Genehmigung durch die Krankenkasse bedürfen und ur in ganz besonderen Ausnahmefällen von der Kran- enkasse übernommen werden dürfen. Durch das GMG urde dem Gemeinsamen Bundesausschuss die Aufgabe ugewiesen, diese Ausnahmefälle in Richtlinien festzu- egen. Mit der Änderung wird stärker als bisher auf die edizinische Notwendigkeit der Fahrt abgestellt. Der ehandelnde Arzt entscheidet, ob und inwieweit zwin- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8191 (A) ) (B) ) gende medizinische Gründe vorliegen. In besonderen Ausnahmefällen, insbesondere in Notfällen, kann die Fahrt auch im Nachhinein verordnet werden. Die Kran- kenkasse kann dies gegebenenfalls durch den Medizini- schen Dienst prüfen lassen. Die Bundesregierung hält die Neuregelung für ange- messen; sie stellt sicher, dass weiterhin Fahrkosten in medizinisch zwingend erforderlichen Fällen übernom- men werden, und verhindert gleichzeitig eine übermä- ßige Kostenbelastung der Krankenkassen durch medizi- nisch nicht angezeigte Krankenfahrten. Zu Frage 31: Änderungen der Fahrkostenregelung sind nicht ge- plant. Anlage 20 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des Abgeordneten Christoph Waitz (FDP) (Drucksa- che 16/4367, Frage 37): Wie ist es zu erklären, dass der damalige Bundesbeauf- tragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik die Bundes- regierung bzw. die Bundesregierung den Deutschen Bundes- tag entweder wahrheitswidrig darüber informiert, dass „beim Bundesbeauftragten [...] am 1. Januar 1997 bei insgesamt über 3 000 Mitarbeitern noch 15 ehemalige hauptamtliche Mitar- beiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) als Ange- stellte bzw. Arbeiter beschäftigt“ wurden (Antwort der Bun- desregierung auf eine Kleine Anfrage der PDS, Bundestagsdrucksache 13/6744 vom 15. Januar 1997) oder dass nach 1997 weitere ehemalige Mitarbeiter des MfS (heute sollen es 57 sein) in der Behörde der/des BStU eingestellt wurden? Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der PDS, Bundestagsdrucksa- che 13/6744 vom 15. Januar 1997, in der eine Zahl von 15 hauptamtlichen Mitarbeitern des ehemaligen MfS ge- nannt wird, stützt sich auf einen Bericht der BStU vom 7. Januar 1997. Auf eine spätere Anfrage der CDU/ CSU-Fraktion berichtete die BStU am 9. März 1998, noch 14 hauptamtliche Mitarbeiter des ehemaligen MfS sowie zwei ehemalige inoffizielle Mitarbeiter zu be- schäftigen. Ob nach März 1998 noch weitere Mitarbeiter des ehemaligen MfS bei der BStU eingestellt wurden, und wie viele Mitarbeiter des ehemaligen MfS heute noch bei der BStU beschäftigt sind, ist Gegenstand des Prüfungsauftrages, den der Beauftragte der Bundesregie- rung für Kultur und Medien erteilt hat. Ergebnisse der Untersuchung erwartet der BKM Ende März 2007. Anlage 21 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des Ab- geordneten Christoph Waitz (FDP) (Drucksache 16/4367, Frage 38): Wie beurteilt die Bundesregierung die unter anderem von der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicher- heitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Re- H s i B A F d r S D F B A d A ( a d t A d d v E w F d d d M h m e o w E a z B d a l b b (C (D publik geforderte Untersuchung, welche Bundestagsabgeord- neten früherer Wahlperioden als inoffizielle Mitarbeiter für das MfS tätig waren und welche Auswirkungen die Tätigkeit des MfS auf die Arbeit des Deutschen Bundestages hatte? Die Frage bezieht sich dem Wortlaut nach auf die altung der Bundesregierung zu einer etwaigen Unter- uchung, welche früheren Bundestagsabgeordneten als noffizielle Mitarbeiter für das MfS tätig waren. Die undesregierung äußert sich hierzu nicht, weil es allein ngelegenheit des Deutschen Bundestages ist, über das ür und Wider einer solchen Untersuchung zu entschei- en. Soweit sich die Frage auf die Haltung der Bundes- egierung zur Forderung der Bundesbeauftragten für die tasi-Unterlagen beziehen sollte, gilt Entsprechendes. ie Bundesregierung weist daraufhin, dass sie keine ach-, sondern lediglich eine Rechtsaufsicht über die StU hat. nlage 22 Antwort es Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des bgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) Drucksache 16/4367, Frage 39): Wann ist mit den Ergebnissen der Erhebung, wie viele ehemalige Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR in den einzelnen Bundesministerien sowie oberen Bundesbehörden beschäftigt sind, die nach Angaben der Bundesregierung (Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP, Bundestagsdrucksache 16/4347 vom 19. Februar 2006) in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich war, zu rechnen, und wenn eine solche Erhebung von der Bundesregierung nicht beabsichtigt ist, warum nicht? Über die unbefristete Beschäftigung ehemaliger Mit- rbeiter des MfS wurde jeweils im Einzelfall entschie- en. Dies entsprach den Regelungen des Einigungsver- rages, der keine Gesetzesautomatik zur Auflösung von rbeitsverhältnissen vorsah. Es gab nur die Möglichkeit er ordentlichen und außerordentlichen Kündigung. Or- entliche Kündigungen konnten nach dem Einigungs- ertrag unter anderem wegen fehlender persönlicher ignung bis zum 31. Dezember 1993 ausgesprochen erden, was etwa der Fall war, wenn herausgehobene unktionen im System der DDR wahrgenommen wur- en. Ein wichtiger Grund für eine außerordentliche Kün- igung war und ist nach dem Einigungsvertrag unter an- erem dann gegeben, wenn der Arbeitnehmer für das fS tätig war und deshalb ein Festhalten am Arbeitsver- ältnis unzumutbar erscheint. Aus den Tatsachen, die da- als einer Beschäftigung nach Einzelfallprüfung nicht ntgegenstanden, können heute jedoch keine dienst- der arbeitsrechtlichen Konsequenzen mehr gezogen erden. Die Bundesregierung verspricht sich von dem rgebnis einer Erhebung, die einen großen Aufwand uslöste, keine Erkenntnisse, die einen Handlungsbedarf ur Folge haben. Dass die Bundesregierung – hier: der eauftragte der Bundesregierung für Kultur und Me- ien – demgegenüber die Untersuchung in der BStU ver- nlasst hat, ergibt sich aus der besonderen Aufgabenstel- ung dieser Behörde. Wenn ausgerechnet in der Bundes- ehörde, die sich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur efasst, ehemalige Mitarbeiter des MfS beschäftigt wer- 8192 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 (A) ) (B) ) den, sind ohne weiteres sensible Vertrauenstatbestände berührt. Anlage 23 Antwort des Staatsministers Bernd Neumann auf die Frage des Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) (Drucksache 16/4367, Frage 40): Wie ist es zu erklären, dass noch im Dezember 2006 in Verlautbarungen der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen De- mokratischen Republik von 52 ehemaligen hauptamtlichen und zwei ehemaligen inoffiziellen MfS-Mitarbeitern, die bei der BStU beschäftigt sind, die Rede war und es nun 57 ehema- lige hauptamtliche Mitarbeiter, also fünf Personen mehr, sein sollen (Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP, Bundestagsdrucksache 16/4347, Ant- wort zu Frage 8)? Zur Beantwortung von Frage 8 der Kleinen Anfrage der FDP-Fraktion hat der BKM die BStU um die Angabe von aktuellen Zahlen gebeten. Die BStU hat daraufhin noch einmal ihren eigenen Erkenntnisstand überprüft und Mitte Januar 2007 festgestellt, dass 57 ehemalige hauptamtliche MfS-Mitarbeiter bei ihr beschäftigt sind. Bei diesen fünf weiteren, bisher in der Gesamtzahl 52 nicht aufgeführten Mitarbeitern, handelt es sich um keine neu entdeckten Fälle. Alle hatten ihre MfS-Tätig- keit bei der Einstellung für die Einzelfallprüfung offen- gelegt. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage des Abgeordneten Dirk Niebel (FDP) (Drucksache 16/4367, Frage 41): Wie bewertet die Bundesregierung das Verfahren von kommunalen Wohnungsgesellschaften zum Bespiel in Löbau, einzelne Zimmer in Wohnungen von Arbeitslosengeld-II- Empfängern zu verschließen, damit eine angemessene Woh- nungsgröße und Miete erreicht werden, aber auch geringere Mieteinnahmen (RTL Aktulell, vom 5. Februar 2007, DER TAGESSPIEGEL, vom 8. Februar 2007), und wie bewertet sie den Kontrollaufwand vor dem Hintergrund, dass alle An- strengungen einer Vermittlung in Beschäftigung gelten soll- ten? Die Gewährung der Leistungen für Unterkunft und Heizung obliegt im Rahmen der zweigeteilten Träger- schaft der Grundsicherung für Arbeitsuchende den kom- munalen Trägern, die der Landesaufsicht unterliegen. Im geschilderten Fall ist der Landkreis Löbau-Zittau nach der Kommunalträger-Zulassungsverordnung alleiniger Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Unab- hängig davon ist das geschilderte Vorgehen auch aus Sicht der Bundesregierung zu kritisieren. Leistungen für Unterkunft und Heizung sind nach § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (SGB II) in Höhe der tatsächlichen Aufwendungen zu erbringen, so- weit sie angemessen sind. Bei der Beurteilung der Ange- messenheit kommt es letztlich darauf an, dass das Pro- dukt aus der angemessenen Wohnfläche und dem W s g 1 a s g a n B A d A s M m A d g D 4 Z M E a d u h s v (C (D ohnstandard, das sich in der Wohnungsmiete nieder- chlägt, der Angemessenheit entspricht (Bundessozial- ericht, Urteil vom 7. November 2006, B 7b AS 10 und 8/06 R), Damit würde es in den geschilderten Fällen usreichen, wenn die Wohnungsbaugesellschaft bei ent- prechender Bereitschaft den jeweiligen Mietzins in den eschilderten Fällen auf das vom kommunalen Träger ls angemessen festgesetzte Niveau absenken würde. Ei- es Kontrollaufwandes bedarf es daher nach Ansicht der undesregierung nicht. nlage 25 Antwort es Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Fragen des bgeordneten Ernst Burgbacher (FDP) (Druck- ache 16/4367, Fragen 42 und 43): Welche Auswirkungen erwartet die Bundesregierung von der vom Bundesminister für Arbeit und Soziales, Franz Münterfering, geforderten Einführung branchenabhängiger Mindestlöhne im Hinblick auf die Arbeitsmarkt- und Beschäf- tigungssituation insbesondere im Hotel- und Gastgewerbe? Wie beurteilt die Bundesregierung die Einschätzung, dass durch die Einführung von Mindestlöhnen sozialversiche- rungspflichtige Arbeitsplätze durch Schwarzarbeit verdrängt werden? Die unterschiedlichen Aspekte einer Einführung von indestlöhnen werden derzeit in verschiedenen Gre- ien der Koalition diskutiert. nlage 26 Antwort es Staatsministers Gernot Erler auf die Fragen des Ab- eordneten Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN) (Drucksache 16/4367, Fragen 45 und 6): Welche Konequenzen zieht die deutsche Ratspräsident- schaft aus der Kritik von Kommissions-Vizepräsidenten Margot Wallström am Ausschluss der Öffentlichkeit aus den Vorbereitungen zur Berliner Erklärung und dem Konsulta- tionsprozess zur Zukunft des Europäischen Verfassungsver- trags? In welcher Weise kommt die Bundesregierung der Bitte der XXXVI. COSAC (Konferenz der Europaauschüsse) vom 19. bis 21. November 2006 in Helsinki an die deutsche Rats- präsidentschaft nach, für die Erarbeitung der Berliner Dekla- ration die Stellungnahmen der nationalen Parlamente einzu- holen, und in welcher Form wird die Bundeskanzlerin als EU- Ratspräsidentin dazu bei der XXXVII. COSAC am 13. und 14. Mai 2007 in Berlin Bericht erstatten? u Frage 45: Die Hinweise von Kommissions-Vizepräsidentin argot Wallström zu den Vorbereitungen der Berliner rklärung sind von der Presse teilweise missverständlich ufgegriffen worden. Sie hat der deutschen Ratspräsi- entschaft wiederholt ihre Unterstützung versichert, nter anderem auf dem Rat für allgemeine Angelegen- eiten am 12. Februar 2007. Das Anliegen von Kommis- arin Margot Wallström, die Bürgerinnen und Bürger erstärkt in einen Europa-Dialog einzubeziehen, wird Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 81. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 8193 (A) (C) (B) ) von der Bundesregierung geteilt. Deshalb hat die Bundes- regierung während ihrer Ratspräsidentschaft verschiedene Maßnahmen der europapolitischen Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland ergriffen. Die Bundeskanzlerin hatte am 6. Dezember 2006 zu einer Auftaktveranstaltung des „Europa-Dialogs“ mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Sport, Me- dien und den Kirchen ins Kanzleramt eingeladen. Diese Gespräche werden auch von den Bundesministerien fort- geführt. Die Bundesregierung sucht darüber hinaus bei zahlreichen Gelegenheiten das Gespräch mit den Bürge- rinnen und Bürgern, so zum Beispiel beim EU-Projekt- tag in den Schulen am 22. Januar 2007, über das Inter- netportal Aktion Europa, das geplante Europa-Fest am 24. und 25. März 2007 in Berlin, 16 deutschlandweit durchgeführte Bürgerforen, die in ganz Deutschland ge- zeigte Wanderausstellung „Europa ist 50“ und viele an- dere Veranstaltungen anlässlich der deutschen Ratspräsi- dentschaft. Zu Frage 46: Die Bundesregierung kann zur Einbeziehung der na- tionalen Parlamente der anderen Mitgliedstaaten bei der Erarbeitung der Berliner Erklärung nicht Stellung neh- men, da es Aufgabe der jeweiligen nationalen Regierun- gen ist, ihre Parlamente in Übereinstimmung mit ihren Anlage 27 Antwort des Staatsministers Gernot Erler auf die Frage der Abge- ordneten Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 16/4367, Frage 47): Beabsichtigt die Bundesregierung Pläne zur Gründung ei- ner Deutsch-Armenischen Versöhnungsstiftung zu unterstüt- zen, und in welcher Form soll und kann das ggf. erfolgen? Die Bundesregierung begrüßt alle Initiativen, die zur Versöhnung zwischen Armenien und der Türkei beitra- gen. Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass die Bewältigung der Vergangenheit in erster Linie Sache der beiden betroffenen Länder Armenien und Türkei ist. Die Bundesregierung hat ihre Haltung zu den tragischen Er- eignissen von 1915/16 im Osmanischen Reich in ihrer Antwort vom 30. August 2002 auf die Kleine Anfrage der Fraktion der PDS dargelegt (Bundestagsdrucksache 14/9921). Die Bundesregierung hält die Aufarbeitung der Vergangenheit zwischen diesen beiden Staaten für wichtig und unterstützt daher alle Initiativen, die diesem Ziel dienen. Eine Bewertung der Ergebnisse dieser For- schungen sollte durch Historiker und Völkerrechtler vor- genommen werden. Die Bundesregierung wird beide Seiten auch weiter- hin ermutigen, den Dialog miteinander zu intensivieren. verfassungsrechtlichen Vorschriften zu informieren und zu beteiligen. Ob die Bundeskanzlerin als EU-Ratsvorsit- zende an der 37. Konferenz der Europaausschüsse der na- tionalen Parlamente (XXXVII. COSAC) am 13./14. Mai 2007 in Berlin teilnehmen kann, wird noch geprüft. In je- dem Fall wird die Bundesregierung hochrangig vertreten sein und über den Fortgang der Ratspräsidentschaft be- richten. D d a T T t h w (D ie Einladung offizieller armenischer Vertreter durch ie türkische Regierung anlässlich der Beisetzung des rmenisch-türkischen Publizisten Hrant Dink und die eilnahme des armenischen Vizeaußenministers an der rauerfeier ist ein wichtiger Schritt in die richtige Rich- ung. Die Bundesregierung hofft, dass daraus Schritte in zu einer Verbesserung der bilateralen Beziehungen erden. 81. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. Februar 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20 Anlage 21 Anlage 22 Anlage 23 Anlage 24 Anlage 25 Anlage 26 Anlage 27
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608100000

Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an dem Einsatz einer Internationalen Sicher-
heitsunterstützungstruppe in Afghanistan un-
ter Führung der NATO auf Grundlage der Re-
solutionen 1386 (2001), 1413 (2002), 1444

(2002), 1510 (2003), 1563 (2004), 1623 (2005)

und 1707 (2006) des Sicherheitsrates der Ver-
einten Nationen

– Drucksache 16/4298 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für

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Redet
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes-
außenminister, Dr. Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren Abgeordneten! Wieder einmal beschäftigt das
Thema Afghanistan den Deutschen Bundestag. Schon
fünf Jahre lang engagieren wir uns für Friede
deraufbau in diesem Land. Die Erinnerung
schläge von Washington und New York begin
zu verblassen.

(C (D ung 28. Februar 2007 0 Uhr Alle Fraktionen haben damals hier, im Deutschen undestag, versichert, dass der Kampf gegen den Teror uns erstens Kraft und zweitens einen langen Atem bverlangen wird. So ist es gekommen. Unsere Geduld nd unsere Beharrlichkeit bei der Durchsetzung unseres onzeptes und der eingeschlagenen Politik werden jetzt uf die Probe gestellt. Diese Probe müssen wir bestehen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben in Afghanistan viel erreicht. Besonders im
orden des Landes, wo die Bundeswehr arbeitet und
erantwortung trägt, hat sich die Situation verbessert.
ir haben Straßen und Schulen gebaut. Wir haben Brun-

en gebohrt. Millionen von Flüchtlingen konnten zu-
ückkehren. 7 Millionen Jungen und Mädchen können
ieder eine Schule besuchen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es muss aber auch gesagt werden: Vor allem im Sü-
en des Landes hat sich die Situation im vergangenen
ahr verschärft. Dort vollzieht sich der Wiederaufbau
ür viele Afghanen nicht schnell genug. Dort kämpfen
ie Taliban gegen den Fortschritt für die Menschen, weil
r aus dem Westen kommt und weil er den Erfolg ihrer

ext
religiösen Ideologie untergräbt. Darum kämpfen die Ta-
libankräfte dort nicht nur gegen die NATO, sondern zer-
stören auch gerade wieder aufgebaute Schulen und an-
dere Projekte, die dem Wohle der Menschen dienen. Aus
diesem Grund darf der Einfluss der Taliban im Süden
und Südosten des Landes nicht weiter anwachsen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Afghanistan wird nur dann eine gute Zukunft haben,
wenn auch der Süden und der Osten des Landes von der
wachsenden Stabilität, die wir im Norden sehen, profi-
tieren. Diese Stabilität konnte erst durch das Tätigsein

undeswehr, sondern auch vieler ziviler
nen wachsen. Wir haben uns vielfach bei
er deutschen Bundeswehr bedankt. Das
h heute tun. Wir wollen uns heute aber
n und Wie-
an die An-
nt langsam

nicht nur der B
Hilfsorganisatio
den Soldaten d
wollen wir auc






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
auch bei den Helfern der vielen zivilen Hilfsorganisatio-
nen von dieser Stelle aus bedanken.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir können dennoch nicht darüber hinwegsehen, dass
die gegensätzliche Entwicklung in den einzelnen Teilen
Afghanistans, die ich gerade geschildert habe, auch das
Bündnis, die Solidarität innerhalb der NATO, auf eine
harte Probe stellt. Als vor Jahren verschiedene Verant-
wortlichkeitszonen in Afghanistan eingerichtet wurden,
war das in dieser Form vielleicht noch nicht absehbar.
Obwohl sich das Anschlagsniveau im Norden – ich
sprach gerade davon – im Laufe des letzten Jahres erhöht
hat, ist die Lage in den unter deutschem Command ste-
henden Nordprovinzen immer noch stabiler und ruhiger
als anderswo.

Andere Nationen – nicht nur die USA, sondern auch
die Niederlande, Dänemark und Kanada – befinden sich
im Süden des Landes in einem Einsatz, der viele ihrer
Soldaten das Leben gekostet hat. Manche werfen uns
und anderen vor, dass die Lastenverteilung im Bündnis
manchmal nicht fair ist. Um das ganz klar zu sagen: Ich
halte diesen Vorwurf, soweit er sich an uns gerichtet hat
– in der Debatte vor dem letzten NATO-Gipfel in Riga
haben das viele verfolgt –, für unberechtigt.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn es ist doch nach wie vor so, dass wir mit unseren
2 800 Soldaten zu den größten Truppenstellern innerhalb
der ISAF gehören. Wir Deutsche haben in den vergange-
nen Monaten viel dafür getan, unsere politischen An-
strengungen für die Zukunft Afghanistans weiter zu er-
höhen. Dies geschieht bilateral und durch europäische
Initiativen.

Erst gestern hat die Bundesregierung angekündigt
– Dank an den BMZ-Haushalt –, unseren Anteil für den
zivilen Aufbau um weitere 20 Millionen Euro zu erhö-
hen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieses Geld wird auch in Zukunft für Schulausbildung,
für Krankenversorgung und für Infrastruktur im weites-
ten Sinne zur Verfügung stehen. Nicht nur das: Sie wis-
sen, dass wir uns auf europäischer Ebene mit anderen
dafür eingesetzt haben, dass unsere Anstrengungen und
die der Italiener beim Polizeiaufbau und beim Aufbau
des Justizapparates von anderen europäischen Nationen
unterstützt werden. Die entsprechenden Beschlüsse wur-
den im letzten Allgemeinen Rat vor zwei Wochen ge-
fasst.

Im NATO-Rat – auch das muss erwähnt werden – ha-
ben wir mit anderen eine Debatte über eine bessere Ver-
knüpfung von zivilen und militärischen Maßnahmen
angestrengt. Nicht nur das: Wir haben auch eine Debatte
über den Stellenwert ziviler Wiederaufbaumaßnahmen
angeregt.

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(C (D Ich darf sagen: Ausnahmslos alle sehen die Notwenigkeit eines veränderten Auftritts der internationalen taatengemeinschaft. Kein NATO-Mitglied hat ein Inteesse daran, in Afghanistan von der dortigen Bevölkeung sozusagen als Teil einer seelenlosen Besatzungsaree wahrgenommen zu werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


lle kennen den Anlass ihrer Präsenz. Der Anlass ihrer
räsenz ist: Afghanistan muss wieder auf die Beine
ommen, muss alleine lebensfähig werden.

Deshalb werden wir und viele andere ihre zivilen
iederaufbauanstrengungen ausweiten. Sie haben heute
orgen gelesen, dass zum Beispiel Kanada die Eigenan-

trengungen jetzt um weitere 100 Millionen Euro erhöht.
as ist erfreulich. Aber so erfreulich das ist, es macht
nsere militärische Präsenz in Zukunft noch nicht über-
lüssig. Die NATO hat beim Einsatz für den Frieden in
er Vergangenheit zusätzliche Aufgaben übernommen
nd den Bedarf für weitere Hilfe angemeldet. Ich halte
s für unabdingbar, an solche Hilfen zu denken, damit
er Einsatz der ISAF insgesamt gelingt.

Ob das nun so ist oder nicht, ob der eine oder andere
as wahrhaben will oder nicht: Die Aufklärung aus der
uft kann nun einmal – der Verteidigungsminister wird

icher darauf hinweisen – kein System so gewährleisten
ie die RECCE-Tornados unserer Bundeswehr. Ihre Bil-
er verbessern das Lagebild für die ISAF-Mission, die-
en damit auch dem Schutz der ISAF-Soldaten, und
war in ganz Afghanistan, auch jener, die sich in beson-
ers schwierigen Einsatzgebieten im Süden befinden.
etztlich kommt ein verbessertes Lagebild – um das geht
s hier – auch den zivilen Helfern und der Bevölkerung
n Afghanistan selbst zugute.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Entsendung der Tornados ist ein Zeichen unse-
er Unterstützung der ISAF und der NATO in Afghanis-
an in zweifellos schwieriger Zeit. Ich sage: Aus meiner
icht sind wir diese Solidarität dem Bündnis schuldig.
eshalb sind wir bei der schwersten Aufgabe in der Ge-

chichte dieses politisch-militärischen Bündnisses jetzt
efragt. Kanadier, Niederländer und US-Amerikaner bit-
en um die Tornados ausschließlich im Auftrag der
SAF-Mission. Ich kann Ihnen versichern: Aufklärungs-
rgebnisse werden eingeschränkt und kontrolliert an die
EF-Mission übermittelt, die sich, wie Sie wissen, dem
ampf gegen den Terror widmet. So steht es im ISAF-
perationsplan.

Wir haben einen sogenannten Close Air Support in
iesem Mandat explizit ausgeschlossen. Aber es wäre
icht ehrlich, wenn ich nicht hinzufügen würde: Die
EF ist natürlich kein Teufelswerk, weil sie militärisch

ür die langfristige Befriedung Afghanistans kämpft. Wir
aben seit Anbeginn beides, ISAF und OEF, für notwen-
ig gehalten. Vergessen wir bitte nicht: Auch die ISAF-
ission ist auf Hilfe durch OEF-Soldaten angewiesen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Wie ich weiß, haben manche im Bundestag die Sorge,
dass die Bundeswehr Zug um Zug in eine mehr oder we-
niger unkontrollierte militärische Auseinandersetzung
hineinschlittert. Ich teile diese Sorge nicht. Ich möchte
darauf hinweisen, dass wir bestimmte Formen des Ein-
satzes der Tornados, nämlich den unmittelbaren Kampf-
bezug, ausdrücklich ausgeschlossen haben. Wir stellen
die Tornados nur für Aufklärungszwecke zur Verfügung.

Ich verstehe das Unwohlsein einiger Abgeordneter
hier im Haus; das habe ich signalisiert. Viele fragen
– diese Fragen haben mich erreicht –, ob der militärische
Kampf im Süden Afghanistans nicht Ausdruck einer ge-
wissen politischen Hilflosigkeit ist. Manche zweifeln, ob
ein langfristiger Frieden in Afghanistan mit dem derzei-
tigen Konzept möglich ist, und fragen nach einer
Exitstrategie.

Meine Damen und Herren, ich will all diesen unange-
nehmen Fragen nicht ausweichen, sondern eindeutig ent-
gegnen: Nein, nach meiner festen Überzeugung ist der
Afghanistaneinsatz nicht gescheitert. Er wäre nur dann
gescheitert, wenn wir die erforderlichen Hilfen und Mit-
tel für unsere politische Strategie zum Wiederaufbau,
die natürlich weiterhin von militärischen Einsätzen be-
gleitet sein muss, jetzt nicht zur Verfügung stellen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Niemand will, dass die Bundeswehr bis zum Sankt-
Nimmerleins-Tag in Afghanistan bleibt. Unser Konzept
zielt darauf, dass die Region um Afghanistan ihre Kon-
flikte langfristig selbst löst. Darum arbeiten wir gemein-
sam mit anderen Partnern zum Beispiel daran, dass die
Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan
überwunden werden und der Boden für eine rationale
Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Ländern berei-
tet wird. Wir haben die Außenminister Afghanistans und
Pakistans gerade erst zum nächsten G-8-Außenminister-
treffen eingeladen, um die Möglichkeit einer konstrukti-
ven Zusammenarbeit zu schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zum Schluss. Wir müssen verhindern,
dass Afghanistan wieder zu einer Ausbildungsstätte für
den internationalen Terrorismus wird. Wir müssen den
Menschen in Afghanistan demonstrieren, dass die Teil-
habe an Wohlstand, an Bildung und Forschung bessere
Chancen für ihre Kinder und Enkel birgt als ein Leben
unter den Zwängen radikaler Islamisten. Ich habe das
schon bei anderer Gelegenheit gesagt – der eine oder an-
dere wird sich erinnern –, aber ich will es mit Nachdruck
wiederholen: Afghanistan ist nur verloren, wenn wir es
verloren geben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608100100

Das Wort hat der Kollege Dr. Werner Hoyer, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! unächst einmal finde ich es gut, dass wir uns heute mit iesem Mandat befassen und in der nächsten Woche daüber entscheiden. Lange Zeit hat es nämlich so ausgeseen, als sollte der Deutsche Bundestag mit der Ausweiung dieses Mandates nicht befasst werden. Ich denke, iese Ausweitung des Mandates bringt eine solch neue ualität der Mitwirkung der Bundeswehr mit sich, dass s unverzichtbar ist, dass der Deutsche Bundestag darüer entscheidet; denn wir halten ohne Wenn und Aber an er Parlamentsarmee fest. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE] ir haben, als wir im Herbst über die Verlängerung von EF und ISAF debattiert haben, gedacht, dass wir, um ns über die Entwicklung unserer mittelund langfrisigen Strategie für Afghanistan Gedanken zu machen, is zum Ende dieses Jahres Zeit hätten. Denn wir wissen och – in München ist es deutlich geworden –, dass zwei ntscheidende, große Fragen offen sind: Wie sieht es ittelund langfristig mit der Drogenproblematik aus? ie sieht es mit der offenen Flanke Pakistan aus? Auf eide Fragen gibt es keine befriedigenden Antworten. eswegen sind die Fragen der mittelund langfristigen ntwicklung, die der Bundesminister eben angesprochen at, auch für uns von herausragender Bedeutung. Aber es sind keine technischen Fragen oder irgendelche Nickeligkeiten, die dazu führen, dass es uns in er gegenwärtigen Diskussion so unwohl ist; ich spüre as bei Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen. enn beide möglichen Entscheidungen, Ja oder Nein eine Enthaltung kann es hier wohl nicht geben –, sind it erheblichen Nachteilen und Bedenken verbunden. as würde ein Nein des Deutschen Bundestages bedeu en? Es würde zumindest zwei große Probleme aufweren: Wenn Deutschland eine Ressource, von der wir ehr oder die wir besser als jeder andere in der NATO ur Verfügung haben, verweigert, dann wird das im weifel an die Grundfesten des Bündnisses und unsere ähigkeit, dort mitzuwirken, gehen; darüber müssen wir ns im Klaren sein. Zum Zweiten müssen wir uns darüber im Klaren sein, as es bedeutet, wenn wir leichtfertig mit der Dimen ion Aufklärung umgehen, welche Risiken, welche Verntwortung wir auf uns nehmen, wenn wir es unmöglich achen, Ergebnisse von Aufklärungsaktivitäten zur Ver ügung zu stellen, die nicht nur dazu dienen können, iele zu identifizieren, sondern die zunächst einmal dazu ienen, überhaupt Lagebilder zu erstellen, die die Operaion unserer eigenen Kräfte und die unserer Partner in fghanistan und damit auch das Leben der Menschen in fghanistan, auch im Hinblick auf die Vermeidung von ollateralschäden, sicherer machen können. Das ist die ine Seite. Auf der anderen Seite, liebe Kolleginnen und Kolleen, spüre ich überall, dass kaum einer hier Lust hat, ich geradezu auf eine schiefe Ebene zu begeben, mög Dr. Werner Hoyer licherweise in etwas hineinzurutschen, was wir hinterher nicht mehr kontrollieren können, hineinzurutschen in eine Operationsführung, die wir, einschließlich der Bundesregierung, neulich bei der Verlängerung von OEF und auch im Vorfeld des NATO-Gipfels von Riga noch deutlich kritisiert haben. Deswegen ist es wichtig, dass hier Brandmauern eingezogen werden. Wichtig ist hier aber auch, dass sich die Rhetorik ändert. Ich sage einmal für meine Fraktion: Jeder rhetorische Versuch des NATO-Generalsekretärs, der mehr auf die amerikanische Kultur ausgerichtet ist als auf die europäische, bringt mehr Neinstimmen für die Operation in meiner Fraktion. Wir erwarten dringend, dass innerhalb der NATO rhetorisch abgerüstet wird, insbesondere bei dem zivilen politischen Führer dieses Bündnisses. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1608100200




(A) )


(B) )


Wir dürfen auch nicht übersehen, was es bedeuten
würde, wenn wir nicht hinreichend Einfluss nehmen auf
die Kommandokette. Da sind gestern bei uns in der
Fraktion wichtige Antworten vom Verteidigungsminister
gegeben worden.

Die Bundesregierung hat das Abstimmungsverhalten
vieler hier im Hause, auch aus unserer Fraktion, noch
immer in der Hand, glaube ich. Wir wollen eben sehen,
dass tatsächlich ein Strategiewechsel des Bündnisses
auch insofern sichtbar wird, als die Priorität des Politi-
schen vor dem Militärischen wieder deutlich erkennbar
wird; dass die Aufbauarbeit nicht nur als Nebenkriegs-
schauplatz begriffen wird, sondern als unsere Hauptauf-
gabe. Gleichwohl vergessen wir nicht, weswegen wir
überhaupt in Afghanistan sind, nämlich um nach den Er-
eignissen des 11. Septembers 2001 al-Qaida und die Ta-
liban zu bekämpfen und den Terrorismus, der von diesen
Organisationen ausgeht, aus unserem eigenen Lande her-
auszuhalten; das darf man bei all dem nicht vergessen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Die Bundesregierung wird uns auch deutlich machen
müssen, dass sie sich der Verantwortung für ISAF insge-
samt bewusst ist. Es wird ja häufig so getan, als würden
wir schöne, saubere Aufgaben im Norden wahrnehmen,
während andere im Süden die Drecksarbeit machen. So
ist es nicht. Wir müssen uns klarmachen: Die NATO ba-
siert im Grunde auf dem Konsensprinzip; das gilt dann
auch für eine NATO-Operation wie ISAF. Wir dürfen
nach meiner Auffassung auch nicht ungerecht sein ge-
genüber unseren Partnern, wenn wir unseren Ansatz im
Norden – die Vernetzung von Zivilem und Militärischem –
für überlegen halten. Allerdings müssen wir dem auch
Taten folgen lassen. Ich finde, die Ansätze im Bereich
Polizeizusammenarbeit, Justiz, Entwicklungspolitik sind
eher mäßig. Die Art der Zusammenarbeit mit der militä-
rischen Seite ist es ebenfalls.

Von daher müssen wir sehr aufpassen, dass wir die
anderen nicht in ein falsches Licht rücken. Das gilt auch
für die Weitergabe von Ergebnissen. Dabei – das mag
Sie vielleicht überraschen – bin ich sehr viel großzügiger

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(C (D ls der Herr Bundesminister. Denn ich bin der Auffasung, dass es auch unter Bündnisgesichtspunkten fatal äre, wenn wir über Aufklärungsergebnisse verfügen ürden, die für OEF-Operationen wichtig sein könnten, nd sie verweigern würden mit der Folge, dass Soldaten nserer Bündnispartner zu Schaden kommen. Auch das önnten wir nicht vertreten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir Liberalen werden den Antrag unvoreingenom-
en prüfen und am nächsten Dienstag darüber entschei-

en. Wir sind uns der Verantwortung, die wir tragen, in
eiden Richtungen völlig bewusst.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608100300

Das Wort hat der Bundesverteidigungsminister

r. Franz Josef Jung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Die Bundesregierung hat entschieden, der Bitte
er NATO zu entsprechen und die Lücke hinsichtlich der
ähigkeiten zur Luftaufklärung in Afghanistan zu
chließen, und sie bittet das Parlament, diese Entschei-
ung mit großer Zustimmung mitzutragen.

Was ist der Sinn und Zweck, diese Aufklärungslücke
u schließen? Tatsache ist, dass sich die Sicherheitslage
n Afghanistan im letzten Jahr verschlechtert hat. Es ist
ine erhebliche Zunahme der Zahl der Selbstmordan-
chläge und Angriffe auf unsere Soldaten – sei es mit
anzerfäusten oder anderen Geschossen – zu verzeich-
en. Ich habe deshalb schon im letzten Jahr entschieden,
ass der Schutz unserer Soldaten erhöht wird, und zwar
urch geschützte Fahrzeuge, aber auch durch unsere
ufklärungsdrohne LUNA, die der Aufklärung in einem
adius von 40 Kilometern dient.

Jetzt geht es darum, die Aufklärungslücke für Ge-
amtafghanistan zu schließen, auch im Interesse des
chutzes unserer Soldaten, der Soldaten von ISAF, der
iederaufbauteams, aber auch der zivilen Bevölkerung.
ies entspricht der Bitte der NATO, und es ist der
rund, warum wir um Zustimmung für dieses Mandat
achsuchen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben mit der NATO abgestimmt, wie wir die
erantwortung wahrnehmen. Daran hat sich auch trotz
er einen oder anderen Irritation, die sich in der letzten
oche vielleicht ergeben hat, nichts geändert. Tatsache

st: Wir haben zunächst im Norden die Verantwortung
bernommen. Dann haben die Italiener im Westen die
erantwortung übernommen, die Briten, Kanadier und
iederländer im Süden, die Amerikaner im Osten und
ie Franzosen in Kabul.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Die Ausweitung auf den Süden ist im Juli letzten Jah-
res und auf den Osten im Oktober des letzten Jahres ab-
geschlossen worden. Das hatte zur Folge, dass jetzt auch
die Amerikaner und die Briten dem ISAF-Mandat und
damit auch der NATO-Kommandoführung unterworfen
sind und dass wir eine Gesamtverantwortung für Sicher-
heit und Wiederaufbau in Afghanistan haben.

Das hat auch etwas damit zu tun, wie sich nunmehr
die Verantwortung unserer Soldaten in den Kom-
mandostrukturen darstellt. Manchmal wird argumen-
tiert, die Kommandostruktur sei einseitig durch die Ver-
einigten Staaten von Amerika geprägt. Dies ist nicht
zutreffend. Tatsache ist: Wir haben heute eine Komman-
dostruktur mit dem NATO-Oberbefehlshaber, General
Craddock – einem Amerikaner –, aber in der NATO-
Kommandostruktur in Brunssum ist unser General
Ramms für Afghanistan verantwortlich. In der unmittel-
baren Kommandostruktur in Afghanistan ist General
McNeil, ein Amerikaner, zuständig, aber Stabschef im
Hauptquartier der ISAF ist unser General Kasdorf.

Ich will damit deutlich machen, was für die Umset-
zung, die militärische Verantwortung und die Gesamt-
strategie, die wir für notwendig erachten – ich komme
gleich darauf zurück –, nämlich militärische Sicherheit
zu gewährleisten, aber auch den Wiederaufbau voranzu-
treiben, gilt: ohne Sicherheit keine Entwicklung, aber
ohne Entwicklung auch keine Sicherheit. Das ist die Phi-
losophie, die sicherstellt, dass wir in Afghanistan erfolg-
reich sein werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Unsere Tornados haben hervorragende Fähigkeiten;
der Außenminister hat darauf hingewiesen. Sie können
bei der Tagaufklärung in einer Höhe von bis zu
8,5 Kilometern auch bei schlechtem Wetter und einer
Geschwindigkeit von über 1 000 km/h exakte Bilder lie-
fern und Nachtaufklärung durch Infrarot betreiben. Sie
gewährleisten damit, dass Schutzfunktionen verhältnis-
mäßiger und angemessener wahrgenommen und dass da-
mit Risiken im Vorfeld beseitigt werden können. Das
macht den Schutz deutlich, den die Tornados gewähr-
leisten.

Die Soldaten der Bundeswehr operieren mit einem
Mandat der Vereinten Nationen, und zwar sowohl im
Rahmen von ISAF als auch im Rahmen von OEF. Wir
operieren auf der Grundlage des Völkerrechtes. Andere
Darstellungen entsprechen nicht der Wahrheit; diese will
ich hier deutlich zurückweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat entschie-
den, dass selbstverständlich beide Mandate unterstützt
werden; denn die Operation „Enduring Freedom“, die
der Terrorismusbekämpfung dient, zielt genauso auf die
Gewährleistung der Sicherheit, die Stabilisierung und
den Wiederaufbau ab wie das ISAF-Mandat. Deshalb
haben wir klar und deutlich gemacht, dass die Anforde-
rung der Tornados durch ISAF erfolgt, dass aber dann,
wenn es notwendig ist – so ist die Formulierung im Ope-
rationsplan –, die entsprechenden Daten an die OEF wei-

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(C (D ergegeben werden. Nur so kann Sicherheit im gesamten mfeld hergestellt werden und die ISAF zusätzliche Si herheit gewährleisten. Es ist ein entscheidender Punkt, dass nicht nur die Reierungschefs in Riga, sondern auch die Außenund die erteidigungsminister die Bedeutung dieser Gesamtstra egie für die praktische Umsetzung deutlich unterstrihen haben und dass sich alle sehr nachdrücklich dazu ekannt haben. Wenn sich nun in Afghanistan die zivile nd die militärische Seite mit der dortigen Regierung eispielsweise in einem wöchentlichen Rhythmus trefen, um Maßnahmen abzustimmen, dann halte ich das ür den richtigen Weg; denn entscheidend ist, dass wir icht nur Sicherheit herstellen, sondern auch den Wieeraufbau vorantreiben, um so die Herzen der Menchen zu gewinnen. Nur so werden wir bei unserem Veruch erfolgreich sein, Afghanistan zu stabilisieren und in ine positive Zukunft zu führen. Die Bundeswehr hat bereits 630 Projekte in Angriff enommen, von Schulen, Kindergärten über den Straenbau und die Wasserversorgung bis hin zu Krankenäusern. Wir planen seitens der Bundesregierung, bis um Jahr 2010 insgesamt 900 Millionen Euro hier zu inestieren. Die Entwicklungsministerin hat nun einen Berag von 20 Millionen Euro hinzugefügt. Es ist notwenig und wichtig, dass wir in einem sicheren Umfeld die iederaufbaumaßnahmen vorantreiben, um dafür zu orgen, dass Afghanistan in der Lage ist, seine Sicherheit elber zu gewährleisten. Selbstverständlich helfen wir it, Streitkräfte und Polizeistrukturen in Afghanistan ufzubauen. Durch gemeinsame Operationen von ISAF owie afghanischen Streitkräften und afghanischer Poliei wird der Aufbau einer Sicherheitsphilosophie geährleistet, die letztlich zu einer selbsttragenden Sichereit führt; das ist unser Ziel. Wir wollen, dass dieses and, das nun eine demokratisch gewählte Regierung nd ein demokratisch gewähltes Parlament hat und das ich in einer Entwicklungsphase befindet, die dadurch ekennzeichnet ist, dass immerhin wieder 7 Millionen inder zur Schule gehen und dass 80 Prozent der Bevölerung basismedizinisch versorgt werden – Erfolge sind lso durchaus festzustellen –, in Zukunft in der Lage ist, ür seine Sicherheit selber zu sorgen und einen eigenen eg in eine gute Zukunft zu gehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


eshalb bitte ich Sie, diese Entscheidung der Bundesre-
ierung zu unterstützen. Ich halte das auch im Hinblick
uf unsere Soldatinnen und Soldaten für notwendig.

Ich will noch einmal unterstreichen: Der Tornado hat
wei Fähigkeiten. Er hat die Aufklärungsfähigkeit, und
r hat die Kampffähigkeit. Es wird jetzt eindeutig die
ufklärungsfähigkeit nachgefragt. Selbstverständlich ist
er Selbstschutz gegeben. Aber ich will auch deutlich
agen: Der Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten in
fghanistan ist mit Risiken verbunden. Er ist mit Risi-
en auch für Leib und Leben unserer Soldaten verbun-
en. Sie machen dies im Interesse unserer Sicherheit und






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
einer Entwicklung, die dazu beiträgt, dass Afghanistan
nicht wieder zu einem Ausbildungszentrum für Terroris-
ten wird. Um all das und um eine positive Entwicklung
zu gewährleisten – dazu dient jetzt unsere Entscheidung,
mit der Aufklärungsfähigkeit eine Lücke zu schließen.
Deshalb bitte ich Sie um Ihre Zustimmung.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608100400

Nächster Redner ist der Kollege Paul Schäfer, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608100500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In die-

sem Haus fallen wichtige Entscheidungen, noch wichti-
gere und ganz besonders wichtige. Diese hier ist ganz
besonders wichtig. Es geht um die Frage: Verstrickt sich
die Bundesrepublik mit der Entsendung der Tornados
mehr und mehr in ein Kriegsgeschehen, aus dem es kein
Entrinnen mehr gibt, oder werden mit dem Nein zur Ent-
sendung der Tornados die Weichen für einen Truppenab-
zug und für den zivilen Aufbau des Landes gestellt? Das
ist die Grundfrage.


(Beifall bei der LINKEN)


Machen wir uns nichts vor: Mit den sechs bis acht
Tornados werden wir ein nicht mehr wegzudenkender
Bestandteil eines robusten Kampfeinsatzes, der mit einer
Frühjahrsoffensive der NATO – so heißt es – beginnt,
dessen Ende aber ungewiss ist. Machen wir uns nichts
vor: Die Bilder aus den Tornados sind nicht für das Fa-
milienalbum und nicht für die Wetterkarte. Hier werden
als militärisch wichtig erachtete Ziele aufgeklärt, die
dann mit militärischen Mitteln – sprich: Bomben und
Raketen – bekämpft werden sollen. Dass die gesamte
NATO-Armada inzwischen nicht unbeträchtlich aufge-
stockt wird, zeigt, wie ernst man das meint. Außerdem
sollen die Tornados die britischen Harriers ersetzen, die
damit für unmittelbare Kampfeinsätze frei werden. Ge-
walteskalation ist vorprogrammiert. Umso wichtiger ist
hier jetzt unser Nein.


(Beifall bei der LINKEN)


ISAF war ursprünglich eine reine Schutztruppe der
NATO zur Sicherung des zivilen Aufbaus.


(Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zeitgleich wurde ein harter Kampf, ein harter Krieg ge-
gen den Terror im Süden des Landes geführt. Jetzt haben
wir eine Ausweitung von ISAF. Man hätte annehmen
können, dass die allzu robusten Kampfverbände durch
eine Schutztruppe ersetzt würden. Aber wir erleben eine
eigenartige Umkehrung: ISAF führt heute Luftkrieg,
ISAF ist inzwischen an robusten Bodenoperationen be-
teiligt. ISAF und „Enduring Freedom“ sind zwar formal
noch getrennte, aber nicht mehr zu trennende Militärein-

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(C (D ätze, und die Tornadoerkenntnisse werden für diese riegshandlungen genutzt werden. ir sollten in diesem Zusammenhang die Hinweise aus em Kreis von CDU/CSU-Kollegen, der Kollegen immer und Gauweiler, sehr ernst nehmen, die sagen: er Einsatz der deutschen Tornados kommt einer Teilahme an Militäraktionen gleich, die vom Völkerrecht nd vom gültigen NATO-Vertrag nicht gedeckt sind. – enauso ist es. (Beifall bei der LINKEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Dazu sollte der Verteidigungsminister mal was sagen!)


(Beifall bei der LINKEN)


Aus dem Irak ist doch zu lernen. Mit überlegenen
treitkräften einen Krieg zu gewinnen, ist gar nicht so
chwierig. Mission accomplished, Mission erfüllt. Aber
ine dauerhafte Befriedung und eine nachhaltige demo-
ratische Entwicklung sind nicht zu erreichen, dies nicht
uletzt deshalb, weil viele Unschuldige sterben und
enschen unter diesen Zerstörungen leiden müssen.

Die Militärs können Ihnen nicht garantieren, dass sie
chmuggelkarawanen und lose Talibantrupps genau aus-
inanderhalten können. Sie können nicht garantieren,
ass man untergetauchte Widerstandskämpfer und Zivi-
isten fein säuberlich auseinanderhalten kann. Deshalb
st klar: Es werden Unschuldige getötet werden, und das
erden bewaffnete Dschihadisten als Rechtfertigung da-

ür nehmen, dass sie den Terror hierher tragen. Wenn wir
abei sind, wenn an der Gewaltspirale gedreht wird,
ann ist es nicht aus der Luft gegriffen, zu sagen:
eutschlands Sicherheit wird am Hindukusch gefährdet.


(Beifall bei der LINKEN)


Terroristen muss man entgegentreten – wohl wahr! –;
ber man darf ihnen keinerlei Nährboden bieten. Da-
über, wie man diesen Nährboden trockenlegt, muss ge-
prochen werden. Gesprochen werden muss über den
rust und den Zorn der Menschen, vor allem im Süden
nd Osten des Landes. Dass es nicht vorangeht, dass sich
ie Lage verschlechtert hat, zeigen neuere Studien, die
ie einfach nicht zur Kenntnis nehmen, zum Beispiel die
om Senlis Council. Wir haben heute Morgen festge-
tellt, dass die Regierung diese Studie gar nicht kennt.
o ist die Lage.

Die Befürworter der Tornadoentsendung setzen ihre
offnung jetzt auf eine Art Doppelstrategie: einerseits
ehr Krieg, andererseits mehr Entwicklungsinvestitio-

en. Aber das ist nicht einmal ein Nullsummenspiel. Wie
iele Mittel vor Ort tatsächlich ankommen, steht auf ei-
em anderen Blatt.

Afghanistan gilt als das erste Beispiel eines von au-
en erzwungenen Regimewechsels. Heute gilt es auch
ls Referenzprojekt für die NATO, um zu zeigen, wie
an gescheiterte Staaten aufzubauen gedenkt. Ich

laube, dieser Weg führt in die Sackgasse. Wir sollten
aher umkehren, ehe es zu spät ist.

Das sieht übrigens die überwiegende Mehrzahl der
eutschen genauso. Diese Menschen sind gegen die






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

Tornadoentsendung. Wenn Politiker der Großen Koali-
tion jetzt laut darüber nachdenken, ob wir zukünftig
mehr Vorratsbeschlüsse des Parlaments brauchen, so
zeugt das, wie ich finde, nicht von urdemokratischer Ge-
sinnung. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Hören Sie
auf die Leute! Ändern Sie Ihre Politik! Fangen Sie damit
an, die deutschen Truppen aus Afghanistan zurückzuzie-
hen!

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608100600

Nächster Redner ist der Kollege Fritz Kuhn, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608100700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wenn man von der Linken und der PDS ein-
mal konkret hören würde, wie nach ihrer Vorstellung der
internationale Terrorismus effektiv bekämpft, die zivile
Gesellschaft in Afghanistan unter den jetzt im Lande
herrschenden Bedingungen gestärkt und der Staat aufge-
baut werden können,


(Jörg Tauss [SPD]: Das überfordert die intellektuell!)


dann würden sie an Glaubwürdigkeit gewinnen. Aber
dazu sagen die Linken in diesen Debatten nie etwas.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich will für meine Fraktion sagen, dass wir zum deut-
schen und internationalen zivilen und auch militärischen
Engagement in Afghanistan im Grundsatz stehen. Wir
stehen zu ISAF als der klassischen Verbindung von mili-
tärischer Sicherheit auf der einen Seite und zivilem Auf-
bau und Nation-Building auf der anderen Seite.

Wir haben über den Antrag der Bundesregierung zu
entscheiden, ob man das ISAF-Mandat um den Einsatz
von sechs bis acht Tornados ergänzen soll. Das ist eine
schwierige Situation, die ich erläutern will. Die Situation
ist schwierig, weil nicht ganz klar ist – Herr Hoyer, erst
nach Prüfung dieser Frage wird meine Fraktion nächsten
Dienstag endgültig entscheiden –, ob der vieldiskutierte
Strategiewechsel im Zusammenhang mit dem, was in
Afghanistan bezüglich ISAF geschieht, tatsächlich statt-
findet oder ob er nur auf der Ebene verbaler Bekundun-
gen, sozusagen PR-mäßig bzw. proklamatorisch, abläuft.
Es geht darum, ob er vor Ort, also da, wo die Menschen
sind, wirklich umgesetzt wird. Das ist zum jetzigen Zeit-
punkt eine schwer entscheidbare Frage.

Mitglieder unserer Fraktion haben in unserer heutigen
Fraktionssitzung gesagt: Ich bin für ISAF und den damit
verbundenen Ansatz. – Diese Kollegen sind aber skep-
tisch, ob dieser Ansatz unter den jetzigen Bedingungen
durch den Einsatz von Tornados gestärkt werden kann.
Andere Mitglieder unserer Fraktion sagen: Jawohl, wir
unterstützen dies, weil wir die Hoffnung haben, dass ein
Strategiewechsel stattfindet und dass der Einsatz von

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(C (D ornados diesem Strategiewechsel sogar zugute kommt. o ist die Lage bei uns. Ich fordere die Bundesregierung auf, bei dem, was sie eute hier tut, und bei dem, was sie im Ausschuss tut, eutlich zu machen – dazu habe ich zu wenig gehört –, n welcher Weise sie durch nationales Engagement, aber uch durch internationales Engagement, also durch Enagement auf der Ebene der NATO oder in bilateralen esprächen, etwa mit den Amerikanern, diesen Strateiewechsel wirklich effektiv voranbringt. Da müssen wir abschichten, Herr Verteidigungsminiser. Meiner Fraktion fällt eine Entscheidung manchmal chwer, weil wir viele unsinnige Begründungen für den ornadoeinsatz hören, die es tatsächlich nicht sein könen, manchmal – das ist unser Eindruck – nach dem uster: Lasst uns schnell Ja sagen, damit wir als Deut che nicht mit Soldaten vor Ort im Süden Afghanistans ehr tun müssen. – Das ist natürlich keine Begründung ür einen Tornadoeinsatz, über den das Parlament abtimmen soll, sondern eine Ausrede, um eine grundsätzichere und schwierigere Debatte abzuwenden. Als Sie, Herr Verteidigungsminister Jung, gesagt haen, mit dem Tornadoeinsatz könnten wir 2 000 potenielle talibanische Selbstmordattentäter bekämpfen oder ufklären, war das natürlich blanker Unsinn. Sorry, das ar blanker Unsinn. Sie können vielleicht Bewegungen er Taliban und Veränderungen im Süden und im Osten es Landes beobachten und damit mehr Sicherheit für ie ISAF-Truppen und vielleicht auch für den zivilen ufbau schaffen, aber Selbstmordattentäter können Sie it den Tornados nicht identifizieren. Das halten wir für lanken Unsinn, und Sie sollten die Öffentlichkeit mit olchen Begründungen verschonen. Frau Bundeskanzlerin und Herr Außenminister, wenn er Strategiewechsel tatsächlich stattfinden soll, dann seen auch wir Möglichkeiten, durch einen Tornadoeinsatz azu einen Beitrag zu leisten. Aber dann müssen wir ber andere Punkte reden. Erstens müssen wir über die olizei reden. Beim Polizeiaufbau, für den die Deutchen ja verantwortlich sind, sind wir nicht so weit, wie ir sein müssten. Die 42 Polizeiausbilder, die wir dort m Land haben, reichen nicht aus. Meine Fraktion hat ine Verdreifachung gefordert; Sie haben darauf bislang icht reagiert. Jetzt höre ich, Frau Bundeskanzlerin, dass uf europäischer Ebene mehr für den Polizeiaufbau gean werden soll. Sagen Sie nächste Woche im Ausschuss onkret, wie dies geschehen soll! Überzeugen Sie uns avon, dass es um eine effektive Verbesserung des Polieiaufbaus geht und nicht nur um einen Letter of Intent der eine Proklamation! Überzeugen Sie uns davon, dass ier tatsächlich mehr gemacht wird! Zweitens. Ich kenne kein überzeugendes Konzept der undesregierung bei der wichtigen und entscheidenden rage der Drogenbekämpfung. Die Vorstellung, aus der uft Drogenfelder anzugreifen, reicht bei einem Land, Fritz Kuhn dessen Ökonomie tief durch Drogenökonomie gekennzeichnet ist, nicht aus. Hier gibt es keine einfache Antwort, aber wir müssen an einem Konzept arbeiten – auch das würde zur Glaubwürdigkeit beitragen –, das die internationalen Partner im Rahmen von ISAF gemeinsam tragen. Es darf nicht sein, dass der eine dieses und der andere jenes sagt. Drittens. Wir müssen mehr für den zivilen Aufbau tun. Jetzt höre ich, dass die Bundesregierung zusätzlich zu den bisher vorgesehenen 80 Millionen weitere 20 Millionen geben will. Das ist gut, aber trotzdem behaupte ich: Es ist zu wenig. Die Kanadier haben ihren Beitrag um 200 Millionen erhöht, die Amerikaner um viel, viel mehr. Viertens. Zu Pakistan würde ich gerne von Ihnen, Herr Außenminister, im Ausschuss oder hier an dieser Stelle wissen, welche Initiativen Sie anregen, damit Pakistan auch durch internationalen Druck aus seiner Zwitterrolle – das Land gibt vor, die Terroristen zu bekämpfen, und unterstützt sie andererseits – herauskommen kann. Ich komme zum Schluss. Je mehr Sie die Perspektive des Strategiewechsels stärken, umso klarer wird die Unterstützung in diesem Haus sein. Meine Fraktion bekennt sich zu ISAF, sie hat aber noch unterschiedliche Positionen zu der Frage, ob der Einsatz der Tornados richtig ist oder nicht. Es liegt an Ihnen, die Bedenken auszuräumen, aber mit klaren Konzepten und Begründungen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608100800

Das Wort hat der Kollege Walter Kolbow, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1608100900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch die SPD-Bundestagsfraktion ist der Meinung, dass
es gut ist, dass wir heute über diesen Antrag der Bundes-
regierung diskutieren und eine politische Entscheidung
hier in diesem Parlament einer juristischen Auslegung
vorziehen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich sind die Fragen, die gestellt worden sind, bis
zur Entscheidung im Deutschen Bundestag in der nächs-
ten Woche noch zu beantworten. Aber es ist auch schon
eine Reihe von Antworten gegeben worden. Wenn man
will, dann kann man diese Antworten zu seiner Entschei-
dungsfindung heranziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Auch im Interesse der Zeitersparnis will ich hier auf
das verweisen dürfen, was der Außenminister und der
Verteidigungsminister zu den politischen, strategischen,

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(C (D ber auch technisch-militärischen Abläufen gesagt haen. Eines ist sicherlich richtig: Die Frage des Tornadoinsatzes ist der äußere Anlass; aber der Fortgang in fghanistan, die Entwicklung Afghanistans und natür ich auch die militärische Absicherung der Zukunft fghanistans – das ist das Entscheidende. Deswegen müssen wir uns natürlich auch mit dem nbehagen – nicht nur in der Bürgerschaft, sondern uch hier im Parlament – auseinandersetzen sowie des eiteren die Ratlosigkeit, die sich einschleicht, und die m sich greifende Enttäuschung über das zu niedrige empo bei Veränderungen und über Rückschläge beim iederaufbau in Afghanistan aufgreifen; wir müssen ie Situation analysieren und definieren. Es ist richtig, ass es die meisten Mängel und Defizite beim Wiederufbau im Süden und Osten gibt. Aschermittwoch war ein guter Tag für Afghanistan nd für die internationale Gemeinschaft. Da ist das Deutsche Haus“ in Kunduz eröffnet worden, o unsere vier Ministerien, die das integrierte Afghanis ankonzept in der NATO, in den Vereinten Nationen und n der Europäischen Union vertreten, deutlich gemacht aben, dass sie Anlaufstationen für die Afghaninnen und fghanen, Ratgeber und Informationsgeber sind. Wir, ie Kollegen, die unter Federführung unseres Fraktionsorsitzenden dort waren, haben von den afghanischen ästen den Auftrag bekommen, dem deutschen Parlaent zuzurufen: Bitte entsendet die Tornados! Wir wol en Sicherheit im Fortschritt unseres Landes und beim ivilen Wiederaufbau haben! – Gleiches ist uns in asar-i-Scharif von säkularen und nichtsäkularen Teil ehmerinnen und Teilnehmern solcher Gesprächsrunden esagt worden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Also: Greifen wir es auf! Setzen wir im Süden und
sten fort, was wir – wir wollen uns da nicht hervortun,

ber sollten das doch selbstbewusst sagen dürfen – im
orden begonnen haben!
Ich bin schon der Meinung, verehrter Herr Kollege

uhn, dass der Strategiewechsel greift. Wenn Sie sich
ie „development zones“ der Briten und auch die Ent-
icklung bei unseren amerikanischen Partnern an-

chauen, stellen Sie in diesem Zusammenhang Fort-
chritte fest. Die PRTs, die Stabilitätsinseln, von denen
us in die Provinzen hinein das zivile Wiederaufbauele-
ent gestärkt werden soll, sind mittlerweile unter ISAF-
ommando, und unsere Verbündeten nehmen mehr und
ehr die Ansicht auf, dass es ohne Fortschritt beim zivi-

en Wiederaufbau nicht geht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich erwähne die 200 Millionen Dollar der Kanadier.
ch will an dieser Stelle einmal sagen dürfen, dass unsere
anadischen Freunde in Afghanistan einen beispielhaf-
en Dienst leisten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Walter Kolbow
2 000 Soldaten und Soldatinnen von 33 000 insgesamt
sind im Süden Afghanistans. Sie haben jetzt
200 Millionen Dollar für den zivilen Wiederaufbau für
den Süden gegeben, natürlich auch deshalb, weil die
Freunde in Kanada erkannt haben, dass mit Mitteln für
den zivilen Aufbau auch Selbstschutz betrieben wird so-
wie natürlich den Afghaninnen und Afghanen genutzt
wird.

Das vermisse ich bei der sogenannten politischen Lin-
ken in diesem Hause.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Sie überinterpretieren das Militärische, und Sie sagen
kein Wort zum Gedanken des Schutzes unserer Soldatin-
nen und Soldaten,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


kein Wort zum Gedanken des Schutzes der zivilen Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter und kein Wort zum Schutz
der afghanischen Bürgerinnen und Bürger vor terroristi-
schen Anschlägen der Taliban.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nun ein Satz zu denen, die der Meinung sind, wir
würden uns hier völkerrechtswidrig verhalten. Dies sind
Mandate, die der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen,
der Inhaber des internationalen Gewaltmonopols, be-
schlossen hat. In deren Rahmen handeln wir.


(Beifall des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


Unser Selbstverständnis, das der politischen, aber auch
der militärischen Leitung, nicht nur im Verteidigungs-
ministerium, das Selbstverständnis dieser Republik
spricht für sich; völkerrechtswidrige Einsätze finden
nicht statt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Ich denke, dass wir angesichts der Guerillataktik der
Taliban und des Risikos einer fortschreitenden Entfrem-
dung der Bevölkerung aus verschiedenen Gründen, auch
wegen der Vernichtung von Mohnanbauflächen ohne
ausreichende Alternativen, verpflichtet sind, gerade im
Süden und im Osten verstärkt auf Stabilisierungsstrate-
gien zu setzen. Ich denke, wo immer es geht, sollten wir
auf die gewonnenen lokalen und regionalen Erkennt-
nisse und auf die Unterstützung von Kräften aus diesem
Bereich setzen; darauf sollten wir nicht verzichten. Poli-
tische Komplementärkomponenten sollten wir auf natio-
naler, aber auch auf internationaler Ebene weiterentwi-
ckeln.

Frau Bundeskanzlerin, Herr Außenminister, Herr Ver-
teidigungsminister, ich denke, dass da auch von der
Europäischen Union, die ein 600-Millionen-Euro-Pro-
gramm eingebracht hat, insgesamt noch mehr getan wer-
den kann, um die NATO zu ergänzen, die natürlich ein
politischer Partner ist, ein Partner, der aber mit seinem
militärischen Know-how recht verstandene ergänzende

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(C (D nterstützung seitens der Zivilmacht Europa gut gebrauhen kann. Wir von der SPD-Bundestagsfraktion werden uns iese Woche noch Zeit nehmen, bis wir zu einer Entcheidung kommen, und zwar aus Respekt vor den kritichen Nachfragen und den Gewissensgründen, die zu eier anderen Entscheidung führen können als zu der öglichen Entscheidung der Mehrheit für eine Entsen ung. Wir müssen dies sehr aufmerksam abwägen und n das anknüpfen, was der Außenminister zum Schluss esagt hat: Afghanistan ist nur verloren, wenn wir es verloren geben. Das wollen wir nicht. Wir knüpfen verantwortungsbeusst an unsere im Jahre 2001 getroffene Grundsatzent cheidung an, Afghanistan zu helfen, zu stärken und zu inem vollen Mitglied der internationalen Gemeinschaft u machen. Danke schön. Das Wort hat die Kollegin Birgit Homburger, FDP raktion. Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen! ir diskutieren heute über einen Antrag der Bundesre ierung zu einem Mandat, das für die Bundeswehr eine eue Qualität des Einsatzes in Afghanistan bedeutet. eshalb ist es gut, dass wir heute im Deutschen Bundes ag über dieses Mandat diskutieren. Gerade in den letzen Wochen hat es immer wieder Versuche gegeben, die undeswehr zu einer Regierungsarmee zu entwickeln. as ist eine völlig falsche Entwicklung; sie stößt auf ent chiedenen Widerstand der FDP. Ich denke, es ist gut, ass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist. Das ringen wir heute mit dieser Diskussion zum Ausdruck. Der Auftrag, um den es hier geht, ist ein Aufkläungsauftrag. Es ist gerade in den letzten Tagen immer ieder darüber diskutiert worden, was mit den Aufklä ungsdaten passieren soll. Der Bundesaußenminister hat ier gesagt, sie würden „eingeschränkt“ weitergegeben. m Antrag heißt es: „restriktive“ Übermittlung. Da frage ch mich natürlich: Wird hier in irgendeiner Form die raxis verändert? Das ist wahrscheinlich nicht der Fall. ann soll die Bundesregierung aber auch dazu stehen. ie Aufklärungsdaten werden weitergegeben, auch an ie Operation „Enduring Freedom“. Alles andere wäre eltfremd, es wäre – ich sage es ausdrücklich dazu – in estimmten Situationen auch nicht verantwortbar. Daraus leitet sich ganz klar ab: Wenn die Bundeswehr ufklärungsmaterial liefert, muss damit auch ein Ein luss auf die Kampfführung verbunden sein. Hier erwar Birgit Homburger ten wir eine klare Aussage der Bundesregierung dazu, welchen Einfluss wir hier haben. Für die FDP-Bundestagsfraktion sind vier Punkte von zentraler Bedeutung: Erstens. Wir sind der Auffassung, dass es eine deutliche Verstärkung der Anstrengungen in der zivil-militärischen Zusammenarbeit und beim Wiederaufbau geben muss. Wir sind nicht bereit, einfach nur eine zusätzliche militärische Maßnahme zu beschließen; denn mit militärischen Maßnahmen allein werden die Probleme nicht zu lösen sein. Wir brauchen verstärkte Wiederaufbauanstrengungen. Wir von der FDP-Bundestagsfraktion erwarten, dass die Bundesregierung nicht nur allgemeine Erklärungen hierzu abgibt, sondern das aufgreift und uns noch einmal darlegt, wie sie in den Bereichen, die sie selbst beeinflussen kann, beispielsweise bei der Polizeiausbildung, weiterkommen will und welche konkreten Schritte sie in diese Richtung tatsächlich unternimmt. Zweitens. Nach den Diskussionen der letzten Wochen innerhalb der NATO muss die Frage erlaubt sein – auch darauf erwarten wir eine Antwort von der Bundesregierung –, ob mit diesem Mandat das Ende der Fahnenstange bei den Anforderungen an Deutschland erreicht ist oder ob mit immer weiteren Anforderungen zu rechnen ist. Es muss aus unserer Sicht sichergestellt sein, dass das jetzige Mandat keinen Einstieg in einen generellen Einsatz von Bodentruppen im Süden Afghanistans darstellt. Ein dritter Punkt, meine Damen und Herren von der Bundesregierung, ist für uns von ganz entscheidender Bedeutung. Sie haben beschlossen, dass die voraussichtlichen zusätzlichen Kosten in Höhe von 35 Millionen Euro für diesen Einsatz bis zum 13. Oktober aus dem Verteidigungshaushalt erbracht werden sollen. Ich halte diese Entscheidung für falsch. Ich denke, wer zusätzliche Einsätze beschließt, muss das dafür nötige Geld auch aus dem allgemeinen Haushalt bereitstellen. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sondersteuer!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
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(Beifall bei der FDP)

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1608101100

(Beifall bei der FDP)





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(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Sie haben sich jetzt anders entschieden. Wir erwarten
nun aber, dass Sie uns darlegen, wie sichergestellt wird,
dass das nicht zulasten der Ausrüstung und Ausstattung
der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz geht.


(Beifall bei der FDP)


Ein letzter Punkt, der vierte, der aus unserer Sicht von
zentraler Bedeutung ist: Ich finde es nicht gut, dass sich
die mangelhafte Informationspolitik der Bundesregie-
rung gegenüber dem Parlament auch bei diesem Mandat,
das Sie jetzt zur Abstimmung stellen, weiter fortsetzt.
Bis heute haben Sie uns die Einsichtnahme in das Anfor-
derungsschreiben der NATO verwehrt. Die FDP hält das
für nicht hinnehmbar. Es ist doch nicht so, dass es sich
bei diesem Schreiben um ein Privatschreiben handeln
würde. Es handelt sich um eine offizielle Anforderung

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(C (D er NATO. Wir sind der Auffassung, dass es möglich ein muss, dass auch das Parlament Einsicht in dieses nforderungsschreiben erhält. Wir fordern die Bundes egierung ausdrücklich auf, das jetzt noch nachzuholen. Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und ollegen, Sie sehen, wir machen uns die Abwägung icht leicht. Ich möchte den Damen und Herren der Bunesregierung einfach nur mit auf den Weg geben: Es ohnt sich, die offenen Fragen zu beantworten. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Dr. Andreas Schockenhoff, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt den Anrag der Bundesregierung auf die Entsendung von Auflärungstornados und eine Aufstockung der personellen bergrenze auf bis zu 3 500 Soldaten. Es handelt sich m eine notwendige Ergänzung des bestehenden ISAFandats. Es geht darum, eine durch die Ausweitung des SAF-Einsatzes auf ganz Afghanistan entstandene Fäigkeitslücke bei der Aufklärung aus der Luft zu chließen. Das ist notwendig, um bei der derzeitigen Zupitzung der Lage in Afghanistan Gefahren besser und echtzeitiger zu erkennen und damit unsere Soldaten, unere Bündnispartner, die zivilen Aufbauhelfer und die evölkerung in Afghanistan besser vor Terrorangriffen urch die Taliban und durch al-Qaida zu schützen. Beserer Schutz durch verbesserte Aufklärung – darum geht s; darum unterstützen wir diese Maßnahme. Dass diese Fähigkeiten nicht nur im mandatierten insatzgebiet im Norden eingesetzt werden sollen, sonern in ganz Afghanistan, vor allem eben auch im Süden nd im Osten, wo die Gefahren am größten sind, versteht ich, auch aus Gründen der Bündnissolidarität, von elbst. Weil es sich hierbei um eine nicht unbedeutende rweiterung des laufenden Mandats handelt, halten uch wir es, nicht zuletzt aus Gründen der Rechtssichereit für unsere Soldaten, für richtig, gemäß dem Antrag er Bundesregierung ein ergänzendes Mandat zu bechließen. Diplomaten in Kabul sprechen von 2007 als dem Jahr er Weichenstellung für Afghanistans Zukunft. Es gibt tichhaltige Hinweise darauf, dass die Taliban intensiv ine Frühjahrsoffensive vorbereiten, vor allem mit Anriffen in den südafghanischen Provinzen. Wenn es für iese Zuspitzung der Gefahrenlage noch eines Hinweies bedurft hätte, dann ist dieser mit dem gestrigen elbstmordanschlag während des Besuchs von US-Vizeräsident Cheney vor der amerikanischen Basis in Baram erfolgt. Wir sind froh, dass der amerikanische Viepräsident unverletzt geblieben ist. Wir verurteilen Dr. Andreas Schockenhoff diesen Anschlag nachdrücklich und bedauern die Opfer dieses Anschlages wie auch die Opfer der vielen anderen Anschläge. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608101200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1608101300




(A) )


(B) )


Die Anschläge vom 11. September 2001 auf New
York und Washington und auch die nachfolgenden An-
schläge, etwa in London oder Madrid, wurden möglich,
weil sich Afghanistan zu einem Trainingszentrum für
Terroristen entwickelt hatte. Das aber zeigt, wie wichtig
die Aufgabe von ISAF und OEF ist, zu verhindern, dass
diese Kräfte wieder die Oberhand gewinnen und Afgha-
nistan erneut ein Failing State wird, von dem eine terro-
ristische Bedrohung für die internationale Gemeinschaft
und damit auch für unsere Sicherheit ausgeht. Das darf
nicht wieder der Fall sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dass diese Gefahr besteht, ist nicht von der Hand zu
weisen. In ihrem neuesten Propagandavideo drohen die
Taliban und al-Qaida mit 4 000 bereitstehenden Selbst-
mordattentätern und 10 000 Dschihadkämpfern. Durch
die Entsendung der Tornados können wir durch Aufklä-
rung über deren Aktivitäten unsere Bündnispartner un-
terstützen. In diesem Punkt, Herr Kollege Kuhn, muss
ich Ihre Darstellung korrigieren. Für eine effiziente Be-
kämpfung dieser Terrorkräfte muss es auch möglich
sein, die Ergebnisse unserer Aufklärungsflüge unseren
Verbündeten, wie es im Mandat heißt, restriktiv zur Ver-
fügung zu stellen. Das ist nicht nur eine Frage der Soli-
darität mit unseren Bündnispartnern, zumal ja auch die
Bundeswehr mit einem gültigen Mandat an OEF betei-
ligt ist. Je erfolgreicher unsere Verbündeten im Kampf
gegen die Taliban und al-Qaida sind, desto besser kann
ISAF seine Stabilisierungsaufgabe wahrnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage für meine Fraktion mit aller Deutlichkeit:
Wir halten an der bestehenden Aufteilung in Regional-
kommandos fest. Deutschland leistet mit der Verantwor-
tung für fünf Wiederaufbauteams in neun nordafghani-
schen Provinzen einen erfolgreichen Beitrag zur
Stabilisierung Afghanistans. Die Sicherheitsrisiken im
Norden des Landes sind zwar von anderer Qualität als
im Süden – der Außenminister hat es dargestellt –; doch
auch unsere Soldaten leisten einen gefährlichen und un-
verzichtbaren Einsatz. Dafür möchte ich unseren Solda-
tinnen und Soldaten besonders danken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zu unserer besonderen Verantwortung für das Regio-
nalkommando Nord gehört auch, dass die Bundeswehr
für begrenzte Unterstützungsmaßnahmen in Gesamt-
afghanistan eingesetzt werden kann, und zwar, wie es im
ISAF-Mandat wörtlich heißt:

… für zeitlich und im Umfang begrenzte Unterstüt-
zungsmaßnahmen, sofern diese Unterstützungs-
maßnahmen zur Erfüllung des ISAF-Gesamtauftra-
ges unabweisbar sind.

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(C (D n dieser Debatte sollte deshalb auch gesagt werden, ass wir uns darauf einstellen müssen, dass unsere Parter im Süden uns aufgrund der zugespitzten Krisensituaion zur Unterstützung anfordern. Dann sollten wir in der age sein, effektiv und robust zu helfen. Auch das geört zur Bündnissolidarität. Wir beraten heute über einen militärischen Einsatz. och haben alle Vorredner zu Recht auf die zivilen Un erstützungsleistungen hingewiesen. Deshalb begrüen wir ausdrücklich die Aufstockung der deutschen fghanistanhilfe um 20 Millionen Euro auf 100 Mil ionen Euro im Jahr, und zwar auch im Süden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Im Januar konstatierten die Teilnehmer des interna-
ionalen Koordinierungstreffens für Afghanistan drei
esonders wichtige Faktoren für die zivilen Aufbauleis-
ungen: erstens die fortgesetzte Reform des Sicherheits-
ektors, zweitens eine bessere Verknüpfung ziviler und
ilitärischer Maßnahmen und drittens die Steigerung

er afghanischen Eigenverantwortung.

Heute hat sich das von uns entwickelte Konzept der
ogenannten PRTs im Bündnis durchgesetzt. Die Bun-
esregierung hat in den NATO-Gremien immer den
ivil-militärischen Ansatz vertreten. Jetzt zeigt sich, wie
ichtig dieses Konzept ist.

Bei der Reform des Sicherheitssektors hat Deutsch-
and mit 40 Polizeiausbildern mehr als 15 000 afghani-
che Polizeikräfte für die mittlere und höhere Laufbahn
usgebildet. Ab Mai sollen diese Anstrengungen in eine
SVP-Mission übergehen, wodurch die Zahl der Ausbil-
er, Herr Kollege Kuhn, auf 160 erhöht wird und flä-
hendeckender ausgebildet werden kann.

Zudem sollen 70 Rechtsexperten entsandt werden, die
talien beim Aufbau der afghanischen Justiz ablösen.
iese europäische Bündelung im Sicherheitssektor ist

ichtig. Was nützt eine gut ausgebildete Polizei, die Dro-
enhändler dingfest macht, wenn diese hinterher nicht
or Gericht gestellt werden können?

Afghanistan kann nicht gewonnen werden, wenn
icht im Süden Stabilität geschaffen wird. Die Bevölke-
ung dort muss schneller die Vorteile der internationalen
ilfe spüren. Dazu gehören zunächst die Grundversor-
ung mit Wasser und Strom auf dem Lande, ein ständi-
er Dialog mit lokalen Vertretern und eine effiziente
ntwicklungshilfe. Entwicklungsprojekte müssen zu-
em als afghanische Projekte erkennbar sein. Dies ist
ichtig für das Selbstbewusstsein dieses stolzen Volkes
nd für eine größere Loyalität der Bevölkerung gegen-
ber der Regierung Karzai.

Gestatten Sie mir zum Schluss ein Wort zu Pakistan.
ort werden islamistische Terroristen ausgebildet und

usgerüstet. Diese dringen dann über die 2 500 Kilo-
eter lange Grenze wieder in den Süden Afghanistans

in. Pakistan ist ein unverzichtbarer Partner zur Stabili-
ierung Afghanistans. Wir müssen beide Regierungen,
ie Regierung in Kabul und die Regierung in Islamabad,






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
für eine stärkere Zusammenarbeit beim Aufbau einer ge-
meinsamen, wirksamen Grenzkontrolle gewinnen.

Wir müssen von unserem pakistanischen Partner
mehr Unterstützung und Kooperation im Kampf gegen
den Terror einfordern. Aber man darf ihn nicht wie im
Zusammenhang mit der amerikanisch-indischen Nukle-
arkooperation im vergangenen März vor den Kopf sto-
ßen. Wir brauchen ein modernes und moderates Pakistan
als wichtigen Partner für die Bewältigung der Herausfor-
derungen in Afghanistan, aber auch im Mittleren und
Nahen Osten insgesamt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608101400

Das Wort hat die Kollegin Monika Knoche, Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608101500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren und Damen!

Herr Kolbow, ich muss schon sagen: Was Sie hier an ei-
nem Punkt vorgetragen haben,


(Jörg Tauss [SPD]: War gut!)


stimmt überhaupt nicht: Die OEF hat kein UNO-Man-
dat.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wie bitte?)


Sie können sich doch nicht hier hinstellen und sagen,
dass das alles verfassungs- und völkerrechtlich vollkom-
men gedeckt sei!


(Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: Da sind Sie aber schlecht informiert!)


Selbst die ISAF verändert ihren Auftrag.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Lesen bildet! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)


– Entschuldigen Sie bitte! Was sind denn die Gründe, die
einige Abgeordnete in diesem Haus dazu bewogen ha-
ben, die Frage zu stellen, ob sich der Deutsche Bundes-
tag nach den Maßgaben unserer Verfassung mit dieser
Frage heute überhaupt beschäftigen kann?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das hat doch nichts damit zu tun, ob wir eine Parla-
mentsarmee haben oder nicht. Entscheidend ist vielmehr
die Frage, ob es verfassungsrechtlich richtig ist, in die-
sem Rahmen zu verfahren. Wer denkt denn heute eigent-
lich noch an die Verfassung, wenn es um die Ausweitung
der Einsätze im Rahmen der Kriegsführung und damit
um ein verändertes NATO-Selbstverständnis geht? Das
ist die wichtige Frage, die wir zu stellen haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Es ist auch nicht statthaft, hier euphemistisch, iroisch oder sarkastisch aufzutreten. Herr Steinmeier, hier tellt sich nicht die Frage nach der Geduld. Man kann icht nach sechs Jahren Krieg gegen Terror für noch ehr Geduld werben, sondern man muss die Frage stel en, ob es richtig oder falsch ist, den Kampf gegen den error mit Mitteln des Krieges zu führen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608101600

Frau Kollegin, der Kollege Schockenhoff würde

erne eine Zwischenfrage stellen.


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608101700

Nein, ich möchte sie nicht zulassen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Der Afghanistaneinsatz – das weiß die Bevölkerung –
st nicht auf dem Willen des gesamten Hauses gegründet.
ie Linke hat sich immer dagegen ausgesprochen. Herr
uhn und Herr Steinmeier, Sie wissen ganz genau, dass
amals, als es um den Afghanistankrieg ging, beide Re-
ierungsparteien ihre Fraktionen mehr oder weniger
urch die Vertrauensfrage genötigt haben, diesem
riegseinsatz zuzustimmen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


un Sie nicht so, als werde diesem Krieg in diesem Haus
nd in diesem Land nicht widersprochen! Das ist einfach
icht wahr.

Man kann nicht, weil die militärische Strategie nicht
rfolgreich ist, sagen: Wir müssen noch mehr – von un-
erer Warte aus – Falsches tun. – Ist dies angesichts der
u erwartenden Frühjahrsoffensive und der grauenvol-
en Ankündigung, dass schon 2 000 Selbstmordatten-
äter bereitstehen, wirklich richtig? Man muss sich diese
imension einmal vorstellen. Dieser Einsatz, der der
EF dienlich sein soll, steht damit in Zusammenhang,
as seitens der CDU/CSU formuliert worden ist: Dieser
onflikt kann den Erfolg nicht konterkarieren. – Wel-

hen Erfolg, bitte sehr, kann dieser Krieg gegen den Ter-
or vorweisen? Wenn wir die Kriterien von Good Gover-
ance heranziehen, müssen wir doch offen sagen: Die
egierung Karzai ist von Korruption durchdrungen, und
ie Drogenbarone sitzen in der Regierung.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


a sind doch keine Mohnfelder abzubrennen. Vielmehr
uss die Frage gestellt werden, ob das Ziel der ISAF,

iese Regierung zu schützen, überhaupt erfüllt werden
ann.

Wir argumentieren zielstrebig und lassen uns auch
icht von einer verantwortungsvollen Exit-Strategie ab-
ringen. Diese Exit-Strategie sieht nicht vor, dass mor-
en die Soldaten zurückgezogen werden. Sie gewähr-
eistet vielmehr den Polizeiaufbau, sichert die zivilen






(A) )



(B) )


Monika Knoche
Infrastrukturen, stärkt kontinuierlich und massiv die Si-
tuation der Frauen


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


und beinhaltet eine neue Drogenpolitik.

Sie müssen die Frage beantworten, ob die Rekrutie-
rung der Taliban nicht ursächlich etwas damit zu tun hat,
dass der Krieg gegen den Terror das falsche Mittel war.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608101800

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

Kollegen Schockenhoff.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber dann antwortet sie doch!)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1608101900

Liebe Frau Kollegin Knoche, ich setze Sie darüber in

Kenntnis, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
mit der Resolution 1373 die Operation „Enduring
Freedom“ mandatiert hat und dass damit eine eindeutige
völkerrechtliche Rechtsgrundlage für diese Operation
gegeben ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608102000

Frau Kollegin Knoche, bitte.


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608102100

Ich möchte Sie auf Folgendes hinweisen: Wir in der

Fraktion diskutieren über eine solche Frage mit großer
Ernsthaftigkeit. Ob die OEF nur erwähnt wird oder ob
sie ein originäres Mandat hat, ist schon ein Unterschied.

Aber ich möchte etwas anderes sagen:


(Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)


Ist die CDU/CSU nicht in der Lage, denjenigen promi-
nenten und sehr kenntnisreichen Vertretern ihrer Frak-
tion, die verfassungsrechtliche Bedenken erhoben haben,
einige Minuten Redezeit einzuräumen, damit sie diese
hier vorne vortragen können? Das stünde meiner Ansicht
nach der CDU/CSU viel mehr an, als hier so zu tun, als
gebe es keine verfassungsrechtlichen Bedenken und als
seien alle Tätigkeiten, die vor Ort militärisch durchge-
führt werden, von der UNO gedeckt. Das wird in Zwei-
fel gezogen. Diese Zweifel sollten Sie nicht nivellieren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608102200

Das Wort hat der Kollege Winfried Nachtwei,

Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! u 90 Prozent dieses Hauses sind wir uns in der Schlüselfrage einig: Wie kann die internationale Gemeinschaft nd dabei unverzichtbar ISAF in diesem sehr kritischen ahr für Afghanistan zum Erfolg kommen? Wer jetzt von xit-Strategie redet, vermittelt völlig kontraproduktive otschaften: Entmutigung für diejenigen Menschen, die ufbau und Frieden in Afghanistan wollen, und Ermutiung für diejenigen, die genau das Gegenteil vorhaben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608102300

Nun komme ich aber zum Thema. Aus militärischer
icht ist ein Tornado in Afghanistan nützlich für mehr
lexibilität bei der Aufklärung; je flexibler und präziser
ie Aufklärung, desto besser. Allerdings muss man ehrli-
herweise dazusagen, dass auch in Militärkreisen die
ringlichkeit des Tornados für die Sicherheit von ISAF,
elinde gesagt, strittig ist. Es ist aber eine Verharm-
osung, wenn der Tornadoeinsatz nur als Hilfs- und
chutzeinsatz beschrieben wird. Natürlich hat er diese
eilfunktion. Vor allem im Süden hat er aber selbstver-
tändlich auch die Teilfunktion der Kampfunterstüt-
ung. Das lässt sich nicht bestreiten.

Für mich und meine Fraktion ist klar – das ist keine
rundsatzfrage –, dass in Afghanistan an verschiedenen
tellen gekämpft werden muss. Die Frage ist allerdings,
ie und nach welcher Strategie die Kämpfe dort ablau-

en. Dazu muss man zur Kenntnis nehmen, was ein
ochangesehener Thinktank aus London, das Senlis
ouncil, zweimal in Studien gesagt hat, zuletzt in die-

em Februar: Es habe im Süden – bezogen auf die Pro-
inzen Helmand und Kandahar – „mehr Zerstörung als
ufbau“ gegeben, und es wurden „Freunde verloren und
einde gewonnen“. – Hierzu muss die Bundesregierung
twas sagen. Bis heute Vormittag konnte die Bundes-
egierung dazu nichts sagen. Ich möchte sehr, dass sie
iese Aussagen widerlegen kann. Das ist ein wichtiger
ontext für den Einsatz der Tornados.

Ein anderer Punkt ist der Strategiewechsel. Seit mehr
ls einem halben Jahr wird dieser gefordert. Es geht um
ie Gewichtung der militärischen und der zivilen Säule,
s geht um Koordination und Kohärenz. Auf dem
ATO-Gipfel wurde dies ebenfalls beschworen. Wenn
an genauer hinschaut, muss man feststellen, dass die
msetzung dieses Strategiewechsels in Trippelschritten

rfolgt, wo die Zeit enorm drängt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist gut, dass das Schlüsselprojekt Polizeiaufbau
etzt mit der EU läuft. Aber wir müssen – anders als bis-
er – den Anspruch an den Herausforderungen messen.
ezogen auf die Herausforderungen geschieht hier noch
iel zu wenig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)







(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Die Drogenbekämpfung läuft ungebremst kontra-
produktiv mit dem Vorrang für die Felderzerstörung. So-
lange in diesen Fragen keine Klarheit über die richtige
Richtung herrscht und solange kein deutlicher Strategie-
wandel glaubwürdig gemacht wird, so lange kann ich
eine Zustimmung nicht empfehlen.

Vor fünf Monaten hatten wir 14 Parlamentarierinnen
aus Afghanistan hier. Ich wiederhole, was ich denen da-
mals gesagt habe: Erstens. Wir wissen, warum wir in
Afghanistan sind. Zweitens. Wir lassen Sie nicht im
Stich. Drittens. Wir versprechen, dass wir die notwendi-
gen Strategieänderungen forcieren. – Sie haben gehört,
dass wir in unserer Fraktion bezogen auf den Einsatz der
Tornados uneinig sind. Aber bezogen auf diese Bot-
schaft – und das ist unser Wille – sind wir uns sehr einig,
ich glaube, auch mit dem größten Teil dieses Hauses.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608102400

Das Wort hat der Kollege Detlef Dzembritzki, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1608102500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin dankbar,

dass wir diese Diskussion hier führen können. Mancher
Beitrag, der heute eingebracht worden ist, war notwen-
dig und hilfreich. Dies signalisiert, dass wir diese Dis-
kussion fortsetzen müssen, und zwar – ich appelliere
dazu zum wiederholten Male – nicht nur dann, wenn es
um ein militärisches Mandat geht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme gerade aus Afghanistan. Ich war in der
letzten Woche dort, erst gemeinsam mit unserem Frak-
tionsvorsitzenden und Walter Kolbow in Kunduz und
Masar-i-Scharif und dann in Kabul. Ich will nicht arro-
gant oder borniert erscheinen, aber wenn ich gemessen
an meinen Eindrücken von dieser Reise diese Diskussion
verfolge, werde ich nachdenklich.

Ich will vorweg einige Eindrücke wiedergeben: Es ist
immer wieder spannend, unsere Bundeswehr im Einsatz
zu erleben. In Masar-i-Scharif habe ich im April des ver-
gangenen Jahres in einer Einöde mit Mühe und Not in
einem Zelt ein bisschen Schatten gefunden. Heute gibt
es dort – das ist eine beachtliche logistische Leistung –
ein Zentrum, das der Bundeswehr vor Ort strategische
Möglichkeiten an die Hand gibt, das den Schutz der Sol-
daten gewährleistet und die Möglichkeit eröffnet, in die
Provinz hineinzuwirken.

Andererseits habe ich aber ein Land gesehen, in dem,
wenn man sich die Handys und die Autos wegdenkt,
eine Situation vorherrscht, wie sie in Deutschland mögli-
cherweise nach dem Dreißigjährigen Krieg bestand.

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(C (D enn ich vor diesem Hintergrund manche Forderung nd manchen Diskussionsbeitrag betrachte, muss ich ragen: Was erwarten wir eigentlich? Was hat sich in ünf Jahren überhaupt verändern können? – Die Menchen dort haben zum Teil noch höhere Erwartungen geabt; deshalb ist ihre Enttäuschung umso größer. Wir üssen daher immer wieder überlegen, wie wir ausglei hen können, wie wir helfen können, wie wir Hoffnung achen können, wie wir mit konkreten Projekten das ägliche Überleben sichern und Perspektiven eröffnen önnen. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Desween bin ich immer wieder dankbar, wenn die zivile Komonente hier eingebracht wird. Ich finde es wirklich gut – das ist eine der Botschafen, die mich nach meiner Rückkehr erfreut haben –, ass wir im Rahmen der Afghanistanhilfe jetzt 0 Millionen Euro zusätzlich einbringen. an kann sich natürlich noch mehr wünschen; aber dank ieser 20 Millionen Euro haben wir jetzt eine dreistellige umme, 100 Millionen Euro, zur Verfügung. Ich finde, as ist eine ganz wichtige Botschaft. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir müssten viel mehr Zeit haben, um die kritischen
rgumente aufnehmen zu können. Ich habe mich immer

ür einen Strategiewechsel ausgesprochen. Wir müssen
ie Diskussion darüber aber so führen, dass wir nicht
orniert und arrogant erscheinen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr wahr!)


ie PRTs haben übrigens die Amerikaner erfunden; das
age ich der Gerechtigkeit wegen.

Wir wissen, dass die USA ungefähr 50 Prozent der
ateriellen Ressourcen in Afghanistan einbringen. Die
olizei ist zu Recht angesprochen worden. Ich könnte ei-
iges dazu sagen, auch im positiven Sinne. Wir haben ei-
en Etat von 12 Millionen Euro. Die Amerikaner geben
ehr als 1 Milliarde Dollar in dieses Projekt. In diesem
usammenhang müsste man eigentlich über unser richti-
es Konzept und das bedenkliche Konzept der amerika-
ischen Kollegen diskutieren. Ich frage einmal rheto-
isch: Sind wir eigentlich richtig aufgestellt? Versetzen
ir unsere Regierung in die Lage, all das einzubringen
auch in den internationalen Diskussionsprozessen –,
as notwendig wäre, um einen Strategiewechsel zu be-
ünstigen? Ich bin der Meinung, dass zusätzliche Unter-
tützung notwendig ist. Man müsste schauen, ob die Bot-
chaften wirklich optimal ausgestattet sind, ob die
ersonelle Ausstattung des BMZ wirklich optimal ist, ob
nsere Haushaltsordnung in Kabul eingehalten werden
uss oder ob wir uns nicht flexiblerer Instrumente be-

ienen sollten? Können wir vielleicht zu einer Auftrags-
irtschaft kommen, die sich an dem Notwendigen aus-

ichtet und nicht an der Kameralistik der Bundesrepublik
eutschland?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki
Auch wenn ich damit in einer Diskussion über den
Einsatz von Tornados kleinkariert erscheinen könnte,
will ich Ihnen eines sagen: Lieber Kollege Kuhn, Sie ha-
ben zu Recht die Polizei angesprochen. Das Team, das
zurzeit vor Ort ist – sie sind immer für ein Jahr dort –,
hat einen hervorragenden Eindruck auf mich gemacht.
Es sind hochmotivierte Kollegen; sie sind unwahrschein-
lich sympathisch, aus meiner Sicht auch sehr erfolgreich.
Unterhalten Sie sich einmal mit den Kollegen! Diese
Kollegen haben mir erzählt – ich muss jetzt zum Innen-
minister schauen –,


(Zuruf von der SPD: Wo ist er denn?)


dass die Bundesreisekostenordnung angewandt wird,
was zur Folge hat – das ist abstrus –, dass ein lediger
Polizist die Heimreisekosten nicht erstattet bekommt,
obwohl er zu Hause zwei Kinder und eine feste Partnerin
hat. Ich will das nicht ausdehnen; aber solange eine Bun-
desregierung, ein Innenministerium nicht in der Lage ist,
ein Höchstmaß an Flexibilität zu gewährleisten, um die
jungen Leute für den Einsatz zu motivieren, frage ich
mich, wie wir unsere Vorschläge für die Weiterentwick-
lung Afghanistans umsetzen wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe das ein wenig ironisch eingebracht, um aufzu-
zeigen, wie sehr wir selbst Gefangene unserer eigenen
Perfektion sind, was zur Folge hat, dass wir uns nicht in
der Weise entwickeln können, wie es eigentlich notwen-
dig wäre.

Aus meiner Sicht signalisieren uns alle – das haben
die Gespräche mit den Regierungsmitgliedern gezeigt,
mit dem Außenminister, der als Gesprächspartner am
stärksten etwas einbringen kann, und mit dem Innen-
minister; aber ich denke hier auch an Tom Koenigs und
Herrn Vendrell von der Europäischen Union –, dass sie
den Tornadoeinsatz begrüßen, unterstützen und dass das
letztendlich – ich muss das aufgrund der Kürze der Zeit
so sagen – eine notwendige Aktion ist, um unsere Soli-
darität mit unseren Partnerinnen und Partnern zu zeigen.

Ich stelle einmal die rhetorische Frage – über die soll-
ten wir einmal in den Ausschüssen diskutieren –, wie ei-
gentlich unsere Haltung ist, wenn die Kanadier oder die
Niederländer sagen, dass sie nach Hause gehen. Wie
sieht denn dann unsere Gesamtkonzeption aus? Ich
schließe mich hier Winnie Nachtwei an, dessen Appell
ich voll unterstreiche. Wir haben den Parlamentarierin-
nen zugesagt, dass wir sie nicht allein lassen. Dann müs-
sen wir aber insgesamt eine Atmosphäre herstellen, die
von Solidarität und gemeinsamer Verantwortung getra-
gen ist. Wir müssen unseren Job so gut machen, dass wir
die Chance haben, dort zum Erfolg zu kommen.

Häufig wird von einer Exit-Strategie gesprochen.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Zu wenig!)


– Ich habe das schon einmal hier im Plenum angespro-
chen, Frau Kollegin; aber ich will das nicht nur auf Ihre
Fraktion beziehen. – Ich empfehle allen Kolleginnen und
Kollegen – im Grunde wäre es eine viel spannendere De-

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(C (D atte gewesen, wenn wir darüber diskutiert hätten, welhe Verpflichtungen die Regierung eingegangen ist, und war nicht nur im Zusammenhang mit den Tornados –, ich einmal den Afghanistan Compact anzusehen. Dain ist die Strategie beschrieben. Dort steht, welche Aufaben wir im zivilen und im militärischen Bereich, also um Schutz, zu bewältigen haben und wie wir Afghanisan ausstatten und unterstützen wollen, bevor wir, wenn ie Selbstständigkeit erreicht ist, das Land wieder verassen. Herr Kollege, ich muss Sie an Ihre Redezeit erinnern. ir haben eine Geschäftsordnung. Liebe Frau Präsidentin, ich bedanke mich für Ihre Ge uld. Sie war schon fast afghanisch. Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns dieen Schritt machen und diesem Tornadoeinsatz zustimen, und lassen Sie uns gleichzeitig die immer wieder rklärte Verpflichtung realisieren, den zivilen Aufbau oranzutreiben. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608102600
Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1608102700


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608102800

Das Wort hat der Kollege Gert Winkelmeier.


Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608102900

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

ch weiß nicht, ob es Ihnen ähnlich gegangen ist wie mir.
ei der Lektüre des heute zur Debatte stehenden Antra-
es habe ich das Wort „Tornado“ gesucht. Wir reden seit
onaten über die Verlegung von Tornados nach Afgha-

istan. Im Antrag der Bundesregierung suchte und
uchte ich die Tornados. Ich fand aber nur „Fähigkei-
en“, so weit das Auge reicht, Fähigkeiten zu allem und
edem: zur Sicherung, zur logistischen Unterstützung,
ur Führung, zur sanitätsdienstlichen Versorgung usw.

Ich war schon ganz verzweifelt und wollte aufgeben.
ch glaubte, ich hätte die in allen Medien tobende Torna-
odebatte der letzten Monate bloß geträumt. Doch da ka-
en sie doch noch, die Tornados, ganz hinten unter
unkt 7 und unter Punkt 10, ganz klein und winzig, un-
chuldig, ganz versteckt, unter ferner liefen mit den
orten „darüber hinaus“ eingeleitet, so als ginge es noch

m ein paar Gummibärchen für die Soldaten, damit sie
ich fern der Heimat nicht so einsam fühlen. Aber im-
erhin kommt Ihnen, meine Damen und Herren von der
egierung, dann doch noch das Wort „Aufklärungsflug-
eug“ aus der Feder. Da ist Ihnen beim Korrekturlesen
ohl der Schrecken in die Glieder gefahren; denn unter
unkt 10 haben Sie die Tornados ganz flugs wieder zu
inem „Einsatzmodul“ verniedlicht. Das klingt so tech-
isch harmlos, und die Menschen kriegen nicht so






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
schnell mit, dass es um Krieg geht. Schön verschleiern
wollen Sie das.

Das Wort „Tornado“ taucht übrigens nur zweimal in
Ihrem Antrag auf, der Begriff „Fähigkeiten“ dagegen
siebenmal. Wissen Sie was? Ich mache Ihnen einen Vor-
schlag: Lassen Sie das Wort „Soldaten“ bei zukünftigen
Anträgen doch auch weg. Ersetzen Sie es durch das Wort
„Fähigkeiten“. Das hätte zwei Vorteile: Erstens könnte
man sich die weibliche Form einsparen. Zweitens müss-
ten Sie dann auch nicht mehr über Ehrenmale nachden-
ken, zum Beispiel Ehrenmale für abhandengekommene
Fähigkeiten.

Dem Herrn Bundestagspräsidenten kann und will ich
keine Vorschriften machen. Ich kann nur sagen: Wäre
ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich dieses mit den
Koalitionsspitzen ausgehandelte Orwellsche Neusprech-
werk nicht entgegengenommen. Es stellt den Versuch
dar, das Parlament und die Öffentlichkeit zu verdum-
men. Ich hätte zur Bundeskanzlerin gesagt: Thema ver-
fehlt, setzen, sechs!


(Zuruf von der CDU/CSU: Der Aschermittwoch ist längst vorbei, Herr Kollege!)


Denn dieser Antrag ist die würdelose Fortsetzung der
unsäglichen Versuche der Bundesregierung, einen glas-
klaren Kampfeinsatz in so etwas wie einen humanitären
Einsatz umzulügen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Walter Kolbow [SPD]: Wollen Sie wieder in die Linksfraktion aufgenommen werden?)


Werte Kolleginnen und Kollegen, wenn Sie einen
Blick in die Lehrunterlagen der Luftwaffe werfen, wer-
den Sie Folgendes feststellen: Bei den sogenannten
Recce-Tornados handelt es sich um „Luftkriegsmittel“,
die im Rahmen verbundener Luftkriegsoperationen zur
Aufklärung eingesetzt werden. Luftkriegsoperationen
finden also nicht im Krankenhaus statt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist ja sehr überraschend!)


Mangels einer gegnerischen Luftwaffe dienen sie in Af-
ghanistan der Bekämpfung des Gegners am Boden. Auf-
klärung ist nicht nur integraler Bestandteil dieses offen-
siven Krieges aus der Luft, sondern seine unabdingbare
Voraussetzung. Dies wird durch das Adjektiv „verbun-
den“ ausgedrückt. Im Klartext: Ohne Luftbilder keine
Bomben. Bomben führen zu Kollateralschäden, also zur
Tötung unschuldiger Zivilisten. Herr Kuhn, die Stärkung
der Zivilgesellschaft werden wir mit Sicherheit nicht
durch den Einsatz zusätzlicher Bomben erreichen. Dass
es um Bomben geht, wird im Antrag durch die Verwen-
dung anderer Begriffe kaschiert.

Die Abgeordneten, die dem zustimmen, halten den
Krieg gegen Afghanen, die sich gegen ihre Besatzer
wehren, offensichtlich für richtig und wollen rund
35 Millionen Euro dafür ausgeben. Herr Verteidigungs-
minister, ich fordere Sie auf: Stehen Sie bitte auch
sprachlich zu Ihrem Antrag, nennen Sie die Dinge beim
Namen, und drücken Sie sie nicht verschlüsselt aus.
Oder schämen Sie sich Ihrer kriegerischen Absichten?

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(C (D Tarnen, Täuschen und Tricksen hat in diesem Land radition. Wie sagte der damalige Kanzler nach dem Beinn der Bombardierung Jugoslawiens am 24. März 999 im Bundestag? Ich zitiere: „Wir führen keinen rieg.“ Zur gleichen Zeit schossen die 14 deutschen CR-Tornados den Jagdbombern den Weg für ihre tödlihe Last frei. Bei diesem Krieg, der laut Herrn Schröder einer war, kamen übrigens über 2 000 unbeteiligte Ziviisten zu Tode, und das nicht vor Gram über die Lügen, ie vorher verbreitet worden waren. Herr Kolbow, es ist wichtig, die Hirne und die Herzen er Menschen in Afghanistan zu gewinnen. Das schafft an bestimmt nicht dadurch, dass man mehrere Torna os dorthin schickt, die aufklären sollen, was andere lugzeuge dann mit Bomben vollenden. (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Walter Kolbow [SPD]: Wann waren Sie denn mal dort? – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Auch die erbärmlichsten Reden muss man als Demokrat ertragen können!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608103000

Das Wort hat der Kollege Karl-Theodor Freiherr zu

uttenberg, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Dr. Karl-Theodor!)



(CDU/ SU)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Diese Debatte wirft die Fragen auf, welches
ild von Afghanistan wir unserer Entscheidung zu-
runde legen und welches Bild von Einsatzstrukturen
nd Rechtsgrundlagen unsere Entscheidung bestimmt.
ch muss sagen: Was die Rechtsgrundlagen anbelangt,
ar Ihr Auftritt, Frau Knoche, bemerkenswert.


(Beifall der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


n dieser Stelle danke ich dem Kollegen Schockenhoff:
esen bildet und hebt gelegentlich das Niveau der eige-
en Rede.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme auf unser Bild von Afghanistan zu spre-
hen. Sicherlich ist es wenig hilfreich, nur die Erfolge in
en Vordergrund zu stellen. Ebenso wenig hilfreich ist
s, nur die Defizite zu betonen. Fatal wird es allerdings
ann, meine Damen und Herren von der Linken, wenn
ewusst falsche Bilder gezeichnet und scheinbare Reali-
äten in die Welt gesetzt werden, um letztlich nur innen-
olitischen Stimmungslagen zu genügen. Das reicht
icht aus; denn der Konflikt in Afghanistan nimmt mit
icherheit keine Rücksicht darauf, was uns innenpoli-

isch zuzumuten ist. Hier sollten wir sehr vorsichtig ar-
umentieren.

Was ist ein realistisches Bild von Afghanistan? Von
eiden Ministern wurde angesprochen, dass sich die
age im Jahre 2006 verschlechtert hat. Manche sprechen






(A) )



(B) )


Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
sogar von einer dramatischen Verschlechterung. Ein
deutliches Wiedererstarken der Taliban ist unbestreitbar.
Der Bundesaußenminister hat darauf hingewiesen – an-
dere auch –: Die Sicherheitsstatistiken machen deutlich,
dass sich die Zukunft Afghanistans im Süden des Landes
entscheiden wird. Nur wenn es gelingt, die Sicherheit
auch im Süden wiederherzustellen und zu gewährleisten,
dass die Bevölkerung ihre Grundbedürfnisse befriedigen
kann, kann einem Erstarken der Taliban, einer Hinwen-
dung zu den Taliban, plausibel und anständig entgegen-
gewirkt werden. Gerade vor diesem Hintergrund macht
das vernetzte Sicherheitskonzept, das der Bundesver-
teidigungsminister angesprochen hat, Sinn, und es bringt
mich zu der Einschätzung, Herr Kollege Schäfer, dass
wir unsere Soldaten eben nicht aus Afghanistan abziehen
dürfen; dass wir dieses Land eben nicht in die Verant-
wortung der zivilen Kräfte übergeben und sich selbst
überlassen können; dass wir eben nicht davon ausgehen
können, dass Afghanistan in absehbarer Zeit ohne zivile
wie militärische Hilfe und Unterstützung von außen
funktionsfähig sein wird. Alles andere würde bedeuten,
einer Illusion zu erliegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Angesichts des Wiedererstarkens der Taliban darf
auch einmal ein Blick zurück gewagt werden: Im
Jahr 2001 kontrollierten die Taliban etwa 90 Prozent Af-
ghanistans. Damals war es Mädchen verboten, zur
Schule zu gehen. Kino, Fernsehen, Internet, Kameras,
Video, weltliche Musik – das alles war damals verboten.
Frauen war jegliche Arbeit außerhalb des Hauses verbo-
ten; das führte dazu, dass viele Frauen dazu gezwungen
waren, auf der Straße zu betteln.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608103100

Herr Kollege, ich muss Sie unterbrechen, weil der

Kollege Gehrcke eine Zwischenfrage stellen möchte.


(CDU/ CSU)


Zu den Damen in Afghanistan, Herr Kollege
Gehrcke? Gerne, bitte sehr.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608103200

Herr Dr. zu Guttenberg, Sie argumentieren ähnlich

wie der Außenminister und der Verteidigungsminister
damit, dass sich die Lage in Afghanistan verschlechtert
hat. Ich glaube, in diesem Punkt kann es keine Differenz
geben. Mich würde interessieren, ob Sie auch etwas dazu
sagen können, warum sich die Lage in Afghanistan der-
maßen dramatisch verschlechtert hat, welche Hinter-
gründe möglicherweise dazu geführt haben. Es nützt ja
nichts, zu sagen: „Es ist alles schlechter geworden – wir
haben nichts damit zu tun“, wenn man nicht über die
Hintergründe nachdenkt und argumentiert. Darum
möchte ich Sie gerne bitten.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/ SU)

Herr Kollege Gehrcke, vielen Dank für diese Nach-

rage. Ihre Nachfrage bezieht sich im Grunde auf den
üden und auf den Osten Afghanistans. Im Norden Af-
hanistans hat sich die Lage alles andere als verschlech-
ert, und zwar gerade aufgrund der Tatsache, dass wir
ort einem vernetzten Konzept nachgegangen sind – das
llerdings Soldaten impliziert. Diese Notwendigkeit,
oldaten zu haben, wollen Sie weiterhin absprechen. Ich
öchte nicht wissen, wie es um den Norden Afghanis-

ans heute ohne eine dortige Stationierung von Soldaten
tünde!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist keine Antwort!)


Blicken wir noch einmal zurück auf die Zeit der Ta-
iban – diese Zeit blenden Sie ja völlig aus, Herr
ehrcke –: Frauen hatten keine Rechte, sie mussten ih-

en Körper verhüllen. Frauen war ärztliche Behandlung
ur in männlicher Begleitung und nur durch weibliche
rzte erlaubt. – Dies muss man sich wieder einmal in
rinnerung rufen! – Sie konnten also im Grunde über-
aupt nicht behandelt werden; denn eine berufliche Tä-
igkeit war Frauen ja nicht erlaubt. Frauen durften das
aus nur in Begleitung männlicher Verwandtschaft ver-

assen. Männer wurden inhaftiert und es wurde ihnen die
rügelstrafe angedroht, wenn zum Beispiel der Bart zu
urz war. Mutmaßlichen Verbrechern wurden Körper-
eile amputiert. Es gab öffentliche Hinrichtungen, Steini-
ungen und Erschießungen. Es gab die Zerstörung von
ötterbildnissen und ähnliche Dinge. Meine Damen und
erren, Herr Gehrcke, wir sollten uns auch daran erin-
ern, wenn es darum geht, unser Afghanistan-Engage-
ent der letzten Jahre zu beurteilen! Auch das muss von

nserer Seite berücksichtigt werden!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der entscheidende Faktor ist das Zusammenspiel von
ivilem Aufbau und militärischer Befriedung. Wir
üssen uns bewusst sein: Verabschieden wir uns jetzt

zw. in absehbarer Zeit – das ist gerade Ihr Vorschlag,
err Gehrcke – von einer dieser Komponenten, dann ge-
en wir Afghanistan auf, dann geben wir diese Regie-
ung auf, und dann geben wir faktisch die Menschen in
iesem Lande auf. Das kann nicht gewollt sein, das kann
icht unser Ziel sein!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as soll nicht bedeuten, dass wir nicht gelegentlich auch
elbstkritisch sein müssen, dass „zivilmilitärische“ Kon-
epte kein Verbesserungspotenzial enthielten und die
bstimmung zwischen diesen beiden Komponenten
icht weiter optimiert werden könnte. Es soll auch nicht
edeuten, dass eine tatsächliche konzeptionelle Ressort-
ohärenz zwischen den beteiligten Ressorts nicht statt-
inden darf und soll. Insbesondere müssen nämlich die
onzepte der unterschiedlichen Bündnispartner zusam-
engeführt werden.






(A) )



(B) )


Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Zu OEF und ISAF: Grenzziehungen zwischen Man-
daten sollten Trennlinien nicht kaschieren, sondern ver-
deutlichen. Es bleibt eine Aufgabe für uns alle – in der
Zukunft auch für die Bundesregierung –, uns immer wie-
der deutlich zu machen, wo diese Trennlinien verlaufen.

Schließlich darf der heute diskutierte und in meinen
Augen sehr wichtige Ausweitungsschritt nicht dazu füh-
ren, dass ein klaffend offenes Einfallstor für weitere Be-
gehrlichkeiten gegenüber unseren Soldaten entsteht.
Darauf dürfen wir als Abgeordnete des Bundestags hin-
weisen.

Wir dürfen Afghanistan nicht aufgeben. Wir müssen
im Rahmen dessen bleiben, was wir auch tatsächlich an-
bieten und leisten können. Wir dürfen uns keiner Illusion
hingeben: Bis sich Afghanistan – auch im Interesse un-
serer eigenen Sicherheit – aus eigener Kraft über Wasser
halten kann und wird, werden noch einige Jahre verge-
hen. Diese Zeit werden wir brauchen. Aber wir müssen
dieses Ziel konsequent verfolgen. Deswegen ist unsere
Unterstützung angebracht, und diese Unterstützung wer-
den wir nächste Woche auch leisten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608103300

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

Kollegen Gehrcke.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608103400

Herr Kollege zu Guttenberg, Ihre Antwort war, ehr-

lich gesagt, keine Antwort auf meine Frage, und das wis-
sen Sie auch selber. Deswegen möchte ich ein paar
Punkte in Erinnerung rufen, die ich für unsere Debatte
enorm wichtig finde.

Kann es nicht sein, dass ein immer größer werdender
Teil der Bevölkerung in Afghanistan – sie unterscheidet
nicht zwischen ISAF und der Operation „Enduring Free-
dom“ – die Truppen immer stärker als Besatzungstrup-
pen statt als Befreier empfindet? Ich habe mir die Mühe
gemacht, mit russischen bzw. damals sowjetischen Ge-
nerälen zu reden, die in Afghanistan während der russi-
schen Besatzung das Kommando innehatten. Deren Ar-
gumente waren fast identisch mit denen, die Sie heute
vorgetragen haben. Sie haben angeregt, zu vergleichen,
was zu der damaligen Zeit von den Regierungen – bei
denen es sich um von außen eingesetzte Regierungen ge-
handelt hat – an Frauenbefreiung, Bildung und Infra-
struktur geleistet worden ist. Wenn Sie das mit der Situa-
tion heute vergleichen, ist festzustellen: Afghanistan war
schon sehr viel weiter, und trotzdem sind die sowjeti-
schen Truppen geschlagen worden, weil man weder Re-
volution noch Demokratie nach westlichen Vorstellun-
gen exportieren kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist für mich der Hintergrund der gesamten Pro-
blematik. Sie wollen nicht verstehen, dass ein politischer
Kurswechsel erforderlich ist.

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(C (D Der Krieg und auch die UN-Resolution hatten – wenn ch das abschließend ansprechen darf – einen Hinterrund, nämlich die Abwehr einer unmittelbaren Gefahr. iese unmittelbare Gefahr besteht nicht mehr. Desween gibt es keine rechtliche Grundlage für das, was heute uf den Weg gebracht wird. Danke. – Herr Kollege, Sie können antworten. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/ SU)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608103500
Herr Kollege Gehrcke, vielen Dank. Ich finde es be-

erkenswert, dass Sie die heutige UN-Mission in einem
temzug mit der Besatzung Russlands nennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


as mag Ihrer Romantik entsprechen; unserer entspricht
s nicht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608103600

Ich schließe die Aussprache.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/4298 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der FDP

Energie- und umweltpolitische Konsequenzen
der Bundesregierung aufgrund des Klimabe-
richtes des Weltklimarates IPCC

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
ichael Kauch, FDP.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1608103700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

PCC-Klimareport und der Stern-Bericht machen deut-
ich: Wir müssen jetzt handeln, um kommenden Genera-
ionen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.
ach Auffassung der FDP und – so denke ich – des gan-

en Hauses müssen wir es schaffen, den Temperaturan-
tieg auf zwei Grad zu begrenzen. Dabei muss die Euro-
äische Union mit gutem Beispiel vorangehen. Die
inseitige Verpflichtung der EU auf dem letzten EU-Um-
eltrat, 20 Prozent CO2-Emissionen bis 2020 einzuspa-

en, ist ein Anfang. Doch ich erinnere an Folgendes: Die
DP und der gesamte Bundestag haben immer

Zu Protokoll gegebene Rede des Abg. Willy Wimmer (Neuss)


(CDU/CSU) siehe Anlage 2







(A) )



(B) )


Michael Kauch
30 Prozent gefordert, und zwar unkonditioniert. Die
20-Prozent-Forderung stammt nicht von der Bundesre-
gierung, sondern von der EU-Kommission. Deshalb
finde ich es schon bemerkenswert, dass sich der Bun-
desumweltminister vor die versammelte Öffentlichkeit
stellt und sagt: Das ist der Erfolg der deutschen Ratsprä-
sidentschaft. – Gerade das ist es nicht.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sollten nicht vergessen: Der europäische Anteil
an den globalen Emissionen beträgt nur etwa ein Fünftel.
Wenn wir einen Durchbruch im Klimaschutz erreichen
wollen, dann müssen wir die großen Emittenten mit ins
Boot holen: die USA, Indien und China. Das ist zwar
schwerer, als sich in der Europäischen Union durchzu-
setzen, aber nicht unmöglich. Die Chancen stehen so gut
wie lange nicht mehr. Wir erleben einen Stimmungswan-
del in den Vereinigten Staaten. Deshalb ist Ihre eigentli-
che Bewährungsprobe, Herr Gabriel, nicht der Europäi-
sche Rat; die Frage ist, ob sich die Bundesregierung
beim G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm durchsetzen
wird, damit wir hier zu verbindlichen Zielen für die wei-
teren Verhandlungen kommen.


(Beifall bei der FDP)


Wir brauchen in Deutschland mehr Energieeffizienz
und einen Energiemix der Zukunft mit dem Ziel, die fos-
silen Energieträger nach und nach zu ersetzen. Dabei
müssen alle Seiten Ideologien über Bord werfen. Allen
voran brauchen wir deutlich mehr erneuerbare Energien.
Das geht nicht ohne staatliche Förderung.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Um die Klimaschutzziele in den nächsten 20 Jahren zu
erreichen, brauchen wir aber auch die Kernkraft als
Übergangstechnologie. Eine Verlängerung der Laufzei-
ten der Kernkraftwerke ist erforderlich, solange erneuer-
bare Energien und CO2-freie Kohletechnik im Grund-
lastbereich nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung
stehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Studien der Internationalen Energieagentur zeigen aber,
dass vor allem die Energieeffizienz und die CO2-Ab-
scheidung bei Kohlekraftwerken das größte globale Ein-
sparpotenzial besitzen. Selbst wenn wir meinten, wir
bräuchten das Potenzial bei der CO2-Abscheidung in
Deutschland nicht zu nutzen: Die Kohle in Chinas Erde
wird verbrannt werden. Die Frage ist nur, mit welcher
Technologie. Ich meine, es sollte mit guter deutscher
Technologie geschehen. Deshalb müssen wir uns hier
engagieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich habe die erneuerbaren Energien angesprochen.
Jahrelang hat die Bundesregierung ihre Nutzung im
Wärmemarkt im Vergleich zur Stromproduktion ver-
nachlässigt. Auch heute herrscht in der Koalition das
blanke Chaos, wenn es um die Frage geht, ob und wie

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(C (D an den Entwurf eines Wärmegesetzes zur Förderung rneuerbarer Energien durchbringen will. Der SPD fällt ichts Besseres ein als die simple Kopie des EEG für die ärme. Die CDU/CSU weiß gar nicht, was sie will. rau Reiche, die heute leider nicht da ist, erzählt jede oche etwas anderes. Frau Dött, ich wüsste gleich von hnen gerne, welche Position die Union in dieser Frage innimmt. Für die FDP erkläre ich: Diese Regierung muss endich den Entwurf eines Wärmegesetzes vorlegen, und war auf der Basis einer Mengensteuerung. Langfristig uss der Wärmebereich in den europäischen Emissions andel einbezogen werden; denn durch einen sektorbergreifenden Handel mit der Industrie wird die Wirtchaft die kostengünstigsten Wege der CO2-Einsparung inden. Das kann die Politik nicht selbst erreichen. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Was soll „Mengensteuerung“ heißen?)


Neben der Biomasse hat die Solarenergie eine große
ukunft. Deutsche Unternehmen haben hier die Techno-

ogieführerschaft. Das müssen wir nutzen, ökonomisch
nd ökologisch. Gerade im Wärmemarkt und auf den
uslandsmärkten liegen ungenutzte Chancen.

Doch was tut die Bundesregierung? Wirtschaftsminis-
erium, Umweltministerium und Entwicklungshilfemi-
isterium haben keine abgestimmte Strategie. Herr Glos
ls federführender Minister verschläft das Thema total.
chauen Sie sich an, was in Entwicklungsländern, bei-
pielsweise in Afrika, passiert! Mitten in Wüstengebie-
en laufen Dieselgeneratoren, und die Stromversorgung
rfolgt in einer Insellösung. Das ist ein klassisches Feld
ür Solarenergie, mit der man schon heute wirtschaftlich
rbeiten könnte. Wenn man sich aber auf den Auslands-
ärkten nicht engagiert und stattdessen lieber im verreg-

eten Deutschland Solaranlagen mit hohen Sätzen för-
ert, dann kommt so etwas heraus, und dann werden
ittel falsch verwendet. Deshalb müssen wir an dieser

telle umsteuern.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608103800

Herr Kollege Kauch, in der Aktuellen Stunde beträgt

ie Redezeit fünf Minuten.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1608103900

Ja. – Abschließend möchte ich sagen, dass wir zusam-

en ein Klimaschutzprogramm erarbeiten müssen, das
irklich konsistent ist; denn Klimaschutz ist mehr als
lühbirnen, Toyota und andere Einzelvorschläge, die

äglich durch die Medien gejagt werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608104000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Marie-Luise Dött,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1608104100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Meine

lieben Kolleginnen und Kollegen von der FDP, eigent-
lich habe ich immer geglaubt, dass sich die FDP ernst-
haft mit der Klimaschutzproblematik beschäftigt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Da haben Sie auch völlig Recht!)


Die heutige Aktuelle Stunde belehrt mich jedoch eines
Schlechteren.


(Beifall des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Sie erwarten doch nicht allen Ernstes, dass sich dieses
gewichtige Thema mal so in einer Stunde abhandeln
lässt.


(Michael Kauch [FDP]: Da machen wir morgen weiter!)


Da zeigen die grünen Kollegen mehr Seriosität,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


wenn sie für morgen eine geordnete Debatte über Klima-
schutz und Verkehr auf die Tagesordnung heben. Mit ei-
ner aktuellen FDP-Stunde wird man diesem Thema nicht
gerecht.

Diese Aktuelle Stunde ist eher die verkrampfte Suche
nach einer weiteren Schlagzeile in den Medien. Schlag-
zeilen allerdings haben wir seit dem Bericht des Weltkli-
marates in den letzten Wochen zur Genüge gehabt. Wo-
ran es immer noch mangelt, sind realistische Vorschläge,
wie man den wachsenden Sorgen der Menschen begeg-
net. Darüber würde sich eine gutvorbereitete Diskussion
lohnen. Zugegebenermaßen ist das dann aber vielleicht
nicht ganz so schlagzeilenträchtig. Den „Schweiß der
Edlen“, wie unser Kollege Herr Riesenhuber immer sagt,
wäre es allemal wert.

Ich wundere mich in den letzten Tagen zunehmend
über den Einfallsreichtum aller politischen Parteien
– leider manchmal auch der meinen – im Erfinden von
Patentrezepten, mit denen wir den Klimawandel stoppen
sollen. Ein Glanzstück kreativer Realpolitik sind Diskus-
sionen über Sonntagsfahrverbote, Politikerwerbung für
ausländische Automarken und Verbot von Glühbirnen
jedenfalls nicht. Mit solchen Kinkerlitzchen schaffen wir
es höchstens, dass sich die Leute wieder einmal mit
Schaudern von der Politik abwenden. Dem Klima hilft
das nicht.

Das Wettrennen um immer höhere Treibhausgasre-
duktionen und Ausbauziele für erneuerbare Energien
nimmt ebenso manchmal komödiantische – oder besser:
tragikomische – Züge an. Den Klimaoscar wird dann der
bekommen, der als erster hundert sagt. Das ist dann aber
dummerweise auch hundertprozentig unrealistisch. Seriöse
Politik läuft anders.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Real ist, dass die Zahl der Menschen auf diesem Pla-
neten bis 2030 um etwa 50 Prozent ansteigen wird und
dass diese Menschen ein Recht auf eine gesicherte Ver-

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(C (D orgung mit Energie haben, das gleiche Recht wie wir. eshalb kann nur eine globale Gesamtstrategie etwas am limawandel ändern. Nationale Alleingänge führen gloal wie national in die Sackgasse. ahr ist auch, dass der Anteil Deutschlands an den gloalen CO2-Emissionen mit derzeit unter 4 Prozent schon ast als verschwindend gering bezeichnet werden kann nd sich angesichts des weltweit wachsenden Energieungers weiter vermindern wird. Selbst eine kurzfristige eduktion des deutschen CO2-Ausstoßes auf Null hätte eine Wirkung auf den Klimawandel. Ich gehe darauf leich noch ein. Sie würde allerdings eines sicherlich eutlich ansteigen lassen: die Arbeitslosigkeit in eutschland. Die Klimapolitik muss daher von allen Akteuren und nsbesondere von denen, die sich im Wettrennen um imer höhere Treibhausgasreduktionszahlen und um den usbau erneuerbarer Energien zu profilieren versuchen, ndlich als Teil der Gesamtpolitik und damit auch der irtschafts-, Arbeitsmarktund Sozialpolitik begriffen erden. (Michael Kauch [FDP]: Sagen Sie das mal Herrn Paziorek!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as mag manche mentale Probleme bereiten; aber die
ahrheit ist oftmals sehr hart.

Wahr ist auch, dass wir zum Beispiel bei der Nutzung
er Biomasse zur Energiegewinnung mancherorts
ereits jetzt an Grenzen stoßen. Horrend gestiegene
aispreise in Mexiko, zunehmende Konversion land-
irtschaftlich wertvoller Flächen von der Nahrungsge-
innung zur Energieerzeugung in Südamerika, Palm-
lplantagen statt Regenwald in Südostasien: Wer
ngesichts solcher Entwicklungen die Nutzung der Bio-
asse noch immer wie eine allseligmachende Monstranz

or sich herträgt, redet einem ökologischen Imperialis-
us das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zur Wahrheit gehört auch, dass ein Verzicht auf die
riedliche Nutzung der Kernenergie alle Klimaziele – re-
listische und erst recht unrealistische – konterkariert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


lle anderen um uns herum haben das verstanden und
chütteln zu Recht den Kopf über uns. Aber ich bin fest
berzeugt: Viele heutige Kernkraftgegner werden ir-
endwann in der Realität ankommen. Ich werde sie dann
erzlich willkommen heißen.

Zur Realität gehört weiter, dass Klimaschutz und
nergiepolitik nicht erst mit dem Bericht des Weltklima-

ates entdeckt wurden. Die Klimarahmenkonvention und
as Kiotoprotokoll wurden ganz wesentlich durch CDU-
mweltminister zum Erfolg geführt. Klaus Töpfer und
ngela Merkel haben klimapolitische Geschichte ge-

chrieben.






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött
Der Klimawandel ist ein ernstes Problem, und des-
halb sollten wir es ernsthaft diskutieren; das heißt Ver-
zicht auf Schnellschüsse, populistische Phrasen –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608104200

Frau Kollegin!


Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1608104300

– und Effekthascherei. Realismus ist das Gebot der

Stunde.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Euphorie bei den Koalitionären!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1608104400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Eva Bulling-

Schröter, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608104500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der dramatische IPCC-Bericht fordert ein energisches
Handeln, und zwar bereits in den nächsten zehn bis
15 Jahren. Wir sollten uns einmal bildlich vorstellen
– ich glaube, Herr Schellnhuber hat es so dargestellt –:
Es gibt ein Zeitfenster, das zehn bis 15 Jahre geöffnet ist,
bevor es unwiderbringlich geschlossen ist. Das müssen
wir den Kindern und den Kindeskindern sagen. Welt-
weit, in Europa und auch in der Bundesrepublik müssen
wir unserer Verantwortung gegenüber den zukünftigen
Generationen gerecht werden.

Ich komme jetzt auf das Ziel zu sprechen, bis
2020 40 Prozent des CO2-Ausstoßes einzusparen. Sie
haben immer noch nicht verbindlich erklärt, dass unser
Land das einhalten will. Darauf warten wir immer noch.


(Beifall bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Bundestagsbeschluss, Frau Kollegin!)


– Herr Kelber, schauen Sie sich bitte den Beschluss an. –
Sie haben eine solche Erklärung an die EU-CO2-Minde-
rung von 30 Prozent gekoppelt. Die EU hat allerdings
nicht beschlossen, 30 Prozent einzusparen; laut Energie-
paket der Kommission soll sich die EU nur dann dazu
bekennen, 30 Prozent einzusparen, wenn sich alle Indus-
triestaaten zur Erreichung dieses Ziels verpflichten. An-
sonsten sind minus 20 Prozent anzustreben. Bitte,
schauen Sie in die Papiere.

Wir müssen Frau Merkel noch einmal dazu auffor-
dern, im Rahmen der EU-Präsidentschaft und auch beim
G-8-Gipfel in Heiligendamm etwas durchzusetzen. In
Heiligendamm werden auch wir sie unterstützen.


(Michael Kauch [FDP]: Ich dachte, Sie demonstrieren in Heiligendamm!)


– Das ist doch die Unterstützung.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Wir fordern von Frau Merkel eine klare Positionieung zum Klimaschutz. Wir meinen, dass sie das Ruder is zum Frühjahrsgipfel herumreißen muss, damit in eutschland dieser Beschluss gefasst wird. Dieser Be chluss muss von einem Energieeffizienzprogramm und iner Technologieoffensive für Sonne, Wind und Wärme lankiert werden. Für die Atomkraft bleibt einfach kein Raum. Sie beindert einen grundlegenden Umbau unseres Energieystems. Zum Thema Arbeitsplätze – stellen Sie selbst en Vergleich an –: Regenerative Energien schaffen eue, zukunftsfähige, existenzsichernde Arbeitsplätze. olche Arbeitsplätze wollen wir doch alle, oder, Frau ött? (Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das will ich gar nicht bestreiten!)


Wohin sich der Energiemix in den nächsten 50 Jahren
ntwickelt, wird insbesondere durch die Erneuerung des
raftwerkparks bestimmt, die zu großen Teilen in die
ächste Emissionshandelsperiode fallen wird. Darum ein
aar Worte zum jüngst revidierten NAP II, zum Vertei-
ungsplan der Zertifikate.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Zu begrüßen ist hier die auf Druck der EU nunmehr
m 26 Millionen Tonnen deutlich nach unten korrigierte
missionsobergrenze.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die Zahlen sind falsch!)


um Vergleich: Der noch bis Ende dieses Jahres lau-
ende erste Zuteilungsplan, welcher unter Rot-Grün ver-
bschiedet wurde, sieht de facto eine Erhöhung der
missionen vor, und zwar um 6,5 Prozent.


(Ulrich Kelber [SPD], zum BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: Da kam der Umweltminister her!)


un sind es mit den 456 Millionen Tonnen für den Zeit-
aum 2008 bis 2012 immerhin rund 7,5 Prozent weniger
egenüber dem Vergleichszeitraum 2000 bis 2005.

Die Art der Zuteilung für Altanlagen hat sich geän-
ert. Zukünftig orientiert sich die Zuteilung an festgeleg-
en Standards und nicht mehr an den Emissionen der
ergangenheit. Ich denke, die Lenkungswirkung wird
ier wesentlich besser sein.

Bedauerlich ist aus unserer Sicht allerdings die Tren-
ung in Kraftwerke, die mit festen Brennstoffen, und
olche, die mit Gas betrieben werden. Dass die Erst-
enannten so viele CO2-Zertifikate bekommen, wie ein
urchschnittliches Steinkohlenkraftwerk ausstoßen
ürde, geht zulasten der klimaschädlicheren Braun-
ohle, was erst einmal in Ordnung ist. Es entsteht so
ber kaum Druck, von der Steinkohle auf das deutlich
missionsärmere Gas zu wechseln; denn Gaskraftwerke
rhalten nur halb so viele Zertifikate.

Den intelligenteren Weg sind Schweden und Großbri-
annien gegangen. Dort erhalten alle Neuanlagen brenn-
toffunabhängig nur so viele Emissionsrechte, wie ein
ffizientes Gaskraftwerk benötigen würde. Das nenne






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
ich einen Anreiz zum Brennstoffwechsel. Bitte überle-
gen Sie noch einmal!

Die große Frage ist nun, ob die vielen angekündigten
neuen Steinkohlenkraftwerke tatsächlich gebaut werden.
Das wäre, gelinde gesagt, eine Katastrophe; denn dann
würde Deutschland alle Klimaschutzziele verfehlen.
Bitte überlegen Sie noch einmal, in welche Richtung wir
gehen wollen. Wollen wir das wirklich, wollen wir wirk-
lich CO2 emittieren?

Das größte Manko des aktuellen Zuteilungsplanes ist
– diesen Hinweis möchte ich Ihnen nicht ersparen; er ge-
hört einfach dazu – die weiterhin kostenlose Vergabe der
Zertifikate. Sie sichert den Stromkonzernen Milliarden
Extraprofite zulasten der Verbraucher. Sie erzielen nach
unseren Berechnungen Windfall-Profits in Höhe von
5 Milliarden Euro im Jahr; es kann auch ein bisschen
mehr sein. Dieses Geld wollen wir für den Staatshaus-
halt haben. Wir hätten auch einen guten Vorschlag be-
züglich der Verwendung: für regenerative Energien. Ge-
meinsam würde uns sehr viel einfallen. Da könnten wir
trefflich streiten im Sinne von CO2-Reduzierung und
Klimaschutz.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608104600

Nächster Redner ist der Kollege Frank Schwabe für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1608104700

Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Nach den Aussagen der di-
versen IPCC-Berichte – manche sind ja schon öffentlich
geworden, obwohl sie noch nicht offiziell veröffentlicht
worden sind; diese Aussagen sind alle sehr realistisch –
gibt es drei Erkenntnisse.

Erstens. Der Mensch ändert das Klima. Das ist nicht
mehr zu bestreiten.

Zweitens. Das hat jetzt und in Zukunft dramatische
Auswirkungen. Wenn wir das 2-Grad-Ziel nicht über-
schreiten wollen – das dürfen wir auch nicht –, dann
müssen wir uns bei ungefähr 420 ppm einpendeln und
dürfen nicht darüber hinausgehen. Es gibt also eine neue
Dramatik; denn bisher sind wir immer von 450 ppm aus-
gegangen.

Drittens. Wir haben vielleicht noch zehn bis 15 Jahre
Zeit, um massiv umzusteuern.

Das Ganze kann man jetzt so oder so sehen. Man
könnte sagen: Um Gottes willen, das ist ja eine erschre-
ckende Erkenntnis. Unsere Lebensweise ist nicht zu-
kunftsfähig. – Bei dieser Feststellung erschrickt man erst
einmal. Man könnte es aber auch positiver formulieren
und sagen: Es geht; denn es ist noch nicht zu spät.

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(C (D Jetzt ist weder die Zeit für Untergangsphilosophien och ist es die Zeit für diejenigen, die weiter hinauszöern, verlangsamen und beschwichtigen wollen. Es ist eshalb auch nicht die Zeit des Karl Feldmeyer, der in er „Recklinghäuser Zeitung“ – Recklinghausen ist mein ahlkreis; aber er schreibt ja auch anderswo – am 4. Februar unter der Überschrift „Nur keine Panik“ eien Kommentar geschrieben hat. Ich erlebe das gleiche rgumentationsmuster gelegentlich auch in der politi chen Debatte. Er hat geschrieben: Ob wir drei, dreieinhalb oder vier Prozent Kohlendioxid in die Luft blasen, mit „wir“ meint er Deutschland – ist für den weiteren Verlauf der Klimaveränderung nicht von entscheidender Bedeutung. Dazu ist unser Ausstoß zu gering. Sich einzureden, von uns hinge die weitere Entwicklung ab, wäre eine lächerliche, maßlose Selbstüberschätzung. aran ist etwas wahr und etwas nicht wahr. Wahr ist, dass die deutschen Emissionen – das ist geade schon ausgeführt worden – weltweit 3 bis 4 Prozent usmachen. Die Welt wäre nicht dadurch zu retten – das st völlig klar –, dass diese 3 oder 4 Prozent nicht da wäen. Wahr ist allerdings auch, dass von uns sehr wohl die eitere Entwicklung abhängt. Wir, die Abgeordneten er G-8-Staaten und der fünf Schwellenländer, haben bei iner Konferenz in Washington, in die die Kanzlerin ein rußwort eingespeist hat, gelernt, dass die Welt sehr ohl auf Deutschland und auf Europa schaut, darauf, as wir hier eigentlich machen, weil das Ganze nämlich ich habe es hier schon einmal gesagt – wie ein Domioeffekt ist. Das Schwarzer-Peter-Spiel muss aufhören. iejenigen, die in den letzten 150 Jahren und darüber hiaus eine Lebensweise entwickelt haben, die eben nicht ukunftsträchtig ist, müssen vorwegmarschieren. Wenn ir hier in Deutschland das nicht tun, dann wird uns nieand folgen; dann werden wir niemanden in China und ndien hinter dem Ofen hervorlocken können, weil die enschen dort zu Recht nicht einsehen, warum sie etas tun sollen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Logik ist also: Wir müssen vorwegmarschieren.
ir müssen die USA dazubekommen. Da ist Bewegung.
ir müssen es dann schaffen, auch die Schwellenländer,
o die CO2-Emissionen in Zukunft steigen, dazuzube-
ommen.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Debatte hat
n den letzten Monaten eine unglaubliche Dynamik be-
ommen – mit Auswirkungen auch für die Situation die-
er Gesellschaft, glaube ich, die wir alle noch gar nicht
inschätzen können. Es gibt allerdings auch Stilblüten in
er Debatte. Eine Stilblüte war die Frage der Glühbirnen –
in in der Tat sehr wichtiges und interessantes Thema.
ass aber gerade die Australier, die pro Kopf den höchs-

en CO2-Ausstoß haben, jetzt mit solchen Vorschlägen






(A) )



(B) )


Frank Schwabe
gekommen sind, vielleicht auch gedacht haben, das wäre
es dann gewesen, ist schon etwas seltsam.

Eine zweite Stilblüte ist in der Tat die Debatte um die
Atomenergie. Wer da alles jetzt Klimaschutz betreiben
will und schon immer der größte Klimaschützer war,
wundert schon sehr. Das sind nämlich diejenigen, die
– das Thema Emissionshandel ist gerade angesprochen
worden – unbedingt, auf Deuwel komm raus jetzt ein
Braunkohle-Benchmark durchsetzen wollen. Das sind
genau diejenigen, die sagen: Mit der Atomenergie wol-
len wir das Klima retten. – Hinter diese Argumentation
kann man schon ein Fragezeichen setzen. Man muss
vielleicht auch sagen: Manches in der Debatte führt in
die Irre.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt drei Bedingungen, dem Klimawandel zu be-
gegnen. Erstens wissenschaftliche Erkenntnisse – die ha-
ben wir jetzt –, zweitens Unterstützung durch die Men-
schen, die Wählerinnen und Wähler – die haben wir
auch; das kann man feststellen – und drittens politischer
Mut; den brauchen wir, und zwar alle gemeinsam. Wir
brauchen klare, verbindliche Ziele. Wir brauchen Ziele
im Bereich der Energieeffizienz; denn die Energieeffi-
zienz ist keine Frage des Könnens, sondern eine Frage
des Wollens. Ich finde es gut, dass man sich in den im
Deutschen Bundestag vertretenen Parteien offenbar auf
neue Ziele verständigt. Auch die Förderung der erneuer-
baren Energien ist keine Frage des Könnens, sondern
eine Frage des Wollens.

Um das noch einmal klarzustellen: Wir wollen, dass
Europa bis 2012 30 Prozent einspart. Deutschland soll
sich bekennen – und bekennt sich – zum 40-Prozent-
Ziel. Wir wollen dann mithelfen, anzustoßen, dass wir
alle gemeinsam im Dezember in Indonesien ein Ver-
handlungsmandat für Kioto II bekommen.

In der Debatte in den letzten Wochen ist deutlich ge-
worden, dass die Selbstverpflichtungen ausgedient ha-
ben. Das, denke ich, kann man hier feststellen, auch an-
lässlich der Debatte um den CO2-Ausstoß von PKWs.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Selbstverpflichtungen haben ausgedient. Es ist not-
wendig, dass Politik mutig ist, dass Politik Rahmenbe-
dingungen setzt und bestimmte Grenzwerte vorgibt. Das
ist gut für das Weltklima, für die Debatte um den Klima-
wandel; es ist aber auch gut – davon bin ich fest über-
zeugt – für die heimische Wirtschaft und für die heimi-
sche Industrie, weil nur diejenigen, die zukünftig
Produkte klimagerecht herstellen, auch weltweit erfolg-
reich sein können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat nun der Kollege Reinhard Loske für die raktion des Bündnisses 90/Die Grünen. Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608104800
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

n der Tat ist es schwierig, in fünf Minuten in einer Ak-
uellen Stunde über dieses Thema zu reden. Ich will es
rotzdem versuchen, zumal man sich über jeden Lern-
ortschritt freuen sollte, liebe Kolleginnen und Kollegen
on der FDP. Ich erinnere mich noch an die Zeit zwi-
chen 1998 und 2005, in der Sie von 18 Umweltgesetzen
8 abgelehnt haben, darunter auch das Erneuerbare-
nergien-Gesetz. Sie sind nun einen Schritt weiterge-
ommen, allerdings noch nicht so ganz weit; denn wenn
ie sagen, man solle in Deutschland, diesem verregneten
eutschland, wie wir gerade wieder sehen, darauf ver-

ichten, die Nutzung der Solarenergie auszubauen, ist
as ein großer Fehler. Sie verkennen, dass man zuerst
uf den Heimatmärkten Kompetenz demonstrieren
uss, um dann durch große Serien Kostensenkungen zu

rreichen und auf den Weltmärkten mitzuspielen. Diese
atsache haben Sie noch nicht ganz verstanden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Kollegin Dött sprach davon, dass Realismus das Ge-
ot der Stunde sei. Dem will ich ausdrücklich beipflich-
en; allerdings denke ich, dass ich Realismus anders in-
erpretiere als sie. Wenn man sich die Zahlen, die eben
chon vom Kollegen Schwabe angesprochen wurden,
or Augen führt, dann kann einem ganz schön schwinde-
ig werden – um das ganz deutlich zu sagen –: Vorindus-
riell lag die CO2-Konzentration bei 280 ppm, also Tei-
en pro Million; jetzt liegt sie bei 383 ppm, jedes Jahr
teigt die Zahl um 2,5 ppm. Die Klimaforscher sagen,
ie Zahl müsse bei maximal 420 ppm stabilisiert wer-
en, um einen Klimawandel zu verhindern, der nicht
ehr kontrollierbar wäre. Deswegen heißt Realismus in

er Problemanalyse heute Radikalität im Handeln. Das
st unsere Interpretation des Ganzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt kurz zu dem, was aktuell beschlossen wird.
enn man sich diese Zahlen vor Augen führt – wir müs-

en bis 2050 mindestens minus 80 Prozent erreichen;
esser wäre, wir würden Mitte dieses Jahrhunderts koh-
enstofffrei wirtschaften –, erkennt man, dass die Ziele,
ie jetzt vom Umweltministerrat in Brüssel beschlossen
orden sind, keinen historischen Durchbruch bedeuten;
ie Entscheidung ist eher ein bisschen hasenfüßig. Herr
inister, Sie sagen, es sei ein historischer Durchbruch;

ch würde Ihnen gerne beipflichten. Selbst die Europäi-
che Union nimmt sich nicht mehr vor, als den CO2-Aus-
toß bis 2020 gegenüber 1990 um 20 Prozent zu reduzie-
en. Eine Reduzierung um 20 Prozent in 30 Jahren
edeutet, dass der Ausstoß jährlich um nur ein zwei Drit-
el Prozentpünktchen gesenkt werden soll. Das ist kein
istorischer Durchbruch; das ist Halbherzigkeit.






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Hinzu kommt, dass jeder sein eigenes Handeln kondi-
tioniert. Es gibt im Moment das Paradox, dass jeder sein
Handeln an das Handeln anderer knüpft: Die Bundesre-
gierung sagt: Wir reduzieren den CO2-Ausstoß um
40 Prozent, wenn die EU ihn um 30 Prozent senkt. Die
EU sagt: Wir senken den Ausstoß um 30 Prozent, wenn
andere ihn auch um 30 Prozent senken. Anstatt eine Vor-
reiterrolle einzunehmen, beäugt man sich gegenseitig.
Auch das zeugt nicht von besonderem Mut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir kritisieren auch, dass die Ziele im Bereich der er-
neuerbaren Energien – ihr Anteil an der Energieversor-
gung soll 20 Prozent betragen – unverbindlich im Raum
stehen, also nicht verbindlich vereinbart worden sind.
Wir hätten von den Umweltministern mehr erwartet. Die
Energie- und Wirtschaftsminister haben es gerne unver-
bindlich; von den Umweltministern hätte ich allerdings
schon erwartet, dass sie sagen: Das muss verbindlich
festgeschrieben werden. Dies wurde aber nicht durchge-
setzt.

Genauso ist es mit den CO2-Grenzwerten bei den Au-
tomobilen. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass sich
die Umweltminister, die normalerweise beim Klima-
schutz am stärksten auf die Tube drücken, dem Vor-
schlag von Herrn Dimas – ein Grenzwert von
120 Gramm CO2 pro Kilometer bis 2012 – angeschlos-
sen hätten und nicht den faulen Kompromiss nachgebe-
tet hätten, der zwischen Industriekommissar Verheugen,
der Bundesregierung und der restlichen Kommission
vereinbart wurde. Es wäre mutig gewesen, sich Herrn
Dimas anzuschließen. An Mut fehlt es leider aber auch
hier.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu einem Thema, das innenpolitisch eine
Rolle spielt. Den Vorschlag, herkömmliche Glühlampen
zu verbieten, konnte man in der Tat karikieren. Der
Grundgedanke ist vollkommen richtig: Warum sollen
wir noch Technologien einsetzen, die einen Wirkungs-
grad von nur 5 Prozent haben, die gar nicht mehr auf der
Höhe der Zeit sind? Wenn ich das richtig sehe, sagen wir
alle hier im Hause: Wir wollen den Top-Runner-Ansatz
verfolgen. Das heißt, bei elektrischen Anwendungen
setzt der Beste den Standard; wer diesen Standard nicht
innerhalb von drei oder fünf Jahren erfüllt, der fliegt
vom Markt. Das halte ich für einen guten Ansatz. Ich er-
warte aber von der Bundesregierung, dass sie das nicht
nur als Idee in den Raum wirft, sondern dass sie jetzt bei
der Umsetzung der Eco-Design-Richtlinie und bei der
Energieeffizienzrichtlinie wirklich Nägel mit Köpfen
macht, sodass alle elektrischen Anwendungen, die nicht
effizient sind, so schnell wie möglich vom Markt flie-
gen. Das erreicht man nicht über Verbote, sondern über
den Top-Runner-Ansatz. Da muss jetzt aber etwas kom-
men. Wir erwarten, dass Sie nicht nur ankündigen, son-
dern auch wirklich liefern.

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(C (D Ein weiterer Punkt: der Emissionshandel. Uns ist klar eworden: Es ist überhaupt nicht ausreichend, wenn der orgeschriebene Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken emnächst von 35 Prozent auf 42 Prozent steigt. Vor alen Dingen ist zu beachten: Die Kraftwerke laufen bis 050. Je mehr Kohlekraftwerke wir bauen, desto stärker ieht sich der klimapolitische Handlungshorizont zu. Irendwann können wir gar nichts mehr machen. Deshalb önnen wir das, was im Zusammenhang mit Kohlekrafterken geplant ist, nicht akzeptieren. Deswegen muss er Emissionshandel weiter verschärft werden. Dies ist on absolut zentraler Bedeutung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Der letzte Punkt – dann bin ich fertig, Frau Präsiden-
in –: die Vorschläge von Herrn Tiefensee zur Umstel-
ung bei der Kfz-Steuer. Man hätte sich darüber freuen
önnen, dass Herr Tiefensee vorschlägt, die Kfz-Steuer
o umzustellen, dass ihre Höhe vom CO2-Ausstoß ab-
ängt. Darüber diskutieren wir schon seit Jahren. Dann
ragt man nach: Ist das im Kabinett abgestimmt? Die
ntwort lautet: Nein, das war so eine Idee. Ist das mit
en Ländern abgestimmt? Nein, das war so eine Idee.
on der Regierung erwarte ich nicht nur gute Ideen, son-
ern auch umsetzungsfähige Vorschläge. Daran hapert es
ei dieser Regierung im Moment leider noch.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordenten der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608104900

Nun hat das Wort der Kollege Andreas Jung für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1608105000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er neue Bericht des IPCC ist in dieser Deutlichkeit dra-
atisch; aber wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen:
berraschen kann er niemanden. Wir haben ja über

ahre den Erkenntnisfortschritt verfolgt; schon die letz-
en Berichte des IPCC sind in diese Richtung gegangen,
nd wir selber merken, wenn wir nur herausschauen
der herausgehen, dass sich schon heute etwas verän-
ert. Spätestens jetzt müsste aber der Letzte kapiert ha-
en: Wir reden nicht nur darüber, ob der Klimawandel ir-
endwann kommt, sondern der Klimawandel ist schon
a und beschleunigt sich.

Wir müssen jetzt handeln, weil wir – das ist schon an-
esprochen worden – nur noch ein Zeitfenster von zehn
der 15 Jahren haben, um tatsächlich wirksam zu han-
eln. Deshalb geht von diesem Bericht an alle die Bot-
chaft aus: Die Zeit des Redens und der schönen Worte
st vorbei! Wir müssen entschieden, konsequent und ent-
chlossen handeln!






(A) )



(B) )


Andreas Jung (Konstanz)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie es einmal!)


Ich kann Sie beruhigen: Die Große Koalition hat dies
von der ersten Stunde an getan. Sie hat ja nicht nur das,
was Rot-Grün gemacht hat, weitergeführt – ich denke an
den Bereich der regenerativen Energien mit dem EEG,
wo wir genau das, was Sie getan haben, weitergeführt
haben –, sondern wir haben das Maßnahmenpaket sogar
noch aufgestockt. So haben wir für Energiesparpro-
gramme und das Gebäudesanierungsprogramm Mittel in
erheblichem Umfange in die Hand genommen – über
4 Milliarden Euro in dieser Legislaturperiode – und ma-
chen damit in diesen Bereichen mehr als Rot-Grün in der
letzten Wahlperiode. Dasselbe gilt auch für den Nationa-
len Allokationsplan II. Wir haben die Ziele der Europäi-
schen Kommission akzeptiert und machen damit auch in
diesem Bereich mehr als die Vorgängerregierung.

Vor allem: Die Bundesregierung und die Bundeskanz-
lerin ganz persönlich haben sich darüber hinaus vom ers-
ten Augenblick an zu der Vorreiterrolle bekannt, die die
Bundesrepublik Deutschland über viele Regierungen
hinweg im Klimaschutz eingenommen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb hat sie im Rahmen der Vorbereitung der deut-
schen Präsidentschaften im Europäischen Rat und der
G 8 gesagt: Klimaschutz ist für uns ein Topthema. Ich
denke, hier müssen wir anknüpfen. Deshalb muss an
alle, die bisher beim Klimaschutz außen vor stehen
– von den Schwellenländern über China bis hin zu den
USA –, die Botschaft gesandt werden: Macht mit und
kommt mit ins Boot! Die USA müssen wir an ihre Ver-
antwortung als Führungsmacht, die sie ja sein wollen, er-
innern und ihnen deutlich machen: Eine Führungsmacht
kann nur ein solcher Staat sein, der sich bei Maßnahmen
gegen den Klimawandel nicht verweigert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, Handeln,
nicht Reden – das muss auch unsere Botschaft an die
Lufthansa und an die Schweiz sein. So droht nämlich
jetzt die Lufthansa damit, dass sie, wenn wir den Flug-
verkehr in den Emissionshandel miteinbeziehen – das
halte ich für notwendig und unverzichtbar –, Flüge von
Frankfurt nach Zürich verlagern würde. Das kann nicht
sein. Da müssen wir die Schweiz daran erinnern, dass ihr
zuständiger Minister Moritz Leuenberger in Nairobi
sagte, die Schweiz wolle eine weltweite CO2-Steuer.
Nachdem er in Nairobi so stark aufgetreten ist, erwarten
wir, dass er das dann auch zu Hause umsetzt. Die
Schweiz muss verhindern, dass sie zu einer CO2-Oase
für klimaschädlichen Flugverkehr wird.


(Beifall des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/ CSU] sowie bei der SPD)


Meine sehr geehrten Damen und Herren von den Grü-
nen, ich will auch Ihnen noch eine Botschaft mit auf den
Weg geben. Nachdem ich in der letzten Woche für die

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(C (D utzung von Holz als Energieträger geworben habe, hat ich Ihre Parteibasis kritisiert und gesagt, mit meiner erbeveranstaltung – so wurde das formuliert – für olzenergie und für Holzöfen würde ich eine fatale – so eißt es wörtlich – Richtung einschlagen. Ein Stadtrat er Grünen versteigt sich sogar zu der Behauptung: ährend der ganzen Fasnacht habe über Konstanz eine iesige Feinstaubwolke gehangen, verursacht natürlich on Holzöfen bzw., wie er es aus seiner Sicht formuierte, von Dreckschleudern. Wenn man für Klimaschutz eintritt, sollte man wisen, dass Holz dazu einen wichtigen regionalen Beitrag eisten kann. Zudem ist Feinstaub nicht gleich Feintaub! Es gibt Feinstaub, der sehr viel gesundheitsschädicher ist als der, der bei der Verbrennung von Holz entteht, wie Wissenschaftler belegen, nämlich der, der bei er Verbrennung von Öl und Diesel entsteht. Vor diesem intergrund sollte man nicht so reden, wie es einige rüne getan haben. Vielmehr sollte man zur Kenntnis ehmen, dass die Große Koalition das Thema Feinstaub rnst nimmt und für neue Anlagen strengere Grenzwerte inführen will. Für ein völlig falsches Signal halte ich es ber, wenn man den Bürgerinnen und Bürgern, die in der ergangenheit durch die Politik motiviert wurden, einen leinen Holzofen einzubauen, um etwas für die Umwelt u tun, nun, wie es mancher tut, sagt, damit verursachten ie das größte Problem für die Umwelt und die Gesundeit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Ich laube, das ist falsch. Deshalb bitte ich Sie, Ihrem Pareikollegen schöne Grüße auszurichten. Nicht jeder, der n Fasnacht benebelt ist, sollte gleich an eine Feinstaubolke glauben. Herzlichen Dank. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608105100

Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Gudrun Kopp

ür die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1608105200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

amen! Lassen Sie mich vorweg einmal klarstellen, was
er Kollege Kauch eben hier für die FDP-Bundestags-
raktion zur Nutzung der Solartechnologie gesagt hat.
ieber Herr Loske, er hat ganz klar davon gesprochen,
ass der Schwerpunkt der Nutzung der Solartechnologie
uf ausländischen Märkten zu sehen sein soll; er hat
icht gesagt, dass sie aus Deutschland zu verbannen sei.
as ist ein sehr wichtiger Unterschied.

Im Übrigen vermisse ich in dieser Debatte wieder ein-
al konkrete Konzepte. Frau Dött, Sie haben hier Ab-
ehrgefechte geführt, indem Sie gesagt haben, was alles
icht geht und wer was wo und wie falsch macht. Aber
ir hätten heute sehr gerne einmal etwas über Ihr Kon-

ept gehört. Wie steht beispielsweise diese Koalition
der wenigstens die CDU/CSU zum Wärmegesetz? Will






(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
sie das Wärmegesetz nun, oder will sie es nicht? Und
wie stehen Sie zu einem Wärmegesetz auf der Grundlage
einer Mengensteuerung, wie die FDP es vorgeschlagen
hat?


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Aber wie soll das denn aussehen? Nicht nur Worte in den Raum werfen!)


Aber vielleicht hören wir dazu ja noch etwas.

Die Grünen und andere sprechen sich gegen die Koh-
leverstromung aus. Außerdem lehnen die Grünen die
weitere Nutzung der Kernenergie ab; in der Koalition
gibt es über dieses Thema Streit. Wie wollen Sie denn
die Energieversorgung und den Umweltschutz zueinan-
derbringen? Natürlich muss man sehen, was realistisch
ist. Die fossilen Energieträger werden noch eine Weile
gebraucht werden. Allerdings müssen wir sehr großen
Wert darauf legen, dass die neuesten Technologien ver-
wendet werden. Insofern setzen wir auf die verstärkte
Förderung der Clean-Coal-Technologie. Aber insgesamt
sind wir der Überzeugung, dass ein breit angelegter
Emissionshandel tatsächlich das beste Lenkungsinstru-
ment sein könnte


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. MarieLuise Dött [CDU/CSU])


und dass es neben dem Zertifikatehandel, unter den alle
Energiebereiche zu fassen sind, die Parallelinstrumente,
die wir heute haben, wie das EEG, die KWK oder vieles
mehr, nicht weiterhin geben sollte.


(Ulrich Kelber [SPD]: Unglaublich! Das ist Industrievernichtung!)


Verfügbare Energie ist ein Wohlstandsbarometer. Die
Klimaschutzdebatte ist ja nicht neu; wir müssten eigent-
lich längst wissen, was die Stunde geschlagen hat. In
diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen, vor allem an
die Adresse der Regierung und der Koalitionsfraktionen
gerichtet, etwas vorhalten. Die neueste Studie von A. T.
Kearney zeigt, dass in allen Ländern, in denen eine Libe-
ralisierung und Regulierung des Energiemarktes erfolgt
ist, die jeweiligen Regierungen die Steuern und Abgaben
enorm erhöht haben. Durch die derzeitige Regulierung
wurde bislang – das hat die Bundesnetzagentur vor zwei
Tagen kundgetan – eine Kostenreduzierung der Netzge-
bühren im Strombereich von 2 Milliarden Euro und im
Gasbereich von 800 Millionen Euro erreicht. Das ist
positiv. Jetzt darf aber der Staat nicht diese Lücke füllen,
indem er die Steuern und Abgaben erhöht.

Ich nenne Ihnen einmal ein paar eindrucksvolle Zah-
len aus dieser sehr interessanten Studie: Ein Durch-
schnittshaushalt hatte in 2006 Energiekosten von
681 Euro. Davon gingen Steuern und Abgaben in Höhe
von rund einem Drittel, nämlich 264 Euro, ab. Von die-
sen 264 Euro blieben 164 Euro im Staatshaushalt. Sie
wurden nicht zur Förderung der erneuerbaren Energien
oder von Ähnlichem eingesetzt, sondern über
10 Milliarden Euro wurden allein im vergangenen Jahr
in den Staatshaushalt geschleust.


(Ulrich Kelber [SPD]: Na, na, na! Bei der Wahrheit bleiben!)


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(C (D uch das muss man einmal sehen. In diesem Betrag, lieer Herr Kelber, ist noch nicht einmal die Mehrwertteuererhöhung enthalten. Man kann also sagen: Klimaschutz ist wichtig. Aber ir müssen für einen breit angelegten Energiemix soren und den Wettbewerb stärken. Wir brauchen insgeamt eine Kostensenkung, damit sich viele Menschen in nserem Land Energie leisten können. Auch die Wirtchaft dürfen wir nicht schwächen. Das bedeutet, dass iese Bundesregierung aufhören muss, ständig an der teuerund Abgabenschraube zu drehen. Das ist kontraroduktiv. ch bitte Sie, in Zukunft verstärkt darauf zu achten. In bestimmten Bereichen wie dem Flugverkehr sollen wir beim Klimaschutz – das ist vorhin schon gesagt orden – keine Alleingänge starten. Wir dürfen den tandort Deutschland nicht in Gefahr bringen. Denken ie daran, dass der europäische Luftverkehr nur einen nteil von 0,5 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß hat. ir dürfen nicht im Alleingang an dieser Schraube dre en. Wir müssen vielmehr dafür sorgen, dass in diesem ereich internationale Vereinbarungen getroffen werden. ir müssen international und auf EU-Ebene zu Ergeb issen kommen, die dem Klimaschutz wirklich dienen (Ulrich Kelber [SPD]: Da haben Sie nur keines genannt!)


(Widerspruch des Abg. Dr. Axel Berg [SPD])


nd die unseren Wirtschaftsstandort und die europäische
irtschaft nicht schwächen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608105300

Nun erteile ich das Wort für die SPD-Fraktion dem

ollegen Dr. Sascha Raabe.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. MarieLuise Dött [CDU/CSU])



Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1608105400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Der Klimawandel hat negative Auswir-
ungen auf die Industrieländer und auf die gesamte Welt.
esonders hart trifft es aber die Entwicklungsländer, die
nter diesem Wandel am stärksten leiden. Es gibt exis-
enzbedrohende Überflutungen von Inselstaaten und von
üstenmetropolen, wodurch Ernten vernichtet und viele
enschenleben regelrecht weggeschwemmt werden.

Wir tragen eine besondere Verantwortung; denn wäh-
end wir in den Industriestaaten mit einem relativ klei-
en Anteil an der Weltbevölkerung den weitaus größten
nteil am weltweiten Energieverbrauch haben, muss die
ehrheit der Menschen in den armen Ländern, wo viel
eniger Energie als bei uns verbraucht wird, darunter

eiden.

Fast 2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu
oderner Energieversorgung. Beispielsweise werden in






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
Afrika 70 Prozent der Energie aus Holz gewonnen.
Wenn wir wollen, dass die Entwicklung in diesen Län-
dern vorankommt, dann müssen wir bei dem, was wir
tun, Vorbild sein. Das ist schon gesagt worden, und das
ist richtig.

Betrachten wir einmal Indien und China und das dor-
tige Wirtschaftswachstum. In diesen beiden Ländern le-
ben zusammen 2,4 Milliarden Menschen. Die USA und
die EU haben zusammen nur 789 Millionen Menschen.
Das heißt, in China und Indien leben schon jetzt dreimal
so viel Menschen wie in den USA und in der Europäi-
schen Union. Diese Menschen haben ein Recht auf Ent-
wicklung. Wie wir wollen sie im Wohlstand leben. Wir
dürfen ihnen das nicht verwehren.

Die Diskussion, ob ein paar Glühbirnen ausgetauscht
werden sollen, können wir völlig vergessen, wenn wir
nicht unseren Beitrag dazu leisten, dass die Entwicklung
in diesen Ländern anders verläuft als bei uns. Die Men-
schen dort sollen zu Wohlstand kommen, wobei aber
nicht die gleichen Fehler wie bei uns gemacht werden
sollen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. MarieLuise Dött [CDU/CSU])


Herr Kauch, Sie hatten vorhin in Ihrer Rede vollkom-
men richtig ausgeführt: Wenn man China und Indien mit
ins Boot holen will, dann muss man dafür sorgen, dass
sie ihre Kohlekraftwerke mit deutscher Technologie aus-
statten können. Davon profitiert unsere Wirtschaft, und
die Luft wird sauberer.

Aber angesichts der Tatsache, dass die FDP-Fraktion
diese Aktuelle Stunde beantragt hat, komme ich mir vor
wie im falschen Film. Denn Ihr Fraktions- und Partei-
vorsitzender Westerwelle sagt in jeder Debatte, bei-
spielsweise auch in der Haushaltsdebatte: Wir ver-
schwenden deutsche Steuergelder, wenn wir mit China
Entwicklungszusammenarbeit betreiben. – Was machen
wir denn in China? Wir geben China Anreize, saubere
Technologien einzusetzen. Wir geben den Chinesen bei-
spielsweise die ersten zehn Kohlefilter umsonst mit dem
Ziel, dass sie die nächsten 100 selbst kaufen. Was Sie
richtigerweise für gut halten, prangert Ihr Partei- und
Fraktionsvorsitzender in jeder Rede an. Mittlerweile hat
ja selbst der Bundesverband der Deutschen Industrie, der
BDI, der nun wirklich keine sozialdemokratische Um-
weltpolitik vertritt, Herrn Westerwelle angeschrieben und
gesagt, er schade dem deutschen Mittelstand, der deut-
schen Industrie und dem Weltklima.

Ich fordere Ihre Fraktion auf: Hören Sie mit dem Un-
sinn auf, das zu geißeln, was gut für das Weltklima und
gut für die Menschen ist! Wir wollen den Einsatz der er-
neuerbaren Energien auch in China und in Indien. Das
sollten Sie, sehr geehrter Herr Kauch, dem Herrn
Westerwelle endlich einmal mit auf den Weg geben.


(Beifall bei der SPD – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kohlekraftwerke in China sind nicht gut für das Weltklima!)


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(C (D Das Gleiche gilt natürlich für unsere Solarenergie und ie anderen erneuerbaren Energien, die wir generell in en Entwicklungsländern fördern. Fast 450 Millionen is 500 Millionen Euro im Jahr stellen wir weltweit im ahmen der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich er erneuerbaren Energien und für Energieeffizienz zur erfügung. Hinzu kommen zum Beispiel 125 Millionen Euro für en Tropenwaldschutz. Denn da gilt das Gleiche: Diese älder sind eine Art Lunge für die Erde. Wir können na ürlich den wirtschaftlichen Nutzen, den diese Wälder en jeweiligen Ländern bieten, nicht übersehen und einach sagen: Ihr müsst die Wälder stehen lassen. – Auch ir haben unsere Wälder genutzt. Deswegen ist es rich ig, dass wir diesen Ländern entweder Geld geben, um ie Wälder zu schützen, oder sie im Hinblick auf eine achhaltige Forstwirtschaft unterstützen, zum Beispiel it FSC-zertifiziertem Handel und Systemen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn ich persönlich glaube: Nur wenn die Menschen,
ie dort vor Ort leben, einen nachhaltigen Nutzen davon
aben, können die Wälder tatsächlich geschützt werden.

Liebe Frau Kopp und Herr Kauch, ich erinnere mich
aran, dass Sie von der FDP, wenn es in Diskussionen
arum ging, im Rahmen der WTO Umweltstandards zu
ereinbaren oder dafür zu sorgen, dass nur noch Holz
ach Deutschland eingeführt wird, das zertifiziert ist, das
mmer als einen Anschlag auf den freien Welthandel und
ie Marktwirtschaft angesehen und dies abgelehnt ha-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


etzt beantragen Sie eine solche Aktuelle Stunde. Das ist
icht redlich, Frau Kopp.

Sie haben gefragt: Wo ist unser Konzept? Unser Kon-
ept ist, dass wir in den Entwicklungsländern mit
00 Millionen bzw. 500 Millionen Euro in den Bereich
er erneuerbaren Energien und für Energieeffizienz in-
estieren, dass wir dafür sorgen, dass dort, wo die richtig
roßen Potenziale sind, eine saubere Luft ist, und dass
ir das Klima schützen. Das ist immer noch besser als
er Marktradikalismus und Populismus Ihres Herrn
esterwelle. Damit muss endlich einmal Schluss sein.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608105500

Nächster Redner ist nun der Kollege Dr. Georg

üßlein für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1608105600

Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Der

limawandel ist und war von Anfang an, und zwar auch
chon vor dem Stern-Bericht, Thema der Großen Koali-
ion. Wer es nicht glaubt, möge in den Koalitionsvertrag
licken.






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
Aber der Klimawandel ist ein Thema – das hat eben
schon der Kollege Raabe ausgeführt –, das man national
nicht lösen kann. Da ist zunächst einmal die Europäische
Union gefragt, wo wir in unserer Ratspräsidentschaft na-
türlich Akzente setzen müssen. Ich persönlich wünsche
mir, dass wir solche Akzente auch über diese Präsident-
schaft hinaus setzen können, dass es ein zentrales Thema
bleibt, auf das sich die Europäische Union im Sinne ei-
ner echten und notwendigen Subsidiarität konzentriert.
Mir wäre es lieber, die EU würde sich mit diesen The-
men beschäftigen und nicht mit anderen, zum Beispiel
– um ein aktuelles Beispiel zu nennen – mit dem Grün-
buch zum städtischen Nahverkehr und anderen Dingen,
bei denen die Leute nicht mehr verstehen, was das die
Europäische Union angeht.

Ich wünsche mir auch eine wohlausgewogene Lasten-
verteilung zwischen den EU-Staaten. Die deutsche Wirt-
schaft darf nicht über Gebühr belastet werden. Das ist
eine Frage der Akzeptanz sowohl der Europäischen
Union als auch des wichtigen Themas des Klimaschut-
zes.

Was Deutschlands nationales Handeln angeht, so leis-
ten wir in Bezug auf klimaschädliche Emissionen einen
Beitrag von 3,19 Prozent. Das macht auf der einen Seite
deutlich, dass wir dieses Problem nicht allein lösen kön-
nen. Auf der anderen Seite aber kann man nicht einfach
sagen: Dieses Thema geht uns nichts an. Wir müssen
vielmehr Vorbild im doppelten Sinne sein, nämlich zum
einen als moderner Industriestaat. Denn man wird uns
natürlich fragen – da bin ich bei den Entwicklungs- und
Schwellenländern, Herr Kollege –: Was muten wir uns
selbst zu? Gleichzeitig steht natürlich die Frage im
Raum: Was kann man von anderen verlangen, insbeson-
dere von den Entwicklungsländern, die natürlich einen
Anspruch auf Entwicklung haben?

Wir haben in diesem Zusammenhang auch noch eine
andere Vorbildfunktion, nämlich im Sinne eines Techno-
logieführers. Wir brauchen einen Technologietransfer
sowohl im Bereich der erneuerbaren Energien als auch
bei der Kernenergie. Wir können nicht wegdiskutieren,
dass es diese weltweit weiterhin geben wird.


(Ulrich Kelber [SPD]: Es sind schon sieben weniger geworden!)


Aus meiner Sicht und aus Sicht der CSU sind in die-
sem Zusammenhang zwei Instrumente entscheidend:
Das ist zum einen die Gebäudesanierung. Kollege
Loske, Sie haben uns vorhin vorgeworfen, wir seien da
zu zaghaft. Das hätten Sie in viel größerem Ausmaß
während Ihrer Regierungszeit machen können! Ich frage
mich, warum Sie es nicht getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das andere entscheidende Instrument sind ganz klar
die erneuerbaren Energien. Wenn man sich die Bilanz
anschaut, stellt man fest, dass es im letzten Jahr gelun-
gen ist, im Zusammenhang mit den erneuerbaren Ener-
gien 97 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. 44 Millio-
nen Tonnen davon stammen aus dem EEG, also aus dem
Strombereich. Da tut sich also einiges.

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(C (D (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was die Union immer bekämpft hat!)


Ich sage das in dieser Deutlichkeit, weil es in diesem
ause den einen oder anderen gibt, der versucht, das

ine Instrument gegen das andere auszuspielen, der sagt,
er Emissionshandel sei viel besser und spannender. Ich
itte jedoch, zu überlegen, um welche Größenordnung es
ich handelt. Beim Emissionshandel haben wir ein Ein-
parziel von 50 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2012.
rotz Diskussion auf gewiss hohem intellektuellem Ni-
eau haben wir keinen solchen Wirkungsgrad wie bei
en erneuerbaren Energien. Ich bin der Meinung, wir
üssen dieses Instrument noch viel offensiver ausbauen.
as gilt auch – das habe ich auch schon einmal als
eine persönliche Meinung dargestellt – im Bereich der

rneuerbaren Wärme, weil dort statistisch nachweislich
in hohes Potenzial zu heben ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Schade, dass es nur Ihre persönliche Meinung ist!)


Ich sage abschließend: Wir müssen bei der ganzen
iskussion zu dem Realismus zurückkehren, der vorhin
on der Kollegin Dött schon angemahnt worden ist. Wir
ürfen uns nicht besserrechnen als wir sind. Ich meine
amit die Prognosen zum Rückgang des Primärenergie-
erbrauchs. Hier nehmen wir Zahlen aus der Zeit der
eutschen Einigung, übertragen diese einfach in die Zu-
unft und tun so, als ob der Energieverbrauch in
eutschland zurückginge. Wir reden über Effizienzen,
ie es dann nicht geben wird, wenn wir – was wir alle
ünschen – ein Wirtschaftswachstum haben werden.
ann wird es nicht zu Energieeinsparungen kommen.

Wir brauchen einen Energiemix, der vertretbar und
ealistisch den Energiebedarf dieses Landes deckt. Das
eht nur, wenn dieser Energiemix möglichst breit ange-
egt ist: von den erneuerbaren Energien bis hin zur Kern-
nergie. Lassen Sie uns diesen Weg vertretbar und ver-
ünftig gehen, dann lösen wir Klimaprobleme und tun
uch etwas für Arbeitsplätze in diesem Land.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608105700

Für die Bundesregierung erteile ich nun das Wort

errn Bundesminister Dr. – nein, Entschuldigung –
igmar Gabriel.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Doktor! Herzlichen Glückwunsch!)


Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit:

Frau Präsidentin, das wäre „humoris causa“. Von da-
er vielen Dank.






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In der Tat,
der IPCC-Bericht, der mehrfach zitiert wurde, also der
Bericht der Klimawissenschaftler und der Regierungs-
vertreter, sagt, dass wir zur Erreichung unseres Ziels, die
Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts unter
2 Grad zu halten, nur noch relativ wenig Zeit haben.

Die Prozentzahlen, die in der heutigen Debatte über
die Senkung der CO2-Emissionen eine Rolle gespielt ha-
ben, messen sich alle an diesem Ziel. Um die Erderwär-
mung bis zum Ende des Jahrhunderts unter 2 Grad zu
halten, müssen wir die CO2-Emissionen bis zur Mitte
des Jahrhunderts um 60 bis 80 Prozent reduziert haben.
Um das zu erreichen, müssen wir sie bis zum Jahr 2020
um 30 Prozent reduziert haben.

Jetzt fangen wir einmal an, darüber zu reden, was der
Umweltrat der Europäischen Union beschlossen hat.
Herr Dr. Loske, was Sie hier die ganze Zeit behaupten,
ist einfach falsch.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Der Umweltrat hat beschlossen: Wir wollen in Europa
dafür eintreten und in internationalen Verhandlungen er-
reichen, dass die CO2-Emissionen bis zur Mitte des Jahr-
hunderts um 60 bis 80 Prozent sinken. In internationalen
Verhandlungen wollen wir eine Reduzierung um
30 Prozent bis zum Jahr 2020 erreichen. Das ist exakt
der Beschluss des Umweltrates. Das ist das, was der
Deutsche Bundestag immer wollte. Das ist das, was die
Klimawissenschaftler wollen. Es ist – nehmen Sie es mir
nicht übel; in der Debatte machen Sie sonst einen viel
gradlinigeren Eindruck – Volksverdummung, zu behaup-
ten, die Europäische Union habe dieses 30-Prozent-Ziel
nicht beschlossen. Das ist unter der deutschen Ratspräsi-
dentschaft beschlossen worden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Vor zwei Jahren hätte kein Mensch gedacht, dass die
Europäische Union ein solches Ziel beschließen würde.
Damals ist nie von Binding Targets, von bindenden Zie-
len, die Rede gewesen. Darum ist es von historischer Be-
deutung, dass die Europäische Union unter der deut-
schen Ratspräsidentschaft gesagt hat: Wenn wir in den
internationalen Verhandlungen eine Reduzierung um
30 Prozent nicht erreichen – also: im schlimmsten anzu-
nehmenden Fall –, wird die Europäische Union eine Re-
duzierung um mindestens 20 Prozent im Alleingang vor-
nehmen.

Herr Loske, kein Land, keine Region der Erde mit
Ausnahme der Europäischen Union hat bis zum heutigen
Tag einen solchen Beschluss gefasst. Das ist ein histori-
scher Beschluss, der unglaublich wegweisend ist. Er ist
übrigens auch die Voraussetzung, um andere zu Ver-
handlungen zu bewegen. Wenn Sie denen sagen: „Völlig
egal, was ihr macht, wir reduzieren um 30 Prozent!“,
warum sollten diese Länder denn dann noch in Verhand-
lungen mit uns eintreten? Das ist ein wirklich wegwei-
sender Beschluss.

Mit der beschlossenen Reduzierung um mindestens
20 Prozent sagen wir allen Investoren in der Energie-

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(C (D irtschaft und in den anderen Industriebereichen in Euopa: Macht euch keine Illusionen. Selbst wenn die inernationalen Klimaschutzverhandlungen scheitern, wird s in Europa mit dem Klimaschutz vorangehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Fell, Sie wären froh gewesen, wenn Sie in Ihrer
egierungszeit einen solchen Beschluss hätten durchset-
en können. Machen Sie doch nicht das klein, was Sie
it Ihrer Arbeit in der rot-grünen Koalition begonnen

aben und was jetzt in der Großen Koalition zum Erfolg
eführt werden konnte. Reden Sie die internationale
olle Deutschlands doch nicht kleiner. Kein anderes
and in Europa außer Deutschland hätte das, so glaube

ch, so ohne Weiteres hinbekommen. Ich weiß, wovon
ch rede. Die Vertreter der anderen europäischen Regie-
ungen hatten doch keine Angst vor dem Beschluss einer
eduzierung um 30 Prozent weltweit, sondern vor der
nilateral, innerhalb der Europäischen Union beschlos-
enen Reduzierung um 20 Prozent. Jetzt ist klar: Das
ommt auf jeden Fall. Genug Länder haben gehofft, dass
ir das auf die internationalen Verhandlungen vertagen,
ach dem Motto: Schauen wir einmal, was dabei heraus-
ommt. Wir sagen der Energiewirtschaft: Macht Euch
eine Illusionen. Heute gilt das Ziel einer Reduzierung
m 8 Prozent gegenüber 1990. Nach 2012 gilt das Ziel
iner Reduzierung um mindestens 20 Prozent.

Das bedeutet übrigens auch eine Investitionssicher-
eit.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kohlesubventionen!)


Auch für die Kohle, na klar. Herr Fell, Ihr Parteitag hat
hre Illusionen abgelehnt, als Sie beantragt haben, die
rünen mögen doch bitte den vollständigen Ausstieg aus
er Kohle beschließen.


(Beifall bei der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch!)


ie Parteitagsmitglieder waren realistischer als die Ver-
reter der Grünen im Deutschen Bundestag. Das ist die
ealität in der Kohledebatte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Der Ausstieg aus der Kernenergie bis 2020 bei einem
eitgleichen Ausstieg aus der Kohle ist eine ziemlich
benteuerliche Vorstellung. Was wir brauchen, sind bes-
ere, effizientere Kohlekraftwerke als die alten Dinger,
ie herumstehen. Sie machen den Leuten vor, dass wir
ie auch noch abschalten könnten und wir bis 2020
00 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Ener-
ieträgern gewinnen könnten. Das ist ein schöner
raum. Wir wollen aber reale Politik machen. Wir wol-

en, dass sich im Klimaschutz wirklich etwas bewegt,
nd nicht nur Reden im Bundestag halten. Herr Fell, das
st der Unterschied zwischen uns.


(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
– Ich habe mir das, was hier gesagt worden ist, genau an-
gehört.

Die unilateral beschlossene Reduzierung um
20 Prozent ist die Voraussetzung für Verhandlungen.
Eine Reduzierung um 30 Prozent wollen wir erreichen.
Damit die Größenordnung dessen, was wir jetzt be-
schlossen haben, klar wird: In der Europäischen Union
– Stichwort: Kiotoprotokoll – haben wir jetzt ein Klima-
schutzziel von 8 Prozent. Wir sind bei 1,2 Prozent und
damit weit weg von dem 8-Prozent-Ziel. Wir wollen eine
Reduzierung um 20 Prozent, eigentlich um 30 Prozent
erreichen. Das macht klar, dass wir hier nicht über ein
autofreies Wochenende oder so reden. Wir reden über
den Umbau der Industriegesellschaft bei der Form der
Energieproduktion und der Energiekonsumtion. Das ist
eine technologische Herausforderung, die es in diesem
Land so noch nicht gegeben hat.

Zur Rolle Deutschlands. Deutschland ist der größte
Emittent in der Europäischen Union, weil wir das größte
Industrieland sind und übrigens auch bleiben wollen. Al-
lerdings haben wir den größten Beitrag zu den bisheri-
gen Zielen der Europäischen Union geleistet. 75 Prozent
der Einsparungen der CO2-Emissionen in der Europäi-
schen Union erbringt dieses Land. Man muss nun nicht
darüber jubeln, dass wir die größten Emittenten sind,
aber man sollte sagen, dass sich dieses Land zu seiner
Verantwortung für Klimaschutz bekennt, unter der deut-
schen Präsidentschaft allemal und übrigens auch schon
davor. Es gibt eine Kontinuität von Klaus Töpfer über
Angela Merkel, Jürgen Trittin bis zur heutigen Regie-
rung. Ich finde, das darf man einmal sagen. Man muss
nicht alles in Grund und Boden reden, was dieses Land
auf die Beine gestellt hat. Das ist schon ganz bemerkens-
wert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Übrigens ist die Reduktion der CO2-Emissionen um
40 Prozent, die der Bundestag kurz vor der Konferenz in
Nairobi beschlossen hat, ganz logisch. Wenn wir interna-
tional 30 Prozent erreichen wollen, dann wird es Lasten-
verteilungen geben. Dies wird dazu führen, dass dieses
Land mehr erbringen muss als andere. Es war kein be-
sonderer politischer Akt, dies zu beschließen. Sie müs-
sen nur die Grundrechenarten beherrschen, dann kom-
men Sie, wenn Sie wollen, zu diesem Ergebnis.

Frau Kopp hat gefragt: Was ist das Konzept? Diese
Frage beantworte ich Ihnen. Das Konzept besteht aus
vier Instrumenten. Erstens gibt es den Emissionshandel.
Ich möchte einmal eine Größenordnung dazu nennen: In
der ersten Periode haben wir 2 Millionen Tonnen CO2
pro Jahr eingespart. Das war nicht besonders viel. Hier
gibt es sozusagen eine Lernkurve. Dann haben wir einen
Vorschlag gemacht. Dadurch haben wir 46 Millionen
Tonnen eingespart. Jetzt durch den EU-Beschluss, der in
Deutschland zu erheblichen Debatten geführt hat, sind
wir im Emissionshandel bei 57 Millionen Tonnen CO2,
die wir pro Jahr einsparen. Da haben alle eine Lernkurve

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(C (D inter sich; auch wir. Aber es ist allemal ein Ergebnis, as sich im internationalen Vergleich sehen lassen kann. Übrigens können wir nicht alles durch Gas ersetzen das war einer der Vorschläge von Herrn Loske und an eren –, weil es nicht genug Gas auf der Welt gibt und eil das auch nicht bezahlbar wäre. Es gibt zu meinem roßen Bedauern in diesem Land noch Einkommensunerschiede. Darüber muss eine Bundesregierung nachenken, auch wenn es die selbsternannte Linkspartei in ieser Debatte nicht tut. Ich mache einmal mit Ihnen eine Veranstaltung mit ersonen, die nicht genug Geld haben, sich eine warme ohnung zu leisten. Dann wollen wir einmal sehen, wie ie danach reden. (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Diese Debatte fürchten wir nicht!)


(Zuruf von der LINKEN)


Es geht auch darum, dass wir nicht nur darauf achten
üssen, was für die Wirtschaft verträglich ist – darüber
ird in Deutschland viel geredet –, sondern auch darauf,
as für die Menschen verträglich ist, die heute Schwie-

igkeiten haben, sich mit ihrem Nettoeinkommen eine
arme Wohnung oder eine Tankfüllung zu leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zweiter Punkt des Konzepts: der Ausbau erneuerba-
er Energien. Das ist eine Erfolgsstory in der Bundesre-
ublik, übrigens gegen Ihren Widerstand. Herr Loske,
ie haben an einer Stelle völlig Recht. Das verbindliche
iel, das die Räte in der Europäischen Union beschlos-
en haben, dass die erneuerbaren Energien einen Anteil
on 20 Prozent an der Primärenergie ausmachen sollen,
ar unzureichend. Ich bin froh, dass die Bundeskanzle-

in gesagt hat, dass sie das mit auf den Rat der Staats-
nd Regierungschefs nimmt. Allerdings, Herr Loske,
uch die Umweltminister gehen mit Kabinettsbeschlüs-
en dorthin. Das wissen Sie. Es ist unter anderem am
ranzösischen Widerstand gescheitert.

Ich wäre dankbar, wenn die, die das wollen, nicht die
undesregierung dafür beschimpfen, dass sie für
0 Prozent eintritt, sondern vielleicht einmal in ihren
remien, zum Beispiel in den Fraktionen im Europäi-

chen Parlament, dafür sorgen, dass durch ihre Schwes-
er- und Brüderparteien zu Hause der Druck entwickelt
ird, von dem Sie vorgeben, dass Sie ihn hier entwi-

keln.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun wir ja!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608105800

Herr Minister, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

en.

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit:

Dritter Punkt: Energieeffizienz. Dazu ist schon viel
esagt worden.






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608105900

Ich muss Sie dringend darauf hinweisen, dass Sie zum

Schluss kommen müssen.

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Ja, vielen Dank, Frau Präsidentin.

Der letzte Punkt, über den wir wahrscheinlich noch
weiter debattieren werden, ist CCS.

Es geht für die Bevölkerung auf der Welt in der Tat
um ein Problem, das ähnlich gelagert ist wie die Bedro-
hung durch atomare Waffen. Deswegen werden wir uns
mit diesem Thema international weiter auseinanderset-
zen müssen. Aber die Führerschaft Europas und die Fä-
higkeit Deutschlands, das voranzutreiben, sollten wir im
eigenen Parlament nicht ständig unter den Scheffel stel-
len.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608106000

Nächster Redner ist nun der Kollege Philipp Mißfelder,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1608106100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich möchte zunächst einmal, ohne dass der Eindruck ent-
steht, in der Großen Koalition sei man bei jedem Thema
einer Meinung,


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Keine Sorge! Diesen Eindruck hat kein Mensch!)


das unterstützen, was der Minister vorhin zu den Be-
schlüssen auf europäischer Ebene gesagt hat. Ich glaube,
dass dies ein wirklicher Fortschritt ist und dass die
zweite Bemerkung dazu richtig war: Nicht nur die Ab-
sichts- und Zielbeschreibungen, die stattgefunden haben,
sind zu betrachten, sondern auch das, was tatsächlich er-
reicht worden ist.

Ich denke, in diesem Haus besteht ein grundsätzlicher
Konsens, dass wir mit dem, was wir bei der Emis-
sionseinsparung bisher erreicht haben, noch weit von
dem entfernt sind, was wirklich notwendig wäre. Ich
glaube, die Diskussion der vergangenen Wochen war
sehr wichtig, um in der Bevölkerung ein Bewusstsein
dafür zu schaffen. Dass diese Debatte geführt wurde,
war für die Akzeptanz der Umweltpolitik von Bedeu-
tung. Aber wir müssen besonders vorsichtig sein, wenn
versucht wird, daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.

Ich möchte jetzt keine Einzelbeispiele aufgreifen – in
den vergangenen Wochen ist schon viel zu den Themen
Hybridauto, erneuerbare Energien und Glühbirnen ge-
sagt worden –, sondern nur festhalten: Nicht jeder Vor-
schlag, der gemacht wurde, ist tatsächlich realistisch.
Wir sollten aufpassen, welches Gesellschaftsbild wir
letztendlich vermitteln. Ist eine solche Gesellschaft über-

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(C (D aupt lebenswert? Sollte es das Ziel von Politik sein, ine komplette Verbotsgesellschaft zu schaffen? Davor uss man realistischerweise warnen. (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das hat niemand gefordert!)


Herr Fell, wir vertreten zwar in vielen Punkten der
mwelt- und insbesondere der Energiepolitik unter-

chiedliche Auffassungen. Aber wir stimmen doch darin
berein, dass wir vor allem Marktanreizmodelle schaffen
üssen, um die Interessen der Industrie und die ökono-
ischen Interessen unseres Landes mit unseren ökologi-

chen Zielen in Einklang bringen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Man sollte bei allem, was vorgeschlagen wird, realis-
isch bleiben und auch die eigene Position immer wieder
berprüfen. Das geschieht, wie Sie beobachten können,
uch in der Union. Wir diskutieren munter darüber, wel-
her Weg in der Umweltpolitik der beste ist. Mittlerweile
indet man bei uns ein hohes Maß an Offenheit.


(Ulrich Kelber [SPD]: Warten wir erst einmal auf das Ergebnis!)


Die gleiche Offenheit, die Sie immer von uns einfor-
ern, fordern wir von unserem Koalitionspartner und na-
ürlich auch von den Grünen ein, wenn es darum geht, zu
berprüfen, welcher Weg in der Energiepolitik generell
er richtige ist. Wenn man über Klimaschutzziele
pricht, dann muss man die weltweiten Entwicklungen
ur Kenntnis nehmen. Es ist nun einmal so – ich weiß,
ass Sie sich gleich wieder aufregen werden –, dass zu
iner vernünftigen Klimapolitik auch die Kernenergie
ehört.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Die Panikmache, die an der einen oder anderen Stelle
etrieben wird, macht keinen Sinn. Man kann nicht ei-
erseits vor der großen Klimakatastrophe warnen, ohne
leichzeitig zu erklären, wie das Potenzial an Kernener-
ie, das als emissionsfreier Energieträger in Deutschland
orhanden ist, eingespart und ersetzt werden kann.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir doch längst gemacht!)


azu gibt es keine realistischen Vorschläge.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Die liegen alle auf dem Tisch! – Ulrich Kelber [SPD]: Lesen Sie einmal den Bericht der Enquete-Kommission! Das steht alles in diesem Exemplar!)


eshalb muss man über den besseren Weg in der Ener-
iepolitik diskutieren.

Nachdem ich den Minister und die Sozialdemokraten
elobt habe – Herr Kelber, das werde ich gerne wieder
un, zumindest solange die Große Koalition hält –,


(Heiterkeit bei der FDP)







(A) )



(B) )


Philipp Mißfelder
möchte ich nun meinem Wahlkreiskollegen Schwabe,
der sich gerade kritisch über die „Recklinghäuser Zei-
tung“ geäußert hat, erwidern: Der Kommentar, der in un-
serer Lokalzeitung stand, trifft tatsächlich das Bewusst-
sein vieler Menschen. Wir müssen in der Umweltpolitik
darauf achten, dass wir nicht durch viele Einzelvor-
schläge Panikmache betreiben und dadurch die Legiti-
mation, die wir haben, um vernünftige politische Ent-
scheidungen zu treffen, unnötig erschweren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608106200

Nächster Redner ist nun der Kollege Marco Bülow

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1608106300

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Kolleginnen und Kollegen! Eine Schlagzeile nach dem
Erscheinen des IPPC-Berichts lautete: Der Mensch ist
verantwortlich für den Klimawandel. – Das wussten wir
schon vorher. Vor 30 Jahren haben ähnliche Berichte zu-
tage gebracht, dass der Mensch höchstwahrscheinlich
dafür verantwortlich ist. Dass das Wort „höchstwahr-
scheinlich“ verwendet wurde, hat leider nicht dazu ge-
führt, dass hinreichende Maßnahmen ergriffen wurden.
Sonst wären wir heute einen Riesenschritt weiter. Es
wurde zwar ein Anfang gemacht, und es wurden gute
Beschlüsse gefasst. Aber im Prinzip hat sich nur eines
verändert: Der CO2-Ausstoß ist weiter gestiegen.

Heute, 30 Jahre später, müssen alle, auch die großen
Skeptiker, zugeben, dass der Mensch für den Klimawan-
del verantwortlich ist und wir wohl das eine oder andere
werden unternehmen müssen. An der heutigen Debatte
zeigt sich allerdings auch, wie schnell wir immer noch
unterschiedlicher Meinung sind. Es wird darauf hinge-
wiesen, dass wir der Wirtschaft nicht schaden dürfen und
noch einmal genau über die Ziele sprechen müssen, und
es wird die Frage gestellt, ob Deutschland bei diesem
Thema denn wirklich Vorreiter sein muss. Ich finde, in
den letzten 30 Jahren haben wir nicht sehr viel dazuge-
lernt.Denn eines ist doch wohl klar: Wenn wir die erneu-
erbaren Energien ausbauen, wenn wir mehr für die Ener-
gieeffizienz tun, dann schaden wir der Wirtschaft nicht,
sondern wir nutzen ihr: Über 200 000 Menschen haben
im Bereich der erneuerbaren Energien Arbeit gefunden.
Bei mehr Energieeffizienz könnten es noch viel mehr
sein. Das spricht eine deutliche Sprache: Das Land, das
beim Klimaschutz Vorreiter sein wird, wird eine wirt-
schaftliche Macht entfalten, der wegen des Drucks, den
der Klimawandel ausübt, ganz viele Länder nachfolgen
müssen. Deswegen ist es keine Schadensrechnung, son-
dern eine Nutzenrechnung, die wir aufstellen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch diese Erkenntnis ist nicht neu, ich bin nicht der
Erste, der das hier sagt; aber anscheinend muss man es
leider noch einmal wiederholen.

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(C (D Ich finde es gut, dass wir diese Debatte führen, und ch danke der FDP, dass wir heute darüber diskutieren önnen. ber ich finde es schon abenteuerlich, dass die Hauptussage der FDP ist, wir müssten über die Instrumente EEG, KWK usw. – noch einmal nachdenken. Damit efährden Sie eine Menge Arbeitsplätze. Ist Ihnen das igentlich bewusst? Wollen Sie jetzt die erneuerbaren nergien? Herr Kauch hat dafür gesprochen, Frau Kopp at ungefähr das Gegenteil gesagt. ie Differenzen, die Sie in der Union gesehen haben ollen, scheinen bei Ihnen erst recht nicht ausgeräumt u sein. In dieser Frage ist unser Koalitionspartner doch eutlich verlässlicher, glaube ich. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Michael Kauch [FDP]: Stimmt ja nicht!)


Die Hauptbotschaft des Berichtes muss doch lauten:
ir müssen schnell handeln, und die Handlungen müs-

en weitreichend und mutig sein. Dazu müssen wir in
er Diskussion klarstellen, welche Maßnahmen wir
rauchen. Fangen wir mit denen an, bei denen wir uns
inig sind: Es gibt eine breite Mehrheit in diesem Haus,
ass wir Maßnahmen wie die Kraft-Wärme-Kopplung
nd ähnliche brauchen. Da sollten wir den Anfang ma-
hen. Ich denke, dazu wird der Kollege Becker gleich
och etwas sagen.

Zweitens. Wir müssen überlegen, wo wir bei uns an-
angen können, damit wir glaubwürdig sind, damit die

enschen nicht sagen, wir reden nur. Wir müssen also
uch selbst handeln. Wir sollten beispielsweise über die
ienstwagenflotte des Bundestages einmal nachdenken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


der nehmen wir die Flüge, die die Bundestagsabgeord-
eten machen, zum Teil machen müssen. Es gibt ein Pro-
ramm, bei dem man zuzahlen kann, um die Schäden,
ie man anrichtet, zumindest zu neutralisieren.

Drittens. Wir müssen auch dort handeln, wo es Ge-
enwind gibt, wo Lobbygruppen sich stark aufgestellt
aben. Wir müssen auch Dinge beschließen, für die man
ielleicht nicht nur Beifall aus der Bevölkerung be-
ommt.

Viertens. Wir brauchen ein klares Bekenntnis
eutschlands zu seiner Vorreiterrolle; der Bundesminis-

er hat das auf den Konferenzen deutlich gemacht. Wir
rauchen diese technologische Vorreiterrolle aus wirt-
chaftlichen Gründen, aber auch weil wir eine Verant-
ortung haben. Deshalb kann ich die Diskussion an
anchen Stellen nicht nachvollziehen. Im Durchschnitt

erursacht jeder Deutsche heute den Ausstoß von
0 Tonnen CO2 im Jahr. Jetzt kann man nicht sagen: Das
ann man schlecht vergleichen mit Brasilien oder China,
ir sind ja viel industrialisierter. 1950, als die Industrie

ür 61 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich war,
ar das so. Doch mittlerweile hat sich das Verhältnis in






(A) )



(B) )


Marco Bülow
Deutschland umgekehrt: Heute ist der größte Teil der
CO2-Emissionen dem Verkehr und den Verbrauchern ge-
schuldet. Von daher glaube ich, dass wir gut daran tun,
wenn gerade Deutschland seine CO2-Emissionen redu-
ziert. Das heißt nicht, dass sich die anderen europäischen
Staaten nicht auch bemühen müssten – im Gegenteil.
Aber wir müssen als Vorreiter vorangehen, um sagen zu
können: Wenn ihr es nicht tut – wir haben es gemacht.
Wir können andere nur dazu bewegen, zu folgen, wenn
wir selber Vorbild sind, wenn auch wir bereit sind, etwas
zu tun.

Der Klimawandel kommt; aber noch haben wir die
Chance, zumindest einige seiner Folgen abzuwenden.
Wir alle tragen eine Verantwortung dafür; das ist an vie-
len Stellen erwähnt worden. Es müssen mehrere Sachen
zusammenkommen. Natürlich kann Deutschland den
Klimawandel nicht allein abschwächen. Auch in China
muss es ein Umdenken geben. Dort gibt es einige Um-
weltbewegte, die sagen: So kann es nicht weitergehen,
auf diesem Weg darf China nicht bleiben. Diese Leute
müssen sich durchsetzen; sie müssen von uns gestärkt
werden. Auch in den USA muss es ein Umdenken ge-
ben. Auch dafür gibt es gute Anzeichen, gerade im Senat
und bei vielen Abgeordneten aus allen Parteien in den
USA. Wenn die drei Akteure China, die USA und die
Europäische Union – mit den Entscheidungen, die wir
schon getroffen haben; mit Deutschland als Vorreiter –
zusammenkommen, dann haben wir eine echte Chance,
dem Klimawandel zu begegnen, dann sind wir einen
Riesenschritt weiter. Aber dazu brauchen wir Mut, und
diesen Mut müssen wir nicht nur bei Reden, sondern vor
allem bei Entscheidungen unter Beweis stellen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608106400

Nun hat das Wort der Kollege Dirk Becker für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dirk Becker (SPD):
Rede ID: ID1608106500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mir ging es ähnlich wie Frau Dött, als ich zur Kenntnis
nehmen musste, dass diese Aktuelle Stunde anberaumt
war. Die Motivation der FDP war nicht wirklich ein Rät-
sel. Sehr geehrter Herr Kauch, Kollegin Kopp, im End-
effekt sind die Erwartungen, die man an Ihren Beitrag
haben konnte, voll und ganz erfüllt worden: Ein kleiner
Anteil erneuerbarer Energien wird bejaht; ein bisschen
Effizienz wäre schön. In erster Linie darf es aber nicht
mehr kosten. Es darf nicht zulasten der Wirtschaft ge-
hen. Marco Bülow hat es eben bereits angesprochen.

Dabei zeigt sich das Kurzzeitgedächtnis in der Politik.
Wir diskutieren über den IPCC-Bericht; hingegen ist der
Stern-Bericht, der uns klargemacht hat, dass Unterlas-
sungen im Klimaschutz teurer werden als eine en-

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(C (D agierte Politik, die frühzeitig zum Klimaschutz beiträgt, nscheinend längst vergessen. (Michael Kauch [FDP]: Das habe ich am Anfang meiner Rede gesagt!)


on daher war Ihr Beitrag in dieser Aktuellen Stunde,
rau Kopp – so leid es mir tut; ich schätze Sie als meine
ahlkreiskollegin sehr –, deutlich am Thema vorbei.


(Beifall bei der SPD)


Deutlich wird aber auch – das richtet sich an den Ko-
litionspartner –, dass die Diskussion über den Klima-
chutz unterschwellig dafür genutzt wird, eine Renais-
ance der Atomenergie zu beflügeln. Es geht auf einmal
ieder die Mär um, die Technologie der Atomenergie sei
eeignet, unser Klima zu schützen. Wir brauchen aber an
ieser Stelle keinen energiepolitischen Salto rückwärts.
inige sind offensichtlich beratungsresistent, was den
irklichen Nutzen der Atomenergie und den Beitrag der
ernenergie zur klimapolitischen Wende angeht. Daran

ndern auch die großen PR-Aktionen und Werbekampa-
nen nichts, die die Atomlobby derzeit schaltet.

Einer der größten Fehler in der gesamten Diskussion
st, dass immer wieder Energie mit Strom gleichgesetzt
ird. Das ist mitnichten der Fall. Nur 16 Prozent des
eltweiten Energieverbrauchs beziehen sich auf den
tromsektor. Die Möglichkeiten, allein auf dem Strom-
ektor bzw. über Atomkraftwerke zu nennenswerten Kli-
aschutzmaßnahmen zu kommen, stehen in keinem
erhältnis zu anderen wirksamen Maßnahmen.


(Zustimmung bei der SPD)


erschiedene Studien zeigen, dass wir in Deutschland
0 neue Atomkraftwerke errichten müssten, um das Ziel
u erreichen, komplett auf vermeintlich CO2-freie Tech-
ologie zu setzen.

Bei dieser Betrachtung wird ein gewaltiger Fehler be-
angen: Wir richten den Fokus nicht auf den Bereich der
ärme, sondern allein auf die Stromerzeugung. Damit

omme ich zu dem, was Marco Bülow angesprochen
at. Es gibt eine wesentlich bessere Möglichkeit, zu ei-
er klimafreundlichen Nutzung der eingesetzten Energie
u kommen, und zwar durch die Kraft-Wärme-Kopp-
ung. Anders als bei der Atomenergie werden hierbei in
inem Prozess Strom und Wärme erzeugt. Wir können
o bis zu 90 Prozent der eingesetzten Energie in Wärme
nd Strom umwandeln. Wir haben bei anderen klassi-
chen Energieformen wie Kohle oder auch bei der
tomenergie eine Nutzung von 30 bis 35 Prozent. Bei
odernen GuD-Kraftwerken liegt die Auslastung unge-

ähr bei 55 Prozent. Das heißt, im Bereich der Kraft-
ärme-Kopplung ist eine zwei- bis dreifache Steigerung

er Energieeffizienz möglich. Daher ist für uns Sozialde-
okraten die Kraft-Wärme-Kopplung eine der entschei-

enden Punkte in der Diskussion über den Klimaschutz,
erade mit Blick auf den Bereich der Energieeffizienz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte daher auch sehr deutlich an den Koali-
ionsvertrag erinnern. Beide Koalitionsparteien haben






(A) )



(B) )


Dirk Becker
sich im Koalitionsvertrag zur Kraft-Wärme-Kopplung
geäußert. Uns liegt mittlerweile der Bericht des Wirt-
schaftsministeriums und des Umweltministeriums vor.
Wir wissen, dass die bisherigen Klimaschutzziele nicht
erreicht werden können. Von daher bedarf es nun einer
engagierten Ausformulierung und Novellierung des
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes.

Ich möchte an den Koalitionspartner appellieren, nun
auch in diesem Bereich die Vereinbarung umzusetzen.
Für die SPD-Fraktion gestatten Sie mir, darauf hinzu-
weisen, dass wir im März den Entwurf einer Novellie-
rung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes vorlegen
werden. Für uns geht es darum, nicht nur die Moderni-
sierung im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung, sondern
ausdrücklich auch den Neubau von Kraft-Wärme-Kopp-
lungsanlagen zu fördern.

Darüber hinaus bekennen wir uns zu unserem Ziel,
den Anteil der Stromerzeugung durch Kraft-Wärme-
Kopplung bis zum Jahr 2020 auf 25 Prozent zu erhöhen.

Um die Frage zu beantworten: Es gibt klare Hand-
lungsfelder in der Großen Koalition. Wir haben Strate-
gien in den Bereichen der erneuerbaren Energien, des
Energiesparens und der Energieeffizienz. Das sind die
Konsequenzen, die wir Sozialdemokraten aus den Erfor-
dernissen des Klimaschutzes ziehen. Wir werden daher
diese Politik kontinuierlich fortsetzen. Den Atomnostal-
gikern muss ich sehr deutlich sagen: Ihren Weg werden
wir nicht mitgehen; denn dieser Weg ist aus unserer
Sicht ein Weg in die energiepolitische Sackgasse.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Peter Bleser [CDU/CSU])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608106600

Die Aktuelle Stunde ist damit beendet.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 2:

Befragung der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-

binettssitzung mitgeteilt: Fortentwicklung des Gen-
technikrechts.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz, Horst Seehofer.

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen
und Kollegen! Ich würde eigentlich lieber über den – wie
ich gerade erfahren habe – sagenhaften Überschuss der
Krankenkassen im Jahr 2006 infolge der vorletzten Ge-
sundheitsreform reden. Aber ich rede jetzt über den heu-
tigen Kabinettsbeschluss zum Gentechnikrecht.

Das Bundeskabinett hat heute ein umfassendes Eck-
punktepapier zur Novellierung des Gentechnikrechts be-
schlossen. In unserer Koalitionsvereinbarung ist festge-
legt, dass die Anwendung und die Entwicklung der

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(C (D entechnik in Deutschland befördert werden sollen, und war unter dem obersten Gebot des Schutzes von ensch und Umwelt, was das Gentechnikrecht seit vie en Jahren bestimmt. Ich möchte mich bei meinem eineitenden Bericht auf die zwei wesentlichen Säulen des ckpunktepapiers konzentrieren, nämlich zum einen auf as Kapitel Forschung und zum anderen auf die wirtchaftliche Anwendung in dem einzigen Bereich, der urzeit in Deutschland ökonomisch eine Rolle spielt, den enmais. Bei der Forschung wird es eine Reihe von Verbeserungen geben. Das geht von der Einbeziehung der flanzenund Biotechnologie in die Forschungsexzellenzitiative der Bundesregierung über Verfahrenserleichte ungen bei Freisetzungen, also Forschungsvorhaben, in er Bundesrepublik Deutschland bis zu einer thermichen Verwertung von Ernten, die infolge von Forchungsfreisetzungen kontaminiert sind. Ich denke, dass ie Stärkung der Forschung in der Bundesrepublik eutschland aus einem einfachen Grund gerechtfertigt, a sogar notwendig ist: Wir haben es mit einer sehr junen Technologie zu tun, die in den Bereichen Sicherheit nd Entwicklung gerade mit der nächsten Generation der entechnik eine ganze Reihe von Fragen aufwirft. Für in hochentwickeltes Land wie die Bundesrepublik eutschland sollte es eigentlich logisch sein, dass wir ie durch eine junge Technologie aufgeworfenen Fragen urch Forschung in Deutschland beantworten und nicht urch das Aufbauen überzogener Hürden dazu beitragen ürfen, dass die Forschung anderenorts stattfindet, soass uns vielleicht in fünf oder zehn Jahren die gestellten ragen von Chinesen oder Indern beantwortet werden. Wenn ich mit Gentechnikskeptikern diskutiere, bin ch froh, dass prinzipiell eingeräumt wird: Es ist logisch, enn wir offene Fragen durch Forschung in der Bundes epublik Deutschland beantworten. Auch die Forschung rfolgt immer nach dem obersten Prinzip des Schutzes on Mensch und Umwelt. Hier werden keine, auch nicht ie geringsten Risiken für Mensch und Umwelt eingeangen. Anderenfalls darf schon nach dem geltenden entechnikrecht eine Freisetzungsgenehmigung nicht rteilt werden. Ich habe heute im Kabinett gesagt, dass nach meiner uffassung für die Forscher in Deutschland Bedingunen bestehen, die besser als in jedem anderen europäichen Land sind. Wir haben gute Bedingungen für die orschung in der Bundesrepublik Deutschland, insbeondere um Sicherheitsfragen und Entwicklungsfragen u beantworten. Der zweite Komplex betrifft die wirtschaftliche Anendung. Die spielt bei uns in Deutschland im Moment ur bei Genmais eine Rolle. Von der gesamten landwirtchaftlich genutzten Fläche werden im Moment für den nbau von Genmais 0,006 Prozent genutzt. Weltweit ind es einschließlich von Soja und Raps etwa 2 Prozent er landwirtschaftlich genutzten Fläche. Nun ist alles, as mit der ökonomischen Anwendung von Gentechnik usammenhängt, europarechtlich geregelt. Wir haben or allem im Bereich der Haftung und der Koexistenz ationale Regelungsmöglichkeiten. Die wollen wir auch Bundesminister Horst Seehofer ausfüllen, und zwar besser, als das in der Vergangenheit der Fall war. Koexistenz heißt nach Auffassung der Bundesregierung, dass es im Regelfall bei der wirtschaftlichen Anwendung nicht zu Auskreuzungen kommen soll und dass alle Bedingungen für den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen so gestaltet sein sollen, dass im Regelfall Nachbarn nicht beeinträchtigt werden, sondern nur im Ausnahmefall. Wenn man von dieser Grundphilosophie der Koexistenz ausgeht, spielt natürlich der Abstand zu benachbarten Feldern eine beachtliche Rolle. Der Vorschlag von 150 Metern Abstand zwischen einem gentechnischen Anbau und einem konventionellen oder einem ökologischen Anbau, den ich dem Kabinett gemacht habe, ist vom Kabinett gebilligt worden. Das Eckpunktepapier sieht allerdings auch ausdrücklich vor, dass gerade Dinge wie der Abstand permanent wissenschaftlich begleitet und untersucht werden müssen. Als ich mein Amt begann, wurde mir beim Genmais ein Abstand von 20 Metern nahegelegt, und das wurde auch in weiten Teilen der Bundesrepublik Deutschland praktiziert. Also für alle diejenigen, die gelegentlich sagen, die Bundesregierung gehe leichtfertig vor: 150 Meter sind bekanntlich das 7,5-fache von 20 Metern. Hier ist ein ganzes Stück mehr an Sicherheit und Vorsicht eingekehrt. Es bleibt im Kern bei der bestehenden Haftungsregelung. Sie wird nicht verändert. Ich hatte persönlich im Vorfeld dieses Kabinettsbeschlusses Kontakte mit der betroffenen Wirtschaft, auch mit der Versicherungsbranche. Versicherungsmäßig ist das im Moment nicht zu kalkulieren und deshalb auch nicht zu versichern. (Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Warum wohl?)





(A) )


(B) )


Ich war sehr froh, dass die deutsche Wirtschaft erklärt
hat, sie sei bereit, anstelle eines gesetzlichen Haftungs-
fonds in Individualverträge mit den Anbauern einzutre-
ten, um mögliche wirtschaftliche Schäden aufzufangen.
Wichtig ist mir, dass es bei der wirtschaftlichen Anwen-
dung von Gentechnik nicht zu einer Haftung aus Steuer-
geldern und damit aus dem Bundeshaushalt kommt.

Ich glaube, dass es mit diesem Punkt und einer gan-
zen Reihe weiterer Punkte, die in diesem hochkomple-
xen Gebilde eine Rolle spielen, gelungen ist, eine sehr
verantwortliche und sensible Interessensabwägung
durchzuführen. Vor allem ist es uns mit diesem Eck-
punktepapier gelungen, diesen Interessenausgleich, den
die Bevölkerung von uns erwartet, zu wahren, nämlich
dass wir einerseits vorsichtig und zurückhaltend mit dem
Thema umgehen, andererseits aber auch die Chancen für
die Bundesrepublik Deutschland, die sich mit einer
neuen Technologie ergeben, nicht verspielen.

Nun wird die Umsetzung in Gesetze und Verordnun-
gen erfolgen. Die Koexistenzregeln werden in erster Li-
nie in Form einer Rechtsverordnung umzusetzen sein,
manche Regeln, zum Beispiel das vereinfachte Verfah-
ren bei der Freisetzung, in Form von Gesetzen.

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(C (D Dann besteht auf europäischer Ebene noch eine dritte äule, zum Beispiel die generelle Kennzeichnung von entechnisch veränderten Produkten oder die Frage des chwellenwertes für Pflanzensorten. Das ergibt nur auf uropäischer Ebene Sinn. Es ergibt keinen Sinn, für eutschland einen Schwellenwert für Pflanzensorten estzulegen, um dann zu erleben, dass aus Frankreich ede Pflanze jenseits des in Deutschland festgelegten chwellenwertes nach Deutschland importiert werden ann. Das wäre eine Diskriminierung der inländischen irtschaft. Deshalb müssen wir gewisse Dinge auf euro äischer Ebene vorantreiben: die Kennzeichnung, die chwellenwerte für die Sorten. Wir haben in der Koalition auch vereinbart – das habe ch heute ebenfalls im Kabinett gesagt –, dass wir chwierigste Fragen wie Testkosten oder die Haftung, ie sich oft aus den Verträgen ergibt – jenseits der geetzlichen Grundlagen verpflichten sich Erzeuger gegenber dem Handel durch Verträge, ganz andere Regeln zu efolgen –, in den nächsten Monaten in hochkarätigen ymposien bearbeiten werden. Dabei handelt es sich ämlich um ganz schwierige Fragen des Nachbarschaftsechts. Jede Veränderung des Nachbarschaftsrechts hat atürlich nicht nur im Bereich der Gentechnik Bedeuung, sondern auch in allen anderen Fragen des Zivilechts. Das ist die Grundregel, die heute beschlossen worden st. Wir werden jetzt zügig darangehen, diese Eckpunkte o umzusetzen, dass sich in absehbarer Zeit auch das arlament damit beschäftigen kann. Vielen Dank, Herr Minister. Wir kommen zunächst zu den Fragen zu diesem Theenbereich. Ich darf schon jetzt darauf hinweisen, dass ir eine Fülle von Wortmeldungen vorliegt. Es wäre im nteresse aller, wenn sich alle Beteiligten möglichst stark onzentrierten. Als Erster hat der Kollege Bleser das Wort. Herr Minister, zunächst einmal möchte ich Ihnen ein ompliment dafür machen, dass es innerhalb der Bunesregierung gelungen ist, die Ressortabstimmung über in Eckpunktepapier zustande zu bringen. Das war nicht o einfach. Bei jeder neuen Technologie – diese neue Technoloie möchte ich als Zukunftstechnologie bezeichnen – ibt es Ängste und Befürchtungen. Können Sie präzisieen, wie es die Bundesregierung und dieses Parlament ewerkstelligen können, dass die Wahlfreiheit des Verrauchers, aber auch die Koexistenz aufseiten der Landirte sichergestellt ist, damit jeder weiß, dass er nicht ezwungen ist, diese Technologie beim Anbau zu verenden? Ich bitte Sie, zu präzisieren, in welchem Zeit ahmen wir Parlamentarier in zielführende gesetzgeberiche Beratungen einsteigen können. Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Die Souveränität des Verbrauchers lässt sich am ehesten durch Kennzeichnung gewährleisten. Sie haben zu Recht gesagt: Der Verbraucher soll souverän entscheiden. Wenn das so sein soll, dann muss er wissen, was er kauft. Das ist mit Kennzeichnung gemeint. Deshalb werden wir auf europäischer Ebene auf eine Verbesserung der Kennzeichnung hinarbeiten. Ich persönlich kann mir durchaus vorstellen, dass wir auch national eine Regel für diejenigen entwickeln, die ihre Produkte als gentechnikfrei bezeichnen wollen; auch das müssen wir im parlamentarischen Verfahren vertiefen. Die Souveränität, also die Wahlfreiheit der Produzenten lässt sich am ehesten durch saubere Regeln der Koexistenz und der guten fachlichen Praxis gewährleisten. Meine Grundüberzeugung ist: Die Regeln sollten so aussehen, dass das Nebeneinander im Regelfall ohne Beeinträchtigung des Nachbarn stattfindet. Ich vergleiche das immer mit dem Straßenverkehr: Der Bürger stellt an uns, den Gesetzgeber, mit Recht den Anspruch, die Regeln so zu gestalten, dass man im Normalfall davon ausgehen darf, unfallfrei wieder nach Hause zu kommen. Wenn der Regelfall bei der Nutzung der Gentechnik die Auskreuzung, die Kontamination wäre, dann wäre die Koexistenzregel nicht in Ordnung. Deshalb muss die Kontamination der Ausnahmefall sein. Das hängt mit Abständen, mit Regeln der guten fachlichen Praxis zusammen. Wenn wir diese Regeln überzeugend formulieren, und zwar nicht aufgrund von Ideologie, sondern aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen, dann wird das auf allen Seiten auch ein Stück Vertrauen in die Praxis schaffen. Was den Zeitrahmen, nach dem Sie gefragt haben, angeht: Der Wunsch des ganzen Kabinetts, insbesondere der Kanzlerin, ist gewesen, dass wir diesen Schwung im Zusammenhang mit den Eckpunkten für eine zügige Umsetzung nutzen. Natürlich werden wir bei der Ausarbeitung der Gesetzentwürfe eine Rückkopplung mit den Koalitionsfraktionen vornehmen, damit möglichst vieles von dem, was die Abgeordneten schon heute bewegt, bereits im Entwurf ausreichend berücksichtigt werden kann. Wir wollen dabei sehr zügig vorgehen. Nächste Fragestellerin ist die Kollegin Tackmann. Herr Minister, ich habe natürlich eine ganze Menge Fragen, aber ich muss mich ja konzentrieren. Also fange ich gleich mit der ersten Frage an. Sie führen zu der Festlegung der Mindestabstände einige Prämissen aus, die Sie dabei berücksichtigen wollen. Eine lautet: „Er muss aus den neuesten und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, insbesondere der Ressortforschung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, abgeleitet werden.“ Unter dem nächsten Spiegelstrich heißt es: „Er muss so bemessen sein, dass der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland nicht faktisch unmöglich gemacht wird.“ a r P s D s w s g L i G n h – s w w f h S s h c B F d k u c 1 g a s c 1 d n s s r – w t T t (C (D Was machen Sie denn, wenn Ihre Bundesforschungsnstalt sagt, dass der Abstand von 150 Metern nicht auseicht und der Anbau dann doch unmöglich ist? Welche rämisse setzen Sie da? Ich habe eine zweite Frage – wenn sie mir noch getattet ist – zum Kennzeichnungsschwellenwert 0,9. azu sagen Sie: „Es darf keine von der Saatgutwirt chaft in der Praxis nicht erfüllbare Anforderung gestellt erden.“ Ich frage Sie: Stehen nun der Verbraucher chutz und der Schutz der Nichtanwender im Vorderrund oder die Interessen der Saatgutwirtschaft? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Es steht das Interesse des Menschen und der Umwelt m Vordergrund. Das ist seit Anfang der 90er-Jahre die rundregel in der Gentechnik. Alles andere wäre bei eier neuen Technologie auch nicht zu verantworten. Was die Abstände betrifft, ist der Satz, den Sie zitiert aben, so zu verstehen: Man kann jetzt nicht hergehen das haben manche europäische Staaten versucht – und agen, jenseits jeder wissenschaftlichen Erkenntnis ähle ich einen Abstand zwischen den Feldern, der geährleistet, dass in meinem Land Gentechnik nicht statt indet. Das ist auch europarechtlich nicht zulässig. Dazu at der Europäische Gerichtshof Entscheidungen gefällt; tichwort Österreich. Sie müssen bei der Regelung des Abstands wissenchaftlich vorgehen. Einige nachgeordnete Bundesbeörden in meinem Bereich haben solche wissenschaftlihen Versuche gemacht. Sie kennen diese Versuche. eim Mais – nur darüber reden wir jetzt; bei anderen ruchtarten schaut es wieder ganz anders aus, insbesonere beim Raps, der ja mit jeder Wildpflanze kreuzt – ann man die Faustregel aufstellen: Bei einem Abstand nter 50 Metern kommt es zu einer durchaus beachtlihen Auskreuzung, dann nimmt sie rapide ab, und ab 00 Meter Abstand können Sie sie völlig vernachlässien. Meine persönliche Entscheidung lautete deshalb: Wir ddieren aus den genannten Gründen – die Auskreuzung oll die absolute Ausnahme sein – zu den 100 Metern siherheitshalber die Hälfte dazu und kommen dann auf 50 Meter. Einfach ins Blaue hinein zu sagen, wir forern Abstände von 300 oder 500 oder 800 Metern, ist icht sachgerecht. Vor allen Dingen dürfen wir nicht Abtände von 5 Kilometern festlegen, weil ein solcher Abtand faktisch die Verhinderung bedeutet, und das ist euoparechtlich nicht möglich. Ich komme zu Ihrer zweiten Frage. (Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Die Interessen der Saatgutwirtschaft!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608106700
Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1608106800




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608106900
Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608107000

Es läuft nicht so, wie uns immer unterstellt wird, dass
ir als Regierung warten, bis uns jemand sagt, was wir

un dürfen, und es dann tun.

Wir wollen in Deutschland eine relativ junge
echnologie, wenn man sie in großem Maßstab betrach-

et, dort nutzen, wo sie Chancen bietet, insbesondere in






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
der Forschung, aber wir wollen dort, wo wir Risiken se-
hen, die Risiken ausschalten. Das ist das Motiv. Wir be-
dienen uns des Sachverstands von Wissenschaftlern, der
Wirtschaft und von Kritikern – ich habe mit allen Kriti-
kern mehrfach gesprochen –, und dann ist es politische
Verantwortung, einen Interessenausgleich herbeizufüh-
ren. Wir lassen uns nicht von irgendjemand bevormun-
den.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608107100

Nun erteile ich der Kollegin Cornelia Behm das Wort.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608107200

Herr Minister, vielen Dank für den Bericht.

Sie wären vor der Zulassung neuer gentechnisch ver-
änderter Sorten vielleicht gut beraten gewesen, die gute
fachliche Praxis, von der so viel die Rede ist, zu regeln.
Eine Anhörung zu diesem Thema hat traurige Ergeb-
nisse ausgewiesen. Es bestehen große Unsicherheiten.
Sie sprechen jetzt von 150 Metern Abstand. Ich frage
mich natürlich ganz besorgt, wie Sie bei einem Abstand
von 150 Metern zum Feld mit gentechnisch veränderten
Pflanzen – welche auch immer das dann sein mögen –
die Interessen der Imker berücksichtigen wollen und
werden; denn Bienen haben bekanntermaßen einen sehr
weiten Aktionsradius.

Ebenso besorgt stimmt mich die Frage: Wie regeln
Sie denn die Koexistenz der Stoffströme bei der guten
fachlichen Praxis? Dazu habe ich überhaupt noch kein
Wort gehört. Es ist ein essenzielles Anrecht der Verbrau-
cherinnen und Verbraucher, dass Folgendes hundertpro-
zentig sichergestellt ist: Wenn auf dem Weg vom Acker
zum Nutzungsort Bestandteile gentechnisch veränderter
Produktion in die Nahrungs- oder Futtermittel kommen,
geht das nicht ohne Kennzeichnung. Uns ist bei der An-
hörung aufgezeigt worden, wie viele Möglichkeiten der
Vermischung es gibt. Darauf hätte ich gerne eine Ant-
wort.

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Zum Ersten. Auch wenn es immer wieder behauptet
wird, wird es nicht richtig: Ich habe noch keine einzige
gentechnisch veränderte Pflanze zugelassen. Das war al-
les vor meiner Zeit. Daran waren Sie nicht unbeteiligt.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das war Frau Künast!)


Das Einzige, was ich nach dem Regierungsantritt zu ver-
antworten habe: Eine gentechnisch zugelassene Pflanze
wurde ins Sortenregister der Bundesrepublik Deutsch-
land eingetragen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist es! Das ist die faktische Seite!)


Das hat aber mit einer gentechnischen Genehmigung
nichts zu tun, null Komma null zu tun. Meine Vorgänge-
rin, der Sie nicht ganz fernstehen, war an der gentechni-
schen Zulassung von Pflanzen entschieden mehr betei-
ligt als ich.

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(C (D Ich darf noch einmal darauf hinweisen, dass die Bunesregierung Österreich und Ungarn auf der europäichen Ebene jüngst unterstützt hat, als die Kommission egen der Nichtanwendung von MON 810 gegen die eiden Länder vorgehen wollte. Dadurch haben wir die rforderlichen Mehrheiten erreicht. Das Zweite, zu den Stoffströmen. Ich sage ja: Das önnen wir nur auf europäischer Ebene erreichen. Ich abe vor einiger Zeit eine interessante Fernsehdiskusion geführt. Die wunderschöne Frage der Moderatorin n einen Babynahrungshersteller, ob er garantieren önne, dass in seinem Produkt keinerlei gentechnisch eränderte Organismen – also auch Enzyme oder Vitainstoffe oder Ähnliches – enthalten seien, ist mit einer emerkenswerten Ungenauigkeit beantwortet worden. enau das ist das Ergebnis einer umfassenden Kenn eichnung. Wir haben in sehr vielen Bereichen gentechnisch vernderte Organismen. Aber auch das ist nicht in der Zeit nter Horst Seehofer entstanden. Sie waren sieben Jahre n der Regierung beteiligt. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird aber auf dem Acker noch nicht gekennzeichnet!)


ie einzige Antwort auf diese Frage der Ströme ist die
ennzeichnung.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608107300

Nächster Fragesteller ist der Kollege Dr. Anton

ofreiter.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Vielen Dank, Herr Minister, für den Bericht.

Vorweg ein ganz kurzer Punkt und dann eine Frage
um Raps. Sie haben vorhin recht damit gehabt, dass
aps ein ganz großes Problem ist. Aber ich kann Sie

rösten: Raps kreuzt nicht mit jeder Wildpflanze aus, wie
ie gemeint haben; Raps kreuzt nur mit einem Teil der
ildpflanzen aus dem Bereich der Kreuzblütler aus.

Meine Frage dazu ist: Wie wollen Sie das beim Raps
icherstellen? Machen Sie ein Gentechnikgesetz nur für
ais, oder machen Sie ein Gentechnikgesetz, das gene-

ell gilt? Wir alle wissen: Raps hat nahe Verwandte in
er einheimischen Flora. Die kreuzen aus. Abstandsre-
elungen sind damit nicht möglich usw. Deshalb meine
rage: Ist Ihr Gentechnikgesetz für Mais, oder ist es ein
enerelles Gentechnikgesetz?

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz:

Wenn wir Bayern „jeder“ sagen, ist auch „viele“ ge-
eint. Also, wir haben beide recht.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Trotzdem bleibt das Problem. Ich halte das Problem
eim Raps nicht für lösbar, wenn es um die Koexistenz
eht. Ob Sie mit „viele“ recht haben oder ich mit „jeder“






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
recht habe, es ist nicht lösbar, wenn es um die Koexis-
tenz geht – jedenfalls so, wie ich Koexistenz definiere.

Das Gentechnikgesetz ist ein Gesetz, das generell gilt.
Die guten Regeln der fachlichen Praxis, die in einer
Rechtsverordnung festgelegt werden sollen, müssen wir
auf einzelne Pflanzensorten abstellen. Was wir jetzt re-
geln, bezieht sich auf den Mais.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608107400

Nun hat das Wort die Kollegin Ursula Heinen.


Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1608107500

Herr Minister, auch von mir herzlichen Dank für die

Darstellung, insbesondere für den wichtigen Teil Präzi-
sierung der Haftungsregelungen.

Nachdem es nicht dazu gekommen ist, dass ein Haf-
tungsfonds oder Ausgleichsfonds etc. gebildet wird,
würde mich in dem Zusammenhang interessieren, wie
jetzt die Selbstverpflichtung der Wirtschaftsverbände
aussehen wird. Es geht ja darum, Landwirte, die die gute
fachliche Praxis einhalten, besonders zu schützen, wenn
es doch zu Verunreinigungen etc. gekommen ist.

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Ich gebe das Ergebnis unserer fast einjährigen Unter-
suchung und all der Gespräche, die stattgefunden haben,
wieder: Eine Versicherung ist aus versicherungsmathe-
matischen Gründen momentan nicht möglich. Ich habe
selbst mehrfach mit den Versicherungschefs gesprochen:
Es gebe noch viele Unwägbarkeiten, die eine Versiche-
rungslösung unmöglich machen.

Zum Haftungsfonds möchte ich sagen: Stellen Sie
sich vor, die Regierung hätte heute ein Gesetz beschlos-
sen, das eine neue Abgabe in der Bundesrepublik
Deutschland vorsieht und regelt, wer sie bezahlt, welche
Höhe sie hat, wo sie hinterlegt wird, für welche Schäden
man damit aufkommt, was geschieht, wenn nicht bezahlt
wird. Sie kennen die Situation im wirtschaftlichen Be-
reich: Dort sind sehr viele Kleine, aber auch sehr starke
Große unterwegs. Deshalb ist es objektiv betrachtet
nicht möglich, einen Haftungsfonds einzurichten. Die
Wirtschaft hat uns übermittelt, dass ein gesetzlicher Haf-
tungsfonds keine adäquate Lösung sei. Sie hat in der Sa-
che recht.

Wir waren sehr erfreut, dass die Wirtschaft und an-
dere, zum Beispiel der Bauernverband, sagen: Die Haf-
tung soll nicht dem einzelnen Bauern überlassen sein.
Die Wirtschaft insgesamt, beispielsweise die Sortenher-
steller, wird – sie hat einer entsprechenden Selbstver-
pflichtung zugestimmt – für den Schaden des einzelnen
Anbauers haften. Die Selbstverpflichtung ist in meiner
Anwesenheit abgegeben und auch schriftlich festgehal-
ten worden. Sie muss jetzt spezifiziert werden. Die Wirt-
schaft hat den Anspruch, dass die Regierung sagt, wie
sie sich das insgesamt vorstellt.

Der nächste Schritt, bei dem die Selbstverpflichtung
konkretisiert wird, steht jetzt bevor. Das könnte zum
Beispiel so aussehen: Man könnte schlicht und einfach

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(C (D ie Differenz zwischen dem theoretisch erzielbaren Preis iner Ökoware und dem Marktpreis der kontaminierten are ausgleichen. Man könnte – in anderen europäi chen Ländern wird so verfahren – die kontaminierte rnte herauskaufen und thermisch verwerten; mit dem ckpunktpapier wollen wir das ermöglichen. Ich bin froh, dass die Wirtschaft selbst hier in ihre erantwortung eintritt. Es ist der Teil der Wirtschaft das darf man nicht vergessen –, der die Gentechnik konomisch stärker nutzen will. Ich kann es nur ausrücklich begrüßen, dass dieser Teil der Wirtschaft sagt: ir stehen zu unserer Verantwortung und gehen die elbstverpflichtung ein, weil uns das lieber ist als ein geetzlich vorgeschriebener Haftungsfonds. Nun hat das Wort der Kollege Johannes Röring. Herr Minister Seehofer, vielen Dank für den Bericht. – islang wurde bei dieser neuen Technologie immer nur on den Vorteilen berichtet, die die Agrarwirtschaft seler hat. Sehen Sie in dieser neuen Technologie auch eue Möglichkeiten für andere Bereiche? Könnte man um Beispiel in den Bereichen Umwelt und Energieeffiienz davon profitieren? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Ich denke, dass es vor allem in der nächsten Generaion dieser Technologie mehr nützliche Anwendungs öglichkeiten geben wird als heute im Lebensmittelbeeich. Im Lebensmittelbereich sieht es beim Genmais im oment so aus, dass der Mehraufwand für eine gentechisch veränderte Sorte in etwa dem entspricht, was man n Minderaufwand für Pflanzenschutzmittel und Ähnlihes hat. In der nächsten Generation – da habe ich mich uch jenseits unserer Grenzen ein bisschen umgehört nd umgesehen – wird es viele zusätzliche Anwenungsmöglichkeiten geben: bei der Reduzierung des asserverbrauchs beim Anbau einer Stärkekartoffel, eim Anbau von Wirkstoffen für Medikamente. Auch wird uns in der nächsten Zeit das Problem sehr eschäftigen, das Wachstum von Pflanzen unter besoneren klimatischen Bedingungen, bei besonderer Feuchigkeit oder Trockenheit, zu ermöglichen. Ich habe mir as in Israel angesehen: Dort bezieht man 40 Prozent der andwirtschaftlichen Produktion aus der Wüste, wo man um Beispiel durch intelligente Bewässerung unter exremen klimatischen Bedingungen ernten kann. Ebenso ibt es im Hinblick auf die Überwindung des Hungers in estimmten Regionen unseres Planeten interessante Anätze. Ich glaube, es wäre unverantwortlich, wenn ein hochntwickeltes Land wie die Bundesrepublik Deutschland twa im Hinblick auf solche Entwicklungsforschungen olitisch zu dem Ergebnis käme: Wir beteiligen uns icht am Erkenntnisgewinn in diesem Bereich. – Aus iesem Erkenntnisgewinn wird nämlich eines Tages Bundesminister Horst Seehofer auch ein Nutzungsgewinn entstehen. Ich sehe gerade in der nächsten Generation gewaltige Chancen dafür. Das Wort erteile ich nun der Kollegin Christel Happach-Kasan. Herr Minister, vielen Dank für den Vortrag, den Sie hier gehalten haben. Es gilt ja das Wort: Allzu viel Weihrauch schwächt den Heiligen. Ich möchte Sie diesem Effekt nicht aussetzen; das wäre sicherlich auch für Sie nicht so gut. Nun zu meiner Frage. Aus dem Koalitionsvertrag geht sehr eindeutig hervor, was in diesem Bereich die Marschrichtung der Koalition ist: verstärkte Forschung und verstärkter Anbau. Von fachlicher Seite her ist unbestritten, dass die infrage stehenden neuen Sorten unbedenklich für Umwelt und Gesundheit sind. Der Senat der Forschungsanstalten hat das auch sehr eindrucksvoll im Forschungsreport I/2006 belegt. Vor diesem Hintergrund würde ich gerne von Ihnen wissen, Herr Minister, warum Sie in der Weise, wie Sie es getan haben, im vergangenen Jahr die Diskussion über gentechnisch veränderte Pflanzen intoniert haben. Nach meiner Einschätzung haben Sie damals eher in die Richtung derjenigen geblinkt, die der Gentechnik skeptisch gegenüberstehen. Mit dem nun vorliegenden Eckpunktepapier, von dem, wie ich hoffe, viele Punkte umgesetzt werden, fahren Sie aber nun in eine andere Richtung. Was haben Sie damit bezweckt, dass Sie eine entsprechende Diskussion, die ja für viel Aufregung in der Bundesrepublik Deutschland gesorgt hat, mit Ihrer damaligen Zielrichtung angestoßen haben? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Erstens bedanke ich mich für Ihre fürsorgliche Eingangsbemerkung. Zweitens blinke ich nicht links und fahre dann rechts bzw. umgekehrt. Ich habe meine Position seit den Sommermonaten des letzten Jahres. Hier hat es nur in einem Punkt eine Veränderung gegeben, was aber nicht auf mich zurückgeht, sondern auf wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt. Es ging um die Frage des vorgegebenen Sicherheitsabstandes von 20 Metern. Ich habe mir die Studien über den Anbau von Mais genau angeschaut und dabei festgestellt, dass nur unter ganz bestimmten Studienbedingungen die Aussagen zutreffen. Darüber haben wir auch in unserer Fraktion in einer fraktionsoffenen Sitzung gesprochen. Vielfach wurde nämlich neben der abstrakten Aussage, dass 20 Meter Abstand bestehen muss, die weitere Bedingung, dass das angrenzende Feld eine bestimmte Mindestbreite haben muss, damit der Schwellenwert von 0,9 unterschritten wird, verschwiegen. Das Ergebnis einer Studie schaut natürlich schon völlig anders aus, wenn die weitere Bedingung, dass das angrenzende Feld wenigstens 90 Meter breit sein muss, nicht mitgeteilt wird. s m D e s b r d l r ö n g i 9 z i g e f J d g a k ü c b b i t v r i W B h ü v g s d d n s s s b e m (C (D Vor diesem Hintergrund habe ich mich persönlich ehr um eine ideologiefreie Antwort auf die Frage beüht, welche Aussagen wissenschaftlich belegt sind. as ist der Wandel, der bei mir stattgefunden hat. Wenn inem, sobald man einen Erkenntnisgewinn auf wissenchaftlicher Grundlage in die eigene Positionierung einringt, vorgehalten wird, man würde links blinken und echts fahren, dann wird Politik schwierig. Ich vertrete iese Position jedenfalls seit den Sommermonaten des etzten Jahres. Ich habe da auch nichts intoniert. Wir werden hieüber in den nächsten Monaten noch eine sehr muntere ffentliche Debatte führen müssen, weil es diesbezüglich och ein großes Informationsdefizit in der Öffentlichkeit ibt. Da können viele Ängste bedient werden. Das kenne ch schon. Ich war ja als Gesundheitsminister in den 0er-Jahren schon einmal für die gesamte Gentechnik uständig. Ich orientiere mich an den Erfahrungen, die ch damals im Medizinbereich gesammelt habe. Da beann die Diskussion genauso wie jetzt hier ziemlich motional mit Begriffen wie „Eingriff in die Schöpung“, „unchristlich“ usw. Wir haben dann drei oder vier ahre über die ethischen Grundregeln für die Nutzung er Roten Gentechnik in der Medizin diskutiert und den esellschaftlichen Konsens hergestellt: Gentherapie ja, ber kein Eingriff in die menschliche Keimbahn und eine Schaffung eines künstlichen Menschen. Einen gesellschaftlichen Konsens in dem Bereich, ber den wir jetzt reden, herzustellen, ist noch ein Stückhen schwieriger, da die Nützlichkeit der Genforschung ei Lebensmitteln, Futtermitteln und Pflanzen für die reite Öffentlichkeit nicht so leicht einsehbar ist wie die n der Medizin. Dieser Mühsal müssen wir uns aber unerziehen. Ich möchte nämlich unter allen Umständen ermeiden, dass in der Bundesrepublik Deutschland daauf verzichtet wird, den Erkenntnisgewinn, der gerade n der nächsten Generation stattfinden wird, zu erzielen. An die Adresse der FDP möchte ich noch sagen: eite Teile der Ernährungswirtschaft – ich denke an die auern und den Handel –, die mit diesen Dingen zu tun aben, stehen all dem eigentlich sehr ablehnend gegenber. Ich beziehe mich hierbei gar nicht auf die Haltung on Kirchen und gesellschaftlichen Gruppen, sondern ehe von der Wirtschaft aus. Ich habe darüber zum Beipiel in Brüssel mit dem Präsidenten des Bundesverbanes des Deutschen Großund Außenhandels diskutiert, er nicht im Verdacht steht, zukünftigen Entwicklungen icht offen gegenüberzustehen. Er hat mit sehr drastichen Worten dargestellt, warum die deutsche Wirtschaft olche Dinge nicht ins Regal stellt. Auch das müssen wir ehen, wenn wir darüber diskutieren. Nun hat die Kollegin Mechthild Rawert das Wort. Herr Minister, ich begrüße außerordentlich, dass Sie ekräftigt haben, dass der Schutz von Mensch und Tier ine ganz wesentliche Intention ist. Ich möchte im Rahen der Diskussion um die Ethik, wie sie vorhin er Mechthild Rawert wähnt worden ist, eine Frage in dem Kontext von Transparenz und Partizipation stellen. In den Eckpunkten heißt es unter der Überschrift „Die Betroffenen informieren – Transparenz sichern“, dass im öffentlichen Teil des Standortregisters nur die Gemarkung angegeben werden soll und eine Auskunft zu dieser Gemarkung nur demjenigen erteilt werden soll, der ein Interesse darlegt und bei dem zu vermuten ist, dass keine Zerstörungsabsicht vorliegt, die Auskunft also nur unter eingeschränkten Bedingungen erfolgen soll. Meine Frage ist: Wer prüft das anhand welcher Kriterien, und – da wir uns alle dem Bürokratieabbau verschrieben haben – wird dadurch nicht noch ein zusätzliches bürokratisches Monster geschaffen? Eine zweite Frage ist: Aus welchen Gründen soll das öffentliche Standortregister mit der flurstücksgenauen Angabe der Freisetzungsflächen eingeschränkt werden, wie es auch auf den Internetseiten nachzulesen ist, zumal es ja eigentlich keinen Zusammenhang zwischen der Feldzerstörung und diesem transparenten Standortregister gibt? Da beziehe ich mich auf die Aussage von Staatssekretär Paziorek am 3. November 2006, dass im Jahr 2005 kein Anstieg der Anzahl von Feldzerstörungen von Freisetzungsversuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen festgestellt werden konnte. Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Man kann in der Tat aus guten Gründen zwei Denkschulen vertreten: die flurnummergenaue Transparenz und das Gegenteil. Ich bin der Meinung, in einer Zeit, wo Menschen in nicht unerheblichem Umfang Eigentum nicht mehr geachtet und Felder zertrampelt haben, darf es einem Staat erlaubt sein, Informationen zu rechtswidrigem Handeln gewissermaßen nicht auf dem Silbertablett zu präsentieren. Das ist meine persönliche Überzeugung. Deshalb neige ich mehr zu der zweiten Denkschule; man sollte also den Gegnern von Freisetzungsversuchen, denen, die Eigentum verletzen und Schaden anrichten, die entsprechenden Informationen nicht gewissermaßen frei Haus liefern. Trotzdem ist in diesem Bereich eine Transparenz vorhanden, mit der wir im internationalen Maßstab sehr gut dastehen: Wer gentechnisch veränderte Organismen anbaut, muss mit seinen Nachbarn Kontakt aufnehmen und sie informieren; im Standortregister erfolgt eine Benennung der Gemarkung; für jeden, der ein berechtigtes Interesse hat – das ist übrigens im öffentlichen Recht, im Grundbuchrecht und anderswo, selbstverständlich –, besteht ein Auskunftsrecht. Ich finde, diese drei Punkte schaffen eine saubere Transparenz. Ich habe einen inneren Widerstand gegenüber der anderen Denkschule; das muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen. Aufgabe eines Rechtsstaats ist es auch, Rechtsgüter zu schützen und nicht gewissermaßen die Handlungsanleitung zur Zerstörung mitzuliefern. H E c d g s h t d k m b r F d t w w s s N g W s g a L H o M S e s d G n s k d k f s k F g e (C (D Nun kommen wir zur Frage der Kollegin Ulrike öfken. Herr Minister Seehofer, wenn es um den Schutz von igentum und Wahlfreiheit geht, dann müssen doch siher in erster Linie die gentechnikfreie Produktion und er Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher nach entechnikfreien Produkten gemeint sein. Da müssen ich diejenigen, die Sie als verlässlichen Partner gesehen aben, in der letzten Zeit sogar die Biobauern, doch berogen fühlen, und zwar in erster Linie von der Industrie, ie hier unter dem Deckmantel der Forschung daherommt. Wenn Sie zum Beispiel, wie Sie es gerade noch einal getan haben, sagen, die Anwendung der Gentechnik ei Raps sei für Sie in Deutschland nicht vorstellbar, waum haben Sie dann gentechnisch veränderten Raps auf orschungsfeldern zugelassen? Warum erlauben Sie ann die Möglichkeit der Auskreuzung, der Kontaminaion von Nachbarfeldern durch Forschungsfelder, auch enn das Anbauprodukt nicht zum Essen verwendet erden soll? Warum wird die Haftung im Falle von For chung im Hinblick auf Beeinträchtigungen von Grundtücken neu definiert? Warum soll es keine modernen achweisverfahren geben? Die Intention ist wohl, keine enauen Angaben zur Belastung machen zu müssen. arum soll geprüft werden, inwieweit der Bund für For chungsvorhaben die Haftung im Falle von Auskreuzunen auf den entsprechenden Flächen übernehmen kann? Bedeutet das nicht alles in allem, dass die Forschung us ihrer Verantwortung entlassen wird? Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz: Wir sehen das nicht so. Wir wollen bürokratische emmnisse, die die Forschung behindern, beseitigen, hne – ich sage es noch einmal – die Umwelt und den enschen im Geringsten zu gefährden. Wenn eine Freisetzungsgenehmigung für einen tandort A erteilt worden ist, dann wollen Sie doch nicht rnsthaft fordern, dass für die Standorte B, C und D diees Verfahren noch einmal durchgeführt werden soll. Mit em vereinfachten Verfahren sorgen wir dafür, dass eine rundentscheidung für die Standorte B, C und D nicht och einmal getroffen werden muss. Wenn für die Sicherheitsstufe 1 – per Definition beteht bei dieser Sicherheitsstufe für Mensch und Umwelt eine Gefahr – anstelle der Genehmigung eine Anmelung erfolgt, wird man doch nicht im Ernst behaupten önnen, dass dies eine Verschlechterung der Situation ür Umwelt und Mensch ist. Hinzu kommt, dass man olche bürokratischen Hürden niemandem erklären ann. Wir ändern die Genehmigungsbedingungen einer reisetzung für die Forschung in keiner Weise. Die Reelungen, die seit über zehn Jahren im Gentechnikrecht nthalten sind und die durch europäische Richtlinien Bundesminister Horst Seehofer mehrfach bestätigt worden sind, besagen, dass eine Genehmigung für ein Forschungsvorhaben unter Freilandbedingungen an ganz eng gefasste Voraussetzungen zu knüpfen ist, was dazu führt, dass nach menschlichem Ermessen eine Gefahr ausgeschlossen werden kann. Das hat zum Beispiel in Gatersleben, wo Winterweizen angebaut wird, dazu geführt, dass ein Abstand von 500 Metern eingehalten wird und dass durch eine Einzäunung des Feldes mit einem engmaschigen Zaun sichergestellt wird, dass die dort lebenden Hamster – es wurde behauptet, dass es sie dort gibt; sie wurden aber noch nicht beobachtet – von den Keimen ferngehalten werden. Diese Punkte machen deutlich, dass mit maximalen Auflagen in Bezug auf Sicherheit dafür gesorgt wird, dass sich durch Forschung im Freiland keine negativen Auswirkungen ergeben. Ich habe mich beim Präsidenten des Umweltbundesamtes erkundigt: Es gibt keinen einzigen Fall, bei dem behauptet werden kann, es gebe eine Gefährdung. Das gilt auch für Ihre Regierungszeit, als das gleiche Recht galt. Ich muss noch Folgendes ergänzen: Zunächst erfolgt ohnehin die Forschung im Labor. Die Forschung im Freiland ist das letzte Glied in der Kette. Wenn vor der Erprobung unter natürlichen Bedingungen jahrelang in geschützten Labors geforscht wird, um eine gewisse Sicherheit zu gewährleisten – so wird es mit Arzneimitteln ebenfalls gemacht, die nach einer Erprobungszeit in Krankenhäusern getestet werden –, dann wird man nicht im Ernst sagen können, dass hier leichtfertig vorgegangen wird. Nun hat die Kollegin Elvira Drobinski-Weiß das Wort. Herr Minister, Sie klangen sehr zufrieden, als Sie über die Einbringung des Eckpunktepapiers im Kabinett berichtet haben. Sie können sich aber vorstellen, dass einige wie auch ich nicht ganz mit dem zufrieden sind, was heute eingebracht worden ist. Wir haben durchaus noch Fragen zu den Eckpunkten. Ich hoffe natürlich, dass wir in der nächsten Zeit diese Fragen miteinander klären können. Die Reaktionen, die wir schon heute Nachmittag per E-Mail und telefonisch erhalten haben, bestärken uns in diesem Vorgehen. Sie haben besonders herausgestellt, dass Sie die Forschung voranbringen wollen. Dazu würde ich gerne eine Frage stellen. Ich zitiere: Entsprechend der geltenden Rechtslage wird klargestellt, dass die verschuldensunabhängige Haftung … auf die aus der Grundstücksbeeinträchtigung resultierenden Schäden begrenzt ist. Meine Frage ist: Was bedeutet das denn konkret, wenn etwa von einem Versuchsfeld gentechnisch veränderter Reis, für den keine Genehmigung des Inverkehr b w s w D n L s e a n z h w g A B V e d d p s F M b F i s f d W s e a L n S d v t l b (C (D ringens vorliegt und der nicht an Dritte weitergegeben erden darf, in die Nahrungsmittelkette gelangt? Das oll es ja tatsächlich geben, wie die Vergangenheit beiesen hat. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oder Raps!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608107600
Johannes Röring (CDU):
Rede ID: ID1608107700




(A) )


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Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608107800
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1608107900
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608108000
Mechthild Rawert (SPD):
Rede ID: ID1608108100




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608108200
Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608108300




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608108400
Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1608108500

ann ist für mich wichtig: Wer haftet denn dann in so ei-
em Fall, und wer kommt für diese Schäden auf?

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz:

Was die Zufriedenheit betrifft: Sie werden mir nach-
ehen können, dass es, wenn innerhalb des Kabinetts bei
inem so komplexen und sensiblen Feld der Interessen-
usgleich gelingt, weltfremd wäre, wenn man damit
icht zufrieden wäre.

Der andere Punkt: Wir ändern – auch dies sollten Sie
itieren – das Gesetz nicht. Wir stellen nur das klar, was
eute im Gesetz steht, nämlich dass – jedenfalls dann,
enn kein Verschulden vorliegt – für die Folgenbeseiti-
ung kein Anspruch auf Schadenersatz gegenüber dem
nbauer besteht. Sie kennen das berühmte Beispiel der
ahlsen-Kekse: Wenn weiterverarbeitet wird und kein
erschulden vorliegt, fallen all die Schäden, die daraus
ntstehen, nicht auf den Anbauer zurück. Das ist einer
er Punkte – das hatte ich mit Ihrer Fraktion besprochen –,
en wir in den nächsten Monaten im Rahmen des Sym-
osiums zu Haftungsfragen etc. mit der Elite des deut-
chen Haftungsrechts durchleuchten werden.

Fragen kann man immer schnell stellen, auch die
rage: Wer zahlt die Testkosten?


(Ulrich Kelber [SPD]: Das sind aber die entscheidenden Fragen!)


an kommt dann aber immer an den Punkt – dieses Pro-
lem haben Sie genauso wie wir –: Wie löst man diese
rage, die man in den Raum stellt? Natürlich werden wir

m Gesetzgebungsverfahren weiter Gehirnschmalz ein-
etzen; das ist ja der Sinn eines parlamentarischen Ver-
ahrens.

Frau Kollegin, Sie haben in diesem Zusammenhang
en Eingang von E-Mails und Ähnlichem angesprochen.
ir haben als Parlamentarier schon die Aufgabe, Men-

chen von einer Sache zu überzeugen, und dürfen nicht
infach Stimmungen aufnehmen. Ich habe das Beispiel
us der Medizin nicht umsonst genannt: Die gleichen
eute, die oft fundamentalistisch gegen die Nutzung ei-
er Technologie zu Felde ziehen, sind dann, wenn der
egen der Anwendung zur Verfügung steht, die Ersten,
ie den Segen in Anspruch nehmen wollen. Ich möchte
ermeiden, dass wir dort, wo es in der Gentechnik posi-
ive Chancen gibt, diese verschlafen und dann die jewei-
igen Produkte oder auch das Wissen aus dem Ausland
eziehen. Das ist meine Motivation.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur setzt niemand in der Medizin gentechnisch veränderte Organismen frei! Das ist schon ein Unterschied!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
Aber das geht – das sollte klar sein – nicht um den
Preis der Fahrlässigkeit.

Darüber sollten wir mit den Menschen diskutieren.
Denn wenn Sie die E-Mails, die wir bekommen, an-
schauen, dann stellen Sie fest, dass die jeweiligen Ver-
fasser es am liebsten hätten, wenn wir uns mit dem gan-
zen Thema gar nicht beschäftigen und so etwas in der
Bundesrepublik Deutschland überhaupt nicht stattfinden
lassen würden.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Ich habe noch eine Nachfrage!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608108600

Wir haben die Zeit schon etwas überschritten, Frau

Kollegin.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1608108700

Ich beeile mich. Wenn Sie sagen, dass wir bei der Ro-

ten Gentechnik diese Ängste irgendwann einmal über-
wunden haben, muss ich dann davon ausgehen, dass wir
jetzt einfach warten und die Zeit für uns arbeiten lassen,
um auch die Ängste im Hinblick auf die Grüne Gentech-
nik zu überwinden?

Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

Nein, ich habe schon vor ein paar Minuten ausdrück-
lich hinzugefügt, dass die Nützlichkeit der Pflanzen, die
im Lebensmittel- und Futtermittelbereich von Bedeu-
tung sind, von den Menschen nicht so hoch eingeschätzt
wird, wie das in der Medizin der Fall ist. Das wird ein
anderer Prozess werden.

Aber ich rede ja hauptsächlich über die nächste Gene-
ration. Im Food-Bereich wird es sehr schwer werden. Sie
erleben doch das Gleiche wie ich: Wo immer ich in
Deutschland hinkomme, ist – jedenfalls in den meisten
Bereichen – eine ganze Menge Widerstand seitens der
Kirchen, der Landfrauen, der Gemeinden, der kommu-
nalen Politiker und der Wirtschaft vorhanden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Zu Recht!)


Diesen Widerstand müssen wir ernst nehmen. Ich
glaube, die Regierung hat dies sehr sensibel in dieses
Eckpunktepapier aufgenommen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608108800

Herr Minister, ich danke Ihnen für die Beantwortung

der Fragen. Wir haben zwar die dafür vorgesehene Zeit
etwas überschritten. Aber ich denke, das ist angesichts
der Bedeutung dieses Themas angemessen.

Ich beende die Regierungsbefragung und rufe
Tagesordnungspunkt 3 auf:

Fragestunde

– Drucksachen 16/4367, 16/4390 –

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(C (D Zu Beginn kommen wir zu den dringlichen Fragen. um einen liegt uns die dringliche Frage 1 der Kollegin ornelia Hirsch zum Geschäftsbereich des Bundesmiisteriums für Bildung und Forschung vor. Diese ist zuückgezogen. Zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes liegen ns die dringlichen Fragen 2 und 3 des Kollegen Volker eck Damit kommen wir zu den Fragen auf Drucksache 6/4367 in der üblichen Reihenfolge. Ich rufe zunächst den Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Wirtschaft und Technologie auf. Die ragen 1 und 2 der Kollegin Dr. Kirsten Tackmann weren schriftlich beantwortet. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Bildung und Forschung. Die rage 3 der Kollegin Cornelia Hirsch wird ebenfalls chriftlich beantwortet. Nun kommen wir zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ntwicklung. Die Frage 4 des Kollegen Dr. Karl ddicks wird auch schriftlich beantwortet. Damit rufe ich den Geschäftsbereich des Bundesmiisteriums der Finanzen auf. Zur Beantwortung steht die arlamentarische Staatssekretärin Frau Dr. Barbara endricks zur Verfügung. Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter uf: Was hat die Bundesregierung dazu veranlasst, sich mit den Finanzbehörden der Länder darüber zu einigen, dass die unentgeltliche oder verbilligte Überlassung von Parkraum/Stellplätzen generell nicht zu besteuern ist, und warum sind dagegen Zuschüsse des Arbeitgebers zu den Fahrtkosten des öffentlichen Verkehrs als geldwerter Vorteil zu versteuern? Frau Staatssekretärin, bitte sehr. D Frau Präsidentin! Herr Kollege Hofreiter, zum steuer flichtigen Arbeitslohn des Arbeitnehmers gehören alle eistungen des Arbeitgebers, die dem Arbeitnehmer in orm von Bezügen oder geldwerten Vorteilen zufließen. rbeitslohn wird nach ständiger Rechtsprechung des undesfinanzhofes dann angenommen, wenn der Ent ohnungscharakter für die Zurverfügungstellung der Areitskraft im Vordergrund steht. Hingegen wird kein rbeitslohn angenommen, wenn die Leistung im überiegend eigenbetrieblichen Interesse des Arbeitgebers rbracht wird. Hiervon wird im Einvernehmen mit den bersten Finanzbehörden der Länder ausgegangen, wenn em Arbeitnehmer vom Arbeitgeber kostenlos oder verilligt Parkplätze zur Verfügung gestellt werden. Dass uch der Arbeitnehmer hieran ein Interesse hat, ist in iesem Fall von untergeordneter Bedeutung. Barzuschüsse des Arbeitgebers zu Fahrten zwischen ohnung und Arbeitsstätte gehören und gehörten auch n der Vergangenheit auch bei Benutzung öffentlicher erkehrsmittel zum steuerpflichtigen Arbeitslohn. Hier Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks bestand und besteht lediglich die Möglichkeit, dass der Arbeitgeber diese Zuschüsse mit 15 Prozent pauschal versteuert und insofern eine Steuerpflicht beim empfangenden Arbeitnehmer nicht mehr eintritt. Durch die Neugestaltung der Entfernungspauschale ist die Pauschalversteuerung ab 2007 jedoch erst ab dem 21. Entfernungskilometer in Höhe der Entfernungspauschale zulässig. Vorteilhafter für die Arbeitnehmer ist es allerdings, wenn der Arbeitgeber für seine Arbeitnehmer selbst sogenannte Jobtickets erwirbt und an die Arbeitnehmer weitergibt. In diesem Fall ist die Weitergabe des Jobtickets steuerfrei, wenn der Wert des Tickets abzüglich eventueller Zuzahlungen des Arbeitnehmers die 44-EuroFreigrenze nach § 8 Abs. 2 Einkommensteuergesetz nicht übersteigt. Haben Sie eine Nachfrage, Herr Dr. Hofreiter? Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1608108900




(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608109000

Ja. Mir leuchtet überhaupt nicht ein, warum es für den
Arbeitgeber im stärkeren eigenen Interesse sein soll,
wenn die Arbeitskräfte selber mit dem Auto statt mit öf-
fentlichen Verkehrsmitteln kommen. Das ist mir einfach
unklar. Dass Sie sagen, es sei im Interesse des Arbeitge-
bers, den Arbeitskräften einen kostenlosen Parkplatz zur
Verfügung zu stellen, damit diese nicht nach einem su-
chen müssen, leuchtet mir ein. Aber wieso ist das Inte-
resse daran im Verhältnis höher als daran, dass sie mit
öffentlichen Verkehrsmitteln kommen? Dies könnte von
weitaus größerem Interesse für den Arbeitgeber sein, da
die Arbeitnehmer weniger gestresst und entspannter an-
kommen. Es kommt zu weniger Ausfällen, da es sicherer
ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, usw.

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1608109100


Herr Kollege Hofreiter, das ist in der Tat eine Ein-
schätzung, die nicht vollständig von der Hand zu weisen
ist. Ich kann Ihre Beurteilung aus Ihrer Sicht sehr gut
verstehen.

Ich hatte Ihnen aber gerade gesagt, dass nach objekti-
ven Gesichtspunkten entschieden wird, welches Inte-
resse im Vordergrund steht: das Arbeitgeber- oder das
Arbeitnehmerinteresse. Der bisherigen höchstrichterli-
chen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes liegt genau
diese Beurteilung zugrunde. Es ist nicht von der Hand zu
weisen, dass bei einer Einstellungsänderung von Arbeit-
gebern die höchstrichterliche Rechtsprechung in Zukunft
möglicherweise anders erfolgen könnte. Natürlich kön-
nen sich Wertungen – Wie beurteilt man A oder B? –
auch bei den Gerichten ändern. Das ist keine Frage.

Ich hatte aber den Ausweg gleichsam gewiesen, in-
dem ich auf die Jobtickets hingewiesen habe. Entschei-
dend ist, wie man im Betrieb damit umgeht. Gibt man
den Arbeitnehmern einen Barzuschuss, damit sie sich
ein Ticket des öffentlichen Personennahverkehrs erwer-

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(C (D en, oder erwirbt die Personalabteilung für die Beschäfigten des Unternehmens die Jobtickets, die gewöhnlich on den Verkehrsunternehmen rabattiert werden, weil ine größere Anzahl von Tickets erworben wird, und ibt dann die Tickets an die Arbeitnehmer ab, mögliherweise mit einem eigenen Obolus des Arbeitnehers? ie Ausgestaltung ist freigestellt. Wenn man dem Areitnehmer ein solches Jobticket gibt, ist das steuerfrei. or dem Hintergrund der jetzigen Rechtslage und der uslegung der bestehenden Gesetze, auch durch die bersten Gerichte, ist es auch derzeit möglich, durch beriebliche Praxis eine Steuerfreiheit im Wert von 44 Euro ro Monat herbeizuführen. Damit kommt man beim Jobicket schon ganz schön weit. Haben Sie eine weitere Zusatzfrage? Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608109200
Nein.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1608109300

Ich rufe die Frage 6 des Kollegen Dr. Hermann Otto

olms auf:
Hat die Bundesregierung Informationen darüber, dass pri-

vate Veräußerungsgewinne in der Schweiz, Österreich, Lu-
xemburg, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden so-
wie den USA besteuert werden, und, wenn ja, welche
Steuersätze, Freibeträge und Spekulationsfristen für private
Veräußerungsgewinne gelten in den genannten Ländern?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1608109400

Herr Kollege Solms, nach vorliegenden Informatio-

en werden private Veräußerungsgewinne in Frankreich,
talien, Luxemburg, Schweden, Großbritannien wie in
nsgesamt 17 Mitgliedstaaten der Europäischen Union
nd den USA besteuert. In Österreich sind private Ver-
ußerungsgewinne grundsätzlich nicht steuerpflichtig, es
ei denn, es handelt sich um Spekulationsgeschäfte oder
esentliche Beteiligungen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


oweit Sie dies wünschen, bin ich gern bereit, Ihnen zur
onkreten Ausgestaltung der Steuerpflicht in den von Ih-
en genannten Ländern eine Aufzeichnung zu übersen-
en. In der Schweiz sind private Veräußerungsgewinne
teuerfrei.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608109500

Sie haben eine Zusatzfrage, bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608109600

Ich möchte die Zusatzfragen gerne nach Beantwor-

ung der zweiten Frage stellen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608109700

Dann rufe ich die Frage 7 des Abgeordneten

r. Hermann Otto Solms auf:






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Sieht die Bundesregierung angesichts der in der Schweiz,
Österreich, Luxemburg, Frankreich, Großbritannien, Italien,
Schweden und den USA geltenden Regelungen für private
Veräußerungsgewinne die Gefahr, dass es bei Einführung ei-
ner Abgeltungsteuer in Höhe von circa 28,5 Prozent inklusive
Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer zu einer Kapitalflucht
aus Deutschland kommen könnte?

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1608109800


Die Bundesregierung teilt derartige Befürchtungen
nicht. Zum einen müssen Steuerpflichtige auch bei einer
Kapitalanlage im Ausland die steuerrelevanten Tatbe-
stände, also laufende Zinsen, Dividenden oder Veräuße-
rungsgeschäfte, in der Einkommensteuererklärung ange-
ben, da eine Kapitalanlage im Ausland die deutsche
Steuerpflicht nicht entfallen lässt und das Besteuerungs-
regime im Ausland insoweit nicht von Belang ist. Zum
anderen wird eine verstärkte Abwanderung von Kapital
ins Ausland gerade dadurch vermieden, dass die Steuer-
pflichtigen hinsichtlich ihrer Zinseinkünfte zukünftig
nicht mehr dem bisher geltenden progressiven Steuersatz
von 42 bzw. bis zu 45 Prozent zuzüglich Solidaritätszu-
schlag sowie gegebenenfalls Kirchensteuer unterliegen,
sondern lediglich ein die Einkommensteuer abgeltender
Steuersatz von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszu-
schlag sowie gegebenenfalls Kirchensteuer Anwendung
findet.

Weiterhin wird die im Rahmen der Unternehmensteu-
erreform beabsichtigte Einführung einer Besteuerung
von Einkünften aus privaten Veräußerungsgeschäften
außerhalb der bisherigen Einjahresfrist nicht zu einer
massiven Verlagerung von Depots ins Ausland führen.
Es trifft zwar, isoliert betrachtet, zu, dass die Einführung
einer uneingeschränkten Wertpapierveräußerungsge-
winnbesteuerung bei einer Haltedauer von mehr als ei-
nem Jahr für den Anleger bei Veräußerungsgewinnen zu
einer steuerlichen Mehrbelastung führen kann; genauso
richtig ist allerdings auf der anderen Seite, dass Veräuße-
rungsverluste künftig auch nach Ablauf eines Jahres
steuermindernd zu berücksichtigen sein werden. Bereits
diese Wechselwirkung zeigt, dass die Beurteilung des
Gesamtkonzepts der Abgeltungsteuer nicht auf einzelne
Teilaspekte eingeengt werden darf.

Außerdem fallen im Zusammenhang mit der Kapital-
anlage in Wertpapieren neben einmaligen Veräußerungs-
gewinnen auch laufende Zinsen und Dividenden an. Für
den Anleger ist daher neben der steuerrechtlichen Be-
handlung langfristiger Veräußerungsgewinne ebenso die
Frage bedeutsam, wie kurzfristige Umschichtungen im
Depot und laufende Erträge künftig behandelt werden.
Die Abgeltungsteuer wird dabei für die meisten privaten
Anleger insgesamt gesehen gegenüber dem derzeitigen
Recht die deutlich attraktivere Alternative darstellen, zu-
mal sich die geringere steuerliche Belastung der laufen-
den Erträge auch auf die Wertentwicklung langfristiger
Anlagen vorteilhaft auswirkt.

Im Übrigen wird die einheitliche Behandlung der un-
terschiedlichen Kapitalanlageformen gegenüber dem
heutigen Recht ein Höchstmaß an steuerrechtlicher
Transparenz und übrigens auch Vereinfachungen bieten.
Die Rendite wird sich künftig nach rein betriebswirt-

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(C (D chaftlichen Kriterien richten, sodass die Einschätzung on Anlagerisiken nicht mehr von steuerlichen Überleungen überlagert wird, wie dies gegenwärtig insbesonere in der Grauzone der Abgrenzung der Besteuerung on Veräußerungsgewinnen gegenüber laufenden Kapialerträgen der Fall ist. Gerade dieser Gesichtspunkt ollte nicht unterschätzt werden. Er wird auch vonseiten er Banken hervorgehoben. Sie haben insgesamt vier Nachfragemöglichkeiten. Frau Staatssekretärin, der internationale Vergleich ist etzt natürlich nicht möglich, weil Sie die einzelnen Krierien und Abgrenzungsmöglichkeiten bei der Besteueung von Veräußerungsgewinnen in den anderen Länern noch nicht genannt haben. Diesen Vergleich wird an noch ziehen müssen. Ich möchte auf die Aktiengewinne eingehen. Angeichts der Tatsache, dass Veräußerungsgewinne, die hier islang steuerfrei waren und in der Schweiz und in Öserreich weiterhin steuerfrei sein werden, hier nun in die esteuerung einbezogen werden, erscheint es mir ziem ich weltfremd, zu sagen, dass dies keinen Einfluss auf as Verhalten der Vermögensbesitzer oder anlagebereien Menschen haben wird. D Herr Kollege, wenn Sie dies annehmen, dann unter tellen Sie zugleich Steuerhinterziehung, weil ein in der undesrepublik ansässiger Aktiendepotbesitzer, der sein ktiendepot nach Österreich verlegt, gleichwohl in eutschland steuerpflichtig ist. Wenn Sie dies also anehmen, dann unterstellen Sie allen Anlegern, dass sie orhaben, Steuerhinterziehung zu begehen. Dies will ich en Vermögenden in der Bundesrepublik Deutschland icht pauschal unterstellen. Wir gehen ja von der Realität aus, Frau Staatssekretä in, nicht vom Ideal. Die Realität ist so, dass es viele eutsche gibt, die Konten im Ausland unterhalten und en Finanzbehörden nicht über alle Konten Bericht ertatten. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das weiß die FDP!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608109900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608110000
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1608110100
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608110200

nser gemeinsames Interesse ist es, diese Anleger dazu
u bewegen, ihr Anlagekapital zu offenbaren oder nach
eutschland zurückzutransferieren.

Deswegen ist es doch wichtig, zu überlegen, welche
otive die Menschen bewegen könnten, diesen Weg zu

ehen. Ich glaube, die Androhung, dass Veräußerungs-
ewinne, die bislang steuerfrei waren, nun mit knapp
0 Prozent besteuert werden sollen, ist für die betroffe-
en Personen keine Anregung, ihr Anlagekapital nach
eutschland zurückzuverlagern.






(A) )



(B) )

D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1608110300


Herr Kollege Solms, mir ist bisher in allen Debatten,
die wir im Zusammenhang mit der Abgeltungsteuer hat-
ten – wir führen solche Debatten im politischen Raum
seit vielen Jahren –, immer dargetan worden, dass den
Vermögenden daran läge, Anonymität zu bewahren und
dass sie deswegen eine Abgeltungsteuer befürworteten,
die anonym und direkt von der Quelle her, nämlich von
der depotführenden Bank – sofern es sich um Veräuße-
rungsgewinne oder um Dividendenerträge handelt –, an
das Finanzamt abgeführt würde, ohne dass die Anony-
mität des Inhabers eines solchen Depots oder Kontos of-
fenbar wird.

Nachdem dies ab dem Jahr 2009 durch eine anonyme
Abgeltungsteuer sichergestellt werden soll, erhebt sich
jetzt eine neue Debatte, die Sie hier darstellen. Ich gehe
davon aus, dass Sie sie sich nicht persönlich zu eigen
machen. Man kann von einem Abgeordneten des Deut-
schen Bundestages nicht erwarten, dass er in diesem Ho-
hen Hause Verständnis für Steuerhinterziehung äußert;
das nehme ich von Ihnen nicht an. Insofern glaube ich,
dass wir jetzt nicht in eine neue Schieflage der Debatte
kommen sollten. Die Anonymität wird zukünftig ge-
währleistet sein.

Der Bürger, der möglicherweise gleichzeitig Veräuße-
rungsverluste geltend machen will, tut gut daran, sich
von seiner Bank die Erträgnisaufstellung geben zu lassen
und sie aufzubewahren, damit er in einem späteren Fall
die Saldierung machen kann. Wenn er zu einem späteren
Zeitpunkt Veräußerungsverluste erleidet, wird er diese
geltend machen können. Das wird in dieser sogenannten
Schedule eingearbeitet sein. Früher versteuerte Gewinne
werden mit anfallenden Verlusten verrechnet werden
können. Dies ist neu. Insofern müsste insbesondere je-
mand, der zu risikoreichen Anlagen neigt, daran interes-
siert sein, sich die Möglichkeit der Verlustverrechnung
zu eröffnen.

Im Übrigen ist die abgeltende Wirkung der Kapitaler-
tragsbesteuerung und der Veräußerungsgewinnbesteue-
rung für die große Mehrheit der Steuerpflichtigen eine
Erleichterung. Denn wir bleiben auf jeden Fall – auch
inklusive Solidaritätszuschlag und möglicherweise Kir-
chensteuer – in einer Größenordnung von etwa 28 Pro-
zent, also deutlich unter 30 Prozent. Unter den Kapital-
anlegern befindet sich ein überproportional hoher Anteil
von Bürgerinnen und Bürgern, die aufgrund ihres Ein-
kommens dem Spitzensteuersatz unterliegen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608110400

Sie haben die Möglichkeit zu zwei weiteren Nachfra-

gen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608110500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä-

rin, nur damit es hier kein Missverständnis gibt: Die Ab-
geltungsteuer auf Zinsen und Dividenden wird von uns
ausdrücklich begrüßt. Dies wird zu einer deutlichen Ver-
einfachung der Verfahren und zu mehr Vertrauen bei den
Anlegern führen. Es geht mir darum, ob die Bundesre-

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(C (D ierung durch die Einbeziehung der Veräußerungsgeinne in die Abgeltungsteuer, die nicht zwingend notendig wäre, tatsächlich das erreicht, was sie eigentlich rreichen will. Ich möchte meine Frage ergänzen: Welche Auswirungen wird das auf die auch von der Bundesregierung nterstützten Anstrengungen im Hinblick auf die private ltersvorsorge haben? Denn unter Einbeziehung der Be teuerung der Veräußerungsgewinne werden auch priate Sparpläne, in welcher Form auch immer, ganz aners behandelt bzw. von ganz anderer Attraktivität sein sie werden an Attraktivität verlieren –, als es bisher der all war. Diese Entwicklung wäre sehr negativ. Schließ ich wissen wir alle, dass wir in Zukunft sehr viel stärker uf die private Altersvorsorge angewiesen sein werden. D Herr Kollege Solms, ich bin davon überzeugt, dass ir diesen besonderen Aspekt – die private Altersvororge durch Fondssparpläne – im anstehenden Gesetzgeungsverfahren noch erörtern werden. Danke. Ich danke Ihnen, Frau Staatssekretärin. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministerims für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherchutz auf. Die Fragen 8 und 9 der Kollegin Bärbel Höhn werden chriftlich beantwortet. Die Frage 10 der Kollegin ornelia Behm wird ebenfalls schriftlich beantwortet. Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministerims der Verteidigung auf. Die Frage 11 des Kollegen Hettlich wird schriftlich eantwortet. Die Fragen 12 und 13 der Kollegin Lötzsch erden schriftlich beantwortet. Auch meine Fragen, die ragen 14 und 15 der Abgeordneten Pau, werden schrift ich beantwortet. Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Juend. Hier hätte der Parlamentarische Staatssekretär r. Hermann Kues zur Beantwortung zur Verfügung ge tanden. Aber aufgrund von Nr. 2 Abs. 2 der Richtlinien ür die Fragestunde werden die Fragen 16 und 17 der ollegin Deligöz, die Fragen 18 und 19 der Kollegin ager und die Fragen 20 und 21 der Kollegin Hinz chriftlich beantwortet. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Gesundheit. Die Fragen 22 und 23 der Kollegin Höfken werden chriftlich beantwortet. Vizepräsidentin Petra Pau Ich rufe die Frage 24 der Kollegin Bender auf: Wie bewertet die Bundesregierung die Ergebnisse der Ta gung der Gesundheitsministerkonferenz zum Thema Schutz vor Passivrauchen vom 23. Februar 2007, und warum nutzt die Bundesregierung die Möglichkeit im Arbeitsschutz nicht, um für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konsequente Regelungen zum Schutz vor Passivrauchen vorzuschlagen? Für die Beantwortung steht die Parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk zur Verfügung. M Ich würde die beiden Fragen der Kollegin Bender gerne gemeinsam beantworten. Gut. Dann rufe ich auch die Frage 25 der Kollegin Bender auf: Wie lautet die im Referentenentwurf „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchs“ vorgesehene Änderung der Arbeitsstättenverordnung, die laut Kritik von Verbänden, die sich für den Schutz vor Passivrauchen einsetzen, keine Veränderung der Rechtslage bedeuten würde, und welche Vorschläge machen zum Beispiel die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen oder der Ärztliche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit zu diesem Punkt? M Danke schön, Frau Präsidentin. – Die Bundesregierung begrüßt, dass sich die Gesundheitsminister der Länder auf einheitliche Regelungen zum Nichtraucherschutz verständigt haben. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung enthält Regelungen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes. Weitergehende Regelungen für den Gaststättenbereich konnten aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht getroffen werden. Die Kompetenz für den Arbeitsschutz erfasst ausschließlich Regelungen im Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, nicht aber zum Verhalten Selbstständiger oder Dritter. Gastbezogene Regelungen des Nichtraucherschutzes fallen, soweit sie zugleich dem Schutz der in der Gastronomie Beschäftigten dienen, unter das Gaststättenrecht, sodass hierfür allein die Länder gesetzgebungsbefugt sind. Wie an der Diskussion der Gesundheitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker dieses Hauses zu erkennen war, gab es hierzu unterschiedliche Einschätzungen. Letztendlich war man sich jedoch einig, dass der Arbeitsschutz im Prinzip nur eine Struktur hätte regeln können, in der der Beschäftigte betroffen ist. Wenn eine Gaststätte zum Beispiel in Familienbesitz ist und dort nur Mitglieder der Familie arbeiten, aber keine Beschäftigungsverhältnisse im klassischen Sinne vorhanden sind, hätten die Regelungen des Arbeitsschutzes nicht gegolten. Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass man Scheinselbstständigkeit verhindern wollte, die dadurch hätte entstehen können, dass über Umgehungstatbestände selbstständige Beschäftigungsverhältnisse in Gaststätten geschaffen und damit Arbeitsschutz und Nichtraucherschutz ausgehebelt worden wären. d D d v g S D b t s i s S S o l s R s s t h n N m n A d z B e k A A s d b d r e k R B (C (D Die entscheidende Stelle des Gesetzentwurfes, den as Kabinett beschlossen hat, lautet wie folgt: Soweit erforderlich, hat der Gesetzgeber ein allgemeines oder auf einzelne Bereiche der Arbeitsstätte beschränktes Rauchverbot zu erlassen. as unterstützt die Vorhaben der Länder im Hinblick auf as Gaststättenrecht und es stellt klar, dass das Raucherbot erlassen werden kann. Bereits nach der geltenden Rechtslage ist der Arbeiteber verpflichtet, in der Arbeitsstätte Maßnahmen zum chutz der nichtrauchenden Beschäftigten zu ergreifen. er jetzt angefügte Satz bringt zum Ausdruck, dass insesondere ein allgemeines Rauchverbot für den gesamen Betrieb oder ein auf einzelne Bereiche der Arbeitstätte beschränktes Rauchverbot geeignete Maßnahmen m Sinne der Arbeitsstättenverordnung sind. Sie fragten, wie wir einschätzen, was Experten zu dieem Punkt gesagt haben. Die Deutsche Hauptstelle für uchtfragen, die Sie insbesondere zitieren, geht in ihrer tellungnahme davon aus, dass diese Arbeitsstättenverrdnung nur aufzuheben sei. Dem schließt sich der Ärztiche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit an. Wir müsen allerdings sagen: Solange es keine landesrechtlichen egelungen gibt, stehen diesen Forderungen verfas ungsrechtliche Hindernisse entgegen. Deshalb können ie, um einen effektiven Nichtraucherschutz in Gaststäten zu garantieren – eine Forderung, die uns Gesundeitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker eint –, icht zum Zuge kommen. Frau Bender, Sie haben jetzt die Möglichkeit, vier achfragen zu stellen. Bitte. Danke, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretärin, eine erste Zusatzfrage lautet: Was ändert die im Kabiett beschlossene Formulierung am Regelungsgehalt der rbeitsstättenverordnung der Sache nach? Denn es war em Arbeitgeber ja schon bisher möglich, Rauchverbote u erlassen. M Das ist richtig. Es ist ihm möglich, Rauchverbote zu rlassen. Es gibt aber die Einschränkung mit dem Publiumsverkehr. Im Prinzip ist jetzt klargestellt, dass der rbeitgeber solche Rauchverbote überall erlassen kann. ber wie ich sagte: Das Ganze macht nur Sinn im Zu ammenhang mit der Regelung im Gaststättenrecht, die ie Länder erlassen werden. Sie wissen ja, dass man sich ei dem Treffen in Hannover geeinigt hat, dass die Läner in ihrem Verantwortungsbereich, dem Gaststättenecht, Regelungen treffen wollen. Das unterstreicht noch inmal, dass man in diesem Bereich Regelungen treffen ann, und macht die Absicht des Gesetzgebers klarer. Die Debatte, ob man über den Arbeitsschutz ein auchverbot in Gaststätten erreichen kann, ob also der und die entsprechende Kompetenz hat, ist von den Ge Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk sundheitspolitikern geführt worden, und dieser Weg ist verfassungsrechtlich geprüft worden. Doch dem standen die Bedenken entgegen, weil über den Arbeitsschutz nur Arbeitplatzregelungen erlassen werden können, aber keine allgemeinen Regelungen, die den Gast einschließen. Solche Regelungen würden insbesondere dort nicht gelten, wo es keine klassischen Beschäftigungsverhältnisse gibt, also in eigentümergeführten Gaststätten. Einen solchen Flickenteppich – dass dort, wo der Eigentümer nicht in der Gaststätte steht, ein Rauchverbot über den Arbeitsschutz gilt, aber dort, wo der Eigentümer in der Gaststätte steht, keines gilt – hätte man sicher nicht gewollt. Ich glaube, das wäre keine sinnvolle Regelung gewesen. Ihre zweite Frage. Bitte. Frau Staatssekretärin, die Länder haben den Bund aufgefordert, so etwas über den Arbeitsschutz zu regeln, Sie hingegen halten es für entscheidend, dass die Länder dies über ihre Gaststättengesetze tun. Könnte es sein, dass hier Schwarzer Peter gespielt wird, dass die eine Ebene behauptet, die andere sei zuständig, und am Ende gar nichts passiert? M Diesen Eindruck habe ich nicht, Frau Kollegin Bender. Sie kennen wie ich die Diskussion über den Nichtraucherschutz und wissen, dass sie schon lange Jahre geführt wird. Sie wissen, der Nichtraucherschutz ist mir ein persönliches Anliegen. Es war in allen Fraktionen und in allen Parlamenten in Deutschland nicht immer einfach – ich sage es einmal vorsichtig –, Mehrheiten für den Nichtraucherschutz zu organisieren. Deshalb bin ich sehr froh, dass Bund und Länder jetzt gemeinsam vorgehen: Der Bund hat einen Gesetzentwurf vorgelegt; er regelt, was in seiner Kompetenz zu regeln ist. Hierbei finde ich insbesondere die Heraufsetzung der Altersgrenze für die Abgabe von Tabakwaren von 16 auf 18 Jahre, die entsprechende Ergänzung dieser Regelung im Arbeitsstättenrecht und die Regelungen für die Bundeseinrichtungen wichtig. Die Länder haben sich verpflichtet, in ihrem Einflussbereich die Regelungen zu komplettieren. Das betrifft Schulen und Kindergärten, aber auch Gaststätten und Krankenhäuser. Insofern gibt es eine gemeinsame Stellungnahme, die beim Nichtrauchergipfel in Hannover vereinbart wurde. Darin begrüßen die Länder ausdrücklich die Ergänzung der Regelung im Arbeitsstättenrecht, die sie als Unterstützung betrachten, und machen deutlich, dass sie – weil sie die Zuständigkeit im Gaststättenrecht übertragen bekommen wollten – handeln müssen und handeln werden. Ihre dritte Nachfrage, bitte. W 3 t s w a L B f c i n l a v s s k G m v B z i c w l D B V ö d c h P d g k c (C (D Zum Handeln der Länder: Die Länder Nordrhein estfalen und Niedersachsen, in denen immerhin 0 Prozent der Bevölkerung leben, haben sich vorbehalen, das Gaststättenrecht so zu regeln, dass ganze Gasttätten zu Rauchergaststätten werden können. Wie beertet die Bundesregierung dieses Ausscheren aus der nsonsten etwas verbindlicheren Stellungnahme der änder? M Zunächst einmal finde ich es erfreulich, dass die Be ürchtung vonseiten des Bundes, dass es zu einem Flikenteppich von Regelungen kommt, nicht eingetroffen st. Vielmehr wurde über die gemeinsame Stellungahme mit 16 : 0 abgestimmt. Zwei Länder, Niedersachsen und Nordrhein-Westfaen, haben in einer Protokollnotiz – das ist ein deutlich bgeschwächtes Instrument – festgehalten, dass sie sich orbehalten, zu prüfen, inwieweit einzelnen gastronomichen Betrieben ermöglicht wird, sich zu Rauchergasttätten zu erklären. Das ist ein Prüfauftrag; es bedeutet ein Abweichen von der generellen Linie, dass auch in aststätten der Nichtraucherschutz verstärkt werden uss. Ich halte es für wichtig, dass dieser Grundkonsens on allen Bundesländern getragen wurde und dass alle undesländer bereit waren, entsprechende Regelungen u schaffen. Ich glaube, dass in Zukunft die Akzeptanz n der Bevölkerung dazu beitragen wird, dass einheitlihere Strukturen entstehen. Denn Umfragen zufolge ünschen sich 70 Prozent der Bevölkerung klare Rege ungen zum Nichtraucherschutz. Wir kommen damit zur Frage 26 des Kollegen r. Harald Terpe: Worin besteht aus Sicht der Bundesregierung im Vergleich zur jetzigen Praxis die grundsätzliche Neuerung der im Referentenentwurf „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchs“ in Bezug auf den öffentlichen Nahverkehr und die Eisenbahnen enthaltenen Vorschrift zur Einrichtung gesonderter Raucherräume, und in welchem Verhältnis steht diese Vorschrift zur schrittweisen Einführung vollständig rauchfreier Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn? M Herr Kollege Terpe, die grundsätzliche Neuerung der orschrift besteht darin, dass nun grundsätzlich für alle ffentlichen Verkehrsmittel die gleichen Mindeststanards für den Schutz vor Passivrauch gelten. Für Bereihe, in denen bereits auf freiwilliger Basis weitergeende Rauchverbote bestehen – zum Beispiel in assagierflugzeugen oder in Nahverkehrszügen –, beeutet dies in der Praxis keine Änderung, sondern eine esetzliche Normierung. In Teilen des öffentlichen Personennahverkehrs ommt es zu Verbesserungen des gesetzlichen Nichtrauherschutzes. Hier sind insbesondere die Taxen zu nen Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk nen, die mit dieser Regelung erfasst werden, was bislang nicht der Fall war. Auch wenn die Deutsche Bahn beispielsweise weitergehende Regelungen geschaffen hatte, ist zu berücksichtigen, dass es in Deutschland neben der Deutschen Bahn auch private Betreiber gibt. Mit der Vorschrift werden einheitliche Mindeststandards geschaffen. Man darf weitergehen, aber nicht dahinter zurückfallen. Insofern bedeutet das eine deutliche Verbesserung bei allen Beförderungsmitteln. Wir sind sehr froh, dass uns das Verkehrsministerium beim Schutz der Nichtraucher unterstützt hat. Ihre erste Nachfrage, bitte. Vielen Dank. – Frau Staatssekretärin, ich habe eine Nachfrage. Bestehen Ihrerseits Befürchtungen, dass durch die gesetzliche Normierung – ich gebe Ihnen Recht, dass dadurch Standards geschaffen werden – die freiwilligen Vereinbarungen wieder auf das Niveau der Normierung zurückgeführt werden? M Unsere Gespräche haben ergeben, dass diese Befürchtung nicht eintreffen wird; man will vielmehr an dem festhalten, was man beim Nichtraucherschutz erreicht hat. Man möchte aber gleiche Bedingungen für alle haben. Insofern ist das ein Stück Fortschritt, der dort erzielt wird. Haben Sie eine zweite Nachfrage? Nein. Dann rufe ich die Frage 27 des Kollegen Dr. Harald Terpe auf: Warum ist im Referentenentwurf „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchs“ nicht vorgesehen, dass Inhaber des Hausrechts oder Betreiber von Verkehrsmitteln für die Durchsetzung der vorgesehenen Rauchverbote verantwortlich sind, und wie stellt sich die Bundesregierung die Durchsetzung der vorgesehenen Rauchverbote alternativ vor? Bitte, Frau Staatssekretärin. M Die Bundesregierung hält es für nicht erforderlich, die Verantwortung für die Durchsetzung der vorgesehenen Rauchverbote auf die Inhaber des Hausrechts und die Betreiber von Verkehrsmitteln zu übertragen. Auch bisherige Regelungen zu Rauchverboten im gewerblichen Straßenpersonenverkehr sehen dies nicht vor. Im Bereich des Bundes ist davon auszugehen, dass das Gesetz auch o S R h a d i d w w g t S B f s w v e t W d D s D s v r e d S B s (C (D hne eine gegen den Inhaber des Hausrechts wirkende anktionsregelung umgesetzt wird. Im Übrigen stellt das Rauchen in einem Bereich mit auchverbot eine Ordnungswidrigkeit dar. Deshalb gilt ier das Ordnungswidrigkeitenrecht. Das ist unseres Erchtens die geeignete Maßnahme, um Rauchverbote urchzusetzen; denn Ordnungswidrigkeiten können hier n einem gewissen finanziellen Rahmen geahndet weren. Wenn man etwas zahlen muss, weil man ordnungsidrig gehandelt hat, dann tut das dem Betreffenden eh. Mit dieser Maßnahme wird auf jeden Fall eine anemessene Durchsetzung der Rauchverbote gewährleiset. Haben Sie eine Nachfrage? – Das ist nicht der Fall. Dann kommen wir zu Frage 28 der Kollegin Elisabeth charfenberg: Fällt der Deutsche Bundestag unter den Regelungsbereich des Referentenentwurfs „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchs“, das heißt unter „sonstige öffentliche Einrichtungen des Bundes“, falls nein, wie begründet die Bundesregierung dies? Bitte, Frau Staatssekretärin. M Frau Kollegin Scharfenberg, ich bin sehr dankbar da ür, dass Sie danach fragen, ob die Regelungen des Geetzes auch für den Deutschen Bundestag gelten. Ich ürde mich sehr freuen, wenn der Deutsche Bundestag on seinen Regelungsrechten Gebrauch macht. Das ist ine Frage, die sowohl im Präsidium als auch im Ältesenrat des Deutschen Bundestages zu stellen sein wird. ir kommen nach intensiver juristischer Prüfung zu em Ergebnis, dass der Bereich der Verwaltung des eutschen Bundestages unter die Regelung fällt, weil es ich um eine Verwaltungsstruktur des Bundes handelt. er Bundestag als Verfassungsorgan sollte nach Auffas ung der Bundesregierung eigenständig über ein Raucherbot in seinem Bereich, also in den Abgeordnetenbüos, dem Plenargebäude und in sonstigen Arbeitsräumen, ntscheiden. Dies ist jederzeit möglich. Es war schon in er Vergangenheit jederzeit möglich. Haben Sie eine Nachfrage? – Das ist nicht der Fall. Dann rufe ich die Frage 29 der Kollegin Elisabeth charfenberg auf: Welche Kriterien müssen nach Ansicht der Bundesregierung die im Referentenentwurf „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchs“ vorgesehenen speziellen Raucherräume erfüllen, und aufgrund welcher Kriterien dürfen solche Raucherräume überhaupt eingerichtet werden? Bitte, Frau Staatssekretärin. M Sie fragen nach den Kriterien, die die sogenannten peziellen Raucherräume erfüllen müssen, die als Aus Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk nahme zulässig sind. Die Grundphilosophie des Gesetzentwurfes ist: Generell gilt die Regel „nicht rauchen“, es sei denn, es werden eigenständige, abgeschlossene Räume vorgesehen, die als solche gekennzeichnet sind. Aus dem Gesetzentwurf ergibt sich, dass es sich um einen gesonderten Raum handeln muss und dass eine ausreichende Zahl von Räumen vorhanden sein muss. Das heißt, die überwiegende Zahl dem Nichtraucherschutz dienend. In der Begründung werden nähere Erläuterungen gegeben, zum Beispiel dass es keine Hauptaufenthaltsräume und im Bereich des Bundes keine Dienstoder Arbeitsräume sein dürfen. Weitere Kriterien können in einer Rechtsverordnung festgelegt werden. Ihre erste Nachfrage, bitte. Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1608110600
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1608110700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608110800




(A) )


(B) )

Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608110900
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608111000
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608111100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608111200
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608111300
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608111400




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608111500
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608111600
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608111700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608111800
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608111900
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608112000
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608112100
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608112200




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608112300
Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608112400
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608112500
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608112600
Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1608112700
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608112800
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608112900
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608113000
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608113100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608113200
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608113300




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608113400

Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. – In dem Referen-
tenentwurf ist von Raucherräumen und Raucherberei-
chen die Rede. Ist davon auszugehen, dass damit das
Gleiche gemeint ist, oder handelt es sich dabei um ver-
schiedene Definitionen bzw. verschiedene Räumlichkei-
ten?

M
Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1608113500


Für uns ist von der Anlage des Gesetzentwurfes her
ganz klar, dass wir nur den abgeschlossenen Raum mei-
nen. Wenn man in einem Raum Nichtraucher- und Rau-
cherzonen hat, dann ist der Nichtraucherschutz faktisch
nicht mehr gewährleistet. Insofern ist wichtig, dass der
Raucherraum abgeschlossen ist.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608113600

Haben Sie noch eine weitere Nachfrage? – Das ist

nicht der Fall. Ich danke Ihnen, Frau Staatssekretärin.

Die Fragen 30 und 31 des Kollegen Jörg Rohde wer-
den schriftlich beantwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
Ich rufe die Frage 32 des Kollegen Dr. Anton Hofreiter
auf:

Wann wird die Strecke München–Kempten–Immen-
stadt–Lindau, deren Infrastrukturertüchtigung für den Neige-
technikzugeinsatz laut Unterlagen der DB Regio von 1999
schon 2001 abgeschlossen sein sollte, für bogenschnelles Fah-
ren hergerichtet sein, und warum wurden die dazu erforderli-
chen Baumaßnahmen nicht in die im November 2006 beendete
Generalsanierung des Schienennetzes im Allgäu integriert?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1608113700


Frau Präsidentin! Herr Kollege Hofreiter, bei der Stre-
cke München–Kempten–Immenstadt–Lindau handelt es
sich um eine Strecke des Schienenpersonennahverkehrs.
Die Länder, in diesem Fall der Freistaat Bayern, können
in ihrer Funktion als Aufgabenträger für den SPNV die
Prioritäten für Investitionen in die Infrastruktur des

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(C (D PNV gemäß der gesetzlichen Regelung, § 8 Abs. 2 atz 2 des Bundesschienenwegeausbaugesetzes, selbst estimmen und mit der Deutschen Bahn AG vereinbaen, in welche Projekte investiert werden soll. Nach Anaben der DB Netz AG besteht für das Projekt kein eineutiges Projektziel mehr, da der Freistaat Bayern seinen edarf für den Neigetechnikausbau der Strecke Münhen–Kempten–Lindau nicht mehr im bisherigen Umang aufrechterhält und eine neue verkehrliche Aufgaenstellung noch nicht formuliert hat. Die Realisierung einer Neigetechnikertüchtigung der trecke oder einzelner Streckenabschnitte für den boenschnellen Einsatz der Neigetechnikzüge bleibt bis um Vorliegen des überarbeiteten Angebotskonzepts, für as noch kein Termin bekannt ist, und einer daraus abzueitenden verbindlichen Angebotsbestellung durch den reistaat zurückgestellt. Der Bund ist an diesem Abstimungsprozess nicht beteiligt und wirkt bei der Auswahl er Vorhaben nicht mit. Nach Auskunft der DB Netz AG st es bisher nicht zu einer Einigung mit dem Freistaat ayern über den Ausbau der Strecke gekommen. Die erste Nachfrage, bitte. Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608113800
Vielen Dank für diese doch relativ klaren Ausführun-

en, Frau Staatssekretärin. Ich hätte schon noch eine
rage. Wie erklären Sie sich eigentlich das Verhalten der
B AG, die zu 100 Prozent in Bundesbesitz ist und da-
er eigentlich komplett in die Verantwortung Ihres Mi-
isteriums fällt? Sie ist in Bundesbesitz und nicht in
änderbesitz. Diese Firma, für die Ihr Ministerium ver-
ntwortlich ist, schreibt: Die Realisierung des Konzeptes
llgäu-Schwaben-Takt-Neu und der Einsatz von Neige-

echnikzügen sind ab dem Fahrplanwechsel 2001 vorge-
ehen. Zu diesem Zeitpunkt wird die Ertüchtigung der
nfrastruktur abgeschlossen sein. – Das ist offensichtlich
ine Falschaussage, die die DB AG getroffen hat. Das ist
ur ein Beispiel von ganz vielen. Hat das irgendwelche
onsequenzen?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1608113900

Herr Kollege Hofreiter, wie ich ausgeführt habe, ha-

en sich in der Prioritätensetzung des Freistaates Bayern
eränderungen ergeben. Was die Investitionen angeht,
o ist die Prioritätensetzung allein Sache des Freistaates
ayern. Insofern wird sich auch die DB AG an die Ver-
nderungen des Bestell- und Investitionsverhaltens des
reistaates Bayern anzupassen haben. Es ist auch deut-

ich geworden, dass es zwischen den beiden Partnern
och keine Einigung gibt. Insofern dürfte das, was Sie
itiert haben, eine Aussage der Vergangenheit sein, aber
icht eine der Gegenwart.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608114000

Sie können eine zweite Nachfrage stellen.






(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wann haben sich denn diese Prioritätensetzungen ex-
akt verändert? War das 1999, oder war das 2001? Sie ha-
ben relativ klar gesagt, dass der Freistaat Bayern das pri-
oritär nicht mehr will. Aber er wollte es einmal. Wann
exakt war der Zeitpunkt?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1608114100


Ich kann Ihnen diese Auskunft nicht geben, weil mir
die Unterlagen dazu nicht vorliegen. Ich werde aber prü-
fen, ob wir das feststellen können. Dann werden wir Sie
darüber informieren.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608114200

Wir kommen zur Frage 33 des Kollegen Barth:

Trifft es zu, dass der Deutsche Wetterdienst, eine teil-
rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts im Geschäftsbe-
reich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtent-
wicklung, seine Niederlassung in Leipzig von derzeit
70,5 Planstellen auf 17 Planstellen verkleinern wird, und,
wenn ja, was sind die Gründe hierfür?

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1608114300


Frau Präsidentin! Herr Kollege Barth, der Deutsche
Wetterdienst plant, den Personalbestand seiner Nieder-
lassung in Leipzig von derzeit 70,5 Stellen auf 17 Stellen
zu verringern. Dieser Vorschlag ist Teil eines Maßnah-
menpakets im Rahmen der Weiterentwicklung der Stra-
tegie des Deutschen Wetterdienstes bis zum Jahr 2015,
das dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung zur Prüfung und Zustimmung vorliegt. Der
Deutsche Wetterdienst hat seit 1993 die gesetzlichen
Stelleneinsparungen erfüllt. Er muss auch weiterhin mit
einem Rückgang der ihm zur Verfügung stehenden per-
sonellen Ressourcen rechnen.

Gleichzeitig fällt ihm als wissenschaftlich-techni-
schem Dienstleister mit umfassender Verantwortung für
die Daseinsvorsorge in den Bereichen Meteorologie und
Klimaüberwachung die Aufgabe zu, die operativen Pro-
zesse der Wettervorhersage und der Wetterwarnungen
weiter zu optimieren. Dazu bedarf es einer mittelfristig
ausgerichteten Strategie. Diese sieht vor, die Produk-
tionsverfahren stärker zu zentralisieren und kleinere
dezentrale Niederlassungen zu schließen. Ohne eine si-
gnifikante Straffung seiner Standortstruktur wird der
Deutsche Wetterdienst weiteren Personaleinsparungen
nicht entsprechen können.

Nach diesen Überlegungen erhält Leipzig in Zukunft
den Status einer regionalen Wetterberatungsstelle, die
vom nationalen Warndienst der Vorhersage- und Bera-
tungszentrale in Offenburg rund um die Uhr mit Infor-
mationen versorgt wird und die in konkreten Warnsitua-
tionen den ständigen Kontakt zu den Kunden und
insbesondere zu den Katastrophenschutzeinrichtungen

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(C (D er Länder halten soll. Im Bereich der Luftfahrtberatung st eine Konzentration auf eine geringe Anzahl von Luftahrtberatungszentren vorgesehen. Für den Flughafen Leipzig schlägt der Deutsche Weterdienst vor, den Beratungsdienst von der benachbarten uftfahrtberatungszentrale in Potsdam durchführen zu assen. Ferner sieht die Strategie des Deutschen Wetterienstes für die Betreuung der Messnetze eine Konzenration auf eine geringere Zahl an Standorten vor. Sie haben die Möglichkeit, zwei Nachfragen zu stel en. Ihre erste Nachfrage, bitte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Staatssekretä in, Sie haben hier die Strategie des Deutschen Wetterienstes und die damit verbundenen inhaltlichen Ändeungen vorgetragen. Ich möchte zunächst einmal sagen, ass es mir zwar schwerfällt, ich aber trotzdem dem Imuls, den Antrag zu stellen, den zuständigen Minister erbeizubitten, auch angesichts der Mehrheitsverhältisse nicht nachgebe. Es hätte mich allerdings schon ineressiert, was er als ehemaliger Oberbürgermeister der etroffenen Stadt – es geht ja um den Wetterdienst in eipzig – hierzu auch persönlich zu sagen gehabt hätte. ch sage ausdrücklich: Ich widerstehe diesem Impuls. Sie haben gesagt, dass diese Strategie des Deutschen etterdienstes dem Ministerium zur Begutachtung und ur Zustimmung vorliegt; das muss auch so sein. Wie ird sich das Ministerium zu dieser Strategie und damit uch zu den Auswirkungen, insbesondere zu dem gelanten Personalabbau, positionieren? K Was das Thema Personalabbau angeht, müssen wir usehen, dass die Auflagen, die auch vom Bundestag bechlossen werden, erfüllt werden. Deshalb wird dieses onzept zurzeit in unserem Ministerium beraten. Es gibt och keine abschließende Zustimmung. Auf jeden Fall rwarten wir von unseren Behörden zunächst einmal onzeptionelle Vorschläge, wie beim Thema Personalinsparungen vorgegangen werden soll. Wenn diese Vorchläge vorliegen, wird entschieden. Ihre zweite Nachfrage, bitte. Ich mache es ganz kurz: Wann wird diese Entschei ung getroffen? K Wir sind zurzeit in den Abstimmungen. Sie müssen erständnis dafür haben, dass es noch viele Gespräche eben wird. Daher werde ich Ihnen hier jetzt keinen Parl. Staatssekretärin Karin Roth Zeitpunkt nennen können. Wir sind aber auf einem guten Weg. Wir müssen mit den Mitarbeitern und mit den Menschen, die diese Konzepte umsetzen wollen, reden. Daran arbeiten wir. Wir kommen zur Frage 34, ebenfalls vom Kollegen Uwe Barth: Welche berufliche Perspektive wird den betroffenen Mit arbeitern geboten, und wie schätzt die Bundesregierung die Folgen einer Konzentration der jeweiligen Dienste an einzelnen Standorten im Bundesgebiet ein? Bitte, Frau Staatssekretärin. K Frau Präsidentin! Herr Kollege Barth, im Zusammenhang mit den Auswirkungen der in der Beantwortung von Frage 33 genannten Maßnahmen auf die Mitarbeiter ist zu berücksichtigen, dass von den derzeit 70 Beschäftigten der Niederlassung Leipzig 17 bis zum 31. Dezember 2015 in Ruhestand gehen werden. Darüber hinaus sind weitere Anträge auf Gewährung von Altersteilzeit zu erwarten, sodass sich die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2015 nach heutigem Erkenntnisstand auf etwa 35 bis 40 reduziert. Nach Billigung der DWD-Strategie, also der Strategie des Deutschen Wetterdienstes, für den Zeitraum bis zum Jahr 2015 durch das Ministerium wird der Deutsche Wetterdienst Umsetzungskonzepte auch in personeller Hinsicht für die einzelnen Maßnahmen entwickeln. Dabei werden soziale Gesichtspunkte berücksichtigt, soweit dies im Rahmen der dienstlichen Vorgaben möglich ist. Soweit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Wege der späteren Umsetzung der Wetterdienststrategien neue Aufgaben zugewiesen werden, sind Qualifizierungsund Umschulungsprogramme vorgesehen, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Wahrnehmung neuer bzw. veränderter Aufgabenprofile innerhalb und außerhalb des Wetterdienstes vorzubereiten. Der Wetterdienst wird in seiner Eigenschaft als wissenschaftlich-technischer Dienstleister auch in Zukunft darauf angewiesen sein, seine Verfahren weiter zu optimieren. Deshalb werden die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verringerung und Konzentration der Standortstruktur einhergehen mit entsprechend ausgearbeiteten Fachkonzepten, die eine Ertüchtigung des Dienstes sicherstellen sollen. Ihre erste Nachfrage. – Sie verzichten. Herzlichen Dank, Frau Staatssekretärin. Ich rufe den Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes auf. Der Staatsminister Bernd Neumann wird die Fragen beantworten. Ich rufe die Frage 35 des Kollegen Dr. Diether Dehm auf: Wie viele zulässige Auskunftsverlangen sind an die Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, BStU, Marianne k S v 2 d c s l B d e g b D u f I d u g k e n z P t N I D B k l A f k t L (C (D Birthler, seit dem Inkrafttreten des Siebenten Gesetzes zur Änderung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes, StUG, gestellt worden, die nach der zuvor geltenden Fassung nicht mehr hätten beantwortet werden dürfen, und wie sind die Personen, zu denen Auskünfte begehrt wurden, auf die in § 20 Abs. 1 Nr. 6 bzw. 7 StUG genannten Personengruppen aufzugliedern? Bitte, Herr Staatsminister. B Grundsätzlich wären nach der alten Fassung des tasi-Unterlagen-Gesetzes durch Ablauf der in Abs. 3 orgesehenen Frist alle Überprüfungen nach den § § 20, 1 Nr. 1 Abs. 1 Nr. 6 und 7 Stasi-Unterlagen-Gesetz ab em 29. Dezember 2006 unzulässig geworden. Entsprehende Auskunftsverlangen hätten also abschlägig bechieden werden müssen. Ausnahmen hätten sich ledigich aus entsprechender Anwendung des § 52 Abs. 1 des undeszentralregistergesetzes, also wenn die Sicherheit er Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder ine Ausnahme zwingend gebietet, ergeben. Demgegenüber ist durch die Gesetzesänderung ein roßer Teil der Überprüfungsmöglichkeiten erhalten gelieben. Einige Tatbestände sind neu geregelt worden. ie Erhebung aller zwischen dem 29. Dezember 2006 nd dem 13. Februar 2007 eingegangenen Überprüungsgesuche ergibt folgendes Bild – das ist ja der Kern hrer Frage, Herr Abgeordneter. Ich muss sehen, dass ich ie Antwort so knapp wie möglich halte. Wir beziehen ns jetzt immer auf § 20 Abs. 1 Nr. 6, so wie Sie das anesprochen haben. Ich setze voraus, dass Sie die Titel ennen; sonst müsste ich sie im Einzelnen vorlesen. a)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608114400
Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1608114500
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1608114600
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608114700
Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1608114800
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1608114900




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608115000
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1608115100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608115200
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1608115300
ine Person, b): 63 Personen, c): keine, d): zwei Perso-
en, e): keine, f): keine, g): zwei Personen. Dasselbe be-
ogen auf Nr. 7: a): eine Person, b) bis f): jeweils keine
erson.

Damit müsste ich Ihre Frage, auch in den Einzelhei-
en, mindestens formal beantwortet haben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608115400

Herr Kollege Dehm hat die Möglichkeit zu zwei

achfragen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das mache ich nach der zweiten Frage!)


ch rufe dann auch die Frage 36 des Kollegen Diether
ehm auf:

Wie bewertet die Bundesregierung den Nutzen der Geset-
zesänderung für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutsch-
land und für das Ansehen der Verfassungsorgane?

itte, Herr Staatsminister.

B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1608115500


Die erhebliche Anzahl an Überprüfungsgesuchen be-
egt den nach wie vor hohen Bedarf und das Interesse an
ufklärung. Durch den Erhalt weitgehender Überprü-

ungsmöglichkeiten kann gewährleistet werden, dass
eine ehemaligen Mitarbeiter des Staatssicherheitsdiens-
es unerkannt Mitglieder der Bundesregierung oder einer
andesregierung, Abgeordnete, Angehörige kommuna-






(A) )



(B) )


Staatsminister Bernd Neumann
ler Vertretungskörperschaften, kommunale Wahlbeamte,
Behördenleiter, Richter sowie hohe Soldaten werden.
Dass die Öffentlichkeit auf diese Gewissheit vertrauen
kann, bewertet die Bundesregierung als überaus wichtig
für das Ansehen der Verfassungsorgane.

Soweit die Frage auf den Nutzen für die Sicherheit
der Bundesrepublik Deutschland abhebt, zielt sie offen-
bar auf die nunmehr explizit geregelten Sicherheits- und
Zuverlässigkeitsüberprüfungen. Dass insoweit eine ein-
deutige Regelung geschaffen worden ist und nicht der
mit einer gewissen Auslegungsunsicherheit behaftete
Ausnahmetatbestand des § 52 Abs. 1 des Bundeszentral-
registergesetzes bemüht werden muss, bewertet die Bun-
desregierung als Gewinn für die Sicherheit der Bundes-
republik.

Die auffallend hohen Antragszahlen in diesem Be-
reich sprechen für sich.

So weit die Antwort auf Ihre Fragen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608115600

Danke, Herr Staatsminister. – Kollege Dehm, Sie ha-

ben das Wort für die erste Nachfrage.


Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608115700

Herr Staatsminister, vielleicht kann ich die beiden

Fachfragen im Zusammenhang stellen; das würde Zeit
sparen.

Zu Beginn der Legislatur hat eine Kollegin der Grü-
nen bei einem Redebeitrag von mir dazwischengerufen,
ich hätte Wolf Biermann für die damalige Stasi als des-
sen damaliger Manager bespitzelt. Ich habe der Kollegin
daraufhin angeboten, dass sie in meinem Büro die zuge-
schriebene Akte mit meiner Abschöpfung einsehen
kann.

Darin ist nämlich nachzulesen, dass die Akte bereits
wenige Wochen, nachdem ich Anfang 1977 Biermanns
Manager geworden war, vom MfS mit dem enttäuschten
Hinweis beendet wurde, ich stünde unbelehrbar zu
Bahro und Biermann.


(Uwe Barth [FDP]: Wann kommt denn die Frage?)


1977 legte mich die Stasi darum sogar in die DDR-Ein-
reisefahndung.

Dennoch gab es 1996 eine Pressekampagne mit dem
Hinweis, ich sei IM gewesen und bis zur Wende geblie-
ben.

Meine erste Frage ist, warum die rechtsstaatliche
Unschuldsvermutung in die Akteneinsichtspraxis der
Birthler-Behörde keinen Eingang gefunden hat.

Ich konnte mich gegen die Vorwürfe zunächst über-
haupt nicht wehren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608115800

Kollege Dehm, bitte versuchen Sie, die Frage zu for-

mulieren.

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(C (D Das war die erste Frage. Ich würde gern die zweite rage anschließen. In Ordnung. Dann stellen Sie bitte die Frage. Die zweite Frage. – Gegen diesen Rufmord konnte ch mich nicht wehren, weil im Rahmen des Stasi-Unteragen-Gesetzes die Gauck-Behörde mir auf meine Anrage mitgeteilt hatte, es gebe keine Unterlagen, während ie diese Unterlagen bereits an WDR, „Spiegel“ und Bild“-Zeitung gegeben hatte. Ich bekam wochenlang eine Einsicht in diese Akte. Das heißt: Ich konnte mich ochenlang nicht wehren, weil ich, als Täter verdäch igt, keinen Zugang zu der Akte, keine Einsicht in die kte hatte. Kollege Dehm – – Ich komme zur Frage. Jeder Schwerverbrecher, der unter dem Verdacht teht, ein Totschlagsdelikt begangen zu haben, hat mehr echte; die Verjährung beträgt da 15 Jahre. 23 Jahre, achdem die Stasi ohne mein Wissen eine Akte angelegt atte, hatte ich nicht die Gelegenheit, in die Akte einzuehen und meine Unschuld zu beweisen, während bereits ine Pressekampagne lief. Ich frage Sie, wie lange die Bundesregierung noch zuassen möchte, dass diese Praxis abseits von Rechtsstaatichkeit, Akteneinsichtsrecht und Unschuldsvermutung n der Bundesrepublik anhält. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Das müssen Sie das Parlament fragen, nicht die Regierung!)

Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608115900
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608116000
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608116100
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608116200
Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608116300


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608116400

Der Staatsminister hat die Möglichkeit, auf die Fra-

en zu antworten.


(Uwe Barth [FDP]: Den Versuch einer Antwort zu wagen! – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Das ist eine Frage an das Parlament, nicht an die Regierung!)


B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1608116500


Herr Kollege Dehm, in Ihrer Frage kommt die persön-
iche Betroffenheit zum Ausdruck; das ist nachvollzieh-
ar. Ich bin jetzt nicht in der Lage, Ihren Fall im Einzel-
en zu bewerten – ganz abgesehen davon, dass ich nicht
itarbeiter der Birthler-Behörde bin. Dazu müsste man

ort nachfragen.

Generell möchte ich sagen, dass die weitere Überprü-
ungsmöglichkeit für besondere Verantwortungsträger,
nsbesondere im öffentlichen Bereich, die wir geschaffen
aben, auch die Chance bietet, Klärung herbeizuführen.






(A) (C)



(B) (D)


Staatsminister Bernd Neumann

Es geht nicht immer nur um Belastung, sondern auch um
die Chance, Auskunft zu bekommen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Müsste!)


Das bietet auch die Möglichkeit, von Verdächtigungen
freizukommen. Das kann ich generell dazu sagen.

Deshalb glaube ich, dass die Novellierung, die wir
Ende des letzten Jahres mit großer Mehrheit beschlossen
haben, rechtsstaatlich ist und auch jeder rechtlichen
Überprüfung durch die zuständigen Gerichte standhalten
wird. Insofern glaube ich, dass dies verantwortbar ist.

Aber Ihren Einzelfall kann ich, wie gesagt, aus dem
Stand nicht beurteilen. Das steht mir auch nicht zu. Das
müsste gegebenenfalls von denen, die dafür zuständig
sind, beantwortet werden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1608116600

Danke, Herr Staatsminister.

Da die Fragen 37 und 38 des Kollegen Waitz und

(Frankfurt)

Ende dieses Geschäftsbereichs.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Arbeit und Soziales auf. Die Frage 41 des Kol-
legen Niebel sowie die Fragen 42 und 43 des Kollegen
Burgbacher werden schriftlich beantwortet. Die
Frage 44 der Kollegin Hirsch wurde zurückgezogen.

Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Aus-
wärtigen Amtes. Die Fragen 45 und 46 des Kollegen
Steenblock werden schriftlich beantwortet; die Frage 47
der Kollegin Behm wird ebenfalls schriftlich beantwor-
tet.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 1. März 2007,
9 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg bei all Ihren Vor-
haben heute Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.