Protokoll:
16077

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 77

  • date_rangeDatum: 19. Januar 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:59 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/77 Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugend- hilfe in Deutschland – Zwölfter Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung – zu dem Antrag der Abgeordneten Thomas Dörflinger, Thomas Bareiß, Antje Blumenthal, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Marlene Rupprecht (Tuchen- bach), Clemens Bollen, Renate Gradistanac, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Öffentliche Verantwortung wahrnehmen – mit fairen Chancen Kin- der stark machen Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Tagesordnungspunkt 22: 7691 A 7693 A 7693 C 7695 C 7697 B 7697 D 7699 A 7700 D Deutscher B Stenografisch 77. Sitz Berlin, Freitag, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 21: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu der Unterrichtung durch die Bundesre- gierung: Bericht über die Lebenssitua- tion junger Menschen und die Leistun- gen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland – Zwölfter Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung – zu dem Entschließungsantrag der Abge- ordneten Diana Golze, Jörn Wunderlich, Elke Reinke, Klaus Ernst und der Fraktion der LINKEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die – ( 1 T M N – zu dem Antrag der Abgeordneten Ekin Deligöz, Kai Gehring, Grietje Bettin, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des undestag er Bericht ung 9. Januar 2007 t : BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Neue Chancen und Perspektiven für Kinder und Jugendliche in Deutschland zu dem Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Dr. Barbara Höll, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Kinderzuschlag sozial ge- recht gestalten – Kinderarmut wirksam bekämpfen Drucksachen 15/6014, 16/827, 16/2754, 6/817, 16/2077, 16/3849) . . . . . . . . . . . . . . . homas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . icolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7685 D 7686 A 7687 C 7688 D 7690 C Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 wurfs eines Gesetzes zu dem Internationa- len Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 gegen Doping im Sport (Drucksachen 16/3712, 16/4077) . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Monika Knoche, Dr. Norman Paech, Wolfgang Gehrcke, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LIN- KEN: Keine Tornado-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan einsetzen (Drucksache 16/4047) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Keine Zusage deutscher Tornados ohne Bundestagsmandat (Drucksache 16/4048) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Birgit Homburger, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Neues Mandat für Tornado-Einsatz uner- lässlich (Drucksache 16/4096) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T A K F N a m z ( T A H D A T A M A s M ( T B s l r B t e W ( H N A L A Z E n 7703 A 7703 B 7704 D 7706 C 7708 B 7710 A 7711 D 7712 D 7714 C 7714 C 7714 D 7714 D 7716 A 7717 C 7718 C 7720 B agesordnungspunkt 25: ntrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, Ute oczy, Renate Künast, Fritz Kuhn und der raktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN: Für ein Entwicklungspartnerschafts- bkommen der Europäischen Union (EU) it den Staaten der Afrika-, Karibik-, Pa- ifikgruppe (AKP) Drucksache 16/4055) . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, ichael Kauch, Jens Ackermann, weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: For- chung auf dem Gebiet der Regenerativen edizin stärken Drucksache 16/2837) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 27: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau und Stadtentwick- ung zu dem Antrag der Abgeordneten Heid- un Bluhm, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar artsch, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der LINKEN: Generelle Altschulden- ntlastung auf dauerhaft leer stehende ohnungen Drucksachen 16/2078, 16/3082) . . . . . . . . . . eidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zu dem Internatio- alen Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 7721 A 7721 B 7722 C 7724 A 7725 A 7726 C 7727 C 7727 D 7727 D 7729 C 7731 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 III gegen Doping im Sport (Tagesordnungs- punkt 22) Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Forschung auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin stärken (Tagesord- nungspunkt 26) Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Generelle Altschuldenentlas- tung auf dauerhaft leer stehende Wohnungen (Tagesordnungspunkt 27) Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Kranz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7731 D 7733 A 7734 B 7736 B 7737 B 7737 B 7739 A 7740 A 7741 D 7742 A 7742 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7685 (A) ) (B) ) 77. Sitz Berlin, Freitag, den 1 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7731 (A) ) (B) ) Olympische Sportbund hat auf seiner Mitgliederver-Raidel, Hans CDU/CSU 19.01.2007 gen können so harmonisiert und Straftaten länderüber- greifend verfolgt werden. Spannend wird es, wie Politik und Sport in Deutsch- land damit umgehen werden. Fakt ist: Der Deutsche Pieper, Cornelia FDP 19.01.2007 Pronold, Florian SPD 19.01.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt A w k g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 19.01.2007 Behm, Cornelia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 19.01.2007 Bülow, Marco SPD 19.01.2007 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 19.01.2007 Gabriel, Sigmar SPD 19.01.2007 Dr. Gehb, Jürgen CDU/CSU 19.01.2007 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 19.01.2007 Grund, Manfred CDU/CSU 19.01.2007 Hilsberg, Stephan SPD 19.01.2007 Höfer, Gerd SPD 19.01.2007 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Jung (Karlsruhe), Johannes SPD 19.01.2007 Kasparick, Ulrich SPD 19.01.2007 Kipping, Katja DIE LINKE 19.01.2007 Dr. Küster, Uwe SPD 19.01.2007 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.01.2007 Landgraf, Katharina CDU/CSU 19.01.2007 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Merten, Ulrike SPD 19.01.2007 Müntefering, Franz SPD 19.01.2007 S S S S D D S S D T V W W W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 gegen Doping im Sport (Ta- gungsordnungspunkt 22) Katrin Kunert (DIE LINKE): Die Fraktion Die Linke ird dem Gesetzentwurf zum internationalen Überein- ommen gegen Doping im Sport zustimmen. Das bietet die wichtige Möglichkeit, international ge- en Doping vorzugehen. Bestehende nationale Regelun- chaaf, Anton SPD 19.01.2007 chäfer (Bochum), Axel SPD 19.01.2007 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 chily, Otto SPD 19.01.2007 r. Schröder, Ole CDU/CSU 19.01.2007 r. Seifert, Ilja DIE LINKE 19.01.2007 teinbach, Erika CDU/CSU 19.01.2007 teppuhn, Andreas SPD 19.01.2007 r. Tabillion, Rainer SPD 19.01.2007 illmann, Antje CDU/CSU 19.01.2007 eit, Rüdiger SPD 19.01.2007 eiß (Emmendingen), Peter CDU/CSU 19.01.2007 eisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 19.01.2007 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 19.01.2007 ypries, Brigitte SPD 19.01.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 7732 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) sammlung im Dezember letzten Jahres einen Anti- dopingaktionsplan beschlossen. Der Sport will das Pro- blem des Dopings in eigener Regie in den Griff bekom- men. Er setzt unter anderem auf eine höhere Kontroll- dichte. Ich meine, dass nicht nur die Kontrolldichte das Problem ist, es muss vielmehr unangekündigt kontrol- liert werden. Wichtig ist auch, dass Meldungen an die Verbände erfolgen, wenn sich die Sportlerinnen und Sportler den Kontrollen entziehen. Dazu braucht die Na- tionale Antidopingagentur nachweislich mehr Geld. Bund und Sport haben ihre Zuschüsse bereits für 2007 deutlich erhöht. Aber ob diese finanzielle Ausstattung reichen wird, wage ich zu bezweifeln. Acht hauptamtlich Beschäftigte und 70 ehrenamtliche Kontrolleure bei der NADA stehen circa 9 000 Athleten gegenüber. In der ARD-Reportage „Mission: Sauberer Sport – Doping- Fahnder im Einsatz“ wurden die Schwachstellen bei den Dopingkontrollen in Deutschland öffentlich gemacht. Nicht nur die dünne Personaldecke der NADA macht Sorgen, vielmehr habe ich kein Verständnis dafür, dass Athleten, ob bei angekündigten oder unangekündigten Kontrollen, mehrfach nicht anzutreffen sind und dass die Kontrolleure der NADA dies nicht an die Verbände mel- den. Wie ernst wird das Thema von den handelnden Insti- tutionen eigentlich genommen, wenn zugelassen wird, dass sich Sportlerinnen und Sportler der Kontrolle ent- ziehen können? So werden Regelverstöße nicht geahn- det. Das ist inakzeptabel! Wenn ein Sportler sich nicht ordnungsgemäß abmeldet, muss dies sanktioniert wer- den. Dazu gibt es klare und, wie ich meine, auch harte Regeln. Es wundert mich nicht wirklich, wenn Sportler im Nachgang zu einem Gerichtsverfahren, wie im Fall Springstein, unter Dopingverdacht geraten. Derzeit sind beim Deutschen Leichtathletik-Verband neun Sportlerinnen und Sportler wegen Dopings ge- sperrt. Sieben davon sind aus dem Bereich der Seniorin- nen und Senioren. Lediglich eine Sperre von den neun Sperren basiert auf einer Trainingskontrolle. Ich frage mich, ob und, wenn ja, wie oft Schumann, Breuer und Urbansky kontrolliert wurden. Gehörten sie vielleicht zu den oft nicht anzutreffenden Sportlern? Prävention ist das A und O. Der WADA-Code muss verschärft werden, so steht es im Antidopingplan des Deutschen Olympischen Sportbundes. Ich habe guten Grund, das zu unterstreichen, denn bei einer Befragung von Athletinnen und Athleten des Jahrgangs 1986 in der Leichtathletik konnten 70 Prozent der Befragten nichts mit dem Antidopingcode anfangen. Zudem gibt es er- hebliche Unsicherheiten im Umgang mit Nahrungser- gänzungsmitteln. Hier wünschen sich die Aktiven mehr Informationen vom Verband. Um Handel und Missbrauch von illegalen leistungs- fördernden Mitteln entgegenzutreten, sollten auch kom- merzielle Fitnessstudios einer Dopingkontrolle unter- worfen werden, wenn notwendig, auch durch Polizei- und Ordnungsbehörden. r b m S l m m S b i d A d s d w D S n d r s d e w m S h h m S S S d T z s j d k r d s e b d T d n (C (D Die Situation in einigen Fitnessstudios ist alarmie- end. Wie offen und skrupellos illegale Substanzen ange- oten und angepriesen werden, kann man in Gesprächen it Besuchern von Fitnessstudios erfahren. Den Besitz von Dopingmitteln bei Sportlern will der port nicht unter Strafe stellen. Hier scheiden sich in den etzten Wochen und Monaten die Geister. Auch in unserer Fraktion gibt es in Bezug auf ein ögliches Antidopinggesetz noch Diskussionen. Ich eine, die bestehende Sportgerichtsbarkeit bestraft portlerinnen und Sportler bereits effektiv und unmittel- ar. Der Gebrauch von Dopingmitteln und der Nachweis m Körper führen zu Sanktionen. Das ist so, wenn – und as sage ich vor dem Hintergrund des Berichtes in der RD – auch Nachweise erbracht werden können. Zu- em funktioniert die Sportgerichtsbarkeit erheblich chneller, als dies bei der ordentlichen Gerichtsbarkeit er Fall wäre. Andererseits muss die Frage aufgeworfen erden: Warum besitzt ein Sportler oder eine Sportlerin opingmittel? Bestimmt nicht, um sie sich in die chrankwand zu stellen! Künftig müssen Politik und Sport gemeinsam an ei- en Tisch und vernünftige Regelungen finden. Der Ruf es Sports steht auf dem Spiel. Er muss im eigenen Inte- esse dem Betrug begegnen. Der Staat muss den Sport chützen. Sport hat wichtige Funktionen in der Gesellschaft. Pä- agogisch, sozialpolitisch und gesundheitspolitisch wirkt r in die Gesellschaft, und nicht zuletzt ist der Sport ein ichtiges Spiegelbild. Wenn wir über die Bekämpfung des Dopings reden, üssen wir generell eine Debatte über die Rolle des ports in der Gesellschaft führen. Alles andere ist halb- erzig. Solange der Kommerz immer mehr den Sport be- errscht, so lange ist der Sport auch nicht frei von Kom- erz. Solange Werbeverträge, Fernsehpräsenz und pektakel maßgebend für den Sport sind, kann der portler entweder mitgehen oder er steigt aus. Die finanzielle Abhängigkeit der Sportlerinnen und portler von diesem Mechanismus muss ersetzt werden urch eine gesamtgesellschaftliche Begleitung von der alentesichtung bis über das Karriereende hinaus. Spit- ensport, Schul- und Berufsbildung sowie Studium müs- en besser miteinander verbunden werden. Gerade viele unge Sportlerinnen und Sportler entscheiden sich nach em Schulabschluss gegen den Sport, weil sie ihre Zu- unft nicht gesichert sehen. Der Übergang vom Junioren- zum Spitzensportbe- eich ist ein weiteres Problem und zeigt deutlich, dass ie durchaus bestehenden Ressourcen in der Spitzen- portforschung nicht in der Praxis ankommen. Hier gibt s ein interessantes Modell in Köln, ein hochschulge- undenes Zentrum für Spitzensport ist aufgebaut wor- en. In diesem Zentrum werden sportwissenschaftliche heorien in die Praxis gegeben, es werden Ergebnisse er Grundlagenforschung schnellstmöglich in der Trai- ingspraxis umgesetzt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7733 (A) ) (B) ) Doping existiert nicht im luftleeren Raum, Sportlerin- nen und Sportler beginnen ihre Karriere nicht mit dem Vorsatz zu dopen. Dennoch müssen im Kampf gegen Doping alle Bedingungen, die auf den Sport wirken, ein- bezogen werden. Auch die Öffentlichkeit, also wir, die ständig nur beste Platzierungen erwarten, die Medien, die Sponsoren und Veranstalter haben einen nicht uner- heblichen Einfluss auf die Entwicklung des Sports. Nur ein Gesamtpaket an Maßnahmen, angefangen von wirksameren Dopingkontrollen über soziale und be- rufliche Absicherung der Sportlerinnen und Sportler bis hin zu mehr sportwissenschaftlicher Begleitung und letztlich auch die Bekämpfung des organisierten Handels mit Dopingmitteln kann zum Erfolg führen. Früher gab es das Motto „Dabei sein ist alles“, darum geht es aber schon lange nicht mehr. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Forschung auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin stärken (Ta- gesordnungspunkt 26) Michael Kretschmer (CDU/CSU): Es gibt kaum ein Forschungsgebiet, mit dem die Menschen so große Hoff- nungen verbinden wie mit der Regenerativen Medizin. Diese junge Disziplin an den Grenzflächen von Medizin, Entwicklungsbiologie, Ingenieurs- und Materialwissen- schaften weckt Erwartungen bei Patientinnen und Pa- tienten, schon bald Verletzungen und Krankheiten heilen zu können, die heute als unheilbar gelten. Wo heute oft nur Symptome gelindert werden, wäre dann echte Gene- sung möglich. Wir stehen noch ganz am Anfang dieser Vision. Die Regenerative Medizin bewegt sich überwiegend in der Grundlagenforschung. Erhebliche Forschungsanstren- gungen liegen vor uns, bis wir eines Tages – vielleicht – auf Organtransplantationen verzichten oder degenerative Krankheiten wie Parkinson heilen können. Das beste Beispiel für die Selbstheilungskräfte, die die Regenerative Medizin nutzen will, liefert die Natur selbst. Wenn ein Axolotl, ein Lurch aus Mexiko, eine Gliedmaße oder ein Organ verliert, wachsen diese ein- fach wieder nach. Forscher im Max-Planck-Institut für Genetik in Dresden sind diesem Rätsel auf der Spur, von dessen Lösung auch die Medizin profitieren könnte. In einzelnen Feldern allerdings haben Regenerative Thera- pien schon den Sprung in die klinische Anwendung ge- schafft. Speziell beim Tissue-Engineering, also der Züchtung von Gewebeersatz aus patienteneigenen Zel- len, hat die Medizin enorme Fortschritte gemacht. Auch wenn die weltweiten Umsätze der Gewebezucht bei ge- schätzten 100 bis 200 Millionen US-Dollar (2005) lie- gen; das künftige wirtschaftliche Potenzial wird von der Deutschen Gesellschaft für Regenerative Medizin auf jährlich mehrere Milliarden Euro geschätzt. Menschen, die bei Unfällen schwerste Verbrennungen erleiden, pro- fitieren heute schon vom Segen dieser Verfahren. Das Be- h b T T R v s d m G e g z h M o t ti e d E s g z s d g s R f f m B W v M s r a s r F H d d b I s je s im B m A T (C (D andeln großflächiger Wunden mit Ersatzhaut ist das islang erfolgreichste klinische Anwendungsgebiet des issue-Engineerings. Aber auch in der Orthopädie sind issue-Engineering-Verfahren seit Jahren im Einsatz. und 80 000 Menschen leiden in Deutschland infolge on Sportverletzungen oder durch Arthrose an Gelenk- chäden. Immer häufiger werden diese so behandelt, ass Knorpelzellen aus dem gesunden Gelenk entnom- en, in Kultur vermehrt und dann in das geschädigte elenk transplantiert werden. Diese vielversprechenden Ansätze lassen es realistisch rscheinen, dass es der Regenerativen Medizin langfristig elingen kann, geschädigte Zellen, Gewebe und Organe u heilen, zu rekonstruieren oder deren Reparatur mit- ilfe von Stammzellen zu stimulieren. Das würde die edizin revolutionieren und viel Leid lindern helfen. Die dramatischsten Engpässe gibt es heute bei Spender- rganen. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organ- ransplantation warten derzeit in Deutschland 12 000 Pa- enten auf neue Herzen, Lebern, Nieren. Nur jeder Dritte rhält sie rechtzeitig. Pro Tag sterben drei Menschen auf er Warteliste, bevor ein passendes Organ gefunden ist. s wäre vermessen, von der Regenerativen Medizin hier chnelle Hilfe zu erwarten. Sie ist von der Herstellung anzer Ersatzorgane weit entfernt. Ohne die Bereitschaft ur Organspende werden wir noch lange nicht auskommen. Trotzdem ist die Forschung dem Ziel, einen biologi- chen Ersatz für einzelne Organfunktionen zu entwickeln, eutlich nähergekommen. Alle deutschen Forschungsor- anisationen, von der DFG bis zur Max-Planck-Gesell- chaft, fördern seit Jahren Forschung auf dem Gebiet der egenerativen Therapien. Die CDU/CSU-Bundestags- raktion sieht darin einen Schwerpunkt der Gesundheits- orschungs- und Biotechnologieprogramme. Hinzu kom- en erfolgreiche Förderansätze der Länder. Die iotechnologie-Offensive des Freistaats Sachsen war egbereiter für zwei Exzellenzzentren der Regenerati- en Medizin: dem Translationszentrum für Regenerative edizin der Universität Leipzig und dem DFG-For- chungszentrum für Regenerative Therapien in Dresden. Deutschland ist in der Regenerativen Medizin hervor- agend aufgestellt, wir sind international Spitze. Das soll uch so bleiben. Deshalb teilen wir auch die große Wert- chätzung der Regenerativen Medizin, die die FDP in ih- em Antrag dokumentiert. Dass sich im Übrigen im DP-Antrag wörtliche Zitate finden, die von der BMBF- omepage übernommen sind, werte ich als Zeichen, ass auch die Opposition der Meinung ist, dass die Bun- esregierung auf dem richtigen Weg ist und man getrost ei ihr abschreiben kann. Das ist aber der Grund, warum hre Forderungen in weiten Teilen ins Leere laufen. Sie ind längst umgesetzt. Beispiel: Klinische Studien. Schon tzt hat das BMBF eine Reihe Förderungen, zum Bei- pielt zusammen mit der DFG. Dort können längst Studien Bereich Regenerative Therapien beantragt werden. eispiel: Unterstützung kleiner und mittlerer Unterneh- en der Biotechbranche für zellbasierte Therapien. uch das ist längst Realität. Die BMBF-Aktivitäten issue-Engineering, Bio-Profile – Region STERN – Bio 7734 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) Chance Plus haben seit 2000 mit rund 100 Millionen Euro vornehmlich KMU unterstützt. Was wir jetzt brauchen, um die Regenerative Medizin voranzubringen, ist vorrangig nicht mehr Geld. Wir brauchen bessere Marktbedingungen für Produkte und Anwendungen aus der Regenerativen Medizin. Die Innovationen müssen die Patienten auch erreichen. Das ist das Problem: Der Markt für die kleinen und mittleren Unternehmen mit ihren innovativen Therapieansätzen ist zu klein. Das liegt daran, dass die zugelassenen Produkte des Tissue-Engineerings – von Ausnahmen abgesehen – von den Kassen nicht erstattet werden. Es ist daher richtig, dass die Bunderregierung mit der Hightechstrategie die Innovationspolitik ressortübergreifend angeht und eine intensive Abstimmung zwischen Bundesforschungs- und Bundesgesundheitsministerium etabliert. Denn gerade an diesen Stellen kann Innovationspolitik angeschoben oder ausgebremst werden. Ein weiterer Punkt ist das Gewebegesetz. Dieses Ge- setz darf nicht zur Innovationsbremse werden. Wir wollen hohe Sicherheit für die Patienten. Aber wir wollen auch, dass klinische Forschung in Deutschland mit vertretba- rem Aufwand möglich bleibt und die Erkenntnisse aus klinischen Studien schnell in die Anwendung gelangen. Hier werden wir als Forschungspolitiker bei der Anhörung genau hinsehen. Denn heute leiden zu viele klinische Studien darunter, dass in der Vergangenheit unter Rot- Grün überreguliert worden ist; übrigens ohne Zusatznutzen für die Patienten Die Forschung an humanen embryonalen Stammzellen steht hingegen auf einem ganz anderen Blatt. Sie ist nur ein Aspekt der Regenerativen Medizin, weshalb ich bewusst erst zum Ende meiner Rede auf sie zu sprechen komme. Was die FDP so einfach als „Behinderung“ der Forschung beschreibt, ist ein Beschluss, der mit großer Mehrheit aus der Mitte dieses Parlaments kam. Dieses Stammzellgesetz gilt es zu respektieren, was die Bundes- forschungsministerin im Kompromiss zum 7. Forschungs- rahmenprogramm auch getan hat. Die Situation ist schwierig. Denn die nach dem deutschen Stichtag ver- wendbaren Zelllinien sind kontaminiert, haben epigeneti- sche Mängel und kommen für die therapeutische Anwen- dung nicht in Frage. Wir wissen auch, dass deutsche Forscher große Sorgen haben, sich in internationalen Pro- jekten nach deutschen Stammzellrecht strafbar zu ma- chen. Aber vor einer möglichen Änderung des Stamm- zellgesetzes müssen die Abgeordneten Gelegenheit erhalten, die Intention des Stammzellgesetzes zu prüfen. Wir müssen uns die Zeit nehmen, diese schwerwiegende Entscheidung in Ruhe zu treffen. Denn es sind die hohen ethischen Güter Lebensschutz auf der einen Seite und Chance auf Heilung schwerer Krankheiten auf der ande- ren Seite, die sorgsam gegeneinander abgewogen werden müssen. René Röspel (SPD): Als ich von meinen Mitarbei- tern letzte Woche hörte, dass ein Antrag der FDP zu Re- generativer Medizin auf der Tagesordnung steht, habe ich zunächst gedacht, es handele sich um die übliche, von der FDP im Halbjahresrhythmus eingebrachte For- d r d u g d m g n F f O g t n c d e k B l F s r s e m p b n d B k R t z L t F s z f u w A R t 1 B e H H V n t (C (D erung, das Stammzellgesetz zu ändern. Ein wenig über- ascht war ich dann, dass Sie sich tatsächlich zunächst em Thema Regenerative und Transplantationsmedizin nd Organspende widmen. Umso enttäuschter muss der eneigte Leser allerdings dann doch sein, dass Sie aus em großen einführenden Bereich der Transplantations- edizin keine Schlussfolgerung ziehen oder Forderun- en stellen, sondern es letztlich doch wiederum nur – ei- igermaßen verpackt und verklausuliert – um ihre alte orderung nach Zulassung der embryonalen Stammzell- orschung geht. Es ist gerade zu unverschämt, dass Sie den Bereich rganmangel einerseits und Erfolge im Bereich „autolo- er Hautersatz“ – der körpereigene Hautzellen des Pa- ienten nutzt und mit embryonaler Stammzellforschung ichts zu tun hat – vermischen und den Eindruck erwe- ken, man müsse nun endlich das Stammzellgesetz än- ern. Auf das Thema, das der Titel des FDP-Antrags nennt, ingehend, ist zu begrüßen, dass nun auch die FDP er- annt hat, welche Möglichkeiten und Chancen sich im ereich der Regenerativen Medizin bieten. Offensicht- ich hat die FDP nicht nur die Entwicklung in diesem orschungszweig verfolgt, sondern auch die Hightech- trategie der Bundesregierung gelesen und sich inspirie- en lassen. Warum die FDP dann allerdings noch Fragen tellt, die durch Handeln der Großen Koalition bereits rledigt sind, ist wohl nur mit politischem Opportunis- us zu erklären. Eine der spezifischen forschungs- und innovations- olitischen Initiativen im Rahmen der Hightechstrategie einhaltet die Förderung von zunächst zwei „Translatio- al Research Clustern“ auf dem hochinnovativem Feld er Regenerativen Medizin. Damit unterstützt das MBF seit dem Jahr 2006 prototypische Umsetzungs- onzepte unter Einbindung auch von Kostenträgern und egulierungsinstanzen. Im Rahmen der Medica hat Bundesforschungsminis- erin Schavan im November 2006 die Förderung von wei Zentren für Regenerative Medizin in Berlin und eipzig offiziell bekannt gegeben. Diese beiden Einrich- ungen haben genau das zum Auftrag, was nun von der DP in ihren Antrag gefordert wird, nämlich wissen- chaftliche Erkenntnisse gezielt in die Praxis umzuset- en und Innovationen in der Regenerativen Medizin zu ördern. Durch die enge Verzahnung von Wissenschaft nd unternehmerischer Umsetzung von Innovationen erden wir sicherstellen, dass für die Forschung und nwendung der Regenerativen Medizin hinreichende essourcen zur Verfügung stehen. Zitat BMBF: „Das BMBF fördert die beiden Transla- ionszentren in den nächsten vier Jahren mit jeweils rund 5 Millionen Euro. Hinzu kommt ein Beitrag der Länder erlin und Brandenburg für das Zentrum in Berlin und in Beitrag Sachsens für das Zentrum in Leipzig in öhe von rund 5 Millionen Euro. In Berlin stellt die elmholtz-Gemeinschaft weitere 10 Millionen Euro zur erfügung. Die Zentren sollen zu Keimzellen für Unter- ehmensausgründungen und zu Partnern für innova- ionsstarke Unternehmen werden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7735 (A) ) (B) ) Man sollte trotz der großen Chancen im Bereich der Regenerativen Medizin aber auch keine überschwängli- chen Hoffnungen auf die Heilung bisher unheilbarer Krankheiten schüren. Auch die Forscher und Unterneh- mer werden ansonsten mit Zielen konfrontiert, die sie niemals oder erst nach vielen Jahren erreichen können. Vor allem aber werden damit Hoffnungen bei den betrof- fenen kranken Menschen aufgebaut, die für die meisten nicht erfüllt werden können. Das halte ich für zynisch und unverantwortlich. Wir sollten uns stattdessen gemeinsam darum bemü- hen, realistisch die Potenziale der Regenerativen Medi- zin zu bewerten und die Forscherinnen und Forscher dort zu unterstützen, wo der Einsatz der Mittel besonders gute Erfolge verspricht. Ende März/Anfang April werden wir uns im Aus- schuss für Bildung und Forschung erneut mit dem ak- tuellen Stand der Stammzellforschung befassen. Wir sind aufgefordert, aktuelle wissenschaftliche Erkennt- nisse aufzunehmen und daraus dann – wenn nötig – Schlussfolgerungen zu ziehen. Es ist jedoch die Bring- schuld der Wissenschaft nachzuweisen, wenn die gelten- den Rahmenbedingungen für die Forschung überarbeitet werden müssen. Dies konnte allerdings auch die DFG in ihrer jüngsten Stellungnahme nicht überzeugend darle- gen. Erlauben Sie mir noch, in der Kürze der Zeit auf ein- zelne der im FDP-Antrag aufgestellten Forderungen ein- zugehen: – „nationale Innovationsstrategie“ Auch mit dieser Forderung hinkt die FDP der Zeit hinterher: In der Hightechstrategie hat die Bundesre- gierung unter dem Stichwort „Körpereigene Regene- rationsprozesse erforschen und therapeutisch nutzbar machen“ schon das Ziel formuliert, Deutschland zu einem führenden Land im Bereich der Regenerativen Medizin zu machen. Wir legen allerdings unseren Schwerpunkt bei Zellersatz nicht auf die ethisch und gesellschaftlich umstrittenen embryonalen Stamm- zellen, sondern auf die bereits erfolgreich therapeu- tisch genutzten adulten Stammzellen oder solche, die aus körpereigenen abgeleitet werden können. Die FDP lobt in ihrem Antrag ja zu Recht den autologen Hautersatz, bei dem Zellen des Patienten selbst ver- mehrt werden. – „Förderprogramm klinische Studien“ Deutschland hat tatsächlich ein Defizit im Bereich der Klinischen Forschung. Man sollte die Debatte über die Förderung von klinischen Studien in Deutschland aber nicht auf den Bereich der Regene- rativen Medizin beschränken. Dieser Bereich ist sinn- vollerweise auch in das 7. Forschungsrahmenpro- gramm aufgenommen worden. – „Erweiterung der finanziellen Basis“ In der Regenerativen Medizin gibt es – wie in fast je- dem Forschungsbereich – derzeit noch einen großen Forschungsbedarf. Dass die Bundesregierung hier be- reits sehr aktiv ist, habe ich eingangs schon erwähnt. – – – – – (C (D „interdisziplinäre Forschung zu Chancen und Aus- wirkungen“ In jedem Fall müssen wir die interdisziplinäre For- schung im Bereich der Chancen, Auswirkungen und des Einsatzes Regenerativer Medizin fördern. Über die ethische Begleitforschung finanziert die Bundes- regierung jedoch schon seit Jahren entsprechende Forschungsbemühungen. Gerade im Jahr der Geistes- wissenschaften werden wir uns bemühen, hier weiter innovative Forschungsprojekte zu fördern. „Förderung kleiner und mittelständischer Unterneh- men“ Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind schon heute ein Schwerpunkt von Fördermaßnahmen der Bundesregierung. Ein gesondertes Programm für den Bereich der Regenerativen Medizin wäre mit Mehraufwand verbunden und würde keinen echten Mehrwert bringen. Hinzu kommt, wie im Antrag selbst hervorgehoben wird, dass sich viele Projekte noch im Stadium der Grundlagenforschung befinden und von therapeutischer Anwendung meilenweit ent- fernt sind. „keine Überregulierung“ Beim Gewebegesetz hat die Bundesregierung wieder- holt und mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass man die EU-Vorgaben umsetzen, aber nicht darüber hinaus Regelungen festschreiben wird. Zitat von Staatssekretär Dr. Schröder, BMG: „Um je- doch unnötige und überzogene Regelungen bei der Umsetzung zu vermeiden, werden wir den Rahmen an Flexibilität und Differenzierung, den die EG-Ge- weberichtlinien bieten, vollständig berücksichtigen.“ Wir werden aber auch sehr genau zu überprüfen ha- ben, wo man zusätzliche Regelungen schaffen muss, um Patientinnen und Patienten vor unnötigen Risiken zu bewahren. „Entwicklungsbiologie von Embryonen“ Die SPD bezieht selbstverständlich immer den neus- ten Stand der Wissenschaft in ihren Diskussionen ein! „Förderung der embryonalen Stammzellforschung“ Selbstverständlich durfte die gebetsmühlenartig von der FDP wiederholte Forderung nach einer Freigabe der embryonalen Stammzellforschung auch in diesem Antrag nicht fehlen. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich noch intensiv Gele- genheit dazu haben, über die embryonale Stammzell- forschung zu diskutieren. An dieser Stelle möchte ich daher nur kurz darauf hinweisen, dass die großen Po- tenziale der adulten Stammzellforschung mit keiner Silbe erwähnt werden. Man könnte meinen, die Fort- schritte in diesem Bereich sind vollkommen an der FDP vorbeigegangen. Dabei sind hier seit vielen Jah- ren klinische Anwendungen vorhanden, die schon heute den Menschen in unserem Land helfen. Wir werden unseren Weg daher fortsetzen und die Stammzellforschung nach Möglichkeit unterstützen, 7736 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) ohne die vom Bundestag definierten ethischen Gren- zen zu überschreiten. – „Ängste und Vorbehalte abbauen“ Ich kenne bisher niemanden, der Vorbehalte gegen die Regenerative Medizin hegt. Natürlich bewerten viele Bürgerinnen und Bürger die embryonale Stammzellforschung kritisch; im Bundestag werden diese Forschungsansätze ja auch mehrheitlich kritisch bewertet. Wenn man die Forderung an die Bundesre- gierung aus dem Antrag jedoch so interpretiert, dass wir in Deutschland das Interesse und den Forscher- drang in diesem Bereich nach Kräften wecken und fördern sollten, so kann man dieses Ansinnen nur be- grüßen. Allerdings müssen Sie sich die Frage stellen, ob man Ängste und Vorbehalte „durch bessere Kom- munikation“ abbauen sollte oder aber ob man auf die Überzeugungskraft der Argumente vertrauen sollte und durch eine solide Bewertung der Chancen der Regenerativen Medizin die Menschen von diesem spannenden Forschungs- und Therapieansatz über- zeugen sollte. Letztlich geht es aber bei diesen Fragen vor allem um ethische oder religiös begründete Werthaltungen, die nicht ohne Weiteres durch „Kommunikation abgebaut“ werden können, sondern Bestandteil intensiver Diskus- sionen – immer auch vor dem Hintergrund wissenschaft- licher Fakten und einer umfassenden Technikfolgenab- schätzung – sein müssen. Leider wird der FDP-Antrag dieser Zielsetzung nicht gerecht. Deshalb – und weil viele Forderungen durch Regierungshandeln bereits erledigt sind – werden wir ihn ablehnen. Cornelia Pieper (FDP): Unter breiten Teilen der Be- völkerung herrscht eine positive Grundstimmung gegen- über der Roten Biotechnologie, der Gewinnung von Arz- neien aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Längst ist der anfänglichen Skepsis eine hohe Erwartungshaltung gefolgt. Daran haben nicht zuletzt die Erfolge mit neuen Pharmazeutika zum Beispiel und neuen stammzellba- sierten Therapien einen nicht unerheblichen Anteil. Die Menschen spüren, dass sich eine gezielte biomedizini- sche Forschung den Herausforderungen an die Gesund- heits- und Sozialsysteme, die mit einer steigenden Le- benserwartung einhergehen, stellen kann. Besonders die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin, also zu Prozessen der Zell-, Gewebe- oder Or- ganfunktion und deren Regenerationsmöglichkeiten, las- sen erwarten, dass dieser Bereich einen wichtigen Bei- trag für ein gesundes und geistig aktives Leben im Alter leisten wird. Ich habe mich schon sehr früh mit dieser Thematik befasst und selbst einige fachpolitische Kongresse hierzu durchgeführt. Die Diskussionen mit hochrangigen Wis- senschaftlern und politischen Entscheidungsträgern zeigten mir die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Liberale stehen für die Freiheit der Forschung im Dienst des Menschen. Eine moderne Forschungspolitik muss die Rahmenbedingungen für eine exzellent arbei- t a V f S r f k w z n g n d i D G r f n w w r t k a f W m u t u t g t D d d s M g e d l Z d v d b n a s g l d (C (D ende Wissenschaft und Forschung und damit natürlich uch für Innovationen schaffen. So trägt sie letztendlich erantwortung für das Entstehen neuer Arbeitsplätze, ür ein nachhaltiges Wachstum und einen wirklichen trukturwandel. Deutschland muss, will es seine Füh- ungsposition allein in Europa halten, der Forschungs- örderung weitaus größeres Augenmerk als bisher schen- en. Das ist nicht allein eine Frage des Geldes. Hierzu ird ein klares Forschungskonzept mit einem Programm ur Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Rege- erativen Medizin benötigt. Das kann diese Bundesre- ierung derzeit nicht vorweisen. Alle bisher gewonnenen wissenschaftlichen Erkennt- isse und Forschungsergebnisse lassen erwarten, dass ie Regenerative Medizin einen sehr wichtigen Ansatz m gesamten Gesundheitsforschungssystem darstellt. och wo Licht ist, ist auch Schatten. Was nutzt die beste rundlagenforschung, wenn nicht zugleich die Überfüh- ung der Ergebnisse in klinische Studien ausreichend ge- ördert wird? Hier fehlt es heute leider noch immer an ei- er strategischen Allianz zwischen staatlicher und irtschaftlicher Forschungsförderung sowie der Finanz- irtschaft. Pharmakonzerne zeigten sich bislang wenig isikofreudig, ebenso wie Geldgeber, die sich in den letz- en Jahren bei der Finanzierung risikoträchtiger Projekte leiner Unternehmen zurückhielten. Anders in Südost- sien, wo man unter anderem massiv in die Stammzell- orschung investiert. In einer globalisierten Welt geht alles sehr schnell. enn neue Möglichkeiten am Horizont auftauchen, üssen wir sie erkennen und nutzen. Aber wir müssen ns sputen. Ein Bremsklotz ist immer noch das restrik- ive Tarifsystem für Wissenschaftler. Die Möglichkeiten, m internationale Spitzenkräfte an deutsche Universitä- en und Forschungsinstitute zu binden, sind einfach nicht egeben. Daran wird auch die Auflockerung der Befris- ungsregelungen wenig ändern. Aber nicht nur an der Finanzierung hapert es. In eutschland wird die Umsetzung guter Forschung auf em Gebiet der Regenerativen Medizin auch durch ein ichtes, unübersichtliches Netz von Regelungen er- chwert. Bei der Einführung neuer Arzneimittel oder edizinprodukte fehlt der Mut zu Übergangsregelun- en. Doch besonders bei der Forschung an menschlichen mbryonalen Stammzellen zeigt sich Deutschland, an- ers als etwa Großbritannien oder Schweden, unbeweg- ich. Eine Stichtagsregelung erlaubt nur das Arbeiten mit elllinien, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wur- en. Inzwischen ist durch die DFG erklärt worden, dass on den vorhandenen Stammzelllinien die Mehrheit urch die Verunreinigung mit Viren nicht mehr verwend- ar ist. Andererseits werden deutsche Forscher, die inter- ational an Forschungen mit embryonalen Stammzellen rbeiten oder auch nur als Gutachter mitwirken, per Ge- etz kriminalisiert. Jetzt ist es an derZeit – das machte die Dresdner Ta- ung der Stammzellforscher im vergangenen Jahr deut- ich –, hierüber wieder neu nachzudenken. Der Präsident er Akademie Leopoldina, der Naturforscher Prof. Dr. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7737 (A) ) (B) ) Volker ter Meulen, forderte Bundeskanzlerin Dr. Merkel auf, Deutschland international konkurrenzfähig zu hal- ten und deutsche Forscher nicht länger vom wissen- schaftlichen Fortschritt zu isolieren. Das Bundesministe- rium für Bildung und Forschung zeigte sich in dieser Frage bislang sehr unbeweglich. Nun bleibt abzuwarten, wie auf eine vorsichtige Lockerung des Stammzellim- portgesetzes, so wie es die Vorsitzende des Nationalen Ethikrates, Frau Kristiane Weber-Hassemer, und nun auch der Vorsitzende der EKD, Prof. Dr. Huber, fordern, vonseiten der Politik reagiert wird. Der Gesetzentwurf der FDP für ein neues Stammzell- importgesetz liegt dem Bundestag zur Entscheidung vor. Wir fordern darin die Aufhebung des Stichtages und den Wegfall der Kriminalisierung jener Forscher, die im Ausland mit neuen embryonalen Stammzelllinien arbei- ten. Natürlich kommen auch andere Stammzelltypen für die Forschung infrage. Es wäre eine fatale Fehleinschät- zung der Situation, wenn man sich nur auf einen Stamm- zelltyp konzentriert. Die Potenziale der adulten Stamm- zellen, der Stammzellen aus Nabelschnurblut und aus dem Fruchtwasser müssen weiterhin erforscht werden. Gerade um diesen ganzheitlichen Ansatz geht es der Re- generativen Medizin und in dem Ihnen heute vorliegen- den Antrag. Dieses Thema ist vor dem Hintergrund der demogra- fischen Entwicklung in Deutschland besonders wichtig. Denn mit steigender Lebenserwartung steigen auch die Ansprüche an die biomedizinische Forschung, die ein gesundes, geistig aktives Leben im Alter und letztend- lich auch einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Sozialsysteme ermöglichen soll. Dr. Petra Sitte (DIE LINKE): Die Deutsche Gesell- schaft für Regenerative Medizin bestimmt ihren Gegen- stand selbst wie folgt: Die regenerative – also erneuernde bzw. wiederherstellende – Medizin ist ein neuer biomedizinischer Forschungs- bereich, zu dem unter anderen die Stammzell- forschung und das Züchten von Gewebe- und Zell- verbänden gehören. Im Kampf gegen schwere und bislang nicht heilbare Krankheiten erlangen Stammzellen zunehmend an Bedeutung. Stammzel- len werden heute bereits bei schweren Krebserkran- kungen erfolgreich eingesetzt. In der Zukunft bieten Stammzellen große Hei- lungschancen bei: – Herzerkrankungen – Autoimmunerkrankungen – Krankheiten in denen das eigene Immunsystem kör- pereigenes Gewebe als Fremdes ansieht und bekämpft – – Nervenerkrankungen – Chronisch entzündlichen Erkrankungen – Z k v f m d s s l E d p h z d b d n M z b f M s W Z g z s w Z n F – – (C (D – Soliden Tumoren also bei festen Geschwülsten – – Knochenerkrankungen – Hauttransplantationen Die erwähnten Stammzellen sind in der Lage, sich in ellen mit festgelegten Funktionen zu verwandeln. Sie önnen sich grundsätzlich in Leber-, Muskel-, Herz- und iele andere Zellarten verwandeln. Embryonale, also rühe Stammzellen können sich in nahezu alle Zellfor- en verwandeln. Der Antrag der FDP umfasst auch iese Art Stammzellen. Dabei wissen wir – die Antrag- teller auch –, dass es aktuell darüber erhebliche Diskus- ionen gibt, weil Differenzen in der ethischen und recht- ichen Bewertung dessen bestehen, dass diese Zellen aus mbryonen gewonnen werden. Die Bundesregierung hat en parlamentarischen Kompromiss von 2002 gerade ositiv bestätigt. In der Regenerativen Medizin kommen eute jedoch vor allem sogenannte adulte Stammzellen ur Anwendung. Diese existieren organspezifisch in je- em Körper, sie dienen dort der Erneuerung des Gewe- es, Organs etc. Selbst wenn davon auszugehen ist, dass ie Klärung der Anwendung embryonaler Stammzellen och nicht abgeschlossen sind, bietet die Regenerative edizin allein durch Anwendung von adulten Stamm- ellen erhebliches Heilungspotenzial. Dieses sollte un- edingt weiter erforscht werden. Insofern sind die lau- enden Programme des Bundes durch Umschichtung von itteln in den Bereich der Gesundheitsforschung zu ver- tärken. Diese Ansätze finden im FDP-Antrag allemal ürdigung; sonst hätte man nicht derart viele wörtliche itate aus der Internetpräsentation der ministerialen Pro- ramme übernommen. Alles in allem kann den aufge- ählten Einzelmaßnahmen, soweit sie strukturelle, per- onelle und finanzielle Förderung betreffen, zugestimmt erden. Der Förderbedarf ist deutlich größer, wie die hohe ahl der Projektablehnungen gezeigt hat. Diese sind ämlich nur auf mangelnde Qualität zurückzuführen. Weiteren Diskussionsbedarf sehen wir in folgenden ragen: Wie hoch ist das Potenzial der Regenerativen Medi- zin zur Bekämpfung der Ursachen von Krankheiten? Ist sie nicht gleichermaßen als Weg zur Bekämpfung von Krankheitssymptomen zu fördern? Wenn ja, wel- cher weiterführenden Projektförderung bedürfte es? Welche Veränderungen innerhalb des Gesundheits- systems sind notwendig, um heute bereits ange- wandte Stammzelltherapien als Leistung der gesetzli- chen Kassen zu finanzieren. Gegenwärtig ist die Finanzierung großteils abhängig von Stiftungen, Selbstzahlung, Spendern und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der ausführenden Behandlungs- einrichtung. Die Therapie selbst verursacht punktuell erhebliche Kosten. Aber prozessual gesehen sind die Folgekosten, die Kosten für die Nachbehandlung er- heblich geringer, weil beispielsweise die Gabe teurer Medikamente zur Minimierung von Abstoßungsreak- tionen entfallen. Generell müssen die bereits ange- 7738 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) wandten Stammzelltherapien in die Fallpauschalen und in die Sachleistungen der gesetzlichen Kranken- versicherungen aufgenommen werden. – Welche Impulse erhält die Regenerative Medizin aus nanotechnologischen Entwicklungen im Pharma- und im medizinisch-technischen Bereich? – Aus welchen Regelungen des neuen Gewebegesetz- entwurfes ergeben sich Probleme für die Entwicklung der Regenerativen Medizin und ihr Potenzial, die Fremdspenden für Organersatz zu reduzieren? – Unter welchen Bedingungen sollten in diesem höchst sensiblen Bereich kommerzielle Anbieter gefördert werden? – Welche konkreten Folgen – auch einschränkende – ergeben sich für diesen Bereich aus dem Kompromiss des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms zum Um- gang mit embryonalen Stammzellen. Abschließend ist anzumerken, dass die Gesundheits- forschung insgesamt einer deutlich besseren Finanzaus- stattung bedarf. Die Gesundheitsforschung muss über den Bereich der Regenerativen Medizin hinaus auch Di- agnose- und Therapieverfahren entwickeln. Kranken Menschen soll mit neuen, effektiveren Verfahren schneller und weniger belastend geholfen werden kön- nen. Weit verbreitete Krankheiten wie Diabetes, Herz- Kreislauf-Krankheiten oder auch Demenzerkrankungen führen zu einschneidenden, teils dramatischen sozialen Folgen für die Betroffenen und ihre Familien. Neben diesen persönlichen Schicksalen binden diese Volks- krankheiten erhebliche volkswirtschaftliche Ressour- cen. Nicht zuletzt muss sich die Gesundheitsforschung mit den Entstehungsursachen von Krankheiten ausein- andersetzen. Vor diesem Hintergrund können Wege zu effektiverer Prävention konzipiert werden, die allen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen Situation, of- fenstehen müssen. Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNISS 90/DIE GRÜ- NEN): Die Regenerative Medizin gehört innerhalb der Biomedizin zu den Gebieten mit großer Entwicklungs- dynamik und hat in der Gesundheitsforschung eine viel versprechende Zukunft. Deshalb brauchen wir innova- tive Lösungsansätze und einen effektiven Austausch von Erkenntnissen zwischen den Disziplinen der grundlagen- und anwendungsorientierten biomedizinischen For- schung, um neue Therapien unter anderem auch für bis- her unheilbare Krankheiten verfügbar zu machen. In diesem neuen fachübergreifenden Forschungsge- biet fließen Entwicklungen auf den Gebieten der Mate- rialwissenschaft, der Biotechnologie und Biophysik, der Nano- und Mikrotechnologie, der Informationstechnolo- gie sowie der allgemeinen Medizinforschung und der Molekularbiologie zusammen. Wir unterstützen die Mei- nung der FDP, dass der Bedarf an Forschung auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin groß ist und eine in- t s D a s z e n B B m d w F e d S s R w z z i R r n d f d g p m t B s g e n c e d M s z s r P d b l w S (C (D erdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener fachwis- enschaftlicher Bereiche verstärkt werden sollte. Aber natürlich haben wir auch Kritik an dem Antrag. ie FDP führt sehr viele positive Beispiele in Hinblick uf therapeutische Anwendungsmöglichkeiten und For- chungserfolge in dem Bereich der Regenerativen Medi- in auf, die eine stärkere Förderung rechtfertigen. Kein inziges dieser Beispiele bezieht sich dabei auf embryo- ale Stammzellen. Völlig unklar bleibt das plötzliche edürfnis der FDP in ihrem Forderungsteil, dass die undesregierung die Förderung der Forschung mit hu- anen embryonalen Stammzellen nicht weiter behin- ern, sondern unterstützen solle. Ich frage mich doch, ie die FDP diese Forderung begründet, ohne konkrete orschungserfolge und Beispiele auf dem Gebiet der mbryonalen Stammzellforschung zu nennen. Ihnen wird diese Woche nicht entgangen sein, dass er Zweite Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum tammzellgesetz und die jüngste Ausarbeitung des wis- enschaftlichen Dienstes zeigen, dass sich die bisherige egelung für die embryonale Stammzellforschung be- ährt hat. Es schadet eindeutig der Regenerativen Medi- in, wenn sie immer wieder auf die embryonale Stamm- ellforschung reduziert wird. Dazu trägt auch die FDP mmer wieder bei, indem sie unter dem Vorwand, der egenerativen Medizin dienen zu wollen, eine Ände- ung der rechtlichen Grundlagen im Bereich der embryo- alen Stammzellforschung einfordert. Regenerative Me- izin ist weit mehr als das. Die Wiederherstellung unktionsgestörter Zellen, Gewebe und Organe geschieht urch den biologischen Ersatz, beispielsweise mithilfe ezüchteter Gewebe, aber auch durch die Anregung kör- ereigener Regenerations- und Reparaturprozesse. Die Prinzipien der Regenerativen Medizin werden it bewährten Methoden in der Stammzelltransplanta- ion bereits seit mehr als vierzig Jahren erfolgreich zur ehandlung von Leukämien und Lymphomen einge- etzt; auch in der Gewebe- und Organtransplantation all- emein wurden in den letzten Jahren große Fortschritte rzielt. Daher ist eine aus der Luft gegriffene Forderung ach Lockerung des Stammzellgesetzes haltlos. Wir fordern eine klare Grenzziehung in den Berei- hen, wo Forschung in der Regenerativen Medizin Bio- thik betrifft. Wir wollen eine Stärkung der Forschung in er Regenerativen Medizin. Aber auch muss gelten: enschenwürde und Menschenrechte müssen gewahrt ein und haben Vorrang vor Forschungs- und Kommer- ialisierungsinteressen. Darum muss man bei der Zulas- ung, der Produktion und Anwendung dieser neuer The- apien immer auch die Sicherheit der Patientinnen und atienten im Blick haben. Dabei ist den Besonderheiten er Regenerativen Medizin Rechnung zu tragen. Nicht jede Regelung des Arzneimittelrechtes, das ins- esondere hinsichtlich der Anforderungen auf herkömm- iche Arzneimittel ausgerichtet ist, kann/muss erfüllt erden. Gleichzeitig ist zu prüfen, ob zusätzliche chutzregelungen notwendig sind. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7739 (A) ) (B) ) Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Generelle Altschul- denentlastung auf dauerhaft leer stehende Woh- nungen (Tagesordnungspunkt 27) Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Meist kämpfe ich ja mit Wortungetümen wie Infrastrukturplanungsbe- schleunigungsgesetz oder CO2-Gebäudesanierungspro- gramm. Die muss man nach einigem Luftholen immer erst erklären, damit jedermann verständlich wird, was sie Gutes bewirken. Nun komme ich zu Straßen, Häusern und Wohnungen. Seit den 90er-Jahren mussten wir in den neuen Ländern aufgrund des demografischen Wan- dels und wirtschaftlicher Veränderungen eine drastische Zunahme des Wohnungsleerstandes beobachten. Diesem konnte mit dem Programm Stadtumbau Ost sehr erfolg- reich entgegengewirkt werden, das ostdeutsche Städte und Gemeinden vor allem für junge Menschen attrakti- ver machen soll. Die Initiative dazu kam aus Thüringen, was ich als Ostthüringer natürlich nicht verschweigen möchte. Stadtstrukturen und Wohnungswirtschaft profi- tierten deutlich von den strukturpolitischen Maßnahmen des Programms. Der Stadtumbau Ost wird durch vielfältige Maßnah- men ergänzt. Dazu gehört auch die Altschuldenentlas- tung, über die ich heute sprechen möchte. Ab 1993 konnten mit Mitteln des Solidarpakts I ostdeutsche Woh- nungsunternehmen, aber auch private Vermieter von der Hälfte der aus DDR-Zeiten stammenden Baukredite – rund 28 Milliarden Euro – entlastet werden. Weil die Leerstände weiter zunahmen, bedurfte es 2000 der Ein- führung einer Härtefallregelung für Wohnungsunterneh- men, die durch einen Leerstand von mehr als 15 Prozent in ihrer Existenz gefährdet sind. Dies war und ist wich- tig, um die Wohnungswirtschaft liquide zu machen und dadurch stabilisieren zu helfen. Das heißt für die Alt- schuldenhilfe: Das Gute daran ist das Gute darin. Alt- schuldenentlastung, in der Form wie wir sie wollen, be- deutet schlicht: Wenn der Leerstand existenzbedrohende Ausmaße annimmt, sollen die betroffenen Wohnungsun- ternehmen von Altverbindlichkeiten auf dauerhaft leer- stehende, abzureißende Wohnungen entlastet werden. Wer weniger als 15 Prozent Leerstand aufzuweisen hat, muss nicht darben und kann für verbliebene Schuld selbst aufkommen. Alles in allem eine faire Regelung, die sich bestens bewährt hat und weiterverfolgt werden sollte. Zurückgehende Leerstandsdaten, stabile Mieten und die bessere Bonität sind Beleg für die deutliche Sta- bilisierung der Wohnungswirtschaft in den zurückliegen- den sieben Jahren seit Einführung der Härtefallregelung. In Thüringen beispielsweise stieg 2002 die Zahl der Leerstände erstmals nicht weiter an. Natürlich muss man die Entwicklung weiterverfolgen und, wenn nötig, Maß- nahmen modifizieren. Sicherlich könnte es sinnvoll sein, über den Kreis der zu Fördernden nachzudenken; denn oft erfolgt der Ab- riss von Wohnungen auch ohne eine zusätzliche Alt- schuldenhilfe. Eines ist aber in jedem Fall klar: So, wie s k l h g c G m a S i g L m n e b k q P d g s R r d d n g e e U z c z W n S w c G b m B a z r A w m B f k (C (D ich die Kollegen von der Fraktion Die Linke die Zu- unft der Entlastung von Altschulden vorstellen, geht es eider nicht. Ihre Argumentation ist, mit Verlaub, in öchstem Maße populistisch, ohne Berücksichtigung der esamtgesellschaftlichen Erfordernisse. Auch ein rei- hes Land wie die Bundesrepublik Deutschland hat renzen der Finanzierbarkeit. Jeder Euro kann nur ein- al ausgegeben werden. Vor allem sollte Ihr Vorschlag uch finanzierbar sein. Auch heute in der Debatte haben ie keinen Vorschlag zur Gegenfinanzierung gemacht. Zu dem Ergebnis, dass Ihr Antrag nicht finanzierbar st, kam der Finanzausschuss des Deutschen Bundesta- es in seiner 28. Sitzung am 27. September 2006. Meine Damen und Herren von der Fraktion Die inke, denken Sie bitte auch an die vielen anderen Hilfs- aßnahmen, die den Stadtumbau Ost flankieren und fi- anziert werden. Wollen Sie zur Gegenfinanzierung twa die Mittel für andere Maßnahmen kürzen oder ha- en Sie die zusätzlichen 280 Millionen Euro, die dies osten würde, denn schon zur Hand – oder andere Geld- uellen? Aber Spaß beiseite: Wir sind uns alle einig, dass das roblem der DDR-Schulden gelöst werden muss. Und ie Mittel für Altschuldenhilfe wurden über die Jahre so- ar mehrfach aufgestockt. Aber wer hat die Schulden einerzeit denn angehäuft? Das müssen Sie sich all echtsnachfolger der SED zu Recht fragen lassen. In Ih- em Antrag vermisse ich jegliche Erklärung, wie denn ie – wie Sie es selbst nennen – willkürlichen Altschul- en überhaupt entstanden sind und die Wohnungsunter- ehmen in die prekäre Lage kommen konnten. Und Ihr enereller Ansatz, werte Kollegen von der Linken ist ben auch sozialpolitisch nicht der richtige. Mit uns wird r nicht machbar sein, weil unser Verständnis von der msetzung sozialer Verantwortung ein anderes ist. Soziale Verantwortung ausfüllen, bedeutet, differen- iert zu betrachten und zu regeln, nicht blinde Gleichma- herei oder Gießkannenprinzip, die Ihr Vorschlag impli- iert. Wohnungswirtschaft ist eben auch Wirtschaft. irtschaft funktioniert nach Gesetzmäßigkeiten. Sie ützt den Menschen, wenn man sie vernünftig handhabt. chauen Sie sich doch die ökonomische Aufwärtsent- icklung und die sinkenden Arbeitslosenzahlen an. Sol- he Erfolge erreichen Sie nicht durch undifferenzierte leichmacherei. Stattdessen muss man, um bei den Altschulden zu leiben, diejenigen von Ballast befreien, die ihn nicht ehr selbst schultern können. Auf die Befreiung von allast kommt es an. Lasten schleppt unser Land noch us jüngster Vergangenheit zur Genüge mit sich, nicht uletzt aus der Zeit, als wir gerade nicht in der Regie- ungsverantwortung waren: finanziell wie strukturell. ll diese Probleme müssen wir in ihrer Gesamtheit be- ältigen. Gestatten Sie mir noch einen letzten Gedanken. Man ag vom Arbeitslosengeld II halten, was man will: Die undesregierung hat dafür gesorgt, dass Hartz-IV-Emp- änger die nötigen Wohnkostenzuschüsse erhalten. Den- en wir da doch einmal weiter: Die Finanzierung dafür 7740 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) geht auch zulasten der Kommunen. Aber wenn sich die Menschen eine Wohnung leisten können, erreichen wir eine ordentliche Wohnraumauslastung insbesondere im niedrigen Segment. Gerade in den letzten Monaten ha- ben viele – aus welchen Gründen auch immer – wieder eine eigene Wohnung bezogen. Und viele Wohnungen sind nun einmal auch im Besitz kommunaler Wohnungs- unternehmen. Das eine hängt am anderen. Die erfreuli- chen Fakten bleiben. Stadtumbau Ost und Altschuldenentlastung sind Teil eines großen Ganzen, das ich auf eine einfache Formel bringen möchte: Ost und West haben voneinander lernen gelernt, und zwar zum beiderseitigen Nutzen. Sehen wir den Aufbau Ost doch als einen Zug, auf den wir zusam- men aufgesprungen sind. Die Fahrt geht seit jüngstem wieder in Richtung Wirtschaftsaufschwung, Mobilität, Familie und soziale Sicherheit. Was als Anschub für den Strukturwandel in den neuen Bundesländern installiert wurde, setzt nun Standards im gesamten Bundesgebiet. Das ist ein weiterer Mosaikstein in einer Gesamtent- wicklung der Bundesrepublik, die ich ausgesprochen po- sitiv sehe. Das lässt unser Land enger zusammenwach- sen. Lassen Sie uns in diesem Sinne gemeinsam weiter Gleis an Gleis und Stein auf Stein setzen. Deswegen kann meine Fraktion dem vorliegenden Antrag nicht zu- stimmen. Ernst Kranz (SPD): Die Altschuldenproblematik stellt ohne Zweifel ein großes Problem der ostdeutschen Wohnungswirtschaft dar. Jedoch wurde mit den durch die Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen den ostdeutschen Wohnungsunternehmen entsprechend den Notwendigkeiten intensiv geholfen. Genannt seien hier die Schuldenerleichterungen für den Rückbau betroffener Wohnungseigentümer entsprechend der Antragstellung im Jahr 1993. Das Altschuldenhilfeprogramm beinhaltete eine Zins- hilfe bzw. eine Teilentlastung durch Übernahme der Altverbindlichkeiten aus Wohnungsbaukrediten zum 1. Juli 1995, die den Betrag von 76,69 Euro je Quadrat- meter Wohnfläche überstiegen. Es wurden Zinshilfen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro und Teilentlastungen in Höhe von 14,2 Milliarden Euro gewährt. Ein weiterer wichtiger Schritt war im Rahmen der Novellierung des Altschulden-Hilfegesetzes die Härtefallreglung nach § 6 a, die eine Restschuldenübernahme bei Existenzgefährdung vorsieht. Hier sind wir wohl auch bei dem entscheiden- den Punkt Ihres Antrages. Aber auch nach Einschätzung des Gesamtverbands der deutschen Wohnungswirtschaft haben sich Woh- nungsmarkt und Wohnungswirtschaft infolge der geför- derten Abrisse im Rahmen des Programms Stadtumbau Ost stabilisiert. Leerstände gehen zurück, und die Mieten sind stabil. Die Bonität hat sich bei der Beurteilung der Gläubigerbanken verbessert. Davon profitieren alle Wohnungsunternehmen. Vor diesem Hintergrund lässt sich eine weitere Altschuldenentlastung über den Kreis der existenzgefährdeten Unternehmen hinaus nicht mehr rechtfertigen. Nicht zuletzt durch das sehr erfolgreiche Programm Stadtumbau Ost wurde durch die Eins-zu- e n W s a u V G A e J z i g W d a u k n D w k f B a w n h E S A a U s z b B h A w d 2 n u g li d i l P m (C (D ins-Entlastung der für den Abriss vorgesehenen Woh- ungen ein wichtiger Schritt zur Konsolidierung der ohnungswirtschaft im Osten getan. Ihr Antrag negiert jedoch all diese Bemühungen und tut o, als gäbe es keine Unterschiede im Leerstand und damit uch in der Wirtschaftlichkeit zwischen den Wohnungs- nternehmen. In all Ihren Anträgen scheinen Sie die orstellung zu haben, dass der Bund eine unendliche eldquelle ist und man ohne Differenzierungen und bwägungen Millionen verteilen könnte. Würde man dem Argument stattgeben, würde man ine Lawine lostreten; denn es wird auch in den folgenden ahren immer wieder Wohnungsunternehmen geben, die unehmenden Leerstand aufweisen werden, bevor sie hre Kredite getilgt haben. Das kann nicht der Sinn einer ezielten Förderung durch den Staat sein. Auch die ohnungsunternehmen müssen ihren Beitrag leisten, as heißt, vorausschauend planen und frühzeitig auf bsehbare Änderungen der Wohnbedürfnisse reagieren, nd ich weiß auch, dass die Wohnungsunternehmen das önnen. Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein Unternehmen ur wegen der Altschulden Konkurs anmelden musste. ass für solche Forderungen das vorhandene Budget bei eitem nicht ausreicht, dürfte bei Ihnen noch nicht ange- ommen sein. 358 Millionen Euro betrug die Ausgangssumme, die ür die Altschuldenhilfe zur Verfügung gestellt wurde. is zum Fristende am 31. Dezember 2003 haben mehr ls 300 Unternehmen ihren Antrag auf Unterstützung be- illigt bekommen. Um jedoch all jene Altschulden bedie- en zu können, für die fristgerecht Hilfe beantragt wurde, aben wir die Mittel auf inzwischen 1,146 Milliarden uro aufgestockt. Wir haben also die ursprüngliche umme um mehr als das Dreifache erhöht, damit alle ntragsteller vollständig bedient werden können. Aufgrund des in den vergangenen Jahren hohen Mittel- brufs – höher als ursprünglich geplant – haben wir mschichtungen vorgenommen und Mittel, die für die päte Phase geplant waren, nach vorne gezogen, um eine eitgerechte Auszahlung zu bewerkstelligen. Das gilt ereits für das Haushaltsjahr 2007. Ich denke, Sie verkennen die Anstrengungen, die der und hier und beim Stadtumbau Ost insgesamt geleistet at. Das Programm Stadtumbau Ost, in dessen Rahmen die ltschuldenhilfe gewährt wird, ist erfolgreich. Bis heute urden 170 000 Wohnungen zurückgebaut. Das ist knapp ie Hälfte der geplanten 350 000 Wohnungen, die bis 009 zurückgebaut werden sollen. Für rund 136 000 Woh- ungen wurde bislang Altschuldenhilfe gewährt. Für den Zeitraum 2002 bis 2009 stehen für den Stadt- mbau Ost insgesamt 2,5 Milliarden Euro zur Verfü- ung, davon 1 Milliarde Euro allein vom Bund. 850 Mil- onen Euro wurden bislang für den Rückbau ausgegeben, avon die Hälfte vom Bund, 775 Millionen Euro flossen n die Aufwertung von Stadtquartieren, davon 259 Mil- ionen Euro vom Bund. Mit dem Stadtumbauprogramm Ost wird ein effektives rogramm zur Stabilisierung des ostdeutschen Wohnungs- arktes vom Bund angeboten und von den Kommunen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7741 (A) ) (B) ) und der Wohnungswirtschaft auch angenommen, und das betrifft mehr und mehr auch die westdeutschen Kommunen und Wohnungsunternehmen. War der hohe Leerstand in den ostdeutschen Bundesländern ein The- menschwerpunkt und Auslöser des Programms, so wurden in den Folgejahren mehr und mehr auch andere wohnungs- wirtschaftliche Stadtentwicklungsaspekte zu Themen des Programms. Mit der Aufnahme des Stadtumbaus Ost in das Bau- gesetzbuch wurde der Bedeutung des Programms und seinen zu berücksichtigenden Wirkungsmechanismen in der Praxis Rechnung getragen. Mehr und mehr gilt es, den Aufwertungsteil des Programms in Verbindung mit anderen Programmen wie mit dem der Sozialen Stadt zum Um- und Ausbau auch der sozialen Infrastruktur ef- fektiv zu nutzen. Das Programm Stadtumbau Ost wurde so angelegt, dass die Erfahrungen aus der Praxis wieder in das Pro- gramm einfließen können. So werden die Verwaltungs- vereinbarungen, die jährlich zwischen Bund und Ländern abgeschlossen werden, stets den neuen Erfordernissen angepasst. In 2006 wurden zusätzlich 20 Millionen Euro aufge- bracht, um beim Rückbau die Belange der technischen Infrastruktur stärker als bisher miteinzubeziehen; denn noch vorhandene, aber nicht hinreichend genutzte Infra- struktur verteuert die Ent- und Versorgungsgebühren für die verbliebenen Bewohner. Diesen Bereich werden wir im Blick behalten müssen und beobachten, inwieweit die technische Infrastruktur so in den Rückbau einbezogen wird, dass das verbliebene System dem Kriterium der Nachhaltigkeit standhält. Durch den Rückbau dürfen keine unnötigen Folgekosten entstehen, sei es für die im Quartier verbliebenen Nutzer der Infrastruktur oder den Staat als Gesamtheit der Steuer- zahler. Wie sich an vielen Stellen nachweisen lässt, hat die Bedeutung des Programms Stadtumbau Ost in seiner Vielfalt zugenommen. Nicht nur, dass wir es von Anfang an aufgrund der engen Anlehnung an ein Stadtentwick- lungskonzept mit einem Programm zu tun hatten, das die Gesamtheit der Stadtentwicklung umfasst, sondern es werden auch zunehmend neue Themen wie die demogra- fische Entwicklung zu einem Aspekt des Programms. Weiterhin bedient das Programm vor allem die Bedürf- nisse und Bedeutung der Entscheidungen vor Ort. Es ist sehr stark angelehnt an die Spezifika der regionalen Ent- wicklung. Auf eine weitere wichtige Entscheidung aus den letzten Wochen und Monaten möchte ich noch kurz eingehen. Die Ausklammerung der Wohnimmobilien aus dem neuen Immobilienfinanzierungsinstrument REITs war für uns eine wichtige Entscheidung. Damit konnte verhin- dert werden, dass eine bloße Sanierung zwecks Gewinn- maximierung gegen die Interessen der Mieter passiert. Der Zielstellung, die wir mit dem Stadtumbau Ost verfolgen, den Erhalt der Substanz und Modernisierung entsprechend den Ansprüchen der Mieter im Rahmen der vorhandenen Stadtentwicklungskonzepte durch ver- a u e I d I d B w d d n F u P P s k v Z c f l d p u A W T s s b W t s t a s s d n h G l 4 a l s 5 s B z t p (C (D ntwortungsbewusste kommunale Verantwortungsträger mzusetzen, wird voll Rechnung getragen. Der von der Koalition kürzlich verabschiedete Gesetz- ntwurf zur Erleichterung von Planungsvorhaben in nnenstädten geht hier bereits in die richtige Richtung; enn damit sollen seit Jahresbeginn Brachflächen in der nnenstadt bei der Planung vorrangig berücksichtigt wer- en, das heißt bevor Flächen im Außenbereich zur ebauung frei gegeben werden. Es sollen und dürfen, so eit dies möglich ist, keine Lücken im Ausnutzungsgrad er technischen Infrastruktur entstehen, um die Kosten er Wartung und des Betriebs für die übrigen Nutzer icht unnötig zu erhöhen. Wir begrüßen die eindeutige Zusage des Ministers zur ortführung des Programms über das Jahr 2009 hinaus, nd wir unterstützen auch die anstehende Evaluation des rogramms Stadtumbau Ost und wollen uns aktiv in den rozess einbringen. Im Ergebnis dieses Prozesses wün- chen wir uns ein Programm, das die künftigen Ziele lar definiert und möglichst unbürokratisch ist und das iele Varianten und Möglichkeiten zum Erreichen dieser iele zulässt. Nur so lassen sich neue und unterschiedli- he, den Regionen und Bedürfnissen entsprechende Er- ahrungen machen. Wir freuen uns auf diese neuen Erfahrungen. Viel- eicht ist eine davon bereits die frühzeitige Einbeziehung es Ausschusses des Bundestages in den Evaluations- rozess. Joachim Günther (Plauen) (FDP): Die Probleme nd das Anliegen, mit dem sich der hier zu behandelnde ntrag der Linken befasst, sind uns allen wohlbekannt. ir haben sie immer wieder im Zusammenhang mit dem hema „Stadtumbau Ost“ behandelt und wissen deshalb ehr genau, dass die hohen Leerstandsquoten in struktur- chwachen Gebieten nach wie vor ein Problem für die etroffenen Städte, aber auch für die konkret betroffenen ohnungsunternehmen sind. Die Ertragskraft der be- roffenen Wohnungsunternehmen ist dadurch ge- chwächt, und mitunter ist sogar ihre Unternehmensexis- enz gefährdet. Ebendiese Gründe waren es unter nderem, die im Jahre 2000 die Novellierung des Alt- chulden-Hilfegesetzes erforderlich machte und die chließlich zu der Härtefallregelung des § 6 a Altschul- en-Hilfegesetz führte. Wir hatten seinerzeit schon kei- en Zweifel daran, dass den Wohnungsunternehmen mit ohen Leerständen, insbesondere in strukturschwachen ebieten, geholfen werden muss, da sich ihre wirtschaft- iche Situation immer mehr verschlechterte. Insgesamt 18 Unternehmen haben bis zum Ablauf der Antragsfrist m 31. Dezember 2003 Anträge auf zusätzliche Teilent- astung von den wohnungswirtschaftlichen DDR-Alt- chulden gestellt. Bis zum Jahre 2006 sind bereits über 00 Millionen Euro an Wohnungsunternehmen geflos- en, die Wohnungen abreißen mussten. Bis 2010 will der und nach heutiger Lage weitere 650 Millionen Euro ur Verfügung stellen. Daneben wurden aus Bundesmit- eln insgesamt circa 550 Millionen für die Stadtumbau- rogramme zur Verfügung gestellt. 7742 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) Ich habe durchaus ein gewisses Verständnis dafür, dass es Stimmen gibt, die eine Einbeziehung der Alt- schuldenproblematik für alle am Stadtumbau Beteiligten wünschen; denn es ist sicher nicht so ohne Weiteres ein- zusehen, ein Gebäude abzureißen und dafür hinterher weitere Altkredite bedienen zu müssen. Wenn ich mir den Haushalt 2007 vor Augen halte, dann ist schon die große Summe von 223 Millionen Euro nach der obengenannten Härtefallregelung veran- schlagt. Eine darüberhinausgehende Belastung des Bun- deshaushaltes ist nicht angebracht. Dies wäre jedoch so, würde man dem hier gestellten Antrag folgen und auf die Voraussetzung des 15-prozentigen Leerstands verzich- ten. Vielmehr sind hier nun der unternehmerische Geist sowie das Zusammenspiel aller am Stadtumbau Beteilig- ten gefragt. Wir sollten auch abwarten, inwieweit sich die erfreulicherweise angesprungene Konjunktur auf die Wirtschaftskraft der Wohnungsunternehmen sowie auf den Wohnungsmarkt auswirken wird. Aus den genann- ten Gründen lehne ich den Antrag der Linken ab. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich stimme mit der Kollegin Heidrun Bluhm ausdrücklich überein, dass die Altschuldenproblematik seit vielen Jahren ein großes Ärgernis darstellt, das übrigens nicht nur viele Betriebe der Wohnungswirtschaft, sondern auch der Landwirtschaft immer wieder existentiell be- droht. Auch im Nachhinein erschließt es sich mir immer noch nicht, warum diese Unternehmen überhaupt für die zu DDR-Zeiten willkürlich aufgeteilten Schulden haften müssen. Hier haben offensichtlich die damaligen Ver- handler des Einigungsvertrages Schäuble und Krause schlichtweg geschlafen, die Konsequenzen nicht über- schaut bzw. überschauen wollen. Also muss sich der Deutsche Bundestag in schöner Regelmäßigkeit mit diesem Thema beschäftigen, und wir ostdeutschen Abgeordneten müssen unseren west- deutschen Kollegen mühsam erklären, warum wir über- haupt ein Altschulden-Hilfegesetz brauchen und warum wir um die Einstellung von neuen Haushaltsmitteln wer- ben. Diese Situation ist unhaltbar, schon wenn wir uns al- leine die über die letzten Jahre aufgelaufenen Zinslasten aus diesen Altschulden anschauen. Insofern wäre eine einmalige große Anstrengung und eine Ablösung dieser Altschulden durch den Bund der beste und für alle Betei- ligten eleganteste Weg. Der Teufel liegt natürlich im Detail. Wir wissen nicht genau, welche Altschulden wo und in welcher Höhe vor- handen sind. Darüber schweigt sich auch der Antrag der Linkspartei aus. Außerdem stellt sich natürlich auch die Frage, wie sich diese Altschulden von den anderen Schulden der Betroffenen im Nachhinein sauber abgren- zen lassen. Wir brauchen jedoch eine endgültige und ganzheitli- che Regelung der Altschulden, dann können wir uns künftig auch Diskussionen über den Sinn und Unsinn der H r d K g d d w A d b n n B s d t z A z K B F s z A – – – – – – – – (C (D ärtefallregelung nach § 6 a Altschulden-Hilfegesetz spa- en. Ich bin dagegen nicht der Meinung der Linkspartei, ass der weitere Stadtumbau Ost ohne eine sofortige lärung der Altschuldensituation gefährdet ist. Er wird anz sicher erschwert; aber er ist nicht insgesamt gefähr- et. Angesichts der aktuellen Leerstandszahlen in Ost- eutschland müssen wir uns auch darüber unterhalten, ie der aus meiner Sicht mittlerweile zu hohe Anteil der brisse und der zu geringe Teil der Aufwertungen wie- er auf ein vernünftiges und den Zielen des Stadtumbaus esser dienendes Maß gebracht werden kann. Gerade eine verstärkte Aufwertung bedarf jedoch ei- er vorherigen Klärung der Schuldensituation der Woh- ungsbaugesellschaften; also ist die weitere intensive ehandlung des Themas unerlässlich. Ich hoffe, dass der Antrag den Anstoß zu einer umfas- enderen Diskussion über die Altschuldenproblematik in iesem Hause gibt. Unsere Fraktion wird daher dem An- rag der Linkspartei – trotz einiger kleiner Bedenken – ustimmen. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 829. Sitzung am 15. De- ember 2006 den Beschluss gefasst, eine gemeinsame ommission aus Mitgliedern des Bundestages und des undesrates zur Modernisierung der Bund/Länder- inanzbeziehungen (Bundesratsdrucksache 913/06 [Be- chluss]) einzusetzen. Ferner hat er beschlossen, den nachstehenden Geset- en zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 bs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) Erstes Gesetz zur Änderung des Vorläufigen Ta- bakgesetzes Gesetz zur Umsetzung der Regelungen über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei einer Ver- schmelzung von Kapitalgesellschaften aus ver- schiedenen Mitgliedstaaten Gesetz zur Reform des Personenstandsrechts (Perso- nenstandsrechtsreformgesetz – PStRG) Erstes Gesetz zur Änderung des Versorgungs- rücklagegesetzes Gesetz über die Statistik der Verdienste und Arbeits- kosten (Verdienststatistikgesetz – VerdStatG) Gesetz zur Änderung des Eichgesetzes Gesetz zur Änderung des Transparenzrichtlinie- Gesetzes Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7743 (A) ) (B) ) – Gesetz zur Erleichterung von Planungsvorhaben für die Innenentwicklung der Städte – Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 170 der Inter- nationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1990 über Sicherheit bei der Verwendung chemischer Stoffe bei der Arbeit – Gesetz zu dem Partnerschafts- und Kooperations- abkommen vom 11. Oktober 2004 zur Gründung einer Partnerschaft zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einer- seits und der Republik Tadschikistan andererseits – Gesetz zu dem Abkommen vom 14. März 2006 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Kehl – Gesetz zu dem Vertrag vom 2. März 2005 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Jemen über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Abkommen vom 16. Juni 2005 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Arabischen Republik Ägypten über die Förde- rung und den gegenseitigen Schutz von Kapital- anlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 19. und 20. April 2005 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Islamischen Republik Afghanistan über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Ka- pitalanlagen - Gesetz zu dem Vertrag vom 10. August 2005 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Republik Timor-Leste über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Ka- pitalanlagen – Gesetz über die Senkung des Beitrags zur Ar- beitsförderung, die Festsetzung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung und der Beiträge und Beitragszuschüsse in der Alterssi- cherung der Landwirte für das Jahr 2007 – Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozial- gesetzbuch und des Finanzausgleichsgesetzes – Viertes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Er- richtung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwor- tung und Zukunft“ (EVZ-StiftG) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2004/109/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Dezember 2004 zur Harmonisierung der Trans- parenzanforderungen in Bezug auf Informationen über Emittenten, deren Wertpapiere zum Handel auf einem geregelten Markt zugelassen sind, und zur Än- derung der Richtlinie 2001/34/EG (Transparenz- richtlinie-Umsetzungsgesetz – TUG) – Gesetz zur Änderung des Investitionszulagenge- setzes 2007 – – – – – ß 1 2 (C (D Gesetz zur Errichtung gemeinsamer Dateien von Po- lizeibehörden und Nachrichtendiensten des Bundes und der Länder (Gemeinsame-Dateien-Gesetz) Gesetz zur Ergänzung des Terrorismusbekämpfungs- gesetzes (Terrorismusbekämpfungsergänzungsge- setz) Siebtes Gesetz zur Änderung des Stasi-Unterla- gen-Gesetzes Zweites Gesetz zur Modernisierung der Justiz (2. Justizmodernisierungsgesetz) Gesetz über die Durchsetzung der Verbraucher- schutzgesetze bei innergemeinschaftlichen Verstö- ßen Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: . Zu Artikel 1 (§ 2 Nr. 1 Buchstabe a VSchDG) Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die vorge- sehene Zuständigkeit der Länder für die in Umset- zung der Preisangabenrichtlinie erlassenen Vorschrif- ten in Abstimmung mit den Ländern auf ihre Vollzugstauglichkeit und Praktikabilität zu überprü- fen und als Ergebnis dieser Überprüfung binnen ei- nes Jahres ab Inkrafttreten des Gesetzes einen Vor- schlag für eine Neuregelung vorzulegen. . Zu Artikel 1 (§ 3 Abs. 2 – neu – VSchDG) a) Der Bundesrat begrüßt, dass sein Anliegen (Bun- desratsdrucksache 538/06 – Beschluss –, Ziffer 2) zur regelmäßigen Information der für den Ver- braucherschutz zuständigen Obersten Landesbe- hörden aufgegriffen wurde. Das Anliegen des Bundesrates ist jedoch durch die in Artikel 1 § 3 Abs. 2 – neu – VSchDG vorgesehene jährliche Berichterstattung in anonymisierter Form nur teilweise erfüllt. Da die Verwendbarkeit der Be- richte für die für den Verbraucherschutz zuständi- gen Obersten Landesbehörden auf Grund der vor- gesehenen Anonymisierung der Daten stark eingeschränkt wird und diese in der Regel nicht zuständige Behörde im Sinne von § 2 Nr. 4 und 5 VSchDG sind, sollte sie so sparsam wie möglich eingesetzt werden, soweit die Anonymisierung zwingend erforderlich ist. Nur informierte Behör- den können zeitnah reagieren. b) Der Bundesrat bedauert, dass der Bundestag die Beantwortung von unterjährlichen Auskunftser- suchen der für den Verbraucherschutz zuständi- gen Obersten Landesbehörden ablehnt. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung darauf hinzuwirken, dass die Zentrale Verbindungsstelle mit den für den Verbraucherschutz zuständigen Obersten Landesbehörden zusammenarbeitet und zwei Jahre nach der Verkündung des Gesetzes er- neut geprüft wird, ob und in welchem Umfang den für den Verbraucherschutz zuständigen Obersten Landesbehörden ein Zugriffsrecht auf 7744 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) die bei der Zentralen Verbindungsstelle einzu- richtende Datenbank gewährt werden kann. – Gesetz zur Neuordnung des Tierzuchtrechts sowie zur Änderung des Tierseuchengesetzes, des Tier- schutzgesetzes und des Arzneimittelgesetzes Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Zu Artikel 5 (Änderung des AMG) Auf Grund der Vorgaben der Richtlinie 2001/82/EG sind Arzneimittel zur Anwendung bei Lebensmittel lie- fernden Tieren zukünftig verschreibungspflichtig. Die Mitgliedstaaten können Ausnahmen von der Verschrei- bungspflicht vorsehen, wenn die Arzneimittel bestimmte Kriterien erfüllen, die von der Europäischen Kommis- sion festgelegt werden. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um Arz- neimittel für Lebensmittel liefernde Tiere, die derzeit apothekenpflichtig sind, weiterhin von der Verschrei- bungspflicht auszunehmen. – Gesetz zur Änderung telekommunikationsrechtli- cher Vorschriften Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat erkennt an, dass mit dem Gesetz die Rahmenbedingungen für die Inanspruchnahme von Telekommunikationsdiensten neu geregelt und die europarechtlichen Vorgaben der Richtlinie 2002/22/ EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. März 2002 über den Universaldienst und Nutzer- rechte bei elektronischen Kommunikationsnetzen und -diensten (Universaldienstrichtlinie) weiter kon- kretisiert sowie einzelne Vorgaben anderer Richtli- nien des Europäischen Rechtsrahmens für elektroni- sche Kommunikation umgesetzt werden. 2. Der Bundesrat begrüßt, dass spezielle verbraucher- schützende Regelungen, die in den Vorschriften des Gesetzes zur Bekämpfung des Missbrauchs mit 0190er-/0900er-Mehrwertdiensterufnummern enthal- ten sind, mit diesem Gesetz fortgeschrieben werden. 3. Der Bundesrat hat bereits in seinem Beschluss vom 7. Juli 2006 ausgeführt, dass eine effiziente Ausge- staltung der nachträglichen Entgeltregulierung und der besonderen Missbrauchsaufsicht (§§ 38, 42 TKG) dringend notwendig ist. Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass diese Tatsache zwischenzeitlich auch von der Bundesregierung nicht angezweifelt wurde und bedauert, dass gleichwohl keine Regelung vorgesehen ist, die eine effiziente sektorspezifische Ex-Post-Missbrauchskontrolle sicherstellt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 d n (C (D er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Höhe des Existenzminimums von Er- wachsenen und Kindern für das Jahr 2008 (Sechster Existenzminimumbericht) – Drucksachen 16/3265, 16/3563 Nr. 1.3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigun- gen für die Jahre 2003 bis 2006 (20. Subventionsbe- richt) – Drucksache 16/1020 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 08 02 Titel 632 11 – Verwaltungskostenerstattung an Länder – – Drucksachen 16/3726, 16/3890 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Hauhalts- und Wirtschaftsführung 2006 Außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigung bei Ka- pitel 16 02 Titel 687 03 – Projektbezogene Beiträge an internationale Organisa- tionen – – Drucksachen 16/3752, 16/3890 Nr. 1.3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 10 Titel 632 07 – Ausgaben nach § 8 Abs. 2 des Unterhaltsvorschussge- setzes – – Drucksachen 16/3753, 16/3890 Nr. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 10 Titel 681 01 – Versorgungsbezüge für Beschädigte – – Drucksachen 16/3754, 16/3890 Nr. 1.5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 02 Titel 682 61 – Erstattung von Fahrgeldausfällen – – Drucksachen 16/3788, 16/3890 Nr. 1.6 – Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zehnter Bericht der Bundesregierung über die Auswir- kungen des Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Be- schäftigung – BillBG – – Drucksachen 15/5934, 16/480 Nr. 1.15 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7745 (A) (C) (B) ) Bericht für die Europäische Kommission zur Umset- zung des Europäischen Sozialfonds in der Bundesrepu- blik Deutschland – Zeiträume 2000 bis 2006 (Aktualisierung) und 2007 bis 2013 – hier: Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt – Drucksachen 16/2570, 16/2813 Nr. 1.4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/3382 Nr. 1,5 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/3196 Nr. 1.1 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/3382 Nr. 2.22 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/3196 Nr. 1.12 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/3382 Nr. 2.13 Drucksache 16/3382 Nr. 2.14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 1.9 Innenausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 2.99 Drucksache 16/2555 Nr. 2.106 Drucksache 16/3196 Nr. 1.53 Rechtsausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 2.114 Finanzausschuss Drucksache 16/1942 Nr. 2.25 Drucksache 16/3196 Nr. 1.44 Haushaltsausschuss Drucksache 16/3573 Nr. 2.9 Drucksache 16/3573 Nr. 2.24 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/3382 Nr. 2.26 Drucksache 16/3382 Nr. 2.30 Drucksache 16/3382 Nr. 2.33 Drucksache 16/3573 Nr. 2.8 Drucksache 16/3713 Nr. 1.14 (D Drucksache 16/150 Nr. 1.10 Drucksache 16/150 Nr. 1.11 Drucksache 16/150 Nr. 1.12 Drucksache 16/150 Nr. 1.13 Drucksache 16/629 Nr. 2.30 Drucksache 16/820 Nr. 1.56 Drucksache 16/820 Nr. 1.57 Drucksache 16/820 Nr. 1.58 Drucksache 16/1748 Nr. 1.6 Drucksache 16/1942 Nr. 1.5 Drucksache 16/1942 Nr. 2.7 Drucksache 16/1942 Nr. 2.17 Drucksache 16/2555 Nr. 1.16 Drucksache 16/3196 Nr. 1.16 Drucksache 16/3196 Nr. 1.17 Drucksache 16/3196 Nr. 1.18 Drucksache 16/3196 Nr. 1.19 Drucksache 16/3196 Nr. 1.20 Drucksache 16/3196 Nr. 1.21 Drucksache 16/3196 Nr. 1.22 Drucksache 16/3196 Nr. 1.23 Drucksache 16/3196 Nr. 1.24 Drucksache 16/3196 Nr. 1.25 Drucksache 16/3196 Nr. 1.26 Drucksache 16/3196 Nr. 1.27 Drucksache 16/3196 Nr. 1.28 Drucksache 16/3196 Nr. 1.29 Drucksache 16/3196 Nr. 1.30 Drucksache 16/3196 Nr. 1.31 Drucksache 16/3196 Nr. 1.41 Drucksache 16/3382 Nr. 2.3 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 21 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss)


– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung

Bericht über die Lebenssituation junger
Menschen und die Leistungen der Kinder-
und Jugendhilfe in Deutschland
– Zwölfter Kinder- und Jugendbericht –
und
Stellungnahme der Bundesregierung

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Diana Golze, Jörn Wunderlich, Elke
Reinke, Klaus Ernst und der Fraktion der
LINKEN zu der Unterrichtung durch die Bun-
desregierung

Bericht über die Lebenssituation junger
Menschen und die Leistungen der Kinder- b

Redet
und Jugendhilfe in Deutschland
– Zwölfter Kinder- und Jugendbericht –
und
Stellungnahme der Bundesregierung

– zu dem Antrag der Abgeordneten Thomas
Dörflinger, Thomas Bareiß, Antje
Blumenthal, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord-
neten Marlene Rupprecht (Tuchenbach),
Clemens Bollen, Renate Gradistanac, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Öffentliche Verantwortung wahrnehmen –
mit fairen Chancen Kinder stark

– zu dem Antrag der Abgeordn
Deligöz, Kai Gehring, Grietje Betti

(C (D ung 9. Januar 2007 0 Uhr Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Neue Chancen und Perspektiven für Kinder und Jugendliche in Deutschland – zu dem Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Dr. Barbara Höll, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Kinderzuschlag sozial gerecht gestalten – Kinderarmut wirksam bekämpfen – Drucksachen 15/6014, 16/827, 16/2754, 16/817, 16/2077, 16/3849 – Berichterstattung: Abgeordnete Thomas Dörflinger Marlene Rupprecht Jürgen Kucharczyk Wolfgang Spanier Miriam Gruß Diana Golze Ekin Deligöz Zu dem Zwölften Kinderund Jugendbericht liegt neen dem bereits in der Beschlussempfehlung behandel ext ten Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke ein Entschließungsantrag der Fraktion der FDP vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt es Widerspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so beschlossen. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist eigentlich mit der Bundesregierung? Ganz allein ist die Ministerin!)


Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Kollegen Thomas Dörflinger von der

tion.

i der CDU/CSU sowie bei Abgeord-
neten der SPD)
machen

eten Ekin
n, weiterer

CDU/CSU-Frak


(Beifall be Schönen guten Morgen, Herr Präsident! Frau Ministe rin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit dem Zwölften Kinderund Jugendbericht der Bundesregierung liegt uns ein sehr wichtiges Dokument vor, mit dem zum ersten Mal die Themenkreise Bildung, Betreuung und Erziehung auch und gerade in diesem Zusammenhang in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt werden. Ich will namens der CDU/CSU-Bundestagsfraktion auch im Plenum des Deutschen Bundestages dem Expertengremium, das diesen Bericht unter Leitung von Professor Thomas Rauschenbach erarbeitet hat, noch einmal ein herzliches Wort des Dankes sagen. Wir hatten Gelegenheit, den Bericht im Ausschuss und in den Arbeitsgruppen zu beraten. Es war eine sehr interessante Diskussion. Wir werden die Möglichkeit haben, uns auf der Basis der vorliegenden Anträge darüber zu unterhalten, welche politischen Schlussfolgerungen wir aus dem Bericht der Expertenkommission ziehen. Ich will die Gelegenheit nutzen, ein paar Bemerkungen zu machen, auch vor dem Hintergrund des Antrags, der dem Deutschen Bundestag von den Koalitionsfraktionen vorgelegt worden ist und über den wir heute befinden werden. Ich will auch ein paar Bemerkungen darüber machen, wo sich der von uns konzipierte Antrag von dem Entschließungsantrag der FDP und den anderen vorliegenden Anträgen unterscheidet. Ein wesentliches Moment, das dazu führt, dass sich diese Anträge in einigen Punkten unterscheiden, ist schlicht und ergreifend die folgende Tatsache: Als Koalition, die die Bundesregierung trägt, müssen wir immer damit rechnen, dass das, was wir in einen Antrag hineinschreiben, möglicherweise politische Realität wird. Deswegen müssen wir ein bisschen differenzierter zu Werke gehen und unterscheiden zwischen dem, was wünschbar ist, dem, was machbar ist, dem, was finanzierbar ist, und dem, was nach unserer politischen Auffassung tatsächlich Realität werden soll. Deswegen – das sei offen eingestanden – kommen wir in unserem Antrag an der einen oder anderen Stelle auch zu etwas anderen Ergebnissen als denen, die die Experten in ihrem Bericht vorschlagen. Ich will es an einigen Punkten deutlich machen. Die Experten fordern im Zwölften Kinderund Jugendbericht beispielsweise einen generellen Rechtsanspruch auf Betreuung für unter Dreijährige. Dafür spricht aus fachlicher Sicht sicherlich eine ganze Menge. Als Maxime steht aber obendrüber, dass das Ganze realisierbar und finanzierbar sein soll. Angesichts dessen rate ich einfach jedem Kollegen und jeder Kollegin in diesem Hohen Hause, auch einmal Rücksprache mit denen zu nehmen, die in den Kommunen, in den Städten und Kreisen die politische Verantwortung tragen. Die sehen das naturgemäß – sie haben ihre eigene Finanzlage im Blick – etwas anders als derjenige, der unter Ausblen d S – T F S a – t r B u t – F d t s b m D s B s d d z a B s m k D m s z (C (D ung der finanziellen Gegebenheiten aus rein fachlicher icht argumentiert. (Ina Lenke [FDP]: Das ist eine Unterstellung, Herr Dörflinger!)





(A) )


(B) )

Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1607700100

(Ina Lenke [FDP]: Ach, Herr Dörflinger!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das ist keine Unterstellung, Frau Lenke. Das ist eine
atsache.


(Ina Lenke [FDP]: Natürlich ist das eine Unterstellung! Wir achten auch auf die Finanzen!)


ür die Tatsache, dass es aufseiten der FDP in der
umme etwas weniger kommunalpolitisch Tätige gibt
ls aufseiten unserer drei Parteien, kann ich nichts.


(Ina Lenke [FDP]: Sie müssen erst einmal das umsetzen, was Sie versprochen haben, zum Beispiel kostenlose Kindergärten!)


Sie sollten einmal mit denjenigen, die kommunalpoli-
isch Verantwortung tragen – einige sind von der FDP –,
eden. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel, dass sie zum
eispiel zum Thema Rechtsanspruch auf Betreuung für
nter Dreijährige eine gänzlich andere Auffassung ver-
reten.


(Ina Lenke [FDP]: Was hat denn die Ministerin dazu gesagt?)


Ich bin Mitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
rau von der Leyen hat vor wenigen Tagen, wenn ich
as richtig erinnere, genau das gesagt, was im Koali-
ionsvertrag steht. Sie hat gesagt: Wenn wir es nicht
chaffen, bis zu einem gewissen Zeitpunkt die Kinder-
etreuung in einem vertretbaren Maße auszubauen, dann
üsste man über einen Rechtsanspruch reden.


(Ina Lenke [FDP]: Dann kommt der Zwang! Keine Finanzierung! Sie sollten einmal über die Finanzierung durch den Bund reden!)


as entspricht dem Wortlaut des Koalitionsvertrages. In-
ofern war das nichts Überraschendes. Das ist geltende
eschlusslage der Großen Koalition und geltende Be-

chlusslage der Bundesregierung. Da war nichts Neues
abei.


(Ina Lenke [FDP]: Leider!)


Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, dass
as, was wir politisch auf die Schiene setzen, auch finan-
ierbar sein muss. Deshalb sollten wir uns alle ein für
lle Mal von dem Vorgehen verabschieden, dass wir in
erlin ebenso wie früher in Bonn große Dinge ins Ge-

etzblatt schreiben, die von anderen finanziert werden
üssen. Das ist nicht der Sinn unserer politischen Tätig-

eit.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ihre Ministerin ist da mutiger, Herr Dörflinger!)


eswegen rate ich nochmals: Reden Sie mit den kom-
unalpolitisch Tätigen in Ihrer Partei! Sie werden fest-

tellen, dass man in den Kommunen zu etwas differen-
ierteren Ergebnissen kommt.






(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger
Das Gleiche gilt für die Frage, wie wir das Personal
ausbilden, das beispielsweise in der Tagesbetreuung, in
der Tagespflege tätig ist. Sie finden im Bericht die Maß-
gabe, dass das Personal eine Hochschulausbildung ab-
solviert haben sollte. In der vergangenen Woche habe ich
in Baden-Württemberg ein Gespräch mit Verantwortli-
chen mehrerer Tagespflegevereine geführt. Das sind
Menschen, in der Mehrzahl Frauen, die sich ehrenamt-
lich engagieren. Über diese Vereine organisieren sie die
Tagesbetreuung bzw. die Tagespflege. Das Personal be-
schäftigen sie selbst. Sie erhalten relativ geringe öffentli-
che Zuschüsse. Dafür bringen sie großes ehrenamtliches
Engagement auf, in persönlicher und finanzieller Hin-
sicht. Auf die Forderung, man möge die Ausbildung von
Erzieherinnen und Erziehern, also derjenigen, die sich
mit Kindern befassen, generell auf Hochschulniveau an-
heben, reagieren diese Personen ganz anders als der Ex-
perte, der die Situation nur theoretisch betrachtet. Des-
wegen rate ich, mit den Verantwortlichen vor Ort zu
sprechen, und zwar nicht nur mit den kommunalpolitisch
Verantwortlichen, sondern auch mit denjenigen, die sich
ehrenamtlich in diesem Bereich engagieren.

Ich bestreite gar nicht, dass es aus fachlicher Sicht an-
gezeigt ist, Erzieherinnen und Erzieher besser zu qualifi-
zieren. Aus fachlicher Sicht spricht meiner Ansicht nach
durchaus etwas dafür, die Ausbildung in bestimmten Be-
reichen auf Hochschulniveau anzuheben. Der Ansatz,
die Hochschulausbildung zur generellen Anforderung zu
machen, gültig für jede Erzieherin und jeden Erzieher,
geht aber an den Erfordernissen vorbei. Er hätte zwei-
tens zwangsläufig zur Folge, dass all diejenigen, die sich
ehrenamtlich engagieren, die viele Anstrengungen unter-
nommen haben, um die Kinderbetreuung zu organisieren
– und sie organisieren sie gut –, dieser Anforderung
nicht entsprechen könnten. Ihre Qualifikation würde un-
seren Anforderungen nicht mehr genügen.

Es kann eigentlich nicht das Ziel unserer Überlegun-
gen sein, durch überzogene Forderungen, die wir ins Ge-
setzblatt schreiben, denjenigen in die Parade zu fahren,
die in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren
aus eigener Initiative bereits viel von dem umgesetzt ha-
ben, was jetzt Gegenstand des Kinder- und Jugend-
berichtes ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen haben wir die Ansätze des Kinder- und Ju-
gendberichtes, die uns sinnvoll und gleichfalls finanzier-
bar erscheinen, und zwar nicht nur aus Bundessicht, son-
dern auch aus Sicht der Länder und Kommunen, noch
einmal mit den theoretischen Forderungen der Fachleute
abgeglichen. Ich glaube, die Koalitionsfraktionen haben
mit dem vorliegenden Antrag einen guten Beitrag dazu
geleistet, dass Bildung, Betreuung und Erziehung
– Stichworte aus dem Zwölften Kinder- und Jugendbe-
richt der Bundesregierung – besser miteinander verzahnt
werden können. Wir haben die Grundlage dafür geschaf-
fen, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten eine
sinnvolle Politik für Kinder, Jugendliche, selbstverständ-
lich auch für Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher in
Deutschland machen können.

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(C (D Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607700200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Miriam Gruß von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1607700300

Sehr geehrte Damen und Herren! Vor knapp einem

ahr stand ich an dieser Stelle und habe zum Zwölften
inder- und Jugendbericht meine Jungfernrede gehalten.
enau 316 Tage sind seither vergangen, und wir müssen
ns fragen: Was ist konkret in diesen 316 Tagen pas-
iert?


(Beifall bei der FDP)


as haben Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren
on der Koalition, für die Lebenssituation der jungen
enschen hierzulande geleistet, und wie haben Sie sie

erbessert?

Wenn ich mir das Protokoll der Sitzung vom 9. März
006 ansehe, bin ich – das muss ich ganz ehrlich sagen –
keptisch, ob wirklich etwas vorangebracht wurde. Sie
orderten damals unter anderem – ich darf Sie daran er-
nnern – eine angemessene Bezahlung von Erzieherin-
en und Erziehern für ihre Leistung, die Einführung von
prach- und Entwicklungstests vor der Einschulung,
ine bessere Infrastruktur für Familien und eine bedarfs-
erechte und gebührenfreie Kinderbetreuung. Sie forder-
en außerdem, die Spirale von Armut und mangelnden
ildungschancen endlich zu durchbrechen. Frau Minis-

erin von der Leyen stellte damals klar: „Unser Latein
arf aber nicht am Ende sein, wenn die Kinder ein, zwei
ahre alt sind.“ Bis heute sind wir in keinem dieser As-
ekte einen Schritt weitergekommen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ja, wir haben das Elterngeld. Doch wie sieht es in
en Familien nach den ersten zwölf bzw. 14 Monaten
us? Die Familien werden alleingelassen. Sie stehen vor
iner massiven Versorgungs- und Betreuungslücke,


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ie sie nur durch den Verzicht auf die Ausübung des Be-
ufs – davon kann ich selber ein Lied singen – oder teure
rivate Kinderbetreuung überwinden können. Zudem hat
ich die Kinderarmut in Deutschland in den letzten zwei
ahren mehr als verdoppelt.

Was also ist in den vergangenen 316 Tagen in
eutschland passiert? An was erinnern wir uns, wenn
ir über Kinder in Deutschland nachdenken? Kinderpor-
os, Killerspiele und Kevin. Kaum eine Woche im ver-
angenen Jahr verging, in der wir nichts über Kinder in
er Zeitung lesen konnten. Doch wenn wir uns die
chlagzeilen genau ansehen, müssen wir feststellen, dass
inder meistens erst dann zum Thema wurden, wenn es

chon zu spät war: vernachlässigte, misshandelte






(A) )



(B) )


Miriam Gruß
Kinder, ein amoklaufender Schüler und Nachbarn, die
sich über Lärm aus dem Kindergarten beschweren. Der
Deutsche Kinderschutzbund schätzt die Zahl der miss-
handelten Kinder in Deutschland auf etwa 100 000, und
die Deutsche Kinderhilfe Direkt spricht von 100 an
Misshandlungen gestorbenen Kindern jährlich. Kurz:
Kinder in der Zeitung sind kaum eine gute Nachricht.

Nicht besser steht es um die Jugendlichen. „Suche
Zukunft jeder Art“, stand auf einem Plakat bei einer De-
monstration der Generation Praktikum. Düstere Aus-
sichten auch auf dem Arbeitsmarkt, eine völlig ungesi-
cherte Altersversorgung und Perspektivlosigkeit bei
immer weiter steigenden Anforderungen an unsere
Nachkommen!

Ich möchte bei dem Negativgerede über unsere Kin-
der nicht mitmachen.


(Zuruf von der SPD: Das tun Sie doch!)


Für mich sind Kinder nicht per definitionem schlecht er-
zogen, zu dick, zu laut, zu unsportlich, zu arm, zu brutal
oder zu faul. Kinder sind für mich in allererster Linie ein
persönliches Glück und eine Bereicherung des eigenen
Lebens. Sie sind ein Geschenk, das uns Eltern anver-
traut ist. Was wir daraus machen, obliegt unserer eigenen
Verantwortung. Wir müssen ihnen – wie Goethe so
schön gesagt hat – zu Wurzeln und Flügeln verhelfen.
Wir müssen sie fordern und fördern. Wir müssen sie lie-
ben und erziehen. Das alles muss in einem Umfeld per-
sönlicher Umstände geschehen, die für jeden Einzelnen
prägend sind und die man sich nicht immer frei wählen
kann.

Genau hier treffen wir auf den Ausgangspunkt des
Zwölften Kinder- und Jugendberichts. Ein Mensch wird
durch Personen, durch Erlebnisse und durch Erfahrun-
gen an verschiedensten Orten geprägt. Durch Bildung,
Betreuung und Erziehung wächst eine Persönlichkeit,
die für ein eigenständiges, verantwortliches Leben ge-
rüstet ist. „Es ist die beste Sozialversicherung, wenn
Menschen lernen, mit ihren eigenen Problemen umzuge-
hen“, sagte Professor Rauschenbach damals bei der An-
hörung im Familienausschuss. Ich glaube, dieser neue
Kontext von Bildung, Betreuung und Erziehung hat uns
alle, die den Bericht gelesen haben, überzeugt. Aber jetzt
gilt es, daraus endlich die richtigen Schlüsse zu ziehen.


(Beifall bei der FDP)


Im Zwölften Kinder- und Jugendbericht werden zen-
trale Ansprüche gestellt. Erstens. Kinder- und Jugend-
politik darf kein Anhängsel der Familienpolitik sein,
sondern muss als eigenständiges Politikfeld begriffen
werden. Ich habe in den vergangenen 316 Tagen nichts
von einer eigenständigen Kinder- und Jugendpolitik mit-
bekommen.

Zweitens wird in dem Bericht gefordert: Es bedarf ei-
nes Gesamtkonzepts, das alle Orte und Akteure, die an
Bildungsprozessen beteiligt sind, einbezieht. Wir Libe-
rale wollen dazu alle, die an diesen Prozessen beteiligt
sind, an einen Tisch holen, damit die Übergänge ein-
wandfrei funktionieren. Über Modellversuche sind wir
hier bisher jedoch noch nicht hinausgekommen.

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(C (D Drittens. Die einzelnen Instanzen wie Familie, Erzieerinnen und Erzieher und Jugendhilfe müssen gestärkt erden. Das bedeutet aus meiner Sicht, dass Eltern chon vor der Geburt auf ihre neue Rolle vorbereitet erden müssen. Wir dürfen nicht erst ansetzen, wenn es chon zu spät ist. In diesem Punkt, Herr Dörflinger, iderspreche ich Ihnen. Erzieherinnen und Erzieher üssen motiviert werden. Motivieren kann man über eistungsanreize und über die Schaffung von Fortbilungsmöglichkeiten. Im Übrigen sprechen wir uns in nserem Entschließungsantrag zu diesem Bericht als inzige explizit dafür aus, dass der Erzieherberuf für änner attraktiv werden muss. Kinder brauchen Männer ls Bezugspersonen; wir dürfen sie nicht in einer mänerfreien Zone aufwachsen lassen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Viertens wird in dem Bericht eine Art TÜV für Kin-
erbetreuungseinrichtungen gefordert. Auch diese For-
erung unterstützt die FDP.

Fünftens und letztens: Infrastruktur vor Transferleis-
ungen.


(Beifall bei der FDP)


urch Geld allein – das ist die Auffassung der FDP, Herr
örflinger – erhalten Kinder keine Zuwendung. Sie ha-
en uns da also irgendwo missverstanden. Zuwendung
önnen Kinder nur von ihren Bindungspersonen erfah-
en. Die müssen, was ihre Mittel angeht, gestärkt wer-
en. Dazu bedarf es aber einer zielgenauen Infrastruktur.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig! Gute Sache!)


nsofern begrüßen wir auch die Einrichtung des Kompe-
enzzentrums für familienpolitische Leistungen, dessen
ufgabe es unter anderem ist, die Leistungen auf den
rüfstand zu stellen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, alles Prüfen
nd Bewerten hilft allerdings nichts, wenn am Ende kein
azit steht, das sinnvoll umgesetzt werden kann. Mein
azit aus mehr als einem Jahr Bundestagszugehörigkeit:
s ist erschreckend, wie viel Schlimmes Kindern in
16 Tagen widerfahren kann und wie wenig die Politik
n der Lage ist, dies zu ändern. Lassen Sie uns gemein-
am daran arbeiten!


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607700400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Nicolette Kressl von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1607700500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enkt nicht in Schubladen, bündelt alle Kräfte, die ihr
abt, um Kindern und Jugendlichen die besten Bedin-
ungen zum Aufwachsen zu geben! Dieser Appell steht
irgends im Kinder- und Jugendbericht. Aber er könnte
ls wichtige Überschrift im Kinder- und Jugendbericht






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
stehen. Er würde sich an sehr viele richten: an die, die im
Bereich Bildung und Erziehung der Kinder tätig sind;
ganz besonders aber auch an die, die im politischen
Raum über die Rahmenbedingungen für das Aufwach-
sen von Kindern und Jugendlichen entscheiden. Ich
finde, es ist dieser – hier ist der Begriff auch nicht zu pa-
thetisch gebraucht – ganzheitliche Ansatz des Kinder-
und Jugendberichts, der uns alle beeindrucken und noch
mehr als bisher zum Nachdenken bringen sollte. Er
sollte auch Leitlinie für das weitere politische Handeln
sein.


(Beifall bei der SPD)


Die notwendige Verzahnung und die Zusammenarbeit
– ehrlicherweise muss man zugeben, dass es da in
Deutschland in vielen Bereichen noch Defizite gibt – be-
ziehen sich nicht nur auf einen Aspekt, sondern auf sehr
viele Aspekte. Ich möchte heute drei Denkanstöße auf-
greifen, die sich im Kinder- und Jugendbericht finden.

Erstens. Wir müssen noch stärker als bisher Betreu-
ung, Bildung und Erziehung zusammendenken. Das
muss dann auch Auswirkungen auf unser Handeln ha-
ben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Erfreulicherweise ist es ja so, dass diese Debatte inzwi-
schen auch ihren Niederschlag gefunden hat. So reden
wir mittlerweile zum Beispiel häufiger als früher über
frühkindliche Förderung. In den Köpfen hat sich viel
verändert, was sich auch in unserem Handeln niederge-
schlagen hat. Das ist aber noch nicht genug. Ich fürchte,
dass wir in Deutschland noch nicht schnell genug auf die
Notwendigkeiten reagieren, die sich aus diesem ganz-
heitlichen Ansatz ergeben.


(Beifall bei der SPD)


Es geht mir nicht darum, zu sagen, wir wollen im
Ranking der anderen europäischen Länder besser daste-
hen. Es geht mir vielmehr darum, dass klar wird, dass
wir im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch
einiges aufzuholen haben. Es geht also nicht ums Bes-
sersein, sondern darum, noch bessere Rahmenbedingun-
gen für Kinder zu schaffen.

In diesem Zusammenhang gibt es einen ganz interes-
santen Aspekt, nämlich dass wir bei der Frage, wie viel
Geld wir für Familienförderung und Bildung ausge-
ben, in diesem europäischen Vergleich keineswegs auf
einem der letzten Plätze liegen, dass wir aber bei der
Frage, wohin und in welches Lebensalter dieses Geld in-
vestiert wird, den Unterschied haben, dass sehr viele an-
dere europäische Länder sehr viel früher in die Förde-
rung von Kindern investieren. Ich glaube, es lohnt sich,
einmal darüber nachzudenken, ob wir da nicht eine Prio-
ritätenverschiebung brauchen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Prioritätenverschiebung ist für mich auch der
entscheidende Ansatz dafür, dass wir über die Kosten-
freiheit für Bildungs- und Betreuungseinrichtungen
reden müssen. Es geht für uns nicht vorrangig – auch,

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(C (D ber nicht vorrangig – um die Eltern, sondern es geht daum, Bildungsangebote anzubieten, damit Kinder früh efördert werden, und Bildungsangebote kostenfrei, zuindest schrittweise, zur Verfügung zu stellen. Zweiter Denkanstoß, den ich für mich aus dem Kinerund Jugendbericht mitgenommen habe: Um die ben angesprochenen Anforderungen zu erfüllen, müsen die verschiedenen Bereiche und Ressorts intensiver usammenarbeiten, verzahnter zusammenarbeiten, als as bisher der Fall ist. Das gilt für alle föderalen Ebenen. as gilt für uns auf Bundesebene, das gilt aber natürlich uch für die Kommunen. Denn die Frage, was aus dem ird, was wir hier entscheiden, wie es umgesetzt wird nd wie es bei den Kindern und den Eltern ankommt, ntscheidet sich letztlich immer auf kommunaler Ebene. a können wir nicht nur fordern, da müssen wir auch nterstützen, a müssen wir uns auch überlegen, wie wir unterstützen ollen. Das ist völlig klar. Aber ich glaube, es ist gerade n den angesprochenen Stellen – was den Missbrauch ngeht – deutlich geworden, dass die Verzahnung der etzwerke, die Zusammenarbeit entscheidend sind, um inder besser als bisher zu schützen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Ina Lenke [FDP]: Wie?)


Ich bin im Übrigen sehr gern bereit und halte es auch
ür wichtig, dass wir gemeinsam darüber sprechen, ob
ir gesetzliche Änderungen brauchen, um Kinder noch
esser als bisher schützen zu können. Richtig. Ich habe
ber die Sorge, dass der Eindruck entstehen könnte,
urch eine weitere gesetzliche Änderung könnte eine
ösung gefunden werden. Man muss klar sagen: Wir
önnen gesetzlich so viel ändern, wie wir wollen, wenn
ir es nicht verzahnter umsetzen als bisher, dann vermit-

eln wir den Scheineindruck einer Lösung. Das darf
icht sein. Es muss klar sein, dass selbst dann, wenn es
esetzliche Änderungen gibt, die Zusammenarbeit, die
oordinierung, beispielsweise das Zusammen-Reden in
en Kommunen und das Folgern, entscheidend sein wer-
en für die Frage, ob sie wirklich greifen oder nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Diese Zusammenarbeit, diese Netzwerke erfordern in
en Kommunen ein dauerhaftes Engagement. Aber man
arf sich nicht darüber täuschen, dass das auch Geld er-
ordert. Alles, was an Anträgen zum Beispiel über den
undesrat schon einmal zu dem Thema, wir wollen we-
iger im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ausgeben,
ei uns gelandet war, ist für diese Zusammenarbeit nicht
örderlich, sondern schädlich. Auch das muss hier klar
esagt werden.


(Beifall bei der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Das ist allerdings wahr!)


Drittens. Ich glaube, es macht Sinn – auch aufgrund
essen, was im Kinder- und Jugendbericht steht –, noch






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
einmal gemeinsam über die Beziehungen, über das Ver-
hältnis von privater und öffentlicher Verantwortung
für Kinder zu sprechen. Ich halte es für unseriöse Debat-
ten, immer dann, wenn man über staatliche Verantwor-
tung spricht, zu unterstellen, damit werde die Freiheit
der Familie eingeschränkt. Um allen Missverständnissen
vorzubeugen: Es ist der falsche Weg, von staatlicher, von
politischer Seite bestimmte Formen der Familie oder be-
stimmte Arten, wie Familien leben sollen, vorzuschrei-
ben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist aber auch der falsche Weg, den Schutz und das
Wohl des Kindes zu vergessen und dies mit reiner Frei-
heit zu begründen. Auch das darf uns nicht passieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zum Schutz von Kindern gehört für mich sowohl die
körperliche und seelische Unversehrtheit – das ist wich-
tig – als auch, ihnen Chancen für ihren Bildungs- und
Berufsweg zu geben, und zwar unabhängig von ihrer so-
zialen Herkunft.


(Beifall bei der SPD)


Welche Schlussfolgerungen ziehen denn die Autorin-
nen und Autoren des Zwölften Kinder- und Jugendbe-
richts? Ich zitiere:

Deutschland hat sich auf den Weg gemacht, das
System der öffentlichen Bildungs-, Betreuungs-
und Erziehungsangebote neu zu justieren, zu refor-
mieren und auszubauen.

Im Weiteren heißt es: Dies

lässt die Hoffnung begründet erscheinen, dass in
diesem Aufgabenfeld in den nächsten Jahren nicht
nur marginale, sondern wirklich spürbare Entwick-
lungen in Gang gesetzt werden …

Das halte ich für wichtig.

Ich will darauf hinweisen, dass im vorliegenden Kin-
der- und Jugendbericht auch die politischen Forderungen
formuliert worden sind, den Rechtsanspruch auf eine öf-
fentlich geförderte Betreuung von Kindern unter drei
Jahren zu erweitern, den Rechtsanspruch auf ein Platz-
angebot in der Kindertagesbetreuung auf Ganztages-
plätze zu erweitern und den Bildungsanspruch noch stär-
ker als bisher zu betonen.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


Das mag sich nach einem Wunschkatalog anhören.
Aber unser politisches Ziel muss sein – hier gebe ich
Herrn Dörflinger ausdrücklich recht –, dafür Unterstüt-
zung zu finden und die Finanzierung zu ermöglichen,
damit dieser Wunschkatalog politische Realität wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607700600

Frau Kollegin Kressl, erlauben Sie eine Zwischen-

frage der Frau Kollegin Lenke?

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(C (D Ich dachte schon, dass Sie heute keine Zwischenfra en stellen. Aber bitte, gerne. (Heiterkeit – Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Lohnsteuerklasse V! – Iris Gleicke [SPD]: Wenn man nur zwei Minuten Redezeit hat, muss man eben Zwischenfragen stellen! So ist das leider!)

Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1607700700


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607700800

Bitte schön, Frau Lenke.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1607700900

Frau Kressl, Sie werden die Opposition nicht los. Wir

ollen kritisch, aber auch konstruktiv mit Ihnen zusam-
enarbeiten.

Obwohl Sie selbst Teil der Regierung sind, haben Sie
hre Forderungen – den Rechtsanspruch auf einen Kin-
ergartenplatz ab dem ersten Geburtstag und kostenfreie
indergartenplätze – merkwürdigerweise als Wunschka-

alog dargestellt. Meine Frage lautet: Welche konkreten
inanzierungsvorschläge haben Sie hier und heute?


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1607701000

Frau Lenke, jetzt ist schon wieder das passiert, was

ei Ihren Zwischenfragen ständig geschieht. Sie haben
as, was ich gesagt habe, leicht anders interpretiert. Ich
abe nicht gesagt, das ist ein Wunschkatalog. Ich habe
ormuliert – ich kann das noch einmal vorlesen –, es mag
ich nach einem Wunschkatalog anhören. Wir haben ge-
einsam die Aufgabe, nach Wegen zu suchen, um die
ommunen, auch mit Unterstützung des Bundes, in die
age zu versetzen, dieses Vorhaben finanzieren zu kön-
en.


(Iris Gleicke [SPD]: Genau, Frau Lenke! Vielleicht ist das eine kommunale Aufgabe! Wer lesen kann, ist echt im Vorteil!)


ierzu werden übrigens noch Vorschläge erarbeitet. Das
st ein großes Unterfangen.


(Iris Gleicke [SPD]: Ja, das ist allerdings wahr!)


Natürlich schreibt es sich leichter in einen Opposi-
ionsantrag, wie das finanziert werden soll. Schwieriger
st es, nach realistischen Wegen zu suchen. Aber seien
ie sicher: Wir arbeiten intensiv und geben uns Mühe.
as wird sich auch lohnen.

Das war nicht nur das Ende meiner Beantwortung Ih-
er Zwischenfrage, sondern auch die Zusammenfassung
essen, was ich zum Ausdruck bringen wollte: Es lohnt
ich, gemeinsam nach Wegen zu suchen, um diese Ziele
u erreichen,


(Ina Lenke [FDP]: Na, dann suchen Sie mal! Das ist ja wie zu Ostern!)


nd zwar im Interesse der Kinder und Jugendlichen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607701100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Diana Golze von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607701200

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr

Staatssekretär! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes le-
ben mehr als 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche in
Deutschland unterhalb des Sozialhilfeniveaus. Dieser
Satz oder ähnliche Sätze waren im letzten Sommer in al-
len Zeitungen zu lesen. Mit anderen Worten: Von den
15 Millionen Kindern in Deutschland haben 2,5 Millio-
nen Kinder schlechtere Bildungschancen und ein hohes
Gesundheitsrisiko. Besonders hoch ist das Risiko, in Ar-
mut zu leben, für Kinder aus Migrantenfamilien, für
Kinder von Alleinerziehenden und für Kinder in Ost-
deutschland.

Dass Kinder in Armut leben, bedeutet nicht nur ma-
terielle Defizite. Das heißt, dass Kinder hungrig in die
Kita oder in die Schule gehen. Das heißt, dass Eltern ihre
Kinder von der Schulspeisung abmelden. Das heißt, dass
diese Kinder oft genug keine Kultur- oder Bildungsange-
bote nutzen können, weil zum Beispiel das Geld für den
Vereinsbeitrag fehlt. Das heißt, es gibt Kinder, die nicht
zur Geburtstagsfeier ihres Schulkameraden gehen, weil
sie kein Geschenk mitbringen könnten. Kinderarmut
heißt: Armut an Bildung, Armut an gesellschaftlicher
Teilhabe, ja sogar Gefahr für die Gesundheit. Wenn wir
heute über die Lebenssituation von Kindern und Jugend-
lichen debattieren, kommen wir also unweigerlich zu der
Frage, wie man mit existierender Armut bei Kindern und
Jugendlichen umgeht – kurz-, mittel- und langfristig.

Als am 9. März des vergangenen Jahres der Zwölfte
Kinder- und Jugendbericht hier zum ersten Mal debat-
tiert wurde, habe ich die Frage gestellt, zum wievielten
Mal der Deutsche Bundestag die gravierenden Mängel in
der Kinder- und Jugendpolitik in unserem Land beklagt.
In den Monaten, die seit dieser Debatte vergangen sind,
hatten Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Mög-
lichkeit, die Entwicklung positiv zu beeinflussen. Sie
hätten zum Beispiel, wie es meine Fraktion mit dem An-
trag „Kinderzuschlag sozial gerecht gestalten – Kinder-
armut wirksam bekämpfen“ vorgemacht hat, von der Ju-
gendministerin die dringend notwendige Evaluierung
und Weiterentwicklung des Kinderzuschlags einfordern
können. Sie haben die Gelegenheiten nicht genutzt.
Stattdessen haben Sie einer Verschärfung der Vorausset-
zungen für die Beantragung des Kinderzuschlags durch
die Hintertür zugestimmt, und das, obwohl Sie wissen,
dass seit langem neun von zehn Anträgen abgelehnt wer-
den. „Schöne Worte, falsche Taten“, auf diesen Nenner
kann man Ihre Politik bringen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dem setzen wir unseren Antrag, den Kinderzuschlag
im Sinne der Betroffenen zu verbessern, entgegen. Weg-
fall der Mindesteinkommensgrenze, Aufhebung der Be-
schränkung des Bezugs des Kinderzuschlags auf maxi-

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(C (D al 36 Monate, eine soziale Sicherung für Kinder von ltern mit geringem oder keinem Erwerbseinkommen, as sind unsere zentralen Forderungen. Sie könnten den inderzuschlag zu dem machen, was er eigentlich sein oll: ein Mittel, um zu verhindern, dass Familien in Arut, in Hartz IV leben müssen, nur weil ein Kind da ist. ebenbei würden Sie damit die Worthülsen Ihres Koaliionsvertrags mit Leben erfüllen. Den Kinderzuschlag erbessern, hatten Sie sich schon für 2006 vorgenomen. Papier ist ja geduldig. Aber Sie können sich darauf erlassen, dass ich und meine Fraktion Sie an diese Pasage erinnern werden, bis endlich Vorschläge auf dem isch liegen. Leider ist eine Verbesserung des Kinderzuschlags icht die einzige verpasste Gelegenheit. Sie haben einer öderalismusreform zugestimmt, die die Zuständigkei en des Bundes weiter einschränkt und minimiert. Uns ind an Stellen die Hände gebunden, wo ein Eingreifen ringend notwendig wäre und von allen Beteiligten erünscht ist. Es ist einigermaßen seltsam, wenn jetzt von er Regierungsbank und aus den Reihen der SPD eine ebatte über die Verankerung eines erweiterten Rechts nspruchs auf Kinderbetreuung angefangen wird. Geeinsam mit den Menschen in diesem Lande frage ich ich ernsthaft, ob diese Regierung und die sie tragenden arteien überhaupt wissen, was sie tun, geschweige enn, was sie getan haben. a hat im vergangenen Sommer die SPD fast geschlosen für eine Föderalismusreform die Hand gehoben, mit er es dem Bund für die Zukunft ausdrücklich untersagt ird, den Kommunen Aufgaben zu übertragen. Die roße Koalition hat die angebliche Jahrhundertreform m Fußballfieber durchgedrückt – gegen den Rat der Exerten, der Fachverbände und der Linksfraktion. (Iris Gleicke [SPD]: Linksfraktion im Zusammenhang mit Experten!?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


s ist noch kein halbes Jahr vergangen, da fordern die-
elben Abgeordneten nun einen erweiterten Rechtsan-
pruch auf Kinderbetreuung. Ein richtiger Schritt. Aber
er soll diesen Anspruch einlösen? Die Kommunen mit

hren chronisch leeren Kassen? Der Städtetag hat sich zu
echt über dieses unseriöse Gebaren beschwert. Ich
atte schon im Sommer den Verdacht, dass die Abgeord-
eten der Koalition gar nicht so genau gelesen haben,
as sie da verabschieden. Insbesondere die SPD geht of-

enbar davon aus, die Familien für dumm verkaufen zu
önnen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie Partei stößt einmal mehr an die Grenzen eines
rundgesetzes, das sie offensichtlich gar nicht so genau
ennt.

Ja, wir brauchen einen Rechtsanspruch auf Kinder-
agesbetreuung, für alle Kinder, ab Geburt.






(A) )



(B) )


Diana Golze

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ja, wir brauchen beitragsfreie Kinderkrippen und Kin-
dergärten, besser heute als morgen. Ja, wir brauchen da-
für eine neue Verfassungsänderung und eine Idee, woher
das nötige Geld dafür kommen soll.


(Iris Gleicke [SPD]: Aha!)


Aber vorher brauchen wir hier eine Grundsatzentschei-
dung: Sie müssen entscheiden, ob Sie Politik für Fami-
lien, für Kinder und Jugendliche machen wollen. Sie
müssen entscheiden, ob Sie das Geld weiter den Unter-
nehmen und den Börsengewinnlern hinterherwerfen
wollen


(Beifall bei der LINKEN)


oder es für Kinder und Jugendliche einsetzen wollen, ob
Sie den Mut haben, das nötige Geld mittels einer Bör-
senumsatzsteuer, durch eine soziale Umverteilung von
oben nach unten, zu besorgen – eine klare Forderung
und ein ebenso einfacher wie tragfähiger Finanzierungs-
vorschlag.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso koalieren Sie eigentlich in Berlin mit der SPD? Erklären Sie mir das mal! Hier die Klappe aufreißen und in Berlin die gleiche Politik machen!)


– Dafür steht die Fraktion Die Linke, Herr Kuhn.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage nur: Berlin!)


Die Koalition steht für das Gegenteil – ich sagte es be-
reits –: schöne Worte, falsche Taten.

Werfen wir einen Blick auf die Realität in den Län-
dern, die vom Bund in dieser Weise alleingelassen wer-
den! Es zeichnet sich ein düsteres Bild: In Bayern
kommt ein Kitaplatz einem Sechser im Lotto gleich. In
vielen Einrichtungen werden die Kinder zudem nur stun-
denweise am Vor- und Nachmittag betreut. In Thüringen
gibt es eine Prämie für Eltern, die ihre Kinder nicht in
eine Kindertageseinrichtung bringen.


(Iris Gleicke [SPD]: Dagegen wehren wir uns übrigens!)


In Sachsen-Anhalt wurde der Rechtsanspruch auf einen
Kindertagesbetreuungsplatz vom Erwerbsstatus der El-
tern abhängig gemacht. In Brandenburg wurde ähnlicher
Unsinn beschlossen.

Nur zur Erinnerung: In dem hier zu Recht von allen
Seiten gelobten Kinder- und Jugendbericht wird die För-
derung von Kindern unabhängig von ihrer sozialen Her-
kunft gefordert.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Bildung als Mittel zur Armutsverhinderung – das brau-
chen wir. Genauso wie in unserem Entschließungsan-
trag, den Sie nachher sicher pflichtschuldig ablehnen
werden, wird auch in dem Bericht die Anhebung der
Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher auf
Hochschulniveau gefordert. Vielleicht haben Sie unseren
Antrag ja genauso gut oder genauso wenig gelesen wie

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(C (D anch andere Gesetzentwürfe der Regierung, die Sie it Ihren Stimmen hier passieren lassen. (Iris Gleicke [SPD]: Den haben wir gelesen! Deshalb lehnen wir ihn ab!)


Nach Angaben der OECD sind „Deutschland und
Österreich die einzigen Länder Westeuropas, in de-
nen keine nennenswerte Präsenz von Beschäftigten
in der Kindertagesbetreuung mit einer grundlegen-
den Hochschulausbildung zu verzeichnen ist“ ...

ieses Zitat stammt aus einer Studie der Initiative Neue
oziale Marktwirtschaft, die vom Institut der deutschen
irtschaft in Auftrag gegeben wurde.


(Iris Gleicke [SPD]: Da müssen Sie sich gerade auf die beziehen!)


uch wenn weder die OECD noch das PR-Kampfschiff
er Arbeitgeber in Verdacht stehen, besonders eng mit
nserer Fraktion verbandelt zu sein, ist diese Feststel-
ung richtig. Erzieherinnen und Erzieher tragen eine
ohe gesellschaftliche Verantwortung. Also sollte auch
ie Gesellschaft ihrer Verantwortung nachkommen und
en Erzieherinnen und Erziehern eine bestmögliche
usbildung angedeihen lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun zum Bereich der Jugendhilfe. Sie muss laut Be-
icht eine erweiterte Rolle spielen, und ihr kommt eine
öhere Bedeutung zu. Mich stimmt es aber schon nach-
enklich, dass einer der Sachverständigen bei der Anhö-
ung zur Föderalismusreform seine Stellungnahme mit
em Satz begonnen hat: Die Stellungnahme erfolgt vor
er vielleicht optimistischen Annahme, dass die Ergeb-
isse der Anhörung noch Einfluss auf die beabsichtigte
öderalismusreform haben und die Anhörung nicht ri-

uellen Zwecken dient. – Der Mann – es war im Übrigen
rofessor Johannes Münder, ein anerkannter Experte für
as Kinder- und Jugendhilferecht – sollte recht behalten.
eine eindrucksvollen Worte wurden gehört, es wurde
enickt – und gut.

Ich erinnere mich noch gut an einen Morgen im Fami-
ienausschuss, als die Kolleginnen und Kollegen der
PD vorschlugen, auf der Basis der äußerst kritischen
tellungnahme der Kinderkommission ein Ausschussvo-

um zu den Folgen der Föderalismusreform abzugeben.
enauso gut erinnere ich mich auch noch daran, wie

chnell dieser Entwurf von den Tischen des Ausschusses
amals wieder verschwand.

Meine Damen und Herren, Sie alle führen im Moment
erne die Worte „Generationengerechtigkeit“ und „de-
ografischer Wandel“ im Munde. Viel zu oft tun Sie das

ber nur, um damit neue Sozialabbauorgien zu begrün-
en, wie zum Beispiel die Rente ab 67 und die andauern-
en Verschärfungen für von Hartz IV Betroffene.


(Zuruf von der SPD: Das hat ja jetzt auch noch gefehlt! – Gegenruf der Abg. Caren Marks [SPD]: Jetzt ist alles komplett! Es fehlt nur noch die Mehrwertsteuer! Das macht dann die FDP!)







(A) )



(B) )


Diana Golze
Soziale Gerechtigkeit für alle im Land lebenden Men-
schen unabhängig von ihrem Alter – das ist unsere For-
derung.

Wir haben an dieser Stelle mehr als einen Vorschlag
gemacht. Für uns steht nicht die Frage im Mittelpunkt,
ob wir zu wenige Kinder haben, sondern die Tatsache,
dass zu viele Kinder in Armut leben. Wenn wir den Fa-
milien und den Kindern die Angst vor der Zukunft neh-
men, dann schaffen wir auch die Rahmenbedingungen
dafür, dass sich wieder mehr Familien für Kinder ent-
scheiden werden. Daran werden wir weiter arbeiten, und
wir werden Sie auf Ihre Verantwortung aufmerksam ma-
chen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607701300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Ekin Deligöz von der

Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607701400

Guten Morgen. – Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Frau Golze, ich fand Ihre Rede gut. Vieles
von dem, was Sie gesagt haben, kann ich unterstreichen.


(Iris Gleicke [SPD]: Das enttäuscht mich!)


Ich frage mich nur, warum es ausgerechnet in Berlin,
wo Sie an der Regierung sind, die höchste Kinderar-
mutsquote gibt und


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


warum es in Berlin, wo Sie an der Regierung sind, die
wenigsten Ansätze der Kinder- und Familienpolitik und
die höchsten Kindergartenbeiträge gibt.


(Diana Golze [DIE LINKE]: Das habe ich gerade gesagt: Weil der Bund dafür die Verantwortung trägt! Der Bund entzieht sich seiner Verantwortung!)


Das haben Sie zu verantworten. Darauf haben Sie selber
keine Antworten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blattschuss!)


Die Veröffentlichung des Zwölften Kinder- und Ju-
gendberichts liegt zwar schon eine Weile zurück; aber
ich denke, die Ergebnisse und die Analyse sind aktueller
denn je. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist die För-
derung der Entwicklungs- und Bildungswege von jun-
gen Menschen ausgesprochen komplex. Das ist uns sehr
präsent. Die Politik hat die Aufgabe, in diesem Bereich
zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Wir sind
es den Kindern und auch ihren Eltern schuldig, die best-
möglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, auf ihre in-
dividuellen Lebenslagen einzugehen und Bildung als ein
Zukunftsprojekt dieses Landes, als Standortfaktor zu ei-
nem ernsten Thema zu machen, über das wir debattieren
müssen.

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(C (D Zweitens – das ist ein bedauerlicher Aspekt – ist dieer Bericht deshalb so aktuell, weil wir genau in diesem ereich immer noch viel zu wenig tun, obwohl wir wis en, was zu tun wäre, obwohl Handlungsdruck besteht, bwohl wir genug Erkenntnisse, Wissen und Erfahrunen haben. Trotzdem passiert in diesem Land gerade in iesem Bereich noch immer viel zu wenig. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das muss man an dieser Stelle auch der Großen Ko-
lition anlasten: Sie sagen alle, wie wichtig Bildung und
etreuung sind, und geben zu, dass da relativ wenig pas-

iert. Aber wenn man sich Ihre Versprechungen ansieht,
erkt man, dass auch Sie eigentlich nur mit Wasser ko-

hen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607701500

Frau Kollegin Deligöz, erlauben Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Golze?


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607701600

Bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607701700

Bitte schön, Frau Golze.


Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607701800

Danke. – Frau Deligöz, Sie können sich denken, dass

ch das nicht so stehen lassen kann. Ich frage Sie, ob Sie
ie ich der Auffassung sind, dass die Grundlagen, die

ch zitiert habe, zum Beispiel im Zusammenhang mit
artz IV, hier im Bundestag beschlossen worden sind.
aben Sie beispielsweise darüber Kenntnis, dass in Bay-

rn Kindertagesstättengebühren von mehr als 130 Euro
n der Woche zu zahlen sind, was in Berlin so nicht der
all ist? Kurz gesagt: Können Sie meine Meinung zu-
indest verstehen, dass man nicht allein ein Bundesland

afür verantwortlich machen kann, sondern dass auch
ir als Bund eine Mitverantwortung für die Kinderarmut

n Deutschland tragen?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Iris Gleicke [SPD]: Ach, Frau Golze! Das ist doch wieder nach dem Motto: „Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken!“!)



Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607701900

Frau Golze, ich finde, Sie dürfen hier nicht vom

hema ablenken; aber das tun Sie gerade.


(Widerspruch bei der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Ihr habt Hartz IV beschlossen! – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: PDS-Alleinregierung in Berlin!)


Darf ich reden?


(Iris Gleicke [SPD]: Getroffene Hunde bellen! Ekin, das ist so!)


ie haben vorhin gesagt, dass die Föderalismusreform,
er ich wahrhaftig nicht zugestimmt habe, für die Bun-






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz
desländer die Möglichkeit geschaffen habe, in diesem
Bereich eigenständig Regelungen zu treffen. Und was
machen Sie hier in Berlin? Nichts! Warum nutzen Sie
diese Möglichkeit nicht?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU)


Man kann das ja auch ins Positive wenden. Man kann et-
was tun. Sie könnten doch in die Bildung und in die Kin-
dergärten investieren. Gerade in Bezug auf die Beiträge
wäre ich ganz ruhig angesichts dessen, was die Eltern
hier zahlen müssen, inklusive Mittagessen, unabhängig
von ihrem Verdienst.


(Jan Korte [DIE LINKE]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


Sie wollen hoffentlich nicht, dass die Kinder vom Mit-
tagessen abgemeldet werden. Deshalb würde ich nicht so
laut mit Blick auf Bayern schreien. Ich kenne die Sätze
in Bayern und ich kritisiere sie. Aber die Zahl, die Sie zi-
tiert haben, trifft auf Bayern nicht zu. In Bayern haben
wir in Bezug auf die Kindergärten die niedrigsten Zah-
len, das stimmt;


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Aber dafür gibt es da viel zu viel CSU!)


denn die Bayern haben nicht verstanden, dass es auch
eine moderne Familienform gibt. Aber was Sie machen,
entschuldigt das nicht. Sie können das eine schlechte
Handeln nicht mit einem anderen schlechten Handeln
entschuldigen. Das dürfen wir nicht zulassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie verantwortlich handeln wollen, dann müssen
Sie Ihre Forderungen hier vor Ort, wo Sie an der Regie-
rung sind und Verantwortung haben, umsetzen und dür-
fen nicht einfach mit anderen Themen ablenken.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Diana Golze [DIE LINKE]: Auf meine Frage nach Hartz IV haben Sie nicht geantwortet! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Setzen, Sechs!)


Ein weiterer Bereich. Es geschieht noch viel zu we-
nig, auch im Hinblick auf die Betreuung. Einerseits sa-
gen Sie, Sie setzen auf das TAG und dass das TAG er-
folgreich ist. Wir werden noch darüber streiten müssen,
ab wann man das TAG als erfolgreich bezeichnen kann.
Andererseits sagen Sie aber: Wenn das nicht so sein
sollte, setzen wir auf einen Rechtsanspruch. – Wenn Sie
für einen Rechtsanspruch sind, warum setzen Sie ihn
dann nicht um? Unsere Unterstützung dabei hätten Sie.
Entweder Sie finden einen Rechtsanspruch richtig und
notwendig; dann müssen Sie ihn auch umsetzen. Oder
Sie sehen das anders; dann müssen Sie das auch sagen.
Aber dieses Herumgeeiere verdummt die Menschen,
verunsichert die Familien und weckt Hoffnungen, die
Sie nicht einhalten werden. Vor allem machen Sie eines:
Sie schrecken die Kommunen auf, ohne ihnen irgend-
welche Konzepte, über die man debattieren kann, vorzu-
legen. Dadurch fangen Sie sich noch mehr Gegenstim-

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(C (D en ein. Das hat auch zur Folge, dass die Kommunen aran gehindert werden, ihre Vorstellungen umzusetzen. achen Sie eine konsequente Politik! Uns werden Sie ann an Ihrer Seite haben. Wir Grünen haben mit der Kinderbetreuungskarte ein lares Konzept vorgelegt. Damit können wir den qualitaiven und quantitativen Ausbau der Kinderbetreuung in en Kinderkrippen und bei der Ganztagesbetreuung voanbringen. Wir meinen, dass Qualität mindestens geauso wichtig ist wie Quantität. Wir haben ein finanzierares Modell vorgelegt. Dahinter steckt vor allen Dingen in modernes Denken. Ich kann Ihnen nur sagen: Überwinden Sie endlich hre Scheu! Wir müssen Kinder und Familien anstelle es Trauscheins fördern. Sie alle wollen sich einen moernen Anstrich geben. Sie wollen eine moderne Famiienpolitik machen. Wenn es aber konkret wird, dann einen Sie Ihre Ankündigungen nicht ernst. Das ist auch n diesem Punkt eine doppelzüngige Politik. Entweder ie stehen für die neuen Familienbilder – dann müssen ie aber auch konsequent handeln –, oder Sie schaffen es icht, Ihre Vorbehalte zu überwinden. Dann sehe ich chwarz für diese Nation. Die Koalitionsfraktionen überschlagen sich regelrecht it Ankündigungen, beispielsweise wollen sie beitrags reie Kindergartenplätze. Sie schaffen mit der Beitragsreiheit aber keinen einzigen neuen Kindergartenplatz. ie tun nichts zur Verbesserung der Qualität in den Einichtungen. ie nehmen die kindliche Frühförderung nicht ernst. Sie eden zwar darüber, aber Sie tun nichts, wenn es darum eht, eine bessere Qualifizierung der Erzieherinnen zu rreichen. Herr Dörflinger, wir reden nicht über 100 Prozent kademisierung. Wir reden, wie im Bericht, immer über ischformen. Auch in diesem Bereich sind Sie nicht utig genug. Initiativen zur Verbesserung der Qualität indet man bei Ihnen nicht. Aber genau das fordert der ericht. Da sollten Sie noch einmal genau nachlesen. ir brauchen keine Beitragsfreiheit für Kindergarten lätze, sondern Betreuungsplätze und eine bessere Quaität der Einrichtungen. Wir brauchen Politik mit Subtanz und nicht leere Worte. Noch eine Bemerkung zum Vorschlag von Frau von er Leyen. Sie sagen, die Mittel, die aufgrund des Geurtenrückgangs frei werden, könne man für die Finanierung der Beitragsfreiheit verwenden. Hinsichtlich der erwendung der Mittel für die Schulen kann ich nur saen: Unterhalten Sie sich einmal mit den Landespolitiern! In den Schulen haben wir große Defizite. Wir rauchen mehr Lehrer, mehr Ganztagseinrichtungen und leinere Klassen. Darauf hoffen die Bildungspolitiker. Ekin Deligöz Sie sind gar nicht mit der Idee einverstanden, dass Sie das Geld woanders verfrühstücken wollen. Wenn Sie frei werdende Mittel im Kindergartenbereich meinen, dann kann ich nur sagen: Diese haben wir damals, dank der CDU/CSU, beim TAG verfrühstückt. Dieses Geld haben wir den Kommunen bereits zugestanden, und es ist nicht mehr verfügbar. Sie sollten da Ihre Verhandlungspositionen nachlesen. Damals haben Sie das Geld nämlich schon ausgegeben, sodass es jetzt nicht mehr zur Verfügung steht. Frau Ministerin, Sie sagen, man solle den Rechtsanspruch nicht als Drohgebärde einsetzen. Das ist Unsinn. Die Kommunen würden, wenn man ihnen genaue Vorschläge machen würde, verhandeln. Der Wille ist da. Aber man muss, wie gesagt, konkrete Vorschläge machen. Man darf nicht irgendwelche leeren Versprechungen machen und hinterher sagen, dass es so nicht gehe. Man braucht da schon mehr als eine populistische Ankündigungspolitik. Das habe ich bisher aufseiten der Koalition vermisst. Ein gutes Beispiel in Sachen populistischer Politik und falsche Prioritätensetzung liefert uns an diesem Punkt die Union. Einerseits sagen Sie, dass wir eine gute Kinderbetreuung brauchen. Andererseits wissen wir, dass das Ministerium mit Hochdruck an einem Familiensplitting arbeitet. Familiensplitting klingt gut. Sie argumentieren an dieser Stelle mit der Gerechtigkeit, nämlich Gerechtigkeit bei der Verteilung der Finanzmittel. Aber Ihr Gerechtigkeitsbegriff grenzt mehr als 2 Millionen Kinder aus. Denn es werden all die Familien, die keine Steuern zahlen, nicht berücksichtigt. Die Kinder in Familien, die ein niedriges Einkommen haben oder die von Hartz-IV-Leistungen leben, werden ebenfalls nicht berücksichtigt. Ihr Gerechtigkeitsbegriff umfasst nur die Gutund Besserverdienenden. Das ist nicht die Gerechtigkeit, die ich meine. Das ist nicht die Gerechtigkeit, die für die Familien in diesem Land gut ist. Das sollten Sie noch einmal überlegen. Die SPD denkt darüber nach, Mittel für eine mögliche Kindergelderhöhung zur Förderung der Infrastruktur einzusetzen. Darüber könnte man, wenn dies möglich wäre, rein theoretisch reden. Aber wenn Sie dies ernst meinen, warum haben Sie dann die Anpassung des Existenzminimums, die die Freistellung von Mitteln für dieses Vorhaben garantieren würde, um zwei Jahre verschoben? Das hätten wir schon jetzt machen können. Wenn man sich den Haushaltsplan anschaut, dann findet man diese Mittel nicht. Früher hätte man gesagt: Sie haben eine virtuelle Idee, deren Umsetzung Sie mit ungedeckten Schecks bezahlen. Inzwischen kann man sagen: Sie haben eine virtuelle Idee, deren Umsetzung Sie mit virtuellem Geld bezahlen wollen, mit Geld, das Sie nicht haben und nicht in den Haushalt einstellen. Das zeigt, dass Sie das Ganze nicht ernst meinen. D k d k g s l e s r b r A s f C D m b s z a B Z g s D t r g s L E S J d G H t m o g 1 i D l 2 (C (D as ist eine Verdummung der Familien. So schafft man eine Zukunftsperspektiven für Kinder und Familien in iesem Land. Das Einzige, was man daran erkennen ann, ist, dass Sie den vorliegenden Bericht, den wir alle ut finden und über den wir hier debattieren, nicht geleen haben. Sie haben nicht verstanden, worum es eigentich geht. Auch wir von den Grünen haben heute einen Antrag ingebracht. In unserem Antrag haben wir Ihnen dargetellt, welche Möglichkeiten es gibt. Wir setzen in unseem Antrag die richtigen Prioritäten. Wir brauchen eine essere Infrastruktur; wir brauchen Qualität in den Einichtungen. Wir brauchen eine Politik für Kinder, für ufwachsende, für Familien, für diejenigen, die in die em Land Verantwortung übernehmen. Ihre Politik verehlt diese Ziele. Das Wort hat jetzt die Kollegin Michaela Noll von der DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten amen und Herren! „Mit fairen Chancen Kinder stark achen“, so lautet der Titel unseres Antrages. Für mich edeutet das, jedem einzelnen Kind Chancen zu geben, eine Probleme zu verstehen und die Kinder zielgerichtet u fördern. Frau Kollegin Gruß, jetzt muss ich Sie gleich einmal nsprechen. Ich werde Ihnen jetzt erläutern, dass unsere ilanz nach einem Jahr recht gut aussieht. Im wölften Kinderund Jugendbericht wurde deutlich anemahnt, dass zu viele Kinder die Schule ohne Abchluss verlassen und damit keine Perspektive haben. azu zählen wir gerade die Gruppe der sogenannten har en Schulverweigerer. Was sind denn Schulverweigeer? Das sind Kinder, die frühzeitig in der Schule versaen und den Schulbesuch ganz verweigern. Diese ogenannte Null-Bock-Generation hat angeblich keine ust auf Schule und Leistung. Nach den Angaben der xperten sind das 1 bis 2 Prozent der Kinder. Für diese Schulverweigerer möchte ich an dieser telle eine Lanze brechen. Wer sich einmal mit diesen ugendlichen beschäftigt und ihnen zugehört hat, weiß, ass es sich zum größten Teil nicht um eine Null-Bockeneration handelt. Dies sind Jugendliche, die unsere ilfe brauchen. Zum Teil haben sie einen Migrationshin ergrund. Zum Teil kommen sie aus Risikofamilien mit assiven sozialen Problemen, wo Alkohol und Drogen ftmals den Alltag der Eltern bestimmen. Andere hingeen leiden unter Mobbing. Mittlerweile werden 10 bis 5 Prozent der Kinder Opfer von Mobbing. Sie werden n der Schule gehänselt, gedemütigt und bloßgestellt. iesem Psychoterror sind sie nicht gewachsen. Sie ver ieren Kraft und die Lust an der Schule. Jetzt bekommen sie mit dem Bundesprogramm „Die . Chance“ endlich Hilfe. Michaela Noll (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Ina Lenke [FDP]: Ja!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Iris Gleicke [SPD]: Quatsch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607702000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Michaela Tadjadod (CDU):
Rede ID: ID1607702100




(A) )


(B) )


74 Standorte sind vorgesehen. Man setzt auf eine ver-
stärkte Vernetzung. Die betroffenen Jugendlichen wer-
den zurück in die Schulen gebracht und bekommen eine
zweite Chance auf einen Abschluss.

Ein solches Projekt gibt es bei mir im Wahlkreis. Seit
sieben Jahren kümmert man sich um solche Jugendli-
chen. 82 Prozent dieser Jugendlichen kehren zurück in
die Schule. Ich glaube, das ist eine wirklich gute Bilanz.
Frau Ministerin, Ihr Projekt heißt zwar „2. Chance“;
aber für diejenigen Kinder, mit denen ich gesprochen
habe, war es oftmals die erste Chance, aus dem Teufels-
kreis der Perspektivlosigkeit herauszukommen. Sehen
Sie, Frau Gruß, allein dieser Punkt ist sehr wichtig.

Ich möchte einen zweiten Punkt ansprechen. Wenn
wir von fairen Chancen sprechen, müssen wir auch die
Problematik der Jungen in unserer Gesellschaft beden-
ken. Bereits in der letzten Legislaturperiode hatte ich
dazu eine Kleine Anfrage mit dem Titel „Verbesserung
der Zukunftsperspektiven für Jungen“ gestellt. Ange-
sichts der Ergebnisse können wir, glaube ich, zum Teil
sagen: Die Jungen entwickeln sich zu unseren Sorgen-
kindern. Die Jungen haben eine schlechtere Lern- und
Lesekompetenz. Die Jungen brechen doppelt so oft die
Schule ab. Die Jungen entwickeln drei- bis viermal so
häufig Verhaltensauffälligkeiten. Bei den Jungen spre-
chen wir auch mehr von Medienverwahrlosung. Gerade
dieses Problem wird von Experten darauf zurückgeführt,
dass den Jungen in ihrer frühkindlichen Entwicklung
männliche Rollenbilder fehlen. Auch dies bestätigte
Professor Rauschenbach in der Anhörung zum Zwölf-
ten Kinder- und Jugendbericht. Er sagte: „Es ist ein
Drama, dass zunehmend Kinder bis zum 10. Lebensjahr
in männerfreien Zonen aufwachsen.“ Wie können wir
hier gegensteuern, um diesen Jungs eine faire Chance zu
bieten? Notwendig sind mehr Elternkompetenz, vor al-
lem aber auch mehr männliche Bezugspersonen in der
Erziehung und Betreuung.

Sie, Frau Ministerin, gehen dieses Problem mit dem
Pilotprojekt „Neue Wege für Jungs“ aktiv an. Damit
werden den Jungen neue Wege für ihre Berufs- und Le-
bensplanung aufgezeigt. Damit erhöhen sich auch die
Chancen, dass sich mehr Jungen für erzieherische und
soziale Jobs entscheiden. Frau Ministerin, Sie haben den
Anfang gemacht. Ich habe in einem Gespräch mit Minis-
ter Laschet aus Nordrhein-Westfalen, meinem Bundes-
land, festgestellt, dass auch er Handlungsbedarf sieht.
An dieser Stelle möchte ich auch der FDP ein Kompli-
ment machen: Die Forderung nach mehr männlichen Er-
ziehern ist der richtige Weg.

Kollegin Ekin Deligöz hat eben kurz zu Frau Golze
Stellung genommen. Vor allem ihr Eingangsstatement
kann ich voll und ganz unterschreiben. Wer im Glashaus
sitzt, wer in Berlin in der Regierung sitzt, sollte nicht mit
Steinen schmeißen,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was? Das kann man unbesehen zurückgeben! Schmeißen Sie mal selber nicht mit Steinen! – w b a A v s d O s W t c L V A t t s t P a s K N n d b p M s d b c d s s d z v g s d k „ (C (D Diana Golze [DIE LINKE]: Wer hat denn Berlin in die Lage gebracht?)


enn es darum geht, sich auf finanzielle Leistungen zu
eschränken. Geld allein wird nichts bringen. Das hat
uch Professor Rauschenbach festgestellt.

Kinderarmut muss man auch unter dem Aspekt der
rbeitslosigkeit der Eltern sehen. Dass im letzten Jahr
iele Menschen in Arbeit gekommen sind – das ist un-
ere Bilanz –, hilft den Familien und kommt den Kin-
ern zugute.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sehr geehrte Damen und Herren Kollegen von der
pposition, ich habe mich auch mit Ihren Anträgen be-

chäftigt. Darin erwähnen Sie nicht mit einem einzigen
ort das zunehmende Engagement der älteren Genera-

ion für unsere Kinder. Alle wissen – damit trete ich si-
herlich keinem zu nahe –: Wir sind mittlerweile ein
and der Silberfüchse.

Vergangenen Mittwoch war Herr Professor Kruse, der
orsitzende der Altenberichtskommission, bei uns im
usschuss zu Gast; er stellte den Altenbericht vor. Er be-

onte dabei inständig, dass wir auf die Potenziale der äl-
eren Generation setzen sollten.

Die Gesellschaft muss sich von dem Altenbild verab-
chieden, das leider auch zum Teil über die Medien
ransportiert wird. Alter bedeutet nicht nur Demenz,
flege oder Heim. Es gibt „junge Alte“, die sich gerne
ktiv einbringen würden. Wir müssen den älteren Men-
chen optimale Rahmenbedingungen zur Förderung von
indern und Jugendlichen bieten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


ur so schaffen wir ein gutes Klima für einen generatio-
enübergreifenden Zusammenhalt.

Es gibt mittlerweile Vorlesepaten in Kindergärten und
ie „Seniorpartners in School“, die Mobbingopfern oder
enachteiligten Jugendlichen helfen. Auch diesen As-
ekt hätten Sie in Ihren Anträgen erwähnen können.

Ferner setzen wir uns für den weiteren Ausbau von
ehrgenerationenhäusern ein. Es gibt bereits 200 die-

er Häuser, und wir sind auf einem guten Weg. Ich
enke, die nächsten 263 werden zügig auf den Weg ge-
racht.

Gerade im vergangenen Jahr wurden sehr viele scho-
kierende Fälle von Kindesvernachlässigung und Kin-
esmisshandlung bekannt. Die jüngste Kriminalitäts-
tatistik spricht von 175 Fällen. Fast jede Stadt hat
olche Fälle; die Namen sind austauschbar. Deshalb plä-
ieren wir für ein Frühwarnsystem, um Risikofamilien
u unterstützen. Wir müssen hier keine Diskussion über
erbindliche oder verpflichtende Vorsorgeuntersuchun-
en führen. Neue Untersuchungen alleine werden wahr-
cheinlich nicht zielführend sein. Ich plädiere vielmehr
afür, beim Alltag der Familien anzusetzen und die Risi-
ofamilien tatkräftig zu unterstützen. Ich nenne das
Prävention ab Nabelschnur“. Es muss unser Ziel sein,






(A) )



(B) )


Michaela Noll
die Familien bzw. die Elternkompetenz zu stärken, damit
sie den Alltag bewältigen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Es gibt eine Gruppe von Risikofamilien, auf die ich
die Aufmerksamkeit lenken möchte, und zwar psy-
chisch kranke Eltern und ihre Kinder. Wussten Sie,
dass es in Deutschland 500 000 Kinder gibt, bei denen
ein Elternteil an einer manischen Depression oder Schi-
zophrenie leidet? Wussten Sie, dass diese Kinder ein
deutlich erhöhtes Risiko haben, selbst daran zu erkran-
ken?

Die Eltern sind oftmals in Therapie. Um die Eltern
kümmert man sich. Aber daran, dass es für die Kinder
besonders schwierig ist, in diesem Lebensumfeld aufzu-
wachsen, denken wenige. Diese Kinder brauchen unsere
Hilfe.

Es gibt Projekte wie „KIPKEL“ in Nordrhein-Westfa-
len, die sich ausschließlich um die Unterstützung von
Kindern psychisch kranker Eltern kümmern und ihnen
damit helfen, das Leben mit ihren kranken Eltern zu be-
wältigen. „KIPKEL“ hat in den vergangenen acht Jahren
rund 700 Kinder im Kreis Mettmann begleitet. Diese
Kinder sind auf dem richtigen Weg. Solche Projekte
brauchen wir.

Uns darf kein Kind verloren gehen. Deshalb brauchen
alle Kinder faire Chancen, und zwar von Anfang an.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607702200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Ina Lenke von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1607702300

Meine Damen und Herren! Vorab eine Bemerkung:

Frau Humme, eine Diskussion über einen Regierungsbe-
richt, bei der erst am Schluss die Ministerin spricht, ist
parlamentarisch unverschämt und ohne Stil.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN – Zurufe von der SPD: Oh! Oh! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist die beste Redezeit!)


Wir haben heute eine Menge guter Vorschläge und
Anregungen gehört, aus denen hervorgeht, wie wir die
Situation der Kinder in Deutschland verbessern können.
Viele dieser Ansätze unterstützt die FDP grundsätzlich.
Zwei Punkte fallen mir bei dieser Debatte allerdings auf.
Erstens. An keiner Stelle haben heute die Parlamentarier
von SPD und CDU/CSU uns erklären können, wie kos-
tenlose Kindergartenplätze geschaffen werden sollen
und wie der Rechtsanspruch auf eine frühe Kinderbe-
treuung verwirklicht werden soll. SPD und CDU/CSU
sowie die Familienministerin haben in der Öffentlichkeit
Versprechungen gemacht, die bislang – das stelle ich

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(C (D ier für die Opposition fest – nicht eingehalten wurden. ir Parlamentarier und Parlamentarierinnen haben nicht ünsche zu formulieren, sondern konkrete Vorschläge u machen, die in der Realität umgesetzt werden können. rau von der Leyen, wichtig ist daher, mehr als bisher it den Bundesländern und den Kommunen zusammen uarbeiten. Wir haben Ihnen schon recht frühzeitig den orschlag gemacht, einen Kinderbetreuungsgipfel einzuerufen, um zu sehen, wie man gemeinsam die Kinderetreuung finanzieren kann. Das geht nur im Dreiklang us Bund, Ländern und Kommunen. Zweitens. Unbestritten ist, dass es Aufgabe des Staaes ist, Eltern Unterstützung zu geben und das Kindesohl zu gewährleisten. Wir, die Opposition, werden sehr ufmerksam verfolgen, ob Sie mit Ihrer großen Mehrheit llen Kindern in der Bundesrepublik Deutschland gleihe Chancen eröffnen. Das ist eine nie endende Aufabe. Bildung, Betreuung und Erziehung sind in den ersten ebensjahren eines Kindes vorrangig Aufgabe der El ern. Wir Liberale fordern deshalb die Bundesregierung uf, alles daran zu setzen, damit Eltern und Kinder die reiheit haben, ihr Leben so zu gestalten, dass es gut ge ingt. Die FDP fordert als Oppositionsfraktion deshalb rstens die vollständige Absetzbarkeit der Kinderbetreungskosten – bislang müssen erwerbstätige Eltern einen eil dieser Kosten privat finanzieren –, zweitens Nachesserungen beim Elterngeld – die Bundesregierung hat un quasi durch die Hintertür, über Änderungen beim AföG zugunsten von Studentinnen mit Kindern, sehr iel angekündigt; es wird interessant sein, zu sehen, ob ie unserem schon lange vorliegenden Antrag auf ein aby-BAföG folgen wird – und drittens die Umsetzung ller Ihrer Versprechen. Das können Sie von der Großen oalition; denn Sie haben eine Mehrheit von 73 Prozent m Deutschen Bundestag. (Iris Gleicke [SPD]: Das sind jetzt schon zweimal zwei Minuten Redezeit!)


(Beifall bei der FDP)


Nein. Ich habe drei Minuten Redezeit. Frau Gruß hat
ine Minute weniger geredet.

Nutzen Sie Ihre Mehrheit, um Deutschland zu einem
inderfreundlichen Land zu entwickeln! Wir, die Oppo-
ition, werden konstruktive Vorschläge machen und Sie
ielleicht manches Mal zum Jagen tragen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607702400

Das Wort hat jetzt der Kollege Jürgen Kucharczyk

on der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Jürgen Kucharczyk (SPD):
Rede ID: ID1607702500

Mit der Idee der beitragsfreien Kitas schaffen wir

hancengleichheit im Bereich der Kinderbetreuung. Das
eht einher mit unserem Grundsatz der sozialen Gerech-
igkeit und ist die logische Fortführung unserer in der






(A) )



(B) )


Jürgen Kucharczyk
letzten Legislaturperiode begonnenen zukunftsgewand-
ten Familienpolitik.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Denn eines ist mehr als deutlich: Zur heutigen Kinderbe-
treuungsrealität gehören meist zwei arbeitende Erzie-
hungsberechtigte oder Alleinerziehende, die auf eine
funktionierende Kinderbetreuung angewiesen sind. Aber
auch Familien, die, aus welchen Gründen auch immer,
mit der Erziehung überfordert sind, greifen wir damit
unter die Arme. Wir geben damit den Kleinen die not-
wendige Starthilfe für das Leben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Zwölfte Kinder- und Jugendbericht lässt hier
keine Zweifel aufkommen: Bereits die Jahre in der Kita
oder im Kindergarten sind wichtige Entwicklungs- und
Lehrjahre frühkindlicher Bildung, ohne die eine gerad-
linige Schul- und Berufsausbildung erschwert wird. In
den ersten Lebensjahren werden nach heutigen Erkennt-
nissen die wichtigsten Weichen für die Zukunft eines
Menschen gestellt. Fördern und Fordern ist daher auch
für die Kleinsten unserer Gesellschaft das richtige Mit-
tel. Sprachliche und musische Bildung sowie die Kom-
munikation mit Gleichaltrigen sind später nur schwer
oder mit viel Aufwand zu erlernen.

Ich unterstütze ausdrücklich die sukzessive Beitrags-
freistellung der gesamten Kitazeit, wie der SPD-Partei-
vorstand in Bremen vorgeschlagen hat. Beginnend mit
dem letzten Kitajahr werden wir uns schrittweise vorar-
beiten und in den nächsten Jahren hoffentlich eine
durchgängige gebührenfreie vorschulische Bildungs-
und Betreuungseinheit im Bundesgebiet geschaffen ha-
ben.


(Ina Lenke [FDP]: Wieder ein Versprechen!)


Die Struktur für eine frühkindliche Bildung für alle
muss Vorrang haben gegenüber weiteren direkten Leis-
tungen an Familien. Im Sinne eines stimmigen Gesamt-
konzeptes ist es auch wichtig, die Förderung von
Ganztagsschulen nicht aus den Augen zu verlieren.
Hier hat die rot-grüne Regierung mit ihrem Projekt der
offenen Ganztagsschule bereits in der letzten Legislatur-
periode den Einstieg in ein sich als richtig bewährendes
Programm gemacht. Es lässt das Fazit zu: Die
4 Milliarden Euro Steuergelder sind an dieser Stelle in
unsere Kinder- und Enkelgeneration sehr gut investiert.


(Beifall bei der SPD)


Denn die zukünftigen Generationen haben ein Recht auf
echte Chancengleichheit, und wir wollen und brauchen
mehr erfolgreiche Bildungsbiografien. Das ist nicht zu-
letzt ein zentraler Punkt im Zwölften Kinder- und
Jugendbericht. Wir haben die Aufgabe, unseren Nach-
kommen unabhängig von Bildung und finanzieller Un-
terstützung des Elternhauses einen guten Start in ein ei-
genständiges Leben zu bieten. Es liegt an uns, ob diese
Bildungsförderung ein Erfolg oder ein Misserfolg wird.

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(C (D Dazu gehört auch die Stärkung der Medienkompeenz von Kindern und Jugendlichen. Wir müssen Eltern nd Schüler im Umgang mit den Medien sensibilisieren, m eine verantwortungsvolle Nutzung sicherzustellen. ir dürfen die Medienkompetenz unserer Kinder und nkel auch im Hinblick auf ihre spätere Berufslaufbahn icht unterschätzen. Der korrekte Umgang mit elektronichen Medien gehört heutzutage schon zur Basisqualifiation. Im Kindergarten oder in der Kita muss damit beonnen werden, die Kinder medienbewusst zu erziehen, m besten schon zu Hause. Die heutigen Untersuchungsrgebnisse sagen klar: Zu viel Fernsehen, Computerpiele und Spielkonsolen in den ersten acht Lebensjahen von Kindern erschweren die Entwicklung von ufnahmefähigkeit, Eigenständigkeit und Kreativität. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


er vermeintliche Mangel an Zeit der Eltern für Zuwen-
ung und Aufmerksamkeit für die Kinder darf nicht dazu
ühren, dass Eltern aus Bequemlichkeit ihre Kinder vor
em Fernseher oder der Spielkonsole ruhigstellen. Das
st eine gefährliche Entwicklung.

Richtig ist aber auch, dass ab dem Grundschulalter
eben dem Fernsehen auch die Musikmedien und Com-
uter, darunter auch das Internet, an Bedeutung gewin-
en. Die Medien dienen jungen Menschen – hier zitiere
ch den Zwölften Kinder- und Jugendbericht – „als Fun-
us für Orientierung im Hinblick auf die Persönlich-
eits- und Lebenskonzepte“, gleichzeitig als „Wissens-
nd Informationsquellen“ und „für den Erwerb von
ompetenzen“. Verbote oder eine regelrechte Verteufe-

ung der neuen Medien dienen der Sache, wie wir wis-
en, nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


b ein direktes Verbot von sogenannten Killerspielen
en Erfolg bringt, den wir uns wünschen, müssen wir
ringend diskutieren.

Wichtig ist, unsere Gesetze – etwa § 131 Strafgesetz-
uch – konsequent zu nutzen, das Jugendschutzgesetz
nd die Regelungen im Mediendienste-Staatsvertrag zu
erschärfen, Missbrauch zu bestrafen und bei der Kenn-
eichnung der Altersstufen deutlicher – also für jeden
aien erkennbar – Signale zu setzen. Spiele, die dadurch
uffallen, dass virtuell Blut spritzt oder dass virtuell
enschen massakriert werden, sollten weder konzipiert

och hergestellt werden dürfen. Was zur Vorbereitung
on Soldaten auf terrorbekämpfende Einsätze oder frie-
enssichernde Maßnahmen durchaus Sinn macht, sollte
icht mit Spielen für die Freizeit gleichzusetzen sein.

Der Koalitionsvertrag zeigt eigentlich all das auf, was
ir in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren im In-

eresse der Kinder auf den Weg bringen müssen. Ich
laube, wir haben hier die Perspektive, das anzupacken,
as in diesem Land im Sinne der Kinder notwendig ist.
ir lehnen die Anträge der Opposition ab.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607702600

Das Wort hat jetzt die Bundesministerin Dr. Ursula

von der Leyen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir reden
heute über die Politik für Kinder und Jugendliche. Wenn
man es genau betrachtet, stellt man fest, dass das inzwi-
schen leider eine Politik für eine Minderheit geworden
ist: In nur noch 25 Prozent der Haushalte in Deutschland
leben minderjährige Kinder. Lassen Sie mich vor der
Abschlussbetrachtung dieses Kinder- und Jugendberich-
tes drei Gedanken über das, was in dieser Debatte gesagt
worden ist, äußern.

Zunächst einmal begrüße ich, dass in dieser Debatte
immer wieder ein Gedanke geäußert worden ist – er zog
sich wie ein roter Faden durch die Diskussion –: Das,
was wir heute in unsere Kinder investieren, ist entschei-
dend dafür, wie dieses Land in 20 oder 30 Jahren ausse-
hen wird. Dann werden wir, die wir heute handeln, die
große Masse der älteren Bevölkerung stellen. Wir sind
uns also über Folgendes bewusst: Wenn weniger Kinder
geboren werden – diese Kinder werden voraussichtlich
mehr leisten müssen als unsere Generation –, dann ist
das Mindeste, dass wir ihnen optimale Startbedingun-
gen schaffen. Optimale Startbedingungen heißt: Bil-
dung, aber auch emotionale Wärme und Stabilität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mein zweiter Gedanke bezieht sich auf den Aufbau
dieses Kinder- und Jugendberichts. Zunächst einmal be-
leuchtet dieser Bericht zu Recht die Frage, was wir für
alle Kinder tun können, damit sie einen möglichst guten
Start und möglichst gute Rahmenbedingungen haben. Im
Blickpunkt stehen zusätzlich diejenigen Kinder, die es
besonders schwer haben, die eine besondere individuelle
Zuwendung und eine besondere individuelle Förderung
brauchen. Das heißt, es gibt eine große allgemeine De-
batte, und es zeichnet sich eine spezielle Debatte ab. Da
dies alles im Rahmen einer föderalen Ordnung ge-
schieht, sind die Verantwortlichkeiten unterschiedlich
angesiedelt.

Ich finde es gut und wichtig, dass wir die Diskussion
nicht dahin gehend zersplittern, dass jeder sich auf sei-
nen eigenen Verantwortungsbereich konzentriert. Viel-
mehr bemühen wir uns, die Diskussion ganzheitlich zu
führen; schließlich sollte der Ansatz für Bildung, Erzie-
hung und Förderung von Kindern ganzheitlich sein.

Mein dritter Gedanke bezieht sich ebenfalls auf die-
sen Kinder- und Jugendbericht. Durch die Debatte zog
sich wie ein weiterer roter Faden: dass wir die Entwick-
lung von Kindern im Lebensverlauf betrachten müs-
sen. In den jeweiligen Phasen sind unterschiedliche
Dinge wichtig und rücken daher in den Vordergrund.
Das heißt, Bildung, Betreuung und Erziehung sind keine
voneinander getrennten, sondern ineinandergreifende
Prozesse. Kinder lernen nicht erst an der Schultür, son-

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(C (D ern insbesondere in den Jahren vorher. Umgekehrt: Eriehung, auch die durch das Elternhaus, hört nicht an der chultür auf, sondern geht nahtlos weiter. Dieser Bericht macht sehr deutlich, dass wir lernen üssen, innerhalb der föderalen Ordnung immer wieder renzen zu überwinden. Die Bundesregierung unter tützt diese grundlegende Richtung. Ich möchte vorweg agen: Es gibt unendlich viel zu tun. Ich denke, es ist üßig, über verschüttete Milch, also über das, was in der ergangenheit nicht geschehen ist, zu klagen. Unsere ufgabe besteht vielmehr darin, nach vorne zu schauen nd klarzustellen, was wir vor dem Hintergrund dessen, as wir inzwischen wissen, in Zukunft tun können. Es ibt auch eine Reihe von Forderungen der Sachverstänigenkommission, deren Umsetzung sich bereits in unerer heutigen Politik widerspiegelt. Der erste Bereich sieht vor, junge Familien von Anang an finanziell wirksam zu fördern. Hierbei ist das lterngeld, das klar in der Bundesverantwortung liegt, in ganz großer Meilenstein und Baustein eines nachhaligen, ganzheitlichen Konzeptes gewesen. Es hat vor allem zum ersten Mal dazu geführt, dass unge Familien bei der Familiengründung nicht als allerrstes eine finanzielle Achterbahn, sondern insbesondere en Rückhalt der Gesellschaft erleben. Aber – jetzt kommt wieder der schmale Fokus auf die inder, die es besonders schwer haben – es gibt eben uch Eltern, die sich überhaupt nicht um ihre Kinder ümmern, und zwar von Anfang an nicht. In diesem Bereich hat die Bundesregierung im verangenen Jahr ganz konsequent gehandelt. Wir haben rei Säulen aufgebaut. Die erste Säule ist das Nationale entrum Frühe Hilfen, das wir eingerichtet haben und n dem wir Wissenschaft – die wir brauchen, um mehr zu ernen – und Praxis – was heute im Land läuft – zusamenführen. Auch die zweite Säule ist im letzten Jahr wichtig geesen; wir haben geschaut: Wo gibt es Leuchtturmpro ekte in der kommunalen Arbeit von Jugendhilfe und esundheitswesen, bei denen ein Netz um diese Kinder eknüpft wird? Wo gibt es weiße Flecken auf der Landarte? Vor allem musste geprüft werden – dieser Bericht st kurz vor dem Abschluss –, wie man diese Leuchturmoder Modellprojekte, die hervorragend funktionieen, in der Bundesrepublik so übertragen kann, dass die eißen Flecken gefüllt werden. Schließlich haben wir im letzten Jahr gelernt, dass wir issenslücken haben. Daran wird niemand zweifeln. iese Wissenslücken aufzuarbeiten, ist die Aufgabe der odellprojekte, die die Bundesregierung inzwischen an estoßen hat. Das heißt, meine Damen und Herren, wir ind beim Ausbau eines Frühwarnsystems einen ganz roßen Schritt vorangekommen. Jetzt heißt es, dieses achhaltig voranzutreiben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
Der zweite Aspekt, den ich beleuchten möchte, ist der
Lebensverlauf. Wie ich bereits ausgeführt habe, sind wir
beim Thema Elterngeld einen großen Schritt vorange-
kommen. Das betrifft das erste Lebensjahr des Kindes.
Dann kommt die Phase, in der die Kinder andere Kinder
brauchen. Ich begrüße es, dass die Debatte um die The-
men Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung in
unserem Land so dominant geworden ist. Das gibt der
ganzen Sache einen enormen Schub.

Wir wissen, dass wir viel zu tun haben, dass wir, in-
ternational gesehen, einen enormen Nachholbedarf ha-
ben. Wir wissen auch, dass wir vor allem vier verschie-
dene Aufgaben gleichzeitig angehen müssen. Wir
müssen die Kinderbetreuung ausbauen, insbesondere für
unter Dreijährige. Wir müssen die Kinderbetreuung fle-
xibilisieren, das heißt, flexiblere Öffnungszeiten und
dergleichen ermöglichen. Wir müssen die innere Quali-
tät der Kinderbetreuung verbessern – Stichwort: früh-
kindliche Bildung –, und wir wollen den Elternbeitrag
senken, das heißt, den Anteil der öffentlichen Hand er-
höhen.

Das sind gewaltige Aufgaben. Genau deshalb – damit
komme ich wieder auf die föderale Ordnung zu sprechen –
sollte sich jeder an seinem Ort fragen, was er tun kann:
Bund, Länder und Kommunen, aber auch die Akteure
der Gesellschaft. Das heißt, Politik, aber auch der private
Sektor und die Wirtschaft sind gefragt, diese entschei-
dende Aufgabe gemeinsam voranzubringen.

Lassen Sie mich ganz kurz einen Blick darauf werfen,
was sich in der jüngsten Zeit beim Ausbau der Kinder-
betreuung getan hat. Wir haben einen entsprechenden
Bericht im Sommer vorgelegt. Wir haben jetzt für jedes
siebte Kind einen Platz. 2002 hatten wir nur für jedes
zehnte Kind einen Platz. Das ist ein niedriges Niveau,
aber das zeigt, dass sich etwas tut.

Jede dritte Kommune will ihr Ziel, die Kinderbetreu-
ung auszubauen, vor 2010 erreicht haben. 90 Prozent der
Kommunen planen – Stichwort: Vielfalt – beim Ausbau
der Kinderbetreuung, auch das Angebot an Tagesmüt-
tern zu verbessern.

Damit komme ich auf folgenden Punkt zurück: Wo
kann die Bundesregierung innerhalb der föderalen Ord-
nung flankierend zur Seite stehen? Wir haben den priva-
ten Sektor gestärkt, indem wir die Möglichkeiten zur
Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten und Kosten
von haushaltsnahen Diensten deutlich verbessert haben.
Damit entsteht ein Netz der legalen Angebote im priva-
ten Sektor. Das ist eine Säule.

Wir haben seitens der Bundesregierung, um die Kom-
munen zu begleiten, für den Sommer ein ESF-Programm
zur Qualifizierung von Tagesmüttern auf den Weg ge-
bracht, um Qualität in den Ausbau des Netzes von Ta-
gesmüttern zu bringen.

Zum Thema Verantwortung der Wirtschaft, die
auch ein Interesse daran hat, dass die Kinderbetreuung
ausgebaut wird: Die Bundesregierung wird ab Sommer
ein Programm zur Anschubfinanzierung von betriebli-
cher Kinderbetreuung auf den Weg bringen, um auch
diese Säule zu stärken.

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(C (D Mit anderen Worten: Obwohl die primäre Verantworung nicht bei der Bundesregierung liegt, sagen wir: Diees Thema ist so wichtig, dass wir dies, wo immer wir es önnen, mit klugen Instrumenten begleiten. Dies ist auch er richtige Weg. Ein ganz kleiner Einschub, Frau Deligöz, zu dem hema: frei werdende Mittel wegen des Geburtenrückangs. Ich hatte formuliert, dass die 4 Milliarden Euro, ie im Jahr 2008 frei werden – das bezieht sich auf chule und Hochschule –, in diesen Segmenten bleiben üssen. Das ist meine Hauptforderung, zum Beispiel um Ausbau der Ganztagsschule. Ich habe weiter gesagt: as betrifft nicht die ebenfalls zunehmend frei werdenen Mittel für den frühkindlichen Bereich; die Zahlen azu liegen im Augenblick nicht vor. Lassen Sie mich einen Blick auf eine etwas spätere hase im Lebensverlauf werfen. Es ist ja ein Bericht ber Kinder und Jugendliche – auch dieses Thema ist ichtig. Weil das dankenswerterweise schon von Frau oll und Herrn Kucharczyk sehr stark in den einzelnen chwerpunkten beleuchtet worden ist, möchte ich nur agen: Auch hierbei geht es für uns als Bundesregierung or allem darum, zu schauen: Wo sind Kinder, die speziischen Hilfebedarf haben, die sozial benachteiligt sind nd die individuelle Förderung brauchen? Insofern ist ie Forderung des Kinderund Jugendberichts erfüllt urch die Jugendmigrationsdienste, durch das Programm Schulverweigerung – Die 2. Chance“, durch den Ausau der Kompetenzagenturen, die für die betreffenden inder vor Ort ganz passgenau individuelle Lösungen uchen. Freie Träger handeln da Hand in Hand mit der chule, mit dem Elternhaus und mit den Jugendämtern. Unser Ziel ist es, den Bildungsweg der Kinder – dait meine ich nicht nur die intellektuelle Förderung, ondern auch die Herzensund Charakterbildung der inder – von Anfang an ganzheitlich zu betrachten. Wir üssen insbesondere den Blick auf die Kinder schärfen, ie aus sozial benachteiligten Familien kommen. Dies lles geschieht vor dem Hintergrund, dass wir wissen: Es ommt auf den Anfang an. Heute machen wir den Anang dafür, wie wir unsere Zukunft gemeinsam gestalten. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Marlene Rupprecht on der SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607702700


Marlene Rupprecht (SPD):
Rede ID: ID1607702800

Guten Morgen, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Wir debattieren schon seit 9 Uhr, seit
eginn der heutigen Plenarsitzung, den Zwölften Kin-
er- und Jugendbericht. Es ist nicht sehr häufig, dass wir
ie Kinder- und Jugendpolitik in der Kernzeit behan-
eln. Heute bringen wir damit zum Ausdruck, dass uns






(A) )



(B) )


Marlene Rupprecht (Tuchenbach)

die Themen der Kinder- und Jugendpolitik zunehmend
wichtiger sind.

Den Zwölften Kinder- und Jugendbericht hat die Mi-
nisterin schon am 9. März 2006 eingebracht, Frau
Lenke; sie war die erste Rednerin. Wir debattieren heute
den Bericht nur noch insofern, als er durch die Anträge
berührt wird.


(Ina Lenke [FDP]: Aber ich kann auf die Ministerin schlecht antworten! Ich kann sie auch schlecht unterbrechen und fragen!)


Nachdem wir heute so viel darüber gehört haben, was
alles gemacht wurde und was dieser Bericht auslöst,
möchte ich einen Aspekt aufnehmen, der zum Teil schon
in den Reden der Kolleginnen angesprochen worden ist.
Ich möchte die Bildung, Betreuung und Erziehung
aus Sicht der Kinder ganz besonders in den Fokus neh-
men.

Wir haben diesbezüglich eine sehr erwachsene Sicht.
Wir investieren. Wir geben Geld. Wir machen beitrags-
frei. Fragen Sie mal einen Zweijährigen, was für ihn eine
Investition ist! Geld, Beitragsfreiheit, das kennt er nicht.
Ein Kind, das zur Welt kommt, braucht als Allererstes
die Erfahrung, dass seine Grundbedürfnisse befriedigt
werden und dass es ernst genommen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Was hat das mit Bildung, Betreuung und Erziehung
zu tun? Sehr viel! Das Kind muss in dieser Phase erfah-
ren, dass seine Bedürfnisse ernst genommen werden.
Wenn es schmusen will, muss es an den Körper genom-
men werden. Wenn es schreit, wenn es Schmerzen hat,
wenn es Hunger hat, wenn es gewickelt werden will,
muss es ernst genommen werden. Was hat das mit Bil-
dung zu tun? Die Pädagogen haben schon früher gesagt:
Das hat etwas damit zu tun, dass eine Persönlichkeit sich
entwickelt. Heute weiß man aus der Hirnforschung – die
Pädagogen werden ja nicht immer so ernst genommen –,
dass dies ganz wichtig ist, um das Gehirn zu entwickeln,
um es für Erfahrungen zu öffnen.


(Beifall des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU])


Deshalb ist es wichtig, dass wir Bildung, Betreuung und
Erziehung früh verzahnen. Kinder sind nämlich bereit,
diese Welt anzunehmen.

Wir wollen die Entfaltung der Persönlichkeit. Das
steht im Grundgesetz, ist ein UN-Kinderrecht und in der
EU-Grundrechtscharta enthalten. Für eine Demokratie
ist es ganz wichtig, dass in ihr verantwortungsbewusste,
selbstständige Menschen heranwachsen. So können sie
aber nur werden, wenn wir ihnen Bildung im weitesten
Sinne zukommen lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Manchmal sind Eltern überfordert. Dann müssen wir
sie – das ist die öffentliche Verantwortung – unterstüt-
zen; manchmal mit Geld – das geht aber an die Eltern
und nur mittelbar an die Kinder –, manchmal durch Ver-
besserung der Rahmenbedingungen, der Strukturen


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(C (D durch Schaffung von Einrichtungen –, und manchmal urch nachbarschaftliche Hilfe – indem man zum Beipiel sagt: Ich merke, dass du nicht zum Schlafen ommst, weil dein Kind gerade zahnt; ich fahre einmal ine Stunde mit ihm spazieren. Auch das ist Hilfe. Diese orm der Hilfe haben wir schon ganz vergessen. Wir ruen immer nach der großen Hilfe. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])


Was brauchen Kinder noch? Sie brauchen nicht nur
rwachsene, die ihnen Nähe und Nahrung geben, sie
rauchen auch eine Umwelt zum Entdecken. Das heißt,
ass der Raum, in dem sie aufwachsen, für sie interes-
ant sein muss. Sie müssen die Welt entdecken können
nd sollen dabei nicht immer eingeschränkt werden. Die
inder kommen nämlich neugierig zur Welt. Wenn die
inder dann in die Schule kommen, erschrecken wir
anchmal, weil sie so abgestumpft sind. So sind sie aber

icht auf die Welt gekommen. Wir haben sie dazu ge-
acht. Deshalb sage ich: Lasst sie die Welt entdecken.

Kinder brauchen andere Kinder. Demokratie braucht
treitbare, aber auch kompromissbereite Menschen, die
ereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Das lernen
ie nur im Umgang mit anderen Kindern. Erwachsene
ehmen nämlich häufig – wenn sie vernünftig sind –
ehr viel Rücksicht. Ein Kind weiß nicht, dass es Erfah-
ungen mit Interessenausgleich machen muss. Es muss
ie Erfahrung vom Ich zum Du machen. Wenn das Kind
erkt, dass außer ihm noch jemand das Spielzeug haben
öchte, kommt es zum Streit. Die Mutter gibt ihm das
pielzeug zurück, ein anderes Kind streitet aber mit ihm
arum. Weil all das im Gehirn abläuft, hat es mit Bil-
ung zu tun. Genau dort wird sie nämlich verankert.

Wir brauchen gute Rahmenbedingungen. Wir brau-
hen – das ist vorhin schon gesagt worden – Erzieherin-
en, die qualifiziert sind. Ich sage nicht, dass die jetzigen
s nicht sind. Ich sage nur, Sie müssen entsprechend vor-
ereitet werden. Die Zahl der Kinder in den Gruppen
arf nicht übermäßig groß sein. Wir brauchen qualifi-
ierte Tagesmütter. All das brauchen wir, damit Kinder,
enn sie in die Schule kommen – wir reduzieren Bil-
ung immer auf den schulischen Bereich –, immer noch
eugierig sind.

Spätestens jetzt, in der Schule, müssen wir kapieren,
ass es um Chancengerechtigkeit geht, nicht um Chan-
engleichheit.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


ch mache Ihnen das einmal an einem Beispiel klar: Ich
in 1,60 Meter groß. Der Herr Singhammer ist ein Gro-
er.


(Nicolette Kressl [SPD]: Langer!)


Ein Langer. Wenn wir Bananen so hoch aufhängen,
ass ich sie mit 1,60 Meter nicht erreichen kann, aber er,
ann mir zwar jeder sagen, dass sie in gleicher Höhe auf-
ehängt sind, mir ist das aber gleich. Klar, objektiv gese-
en hängen die Bananen in derselben Höhe. Für mich ist






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)

Marlene Rupprecht (Tuchenbach)

es aber nicht gerecht, weil ich mit meiner Größe von
1,60 Metern ständig ins Leere greife, während er sie er-
reicht, weil er 20 Zentimeter größer ist.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber er kann für Sie auch eine pflücken!)


– Genau. Das ist Solidarität. Gerecht wäre es aber, wenn
die Bananen meinen Fähigkeiten entsprechend aufge-
hängt würden. Das ist es, was ich meine. So muss Schule
gestaltet sein. Was machen wir?


(Zuruf des Abg. Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU])


– Genau. – Wir gehen davon aus, dass Kinder, wenn sie
in die Schule kommen, gleich in ihrem Entwicklungs-
stand sind, auch gleich groß – deswegen gleich große Ti-
sche – und gleich schnell lernen – deswegen werden sie
in 45 Minuten vertaktet unterrichtet. Kinder brauchen
aber eine individuelle Förderung, um ihre Fähigkeiten
entwickeln zu können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wenn wir dafür sorgen, entstehen im Bereich der Ju-
gendhilfe auch nicht mehr die großen Kosten wie zur-
zeit, wo der Staat die Bananen für jeden Einzelnen he-
runterholen muss. Das wäre nicht notwendig, wenn wir
dafür sorgen würden, dass jeder eine Technik entwickeln
kann, um die Banane erreichen zu können, auch wenn
sie einmal höher hängt. Dann hätten wir nicht diese Aus-
fälle, die uns Sorgen machen. So aufgewachsene Kinder
werden verantwortungsbewusste und gute Eltern in der
nächsten Generation. Solche Eltern brauchen wir. Sie ha-
ben erfahren: Diese Gesellschaft will uns, sie nimmt uns
an und hat uns zu Beginn herzlich willkommen gehei-
ßen.

Ich möchte, dass dies in die Köpfe gelangt und dass
wir alles, was wir tun, auf Kindgerechtheit überprüfen.
Die Wirtschaft muss überlegen, ob es wirklich kindge-
recht ist, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ar-
beiten zu lassen, und dass dafür Kinderbetreuung bis
24 Uhr angeboten wird. Der Wirtschaft würde das pas-
sen.


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Unsinn!)


Ist das denn kindgerecht?

Wir müssen immer wieder kritisch hinterfragen, wie
wir Berufstätigkeit und Kinderbetreuung in Einklang
bringen. Hierbei ist insbesondere die UN-Kinderrechts-
konvention zu beachten, in der es heißt, dass bei allem,
was wir machen und was Kinder betrifft, das Wohl des
Kindes an erster Stelle stehen muss. Weil wir wollen,
dass die Gesellschaft in Deutschland das tut, kämpfen
die Kinderkommission und viele Mitstreiter darum, dass
wir dies explizit ins Grundgesetz schreiben. Die Kin-
derkommission ist dafür. Ich sehe im Saal lauter Befür-
worter, die sagen: Jawohl, das ist unser gemeinsamer
Appell, wenn es um Kinder- und Jugendpolitik geht.

Danke schön.

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(C (D (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607702900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf
rucksache 16/3849. Der Ausschuss empfiehlt unter
r. 1 seiner Beschlussempfehlung, in Kenntnis des
wölften Kinder- und Jugendberichts auf Drucksache
5/6014 den Entschließungsantrag der Fraktion Die
inke auf Drucksache 16/827 zu dem genannten Bericht
bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist angenommen mit den Stimmen
er Koalitionsfraktionen und der Fraktion des Bündnis-
es 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der Fraktion Die
inke und Enthaltung der FDP-Fraktion.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Ent-
chließungsantrag der Fraktion der FDP zum Zwölften
inder- und Jugendbericht. Wer stimmt für den Ent-

chließungsantrag auf Drucksache 16/4082? – Gegen-
timmen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag
st abgelehnt mit den Stimmen aller Fraktionen bei Zu-
timmung der FDP-Fraktion.

Wir setzen die Abstimmungen zu der Beschlussemp-
ehlung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen
nd Jugend auf Drucksache 16/3849 fort. Unter Nr. 2
einer Beschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss, in
enntnis des Zwölften Kinder- und Jugendberichts den
ntrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD auf
rucksache 16/2754 mit dem Titel „Öffentliche Verant-
ortung wahrnehmen – mit fairen Chancen Kinder stark
achen“ anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschluss-

mpfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die
eschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koali-

ionsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfrak-
ionen angenommen.

Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 3 seiner Be-
chlussempfehlung, in Kenntnis des Zwölften Kinder-
nd Jugendberichts den Antrag der Fraktion des Bünd-
isses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/817 mit dem
itel „Neue Chancen und Perspektiven für Kinder und
ugendliche in Deutschland“ abzulehnen. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenom-
en mit den Stimmen aller Fraktionen bei Gegenstim-
en der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Nr. 4 sei-
er Beschlussempfehlung, den Antrag der Fraktion Die
inke auf Drucksache 16/2077 mit dem Titel „Kinderzu-
chlag sozial gerecht gestalten – Kinderarmut wirksam
ekämpfen“ abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen?
Auch diese Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen
ller Fraktionen angenommen bei Gegenstimmen der
raktion Die Linke.

(B)







(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 22 auf:

Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Internationalen Über-
einkommen vom 19. Oktober 2005 gegen Do-
ping im Sport

– Drucksache 16/3712 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Sportaus-
schusses (5. Ausschuss)


– Drucksache 16/4077 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Klaus Riegert
Dagmar Freitag
Detlef Parr
Katrin Kunert
Winfried Hermann

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Es gibt keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich bitte diejenigen, die dieser Aussprache nicht fol-
gen wollen, den Plenarsaal zu verlassen, damit die ande-
ren der Debatte folgen können.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Dr. Christoph Bergner für die Bundes-
regierung das Wort.

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Dr. Christoph Bergner (CDU):
Rede ID: ID1607703000


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Ver-
tragsgesetz, das Ihnen heute zur abschließenden Be-
schlussfassung vorliegt, hat das Übereinkommen gegen
Doping im Sport zum Gegenstand, das durch die
33. UNESCO-Generalkonferenz im Oktober 2005 ein-
stimmig angenommen wurde.

Zur Inkraftsetzung dieses Übereinkommens bedarf es
der Ratifikation durch insgesamt 30 Mitgliedstaaten.
Dieser Fall ist im Dezember letzten Jahres bereits einge-
treten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben 38 Staaten
dieses Abkommen ratifiziert.

Die Bundesrepublik Deutschland hat unmittelbar
nach der Annahme dieses Übereinkommens die notwen-
digen Schritte für eine rasche Ratifikation eingeleitet.
Dazu gehörten die Erstellung der deutschen Überset-
zung, die in Abstimmung mit Österreich und der
Schweiz vorgenommen wurde, und die informatorische
Übersetzung der umfangreichen Anhänge, die ja größ-
tenteils technische bzw. verfahrensleitende Regelungen
beinhalten. Außerdem hatten wir auch den föderalen Ge-
setzgebungsprozess zu beachten. Der Bundesrat hat am
24. November letzten Jahres beschlossen, gegen dieses
Gesetz keine Einwände zu erheben. Wir befinden uns
also gerade unter Berücksichtigung der besonderen Not-
wendigkeiten unserer föderalen Gesetzgebung, wenn das
Parlament diesem Gesetz heute zustimmt, bezüglich der
Schnelligkeit durchaus im vorderen Feld der ratifizieren-
den Staaten.

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(C (D Doping ist ein weltweites Problem, das nur durch abestimmtes internationales Zusammenwirken gelöst erden kann. Mit dem Inkrafttreten des Übereinkomens wird den Staaten erstmals ein weltweites Instruent für eine umfassende Dopingbekämpfung zur Ver ügung stehen. Dieses Übereinkommen basiert auf dem bereinkommen gegen Doping des Europarates, das seit 994 bei uns in Kraft ist, dessen Zusatzprotokoll, der openhagener Erklärung gegen Doping im Sport aus em Jahre 2003 sowie dem Welt-Anti-Doping-Code der ADA, der im März 2003 unterzeichnet wurde. Bisher war also das Europaratsübereinkommen das inzige völkerrechtlich verbindliche Instrument gegen oping im Sport. Durch dieses Regelwerk einschließlich usatzprotokoll wurden die Antidopingpolitik der Ver ragsstaaten bereits in einem beträchtlichen Maße haronisiert und die bestehenden Standards angehoben. er räumliche Geltungsbereich war allerdings auf die 6 Vertragsstaaten des Europarates begrenzt. Somit war ie jetzt vorliegende Ausarbeitung eines weltweit verindlichen Übereinkommens geboten. Außerdem sollten auch dies ein besonderer Gesichtspunkt, der der Erähnung bedarf – die für den Sport und die Antidopingrganisationen durch die Unterzeichnung des WADAodes geltenden Standards für die Dopingbekämpfung uch auf staatlicher Ebene verbindlich gemacht werden. Zweck des Übereinkommens ist so ist es im Vertragstext nachzulesen – die Förderung der Verhütung und Bekämpfung des Dopings im Sport mit dem Ziel seiner vollständigen Ausmerzung. m dieses Ziel zu erreichen, sollen die internationale usammenarbeit der Vertragsstaaten untereinander und it den Sportwie auch den Antidopingorganisationen eiter verbessert und dadurch möglichst einheitliche tandards für die internationale Dopingbekämpfung gechaffen werden. Die Vertragsstaaten verpflichten sich aber außerdem uch zu einer engeren internationalen Zusammenarbeit it Sportund Antidopingorganisationen, um die ekämpfung des Dopings im Sport zu fördern. Das bereinkommen ermöglicht damit ein gemeinsames und inheitliches Vorgehen von Staaten und Sportorganisaionen im Kampf gegen Doping. Deutschland hat sich den im Übereinkommen enthalenen Verpflichtungen und Maßnahmen im Wesentlichen ereits aufgrund der entsprechenden Europaratsübereinommen gestellt. Es lag deshalb auch im deutschen Inteesse, dass die erforderlichen Maßnahmen in allen Verragsstaaten im erforderlichen Umfang und nach rundsätzlich gleichen Maßgaben durchgeführt werden. ie Bundesregierung hat deshalb an der Vorbereitung nd Erarbeitung des zur Abstimmung stehenden Überinkommens maßgeblich mitgewirkt. Meine Damen und Herren, wir verabschieden dieses NESCO-Übereinkommen zu einem Zeitpunkt, zu dem ufgrund einer Vielzahl von Vorfällen die Diskussion um ine effektivere Dopingbekämpfung erneut entbrannt Parl. Staatssekretär Dr. Christoph Bergner ist. Vor diesem Hintergrund entsteht natürlich die Frage, was uns die UNESCO-Übereinkunft an zusätzlichen Impulsen auch für die bei uns zu entscheidenden politischen Fragen gibt. Dabei spielte auch bei der Beratung im Ausschuss der Verweis auf den Wortlauf von Art. 8 Abs. 2 der UNESCO-Konvention eine wichtige Rolle. Dort heißt es – ich zitiere –: Die Vertragsstaaten ergreifen Maßnahmen beziehungsweise ermutigen die einschlägigen Stellen innerhalb ihres jeweiligen Hoheitsbereichs zur Ergreifung entsprechender Maßnahmen, um die Anwendung und den Besitz verbotener Wirkstoffe und Methoden durch Athleten im Sport zu verhüten und einzuschränken. Diese Vorschrift – wenn man den Wortlaut genau zur Kenntnis nimmt – legt für uns nicht eine ganz bestimmte Maßnahme – wie etwa die strafrechtliche Verfolgung des Besitzes – gegenüber den Athleten fest. Sie führt dazu, dass wir am Ergebnis dieser Maßnahmen gemessen werden, dass aber die politische Diskussion über den geeigneten Weg von uns hier zu leisten und zu führen ist. Wir wissen alle, jedenfalls diejenigen, die die Diskussion in der Vergangenheit begleitet haben, dass es in der politischen Diskussion natürlich eine Kontroverse über die Sinnhaftigkeit der Besitzstrafbarkeit für Sportler gegeben hat. Ich hoffe nun sehr, dass diese Debatte mit dem gestrigen Übereinkommen der Koalitionsfraktionen auch für das weitere Gesetzgebungsverfahren – jedenfalls unter uns – entschärft werden konnte. Mit einer Übereinkunft, die eine Strafbarkeit des Besitzes größerer Mengen vorsieht, also von Mengen, die den Verdacht nahelegen, dass die Mittel weitergegeben werden, und die einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz indizieren, könnte die Kontroverse der zurückliegenden Wochen ausgeräumt und überwunden werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Detlef Parr [FDP]: Der Berg kreißte und gebar eine Maus!)





(A) )


(B) )


(Detlef Parr [FDP]: Sehr richtig!)


Wir als Bundesregierung werden in dem Gesetzge-
bungsverfahren den Schwerpunkt unserer Arbeit auf die
Erweiterung der Ermittlungsmöglichkeiten von Straf-
verfolgungsbehörden legen, denn diese ist dringend er-
forderlich, was die Beispiele, die die Diskussionen der
letzten Wochen bestimmt haben, zeigen. Beispielsweise
wollen wir im Rahmen eines Gesetzgebungsverfahrens
das Bundeskriminalamt damit beauftragen, als ermit-
telnde Behörde gegen internationale Dopingnetzwerke
vorzugehen. Wir hoffen, dass sich auch die Länder dar-
auf verständigen können, Schwerpunktstaatsanwalt-
schaften einzurichten, die zu einer effektiveren Strafver-
folgung des organisierten Dopings und der mafiösen
Dopingnetzwerke beitragen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich möchte ankündigen, dass wir schon in Kürze einen
entsprechenden Gesetzentwurf in das Parlament einbrin-

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(C (D en werden, der dann um den Kompromiss der Koaliionsfraktionen ergänzt werden kann. Lassen Sie mich noch eine kurze Bemerkung zu eiem Sachverhalt machen, der auch die Debatte im Auschuss bestimmt hat und sogar zu einer Sondersitzung es Sportausschusses führen wird. Ich meine einen Beicht der ARD, der die Effizienz des Kontrollsystems ich lege großen Wert darauf, dass es nicht um die Effi ienz der Gesetzgebung, sondern um die Effizienz des ontrollsystems geht – um Gegenstand hat. Über diesen Bericht werden wir iskutieren und überprüfen, ob die Zahlen, die darin geannt wurden, tatsächlich belastbar, nachweisbar und erifizierbar sind. Dieser Diskussion will ich nicht vorreifen. Abschließend möchte ich auf einen weiteren Geichtspunkt aufmerksam machen: Wer diesen Film geseen hat, der wird zur Kenntnis genommen haben, welch rhebliche Einschränkungen Athleten auf sich nehmen, m eine Dopingkontrolle bei sich zu ermöglichen. Ich age dies aus folgendem Grunde: Wenn wir Doping efektiv bekämpfen wollen, werden wir immer auf die itarbeit des Sports und der Athleten angewiesen sein. eshalb wird es auch in Zukunft zu den Grundsätzen un eres Hauses gehören, dass wir die Dopingbekämpfung icht gegen den Willen des Sports, sondern im engen chulterschluss mit dem Sport in Angriff nehmen weren. Ich empfehle die Annahme des geplanten Vertragsesetzes. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Joachim Günther [Plauen] [FDP]: So ist es!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607703100

Das Wort hat jetzt der Kollege Detlef Parr von der

DP-Fraktion.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1607703200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor zwei

agen haben wir im Sportausschuss in großer Geschlos-
enheit, nämlich einstimmig, das UNESCO-Überein-
ommen gegen Doping im Sport als 39. Staat angenom-
en. Wir sind uns einig: Vor dem Hintergrund der

unehmenden Aufdeckung von Dopingvergehen müssen
port und Staat diese Geißel des Sports, das Doping, mit

hren ureigenen Mitteln stärker bekämpfen. Auch die
echtskommission des Sports gegen Doping ist sich
inig: Zusätzliche gesetzliche Vorschriften dürfen die
utonomie und die primäre Verantwortlichkeit des
ports nur ergänzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, waren wir eigent-
ich von allen guten Geistern verlassen, uns in einer De-
ailfrage – bereits den Besitz verbotener Substanzen
esetzlich unter Strafe zu stellen – so heftig zu zerstrei-
en? Wir waren es nicht. Diese Diskussion war notwen-
ig, auch wenn sie die Grenzen des Anstands meiner
einung nach oft überschritten hat.






(A) )



(B) )


Detlef Parr

(Beifall des Abg. Joachim Günther [Plauen] [FDP] – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oh, oh! Wieso das denn? – Dr. Peter Danckert [SPD]: Moralapostel!)


Denn im Kern geht es um die Grundsatzfrage: Wie
wollen wir unsere Gesellschaft zukünftig organisieren?
Setzen wir auf immer mehr Staat und geben wir dem
Kürzel BRD damit die neue Bedeutung „beinahe rege-
lungsdicht“, oder vertrauen wir weiterhin den Selbstver-
waltungskräften und der Eigenverantwortung in unserer
Gesellschaft?


(Beifall bei der FDP)


Diese Frage scheint für den Sportbereich jetzt beant-
wortet zu sein. Edmund Stoiber hätte deswegen nicht un-
bedingt seinen Rückzug ankündigen müssen,


(Dagmar Freitag [SPD]: Wer ist das denn?)


wohl aber seine Justizministerin Beate Merk. Sie ließ
sich vom Vorsitzenden des Sportausschusses, der der
SPD angehört, antreiben und preschte mit einem Gesetz-
entwurf vor, in dem es heißt:

Der Besitz von Dopingmitteln wird unter Strafe ge-
stellt.

Ich zitiere dazu Beate Merk:

Der dopende Sportler ist die Zentralgestalt des kri-
minellen Geschehens.


(Dagmar Freitag [SPD]: Richtig!)


Aber genau das geschieht jetzt nicht.


(Beifall des Abg. Eberhard Gienger [CDU/ CSU] – Dagmar Freitag [SPD]: Er hat es noch nicht verstanden!)


Dieser bayerische Schnellschuss modert zu Recht im
Bundesratskeller vor sich hin. Dort wird er auch bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Ich habe in diesem Zusammenhang immer wieder auf
Parallelen zum Betäubungsmittelgesetz hingewiesen.
Ich freue mich, dass jetzt auch die Kolleginnen und Kol-
legen von der SPD diese erkennen und dementsprechend
handeln. Den Besitz nicht geringfügiger, also größerer
Mengen von Dopingmitteln dem Handel zuzuordnen
und damit unter Strafe zu stellen, präzisiert § 6 a des
Arzneimittelgesetzes und ermöglicht eine konsequentere
Strafverfolgung aller Beteiligten – auch einzelner Sport-
lerinnen und Sportler – als Händler, exakt wie es im
Zehnpunkteaktionsprogramm des DOSB gefordert wird
und wie es in Art. 8 des heute zu ratifizierenden Interna-
tionalen Übereinkommens gegen Doping im Sport vor-
gesehen ist und wie es der Presseerklärung von Union
und SPD zu entnehmen ist – ich zitiere –: Das bedeutet,
dass ein Sportler, der mit einer geringen Menge der oben
bezeichneten Substanzen angetroffen wird, nach wie vor
lediglich der Sportgerichtsbarkeit unterliegt und somit
analog zum BtMG straffrei bleibt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Peter W v s g k S W t r t v d p A u d ü v d A c d r – h a D d D a d z Ü A o l z d d e m t l (C (D Danckert [SPD]: Vielen Dank für das Zitat! Gut gelesen!)


ir finden damit endlich zurück zum Schulterschluss
on Bundestag und DOSB; das ist dringend notwendig.

Ein Wort noch zu den Schwerpunktstaatsanwalt-
chaften. Die Länder werden sich hierzu aus Kosten-
ründen kaum durchringen können. Wohl könnten aber
ompetente Staatsanwälte an bereits vorhandene
chwerpunktstaatsanwaltschaften, zum Beispiel gegen
irtschaftskriminalität, angedockt werden.

In Art. 11 der UNESCO-Konvention wird die Bedeu-
ung der Kontrollprogramme und ihrer Finanzierung he-
ausgestellt. Effektive Dopinganalytik und Dopingkon-
rollen gehören zum Kern der Dopingbekämpfung. Seit
orgestern müssen wir uns neue Fragen stellen, aller-
ings weniger der Gesetzgeber als die Nationale Antido-
ingagentur selbst und die Sportfachverbände. Dass die
usstattung der Antidopingagentur bedenklich ist, ist
ns seit langem bekannt. Erst im März 2006 berichtete
ie „Süddeutsche Zeitung“ unter der Überschrift „Ein
berfordertes System“ von abwesenden Athleten und
on zu wenig Epo-Tests, so jetzt auch die ARD. Geän-
ert hatte sich monatelang wohl gar nichts. Das muss der
nstoß zu neuen Überlegungen sein. Die offensichtli-

hen Mängel im Vollzug des WADA-Codes und der ein-
eutigen NADA-Regeln müssen behoben werden.

Die FDP unterstützt die Bemühungen des Kurato-
iums, die Agentur als dritte Säule des deutschen Sports
neben dem DOSB und der Stiftung „Deutsche Sport-

ilfe“ – zu etablieren. Das kann aber nur gelingen, wenn
lle Beteiligten bei der Finanzierung dem Beispiel des
OSB folgen, der seinen Zuschuss in diesem Jahr ver-
oppelt.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Aber nur in diesem Jahr, Herr Parr!)


er Bund hat das Stiftungskapital deutlich aufgestockt.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Immer diese Halbwahrheiten!)


Sponsoren, Medien, Unternehmen, Pharmaindustrie,
lle müssen Verantwortung übernehmen. Es ist ein Un-
ing, dass im Zeitalter elektronischer Kommunikation,
um Beispiel über SMS, das Abmeldeverfahren und die
bermittlung von Testergebnissen, einschließlich der
bwesenheit des Athleten, an NADA und Fachverband
ffensichtlich nicht schnell und lückenlos genug mög-
ich waren, um unmittelbar danach Sanktionen in Gang
u setzen. Das muss sich ändern. Darüber hinaus muss
er E-Pass her, der elektronische Athletenpass, in dem
ie körperliche Entwicklung der Athleten und die Test-
rgebnisse dokumentiert werden.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das sind doch freie Menschen! Wie können Sie so etwas verlangen?)


Da wir heute über ein internationales Übereinkom-
en debattieren, möchte ich auch grenzüberschrei-

ende Kontrollen anregen. Warum soll nicht ein Nieder-
änder bei uns, ein Deutscher in Frankreich oder ein






(A) )



(B) )


Detlef Parr
Schweizer in Österreich kontrollieren? Das sollten wir
im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zum
Thema machen.


(Beifall bei der FDP)


Bei all diesen Bemühungen dürfen wir eines nicht aus
den Augen verlieren: den Datenschutz. Die FDP sieht
eine Ausweitung der Telekommunikationsüberwachung
äußerst kritisch. Auch eine Regelüberwachung von Fit-
nessstudios durch Polizei und Ordnungsbehörden findet
unsere Zustimmung nicht; hier sollten wir das Prinzip
der Verhältnismäßigkeit bewahren.


(Dagmar Freitag [SPD]: Freies Doping für freie Bürger!)


Bei allem Respekt vor den Einzelfragen ist eine
Grundsatzdebatte, wie wir in unserer Gesellschaft den
Hochleistungssport einordnen und woran wir ihn mes-
sen, überfällig, auch in diesem Hohen Hause und auch
vor dem Hintergrund, den Sport im Grundgesetz zu ver-
ankern. Wie halten wir es zukünftig mit dem olympi-
schen Motto „citius, altius, fortius“ – schneller, höher,
weiter –? Die messbaren, natürlichen Grenzen sportli-
cher Leistungen sind meines Erachtens in vielen Berei-
chen längst erreicht. Die Erwartungshaltung von Zu-
schauern und Medien ist nach wie vor unverantwortlich
hoch. Die Anforderungen bei bestimmten Sportereignis-
sen, zum Beispiel der Tour de France oder der Golden
League bei der Leichtathletik, werden immer höher ge-
schraubt, den Sportlern wird immer mehr abverlangt.
Prämien für neue Rekorde reizen zu immer neuen
Höchstleistungen und setzen die falschen Prioritäten.
Zunehmend orientieren wir uns nur noch an Zahlen.
Auch das verführt manchen Athleten und sein Umfeld zu
Manipulationen. Dazu gehört der Hase, der als Pacema-
ker, als Tempomacher, eingesetzt wird und während des
Rennens ausscheidet. Ist das eigentlich der Sport, den
wir, die Gesellschaft, wollen und der Vorbildfunktion
hat? Oder konsumieren viele von uns gedankenlos und
wie selbstverständlich die Sensationen und wenden sich
enttäuscht ab, wenn das hochgesteckte, PR-gepushte
Ziel nicht erreicht worden ist?

Die Japaner haben den Dreiklang „Schneller, höher,
weiter“ umgewandelt. Sie sprechen in ihrer neuen
Sportphilosophie von „superius, fortius, pulchrius“.
Damit orientieren sie sich nicht mehr vorrangig an abso-
luten Zahlen, sondern am Wettkampfverlauf – Wer wird
Erster? Wer ist stärker? – oder an der Ästhetik sportli-
cher Wettkämpfe. Über diesen Umerziehungsprozess
sollten wir in Deutschland auch einmal nachdenken.
Auch das kann Teil eines Antidopingprogramms sein
und viel Druck von den Athleten nehmen und sie weni-
ger anfällig machen.


(Beifall bei der FDP)


Mit der Ratifizierung der UNESCO-Konvention ge-
hen wir heute einen wichtigen Schritt nach vorne. Die
FDP-Fraktion stimmt dieser Konvention zu. Es bleibt
uns aber trotzdem noch vieles zu tun. Ich hoffe, dass die
Zwischenrufe nicht darauf hindeuten, dass wir heute
wieder eine Debatte führen, die unter die Gürtellinie

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(C (D eht, sondern dass diese Debatte sachlich fortgesetzt ird. (Dagmar Freitag [SPD]: Das sagt einer der größten Zwischenrufer!)


Ich danke fürs Zuhören.


(Beifall bei der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Kritik an Parr ist per se unanständig! – Dr. Peter Danckert [SPD]: Parr darf alles sagen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607703300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dagmar Freitag von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dagmar Freitag (SPD):
Rede ID: ID1607703400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eutschland unternimmt heute mit dem vorliegenden
esetzentwurf einen weiteren Schritt hin zu einer hof-

entlich erfolgreichen Dopingbekämpfung.

Jede Initiative, die zu einer Optimierung des Kampfes
egen Doping führt – ich füge ausdrücklich hinzu: auch
u einer Harmonisierung auf internationaler Ebene –, ist
rundsätzlich zu begrüßen. Schließlich weiß jeder, der
ich mit den unterschiedlichen Facetten des Spitzen-
ports beschäftigt, dass die Neigung, konsequent gegen
oping vorzugehen, in den Ländern dieser Welt unter-

chiedlich stark ausgeprägt ist. Das ist eine noch eher
ilde Umschreibung des Status quo.

Immerhin wurde im Jahr 2006 in einigen europäi-
chen Ländern intensiv und öffentlich über Doping de-
attiert. Auch Deutschland gehörte zu diesen Ländern.
ie Ereignisse bei den Winterspielen in Turin und insbe-

ondere der Skandal bei der Tour de France ließen die
iskussionen über den erfolgversprechendsten Weg zur
ekämpfung von Doping auch hierzulande zu einem
auerbrenner in Politik, Sport und Medien werden. Wer

st der Sieger der Tour de France 2006? Floyd Landis?
Er war gedopt und ist es nicht mehr. Der Zweite, Oscar
ereiro? – Seit heute steht er ebenfalls unter Dopingver-
acht. Will man solch einen Sport tatsächlich noch se-
en? Kann man jungen Menschen – ich blicke auf die
ribüne – noch empfehlen, Spitzensport zu betreiben,


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ja!)


der wendet man sich einfach nur noch angewidert ab?

Festzustellen ist: Der Sport ist insbesondere durch die
rwähnten Vorkommnisse und die daraus gewonnenen
rkenntnisse national und international in eine Glaub-
ürdigkeitskrise geraten.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Genau!)


iese geht uns alle an: Sport – Funktionäre und Aktive –,
olitik und Gesellschaft.

Mit der heutigen Einleitung der Ratifizierung und der
ügigen Umsetzung des Maßnahmenkatalogs der Bun-
esregierung gegen Doping im Sport kommt der Gesetz-
eber seinen Aufgaben in der Dopingbekämpfung nach.






(A) )



(B) )


Dagmar Freitag
Ich füge hinzu: Der Staat, der bekanntlich der größte
Sponsor des Spitzensports in Deutschland ist, hat aus un-
serer Sicht nicht nur die Pflicht, Doping mit aller Härte
zu bekämpfen, sondern er hat auch das Recht dazu. Er
muss niemanden fragen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir begrüßen es,
dass es den Koalitionsfraktionen – ausdrücklicher Dank
an den Kollegen Riegert – nach, wie ich einräume, lang-
wierigen Diskussionen gelungen ist, Einigkeit in einem
bislang strittigen Punkt zu erzielen: Zukünftig soll der
Besitz nicht geringer Mengen bestimmter Dopingmittel
strafbar sein.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Endlich!)


Zu diesen Substanzklassen gehören die gefährlichsten,
aufgrund ihrer Wirksamkeit aber auch beliebtesten Do-
pingsubstanzen wie anabole Steroide, Hormone und de-
ren verwandte Verbindungen. Hierzu zählen Epo, Insu-
line und Wachstumshormone – ein Auszug aus der Liste
des Doping-Gruselkabinetts.

Lieber Kollege Hermann, deshalb wundere ich mich
schon ein wenig über Ihre Bewertung, dieses Vorhaben
sei eine ziemlich bescheidene Nummer. Für jemanden,
der in seiner Fraktion in dieser Woche mit einem ähnli-
chen Vorstoß gescheitert ist, einen eigenen Gesetzent-
wurf dafür aber seit Monaten medienwirksam ankündigt,
ist das schon eine merkwürdige Aussage. Obendrein ist
das völlig unzutreffend.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Konkret bedeutet die geplante Regelung, dass es ne-
ben dem Kontrollsystem des Sports eine zweite hand-
lungsfähige Säule in der Dopingbekämpfung geben
wird. Es wird endlich gewährleistet, dass der Staat seine
überlegenen Aufklärungsmethoden einsetzen kann und
an dieser Stelle die Schwächen des Kontrollsystems des
Sports kompensieren kann.


(Beifall bei der SPD)


Der Staatsanwalt kann die Ermittlungen aufnehmen, und
an deren Ende wird das Ergebnis stehen, ob der Betrof-
fene sich wegen Besitzes einer nicht geringen Menge
strafbar gemacht hat oder nicht. Auf jeden Fall also wird
der Sachverhalt umfassend aufgeklärt, und die Sportge-
richtsbarkeit wird von diesen Erkenntnissen profitieren.
Es wird – das prophezeie ich – ungemütlicher für die
Doper in unserem Land. Ich vermute, die Szene ist auch
schon alarmiert.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Doping bedroht all
das, was den Sport in seiner Gesamtheit als wertvolles
und, wie ich meine, unverzichtbares Gut für unsere Ge-
sellschaft ausmacht. Der Sport ist dabei, seine Glaub-
würdigkeit und seine zu Recht immer wieder betonte
gesellschaftliche Vorbildfunktion zu gefährden, viel-
leicht sogar zu verlieren.

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(C (D Jetzt ist auch das vielgepriesene deutsche Kontrollystem ins Zwielicht geraten. Es ist bestimmt besser als iele andere auf der Welt. Aber ist es deshalb auch erolgreich? Zweifel sind angebracht. (Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


chon die entlarvende Aktenlage aus dem Springstein-
rozess hat eines deutlich gemacht: Offensichtlich kann
an als Spitzensportler in diesem Land, der dem ver-
eintlich engen Kontrollsystem unterworfen ist, jahre-

ang dopen, ohne dass es zu einer positiven Dopingprobe
ommt. Das beginnt bei den unterschiedlichsten Metho-
en, die Einnahme von Dopingsubstanzen zu verschlei-
rn. In Bezug auf Urinproben sind das sozusagen Mega-
erls für den Urin. Fremdurin muss herhalten, um
opingvergehen zu vertuschen. Athleten lassen sich auf
iderwärtigste Betrugspraktiken bei der Urinabgabe ein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer heute noch
laubt, man könne Dopingsünder mit den herkömmli-
hen Methoden aufspüren, lebt in einer Scheinwelt.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Der ist naiv!)


ch warne in diesem Zusammenhang vor einer schnellen
nd vor allem einseitigen Schuldzuweisung an die
ADA, die ja ein wenig in die Schusslinie geraten ist.
ohl sind Versäumnisse bei der Weitervergabe von In-

ormationen an die Spitzenverbände festzustellen. Das
st auch zu kritisieren. Aber wie soll eine Institution ihre
rbeit fehlerfrei und ohne Reibungsverluste erledigen,
enn sie finanziell und personell von Anfang an am un-

eren Limit arbeiten musste?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


uch das gehört zur Wahrheit dazu.

Die NADA wird – auch das sollte nicht unerwähnt
leiben – bislang im Übrigen fast ausschließlich aus
teuergeldern finanziert. Die Kofinanzierung durch
port und Wirtschaft ist, sagen wir mal, steigerungsfä-
ig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


a kam auf den ersten Blick die Nachricht recht, dass
er DOSB beabsichtigt, seinen Zuschuss zur NADA
007 zu verdoppeln. Aber der Teufel steckt, wie so oft,
m Detail: Der Zuschuss wird nicht ab 2007 verdoppelt,
ondern lediglich für 2007. Ich finde, man sollte beim
OSB darüber noch einmal nachdenken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, manchmal lohnt ein
lick über die Landesgrenzen, beispielsweise nach
chweden, auch wenn unbestritten ist, dass Modelle und
trukturen nicht eins zu eins von Land zu Land übertrag-
ar sind. In Schweden gibt es eine Stiftung namens „Ren
drott“, zu Deutsch „sauberer Sport“. Die Initiative dazu
aben die erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler






(A) )



(B) )


Dagmar Freitag
Schwedens freiwillig ergriffen. Sie legen freiwillig ein
klares Bekenntnis zu einem dopingfreien Sport ab und
– sehr bemerkenswert – tragen im Übrigen auch zur Fi-
nanzierung dieser privaten Stiftung bei, die sich der Do-
pingbekämpfung und -aufklärung widmet. Die Liste der
beteiligten Athletinnen und Athleten liest sich wie das
„Who is Who“ des schwedischen Spitzensports: Caro-
lina Klüft, Christian Olsson, Anja Pärson, Kajsa Berg-
qvist, um nur einige aktuelle Weltmeister und Olympia-
sieger aus unterschiedlichen Sportarten zu nennen.

In Deutschland sehe ich keine vergleichbare Bewe-
gung, eher im Gegenteil. Es gibt nur ganz wenige Athle-
tinnen und Athleten, die sich offen und öffentlich klar
positionieren. Doping ist Betrug. Aber wo bleibt der
Aufschrei der sauberen Sportlerinnen und Sportler in un-
serem Land, die von den Dopern um den Lohn ihres jah-
relangen Trainings, um Medaillen, Platzierungen und
vielleicht auch um Sponsorenverträge betrogen werden?

Der neue Sporthilfe-Eid, in dem sich von der Sport-
hilfe geförderte Athletinnen und Athleten zu einem do-
pingfreien Sport verpflichten, ist ein zweifellos begrü-
ßenswerter Ansatz, aber nicht vergleichbar mit einer
freiwilligen Initiative, die aus der Athletenschaft selbst
herauswächst.

Fazit: Wir sind alle gefordert: Politik, Sport und Ge-
sellschaft. Auch die Gesellschaft kann und muss ihren
Beitrag leisten. Sie muss Doping und Doper ächten. Do-
ping ist kein Kavaliersdelikt. Ich habe es schon gesagt:
Doping ist Betrug. Den gilt es, mit allen Mitteln einzu-
dämmen. Das sollte und muss uns gemeinsam der Sport
und der Schutz der sauberen Sportler wert sein. Ich bitte
weiterhin um Unterstützung aller in diesem Kampf.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607703500

Die Kollegin Katrin Kunert, Fraktion Die Linke, hat

ihre Rede zu Protokoll gegeben. Uns wurde mitgeteilt,
dass sie aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht hier
erscheinen kann. Wir hoffen, dass ihr an diesem Tag
keine weiteren Behinderungen widerfahren.

Ich gebe das Wort dem Kollegen Winfried Hermann,
Bündnis 90/Die Grünen.


(Dagmar Freitag [SPD]: Da bin ich mal gespannt!)



Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607703600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Dagmar Freitag ist schon ge-
spannt auf das, was ich sage.


(Dagmar Freitag [SPD]: Immer!)


Das darf sie auch sein.

Wir Grünen begrüßen, dass es eine Anti-Doping-Kon-
vention der UNESCO gibt. Das sage ich vorweg. Wir
freuen uns, dass sie heute ratifiziert wird. Das ist ein

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(C (D iesenschritt im weltweiten Kampf gegen Doping im port. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])


Diese Konvention schafft eine neue Qualität der Be-
ämpfung des Dopings im Sport. Sie schafft auch eine
eue Qualität der internationalen Verständigung im
ampf gegen Doping im Sport. Sie ist der erste Schritt

ur Vereinheitlichung der Standards und der Methoden
m Kampf gegen Doping im Sport.

Es ist auch die Aufforderung, ständig und vermehrt
nternational zu kooperieren, um das Elend des Dopings
m Sport zu bekämpfen. Es ist zugleich eine neue Legiti-

ation für die Politik, aber auch für den Sport. Es ist
ber nicht nur eine Legitimation, sondern auch, wie ich
eine, eine deutliche Aufforderung, mehr zu tun, als

isher geschehen ist, und eine entsprechende Selbstver-
flichtung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Diese Konvention ist übrigens auch die Anerkennung
er Einsicht, dass die Sportorganisationen alleine es
eltweit nicht schaffen. Wenn man dieses Feld dem
port alleine überlassen könnte, brauchte man nämlich
eine von Staaten ratifizierte Konvention.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Das hat nie jemand in Abrede gestellt!)


as erkennen inzwischen auch die Sportorganisationen
n. Es ist eine doppelte Verpflichtung und Legitimation,
ber keine abstrakte. Denn der Kampf gegen Doping ist
mmer sehr konkret. Es kommt darauf an, welche Me-
hoden und welche Mittel eingesetzt werden und wie
an Doping bekämpft.

Die Methoden und die Mittel – meine Vorrednerin hat
s schon angesprochen – werden immer verrückter und
erverser. Man muss sich einmal vorstellen, wie mit
lutdoping bei der Tour de France seit Jahren gearbeitet
ird. Seit dem Bekanntwerden des Falls Fuentes aus
panien wissen wir, wie die Mittel immer genauer einge-
etzt werden. Viele deutsche Sportlerinnen und Sportler
ind darin verwickelt. Seit Kenntnis der entsprechenden
kten wissen wir, dass Athleten, die bei uns regelmäßig
ontrolliert wurden, seit Jahren systematisch gedopt ha-
en und viel dafür bezahlt haben, dass sie die richtigen
ocktails zum richtigen Zeitpunkt bekommen. Dass sie
icht erwischt worden sind, muss uns zu denken geben.
as bedeutet, dass der klassische Kampf, der hauptsäch-

ich auf Kontrollen setzt, nicht ausreicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Joachim Günther [Plauen] [FDP])


Wir müssen feststellen – dieser Tage ist es offensicht-
ich geworden –, dass das deutsche Kontrollsystem Lü-
ken hat. Es trifft nicht zu, dass wir die Besten im Kampf
egen Doping sind und alle Maßnahmen umsetzen, wäh-
end die anderen nur große Reden halten. Unser Kon-
rollsystem weist erhebliche Lücken auf. Ich bin froh,
ass wir uns schnell darauf verständigt haben, auf der






(A) )



(B) )


Winfried Hermann
nächsten Sondersitzung des Sportausschusses kritische
Fragen zu stellen. Wir wollen fragen, wer die Verantwor-
tung hat und was zu tun ist, damit diese Lücken rasch ge-
schlossen werden können.

Klar ist: Staatliche Hilfe im Kampf gegen Doping
ist nötig; davon reden übrigens auch viele Sportpolitiker
seit langem. Natürlich hat die Große Koalition seit Mo-
naten um Lösungen gerungen. Ich sage: Es ist beschei-
den, was bisher dabei herausgekommen ist.


(Peter Rauen [CDU/CSU]: Na!)


Es wird gesagt, man habe schnell für die Ratifizierung
des Vertragswerks gegen Doping im Sport gesorgt. Aber
entschuldigen Sie einmal, Kollegen: Man hat dazu an-
derthalb Jahre Zeit gehabt, und diese Debatte ist schon
zuvor sieben Jahre lang geführt worden.


(Detlef Parr [FDP]: Mit den Grünen sieben Jahre! Die Grünen haben sieben Jahre nichts getan!)


– Ich sage ja: Das haben wir nicht hinbekommen. – Jetzt
hat die Große Koalition aber nochmals anderthalb Jahre
Zeit. Die Debatte über Doping im Sport hat sich jedoch
weiterentwickelt. Man weiß heute mehr; es gibt mehr
Vorschläge.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Wie viel haben Sie denn in sieben Jahren erreicht?)


Noch immer liegt kein Gesetzentwurf bezüglich staatli-
cher Hilfen für den Kampf gegen Doping vor. Es gibt
nur Ankündigungen. Die Große Koalition hat nicht ein-
mal einen Antrag vorgelegt.


(Detlef Parr [FDP]: Die Grünen haben nur gut reden!)


Sie haben gerade noch rechtzeitig, damit Sie nicht allzu
spät damit kommen, am Mittwochabend eine Pressekon-
ferenz abgehalten und die Erklärung abgegeben, dass Sie
jetzt etwas tun wollen. Aber Sie haben noch nichts vor-
gelegt. Dazu kann ich nur sagen: Wir Grünen sind wei-
ter.


(Lachen bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Nach achteinhalb Jahren!)


Wir haben nach einer Fraktionsdebatte und einem -be-
schluss zumindest einen Antrag verabschiedet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen und Widerspruch bei der SPD)


Sie sagen mit Freude, der Hermann habe sich jahre-
lang für die Besitzstrafbarkeit eingesetzt, aber nicht
durchgesetzt. Ja, das ist richtig. Wir haben nach heftiger
Debatte eine Abstimmung durchgeführt, die das Ergeb-
nis 20 : 20 hatte. Die Hälfte war dafür; die andere Hälfte
hatte grundsätzliche rechtsstaatliche Bedenken.


(Detlef Parr [FDP]: Sehr vernünftig!)


Deswegen gab es hierzu keinen Vorschlag.


(Zuruf von der CDU/CSU: Und jetzt wissen wir genau, was die wollen!)


Aber wir haben – das ist der Unterschied zu Ihnen –
einen neuen Vorschlag gemacht. Kollegin Freitag hat

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(C (D ehrmals von Sportbetrug gesprochen, den man beämpfen will. Wir haben beschlossen, dass Betrug im komerzialisierten Sport strafrechtlich verfolgt werden oll, dass sich Sportler, die kommerziell um die Spitze, m den Sieg kämpfen, bei Sportbetrug strafbar machen. as ist ein neuer Vorschlag; den sollten Sie einmal zur enntnis nehmen. Das ist ein gutes Modell. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dagmar Freitag [SPD]: Den würden wir gern mal lesen!)


Jetzt komme ich darauf zu sprechen, warum ich Ihren
orschlag bescheiden nenne. Schon heute ist es nach
em Arzneimittelgesetz so, dass sich Händler, die ande-
en Mittel aufdrängen, strafbar machen können.


(Klaus Riegert [CDU/CSU]: Ja, genau! Jetzt hat er es kapiert! Das gibt es schon lange!)


as heißt, Sie haben versucht, der nicht informierten Öf-
entlichkeit deutlich zu machen, dass Sie etwas Neues
eschlossen haben. Das ist der schönste Sprachtrick, den
ch seit langem erlebt habe. Unter Linguisten würde man
agen: Bisher hat sich der „Schimmel“ strafbar gemacht,
enn er mit Dopingmitteln gehandelt hat. Jetzt macht

ich der „weiße Schimmel“ strafbar, wenn er mit Do-
ingmitteln handelt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dagmar Freitag [SPD]: So ein Unsinn! – Klaus Riegert [CDU/CSU]: Sie haben es nicht verstanden!)


as will ich damit sagen?


(Zuruf von der SPD: Das fragen wir uns auch!)


isher deutet nach geltendem Recht alles darauf hin,
ass derjenige, der eine Tasche voller Mittel hat, ein
ändler ist. Also macht er sich strafbar und wird ver-

olgt.


(Dagmar Freitag [SPD]: Er hat es nicht verstanden!)


etzt sagen Sie: Wir stellen fest, wenn eine oder einer
ine solche Tasche hat, wird sie oder er verfolgt. Sie be-
utzen dafür das Wort der Besitzstrafbarkeit. Das ist, wie
ch finde, eine Täuschung, weil es für den Eigenver-
rauch nicht gilt. Das hätten Sie nicht notwendig gehabt.


(Dagmar Freitag [SPD]: Das hast du nicht nötig!)


ie hätten auch ehrlich sagen können: Wir haben uns
icht verständigt.

Gemeinsam sind wir dafür – da will ich Sie durchaus
oben –, dass es für das bandenmäßige Inverkehrbringen
ine Strafverschärfung geben soll; das haben auch wir
rünen in der Fraktion beschlossen. Wir haben darüber
inaus – ich habe es schon gesagt – den Tatbestand des
portbetrugs beschlossen und uns klar dazu bekannt,
ass wir zukünftig vonseiten des Staats finanzielle Mittel
ur denjenigen Sportorganisationen zur Verfügung stel-
en wollen, die im Kampf gegen Doping mitmachen und
icht schlampig damit umgehen.






(A) )



(B) )


Winfried Hermann

(Dagmar Freitag [SPD]: Das steht heute schon in den Bestimmungen! Das ist nichts Neues! – Klaus Riegert [CDU/CSU]: Das gibt es heute schon! Das ist jahrelange Praxis!)


Diejenigen Organisationen, die sich an diesem Kampf
beteiligen, bekommen Geld. Wer schlampt und der Sa-
che nicht nachgeht, muss damit rechnen, dass staatliche
Mittel entzogen werden.


(Dagmar Freitag [SPD]: Dies steht heute schon in den Regularien!)


Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.
Was ist das Fazit? Das neue internationale Übereinkom-
men verlangt von uns, dass wir den Kampf gegen Do-
ping mit Leben bzw. mit konkreten Maßnahmen erfül-
len. Gesetze allein reichen nicht aus. Wir brauchen eine
gemeinsame Strategie und Gesamtkonzeption des
Sports, der Teilorganisationen des Sports und der Politik,
damit wir auf Dauer die Geißel des Sports, nämlich das
Doping, wirklich wirkungsvoll bekämpfen können.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607703700

Als Nächster hat das Wort der Kollege Stephan

Mayer, CDU/CSU-Fraktion.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1607703800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Die ersten Nach-
weise für sportliche Betätigung in der Menschheitsge-
schichte gehen auf das kretisch-mykenische Zeitalter
zwischen 1600 und 1200 vor Christus zurück. Seitdem
ist der Sport nicht mehr aus der Menschheit wegzuden-
ken.

Sport ist ein wichtiges Gut, das es zu wahren und zu
schützen gilt. Jeder Sportler hat das Recht auf Fairness,
auf Gleichbehandlung im Wettbewerb und auf die Teil-
nahme an einem dopingfreien Sport. Aber gerade im
modernen Wettkampfgeschehen sind Sport und Doping
offenbar zwei unzertrennliche Weggefährten. Dies zeigt
uns sehr deutlich, dass die früheren und auch die gegen-
wärtigen Präventionsbemühungen nicht dazu ausge-
reicht haben, Doping und Dopingmissbrauch effizient zu
bekämpfen.

Namen wie Fuentes, Jan Ullrich, Springstein, Fiedler
und Floyd Landis haben mit Sicherheit gerade in jüngs-
ter Zeit dazu beigetragen, dass das öffentliche Vertrauen
in die Fairness im Sport deutlich zurückgegangen ist.
Wir haben auch neue Dimensionen kennengelernt. Auch
wenn sich die Aufmerksamkeit aus verständlichen Grün-
den zunächst ausschließlich auf die Spitzensportler rich-
tet, muss uns eines klar sein: Doping ist nicht nur ein
Thema im Spitzensport, sondern auch im Breitensport.
Doping ist eine Hydra, die nicht nur in zunehmendem
Maße den Spitzensportler im Griff hat, sondern leider
Gottes auch verstärkt den Breitensportler.

Es geht um die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz des
Sportes. Meines Erachtens muss auch mit einer Mär auf-

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(C (D eräumt werden: Der einzelne Sportler ist nicht das verührte, willfährige Opfer in einem Geflecht, sondern er st durchaus auch der Teilnehmer, (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Der Täter!)


er sich bewusst und gewollt am Dopingmissbrauch be-
eiligt.


(Beifall des Abg. Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bundesinnenminister Dr. Schäuble hatte völlig recht,
ls er in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“
om 31. Dezember vergangenen Jahres vom Doping als
iner Seuche gesprochen hat, die die Existenz des Spor-
es gefährdet.


(Beifall des Abg. Klaus Riegert [CDU/CSU])


nsofern sind wir aufgefordert, alles dafür zu tun, Do-
ingmissbrauch effizienter zu bekämpfen.

Es gibt Gott sei Dank seit geraumer Zeit eine breite
iskussion in der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft,


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Aus Bayern!)


uch im gesetzgeberischen Bereich mehr zu tun, um den
ampf gegen Doping zu verstärken. Uns sollte aber

uch klar sein, dass Doping kein nationales, sondern ein
nternationales Problem ist. Bei allem, was wir tun,
önnen wir in Deutschland nur einen Teilbereich regeln.
oping ist aber leider Gottes mittlerweile ein Thema,
as den gesamten Weltsport betrifft.

Deswegen ist es richtig, dass sich die UNESCO zu
em Übereinkommen durchgerungen hat. Ich möchte
etonen, dass Deutschland einen sehr wichtigen Beitrag
um Zustandekommen des Übereinkommens geleistet
at. Die Beteiligten haben sich in den Gremien intensiv
ür das Zustandekommen und die Verabschiedung dieses
bereinkommens eingesetzt. Es ist nicht zuletzt den
eutschen Vertretern zu verdanken, dass wir mit dem
bereinkommen der UNESCO erstmals über ein welt-
eit verbindlich geltendes Regelwerk verfügen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte des Weiteren mit einer Interpretation auf-
äumen. Wir dürfen uns, was die Auswirkungen des
NESCO-Übereinkommens anbelangt, für Deutschland
icht allzu viel versprechen, weil hinsichtlich der materi-
llen Anforderungen der Großteil der Vorschriften dieses
bereinkommens in Deutschland schon geltendes Recht

st. Aber – die Sendung in der ARD am vergangenen
ittwoch ist schon angesprochen worden – es ist gerade

n den letzten Tagen deutlich geworden, dass in Deutsch-
and nicht alles zum Besten steht, was die Bekämpfung
on Dopingmissbrauch und vor allem was die Doping-
ontrollen anbelangt. Insofern gibt es auch in Deutsch-
and noch deutlichen Verbesserungsbedarf.

Ich bin froh, dass die Bundesregierung im September
es letzten Jahres ein Maßnahmenpaket vorgelegt hat,
as wir in vollem Umfang unterstützen. Es bedarf im ge-






(A) )



(B) )


Stephan Mayer (Altötting)

setzgeberischen Bereich in der Tat deutlicher Verbesse-
rungen.

Die Große Koalition hat sich im Koalitionsvertrag
darauf verständigt, mehr für eine effiziente Bekämpfung
des Dopingmissbrauchs zu tun. Diesen Ankündigungen
aus dem Koalitionsvertrag lassen wir jetzt konkrete Ta-
ten folgen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Insofern ist es richtig, dass auch im Zusammenhang mit
dem Arzneimittelgesetz einige Verbesserungen vorge-
sehen sind.

Die ARD-Sendung hat gezeigt, dass im Bereich der
Kontrollen nicht alles zum Besten steht. Es ist meines
Erachtens nicht hinnehmbar, dass offenbar im vergange-
nen Jahr in mehreren Hundert Fällen Sportler nicht anzu-
treffen waren, wenn sie zu Dopingkontrollen herangezo-
gen werden sollten. Unabhängig davon, wie hoch die
Zahl tatsächlich ist und aufgrund welcher Ausreden oder
Argumentation der Dopingtest nicht durchgeführt wer-
den konnte, muss eines klar sein: Die Verletzung von
Meldepflichten ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein
schwerer Verstoß, der entsprechend sanktioniert werden
muss. Deswegen ist es richtig, hier tätig zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte eines in aller Deutlichkeit sagen: Die Mil-
lionen Sportbegeisterten in Deutschland haben meines
Erachtens kein Interesse daran, jedes Wochenende zu
hören, dass die Staatsanwaltschaft und die Polizei wie-
der einmal Wettkampfstätten, Mannschaftsquartiere und
Trainingsplätze aufsuchen und tätig werden. Um eine
verstärkte Heranziehung des Strafrechts zur Dopingbe-
kämpfung vermeiden zu können, ist es erforderlich, dass
der organisierte Sport selbst, die Sportverbände, seiner
Verantwortung gerecht wird. Hier gibt es schon positive
Ansätze; das möchte ich gar nicht verhehlen. Zu diesem
Schluss komme ich, wenn ich mir zum Beispiel die
Initiative des Deutschen Schwimm-Verbandes an-
schaue, der seine A-Kader-Athleten verpflichtet, in re-
gelmäßigen Abständen unangekündigte Bluttests vor-
nehmen zu lassen und so ein nachhaltiges Blutbild
vorzuweisen. Obwohl es gar nicht gefordert ist, tut die-
ser Verband präventiv alles, um gar nicht erst den An-
schein des Dopings zu erwecken.

Das alles reicht aber insgesamt nicht aus. Deswegen
ist es richtig, den Strafrahmen für gewerbs- und ban-
denmäßiges Handeln im Bereich des Arzneimittel-
rechts zu Dopingzwecken auf zehn Jahre Freiheitsstrafe
deutlich zu erhöhen. Die Abgabe von Arzneimitteln zu
Dopingzwecken an Jugendliche unter 18 Jahren ist in
meinen Augen ein besonders verwerfliches Delikt. Auch
dann, wenn schwere Gesundheits- und Körperschädi-
gungen durch die Verwendung von Arzneimitteln zu Do-
pingzwecken drohen, ist ein Strafrahmen von zehn Jah-
ren Freiheitsstrafe durchaus angemessen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Genauso richtig ist, dass die Strafverfolgungsbehör-
den die Möglichkeit haben, das Mittel der Telefonüber-

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(C (D achung zu nutzen, wenn sie – das muss man so deutich sagen – kriminellen Banden auf die Schliche ommen. Die Strafverfolgungsbehörden dürfen nicht hnmächtig sein. Richtig ist ebenfalls, eine Kennzeichungspflicht für dopingrelevante Arzneimittel einzufühen. Ferner wird der Besitz nicht geringer Mengen von esonders gefährlichen und am häufigsten verwendeten irkstoffen insbesondere im Bereich von anabolen Sub tanzen nunmehr auch beim Sportler unter Strafe getellt. In diesem Zusammenhang ist deutlich zu machen: er Begriff „nicht geringe Mengen“ ist so zu definieren, ass sie nicht der Deckung des Eigenbedarfs dienen. Bei hnen ist davon auszugehen, dass sie in den Handel geeben werden, dass sich der Sportler also die Dopingittel nicht zum Eigengebrauch verschafft hat, sondern ie als Händler, als Hehler an andere Sportler weitergeen will. Dies gehört strafrechtlich sanktioniert. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607703900

Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Kollege.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1607704000

Die Große Koalition hat gezeigt, dass sie handlungs-

ähig ist. Wir alle, zuvorderst der organisierte Sport, die
portverbände, aber auch – wie ausgeführt – der Gesetz-
eber, sind aufgefordert, an einem Strang zu ziehen und
azu beizutragen, dass wir dopingfreie Leistungen im
port bekommen und dass das Fair Play und die Glaub-
ürdigkeit des Sports in der Öffentlichkeit wiederherge-

tellt werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607704100

Dr. Peter Danckert hat das Wort für die SPD-Fraktion.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1607704200

Frau Vizepräsidentin! Meine Damen und Herren! Wir

erden in wenigen Minuten den Entwurf eines Gesetzes
erabschieden, das zwar mit sieben oder acht Zeilen ein
leines Gesetz ist, das aber durch das Übereinkommen
m Anhang – so hoffe ich – große Wirkung haben wird.

Herr Staatssekretär, ich will, nachdem ein solch gro-
er Kompromiss möglich war, nicht unbedingt kritisie-
en, dass ein Übereinkommen vom 19. Oktober 2005
rst nach anderthalb Jahren in das Gesetzgebungsverfah-
en einmündet. Mir hat sich zwar nicht richtig erschlos-
en, warum es so lange gedauert hat; aber das ist nur eine
andbemerkung.

Wir sind in diesen Tagen, gerade gestern, gefragt wor-
en, ob der Kompromiss, den wir erzielt haben, etwas
it dem heutigen Tag zu tun hat. Mag sein, dass uns das

usätzlich angetrieben hat. Ich kann als einer derjenigen,
ie hier mitgewirkt haben, sagen: Wir haben seit Mona-
en miteinander diskutiert, nicht öffentlich, aber intensiv
nd in mehreren Etappen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert
Ich darf an dieser Stelle dafür auch einmal Dank sa-
gen. Ich bedanke mich bei unserer sportpolitischen Spre-
cherin, bei unserer AG, bei Kurt Beck, der das unter-
stützt hat, Peter Struck, Fritz Rudolf Körper und vielen
anderen, aber – und das ist genauso wichtig – ich be-
danke mich auch bei meinen Gesprächspartnern in der
Union. Da nenne ich in erster Linie Klaus Riegert und
Peter Rauen. Ihr habt wirklich in sehr kollegialer Weise
bei diesem schwierigen Thema mit uns zusammengear-
beitet. Nur so war das möglich. Ihr habt diesen Kompro-
miss – möglicherweise genauso mühevoll wie wir – in
euren Arbeitsgruppen vertreten müssen. Der Dank geht
auch an eure Fraktionsspitze, denn ohne die hättet ihr
das nicht machen können. An dieser Stelle hat sich die
Kollegialität sehr positiv ausgewirkt.

Ich bin froh, dass wir Unstimmigkeiten ausgeräumt
haben. Es wird sicherlich im Gesetzgebungsverfahren
noch die eine oder andere Frage auftauchen. Das ist im-
mer so. Das sehen wir auch bei der Gesundheitsreform.


(Detlef Parr [FDP]: Gutes Beispiel!)


Wir haben aber die große Linie verabschiedet. Das ist
wichtig. Da gibt es Neuerungen. Natürlich fällt es auf,
dass sich jetzt viele in diesem Kompromissvorschlag
wiederfinden.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig unterschiedliche Leute! Erstaunlich!)


Ich finde das gar nicht schlimm. Es besteht doch immer
die Schwierigkeit bei solchen Kompromissen, dass es
keine Sieger und keine Verlierer geben darf. So sehe ich
es als positives Zeichen, wenn der Sport, vertreten durch
den Präsidenten Dr. Thomas Bach und den Generalse-
kretär Dr. Michael Vesper, sagt: Das haben wir schon
immer gewollt. – Wunderbar, dann gibt es aus dieser
Ecke auch keine Bedenken mehr.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, ihr wolltet mehr!)


Ich finde es auch wunderbar, dass Christa Thiel, die Vor-
sitzende der Thiel-Kommission, sagt, sie habe das schon
immer gewollt.


(Detlef Parr [FDP]: Aber die SPD hat etwas anderes gewollt! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da müsst ihr zum Nachdenken kommen! Wer oder was stimmt da nicht?)


Das verwundert uns natürlich ein bisschen, aber das ist
gar nicht schädlich. Wir werden jetzt Seite an Seite ge-
hen. Ich will den Text eines Liedes etwas modifizieren
– singen darf man hier ja nicht –, der lautet: Wann wir
schreiten Seit’ an Seit’…, muss es wohl gelingen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Detlef Parr [FDP]: Da können wir auch die Internationale singen!)


Meine sozialdemokratischen Freunde kennen das Lied.
Lasst uns das übersetzen: Wenn wir die Ernte einfahren
können, dann haben wir – einige Wochen wird es noch
dauern; ich hoffe, zum 1. Juli gelingt es – viel erreicht,

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(C (D nd es liegt noch viel vor uns. Wir bemühen uns um die ufnahme des Sports in das Grundgesetz, wir haben bei er Reform des Vereinsrechts viel zu tun, und wir haben m 27. Februar eine umfassende Anhörung. Wir wollen twas für den Sport tun. Wir müssen Deutschland im port voranbringen, jedenfalls unseren Teil dazu leisten. uch für sportbetonte Schulen muss viel mehr getan erden. Wir haben jetzt einen Konfliktpunkt ausge äumt. Dafür bin ich den Kollegen sehr dankbar, auch em Bundesinnenminister. Herr Bergner, würden Sie hm das bitte ausrichten? Er hat immer gesagt: Wenn ihr ntergehakt zu mir kommt, dann machen wir das. Ich habe an dieser Stelle aber noch eine Bitte. Ich laube, da spreche ich im Namen der Koalitionsfraktioen. Das, was wir jetzt vereinbart haben, Herr Bergner, ollte nach Möglichkeit in das jetzt eingeleitete Gesetzebungsverfahren schon eingespeist werden. ir haben natürlich auch die Möglichkeit, das im Rahen der parlamentarischen Beratung einzubringen. Das st der Kompromiss, auf den der Innenminister gewartet at. Jetzt ist er da, und jetzt soll er diesen bitte einarbeien, selbst wenn das 14 Tage länger dauert. Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage des errn Parr zulassen? Ja, der Kollege Parr darf auch einmal fragen. (Dagmar Freitag [SPD]: Darauf warten wir immer!)


(Zustimmung bei der SPD)


(Dagmar Freitag [SPD]: Sehr richtig!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607704300
Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1607704400


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1607704500

Herr Kollege Danckert, Sie haben in Ihrer Presse-

rklärung geschrieben:

Die Koalitionsfraktionen sind sich weiterhin darü-
ber einig, dass der Besitz nicht geringer Mengen
den Handel indiziert und bestraft werden soll.

In dem Zehnpunkteprogramm des DOSB steht, dass
er DOSB „eine Strafverschärfung für das banden- und
ewerbsmäßige Inverkehrbringen von Dopingsubstan-
en“ fordert. Und weiter:

Der DOSB weist ausdrücklich darauf hin, dass
Athleten/innen, die mit Dopingmitteln handeln oder
sie anderweitig in den Verkehr bringen, mit Ge-
fängnisstrafe bedroht sind.


(Dagmar Freitag [SPD]: Das ist etwas völlig anderes!)


elcher Konflikt ist jetzt eigentlich gelöst worden, wenn
ie Koalition offensichtlich genau diese Position des
OSB unterstützt?


(Dagmar Freitag [SPD]: Sie haben es wirklich nicht verstanden, Herr Parr!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1607704600

Lieber Kollege Parr, ich weiß nicht, ob dieses Parla-

ment der geeignete Ort ist –


(Detlef Parr [FDP]: Ich möchte eine inhaltliche Antwort haben!)


– jetzt lassen Sie mich doch bitte ausreden; Sie haben
Ihre Frage gestellt, und ich gebe jetzt die Antwort –, um
Nachhilfeunterricht in gewissen juristischen Fragen zu
geben.


(Dagmar Freitag [SPD]: Ist aber nötig!)


Die Lage ist folgendermaßen: In § 6 a des Arzneimit-
telgesetzes ist unter anderem der Handel – das ist der
Punkt – unter Strafe gestellt. Da, wo Sportler, Funktio-
näre, Mediziner und Personen wie Herr Springstein mit
unerlaubten Substanzen angetroffen worden sind, haben
sie sich immer damit herausgeredet, dass sie gesagt
haben: Wir wollen nicht handeln – die Staatsanwalt-
schaft muss Handel nachweisen –; vielmehr besitzen wir
das nur für den Eigenverbrauch. Ein solches Heraus-
reden wird mit der von uns hier vorgeschlagenen Lösung
ausgeräumt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie reden wider besseres Wissen!)


Derjenige, der mehr als eine geringe Menge unerlaubter
Substanzen besitzt, wird für den Besitz dieser unerlaub-
ten Substanzen bestraft.

Der Gedanke, der dahintersteht, ist – Klaus Riegert
wird das sicherlich bestätigen –, dass schon dieser Besitz
ein Hinweis auf Handel sein könnte. Sanktioniert wird
also nicht der Handel, sondern der Besitz einer nicht ge-
ringen Menge. Das ist ein Teil der von uns immer gefor-
derten Besitzstrafbarkeit. Das ist eine neue Qualität.

Wir haben uns also gewissermaßen eine Brücke ge-
baut: Auch der Besitz einer nicht geringen Menge ist ein
Hinweis auf einen Handel. Damit liegen wir auf der Li-
nie der bisherigen gesetzlichen Regelungen. Ich denke,
das kann jeder, der fünf Minuten darüber nachdenkt, ver-
stehen. Wir haben uns jedenfalls auf diesen Punkt ver-
ständigt. Wir halten das für den richtigen Ansatz, den
wir im Gesetzgebungsverfahren verfolgen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es ist gut, wenn sich nun alle hinter uns sammeln. Dann
werden wir dieses gemeinsame Anliegen umsetzen.

Die Sendung „Mission: Sauberer Sport“ in der ARD
am vergangenen Mittwoch hat gezeigt – das ist hier
schon angesprochen worden –, dass wir ein zusätzliches
Problem haben: Nicht nur die Wettkampfkontrollen, son-
dern auch die Trainingskontrollen müssen einwandfrei
durchgeführt werden; das gehört zusammen. Zu den
Wettkampfkontrollen will ich ganz klar sagen: Das
Volumen der Wettkampfkontrollen, die jetzt durch-
geführt werden und aus dem Etat der NADA und mögli-
cherweise der Verbände finanziert werden, ist viel zu ge-
ring. Angesichts der Zahl unserer Kaderathleten muss
das Volumen der Wettkampfkontrollen deutlich erhöht
werden.

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(C (D azu brauchen wir aber Mittel. Ein weiteres Problem mit den Trainingskontrollen ist n der Reportage von Hajo Seppelt und Jo Goll ganz eutlich geworden: die enorme Zahl von Athleten, die zu ontrollieren sind – seien es nun 400, 300 oder nur 00 Athleten. Wir haben gemeinsam beschlossen, in der itzung des Sportausschusses am 31. Januar einen Bei rag zur Aufklärung zu leisten. (Beifall des Abg. Eberhard Gienger [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir werden sehen, ob uns das gelingt. An diesem Tage
erden Präsident Bach, Herr Prokop, Athletenvertreter
nd Herr Dr. Pabst, der mit seinen Kontrolleuren durch
as Land reist, zu Gast sein, und dann werden wir sehen,
as da wirklich los ist. Wir brauchen jedenfalls Aufklä-

ung.

Ich habe vorgeschlagen, eine unabhängige Kommis-
ion einzusetzen, und mir erlaubt, Ihren geschätzten
ollegen Klaus Kinkel als Vorsitzenden dieser Kommis-

ion vorzuschlagen. Ich glaube nämlich, dass er eine in-
egre Persönlichkeit ist, die mit dem Sport sehr verbun-
en ist. Er könnte diese Arbeit leisten. Weder die NADA
och eine andere Sportorganisation sollte diese Unter-
uchung vornehmen. Wir wollen, dass eine unabhängige
inrichtung dies tut. Wenn die Ergebnisse vorliegen,
erden wir sehen, was an diesen Stellen noch zu tun ist.

Jetzt komme ich auf die Mittel zu sprechen. Wir müs-
en auch bereit sein, mehr Mittel einzusetzen.


(Beifall des Abg. Eberhard Gienger [CDU/CSU])


ier ist schon gesagt worden – ich glaube, von Dagmar
reitag –: Eigentlich wird die NADA nur durch Steuer-
ittel des Staates finanziert. Ich frage den organisierten
port – ich wende mich hier an einen namhaften Vertre-

er: Eberhard Gienger –: Wäre es nicht sinnvoll, einmal
u überlegen, ob der Sport nicht selber mehr dazu beitra-
en kann? Ich habe vor einem Jahr die Dopingabgabe ins
espräch gebracht. Für Sponsoring im Sport stehen
,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Wenn davon
Prozent abgezweigt würde, dann stünden – das ist leicht

usgerechnet, Detlef Parr – zusätzlich 25 Millionen Euro
ur Verfügung. Wenn nur 0,5 Prozent abgezweigt wür-
en, stünden immer noch 12,5 Millionen Euro zusätzlich
ur Verfügung.

Wir haben jetzt einen Etat von 1,7 Millionen Euro – in
inem Land mit 82 Millionen Einwohnern und einer ent-
prechenden Zahl von Sportlern! Das entspricht dem Etat
on Finnland und der Schweiz. Zur Bevölkerungssitua-
ion in diesen Ländern brauche ich Ihnen nichts zu sagen.

ir müssen in diesem Bereich mehr tun. Wenn wir das
iel einer effektiveren Dopingbekämpfung erreichen
ollen, dann müssen über eine Dopingabgabe oder et-
as Vergleichbares mehr Mittel zur Verfügung stehen.

Die 250 000 Euro für das Jahr 2007 sind – das ist an
ie Adresse des DOSB gerichtet – ein netter Beitrag,
ber sozusagen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert
Wir brauchen nicht einmalig 250 000 Euro – das war ja
eine einmalige Verpflichtung –, sondern dauerhaft er-
heblich mehr Mittel. Wenn wir eine effektivere Doping-
bekämpfung wollen, brauchen wir nicht nur 250 000
Euro, sondern 25 Millionen Euro. Ich glaube, das wäre
im Interesse der Sportler, des organisierten Sports, der
Politik und auch der Sponsoren. Denn auch die Sponso-
ren müssen ein Interesse daran haben – das zeigt sich un-
ter anderem bei der Telekom –, dass im Kampf gegen
Doping etwas Nachhaltiges getan wird.


(Beifall der Abg. Dagmar Freitag [SPD])


Mit der Ratifizierung des Übereinkommens wurde
eine Grundlage geschaffen. Herr Staatssekretär, wir wer-
den sehen, wie Art. 8 Abs. 2 des Gesetzentwurfs ausge-
legt wird. Ich verweise dabei auf die Möglichkeiten des
Art. 5: Es dürfen nicht nur Reden im Parlament gehalten
werden, sondern es müssen auch Gesetze auf den Weg
gebracht werden. Wir müssen etwas umsetzen.

Wir sind mit diesem Kompromiss auf dem richtigen
Weg. Ganz wichtig war, dass wir mit dem DOSB Frie-
den geschlossen haben. Die heftigen Meinungsverschie-
denheiten, da gebe ich Detlef Parr recht, sind sozusagen
Schnee von gestern. Das kann man noch einmal nachle-
sen, wenn einen das freut.


(Detlef Parr [FDP]: Lieber nicht!)


Aber wir gucken nach vorne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607704700

Vielleicht nicht mehr allzu weit, Ihre Redezeit ist ab-

gelaufen.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1607704800

Ich bedanke mich ausdrücklich bei denen, die mitge-

wirkt haben: Klaus Riegert, Peter Rauen, Dagmar
Freitag, Swen Schulz und andere. Wir sind auf einem
guten Wege. Wenn wir jetzt diesen Gesetzentwurf verab-
schieden, dann haben wir eine gute gesetzliche Grund-
lage geschaffen.

Vielen Dank, Frau Vizepräsidentin!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607704900

Damit schließe ich die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zu dem Inter-
nationalen Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 ge-
gen Doping im Sport auf Drucksache 16/3712. Der
Sportausschuss empfiehlt auf Drucksache 16/4077, den
Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der
Gesetzentwurf einstimmig angenommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich gebe bekannt, dass interfraktionell vereinbart
worden ist, die heutige Tagesordnung um die Beratung

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(C (D er Anträge der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen nd der Fraktion der FDP zu dem möglichen Einsatz von ornado-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan auf rucksachen 16/4048 und 16/4096 zu erweitern und iese jetzt in verbundener Beratung mit Zusatzpunkt 7 ufzurufen. – Damit sind Sie einverstanden. Dann verahren wir so. Ich rufe Zusatzpunkt 7 sowie die eben aufgesetzten usatzpunkte 9 und 10 auf: P 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika Knoche, Dr. Norman Paech, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Keine Tornado-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan einsetzen – Drucksache 16/4047 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung P 9 Beratung des Antrags der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Keine Zusage deutscher Tornados ohne Bundestagsmandat – Drucksache 16/4048 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung P 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Birgit Homburger, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Neues Mandat für Tornado-Einsatz unerlässlich – Drucksache 16/4096 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Zwischen den Fraktionen ist verabredet worden, eine albe Stunde zu debattieren, wobei die Fraktion Die inke fünf Minuten Redezeit erhalten soll. – Dazu höre ch keinen Widerspruch. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen skar Lafontaine das Wort. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! ie Frage, ob Tornados der Bundeswehr in den Süden fghanistans geschickt werden sollen, beschäftigt mitt erweile auch große Teile der deutschen Öffentlichkeit. abei stand in den letzten Wochen die Frage im Vorder Oskar Lafontaine grund, ob es dazu eines Bundestagsmandates bedarf. Wir sind der Auffassung: Dies ist notwendig. Wir unterstützen alle diejenigen, die darauf bestehen, dass der Deutsche Bundestag hierüber Beschluss fasst, weil wir dabei bleiben, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee sein muss. Bei uns steht diese Frage aber nicht im Vordergrund. Man könnte durch die intensive Diskussion dieser Fragestellung von dem eigentlichen Thema abgelenkt werden. Das eigentliche Thema ist die Frage, ob hier ein Kampfeinsatz beschlossen wird. Nach unserer Auffassung wird ein Kampfeinsatz beschlossen. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für Sie ist in Afghanistan bisher doch alles Kampfeinsatz! – Gegenruf von der LINKEN: Das ist kein Widerspruch!)


(Beifall bei der LINKEN)

Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607705000




(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


– Ja. – Ehe ein solcher Kampfeinsatz beschlossen wird,
sollte man sich zumindest Klarheit darüber verschaffen,
was man da mit beschließt. Diese Tornados unterstützen
die Zielfindung der NATO-Bomben. Bei den NATO-
Bombardierungen im Süden Afghanistans kommen viele
Zivilisten ums Leben. Ich halte es für völlig verantwor-
tungslos, eine solche Vorgehensweise in diesem Parla-
ment auch noch zu unterstützen bzw. zu beschließen.


(Beifall bei der LINKEN)


Noch wichtiger ist für mich aber, dass wir uns mit
dieser Vorgehensweise den Terror ins Land holen.


(Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/ CSU]: Das ist ein entsetzlicher Unsinn!)


Ich kann nur immer wieder darauf verweisen, dass die
Mehrheit des Bundestages dann, wenn sie solchen Ein-
sätzen zustimmt, schlicht und einfach ihrer Verantwor-
tung nicht gerecht wird; denn es ist nicht der Auftrag des
Bundestages, Beschlüsse zu fassen, den Terrorismus
nach Deutschland zu holen. Das müsste doch eigentlich
vermittelbar sein.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist unglaublich!)


Alle ausländischen Dienste – einschließlich der amerika-
nischen Dienste – sagen, dass wir durch solche Einsätze
die Terroranschlagsgefahr in Deutschland erhöhen.


(Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/ CSU]: Durch solche Reden möglicherweise ja!)


Das müsste Sie doch beschäftigen, meine Damen und
Herren.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich kann die Blauäugigkeit nicht verstehen, mit der
man solche Einsätze beschließt. Es wurde einmal gesagt
– das war einer der törichtsten Aussprüche, die hier in
den letzten Jahren gefallen sind –:


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die meisten von Ihnen!)


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(C (D eutschland wird auch am Hindukusch verteidigt. – Da arf man sich doch nicht wundern, wenn die Opfer der ATO-Bomben im Süden Afghanistans beispielsweise agen: Meine Verwandten werden in Deutschland geächt. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt bisher nur Hekmatjar!)


an muss sich zumindest klar darüber werden, was man
it solch einer törichten Argumentation in der Welt alles

nrichtet.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sind der Auffassung, dass es das Richtige wäre,
ie Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Wir glauben,
ass überhaupt keine vernünftige Strategie vorhanden
st, die begründen könnte, dass diese Truppen in Afgha-
istan weiter stationiert bleiben sollten. Wir sind der
uffassung, dass eine solche Vorgehensweise, wie sie
erzeit wiederum ins Auge gefasst wird, erstens mit un-
erer Verfassung nicht in Übereinstimmung ist, zwei-
ens das Völkerrecht bricht und drittens auch vom
ATO-Vertrag nicht gedeckt ist. Insofern ist es an der
eit, endlich umzukehren, ehe Schlimmeres passiert.


(Beifall bei der LINKEN)


Es wird immer wieder gesagt, durch den Einsatz in
fghanistan sei Großartiges erreicht worden. Ich möchte
arauf hinweisen, dass es auch viele kritische Stimmen
ibt. Ich empfehle insbesondere dem konservativen Teil
es Hauses, einmal die Auffassung zur Kenntnis zu neh-
en,


(Zuruf von der CDU/CSU: Hekmatjar oder wie?)


ie Peter Scholl-Latour immer wieder vorträgt; der kennt
ich in Afghanistan ja sicherlich besser aus als viele
amen und Herren dieses Hohen Hauses. Seine Auffas-

ung, dass wir dort keines der Ziele erreicht haben, die
ir vorgegeben haben zu erreichen, ist sicherlich nicht
hne Weiteres von der Hand zu weisen. Wenn er etwas
art formuliert: „Wir arbeiten hier mit Drogenbaronen
nd Verbrechern zusammen. Ist das eigentlich Auftrag
er Bundeswehr?“, dann ist dies nicht ohne Weiteres
om Tisch zu wischen. Es kann nicht Auftrag einer Par-
amentsarmee sein, mit Verbrechern und Drogenbaronen
usammenzuarbeiten. Auch das muss einmal in aller
larheit festgestellt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie auch immer Sie die Argumente drehen und wen-
en: Sie haben sich verrannt. Jeder weiß: Wenn man sich
errannt hat, ist es schwer, wieder umzukehren.


(Zuruf von der SPD: Dafür sind Sie ein sehr gutes Beispiel! – Weitere Zurufe)


Ihr habt die Erfahrung gemacht, dass ihr euch verrannt
abt. Ihr habt nur nicht gelernt umzukehren. Es wird Zeit
afür. Sonst bringen die Wähler es euch bei.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Zurück zu der ernsthaften Auseinandersetzung. Der
Einsatz in Afghanistan führt zu keinem vernünftigen Er-
gebnis. Er erhöht die Terroranschlagsgefahr in Deutsch-
land. Er setzt eine Politik fort, die auf permanentem Völ-
kerrechtsbruch begründet ist. Deswegen können wir nur
sagen: Gehen Sie diesen Weg nicht! Die Erweiterung auf
einen Kampfeinsatz ist durch nichts begründet. Kehren
Sie um, und ziehen Sie die Truppen aus Afghanistan zu-
rück!


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607705100

Das Wort hat der Kollege Ruprecht Polenz, CDU/

CSU-Fraktion.


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1607705200

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Die Fraktion Die Linke beantragt, Afghanistan
sich selbst zu überlassen. Sie beantragen, die Fehler zu
wiederholen, die nach dem Abzug der Sowjetunion aus
Afghanistan gemacht worden sind. Sie beantragen, eine
Situation herbeizuführen, die in Afghanistan eher über
kurz als über lang wieder zu einem Bürgerkrieg führen
würde. Sie wollen die Voraussetzungen dafür geschaffen
sehen, dass Afghanistan endgültig ein Failed State wird,
ein Rückzugs-, Ruhe- und Ausbildungsraum für Terro-
risten, wie Afghanistan es vor dem Einsatz war.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dieser Antrag ist unverantwortlich, auch wenn Sie hi-
neingeschrieben haben, dass Sie eine „verantwortliche
Exitstrategie“ wollen. Eine solche Strategie gibt es zum
jetzigen Zeitpunkt nicht. Allein das Nachdenken darüber
ist unverantwortlich. Dieser Antrag ist unverantwortlich,
weil er das Signal aussendet, wir könnten Afghanistan
möglicherweise im Stich lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Bei aller Unterschiedlichkeit der Lebensläufe und Bio-
grafien der Attentäter vom 11. September hatten sie alle
eines gemeinsam, Herr Kollege Lafontaine: Alle waren
mehrere Wochen, teilweise Monate, in Ausbildungsla-
gern und Trainingscamps der al-Qaida in Afghanistan.
In den Lagern der al-Qaida hat man Schulungs- und
Ausbildungsmaterial, zum Beispiel Pläne, gefunden, die
ganz klar belegt haben, was die weiteren Ziele dieser
Terrororganisation sind.

Wir haben es bei den Anschlägen in London, in Ma-
drid, auf Bali und auf Djerba – wo übrigens auch Deut-
sche ums Leben gekommen sind – gesehen, genauso wie
bei den sogenannten Kofferbombern von Köln und Dort-
mund, deren versuchter Anschlag nur aus technischen
Gründen nicht viele Tote zur Folge hatte: Die Spur führt
immer auch in Richtung al-Qaida. Das zeigt, dass der
Satz, den der damalige Verteidigungsminister Struck ge-
sagt hat, dass Deutschland auch am Hindukusch vertei-
digt wird, nach wie vor gilt; denn wir müssen verhin-

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(C (D ern, dass Afghanistan wieder ein Rückzugsraum für alaida wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Kampf kann natürlich nicht allein militärisch ge-
onnen werden; das weiß jeder. Es geht um einen klu-
en Mix zwischen zivilem Aufbau und militärischer Si-
herheitsvorsorge. Der NATO-Außenministerrat wird
m 26. Januar darüber sprechen, wie diese Strategie auf
anz Afghanistan ausgeweitet werden kann.

ISAF ist ein breites internationales Bündnis. Die Zu-
ammenarbeit der 37 Nationen hat eine klare völker-
echtliche Grundlage, nämlich die Resolution des Si-
herheitsrates. Der Auftrag lautet, Afghanistan bei der
ufrechterhaltung der Sicherheit zu unterstützen, stabili-

ätserhaltend und stabilitätsschaffend zu arbeiten. Das ist
icht nur Nothilfe und nicht nur Selbstverteidigung.
uch die Operation „Medusa“ beispielsweise ist unter
em ISAF-Mandat durchgeführt worden. Stabilitäts-
chaffung durch Militär setzt natürlich voraus, dass man
n dem einen oder anderen Fall seine Waffen einsetzt.

Trotzdem ist ISAF – ich will den Begriff einmal auf-
reifen – keine Kriegspartei. Mit diesem Begriff wird
ine Symmetrie zwischen Taliban und den internationa-
en Truppen suggeriert. Das lehnen wir ab. Im Übrigen
reifen Sie hier zu einer Terminologie, die wir bei unse-
en amerikanischen Freunden kritisieren. Wir führen in
fghanistan keinen Krieg, sondern wir sind von der af-
hanischen Regierung eingeladen worden und arbeiten
uf der Basis eines UN-Mandates.


(Lachen bei der LINKEN)


as ist die Sachlage, die Sie mit Ihrem Antrag in Zwei-
el zu ziehen versuchen. Das lehnen wir ab.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Lage, so wie sie sich derzeit darstellt, ist differen-
iert zu beurteilen. Auf der einen Seite gibt es Erfolge
nd auf der anderen Seite wachsende Schwierigkeiten.
rfolge gibt es bei der Demokratisierung, bei der Situa-

ion der Frauen, auf dem Bildungssektor und dem Ge-
undheitssektor. Allein die Tatsache, dass inzwischen
ber 4 Millionen Flüchtlinge nach Afghanistan zurück-
ekehrt sind, weil sie glauben, dass die Voraussetzun-
en, das Land wieder aufzubauen, immer besser werden,
eigt, dass eine Schwarz-Weiß-Sicht, wie Sie sie hier
argestellt haben – nach dem Motto: Es macht sowieso
einen Sinn, sich für Afghanistan zu engagieren –, der
irklichkeit nicht entspricht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auf der anderen Seite gibt es – teilweise wachsende –
chwierigkeiten, weil die gewünschte Entwicklung
anchmal ausbleibt. Das führt zu Ungeduld, die Pro-

leme mit Korruption und Drogen nehmen zu, und in
anchen Provinzen verschlechtert sich die Sicherheits-

age. Aber das darf nicht dazu führen, jetzt Hals über
opf das Land zu verlassen, so wie Sie es dem Bundes-

ag empfehlen.






(A) )



(B) )


Ruprecht Polenz
Der deutsche Schwerpunkt bleibt der Norden. Ein
dauerhafter Erfolg – das allerdings muss hinzugefügt
werden – kann nur bei einem Erfolg in allen Teilen Af-
ghanistans erreicht werden. Es gibt keine ISAF-Nord
und ISAF-Süd. Wer in dieser Woche die Gelegenheit
hatte, mit unseren britischen Kollegen zu sprechen, der
wird festgestellt haben, dass deren PRT-Konzept, also
das Provincial-Reconstruction-Team-Konzept, und Vor-
gehensweise der Art, wie Deutschland im Norden die
Wiederaufbauarbeiten in Verbindung mit militärischen
Fähigkeiten angeht, sehr ähnlich sind.

Nun zur Anfrage der NATO bezüglich der Tornados:
Es geht um die Frage, ob Deutschland bei der Aufklä-
rung helfen kann. Es geht nicht um unmittelbare Zielbe-
kämpfung. Eine verbesserte Aufklärung, eine verbes-
serte Kenntnis über mögliche Bedrohungen, Herr
Lafontaine, dient zunächst dem Schutz eigener Kräfte,
natürlich auch dem Schutz unserer Entwicklungshelfer
und nicht zuletzt dem Vermeiden sogenannter Kollate-
ralschäden, wenn Angriffe auf feindliche Ziele gestartet
werden müssen. Wer also Aufklärung unterbindet, be-
wirkt genau das, was Sie hier vorgeben anzuprangern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb finde ich es richtig, dass die Bundesregie-
rung ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärt hat, zu prü-
fen, ob wir die Aufklärungslücke, die möglicherweise
entsteht, mit den RECCE-Tornados schließen können,
wobei die näheren Umstände – wo, wie lange, mit wel-
chem genauen Auftrag? – noch geprüft werden, unter
anderem durch eine Fact-Finding-Mission. Die Bundes-
regierung hat noch keine Entscheidung getroffen. Wir
gehen aber davon aus, Herr Minister, dass die Entschei-
dung, so sie denn getroffen wird, wie bei allen Auslands-
einsätzen bisher – da schließe ich die Vorgängerregie-
rung ein – auf einer eindeutigen, unzweifelhaften
Rechtsgrundlage erfolgt. Denn das ist die Voraussetzung
für eine möglichst breite parlamentarische Zustimmung.
Das ist auch die Voraussetzung dafür, dass man unseren
Soldaten, denen ich an dieser Stelle danke, dieses
schwierige Mandat überhaupt zumuten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin allerdings der Meinung, dass die detaillierten
Sachfragen zum Tornadoeinsatz dann erörtert werden
sollten – das werden wir in jedem Falle tun –, wenn die
Entscheidung der Bundesregierung getroffen ist. Des-
halb will ich jetzt keine weiteren Ausführungen dazu
machen.

Ich könnte mir allerdings vorstellen – damit komme
ich zum Schluss –, dass der Antrag der Fraktion der FDP
und vielleicht auch der des Bündnisses 90/Die Grünen,
die sozusagen im Vorgriff auf eine Entscheidung der
Bundesregierung ein bestimmtes Verfahren anmahnen,
hätten vermieden werden können,


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


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(C (D enn uns der Informationsfluss der Bundesregierung ber Pläne und Absichten etwas rechtzeitiger und kontiuierlicher erreichen würde. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as möchte ich als Vorsitzender des Auswärtigen Aus-
chusses ausdrücklich anmahnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607705300

Dr. Werner Hoyer hat das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1607705400

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin! Liebe Kollegin-

en und Kollegen! Die Bemerkung zur Informationspo-
itik möchte ich unterstreichen. Ich möchte es auch bei
ieser Bemerkung belassen. Herr Minister, seien Sie si-
her: Wir wollen nicht die Oberingenieure oder die Un-
erkommandeure der Armee werden. Aber die politische
erantwortung müssen wir am Ende tragen. Deshalb
öchten wir frühzeitig in die Überlegungen einbezogen
erden.

Zur Rechtsfrage: Ich habe gestern das Ergebnis einer
eauftragung des Wissenschaftlichen Dienstes bekom-
en. In einem entsprechenden Gutachten kommt das
remium zu dem Ergebnis, dass die von der Bundesre-
ierung aufgrund der Anfrage überlegte Entsendung der
ornados grundsätzlich unter das bestehende ISAF-
andat fällt, wenn die Bedingungen eingehalten wer-

en, die dort genannt sind: Unabweisbarkeit, quantita-
ive und zeitliche Begrenzung, aber natürlich auch Per-
onal- und Haushaltsobergrenzen. Deshalb kann man die
ndgültige juristische Bewertung erst vornehmen, wenn
ir genau wissen, was uns vorgelegt wird.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Gleichwohl kann man natürlich eine politische Be-
ertung vornehmen. Hierbei komme ich zu dem
chluss, dass es mit Geist und Buchstaben des ISAF-Be-
chlusses sicherlich nicht oder nur sehr schwer vereinbar
äre, wenn mit einer Veränderung der Qualität der An-

trengungen unserer Bundeswehr in Afghanistan seitens
er Bundesrepublik Deutschland der Bundestag nicht
efasst würde. Politisch ist es also sehr viel klüger, sich
m eine Zustimmung des Bundestages zu bemühen.


(Beifall bei der FDP)


Meine Damen und Herren, ich glaube, in der Sache
tehen wir hier vor einer der schwierigsten Abwägungen
n der Außenpolitik seit langer Zeit. Mit der qualitativen
eränderung unserer Mitwirkung in Afghanistan einher
eht auf der einen Seite eine weitergehende Mitwirkung
n der Operation ISAF im Süden, wobei es sich natürlich
ei ISAF – das ist vollkommen zutreffend von Herrn
olenz gesagt worden – um einen Gesamteinsatz han-






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
delt. Die Aufteilung in Nord und Süd ist also nur unter
regionalen Gesichtspunkten richtig. Mit Berufung auf
diese Aufteilung kann sich die Bundesregierung aller-
dings nicht aus ihrer Mitverantwortung für das, was im
Süden geschieht, stehlen. Die NATO ist ja kein abstrak-
tes Gebilde, sondern wenn die NATO irgendetwas unter-
nimmt, dann kann das nicht geschehen, ohne dass vorher
deutsche Vertreter in den entsprechenden NATO-Gre-
mien mitgewirkt haben. Das heißt, auch wir tragen Mit-
verantwortung für das, was im Süden passiert. Das gilt
allerdings nur in begrenztem Maße für OEF, für die Ope-
ration „Enduring Freedom“, weil wir ja in der Tat so gut
wie nichts über das wissen, was im Osten Afghanistans
passiert. Ich empfehle die Lektüre des sehr interessanten
Berichts von Lothar Rühl, der vorgestern in der „Neuen
Zürcher Zeitung“ erschienen ist. Da muss man, wie ich
glaube, schon etwas genauer hinschauen. Die eine Frage
ist also, inwiefern diese qualitative Veränderung bzw. In-
tensivierung unseres Beitrages für uns ein Problem dar-
stellen könnte. Darüber hinaus haben wir andererseits
eine außerordentlich schwere bündnispolitische Frage zu
beantworten: Wenn die Anforderung des Bündnisses tat-
sächlich unabweisbar ist und wir die geforderte Leistung
erbringen könnten – die Bundesregierung wird uns das ja
dann darlegen müssen –, dann ist das bündnispolitisch
sehr brisant, weil mit der Beantwortung dieser Frage die
Bündnisfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland sehr
eng zusammenhängt. Ich empfehle also, das sehr sorg-
fältig zu erwägen, nicht nur, weil wir Liberale jeder Re-
nationalisierung der deutschen Sicherheits- und Verteidi-
gungspolitik widersprechen werden, nicht nur, weil wir
die NATO auch noch brauchen werden, wenn wir eines
Tages einmal nicht mehr über Afghanistan sprechen,
sondern auch, weil wir in Afghanistan auf die Solidarität
des Bündnisses, die sehr stark von unserer eigenen
Bündnisfähigkeit abhängt, im Interesse unserer eigenen,
dort tätigen Soldaten angewiesen sind.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen, werden
wir uns hier nicht vorzeitig festlegen. Wir werden sehr
sorgfältig prüfen und abwägen und dann im Lichte der
beiden genannten Überlegungen, nämlich zum einen, wo
unsere eigenen Interessen für das weitere Vorgehen in
Afghanistan liegen, und zum anderen, wie diese mit den
Bündnisinteressen in Einklang zu bringen sind, eine Ent-
scheidung fällen. Das Bündnisargument hat für uns ein
großes Gewicht. Aber andererseits bin ich, Herr Kollege
Polenz, nicht der Meinung, dass wir einfach allen Vor-
schlägen des NATO-Generalsekretärs folgen sollten.
Wenn Bush und de Hoop Scheffer – das ist ja meistens
das Gleiche –


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! Sie wissen es besser!)


nichts anderes als „more of the same“ einfällt, dann kön-
nen wir das so nicht hinnehmen; denn wir würden dabei
übersehen, dass wir mittel- und langfristig in Afghanis-
tan nur Erfolg haben können, wenn wir zwei Schlüssel-
probleme lösen, für die bislang niemand ein überzeugen-
des Konzept vorlegen konnte. Das eine Problem ist, dass

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(C (D as pakistanische Grenzgebiet Waziristan eine unerchöpfliche Quelle für den Nachschub an die Terroristen n Afghanistan bietet. Das zweite Problem ist der giganische Widerspruch in der Drogenfrage, der schon bei er ersten Ausweitung des Einsatzes der Bundeswehr uf Kunduz seinerzeit hier diskutiert worden ist. Irgendann müssen wir uns einmal die Mühe machen, Lösunen für diese beiden Probleme zu finden, sonst wird der insatz in Afghanistan am Ende in einer Katastrophe enen. Jeder, der bisher die Afghanistanbemühungen zum ackmustest für die NATO hochstilisiert hat, wird sich interher wundern, vor was für einem Scherbenhaufen er ann steht. Das Wort hat Detlef Dzembritzki von der SPD-Frak ion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch will vorweg sagen, dass für uns als SPD-Fraktion der iederaufbau, die Entwicklung und die Unterstützung es Parlaments und der Regierung in Afghanistan absout im Vordergrund stehen. Das ist selbstverständlich, aran wird nicht gerüttelt, und das wird auch weiterhin riorität haben. Außerdem wird auch ganz klar sein, dass das Einsatzebiet der Bundeswehr im Norden Afghanistans liegt. ber wir wissen – auch aus den Diskussionen und aus em Mandat –, dass temporäre Einsätze, temporäre Hilfe n anderer Stelle gefordert sind, machbar sind und tatächlich auch schon stattgefunden haben. Für uns ist also klar, dass eine Veränderung der Koneption nicht zur Diskussion steht. Für uns ist entscheiend – ich bin dem Vorsitzenden des Auswärtigen Auschusses dankbar, dass er darauf hingewiesen hat –, dass as, was wir inhaltlich bewegen wollen, dass das, was ir als Schwerpunkt im zivilen Aufbau sehen, sicher ich in militärischer Absicherung, auch von den andeen Bündnispartnern wahrgenommen wird, und dass wir ier in dieser Weise im besten Sinne des Wortes eine Koärenz herstellen. Herr Polenz, Sie haben auf unsere Gespräche mit den ollegen aus dem Unterhaus hingewiesen, die wirklich nteressant waren, weil sie sehr inhaltlich ausgerichtet aren. Ich darf das um meine Eindrücke aus Diskus ionsrunden in der Westeuropäischen Union ergänzen, in enen sehr stark nicht nur die militärische Frage, sonern immer wieder auch die inhaltlich zivile Frage in en Vordergrund gerückt wird. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir das einereits als Schwerpunkt betonen und beschreiben, komen wir doch andererseits nicht umhin, festzustellen, ass die Aufgabe in Afghanistan nur mit zivilem Aufbau nd ohne militärische Absicherung nicht zu lösen ist. ir dürfen und wir können nicht so tun – ich bitte bei en Freundinnen und Freunden vom Technischen Hilfs Detlef Dzembritzki werk um Nachsicht –, als wenn nur mit einem zivilen Einsatz des THWs das zu leisten wäre, was dort zu leisten ist. Ich glaube – auch meine Vorredner haben darauf hingewiesen –, dass wir bei dem, was im Augenblick von uns erbeten wird, nämlich im Aufklärungsbereich mitzuwirken – die britischen Kolleginnen und Kollegen haben uns bei dem Gespräch auch deutlich gemacht, dass ihre Kräfte erschöpft sind, dass sie andere Aufgaben wahrzunehmen haben –, nicht umhinkommen, uns diesem Ansinnen, diesem Anliegen objektiv zu öffnen und zu prüfen, ob wir es realisieren können. Denn – ich glaube, das ist deutlich zu unterstreichen – Aufklärung ist auch eine Frage von Sicherheit. Und Sicherheit für unsere Soldaten und für die Zivilbevölkerung soll mit im Vordergrund stehen. Wenn man sich die NATO-Länder anschaut, wissen wir, dass nicht alle über die Aufklärungskapazitäten, die hier notwendig sind, verfügen. Man darf auch darauf hinweisen – ich weiß, dass das alles bei Ihnen, Herr Lafontaine und Kolleginnen und Kollegen, nicht helfen wird –, dass die Tornados, soweit ich das beurteilen kann, sogar ziviler sind als die Flugzeuge, die bisher die Aufklärung machen. Aber das soll nicht vertieft werden, weil das von dem eigentlichen Problem ablenken würde. Herr Lafontaine, Sie haben gesagt: Wir holen den Terrorismus nach Deutschland. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht nur wundere, sondern dass diese Aussagen, so wie Sie sie hier aus meiner Sicht populistisch vornehmen, Schmerzen verursachen. Ich habe für Ihre Arbeit, die Sie in den zurückliegenden Jahrzehnten geleistet haben, nach wie vor Respekt. Ich habe auch an einigen Stellen die Möglichkeit gehabt, im persönlichen Gespräch mit Ihnen manchen Gedanken auszutauschen. Aber wie Sie uns hier im Parlament in die Situation meinen bringen zu können, dass wir – jetzt überziehe ich einmal ein bisschen – die Legitimierung von Terror wollten oder akzeptieren wollten, halte ich für eine große Ungeheuerlichkeit. Zumindest müsste man doch auch die Frage stellen: Wer würde denn, wenn er den Terror nach Deutschland bringt, der Terrorist sein? Das wäre doch keine ehrenwerte Persönlichkeit, sondern jemand, der aus genau dem terroristischen Umfeld käme, das wir durch die gemeinsamen Aktionen der internationalen Gemeinschaft zu bekämpfen versuchen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607705500
Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1607705600




(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen dafür sorgen, dass der Terror weder unser
Land noch andere Länder erreicht. Im Rahmen der inter-
nationalen Zusammenarbeit muss die internationale Ge-
meinschaft den Einsatz von Gewalt grundsätzlich ver-
dammen und ausschließen.


(Zurufe von der LINKEN)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, halten Sie sich reundlicherweise mit Zwischenrufen zurück; denn Sie issen es besser. Ich habe hier im Parlament schon einal darauf hingewiesen: Sicherlich gibt es Einzelne ich will jetzt keine Namen nennen –, die so tun, als ollten sie sich in unserem Land inkorrekt verhalten. ber, Frau Kollegin Knoche, wissen Sie, wie dankbar iele Kolleginnen und Kollegen im Parlament, insbeondere Frauen, und viele Menschen in Afghanistan ind, dass sich Europa und die Bundesrepublik einbrinen? Ich finde es dermaßen töricht – ich möchte nicht noch räftigere Worte benutzen –, den Vergleich zu ziehen: ie Sowjets sind gescheitert, also werdet auch ihr schei ern. Wir treten dort nicht als Okkupanten auf. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir wollen keine Vorschriften machen, was dort zu ge-
chehen hat. Wir sind dort, um dem Land, der Regierung
nd den Menschen dabei zu helfen, das eigene Schicksal
elbst in die Hand zu nehmen, um von uns unabhängig
u werden. Das ist der entscheidende Punkt. Nur wenn
an weiß, was in diesem Land in den zurückliegenden

rei Jahrzehnten geschehen ist, und wenn man zur
enntnis nimmt, dass die Kapazitäten, die notwendig
ären, um diese Aufgabe von einem Tag auf den ande-

en zu bewältigen, überhaupt nicht vorhanden sind, dann
ird deutlich, dass Hilfe notwendig ist.

Lieber Herr Hoyer, ich bin Ihnen für Ihren Beitrag
ankbar. Natürlich müssen wir uns jede Entscheidung,
ie den militärischen Bereich betrifft und damit verbun-
en sein könnte, dass Menschen zu Schaden oder sogar
u Tode kommen, besonders schwer machen. Sie haben
inige Überlegungen, an denen wir uns dabei orientieren
ollten, angesprochen. Eine solche Frage müssen wir im-
er wieder sehr genau prüfen. Das ist die Herausforde-

ung, die wir zu bewältigen haben. Ich vermute, dass wir
ns der Bitte, Kapazitäten zur Aufklärung zur Verfügung
u stellen, letztlich nicht werden entziehen können. Wir
erden intensiv darüber diskutieren. Wenn wir dieser
itte entsprechen, würden wir dadurch allerdings kei-
eswegs unsere Ideale verraten oder die Grundsätze der
usammenarbeit mit Afghanistan aufgeben. Das muss
eutlich unterstrichen werden.

Ich bin der Regierung dankbar, dass sie eines sehr
chnell erkannt hat – an dieser Stelle möchte ich nicht
ie juristische, sondern ausschließlich die politische Dis-
ussion führen –: Der Einsatz von Tornados würde eine
rweiterung des Mandats darstellen. Daher muss das
arlament darüber debattieren. Wir als Regierungskoali-

ion sollten das auf jeden Fall tun, weil wir immer großes
nteresse daran haben müssen, breite Mehrheiten im Par-
ament herzustellen. Allein auf Wunsch der Opposition
ätte diese Diskussion sofort beendet werden können.
ie SPD-Fraktion hat sich klar dazu bekannt – das finde

ch richtig –, dass eine neue Entscheidung über das Man-
at getroffen werden muss.


(Beifall bei der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki
Auch bin ich der Bundesregierung dankbar, dass sie
sich dieser Aufgabe im Rahmen ihrer Verantwortung in
der G 8 und insbesondere in der EU so intensiv zuwen-
det. Herr Polenz hat schon darauf aufmerksam gemacht,
dass die Außenministerkonferenz in Brüssel dazu ge-
nutzt werden soll, dass die Politischen Direktoren ge-
meinsame Arbeit leisten und dass man durch Diskussio-
nen und den Erfahrungsaustausch über den Umgang mit
dem Afghanistan Compact versucht, weiter aufeinander
zuzugehen.

Ich finde es sehr gut – auch dies zu Herrn Hoyers
Hinweis –, dass sowohl der pakistanische als auch der
afghanische Außenminister in die Außenministerkonfe-
renz der G-8-Staaten einbezogen werden, um auf diesem
Wege die Nachbarschaftspolitik anzustoßen. Auch wir
sollten überlegen, wie wir als Parlamentarier unsere
Kontakte in diese Region etwas stärker ausbauen kön-
nen. Denn Pakistan ist ein wichtiger Mitspieler. Wir soll-
ten uns bemühen, für gute Nachbarschaft zu sorgen und
Aggressionen abzubauen. Diese Gesamtverantwortung
müssen wir als Parlament wahrnehmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607705700

Für das Bündnis 90/Die Grünen erteile ich das Wort

dem Kollegen Jürgen Trittin.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607705800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Kollege Dzembritzki, das ist ja alles richtig. Wir haben
uns als Parlament mehrheitlich dazu bekannt, die ge-
wählte afghanische Regierung zu unterstützen. Das ist
versehen mit einem UN-Mandat. Wir lassen uns in die-
sem Bemühen nicht in eine Ecke stellen, etwa mit Be-
satzern. Nur, eines müssen Sie als Koalition sich an die-
ser Stelle fragen lassen: Wie bringen Sie es eigentlich
mit schöner Regelmäßigkeit fertig, Situationen herbeizu-
führen, die es Kollegen wie Herrn Lafontaine überhaupt
erst ermöglichen, solche Ausführungen über Afghanis-
tan zu machen?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist in einem freien Land nicht zu verhindern!)


– Herr von Klaeden, Sie wären gut beraten, an dieser
Stelle künftig anders zu agieren.

Ich will einmal nachzeichnen, worum es geht, aber
nicht aus Rechthaberei, sondern um zu zeigen, was sich
ändern muss. Sie haben am 20. Dezember, mit einer hal-
ben Stunde Vorlauf, die Obleute des Verteidigungsaus-
schusses und des Auswärtigen Ausschusses, die Sie auf
die Schnelle erreichen konnten, über diese Anfrage in-
formiert, obwohl sie Ihnen bereits seit zehn Tagen vor-
lag. Warum haben Sie das gemacht? Weil Sie befürchte-
ten, dass auf der Bundespressekonferenz Fragen dazu
gestellt würden. Sie haben gesagt: Dieser Anfrage kön-
nen wir nachgeben, weil sie durch das Mandat im Prin-
zip gedeckt ist. Das ist so weit gegangen, dass der Frak-
tionsvorsitzende der SPD bei der Fraktionsklausur in

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(C (D rüssel in einem Gespräch mit dem NATO-Generalseretär gesagt hat: Ihr habt angefragt, wir liefern. Da sage ch Ihnen: So geht das nicht, so geht man nicht mit dem undestag um, und so geht man nicht mit dem Selbsterständnis der Bundeswehr als Parlamentsarmee um. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das sagen wir doch auch!)


ann, lieber Herr Kollege Benneter, haben Sie an dieser
telle die Bremse gezogen und sich gegenüber Ihrer
raktionsführung durchgesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt sind wir an dem Punkt, dass wir über diese Frage
ational diskutieren. Meine Bitte und Aufforderung an
ie von der Koalition lautet: Hören Sie auf, herumzufili-
ustern, gerade wenn es um so schwierige Fragen wie
ilitäreinsätze geht! Sobald es Zweifel daran gibt, ob et-
as durch das Mandat gedeckt ist oder nicht, muss der
undestag befasst werden, kann man sich nicht daran
orbeimogeln. Das ist der Kern dessen, worum es hier
eht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Über alle anderen Fragen werden wir in nächster Zeit
n aller Ruhe und Gelassenheit zu diskutieren haben. Na-
ürlich haben wir nicht nur ISAF-Nord und ISAF-Süd.
ber wir haben die Situation, dass bestimmte Teile der
ATO anders agieren, als es beispielsweise die Bundes-
ehr und die Skandinavier im Norden Afghanistans tun.
ir nehmen erfreut zur Kenntnis, dass bei den im Süden

ingesetzten, bei den Amerikanern, in der Frage des
erhältnisses von militärischen Mitteln – die, ich be-

one das, notwendig sind – und zivilem Aufbau ein Um-
enkprozess im Gange ist. So hat ein dort stationierter
eneral gesagt: Wenn man mich fragt, ob ich eine zu-

ätzliche Kompanie will oder lieber einen Kilometer
traße bauen will, dann entscheide ich mich für den Ki-

ometer Straße.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Das ist doch etwas Positives!)


er Mann hat recht. Das heißt, wir haben hier eine Ent-
icklung.

Ich erwarte von Ihnen als Bundesregierung, dass Sie
ns im Anschluss an das Treffen der NATO-Außen-
inister und der NATO-Verteidigungsminister darlegen

önnen, auf welche Strategie für ISAF Sie sich innerhalb
er NATO, mit den Verbündeten, geeinigt haben. Soll es
o gehen wie im Süden, nämlich in die Sackgasse? Oder
oll ganz Afghanistan mit einem Mix von zivilen und
ilitärischen Mitteln stabilisiert werden? Das wird es

ein, worüber wir uns dann zu unterhalten haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


azu gehören klare Aussagen, zum Beispiel wie man
it dem Kampf gegen Drogen umgeht; ich will das hier






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
nicht unnötig in die Länge ziehen, indem ich all diese
Fragen anspreche.

Die Debatte darüber, wie man Afghanistan stabili-
siert, ist eine praktische Debatte, und sie ist es wert, ge-
führt zu werden. Anders ist es mit der Debatte, ob man
an einem neuen Mandat vorbeikommt. Ich glaube, es ist
auch und gerade im Interesse der Soldaten der Bundes-
wehr, die dort eingesetzt sind, dass solche Einsätze nicht
ausschließlich von der jeweiligen Mehrheit beschlossen
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607705900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/4047 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Vorlagen auf den
Drucksachen 16/4048 und 16/4096 sollen an dieselben
Ausschüsse wie die Vorlage auf Drucksache 16/4047
überwiesen werden. – Damit sind Sie offensichtlich ein-
verstanden. Dann sind die Überweisungen so beschlos-
sen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 25 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Thilo
Hoppe, Ute Koczy, Renate Künast, Fritz Kuhn
und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN

Für ein Entwicklungspartnerschaftsabkom-
men der Europäischen Union (EU) mit den
Staaten der Afrika-, Karibik-, Pazifikgruppe

(AKP)


– Drucksache 16/4055 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Hierfür ist zwischen den Fraktionen verabredet wor-
den, eine halbe Stunde zu debattieren, wobei die Frak-
tion des Bündnisses 90/Die Grünen fünf Minuten erhal-
ten soll. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist
so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Thilo Hoppe das Wort.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607706000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nach dem Cotonouabkommen ist der Abschluss von
Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der Euro-
päischen Union und den AKP-Staaten vorgesehen. Zu
den AKP-Staaten – das sind überwiegend ehemalige bri-
tische und französische Kolonien in Afrika sowie aus der
Karibik- und der Pazifik-Region – zählen viele der ärms-
ten Länder dieser Erde.

Mit den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen wer-
den die erklärten Ziele verfolgt, die Armut zu bekämp-

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(C (D en und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Bisher teuert die EU-Kommission aber deutlich an diesen ielen vorbei. Das liegt vielleicht auch daran, dass der andelskommissar der Europäischen Union, Peter andelson, für dieses Abkommen zuständig ist und dass er Entwicklungskommissar, Louis Michel, bei den Verandlungen am Katzentisch sitzt. Der Handelskommissar folgt anderen Prioritäten als er Entwicklungskommissar. Das wird deutlich, wenn an die Grundsatzreden der beiden miteinander ver leicht und ins Detail geht. Der Handelskommissar enkt vor allem an die wirtschaftlichen Interessen der uropäischen Union. Dabei hat er zuerst die Wünsche er Exportindustrie im Ohr: Abbau von Handelshemmissen, Zollsenkungen in den Partnerländern, Liberaliierung des Dienstleistungssektors, Investitionsschutzbkommen. Dabei sind die Märkte der AKP-Länder gar nicht so nteressant. Mithilfe dieser Wirtschaftspartnerschaftsabommen mit schwachen AKP-Ländern kann man auf der nternationalen Bühne aber Barrieren beseitigen, die sich uf der Ebene der WTO aufgrund des geschlossenen iderstandes der Entwicklungsund Schwellenländer o noch nicht einreißen ließen. So verwundert es auch icht, dass die Europäische Kommission in den Verandlungen mit den AKP-Staaten all diese Streitpunkte, ie zum bisherigen Scheitern der WTO-Verhandlungen zw. zu einer Sackgasse dort geführt haben, wieder auf ie Agenda gehoben hat: die sogenannten Singapurhemen, die Liberalisierung des Dienstleistungssektors GATS lässt grüßen –, Absenken des Außenschutzes. Auf die schwachen AKP-Länder wird ein erheblicher ruck ausgeübt, deutlich mehr zu bieten, als es ihnen bei en WTO-Verhandlungen möglich war. Das ist unfair, eil hier ein Riese mit einer Gemeinschaft von Zwergen erhandelt. Die AKP-Staaten stehen mit dem Rücken ur Wand, weil die Zollpräferenzen, die ihnen aufgrund lterer Abkommen von der EU noch eingeräumt werden, icht mit der WTO kompatibel sind und auslaufen müsen. Aus diesem Grunde ist auch das Argument unsinig, das oft gebraucht wird, dass die AKP-Staaten keine euen Abkommen zu unterschreiben brauchen, wenn sie hnen nicht passen. Die AKP-Staaten sind in der Position es Schwächeren, und die Europäische Union sollte dies icht ausnutzen. Wir plädieren für eine Politik der Europäischen nion, die sich an den Grundsätzen orientiert, die Enticklungskommissar Michel formuliert hat. Den AKPtaaten sollen durch neue Abkommen – wir nennen sie m Antrag bewusst Entwicklungspartnerschaftsabommen – neue Spielräume für eine nachhaltige Enticklung geschaffen werden. Nun werden wir uns in dieser Debatte sicherlich wieer über zwei Grundsatzfragen streiten: Sind die Interesen der Europäischen Union mit denen der AKP-Enticklungsländer überhaupt vereinbar? Ließen sich diese bkommen so gestalten, dass es zu einer Win-win-Si uation kommt? Die zweite Grundsatzfrage: Trägt die Thilo Hoppe Öffnung der Märkte zur Armutsbekämpfung bei, oder bewirkt Handelsliberalisierung in vielen Fällen eher das Gegenteil? Die Europäische Kommission sieht das ganz undogmatisch, aber egoistisch: Sie schützt ihren Agrarmarkt mit hohen Zöllen und subventioniert ihre Agrarexporte – mit katastrophalen Auswirkungen für die Entwicklungsländer. In einem Teilbereich praktiziert sie also genau das Gegenteil von freier Marktwirtschaft und Freihandel. Von den Entwicklungsländern fordert sie aber eine sehr weitreichende Absenkung ihres Außenschutzes, besonders im Dienstleistungsbereich und für Industriegüter. Das ist ein wirklich unmoralisches Messen mit zweierlei Maß. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Ich plädiere auch dafür, undogmatisch an diesen
Grundsatzstreit heranzugehen; aber in einem ganz ande-
ren Sinne. Entscheidend ist, was am Ende für die große
Mehrheit der Bevölkerung herauskommt. Mehr Freihan-
del kann zu einer nachhaltigen Entwicklung und
Armutsbekämpfung beitragen, aber nur dann, wenn es
genügend Schutzmechanismen gibt und wenn in den
Partnerländern flankierende Steuer-, Sozial- und Um-
weltgesetze beschlossen und auch eingehalten werden.

Zur Frage der möglichen Win-win-Situation: Be-
schränkt man dies allein auf Wirtschaftsinteressen im
engeren Sinne, dann wird es schwierig. Dann würde ich
eher dafür plädieren, dass der Riese sich ein Stück zu-
rücknimmt und den Zwergen mehr Gestaltungsspiel-
raum lässt. Was geschehen kann, wenn ein Riese seine
Übermacht ausnutzt, kann man vor der Westküste Afri-
kas besichtigen. Als Folge eines Fischereiabkommens
sind die Fischgründe leergefischt. Eine große deutsche
Zeitung titelte: Die EU produziert ihr Flüchtlingspro-
blem selbst. – Auch Bundespräsident Köhler hat auf
seiner Afrikareise jetzt sehr deutliche Worte zu diesem
Fischereiabkommen gesagt.

Daraus müssen wir für die neu zu verhandelnden
Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU
und den AKP-Ländern lernen. Sie müssen den Geist der
Gerechtigkeit atmen. Sie müssen entwicklungsverträg-
licher sein. Nur dann können sie zu einer Win-win-Situa-
tion führen.

Wir hoffen, dass unser Antrag zu dem notwendigen
Kurswechsel beiträgt und dass sich zumindest die Bun-
desregierung für einen solchen Kurswechsel in der EU
stark macht. Denn wenn es so weiterläuft wie bisher,
dann führen diese Verhandlungen nicht zu einer nachhal-
tigen Entwicklung.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607706100

Das Wort hat die Kollegin Anette Hübinger, CDU/

CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Anette Hübinger (CDU):
Rede ID: ID1607706200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

iebe Kolleginnen und Kollegen! Die Verhandlungen
wischen den Ländern Afrikas, der Karibik und des pa-
ifischen Raums, den sogenannten AKP-Staaten, und
er Europäischen Union befinden sich in der Schluss-
hase. Bis zum Ende dieses Jahres sollen die seit 2004
ndauernden Verhandlungen mit den sechs regionalen
ändergruppen der AKP-Region und der EU abge-
chlossen sein. Konkrete Textentwürfe für die Regional-
bkommen sind bereits in der Beratung. Die Karibikre-
ion ist mit ihrem Vertragsprozess am weitesten
ortgeschritten. Anfang Februar wird uns ein Review-
ericht der Verhandlungen vorliegen, der dann im Detail
ber den Verhandlungsstand und den Verhandlungsinhalt
nformieren wird.

In Ihrem Antrag, sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-
en von Bündnis 90/Die Grünen, fordern Sie, die bereits
m Jahr 2000 beschlossenen Vereinbarungen, bis 2008

irtschaftspartnerschaftsabkommen, auch EPAs ge-
annt, abzuschließen, nun doch lieber durch Entwick-
ungspartnerschaften zu ersetzen. An dieser Stelle ver-
rehen Sie die Intention dieser Abkommen. Beim
ertragsschluss 2000 betonte der damals amtierende
orsitzende des AKP-Rates, John Horne, dass es das
iel der AKP-Staaten sei, sich im Zuge der rasch fort-
chreitenden Globalisierung schrittweise in Richtung
reihandel zu entwickeln. Deshalb habe man sich auf
ie Wirtschaftsabkommen geeinigt, die erstmals han-
els- und entwicklungspolitische Ansätze miteinander
erknüpfen.

Im Übrigen war Ihre Fraktion im Jahr 2000 noch vol-
er Begeisterung und bezeichnete das Cotonouabkom-
en und seine Ziele als eine Partnerschaft mit großer
ukunft. Voller Lobeshymnen stellten Sie fest, dass es
it diesen neuen Handelsregelungen gelungen ist, ein
TO-konformes System zu errichten und gleichzeitig

en Interessen der Entwicklungsländer Rechnung zu tra-
en. Heute, nicht mehr in der Regierungsverantwortung,
tellen Sie das infrage und fallen mit Ihrem Antrag zu
ängst überholten Argumenten zurück, die auf Fragen
es weltweiten Wandels und der Globalisierung keine
ntwort geben.

Der Handel ist heute, wo die Öffnung der Märkte vo-
anschreitet, für das wirtschaftliche Wachstum von enor-
er Bedeutung. Wirtschaftliches Wachstum nimmt eine
chlüsselrolle bei der Armutsbekämpfung ein. So for-
ulierte der europäische Kommissar für Entwicklung,
ouis Michel – auch Sie hatten ihn erwähnt, Herr Kol-

ege –, erst kürzlich in einem Interview von „Europoli-
ique“: Die einzige Möglichkeit für diese Länder, der Ar-
ut zu entkommen, ist der Weg in ein freies
andelssystem.

Die EPAs werden diesen Weg in förderlicher Weise
egleiten und unterstützen. So wird dem Wunsch der
KP-Staaten, ihnen eine schrittweise Integration in
en Weltmarkt zu ermöglichen, entsprochen. Je nach






(A) )



(B) )


Anette Hübinger
Bedarf und Reife der jeweiligen Länder wird es eine in-
dividuell zeitlich gestufte Marktöffnung geben.

Im Übrigen wurde es den AKP-Staaten freigestellt,
sich an den Wirtschaftsabkommen mit der Europäischen
Union zu beteiligen. Sollte sich ein Land dazu nicht in
der Lage fühlen, stand das Angebot, eine mit dem Lomé-
abkommen vergleichbare Regelung zu treffen. Bis heute
hat kein AKP-Land eine solche Alternative eingefordert.
Vielmehr ist zu beobachten, dass heute die AKP-Staaten
der Europäischen Union gegenüber als sehr selbstbe-
wusste Partner auftreten.

Daher ist für mich an Ihrer Argumentation und der
Argumentation einiger Nichtregierungsorganisationen
schwer nachvollziehbar, dass Sie immer noch der Mei-
nung sind, anstelle der AKP-Staaten sprechen zu müs-
sen. Wäre es nicht an der Zeit, unseren Verhandlungs-
partnern endlich das Vertrauen entgegenzubringen, dass
sie eigenständig, selbstbewusst und kompetent ihre For-
derungen artikulieren können? Auch das gehört zu einer
Partnerschaft dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Neben der schrittweisen Öffnung für den Weltmarkt
sind die EPAs auch für die regionale Integration der
AKP-Mitglieder von großer Bedeutung. Der Abbau von
regionalen Handelsschranken und die mögliche Errich-
tung einer Zollunion dienen dem wirtschaftlichen
Wachstum innerhalb der Region und sind zugleich ein
wesentlicher Faktor zur Stabilisierung und Intensivie-
rung der Beziehungen der Länder untereinander. Das
wissen wir am besten aus unserer eigenen Erfahrung mit
dem Integrationsprozess in Europa.

Auch hier leistet die EU bei den regionalen Verhand-
lungen gezielte Unterstützung mit Expertenteams, den
sogenannten Regional Preparatory Task Forces. Wir las-
sen die AKP-Staaten nicht mit ihren Problemen allein,
wie so oft behauptet wird. Wir leisten technische und
finanzielle Hilfen.

Bereits im 9. Europäischen Entwicklungsfonds stell-
ten die europäischen Staaten 730 Millionen Euro für
Maßnahmen im Bereich der makroökonomischen Stabi-
lisierung, der Steuerreform, der Zollverwaltung, der In-
vestitionen und Wettbewerbspolitik bereit. Mit dem
10. Europäischen Entwicklungsfonds, der zeitgleich mit
den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen in Kraft tritt,
werden den AKP-Staaten 22,6 Milliarden Euro für
Strukturanpassungen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich
zu dieser Summe werden die AKP-Staaten ab 2012 aus
der handelsbezogenen Entwicklungshilfe noch einmal
rund 1,2 Milliarden Euro erhalten. Denn wir wissen,
dass erfolgreicher Handel ordnungsgemäße Produktions-
möglichkeiten und gute Infrastruktur voraussetzt.

Die laufenden Verhandlungen zeigen aber auch, dass
in vielen AKP-Staaten funktionierende Institutionen
fehlen, Institutionen, die für den Erfolg der EPAs von
wesentlicher Bedeutung sind. Deshalb ist ein zentraler
Punkt sowohl der Verhandlungen als auch der anschlie-
ßenden Implementierung der Abkommen, den Aufbau
solcher Institutionen voranzutreiben. Diese Institutionen

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(C (D üssen natürlich auch von den Entscheidungsträgern der inzelnen Staaten gewollt sein. An dieser Stelle möchte ich etwas zu den im Juli erebnislos verlaufenen Verhandlungen der Welthandelsrganisation sagen. Der derzeitige Stand ist für uns alle ehr unbefriedigend. Um Bewegung in die Verhandlunen zu bringen, erklärte sich die EU mit dem Auslaufen er Agrarexporthilfen bis Ende 2013 einverstanden. och von anderer Seite bewegte sich in den Gesprächen enig. Das ist sehr bedauerlich. Deshalb ist es umso dringender, die bereits im Deember letzten Jahres in Hongkong getroffenen Zusagen inzuhalten. Diese Zusagen waren erstens eine stärkere andelsbezogene Entwicklungshilfe und zweitens, den m wenigsten entwickelten Ländern einen zollund quoenfreien Marktzugang zu ermöglichen. Ihre Forderung, ie Everything-but-Arms-Initiative, die den am wenigsen entwickelten Ländern einen zollund quotenfreien ugang auf den europäischen Binnenmarkt ermöglicht, uf alle AKP-Staaten auszuweiten, hält die CDU/CSUraktion für kontraproduktiv. er den ärmsten Ländern eingeräumte Marktvorteil ürde so zum Teil durch die Gleichstellung mit weiter ntwickelten Ländern verpuffen. Vor dem Hintergrund des momentanen Stillstands der oharunde gewinnt ein erfolgreicher Abschluss der erhandlungen zu den Wirtschaftspartnerschaftsabkomen umso mehr an Bedeutung. Es wäre ein deutliches ignal an die Blockierer, wenn es dennoch möglich ist, ultilaterale Verträge im Sinne der Entwicklungsländer bzuschließen. Meine Damen und Herren, die Bundesregierung wird ich im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ür den erfolgreichen Abschluss der EU-AKP-Verhandungen einsetzen und die damit verbundenen entwickungspolitischen Ziele nicht außer Acht lassen. Die irtschaftspartnerschaftsabkommen werden zu einer achhaltigen Entwicklung in dieser Region und dazu eitragen, die Armut zu reduzieren. Weitere Jahre der erzögerung wären für diese Länder verlorene Jahre. Der Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grüen enthält aus Sicht der CDU/CSU-Fraktion keine euen entwicklungspolitischen Ansätze, die den Verandlungen zwischen der EU und den AKP-Staaten zum rfolg verhelfen könnten. Wir lehnen diesen Antrag daer ab. Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607706300

Als Nächster hat das Wort für die FDP-Fraktion der

ollege Hellmut Königshaus.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1607706400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir hat-

ten bereits gestern Gelegenheit, uns zu den Wirtschafts-
partnerschaftsabkommen Gedanken zu machen. Wir ha-
ben dazu keine Redebeiträge gehalten, diese aber zu
Protokoll gegeben.

Gestern lag ein Antrag der Linkspartei vor, der un-
seren Erwartungen an einen Antrag der Linkspartei ge-
nau entsprach. Die Linken sind eine antimarktwirtschaft-
liche Partei. Deshalb ist es natürlich nur konsequent,
wenn sie den freien Handel ablehnen. So war auch dieser
Antrag. Die breite Mehrheit lehnt diese Position – darin
sind wir uns, glaube ich, einig – völlig zu Recht ab, da
ein eingeschränkter Handel gerade den Entwicklungs-
ländern die Chance raubt, vom weltweiten Wirtschafts-
wachstum zu profitieren. Aber immerhin: Man weiß,
woran man bei den Linken ist.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir sind erschüttert!)


– Das dachte ich mir schon.

Bei den Grünen dagegen – das erschüttert viel mehr –
weiß man nicht so recht, woran man ist. Der Antrag,
über den wir hier sprechen, ist weder Fisch noch Fleisch.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt auch Vegetarisches!)


Er ist weder für die Marktöffnung noch dagegen. Er ist
weder für Handelsbeschränkungen noch dagegen; die
Kollegin Hübinger hat das schon ausgeführt. Wahr-
scheinlich wissen Sie selbst nicht, was Sie in diesem Zu-
sammenhang wirklich wollen. Deshalb kam der Antrag
erst gestern auf den Tisch des Hauses und ins Licht der
erstaunten Öffentlichkeit.

Es ist daher auch nicht besonders erstaunlich, dass der
weitestgehende Vorschlag, den man darin finden kann,
eigentlich gar nicht inhaltlicher, sondern eher semanti-
scher Art ist. Sie wollen die Wirtschaftspartnerschaftsab-
kommen völlig neu als „Entwicklungspartnerschafts-
abkommen“ bezeichnen. Das ist eine Politik, die wir
schon zu rot-grünen Zeiten kannten: Man benennt das
Arbeitsamt in Arbeitsagentur um, und schon schießen
die Vermittlungszahlen nach oben. Nach diesem Erfolgs-
modell wollen Sie jetzt offenbar auch die Wirtschafts-
partnerschaftsabkommen behandeln. Dies ist ein wirk-
lich weiser Vorschlag, der den Bedürftigen vor Ort
helfen wird.

Leider schlagen Sie dann im Übrigen nur Dinge vor,
die ohnehin schon Ziel der Verhandlungen zwischen
den AKP-Staaten und der EU sind. Es besteht schon die
Frage, wieso Sie etwas Selbstverständliches einfordern.
Wollen Sie beispielsweise mit der Forderung, dass die
neuen Abkommen der Entwicklung der AKP-Staaten zu-
gutekommen sollen, den Vorwurf umschreiben, die EU
praktiziere das Gegenteil davon oder beabsichtige dies?
So etwas behaupte ja noch nicht einmal ich. Jeder weiß,
ich bin weiß Gott kein unkritischer Beobachter der EU-
Politik, vor allem im Zusammenhang mit der Entwick-
lungspolitik. Aber anzunehmen, die Kommission wolle
sozusagen im Stil der Kolonialmächte durch die Abkom-

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(C (D en die AKP-Staaten zum Nutzen der europäischen roßindustrie ausbeuten, ist Humbug. Vielleicht wollen Sie auch die sogenannten Globaliierungskritiker für sich einnehmen. Aber die werden ie mit solch einem weichgespülten Antrag nicht erreihen. Da müssen Sie schon so fundamental werden, wie s die Linksfraktion mit ihrem Antrag gerade vorgeacht hat. Sie tun aber den Ländern, über die wir hier sprechen nd für deren Interessen wir uns gemeinsam einsetzen ollen, keinen Gefallen, wenn Sie deren Entwicklung it weniger Handel und einer stärkeren Abschottung ih er Märkte behindern. Sie selbst kritisieren doch immer ieder die Politik der EU, die ihre Märkte mit Subven ionen, Zöllen und Tarifen vor dem Rest der Welt abchottet. Damit haben Sie – jedenfalls im Grundsatz – öllig recht. Denn eine solche Abschottung – das müssen wir an ieser Stelle nicht weiter erörtern – verhindert, dass sich en Menschen in den Entwicklungsländern gute Enticklungschancen bieten und sie sich eine eigene Exis enz aufbauen können. So schaffen wir Abhängigkeiten, ie wir dann notdürftig mit unserer Entwicklungsuntertützung zu mildern versuchen, aber nur mit sehr berenztem Erfolg. Ich will in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, elche absurden Blüten diese Politik treiben kann. Die U versucht, die negativen Konsequenzen ihrer eigenen ubventionswut gegenüber den AKP-Staaten – und war, nebenbei bemerkt, nur gegenüber den AKP-Staaen – zu entschärfen, indem sie wiederum deren Exporte ubventioniert. Dass das dem Steuerzahler zugemutet ird, ist ihm wohl kaum zu erklären. Diesen Unfug müs en wir beenden. (Beifall bei der FDP – Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sehen wir genauso!)


Den AKP-Staaten und den Steuerzahlern hilft nur
ins, nämlich der Abbau von Protektionismus. Glück-
icherweise – das sage ich aus voller Überzeugung – ha-
en die neuen Wirtschaftspartnerschaftsabkommen ge-
au dieses Ziel.

Wichtig ist nicht, dass wir diese Abkommen umbe-
ennen, sondern dass sie zügig und erfolgreich abge-
chlossen werden. Das verlangt nicht nur die WTO – be-
echtigterweise – von der EU, sondern wir sind es den
KP-Staaten auch schuldig.

Lassen Sie mich abschließend hinzufügen: Wir sind
icht nur gegenüber den AKP-Staaten in der Pflicht –
as ist nur ein Teil –, sondern wir müssen auch gegen-
ber den anderen Staaten in der Dritten Welt unsere Ver-
flichtungen erfüllen. Die nach wie vor festzustellende
nd völlig unbegründete Vorrangbehandlung der AKP-
taaten geht zulasten dieser Länder. Auch das müssen
ir kritisch hinterfragen.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607706500

Das Wort hat Dr. Sascha Raabe für die SPD-Fraktion.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1607706600

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir behandeln in der Tat das Thema Wirtschafts-
partnerschaftsabkommen mit den AKP-Staaten schon
zum dritten Mal in relativ kurzer Zeit im Plenum. Zwei-
mal haben wir anlässlich des Antrags der Linkspartei
darüber diskutiert; heute beraten wir den Antrag der
Fraktion der Grünen.

Wenn man die Redebeiträge verfolgt, dann wird die
Spannbreite innerhalb des Parlamentes deutlich. In der
Linkspartei wird die Position vertreten, dass Entwick-
lung im Prinzip nur ohne Handel und durch Abschot-
tung der Märkte möglich ist; die Marktwirtschaft gilt als
schlecht. In der FDP wird die Meinung vertreten, dass
der Freihandel alle glücklich macht und sich die Ent-
wicklung dann schon einstellen wird.

Ich glaube, beides ist falsch. Denn die Erfahrung aus
den letzten zehn Jahren, als die Globalisierung den größ-
ten Schwung der letzten hundert Jahre hatte, zeigt, dass
sich weder die Länder, die sich abgeschottet haben, noch
die Länder, die all ihre Zölle mit einem Federstrich abge-
schafft und ihre Wirtschaft komplett liberalisiert haben,
gut entwickelt haben. Vielmehr waren die Länder am er-
folgreichsten, die sich Schritt für Schritt geöffnet haben.
Das war bei den asiatischen Tigerstaaten der Fall; das
zeigen jetzt aber auch einige lateinamerikanische Län-
der.

Man muss deshalb die Frage stellen, warum sich Län-
der wie China, Indien und Brasilien sehr gut entwickelt
haben, während wir in vielen Ländern Afrikas vor ei-
nem Scherbenhaufen stehen. Es ist insofern gut – um
den Fokus auf die afrikanischen Staaten zu richten und
die karibischen und pazifischen Staaten einmal beiseite
zu lassen –, dass durch die Reise des Bundespräsidenten
die Aufmerksamkeit zurzeit verstärkt auf Afrika gerich-
tet ist. Auch unsere Ministerin war sehr häufig in Afrika
und ist jetzt wieder dort gewesen. Morgen beginnt zu-
dem das Weltsozialforum in Nairobi. Außerdem wollen
wir im Rahmen unserer EU-Ratspräsidentschaft und un-
seres G-8-Vorsitzes versuchen, das Thema Afrika in den
Mittelpunkt zu rücken.

Man muss aber selbstkritisch fragen – das richte ich
teilweise auch an die Regierungen der betreffenden Län-
der –, warum sich unter den Least Developed Countries,
also unter den am wenigsten entwickelten Ländern der
Welt, fast nur afrikanische Länder – ich glaube, 2005
war Haiti die einzige Ausnahme in dieser Gruppe – be-
finden. Herr Königshaus, ich möchte das aufgreifen, was
Sie über die Bundesanstalt für Arbeit und unsere Maß-
nahmen gesagt haben. Sie haben gesagt, wir hätten ge-
glaubt, allein durch die Umbenennung der Bundesanstalt
für Arbeit in die Bundesagentur für Arbeit werde alles
besser. Das stimmt nicht. Entscheidend war vielmehr,
dass wir das Prinzip des Förderns und Forderns in der
Arbeitsmarktpolitik eingeführt haben. Das Gleiche brau-
chen wir auch in der Entwicklungszusammenarbeit mit
Afrika. Wir müssen die dortigen Länder fördern und in

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(C (D ie Lage versetzen, zu produzieren, damit sie überhaupt andel treiben können. Gerechte Handelsbedingungen ind zwar wichtig. Aber der Zugang zum EU-Markt utzt nichts, wenn man nicht in der Lage ist, überhaupt twas zu produzieren. Das Handelsvolumen aller fast 0 Least Developed Countries, denen wir im Rahmen er Everything-but-Arms-Initiative einen freien Marktugang einräumen, ist nicht einmal so groß wie das von üdkorea. Daran sieht man, dass wir mehr tun müssen, m diese Länder zu fördern. Das gilt auch im Hinblick uf unsere Agrarsubventionen. Der Antrag der Grünen nthält dazu gute, sachgerechte Punkte, Herr Hoppe. enn die Koalition einen gemeinsamen Antrag vorlegt, ird sich darin einiges davon wiederfinden. Im Rahmen von Aid for Trade wollen wir den AKPtaaten ab 2010 2 Milliarden Euro jährlich zugutekomen lassen. Wir müssen aber von den afrikanischen taaten auch einfordern, mit guter Regierungsführung nd entsprechenden Maßnahmen sich dem Wettbewerb u stellen und so eine eigenständige wirtschaftliche Enticklung anzustreben. Manches, was sich in den letzten ahrzehnten im Rahmen der Präferenzsysteme entwikelt hat – auch wenn es gut gemeint gewesen ist –, hat azu geführt, dass sich in einigen Staaten korruptionsanällige Rentenökonomien entwickelt haben. Diese Staaen haben sich nicht dem Wettbewerb gestellt. Die olleinnahmen sind in diesen Ländern oft die Hauptinnahmequelle, kommen aber aufgrund von Korrupion nicht den ärmsten Bevölkerungsschichten zugute, ondern fließen in andere Taschen. Dadurch bedingt hat an in diesen Ländern oft nicht die Notwendigkeit gese en, den Wirtschaftssektor wettbewerbsfähig zu mahen. Die Präferenzsysteme waren daher Fluch und Segen. enn die lateinamerikanischen und die asiatischen Läner, die ich als Beispiele angeführt habe, mussten den achteil, keinen Präferenzzugang in die EU zu haben, urch bessere Produktivität und Effizienz wettmachen nd haben dadurch nun eine stärkere Wettbewerbsposiion. Genau das müssen wir auch bei den AKP-Staaten rreichen. Sie müssen aufgrund ihrer eigenen Wirtchaftskraft in der Lage sein, an den Vorteilen des globaen Wettbewerbs teilzuhaben. Es ist daher wichtig, dass ir die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen entspre hend ausgestalten. Denjenigen, die sagen, man müsse lles nur so lassen, wie es ist – das werden wir zum Abchluss der Debatte sicherlich von der Linkspartei hören –, ei empfohlen, sich anzuschauen, was sich trotz der Präerenzsysteme in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. as ist in einigen Bereichen leider erschreckend wenig. Wir wollen fördern und fordern. Wir wollen den KP-Staaten helfen, sie aber auch ermutigen und aufforern, mit guter Regierungsführung und einer wettbeerbsfähigen Wirtschaft sich selbst zu helfen; denn nur ann kommt es auch der breiten Masse der Bevölkerung n diesen Ländern zugute. Ein Punkt im Antrag der Grünen bezieht sich auf den uotenund zollfreien Marktzugang für alle AKPtaaten. Es mag auch innerhalb der Koalition Argumente afür und dagegen geben, vielleicht auch an der einen Dr. Sascha Raabe oder anderen Stelle eine Meinungsverschiedenheit. Ich finde den Punkt eigentlich richtig, weil ich glaube, dass sich die Europäische Union bei der Frage, wie hoch überhaupt das Handelsvolumen der ärmsten Länder ist, die jetzt einen quotenund zollfreien Marktzugang haben, dem Glaubwürdigkeitstest stellen muss. Wenn wir immer nur den ärmsten Ländern den Marktzugang einräumen, wohl wissend, dass uns das nicht wehtut, es diesen Ländern aber auch nicht viel hilft, dann werden wir nicht viel erreichen. Glaubhaft werden wir vielmehr nur dann, wenn wir allen Entwicklungsländern diesen Marktzugang ermöglichen. Da beziehe ich nicht nur die afrikanischen Länder ein, sondern auch die lateinamerikanischen und die asiatischen Entwicklungsländer. Ich rede nicht von Schwellenländern; über die kann man sicherlich differenzierter reden. Aber alle Entwicklungsländer der Welt sollten einen quotenund zollfreien Zugang zum europäischen Markt bekommen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Die Menschen sind überall auf der Welt gleich. Für mich
spielt es keine Rolle, ob ein Mensch in Afrika, Latein-
amerika oder Asien hungert. Europa sollte auch von der
kolonialen Selektierung der Länder, denen man wegen
der historischen Verpflichtung besonders hilft, wegkom-
men und bekräftigen, dass uns alle Menschen gleich viel
wert sind und allen Armen geholfen werden muss.


(Beifall bei der SPD und der FDP)


Zum Schluss möchte ich eine Bemerkung machen,
weil die WTO angesprochen worden ist. Es ist sicherlich
richtig, dass die EU mit dem bis 2013 angekündigten
Auslaufen der Agrarexportsubventionen einen richti-
gen Schritt gemacht hat. Es ist aber aus meiner Sicht kei-
neswegs so, dass die Europäische Union damit alle ihre
Hausaufgaben gemacht hat. Natürlich müssen auch die
USA noch viel tun. Ich denke an die Nahrungsmittelhilfe
und andere Formen der verdeckten Agrarexportsubven-
tion, die die USA betreiben. Wir dürfen aber auch nicht
so tun, als ob die enormen internen Subventionen, die
wir in Europa haben und die fast die Hälfte des EU-
Haushalts ausmachen – auch nach der EU-Agrar-
reform –, zu keinen Marktverzerrungen führten. Es ist
gut, dass wir die Produktion von der Subvention abge-
koppelt haben, aber es ist nicht so, als ob es keine han-
delsverzerrenden Elemente mehr gäbe. Deshalb glaube
ich, dass die EU gut daran tut, daran zu arbeiten und im
Rahmen der WTO-Verhandlungen einen Schritt hin zur
Öffnung der Märkte zu machen und die Zölle zu senken.
Dann wird Fördern und Fordern auch glaubhaft.

Das betrifft auch Sozial-, Umwelt und Kernarbeits-
normen. Herr Hoppe, ich würde mir wünschen, dass wir
nicht nur sagen, dass die nationalen Regierungen ihre
Gesetze machen sollen, sondern dass wir solche Normen
in die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen hineinschrei-
ben, wie wir es auch im Rahmen der WTO wollen. Zu
unserer Glaubwürdigkeit gehört dann aber auch – das
meine ich mit Fördern und Fordern –, dass wir die
OECD-Leitlinien, die für die multinationalen und deut-
schen Unternehmen gelten, einhalten und nicht einige
deutsche Großkonzerne sich dadurch auszeichnen, dass

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(C (D ie selber bestechen und in anderen Ländern gegen diese egeln verstoßen. Wir – Politik, Wirtschaft und Euroäische Union – müssen mit gutem Beispiel vorangehen. asselbe müssen wir auch von den afrikanischen Staaten infordern. Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Vielen Dank, dass Sie mir eine Minute länger gege en haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Gute Rede für unseren Antrag!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607706700
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1607706800


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607706900

Zum Abschluss der Debatte hat der Kollege

lexander Ulrich für die Fraktion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607707000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Königshaus hat dankenswerterweise gesagt, bei uns
isse man, woran man sei. Wir sind nicht unglücklich
arüber, dass wir nach den Wahlen das tun, was wir vor
en Wahlen versprochen haben. Das wäre auch für an-
ere Fraktionen nachahmenswert.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie war das mit Herrn K., als gesagt wurde, er habe sich nicht verändert? Er erbleichte!)


Für faire Bedingungen im Welthandel müssen wir uns
insetzen – das ist die Botschaft der Bundeskanzlerin für
ie entwicklungspolitischen Schwerpunkte der deut-
chen EU-Ratspräsidentschaft. Das klingt erst einmal
ut, in der Realität werden jedoch keine fairen Entwick-
ungs- und Handelsbedingungen für die Partnerinnen
nd Partner im Süden geschaffen. Im Gegenteil: Der
undesregierung und der EU-Kommission geht es da-

um, EU-ansässigen Unternehmen den Weg in die
ärkte der Schwellen- und Entwicklungsländer zu eb-

en und dabei alle Regulierungen, in der EU und in den
ändern des Südens, zu beseitigen. Der globale Wettbe-
erb soll ungehindert funktionieren, schwächere Kon-
urrenten sind aus dem Weg zu räumen. In den Verhand-
ungen zu den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen,
PAs, zwischen der EU und den AKP-Staaten stehen
ich ungleiche Partner gegenüber.

Wie viele Nichtregierungsorganisationen kritisieren
ir, dass die EPAs in erster Linie Handelsabkommen

ind. Das ist der falsche Ansatz. In den EPAs müssen
ntwicklung und Partnerschaft an erster Stelle stehen.
ur so kommt man zu solidarisch und entwicklungspoli-

isch kohärenten Abkommen. Wir fordern ein neues Ver-
andlungsmandat. Nur Forderungen an die laufenden
erhandlungsrunden zu stellen, ist zu wenig.






(A) )



(B) )


Alexander Ulrich
Die Verlängerungsfrist für das Lomé-Abkommen
läuft Ende des Jahres aus. Die AKP-Staaten haben viel
zu verlieren: 40 Prozent ihrer Exporte gehen in die EU,
während das umgekehrt nur für 3 Prozent gilt. Auch die
Auszahlungen aus dem Europäischen Entwicklungs-
fonds sind letztlich an die Unterzeichnung der EPAs ge-
knüpft.

Das Auslaufen des Lomé-Abkommens darf nicht
dazu führen, dass die AKP-Staaten in die Zwangslage
geraten, Verträge mit negativen Folgen für ihre eigene
wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu schließen.
Um die Begleitschäden der Handelsliberalisierungen
aufzufangen, müssen zusätzliche Kompensationsmittel
zur Verfügung gestellt werden.

Herr Raabe, zu Ihrem Beitrag. Marktwirtschaft und
Antineoliberalismus schließen sich gegenseitig gerade
nicht aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Bundesregierung muss die kurze Zeit ihrer Präsi-
dentschaft nutzen, um den Zeitdruck aus den Verhand-
lungen zu nehmen und sich für eine Verlängerung der
Lomé-Referenzen bei der WTO einzusetzen. Es ist gut,
dass die Grünen dem EU-Entwicklungskommissar
eine wichtige Rolle zukommen lassen wollen. Warum
nicht noch einen Schritt weitergehen und ihm die Feder-
führung in den Verhandlungen übertragen?

Auf der Verhandlungsagenda haben Themen wie In-
vestitionen, Wettbewerbspolitik und öffentliches Be-
schaffungswesen nichts zu suchen. In diesen Forderun-
gen stimmen wir mit den Grünen überein. Wichtig ist
uns, dass die EPA-Verhandlungen transparent gestaltet
werden. Die Politik der verschlossenen Türen muss be-
endet werden. Die Zivilgesellschaft soll eine aktivere
Rolle spielen.

Auf dem heute in Nairobi beginnenden Weltsozial-
forum werden zahlreiche afrikanische, karibische und
pazifische Nichtregierungsorganisationen miteinander
darüber diskutieren, welche Auswirkungen die EPAs auf
ihre Staaten haben und wie Alternativen aussehen kön-
nen. Auch die Linke wird in Nairobi vertreten sein und
sich mit der Kritik an der bisherigen Verhandlungsfüh-
rung durch die EU auseinandersetzen. Unsere Vorstel-
lungen haben wir bereits gestern mit einem parlamenta-
rischen Antrag vorgestellt. Die Vorredner haben darauf
hingewiesen.

Ich wiederhole unsere Forderung, dass der EU-Kom-
mission das Mandat für die EPA-Verhandlungen entzo-
gen und ein neues, entwicklungspolitisch kohärentes
Mandat formuliert wird. Weder in der EU noch in ihren
Partnerstaaten dürfen soziale und ökologische Standards
zugunsten der Wettbewerbsfähigkeit geopfert werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607707100

Ich schließe die Aussprache.

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1)

(C (D Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf rucksache 16/4055 zur federführenden Beratung an en Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ntwicklung und zur Mitberatung an den Ausschuss für irtschaft und Technologie zu überweisen. – Wie ich ehe, sind Sie damit einverstanden. Dann ist die Übereisung so beschlossen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 26 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia Pieper, Michael Kauch, Jens Ackermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Forschung auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin stärken – Drucksache 16/2837 — Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Gesundheit Für die Aussprache ist eine halbe Stunde vorgeseen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist so eschlossen. Ich gebe zur Kenntnis, dass die Abgeordneten ichael Kretschmer, René Röspel, Cornelia Pieper, etra Sitte und Priska Hinz okoll geben.1)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/2837 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. – Wie ich sehe, sind
ie auch damit einverstanden. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 27 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (15. Ausschuss) zu dem Antrag
der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Gesine
Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der LINKEN

Generelle Altschuldenentlastung auf dauer-
haft leer stehende Wohnungen

– Drucksachen 16/2078, 16/3082 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Henry Nitzsche

Für die Aussprache ist auch hier eine halbe Stunde
orgesehen.

Ich gebe das Wort der Kollegin Heidrun Bluhm, Die
inke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607707200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Gäste! Im
ahre 1999, damals frisch in der Opposition, hat die

Anlage 3






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(B) )


Heidrun Bluhm
CDU/CSU zu Recht eine Novellierung des Altschulden-
hilfe-Gesetzes gefordert, weil – ich zitiere aus ihrem An-
trag –

... sich die Rahmenbedingungen für wohnungs-
wirtschaftliches Handeln gegenüber dem Inkraft-
treten des Altschuldenhilfe-Gesetzes ... erheblich
verschlechtert haben. Eine nur zögerliche Wirt-
schaftsentwicklung und ein ... spürbarer Bevölke-
rungsrückgang haben dazu geführt, dass Wohnungs-
unternehmen insbesondere in strukturschwachen
Regionen einen erheblichen Wohnungsleerstand ha-
ben. Leerstandsquoten von deutlich über 10 % sind
inzwischen keine Seltenheit, in nicht wenigen Fäl-
len steht mehr als 1/5 des Wohnungsbestandes eines
Unternehmens leer. Die Folgen sind erhebliche
Mieteinnahmenverluste. Viele der betroffenen Un-
ternehmen haben daher große Schwierigkeiten, ihre
Altschulden zu bedienen, ohne auf zum Teil immer
noch dringend erforderliche Sanierungs- und Mo-
dernisierungsinvestitionen in ihrem Wohnungsbe-
stand gänzlich zu verzichten. Diesen Unternehmen
in Gebieten mit einem hohen strukturellen Leer-
stand sowie mit besonderen Belastungen aus nega-
tiven Restitutionsfällen kann wirksam nur dadurch
geholfen werden, dass ihnen eine weitere Teilent-
lastung für die Altschulden gewährt wird.

Die Analyse ist völlig richtig. Die Schlussfolgerung
ist allerdings inkonsequent.

Im Rahmen der Beratungen zum Haushalt 2007 hatte
meine Fraktion die Aufstockung des Altschuldenhilfe-
fonds gefordert. Aber auch hier lehnten Sie ab, meine
Damen und Herren der Koalition. Dieses nährt den Ver-
dacht, dass die jetzige Koalition weder willens noch in
der Lage ist, das Altschuldenproblem zu lösen.


(Beifall bei der LINKEN)


Heute zeigt sich, dass die mit rot-grüner Bundestags-
mehrheit beschlossene Gesetzesnovelle mit ihren Teil-
entlastungen – zum Beispiel die Aufhebung der Veräu-
ßerungspflicht und die Einführung der Härtefallregelung
des § 6 a des Altschuldenhilfe-Gesetzes – das Altschul-
denproblem nicht lösen konnte.

Wissenschaftliche Analysen zeigen, dass der Woh-
nungsleerstand gerade in Ostdeutschland auf lange
Sicht auf einem hohen Niveau verbleiben wird und auch
in den alten Bundesländern in vielen Regionen schnell
wächst. Demografischer Wandel, Wanderungsbewegun-
gen, anhaltende Strukturschwäche ganzer Regionen so-
wie verminderte bzw. ausbleibende Investitionen und so-
mit Mietverluste verschärfen die wirtschaftliche
Situation der Wohnungswirtschaft in Ostdeutschland bis
hin zu Insolvenzen.

Die Folge ist, dass insbesondere Kommunen gerade
auch deshalb dazu gezwungen sind, ihre lukrativen Woh-
nungsbestände ganz oder teilweise zu veräußern, um
ihre laufenden Kredite überhaupt bedienen zu können.
Für den Erhalt der kommunalen Wohnungswirtschaft als
sozialpolitisches Instrument und Stadtentwickler ist es
höchste Zeit für die Streichung der nach unserer Auffas-
sung ohnehin fiktiven Altschulden.

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(C (D Gut sieben Jahre nach der letzten Novellierung des ltschuldenhilfe-Gesetzes bleibt nach unserer Auffas ung die Altschuldenhilfe eine vereinigungsbedingte onderaufgabe des Bundes. ie Linke fordert deshalb die Streichung der Altschulen. Es ist wohnungspolitischer und wirtschaftlicher nsinn, dass ein Wohnungsunternehmen erst in seiner xistenz bedroht sein muss, um von willkürlich geschaf enen Schulden entlastet zu werden. Mindestens jedoch müssen die Voraussetzungen dafür eschaffen werden, dass jedes von Altschuldenhilfeprolematik betroffene Wohnungsunternehmen in den euen Ländern auch Altschuldenhilfe in Anspruch nehen kann. Die Härtefallregelung nach § 6 a des Alt chuldenhilfe-Gesetzes greift inhaltlich und zeitlich zu urz. Gegenwärtig können Wohnungsunternehmen die Reelung zur Altschuldenentlastung nur in Anspruch nehen, wenn der Leerstand der Unternehmen mehr als 5 Prozent beträgt. Es bedarf zwingend der generellen ösung der Altschuldenfrage für alle Wohnungsunterehmen, und zwar unabhängig davon, wie hoch die eerstandsquote des jeweiligen Unternehmens ist. Anonsten sind die Ziele des Stadtumbaus nämlich nicht zu rreichen. Um die Zielsetzung desStadtumbauprogramms, wie s die Bundesregierung beschlossen hat, bis Ende 2009 irca 350 000 Wohnungen vom Markt zu nehmen, überaupt zu erreichen, müssen sich alle Wohnungsunternehen am Stadtumbau beteiligen. Für die Unternehmen it weniger als 15 Prozent Leerstand, die allein über 00 000 leer stehende Wohnungen verwalten, besteht eute kein finanzieller Anreiz, sich am Stadtumbauproess engagiert zu beteiligen. Das gilt es zu korrigieren. Alle Fraktionen im Deutschen Bundestag sind daher ufgerufen, in diesem Sinne verantwortungsvoll zu haneln und sich dem Antrag anzuschließen. Nur so können ir die Probleme der ostdeutschen, vor allem der komunal und genossenschaftlich verankerten Wohnungsirtschaft sowie des Stadtumbaus Ost nachhaltig lösen. Herzlichen Dank, meine Damen und Herren. Ich ünsche Ihnen ein schönes und sturmfreies Wochen nde. Die Kollegen Volkmar Uwe Vogel, Ernst Kranz, oachim Günther eden zu Protokoll gegeben.1)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607707300
ussprache.

Anlage 4






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(B) (D)


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung auf Drucksache 16/3082 zu dem
Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Generelle
Altschuldenentlastung auf dauerhaft leer stehende Woh-
nungen“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf
Drucksache 16/2078 abzulehnen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Stimment-
haltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen und der Fraktion der

FDP gegen die Stimmen der Fraktionen Die Linke und
des Bündnisses 90/Die Grünen angenommen.

Wir sind damit am Ende der heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

destages auf Mittwoch, den 31. Januar 2007, 13 Uhr, ein.
Genießen Sie die gewonnenen Einsichten und das

Wochenende.
Die Sitzung ist geschlossen.