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ID1607702000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/77 Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugend- hilfe in Deutschland – Zwölfter Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung – zu dem Antrag der Abgeordneten Thomas Dörflinger, Thomas Bareiß, Antje Blumenthal, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Marlene Rupprecht (Tuchen- bach), Clemens Bollen, Renate Gradistanac, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Öffentliche Verantwortung wahrnehmen – mit fairen Chancen Kin- der stark machen Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Kucharczyk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Tagesordnungspunkt 22: 7691 A 7693 A 7693 C 7695 C 7697 B 7697 D 7699 A 7700 D Deutscher B Stenografisch 77. Sitz Berlin, Freitag, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 21: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu der Unterrichtung durch die Bundesre- gierung: Bericht über die Lebenssitua- tion junger Menschen und die Leistun- gen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland – Zwölfter Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung – zu dem Entschließungsantrag der Abge- ordneten Diana Golze, Jörn Wunderlich, Elke Reinke, Klaus Ernst und der Fraktion der LINKEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die – ( 1 T M N – zu dem Antrag der Abgeordneten Ekin Deligöz, Kai Gehring, Grietje Bettin, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des undestag er Bericht ung 9. Januar 2007 t : BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Neue Chancen und Perspektiven für Kinder und Jugendliche in Deutschland zu dem Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Dr. Barbara Höll, Karin Binder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Kinderzuschlag sozial ge- recht gestalten – Kinderarmut wirksam bekämpfen Drucksachen 15/6014, 16/827, 16/2754, 6/817, 16/2077, 16/3849) . . . . . . . . . . . . . . . homas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . icolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7685 D 7686 A 7687 C 7688 D 7690 C Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 wurfs eines Gesetzes zu dem Internationa- len Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 gegen Doping im Sport (Drucksachen 16/3712, 16/4077) . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Monika Knoche, Dr. Norman Paech, Wolfgang Gehrcke, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LIN- KEN: Keine Tornado-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan einsetzen (Drucksache 16/4047) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Keine Zusage deutscher Tornados ohne Bundestagsmandat (Drucksache 16/4048) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Birgit Homburger, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Neues Mandat für Tornado-Einsatz uner- lässlich (Drucksache 16/4096) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T A K F N a m z ( T A H D A T A M A s M ( T B s l r B t e W ( H N A L A Z E n 7703 A 7703 B 7704 D 7706 C 7708 B 7710 A 7711 D 7712 D 7714 C 7714 C 7714 D 7714 D 7716 A 7717 C 7718 C 7720 B agesordnungspunkt 25: ntrag der Abgeordneten Thilo Hoppe, Ute oczy, Renate Künast, Fritz Kuhn und der raktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN: Für ein Entwicklungspartnerschafts- bkommen der Europäischen Union (EU) it den Staaten der Afrika-, Karibik-, Pa- ifikgruppe (AKP) Drucksache 16/4055) . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, ichael Kauch, Jens Ackermann, weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: For- chung auf dem Gebiet der Regenerativen edizin stärken Drucksache 16/2837) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 27: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau und Stadtentwick- ung zu dem Antrag der Abgeordneten Heid- un Bluhm, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar artsch, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der LINKEN: Generelle Altschulden- ntlastung auf dauerhaft leer stehende ohnungen Drucksachen 16/2078, 16/3082) . . . . . . . . . . eidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung des ntwurfs eines Gesetzes zu dem Internatio- alen Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 7721 A 7721 B 7722 C 7724 A 7725 A 7726 C 7727 C 7727 D 7727 D 7729 C 7731 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 III gegen Doping im Sport (Tagesordnungs- punkt 22) Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Forschung auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin stärken (Tagesord- nungspunkt 26) Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Generelle Altschuldenentlas- tung auf dauerhaft leer stehende Wohnungen (Tagesordnungspunkt 27) Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Kranz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7731 D 7733 A 7734 B 7736 B 7737 B 7737 B 7739 A 7740 A 7741 D 7742 A 7742 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7685 (A) ) (B) ) 77. Sitz Berlin, Freitag, den 1 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7731 (A) ) (B) ) Olympische Sportbund hat auf seiner Mitgliederver-Raidel, Hans CDU/CSU 19.01.2007 gen können so harmonisiert und Straftaten länderüber- greifend verfolgt werden. Spannend wird es, wie Politik und Sport in Deutsch- land damit umgehen werden. Fakt ist: Der Deutsche Pieper, Cornelia FDP 19.01.2007 Pronold, Florian SPD 19.01.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt A w k g Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 19.01.2007 Behm, Cornelia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 19.01.2007 Bülow, Marco SPD 19.01.2007 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 19.01.2007 Gabriel, Sigmar SPD 19.01.2007 Dr. Gehb, Jürgen CDU/CSU 19.01.2007 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 19.01.2007 Grund, Manfred CDU/CSU 19.01.2007 Hilsberg, Stephan SPD 19.01.2007 Höfer, Gerd SPD 19.01.2007 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Jung (Karlsruhe), Johannes SPD 19.01.2007 Kasparick, Ulrich SPD 19.01.2007 Kipping, Katja DIE LINKE 19.01.2007 Dr. Küster, Uwe SPD 19.01.2007 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.01.2007 Landgraf, Katharina CDU/CSU 19.01.2007 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 Merten, Ulrike SPD 19.01.2007 Müntefering, Franz SPD 19.01.2007 S S S S D D S S D T V W W W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen vom 19. Oktober 2005 gegen Doping im Sport (Ta- gungsordnungspunkt 22) Katrin Kunert (DIE LINKE): Die Fraktion Die Linke ird dem Gesetzentwurf zum internationalen Überein- ommen gegen Doping im Sport zustimmen. Das bietet die wichtige Möglichkeit, international ge- en Doping vorzugehen. Bestehende nationale Regelun- chaaf, Anton SPD 19.01.2007 chäfer (Bochum), Axel SPD 19.01.2007 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2007 chily, Otto SPD 19.01.2007 r. Schröder, Ole CDU/CSU 19.01.2007 r. Seifert, Ilja DIE LINKE 19.01.2007 teinbach, Erika CDU/CSU 19.01.2007 teppuhn, Andreas SPD 19.01.2007 r. Tabillion, Rainer SPD 19.01.2007 illmann, Antje CDU/CSU 19.01.2007 eit, Rüdiger SPD 19.01.2007 eiß (Emmendingen), Peter CDU/CSU 19.01.2007 eisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 19.01.2007 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 19.01.2007 ypries, Brigitte SPD 19.01.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 7732 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) sammlung im Dezember letzten Jahres einen Anti- dopingaktionsplan beschlossen. Der Sport will das Pro- blem des Dopings in eigener Regie in den Griff bekom- men. Er setzt unter anderem auf eine höhere Kontroll- dichte. Ich meine, dass nicht nur die Kontrolldichte das Problem ist, es muss vielmehr unangekündigt kontrol- liert werden. Wichtig ist auch, dass Meldungen an die Verbände erfolgen, wenn sich die Sportlerinnen und Sportler den Kontrollen entziehen. Dazu braucht die Na- tionale Antidopingagentur nachweislich mehr Geld. Bund und Sport haben ihre Zuschüsse bereits für 2007 deutlich erhöht. Aber ob diese finanzielle Ausstattung reichen wird, wage ich zu bezweifeln. Acht hauptamtlich Beschäftigte und 70 ehrenamtliche Kontrolleure bei der NADA stehen circa 9 000 Athleten gegenüber. In der ARD-Reportage „Mission: Sauberer Sport – Doping- Fahnder im Einsatz“ wurden die Schwachstellen bei den Dopingkontrollen in Deutschland öffentlich gemacht. Nicht nur die dünne Personaldecke der NADA macht Sorgen, vielmehr habe ich kein Verständnis dafür, dass Athleten, ob bei angekündigten oder unangekündigten Kontrollen, mehrfach nicht anzutreffen sind und dass die Kontrolleure der NADA dies nicht an die Verbände mel- den. Wie ernst wird das Thema von den handelnden Insti- tutionen eigentlich genommen, wenn zugelassen wird, dass sich Sportlerinnen und Sportler der Kontrolle ent- ziehen können? So werden Regelverstöße nicht geahn- det. Das ist inakzeptabel! Wenn ein Sportler sich nicht ordnungsgemäß abmeldet, muss dies sanktioniert wer- den. Dazu gibt es klare und, wie ich meine, auch harte Regeln. Es wundert mich nicht wirklich, wenn Sportler im Nachgang zu einem Gerichtsverfahren, wie im Fall Springstein, unter Dopingverdacht geraten. Derzeit sind beim Deutschen Leichtathletik-Verband neun Sportlerinnen und Sportler wegen Dopings ge- sperrt. Sieben davon sind aus dem Bereich der Seniorin- nen und Senioren. Lediglich eine Sperre von den neun Sperren basiert auf einer Trainingskontrolle. Ich frage mich, ob und, wenn ja, wie oft Schumann, Breuer und Urbansky kontrolliert wurden. Gehörten sie vielleicht zu den oft nicht anzutreffenden Sportlern? Prävention ist das A und O. Der WADA-Code muss verschärft werden, so steht es im Antidopingplan des Deutschen Olympischen Sportbundes. Ich habe guten Grund, das zu unterstreichen, denn bei einer Befragung von Athletinnen und Athleten des Jahrgangs 1986 in der Leichtathletik konnten 70 Prozent der Befragten nichts mit dem Antidopingcode anfangen. Zudem gibt es er- hebliche Unsicherheiten im Umgang mit Nahrungser- gänzungsmitteln. Hier wünschen sich die Aktiven mehr Informationen vom Verband. Um Handel und Missbrauch von illegalen leistungs- fördernden Mitteln entgegenzutreten, sollten auch kom- merzielle Fitnessstudios einer Dopingkontrolle unter- worfen werden, wenn notwendig, auch durch Polizei- und Ordnungsbehörden. r b m S l m m S b i d A d s d w D S n d r s d e w m S h h m S S S d T z s j d k r d s e b d T d n (C (D Die Situation in einigen Fitnessstudios ist alarmie- end. Wie offen und skrupellos illegale Substanzen ange- oten und angepriesen werden, kann man in Gesprächen it Besuchern von Fitnessstudios erfahren. Den Besitz von Dopingmitteln bei Sportlern will der port nicht unter Strafe stellen. Hier scheiden sich in den etzten Wochen und Monaten die Geister. Auch in unserer Fraktion gibt es in Bezug auf ein ögliches Antidopinggesetz noch Diskussionen. Ich eine, die bestehende Sportgerichtsbarkeit bestraft portlerinnen und Sportler bereits effektiv und unmittel- ar. Der Gebrauch von Dopingmitteln und der Nachweis m Körper führen zu Sanktionen. Das ist so, wenn – und as sage ich vor dem Hintergrund des Berichtes in der RD – auch Nachweise erbracht werden können. Zu- em funktioniert die Sportgerichtsbarkeit erheblich chneller, als dies bei der ordentlichen Gerichtsbarkeit er Fall wäre. Andererseits muss die Frage aufgeworfen erden: Warum besitzt ein Sportler oder eine Sportlerin opingmittel? Bestimmt nicht, um sie sich in die chrankwand zu stellen! Künftig müssen Politik und Sport gemeinsam an ei- en Tisch und vernünftige Regelungen finden. Der Ruf es Sports steht auf dem Spiel. Er muss im eigenen Inte- esse dem Betrug begegnen. Der Staat muss den Sport chützen. Sport hat wichtige Funktionen in der Gesellschaft. Pä- agogisch, sozialpolitisch und gesundheitspolitisch wirkt r in die Gesellschaft, und nicht zuletzt ist der Sport ein ichtiges Spiegelbild. Wenn wir über die Bekämpfung des Dopings reden, üssen wir generell eine Debatte über die Rolle des ports in der Gesellschaft führen. Alles andere ist halb- erzig. Solange der Kommerz immer mehr den Sport be- errscht, so lange ist der Sport auch nicht frei von Kom- erz. Solange Werbeverträge, Fernsehpräsenz und pektakel maßgebend für den Sport sind, kann der portler entweder mitgehen oder er steigt aus. Die finanzielle Abhängigkeit der Sportlerinnen und portler von diesem Mechanismus muss ersetzt werden urch eine gesamtgesellschaftliche Begleitung von der alentesichtung bis über das Karriereende hinaus. Spit- ensport, Schul- und Berufsbildung sowie Studium müs- en besser miteinander verbunden werden. Gerade viele unge Sportlerinnen und Sportler entscheiden sich nach em Schulabschluss gegen den Sport, weil sie ihre Zu- unft nicht gesichert sehen. Der Übergang vom Junioren- zum Spitzensportbe- eich ist ein weiteres Problem und zeigt deutlich, dass ie durchaus bestehenden Ressourcen in der Spitzen- portforschung nicht in der Praxis ankommen. Hier gibt s ein interessantes Modell in Köln, ein hochschulge- undenes Zentrum für Spitzensport ist aufgebaut wor- en. In diesem Zentrum werden sportwissenschaftliche heorien in die Praxis gegeben, es werden Ergebnisse er Grundlagenforschung schnellstmöglich in der Trai- ingspraxis umgesetzt. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7733 (A) ) (B) ) Doping existiert nicht im luftleeren Raum, Sportlerin- nen und Sportler beginnen ihre Karriere nicht mit dem Vorsatz zu dopen. Dennoch müssen im Kampf gegen Doping alle Bedingungen, die auf den Sport wirken, ein- bezogen werden. Auch die Öffentlichkeit, also wir, die ständig nur beste Platzierungen erwarten, die Medien, die Sponsoren und Veranstalter haben einen nicht uner- heblichen Einfluss auf die Entwicklung des Sports. Nur ein Gesamtpaket an Maßnahmen, angefangen von wirksameren Dopingkontrollen über soziale und be- rufliche Absicherung der Sportlerinnen und Sportler bis hin zu mehr sportwissenschaftlicher Begleitung und letztlich auch die Bekämpfung des organisierten Handels mit Dopingmitteln kann zum Erfolg führen. Früher gab es das Motto „Dabei sein ist alles“, darum geht es aber schon lange nicht mehr. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Forschung auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin stärken (Ta- gesordnungspunkt 26) Michael Kretschmer (CDU/CSU): Es gibt kaum ein Forschungsgebiet, mit dem die Menschen so große Hoff- nungen verbinden wie mit der Regenerativen Medizin. Diese junge Disziplin an den Grenzflächen von Medizin, Entwicklungsbiologie, Ingenieurs- und Materialwissen- schaften weckt Erwartungen bei Patientinnen und Pa- tienten, schon bald Verletzungen und Krankheiten heilen zu können, die heute als unheilbar gelten. Wo heute oft nur Symptome gelindert werden, wäre dann echte Gene- sung möglich. Wir stehen noch ganz am Anfang dieser Vision. Die Regenerative Medizin bewegt sich überwiegend in der Grundlagenforschung. Erhebliche Forschungsanstren- gungen liegen vor uns, bis wir eines Tages – vielleicht – auf Organtransplantationen verzichten oder degenerative Krankheiten wie Parkinson heilen können. Das beste Beispiel für die Selbstheilungskräfte, die die Regenerative Medizin nutzen will, liefert die Natur selbst. Wenn ein Axolotl, ein Lurch aus Mexiko, eine Gliedmaße oder ein Organ verliert, wachsen diese ein- fach wieder nach. Forscher im Max-Planck-Institut für Genetik in Dresden sind diesem Rätsel auf der Spur, von dessen Lösung auch die Medizin profitieren könnte. In einzelnen Feldern allerdings haben Regenerative Thera- pien schon den Sprung in die klinische Anwendung ge- schafft. Speziell beim Tissue-Engineering, also der Züchtung von Gewebeersatz aus patienteneigenen Zel- len, hat die Medizin enorme Fortschritte gemacht. Auch wenn die weltweiten Umsätze der Gewebezucht bei ge- schätzten 100 bis 200 Millionen US-Dollar (2005) lie- gen; das künftige wirtschaftliche Potenzial wird von der Deutschen Gesellschaft für Regenerative Medizin auf jährlich mehrere Milliarden Euro geschätzt. Menschen, die bei Unfällen schwerste Verbrennungen erleiden, pro- fitieren heute schon vom Segen dieser Verfahren. Das Be- h b T T R v s d m G e g z h M o t ti e d E s g z s d g s R f f m B W v M s r a s r F H d d b I s je s im B m A T (C (D andeln großflächiger Wunden mit Ersatzhaut ist das islang erfolgreichste klinische Anwendungsgebiet des issue-Engineerings. Aber auch in der Orthopädie sind issue-Engineering-Verfahren seit Jahren im Einsatz. und 80 000 Menschen leiden in Deutschland infolge on Sportverletzungen oder durch Arthrose an Gelenk- chäden. Immer häufiger werden diese so behandelt, ass Knorpelzellen aus dem gesunden Gelenk entnom- en, in Kultur vermehrt und dann in das geschädigte elenk transplantiert werden. Diese vielversprechenden Ansätze lassen es realistisch rscheinen, dass es der Regenerativen Medizin langfristig elingen kann, geschädigte Zellen, Gewebe und Organe u heilen, zu rekonstruieren oder deren Reparatur mit- ilfe von Stammzellen zu stimulieren. Das würde die edizin revolutionieren und viel Leid lindern helfen. Die dramatischsten Engpässe gibt es heute bei Spender- rganen. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organ- ransplantation warten derzeit in Deutschland 12 000 Pa- enten auf neue Herzen, Lebern, Nieren. Nur jeder Dritte rhält sie rechtzeitig. Pro Tag sterben drei Menschen auf er Warteliste, bevor ein passendes Organ gefunden ist. s wäre vermessen, von der Regenerativen Medizin hier chnelle Hilfe zu erwarten. Sie ist von der Herstellung anzer Ersatzorgane weit entfernt. Ohne die Bereitschaft ur Organspende werden wir noch lange nicht auskommen. Trotzdem ist die Forschung dem Ziel, einen biologi- chen Ersatz für einzelne Organfunktionen zu entwickeln, eutlich nähergekommen. Alle deutschen Forschungsor- anisationen, von der DFG bis zur Max-Planck-Gesell- chaft, fördern seit Jahren Forschung auf dem Gebiet der egenerativen Therapien. Die CDU/CSU-Bundestags- raktion sieht darin einen Schwerpunkt der Gesundheits- orschungs- und Biotechnologieprogramme. Hinzu kom- en erfolgreiche Förderansätze der Länder. Die iotechnologie-Offensive des Freistaats Sachsen war egbereiter für zwei Exzellenzzentren der Regenerati- en Medizin: dem Translationszentrum für Regenerative edizin der Universität Leipzig und dem DFG-For- chungszentrum für Regenerative Therapien in Dresden. Deutschland ist in der Regenerativen Medizin hervor- agend aufgestellt, wir sind international Spitze. Das soll uch so bleiben. Deshalb teilen wir auch die große Wert- chätzung der Regenerativen Medizin, die die FDP in ih- em Antrag dokumentiert. Dass sich im Übrigen im DP-Antrag wörtliche Zitate finden, die von der BMBF- omepage übernommen sind, werte ich als Zeichen, ass auch die Opposition der Meinung ist, dass die Bun- esregierung auf dem richtigen Weg ist und man getrost ei ihr abschreiben kann. Das ist aber der Grund, warum hre Forderungen in weiten Teilen ins Leere laufen. Sie ind längst umgesetzt. Beispiel: Klinische Studien. Schon tzt hat das BMBF eine Reihe Förderungen, zum Bei- pielt zusammen mit der DFG. Dort können längst Studien Bereich Regenerative Therapien beantragt werden. eispiel: Unterstützung kleiner und mittlerer Unterneh- en der Biotechbranche für zellbasierte Therapien. uch das ist längst Realität. Die BMBF-Aktivitäten issue-Engineering, Bio-Profile – Region STERN – Bio 7734 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) Chance Plus haben seit 2000 mit rund 100 Millionen Euro vornehmlich KMU unterstützt. Was wir jetzt brauchen, um die Regenerative Medizin voranzubringen, ist vorrangig nicht mehr Geld. Wir brauchen bessere Marktbedingungen für Produkte und Anwendungen aus der Regenerativen Medizin. Die Innovationen müssen die Patienten auch erreichen. Das ist das Problem: Der Markt für die kleinen und mittleren Unternehmen mit ihren innovativen Therapieansätzen ist zu klein. Das liegt daran, dass die zugelassenen Produkte des Tissue-Engineerings – von Ausnahmen abgesehen – von den Kassen nicht erstattet werden. Es ist daher richtig, dass die Bunderregierung mit der Hightechstrategie die Innovationspolitik ressortübergreifend angeht und eine intensive Abstimmung zwischen Bundesforschungs- und Bundesgesundheitsministerium etabliert. Denn gerade an diesen Stellen kann Innovationspolitik angeschoben oder ausgebremst werden. Ein weiterer Punkt ist das Gewebegesetz. Dieses Ge- setz darf nicht zur Innovationsbremse werden. Wir wollen hohe Sicherheit für die Patienten. Aber wir wollen auch, dass klinische Forschung in Deutschland mit vertretba- rem Aufwand möglich bleibt und die Erkenntnisse aus klinischen Studien schnell in die Anwendung gelangen. Hier werden wir als Forschungspolitiker bei der Anhörung genau hinsehen. Denn heute leiden zu viele klinische Studien darunter, dass in der Vergangenheit unter Rot- Grün überreguliert worden ist; übrigens ohne Zusatznutzen für die Patienten Die Forschung an humanen embryonalen Stammzellen steht hingegen auf einem ganz anderen Blatt. Sie ist nur ein Aspekt der Regenerativen Medizin, weshalb ich bewusst erst zum Ende meiner Rede auf sie zu sprechen komme. Was die FDP so einfach als „Behinderung“ der Forschung beschreibt, ist ein Beschluss, der mit großer Mehrheit aus der Mitte dieses Parlaments kam. Dieses Stammzellgesetz gilt es zu respektieren, was die Bundes- forschungsministerin im Kompromiss zum 7. Forschungs- rahmenprogramm auch getan hat. Die Situation ist schwierig. Denn die nach dem deutschen Stichtag ver- wendbaren Zelllinien sind kontaminiert, haben epigeneti- sche Mängel und kommen für die therapeutische Anwen- dung nicht in Frage. Wir wissen auch, dass deutsche Forscher große Sorgen haben, sich in internationalen Pro- jekten nach deutschen Stammzellrecht strafbar zu ma- chen. Aber vor einer möglichen Änderung des Stamm- zellgesetzes müssen die Abgeordneten Gelegenheit erhalten, die Intention des Stammzellgesetzes zu prüfen. Wir müssen uns die Zeit nehmen, diese schwerwiegende Entscheidung in Ruhe zu treffen. Denn es sind die hohen ethischen Güter Lebensschutz auf der einen Seite und Chance auf Heilung schwerer Krankheiten auf der ande- ren Seite, die sorgsam gegeneinander abgewogen werden müssen. René Röspel (SPD): Als ich von meinen Mitarbei- tern letzte Woche hörte, dass ein Antrag der FDP zu Re- generativer Medizin auf der Tagesordnung steht, habe ich zunächst gedacht, es handele sich um die übliche, von der FDP im Halbjahresrhythmus eingebrachte For- d r d u g d m g n F f O g t n c d e k B l F s r s e m p b n d B k R t z L t F s z f u w A R t 1 B e H H V n t (C (D erung, das Stammzellgesetz zu ändern. Ein wenig über- ascht war ich dann, dass Sie sich tatsächlich zunächst em Thema Regenerative und Transplantationsmedizin nd Organspende widmen. Umso enttäuschter muss der eneigte Leser allerdings dann doch sein, dass Sie aus em großen einführenden Bereich der Transplantations- edizin keine Schlussfolgerung ziehen oder Forderun- en stellen, sondern es letztlich doch wiederum nur – ei- igermaßen verpackt und verklausuliert – um ihre alte orderung nach Zulassung der embryonalen Stammzell- orschung geht. Es ist gerade zu unverschämt, dass Sie den Bereich rganmangel einerseits und Erfolge im Bereich „autolo- er Hautersatz“ – der körpereigene Hautzellen des Pa- ienten nutzt und mit embryonaler Stammzellforschung ichts zu tun hat – vermischen und den Eindruck erwe- ken, man müsse nun endlich das Stammzellgesetz än- ern. Auf das Thema, das der Titel des FDP-Antrags nennt, ingehend, ist zu begrüßen, dass nun auch die FDP er- annt hat, welche Möglichkeiten und Chancen sich im ereich der Regenerativen Medizin bieten. Offensicht- ich hat die FDP nicht nur die Entwicklung in diesem orschungszweig verfolgt, sondern auch die Hightech- trategie der Bundesregierung gelesen und sich inspirie- en lassen. Warum die FDP dann allerdings noch Fragen tellt, die durch Handeln der Großen Koalition bereits rledigt sind, ist wohl nur mit politischem Opportunis- us zu erklären. Eine der spezifischen forschungs- und innovations- olitischen Initiativen im Rahmen der Hightechstrategie einhaltet die Förderung von zunächst zwei „Translatio- al Research Clustern“ auf dem hochinnovativem Feld er Regenerativen Medizin. Damit unterstützt das MBF seit dem Jahr 2006 prototypische Umsetzungs- onzepte unter Einbindung auch von Kostenträgern und egulierungsinstanzen. Im Rahmen der Medica hat Bundesforschungsminis- erin Schavan im November 2006 die Förderung von wei Zentren für Regenerative Medizin in Berlin und eipzig offiziell bekannt gegeben. Diese beiden Einrich- ungen haben genau das zum Auftrag, was nun von der DP in ihren Antrag gefordert wird, nämlich wissen- chaftliche Erkenntnisse gezielt in die Praxis umzuset- en und Innovationen in der Regenerativen Medizin zu ördern. Durch die enge Verzahnung von Wissenschaft nd unternehmerischer Umsetzung von Innovationen erden wir sicherstellen, dass für die Forschung und nwendung der Regenerativen Medizin hinreichende essourcen zur Verfügung stehen. Zitat BMBF: „Das BMBF fördert die beiden Transla- ionszentren in den nächsten vier Jahren mit jeweils rund 5 Millionen Euro. Hinzu kommt ein Beitrag der Länder erlin und Brandenburg für das Zentrum in Berlin und in Beitrag Sachsens für das Zentrum in Leipzig in öhe von rund 5 Millionen Euro. In Berlin stellt die elmholtz-Gemeinschaft weitere 10 Millionen Euro zur erfügung. Die Zentren sollen zu Keimzellen für Unter- ehmensausgründungen und zu Partnern für innova- ionsstarke Unternehmen werden. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7735 (A) ) (B) ) Man sollte trotz der großen Chancen im Bereich der Regenerativen Medizin aber auch keine überschwängli- chen Hoffnungen auf die Heilung bisher unheilbarer Krankheiten schüren. Auch die Forscher und Unterneh- mer werden ansonsten mit Zielen konfrontiert, die sie niemals oder erst nach vielen Jahren erreichen können. Vor allem aber werden damit Hoffnungen bei den betrof- fenen kranken Menschen aufgebaut, die für die meisten nicht erfüllt werden können. Das halte ich für zynisch und unverantwortlich. Wir sollten uns stattdessen gemeinsam darum bemü- hen, realistisch die Potenziale der Regenerativen Medi- zin zu bewerten und die Forscherinnen und Forscher dort zu unterstützen, wo der Einsatz der Mittel besonders gute Erfolge verspricht. Ende März/Anfang April werden wir uns im Aus- schuss für Bildung und Forschung erneut mit dem ak- tuellen Stand der Stammzellforschung befassen. Wir sind aufgefordert, aktuelle wissenschaftliche Erkennt- nisse aufzunehmen und daraus dann – wenn nötig – Schlussfolgerungen zu ziehen. Es ist jedoch die Bring- schuld der Wissenschaft nachzuweisen, wenn die gelten- den Rahmenbedingungen für die Forschung überarbeitet werden müssen. Dies konnte allerdings auch die DFG in ihrer jüngsten Stellungnahme nicht überzeugend darle- gen. Erlauben Sie mir noch, in der Kürze der Zeit auf ein- zelne der im FDP-Antrag aufgestellten Forderungen ein- zugehen: – „nationale Innovationsstrategie“ Auch mit dieser Forderung hinkt die FDP der Zeit hinterher: In der Hightechstrategie hat die Bundesre- gierung unter dem Stichwort „Körpereigene Regene- rationsprozesse erforschen und therapeutisch nutzbar machen“ schon das Ziel formuliert, Deutschland zu einem führenden Land im Bereich der Regenerativen Medizin zu machen. Wir legen allerdings unseren Schwerpunkt bei Zellersatz nicht auf die ethisch und gesellschaftlich umstrittenen embryonalen Stamm- zellen, sondern auf die bereits erfolgreich therapeu- tisch genutzten adulten Stammzellen oder solche, die aus körpereigenen abgeleitet werden können. Die FDP lobt in ihrem Antrag ja zu Recht den autologen Hautersatz, bei dem Zellen des Patienten selbst ver- mehrt werden. – „Förderprogramm klinische Studien“ Deutschland hat tatsächlich ein Defizit im Bereich der Klinischen Forschung. Man sollte die Debatte über die Förderung von klinischen Studien in Deutschland aber nicht auf den Bereich der Regene- rativen Medizin beschränken. Dieser Bereich ist sinn- vollerweise auch in das 7. Forschungsrahmenpro- gramm aufgenommen worden. – „Erweiterung der finanziellen Basis“ In der Regenerativen Medizin gibt es – wie in fast je- dem Forschungsbereich – derzeit noch einen großen Forschungsbedarf. Dass die Bundesregierung hier be- reits sehr aktiv ist, habe ich eingangs schon erwähnt. – – – – – (C (D „interdisziplinäre Forschung zu Chancen und Aus- wirkungen“ In jedem Fall müssen wir die interdisziplinäre For- schung im Bereich der Chancen, Auswirkungen und des Einsatzes Regenerativer Medizin fördern. Über die ethische Begleitforschung finanziert die Bundes- regierung jedoch schon seit Jahren entsprechende Forschungsbemühungen. Gerade im Jahr der Geistes- wissenschaften werden wir uns bemühen, hier weiter innovative Forschungsprojekte zu fördern. „Förderung kleiner und mittelständischer Unterneh- men“ Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind schon heute ein Schwerpunkt von Fördermaßnahmen der Bundesregierung. Ein gesondertes Programm für den Bereich der Regenerativen Medizin wäre mit Mehraufwand verbunden und würde keinen echten Mehrwert bringen. Hinzu kommt, wie im Antrag selbst hervorgehoben wird, dass sich viele Projekte noch im Stadium der Grundlagenforschung befinden und von therapeutischer Anwendung meilenweit ent- fernt sind. „keine Überregulierung“ Beim Gewebegesetz hat die Bundesregierung wieder- holt und mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass man die EU-Vorgaben umsetzen, aber nicht darüber hinaus Regelungen festschreiben wird. Zitat von Staatssekretär Dr. Schröder, BMG: „Um je- doch unnötige und überzogene Regelungen bei der Umsetzung zu vermeiden, werden wir den Rahmen an Flexibilität und Differenzierung, den die EG-Ge- weberichtlinien bieten, vollständig berücksichtigen.“ Wir werden aber auch sehr genau zu überprüfen ha- ben, wo man zusätzliche Regelungen schaffen muss, um Patientinnen und Patienten vor unnötigen Risiken zu bewahren. „Entwicklungsbiologie von Embryonen“ Die SPD bezieht selbstverständlich immer den neus- ten Stand der Wissenschaft in ihren Diskussionen ein! „Förderung der embryonalen Stammzellforschung“ Selbstverständlich durfte die gebetsmühlenartig von der FDP wiederholte Forderung nach einer Freigabe der embryonalen Stammzellforschung auch in diesem Antrag nicht fehlen. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich noch intensiv Gele- genheit dazu haben, über die embryonale Stammzell- forschung zu diskutieren. An dieser Stelle möchte ich daher nur kurz darauf hinweisen, dass die großen Po- tenziale der adulten Stammzellforschung mit keiner Silbe erwähnt werden. Man könnte meinen, die Fort- schritte in diesem Bereich sind vollkommen an der FDP vorbeigegangen. Dabei sind hier seit vielen Jah- ren klinische Anwendungen vorhanden, die schon heute den Menschen in unserem Land helfen. Wir werden unseren Weg daher fortsetzen und die Stammzellforschung nach Möglichkeit unterstützen, 7736 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) ohne die vom Bundestag definierten ethischen Gren- zen zu überschreiten. – „Ängste und Vorbehalte abbauen“ Ich kenne bisher niemanden, der Vorbehalte gegen die Regenerative Medizin hegt. Natürlich bewerten viele Bürgerinnen und Bürger die embryonale Stammzellforschung kritisch; im Bundestag werden diese Forschungsansätze ja auch mehrheitlich kritisch bewertet. Wenn man die Forderung an die Bundesre- gierung aus dem Antrag jedoch so interpretiert, dass wir in Deutschland das Interesse und den Forscher- drang in diesem Bereich nach Kräften wecken und fördern sollten, so kann man dieses Ansinnen nur be- grüßen. Allerdings müssen Sie sich die Frage stellen, ob man Ängste und Vorbehalte „durch bessere Kom- munikation“ abbauen sollte oder aber ob man auf die Überzeugungskraft der Argumente vertrauen sollte und durch eine solide Bewertung der Chancen der Regenerativen Medizin die Menschen von diesem spannenden Forschungs- und Therapieansatz über- zeugen sollte. Letztlich geht es aber bei diesen Fragen vor allem um ethische oder religiös begründete Werthaltungen, die nicht ohne Weiteres durch „Kommunikation abgebaut“ werden können, sondern Bestandteil intensiver Diskus- sionen – immer auch vor dem Hintergrund wissenschaft- licher Fakten und einer umfassenden Technikfolgenab- schätzung – sein müssen. Leider wird der FDP-Antrag dieser Zielsetzung nicht gerecht. Deshalb – und weil viele Forderungen durch Regierungshandeln bereits erledigt sind – werden wir ihn ablehnen. Cornelia Pieper (FDP): Unter breiten Teilen der Be- völkerung herrscht eine positive Grundstimmung gegen- über der Roten Biotechnologie, der Gewinnung von Arz- neien aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Längst ist der anfänglichen Skepsis eine hohe Erwartungshaltung gefolgt. Daran haben nicht zuletzt die Erfolge mit neuen Pharmazeutika zum Beispiel und neuen stammzellba- sierten Therapien einen nicht unerheblichen Anteil. Die Menschen spüren, dass sich eine gezielte biomedizini- sche Forschung den Herausforderungen an die Gesund- heits- und Sozialsysteme, die mit einer steigenden Le- benserwartung einhergehen, stellen kann. Besonders die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin, also zu Prozessen der Zell-, Gewebe- oder Or- ganfunktion und deren Regenerationsmöglichkeiten, las- sen erwarten, dass dieser Bereich einen wichtigen Bei- trag für ein gesundes und geistig aktives Leben im Alter leisten wird. Ich habe mich schon sehr früh mit dieser Thematik befasst und selbst einige fachpolitische Kongresse hierzu durchgeführt. Die Diskussionen mit hochrangigen Wis- senschaftlern und politischen Entscheidungsträgern zeigten mir die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. Liberale stehen für die Freiheit der Forschung im Dienst des Menschen. Eine moderne Forschungspolitik muss die Rahmenbedingungen für eine exzellent arbei- t a V f S r f k w z n g n d i D G r f n w w r t k a f W m u t u t g t D d d s M g e d l Z d v d b n a s g l d (C (D ende Wissenschaft und Forschung und damit natürlich uch für Innovationen schaffen. So trägt sie letztendlich erantwortung für das Entstehen neuer Arbeitsplätze, ür ein nachhaltiges Wachstum und einen wirklichen trukturwandel. Deutschland muss, will es seine Füh- ungsposition allein in Europa halten, der Forschungs- örderung weitaus größeres Augenmerk als bisher schen- en. Das ist nicht allein eine Frage des Geldes. Hierzu ird ein klares Forschungskonzept mit einem Programm ur Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Rege- erativen Medizin benötigt. Das kann diese Bundesre- ierung derzeit nicht vorweisen. Alle bisher gewonnenen wissenschaftlichen Erkennt- isse und Forschungsergebnisse lassen erwarten, dass ie Regenerative Medizin einen sehr wichtigen Ansatz m gesamten Gesundheitsforschungssystem darstellt. och wo Licht ist, ist auch Schatten. Was nutzt die beste rundlagenforschung, wenn nicht zugleich die Überfüh- ung der Ergebnisse in klinische Studien ausreichend ge- ördert wird? Hier fehlt es heute leider noch immer an ei- er strategischen Allianz zwischen staatlicher und irtschaftlicher Forschungsförderung sowie der Finanz- irtschaft. Pharmakonzerne zeigten sich bislang wenig isikofreudig, ebenso wie Geldgeber, die sich in den letz- en Jahren bei der Finanzierung risikoträchtiger Projekte leiner Unternehmen zurückhielten. Anders in Südost- sien, wo man unter anderem massiv in die Stammzell- orschung investiert. In einer globalisierten Welt geht alles sehr schnell. enn neue Möglichkeiten am Horizont auftauchen, üssen wir sie erkennen und nutzen. Aber wir müssen ns sputen. Ein Bremsklotz ist immer noch das restrik- ive Tarifsystem für Wissenschaftler. Die Möglichkeiten, m internationale Spitzenkräfte an deutsche Universitä- en und Forschungsinstitute zu binden, sind einfach nicht egeben. Daran wird auch die Auflockerung der Befris- ungsregelungen wenig ändern. Aber nicht nur an der Finanzierung hapert es. In eutschland wird die Umsetzung guter Forschung auf em Gebiet der Regenerativen Medizin auch durch ein ichtes, unübersichtliches Netz von Regelungen er- chwert. Bei der Einführung neuer Arzneimittel oder edizinprodukte fehlt der Mut zu Übergangsregelun- en. Doch besonders bei der Forschung an menschlichen mbryonalen Stammzellen zeigt sich Deutschland, an- ers als etwa Großbritannien oder Schweden, unbeweg- ich. Eine Stichtagsregelung erlaubt nur das Arbeiten mit elllinien, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wur- en. Inzwischen ist durch die DFG erklärt worden, dass on den vorhandenen Stammzelllinien die Mehrheit urch die Verunreinigung mit Viren nicht mehr verwend- ar ist. Andererseits werden deutsche Forscher, die inter- ational an Forschungen mit embryonalen Stammzellen rbeiten oder auch nur als Gutachter mitwirken, per Ge- etz kriminalisiert. Jetzt ist es an derZeit – das machte die Dresdner Ta- ung der Stammzellforscher im vergangenen Jahr deut- ich –, hierüber wieder neu nachzudenken. Der Präsident er Akademie Leopoldina, der Naturforscher Prof. Dr. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7737 (A) ) (B) ) Volker ter Meulen, forderte Bundeskanzlerin Dr. Merkel auf, Deutschland international konkurrenzfähig zu hal- ten und deutsche Forscher nicht länger vom wissen- schaftlichen Fortschritt zu isolieren. Das Bundesministe- rium für Bildung und Forschung zeigte sich in dieser Frage bislang sehr unbeweglich. Nun bleibt abzuwarten, wie auf eine vorsichtige Lockerung des Stammzellim- portgesetzes, so wie es die Vorsitzende des Nationalen Ethikrates, Frau Kristiane Weber-Hassemer, und nun auch der Vorsitzende der EKD, Prof. Dr. Huber, fordern, vonseiten der Politik reagiert wird. Der Gesetzentwurf der FDP für ein neues Stammzell- importgesetz liegt dem Bundestag zur Entscheidung vor. Wir fordern darin die Aufhebung des Stichtages und den Wegfall der Kriminalisierung jener Forscher, die im Ausland mit neuen embryonalen Stammzelllinien arbei- ten. Natürlich kommen auch andere Stammzelltypen für die Forschung infrage. Es wäre eine fatale Fehleinschät- zung der Situation, wenn man sich nur auf einen Stamm- zelltyp konzentriert. Die Potenziale der adulten Stamm- zellen, der Stammzellen aus Nabelschnurblut und aus dem Fruchtwasser müssen weiterhin erforscht werden. Gerade um diesen ganzheitlichen Ansatz geht es der Re- generativen Medizin und in dem Ihnen heute vorliegen- den Antrag. Dieses Thema ist vor dem Hintergrund der demogra- fischen Entwicklung in Deutschland besonders wichtig. Denn mit steigender Lebenserwartung steigen auch die Ansprüche an die biomedizinische Forschung, die ein gesundes, geistig aktives Leben im Alter und letztend- lich auch einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Sozialsysteme ermöglichen soll. Dr. Petra Sitte (DIE LINKE): Die Deutsche Gesell- schaft für Regenerative Medizin bestimmt ihren Gegen- stand selbst wie folgt: Die regenerative – also erneuernde bzw. wiederherstellende – Medizin ist ein neuer biomedizinischer Forschungs- bereich, zu dem unter anderen die Stammzell- forschung und das Züchten von Gewebe- und Zell- verbänden gehören. Im Kampf gegen schwere und bislang nicht heilbare Krankheiten erlangen Stammzellen zunehmend an Bedeutung. Stammzel- len werden heute bereits bei schweren Krebserkran- kungen erfolgreich eingesetzt. In der Zukunft bieten Stammzellen große Hei- lungschancen bei: – Herzerkrankungen – Autoimmunerkrankungen – Krankheiten in denen das eigene Immunsystem kör- pereigenes Gewebe als Fremdes ansieht und bekämpft – – Nervenerkrankungen – Chronisch entzündlichen Erkrankungen – Z k v f m d s s l E d p h z d b d n M z b f M s W Z g z s w Z n F – – (C (D – Soliden Tumoren also bei festen Geschwülsten – – Knochenerkrankungen – Hauttransplantationen Die erwähnten Stammzellen sind in der Lage, sich in ellen mit festgelegten Funktionen zu verwandeln. Sie önnen sich grundsätzlich in Leber-, Muskel-, Herz- und iele andere Zellarten verwandeln. Embryonale, also rühe Stammzellen können sich in nahezu alle Zellfor- en verwandeln. Der Antrag der FDP umfasst auch iese Art Stammzellen. Dabei wissen wir – die Antrag- teller auch –, dass es aktuell darüber erhebliche Diskus- ionen gibt, weil Differenzen in der ethischen und recht- ichen Bewertung dessen bestehen, dass diese Zellen aus mbryonen gewonnen werden. Die Bundesregierung hat en parlamentarischen Kompromiss von 2002 gerade ositiv bestätigt. In der Regenerativen Medizin kommen eute jedoch vor allem sogenannte adulte Stammzellen ur Anwendung. Diese existieren organspezifisch in je- em Körper, sie dienen dort der Erneuerung des Gewe- es, Organs etc. Selbst wenn davon auszugehen ist, dass ie Klärung der Anwendung embryonaler Stammzellen och nicht abgeschlossen sind, bietet die Regenerative edizin allein durch Anwendung von adulten Stamm- ellen erhebliches Heilungspotenzial. Dieses sollte un- edingt weiter erforscht werden. Insofern sind die lau- enden Programme des Bundes durch Umschichtung von itteln in den Bereich der Gesundheitsforschung zu ver- tärken. Diese Ansätze finden im FDP-Antrag allemal ürdigung; sonst hätte man nicht derart viele wörtliche itate aus der Internetpräsentation der ministerialen Pro- ramme übernommen. Alles in allem kann den aufge- ählten Einzelmaßnahmen, soweit sie strukturelle, per- onelle und finanzielle Förderung betreffen, zugestimmt erden. Der Förderbedarf ist deutlich größer, wie die hohe ahl der Projektablehnungen gezeigt hat. Diese sind ämlich nur auf mangelnde Qualität zurückzuführen. Weiteren Diskussionsbedarf sehen wir in folgenden ragen: Wie hoch ist das Potenzial der Regenerativen Medi- zin zur Bekämpfung der Ursachen von Krankheiten? Ist sie nicht gleichermaßen als Weg zur Bekämpfung von Krankheitssymptomen zu fördern? Wenn ja, wel- cher weiterführenden Projektförderung bedürfte es? Welche Veränderungen innerhalb des Gesundheits- systems sind notwendig, um heute bereits ange- wandte Stammzelltherapien als Leistung der gesetzli- chen Kassen zu finanzieren. Gegenwärtig ist die Finanzierung großteils abhängig von Stiftungen, Selbstzahlung, Spendern und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der ausführenden Behandlungs- einrichtung. Die Therapie selbst verursacht punktuell erhebliche Kosten. Aber prozessual gesehen sind die Folgekosten, die Kosten für die Nachbehandlung er- heblich geringer, weil beispielsweise die Gabe teurer Medikamente zur Minimierung von Abstoßungsreak- tionen entfallen. Generell müssen die bereits ange- 7738 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) wandten Stammzelltherapien in die Fallpauschalen und in die Sachleistungen der gesetzlichen Kranken- versicherungen aufgenommen werden. – Welche Impulse erhält die Regenerative Medizin aus nanotechnologischen Entwicklungen im Pharma- und im medizinisch-technischen Bereich? – Aus welchen Regelungen des neuen Gewebegesetz- entwurfes ergeben sich Probleme für die Entwicklung der Regenerativen Medizin und ihr Potenzial, die Fremdspenden für Organersatz zu reduzieren? – Unter welchen Bedingungen sollten in diesem höchst sensiblen Bereich kommerzielle Anbieter gefördert werden? – Welche konkreten Folgen – auch einschränkende – ergeben sich für diesen Bereich aus dem Kompromiss des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms zum Um- gang mit embryonalen Stammzellen. Abschließend ist anzumerken, dass die Gesundheits- forschung insgesamt einer deutlich besseren Finanzaus- stattung bedarf. Die Gesundheitsforschung muss über den Bereich der Regenerativen Medizin hinaus auch Di- agnose- und Therapieverfahren entwickeln. Kranken Menschen soll mit neuen, effektiveren Verfahren schneller und weniger belastend geholfen werden kön- nen. Weit verbreitete Krankheiten wie Diabetes, Herz- Kreislauf-Krankheiten oder auch Demenzerkrankungen führen zu einschneidenden, teils dramatischen sozialen Folgen für die Betroffenen und ihre Familien. Neben diesen persönlichen Schicksalen binden diese Volks- krankheiten erhebliche volkswirtschaftliche Ressour- cen. Nicht zuletzt muss sich die Gesundheitsforschung mit den Entstehungsursachen von Krankheiten ausein- andersetzen. Vor diesem Hintergrund können Wege zu effektiverer Prävention konzipiert werden, die allen Menschen, unabhängig von ihrer sozialen Situation, of- fenstehen müssen. Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNISS 90/DIE GRÜ- NEN): Die Regenerative Medizin gehört innerhalb der Biomedizin zu den Gebieten mit großer Entwicklungs- dynamik und hat in der Gesundheitsforschung eine viel versprechende Zukunft. Deshalb brauchen wir innova- tive Lösungsansätze und einen effektiven Austausch von Erkenntnissen zwischen den Disziplinen der grundlagen- und anwendungsorientierten biomedizinischen For- schung, um neue Therapien unter anderem auch für bis- her unheilbare Krankheiten verfügbar zu machen. In diesem neuen fachübergreifenden Forschungsge- biet fließen Entwicklungen auf den Gebieten der Mate- rialwissenschaft, der Biotechnologie und Biophysik, der Nano- und Mikrotechnologie, der Informationstechnolo- gie sowie der allgemeinen Medizinforschung und der Molekularbiologie zusammen. Wir unterstützen die Mei- nung der FDP, dass der Bedarf an Forschung auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin groß ist und eine in- t s D a s z e n B B m d w F e d S s R w z z i R r n d f d g p m t B s g e n c e d M s z s r P d b l w S (C (D erdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener fachwis- enschaftlicher Bereiche verstärkt werden sollte. Aber natürlich haben wir auch Kritik an dem Antrag. ie FDP führt sehr viele positive Beispiele in Hinblick uf therapeutische Anwendungsmöglichkeiten und For- chungserfolge in dem Bereich der Regenerativen Medi- in auf, die eine stärkere Förderung rechtfertigen. Kein inziges dieser Beispiele bezieht sich dabei auf embryo- ale Stammzellen. Völlig unklar bleibt das plötzliche edürfnis der FDP in ihrem Forderungsteil, dass die undesregierung die Förderung der Forschung mit hu- anen embryonalen Stammzellen nicht weiter behin- ern, sondern unterstützen solle. Ich frage mich doch, ie die FDP diese Forderung begründet, ohne konkrete orschungserfolge und Beispiele auf dem Gebiet der mbryonalen Stammzellforschung zu nennen. Ihnen wird diese Woche nicht entgangen sein, dass er Zweite Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum tammzellgesetz und die jüngste Ausarbeitung des wis- enschaftlichen Dienstes zeigen, dass sich die bisherige egelung für die embryonale Stammzellforschung be- ährt hat. Es schadet eindeutig der Regenerativen Medi- in, wenn sie immer wieder auf die embryonale Stamm- ellforschung reduziert wird. Dazu trägt auch die FDP mmer wieder bei, indem sie unter dem Vorwand, der egenerativen Medizin dienen zu wollen, eine Ände- ung der rechtlichen Grundlagen im Bereich der embryo- alen Stammzellforschung einfordert. Regenerative Me- izin ist weit mehr als das. Die Wiederherstellung unktionsgestörter Zellen, Gewebe und Organe geschieht urch den biologischen Ersatz, beispielsweise mithilfe ezüchteter Gewebe, aber auch durch die Anregung kör- ereigener Regenerations- und Reparaturprozesse. Die Prinzipien der Regenerativen Medizin werden it bewährten Methoden in der Stammzelltransplanta- ion bereits seit mehr als vierzig Jahren erfolgreich zur ehandlung von Leukämien und Lymphomen einge- etzt; auch in der Gewebe- und Organtransplantation all- emein wurden in den letzten Jahren große Fortschritte rzielt. Daher ist eine aus der Luft gegriffene Forderung ach Lockerung des Stammzellgesetzes haltlos. Wir fordern eine klare Grenzziehung in den Berei- hen, wo Forschung in der Regenerativen Medizin Bio- thik betrifft. Wir wollen eine Stärkung der Forschung in er Regenerativen Medizin. Aber auch muss gelten: enschenwürde und Menschenrechte müssen gewahrt ein und haben Vorrang vor Forschungs- und Kommer- ialisierungsinteressen. Darum muss man bei der Zulas- ung, der Produktion und Anwendung dieser neuer The- apien immer auch die Sicherheit der Patientinnen und atienten im Blick haben. Dabei ist den Besonderheiten er Regenerativen Medizin Rechnung zu tragen. Nicht jede Regelung des Arzneimittelrechtes, das ins- esondere hinsichtlich der Anforderungen auf herkömm- iche Arzneimittel ausgerichtet ist, kann/muss erfüllt erden. Gleichzeitig ist zu prüfen, ob zusätzliche chutzregelungen notwendig sind. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7739 (A) ) (B) ) Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Generelle Altschul- denentlastung auf dauerhaft leer stehende Woh- nungen (Tagesordnungspunkt 27) Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Meist kämpfe ich ja mit Wortungetümen wie Infrastrukturplanungsbe- schleunigungsgesetz oder CO2-Gebäudesanierungspro- gramm. Die muss man nach einigem Luftholen immer erst erklären, damit jedermann verständlich wird, was sie Gutes bewirken. Nun komme ich zu Straßen, Häusern und Wohnungen. Seit den 90er-Jahren mussten wir in den neuen Ländern aufgrund des demografischen Wan- dels und wirtschaftlicher Veränderungen eine drastische Zunahme des Wohnungsleerstandes beobachten. Diesem konnte mit dem Programm Stadtumbau Ost sehr erfolg- reich entgegengewirkt werden, das ostdeutsche Städte und Gemeinden vor allem für junge Menschen attrakti- ver machen soll. Die Initiative dazu kam aus Thüringen, was ich als Ostthüringer natürlich nicht verschweigen möchte. Stadtstrukturen und Wohnungswirtschaft profi- tierten deutlich von den strukturpolitischen Maßnahmen des Programms. Der Stadtumbau Ost wird durch vielfältige Maßnah- men ergänzt. Dazu gehört auch die Altschuldenentlas- tung, über die ich heute sprechen möchte. Ab 1993 konnten mit Mitteln des Solidarpakts I ostdeutsche Woh- nungsunternehmen, aber auch private Vermieter von der Hälfte der aus DDR-Zeiten stammenden Baukredite – rund 28 Milliarden Euro – entlastet werden. Weil die Leerstände weiter zunahmen, bedurfte es 2000 der Ein- führung einer Härtefallregelung für Wohnungsunterneh- men, die durch einen Leerstand von mehr als 15 Prozent in ihrer Existenz gefährdet sind. Dies war und ist wich- tig, um die Wohnungswirtschaft liquide zu machen und dadurch stabilisieren zu helfen. Das heißt für die Alt- schuldenhilfe: Das Gute daran ist das Gute darin. Alt- schuldenentlastung, in der Form wie wir sie wollen, be- deutet schlicht: Wenn der Leerstand existenzbedrohende Ausmaße annimmt, sollen die betroffenen Wohnungsun- ternehmen von Altverbindlichkeiten auf dauerhaft leer- stehende, abzureißende Wohnungen entlastet werden. Wer weniger als 15 Prozent Leerstand aufzuweisen hat, muss nicht darben und kann für verbliebene Schuld selbst aufkommen. Alles in allem eine faire Regelung, die sich bestens bewährt hat und weiterverfolgt werden sollte. Zurückgehende Leerstandsdaten, stabile Mieten und die bessere Bonität sind Beleg für die deutliche Sta- bilisierung der Wohnungswirtschaft in den zurückliegen- den sieben Jahren seit Einführung der Härtefallregelung. In Thüringen beispielsweise stieg 2002 die Zahl der Leerstände erstmals nicht weiter an. Natürlich muss man die Entwicklung weiterverfolgen und, wenn nötig, Maß- nahmen modifizieren. Sicherlich könnte es sinnvoll sein, über den Kreis der zu Fördernden nachzudenken; denn oft erfolgt der Ab- riss von Wohnungen auch ohne eine zusätzliche Alt- schuldenhilfe. Eines ist aber in jedem Fall klar: So, wie s k l h g c G m a S i g L m n e b k q P d g s R r d d n g e e U z c z W n S w c G b m B a z r A w m B f k (C (D ich die Kollegen von der Fraktion Die Linke die Zu- unft der Entlastung von Altschulden vorstellen, geht es eider nicht. Ihre Argumentation ist, mit Verlaub, in öchstem Maße populistisch, ohne Berücksichtigung der esamtgesellschaftlichen Erfordernisse. Auch ein rei- hes Land wie die Bundesrepublik Deutschland hat renzen der Finanzierbarkeit. Jeder Euro kann nur ein- al ausgegeben werden. Vor allem sollte Ihr Vorschlag uch finanzierbar sein. Auch heute in der Debatte haben ie keinen Vorschlag zur Gegenfinanzierung gemacht. Zu dem Ergebnis, dass Ihr Antrag nicht finanzierbar st, kam der Finanzausschuss des Deutschen Bundesta- es in seiner 28. Sitzung am 27. September 2006. Meine Damen und Herren von der Fraktion Die inke, denken Sie bitte auch an die vielen anderen Hilfs- aßnahmen, die den Stadtumbau Ost flankieren und fi- anziert werden. Wollen Sie zur Gegenfinanzierung twa die Mittel für andere Maßnahmen kürzen oder ha- en Sie die zusätzlichen 280 Millionen Euro, die dies osten würde, denn schon zur Hand – oder andere Geld- uellen? Aber Spaß beiseite: Wir sind uns alle einig, dass das roblem der DDR-Schulden gelöst werden muss. Und ie Mittel für Altschuldenhilfe wurden über die Jahre so- ar mehrfach aufgestockt. Aber wer hat die Schulden einerzeit denn angehäuft? Das müssen Sie sich all echtsnachfolger der SED zu Recht fragen lassen. In Ih- em Antrag vermisse ich jegliche Erklärung, wie denn ie – wie Sie es selbst nennen – willkürlichen Altschul- en überhaupt entstanden sind und die Wohnungsunter- ehmen in die prekäre Lage kommen konnten. Und Ihr enereller Ansatz, werte Kollegen von der Linken ist ben auch sozialpolitisch nicht der richtige. Mit uns wird r nicht machbar sein, weil unser Verständnis von der msetzung sozialer Verantwortung ein anderes ist. Soziale Verantwortung ausfüllen, bedeutet, differen- iert zu betrachten und zu regeln, nicht blinde Gleichma- herei oder Gießkannenprinzip, die Ihr Vorschlag impli- iert. Wohnungswirtschaft ist eben auch Wirtschaft. irtschaft funktioniert nach Gesetzmäßigkeiten. Sie ützt den Menschen, wenn man sie vernünftig handhabt. chauen Sie sich doch die ökonomische Aufwärtsent- icklung und die sinkenden Arbeitslosenzahlen an. Sol- he Erfolge erreichen Sie nicht durch undifferenzierte leichmacherei. Stattdessen muss man, um bei den Altschulden zu leiben, diejenigen von Ballast befreien, die ihn nicht ehr selbst schultern können. Auf die Befreiung von allast kommt es an. Lasten schleppt unser Land noch us jüngster Vergangenheit zur Genüge mit sich, nicht uletzt aus der Zeit, als wir gerade nicht in der Regie- ungsverantwortung waren: finanziell wie strukturell. ll diese Probleme müssen wir in ihrer Gesamtheit be- ältigen. Gestatten Sie mir noch einen letzten Gedanken. Man ag vom Arbeitslosengeld II halten, was man will: Die undesregierung hat dafür gesorgt, dass Hartz-IV-Emp- änger die nötigen Wohnkostenzuschüsse erhalten. Den- en wir da doch einmal weiter: Die Finanzierung dafür 7740 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) geht auch zulasten der Kommunen. Aber wenn sich die Menschen eine Wohnung leisten können, erreichen wir eine ordentliche Wohnraumauslastung insbesondere im niedrigen Segment. Gerade in den letzten Monaten ha- ben viele – aus welchen Gründen auch immer – wieder eine eigene Wohnung bezogen. Und viele Wohnungen sind nun einmal auch im Besitz kommunaler Wohnungs- unternehmen. Das eine hängt am anderen. Die erfreuli- chen Fakten bleiben. Stadtumbau Ost und Altschuldenentlastung sind Teil eines großen Ganzen, das ich auf eine einfache Formel bringen möchte: Ost und West haben voneinander lernen gelernt, und zwar zum beiderseitigen Nutzen. Sehen wir den Aufbau Ost doch als einen Zug, auf den wir zusam- men aufgesprungen sind. Die Fahrt geht seit jüngstem wieder in Richtung Wirtschaftsaufschwung, Mobilität, Familie und soziale Sicherheit. Was als Anschub für den Strukturwandel in den neuen Bundesländern installiert wurde, setzt nun Standards im gesamten Bundesgebiet. Das ist ein weiterer Mosaikstein in einer Gesamtent- wicklung der Bundesrepublik, die ich ausgesprochen po- sitiv sehe. Das lässt unser Land enger zusammenwach- sen. Lassen Sie uns in diesem Sinne gemeinsam weiter Gleis an Gleis und Stein auf Stein setzen. Deswegen kann meine Fraktion dem vorliegenden Antrag nicht zu- stimmen. Ernst Kranz (SPD): Die Altschuldenproblematik stellt ohne Zweifel ein großes Problem der ostdeutschen Wohnungswirtschaft dar. Jedoch wurde mit den durch die Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen den ostdeutschen Wohnungsunternehmen entsprechend den Notwendigkeiten intensiv geholfen. Genannt seien hier die Schuldenerleichterungen für den Rückbau betroffener Wohnungseigentümer entsprechend der Antragstellung im Jahr 1993. Das Altschuldenhilfeprogramm beinhaltete eine Zins- hilfe bzw. eine Teilentlastung durch Übernahme der Altverbindlichkeiten aus Wohnungsbaukrediten zum 1. Juli 1995, die den Betrag von 76,69 Euro je Quadrat- meter Wohnfläche überstiegen. Es wurden Zinshilfen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro und Teilentlastungen in Höhe von 14,2 Milliarden Euro gewährt. Ein weiterer wichtiger Schritt war im Rahmen der Novellierung des Altschulden-Hilfegesetzes die Härtefallreglung nach § 6 a, die eine Restschuldenübernahme bei Existenzgefährdung vorsieht. Hier sind wir wohl auch bei dem entscheiden- den Punkt Ihres Antrages. Aber auch nach Einschätzung des Gesamtverbands der deutschen Wohnungswirtschaft haben sich Woh- nungsmarkt und Wohnungswirtschaft infolge der geför- derten Abrisse im Rahmen des Programms Stadtumbau Ost stabilisiert. Leerstände gehen zurück, und die Mieten sind stabil. Die Bonität hat sich bei der Beurteilung der Gläubigerbanken verbessert. Davon profitieren alle Wohnungsunternehmen. Vor diesem Hintergrund lässt sich eine weitere Altschuldenentlastung über den Kreis der existenzgefährdeten Unternehmen hinaus nicht mehr rechtfertigen. Nicht zuletzt durch das sehr erfolgreiche Programm Stadtumbau Ost wurde durch die Eins-zu- e n W s a u V G A e J z i g W d a u k n D w k f B a w n h E S A a U s z b B h A w d 2 n u g li d i l P m (C (D ins-Entlastung der für den Abriss vorgesehenen Woh- ungen ein wichtiger Schritt zur Konsolidierung der ohnungswirtschaft im Osten getan. Ihr Antrag negiert jedoch all diese Bemühungen und tut o, als gäbe es keine Unterschiede im Leerstand und damit uch in der Wirtschaftlichkeit zwischen den Wohnungs- nternehmen. In all Ihren Anträgen scheinen Sie die orstellung zu haben, dass der Bund eine unendliche eldquelle ist und man ohne Differenzierungen und bwägungen Millionen verteilen könnte. Würde man dem Argument stattgeben, würde man ine Lawine lostreten; denn es wird auch in den folgenden ahren immer wieder Wohnungsunternehmen geben, die unehmenden Leerstand aufweisen werden, bevor sie hre Kredite getilgt haben. Das kann nicht der Sinn einer ezielten Förderung durch den Staat sein. Auch die ohnungsunternehmen müssen ihren Beitrag leisten, as heißt, vorausschauend planen und frühzeitig auf bsehbare Änderungen der Wohnbedürfnisse reagieren, nd ich weiß auch, dass die Wohnungsunternehmen das önnen. Mir ist kein Fall bekannt, in dem ein Unternehmen ur wegen der Altschulden Konkurs anmelden musste. ass für solche Forderungen das vorhandene Budget bei eitem nicht ausreicht, dürfte bei Ihnen noch nicht ange- ommen sein. 358 Millionen Euro betrug die Ausgangssumme, die ür die Altschuldenhilfe zur Verfügung gestellt wurde. is zum Fristende am 31. Dezember 2003 haben mehr ls 300 Unternehmen ihren Antrag auf Unterstützung be- illigt bekommen. Um jedoch all jene Altschulden bedie- en zu können, für die fristgerecht Hilfe beantragt wurde, aben wir die Mittel auf inzwischen 1,146 Milliarden uro aufgestockt. Wir haben also die ursprüngliche umme um mehr als das Dreifache erhöht, damit alle ntragsteller vollständig bedient werden können. Aufgrund des in den vergangenen Jahren hohen Mittel- brufs – höher als ursprünglich geplant – haben wir mschichtungen vorgenommen und Mittel, die für die päte Phase geplant waren, nach vorne gezogen, um eine eitgerechte Auszahlung zu bewerkstelligen. Das gilt ereits für das Haushaltsjahr 2007. Ich denke, Sie verkennen die Anstrengungen, die der und hier und beim Stadtumbau Ost insgesamt geleistet at. Das Programm Stadtumbau Ost, in dessen Rahmen die ltschuldenhilfe gewährt wird, ist erfolgreich. Bis heute urden 170 000 Wohnungen zurückgebaut. Das ist knapp ie Hälfte der geplanten 350 000 Wohnungen, die bis 009 zurückgebaut werden sollen. Für rund 136 000 Woh- ungen wurde bislang Altschuldenhilfe gewährt. Für den Zeitraum 2002 bis 2009 stehen für den Stadt- mbau Ost insgesamt 2,5 Milliarden Euro zur Verfü- ung, davon 1 Milliarde Euro allein vom Bund. 850 Mil- onen Euro wurden bislang für den Rückbau ausgegeben, avon die Hälfte vom Bund, 775 Millionen Euro flossen n die Aufwertung von Stadtquartieren, davon 259 Mil- ionen Euro vom Bund. Mit dem Stadtumbauprogramm Ost wird ein effektives rogramm zur Stabilisierung des ostdeutschen Wohnungs- arktes vom Bund angeboten und von den Kommunen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7741 (A) ) (B) ) und der Wohnungswirtschaft auch angenommen, und das betrifft mehr und mehr auch die westdeutschen Kommunen und Wohnungsunternehmen. War der hohe Leerstand in den ostdeutschen Bundesländern ein The- menschwerpunkt und Auslöser des Programms, so wurden in den Folgejahren mehr und mehr auch andere wohnungs- wirtschaftliche Stadtentwicklungsaspekte zu Themen des Programms. Mit der Aufnahme des Stadtumbaus Ost in das Bau- gesetzbuch wurde der Bedeutung des Programms und seinen zu berücksichtigenden Wirkungsmechanismen in der Praxis Rechnung getragen. Mehr und mehr gilt es, den Aufwertungsteil des Programms in Verbindung mit anderen Programmen wie mit dem der Sozialen Stadt zum Um- und Ausbau auch der sozialen Infrastruktur ef- fektiv zu nutzen. Das Programm Stadtumbau Ost wurde so angelegt, dass die Erfahrungen aus der Praxis wieder in das Pro- gramm einfließen können. So werden die Verwaltungs- vereinbarungen, die jährlich zwischen Bund und Ländern abgeschlossen werden, stets den neuen Erfordernissen angepasst. In 2006 wurden zusätzlich 20 Millionen Euro aufge- bracht, um beim Rückbau die Belange der technischen Infrastruktur stärker als bisher miteinzubeziehen; denn noch vorhandene, aber nicht hinreichend genutzte Infra- struktur verteuert die Ent- und Versorgungsgebühren für die verbliebenen Bewohner. Diesen Bereich werden wir im Blick behalten müssen und beobachten, inwieweit die technische Infrastruktur so in den Rückbau einbezogen wird, dass das verbliebene System dem Kriterium der Nachhaltigkeit standhält. Durch den Rückbau dürfen keine unnötigen Folgekosten entstehen, sei es für die im Quartier verbliebenen Nutzer der Infrastruktur oder den Staat als Gesamtheit der Steuer- zahler. Wie sich an vielen Stellen nachweisen lässt, hat die Bedeutung des Programms Stadtumbau Ost in seiner Vielfalt zugenommen. Nicht nur, dass wir es von Anfang an aufgrund der engen Anlehnung an ein Stadtentwick- lungskonzept mit einem Programm zu tun hatten, das die Gesamtheit der Stadtentwicklung umfasst, sondern es werden auch zunehmend neue Themen wie die demogra- fische Entwicklung zu einem Aspekt des Programms. Weiterhin bedient das Programm vor allem die Bedürf- nisse und Bedeutung der Entscheidungen vor Ort. Es ist sehr stark angelehnt an die Spezifika der regionalen Ent- wicklung. Auf eine weitere wichtige Entscheidung aus den letzten Wochen und Monaten möchte ich noch kurz eingehen. Die Ausklammerung der Wohnimmobilien aus dem neuen Immobilienfinanzierungsinstrument REITs war für uns eine wichtige Entscheidung. Damit konnte verhin- dert werden, dass eine bloße Sanierung zwecks Gewinn- maximierung gegen die Interessen der Mieter passiert. Der Zielstellung, die wir mit dem Stadtumbau Ost verfolgen, den Erhalt der Substanz und Modernisierung entsprechend den Ansprüchen der Mieter im Rahmen der vorhandenen Stadtentwicklungskonzepte durch ver- a u e I d I d B w d d n F u P P s k v Z c f l d p u A W T s s b W t s t a s s d n h G l 4 a l s 5 s B z t p (C (D ntwortungsbewusste kommunale Verantwortungsträger mzusetzen, wird voll Rechnung getragen. Der von der Koalition kürzlich verabschiedete Gesetz- ntwurf zur Erleichterung von Planungsvorhaben in nnenstädten geht hier bereits in die richtige Richtung; enn damit sollen seit Jahresbeginn Brachflächen in der nnenstadt bei der Planung vorrangig berücksichtigt wer- en, das heißt bevor Flächen im Außenbereich zur ebauung frei gegeben werden. Es sollen und dürfen, so eit dies möglich ist, keine Lücken im Ausnutzungsgrad er technischen Infrastruktur entstehen, um die Kosten er Wartung und des Betriebs für die übrigen Nutzer icht unnötig zu erhöhen. Wir begrüßen die eindeutige Zusage des Ministers zur ortführung des Programms über das Jahr 2009 hinaus, nd wir unterstützen auch die anstehende Evaluation des rogramms Stadtumbau Ost und wollen uns aktiv in den rozess einbringen. Im Ergebnis dieses Prozesses wün- chen wir uns ein Programm, das die künftigen Ziele lar definiert und möglichst unbürokratisch ist und das iele Varianten und Möglichkeiten zum Erreichen dieser iele zulässt. Nur so lassen sich neue und unterschiedli- he, den Regionen und Bedürfnissen entsprechende Er- ahrungen machen. Wir freuen uns auf diese neuen Erfahrungen. Viel- eicht ist eine davon bereits die frühzeitige Einbeziehung es Ausschusses des Bundestages in den Evaluations- rozess. Joachim Günther (Plauen) (FDP): Die Probleme nd das Anliegen, mit dem sich der hier zu behandelnde ntrag der Linken befasst, sind uns allen wohlbekannt. ir haben sie immer wieder im Zusammenhang mit dem hema „Stadtumbau Ost“ behandelt und wissen deshalb ehr genau, dass die hohen Leerstandsquoten in struktur- chwachen Gebieten nach wie vor ein Problem für die etroffenen Städte, aber auch für die konkret betroffenen ohnungsunternehmen sind. Die Ertragskraft der be- roffenen Wohnungsunternehmen ist dadurch ge- chwächt, und mitunter ist sogar ihre Unternehmensexis- enz gefährdet. Ebendiese Gründe waren es unter nderem, die im Jahre 2000 die Novellierung des Alt- chulden-Hilfegesetzes erforderlich machte und die chließlich zu der Härtefallregelung des § 6 a Altschul- en-Hilfegesetz führte. Wir hatten seinerzeit schon kei- en Zweifel daran, dass den Wohnungsunternehmen mit ohen Leerständen, insbesondere in strukturschwachen ebieten, geholfen werden muss, da sich ihre wirtschaft- iche Situation immer mehr verschlechterte. Insgesamt 18 Unternehmen haben bis zum Ablauf der Antragsfrist m 31. Dezember 2003 Anträge auf zusätzliche Teilent- astung von den wohnungswirtschaftlichen DDR-Alt- chulden gestellt. Bis zum Jahre 2006 sind bereits über 00 Millionen Euro an Wohnungsunternehmen geflos- en, die Wohnungen abreißen mussten. Bis 2010 will der und nach heutiger Lage weitere 650 Millionen Euro ur Verfügung stellen. Daneben wurden aus Bundesmit- eln insgesamt circa 550 Millionen für die Stadtumbau- rogramme zur Verfügung gestellt. 7742 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) Ich habe durchaus ein gewisses Verständnis dafür, dass es Stimmen gibt, die eine Einbeziehung der Alt- schuldenproblematik für alle am Stadtumbau Beteiligten wünschen; denn es ist sicher nicht so ohne Weiteres ein- zusehen, ein Gebäude abzureißen und dafür hinterher weitere Altkredite bedienen zu müssen. Wenn ich mir den Haushalt 2007 vor Augen halte, dann ist schon die große Summe von 223 Millionen Euro nach der obengenannten Härtefallregelung veran- schlagt. Eine darüberhinausgehende Belastung des Bun- deshaushaltes ist nicht angebracht. Dies wäre jedoch so, würde man dem hier gestellten Antrag folgen und auf die Voraussetzung des 15-prozentigen Leerstands verzich- ten. Vielmehr sind hier nun der unternehmerische Geist sowie das Zusammenspiel aller am Stadtumbau Beteilig- ten gefragt. Wir sollten auch abwarten, inwieweit sich die erfreulicherweise angesprungene Konjunktur auf die Wirtschaftskraft der Wohnungsunternehmen sowie auf den Wohnungsmarkt auswirken wird. Aus den genann- ten Gründen lehne ich den Antrag der Linken ab. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich stimme mit der Kollegin Heidrun Bluhm ausdrücklich überein, dass die Altschuldenproblematik seit vielen Jahren ein großes Ärgernis darstellt, das übrigens nicht nur viele Betriebe der Wohnungswirtschaft, sondern auch der Landwirtschaft immer wieder existentiell be- droht. Auch im Nachhinein erschließt es sich mir immer noch nicht, warum diese Unternehmen überhaupt für die zu DDR-Zeiten willkürlich aufgeteilten Schulden haften müssen. Hier haben offensichtlich die damaligen Ver- handler des Einigungsvertrages Schäuble und Krause schlichtweg geschlafen, die Konsequenzen nicht über- schaut bzw. überschauen wollen. Also muss sich der Deutsche Bundestag in schöner Regelmäßigkeit mit diesem Thema beschäftigen, und wir ostdeutschen Abgeordneten müssen unseren west- deutschen Kollegen mühsam erklären, warum wir über- haupt ein Altschulden-Hilfegesetz brauchen und warum wir um die Einstellung von neuen Haushaltsmitteln wer- ben. Diese Situation ist unhaltbar, schon wenn wir uns al- leine die über die letzten Jahre aufgelaufenen Zinslasten aus diesen Altschulden anschauen. Insofern wäre eine einmalige große Anstrengung und eine Ablösung dieser Altschulden durch den Bund der beste und für alle Betei- ligten eleganteste Weg. Der Teufel liegt natürlich im Detail. Wir wissen nicht genau, welche Altschulden wo und in welcher Höhe vor- handen sind. Darüber schweigt sich auch der Antrag der Linkspartei aus. Außerdem stellt sich natürlich auch die Frage, wie sich diese Altschulden von den anderen Schulden der Betroffenen im Nachhinein sauber abgren- zen lassen. Wir brauchen jedoch eine endgültige und ganzheitli- che Regelung der Altschulden, dann können wir uns künftig auch Diskussionen über den Sinn und Unsinn der H r d K g d d w A d b n n B s d t z A z K B F s z A – – – – – – – – (C (D ärtefallregelung nach § 6 a Altschulden-Hilfegesetz spa- en. Ich bin dagegen nicht der Meinung der Linkspartei, ass der weitere Stadtumbau Ost ohne eine sofortige lärung der Altschuldensituation gefährdet ist. Er wird anz sicher erschwert; aber er ist nicht insgesamt gefähr- et. Angesichts der aktuellen Leerstandszahlen in Ost- eutschland müssen wir uns auch darüber unterhalten, ie der aus meiner Sicht mittlerweile zu hohe Anteil der brisse und der zu geringe Teil der Aufwertungen wie- er auf ein vernünftiges und den Zielen des Stadtumbaus esser dienendes Maß gebracht werden kann. Gerade eine verstärkte Aufwertung bedarf jedoch ei- er vorherigen Klärung der Schuldensituation der Woh- ungsbaugesellschaften; also ist die weitere intensive ehandlung des Themas unerlässlich. Ich hoffe, dass der Antrag den Anstoß zu einer umfas- enderen Diskussion über die Altschuldenproblematik in iesem Hause gibt. Unsere Fraktion wird daher dem An- rag der Linkspartei – trotz einiger kleiner Bedenken – ustimmen. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 829. Sitzung am 15. De- ember 2006 den Beschluss gefasst, eine gemeinsame ommission aus Mitgliedern des Bundestages und des undesrates zur Modernisierung der Bund/Länder- inanzbeziehungen (Bundesratsdrucksache 913/06 [Be- chluss]) einzusetzen. Ferner hat er beschlossen, den nachstehenden Geset- en zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 bs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) Erstes Gesetz zur Änderung des Vorläufigen Ta- bakgesetzes Gesetz zur Umsetzung der Regelungen über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei einer Ver- schmelzung von Kapitalgesellschaften aus ver- schiedenen Mitgliedstaaten Gesetz zur Reform des Personenstandsrechts (Perso- nenstandsrechtsreformgesetz – PStRG) Erstes Gesetz zur Änderung des Versorgungs- rücklagegesetzes Gesetz über die Statistik der Verdienste und Arbeits- kosten (Verdienststatistikgesetz – VerdStatG) Gesetz zur Änderung des Eichgesetzes Gesetz zur Änderung des Transparenzrichtlinie- Gesetzes Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7743 (A) ) (B) ) – Gesetz zur Erleichterung von Planungsvorhaben für die Innenentwicklung der Städte – Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 170 der Inter- nationalen Arbeitsorganisation vom 25. Juni 1990 über Sicherheit bei der Verwendung chemischer Stoffe bei der Arbeit – Gesetz zu dem Partnerschafts- und Kooperations- abkommen vom 11. Oktober 2004 zur Gründung einer Partnerschaft zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einer- seits und der Republik Tadschikistan andererseits – Gesetz zu dem Abkommen vom 14. März 2006 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über den Bau einer Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Kehl – Gesetz zu dem Vertrag vom 2. März 2005 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Jemen über die Förderung und den ge- genseitigen Schutz von Kapitalanlagen – Gesetz zu dem Abkommen vom 16. Juni 2005 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Arabischen Republik Ägypten über die Förde- rung und den gegenseitigen Schutz von Kapital- anlagen – Gesetz zu dem Vertrag vom 19. und 20. April 2005 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Islamischen Republik Afghanistan über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Ka- pitalanlagen - Gesetz zu dem Vertrag vom 10. August 2005 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Demokratischen Republik Timor-Leste über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Ka- pitalanlagen – Gesetz über die Senkung des Beitrags zur Ar- beitsförderung, die Festsetzung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung und der Beiträge und Beitragszuschüsse in der Alterssi- cherung der Landwirte für das Jahr 2007 – Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozial- gesetzbuch und des Finanzausgleichsgesetzes – Viertes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Er- richtung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwor- tung und Zukunft“ (EVZ-StiftG) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2004/109/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Dezember 2004 zur Harmonisierung der Trans- parenzanforderungen in Bezug auf Informationen über Emittenten, deren Wertpapiere zum Handel auf einem geregelten Markt zugelassen sind, und zur Än- derung der Richtlinie 2001/34/EG (Transparenz- richtlinie-Umsetzungsgesetz – TUG) – Gesetz zur Änderung des Investitionszulagenge- setzes 2007 – – – – – ß 1 2 (C (D Gesetz zur Errichtung gemeinsamer Dateien von Po- lizeibehörden und Nachrichtendiensten des Bundes und der Länder (Gemeinsame-Dateien-Gesetz) Gesetz zur Ergänzung des Terrorismusbekämpfungs- gesetzes (Terrorismusbekämpfungsergänzungsge- setz) Siebtes Gesetz zur Änderung des Stasi-Unterla- gen-Gesetzes Zweites Gesetz zur Modernisierung der Justiz (2. Justizmodernisierungsgesetz) Gesetz über die Durchsetzung der Verbraucher- schutzgesetze bei innergemeinschaftlichen Verstö- ßen Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: . Zu Artikel 1 (§ 2 Nr. 1 Buchstabe a VSchDG) Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die vorge- sehene Zuständigkeit der Länder für die in Umset- zung der Preisangabenrichtlinie erlassenen Vorschrif- ten in Abstimmung mit den Ländern auf ihre Vollzugstauglichkeit und Praktikabilität zu überprü- fen und als Ergebnis dieser Überprüfung binnen ei- nes Jahres ab Inkrafttreten des Gesetzes einen Vor- schlag für eine Neuregelung vorzulegen. . Zu Artikel 1 (§ 3 Abs. 2 – neu – VSchDG) a) Der Bundesrat begrüßt, dass sein Anliegen (Bun- desratsdrucksache 538/06 – Beschluss –, Ziffer 2) zur regelmäßigen Information der für den Ver- braucherschutz zuständigen Obersten Landesbe- hörden aufgegriffen wurde. Das Anliegen des Bundesrates ist jedoch durch die in Artikel 1 § 3 Abs. 2 – neu – VSchDG vorgesehene jährliche Berichterstattung in anonymisierter Form nur teilweise erfüllt. Da die Verwendbarkeit der Be- richte für die für den Verbraucherschutz zuständi- gen Obersten Landesbehörden auf Grund der vor- gesehenen Anonymisierung der Daten stark eingeschränkt wird und diese in der Regel nicht zuständige Behörde im Sinne von § 2 Nr. 4 und 5 VSchDG sind, sollte sie so sparsam wie möglich eingesetzt werden, soweit die Anonymisierung zwingend erforderlich ist. Nur informierte Behör- den können zeitnah reagieren. b) Der Bundesrat bedauert, dass der Bundestag die Beantwortung von unterjährlichen Auskunftser- suchen der für den Verbraucherschutz zuständi- gen Obersten Landesbehörden ablehnt. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung darauf hinzuwirken, dass die Zentrale Verbindungsstelle mit den für den Verbraucherschutz zuständigen Obersten Landesbehörden zusammenarbeitet und zwei Jahre nach der Verkündung des Gesetzes er- neut geprüft wird, ob und in welchem Umfang den für den Verbraucherschutz zuständigen Obersten Landesbehörden ein Zugriffsrecht auf 7744 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 (A) ) (B) ) die bei der Zentralen Verbindungsstelle einzu- richtende Datenbank gewährt werden kann. – Gesetz zur Neuordnung des Tierzuchtrechts sowie zur Änderung des Tierseuchengesetzes, des Tier- schutzgesetzes und des Arzneimittelgesetzes Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Zu Artikel 5 (Änderung des AMG) Auf Grund der Vorgaben der Richtlinie 2001/82/EG sind Arzneimittel zur Anwendung bei Lebensmittel lie- fernden Tieren zukünftig verschreibungspflichtig. Die Mitgliedstaaten können Ausnahmen von der Verschrei- bungspflicht vorsehen, wenn die Arzneimittel bestimmte Kriterien erfüllen, die von der Europäischen Kommis- sion festgelegt werden. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um Arz- neimittel für Lebensmittel liefernde Tiere, die derzeit apothekenpflichtig sind, weiterhin von der Verschrei- bungspflicht auszunehmen. – Gesetz zur Änderung telekommunikationsrechtli- cher Vorschriften Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat erkennt an, dass mit dem Gesetz die Rahmenbedingungen für die Inanspruchnahme von Telekommunikationsdiensten neu geregelt und die europarechtlichen Vorgaben der Richtlinie 2002/22/ EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. März 2002 über den Universaldienst und Nutzer- rechte bei elektronischen Kommunikationsnetzen und -diensten (Universaldienstrichtlinie) weiter kon- kretisiert sowie einzelne Vorgaben anderer Richtli- nien des Europäischen Rechtsrahmens für elektroni- sche Kommunikation umgesetzt werden. 2. Der Bundesrat begrüßt, dass spezielle verbraucher- schützende Regelungen, die in den Vorschriften des Gesetzes zur Bekämpfung des Missbrauchs mit 0190er-/0900er-Mehrwertdiensterufnummern enthal- ten sind, mit diesem Gesetz fortgeschrieben werden. 3. Der Bundesrat hat bereits in seinem Beschluss vom 7. Juli 2006 ausgeführt, dass eine effiziente Ausge- staltung der nachträglichen Entgeltregulierung und der besonderen Missbrauchsaufsicht (§§ 38, 42 TKG) dringend notwendig ist. Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass diese Tatsache zwischenzeitlich auch von der Bundesregierung nicht angezweifelt wurde und bedauert, dass gleichwohl keine Regelung vorgesehen ist, die eine effiziente sektorspezifische Ex-Post-Missbrauchskontrolle sicherstellt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 d n (C (D er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Höhe des Existenzminimums von Er- wachsenen und Kindern für das Jahr 2008 (Sechster Existenzminimumbericht) – Drucksachen 16/3265, 16/3563 Nr. 1.3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigun- gen für die Jahre 2003 bis 2006 (20. Subventionsbe- richt) – Drucksache 16/1020 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 08 02 Titel 632 11 – Verwaltungskostenerstattung an Länder – – Drucksachen 16/3726, 16/3890 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Hauhalts- und Wirtschaftsführung 2006 Außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigung bei Ka- pitel 16 02 Titel 687 03 – Projektbezogene Beiträge an internationale Organisa- tionen – – Drucksachen 16/3752, 16/3890 Nr. 1.3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 10 Titel 632 07 – Ausgaben nach § 8 Abs. 2 des Unterhaltsvorschussge- setzes – – Drucksachen 16/3753, 16/3890 Nr. 1.4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 10 Titel 681 01 – Versorgungsbezüge für Beschädigte – – Drucksachen 16/3754, 16/3890 Nr. 1.5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 02 Titel 682 61 – Erstattung von Fahrgeldausfällen – – Drucksachen 16/3788, 16/3890 Nr. 1.6 – Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zehnter Bericht der Bundesregierung über die Auswir- kungen des Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Be- schäftigung – BillBG – – Drucksachen 15/5934, 16/480 Nr. 1.15 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 7745 (A) (C) (B) ) Bericht für die Europäische Kommission zur Umset- zung des Europäischen Sozialfonds in der Bundesrepu- blik Deutschland – Zeiträume 2000 bis 2006 (Aktualisierung) und 2007 bis 2013 – hier: Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt – Drucksachen 16/2570, 16/2813 Nr. 1.4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/3382 Nr. 1,5 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/3196 Nr. 1.1 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/3382 Nr. 2.22 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/3196 Nr. 1.12 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/3382 Nr. 2.13 Drucksache 16/3382 Nr. 2.14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 1.9 Innenausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 2.99 Drucksache 16/2555 Nr. 2.106 Drucksache 16/3196 Nr. 1.53 Rechtsausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 2.114 Finanzausschuss Drucksache 16/1942 Nr. 2.25 Drucksache 16/3196 Nr. 1.44 Haushaltsausschuss Drucksache 16/3573 Nr. 2.9 Drucksache 16/3573 Nr. 2.24 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/3382 Nr. 2.26 Drucksache 16/3382 Nr. 2.30 Drucksache 16/3382 Nr. 2.33 Drucksache 16/3573 Nr. 2.8 Drucksache 16/3713 Nr. 1.14 (D Drucksache 16/150 Nr. 1.10 Drucksache 16/150 Nr. 1.11 Drucksache 16/150 Nr. 1.12 Drucksache 16/150 Nr. 1.13 Drucksache 16/629 Nr. 2.30 Drucksache 16/820 Nr. 1.56 Drucksache 16/820 Nr. 1.57 Drucksache 16/820 Nr. 1.58 Drucksache 16/1748 Nr. 1.6 Drucksache 16/1942 Nr. 1.5 Drucksache 16/1942 Nr. 2.7 Drucksache 16/1942 Nr. 2.17 Drucksache 16/2555 Nr. 1.16 Drucksache 16/3196 Nr. 1.16 Drucksache 16/3196 Nr. 1.17 Drucksache 16/3196 Nr. 1.18 Drucksache 16/3196 Nr. 1.19 Drucksache 16/3196 Nr. 1.20 Drucksache 16/3196 Nr. 1.21 Drucksache 16/3196 Nr. 1.22 Drucksache 16/3196 Nr. 1.23 Drucksache 16/3196 Nr. 1.24 Drucksache 16/3196 Nr. 1.25 Drucksache 16/3196 Nr. 1.26 Drucksache 16/3196 Nr. 1.27 Drucksache 16/3196 Nr. 1.28 Drucksache 16/3196 Nr. 1.29 Drucksache 16/3196 Nr. 1.30 Drucksache 16/3196 Nr. 1.31 Drucksache 16/3196 Nr. 1.41 Drucksache 16/3382 Nr. 2.3 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Januar 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ekin Deligöz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Golze, ich finde, Sie dürfen hier nicht vom

    hema ablenken; aber das tun Sie gerade.


    (Widerspruch bei der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Ihr habt Hartz IV beschlossen! – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: PDS-Alleinregierung in Berlin!)


    Darf ich reden?


    (Iris Gleicke [SPD]: Getroffene Hunde bellen! Ekin, das ist so!)


    ie haben vorhin gesagt, dass die Föderalismusreform,
    er ich wahrhaftig nicht zugestimmt habe, für die Bun-






    (A) )



    (B) )


    Ekin Deligöz
    desländer die Möglichkeit geschaffen habe, in diesem
    Bereich eigenständig Regelungen zu treffen. Und was
    machen Sie hier in Berlin? Nichts! Warum nutzen Sie
    diese Möglichkeit nicht?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU)


    Man kann das ja auch ins Positive wenden. Man kann et-
    was tun. Sie könnten doch in die Bildung und in die Kin-
    dergärten investieren. Gerade in Bezug auf die Beiträge
    wäre ich ganz ruhig angesichts dessen, was die Eltern
    hier zahlen müssen, inklusive Mittagessen, unabhängig
    von ihrem Verdienst.


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


    Sie wollen hoffentlich nicht, dass die Kinder vom Mit-
    tagessen abgemeldet werden. Deshalb würde ich nicht so
    laut mit Blick auf Bayern schreien. Ich kenne die Sätze
    in Bayern und ich kritisiere sie. Aber die Zahl, die Sie zi-
    tiert haben, trifft auf Bayern nicht zu. In Bayern haben
    wir in Bezug auf die Kindergärten die niedrigsten Zah-
    len, das stimmt;


    (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Aber dafür gibt es da viel zu viel CSU!)


    denn die Bayern haben nicht verstanden, dass es auch
    eine moderne Familienform gibt. Aber was Sie machen,
    entschuldigt das nicht. Sie können das eine schlechte
    Handeln nicht mit einem anderen schlechten Handeln
    entschuldigen. Das dürfen wir nicht zulassen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wenn Sie verantwortlich handeln wollen, dann müssen
    Sie Ihre Forderungen hier vor Ort, wo Sie an der Regie-
    rung sind und Verantwortung haben, umsetzen und dür-
    fen nicht einfach mit anderen Themen ablenken.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Diana Golze [DIE LINKE]: Auf meine Frage nach Hartz IV haben Sie nicht geantwortet! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Setzen, Sechs!)


    Ein weiterer Bereich. Es geschieht noch viel zu we-
    nig, auch im Hinblick auf die Betreuung. Einerseits sa-
    gen Sie, Sie setzen auf das TAG und dass das TAG er-
    folgreich ist. Wir werden noch darüber streiten müssen,
    ab wann man das TAG als erfolgreich bezeichnen kann.
    Andererseits sagen Sie aber: Wenn das nicht so sein
    sollte, setzen wir auf einen Rechtsanspruch. – Wenn Sie
    für einen Rechtsanspruch sind, warum setzen Sie ihn
    dann nicht um? Unsere Unterstützung dabei hätten Sie.
    Entweder Sie finden einen Rechtsanspruch richtig und
    notwendig; dann müssen Sie ihn auch umsetzen. Oder
    Sie sehen das anders; dann müssen Sie das auch sagen.
    Aber dieses Herumgeeiere verdummt die Menschen,
    verunsichert die Familien und weckt Hoffnungen, die
    Sie nicht einhalten werden. Vor allem machen Sie eines:
    Sie schrecken die Kommunen auf, ohne ihnen irgend-
    welche Konzepte, über die man debattieren kann, vorzu-
    legen. Dadurch fangen Sie sich noch mehr Gegenstim-

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    (C (D en ein. Das hat auch zur Folge, dass die Kommunen aran gehindert werden, ihre Vorstellungen umzusetzen. achen Sie eine konsequente Politik! Uns werden Sie ann an Ihrer Seite haben. Wir Grünen haben mit der Kinderbetreuungskarte ein lares Konzept vorgelegt. Damit können wir den qualitaiven und quantitativen Ausbau der Kinderbetreuung in en Kinderkrippen und bei der Ganztagesbetreuung voanbringen. Wir meinen, dass Qualität mindestens geauso wichtig ist wie Quantität. Wir haben ein finanzierares Modell vorgelegt. Dahinter steckt vor allen Dingen in modernes Denken. Ich kann Ihnen nur sagen: Überwinden Sie endlich hre Scheu! Wir müssen Kinder und Familien anstelle es Trauscheins fördern. Sie alle wollen sich einen moernen Anstrich geben. Sie wollen eine moderne Famiienpolitik machen. Wenn es aber konkret wird, dann einen Sie Ihre Ankündigungen nicht ernst. Das ist auch n diesem Punkt eine doppelzüngige Politik. Entweder ie stehen für die neuen Familienbilder – dann müssen ie aber auch konsequent handeln –, oder Sie schaffen es icht, Ihre Vorbehalte zu überwinden. Dann sehe ich chwarz für diese Nation. Die Koalitionsfraktionen überschlagen sich regelrecht it Ankündigungen, beispielsweise wollen sie beitrags reie Kindergartenplätze. Sie schaffen mit der Beitragsreiheit aber keinen einzigen neuen Kindergartenplatz. ie tun nichts zur Verbesserung der Qualität in den Einichtungen. ie nehmen die kindliche Frühförderung nicht ernst. Sie eden zwar darüber, aber Sie tun nichts, wenn es darum eht, eine bessere Qualifizierung der Erzieherinnen zu rreichen. Herr Dörflinger, wir reden nicht über 100 Prozent kademisierung. Wir reden, wie im Bericht, immer über ischformen. Auch in diesem Bereich sind Sie nicht utig genug. Initiativen zur Verbesserung der Qualität indet man bei Ihnen nicht. Aber genau das fordert der ericht. Da sollten Sie noch einmal genau nachlesen. ir brauchen keine Beitragsfreiheit für Kindergarten lätze, sondern Betreuungsplätze und eine bessere Quaität der Einrichtungen. Wir brauchen Politik mit Subtanz und nicht leere Worte. Noch eine Bemerkung zum Vorschlag von Frau von er Leyen. Sie sagen, die Mittel, die aufgrund des Geurtenrückgangs frei werden, könne man für die Finanierung der Beitragsfreiheit verwenden. Hinsichtlich der erwendung der Mittel für die Schulen kann ich nur saen: Unterhalten Sie sich einmal mit den Landespolitiern! In den Schulen haben wir große Defizite. Wir rauchen mehr Lehrer, mehr Ganztagseinrichtungen und leinere Klassen. Darauf hoffen die Bildungspolitiker. Ekin Deligöz Sie sind gar nicht mit der Idee einverstanden, dass Sie das Geld woanders verfrühstücken wollen. Wenn Sie frei werdende Mittel im Kindergartenbereich meinen, dann kann ich nur sagen: Diese haben wir damals, dank der CDU/CSU, beim TAG verfrühstückt. Dieses Geld haben wir den Kommunen bereits zugestanden, und es ist nicht mehr verfügbar. Sie sollten da Ihre Verhandlungspositionen nachlesen. Damals haben Sie das Geld nämlich schon ausgegeben, sodass es jetzt nicht mehr zur Verfügung steht. Frau Ministerin, Sie sagen, man solle den Rechtsanspruch nicht als Drohgebärde einsetzen. Das ist Unsinn. Die Kommunen würden, wenn man ihnen genaue Vorschläge machen würde, verhandeln. Der Wille ist da. Aber man muss, wie gesagt, konkrete Vorschläge machen. Man darf nicht irgendwelche leeren Versprechungen machen und hinterher sagen, dass es so nicht gehe. Man braucht da schon mehr als eine populistische Ankündigungspolitik. Das habe ich bisher aufseiten der Koalition vermisst. Ein gutes Beispiel in Sachen populistischer Politik und falsche Prioritätensetzung liefert uns an diesem Punkt die Union. Einerseits sagen Sie, dass wir eine gute Kinderbetreuung brauchen. Andererseits wissen wir, dass das Ministerium mit Hochdruck an einem Familiensplitting arbeitet. Familiensplitting klingt gut. Sie argumentieren an dieser Stelle mit der Gerechtigkeit, nämlich Gerechtigkeit bei der Verteilung der Finanzmittel. Aber Ihr Gerechtigkeitsbegriff grenzt mehr als 2 Millionen Kinder aus. Denn es werden all die Familien, die keine Steuern zahlen, nicht berücksichtigt. Die Kinder in Familien, die ein niedriges Einkommen haben oder die von Hartz-IV-Leistungen leben, werden ebenfalls nicht berücksichtigt. Ihr Gerechtigkeitsbegriff umfasst nur die Gutund Besserverdienenden. Das ist nicht die Gerechtigkeit, die ich meine. Das ist nicht die Gerechtigkeit, die für die Familien in diesem Land gut ist. Das sollten Sie noch einmal überlegen. Die SPD denkt darüber nach, Mittel für eine mögliche Kindergelderhöhung zur Förderung der Infrastruktur einzusetzen. Darüber könnte man, wenn dies möglich wäre, rein theoretisch reden. Aber wenn Sie dies ernst meinen, warum haben Sie dann die Anpassung des Existenzminimums, die die Freistellung von Mitteln für dieses Vorhaben garantieren würde, um zwei Jahre verschoben? Das hätten wir schon jetzt machen können. Wenn man sich den Haushaltsplan anschaut, dann findet man diese Mittel nicht. Früher hätte man gesagt: Sie haben eine virtuelle Idee, deren Umsetzung Sie mit ungedeckten Schecks bezahlen. Inzwischen kann man sagen: Sie haben eine virtuelle Idee, deren Umsetzung Sie mit virtuellem Geld bezahlen wollen, mit Geld, das Sie nicht haben und nicht in den Haushalt einstellen. Das zeigt, dass Sie das Ganze nicht ernst meinen. D k d k g s l e s r b r A s f C D m b s z a B Z g s D t r g s L E S J d G H t m o g 1 i D l 2 (C (D as ist eine Verdummung der Familien. So schafft man eine Zukunftsperspektiven für Kinder und Familien in iesem Land. Das Einzige, was man daran erkennen ann, ist, dass Sie den vorliegenden Bericht, den wir alle ut finden und über den wir hier debattieren, nicht geleen haben. Sie haben nicht verstanden, worum es eigentich geht. Auch wir von den Grünen haben heute einen Antrag ingebracht. In unserem Antrag haben wir Ihnen dargetellt, welche Möglichkeiten es gibt. Wir setzen in unseem Antrag die richtigen Prioritäten. Wir brauchen eine essere Infrastruktur; wir brauchen Qualität in den Einichtungen. Wir brauchen eine Politik für Kinder, für ufwachsende, für Familien, für diejenigen, die in die em Land Verantwortung übernehmen. Ihre Politik verehlt diese Ziele. Das Wort hat jetzt die Kollegin Michaela Noll von der DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten amen und Herren! „Mit fairen Chancen Kinder stark achen“, so lautet der Titel unseres Antrages. Für mich edeutet das, jedem einzelnen Kind Chancen zu geben, eine Probleme zu verstehen und die Kinder zielgerichtet u fördern. Frau Kollegin Gruß, jetzt muss ich Sie gleich einmal nsprechen. Ich werde Ihnen jetzt erläutern, dass unsere ilanz nach einem Jahr recht gut aussieht. Im wölften Kinderund Jugendbericht wurde deutlich anemahnt, dass zu viele Kinder die Schule ohne Abchluss verlassen und damit keine Perspektive haben. azu zählen wir gerade die Gruppe der sogenannten har en Schulverweigerer. Was sind denn Schulverweigeer? Das sind Kinder, die frühzeitig in der Schule versaen und den Schulbesuch ganz verweigern. Diese ogenannte Null-Bock-Generation hat angeblich keine ust auf Schule und Leistung. Nach den Angaben der xperten sind das 1 bis 2 Prozent der Kinder. Für diese Schulverweigerer möchte ich an dieser telle eine Lanze brechen. Wer sich einmal mit diesen ugendlichen beschäftigt und ihnen zugehört hat, weiß, ass es sich zum größten Teil nicht um eine Null-Bockeneration handelt. Dies sind Jugendliche, die unsere ilfe brauchen. Zum Teil haben sie einen Migrationshin ergrund. Zum Teil kommen sie aus Risikofamilien mit assiven sozialen Problemen, wo Alkohol und Drogen ftmals den Alltag der Eltern bestimmen. Andere hingeen leiden unter Mobbing. Mittlerweile werden 10 bis 5 Prozent der Kinder Opfer von Mobbing. Sie werden n der Schule gehänselt, gedemütigt und bloßgestellt. iesem Psychoterror sind sie nicht gewachsen. Sie ver ieren Kraft und die Lust an der Schule. Jetzt bekommen sie mit dem Bundesprogramm „Die . Chance“ endlich Hilfe. Michaela Noll (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Ina Lenke [FDP]: Ja!)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





    (A) )


    (B) )


    (Iris Gleicke [SPD]: Quatsch!)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

(Beifall bei der CDU/CSU)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michaela Tadjadod


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)





    (A) )


    (B) )


    74 Standorte sind vorgesehen. Man setzt auf eine ver-
    stärkte Vernetzung. Die betroffenen Jugendlichen wer-
    den zurück in die Schulen gebracht und bekommen eine
    zweite Chance auf einen Abschluss.

    Ein solches Projekt gibt es bei mir im Wahlkreis. Seit
    sieben Jahren kümmert man sich um solche Jugendli-
    chen. 82 Prozent dieser Jugendlichen kehren zurück in
    die Schule. Ich glaube, das ist eine wirklich gute Bilanz.
    Frau Ministerin, Ihr Projekt heißt zwar „2. Chance“;
    aber für diejenigen Kinder, mit denen ich gesprochen
    habe, war es oftmals die erste Chance, aus dem Teufels-
    kreis der Perspektivlosigkeit herauszukommen. Sehen
    Sie, Frau Gruß, allein dieser Punkt ist sehr wichtig.

    Ich möchte einen zweiten Punkt ansprechen. Wenn
    wir von fairen Chancen sprechen, müssen wir auch die
    Problematik der Jungen in unserer Gesellschaft beden-
    ken. Bereits in der letzten Legislaturperiode hatte ich
    dazu eine Kleine Anfrage mit dem Titel „Verbesserung
    der Zukunftsperspektiven für Jungen“ gestellt. Ange-
    sichts der Ergebnisse können wir, glaube ich, zum Teil
    sagen: Die Jungen entwickeln sich zu unseren Sorgen-
    kindern. Die Jungen haben eine schlechtere Lern- und
    Lesekompetenz. Die Jungen brechen doppelt so oft die
    Schule ab. Die Jungen entwickeln drei- bis viermal so
    häufig Verhaltensauffälligkeiten. Bei den Jungen spre-
    chen wir auch mehr von Medienverwahrlosung. Gerade
    dieses Problem wird von Experten darauf zurückgeführt,
    dass den Jungen in ihrer frühkindlichen Entwicklung
    männliche Rollenbilder fehlen. Auch dies bestätigte
    Professor Rauschenbach in der Anhörung zum Zwölf-
    ten Kinder- und Jugendbericht. Er sagte: „Es ist ein
    Drama, dass zunehmend Kinder bis zum 10. Lebensjahr
    in männerfreien Zonen aufwachsen.“ Wie können wir
    hier gegensteuern, um diesen Jungs eine faire Chance zu
    bieten? Notwendig sind mehr Elternkompetenz, vor al-
    lem aber auch mehr männliche Bezugspersonen in der
    Erziehung und Betreuung.

    Sie, Frau Ministerin, gehen dieses Problem mit dem
    Pilotprojekt „Neue Wege für Jungs“ aktiv an. Damit
    werden den Jungen neue Wege für ihre Berufs- und Le-
    bensplanung aufgezeigt. Damit erhöhen sich auch die
    Chancen, dass sich mehr Jungen für erzieherische und
    soziale Jobs entscheiden. Frau Ministerin, Sie haben den
    Anfang gemacht. Ich habe in einem Gespräch mit Minis-
    ter Laschet aus Nordrhein-Westfalen, meinem Bundes-
    land, festgestellt, dass auch er Handlungsbedarf sieht.
    An dieser Stelle möchte ich auch der FDP ein Kompli-
    ment machen: Die Forderung nach mehr männlichen Er-
    ziehern ist der richtige Weg.

    Kollegin Ekin Deligöz hat eben kurz zu Frau Golze
    Stellung genommen. Vor allem ihr Eingangsstatement
    kann ich voll und ganz unterschreiben. Wer im Glashaus
    sitzt, wer in Berlin in der Regierung sitzt, sollte nicht mit
    Steinen schmeißen,


    (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was? Das kann man unbesehen zurückgeben! Schmeißen Sie mal selber nicht mit Steinen! – w b a A v s d O s W t c L V A t t s t P a s K N n d b p M s d b c d s s d z v g s d k „ (C (D Diana Golze [DIE LINKE]: Wer hat denn Berlin in die Lage gebracht?)


    enn es darum geht, sich auf finanzielle Leistungen zu
    eschränken. Geld allein wird nichts bringen. Das hat
    uch Professor Rauschenbach festgestellt.

    Kinderarmut muss man auch unter dem Aspekt der
    rbeitslosigkeit der Eltern sehen. Dass im letzten Jahr
    iele Menschen in Arbeit gekommen sind – das ist un-
    ere Bilanz –, hilft den Familien und kommt den Kin-
    ern zugute.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Sehr geehrte Damen und Herren Kollegen von der
    pposition, ich habe mich auch mit Ihren Anträgen be-

    chäftigt. Darin erwähnen Sie nicht mit einem einzigen
    ort das zunehmende Engagement der älteren Genera-

    ion für unsere Kinder. Alle wissen – damit trete ich si-
    herlich keinem zu nahe –: Wir sind mittlerweile ein
    and der Silberfüchse.

    Vergangenen Mittwoch war Herr Professor Kruse, der
    orsitzende der Altenberichtskommission, bei uns im
    usschuss zu Gast; er stellte den Altenbericht vor. Er be-

    onte dabei inständig, dass wir auf die Potenziale der äl-
    eren Generation setzen sollten.

    Die Gesellschaft muss sich von dem Altenbild verab-
    chieden, das leider auch zum Teil über die Medien
    ransportiert wird. Alter bedeutet nicht nur Demenz,
    flege oder Heim. Es gibt „junge Alte“, die sich gerne
    ktiv einbringen würden. Wir müssen den älteren Men-
    chen optimale Rahmenbedingungen zur Förderung von
    indern und Jugendlichen bieten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


    ur so schaffen wir ein gutes Klima für einen generatio-
    enübergreifenden Zusammenhalt.

    Es gibt mittlerweile Vorlesepaten in Kindergärten und
    ie „Seniorpartners in School“, die Mobbingopfern oder
    enachteiligten Jugendlichen helfen. Auch diesen As-
    ekt hätten Sie in Ihren Anträgen erwähnen können.

    Ferner setzen wir uns für den weiteren Ausbau von
    ehrgenerationenhäusern ein. Es gibt bereits 200 die-

    er Häuser, und wir sind auf einem guten Weg. Ich
    enke, die nächsten 263 werden zügig auf den Weg ge-
    racht.

    Gerade im vergangenen Jahr wurden sehr viele scho-
    kierende Fälle von Kindesvernachlässigung und Kin-
    esmisshandlung bekannt. Die jüngste Kriminalitäts-
    tatistik spricht von 175 Fällen. Fast jede Stadt hat
    olche Fälle; die Namen sind austauschbar. Deshalb plä-
    ieren wir für ein Frühwarnsystem, um Risikofamilien
    u unterstützen. Wir müssen hier keine Diskussion über
    erbindliche oder verpflichtende Vorsorgeuntersuchun-
    en führen. Neue Untersuchungen alleine werden wahr-
    cheinlich nicht zielführend sein. Ich plädiere vielmehr
    afür, beim Alltag der Familien anzusetzen und die Risi-
    ofamilien tatkräftig zu unterstützen. Ich nenne das
    Prävention ab Nabelschnur“. Es muss unser Ziel sein,






    (A) )



    (B) )


    Michaela Noll
    die Familien bzw. die Elternkompetenz zu stärken, damit
    sie den Alltag bewältigen können.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Es gibt eine Gruppe von Risikofamilien, auf die ich
    die Aufmerksamkeit lenken möchte, und zwar psy-
    chisch kranke Eltern und ihre Kinder. Wussten Sie,
    dass es in Deutschland 500 000 Kinder gibt, bei denen
    ein Elternteil an einer manischen Depression oder Schi-
    zophrenie leidet? Wussten Sie, dass diese Kinder ein
    deutlich erhöhtes Risiko haben, selbst daran zu erkran-
    ken?

    Die Eltern sind oftmals in Therapie. Um die Eltern
    kümmert man sich. Aber daran, dass es für die Kinder
    besonders schwierig ist, in diesem Lebensumfeld aufzu-
    wachsen, denken wenige. Diese Kinder brauchen unsere
    Hilfe.

    Es gibt Projekte wie „KIPKEL“ in Nordrhein-Westfa-
    len, die sich ausschließlich um die Unterstützung von
    Kindern psychisch kranker Eltern kümmern und ihnen
    damit helfen, das Leben mit ihren kranken Eltern zu be-
    wältigen. „KIPKEL“ hat in den vergangenen acht Jahren
    rund 700 Kinder im Kreis Mettmann begleitet. Diese
    Kinder sind auf dem richtigen Weg. Solche Projekte
    brauchen wir.

    Uns darf kein Kind verloren gehen. Deshalb brauchen
    alle Kinder faire Chancen, und zwar von Anfang an.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)