Protokoll:
16076

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 76

  • date_rangeDatum: 18. Januar 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:52 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/76 schusses für Bildung, Forschung und Tech- Tagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Bildung, Forschung und Tech- nikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Carsten Müller (Braunschweig), Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René Röspel, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Innovatio- nikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Ab- geordneten Cornelia Pieper, Uwe Barth, Miriam Gruß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Voraussetzungen für Ent- wicklung, Bau und Betrieb einer Europäi- schen Spallations-Neutronenquelle in Deutschland schaffen – Deutsche Bewer- bung vorantreiben (Drucksachen 16/386, 16/2738) . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7546 C 7546 D 7548 C 7550 B 7551 D Deutscher B Stenografisch 76. Sitz Berlin, Donnerstag, de I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Hans Eichel, Bernd Neumann (Bre- men) und Johann-Henrich Krummacher . . Ausscheiden des Abgeordneten Henry Nitzsche aus der Fraktion der CDU/CSU . . . Benennung der Abgeordneten Ulla Burchardt als Mitglied in das Kuratorium „Wissenschaftszentrum Berlin für Sozial- forschung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 11, 23, 24 und 28 d . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . – ( i Z B 7545 A 7545 B 7545 B 7545 B 7546 A 7546 B nen für Deutschland durch das Siebte Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union undestag er Bericht ung n 18. Januar 2007 t : zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Hans-Josef Fell, Kai Gehring, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zu- kunftsfähige Forschung in Europa stär- ken Drucksachen 16/1547, 16/710, 16/2891) . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 2: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- 7546 C Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7553 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Grasedieck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Dr. Heinrich L. Kolb, Jens Ackermann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zum Schutz der arbeiten- den Jugend (Jugendarbeitsschutzgesetz – JArbSchG) (Drucksache 16/2094) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Klaus Ernst, Hüseyin-Kenan Aydin, Karin Binder, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der LINKEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes (Drucksache 16/3016) . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Grotthaus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Willi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . T a b c Z U d r G r a l ( T V f d e ( T 7554 C 7556 A 7557 B 7558 B 7559 A 7560 A 7562 A 7562 A 7562 B 7563 C 7565 A 7567 B 7568 C 7570 B 7570 D 7572 A 7573 A 7574 A 7575 C 7577 B agesordnungspunkt 28: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Ra- tes über die Umwelthaftung zur Ver- meidung und Sanierung von Umwelt- schäden (Drucksache 16/3806) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Regelung des Statusrechts der Beamtinnen und Beamten in den Län- dern (Beamtenstatusgesetz – Beamt- StG) (Drucksachen 16/4027, 16/4038) . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu der Vereinbarung vom 11. April 2006 zwischen der Regierung der Bun- desrepublik Deutschland und der Re- gierung der Republik Polen über die Durchführung des Übereinkommens vom 25. Februar 1991 über die Umwelt- verträglichkeitsprüfung im grenzüber- schreitenden Rahmen (Vertragsgesetz zur Deutsch-Polnischen UVP-Vereinba- rung) (Drucksache 16/4011) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: nterrichtung durch die deutsche Delegation es Deutschen Bundestages zur Euromediter- anen Parlamentarischen Versammlung: ründungsversammlung der Euromediter- anen Parlamentarischen Versammlung m 22./23. März 2004 in Athen, Griechen- and Drucksache 15/3414) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: ierte Beschlussempfehlung des Wahlprü- ungsausschusses: zu 11 gegen die Gültigkeit er Wahl zum 16. Deutschen Bundestag ingegangenen Wahleinsprüchen Drucksache 16/3900) . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7578 D 7578 D 7579 A 7579 A 7579 B 7579 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 III Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Un- terschiedliche Auffassungen in der Bundes- regierung zu einer klimaverträglichen Energieversorgung ohne Atomkraft . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Müller, Parl. Staatssekretär BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Axel Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Christoph Pries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung arbeits- rechtlicher Vorschriften in der Wissen- schaft (Drucksachen 16/3438, 16/4043) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Uwe Barth, Patrick Meinhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Wissenschaftssystem zukunftsfähig ge- stalten – wissenschaftsadäquate Ar- beitsbedingungen schaffen (Drucksachen 16/3286, 16/4043) . . . . . . . Carsten Müller (Braunschweig) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U J V K T a b D H M U G 7581 A 7581 A 7582 B 7583 B 7584 C 7586 A 7587 A 7588 A 7589 B 7590 B 7591 C 7592 D 7593 C 7594 D 7596 B 7596 B 7596 C we Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Vereinheit- lichung von Vorschriften über be- stimmte elektronische Informations- und Kommunikationsdienste (Elek- tronischer-Geschäftsverkehr-Verein- heitlichungsgesetz – ElGVG) (Drucksachen 16/3078, 16/3135, 16/4078) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Bärbel Höhn, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Teledienstegesetzes (Anti-Spam-Ge- setz) (Drucksachen 16/1436, 16/4078) . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Grietje Bettin, Ekin Deligöz, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Verbraucher beim Telemediengesetz nicht übergehen (Drucksachen 16/3499, 16/4078) . . . . . . . agmar Wöhrl, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . rietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7598 C 7599 B 7601 A 7601 D 7602 C 7604 A 7604 A 7604 B 7604 C 7605 D 7606 C 7608 B 7609 A IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 Tagesordnungspunkt 8: a) Antrag der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Barbara Höll, Werner Dreibus, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Praktika gesetzlich regeln (Drucksache 16/3349) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Perspektiven für die Generation Praktikum schaffen (Drucksache 16/3544) . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Romer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, Hartwig Fischer (Göttingen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Gabriele Groneberg, Dr. Sascha Raabe, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Energie- und Entwicklungspolitik stär- ker verzahnen – Synergieeffekte für die weltweite Energie- und Entwicklungs- förderung besser nutzen (Drucksache 16/4045) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Ute Koczy, Thilo Hoppe, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Rohstoffeinnahmen für nachhaltige Entwicklung nutzen (Drucksache 16/4054) . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . U F D T A W ( S d h g l ( J R H D U T E e S s ( i Z A D A N v R ( D C 7610 C 7610 C 7610 D 7612 A 7613 B 7614 B 7615 D 7617 A 7618 B 7619 D 7620 A 7620 A 7621 D 7623 A 7624 C te Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Josef Philip inkler, Omid Nouripour, Claudia Roth Augsburg) und der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN: Für eine Initiative er Bundesregierung mit dem Ziel einer umanitären, kohärenten und nachhalti- en Ausrichtung der europäischen Flücht- ingspolitik Drucksache 16/3541) . . . . . . . . . . . . . . . . . . osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . r. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 13: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur chaffung deutscher Immobilien-Aktienge- ellschaften mit börsennotierten Anteilen Drucksachen 16/4026, 16/4036) . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 5: ntrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, r. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer bgeordneter und der Fraktion der LINKEN: eue Steuervergünstigungen und Gewinn- erlagerungen in das Ausland verhindern – EITs in Deutschland nicht einführen Drucksache 16/4046) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . 7625 C 7626 D 7628 A 7629 B 7629 B 7630 B 7632 B 7633 A 7634 C 7635 C 7635 C 7635 D 7636 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 V Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: Antrag der Abgeordneten Martin Zeil, Gudrun Kopp, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Keine Verlängerung des Briefmonopols – Wettbewerb auf dem deutschen und euro- päischen Postmarkt ermöglichen (Drucksache 16/3623) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Ulla Lötzer, Sabine Zimmermann, Dr. Barbara Höll, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der LINKEN: Vollständige Öffnung der Postmärkte stop- pen – Universaldienstverpflichtung absi- chern (Drucksache 16/4044) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martin Zeil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gudrun Kopp (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Geset- zes zur Änderung des Kraftfahrzeugsteu- ergesetzes (Drucksache 16/4010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . P L W Z B W t n ( T A D o R r ( T E e z g ( T E e U F r m ( T A M r 7637 C 7639 B 7640 A 7641 A 7641 D 7642 C 7642 C 7642 D 7643 D 7645 B 7646 B 7647 C 7648 C 7649 B 7649 C 7649 C atricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . utz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 8: eschlussempfehlung des Ausschusses für ahlprüfung und Immunität zu einem An- rag: Genehmigung zur Durchführung ei- es Strafverfahrens Drucksache 16/4095) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 14: ntrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, r. Axel Troost, Ulla Lötzer, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion der LINKEN: Den eichtum umverteilen – für eine sozial ge- echte Reform der Erbschaftsbesteuerung Drucksache 16/3348) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Siebten Geset- es zur Änderung des Bundesvertriebenen- esetzes Drucksache 16/4017) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur msetzung der Richtlinie über Märkte für inanzinstrumente und der Durchfüh- ungsrichtlinie der Kommission (Finanz- arkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz) Drucksachen 16/4028, 16/4037) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 18: ntrag der Abgeordneten Horst Meierhofer, ichael Kauch, Angelika Brunkhorst, weite- er Abgeordneter und der Fraktion der FDP: 7650 C 7652 A 7652 D 7653 D 7653 D 7654 A 7654 B VI Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 Verbraucherfreundliche Kennzeichnung strahlungsarmer Mobilfunkgeräte (Drucksache 16/3354) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abge- ordneten Heike Hänsel, Ulla Lötzer, Dr. Diether Dehm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Für solidarische und entwicklungspolitisch kohärente Wirt- schaftspartnerschaftsabkommen (Drucksachen 16/3193, 16/4056) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Ände- rung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes (Tages- ordnungspunkt 15) Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Den Reichtum umverteilen – für eine sozial gerechte Reform der Erbschaftsbe- steuerung (Tagesordnungspunkt 14) Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z d d g M D U J D A Z d d m K z G N F D D D A Z d z ( J D H L S 7654 C 7654 C 7655 A 7655 A, C 7657 A 7657 C 7659 C 7660 A 7660 D 7661 D 7662 D nlage 4 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Än- erung des Bundesvertriebenengesetzes (Ta- esordnungspunkt 17) aik Reichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . osef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung er Richtlinie über Märkte für Finanzinstru- ente und der Durchführungsrichtlinie der ommission (Finanzmarkt-Richtlinie-Umset- ungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 19) eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ina Hauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . r. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Verbraucherfreundliche Kenn- eichnung strahlungsarmer Mobilfunkgeräte Tagesordnungspunkt 18) ens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . etlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . orst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . utz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7663 C 7665 B 7665 D 7666 B 7667 A 7668 B 7669 A 7669 D 7670 B 7671 A 7672 C 7673 A 7674 B 7675 D 7676 D 7677 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 VII Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Für solidarische und entwick- lungspolitisch kohärente Wirtschaftspartner- schaftsabkommen (Tagesordnungspunkt 20) Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7678 B 7679 C 7680 A 7681 B 7682 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7545 (A) ) (B) ) 76. Sitz Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9.0
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    Berichtigung 75. Sitzung, Seite 7527 (C), dritter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: ,,Welcher Personalaufwand steht dem gegenüber, und ist bei den im Aufbau befindlichen Agenturen eventuell schon eine zur Umsetzung der Dienst- leistungsrichtlinie REACH in Helsinki geplant?“ Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7657 (A) ) (B) ) für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates dem Abgabenaufschlag betroffen sein werden aber nicht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * A u d f w u c g S w e s G r z w N U v z r I d s r P V t F n g l G e e w P g e w e w k z s w Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Behm, Cornelia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2007 Bülow, Marco SPD 18.01.2007 Ernst, Klaus DIE LINKE 18.01.2007 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 18.01.2007 Hilsberg, Stephan SPD 18.01.2007 Hintze, Peter CDU/CSU 18.01.2007 Kasparick, Ulrich SPD 18.01.2007 Kipping, Katja DIE LINKE 18.01.2007 Kucharczyk, Jürgen SPD 18.01.2007 Dr. Küster, Uwe SPD 18.01.2007 Lintner, Eduard CDU/CSU 18.01.2007* Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2007 Merten, Ulrike SPD 18.01.2007 Müntefering, Franz SPD 18.01.2007 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 18.01.2007 Schäfer (Bochum), Axel SPD 18.01.2007 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2007 Schily, Otto SPD 18.01.2007 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 18.01.2007 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 18.01.2007 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2007 Veit, Rüdiger SPD 18.01.2007 Weisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 18.01.2007 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 18.01.2007 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Vierten Geset- zes zur Änderung des Kraftfahrzeugsteuerge- setzes (Tagesordnungspunkt 15) Ingrid Arndt-Brauer (SPD): Unsere Gesundheit ist numstritten unser höchstes Gut. Ich freue mich daher, ass es uns mit dem Entwurf zur Änderung des Kraft- ahrzeugsteuergesetzes gelungen ist, einen weiteren ichtigen Schritt für die Verbesserung des Gesundheits- nd Umweltschutzes zu gehen. Dieselfahrzeuge verursa- hen mit ihrem Ausstoß an Feinpartikeln erhebliche esundheitliche Gefährdungen – besonders in größeren tädten und Ballungsgebieten. Wissenschaftliche Studien eisen schon lange auf diesen Umstand hin. Ich begrüße s daher ausdrücklich, dass der Bund von seinem Ge- etzgebungsrecht nach Art. 72 Abs. 2 des Grundgesetzes ebrauch gemacht hat, die Rußpartikelbelastung zu eduzieren. Auch wenn die Kfz-Steuer den Ländern usteht und somit durch Landesgesetzgebung geregelt erden kann, sollte allen Verantwortlichen klar sein: ur eine bundeseinheitliche Regelung kann und wird mgehungs- und Ausweichreaktionen der Betroffenen erhindern. Ein Flickenteppich dagegen würde regional u Ballungen oder Ausdünnungen von Fahrzeugen füh- en, die gefördert werden. Das müssen wir vermeiden! ch bin aber davon überzeugt, dass der Gesetzentwurf in er vorliegenden Fassung auch für die Bundesländer zu- timmungsfähig sein wird – zumal diese auch europa- echtlich geboten ist. Das Gesetz soll die weitere Verbreitung moderner artikelminderungstechniken für neue und bereits im erkehr befindliche Personenkraftwagen mit Dieselmo- or beschleunigen. Es geht dabei nicht um die steuerliche örderung bestimmter Techniken, sondern um technik- eutrale Anreize für Fahrzeuge, die einen möglichst eringen Partikelausstoß aufweisen. Die Gesetzesvor- age orientiert sich dabei am voraussichtlichen Euro-5- renzwert von 0,005 g/km für die Partikelmasse. Für Dieselfahrzeuge, die bis zum 31. Dezember 2006 rstmals zugelassen wurden, erhalten die Fahrzeughalter ine befristete Steuerbefreiung in Höhe von 330 Euro, enn sie ihre Fahrzeuge bis zum 31. Dezember 2009 mit artikelfiltern nachrüsten. Wir wollen aber nicht diejeni- en Halter benachteiligen, die bereits Rußpartikelfilter ingebaut haben. Die Steuerbefreiung wird daher rück- irkend zum 1. Januar 2006 gewährt. Wir setzen damit in Signal, dass vorauseilender Gesundheits- und Um- eltschutz sich lohnt. Wer jedoch sein Dieselfahrzeug weiterhin ohne Parti- elfilter fährt und den Euro-5-Grenzwert nicht einhält, ahlt ab dem 1. April dieses Jahres einen Steuerauf- chlag von 1,20 Euro je 100 m3. Der Steueraufschlag ird befristet und bis zum 31. März 2011 erhoben. Von 7658 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) nur Altfahrzeuge ohne Filter, die vor dem 31. Dezember 2006 zugelassen wurden. Mehr zahlen müssen auch die Halter von Neufahrzeugen mit Zulassung nach dem 1. Januar 2007, welche den voraussichtlichen Euro-5- Grenzwert nicht einhalten. Das Gesetz sieht aber auch gut nachvollziehbare Aus- nahmen vor: So werden Oldtimer nicht vom Steuerzu- schlag betroffen sein. Auch Personenkraftwagen, deren Schadstoffemissionen zwar nur die Grenzwerte der seit 2006 geltenden Euro-4-Abgasnorm erfüllen, deren Parti- kelausstoß aber den Grenzwert für Partikelmasse von 0,005 g/km nicht überschreitet, werden keine erhöhten Steuern zu entrichten haben. Im Vorgriff auf die zu erwartenden neuen Grenzwerte in der Europäischen Union haben auch die Automobil- hersteller zugesagt, spätestens ab 2008/2009 alle neuen Fahrzeuge mit einem Dieselpartikelfilter auszurüsten. Politik und Wirtschaft ziehen an einem Strang, weil Umweltschutz sich auszahlt. Das gilt ebenfalls für die Hersteller von Partikelfiltern. Die steuerliche Förderung der Nachrüstung ist aktive Mittelstandsförderung. Auch im Interesse der Betriebe brauchen wir eine schnelle und unverzügliche Umsetzung des Gesetzes! Mir ist bewusst, dass die Förderung der Nachrüstung von Altfahrzeugen allein natürlich nicht ausreicht, um die Umweltbelastungen durch den Straßenverkehr in den nächsten Jahren zu reduzieren. Sie ist freilich – und das entgegne ich den Kritikern – nur ein Baustein im Kon- zept der Bundesregierung, Mobilität umweltgerecht und zukunftsfähig zu gestalten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Verkehr in Deutschland auch in den kommenden Jahren weiter zu- nehmen wird. Es daher notwendig, dass alle denkbaren Register gezogen werden, um die Bedürfnisse der Be- völkerung nach Mobilität in Einklang mit den Anforde- rungen an Gesundheits- und Umweltschutz zu bringen. Sowohl in der vergangenen Legislaturperiode als auch in der jetzigen Wahlperiode hat die Bundesregierung ein umfassendes Konzept entwickelt, Mobilität umweltge- recht zu gestalten. Für den Verkehr heißt das vor allem: Verkehrsvermeidung, Erhöhung des Anteils umwelt- freundlicher Verkehrsträger am Gesamtverkehr, besonders beim Güterverkehr, Steigerung der Energieeffizienz, sprich Kraftstoffverbrauch und Verringerung der Schad- stoffbelastungen. Die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren viel unternommen, um Verkehr umweltgerechter zu gestalten. Einiges davon möchte ich Ihnen nochmals kurz in Erinnerung rufen: Am 1. Januar 2005 startete in Deutschland die satelli- tengestützte LKW-Maut. Diese ist mittlerweile eine Er- folgsgeschichte. Technischer Fortschritt und Verkehrs- vermeidung durch intelligente Routenplanung zahlen sich aus. Einerseits richtet sich die Mauthöhe nach der Strecke, die ein LKW zurücklegt, andererseits aber auch nach der Schadstoffkategorie. Emissionsarme LKW zah- len niedrigere Mautsätze. Hierdurch wurde ein wichtiger Beitrag zur verursachergerechten Anlastung der Wege- kosten geleistet. Zudem werden Anreize geschaffen, L G p g S S d n s 2 k V S g d W d i S I i H d s u s e D g S B s B u B in f s d d s P H S k N z N v u f v V d d (C (D astkraftwagen mit neusten Emissionsstandards zu nutzen, üterverkehr auf Bahn und Schiff zu verlagern, Trans- ortwege zu optimieren und Verkehr zu vermeiden. Mit der Novellierung des Allgemeinen Eisenbahn- esetzes hat die Bundesregierung zur Stärkung der chiene beigetragen. Von dem besseren Wettbewerb im chienenpersonenverkehr profitieren die Reisenden, für ie sich die Attraktivität der Bahnen erhöht. Zum 1. Ja- uar 2006 erfolgte die Liberalisierung im grenzüber- chreitenden Schienengüterverkehr, die zum 1. Januar 007 auch auf den innerstaatlichen Schienengüterver- ehr ausgeweitet wird. Eine herausragende Rolle im grenzüberschreitenden erkehr spielt die Schifffahrt. Viele Güter werden per ee- oder Binnenschiff von und nach Deutschland ebracht. Die deutschen Seehäfen sind als wichtiger Teil er maritimen Wirtschaft ein wesentlicher Garant für die ettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland auf en wachsenden globalen Märkten. Zur Stärkung der nternationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen eehäfen hat die Bundesregierung beschlossen, die nfrastruktur der Seehafenstandorte zu verstärken sowie hre Strategie für die see- und landseitige Anbindung der äfen fortzuentwickeln. Dabei ist es das Ziel der Bun- esregierung, die notwendigen seewärtigen und land- eitigen Anbindungen der deutschen Seehäfen gezielt nd koordiniert auszubauen. Wenn Wasserstraßen ausgebaut werden, kollidiert dies ehr oft mit umweltpolitischen Interessen. Im Mai 2004 ntstand das „Forum Binnenschifffahrt und Logistik“. ieses Gremium bindet unterschiedliche Interessen- ruppen zusammen und entwickelt Möglichkeiten zur tärkung der Binnenschiffahrt – bei gleichzeitiger erücksichtigung der Belange von Umwelt- und Natur- chutz. Für die Elbe hat die Bundesregierung zur erücksichtigung ökologischer Belange bei der Fluss- nterhaltung Grundsätze erarbeitet. Um die Binnenschifffahrt zu stärken, unterstützt das undesumweltministerium im Rahmen seines Umwelt- novationsprogramms zwei Demonstrationsvorhaben ür umweltfreundliche und wirtschaftliche Binnen- chiffe. Im April 2002 beschloss die Bundesregierung en Nationalen Radverkehrswegeplan, um den Anteil es Radverkehrs im Nahbereich zu steigern. Der NRVP oll neue Wege und Strategien initiieren und die enormen otenziale ausschöpfen. Im Bundeshaushalt wurden die aushaltsmittel für Zwecke des Fahrradverkehrs verstärkt. eit Herbst 2002 erarbeitet der Bund-Länder-Arbeits- reis „Fahrradverkehr“ detaillierte Konzepte, um den ationalen Radverkehrswegeplan in die Praxis umzuset- en. Im ersten Quartal 2007 geht voraussichtlich eine ovelle der Straßenverkehrsordnung ins Gesetzgebungs- erfahren. Sie soll die rechtlichen Rahmenbedingungen nd vor allem die Verkehrssicherheit zugunsten der Rad- ahrer verbessern. 2003 legte die Bundesregierung den neuen Bundes- erkehrswegeplan vor. Er unterscheidet sich von seinem orgänger aus dem Jahr 1992 vor allem durch eine mo- ernisierte Bewertungsmethode. Die einzelnen Vorhaben urchlaufen eine Kosten-Nutzen-Analyse. Sie werden zu- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7659 (A) ) (B) ) dem umwelt- und naturschutzfachlich geprüft und nach ökologischen Risiken eingestuft. Diejenigen Bundesfern- straßenprojekte, die ein sehr hohes Umweltrisiko bergen, benötigen eine noch weiter gehende Prüfung. Sie wurden daher nur unter Vorbehalt in das Fernstraßenausbaugesetz aufgenommen. Sie stehen dort in der Sonderkategorie „mit besonderem naturschutzfachlichen Planungsauftrag“. Das stellt sicher, dass im weiteren Verfahren die Belange des Naturschutzes bei den einzelnen Projekten besonders berücksichtigt werden. Im Jahre 2004 hat die Bundesregierung das Baugesetz- buch novelliert. Dabei wurde erstmals festgeschrieben, dass die Bauleitplanung Verkehrs- und Mobilitätsbelange berücksichtigen muss, um Verkehr zu vermeiden und zu verringern. Im Jahr 2006 ist die sogenannte Euro-4-Norm für LKW in Kraft getreten. Sie reduziert für schwere Nutz- fahrzeuge und Busse die zulässigen Grenzwerte für Feinstaub von 100 auf 20 Milligramm pro Kilowatt- stunde. Am 31. Mai 2006 beschloss das Bundeskabinett zudem die Verordnung zur Kennzeichnung emissionsarmer Fahr- zeuge. Das Ziel: Personenkraftwagen, Lastkraftwagen und Busse nach der Höhe ihrer Feinstaubemissionen bun- desweit einheitlich zu kennzeichnen und ein entsprechen- des Verkehrszeichen zur Anordnung von Verkehrverboten einzuführen. Hierzu werden die Fahrzeuge bestimmten Schadstoffgruppen gemäß der EU-Abgasrichtlinie zuge- ordnet und erhalten die jeweilige Plakette. Das erleichtert es den zuständigen Behörden, den Verkehr für solche Fahrzeuge zu beschränken, die mit zu hohen Partikelemis- sionen zur Feinstaubbelastung beitragen. Autobesitzer können durch Nachrüstung erreichen, dass ihr Fahrzeug besser eingestuft wird. Der Vorteil: „Freie Fahrt“ während andere ihr Auto stehen lassen müssen. Bis zum Jahr 2000 hat sich das BMU-Umweltinnova- tionsprogramm im Bereich Verkehr vor allem darauf konzentriert, Gasfahrzeuge in den Markt einzuführen. Diese Auflistung ließe sich noch lange fortführen. Sie verdeutlicht die Vielschichtigkeit und Komplexität einer nachhaltigen Verkehrspolitik. Nur die Summe geeigneter Einzelmaßnahmen – so auch die steuerliche Förderung der Nachrüstung mit Partikelfiltern als Teil eines Ganzen – kann zum Erfolg führen. Es ist zudem wirtschaftlicher und kostengünstiger, heute Fahrzeuge mit Standards anzuschaffen, die erst in Zukunft gelten. Wer ein Fahrzeug kauft, das nur die ak- tuellen gesetzlichen Mindeststandards erfüllt, trägt zum Beispiel ein wirtschaftliches Risiko: So kann er aufgrund örtlicher Fahrverbote in seiner Nutzung eingeschränkt werden. Er muss es eventuell aufwendig nachrüsten oder früher als geplant ein neues Fahrzeug anschaffen. Wer hingegen rechtzeitig nachrüstet, schont nicht nur Ge- sundheit und Umwelt, sondern erhöht auch den Wieder- verkaufswert seines PKWs. Ich bin daher fest davon überzeugt, dass viele Bürge- rinnen und Bürger das Angebot der Bundesregierung an- nehmen und ihre Altfahrzeuge umrüsten lassen werden. A A h l p A a d d S t v m w d e w d g u s f I s A Ö k d f V b s E t s d w U f r e g c e M (C (D nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Den Reichtum um- verteilen – für eine sozial gerechte Reform der Erbschaftsbesteuerung (Tagesordnungspunkt 14) Otto Bernhardt (CDU/CSU): Bei dem vorliegenden ntrag der Linken geht es um eine nachhaltige Erhö- ung der Erbschaftsteuer, insbesondere auch für betrieb- iches Vermögen. Ein solcher Antrag mag durchaus po- ulär sein, ja populistisch; denn egal wie man Reich und rm abgrenzt, es gibt natürlich immer mehr Nichtreiche ls Reiche. Dennoch, schon die Diskussion über eine eutliche Erhöhung der Erbschaftsteuer ist schädlich für en Standort Deutschland. Eine gesetzliche Regelung im inne der Fraktion Die Linke würde zur massiven Kapi- alflucht führen, im erheblichen Umfang Arbeitsplätze ernichten und zu einem Rückgang der Steuereinnah- en führen. Jeder, der sich mit diesem Thema beschäftigt, muss issen, dass es einen engen Zusammenhang zwischen er sozialen Marktwirtschaft, dem Privateigentum und inem moderaten Erbrecht gibt. Wer die soziale Markt- irtschaft will – und die weltweite Entwicklung zeigt, ass dies das beste Wirtschaftssystem ist, was es bisher ab und gibt –, der muss sich auch zum Privateigentum nd zu einem moderaten Erbrecht bekennen. Die Entwicklung in der Welt zum Thema Erbschaft- teuer läuft genau in eine andere Richtung. Das gilt auch ür für Deutschland und die große Koalition. Erstens. Schweden kennt keine Erbschaftsteuer und talien hat sie abgeschafft. Zweitens. Der Präsident- chaftskandidat Sarkozy setzt sich in Frankreich für die bschaffung der Erbschaftsteuer ein. Drittens. Auch in sterreich und Spanien wird über eine Abschaffung dis- utiert. Vor diesem Hintergrund in einer globalisierten Welt ie Erbschaftsteuer zu erhöhen, wäre kontraproduktiv. Im Koalitionsvertrag vom 11. November 2005 ist estgelegt, dass die Erbschaftsteuer auf betriebliches ermögen im Erbfall praktisch entfällt. Wir haben uns ekanntlich für das 10-jährige Stundungsmodell ent- chieden, das darauf hinausläuft, dass die zu zahlende rbschaftsteuer beim Übergang auf die nächste Genera- ion zinslos gestundet wird, jedes Jahr 10 Prozent erlas- en werden und die Erbschaftsteuer völlig entfällt, wenn er Betrieb zehn Jahre weitergeführt wird. Dies ist ein ichtiger Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen. nd die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Schaf- ung neuer hat Priorität für die große Koalition. Wir wa- en im ersten Jahr auf diesem Gebiet sehr erfolgreich: rstens 600 000 Arbeitslose am Jahresende 2006 weni- er als am Jahresanfang, zweitens 400 000 sozialversi- herungspflichtige Beschäftigungen mehr am Jahres- nde 2006 als am Jahresanfang. Der Antrag der Linken kommt aus der ideologischen ottenkiste des Klassenkampfes. Er hat keine Chance, 7660 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) in Deutschland verwirklicht zu werden, und das ist im Interesse der Arbeitsplätze gut. Florian Pronold (SPD): Eine Reform der Erbschaft- steuer ist notwenig. Das ist in diesem Haus sicherlich unstrittig. Darüber, in welche Richtung diese Reform ge- hen muss, gibt es jedoch sehr unterschiedliche Vorstel- lungen. Die Haltung der SPD in diesem Punkt ist klar: Ererb- tes und geschenktes Vermögen stellt leistungsloses Ein- kommen dar, das einen stärkeren steuerlichen Zugriff der Allgemeinheit rechtfertigt. Dabei gilt es natürlich insbesondere, die Weitergabe hoher Privatvermögen konsequenter und höher zu besteuern, als das bisher der Fall ist. In der Tat ist die Vermögensbesteuerung bei uns im internationalen Vergleich mit weniger als 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts extrem niedrig. Länder wie Groß- britannien und die USA bitten die Vermögensbesitzer in erheblich stärkerem Maße zur Kasse, als wir das tun. Hier besteht – insbesondere seit die Regierung Kohl die Vermögensteuer hat auslaufen lassen – deutlicher Nach- holbedarf. In den nächsten Jahrzehnten werden immense Reichtümer zwischen den Generationen weitergegeben, der größte Teil der Bevölkerung wird dabei jedoch leer ausgehen. Es muss gelingen, einen angemessenen Anteil dieser Mittel zu mobilisieren, um vor allem die Finanzie- rung des Bildungswesens deutlich zu verbessern. Die SPD hat sich auf verschiedenen Parteitagen zu dieser Aufgabe bekannt. Sie bleibt auch für die anstehenden Reformen der Erbschaftsteuer aktuell. Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf zur Er- leichterung der Unternehmensnachfolge auf den Weg gebracht. Eine grundlegende Reform des Bewertungsge- setzes muss folgen. Beide Gesetzesvorhaben müssen ge- meinsam umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass die Erbschaftsteuer auch in Zukunft einen angemessenen und steigenden Beitrag zur Finanzierung der öffentli- chen Aufgaben leistet. Die Reform des Bewertungsgesetzes und Veränderun- gen bei der Besteuerung von Betriebsvermögen können wir hier aber erst dann sinnvoll beraten, wenn das Bun- desverfassungsgericht sein Urteil über die bestehende Gesetzeslage gefällt hat. Das Verfassungsgericht prüft in diesem Verfahren eine Vorlage des Bundesfinanzhofs, der sowohl die unterschiedliche Bewertung unterschied- licher Vermögensarten als auch die bestehende massive Privilegierung des Betriebsvermögens für nicht verfas- sungsgemäß hält. Die beiden zentralen Elemente der be- vorstehenden Erbschaftsteuerreform sind also Gegen- stand des Verfahrens. Es wäre deshalb völlig unsinnig, diesem Urteil vorzugreifen und am Ende gezwungen zu sein, das Erbschaftsteuerrecht kurz hintereinander mehr- fach zu ändern. Das wird auch nicht dem Anspruch der Bürgerinnen und Bürger auf Rechtssicherheit gerecht. Was die Besteuerung des Betriebsvermögens angeht, so gibt es viele, die die bestehenden Regelungen für aus- reichend halten. In der Tat gibt es bis heute keinen empi- rischen Beleg, dass die Erbschaftsteuer auch nur in e B A h z g d g g d m s s m v w s R s b m B r u s ß n z a s v l n A A e b F d s g e w f n D e s (C (D inem einzigen Fall tatsächlich die Weiterführung eines etriebs unmöglich gemacht hätte. Trotzdem wird dieses rgument immer wieder ins Feld geführt, um die ohne- in niedrige Besteuerung von Betriebsvermögen weiter u reduzieren oder sogar faktisch abzuschaffen. Wir haben uns dennoch bereit erklärt, eine neue Re- elung für die Unternehmensnachfolge zu finden. Für ie SPD-Fraktion geht das aber nur unter drei Bedingun- en: Weitere Steuervergünstigungen kann es nur dann eben, wenn die betroffenen Unternehmen nachweisen, ass die Arbeitsplätze im Betrieb, die ja immer als Argu- ent für Steuererleichterungen angeführt werden, tat- ächlich erhalten werden. Deshalb bestehen wir auf einer ogenannten atmenden Arbeitsplatzklausel. Eine allge- eine Weiterführungsklausel ist nicht ausreichend. Zweitens müssen wir zuverlässig verhindern, dass ererbtes Privatvermögen in Betriebsvermögen umge- idmet wird und sich Millionenerben damit ein Steuer- chlupfloch schaffen. Hierfür ist bereits eine ganze eihe von Vorkehrungen ausgearbeitet worden, die das teuerlich anerkannte produktive Betriebsvermögen eng egrenzen. Schließlich muss die Erleichterung bei der Unterneh- ensnachfolge, wie schon gesagt, mit der Reform des ewertungsgesetzes im Paket beschlossen werden. Da- an müssten auch die Länder ein vitales Interesse haben, m sicherzustellen, dass die Einnahmen aus der Erb- chaftsteuer in den nächsten Jahren auch tatsächlich flie- en. Wir werden in diesem Haus in den nächsten Monaten och öfter Gelegenheit haben, über die Erbschaftsteuer u diskutieren. Es werden im Gesetzgebungsverfahren uch noch eine ganze Reihe strittiger Punkte zu klären ein. Eventuell werden wir nach dem Urteil des Bundes- erfassungsgerichts auch auf einer ganz neuen Grund- age diskutieren. Diese wenigen Wochen müssen wir och abwarten. Ich denke, es gibt keinen Anlass für den vorliegenden ntrag. Die Reform der Erbschaftsteuer steht auf der genda der Koalition. Sobald das Verfassungsgericht ntschieden hat, werden wird daran mit Hochdruck ar- eiten. Carl-Ludwig Thiele (FDP): Der Antrag der Links- raktion zielt darauf ab, die Erbschaftsteuerbelastung eutlich zu erhöhen. Insbesondere für Betriebsvermögen ollen die aktuellen Vorschriften zu Bewertungsabschlä- en und zusätzlichen Freibeträgen entfallen mit dem Ziel iner umverteilenden Ausgestaltung der Erbschaftsteuer. Ich glaube gerade dieser Passus des Gesetzes zeigt, ie weit entfernt die Links-Fraktion von den Inhaber ge- ührten Betrieben ist. Deshalb lassen Sie mich hierzu ei- ige grundsätzliche Ausführungen machen. Für uns Liberale gilt Artikel 14 des Grundgesetzes. ie Eigentumsgarantie wird gewährleistet. Gleichzeitig rgibt sich aus dem Eigentum eine soziale Verpflichtung. Dies ist auch der Grund, warum das Bundesverfas- ungsgericht den Gesetzgeber seinerzeit ausdrücklich Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7661 (A) ) (B) ) aufgefordert hat, die besondere Gemeinwohlbindung und Gemeinwohlverpflichtung von Unternehmen als Garant von Produktivität und Arbeitsplätzen anzuerken- nen. Aus dieser Gerneinwohlverpflichtung heraus hat der Gesetzgeber seinerzeit die entsprechende Privilegierung des Betriebsvermögens vorgenommen. Gerade inhabergeführte Betriebe, gerade die Famili- engesellschaften in Deutschland sind es, die häufig über Generationen hinweg und für die nächsten Generationen Betriebe aufbauen und dadurch Arbeitsplätze schaffen. Gerade diese Betriebe sind durch die Erbschaftsteuer massiv beeinträchtigt. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Personen- gesellschaften und Kapitalgesellschaften, insbesondere wenn sie börsennotiert sind: Im Todesfall eines Betriebs- inhabers fehlt häufig der Kopf des Unternehmens. Das Unternehmen wird bewertet und die Erben haben häufig das für die Erbschaftsteuer aufzubringende Geld aus dem Unternehmen zu entnehmen. Dieses schwächt die Eigenkapitalbasis der Unternehmen und führt teilweise dazu, dass Teile des Betriebes oder der Betrieb komplett veräußert werden müssen. Ganz anders ist die Situation bei den Kapitalgesell- schaften, insbesondere bei den börsennotierten Kapital- gesellschaften: Wenn ein Aktionär verstirbt, werden die Aktien bewertet, die Steuer wird festgesetzt und die Steuer kann aus einem Verkauf eines Teiles der Aktien bestritten werden. Die Gesellschaft verliert keinen Cent an Kapital. Deshalb ist die Erbschaftsteuer insbesondere für Familienunternehmen eine echte Belastung für die Familienunternehmen in Deutschland. Dieses nimmt die Links-Partei überhaupt nicht wahr. Mit ihrem Antrag setzen sie sich aus ideologischen Gründen über die Interessen der mittelständischen Wirt- schaft und damit der Arbeitsplätze in diesem Unterneh- men hinweg. Ich möchte einen zweiten Punkt ansprechen: In dem Antrag der Linkspartei ist ferner gefordert, die derzeit existierenden drei Steuerklassen zu einer Steuer- klasse zusammenzufassen. Da der Antrag der Links- Fraktion zur Erschließung steuerlicher Mehreinnahmen zielt, soll die privilegierte Behandlung des Ehepartners und der Kinder, also der Steuerklasse I, entfallen. Dieses hält die FDP nicht für sachgerecht und es wi- derspricht der Einstellung vieler Eltern. Viele Eltern schaffen Werte und setzen sich ein, damit es ihren Kin- dern besser geht als ihnen selbst. Zusätzlich sind viele Bürger bestrebt, Werte und Eigentum aufzubauen, um für die Kinder und die Ehepartner Vorsorge zu treffen. Hieraus rechtfertigt sich auch die Privilegierung der Erb- schaftsteuerklasse I. Der Staat hat nämlich ein ureigenes Interesse daran, dass sich die Menschen füreinander ein- setzen und füreinander sorgen, sei es als Eltern für die Kinder, sei es als Kinder für die Eltern, sei es als Ehe- partner untereinander, Eine unterschiedliche Behandlung unterschiedlicher Vermögen, sei es Kapitalvermögen, sei es Grundvermö- g a g k b d n D i d g a d s d F z s u r g h n s D ü I d w s D D z g a d i z w n p s t R R d (C (D en oder Betriebsvermögen ergibt sich für uns Liberale us Art. 3 des Grundgesetzes: Hiernach soll Gleiches leich und Ungleiches ungleich behandelt werden, Kapitalvermögen kann bewertet werden und hierauf ann eine Steuer festgelegt und gezahlt werden. Immo- ilienvermögen steht auch in einer stärkeren Sozialbin- ung. Es ist nicht so fungibel und kann deshalb auch icht so einfach veräußert werden wie Kapitalvermögen. ie dritte Stufe ist das Betriebsvermögen. Hierbei ist nsbesondere die stärkere Gemeinwohlbindung auch für ie Arbeitsplätze zu berücksichtigen. Dieses rechtfertigt unterschiedliche Differenzierun- en bei den zur Vererbung stehenden Werten. Dieses ist uch der Grund, warum gerade beim Betriebsvermögen arauf geachtet werden muss, dass der Betrieb auch tat- ächlich in die nächste Generation gelangt. Eine Umfrage der Firma Ernst & Young hat ergeben, ass gerade für mittelständische Betriebsinhaber die ortführung des Betriebes an erster Stelle steht. Deshalb ist in vielen europäischen Ländern zwischen- eitlich die Vererbung von Betriebsvermögen komplett teuerfrei gestellt worden. Im Vergleich mit Österreich nd der Schweiz muss Deutschland feststellen, dass ge- ade Unternehmer ihren Wohnsitz aus Deutschland we- en der Erbschaftsteuer verlagern. Diese Verlagerung at zur Folge, dass langfristig das Kapital dieser Perso- en mit seinen Erträgen dem deutschen Fiskus als Be- teuerungsgrundlage nicht mehr zur Verfügung steht. ieses muss aus Sicht der FDP verhindert werden. Die Vorschläge der Links-Fraktion sind dem gegen- ber darauf angelegt, dass noch mehr Unternehmer ein nteresse daran haben, aus erbschaftsteuerlichen Grün- en Deutschland zu verlassen. Neid und Umverteilung sind schlechte Ratgeber für irtschaftliche Entwicklung eines Landes. Wohin ein olches Denken führt, hat uns gerade in der ehemaligen DR der wirtschaftliche Zustand des Landes gezeigt. iesen Weg in den Sozialismus lehnt die FDP ab. Für uns Liberale ist es wichtig, die Eigentumsrechte u stärken und dem einzelnen Bürger die Möglichkeit zu eben, Eigentum zu erwerben – aber Eigentum eben uch auf seine Angehörigen zu vererben. Dieses müsste auch den Linken im Deutschen Bun- estag einleuchten. Auch angesichts der Probleme der m Umlageverfahren finanzierten Sozialversicherungs- weige müsste auch die Linkspartei anerkennen, dass ir in Deutschland verstärkt Kapitalbildung und nicht ur Umverteilung benötigen. Deshalb werden wir als FDP den Antrag der Links- artei ablehnen. Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): Es ist eine unum- tößliche Tatsache, dass sich zwar am Sterben nicht rüt- eln lässt, aber wohl am Erben. Hermann Ulrich Viskorf, ichter am Bundesfinanzhof, geht in seinen Thesen zur eform der Erbschaftsteuer davon aus, dass dank fehlen- er Gesetzesregelungen 2002 von 800 000 Sterbefällen 7662 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) nur 60 000 besteuert wurden. 2005 wurden 200 Mil- liarden vererbt, aber nur 4 Milliarden Steuern gezahlt. Dies ist ein Steuersatz von sage und schreibe 0,015 Pro- zent. Die Länder erzielen durch die Kfz-Steuern mehr Einnahmen als durch die Erbschaftssteuer, so das „Han- delsblatt“. Im internationalen Vergleich finden wir die USA mit 35,91 Prozent, Japan mit 24,79 Prozent bei den Erb- schaftsteuern. Da, wo viel zu holen ist, wird also außer- halb unserer Landesgrenzen richtig zugepackt. Vielleicht haben wir diese Einnahmequellen dank sprudelnder an- derer Quellen nicht mehr nötig? DIW Zahlen: In den nächsten zehn Jahren stehen in Deutschland 2,2 Billio- nen Euro zum Vererben an. Sie können sich leicht ausre- chen, wie viel dringend benötigte Milliarden Einnahmen der öffentlichen Hand entgehen werden, wenn dieser Re- gierung weiter der Mut zu einer wirklichen Reform der Erbschaftsteuer fehlen wird. Lassen sie mich Peter Krämer, Reeder und Millionär aus Hamburg zitieren: „Der Erbfall ist der reine Zufall. Es ist völliger Zufall, ob Sie Erbe eines reichen Mannes oder eines armen Mannes sind. Das heißt, es ist eigentlich ein Geschenk. Und wir haben ja auch die Schenkungsteuer. Insofern brauchen wir auch eine Erbschaftssteuer“ Zitat Ende. Ja, wir brauchen vor allem eine verteilungsgerechte Reform der Erbschaftsteuer und kein Gemurkse à la Ge- sundheitsreform. Wir brauchen sie, weil diese Regierung ausschließlich dafür sorgt, dass einige wenige immer vermögender werden und die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger verzichten muss. Das Geldvermögen ist in Deutschland bei konstant ungleicher Verteilung um 6 Prozent auf 4,54 Billionen im vergangen Jahr gestie- gen. Es ist die alte Leier: Geld ist ausreichend vorhan- den, aber wie wird es verteilt? Bei der Erbschaftsteuer handelt es sich doch eigent- lich um eine ideale Einnahmequelle, da diese Art von Zugewinn völlig leistungsfrei und einzig allein durch das Glück und den Zufall der Geburt in der entsprechenden Familie bestimmt ist. Eine Erbschaft ist also nicht der steuerpolitische Sündenfall, sondern sie ist der Idealfall. Zeigen Sie also Mut und reformieren Sie die Erbschafts- steuer, so wie Sie es laut Koalitionsvereinbarung schon für den 1. Januar 2007 versprochen haben. Der Antrag meiner Fraktion Die Linke kann dabei für Sie sehr hilfreich sein, weil er Steuer- und Verteilungsge- rechtigkeit festschreibt. Wir wollen: Erstens. Eine Gleichbehandlung aller der Steuer zu- grunde liegenden Vermögensvorteile; das heißt eine realitätsnahe Bewertung aller Vermögensarten und eine Korrektur bei der Bewertung des Betriebsvermögens. Zweitens. Eine Gleichbehandlung aller steuerpflichti- gen Erben, unabhängig vom Verwandtschaftsgrad zum Erblasser. Das heißt, wir wollen eine Steuerklasse und nicht drei und eine Vereinheitlichung der Freibeträge. Nur. Erben, die älter als 60 Jahre sind, Kinder, Ehe- und Lebenspartner erhalten einen höheren Freibetrag. Drittens. Keine Privilegierung des Betriebsvermö- gens, die auch der Bundesfinanzhof für gesetzwidrig hält. Das bedeutet, dass die Sondervorschriften zur steu- e w i z w t m G T s e e W d G g L E G n a u m n u s D d im g h v d m s n d W n m n w „ W s N d w w l i u (C (D rlichen Behandlung des Betriebsvermögens, wie Be- ertungsabschlag, gesonderter Freibetrag, entfallen. Im Übrigen, sehr verehrter Herr Kollege Steinbrück, n Beantwortung einer Kleinen Anfrage meiner Fraktion um Thema Betriebsvermögen und Erbschaftsteuer ant- ortet uns ihr Ministerium, dass in noch keinem konkre- en Fall belegt werden konnte, dass der Fortbestand ittelständischer Familienunternehmen durch eine leichbehandlung des Betriebsvermögens gefährdet ist. rotzdem planen Sie mit Ihrer Reform der Erbschaft- teuer ein weiteres Geschenkpaket an reiche Familien- rben aus dem Hause Aldi, Oetker und Schwarz usw. Sie wollen das Firmeneigentum nicht besteuern und ntlassen die Unternehmenserben aus ihrer Steuerpflicht. arum, Herr Steinbrück? Nehmen Sie unseren Antrag, ann ersparen Sie sich vielleicht den Ärger wie bei der esundheitsreform, und Sie leisten etwas für eine drin- end notwendige Verteilungsgerechtigkeit in diesem and. Im laufenden Jahrzehnt werden 2 000 Milliarden uro geerbt und verschenkt. So viel wie nie zuvor in der eschichte dieser Republik. Dass eine reiche Erbenge- eration vor allem in den alten Ländern wartet und hofft, ber dass auch beim Erben die Mehrheit der Bürgerinnen nd Bürger leer ausgehen wird, sei nur am Rande ver- erkt. Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Kommu- en, für die Gemeinschaft, für Steuergerechtigkeit wahr, nd legen Sie eine entsprechende Reform der Erbschaft- teuer vor! Unser Antrag wird Ihnen dabei helfen. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): er Antrag der Linksfraktion beschäftigt sich nicht mit en vielen schwierigen Fragen der Betriebsfortführung Fall der Unternehmensnachfolge und damit dem wichti- en politischen Ziel, Arbeitsplätze zu sichern und zu er- alten, sondern vorrangig mit Fragen der Umverteilung on Reichtum. Dabei wird leicht aus dem Auge verloren, ass wesentlich die Investitionskraft eines Unterneh- ens darüber entscheidet, ob es im Wettbewerb auf den chnell sich verändernden Gütermärkten besteht oder icht. Die Produktzyklen werden kürzer, deswegen muss ie Innovationsfähigkeit der Betriebe gesteigert werden. Umverteilen im Erbschaftsfall darf man nur auf einem ege, der den Investitionsprozess von Unternehmen für eue Patente und Produkte nicht gefährdet. Deswegen uss die Unternehmensnachfolge für rund 70 000 Unter- ehmen pro Jahr mit etwa 760 000 Arbeitsplätzen verant- ortlich im Sinne des Gemeinwohls geregelt werden. Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem ohl der Allgemeinheit dienen“ (Art. 14 Abs. 2 Grundge- etz). Die Sozialbindung des Eigentums muss bei einer euregelung des Erbschaftsteuerrechts im Mittelpunkt er Überlegungen stehen. Die Vorschläge im Antrag der Linksfraktion schießen eit über das Ziel einer gerechteren Erbschaftsteuer hinaus, eil sie die Umverteilung von Reichtum zum wesent- ichen Maßstab ihres Antrags gemacht haben. Dabei sind hre Überlegungen, die Höhe des Erbschaftsteuertarifs nd die Höhe der persönlichen Freibeträge nicht mehr Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7663 (A) ) (B) ) nach dem Verwandtschaftsgrad des Erben zum Erblasser zu regeln, angesichts veränderter Lebensverhältnisse einer genaueren Betrachtung wert. Familie und Verantwortung füreinander liegt heute vermehrt außerhalb verwandt- schaftlicher Bindungen, sodass hier Änderungsbedarf meines Erachtens besteht. Die Linksfraktion will die Ein- nahmen aus der Erbschaftsteuer von zurzeit etwa 4 Milliar- den Euro mehr als verdoppeln. Vermögen umzuverteilen, ist aber nicht das primäre Ziel einer gerechteren Erb- schaftsteuer. Im Kern geht es vielmehr um Fragen einer gleichmäßi- gen Behandlung von Geldvermögen, Immobilien sowie Betriebsvermögen im Erbschaftsfall. Das Bundesverfas- sungsgericht will zu dieser Frage demnächst entscheiden. Wenn es, wie erwartet wird, endlich vergleichbare Maß- stäbe für die unterschiedlichen Vermögensarten bei der Ermittlung der Berechnungsgrundlage für die Erbschaft- steuer festlegt, dann wird es im Ergebnis Steuermehrein- nahmen geben. Das wollen wir, denn breitere Schultern können im Erbschaftsfall auch eine höhere Last tragen. Wir wollen endlich von dem unhaltbaren Zustand weg, dass Immobilien- und Betriebsvermögen systema- tisch gegenüber Geldvermögen begünstigt bleiben. Wir wollen jedoch nicht, dass die Betriebsfortführung im Fall der Unternehmensnachfolge gefährdet wird. Kleine Personenunternehmen haben häufig wenig Investitions- kraft, sodass Vermögensentzug im Erbschaftsfall eine Bedrohung der Betriebsfortführung bedeuten kann. Im Rahmen der Beratungen zum Gesetzentwurf der Bun- desregierung zur Unternehmensnachfolge werden wir genau darauf unser Augenmerk richten. Die Abgrenzung zwischen begünstigtem und nicht begünstigtem Vermögen ist im vorliegenden Gesetzentwurf ein bürokratisches Monstrum und wird immens streitanfällig werden. Die Stellungnahme des Bundesrates befasst sich so gut wie ausschließlich mit vielen ungelösten Abgrenzungsfra- gen, zum Beispiel für die landwirtschaftlichen Betriebe. Fazit: Die Bundesregierung hat dem Bundesrat einen Gesetzentwurf zur Erleichterung der Unternehmensnach- folge vorgelegt, der 450 Millionen Steuermindereinnah- men bei den Ländern auslöst. Die Gegenfinanzierung fehlt. Sie ist ungeklärt. Die Entscheidung des Bundesver- fassungsgerichts soll die Gegenfinanzierung herbeiführen. Solch ein Verfahren ist schlicht unseriös, wenn man Ver- sprechungen für die Unternehmen in die Welt gesetzt hat, ohne zu wissen, wer die Finanzierung der Steueraus- fälle im Rahmen der Unternehmensnachfolge erbringen soll. Die Politik hat den Bundesverfassungsrichtern die Frage der Gegenfinanzierung zu klären zugeschoben, durch Festlegung von Maßstäben zur gleichmäßigen Be- steuerung von Immobilien-, Betriebsvermögen und Geldvermögen. Solch eine Methode, die dritte Gewalt zu beteiligen, ist einmalig in der Republik. Mehrere Ministerpräsiden- ten der Bundesländer haben bereits angekündigt, dass sie Steuerausfälle bei der Erbschaftsteuer nicht hinnehmen werden. Die Unternehmen beklagen zu Recht die Rechtsunsicherheit, in der sie sich seit dem Jahreswechsel befinden. A e B w e d f S u v z R h Z g k r t l m A g e „ h G v e N N f i u V e s g T g g d e l (C (D nlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Siebten Geset- zes zur Änderung des Bundesvertriebenengeset- zes (Tagesordnungspunkt 17) Maik Reichel (SPD): Wir beschäftigen uns heute in rster Lesung mit dem siebten Gesetz zur Änderung des undesvertriebenengesetzes. Etwa ein Dutzend zum Teil esentliche Änderungen sind in diesen Gesetzentwurf ingearbeitet worden, die zum einen auf die Erweiterung er Europäischen Union seit dem l. Mai 2004 zurückzu- ühren sind; es geht vor allem um die drei baltischen taaten Estland, Lettland und Litauen, hier unter anderem m die Aufhebung der gesetzlichen Kriegsfolgeschicksals- ermutung für Spätaussiedlerbewerber. Zum anderen geht es um die Erweiterung und Modifi- ierung der Ausschlussgründe und eine entsprechende egelung der Abfrage bei den verschiedenen Sicher- eitsbehörden. Als Weiteres ändert das Gesetz die uständigkeiten für die Gewährung der pauschalen Ein- liederungshilfe von den Ländern zum Bund. Es werden Regelungen getroffen, damit Behinderte eine Nachteile bei der Aufnahme mehr erfahren. Wir egeln die notwendige Erstattung der Fahrtkosten zu In- egrationskursen und passen mit dem Gesetz neue Rege- ungen in der gesetzlichen Krankenversicherung an. Wir erweitern die Möglichkeit, einen deutschen Fa- iliennamen zu führen. Im Art. 1 § 45 regeln wir die eben angesprochenen usschlussgründe, das heißt, unter welchen Bedingun- en die deutsche Staatsangehörigkeit nach Art. 116 GG rworben werden kann. Ausschlussgründe bestehen demnach bei Personen, die der nationalsozialistischen oder einer anderen Gewalt- errschaft erheblich Vorschub“ geleistet haben, die „gegen rundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit erstoßen haben oder die in den Aussiedlungsgebieten die igene Stellung zum eigenen Vorteil, aber auch zu anderer achteil in schwerwiegendem Maße missbraucht haben. Zwei weitere Buchstaben, nämlich d) und e) des § 5 r. 1 werden bezüglich der Ausschlussgründe einge- ührt, um unter anderem Gesetzeslücken zu schließen. Der Buchstabe d) betrifft Personen, die – wo auch mmer – eine rechtswidrige Tat begangen haben, die in nserem Land als Verbrechen gilt. Hierbei gelten unsere erjährungsgrenzen. Wir wollen damit der Entziehung iner drohenden Strafverfolgung im Ausland nicht Vor- chub leisten. Buchstabe e) gibt weitere Ausschlussgründe an. Dabei eht es um Terroristen bzw. unterstützende Helfer von erroristen oder terroristischen Vereinigungen. Auch ewaltbereite Extremisten sind hier eingeschlossen. Wer egen die freiheitlich demokratische Grundordnung oder ie Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder ines ihrer Länder eintritt oder dies aktiv betreibt, unter- iegt einem Ausschlussgrund. Aber auch hier kann er 7664 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) durch eine Glaubhaftmachung, dass er sich von seiner früheren Handlung distanziert und – wie es im Gesetzes- entwurf heißt – abgewandt hat, diesen Ausschluss ver- hindern. Dieser neu eingeführte Buchstabe e) steht unter der aktuellen Bedrohungslage und reagiert damit auf die seit langem, zumindest aber seit dem 11. September 2001, bestehenden Bestrebungen, die Bundesrepublik sowie alle Bürgerinnen und Bürger und alle, die sich innerhalb unserer Grenzen aufhalten, so gut wie möglich zu schützen. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass das Bundesverwaltungsamt dadurch die Möglichkeit hat, die sich auch aus dem Aufenthaltsgesetz ergibt, die ver- schiedenen Sicherheitsbehörden, das heißt, den BND, das Bundesamt für Verfassungsschutz, MAD, BKA und das Zollkriminalamt, an der Feststellung möglicher Versagungsgründe zu beteiligen. Dies gilt nicht nur für Spätaussiedlerbewerber, sondern auch für deren Ehegat- ten und Abkömmlinge. Integration ist unentbehrlich für ein gutes, friedliches und vor allem verständnisvolles Zusammenleben aller. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir es auch jedem Spätaussiedler ermöglichen, Integrationskurse zu besu- chen, um die deutsche Sprache zu beherrschen. Denn ohne sprachliche Integration ist eine weitere, tiefgründigere In- tegration in unser Gemeinwesen schwerlich möglich. Deshalb muss auch eine Erreichbarkeit von Kursorten jederzeit gegeben sein. Zwar kann in der Regel ein Spät- aussiedlerbewerber seinen ersten Wohnort nicht frei wählen, dennoch muss das zuweisende Amt die Erreich- barkeit solcher Kurse beachten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge garan- tiert flächendeckende Integrationskurse. Dieses Ange- bot soll bedarfsorientiert sein, dennoch kann sich im Einzelfall – denken wir an ländlich geprägte Regionen unseres Landes – natürlich eine weitere Entfernung zu einem Integrationskurs ergeben. Um unnötige Härten, vor allem auch finanzieller Art, zu vermeiden, ist eine Sonderregelung zu den Kosten für Fahrten zum und vom Integrationskurs getroffen worden. Entsprechend hohe finanzielle Summen sind dabei für den Bund nicht zu erwarten – zirka 100 000 Euro –, zumal die Zahl der Spätaussiedlerbewerber von etwa 35 000 im Jahre 2005 auf 7 700 im vergangenen Jahr 2006 zurückgegangen ist. Dies zeigt sich natürlich auch in den entsprechenden Kursen bei den verschiedenen Bildungsträgern. In meinem Heimatlandkreis Weißenfels, im südlichen Sachsen-Anhalt, tritt seit Beginn der 1990er die Kreisvolkshochschule als Träger sehr erfolgreich auf. So sank die Teilnehmerzahl von 2004 bis 2006 um etwa 40 Prozent. Vor Ort wurde mir bestätigt, wie wichtig solche Kurse sind, zumal in manchen Kursen nicht nur Spätaussiedler sitzen, son- dern auch Menschen anderer unterschiedlicher Spra- chen. Die Brückensprache aller ist die deutsche Sprache. Ich selbst habe vor vielen Jahren an solchen Kursen als Dozent mitgewirkt, dort waren es vor allem homogene Klassen mit Russischsprachlern. B B u s z L tu d h e a d n d n s V R Z v z g d N m v d n B d c e d d d u V p a r Z ü S ih V m d s t e A (C (D Ich will an dieser Stelle im Namen des Weißenfelser ildungsträgers die gute Zusammenarbeit mit dem AMF, im sachsen-anhaltischen Fall ist das Halberstadt, nd mit der Ausländerbehörde, hervorheben, die sich tets verlässlich dargestellt hat. Mit diesem Gesetz leisten wir ebenfalls einen Beitrag um Bürokratieabbau. Zurzeit ist es noch so, dass es beim and und beim Bund eine doppelte inhaltliche Bearbei- ng eines Antrags gibt, was unter anderem die Entschei- ung über die Gewährung der pauschalen Eingliederungs- ilfe betrifft. Zukünftig werden die Länderbehörden ntlastet, indem der Bund, sprich das Bundesverwaltungs- mt, allein diese Bearbeitung übernimmt. Nach der gegenwärtigen Rechtslage des § 28 BVFG arf ein vom Bundesverwaltungsamt zu erteilender Auf- ahmebescheid erst nach Zustimmung des aufnehmen- en Landes erteilt werden. Das Zustimmungsverfahren ach § 28 Abs. 2 BVFG ist somit unverzichtbare Voraus- etzung des Aufnahmebescheides. Zu diesem Zweck lassen sich die Länder die jeweiligen orgänge vom Bundesverwaltungsamt vorlegen, um im ahmen einer Einzelfallprüfung über die Erteilung der ustimmung zu entscheiden. Obwohl es bereits heute zu den Aufgaben des Bundes- erwaltungsamtes gehört, den Sachverhalt erschöpfend u ermitteln, sind die Länder nicht gehindert, eigene – er- änzende – Ermittlungen durchzuführen oder das Bun- esverwaltungsamt durch Rückgabe des Vorgangs um achermittlungen zu bitten. Das Land kann die Zustim- ung aber nur dann verweigern, wenn die – zuvor bereits om Bundesverwaltungsamt geprüften – Voraussetzungen es § 27 BVFG zur Erteilung eines Aufnahmebescheides icht vorliegen. Der heutige Gesetzentwurf sieht daher vor, § 28 Abs. 2 VFG zu streichen und die bisherige „Doppelprüfung“ urch Bund und Land abzuschaffen. Diese Vereinfa- hung des Aufnahmeverfahrens führt somit nicht nur zu inem erheblichen Aufgaben- und Bürokratieabbau in en Ländern, sondern macht die Verfahren – vor allem urch Entfallen des kostspieligen Aktenversandes und es hierfür notwendigen Personalaufwandes – effektiver nd schneller für die betroffenen Personen. Dies gilt auch für die von den Ländern geforderte erlagerung der Zuständigkeit über die Gewährung der auschalen Eingliederungshilfe nach § 9 Abs. 3 BVFG uf das Bundesverwaltungsamt. Künftig soll die Gewäh- ung von Leistungen nach § 9 Abs. 3 BVFG bereits im uge der Entscheidung des Bundesverwaltungsamtes ber die Erteilung einer Bescheinigung nach § 15 BVFG, pätaussiedlerbescheinigung, erfolgen. Da die Länder für re Entscheidung regelmäßig den beim Bund geführten organg über das Bescheinigungsverfahren beiziehen üssen – Voraussetzung für die Gewährung einer Einglie- erungshilfe ist das Vorliegen der Spätaussiedlereigen- chaft –, ist es nur konsequent, wenn das Bundesverwal- ungsamt hierüber gleich im Bescheinigungsverfahren ntscheiden kann, sodass auch hier der aufwendige ktenversand an die Länder, die Prüfung jedes Antrages Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7665 (A) ) (B) ) im Einzelfall und die entsprechende Verteilung der Bun- desmittel auf die Länder entfallen kann. Aufgrund der Veränderung der Zuständigkeit nach § 9 Abs. 3 von den Ländern auf den Bund – sprich Bundes- verwaltungsamt – und der erweiterten Abfrage bei den verschiedenen Sicherheitsbehörden sowie der Über- nahme von Fahrtkosten ergeben sich auch Mehrkosten. Diese belaufen sich auf etwa 370 000 Euro, die im Haus- haltsplan entsprechend eingearbeitet bzw. im Haushalts- vollzug berücksichtigt werden. Im Einzelplan 06 ist also Vorsorge getroffen und die Kosten sind in der mehrjähri- gen Finanzplanung vorgesehen. Das Gesetz legt ebenfalls Wert darauf, dass Spätaus- siedlerbewerber, die aufgrund einer Behinderung, sei sie vor oder nach dem Aufnahmeantrag hervorgetreten, er- klärlicherweise keinen Sprachtest durchführen können, nicht befürchten müssen, damit einen Ausschlussgrund zu liefern. Eine Bestätigung anderer, dass die deutsche Sprache vermittelt wurde, reicht aus. Das SGB IX wird hierbei herangezogen. Und natürlich können wir niemandem, der aufgrund seiner Behinderung nie die deutsche Sprache sprechen konnte, im Übrigen auch keine andere, dies als Aus- schlussgrund vorhalten. Eine Benachteiligung durch eine Behinderung ist damit ausgeschlossen. Zum ande- ren sind die Behörden auch sicher selbst in der Lage, sol- che genauen Abschätzungen zu treffen. Weitere wesentliche Änderungen sind bereits durch meinen Vorredner aus der Koalitionsfraktion benannt worden. Bis in manches Detail wurde neu geregelt, ob es die Euroumstellung oder auch die Anpassung an die neue Rechtschreibung oder der Fall einer Frühgeburt während der Aussiedlung ist. Damit haben wir auch wei- terhin ein sehr gutes Vertriebenengesetz, was mir auch vor wenigen Tagen von einem Betroffenen unter Hin- weis auf Gesetze anderer Länder bestätigt wurde. Dem weiteren parlamentarischen Verfahren wünsche ich ein gutes Gelingen. Die SPD-Fraktion wird diesen Gesetzentwurf der Bundesregierung unterstützen. Dr. Max Stadler (FDP): Der gesetzgeberische Hand- lungsbedarf zur Änderung des Vertriebenen rechts er- schließt sich bei Lektüre des Gesetzentwurfs nicht auf Anhieb. Die Bundesregierung will das Bundesvertriebe- nengesetz den politischen Entwicklungen anpassen, in der Verwaltungspraxis aufgetretene Probleme lösen und den Zuzug von Extremisten und Terroristen verhindern. Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang die viel- leicht ein wenig naiv anmutende Frage, ob sich das ver- triebenenrechtliche Aufnahmeverfahren in der Vergan- genheit zu einem Einfallstor für Extremisten und Terroristen entwickelt hat. Mir ist eine solche Entwick- lung nicht bekannt. Wenn es im Gesetzentwurf heißt, hier müsse eine Lücke geschlossen werden, damit Extre- misten und Terroristen keine Aufnahme finden, erwarte ich hierzu von der Bundesregierung weiteren Tatsachen- vortrag. Hat es in der Vergangenheit Fälle gegeben, in denen Extremisten oder Terroristen versucht haben, über Verfahren nach dem Bundesvertriebenengesetz Auf- n R h v ß g S s f t S g r s F s s u – b s w g F A z I h d s p w N l s d d Z A u s m S K s n l f A g n z m D (C (D ahme in Deutschland zu finden und hat das geltende echt nicht ausgereicht, dies zu verhindern? Sollte es ier wirklich ein Problem geben, wird sich die FDP einer ernünftigen Lösung selbstverständlich nicht verschlie- en. Ohne Weiteres einleuchtend erscheint mir der gesetz- eberische Handlungsbedarf im Bereich des Zuzugs chwerkrimineller. Das geltende Recht stellt auf die Ab- icht ab, sich durch Aussiedlung der drohenden Strafver- olgung zu entziehen. Es erscheint in der Tat sachgerech- er, nicht länger auf die Absicht, sondern auf die chwere der Tat abzustellen. Auf diese Weise ist sicher- estellt, dass Personen, die schwerwiegende rechtswid- ige Taten begangen haben, von der Aufnahme ausge- chlossen sind. Im Übrigen lege ich Wert auf die eststellung, dass es sich auch hierbei nicht um ein Mas- enphänomen handeln dürfte. In diesem Zusammenhang ei der Hinweis erlaubt, dass die aktuellen Kriminalitäts- nd Integrationsstatistiken zeigen, dass Spätaussiedler anders als vielfach behauptet – keine besondere Pro- lemgruppe darstellen und sich mehrheitlich gut in un- ere Gesellschaft integrieren. Die FDP unterstützt alle Maßnahmen, die zu einer eiteren Verbesserung der Integration beitragen. Hierzu ehört die im Gesetzentwurf vorgesehene Zahlung von ahrkostenzuschüssen, um Spätaussiedlern und ihren ngehörigen die Teilnahme an einem Integrationskurs u ermöglichen. Das Geld ist gut angelegt. Es fördert die ntegration von Spätaussiedlern und ihren Familienange- örigen weiter und vermeidet Integrationskosten an an- erer Stelle. Die Bitte des Bundesrats, den Kreis der An- pruchsberechtigten moderat zu erweitern, wird zu rüfen sein. Die weiteren Änderungsvorschläge sind ganz über- iegend rechtstechnischer und verwaltungspraktischer atur. Sie werden einen Beitrag zum Bürokratieabbau eisten. Das gilt vor allem für die Übertragung der Zu- tändigkeit für die Entscheidung über die Gewährung er pauschalen Eingliederungshilfe von den Ländern auf as Bundesverwaltungsamt sowie die Abschaffung des ustimmungsverfahrens im Rahmen des schriftlichen ufnahmeverfahrens. Ulla Jelpke (DIE LINKE): Früher wurden die Enkel nd Urenkel deutscher Vorfahren aufgefordert, so chnell wie möglich in die kapitalistische BRD zu kom- en. Spätaussiedler galten als Kronzeugen gegen den ozialismus und wurden hemmungslos als Mittel im alten Krieg instrumentalisiert. Heute hingegen werden ie vor allem diskriminiert. Wer einwandern will, ist icht mehr willkommen, nach dem Motto: Die Russ- anddeutschen haben ihre Schuldigkeit getan, sie sollen ortbleiben. Das vorgeschlagene Gesetz erweitert die Politik der bschottung, eines der Markenzeichen dieser Bundesre- ierung, auf die sogenannten Spätaussiedler. Dazu die- en zwei Hebel: Die Deutschkenntnisse sollen künftig u einem früheren Zeitpunkt nachgewiesen werden, da- it auch ein Ablehnungsbescheid früher erfolgen kann. amit werden Familien noch stärker auseinandergeris- 7666 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) sen. Innerhalb eines Familienverbandes gibt es dann Deutsche und Ausländer, Menschen, die kommen dür- fen, und solche, die draußen bleiben müssen. Das ist we- der nachvollziehbar noch human. Der zweite Hebel gibt vor, Schwerkriminelle, Extre- misten und Terroristen von der Einreise abhalten zu wol- len. Praktisch wird den Aussiedlern generelles Miss- trauen entgegengebracht. Das Bundesverwaltungsamt kann nach Gutdünken Abfragen beim BND, beim MAD, beim Verfassungsschutz, beim BKA und beim Zollkri- minalamt vornehmen. Wenn Spätaussiedler als soge- nannte Extremisten gelten, die die freiheitlich-demokra- tische Grundordnung gefährden, dürfen sie nicht zuwandern. Das öffnet der Willkür Tür und Tor. Denn gegen die Verdächtigungen der Schlapphüte können sich die Betroffenen nicht effektiv zur Wehr setzen. Wir wissen alle, wie die Geheimdienste arbeiten, und wir können uns vorstellen, was bei diesen Extremismus- abfragen herauskommt. Als Extremist gilt dem Verfas- sungsschutz bekanntlich jeder, dessen Ansichten von der Generallinie abweichen. Das Bekenntnis zum demokra- tischen Sozialismus reicht ja schon aus, um als Verfas- sungsfeind denunziert zu werden. Viele Abgeordnete un- serer Fraktion haben es ja schriftlich, dass sie beobachtet werden. Ich frage mich, ob der Bundesregierung eigentlich klar ist, was sie da für eine Ungeheuerlichkeit vor- schlägt: Wer sich für sozialistische Ziele einsetzt, kann nicht Deutscher sein. Überlegen Sie sich mal, an welche Tradition Sie damit anknüpfen! Das Bundesvertriebenengesetz hat sich überlebt. Es basiert nach wie vor auf dem überkommenen Prinzip der Blutsgemeinschaft. Dieses wird mit kulturrassistischen Versatzstücken garniert, wie etwa dem „Bekenntnis zum deutschen Volkstum“. Und um die schlechtesten deut- schen Traditionen hochzuhalten, wird ausgeschlossen, wer nicht dem politischen Wunschbild deutscher Behör- den entspricht. Faktisch gibt es für das Gesetz keine Berechtigung mehr. Die Einreisequoten sind seit Jahren im Sinkflug. Im Jahr 2005 sind noch 35 000 Spätaussiedler eingereist, die Zahlen gehen weiter stark zurück. Deswegen plädie- ren wir dafür, das Gesetz aufzuheben und stattdessen das Zuwanderungsgesetz so zu reformieren, dass es seinen Namen wirklich verdient. Dort kann auch der Umgang mit Personen geregelt werden, deren Vorfahren deutsche Staatsbürger waren. Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Reform des Bundesvertriebengesetzes enthält ein wenig Licht, aber auch sehr viel Schatten. Die Möglichkeit der Fahrtkostenerstattung für Teil- nehmer am Integrationskurs haben wir selbst immer ge- fordert, und zwar für alle Integrationskursteilnehmer. Es ist absolut unverständlich, warum diese Erstattung nicht auch für die Familienangehörigen von Spätaussiedlern gewährt wird, wie dies auch der Bundesrat in seiner Stel- lungnahme zu diesem Gesetz gefordert hat. f s k im R f ta e F n S n G u d B d a d w S v s 2 ö D l d 3 w n g z s J t d t k s r J le le k m F e g e U I b v (C (D Rechtsstaatlich bedenklich ist hingegen die Verschär- ung der Ausschlusstatbestände beim Zuzug von Spätaus- iedlern. So wird in § 5 des Gesetzentwurfes mit sehr un- laren Formulierungen geregelt, dass bei Verbrechen, die Herkunftsland begangen und auch nach deutschem echt strafbar sind, kein Zuzug erfolgen darf. Das gilt auch ür die Beteiligung an Gewalttaten oder Aufruf zu Gewalt- ten zur Verfolgung politischer Zwecke. Hier besteht noch rheblicher Klärungsbedarf in den Ausschüssen welche älle denn da gemeint sind. Es muß sicher sein, dass hier icht mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Eine der wichtigsten Änderungen der Rechtslage für pätaussiedler durch das Zuwanderungsgesetz war die eu eingeführte Voraussetzung des Nachweises von rundkenntnissen der deutschen Sprache für Ehegatten nd Kinder eines Spätaussiedlers, also § 27 Abs. 1 Bun- esvertriebenengesetz. Diese Neuregelung wird vom undesinnenministerium in seinem Evaluierungsbericht es Zuwanderungsgesetzes überwiegend als sachgerecht ngesehen, während die meisten Wohlfahrtsverbände iese Regelung ablehnen. Im vorliegenden Gesetzentwurf ird jetzt eine Regelung eingeführt, auf das Vorliegen der prachkenntnisse zu verzichten, wenn eine Behinderung orliegt. Das reicht aber bei weitem nicht aus. Die Be- timmungen müssen ganz allgemein gelockert werden. Im Grenzdurchgangslager Friedland wurden im Jahre 006 insgesamt 8 000 Aussiedler aufgenommen. Seit Er- ffnung des Lagers im Jahre 1945 habe es nie so wenige eutschstämmige gegeben, die zurück in ihre ursprüng- iche Heimat wollen, wird der Leiter der Einrichtung in er Zeitung „Die Welt“ zitiert. Im Jahr 2005 waren noch 5 527 Aussiedler gekommen. Seit Inkrafttreten des Zu- anderungsgesetzes ist der Zuzug von Spätaussiedlern ach Deutschland im Durchschnitt um rund 40 Prozent esunken. Viele schrecken also offenbar vor der Deutschprüfung urück, was auch klar ist, weil sie diese Sprache oft chon seit langem nicht mehr anwenden konnten. Im ahr 2005 haben zum Beispiel knapp 25 Prozent der An- ragsteller den Test bestanden. Anstatt dieses Problem zu lösen und Sprachförderung ann gezielt in Deutschland nach der Einreise voranzu- reiben, dürfen Spätaussiedlerbewerber, deren Sprach- enntnisse nicht ausreichen, gar nicht erst einreisen. Und ogar noch viel schlimmer: Im so genannten Zuwande- ungs-Änderungsgesetz, auf das wir jetzt ja schon ein ahr warten dürfen – weil Sie sich nicht einig sind – sol- n jetzt auch nachziehende Ehegatten von in Deutschland benden Ausländern ebenfalls ausreichende Deutsch- enntnisse vor anstatt nach der Einreise nachweisen üssen. Damit dürfte dann die Zahl der nachziehenden amilienangehörigen zu Migranten nach Deutschland benfalls drastisch zurückgehen. Wie das alles mit dem rundgesetzlichen Schutz von Ehe und Familie zu ver- inbaren ist, bleibt Ihr Rätsel. Dazu können Sie unsere nterstützung nicht erwarten und daher werden wir hren Gesetzentwurf ablehnen. Es gibt auch Aspekte, mit denen wir keine Probleme ha- en: Zunächst die Aufhebung der Kriegsfolgenschicksals- ermutung für Spätaussiedler aus den baltischen Staaten. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7667 (A) ) (B) ) Dies ist eine logische Folgeanpassung durch die Erweite- rung der Europäischen Union. Eine kollektive Verfol- gungslage wird also nur noch für die Nachfolgestaaten der Sowjetunion angenommen. Auch gegen die Zusammen- legung der bislang höchst umständlichen und für die Be- troffenen langwierigen Verwaltungsverfahren bis zur Ertei- lung des Aufnahmebescheids haben wir keine Einwände. Das alles reicht für uns aber nicht aus. In der jetzigen Form können wir diesem Gesetzentwurf nicht zustimmen. Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister des Innern: Das Bundesvertriebenenge- setz, für das wir Ihnen heute einen Novellierungsentwurf vorlegen, ist seit nunmehr 54 Jahren in Kraft. Die Vor- lage dieses 7. Novellierungsgesetzes unterstreicht aber, dass wir die Regelungen dieses Gesetzes nach wie vor benötigen, mehr noch, dass das Grundanliegen des Ge- setzes weiterhin Bedeutung besitzt. „Wir bekennen uns auch weiterhin zu der Verantwor- tung sowohl für diejenigen Menschen, die als Deutsche in Ost- und Südosteuropa sowie in der Sowjetunion un- ter den Folgen des Zweiten Weltkrieges gelitten haben und in ihrer jetzigen Heimat bleiben wollen, als auch für jene, die nach Deutschland aussiedeln. Dies gilt insbe- sondere für die Deutschen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, bei denen das Kriegsfolgenschicksal am längsten nachwirkt.“ – So steht es in unserer Koalitions- vereinbarung. Damit hebt die Koalitionsvereinbarung den Zusam- menhang zwischen Aussiedlerpolitik und Kriegsfolgen- bewältigung deutlich hervor. Ohne diesen Zusammen- hang bleibt das Anliegen von Aussiedlerpolitik unverständlich. Dabei hilft der zeitgeschichtliche Rückblick auf die Nachkriegssituation, die Dimensionen der Politik zur Kriegsfolgenbewältigung besser zu erkennen. Nach dem Grauen des Nationalsozialismus und den Katastrophen des Zweiten Weltkrieges stand die Frage: Wie stellt sich Deutschland, wie stellen sich die Deutschen ihrer natio- nalen Verantwortung? Eine Frage, die ihre Bedeutung bekanntlich bis heute nicht völlig verloren hat. Dabei umfasste das Verständnis von nationaler Ver- antwortung mindestens zwei Aspekte: Zum einen ging es nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches um Versöhnung und Wiedergutmachung gegenüber den Op- fern des nationalsozialistischen Rassenwahns und der Hitler’schen Eroberungskriege. Neben diesem Versöh- nungsziel stand aber unabweislich die Herausforderung zur Solidarität unter den Deutschen, die von den Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft sehr unterschiedlich, oft willkürlich oder zufällig betroffen waren. Es gab solche, die das Glück hatten, heil aus dem Krieg zurückzukeh- ren, und solche, die getötet oder verletzt wurden. Es gab diejenigen, die in ihrer Heimat weiterlebten, und diejeni- gen, die aus der Heimat vertrieben wurden. Nationale Verantwortung übernehmen bedeutete des- halb neben den notwendigen deutschen Aussöhnungsbe- mühungen auch, den solidarischen Ausgleich unter den Deutschen unterschiedlicher Kriegsbetroffenheit zu su- c s a K D K z r A l f n F k b d m b s e a B Z d S d S a S v a d w P l S s m U h f s V S b n M s v e g b (C (D hen. Die Felder dieser Politik des Lastenausgleiches ind bekanntlich vielfältig gewesen. Es entsprach der Logik dieser Solidarität – und war ußerdem vor dem Hintergrund verfassungsrechtlicher onsequenzen aus Art. 116 Grundgesetz geboten –, die eutschen in den Ländern Osteuropas, die infolge des rieges wegen ihrer Volkszugehörigkeit schwere Lasten u tragen hatten, in den Hilfsanspruch gegenüber unse- em deutschen Gemeinwesen einzubeziehen. Eingedenk dieser Zusammenhänge wird deutlich: ussiedlerpolitik ist nicht irgendeine Zuwanderungspo- itik. Aussiedlerpolitik ist Teil des bis in unsere Tage ortreichenden Bemühens der Bundesregierung, sich der ationalen Verantwortung Deutschlands im Blick auf die olgen von Nationalsozialismus und des Zweiten Welt- rieges zu stellen. Deshalb bedarf es auch weiterhin der esonderen Regelung des Bundesvertriebenengesetzes. Das Bundesvertriebenengesetz hat über 4,4 Millionen ieser Menschen ermöglicht, nach Deutschland zu kom- en und hier ein neues Leben zu beginnen. Die durch eiderseitige Anstrengung gelungene Eingliederung die- er Menschen in unsere Gesellschaft stellt eine historisch inmalige Leistung dar, deren positive Auswirkungen uf unser Gemeinwesen überall gegenwärtig sind. Auch heute noch finden Spätaussiedler nach dem undesvertriebenengesetz Aufnahme in Deutschland. war geht die Zahl der Aufgenommenen seit Jahren eutlich zurück – im Jahr 2006 sind nur noch rund 8 000 pätaussiedler zu uns gekommen –, aber unsere beson- ere Verantwortung für diese Menschen bleibt bestehen. Die Randbedingungen auch für die Zuwanderung von pätaussiedlern verändern sich jedoch. Deshalb bedarf uch das Bundesvertriebenengesetz der Novellierung. o soll das Gesetz mit dem von der Bundesregierung orgelegten Entwurf eines 7. Änderungsgesetzes wieder uf den neuesten Stand gebracht werden. Dazu muss das Bundesvertriebenengesetz erstens an ie Osterweiterung der Europäischen Union angepasst erden. So sieht der vorgelegte Gesetzentwurf vor, dass ersonen aus den baltischen Staaten, die als Spätaussied- er nach Deutschland kommen wollen, in Zukunft wie pätaussiedler aus den sonstigen mittel- und osteuropäi- chen Staaten ein Kriegsfolgenschicksal nachweisen üssen. Denn bei Mitgliedstaaten der Europäischen nion kann man nicht mehr grundsätzlich davon ausge- en, dass Menschen dort weiterhin unter einem Kriegs- olgenschicksal leiden. Vermutet wird ein Kriegsfolgen- chicksal damit in Zukunft nur noch für deutsche olkszugehörige aus den Republiken der ehemaligen owjetunion, die noch immer auf ihre gesetzliche Reha- ilitierung warten. Außerdem wird die Wirksamkeit och gültiger Altbescheide für Staatsangehörige eines itgliedstaates der Europäischen Union zeitlich be- chränkt. Zweitens werden die Gründe für einen Ausschluss on der vertriebenenrechtlichen Aufnahme an das Auf- nthaltsgesetz und an das Staatsangehörigkeitsgesetz an- epasst. Künftig sind auch Personen, die ein Verbrechen egangen, den Terrorismus unterstützt oder sich gegen 7668 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet haben, vom Erwerb des Spätaussiedlerstatus ausge- schlossen. So wird verhindert, dass Personen mit krimi- nellem oder terroristischem Hintergrund das vertriebe- nenrechtliche Aufnahmeverfahren missbrauchen. Der Schutz vor Zuwanderung von Schwerkriminellen, ge- waltbereiten Extremisten und Terroristen wird damit weiter verstärkt. Drittens wird das vertriebenenrechtliche Aufnahme- verfahren vereinfacht. In Zukunft ist allein das Bundes- verwaltungsamt für das Verfahren zuständig. Die bisher noch verbliebene Beteiligung der Länder entfällt. Damit werden unnötige Doppelprüfungen in Zukunft vermie- den und Bürokratie abgebaut. Dem Ziel der Verwal- tungsvereinfachung dient auch der Vorschlag der Bun- desregierung, festzulegen, dass die Bescheinigung, die den Angehörigen der Spätaussiedler vom Bundesverwal- tungsamt erteilt wird, auch ihren Deutschenstatus bestä- tigt. Durch diese Änderung sollen abweichende Ent- scheidungen der Staatsangehörigkeitsbehörden zum Status der Angehörigen der Spätaussiedler vermieden werden. Viertens findet das grundgesetzliche Verbot, Behin- derte zu benachteiligen, künftig bei Sprach- und Sprach- standstests eine klare gesetzliche Grundlage: für Behin- derte werden insoweit Ausnahmeregelungen geschaffen. Außerdem werden die Möglichkeiten erweitert, einen deutschen Familiennamen zu führen und sich damit von Anfang an mehr als Teil der deutschen Gesellschaft zu empfinden. Schließlich verbessert das 7. Änderungsgesetz die Regelungen des Bundesvertriebenengesetzes zur Inte- gration der Spätaussiedler und ihrer Angehörigen. Sie erhalten in Zukunft einen Fahrkostenzuschuss, wenn sie einen Integrationskurs besuchen wollen, der von dem Wohnort, der ihnen zugewiesen wurde, nicht zumutbar erreicht werden kann. Mit dem von der Bundesregierung vorgelegten Ent- wurf eines 7. Änderungsgesetzes zum Bundesvertriebe- nengesetz erfahren die Regelungen zur Aufnahme von Spätaussiedlern die gebotenen Modernisierungen. Denn Zuwanderung nach dem Vertriebenenrecht findet auch heute noch statt. Lassen Sie uns die Chance nutzen, sie weiterhin auf eine rechtliche Basis zu stellen, die den ak- tuellen Anforderungen unserer Gesellschaft an Zuwan- derung genügt Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie über Märkte für Fi- nanzinstrumente und der Durchführungsricht- linie der Kommission (Finanzmarkt-Richtlinie- Umsetzungsgesetz) (Tagesordnungspunkt 19) Georg Fahrenschon (CDU/CSU): Das Finanzmarkt- Richtlinie-Umsetzungsgesetz setzt die europäische Richt- linie über Märkte für Finanzinstrumente – kurz MiFID – u a d r n M g r F d s d d i n S s b a u F D d g t n m V s b K V a t G m ü d g l P d d p m d i h b S d s (C (D m und löst damit die Wertpapierdienstleistungsrichtlinie us dem Jahr 1993 ab. Auf den ersten Blick mag der Inhalt es Gesetzes für manch einen oder eine zunächst verwir- end wirken. Und wirklich: Der Gesetzentwurf zur natio- alen Umsetzung der europäischen Richtlinie über ärkte für Finanzinstrumente – kurz MiFID – enthält eine anze Masse an Detailregelungen und technischen Ände- ungen. Die bevorstehende Umsetzung der MiFId durch das inanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz wird aller- ings das deutsche wie auch das europäische Bank-, Bör- en- und Kapitalmarktrecht von Grund auf verändern. An- ers ausgedrückt: Die MiFID wird das neue Grundgesetz es europäischen Kapitalmarktes. Denn im Vergleich zu hrer Vorgängerin, der Wertpapierdienstleistungsrichtli- ie, ISD, aus dem Jahr 1993, erweitert die MiFID das pektrum der betroffenen Finanzdienstleistungen: Neben Kreditinstituten, Wertpapierfirmen und organi- ierten Märkten, Börsen, werden erstmals auch Anlage- erater, Betreiber multilateraler Handelssysteme, MTF, ußerhalb organisierter Märkte, Vermögensverwalter nd vertraglich gebundene Vermittler erfasst. Gleichzeitig vergrößert sich der Kreis der betroffenen inanzinstrumente über die klassischen Wertpapiere und erivate hinaus: Neu aufgenommen wurden Kredit- erivate, Derivatkontrakte sowie finanzielle Differenz- eschäfte. Und im Gegensatz zur Wertpapierdienstleis- ungsrichtlinie, die den europäischen Mitgliedstaaten och individuelle Auslegungen und Handhabungen er- öglicht hatte, sieht die MiFID für alle verbindliche orschriften vor. Das Ziel: ein einheitlicher, harmonisierter europäi- cher Finanzmarkt bei gleichzeitiger Stärkung des Wett- ewerbs und des Anlegerschutzes. Daher zählen zu den ernstücken der MiFID die Transparenzpflichten wie or- und Nachhandelstransparenz, mit der in Zukunft ktuelle Konditionen für den Kauf und Verkauf von Ak- ieninstrumenten in Europa offengelegt werden müssen. erade diese Neuregelung zeigt, wie eng der Zusam- enhang von verbessertem Investorenschutz und grenz- berschreitendem Wettbewerb ist: Anbieter und Han- elsplätze werden so durch die neue Transparenz ebunden, den Anlegern die jeweils besten Handelsmög- ichkeiten und Kurse anzubieten. Eine ähnliche Wirkung wird von der verschärften flicht zur „bestmöglichen Ausführung von Kunden-Or- ers“, der Best Execution erwartet. Des Weiteren sollen ie Wohlverhaltensregeln sicherstellen, dass die Wertpa- ierfirmen „ehrlich, redlich und professionell im best- öglichen Interesse ihrer Kunden handeln und diese ein- eutig über die Chancen und Risiken ihrer Geldanlage nformieren“. So lautet der Text der Richtlinie. Gänzlich neu an der MiFID ist in diesem Zusammen- ang die Beweislastumkehr: In Zukunft müssen die An- ieter nachweisen, dass sie alles getan haben, um eine chädigung des Anlegers zu vermeiden. Hier legt die MiFID eine spezifischere Klassifikation er Kunden zugrunde als dies bisher der Fall war. Ent- prechend wurden vom professionelle Kunden bis hin Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7669 (A) ) (B) ) zum Kleinanleger die Anforderungen an die Qualität des internen Kontrollsystems und die Dokumentation in den Unternehmen erhöht. Wie Sie sehen, ist der Regelungsbereich der europäi- schen MiFID weit. Absehbar werden wir uns im weite- ren Verfahren der parlamentarischen Beratungen mit den Petiten des Bundesrates auseinanderzusetzen haben wie beispielsweise dem Thema Best Execution oder der Auf- sicht über multilaterale Handelssysteme. Des Weiteren werden wir uns bei diesem Gesetz auch mit der Fragestellung auseinandersetzen müssen, dass wir wie- der einmal die nationale Umsetzung einer europäischen Richtlinie vollziehen sollen, bei der auf europäischer Ebene im entsprechenden Gremium des Lamfalussy-Verfahrens noch nicht einmal alle Punkte abgearbeitet wurden. Nina Hauer (SPD): Die Umsetzung der MiFID-Richt- linie – der EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstru- mente – ist das Kernstück des Programms zur Schaffung eines Finanzbinnenmarktes in der Europäischen Union. Sie wird völlig zu Recht als das „Grundgesetz des Finanzmarktes“ bezeichnet. Für den Wertpapiersektor ist diese Richtlinie, was Basel II für die Banken oder Solvency II für die Versicherungen ist. Und so ziemlich jeder Marktteilnehmer auf dem Finanzmarkt wird vom vorliegenden Gesetz – dem FRUG – betroffen sein. Das Ziel der Richtlinie ist es, europaweit einheitliche Regeln für die Erbringung von Wertpapierdienstleistun- gen, wie zum Beispiel Anlageberatung, Vermittlung von Investmentfonds und Dienstleistungen im Zusammen- hang mit Warenderivaten zu schaffen. Wer Wertpapierdienstleistungen erbringt, steht unter Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsauf- sicht, BaFin. Im Gegenzug bekommt er einen sogenannten Europäischen Pass, kann also seine Dienstleistungen grenzüberschreitend in Europa anbieten. Auch für die Anleger bedeutet die Richtlinie Positives, denn der Anlegerschutz wird ausgeweitet und europa- weit harmonisiert. Insgesamt entsteht so mehr Wett- bewerb – und auch ein besserer Wettbewerb –, um den Kunden unter einheitlichen europaweiten Bedingungen. Beispielsweise müssen bei der Ausführung von Wert- papiergeschäften neue organisatorische Anforderungen eingehalten werden, wie Risikokontrolle und die Offen- legung von Interessenkonflikten. Neue Wohlverhaltensre- geln gelten im Verhältnis zum Kunden: die Informations- pflichten vor Abschluss eines Wertpapiergeschäfts, vor allem die Offenlegung von Gebühren und Provisionen und die Geeignetheitsprüfung von Wertpapiergeschäften für die Kunden. Kunden werden in Privatkunden und professionelle Kunden unterschieden, bei Privatkunden fallen Informationspflichten umfangreicher aus. Bei der Beratung der Kunden müssen umfangreiche Dokumen- tationspflichten eingehalten werden, wie zum Beispiel die Protokollierung des Beratungsgesprächs und dessen Archivierung. Es besteht die Pflicht zur bestmöglichen Ausführung von Kundenaufträgen: Erbringer von Wertpapierdienstleis- tu ti z s W K A W n I e H z ln g s H s a m u g n A A w W d m G W s N w d D l f p b s s F d h k d b (C (D ngen müssen ein System etablieren, das die kundengüns- gste Ausführung ermöglicht. Bei der nationalen Umsetzung der Richtlinie ist darauf u achten, dass diese Transparenzanforderungen zwi- chen Kunde und Wertpapierdienstleister ihre positive irkung entfalten können – und nicht zum „Gläsernen unden“ oder zu einem bürokratischen und kostspieligen pparat führen. Ein weiterer inhaltlicher Eckpunkt des FRUG ist der ettbewerb für Handelsplattformen. In Zukunft sind Inter- alisierungssysteme in ganz Europa erlaubt. Systematische nternalisierer führen regelmäßig Kundenaufträge auf igene Rechnung und nicht über Börsen oder multilaterale andelssysteme aus. Vorher herrschte in einigen Ländern, um Beispiel Frankreich, Börsenzwang. In Deutschland ist ternalisierung bereits erlaubt. In Zukunft ergeben sich durch die Richtlinie neue renzüberschreitende Geschäftsmöglichkeiten für deut- che Internalisierer, aber auch für Börsen und multilaterale andelssysteme – denn alle haben jetzt einen Europäi- chen Pass. Bestandteil der Richtlinie sind auch Preistransparenz- nforderungen für alle drei Arten von Handelsplattfor- en. Diese Anforderungen sind wichtig für die Fairness nd Transparenz am Finanzmarkt. Ein Beispiel: Außerbörslich abgeschlossene Aktien- eschäfte müssen künftig gegenüber anderen Marktteil- ehmern transparent gemacht werden, da die Hälfte der ktien außerbörslich gehandelt werden. Für die anderen nleger werden durch die Meldung dieser Transaktionen ichtige Informationen geboten. Die europäische Richtlinie ist bahnbrechend für die ertpapierbranche. Sie bietet große Vorteile gerade für ie Privatkunden, die Anlageberatung in Anspruch neh- en, und bietet einen hohen Anlegerschutz europaweit. leichzeitig stellt sie Regeln für einen europaweiten ettbewerb auf, bei dem unsere Dienstleister gut ab- chneiden können. Die Unternehmen arbeiten bereits an der Umsetzung: eue Broschüren, AGBs und Formulare müssen erstellt erden, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geschult wer- en. Natürlich wird das ein Kraftakt für alle Beteiligten. ieser Kraftakt wird aber den Finanzbinnenmarkt deut- ich voranbringen und durch klare Spielregeln Nutzen ür Anleger und Anbieter bringen. Wir nehmen den Gesetzentwurf der Bundesregierung ositiv entgegen – und werden ihn intensiv und sorgfältig eraten. Frank Schäffler (FDP): Mit dem vorliegenden Ge- etzentwurf des Finanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsge- etzes, FRUG, setzen wir die Richtlinie über Märkte für inanzinstrumente, MiFID, um, eine Richtlinie, die in er Finanzwirtschaft für erheblichen Aufwand und er- ebliche Kosten sorgen wird. Die Bundesregierung onnte auf meine Anfrage im Dezember die zu erwarten- en Kosten nicht beziffern. Für Großbritannien hat die ritische Finanzaufsicht FSA Einführungskosten von bis 7670 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) zu 1 Milliarde Pfund sowie laufende Kosten in Höhe von 100 Millionen Pfund pro Jahr errechnet. Die FSA geht außerdem von positiven Effekten in Höhe von 200 Millio- nen Pfund jährlich aus. Die Finanzmarktrichtlinie ist der wichtigste Bestandteil der Finanzmarktharmonisierung im Wertpapierbereich. Bereits jetzt ist jedoch fraglich, inwieweit diese Harmoni- sierung gelingt. Aus anderen EU-Mitgliedsländern gibt es sehr unterschiedliche Meldungen, wie die MiFID dort umgesetzt wird. In Deutschland haben wir uns seitens der FDP-Fraktion das Ziel der Eins-zu-eins-Umsetzung ge- setzt. Entgegen dem Vorgehen bei anderen Gesetzesvor- haben haben sich bei diesem Gesetz auch die Koalitions- fraktionen darauf verständigt. Dies ist im Sinne der Verhinderung unnötiger Bürokratie geboten. Das ist aber auch gerade im Hinblick auf die Unternehmen, die die neuen Regelungen umsetzen müssen, dringend erforder- lich. Wenn wir im europäischen Vergleich keine über die Richtlinie hinausgehende Bürokratie haben, wird uns das im Wettbewerb nicht schaden. Es ist auch gut, wenn wir das Gesetz, so wie wir es jetzt geplant haben, bis zum 30. März umsetzen, damit die Unternehmen dann schnellstmöglich Rechtssicher- heit haben, da sie die Regeln ja schon zum 1. November anwenden müssen. Wir hätten es natürlich begrüßt, wenn man auf europäischer Ebene noch eine längere Umsetzungsfrist hätte aushandeln können. Wir unterstützen die Bundesregierung bei der Ableh- nung des Vorschlags des Bundesrates, die Best-Execution- Regelungen auch auf Investmentanteile anzuwenden. Eine solche Anwendung ginge über die Anforderungen der Richtlinie hinaus. Sie ist auch, nicht erforderlich, da der Kundenschutz über die Regelungen des Investment- gesetzes gewährleistet ist. Die von der Bundesregierung zwischenzeitlich unter dem Stichwort „Bürokratieabbau“ geplante Übertragung der Zulassung von Wertpapieren auf die BaFin hätten wir nicht mitgetragen. Wir begrüßen, dass nun nach dem Gesetzentwurf die Börsengeschäftsführung die Aufgabe der Zulassungsstelle übernimmt. Ich betone das deshalb, weil aus dem Bundesfinanzministerium geäußert wurde, man treffe diese Regelung „wider besseres Wissen“ und wolle die Zuständigkeit lieber auf die BaFin übertragen. Im weiteren Gesetzgebungsverfahren wird zu prüfen sein, welche Detailänderungen die Sachverständigen noch vorschlagen. Wir sollten insbesondere auch darauf achten, inwieweit das FRUG zu wirklicher Transparenz für die Anleger beiträgt und nicht nur zu einem weiteren Anwachsen der Papierberge führt, die die Anleger schon heute überreicht bekommen. Die FDP-Fraktion freut sich auf konstruktive Aus- schussberatungen und wird ihren Teil dazu beitragen, dass die Umsetzung der MiFID in Deutschland ein Erfolg wird. Dr. Axel Troost (DIE LINKE): Am Finanzmarkt- Richtlinie-Umsetzungsgesetz ist aus meiner Sicht ein zentraler Punkt entscheidend: die Verbesserung des Ver- braucherschutzes für Kleinanleger. Wenn man, wie die R d p D L g F F d m c W V c O d w B g k A d b l s e a g s h a d b a ti u e D d w g s t T F k ü m g d s l k V d (C (D egierungspolitik es in beklagenswerter Kontinuität tut, ie Lohnabhängigen durch reale Rentenkürzungen in die rivate Altersvorsorge treibt, ist dies nur konsequent. enn dann kann auch erwartet werden, dass die „kleinen eute“ vor den „schwarzen Schafen“ der Finanzmärkte eschützt werden. Die gute Nachricht ist, dass das inanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz hier einen ortschritt gegenüber dem Status quo darstellt. Zu begrüßen ist an dem vorgelegten Entwurf unter an- erem das Erfordernis einer Berufshaftpflichtversicherung it seinen für die Anleger verbesserten haftungsrechtli- hen Konsequenzen. Gleiches gilt für die detaillierteren ohlverhaltensregeln bei der Beratung, Verwaltung und ermittlung von Finanzprodukten im Sinne des Verbrau- hers. Positiv sind auch die konkreten Bedingungen zur ffenlegung der Kosten der Finanzprodukte. Zudem wurde ie Anlageberatung zur Hauptdienstleistung gemacht, oraus höhere Ansprüche an die fachliche Eignung der erater resultieren. Wie jedoch so oft in der Gesetzgebung werden ins- esamt gute Regelungen durch Ausnahmetatbestände onterkariert. Dies ist leider auch in puncto verbesserter nlegerschutz der Fall. Ich will hier gar nicht näher arauf eingehen, dass die geschlossenen Fonds aus ver- raucherfreundlichen Anforderungen der MiFID-Richt- inie herausgenommen wurden. Geschlossene Fonds ind primär etwas für vermögende Finanzjongleure, die in hohes Risiko eingehen. Das sollen sie meinetwegen uch tun. Allerdings berichten Verbraucherschützer, dass eschlossene Fonds mittlerweile auch zur Altersvor- orge genutzt werden. Dies ist besorgniserregend. Sie aben es schlichtweg versäumt, den schwarzen Schafen uf diesem Markt mit der Anwendung der Regulierungen as Handwerk zu legen. Ein ärgerlicher Tatbestand! Ein weiterer Ausnahmetatbestand zulasten der Ver- raucher ist der Ausschluss der freien Fondsvermittler us dem Anwendungsbereich des Gesetzes. Daraus resul- ert, dass diese Vermittler weder den Wohlverhaltensregeln nterliegen, noch den Nachweis der Sachkunde und iner Berufshaftpflichtversicherung erbringen müssen. ie Verbraucher werden nicht erkennen, dass ein Pro- ukt unterschiedlichen Schutzniveaus je nach Vertriebs- eg unterliegt. Hier müssen einheitliche Regelungen eschaffen werden. Ich bekomme oft Zuschriften von Kleinanlegern, die ich bitter darüber beklagen, dass sie ihr schwer verdien- es Geld verloren haben. Es ist ein äußerst verwerflicher atbestand, dass geschädigte Anleger nach wie vor die ehler bei der Anlageberatung beweisen müssen. Man ann sich vorstellen, dass gerade Kleinanleger damit berfordert sind. Obwohl der Berater im Zusammenhang it der Geeignetheits- und Angemessenheitsprüfung ge- enüber der BaFin jederzeit entsprechende Informationen arlegen muss, ist er dazu nicht im Falle eines Rechts- treits gegenüber den Gerichten gezwungen. Diesbezüg- ich muss schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden. Last, but not least brauchen wir in diesem Kontext ürzere Verjährungsfristen bei fehlerhafter Beratung. erbraucher erhalten auch bei der Altersvorsorge erst ann Kenntnis über bestehende Ansprüche, wenn die Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7671 (A) ) (B) ) Fristen abgelaufen sind. Was unter dem Finanzminister Eichel bereits auf dem Weg war, muss erneut aufgegrif- fen werden. Die Verjährung in der Anlagenberatung sollte den längeren zivilrechtlichen Regelungen ange- passt werden. Das Angesprochene wird die Altersvorsorge der auf Solidarität angewiesenen Einkommensschwachen nicht verbessern.; denn dazu taugt die private Vorsorge nicht. Jedoch würde den erzwungenermaßen privat Versorgenden mit konsequenteren Regelungen des Verbraucherschut- zes zumindest die eine oder andere böse Überraschung erspart. Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit der Finanzmarkt-Richtlinie, der sogenannten MiFID, reagiert die EU auf die rasanten Entwicklungen im Bereich des Kapitalmarktes. Einerseits finanzieren sich Unternehmen zunehmend über den Kapitalmarkt anstelle der klassischen Aufnahme von Krediten. Ande- rerseits dient der Kapitalmarkt einem immer breiteren Anlegerpublikum zum Vermögensaufbau für die Alters- vorsorge. Die Anzahl der Akteure und die Vielfalt der Produkte steigen kontinuierlich, nur der gesetzliche Rah- men hielt in der Vergangenheit nicht immer Schritt. Es kam vielfach zu Intransparenz sowie zu Schutzlücken. Mit der MiFID hat sich die EU daher zum Ziel ge- setzt, einen effizienteren Markt zu gestalten, durch eine Stärkung des Anlegerschutzes das Vertrauen und damit die Liquidität des Marktes zu sichern und schließlich die Harmonisierung des Binnenmarktes durch klarere Zu- ständigkeiten bei der Finanzaufsicht voranzutreiben. Dieses Ziel teilen wir und begrüßen daher auch das Grundanliegen des Finanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungs- gesetz, FRUG: konkretisierte Wohlverhaltensregeln für die Finanzdienstleister, festgesetzte Bedingungen zum Abschluss von Berufshaftpflichtversicherungen sowie eine Verpflichtung zur Offenlegung von bestimmten Kosten. Gleichwohl gibt es nach wie vor diverse Schutz- lücken sowie Unstimmigkeiten, die es aufzuzeigen und im parlamentarischen Beratungsverlauf zu beheben gilt. Die große Koalition trägt ja immer stolz die Eins-zu- eins-Umsetzung europäischer Richtlinien vor sich her. Das scheint allerdings nur dann zu gelten, wenn die An- bieterseite das will. Beim Finanzmarkt-Richtlinie-Um- setzungsgesetz weicht sie an wesentlichen Stellen, so beispielsweise bei den geschlossenen Fonds, von ihrem Vorhaben ab. Es ist unverständlich, dass geschlossene Fonds aus- weislich der Gesetzesbegründung nicht den Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes, WpHG, unterfallen sol- len. Damit wird die Chance vertan, den sogenannten grauen Kapitalmarkt stärker zu regulieren und einer Auf- sicht durch die BaFin zuzuführen. Gerade in diesem Be- reich verlieren Anleger jedes Jahr Milliarden durch un- seriöse Marktakteure. Hier besteht bislang nur eine ungenügende Prospektpflicht, die ledigliche eine Prü- fung auf Vollständigkeit und nicht des Inhalts beinhaltet. Eine umfassendere Regulierung und mehr Transparenz durch die Einbeziehung im FRUG muss dagegen auch im Interesse der Fondsbetreiber sein. Nur integre Märkte k u w U s g h Z V l g d A k n l b n b g z w f F B t f V n P p r u w V w d d d d d t b t s g u b E t t M z h f A (C (D önnen langfristig das Vertrauen der Anleger gewinnen nd damit einen Anreiz zur Investition bieten. Wichtig ird es allerdings sein, Lösungen zu finden, die für die nternehmen auch tragbar sind. Eine Einbeziehung ge- chlossener Fonds könnte etwa großzügigere Über- angsfristen erfordern. Auch in Bezug auf ein weiteres Finanzprodukt beste- en noch immense Regelungdefizite. Die Rede ist von ertifikaten, einem Anlageprodukt, das sich in jüngster ergangenheit besonderer Beliebtheit bei deutschen An- egern erfreut. Zwar werden Zertifikate im Gegensatz zu eschlossenen Fonds eindeutig von den Änderungen urch das FRUG erfasst. Allerdings werden die neuen nforderungen durch die MiFID den besonderen Risi- en dieses Anlageproduktes nicht gerecht. So wird es ach wie vor keine ausreichende Transparenz hinsicht- ich einer fairen ersten Preisbildung von Zertifikaten ge- en. Auch objektive Mistrade-Regeln, die sich an inter- ationalen Standards orientieren, sind nicht absehbar. Es edarf also der gesetzlichen Nachbesserung, um der Ei- enheit und Komplexität von Zertifikaten angemessen u begegnen und den Anlegerschutz umfassend zu ge- ährleisten. Der Regierungsentwurf sieht eine Bereichsausnahme ür ungebundene Vermittler von Investmentfonds vor. reie Vermittler müssen im Gegensatz zum gebundenen erater einer Bank geringere Pflichten erfüllen und un- erliegen keiner Kontrolle durch die Finanzaufsicht. Das ührt zu dem absurden Ergebnis, dass der Kunde je nach ertriebsweg ein unterschiedliches Schutzniveau ge- ießt. Sind dem Anleger aufgrund der MiFID künftig rovisionen und andere Kosten offenzulegen, so gilt dies aradoxerweise ausgerechnet dort nicht, wo Vermittler egelmäßig in Finanzstrukturvertriebe eingebunden sind nd maßgeblich durch Provisionszahlungen gesteuert erden. Es ist folglich angezeigt, dass die ungebundenen ermittler künftig auch unter die Regeln des WpHG so- ie des KWG fallen. Die MiFID stellt dies sogar explizit en Mitgliedstaaten als fakultative Möglichkeit anheim. Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft Vorschriften des eutschen Rechts, die die entscheidenden Neuerungen er MiFID verwässern. Hier haben wir Diskussionsbe- arf. Denn obwohl die EU mit der MiFID im Grundsatz arauf bedacht ist, den Anlegerschutz zu stärken, könn- en viele der Anlegerschutzvorschriften in Deutschland edeutungslos bleiben. Aufgrund entgegenstehender na- ionaler Vorschriften wird es deutschen Anlegern chwerfallen, etwaige Ansprüche, die aus den neuen Re- elungen resultieren, auch wirklich durchzusetzen. Nicht msonst heißt es im Volksmund: Recht haben und recht ekommen ist zweierlei. Zur Verdeutlichung möge folgendes Beispiel dienen: in deutscher Anleger wird bei seiner Bank falsch bera- en. Ob tatsächlich eine Falschberatung oder eine sons- ige Pflichtverletzung vorliegt, ist nach Umsetzung der iFID leichter feststellbar. Denn im Zuge der Umset- ung werden die Wohlverhaltenspflichten, die das Ver- ältnis des Finanzdienstleisters zum Kunden regeln, aus- ührlicher und konkreter ausgestaltet. Somit hat der nleger bei dadurch entstehendem Schaden grundsätz- 7672 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) lich das Recht, einen Schadensersatzanspruch geltend zu machen. Ob er dieses Recht auch zugesprochen be- kommt, erscheint zweifelhaft und war in der Vergangen- heit nur selten der Fall. In der Mehrheit der Fälle ist ein solcher Anspruch verjährt, bevor der Anleger von der Existenz des An- spruchs Kenntnis erlangt. Grund für diese Schieflage ist eine verjährungsrechtliche Sondervorschrift im WpHG. Diese sieht eine Verjährung nach drei Jahren vor und legt für den Beginn der Verjährungsfrist die objektive An- spruchsentstehung und damit den Zeitpunkt der Bera- tung bzw. des Erwerbs des Finanzproduktes fest. Das ist allerdings insbesondere im Bereich der Anlageberatung unsachgemäß. Häufig handelt es sich nämlich um Anlageempfehlungen mit einem langfristigen Anlage- horizont. Die Anleger erkennen vielmals zu spät, dass entstehende Verluste nicht mit Marktgegebenheiten zu- sammenhängen, sondern auf einer Falschberatung beru- hen. Vertröstende Worte des Beraters über volatile und zyklische Märkte sowie bessere Zeiten sorgen damit re- gelmäßig für eine Verjährung potentieller Ansprüche. Abhilfe schafft hier die simple Streichung der Sonder- vorschrift des § 37 a WpHG. Dann würden die üblichen Verjährungsvorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches greifen. Jene sehen den Beginn einer dreijährigen Ver- jährungsfrist erst ab Kenntnis des Anlegers von den anspruchsbegründenden Umständen vor. Eine ewig dro- hende Haftung für die Finanzdienstleister und damit ent- stehende Rechtsunsicherheit ist insofern nicht zu be- fürchten, als die Verjährung jedenfalls zehn Jahre nach Anspruchsentstehung eintritt. Selbst wenn aber der Anspruch aus der Falschbera- tung nicht verjährt ist, obliegt es nach gegenwärtiger Ge- setzeslage dem geschädigten Anleger die Pflichtverlet- zung seitens des Finanzdienstleisters zu beweisen. Es ist dem Anleger aber nur schwer möglich, beispielsweise eine unterlassene Risikoaufklärung nachzuweisen. Vor dem Hintergrund, dass den Finanzdienstleistern im Ver- hältnis zur beaufsichtigenden BaFin durch die MiFID ohnehin umfangreiche Dokumentationspflichten aufer- legt werden, erscheint es angemessen, eine Beweislast- umkehr im Gesetz zu verankern. Demnach müssten die Berater den Beweis einer ordnungsgemäßen Beratung führen, während der Anleger den Schadensnachweis zu erbringen hat. Abschließend möchte ich auf das Problem hinweisen, das sich aus einer unterschiedlichen Gesetzesregelung für den Vertrieb von Versicherungsprodukten und ande- ren Finanzprodukten ergibt. Diese Produkte treten zu- nehmend in Konkurrenz, wenn es beispielsweise um die Frage der Altersvorsorge geht. Sie werden auch häufig bereits aus einer Hand angeboten. Sowohl Versicherun- gen als auch Finanzprodukte und die entsprechenden Dienstleister unterliegen zudem der Allfinanzaufsicht der BaFin. Vor diesem Hintergrund ist es aber dem Kun- den nur schwer begreiflich und auch ein logischer Bruch in der Gesetzgebung, dass teilweise divergierende Vor- schriften existieren. Langfristig muss ein Anliegen des deutschen Gesetzgebers sein, die Anlagenberatung, -ver- waltung und -vermittlung beider Produktsegmente in e b B v n W g s l D e n u s t E 2 f h ü a p l Ä R T n W A u v t d g w g E n g f e n d Z K u d s b (C (D inem einheitlichen Regelwerk zu vereinen, wie dies eispielsweise in Großbritannien bereits der Fall ist. Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim undesministerium der Finanzen: Mit diesem Gesetzes- orhaben wird die Umsetzung des EU-Aktionsplans Fi- anzdienstleistungen in das deutsche Recht – soweit der ertpapierbereich betroffen ist – abgeschlossen. Eine zügige Umsetzung der EU-Vorgaben ist drin- end notwendig. Unsere Banken und Wertpapierfirmen ollen möglichst frühzeitig eine gesicherte Rechtsgrund- age für die anstehenden Umsetzungsarbeiten erhalten. amit sollen sie weiterhin gut im Wettbewerb mit den uropäischen Mitkonkurrenten dastehen. Der hohe Umsetzungsbedarf erfordert gerade für klei- ere Wertpapierfirmen eine ausreichende Vorlaufzeit, m den Umstellungsbedarf aus eigener Kraft bewerk- telligen zu können und nicht auf teuere externe Bera- ungskapazitäten zurückgreifen zu müssen. Gemäß der U-Richtlinie sind die neuen Vorgaben ab November 007 von der Industrie anzuwenden. Die Bundesanstalt ür Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin, wird die Ein- altung der neuen Regeln ab dem Wirtschaftsjahr 2008 berwachen. Die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente tritt n die Stelle der im Jahr 1993 erlassenen EU-Wert- apierdienstleistungsrichtlinie. Sie führt im Wesent- ichen in folgenden drei Bereichen zu grundlegenden nderungen: Erweiterung des Anwendungsbereichs der ichtlinie, einheitliche Regelungen – insbesondere ransparenzanforderungen – für Handelsplattformen, eue rechtliche Grundlagen für die Ausführung von ertpapiergeschäften durch die Banken. Der Anwendungsbereich der Richtlinie wird um die nlageberatung, die Vermittlung von Investmentfonds nd Dienstleistungen im Zusammenhang mit Warenderi- aten erweitert. Dies hat zur Folge, dass diese Tätigkei- en in der Zukunft der umfassenden Wertpapieraufsicht er BaFin nach dem Wertpapierhandelsgesetz unterlie- en. Gleichzeitig gilt auch für diese Dienstleistungen, enn sie grenzüberschreitend angeboten werden, der so- enannte Europäische Pass. Hinsichtlich der Investmentfondsanteile macht der ntwurf von der fakultativen Ausnahme in Art. 3 der Fi- anzmarktrichtlinie Gebrauch. Personen, die nur Anla- eberatung und Vermittlung in Bezug auf Investment- ondsanteile betreiben, werden nicht als Wertpapierfirma ingestuft. Sie unterliegen der Registrierungspflicht ach der Gewerbeordnung. Investmentfondsanteile sind standardisierte Pro- ukte, die einer besonderen Überwachung unterliegen. udem sind nur Vermittler ausgenommen, die keine undengelder verwahren. Die Ausnahme ist daher auch nter dem Gesichtspunkt des Anlegerschutzes – der urch die Richtlinie insgesamt eine Stärkung erfahren oll – gerechtfertigt. Ein Ziel der Richtlinie ist auch die Stärkung des Wett- ewerbs zwischen den Handelsplattformen. Die EU-Vor- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7673 (A) ) (B) ) gaben unterscheiden nur zwischen Börsen, multilatera- len Handelssystemen und Internalisierungssystemen. Für diese Handelsplätze werden die neuen Transparenz- regeln eingeführt. Zur Stärkung des Anlegerschutzes werden neue recht- liche Grundlagen für die Ausführung von Wertpapierge- schäften eingeführt. Dieses sind insbesondere die soge- nannten Wohlverhaltensregeln und die Pflicht zur bestmöglichen Ausführung der Kundenaufträge. Die von der MiFID vorgegebene Pflicht zur bestmög- lichen Ausführung ist dem deutschen Recht nicht völlig fremd. Sie gilt bereits heute aufgrund privatrechtlicher Vorschriften des Handelsgesetzbuches und ist als allge- meine Verhaltenspflicht bereits im Wertpapierhandels- gesetz angelegt. Neu ist allerdings, dass sie jetzt auch Gegenstand der Wertpapieraufsicht wird und damit von der BaFin zu überprüfen ist. Neben der Umsetzung der EU-Richtlinie enthält der Entwurf Elemente zum Bürokratieabbau, die im Wesent- lichen das Börsengesetz betreffen. Unsere Börsen sollen für den zu erwartenden zunehmenden Wettbewerb mit nichtbörslichen Handelsplattformen vorbereitet werden. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrages: Verbraucher- freundliche Kennzeichung strahlungsarmer Mobilfunkgeräte (Tagesordnungspunkt 18) Jens Koeppen (CDU/CSU): Den vorliegenden Antrag der FDP-Fraktion zur Kennzeichnung strahlungsarmer Mobilfunkgeräte greife ich gerne auf, um daran einmal einige grundsätzliche Bemerkungen zum Thema „Ver- antwortungsvoller Umgang mit den Verbrauchern“ zu machen. Zunächst einmal: Ja, es ist richtig, dass sich die Bevölkerung über elektromagnetische Strahlen immer noch große Sorgen macht. Nach Auskunft des Bundes- amtes für Strahlenschutz gaben im vergangenen Jahr 30 Prozent der Teilnehmer einer Befragung an, im Hin- blick auf Mobilfunk „besorgt“ zu sein. Einige behaup- ten, sie fühlten sich gesundheitlich beeinträchtigt. Aber worum genau geht es hier eigentlich? Was heißt in diesem Fall „gesundheitlich beeinträchtigt“? Mir fällt auf, dass zwar über die möglichen Folgen der Technologie viel geredet wird; am weitesten verbreitet ist jedoch eine diffuse Angst, die sich oft auf Unkenntnis gründet. Dieses Phänomen ist natürlich nicht neu, ebenso wenig wie der daraus resultierende Auftrag, nämlich durch Forschung und Aufklärung zu einer Versachlichung der Debatte beizutragen. Wir müssen die Sorgen der Men- schen ernst nehmen und dürfen auch nicht zu unkritisch sein gegenüber einer neuen Technologie, nur weil sie eben schon weit verbreitet und mittlerweile fast unverzichtbar ist. Die Bundesregierung nimmt diese Verantwortung wahr. In diesem Fall trifft das ausnahmsweise sogar auf die Vorgängerregierung zu, die sehr viel getan hat, um d c v D a w e n W d K s g A d a N h u t m e M u i S n E P r s T g Ä g J k ü tr s f D ü e s S T H S d a g (C (D ie Folgen der Mobilfunktechnik zu untersuchen, mögli- he Gefahren zu erkennen und ihnen zu begegnen. Um die Belastung der Strahlung für den Körper zu ergleichen, wird der so genannte SAR-Wert genutzt. as ist der Anteil der Sendeleistung, den das Gewebe ufnimmt. Je kleiner also dieser Wert, desto geringer ird das Gewebe durch die Strahlung erwärmt. Der mpfohlene obere Grenzwert der Weltgesundheitsorga- isation liegt bei 2,0 Watt pro Kilogramm. Bei sämtlichen modernen Mobilfunkgeräten liegt der ert zwischen 0,04 und 1,94 Watt pro Kilogramm, also eutlich unter der zulässigen Obergrenze. Das heißt im lartext, ob ein Handy 0,4 oder 0,7 Watt pro Kilogramm trahlt, macht keinen Unterschied in Bezug auf die esundheitlichen Risiken! Mit anderen Worten: Die ussagekraft eines niedrigeren Wertes würde lediglich azu verführen, ein Gerät als vermeintlich „gesünder“ nzusehen als ein anderes. Und eben das wäre falsch. Seit Jahren, im Grunde seit Beginn der kommerziellen utzung des Mobilfunks, werden die möglichen gesund- eitlichen Risiken elektromagnetischer Felder umfassend ntersucht, sowohl von staatlicher Seite als auch vonsei- en der Industrie. Die Forschungsförderung zu Auswirkungen elektro- agnetischer Felder ist in den vergangenen Jahren rheblich erweitert worden. Im Rahmen des Deutschen obilfunk-Forschungsprogramms wurden vom Bundes- mweltministerium im Zeitraum von 2002 bis 2007 Mittel n Höhe von 8,5 Millionen Euro für die Forschung mit chwerpunkt Mobilfunk bereitgestellt. Die Mobilfunk- etzbetreiber beteiligen sich mit weiteren 8,5 Millionen uro an diesen Vorhaben. Darüber hinaus werden weitere rogramme vom Wirtschafts- und vom Bildungsministe- ium durchgeführt. Außerdem fördert die Bundesregierung Verbände, die achliche und verbraucherorientierte Informationen zum hema Mobilfunk für eine Bevölkerungsgruppe zur Verfü- ung stellen, die den wissenschaftlichen und „amtlichen“ ußerungen zum Teil skeptisch gegenübersteht. Ins- esamt sind von staatlicher Seite in den vergangenen ahren über elf Millionen Euro in Forschung und Auf- lärung investiert worden. Weltweit gibt es mittlerweile ber 20 000 Untersuchungen zu den Auswirkungen elek- omagnetischer Felder auf Menschen, Tiere und Umwelt. Der letzten WHO-Studie zu diesem Thema zufolge be- teht kein begründeter Zusammenhang zwischen Mobil- unkstrahlung und steigendem Risiko einer Erkrankung. iese Studien werden zudem regelmäßig wiederholt und berprüft. Das Bundesamt für Strahlenschutz stellt seit langem in umfassendes Informationsangebot in Form von Bro- chüren und Internetauftritten zur freien Verfügung. ämtliche Fragen des Mobilfunks und angrenzender hemen werden hier sehr gründlich behandelt. Jedes im andel befindliche Gerät kann hier mit Blick auf seine trahlung abgerufen werden. Zudem wird alle zwei Jahre em Deutschen Bundestag umfassend über laufende und bgeschlossene Forschungsergebnisse in Bezug auf die esamte Mobilfunktechnologie berichtet. 7674 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) Richtig ist: Eine schlussendliche, alles erschöpfende Analyse der gesundheitlichen Risiken ist nicht bzw. noch nicht möglich. Wer sich aus diesem Grund gefährdet sieht, dem steht es frei, auf ein Mobiltelefon zu verzichten. Wenn aber suggeriert würde, dass es „gute“ und „böse“ Mobiltelefone gibt, schädliche und unschädliche, so wäre das reine Irreführung der Verbraucher, Aktionismus, den wirklich keiner braucht – und der auch keinen Sinn hätte außer dem, dass Geräte, die so gut oder schlecht wie alle anderen sind, stigmatisiert würden. Die einzigen Effekte, die so eine Verfahrensweise im Sinne Ihres An- trages hätte, wären: Erstens: eine weitere Bürokratisierung durch noch mehr gesetzliche Regelungen. Und, liebe Kollegen von der FDP, ist es nicht eines Ihrer Hauptanliegen, eben diese ausufernde Bürokratie zu verringern? Im Übrigen sehe ich gar keine Notwendigkeit, eine weitere staatliche Regelung zu schaffen, da es ja die Möglichkeit längst gibt, über das Gütesiegel „Blauer Engel“ die besondere Verträglichkeit eines Gerätes zu zeigen. Dass die Industrie bis dato davon kaum Gebrauch gemacht hat, finde ich angesichts der eben von mir ausgeführten Sachlage aber auch verständlich. Zweitens würde eine gesetzliche Kennzeichnungs- pflicht einen unverantwortlichen Eingriff in die produ- zierende Wirtschaft bedeuten, deren Produkte völlig zu Unrecht in gut und böse geteilt wären. Schließlich orien- tiert sich die Mobilfunktechnologie an internationalen Standards. Nationale Einschränkungen im Sinne Ihres Antrages verhindern den weltweiten Vertrieb und Einsatz dieser Technik. Ein weiterer Wettbewerbsnachteil für Deutschland wäre damit geboren. Und drittens – und nun komme ich zu meinem Ein- gangssatz zurück – würden die Verbraucher in Deutsch- land in die Irre geführt. Ihre Wunschregelung, liebe Kollegen, suggeriert ja, dass eine Kennzeichnung not- wendig ist, um die Menschen vor schädlichen Geräten zu schützen, und gerade das ist nicht der Fall. Meine Damen und Herren von der FDP-Fraktion, auch wenn ich großes Verständnis dafür habe, dass es nicht immer leicht ist, in der Opposition zu sitzen, und die Verführungen groß sind, der Regierungskoalition zu unterstellen, sie würde auf den Schutz der Verbraucher zu wenig Wert legen – ein Mindestmaß an Verantwor- tungsbewusstsein gegenüber den Menschen sollte schon gewahrt bleiben. Und in diesem Sinne warne ich vor Panikmache und übertriebenem Aktionismus – besonders dort, wo er nicht angebracht ist. Ich habe eben ausgeführt, wie groß die Anstrengungen der Bundesregierung sind, die Risiken der Mobilfunk- technik zu erforschen und zu minimieren. Ich hoffe, Sie haben verstanden, warum meine Fraktion und ich Ihren Antrag daher ablehnen werden. Detlef Müller (Chemnitz) (FDP): Wir diskutieren heute einen Antrag der FDP-Fraktion, der eine verbrau- cherfreundliche Kennzeichnung von strahlungsarmen Mobilfunkgeräten fordert. n e J e c h s b d t b s l E S d w d r S ö t I d b p n d c i g B d s s d B l V f t v J s t h z h d f b (C (D Lassen Sie mich zum Anfang kurz auf die weiter zu- ehmende Bedeutung des Mobilfunks in Deutschland ingehen. Der Mobilfunk hat sich in den vergangenen ahren zu einer außergewöhnlichen Wachstumsbranche ntwickelt; allein in Deutschland wurden Ende 2005 irca 79 Millionen Mobilfunkanschlüsse gezählt. Längst at die Anzahl der Mobilfunkgeräte die der Festnetzan- chlüsse deutlich übertroffen. Derzeit stehen wir an der Schwelle zur nächsten Mo- ilfunkgeneration. Die UMTS-Technologie, die neben er einfachen Sprachübertragung eben auch mobile Mul- imedia- und Internetanwendungen ermöglichen wird, efindet sich im Aufbau und wird einer der Schlüssel- ektoren für die ökonomische Entwicklung in Deutsch- and in den nächsten Jahren sein. Die Strahlenschutzkommission des Bundes hat in ihrer mpfehlung „Grenzwerte und Vorsorgemaßnahmen zum chutz der Bevölkerung vor elektromagnetischen Fel- ern“ darauf hingewiesen – ich zitiere –, „bei der Ent- icklung von Geräten und der Errichtung von Anlagen ie Minimierung von Expositionen zum Qualitätskrite- ium zu machen“. In diesem Zusammenhang weist die trahlenschutzkommission darauf hin, dass, entgegen der ffentlichen Besorgnis, die vor allem Mobilfunkbasissta- ionen – ortsfeste Anlagen, also Sendemaste – betrifft, die mmission insbesondere durch elektromagnetische Fel- er aus Endgeräten der mobilen Telekommunikation zu etrachten sei, weil es hier am ehesten zu einer hohen Ex- osition eines Nutzers kommen könne. Die Sorgen der Bevölkerung müssen sehr ernst ge- ommen werden, obwohl nach dem derzeitigen Stand er Forschung von einer für die Bürger nicht gefährli- hen Belastung ausgegangen wird. Allerdings muss auch n Zukunft gewährleistet sein, dass die Geräte und Anla- en ständig überprüft werden. Die Untersuchung und eobachtung der auf die Kopfregion einwirkenden Han- ystrahlung erscheint mir, worauf auch die Strahlen- chutzkommission besonders hinweist, in diesem Zu- ammenhang als besonders wichtig. In ihrem Antrag fordert die FDP-Fraktion die Bun- esregierung auf, unverzüglich Gespräche zwischen undesregierung und Herstellern zwecks einer verbind- ichen Selbstverpflichtung mit dem Ziel einer besseren erbraucherinformation aufzunehmen. Außerdem wird von der Bundesregierung Offenheit ür andere Kennzeichensymbole und eventuell auch wei- ere Bewertungsmaßstäbe gefordert. Sollte die Selbst- erpflichtung nicht innerhalb eines Zeitraumes von zwei ahren den gewünschten Erfolg bringen, so soll eine ge- etzliche Regelung geschaffen werden, heißt es im An- rag der FDP-Fraktion. Die Feststellungen, die die FDP im Antrag formuliert at, die Situationsbeschreibungen, sind im Wesentlichen utreffend. Die Forderungen an die Bundesregierung ingegen sind schon lange Gegenstand der Bemühungen es Bundesumweltministeriums und im politischen Um- eld bereits seit einigen Jahren in der Diskussion. Dass die FDP bei ihrem Antrag den Schutz der Ver- raucher vor strahlungsintensiven Anlagen und Geräten Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7675 (A) ) (B) ) im Sinn hat, möchte ich ihr nicht absprechen. Allerdings fehlt mir eine Berechenbarkeit und Geradlinigkeit ihrer Politik, denn wenn Ihnen so viel am Verbraucherschutz liegt, hätten Sie unter anderem auch bei der Verabschie- dung des Verbraucherinformationsgesetzes zustimmen können. Es existieren bereits Anforderungen und Grenzwerte, wonach ein Handy als strahlungsarm gilt. So soll die maximale Strahlungsintensität des Gerätes, ausgedrückt als Spezifische Absorptionsrate, kurz SAR-Wert, nicht mehr als 0,6 Watt pro Kilogramm betragen. Und auch die von Ihnen geforderte Selbstverpflich- tung der Mobilfunkhersteller existiert als solche bereits seit über fünf Jahren. Die Hersteller sind somit in der Pflicht, vor allem auch deshalb, weil den Betreibern der Mobilfunknetze eine besondere Verantwortung zu- kommt. Diese Selbstverpflichtung beinhaltet einen we- sentlichen Beitrag der Netzbetreiber, die Vorsorge im Bereich des Mobilfunks auf hohem Niveau weiter zu verstärken. So verpflichten sich die Mobilfunkbetreiber unter Punkt 4 ihrer Selbstverpflichtung – ich zitiere –, „zu Verbraucherschutz und einer Kennzeichnung von Handys und zu einer Einflussnahme auf Hersteller, ver- stärkt Handys mit geringem SAR-Wert auf den Markt zu bringen“; so weit die Selbstverpflichtung. Das Bundesumweltministerium hat bereits 2002 den Blauen Engel als Kennzeichen für strahlungsarme Han- dys vorgeschlagen. Dieses Kennzeichen wurde von den Herstellern von Anfang an abgelehnt. Dabei wurde der Blaue Engel als erste und älteste umweltschutzbezogene Kennzeichnung der Welt für Produkte und Dienstleistungen vor mittler- weile 25 Jahren ins Leben gerufen. Heute tragen etwa 3 600 Produkte und Dienstleistungen von circa 580 Zei- chennehmern des In- und Auslandes den Blauen Engel, er ist damit keinesfalls – wie uns die Mobilfunkhersteller suggerieren wollen – ein untaugliches Instrument für globalisierte Märkte. Ich kann die abwartende bzw. abwehrende Haltung der Hersteller nicht nachvollziehen. Der Blaue Engel bietet der Industrie die Chance, ihre Umweltkompetenz für alle sichtbar unter Beweis zu stellen. Mit der Ver- wendung des Umweltzeichens könnten die Mobilfunk- hersteller die Marktchancen ihrer Angebote im Wettbe- werb deutlich und nachhaltig erhöhen. Als ein modernes Marketinginstrument könnten sie den Blauen Engel in ihrer Kommunikation einsetzen, damit beim Verbrau- cher ein verlässliches Zeichen setzen und sich somit ei- nen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten verschaffen. Man muss den Herstellern vorwerfen, dass die Bereitschaft fehlt, mit dem Blauen Engel einen zu- sätzlichen aktiven Beitrag zum vorsorgenden Gesund- heits- und Verbraucherschutz zu leisten. Über die Anfor- derungsnormen für die Verleihung des Blauen Engels könnte man sicherlich diskutieren. Wahrscheinlich kann man nicht nur mit einer einfa- chen Kennzeichnung „gesundheits- und umweltfreund- lich: Ja oder Nein“ operieren, auch eine SAR-Kenn- zeichnung reicht nicht aus, da unter anderem die v l a w s N f ü s g d r K d I r l w v s 2 E k k g d b l Z g p B l s D s J e z b F w F m e F (C (D erschiedenen Netze mit ihren unterschiedlichen Strah- ungswerten zu berücksichtigen sind. Vorbild könnte ber eine Klassifizierung sein, wie sie derzeit beispiels- eise bei der sogenannten weißen Ware, also zum Bei- piel bei Kühlschränken, üblich ist. Die Bundesregierung hat sich immer wieder mit achdruck dafür eingesetzt, dass die Hersteller die In- ormationen für die Verbraucherinnen und Verbraucher ber die Strahlungswerte ihrer Mobilfunkgeräte verbes- ern und deutlich sichtbar auf Geräten und Verpackun- en anbringen. Das Zugänglichmachen der Daten im Internet oder ie Ausweisung der Daten in der Bedienungsanleitung eicht bei weitem nicht aus. Zu bedenken ist weiterhin, dass eine gesetzliche ennzeichnungspflicht auch auf europarechtliche Be- enken stößt. Es handelt sich ja hier um das sogenannte nverkehrbringen von Produkten im harmonisierten Be- eich. Eine gesetzliche Regelung könnte daher als unzu- ässiger Eingriff in den freien Warenverkehr gedeutet erden. Wenn wir aber handeln wollen, brauchen wir eine erlässliche und belastbare Datenbasis. Die Auswertung des Deutschen Mobilfunk-For- chungsprogramms wird voraussichtlich bis Frühjahr 008 erfolgen. Gemeinsam mit den dann vorliegenden rgebnissen aus den Forschungsprogrammen der Länder önnen wir dann eine neue, fundierte Bewertung der Er- enntnisse über mögliche gesundheitliche Auswirkun- en der elektromagnetischen Felder vornehmen. Lassen Sie mich abschließend feststellen: Die Bun- esregierung hat ihre Hausaufgaben gemacht. Die SPD-Bundestagsfraktion fordert deshalb die Mo- ilfunkhersteller und -betreiber nachdrücklich auf, end- ich ihrer Selbstverpflichtung nachzukommen und ihre usagen einzulösen. Eine erneute Selbstverpflichtung, wie von der FDP efordert, zur Einhaltung der bestehenden Selbstver- flichtung wird nichts bringen. Horst Meierhofer (FDP): Dem jüngsten Bericht der undsnetzagentur zufolge gab es Ende 2005 in Deutsch- and rund 79 Millionen Mobilfunkteilnehmer; damit tieg die Zahl im Vergleich zu 2004 um fast 10 Prozent. ie Exposition des Menschen gegenüber den unter- chiedlichsten elektromagnetischen Feldern nimmt seit ahren ständig zu. Die gegenwärtige Situation ist durch ine besonders dynamische Entwicklung und Umset- ung neuer Technologien gekennzeichnet, die – neben ereits bestehenden – zusätzliche elektromagnetische elder in unserer Umwelt erzeugen. Ob und, wenn ja, ab elchem Grenzwert hochfrequente elektromagnetische elder wie der Mobilfunk Auswirkungen auf die enschliche Gesundheit haben, ist immer noch nicht ndgültig geklärt. Um nicht falsch verstanden zu werden: Wir als FDP- raktion sind weit davon entfernt, hier Ängste zu schü- 7676 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) ren, aber man muss sich fragen: Was kann man gegen die in der Bevölkerung leider vorhandenen Ängste tun? In meinem Büro gehen jeden Monat zahlreiche E-Mails besorgter Bürger ein, insbesondere wenn es darum geht, dass irgendwo mal wieder ein neuer Mobilfunkmast auf- gestellt werden soll. Die Strahlenschutzkommission weist jedoch auch darauf hin – und dies greift auch unser Antrag auf –, dass unter dem Gesichtspunkt des vorsorgenden Gesundheits- schutzes besonders die Endgeräte mobiler Telekommu- nikation und damit auch die Handys zu beachten seien. Durch den Gebrauch von Handys und Mobiltelefonen könne es eher zu einer hohen Strahlenexposition kommen als durch die ortsfesten Sendeanlagen. Die kabellosen Endgeräte besonders im Auge zu behalten, hat die FDP übrigens bereits auf ihrem letzten Parteitag in Rostock beschlossen. Aus unserer Sicht ist vor allem eine bessere Verbrau- cherinformation dringend erforderlich. Es geht uns da- rum, die Befürchtungen, die Skepsis der Bevölkerung ernst zu nehmen und den Verbrauchern die Möglichkeit zu bieten, selbst zu entscheiden, wie wichtig ihnen das Thema „Strahlenschutz“ beim Kauf eines neuen Handys ist. Für uns Liberale ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden kön- nen, welche Präferenzen sie setzen wollen. Staatliche Be- vormundung lehnen wir auch hier ab. Aber: Ein mündiger Bürger muss alle notwendigen Informationen haben, um auch eine mündige Entscheidung treffen zu können. Das ist für uns praktizierter Verbraucherschutz. Von den Mobilfunkbetreibern und -herstellern wird dieses Thema bis jetzt aber eher stiefmütterlich behandelt: Wenn Sie sich zum Beispiel heute über Handys im Inter- net informieren wollen, liebe Kolleginnen und Kollegen, dann müssen Sie sich erst einmal bis zu den technischen Daten des jeweiligen Geräts durchklicken. Da finden Sie dann ganz am Ende den sogenannten SAR-Wert, also den Wert über die Spezifische Absorptionsrate. Nicht immer oder erst auf Extra-Seiten wird erklärt, was dieser Wert bedeutet, dass er nämlich angibt, wie viel Sende- leistung der Körper beim mobilen Telefonieren auf- nimmt, ausgedrückt in Watt pro Kilogramm. Meistens finden Sie auch noch, dass der empfohlene Grenzwert von 2 Watt pro Kilogramm eingehalten wurde. Das war ein erster Schritt, aber echte Verbraucher- freundlichkeit sieht anders aus. Unserer Auffassung nach ist die Kennzeichnung der Verpackung mit einem „Öko- label“ nicht entbehrlich. Schließlich sagt der SAR-Wert allein nichts darüber aus, ob das Gerät als strahlungsarm eingestuft wird. Ab welchem Wert ein Handy aber zum Beispiel als besonders strahlungsarm gilt (0,6 Watt), steht nirgends; nicht gerade sehr verbraucherfreundlich, wie ich meine. Umso bedauerlicher, dass die Handyhersteller das vom BMU vorgeschlagene Umweltzeichen „Blauer Engel“ nach wie vor geschlossen ablehnen. Vergabekriterium hierfür ist, dass die maximale Strahlungsintensität des Geräts nicht mehr als 0,6 Watt pro Kilogramm beträgt. s g n K I g m v e k a b d t e d g k K I W d p Z s n p m s ü a s K d S u b f r r l h d b r n l s r s n (C (D Das Argument der Kritiker, eine solche Kennzeichnung uggeriere, dass entsprechend gekennzeichnete Handys esundheitlich unbedenklicher seien, trifft meiner Mei- ung nach nicht zu. Mit einer verbraucherfreundlichen lassifizierung geht es ausschließlich um die objektive nformation hinsichtlich der Strahlungsintensität. Deshalb fordern wir in unserem Antrag die Bundesre- ierung dazu auf, bei den Herstellern und Vertreibern obiler Kommunikationsgeräte eine bindende Selbst- erpflichtung zu erwirken, insbesondere mit dem Ziel, ine verbraucherfreundliche und transparente Strahlen- lassifizierung zu schaffen. Ich denke da zum Beispiel n die Klassifizierungen, wie sie es für den Energiever- rauch bei Kühlschränken gibt. Denn der „Blaue Engel“, en vor allem der damalige Umweltminister Jürgen Trit- in besonders präferierte, ist hier wohl gescheitert. Mit iner Klassifizierung analog den Kühlschränken weiß je- er: ein „A“ bedeutet einen besonders niedrigen Ener- ieverbrauch, ein Kühlschrank, der mit einem „B“ ge- ennzeichnet ist, verbraucht schon mehr etc. Welchen ühlschrank Sie letztendlich kaufen, bleibt trotzdem hnen überlassen. Aber Sie haben auf unkomplizierte eise die notwendigen Informationen, um frei entschei- en zu können. Warum also nicht auch bei Handys? Eines muss natürlich klar sein: Eine solche Selbstver- flichtung muss in einer festzulegenden überschaubaren eitspanne in Kraft treten. Zur Erinnerung: 2001 erklärten ich die Hersteller bereits dazu bereit, und es ist leider icht geschehen. Dennoch wollen wir zum jetzigen Zeit- unkt nicht auf Zwang setzen, sondern auf ein Miteinander it den Herstellern, und hoffen hier auf deren Bereit- chaft. Wir glauben: Je mehr Informationen der Verbraucher ber sein Produkt erhält, desto geringer ist die Gefahr uch für vielleicht unberechtigte Ängste, denn die Her- teller zeigen: Wir haben nichts zu verbergen. Eine solche ennzeichnung ist gut für die Mobilfunkbranche und für ie Kunden: also eine klassische Win-Win-Situation! Daher meine Bitte an die Koalitionsparteien: Raffen ie sich auf und stimmen Sie dem Antrag in Ausschuss nd Plenum zu! Lutz Heilmann (DIE LINKE): Die Gefahren des Mo- ilfunks bewegen viele Menschen. Mittlerweile besitzen ast alle Deutschen ein Mobiltelefon, viele sogar meh- ere. Nun hören wir immer wieder von der Bundesregie- ung, dass eine schädliche Wirkung von Mobilfunkstrah- en bislang nicht nachgewiesen ist. Das ist aber nur die albe Wahrheit, denn es gibt sehr wohl Untersuchungen, ie negative Effekte auf die Gesundheit von Menschen elegen, wobei im 2. Mobilfunkbericht der Bundesregie- ung all diesen Studien irgendein methodischer Mangel achgewiesen wurde. Ohne jemandem etwas unterstel- en zu wollen, hat dies doch ein ziemliches „Ge- chmäckle“, wenn man bedenkt, dass die Bundesregie- ung durch die Versteigerung der UMTS-Lizenzen einerzeit 50 Milliarden Euro eingenommen hat. Darf icht sein, was nicht sein soll? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7677 (A) ) (B) ) Jedenfalls kann offensichtlich niemand Gefahren durch den Mobilfunk ausschließen. Das folgt aus der Empfehlung des Bundesamtes für Strahlenschutz, wo- nach Kinder nicht oder nur wenig mit einem Handy tele- fonieren sollten. Deshalb ist die Debatte über strahlungsarme Mobil- funkgeräte hier und heute richtig und wichtig. Es ist wohl unstrittig, dass die größere Gefahr von den Geräten beim Telefonieren am Ohr ausgeht, als von den Sende- masten. Das heißt nicht, dass die Sendemasten zu ver- nachlässigen sind, es heißt aber, dass die Handys das vordringlichere Problem sind. Und es heißt auch, dass sich jede und jeder selber einigermaßen schützen kann, indem er oder sie aufs Handy verzichtet – oder eine Frei- sprecheinrichtung benutzt. Auch wir sind der Auffassung, dass es endlich eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung der Strahlung der Mobiltelefone geben muss. Wir teilen auch die Fest- stellung, dass die freiwillige Selbstverpflichtung der Mobilfunkbetreiber gescheitert ist. Der SAR-Wert eines Gerätes, dessen Bedeutung die meisten ohnehin nicht kennen, wird doch irgendwo zwischen der Akkulaufzeit und dem verfügbaren Zubehör angezeigt. Zudem sagt auch der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, dass der Blaue Engel von den Herstel- lern boykottiert wird. Diese wollen nicht einige ihrer Ge- räte als umweltfreundliche kennzeichnen, weil die ande- ren dann als nicht umweltfreundlich gebrandmarkt wären. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP: Wenn Sie so weit mit Ihrer Analyse gekommen sind, dann ver- stehe ich nicht, warum Sie trotz allem den Bock zum Gärtner machen und mit der Industrie über eine „bin- dende Selbstverpflichtung“ sprechen wollen. Erstens haben Sie bislang nicht erklärt, was das ei- gentlich sein soll. Wenn etwas bindend ist, dann müssen Verstöße doch mit Sanktionen belegt werden können. Sanktionen aber sind nach meiner Überzeugung eine staatliche Aufgabe und nicht Sache der Wirtschaft. Dann aber ist es auch keine reine Selbstverpflichtung. Zweitens haben die Erfahrungen der letzten Jahre doch eines klar gezeigt: Hersteller und Netzbetreiber ha- ben kein Interesse daran, das Problem der Mobilfunk- strahlung ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Gesprä- che mit der Industrie werden nur zu einer weiteren Verzögerung führen. Daher fordern wir von der Bundes- regierung, eine verbraucherfreundliche Strahlungskenn- zeichnung auf dem Verordnungswege zu erlassen. Die PDS-Fraktion brachte bereits in der 14. Legisla- turperiode einen Antrag ein, in dem wir eine verpflich- tende Kennzeichnung der Strahlung aller Mobiltelefone und Schnurlostelefone gefordert hatten. Daneben ent- hielt der Antrag 17 weitere Forderungen – mit halbherzi- gen Gesprächen mit der Industrie ist es bei weitem nicht getan. Ich jedenfalls halte es mit dem Staatssekretär Müller, der auf der Internetseite des BMU zum Strahlenschutz mit den Worten zitiert wird: „Krebs lässt sich am besten d n W d o f d n k z ü v v I g l D w w e k R P D K D a e c g L tu a Q S e h M s e d a b U s u u E a z f N (C (D urch Vorsorgemaßnahmen vermeiden“ – wobei das icht explizit im Zusammenhang mit Mobilfunk steht. Die Linke ist deshalb der Auffassung, dass ein SAR- ert von 0,6, der für den Blauen Engel eingehalten wer- en muss und der deshalb aus Sicht der Vorsorge als bere Grenze anzusehen ist, als verbindlicher Grenzwert estzusetzen ist. Bevor Sie mir vorwerfen, ich betreibe en Ruin der Mobilfunkhersteller – wobei die Geräte ja un ohnehin nicht mehr aus Deutschland kommen – ann der bestehende Richtwert von 2 auch stufenweise unächst auf 1 abgesenkt werden – diesen Wert halten ber 90 Prozent der Geräte ein. Zudem müssen aus Gründen der Vorsorge auch die öllig veralteten Grenzwerte für Sendeanlagen von 1991 erschärft werden. In einigen europäischen Staaten wie talien und der Schweiz gelten um den Faktor 100 stren- ere Grenzwerte für Mobilfunkanlagen als in Deutsch- and – da ist es kein Wunder, dass die Grenzwerte in eutschland nie überschritten werden. Zum Abschluss möchte ich noch auf einen Punkt hin- eisen: Schnurlostelefone senden immer, sogar dann, enn die Geräte in der Basisstation stehen. Der Einbau ines Schalters, mit dem man dies unterbinden könnte, ostet gerade einmal zehn Cent. Da bedeutet es nicht den uin der Telefonhersteller, wenn wir diesen Schalter zur flicht machen würden. Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ie FDP legt einen Antrag zur verbraucherfreundlichen ennzeichnung strahlungsarmer Mobilfunkgeräte vor. as freut das grüne Herz erst einmal, wissen wir doch lle, dass die fehlende Handykennzeichnung Ausdruck ines klaren wirtschaftlichen Willens ist. Die FDP Seit´ an Seit´ mit den Grünen für Verbrau- herinteressen gegen Wirtschaftswillkür? Grundsätzlich erne, aber schaun mer mal! Wie sieht denn die Geschichte dieses nicht vorhandenen abelings aus: Wir haben seit 2001 eine Selbstverpflich- ng der Mobilfunkbranche, erstens vermehrt strahlungs- rme Handys auf den Markt zu bringen und zweitens ein ualitätssiegel für Handys mit besonders niedrigem AR-Wert zu entwickeln. Nachdem sich nichts tat, gab s 2002 einen Antrag von SPD und Grünen, in dem es ieß: „... zur Verbesserung des Verbraucherschutzes sollen obilfunkgeräte hinsichtlich ihrer Strahlungsintensität o gekennzeichnet werden, das der Kunde vor der Kauf- ntscheidung die höchstmögliche Absorptionsrate (SAR) es Gerätes in Erfahrung bringen kann.“ Enthalten war uch die Forderung, „ein Qualitätssiegel für Handys mit esonders niedrigem SAR-Wert zu entwickeln.“ Die nion hat den Antrag damals abgelehnt, die FDP hat ich immerhin nur enthalten. Es tat sich weiterhin nichts, nd so wurde die Jury Umweltzeichen Mitte 2002 aktiv nd entwickelte Kriterien für die Vergabe des Blauen ngel an strahlungsarme Mobiles. 21 Prozent aller Handys uf dem Markt hätten zu diesem Zeitpunkt das Umwelt- eichen tragen dürfen, weil sie die Kriterien bereits er- üllten. Im März 2005 waren es schon knapp 34 Prozent. ur – kaufen konnte man kein einziges Handy mit dem 7678 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) Umweltzeichen. Die Hersteller boykottierten es schlicht. Sie wollten ihre Handys nicht in gute und schlechte eintei- len. Wir sind also immer noch in derselben Situation: Wer sich ein Handy kauft, hat keine Ahnung von der Strahlenbelastung – es sei denn, er schaut im Klein- gedruckten der Betriebsanleitung nach. Im Ernst: Wer liest die Betriebsanleitung beim Kauf! Die Handy-SAR-Wert-Story ist nicht die einzige, in der die Selbstverpflichtung der Wirtschaft zu nichts geführt hat. Ob es die Verbrauchsobergrenzen bei Fahrzeugen oder Schadstoffemissionen sind – die Geschichte indus- trieller Selbstverpflichtungen in der Umweltpolitik ist die Geschichte gebrochener Versprechen. Deshalb freue ich mich über den Antrag der FDP, der sagt: Jetzt ist Schluss mit Warten! Jetzt müssen wir han- deln! Aber dann kommt das Erwachen, und es kommt mit grausamer Klarheit: Sie fordern kein Ende der SelbstverpfIichtung, Sie fordern „bindende“ Selbstver- pflichtung und, wenn die nicht zieht, zwei Jahre später eine gesetzliche Regelung. Lieber Herr Meierhofer, das erinnert mich an Momente in meiner Kindererziehung, die nicht zu den Sternstunden gehörten: „Und ich sag's dir jetzt zum letzten Mal ...“ Meinen Sie nicht mit mir, dass es oft genug gesagt wurde? Meinen Sie nicht, dass es Zeit ist, effektiv zu handeln? Sie haben einen Antrag eingebracht, den wir Grünen in der Begründung völlig unterschreiben können. Alles ist richtig. Wir geben Ihnen auch Recht, dass der Blaue Engel hier offenbar nicht das richtige Kennzeichen ist. Es ist ein freiwilliges und kann nur wirksam funktionieren innerhalb einer Wirtschaft, in der ökologisches Profil ein Wert ist. Das ist bei der Mobilfunkbranche ganz offen- sichtlich nicht der Fall. Lassen Sie uns diesen Antrag befürworten und seine Schlussfolgerung der vorausgegangenen Begründung an- passen. Streichen wir die beabsichtigten zwei weiteren Jahre Selbstverpflichtung – zwei weitere Jahre des War- tens –, und fordern wir von der Bundesregierung eine gesetzliche Regelung zur Kennzeichnung. Diese Forde- rung können die in dem Antrag benannten 79,2 Millionen Mobilfunkteilnehmer von ihren Vertretern verlangen. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Für solidarische und entwicklungspolitisch kohärente Wirschaftspart- nerschaftsabkommen (Tagesordnungspunkt 20) Georg Nüßlein (CDU/CSU): Die Europäische Union unterhält mit Ländern aus Afrika, dem karibischen Raum und dem Pazifischen Ozean – AKP-Staaten – Verhandlun- gen um sogenannte Wirtschaftspartnerschaftsabkommen. Diese Wirtschaftspartnerschaftsabkommen – Economic Partnership Agreements, kurz EPAs – sind Entwicklungs- und Handelsabkommen. Sie knüpfen an das im Jahr 2000 zwischen der EU und den AKP-Staaten geschlossene Cotonouabkommen an und sind vor dem Hintergrund zu s H c h B d s r M v ta s e A W 2 d W d d W k a l A s h d s s d n V k g A u b U e s d K B d s w p r V w r l (C (D ehen, dass zum 31. Dezember 2007 die einseitigen andelspräferenzen an die AKP-Staaten auslaufen, wel- he die EU ungeachtet der geltenden Regeln der Welt- andelsorganisation, WTO, gewähren konnte. Ziel der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen sind die ekämpfung der Armut und zugleich die Einbeziehung er Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft. Unter die- er Zielsetzung kommt eine einseitige Verhandlungsfüh- ung zugunsten der EU-Staaten nicht infrage. Allerdings: an darf wirtschaftliche Interessen der EU nicht komplett ernachlässigen. Es geht schließlich auch um die Akzep- nz der Entwicklungshilfe. Wir brauchen also keine ein- eitige Betrachtung, wie sie die Linke vorschlägt, sondern ine wohlabgewogene Verhandlungsführung, die den KP-Staaten hilft und uns zumindest nicht schadet. Nachdem die Notwendigkeit des Abschlusses neuer irtschaftspartnerschaftsabkommen vor dem 1. Januar 008 bereits im Jahr 2000 im Cotonouabkommen nie- ergelegt und vereinbart wurde, stellt sich die Frage: ie steht der hier zu behandelnde Antrag der Linken zu ieser Vereinbarung? Der Antrag auf Drucksache 16/3193 gefährdet die bis ato gefundenen Verhandlungsergebnisse, die auf dem eg zum Abschluss der Wirtschaftspartnerschaftsab- ommen bereits erzielt wurden, und damit insbesondere uch das notwendige Verhandlungsziel einer entwick- ungspolitischen Unterstützung und Absicherung der KP-Staaten: Einmal sind die Hintergründe der Antrag- tellung sowie die Einschätzung der Verhandlungssituation öchst fragwürdig, und der im Antrag niedergelegte For- erungskatalog ist trotz einiger entwicklungspolitisch innvoller Ansätze teils nicht aussagekräftig, teils chlichtweg unrealistisch. Im Übrigen soll – ungeachtet er im Cotonouabkommen niedergelegten Vereinbarung euer Wirtschaftspartnerschaftsabkommen vor 2008 – ein erhandlungsstopp bei den Wirtschaftspartnerschaftsab- ommen erfolgen. Den letzteren Aspekt greife ich angesichts seiner Un- eheuerlichkeit zuerst auf: Die Linken fordern in ihrem ntrag zu Recht einen entwicklungspolitisch sensiblen nd fairen Umgang mit den AKPs, und gleichzeitig edienen sie sich des Mittels eines Vertragsbruchs zur msetzung dieser „guten Tat“. Bereits an dieser Stelle ntbehrt der Antrag jeder rechtsstaatlichen Grundlage. Die offen zutage tretenden Hintergründe der Antrag- tellung sind gleichfalls indiskutabel: Bereits zu Beginn es Antrags greifen die Linken tief in die sozialistische lamottenkiste, wenn sie formulieren: Der Deutsche undestag hält es jedoch für notwendig, dass die Politik er Bundesregierung bei der Gestaltung der Außenwirt- chaftsbeziehungen nicht primär den Interessen einiger eniger Großunternehmen und ihrer Verbände folgt. Nachdem die Damen und Herren von den Linken in ostparteiideologischer Manier altsozialistische Geister ufen und auf dieser Grundlage die bis dato erzielten erhandlungsergebnisse und die damit errungene ent- icklungspolitische Abfederung der AKP-Staaten iskieren, kann ich angesichts solcher Verantwortungs- osigkeit nur fragen: Wenn die Linken so agieren, wie Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7679 (A) ) (B) ) können sie sich dann als eine verantwortliche Repräsen- tative in einem demokratischen Rechtsstaat betrachten? Die dem Antrag der Linken zugrunde gelegte Annahme, eine Verlängerung der WTO-Ausnahmeregelung wäre einfacher zu verhandeln als WTO-konforme Wirtschafts- partnerschaftsabkommen zwischen der EU und den AKP- Staaten, halte ich schlichtweg für eine absolute Fehlein- schätzung. Der im Antrag niedergelegte Forderungskatalog ist insgesamt gleichermaßen unüberlegt und unqualifiziert. Auch wenn der Antrag an der einen oder anderen Stelle sinnvoll erscheinende entwicklungspolitische For- derungen beinhaltet, so stellt man bei näherer Prüfung mit Erstaunen fest, dass die Linken kein Problem haben, einen bereits bestehenden entwicklungspolitischen Kon- sens als Forderung zu formulieren. So geschehen in Ziff. II Nr. 1 des Antrags – denn Ziff. II Nr. 1 greift auf Grundlagen im Koalitionsvertrag in Kap. IX Ziff. 7 – Entwicklungspolitik – zurück. An dieser Stelle möchte ich generell an die Damen und Herren der Opposition appellieren, die Arbeit des Gesetzgebers nicht mit Wie- derholungen zu blockieren. Eine traurige Belegfundstelle für eine nicht umsetzbare Niederlegung gibt etwa Ziff. II Nr. 2, wonach Assoziie- rungsverhandlungen grundsätzlich offen und öffentlich geführt werden sollen: Die Forderung ist in dieser Form sicher nicht realisierbar, da eine konstruktive Verhand- lungsführung einer gewissen Vertraulichkeit bedarf und das Verhandlungsmandat bei der EU-Kommission liegt. Auch wenn die deutsche Öffentlichkeit insofern nicht unmittelbar in den Verhandlungsprozess einbezogen werden kann, steht das Bundesministerium für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – BMZ – im regen Kommunikationsfluss mit der EU-Kommission und gewährleistet sowohl gegenüber der Öffentlichkeit als auch gegenüber dem Deutschen Bundestag eine um- fassende Information. Ein weiterer disqualifizierender Beleg findet sich etwa in der Antragsziffer II Nr. 9, wonach entsprechend dem Wunsch der afrikanischen Handelsminister die Themen Investition, Wettbewerb und öffentliches Beschaffungs- wesen nicht auf die Agenda der EPA-Verhandlungen gesetzt werden sollen. Diese Feststellung gibt bedauer- licherweise nicht die aktuelle Position der AKP wieder. Mehrere EPA-Regionen verhandeln über diese Themen und stehen den handelsbezogenen Themen positiv gegen- über. Im Cotonouabkommen wurden diese Themen bereits im Sinne einer Unterstützung des Entwicklungs- prozesses erwähnt. Wichtig ist an dieser Stelle vielmehr, dass die entsprechenden Regelungen entwicklungsförder- lich ausgestaltet werden. Zuletzt möchte ich auf die Erwägung der Linken einge- hen, der EU-Kommission das Mandat zur Verhandlung der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zu entziehen. Zwar ist es rechtlich gesehen möglich, der EU-Kommission das Mandat zu den EPA-Verhandlungen zu entziehen bzw. ein neues Mandat zu verhandeln. Notwendig ist hierfür jedoch Einstimmigkeit unter den EU-Mitglied- staaten, und dies ist politisch absolut unrealistisch. In der S d w E u l l b K m w W b W d d v D w m T u o t h m m i w d e A G t n e a d l g k g r g l s c f S E a w (C (D ache wäre ein Entzug des Mandats zudem nicht sinnvoll, a die EPA-Verhandlungen, wie eingangs bereits er- ähnt, bis Ende 2007 abgeschlossen werden müssen. ine Neuverhandlung des Mandats würde dieses Ziel nmöglich machen, und dies trotz der laut BMZ in den etzten Wochen erzielten Fortschritte bei den Verhand- ungsprozessen. Unter Bezugnahme auf die eingangs ereits dargestellte Problemlage schließt sich hier der reis der Beurteilung: Die Antragstellung entbehrt in ehrerlei Hinsicht eines tragfähigen Fundaments. Dr. Sascha Raabe (SPD): Wie nicht anders zu er- arten, ist der Antrag der Fraktion Die Linke zu den irtschaftspartnerschaftsabkommen seit der letzten De- atte in diesem Haus um keinen Deut besser geworden. ir lehnen ihn daher auch weiterhin ab. Und so wichtig as Thema für sich genommen auch ist, so möchte ich an ieser Stelle doch die Gelegenheit nutzen und mein Un- erständnis darüber zum Ausdruck bringen, dass es den amen und Herren von der Opposition nicht möglich ar, die beiden Debatten dazu in dieser Woche zusam- enzulegen. Eine gemeinsame Debatte wäre dem hema sicher mehr gerecht gewordene als dieses Hin nd Her. Ich finde es höchst bedauerlich, dass es Ihnen ffenbar nicht um die Sache, sondern nur um Ihren An- rag geht. Die Argumente, warum wir den Antrag ablehnen, abe ich bereits beim letzten Mal hinreichend klar ge- acht. So kann ich mich im Wesentlichen auf meine da- aligen Ausführungen beziehen sowie auf das, was ich n der morgigen Debatte zum gleichen Thema sagen erde. Betonen möchte ich lediglich noch einmal, dass es em vorliegenden Antrag der Fraktion Die Linke an ben jener Kohärenz fehlt, die der Titel verheißt. Der ntrag ist zu eindimensional und vereinfacht stark die egebenheiten. Nichts anderes sind wir von dieser Frak- ion gewohnt. Wir wollen – und daher werden wir auch einen eige- en Antrag vorlegen –, dass allen Entwicklungsländern ine faire Chance im Welthandel eingeräumt wird. Un- bhängig davon, ob es sich um ehemalige Kolonien han- elt oder nicht. Eine Ungleichbehandlung der Entwick- ungsländer beim Marktzugang ist durch nichts erechtfertigt. Zahlreiche AKP-Länder haben selbst er- annt, dass ihnen dieses System bislang keineswegs nur eholfen hat. Es kommt daher darauf an, von den Präfe- enzsystemen hin zu einem zoll- und quotenfreien Zu- ang zu den europäischen Märkten zu gelangen, der al- en Entwicklungsländern gewährt wird. Natürlich brauchen einige dieser Länder mehr Außen- chutz als andere, insbesondere im für die Ernährungssi- herheit wichtigen Agrarbereich. Die SPD-Bundestags- raktion spricht sich daher klar für den notwendigen chutz und ein „special and differential treatment“ der ntwicklungsländer aus. Aber unser Ziel muss es sein, uch diese Länder an den Wettbewerb heranzuführen, sie ettbewerbsfähig zu machen. 7680 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) Viele dieser Länder verfügen durchaus und zu Recht über ein gehöriges Maß an Selbstbewusstsein. In diesem Gefühl sollten wir sie bestätigen und sie als Partner auf Augenhöhe sehen. Ein Großteil der AKP-Staaten betrachtet die EPA-Ver- handlungen als Chance. Klar ist aber auch, dass in den nächsten Monaten noch große Anstrengungen unternom- men werden müssen, um am Ende zu einem erfolgrei- chen, entwicklungsorientierten Abschluss zu kommen. Deutschland hat im Rahmen der EU-Ratpräsidentschaft die Chance, die EPA-Verhandlungen voranzutreiben und darüber hinaus ähnliche Regelungen für alle Entwick- lungsländer im Rahmen der WTO-Entwicklungsrunde durchzusetzen. Diese Chance sollten wir nutzen. Hellmut Königshaus (FDP): Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier im Plenum die Wirtschaftspartner- schaftsabkommen zwischen der EU und den AKP-Staa- ten diskutieren. Ich freue mich darüber, da es sich hier- bei um ein sehr wichtiges Thema handelt. Aber Ihr Antrag überzeugt nicht. Sie werfen der FDP ja gerne vor, dass ihre Position in Handelsfragen zu einfach sei. Es sei zu schlicht, auf den positiven Zusammenhang von freiem Handel und wirt- schaftlicher Entwicklung hinzuweisen, von der auch die Armen profitieren würden. In Wirklichkeit sei ja alles viel komplizierter. Die Welt ist kompliziert, und gerade der weltweite Warenaustausch, der ja gerne als Globali- sierung bezeichnet wird, ist nicht gerade einfach zu verstehen. Sie aber sollten es mit einiger Mühe doch schaffen. Denn es gibt belastbare Zahlen über den inter- nationalen Handel, die belegen, dass ausschließlich of- fene Wirtschaften sich positiv entwickeln während abge- schlossene zurückfallen. Es gibt viele Beispiele dafür. Lesen Sie einfach nur im „Spiegel“ dieser Woche die Titelgeschichte über den enormen wirtschaftlichen Aufschwung der Volksrepu- blik China, der vor allem auf die Öffnung der eigenen Märkte und den internationalen Warenaustausch zurück- zuführen ist. Der Antrag der Linksfraktion belegt einmal mehr, dass Sie das nicht zur Kenntnis nehmen wollen oder sich vor dieser erdrückenden Faktenlage sperren. Wahr- scheinlich weckt das bei Ihnen antikapitalistische Re- flexe, deshalb plädieren Sie erst einmal für das Gegen- teil, also für Abschottung und Autarkie. Sie fordern ja sogar, dass Liberalisierungen in „ökolo- gisch, sozial oder kulturell sensiblen Bereichen“ nicht einmal verhandelt werden sollen. Leider sagen Sie aber nicht, was sie damit meinen. Sie sorgen sich mehr um die Zolleinnahmen als um die Entwicklungschancen. Das ist ungefähr so einleuchtend, als würde man fordern, in Deutschland die überbordende Bürokratie aufrechtzu- erhalten, um die Gebühreneinnahmen nicht zu verlieren. So können nur staatsgläubige Bürokraten denken. Man könnte das ja amüsant finden, da es so gar nicht mehr in unsere heutige Zeit passt, aber das Thema ist dazu viel zu ernst. Im Endeffekt schaden Sie nämlich mit Ihren an- timarktwirtschaftlichen Parolen genau denen, die Sie d d d D t s n a d V p e h d n n w e b e A p s l d n H z s g k g g M v t d w t d a d d E t w V w l L d l (C (D och eigentlich schützen wollen, nämlich den Ärmsten er Armen. Ich will darum noch einmal die Gelegenheit nutzen, en Nutzen des freien Warenaustausches zu erklären. iesen Nutzen haben übrigens nicht nur die AKP-Staa- en, sondern alle Entwicklungsländer gleichermaßen, in- ofern ist diese Unterscheidung auch immer weniger achvollziehbar. Ich will im Allgemeinen beginnen und anschließend uf die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen eingehen. Offene Märkte verbessern die Entwicklungschancen er ärmsten Länder der Welt. Mehr noch: Sie sind die oraussetzung einer nachhaltigen Entwicklung. Alle em- irischen Untersuchungen belegen, dass die Öffnung igener Märkte zu mehr Wohlstand, Bildung, Gesund- eit und Rechtssicherheit führt, und zwar unabhängig avon, welche Politik andere Staaten betreiben. Die Öff- ung der Märkte darf dabei für die Entwicklungsländer atürlich keine Einbahnstraße sein. Nicht nur die Ent- icklungsländer müssen ihre Märkte öffnen, sondern die ntwickelten Länder selbstverständlich auch. Problematisch ist beispielsweise, dass die USA Le- ensmittelhilfe mit staatlichen Mitteln unterstützen, benso wie die Subventionierung ihrer Baumwollfarmer. ber auch die Förderung der europäischen Baumwoll- roduktion, die zurzeit mit 700 Millionen Euro jährlich ubventioniert wird, ist ein Problem für die Entwick- ungsländer. Die Bundesregierung sollte ihre Möglichkeiten durch ie EU-Präsidentschaft nutzen, um entsprechende Maß- ahmen mit den Partnerländern abzustimmen. Zölle und andelshemmnisse auf verarbeitete Agrarprodukte, wie um Beispiel auf Kaffee, müssen beseitigt werden. Nur o haben die Entwicklungsländer die Chance, dass ein rößerer Teil der Wertschöpfung bei ihnen stattfinden ann. Auch die Zölle auf verarbeitete Textilien müssen esenkt bzw. ganz abgeschafft werden. Dies wäre übri- ens auch im Interesse der europäischen Verbraucher: ehr Wettbewerb im Textilbereich würde das Angebot erbreitern und die Preise sinken lassen, und zwar zulas- en der Handelsorganisationen, nicht der Erlöse der Pro- uzenten. Auch in anderen Handelsbereichen müssen die Ent- icklungsländer ihre komparativen Vorteile im interna- ionalen Wettbewerb nutzen. Dies sind im Wesentlichen ie geringeren Arbeitskosten und unterschiedliche Sozi- lstandards. International verpflichtende Standards in iesen Bereichen würden den Zugang zu den Märkten er Industrieländer beschränken und den armen Ländern ntwicklungschancen nehmen, also das genaue Gegen- eil dessen, was mit solchen Verpflichtungen bezweckt ird. Die Entwicklungsländer stehen aber auch selbst in der erantwortung. Nur der Aufbau von Demokratie, Markt- irtschaft und funktionierender Rechtssysteme ermög- icht auf Dauer die nachhaltige Entwicklung ihrer änder. Die Chancen, die durch Zugeständnisse der In- ustrieländer im Handelsbereich und in der Entwick- ungszusammenarbeit entstehen, müssen auch wahrge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7681 (A) ) (B) ) nommen werden. Leider gehört es zur Realität der Entwicklungspolitik, dass viele Entwicklungschancen nach wie vor durch korrupte, autoritäre Regime verspielt werden. Diese Voraussetzungen sollten schon im Rahmen der Dohawelthandelsrunde der WTO geschaffen werden, die ja explizit als Entwicklungsrunde bezeichnet wurde. Lei- der konnten die Verhandlungen bisher nicht erfolgreich beendet werden, zum Nachteil vor allem der Entwick- lungsländer. Die laufenden Verhandlungen zwischen der EU und den AKP-Staaten könnten die aus dem vorläufi- gen Scheitern der Doharunde folgende Nachteile etwas abmildern, da zumindest ein Teil der Entwicklungslän- der somit dennoch von Handelsliberalisierungen profi- tieren kann. Zum Glück können die Verhandlungen über die neuen Wirtschaftspartnerschaftsabkommen nicht ewig verzö- gert werden, wie das im Rahmen der WTO ja leider zur Normalität geworden ist. Die Wirtschaftspartnerschafts- abkommen müssen schnell verhandelt und bald abge- schlossen werden, da die bisherigen einseitigen Handels- präferenzen der Lomé-Verträge zugunsten der AKP- Staaten gegen bindende WTO-Handelsvereinbarungen verstoßen und schon deshalb die Schaffung einer grund- sätzlich neuen Vertragsgrundlage erforderlich ist. Mit dem Abschluss des Cotonouabkommens im Jahr 2000 wurde das Sonderverhältnis der EU zu den AKP- Staaten in Form von WTO-konformen Wirtschaftspart- nerschaftsabkommen fortgesetzt. Bis Ende 2007 sollen nun die Verhandlungen mit sechs einzelnen Regional- gruppen abgeschlossen sein, damit bis zum 1. Januar 2008 das Cotonouabkommen umgesetzt werden kann. Eine entscheidende Phase der Verhandlungen über die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen fällt also jetzt in die Zuständigkeit der Bundesregierung durch die deut- sche EU-Ratspräsidentschaft. Ich fordere die Bundes- regierung auf, die Monate ihrer Präsidentschaft zu nut- zen, um die Verhandlungen mit den AKP-Staaten zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Diese Wirt- schaftspartnerschaftsabkommen dürfen wir aber nur als nötigen ersten Schritt betrachten, dem weitere auch für die Nicht-AKP-Staaten folgen müssen. Von der Liberalisierung des Handels werden vor allem die Entwicklungsländer profitieren und nicht, wie Sie befürchten, nur „einige wenige Wirtschaftsunterneh- men“. Lassen Sie sich überraschen, welche Dynamik der Freihandel entfalten kann! Heike Hänsel (DIE LINKE): Auf dem Weltsozialfo- rum, das morgen in Nairobi beginnt, werden sich zahlrei- che afrikanische, karibische und pazifische Nichtregie- rungsorganisationen damit auseinandersetzen, welche Auswirkungen sie von den Wirtschaftspartnerschaftsab- kommen (EPA) zwischen der EU und den AKP-Staaten für ihre Gesellschaften zu erwarten haben und wie alterna- tive Abkommen, eben solidarische und entwicklungsför- derliche, aussehen könnten. Wir finden es wichtig, dass diese sozialen Bewegungen stärker gehört und einbezogen werden, deshalb werden wir – mein Kollege Hüseyin Ay- d d g P e v H b I w r T H d b k R H P d E d k U A r w L G i g s ö s A K d w P z D f d U a E r M v l n n d G t (C (D in und ich – in Nairobi sein und uns die Kritik gegenüber er bisherigen EU-Verhandlungsführung anhören. Ich bin auch gespannt auf die alternativen Vorstellun- en, die in Nairobi zur Ausgestaltung von Handel und artnerschaft zwischen Europa und den AKP-Staaten ntwickelt werden. Der Kollege Raabe wird ja ebenfalls or Ort sein und die Gelegenheit haben, sich mit der altung der Nichtregierungsorganisationen aus den etroffenen Ländern zu den EPA auseinanderzusetzen. ch könnte mir vorstellen, dass er dort einiges von dem, as hier in diesem Antrag steht, wieder finden wird. Ich hatte in der ersten Lesung zu unserem Antrag be- eits die ehemalige Kultusministerin von Mali, Aminata raoré, zitiert. Sie spitzte die Kritik an der europäischen andelspolitik gegenüber Afrika in einem Interview in er Taz 2005 so zu: „Europa schickt uns seine Hühner- eine, seine Gebrauchtwagen, seine abgelaufenen Medi- amente und seine ausgelatschten Schuhe, und weil eure este unsere Märkte überschwemmen, gehen unsere andwerker und Bauern unter. Jetzt schickt China seine rodukte nach Europa, und zwar nicht einmal Reste, son- ern saubere, wettbewerbsfähige Waren. Und was tut uropa? Es diskutiert Zölle. Also sage ich: Auch Afrika arf sich schützen. Europa kann doch nicht vor China Panik riegen und zugleich von Afrika Öffnung verlangen.“ nd konkret zu den EPA sagte sie: „Für uns sind diese bkommen die Massenvernichtungswaffen Europas.“ Ich will einige wesentliche Kritikpunkte an den bishe- igen Verhandlungen zu den EPA zusammenfassen. Sie erden, wie Sie wissen, nicht nur von der Fraktion Die inke vorgetragen, sondern von zivilgesellschaftlichen ruppen und Parlamentarierinnen und Parlamentariern n vielen Ländern, insbesondere etwa von unseren Kolle- innen und Kollegen im Europaausschuss der französi- chen Nationalversammlung: Erstens. Der Zugang zu den Beschaffungsmärkten der ffentlichen Hand und der Abschluss von Investitions- chutzabkommen dürfen auf keinen Fall weiter auf der genda der EPA-Verhandlungen stehen. Dass die EU- ommission versucht, diese Themen, die sie im Rahmen er WTO nicht voranbringen konnte, jetzt über den Um- eg der Verhandlungen mit vermeintlich schwächeren artnern doch noch auf die internationale Handelsagenda u setzen, ist nicht akzeptabel. Dass diese Themen aus der oharunde ausgeklammert werden konnten, war ein Er- olg, den die Entwicklungs- und Schwellenländer gegen ie Handelsinteressen des Nordens durchsetzen mussten. nd entgegen dem wiederholt vorgetragenen Hinweis us der Bundesregierung, die AKP-Staaten hätten an den PA-Verhandlungen nichts auszusetzen, ist es doch ge- ade dieser Punkt, den die AKP-Regierungen auf ihren inistertreffen immer wieder kritisch anführen. Zweitens. Wir wissen alle, dass das Präferenzsystem on Lomé den AKP-Staaten nicht die großen Entwick- ungserfolge eingebracht hat. Aber zumindest basierte es och auf dem Prinzip der Nichtreziprozität, das auch och im Abkommen von Cotonou verankert ist. Die For- erung an die AKP-Staaten nach Abschaffung eines roßteils ihrer Zölle hat damit allerdings nichts mehr zu un. Die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen werden, 7682 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 (A) ) (B) ) wenn sie so wie bislang weiterverhandelt werden, des- halb katastrophale ökonomische und soziale Auswirkun- gen haben. Diese Auswirkungen können überall dort, wo schwache, sich entwickelnde Ökonomien bereits einer Handelsliberalisierung ausgesetzt wurden, betrachtet werden. Überall haben sich ähnliche Effekte eingestellt: Rückgang der kommerziellen Landwirtschaft und im produzierenden Gewerbe, Verlagerung der Beschäfti- gung in die exportorientierten Produktionszonen mit den bekannten katastrophalen Arbeitsbedingungen und in den informellen Sektor, noch mehr Raubbau an den natürlichen Ressourcen. Wir fordern mit vielen anderen deshalb, volkswirtschaftlich, sozial, kulturell und ökolo- gisch sensible Bereiche auf jeden Fall von einer Liberali- sierung auszunehmen. Drittens. Die AKP-Staaten rechnen mit enormen Kom- pensationskosten, um die Begleitschäden der Handels- liberalisierung auffangen zu können: sinkende Zoll- und Steuereinnahmen, hohe soziale Kosten, erforderliche In- vestitionen in eine infrastrukturelle Anpassung etc. Nach Auffassung der EU – bestätigt durch den Entwicklungs- kommissar, der hier neulich im Bundestag zu Besuch war – wären diese Kosten aus dem 10. Europäischen Entwicklungsfonds zu begleichen. Ich bin der Meinung, dass die Durchsetzung von europäischen Handelsinteres- sen nicht die Mittel für Entwicklung belasten darf. Wir fordern deshalb eine Bereitstellung von Kompensations- mitteln weit über den bisher im 10. EEF vorgesehenen Rahmen hinaus. Viertens. Der Zeitdruck auf die Verhandlungen muss abgebaut werden. Auf keinen Fall dürfen die AKP-Staaten – vom Auslaufen der Verlängerungsregelung zum Lomé- abkommen Ende 2007 bedroht – dazu gezwungen werden, Abkommen abzuschließen, von denen sie negative Aus- wirkungen auf die eigene wirtschaftliche und soziale Entwicklung befürchten müssen. Die EU-Kommission muss jetzt Anstrengungen unternehmen, bei der WTO eine Verlängerung der Lomépräferenzen zu erwirken. Wir fordern in unserem Antrag, dass die Bundesregierung ihren Einfluss im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsi- dentschaft in diesem Sinne nutzt. Fünftens. Ein wesentlicher Kritikpunkt an den bisheri- gen Verhandlungen zu den EPA ist, dass sie weitgehend hinter verschlossenen Türen stattfinden und stark von den Interessen der EU dominiert werden. Auf der afrika- nischen Handelsministerkonferenz im April 2006 wurde kritisiert, dass die EU zuviel Druck ausübe, um ihre Ziele durchzusetzen, und dass sie dabei zu wenig Rück- sicht auf die Entwicklungsbelange der Partner nehme. Die AKP-Staaten stehen unter Druck, weil sie wissen, dass ihnen mit dem Auslaufen des Lomépräferenzsystems der Zugang zu den europäischen Märkten ganz versperrt werden kann. Erst recht fühlen sich viele Vertreterinnen und Vertreter der afrikanischen Zivilgesellschaft bisher nicht in den Verhandlungsprozess einbezogen. Hätte die EU-Kommission ihre Debatten für diese Stimmen geöff- net, würde ihre Verhandlungsagenda vielleicht anders aussehen. Wir wollen, dass die EPAs nicht in erster Linie Han- delsabkommen werden, sondern dass in den Abkommen E d A D k w h V h P z D v w a C W b n E d R ü s d e d V P w d m w h w c s r s K g m g d d d w M t A v n L w (C (D ntwicklung und Partnerschaft an erster Stelle stehen, ass es solidarische und entwicklungspolitisch kohärente bkommen werden. Dazu braucht es einen Neuanfang. ass die EPA-Verhandlungen bisher vom EU-Handels- ommissar anstatt vom Entwicklungskommissar geführt erden, ist kennzeichnend für den völlig falschen bis- erigen Ansatz. Wir fordern ein Moratorium für die erhandlungen und die Formulierung eines neuen Ver- andlungsmandats, das die Entwicklungsbelange der artnerstaaten berücksichtigt und die Asymmetrie wischen den Verhandlungspartnern in Rechnung stellt. ann wäre auch genug Zeit, die Verhandlungsagenda so zu erändern, dass sie dem Anspruch des europäischen Ent- icklungskonsenses gerecht wird, dass sie sich nämlich n den dort formulierten Entwicklungszielen orientiert. Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das otonouabkommen von 2000 sieht den Abschluss von irtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) vor. Sie ha- en das erklärte Ziel, die Armut zu bekämpfen und eine achhaltige Entwicklung zu fördern. Bisher steuert die U-Kommission haarscharf an diesem Ziel vorbei. Han- elspolitisch gesehen steht in Gestalt der EU ein reicher iese einer großen Zahl ärmster AKP-Zwerge gegen- ber. Um auf gleiche Augenhöhe zu kommen, müssen ich die einen sehr nach der Decke strecken und die an- eren die Demut aufbringen, sich tief zu verbeugen. Ein ntwicklungsverträgliches Ergebnis können wir nur ann erzielen, wenn der Verhandlungsprozess und das erhandlungsergebnis der enormen Ungleichheit der artner gerecht wird. Wir brauchen vor allem ein Ent- icklungspartnerschaftsabkommen. Ich sage mit Be- acht Entwicklungspartnerschaftsabkommen weil es aus einer Sicht nur darum gehen kann. Hier unterscheiden ir uns von der Linken, die der EU-Kommission über- aupt das Verhandlungsmandat entziehen möchte. Das Recht der AKP-Länder auf Entwicklung zu ge- ährleisten, heißt für uns, ihnen zunächst die entspre- henden politischen Spielräume zur Förderung einer ozialen und umweltverträglichen Entwicklung einzu- äumen. Die EU muss ihr Vorgehen überdenken und ihre trategische Partnerschaft mit den AKP-Ländern vom opf auf die Füße stellen: Entwicklungsverträglichkeit eht vor Freihandel. Nun zu einigen Herausforderungen, die sich im Rah- en der EPA-Verhandlungen konkret stellen: Erstens. Wir haben ökonomische Risiken, die auf- rund der ungleichen Gewichte eindeutig auf der Seite er AKP-Länder liegen. Wir müssen diese Risiken für ie ärmsten Länder begrenzen und in Potenziale umwan- eln. Dies kann aber nur mit einem eindeutigen Ent- icklungsmandat geschehen. Die EPAs müssen den arktzugang zur EU verbessern. Die EU-Agrarsubven- ionen müssen so eingeschränkt werden, dass mit dem grardumping Schluss gemacht wird. Damit wird Druck on Millionen von Produzenten in den AKP-Ländern ge- ommen, die mit der hochsubventionierten europäischen ebensmittelindustrie nicht konkurrieren können. Zweitens. Während die EPAs für die AKP-Länder irtschaftlich sehr bedeutend sind, haben sie für die EU Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 76. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 7683 (A) (C) (B) (D) hauptsächlich politische Bedeutung. Nach dem Schei- tern der WTO-Verhandlungen gilt es, sehr genau zu beo- bachten, welche Exempel bei bilateralen und biregiona- len Handelsabkommen statuiert werden sollen. Es stellt sich die Frage: Tragen die EPAs dazu bei, die Chancen für ein zukünftiges multilaterales Abkommen zu erhö- hen, oder nehmen sie Entscheidungen vorweg, die im Gegensatz zu den Zielen der Doharunde stehen? Für mich ist klar, dass im Rahmen der EPAs keine Themen wie Investitionen, Wettbewerbspolitik und öffentliches Beschaffungswesen verhandelt werden sollen. Diese so- genannten Singapurthemen wurden nach hartem Tauzie- hen aufgrund massiver Gegenwehr der Entwicklungslän- der von der WTO-Tagesordnung genommen. Im April letzten Jahres hat sich die Afrikanische Union in der Nairobierklärung dafür ausgesprochen, diese Themen „außerhalb des Geltungsbereiches der EPAs“ zu belas- sen, aber die EU will „keine EPAs ohne Investitionsre- geln und volle Reziprozität“, so der Originalton von Ver- handlungsführer Falkenberg. Wir brauchen auch keine WTO-Plus-Veranstaltung in Form weitgehender Ab- kommen bei geistigen Eigentumsrechten (TRIPS) und Dienstleistungen. Die EPA-Verhandlungen dürfen zu keinem Hebel gemacht werden, der das Lager der Ent- wicklungsländer für die weiteren WTO-Verhandlungen nachhaltig spaltet. Drittens möchte ich auf ein ganz besonderes Problem hinweisen: Obwohl die EPAs im Zusammenhang mit dem Cotonouabkommen stehen, werden sie vom EU- Handelskommissar und nicht von Louis Michel, dem Entwicklungskommissar, verhandelt. Dieser sitzt am Katzentisch der EPA-Verhandlungen. Es war schon ab- surd, dass der Entwicklungskommissar der EU an den WTO-Ministertreffen nicht teilnehmen durfte. Dass er bei den Partnerschaftsabkommen aber nicht mindestens gleichberechtigt mitverhandelt, ist nicht hinnehmbar. Wer wenn nicht die EU-Entwicklungspolitiker sollen denn für die Entwicklungsverträglichkeit der Abkom- men auf EU-Seite eintreten? Wenn ich das Ganze auf deutsche Verhältnisse übertrage, würde man sagen: Vom Wirtschaftsministerium erwarte ich keine Entwicklungs- agenda, dort werden knallhart die deutschen Exportinte- ressen verteidigt. Glücklicherweise ist in Deutschland für die EPAs das Entwicklungsministerium zuständig. Daraus erwächst eine besondere Verantwortung für die deutsche EU-Rats- präsidentschaft. Das entwicklungspolitische Mandat für die EPAs muss entschieden gestärkt werden. Ich hoffe darüber hinaus, dass von der deutschen EU-Präsident- schaft starke Impulse für die WTO-Entwicklungsrunde ausgehen. Es muss endlich Schluss sein mit dem ent- wicklungsfeindlichen Protektionismus und der fehlgelei- teten Agrarsubventionspolitik der EU. Nur neue weitrei- chende EU-Angebote können die WTO-Verhandlungen wiederbeleben. 76. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 18. Januar 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich und wünsche uns einen guten Tag und noch
möglichst viele gute Tage im gerade begonnenen neuen
Jahr.

Vor Eintritt in die Tagesordnung habe ich einige Mit-
teilungen zu machen. Die Kollegen Hans Eichel und
Bernd Neumann feierten am 24. Dezember beziehungs-
weise am 6. Januar ihren 65. Geburtstag und der Kollege
Johann-Henrich Krummacher feierte am 27. Dezember
seinen 60. Im Namen des ganzen Hauses gratuliere ich
zu diesen runden Geburtstagen herzlich und wünsche al-
les Gute.


(Beifall)


Ich gebe bekannt, dass der Kollege Henry Nitzsche
am 15. Dezember 2006 aus der Fraktion der CDU/CSU
ausgeschieden ist und dem Deutschen Bundestag künftig
als fraktionsloser Abgeordneter angehören wird.

Die Fraktion der SPD schlägt vor, die Kollegin Ulla
Burchardt für eine weitere Amtszeit als Mitglied des
Kuratoriums des Wissenschaftszentrums Berlin für
Sozialforschung zu benennen. Sind Sie damit einver-
standen? –

Redet

(Ulla Burchardt [SPD]: Sehr gerne, Herr Präsident!)


Das sieht so aus. Der Tag beginnt mit einem bemerkens-
werten Maß an Harmonie; mal sehen, wie lange das hält.
Damit ist die Kollegin Ulla Burchardt für das Kurato-
rium des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialfor-
schung benannt.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU
und SPD:
Bewertung der anhaltend dynamischen Inve
keit deutscher Unternehmen und der kräftig
der Binnennachfrage bei andauernd hohen
raten im Außenhandel (siehe 75. Sitzung)


(C (D ung n 18. Januar 2007 0 Uhr ZP 2 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Cornelia Pieper, Uwe Barth, Miriam Gruß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Voraussetzungen für Entwicklung, Bau und Betrieb einer Europäischen Spallations-Neutronenquelle in Deutschland schaffen – Deutsche Bewerbung vorantreiben – Drucksachen 16/386, 16/2738 – Berichterstattung: Abgeordnete Axel E. Fischer Jörg Tauss Cornelia Pieper Dr. Petra Sitte Krista Sager ZP 3 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren Beratung der Unterrichtung durch die deutsche Delegation des Deutschen Bundestages zur Euromediterranen Parlamentarischen Versammlung Gründungsversammlung der Euromediterranen Parlamentarischen Versammlung am 22./23. März 2004 in Athen, Griechenland – Drucksache 15/3414 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe ext Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ZP 4 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Unterschiedliche Auffassungen in der Bundesregierung zu einer klimaverträglichen Energieversorgung ohne Atomkraft ZP 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Neue Steuervergünstigungen und Gewinnverlagerungen in das Ausland verhindern – REITs in Deutschland nicht einführen – Drucksache 16/4046 – ngsvorschlag: chuss chuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung usschuss stitionstätigen Belebung Wachstums Überweisu Finanzauss Rechtsauss Ausschuss Haushaltsa Präsident Dr. Norbert Lammert ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla Lötzer, Sabine Zimmermann, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Vollständige Öffnung der Postmärkte stoppen – Universaldienstverpflichtung absichern – Drucksache 16/4044 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Finanzausschuss Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss ZP 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika Knoche, Dr. Norman Paech, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Keine Tornado-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan einsetzen – Drucksache 16/4047 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, soweit erforderlich, abgewichen werden. Die Tagesordnungspunkte 11, 23, 24 und 28 d werden abgesetzt. In der Folge werden die Tagesordnungspunkte 12 und 13, 14 und 15, 16 und 17 sowie 18 und 19 jeweils getauscht. Schließlich mache ich auf eine nachträgliche Ausschussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste aufmerksam: Der in der 73. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Christian Ahrendt, Michael Link weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Mehr Ehrgeiz für die deutsche Ratspräsidentschaft – eine EU der Erfolge für die Bürger – Drucksache 16/3832 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Dann rufe ich nun den Tagesordnungspunkt 4 sowie den Zusatzpunkt 2 auf: Z d D s n d M (C (D 4 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Carsten Müller Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten René Röspel, Jörg Tauss, Nicolette Kressl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Innovationen für Deutschland durch das Siebte Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union – zu dem Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Hans-Josef Fell, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Zukunftsfähige Forschung in Europa stärken – Drucksachen 16/1547, 16/710, 16/2891 – Berichterstattung: Abgeordnete Carsten Müller René Röspel Cornelia Pieper Dr. Petra Sitte Krista Sager P 2 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Uwe Barth, Miriam Gruß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Voraussetzungen für Entwicklung, Bau und Betrieb einer Europäischen Spallations-Neutronenquelle in Deutschland schaffen – Deutsche Bewerbung vorantreiben – Drucksachen 16/386, 16/2738 – Berichterstattung: Abgeordnete Axel E. Fischer Jörg Tauss Cornelia Pieper Dr. Petra Sitte Krista Sager Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – azu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so be chlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zuächst der Bundesministerin Dr. Annette Schavan. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bilung und Forschung: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine sehr verehrten Damen und Herren! Europa be Bundesministerin Dr. Annette Schavan sinnt sich auf seine Stärken in Wissenschaft und Forschung. Dafür steht das 7. Forschungsrahmenprogramm, das Kommissar Potocnik und ich in dieser Woche in Bonn vorgestellt haben. Es ist die zentrale Plattform für die wichtigsten Forschungsthemen. Es bündelt die europäischen Forschungsanstrengungen. Es ist gelungen, mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einem Gesamtbudget von rund 54 Milliarden Euro das weltweit größte Forschungsrahmenprogramm auf den Weg zu bringen. In Erinnerung zu rufen ist: Dieser Etat liegt 60 Prozent über dem des 6. Forschungsrahmenprogramms. Ich will in vier Punkten skizzieren, wie die Weichen für die europäische Forschung mit diesem Forschungsrahmenprogramm neu gestellt wurden: Erstens deutlicher Bürokratieabbau. Die Förderverfahren sind vereinfacht. Das senkt den Verwaltungsaufwand für die Forschenden. Die förderrechtlichen Vorgaben sind nun transparent und eindeutig. Wir reduzieren den administrativen Aufwand; das heißt weniger Formulare, weniger Bescheinigungen, weniger Bürgschaften. Vor allem aber starten wir mit dem neuen Programm ein einheitliches Kostenerstattungssystem. Alle Forschungseinrichtungen können ihre kompletten Kosten auf der Grundlage eines transparenten und national angepassten Kriterienkatalogs ansetzen. 60 Prozent der Kosten können pauschal erstattet werden. Das bedeutet über die eigentliche Projektförderung hinaus eine Stärkung der Institute der Hochschulen. Es handelt sich um ein zweistufiges Antragsverfahren, das günstigere Teilnahmebedingungen für die Wirtschaft bewirkt. Denn es ist dringend notwendig – das habe ich schon am Montag gesagt –, dass die Unternehmen in Europa noch stärker in die Förderung von Forschung und Entwicklung einsteigen. Zweitens thematische Kontinuität und Innovation. Wir haben beim Vorläuferprogramm gelernt, dass die deutschen Unternehmen und die deutsche Wissenschaft dann besonders erfolgreich sind, wenn nationale und europäische Forschungsförderstrukturen gemeinsam wirken. So soll es auch beim 7.Forschungsrahmenprogramm sein. Zentrale Themen sind Energie, Gesundheit, Umwelt und Klimawandel, Ernährung, Landwirtschaft und Biotechnologie, Nanowissenschaft und Nanotechnologie, Materialund Produktionstechnologien, Transport, Sicherheit und Weltraum sowie, verbunden mit einer starken Strategie, die Informationsund Kommunikationstechnologien. Für die Entwicklung in den nächsten Jahren ist bedeutsam, dass die thematischen Schwerpunkte im 7. Forschungsrahmenprogramm und in unserer Hightechstrategie übereinstimmen und miteinander korrespondieren. Das ergibt für europäische Kooperationen gute Möglichkeiten. Zu den Innovationen, die gefördert werden, zählt erstmals die Sicherheitsforschung mit einem Fokus auf innere Sicherheit. Erstmals finden auch die Geistes-, Sozialund Kulturwissenschaften als eigener Schwerpunkt e z w e g g d l r t d F F W S s s G g s r n b s n d r l s g W i A z s r z F N F P w e 3 g e (C (D ine angemessene Berücksichtigung. Das passt sehr gut usammen mit unserem Jahr der Geisteswissenschaften. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


(Ergänzung zu TOP 28)





(A) )


(B) )


(15. Ausschuss) zur Mitberatung überwiesen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Umsetzung von Forschungsergebnissen in die An-
endung ist nicht nur unser Thema, sondern auch ein

uropäisches Thema. Auch das Forschungsrahmenpro-
ramm enthält diesen Punkt. Die Fragen von Technolo-
ietransfer und Ergebnisverwertung werden schon bei
er Projektauswahl eine wichtige Rolle spielen.

Drittens die Grundlagenforschung. Sie ist ein wirk-
ich neues Kapitel der europäischen Forschungsförde-
ung. Der Europäische Forschungsrat, der in den nächs-
en Wochen seine Arbeit aufnehmen wird, gehört mit
azu. Es ist ein zweiter wichtiger Impuls. Europäischer
orschungsrat bedeutet nach dem Vorbild der Deutschen
orschungsgemeinschaft: unabhängige und souveräne
issenschaft in Europa, Stärkung einer europäischen

trategie der Grundlagenforschung. Jeder kennt die for-
chungspolitische Philosophie: Starke Grundlagenfor-
chung und langfristig angelegte Strategien in der
rundlagenforschung sind die Voraussetzungen für an-
ewandte Forschung, für die Umsetzung der For-
chungsergebnisse und für die Innovationskraft in Eu-
opa.

Ich kann nur sagen: Wir können diese Veränderung
icht hoch genug einschätzen. Das ist im Vergleich zur
isherigen Forschungspolitik eine wirklich neue Philo-
ophie. Deutschland war hier prägend tätig. Das wird
icht zuletzt daran deutlich, dass der bisherige Präsident
er Deutschen Forschungsgemeinschaft der erste Gene-
alsekretär des Europäischen Forschungsrates ist. Hierin
iegt eine große Chance.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Viertens Nachwuchsförderung. Wir haben es an ver-
chiedenen Stellen und in verschiedenen Debatten schon
esagt: Der weltweite Innovationswettbewerb wird als
ettbewerb um Talente entschieden. Wir wissen, dass es

n Europa einen enormen Nachholbedarf gibt. Nach
nalysen aus den vergangenen Jahren fehlen in Europa

wischen 500 000 und 700 000 Forscherinnen und For-
cher. Das heißt, Ziel aller Instrumente, die wir im Be-
eich der europäischen Forschungspolitik in Gang set-
en, muss immer die stärkere Einbeziehung der jungen
orscherinnen und Forscher sein. Der wissenschaftliche
achwuchs ist das Rückgrat der Forschung.

Auf meinen Vorschlag hin hat sich der Europäische
orschungsrat dazu entschlossen, gerade in der ersten
hase der Förderung exzellenter Teams von Nachwuchs-
issenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern

ine hohe Priorität einzuräumen. Dafür stehen rund
80 Millionen Euro zur Verfügung. Auch das ist ein
anz wichtiger Akzent im Hinblick auf eine weitsichtige
uropäische Forschungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
Dass es mehr junge Leute gibt, die sich für Forschung
und Wissenschaft interessieren, setzt voraus, die Rah-
menbedingungen für Forschungskarrieren in ganz Eu-
ropa attraktiv zu gestalten, damit wir im Wettlauf der
Besten und um die Besten mithalten. Der Erfindungs-
und Pioniergeist junger Forscherinnen und Forscher darf
nicht durch überkommene Regularien erstickt werden.
Junge Wissenschaftler brauchen Freiräume, in denen sie
ihre Talente selbstständig entfalten können. Das 7. For-
schungsrahmenprogramm wird uns zum Beispiel mit
den Marie-Curie-Maßnahmen für junge Wissenschaftle-
rinnen und Wissenschaftler auf den richtigen Weg brin-
gen.

Ich bin davon überzeugt: Das 7. Forschungsrahmen-
programm wird die nationalen Innovationsstrategien
deutlich unterstützen. Deutschland wird davon profitie-
ren. Wir sind schon heute an 80 Prozent EU-geförderter
Forschungsvorhaben beteiligt. Die Zusammenarbeit
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird gefördert
werden. Wir werden zu einer neuen Vernetzung der Spit-
zencluster in Europa kommen und damit das erreichen,
was wir dringend erreichen müssen: die wissenschaftli-
chen Ressourcen in Europa besser zu nutzen, die europäi-
sche Forschungsinfrastruktur weiter aus- und aufzu-
bauen sowie die Kräfte der Europäischen Union im
Bereich Forschung und Innovation zu stärken.

Ich will an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass
das zwar wichtige Schritte sind, aber weitere folgen
müssen. Das Lissabonziel wird nicht automatisch er-
reicht; das muss in der Europäischen Union klar gesagt
werden. Dieses Ziel ist nur erreichbar, wenn die Erhö-
hung staatlicher Mittel mit erheblichen Steigerungen der
Finanzinvestitionen für Forschung und Entwicklung sei-
tens der Unternehmen in den Mitgliedsländern der Euro-
päischen Union verbunden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schon am Montag habe ich gesagt: Im Hinblick auf In-
vestitionen der Unternehmen besteht zwischen den USA
und Europa eine Differenz von 480 Milliarden Euro. Es
muss in den nächsten Jahren aufseiten der Unternehmen
einen deutlichen Schub geben, um die Ziele und die Vor-
lage, die wir in Form von staatlichen Investitionen ge-
leistet haben, tatsächlich zum Erfolg zu führen.

Das 7. Forschungsrahmenprogramm für Europa – es
ist das weltweit größte – bildet die Grundlage für künfti-
gen Wohlstand in Europa. Es ist ein Instrument der
Zukunftssicherung. Es ist ein Instrument, das aufgrund
der erheblichen Möglichkeiten, die damit verbunden
sind, als Quelle für europäische Innovationskraft und
Zukunftsfähigkeit und damit auch als ein, wie ich finde,
überzeugender Beitrag zur Generationengerechtigkeit in
Europa genutzt werden kann.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Das Wort erhält nun die Kollegin Cornelia Pieper für ie FDP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! rau Ministerin, Deutschland hat die EU-Ratspräsidentchaft angetreten und wird – da bin ich mir sicher – geade auf dem Gebiet der Forschung und Technologie eutliche Zeichen setzen müssen und wollen. Denn es eht darum, den stotternden Motor des Lissabonprozeses endlich rundlaufen zu lassen. Wir wollen, dass sich uropa zum Zentrum eines auf Forschung, Entwicklung nd Technologie basierenden Weltwirtschaftsraums entickelt. Dabei darf man, glaube ich, nicht außer Acht assen, dass Deutschland nach wie vor die treibende raft bei der Entwicklung des Innovationsmotors im eu opäischen Wirtschaftsraum bleiben wird. Es macht uns als Liberale auch stolz, dass wir nach em Vorbild der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf uropäischer Ebene den Europäischen Forschungsrat egründet haben, dem Professor Winnacker, der auch in er deutschen Forschungslandschaft große Leistungen ollbracht hat, als Generalsekretär vorsteht. Wir setzen uf seine wissenschaftliche Exzellenz und auf den issenschaftlichen Beitrag der Nobelpreisträgerin hristiane Nüsslein-Volhard und des Physikchemikers ans-Joachim Freund, die auch in dem Rat mitarbeiten. as ist ein gutes Zeichen, nicht nur für Deutschland und uropa. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607600100

(Beifall bei der FDP)

Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1607600200

In der Tat ist das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm
it seinen rund 54 Milliarden Euro bemerkenswert, wo-
it auch ein Beitrag geleistet werden soll, um die EU-
orschungsausgaben von 2 Prozent auf 3 Prozent zu
teigern. Wir müssen uns aber angesichts des globalen
ettbewerbs fragen, ob wir nicht nur in Europa, sondern

uch in Deutschland den Zug auf das richtige Gleis ge-
etzt haben und ein ausreichend schnelles Tempo fahren.
ass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung so-
ie für Bildung in Europa allein 5 Prozent des Gesamt-
aushalts ausmachen und fast die Hälfte des EU-Haus-
alts immer noch in die Landwirtschaft fließt, ist auch
uf europäischer Ebene für uns Liberale immer noch
icht die richtige Prioritätensetzung.


(Beifall bei der FDP)


Der Forschungskommissar Potocnik – Frau Schavan
at es bereits erwähnt – hatte für das 7. EU-Forschungs-
ahmenprogramm mehr Forschungsinvestitionen gefor-
ert. Das ist leider vereitelt worden. Die Prognosen sa-
en voraus, dass es angesichts des jetzt eingestellten
etrages in Höhe von 54 Milliarden Euro schwer sein
ird, das 3-Prozent-Ziel zu erreichen.

Die Kritiker mahnen zu Recht, dass die Ausgaben für
orschung nicht ausreichen werden, um zum einen den






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper
Rückstand zur US-amerikanischen Forschung aufzuho-
len und zum anderen auch den Wettlauf mit den an die
Spitze strebenden asiatischen Staaten zu gewinnen. Ja-
pan gibt jetzt schon rund 3,2 Prozent des Bruttoinland-
produkts für Forschung und Entwicklung aus, die USA
fast 3 Prozent. Das zeigt doch nur eines: Wir brauchen
mehr Tempo.

Hinzu kommt, dass die Aufholjagd mancher Länder
ungeheure Ausmaße angenommen hat. Denken Sie an
Indien und China! Indien gehört heute zu den Top Ten
der Weltrangliste. China hat dem Rest der Welt mit ei-
nem großangelegten Technologieprogramm den Kampf
angesagt. Angesichts dieser Tatsache finde ich es eigen-
artig, dass die Bundesregierung China immer noch als
Entwicklungsland betrachtet und jährlich mit
300 Millionen Euro Entwicklungshilfe fördert.


(Beifall bei der FDP)


Deutschland muss sich zwar als Innovationsmotor für
die europäische Forschungsentwicklung mit Blick auf
die Zukunft orientieren, aber es hat sich noch nicht da-
rauf eingestellt. Während sich Asien und Südamerika im
Transrapid auf der Überholspur bewegen, sitzen wir in
Deutschland immer noch im Schlafwagenabteil.


(Beifall bei der FDP)


Allein dass die neue Spitzentechnologie des Transra-
pid zwar in Deutschland erfunden worden ist, er aber bis
heute nicht hier gebaut wird, trägt eine gewisse Symbo-
lik. Denn Forschungspolitik wird nicht dadurch glaub-
würdiger, dass Erfindungen mit deutschen Steuergeldern
im Ausland gebaut werden und abwandern. Das kann
nicht das Ziel sein. Die Bundesregierung hat die Auf-
gabe, diesen Prozess zu stoppen.

Überhaupt müssen wir lernen, vor unserer eigenen
Haustür zu kehren und unsere Chancen besser zu nutzen.
Das fängt mit dem 3-Prozent-Ziel an. Es ist in der Tat
mutig und richtig, dass die Bundesregierung bis 2010
3 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Forschung und
Entwicklung ausgeben will und 6 Milliarden Euro zu-
sätzlich in den Haushalt eingestellt hat. Doch die Au-
toren des Berichts zur technologischen Leistungsfähig-
keit rechnen damit, dass allein die öffentliche Hand ihre
jährlichen Ausgaben bis zum Jahr 2010 um
6 Milliarden Euro steigern müsste, um das 3-Prozent-
Ziel zu erreichen.


(Beifall bei der FDP)


Aber allein die Tatsache, dass die Bundesregierung be-
reits in diesem Haushaltsjahr wieder 260 Millionen Euro
mehr für die Steinkohlesubventionen ausgibt, zeigt, dass
sie die Prioritätensetzung zugunsten von Forschung und
Entwicklung noch längst nicht begriffen hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Es wird die Vergangenheit gefördert, nicht die Zukunft!)


Somit wird die Vergangenheit subventioniert, aber nicht
in die Zukunft investiert.

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(C (D Frau Ministerin, Sie haben gesagt, wir bräuchten ehr Investitionen in Bildung und Forschung durch die undesländer und das Engagement der Wirtschaft. Aber ieben Bundesländer werden trotz des Paktes für Forchung ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung n diesem Jahr nicht steigern. Das ist im Hinblick auf das rreichen des 3-Prozent-Ziels nicht hilfreich. (Beifall bei der FDP – Jörg van Essen [FDP]: Ein Skandal!)


rau Ministerin, Sie erheben den Anspruch, dass
eutschland der Innovationsmotor in Europa ist. Die
undeskanzlerin fordert, mehr Freiheit zu wagen. Ob
ir diese Rolle in Europa spielen werden, hängt davon

b, ob der Innovationsmotor in Deutschland wie ge-
chmiert läuft. Wenn man aber genau hinschaut, dann
tellt man fest, dass er stottert.

Erstens. Es zeigt sich, dass sich die Große Koalition
chwer damit tut, die bestehenden Konfliktpotenziale bei
er Roten und der Grünen Biotechnologie sowie bei der
erntechnischen Sicherheits- und Endlagerforschung
ufzuheben und einer Lösung zuzuführen.

Zweitens. In den Haushaltsberatungen setzten sich die
egner der von Forschungsministerin Schavan angekün-
igten Kernfusionsforschung durch und sperrten kurzer-
and wichtige Forschungsmittel.

Drittens. In ihrer Regierungserklärung hob Frau Bun-
eskanzlerin Merkel auf die Freiheit der Entwicklungs-
öglichkeiten bei der Nano-, der Bio- und der Informa-

ionstechnologie ab. Doch noch stehen die Signale des
ufbruchs allein für die sogenannte Grüne Biotechnolo-
ie auf Rot. Das ist an der ablehnenden Haltung gegen-
ber Freisetzungsversuchen und der zögerlichen Haltung
egenüber der Novellierung des Gentechnikgesetzes zu
rkennen. Forschung im Labor vorantreiben zu wollen,
edeutet aber, Freisetzungsversuche nicht abzulehnen.
as ist innovationshemmend. Das wollen wir Liberale
icht.


(Beifall bei der FDP)


Viertens. Auf dem Gebiet der Roten Biotechnologie
urde von der Bundeskanzlerin die Novellierung des
tammzellgesetzes angekündigt. Doch schon die zu-
tändige Forschungsministerin Schavan eröffnet das
perrfeuer gegen die Aufhebung der Stichtagsregelung.
ir Liberale fordern seit langem eine solche Aufhebung.

rau Ministerin, ich fordere Sie auf: Beenden Sie den
ämmerlichen Zustand im deutschen Recht! Dass deut-
che Stammzellforscher, selbst wenn sie mit anderen eu-
opäischen Forscherteams zusammenarbeiten, straf-
echtlich verfolgt werden können, hat nichts mit
orschungsfreiheit zu tun.


(Beifall bei der FDP)


s ist ebenfalls scheinheilig, dass mit deutschen Steuer-
eldern und deutscher Zustimmung im 7. EU-For-
chungsrahmenprogramm EU-Projekte zur Stammzell-
orschung gefördert werden. Dazu wollen wir von der
undesregierung eine klare Aussage. Wohin soll der Zug

ahren? Wie soll der Innovationsmotor laufen?


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Cornelia Pieper
Deutschland braucht in Europa und im globalen Wett-
bewerb um die besten Köpfe und um Spitzentechnologie
nicht nur eine Hightechstrategie bis 2009, sondern auch
eine zwischen Bund und Ländern abgestimmte nationale
Forschungsstrategie. Vor allem müssen wir einen na-
tionalen Führungsanspruch erheben. Deutschland muss
als Hightechstandort seine Kräfte darauf konzentrieren,
die energiewirtschaftliche Technologieführerschaft zu
übernehmen und zu behaupten, insbesondere was die
Steigerung der Energieeffizienz, aber auch was die Tech-
nologien klimaneutraler Energiegewinnung durch Bio-
masse und Geothermie sowie Windenergiegewinnung
auf See oder modernste Abscheide- und Einlagerungs-
technologien bei den Treibhausgasen anbelangt. Wir
müssen unsere Anstrengungen vergrößern. Wir dürfen
– im Gegensatz zur Planung der Bundesregierung – un-
seren technologischen Vorsprung bei der Sicherheit von
Kernkraftanlagen und der Entsorgung nicht einbüßen.


(Beifall bei der FDP)


Mit einem Wort: Deutschland braucht eine mutige In-
novationspolitik, die zukunftsorientiert und ideologiefrei
ist. Das können wir aber bei der Großen Koalition, ge-
nauso wenig wie zuvor bei Rot-Grün, nicht erkennen.
Deswegen fordere ich Sie auf, Frau Ministerin: Haben
Sie mehr Mut und wagen Sie mehr Freiheit! Das ist gut
für Deutschland und für Europa. Wir alle gewinnen da-
bei. Auf diesem Weg werden wir Ihnen gerne helfen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607600300

Der Kollege René Röspel ist der nächste Redner für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1607600400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Pieper, Sie haben die Rede von vor fünf
Monaten noch einmal gehalten.


(Cornelia Pieper [FDP]: Das kann ich Ihnen nicht oft genug erzählen!)


Deswegen will ich gar nicht weiter darauf eingehen, bis
auf zwei Punkte vielleicht. Darüber, dass Sie bei der
Stammzellenforschung falsch liegen, werden wir mor-
gen in aller Breite debattieren. Dann werden wir die Dis-
kussion führen und die Argumente austauschen. Was die
Entwicklungshilfe für China anbelangt, will ich nur eine
Bemerkung machen: Aus meiner Sicht tobt der Kapita-
lismus nirgends schlimmer als im kommunistischen
China.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn es dort Menschen gibt, die in bitterer Armut leben
und denen deutsche Entwicklungspolitik mit konkreten
Projekten helfen kann, dann sind die 300 Millionen Euro
gut angelegtes Geld, auch für die Beziehungen in der
Welt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Europa ist klüger, als viele Menschen denken. Das erebt man in den täglichen Debatten. Aber Europa kann och klüger werden. Vor allem muss Europa noch klüger erden. Deshalb hat sich der Europäische Rat in Lissaon im März 2000 ein strategisches Ziel für dieses Jahrehnt gesetzt. Er schreibt, Europa solle zum wettbeerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten irtschaftsraum der Welt werden. Seit 17 Tagen ist die uropäische Union ein Stück weiter und auf einem guten eg; denn seit 17 Tagen ist das 7. Forschungsrahmen rogramm in Kraft. Über 50 Milliarden Euro werden in en Jahren 2007 bis 2013 zur Verfügung gestellt, um die U zum weltweit führenden Forschungsraum zu mahen. Das Geld wird in viele sinnvolle Bereiche invesiert. Allein 6 Milliarden Euro gehen in ein Gesundheitsorschungsprogramm, das dazu dienen soll, die Geundheit der Bürger in unserem Europa zu verbessern. linische Forschungen über Krebs, Herz-Kreislauf-Errankungen, Infektionskrankheiten und auch über bisher ernachlässigte Krankheiten, die häufig in der Dritten elt eine Rolle spielen, sollen stärker unterstützt wer en. Besonderes Augenmerk im Rahmen der Gesundeitsforschung wird auf Kindergesundheit und auf Alersforschung gelegt. 2,3 Milliarden Euro stehen für Energieforschung zur erfügung. Da ist das Ziel nicht die Steigerung, sondern ie Minderung des Energieverbrauchs, also mehr Enerie sparen. Darauf wird mein Kollege Dieter Grasedieck leich sehr ausführlich eingehen. 1,8 Milliarden Euro erden in Umweltforschung investiert, zum Beispiel ür Umwelt und Gesundheit, für die Erhaltung der bioloischen Vielfalt, aber auch für Klimaforschung. Wie ichtig das ist, hat uns das Wetter in den letzten Wochen hnen lassen, und das werden wir vielleicht auch im aufe des heutigen Tages merken. innvoll ist deswegen auch, dass die Europäische Union it diesem Rahmenprogramm 4,2 Milliarden Euro für erkehrsforschung investieren wird; denn 25 Prozent, lso ein Viertel aller Kohlendioxidemissionen, die für en Treibhauseffekt verantwortlich sind, kommen aus em Verkehr. Da müssen wir in Europa sehr viel besser erden. 1,3 Milliarden Euro werden für ein Sicherheitsforchungsprogramm ausgegeben. Hier sollen neue Techiken entwickelt werden, um die EU und deren Bürger egen Bedrohungen wie Terrorismus, Naturkatastrophen nd Kriminalität zu schützen. Auch wenn – siehe ganz ktuell Spanien und ETA – die Gefahr der terroristischen edrohung in Europa vorhanden ist und zweifelsohne icht wegdiskutiert werden kann, so haben wir doch eiige Probleme mit der Intention und mit der Ausführung es Programms. Wenn man glaubt, Menschen fühlten ich in erster Linie durch Terrorismus bedroht, dann reift das zu kurz. René Röspel Wenn man beispielsweise die Schüler der GeschwisterScholl-Schule in Emsdetten fragen würde, wovon sie sich aktuell bedroht fühlten, dann würde man sicherlich eine andere Antwort erhalten als die, die der Hausbesitzer in Königstein an der Elbe geben würde, dessen Haus 2002 beim Elbhochwasser zerstört worden ist. Hinsichtlich des Sicherheitsbedürfnisses – ich schaue die Kollegin Arndt-Brauer an – der Ochtruper im Münsterland sind sicherlich die Erinnerung an den letzten Winter und die Erfahrung zu berücksichtigen, mehrere Tage ohne Strom auskommen zu müssen, weil die Strommasten der Schneelast nicht haben standhalten können. Auch das ist eine Frage von Sicherheit und Sicherheitsempfinden. Deshalb ist es richtig, dass wir im Koalitionsantrag Wert darauf legen, dass die Gefahren und Risiken untersucht werden, denen die Menschen tatsächlich und in ihrem alltäglichen Umfeld ausgesetzt sind. Sicherheitsforschung muss die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen. Wir legen ausdrücklich auch Wert darauf, dass auf europäischer Ebene und durch deutsche Programme keine Forschung unterstützt wird, die unmittelbar auf militärische Zwecke ausgerichtet ist. Mit dem 7. Forschungsrahmenprogramm wird – Frau Ministerin hat das schon erwähnt – ein neuer Schritt gegangen: Der Europäische Forschungsrat wird eingerichtet; Forscher aller Fachrichtungen können Projektmittel beantragen; insgesamt 7,4 Milliarden Euro stehen zur Verfügung. Einziges Kriterium für die Vergabe der Mittel ist die Exzellenz der beantragten Arbeit. Wir wünschen in diesem Sinne dem Gründungsgeneralsekretär und ehemaligen Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Professor Winnacker, viel Glück und Erfolg. Das ist ein guter Schritt, den Europa damit tut. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Europäischer Forschungsrat bedeutet: freie Fahrt für
exzellente Forschung, aber im Rahmen der Leitplanken,
die von der Gesellschaft durch Werte und Gesetz vorge-
geben werden! Von dieser Stelle darf ich an die EU ein-
mal die dringende Aufforderung richten, etwas mehr
Sensibilität bei gesellschaftlich umstrittenen Fragen, die
in den Mitgliedstaaten sehr differenziert diskutiert wer-
den, an den Tag zu legen.

Von diesem 50-Milliarden-Euro-Programm werden
nicht nur die Wirtschaft, die Forschung und die Lehre
profitieren; es ist gleichzeitig ein gewaltiges Investi-
tionsprogramm, von dem auch die Wirtschaft profitie-
ren wird. Aber halt: Nur nehmen gilt auch nicht. Frau
Ministerin Schavan hat in den letzten Tagen und auch in
der heutigen Debatte ausdrücklich und mit Recht darauf
hingewiesen, dass sie von den Unternehmen mehr und
stärkere Investitionen in Forschung und Entwicklung
und in Ausbildung verlangen muss und kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D usbildung und Forschung sind nicht nur Aufgaben der ffentlichen Hand, sie sind nicht nur im Interesse der irtschaft, sondern eigentlich deren Handlungsbasis. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zu Beginn meiner Rede habe ich das Lissabonziel zi-
iert; danach soll Europa zum wettbewerbsfähigsten

irtschaftsraum der Welt gemacht werden. Mit diesem
rogramm geht es aber nicht nur darum, Platz eins in der
elt zu erobern, sondern auch darum, Europa nach in-

en zu entwickeln und zu stabilisieren. Wenn wir es mit
iesem Programm schaffen, den jungen Menschen, die
ben auf den Besuchertribünen sitzen, in einem zusam-
enwachsenden und stabilen Europa eine Perspektive

u geben, eine gute Ausbildung zu ermöglichen, bei ih-
en vielleicht das Interesse zu wecken, Ingenieur oder
orscher zu werden – Wissenschaft macht nämlich un-
eheuer Spaß –, und später eine gesunde Umwelt und
in stabiles Europa vorzufinden, dann haben wir ein
ichtiges Ziel erreicht und dann wäre ich sogar zufrie-
en, wenn wir nur Platz zwei in der Welt erobern.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607600500

Das Wort erhält nun die Kollegin Petra Sitte für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607600600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir reden

ber das neue EU-Forschungsrahmenprogramm ganz zu
eginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Ich bin

chon der Auffassung, dass man beides nicht voneinan-
er trennen kann, dass man auch in diesem Kontext
U-Forschungspolitik diskutieren muss. Deshalb muss
an eben auch etwas zu dieser Ratspräsidentschaft sa-

en, die natürlich eine gewichtige Aufgabe ist – für jedes
and.

Sie wissen genauso gut wie ich, dass diese Ratspräsi-
entschaft für Deutschland eine ganz besondere Heraus-
orderung ist, und zwar nicht, weil Deutschland vor kur-
em die Ratspräsidentschaft übernommen hat, sondern
eil die Europäische Gemeinschaft selbst in einer Krise

teckt. Das manifestiert sich nicht nur im Scheitern des
erfassungsvertrages. Seine Ablehnung durch Volksab-
timmungen, die Unterbrechung des Ratifikationspro-
esses in vielen Mitgliedstaaten erfordern zwangsläufig
inen Neuansatz und eine Diskussion über Ziele und In-
alte der europäischen Verfassung. Das hat auch mit eu-
opäischer Forschungspolitik zu tun.

Ich befürchte allerdings, dass Krisenmanager es nicht
m Sinn haben, die Ablehnungsgründe stärker zu thema-
isieren. Offensichtlich scheint auch die Bundesregie-
ung diesen Kurs zu tolerieren; denn, wie angekündigt,
ird jetzt eine Diplomatie der kleinen Gesprächskreise
egonnen. Dabei werden – so ist zu befürchten – Kriti-






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte
ken weichgezeichnet, Abstraktionsebenen erhöht, um
letztlich vielleicht doch noch zu Kompromissen zu kom-
men. Diese Verschleierung darf die Bundesregierung
während ihrer Ratspräsidentschaft eben nicht zulassen.
Sie muss dem aktiv begegnen. Das ist ihre Verantwor-
tung innerhalb dieses Prozesses.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie werden der EU-Verfassung nur dann neue Im-
pulse geben können, wenn Sie vertrauensbildende In-
halte vorschlagen. Wir haben in unserem Memorandum
festgehalten: Die EU ist als politischer, ökonomischer,
sozialer und ökologischer Verbund zu konzipieren. Eu-
ropa darf sich nicht auf ökonomische Rivalität gegen an-
dere Regionen und damit gegen Menschen in anderen
Regionen reduzieren.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir gewinnen die Zukunft gemeinsam nur, wenn wir uns
eben nicht abgrenzen, sondern auf eine faire und friedli-
che Globalisierung setzen. Das ist aus unserer Sicht die
Gestaltungsidee für Gesamteuropa.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr seid doch gegen die Globalisierung!)


Das ist auch die Gestaltungsidee, die die Forschungspo-
litik Europas durchziehen müsste.


(Beifall bei der LINKEN)


Was heißt das jetzt konkret?

Erstens. Ungerechtigkeiten im Bildungssystem, ins-
besondere sozialbedingte, sind abzubauen.

Zweitens. Der europäische Forschungs- und Bil-
dungsraum muss demokratische Mitwirkung ermögli-
chen.

Drittens. Die Themen sind an den zentralen Konflik-
ten und Widersprüchen der Gesellschaft – an der Ar-
beitslosigkeit, der demografischen Entwicklung und der
Armut – auszurichten.

Viertens. Der Wissenstransfer muss neue reale Be-
schäftigungschancen bieten.

Jetzt schauen wir einmal, wie das neue EU-For-
schungsrahmenprogramm herangeht: Als Ziel wird be-
stimmt – es wurde eben schon erwähnt –, Europa als
wissensbasierten, wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraum
zu gestalten. Ich sage: Die Forschungsinvestitionen der
Mitgliedstaaten zu steigern bleibt fragwürdig, solange
ihr kleinster gemeinsamer Nenner vor allem in privat-
wirtschaftlicher Verwertbarkeit besteht.


(Beifall bei der LINKEN)


So verwundert es am Ende nicht, wenn es der For-
schungsförderung auf europäischer Ebene an Leitlinien
für einen europäischen und globalen Integrationsprozess
fehlt. Soziale und ökologische Nachhaltigkeit bleiben
nur unverbindliche Ziele der Forschungsförderung.

Frau Merkel hat unlängst gesagt, sie wolle das Thema
Klimawandel zum Schwerpunkt der EU-Präsidentschaft
machen. Die Forschungsförderung im Bereich Klima-

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(C (D andel ist in diesem Forschungsrahmenprogramm aber ur in Versatzstücken fixiert. Vom Mittelzuwachs profiieren vor allem Hochtechnologien und Verfahrensopti ierungen. Informations-, Kommunikations-, Nano-, roduktionssowie Werkstofftechnologien und nicht zu etzt die Weltraumforschung werden mit rund 15 Miliarden Euro bedacht. Themenund disziplinenübergreifende Forschungen, ie Konzepte zur Bewältigung von sozialen, ökologichen und ökonomischen Problemen erarbeiten könnten, leiben in diesem Programm im Verhältnis zu den andeen Forschungsbereichen krass unterfinanziert. Während m Hightechbereich Milliarden investiert werden, sind ür Geistesund Sozialwissenschaften nur 610 Millioen Euro vorgesehen. Daher sollte die Bundesregierung hre Ratspräsidentschaft nutzen, aus dem deutschen Jahr er Geisteswissenschaften 2007 neue Impulse für die U-Politik zu gewinnen. ch sage ausdrücklich: Wir sollten endlich anfangen, das issenschaftliche Potenzial der Geistesund Sozialwis enschaften für die Erarbeitung dringend benötigter gloaler Gestaltungskonzepte zu nutzen. Ähnliche Defizite gibt es aber auch in anderen Bereihen, etwa im Bereich der Energieforschung. So sind ür erneuerbare Energien nur 400 Millionen Euro vorgeehen. Dagegen werden in die Kernund Fusionsenergie weistellige Milliardenbeträge gesteckt. Was aber ist alenthalben unbestritten? Die Perspektiven erneuerbarer nergien sind vielversprechend. Das gilt nicht für die ernenergie. Die Perspektiven der Fusionsenergie sind öllig offen. Deshalb sagen wir: Hier müssen die Förderrioritäten umgekehrt werden. Die Ökonomisierung der Forschung engt nicht nur die orschung selbst ein. Nein, die Forschung liefert uns issenschaftlich fundierte Alternativen für unsere politi chen Entscheidungen, die wir hier zu fällen haben. Inolgedessen wird es, wenn dort keine Förderung erfolgt, enn dort keine Konzepte entwickelt werden, unseren ebatten und den öffentlichen Debatten immer an Sub tanz fehlen. Deshalb ist diese Entwicklung so dramaisch; das darf die Forschungspolitik auf EU-Ebene nicht gnorieren. Deshalb wenden wir, Die Linke, uns auch so entschieen gegen das neue Sicherheitsforschungsprogramm. s steht exemplarisch für das, was wir kritisieren. Mittel ieses Programms werden in erster Linie nicht etwa zivil ür den Schutz vor Umweltund Naturkatastrophen, sonern einseitig für technologische Forschungen in den ereichen der Terrorismusbekämpfung und der äußeren erteidigung eingesetzt. Die Ergebnisse dieser mit öf entlichen Mitteln, also mit Steuergeldern gewonnenen rkenntnisse werden dann privatwirtschaftlich angeeiget und kommerzialisiert. Es ist völlig logisch, dass mit ieser Ausrichtung der Forschungspolitik am Ende nicht Dr. Petra Sitte viel von den Ankündigungen übrig bleibt, sich auf Prävention und Ursachenbekämpfung zu konzentrieren. Ich will darauf verweisen, dass der Weg, den die Bundesregierung bei der Umverteilung und Strukturveränderung von Instituten jetzt geht, außerordentlich problematisch ist. Da finden sich Institute aus dem Sicherheitsbereich nämlich plötzlich in zivilen Forschungseinrichtungen wieder. Damit verwischen sich letztlich auch die Grenzen zwischen Wehr-, Verteidigungsund ziviler Sicherheitsforschung. Das widerspricht der Beschlusslage des Bundestages. Ich bin sehr gespannt auf die Kabinettsvorlage, die Ende Januar zum nationalen Sicherheitsprogramm der Bundesrepublik Deutschland eingebracht werden wird. Ich will dabei auch auf die Situation der Beschäftigten verweisen. Nachdem sie über Jahre im zivilen Forschungsbereich gearbeitet haben, finden sie sich jetzt unter Umständen in Themen integriert, die eine militärische Ausrichtung haben. Das widerspricht der EU-Charta für Forscherinnen und Forscher. Ich glaube, dass die Bundesregierung sich in diesem Bereich der EU-Position gebeugt hat und dass an dieser Stelle die eigentlich vorhanden gewesenen Widerstände aufgegeben worden sind. Wir können das nicht akzeptieren. Diese Art von Heimatschutz in Deutschland bzw. Europa lehnt die Linke ab. Abschließend sei mit Blick auf die – natürlich auch mediale – Selbstdarstellung zu den Chancen Deutschlands in der Ratspräsidentschaft doch noch einmal an Folgendes erinnert: Es handelt sich um ein turnusmäßiges Ereignis. Jedes Mitgliedsland ereilt das früher oder später, gewollt oder ungewollt. Aus der Diskussion der letzten Wochen konnte man aber den Eindruck gewinnen, als habe Deutschland die Ratspräsidentschaft erobert und sei jetzt in der Lage, für das nächste halbe Jahr das Europawetter vorauszusagen. An 181 Tagen wird die Bundesregierung allein 107 Konferenzen abhalten. Nun hoffe ich sehr, dass diese Ratspräsidentschaft sich am Ende der Zeit nicht auf eine Ratskonferenzschaft reduziert haben wird. Danke schön. Nächste Rednerin ist die Kollegin Krista Sager, Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dass es im 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union zwar nicht so viel Geld gibt, wie viele erhofft haben, aber deutlich mehr als im 6. Forschungsrahmenprogramm, ist zumindest ein Zeichen dafür, dass in Europa das Einvernehmen darüber, wo in Zukunft die Prioritäten liegen müssen, wächst, und das ist ein gutes Signal. N h m h f d w a g d s s v A w s m w l m L u i r s T w d e a n d d r b s l G I m u H E a (C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607600700
Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607600800

Ich finde, dass das Europäische Parlament bei seinen
achbesserungen eine überwiegend gute Rolle gespielt
at. Dass vom Parlament zum Beispiel die Forschungs-
ittel für erneuerbare Energien und Energieeffizienz er-

öht worden sind, hat zwar nicht zu einem Ergebnis ge-
ührt, mit dem wir als Grüne zufrieden sind, aber es hat
och gezeigt, dass das Parlament das Signal setzen
ollte: Wir müssen uns im Angesicht des Klimawandels

n dieser Stelle viel mehr anstrengen. – Auch das ist ein
utes Zeichen gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ein besonderes Augenmerk richtet sich natürlich auf
ie neuen Instrumente. Einen Europäischen For-
chungsrat, der die Exzellenz in der Grundlagenfor-
chung stärken soll, halten auch wir für einen sehr viel
ersprechenden Ansatz. Dass dieser Forschungsrat als
llererstes die Unabhängigkeit besonders guter Nach-
uchswissenschaftler stärken und fördern will, ist erfri-

chend und steht im Gegensatz zu der Kleinmütigkeit,
it der hier in Deutschland die Juniorprofessur gefördert
orden ist. Dabei waren wir viel zu lange viel zu zöger-

ich. Es ist gut, dass die europäische Ebene uns zeigt: Da
üssen wir in Zukunft einen Schwerpunkt setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie gut dieser Forschungsrat sein wird, wird in erster
inie davon abhängen, ob er tatsächlich von nationalen
nd wissenschaftlichen Lobbyistengruppen unabhängig
st. Das muss er unter Beweis stellen. Da wird es nicht
eichen, wenn er sagt, seine Entscheidungen seien wis-
enschaftsgeleitet. Dabei sind wirklich Evaluation und
ransparenz gefragt. Daran wird am Ende seine Glaub-
ürdigkeit hängen.

Ausgesprochen kritisch sehen wir die Diskussion um
as sogenannte Europäische Technologieinstitut. Es ist
rst einmal gut, dass eine europäische Sondergründung
uf der grünen Wiese abgewehrt worden ist. Das aber ist
ur ein schwacher Trost, erkennt man jetzt doch: Mit
iesem Namen soll um jeden Preis etwas umgesetzt wer-
en, ohne dass ein glaubwürdiges Konzept erkennbar ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich stehe einem Top-down-Ansatz, dass also auf eu-
opäischer Ebene entschieden wird, wo in Europa die
esten Ressourcen hinsichtlich Ausbildung und For-
chung auf einem Gebiet zusammengezogen werden sol-
en, sehr skeptisch gegenüber. Ich sehe darin eher einen
egensatz zum Europäischen Forschungsrat und zu den

nstrumenten des 7. Forschungsrahmenprogrammes. Für
ich entsteht hier ein großes Tummelfeld für nationale

nd industrielle Lobbyistengruppen. Auch die deutschen
ochschulen finden es ausgesprochen dubios, dass diese
inrichtungen nicht nur die Forschung fördern, sondern
uch Abschlüsse erteilen sollen.






(A) )



(B) )


Krista Sager
Wir müssen uns auch einmal fragen, wie sich
Deutschland im europäischen Rahmen selbst aufgestellt
hat. Wir haben gerade entschieden, dass die Bundesre-
gierung hinsichtlich Lehre und Studium weder auf der
nationalen noch auf der europäischen Ebene ein Wort
mitreden soll. Auf der europäischen Ebene gibt es dem-
gegenüber eine Tendenz in Richtung Top-down-Ent-
scheidungen. Europäische Einrichtungen, die Forschung
und Lehre betreffen, sollen jetzt platziert werden. Da
gibt es eindeutig eine Schieflage. Wir müssen im zwei-
ten Teil der Föderalismusreform zusehen, dass dieses
Land auf den Gebieten Bildung und Wissenschaft wie-
der an Boden gewinnt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Über die embryonale Stammzellforschung haben
wir in letzter Zeit durchaus widersprüchliche Meldungen
vernommen. Im zweiten Erfahrungsbericht zum Stamm-
zellgesetz hat die Bundesregierung eindeutig gesagt,
dass sich das Stammzellgesetz in Deutschland bewährt
hat. Andererseits heißt es, man könne sich Veränderun-
gen dieses bewährten Gesetzes durchaus vorstellen, und
die Bundesministerin sagt, dass wir eigentlich von der
embryonalen Stammzellforschung wegmüssen.

In den letzten Monaten ist immer wieder gesagt wor-
den – ich finde diesen Versuch bemerkenswert –: Wenn
das 7. Forschungsrahmenprogramm startet, verändern
sich die Regelungen; dann müssen wir in Deutschland
mit einer Veränderung unseres Stammzellgesetzes nach-
ziehen. Jetzt können wir feststellen: Die Regelungen für
das 7. Forschungsrahmenprogramm sind die gleichen
wie die, die für das 6. Forschungsrahmenprogramm gal-
ten. Es wird sogar gesagt, die Kommissionserklärung sei
eine Verschärfung. Frau Schavan, wir erwarten, dass Sie
dem Druck und den falschen Behauptungen weiterhin
Widerstand entgegensetzen.

Frau Pieper, ich glaube nicht, dass wir einen Markt
für den Handel mit weiblichen Eizellen brauchen. So
eine Art von Marktwirtschaft wünsche ich mir nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Das ist doch etwas, was gar nicht gefordert wurde! – Cornelia Pieper [FDP]: Haben Sie sich einmal mit dem wissenschaftlichen Ansatz auseinandergesetzt? Fragen Sie die DFG! – Ulrike Flach [FDP]: Zuhören, Frau Sager!)


Eine solche Entscheidung darf sich die Gesellschaft auch
nicht mit dem Verweis auf die Forschungsfreiheit abneh-
men lassen.

Schlechte Karrierechancen von Frauen haben uns
schlechte Kritiken eingebracht, nicht nur von internatio-
nalen Gutachtern. Wir geraten auch auf europäischer
Ebene ins Hintertreffen. Wir sehen, dass wissenschaftli-
che Kommissionen und Entscheidungspanels streng ge-
schlechtergerecht zusammengesetzt werden. Wenn es für
deutsche Wissenschaftlerinnen so schwierig ist, sich zu
positionieren, dann haben wir auf europäischer Ebene
das Nachsehen gegenüber den Skandinaviern und den
Niederländern. Ich finde es gut, dass uns die europäische
Ebene widerspiegelt, dass wir in Deutschland auf diesem

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(C (D ebiet viel mehr tun müssen. Leider hat sich die Bunesregierung selbst die Hände gebunden, hier etwas voanzubringen, um die Chancen von Frauen in der Wisenschaft zu verbessern. Auf diesem Gebiet müssen wir ringend etwas tun. Das Wort erhält nun der Kollege Carsten Müller für ie CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607600900


Carsten Müller (CDU):
Rede ID: ID1607601000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben

on den Rednern der Oppositionsfraktionen eben aller-
and forschungspolitische Einsprengsel gehört. Das
ernthema, um das wir uns heute bemühen sollten,
urde allerdings nur am Rande gestreift. Es geht hier um
as 7. Forschungsrahmenprogramm. Man kann sich das
it der Formel „drei mal sieben“ – Arend Oetker hat es

or wenigen Tagen in Bonn so formuliert – sehr einfach
erken: Im Jahr 2007 startet mit einer Laufzeit von sie-

en Jahren das 7. Forschungsrahmenprogramm. Dann
elingt es einem auch, das Thema konsequenter anzuge-
en.

54 Milliarden Euro werden in den nächsten sieben
ahren für Forschung und Entwicklung durch die EU
erausgabt. Das sind rund 60 Prozent mehr, als der Mit-
elansatz im Vorgängerprogramm betrug. Wir haben es
u Beginn der deutschen Ratspräsidentschaft mit einem
egelrechten Stakkato von forschungspolitischen Rich-
ungsentscheidungen zu tun. Das 7. Forschungsrahmen-
rogramm startet im Januar, und der Europäische For-
chungsrat nimmt seine Tätigkeit im Februar auf. Darauf
reuen wir uns. Das zeigt, dass die Europäische Union
as richtige Ziel ins Visier genommen hat.

Es geht im Kern um die Erreichung der Lissabon-
iele, also darum, gemessen am Bruttoinlandsprodukt
Prozent für Forschung und Entwicklung aufzuwenden.
as Ganze ist kein Selbstzweck, so wie es beispiels-
eise die Kollegin Sitte glauben machen wollte, sondern

s geht im Kern um nichts anderes als um die Schaffung
on Wirtschaftskraft, die in die Schaffung von Arbeits-
nd Ausbildungsplätzen in der Europäischen Union
ünden soll.

Deutschland hat heute einen F-u-E-Anteil von rund
,5 Prozent. Damit liegen wir im europäischen Vergleich
elativ gut. Der europäische Durchschnitt beträgt 1,8 Pro-
entpunkte. Wenn wir allerdings das Ziel vor Augen ha-
en – wir wollen 3 Prozent erreichen –, wissen wir alle,
ass wir noch eine Menge zu tun haben. Weltweit liegt
eutschland bedauerlicherweise derzeit nur auf Platz
eun – hinter den USA, hinter Japan.

Wir müssen, um dieses Ziel zu erreichen, eines unbe-
ingt sicherstellen, nämlich private Forschungs- und
ntwicklungsinvestitionen anreizen.


(Cornelia Pieper [FDP]: Was macht denn die Forschungsprämie?)







(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)

Mein Vorredner René Röspel hat dies betont und insbe-
sondere die Ministerin hat es sehr präzise herausgearbei-
tet: Es geht darum, dass nicht nur öffentliche Mittel für
Forschung und Entwicklung verausgabt werden, sondern
wir erwarten ein erhebliches Engagement der Privat-
wirtschaft. Von dieser Stelle soll eine Aufforderung an
die Privatwirtschaft ausgehen, diese Mittel tatsächlich zu
investieren. Sie werden sehen, dass es zu einer enormen
wirtschaftlichen Entwicklung kommen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben mit der positiven Begleitung des 7. For-
schungsrahmenprogrammes durch die Große Koalition
ein weiteres Mal untermauert, dass Forschung und Ent-
wicklung im Fokus der Großen Koalition stehen. Am
Montag dieser Woche fand in Bonn die Auftaktkonfe-
renz zum 7. Forschungsrahmenprogramm statt. Diese
war weltweit beachtet, und sie wurde europaweit beson-
ders gut aufgenommen. Eine Vielzahl von europäischen
Teilnehmern hat dieses Rahmenprogramm auf den Weg
gebracht. Forschungskommissar Potočnik hat dort in Be-
zug auf den weltweiten Forschungswettbewerb zur Rolle
Deutschlands – darum geht es heute hier – gesagt, unser
Land sei der Schlüsselpartner im „Team Europe“. Das
können wir vonseiten der Union nur unterstützen. Ich
will das Bild wie folgt ausmalen: Das 7. Forschungsrah-
menprogramm ist sozusagen die Spielaufstellung, und
Deutschland sollte nach unserem Dafürhalten Spielfüh-
rer im Team Europe sein, wenn es um das Voranbringen
von Forschung und Entwicklung in Europa geht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das hat seine tatsächliche Berechtigung. Denn schon
im Vorgängerprogramm waren an mehr als 80 Prozent
aller Programme deutsche Forscherinnen und Forscher
beteiligt. Wichtige Bausteine für den Erfolg des 7. For-
schungsrahmenprogrammes sind Kontinuität und Bere-
chenbarkeit, beispielsweise gewährleistet durch die
lange Laufzeit, aber auch die Vereinfachung beim Zu-
gang zu den Verfahren. Wir wollen wenig Bürokratie,
wir wollen einfache, schnell durchschaubare Verfahren,
um zu erreichen, dass sich insbesondere kleine und mit-
telständische Unternehmen künftig viel stärker als bis-
lang am europäischen Forschungsrahmenprogramm be-
teiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Denn gerade dort, so haben wir festgestellt, sind Arbeits-
und Ausbildungsplätze am ehesten zu schaffen.

Die vier wesentlichen Hauptüberschriften – neben
dem Euratomprogramm – sind bereits genannt worden.
Es geht hier – ich fasse es kurz zusammen – um das Pro-
gramm Zusammenarbeit, um das Programm Ideen, um
das Programm Menschen und schließlich um das Pro-
gramm Kapazitäten.

Aus der thematischen Schwerpunktsetzung will ich,
um einige Anmerkungen des Kollegen Röspel aus einer
anderen Sichtweise zu beleuchten, zwei Themen auf-
greifen:

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(C (D Das erste ist das Thema Sicherheitsforschung. Hier aben wir eine durchaus andere Auffassung als die SPDraktion. Wir sind der festen Überzeugung, dass Sichereitsforschung ein Kernbedürfnis der Bevölkerung in eutschland und in Europa ist. an geht, wie ich glaube, durchaus fehl, wenn man das ur auf terroristische Bedrohungen reduziert. Eine Vielahl von Themen wird unter dieser Überschrift bearbeiet. Es geht zum Beispiel auch um den Umgang mit Naurkatastrophen und innere Sicherheit im Allgemeinen. Das zweite wichtige Thema, das ich herausheben öchte, ist die Energieforschung. Hier ist ein durchaus usgewogener Mix der verschiedenen Forschungsbereihe vorhanden. Die Forschung an erneuerbaren Energien ird mit genauso großem Aufwand unterstützt wie zum eispiel die Fusionsforschung – auch das ist ein wichtier Punkt – und kerntechnische Sicherheitsforschung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch habe mich schon ein wenig darüber gewundert, dass
ie Kollegin Dr. Sitte, als sie in ihren Ausführungen auf
en letzten Punkt abhob, die Notwendigkeit der kerntech-
ischen Sicherheitsforschung etwas in Abrede stellte.
ir können die Wichtigkeit dieser Forschung allein

chon daran erkennen, wenn wir uns vor Augen führen,
elche atomaren Hinterlassenschaften eine SED-ge-

ührte DDR hinterlassen hat. Wir haben mit diesen Lasten
eute noch zu kämpfen.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr guter Hinweis!)


ch glaube, das Geld ist in atomare Sicherheitsforschung
ut investiert, zum einen für den Umgang mit den Hin-
erlassenschaften, zum anderen auch zur Eröffnung mög-
icher neuer Perspektiven.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, die ersten Ausschreibun-
en sind gelaufen. Die ersten Informationsveranstaltun-
en waren gut besucht. Ich habe mich davon selber über-
eugt. Bei der Auseinandersetzung mit der Struktur des
rogramms werden Sie festgestellt haben, dass im Jahre
009 keine zusätzlichen Ausschreibungen laufen. Die
nionsfraktion hält es für angezeigt, diese Zwischen-

tappe dafür zu nutzen, um zu evaluieren und zu erkun-
en, ob es uns gelungen ist, kleine und mittelständische
nternehmen stärker für Forschung und Entwicklung zu
egeistern. Begeisterung ist nämlich genau das, was wir
m Wesentlichen mit dem 7. Forschungsrahmenpro-
ramm und auch den flankierenden Maßnahmen der
undesregierung – 6-Milliarden-Programm, Hightech-

trategie – erreichen wollen. Wir wollen junge Men-
chen dafür begeistern, sich für entsprechende Berufe in
orschung und Entwicklung und damit für naturwissen-
chaftlich-technische Ausbildungen zu interessieren.
ur dann gelingt es uns, unseren Spitzenplatz in der
elt zu verteidigen und auszubauen.

Schließen möchte ich mit einem Zitat des EU-For-
chungskommissars, der am Montag davon sprach, fol-






(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)

gendes Schlagwort den jungen Menschen zu Gehör zu
bringen: „Science can be cool“ – Forschung kann cool
sein. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns nicht
kleinkariert sein, sondern am besten in Zusammenarbeit
aller Fraktionen dazu beitragen. Hierzu fordere ich Sie
auf. Sie können einen ersten Schritt tun, indem Sie dem
Unionsantrag zum 7. Forschungsrahmenprogramm zu-
stimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607601100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Swen Schulz,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1607601200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es handelt sich um einen Koalitionsantrag, lie-
ber Kollege Müller, um das noch einmal klarzustellen.


(Cornelia Pieper [FDP]: Richtig! Habe ich auch gerade festgestellt! – Jörg van Essen [FDP]: Was er gesagt hat, war sehr vernünftig!)


Die aktuelle europapolitische Diskussion macht deut-
lich, dass wir für die europäische Integration neue Im-
pulse benötigen. Viele Menschen haben verinnerlicht,
dass Europa ein historisches Projekt ist vor dem Hinter-
grund der Geschichte von Krieg, Leid und Tod. Doch
Frieden und gefallene Grenzbäume sind für viele selbst-
verständlich geworden. Die Leute fragen heute genauer
nach dem Nutzen und sind besorgt über mögliche Nach-
teile der Europäischen Union.

Es geht nun um andere Fragen; das sehe ich ganz ähn-
lich wie die Kollegin Sitte. Wir brauchen neue Ideen für
Europa. Was eignet sich dafür besser als gemeinsame
Bildung und Forschung? Gemeinsam können wir erfolg-
reicher sein bei Innovationen. Gemeinsam können wir
die Wirtschaft stärker ankurbeln und Arbeitsplätze
schaffen. Das ist aber, lieber Kollege Müller, nicht alles.
Mit gemeinsamer Forschung können wir die Dinge
leichter verändern und das Leben der Menschen verbes-
sern, indem wir zum Beispiel die Energieversorgung
vernünftig organisieren, die Umwelt schützen und kran-
ken Menschen helfen. Das 7. Forschungsrahmenpro-
gramm trägt dem Rechnung. Wir wollen und wir werden
unseren Teil dazu beitragen, dass europäische Forschung
die Gesellschaft voranbringt.


(Beifall bei der SPD)


Darum ist es auch wichtig, dass wir nicht wahllos in
Technologie investieren. Das muss vielmehr mit Sinn
und Verstand passieren. Dafür benötigen wir die Geistes-
und Sozialwissenschaften.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


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(C (D ir brauchen eine Einschätzung von gesellschaftlichem edarf an Technologie, eine verantwortungsbewusste issenschaft; ein Verständnis der Kulturen ist nötig soie Konzepte zur Vorbeugung und zur Beilegung von onflikten. Ich möchte auch betonen: Die Geistesund ozialwissenschaften tragen erheblich zum Wirtschaftsachstum und zum Arbeitsmarkt bei. Deshalb ist es ichtig, dass in der EU die Geistesund Sozialwissenchaften gestärkt werden. Ich danke der Bundesregieung, ich danke der Ministerin dafür, dass sie darauf beonderen Wert legt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Gerade Deutschland hat als zentral gelegenes Land
it vielen Nachbarn und als Exportnation ein vitales In-

eresse an europäischer Zusammenarbeit. Das gilt auch
ür die Wissenschaft. Darum wollen wir auch, dass in
en neuen Mitgliedstaaten Strukturen und Kompeten-
en aufgebaut werden. Gleichzeitig ist wichtig, dass die
orschungsmittel ausschließlich nach Exzellenz und
icht nach regionalem Proporz vergeben werden.

Die Frage, die sich dann stellt, ist: Wie erhalten die
rmeren Mitgliedstaaten in dem Wettbewerb überhaupt
ine Chance? So, wie wir in Deutschland einen fairen
ettbewerb zwischen den Bundesländern organisieren
üssen, ist das auch in Europa nötig. Um das zu errei-

hen, müssen die Mittel, die für die Regionalförderung
orgesehen sind, in erheblichem Maße in den Aufbau
er Bildungs- und Forschungslandschaft der neuen Mit-
liedstaaten gesteckt werden, damit sie möglichst
chnell aufschließen und die europäische Wissenschaft
tärken. Auf lange Sicht wird es uns runterziehen, wenn
uropa geteilt bleibt und die eine Hälfte lediglich Bitt-
teller ist. Ich freue mich sehr, dass die Bundesregierung
as erkannt hat und eine entsprechende Politik voran-
reibt. Sie hat da unsere volle Unterstützung.


(Beifall bei der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir können
ns alle schönen Überlegungen, Investitionen in For-
chung sowie die verschiedenen Programme und Pro-
ekte sparen, wenn wir eines vernachlässigen, nämlich
ie Menschen zu fördern. Auch das ist gerade mit Blick
uf die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissen-
chaftler im 7. Forschungsrahmenprogramm aufgenom-
en durch die Marie-Curie-Maßnahmen, durch die
tipendien, die Mobilitätsförderung, durch den Europäi-
chen Forschungsrat und anderes mehr.

Doch bevor das jetzt ausschließlich eine reine Lo-
eshymne auf die EU wird, möchte ich zwei Dinge kri-
isch ansprechen.

Erstens. Trotz der enormen Budgetsteigerung für die
orschung gibt die EU immer noch zu viel für die fal-
chen Prioritäten aus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


ch nenne aus Zeitgründen nur die Stichworte „Land-
irtschaft“ und „Atomenergie“.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

Zweitens: das EIT, das Europäische Technologieinsti-
tut; das wurde schon angesprochen. Ehrlich gesagt, er-
schließt sich mir das Konzept nicht so recht. Die Bun-
desregierung hat dankenswerterweise schon dazu
beigetragen, das Schlimmste zu verhindern, dass näm-
lich das Institut quasi auf die grüne Wiese gestellt wird.
Aber ich frage mich auch: Was soll das neue Konzept
des Netzwerkes bringen? Woher sollen die Milliarden
dafür kommen? Ich habe die herzliche Bitte an die Bun-
desregierung für die Ratspräsidentschaft, aber auch da-
rüber hinaus: Passen Sie ganz besonders auf dieses
Thema auf, passen Sie auf, dass da kein Unfug ge-
schieht.

Die Gesamtbilanz der EU-Forschungspolitik ist aber
positiv. Die Bundesregierung hat wesentlich dazu beige-
tragen. Der Koalitionsantrag macht das im Einzelnen
deutlich und setzt die richtigen Akzente für die künftigen
Herausforderungen.

Lassen Sie mich zum Schluss sagen: So wichtig und
hilfreich Europa ist, wer glaubt, dass die nationalen An-
strengungen vernachlässigt werden können, begeht ei-
nen schweren Fehler. Unsere Hausaufgaben müssen wir
schon in Deutschland machen.


(Beifall bei der SPD)


Die Regierungskoalition zeigt mit der Hightechstrategie,
dem 6-Milliarden-Programm und vielen anderen
Initiativen, wie das geht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607601300

Hans-Josef Fell ist der nächste Redner für die Frak-

tion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607601400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Forschung und Wissenschaft sollen und können
entscheidende Beiträge zur Lösung aktueller Probleme
liefern. Zu Recht wurden sie deshalb in den Mittelpunkt
der Lissabonstrategie gestellt, mit dem Ziel, Ausgaben in
Höhe von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die
Forschung anzustreben.

Die Aufgaben liegen klar auf der Hand und sind in
der Lissabonstrategie aufgezeigt worden: Beschäftigung,
Wettbewerb, Umweltschutz, Klimaschutz und einiges
mehr.

Eine Erhöhung der Forschungsmittel ist mit dem
7. Forschungsrahmenprogramm durchaus gelungen.
Doch zur Erreichung des 3-Prozent-Ziels wäre mehr not-
wendig und auch mehr möglich gewesen.


(Beifall der Abg. Cornelia Pieper [FDP])


Wer hat das verhindert? Auf dem Finanzgipfel war es
eine der ersten Handlungen von Kanzlerin Merkel, einen
Finanzplan vorzulegen, um diese Finanzmittel im Hin-
blick auf den Vorschlag von Potočnik zu verringern. Das

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(C (D ar beim wichtigen Ziel der Forschung eine Fehlleisung und ein Fehlstart der Bundesregierung. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Doch es ist nicht nur mehr Geld für die Forschung
ichtig – es ist gut, dass mehr Geld zur Verfügung ge-

tellt wurde –, sondern es ist auch wichtig, wofür das
eld ausgegeben wird. Es sind durchaus gute und wich-

ige Maßnahmen vorgesehen, beispielsweise in den Be-
eichen Gesundheit, Nanotechnologie, Geistes- und
ozialwissenschaften, Informationstechnologie und Um-
eltforschung.

Aber ich stimme meinem Kollegen Swen Schulz zu:
s gibt auch deutliche Defizite und Fehlinvestitionen.
enn wir uns beispielsweise die Arbeitsplatzsituation

nschauen – die Schaffung von Arbeitsplätzen ist
chließlich ein wichtiges Ziel, das mit der Forschung
erfolgt werden soll –, stellen wir fest: Die Stütze für die
chaffung von Arbeitsplätzen in Europa ist der Mittel-
tand. Im 7. Forschungsrahmenprogramm ist bei der

ittelstandsunterstützung allerdings kein Schwerpunkt
esetzt worden. Beispiel: Maschinenbau. Wo wird diese
ranche erwähnt? Sie ist eine große Stütze der europäi-

chen Wirtschaft. Im 7. Forschungsrahmenprogramm:
ehlanzeige. An dieser Stelle wird es seinen Aufgaben
icht gerecht.

Beispiel: Ernährung. Wir alle wissen, wie wichtig die
rnährungssicherung ist, und wie wichtig es ist, eine
innvolle Ernährungspolitik anzustreben. Aber worauf
ird im 7. Forschungsrahmenprogramm gesetzt? Hier
aben sich die Interessen der Agro-Gentechnik durchge-
etzt und nicht diejenigen der biologischen Landwirt-
chaft und des Verbraucherschutzes. Allerdings sind
lle diese Interessen wichtig. Statt neue Arbeitplätze zu
chaffen – bisher ist die Agro-Gentechnik sehr erfolglos –,
at Ihr Vorgehen in diesem Bereich zur Inakzeptanz der
evölkerung geführt. Obwohl die biologischen Lebens-
ittel boomen, finden sie im 7. Forschungsrahmenpro-

ramm keine Unterstützung.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Klima- und Energieversorgungsprobleme sind in aller
unde. Hier versagt das 7. Forschungsrahmenpro-

ramm fast völlig. Insgesamt werden zusammen mit den
uratommitteln, die gleichzeitig verabschiedet werden,
Milliarden Euro für die völlig erfolglosen Kernspal-

ungen und Kernfusionen bereitgestellt. Im Vergleich
azu – Frau Sitte hat das schon gesagt – werden für
rneuerbaren Energien und Energieeffizienz nicht
inmal 1 Milliarde Euro zur Verfügung gestellt. Das ist
ine grandiose Differenz.

Betrachten wir einmal die Vergangenheit: In der
ECD wurden die Mittel für die öffentliche Energiefor-

chung 50 Jahre lang zu 80 Prozent für Kernspaltung
nd Kernfusion eingesetzt. Das Ergebnis ist beschä-
end: 2,5 Prozent der Weltenergienachfrage werden

urch diese Technologien abgedeckt, durch Kernfusion
ar nichts.


(Ulrike Flach [FDP]: Doch! Oh doch!)







(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell
Das wird auch in den nächsten 50 Jahren so bleiben.
Dennoch wurden die Schwerpunkte erneut an dieser
Stelle gesetzt. Das ist eine grandiose Fehlleistung.

Als es um diesen Vorschlag von Potočnik ging, gab es
vonseiten der Bundesregierung keinen Widerspruch.
Auch die beiden großen Fraktionen haben sich nicht für
eine Erhöhung der Mittel für die erneuerbaren Energien
und für die Energieeffizienz eingesetzt. Lediglich das
EU-Parlament – meine Kollegin Krista Sager hat das
schon erwähnt – hat sich hier wenigstens ein Stück weit
in diese Richtung bewegt und Verbesserungen vorge-
schlagen. Auch Umweltminister Gabriel hat sich nicht
dafür eingesetzt.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das stimmt doch alles gar nicht!)


Seine Rhetorik für erneuerbare Energien war eine reine
Fehlanzeige. Es gab keine Investitionen und keine Maß-
nahmen auf EU-Ebene, diese Fehlallokation im 7. For-
schungsrahmenprogramm zu korrigieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich hoffe, das wird sich in Zukunft ändern. Wir brau-
chen eine Erhöhung der Mittel für Forschung und Ent-
wicklung, für die erneuerbaren Energien, für die biologi-
sche Landwirtschaft und für den Mittelstand. Es liegen
noch viele Aufgaben vor uns, die noch nicht erfüllt sind,
die aber einer Erfüllung harren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607601500

Ich erteile das Wort der Kollegin Ilse Aigner, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1607601600

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Am
1. Januar dieses Jahres ist das 7. Forschungsrahmenpro-
gramm in Kraft getreten, das Herzstück europäischer
Forschungspolitik. Wir haben heute schon viel über die
Strukturen und die Neuerungen gehört. Ich möchte des-
halb etwas Grundsätzliches zur europäischen For-
schungspolitik sagen.

Das Motto der deutschen EU-Ratspräsidentschaft lau-
tet: „Europa gelingt gemeinsam“. Die Herausforderung
ist groß. Am 1. Januar dieses Jahres ist die EU auf
27 Mitgliedstaaten angewachsen, ist noch unterschiedli-
cher, noch vielstimmiger geworden. Ist die Forschungs-
politik nun genau das Feld, dem wir uns zuvorderst wid-
men sollten? Ich sage: Ja. Erfolg oder Scheitern Europas
werden von keinem Bereich so abhängen wie von Bil-
dung, Wissenschaft und Innovationen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Forschung und Wissenschaft halten Europa zusam-
men, sie sind Teil seiner Identität und seiner Zukunft.
Wissenschaftler und Ingenieure bauen ebenso an dem
gemeinsamen Haus Europa wie Politiker und Unterneh-

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(C (D er. Heute gibt es in Europa mehr wissenschaftliche nstitute, Hochschulen und Laboratorien als Burgen, chlösser und Museen. Auch die Wissenschaft prägt die ulturelle Landschaft unseres Kontinents. Europa ist die iege der modernen Wissenschaft. Sie ist eine zutiefst uropäische Errungenschaft, von den Anfängen griechicher Philosophie über die Aufklärung bis in die heutige eit. Forschung und Wissenschaft haben wir eindeutig auf er positiven Seite zu verzeichnen. Über Kriege und Krien hinweg haben Kooperationen in Wissenschaft und orschung Europa immer wieder zusammengeführt. Der emeinsame Forschungsund Hochschulraum war früer eine Selbstverständlichkeit. Es gibt kaum eine große orscherpersönlichkeit – stellvertretend seien Alexander on Humboldt und Justus von Liebig genannt –, die icht in Europa zu Hause gewesen wäre. Dieses Erbe üssen wir wieder neu gewinnen und erarbeiten. Unsere eiche wissenschaftliche Vergangenheit ist kein Grab der eschichte, sondern eine Schatzkammer, aus der wir chöpfen können. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Europa ist mehr als eine Subventions-/Umvertei-
ungsgemeinschaft. Wir brauchen eine Leitvorstellung
on der Zukunft Europas, seinem Platz und seinem Bei-
rag für die Fortentwicklung der Menschheit. Leistungen
n Forschung und Wissenschaft sowie Innovationen ge-
ören unverzichtbar dazu. Die europäische Forschungs-
olitik hat seit der Gründung der Gemeinschaft immer
ehr an Bedeutung gewonnen. Bereits im Vertrag der
uropäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl ist sie
rwähnt, und im Euratomvertrag spielte sie von Anfang
n eine große Rolle.

Das erste Forschungsrahmenprogramm startete 1984.
eit der Einheitlichen Europäischen Akte 1987 ist Eu-
opa auch vertraglich eine Forschungs- und Technolo-
iegemeinschaft. Dieser Vertrag verpflichtet die Union,
ie wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen
er Wirtschaft zu stärken und dadurch ein hohes Maß an
nternationaler Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Mit der
m Jahr 2000 verabschiedeten Lissabonstrategie kommt
er Forschung die zentrale Rolle in Europa zu.

Das 7. Forschungsrahmenprogramm ist ein riesengro-
er Schritt nach vorne. Der European Research Council
st für die europäische Forschungsförderung eine Revo-
ution. Wir sind stolz, dass er nach dem Modell der DFG
onzipiert ist. Ich darf anmerken, dass unser Professor
innacker, als langjähriger Präsident der DFG ein erfah-

ener Mann, als Erster an der Spitze des ERC steht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir wollen aber keine zentralistische europäische
orschungspolitik; das ist trotz der Stärkung des Ge-
einschaftsprogramms nicht unser Ziel. Wir setzen auch

n der Forschungspolitik auf das Subsidiaritätsprinzip.
ie Aufgabe der EU-Forschungspolitik ist es, aus dem
ielfältigen Mosaik der nationalen Forschungspolitiken
in stimmiges Bild zu machen, sie muss Synergien frei-






(A) )



(B) )


Ilse Aigner
setzen und einen Mehrwert erzeugen. Wenn wir mit un-
serem Modell der EU-Forschungspolitik Erfolg haben
wollen, kommt es entscheidend auf zwei Dinge an:

Erstens. Es kommt auf die Qualität an. Die EU-For-
schungspolitik muss spitze sein. Das Forschungsrah-
menprogramm ist ein Exzellenzinstrument, keine Gieß-
kanne und kein Mittel zur Regionalentwicklung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Exzellenz ist existenziell für unseren Erfolg.

Zweitens. Es kommt auf die Mitgliedstaaten an. Sie
müssen mitziehen und auch national deutlich mehr in-
vestieren. Deutschland ist mit der Hightechstrategie Vor-
reiter in Europa. Sie ist genau abgepasst und komple-
mentär zu den europäischen Aktivitäten. Wir werden
unsere EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um unsere Part-
ner in Europa für die Hightechstrategie zu gewinnen und
sie mitzureißen. Wir wollen zahlreiche Nachahmer fin-
den, um die Zukunft Europas mit zündenden Ideen zu
gestalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607601700

Das Wort erhält nun der Kollege Dieter Grasedieck,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dieter Grasedieck (SPD):
Rede ID: ID1607601800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Unser Präsident sprach zu Beginn von Harmo-
nie. Wir sehen, dass Harmonien im Parlament eigentlich
nur Schlaglichter sind. Ich dachte, dass die Opposition
zu diesem Antrag grundsätzlich sagen würde: Das ist
gut, wir hätten es nicht besser machen können. – Danach
hätte man ja die Gründe nennen können. Das wäre gut
gewesen. Aber: Absolute Fehlanzeige!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Man darf die Opposition nicht überschätzen!)


Die eigentliche Botschaft dieses Programms – das hat
unter anderem auch Carsten Müller angesprochen – lau-
tet: Team Europe. Mit einer gemeinsamen EU-For-
schung gewinnen wir unsere Zukunft. Hier müssen wir
einen Schwerpunkt setzen. Visionen und neue kreative
Ideen entstehen durch Gespräche, Austausch und Zu-
sammenarbeit. Dadurch können sehr viele neue Pro-
dukte entwickelt werden. Das ist das Ziel. Auf der einen
Seite brauchen wir eine innovative Forschung, und auf
der anderen Seite brauchen wir natürlich auch innovative
Produktionen. Die Zeit zwischen diesen zwei Polen
muss verkürzt werden. Das ist auch ein wichtiges Ziel,
das mit diesem EU-Forschungsrahmenprogramm ver-
folgt wird. Es muss hier in Europa in der Zukunft zügi-
ger laufen. Dadurch werden natürlich Arbeitsplätze ab-
gesichert. An den verschiedensten Stellen waren wir
dabei ganz sicher bereits erfolgreich.

Schauen Sie sich einmal die Regionen und die Zu-
sammenarbeit dort an, zum Beispiel die Verbindung von

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(C (D achen und Belgien sowie den Niederlanden. Dabei haen nicht allein die Hochschulen zusammengearbeitet. er Mittelstand war daran natürlich auch beteiligt. Das oll innerhalb dieses Forschungsrahmenprogramms auch erausgearbeitet werden. Die eigentliche Zielsetzung ist, ass sich das genau so entwickeln wird. Europa und Deutschland waren dabei erfolgreich. ies gilt trotz aller Turbulenzen aufgrund von Airbus in er letzten Zeit auch für den Bereich der Luftund aumfahrt. Wir haben hier viel erreicht. Hier entstehen iele neue Arbeitsplätze, die für die Zukunft natürlich bzusichern sind. Nach Aussage der Wissenschaftler ird es bis 2020 zu einer Verdopplung des Luftverkehrs ommen. Wenn das wirklich so kommt, dann werden der ittelstand und auch die Kleinbetriebe natürlich davon rofitieren. Die Spitzentechnologien müssen sich weiterntwickeln. In diesem Zusammenhang kann man auch noch Ariane ennen. Mehrere Satelliten mit einem Gesamtgewicht on 8,3 Tonnen sind im vergangenen Jahr mit ihr in den eltraum gebracht worden. Das ist ein europäisches rodukt. Deutschland hat davon natürlich profitiert. uch die Satellitenforschung, die ich am Rande mit auf ühre, war ein Erfolgsmodell hier in Deutschland, bei em der Maschinenbau genauso wie die Elektrotechnik it im Boot waren. Das werden wir durch dieses EUorschungsrahmenprogramm auch weiterhin betreiben. ies ist eine wichtige Zielsetzung. Wir haben hier noch iel zu tun. Ich nenne zum Beispiel die Navigation für linde, die in der kommenden Zeit weiterentwickelt erden soll. Im EU-Forschungsrahmenprogramm wird ein weiteer Schwerpunkt bei der Energietechnologie gesetzt. ier kann man die Energieeffizienz herausstellen. Wir paren nicht nur Strom bzw. Energie, wir reduzieren naürlich auch den CO2-Ausstoß. Auch das ist ein ganz ichtiger Punkt für die Zukunft, der von vielen bereits enannt worden ist. Durch die Energieeffizienz und die orschung in diesem Bereich schaffen wir natürlich iele Arbeitsplätze. Wir können einen Exportschlager daraus machen. Das ntwickelt sich ja auch schon entsprechend. China und ussland brauchen hier Unterstützung. Die russischen issenschaftler sagen, dass man in Russland 40 Prozent er Energie einsparen kann. Unsere Industrie arbeitet auf iesem Gebiet natürlich schon intensiv. Auch die erneuerbaren Energien sind ein Exportschlaer in Deutschland. Wir müssen die Kraftwerkstechnoloie in der kommenden Zeit weiterentwickeln. In Bezug uf CO2-freie Kraftwerke gibt es drei Modelle. Das muss erstärkt werden. Da müssen wir zusammenarbeiten, uch mit den anderen Ländern in Europa. Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist aber uch schon angesprochen worden, dass nicht nur die echnik unterstützt wird. Auch die Pädagogik, die Erzieungswissenschaften werden einbezogen. Zum Beispiel oll das E-Learning in der Bildung, in der Lehre als aditives Element eingebaut werden. E-Learning-Elemente Dieter Grasedieck sollen den Präsenzunterricht in Form der Vorlesung an der Hochschule oder in der Schule ergänzen. Auch hier muss die Frage gestellt werden: Können wir – das ist ja ein wichtiges Ziel – die Qualität der Bildung durch solche Maßnahmen steigern? Auch da wird das EU-Forschungsrahmenprogramm helfen und unterstützen. 80 Prozent aller Projekte werden im Übrigen von unseren Wissenschaftlern begleitet. Auch dadurch schaffen wir Arbeitsplätze. Zusammenfassend kann man sagen: Das EU-Forschungsrahmenprogramm schafft Arbeitsplätze in Deutschland; das ist ein ganz wichtiger Punkt. Nur gemeinsam mit Europa werden wir die Zukunft gewinnen. Glück auf! Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Jörg Tauss, ebenfalls für die SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607601900


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1607602000

Trotz „Glück auf“ kommt nicht der Steiger. – Liebe

Kolleginnen! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin Pieper, ich
denke, wir sollten eines hier im Hause nicht tun. Es gibt
zwei Themen, von denen wir wissen, dass sie an Stamm-
tischen, in der Öffentlichkeit und auch in Teilen der
Presse häufig sehr reißerisch dargestellt werden, nämlich
Europa und Entwicklungshilfe. Wir sollten nicht der
Versuchung erliegen, uns an einer solchen reißerischen
Darstellung zu beteiligen. Deswegen fand ich Ihren Bei-
trag zur Entwicklungshilfe bezogen auf China nicht
sehr glücklich. Weil das nicht zum ersten Mal der Fall
war, will ich mir jetzt doch einmal erlauben, an dieser
Stelle einen Satz dazu zu sagen.

Deutschland leistet in China Entwicklungshilfe – das
ist richtig –, aber ausschließlich im Rahmen der Millen-
niumsziele. Wir fördern Umweltschutz und regenerative
Energien. Wir fördern Aidsprävention im bevölkerungs-
reichsten Land der Welt, meine sehr verehrten Damen
und Herren. Wir fördern den Rechtsstaatsdialog und die
Armutsbekämpfung. Ich glaube, die Zusammenarbeit
mit China und die Entwicklung in China liegen in unse-
rem elementaren Interesse, wenn China in Zukunft die
Bedeutung haben wird, die diesem Land zugeschrieben
wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen sollten wir hier nicht einfach sagen, wir wür-
den mal eben 300 Millionen Euro nach China geben.

Europa ist oft genug in der Diskussion. Ich bin der
Letzte, der hier sagen würde, er habe keine Kritik an
dem einen oder anderen Punkt in Bezug auf Bürokratie
und in anderen Bereichen gehabt – selbstverständlich.
Wer hat keine Kritik? Auch im eigenen Land haben wir
Hausaufgaben zu erledigen. Aber mit dem 7. For-
schungsrahmenprogramm der EU hat Europa tatsächlich

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(C (D ine Leistung erbracht, natürlich mit Unterstützung der ationalen Regierungen und einem wesentlichen Beitrag er Bundesrepublik Deutschland, für den ich dankbar in und der die Handschrift dieses Programms ein Stück eit ausmacht. Das heißt, die Schwerpunkte, die wir haen, sind in Europa anerkannt. Ohne unseren Beitrag ären diese Schwerpunkte, Kollege Fell, in Europa nicht bernommen worden. Wir sollten hier nicht so tun, als b es da in diesem Programm irgendwelche Defizite äbe und als ob wir unsere Hausaufgaben nicht erledigt ätten. Die KMU-Förderung ist ein klassisches Beispiel. ür mich, Kollege Fell, ist die KMU-Förderung nicht zuörderst Aufgabe des 7. Forschungsrahmenprogramms er EU. Selbstverständlich sollen vor allem kleine und ittlere technologiegetriebene Unternehmen Zugang zu iesem Programm haben. Aber KMU-Förderung ist zuächst einmal eine Hausaufgabe, die wir im eigenen and erledigen müssen und erledigen wollen, was wir uch tun werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben in diesem Bereich einige Schwerpunkte
esetzt. Wir diskutieren im Moment noch mit dem Wirt-
chaftsministerium. Die Frage der Forschungsprämie be-
rifft zwar nicht die KMU-Förderung; aber sie ist ein
anz wesentlicher Beitrag dazu, dass kleine und mittlere
nternehmen, die bisher noch keinen Zugang zu Tech-
ologie haben, diesen bekommen. In diesem Bereich,
ollege Fell, haben wir also ebenfalls keine Defizite.

Aber nun zum Forschungsrahmenprogramm selbst.
s hat vier Schwerpunkte; sie sind in Teilen beschrieben
orden. Ich will noch einmal auf die 54 Milliarden Euro

u sprechen kommen, damit alle sehen können, wo das
eld bis zum Jahr 2013 hinfließt.

Der erste Schwerpunkt in diesem Bereich ist die Ko-
peration, ausgestattet mit einem Finanzvolumen von
2 Milliarden Euro. Kollege Fell, hier liegen die
chwerpunkte selbstverständlich in den Bereichen Ener-
ie, Umwelt und Klimawandel. Was wäre das für ein
orschungsprogramm, wenn der Klimawandel, eine der
entralen Herausforderungen der Zukunft und der
enschheit, kein Thema wäre. Dieser Punkt ist im ers-

en Teil dieses Programms enthalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es sind auch andere Teile enthalten: Gesundheit, Le-
ensmittel, Landwirtschaft und selbstverständlich auch
iotechnologie. Wir wollen schauen, wo da die Chancen

iegen. Deswegen verniedlicht doch niemand die Risi-
en. Selbstverständlich spielen auch die Sozial- und
eisteswissenschaften eine wichtige Rolle in diesem Zu-

ammenhang.

Das zweite Programm „Ideen“ wird mit 7,5 Mil-
iarden Euro ausgestattet. Die Förderung von Ideen halte
ch für hochinteressant. Dazu soll auch der European
esearch Council gehören unter Leitung – das wurde

chon mehrfach angesprochen – des Generalsekretärs
innacker. Ich glaube, es eröffnet hervorragende Mög-






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
lichkeiten, wenn wir über dieses Programm die kreativs-
ten Forscherinnen und Forscher in Europa fördern wol-
len. Das ist Aufgabe dieses Bereichs.

Mit dem dritten Programm „Menschen“ sollen die so-
genannten Marie-Curie-Maßnahmen verstärkt werden.
Das ist von der Ministerin schon angesprochen worden.
Hier wollen wir für den Forscherberuf werben. Wir
wollen dafür werben, dass mehr junge Menschen in den
Bereich Wissenschaft gehen und dass – das ist ein deut-
sches Problem und kein europäisches Problem – mehr
junge Frauen in die Wissenschaft gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist eine Schande für Deutschland, dass es uns nicht
wie anderen europäischen Staaten und anderen Staaten
in der Welt gelingt, junge Frauen für den Bereich Wis-
senschaft zu gewinnen. Das wäre aber aufgrund unseres
Bedarfs notwendig und würde dem Begabungspotenzial
der Frauen entsprechen. Das heißt also, auch hier liegen
Chancen des Programms. Ich hoffe, dass das auch für
uns zutrifft.

Der vierte Programmteil trägt die Überschrift „Kapa-
zitäten“. Es geht darin um Forschung und Innovation.
Dazu zählen die Forschungsinfrastruktur und die KMU-
Förderung, aber nicht mit der Gießkanne.

Frau Pieper, Sie haben wieder den ganzen Katalog al-
ter Technologien aufgeführt. Über die Kernkraft könnten
wir jetzt tagelang streiten. Ich halte es in Europa für ei-
nen gesellschaftspolitischen Skandal – darüber müssen
wir diskutieren, wenn es um Europa geht –, dass der Be-
reich von Euratom der einzige Bereich ist, in den Mil-
liardenbeträge fließen und bei dem die Parlamente kei-
nen Zugriff haben und nicht mitreden dürfen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das zu ändern, muss einer der zentralen Punkte in der
europäischen Verfassung sein. Deswegen bin ich für die
europäische Verfassung. Es darf nicht sein, dass nicht-
demokratisch legitimierte Strukturen ungeheure Beträge
in eine Technologie stecken, über die man streiten kann.

Frau Pieper, in den letzten Wochen gab es in diesem
Lande doch wirklich eine Aufbruchstimmung an den
Universitäten. Die Exzellenzinitiative, die wir gestartet
hatten, wurde in der letzten Zeit diskutiert, auch wenn es
eine verzerrende Berichterstattung der Medien bis hin
zur Tagesschau gegeben hat.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607602100

Herr Tauss, ich ahne, dass Sie sich jetzt in die Ihnen

typische Betriebstemperatur geredet haben.


(Heiterkeit)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1607602200

Ja, Sie haben völlig recht.

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(C (D Wenn ich Ihren Redefluss jetzt nicht sanft und freund chaftlich beende, dann führt es zu einem unüberschauaren, weil nicht absehbaren Finale. ch weise Sie also auf Ihre längst überschrittene Redezeit in. Herr Präsident, gestatten Sie mir dennoch eine chlussbemerkung. Auch für Sie dürfte sie interessant ein. Bei der Berichterstattung über die Exzellenzinitiative urde so getan, als ob es um eine Art Bundesliga für niversitäten ginge. Wir haben aber auch hervorragende niversitäten, die nicht ausgezeichnet wurden und die ür die Regionen, Stichwort „Lehrerausbildung“, wichtig ind. Herr Präsident, ich bin dankbar, dass Sie mir getatten, darauf hinzuweisen: Exzellenz ist wichtig, aber n Deutschland können wir auf die Breite unserer Hochchulen stolz sein. Diese müssen wir fördern und stären. Ich bedanke mich herzlich für die Aufmerksamkeit. Herr Kollege Tauss, ich bestätige gerne, dass insbe ondere Ihre Schlussbemerkung meinen Informationstand wesentlich befördert hat. as wäre allerdings auch dann der Fall gewesen, wenn ie sie gleich zu Beginn vorgetragen und pünktlich gechlossen hätten. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Ausschuses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätung auf Drucksache 16/2891. Der Ausschuss empfiehlt nter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die Annahme es Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und SPD auf rucksache 16/1547 mit dem Titel „Innovationen für eutschland durch das Siebte Forschungsrahmenproramm der Europäischen Union“. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich der Stimme? – Die Beschlussempfehlung ist it breiter Mehrheit angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion es Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/710 it dem Titel „Zukunftsfähige Forschung in Europa tärken“. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – uch diese Beschlussempfehlung ist mit Mehrheit angeommen. Zum Zusatzpunkt 2 gibt es die Beschlussempfehlung es Ausschusses für Bildung, Forschung und Technik Präsident Dr. Norbert Lammert folgenabschätzung auf Drucksache 16/2738 zu dem Antrag der Fraktion der FDP mit dem Titel „Voraussetzungen für Entwicklung, Bau und Betrieb einer Europäischen Spallations-Neutronenquelle in Deutschland schaffen – Deutsche Bewerbung vorantreiben“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/386 abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der Stimme? – Auch diese Beschlussempfehlung ist mit Mehrheit angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b auf: a)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607602300

(Heiterkeit und Beifall)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1607602400

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607602500

(Heiterkeit)


(Heiterkeit und Beifall)





(A) )


(B) )

Burgbacher, Dr. Heinrich L. Kolb, Jens
Ackermann, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zum

(Jugendarbeitsschutzgesetz – JArbSchG)


– Drucksache 16/2094 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Klaus
Ernst, Hüseyin-Kenan Aydin, Karin Binder, wei-
teren Abgeordneten und der Fraktion der LIN-
KEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes

– Drucksache 16/3016 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus

Auch hier sind nach einer interfraktionellen Vereinba-
rung für die Aussprache 75 Minuten vorgesehen. – Dazu
höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
der Kollege Ernst Burgbacher für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1607602600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

dem vorliegenden Gesetzentwurf geht es um Arbeits-
plätze im Hotel- und Gastronomiegewerbe. Gestatten
Sie mir, einige Zahlen zu nennen: Einerseits steigt seit
Jahren die Zahl der Ausbildungsplätze in diesem Be-
reich. Es gibt dort heute mehr als 100 000 Ausbildungs-
verhältnisse.


(Unruhe – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich kann der Debatte nicht folgen!)


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(C (D llein 2005 wurden 43 000 Ausbildungsverträge neu gechlossen. Ich glaube, es ist durchaus an der Zeit, all den nternehmerinnen und Unternehmern, die ihre Verantortung wahrnehmen, ein ganz herzliches Dankeschön u sagen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Andererseits sagt uns die Bundesagentur für Arbeit,
s gebe in diesem Bereich mehr offene Ausbildungsstel-
en als unvermittelte Bewerber. Im Herbst 2006 habe es
ber 22 000 offene Stellen für Köche und Serviceperso-
al im Gastgewerbe gegeben.

Ich will diesen Zahlen einen ganz konkreten Fall ge-
enüberstellen, der mir letzte Woche berichtet wurde.
lorian, ein Hauptschüler, hat das große Berufsziel,
och zu werden. Er macht in den Weihnachtsferien eine
chnupperlehre in der Küche eines großen Restaurants.
r ist hellauf begeistert, das Personal auch von ihm. Am
nde dieser Lehre wird ihm gesagt: Wir nehmen dich,
ber erst in zwei Jahren. Versuche, diese zwei Jahre zu
berbrücken! Mache irgendetwas! Wenn du 18 bist,
ann kannst du wiederkommen. – Es ist für mich uner-
räglich, dass wir nach wie vor diesen Zustand haben.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Grotthaus [SPD]: Es ist unerträglich, dass es so läuft!)


Dass heute Jugendliche im Alter zwischen 16 und
8 Jahren nur bis 22 Uhr und vor Berufsschultagen nur
is 20 Uhr arbeiten dürfen, führt zu einer groben
enachteiligung von Haupt- und Realschülern gegen-
ber Gymnasiasten. Dies führt dazu, dass Ausbildungs-
lätze, die existieren könnten, nicht existieren. Es gäbe
ährlich gut 2 000 mehr. Es ist unverantwortlich, diesen
ustand so beizubehalten.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen nichts Revolutionäres. Wir wollen den
äglichen Arbeitszeitrahmen um eine Stunde erhöhen,
nd zwar von 22 auf 23 Uhr und vor Berufsschultagen
on 20 auf 21 Uhr. Auch die Jugendlichen selbst wollen
as; das hören wir in vielen Gesprächen. Wer eine Lehre
n diesem Bereich beginnt, weiß, dass er abends und am

ochenende arbeiten muss.

Jetzt gibt es eine Bund-Länder-Gruppe, die darüber
iskutiert. Es ist genug diskutiert worden. Wir müssen
ndlich handeln.


(Beifall bei der FDP)


ch bin froh, dass sich eine Bundesratsinitiative aus Ba-
en-Württemberg zu diesem Thema abzeichnet. Ich
erde sie unterstützen.

Worum geht es denn? Die Regelungen des Jugendar-
eitschutzgesetzes stammen von 1976. Seither hat sich
iniges verändert. Das Ausgehverhalten zum Beispiel
at sich völlig verändert; die Ausgehzeiten haben sich
ach hinten verlagert. Heute sind die Gaststätten um
8 oder 19 Uhr häufig noch leer; um 22 Uhr brummt
ann der Bär.






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher
Das Ausgehverhalten Jugendlicher hat sich verändert.
Als ich 17 war, musste ich um 22 Uhr zu Hause sein.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Viel zu spät!)


Als meine Kinder 17 waren, haben sie sich um 22 Uhr
darauf vorbereitet, wegzugehen. Das ist die Entwick-
lung, vor der wir nicht die Augen verschließen sollten.


(Beifall bei der FDP – Willi Brase [SPD]: Was ist das denn? Jetzt hören Sie aber auf!)


Der DGB hat in einem Brief geschrieben: „Auszubil-
dende sollen etwas lernen und nicht als billige Arbeits-
kräfte missbraucht werden.“


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Grotthaus [SPD]: Genau!)


Ich kann dazu nur feststellen: Der DGB hat nichts ver-
standen.


(Widerspruch bei der SPD)


Das duale System, um das uns ganz Europa beneidet, ba-
siert darauf, dass in der Berufsschule das theoretische
Wissen und ein Teil der Praxis gelernt wird. Entschei-
dend ist aber, dass man mitbekommt, wie die Praxis aus-
sieht. Das ist aber nicht möglich, wenn ein Laden still-
steht, sondern nur dann, wenn er läuft. Das ist das
Problem. Zur Qualität der Ausbildung gehört, dass die
Jugendlichen nicht dann arbeiten, wenn das Lokal leer
ist, sondern dann, wenn die Gäste da sind.


(Beifall bei der FDP)


Die Bundeskanzlerin hat in Ihrer Regierungserklä-
rung gesagt:

Wir müssen immer wieder schauen: Wo sind Hür-
den, die Menschen den Weg in die Arbeitswelt ver-
sperren? Wir müssen lernen, dies möglichst vorur-
teilsfrei zu betrachten.

Hier gibt es eine Hürde, die wir ganz einfach wegräumen
könnten. Deswegen appelliere ich insbesondere an die
Union – Sie haben uns bisher immer zugestimmt –: Set-
zen Sie sich durch! Ich würde gern an einem Beispiel er-
kennen, dass auch Sie Mitglied der Koalition sind und
sich auch einmal gegen die SPD durchsetzen können.


(Beifall bei der FDP)


Manche Kolleginnen und Kollegen auf der linken
Seite des Hauses tragen rote Buttons. Sie bedeuten of-
fenbar „Wir bremsen Jugendliche in ihren Chancen aus“.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist billige Polemik!)


Ich appelliere an Sie: Kommen Sie endlich in der Reali-
tät an! Erkennen Sie endlich, dass Ihre Schutzvorschrif-
ten junge Menschen in Wahrheit nicht schützen, sondern
sie ihrer Chancen berauben! Das ist doch eine Tatsache.


(Beifall bei der FDP)


Mit dem Antidiskriminierungsgesetz haben Sie
auch Schutzvorschriften eingeführt. Heute erkennen wir,
dass diejenigen, die Sie schützen wollen, weniger Chan-
cen haben, einen Arbeitsplatz zu finden. Sie wollen Ju-

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(C (D endliche anscheinend schützen. In der Realität nehmen ie ihnen aber die Chancen auf einen Ausbildungsplatz nd damit auch auf einen Arbeitsplatz. Sie haben aber egenüber diesen Jugendlichen eine konkrete Verantortung. Ich mahne an: Nehmen Sie diese Verantwor ung wahr und kommen Sie endlich in der Realität an! Nächster Redner ist der Kollege Paul Lehrieder, DU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten amen und Herren! Liebe Kollegen von der FDP, insbeondere geschätzter Kollege Burgbacher, Ihr Anliegen, en Jugendarbeitsschutz punktuell flexibilisieren zu ollen, mag ehrenwert sein. ie haben ausgeführt, dass es im Gastgewerbe 2 000 offene Stellen gibt, und Sie haben diesmal statt er Tante Käthe den Florian zitiert, der nur dann die hance hätte, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, enn er schon 18 Jahre alt wäre. Ich glaube kaum, dass sehr viele kleine und mitteltändische Unternehmen die Einstellung eines 16bis 8-jährigen Jugendlichen davon abhängig machen, ob er ber 22 Uhr hinaus arbeiten kann. Im Übrigen kann man ie Gäste, die nach 22 Uhr noch ein Essen bestellen, an iner Hand abzählen. Im Barbetrieb werden die Jugendichen in aller Regel ohnehin nicht eingesetzt. er Ausbildungszweck – das kann man objektiv festhalen – wird zwischen 22 und 23 Uhr nicht in nennenswerem Umfang gefördert. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Haarscharf daneben!)


(Lebhafter Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607602700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1607602800

(Dirk Niebel [FDP]: Das ist es sogar!)


(Beifall bei der SPD)


Das Jugendarbeitsschutzgesetz steht als Ganzes auf
em Prüfstand. Kollege Burgbacher hat gezeigt, dass er
as sehr wohl weiß.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was sagt denn Herr Hinsken dazu? – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Ich rede noch!)


as Jugendarbeitsschutzgesetz, das seit 1976 in Kraft ist
nd seitdem nur partiell überarbeitet wurde, ist einer
esamtrevision zu unterziehen. Wir ziehen einen ganz-

eitlichen Ansatz der Überprüfung von Gesetzentwürfen
er Regelung von Einzelaspekten vor, die sich zudem
och widersprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
ie Linkspartei jubelt, wenn sie sich die liberale Forde-
ung nach Verlängerung der Arbeitszeit bis 23 Uhr bzw.
is 21 Uhr auf der Zunge zergehen lässt. Umgekehrt
laube ich nicht, dass die Linken bei der FDP auf viel
egenliebe stoßen, wenn sie junge Auszubildende bis
1 Jahre in das Jugendarbeitsschutzgesetz einbeziehen






(A) )



(B) )


Paul Lehrieder
wollen. Ein 16-jähriger Jugendlicher dürfte statt bislang
zwei Jahre bis zum 18. Lebensjahr dann bis zum
21. Lebensjahr, also noch einmal drei Jahre länger, mit-
hin fünf Jahre nicht mehr als acht Stunden täglich und
nur an fünf Tagen in der Woche arbeiten. Drei Jahre län-
ger dürfte er in den meisten Branchen weder in der
Nachtzeit zwischen 20 und 6 Uhr morgens noch am Wo-
chenende arbeiten. Drei Jahre länger müssten Haupt-
und Realschüler warten, bis sie sozusagen als fertige Be-
rufstätige gelten. Inwieweit das potenzielle Ausbil-
dungsbetriebe und Arbeitgeber zu mehr Angeboten ani-
miert und ob das wirklich im Interesse der Jugendlichen
ist, kann sich jeder selbst ausrechnen. Gerade Haupt-
und Realschüler hätten dann gegenüber Abiturienten
kaum noch eine ernst zu nehmende Chance.

Grundsätzlich bleibt festzuhalten: Natürlich beein-
flusst das Jugendarbeitsschutzgesetz den Ausbildungs-
markt. Es verfolgt von der Intention des Gesetzgebers
her ein anderes Ziel. Es soll Jugendliche vor Überforde-
rung, Überbeanspruchung und den Gefahren am
Arbeitsplatz entsprechend ihrem Entwicklungsstand
schützen. Dabei ist es egal, ob sie noch ausgebildet wer-
den oder schon Arbeitnehmer sind. Die Entwicklung ei-
nes Jugendlichen kann mit 18 Jahren gemeinhin als ab-
geschlossen gelten. Die Volljährigkeit mit 18 ist sonst
unstrittig, meine Freunde von der Linkspartei. Irgendwo
muss schließlich eine klare Grenze verlaufen. Für junge
Erwachsene ist dann das Berufsbildungsgesetz mit be-
sonderen Regelungen zum Schutz von Auszubildenden
maßgeblich. Junge Erwachsene in den Geltungsbereich
des Jugendarbeitsschutzgesetzes einzubeziehen, ist des-
halb absolut nicht sinnvoll.

Für die FDP dagegen ist der Reifeprozess laut Gesetz-
entwurf schon viel früher abgeschlossen. Die Kollegen
von der Linkspartei möchten ihn allerdings fast bis zur
ewigen Jugend ausdehnen. Vielleicht sollten Sie sich als
vereinte Opposition in der Mitte treffen. Dann wären wir
wieder am Status quo, bei 18 Jahren.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eine ganz kluge, vereinte Oppositionsarithmetik! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Einheitsregierung!)


– Es war nur ein gutgemeinter Vorschlag. Stellen Sie
eine Zwischenfrage, Herr Westerwelle. Dann verlängert
sich meine Redezeit.

Ein besonders hohes Gut im Jugendarbeitsschutzge-
setz stellt die Nachtruhe dar. Gerade deshalb sollen die
sich noch in der Entwicklung befindenden Jugendlichen
grundsätzlich weder vor 6 Uhr noch nach 20 Uhr im
Ausbildungsbetrieb Dienst tun. Aufgrund der dort herr-
schenden Besonderheiten können Jugendliche ab
16 Jahre bereits jetzt im Hotel- und Gaststättengewerbe
bis 22 Uhr und bei Schichtdienst sogar bis 23 Uhr be-
schäftigt werden. Die Nachtruhe vor Berufsschultagen
soll sicherstellen, dass Jugendliche am Folgetag ausge-
ruht und aufnahmefähig am Berufsschulunterricht teil-
nehmen können. Ein weiterer Aspekt, den wir nicht ig-
norieren sollten, ist die ÖPNV-Anbindung. Nur wenige
Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren sind selbst
motorisiert. Viele sind auf öffentliche Verkehrsmittel wie
Busse angewiesen. Mit Ausnahme von Ballungsgebieten

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(C (D st die Bedienungshäufigkeit nach 22 Uhr oft so chlecht, dass für viele Jugendliche nicht sichergestellt st, mit öffentlichen Verkehrsmitteln heimzukommen. as sollten wir nicht ganz außen vor lassen. Die FDP fordert generell, die Arbeitszeit im Rahmen es Jugendarbeitsschutzes weiter in den Abend zu verchieben. Begründung: Das Freizeitverhalten der Juendlichen habe sich verändert. Herr Burgbacher, Sie elbst haben gesagt, dass Ihre Kinder oft fortgehen, enn Sie um 22 Uhr nach Hause kommen. Wir dürfen ber das selbstgewählte und von den Eltern tolerierte reizeitverhalten nicht mit beruflichen Anforderungen ergleichen. Sonst vergleichen wir Äpfel mit Birnen. enn die Jugendlichen am Freitag und am Samstag bis n die Puppen in der Disko sind und am nächsten Tag usschlafen können, dann darf man das nicht mit der Areitszeit vergleichen; das funktioniert nicht. Das allein st kein hinreichender Anlass, das Gesetz zu ändern. ögliche Freizeitaktivitäten üben weder auf die besonere Schutzbedürftigkeit Jugendlicher im Erwerbsleben och auf den Schutzzweck des Gesetzes einen nachhaltien Einfluss aus. Zudem besteht ein Unterschied darin, dass Jugendlihe die Dauer ihrer Freizeitaktivitäten selbst bestimmen önnen. Sie können in der Freizeit heimgehen, wenn sie ollen. Das können sie im Betrieb üblicherweise nicht. ie sind in ihrer Freizeit selbst verantwortlich, während ie sich einer täglichen Arbeitszeit bis 23 Uhr bzw. 1 Uhr nicht entziehen können. Das Jugendarbeitschutzgesetz soll – wie gerade erwähnt – gewährleisten, ass die Jugendlichen nach Feierabend über genügend rholungszeit verfügen und sich gerade in der Klausu enphase auf die Berufsschule vorbereiten können. Warten wir die Ergebnisse der Bund-Länder-Areitsgruppe ab. Sie ist dabei, das gesamte Jugendareitsschutzgesetz im Hinblick auf mögliche Ausbilungshemmnisse zu durchleuchten, immer unter der oraussetzung, dass dabei die Sicherheit und der Geundheitsschutz der Jugendlichen gewährleistet bleiben. abei wird auch die gesundheitliche Betreuung unter die upe genommen. Ich gehe davon aus, dass im Ergebnis in 18-jähriger, was das betrifft, nicht schlechter gestellt ein wird als ein 16-jähriger Auszubildender. Dieses orhaben geht Hand in Hand mit den Plänen der Bunesregierung, die berufliche Bildung zu modernisieren nd zu flexibilisieren. Das neue Berufsbildungsgesetz ietet dafür eine Reihe von Ansatzpunkten. So müssen ie Ausbildungsberufe zügig entsprechend dem technichen Fortschritt erneuert werden. Bereits zum erbst 2006 sind zum Beispiel 17 Ausbildungsordungen modernisiert worden. Es sind vier neue Berufe eschaffen worden. Sie sehen, das Jugendarbeitsschutzgesetz hängt mit en Arbeitsmarktreformen dieser Großen Koalition eng usammen, die sich diese Regierung vorgenommen hat. s beeinflusst den Ausbildungsmarkt mit und ist obenrein geprägt von unserer Verantwortung für Sicherheit nd Wohlbefinden unserer Auszubildenden. Deshalb üssen wir es, wenn wir es tun, umfassend und umsich Paul Lehrieder tig überarbeiten. Der Weg dahin ist beschritten. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam die Ergebnisse der BundLänder-Kommission abwarten und diskutieren. Die Opposition von links und von rechts ist natürlich herzlich eingeladen, fundierte Beiträge zur Debatte beizusteuern. Ich freue mich auf die Diskussion des Gesamtgesetzes. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Das Wort erhält nun die Kollegin Diana Golze, Frak tion Die Linke. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin nen und Kollegen! Ich begrüße auch die auf der Tribüne anwesenden Aktivistinnen und Aktivisten der Gewerkschaftsjugend und sage ihnen, dass die Fraktion Die Linke geschlossen hinter ihrer Forderung nach einem Erhalt des gesetzlichen Jugendarbeitsschutzes steht. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir nicht, damit das auch klar ist! – Gegenruf von der LINKEN: Hört! Hört!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir sind Mitte!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607602900

(Beifall bei der LINKEN)

Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607603000

(Beifall bei der LINKEN)


– Wen ich begrüße, darf ich ja wohl sagen.

Ich freue mich darüber, dass auch einige Abgeordnete
aus anderen Fraktionen heute ein Zeichen gegen die
Aushöhlung des Jugendarbeitsschutzes setzen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Demnächst kommt ihr noch mit Uniform!)


Ich hoffe aber auch – das sage ich an die Adresse der
SPD –, dass Sie hier heute


(Dirk Niebel [FDP]: Wo ist das Halstuch und das gelbe Käppi, das ihr immer aufhattet?)


nicht nur wohlfeile Lippenbekenntnisse abgeben. Sie
schwören öffentlich Eide auf den Erhalt des gesetzlichen
Jugendarbeitsschutzes,


(Ernst Burgbacher [FDP]: Sie sind auch Aktivistin!)


während im sozialdemokratisch geführten Arbeitsminis-
terium munter die Fundamente des Gesetzes untergraben
werden.


(Beifall bei der LINKEN)


In den Anhörungen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die
seit September 2006 tagt, wird deutlich, dass es bei der
geplanten Novellierung buchstäblich um den Kern des
gesetzlichen Jugendarbeitsschutzes geht. Die Wochen-
end- und Nachtarbeitsverbote werden durch die Beamten
aus den Ländern und aus dem Müntefering-Ministerium

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(C (D benso infrage gestellt wie die Existenz der Ausschüsse ür Jugendarbeitsschutz. Für uns sind die Schutzrechte on Jugendlichen aber keine Manövriermasse im Koaliionspoker, sondern politischer Kerninhalt. Deshalb saen wir heute mit roten Buttons „Stopp!“ und erklären ns mit den Protesten der Gewerkschaftsjugend solidaisch. Eine Novellierung, eine Reform des Jugendarbeitschutzes heißt für uns nicht weniger, sondern mehr und essere Schutzrechte für Jugendliche. Deshalb wird hier nd heute dem Bundestag das erste Mal seit Jahren eine nitiative zur weitreichenden Verbesserung des gesetzlihen Jugendarbeitsschutzes vorgelegt – von der Linksraktion. as Parlament und seine Gäste müssen sich heute aber uch einmal mehr mit den neoliberalen Evergreens der DP befassen. Ihr Refrain lautet, dass die Schutzrechte on Jugendlichen nur Ausbildungshemmnisse seien. ie unsinnig solche Behauptungen sind, zeigt schon die atsache, dass seit 1976 mehrere Male am Jugendareitsschutz gesägt wurde. Im Jahr 2006 waren aber die hancen von Jugendlichen auf einen betrieblichen Ausildungsplatz schlechter denn je. Weniger Jugendarbeitschutz schafft keinen einzigen neuen Ausbildungsplatz. iebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, ein kleiner at am Rande: Sie legen heute zum dritten Mal seit 2003 ieselbe Initiative vor. (Jörg van Essen [FDP]: Weil sie immer noch richtig ist!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ie sollten das Copy-and-Paste-Prinzip aber nicht ganz
o unbesehen anwenden. Sie wollen nämlich in Ihrem
esetzentwurf noch am Jugendarbeitsschutzgesetz in
er Fassung vom 21. Dezember 2000 herumdoktern.
as stimmte, wenigstens formal, noch, als Sie diesen
esetzentwurf 2004 das letzte Mal eingebracht haben.
ittlerweile haben wir das Jahr 2007, und Sie müssten

ich korrekterweise auf die zuletzt am 21. Januar 2005
eänderte Fassung beziehen.


(Lachen und Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das werden wir sofort ändern!)


in kleiner Fehler, der viel über die Entstehungsweise
hres Gesetzentwurfs besagt.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Alte Kamellen!)


estellen Sie doch wenigstens Ihren Sekundanten aus
em Arbeitgeberlager, dass sie Ihnen formal korrekte
uarbeiten machen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme aus dem Land Brandenburg, wo die Situ-
tion am Ausbildungsmarkt noch dramatischer ist als an-
erswo. Wer die Realität in den Betrieben kennt, muss zu






(A) )



(B) )


Diana Golze
der Schlussfolgerung kommen, dass nicht ein Abbau,
sondern ein Ausbau des Jugendarbeitsschutzes auf die
Tagesordnung gehört. Vor einer Woche hat die Gewerk-
schaftsjugend den „Berlin-Brandenburger Ausbildungs-
report 2006“ veröffentlicht, der bestätigt, was viele
Gespräche vermuten lassen: Jeder fünfte Azubi in der Re-
gion macht regelmäßig Überstunden, und nur jeder
zweite von ihnen erhält dafür einen Ausgleich. Nehmen
wir doch zum Beispiel einmal das bei der FDP so beliebte
Hotel- und Gaststättengewerbe. Jeder fünfte Azubi unter
18 muss in Brandenburg regelmäßig mehr als 40 Stunden
pro Woche arbeiten, was – nebenbei bemerkt – illegal ist.
Jeder fünfte Azubi lernt so am Beginn seines Arbeitsle-
bens erst einmal, dass seine Schutzrechte mit Füßen ge-
treten werden. Einer solchen Branche wollen Sie mit Ih-
rem Gesetzentwurf auch noch entgegenkommen? In
meinen Augen ist das ein Hohn.


(Beifall bei der LINKEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Gehen Sie selbst einmal in die Gaststätte?)


Immer mehr Arbeitgeber beuten Auszubildende als
billige Arbeitskräfte schamlos aus. Wenn das ein Ende
haben soll, brauchen wir nicht weniger, sondern mehr
Jugendarbeitsschutz. Vor allem müssen wir dafür sorgen,
dass das Gesetz diejenigen erfasst, die es am Beginn
ihres Arbeitslebens am nötigsten brauchen: die 1,6 Mil-
lionen Auszubildenden. Das ist der Kern unserer Initia-
tive. Wir wollen den Geltungsbereich des Jugendarbeits-
schutzgesetzes auf alle Beschäftigten ausweiten, die
noch nicht 21 Jahre alt sind.

Lassen Sie mich erklären, was für diese Änderung
spricht, bevor ich die Gegenargumente entkräfte. Der ge-
setzliche Jugendarbeitsschutz in Deutschland ist ungenü-
gend. Jeder fünfte Arbeitsunfall betrifft die 15- bis
24-Jährigen. Ganz real heißt das: Alle drei Minuten von
Montag bis Sonntag von 0 bis 24 Uhr – dreimal während
meiner Redezeit – verunglückt ein junger Mensch am Ar-
beitsplatz; insgesamt verunglücken pro Jahr 165 000
junge Menschen. Europaweit liegt die Wahrscheinlich-
keit, dass 18- bis 24-Jährige am Arbeitsplatz verletzt wer-
den, um 50 Prozent über der anderer Altersgruppen. Der
Gefahrenschwerpunkt liegt in der Frühphase von Ausbil-
dung und Erwerbstätigkeit. Dann ist die Motivation hoch,
während ein spezifisches Gefahrenbewusstsein erst he-
rausgebildet wird. Ein wirksamer Jugendarbeitsschutz
muss deshalb auch und vor allem Auszubildende erfas-
sen.

Für unseren Vorschlag spricht die Tatsache, dass
gegenwärtig drei von vier Auszubildenden vom gesetzli-
chen Arbeitsschutz gar nicht erfasst werden, ganz ein-
fach, weil sie über 18 Jahre alt sind. Das durchschnittli-
che Alter für den Einstieg in eine betriebliche
Ausbildung beträgt heute 18,8 Jahre. Ein Schutzgesetz,
das diejenigen, die es am dringendsten brauchen, nicht
mehr erfasst, ist wirkungslos und muss reformiert wer-
den.


(Beifall bei der LINKEN)


Solange die Schutzgrenze bei 18 Jahren liegt, erhal-
ten Unternehmen auch noch einen Anreiz, nicht mehr

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(C (D auptoder Realschüler als Auszubildende einzustellen, ondern Abiturienten, weil für die das Jugendarbeitschutzgesetz nicht mehr gilt. (Andrea Nahles [SPD]: Das ist der größte Unsinn des Jahres! Das ist eine Argumentation wie bei der FDP!)


in Gesetz, durch das so falsche Anreize gesetzt werden,
uss – ich wiederhole es – reformiert werden.

Nicht zuletzt Ihre Politik, meine Damen und Herren
on der Koalition, ist eine Aufforderung zur Ausweitung
es Jugendarbeitsschutzes. Wer künftig bis zum 67. Le-
ensjahr arbeiten soll, sollte doch wenigstens am Anfang
o geschützt werden, dass er oder sie überhaupt so lange
rbeiten kann.


(Beifall bei der LINKEN)


er Jugendarbeitsschutz von heute ist die soziale Sicher-
eit von morgen.

Nun sind die Einwände schon gekommen: Sie sagen,
ehr Jugendarbeitsschutz schade den Chancen von Ju-

endlichen, einen Ausbildungsplatz zu finden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So ist es!)


ch sage Ihnen, dass das allein deshalb nicht stimmt, weil
ie Arbeitgeber immer Ausreden finden werden, um ihre
usbildungsverweigerung zu bemänteln.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ein Schutzrecht in diesem Land wäre eingeführt wor-
en, wenn wir vorher die Wirtschaft oder ihre Verbände
m Einverständnis gefragt hätten.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein weiterer Einwand, der schon gemacht wurde, lau-
et, dass der Jugendarbeitsschutz den Einsatz von Auszu-
ildenden so sehr behindere, dass die Ausbildungsziele
icht erreicht werden könnten. Das ist, gelinde gesagt,
nsinn, weil das Gesetz selbst unzählige Abweichungs-
öglichkeiten enthält, durch die das verhindert werden

ann.

Schließlich kam auch schon der Einwand, dass die
usweitung des Jugendarbeitsschutzes auf alle Jugendli-

hen unter 21 Jahren den flexiblen Einsatz von jungen
rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die keine Aus-

ubildenden sind, verhindere. Auch dieser Einwand hält
iner Prüfung nicht stand. Schließlich können zentrale
bweichungstatbestände über Tarifverträge mit den Ge-
erkschaften geregelt werden. Dann müssten sich Ver-
ände wie der DEHOGA auf ihre eigentlichen Aufgaben
urückziehen. Sie müssten dann nicht mehr ihre Energie
nd die Beiträge ihrer Mitglieder für die Initiierung sol-
her Gesetzesinitiativen verschwenden, sondern kon-
truktive Tarifverträge aushandeln.


(Beifall bei der LINKEN)


ann müsste der DEHOGA nicht länger mit der Pein-
ichkeit leben, dass – wie im November 2006 während
es Verbandstages – draußen die Arbeitnehmer gegen
rmutslöhne protestieren und drinnen die Bosse mit den






(A) )



(B) )


Diana Golze
Herren Westerwelle, Glos, Kuhn und Müntefering bei
Schnittchen und Sekt schwatzen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich trinke tagsüber keinen Alkohol! Das ist Verleumdung! – Willi Brase [SPD]: War Lafontaine auch dabei?)


Zu guter Letzt werden wir sicher auch noch mit der
neuen Einsicht beglückt, die Jugendlichen wollten ja ei-
gentlich länger arbeiten, wenn sie das Gesetz nur ließe.
Das ist von allen Argumentationen die zynischste; dabei
missbraucht man die Ängste der Jugendlichen um ihren
Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, um den Abbau ihrer
wichtigsten Schutzrechte zu ermöglichen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich fasse zusammen: Die Gesetzesinitiative der FDP
lehnen wir als inhumanen Angriff auf die Schutzrechte
von Jugendlichen ab.


(Dirk Niebel [FDP]: Warum sagen Sie nicht gleich: völkerrechtswidrig?)


Den Plänen der Länder und des Bundes zur weiteren
Aushöhlung des Jugendarbeitsschutzes werden wir unse-
ren entschiedenen Widerstand entgegensetzen. Nach
unserer Überzeugung gehört eine Ausweitung des ge-
setzlichen Jugendarbeitsschutzes auf die politische Ta-
gesordnung. Die heute von uns vorgeschlagene Auswei-
tung des Schutzbereichs auf das 21. Lebensjahr kann
hier nur der Anfang sein.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Bis 35! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Bis 65!)


Unsere Fraktion wird noch 2007 einen umfassenden
Vorschlag für die Reform des Jugendarbeitsschutzgeset-
zes vorlegen. Wir werden vorher mit den Betroffenen
– mit Jugendvertretern, Gewerkschaften und Jugendver-
bänden – darüber diskutieren; deren Stimme ist uns näm-
lich wichtig, anscheinend wichtiger als manch anderem
in diesem Hause.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da ist absolut etwas dran!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Arbeiten ab 40 und Rente mit 50!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1607603100

Das Wort hat nun der Kollege Wolfgang Grotthaus,

SPD-Fraktion.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Der kann da gleich weitermachen!)



Wolfgang Grotthaus (SPD):
Rede ID: ID1607603200

Danke schön für Ihr Vertrauen, Herr Westerwelle. Ich

komme gleich zu Ihnen bzw. zu Herrn Burgbacher.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sag doch erst einmal: Herr Präsident!)


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(C (D s ist schon ein ziemlich starkes Stück, das Zustandeommen eines Lehrvertrages davon abhängig zu mahen, ob jemand eine Stunde am Tag später arbeiten ann, auch wenn er das nicht muss. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist aber die Realität!)


abei wird die Arbeitszeit des Einzelnen nicht erweitert,
ondern nur die Zeit, in der er arbeiten könnte.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir haben es verstanden, Herr Grotthaus!)


Ich sage Ihnen: Die Beschränkungen des Jugendar-
eitsschutzes haben nichts damit zu tun, dass Lehrver-
räge nicht abgeschlossen werden. Hier sollen junge

enschen in die Haft genommen werden, um politische
ielsetzungen zu erreichen.


(Beifall bei der SPD)


arüber sollten Sie einmal nachdenken. Ganz viele Un-
ernehmerinnen und Unternehmer in diesem Gewerbe
tellen unabhängig von den Zeiten im Jugendarbeits-
chutzgesetz junge Menschen ein. Sie sollten vielleicht
uf den Unternehmer, der den Florian nicht eingestellt
at, einwirken und ihn animieren, einmal darüber nach-
udenken.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Sie begründen die Tatsache, dass weniger junge Men-
chen aus dem Haupt- und Realschulbereich eingestellt
erden, mit den Beschränkungen des Jugendarbeits-

chutzgesetzes. Sie sagen, hier setze ein Verdrängungs-
rozess ein, Abiturienten verdrängten Haupt- und Real-
chüler; deswegen müsse die zulässige Arbeitszeit im
ahmen des Jugendarbeitsschutzgesetzes geändert wer-
en. Die Zielrichtung Ihres Antrages ist aber: Verzichtet
uf Arbeitnehmerrechte, hier insbesondere auf den Ge-
undheitsschutz! Dann erfolgen mehr Einstellungen von
aupt- und Realschülern.

Man muss sich jetzt die Fragen stellen: Kann das rich-
ig sein? Wie sieht die Realität aus? Dazu einige Anmer-
ungen: Das Gastgewerbe hat in den vergangenen Jah-
en seine Ausbildungszahlen deutlich gesteigert. Dazu
aben Sie etwas gesagt; Sie haben Zahlen genannt und
in Dankeschön an die Unternehmerinnen und Unter-
ehmer gerichtet. Den Dank möchte ich wiederholen.


(Beifall der Abg. Gitta Connemann [CDU/ CSU])


Ich komme gleich aber zu einer anderen Schlussfolge-
ung als Sie. Herr Burgbacher, die reguläre Beschäftigung
st in den vergangenen Jahren zugleich überdurchschnitt-
ich abgebaut worden. Die Zahl der neu abgeschlossenen
usbildungsverträge mit Jugendlichen unter 18 Jahren ist

wischen 1996 und 2005 um 25 Prozent gestiegen, und
war unabhängig von den Arbeitszeiten in diesem Ge-
erbe. Jetzt kommt der entscheidende Punkt: Nicht ein-
al jeder dritte Auszubildende wird nach der Ausbildung

n ein Beschäftigungsverhältnis übernommen. In keiner
nderen Branche ist die Übernahmequote geringer. Ein
chelm, wer dabei auf die Idee kommt, dass hier junge






(A) )



(B) )


Wolfgang Grotthaus
Menschen in der Ausbildungszeit als billige Arbeitskräfte
genutzt werden. Ich appelliere an die Unternehmerinnen
und Unternehmer insbesondere in diesem Gewerbe, den
jungen Menschen auch nach ihrer Ausbildung eine
Chance zu geben und sie in feste Beschäftigungsverhält-
nisse – das ist für uns der entscheidende Punkt – und nicht
nur in befristete oder in 400-Euro-Jobs einzustellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Nun sagen die von mir genannten Zahlen letztlich
aber noch nichts darüber aus, wie sich in den letzten Jah-
ren das Verhältnis der Zahl der Abiturenten zu der Zahl
der Haupt- und Realschüler verändert hat. Wenn es denn
so sein sollte, dass Abiturienten immer mehr Haupt- und
Realschüler verdrängen, dann hängt dies bestimmt nicht
mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz zusammen, sondern
mit dem insgesamt mäßigen Angebot an Ausbildungs-
stellen am Markt. Hier setzt ein Verdrängungsprozess
ein, der nicht durch den Abbau von Schutzrechten, son-
dern nur durch ein Mehrangebot an Ausbildungsplätzen
seitens der Unternehmerinnen und Unternehmer aufzu-
halten ist. Wenn diese Forderung im Antrag der FDP
auftauchen würde, Kolleginnen und Kollegen der FDP,
wäre das ehrlicher und diente der Sache aus unserer
Sicht mehr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Also, die Realität sieht anders aus. Deswegen kann
Ihr Antrag nur so bewertet werden, dass es Ihnen um
eine bestimmte Klientel oder – das scheint mir eher der
Fall zu sein – um einen weiteren Abbau von Schutzmaß-
nahmen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht.

Der Antrag der Fraktion Die Linke beinhaltet das Ge-
genteil des FDP-Antrags. Der Kollege der CDU/CSU
hat schon einen Vorschlag dazu gemacht, wie man sich
da arithmetisch einigen kann.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie bei der Mehrwertsteuer!)


– Genau! – Hier ist der typische Reflex der Linken fest-
zustellen: Es wird ein Antrag ins Plenum eingebracht,
der eine Verschlechterung in einem bestimmten Bereich
vorsieht. Die Linke sagt dann: Wir müssen den Stand
nicht nur halten, wir müssen noch etwas draufsatteln. Sie
haben gesagt, das sei noch nicht das Ende. Da fällt mir
die Jugendorganisation unserer Partei ein, die Jusos. Da
liegt die Altersgrenze bei 35 Jahren. Vielleicht sollte
– den Vorschlag will ich Ihnen von den Linken machen –
diese Arbeitszeit nicht nur für Menschen bis 18 oder bis
21 Jahre, sondern für Menschen bis 35 Jahre gelten.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Frau Nahles, das ist was fürs Präsidium!)


Sie werden dann ungeteilte Zustimmung zumindest bei
einigen jungen Menschen finden.

Wir werden beide Anträge in der weiteren Behand-
lung ablehnen, weil man aus unserer Sicht bei beiden zu
kurz gesprungen ist, und zwar deswegen, weil es bei der
Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes nicht nur um

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(C (D inen Punkt gehen kann. Wir sollten ähnlich wie bei der ovellierung des Betriebsverfassungsgesetzes in der etzten Wahlperiode – damit sage ich denjenigen, die die iskussion mitbekommen haben, schon genug – überrüfen, ob ein 1976 beschlossenes Gesetz den heutigen rfordernissen noch entspricht. Veränderungen im Be rieb, aber auch in der Gesellschaft können Veränderunen bei den Gesetzen notwendig machen. Deshalb ist es ut, dass es zu dieser Thematik einen Arbeitskreis auf und-Länder-Ebene gibt. Wir werden die Ergebnisse abarten. Wir werden sehr differenziert diskutieren – davon ehe ich aus – und danach die Frage der Notwendigkeit twaiger gesetzlicher Änderungen bewerten. Dabei – das age ich schon hier und heute ganz klar – wird das beriebliche Interesse nicht vor den gesundheitlichen chutz von jungen Menschen gestellt, frei nach dem otto: Du kannst froh sein, dass du einen Arbeitsplatz ast, auch wenn der krank macht und du keine Mitbetimmungsrechte hast. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607603300

Als nächste Rednerin hat das Wort die Kollegin

rigitte Pothmer vom Bündnis 90/Die Grünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607603400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Ju-

endarbeitsschutz als Sündenbock für die Ausbildungs-
latzmisere – mein Gott, welch eine schlichte Logik
och bei der FDP vorherrscht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Überhaupt keine Logik! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir sind so schlicht, Frau Kollegin! – Willi Brase [SPD]: Ganz schlicht im Denken, das stimmt!)


Herr Westerwelle, ich finde, darauf sollten Sie wenigs-
ens nicht auch noch stolz sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Doch, doch! Es hat bis zum Realschulabschluss gereicht!)


Abiturienten, so meinen Sie, nehmen den Hauptschü-
ern Ausbildungsplätze weg, weil sie über 18 Jahre alt
ind und nicht mehr unter das Jugendarbeitsschutzgesetz
allen. Herr Burgbacher, es trifft tatsächlich zu, dass der
nteil der Auszubildenden mit Hauptschulabschluss im
aststättengewerbe zurückgegangen ist. Er liegt inzwi-

chen bei 30 bis 35 Prozent. Das ist richtig. Das hat aber
berhaupt nichts mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz zu
un. Das liegt vielmehr an den auch in diesem Bereich
estiegenen Anforderungen. Der DEHOGA selbst sagt,
ass nur noch die Hälfte aller Ausbildungsplätze in die-
em Bereich für Hauptschülerinnen und Hauptschüler
ugänglich ist. Da liegt das Problem und nicht im Ju-






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
gendarbeitsschutzgesetz. Das hat etwas mit den gestie-
genen Anforderungen zu tun. Es ist dramatisch, dass
Hauptschülerinnen und Hauptschüler auf diese gestiege-
nen Anforderungen nicht vorbereitet sind. Hier versagt
nicht der Jugendarbeitsschutz, sondern das föderale Bil-
dungssystem, und zwar mit dramatischen Folgen.


(Beifall der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich will Ihnen einmal sagen, wo die Arbeit eigentlich
zu machen wäre. Nehmen wir einmal das Beispiel Nie-
dersachsen, wo die FDP mit in der Regierungsverant-
wortung steht; sie strebt sie erneut an. In Niedersachsen
verlassen fast 9 Prozent der Jugendlichen die Schule
ohne Abschluss. Meine Damen und Herren von der FDP,
das ist eine Aufgabe, um die Sie sich einmal kümmern
müssten. Dieses Ergebnis ist wahrlich kein gutes Zeug-
nis Ihrer Arbeit dort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ob jemand einen Ausbildungsplatz findet, hängt in
erster Linie von seiner Qualifikation ab. Das hängt von
der Nationalität ab. Es hat auch mit regionalen Gegeben-
heiten zu tun. Mit einem hat es aber nichts zu tun, näm-
lich mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz. Der Jugendar-
beitsschutz ist notwendig. Er soll die Jugendlichen vor
Überforderung und Gefahren schützen. Dieser Schutz
muss nach unserer Ansicht auch weiterhin gewährleistet
sein.

Herr Burgbacher, Sie haben heute wieder, wie schon
in früheren Debatten, mit dem Ausgehverhalten der
Jugendlichen argumentiert, frei nach dem Motto: Wer
mit 16 in die Disco geht, kann auch bis 24 Uhr kellnern.
Wie man bei uns zu Hause sagte: Wer feiern kann, der
muss auch arbeiten können.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da ist etwas dran, oder?)


Im Prinzip habe ich ja nichts dagegen. Konsequenter-
weise müssten Sie dann aber das Prinzip des Freizeitver-
haltens auf die Arbeitssituation ausdehnen. Dann muss
auch dort gelten: Ich gehe feiern, wann ich will, ich gehe
arbeiten, wann ich will, und ich gehe auch nach Hause,
wann ich will. Wenn Sie dieses Freizeitsprinzip auf die
Arbeitssituation übertragen, dann kann daraus etwas
werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist ja Anarchie! Genau so haben Sie auch regiert! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist die Politik der Grünen!)


Ich finde, Sie sollten diese törichten Argumente
schlicht und ergreifend aus dem Spiel lassen. Jugendli-
che stehen doch deswegen unter dem besonderen Schutz
des Staates, weil ihre psychische und physische Ent-
wicklung mit 16 Jahren noch nicht abgeschlossen ist. Es
macht Sinn, dass wir sie schützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linkspartei, as hat etwas mit dem Alter sowie der körperlichen und sychischen Entwicklung zu tun. Es kann doch nicht ichtig sein, Auszubildende, die ihre Ausbildung erst mit 8 Jahren beginnen – das sind die meisten –, wie Kinder u behandeln. Dieser Logik kann ich nicht folgen, und ch finde sie falsch. Ich glaube im Übrigen, dass die junen Menschen das gar nicht wollen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Frau Golze, ich habe Ihnen sehr genau zugehört. Ich
abe auch Ihren Antrag sehr genau gelesen. Sie argu-
entieren mit der erhöhten Verletzungsgefahr. In der
egründung Ihres Antrags schreiben Sie aber selbst
ich zitiere –:

Der Schwerpunkt von Gefährdungen liegt zudem
unabhängig vom Zeitpunkt des Beginns

damit ist das Alter gemeint –

in der Frühphase von Ausbildungs- und Erwerbstä-
tigkeit.

ie Gefährdung ist also vom Alter unabhängig. Die Ge-
ährdung hat vielmehr damit zu tun, dass die Leute eine
eue, eine ungewohnte Tätigkeit aufnehmen. Sie hat
icht in erster Linie mit dem Alter zu tun. Wir sehen da-
er keinen Änderungsbedarf beim Jugendarbeitsschutz,
eder in die eine noch in die andere Richtung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Burgbacher, wenn Sie sich um die Behebung der
usbildungsplatzmisere wirklich verdient machen wol-

en, müssen Sie gänzlich andere Dinge tun. Dann geht es
m strukturelle Maßnahmen, um die Modularisierung
on Ausbildungsgängen und darum, dass die Änderun-
en des Berufsausbildungsgesetzes von 2005 endlich
uch in den Ländern umgesetzt werden. Vier von
6 Ländern haben das bisher getan. Darum sollten Sie
ich einmal kümmern. Es geht auch darum, die duale
usbildung grundsätzlich zu erweitern und zu moderni-

ieren. Es geht vor allen Dingen darum, die schulische
usbildung erheblich zu verbessern.

Wenn 25 Prozent eines Jahrganges gar keinen oder ei-
en schlechten Schulabschluss haben, dann ist der zen-
rale Angriffspunkt an dieser Stelle. Es kann einfach
icht richtig sein, dass es in Deutschland immer noch
ersonen gibt, die die Schule mit dem Etikett „Nicht
usbildungsfähig“ verlassen. Vor dieser Aufgabe stehen
ir.

Ich habe das Gefühl, dass Sie das nicht wirklich inte-
essiert. Sie begreifen sich eher als verlängerter Arm des
EHOGA. Denn der Gesetzentwurf, den Sie hier vorge-

egt haben, entspricht eins zu eins dem, was der
EHOGA fordert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lobbyisten!)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Wahrscheinlich, Herr Westerwelle, hatten auch Sie
eher den DEHOGA als die Jugendlichen im Blick, als
Sie die FDP zum Anwalt der „vergessenen Mitte“ ausge-
rufen haben. Gemeint haben Sie damit diejenigen – ich
zitiere Sie jetzt einmal –, „die morgens nicht liegen blei-
ben, sondern aufstehen, ihre Kinder zur Schule bringen
und arbeiten gehen.“ Was soll das eigentlich heißen?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nicht jede dumme Frage muss ich beantworten!)


Heißt das, dass die 4 Millionen Menschen ohne Arbeit
Faulenzer sind? Heißt das, dass sich Arbeitslose nicht
um ihre Kinder kümmern? Heißt das, dass Schulabbre-
cher selber schuld sind? Herr Westerwelle, diese Fragen
müssen Sie beantworten. Sie sind nicht der Anwalt der
„vergessenen Mitte“ der Gesellschaft, sondern mit dieser
Politik kann man die FDP als Anwalt der Gesellschaft
vergessen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt bekomme ich sogar noch Berufsverbot!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607603500

Das Wort hat jetzt der Kollege Ernst Hinsken von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1607603600

Verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Da-

men und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!


(Dirk Niebel [FDP]: Jetzt aber ehrlich bleiben, Herr Hinsken!)


Ich verhehle nicht, dass ich mit vielem, was Herr
Burgbacher hier ausführte, sympathisiere.


(Beifall bei der FDP)


Ich werde im Laufe meiner Rede versuchen, das eine
oder andere aus meiner Sicht zu beleuchten.


(Dirk Niebel [FDP]: Ist Ihre Sicht auch die der Regierung?)


Ich glaube, dass gerade in dem Stadium, in dem wir
uns jetzt befinden, auf die Arbeitsgruppe gesetzt werden
muss, die bis zum März dieses Jahres zu einem Ergebnis
kommen wird, das zugrunde gelegt wird, um eine akzep-
table Lösung für alle Seiten zu finden, die zugleich als
praktikabel bezeichnet werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zu Ihnen, verehrte Frau Kollegin Golze, möchte ich
nur sagen: Das, was Sie hier ausführten, war für mich
Klassenkampf pur.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aushöhlung des Jugendarbeitsschutzgesetzes, Ausbeu-
tung, Horrorszenarien und dergleichen bestimmten Ihre

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(C (D ede. Ich richte an Sie folgende Frage: Haben Sie überaupt schon einmal einen Betrieb von innen gesehen, soass Sie hier überhaupt mitreden können? (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sehr gute Frage!)


enn Ihre Ausführungen waren völlig weltfremd.

Ich verweise deshalb darauf, dass es heute darum
eht, dabei zu helfen, Entscheidungen herbeiführen, die
ringend erforderlich sind, um der Jugendarbeitslosig-
eit verstärkt begegnen zu können und noch mehr Aus-
ildungsplätze zu schaffen. Schließlich ist die Ausbil-
ung der Schlüssel zur Zukunft.


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


ir alle sagen ja: Alle Jugendlichen müssen einen Aus-
ildungsplatz bekommen.

Ich freue mich, heute sagen zu dürfen, dass zum
tichtag 30. September 2006 4,8 Prozent mehr Ausbil-
ungsplätze zur Verfügung standen als im Vorjahr. Die
ute Konjunktur macht sich nun auch auf dem Ausbil-
ungsmarkt bemerkbar. Deshalb sage ich ein herzliches
ankeschön an alle Betriebe, die bereit waren, zusätzli-

he Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, um den
ungen Mitbürgern das notwendige Rüstzeug für die Zu-
unft zu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Insbesondere im Hotel- und Gaststättenbereich hat
an eine federführende Rolle übernommen. Allein hier

ind über 100 000 Azubis beschäftigt. In dieser Branche
erden mittlerweile 9 Prozent der Ausbildungsverträge

bgeschlossen. Sie ist Spitzenreiter. Das sollte einmal
esagt und anerkannt werden. Diese Zukunftsbranchen
so möchte ich Hotellerie und Gastronomie bezeichnen –
önnten noch viel mehr ausbilden, wenn Restriktionen
egfielen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607603700

Herr Kollege Hinsken, erlauben Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Bulling-Schröter?


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1607603800

Selbstverständlich, gern.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607603900

Danke schön. – Kollege Hinsken, ist Ihnen bekannt,

ass man sich in den Berufsschulen darüber Gedanken
acht, warum Azubis aus bestimmten Branchen sehr oft

m Unterricht einschlafen?


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


n einem Artikel meiner Heimatzeitung, dem „Donauku-
ier“, den Sie als Bayer ja kennen, stand, dass vor allen
ingen Azubis, die in einem touristischen Gebiet in der
ähe meines Wahlkreises im Gaststättengewerbe tätig

ind, sehr lange arbeiten müssen und zu spät zum Unter-
icht kommen, weil sie vorher halbe Nächte durcharbei-






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
ten mussten. Wie stehen Sie dazu? Das ist in besagter
Zeitung nachzulesen. Das heißt, es handelt sich hierbei
um keine übertriebene Darstellung.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1607604000

Verehrte Frau Kollegin, ich weiß nicht, in welchen

Schulen geschlafen wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich fürchte, in jeder!)


Wenn das in Ihrer Heimat der Fall ist, dann bitte ich Sie,
dafür zu sorgen, dass das möglichst bald abgestellt wird.

Außerdem ist für mich nicht nachvollziehbar, dass
Schüler, wie Sie sagen, zu spät zum Unterricht kommen.
Das liegt dann auch an der Schule. Diese hat ja die Mög-
lichkeit, dafür zu sorgen, dass jeder so pünktlich er-
scheint, wie es auch beim Arbeitsplatz erwartet wird.


(Zuruf der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


– Ich habe Ihre Frage sehr wohl verstanden.

In diesen Fällen sind, wie ich meine, nicht wir gefor-
dert und gefragt, sondern hierfür gibt es gesetzliche
Grundlagen. Wenn die eingehalten werden, dann trägt
das dazu bei, dass die Schüler dem Schulunterricht fol-
gen können, statt einzuschlafen.

Ihre Ausführungen kann ich auch insofern nicht nach-
vollziehen, als man ja gar nicht weiß, wo der Jugendli-
che am Abend vor dem Berufsschulunterricht war. War
er im Betrieb oder war er zu guter Letzt in der Disco?
Wenn er dort bis 24 Uhr oder 1 Uhr war, dann kann ich
mir vorstellen, dass er müde ist und sich nicht so wie die
anderen auf den Unterricht konzentrieren kann.


(Beifall bei der CDU/CSU – Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)


– Meine Kollegen signalisieren mir, ich solle mit der
Rede fortfahren. Aber gut, ich lasse noch eine weitere
Zwischenfrage zu.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607604100

Kollege Hinsken, ich habe jetzt bayerisch gespro-

chen; wir beide verstehen ja sehr gut Bayerisch. Es geht
nicht darum, dass Schüler abends in der Disco oder sonst
wo waren, sondern es war nachweislich so, dass sie we-
sentlich länger als acht Stunden und auch deutlich nach
22 Uhr arbeiten mussten, und das über Wochen hinweg.
Es geht auch nicht darum, dass die Schüler faul oder un-
diszipliniert wären. Es liegt auch nicht an der Schule.
Vielmehr haben in einigen Fällen Arbeitgeber ihre Azu-
bis – Eltern haben sich sogar bei mir persönlich be-
schwert – sehr lange, also deutlich über 22 Uhr hinaus,
arbeiten lassen, unter anderem auch deswegen, weil am
Personal gespart wurde.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1607604200

Sie wissen, dass es gegen die gesetzlichen Grundla-

gen und Bestimmungen verstößt, wenn ein Azubi länger
als acht Stunden zur Arbeit herangezogen wird. Wenn

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(C (D ie gesetzlichen Grundlagen und Bestimmungen nicht ingehalten werden, dann sollten sich die Betroffenen ich empfehle Ihnen, dies auch den Leuten, die zu Ihnen ommen, zu sagen – bei den zuständigen Ämtern daüber beschweren. Dann könnte kontrolliert werden, ob hre Ausführungen zutreffend sind oder nicht. Meine Damen und Herren, ich habe vorhin gesagt, ass es mir vor allen Dingen darum geht, dass Restrikionen wegfallen. Hier sind wir als Gesetzgeber gefragt. ine Möglichkeit hierfür besteht in der Anpassung des ugendarbeitsschutzgesetzes. Ich halte die Aussage des räsidenten des Deutschen Hotelund Gaststättenverandes Ernst Fischer für interessant, dass allein durch ine generelle Heraufsetzung der Nachtruhegrenze bei uszubildenden unter 18 Jahren auf 23 Uhr und an Taen vor Berufsschulunterricht auf 21 Uhr mindestens 000 neue Ausbildungsplätze geschaffen werden könn en. (Zuruf von der LINKEN: Das glauben Sie doch selber nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Erstens glaube ich das, und zweitens finde ich das rich-
ig, was er sagt. – Deshalb trete ich für eine Korrektur
in und hoffe, dass die Arbeitsgruppe, die sich mit die-
en Fragen beschäftigt, zu entsprechenden Ergebnissen
ommt;


(Beifall bei der FDP – Peter Rauen [CDU/ CSU]: Richtig! – Zuruf von der FDP: Ein aufrechter Schwarzer!)


enn was bei Mehrschichtbetrieben möglich ist, muss
och überall möglich sein.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)


Verehrte Frau Kollegin Pothmer, was in Österreich
öglich ist – die haben das nämlich 2001 in dem Sinne

eändert, wie der Antrag lautet; unter Umständen ma-
hen wir das ja auch –, das muss auch bei uns möglich
ein. Da ist die Situation so, dass sie betriebsfreundlich
usgestaltet ist und dem Jugendlichen gesagt wird, wenn
iel Umsatz da ist, wenn viel Arbeit da ist, dann lernst
u am meisten und dann darfst du nicht durch Abwesen-
eit glänzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und bei der FDP)


Schließlich hat sich die Praxis in den Betrieben verän-
ert. Viele Betriebe – das kann nicht beiseitegeschoben
erden – haben mittags geschlossen. Das Ausgehverhal-

en hat sich in die Abendstunden verlegt.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607604300

Herr Kollege Hinsken, entschuldigen Sie, dass ich Sie

och einmal unterbreche. Erlauben Sie eine Zwischen-
rage der Kollegin Faße von der SPD-Fraktion?


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1607604400

Selbstverständlich.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607604500

Bitte, Frau Faße.


Annette Faße (SPD):
Rede ID: ID1607604600

Sehr geehrter Herr Kollege Hinsken, geben Sie mir

Recht, dass wir im DEHOGA-Bereich Probleme haben,
weil Stellen nicht besetzt sind? Könnte das vielleicht ers-
tens daran liegen, dass schon diese Ausbildungsstellen
sehr unattraktiv sind? Könnte es zweitens an der Bezah-
lung liegen? Könnten Sie mir drittens sagen, warum wir
so viele Abbrüche in diesem Bereich haben? Müssten
wir uns nicht viertens vermehrt damit auseinandersetzen,
dass junge Leute in diesem Bereich sehr wohl ungesetz-
lich beschäftigt werden, statt uns damit auseinanderzu-
setzen, ob wir eine Stunde mehr oder weniger draufpa-
cken? Ich glaube, wir müssen uns mit den Inhalten, mit
der Form der Ausbildung in diesem Bereich sehr inten-
siv auseinandersetzen. Aber es kann nicht sein, dass hier
gilt: Es sind unbesetzte Arbeitsplätze da, und das liegt an
der Altersbeschränkung 18 Jahre. Geben Sie mir recht,
dass hier eine Vielzahl von Themen bearbeitet werden
muss, aber bestimmt nicht das letzte?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1607604700

Verehrte Frau Kollegin Faße, in verschiedener Hin-

sicht gebe ich Ihnen recht. Aber ich meine, gerade das,
was Sie jetzt alles angesprochen haben, müsste einmal in
den dafür zuständigen Gremien angesprochen werden.
Es muss angesprochen werden, inwieweit das zutrifft,
und wenn es zutrifft, müssen Maßnahmen ergriffen wer-
den, um Missstände abzustellen. Ansonsten bin ich
schon der Meinung, dass gerade im Hotellerie- und
Gaststättenbereich – damit habe ich sehr viel zu tun –
immer gute Arbeit geleistet wird, hervorragend ausgebil-
det wird.

Wenn wir immer wieder sagen, die Tourismusbranche
ist eine Leitökonomie des 21. Jahrhunderts – und dazu
gehören auch Hotellerie und Gastronomie –, dann soll-
ten wir auch das Notwendige an Maßnahmen ergreifen,
um vermehrt Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stel-
len und Qualität während der Ausbildungszeit zu vermit-
teln, die wir dringend brauchen, um auch in Zukunft be-
stehen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, ich habe noch einmal aus-
geführt, dass sich das Ausgehverhalten der Gäste in die
Abendstunden verlagert hat. In den Sommermonaten
sind die Restaurants oft noch um 22 Uhr voll besetzt.
Und wenn der Azubi dann seine Tätigkeit beendet und
den Löffel fallen lässt, dann stört das den Betriebsablauf.
Im Restaurant muss doch die Arbeit dann gemacht wer-
den, wenn sie anfällt.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Arbeitskräfte auf Abruf?)


Gastwirte müssen sich nach dem Gast richten und nicht
umgekehrt. Dazu brauchen sie auch die Mitarbeiter.

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(C (D Übrigens, die Ausnahme der Beschränkung bei chichtbetrieben – dort haben wir es doch – benachtei igt vor allem kleine Unternehmen, und die bilden doch m meisten aus. Profitieren würden von einer solchen egelung gerade die Realund Hauptschüler, die noch icht 18 Jahre alt sind. Die Gastronomie – das haben Gepräche ergeben – wäre zufriedener und würde es lieber ehen, wenn sie Realund Hauptschüler bekommt – da ie dauerhaft in der Branche bleiben –, anstatt nur Abituienten einzustellen. Ich habe auch – es ist mir ganz wichtig, das hier zu agen – mit betroffenen Jugendlichen in Betrieben geprochen, als ich dafür warb, vermehrt Ausbildungslätze zur Verfügung zu stellen. Sie werden es nicht lauben – ich bin gerne bereit, den Kontakt zu diesen Juendlichen zu vermitteln –: Da gab es verständnisvolle eaktionen. Sie sehen es doch selber, dass man, wenn ie meiste Arbeit da ist, nicht einfach nach Hause gehen ann, sondern bereit sein muss, mitzuhelfen, damit es im etrieb einigermaßen läuft. (Andrea Nahles [SPD]: Die Ausnahme von der Regel!)


Die Ausdehnung der Arbeitszeit führt übrigens nicht
u einer Gesundheitsgefährdung. Schauen Sie, auch ein
äckerlehrling ist nicht gefährdet, weil er schon als 17-Jäh-

iger um 4 Uhr mit der Arbeit beginnen muss. Bereits
etzt dürfen Jugendliche ab 16 Jahren öffentliche Tanz-
eranstaltungen bis 24 Uhr allein besuchen.


(Iris Gleicke [SPD]: Ja! Die fangen aber auch erst um 23 Uhr an!)


ch bin der festen Überzeugung, dass das ein vernünfti-
er und richtiger Schritt ist.

An dieser Stelle möchte ich an die Verhandlungspart-
er in der Bund-Länder-Kommission, die beim Bundes-
inister für Arbeit angesiedelt ist, appellieren: Geben
ir uns doch alle einen Ruck, und gestalten wir die Aus-
ildungszeiten auf dem Sektor Hotellerie und Gastrono-
ie so, wie ich es beschrieben habe! Niemandem fällt

ine Perle aus der Krone, wenn er, ohne dass die Ge-
amtarbeitszeit verlängert wird, täglich eine Stunde län-
er arbeitet.


(Peter Rauen [CDU/CSU]: Richtig!)


o könnten wir die Grundlage dafür schaffen, dass ord-
ungsgemäß ausgebildet werden kann und die Ausbil-
ungsplätze, die wir dringend benötigen, auch in Zu-
unft vorgehalten werden können.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was ist denn jetzt die Haltung der Union?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607604800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Heinrich Kolb von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1607604900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-

statten Sie mir zwei Vorbemerkungen. Erstens. Da ich
nur vier Minuten Redezeit habe, lasse ich Zwischenfra-
gen zu.


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)


Zweitens. Das, was du, lieber Ernst, gesagt hast, werte
ich als Bestätigung der Position der FDP. Du hast deine
Aussage heute zwar ein bisschen verklausuliert – viel-
leicht gilt also doch Marx, dass das Sein das Bewusst-
sein bestimmt –, aber ich zitiere gerne, was du in der De-
batte vom 10. März 2005 unmissverständlich ausgeführt
hast:

Der Vorschlag der FDP, das Jugendarbeitsschutzge-
setz zu ändern, findet … unsere volle Unterstüt-
zung. Warum? Weil er in die richtige Richtung geht.
Es ist doch ein Ding der Unmöglichkeit, zu sagen,
einem über 16-Jährigen sei es nicht zuzumuten, bis
23 Uhr zu arbeiten …

Das war damals noch der unverfälschte Originalton
von Ernst Hinsken. Heute klang das ein bisschen modifi-
zierter. Auch der Zwischenruf von Klaus Brähmig da-
mals ist in diesem Zusammenhang interessant: dass das
Jugendarbeitsschutzgesetz so schnell wie möglich abge-
schafft gehört.


(Zurufe von der FDP: Aha!)


An dieser Stelle möchte ich beide beim Wort nehmen.
Wenn richtig ist, was unser Altbundeskanzler
Dr. Helmut Kohl gesagt hat


(Zurufe von der SPD: Oh!)


– entscheidend ist, was hinten herauskommt –, dann ist
heute der Zeitpunkt gekommen, um zu springen und zu
entscheiden. Hic Rhodus, hic salta!

Wenn im Jugendarbeitsschutzgesetz in der von beiden
festgestellten Weise Restriktionen bestehen, dann ist
beim Gesetzentwurf der FDP die Hand zu heben. Ich
fordere zumindest alle Kolleginnen und Kollegen von
der Union auf, unserem Gesetzentwurf zuzustimmen.
Natürlich lade ich auch die Kolleginnen und Kollegen
von der SPD ein, das Gleiche zu tun.


(Beifall bei der FDP)


Dass die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
eine der zentralen Aufgaben unserer Arbeitsmarktpolitik
und der Politik insgesamt ist, ist unbestritten. Aber die
Politik muss auch dafür sorgen, dass es Rahmenbedin-
gungen gibt, die es den Betrieben ermöglichen, auszubil-
den. Der Gesetzentwurf der FDP-Bundestagsfraktion ist
ein Beitrag, bestehende Barrieren abzubauen, mit denen
sich Jugendliche unter 18 Jahren bei der Ausbildungs-
platzsuche insbesondere im Hotel- und Gaststättenge-
werbe konfrontiert sehen. Ich will es auf den Punkt brin-
gen: Das Jugendarbeitsschutzgesetz soll Jugendliche bei
der Arbeit schützen, aber es soll sie nicht vor der Arbeit
schützen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D eswegen muss man wirklich versuchen, die konkrete instellungssituation in den Blick zu nehmen und die ntscheidung der Betriebe nachzuvollziehen. Der 18-jäh ige Abiturient hat also das Prä. Es wurde vom Kollegen Grotthaus darauf hingewieen, dass nur ein Drittel aller Auszubildenden übernomen wird. Herr Kollege Grotthaus, dass dem so ist, önnte auch an den Auszubildenden liegen. Denn viele biturienten, die ihre Ausbildung in dieser Branche in er Tasche haben, beginnen anschließend mit einem Stuium der Tourismuswirtschaft oder einer vergleichbaren achrichtung. Deswegen haben sie ihrerseits gar kein In eresse, nach ihrer Ausbildung dauerhaft in diesem Beeich zu arbeiten. ie Betriebe hingegen würden sich sehr freuen, wenn ehr Hauptund Realschüler ihre Ausbildung bei ihnen eginnen würden. Denn Hauptund Realschüler bieten ie Gewähr, auf Dauer im Unternehmen zu bleiben. Waum sollte man den Betrieben das nicht ermöglichen? Ich finde es wieder einmal bemerkenswert, wie veruer die Linken denken. Das kann man sehr gut daran rkennen, wie Sie in Ihrem Gesetzentwurf argumentieen: Weil junge Menschen immer später in die Ausbilung eintreten, wollen Sie den Geltungsbereich des ugendarbeitschutzgesetzes von 18 auf 21 Jahre ausdehen. Das Gegenteil wäre richtig: Frühere Einschulung, ürzere Schulzeiten, kürzere Ausbildungszeiten, das wäen die Antworten, die wir im Sinne des Ganzen und uch im Sinne der Finanzierung unserer Sozialsysteme eben müssten. Ein Allerletztes – weil niemand Zwischenfragen getellt hat; ich bin sehr enttäuscht, liebe Kolleginnen und ollegen! –: äumen Sie auf mit der Mär, Auszubildende seien bilige Arbeitskräfte! Das mag vor dreißig, vierzig Jahren o gewesen sein. Heute sind Auszubildende längst nicht ehr billige Arbeitskräfte. Wenn Sie sich die betriebsirtschaftlichen Kalkulationen ansehen, dann sehen Sie, ass Aushilfskräfte und Teilzeitkräfte für die Betriebe alemal billiger sind. Wir wollen aber, dass die jungen enschen eine Chance bekommen. Dafür ist der Gesetzntwurf der FDP der richtige Weg. Ich empfehle Ihnen ochmals, ihm zuzustimmen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Ernst Burgbacher [FDP]: Völlig richtig!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Willi Brase [SPD]: Peinlich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607605000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Andrea Nahles von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1607605100

Lieber Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und

Kollegen! Herr Kolb, wir haben – das ist mir durch Ihren
Redebeitrag deutlich geworden – in der Tat eine große
Lücke im Jugendarbeitsschutzgesetz: Es fehlt, dass man
die Jugendlichen auch vor Ihnen, der FDP, schützen
muss. Das scheint mir das größte Manko zu sein.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist schon bedauerlich, dass wir uns ausgerechnet
heute, wo die EU-Arbeitsminister und -Sozialminister
im Rahmen unserer EU-Ratspräsidentschaft zum ersten
Mal hier in Berlin zusammenkommen und das Thema
„Gute Arbeit“ behandeln, mit Ihrem Gesetzentwurf be-
fassen müssen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da müssen Sie jetzt durch, Frau Kollegin!)


Ganz Europa versteht, dass wir die Lernbedingungen,
die Weiterbildungsbedingungen für Arbeitnehmer ver-
bessern müssen, für junge wie für alte. Ganz Europa ver-
steht, dass wir nicht mehr Deregulierung brauchen, son-
dern mehr Prävention. Wenn die Leute bis 67 arbeiten
sollen, müssen wir mit dem Gesundheitsschutz, mit dem
Arbeitsschutz schon bei den Auszubildenden Ernst ma-
chen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ganz Europa begreift das, nur die FDP nicht. Es tut mir
leid: Das ist ein Armutszeugnis.


(Beifall bei der SPD)


Es ist eine Absurdität, hier zu hören, wir hätten die
Realitäten nicht im Auge. Das haben wir sehr wohl.
Schauen Sie einmal in den Ausbildungsreport, den der
DGB dankenswerterweise angefertigt hat, und gucken
Sie sich an, was die jungen Leute selber über ihre Aus-
bildungssituation berichten! Da haben wir zum Beispiel
den Fall eines Kochs, der beschreibt, wie er jeden Tag
mehr als zehn Stunden, meistens zwölf Stunden, arbeitet
– auf der Basis des jetzigen Jugendarbeitsschutzgesetzes –
und wie ihm die Chefin, wenn er sich ein bisschen Lern-
zeit ausbedingt, weil ihm die Ausbildung wichtig ist, mit
Rausschmiss droht, wenn er nicht macht, was sie will. In
Betrieben wird, gerade weil es einen Ausbildungsplatz-
mangel gibt, zunehmend Druck auf die Auszubildenden
ausgeübt, sie werden de facto stückchenweise um ihre
Rechte betrogen. Das sind die Realitäten in den Ausbil-
dungsbetrieben. Dem jetzt auch noch das Siegel der Le-
gitimation aufzudrücken, denen noch zu sagen: „Jawohl,
ihr tut recht, lasst es weiter so laufen“, das können wir
nicht akzeptieren. Wir müssen uns vielmehr zum Anwalt
der Interessen der jungen Menschen machen. Auch
wenn es zu wenige Ausbildungsplätze gibt, ist uns die
Situation in der Ausbildung nicht egal.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Das ist eine der zentralen Botschaften, die vom heutigen
Tag ausgehen muss.

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(C (D Ich will auch ganz klar sagen, dass wir hier von der DP eine falsche Rechnung vorgeführt bekommen: dass eniger Jugendarbeitsschutz mehr Arbeitsplätze beeute. Tatsache ist, dass wir bereits zweimal – 1984 soie 1996 unter der Regierung Kohl, an der Sie von der DP ja beteiligt waren – (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich erinnere mich genau!)


eutliche Verschlechterungen der Jugendarbeits-
chutzbedingungen hatten: Verlängerung der Arbeits-
eiten, Schichtdienstverlängerung, all das, was Sie jetzt
ieder fordern. Wenn wir uns aber anschauen, wie sich
ie Anzahl der Ausbildungsplätze im Zeitraum von
984 über 1996 bis heute entwickelt hat, muss man fest-
tellen: Das ist dramatisch.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat auch etwas mit der Konjunktur zu tun!)


m Jahre 1984 gab es noch circa 720 000 betriebliche
usbildungsplätze. Im Jahre 1996 gab es in Gesamt-
eutschland nur noch ungefähr 600 000 betriebliche
usbildungsplätze. Im Jahre 2005 gab es nur noch
90 000 betriebliche Ausbildungsplätze.

Das muss uns doch dazu ermuntern, die Ursachen da-
ür ehrlich zu benennen. Das hat nichts damit zu tun, ob
ine Stunde länger gearbeitet wird oder nicht, sondern
as hat mit dem gravierenden Strukturwandel und damit
u tun, dass die Ausbildungsquoten in den Großbe-
rieben halbiert wurden. Das hat auch damit zu tun, dass
ich immer mehr Betriebe aus der Ausbildungsverant-
ortung zurückgezogen haben. In Deutschland bilden
ittlerweile nämlich nur noch 23 Prozent der Betriebe

us. Das sind die entscheidenden Skandale, über die wir
eden müssen.

Ich sage von meiner Seite: Der Ausbildungspakt hat
m letzten Jahr nur gerade so eben und mit größter Mühe
owie übrigens einer massiven staatlichen Hilfe – wir
aben die EQJs ausgebaut – funktioniert. Das war okay.
ür das Jahr 2007 kann das aber wahrscheinlich nicht
as letzte Wort gewesen sein. Wir müssen diesen Ausbil-
ungspakt weiterentwickeln, damit wir den jungen Leu-
en am Ende auch entsprechende Ausbildungsangebote
achen können.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiterer Punkt. Das Ganze geht ja auf das Saar-
and zurück. Wir haben heute auch hier gehört, dass es in
er Union einige Befürworter gibt. Ich selber komme
us Rheinland-Pfalz, wo die Strukturen, wie Sie wissen,
ehr ähnlich wie die im Saarland sind. Es ist sehr interes-
ant, zu beobachten, wie die Realitäten dort aussehen.

Vor wenigen Tagen war ich in der Arbeitsagentur in
einem Wahlkreis. Mir fiel dabei auf, dass der Zuwachs

ei den freien Fördermitteln sehr groß war. Ich habe ge-
ragt, warum sie besonders viele Zuwächse bei der Ge-
ährung von Mitteln nach § 10 SGB III haben. Sie be-

ichteten mir: Na ja, wir mussten den Auszubildenden in
etzter Zeit sehr oft und mit sehr unkonventionellen Din-
en unter die Arme greifen. Wir kaufen ihnen zum Teil
ofas und Mopede oder unterstützen sie dabei.






(A) )



(B) )


Andrea Nahles

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: „Mopede“? Wo haben Sie denn gelernt, dass das die Mehrzahl von Moped ist? – Dirk Niebel [FDP]: Sie sind doch Literaturwissenschaftlerin!)


Ich habe nachgefragt: Mofas und Mopede? Das hätte ich
mir auch gewünscht. – Das, was dahinter steckt, ist ganz
banal: Die jungen Menschen müssen immer weiter zu ih-
rem Ausbildungsplatz fahren, nämlich 20 oder auch
30 Kilometer.

Selbstverständlich gibt es weder bei Ihnen im Saar-
land, wo Herr Müller die Anliegen des DEHOGA unter-
stützt, noch bei uns in der Eifel einen ausreichenden öf-
fentlichen Personennahverkehr. Dadurch sind die jungen
Leute ernstlich gezwungen, mit ihren Mofas – den Acht-
zigern, wie sie so schön heißen – durch die Gegend zu
düsen. Im Sommer ist das vielleicht kein Problem, aber
bei einem Wetter wie heute und im tiefen Winter ist das
anders.

16- und 17-Jährige müssen zusätzlich zu ihrer eigent-
lichen Berufsausbildungszeit weite Wege mit einer klei-
nen Achtziger bzw. einem Moped zurücklegen. Das ist
in den ländlichen Regionen in Deutschland kein Einzel-
fall. Ich frage mich: Wollen wir ihnen noch zusätzliche
Arbeitszeit auf die Schultern packen? Ich sage: Nein. An
dieser Stelle muss ganz klar auch das Recht der jungen
Leute gesehen werden.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich als Letztes sagen: Ich höre von Ihnen
immer das Wort „Generationengerechtigkeit“. Die FDP
sagt immer wieder, Generationengerechtigkeit habe
für sie Priorität. Ich höre das immer dann, wenn es um
die Rente geht und Sie den Leuten sagen, dass sie mehr
Eigenverantwortung übernehmen müssen. In Wirklich-
keit geht es dabei um die privaten Versicherungen, die
Profite machen, wenn zusätzliche Lebensversicherungen
abgeschlossen werden.

Wenn es bezüglich der Generationengerechtigkeit um
die Rechte von jungen Menschen und der jungen Gene-
ration geht, dann ist bei Ihnen aber Fehlanzeige.


(Dirk Niebel [FDP]: Zum Beispiel das Recht auf einen Ausbildungsplatz?)


Sie sollten wirklich versuchen, die Generationengerech-
tigkeit nicht nur dann auf Ihren Schild zu heben, wenn es
einzelnen Interessengruppen nutzt, sondern Sie sollten
die Generationengerechtigkeit auch als etwas begreifen,
was beim Arbeitsschutz und bei den Arbeitsbedingungen
der jungen Menschen in der Ausbildung anfängt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607605200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gitta Connemann von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Eine gute Frau! – Dirk Niebel k l S n e a B d l h J A b a S k b a k 3 F l a n E l e ü n v h g w g f m z A m (C (D [FDP]: Gehen Sie mal mit der guten Freundin Frau Nahles anständig um!)



Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1607605300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie alle

ennen bestimmt die Geschichte vom Hans Guckindie-
uft:

Wenn der Hans zur Schule ging,
Stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
schaut er aufwärts, allenthalben:
Vor die eignen Füße dicht,
Ja, da sah der Bursche nicht.

o heißt es im „Struwwelpeter“. Ich zitiere daraus heute
icht, weil es um Jugendliche geht, sondern weil mich
inige Wortbeiträge, aber auch die vorliegenden Anträge
n das Verhalten von Hans erinnern. Sie richten den
lick nur auf das, was sie sehen wollen, aber nicht auf
ie Realität.

Dabei verdient das Jugendarbeitsschutzgesetz sicher-
ich eine ernsthaftere Debatte, als sie heute stattgefunden
at. Denn immerhin geht es darin um den Schutz von
ugendlichen vor Überforderung und Gefahren am
usbildungs- und Arbeitsplatz. So hat das Nachtar-
eitsverbot des § 14 den Zweck, den Jugendlichen eine
usreichende Nachtruhe zu sichern.

Eine ausreichende Nachtruhe ist für jeden Men-
schen lebenswichtig, für junge, in der Entwicklung
stehende Menschen ganz besonders.

o heißt es in der amtlichen Begründung zum Gesetz.

Dieses Gesetz stammt aus dem Jahre 1976. Die Er-
enntnis, dass Jugendliche eine ausreichende Nachtruhe
rauchen, hat an Aktualität nichts verloren. Aber es gilt
uch die Erkenntnis, dass Jugendliche von heute sich
örperlich und geistig schneller entwickeln als vor
0 Jahren. Das möchte ich ausdrücklich nicht mit deren
reizeitverhalten begründen. Jugendliche gehen sicher-

ich heute länger aus als früher. Aber mögliche Freizeit-
ktivitäten und der Schutzzweck dieses Gesetzes stehen
icht auf demselben Blatt.


(Zuruf von der SPD: So ist es!)


s geht ausschließlich darum, welchen Schutzes Jugend-
iche bedürfen, und zwar angesichts ihrer Reife. Diese
ntwickelt sich heute schneller. Das hat der Gesetzgeber
brigens erkannt und weitgehend reagiert. Ich erinnere
ur an die Herabsetzung der Volljährigkeitsgrenze
on 21 auf 18 Jahre. Ein 18-Jähriger ist voll geschäftsfä-
ig – mit allen Konsequenzen. Die Änderungen im Ju-
endschutzgesetz will ich hier gar nicht anführen. Auch
eitere Beispiele ließen sich nennen.

Allein das wäre schon Argument genug, um das Ju-
endarbeitsschutzgesetz auf seine Aktualität hin zu prü-
en. Hinzu kommt aber, dass die Novellierung ange-
ahnt wird, und zwar zum einen von den Ländern und

um anderen auch von Ausbildungsbetrieben. Diese
usbildungsbetriebe sollten wir ernst nehmen. Ich
uss Ihnen sagen: Als ich hier den einen oder anderen






(A) )



(B) )


Gitta Connemann
Wortbeitrag gehört habe, hat es mich geschaudert, und
zwar durchaus auch bei dem, was Sie gesagt haben, Frau
Nahles, um das in aller Deutlichkeit zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


So eine verzerrte Wahrnehmung von Ausbildungsbetrie-
ben! Es ist gar keine Frage: Ein Ausbildungsbetrieb, der
sich nicht an die Vorschriften des Jugendarbeitsschutz-
gesetzes hält, wie sie dargestellt worden sind, verhält
sich nicht nur nicht korrekt, sondern – ich bitte um Ent-
schuldigung – das ist unter aller Sau, und dann sollte
man ihn entsprechend anzeigen.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das denn für ein unparlamentarischer Ausdruck?)


– Ich komme aus der Landwirtschaft; deswegen darf ich
das so nennen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber es geht in diesem Fall darum, ein Gesetz weiter-
zuentwickeln, und zwar im Sinne von Ausbildung.
Denn eine Ausbildung ist das beste Kapital für die Zu-
kunft junger Menschen. Erst diese gibt ihnen das Rück-
grat für den Arbeitsmarkt. Da hat sich die Situation si-
cherlich entspannt; aber es gibt nach wie vor zu wenig
Ausbildungsplätze, obwohl in Hotellerie und Gastrono-
mie noch Ausbildungspotenzial vorhanden ist. Es gibt
unbesetzte Stellen. Wenn genau diese Ausbildungsbe-
triebe sagen, sie hätten ein Problem mit einem bestimm-
ten Gesetz, und wenn diese Ausbildungsbetriebe in der
Vergangenheit unter Beweis gestellt haben, dass es ihnen
wirklich um Ausbildung geht, indem sie auch in schlech-
ten Zeiten immer wieder die Ausbildungsquote erhöht
haben, dann sollten wir diese Ausbildungsbetriebe doch
wenigstens anhören.

Es gibt die Klage, dass Jugendliche nur bis 22 Uhr ar-
beiten dürfen. Nur zur Klarstellung: Es geht hier nicht
um die Verlängerung der Arbeitszeit, sondern um eine
andere Verteilung der Beschäftigungszeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die entsprechenden Gründe sind genannt worden. Es ist
auch gesagt worden, dass Schulabgänger unter 18 durch
die Begrenzung auf 22 Uhr schlechtere Chancen haben,
und zwar unabhängig vom formalen Schulabschluss,
weil entscheidend das Ausbildungseintrittsalter ist. Das
ist anhand der Zahlen des DIHK belegbar.


(Andrea Nahles [SPD]: Frau Kollegin, wollen Sie nun zustimmen oder ablehnen? Das hätte ich gern einmal gewusst!)


Es gibt weitere Ungereimtheiten. Herr Kollege
Hinsken hat schon erwähnt, dass es für Mehrschichtbe-
triebe Ausnahmen gibt. Für mich persönlich ist nicht
nachvollziehbar, wieso man bei einer Fast-Food-Kette
bis 23 Uhr arbeiten darf, aber in einem benachbarten Ho-
telrestaurant nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D ier besteht offensichtlich eine Ungleichbehandlung, ie kaum durch den Gesundheitsschutz gerechtfertigt ein kann und die zulasten kleinerer Betriebe geht. Frau Nahles, Sie haben ja recht, wenn Sie sagen, die usbildungsquote bei großen Betrieben sei massiv rück äufig. Wir haben Stabilität am Ausbildungsmarkt wegen er kleinen und mittleren Betriebe. Genau diesen sollen wir deshalb unter die Arme greifen. Es gibt auf jeden Fall Gründe genug, über eine Novelierung des Jugendarbeitsschutzgesetzes nachzudenken. ie einschlägige EU-Richtlinie schafft Raum dafür. Der ollege Hinsken hat bereits erwähnt, dass das Nachbar and Österreich davon schon Gebrauch gemacht hat. Vor diesem Hintergrund hat der Länderausschuss für rbeitsschutz und Sicherheitstechnik gefordert, das Juendarbeitsschutzgesetz den heutigen Bedürfnissen anupassen und zu modernisieren. Die von uns gemeinsam etragene Bundesregierung hat darauf reagiert und eine und-Länder-Arbeitsgruppe eingerichtet. Diese wird etzt prüfen, ob Änderungen erforderlich sind, um die usbildungsund Beschäftigungschancen junger Men chen zu verbessern. Bei allen Überlegungen muss natürlich die Gewähreistung des Gesundheitsschutzes der Jugendlichen an rster Stelle stehen. Das ist überhaupt keine Frage. Denn ine Aktualisierung darf nicht auf Kosten ihrer Sichereit gehen. Deswegen muss eine Gesamtprüfung stattinden. Die Betonung liegt auf „gesamt“. In diesem Punkt richtet sich meine Kritik an die FDP. err Kollege Burgbacher und Herr Kollege Kolb, ich chätze Sie als sachliche Kollegen. Aber Sie fordern hier ur eine punktuelle Überprüfung des Gesetzes. Wir rauchen aber eine Gesamtbetrachtung. Das wissen Sie; enn es sind auch Länder in dieser Arbeitsgruppe, an deen Regierung die FDP beteiligt ist. Ihre Forderung ist lso nicht ganz nachvollziehbar. (Ernst Burgbacher [FDP]: Wir scheitern an der Union!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zurufe von der FDP: Oh!)


Aufgabe der Arbeitsgruppe ist die Erarbeitung eines
mfassenden Berichtes, der das Für und Wider insge-
amt abwägt. Nur auf einer solchen Grundlage kann die
ntscheidung gefällt werden, ob und wie das Jugendar-
eitsschutzgesetz novelliert werden sollte. So stellt sich
ine verantwortungsvolle Politik dar.

Meine Damen und Herren von der Linken, Sie haben
ereits in der Vergangenheit gezeigt, dass es Ihnen da-
um nicht geht. Auch in diesem Fall ist es so. Auch heute
eichnen Sie sich durch eine Bewusstseinstrübung aus,
ie schon sprichwörtlich und eigentlich ermüdend ist.
as einzig Interessante an Ihren Initiativen ist inzwi-

chen die Frage, mit welcher Kostümierung Sie diese be-
leiten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Gitta Connemann
T-Shirts, Tüten und Eisenkugeln; heute ist es der rote
Button. Ich halte der Jugendabteilung des DGB-Bezirks-
verbandes Berlin-Brandenburg zugute, dass es dieser
wirklich um den Gesundheitsschutz junger Menschen
bei der Arbeit geht. Ihnen, meine Damen und Herren von
der Linken, nehme ich das nicht ab. Das zeigt mir schon
ein Blick auf Ihre Bundestagshomepage. Dort fordern
Sie, die Grenze für das aktive und passive Wahlrecht
auf 16 Jahre zu senken. Nach Ihrer Vorstellung dürfte
also ein 16-Jähriger Mitglied des Deutschen Bundesta-
ges sein. Ein Mandat hat Pflichten, beispielsweise die
Vertretung von vielen Menschen auch nach 22 Uhr. Ein
16-Jähriger könnte also noch um 23 Uhr als Abgeordne-
ter tätig sein, aber nicht als Koch.


(Dirk Niebel [FDP]: 22 Uhr ist Schicht im Plenum!)


Das zeigt die Absurdität Ihres Antrages.

Ich bin froh, dass sich die Bundesregierung verant-
wortungsvoll zeigt. Wir brauchen eine vorurteilsfreie
Prüfung – für Gesundheitsschutz und mehr Ausbildungs-
plätze.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607605400

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

der Kollege Willi Brase von der SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Burgbacher [FDP]: Auch Aktivist!)



Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1607605500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Für mögliche
2 000 Ausbildungsplätze, verbunden mit dem Hinweis,
dass angeblich so viele junge Leute mit Abi im Hotel-
und Gaststättengewerbe als Auszubildende beschäftigt
sind – nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind
es gerade einmal 1,3 Prozent –, leichtfertig das Jugend-
arbeitsschutzgesetz zu ändern, halte ich für den falschen
Weg. Das sollten wir nicht machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es fällt auf, dass immer dann, wenn betriebliche
Ausbildungsplätze fehlen, gefordert wird – manchmal
ist es ja schon fast egal, wie die wirtschaftliche Lage
aussieht –: Wir müssen die Schutzrechte verändern. Ich
sage dazu: verschlechtern. Dann wird gefordert: Wir
müssen die Ausbildungsvergütungen senken. Manchmal
wird auch gefordert: Wir müssen die Löhne nach unten
drücken. Ich kann all denen, die das fordern, nur sagen:
Gehen Sie nach Kamp-Lintfort und Bocholt zu den bei
BenQ beschäftigten Arbeitnehmern! Die werden Ihnen
sagen, welche bitteren Pillen sie in den letzten Monaten
haben schlucken müssen. Es kann für uns kein Weg sein,
so eine Politik zu machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Wir sehen keinen Handlungsbedarf, am bestehenden ugendarbeitsschutzgesetz etwas zu verändern, und desalb auch keine großartige Notwendigkeit, hier und eute auf das Arbeitspapier der saarländischen Regieung einzugehen. Mich erstaunt und wundert es, warum as Bundesland Saarland, das sagt: „Wir brauchen mehr usbildungsplätze und wollen deshalb das Jugendareitsschutzgesetz ein Stück weit verändern“ – ich sage: uungunsten der Jugendlichen verschlechtern –, nicht on den Möglichkeiten des Berufsbildungsgesetzes, as wir mit breitester Mehrheit beschlossen haben, Gerauch macht. Ich erinnere zum Beispiel an den § 43 bs. 2, der es in bestimmten Fällen endlich ermöglicht, ine vollzeitschulische Ausbildung unter Anerkennung ls Berufsausbildung und mit Zulassung zur Kammerrüfung auf den Weg zu bringen. ch sage das deshalb, weil das Saarland nach einer Umrage der Kultusministerkonferenz mittlerweile das einige Bundesland ist, das in diesem Bereich nicht handeln ill. Dazu sage ich: Lieber dort handeln, anstatt am Juendarbeitsschutz herumzumäkeln! Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich die Gewerkchaftsjugend – ob nun auf regionaler, bezirklicher oder undesebene – mit Unterstützung der Jusos dieses Theas annimmt. Es ist noch nicht allzu lange her, da war ber die Homepage www.azubi.de eine teilweise erchütternde Auflistung einzusehen, zu welchen ausbilungsfremden Tätigkeiten Auszubildende in sehr vie en Fällen – natürlich unter Druck – herangezogen urden, (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer hat die denn ins Netz gestellt?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


eil wir kein Überangebot an Ausbildungsplätzen ha-
en. Angesichts der Tätigkeiten, die Auszubildende teil-
eise sogar in Verletzung des bestehenden Jugendar-
eitsschutzgesetzes zu übernehmen haben, kann ich nur
agen: Wir sind gut beraten, dieser Sache nachzugehen
nd nicht leichtfertig Änderungen voranzutreiben, die
as Ausmaß dieser Verstöße nachher möglicherweise
och vergrößern.


(Beifall bei der SPD)


Mir ist es wichtig, festzustellen, dass die Frage des
rbeitsschutzes oder des Gesundheitsschutzes im Ar-
eitsleben eine Angelegenheit ist, die – meine Kollegin
rau Nahles hat darauf hingewiesen – nicht nur für junge
eute wichtig ist. Eine vernünftige betriebliche Ge-
undheitspolitik ist vielmehr während des gesamten
usbildungs- und Arbeitslebens notwendig. Wenn wir
ollen, dass die Menschen, sowohl was die Wochenar-
eitszeit als auch teilweise die Lebensarbeitszeit angeht,
änger arbeiten, dann müssen wir diesen Aspekt wesent-
ich stärker nach vorne bringen. Wir hoffen, dass es
ranz Müntefering während der EU-Ratspräsidentschaft
elingt, das Bewusstsein, wie wichtig gutes und gesun-
es Arbeiten ist, auch im EU-Kontext zu stärken. Prä-
ention muss die Perspektive der Zukunft sein, nicht die
erschlechterung der Arbeitsbedingungen der Menschen
nd schon gar nicht die der Auszubildenden.






(A) )



(B) )


Willi Brase

(Beifall bei der SPD)


Das Beste, was wir machen können, ist, dass wir die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dazu ermuntern
und aufrufen, da, wo sie es wollen und können,
Betriebs- und Personalräte sowie Jugend- und Aus-
zubildendenvertretungen zu bilden. Denn diese haben
nach dem Gesetz die Aufgabe, mit dafür zu sorgen, dass
Schutzvorschriften eingehalten und ausbildungs-
fremde Arbeiten verhindert werden. Überall dort, wo
Betriebsräte sind, kann auch der Jugendarbeitsschutz
vernünftig eingehalten werden. Wir möchten die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer ausdrücklich dazu er-
muntern und auffordern, Betriebs- und Personalräte zu
bilden.


(Beifall bei der SPD)


Die Fraktion Die Linke hat in ihrem vorliegenden Ge-
setzentwurf gefordert, den Geltungsbereich des
Jugendarbeitsschutzgesetzes auf Jugendliche bis
21 Jahre auszuweiten; dazu ist einiges gesagt worden. Es
ist schwierig, zu sagen: Wir weiten den Geltungsbereich
des Jugendarbeitsschutzgesetzes auf ein höheres Alter,
also für Jugendliche bis 21 Jahre, aus. Da stellt sich für
mich die Frage: Wie ist das im Kontext mit der Volljäh-
rigkeit ab 18 Jahre zu sehen? Ich konnte mit 18 Jahren
noch nicht wählen. Ich hätte mich gefreut, wenn ich das
gedurft hätte. Ich konnte aber schon mit 18 Jahren zur
Bundeswehr gehen. Es gibt Zivildienstleistende, die
19 oder 20 Jahre alt sind. Manche Zivildienstleistende
werden auch zur Nachtarbeit eingesetzt. Das ist bei ei-
nigen Organisationen notwendig. Wenn man leichtfertig
beschließen würde, den Geltungsbereich des Jugendar-
beitsschutzgesetzes auf Jugendliche bis 21 Jahre zu er-
weitern, dann würde das in diesem Bereich zu Proble-
men führen.

Ich will auf Folgendes hinaus: Bevor man zu einer Er-
weiterung des Geltungsbereichs des Gesetzes kommt,
sollte man genauer darauf achten, welche Wirkungen da-
mit für den gesamten Bereich verbunden wären. Wir
wissen, dass sich 17-Jährige in der Regel darauf freuen,
dass sie bald 18 werden, weil sie dann volljährig und
voll geschäftsfähig sind. Damit stehen sie voll ihre Frau
bzw. ihren Mann. Ich finde, dass das nach wie vor der
beste Weg ist. Deshalb sehen wir derzeit keine Notwen-
digkeit, den Geltungsbereich des Gesetzes auf Jugendli-
che bis 21 Jahre zu erhöhen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es wird immer wieder gefordert, Ausbildungshemm-
nisse zu beseitigen, und behauptet, dazu gehöre auch das
Jugendarbeitsschutzgesetz. Bis heute gibt es aber keine
verlässliche Statistik, die belegt, dass mit weniger Ju-
gendarbeitsschutz in massivem Umfang zusätzliche
Ausbildungsplätze in der Bundesrepublik entstehen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie auch? Statistik ist Beschreibung des Geschehens!)


– Es gibt deshalb keine Statistik, weil dieser Punkt nicht
entscheidend ist. Entscheidend sind verschiedene andere
Faktore, wie die Erwartungen der Unternehmen, was
Wachstum und Beschäftigung angeht. Des Weiteren fin-

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(C (D en teilweise Verdrängungsprozesse statt, die wir in den riff bekommen müssen. Wir können doch nicht darüber diskutieren, dass wir ukünftig das Ausbildungsalter in der beruflichen Bilung weiter anheben wollen. Wir müssen es in den ächsten Wochen, Monaten und Jahren vielmehr schafen, das Ausbildungseinstiegsalter wieder zu senken. iesen Weg müssen wir gehen. Wenn auf Landesebene im Bildungsbereich die Verürzung der Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf zwölf ahre geregelt würde, dann hätte das zur Folge, dass das usbildungseinstiegsalter entsprechend sinkt. Wenn wir iskutieren, dass in der schulischen Bildung manches erbessert werden muss, um die Fähigkeiten der jungen eute hinsichtlich der Ausbildung wieder zu erweitern, ann geht es darum, dass sie nach zehn Pflichtschuljahen in die betriebliche Ausbildung eintreten können. Das st der richtige Weg. Es hat keinen Sinn, das Jugendareitsschutzgesetz zu verschlechtern. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607605600

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Gesetzent-
ürfe auf den Drucksachen16/2094 und 16/3016 an die

n der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
chlagen. Gibt es anderweitige Vorschläge? – Das ist
icht der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
chlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 28 a bis 28 c sowie
usatzpunkt 3 auf:

28 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Richtlinie des Europäischen Parla-
ments und des Rates über die Umwelthaftung
zur Vermeidung und Sanierung von Umwelt-
schäden

– Drucksache 16/3806 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Rege-
lung des Statusrechts der Beamtinnen und Be-

(Beamtenstatusgesetz – BeamtStG)


– Drucksachen 16/4027, 16/4038 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Ver-
einbarung vom 11. April 2006 zwischen der
Regierung der Bundesrepublik Deutschland
und der Regierung der Republik Polen über
die Durchführung des Übereinkommens vom
25. Februar 1991 über die Umweltverträglich-
keitsprüfung im grenzüberschreitenden Rah-

(Vertragsgesetz zur Deutsch-Polnischen UVP-Vereinbarung)


– Drucksache 16/4011 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

ZP 3 Beratung der Unterrichtung durch die deutsche
Delegation des Deutschen Bundestages zur Euro-
mediterranen Parlamentarischen Versammlung

Gründungsversammlung der Euromediterra-
nen Parlamentarischen Versammlung am
22./23. März 2004 in Athen, Griechenland

– Drucksache 15/3414 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Zu Tagesordnungspunkt 28 b liegt inzwi-
schen die Gegenäußerung der Bundesregierung zu der
Stellungnahme des Bundesrates auf Drucksache 16/4038
vor, die wie die Vorlage auf Drucksache 16/4027 über-
wiesen werden soll. Sind Sie damit einverstanden? – Das
ist der Fall. Dann ist so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 29 auf:

Beratung der Vierten Beschlussempfehlung des
Wahlprüfungsausschusses

zu 11 gegen die Gültigkeit der Wahl zum
16. Deutschen Bundestag eingegangenen
Wahleinsprüchen

– Drucksache 16/3900 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Carl-Christian Dressel
Ernst Burgbacher
Hans-Christian Ströbele

Es handelt sich um die Beschlussfassung zu einer
Vorlage, zu der keine Aussprache vorgesehen ist. Wird
das Wort zur Berichterstattung gewünscht? – Das ist
der Fall. Das Wort hat der Vorsitzende des Wahlprü-
fungsausschusses, der Abgeordnete Strobl. – Bitte
schön.


Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1607605700

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Jeder Wahlberechtigte kann innerhalb von zwei Monaten

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(C (D ach dem Wahltag beim Deutschen Bundestag Einpruch gegen die Gültigkeit der Bundestagswahl einleen. Insgesamt 195 solcher Wahleinsprüche sind nach er Bundestagswahl am 18. September 2005 eingeganen. 157 dieser Einsprüche hat der Bundestag bereits im etzten Jahr zurückgewiesen. Heute empfiehlt Ihnen der ahlprüfungsausschuss die Zurückweisung weiterer elf insprüche. Neun davon betreffen die Kandidatur von itgliedern der WASG auf Listen der Linkspartei. iese Wahlkooperation beider Parteien hat – nicht nur nter Staatsund Verfassungsrechtlern, sondern auch in er Öffentlichkeit – zu mitunter hitzigen Diskussionen eführt. Deshalb erlaube ich mir als Vorsitzender des ahlprüfungsausschusses, unsere Beschlussempfehlun en mit einigen grundsätzlichen Bemerkungen kurz zu rläutern. Zugleich nutze ich die Gelegenheit für ein leines Resümee unserer bisherigen Wahlprüfung und ür einige grundsätzliche Anmerkungen zum Wahlprüungsverfahren. Ein erfolgreicher Wahleinspruch kann gravierende olgen haben, nämlich eine Wiederholung der Bundes agswahl. Aus diesem Grunde sind die Anforderungen n eine Ungültigkeitserklärung der Wahl hoch. Ersens muss ein Verstoß gegen Vorgaben des Wahlrechts, in sogenannter Wahlfehler, vorliegen. Zweitens muss ieser Wahlfehler mandatsrelevant sein. Das heißt, der echtsverstoß muss sich nachweisbar auf die Sitzvertei ung im Deutschen Bundestag ausgewirkt haben oder it einer gewissen Wahrscheinlichkeit zumindest ausgeirkt haben können. Diese hohen Hürden, Wahlfehler nd Mandatsrelevanz, sind verantwortlich dafür, dass isher noch nie eine Bundestagswahl für ungültig erklärt urde, weder vom Deutschen Bundestag noch vom undesverfassungsgericht, das in zweiter Instanz für die ahlprüfung zuständig ist, da alle Wahlprüfungsent cheidungen, die der Deutsche Bundestag trifft, vor dem undesverfassungsgericht in Karlsruhe angegriffen weren können. Nun wäre es ein großes Missverständnis, anzunehen, die Wahlprüfung sei praktisch bedeutungslos, da och nie eine Bundestagswahl für ungültig erklärt urde. Das Gegenteil ist der Fall; denn allein schon die berprüfung der Vorbereitung und Durchführung der ahl auf ihre Rechtmäßigkeit und erst recht die Auf eckung von Wahlfehlern tragen dazu bei, dass die ahlbehörden bei künftigen Wahlen sorgfältiger agieren nd dass sich Wahlfehler nicht regelmäßig wiederholen. eshalb geht der Wahlprüfungsausschuss jedem zulässien Einspruch gründlich nach, auch wenn die fehlende andatsrelevanz des behaupteten Wahlfehlers auf der and liegen mag. Bei der Prüfung eines Einspruchs weren häufig Fragen im Hinblick auf die Praxistauglichkeit estimmter Wahlrechtsvorschriften aufgeworfen. Es entpricht einer bewährten Praxis, die Bundesregierung ann in Form sogenannter Prüfbitten zu entsprechenden eformüberlegungen zu veranlassen. Das Wahlprüfver ahren wird damit zum Impulsgeber für eine Fortenticklung unseres Wahlrechts! Thomas Strobl Das Gesagte spiegelt sich auch in den heute zur Entscheidung anstehenden Einsprüchen betreffend die Kandidatur von Mitgliedern der WASG auf Listen der Linkspartei wider. Der Ausschuss empfiehlt Ihnen die Zurückweisung dieser Einsprüche, weil er einen Wahlfehler, also einen Verstoß gegen das Wahlrecht, nicht feststellen konnte. Zwar geht das Bundeswahlgesetz davon aus, dass Listen nur von jeweils einer Partei eingereicht werden können. Es schreibt – anders als das Landtagswahlrecht in Schleswig-Holstein oder in MecklenburgVorpommern – aber nicht vor, dass nur Mitglieder der einreichenden Partei über deren Liste kandidieren dürfen. Der Umstand, dass überhaupt Mitglieder der WASG auf den Listen der Linkspartei kandidierten, stand als solcher der Zulässigkeit dieser Listen also nicht entgegen. Art und Umfang der Platzierung von WASG-Mitgliedern auf den Listen rechtfertigen nach Auffassung des Ausschusses auch nicht die Annahme, dass es sich nur noch formal um Listen der Linkspartei, materiell aber um die 5-Prozent-Klausel aushebelnde gemeinsame Listen beider Parteien gehandelt hätte. So fanden sich jeweils auf den ersten fünf Plätzen, die die aussichtsreichsten sind, stets mehr Mitglieder der Linkspartei als solche der WASG. Aufgrund der auf die Bildung einer gemeinsamen Partei ausgerichteten nachweisbaren Anstrengungen beider Parteien stellten sich die Listen als hinreichend homogen dar. Dass Ihnen der Ausschuss die Zurückweisung der Einsprüche empfiehlt, heißt indessen nicht, dass sich damit die Frage, ob und gegebenenfalls in welchem Umfange eine Partei Nichtmitglieder auf ihre Listen setzen darf, ein für allemal erledigt hätte. Vielmehr wird noch – das ist in der Beschlussempfehlung ausdrücklich vermerkt – darüber zu reden sein, ob insoweit für künftige Bundestagswahlen nähere gesetzliche Vorgaben gemacht werden sollten. De lege ferenda wäre freilich denkbar, dass nur Mitglieder der einreichenden Partei über deren Liste kandidieren dürfen. Die große Aufmerksamkeit, die die Wahlkooperation von Linkspartei und WASG zu Recht gefunden hat, darf indessen nicht den Eindruck vermitteln, es handle sich dabei um das einzige bedeutende Thema der Wahlprüfung in dieser Wahlperiode. Vielmehr betrafen auch die bereits zurückgewiesenen Einsprüche wichtige Themen und warfen die Frage nach gesetzgeberischen Maßnahmen auf. Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang sowohl an die Nachwahl in Dresden im Oktober 2005 als auch an die Versendung von mehr als 10 000 falschen Stimmzetteln an die Briefwähler der beiden Dortmunder Wahlkreise. Es gibt seitens des Bundesrates bereits einen Gesetzentwurf bzw. eine Entschließung, in der die Bundesregierung zur Überprüfung der einschlägigen Wahlrechtsbestimmungen aufgefordert wird. Ferner hat der Deutsche Bundestag die Bundesregierung anlässlich einschlägiger Wahleinsprüche gebeten, zu prüfen, wie sichergestellt werden kann, dass nur Wahlberechtigte an B n a S a k d k s t d W w n F S d s k z d D F F g B S B d b I E L a m g p p D h d S A D m D (C (D undestagswahlen teilnehmen. Hintergrund ist, dass ach dem seit 2000 geltenden Staatsangehörigkeitsrecht uch Deutsche, die im Inland leben, die deutsche taatsangehörigkeit verlieren können, wenn sie eine usländische Staatsangehörigkeit, zum Beispiel die türische, annehmen. Hier ist von mehreren Tausend Fällen ie Rede, in denen Deutsche durch die Annahme der türischen Staatsbürgerschaft die deutsche Staatsbürgerchaft verloren und trotzdem an der Bundestagswahl eilgenommen haben sollen. Zu erwähnen sind weiterhin ie Einsprüche, die die Zulässigkeit des Einsatzes von ahlgeräten zum Gegenstand hatten. Sie zeugen, ebenso ie eine zurzeit anhängige öffentliche Petition, von eiem offenbar weitverbreiteten Misstrauen gegen diese orm der Erleichterung der Abgabe und Zählung der timmen. Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich mich bei en Kolleginnen und Kollegen im Wahlprüfungsauschuss für die kollegiale Zusammenarbeit und beim Seretariat des Ausschusses für die geleistete Unterstütung ganz herzlich bedanken. Ausdrücklich möchte ich em langjährigen Sekretär des 1. Ausschusses, Herrn r. Winkelmann, danken. Er hat sich nicht nur um die ortentwicklung des Wahlrechtes, sondern auch um die ortentwicklung des Parlamentsrechtes hoch verdient emacht. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)





(A) )


(B) )


Ich bitte Sie nun, liebe Kolleginnen und Kollegen, der
eschlussempfehlung zuzustimmen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607605800

Vielen Dank für die Berichterstattung, Herr Kollege

trobl.

Wir kommen zur Abstimmung. Die Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen hat Einzelabstimmung zu
en Empfehlungen des Ausschusses zu den Anlagen 1
is 9 einerseits sowie 10 und 11 andererseits verlangt.
ch darf darauf hinweisen, dass in den Anlagen 1 bis 9
ntscheidungen enthalten sind, die die Zulassung der
andeslisten der Linkspartei/PDS betreffen. Bevor wir
bstimmen, weise ich darauf hin, dass bei Nichtzustim-
ung zu den Ausschussbeschlussempfehlungen diese

emäß § 13 des Wahlprüfungsgesetzes als an den Wahl-
rüfungsausschuss zurückverwiesen gelten.

Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Wahl-
rüfungsausschusses zu den Anlagen 1 bis 9 auf
rucksache 16/3900? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-
ält sich? – Die Beschlussempfehlung ist bei Enthaltung
er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen mit den
timmen aller anderen Fraktionen angenommen.

Wer stimmt für die Beschlussempfehlung zu den
nlagen 10 und 11? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
iese Beschlussempfehlung ist einstimmig angenom-
en. Damit ist die Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/3900 insgesamt angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Ich rufe den Zusatzpunkt 4 auf:

Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Unterschiedliche Auffassungen in der Bundes-
regierung zu einer klimaverträglichen Ener-
gieversorgung ohne Atomkraft

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
nerin der Kollegin Renate Künast vom Bündnis 90/Die
Grünen das Wort.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607605900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben

in den letzten Tagen und Wochen eine bemerkenswerte
Debatte, einen bemerkenswerten Zickzackkurs der Ko-
alitionsfraktionen und auch der Regierungsmitglieder er-
lebt. Zuletzt wurde eine aktuelle Umfrage von Forsa
– sie stammt vom 14. Januar dieses Jahres – als Argu-
ment benutzt. Diese Umfrage will ich gern aufgreifen.

Danach halten es 61 Prozent der Bundesbürger für
nicht vertretbar – die Frage wurde ihnen so gestellt –,
aus der Atomenergie auszusteigen, bevor – jetzt kommt
das Wichtige – alternative Energien wie Sonnen- und
Windkraft in einem vergleichbaren Umfang zur Verfü-
gung stehen. Da haben manche gestutzt, und viele von
der Koalition, insbesondere von der CDU/CSU, nehmen
das immer wieder gern als Argument dafür, dass man
nicht aussteigen dürfe. Genau das und die Tatsache, dass
Frau Merkel sagte, wer aus der Atomenergie aussteigen
wolle, müsse auch die Alternativen aufzeigen, sind für
uns der Ansatzpunkt, hierüber zu diskutieren.


(Beifall des Abg. Jan Mücke [FDP])


– Klatschen Sie nicht zu früh, Sie Lobbyvertreter!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wissen Sie was? Uns als Grüne können Sie mit dieser
Argumentation, auch mit dieser Umfrage gar nicht
schrecken. Warum? Weil wir genau den gleichen Ansatz
wie diese 61 Prozent haben! Wir stehen dafür, den
Atomausstieg so zu organisieren, dass wir parallel mit
Steigerung der Energieeffizienz, mit Einsparungen und
mit erneuerbaren Energien in eine Alternative einstei-
gen. Es gibt keinen Grund zum Frohlocken, und es gibt
keinen Grund zur Sorge. Es ist machbar, und wir werden
es machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß genau, dass Sie wissen, dass es möglich ist.
Man braucht allerdings wirklich auch den Willen, eines
zu erkennen: dass der Atomausstieg und Klimaschutz
zueinander gehören. Es gibt bei Ihnen ein munteres
Durcheinander und kein Konzept, gleichwohl in Ihrer
Koalitionsvereinbarung steht, dass Sie den Atomausstieg
nicht rückgängig machen wollen. Zu Ihnen – das sage
ich direkt in Richtung CDU/CSU – kann ich nur eines
sagen: Ihre Politik, Ihr ewiges Geschwatze über das
Rückgängigmachen führt dazu, dass in dieser Republik
Investitionen in Milliardenhöhe nicht getätigt werden,
dass in dieser Republik Zehntausende, wenn nicht gar

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(C (D underttausende zukunftssicherer Arbeitsplätze nicht ntstehen. Das ist Ihr Problem. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Gegen „Geschwatze“ verwehren wir uns!)


Man tut so, als wäre die Atomkraft da, um das Klima
u schützen, und als ob man deshalb an ihr festhalten
üsste. 6 Prozent des deutschen Energieverbrauchs wer-

en durch die Atomenergie erzeugt. Weltweit sind es
irca 2,5 Prozent, und die Tendenz ist sogar sinkend. Sie
ehen, wie klein die Spanne überhaupt ist, um Klima-
chutz mithilfe von Atomkraftwerken zu betreiben; die
orhandenen Möglichkeiten würden dafür nicht einmal
usreichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will ein Szenario von CDU/CSU und FDP auf-
reifen. Sie haben einmal gesagt: Wenn man mithilfe
on Atomkraftwerken wirklich Klimaschutz betreiben
ollte, also eine entsprechende CO2-Reduzierung erzie-

en wollte, müsste man – so lautet das Ergebnis einer
rüheren Enquete-Kommission des Bundestages – allein
n Deutschland 50 bis 70 neue Atomkraftwerke bauen.
ie wissen doch selber: Das geht nicht, weil Sie sonst
hre privaten Vorgärten zur Verfügung stellen müssten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ies wird in Deutschland gar nicht möglich sein.

Sie suggerieren, das Zudrehen des Ölhahns in Russ-
and vor einigen Tagen sei ein Argument für die Richtig-
eit Ihrer Position. Ich sage Ihnen: Das ist es nicht. Wa-
um? Weil Atomenergie kein Ersatz für Öl ist, auch
enn Sie so tun. 70 Prozent des Öls werden zum Antrieb
on Autos genutzt. Die Atomenergie ist aber keine Tech-
ologie zum Antrieb von Fahrzeugen; es gibt nämlich
eine Minireaktoren in Autos. Also lassen Sie den
uatsch, und beleidigen Sie nicht unseren Intellekt mit

olchen Argumentationen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Atomenergie ist und bleibt eine Risikotechnolo-
ie. Sie wissen es: Atomkraftwerke sind nicht sicher.
as hat uns Tschernobyl gezeigt. Unter dem dortigen
nglück leiden Menschen bis heute. Forsmark hat uns
ezeigt, dass auch die modernsten Kraftwerke nicht si-
her sind. Wir alle wissen um die Gefahr durch An-
chläge. Wir wissen, dass die alten Atomkraftwerke in
eutschland dringend geschlossen werden müssen, weil

ie nie im Leben den Zusammenstoß mit einem Starfigh-
er, mit einem Eurofighter, geschweige denn mit einem
assagierflugzeug, von Terroristen gesteuert, aushalten
ürden. Auch da liegen die Gefahren der Atomkraft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen, dass eine große Mehrheit in dieser Repu-
lik es ablehnt, wieder in die Atomenergie einzusteigen.
ir wissen – das weiß auch Frau Merkel; diesen Fehde-

andschuh nehmen wir gerne auf –, dass Alternativen
orhanden sind. Wenn wir uns in Europa das ehrgeizige
iel setzen, die CO2-Emmissionen um 30 Prozent zu






(A) )



(B) )


Renate Künast
senken, dann setzt das Innovationen und Investitionen in
Gang, die ihresgleichen suchen. Wir müssen es anpa-
cken. Setzen wir auf die Klimaschutzpotenziale im Ver-
kehr und in den Haushalten!

Dann würde folgender Satz gelten – das ist mein Fazit –:

Eine Versorgungslücke durch das Auslaufen der
Kernenergie existiert nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU-
Fraktion, hier warte ich auf Applaus bei Ihnen; denn die-
ser Satz ist ein Originalzitat aus dem Papier „Ergebnisse
des Energiegipfels vom 3. April 2006“. Das war der
Energiegipfel der Regierung von Angela Merkel; dieser
Satz trägt ihre Unterschrift. Dieser Satz stimmt. Also las-
sen Sie uns endlich mit dem Gerede über die Atomener-
gie aufhören! Sie ist nämlich gefährlich. Lassen Sie uns
endlich den Bau von Alternativen anpacken! Es macht
Sinn, auf erneuerbare Energien, auf Effizienz und Ein-
sparen zu setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607606000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Katherina Reiche von

der CDU/CSU–Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1607606100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Die heutige Debatte hat das Thema:

Unterschiedliche Auffassungen in der Bundesregie-
rung zu einer klimaverträglichen Energieversor-
gung ohne Atomkraft

Frau Künast, ich möchte Folgendes feststellen:

Erstens. Sowohl die Koalition als auch die Bundesre-
gierung stehen zum Koalitionsvertrag.

Zweitens. Die Kanzlerin hat das Thema Energiever-
sorgung in Europa mit all seinen Facetten zu dem Thema
der deutschen EU-Ratspräsidentschaft gemacht.

Drittens. In dieser Funktion ist es notwendig, den
Blick nicht nur auf den Koalitionsvertrag zu lenken, son-
dern auch auf das, was andere Länder in Europa tun und
worüber sie diskutieren. Bei diesem Thema – das wird
man wohl noch dürfen – denkt nicht jedes Land wie wir.
Denkverbote darf es nicht geben.

Der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine im
vergangenen Jahr und der Ölstreit mit Weißrussland in
diesem Jahr zeigen doch eines: Deutschland und Europa
müssen mit ihren heimischen Energieressourcen besser
haushalten, sie müssen sich stärker entwickeln und sich
unabhängiger von Importen machen. Die Europäische
Kommission hat in der vergangenen Woche ein Strate-
giepapier zur Energiepolitik veröffentlicht. Darin hat sie

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(C (D eutlich gemacht: Wenn wir unsere Energieerzeugung icht wettbewerbsund zukunftsfähig gestalten, wird die mportabhängigkeit der Europäischen Union steigen. Im ahr 2030 werden – so die Prognose – 60 Prozent des nergiebedarfs in der EU mit Energieimporten gedeckt; ereits heute sind es 50 Prozent. Wir in Deutschland ecken schon heute zwei Drittel unseres Bedarfs mit Imorten. Gleichzeitig stellt uns der Klimawandel vor neue Heausforderungen. Der „Stern“-Report – auch Sie haben n zur Kenntnis genommen und darüber breit diskutiert – at uns anschaulich vor Augen geführt, dass wir es uns icht leisten können, heute nicht zu handeln. Bei der erringerung der Importabhängigkeit und beim Klimachutz werden die erneuerbaren Energien, aber auch die teigerung der Energieeffizienz – Frau Künast, in Ihrem edeschwall habe ich dieses Thema fast vermisst – elbstverständlich eine große Rolle spielen. Die Europäische Kommission hat in ihrem Strategieapier die Bedeutung der erneuerbaren Energien hervorehoben: Bis zum Jahr 2020 sollen 20 Prozent der Geamterzeugung in der EU aus regenerativen Energien tammen. Angesichts der aktuellen und der zu erwartenen Entwicklung sollten wir ernsthaft prüfen, ob unsere iele in Deutschland beim Ausbau der erneuerbaren nergien nicht anzupassen sind, ob wir nicht mehr könen. Auch im Wärmebereich sollten wir die erneuerbaren nergien vorantreiben. Die Aufstockung des Marktan eizprogrammes um 39 Millionen Euro in diesem Jahr ar ein ganz deutlicher Schritt in diese Richtung. Wir inestieren jetzt 213 Millionen Euro in das Marktanreizrogramm. Wir zeigen: Hier funktioniert der Markt. Wir aben hier ein Instrument geschaffen, das von den Menchen angenommen wird. Die Koalition hat hier einen eutlichen Impuls gesetzt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden noch weitere Vorschläge zur Förderung
er erneuerbaren Energien im Wärmebereich diskutie-
en. Wir haben einiges vor. Ich sage Ihnen: Wir kommen
ier zu mehr marktkonformen Lösungen.

Bei der Nutzung der erneuerbaren Energien zur Wär-
eerzeugung sollten wir folgenden Gedanken aufneh-
en: Es hilft im Klimaschutz nicht weiter, wenn die um-
eltfreundlich erzeugte Wärme durch undichte Fenster
der fehlende Wärmedämmung am Gebäude wieder ver-
oren geht. Deshalb sollten wir das CO2-Gebäudesanie-
ungsprogramm und das Marktanreizprogramm besser
ufeinander abstimmen.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


nvestitionen für erneuerbare Energien in energieeffizi-
nten Gebäuden könnten durch einen Bonus gefördert
erden. Diese Verbindung bringt mehr Effizienz und
ehr Klimaschutz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

Anknüpfungspunkt für die Debatte war die Kernener-
gie. Wir debattieren dieses Thema im Deutschen Bun-
destag heute zum wiederholten Male. Es ist bekannt,
dass es in der Koalition zu diesem Punkt unterschiedli-
che Auffassungen gibt. Der Koalitionsvertrag – dazu
habe ich mich bereits geäußert – ist aber eindeutig. Der
Koalitionsvertrag – das habe ich ebenfalls schon gesagt –
bedeutet kein Denkverbot. Es ist selbstverständlich, dass
man darüber nachdenken muss, welche Konsequenzen
es für die Versorgungssicherheit und den Klimaschutz
hat, wenn wir in Deutschland aus der Kernenergie aus-
steigen. Wir sprechen hier über 30 Prozent der Stromer-
zeugung in Deutschland. Dieser Anteil muss ersetzt wer-
den – beispielsweise durch Gasimporte, beispielsweise
durch erneuerbare Energien, die dann wiederum in ande-
ren Bereichen fehlen würden. Hierdurch würden unsere
Spielräume bei der Energieversorgung weiter einge-
schränkt. Gas und Biomasse sind für die Wärmeerzeu-
gung und als Kraftstoff noch nicht in ausreichendem
Maß vorhanden. Mit längeren Laufzeiten wäre da ande-
res möglich.

Noch einmal: Wir stehen zum Vertrag. Wir halten den
Ausstieg aus der Kernenergie aber für verfrüht. Wir
brauchen sie, bis wir tatsächlich vernünftige, wettbe-
werbsfähige und bezahlbare Alternativen haben.

Sicherung der Energieversorgung, Verringerung der
Abhängigkeit von Importen, mehr Effizienz und Klima-
schutz – das sind zentrale Herausforderungen unserer
Zeit. Wir sind bereit, uns diesen Herausforderungen zu
stellen, sie nicht nur zu begleiten, sondern durch aktives
praktisches politisches Handeln auch zu bestehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dieter Grasedieck [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607606200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gudrun Kopp von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1607606300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Herren und Da-

men! Wir möchten aufhören, über die gefährliche Atom-
technologie zu sprechen, haben Sie, Frau Künast, gefor-
dert. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben Sie die
heutige Debatte zu dem Thema beantragt; wir führen sie
aufgrund Ihres Wunsches. Sie müssen sich entscheiden,
was Sie möchten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Als Replik auf das, was Sie gefordert haben – die
Kernkraftwerke in Deutschland ohne einen zusätzlichen
Schutz gegen Flugzeugabstürze müssen abgeschaltet
werden –, kann ich Ihnen nur sagen: Dies hätte Herr
Trittin dann bereits in der vergangenen Legislaturperiode
bei dem einen oder anderen Werk tun müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D erantwortung verschieben und hier Nebelkerzen weren – da springen Sie einfach zu kurz. Sprechen wir vom Dissens, sprechen wir von Verzöerungen in der energiepolitischen Debatte in der Groen Koalition! Da findet derzeit energiepolitisch eine chterbahndiskussion statt. Es gibt einen tiefgreifenden issens beim Thema Steinkohlesubventionen. Die SPD ordert plötzlich, einen Sockelbergbau aufrechtzuerhalen. An der Finanzierung wird sich der Bund dann allerings ohne das Land NRW beteiligen müssen. In ordhrein-Westfalen, wo wir mitregieren, haben wir ämlich ganz klar vereinbart, dass wir aus der Steinkohesubventionierung aussteigen werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Zu dem Zeitpunkt werden Sie nicht mehr dabei sein!)


Sie haben einen anhaltend tiefgehenden Dissens bei
er Nutzung der Kernenergie. Sie können keine Ent-
cheidung für einen Endlagerstandort für Atommüll tref-
en.


(Beifall bei der FDP)


Ein Hin und Her findet beim Emissionshandel statt.
s gibt immer wieder Verzögerungen und auch ein stän-
iges Hickhack beim Wärmegesetz. Einmal heißt es:
Ja, es kommt“, und einmal heißt es: „Nein, es kommt
icht“; auch Frau Reiche hat sich in dem Punkt mehr-
als widersprochen.


(Beifall bei der FDP)


s gibt Verzögerungen beim Energiepass für Gebäude,
ei der Kraftwerksanschlussverordnung und, und, und.
as alles geschieht vor dem Hintergrund, dass Deutsch-

and die EU-Ratspräsidentschaft innehat und die G 8
ührt. Dieses Verhalten zeugt von energiepolitischer
onzeptions- und Kopflosigkeit. Wir blamieren uns in
er EU und der Welt.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP-Bundestagsfraktion setzt sich – das wissen
ie – für einen breit aufgestellten, unideologischen Ener-
iemix ein. Wir fordern Sie auf, einmal zu sagen, wie
ich die Lücke, die sich aus dem Ausstieg aus der Kern-
nergie zum jetzigen Zeitpunkt ergäbe, überhaupt schlie-
en ließe, und zwar vor dem Hintergrund, dass der Kli-
aschutz eine riesengroße Rolle spielt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das haben wir Ihnen schon zehnmal gesagt! Lesen Sie es endlich!)


Staatssekretär Müller hat am vergangenen Montag ge-
agt, dass sich die Kernenergie in Deutschland durch den
insatz erneuerbarer Energien komplett ersetzen lasse.
as ist nach unserer Rechnung nicht der Fall. Der Anteil
es Stromes aus kerntechnischen Anlagen liegt in
eutschland bei 30 Prozent. Selbst wenn der Anteil der

rneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis zum
ahr 2020 auf 25 Prozent erhöht werden könnte – derzeit
ind es 11 Prozent –, bleibt die Frage, wie der dann ver-
leibende Rest gedeckt werden kann.


(Zuruf von der FDP: Mit Kohle!)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
– Ja, möglicherweise mit Kohlekraftwerken. Schönen
Gruß in Richtung Klimaschutz. Es fehlt ein Konzept,
wie Sie diese Lücke schließen wollen. Auch an dieser
Stelle bleiben Sie Antworten schuldig.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP tritt dafür ein, dass die Treibhausgasemissio-
nen bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990 um 30 Prozent
gesenkt werden. Wir setzen uns ferner dafür ein, dass in
der zweiten Zuteilungsperiode 2008 bis 2012 die anteili-
gen 10 Prozent der Emissionszertifikate – das ist jetzt
schon möglich – versteigert werden. Die Erlöse aus die-
sen Versteigerungen sollten zur Senkung bzw. Abschaf-
fung der Stromsteuer herangezogen werden. Das würde
auch eine Entlastung der Privathaushalte bedeuten.


(Beifall bei der FDP)


Wir setzen auf Energieeffizienz und Energieeinspa-
rung. Wir setzen bei der Förderung erneuerbarer Ener-
gien, vor allem im Wärmebereich, auf marktwirtschaftli-
che Instrumente, nicht nach dem EEG, sondern nach
einem Mengensteuersystem. Wir setzen auf die CO2-
arme Kohleverstromung und auf die Kernenergie, die
wir dringend brauchen. Von daher fordern wir die Bun-
desregierung auf, sich endlich, insbesondere mit Blick
auf den Klimaschutz, dazu durchzuringen, ihre Ideologie
hintanzustellen und dafür zu sorgen, dass Versorgungs-
sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden
sowie der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt
wird.

Der neuerliche Konflikt zwischen Russland und
Weißrussland war nach dem Konflikt von vor einem Jahr
mehr als ein Weckruf. Hier läuteten die Alarmglocken.
Wir müssen unsere Exportabhängigkeit verringern. Das
gilt gerade beim Gas, aber auch beim Öl. Wir sind total
abhängig.


(Dr. Axel Berg [SPD]: Für Uran gilt das auch, Frau Kollegin!)


Wir stellen fest, dass Russland nicht der zuverlässige
Partner ist, den wir uns wünschen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607606400

Kommen Sie bitte zum Schluss, Frau Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1607606500

Insofern ist ein breiter Energiemix, zu dem mittelfris-

tig auch die Kernenergie gehört, angesagt.

Wir fordern Sie auf, die Realitäten endlich anzuerken-
nen.

Danke.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607606600

Das Wort hat jetzt der Parlamentarische Staatssekretär

Michael Müller.

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(C (D M Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Aus welhen Gründen die Aktuelle Stunde auch immer beantragt urde – darüber kann sich jeder eine Meinung bilden –, uf jeden Fall ist es wichtig, dass wir über die Energiend Klimafragen debattieren. Die Diskussion zeigt nämich, dass wir noch eine Menge Klarheit schaffen müsen. Aus meiner Sicht ist die Energiefrage die wichtigste chlüsselfrage dieses Jahrhunderts. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Michael Müller (SPD):
Rede ID: ID1607606700

Im Übrigen bezieht sich die Frage nicht nur auf Gas,
l, Kohle oder Uran, sondern auf eine Vielzahl von Roh-

toffen. Wir müssen der Wahrheit ins Auge schauen,
ass sich in diesem Jahrhundert die Verteilungs- und
utzungskonflikte auch bei Edelmetallen und vielen an-
eren Stoffen zuspitzen werden. Wenn wir darauf nicht
orbereitet sind, wird sich das vor allem in vielen Indus-
riestaaten brutal auswirken. Insofern ist diese Diskus-
ion notwendig, und es ist gut, dass sie geführt wird, von
ir aus auch kontrovers. Aber wir sollten sie auf jeden
all konstruktiv führen, bis wir sagen können: Wir nä-
ern uns an. In diesem Sinne sollten auch die Kontrover-
en ausgetragen werden. Ich finde das nicht falsch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es geht also um eine Frage, die eine erhebliche Trag-
eite hat, nicht nur für Ökonomie und Ökologie, son-
ern meines Erachtens in der Konsequenz auch für Frie-
en und Freiheit in der Welt. Darum geht es bei diesem
hema. Dazu möchte ich drei Anmerkungen machen.

Zum Klimawandel. Die Bundeskanzlerin hat gesagt
das Parlament hat das auch schon mehrfach getan –,

ass der Klimawandel die größte Herausforderung die-
es Jahrhunderts für die Menschheit ist. Nur ein paar Da-
en: Nach allen Szenarien, die wir kennen, können wir
chon heute kaum noch etwas für die Abbremsung des
limawandels in den nächsten 50 Jahren tun. Alle Sze-
arien zeigen, dass sich das, was wir heute tun, wahr-
cheinlich erst 2050 und später auswirkt.

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die verlangen, dass
ir die Anstrengungen verstärken. Wir werden wahr-

cheinlich noch in diesem, aber spätestens im nächsten
ahrzehnt erleben, dass sich die Erderwärmung auf
,2 Grad pro Jahrzehnt beschleunigt. Aller Wahrschein-
ichkeit nach kommt es im globalen Mittel Ende dieses
ahrhunderts zu einer Erwärmung um 3 Grad. Das be-
eutet beispielsweise, denn es gibt erhebliche regionale
nterschiede, dass Regionen wie Grönland Erwär-
ungsprozesse von mehr als 10 Grad erleben werden.
uch wissen wir nicht, was in Nordrussland passieren
ird. Wenn die Erwärmung tief in die Böden geht und
amit die Methanreservoire freisetzt, kann sich der Pro-
ess schnell dramatisch beschleunigen.

Vieles andere wissen wir auch nicht genau, zum Bei-
piel wie die großen Eisflächen auf der Erde reagieren
erden. Aber wir wissen, dass dort gewaltige Verände-

ungsprozesse stattfinden. Das, was wir wissen, ist schon






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Michael Müller
so alarmierend, dass man sich wundern muss, warum wir
nicht mehr tun. Wir reden mehr über das Problem, als
dass wir handeln.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Vor diesem Hintergrund muss ich Ihnen sagen: Natür-
lich muss man sich fragen – das hat die Enquete-Kom-
mission getan –, ob nicht angesichts dieser Herausforde-
rung für die Menschheit ein anderes großes Risiko in
Kauf genommen werden muss, also beispielsweise die
Nutzung der Atomkraft, um diese Gefahr abzuwenden.
Ich erinnere daran, dass der Bundestag das getan hat. Im
Bundestag wurde intensiv darüber diskutiert. Wir haben
1990 die Studie der Weltenergiekonferenz von Cannes
zugrunde gelegt, die eine Verzwölffachung der Atomnut-
zung vorsah, also von etwa 440 auf weit über 5 000 Re-
aktoren. Das interessante Ergebnis dieser Studie war,
dass die Kohlendioxidemissionen trotzdem von circa
22 Milliarden Tonnen unvertretbar auf über
40 Milliarden Tonnen ansteigen. Und warum? Weil die
verschwenderische – das heißt die sehr ineffiziente –
Form der Energienutzung nicht beendet wurde. Das ist
der eigentliche Kern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Übrigen sieht man, wenn man das Thema vertieft
betrachtet, dass ganz schnell andere Abhängigkeitspro-
bleme entstehen. Wir haben heute laut dem Red Book
der OECD eine Reichweite von Uran von 150 Jahren,
bei, wie ausgeführt, etwa 440 Atomkraftwerken in der
Welt. Nehmen Sie einmal das FUSER-Szenario, das von
über 5 000 Atomkraftwerken ausgeht: Dann beträgt die
Reichweite auf einmal nur noch 15 Jahre. Wer im Ernst
kann das verantworten?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Niemand!)


– Das kann niemand verantworten.

Insofern kommen wir an der Feststellung nicht vor-
bei, die die Kommission – übrigens auch mit Zustim-
mung der Kollegen von CDU/CSU, FDP und aus der
Wissenschaft – einmütig getroffen hat, dass es bei der
Lösung des Klimaproblems nicht um den Austausch von
Brennstoffen geht, sondern darum, unter welchen Bedin-
gungen wir am besten die Potenziale von Einsparung,
Effizienzsteigerung und erneuerbaren Energien mobili-
sieren können. Das ist die Kernfrage, die einstimmig von
der Kommission festgestellt wurde und auf die sie ihre
Empfehlungen bezieht. Das ist die richtige Schlussfolge-
rung, die wir ziehen müssen. Es geht eben nicht nur um
die Entkopplung von Wirtschafts- und Energiewachs-
tum, sondern es geht um die Frage, unter welchen Bedin-
gungen wir eine erhebliche Reduktion des Energieum-
satzes erreichen können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Der zweite Punkt. Es ist völlig richtig, dass man, enn man Ausstieg und klimaverträgliche Energiepoli ik einfordert, auch sagen muss, wie das gehen soll. Die uropäische Kommission hat am 10. Januar 2007 geforert, dass im Jahr 2020 in den EU-Mitgliedstaaten der nteil der erneuerbaren Energien im Energiebereich, in en drei Feldern Verkehr, Wärme und Strom, 20 Prozent etragen soll. Es wurde nachgewiesen, dass das geht. Ich ehme an, dass Sie diese Auffassung teilen. In fast allen klimastrategischen Szenarien, die ich enne, geht man davon aus, dass bis zum Jahre 2020, eist sogar bis zum Jahre 2050, etwa 40 Prozent der O2-Einsparungen auf den Einsatz erneuerbarer Enerien und etwa 60 Prozent auf Effizienzgewinne entfalen. Auf dieser Basis liegen wir weit über dem 40-Proent-Reduktionsziel. Deshalb ist die Frage der eduktion der CO2-Emissionen keine technische Frage, ondern eine politische und eine ökonomische Frage. amit hängt alles davon ab, ob wir den politischen Wil en aufbringen, dieses Ziel durchzusetzen, ob wir die raft haben, diese gesellschaftliche Anstrengung zu temmen, und bereit sind, die Übergangsphase, die bei inem Umstieg immer am schwierigsten ist, in Kauf zu ehmen. Es geht also darum, ob wir im Hinblick auf unere Zukunftsverantwortung bereit sind, den schwierigen rozess des Umbaus zu verfolgen. Im Kern geht es nicht m das Ob, sondern um das Wie. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich könnte Ihnen zahlreiche Beispiele nennen. So
eigt die für das Bundeswirtschaftsministerium erstellte
tudie zur Kraft-Wärme-Kopplung ein Potenzial auf, das
m eine Größenordnung von 10 Terawattstunden höher
iegt als das Gesamtpotenzial der Atomkraft. Allein
urch die bessere Einstellung der Heizungsanlagen in
eutschland könnten zwei Großkraftwerke überflüssig
erden. Das Problem des Stand-by-Betriebes ist Ihnen
ekannt. Wenn das 5-Liter-Auto zum Regelfall würde,
ann würde der Energieumsatz im Verkehrssektor fast
m die Hälfte reduziert. All das sind doch machbare
isionen. Deshalb finde ich es viel interessanter, zu fra-
en, ob die Politik den Mut hat,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ob ihr den Mut habt!)


ine solche gleichsam europäische Mondfahrt zu organi-
ieren. Aber es wäre eine große Chance, um zu zeigen,
as wir technologisch können. Das trüge auch zu einer

tabilen Weltwirtschaft und damit zum Frieden auf Er-
en bei, indem Verteilungskonflikte um Energie und
ohstoffe entschärft werden. Es wäre großartig, wenn
ir Europäer diese Vision Wirklichkeit werden ließen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich drittens noch eines sagen: Es wird
äufig gesagt, die Atomkraft müsse noch länger einge-
etzt werden, um Zeit zu gewinnen. Seit der ersten Öl-
reiskrise 1973 kenne ich diese Debatte. Auf obige For-
erung kann ich nur entgegnen: Umgekehrt wird ein






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Michael Müller
Schuh daraus, wir haben nämlich bei den alternativen
Energien schon viel zu viel Zeit verloren. Das ist die
Wahrheit.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607606800

Das Wort hat jetzt der Kollege Hans-Kurt Hill von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607606900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Meine Damen und Herren von der Bundesregierung, Sie
machen Ihre energiepolitischen Hausaufgaben nicht. Die
Verbraucherinnen und Verbraucher können das an den
überhöhten Energierechnungen ablesen, und wir alle
spüren, insbesondere heute, den Klimawandel. Wie sehr
die Regierung der Realität hinterherkriecht, lässt sich an
der heutigen Debatte ablesen. Läuft in der Energiever-
sorgung etwas schief, wird panikartig nach mehr Atom-
kraft gerufen. Das, meine Damen und Herren, ist ein
Tanz um das Goldene Kalb und sonst nichts.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Einknicken der EU-Kommission und der deut-
schen Ratspräsidentschaft vor der Atomlobby zeigt die
Konzeptlosigkeit. Frau Künast hat bereits auf die Aus-
sage unserer Bundeskanzlerin im Deutschlandfunk hin-
gewiesen, dass diejenigen, die gleichzeitig Atomausstieg
und Klimaschutz wollen, natürlich auch aufgefordert
seien, Antworten zu geben. Wo ist denn die Antwort von
Frau Dr. Merkel? Sie steht in der Pflicht, eine Antwort
zu geben.


(Beifall bei der LINKEN)


Seit Beginn dieser Legislaturperiode warten wir auf ein
schlüssiges Energiekonzept der Bundesregierung, das
genau diese Fragen beantwortet.

Die Energiekonzerne nutzen derweil Atommeiler und
Klimaschutz als Gelddruckmaschine. Die Zeche zahlen
die Bürgerinnen und Bürger über die Stromrechnung, in-
klusive 19 Prozent Mehrwertsteuer. Wenn die abge-
schriebenen und maroden Atomblöcke bisher die Strom-
preise nicht gesenkt haben, warum sollte das durch
längere Laufzeiten geschehen? Wenn Uran als Brenn-
stoff zu 100 Prozent importiert werden muss, wie sollen
Atomkraftwerke die Versorgungssicherheit erhöhen?


(Beifall bei der LINKEN)


Hinzu kommt, dass sie ohnehin im Sommer regelmäßig
wegen Kühlwassermangels versagen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


– So ist es. Es zeugt von Inkompetenz in der Sache zu
behaupten, Atommeiler könnten die Versorgungssicher-
heit erhöhen. Dass sie das Klima retten würden, ist
schlichtweg falsch. Denn Atommeiler zementieren die

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(C (D artellartigen Strukturen in der Energieversorgung und ehr nicht. Ihr Grundlaststrom verträgt sich nicht mit en Anforderungen an eine moderne Energieerzeugung. efragt sind dezentrale, schnell regelbare Kraftwerke it Kraft-Wärme-Kopplung, die den wachsenden Anteil on Strom aus Wind, Sonne und Bioenergie ergänzen. aufzeitverlängerungen bedeuten daher eine fahrlässige erzögerung im Klimaschutz. er sich für die Strahlentechnik ausspricht, sagt Nein zu rneuerbaren Energien. So sieht es aus. Ich möchte es ganz deutlich sagen: Es ist unmoraisch, das Strahlenrisiko der Atomkraft mit den Gefahren es Klimawandels zu rechtfertigen. Die Zahlen sprechen ine deutliche Sprache. 29 Milliarden Kilowattstunden trom produzieren die fünf Atomkraftwerke jährlich, die is 2010 abgeschaltet werden. Erneuerbare Energien lieern bis zu diesem Zeitpunkt schon über 100 Milliarden ilowattstunden Strom. Bereits 2015 werden die erneu rbaren Energien die Strommengen bereitstellen, die alle etzigen Atommeiler liefern. Die gefährliche Strahlenechnik ist überflüssig wie die Pest. Außer dem Energieartell nützt sie niemandem. Auch ich nehme Bezug auf die FORSA-Umfrage: 1 Prozent der Befragten halten einen Ausstieg aus der tomkraft für nicht vertretbar, ehe nicht Sonnenund indenergie oder andere Alternativen in einem ver leichbaren Umfang zur Verfügung stehen. Wind, Sonne nd Bioenergie können bereits viel mehr als das. Sie paren pro Jahr fast 100 Millionen Tonnen Klimagase in, senken die Energiekosten jährlich um ,9 Milliarden Euro, erfordern keine strahlenden Endlaer und stehen für eine friedliche Energienutzung. Fazit: tomkraft schadet dem Geldbeutel und dem Klima und icht mehr. Die Linke fordert deshalb von der Bundesregierung in klares Bekenntnis zum Atomausstieg. Den Schlüssel ür die Energiewirtschaft der Zukunft bilden Energieeffiienz, Energieeinsparung und erneuerbare Energien. Nur o gelingt es uns, die Energiesicherheit zu erhöhen und en CO2-Ausstoß bis 2050 um 80 Prozent zu senken. Lassen Sie mich jetzt zum Schluss kommen. Ich öchte den Satz der Bundeskanzlerin, den ich eingangs annte, neu formulieren: Diejenigen, die sich dem tomausstieg und dem Klimaschutz verweigern, sind etzt auch aufgefordert, Antworten zu geben. Danke schön. Das Wort hat jetzt der Herr Kollege Dr. Georg üßlein von der CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Titel der heutigen Aktuellen Stunde suggeriert, dass es den Antragstellern darum geht, herauszuarbeiten, dass sich die Koalitionspartner über die Energiepolitik uneinig sind. Nun könnte man dazu sagen: Wir sind uns öfter uneinig. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das merkt das ganze Land!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607607000

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1607607100

Bevor Sie sich über diese Einlassung freuen, füge ich
gleich hinzu: Gott sei Dank! Schließlich kann man nicht
in einem Wahlkampf gegeneinander antreten und dann,
wenn man in die Situation einer Großen Koalition
kommt, immer in allen Punkten vollständig einig sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Frau Künast, das müssten Sie aus der Zeit Ihrer Betei-
ligung an der letzten Regierung auch noch wissen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber so schön wie Sie konnten wir das nicht!)


Nun sage ich etwas, was Sie vielleicht auch wundern
wird: Wir sind uns in entscheidenden Teilen der Energie-
politik sehr wohl einig. Wichtige Beispiele sind für mich
die wachsende Bedeutung erneuerbarer Energien sowie
des EEG als Instrument zum Ausbau der erneuerbaren
Energien und die Bedeutung der erneuerbaren Energien
im Wärmebereich. Frau Kollegin Reiche hat zu diesem
Thema heute bereits richtungweisende Ausführungen
gemacht.

Beim Thema Kernenergie sind wir uns, wie ich
meine, einig, und zwar darüber, dass wir uns nicht einig
sind. Auch das ist eine sehr ehrliche Aussage. Aber viel-
leicht ändert sich an dieser Uneinigkeit, um die es Ihnen
vermutlich geht, noch etwas. Denn die Bürgerinnen und
Bürger fangen immer dann, wenn uns Russland demon-
striert, was man dort unter „Druschba“ – sprich: Freund-
schaft – versteht, damit an, umzudenken bzw. nachzu-
denken. Wie wir heute schon gehört haben, hat die
Kanzlerin angemahnt, über den Atomausstieg nachzu-
denken. Nachdenken schadet der Politik nie.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das stimmt! Dann tun Sie es endlich!)


Im Übrigen tut das auch Umweltminister Gabriel. In
einer der letzten Sitzungen des Umweltausschusses vor
dem Jahreswechsel hat er sich sehr deutlich eingelassen
und gesagt: Die ambitionierten klimapolitischen Ziele,
die uns von der europäischen Ebene vorgegeben werden,
können wir bei einem gleichzeitigen Ausstieg aus der
Kernenergie wohl nicht erreichen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist eine Unwahrheit! Eine bewusste Unwahrheit! Das haben Sie nicht nötig, Herr Kollege Nüßlein!)


– Wenn Sie das bestreiten, fragen Sie den Kollegen
Schwabe, der unmittelbar neben Ihnen sitzt. Er sah sich
in der damaligen Sitzung genötigt, zu remonstrieren und

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(C (D u sagen: Herr Minister, ich weise darauf hin, dass das icht die Position der SPD ist. (Ulrich Kelber [SPD]: Das ist doch Quark hoch drei!)


Das hat er gesagt. Das steht so im Protokoll. Aber wir
ollten uns an dieser Stelle nicht zur Freude der Grünen
treiten.


(Ulrich Kelber [SPD]: Peinlich ist das!)


nterhalten Sie sich mit Ihrem Minister. Er wird Ihnen
agen, was er mit seiner Äußerung zum Ausdruck brin-
en wollte.


(Ulrich Kelber [SPD]: Setzen! Sechs!)


Nun komme ich auf einen Punkt zu sprechen, über
en hoffentlich Einigkeit besteht: das Zielsystem. Wir
rauchen eine Energieversorgung, in deren Rahmen Kli-
averträglichkeit, Versorgungssicherheit und Wirt-

chaftlichkeit sinnvoll miteinander kombiniert werden.
ie Position der Union in dieser Frage ist sehr plausibel.
ir sagen: Wir brauchen einen breiten Energiemix ohne

deologische Verengung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir müssen den Anteil der fossilen Energien reduzieren,
ie erneuerbaren Energien aufbauen und die Effizienz
teigern. Aber ich meine, dass wir die Kernkraftwerke
eiterlaufen lassen müssen, bis wir sie wirtschaftlich

innvoll ersetzen können.

Dass das nicht so einfach ist, wie der eine oder andere
uggeriert, möchte ich mit Zahlen belegen: Wir decken
8 Prozent unseres Strombedarfs mit Kernenergie ab;
as ist ein Fakt. Die Kernenergie liefert 48 Prozent der
rundlast. Daran werden wir auch durch die verstärkte
utzung von Wind und Sonne – Wind ist der eigentliche
achstumsmotor der erneuerbaren Energien – nicht viel

ndern können.

Im Hinblick auf die nachwachsenden Rohstoffe müs-
en wir uns um das Thema Mobilität und Wärme küm-
ern. Aber ich denke, dass wir das Thema erneuerbare
nergien nicht zu sehr strapazieren sollten. Wir sollten
afür sorgen, dass sie sich weiterhin so gut wie in der
ergangenheit entwickeln. Dann werden wir alle Freude
n diesem Thema haben.

Wenn wir über Effizienzsteigerungen diskutieren,
üssen vor allem die klimaschädlichen Folgen der Nut-

ung von Kohle und Gas im Mittelpunkt stehen.

Abschließend noch einen Satz zur Kernenergie. Auf
er Welt gibt es insgesamt 444 Kernkraftwerke, 78 da-
on in unseren Nachbarstaaten. Daran wird der Ausstieg
eutschlands aus der Kernenergie nichts ändern, mithin

uch nichts an den damit verbundenen Risiken, sehr
ohl aber an den zusätzlichen Abhängigkeiten, in die
ir uns dadurch begeben. Darüber sollten wir nachden-
en. Nachdenken schadet nicht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fangen Sie doch endlich damit an!)







(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
Miteinander reden schadet auch nicht. Wenn wir so vor-
gehen, werden wir sehen, dass die Große Koalition auch
an dieser Stelle vorankommt.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607607200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Bärbel Höhn vom

Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607607300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Reden

der Großen Koalition haben deutlich gemacht, wie wich-
tig diese Aktuelle Stunde ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn ein solches Hin und Her und ein solches Verniedli-
chen, Herr Nüßlein, habe ich selten gehört. Sie können ja
uneinig sein in unwichtigen Fragen. Allerdings hat Herr
Müller – wie viele andere auch – deutlich gemacht, dass
die Energiepolitik eine der wichtigsten Fragen ist. Die
Kanzlerin selbst hat gesagt, die Energiepolitik wird eine
der zentralen Fragen unserer EU-Ratspräsidentschaft.
Doch wie wollen Sie im Rahmen der EU-Ratspräsident-
schaft etwas umsetzen, wenn in einer zentralen Frage der
eine Hüh und der andere Hott sagt, wenn Sie selber noch
nicht wissen, wohin Sie wollen? Das geht nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sie verengen dieses Thema auf die Kernenergie!)


Das schadet letzten Endes Europa. Denn dieses Hüh und
Hott bedeutet, dass Sie die erneuerbaren Energien am
Ende nicht ausreichend nach vorne bringen, dass Sie
Energieeffizienz und Energiesparen nicht ausreichend
nach vorne bringen. Deshalb: Das, was Sie hier reden
und was Sie anderswo tun, sind zwei verschiedene Sa-
chen. Wir werden das weiter deutlich machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Stimmt überhaupt nicht!)


Das Jahr ist noch keine drei Wochen alt, da haben Sie in
der Energiepolitik schon drei Konflikte: Der erste ist der
Atomausstieg. Der zweite ist das Wärmegesetz. Warum
sagt Frau Reiche, dass sie das Wärmegesetz nicht will?


(Widerspruch der Abg. Katherina Reiche [Potsdam)

[CDU/CSU]: Sie hat das Gegenteil gesagt! Sie
müssen schon zuhören! – Peter Rauen [CDU/
CSU]: Die Ohren aufmachen und zuhören!)

Gleichzeitig sagen Sie, dass Sie die erneuerbaren Ener-
gien nach vorne bringen können. Wie passt das zusam-
men? Das werden wir weiter thematisieren. Der dritte ist
der Wettbewerb auf dem Energiemarkt, den Sie nicht
herstellen wollen.

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(C (D Der Ausgangspunkt für den Konflikt war, dass Russand seine Öllieferungen an Weißrussland eingestellt hat. er solche Lieferengpässe beim Öl heranzieht, um die ernenergie zu propagieren, der hat nicht verstanden, ass Öl und Atom nichts miteinander zu tun haben, der rgumentiert vollkommen ideologisch. Ich muss wie err Kelber sagen: Wer so argumentiert, der ist nicht in er Lage, das Thema Energieversorgung intellektuell zu rfassen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


echt hat der Mann, damit hat die CDU/CSU ein Pro-
lem. So sagte Volker Kauder – er ist nicht irgendwer in
er CDU/CSU, sondern ihr Fraktionsvorsitzender – ges-
ern: Wer verhindern wolle, dass sich eines Tages nur
och Reiche warme Wohnungen leisten können, müsse
en Atomausstieg rückgängig machen. Diese Aussage
st so falsch wie schamlos. Herr Kauder sollte sich schä-

en, hier die Ängste der Leute zu schüren. Das geht
icht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ihre Forderung, die Atomkraftwerke länger laufen zu
assen, bedeutet nichts anderes, als das Oligopol, das wir
uf dem Energiemarkt haben und das den Energiekon-
ernen ihre unverschämte und unsoziale Preispolitik er-
öglicht, weiter zu fördern. Wer keinen Wettbewerb auf

em Energiemarkt schafft, wer nicht die Oligopole
richt, der ist schuld, wenn die Menschen Wärme eines
ages nicht mehr bezahlen können. Deshalb brauchen
ir mehr Wettbewerb auf dem Energiemarkt; nur so
önnen wir das Thema endlich in den Griff bekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wer behauptet, dass wir die Atomkraftwerke länger
aufen lassen müssten, um von Energieimporten aus
ussland unabhängiger zu werden – wie Sie das behaup-

et haben, Frau Kopp –, der weiß nicht, was er redet. Wo
ommt das Uran denn her? Im Jahre 2004 haben wir
5 Prozent des Urans aus Russland bezogen, liebe Frau
opp. Wissen Sie, welches die anderen Länder sind, aus
enen wir Uran bezogen haben? Das waren so vertrau-
nswürdige Länder wie Niger, Usbekistan und Kasach-
tan!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


a kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, in
elche Unabhängigkeit Sie uns da bringen wollen!

Es gibt nur einen Weg, auf dem wir vorankommen
önnen: indem wir auf die erneuerbaren Energien setzen,
nergie einsparen und die Energieeffizienz steigern. Das

st auch die einzige Möglichkeit, mit der wir die Kon-
likte um knapper werdende Ressourcen lösen können.
ie erneuerbaren Energien sind der Weg für den Frieden

uf dieser Erde. Deshalb müssen wir die erneuerbaren
nergien nach vorne bringen, müssen wir sie stärken.






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Was Sie mit Ihrer Politik, den großen Energiekonzer-
nen eine Verlängerung der Laufzeit ihrer Atomkraft-
werke in Aussicht zu stellen, erreichen, können wir
heute in der „Financial Times Deutschland“ lesen: Wenn
Sie den Energiekonzernen den kleinen Finger reichen,
nehmen die gleich die ganze Hand. So verkünden diese
heute, sie wollen nicht bis 2020 so weit sein, den CO2-
Ausstoß zu reduzieren, sondern erst 2040 damit anfan-
gen. Deshalb passen Sie auf, was sie tun!

Wir müssen auch deshalb den Wettbewerb stärken
und auf erneuerbare Energien setzen, weil es nur durch
eine dezentrale Energieerzeugung endlich zu mehr Wett-
bewerb auf dem Energiemarkt kommen wird, sodass es
faire Preise auf dem Energiemarkt geben wird und wir
am Ende nicht durch überhöhte Preise in eine soziale
Schieflage geraten. Momentan müssen die Verbraucher
und die Wirtschaft die erhöhten Preise der Energiekon-
zerne bezahlen, weil sie ein Kartell haben und ihre
Preise absprechen. Das ist unsozial. Deshalb müssen wir
auf erneuerbare Energien, Effizienz und Energieeinspar-
maßnahmen setzen.

Lieber Herr Müller, ganz zum Schluss – es wäre nett,
wenn Sie zuhören würden –: Sie sprechen hier von
Mehrheiten im Bundestag. Ich sage: Schauen Sie doch
einmal, dass Sie die Mehrheiten in der Bundesregierung
erreichen. Dann wären wir schon weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1607607400

Das Wort hat jetzt der Kollege Frank Schwabe von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1607607500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Verehrte Damen und Herren! Herr Dr. Nüßlein hat ge-
rade von 444 Atomkraftwerken geredet. Es gibt noch
eine ganze Menge mehr, die zum Glück aber stillgelegt
in der Gegend herumstehen oder gar nicht erst ans Netz
gegangen sind.

Nach meinen Zahlen waren Ende des letzten Jahres
442 Atomkraftwerke am Netz. Mittlerweile sind wir bei
437. Warum eigentlich? – Dies sind wir deshalb, weil
pünktlich zum Jahreswechsel – das ist wunderbar – fünf
Atomkraftwerke vom Netz gegangen sind. So ist näm-
lich die Realität. Es ist auch gut so, dass das so gesche-
hen ist. In den nächsten Jahren werden weitere 200 vom
Netz gehen. Selbst dann, wenn heute alle auf der Welt
anfangen würden, neue Atomkraftwerke zu planen,
würde die Stromversorgung durch die Atomenergie bis
zum Jahre 2020 weiter zurückgehen. So ist die aktuelle
Situation.

17 von 27 Ländern der Europäischen Union nutzen
keine Atomenergie oder haben gesagt, dass sie ausstei-
gen wollen. Insofern kann ich gar nicht nachvollziehen,

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(C (D ieso in einigen Medien und insbesondere auch in Aneigenkampagnen gelegentlich der Eindruck erweckt ird, es gebe eine Renaissance der Atomenergie. Durch ie Zahlen wird deutlich, dass es diese Renaissance nicht ibt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das wird auch nicht dadurch besser, dass gelegentlich
berlegt wird – auch von der Union –, wann die SPD so
eit ist, den Ausstiegsbeschluss infrage zu stellen. Das
ird auch nicht dadurch besser, dass man bestimmte Äu-
erungen im Umweltausschuss missinterpretiert. Ich
abe das an der entsprechenden Stelle klargestellt, weil
ie den Minister missinterpretiert haben. Ich denke, es
ar notwendig, dazu ein paar Sätze zu sagen. Die SPD

teht ohne Frage zu diesem Ausstiegsbeschluss. Das
onnte man in den letzten Tagen – ich weiß gar nicht,
ie häufig – bei den Äußerungen von Herrn Gabriel in
en Zeitungen auch nachlesen.

Man muss sicherlich zur Kenntnis nehmen, – ich weiß
icht, ob man sie loben muss –, dass die Energieversor-
ungsunternehmen in der letzten Zeit zumindest eine
ute Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit gemacht haben.
arum entdecken gerade die Stromversorger, die EVUs,

ie den Klimawandel in den letzten Jahren lange in Ab-
ede gestellt oder zumindest unterschätzt haben, dieses
hema jetzt für sich? Das muss man die Öffentlichkeit
irklich einmal fragen. Wer glaubt denn eigentlich, dass
örsennotierte Großkonzerne jetzt aus tiefster Überzeu-
ung mit der Atomenergie Klimaschutz betreiben wol-
en? Das erzählen mir genau dieselben, die zum Thema
missionshandel permanent in meinem Büro auf dem
tuhl sitzen und erzählen, dass jede Minderungsver-
flichtung, die wir eingehen, eigentlich zu anspruchsvoll
t.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb habe ich den Eindruck – ich glaube, diesen
ann man ganz gut untermauern –, dass es überhaupt
icht um Klimaschutz geht. Ansonsten würden die
elbstverpflichtungen, die die Stromversorger eingegan-
en sind, eingehalten. Ich denke, mittlerweile glaubt
an auch in der Politik nicht mehr, dass das mit den
elbstverpflichtungen so funktioniert. Warum werden
ie eigentlich nicht eingehalten? Wenn sie hinsichtlich
er CO2-Minderung und des Klimaschutzes eingehalten
ürden, dann müssten wir uns mit der Europäischen
ommission nicht mehr über den Nationalen Alloka-

ionsplan streiten. Warum werden sie nicht eingehalten?


(Beifall bei der SPD)


Es geht also um die Gewinnmaximierung einiger.
urch jeden weiteren Tag, den ein alter Atomreaktor am
etz ist, erhält man eine Menge Geld. Das ist eine Ma-

chine zum Gelddrucken. Es geht um Gewinnmaximie-
ung. Das ist ja erst einmal nichts Schlechtes und ein
iel in der Wirtschaft, das man durchaus vertreten kann.
as ist keine Schande.Aber man muss es auch so benen-
en. Man darf den Menschen keinen Sand in die Augen
treuen. Es muss klar sein, wer welche Aufgabe hat und






(A) )



(B) )


Frank Schwabe
dass Politik – also wir – die Aufgabe hat, Klimaschutz
zu betreiben und für die Sicherheit der Menschen zu sor-
gen und eben nicht die Gewinnmaximierungsinteressen
der großen Unternehmen zu vertreten.

International betrachtet ist das Argument der ver-
meintlichen Rettung des Klimas über Atomenergie gera-
dezu lachhaft, wenn klar wird, dass selbst größte An-
strengungen – das könnte man jetzt lange ausreizen –
nicht dazu führen werden, dass man beim Primärener-
gieverbrauch jemals auch nur über 10 Prozent kommen
wird.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Auch national ist die Debatte – das muss man wirk-
lich mit allem Bedacht sagen – verlogen. Das, was in der
Klimadebatte und in der Frage der Versorgungssicher-
heit jetzt notwendig ist, ist nichts anderes als das, was
der Herr Staatssekretär gesagt hat, nämlich eine energie-
politische Revolution. Es sind Quantensprünge im Be-
reich von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien
notwendig. Eine Verlängerung der Nutzung der nicht zu-
kunftsfähigen Atomenergie führt nicht zum Umstieg auf
eine andere Energieversorgung, die den Klimaschutz in
den Mittelpunkt rückt.


(Beifall bei der SPD)


Notwendig ist jetzt zweierlei: erstens die Erkenntnis
– es ist gut, dass auch viele junge Menschen hier anwe-
send sind –, dass wir an dem Thema Klimaschutz nicht
vorbeikommen werden. Das wird die Energieversorgung
in der Welt dramatisch verändern. Diejenigen, die sich
als Erste darauf einstellen, werden entsprechend gut da-
stehen. Ich hoffe, dass die Bundesrepublik Deutschland
das tut. Zweitens ist es notwendig, jetzt den Mut aufzu-
bringen, den Umstieg zu organisieren. Das ist die Ver-
antwortung, die wir gemeinsam haben, ob beim Emis-
sionshandel, beim Wärmegesetz oder bei anderen
Dingen.

Es gibt gute, wie ich finde: überragende, Gründe, die
gegen die Nutzung der Atomenergie sprechen. Es mag
ganz spezielle Gründe – wenn auch keine guten – dafür
geben, die Atomenergie weiter zu nutzen. Der Klima-
schutz, verehrte Kolleginnen und Kollegen, ist allerdings
garantiert keiner dieser Gründe.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607607600

Das Wort hat der Kollege Dr. Joachim Pfeiffer, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1607607700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Künast,
wenn jemand heute den Intellekt anderer beleidigt, dann
sind Sie es, weil Sie sich nach wie vor beharrlich wei-
gern, Zahlen und Fakten zur Kenntnis zu nehmen, und

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(C (D eil Sie auch heute wieder Antworten schuldig geblieen sind. Die Wahrheit ist nämlich immer konkret. Ich will erne die Themen, die bereits von verschiedener Seite ngesprochen worden sind, noch einmal aufgreifen. In der Tat ist es richtig, dass das Einsparen von Enerie und die Verbesserung der Energieeffizienz das wirkamste, schnellste und kostengünstigste Mittel ist, den nergieverbrauch zu reduzieren und damit einen wertollen Beitrag zur Verringerung der Treibhausgasemisionen zu leisten. Da sind wir uns in der Regierung und, ie ich glaube, im ganzen Haus weitestgehend einig. nsere Bundesregierung hat da bereits sehr viel unterommen und auch Positives erreicht. Ich nenne nur einal das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, das einen enner darstellt, jetzt ergänzt um eine Zuschussvariante ür Eigenheimbesitzer. Durch dieses Programm wird achhaltig CO2 eingespart, und zwar nicht irgendwann n der Zukunft, sondern heute, mit einem Volumen von ast 2 Milliarden Euro pro Jahr. Außerdem ist es ein Mitelstandsbeschäftigungsprogramm und hat weitere posiive Auswirkungen. Aber mit all den Bemühungen schaffen wir es gerade inmal, 20 Prozent bis 2020 einzusparen. Auf das ahr 2020 komme ich noch zu sprechen; das ist nämlich nser momentaner Zielhorizont, was den Klimaschutz nd den Kernenergieausstieg, wie er jetzt im Gesetzblatt teht, anbelangt. In dem EU-Grünbuch wird nachgewieen, dass wir, Herr Staatssekretär Müller, 20 Prozent des nergieverbrauchs bis 2020 einsparen können; so weit, o gut. (Ulrich Kelber [SPD]: Mit heutigen Technologien!)


Mit heutiger und auch mit weiterer Technologie. –
assen Sie es 30 Prozent sein. Aber wir sind uns auch ei-
ig, dass wir in Zukunft auf jeden Fall nicht null Ener-
ieverbrauch haben werden, sondern 70 oder 80 Prozent
es heutigen Energieverbrauchs. Die Frage ist: Wie er-
eugen wir diese 70 oder 80 Prozent der Energie?

Dabei werden unzweifelhaft die erneuerbaren Ener-
ien eine wichtige, herausragende Rolle spielen. Aber
uch heute habe ich niemanden getroffen, dessen An-
ahme optimistischer war, als dass wir bis zum
ahr 2020 maximal 30 Prozent des Stromverbrauchs in
eutschland aus erneuerbaren Energien produzieren. Ich
laube, es gibt niemanden, auch nicht hier im Saal, der
agt, dass mehr realistisch wäre, von wirtschaftlichen
esichtspunkten einmal ganz zu schweigen. Im

ahr 2006 waren es knapp 12 Prozent; die Zahlen sind
erade erst letzte Woche veröffentlicht worden. Das
eißt, wir schaffen es genau bis 2020 – der Kollege
üßlein hat es angesprochen –, die Kernenergie durch

rneuerbare Energien zu ersetzen. Knapp 30 Prozent der
tromproduktion kommen heute aus Kernkraft, und wir
chaffen es, diese 30 Prozent bis zum Jahr 2020 zu erset-
en. Aber was passiert mit den übrigen 70 Prozent?


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das ist doch die falsche Richtung!)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
Die fliegen nicht wie das Manna vom Himmel, sondern
die müssen aus fossilen Energien erzeugt werden, was in
Bezug auf den Klimaschutz mit Sicherheit nicht hilfreich
ist.

Wir haben eine Chance. Deshalb sollten wir jetzt
nicht darüber schwadronieren, was man in Niger oder in
China oder sonst wo erreichen kann, sondern die Frage
ist: Was können wir konkret hier in Deutschland tun?
Wir können durch eine Verlängerung der Laufzeit der
Kernkraftwerke erreichen, im Jahr 2020 60 Prozent des
Stroms immissionsfrei zu erzeugen, nämlich 30 Prozent
aus Kernenergie und 30 Prozent aus erneuerbaren Ener-
gien.


(Ulrich Kelber [SPD]: Nicht Stromerzeugung!)


Das heißt, dann müssten nur noch 40 Prozent aus fossi-
len Brennstoffen erzeugt werden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie bringen alles durcheinander!)


Mit dem jetzt eingeschlagenen Weg erreichen wir das
Gegenteil. Genau aus diesem Grund sind wir der Mei-
nung, dass wir die Kernenergie brauchen, und zwar nicht
nur aus wirtschaftlichen Gründen, nicht nur aus Diversi-
fizierungsgründen, sondern gerade wegen des Klima-
schutzes.

Jetzt reden wir – –


(Jörg Tauss [SPD]: Wer ist wir?)


– Wir als Union, Sie vielleicht auch noch einmal; denn
irgendwann werden Sie ja auch noch gescheiter – wenn
nicht in diesem Leben, dann aber vielleicht im nächsten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen erst einmal gescheiter werden!)


Unser jetziges Klimaschutzziel ist eine Reduzierung
des Ausstoßes klimaschädlicher Gase um 21 Prozent in
Deutschland bis zum Jahr 2012. Das haben wir verabre-
det. Bis 2020 wollen wir sogar eine Reduktion um
40 Prozent. Das können wir machen, aber heute Morgen
hat noch niemand dargelegt, wie er dieses Ziel ohne den
Beitrag der Kernkraft erreichen will.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie waren in der Enquete-Kommission, wo das aufgeschrieben wurde! Sie haben das mit aufgeschrieben! Sie erinnern sich noch nicht einmal an Ihre eigenen Papiere!)


– Herr Kelber, Sie haben die Chance, das nachher noch
darzulegen. Ich bin gespannt darauf. Bisher habe ich es
noch von niemandem gehört.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Haben Sie Ihre eigenen Papiere vergessen?)


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(C (D Der Kollege Axel Berg bekommt das Wort für die PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ass die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen eine ktuelle Stunde zum Thema klimaverträgliche Energieersorgung einberufen hat, ist lustig. Sie fragt nicht die undesregierung nach ihrer Auffassung, sondern will, ass das Parlament für die Regierung antwortet. Auch ut, das machen wir natürlich mit Vergnügen. Zunächst darf ich feststellen, dass die Kanzlerin eineutig zum Koalitionsvertrag und damit zum Atomaustieg steht. Wie Sie wissen, bestimmt die Bundeskanzlein die Richtlinien der Politik. Das als Einstieg und erste ntwort, auch für die Kollegen Nüßlein und Pfeiffer. Natürlich gibt es parteipolitische Differenzen – Herr üßlein, Sie haben es angesprochen – zwischen der SPD nd der Union. Aber das ist Parteipolitik und eben nicht egierungshandeln und schon gar nicht gesetzgeberi che Tätigkeit. Die Diskussion um die Kernkraft und deren vorgeblihe positive klimapolitische Bilanz gleicht dem Austreien des Teufels mit dem Beelzebub. Atomkraft ist mitichten klimafreundlich. Denken Sie doch nur an den O2-Ausstoß beim Uranabbau, beim Transport, beim raftwerksbau – das sind Kolosse aus Beton und Stahl –, eim Bau und beim Bewachen eines Endlagers für Tauende von Jahren. och selbst, wenn es anders wäre, liebe Meckerer unter hnen, wäre es unverantwortlich, unserer Nachwelt, den enerationen der nächsten tausend Jahre, strahlenden üll zu hinterlassen, um den diese sich dann kümmern üssen, obwohl diese Generationen nur noch aus den eschichtsbüchern wissen werden, dass es in der Ge chichte der Menschheit einmal eine kurze Phase gab, in er Atomkraft genutzt wurde. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607607800
Dr. Axel Berg (SPD):
Rede ID: ID1607607900

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Zurufe von der CDU/CSU)


ie Gefahr eines Unfalls oder eines Anschlags stelle ich
abei gar nicht in Rechnung. Das alles ist doch weder
erantwortungsvoll noch irgendwie nachhaltig.

Mir scheint, bei der Debatte hat sich die Atomindus-
rie in ihrer eigenen Desinformationskampagne ein biss-
hen verheddert. Sie selbst will bis 2020, also noch be-
or wir in Deutschland endgültig ausgestiegen sind, rund
60 Terawattstunden atomar erzeugen. Die Branche der
rneuerbaren Energien verspricht wiederum, bis dahin
40 Terawattstunden zu erzeugen, also ein Drittel mehr.
iese Branche hat sich in den letzten Jahren als wesent-

ich glaubwürdiger dargestellt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Axel Berg
Darüber hinaus sind wir an qualitativem und nicht nur an
rein quantitativem Wachstum mit einem höheren Ener-
gieverbrauch interessiert.

Frau Merkel hat am Wochenende die Anhänger des
Atomausstiegs aufgefordert, Alternativen für Strom aus
Uran zu nennen. Dieser Aufforderung möchte ich natür-
lich gerne nachkommen:

Erstens. Wir dürfen diese Diskussion nicht auf den
Strom verengen, wie es auch in dieser Debatte wieder
der Fall war. Wir müssen immer die gesamte Energie se-
hen, also auch die Wärme und den Verkehr. Bei der
Wärme hilft uns beispielsweise ein massiver Ausbau der
KWK, der Kraft-Wärme-Kopplung. Hier können wir
schon jetzt Wirkungsgrade von bis zu 90 Prozent errei-
chen. Das ist eine Technologie für die mittelfristige
Energieversorgung im Strom- und Wärmebereich. Stat-
ten wir unsere Kraftwerke damit weiter massiv aus, kön-
nen wir Anlagen zur einfachen Wärmeproduktion ab-
schalten. Außerdem soll ein Erneuerbare-Energien-
Wärmegesetz beschlossen werden.

Beim Verkehr geht es darum, Sprit aus fossilen
Brennstoffen durch Biosprit zu ersetzen. Mit Atomreak-
toren ist außer U-Booten bisher noch nie etwas gefahren.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Zweitens. Mit der Erfindung der Dampfmaschine
kam vor 200 Jahren die Industrialisierung mit Massen-
produktionen in Gang. Mithilfe einer Maschine konnte
ein Mann die Arbeit erledigen, für die man vorher
100 Männer brauchte. Seitdem wurde der Faktor Arbeit
extrem rationalisiert; das ist einer der Gründe für die Ar-
beitslosigkeit, die wir heute haben. Ich bin davon über-
zeugt, dass wir in wenigen Jahrzehnten ebenso 100-mal
mehr Licht aus einer Kilowattstunde Strom erzeugen
können und 100-mal so viel Arbeit aus einem Kubikme-
ter Holz herausholen können.

Drittens. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind rund
90 Prozent der Energieforschungsmittel der OECD-Län-
der, also der reichen Industrieländer, in die Kernener-
gieforschung geflossen. Insofern ist es überhaupt kein
Wunder, dass wir in der Entwicklung der Effizienztech-
nologien und der Technologien der erneuerbaren Ener-
gien noch nicht weiter sind.

2004 wurden gerade einmal 2,5 Prozent des weltwei-
ten Energieverbrauchs – diese Zahl ist bekannt; sie
wurde vorhin erwähnt – durch Atomstrom gedeckt. Für
60 Jahre Forschung ist das eine historisch einmalige
Fehlallokation von Forschungsmitteln, gepaart mit
extremem Marktversagen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In dieser Situation befinden wir uns jetzt.

Bereits mehrere Enquete-Kommissionen zu Energie-
fragen haben sich des Themas der Kernenergienutzung
angenommen. Also sollten wir uns jetzt nicht allzu lange
mit diesen ollen Kamellen, mit dieser veralteten Techno-
logie, aufhalten.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


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(C (D asst uns doch lieber gemeinsam darüber diskutieren, ie wir eine innovative, fortschrittliche und nachhaltige nergiestrategie organisieren! Letztlich wollen wir dies och alle, wie aus den grundsätzlichen Beteuerungen der ollegen hervorgeht. Noch haben wir den First-Moverorteil, der uns beispielsweise zum „Windweltmeister“ achte und der deutschen Windindustrie 2005 eine xportquote von mehr als 70 Prozent bescherte. Das ist er First-Mover-Vorteil. Sofern uns der Klimawandel nicht schon vorher vom laneten vertreiben sollte, werden sich die erneuerbaren nergien doch sowieso durchsetzen, schon deshalb, weil l und Gas genauso wie Kohle und Uran irgendwann inmal erschöpft sein werden. Also lasst uns bei den aneren Technologien der erneuerbaren Energien Welteister werden und nicht an der Atomkrafttechnologie esthalten, die weltweit ein Auslaufmodell ist! Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen. Wir müssen jetzt das langfristige Ziel ins Auge fassen nd es konsequent verfolgen. Dies ist eine umfassende egenerative Energieversorgung. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607608000
Dr. Axel Berg (SPD):
Rede ID: ID1607608100


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607608200

Für die CDU/CSU-Fraktion hören wir jetzt den Kol-

egen Franz Obermeier.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]: Was meint denn Herr Stoiber zur Energie? – Ulrich Kelber [SPD]: Bist du für Stoiber oder für Beckstein?)



Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1607608300

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Lassen

ie mich ein paar Gedanken zu dieser Aktuellen Stunde
ortragen. Zunächst einmal möchte auch ich mich darum
emühen, die Fragestellung der Grünen zu beantworten.
a, wir haben eine Große Koalition. Diese Große Koali-
ion hat eine große Menge an Gemeinsamkeiten und in
iner Frage, in der Energiepolitik,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Kernfrage!)


n der Kernenergiefrage,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch in der Gesundheitsfrage!)


ind wir unterschiedlicher Auffassung. Das ist nichts Be-
onderes. In einer guten Demokratie muss es so sein,
ass zwei große Volksparteien miteinander koalieren
önnen. Denn wir sind keine Einheitspartei, Herr Hill;


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])







(A) )



(B) )


Franz Obermeier
wir sind demokratische Parteien, die ihre eigenen An-
sichten zu dem Thema haben.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: Wir sind eine demokratische Partei, keine Einheitspartei!)


Die Gemeinsamkeiten sind sehr breit angelegt. Es ist
schon eine ganze Reihe davon genannt worden. Was die
Förderung der erneuerbaren Energien angeht, besteht
eine Gemeinsamkeit darin, dass wir alle Möglichkeiten
ausschöpfen wollen, die erneuerbaren Energien und die
Nutzung der nachwachsenden Rohstoffe so schnell wie
möglich in die Energiemärkte in der Bundesrepublik
Deutschland und in Europa einzuführen, auch wenn sich
die jeweiligen Vorstellungen in geringen Nuancen unter-
scheiden.

In der heutigen Debatte ist zum Beispiel die Frage der
Ökonomie ziemlich vernachlässigt worden. Ich möchte
näher darauf eingehen, weil wir in den sieben Jahren der
rot-grünen Regierung feststellen mussten, dass die öko-
nomische Betrachtung der Energiepreise relativ wenig
Berücksichtigung fand. Die Grünen haben – das haben
wir in der Energie-Enquete hinlänglich verfolgen müs-
sen – den Aspekt der volkswirtschaftlichen Auswirkun-
gen hinsichtlich der dirigistischen Eingriffe durch eine
Regierung nicht berücksichtigen wollen.

Wenn es jetzt um die Frage der technischen Möglich-
keiten zur Nutzung der nachwachsenden Rohstoffe geht,
dann müssen wir auch den ökonomischen Aspekt in den
Vordergrund rücken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es geht um die offenen Fragen hinsichtlich der moder-
nen Energiepolitik. Die Frage, wie die Versorgungs-
sicherheit in Europa und in der Welt ohne Kernkraft ge-
währleistet werden kann, ist sehr wohl relevant, auch
wenn – wie von den Rednern der SPD ausgeführt wurde –
der Anteil anderer Energiequellen relativ gering ist. In
der Bundesrepublik Deutschland wird der Grundlastbe-
darf fast zur Hälfte aus Strom aus der Kernenergie ge-
deckt. Das ist deswegen ein Problem, weil beispiels-
weise bei der Windkraftleistung die zehnfache Menge
notwendig wäre, um Grundlaststrom zu ersetzen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Na, na! Lesen Sie die neuen Forschungsergebnisse!)


–Sie sollten die dena-Studie lesen, die schließlich eini-
germaßen objektiv ist. Der könnten Sie schon glauben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Da steht aber etwas anderes drin!)


Das bedeutet, dass wir sehr wohl die Frage berück-
sichtigen müssen, wie wir den Umstieg von den her-
kömmlichen Wandlungstechniken hin zu den moderne-
ren nachwachsenden Rohstoffen gestalten. In der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion vertreten wir dabei die Auffas-
sung, dass wir auch aus ökonomischen Gründen die
Kernkraft zumindest als Brücke in das neue Zeitalter
dringend brauchen. Das bitte ich, immer wieder zu be-
rücksichtigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Im Übrigen stand die Lautstärke, mit der Sie die rage nach den Treibhausgasemissionen beantwortet haen, Frau Künast, im umgekehrten Verhältnis zur Logik es Inhalts. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Merkel hat eine andere Ansicht! Dann haben Sie schon wieder Streit!)


s ist unbestreitbar ein Problem, wenn wir in kurzer Zeit
0 Prozent der Stromerzeugung CO2-frei substituieren
üssen. Das wird nur mit fossiler Energie möglich sein.
agegen wehren wir uns. Wir vertreten den Standpunkt,
ass mittel- und langfristige Strategien notwendig sind,
ei denen sowohl die ökonomischen als auch die ökolo-
ischen Aspekte – sprich: die CO2-Implikationen – be-
ücksichtigt werden, um dem Riesenproblem der sozialen
rage in der Bundesrepublik Deutschland einigermaßen
erecht zu werden. Denn unser größtes Problem ist nach
ie vor die Massenarbeitslosigkeit, die wir nur durch

ine Stärkung im internationalen Wettbewerb bewältigen
önnen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607608400

Für die SPD spricht jetzt der Kollege Christoph Pries.


(Beifall bei der SPD)



Christoph Pries (SPD):
Rede ID: ID1607608500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ls ich am 8. Januar vom Stopp der russischen Erdöllie-
erungen erfuhr, schossen mir sofort zwei Gedanken
urch den Kopf: Erstens. Das ist eine Situation, die
eigt, wie abhängig wir von einer sicheren Energiever-
orgung sind. Das ist eine Situation, die zeigt, dass es
ns gelingen muss, wirtschaftliches Wachstum und
nergieverbrauch zu entkoppeln. Das ist eine Situation,
ie zeigt, wie wichtig unsere Anstrengungen im Hin-
lick auf mehr Energieeffizienz und mehr Energieein-
parung sowie den Ausbau der erneuerbaren Energien
ind.

Mein zweiter Gedanke war etwas profaner. Mir war
nmittelbar klar, dass ich einmal mehr an dieser Stelle
um Thema Atomenergie reden würde. Manche Zuhörer
erden sich vielleicht fragen, warum das. Sachlich be-

teht natürlich zwischen Erdölimporten und Atomstrom
ein Zusammenhang.


(Beifall bei der SPD)


as Beispiel vom Auto, das mit Benzin und Diesel fährt,
nd von Atomkraftwerken, die lediglich Strom erzeu-
en, muss ich hier nicht wiederholen. Es wurde schon so
ft gesagt. Nichtsdestotrotz ist es die Wahrheit.

Erdöl wird in Deutschland lediglich zu 1,6 Prozent in
er Stromerzeugung eingesetzt. Man sollte also anneh-
en, dass wir nicht über mehr Atomstrom, sondern über

inen geringeren Spritverbrauch diskutierten, wie es
mweltminister Gabriel gefordert hat. Wer aber die Dis-
ussionen in den letzten Monaten verfolgt hat, dem






(A) )



(B) )


Christoph Pries
musste klar sein: Der Stopp der Öllieferungen aus Russ-
land würde den interessierten Kreisen als willkommener
Auftakt für die diesjährige Atomdebatte dienen. Neue
Sachargumente haben die zahlreichen Wortmeldungen in
den letzten Tagen nicht hervorgebracht. Aber darum geht
es auch gar nicht. Vielmehr geht es darum, das Thema
Atomenergie um jeden Preis auf der Tagesordnung zu
halten. Das Ergebnis der aktuellen Diskussion lässt sich
daher in drei Sätzen kurz und knapp zusammenfassen:

Erstens. Zwischen Union und SPD bestehen weiterhin
unterschiedliche Auffassungen über die Nutzung der
Atomenergie.

Zweitens. Für eine Änderung des Atomgesetzes gibt
es keine parlamentarische Mehrheit.

Drittens. Der Atomausstieg steht daher nicht zur Dis-
position.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch auf eine Meldung aus den letzten Ta-
gen eingehen. Der Kollege Wanderwitz meldete sich in
der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ zu Wort. In
seiner Funktion als Sprecher der Jungen Gruppe in der
Unionsfraktion sprach er sich für den Neubau von Atom-
kraftwerken aus.


(Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


– Herr Mißfelder, ich finde das gut. Ich finde es gut, dass
diejenigen hier im Hause, die Atomkraftwerke bauen
wollen, dies endlich offen zugeben. Ich finde das gut,
weil es den Bürgerinnen und Bürgern deutlich macht,
dass viele, die von Reststrommengen oder längeren
Laufzeiten reden, eigentlich neue Atomkraftwerke mei-
nen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD], zu Abg. Philipp Mißfelder [CDU/CSU] gewandt: Als Erstes wollen wir die Liste mit den Standorten, Herr Mißfelder!)


Ich finde das gut, weil man den Bürgerinnen und Bür-
gern dann deutlich machen kann, was sie zukünftig in
Deutschland wieder erwarten könnte.

Wenden wir uns kurz dem einzigen Neubauprojekt
der Atomindustrie in Westeuropa zu, dem europäischen
Druckwasserreaktor in Finnland. Lassen wir das erste
Jahr nach Baubeginn Revue passieren, treffen wir auf
viele alte Bekannte aus 50 Jahren Atomenergie. Da wä-
ren erstens die üblichen technischen Probleme und Bau-
mängel sowie die daraus folgenden Bauverzögerungen.
Nur ein Jahr nach Baubeginn hat sich der Termin für die
Fertigstellung des Projektes bereits von 2009 auf 2011
verschoben. Der Grund dafür sind gravierende Mängel
in der Bauausführung: schlechte Bauplanung, mangel-
hafte Betonqualität und jetzt der Austausch fehlerhafter
Rohre im Reaktorkühlsystem.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist unglaublich!)


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(C (D Da wären zweitens die Subventionen. Auch der finniche Reaktor konnte lediglich auf der Grundlage massier staatlicher Hilfen und Stromabnahmegarantien realiiert werden. Ohne den Griff in die Tasche des teuerzahlers werden neue Atomkraftwerke nirgendwo n Westeuropa ans Netz gehen. (Beifall bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Der bayerische Steuerzahler hat Finnland geholfen!)


Da wären drittens die üblichen Kostensteigerungen.
er Hersteller liefert den Reaktor zum Festpreis von
Milliarden Euro. Dieser Schnäppchenpreis wurde von
xperten von Anfang an als unrealistisch niedrig einge-
tuft. Hinzu werden weitere Verluste kommen. Alleine
ie Konditionalstrafen und die Schadenersatzverpflich-
ungen durch die Bauverzögerungen werden bereits auf
und 1 Milliarde Euro geschätzt. In Finnland treffen die
ostensteigerungen das ausführende Unternehmen. Die
rfahrungen in der Vergangenheit lehren aber, dass bei
ukünftigen Projekten der Steuerzahler zur Kasse gebe-
en wird.

Ein Beispiel aus meiner Heimat: Der Schnelle Brüter
n Kalkar am Niederrhein war einst auch ein Prestigeob-
ekt der Atomindustrie. Er hat zwar nie Strom erzeugt,
afür aber knapp 3,6 Milliarden Euro verschlungen. Die
inst gepriesene Brütertechnologie war weltweit ein si-
herheitstechnisches und finanzielles Fiasko. Statt erneut
iel Geld in eine Technologie von gestern zu stecken,
ollten wir lieber mutig in die Technologien und Arbeits-
lätze von morgen investieren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, las-
en Sie uns unsere Energie auf Fortschritte in den Berei-
hen Energieeffizienz, Energieeinsparung und erneuer-
are Energien konzentrieren, bei denen wir uns
rundsätzlich einig sind. Lassen Sie uns weniger Energie
arauf verwenden, zu betonen, wo wir bekanntermaßen
nterschiedlicher Auffassung sind. Das wäre in jeder
insicht ein wichtiger Beitrag zur Energieeffizienz und

um Klimaschutz.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und zur Energieeinsparung!)


Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607608600

Als letzter in der Aktuellen Stunde hat der Kollege

li Kelber für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1607608700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Es wäre in der Tat gut, wenn wir in Deutschland
ndlich über die wirklich notwendigen Schritte zum Kli-
aschutz sprechen würden, über Energieeffizienz und

rneuerbare Energien, aber nicht über eine Dinosaurier-
echnologie wie die Atomkraft, die zur Nutzenergiever-
orgung in Deutschland – es wurden immer die Zahlen






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
weltweit erwähnt – gerade einmal etwas mehr als
5 Prozent beisteuert.


(Gudrun Kopp [FDP]: Was?)


Schon deswegen ist sie kein wichtiger Bestandteil einer
Politik für den Klimaschutz. Die erneuerbaren Energien
tragen fast 8 Prozent zur Energieversorgung bei und ihr
Anteil steigt jedes Jahr um einen Prozentpunkt.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Grundlast!)


Machen Sie es doch einfach der SPD nach: Sprechen
Sie mit uns, mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel
über ökologische Industriepolitik,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Der ist doch gar nicht da!)


über Arbeitsplätze durch Technologievorsprung, Inge-
nieurleistung beim Einsparen von Energiebedarf und
über erneuerbare Energien, die jedes Jahr preisgünstiger
statt teurer werden.


(Beifall bei der SPD)


Wir können so Versorgungssicherheit, Preisstabilität und
Klimaschutz unter einen Hut bringen und in allen drei
Feldern erfolgreicher sein als mit der heutigen fossilen
und nuklearen Energieerzeugung. Wir müssen den
Kleinmut einstellen. Eine andere Energieversorgung ist
machbar, finanzierbar, und sie ist wirtschaftlich sinnvoll.

Aber die Debatte von heute ist nun einmal auch zum
Thema Atomenergie angesetzt worden. Wir als SPD ha-
ben in den letzten Wochen einen Fehler gemacht.


(Gudrun Kopp [FDP]: Nicht nur einen!)


Wir haben auf die laufenden Angriffe der Atomlobby, in
welcher Ausprägung auch immer, immer nur mit dem
Hinweis reagiert, der Vertrag werde eingehalten. Das
werden wir beenden. Wir werden ab jetzt die Argumente
wieder stärker in den Vordergrund stellen, mit denen sich
die Atomlobby auseinandersetzen muss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es gibt keinen Grund, weder für den Klimaschutz noch
für die Versorgungssicherheit und schon gar nicht für die
Preisstabilität, auf Atomenergie zu setzen. Ich nenne Ih-
nen fünf Argumente:

Erstens. Keine Versorgungssicherheit durch Atom-
energie. Uran, das zu 100 Prozent importiert wird, wird
jetzt schon knapp, weil keine Minen mehr exploriert
wurden und in wenigen Jahren die Lagerstätten für leicht
gewinnbares Uran erschöpft sind.


(Beifall bei der SPD – Gudrun Kopp [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! Sie sind nicht auf dem neuesten Stand!)


Außerdem liefert Atomstrom keinerlei Beitrag zur Ver-
sorgung im Wärmebereich und im Treibstoffbereich, die
mehr als zwei Drittel unseres Energiebedarfs ausma-
chen. Was sollen wir also mit der Atomkraft, wenn wir
die Versorgungssicherheit gewährleisten wollen?

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(C (D Zweitens. Atomenergie bietet das Gegenteil von reisstabilität, und zwar aus einem einfachen Grund: Die tomkraftwerke sind Kraftwerke der Monopolisten. (Gudrun Kopp [FDP]: Was ist mit der Steinkohle?)


s sind die Monopolisten, die die hohen Preise diktieren.
eute gab es ein neues Gutachten der Industrie, in wel-

hem nachgewiesen wird, dass diese Monopolisten ver-
utlich die Strombörsen manipulieren, um Preise, die

m 30 bis 40 Prozent höher liegen, durchzusetzen. De-
en Spielzeuge, die Meiler der Monopolisten, wollen Sie
och länger am Netz lassen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eben Sie doch endlich den Wettbewerbern freien
aum. Geben Sie denen die Möglichkeit, mit einzugrei-

en und damit die Preise zu senken. Wenn ich schon den
atz höre: Brücke zum Solarzeitalter. – Neben der Tatsa-
he, dass man irgendwann auch einmal über die Brücken
ehen muss, muss man feststellen, dass die Verlängerung
er Laufzeit der Kraftwerke der Monopolisten, die das
olarzeitalter so weit wie möglich nach hinten hinaus-
chieben wollen, nichts anderes heißt, als das Solarzeit-
lter nach hinten zu verschieben. Das steckt hinter dem
erede von der Brücke.


(Beifall bei der SPD)


Drittens. Atomstrom ist nichts für den Klimaschutz.
r ist nicht CO2-frei. Ich lasse die Argumente der auf-
endigen Uranbeschaffung und des Baus weg und be-

chränke mich nur auf den Betrieb. Ein Atomkraftwerk
ann im Gegensatz zu modernen, dezentralen Kraftwer-
en nicht produktiv gleichzeitig Strom und Wärme pro-
uzieren. Zwei Drittel der produzierten Energie geht als
ärme über die Kühltürme in die Atmosphäre oder in

ie Flüsse hinein. Das heißt, zu Atomkraftwerken gehö-
en Millionen von Einzelheizungen in Wohnungen und
irmengebäuden, die dann laufend CO2 produzieren. Je-
er, der von Energiepolitik etwas Ahnung hat, weiß des-
egen, dass moderne Kraft-Wärme-Kopplungskraft-
erke – sogar solche, die auf fossiler Basis betrieben
erden – eine bessere CO2-Bilanz haben als die Summe

us Atomkraftwerken und Einzelheizungen.


(Beifall bei der SPD)


Viertens, Endlagerung. Kein einziges Land auf der
elt hat das Problem, für 250 000 Jahre tödlichen Müll

icher zu verwahren, gelöst. Was in Deutschland pas-
iert, das finde ich schon spannend. Herr Pfeiffer, Ihre
andesregierung, gestellt von CDU und FDP


(Zuruf der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Frau Kopp, dort ist Ihre Partei auch einmal an der Re-
ierung beteiligt; Baden-Württemberg ist eines der bei-
en Länder –,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wir sind in drei Ländern an der Regierung!)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
schreibt an den Bundesumweltminister Briefe. Sie for-
dert in Bezug auf das Endlager in der Schweiz, dass
nicht an einem Standort exploriert wird, sondern dass
der bestgeeignete Standort in der Schweiz gefunden
wird. Dies sei nach internationalen Kriterien das einzig
akzeptable Verfahren. Die gleiche Landesregierung ver-
weigert den deutschen Bürgern ein solches Endlager auf
deutschem Boden.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Das stimmt ja so nicht!)


Das ist schizophren bis zum Abwinken.


(Beifall bei der SPD)


Letzter Punkt, die Unbeherrschbarkeit der Risiken am
Beispiel des Terrorismus. Ich habe 2002 das vertrauliche
Gutachten über die Sicherheit der deutschen Atomkraft-
werke gegen Terrorangriffe gelesen. Es war zeitgleich in
den Zeitungen nachzulesen – so viel zur Sicherheitsphi-
losophie. Wir wissen, dass unsere ältesten Kraftwerke
keinerlei Schutz gegen gezielte Terrorangriffe besitzen,
dass aber der durch einen solchen Angriff ausgelöste Su-
per-GAU für Millionen von Menschen verheerende Aus-
wirkungen hätte und Kosten in Billionenhöhe verursa-
chen würde. Wer auf dieser Grundlage immer noch für
Atomenergie streitet, hat entweder gute Nerven oder
kein Verantwortungsgefühl. Das ist nicht unser Weg.
Machen Sie mit auf dem Weg zu einer neuen Energie-
versorgung! Dann klappt es auch mit dem Klimaschutz.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607608800

Damit ist die Aktuelle Stunde beendet.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b auf:

a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung arbeitsrechtlicher Vorschriften
in der Wissenschaft

– Drucksache 16/3438 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für
Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss)


– Drucksache 16/4043 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Carsten Müller (Braunschweig)

Jörg Tauss
Cornelia Pieper
Volker Schneider (Saarbrücken)

Kai Gehring

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia

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(C (D Pieper, Uwe Barth, Patrick Meinhardt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Wissenschaftssystem zukunftsfähig gestalten – wissenschaftsadäquate Arbeitsbedingungen schaffen – Drucksachen 16/3286, 16/4043 – Berichterstattung: Abgeordnete Carsten Müller Jörg Tauss Cornelia Pieper Volker Schneider Kai Gehring Zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt ein ntschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor. Zwischen den Fraktionen ist verabredet, eine halbe tunde zu debattieren. – Dazu höre ich keinen Widerpruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Carsten Müller von der CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir haben uns heute Vormittag über das . Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union nterhalten. Dabei geht es um den Wettbewerb um die lügsten Köpfe in Europa und in der Welt. Wir haben geeinsam herausgearbeitet, dass zwar erhebliche Finanzittel bereitgestellt werden, dass Finanzen allein aber icht alles bestellen können. Mindestens genauso wichig sind – das entspricht auch den Vorstellungen von rau Ministerin Schavan – attraktive Rahmenbedingunen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in eutschland. Zusätzlich wollen wir insbesondere junge enschen für Wissenschaft und Forschung begeistern. Zugegebenermaßen versprüht der bloße Arbeitstitel Entwurf eines Gesetzes zur Änderung arbeitsrechtlicher orschriften in der Wissenschaft“ auf den unvoreingeommenen Zuhörer keinen besonderen Esprit. Auch der ame des heute zu beschließenden Gesetzes – Wissen chaftszeitvertragsgesetz – ist nicht wirklich aufregend. (Jörg Tauss [SPD]: So wollte ich meine Rede auch beginnen! Jetzt müssen wir uns abstimmen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Carsten Müller (CDU):
Rede ID: ID1607608900

Herr Kollege Tauss, das haben wir in den wenigen ver-
angenen Monaten schon so hervorragend gemacht, dass
ch keinen Zweifel habe, dass uns das gelingen wird.

In Wahrheit ist dieses Gesetz ein bedeutender Bau-
tein, wenn es darum geht, sinnvolle, praktikable Rah-
enbedingungen für Wissenschaftlerinnen und Wissen-

chaftler zu setzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Moment, ich klatsche! – Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Wissenschaft und Forschung stehen auf der Tagesord-
ung der Großen Koalition ganz oben. Der Koalitions-
ertrag zwischen Union und SPD legt fest – ich zitiere –:






(A) )



(B) )


Carsten Müller (Braunschweig)

Wir wollen junge Talente und Nachwuchswissen-
schaftler fördern und ihnen Karriereperspektiven
eröffnen. Die Besten aus aller Welt müssen in
Deutschland attraktive Studien- und Arbeitsbedin-
gungen vorfinden.

Worum geht es bei dem hier in Rede stehenden Ge-
setz im Kern? Unbefristete freie Stellen in den Stellen-
plänen unserer Universitäten und unserer außeruniversi-
tären Forschungseinrichtungen sind tatsächlich
Mangelware. Wer sich heute hier hinstellt und einfach
nur unbefristete Stellen fordert, der redet an den Reali-
täten vorbei. Mit anderen Worten: Er macht nichts ande-
res, als eine Sonntagsrede zu halten.

Bisher gab es nur sehr restriktiv ausgeprägte Mög-
lichkeiten zum Abschluss befristeter Beschäftigungsver-
hältnisse. Das führte nicht selten dazu, dass wir unsere
klügsten Köpfe auf dem Höhepunkt ihrer wissenschaftli-
chen Leistungsfähigkeit verloren haben, und zwar zum
Teil – das ist keine schlechte Alternative – an die Indus-
trie, zum Teil aber auch – diese Alternative ist nicht zu
begrüßen – an das Ausland.

Ein fiktiver Lebenslauf einer jungen Wissenschaftle-
rin mag in etwa so aussehen: Abitur im Jahr 1997, an-
schließend Studium des Maschinenbaus, zugleich Tätig-
keit als wissenschaftliche Hilfskraft, Vordiplom im
Zeitraum 1999/2000, Diplom im Jahre 2003, danach Ge-
burt zweier Kinder, wiederum Tätigkeit an der Uni in be-
fristeten Arbeitsverhältnissen als wissenschaftliche
Hilfskraft. Dieser jungen Frau war es nach bisheriger
Rechtslage nicht möglich, länger als zwölf Jahre, neun
Monate und 20 Tage befristet an universitären oder au-
ßeruniversitären Forschungseinrichtungen beschäftigt zu
werden. Danach musste sie, völlig unabhängig von ihrer
Qualifikation, diese Einrichtung verlassen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Unglaublich! Völlig unverständlich!)


Mit der heutigen Zustimmung zu diesem Gesetz än-
dert sich die Situation fundamental. Zum einen kann
diese junge Frau nunmehr 16 Jahre und neun Monate
lang beschäftigt werden. Das resultiert aus einer von uns
sehr begrüßten und unterstützten familienpolitischen
Komponente: Für die Erziehung und Betreuung eines
jeden Kindes unter 18 Jahren werden zwei Jahre ange-
rechnet, in denen eine weitere befristete Beschäftigung
möglich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Eine gute Sache!)


Zudem ist nach diesen rund 17 Jahren für die junge
Wissenschaftlerin nicht zwangsläufig Schluss. Sie kann
nämlich aufgrund eines neueingeführten Drittmittelbe-
fristungstatbestandes darüber hinaus auf befristeten Stel-
len, die überwiegend drittmittelfinanziert sind, weiterbe-
schäftigt werden. Das ist der materielle Hintergrund des
Gesetzes, über das wir uns heute unterhalten.

Das Ganze hat auch einen formellen Hintergrund: Wir
waren aufgrund der Föderalismusreform angehalten, die
bisher zum Teil im Hochschulrahmengesetz befindli-

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(C (D hen Regelungen nunmehr in ein neues Gesetz zu überühren und die alten Regelungen so zu ersetzen. Der Ausschuss für Bildung und Forschung hat eine ehr umfangreiche Anhörung zum Thema durchgeführt. ie Fachleute haben die Gesetzesinitiative der Bundes egierung praktisch einhellig unterstützt; sie halten sie ür richtig und wichtig. Weil sie richtig und wichtig ist, ählt nun bei der Beschlussfassung darüber jeder Tag. eder Tag, den dieses Gesetz früher kommt, ist ein Geinn für den Wissenschaftsstandort Deutschland, weil ich die von außen gesetzten Rahmenbedingungen, unter enen Forschung und Entwicklung stattfinden, in den ergangenen Jahren erheblich geändert haben. So sind um Beispiel die Drittmitteleinnahmen der Hochschulen m Zeitraum zwischen 1995 und 2003 um rund 0 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro gestiegen. Dieer Anstieg ist zu begrüßen. Wir müssen ihm Rechnung ragen. Wir stellen immer wieder fest, dass Wissenschaft und orschung heute wesentlich in Teamarbeit betrieben erden. Dem wollen wir Rechnung tragen, indem wir en personellen Geltungsbereich dieses neuen Gesetzes uf das wissenschaftliche Personal und auf das nichtwisenschaftliche Personal erstrecken. Ich habe eben von der Wichtigkeit dieser Initiative esprochen. Ich möchte das mit zwei Zitaten aus der Anörung untermalen. Professor Dicke von der Hochschulektorenkonferenz ließ sich wie folgt ein: Die HRK begrüßt diese Regelungsvorschläge und bittet darum, sie schnellstmöglich zu verabschieden, denn sie stellen eine realistische Perspektive für den leistungsstarken wissenschaftlichen Nachwuchs dar. Herr Dr. Hartmer vom Deutschen Hochschulverband rgänzte: Aus der Sicht der betroffenen Nachwuchswissenschaftler ist dieser Gesetzentwurf der Bundesregierung uneingeschränkt und nachhaltig zu begrüßen. Wir haben uns auch mit einem Entschließungsntrag der Linksfraktion auseinanderzusetzen. Dieser ntrag wird den Anforderungen tatsächlich nicht ge echt. Er zementiert unzureichende, heute bereits besteende Rahmenbedingungen und ist insofern irregeleitet. amit ist er in der Sachdiskussion nicht ohne Weiteres u gebrauchen. Ein Aspekt erschien mir aber doch interessant, auch enn es nicht zum heutigen Thema passt. Ich zitiere aus em Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke: Die Tarifsperre stellt einen unzumutbaren Eingriff in die Koalitionsfreiheit und in das verfassungsrechtlich geschützte Recht der Tarifautonomie dar. n einer anderen Stelle findet sich folgende Formulieung – ich zitiere noch einmal –: Carsten Müller Tarifliche Regelungen können wesentlich zielgerichteter den spezifischen Bedingungen… Rechnung tragen … Ein hochinteressantes Zitat! Aber wie halten Sie es mit diesen zweifelsohne richtigen Erkenntnissen beispielsweise bei der Diskussion um Mindestlöhne? Ihre Ausführungen dazu – sicherlich zu anderer Zeit – interessieren mich. Vielleicht nutzen Sie aber auch schon Ihre Redezeit heute, um darauf einzugehen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Uwe Barth [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz kodifiziert in
wesentlichen Bestandteilen die bisherige Rechtspre-
chung des Bundesarbeitsgerichts. Wir finden relativ we-
nige Kolleginnen und Kollegen in diesem Haus, glaube
ich, die Zweifel daran haben, dass das Bundesarbeitsge-
richt den besonderen Bedürfnissen und Anforderungen
von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in diesem
Lande Rechnung trägt.

Wir haben es in diesem Gesetz mit einer Tarifsperre
zu tun. Hierdurch werden sowohl kollektivrechtliche wie
auch einzelvertragliche Abweichungen ausgeschlossen.
Diese Tarifsperre ist vom Bundesverfassungsgericht
überprüft worden. Sie hat sich als durchaus haltbar er-
wiesen. Insofern haben wir diesen Gedanken fortgeführt.
Um bestehenden Bedenken zu begegnen, haben wir uns
allerdings auf Folgendes verständigt: Wir wollen recht
zeitnah eine Evaluation der Regelungen vornehmen, um
festzustellen, ob mit den Befristungsmöglichkeiten
Schindluder getrieben wird, mithin: ob sie missbraucht
werden. Das jedenfalls ist nicht Ziel dieser Initiative.
Wir sind uns auch ziemlich sicher, dass es nicht zu ei-
nem Missbrauch kommen wird; aber wir wollen diesen
Bedenken Rechnung tragen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher nehmen Sie die Sicherheit?)


Trotz dieses wichtigen Bausteins ist das Fernziel für
uns, mittelfristig einen unbürokratischen und praktikab-
len Wissenschaftstarifvertrag zu bewirken.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das ist ganz wichtig! – Carl-Ludwig Thiele [FDP], zur CDU/CSU gewandt: Ihr könnt mal klatschen!)


Das ist ein wichtiges Anliegen.

Ich will noch folgendes Fazit ziehen: Das Wissen-
schaftszeitvertragsgesetz ist ein wichtiger Baustein für
die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen. Das Mi-
nisterium hat einen guten Gesetzentwurf vorgelegt. Hier-
für danke ich der Frau Ministerin sehr herzlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieser gute Entwurf ist durch die Änderungsanträge der
Koalition noch besser geworden. Mithin gibt es lauter
gute Gründe für eine Zustimmung. Ich bitte darum, dass
Sie diese heute geben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Für die FDP erteile ich das Wort Uwe Barth. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Herr Barth, stören Sie den versöhnlichen Ton der Debatte nicht!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607609000


Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1607609100

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Ich kann fast nahtlos an das vom Kolle-
en Müller eben Gesagte anschließen.


(Jörg Tauss [SPD]: Positiv anschließen!)


s entspricht unserem Selbstverständnis, das wir als
onstruktive Opposition haben, dass man guten Gesetz-
ntwürfen auch zustimmt.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das kommt viel zu selten vor, Herr Barth! – Jörg Tauss [SPD]: Ihr könnt immer zustimmen!)


Es freut mich, dass wir dieses Wissenschaftszeitver-
ragsgesetz heute verabschieden können. Es freut mich
uch deshalb, weil es eine ganz zentrale und langjährige
orderung der Liberalen umsetzt, nämlich die Forde-
ung, die Befristungsregelungen für das Personal, wel-
hes sich noch in der wissenschaftlichen Ausbildung be-
indet, von denen für das sogenannte Drittmittelpersonal
u trennen. Mit dieser Trennung entspricht das neue Ge-
etz der Lebenswirklichkeit an unseren Universitäten
esentlich besser, als es das Hochschulrahmengesetz je-
als getan hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


erade bei Arbeitsverhältnissen auf Drittmittelbasis
tieß das HRG sehr schnell an seine Grenzen, weil eine
ichere Prognose über das Ende eines Arbeitsverhältnis-
es oftmals nicht möglich ist, genau dies aber die Forde-
ung des Bundesarbeitsgerichts in seiner Rechtspre-
hung war.

Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz schafft durch
en Befristungsgrund der Drittmittelfinanzierung an die-
er Stelle die dringend notwendige Rechtssicherheit. Mit
eendigung eines befristeten Projekts endet auch das
rbeitsverhältnis. Diese Regelung erleichtert aus unse-

er Sicht ganz entscheidend sowohl die Möglichkeit,
rojektorientierte Teambildungen vorzunehmen, als
uch die Teilhabe an internationalen Forschungskoope-
ationen, die in aller Regel ebenfalls zeitlich befristet
ind und eine hohe Mobilitätsbereitschaft erfordern. Wir
eschließen daher heute ein Gesetz, das den wirklichen
erhältnissen an den Hochschulen und auch an den au-
eruniversitären Forschungseinrichtungen, die an dieser
telle nicht unerwähnt bleiben dürfen, tatsächlich end-

ich gerecht wird.

Für die Wissenschaftler eröffnet sich mit der Rege-
ung die Chance, eine Wissenschaftskarriere mit Dritt-
ittelprojekten einzuschlagen, auf Drittmittelprojekten

ufzubauen. Das Risiko eines abrupten Abbruchs nach






(A) )



(B) )


Uwe Barth
der Qualifikationsphase wird durch dieses Gesetz deut-
lich reduziert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das haben Sie richtig erkannt!)


– Vielen Dank, Herr Kollege Kretschmer. – Für unser
Land bedeutet dies natürlich, dass Nachwuchswissen-
schaftler sich ihre Karrierechancen nicht mehr zwingend
im Ausland suchen müssen, sondern auch bei uns Kar-
rierechancen haben.

Die familienpolitische Komponente des Gesetzent-
wurfs möchte ich in besonderem Maße hervorheben.


(Beifall der Abg. Cornelia Pieper [FDP] und desAbg. Jörg Tauss [SPD])


– Vielen Dank, Herr Tauss, es geschieht sehr selten, dass
Sie mir applaudieren.


(Cornelia Pieper [FDP]: Ich habe auch geklatscht!)


Mit der Anrechnung der Kindererziehungszeiten auf
die Höchstbefristungsdauer wurde ein wichtiger Schritt
in Richtung Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch
und gerade von hochgebildeten Menschen – es geht um
wissenschaftliche Karrieren – unternommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz ist ein guter
Schritt hin zu einem konkurrenzfähigen, aufgaben- und
leistungsbezogenen Vergütungssystem im Bereich der
Wissenschaft. Es erlaubt mehr Flexibilität und mehr Dif-
ferenzierungen. Deshalb werden wir Liberale dem Ge-
setzentwurf zustimmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte allerdings darauf hinweisen – Kollege
Müller hat das am Schluss seiner Ausführungen ebenfalls
getan –, dass ein zweiter, ganz wesentlicher Bestandteil
noch fehlt, nämlich der Wissenschaftstarifvertrag. Er
wird dringend gebraucht. Daran müssen wir – das ist der
nächste Schritt – unbedingt arbeiten.

Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Aufmerk-
samkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607609200

Jetzt spricht der Kollege Tauss für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1607609300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir verabschieden heute ein Gesetz, das zwar – der Kol-
lege Müller hat darauf hingewiesen – einen merkwürdi-
gen, eher langweiligen Titel trägt, das aber für die deut-
sche Wissenschaft und Forschung, vor allem für unseren
wissenschaftlichen Nachwuchs, von erheblicher Bedeu-
tung ist. In allen Gesprächen, die wir in der Vergangen-

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(C (D eit mit Vertretern der Hochschuleinrichtungen und der ußeruniversitären Einrichtungen geführt haben, ist diees Thema angesprochen worden. Dass die Hochschulen zum Teil von zaudernden Peronalabteilungen arbeitsrechtlich nicht immer richtig beaten wurden, muss man an dieser Stelle auch einmal esthalten. ie Verunsicherung lag eher aufseiten der Personalabteiungen als beim Gesetzgeber; nichtsdestotrotz: Es gab ine solche Verunsicherung, und es kam vor, dass junge enschen sehr restriktiv – zum Teil zu einem Zeitpunkt, u dem es überhaupt nicht nötig gewesen wäre – aus hrer Stelle an der Universität verabschiedet wurden, as natürlich zu Härtefällen führte. Das wiederum ührte unter anderem zu der Gründung der Initiative Lost Generation“. Wir reagieren natürlich auch auf eine andere Entwickung; Kollege Müller ist auch darauf bereits eingeganen. Zur Erreichung des 3-Prozent-Ziels müssen wir den insatz von Drittmitteln im Bereich der Wissenschaft, er Hochschulen, verstärken. Im Land tut sich auf dieem Gebiet viel. In der Vergangenheit konnten wir beeits steigende Drittmittelquoten an Instituten der Hochchulen und Universitäten als Erfolg feiern, und dies, ie ich meine, zu Recht. Nur, diese Mittel sind naturgemäß flüchtig. Keiner ann sich darauf verlassen, dass die Drittmittel nach Abchluss eines Projektes automatisch in ein anderes Proekt fließen. Das ist klar. Umso unerfreulicher war es, enn jemand, der in einem Projekt beschäftigt war, das ber Drittmittel finanziert wurde und noch nicht beendet ar, aus arbeitsrechtlicher Verunsicherung heraus verab chiedet wurde. Die Universitäten haben umgekehrt dait argumentiert, dass sie auf der Grundlage dieser lüchtigen Drittmittel nicht feste Stellen einrichten könen, für die sie das Kostenrisiko allein tragen müssen. Vor diesem Hintergrund haben wir gesagt: Wir müsen und wollen etwas ändern. Man kann lange darüber iskutieren, ob die Diskussionen immer richtig verlaufen ind. Karl R. Popper hat es einmal wunderbar auf den unkt gebracht: Eine Illusion ist als Illusion durchaus ealität. – Mit anderen Worten: Vor einem eingebildeten iger springt man genauso zur Seite wie vor einem ech en. Die Universitäten und Forschungseinrichtungen ind immer wieder beiseitegesprungen. Viele sind, Kolege Müller, der geforderten Prognose sogar ausgewihen. Wenn man eine Prognose gestellt hätte, hätte man n vielen Fällen festgestellt, dass die Fortführung des Areitsverhältnisses möglich gewesen wäre. Diese Mögichkeiten wurden aber nicht genutzt. Um noch einmal opper zu zitieren: Eine Illusion ist als Illusion eben Relität. Mit der Reform des Hochschulrahmengesetzes im ahr 2002 haben wir versucht, diese Rechtsunsicherheit in Stück weit zu beenden. Dies ist, wie die Praxis geeigt hat, leider nicht gelungen. Andererseits muss man anz klar sagen: Auch vor der HRG-Novellierung in 002 – man tut manchmal so, als sei die Welt in der Ver Jörg Tauss gangenheit ganz traumhaft gewesen – bestanden einige Probleme. Es gab Kettenarbeitsverträge mit vorgetäuschtem Arbeitgeberwechsel innerhalb von Instituten und andere arbeitsrechtliche Taschenspielertricks. Wie gesagt: Das Thema beschäftigt uns seit einiger Zeit. Ein Problem besteht zweifellos darin – die Fraktion Die Linke kritisiert dies –, dass wir hier einen neuen eigenen Befristungstatbestand einführen. Dies ist tatsächlich so. Es handelt sich um einen eigenen neuen Befristungstatbestand. Es ist ein Stück weit Sonderarbeitsrecht. Dass wir Sozialdemokraten dem nicht nur mit Begeisterung gegenüberstehen, ist klar. Ich sage Ihnen aber: In Abwägung dessen, was für die jungen Menschen in den Hochschulen die Praxis ist, ist das für mich ein formalrechtlich kleineres Übel – das hat auch die Anhörung ergeben –, das ich an dieser Stelle akzeptiere, wenngleich ich es nicht völlig ignoriere. Es gibt noch weitergehende Vorschläge: Im Bundesrat wurde eine Regelung diskutiert – Hamburg hatte diesen Vorschlag gemacht –, wonach allein der Umstand, dass irgendwohin Drittmittel fließen, eine Befristung begründet. Das halte ich für inakzeptabel. Ich glaube, ihr von der Arbeitsgruppe Recht – es sind genügend qualifizierte Juristen, lieber Kollege Stünker, hier im Saal – hättet dann darauf hingewiesen, dass dies europarechtlich überhaupt nicht machbar ist. Es hätte jenseits der rechtlichen Problematik zudem zu einem Sozialdumping in Wissenschaft und Forschung geführt. Damit wäre nicht ein größeres Maß an Rechtssicherheit geschaffen worden, sondern sie wäre zulasten der Beschäftigten verringert worden. Aus diesem Grunde tragen wir diesen Weg mit. Ich halte ihn für vernünftig, und wir haben das in den Verhandlungen mit dem Hause so bestätigt. Darüber hinaus begrüßen wir – das ist schon angesprochen worden; ich freue mich, dass die FDP dies auch so sieht –, dass der Gesetzentwurf eine familienpolitische Komponente enthält. Die Erziehung und Betreuung eines Kindes verlängert die Möglichkeit einer weiteren befristeten Beschäftigung um zwei Jahre. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, wenn wir über wissenschaftlich tätige Mütter, zum Beispiel in der Medizin, reden. Das ist eine familienfreundliche Lösung, die die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Familie deutlich verbessert. Ich glaube, solche Signale sind an mehreren Stellen wichtig. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )


(B) )


– Die Familienpolitikerin klatscht als Erste begeistert
Beifall.

Leider will Die Linke, liebe Frau Kollegin Hirsch,
auch von dieser Komponente nichts wissen. Das finde
ich schade. Aber darüber können wir uns noch einmal
unterhalten. Kollege Schneider, gestern Abend haben
Sie uns wieder so nette Witze erzählt. Manchmal, wenn
ich eure Anträge lese, habe ich den Eindruck, dass sie
genau in diese Richtung gehen: Lösungen wollen wir
nicht, aber gut, dass wir darüber geredet haben. – Es
reicht für die Wissenschaftler nicht, dass wir darüber re-

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(C (D en. Wir müssen etwas tun. Das haben wir mit diesem esetz gemacht. Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, natürlich gibt s weitere Punkte, über die wir diskutieren können. Das hema Wissenschaftstarifvertrag ist angesprochen orden. Kollege Barth, ich will hier mit einem Missver tändnis aufräumen: Wir machen den Wissenschaftstaifvertrag nicht. (Uwe Barth [FDP]: Aber dafür einsetzen! Das ist wichtig!)


Wir setzen uns seit geraumer Zeit dafür ein; das ist
icht der Punkt.

Der Punkt ist, dass es eine Tarifgemeinschaft der Län-
er gibt. Über Ihre Regierungsbeteiligung in Baden-
ürttemberg zum Beispiel haben auch Sie dort ein biss-

hen Verantwortung. Mit Herrn Frankenberg streite ich
eit zwei Jahren darüber. Ich habe ihm gesagt, er solle
al in der Tarifgemeinschaft der Länder entsprechend

nitiativ werden. Erst hieß es, das sei sehr schwierig, spä-
er wurde sogar etwas angekündigt, aber dann stellte sich
eraus, dass das offensichtlich nicht so ernst gemeint
ar.

Ich würde mich freuen, wenn es Initiativen für einen
issenschaftstarifvertrag gäbe, der über das hinausgeht,
as wir hier diskutieren. Wir sind da völlig offen; aller-
ings werden Tarifverträge von den Tarifvertragspar-
eien, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, geschlossen. An
ieser Stelle sind übrigens die Gewerkschaft Verdi und
n ihrer Spitze Herr Bsirske, der oft beschimpft wird,
esentlich flexibler als die Arbeitgeberseite im öffentli-

hen Bereich auf Länderebene. Mit den Gewerkschaften
ätten wir – entgegen dem, was gemeinhin unterstellt
ird – schon längst ein modernes Tarifrecht. Da es bis-

ang nicht vereinbart werden konnte, müssen wir dafür
orgen.

Es gibt eine weitere Befürchtung, die Kollege
chneider sicher noch mit Vehemenz vortragen wird
wie gesagt: man sollte nicht nur darüber reden! –: Ein

olcher Tarifvertrag könnte nach Umsetzung unseres Ge-
etzentwurfes nicht nur für junge Wissenschaftlerinnen
nd Wissenschaftler, sondern auch für nichtwissen-
chaftliches Personal einen zusätzlichen Befristungstat-
estand begründen, der dann zur Beendigung eines Ar-
eitsverhältnisses führt. Ja, dies sehen wir so. Dies ist
Frau Kollegin Hirsch, Sie haben recht – Fakt. Oft wer-

en auch in befristeten Projekten wie Drittmittelprojek-
en Hilfspersonal oder ergänzendes qualifiziertes Perso-
al wie Facharbeiter benötigt, so zum Beispiel
lasbläser für chemische Experimente, in denen ganz

pezielles Glas gebraucht wird. Das ist alles unbestritten.

Wir können aber doch nun nicht hingehen und for-
ern, dass diejenigen, die in einem Drittmittelprojekt für
ichtwissenschaftsnahe Tätigkeiten bzw. Hilfstätigkei-
en gebraucht werden, unbefristet eingestellt werden.
azu würde es nie kommen. Vielmehr entstünde die Si-

uation, dass die Erledigung dieser Tätigkeiten, sofern in
en wissenschaftlichen Einrichtungen dafür überhaupt
och Personal vorhanden ist, outgesourct würde, über






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
einen Werksvertrag oder wie auch immer erledigt würde.
Damit wäre also nichts gewonnen.


(Uwe Barth [FDP]: Es wäre ein Systembruch!)


Ich sage hier an dieser Stelle allerdings mit aller Klar-
heit auch für die Koalition – hier sind wir uns einig –:
Wir werden sehr sorgfältig beobachten, wie Wissen-
schaftseinrichtungen, insbesondere die, die vom Bund
mitfinanziert werden, mit diesem Gesetz umgehen.
Missbräuche wie bei den Fraunhofer-Instituten – der Ge-
samtbetriebsrat hat uns ja geschrieben – oder wo auch
immer werden wir nicht akzeptieren. Diese Zusage – so
steht es auch in unserem Entschließungsantrag – geben
wir. Ich glaube aber nicht, dass wir hier von Missbrauch
reden sollten, sondern von den Chancen, die sich aus
diesem neuen Arbeitsrecht für befristete Drittmittelpro-
jekte ergeben. Diese Chancen sollten wir nutzen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607609400

Jetzt gebe ich das Wort dem Kollegen Volker

Schneider für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607609500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es war ja zu erwarten: Sie reden hier darüber, dass Men-
schen über längere Zeit befristet eingestellt werden kön-
nen, aber nicht darüber, was das für eine mittel- und
langfristige Familien- und Lebensplanung bedeutet. Sie
reden auch nicht darüber, dass dieses Gesetz – Herr
Tauss hat es ja wenigstens in Ansätzen getan – unterm
Strich auch dazu beiträgt, dass man für ein Forschungs-
projekt benötigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
besonders einfach wieder los wird.


(Carsten Müller [Braunschweig] [CDU/CSU]: Quatsch!)


Denken Sie etwa an einen auf Nanotechnologie speziali-
sierten Physiker – selbstverständlich gilt Gleiches auch
für eine Physikerin –, der gezielt für ein Forschungspro-
jekt etwa im Bereich der Nanomesstechnik angeworben
wurde: Es ist Fakt, dass seine bzw. ihre Verwendungs-
möglichkeit in anderen Projekten äußerst begrenzt ist.

Auch ohne dieses hier zu beratende Gesetz gibt es
schon jetzt für die Arbeitgeber in den Forschungsein-
richtungen Möglichkeiten genug, dieses „Problem“ zu
bewältigen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit
unbefristeten Verträgen können betriebsbedingt gekün-
digt werden.


(Carsten Müller [Braunschweig] [CDU/CSU]: Das sind die Sonntagsreden, die ich meine!)


Befristungen von Arbeitsverhältnissen sind bei Vorlie-
gen eines sachlichen Grundes in Form von zweck- oder
zeitbefristeten Arbeitsverhältnissen möglich. Das Hoch-
schulrahmengesetz eröffnet in §§ 57 a ff. erweiterte
Möglichkeiten, auch ohne einen Sachgrund Arbeitsver-

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(C (D ältnisse zu befristen. So wundert es nicht, dass schon etzt, um nur ein Beispiel zu nennen – Herr Tauss ist ja uch schon darauf eingegangen –, die Fraunhofer-Geellschaft 46 Prozent der Wissenschaftler und 34 Prozent ller Beschäftigten befristet beschäftigt. Dagegen weren haushaltsrechtlich mögliche und gebotene Chancen uf unbefristete Beschäftigung nach Einschätzung des esamtbetriebsrates bei weitem nicht ausgeschöpft. Dennoch wollen Sie mit dem hier vorliegenden esetzentwurf Möglichkeiten der sachgrundlosen Be ristung durch die Einbeziehung des nichtwissenschaftichen Personals und das Instrument der Drittmittelfinanierung erheblich ausweiten. er Dank der Arbeitgeber, Herr Tauss, für dieses Gechenk dürfte Ihnen gewiss sein. Wozu noch faire Areitsverträge aushandeln, die sowohl der Rechtssichereit und der Reduzierung des unternehmerischen Risikos ufseiten der Arbeitgeber dienen, als auch die Arbeitehmer in geeigneter Form für diese Art der Risikoüberälzung auf sie entschädigen? Möchten Sie eine Frage des Kollegen Tauss zulassen? Aber bitte. Bitte schön. Lieber Kollege, vielleicht können wir die Kirche im orf lassen und nicht infrage stellen, dass die Arbeitgeer überhaupt noch an fairen Arbeitsverhältnissen inteessiert seien. Sind Sie nicht mit mir der Auffassung, dass gerade eine nstitution wie die Fraunhofer-Gesellschaft darauf angeiesen ist, hervorragendes Personal zu bekommen, sodass ort ein natürliches Interesse des Arbeitgebers – ich weiß atürlich, dass es sich hier um eine öffentlich wie privat eförderte Wissenschaftsorganisation handelt – vorhanen ist, den Leuten nicht übel mitzuspielen, sondern mit hnen Arbeitsverträge abzuschließen, die ein vernünftiges issenschaftliches Arbeiten ohne Angst vor der Zukunft rmöglichen? Voraussetzung dafür, dass man sich auf eine wissenschaftliche Arbeit konzentrieren kann, ist ja, ass man sich nicht täglich nach einem anderen Arbeitslatz umschauen muss. Können wir uns nicht darauf vertändigen, dass das ein wenig ein Popanz ist, den Sie hier ufbauen? Herr Kollege Tauss, wenn ich Ihnen als Mitglied der raktion Die Linke jetzt antworte, dass ich Ihre Meinung icht teile, wird Sie das mit Sicherheit weder wundern och befriedigen. (Jörg Tauss [SPD]: Ich gebe die Hoffnung ja nie auf bei den Verlorenen!)


(Zuruf des Abgeordneten Jörg Tauss [SPD])

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607609600
Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607609700
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607609800
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1607609900
Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607610000






(A) )



(B) )


Volker Schneider (Saarbrücken)

Aber so einfach mache ich es mir auch gar nicht. Ich
empfehle Ihnen einen Blick in die heutige Ausgabe der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sie wissen, das ist
nicht gerade unser Kampfblatt. Dort finden Sie einen Ar-
tikel mit der Überschrift: „Mitte dreißig am Abgrund“.
Dort werden Sie einiges darüber lesen, wie im Bereich
der Wissenschaft, zum Beispiel vom Präsidenten der
Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ihr Gesetz in die-
sem Punkt eingeschätzt wird. Dort heißt es: Mit dem Ge-
setz werden nun definitiv nicht die attraktiven Arbeitsbe-
dingungen geschaffen, wie Sie hier vorgeben, sondern es
wird dabei bleiben, dass wir im internationalen Ver-
gleich Probleme haben werden, a) Wissenschaftler zu
beschäftigen und b) diese Wissenschaftler zu halten, und
zum guten Schluss wird im Zweifelsfall auch nach
18 Jahren der Wissenschaftler in die USA auswandern.


(Beifall bei der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Also „FAZ“ kann man jetzt auch nicht mehr lesen!)


– Die „FAZ“ können Sie auch nicht mehr lesen; auch sie
scheint zum linken Kampfblatt zu verkommen.

Ich sagte bereits: Der Dank der Arbeitgeber für dieses
Geschenk dürfte Ihnen gewiss sein. Wozu dann noch
faire Arbeitsverträge aushandeln? Warum Arbeitgeber in
der Pflicht belassen, am Ende eines Projektes zu über-
prüfen, ob man nicht doch noch eine Beschäftigungs-
möglichkeit in anderen Bereichen der Einrichtung hat?

Das gilt insbesondere für den nichtwissenschaftli-
chen Bereich. Denn ich habe ja bereits erwähnt, dass die
Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten bei hochspeziali-
sierten Wissenschaftlern durchaus sehr eingeschränkt
sind. Aber was heißt das für die Sekretärin? Ist denn
auch die Sekretärin in dem Moment, in dem ihr Chef das
Projekt beendet hat, in keinem anderen Bereich mehr
einsetzbar? Das ist für mich nicht nachzuvollziehen. Das
scheint eine neue, moderne Form von Leibeigenschaft
zwischen wissenschaftlichem und nichtwissenschaftli-
chem Personal zu sein, etwa in der Form: zusammen ein-
gestellt, zusammen gearbeitet, zusammen entlassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Den Arbeitgebern garantieren Sie aber nicht nur Be-
quemlichkeit im individualrechtlichen Bereich, auch
kollektivrechtlich brennt in diesem Gesetz nichts an.
Den Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften wird
durch die Tarifsperre verboten, abweichende und für
Arbeitnehmer günstigere Vereinbarungen zu schließen.
Zur Legitimation dieses fragwürdigen Fakts verweisen
Sie auf eine Nichteinigung zwischen Arbeitgebern und
Gewerkschaften, die auf die Jahre 1983 und 1984 datiert –
so, als seien nicht 23 Jahre ins Land gegangen; so, als
seien die handelnden Akteure die gleichen wie damals.
Herr Müller, was für eine armselige Begründung!

Angesichts so viel grundsätzlicher Kritik kann die
Fraktion Die Linke dem vorliegenden Entwurf insge-
samt nicht zustimmen, obwohl wir etwa die familienpo-
litische Komponente des Entwurfs durchaus begrüßen
und im Ausschuss, Herr Tauss, durch Zustimmung in
Einzelfragen unsere Bereitschaft zur konstruktiven Zu-
sammenarbeit mehr als unter Beweis gestellt haben.

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(C (D Vielen Dank. (Beifall bei der LINKEN – Carsten Müller [Braunschweig] [CDU/CSU]: Wo war das? Davon war nichts zu merken! – Gegenruf des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Im Ausschuss! Da sehen Sie mal, wie Sie im Ausschuss aufpassen, Herr Müller!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607610100

Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Kai Gehring,

ündnis 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607610200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Das heute hier vorliegende Wissenschaftszeit-
ertragsgesetz könnte für die Wissenschaft in Deutsch-
and ein wichtiger Schritt sein. Leider ist es ein Schritt,
en die Bundesregierung in die falsche Richtung geht.

Es ist das erste Bundesgesetz, mit dem der Abschied
om Hochschulrahmengesetz umgesetzt wird und mit
em sich einmal mehr zeigt, welche negativen und gra-
ierenden Auswirkungen die Föderalismusreform I auf
ildung und Wissenschaft in unserem Land hat. Das Ziel
er Reform des Arbeitsrechtes für Beschäftigte in der
issenschaft muss sein, dass es auch unterhalb der Pro-

essur attraktive Beschäftigungsverhältnisse gibt


(Jörg Tauss [SPD]: Unbestritten!)


nd wir alle jungen Talente für den Wissenschaftsstand-
rt gewinnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser Ziel ist deshalb ein Arbeitsrecht für Wissen-
chaftlerinnen und Wissenschaftler, das dem normalen
rbeitsrecht entspricht. Dieses Gesetz leistet das Gegen-

eil. An die Stelle des Sonderrechts der lebenslangen
erbeamtung tritt nach dem Willen der Koalition nun
as Sonderrecht der ewigen Befristung. So können wir
iemanden davon überzeugen, dass es sich lohnt, in
eutschland Forscherin oder Forscher zu werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Zu den Details unserer Kritik: Ihr Gesetzentwurf lässt
eine Möglichkeiten zu, von Tarifverträgen abzuwei-
hen. Er enthält eine Tarifsperre. Ich frage die Große
oalition: Warum gehen Sie so zentralistisch vor? Wa-

um wollen Sie alle über einen Kamm scheren? Warum
lauben Sie, dass große Hochschulen die gleichen Pro-
leme wie kleine Forschungseinrichtungen haben und
ass kleine Hochschulen die gleichen Lösungen wie
roße Forschungseinrichtungen wollen? Das ist doch re-
litätsfern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Das hat sich aus der Anhörung aber nicht ergeben!)


Wir Grüne haben deswegen eine Streichung der Tarif-
perre beantragt. Unserer Meinung nach können die Ta-
ifpartner passgenauere Lösungen als der Gesetzgeber






(A) )



(B) )


Kai Gehring
finden. Forschungseinrichtungen könnten ohne Tarif-
sperre adäquate Regelungen treffen. Aber erstaunlicher-
weise hat uns nicht einmal die SPD in diesem Vorhaben
unterstützt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die eine Unlogik Ihres Gesetzentwurfs.

Die zweite Unlogik besteht darin, dass Sie sich wei-
gern, etwas klarzustellen, was für die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter eine Mindestsicherung bedeuten würde.
Ich meine eine bindende Regelung, dass die Dauer des
Arbeitsvertrages zumindest der Dauer der Bewilligung
der Drittmittel entsprechen muss. Ihr Gesetz hätte zur
Folge, dass der Arbeitgeber die Mittel, die ihm zur Ver-
fügung stehen, zeitlich stückeln kann. Das würde dazu
führen, dass ein Wissenschaftler noch nicht einmal im
Hinblick auf seine Mittel und die Laufzeit seines Pro-
jekts Zukunftssicherheit hätte. Das ist ein schwerwie-
gendes und unnötiges Problem, gerade für Wissenschaft-
lerinnen und Wissenschaftler mit Kindern, der
Kinderkomponente zum Trotz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Diesen Arbeitsrechtsprozess würde ich gewinnen, Herr Kollege! Den würde ich gewinnen!)


Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Mindestdauer
des Arbeitsvertrages der Dauer der Bewilligung der
Drittmittel entspricht.

Kollege Tauss, nehmen Sie doch in Ihrem Gesetzent-
wurf diese kleine Präzisierung vor. Das wäre das Min-
deste, was die Bundesregierung in ihrer Verantwortung
für die Wissenschaftler tun müsste. Andernfalls wird die
durch die Befristung entstehende Unsicherheit allein auf
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abgewälzt.
Das ist keine zukunftsweisende Lösung.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Genau!)


Wir brauchen mehr Menschen, die sich für ein Leben
in der Wissenschaft entscheiden. Die Bundesregierung
allerdings gibt nur Lippenbekenntnissen ab. Das haben
wir auch heute Morgen in der Debatte über das 7. FRP
erneut feststellen können. Mit Ihrem Gesetzentwurf hät-
ten Sie beweisen können, dass Sie es ernst meinen, aber
diese Chance haben Sie leider vertan.

Ihr Gesetzentwurf ist kein gelungener Beitrag, um die
Konkurrenzfähigkeit Deutschlands innerhalb der Brain-
Circulation zu verbessern, für die sich die EU in ihrem
neuen Rahmenprogramm starkmacht. Verschärfend
kommt hinzu, dass die Bundesregierung auch das nicht-
wissenschaftliche Personal einbeziehen will. In Ihrem
Gesetzentwurf wird als einzige Bedingung für die Be-
fristung eines Arbeitsvertrages die „überwiegende Fi-
nanzierung aus Drittmitteln“ genannt. Man muss, glaube
ich, kein Pessimist sein, um sich die Folgen auszumalen:
Die Mittel werden hin- und hergeschoben, bis sie „pas-
sen“. Aus unbefristeten Arbeitsverhältnissen werden
dann reihenweise befristete.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Ob die betroffenen Personen wichtige Daueraufgaben bernehmen oder nicht, ist dabei zweitrangig. An den ochschulen sind allerdings vor allem im Zusammenang mit Betreuung und Lehre in großem Umfang Dauraufgaben zu erfüllen. Können diese nicht erfüllt weren, birgt das nicht nur für die betroffenen Forscher, ondern auch für die Studierenden Nachteile. Wie wir auch heute wieder gehört haben, erwidern die oalitionsfraktionen auf unsere Befürchtung einer mas enhaften Umwandlung unbefristeter in befristete Bechäftigungsverhältnisse lapidar: Ach, das wird schon icht passieren. Das werden wir einmal evaluieren. – iese Evaluierung werden wir einfordern. Wir werden ie kritisch begleiten und auffordern, Konsequenzen aus en Ergebnissen zu ziehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Carsten Müller [Braunschweig] [CDU/CSU]: Wir auch! Dann ist es ja gut! Dann sind Sie auf unserer Seite!)


Grundsätzlich bleiben wir Grüne dabei: Für die Wis-
enschaft in Deutschland wäre es viel besser, wenn für
as wissenschaftliche wie für das nichtwissenschaftliche
ersonal die Grundsätze des allgemeinen Arbeitsrechts
nd damit auch die des Befristungs- und Kündigungs-
chutzrechts gelten würden. Die Tarifpartner haben das
n Aussicht gestellt. Sie sollten nicht durch ein ungeeig-
etes Gesetz entmutigt werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607610300

Sie müssten zum Ende kommen, Herr Kollege.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607610400

Das war mein letzter Satz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607610500

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur
nderung arbeitsrechtlicher Vorschriften in der Wissen-

chaft auf Drucksache 16/3438. Der Ausschuss für Bil-
ung, Forschung und Technikfolgenabschätzung emp-
iehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/4043, den Gesetzentwurf in der Aus-

chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter
eratung mit den Stimmen der Großen Koalition und der
DP gegen die Stimmen der Linken und des
ündnisses 90/Die Grünen angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, aufzustehen. – Wer

timmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Ge-
etzentwurf in dritter Beratung mit dem gleichen Stimm-
rgebnis wie zuvor angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 16/4079. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Da-
mit ist der Entschließungsantrag bei Zustimmung der
Fraktion Die Linke und Gegenstimmen aus dem übrigen
Haus abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 6 b. Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-
abschätzung auf Drucksache 16/4043 zu dem Antrag der
Fraktion der FDP mit dem Titel „Wissenschaftssystem
zukunftsfähig gestalten – wissenschaftsadäquate Ar-
beitsbedingungen schaffen“. Der Ausschuss empfiehlt
unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung, den An-
trag auf Drucksache 16/3286 abzulehnen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Damit ist die Beschlussempfehlung ge-
gen die Stimmen der FDP-Fraktion bei Zustimmung der
übrigen Mitglieder des Hauses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 7 auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Vereinheitlichung von
Vorschriften über bestimmte elektronische
Informations- und Kommunikationsdienste

(Elektronischer-Geschäftsverkehr-Vereinheitlichungsgesetz – ElGVG)


– Drucksachen 16/3078, 16/3135 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-
ordneten Bärbel Höhn, Volker Beck (Köln),
Grietje Bettin, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Geset-
zes zur Änderung des Teledienstegesetzes

(Anti-Spam-Gesetz)


– Drucksache 16/1436 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Wirtschaft und Technologie

(9. Ausschuss)


– Drucksache 16/4078 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Martin Dörmann

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss) zu dem Antrag der Abge-
ordneten Grietje Bettin, Ekin Deligöz, Kai
Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Verbraucher beim Telemediengesetz nicht
übergehen

– Drucksachen 16/3499, 16/4078 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Martin Dörmann

Es liegen hierzu ein Entschließungsantrag der Frak-
tion der FDP sowie ein Entschließungsantrag der Frak-

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(C (D ion des Bündnisses 90/Die Grünen vor. Der Ausschuss ür Wirtschaft und Technologie hat in seiner Beschlussmpfehlung auf Drucksache 16/4078 den von der Frakion des Bündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Enturf eines Anti-Spam-Gesetzes auf Drucksache 16/1436 owie den Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/ ie Grünen auf Drucksache 16/3499 mit dem Titel „Verraucher beim Telemediengesetz nicht übergehen“ mit inbezogen. Über diese Vorlagen soll ebenfalls abschlieend beraten und abgestimmt werden. – Ich sehe, Sie ind damit einverstanden. Dann ist so beschlossen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre ch keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der ollegin Parlamentarische Staatssekretärin Dagmar öhrl für die Bundesregierung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


D
Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1607610600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Wir alle wissen, dass die Informationswirtschaft
oomt. Sie ist heute einer der wichtigsten Wirtschaftsbe-
eiche überhaupt. Hier geht es um eine Schlüsseltechno-
ogie, die ein Wachstumsbeschleuniger für viele andere
ranchen ist.

Die Nutzung des Internets ist für die meisten Men-
chen heute eine Selbstverständlichkeit, ob das Online-
hopping ist, ob das E-Mail-Communication ist oder
lectronic Banking. Mehr als 60 Prozent der Bevölke-

ung sind inzwischen online und nutzen die neuen
ienste; die Tendenz ist steigend. Die hervorragende
ntwicklung in unserem Land zeigt, dass Deutschland
ier über gute Rahmenbedingungen verfügt. Wir wollen
atürlich, dass das so bleibt. Deshalb wollen wir die vor-
andenen Regelungen ständig fortentwickeln und ver-
essern. Ich glaube, wir sind uns einig: Wir brauchen
eute und auch zukünftig einfache Regelungen, wir
rauchen verlässliche Regelungen, und wir brauchen
aire Regelungen – für die Unternehmen und auch für
ie Verbraucher.


(Zuruf von der FDP: Machen wir es doch!)


Kernstück des Gesetzentwurfes, über den wir heute
eden, ist das neue Telemediengesetz, das gemeinsam
it dem neuen Staatsvertrag der Länder für Rund-

unk und Telemedien zum 1. März 2007 in Kraft treten
oll. Wenn man sich die beiden Regelwerke ansieht,
erkt man, sie verhalten sich wie die zwei Seiten einer
edaille: Mit dem Telemediengesetz werden die wirt-

chaftlichen Anforderungen an die neuen Dienste gere-
elt, mit dem Rundfunkstaatsvertrag die inhaltlichen.
iese beiden Regelwerke bilden gemeinsam den neuen
echtsrahmen für die Telemedien. Drei wesentliche Ver-
esserungen sind damit auf den Weg gebracht worden:
urch den Wegfall der komplizierten Abgrenzung von
ele- und Mediendiensten wird der bestehende Rechts-
ahmen vereinfacht.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dagmar Wöhrl
Zugleich wird ein übergreifendes und einheitliches Da-
tenschutzkonzept für Rundfunk und Telemedien ge-
schaffen. Im Übrigen streben die Länder damit erste
Schritte für die Vereinfachung ihrer Aufsichtsratsstruk-
turen an.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Umsetzung dieser Kernanliegen wird von allen
beteiligten Kreisen begrüßt. Ich möchte hier noch einmal
auf einige wesentliche Änderungen, die uns besonders
wichtig erscheinen, hinweisen.

Wer Verbraucher bei der E-Mail-Werbung in die Irre
führt und den Empfänger solcher Nachrichten dadurch
bei der Spam-Bekämpfung behindert, wird zukünftig
mit einem Bußgeld von bis zu 50 000 Euro rechnen müs-
sen.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das wird sie sehr schrecken!)


Wir wissen um die Ereignisse in diesem Bereich. Sie
werden zum Beispiel vorgeblich von der Staatsanwalt-
schaft München angemailt, auf der als Betreff „Ihr Straf-
verfahren XY“ steht. Diese Nachricht täuscht über den
Charakter der Mail, nämlich darüber, dass es sich um ei-
nen kommerziell orientierten Absender handelt. Durch
diese und ähnlich falsche Angaben werden sehr hohe
Öffnungsraten erzielt. Ich glaube, wir sind uns darin ei-
nig, dass es nur wenige Menschen geben wird, die eine
solche Mail ungelesen einfach löschen würden.

Wir alle wissen auch, dass es nach wie vor ein sehr
hohes Spam-Aufkommen gibt, womit sehr hohe Produk-
tionsverluste verbunden sind. Das trägt nicht gerade
dazu bei, dass das so wichtige Vertrauen in den Bereich
der Kommunikation mit E-Mails nachhaltig gestärkt
wird. Im Gegenteil: Dieses Vertrauen trägt Schaden da-
von. Wir wissen aber auch, dass wir den größten Teil der
Spammer mit nationalen Regelungen nicht erreichen
würden, weil die meisten im außereuropäischen Ausland
sitzen.

Vor diesem Hintergrund hat es auch keinen Sinn, wei-
tergehende Regelungen einzuführen, wie sie von der Op-
position gefordert werden. Diese könnten wir nicht
durchsetzen. Deswegen heißt es für uns, hier ein Signal
zu setzen, dass wir solche Verhaltensweisen zukünftig
nicht mehr tolerieren werden. Es wird einen neuen Buß-
geldtatbestand im Telemediengesetz geben. Dadurch
wird eine bislang noch bestehende Regelungslücke ge-
schlossen und die internationale Zusammenarbeit in Zu-
kunft erleichtert – darüber sind wir froh –, die gerade im
Bereich der Spam-Bekämpfung wichtig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein wichtiger Punkt ist auch weiterhin, dass wir die
Datenschutzvorschriften für Anbieter von Internetzu-
gängen und E-Mail-Diensten nennenswert reduzieren
werden. Die Interessen der Nutzer bleiben gewahrt, da
diese Anbieter ohnehin schon dem Telekommunika-
tionsdatenschutz unterliegen. Sehr wichtig ist auch, dass
die Diensteanbieter in Zukunft mehr Klarheit erhalten.

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(C (D ie können zukünftig Auskunftsersuchen von Sichereitsbehörden oder Rechteinhabern nachkommen, ohne n Konflikt mit dem Datenschutz zu kommen. So ist es um Beispiel Verkaufsplattformen zukünftig möglich zum Beispiel bei einem Betrugsverdacht –, Auskünfte ber bestimmte Daten ihrer Kunden zu erteilen. Wichtig st, dass mit dieser datenschutzrechtlichen Öffnungslausel keine Pflicht der Diensteanbieter verbunden ist nd auch keine Befugnisse von Sicherheitsbehörden estgeschrieben werden. Diese müssen zukünftig noch in en speziellen Fachgesetzen geregelt werden. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, uns alen ist klar, dass wir auch mit diesem Gesetz nicht am nde des Weges angelangt sind. Es gibt weiter reichende orderungen, etwa hinsichtlich der Verantwortlichkeit er Diensteanbieter. Ich glaube aber auch, dass wir verchiedene Dinge nicht übersehen dürfen. Es gibt sehr iele verschiedene Interessen auf verschiedenen Seiten: s gibt die Diensteanbieter, die Inhaber von Rechten eistigen Eigentums und die Verbraucher. Diese verchiedenen Interessen müssen wir auch zukünftig sorgältig prüfen und gegeneinander abwägen. Dann haben wir noch andere Gegebenheiten zu bechten, nämlich die zwingenden Vorgaben des europäichen Rechtes. Deswegen ist es für uns wichtig, dass unächst auf der europäischen Ebene versucht wird, hier ine binnenmarktgerechte Fortentwicklung zu erreichen. ir glauben, dass diese Ergebnisse dann leicht in deut ches Recht umgesetzt werden können. Die Europäische ommission ist hier bereits in Gespräche mit den Mitliedstaaten eingetreten. Es sind Studien in Auftrag geeben worden, unter anderem zu den Fragen der Verantortlichkeit der Diensteanbieter. Wir hoffen, dass die rsten Ergebnisse uns schon bald vorliegen werden. In iesen Studien werden viele Punkte angesprochen, unter nderem, wie die Haftung bei Suchmaschinenanbietern nd Links zukünftig ausgestaltet werden kann. Unser inisterium und die Mitgliedstaaten befinden sich in ehr engen Abstimmungen mit allen beteiligten Kreisen. ir werden uns aktiv in die Diskussion einbringen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Jetzt spricht für die FDP-Fraktion der Kollege Hans oachim Otto. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zu ächst einmal Glückwunsch, Frau Wöhrl! Sie sind seit agen die erste führende CSU-Politikerin, die sich nicht u personalpolitischen, sondern zu fachlichen Fragen geußert hat. illkommen im Reich der Fachfragen! Hans-Joachim Otto Auch in der Sache kann ich Frau Wöhrl in vielen Dingen zustimmen. Dieses Gesetz wäre ein ziemlich gutes Gesetz, wenn es vor einem oder zwei Jahren eingebracht worden wäre. In der Tat bringt es Verbesserungen gegenüber dem jetzigen Zustand. Wir sind uns allerdings einig – ich hoffe, auch da, Herr Dörmann, nicken Sie –, dass dieses Gesetz schon jetzt, bevor wir es überhaupt verabschiedet haben, überholt ist, in Teilen sogar obsolet. Begrifflichkeiten stimmen nicht mehr mit dem TKG überein. Es gibt europäische Regelungen, die bald umgesetzt werden müssen; Sie haben eben völlig zu Recht Haftungsregelungen für Links, Suchmaschinen und Ähnliches angesprochen. Die gesamten Überwachungspflichten müssen geändert werden. All das sind Dinge, in denen wir uns weitgehend einig sind. Ich frage mich jetzt nur: Warum – das ist meine Kritik an diesem Gesetzentwurf – haben wir das nicht gleich gemeinsam hier geändert? Der Kollege Meyer hat gestern im Wirtschaftsausschuss gesagt – ich stimme ihm da zu –, die Reform dieses Gesetzes müsse bereits im Februar beginnen. Es tritt aber erst im März in Kraft. Das heißt, das Gesetz ist noch gar nicht in Kraft, aber wir müssen schon wieder nachbessern. Bildlich gesprochen: Sie zwingen uns, das Flugzeug während des Fluges zu reparieren, anstatt die Reparatur schon vor dem Start vorzunehmen. Das ist die Hauptkritik an diesem Gesetzentwurf. Ich meine, dass es nicht der Rechtssicherheit dient, auch nicht dem Vertrauen in die Gesetzgebungsarbeit, wenn wir den Verbrauchern und auch der Industrie sagen müssen, dass das Gesetz, das sie jetzt bekommen, praktisch überholt ist und wir bereits an einer Novelle arbeiten. Nun rechne ich schon fest mit Ihrem Einwand des angeblichen Zeitdrucks und der Pflicht zur Notifizierung bei der EU-Kommission. Meine Damen und Herren, so ganz ernst kann ich solche Argumente nicht nehmen; denn Sie haben selber heute einen Änderungsantrag eingebracht, der nicht nur redaktionelle Änderungen beinhaltet. In § 14 Abs. 2 ist auf Anregung des Bundesrates beispielsweise eine recht weitgehende inhaltliche Änderung bei den Bestandsdaten enthalten. Dann hätten wir meines Erachtens auch gemeinsam dieses Gesetz gut machen können und nicht nur gut gemeint. Jetzt komme ich zu der komplizierten Frage, warum die FDP-Fraktion diesem Gesetzentwurf trotzdem zustimmt. Wir tun das deshalb, weil wir – das ist ein Angebot an die Koalitionsfraktionen – die Hoffnung haben, dass wir, anders als beim TKG, wo es die Geheimdiplomatie zugunsten eines Staatsbetriebes gab, beim Telemediengesetz zu einer konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinweg kommen. Das ist ein klares Angebot an die Regierungsfraktionen, dass man hier wieder auf den Pfad der fachlichen Vernunft zurückkehrt und dass wir uns über die Änderungen, über die wir weitgehend einig sind – Frau Wöhrl, Sie haben eben schon einige angesprochen; die Richtung stimmt –, gemeinsam verständigen. Denn das Wichtigste, was wir bei dem wirtschaftlich enorm wich t r r w g m I D b s u d k d d g b w d H f A r I F I z n d d z t t E t a 1 Z w d s m s (C (D igen Bereich des E-Commerce und der Telemedien ereichen müssen, sind Rechtssicherheit, Klarheit und Beechenbarkeit für die Branche. In diesem Bereich erden Milliardenbeträge umgesetzt und es gibt dort roße Steigerungsraten. Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern, üssen wir einen verlässlichen Rechtsrahmen setzen. ch sehe es als ein hohes Gut an, dass die Fraktionen des eutschen Bundestages nach Möglichkeit zusammenareiten. Herr Meyer, das Angebot gilt: Wir sollten so chnell wie möglich die Reform auf den Weg bringen, m Rechtssicherheit und Klarheit herzustellen und um as Vertrauen in die Gesetzgebungskompetenz zu stären. Wir werden – ich gebe es zu: – schweren Herzens – iesem Gesetz unsere Zustimmung erteilen und hoffen, ass unser Angebot von den Koalitionsfraktionen in anemessener Weise beantwortet wird. Herr Dörmann, ich in gespannt, was Sie mir auf dieses Angebot jetzt antorten werden. Vielen Dank. Nun erteile ich dem Kollegen Dörmann das Wort für ie SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Kollege Otto, zunächst einmal bedanke ich mich ür das Angebot, das Sie unterbreitet haben. Auf dieses ngebot werden wir im Laufe des Jahres sicherlich zu ückkommen. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ich bin beglückt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607610700

(Beifall bei der FDP)

Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1607610800

(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Na, na, na!)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607610900
Martin Dörmann (SPD):
Rede ID: ID1607611000

ch bedanke mich insbesondere für die Zustimmung der
DP zu unserem Gesetzentwurf.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bedeutung des
nternets für Wirtschaft und Verbraucher nimmt täglich
u. Ende 2006 verfügten rund 68 Prozent der erwachse-
en Deutschen über einen Internetzugang. Die Anwen-
ungen im Internet sind vielfältig. Fast drei Viertel der
eutschen Internetnutzer stellten Preisvergleiche an. 60 Pro-
ent kauften Produkte und Dienstleistungen. 50 Prozent
ätigten ihre Bankgeschäfte online. Millionen besuchen
äglich Suchmaschinen und Internetforen. Allein bei
bay sind in Deutschland 20 Millionen Mitglieder regis-

riert. Dort werden alle 50 Sekunden eine Digitalkamera,
lle zwei Minuten ein Fahrzeug und täglich immerhin
3 Bagger verkauft.

Die Bedeutung der Internetbranche als wichtiger
ukunfts- und Wachstumsmarkt in Deutschland wird
eiterhin steigen. Die neuen Möglichkeiten schaffen je-
och auch vielfältige praktische und rechtliche Problem-
tellungen. Neue Kommunikationsforen und Geschäfts-
odelle sowie die massenhafte Nutzung des Internets

tellen besondere Herausforderungen dar.






(A) )



(B) )


Martin Dörmann
Wir alle wollen, dass im Internet kein rechtsfreier
Raum entsteht und dass rechtswidrige Handlungen auch
dort wirksam bekämpft werden können. Zugleich sind
wir darauf angewiesen, dass mit den von uns gewonne-
nen Daten sorgfältig umgegangen wird. Es darf nicht
zum gläsernen Menschen kommen. Schließlich geht es
auch darum, die Offenheit und Meinungsvielfalt dieses
neuen Mediums zu bewahren und zu befördern.

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf stellt sich die
Bundesregierung diesen Herausforderungen. Im Kern
geht es dabei um das neue Telemediengesetz. In ihm
sind jetzt die grundlegenden wirtschaftsbezogenen Re-
gelungen sowohl für die Tele- als auch für die Medien-
dienste zusammengefasst, die bislang in unterschiedli-
chen Gesetzen bzw. im Mediendienste-Staatsvertrag
normiert wurden.

Die bisherige Unterscheidung hat sich angesichts der
immer weiter fortschreitenden Konvergenz im Bereich
der Informations- und Kommunikationstechnologie
weitgehend überlebt. Mit diesem Gesetz wird jetzt ein
vereinfachter, einheitlicher und entwicklungsoffener
Rechtsrahmen geschaffen, durch den die komplizierte
Abgrenzung entfallen kann. Das schafft mehr Klarheit
und Rechtssicherheit sowohl für die Nutzer als auch für
die Diensteanbieter.

Mit dem Telemediengesetz wird zudem ein übergrei-
fendes und einheitliches Datenschutzkonzept für Rund-
funk und Telemedien in Abgrenzung zum Datenschutz
für Telekommunikation normiert. Das soll ebenfalls zu-
sätzliche Rechtssicherheit schaffen. Diesem Ziel dienen
auch die klarer geregelten Befugnisse der Diensteanbie-
ter zur Auskunftserteilung über Nutzerdaten.

Es wurde gerade schon erwähnt: Ein besonderes Är-
gernis im Internet ist das sogenannte Spamming, also
das Senden unerwünschter E-Mails. Schutzvorschriften
gibt es bereits in mehreren Gesetzen. Einerseits gibt es
strafrechtliche Verbote und Sanktionen. Zudem gibt es
im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb zivilrechtli-
che Vorschriften. So können beispielsweise Verbraucher-
verbände gegen Spammer gerichtlich vorgehen, insbe-
sondere auch durch schnell wirksame einstweilige
Verfügungen.

Die bereits bestehenden Anti-Spam-Vorschriften wer-
den nun in dem neuen Telemediengesetz um einen Ord-
nungswidrigkeitentatbestand erweitert. Danach kann mit
einem Bußgeld in Höhe von 50 000 Euro belegt werden,
wer in der Kopf- oder Betreffzeile einer Werbe-E-Mail
den kommerziellen Charakter der Nachricht absichtlich
verschleiert oder verheimlicht.

In der vom Wirtschaftsausschuss durchgeführten An-
hörung zum vorliegenden Gesetzentwurf hat sich im
Wesentlichen zweierlei ergeben: Einerseits gibt es für
die Zusammenführung der Vorschriften in einem einheit-
lichen Telemediengesetz eine einhellige Zustimmung,
übrigens auch hier im Hause; Kollege Otto hat darauf
hingewiesen. Andererseits werden bezüglich einiger De-
tailregelungen Verbesserungsvorschläge unterbreitet,
wobei diese Vorschläge jedoch sehr unterschiedlich aus-
fallen, je nachdem, ob die Experten eher die Gesichts-

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(C (D unkte des Verbraucherschutzes und des Datenschutzes der die Interessen von verschiedenen Unternehmen verreten. Bei der Anhörung wurden insbesondere folgende Fraestellungen beleuchtet: Ist eine noch schärfere Antipamregelung sinnvoll und zielführend, auch vor dem intergrund, dass etwa 85 Prozent der Spammails aus em Ausland versendet werden, sodass ein direkter Zuriff auf die Absender faktisch nicht möglich ist? Bedarf s einer Präzisierung der Datenschutzvorschriften? üssen einzelne Begriffsbestimmungen gesetzlich noch äher definiert werden? Und schließlich: Müssen die erantwortlichkeitsvorschriften im Telemediengeetz, die gegenüber dem geltenden Recht unverändert eblieben sind, weiterentwickelt werden? (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Machen wir es doch!)


Gerade der letztgenannte Bereich der Verantwortlich-
eit kennzeichnet einen wichtigen und entscheidenden
ielkonflikt. Einerseits wird in Teilen der Internetwirt-
chaft das Bedürfnis gesehen, einzelne Diensteanbieter,
eispielsweise Suchmaschinen, von Verantwortlichkei-
en möglichst freizustellen, unter anderem mit der Be-
ründung, man könne anhand der Vielzahl der potenziel-
en Fälle das Problem nur schwer handhaben.
ndererseits stehen dem die berechtigten Interessen der
etroffenen Verbraucherinnen und Verbraucher gegen-
ber, die beispielsweise Unterlassungsansprüche auf-
rund der Verletzung von Persönlichkeitsrechten oder
uch Eigentumsrechten wirksam geltend machen wol-
en. Eines ist klar: Allein vor der Masse dürfen wir nicht
apitulieren, wenn es um Rechtsverstöße geht.

Die in diesem Zusammenhang aufgeworfenen Pro-
leme betreffen einen zentralen Bestandteil der Umset-
ung der europäischen E-Commerce-Richtlinie, der
ier einschlägig ist. Hierzu wird gerade eine Studie der
U erarbeitet, die bis Mitte 2007 fertiggestellt sein soll.

n ihr werden die Erfahrungen der einzelnen Mitglieds-
änder mit den Verantwortlichkeitsvorschriften ausge-
ertet.

Die Koalitionsfraktionen haben bereits im Wirt-
chaftsausschuss deutlich gemacht, dass sie die in der
nhörung aufgeworfenen Fragen, Herr Otto, sehr ernst
ehmen


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Wir auch!)


nd an der einen oder anderen Stelle durchaus Präzisie-
ungs- und Änderungsbedarf sehen. Dennoch haben wir
arauf verzichtet, bereits in diesem Gesetzgebungsver-
ahren wesentliche Änderungen an dem Gesetzentwurf
er Bundesregierung vorzunehmen, und uns in unserem
nderungsantrag auf wenige, nicht so gravierende Punkte
eschränkt.

Dies hat einen besonderen Grund: In dem Teleme-
iengesetz fassen wir nämlich die wirtschaftsbezogenen
orschriften bei den Tele- und Mediendiensten zusam-
en, während die medienrechtlichen Bestimmungen im

eunten Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien






(A) )



(B) )


Martin Dörmann
normiert sind, der am 1. März dieses Jahres in Kraft tritt.
Bund und Länder hatten sich nämlich im Vorfeld darauf
verständigt, gemeinsam für einen entsprechenden recht-
lichen Rahmen zu sorgen, um auch hier eine klare Zu-
ordnung vorzunehmen.

Um aber keinen rechtsfreien Raum zu schaffen, müs-
sen das Telemediengesetz und der Rundfunkstaatsver-
trag zur gleichen Zeit in Kraft treten. Dies stellen wir mit
der heutigen Verabschiedung des Telemediengesetzes si-
cher. Würden wir in diesem Gesetzgebungsverfahren
wesentliche Änderungen an dem Gesetzentwurf vorneh-
men, müssten diese bei der EU notifiziert werden, was
zu erheblichen Zeitverzögerungen führen würde, sodass
ein gleichzeitiges Inkrafttreten nicht mehr möglich wäre.

Deshalb, sehr geehrter Herr Otto, haben sich die Ko-
alitionsfraktionen dafür entschieden, zusätzliche Ände-
rungswünsche in diesem Gesetzgebungsverfahren zu-
nächst zurückzustellen. Wir tun dies übrigens guten
Gewissens, weil das neue Telemediengesetz zu einer
deutlichen Verbesserung gegenüber dem heutigen
Rechtszustand führt, was letzten Endes unbestritten ist.
Bei der späteren Novellierung können wir dann die Er-
gebnisse der aktuellen EU-Studie zur E-Commerce-
Richtlinie berücksichtigen, aus der sich aller Voraussicht
nach ohnehin Änderungsbedarf ergeben wird.

Mit dem neuen Telemediengesetz schaffen wir erst-
mals einen einheitlichen Rechtsrahmen für Tele- und
Mediendienste. Das ist ein wichtiger Schritt zu mehr
Rechtssicherheit, und es ist ein wirksamer Beitrag für
die Fortentwicklung des Internets. Das ist letztendlich
gut für uns Nutzer und für die positive Entwicklung der
Internetwirtschaft. Daher bitte ich Sie um Ihre Zustim-
mung zu diesem Gesetzentwurf.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607611100

Es spricht jetzt für die Linke die Kollegin Ulla Lötzer.


(Beifall bei der LINKEN)



Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607611200

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Stellen

Sie sich vor, Sie gehen in einem Supermarkt einkaufen
und müssen dort erst einmal Ihre persönlichen Daten,
Neigungen und Einkaufswünsche angeben und einer
Weiterverwendung der Daten zustimmen. Ich würde in
diesem Fall sofort kehrtmachen.

Während wir uns im Supermarkt – noch jedenfalls –
anonym bewegen können, ist das im Internet nicht der
Fall. Daten werden gespeichert und weiterverkauft. Je-
der Klick wird vermerkt. Der Weg zum gläsernen Men-
schen im Internet ist schon ziemlich weit fortgeschritten.

Die Veröffentlichung von Sucheingaben von
600 000 Menschen durch das Internetunternehmen AOL
macht die besondere Dringlichkeit deutlich. Den 20 Mil-
lionen Datensätzen ließen sich Namen, finanzielle Infor-
mationen, Krankheiten oder Informationen über das

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(C (D exualleben entnehmen. Das Problem wird durch die ingeschränkte Wahlmöglichkeit der Verbraucherinnen nd Verbraucher beim Onlineshopping noch verstärkt. 61 Prozent der Internetnutzer haben in einer Umfrage rklärt, dass sie beim Onlineshopping um ihre Internetsiherheit besorgt sind. 78 Prozent gaben an, dass ihre auptsorge dem Diebstahl und dem Weiterverkauf ihrer aten an Dritte gilt. Die Stärkung der Interessen der Nutzerinnen und Nuter und ihr Schutz vor Datenmissbrauch und Datendiebtahl müssten das Kernelement eines Telemediengesetes sein. Der vorliegende Gesetzentwurf wird unserer uffassung nach diesem Anspruch in vielen Punkten icht gerecht. Auch das wurde bei der Anhörung mehr ls deutlich. Sie, Kollege Dörrmann und auch Frau Wöhrl, haben chon angekündigt – Herr Otto hat das auch angesprohen –, dass schon bei der Verabschiedung des Gesetzntwurfs weitergehende Novellierungen anstehen. Dann tellt sich uns aber die Frage, warum wir heute Regelunen beschließen sollten, die wir morgen rückgängig mahen müssten, zumal die vorgesehenen Regelungen den atenschutz und den Verbraucherund Verbraucherinenschutz nicht verbessern, sondern verschlechtern. m Gegensatz zu Ihnen, Herr Otto, sehen wir dazu keierlei Veranlassung. Wir beschränken uns deshalb darauf, noch einmal aus nserer Sicht den dringendsten Änderungsbedarf auch us Sicht der Verbraucherschutzverbände und der Datenchützer zu benennen. Dazu gehört die Einführung eines oppelungsverbotes. Die Nutzung von Diensten soll icht an die Zustimmung zur weitreichenden Datenerheung und -verwendung gekoppelt werden, wie es bei Ihem Entwurf möglich ist. Nutzungsprofile sollen nur dann erstellt werden düren, wenn der Nutzer explizit eingewilligt hat. Die Mögichkeit der anonymen Nutzung von Telemediendiensten oll im Gesetz verstärkt werden. Nach wie vor halten wir den weitreichenden Zugriff taatlicher Stellen und anderer auf die Telemedienbetandsdaten für besorgniserregend. Es gibt keinen nachollziehbaren Grund, warum das Grundrecht auf das rief-, Postund Fernmeldegeheimnis nicht gleichermaen für die Internetnutzung gelten sollte. tattdessen verankern Sie einen Freibrief für die ermitelnden Behörden, da es weder einer Ermächtigungschwelle noch einer konkreten und klaren Zweckbestimung oder einer richterlichen Anordnung bedarf. Gänzlich abzulehnen sind die Aufnahme der Nachrichendienste in den Kreis der berechtigten Stellen und die ulassung von Auskünften „zur Durchsetzung der Rechte m geistigen Eigentum“. Letztere kritisierte der stellverretende Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswigolstein in der Anhörung als verfassungswidrig. Wer eine Rechte in diesem Zusammenhang durchsetzen will, Ulla Lötzer kann sich an die für die Strafverfolgung zuständigen Stellen wenden. Auch wir begrüßen den Ansatz, Telemedienrechte zusammenzuführen und zu vereinheitlichen. Es kommt aber auf den Inhalt an. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf haben Sie die Chance vertan, das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu stärken und den Datenschutz zu verbessern. Damit erschließen Sie auch keine brachliegenden wirtschaftlichen Potenziale. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Zum Abschluss der Debatte spricht die Kollegin Grietje Bettin für Bündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol legen! Ich habe schon in der Anhörung und im Ausschuss gesagt, dass wir die Zusammenlegung von Teledienstegesetz und Mediendienste-Staatsvertrag der Bundesländer grundsätzlich begrüßen und dass wir diese Regelung für längst überfällig halten. Überall wurde das Telemediengesetz von der Bundesregierung als die Neuordnung der Medienordnung angepriesen. Aber das wird dem vorgelegten sehr lückenhaften Gesetzentwurf in keiner Weise gerecht. Das Gesetz ist schon heute veraltet. Man kann davon ausgehen, dass es bereits in einem halben Jahr oder schon früher überarbeitet werden muss. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ab Februar!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607611300
Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607611400

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber ob das dann wirklich gemacht wird, steht für mich
noch in den Sternen; denn das ist ein sehr unübliches
Verfahren. Zu diesem seltsamen Verfahren kommt es,
weil die Bundesregierung die Einwände und Bedenken
der Unternehmen und Verbände nicht ernst nimmt


(Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Weil Rot-Grün zu lange gepennt hat!)


und weil sie sich nicht traut, den Bundesländern die Stirn
zu bieten. Konsequenterweise müsste sie das Inkrafttre-
ten des Rundfunkstaatsvertrags verzögern, der – das
haben schon meine Vorrednerinnen und Vorredner deut-
lich gemacht – mit dem Telemediengesetz zusammen-
hängt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In unserer Anhörung wurde deutlich, dass alle die Zu-
sammenlegung von Tele- und Mediendiensten grund-
sätzlich begrüßen, dass es aber leider an allen Ecken und
Enden noch Mängel gibt und dass der Gesetzentwurf so
eigentlich gar nicht verabschiedet werden dürfte. Es
fehlt beispielsweise eine positiv-rechtliche Definition
des neuen Begriffs „Telemedium“. Das heißt, auch mit
dem neuen Gesetz weiß kein Diensteanbieter genau,

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(C (D ann sein Angebot Rundfunk, Telekommunikation oder elemedium ist. Geradezu fahrlässig ist aber, dass die Bundesregieung nun einen Gesetzentwurf verabschieden möchte, it dem die Entwicklung auf europäischer Ebene chlicht ignoriert wird. Fast zeitgleich mit Brüssel verabchieden wir hier einen Gesetzentwurf, der eine Zweiteiung in Telemedium und Rundfunk vorsieht. Brüssel eht aber schon viel weiter und unterscheidet zwischen inearen und non-linearen audiovisuellen Diensten sowie nformationsdiensten im Sinne von E-Commerce. Sie erhalten sich so, als wäre die langwierige und aufgeegte Debatte über die EU-Fernsehrichtlinie unbemerkt n Deutschland vorbeigezogen. Allein deshalb ist schon m heutigen Tag klar, dass wir das Telemediengesetz in ürze überarbeiten müssen. Ein solches Verfahren könen wir Grünen nicht unterstützen. Wir hinken mit diesem Gesetz den internationalen ntwicklungen hinterher. Mit diesem Stückwerk macht an Deutschland nicht zur Spitze im IKT-Bereich, Frau öhrl. Es ist eher ein Armutszeugnis für die Bundesre ierung, wenn bei Verabschiedung des Gesetzes die berarbeitungsnotwendigkeit schon deutlich sichtbar ird. Wir Grüne bedauern es sehr, dass die Chancen und öglichkeiten der digitalen Welt noch immer nicht in en Köpfen der Bundesregierung angekommen sind. as zeigt sich nicht nur in mangelndem Willen, die Ver ntwortlichkeiten neu zu ordnen. Der Föderalismus acht es uns hier sicherlich nicht leicht. Aber unser auptkritikpunkt ist, dass die Bundesregierung die Welt es Internets wieder einmal ohne die Nutzerinnen und utzer, ohne die Verbraucherinnen und Verbraucher ge talten will. Sie verkennt völlig, dass gerade hier die rundsteine für verbraucherfreundliche Regelungen elegt werden könnten. Hier liegen Wettbewerbsvorteile us unserer Sicht ungenutzt auf der Straße, zum Beispiel m Bereich des Datenschutzes. Die Bundesregierung nutzt dieses Gesetzeswerk nicht, m endlich eine Angleichung des Datenschutzniveaus ei Rundfunk, Telekommunikation und Telemedien herustellen, wie dies schon lange von allen Seiten gefordert ird. Wir halten die unterschiedlichen Niveaus für unzu ässig; denn bei allen Formen der Kommunikation und er Mediennutzung muss man den höchsten Schutz des ndividuums gewährleisten und sich am Fernmeldegeeimnis des Grundgesetzes zwingend orientieren. Wir bedauern zudem, dass die Bundesregierung den orschlag des Bundesrates nicht aufgenommen hat, ein neingeschränktes Verbot der Koppelung von Diensteutzung und Datenherausgabe im Telemediengesetz estzuschreiben. Dann hätte die weitverbreitete Praxis ndlich ein Ende gehabt, dass Internetdienste nur der utzen kann, der seine persönlichen Daten bereitwillig reisgibt und in die Zusendung von Werbung einwilligt. tattdessen erweitert die Bundesregierung den Zugriff uf persönliche Daten sogar noch. Das finden wir ausgeprochen bedauerlich. Grietje Bettin Leider ist meine Zeit schon zu Ende. Deshalb kann ich zu dem wichtigen Thema Spam nicht mehr kommen. Zusammenfassend lässt sich nur wiederholen: Dieses Gesetz ist aus unserer Sicht eher ein Armutszeugnis und verdient die Bezeichnung Neuordnung der Medienordnung mit Sicherheit nicht. Danke schön. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Vereinheitlichung von Vorschriften über bestimmte elektronische Informationsund Kommunikationsdienste auf den Drucksachen 16/3078 und 16/3135. Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie empfiehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/4078, den Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalition und der FDP gegen die Stimmen der Linken und des Bündnisses 90/Die Grünen angenommen. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Wer dem Gesetzentwurf zustimmen will, den bitte ich, aufzustehen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in dritter Beratung mit dem gleichen Stimmergebnis wie vorher angenommen. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Entschließungsanträge. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/4080? – Die Gegenprobe! – Enthaltungen? – Damit ist der Entschließungsantrag bei Zustimmung der FDP und Ablehnung durch die übrigen Mitglieder des Hauses abgelehnt. Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/4081? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Auch dieser Entschließungsantrag ist bei Zustimmung durch die Fraktionen des Bündnisses 90/Die Grünen und Die Linke, Gegenstimmen der Koalitionsfraktionen und bei Enthaltung der FDP-Fraktion abgelehnt. Wir kommen nun zur Abstimmung über den von der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen eingebrachten Entwurfs eines Anti-Spam-Gesetzes auf der Drucksache 16/1436. Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie empfiehlt unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/4078, den Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung bei Zustimmung der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und Die Linke, Gegenstimmen der Koalition und Enthaltung der FDP abgelehnt. N t s D B b s e l G s g n a a b s K I z s f d f r L (C (D ach unserer Geschäftsordnung entfällt damit die weiere Beratung. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auschusses für Wirtschaft und Technologie auf rucksache 16/4078 zu dem Antrag der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen mit dem Titel „Verbraucher eim Telemediengesetz nicht übergehen“. Der Auschuss empfiehlt unter Buchstabe c seiner Beschlussmpfehlung, den Antrag auf Drucksache 16/3499 abzuehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – egenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die Be chlussempfehlung bei Zustimmung der Koalition, Geenstimmen der Fraktionen des Bündnisses 90/Die Grüen und Die Linke und Enthaltung der FDP-Fraktion ngenommen. Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 8 a und 8 b uf: a)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607611500
Hirsch, Dr. Barbara Höll, Werner Dreibus, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Praktika gesetzlich regeln
– Drucksache 16/3349 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai
Gehring, Grietje Bettin, Ekin Deligöz, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Perspektiven für die Generation Praktikum
schaffen
– Drucksache 16/3544 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Es ist verabredet, hierzu eine Dreiviertelstunde zu de-
attieren. – Ich sehe keinen Widerspruch. Dann ist so be-
chlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
ollegin Cornelia Hirsch, Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607611600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

n den letzten Monaten gab es gleich zwei Petitionen
um Thema Praktika an den Bundestag. Beide haben
ehr viel Unterstützung erhalten. Allein die letzte haben
ast 60 000 Menschen unterzeichnet, 60 000 Menschen,
ie damit mehr und bessere gesetzliche Bestimmungen
ür Praktika eingefordert haben. Darum ist es gut und
ichtig, dass sich der Bundestag heute auf Antrag der
inken mit diesem Thema befasst.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch
Ich möchte Ihnen und vor allem den weiteren Zuhöre-
rinnen und Zuhörern unseren Antrag ganz grob erläu-
tern. Grundsätzlich unterscheiden wir darin zwischen
echten Praktika auf der einen und Scheinpraktika auf
der anderen Seite. Echte Praktika sind für uns solche
Praktika, die man traditionell kennt: Während Studium
oder Ausbildung arbeitet man für einige Wochen oder
Monate in einem Unternehmen mit, kann Gelerntes in
der Praxis ausprobieren und Neues kennenlernen. Wir
wollen, dass alle die Möglichkeit haben, solche Erfah-
rungen zu sammeln, und wir wollen, dass diese Praktika
mehr beinhalten als Kaffeekochen und Kopieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb ist unsere erste Forderung die nach verbindli-
chen Praktikarichtlinien, die unter anderem eine Vergü-
tung und eben auch eine ausreichende Betreuung vor-
schreiben.

Neben den echten Praktika gibt es leider auch immer
mehr Scheinpraktika. Scheinpraktika haben mit Prak-
tika im traditionellen Sinne überhaupt nichts mehr zu
tun. Sie werden nur als Vorwand benutzt, um arbeits-
rechtliche Bestimmungen zu umgehen. Praktisch gestal-
tet sich das so, dass Unternehmen anstelle regulärer
Arbeitsverhältnisse vermeintliche Praktikumsstellen an-
bieten. Die Betroffenen arbeiten dann meist ohne Lohn
und unter vollkommen unsicheren Arbeitsbedingungen
in den Unternehmen mit. Kaum jemand muckt dagegen
auf, kaum jemand kann dagegen aufmucken; zu groß ist
die Sorge, hinausgeworfen zu werden, vollkommen aus-
gegrenzt zu sein und gar nichts mehr zu finden. Das ist
Ausbeutung pur.


(Beifall bei der LINKEN)


Unsere zweite Forderung ist deshalb, solche Scheinprak-
tika zu verbieten. So viel zu unserem Antrag.

Die Vorschläge, die wir aus den anderen Fraktionen
bisher gehört haben, überzeugen uns nicht.

Ich möchte hier als erstes Beispiel den Antrag der
Grünen aufführen, der hier ebenfalls behandelt wird. Sie
schlagen allen Ernstes vor, das Problem der Scheinprak-
tika mit freiwilligen Selbstverpflichtungen der Unter-
nehmen zu lösen. Das wird weiß Gott nicht funktionie-
ren. Mit solchen Vorschlägen mogeln Sie sich auf
Kosten der Betroffenen um eine Lösung herum.


(Beifall bei der LINKEN – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen die Gesetzeskeule schwingen! Das wird die Probleme nicht lösen!)


Was wir brauchen, sind gesetzliche Bestimmungen, die
ausreichend Schutz gegen die zunehmende Ausbeutung
bieten.

Wenig glaubwürdig sind auch die Kolleginnen und
Kollegen aus der SPD. Wir halten es wirklich für sehr
scheinheilig, sich hier hinzustellen und – Vizekanzler
Müntefering hat es vorgemacht – zu sagen: „Wir wollen
etwas gegen die Ausbeutung der Praktikantinnen und
Praktikanten unternehmen“, und das, obwohl diese Frak-

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(C (D ion die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehern schon seit mehreren Jahren systematisch abbaut. (Beifall bei der LINKEN – Willi Brase [SPD]: Wer baut ab?)


üssen die Betroffenen denn beim Thema Praktikum
enauso lange warten wie bei der Forderung nach einer
esetzlichen Ausbildungsumlage, die man versprochen
at? Erwartet sie das gleiche Theater wie beim gesetzli-
hen Mindestlohn, wo wir hier ein unsägliches Herum-
avieren erleben?


(Beifall bei der LINKEN – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie meckern doch nur nach! Franz Müntefering ergreift die Initiative!)


Wir sagen Nein. Solch eine Politik – links blinken,
nd dann schon umkippen, bevor man überhaupt ange-
angen hat, abzubiegen – sollte sich wirklich niemand
ehr gefallen lassen.


(Beifall bei der LINKEN – Willi Brase [SPD]: Ladenschluss in Berlin!)


Bevor Sie sich zu sehr aufregen, komme ich auf die
ächste Fraktion zu sprechen.

Genau das Gleiche gilt nämlich für die Vorschläge
on Union und FDP. Man braucht keine hellseherischen
ähigkeiten zu haben, um hier zu erahnen, was Sie uns
achher vorschlagen werden. Herr Barth will sprechen,
rau Bär will sprechen. Sicherlich werden sie sich hin-
tellen und sagen: Natürlich ist es ein Problem, dass Ab-
olventinnen und Absolventen unter dem Vorwand von
raktikastellen ausgebeutet werden;


(Uwe Barth [FDP]: Erzählen Sie uns doch einmal, was Sie wollen, und nicht, was wir wollen!)


ber es ist doch vollkommen verkehrt, jetzt wieder mit
eiteren gesetzlichen Forderungen zu kommen, wie es
ie Linken ja immer täten. Sie werden sagen: Der rich-
ige Weg sind weitere Flexibilisierungen.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das? Sie haben doch keine Ahnung!)


hre Flexibilisierung heißt aber – das müssen immer
ehr Menschen am eigenen Leib erfahren – Abbau von

rkämpften Rechten, heißt Arbeitslosigkeit oder Arbeit
it zu wenig Lohn zum Leben. Das wollen wir nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir wollen sinnvolle, sichere und gerecht bezahlte
rbeit. Statt immer weiterer Flexibilisierung, also eines
bbaus von Rechten, fordern wir Verbesserungen und

inen weiteren Ausbau. Ein erster Schritt in diese Rich-
ung ist, dass Praktika wieder zu dem werden, was sie ei-
entlich sein sollten: ein Lernverhältnis und kein Deck-
antel, um arbeitsrechtliche Bestimmungen zu

mgehen.

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607611700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dorothee Bär für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1607611800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Hirsch,
ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie vom Rednerpult
aus einmal verkauften, was Sie vorschlagen, und nicht
nur ankündigten, was Herr Barth und ich hier sagen. Das
können wir selber.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Das war die Hälfte meiner Rede!)


Sie sprechen in Ihren Anträgen immer von der „Ge-
neration Praktikum“; dies ist zu einem geflügelten Be-
griff in den Medien geworden. Ich möchte aber zum An-
fang sagen: So wie 1968 nicht alle 68er waren, sind
heute nicht alle Hochschulabsolventen Praktikanten, die
bei geringer oder gar keiner Bezahlung ausgebeutet wer-
den. Ich finde es nicht gut, wenn hier eine ganze Genera-
tion pauschal abgewatscht wird. Praktikum ist selbstver-
ständlich nicht gleich Praktikum. Sie haben die
Unterscheidung zwischen echten Praktika und Schein-
praktika angesprochen. Ich möchte an Sie appellieren,
mit diesem Pauschalausdruck nicht die zu verunglimp-
fen, die sich Mühe geben, die Praktika anbieten, oder
die, die Praktika machen. Sie selber können, wenn Sie
Praktikanten haben, mit gutem Beispiel vorangehen.


(Beifall des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/ CSU] – Zurufe von der LINKEN: Das tun wir auch!)


– Es wundert mich zwar, dass jemand bei Ihnen ein
Praktikum machen will; aber das ist ein anderes Thema.


(Lachen und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Sie wollen mit Ihrem Antrag die Hürden für Prakti-
kumsplätze so hoch hängen, dass es bald gar keine Mög-
lichkeit mehr gibt, überhaupt Praktikumsplätze anzubie-
ten. Das Problem ist auch: Wenn Sie allen Studenten das
Gefühl geben, am Ende ihres Studiums stünde die Ar-
beitslosigkeit, nehmen Sie ihnen die Hoffnung, nach er-
folgreich abgeschlossenem Hochschulstudium einen Ar-
beitsplatz zu finden.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Wir wollen nicht Hoffnung nehmen, wir wollen Hoffnung geben! Das ist ein Unterschied!)


– Nein, das wollen Sie nicht. Es wäre schön, wenn Sie es
wollten. Sie haben gesagt, es gebe – – Nein, das würde
jetzt zu weit führen. Ich möchte mir keine Rüge der Prä-
sidentin einhandeln.

Es gibt inzwischen deutliche Signale, dass sich gerade
für Akademiker die Situation auf dem Arbeitsmarkt än-
dert. Ich glaube, dass die Chancen von Akademikern auf
dem Arbeitsmarkt nicht nur momentan gut sind, sondern

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(C (D uch künftig immer besser werden. Das zeigt sich allein n der Arbeitslosenquote, die zwar zuletzt bei ,8 Prozent lag – wir sind uns einig, dass das ,8 Prozentpunkte zu viel sind –, aber trotzdem erhebich niedriger als die allgemeine Arbeitslosenquote ist. um Vergleich: Der Anteil der Arbeitslosen, die gar keien Berufsabschluss haben, hat sich im selben Zeitraum ervierfacht. Ich glaube, dass sich die Situation für Akademiker eiter verbessern wird, weil die Nachfrage nach Höhernd Höchstqualifizierten, die die Anpassungen an die euen Bedingungen am Arbeitsmarkt leisten können, teigen wird. Leider Gottes spielt es auch eine Rolle, ass die Zahl der Erwerbspersonen insgesamt weiter abehmen wird; infolge des Geburtenrückgangs geht elbstverständlich auch die Zahl der Akademiker zurück. ir werden den Arbeitsmarkt für weitere Akademikerruppen öffnen und den Akademikern helfen, dass sie eine größeren Schwierigkeiten beim Berufseinstieg ehr haben. Selbstverständlich müssen wir – das sieht auch unsere raktion so – die derzeitige Situation kritisch beäugen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


ch glaube, wir sind uns alle einig, dass es nicht sein
ann, dass Hochschulabsolventen monatelang ohne Be-
ahlung voll arbeiten. Es kann auch nicht sein, dass sie
eine Planungssicherheit haben. Ich denke, wenn je-
and monatelang ohne Bezahlung und ohne Planungssi-

herheit arbeitet, hat er das große Problem, dass er sich
icht um die Familie kümmern kann bzw. keine Familie
lanen kann. Schon allein deswegen sind wir, ist die
undesregierung nicht untätig. Deswegen erübrigt sich
igentlich Ihr Antrag.


(Beifall bei der CDU/CSU – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Was haben Sie denn gemacht? Wo ist Ihre Gesetzesinitiative?)


Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
öchte alle Hochschulabsolventen auf unbezahlten
raktikumsstellen besser über ihre Rechte aufklären.
eswegen hat es einen Fragenkatalog zum Thema
raktika erarbeitet; er wird auf der Homepage des Minis-

eriums präsentiert.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Publikation, kein Fragebogen!)


er Katalog beinhaltet beispielsweise Fragen zur Ar-
eitszeitregelung, zu den Pausen und Ruhezeiten.

Zudem gibt es die Initiative „Fair Company“.
00 Unternehmen haben sich zusammengeschlossen und
ich zur Einhaltung bestimmter Regeln verpflichtet. Bei-
pielsweise dürfen keine Vollzeitstellen durch Prakti-
umsstellen ersetzt werden; Hochschulabsolventen, die
ich auf eine feste Stelle beworben haben, dürfen nicht
it einem Praktikum vertröstet werden; Praktikanten

ürfen nicht mit der vagen Aussicht auf eine anschlie-
ende Vollzeitanstellung geködert werden.






(A) )



(B) )


Dorothee Bär

(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: 400 Unternehmen in ganz Deutschland! Beeindruckend!)


Einige Absolventen haben so die Möglichkeit, mit Un-
ternehmen, die sich schon zur Teilnahme bereiterklärt
haben, gut und sicher zusammenzuarbeiten. Die positi-
ven Beispiele sollen anspornen und dazu führen, dass
bald mehr Unternehmen teilnehmen werden.

Ich rufe Sie deshalb dazu auf, sich – mit uns zusam-
men – konstruktiv mit diesen Themen zu beschäftigen
und sich nicht immer diesem blinden Aktionismus zu
widmen. Es ist für uns ganz wichtig, sicherzustellen,
dass es weiterhin nicht nur genügend Akademiker, son-
dern überhaupt genügend Qualifizierte gibt, die besser
ausgebildet und besser weitergebildet werden.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Wir sollten den jungen Akademikern auch Mut zuspre-
chen und ihnen sagen: Geht nach dem Studium mit Opti-
mismus hinaus! Stattdessen sagen Sie ihnen: Ihr studiert
nur, um unbezahlte Praktika zu machen; es gibt eben
keine Arbeitsplätze in Deutschland.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607611900

Ich erteile das Wort Kollegen Uwe Barth, Fraktion

der FDP.


(Beifall bei der FDP)



Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1607612000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! In einem vielbeachteten Artikel in der „Zeit“
wurde im März 2005 erstmalig auf die Probleme und
Missstände hingewiesen, mit denen manche Hochschul-
abgänger bei ihrer Suche nach einem Berufseinstieg in
der Tat konfrontiert werden. Im letzten Jahr hat es der
Begriff „Generation Praktikum“ bei der Wahl zum Wort
des Jahres auf Platz zwei geschafft. Die bereits erwähnte
öffentliche Petition mit 60 000 Unterschriften ist ein
weiterer Beleg für die große öffentliche Aufmerksamkeit
und die Bedeutung, die dieses Thema hat.

Wichtig ist, dass man sich darüber klar wird, worüber
man spricht. Nicht Praktika sind das Problem, sondern
der Missbrauch dieses an sich sehr sinnvollen und not-
wendigen Instrumentes


(Willi Brase [SPD]: Richtig!)


und damit der Missbrauch der Praktikanten als billige
oder gar kostenlose Arbeitskräfte.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Während wir uns bis dahin noch einig sind, kommt
nun der Bruch, liebe Kollegin Hirsch. Ihr Antrag zeich-
net sich durch sehr regen Gebrauch der Wörter „müssen“

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(C (D nd „dürfen“ aus. Damit dokumentieren Sie ihr Bestreen, alles gesetzlich zu regeln. Dagegen sind für uns geetzliche Regelungen kein Allheilmittel. Das Beispiel es Fahrraddiebstahls mag das verdeutlichen. Auch ahrraddiebstahl ist verboten, findet aber trotzdem statt. ir haben es hierbei eben nicht vorrangig mit einem ju istischen, sondern mit einem moralischen Problem zu un. Mit der Forderung, sich bei der Entlohnung von Prakikanten an einem gesetzlichen Mindestlohn zu orientieen, machen Sie letztlich genau den Fehler, den Sie den etreffenden Unternehmen berechtigterweise vorwerfen: ie verwechseln nämlich Praktikumsplätze mit regulären rbeitsplätzen. Ein Praktikant ist laut Definition des undesarbeitsgerichts, wer sich für eine vorübergehende auer zwecks Erwerbs praktischer Kenntnisse und Er ahrungen einer bestimmten betrieblichen Tätigkeit und usbildung, die keine systematische Berufsausbildung arstellt, unterzieht. Mit Forderungen nach einem Mindestlohn wecken ie Hoffnungen und Begehrlichkeiten – beides können ie ja sehr gut –; Sie helfen aber in Wahrheit niemandem eiter, nicht den Unternehmen und erst recht nicht den raktikanten. Mit solchen Forderungen fördern Sie die raktika nicht; sie gefährden ihre Existenz. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


erade kleine und mittlere Unternehmen, Theater, Kul-
ureinrichtungen, aber vor allem auch soziale Einrich-
ungen wären dann schlichtweg nicht mehr in der Lage,
raktikumsplätze anzubieten. Verlierer wären die Ein-
ichtungen, und Verlierer wären vor allem die Praktikan-
en.

Wir müssen an dieser Stelle deshalb ganz klar differen-
ieren zwischen Unternehmen, die aus wirtschaftlichen
wängen heraus nicht in der Lage sind, ihren Praktikan-

en Aufwandsentschädigungen oder eine Entlohnung an-
ubieten, die im Praktikum aber Wissen vermitteln – das
t der Sinn des Praktikums –, und Unternehmen, die Prak-

ikanten gezielt ausnutzen, obwohl sie in der Lage wären,
ine Entlohnung zu zahlen, oder – schlimmer noch – Un-
ernehmen, die Praktikanten statt regulärer Arbeitskräfte
instellen. Das ist in der Tat moralisch verwerflich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das sind auch die Fälle, die unter den Betroffenen für
erärgerung sorgen. Wenn Praktikanten eine Stelle an-

reten und von Monat zu Monat vertröstet werden, wenn
hnen bei Erreichen guter Leistungen eine feste Anstel-
ung in Aussicht gestellt wird, die Einlösung dieses Ver-
prechens mit Ausreden aber immer weiter hinausge-
choben wird und es eben nicht zu der Einstellung
ommt, dann entsteht Verärgerung. Das sind die schwar-
en Schafe, um die es geht.

Mein dringender Appell ist deshalb, diesen Unter-
chied nicht aus den Augen zu verlieren, hier nicht alle
ber einen Kamm zu scheren und mit gesetzlichen Rege-






(A) )



(B) )


Uwe Barth
lungen am Ende nicht mehr Schaden anzurichten, als
Nutzen zu erzielen. Es ist ganz klar, dass wir das Han-
deln dieser schwarzen Schafe nicht tolerieren können.

Wichtiger als gesetzliche Regelungen ist aus unserer
Sicht aber, dass die von den Prozessen Betroffenen han-
deln. Wenn Fachbereiche von ihren Studenten den Nach-
weis über ein Pflichtpraktikum verlangen, dann haben
die entsprechenden Universitäten ihren Studenten ge-
genüber natürlich auch eine gewisse Verantwortung. Bei
der Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen und bei
der Durchführung des Praktikums können Universitäten
helfen. Durch eine gezielte Vermittlung kann sicherge-
stellt werden, dass die Praktika nur in Betrieben, Unter-
nehmen und Einrichtungen stattfinden, die mit ihren
Praktikanten fair umgehen. Auch Praktikumsvereinba-
rungen – das gilt übrigens auch für Praktika, die nach der
Ausbildung stattfinden – sind mit Sicherheit ein geeigne-
tes und sehr einfaches Mittel. Hier kann man festschrei-
ben – das liegt im beiderseitigen Interesse –, in welchem
Rahmen das Praktikum stattfindet. Gerade im Bereich
der Bachelorausbildungen müssen sich die Universitäten
die Frage stellen, ob ein sechsmonatiges Praktikum sinn-
voll und notwendig ist. Auch das gehört dazu.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zum Schluss möchte ich an die Studenten und Absol-
venten appellieren. Ich weiß, dass die Angst vor einer
Lücke im Erwerbslebenslauf sehr groß ist und der Start
ins Berufsleben alles andere als einfach ist. Um eines
möchte ich aber doch bitten: Lassen Sie nicht alles mit
sich machen! Man kann schwarze Schafe über Netz-
werke identifizieren, ächten und meiden. Verkaufen Sie
sich nicht unter Wert, liebe Praktikanten, liebe Absol-
venten! Sie sind die Zukunft unseres Landes und nicht
seine Reserve an billigen Arbeitskräften!

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607612100

Ich erteile das Wort Kollegin Anette Kramme, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1607612200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Früher fiel es schwer, den Plural des Wortes Prakti-
kum zu bilden, viele sagten „Praktikums“ oder,
noch schrecklicher, „Praktikas“. Heute hört man
den Plural nur noch in der richtigen Form. … Sie

– die Praktikanten –

spazieren in die Firmen, sie werden von den älteren
Kollegen ob ihrer Jugend und ihres Fleißes geliebt,
aber diese Liebe ist nicht von Dauer. Sie werden be-
nutzt, aber nicht gebraucht.

Leider ist mir dieser schöne Spruch nicht eingefallen.
Ich habe ihn aus der „Zeit“ vom 31. März 2005 zitiert.

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(C (D pätestens seit diesem Artikel wissen wir, dass es eine Generation Praktikum“ gibt. Das Studium ist längst eine sichere Eintrittskarte mehr in das Berufsleben. uch Hochschulabsolventen müssen oft monatelang um inen Arbeitsplatz kämpfen. Um die Dramatik des Themas ein wenig zu veranchaulichen, habe ich im Internet recherchiert und mir aufende Stellenausschreibungen für Praktikanten aneschaut. Ich möchte an dieser Stelle nur ein einziges, afür aber signifikantes Beispiel nennen: eine PR-Agenur aus Frankfurt am Main. Voraussetzung für das dreiis sechsmonatige Praktikum ist unter anderem ein abgechlossenes Hochschulstudium, erste Erfahrungen im ommunikations-, Marketingoder Medienbereich, ide lerweise in einer PR-Agentur, und natürlich hohe Einatzbereitschaft. Das Unternehmen bietet im Gegenzug so ist es tatsächlich formuliert – nette Kollegen, inter ssante Kunden und die Option zur Übernahme in ein injähriges Traineeprogramm. Die Praktikumsofferte ist zynisch. Man könnte glauen, es sei ein Einzelfall. Es handelt sich aber nicht um inen Einzelfall. Es handelt sich vielmehr um die verlixte Realität. Unzählige solcher Beispiele lassen sich inden. Was verstehen wir generell, abstrakt unter einem raktikum? In der Regel wird „Praktikum“ definiert als ernverhältnis, das für einen begrenzten Zeitraum zur eruflichen Orientierung und zum Erwerb erster berufliher Kenntnisse absolviert wird. Diese primären Zielsetungen des Praktikums werden immer häufiger verfehlt. raktikantinnen und Praktikanten werden oft als billige der kostenlose Arbeitskräfte missbraucht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt derzeit keine bundesweit erhobenen belastba-
en Daten über die Zahl der Hochschulabsolventen, die
nbezahlte Praktika absolvieren. Aber es ist nicht zu
bersehen, dass immer mehr Hochschulabsolventen im
nschluss an das Studium nicht den Berufseinstieg fin-
en, sondern stattdessen ein Praktikum, dann vielleicht
och eines und dann noch ein weiteres absolvieren.

In einer repräsentativen Studie der FU Berlin gaben
m Jahr 2005 ein Viertel der Absolventen aus dem Jahr-
ang 2000 an, nach dem Studium Praktika absolviert zu
aben. In fast der Hälfte der Fälle waren die Praktika un-
ezahlt. Die Stichprobe der DGB-Jugend weist in eine
hnliche Richtung. Von 100 befragten Praktikanten sagte
ie Hälfte, sie hätten eine reguläre Stelle ersetzt. 40 Pro-
ent von ihnen bekamen trotz Vollzeittätigkeit keinerlei
ohn.

Das Problem „Generation Praktikum“ ist interessan-
erweise kein spezifisch deutsches Thema. In mehreren
ändern der EU hat sich ein regelrechter Praktikantenar-
eitsmarkt herausgebildet. Dessen Merkmale sind ein
xtrem hohes Qualifikationsniveau, flexibelste Arbeits-
eiten, Überstundenbereitschaft, niedrige Sozialstan-
ards und eine geringe bis keine Entlohnung.






(A) )



(B) )


Anette Kramme
Es ist wichtig, dass wir das Thema „Generation Prak-
tikum“ heute auf der Tagesordnung haben. Die Anträge
der Linken und der Grünen enthalten allerdings keine
neuen Aspekte. All die angesprochenen Gesichtspunkte
sind bereits in die Überlegungen des BMAS eingeflos-
sen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Fragebogen!)


Ein Teil der Praktikanten fällt derzeit unter § 26 des
Berufsbildungsgesetzes. Der Lernzweck des Prakti-
kums steht nach den in § 26 genannten Vorschriften im
Vordergrund. Nichtsdestotrotz haben diese Praktikanten
Anspruch auf Vergütung. Auch das Bundesurlaubsge-
setz, das Arbeitszeitgesetz und das Betriebsverfassungs-
gesetz finden Anwendung. Steht jedoch nicht der Lern-
zweck im Vordergrund, sondern das Erbringen einer
Arbeitsleistung, so handelt es sich – auch wenn als Prak-
tikum tituliert – um ein Arbeitsverhältnis.


(Willi Brase [SPD]: Sehr richtig!)


Gestatten Sie mir, dass ich kurz aus einem Urteil des
Bundesarbeitsgerichtes aus dem Jahr 2003 zitiere – dort
ist dies ganz hübsch zusammengefasst –:

Arbeitnehmer ist, wer auf Grund eines privatrecht-
lichen Vertrages im Dienst eines anderen zur Leis-
tung weisungsgebundener, fremdbestimmter Ar-
beit in persönlicher Abhängigkeit verpflichtet ist …
Demgegenüber ist ein Praktikant in aller Regel vo-
rübergehend in einem Betrieb praktisch tätig, um
sich die zur Vorbereitung auf einen – meist akade-
mischen – Beruf notwendigen praktischen Kennt-
nisse und Erfahrungen anzueignen. … Die Vergü-
tung ist der Höhe nach deshalb

– im letzteren Fall –

auch eher eine Aufwandsentschädigung oder Bei-
hilfe zum Lebensunterhalt.

Scheinpraktikanten haben also die Möglichkeit, vor
das Arbeitsgericht zu ziehen. Der Betroffene kann auf
eine angemessene Vergütung nach § 138 des Bürgerli-
chen Gesetzbuches klagen. Es besteht auch die Möglich-
keit, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Wir haben im
Strafgesetzbuch eine spezielle Vorschrift zum sogenann-
ten Lohnwucher. Tatsächlich ist dies das aber eine sehr
hohe Hürde. Zum einen wissen viele nicht um ihre
Rechte – ich denke, das ist ein Hauptproblem –, zum an-
deren scheuen sie den Weg zum Gericht. Denn es besteht
die vage Hoffnung auf Festanstellung. Den Einstieg ins
Unternehmen will man sich schließlich nicht verbauen.

Ich sage ganz klar: Wenn Unternehmen Vollzeitarbeit,
die es bei ihnen gibt, von Menschen erledigen lassen, die
man Hospitanten, Volontäre oder Praktikanten nennt,
und ihnen kein Geld dafür gibt, dann ist das unerträglich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Erstens müssen wir in den nächsten Wochen politisch
klären, bei welcher Art von Praktika tatsächlich politi-
scher oder rechtlicher Handlungsbedarf besteht. Bei ei-

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(C (D em Schülerpraktikanten, der für eine Woche in einen etrieb hineinschaut, besteht sicherlich kein Handlungsedürfnis. Interessanter ist die Thematik der Hochschulbsolventen. Interessant ist die Problematik allerdings uch bei Studenten. Denn Studenten können durchaus elevante Arbeitsleistung erbringen. Zweitens müssen wir klären, ob es rechtlich erforderich ist, in § 26 Berufsbildungsgesetz eine genaue Defiition des Begriffes Praktikum in Abgrenzung zum Beriff Arbeitsverhältnis vorzunehmen. Das BAG arbeitet urchaus mit diesen Begrifflichkeiten. Da ist genauer orzugehen. Meine Damen und Herren der Linken, Ihr ntrag bleibt an dieser Stelle schlichtweg oberflächlich. Drittens. Wir müssen klären, ob es sinnvoll ist, den arteien eines Praktikumsvertrages aufzuerlegen, dass ine schriftliche Niederlegung der Vertragsbedingungen u erfolgen hat. Viertens. Wir sollten auch darüber reden, ob durch ine gesetzliche Regelung festgelegt werden soll, dass ie Ausbildungsinhalte für das jeweilige Praktikumsverältnis konkret umschrieben werden müssen. Ich denke, as würde dem Arbeitgeber klarmachen, was er machen der nicht machen muss. Dies könnte in einem ersten chritt schnell umgesetzt werden. Fünftens. Wir müssen abschließend eine politische ntscheidung darüber treffen, ob es sinnvoll ist, einen eitlichen Rahmen für die Lernverhältnisse gesetzlich estzuschreiben. Praktika sind wichtig. Es darf aber nicht passieren, ass sich Arbeitgeber aufgrund gesetzlicher Regelungen us der Ausbildung zurückziehen. Ausbeutung darf umekehrt aber genauso wenig stattfinden. Wir werden orgfältig abwägen, welche Maßnahmen wir ergreifen önnen. Ganz herzlichen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Kai Gehring, Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! „Der dümmste Hund im ganzen Land, das ist nd bleibt der Praktikant“ – so titelte die „tageszeitung“ or einigen Wochen zum Thema Generation Praktikum. ch fürchte, dies trifft das Gefühl und die Lebensrealität ahlreicher junger Menschen in unserem Land gut. Beegt wird dies unter anderem durch die beeindruckende nterstützung für die Petition gegen die Ausbeutung von raktikanten. Über 60 000 junge Menschen, darüber hiaus fairwork e. V. und die Gewerkschaften dürfen wir ier im Bundestag nicht ignorieren. Daher bringen wir eute auch eine wichtige gesellschaftliche Debatte ins arlament. Die Realität sieht folgendermaßen aus: Viele Hochchulabsolventinnen und -absolventen finden nach dem tudium nicht sofort eine feste Stelle. Um Lücken im Kai Gehring Lebenslauf zu vermeiden, nehmen sie fast jede Form von Beschäftigung an. „Schwarze Schafe“ unter den Unternehmen nutzen dies aus und bieten statt vollwertiger Jobs geringfügig oder nicht bezahlte Praktika an. Das geht dann klar zulasten regulärer Beschäftigung. Gleichzeitig gilt auch: Ein Hochschulabschluss ist und bleibt die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Wir dürfen das Problem der Generation Praktikum also weder verharmlosen noch dramatisieren, sondern wir müssen es anpacken und Lösungen dafür vorschlagen. Die Ausnutzung von Praktikantinnen und Praktikanten dürfen wir nicht akzeptieren. Ich habe die Hoffnung, dass das hier im Parlament auf breiten Konsens stößt. Es ist offensichtlich: Die Generation Praktikum ist kein Medienhype, sondern für Tausende junger Menschen prekäre Realität. Die Botschaft unserer heutigen Debatte muss daher lauten: Wo Praktikum draufsteht, muss Fairness drin sein. Es wurde Zeit, dass sich der Bundestag endlich mit dem Thema beschäftigt. Es hat ja über ein Jahr gedauert, bis ein Kabinettsmitglied erstmals das Problem erkannt und benannt hat. Frau Kramme, es ist schon wirklich ein starkes Stück, dass Sie unsere Vorschläge mal eben so abkanzeln und sich dazu inhaltlich überhaupt nicht positionieren, obwohl Sie selber als Koalition noch gar nichts vorgelegt haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Anette Kramme [SPD]: Was machen Sie denn für Vorschläge? Ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit, dabei bleibt es!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607612300
Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607612400




(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir Grüne sind da schon weiter: Wir waren die erste
Fraktion, die das Thema im Parlament auf die Agenda
gesetzt und eigene Vorschläge für faire Praktika gemacht
hat. Wir haben in unserem Antrag ein Maßnahmenbün-
del vorgelegt, um der Generation Praktikum Perspekti-
ven zu eröffnen.

Auch das Agieren der Linksfraktion in dieser Debatte
ist wenig hilfreich. Gleich den Holzhammer herauszuho-
len, sei es der gesetzgeberische oder rhetorische, hilft
uns in dieser Debatte nicht weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir Grüne wollen erstens keine Endlospraktika. Je
länger ein Praktikum dauert, desto mehr steht Arbeit
statt Lernen im Vordergrund. Deswegen sollen Praktika
während des Studiums in der Regel nicht länger als vier
Monate dauern. Praktika nach dem Studium sollten eher
die Ausnahme sein. Ein Studium muss für den direkten
Berufseinstieg qualifizieren und nicht für Praktikaschlei-
fen.

Wir wollen zweitens kein Praktikum ohne Vergütung.
Wer ein Praktikum macht, soll dafür auch eine Aufwands-
entschädigung erhalten. Die Tarifpartner sind gefordert,
hierzu angemessene Regelungen zu treffen; denn neben
einem Vollzeitpraktikum kann man keinen Lebensunter-
halt mehr verdienen. Deshalb muss gerade Unterneh-

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(C (D en, die Praktikanten teilweise fest als billige Arbeitsraft einplanen, klargemacht werden: Ein Praktikum ist in Lernund kein Arbeitsverhältnis. Ein Mindestlohn für Praktikanten schafft aus unserer icht allerdings eher einen Niedriglohnsektor für Akadeikerinnen und Akademiker und könnte das Problem ementieren, anstatt es zu lösen. Wir wollen drittens keine falschen Versprechungen. eshalb ist es richtig, ein unabhängiges Gütesiegel Faires Praktikum“ einzuführen. Die Arbeitgeber verflichten sich damit auf überprüfbare Mindeststandards ür faire Praktika, damit diejenigen, die eine Praktikumstelle suchen, auch wissen, was sie erwartet und wo es air zugeht. Viertens. Wichtig ist bei dieser ganzen Debatte auch, arauf hinzuweisen, dass wir den Praxisbezug im Stuium stärken wollen. Wer Praktika von Absolventen reuzieren will, muss letztlich Praktika im Studium förern. Deswegen fordern wir auch die Hochschulen auf, n allen Studiengängen Praktika verbindlich zu veranern; denn so lernen Studierende früher, was sie später ür die Berufspraxis brauchen, wobei Praxisbezug kein elbstzweck ist. Wir wollen fünftens auch eine bessere Studierendennd Absolventenberatung; denn das ist gut für den beseren Übergang vom Studium zum Beruf. Ich bin auch der Meinung, dass wir prüfen sollten, ob s beim Berufsbildungsgesetz Änderungsmöglichkeiten ibt. Ich bin sehr gespannt, was hierzu aus dem üntefering-Ministerium auf den Tisch kommen wird. Sie sehen, es gibt keine einfachen Lösungen für das omplexe Problem, aber mit den Vorschlägen der Grüen können wir einen großen Schritt tun, um die Ausnutung von Praktikantinnen und Praktikanten zu beenden. Wir haben als erste Fraktion im Deutschen Bundestag aire Mindeststandards für Praktikanten in Fraktionsnd Abgeordnetenbüros beschlossen. Wir appellieren uch an alle anderen Fraktionen: Folgen Sie unserem eispiel oder machen Sie die Regelungen, die Sie haben, ransparent! Wir alle müssen mit gutem Beispiel voranehen, wenn es um faire Praktikumsbedingungen geht. Das gilt übrigens auch und ganz besonders für die undesregierung. Es ist ein Armutszeugnis, wenn Sie reimütig erklären, dass es für Praktika im Kanzleramt der in den Ministerien grundsätzlich keine Vergütung ibt. Das zeigt, dass die Problematik der Generation Prakikum Anstrengungen von allen Seiten erfordert. Politik, ochschulen, Arbeitgeber, Gewerkschaften, Arbeits genturen, Studierende und Absolventen, sie alle müssen emeinsam an einem Strang ziehen. Es ist höchste Zeit, ass auch die Große Koalition hierzu einen Beitrag leis Kai Gehring tet. Dann können wir die Generation Praktikum hoffentlich bald wieder aus unserem Wortschatz streichen. Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort dem Kollegen Franz Romer, CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen heute über ein Thema, das sich inzwischen in der öffentlichen Diskussion unter dem Begriff „Generation Praktikum“ eingeprägt hat. Es gibt in Deutschland viele Unternehmen und Behörden, die jungen Menschen nach dem Schulabschluss oder während des Studiums einen Einblick in die praktische Arbeit bieten oder auch erst dazu beitragen, dass sich junge Menschen für ein Berufsziel entscheiden. Zudem bieten Praktika den Arbeitnehmern und Arbeitgebern die Möglichkeit, einander besser kennenzulernen. Wie wir aus der Arbeitsvermittlung wissen, kann daraus häufig auch eine Festanstellung entstehen. Doch wie in jedem System gibt es auch hier in der Praxis einige schwarze Schafe, die die Abhängigkeitssituation und die Lage auf dem Arbeitsmarkt ausnutzen, um mit Praktikanten preiswerte Arbeitskräfte zu gewinnen. Verfolgt man die Diskussion zum Thema „Generation Praktikum“, so wird von einer starken Zunahme von unbezahlten oder gering entlohnten Praktika von Berufsanfängern ausgegangen. Zu dieser Gruppe gehören besonders die gut qualifizierten Hochschulabsolventen. Die Betroffenen berichten, dass es inzwischen in einigen Branchen völlig normal sei, dass qualifizierte Praktikanten unentgeltlich oder gering entlohnt über einen sehr langen Zeitraum beschäftigt werden. Dabei dienen diese Stellen nicht primär der Ausoder Weiterbildung, sondern entsprechen eher der Charakteristik gewöhnlicher Arbeitsplätze. Die Große Koalition weiß um dieses Problem. Franz Müntefering hat schon im September letzten Jahres betont, dass die Bundesregierung dieses Problem mit Sorge betrachtet und an verschiedenen Maßnahmen zu seiner Lösung arbeitet. Die Anträge des Bündnisses 90/Die Grünen und der Linksfraktion sind voreilig und schießen über das Ziel hinaus. Deshalb lehnen wir sie ab. Bevor bestehende Gesetze geändert oder gar neue beschlossen werden, sollten wir erst einmal eine genaue Ermittlung des Sachverhalts durchführen. Denn wir brauchen eine solide Basis für die weitere Diskussion. Wir müssen auch prüfen, ob nicht schon die bestehenden Regelungen eine Handlungsmöglichkeit bieten. Im Antrag der Grünen wird zum Beispiel eine zeitliche Be f d M D V w e P e k D d c m g n z R W t t b t l d u a z g a d g V f s r V d Ü d o h p S s r d (C (D ristung gefordert, die durch eine Selbstverpflichtung er Unternehmen erreicht werden soll. (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein richtig guter Vorschlag, oder?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607612500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Franz Romer (CDU):
Rede ID: ID1607612600

einer Meinung nach geht es wirklich nicht um die
auer der geleisteten Praktika.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, natürlich! Sonst gibt es später keine Jobs!)


ielmehr sind die Praktikumsstellen vom ersten Tag an
irkliche Arbeitsverhältnisse mit Anspruch auf Arbeits-

ntgelt. Mit einer zeitlichen Begrenzung lösen wir dieses
roblem also nicht.

Die Linksfraktion fordert in ihrem Antrag zunächst
inmal eine ordentliche Überregulierung aller Prakti-
umsverhältnisse. Dem können wir nicht zustimmen.
as BMA befasst sich momentan mit der Auswertung
er Datenlage. Des Weiteren prüft das BMA die rechtli-
hen Handlungsoptionen und erstellt Material zur Infor-
ation der Praktikanten, wie es im Antrag der Grünen

efordert wird. Es geht vor allem darum, den Betroffe-
en all ihre Möglichkeiten, Rechte und Pflichten aufzu-
eigen, die zum Beispiel im Bundesbildungsgesetz zur
egelung von Praktika bereits festgelegt worden sind.
ir müssen die abschließenden Bewertungen des Minis-

eriums abwarten, um die tatsächliche Lage besser beur-
eilen zu können. Damit wäre dann aber der Forderung
eider Anträge nach mehr Informationen Rechnung ge-
ragen.

Fragen wir uns nach den Ursachen für die Entwick-
ung im Bereich der Praktika, so wird schnell klar, dass
ie Probleme auf dem Arbeitsmarkt die Unternehmen
nd die Behörden erst in die Lage versetzen, das Über-
ngebot an gut ausgebildeten Berufsanfängern auszunut-
en. Wir müssen also dafür sorgen, dass Hochschulab-
änger ihr frisches Wissen und Können nicht in endlos
neinandergereihten Praktika vergeuden. Wir müssen
en Arbeitsmarkt stärken, den Berufsanfängern einen
eordneten Berufseinstieg ermöglichen und unserer
olkswirtschaft das wichtige Know-how der hochquali-

izierten Absolventen zuführen.

Manchmal hat man das Gefühl, Absolventen suchen
chon gar nicht mehr nach einem Arbeitsplatz, sondern
eihen ein Praktikum an das andere. Das ist eine absurde
orstellung. Dieses Problem ist nicht in erster Linie
urch Neuregelungen bei den Praktika zu lösen. Eine
berregulierung aller Praktikumsverhältnisse darf nicht
azu führen, dass die Unternehmen oder Behörden, die
rdnungsgemäße Praktika anbieten, keine Anreize mehr
aben, Stellen zur Verfügung zu stellen.

Ich unterstütze ausdrücklich die Initiative „Fair Com-
any“ unter der Schirmherrschaft Franz Münteferings.
ie ist ein Gütesiegel für Unternehmen, die sich be-
timmten Regeln für faire Praktika unterwerfen. Sie ga-
antieren unter anderem, keine regulären Arbeitsplätze
urch Praktika zu ersetzen


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Franz Romer
und keine Bewerber auf ordnungsgemäße Stellen mit
Praktika zu vertrösten.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Anfang!)


Auch wir Bundestagsabgeordnete beschäftigen in
unseren Büros Praktikanten. Wir sollten Vorbild sein


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


und uns ebenfalls fair verhalten, wenn es um die Vergabe
und Ausgestaltung von Praktikumsplätzen geht. Ich per-
sönlich biete in der Regel Studierenden nur ein auf sechs
bis acht Wochen begrenztes Praktikum an.


(Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Vergütet oder nicht?)


Junge Berufseinsteiger mehrere Monate unentgeltlich
oder gering bezahlt zu beschäftigen, halte ich für nicht
vertretbar.

Ich fasse zusammen: Wir werden die Anträge von
Bündnis 90/Die Grünen und der Linkspartei ablehnen.
Wir sehen das Problem; doch die Anträge sind zur Lö-
sung nicht geeignet. Das BMA wird eine Datenbasis und
einen Handlungsrahmen erarbeiten. Die Große Koalition
wird weiter die Rahmenbedingungen verbessern, damit
gerade junge Berufseinsteiger bessere Möglichkeiten be-
kommen. Wenn uns eine weitere Verbesserung am Ar-
beitsmarkt durch sinkende Lohnnebenkosten und durch
eine Verbesserung der Rahmenbedingungen gelingt,
müssen wir über dieses Thema nicht mehr reden.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607612700

Ich erteile das Wort Kollegen Swen Schulz, SPD-

Fraktion.


Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1607612800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

ren! „Generation Praktikum“ ist bei den „Wörtern des
Jahres“ 2006 auf Platz zwei gelandet, hinter „Fanmeile“
und vor „Karikaturenstreit“. In Berlin läuft gerade ein
Theaterstück mit dem Titel „Tod eines Praktikanten“.
Die beiden Petitionen zum Thema Praktika haben zusam-
men die Unterstützung von über 100 000 Bürgerinnen
und Bürgern erhalten. Das sind Schlaglichter, die deut-
lich machen, dass es im Bereich Praktika ernste Pro-
bleme gibt, die viele Menschen betreffen. Sie zeigen die
Notwendigkeit, dass wir im Deutschen Bundestag über
Handlungsmöglichkeiten sprechen.

Nachdem sich die SPD-Fraktion schon im letzten Jahr
mit dieser Thematik befasst hat und Franz Müntefering
angekündigt hat, sich diesem Thema zu widmen, liegen
nun Anträge der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/
Die Grünen vor. Bei allen Differenzen, die in der De-
batte deutlich geworden sind, sage ich: Vom Grundsatz
her freue ich mich darüber, dass Sie sich mit diesen An-

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(C (D rägen mit dem Thema beschäftigen und dass wir uns ierüber austauschen. Um dem Problem auf den Grund gehen zu können, uss man zunächst einmal feststellen: Nicht alle Prak ika sind schlecht. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


m Gegenteil – das sage ich auch an die Adresse der Zu-
chauerinnen und Zuschauer, von denen viele jüngeren
lters sind –, es ist so, dass die meisten Praktika sinnvoll

ind und erfolgreich durchgeführt werden. Sie sind un-
erzichtbarer Bestandteil von Ausbildungen und Studi-
ngängen, weil sie Einblicke in die Arbeitswelt verschaf-
en. Zeitlich begrenzt werden berufliche Fertigkeiten
ermittelt, die auf dem weiteren Lebensweg enorm hel-
en. Das sind faire Praktika; sie finden unsere volle Un-
erstützung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber es gibt eben auch unfaire Praktika. Immer häufi-
er wird berichtet, dass Arbeitsplatzsuchende wie Prakti-
anten eingestuft, aber wie reguläre Arbeitskräfte einge-
etzt werden. Das sind die genannten Scheinpraktika:
hne oder nur für geringe Bezahlung und ohne soziale
bsicherung, sechs Monate, ein Jahr oder gar länger, als
rsatz für regulär Vollzeitbeschäftigte. Dagegen wollen
ir vorgehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ffenbar hat sich ein regelrechter Praktikantenarbeits-
arkt herausgebildet. Es gibt Unternehmen, die die Not

er Leute schamlos ausnutzen, sie ködern mit dem Ver-
prechen, dass, wenn sie im Praktikum gute Leistungen
eigen, eine reguläre Stelle in Aussicht stehe. Diese Ver-
prechen erweisen sich häufig als trügerisch.


(Renate Schmidt [Nürnberg] [SPD]: Leider wahr!)


ie Kosten für die Gesellschaft und für die Betroffenen
ind hoch: Vollwertige Arbeitsplätze werden verdrängt,
ozialversicherungsabgaben fehlen, Steuern werden
icht gezahlt, der Staat muss mit Transferzahlungen
ehr Hilfe zum Lebensunterhalt leisten. Man muss sich

uch einmal vergegenwärtigen, wie sozial ungerecht das
st: Wer kann es sich schon leisten, monatelang ohne Be-
ahlung zu arbeiten, allein in der Hoffnung, im An-
chluss einen Job zu bekommen? Außerdem wird die Fa-
iliengründung durch so eine Phase natürlich erschwert.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


tudium und Qualifikation werden unattraktiver, wenn
ich die Leute fragen müssen, wann sie nach dem Stu-
ium bzw. nach der Ausbildung endlich ins reguläre Ar-
eitsleben eintreten können.

Eine Reihe von Unternehmen schert sich nicht um
erantwortung, will einfach nur Kosten sparen. Aber am






(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

Ende werden auch diese Unternehmen es teuer bezahlen,
wenn sie so mit dem Nachwuchs an qualifizierten Ar-
beitskräften umgehen. Das darf so nicht weitergehen.
Wir müssen faire Praktika unterstützen und dürfen diese
neue Form der Ausbeutung nicht tolerieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt einige untergesetzliche Maßnahmen, die wir
ergreifen sollten und von denen einige in den Anträgen
genannt sind. Das Bundesministerium für Arbeit und So-
ziales richtet bereits ein Internetportal mit Informationen
für Praktikantinnen und Praktikanten ein. Denn sie ha-
ben Rechte, wie die Kollegin Kramme bereits ausgeführt
hat.

Wir sollten auch die Gewerkschaften und die vernünf-
tigen Unternehmen mit ins Boot holen. Viele sehen ja,
dass da etwas schiefläuft. Die Initiative „Fair Com-
pany“, deren Schirmherr Franz Müntefering ist, zählt
heute fast 700 Unternehmen, die sich zu fairen Praktika
bekennen und verpflichten, und es kommen täglich neue
hinzu.


(Beifall des Abg. Willi Brase [SPD])


Das ist eine gute Basis für eine breite Aktion, vielleicht
für eine Stiftung, die sich um faire Praktika kümmert.
Wir müssen mit den Betroffenen zusammenarbeiten und
uns auch anschauen, was die Arbeitsagenturen und die
Jobcenter machen.

Die Hochschulen können helfen, und die öffentlichen
Arbeitgeber müssen mit gutem Beispiel vorangehen.
Das ist hier bereits gesagt worden, und das betrifft insbe-
sondere die Bundesregierung und den Deutschen Bun-
destag sowie seine Abgeordneten. Es ist richtig, dass
sich der Ältestenrat auf Initiative der SPD mit dem
Thema befasst. Ich setze einfach einmal auf eine breite
Unterstützung nach der heutigen Debatte.


(Beifall bei der SPD)


In den Anträgen und auch in den angesprochenen Pe-
titionen werden zusätzlich gesetzliche Maßnahmen ge-
fordert. Es dreht sich dabei vor allem um die klarere De-
finition von Praktika, damit alle Beteiligten genauer
wissen, was Recht ist. Es geht um eine Höchstdauer von
Praktika, weil mit der Dauer auch die Wahrscheinlich-
keit steigt, dass aus dem Lernverhältnis ein Arbeitsver-
hältnis wird, und vielfach wird eine vorgeschriebene
Vergütung gefordert.

Wir müssen das diskutieren. Ich bitte aber alle Frak-
tionen herzlich, es sich dabei nicht zu einfach zu
machen, sondern mit uns zusammen sorgfältig darüber
nachzudenken, womit wir die Situation wirklich verbes-
sern; denn es gibt ja bereits einen rechtlichen Schutz.
Offenkundig haben wir aber ein Durchsetzungsproblem.
Schließlich sind die Praktikantinnen und Praktikanten in
einer denkbar schwachen Position. Die Frage ist also:
Was hilft in der Realität?

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(C (D Wir müssen ein Weiteres bedenken: Gesetze bergen mmer auch die Gefahr, dass überreglementiert wird – it unerwünschten Folgen. ch möchte hier nicht großartig ein Gesetz machen, mich abei ganz toll fühlen und hinterher Briefe erhalten, in enen steht: Ihr habt das ja vielleicht gut gemeint, aber as Gesetz führt dazu, dass das Praktikum, das ich mahen wollte, jetzt nicht mehr möglich ist, weil es nicht ehr angeboten werden kann. – Es gibt also einen Un erschied zwischen gut gemeint und gut gemacht. Das üssen wir dabei bedenken. (Uwe Barth [FDP]: Das ist geradezu das Gegenteil!)


(Uwe Barth [FDP]: Hört! Hört!)


Darum sage ich Ihnen für die SPD-Fraktion zu: Wir
erden die verschiedenen Forderungen und Möglichkei-

en sorgfältig prüfen und mit Ihnen gemeinsam diskutie-
en, um dann zu schauen, was die beste Vorgehensweise
st. Kollegin Kramme hat dazu ja schon einiges gesagt.

Zum Schluss sage ich: Wenn wir das hinbekommen,
ann leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, den Leu-
en tatsächlich zu helfen, sodass bald vielleicht nicht
ehr von der Generation Praktikum, sondern von der
eneration Arbeit die Rede ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607612900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/3349 und 16/3544 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen,
obei die Federführung jeweils beim Ausschuss für Bil-
ung, Forschung und Technikfolgenabschätzung liegen
oll. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
ann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 9 a und 9 b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, Hartwig
Fischer (Göttingen), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord-
neten Gabriele Groneberg, Dr. Sascha Raabe,
Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Energie- und Entwicklungspolitik stärker ver-
zahnen – Synergieeffekte für die weltweite
Energie- und Entwicklungsförderung besser
nutzen

– Drucksache 16/4045 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Verteidigungsausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ute
Koczy, Thilo Hoppe, Marieluise Beck (Bremen),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Rohstoffeinnahmen für nachhaltige Entwick-
lung nutzen

– Drucksache 16/4054 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile der Kollegin
Gabriele Groneberg, SPD-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1607613000

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Energie
ist in den letzten Monaten ohne Frage das Thema Num-
mer eins. Sorgen um unsere eigene Energiesicherheit,
steigende Energiepreise überall auf der Welt und vor al-
lem auch ein zunehmender Energiehunger in Entwick-
lungs- und Schwellenländern bestimmen die Diskussio-
nen. Wir alle wissen: Eine sichere und wirtschaftlichere
Energieversorgung ist ein überaus wichtiger Standort-
faktor für alle Volkswirtschaften. Der Faktor Energie
entscheidet mit über deren Zukunftsfähigkeit.

Die Versorgung mit Energie ist entscheidend für
wirtschaftliches Wachstum, für Gesundheit und Bildung,
für menschlichen Wohlstand. Die Frage der Energie be-
rührt eben alle Bereiche der gesellschaftlichen Entwick-
lung.

Energiepolitik – und das mit ihr verbundene Interesse
an einer ausreichenden Energieversorgung – hat inzwi-
schen oberste Priorität auf der politischen Agenda. Die
deutsche EU-Ratspräsidentschaft widmet sich aus gu-
tem Grund diesem Thema. Antworten auf die aktuellen
energiepolitischen Fragen zu finden hat in diesen Zeiten
absoluten Vorrang, ja ist geradezu mit Brisanz versehen,
denkt man an unberechenbare Gas- und Öllieferanten,
das Versiegen vorhandener Ölfelder, die Debatte um eine
Renaissance der Atomkraft, den wachsenden Energiebe-
darf der Schwellen- und Entwicklungsländer und damit
selbstverständlich auch eine Verschärfung der Ressour-
cenkonkurrenz sowie die Konflikte und Kriege, die da-
raus resultieren.

Nicht zu vergessen: Das Thema Energie ist mehr als
nur Versorgung: Die Aspekte der Klimaverträglichkeit

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(C (D ewinnen in dramatischer Weise an Bedeutung; der treit um die Klimaveränderungen, deren Herkunft nd Auswirkungen nimmt an Heftigkeit zu. Es verwunert also nicht, dass in diesen Zeiten der Begriff der nergieaußenpolitik geprägt wurde. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, untrennbar erbunden werden müssen selbstverständlich auch Enerieund Entwicklungspolitik. Dies betrifft die vorhandeen oder eben nicht vorhandenen Ressourcen ebenso wie ie klimatischen Auswirkungen. Unser vorliegender Anrag beschäftigt sich ausführlich mit diesen Problemen. ch will an einigen Beispielen deutlich machen, worum s hier geht. Beispiel Afrika. Auf unserem afrikanischen Nachbarontinent liegt ein Zehntel der weltweit bekannten Ölreerven. Diese Ölvorkommen bergen ein enormes Potenial, eine einmalige Chance für die betroffenen Staaten, nergetisch, aber vor allen Dingen auch finanziell, wenn s darum geht, das aus der Ölförderung gewonnene Geld n Wachstum und Entwicklung in diesen Ländern zu inestieren. Deshalb müssen wir gerade jetzt die politische, wirtchaftliche und soziale Entwicklung der rohstofffördernen Länder und Regionen mit dem Ziel unterstützen, ass das Geld in den wichtigen Bereichen wie Versorung der Bevölkerung mit Wasser und Energie und Aufau von Bildungsund Gesundheitssystemen ebenso wie ür die wirtschaftliche Entwicklung Verwendung findet. Ressourcen können Fluch und Segen mit sich brinen. Wir wissen, dass die größten Probleme in diesem usammenhang im Bereich der Korruption von Regie ungen und in den Eigeninteressen diverser Machtcliuen liegen. Die Undurchsichtigkeit der Einnahmeflüsse egünstigt schlechte Regierungsführung und die Verunreuung von Mitteln. Von 1997 bis 2002 sind alleine in ngola 1,5 Milliarden Dollar in diesem Bereich versi kert und damit verlorengegangen – und dies angesichts er vielen Probleme gerade in diesem Land. Wir, die Industriestaaten, sind aufgefordert, Entwickungsund Schwellenländer in ihren Bestrebungen nach inem transparenten Abbau ihrer Rohstoffe zu unterstüten, damit die Gewinne der Bevölkerung in den Ländern ugutekommen. Hier kommt der Transparenzinitiative für den Rohtoffsektor, „Extractive Industries Transparency Initiaive“, EITI, eine besondere Bedeutung zu. Sie fordert ine Offenlegung der Einnahmen aus der Rohstoffwirtchaft, um durch Transparenz die Korruption zu beämpfen. Deshalb fordern wir mit dem vorliegenden ntrag auch, dass die Initiative in ihrer Arbeit weiterhin olitisch, organisatorisch und finanziell unterstützt wird. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es wird in Zukunft auch auf internationaler sowie auf
ilateraler Ebene wichtig sein, dass im Dialog mit den
ITI-Staaten deutlich gemacht wird, dass die vollstän-






(A) )



(B) )


Gabriele Groneberg
dige Umsetzung der eingegangenen Verpflichtung für
tatsächliche Transparenzfortschritte unabdingbar ist.

Ebenso müssen wir regionale Kontrollmechanismen
unterstützen. Ganz wichtig ist in diesem Zusammen-
hang, dass wir, wie wir es auch in unserem Antrag for-
dern, bestehende Strukturen zum Beispiel in Afrika stär-
ken. Die Initiative „New Partnership for Africa’s
Development“, NEPAD, ist hier ein entscheidender
Schritt in die richtige Richtung. Erstmals bekannten sich
bei der Gründung der Initiative im Jahr 2001 die afrika-
nischen Regierungschefs zu ihrer Verantwortung, durch
gute Regierungsführung die Grundlagen für eine nach-
haltige Entwicklung des Kontinents schaffen. NEPAD
zeigt die Einsicht der afrikanischen Staaten in die Not-
wendigkeit von Good Governance, wie man auf Neu-
deutsch so schön sagt, von guter Regierungsführung
eben. Nur eine gute Regierungsführung wird bei roh-
stoffreichen Entwicklungsländern zur Verteilungsge-
rechtigkeit beitragen.

Aber nicht alle Entwicklungsländer sind mit Ressour-
cen, vor allem im Energiebereich, gesegnet. 2 Milliarden
Menschen haben heute auf diesem Globus keinen Zu-
gang zu Elektrizität; vielen anderen fehlt der Zugang zu
moderner und sauberer Energie. Sie decken ihren Ener-
giebedarf mit Feuerholz und anderer Biomasse.

Der Energiebedarf dieser Länder wird in den nächsten
Jahren aber enorm ansteigen. Der Weltenergiever-
brauch wird in den nächsten 30 Jahren um zwei Drittel
zunehmen. Nahezu zwei Drittel des Wachstums werden
dabei auf die Entwicklungsländer entfallen. Die globale
Energienachfrage wird von 30 auf 43 Prozent steigen,
hauptsächlich in Asien.

Damit sind wir bei zwei weiteren Handlungsfeldern
und auch bei der Verbindung von Energie- und Entwick-
lungspolitik mit dem Thema Klimaschutz. Wirtschaftli-
ches Wachstum führt zu vermehrten CO2-Emissionen,
die wiederum eine nachweisbare und immer deutlicher
empfundene Bedrohung für das Klima darstellen. Nach
seriösen Klimastudien wird bis zum Jahre 2100 die welt-
weite Temperatur um durchschnittlich 3 Grad Celsius
steigen, der Pegel der Nordsee soll um über 40 Zentime-
ter steigen.

Jahrzehntelange Anstrengungen im entwicklungspoli-
tischen Bereich könnten durch die Folgen des Klima-
wandels damit zunichtegemacht werden. Zunehmende
Versteppung und Verwüstung von Landstrichen, verbun-
den mit immer knapper werdenden Wasserressourcen,
vertreiben die Menschen aus ihren Heimatregionen. Hö-
here Energieeffizienz, verbunden mit dem Einsatz
erneuerbarer Energien, werden helfen, den steigenden
Energiehunger zu stillen und mindestens den Klimawan-
del nicht noch weiter anzuheizen.

Ein ganz wichtiges Argument, gerade für rohstoff-
arme Entwicklungsländer, für den Einsatz erneuerbarer
Energien ist, dass diese entscheidend zur Armutsbe-
kämpfung beitragen können, wenn damit eine Energie-
versorgung gewährleistet wird, die nachfragegerecht, ef-
fizient, kostengünstig und vor allen Dingen dezentral
einsetzbar ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



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(C (D Der Wechsel zu heimischer erneuerbarer Energie vor allem wenn sie vor Ort vorhanden ist, wie Wind nd Sonnenenergie oder Geothermie – befreit die Enticklungsländer von ihrer Energieimportlast. Die Enerieimportlast, die die Entwicklungsländer schultern üssen, ist immens. Eine Entlastung von mehr als 0 Milliarden US-Dollar kann erreicht werden, wenn iese Länder nicht die Mehraufwendungen für den getiegenen Ölpreis aufwenden müssen. Steigt der Preis ro Barrel Öl nur um einen US-Dollar, treibt das die Ölechnung der ärmsten Länder pro Jahr um eine Milliarde S-Dollar in die Höhe. Vor dem Hintergrund der Energieimportlast und des ich beschleunigenden Klimawandels müssen wir unsere nstrengungen intensivieren, Entwicklungsländern zu elfen – das gilt insbesondere für die afrikanischen Läner südlich der Sahara –, sich auf die klimatischen Vernderungen einzustellen. Wir in Deutschland sind präestiniert dafür; wir können das mit leistungsfähigen und limafreundlichen Technologien. Der Aufbau von nuklearer Technologie zur Energieereugung kann unserer Meinung nach keine Lösung der nstehenden Energieproblematik sein; (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU])


enn das verständliche Streben nach Energiesicherheit
nd nach Energieunabhängigkeit geht teilweise Hand in
and mit der Gefahr des missbräuchlichen Umgangs mit
uklearmaterial. Dazu gibt es eine Menge zu sagen.
ein Kollege wird dazu Ausführungen machen.

Noch vor 20 Jahren haben Ideologien die Außenpoli-
ik bestimmt. Heute steht zunehmend Energiesicherheit
m Zentrum deutscher Außenpolitik. Hier ist es von au-
erordentlicher Bedeutung, in Zusammenhängen zu den-
en. Unser Antrag zeigt: Energie-, Entwicklungs- und
limaschutzpolitik können nicht mehr sektoral betrach-

et werden. Diese Politikfelder sind komplex miteinan-
er verbunden.

Erneuerbare Energien sind kein Luxus, sie sind ein
chlüssel zur Armutsbekämpfung. Sie ermöglichen
nergiesicherheit für uns ebenso wie für die Entwick-

ungsländer.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607613100

Ich erteile das Wort Kollegen Karl Addicks, FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1607613200

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Energiefragen sind in der Tat sehr eng mit Entwick-
ungsfragen verknüpft. Daher kann ich die Anträge der
rünen und der Koalition im Grunde nur begrüßen.






(A) )



(B) )


Dr. Karl Addicks
Allerdings – ich darf Ihnen das an dieser Stelle sagen –
habe ich Anlass, mich ein bisschen darüber zu ärgern,
dass Sie uns nur wenig Zeit gegeben haben, uns mit die-
sen Anträgen zu befassen. Ich habe Ihre Anträge gestern
bekommen; am Montag wurden sie auf die Tagesord-
nung gesetzt. Ich finde das nicht in Ordnung. Das sollte
in Zukunft früher geschehen. Das wäre ein kollegialerer
Umgang mit der Opposition.


(Beifall bei der FDP – Gabriele Groneberg [SPD]: Wir arbeiten dran!)


Aber wir wollen hier nicht lamentieren. Das muss man
wahrscheinlich so hinnehmen.

Sowohl der Antrag der Grünen als auch der der Koali-
tion sind im Grunde nicht verkehrt. Wir haben in unserer
Kleinen Anfrage „Verantwortung der ölproduzierenden
Länder“ diese Fragen schon aufgeworfen. Ich kann mich
aber, ehrlich gesagt, mit der Definition von Konfliktroh-
stoffen im Antrag der Grünen nicht so richtig anfreun-
den. Das geht ein bisschen in eine bürokratische Rich-
tung. Wozu die Definition von Konfliktrohstoffen
einführen? Damit wird ein wenig über das Ziel hinausge-
schossen.

Außerdem sollten wir im Entwicklungszusammen-
hang immer wieder sehr ernsthaft über die korrekte Ver-
teilung der Rohstoffeinnahmen der Entwicklungslän-
der diskutieren. Frau Kollegin Groneberg hat gerade
schon die Beispiele Angola und Nigeria erwähnt und an-
gesprochen, in welcher Höhe nebenbei Gelder abge-
zweigt werden. Die Summen, die Sie, Frau Kollegin
Groneberg, genannt haben, sind wahrscheinlich stark un-
tertrieben. Ich glaube, dass sie wesentlich größer sind.
Das hat auch etwas mit Post-Conflict-Countries und Pre-
Conflict-Countries zu tun. Wir sollten das Augenmerk
viel mehr darauf richten, dass in den Entwicklungslän-
dern Konflikte um die Verteilung von Rohstoffen gar
nicht erst entstehen. Denn wenn Konflikte und Bürger-
kriege entstehen, wird unsere ganze Arbeit, die wir als
Entwicklungspolitiker geleistet haben, letztlich zunich-
tegemacht.

Wenn wir Ihnen aber gute Vorschläge machen, um
Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in manchen Län-
dern zu fördern und Ungerechtigkeiten zu verhindern,
dann sollten Sie in Zukunft nicht all diese Anträge ein-
fach ablehnen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an
die Anträge, die wir zu Kenia und Südafrika gestellt ha-
ben. Sie wissen – ich möchte daran erinnern –, was in
Kenia passiert ist. Es kam zu einer Beschränkung der
Pressefreiheit. Die Eliten in diesen Ländern, die mehr
oder weniger korrupt sind, lachen sich tot, wenn sie se-
hen, wie wir damit umgehen und dass ihnen im Grunde
überhaupt nichts droht. Wenn Sie dann noch die Nicht-
einhaltung von Konditionen mit TZ-Maßnahmen flan-
kieren wollen, kann ich mich eines gewissen Lächelns
nicht enthalten. Da kann der Polizei- bzw. Innenminister
von Kenia also ruhig weiter missliebige Zeitungen
schließen und TV-Stationen zerstören. Die Engländer
haben darauf etwas anders reagiert. Wir sollten zumin-
dest ein Signal setzen. Ich würde mich freuen, wenn von
Ihnen ein entsprechendes Signal käme.

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(C (D Entwicklung und Energiepreise verhalten sich geraezu umgekehrt proportional, zumindest in den kleineen Ländern, die selber keine Ressourcen haben. Denn ine höhere Ölrechnung macht zwar die Förderländer eich. Die anderen aber, die keine Ressourcen haben, acht sie arm. Dadurch werden wichtige Mittel für die ntwicklung derjenigen Länder, die keine Ressourcen aben, letztlich aufgezehrt. Wir haben mit unserer Kleien Anfrage zur Verantwortung der ölproduzierenden änder ein bisschen an die Solidarität zumindest derjeigen OPEC-Länder, die keine Entwicklungsländer ehr sind und schon einen gewissen Entwicklungsstand rreicht haben, appelliert, denjenigen unter die Arme zu reifen, die überhaupt nichts haben. Die entwicklungspolitische Ausgangslage ist durch in globales Bevölkerungswachstum, einen drastischen uwachs des Bedarfs an Primärenergie vor allem in hina und Indien, durch zunehmende geostrategische isiken in den Reserveländern, durch überregionale achtmonopole des Energiesektors und durch ein Über chreiten des weltweiten Fördermaximums, das wahrcheinlich im nächsten Jahrzehnt erreicht werden wird, ekennzeichnet. China zum Beispiel hat sich von einem rüheren Rohölexporteur zu einem der größeren Rohölmporteure gewandelt. Wenn das Fördermaximum berschritten sein wird, wie es im nächsten Jahrzehnt der all sein wird, dann müssen wir wirklich aufpassen. enn dann geht es abwärts. Diejenigen Förderoder essourcenländer, die dann nicht die Chance ergriffen aben, ihre Wirtschaft auf ein nachhaltiges Wirtschafen umzustellen, werden dann möglicherweise schlecht ussehen. Die Internationale Energieagentur hat pronostiziert, dass wir bis 2030 einen Anstieg des Priärenergiebedarfes um 52 Prozent haben werden. Da in liegt ein sehr großes Konfliktpotenzial. Hier haben ir wirklich dringenden Handlungsbedarf. In den beiden vorliegenden Anträgen, im Antrag der oalition und in dem der Grünen, wird vorgeschlagen, ich von der Konzentration auf die begrenzten Ressouren zu lösen und auf erneuerbare Energien zu setzen. ies ist aus unserer Sicht ein sehr richtiger Ansatz. Ich rinnere an das Beispiel Namibia; wir haben dieses Land ürzlich besucht. Namibia wird alsbald im Hinblick auf eine Elektrizitätsversorgung vor Problemen stehen, weil ie Lieferverträge, die mit Südafrika bestanden, gekünigt wurden und bisher nichts an die Stelle dessen geetzt worden ist. Wir können nur hoffen, dass in Namibia nde dieses Jahres nicht die Lichter ausgehen. Wir soll en alsbald eine Initiative ergreifen und den Namibiern ithilfe von regenerativen Energien helfen, das Loch zu topfen. Wir müssen bei unseren zukünftigen Anstrengungen uch einen Schwerpunkt auf die Energiespeicherung und uf dezentrale und lokale Nutzungsmöglichkeiten legen. nsbesondere bei der Elektrifizierung des ländlichen aumes sollten wir gezielter vorgehen und sie mit angeassten Instrumenten der Entwicklungszusammenarbeit ördern. Dr. Karl Addicks Aber für eine verantwortliche und sachgerechte Förderung erneuerbarer Energien ist die Liberalisierung und wettbewerbliche Ausgestaltung dieser Märkte essentiell. Das müssen wir beachten. Ansonsten kann der Zugang zu elektrischer Energie in diesen Ländern nicht kostendeckend ermöglicht werden, wodurch die Abhängigkeit von den Lieferanten verstärkt wird. Ich sehe, dass meine Redezeit abgelaufen ist. Deshalb kann ich meine Ausführungen leider nicht so beenden, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Gabriele Groneberg [SPD])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607613300

Ich erteile das Wort Kollegen Christian Ruck, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1607613400

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag, den wir als Ko-
alitionäre vorgelegt haben, beschäftigt sich in der Tat mit
einem sehr komplizierten und delikaten, aber auch sehr
wichtigen Thema. Nicht zuletzt deshalb hat Global Wit-
ness die heutige Debatte als eine historische Chance be-
zeichnet, die wir auch nutzen wollen.

In unserem Antrag sind vier Facetten genannt, die
zum Ausdruck bringen sollen, wie sehr Energie- und
Entwicklungspolitik miteinander verzahnt werden müs-
sen.

Die erste Facette ist von Frau Kollegin Groneberg
schon ausführlich dargelegt worden, nämlich dass die
weltweit tendenziell steigenden Energiepreise die Ent-
wicklungsländer, die nicht über eigene Energiequellen
verfügen, in dramatischem Maße ärmer machen.

Das Beispiel Kenia wurde bereits genannt. Allein die
Mehrkosten, die Kenia in den letzten Jahren für stei-
gende Energiepreise aufwenden musste, übersteigen die
gesamten Einnahmen Kenias aus der Entwicklungshilfe.
Die Entwicklungshilfe verliert aber vollständig ihren
Sinn, wenn sie von steigenden Energiekosten aufgefres-
sen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Entwicklung kann man nicht tatenlos zusehen.
Sie macht Wachstumschancen zunichte, die wir alle wol-
len. Sie macht auch die Chancen zunichte, die Millen-
nium-Development-Ziele zu erreichen, und deshalb
müssen wir im Verbund mit unseren Partnern alles tun,
um dem entgegenzuwirken.

Frau Kollegin, Sie haben schon viele Punkte genannt,
zum Beispiel die Energieeffizienz und die erneuerbaren
Energien in den armen Ländern. Ein wichtiger Punkt, in
dem ich Ihnen zustimme, Herr Addicks – er ist auch in
unserem Antrag aufgeführt –, ist, dass wir uns an dieje-
nigen wenden müssen, die in besonderer Weise von der

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(C (D rhöhung der Energiepreise – vor allem der Erdölpreise – rofitieren, nämlich die OPEC-Staaten. An dieser Stelle ollen wir zum Ausdruck bringen, dass die von der PEC geleistete Entwicklungshilfe für die betroffenen änder zu wenig ist und entsprechend erhöht werden uss. Die zweite Facette – auch das wurde schon genannt – st, dass die Entwicklungsländer insgesamt eine immer tärkere Schlüsselrolle in der Energieund Klimapoliik spielen. Berechnungen zufolge werden zwei Drittel es Zuwachses am Energiebedarf der nächsten 50 Jahre on den Entwicklungsländern beansprucht. Das hat chon heute sehr negative klimapolitische Auswirkunen. China zum Beispiel ist nicht nur der größte SO2mittent, sondern auch der zweitgrößte CO2-Emittent. ndonesien ist der drittgrößte CO2-Emittent. Das hat eine raurige Ursache, nämlich die nicht in den Griff zu beommenden großen Waldbrände in Indonesien, die in anchen Jahren für bis zu 50 Prozent des weltweiten O2-Ausstoßes verantwortlich waren. So kann es in unser aller Interesse nicht weitergehen. eswegen meinen wir, dass gerade in diesem klimapoli ischen Zusammenhang der Waldschutz und die technoogische Zusammenarbeit intensiviert werden müssen. etztere muss darauf hinwirken, dass auch den Entwick ungsund Schwellenländern gelingt, was uns bereits geungen ist, nämlich das Wachstum vom Energieverrauch abzukoppeln. Ich glaube, das ist das A und O, nd es ist nur durch technologische Sprünge und durch ie technologische Zusammenarbeit zwischen den Inustrienationen und den Entwicklungsund Schwellenändern möglich. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


n diesem Zusammenhang möchte ich ansprechen, dass
ir hier die Verantwortung von zum Beispiel China und

ndien einfordern müssen. Diese Länder müssen sich be-
egen und sagen: Wir, die Entwicklungs- und Schwel-

enländer, wollen verantwortungsbewusste Partner im
iotomechanismus sein und bekennen uns dazu, in die-

em Gesamtsystem mitzumachen.

Die dritte Facette ist ebenfalls dramatisch und betrifft
as Desaster vieler rohstoffreicher und insbesondere
lreicher Entwicklungsländer im Umgang mit ihrem ei-
enen Reichtum. Es gibt in rohstoffreichen Entwick-
ungsländern eine unheilige Allianz aus schwacher Ver-
altung und Demokratie, korrupten Eliten und rein
ewinnorientierten, meistens ausländischen Extraktions-
irmen, die oft mit politischer Rückendeckung agieren.
iese unheilige Allianz hat bislang dafür gesorgt, dass
er Ressourcenreichtum bzw. der Ölreichtum in vielen
ändern statt zum Segen zum Fluch wurde. Kenianische
olitiker haben vor einigen Jahren die berühmte Aussage
emacht: Auch bei uns in Kenia suchen nun die Ameri-
aner nach Öl und wir beten täglich zu Gott, dass sie kei-
es finden. – Das ist eine bizarre Situation, die aber die
ealität in vielen Entwicklungsländern widerspiegelt.
er Reichtum weniger wird nicht zur Entwicklung vieler
enutzt.






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck
Leider wird diese Situation durch eine sehr aggressive
Beschaffungspolitik großer Schwellenländer wie China,
die neue Global Player sind, noch verschärft. Diese be-
treiben sozusagen im staatskapitalistischen Verfahren
ganz offen eine Energiebevorratungspolitik. Wir, die In-
dustrienationen, sollten uns vor Scheinheiligkeit hüten;
denn das, was die einen offen machen, haben gelegent-
lich andere weniger offen versucht, um ihren Energiebe-
darf zu decken. Aber uns bereitet große Sorgen, dass die
Volksrepublik China in einer Art und Weise auftritt, die
unsere verzweifelten Versuche unterminiert, eine Ent-
wicklungspolitik zu betreiben, die auf Good Governance
und die Einhaltung der Menschenrechte achtet sowie
Bad Governance isoliert und ächtet. Es ist daher ent-
scheidend, dass wir alle, insbesondere die Europäer, ge-
rade während des deutschen Vorsitzes beim G-8-Gipfel
und der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in diesem
Jahr dies zum Gegenstand eines ernsthaften Dialogs vor
allem mit der Volksrepublik China machen und sie an
ihre Verantwortung für die Welt erinnern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich müssen wir als westliche Verbündete in die-
sem Fall einig sein. Das ist eine Aufgabe für den G-8-
Gipfel. Dort müssen wir auf der Grundlage eines ge-
schlossenen Verhaltenskodex auf höchster Ebene mit
solchen Ländern wie China und Indien verhandeln kön-
nen.

Die vielen Beispiele vor allem, aber nicht nur aus
Afrika wie Angola, der Sudan und der Kongo – darauf
wurde schon hingewiesen – zeigen uns, dass mit den
dortigen Problemen ernsthafte Sicherheitsprobleme ein-
hergehen, die uns alle berühren. Wir müssen das zuneh-
mend in Rechnung stellen und unser politisches Engage-
ment in dieser Hinsicht verstärken. Wir müssen zudem
bereit sein, in den rohstoffreichen Entwicklungsländern
mit neuen entwicklungspolitischen Ansätzen verstärkt
aufzuwarten, und zwar in zwei Richtungen. Wir müssen
eine technische Kooperation anbieten, die gutwillige Re-
gierungen in die Lage versetzt, bei ihren Rohstoffvor-
kommen und Rohstoffextraktionen mit technischem und
administrativem Know-how Ordnung zu halten.

Das heißt, dass sie zum Beispiel eine Grenzsicherung,
Finanzinstitutionen und Steuerinstitutionen aufbauen
können, die sie in die Lage versetzen, ihre Rohstoffe
besser zu kontrollieren. Das betrifft auch die Frage, was
sie in Bezug auf ihre Entwicklung mit den Einkommen
besser machen können.

Letzte Facette – auch das wurde schon angesprochen –
sind unsere eigenen Interessen. Wir haben ein großes In-
teresse, unsere eigene Energieversorgung – Stichwort:
Russland – auch in andere Länder stärker zu diversifizie-
ren. Wir haben ein Interesse an guten energiepolitischen
Verbindungen zu Entwicklungsländern. Wir haben aus
diesem Grund auch ein erhebliches Interesse an geordne-
ten, gesitteten Extraktionsverfahren und an der politi-
schen Stabilität der betreffenden Länder, vor allem der
afrikanischen Länder. Daraus ergibt sich genau die Ver-
bindung, die wir heute im Parlament diskutieren, nämlich
die Verbindung von Energiepolitik und Entwicklungs-

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(C (D olitik. Ich glaube, das ist eine große Aufgabe für die ukunft. Wir müssen schon heute im Vorfeld des G-8ipfels und während der Europapräsidentschaft damit nfangen. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegin Heike Hänsel, Fraktion ie Linke. Danke schön. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Energie ist natürlich das aktuelle Thema wir hatten heute die Aktuelle Stunde darüber –, und sie st der entscheidende Faktor für Entwicklung. Das ist anz klar und wird mittlerweile von großen Teilen der evölkerung erkannt. Es ist wichtig, dass wir dieses hema hier diskutieren. Zu den Anträgen der Koalition und der Grünen möchte ch bemerken, dass es für mich in diesen Anträgen einige roblematische Punkte gibt und ich mit der Stoßrichtung um Teil nicht ganz einverstanden bin. Ich möchte einige unkte nennen. Sie sprechen von dem Fluch der Ressouren. Ich sehe Ressourcen weder als Fluch noch als Segen, eil Ressourcenreichtum per se nicht zu Armut und rieg führt, im Gegenteil. Vielmehr stellt sich die Frage es Umgangs mit den Ressourcen. Insofern müssen sich ie Abnehmer dieser Ressourcen – das sind hauptsächich die führenden Industrieländer – die Frage stellen, ie sie damit umgehen und wie sie um den Zugang zu iesen Ressourcen kämpfen. Es stellt sich auch generell ie Frage nach dem enormen Ressourcenverbrauch unseer Länder. Insofern stellen sich für mich erst einmal andere Fraen, nämlich die, wie wir es schaffen, von diesem normen Ressourcenverbrauch wegzukommen und den andel in unserem Energiesystem hier in den Industrie ändern durch eine konsequente Umstellung auf regeneative Energien einzuleiten und das Bewusstsein zu chaffen, dass wir mit diesem Wachstum nicht mehr weiermachen können, sondern dass wir vielmehr von dieem quantitativen Wachstum, von dem wir ständig sprehen, wegmüssen, hin zu einem qualitativen Wachstum; enn dieses Wachstum und dieser Wohlstand, den wir omentan haben und den wir weiter anstreben, gehen anz klar auf Kosten der Umwelt, des Klimas und der ntwicklungsmöglichkeiten der Länder des Südens. eswegen stellt sich in erster Linie die Frage an uns: as machen wir? Dazu gehört für mich auch ganz klar die Absage an nsere aggressive Außenpolitik. Das neue Weißbuch zur ukunft der Bundeswehr ist vorgestellt worden. Darin teht ganz klar, dass wir auch den Zugang zu Energie otfalls militärisch absichern müssen. Das ist für mich ohstoffimperialismus, und das lehnen wir ganz klar ab. Heike Hänsel Ich muss auch sagen, dass mir der Tenor, wie wir hier jetzt Energie und Entwicklung diskutieren, nicht gefällt. Auch Sie, Herr Ruck, haben gerade gesagt – wenn Sie bitte zuhören –, (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Na klar höre ich zu!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607613500

(Beifall bei der LINKEN)

Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607613600

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


China verbrauche sehr viel Energie. Letztendlich geht es
in dem Antrag über Energie- und Entwicklungspolitik
doch sehr stark um die Energiesicherheit Deutsch-
lands.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Ja und? – Dr. Karl Addicks [FDP]: Das ist doch auch wichtig! – Gabriele Groneberg [SPD]: Das ist doch auch ein berechtigtes Interesse!)


– Ich denke, es geht um die Entwicklungsländer. – Letzt-
endlich geht es – das steht auch im Koalitionsvertrag –
darum, dass Instrumente der Entwicklungszusammenar-
beit die weltweite Sicherung der Energieversorgung ga-
rantieren sollen. Das ist für mich ein instrumentelles
Verhältnis zur Entwicklungspolitik. Sie beklagen das bei
den Chinesen und sagen, China betreibe eine aggressive
Ressourcen- und Energiepolitik. Aber wir haben das seit
Jahrzehnten gemacht. Sie haben im Grunde von uns ge-
lernt.


(Beifall bei der LINKEN – Gabriele Groneberg [SPD]: Da besteht doch ein ganz gewaltiger Unterschied!)


Das ist für mich – Sie haben es selber gesagt – eine
scheinheilige Diskussion. Sie wollen zum Beispiel
China an die internationale Verantwortung erinnern. Er-
innern Sie auch die USA an die internationale Verant-
wortung, was zum Beispiel den Irakkrieg angeht?


(Beifall bei der LINKEN)


Gab es bis heute irgendeine Konsequenz aus diesem
Ölkrieg? Condoleezza Rice ist zurzeit in der Bundes-
republik. Frau Wieczorek-Zeul und Herr Ruck, es wäre
sehr wichtig, ganz klar zu sagen: Wir tragen diese ag-
gressive und verbrecherische Politik, diese Kriegspolitik
nicht mit.


(Beifall bei der LINKEN)


Das wäre, was Energiepolitik angeht, das Wahrnehmen
internationaler Verantwortung. Ich wiederhole: Bis heute
gab es keinerlei Konsequenzen.

Solange wir international völkerrechtswidrige Kriege
akzeptieren, können wir der chinesischen Regierung
doch nicht sagen, sie solle ihre Verantwortung in Afrika
wahrnehmen. Das ist eine verlogene Politik. Wir müssen
zu etwas ganz anderem kommen: Wir brauchen interna-
tionales Recht, und wir brauchen internationale Verein-
barungen, was die Umstellung des Energiesystems an-
geht.

Ich möchte etwas zum Antrag der Grünen sagen. Sie
haben die Transparency-Initiative angesprochen. Auch
wenn ich sie im Prinzip gut finde, ist sie meiner Mei-
nung nach nicht weitreichend genug, weil sie unverbind-
lich bleibt. Wir brauchen im Grunde auch da eine inter-

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(C (D ationale, rechtlich verbindliche Vereinbarung, wie wir it Rohstoffen umgehen, was Einnahmen und was Aus aben angeht. Natürlich basiert bisher vieles auf Freiwiligkeit. Das ist einfach nicht ausreichend. Ich muss Ihnen auch noch sagen: Sie wenden sich an ie G-8-Staaten und fordern sie auf, gemeinsam mit den chwellenländern einen Aktionsplan für die Rohstoff änder zu entwickeln. Das wundert mich natürlich schon twas. Früher wären Sie aufgestanden und hätten gegen ie Treffen der G-8-Staaten demonstriert. Jetzt werden iejenigen, die für diese Energiepolitik verantwortlich ind, beauftragt, für eine Neuausrichtung dieser Politik u sorgen. Das wird nicht möglich sein. Wir können das nur durch die Stärkung der Zivilbeölkerung erreichen. Die Zivilbevölkerung muss ganz ndere Möglichkeiten der Einflussnahme haben, um in en jeweiligen Ländern Entscheidungen herbeizuführen. ie G-8-Staaten werden diese Entscheidungen nicht hereiführen. Diese Staaten planen nämlich im Grunde ichts anderes als neue Strategien, um ihre Energieverorgung zu sichern. Deshalb wollen wir gemeinsam mit ielen Initiativen gegen die G-8-Treffen mobilisieren. nergiesicherheit durch die Umstellung auf regenerative nergien in den Ländern des Südens wird nur gemeinam mit der Zivilbevölkerung und mit engagierten Initiaiven möglich sein. Danke. Ich erteile das Wort Kollegin Ute Koczy, Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Leonardo DiCaprio hat sein Kaufverhalten eändert. In Zukunft will er eine schriftliche Bestätigung afür haben, dass er beim Kauf von Schmuck keine „Konliktdiamanten“ erwirbt; denn er hat bei den Aufnahmen um Film „Blood Diamond“ – „Blutdiamanten“ –, der am 5. Januar in Deutschland Premiere hat, einen Schmuggler espielt und viel über die Tragödien in Sierra Leone geernt. Der „Titanic“-Star lässt uns nacherleben, wie brutal er Krieg um Rohstoffe in Afrika ist. Herr Addicks, es geht darum, festzuhalten, welche toffe Konfliktrohstoffe sind, und gegen die damit verundenen Missstände anzugehen. Ich halte fest: Afrika ist nicht der einzige Kontinent, essen Reichtümer durch ausländische Mächte geplünert werden. Hinzu kommt: Industrieländer erhalten onkurrenz in ihrem Rohstoffhunger durch aufstrebende taaten, die das westliche Konsummodell nachahmen. rdöl, Gas, Eisenerz, Kupfer, Kobalt, Gold, Platin, Holz, asser und anderes sind ein knappes, ein teures Gut. as noch schlimmer ist: Sie alle gehen zur Neige. Die Frage aus meiner Sicht als Entwicklungspolitikein ist nicht „Wer wird diesen Kampf gewinnen?“, sonern: Was tun wir in dieser Situation? Wie meistern wir Ute Koczy das? Diese Frage wollen wir mit diesem Antrag beantworten, zumindest wollen wir dies versuchen. Mit dem grünen Antrag zu Rohstoffen wollen wir erreichen, dass die internationale Gemeinschaft handelt, und zwar ähnlich wie im Fall des Kimberleyprozesses, bei dem es darum ging, diejenigen Diamanten zu kennzeichnen, an denen Blut klebt, sodass man sie nicht mehr kauft. Genauso müssen wir mit allen Rohstoffen umgehen. Es kann nicht angehen, dass wir ignorieren, dass internationale Rohstoffkonflikte entstehen und dass wir keine Grundlage dafür haben, dass der Verkauf von Konfliktrohstoffen international geächtet und völkerrechtlich unterbunden wird, ja, vielleicht sogar strafrechtlich verfolgt wird. Herr Addicks beklagt, das wäre zu viel Bürokratie. Was soll man mit Verbrechern tun, die durch die Welt reisen, die ihr Volk ausgebeutet haben, die Reichtum erworben haben, die aber straffrei bleiben, weil es keine rechtlichen Möglichkeiten gibt, sie zu bestrafen? Solche Systeme zu schaffen, ist der erste Schritt; die NGO Global Witness hat angeregt, darüber zu diskutieren, ob das nicht möglich ist. (Dr. Karl Addicks [FDP]: Das ist meine Rede! Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607613700
Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607613800




(A) )


(B) )


– Sie haben aber gesagt, man solle das lieber nicht tun,
weil das zu Bürokratie führe.

Ich sage: Wir müssen einmal darüber diskutieren, wie
wir mit den Rohstofffragen insgesamt umgehen: Wie
können wir den Ressourcenfluch, den auch die Koali-
tionsfraktionen beklagen, bekämpfen? Wir müssen über
die kalten Kriege um Rohstoffe reden und deren Dyna-
mik erkennen. Ich sehe es als Aufgabe der Entwick-
lungspolitik an, hier Maßnahmen zu ergreifen.

Die heutige Debatte ist eine Premiere: Global Witness
hat eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der die Orga-
nisation dem Bundestag dazu gratuliert, dass er das erste
Parlament weltweit ist, das eine Debatte darüber führt,
inwiefern internationales Handeln notwendig ist, um das
Geschäft mit Konfliktrohstoffen zu stoppen.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Die Debatte wurde von der Koalition initiiert! Das wollen wir nicht vergessen!)


– Das stimmt so nicht.

Es gibt auch andere Wege, dies zu stoppen. Initiativen
wie Publish What You Pay und EITI setzen auf mehr Öf-
fentlichkeit und Transparenz im Rohstoffsektor. Die gu-
ten Ansätze reichen nicht aus; wir müssen mehr tun.

Wir diskutieren heute über zwei Anträge, die sehr un-
terschiedlich auf Fragen des Umgangs mit Rohstoffen
und Energie in Bezug auf die Entwicklungspolitik ein-
gehen. Der Antrag der Grünen konzentriert sich auf das
Ziel, Rohstoffeinnahmen für eine nachhaltige Entwick-
lung zu nutzen. Wir müssen als diejenigen, die direkt
von den Rohstoffen profitieren, die Verantwortung dafür
übernehmen, dass wir beim Kauf von Rohstoffen keine
ökologischen Desaster hervorrufen oder Konflikte schü-

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(C (D en. Insofern ist uns Leonardo DiCaprio um Längen voaus. Der Antrag der Koalition hingegen geht vor allem auf nergiefragen ein. Er enthält einen Absatz, den ich charf kritisiere. CDU/CSU und SPD stehen in der Geahr, die Entwicklungspolitik für die Energiepolitik eutschlands zu instrumentalisieren. In Ihrem Antrag ird deutlich auf die vitalen deutschen Interessen in entralasien sowie in der Nordund Subsahara verwieen; man will die betreffenden Länder stabilisieren, dait sie den deutschen Markt weiter beliefern. Damit ge en Sie etwas Kostbares auf: das partnerschaftliche erhältnis zu den Entwicklungsländern, das es ermög icht, auf Augenhöhe zu diskutieren, weil man nicht die igenen Interessen in den Vordergrund stellt. Ich erkenne n Ihren Positionen einen Zickzackkurs: Auf der einen eite wollen Sie die erneuerbaren Energien fördern, die nergieeffizienz steigern und Energie einsparen; Sie haen also die drei E der Grünen übernommen. (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Ist das der Zickzackkurs?)


Das unterstützen wir, damit sind wir einverstanden.
ch würde Sie jetzt loben, wenn Sie diese Position nicht
onterkarieren würden, indem Sie auf den Energiemix
nspielen, aber an keiner Stelle sagen: Nein zur Atom-
raft!


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das müssen Sie den Chinesen oder den Indern sagen: Nein zur Atomkraft!)


Wir wissen, dass sich die afrikanischen Staaten auf
en Weg machen, eine Politik der Nutzung fossiler Ener-
ien und der Atomenergie wieder voranzutreiben; wir
agen aber ganz klar: Afrika braucht alles außer Atom-
raft.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Sagen Sie das mal den Afrikanern!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607613900

Ich erteile das Wort Kollegen Frank Schwabe, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1607614000

Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren! Ich

öchte, weil es so wichtig ist, noch einmal wiederholen,
as einige schon gesagt haben: Die Energie- und Kli-
afragen sind die entscheidenden Fragen des 21. Jahr-

underts. Das gilt für die nationale Politik – Herr
r. Nüßlein und ich konnten das schon heute Mittag mit-

inander diskutieren; auch er wird gleich noch reden –,
ber erst recht für die internationale Politik, insbeson-
ere für die Entwicklungszusammenarbeit. Mit dem Kli-
athema sind sowohl Risiken als auch Chancen für die
ntwicklungszusammenarbeit verbunden. Der Klima-
andel hat große Auswirkungen auf die Entwicklungs-






(A) )



(B) )


Frank Schwabe
zusammenarbeit. Deswegen befasst sich das Ministe-
rium dankenswerterweise sehr stark und engagiert mit
diesem Themenkomplex.


(Beifall der Abg. Gabriele Groneberg [SPD] – Dr. Karl Addicks [FDP]: Trotzdem gibt es hier Stürme!)


Der Klimawandel trifft uns in Deutschland und in
Europa. Er trifft allerdings nicht nur uns hier, sondern er
trifft auch die Entwicklungsländer in besonders dramati-
scher Art und Weise; das ist heute schon angeführt wor-
den. Wir in den entwickelten Ländern sind es allerdings,
die über 150 Jahre eine Art des Lebens und Wirtschaf-
tens sowie des Energieverbrauchs entwickelt haben, die
den Klimawandel verursacht. Deshalb fordern die Ent-
wicklungsländer zu Recht, dass wir unseren Lebenswan-
del ändern und zeigen, dass Wohlstand und nachhaltige
Energienutzung Hand in Hand gehen können und müs-
sen, bevor wir den Entwicklungsländern besondere An-
strengungen, zum Beispiel im Rahmen internationaler
Klimaprotokolle, abverlangen können.

Es ist gerade das Beispiel China angesprochen wor-
den. Es ist im Prinzip ein Dominoeffekt. Wir Deutsche
müssen innerhalb Europas vorangehen. Wir müssen zu-
sehen, dass die Amerikaner dazukommen.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Sehr richtig!)


Wir müssen die Schwellenländer wie China, Indien und
andere gewinnen. Dann werden wir in der Lage sein,
auch Entwicklungsländer davon zu überzeugen, mitzu-
machen.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben wir aber lange zu tun, wenn wir diese Reihenfolge abarbeiten wollen! Ich bin nicht sicher, ob sich die Chinesen jemals irgendwelchen Protokollen wie dem Kiotoprotokoll anschließen – ich hoffe es, und ich glaube es auch –; ich bin mir nur ziemlich sicher: Sie werden sich auf keinen Fall anschließen, wenn wir nicht mit ambitionierten Klimaschutzzielen vorangehen. Das ist unsere Aufgabe vor Ort. Eine gute Politik im Sinne der Entwicklungsländer umfasst nicht allein den Klimaschutz bei uns zu Hause, aber eben auch den Klimaschutz bei uns zu Hause. Wir haben bei der Reduzierung von Treibhausgasemissionen Vorbild zu sein, und wir sind das auch. Wir haben im Deutschen Bundestag einen guten Antrag verabschiedet, der besagt, dass wir bis zum Jahr 2020 in diesem Bereich um 40 Prozent reduzieren wollen. Wir haben auch bei der Steigerung von Energieeffizienz und dem Ausbau von erneuerbaren Energien Vorbild zu sein. In den Entwicklungsländern drohen die Veränderungen durch den Klimawandel die Erfolge, die es in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gibt, leider zu konterkarieren. Das Beispiel Kenia ist heute schon vielfach in unterschiedlicher Weise angesprochen worden. Auch ich will das Beispiel Kenia noch einmal anführen, weil ich die Gelegenheit hatte, mich im Rahmen der T K e r j s G Q s t G „ 2 n w d F G T d E k l u b o s e s z d a s b g f a E w m l n E d D n g g E T B K (C (D eilnahme an der Weltklimakonferenz in Nairobi mit enia und der Situation dort ein bisschen mehr aus inanderzusetzen. Es ist so, dass in Kenia nur 70 Prozent der Bewohneinnen und Bewohner in den Städten und 48 Prozent derenigen auf dem Lande Zugang zu sauberem Trinkwaser haben. Es gibt tolle Projekte der GTZ, der esellschaft für Technische Zusammenarbeit, um diese uote zu erhöhen. Fast in Blickweite dieser Projekte chmelzen allerdings am Mount Kenia, dem zweitgrößen Bergmassiv Afrikas nach dem Kilimandscharo, die letscher. Der Berg, der in der Sprache der Massai schwarz-weißer Berg“ heißt, wird seinen Namen in 0 Jahren wohl nicht mehr verdienen, weil es dann ichts Weißes mehr geben wird; sprich: Alle Gletscher erden bis dahin abgeschmolzen sein. Das allerdings hat ramatische Auswirkungen auf die Menschen, die am uße des Berges leben und das Schmelzwasser dieser letscher als Trinkwasser nutzen. Auf der einen Seite gibt es also gute Projekte zur rinkwasserbereitstellung, auf der anderen Seite macht er Klimawandel solche guten Ansätze wieder kaputt. s gibt leider eine ganze Menge solcher Beispiele; man önnte das entsprechend fortführen. Die Folgen des Klimawandels für die Entwicklungsänder und für die Entwicklungszusammenarbeit sind nübersehbar. Es liegen aber auch Chancen in der Deatte; auch das ist heute schon angesprochen worden. 1,6 Milliarden Menschen auf der Erde sind heute hne Stromversorgung. Das ist schlecht für die Menchen. In der internationalen Klimadebatte ist klar, dass s nicht nur schlecht für die Menschen, sondern auch chlecht für die Menschheit wäre, wenn diese Menschen ukünftig durch zentrale Großkraftwerke versorgt würen. Das gilt sowohl für den fossilen als auch für den tomaren Bereich. Deshalb gilt es aus Sicht des Klimachutzes und aus Sicht der Entwicklungszusammenareit, den Kampf um eine nachhaltige Energieversorung aufzunehmen. Dazu dient zum Beispiel das, was bei der Klimakonerenz in Nairobi auf Initiative von Minister Gabriel verbredet wurde, nämlich den europäischen Dachfonds für nergieeffizienz und erneuerbare Energien, GEEREF, eiter aufzustocken. Dazu dient der flexible Mechanisus des Kiotoprotokolls, CDM, der in den Entwick ungsländern allerdings nicht ausreichend gut funktioiert. In Schwellenländern funktioniert er sehr gut, in ntwicklungsländern leider nicht ausreichend. Dazu ient auch die Ausweitung der Exportunterstützung. azu dient nicht zuletzt die Initiative zur Gründung eier internationalen Energieagentur für erneuerbare Enerien. Mit Blick auf die Zeit sage ich nur noch: Es gibt roße Potenziale im Rahmen einer Verknüpfung von nergie-, Klimaund Entwicklungspolitik. Der heutige ag – auch das ist schon angesprochen worden – mit der ehandlung dieser Anträge und der Verabschiedung des oalitionsantrags ist ein guter Tag. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Georg Nüßlein, CDU/ CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Ge statten Sie mir bitte, dass ich als letzter Redner in dieser Debatte noch einmal herausstelle, welche Bedeutung das Thema, über das wir hier reden, hat. Im 21. Jahrhundert wird der Zugang zu Rohstoffen, speziell zu Wasser und Energie, nicht nur über Wohlstand, sondern vor allem über den Frieden in der Welt entscheiden. (Gabriele Groneberg [SPD]: Das ist wohl wahr!)


(Gabriele Groneberg [SPD]: Genau!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607614100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1607614200

Wir werden – ich hoffe, diese Prophezeiung ist falsch –
erbitterte Kämpfe um eben diesen Zugang erleben. Ich
glaube, dass sich Europa da nicht heraushalten kann. Wir
können doch nicht ernsthaft glauben, dass wir in Europa
in Frieden leben können, während ein erheblicher Teil
der Menschheit deutlich unterhalb der Armutsgrenze
lebt.

Für einen Energiepolitiker ist es etwas Besonderes,
wenn er seine Rede so beginnt. Entscheidend ist, dass
wir dank dieses Antrags aus dem Klein-Klein der Ener-
giepolitik herauskommen – wo wir uns immer um den
deutschen Energiemix streiten – und den Blick über den
Tellerrand hinaus auf die umfassende Verantwortung der
Politik richten können. Auf der einen Seite geht es da-
rum, den Wohlstand und den Frieden in der Welt zu si-
chern, und auf der anderen Seite darum, die Schöpfung
zu bewahren, indem wir den Klimawandel aufhalten.

Damit bin ich beim Zusammenhang zwischen Ener-
gie- und Entwicklungspolitik. Der Klimawandel trifft
die Entwicklungs- und Schwellenländer geografisch be-
dingt am stärksten. Der Klimawandel hängt davon ab,
welche Energie wir einsetzen. Der Wohlstand hängt da-
von ab, welchen Zugang wir zu Energie haben. Er hängt
auch von der Frage der Good Governance ab, also da-
von, wie die entsprechenden Gelder letztlich verteilt
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Iris Gleicke [SPD])


Philosophisch kann man über die Frage diskutieren,
wie man verhindern will, dass die Schwellenländer im
Hinblick auf den Klimawandel und den Ressourcenver-
brauch die gleichen Fehler machen, die wir gemacht ha-
ben. Es ist nämlich eine philosophische Frage, ob man
einen Anspruch darauf hat, Fehler zu machen. Ich
meine, die Entwicklungsländer haben einen Anspruch
auf Entwicklung.

An dieser Stelle müssen wir über die Rolle Deutsch-
lands reden. Der Anteil Deutschlands an den CO2-Emis-
sionen beträgt 3,19 Prozent. Trotzdem diskutieren wir
schwerpunktmäßig über die Frage, was wir in Deutsch-
land tun können, um die CO2-Emissionen zu reduzieren.

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(C (D as ist zunächst einmal richtig, weil wir eine Vorbildunktion haben. Wir müssen zeigen, dass wir mit den essourcen vorsichtig umgehen und klimaschädliche ase reduzieren. Angesichts dieser Vorbildfunktion soll en wir nicht zu zaghaft sein. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In diesem Prozess müssen wir auch in technischer
insicht Vorbild sein. Die erneuerbaren Energien wur-
en angesprochen. Gott sei Dank haben wir auf diesem
ebiet die Technologieführerschaft inne. Es liegt an uns,

m Bereich des Exports noch das eine oder andere zu be-
egen.

Frau Koczy hat vorhin das Thema Kernenergie ange-
prochen. Liebe Kollegin, vollkommen unabhängig von
er Frage, ob man für oder gegen den Ausstieg ist, wird
s auf der Welt nach wie vor Kernkraftwerke geben.
enn sie mit deutscher Technik ausgestattet wären, wäre
ir persönlich ganz erheblich wohler.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir sollten auch auf diesem Gebiet Vorbild sein und den
echnologietransfer sicherstellen. Deshalb brauchen wir
uf diesem Gebiet Fortschritte in den Bereichen For-
chung und Technik.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Sie haben so gut angefangen, Herr Nüßlein! Nehmen Sie das nicht wieder zurück! – Zuruf der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie können Kernkraftwerke nicht wegbeten, es wird
alt so sein.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch deswegen kritisiere ich den Antrag!)


Zu den Themen Ressourcenbeschaffung und Breite
es Energiemix in Deutschland sage ich Ihnen ganz of-
en: Wenn in Entwicklungsländern wie Mauretanien das
rste Barrel Öl gefördert wird, dürfen wir nicht sofort
nkündigen, dass wir uns entwicklungspolitisch zurück-
iehen wollen. Wir müssen uns vielmehr sowohl auf-
rund eigener Interessen engagieren, aber auch, weil wir
ur so einen Beitrag dazu leisten können, dass die Gel-
er strukturfördernd eingesetzt und die Einnahmen sinn-
oll verteilt werden.

Das Gleiche gilt für die Schwellenländer, speziell für
hina. Mit Blick auf China gibt es den einen oder ande-

en, der sagt: China hat jetzt ein Stadium erreicht, ab
em man entwicklungspolitisch und im Bereich der wirt-
chaftlichen Zusammenarbeit nichts mehr tun muss.
och das Gegenteil ist der Fall. In China spielt die Mu-

ik. Da wird über das Klima und über die Beschaffungs-
ärkte entschieden. Deshalb müssen wir uns einmi-

chen. Das können wir nur über die wirtschaftliche
usammenarbeit tun im Sinne eines Do-ut-des-Prinzips,
lso einer Zusammenarbeit, bei der der eine gibt, damit
uch der andere gibt. Nur dann, wenn wir bei diesem
hema bleiben, können wir auf die Standards, auf die
enschenrechte und auf die Wirtschaft in China sinn-






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
voll einwirken. Deshalb müssen wir bei diesem Thema
bleiben.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607614300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf
Drucksache 16/4045 zu Tagesordnungspunkt 9 a zur fe-
derführenden Beratung an den Ausschuss für wirtschaft-
liche Zusammenarbeit und Entwicklung und zur Mitbe-
ratung an den Auswärtigen Ausschuss, den Ausschuss
für Wirtschaft und Technologie, den Verteidigungsaus-
schuss, den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Re-
aktorsicherheit, den Ausschuss für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe, den Ausschuss für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung, den Ausschuss
für die Angelegenheiten der Europäischen Union sowie
den Haushaltausschuss zu überweisen.

Die Vorlage auf Drucksache 16/4054 zu Tagesord-
nungspunkt 9 b soll zur federführenden Beratung an den
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung und zur Mitberatung an den Auswärtigen Aus-
schuss, den Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
sowie an den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit überwiesen werden.

Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 10 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Josef
Philip Winkler, Omid Nouripour, Claudia Roth

(Augsburg) und der Fraktion des BÜNDNIS-

SES 90/DIE GRÜNEN

Für eine Initiative der Bundesregierung mit
dem Ziel einer humanitären, kohärenten und
nachhaltigen Ausrichtung der europäischen
Flüchtlingspolitik

– Drucksache 16/3541 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen fünf Minuten
erhalten soll. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist
das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Josef Winkler, Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen.


Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607614400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

deutsche EU-Ratspräsidentschaft setzt sich selber große

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(C (D iele. Sie steht aber auch gerade hinsichtlich der Flüchtingsund Migrationspolitik vor großen Herausforderunen. Wir haben die Bilder aus dem Mittelmeer vor ugen. Im letzten Jahr sind Tausende von Bootsflücht ingen bei dem Versuch umgekommen, sich nach Europa u retten. Aber nicht nur dort, auch an den östlichen Auengrenzen der EU spielen sich dramatische Szenen ab, enn Flüchtlinge versuchen, in die Europäische Union inzuwandern. Insbesondere aus Afghanistan, Sri Lanka, Tschetscheien und dem Irak kommen Flüchtlinge, die Schutz vor erfolgung suchen. Die Europäische Union kann und arf sich hier nicht achselzuckend abwenden. Deshalb at die deutsche EU-Ratspräsidentschaft die politische erantwortung, klare Signale für eine humanitäre, kohä ente und nachhaltige Ausrichtung der europäischen lüchtlings-, Einwanderungsund Integrationspolitik zu enden. Das, was Herr Bundesinnenminister Schäuble bisher uf europäischer Ebene vorgelegt hat, ist dazu nicht geignet. Es ist sehr dürftig und bleibt weit hinter den groen Erwartungen zurück, die wir zu Recht an die deutche EU-Ratspräsidentschaft in diesem Bereich haben. Im Bereich der Flüchtlingspolitik fehlt das klare ekenntnis zum Flüchtlingsschutz völlig. Stattdessen edet der Innenminister nebulös von zirkulärer, befristeer Migration. Diese verquaste Sprache zeigt schon, was ich dahinter verbirgt, nämlich der Versuch, in die alte astarbeiterpolitik der 50er-, 60er-Jahre zurückzukomen. Das ist mit uns nicht zu machen. Wenn man liest, was der Innenminister zur Integraion sagt, die angeblich an vorderster Stelle der politichen Agenda der Bundesregierung steht – schließlich ibt es eine Staatsministerin im Kanzleramt für diesen ereich –, stellt man fest, dass Integration auf europäi cher Ebene in dem ganzen Plan nur an einer Stelle aufaucht, nämlich bei der Reintegration in den ausländichen Arbeitsmarkt nach der Rückkehr, also Integration m Ausland. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wir schlagen in vielen Punkten konkret vor, wie es uf europäischer Ebene besser gemacht werden kann. ch will nur wenige anreißen. Zum einen müssen die eenotrettungsdienste ausgebaut werden, insbesondere ie zivilen. Es muss endlich klar geregelt werden, dass apitäne, die die Anweisung geben, schiffbrüchige lüchtlinge an Bord zu nehmen, nicht länger wegen Beiilfe zur illegalen Einwanderung verfolgt werden könen. Es gab ja schon entsprechende Verfahren; es hanelt sich dabei also nicht um eine rein theoretische iskussion. Neben dem Fall Cap Anamur, der sich nicht ur Verallgemeinerung anbietet, gibt es auch andere. Soange die Rechtslage unklar ist, besteht eben die Gefahr, ass Flüchtlinge nicht aufgenommen werden. Um den Anrainerstaaten des Mittelmeeres Anreize ur Aufnahme zu geben, ist es wichtig, klare Neurege Josef Philip Winkler lungen für die Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der EU zu finden. Es wird ja auch von verschiedenen EU-Staaten gefordert, dass Flüchtlinge solidarisch und human innerhalb der EU umverteilt werden, also nicht nur die Kostenlasten von allen getragen werden, sondern auch die Flüchtlinge verteilt werden. Hierbei sollte man sich an dem Vorschlag des UNHCR, also des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, orientieren, dass gemäß dem Resettlement-Verfahren klar festgelegt wird, dass zum Beispiel eine bestimmte Zahl von aufgenommenen Flüchtlingen in Deutschland unterkommt. Wir brauchen also ein schlüssiges Gesamtkonzept, das Fragen der Entwicklungszusammenarbeit, des Umweltschutzes, aber auch der Demokratieund Menschenrechtspolitik mit einer gesteuerten Wirtschaftsmigration verknüpft. Das Konzept der zirkulären Migration, das der Bundesinnenminister gemeinsam mit dem französischen Amtskollegen im Oktober letzten Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt hat, beinhaltet als einzig guten Punkt, dass endlich auch legale Zuwanderungsmöglichkeiten in die EU vorgesehen werden. Wir wissen ja, dass der Druck an den Außengrenzen auch deshalb so groß ist, weil es fast keine Möglichkeiten gibt, legal dauerhaft in die EU einzureisen. Solange das so bleibt, läuft alles andere ins Leere und wird in keiner Weise für eine Eingrenzung der Problematik sorgen können. Deshalb verfolgen die Grünen einen anderen Ansatz und fordern von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft eine stringentere Politik insbesondere in Form der Schaffung von legalen Zuwanderungsmöglichkeiten. Man kann nicht ständig darüber klagen, dass Menschen bei dem Versuch, in die EU einzureisen, ums Leben kommen. Wenn man der Masse der Flüchtlinge, die in die EU drängen, Herr werden will, reicht es nicht, die Abschottung der Grenzen zu verbessern, sondern man muss auch Wege zu einer legalen Einreise in die EU aufzeigen. Ich meine, dass die Bundesregierung hier nun wirklich einmal klare Kante zeigen sollte. Wir Grünen haben das mit den zwölf in unserem Antrag enthaltenen Punkten getan. Ich hoffe, dass wir Sie im Ausschuss bei der Beratung davon überzeugen können, einige davon aufzugreifen. Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Reinhard Grindel, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zunächst Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und auch dem Parlamentarischen Staatssekretär Peter Altmaier sehr herzlich zum gelungenen EU-Ministerrat in Dresden gratulieren. Es ist nicht nur mit der Überführung des Vertrages von Prüm in den EU-Rechtsrahmen, sondern gerade auch bei der Verbes s H s A l w H I b e i u t S s m e O F m t t s U n W f K I Z e r e F A r g I D s M S J p (C (D erung der Zusammenarbeit in Migrationsfragen mit den erkunftsund Transitländern zu wichtigen Weichen tellungen gekommen. Damit wird deutlich gemacht: Im lleingang wird die Steuerung von Migration nicht ge ingen, sondern nur gemeinsam mit anderen Staaten. Das ar ein guter Auftakt für die EU-Ratspräsidentschaft. erzlichen Glückwunsch dazu. (Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Burgbacher [FDP]: Wieso klatscht die SPD denn nicht?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607614500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1607614600

Herr Kollege Winkler, Sie haben kritisiert, dass von
ntegration nicht die Rede gewesen sei. Das ist ein gro-
er Fehler. Die Frage der Integration ist nun wirklich
ine Aufgabe der Mitgliedstaaten. Nicht jedes Problem
n Europa ist ein Problem für Europa. Über Integration
nd ihre konkrete Ausgestaltung entscheiden wir auf na-
ionaler Ebene selbst. Insofern hat Bundesinnenminister
chäuble recht, wenn er sich in dieser Frage auf europäi-
cher Ebene zurückhält. Das erwarten wir von der Kom-
ission übrigens auch.

Wir als CDU/CSU sind davon überzeugt, dass es in
rster Linie um die Bekämpfung der Fluchtursachen vor
rt gehen muss. Wir glauben, dass man den potenziellen
lüchtlingen in ihrer Heimat eine Perspektive eröffnen
uss. Deswegen unterstützen wir den in Dresden erziel-

en Konsens, nämlich erstens illegale Migration nicht zu
olerieren, sondern zu bekämpfen und zweitens Illegale
ofort zurückzuführen und ihren Status unter keinen
mständen innerhalb der EU zu legalisieren. Das würde
ämlich den Weg nach Europa nur attraktiver machen.
ir müssen Pull-Effekte verhindern.

Dabei geht es weniger um das Schicksal der Boots-
lüchtlinge, was uns natürlich wegen der Todesfälle, die
ollege Winkler angesprochen hat, besonders bewegt.

hre Zahl ist allerdings relativ gering im Vergleich zur
ahl der illegalen Zuwanderer über die ost- und südost-
uropäischen Länder oder zur Zahl derjenigen, die Tou-
istenvisa missbrauchen.

Insofern – da sind wir uns mit der Bundesregierung
inig – kommt dem Aufbau der Grenzschutzagentur
rontex und ihrer Arbeit eine zentrale Rolle zu.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


Es gibt keinen Gegensatz zwischen dem Schutz der
ußengrenzen und dem Schutz von Migranten. Es ist

ichtig, was der Direktor von Frontex, Ilkka Laitinen,
estern gegenüber der Zeitung „Die Welt“ erklärt hat.
ch zitiere:

Stärkere Kontrollen sprechen sich unter den Men-
schen, die illegal nach Europa wollen, sehr schnell
herum.

as heißt, es fällt Schlepper- und Schleuserbanden dann
chwerer, ihr abscheuliches Geschäft mit der Not der

enschen zu machen, wenn klar ist, dass es keine
chleichwege nach Europa gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben doch in Deutschland Anfang der 90er-
ahre – Kollege Wiefelspütz hat damals den Asylkom-
romiss und die Rückführungspolitik mit verhandelt






(A) )



(B) )


Reinhard Grindel
und vereinbart – die Erfahrung gemacht, dass der Zu-
strom von Flüchtlingen durch eine konsequente Rück-
führungspolitik deutlich verringert werden konnte. Erst
dadurch, dass sich vor Ort, in der Heimat potenzieller
Flüchtlinge, herumgesprochen hat, dass es keinen Sinn
macht, viel Geld für Schleuser und Schlepper auszuge-
ben, weil man relativ schnell wieder in die Heimat zu-
rückgeführt wird, konnte den Schleppern ihr schmutzi-
ges Handwerk gelegt werden.

Und daraus folgt auch eine weitere Konsequenz: Es
muss überall die Erkenntnis reifen, dass die stillschwei-
gende Zulassung von illegaler Beschäftigung und erst
recht von Legalisierungskampagnen nur einen Anreiz
schaffen, sich nach Europa aufzumachen. Und ich zitiere
noch einmal Laitinen, der sagt:

Es gibt in der Tat Gründe, warum Illegale ein be-
stimmtes Land ansteuern. Das hat nicht zuletzt mit
der unterschiedlichen Gesetzeslage zu tun.

Im Vordergrund muss also eine unverzügliche Rückfüh-
rung von illegalen Immigranten in ihre Herkunfts- oder
Transitländer stehen.

Wir unterstützen auch nicht den Vorschlag, den der
Kollege Winkler hier zu einer noch stärkeren Teilung
der Verantwortung für Flüchtlinge, die aus Seenot ge-
rettet wurden, unterbreitet hat, wie es in der Tat einige
EU-Mittelmeerländer verlangen. Im vergangenen Jahr
sind – das war die Spitze – auf den Kanarischen Inseln
30 000 Illegale angekommen. Wir hatten in Zeiten der
starken Zuwanderung von Asylbewerbern und Bürger-
kriegsflüchtlingen zu uns nach Deutschland jeweils
mehrere 100 000 im Jahr und konnten uns auch nicht auf
eine Lastenteilung innerhalb der EU stützen.

Entscheidender ist aber, Kollege Winkler, dass die
Länder mit der illegalen Migration nicht allein gelassen
werden. Es gibt die Unterstützung durch Frontex. Diese
muss noch ausgebaut werden, etwa durch eine stärkere
operative Zusammenarbeit gerade in Krisensituationen,
aber es gibt hier die Solidarität der Europäischen Union.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das reicht nicht aus!)


Wir müssen selbstverständlich die Flüchtlinge gerade
in Transitländern schützen – auch das unterstütze ich –,
indem dort demokratische Polizeistrukturen und humane
Asylsysteme sichergestellt werden.

Richtig ist aber auch, dass jedes Zielland von Migra-
tion auch selbst für sich Konzepte entwickeln muss, um
den illegalen Zustrom zu reduzieren. Dass zum Beispiel
in Spanien und Italien ein Ende der Legalisierungskam-
pagnen ein Mittel wäre, um den Pullfaktor zu reduzieren,
das muss dort eigentlich jedem Politiker klar sein.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)


Dabei verkennen wir nicht: Eine Verbesserung der
wirtschaftlichen Perspektiven in den Herkunftsländern
muss in der Tat dazukommen. Deshalb ist es richtig – ich
will das hier ausdrücklich unterstreichen –, wenn der
Bundesinnenminister in Dresden einen ganzheitlichen,
einen globalen Ansatz gefordert hat. Dabei kommt es

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(C (D icht nur auf eine enge Zusammenarbeit innerhalb der U an, sondern Voraussetzung für eine wirksame Kon rolle und Steuerung der Zuwanderung ist gerade auch ie Kooperation mit den Herkunftsund Transitstaaten. ir brauchen mit ihnen Partnerschaftsabkommen, in enen sie sich zur Rücknahme übrigens nicht nur ihrer igenen Staatsangehörigen, sondern auch von Flüchtlinen aus Drittstaaten verpflichten, die sich über ihr Terriorium auf den Weg nach Europa gemacht haben. Wahr ist aber auch, dass es eine Bereitschaft, solche artnerschaftsabkommen abzuschließen, nur geben ird, wenn wir den Herkunftsund Transitländern auch twas anzubieten haben. Dazu gehört eine intensivere ntwicklungszusammenarbeit, bei der wir die Push-Fak oren wie Armut, Arbeitslosigkeit, regionale Konflikte der eine schlechte Gesundheitsversorgung angehen üssen. Eine geeignete Maßnahme wäre sicherlich uch, für Studenten aus diesen Ländern einen erleichteren Zugang zu unseren Universitäten zu schaffen. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bravo, machen wir das!)


Selbstverständlich – um das klar zu betonen – könnte
uch das in der deutsch-französischen Initiative erarbei-
ete Konzept zur Förderung der zirkulären Migration als
nreiz dienen. Kollege Winkler, das darf man nicht als

lte Gastarbeiterpolitik diskreditieren.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Nur die Worte sind neu! – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Was ist es denn sonst?)


Die zirkuläre Migration ist in erster Linie im Inte-
esse der Heimatländer der Migranten, weil dadurch dem
rain-Drain entgegengewirkt wird und die Rückkehr der
rbeitsmigranten mit einer Verbesserung der wirtschaft-

ichen Lage vor Ort einhergeht; denn wenn sie in Ihre
eimat zurückkehren, bringen sie Devisen und beruf-

iche Qualifikation mit. Gleichzeitig könnte die zirkuläre
igration in EU-Ländern, in denen die illegale Beschäf-

igung in einzelnen Wirtschaftszweigen ein großes Aus-
aß hat, eine sinnvolle Alternative sein, um die Zuwan-

erung besser zu steuern.

Völlig klar muss dabei sein, dass eine zirkuläre Mi-
ration nur in solchen EU-Ländern vertretbar ist, die
ber einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt verfügen. Au-
erdem muss die tatsächliche Rückkehr der Migranten in
hre Heimat nach zwei oder drei Jahren sichergestellt
ein. Insofern können die Entscheidungen über zirkuläre
igration nur auf nationaler Ebene und nicht zentral in
rüssel getroffen werden. So, Herr Kollege Altmaier,
abe ich die Ausführungen, die der Bundesinnenminister
n seinem Papier mit Herrn Sarkozy gemacht hat, immer
erstanden.

Lassen Sie mich am Ende noch auf Cap Anamur zu
prechen kommen. Herr Kollege Winkler, ich sage Ih-
en: Ich finde es peinlich, dass Sie diesen Fall in Ihrem
ntrag ansprechen. Sie haben die Strafverfahren er-
ähnt. Fest steht – das haben viele vergessen –, dass die-

es Schiff mehrere Tage auf See bleiben musste, damit
er damalige Chef von Cap Anamur, Elias Bierdel, beim
inlaufen in einen sizilianischen Hafen medienwirksam






(A) )



(B) )


Reinhard Grindel
an Bord dabei sein konnte. Fest steht auch, dass man die
37 Afrikaner, die damals an Bord waren, als Bürger-
kriegsflüchtlinge aus Darfur, also aus dem Sudan, aus-
gegeben hat, auf deren Tragödie man angeblich auf-
merksam machen wollte. Tatsächlich waren sie
Wirtschaftsflüchtlinge aus Nigeria. Der Begründer von
Cap Anamur, Rupert Neudeck, hat das als verantwor-
tungslose Aktion bezeichnet. Um es deutlich zu sagen:
Das ist ein sehr schlechter Fall, um Ihre Position zu stüt-
zen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. Wir brauchen in der Tat eine
europäische Flüchtlingspolitik mit Augenmaß. Wir brau-
chen eine Politik, die den sozialen Zusammenhalt in un-
seren Gesellschaften nicht gefährdet. Wir werden nur
dann in unserer Bevölkerung Akzeptanz für die Gewäh-
rung von Asyl und wohlüberlegte legale Migration errei-
chen, wenn wir gleichzeitig mit aller Konsequenz für die
Sicherung unserer Außengrenzen und für eine konse-
quente Rückführung illegaler Immigranten sorgen. Um
diese Balance und diesen Ausgleich der Interessen muss
es in der europäischen Flüchtlingspolitik gehen. Dabei
haben die Bundesregierung und insbesondere der Bun-
desinnenminister unsere Unterstützung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607614700

Ich erteile das Wort Kollegen Hartfrid Wolff, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der An-

trag der Grünen ist in seiner humanitären Intention über-
zeugend und begrüßenswert. Zumindest gilt dies auf den
ersten Blick.


(Lachen des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Grünen haben recht: Wir brauchen ein einheitliches
europäisches Flüchtlings- und Asylkonzept. Wir brau-
chen eine europäische Lastenteilung im Bereich der
Flüchtlingsströme. Wir müssen Hemmnisse beseitigen,
die die Bereitschaft, aus Seenot zu retten, einschränken.
Doch die Grünen beleuchten in ihrem Antrag – vielleicht
nicht unbeabsichtigt – nur Teilaspekte und übersehen
den Gesamtzusammenhang ihrer grundsätzlich berech-
tigten Anliegen.

Im vorliegenden Antrag wird beispielsweise das hu-
manitäre Anliegen der Seenotrettung mit den Zuwande-
rungsbestimmungen in den Mitgliedstaaten der Europäi-
schen Union verknüpft, und zwar zu Recht. Für die FDP
gilt unmissverständlich: Pacta sunt servanda. Abge-
schlossene internationale Verträge müssen eingehalten
werden. Man darf aber niemals vergessen, die wirkli-
chen Ursachen der Flüchtlingsströme zu bekämpfen.
Deshalb muss die wirtschaftliche Unterstützung in den

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(C (D rittländern verstärkt werden. Es darf aber auch keine nreizsysteme geben, die eine weitere unkontrollierte uwanderung ermöglichen. Falsche Anreize tragen weentlich dazu bei, dass solche humanitären Katastrophen ntstehen. Wir müssen uns im Klaren sein, dass viele Einreiende reine Wirtschaftsflüchtlinge sind, die von Schleperorganisationen und Menschenhändlern in die EU geockt werden. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass riminelle Schleuser Menschen aus Geldgier mit falchen Versprechungen nach Europa locken. Wir dürfen icht die Augen davor verschließen, dass solche Schleperbanden sogar den Tod der Verschleppten auf See biligend in Kauf nehmen. Wenn sich Menschen, durch falche Versprechungen verlockt, selbst in Gefahr bringen, twa auf See, dann ist Seenotrettung zwar notwendig, ber keine Ursachenbekämpfung. Vielmehr muss man owohl in den Herkunftsländern der Migranten als auch n der EU darauf hinwirken, dass solche Tragödien gar icht erst stattfinden. Ich habe manchmal den Eindruck, dass bei einzelnen ertretern der Grünen nach wie vor eine naive Freude ber unkontrollierte und unsteuerbare Zuwanderung beteht. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU] – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich will Namen hören!)


o kann es nicht gehen. Wir brauchen eine Steuerung der
uwanderung, keine Ausweitung der Anreize und keine
ereinfachung der Möglichkeiten der unkontrollierten
uwanderung. Die Beihilfe zur illegalen Einreise muss
trafbar bleiben; das gilt für die illegale Migration über
ee wie für die über Land.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


egebenenfalls ist das Vorliegen einer strafbaren Hand-
ung in jedem Einzelfall zu prüfen, wobei selbstver-
tändlich klar sein muss, dass eine Rettung aus Seenot
iemals eine rechtswidrige Tat sein kann. Viele Gedan-
en im Antrag der Grünen sind – ich wiederhole das aus-
rücklich – aus liberaler Sicht absolut richtig, und wir
nterstützen sie; doch Lösungsansätze enthält Ihr Antrag
icht.

Überzeugender sind die Ansätze der EU-Kommis-
ion, die auch eine Intensivierung der Zusammenarbeit
it Drittländern, etwa mit Marokko, zum Ziel haben.
leichzeitig wird in den Plänen der EU-Kommission
ervorgehoben, dass es Anreize zur illegalen Beschäfti-
ung gibt. Ein Thema ist auch die Lastenverteilung in-
erhalb der EU. In der Tat können wir Malta und die Ka-
aren nicht mit den Tausenden von Migranten
lleinlassen. Wir Liberalen unterstützen das Anliegen,
egale Wirtschaftsmigration steuernd zu erleichtern. Not-
endig ist aber auch, illegale Migration zu unterbinden
nd mit aller Härte gegen Menschenhandel und men-
chenverachtende Schleuserbanden vorzugehen. Hier
üssen auch repressive Maßnahmen, wie sie die EU an-

edacht hat, greifen. Wir brauchen eine gesteuerte Zu-






(A) )



(B) )


Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

wanderung, aber keine Anreize für weitere illegale Ein-
wanderung.

In dem Antrag der Grünen werden wichtige Anliegen
thematisiert, die wir unterstützen. Konsequent verwei-
gert wird aber der Blick auf die Folgen, die ein blauäugi-
ges Gutmenschentum haben kann. Wir alle hier sind in
der Verantwortung, die Probleme insgesamt ins Auge zu
fassen und kritisch zu diskutieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1607614800

Ich erteile das Wort Kollegen Dieter Wiefelspütz,

SPD-Fraktion.


Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD):
Rede ID: ID1607614900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die europäische Flüchtlingspolitik hat sich an
den Werten von Realismus und von Menschlichkeit zu
orientieren.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Reihenfolge würde ich umdrehen!)


– Einverstanden: an den Werten von Menschlichkeit und
von Realismus. Oder sagen wir besser: Im Zweifel muss
die Flüchtlingspolitik immer humanitär ausgerichtet
sein. Das ist unser Wertgefüge; davon gehe ich aus.

Ihr Antrag, geschätzter Kollege Winkler, ist aus-
schließlich von Menschenfreundlichkeit geprägt. Das ist
in dieser Welt, wie sie ist, ein bisschen zu wenig. Sie
blenden in Ihrem Antrag die brutale Realität des organi-
sierten Menschenhandels aus, bei dem mit der Not von
Menschen, mit den Hoffnungen von Menschen, mit dem
Elend von Menschen brutalste Geschäfte gemacht wer-
den. Sie blenden das aus, Sie befinden sich in einer ganz
anderen Wirklichkeit: in einer, die Sie sich zusammenge-
malt haben.

Ich denke, wenn Menschlichkeit unser wichtigstes
Ziel ist, auch im Zusammenhang mit Flüchtlingen, müs-
sen wir viel ernster diskutieren, was wir gemeinsam zur
Ursachenbekämpfung beitragen können. Ich denke,
dass das, was Deutschland in der letzten Zeit auf die
Reihe bekommen hat – egal wer in Deutschland regiert
hat –, nicht unbedingt Ruhmestaten sind. Ich räume ein:
Die Überschrift „Ursachenbekämpfung“ geht uns allen
wohl leicht über die Lippen. Doch wenn sie umgesetzt
werden muss – was wehtun kann –, wird es ungleich
schwieriger; das will ich durchaus selbstkritisch anmah-
nen. Wir sollten miteinander bei den Überlegungen wett-
eifern, was wir dazu beitragen können, dass es nicht zu
diesem Elend von Flüchtlingssituationen kommt, wie sie
weltweit jeden Tag auftreten. Deswegen hat die Be-
kämpfung der Ursachen aus meiner Sicht allererste Prio-
rität, gerade der Menschlichkeit wegen. Ich füge hinzu
– ich bitte, auch das nicht misszuverstehen –: Ich bin der
Meinung, dass wir dabei helfen sollten, dass Flüchtlinge
nicht so entwurzelt werden, wie das vielfach der Fall ist.

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(C (D Bei einem konkreten Flüchtlingsschicksal bin ich, enn man die Ursache schon nicht bekämpfen kann, als weitbeste Hilfe im Zweifel immer dafür, dass man verucht, den Flüchtlingen in der Region, in der sie zu ause sind, zu helfen. ch finde es sehr unwürdig und brutal, sie dazu zu zwinen, Tausende von Kilometern zurückzulegen, um ihr eben zu retten oder zu versuchen, ihre Lebenschancen u nutzen. Ich weiß, dass das leicht wieder denunziert nd auch kritisiert werden kann, nach dem Motto: Egal as mit den Flüchtlingen passiert, Hauptsache sie komen nicht nach Europa, geschweige denn nach Deutsch and. – Das ist nicht mein Ziel. enn es nicht anders geht und wenn ein Flüchtling nur n Europa bzw. in Deutschland ohne Furcht um sein Leen und seine Freiheit leben kann, dann muss eine faire hance für ihn bestehen, dass er Europa auch erreicht nd in Deutschland ankommt. Das ist doch überhaupt eine Frage. Herr Staatssekretär Altmaier und Herr Staatsminister rler, ich würde mir aber schon wünschen – vielleicht ist as etwas salopp gesagt, aber erlauben Sie mir das bitte –, ass es zum Markenzeichen deutscher Außenpolitik und nternationaler Innenpolitik wird, dass wir wirklich subtanzielle Beiträge zur Ursachenbekämpfung leisten, so chwierig das auch ist. Wenn man eine humanitäre lüchtlingspolitik betreiben will, dann muss das eigent ich die Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei er Bemühungen sein. Darüber hinaus sind aber auch ndere Aspekte wichtig. Herr Grindel, die Flüchtlingszahlen gehen immer eiter in den Keller. Sie haben von dem Asylkomproiss von 1992/1993 gesprochen. Damals gab es 20 000 Asylanträge. In diesem Jahr werden es vielicht noch 20 000, 25 000 oder 30 000 Asylanträge sein – her weniger. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht nur erfreulich!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Iris Gleicke [SPD]: Ja!)


(Beifall bei der SPD)


ch meine, dass man diese Zahlen nicht als Erfolgszah-
en transportieren sollte; denn das Elend in dieser Welt
st ja nicht geringer geworden.


(Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Richtig!)


trukturen haben sich verändert. Es wäre nicht richtig,
ich nur auf die Beantwortung der Frage zu beschränken,
ie wir mit diesen 20 000 bis 30 000 Asylbewerbern
mgehen. Ich meine, dass wir alle miteinander auch vor
em Hintergrund solcher Zahlen Veranlassung haben,
ier und dort auch ein bisschen Großzügigkeit walten zu
assen, wobei sich schon die Frage stellt, ob das Wort
Großzügigkeit“ in diesem Zusammenhang überhaupt
anz angemessen ist.






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Wiefelspütz
An die Adresse der Grünen sage ich, dass es richtig
ist, dass wir Grenzsicherung betreiben, Kriminalität be-
kämpfen und Illegalität unterbinden. Das darf kein Wi-
derspruch zu dem sein, was ich eingangs gesagt habe.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt keinen Anlass, das an uns zu adressieren!)


– Ich möchte Sie einfach ansprechen. Das müssen Sie
aushalten. Ich glaube nämlich bei allem Respekt wirk-
lich, dass Ihr Antrag einseitig ist und dass Sie dabei eine
ganze Menge an Wirklichkeit ausblenden und einfach
nicht zur Kenntnis nehmen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Jawohl!)


Eine menschliche Politik muss die Wirklichkeit
– zum Teil auch eine scheußliche Wirklichkeit – anneh-
men und damit umgehen. Ich kann überhaupt nichts
Positives daran finden, dass Menschen – beispielsweise
Bootsflüchtlinge – in dieser Weise schamlosen kriminel-
len Machenschaften zum Opfer fallen. Das muss mit al-
len Mitteln unterbunden werden. Es muss dafür Sorge
getragen werden, dass es gar nicht zu solchen Situatio-
nen kommt. Hier müssen wir zum Teil Ursachenbe-
kämpfung betreiben. Wenn es aber zu kriminellem Men-
schenhandel kommt, dann muss dieser auch unterbunden
werden.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Das darf nicht als etwas Inhumanes denunziert werden.
Man muss diesen Verbrechern das Handwerk legen. Das
halte ich für unerlässlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Aus Zeitgründen will ich zwei Aspekte nur noch kurz
ansprechen. Wir werden bei der Novelle des Aufent-
haltsgesetzes dafür sorgen, dass Menschen, die aus rein
altruistischen Gründen, aus rein humanitären Gründen
dazu beitragen, dass jemand nach Deutschland kommt,
sich nicht vor einem Strafgericht rechtfertigen müssen.
Das werden wir durchsetzen. Insoweit


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wird es spannend!)


werden Wünsche, die wir seit langem haben, in Erfül-
lung gehen, aber nicht, weil Sie das fordern, sondern
weil die Große Koalition aus Sozialdemokraten und
Menschen aus der Union das für richtig hält. Wir werden
das umsetzen; das ist sachgerecht.

Lassen Sie mich zum Schluss, Herr Grindel, einen
Aspekt kurz andeuten, den ich nicht ganz so euphorisch
sehe wie Sie. Das sage ich auch an die Adresse des Par-
lamentarischen Staatssekretärs. Bezüglich der zirkulä-
ren Arbeitsmigration – ich räume ein, dass ich das
Wort für ein Ungeheuer halte –


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: „Hartz IV“ ist auch nicht mehr schön!)


bin ich nicht nur aus sprachlichen Gründen, sondern
auch aus inhaltlichen Gründen, Herr Grindel, skeptisch.
Ich bin im Übrigen auch skeptisch, ob ausgerechnet die

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(C (D nnenminister – der geschätzte Kollege Dr. Schäuble und er geschätzte Innenminister der Französischen Repulik – aus ihrer Ressortverantwortung heraus die Richtien sind, um über zentrale Arbeitsmarktfragen zu reden. ch bin da skeptisch – mehr will ich dazu gar nicht sagen – nd bitte darum, dass das – jedenfalls in Deutschland; ir reden hier nicht über Frankreich – sehr sorgfältig mit enjenigen, die in Bezug auf den Arbeitsmarkt Verantortung haben und davon auch etwas verstehen, abge timmt wird. Das wollte ich noch gesagt haben. Schönen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607615000

Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Ulla Jelpke für

ie Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607615100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wie Sie

lle wissen, sehen wir uns im Mittelmeer mit einer hu-
anitären Katastrophe konfrontiert. Nach Angaben der
lüchtlingsorganisation Pro Asyl sind allein im vergan-
enen Jahr 6 000 Menschen bei dem Versuch umgekom-
en, über den Seeweg in die Europäische Union zu ge-

angen. Dass so viele Menschen der europäischen
lüchtlingsabwehr zum Opfer fallen, ist erschütternd.
mso bezeichnender ist, dass es keine offiziellen Zahlen
ibt. Auf unsere Kleinen Anfragen zu den Todesopfern
n den EU-Außengrenzen kann die Bundesregierung
eine Angaben machen. Angeblich liegen keine amtli-
hen Zahlen vor. Polizei, Marine, Nachrichtendienste,
ie alle sind im Einsatz, um Europas Grenzen zu schüt-
en. Wie viele Leben dieser sogenannte Schutz kostet,
cheint die Verantwortlichen aber nicht wirklich zu inte-
essieren. Da werden die Prioritäten der Politik schnell
lar.

Meine Damen und Herren, die gesamte Flüchtlings-
olitik der Europäischen Union ist auf Abschottung aus-
erichtet. Motor dieser Entwicklung war schon immer
ie Bundesrepublik Deutschland. Minister Schäuble
ührt an dieser Stelle die Politik seines Vorgängers in der
undesregierung von SPD und Grünen weiter. Es war
tto Schily, der die verstärkte Zusammenarbeit der EU-
taaten bei der Flüchtlingsabwehr vorangetrieben hat.
er Antrag der Grünen zielt leider nicht auf eine Kehrt-
ende dieser Politik. Auch wenn er erreichen will, dass

s weniger Todesopfer gibt, reicht das bei weitem nicht
us. Anstatt das Übel an der Wurzel zu packen, wollen
ie Grünen leider auch nur an den Symptomen herum-
oktern.

Meine Damen und Herren, bei dem am Dienstag zu
nde gegangenen Treffen der EU-Innen- und -Justizmi-
ister in Dresden wurde noch einmal deutlich, dass es
er Europäischen Union weiter nur um eins geht: die
bschottung noch weiter zu perfektionieren. An keiner
telle war dort die Rede von effektivem Flüchtlings-
chutz. Der Schutz der Grenzen steht an erster Stelle;






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
erst weit dahinter kommt der Schutz der Menschen. Von
einer ernsthaften Bekämpfung der Fluchtursachen kann
meiner Meinung nach, Herr Grindel, nicht wirklich die
Rede sein, wenn man hier im Wesentlichen auf die Be-
kämpfung des Schleppertums oder auch die Einführung
des Gastarbeiterstatus, den Sie hier letztendlich einfor-
dern, abzielt.

Bei der Bekämpfung von Flüchtlingen wurde dage-
gen eine neue Stufe erreicht. Die nordafrikanischen
Transitstaaten sollen gedrängt werden, abgeschobene
Flüchtlinge aufzunehmen. Ausgerechnet mit Regimen
wie Libyen, Marokko und Mauretanien soll eng zu-
sammengearbeitet werden. Diese Staaten werden von
Flüchtlingsorganisationen beschuldigt, systematisch
Flüchtlinge in die Wüste abgeschoben zu haben. Pro
Asyl fordert zu Recht ein „Ende der Kumpanei bei Men-
schenrechtsverletzungen gegenüber Flüchtlingen und
Migranten“.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieser permanente Bruch der Menschenrechte wird
von der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX
koordiniert. EU-Innenkommissar Frattini will, dass die
Mitgliedstaaten bis April FRONTEX mehr Schiffe,
Hubschrauber und Flugzeuge zur Verfügung stellen, um
sie technisch aufzurüsten. Die EU-Kommission schreibt
hierzu eindeutig:

Ständige Operationen auf See würden nicht nur das
Abfangen einer größeren Zahl von Schiffen mit il-
legalen Einwanderern ermöglichen, sondern auch
als Abschreckung wirken.

Darum geht es: nicht Schutz, sondern Abschreckung.
Dafür nimmt man meines Erachtens auch Tote in Kauf.

Amnesty International hat in seinem Zehnpunkteplan
für die deutsche Ratspräsidentschaft gefordert:

Der Versuch, Europa zu erreichen, darf nicht zur
Todesfalle werden. Die EU muss die Menschen
wirksam schützen, die ihre Außengrenzen anstre-
ben. Sie muss jedem, der ihr Territorium erreicht,
ein faires Asylverfahren garantieren. Der Flücht-
lingsschutz darf nicht auf EU-Anrainerstaaten aus-
gelagert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieser Forderung können wir uns nur voll und ganz
anschließen. Statt einer Agentur zur Koordinierung des
Grenzschutzes brauchen wir eine Agentur zur Koordi-
nierung des Flüchtlingsschutzes.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607615200

Die Aussprache ist damit geschlossen.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/3541 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Ich sehe, das ist der Fall. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.

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(C (D Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 13 sowie usatzpunkt 5 auf: 13 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktiengesellschaften mit börsennotierten Anteilen – Drucksachen 16/4026, 16/4036 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO P 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Neue Steuervergünstigungen und Gewinnverlagerungen in das Ausland verhindern – REITs in Deutschland nicht einführen – Drucksache 16/4046 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre azu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfahen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort für ie Bundesregierung der Parlamentarischen Staatssekreärin Frau Dr. Barbara Hendricks. (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


D
Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1607615300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Das heute zur Beratung anstehende Gesetz
ührt Real Estate Investment Trusts, sogenannte REITs,
n Deutschland ein und schafft damit ein börsennotiertes
mmobilienanlageprodukt, welches wir bisher noch
icht hatten. REITs haben sich als internationaler Stan-
ard in über 20 Ländern der Welt etabliert. Bei uns muss
ies erst noch, wie gesagt, geschehen.

Die gesetzliche Einführung eines deutschen REIT soll
as Spektrum der indirekten Immobilienanlage in
eutschland ergänzen, um eine Stärkung des Wirt-

chaftsstandortes Deutschland und eine Professionalisie-
ung der Immobilienwirtschaft und Wettbewerbsgleich-
eit gegenüber europäischen Finanz- und
mmobilienstandorten zu erreichen. Die Einführung
eutscher REITs wird zudem die internationale Wettbe-
erbsfähigkeit deutscher Unternehmen steigern und
ochqualifizierte Arbeitsplätze in Deutschland schaffen.

Das Gesetz enthält im Wesentlichen folgende Ele-
ente:

Der deutsche REIT ist als in Deutschland ansässige
ktiengesellschaft, also REIT AG, ausgestaltet, die






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks
zwingend an der Börse notiert sein muss. Der Streube-
sitz soll durch eine dauerhafte Quote von 15 Prozent ge-
sichert werden, um deutsche REITs einem breiten Anle-
gerkreis zugänglich zu machen.

Die REIT AG ist von der Körperschaft- und Gewer-
besteuer befreit, vorausgesetzt der REIT beschränkt sich
auf seine Haupttätigkeit, nämlich den Erwerb, die Be-
wirtschaftung und den Verkauf von Immobilien. Die
Besteuerung der Erträge des REIT erfolgt nach Aus-
schüttung direkt beim Anleger als Dividende. Das Halb-
einkünfteverfahren gilt nicht.

An einer REIT AG darf sich jeder Aktionär nur mit
weniger als 10 Prozent direkt beteiligen. Diese Höchst-
beteiligungsklausel passt einerseits zum Charakter der
REIT-Aktiengesellschaft als einer Kapitalgesellschaft
mit breitem Anlegerkreis. Sie sichert andererseits die
nach dem Doppelbesteuerungsabkommen höchstmögli-
che Quellenbesteuerung ausländischer Anteilseigner und
vermeidet negative Auswirkungen auf das Steuerauf-
kommen. Investoren können jedoch mittelbar mehr als
10 Prozent an einem REIT halten.

Es ist die steuerliche Begünstigung der Aufdeckung
stiller Reserven vorgesehen. Durch einen nur hälftigen
Wertansatz über einen Zeitraum von drei Jahren soll so-
wohl die Einführung von REITs gefördert als auch der
Immobilienmarkt mobilisiert werden.

Mit diesen Regelungen erfüllt der Gesetzentwurf die
im Koalitionsvertrag genannten Voraussetzungen für die
Einführung deutscher REITs und stellt insbesondere die
verlässliche Besteuerung beim Anteilseigner sicher.

Am Dienstag hat das Bundeskabinett die Gegenäuße-
rung der Bundesregierung zur Stellungnahme des Bun-
desrates vom 15. Dezember 2006 beschlossen. Soweit
der Bundesrat um die Prüfung bestimmter Maßnahmen
gebeten hat, wird die Bundesregierung diesem Wunsch
entsprechen. Vor dem 1. Januar 2007 erbaute Bestands-
wohnungen, deren Nutzfläche überwiegend, also zu
mehr als 50 Prozent, Wohnzwecken dient, bleiben, an-
ders als der Bundesrat es vorgeschlagen hatte, von dem
Anwendungsbereich ausgenommen, um befürchteten
negativen Auswirkungen auf den Mieterschutz sowie die
Stadtentwicklung entgegenzuwirken. REITs werden sich
in Deutschland auch ohne die Einbeziehung von Woh-
nungen etablieren können, weil ausreichend Geschäfts-
immobilien zur Verfügung stehen.

Entscheidend ist, dass in Deutschland der Einstieg in
den REITs-Markt möglich sein wird. Dies wird das Ge-
setz leisten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607615400

Das Wort hat nun der Kollege Carl-Ludwig Thiele für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten olleginnen und Kollegen! Die FDP hat seit Jahren die inführung von REITs gefordert. Unsere Bundestags raktion hat dazu eine Anhörung durchgeführt; die FDP nsgesamt hat dazu einen Kongress veranstaltet. Wir reuen uns, dass wir heute über den Gesetzentwurf der undesregierung diskutieren können, in der Hoffnung arauf, dass dieser Gesetzentwurf in Kürze zum Gesetz ird und in Deutschland Wirksamkeit entfaltet und die EITs damit in Deutschland endlich eingeführt werden. Allerdings ist zu dem Gesetzentwurf zu sagen: Er ommt zwar spät, aber vielleicht noch nicht zu spät. Zuem ist er noch nicht ausreichend. Denn im Gesetzenturf ist die Einbeziehung von Wohnimmobilien ausge chlossen; auf diesen Punkt werde ich gleich separat ingehen. Finanzminister Steinbrück hatte noch Anfang letzten ahres erklärt, dass er direkt nach der Sommerpause eien entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen werde. (Frank Schäffler [FDP]: Er hat nicht gesagt, nach welcher Sommerpause!)

Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1607615500

aran ist er allerdings leider innerhalb der SPD-Bundes-
agsfraktion gescheitert.

Wir wollen, dass auch Wohnimmobilien im Bestand
n REITs aufgenommen werden. Wir sehen uns mit gro-
en Teilen der Union und einer großen Minderheit der
PD darin einig, dass das so kommt. Es ist bedauerlich,
ass die Blockade seitens der Linken innerhalb der SPD
azu führt, dass dieses Instrument, das es international
ibt und dort eine positive Wirkung entfaltet, wie die
taatssekretärin ausgeführt hat, nicht gleich mit voller
chlagkraft in Deutschland eingesetzt werden kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Thema Immobilien bringt es mit sich, darauf hin-
uweisen, dass heute draußen ein Sturm tobt. Wenn man
ier im Plenum des Deutschen Bundestages ist, hat man
ast den Eindruck, man sei im Auge des Orkans; denn es
st sehr ruhig hier. Wir bekommen den Sturm nicht mit.

Immobilien haben einen Wert für die Menschen, und
war nicht nur einen materiellen, sondern auch einen im-
ateriellen. Die Werte, die in unserem Land in diesem
ereich über Generationen hinweg geschaffen worden

ind, müssen weiter gepflegt und bewahrt werden.
ieser Bereich der Volkswirtschaft ist nicht zu unter-

chätzen. Es wird hier ein Volksvermögen von
000 Milliarden Euro geschätzt. In diesem Zusammen-

ang ist es wichtig, sich die volkswirtschaftliche Bedeu-
ung dieses Bereiches klarzumachen: Im Grundstücks-
nd Wohnungswesen sind – ohne den Bereich Bauwirt-
chaft – etwa 400 000 Erwerbstätige beschäftigt. Inso-
ern ist es gut, dass dieser Bereich weiter professionali-
iert werden soll.

Es gibt viele Gründe, die für die Einführung von
EITs sprechen; auf einige dieser Gründe möchte ich
urz eingehen:






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Erstens: Die Anlageklasse Immobilie wird in Zukunft
an Attraktivität gewinnen. Sie bringt nachhaltige
Erträge. Sie ist im Gegensatz zu den umlagefinanzier-
ten Alterssicherungssystemen geeignet, Kapitaldeckung
für den Einzelnen zu schaffen.

Zweitens. Die deutschen Unternehmen haben im in-
ternationalen Vergleich eine sehr niedrige Eigenkapital-
quote, aber überdurchschnittlich viel Immobilienbesitz.
In anderen Ländern ist der Immobilienbesitz weniger
verbreitet. Dort werden Immobilien vermehrt gemietet
oder geleast.

Wenn wir durch eine Exitstrategie unseren Unterneh-
men in Deutschland ermöglichen können, die Immobi-
lien aus den Unternehmen auszugliedern, sie aber den-
noch zur Verfügung zu haben, dann können wir die
Eigenkapitalbasis vieler deutscher Unternehmen stärken,
in der Hoffnung darauf, dass das verfügbare Eigenkapi-
tal dann für Investitionen zugunsten der wirtschaftlichen
Fortentwicklung des Betriebes und damit auch der Ar-
beitsplätze genutzt wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittens. Auch der öffentliche Immobilienbesitz ist
in diesem Zusammenhang besonders betroffen. Schon
vor der Diskussion um die REITs haben Kommunen da-
mit begonnen, große Wohnungsbestände zu veräußern.
Von Rot-Grün wurden unter dem SPD-Minister
Müntefering Hunderttausende von Wohnungen veräu-
ßert, was wir zwar für richtig halten, aber in Verbindung
mit einem angemessenen Mieterschutz, der gleichwohl
bereits gesetzlich geregelt ist und noch weiter gestärkt
werden kann.

Alle diese Möglichkeiten wurden in der Vergangen-
heit von Sozialdemokraten genutzt, die das vielleicht
auch in Zukunft tun werden, eventuell sogar in Berlin.
Insofern sollte das Instrumentarium nicht verteufelt wer-
den. Das ist billige Parteitaktik und geht an den Bedürf-
nissen der Menschen völlig vorbei.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Olav Gutting [CDU/CSU])


Viertens. In anderen Ländern gibt es REITs schon
längst. Sie sind dort bereits etabliert. Wenn wir wollen,
dass der Finanzplatz Deutschland und die Immobilien in
Deutschland international stärkere Anerkennung fin-
den, dann sollten wir hier die Möglichkeit eröffnen, ein
international geltendes Instrument wie REITs in
Deutschland einzuführen, damit wir nicht nur Sonder-
wege beschreiten, sondern damit auch Anleger aus
Deutschland und der ganzen Welt die Möglichkeit ha-
ben, mithilfe der REITs in deutsche Immobilien zu in-
vestieren. Wir benötigen das Kapital, mit dem dann wei-
ter gearbeitet werden kann.

Insofern freue ich mich auf konstruktive Beratungen.
Wir werden eine Anhörung durchführen. Dem Gesetz-
entwurf werden wir in seinen Grundzügen zustimmen.
Allerdings werden wir sehr genau darauf achten, ob
nicht der eine Geburtsfehler behoben werden kann und
die Wohnimmobilien im Bestand, die etwa 60 Prozent

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(C (D es Immobilienvermögens in Deutschland ausmachen, it aufgenommen werden. Das wäre sinnvoll, und ich ppelliere, sich dem nicht zu verschließen, auch wenn im ußerparlamentarischen Bereich erste Festlegungen erolgt sind. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Leo Dautzenberg für ie CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Die Finanzmarktpolitik ist in Bereich, der häufig ohne die Aufmerksamkeit der reiten Bevölkerung diskutiert wird. Ein Grund dafür ist ie zweifelsohne falsche Annahme, dass der Finanzarkt nichts mit der allgemeinen Bevölkerung und der olkswirtschaft zu tun habe – zumindest nichts Gutes –, ondern ein Thema für Börsen, Banken, Versicherungen nd die Vermögenden in unserer Gesellschaft sei. Dieser Irrglaube herrscht leider auch bei einigen Verretern in diesem Hause vor, wie Ihr Antrag beweist, eine Damen und Herren von der Linken. Wer so einseiig diskutiert, verkennt die Rolle des Finanzmarktes für ie gesamte Volkswirtschaft. Der deutsche Finanzmarkt leistet einen unverzichtaren Wachstumsbeitrag. Allein der Anteil der Kreditirtschaft an der Bruttowertschöpfung liegt bei ungefähr ,2 Prozent. Die Finanzbranche hat damit insgesamt für as Wachstum in Deutschland eine ähnliche Bedeutung ie die großen Industriebranchen. Das gilt auch für die ahl der Arbeitsplätze. Darum ist es unsere Verantwor ung als Finanzpolitiker, den deutschen Finanzmarkt urch die richtigen politischen Weichenstellungen so uszugestalten, dass er sich positiv weiterentwickeln ann. Unter diesem Vorzeichen möchte ich auch den Enturf eines Gesetzes zur Schaffung deutscher Immobi ienaktiengesellschaften mit börsennotierten Anteilen also REITs – diskutieren, den wir heute in erster Bera ung behandeln. Mit dem Gesetz führen wir in Deutschand ein international anerkanntes Finanzprodukt ein, ämlich die sogenannten Real Estate Investment Trusts, esser bekannt unter ihrer Abkürzung REITs. REITs sind teuertransparente, an der Börse notierte Aktiengesellchaften, deren Kerngeschäft es ist, Immobilienbestände u verwalten, zu erwerben und zu verkaufen. Auf Unternehmensebene sind REITs von der Besteueung befreit. Um diesen Status aber zu erreichen, müsen REITs ihren Gewinn zu mindestens 90 Prozent an ie Anteilseigner ausschütten. Dieser Gewinn wird dann eim Anteilseigner besteuert. Der REIT ist somit kein teuerfreies Produkt, wie Sie, meine Damen und Herren on der Fraktion Die Linke, es in Ihrem Antrag glauben Leo Dautzenberg machen wollen. Die Besteuerung findet lediglich auf einer anderen Ebene statt. Auf die weiteren Detailregelungen zum Beispiel zum Mindestgrundkapital, zu den Haltefristen und zur Mindeststreuung möchte ich aus Zeitgründen nicht eingehen. Das Ganze ist also in ein Rahmenwerk eingebunden, das erfüllt werden muss. Das macht den Sonderstatus dieses Produktes deutlich. REITs wurden erstmals in den Vereinigten Staaten von Amerika eingeführt, und zwar bereits im Jahre 1960. Mittlerweile gibt es vergleichbare Strukturen in vielen Ländern der Welt. Seit 2000 wurden in sieben Ländern REITs aufgelegt. Warum brauchen wir nun auch in Deutschland das Produkt REIT? Wir haben doch bereits Immobilienanlageprodukte, mag der eine oder andere ins Feld führen; das ist richtig. Wir verfügen mit offenen und geschlossenen Fonds sowie Spezialfonds bereits über verschiedene, gute Finanzprodukte. Allerdings sind REITs mit diesen Produkten nicht zu vergleichen. Ihr Chance-Risiko-Profil liegt zwischen Renten und Aktien. REITs sind also nicht, wie einige Kritiker fälschlicherweise vorbringen, hochspekulative Anlagen. Sie wirken vielmehr portfoliostabilisierend und sind daher für institutionelle Investoren besonders interessant. Kurz gesagt: REITs ergänzen und verbessern das Anlagespektrum in Deutschland. Darüber hinaus ist die Einführung von REITs – damit komme ich zu meiner Eingangsbemerkung zurück – nicht nur für den Finanzmarkt positiv. Sie ist erst recht kein Steuergeschenk an die Akteure des Finanzmarktes. Vielmehr werden auch andere Wirtschaftszweige unmittelbar – genauso wie der Arbeitsmarkt mittelbar – profitieren. So eröffnet der REIT beispielsweise der Immobilienwirtschaft die Chance, sich weiter zu professionalisieren, und zwar durch die Schaffung neuer Berufssparten und qualifizierter Arbeitsplätze zum Beispiel im Bereich des Portfoliomanagements. Im Vergleich zu anderen Eigentümern können REITs zum Beispiel eine effizientere Verwaltung aufbauen, und zwar dadurch, dass sie sich auf bestimmte Immobilienarten und Standorte spezialisieren. Ebenso interessant sind REITs für Unternehmen mit großen Immobilienbeständen. Sie bieten den Unternehmen eine attraktive Möglichkeit, sich von ihren Immobilienbeständen zu trennen, um somit finanziell flexibler zu werden, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren und dabei wiederum Liquidität für andere Bereiche zu gewinnen. Ich begrüße daher ausdrücklich, dass die Bundesregierung mit diesem Gesetz nun endlich dem deutschen Finanzund Immobilienmarkt das Produkt REIT anbietet. Die Große Koalition hat sich für die Einführung von REITs bereits im Koalitionsvertrag ausgesprochen. Wir haben uns darauf verständigt, die Einführung unter der Bedingung voranzutreiben, dass zum einen die verlässliche Besteuerung beim Anleger sichergestellt wird und dass zum anderen positive Auswirkungen auf Immobilienmarkt und Standortbedingungen, also auf den Finanzmarkt, zu erwarten sind. Über die positiven Auswirkun g h b w g d z d s A z d v 1 c l t s n n R n i b z A n d k M B s r l o k t s S e d l a o d S f (C (D en auf Immobilienmarkt und Standortbedingungen abe ich bereits gesprochen. Kommen wir also zur verlässlichen Besteuerung eim Anleger. Auch dies stellt das Gesetz, das als Enturf vorliegt, sicher. In der Tat war es keine leichte Aufabe, die besondere steuerliche REIT-Konstruktion in ie deutsche Steuersystematik umzusetzen und gleicheitig die verlässliche Besteuerung beim inund auslänischen Anleger sicherzustellen. Die Problematik betand hier vor allem im Zugriff auf den ausländischen nleger. Hierfür hat das Bundesministerium der Finan en eine gute Lösung gefunden, nämlich das Dividenenmodell mit Streubesitzklausel. Dieses Modell sieht or, dass ein einzelner Anleger unmittelbar maximal 0 Prozent der Anteile an einem REIT halten darf. So sihert sich der deutsche Staat seinen Zugriff auf den ausändischen Anleger. Das heißt, auch die fiskalischen Ineressen des Staates sind mit diesem Gesetz gewahrt. In seiner rechtlichen Gestalt orientiert sich der deutche REIT an den international bekannten Standards eies REIT. Dies gilt bis auf eine entscheidende Ausahme. Diese Ausnahme besteht darin, dass der deutsche EIT – so sieht es zumindest der Gesetzentwurf vor – icht in Bestandsimmobilien investieren darf. Bestandsmmobilien sind laut Definition im Gesetz solche Immoilien, die vor dem 1. Januar 2007 erbaut wurden und die u mehr als 50 Prozent Wohnzwecken dienen. Diese usklammerung, mit dem Argument der sozialen Wohungspolitik und des Mieterschutzes begründet, geht an en Tatsachen vorbei. Meine Fraktion hält diese Auslammerung für sachlich falsch. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wir auch!)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607615600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1607615700

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


it dieser Einschätzung stehen wir nicht alleine. Der
undesrat ebenso wie viele Fachleute teilen unsere An-

icht. Selbst das Bundesfinanzministerium sah im Refe-
entenentwurf noch die Einbeziehung der Wohnimmobi-
ien vor.

Die Befürchtung, dass REITs aufgrund ihrer Rendite-
rientierung übermäßige Mieterhöhungen veranlassen
önnten, ist schon alleine deshalb unzutreffend, weil na-
ürlich auch REITs an das deutsche Mietrecht gebunden
ind.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


elbst wenn sich die Befürchtung begründen ließe, ist
ine Ausklammerung der Bestandsimmobilien aus dem
eutschen REIT wirkungslos; denn damit könnte noch
ange nicht verhindert werden, dass zum Beispiel ein
usländischer REIT in Paris oder demnächst in London
der aber auch ausländische Private-Equity-Firmen
eutsche Wohnungen kaufen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


ie können im Grunde jeden Wohnungsbestand verkau-
en, ihn nur nicht in einen deutschen REIT einbringen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist absurd!)







(A) )



(B)


Leo Dautzenberg
Eine größere Widersinnigkeit habe ich bisher kaum er-
lebt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Ausklammerung von Bestandsimmobilien ist aber
nicht nur wohnungspolitisch wirkungslos, sie ist auch
marktschädigend, weil durchaus viele Wohnungsunter-
nehmen und Wohnungsbesitzer in Deutschland an einem
Verkauf oder an einer Umwandlung in einen REIT inte-
ressiert sind. Durch diese Ausklammerung geht dieses
Potenzial am deutschen Markt vorbei.

In dem Beratungsverfahren werden wir als Union die
Integration von Wohnimmobilien weiterhin verfolgen.
Gleiches gilt für die EK-02-Problematik früherer
gemeinnütziger Wohnungsunternehmen. Wir müssen
überlegen, ob wir dafür nicht eine Regelung finden. Auf
der anderen Seite sind auch noch Fragen bei der Exit-
Tax – Konversion des Wohnungsbauvermögens in den
REIT hinein – zu klären, zum Beispiel wer davon be-
günstigt werden soll. Im Gesetzentwurf sind zwei vorge-
sehen, nämlich der REIT und die offenen Immobilien-
fonds. Ob das der Weisheit letzter Schluss sein soll,
müssen wir diskutieren.

Wir haben einen entscheidenden Schritt vollzogen,
indem der Gesetzentwurf eingebracht worden ist. Es gilt
der Grundsatz, dass in den Beratungen noch etwas ver-
ändert werden kann. Insofern sind wir auf einem guten
Wege, ein gutes Finanzmarktprodukt für Deutschland zu
kreieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – CarlLudwig Thiele [FDP]: Sehr gute Rede!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607615800

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Axel Troost für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607615900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! „Heu-

schrecken im Wohnzimmer“ war der Titel einer Fernseh-
sendung von diesem Montag.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Muss ein blöder Film gewesen sein!)


Der Anlass: Eine Welle von Privatisierungen kommu-
naler Wohnungen durchzieht die Republik. Immer
mehr Menschen fragen sich: Werde ich auch morgen
noch ein Dach über dem Kopf haben? Kann ich die dro-
henden Mieterhöhungen bezahlen? Aber – und das
stimmt mich persönlich sehr zufrieden und zuversicht-
lich – auch der Widerstand wächst. Gegen die geplante
Privatisierung der Landesentwicklungsgesellschaft in
Nordrhein-Westfalen wehrt sich die Volksinitiative „Si-
chere Wohnungen und Arbeitsplätze“. Herne, Velbert,
Dortmund, Onkel Toms Hütte in Berlin-Zehlendorf,
Freiburg, über 300 000 betroffene Mieterinnen und Mie-
ter alleine im Ruhrgebiet – überall Bürgerbegehren und
Klagewellen gegen die Privatisierung kommunaler Woh-

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(C (D ungen. Das Ergebnis aus Freiburg: 70,5 Prozent der ähler waren gegen die vom grünen Bürgermeister ge lanten Wohnungsverkäufe. Der Deutsche Mieterbund erklärt – Zitat –: Wer öffentliche Wohnungsbestände verkaufen will, stellt sich gegen die Interessen der Mehrheit der Bürger. r spricht im Anschluss von Wohnungsmonopoly. In dieser Situation legt die Bundesregierung ihren Geetzentwurf zur Zulassung von REITs auch in Deutschand vor. Das spricht nicht gerade dafür, dass Sie die orgen der Menschen außerhalb dieses Hauses wirklich rnst nehmen. Die Fraktion Die Linke lehnt die Einfühung von REITs in Deutschland ab, nter anderem – viel kann man in vier Minuten nicht saen – aus folgenden Gründen: (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Völker, hört die Signale!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der FDP: Riesenquatsch!)


(Beifall bei der LINKEN)


ie Bundesregierung behauptet, REITs seien nötig – das
st auch hier gesagt worden –, weil hohe Eigenbestände
n Immobilien in den deutschen Unternehmen gehoben
erden müssen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu ver-
essern. Ich sehe hierzu angesichts der Dauerposition als
xportweltmeister jedoch überhaupt keine Veranlas-
ung. Sie verschärfen damit nur das internationale Steu-
rdumping.

Die Bundesregierung behauptet, die Immobilienwirt-
chaft sei ohne REITs nicht konkurrenzfähig. Ich halte
iese Behauptung für frei erfunden. Woher kommt denn
er Run ausländischer Investoren auf deutsche Immobi-
ien?

Heute immer wieder gesagt und auch in den Printme-
ien ständig zu lesen: Wohnimmobilien sind außen vor.
ier hat die SPD-Linke zwar in der Tat wichtige Arbeit
egen die vom BMF ursprünglich vorgegebene Linie ge-
eistet; aber trotz allem sind ihre Forderungen nur par-
iell durchgesetzt. Faktisch bleiben Wohnimmobilien
ämlich drinnen: Wie eben gesagt worden ist, sind laut
esetzentwurf REITs für Mischimmobilien bis zu einem
ohnanteil von 50 Prozent und für Neubauten generell

ulässig. Damit kommen weite Bereiche des Wohnungs-
arktes unter Renditedruck.


(Zuruf von der FDP: Das ist doch Quatsch!)


06 Euro Miete bei 640 Euro Rente, und nun drohen
ieterhöhungen von 80 Euro, zum Beispiel in Dort-
und-Wickede –


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Durch wen denn?)


as ist die Realität in unserem Lande.


(Beifall bei der LINKEN)

)






(A) )



(B) )


Dr. Axel Troost
Verehrte Kolleginnen und Kollegen von den Regie-
rungsfraktionen, ich glaube nicht, dass Ihre Auflagen zur
Schonung des Wohnungsmarktes fortbestehen. Sie wer-
den verpuffen, oder sie werden, wie von der CDU/CSU
hier eben angedeutet, im Beratungsprozess sogar noch
aufgeweicht. Das heißt für uns: Verramschen von Sozial-
kapital. So lautete auch die Kritik in einem Fernsehbei-
trag. Sie tragen mit diesem Gesetz dazu bei.

Für meine Fraktion ist und bleibt klar: Wir stehen erst
am Anfang einer Unterwerfung der Wirtschaft und der
öffentlichen Hand unter die Gier der Finanz- und Immo-
bilienmärkte. Meine Fraktion unterstützt den Widerstand
dagegen mit allen Kräften, auch und gerade im Miet-
wohnungsmarkt. Wir lehnen Ihren Gesetzentwurf ab.
Wir legen Alternativansätze vor, und deswegen haben
wir den Gegenantrag eingebracht.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607616000

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Gerhard Schick für

die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
legen! Herr Troost, Sie haben über die verschiedenen
Verkäufe gesprochen. In Ihrer Aufzählung hat eine Stadt
gefehlt: Dresden.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist deren selektive Wahrnehmung, Herr Kollege!)


Aber ich will auf die Wohnimmobilien gar nicht so sehr
eingehen; denn im Gesamtkontext ist diese Frage nicht
zentral. Es ist auch nicht die Position der SPD, durch
eine Herausnahme der Wohnimmobilien seien alle Pro-
bleme gelöst. Die Gesamtproblematik der Wohnungsver-
käufe in Deutschland, die wir heute diskutieren, bestand
schon längst vor der Einführung von REITs.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Das Herausnehmen von Wohnimmobilien aus REITs
macht dieses Problem überhaupt nicht kleiner. Wir müs-
sen andere Lösungen finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann für meine Fraktion sagen, dass wir zustim-
men: REITs ist als Kapitalmarktprodukt sinnvoll; es hat
eine Reihe von Vorteilen. Richtig ist auch, dass wir inter-
nationale Entwicklungen aufgreifen und das Interesse
des Finanzstandorts Deutschland fördern. Die Frage ist
bloß: Zu welchem Preis tut man das, und wie tut man
das? Dazu kann ich nur sagen: Dem vorliegenden Ge-
setzentwurf können wir nicht zustimmen.

Man kann fördern; doch man darf Förderung nicht
zum Selbstzweck machen. Ich habe in den Beiträgen viel

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(C (D ber die positiven Effekte, die das haben kann, gehört. ie haben sich mit den Gegenargumenten aber überhaupt icht auseinandergesetzt. Es wäre zum Beispiel interesant gewesen, einmal zu hören, was Sie eigentlich zu den inwänden, die Ihre Parteikollegen in den Ländern mahen, sagen. Diese Kollegen sagen ziemlich deutlich, ass mit der Exit-Tax massive Probleme verbunden sind. iese Probleme bestehen danach nicht nur darin, dass an in den Wertansatz noch mehr hereinnehmen müsste, ie Sie angedeutet haben – Herr Dautzenberg, so habe ch zumindest Sie verstanden – (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Es wollen mehr rein!)


ja, es wollen mehr rein –; ein Problem besteht vielmehr
arin, ob man überhaupt eine Abgrenzung vornehmen
ann, ob aus dieser Sondernorm nicht eine neue Kette
on Sondernormen im Steuerrecht wird, die nachher
icht mehr kontrollierbar ist, und ob aus der Exit-Tax
omöglich ein neuer Beihilfefall im europäischen Recht
ird.

Dazu passt der Subventionsbericht, den wir diese Wo-
he im Finanzausschuss behandelt haben, sehr gut: Wir
ind dabei, eine neue Sondernorm zu schaffen. In Ihrer
egründung für die Einführung von REITs müssten Sie
icht nur über die Vorzüge des Finanzmarktprodukts,
ondern auch über die Konsequenzen für das Steuer-
echt deutliche Worte verlieren. Wir werden im Aus-
chuss und bei den Anhörungen noch einmal sehr kri-
isch nachfragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Einführung von REITs kann nicht rechtfertigen,
ass zum Beispiel durch ein Sale-and-lease-back-Ver-
ahren neue Lücken im deutschen Steuerrecht entstehen
nd wir uns, um diese Verfahren zu unterbinden, neue
omplexe Regelungen ausdenken müssen, die das Steu-
rrecht verkomplizieren. Im Zusammenhang mit der in
13 des Gesetzentwurfes vorgesehenen steuerfreien
ücklage ist überdies eine Frage des Beihilferechts zu
lären: Ist die Steuerbefreiung gerechtfertigt? Sie sind
it keinem Wort darauf eingegangen, dass dies neue Ge-

taltungspotenziale in sich birgt.

Ich habe auch nicht gehört, dass die Fragen, die Kol-
ege Pronold beim letzten Mal, als wir hier über REITs
iskutiert haben, gestellt hat, beantwortet worden sind.
ie sagen, eine verlässliche Besteuerung sei gesichert.
ür mich ist das bisher allerdings nur eine Aussage, die

n Bezug auf die konkreten Einzelfälle noch nicht fun-
iert unterlegt worden ist. Deswegen freue ich mich,
achher mehr dazu zu hören, was die Antworten auf die
ragen sind, die Sie selbst in der letzten Diskussions-
unde gestellt haben, zum Beispiel: Wie ist das bei aus-
ändischen Anteilseignern? Erst wenn diese Fragen ge-
lärt sind, können wir ein Produkt wie REITs
nterstützen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607616100

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Florian Pronold, SPD-Fraktion.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1607616200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Bundesregierung und die sie tragenden
Fraktionen haben nun den Weg für REITs freigemacht.
Das ist das Ergebnis langer politischer Debatten. Es ist
richtig, dass sie geführt wurden.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Debatten sind noch nicht vorbei!)


Schauen Sie nach Frankreich, wo REITs zu schnell ein-
geführt wurden: Man stellte dann fest, dass viele REIT-
Anteile von spanischen Investoren gehalten wurden, für
die die REIT-Dividenden aufgrund eines Doppelbesteue-
rungsabkommen, das übersehen wurde, quasi steuerfrei
waren. Es ist sehr wichtig, dass wir die Fragen, die mit
der Sicherstellung der Anlegerbesteuerung zusammen-
hängen, verlässlich beantworten können, bevor wir uns
in den Gesetzgebungsprozess begeben. Hierbei haben
wir im Vergleich zum Beginn der Debatte erhebliche
Fortschritte gemacht.

Sie sehen an den Anmerkungen des Bundesrates und
den dort enthaltenen Prüfbitten, dass es nach wie vor
Fragen zum Sale-and-lease-back-Verfahren, zu den eu-
roparechtlichen Auswirkungen und zur Exit-Tax, zur
Beihilfeproblematik, gibt, die wir ganz normal im parla-
mentarischen Verfahren klären.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind aber gewaltige Fragen!)


– Ja, wir werden sie klären. Der Klärungsprozess beginnt
gerade: Es finden Anhörungen statt; danach – vor der
zweiten und dritten Lesung – werden wir die Antworten
geben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das parlamentarische Verfahren beginnt gerade erst!)


Wir wollen sicherstellen, dass der Anleger besteuert
wird; so haben wir es im Koalitionsvertrag vereinbart.
Die Debatte hat dazu geführt, dass wir schon wesentlich
weiter als vorher sind. Ich bin froh, dass wir das nicht
wie in Frankreich, also nicht im Hoppla-hopp-Verfahren
gemacht haben.

Die Bedenken, die übrigens am Anfang nur ganz we-
nige hatten, wurden im Bundesrat von allen, unabhängig
von der politischen Couleur – auch von der FDP –, ge-
teilt. Es ist gut, dass offene Fragen, die am Anfang nur
wenige gesehen haben, nun von vielen gesehen werden.
Das führt im Endeffekt dazu, dass ein besseres Gesetz
beschlossen wird. Das ist unsere Absicht.


(Beifall bei der SPD)


Es ist ein wichtiger Schritt für die SPD-Fraktion, dass
nun auch die Bundesregierung befürwortet, Wohnim-
mobilien bei der Schaffung von REITs außen vor zu las-
sen. Es stimmt nicht – die Linksfraktion versucht, den
Eindruck zu erwecken –, dass de facto auch sie betroffen

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(C (D ind. Uns ging es darum, Bestandswohnimmobilien heauszunehmen, weil wir die Sorgen der Menschen sehen; reiburg ist angesprochen worden. Es geht nicht nur um ragen der Mieterinnen und Mieter, die ein großes Inteesse daran haben, dass ihre Wohnungen nicht an der örse gehandelt werden, sondern auch um die Frage der tadtentwicklung. Wir können doch nicht immer Politikelder separat bearbeiten, ohne Zusammenhänge zu bechten. ollen Sie mir allen Ernstes erzählen, dass eine börsenotierte Immobiliengesellschaft die Frage einer sozialen tadtentwicklung genauso im Auge hat wie eine ehemals emeinnützige und immer noch im Mehrheitsbesitz eier Kommune befindliche Wohnungsbaugesellschaft? (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Gucken Sie sich mal den Reparaturstau an!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as glaubt doch niemand!

Städtetagspräsident Christian Ude hat sehr deutlich
emacht, wie wichtig es ist, dass die Kommunen dieses
andlungsinstrument noch haben. Ich habe mich darü-
er gefreut, dass ich von meinem Koalitionspartner, zu-
indest von den Kommunalpolitikern, viel Zuspruch in

er Frage bekommen habe, wie es denn mit dem Wohn-
estand weitergehen soll. Fragen Sie die Augsburger
SU-Kolleginnen und -Kollegen! Es hat mich sehr ge-

reut, dass auch die sagen: Jawohl, wir brauchen hier die
ommunale Handlungsfähigkeit, um Stadtentwicklung
erade in den Großstädten betreiben zu können.

Deshalb haben wir die Bestandswohnimmobilien aus-
enommen. Uns geht es nicht darum, neu entstehende
roße Gebäude am Potsdamer Platz mit teuren Wohnun-
en oben und Verkaufsflächen unten in den Schutz ein-
ubeziehen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607616300

Herr Kollege, ich darf Ihren Redefluss unterbrechen.

s gibt die Bitte der Kollegin Andreae, eine Zwischen-
rage stellen zu dürfen. Gestatten Sie?


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1607616400

Gern.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607616500

Bitte sehr.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607616600

Herr Kollege Pronold, Sie haben gesagt, dass Sie

urch die Veränderung des Gesetzentwurfs gegenüber
em Referentenentwurf – so wird das ja auch begründet –
inen klaren Mieterschutz ermöglichen. Sie argumentie-
en, die Wohnungsbestände der Kommunen oder auch
er öffentlichen Hand allgemein würden nicht an einen
EIT verkauft werden können. Wie wollen Sie eigent-

ich verhindern, dass solche Wohnungen dann an Pri-
ate-Equity-Fonds oder ausländische REITs verkauft
erden?


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1607616700

Das ist eine Frage, die wir schon lange beantwortet

haben. Aber schon die Fragestellung ist falsch.


(Zuruf von der SPD: Das hätte man den grünen Bürgermeister in Freiburg fragen sollen!)


Die Fragestellung ist tatsächlich falsch. Sie brauchen nur
nachzulesen. Dazu ist genug geschrieben worden. Pri-
vate-Equity-Fonds und ausländische REITs können
schon heute deutsche Wohnimmobilien kaufen. Das ist
überhaupt nicht zu bestreiten. Der Unterschied ist der:
Jetzt haben wir als Nationalstaat das Recht der Besteue-
rung der Erträge aus diesen Immobilien. Wenn ein REIT
geschaffen wird, in den Wohnimmobilien eingebracht
werden, besteht dieses Recht der Besteuerung auf der
Ebene der Gesellschaft nicht mehr. Dann tritt die Proble-
matik der Gleichbehandlung auf, sodass wir den auslän-
dischen REIT europarechtlich womöglich steuerfrei stel-
len müssen und eine Durchleitung erfolgt.

Wir haben in der Debatte niemals behauptet, das sei
eine Lösung für die ernst zu nehmende Frage der ren-
ditegetriebenen Finanzinvestitionen auf dem Wohnim-
mobilienmarkt. Wir haben immer gesagt: Wir wollen
eine Katalysatorfunktion verhindern, weil uns die Frage
der sozialpolitischen Gestaltung im Hinblick auf den
kommunalen Wohnungsbestand wichtig ist. Deshalb
wollen wir hier nicht übereilt solche Investitionen zulas-
sen.


(Beifall bei der SPD – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das können wir auch durch Beteiligungen sicherstellen!)


Aus dem gesellschaftlichen Bereich sind Mieterver-
eine, Gewerkschaften und große Teile der Kommunalpo-
litik mit uns hier Seit´ an Seit´ marschiert, um ein ver-
nünftiges Ergebnis zu erzielen.

Ich habe die Debatte von Anfang an verfolgt. Am An-
fang hat man uns vonseiten derer, die die REITs wollen,
gesagt: Das mit den Wohnimmobilien ist überhaupt nicht
interessant. Die nehmen wir nur als Beiwerk, um das
Ganze in sich ein bisschen sicherer zu machen, um nicht
nur Gewerbeimmobilien, sondern auch ein paar
Wohnimmobilien zu haben. Dieser geringe Bestand an
Wohnimmobilien interessiert uns eigentlich gar nicht.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Mit wem haben Sie denn gesprochen?)


Später haben wir gesagt: Okay, dann nehmen wir die halt
raus. – Daraufhin wiederum hat man uns erklärt: Jetzt
machen REITs überhaupt keinen Sinn mehr, weil man
die Wohnimmobilien nicht drin hat. – Man sollte sich
schon klar darüber sein, was man will.

Die SPD und die Bundesregierung haben in dieser
Frage eine klare Position: Wir wollen nicht, dass es hier
zu einem zusätzlichen Renditedruck auf die kommuna-
len Wohnungsbestände kommt. Wir wollen, dass ein ver-
nünftiger REIT als Finanzmarktinstrument auf den Weg
gebracht wird, die Besteuerung beim Anleger so sicher
wie möglich ist und die Interessen der Mieterinnen und
Mieter sowie der Kommunen berücksichtigt werden. Da

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(C (D ind wir auf einem guten Weg. Den Rest klären wir in er Debatte. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen uf den Drucksachen 16/4026, 16/4036 und 16/4046 an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgechlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe, das st der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 12 sowie usatzpunkt 6 auf: 12 Beratung des Antrags der Abgeordneten Martin Zeil, Gudrun Kopp, Christian Ahrendt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Keine Verlängerung des Briefmonopols – Wettbewerb auf dem deutschen und europäischen Postmarkt ermöglichen – Drucksache 16/3623 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Finanzausschuss Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss P 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla Lötzer, Sabine Zimmermann, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Vollständige Öffnung der Postmärkte stoppen – Universaldienstverpflichtung absichern – Drucksache 16/4044 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Finanzausschuss Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die DP sechs Minuten erhalten soll. – Ich höre dazu keinen iderspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Martin Zeil für die FDP-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Lassen Sie mich mit einem Zitat beginnen: Die Exklusivlizenz der Deutschen Post AG stellt das wichtigste Wettbewerbshindernis auf den Postmärkten dar. ... das im Postgesetz genannte Ziel der Erstellung von chancengleichem und funktionsfähigem Wettbewerb ständige Abschaffung der Exklusivlizenz hat ... oberste Priorität ... Martin Zeil Zu diesem Ergebnis kommt die Monopolkommission in ihrem vierten Sondergutachten zur Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs auf den Märkten für Postdienstleistungen. Angesichts der Diskussion auf europäischer Ebene ist es höchste Zeit, dass dieses Haus in dieser wichtigen Frage ganz klar Position bezieht. Wichtig ist, vorneweg eines klarzumachen: Es darf hier nicht um ein bestimmtes Unternehmen gehen. Als Mitglieder dieses Hauses haben wir die Verantwortung, das beste Angebot bei einer flächendeckenden Grundversorgung zu besten Preisen zu garantieren. Nach unserem Grundgesetz muss der Bund auch die Versorgung im ländlichen Raum gewährleisten. Die Bundesnetzagentur ist als Kontrollinstanz vorgesehen. Wenn eine Versorgungslücke entsteht, kann sie die Dienstleistungen in Zukunft entsprechend den Vorgaben des Postgesetzes ausschreiben und den Auftrag an den günstigsten Bieter vergeben. Laut Postgesetz – das ist, so glaube ich, noch einmal klarzumachen – ist kein bestimmtes Unternehmen zur Erbringung der Universaldienstleistungen verpflichtet. Mehr Wettbewerb wird eine hohe Dienstleistungsqualität in der Fläche garantieren. Das haben die benachbarten Märkte Paketund Expressdienstleistungen, aber auch der Telekommunikationsmarkt zur Genüge bewiesen. Für den Fall einer Versorgungslücke sieht das Postgesetz zur Finanzierung einen Ausgleichsfonds vor, an dem sich alle Marktteilnehmer mit einem entsprechenden Umsatzvolumen beteiligen müssen. Gleichartige Regelungen im Bereich der Telekommunikation sind nie in Anspruch genommen worden, weil es weder Versorgungslücken gab noch entsprechende Kosten nachgewiesen wurden. Auch durch die Mehrwertsteuerbefreiung der Post, über die wir in diesem Hause zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal reden werden, wird der Wettbewerb massiv verzerrt. Hier müssen wir zu klaren Lösungen kommen. Es zeigt sich, dass die Post trotz des Monopolschutzes und der gegenwärtig marktbeherrschenden Stellung in den letzten Jahren flächendeckend Filialen abgebaut und die Anzahl der Briefkästen stark ausgedünnt hat. Die Zahl der stationären Einrichtungen privater Postdienstleister ist dagegen sprunghaft gestiegen, und zwar vor allem dort, wo sich der bisherige Anbieter aus der Fläche zurückgezogen hat. Im liberalisierten Paketmarkt ist die Zahl der Paketshops inzwischen auf mehr als 16 500 angestiegen und liegt somit um fast 20 Prozent über der Anzahl der Einrichtungen der Post AG. Schauen wir auf das Unternehmen selbst. Es wirbt vor allen Dingen mit der Internationalisierung, damit, dass man auf fünf Kontinenten präsent ist. Schon heute beschäftigt dieses Unternehmen im Ausland mehr Mitarbeiter als in Deutschland. Weltweite Aktivitäten werden angepriesen. Warum soll sich also ein solches Unternehmen, das nach eigenen Angaben weltweit gut aufgestellt i S g i s d A – d s ß D h t Z d N e s B a L 3 e l l g e V u w W d K z U A K g u u d (C (D st, vor der Konkurrenz fürchten? Hier sollen aus unserer icht Ängste geschürt werden, um eine Monopolverlänerung zu erreichen. Auch die Androhung des Abbaus von Arbeitsplätzen st nur vorgeschoben. Denn tatsächlich hat die Post chon während des geltenden Briefmonopols im Zuge er Rationalisierungsmaßnahmen mehr als 33 500 rbeitsplätze abgebaut. Umso bemerkenswerter ist es daran sieht man, was Wettbewerb bewirken kann –, ass die anderen Anbieter 42 000 neue Arbeitsplätze gechaffen haben. Nun noch ein Blick nach Europa: In Ihrem Entschlieungsantrag zur Postrichtlinie haben Sie festgestellt, eutschland gehöre zu den Mitgliedstaaten mit der öchsten Marktöffnung. Ich glaube, dass das einer echen Betrachtung nicht standhält. usammen mit Großbritannien und den nordischen Länern, die bereits ihren Markt geöffnet haben, und den iederlanden, die dies für 2008 ankündigen, wären bei iner deutschen Liberalisierung 60 Prozent des europäichen Marktes geöffnet. Deswegen unterstützten wir die undesregierung bei diesen Bestrebungen. Nur sind Sie us unserer Sicht bislang zu halbherzig und ohne klare inie, gerade was den Fall der Exklusivlizenz über den 1. Dezember 2007 hinaus angeht. Nach unserer Ansicht soll in Zukunft nicht mehr ein inzelner Postdienstleister sämtliche Universaldiensteistungen erbringen, sondern alle Marktteilnehmer solen unter diskriminierungsfreien Wettbewerbsbedingunen ihre Chance bekommen. Von dem dadurch ntstehenden Wettbewerb werden vor allen Dingen die erbraucher und Geschäftskunden durch preisgünstige nd kundenorientierte Dienstleistungen profitieren. Dies äre ein wichtiges Signal für mehr Beschäftigung und ettbewerb. Das Wort hat nun der Kollege Alexander Dobrindt für ie CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Herr Zeil, ich kann Ihnen in vielen Punkten ustimmen. Aber wenn Sie pauschal sagen, wichtige niversaldienstleistungen sollten von allen möglichen nbietern erbracht werden dürfen, so trifft dies nicht den ern. Der Punkt ist, dass diese Universaldienstleistunen in Zukunft überhaupt in der Fläche erbracht werden nd dass jeder Kunde Zugang zu ihnen hat. Das ist für ns wichtiger als die Tatsache, dass nicht nur einer, sonern viele anbieten. Alexander Dobrindt (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Martin Zeil [FDP]: Habe ich auch gesagt!)


(Beifall bei der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607616800
Martin Zeil (FDP):
Rede ID: ID1607616900

(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1607617000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1607617100




(A) )


(B) )


„Wettbewerb auf dem deutschen und europäischen
Postmarkt ermöglichen“ – das klingt relativ simpel, in
Wirklichkeit steht aber mit der vollständigen Öffnung
der Postmärkte eines der größten Projekte bei der Schaf-
fung eines echten Binnenmarktes für Dienstleistungen
in Europa kurz vor seiner Verwirklichung. Der Postsek-
tor der EU macht circa 90 Milliarden Euro aus. Das ist
ein gigantischer Markt. Die Europäische Kommission
erwartet von einer zunehmenden Liberalisierung eine
Stärkung des Wettbewerbs und von dieser Stärkung des
Wettbewerbs sinkende Preise, neue Produkte, einen bes-
seren Service und mehr Kundenorientierung.

Für uns ist in diesem Zusammenhang die entschei-
dende Frage: Wird die Versorgung mit Postdienstleistun-
gen für die Menschen in unserem Land besser oder
schlechter? Darum geht es uns, und daran müssen wir
unser Handeln letztlich messen. Natürlich kann man sa-
gen: Markt macht alles besser. Dieser Auffassung stehe
ich durchaus nahe, aber dann muss es sich auch um ei-
nen echten Markt handeln.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber wenn es kein echter Markt ist, dann wird es in aller
Regel nicht besser. Wir erleben das in anderen Berei-
chen; beim Strommarkt sehen wir das zurzeit. Wenn es
kein echter Markt ist, wird es für die Menschen nicht
besser.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Also müssen wir sicherstellen, dass dieser Markt im
Sinne der Kunden funktioniert. Schon in der letzten
Wahlperiode haben wir – wenn auch in einer anderen
Konstellation – darüber diskutiert, wie sich die Situation
der Postdienstleistungen für die Menschen verändert,
und ich kann mich gut daran erinnern, wie emotional
einzelne Kollegen dargestellt haben, welche Probleme
ein Abbau der Briefkästen und die Schließung von Post-
ämtern mit sich bringt.


(Klaus Barthel [SPD]: Einschließlich der FDP!)


– Einschließlich der FDP, natürlich. Das ist aber auch
nicht schlimm.

Auf der anderen Seite müssen wir aber sehen, wie gut
wir heute mit dem Versuch der Deutschen Post AG zu-
rechtkommen, Post Points aufzubauen, und wie erfolg-
reich diese Stellen heute sind – zugegebenermaßen mit
einem heruntergefahrenen Angebot. Wenn ich bei mir zu
Hause schaue, muss ich sagen: Das funktioniert – ein
kleiner Zeitungsladen mitten in einer kleinen Gemeinde,
dabei ein kleines Café, ein kleiner Shop,


(Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Mit kleinen Löhnen!)


mit vielen Kunden. Das ist sehr erfolgreich und deckt zu
95 Prozent das ab, was die Menschen brauchen, nämlich
einfache Postdienstleistungen: Briefmarken kaufen,

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(C (D riefe verschicken, einfache Pakete aufgeben. Desween möchte ich an dieser Stelle ganz klar sagen: Wir beürworten, was die Post an dieser Stelle macht. Ich hoffe, ass auch die Deutsche Post zu dem Ergebnis kommt, ass das Versuchsprojekt Post Point erfolgreich ist, und ass sie diesen Versuch über ganz Deutschland erfolgeich ausrollt. Die Europäische Union hat am 26. Oktober eine ichtlinie verabschiedet, die die Vollendung des Binnenarktes zum 1. Januar 2009 zum Inhalt hat. Die geplante bschaffung aller reservierten Bereiche ist etwas, das ir ausdrücklich befürworten. Das heißt für uns in eutschland: Der Monopolbereich der Briefe bis 0 Gramm wird und soll spätestens zu diesem Zeitpunkt allen. Über die Beibehaltung der Vorgaben zum Postniversaldienst habe ich gerade gesprochen. Ich erinnere ier an die Diskussionen, die wir in der letzten Wahleriode über Briefkästen und Poststellen hatten. Natürlich gibt es in dieser Richtlinie eine Festlegung arüber, mit welchen alternativen Maßnahmen der Uniersaldienst zukünftig – wenn er von den Unternehmen icht mehr kostendeckend erbracht werden kann, weil in er Fläche zu wenig Aufkommen ist – finanziert werden oll. Wie stellt man sich das vor? (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


enn das Aufkommen für Postdienstleistungen auf dem
and – zum Beispiel im Flächenland Bayern, aus dem

ch komme – zu gering ist, weil zu wenige Menschen
riefmarken kaufen oder Pakete verschicken, dann wird

ich unter Umständen ein Postanbieter aus dieser Fläche
urückziehen. Weil das im freien Markt möglich ist,
uss der Staat, muss die Regulierungsbehörde eingrei-

en können und sagen: Wir suchen per Ausschreibung
inen neuen Anbieter für diese Region; wenn wir diesen
nbieter gefunden haben, werden wir – zum Beispiel
ber das Modell eines Fonds, in den alle Anbieter ein-
ahlen müssen – diese Dienstleistung vor Ort subventio-
ieren, damit sie möglich gemacht wird.

Ich halte das theoretisch für möglich. Das kann funk-
ionieren, aber nicht unbedingt allein über den Preiswett-
ewerb. Gerade in der Fläche, wo es wenige Anbieter
nd wenige Interessenten gibt, wird nicht unbedingt der
illigste Anbieter der sein, der es ordentlich machen
ann. Ich erinnere daran, dass wir bei der Gesundheitsre-
orm ein ähnliches Problem mit der ärztlichen Versor-
ung in der Fläche hatten. Wir haben versucht, dies
auch auf finanzielle Art und Weise – auszugleichen.
ir müssen uns also überlegen, ob es in Zukunft mög-

ich sein muss, denjenigen, der in der Fläche das „Pro-
ramm Post“ anbieten soll, in einem Schönheitswettbe-
erb auszusuchen. Die Anbieter würden dann also einen
orschlag vorlegen, wie sie ihr Angebot gestalten wol-

en, und nachdem ein Anbieter ausgewählt worden ist,
ürde man darüber sprechen, was man bereit ist zu zah-

en – nicht umgekehrt.

Im Richtlinienvorschlag der Europäischen Union ist
och eine ganze Reihe von Punkten enthalten, die wir
nterstreichen können. Die vollständige Öffnung wird






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt
eine größere Attraktivität für neue Produkte und zukünf-
tige Investitionen bringen, das können wir unterschrei-
ben. Wir glauben auch stark daran, dass zukünftig neue
Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen werden. In der
Tat ist bei den alternativen Wettbewerbern der Anteil
von Mitarbeitern am Umsatz an Postdienstleistungen in
Deutschland höher als heute bei der Post AG. Von daher
können wir schon davon ausgehen, dass auch dieser
Wettbewerb zukünftig mehr Beschäftigungsmöglichkei-
ten schafft. Wir begrüßen ausdrücklich noch einmal die
Öffnung der Postmärkte zum 1. Januar 2009.

Allerdings müssen wir auch fragen, was diese Öff-
nung der Postmärkte in Europa insgesamt zu bedeu-
ten hat. Wir haben momentan kein einheitliches Bild und
leider ist die Befürchtung groß, dass wir dieses einheitli-
che Bild auch nicht herstellen können. Es gibt verschie-
dene Länder, die ihre Märkte inzwischen geöffnet und
den Wettbewerb in ihrem Land vollständig zugelassen
haben. Es gibt in Europa eine Reihe von Ländern, die
auf dem gleichen Stand wie wir sind, nämlich kurz da-
vor, zum 1. Januar 2008 eine vollständige Liberalisie-
rung einzuführen. Es gibt aber auch Länder, die deutlich
gemacht haben, dass sie mit einer kompletten Liberali-
sierung zum 1. Januar 2009 oder im Jahr 2009 nicht zu-
rechtkommen und diese Liberalisierung auch nicht ein-
führen wollen.

An dieser Stelle müssen wir sagen: Es ist uns ein
Anliegen – deshalb fordern wir an dieser Stelle die Bun-
desregierung auch auf, dafür zu sorgen –, dass, wenn
Liberalisierung in Europa im Bereich der Postdienstleis-
tungen stattfindet, sie möglichst in allen Ländern und
Märkten stattfindet und nicht nur in einem Teil davon,
Herr Zeil, nicht nur in 60 Prozent, wie Sie es ausgeführt
haben. Wir wollen die Liberalisierung vielmehr in
100 Prozent der Länder. Sie muss nicht überall zum glei-
chen Zeitpunkt, zum 1. Januar 2008, einsetzen. Aber es
muss sichergestellt werden, dass zumindest ein bis zwei
Jahre später alle auf dem gleichen Stand sind, also alle
Wettbewerber und alle Kunden in Europa die gleichen
Chancen haben.

Ich glaube, nur dann ist dieser Vorschlag für uns zu-
stimmungsfähig. In diesem Sinne wünschen wir der
Bundesregierung viel Erfolg mit ihrer Position und mit
unserer Position, in den nächsten Monaten Verhand-
lungsergebnisse zu erreichen, die es möglich machen,
dass auch die Länder, die sich momentan noch wehren,
mit dabei sind und der Liberalisierung des Postmarktes
in Europa zustimmen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607617200

Das Wort hat die Kollegin Ulla Lötzer,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607617300

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Die

EU-Kommission hat neben der FDP eine Richtlinie vor-

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(C (D elegt, die die völlige Marktöffnung der Postdienste is 2009 vorsieht. Dazu gehört, dass 90 Prozent der riefsendungen nicht mehr für die nationalen Postienste reserviert werden sollen. Wirtschaftsminister Glos will dieses Projekt mit Ihrer nterstützung auch gegen den Widerstand vieler Mitliedstaaten – wie Frankreich – im Rahmen der Ratspräidentschaft vorantreiben. 12 Mitgliedstaaten haben bei er letzten Ratssitzung daran massiv Kritik geübt, vom iderstand der Gewerkschaften ganz zu schweigen. Die flächendeckende Versorgung mit Postdienstleisungen zu angemessenen Preisen ist im Grundgesetz vernkert. Schon jetzt ist Deutschland in der Privatisierung nd Öffnung der Postdienste für den Wettbewerb fühend. Der Anspruch des Grundgesetzes soll durch das ostgesetz, die Universaldienstleistungsrichtlinie sowie ie Selbstverpflichtung der Post AG erfüllt werden. Die ahl der Briefkästen, Erreichbarkeit von Filialen, Anforerungen an die Leerung und Zustellung sowie angeessene Beschäftigungsbedingungen sind dort festge chrieben. Kollege Zeil, schon unter diesen Bedingungen sind ie Folgen dieser Öffnung – eben nicht die Voraussetungen, sondern die Folgen dieser Öffnung – verheeend. EU-weit weist Deutschland die viertgrößte Rate eim Abbau von Filialen auf; die Brieflaufzeiten haben ich verschlechtert; bei der Post AG haben über 30 000 eschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Stattdessen lühten Subunternehmen und Post-Shops mit zum Teil ittenwidrigen Arbeitsbedingungen – wie unter anderem n Bayern mit 4 Euro die Stunde – auf. Ungefähr 13 000 rbeitsplätze wurden im Saldo im Briefbereich vernich et. Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktion, uf welcher Grundlage behaupten Sie dann, Liberalisieung sei ein Jobmotor? Mit Ihren Vorhaben wären weiere Verschlechterungen auf der Tagesordnung. Herr umwinkel hat für diesen Fall bereits den Abbau weite er 32 000 Stellen angekündigt. Kollege Barthel, auch Sie wissen, die Gewährleistung er Versorgung auf der Grundlage der Universaldiensteistungsrichtlinie selbst wird gefährdet. Sie wird bisher urch die Gewinne aus der Exklusivlizenz finanziert. ollege Zeil, das ist nicht das größte Wettbewerbshinernis, sondern der Garant für die Erfüllung der verfasungsgemäßen Ansprüche an eine flächendeckende Verorgung mit Postdienstleistungen. (Martin Zeil [FDP]: Also hat die Monopolkommission Ihrer Meinung nach Unrecht?)


Die Kommission schlägt unter anderem vor, der Staat
önne neben dem Fonds Beihilfen leisten. Die Kosten
oll dann der Steuerzahler tragen. Derzeit werden die
ewinne der Post noch mit herangezogen. Diese Soziali-

ierung der Kosten und Privatisierung der Gewinne auf-
eiten der Aktionäre der Post AG lehnen wir allerdings
ntschieden ab.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Ulla Lötzer
Tatsächlich würden dadurch die Universaldienstver-
pflichtung selbst und damit auch die Postkunden und
die Beschäftigten auf der Strecke bleiben. Noch längere
Schlangen vor den Postschaltern, Filialsterben, das Ab-
hängen von Briefkästen und weitere Dumpingbedingun-
gen für die Beschäftigten in ganz Europa wären die Fol-
gen.

Statt europaweiter Liberalisierung brauchen wir auch
in diesem Bereich einen gesetzlichen Mindestlohn, da-
mit auch die Briefträgerinnen und Briefträger der Subun-
ternehmen von ihrer Arbeit leben können. Wir brauchen
schärfere Kontrollen der Beschäftigungsbedingungen
durch die Bundesnetzagentur, damit die Ansprüche, die
im Postgesetz formuliert sind, auch eingehalten werden.
Die flächendeckende Versorgung mit qualitativ hoch-
wertigen Postdienstleistungen auf europäischer und na-
tionaler Ebene muss weiterhin durch die Gewinne aus
dem Briefmonopol finanziert werden.

Die Regierung verlässt durch ihr Vorhaben den Boden
der Verfassung. Kehren Sie auf den Boden der Verfas-
sung zurück! Sie sollten unseren Antrag unterstützen.
Damit hätten Sie einen entscheidenden Schritt in diese
Richtung getan.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607617400

Das Wort hat der Kollege Klaus Barthel, SPD-Frak-

tion.


Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1607617500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

So sicher wie das Amen in der Kirche ist, können wir im
Deutschen Bundestag damit rechnen, in sehr kurzen Ab-
ständen mit Anträgen der FDP nach dem Motto „Weg
mit den Monopolen!“ beglückt zu werden.


(Martin Zeil [FDP]: Ja!)


Man muss zugeben, dass Ihre Botschaft immer gleich
lautet: Sie wollen den vollen und freien Wettbewerb, und
zwar sofort – übrigens ganz im Unterschied zur Situation
bei Apotheken, Fachärzten und Privatkrankenkassen.


(Martin Zeil [FDP]: Was? Da gibt es doch schon Wettbewerb!)


Halten wir fest: Schon jetzt stehen zwei Drittel der
Postmärkte in Deutschland voll im Wettbewerb. Erst An-
fang vergangenen Jahres sind weitere 7 Prozent des
Marktvolumens zusätzlich in den Wettbewerb gegangen.
Wir sind uns darüber einig: Ende dieses Jahres soll der
komplette Rest des Marktes in den Wettbewerb gehen.
So steht es auch im Gesetz.

Allerdings – hier fangen die Unterschiede an – sieht
die FDP damit alle Probleme als gelöst an. Aber die Er-
fahrungen, die die Menschen mit solchen Liberalisie-
rungsprozessen in aller Welt gemacht haben, sind
durchaus differenziert und teilweise sogar gegenteilig.
Gerade auf dem Postsektor liegen Licht und Schatten,
was die Liberalisierung betrifft, sehr nah beieinander. Ei-

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(C (D erseits sind die Erfolge unübersehbar. Die Post hat eien enormen Modernisierungsschub hinter sich. Aber schauen wir uns in Stadt und Land um: Postfiialen werden outgesourcet; gerade läuft wieder eine solhe Umwandlungswelle. Es wechseln die Orte und die etreiber der Agenturen. Die meisten Agenturen gibt es owieso nur noch deswegen, weil gesetzliche Regelunen das erzwingen, aber nicht deswegen, weil der Markt s erfordert. Arbeitsplätze werden abgebaut. Die Zusteler schaffen ihre Arbeit zum Teil nicht mehr. Betrieblihe Konflikte, wie sie in den letzten Tagen zum Thema rbeitszeit stattgefunden haben, spitzen sich zu. Außerhalb der Post AG machen die Wettbewerber egativschlagzeilen mit Billigjobs bis hin zu zugegebeermaßen legaler Kinderarbeit. Da werden Arbeitneherrechte unterlaufen und Betriebsratswahlen verhin ert, da gibt es Stundenlöhne zwischen 3 und 5,60 Euro, nd da herrschen tariflose Zustände. (Martin Zeil [FDP]: Das alles hat aber nichts mit der Liberalisierung zu tun!)


Rund zwei Drittel der von Ihnen gerade gefeierten
2 000 Arbeitsplätze bei den Wettbewerbern sind Mini-
nd Midijobs. Nur 20 Prozent dieser Jobs sind Vollzeit-
tellen. Herr Zeil, selbst viele dieser Vollbeschäftigten
üssen zusätzlich ergänzende Leistungen in Form von
rbeitslosengeld II in Anspruch nehmen, um überleben

u können. Wir hören sogar von sogenannten Aufsto-
kern, davon, dass die öffentlichen Kassen systematisch
eplündert werden, um Billigjobs für Zusteller zu orga-
isieren. Der Postsektor – das müssen wir hier einmal
anz nüchtern feststellen – ist im Moment dabei, die
rößte Niedriglohnbranche in Deutschland zu werden.
eil alles das mit fairem Wettbewerb nichts zu tun hat,

eraten die noch vorhandenen annehmbaren Arbeits-
lätze immer mehr unter Druck.

Wenn dann die FDP in ihrem Antrag den Vorstands-
orsitzenden der Deutschen Post AG dafür angreift, dass
r gesetzlich geregelte Mindestlöhne fordert, haben wir
inmal mehr Blau auf Gelb, was die FDP unter Wettbe-
erb versteht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


n diesem Antrag, den alle einmal lesen sollten, steht mit
mpörtem Unterton, dass Herr Zumwinkel für gesetzli-
he Mindestlöhne plädiere, um – wörtliches Zitat – „sein
nternehmen vor der Konkurrenz privater Anbieter zu

chützen“. Die FDP kann sich also offensichtlich nicht
orstellen, dass bei gleichen, fairen Löhnen Wettbewerb
m Postsektor entstehen kann. Wettbewerb kann es aus
er Sicht der FDP anscheinend nur durch Lohndumping
nd Sozialdumping geben. Das kann es doch wohl nicht
ein, liebe Kolleginnen und Kollegen!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Verständnis von Wettbewerb unterscheiden wir
ns fundamental. Wohlstandsgewinne und zusätzliche
rbeitsplätze wird es, so denken wir, nur bei gesicherten
rbeitsbedingungen geben. Sonst haben wir einen rei-
en Verdrängungswettbewerb, kannibalisieren sich Ar-






(A) )



(B) )


Klaus Barthel
beitsplätze im Unternehmen A und Arbeitsplätze im
Unternehmen B und machen sich gegenseitig kaputt.

Vielleicht sollten auch Sie in der FDP sich einmal die
gesetzlichen Grundlagen anschauen. Frau Lötzer hat es
schon erwähnt: 1997 – da waren Sie noch nicht hier,
Herr Zeil – haben Sie ein Postgesetz mitbeschlossen, in
dem von sozialen Belangen die Rede ist, in dem steht,
dass Kriterium für die Lizenzvergabe ist, dass die we-
sentlichen Arbeitsbedingungen in der Branche eingehal-
ten werden. Wir Sozialdemokraten sagen: Wenn die völ-
lige Marktfreigabe kommt, müssen diese Instrumente
– von massiven und gründlichen Kontrollen durch die
Regulierungsbehörde, die Bundesnetzagentur, über tarif-
liche und gesetzliche Branchenregelungen bis zu einem
eventuellen gesetzlichen Mindestlohn – erst recht ge-
prüft und eingesetzt werden, um die Spirale nach unten
endlich zu stoppen. Das ist eine notwendige Begleitmaß-
nahme, wenn eine völlige Marktöffnung am Jahresende
kommt.

Das andere ist die Aufrechterhaltung und Modernisie-
rung bzw. Präzisierung des Universaldienstes; dazu hat
Kollege Dobrindt schon einiges gesagt. Die Bürgerinnen
und Bürger betrachten das, was wir in der jetzigen
PUDLV als Universaldienst definiert haben – ebenso
wie die Deutsche Post AG in ihrer Selbstverpflichtung –,
als absolute Untergrenze, als Grenze des Zumutbaren.
Wir wollen und dürfen daran keine Abstriche machen,
egal ob es um Filialen geht oder um Briefkästen, um die
Zustellungsqualität oder um den Umfang der Leistun-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden uns noch den Kopf darüber zerbrechen müs-
sen, wie wir das finanzieren; denn wir glauben nicht da-
ran, dass das einfach so, im Selbstlauf, passieren wird.

Wichtig ist aber auch, dass wir faire Wettbewerbsbe-
dingungen haben, im Inland wie im Ausland. So, wie es
keine Wettbewerbsverzerrungen durch Lohn- und So-
zialdumping geben darf, darf es auch keine unterschied-
lichen Regelungen in Europa geben. Wir haben immer
gesagt, wir brauchen die Harmonisierung der bisher nati-
onalen Postmärkte zu einem europäischen Postbinnen-
markt; so lautet die Lissabonstrategie. Wie wir heute
schon gehört haben, liegt Deutschland mit einigen klei-
nen Staaten am Rande Europas, in denen sich kein ernst-
hafter Wettbewerb abspielen wird – was in Skandinavien
auch schwierig ist, ebenso in Großbritannien –, bei der
Marktöffnung an der Spitze. Doch es darf nicht sein,
dass in einigen Ländern der Markt geöffnet ist und Wett-
bewerber aus ganz Europa dort agieren dürfen, während
in anderen Ländern Wettbewerber auf ihren Heimat-
märkten keine Konkurrenz zu fürchten brauchen. Des-
wegen müssen wir einen Blick auf das werfen, was die
EU-Kommission in ihrem Bericht und in ihrer Prospek-
tivstudie dazu schreibt – es lohnt sich, einen Blick dort-
hinein zu werfen –: Vorgesehen sind ein einheitliches
Datum, wann die Monopole auslaufen, und Spielräume
bei der Gestaltung des „Universaldienstes“ sowie bei der
Finanzierung. So weit, so gut. Aber damit ist es nicht ge-
tan, wir können uns nicht einfach zurücklehnen. Schauen

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(C (D ir uns diese Kommissionsdokumente an: Da gibt es en Bericht der Kommission, der eigentlich die Grundage für die neue Richtlinie bilden sollte. Herr Kollege! Dieser Bericht zeichnet sich dadurch aus, dass sein esentlicher Begleittext nur in englischer Sprache voriegt; damit geht es schon los. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Kopp? Aber sicher. Danke schön, Herr Kollege Barthel. – Habe ich Sie ben richtig verstanden, dass Sie unter Wettbewerb und uropäischem Binnenmarkt verstehen, dass es europaeit einen Mindestlohn für diejenigen geben soll, die ostdienstleistungen erbringen, und glauben Sie tatsäch ich, dass das realisiert werden wird und dass dies das nliegen der EU ist? Davon habe ich nicht gesprochen. Die Regelung der rbeitsbedingungen liegt in der nationalen Zuständigeit. Wir wollen nur sicherstellen, dass uns durch einen airen Wettbewerb erlaubt wird, solche Mindestregelunen in Deutschland festzulegen, und dass sie nicht durch ngleiche Wettbewerbschancen auf dem europäischen arkt ausgehöhlt werden. Bei diesem Punkt in dem ericht der EU-Kommission, in dem sie sehr ober lächlich darüber hinweggeht, bin ich gerade. In ihm werden nämlich nur sehr formale und globale ngaben über diese Wettbewerbssituation gemacht. Auf anzen vier von 55 Seiten wird die Situation der Menchen – ob es Postkunden oder Beschäftigte der Post ind – in diesem gemeinsamen Markt beschrieben. Über hre Situation wird hinweggegangen. Es fehlt die Anayse des Marktes und der Marktzutrittsbedingungen, die rundlagen für einen fairen Wettbewerb sind. Daneben ehlen auch Angaben über die flächendeckende postaliche Infrastruktur und über die tatsächlichen Verhältisse auf den Postarbeitsmärkten. In diesem Bericht ählt der 400-Euro-Job zum Beispiel genauso viel wie in anständig bezahlter Vollzeitarbeitsplatz. Es fehlen uch jegliche Angaben über die Zufriedenheit der Kunen, über die Qualität der Leistungen und über Preisrelaionen. Herr Kollege, ich gehe davon aus, dass die Frage be ntwortet ist und dass die Kollegin Kopp sich setzen und ch die Redezeit weiterlaufen lassen kann. Dann müssen wir das leider so tun, Frau Kopp. Es gibt aber einen wichtigen Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen und einem fairen Wettbewerb in Europa. Ein Brief ist ein Brief, egal ob er einen Tag oder drei Tage unterwegs ist. 1 Euro ist 1 Euro, unabhängig davon, wie die Einkommenssituation in den jeweiligen Ländern aussieht. Das ist also kein Bericht, sondern ein oberflächlicher und beschönigender Überblick. Daneben gibt es noch die Prospektivstudie, die besonders interessant ist, weil sie sich auf ein Gutachten stützt, das die Kommission in Auftrag gegeben hat. In diesem Gutachten stehen zum Beispiel ausdrücklich die Probleme, die es mit der Aufrechterhaltung des Universaldienstes und seiner Finanzierung gibt. Das wird dort problematisiert. Von dieser Problematisierung finden wir in dem zusammenfassenden Dokument der EU-Kommission keine Zeile wieder. Darin wird stattdessen davon ausgegangen, dass sich das alles von selbst regelt. Das heißt, sie haben den Bericht – diese Prospektivstudie –, den sie selber in Auftrag gegeben haben, offensichtlich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen oder wollen das nicht tun. Vor dem Hintergrund dessen, was uns die Kommission vorlegt, darf man sich manchmal nicht mehr wundern, dass die Menschen Probleme mit dem europäischen Projekt haben. Deswegen werden wir in der Koalition gemeinsam daran arbeiten – damit komme ich zum Schluss –, dass der europäische Liberalisierungsprozess fair gestaltet wird, dass der flächendeckende Universaldienst mindestens auf dem jetzigen Niveau gehalten wird und dass der Postsektor eine Branche wird, in der gute Arbeitsbedingungen die Grundlage für gute Leistungen sind. Wir werden es bei diesem konkreten Beispiel nicht zulassen, dass das europäische Sozialmodell und die Priorität für Arbeitsplätze in Sonntagsreden beschworen werden, während in den konkreten Einzelbereichen, in denen wir das umsetzen wollen, davon nicht mehr die Rede ist, sondern dass man dort in der keimfreien und abstrakten Welt der Marktmodelle schwebt. Herr Kollege, Sie wollten zum Schluss kommen. Deswegen hat die SPD-Bundestagsfraktion in der letzten Woche, als wir in Brüssel waren, beschlossen, dass wir all die Projekte, die in Europa laufen, einer Sozialverträglichkeitsprüfung unterziehen. Diese Sozialverträglichkeitsprüfung haben die neue Postdienstrichtlinie und erst recht der Antrag der FDP noch nicht bestanden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607617600
Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1607617700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607617800
Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1607617900
Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1607618000
Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1607618100
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607618200




(A) )


(B) )

Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1607618300
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607618400
Klaus Barthel (SPD):
Rede ID: ID1607618500

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte sehr um erständnis: Wir haben gerade erfahren, dass der öffentiche Personennahverkehr in Berlin um 20 Uhr eingetellt wird. Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen etwas m Disziplin und darum, ihre Redezeit einzuhalten, dait unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – es geht icht um uns – die Chance haben, noch nach Hause zu ommen. Das Wort hat die Kollegin Kerstin Andreae. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wenn wir über die Liberalisierung und Privatiierung in diesem Bereich reden, sollten wir uns zwei unkte anschauen, zum einen die Frage, welche Chanen ein Wettbewerb in diesem Bereich hat, und zum aneren die Frage der Arbeitsbedingungen der Arbeitneherinnen und Arbeitnehmer. Bündnis 90/Die Grünen begrüßen es durchaus, dass ie europäische Ebene für Wettbewerb bei netzgebunenen Infrastrukturen sorgt. Wir haben in der Verganenheit schon im Strombereich, im Telekommunikaionsbereich und teilweise auch im Postbereich gesehen, ass es durch den Wettbewerb deutliche Fortschritte vor llem für die Verbraucherinnen und Verbraucher gegeen hat. Die geltende Postrichtlinie läuft 2008 aus. Dann wird ediglich das europäische Wettbewerbsrecht gelten. Daer ist es gut, dass die Kommission einen Vorschlag vorelegt hat, der als Entscheidungsgrundlage für die Vorereitung des Postmarktes dient. Es gibt nach wie vor eine Reihe von Mitgliedstaaten, ie bei der Post Monopolbereiche zur Finanzierung der niversaldienste zulassen. Deutschland gehört dazu; ndere Staaten haben bereits privatisiert. Nach dem ostgesetz wird in Deutschland der Postmarkt zum anuar 2008 vollständig liberalisiert. Wir begrüßen, dass ie Bundesregierung an diesem Termin festhält und erlärt, dass das unabhängig davon geschieht, ob andere taaten Wettbewerb einführen. Im Übrigen halten wir überhaupt nichts davon, wenn n Deutschland einzelnen Unternehmen Wettbewerbsorteile im Heimatmarkt gewährt werden, damit sie mit en so erzielten Monopolrenditen globale Unternehmen ufbauen können. Das ist heute der Fall. as nützt auch den Unternehmen nicht; denn die notendigen Innovationen werden dadurch behindert. Inso ern darf aus unserer Sicht dem Drängen der Deutschen ost AG, das Monopol bei den Standardbriefen zu ver ängern, nicht nachgegeben werden. Das Beispiel Teleommunikation hat gezeigt, wie Wettbewerb zu sinkenen Preisen und teilweise auch besserem Service führen ann. Kerstin Andreae Es ist aber natürlich notwendig, dass man sich die Arbeitsbedingungen anschaut. Man kann nicht einfach davon ausgehen, dass im Falle des Wettbewerbs die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gleich bleiben oder gar besser werden. Insofern ist es durchaus richtig und begrüßenswert, dass die Richtlinie nicht zu sehr in die Gestaltung der Universaldienstverpflichtung der Mitgliedstaaten eingreift und dass die Mitgliedstaaten durchaus Handlungsmöglichkeiten haben. Diese müssen sie aber auch nutzen. Ebenso ist aus unserer Sicht erforderlich, dass die durchaus vorhandenen Möglichkeiten des deutschen Postgesetzes, Einfluss auf die Arbeitsbedingungen der neuen Wettbewerber und auch auf die tarifliche Gestaltung zu nehmen – durch Vergabe von Lizenzen oder auch durch Verweigerung oder Nichtverlängerung bzw. sogar Zurücknahme von Lizenzen –, genutzt werden. Dass das tatsächlich geschieht, halten wir für außerordentlich erforderlich. In der gestrigen Sitzung des Wirtschaftsausschussses, bei der ich nicht anwesend war, ging es um einen Entschließungsantrag. In diesem steht am Schluss ein Satz, den ich für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen klar unterstützen möchte: Soziale Belange, insbesondere hinsichtlich der Sicherung angemessener Arbeitsbedingungen, müssen eingehalten werden. – Dazu braucht es aber aus unserer Sicht kein Monopol. Man kann durchaus die Vorteile des Wettbewerbs auf dem Markt für die Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen, sollte aber die Möglichkeiten, die das Postgesetz bietet, nicht aus den Augen verlieren, vor allem die eigenen Ansprüche im Hinblick auf Arbeitsbedingungen und auch auf branchenabhängige Mindestlöhne, die hier durchaus angebracht wären; es sind ja Beispiele genannt worden. Aus unserer Sicht ist es so nicht akzeptabel. Mit dieser Position werden wir in die Debatte gehen und hoffen, dass sich hier etwas bewegt. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf den Drucksachen 16/3623 und 16/4044 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes – Drucksache 16/4010 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO A k g n m t k F E d b g i w K M v w n E p f K k w E d e h 5 p B S 1)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607618600
Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607618700

(Beifall des Abg. Martin Zeil [FDP])


(Martin Zeil [FDP]: Genau so ist es!)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607618800
(C


(D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollein Ingrid Arndt-Brauer, SPD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! Aufgrund meines starken Hustens öchte ich meine Rede zu Protokoll geben und Sie bit en, meine wegweisenden Gedanken morgen im Protooll nachzulesen. Ich bitte dafür um Verständnis.1)

Ingrid Arndt-Brauer (SPD):
Rede ID: ID1607618900

Danke.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607619000

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Volker Wissing,

DP-Fraktion.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1607619100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist überfällig, dass die Bundesregierung etwas gegen
ie Belastung durch Rußpartikel unternimmt. Die FDP
egrüßt das ausdrücklich und unterstützt die Bundesre-
ierung bei der Erreichung dieses Ziels. Bemerkenswert
st allerdings wieder einmal der Weg, der hier beschritten
ird. Noch vor wenigen Wochen hieß es aus Kreisen der
oalition, jetzt sei Schluss mit Steuererhöhungen, das
aß des Zumutbaren sei erreicht. Was liegt uns aber

or? Wieder eine Steuermehrbelastung.

Das ist aber nicht das einzige Problem des Gesetzent-
urfes. Er widerspricht auch voll und ganz dem Ziel ei-
er Vereinfachung unseres Steuerrechts.


(Beifall bei der FDP)


gal was CDU/CSU und SPD anpacken, zwei Eck-
unkte stehen bei ihren Gesetzentwürfen immer schon
est: Erstens. Die Bürgerinnen und Bürger werden zur
asse gebeten. Zweitens. Die Gesetze werden immer
omplizierter.

Die Bundesregierung rechnet bei diesem Gesetzent-
urf bis 2010 mit Mehrbelastungen von 55 Millionen
uro. Ursprünglich hieß es einmal, dass sich die Kosten
er Steuerbefreiung und die Einnahmen aus der Steuer-
rhöhung die Waage halten sollten. „Die Waage halten“
eißt für mich aber plus/minus null und nicht
5 Millionen Euro mehr im Staatssäckel.


(Beifall bei der FDP)


Die Politik von Schwarz-Rot ist nichts anderes als der
ermanente Griff in die Taschen der Bürgerinnen und
ürger. Ihre Finanzpolitik ist ein Synonym für höhere
teuern geworden.


(Gabriele Frechen [SPD]: Sie wissen, dass das Unfug ist, was Sie erzählen!)


Anlage 2






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing
– Und Sie wissen, Frau Kollegin Frechen, dass es ge-
nauso ist, wie ich es sage. Das können Sie in der Begrün-
dung zu dem Gesetzentwurf nachlesen.


(Gabriele Frechen [SPD]: Lesen Sie das einfach durch! Sie haben heute Abend Zeit dafür!)


Das Ziel dieses Gesetzes ist gut, der Weg ist aber
höchst fragwürdig. Der Förderwildwuchs im Kraftfahr-
zeugsteuergesetz ist inzwischen zu einem Problem ge-
worden. Es ist hier ein echter Paragrafendschungel ent-
standen. Der Gesetzentwurf, den Sie uns vorlegen, führt
weiter ins Dickicht hinein. Das Kraftfahrzeugsteuerge-
setz – das sollte uns allen klar sein – soll vor allem die
Besteuerung von Kraftfahrzeugen regeln. Es ist nicht in
erster Linie ein Umweltgesetz.

Man kann über Steuern durchaus bestimmte politi-
sche Ziele verfolgen. Aber das darf nicht dazu führen,
dass die Steuergesetzgebung so verkompliziert wird,
dass am Ende kein Mensch mehr weiß, warum er wie
viel bezahlt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Transparenz und Verständlichkeit der Steuergesetzge-
bung sind eine ganz wesentliche Voraussetzung für die
Akzeptanz unseres Steuerrechts. Es sind dieselben Kol-
leginnen und Kollegen, die hier einer Verkomplizierung
nach der anderen zustimmen und die dann verzweifelt
mit dem Kopf nicken, wenn man sie daran erinnert, dass
unser Steuerrecht von Monat zu Monat unverständlicher
wird. Ich frage Sie: Wann wollen Sie denn endlich mit
einer Vereinfachung anfangen? Was hat die Bundesre-
gierung bisher zur Vereinfachung unseres Steuerrechts
und zum Bürokratieabbau beigetragen?


(Beifall bei der FDP – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon einmal was von Feinstaub gehört?)


Sie legen uns ein Steuergesetz nach dem anderen vor,
verabschieden das Bürokratiemonster Antidiskriminie-
rungsgesetz und planen den Einstieg in die Gesundheits-
bürokratie. Aber die Bemühungen um den Bürokratieab-
bau bleiben vollständig auf der Strecke.

In diesem Hohen Haus fordern alle weniger Bürokra-
tie. Aber immer wenn es konkret wird, entscheiden sich
CDU/CSU und SPD für kompliziertere Gesetze. Klare,
einfache und verständliche Steuergesetze sind kein
Selbstzweck. Sie schaffen Rechtssicherheit und fördern
das Vertrauen der Menschen in die Politik. Nicht für je-
des komplizierte Problem gibt es eine einfache Lösung.
Aber man braucht auch nicht für jedes einfache Problem
eine komplizierte Lösung.

Die FDP unterstützt die Bemühungen der Bundesre-
gierung, die Partikelbelastung zu reduzieren. Wir unter-
stützen aber nicht die Bemühungen der Bundesregie-
rung, dem Staat, wie es auch bei diesem Gesetz der Fall
ist, Mehreinnahmen zu verschaffen und wieder einmal
das Steuerrecht zu verkomplizieren.

Wir haben heute die erste Beratung des Gesetzent-
wurfs. Frau Kollegin Frechen hat sich bereits wieder für

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(C (D in komplizierteres Steuerrecht entschieden. Wir meinen ber, dass wir die von der Bundesregierung vorgeschlaene Lösung sorgfältig beraten müssen. Wir müssen im Rahmen der Beratungen ausloten, ob s Alternativen zu Ihren Vorschlägen gibt. Denn der chnelle Weg von Schwarz-Rot in Form von Mehreinahmen für die Staatskasse und eines komplizierten teuerrechts – dies ist eine schöne Düngung des Steuerschungels – kann keine Antwort auf ein solches Prolem sein. Wir werden uns konstruktiv an diesen Beraungen beteiligen. (Beifall bei der FDP – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Rede zu diesem Thema ist nicht zu fassen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607619200

Das Wort hat die Kollegin Patricia Lips, CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Patricia Lips (CDU):
Rede ID: ID1607619300

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Meine

ehr geehrten Damen und Herren! Herr Wissing, ich
erde mir im Laufe meiner Rede die Freiheit nehmen,
as eine oder andere Mal auf Ihre Ausführungen zurück-
ukommen.

Das Ziel des vorliegenden Gesetzentwurfes der Bun-
esregierung, die Rußpartikelminderung bei Diesel-
KWs, ist Bestandteil der Koalitionsvereinbarung und
eiht sich in zahlreiche weitere Diskussionen zu ähnli-
hen Themen an anderer Stelle – dies gilt sowohl für die
undespolitische wie auch, zumeist flankiert, die europäi-
che Ebene – ein. Zum Inhalt ist zu sagen – lassen Sie
ich das einfach formulieren; das hat bei Ihnen, Kollege
issing, etwas gefehlt –: Es sollen befristet steuerliche

örderungen gewährt werden, wenn entsprechende
ahrzeuge durch den Einbau eines Rußpartikelfilters
us- bzw. nachgerüstet wurden und werden. Gleichzeitig
ollen jedoch diejenigen, welche auch künftig eine ent-
prechende Norm nicht einhalten, innerhalb einer befris-
eten Zeit einen Zuschlag zahlen.

Die vorgesehenen Maßnahmen beinhalten damit fol-
ende Komponenten: erstens den Umweltaspekt, wel-
her dem Ganzen sicherlich als ein Signal und Ziel zu-
runde liegt, zweitens den steuerlichen und gleichzeitig
inanziellen Aspekt, der unter den Stichworten „Len-
ungswirkung“ auf der einen und „haushaltspolitische
erantwortung“ auf der anderen Seite zum Ausdruck
ommt, und drittens den wirtschaftlichen Effekt, näm-
ich eine Beschleunigung der Techniken sowie die Ent-
icklung und Produktion von Nachrüstsystemen. Dies

st ein Effekt, der zahlreiche Betriebe insbesondere im
ittelständischen Bereich in unserem Land unterstützen

oll.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dies möchten wir an dieser Stelle unterstreichen. Hier
rkennen wir getätigte Investitionen und Vertrauens-
chutz in geplante gesetzgeberische Maßnahmen unein-






(A) )



(B) )


Patricia Lips
geschränkt an. Ich hätte mich gefreut, wenn auch die
FDP, die sich den Stiefel der Wirtschaftspolitik gerne an-
zieht, ein paar Worte dazu verloren hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der Grundgedanke, also die umweltpolitische Kom-
ponente, ist nach unserer Auffassung eigentlich unstrei-
tig; das hatten Sie bestätigt. Ein Anreiz zur Umrüstung
sowie die damit verbundene Förderung der Partikelfilter-
technik soll ganz gezielt einen weiteren Beitrag zum
Schutz des Menschen und der Umwelt leisten. Den Be-
griff „Feinstaub“ kannten bis vor wenigen Jahren nicht
viele. Heute ist er weiten Teilen der Bevölkerung in der
Tat ein Begriff. Eine Reduzierung von Partikelemissio-
nen soll nun durch eine weitere Maßnahme unterstützt
werden.

Dabei erkennen wir natürlich an, dass viele Fahrzeug-
halter bereits in der Vergangenheit diesem Aspekt beim
Fahrzeugkauf sowie bei Nachrüstungen besondere Be-
deutung beigemessen haben. Wünschenswerterweise
sollen es natürlich sehr viel mehr werden. Diesen Vor-
gang wollen wir beschleunigen.

Ich möchte bereits an dieser Stelle daran erinnern,
dass vonseiten des Europäischen Parlamentes aktuell
neue Abgasnormen auf den Weg gebracht werden, de-
ren Einhaltung in wenigen Jahren verbindlich werden
soll. Diese Vorgaben werden aller Voraussicht nach da-
rauf abzielen, dass der Einbau eines Partikelfilters erfor-
derlich sein wird, um diese Vorgaben dann einzuhalten.
Den Mitgliedstaaten soll in der kommenden Zeit jedoch
die Möglichkeit gegeben werden, die Einführung um-
weltfreundlicher Fahrzeuge steuerlich zu fördern. An
diesem Punkt stehen wir heute. Herr Wissing, wir stehen
dafür, die für die betroffenen Halter in unserem Land be-
stehenden Chancen zu nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dem Gesetzentwurf liegt – ich deutete es bereits an –
eine sogenannte kombinierte Bonus-Malus-Regelung
zugrunde. Was bedeutet dies?

Erstens. Die CDU/CSU möchte an dieser Stelle eben
gerade nicht einzig mit Verschärfungen und Verboten ein
gewünschtes und durchaus auch erforderliches Verhalten
erzwingen. Vielmehr soll die Verantwortung der Betrof-
fenen für sich und andere durch finanzielle Anreize ver-
stärkt werden, indem die volle Kostenbelastung einer
solchen Maßnahme nicht allein beim Halter zum Tragen
kommt. Herr Wissing, das bedeutet erst einmal Steuer-
mindereinnahmen.

Zweitens ist es aber auch zielführend, durch einen
entsprechenden Steuerzuschlag auf weiterhin ungemin-
derten Schadstoffausstoß ein „Umrüstbewusstsein“ zu
verstärken. Anders ausgedrückt: Der Zuschlag soll eine
Lenkungsfunktion erfüllen und ebenfalls zur Nachrüs-
tung oder zum Kauf von moderner, umweltschonender
Technik motivieren. Andernfalls muss bezahlt werden.

Drittens – das sage ich ausdrücklich in aller Offenheit
und in unserer Verantwortung für die Haushalte – soll
durch die Bonus-Malus-Regelung eine Gegenfinanzie-

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(C (D ung erfolgen, wenn auch nicht in voller Höhe. Denn elbst wenn ein Beschluss auf Bundesebene erfolgt – wir reuen uns über die Gelegenheit, heute in einem geordeten Verfahren darüber diskutieren zu können –, weren die finanziellen Auswirkungen in erster Linie die änderhaushalte betreffen. Es soll nicht verschwiegen werden – das war auch urz vor der Weihnachtspause den Medien zu entnehen –, dass im ursprünglichen Entwurf, der im Novem er vorgelegt wurde, die Regelungen sehr kurzfristig sprich: binnen Jahresfrist – in Kraft gesetzt werden ollten, um zu einer möglichst zeitnahen Deckung von indereinnahmen zu kommen. Wir begrüßen es deshalb usdrücklich, dass es doch noch möglich wurde, in eiem nachträglichen Kompromiss mit den Ländern eine ertretbare Verschiebung des Malus – sprich: der steurlichen Mehrbelastung der betroffenen Halter – im Hinlick auf die Chance, die steuerliche Förderung zu nuten, zu erreichen. Uns war es wichtig, die rechtzeitige enntnisnahme der steuerlichen Förderung in der Bevölerung zu gewährleisten, um doch noch die realistische öglichkeit einer Umrüstung einzuräumen. Der Gesetzentwurf hatte eine lange Vorlaufzeit in der essortabstimmung bei Bund und Ländern. Es war für ns dennoch von Bedeutung, dass trotz der Wichtigkeit nd Dringlichkeit der Thematik und neben den genannen Sachpunkten nun auch die Fraktionen des Deutschen undestages eine angemessene zeitliche Beteiligung er ahren, wie es zurzeit geschieht. Abweichend vom üblichen Verfahren haben wir jeoch bereits gestern im Finanzausschuss – also noch or der heutigen ersten Beratung im Plenum – über den esetzentwurf diskutiert. Damit wird deutlich, dass auch ns an einer zeitnahen Umsetzung gelegen ist. ies soll uns auch in den weiteren Beratungen begleiten. ir gehen davon aus, dass uns das gelingt, zumal die In ention des Gesetzes unstreitig sein dürfte. Lassen Sie mich abschließend Frau Arndt-Brauer und em Rest der SPD-Fraktion, von der zum Schluss fast lle gehustet haben, noch gute Besserung wünschen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zurufe von der SPD: Danke!)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607619400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben mit dem

tenografischen Dienst vereinbart, dass für alle Kolle-
innen und Kollegen, die keine schriftliche Fassung ih-
er Rede haben, aber ihre Rede wegen der Wetterlage
ankenswerterweise zu Protokoll geben, morgen um
1 Uhr Abgabeschluss ist.

Nächster Redner ist der Kollege Lutz Heilmann,
raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607619500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir beraten heute in erster Lesung einen Gesetzentwurf
zur steuerlichen Förderung von Dieselrußfiltern. Fünf
Jahre ging die Debatte zwischen Bund und Ländern hin
und her, oder besser gesagt: Fünf Jahre hat es die deut-
sche Autoindustrie verstanden, dieses Gesetz zu verhin-
dern.

Mehrere Tausende Menschen in Deutschland sterben
jährlich an den Folgen der Feinstaubbelastung, bei-
spielsweise an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch
Feinstaub hervorgerufen werden. Der Straßenverkehr ist
eine wesentliche Quelle für Feinstaub. Dieselruß enthält
die besonders schädlichen Klein- und Kleinstpartikel.

Manche behaupten, dass der Straßenverkehr nicht das
Hauptproblem sei. Ich meine aber, dass alle Möglichkei-
ten genutzt werden müssen, um die Gesundheit der Men-
schen zu schützen.

Mit dem Inkrafttreten der sogenannten Plakettenver-
ordnung am 1. März dieses Jahres werden insbesondere
in Großstädten Umweltzonen eingerichtet. Fahrzeuge
mit schlechten Abgaswerten dürfen dann diese Zonen
nicht mehr befahren.

Im Grundsatz stimme ich dieser Regelung völlig zu.
Ziel von Umweltzonen ist es aber nicht, die Menschen
aus den Städten zu vertreiben, sondern die Emissionen
– insbesondere von Feinstaub – zu verringern. Deshalb
müssen wir den Menschen die Möglichkeit bieten, die
für die Umweltzonen geltenden Werte einzuhalten.

Welche Alternativen gibt es denn? Die erste und ein-
fachste Alternative ist: Man geht um die Ecke zum
nächsten Autohändler und kauft sich ein neues Auto. Für
viele ist das dank der Politik und insbesondere der Steu-
erpolitik der Großen Koalition kaum noch realisierbar.
Deshalb ist die zweite Variante, die Autos entsprechend
umzurüsten, für mich nachhaltiger. Dies sollten wir steu-
erlich fördern. Die Förderung sollte so ausgestaltet sein,
dass die Umrüstung so schnell wie möglich erfolgt und
dass der Feinstaub so weit wie möglich reduziert wird.

Nun frage ich mich, ob der von Ihnen vorgelegte Ge-
setzentwurf diesem gerecht wird. Ich muss sagen: Nein.
Warum? Vor diesem Gesetz sind alle Filter gleich. Wie
im realen Leben gibt es aber auch bei den Filtern eine
Zweiklassengesellschaft. Es gibt offene Filter, die zu ei-
ner Reduzierung des Feinstaubes bis zu 50 Prozent füh-
ren und ungefähr 600 Euro kosten. Es gibt geschlossene
Filter, die den Feinstaub bis zu 99 Prozent reduzieren
und circa 1 200 Euro kosten. Richtig wäre es, alle Filter
zu fördern, da für manche Autotypen geschlossene Fil-
tersysteme nicht verfügbar sind. Eine geringere Reduzie-
rung des Feinstaubes ist allemal besser als gar keine.
Aber das von Ihnen angewandte Gleichbehandlungsprin-
zip, nach dem alle Filtertypen mit 330 Euro gefördert
werden, ist keine sachgerechte Lösung. Wer mehr tun
will und sich ein geschlossenes Filtersystem anschafft,
wird dadurch nämlich bestraft und muss tiefer in die Ta-
sche greifen. Wer es will, aber nicht kann, weil er das
Geld nicht zur Verfügung hat, wird erst recht gehindert.
Wollen Sie tatsächlich eine Umweltpolitik für Besser-

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(C (D erdienende machen? Ich glaube, dass uns das nicht zuteht. Hohe Umweltstandards sollten für alle zugänglich ein, egal ob Manager, Studentin und Student oder Renterin und Rentner. Auch Arbeitslose haben Anspruch arauf; das möchte ich Ihnen deutlich sagen. Die Linke fordert daher eine gestaffelte steuerliche örderung mit dem Ziel, die geschlossenen Systeme eutlich mehr zu fördern. Das kann man aufgrund der ilterkategorien machen, indem man geschlossene Fil ersysteme doppelt so stark fördert wie offene, oder man ichtet die Förderung anhand eines Grenzwertes aus. Das eißt, wer zum Beispiel den Feinstaubgrenzwert PM 4 inhält, bekommt 660 Euro. Wer PM 1 bis PM 3 einhält, ekommt entsprechend weniger. Herr Kollege, denken Sie an Ihre Redezeit. Das sind meine letzten beiden Sätze, Frau Präsiden in. – Die Linke begrüßt, dass es endlich eine steuerliche örderung für die Nachrüstung mit Dieselrußfiltern gibt. ber es zeigt sich auch anhand dieses Gesetzes wieder, ass große Koalitionen nicht unbedingt zu großen Geseten führen. Die fünf Jahre Diskussion haben gezeigt, ass mit diesem Gesetz nur wenigen wehgetan, aber den etroffenen in den Städten auch nicht wirklich geholfen ird. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Winfried Hermann, Bünd is 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Meine olleginnen und Kollegen! Wir Grünen begrüßen, dass s endlich ein Gesetz zur steuerlichen Förderung und inführung von Dieselrußfiltern gibt. Es kommt aber eichlich spät, eigentlich schon zu spät. Wir haben trotz er grundsätzlichen Zustimmung allerhand Kritik am esetzesverfahren und an der Funktionsweise des Geset es. Es ist ein Beispiel für ausgesprochen schlechtes poitisches Handeln. Es gab über Jahre hinweg ein Geürge, bis eine Lösung zustande gebracht wurde. Ich ill an dieser Stelle ausdrücklich meiner Kollegin Astrid lug, die nun Staatssekretärin beim Bundesumweltmiister ist, danken, mit der ich schon vor drei, vier Jahren egonnen habe, ein solches Gesetz auf den Weg zu brinen. Ich weiß, wie schwierig es war und welche Widertände es von allen Seiten gab. Es ist jedenfalls ein Märhen, dass es alleine die Automobilindustrie war. Es ist icherlich ein Beispiel für schlechten Lobbyismus der utomobilindustrie. Es ist aber auch ein Beispiel für ine querschießende Landespolitik und die schlechte bstimmung innerhalb der Fraktionen. Die Finanzpoliti Winfried Hermann ker haben anders gehandelt als die Umweltpolitiker. Das ist eigentlich nicht erträglich. Wir sollten es uns nie mehr leisten, so viel Zeit zu benötigen, bis in einer solchen wichtigen Frage ein Fördergesetz zustande gebracht ist. Der Kollege von der FDP hat so getan, als gehe es nur um eine steuerrechtliche Frage. Das, lieber Kollege, finde ich nun angesichts der Feinstaubproblematik in Ballungsräumen, worum es eigentlich geht, völlig daneben und völlig ignorant. So kann man in keiner Weise an das Thema herangehen. Ich will Ihnen einmal sagen, was Sie mit Ihrer Argumentation ignorieren. Die WHO hat in mehreren seriösen Studien nachgewiesen, dass die Feinstaubbelastung rechnerisch zu einer hohen Zahl von vorzeitigen Todesfällen führt. Europaweit haben wir bis zu 300 000 Tote pro Jahr. (Dr. Volker Wissing [FDP]: Wer bestreitet das hier im Haus?)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607619600
Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1607619700

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607619800
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1607619900




(A) )


(B) )


(Otto Fricke [FDP]: Nur so wie Sie!)


Die stehen zunächst einmal nur in der Statistik. Aber
wenn diese konkret wären, gäbe es schon dann, wenn es
sehr viel weniger wären, einen großen Aufschrei. Dann
würden auch Sie fordern, dass die Regierung endlich
handelt. Aber weil das zunächst einmal rechnerische und
statistische Größen sind, ist man zögerlich und bringt
nichts zuwege. Weil Sie grundsätzliche Bedenken hat-
ten: In vergangenen Zeiten hat auch die FDP steuerli-
chen Förderungen zugestimmt. Es ist doch eine Selbst-
verständlichkeit, dass die Politik durch Anreize versucht,
dass die neueste Technologie für Kfz auf den Markt
kommt.

Jetzt komme ich zu dem, was wir an diesem Gesetz
kritisieren. Es ist schlecht, dass in diesem Gesetz zweit-
klassige Technik, die sogenannten offenen Filter, die
nur 30 Prozent der Schadstoffe reduzieren, mit dem glei-
chen Satz wie eine Vollfilterung in einem geschlossenen
System gefördert werden. Das ist, wie ich finde, ökolo-
gischer Unsinn. Da hätte man deutlich staffeln müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweiter Kritikpunkt: Es ist auch nicht gut, dass die
Malusregelung so schwach ist, dass nicht wirklich ein
massiver Anreiz geschaffen wird. Sie haben kritisiert,
dass sogar schon diese Lösung zu Lasten des Steuerzah-
lers gehe. Aber der Steuerzahler kann dem doch durch
eine rechtzeitige Nachrüstung oder durch den Kauf eines
Neufahrzeugs, das sauber ist, entgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich meine, die Lösung, die Sie mit der etwas höheren
Kfz-Steuer gefunden haben, ist so schwach, dass deswe-
gen keiner nachrüstet. Deswegen ist die Regelung nicht
wirklich gut.

Ich komme zum Schluss. Ich weiß, Sie sind alle schon
aufgeregt. Dieses Gesetz hätte eigentlich einen massiven
Schub zur Feinstaubbekämpfung bringen müssen. Die-
sen massiven Schub kann es leider nicht auslösen. Es ist

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(C (D ine schwache Lösung. Wir brauchen aber dringend Löungen, weil Sie sehen, dass in allen Ballungsräumen ahr für Jahr inzwischen die Feinstaubgrenzwerte überchritten werden. (Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie haben gar nichts zustande gebracht, als Sie regiert haben!)


ie strengste und beste Regelung wäre, wenn endlich
lle Dieselfahrzeuge mit einem Filter ausgestattet wür-
en. Das wäre eine wirkliche Hilfe. Dazu hätte es eines
chärferen Gesetzes und einer größeren Förderung und
icht einer geringeren Förderung bedurft.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie haben nicht regiert in den letzten Jahren? Nein, überhaupt keine Verantwortung!)


ollege, das hätten Sie begreifen müssen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1607620000

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/4010 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.

Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord-
ung um die Beratung der Beschlussempfehlung des
usschusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-

chäftsordnung zu einem Antrag auf Genehmigung zur
urchführung eines Strafverfahrens zu erweitern und
iese jetzt sofort als Zusatzpunkt 8 ohne Aussprache
ufzurufen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe Zusatzpunkt 8 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Wahlprüfung und Immunität

(1. Ausschuss) zu einem Antrag auf


Genehmigung zur Durchführung eines Straf-
verfahrens

– Drucksache 16/4095 –

Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für
ahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung emp-

iehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/4095, die Genehmigung zur Durchfüh-

ung eines Strafverfahrens zu erteilen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen des ganzen Hauses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Ulla Lötzer,






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Den Reichtum umverteilen – für eine sozial ge-
rechte Reform der Erbschaftsbesteuerung

– Drucksache 16/3348 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

Die Rednerinnen und Redner haben ihre Reden zu
Protokoll gegeben.1)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/3348 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur
Änderung des Bundesvertriebenengesetzes

– Drucksache 16/4017 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss

Die Rednerinnen und Redner haben ebenfalls ihre Re-
den zu Protokoll gegeben.2)

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 16/4017 an den Innenausschuss
vorgeschlagen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? –
Das ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so be-
schlossen.

Der Tagesordnungspunkt 16 soll von der Tagesord-
nung abgesetzt werden. Sind Sie damit einverstanden? –
Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 19 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Richtlinie über Märkte für Finanzin-
strumente und der Durchführungsrichtlinie

(Finanzmarkt-RichtlinieUmsetzungsgesetz)


– Drucksachen 16/4028, 16/4037 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

Die Rednerinnen und Redner haben ihre Reden zu
Protokoll gegeben.3)

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/4028 und 16/4037 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.

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1) Anlage 3
2) Anlage 4
3) Anlage 5

4)

5)

(C (D ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann st die Überweisung so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Horst Meierhofer, Michael Kauch, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Verbraucherfreundliche Kennzeichnung strahlungsarmer Mobilfunkgeräte – Drucksache 16/3354 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Die Rednerinnen und Redner haben ebenfalls ihre Reen zu Protokoll gegeben.4)


Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/3354 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (19. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Heike Hänsel,
Ulla Lötzer, Dr. Diether Dehm, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der LINKEN

Für solidarische und entwicklungspolitisch ko-
härente Wirtschaftspartnerschaftsabkommen

– Drucksachen 16/3193, 16/4056 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Anette Hübinger
Dr. Sascha Raabe
Hellmut Königshaus
Heike Hänsel
Ute Koczy

Die Rednerinnen und Redner haben ihre Reden zu
rotokoll gegeben.5)

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
icklung auf Drucksache 16/4056 zu dem Antrag der
raktion Die Linke mit dem Titel „Für solidarische und
ntwicklungspolitisch kohärente Wirtschaftspartner-
chaftsabkommen“. Der Ausschuss empfiehlt, den An-
rag auf Drucksache 16/3193 abzulehnen. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist damit mit
en Stimmen der SPD, der CDU/CSU und der FDP bei
nthaltung des Bündnisses 90/Die Grünen und gegen
ie Stimmen der Fraktion Die Linke angenommen.

Anlage 6
Anlage 7






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Freitag, den 19. Januar 2007,
9 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen einen guten und hoffentlich siche-
ren Nachhauseweg.

Die Sitzung ist geschlossen.