Protokoll:
16064

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 64

  • date_rangeDatum: 10. November 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:14 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/64 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Dr. Norman Paech, Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Ein- satzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der ge- meinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Artikels 51 der Satzung der Verein- ten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/3150, 16/3151, 16/3322) Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Große Anfrage der Abgeordneten Jürgen Koppelin, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Prüfplanung der Bundesregierung aufgrund des Koalitionsvertrages in der 16. Legislaturperiode (Drucksachen 16/926, 16/2468) . . . . . . . . . . . 6313 B 6327 C 6329 A 6330 A 6331 D 6330 B Deutscher B Stenografisch 64. Sitz Berlin, Freitag, den 10 I n h a l Begrüßung einer Delegation des Schweizer Nationalrates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der ge- meinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Artikels 51 der Satzung der Verein- ten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/3150, 16/3321, 16/3324) E O F P D K D 6328 D 6313 A Hans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 6313 D 6315 C undestag er Bericht ung . November 2006 t : Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . skar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . etra Heß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . urt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6316 A 6317 A 6318 D 6319 C 6320 C 6322 B 6323 D 6324 D 6325 D 6326 C in Verbindung mit II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mehr Freiheit wagen (Drucksache 16/3288) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: a) Antrag der Abgeordneten Eckart von Klaeden, Dr. Andreas Schockenhoff, Bernd Siebert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Markus Meckel, Niels Annen, Rainer Arnold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die NATO vor dem Gipfel in Riga vom 28. bis 29. No- vember 2006 (Drucksache 16/3296) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: NATO-Gipfel in Riga für Abrüstungsinitiativen nutzen (Drucksache 16/3280) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Neues strategisches Konzept für die NATO (Drucksache 16/3287) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . M P W T a b K J G K A T Z t n r ( H S A J S N E T E C w d 6330 C 6330 C 6334 A 6337 C 6338 B 6338 D 6340 C 6342 A 6344 A 6345 D 6346 D 6348 B 6349 A 6349 C 6350 A 6350 A 6350 A 6350 B 6351 D arkus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 34: ) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch und des Finanzausgleichsgesetzes (Drucksache 16/3269) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Katrin Kunert, Dr. Gesine Lötzsch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Bundesweite Mindeststan- dards für angemessenen Wohnraum und Wohnkosten für Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II (Drucksache 16/3302) . . . . . . . . . . . . . . . arl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . örg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . atrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 33: weite und dritte Beratung des von der Frak- ion der LINKEN eingebrachten Entwurfs ei- es Gesetzes zur Änderung des Schuld- echtsanpassungsgesetzes Drucksachen 16/1736, 16/3207) . . . . . . . . . . ans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). . ndrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . örn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 36: rste Beratung des von den Fraktionen der DU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- urfs eines Gesetzes über die Festsetzung er Beitragssätze in der gesetzlichen Ren- 6353 B 6354 D 6355 C 6356 C 6356 D 6357 A 6358 D 6360 A 6361 C 6362 C 6362 D 6363 D 6364 A 6366 A 6366 D 6368 C 6369 D 6370 C 6378 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 III tenversicherung und der Beiträge und Bei- tragszuschüsse in der Alterssicherung der Landwirte für das Jahr 2007 (Drucksache 16/3268) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Monika Lazar, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Zivilgesell- schaftliches Engagement gegen Rechts- extremismus gesetzlich schützen – Rechtsprechung zur Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organi- sationen auswerten (Drucksache 16/3202) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 37: Antrag der Abgeordneten Patrick Meinhardt, Cornelia Pieper, Uwe Barth, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Offensive Weiterbildung – Weiterbildung als 4. Säule des Bildungswesens ernst nehmen (Drucksache 16/2702) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 38: Antrag der Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch, Volker Schneider (Saarbrü- cken) und der Fraktion der LINKEN: Die Zu- kunft der Lehre und Forschung an Hoch- schulen mit Hilfe der Juniorprofessur stärken (Drucksache 16/3192) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A E U G R g A E H M U u N A z z S s g d A R d ( A E M M D H L R W ( N d B b t t G V N 1 r p A Z d 6370 C 6370 D 6371 D 6373 A 6373 D 6375 A 6376 A 6377 A 6380 B 6380 D 6382 A 6383 C 6384 A 6385 A 6386 A 6386 B 6386 D nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 32 GO der Abgeordneten lla Jelpke (DIE LINKE) zur Beratung der roßen Anfrage: Entwicklung der extremen echten und die Maßnahmen der Bundesre- ierung (63. Sitzung, Tagesordnungspunkt 12) nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten ans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, onika Lazar, Peter Hettlich, Sylvia Kotting- hl, Dr. Anton Hofreiter, Dr. Harald Terpe nd Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentlichen bstimmung über die Beschlussempfehlung u dem Antrag der Bundesregierung: Fortset- ung des Einsatzes bewaffneter deutscher treitkräfte bei der Unterstützung der gemein- amen Reaktion auf terroristische Angriffe egen die USA auf Grundlage des Artikels 51 er Satzung der Vereinten Nationen und des rtikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der esolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) es Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Tagesordnungspunkt 29 a) . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten arieluise Beck (Bremen), Birgitt Bender, atthias Berninger, Dr. Thea Dückert, r. Uschi Eid, Katrin Göring-Eckardt, Anja ajduk, Priska Hinz (Herborn), Anna ührmann, Omid Nouripour, Krista Sager, ainder Steenblock, Silke Stokar von Neuforn, olfgang Wieland und Margareta Wolf Frankfurt) (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) zu der namentlichen Abstimmung über ie Beschlussempfehlung zu dem Antrag der undesregierung: Fortsetzung des Einsatzes ewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Un- erstützung der gemeinsamen Reaktion auf erroristische Angriffe gegen die USA auf rundlage des Artikels 51 der Satzung der ereinten Nationen und des Artikels 5 des ordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheits- ates der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- unkt 29 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Offensive Weiterbildung – Wei- 6387 A 6387 D 6388 A 6389 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 terbildung als 4. Säule des Bildungswesens ernst nehmen (Tagesordnungspunkt 37) . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die Zukunft der Lehre und For- schung an Hochschulen mit Hilfe der Junior- professur stärken (Tagesordnungspunkt 38) . Monika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6390 C 6390 C 6391 C 6392 D 6394 A 6395 A 6395 D 6395 D 6397 B 6399 A 6399 D 6400 D 6401 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6313 (A) ) (B) ) 64. Sitz Berlin, Freitag, den 10 Beginn: 9.0
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    Anlage 6 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6387 (A) ) (B) ) Meyer (Hamm), Laurenz CDU/CSU 10.11.2006 autoritäre Herrschaftsmethoden zu protestieren, unter- kratie und Menschenrechten. Tatsächlich habe ich mich wie folgt geäußert: „Das Anliegen, gegen die Diskriminierung von Frauen, die Entrechtung von Schwulen, gegen Antisemitismus und Lötzer, Ulla DIE LINKE 10.11.2006 Merten, Ulrike SPD 10.11.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt A b h d r m Z Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.11.2006 Annen, Niels SPD 10.11.2006 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 10.11.2006 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 10.11.2006 Blumentritt, Volker SPD 10.11.2006 Caspers-Merk, Marion SPD 10.11.2006 Dagdelen, Sevim DIE LINKE 10.11.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 10.11.2006 Friedhoff, Paul K. FDP 10.11.2006 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 10.11.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 10.11.2006 Granold, Ute CDU/CSU 10.11.2006 Grosse-Brömer, Michael CDU/CSU 10.11.2006 Haustein, Heinz-Peter FDP 10.11.2006 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 10.11.2006 Hinz (Essen), Petra SPD 10.11.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.11.2006 Kossendey, Thomas CDU/CSU 10.11.2006 Kröning, Volker SPD 10.11.2006 Leutert, Michael DIE LINKE 10.11.2006 Link (Heilbronn), Michael FDP 10.11.2006 Löning, Markus FDP 10.11.2006 M P R R R S D V W W W Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärung nach § 32 GO der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) zur Beratung der Großen Anfrage: Entwick- lung der extremen Rechten und die Maßnah- men der Bundesregierung (63. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 12) Frau Kristina Köhler, MdB, hat sich in ihrem Wort- eitrag zu dem oben genannten Tagesordnungspunkt da- in gehend geäußert, ich habe mich in einer Rundmail an en Beirat des „Bündnisses für Demokratie und Tole- anz“ wie folgt geäußert: Erstens. In Deutschland sei es it den Frauenrechten auch nicht viel weiter als im Iran. weitens. Nicht jeder Mensch sehne sich nach Demo- üntefering, Franz SPD 10.11.2006 aula, Heinz SPD 10.11.2006 aidel, Hans CDU/CSU 10.11.2006 amelow, Bodo DIE LINKE 10.11.2006 öspel, René SPD 10.11.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 10.11.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 10.11.2006 aatz, Arnold CDU/CSU 10.11.2006 einberg, Marcus CDU/CSU 10.11.2006 eißgerber, Gunter SPD 10.11.2006 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 10.11.2006 apf, Uta SPD 10.11.2006 ypries, Brigitte SPD 10.11.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6388 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) stütze ich. Der Islamismus, verstanden als politsches Programm und nicht als religiöse Bewegung, verdient den entschiedenen Widerstand aller Demokratinnen und Demokraten.“ Zu den Äußerungen im Einzelnen: Ad Erstens habe ich festgestellt, dass auch „iranische Frauen gerne gleichberechtigt wären“. Daran anschlie- ßend habe ich darauf hingewiesen, „dass auch Frauen in Deutschland die Gleichberechtigung fordern und noch nicht erreicht haben.“ Ad Zweitens: Tatsächlich habe ich mich in dem Schreiben wie folgt geäußert: „ … das Bündnis gegen den Al-Quds-Tag stellt die Verhältnisse im Iran als das ganz ,Andere‘ dar, als absolutes Gegenteil dessen, was im Westen herrschte. In dieser Sichtweise ,sehnen‘ sich die Menschen nach ,Demokratie und Menschenrech- ten‘.“ Das Wort „sehnen“ ist dabei ein Zitat aus dem Aufruf des Bündnisses selbst und durch die Anführungs- striche auch als solches kenntlich gemacht. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, Monika Lazar, Peter Hettlich, Sylvia Kotting-Uhl, Dr. Anton Hofreiter, Dr. Harald Terpe und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes be- waffneter deutscher Streitkräfte bei der Unter- stützung der gemeinsamen Reaktion auf terro- ristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Artikels 51 der Satzung der Vereinten Na- tionen und des Artikels 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 29 a) Den Antrag der deutschen Bundesregierung auf Fort- setzung einer deutschen Beteiligung bei der Operation „Enduring Freedom“, OEF, lehnen wir ab. Zu Enduring Freedom gehört der Kriegseinsatz im Süden und Osten Afghanistans. Er findet unter Führung der US-Armee seit fünf Jahren statt. Er schürt die isla- mistische terroristische Gefahr. Er bringt dem Land kei- nen Frieden und keine friedliche Entwicklung. Der Kriegseinsatz Enduring Freedom trägt nicht dazu bei, die islamistische terroristische Gefahr nachhaltig zu mindern oder gar zu beseitigen, nicht in Afghanistan, auch nicht weltweit. Ganz im Gegenteil, durch diesen Kriegseinsatz und insbesondere durch die Art und Weise der Kriegsführung wird diese terroristische Gefahr er- höht und letztlich gefördert. In dem UN-Beschluss, mit dem dieser Kriegseinsatz legitimiert wird, ist keine Rede von einem Recht oder ei- nem Auftrag zur Kriegsführung, sondern davon, dass die Verantwortlichen für die Anschläge vom 11. September 2 g w n a c g F G g b V t S D H S s t f i k t o d s J f R w A z d z b d w f m B g z t m A s a I g K U i F D E E (C (D 001 in New York und Washington der Gerechtigkeit zu- eführt, also vor Gericht – „bring to justice“ – gestellt erden sollen. Gerade das aber ist im Afghanistan-Krieg icht der Fall. In Afghanistan findet Aufstandsbekämpfung statt, die uf die Vernichtung der gegnerischen Kämpfer und sol- her Personen gerichtet ist, die für gegnerische Kämpfer ehalten werden. Fast immer sind auch Zivilisten, rauen und Kinder, unter den Opfern der Kriegseinsätze. anze Ortschaften werden aus der Luft mit Raketen an- egriffen und vollständig zerstört. Unterschiedslos ster- en in den Trümmern Kämpfer und Zivilbevölkerung. erdächtige werden getötet, vertrieben oder nach Guan- anamo verbracht. Das vermutete Umfeld, Häuser und iedlungen werden mit Bomben und Raketen zerstört. ie Erfahrungen dieser Kriegsführung bewirken neuen aß und treiben den Islamisten neue Kämpfer zu. Diese pirale der Gewalt und die Eskalation des Terrors cheint unaufhaltsam. Dieser Kriegseinsatz Enduring Freedom in Afghanis- an hat immer weniger Hoffnung auf Frieden und eine riedliche Entwicklung zur Folge. Die militärische Lage st dramatisch schlechter geworden. Noch Ende 2004 er- lärten Militärkommandeure in Afghanistan die Islamis- en faktisch für besiegt. Aber trotz immer neuer Groß- ffensiven der Streitkräfte von Enduring Freedom sind ie militanten islamistischen Fundamentalisten heute so tark wie nie zuvor seit dem Sturz der Taliban vor fünf ahren. Jede Woche gibt es neue Meldungen von Ge- echten mit Hunderten von Toten. Der britische General ichards befürchtet, dass sich 70 Prozent der Afghanen ieder den Taliban anschließen würden Der Kriegseinsatz Enduring Freedom diskreditiert die ufbaubemühungen im nach Jahrzehnten des Krieges erstörten Afghanistan. Die US-Armee und ihre Verbün- eten werden schon jetzt im Süden und Osten als Besat- er gesehen, die der Bevölkerung nur weitere Leiden ringen. Der Krieg verhindert, dass Aufbaubemühungen er als Besatzer Gesehenen anerkannt und akzeptiert erden. Einer Armee, die gerade noch Gehöfte und Dör- er zerstört und Familienangehörige getötet hat, kann an schwer abnehmen, dass sie Schulen zum Wohle der evölkerung bauen will. Eine Erfolg versprechende Planung für eine Beendi- ung des Krieges und Aufbau und Entwicklung im gan- en Land ist nicht ersichtlich. Stattdessen gilt das „Wei- er so“ und wird die Forderung erhoben nach immer ehr Kampftruppen und schwerem militärischen Gerät. ls wenn mehr Soldaten und mehr Krieg den Frieden chaffen könnten, den zu schaffen in den letzten Jahren uch mit immer mehr Soldaten gänzlich misslungen ist. nzwischen wird das Militär des ISAF-Einsatzes, der ei- entlich anders als der von Enduring Freedom nicht auf riegsführung ausgerichtet war, sondern auf Schutz und nterstützung der Aufbau- und Entwicklungsarbeit, mmer mehr für den Aufgabenbereich von Enduring reedom im Süden und Osten Afghanistans eingesetzt. ie Unterscheidung der Einsätze dort von ISAF und nduring Freedom wird immer weniger möglich. Diese ntwicklung wird dazu beitragen, die ISAF-Kräfte auch Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6389 (A) ) (B) ) im Norden und Westen immer stärker als Besatzer zu se- hen und den Krieg auch in den Norden auszuweiten. Deshalb fordern immer mehr Experten aus dem mili- tärischen und zivilen Bereich, wie der ehemalige Gene- ral Reinhard, die Entwicklung einer Ausstiegsstrategie, um die Eskalation des Krieges zu stoppen und die Chancen einer friedlicheren Entwicklung zu wahren. Auch wir sehen, dass deutsche ISAF-Kräfte, von der NATO gedrängt, zunehmend Teil des Kampfes im südli- chen Afghanistan werden. Das Risiko ist groß, dass sich der Krieg auch in den noch relativ friedlichen Norden ausweitet. Angesichts einer unübersehbaren Gewaltspi- rale und eines immer deutlicher werdenden Scheiterns einer militärischen Befriedung des Landes halten wir eine kritische Reflexion der Afghanistanstrategie für dringend geboten. Dazu gehören auch Überlegungen zu einer verantwortbaren Rückzugsstrategie. Im Abwä- gungsprozess, ob ein Bleiben mehr oder weniger Gewalt bedeutet, sehen wir immer klarer, dass der militärische Weg – Enduring Freedom und ISAF – Gewalt steigert, anstatt sie abzubauen. Der internationale Terrorismus wird so jedenfalls nicht erfolgreich bekämpft. Im Gegen- teil: Selbstmordanschläge, die es früher in Afghanistan gar nicht gab, werden ungewollt gefördert. Es droht die Irakisierung Afghanistans. Die Bundesregierung hat auf jegliche Begründung, die die Verhältnisse in Afghanistan in den Blick nimmt, verzichtet. Sie begründet ihren Antrag allein mit dem Blick auf die Verbündeten und warnt vor einem schlech- ten Signal. Sie klärt weder das Handeln von Enduring Freedom in der Gesamtheit auf noch beantwortet sie die Frage der Einbindung deutscher KSK-Kräfte in die Ope- ration. Sie bezieht auch keine Stellung zu den notwendi- gen Konsequenzen für deutsche Kräfte aus der Inkraft- setzung des Military Commission Act der US- Regierung, der dem international gültigen Kriegsvölker- recht widerspricht und rechtliche Voraussetzungen für folterähnliche Methoden für Militär und Geheimdienste schafft. Es fehlt der Mut und die Kraft, sich von den in- akzeptablen Praktiken der US-Armee zu distanzieren, obgleich die Kritik daran weite Teile der US-Armee er- fasst hat, wie jüngst auch an den US-Kongresswahlen offensichtlich wurde. Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Verlän- gerung des Einsatzes Enduring Freedom ohne Wenn und Aber würde einen verhängnisvollen Weg ohne reale friedliche Perspektive für Afghanistan fortsetzen. Ich lehne diesen Einsatz deshalb ab. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Birgitt Bender, Matthias Berninger, Dr. Thea Dückert, Dr. Uschi Eid, Katrin Göring-Eckardt, Anja Hajduk, Priska Hinz (Herborn), Anna Lührmann, Omid Nouripour, Krista Sager, Rainder Steenblock, Silke Stokar von Neuforn, Wolfgang Wieland und Margareta Wolf (Frankfurt) (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 1 K r N n E e t v w l r i k w s d B m f B v d i I b k A D u t G f g s F O d t b A c s w (C (D zu der namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag der Bundes- regierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffne- ter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Arti- kels 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 29 a) Fünf Jahre nach den schrecklichen Anschlägen vom 1. September 2001 bleibt der international geführte ampf gegen den Terrorismus notwendig. Eine erfolg- eiche Eindämmung und Bekämpfung terroristischer etzwerke und ihrer Akteure bedarf auch weiterhin ei- es starken politischen, zivilen aber auch militärischen ngagements der internationalen Gemeinschaft. Die langfristige Stabilisierung Afghanistans und ein rfolgreicher Wiederaufbauprozess kann zum gegenwär- igen Zeitpunkt ebenfalls nur durch einen Gesamtansatz on politischen, zivilen und militärischen Mitteln ge- ährleistet werden. Aufgrund der prekären Sicherheits- age können zivile Wiederaufbauhelfer ohne eine militä- ische Absicherung nicht tätig werden. Ohne Sicherheit st kein Wiederaufbau in Afghanistan möglich. Umge- ehrt gilt: ohne Wiederaufbau keine Sicherheit. Der Deutsche Bundestag hat sich daher zu Recht vor enigen Wochen für eine Verlängerung des ISAF Ein- atzes in Afghanistan ausgesprochen. Unter der Führung er NATO leistet die Bundeswehr dabei einen wichtigen eitrag zur Stabilisierung Afghanistans und zur Terroris- usprävention. Ohne eine Beteiligung der US-Regierung ist eine er- olgreiche internationale Kooperation als Strategie zur ekämpfung des Terrorismus weder denkbar noch sinn- oll. Dies gilt auch für Afghanistan. Gleichzeitig muss as konkrete Vorgehen der US-Regierung gerade auch m Rahmen von OEF deutlich kritisiert werden. Mit dem n-Kraft-Treten des Military Commissions Act im Okto- er 2006 wird der US-Armee die uneingeschränkte will- ürliche Verhaftung von Terrorverdächtigen sowie die nwendung folterähnlicher Verhörmethoden erlaubt. em US-Präsidenten wird das Recht eingeräumt, „Inhalt nd Anwendung der Genfer Konventionen“ zu interpre- ieren. Diese Missachtung des Völkerrechts zerstört die laubwürdigkeit und Legitimation von Terrorbekämp- ung und beeinträchtigt ihre Wirksamkeit. Außerdem ibt es begründeten Anlass zur Kritik an dem militäri- chen Vorgehen der US-geführten Operation „Enduring reedom“, OEF. Dazu zählt unter anderem die Praxis, piumfelder zu zerstören und auf diese Weise Bauern in ie Hände von „Oppositionellen Militanten Kräften“ zu reiben, ohne das Ziel der Beendigung des Drogenan- aus nachhaltig zu erreichen. Zudem hat sich fünf Jahre nach der Intervention in fghanistan und dem Sturz des Talibanregimes die Si- herheitslage in den Südostprovinzen dramatisch ver- chlechtert. Terroristische und radikalislamistische be- affnete Gruppen wie Taliban, al-Qaida und Mitglieder 6390 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) der Hizb-e Islami unter Führung von Hekmatjar kämp- fen hier teilweise im Verbund mit kriminellen Akteuren der Drogenkartelle gegen die Zentralregierung und be- drohen den fragilen Aufbauprozess. Aussagen von zivi- len und militärischen Afghanistanexperten ergeben über- einstimmend die Bewertung, dass nicht die bloße Präsenz von OEF, sondern deren Art und Weise der Ope- rationsführung den „Oppositionellen Militanten Kräf- ten“ Auftrieb gegeben hat. So hat sich die Sicherheits- lage durch die Zunahme militärischer Attacken von militanten Gruppen in den Südprovinzen von einer „Patt-Situation“ im Vorjahr zu einem regelrechten Auf- stand in diesem Jahr entwickelt. Nach der West-, Süd- und Osterweiterung ist die NATO-geführte und VN-mandatierte Unterstützungs- truppe ISAF mit 31 000 Soldatinnen und Soldaten, davon circa 11 000 US-Truppen, inzwischen in ganz Afghanistan aktiv und stationiert. Viele zentrale Unter- stützungsleistungen – Evakuierung, Luftnahunterstüt- zung –, die früher von OEF für ISAF bereitgestellt wur- den, werden nun auch von ISAF selbst gestellt. ISAF selbst führt heute auch, wie zuletzt im Süden, massive Militäreinsätze zur Aufstandsbekämpfung durch. Militärisches Vorgehen kann nur als Unterstützung ei- ner politischen Strategie und ziviler Wiederaufbaupro- jekte erfolgreich sein. Hierbei hat sich Deutschland in der Vergangenheit als verlässlicher Bündnispartner er- wiesen und leistet einen erheblichen Beitrag, insbeson- dere in Afghanistan. So hat Deutschland als Lead-Nation beim Aufbau einer funktionsfähigen afghanischen Poli- zei qualitativ hervorragende Beiträge geleistet. Um die- sen Beitrag schneller in die Fläche zu bringen, sollte das deutsche Kontingent von derzeit 40 Polizeiberatern deut- lich aufgestockt und in eine EU Polizeimission überführt werden. Gleichzeitig müssen – wie vom Sondergesandten der Vereinten Nationen in Afghanistan, Tom Koenigs, gefor- dert – auch die zivilen Anstrengungen der internationa- len Gemeinschaft in den Provinzen – insbesondere des Südens und Ostens – intensiviert werden, um den „Op- positionellen Millitanten Kräften“ den Nährboden zu entziehen. Hier sind insbesondere die stärkere Unterstüt- zung und Einbeziehungen von lokalen Governance- Strukturen notwendig. Auch müssen insbesondere die USA stärker als bisher auf Pakistan einwirken, um Ter- roristen Rückzugsgebiete an der Grenze zu Afghanistan zu nehmen. Weiterhin leistet die Bundesrepublik im Rahmen der OEF-Mission durch die Bereitstellung von Marinekräf- ten zur Überwachung des Seeraums am Horn von Afrika einen Beitrag zur militärischen Bekämpfung des interna- tionalen Terrorismus. Dieser Einsatz bleibt grundsätzlich auch weiterhin notwendig. Wir halten die Informationspolitik der Bundesregie- rung für völlig unzureichend. Sie hat bis zum heutigen Tag keine umfassende Bewertung über die Erfolge und Misserfolge von OEF vorgelegt und daher auch nicht überzeugend begründen können, warum die Mission un- ter den heutigen Rahmenbedingungen fortgesetzt wer- den soll. Sie hat es zudem versäumt, den Deutschen B E u a l M f d M e t w z z A i g t l B e d l t g h B d d h l d s w g c s s s s d r d L n M r d (C (D undestag kontinuierlich und systematisch über den insatz der deutschen Soldaten im Rahmen von OEF zu nterrichten und hat damit eine wesentliche Grundvor- ussetzung für die parlamentarische Zustimmung ver- etzt. Wir kommen daher zu dem Schluss, dass die OEF- ission in der gegenwärtigen Form immer weniger ziel- ührend und verantwortbar ist. Wir werden dem Antrag er Bundesregierung auf eine Verlängerung des OEF- andats nicht zustimmen und uns unserer Stimme nthalten. Wir fordern die Bundesregierung auf, interna- ional für eine Veränderung der Strategie und Vorgehens- eise von OEF einzutreten. Es ist auch zu prüfen, ob die wei verschiedenen Militärmandate in Afghanistan noch weckmäßig sind. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Offensive Weiterbil- dung – Weiterbildung als 4. Säule des Bildungs- wesens ernst nehmen (Tagesordnungspunkt 37) Uwe Schummer (CDU/CSU): Lebenslanges Lernen st ein Schwerpunktthema dieser Koalition. Die sie be- ründende Koalitionsvereinbarung hat klare Arbeitsauf- räge erteilt. Wir haben uns verpflichtet, in dieser Legis- aturperiode die Weiterbildung als starke Säule in der ildungslandschaft auszubauen. Es ist erfreulich und es rmuntert uns, dass die FDP-Fraktion mit ihrem Antrag ieser Koalitionsvereinbarung von SPD und Union folgt. Die deutsche EU-Präsidentschaft wird Signale für das ebenslange Lernen aussenden. So haben wir im Bundes- agsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- enabschätzung für den 11. Dezember eine Expertenan- örung terminiert, die sich mit dem europäischen ildungsraum beschäftigt. Dabei geht es auch darum, ass Kompetenzen definiert werden, die europaweit in ie berufliche Praxis eingebracht werden können, unab- ängig davon, ob sie schulisch, akademisch oder betrieb- ich entwickelt wurden. Entscheidend ist, dass man über iese Kompetenzen verfügt und dass diese nachprüfbar ind. Wir wollen einen Bildungsraum schaffen, in dem ir zwischen Portugal und Polen Mobilität und Ver- leichbarkeit der Abschlüsse für die Menschen errei- hen. Die Europäische Union darf nicht nur eine Wirt- chaftsorganisation sein; sie muss werden, was sie früher tärker war: eine Lebens-, Kultur- und Bildungsgemein- chaft. Ohne diese Grundlagen wird auch das gemein- ame Wirtschaften nicht funktionieren. In der Koalitionsvereinbarung haben wir angekün- igt, dass wir für das lebenslange Lernen einen Finanzie- ungsmix entwickeln wollen. Dazu gehören einerseits as prämienbegünstigte Bildungssparen, tariffähige angzeitkonten, die auch für Bildungsmaßnahmen ge- utzt werden können, sowie Perspektiven für das eister-BAfög und sich an Studienkrediten orientie- ende Weiterbildungskredite. In einer internen Anhörung er CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die von der Arbeits- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6391 (A) ) (B) ) gruppe Bildung und Forschung sowie dem Parlaments- kreis Mittelstand und der Arbeitnehmergruppe in der Unionsfraktion durchgeführt wurde, haben mit wenigen Ausnahmen alle Experten uns ermuntert, neue Instru- mente zu prüfen und das Thema lebenslanges Lernen verstärkt in die politische Arbeit einzubringen. Wir wer- den dies, entsprechend unserer Koalitionsvereinbarung, zu Beginn des nächsten Jahres vorantreiben. Gemeinsam mit dem Ausschuss werden wir im Januar hierzu eine Expertenanhörung durchführen, um uns über konkrete Konzepte zu verständigen. Wer, wie die Koalition, das Renteneintrittsalter erhö- hen und die Lebensarbeitszeit verlängern will, der muss auch dafür sorgen, dass lebenslanges Lernen möglich ist. Bei der Begründung des Arbeitsförderungsgesetzes von 1967 durch den damaligen Bundesarbeitsminister Hans Katzer ging es darum, dass einige 100 000 Arbeitslose so gefördert werden, dass sie anschließend wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Heute geht es darum, dass im globalen Wettbewerb der Wissensgesell- schaften über 34 Millionen Arbeitnehmer permanent weitergebildet werden. Dies geht nicht mehr über die Arbeitskosten, das kann auch der Steuerzahler nicht schultern, sondern hier ist ein Finanzierungsmix notwen- dig, in dem verstärkt die Selbstfinanzierung und die Wirtschaft nach dem Nutznießerprinzip gefordert sind. Bildungssparen hat für die Erhaltung der Arbeitskraft und die Beschäftigungsfähigkeit sowie für das gesell- schaftliche Leben des Einzelnen den gleichen Stellen- wert wie die Alterssicherung und das Bausparen. Es reicht aber nicht, dies in Sonntagsreden zu sagen, son- dern wir müssen klare Fakten schaffen – Fakten, auf die sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber verlassen können. Wir haben in diesem Hause oft über Exzellenzförde- rung gesprochen. Elite und Exzellenz erhalten wir je- doch erst dann, wenn wir eine solide Breitenbildung or- ganisieren. Ohne Breitenbildung wird auch die Elite sehr mäßig sein. Notwendig ist ein Bildungspakt, an dem sich die großen gesellschaftlichen Kräfte und die unter- schiedlichen politischen Ebenen beteiligen. Ziel muss sein, die Erziehungskraft der Eltern, die Kindergärten als spielerische Vorschulen, eine starke Breitenförderung in der allgemeinen Bildung, die duale Berufsausbildung und das in der Koalitionsvereinbarung angekündigte Konzept zum lebenslangen Lernen zusammenzuführen. Wer dies will, der muss auch die Motivation für Bil- dung verbessern. Bildung ist ein Thema, das aus den pädagogischen Sparten in die allgemeine Öffentlichkeit getragen werden muss. Wer verstärkt die Selbstfinanzie- rung der Bildung anreizen will, der muss auch den Wert von Bildung bewerben. Wir sehen bei der Alphabetisie- rungskampagne einiger Fernsehanstalten, dass nach jeder Ausstrahlung ein tausendfacher Zulauf an die Volkshoch- schulen stattfindet, und das bei einer Bevölkerungs- gruppe, die gemeinhin als „bildungsfern“ definiert wird. Moderne Öffentlichkeitsarbeit gehört eben auch zum le- benslangen Lernen, sodass die Instrumente, die wir ent- wickeln, dann auch umfassend genutzt werden. Den Antrag der FDP sehe ich als Motivation und Er- munterung für die Koalition auf, ihrem Weg voranzu- s z t b b b T H g r D u n s v h d g b l w w w t W i b l d m t W s W t s s n d n b z k u v m t b E d s d 1 f F g (C (D chreiten und die Zusagen der Koalitionsvereinbarung um lebenslangen Lernen einzuhalten. Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): „Auf den ers- en Blick erscheint die aktuelle Situation in der Weiter- ildung von einem Widerspruch gekennzeichnet: Die reite öffentliche Rhetorik über die Bedeutung von le- enslangem Lernen für die persönliche Entfaltung, die eilhabe am Erwerbsleben und die Sicherstellung der umanressourcen in einer alternden Gesellschaft ist un- ebrochen.“ So formuliert das Konsortium Bildungsbe- ichterstattung in dem ersten Bericht zur Bildung in eutschland, den wir im neuen Jahr auch im Parlament mfassend zu diskutieren haben werden. Nur ist es ja icht allein der erste Blick, sondern die Wirklichkeit elbst, die dann auch bei einem zweiten und dritten und ierten Blick sehr deutlich macht, wie groß das Missver- ältnis zwischen Rhetorik und Anspruch einerseits und en aktuellen Entwicklungstendenzen andererseits schon eworden ist und sich noch auszudehnen droht. Weiter- ildung braucht tatsächlich eine Offensive in Deutsch- and. Weiterbildung muss als vierte Säule des Bildungs- esens wirklich ernst genommen werden. Zumindest der Überschrift des FDP-Antrages können ir deshalb aus voller Überzeugung beipflichten. Und ir wollen es auch gerne begrüßen, dass nach der Frak- ion Die Linke jetzt auch die FDP mit einem Antrag zur eiterbildung aus ihrer Sicht das Feld bereitet, das wir m nächsten Jahr dann schwerpunktmäßig gemeinsam zu eackern haben werden. Um noch einmal einige genauere Blicke in die Wirk- ichkeit zu werfen, so wie sie der erste Nationale Bil- ungsbericht darstellt: Erstens. Der Bildungsbericht uss feststellen, dass nach den Daten des Berichtssys- ems Weiterbildung – die individuelle Teilnahme an eiterbildung – seit 1997 kontinuierlich abnimmt. Be- onders krass ist dabei der Rückgang der beruflichen eiterbildung im Osten. Zweitens. Im gesamten Be- rachtungszeitraum der vergangenen fünfzehn Jahre hat ich an den Abständen in der Weiterbildungsquote zwi- chen den unterschiedlichen Bildungsgruppen so gut wie ichts verändert. Nach wie vor erreicht Weiterbildung iejenigen, die besonders qualifiziert sind und gerade icht diejenigen, die Weiterbildung besonders gut ge- rauchen könnten. Drittens. Betrachtet man nur die fünf- ehn EU-Staaten, dann nehmen die deutschen Arbeits- räfte in den Lernaktivitäten insgesamt eher einen nteren Platz ein mit 42 Prozent, während die skandina- ischen Staaten, Österreich und Luxemburg mit Teilnah- equoten bis über 80 Prozent die Spitze bilden. Vier- ens. Öffentliche und private Arbeitgeber investieren eträchtliche Mittel in die Weiterbildung ihres Personals. ntgegen der Rhetorik stagnieren aber in Deutschland iese Mittel oder sind sogar rückläufig. Dies gilt insbe- ondere für die öffentlichen Ausgaben für Weiterbil- ung, die seit einigen Jahren sogar hinter das Niveau von 995 zurückgefallen sind. Dies gilt auch insbesondere ür die Bundesagentur für Arbeit, die ihre Ausgaben zur örderung der beruflichen Weiterbildung erheblich ein- eschränkt hat. 6392 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) Insoweit bestätigen auch die Blicke in die Wirklich- keit, wie sie der erste deutsche Bildungsbericht nach- zeichnet, das, was von der FDP aus einer anderen he- rausragenden Quelle, dem OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2006“, in ihrem Antrag zur Situationsbe- schreibung ausgeführt wird. Diese Diskrepanz im nationalen Bereich wird beson- ders problematisch vor dem Hintergrund der Analyse, der Zielsetzungen und der Programme, wie sie im Zuge des so genannten Lissabonprozesses zur Entwicklung von Europa als einem der leistungsfähigsten und größten wissensbasierten Wirtschaftsräume der Welt verabredet worden sind und zur Strategie des lebenslangen Lernens als europäische Leitvision geführt haben. Der Bildungs- bericht formuliert hierzu in seinen Perspektiven ab- schließend: „Politisch nachdenklich stimmen sollte auch der Sachverhalt, dass Deutschland bei der Weiterbil- dungsbeteiligung einschließlich informeller Lernaktivi- täten innerhalb der EU-Fünfzehn-Staaten eher am unte- ren Ende rangiert. Ob damit nicht auch die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit auf lange Sicht beeinträchtigt wird, ist eine offene Frage.“ Dem wird man widersprechen können und müssen. Es ist keine offene Frage. Die Antwort wird schon jetzt gegeben, wenn sich erste Lücken im Fachkräftebedarf deutlich zeigen. Die Struktur der Arbeitslosigkeit macht jeden Tag aufs Neue klar, dass an Erstausbildung, Wei- terbildung und kontinuierlicher Qualifizierung nicht ge- spart werden darf, wenn Langzeitarbeitslosigkeit mög- lichst vermieden werden soll. Alle Experten sagen voraus, dass mit dem Rückgang im Bedarf an einfacher Arbeit und der Weiterentwicklung der vorrangig wis- sensbasierten Dienstleistungs- und Industriekultur in Deutschland es umso wichtiger werden wird, lebenslan- ges Lernen zum Grundprinzip der persönlichen Lebens- entwicklung, staatlicher Leistungen und Bildungsför- derung und wirtschaftlicher wie unternehmerischer Anstrengungen zu machen. In der Koalitionsvereinbarung von SPD, CDU und CSU sind hierzu die Ziele und Maßnahmen für diese Le- gislaturperiode benannt. Wir wollen die Weiterbildung mittelfristig zur vierten Säule des Bildungssystems ma- chen. Es soll eine Weiterbildung mit System und bun- deseinheitlichen Rahmenbedingungen etabliert werden. Das erfolgreiche Meister-BAföG wird weitergeführt. Die Vielzahl der bestehenden Weiterbildungsangebote soll durch die Optimierung der Bildungsberatung trans- parenter gemacht werden. Die Qualitätssicherung von Weiterbildungsangeboten soll ausgeweitet werden. An der Finanzierung von Weiterbildung müssen sich die Allgemeinheit, die Wirtschaft und der Einzelne in ange- messener Weise beteiligen. Durch Bildungssparen soll ein neues Finanzierungsinstrument entwickelt und dazu das Vermögensbildungsgesetz novelliert werden. Dies soll haushaltsneutral geschehen. Für die sozialdemokra- tische Seite besonders wichtig war die Festlegung, dass insbesondere sozial Benachteiligte gefördert werden sol- len, um deren Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen. Insbesondere Jugendliche und Erwachsene ohne Ab- schluss sollen eine zweite Chance erhalten, um einen S r m b s n b d s k b b r b m i w k d M s c G D z k a b g s g K d v A e a d Q b e r Z d w u d s w s U K i t s (C (D chulabschluss nachholen oder eine Ausbildung erfolg- eich durchlaufen zu können. Dieses Programm wird dabei nicht nur das Bildungs- inisterium, sondern in gleicher Weise auch das Ar- eits- und Wirtschaftsministerium fordern und in An- pruch nehmen. Wir erwarten von der Regierung für das ächste Jahr hierzu konkrete konzeptionelle Vorschläge, ei denen wir als Sozialdemokraten insbesondere darauf ringen werden, dass die konkreten Ideen zum Bildungs- paren für die Mittelschichten auf der einen Seite durch onkrete Förderungsmaßnahmen für die zweite Chance ei den sozial Benachteiligten und Bildungsarmen aus- alanciert werden. Wir brauchen auch klare Verbesse- ungen im Zuge der kritischen Überprüfung des Bereichs eruflicher Weiterbildung nach den Arbeitsmarktrefor- en der letzten Legislaturperiode. Vieles, was sich hier n einer sehr drastischen Form der Reinigungskrise ent- ickelt hat, verdient auch nach unserer Auffassung eine ritische Überprüfung, damit Weiterbildung wieder in ie Priorität kommt, die Maßnahmen auch wirklich die enschen erreichen und fördern und es für die Träger tabile, planbare und damit auch in der Qualität gesi- herte Strukturen geben kann. Das Ziel muss sein, dass wir am Ende nicht nur im rundsätzlichen und in der Rhetorik einen Konsens in eutschland gewinnen, wie Weiterbildung systematisch ur vierten Säule des Bildungswesens ausgebaut werden ann, sondern dies auch ganz praktisch wird zwischen llen Beteiligten, den Gewerkschaften und den Arbeitge- ern, den Bildungsträgern und den Kommunen, den Re- ierungen in den Ländern und im Bund wie auch zwi- chen den Parteien auf allen Ebenen. Für den Bundestag heißt dies, dass wir endlich die ute Vorarbeit, die durch die so genannte Timmermann- ommission aus der vergangenen Legislaturperiode mit em Bericht zur Finanzierung des lebenslangen Lernens orgelegt worden ist, im Parlament aufgreifen, über eine nhörung in die Details gehen, den Bildungsbericht rnst nehmen und dann zu Beginn des nächsten Jahres uch mit konkreten Vorschlägen der Regierung zur För- erung der zweiten Chance wie zum Bildungssparen, zur ualitätssicherung wie zur Systematisierung der Weiter- ildungsqualität wieder da anknüpfen können, wo leider in Rückgang an Weiterbildung in den vergangenen Jah- en zu verzeichnen war – nämlich an der über eine lange eit auch in Deutschland bis in die 80er-Jahre bestehen- en Tendenz, die Weiterbildung im Gleichklang mit achsender Lebensqualität, wirtschaftlicher Prosperität nd Anhebung des individuellen Bildungsniveaus wie er persönlichen kontinuierlichen Weiterbildung zu ver- tärken und in eine positive Dynamik zu bringen. Patrick Meinhardt (FDP): Kluge Köpfe sind die ichtigste Ressource unseres Landes. Bildung und Wis- enschaft müssen wieder in den Vordergrund rücken. nsere Bildungseinrichtungen müssen Neugierde und reativität fördern, zu Leistungsbereitschaft und Eigen- nitiative ermuntern, den Teamgeist stärken und ein posi- ives Verständnis für die Grundbedingungen des wirt- chaftlichen Denkens und die Chancen moderner Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6393 (A) ) (B) ) Technologien vermitteln. Nur mit gut ausgebildeten Menschen bringen wir Deutschland wieder voran – ein Leben lang. Der Antrag der FDP zielt genau darauf: Wer Bildung in ihrer ganzen Bandbreite ernst nimmt, muss im Kin- dergarten anfangen und muss endlich den Schulen im Wettbewerb um die besten Ideen und die optimale Talentförderung Freiheit für eigene Entscheidungen ge- ben. Vor allem aber brauchen wir in Deutschland eine wirkliche offensive Weiterbildung. Lebenslanges Lernen ist zu einem der entscheidenden Faktoren einer nachhaltigen wirtschaftlichen und gesell- schaftlichen Entwicklung geworden. Diese Bedeutung wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter verstärken. Bereits 2030 wird der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung mehr als 40 Prozent betragen. Der Anteil jüngerer Fachkräfte in der Wirtschaft wird sich dramatisch zugunsten der Älteren verschieben. Schon daran wird deutlich, dass diese Entwicklung das Bildungssystem vor eine gewaltige Herausforderung stellt und der Stellenwert von Weiterbildung massiv auf- gewertet werden muss. Angesichts der demografischen Entwicklung muss in ganz besonderer Weise das Potenzial und das Wissen der Erwachsenen genutzt werden. Durch den demografi- schen Wandel erlangen Aufstiegsweiterbildung, Um- stiegsweiterbildung, Nachqualifikation und Wiederein- stiegsqualifikation nach Familienphasen, aber auch allgemeine Weiterbildung zur Stabilisierung von Moti- vation und Schlüsselqualifikationen weiter wachsende Bedeutung. „Ausgelernt“ gibt es nicht mehr. Wir brau- chen die Kompetenz und Erfahrung der älteren Genera- tion und müssen den Rahmen für Weiterbildung fortent- wickeln. Wer über 50 ist, darf nicht aufs Altenteil abgeschoben werden. Dies ist wirkliche soziale Unge- rechtigkeit. Die OECD-Studie hätte alle Alarmsignale in Deutschland auf Rot stellen müssen. Eine Teilnahme- quote von 12 Prozent macht deutlich, dass die Bundesre- gierung in die Gänge kommen muss. Die Situation der Weiterbildung in Deutschland darf nicht weiter verniedlicht werden. Seit 1998 hat die Teil- nahme an Maßnahmen der Weiterbildung Jahr für Jahr abgenommen. Viel zu wenige der deutschen Arbeitneh- mer nehmen an Weiterbildungsmaßnahmen teil, wäh- rend unsere europäischen Nachbarn in Skandinavien, Österreich und Luxemburg mit Teilnahmequoten von über 80 Prozent die Spitze bilden. Dies ist für die Zu- kunft des Wirtschafts-, Bildungs- und Forschungsstand- orts Deutschland höchst gefährlich. Berichte von Exper- ten dürfen nicht nur in Auftrag gegeben werden; die Bundesregierung muss jetzt auch mit einer Offensive Weiterbildung Konsequenzen daraus ziehen! Weiterbildung kann nur erfolgreich sein, wenn sie auf ein aktives Mitwirken der Betroffenen stößt. Die Akzep- tanz der Weiterbildung und ihr Stellenwert in der Bevöl- kerung sind demzufolge von großer Bedeutung auch für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Deswegen fordert die FDP die Bundesregierung auf, eine Kampa- g t H R E n A z l F i f t r e W g d n m a B s T t w b d r w t f l f w v F w m 4 l D d D f b o t d r (C (D ne zu starten, die die Bereitschaft der Bürger, sich wei- erzubilden, erhöht. Die FDP hat Gelder hierfür im aushalt beantragt. Meine Damen und Herren von der egierungskoalition: Machen Sie einfach mit! Drei Schwerpunkte stellen sich für uns als FDP dar: rstens. Die Finanzierung der Weiterbildung muss auf eue und verlässliche Grundlagen gestellt werden. Die usgaben der öffentlichen Hand für Weiterbildung sind wischen 2000 und 2003 von 1,5 Milliarden auf 1,2 Mil- iarden gesunken. Die Bundesanstalt für Arbeit hat ihre örderung beruflicher Weiterbildung von 6,8 Milliarden m Jahr 2000 auf 3,6 Milliarden im Jahr 2004 zurückge- ahren. Während der Staat sich zurückzieht, gibt er wei- erhin keine Anreize, Weiterbildung privat zu finanzie- en. Die Kosten der Weiterbildung sind beträchtlich: Zum inen sind es Kosten des Lebensunterhaltes während der eiterbildung, dann die Kosten möglicherweise entgan- enen Einkommens während dieser Zeit und schließlich ie Kosten der Weiterbildung selbst. Die Kommission „Finanzierung Lebenslangen Ler- ens“ hat zur Finanzierung von Weiterbildungsmaßnah- en bemerkenswerte Vorschläge gemacht, die wir gerne ufgreifen. Deren Empfehlungen lauten: Ausbau des ildungssparens und die Gleichstellung mit dem Bau- paren mit zusätzlichen Arbeitgeberleistungen durch arifregelungen; Finanzierung unternehmensnaher Wei- erbildung durch freiwillige Umlagen wie in der Bau- irtschaft; Verzahnung von SGB-III-Maßnahmen mit etrieblichen Maßnahmen. Alle diese Empfehlungen unterstützt die FDP nach- rücklich. Zweitens. Formen der Weiterbildung wie Fernunter- icht oder das so genannte E-Learning müssen gefördert erden. In anderen Ländern haben sich alle Bildungsbe- eiligten und viele Institutionen aus der Wirtschaft sehr rühzeitig auf eine umfassende Strategie zur Entwick- ung des E-Learnings verständigt und den Aufbau der In- rastruktur in den Bildungseinrichtungen und die Ent- icklung von effizienten E-Learning-Programmen orangetrieben. Dies ist in Deutschland leider nicht der all: Obwohl dieser Bereich der Weiterbildung immer ichtiger wird, fährt die Bundesregierung die Förderung assiv zurück. Die Zahlen belegen dies: 2002: 50 Millionen, 2003: 7,75 Millionen, 2004: 41,8 Millionen, 2005: 27,3 Mil- ionen, 2006: 25 Millionen, 2007: 20 Millionen Euro. 60 Prozent Kürzung seit 2002, dies ist ein Skandal. ie schwarz-rote Regierung setzt die Kürzungsorgie in iesem zukunftsträchtigen Bereich ungeniert fort. eutschland darf hier die Entwicklung nicht verschla- en. Drittens. Die Kriterien der Bundesanstalt bei Weiter- ildunqsmaßnahmen gehören auf den Prüfstand! Wie so ft bei der Arbeit der Bundesagentur führt die Organisa- ionsstruktur des großen zentralistischen Molochs, bei em trotzdem oft die linke Hand nicht weiß, was die echte tut – in den meisten Fällen jedoch genau das Fal- 6394 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) sche –, dazu, dass die von der Bundesanstalt vermittelten Weiterbildungsmaßnahmen nicht den Kriterien einer op- timalen und effizienten Vermittlung entsprechen. Die Bundesanstalt fördert Weiterbildung, die am wirklichen Bedarf vorbei geht, und verschwendet da- durch Gelder der Arbeitnehmer. Wir brauchen eine hö- here Treffsicherheit bei den persönlichen Weiterbildungs- angeboten sowie eine Angebotsvielfalt bei den Trägern. Deshalb fordert die FDP: Die Vermittlung von Wei- terbildungsmaßnahmen der Bundesanstalt muss von Grund auf überprüft werden. Die Vermittlung von Wei- terbildungsmaßnahmen muss auf die kommunale Job- center-Ebene heruntergebrochen werden. Vor Ort wissen die Vermittler am besten, mit welchen Maßnahmen Ar- beitnehmer und Arbeitslose ihre beruflichen Chancen verbessern können. Deswegen muss gelten: Geförderte Maßnahme sind nach der Qualität und nicht nach dem Preis zu vergeben! Förderung des lebenslangen Lernens heißt nach dem Verständnis der Expertenkommission „Finanzierung Le- benslangen Lernens“ und der FDP-Fraktion: „Förderung des Lernens von der Kindheit über die Jugend bis in das Erwachsenenalter auch über das fünfte Lebensjahrzehnt hinaus“. Starten wir endlich die Offensive Weiterbil- dung! Volker Schneider (Saabrücken) (DIE LINKE): Nichts muss das deutsche Bildungswesen derzeit mehr fürchten als internationale Vergleichsstudien. Fortlau- fend sind die Ergebnisse die immer gleichen. Gemessen am eigenen Anspruch kann das Fazit nur lauten: unterir- disch. Das gilt nicht nur für PISA. Das beginnt schon im Vorschulbereich. Nur Österreich „leistet“ sich in diesem Weichen stellenden Bereich eine ähnlich niedrige Quali- fikation des Betreuungspersonals. Das gilt auch für die Hochschulen, die in Bezug auf soziale Selektivität naht- los an das anknüpfen, was in Vorschule und Schule „er- folgreich“ grundgelegt wurde. Und das gilt – natürlich? – auch für den Bereich unse- res heutigen Beratungsgegenstandes, also für die Weiter- bildung. Es mag ja noch ein schwacher Trost sein, dass nach der OECD-Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick 2006“ Deutschland hinsichtlich der Teilnahme- stunden an berufsbezogener Weiterbildung im Laufe ei- nes Berufslebens mit 398 Stunden noch knapp über dem OECD-Mittel von 389 Stunden liegt. Einen Vergleich mit „echten“ Konkurrenten wie Frankreich (713 Stun- den), Schweiz (723 Stunden) und Dänemark (943 Stun- den) sollte man allerdings besser nicht wagen. Dass dabei relativ wenige relativ viele Stunden in An- spruch nehmen, offenbart die Teilnahmequote von 12 Prozent, die um ein Drittel niedriger liegt als das OECD-Mittel (18 Prozent). Beim Blick auf die Vereinig- ten Staaten (37 Prozent), Dänemark (39 Prozent) oder Schweden (40 Prozent) kann man nur noch vor Neid er- blassen. Und wieder einmal – leider – ist auch dieser Bil- dungsbereich in hohem Maße sozial selektiv. In Deutschland nahmen lediglich 3 Prozent der Personen mit einem Bildungsabschluss unterhalb der Sekundar- s u 2 t m W b A K d B t l s B l w a r d m N e t l z h d h g v i l V w f A z u r b s z d s f c d A r g r b i (C (D tufe II im Vergleich zu 7 Prozent in der OECD an Fort- nd Weiterbildungsmaßnahmen teil, während dies 4 Prozent der Personen mit einem Abschluss des Ter- iärbereichs taten (OECD 31 Prozent). Und die Antwort der Bundesregierung? Leider nicht ehr als Lyrik. Der Koalitionsvertrag verspricht, die eiterbildung zur 4. Säule des Bildungssystems auszu- auen. Und in was materialisiert sich diese wohlfeile nkündigung? Angesichts des nach wie vor nebulösen onzeptes Bildungssparen als scheinbar einziger Idee er Bundesregierung könnte man fast feststellen: außer ildungsspesen nichts gewesen. Insoweit teilt die Fraktion Die Linke, die in dem An- rag der FDP zum Ausdruck kommende Kritik. Wir tei- en auch die Einschätzung, dass ein Fortdauern der be- tehenden Defizite sich wirtschaftlich rächen wird. esonders begrüßen wir, dass die Kolleginnen und Kol- egen von der FDP nicht versäumt haben, darauf hinzu- eisen, dass der Fokus in der Weiterbildung nicht nur uf die wirtschaftlichen Aspekte und damit auf die be- ufliche Weiterbildung gerichtet sein darf, sondern auch ie allgemeine und politische Bildung mit einbeziehen uss. Was schlägt uns nun die FDP als Alternative vor? un, man könnte sagen, das, was man von einer Partei rwarten darf, die alles Heil dieser Welt in privater Ini- iative sieht: Bildungssparen, Bildungskredite und nach- aufende Eigenbeteiligung, letzteres immerhin mit „so- ial verträglicher“ Komponente. Bemerkenswert, wie ier das Auftauchen meiner Fraktion auch in der FDP für ie Wiederentdeckung des sozialen Gewissens gesorgt at! Insgesamt soll wieder einmal überwiegend privat vor- esorgt werden für etwas, was doch – oder liege ich da öllig falsch? – zu einem nicht unerheblichen Teil auch m Interesse von Arbeitgebern liegen sollte. So, wie Sie, iebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, hier die erantwortung für den Weiterbildungsbedarf verteilen ollen, drängt sich der Verdacht auf, dass Sie die Kosten ür den Qualifizierungsbedarf in der Wirtschaft von den rbeitgebern auf die Arbeitnehmer und vielleicht noch usätzlich auf den Steuerzahler umlenken wollen. Nicht nur weil Die Linke, solche Umverteilung von nten nach oben grundsätzlich ablehnt, können wir Ih- em Antrag nicht zustimmen, sondern auch weil wir die erechtigte Vermutung hegen, dass dieser Lösungsansatz o nicht zum gewünschten Erfolg führt. Die Bereitschaft u sparen ist nun einmal abhängig von der Attraktivität es Sparziels. Der vielfach bedauernswerte Zustand un- erer Weiterbildungslandschaft und ein Mangel an „Er- olgsaussichten“ bei zu vielen Angeboten der berufli- hen Weiterbildung werden viele potenzielle Adressaten avon abhalten, sich der Mühe und Belastung eigener nstrengungen zu unterziehen. Denn um es mal mit Ih- en Worten zu sagen: Leistung muss sich lohnen. Das ilt auch für diejenigen unterhalb der Gehaltsgrenzen Ih- er Klientel. Erst müsste sich die Attraktiviät von Weiter- ildung positiv verändern, dann steigt das Interesse an hrer Wahrnehmung und die Bereitschaft, dafür auch zu- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6395 (A) ) (B) ) sätzliche eigene Mittel aufzubringen. Nur in der Reihen- folge wird ein Schuh daraus. Dennoch begrüßen wir, dass die FDP nun nach unse- rer Fraktion ebenfalls einen Antrag zur Weiterbildung in den parlamentarischen Ring geworfen hat, und freuen uns auf die Diskussion in den Ausschüssen. Auch Bünd- nis 90/Die Grünen hat einen solchen Antrag in der Pipe- line. Vielleicht gelingt es uns als Oppositionsparteien, gemeinsam die große Koalition aus ihrem Dornröschen- schlaf zu wecken, ansonsten werden wir sie eben zum Jagen tragen müssen. Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Erfreulicherweise gibt es eine große Einigkeit bei den Bildungspolitikerinnen und -politikern der Fraktio- nen: Bei der Weiterbildung muss wesentlich mehr ge- schehen. Diese Einsicht ist aber leider noch nicht bei der Bundesregierung angekommen. Frau Schavan macht nämlich schlicht keine Weiterbildungspolitik. Das biss- chen Bildungssparen, das geplant ist – im Übrigen war- ten wir immer noch auf ein Konzept –, ist völlig unzurei- chend, um auf den Bedarf, den Deutschland bei der Weiterbildung hat, zu reagieren. Hier sollten die Abge- ordneten der Koalitionsfraktionen ihrer Ministerin ein- mal ein bisschen Dampf machen! Die sonst so um die Innovationsfähigkeit Deutschlands bemühte Ministerin sollte sich eine neue Untersuchung des Deutschen Insti- tuts für Wirtschaftsforschung ansehen; der kürzlich ver- öffentlichte Innovationsindikator macht deutlich: Die In- novationsschwächen Deutschlands liegen vor allem im Bildungssystem und hier bei der beruflichen Weiterbil- dung, weniger in der Forschung und der Umsetzung von Forschungsergebnissen. Der Bedarf an Weiterbildung wird in Deutschland vor allem aufgrund der wirtschaftlichen und der demografi- schen Entwicklung massiv ansteigen. Zum Ersten: Wir werden immer älter und steuern um 2020 auf einen Fachkräftemangel zu. Dies bedeutet, dass ältere Be- schäftigte länger arbeiten müssen und auch entsprechend weiterqualifiziert werden müssen. Zum Zweiten: Wir le- ben heute in einer Wissensgesellschaft. Damit gewinnt die Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten und einzu- ordnen, immens an Bedeutung. Immer wichtiger wird auch, Wissen schnell zu erneuern. Das heißt, eine ein- zige, quasi passgenaue Erstausbildung reicht nicht mehr. Weiterqualifizierung muss in allen Lebensphasen ge- schehen. Lebenslanges Lernen wird so zur Chance und Herausforderung für jeden Einzelnen. Es kann nur gelin- gen, wenn alle Menschen frühzeitig, das heißt schon in Kindertagesstätte und Schule, die Kompetenz zum le- benslangen Lernen erlangen. Außerdem müssen wir die berufliche Ausbildung mo- dernisieren und anschlussfähiger an die Weiterbildung machen. Dies kann zum Beispiel bedeuten, Lernorte der beruflichen Ausbildung verstärkt für Weiterbildung zu öffnen. Auch die Hochschulen müssen verstärkt in die Weiterbildung einbezogen werden. Durch Modularisie- rung – immer im Rahmen des Berufsprinzips – kann eine bessere Vereinbarkeit von Aus-und Weiterbildung gelin- gen. t B G g l z f d k a w c d s 1 n w M d w w t g d M a m u k d g s z I W M w e f w i A d t (C (D Extrem wichtig ist auch eine bessere Bildungsbera- ung. Hierfür sind entsprechende Strukturen zu schaffen. ildungsberatung ist vor allem nötig, um die große ruppe der Geringqualifizierten für Weiterbildung zu ewinnen. Sie nehmen heute nur sehr unterdurchschnitt- ich an Weiterbildung teil. Diesbezüglich ist übrigens der FDP-Antrag völlig un- ureichend. Die FDP macht überhaupt keine Vorschläge ür die Gruppe der Geringqualifizierten. Dabei sieht man och, dass ein großer Teil derjenigen, die aus der Schule ommen, nicht die erforderlichen Kompetenzen hat, um m Berufsleben teilzuhaben. Hier tickt eine Zeitbombe; ir müssen auch für diese junge Menschen Ideen entwi- keln, wie sie sich weiterqualifizieren können. Natürlich kann man bei der Diskussion um Weiterbil- ung nicht die Bundesagentur für Arbeit außen vor las- en, wie es die FDP tut. Immerhin finanziert die BA 1 Prozent der Weiterbildung in Deutschland. Hier muss ach den Umbrüchen der letzten Jahre, die zum Teil ge- ollt waren, weil ein undurchsichtiger Dschungel an aßnahmen und Trägern entstanden war, die Weiterbil- ung wieder verstetigt und auf längere Maßnahmen so- ie auf die Förderung Geringqualifizierter ausgerichtet erden. Aber auch die Unternehmen müssen ihrer Verantwor- ung stärker nachkommen. Besondere Schwierigkeiten ibt es oft bei den kleinen und mittleren Unternehmen, a sie entweder keinen Weiterbildungsbedarf für ihre itarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen oder den Zeit- usfall kaum stemmen können. Hier ist es sinnvoll, ge- einsame Weiterbildungsverbünde zu schaffen und zu nterstützen. Auch das Instrument der Jobrotation önnte bei den KMU Abhilfe schaffen. Dies bedeutet, ass für den Mitarbeiter, der zu einer Qualifizierung eht, ein Arbeitsloser in den Betrieb kommt Dies wird ogar öffentlich gefördert, aber in Deutschland noch viel u wenig angewandt, weil die Arbeitsagenturen dieses nstrument nicht dementsprechend empfehlen. Nicht zuletzt muss auch die dünne Datenlage bei der eiterbildung, insbesondere, was die Bewertung und essung des informellen Lernens angeht, verbessert erden. Bildungsforschung – das wäre doch zumindest in Ansatz, der auch der Bundesbildungsministerin ge- allen dürfte. Nach einem Jahr großer Koalition erwarten ir Grünen endlich ein Konzept, wie die Weiterbildung n Deutschland verbessert werden kann. nlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die Zukunft der Lehre und Forschung an Hochschulen mit Hilfe der Juniorprofessur stärken (Tagesordnungs- punkt 38) Monika Grütters (CDU/CSU): Offenbar haben Bil- ung und Wissenschaft zurzeit in Deutschland Konjunk- ur. Das ist gut so, denn das ist unser aller Zukunft. 6396 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) Deshalb ist es schade und gefährlich, wenn wir immer nur an heute denken und fragen, wo wir bei Wissen- schaft und Kultur noch sparen können, statt an morgen zu denken und zu fragen, was wir alle für Wissenschaft und Kultur tun können. Ein wichtiger Schritt in die wissenschaftspolitische Zukunft und vor allem in die Zukunft vieler Nachwuchs- wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler war die Ein- führung der Juniorprofessur im Jahr 2002, bot – und bie- tet – sie doch die Chance, dem wissenschaftlichen Nachwuchs schon früher als bisher mit oder nach der Habilitation eine berufliche Perspektive an den deut- schen Unis aufzuzeigen. Damit wird übrigens auch ein wichtiger Schritt getan im internationalen Wettbewerb; denn in vielen Ländern sind die Nachwuchswissen- schaftler wesentlich jünger als in Deutschland, wenn sie – hier erst nach der Habilitation mit durchschnittlich über 40 Jahren – endlich in relevante Positionen kom- men. Die Juniorprofessur ist daher eine Riesenchance für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland. Mit ihrer Einführung hat die Bundesregierung Refor- men auf den Weg gebracht, die jungen Nachwuchswis- senschaftlerinnen und -wissenschaftlern in der Qualifi- kationsphase nach der Promotion hervorragende Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Als neuer Karriereweg bietet die Juniorprofessur dem wissenschaftlichen Nach- wuchs einen weiteren Zugang zur Professur und ermög- licht bereits im Alter von Anfang 30 eigenständiges For- schen und Lehren. Im Wettbewerb um die klügsten Köpfe der Welt ist die Juniorprofessur von zentraler Bedeutung: Sie erhöht das Innovationspotenzial in Forschung und Lehre durch junge und motivierte Leistungsträger und steigert gleich- zeitig die Internationalität des Wissenschaftsstandorts Deutschlands durch Schaffung international vergleich- barer Standards. Mit der in Kürze zu erwartenden Um- setzung der Juniorprofessur in Landesrecht auch in Sachsen haben dann alle Bundesländer die Juniorprofes- sur gesetzlich verankert. Bislang liegen zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland nur unzureichende Infor- mationen vor. Aus diesem Grund plant die Bundesregie- rung, im Herbst 2007 den ersten Bundesbericht zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vorzu- legen. Der Bericht wird die Situation des wissenschaftli- chen Nachwuchses darstellen und analysieren sowie Empfehlungen für seine weiteren Entwicklungen und Reformmaßnahmen formulieren. Nach der Studie des Centrums für Hochschulentwick- lung (CHE) und der Jungen Akademie – auf die sich der hier vorliegende Antrag bezieht – sind 59,3 Prozent aller Juniorprofessoren mit ihrer Situation zufrieden, 31,7 Pro- zent sogar sehr zufrieden. Das sind insgesamt über 90 Prozent. Positiv bewertet wurden vor allem die frü- here Selbstständigkeit, die Selbstbestimmung, die hö- here Eigenverantwortung, der Gestaltungsfreiraum oder die größere Unabhängigkeit in Forschung und Lehre. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Juniorprofessoren im Jahr 2005 auf 617 gestie- g d a e g v s F d g i a d H a t g l n f z p n M r A t W h I e v F D p a D z a p g m r d S w S t s f s p T (C (D en, das sind 206 mehr als im Jahr 2004. Eine über- urchschnittlich hohe Erfolgsquote ergibt sich übrigens uch aus den bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ingereichten Forschungsanträgen. Die Förderquote ins- esamt betrug 47,7 Prozent im Zeitraum 2002 bis 2005, on denen wiederum 54,2 Prozent Juniorprofessoren ind. Ein wichtiges Ziel war und ist die Vergrößerung des rauenanteils unter den Wissenschaftlern. Seit 1995 ist er Frauenanteil innerhalb der Professorenschaft stetig ewachsen. Der Anteil der Lehrstuhlinhaberinnen stieg n diesem Zeitraum von 8 Prozent auf über 14 Prozent n. Nach den vorläufigen Ergebnissen für 2005 erreicht ie Zahl für Professorinnen mit rund 5 400 einen neuen öchststand. Der Frauenanteil unter den Juniorprofessoren liegt uch hier weit vorn, er liegt bei 32 Prozent, in den Geis- eswissenschaften sogar bei 48 Prozent. Die Befürchtun- en, dass sich das Modell des Juniorprofessors als fami- ienfeindlich erweisen könnte, haben sich ausdrücklich icht bestätigt. Über die Hälfte aller befragten Juniorpro- essoren der CHE-Studie haben Kinder. Im Gegensatz ur klassischen Professorenlaufbahn scheint die Junior- rofessur es also zuzulassen, Karriere und Familienpla- ung zu vereinbaren. Auch bei den wissenschaftlichen itarbeitern und Assistenten liegt der Frauenanteil bei und 30 Prozent. Wenn das nicht erfreuliche Zahlen sind! Die Juniorprofessur kann auch weiterhin als bester nsatz gesehen werden, wenn es darum geht, auf die na- ional wie international veränderten Bedingungen im issenschafts- und Hochschulbereich zu reagieren. Frü- ere Selbstständigkeit, verbesserte Gleichstellung und nternationalisierung, wissenschaftliche Innovation und ine verbesserte Planbarkeit wissenschaftlicher Karriere- erläufe erscheinen mit der Juniorprofessur erreichbar. Der hier vorliegende Antrag der Linken fordert, das örderprogramm des Bundes nicht auslaufen zu lassen. ie Förderung des Bundes zur Ausstattung der Junior- rofessuren war jedoch von Anfang an bundesseitig nur ls Anschubfinanzierung gedacht und nicht als eine auerbewilligung. Diese Incentives, diese Zusatzfinan- ierung durch den Bund, war natürlich eine große Hilfe, ber mit deren Wegfall wird das Instrument der Junior- rofessur noch lange nicht sterben, wenn die Länder be- reifen, wie erfolgreich es ist und es sich daher zu eigen achen. Mit der Förderalismusreform liegt der Hochschulbe- eich nunmehr noch stärker als bisher in der Kompetenz er Länder. Die Länder müssen folgerichtig nun dafür orge tragen, dass die Voraussetzungen, wie beispiels- eise die Schaffung einer entsprechenden Anzahl von tellen, eine arbeitsfähige Ausstattung oder eine eindeu- ige Zuordnung in die Gruppe der Hochschullehrer, ge- chaffen werden. Der Bund ist jetzt nicht mehr gefragt: Die Juniorpro- essur ist als flexibles Instrument vorgesehen. Die Hoch- chulen bzw. deren Fachbereiche entscheiden, ob Junior- rofessuren oder habilitierte Stellen eingerichtet werden. eilweise klappt das auch gut wie beispielsweise an der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6397 (A) ) (B) ) Humboldt-Universität hier in Berlin; leider gilt das noch nicht flächendeckend. Die Humboldt-Uni war nicht nur die erste Uni, die das Angebot sofort für sich entdeckt und diese Stellen geschaffen hat, sondern sie hat den Ju- niorprofessor in ihrer Strukturplanung eingerichtet und aufgefangen. Die Länder und ihre Hochschulen sollten sich durchaus ein Beispiel an der Humboldt-Uni in Ber- lin nehmen: So hat zum Beispiel jede Juniorprofessur, die dort ausgeschrieben wird, grundsätzlich eine Tenure- Option. Diese Option soll es ermöglichen, die besten Ju- niorprofessorinnen und -professoren auf eine W2-/W3- Lebenszeitprofessur zu berufen und so an der Humboldt- Universität zu halten. Wichtig ist es jetzt also, dass unabhängig von der Bundeszuweisung Stellen an den deutschen Hochschu- len auch in Juniorprofessuren umgewandelt werden. Es muss eine neue Kultur in deutschen Hochschulen entste- hen, bei der die positiven Aspekte der Juniorprofessor aufgegriffen und gezielt gefördert werden. Die in der Studie befindlichen Anregungen und Vorschläge zur Verbesserung dieses neuen Qualifikationsweges müssen von den Ländern und Hochschulen gemeinsam aufge- griffen werden, um die Ausstattungen der Juniorprofes- sur noch weiter zu verbessern. Einmal mehr sind also die Länder und sind die Uni- versitätsleitungen gefragt. Der Bund hat hier einen An- reiz beim Start eines modernen Karrieremodells gege- ben, jetzt nehmen wir die Nutznießer in die Pflicht. Auch die Länder müssen an morgen denken und sich fragen lassen, was sie für ihre Wissenschaftseinrichtungen tun. Ich hoffe, sie alle finden eine gute Antwort darauf. Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Mit ihrem An- trag zu Juniorprofessuren greift die Fraktion Die Linke eine Thematik auf, die den Deutschen Bundestag, die Hochschulen und die interessierte Öffentlichkeit im Rahmen der Neufassung des Hochschulrahmengesetzes im Februar 2002 durch die rot-grüne Bundesregierung sehr stark beschäftigt hat. Die von der damaligen Bildungs- und Forschungsmi- nisterin Edelgard Bulmahn eingeleitete Reform zielte darauf, den Ausbildungsweg junger herausragender Wis- senschaftler bis zur Berufung auf eine Lebenszeitprofes- sur deutlich zu verkürzen und ihnen die Möglichkeit zum Forschen und Lehren in einem viel früheren Sta- dium ihres Lebensweges zu ermöglichen. Besonders prägnant hat der Präsident der Deutschen Forschungsge- meinschaft, Ernst-Ludwig Winnacker, das Problem auf den Punkt gebracht, wenn er feststellt: „In der Wirtschaft führen Leute mit 30 Jahren ganze Unternehmen. In der Wissenschaft dagegen sind wir noch nicht bereit, 30-Jäh- rigen Verantwortung zu geben.“ Tatsächlich unterschied sich Deutschland damals da- mit massiv von den vielen anderen Ländern, in denen die Juniorprofessur, auch in Verbindung mit der Einrichtung des so genannten „Tenure Track“, schon eine Tradition hatte in der Personalentwicklung und dem systemati- schen Aufbau von hoch qualifiziertem Nachwuchs in Forschung und universitärer Lehre. Eine hohe eigene Verantwortung sollte die jungen Spitzenwissenschaftler d s d t s v w k f f z d z L b i d g E s a z B p e g l S B 5 s S w e Q D w l d d k d d s J b d g k p v l z t d S l d (C (D abei fördern und fordern zu einem Zeitpunkt, in dem ich ihre Leistungsfähigkeit aller Erfahrung nach beson- ers stark entfaltet. Die Juniorprofessur sollte ein Bei- rag zur inneren Reform der Hochschulen sein. In ihr ollte die unzeitgemäße Form der alten Ordinarienuni- ersität, mit ihren undemokratischen Strukturen und den issenschafts- und innovationsfeindlichen Abhängig- eitsverhältnissen positiv reformiert werden. Juniorpro- essuren sind auch mit dem Ziel verbunden, hoch quali- izierte jüngere Frauen und Männer an die Hochschulen u binden in Konkurrenz zu anderen Berufsfeldern, um em Bedarf an Hochschullehrern für die Zukunft recht- eitig zu entsprechen. Die Fraktion der SPD freut es, dass auch die Die inke die Institution der Juniorprofessur derart positiv eurteilt, wie es in ihrem Antrag niedergelegt ist. Wir er- nnern uns noch gut daran, welche harten Kontroversen ie damalige mutige und wegweisende Reform der rot- rünen Bundesregierung und ihrer Bildungsministerin delgard Bulmahn in der Auseinandersetzung mit kon- ervativen Hochschulverbänden und Hochschulen, aber uch Teilen der politischen Kräfte von der rechten bis ur ganz linken Seite und mit den Ländern ausgelöst hat. esonders kontrovers war hier die Frage, ob die Junior- rofessur als moderne Alternative zur Habilitation, die ja inen der vielen Sonderwege in Deutschland im Ver- leich zur übrigen Welt darstellt, diese verpflichtend ab- ösen sollte und könnte. Hiergegen klagten Thüringen, achsen und Bayern, wie wir wissen mit Erfolg. Das undesverfassungsgericht erklärte im Juli 2004 die . Novelle des Hochschulrahmengesetzes für verfas- ungswidrig, weil sie den Ländern nicht ausreichend pielraum lassen würde, die Hochschulqualifikations- ege in eigener Zuständigkeit zu ordnen. Seither bleibt s den Ländern überlassen, ob sie die Juniorprofessur als ualifikationsweg neben der Habilitation einrichten. ieser Streit mit den Ländern ging später dann sogar so eit, dass das in diesen Fragen sich besonders unrühm- ich auszeichnende Land Hessen selbst das Engagement es Bundes in Form von Förderprogrammen für die Mo- ernisierung der Hochschule verfassungsrechtlich be- lagte. Dabei bleibt ganz im Gegensatz zu diesen Auseinan- ersetzungen festzustellen: Mittlerweile haben alle Bun- esländer die Juniorprofessur in ihrem Landeshoch- chulrecht eingeführt. Alle Bundesländer, die die uniorprofessur eingeführt haben, sehen Lockerungen eim Verbot der Hausberufung vor und ebenso Wege für en „Tenure Track“, sodass Juniorprofessoren an der ei- enen Hochschule auf eine Professur berufen werden önnen. In der KMK-Vereinbarung für die Lehrver- flichtung in Hochschulen haben sich alle Länder darauf erständigt, für Juniorprofessuren in der ersten Anstel- ungsphase vier Lehrveranstaltungsstunden und in der weiten Anstellungsphase vier bis sechs Lehrveranstal- ungsstunden vorzusehen. Es gibt kein Bundesland, in em es keine Juniorprofessuren gibt. Es gibt auch keine timmen, dass sich irgendein Bundesland von der Mög- ichkeit der Juniorprofessur wieder verabschieden will. Gleichwohl gibt es natürlich Probleme und hat sich ie Institution der Juniorprofessur noch nicht so entwi- 6398 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) ckelt, wie es die damaligen Reformenbetreiber sich ge- wünscht haben. Insgesamt gibt es in der Gesamtheit der deutschen Hochschulen rund 900 Stellen an rund 70 Hochschulen. Damit ist die Zahl wesentlich kleiner, als damals von der Bundesregierung angestrebt, die eine Zahl von 6 000 Stellen in die Planungen eingebracht hat. An den besetzten Professuren halten die Frauen einen Anteil von rund 30 Prozent. Auch hierin gibt es noch eine Abweichung zu der Quote, die eine Größe von min- destens 40 Prozent erreichen soll. Die Verteilung der Ju- niorprofessuren nach Bundesländern zeigt zudem deut- lich, dass diese Institution nicht überall die gleiche Resonanz findet. Besonders markant hebt sich hier Bay- ern negativ ab, indem es angesichts der Größe des Lan- des und der Bedeutung der Hochschulen gerade einmal sechs besetzte Juniorprofessuren gibt. In der Verteilung der Juniorprofessuren nach Disziplinen sind diese beson- ders bei den Naturwissenschaften und in der Mathematik angesiedelt. Auch wenn es keine grundsätzliche Kritik mehr an der Form der Juniorprofessuren gibt, gibt es dennoch auch Vorbehalte gegenüber diesem Qualifizie- rungsweg bei den Betroffenen selbst. Noch vor drei Jah- ren erklärte jeder dritte Juniorprofessor, sich vermutlich auch noch habilitieren zu wollen. Dieses wäre dann al- lerdings das genaue Gegenteil der Intention der Refor- mer, denn die Zeit bis zur Professur sollte ja gerade ver- kürzt und nicht dramatisch verlängert werden. Schließlich erwarten laut Umfrage des CHE, Centrum für Hochschulentwicklung, in Gütersloh rund 10 Prozent der Hochschulleitungen immer noch, dass die Habilita- tion auch künftig bedeutungsvoll bleiben wird. Fast drei Viertel der Hochschulleitungen gehen davon aus, dass die Habilitation in einigen Fächern Voraussetzung für ei- nen Ruf bleiben wird. Wo stehen wir also und wie kann es mit dieser Re- form weitergehen? Woran kann es gelegen haben, dass noch nicht alle Ziele erreicht worden sind? Immerhin hatte die Bundesregierung die Länder bei der Einrich- tung von Juniorprofessuren mit einem großzügigen För- derprogramm unterstützt. Für die für Forschungszwecke erforderliche Erstausstattung der neuen Stellen wurden jeweils bis zu 60 000 Euro bereitgestellt. Insgesamt stan- den weit mehr Mittel über mehrere Jahre bereit, als letzt- lich an die Hochschulen ausgeschüttet werden konnte. Gründe sind sicherlich in den grundsätzlichen Behar- rungskräften im hochschulischen Bereich zu sehen. Die Zögerlichkeit im Aufbau ist auch darin begründet, dass es nicht den breiten Konsens für die Juniorprofessuren von Anfang an gegeben hat, wie er sich jetzt letztlich mit der Verankerung der Juniorprofessur in allen Hochschul- gesetzen doch ausdrückt. Auch die Ablehnung mancher konservativer Bundesländer der Fördermittel des Bundes aus prinzipiellen Gründen heraus mag die Schubkraft für diese Reform geschwächt zu haben. Auch wir von der sozialdemokratischen Seite aus ha- ben deshalb in unseren Eckpunkten für den Hochschul- pakt und bei den ständigen, begleitenden Beratungen hierzu im Bildungsausschuss immer wieder angemahnt, dass in die Qualitätsseite des Hochschulpaktes auch die weitere Förderung und der Ausbau der Juniorprofessur unbedingt einbezogen werden muss. Wir erwarten von d z V n D r B – l Z c t o d l r d F i z t t V C q s b S v d m B l k v d P B u s h s p U d w d L d d m d w a r a s t k (C (D er Regierung, dass sie dieses intensiv betreibt und auch u einem Erfolg führt. Dies wird allerdings nur auf dem erhandlungswege geschehen können und es wird auch ur in Übereinstimmung mit den Ländern machbar sein. enn die Rechtslage durch das Bundesverfassungsge- icht kann auch durch noch so gut gemeinte Anträge im undestag nicht übersprungen werden. Schließlich ist so bedauerlich dies auch sein mag – durch die Födera- ismusreform jetzt entschieden, dass der Bund bis auf ulassungen und Abschlüsse keine hochschulgesetzli- hen Kompetenzen mehr hat. Auch deshalb ist der An- rag der Linksfraktion in vielem nur gut gemeint und hne wirkliche Durchschlagskraft. Entscheidend wird es dagegen an erster Stelle sein, urch die Qualität der Juniorprofessur auch noch die etzten Zweifler davon zu überzeugen, dass dieses der ichtige Weg für die Nachwuchsförderung, die Stärkung er jungen Spitzenkräfte an den Hochschulen und die örderung der Innovationskraft an unseren Universitäten st. Der Hochschulpakt mit dem absehbaren Aufbau von usätzlichen und „jungen“ Lehr- und Forschungskapazi- äten an den Hochschulen wird hierzu viele Möglichkei- en geben. Juniorprofessoren sind neben dem zweiten orschlag der so genannten „Lecturer“ eine große hance, sich auf die absehbare Nachfrage nach hoch ualifiziertem wissenschaftlichem Personal in For- chung und Lehre an den Hochschulen rechtzeitig vorzu- ereiten, damit die Universitäten für die wachsenden tudierendenzahlen mit einem verbesserten Angebot on Lehre und Forschung auch wirklich ein gutes Stu- ium organisieren können. Nachdem der Bund mit dem illionenschweren Programmansatz von Edelgard ulmahn den Ländern für die Juniorprofessuren über ange Zeit ausdrücklich Fördermittel angeboten hat, ann jetzt aber nicht erwartet werden, dass unabhängig om Hochschulpakt diese Mittel trotz der Länderzustän- igkeit noch unendlich weiter vorgehalten werden. Das rogramm der Regierung von Rot-Grün und Edelgard ulmahn war befristet, und läuft jetzt aus, das wussten nd wissen alle Länder. Auch die Hochschulen konnten ich hierauf einstellen und unter diesen Gesichtspunkten alten wir es auch nicht für sinnvoll, über den Hoch- chulpakt hinaus noch weitere Programme als Förder- rogramme des Bundes vorzuhalten, wenn Länder und niversitäten glauben, offensichtlich ohne diese Mittel ie anstehenden Hochschulreformen und Kapazitätser- eiterungen schultern zu können. Es kommt also auf die Werbung in der Sache an. In iesem Sinne wollen wir den Antrag der Faktion Die inke gerne positiv als nochmalige Bestätigung nehmen, ass wir gerade jetzt politisch-programmatisch nicht von en Juniorprofessuren als dem besten Weg in das akade- ische Lehr- und Forschungsamt als Professor abrücken ürfen, sondern dieses politisch-konzeptionell offensiv eiter vertreten. Dass dies gegen alle früheren Zweifler n der Kompetenz der Juniorprofessoren mehr als be- echtigt ist, will ich noch knapp mit einer Information us dem letzten Informationsbrief der Deutschen For- chungsgemeinschaft über die wissenschaftlichen An- ragsaktivitäten von Juniorprofessoren belegen. Danach önnen sich die Juniorprofessoren ausdrücklich trotz ih- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6399 (A) ) (B) ) res vergleichsweise hohen Lehrdeputats im starken Wettbewerb um Drittmittel aus dem Förderfonds der Deutschen Forschungsgemeinschaft sehr gut behaupten. Im Rückblick auf die ersten zwei Jahre des neuen Quali- fikationsweges treten zwei Drittel der Betroffenen Nach- wuchswissenschaftler aus den Lebens- und Naturwissen- schaften und mehr als die Hälfte aus den Ingenieurwissenschaften im Beobachtungszeitraum bis 2004 mindestens einmal als Antragsteller bei der DFG in Erscheinung. Von den Geistes- und Sozialwissenschaft- lern war jeder dritte antragsaktiv. Juniorprofessoren aus den Lebens- und Naturwissenschaften sind mit ihren DFG-Anträgen überdurchschnittlich erfolgreich. Diese Studie belegt also eindrucksvoll, dass die Juniorprofes- sur im Hinblick auf die Forschungsförderung alles an- dere als eine Sackgasse ist, sondern vielmehr ganz im Gegenteil hoch qualifizierte Wege für Forschung und Lehre öffnet. Auch deshalb können wir noch einmal mit allem Nachdruck erwarten, dass die Juniorprofessur als Teil der Gesamtkonzeption des Hochschulpaktes aufge- nommen und weiter verstärkt wird. Auch deshalb sind wir mit guten Argumenten ausgestattet, wenn wir für die Juniorprofessur in Zukunft noch intensiver werben, als wir dies in der Vergangenheit schon getan haben. Uwe Barth (FDP): „Juniorprofessur noch nicht eta- bliert“, das musste ich letzte Woche in der „Welt“ lesen. Dieser gut recherchierte Beitrag zeigt sehr deutlich die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit dieses wissenschaftlichen Qualifikationsweges auf. Und als „Letzten Gruß“ prophezeite die „Welt“ der Juniorprofes- sur das „Aus“. Um eines vorwegzunehmen: Wir Liberale haben die- sen neuen Karriereweg für den Hochschullehrernach- wuchs von Anfang an begrüßt. Vieles sprach dafür. Aber in einem wesentlichen Punkt unterschieden sich unsere Vorstellungen von den Vorschlägen der damaligen rot- grünen Bundesregierung: Sie wollte die Bundesländer und die Hochschulen nämlich dazu zwingen, die Habili- tation faktisch zu verbieten. Dass sich Qualität von allein durchsetzt, dass Wettbewerb auch das wissenschaftliche Geschäft beleben kann und vor allem, dass junge Akade- miker selbst über den eigenen wissenschaftlichen Wer- degang entscheiden wollen, diese Überlegungen passten nicht in das Weltbild der Autoren der damaligen HRG- Novelle. Eines jedoch ist geblieben: Der Glaube der Bundes- länder, dass die Juniorprofessur ein geeigneter Qualifi- kationsweg für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist. So sieht es auch das modernste Hochschulgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das in NRW als „Hoch- schulfreiheitsgesetz“ gerade verabschiedet wurde. In- zwischen haben alle Bundesländer die auf maximal sechs Jahre befristete Juniorprofessur in ihren Landes- hochschulgesetzen aufgenommen. Ich bin davon überzeugt, dass sich für diesen Qualifi- kationsweg zum Hochschullehrer mehr junge Wissen- schaftler entscheiden werden, wenn sich die Mehrbelas- tung durch die frühe Verbindung von Lehre und Forschung auch wirklich auszahlt. Es muss den jungen W W o l b D N d J n w k e p b r z s s s t d C d h w r m L v w t s d E G s d l s p i h C s a W b r s d (C (D issenschaftlern die Entscheidung darüber, welchen eg sie einschlagen wollen – den über die Habilitation der eben jenen über die Juniorprofessur – selbst über- assen bleiben. Allerdings ist es auch ein Irrweg, zu glau- en, dass für jeden Juniorprofessor der Pfad zur festen ienststelle von Anbeginn geebnet ist. Wir Liberale sind uns durchaus bewusst, dass die achfrage nach Studienplätzen in den nächsten Jahren eutlich ansteigen wird. Das wissen auch die Länder. etzt aber, wie es der Antrag der Linken fordert, die Ju- iorprofessoren zu einer Reparaturbrigade für Fehlent- icklungen des Hochschulausbaus, des Hochschulmar- etings oder der Berufungspraxis zu machen, ist doch in Holzweg. Das ist purer Aktionismus. Dieser Vorschlag verkennt absolut, dass auch Junior- rofessoren sich in einer entscheidenden Lebensphase efinden: in der Qualifikationsphase zum Hochschulleh- er! Sie jetzt noch stärker in die Lehre einzubeziehen, sie u verpflichten, noch mehr Prüfungen abzunehmen führt ie nicht auf den Tenure-Track, sondern direkt aufs Ab- tellgleis. Letztendlich zählen bei Neuberufungen doch die For- chungsergebnisse und die wissenschaftliche Reputa- ion; sich diese erarbeiten und verdienen zu können, azu müssen auch die Juniorprofessoren eine faire hance erhalten. Seit Mitte der 90er-Jahre ist die Zahl er Professuren um über 1 500 zurückgegangen. Wir ste- en genau in dem Moment, in dem die Studierenden- elle die Hochschulen erfasst, auch vor einer Emeritie- ungswelle von Professoren. Dass dieses erforderlich acht, schon heute deutschlandweit über 8 000 neue ehrstühle auszuschreiben und mit jungen, hochmoti- ierten Forschern und Hochschullehrern zu besetzen, issen auch die Landesregierungen. Studierendenwellen dürfen nicht dazu führen, Kon- inuität in der Lehre und Forschung aufzugeben. Es müs- en auch weiterhin Lehrstühle gefördert werden, die tra- itionell das Bild der Universitäten prägen und deren rhalt von gesamtstaatlicher Bedeutung, zum Beispiel eisteswissenschaften, Forschungsmuseen, wissen- chaftliche Bibliotheken, ist. Von den einst geplanten 6 000 Juniorprofessuren an en Hochschulen wurden 2005 gerade einmal 617 Stel- en öffentlich erfasst. Im gleichen Jahr aber habilitierten ich über 2 000 Wissenschaftler, darunter auch Junior- rofessoren. Gerade die Juniorprofessoren glauben, so hre Chance auf Berufung auf einen Lehrstuhl zu erhö- en. Der bereits qualifizierte Nachwuchs wartet auf seine hance, die von den Linken vorgeschlagenen, dirigisti- chen Instrumente werden diese nicht erhöhen. Petra Sitte (DIE LINKE): „Vieles ist gut gemeint, ber weder zu Ende gedacht noch konsequent umgesetzt. ie soll sich da Vertrauen ins Hochschulsystem auf- auen?“ Dieser Satz, gefallen auf der Nachwuchskonfe- enz des Bundesministeriums für Bildung und For- chung Anfang Oktober, beschreibt eine Grundkritik an er Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 6400 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) Paradoxien durchziehen den hochschulpolitischen Alltag dieses Nachwuchses in der Bundesrepublik. Trotz europaweit geringerer Absolventenzahlen nimmt die Bundesrepublik mit rund 25 000 Promotionen jährlich einen Spitzenplatz ein. Trotzdem wird allerorten über mangelnden Nachwuchs und über die Abwanderung desselben geklagt. Offensichtlich wird dieser Nach- wuchs anderswo als so gut eingeschätzt, dass beispiels- weise schon heute bis zu 60 000 in Deutschland ausge- bildete Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an amerikanischen Hochschulen lehren. Wenngleich wir über ein so großes Nachwuchspotenzial verfügen, hat höchstens ein Drittel eine reale Chance auf eine ordentli- che Professur. Vor diesem Hintergrund war die Einführung der Ju- niorprofessur vor einigen Jahren durch den Bund ein richtiger Schritt. Zwar scheiterte ihre Einführung auf Bundesebene im ersten Schritt, aber zwischenzeitlich hat sie Platz in den Hochschulgesetzen der Länder gefun- den. Günstige Bedingungen für die Sicherung von mehr Selbstständigkeit des Nachwuchses, sollte man meinen. Doch das Bundesprogramm zur Förderung der Ausstat- tung von Juniorprofessuren läuft Ende dieses Jahres aus. Das alles hat bei den Adressaten zu erheblichen Unsi- cherheiten geführt. So berichtete selbst die Tageszeitung „Die Welt“ in der vergangenen Woche, dass die Dyna- mik, die Juniorprofessur als alternativen Qualifizie- rungsweg auszubauen, deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Diesen Umstand greift der Antrag auf. Durch die Fö- deralismusreform ist die schrittweise Auflösung erwähn- ter Unsicherheiten in der Nachwuchsentwicklung zwar komplizierter geworden, aber nicht unmöglich. Denn Nachwuchsförderung bettet sich sehr gut in die Prioritä- ten zur Gestaltung eines leistungsfähigen Hochschulwe- sens ein. Gemeint sind die Sicherung der Einheit von Forschung und Lehre sowie ihre entsprechende perso- nelle und finanzielle Absicherung. Eine gemeinsam ver- abredete Strategie zwischen Bund und Ländern soll das Vertrauen des Nachwuchses in Perspektiven stärken. Drei Qualifikationswege stehen heute nach der Promo- tion offen: die Habilitation – einschließlich der kumula- tiven –, die Leitung einer Nachwuchsgruppe in der For- schung und die Juniorprofessur. Auf der Nachwuchskonferenz jedoch wurde darauf gedrungen, die Juniorprofessur auszubauen. Ich sage, eine Einigung zwischen Bund und Ländern über gemein- same Anforderungen an die Juniorprofessur und deren finanzielle Unterstützung muss doch wohl möglich sein. Ursprünglich sollten Juniorprofessuren die anderen Qua- lifizierungswege ersetzen. Das ist weder in den Ländern noch unter den Adressaten mehrheitsfähiges Ziel. Ich muss dies zur Kenntnis nehmen. Allerdings bezeichnet selbst der Präsident der Deutschen Forschungsgemein- schaft, Prof. Winnacker, die Habilitation „als Herr- schaftsinstrument, das Abhängigkeiten hervorbringt“. Insgesamt hat also allein die Existenz neuer Qualifi- zierungswege für viel Bewegung im Gesamtsystem ge- sorgt. Derzeit ist das Modell der Juniorprofessur aller- dings durch die auslaufende Bundesförderung für die E s w u h 2 Z d c m o A w l m e W p c g h k b H r H e u b z l z U s g P - d c s d E u g f t u P g i k s h J (C (D rstausstattung eines solchen Lehrstuhls bedroht. Daher ollte die ausgesprochen positive Resonanz der Nach- uchswissenschaftler auf die Juniorprofessur von Bund nd Ländern als Ansporn verstanden werden, beste- ende Unsicherheiten zu beseitigen. Die aktuellen Verhandlungen zum Hochschulpakt 020 sind für gemeinsame Vereinbarungen ein guter eitpunkt. Eine Bund/Länder-Vereinbarung zum Ausbau ieses Qualifizierungsweges sollte durch ein entspre- hendes Förderprogramm untersetzt werden. Ausgabe- odalitäten sollten einerseits an ursprünglichen Größen- rdnungen anknüpfen, aber die Kritik an der usgabepraxis verarbeiten. Im Bundeshaushalt darf des- egen das Förderprogramm nicht auslaufen. Einstel- ungsvoraussetzungen und Stellenzuschnitt sollten har- onisiert werden. Hierbei sollte zum Beispiel noch inmal über die Lehrbelastung nachgedacht werden. enn dabei von Verlässlichkeit die Rede ist, sind trans- arente Kriterien gemeint, die als Voraussetzung für si- here Perspektiven von Bewerbern und Bewerberinnen leichermaßen zu erfüllen sind. Unter diesen Bedingungen soll auch der Tenure Track elfen, das persönliche vom Forschungsrisiko zu ent- oppeln. War ein berufener Juniorprofessor bzw. eine erufene Juniorprofessorin zuvor an einer anderen ochschule, sollte ihm bzw. ihr die Möglichkeit der Be- ufung auf eine ordentliche Professur an der eigenen ochschule eröffnet werden. Es ist doch absurd, wenn ine Hochschule über Jahre diesen Nachwuchs fördert nd am Ende sagen soll: Du musst jetzt gehen. Das wirkt esonders dramatisch, weil derzeit am Ende der Qualifi- ierungswege viele Betroffene in ein Beschäftigungs- och fallen. Es gibt keine adäquaten Übergänge, die bis u Berufungszusagen angeboten werden könnten. Diese nsicherheit wirkt nachgewiesenermaßen besonders ab- chreckend auf Frauen. Wir wollen mit diesem Antrag keine Zwangsbe- lückung von oben. Aber wir wollen dafür sorgen, dass erspektiven für Nachwuchswissenschaftlerinnen und wissenschaftler in Deutschland erhalten bleiben. Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): „Mit er Einrichtung der Juniorprofessur wurde eine zusätzli- he, international wettbewerbsfähige und zukunftswei- ende Option für eine wissenschaftliche Karriere an eutschen Hochschulen geschaffen.“ Dies klingt nach igenlob – ist es aber nicht. Denn so bewertet das nionsgeführte Bildungsministerium die von der Vor- ängerregierung eingeführte Juniorprofessur. Die von Rot-Grün initiierte Juniorprofessur ist ein Er- olgsmodell, ungeachtet des Störfeuers aus unionsregier- en Ländern. Sie bringt junge Nachwuchswissenschaftler nd -wissenschaftlerinnen früher in verantwortungsvolle ositionen. Bereits nach der Promotion können sie ei- enständig forschen sowie eigene Forschungsprojekte nitiieren und umsetzen. Die paternalistische Abhängig- eit und der jahrelange Prüfungsmarathon junger For- cher und Forscherinnen an deutschen Hochschulen ge- ören damit der Vergangenheit an. Zudem erhöht die uniorprofessur mit der Öffnung eines Karrierewegs an Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6401 (A) ) (B) ) der eigenen Hochschule die Lebensplanungssicherheit der Nachwuchswissenschaftler und -wisschenschaftle- rinnen. Die Option zum Tenure Track hilft zudem auch den Hochschulen: Juniorprofessuren können für lang- fristige Personalentwicklung genutzt werden. Die Juniorprofessur ist nicht zuletzt ein wichtiges Element der Frauenförderung. Der wissenschaftliche Karriereweg wird dadurch transparenter und besser plan- bar, ein Kriterium, das für Frauen – vor allem als Mütter – noch wichtiger ist als für Männer. Deshalb sind deutlich mehr Juniorprofessuren als Vollzeitprofessuren mit Frauen besetzt. Insgesamt schafft die Juniorprofessur einen neuen at- traktiven Qualifikationsweg in der Wissenschaft. Er kann dazu beitragen, jungen Nachwuchsforschern und -for- scherinnen Perspektiven im Inland und damit Bleibe- gründe im internationalen Wettbewerb zu geben oder sie aus dem Ausland für den Wissenschaftsstandort Deutsch- land zu gewinnen bzw. zurückzugewinnen. Aus diesem Grund ist die Förderung der Juniorprofes- sur unbedingt fortzusetzen. Zur Weiterentwicklung der Personalstruktur und der Schaffung von Lehrkapazitäten muss die Juniorprofessur zusammen mit weiteren Instru- menten wie die vorübergehende Doppelbesetzung von Professuren und die Einführung des Hochschuldozenten – „Lecturer“ – betrachtet werden. Alle drei Personalka- tegorien müssen Teil eines ausgewogenen, zukunftsori- entierten Personalmix an den Hochschulen sein. Dafür setzen wir uns in unserem soeben vorgelegten Antrag zum Hochschulpakt ein, in dessen Rahmen wir die Zu- kunft der Juniorprofessur absichern wollen. Allein insofern ist ein isolierter Antrag zur Juniorpro- fessur, wie jetzt von der Linksfraktion vorgelegt, nicht erforderlich und sinnvoll. Zudem versäumt es die Linke, die Juniorprofessur im umfassenden Kontext „Wissen- schaft als Beruf“ zu betrachten. Hierzu gehören auch Fragen der Befristung, die wir in Kürze in der Aus- schussanhörung zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz der Koalition behandeln werden, der Verbeamtung und neuer Personalkategorien wie dem Hochschuldozenten. Sachlich und logisch falsch ist die Forderung der Lin- ken, Einstellungsvoraussetzungen für Juniorprofessoren hochschulübergreifend zu vereinheitlichen, um damit Hausberufungen zu erleichtern. Beim Tenure Track geht es ja eben um den Verbleib an der Hochschule und nicht um den Wechsel zwischen Universitäten. Mit unnötigen Forderungen zur Vereinheitlichung schränken Sie die Autonomie der Hochschulen ein. Außerdem reißen Sie damit alte Gräben zwischen den Ländern auf. Was brin- gen wohlfeile Forderungen nach Vereinheitlichung von hochschulgesetzlichen Regelungen, wenn die Länder die Klagen dagegen längst gewonnen haben und seit der Fö- deralismusreform ohnehin die alleinige Kompetenz da- für innehaben? Aus diesen Gründen können wir Ihrem Antrag nicht zustimmen. Für die fortgesetzte Förderung der Junior- professur setzen wir Grüne uns auf Bundesebene beim Hochschulpakt und auf Landesebene unvermindert ein. A v d G s v z A – – – – – – m d n (C (D nlage 7 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 8. No- ember 2006 mitgeteilt, dass sie den Antrag Beendigung er Gewalt und Wiederherstellung von demokratischen rundrechten und Menschenrechten in Nepal auf Druck- ache 16/682 zurückziehe. Der Bundesrat hat in seiner 827. Sitzung am 3. No- ember 2006 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 bs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz zur Einführung des Elterngeldes Gesetz zu dem Abkommen vom 12. August 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ghana zur Vermeidung der Doppel- besteuerung und zur Verhinderung der Steuer- verkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und vom Veräuße- rungsgewinn Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Oktober 2004 zwischen der Europäischen Union, der Europäi- schen Gemeinschaft und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Assoziierung dieses Staates bei der Umsetzung, Anwendung und Ent- wicklung des Schengen-Besitzstands Gesetz zur Änderung des Zwölften Buches Sozial- gesetzbuch und anderer Gesetze Gesetz zur Änderung des Betriebsrentengesetzes und anderer Gesetze Gesetz zur Errichtung und zur Regelung der Auf- gaben des Bundesamts für Justiz. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 2005 – Drucksachen 16/2156, 16/2548 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 2005 – Drucksachen 16/2157, 16/2548 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung 114. Interparlamentarische Versammlung vom 7. bis 12. Mai 2006 in Nairobi, Kenia – Drucksachen 16/2236, 16/2548 Nr. 1.6 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 1113 Titel 636 85 6402 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) (C) (B) ) – Zuschüsse zu den Beiträgen zur Rentenversicherung der in Werkstätten beschäftigten behinderten Men- schen – – Drucksachen 16/2713, 16/3053 Nr. 1.2 – Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesrepublik Deutschland ge- mäß Artikel 15 Abs. 1 der Europäischen Charta der Re- gional- oder Minderheitensprachen – Drucksachen 15/3200, 16/820 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab- Drucksache 16/1748 Nr. 1.4 Drucksache 16/1942 Nr. 2.1 Drucksache 16/1942 Nr. 2.26 Drucksache 16/1942 Nr. 2.27 Drucksache 16/2555 Nr. 2.72 Drucksache 16/2555 Nr. 2.73 Drucksache 16/2555 Nr. 2.75 Drucksache 16/2555 Nr. 2.71 Drucksache 16/2555 Nr. 2.90 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/1475 Nr. 2.16 Drucksache 16/1748 Nr. 1.5 Drucksache 16/1748 Nr. 2.2 Drucksache 16/1942 Nr. 2.45 wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte – Stand 30. Juni 2006 – – Drucksachen 16/2463, 16/2548 Nr. 1.10 – Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Berichte für die Europäische Kommission zur Umset- zung des Europäischen Sozialfonds in der Bundesrepu- blik Deutschland – Zeiträume 1994 bis 1999 (Aktualisierung) und 2000 bis 2006 – hier: Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt – Drucksachen 15/2049, 16/820 Nr. 33 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Situation und Entwicklung der Au-pair-Vermittlung – Drucksachen 15/4791, 16/893 Nr. 1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat Petitionsausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 1.33 Rechtsausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.88 Drucksache 16/820 Nr. 1.12 (D Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/1101 Nr. 2.24 Drucksache 16/1942 Nr. 2.9 Drucksache 16/2555 Nr. 1.27 Drucksache 16/2555 Nr. 2.29 Drucksache 16/2555 Nr. 2.62 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 16/150 Nr. 1.7 Drucksache 16/150 Nr. 1.32 Drucksache 16/150 Nr. 1.60 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/1942 Nr. 2.11 Drucksache 16/2555 Nr. 2.33 Drucksache 16/2555 Nr. 2.66 Drucksache 16/2555 Nr. 2.136 Drucksache 16/2695 Nr. l .6 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 2.266 Drucksache 16/419 Nr. 2.23 Drucksache 16/820 Nr. 1.62 Drucksache 16/820 Nr. 1.66 Drucksache 16/820 Nr. 1.67 Drucksache 16/820 Nr. 1.68 Drucksache 16/820 Nr. 1.69 Drucksache 16/820 Nr. 1.70 Drucksache 16/901 Nr. 1.9 Drucksache 16/901 Nr. 1.10 Drucksache 16/1475 Nr. 2.14 Drucksache 16/1942 Nr. 1.4 Drucksache 16/1942 Nr. 2.22 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. November 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606400000

Die Sitzung ist eröffnet. Ich begrüße Sie alle herzlich

und wünsche Ihnen einen guten Morgen.

Ohne weiteren Verzug rufe ich die Tagesordnungs-
punkte 29 a und 29 b auf:

a) – Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
scher Streitkräfte bei der Unterstützung der
gemeinsamen Reaktion auf terroristische
Angriffe gegen die USA auf Grundlage des
Artikel 51 der Satzung der Vereinten Natio-
nen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags
sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373

(2001) des Sicherheitsrates der Vereinten

Nationen

– Drucksachen 16/3150, 16/3321 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Dr. Werner Hoyer
Dr. Norman Paech

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Redet
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/3324 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Auswärtigen Ausschusses
schuss) zu dem Entschließungsantrag
ordneten Dr. Norman Paech, Paul Schä
Monika Knoche, weiterer Abgeordnet

(C (D ung . November 2006 0 Uhr Fraktion der LINKEN zu dem Antrag der Bundesregierung Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen – Drucksachen 16/3150, 16/3151, 16/3322 – Berichterstattung: Abgeordnete Eckart von Klaeden Gert Weisskirchen Dr. Werner Hoyer Dr. Norman Paech Kerstin Müller Außerdem liegt zu dem Regierungsantrag ein Entchließungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/ ie Grünen vor. Über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der undesregierung werden wir später namentlich abstimen. ext Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache 75 Minuten vorgesehen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst dem Kollegen Hans-Ulrich Klose, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her ren! Mit der heutigen Debatte knüpfen wir an jene Debatte an, die wir vor wenigen Wochen in diesem Hause geführt haben, als es um die Verlängerung des ISAFMandates ging. Schon damals haben wir nicht nur über dieses ISAF-Mandat gesprochen, sondern auch ganz all e Lage in Afghanistan, die von der Bun dem von ihr vorgelegten Konzept angeagen: realistisch, aber nicht resignativ – (3. Ausder Abgefer er und der gemein über di desregierung in messen – will s beurteilt wird. Hans-Ulrich Klose Dieses Urteil wird durch den Brief der beiden zuständigen Minister zur Beteiligung deutscher Streitkräfte im Kampf gegen den internationalen Terrorismus aus Anlass der jetzt anstehenden Entscheidung über das Mandat „Enduring Freedom“ ergänzt. Auch dieser sehr knapp gehaltene – vielleicht zu knapp gehaltene – Brief vom 6. November macht deutlich, dass über Afghanistan nicht geurteilt werden kann, ohne zugleich über beide Mandate zu sprechen. Das Mandat „Enduring Freedom“ ist ein Kampfmandat. Mit ihm wird auf die Anschläge vom 11. September 2001 reagiert. Es wird durch die zweimalige Feststellung des UN-Sicherheitsrates legitimiert, dass die Angriffe auf New York und Washington den Weltfrieden gefährden und dem angegriffenen Land, den USA, jedes Recht auf Selbstverteidigung zusteht. Die Regierung der USA hat sich seinerzeit für ihren Verteidigungskrieg gegen al-Qaida und die Taliban in Afghanistan nicht auf die NATO-Allianz gestützt, sondern auf eine Koalition der Willigen. Ich habe das für einen Fehler gehalten, weil für mich der Gedanke der Bündnissolidarität immer besonderes Gewicht hatte und hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Hans-Ulrich Klose (SPD):
Rede ID: ID1606400100




(A) )


(B) )


Die NATO, so glaube ich, wäre heute und morgen stär-
ker, wenn dies auch die Regierung der Vereinigten Staa-
ten seinerzeit so gesehen hätte.


(Beifall bei der FDP)


Das ISAF-Mandat ist später hinzugekommen. Es
soll die so genannten Bonner bzw. Petersberger Verein-
barungen, das heißt den politischen Prozess und den ma-
teriellen Wiederaufbau des Landes, abstützen. ISAF ist
kein Kampfmandat, sondern, wie der Name sagt, ein Si-
cherheitsunterstützungsmandat; denn es heißt „Security
Assistance“. ISAF war zunächst auf den Großraum Ka-
bul beschränkt, ist aber über die Jahre, vor allem nach
Einrichtung der so genannten Provincial Reconstruction
Teams, weit über den Raum Kabul hinaus auf ganz Af-
ghanistan ausgedehnt worden.

Die Besonderheit des Mandats, das heute von der
NATO geführt wird, besteht aus unserer – aus deutscher –
Sicht in der chancenreichen Vernetzung von militärischen
Sicherheitsvorkehrungen mit konkreter Wiederaufbau-
und Entwicklungshilfe, also der Zusammenarbeit von
Soldaten und Zivilisten bzw. Nichtregierungsorganisatio-
nen. Die Bundesregierung betont wegen dieser besonde-
ren militärisch-zivilen Vernetzung immer wieder die Un-
terschiedlichkeit der beiden Mandate. Sie will eine
Belastung des ISAF-Mandats durch Kampfeinsätze ver-
meiden, was nicht ganz einfach ist; denn zum einen haben
die Antiterroreinsätze des Mandats „Enduring Freedom“
Auswirkungen auf die allgemeine Sicherheitslage – zu-
mindest können sie diese haben –, zum anderen werden
die ISAF-Soldaten vor allem im Süden Afghanistans im-
mer häufiger von den wieder erstarkten Taliban angegrif-
fen und in regelrechte Kampfhandlungen verwickelt, die
sie bisweilen nur mit Unterstützung durch Kräfte des
Kampfmandats überstehen können.

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(C (D Die militärische Lage ist schwieriger geworden – icht nur, aber vor allem im Süden und Osten des Lanes. Um es zu wiederholen: Die Taliban sind wieder ertarkt und besser bewaffnet als zuvor. Sie rekrutieren hre Kämpfer im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afhanistan, das auf beiden Seiten der Grenze weitgehend nkontrolliertes Stammesgebiet ist. Sie dort zu besiegen, st nahezu ausgeschlossen. Jedenfalls reichen dafür – so er ISAF-Kommandant David Richards – die bisher in fghanistan eingesetzten internationalen Truppen nicht us. Sie genügen aber, so Richards weiter, um die Lage n Afghanistan so zu verbessern, dass „die Leute hier mit ns und mit ihrer Regierung zufrieden sind“. Dass sie derzeit zufrieden seien, behauptet Richards lugerweise nicht. Seine insoweit eher skeptische Lageeurteilung deckt sich weitestgehend mit unserer und it der des UN-Beauftragten Tom Koenigs. Letzteren itiere ich aus einem Interview, das in der „Frankfurter llgemeinen Sonntagszeitung“ vom 5. November 2006 bgedruckt wurde. Zitat eins: Der Aufstand kommt aus den Dörfern, wo die Entwicklungshilfe nur schleppend eintrifft. Auch Reformen der Regierung haben nicht gegriffen. Zum Teil sind sie auch gar nicht erwünscht. Auf dem Land redet man über Familie, Religion und Ernten, und auf keinem dieser Gebiete konnte die jetzige Regierung bisher etwas bieten. itat zwei: Wahrscheinlich hätte man den lokalen und regionalen Strukturen viel mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Entwicklungshilfe heißt auch: Ausstattung mit Sicherheitskräften, von Gerichten und Verwaltungsstrukturen. Daß dies vernachlässigt wurde, sieht man jetzt. itat drei: … die Korruption und manche Fehler der internationalen Streitkräfte haben viele Bürger in die Opposition getrieben. Da greift man hier eben schnell zur Waffe. Tom Koenigs, der kein Militär, sondern ein konfliktrfahrener ziviler Administrator ist, urteilt am Ende des nterviews wie folgt: Meiner Meinung nach muß man auch in Deutschland unbedingt bedenken, daß der Konflikt zwar nicht allein militärisch zu gewinnen ist, daß die Nato aber auch nicht verlieren darf. Es muß umfangreiche Entwicklungshilfe geben, und es braucht auch politische und diplomatische Initiativen in Richtung Pakistan. Und: Es muß eine gewaltige militärische Anstrengung gemacht werden, um eine Niederlage zu verhindern. Ich teile diese Einschätzung und wiederhole deshalb ier, was ich in der Debatte am 28. September gesagt abe: Ich will, dass die NATO-Länder in Afghanistan erfolgreich sind, damit Afghanistan an Zukunft gewinnt und die NATO ihre Glaubwürdigkeit behält. Hans-Ulrich Klose Die NATO darf nicht scheitern … Sie braucht aber dringlich eine abgestimmte und in den Prioritäten veränderte Strategie … Mit militärischen Mitteln allein ist der Kampf gegen den internationalen Terrorismus nicht zu gewinnen … Ich wiederhole das: Mit militärischen Mitteln allein nicht! Wer aber meint, er könne ganz und gar auf militärische Mittel verzichten, der redet sich die Lage schön. Manch einer, der so redet, weiß das auch, was die Sache nicht besser macht. Zweifel sind erlaubt. Reden wider besseres Wissen nicht. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Ich will es nicht verschweigen: Auch in der SPD gibt
es natürlich Zweifel. Niemand ist frei von Zweifeln,
wenn es um die Entscheidung über militärische Einsätze
geht. Auch ich bin es nicht. Ich glaube aber zu wissen,
dass die Abkehr vom Mandat „Enduring Freedom“ zu
diesem Zeitpunkt ein ganz und gar falsches Signal wäre.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Das würde von den Taliban und dem vernetzt agierenden
internationalen Terrorismus als Zeichen westlicher
Schwäche und als Beweis für die Wirksamkeit der eige-
nen terroristischen Strategien gewertet werden. Das darf
nicht sein. Das dürfen wir nicht zulassen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Wir Politiker haben es uns angewöhnt, englische For-
meln und Kürzel einfach so zu übernehmen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Was heißt „Enduring Freedom“ eigentlich? Das Wort
„enduring“ kann adjektivisch, aber auch als gerundive
Ableitung des Verbums „to endure“ verstanden werden.
Im ersten Fall hieße die Übersetzung „andauernde, blei-
bende Freiheit“, im zweiten Fall „Freiheit dauerhaft ge-
stalten bzw. sichern“. Ich glaube, dass die zweite Über-
setzung treffend ist. Sie entspricht der Logik des
Geschehens.

Um noch einmal auf Tom Koenigs zurückzukommen.
Auf die Frage, wie derzeit die Stimmung in Kabul ist,
antwortet er:

Alle haben Angst davor, daß sich die Welle der
Selbstmordattentate ausdehnen könnte. Und davor,
daß der internationalen Gemeinschaft der Atem
ausgeht. Man befürchtet, daß Afghanistan wieder
ins Chaos des Bürgerkriegs zurückfällt.

Ich sehe das genauso. Die Bedrohung unserer Freiheit
durch den internationalen Terrorismus ist eine Heraus-
forderung, die uns noch lange, wahrscheinlich noch
Jahrzehnte, beschäftigen wird. Wir können sie nur beste-
hen, wenn wir uns auf einen lang andauernden Konflikt
einstellen und den Menschen hier und in Afghanistan ge-
nau das sagen. Unsere Entscheidung hier und heute muss

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(C (D er Erkenntnis folgen: Freiheit dauerhaft gestalten und ichern – darauf kommt es an. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606400200

Das Wort hat nun die Kollegin Birgit Homburger,

DP-Fraktion.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1606400300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

ntscheiden heute über die Verlängerung des Mandats
ür die Operation „Enduring Freedom“. Diese Entschei-
ung ist der FDP-Bundestagsfraktion nicht leicht gefal-
en.

Wir haben in den letzten Wochen immer wieder
chlechte Nachrichten aus Afghanistan erhalten. Es ent-
teht der Eindruck, dass es in Afghanistan eher Rück-
chritte als Fortschritte gibt. Das führt in allen Partner-
ändern und zwischen den Partnern zu Diskussionen,
uch über die Frage, wo Truppen stationiert werden sol-
en. Es wird immer wieder befürchtet – mein Vorredner
at das schon angesprochen –, dass die internationalen
artner in Afghanistan scheitern könnten. Das alarmiert
ns.

Deshalb haben wir schon bei der Verlängerung des
SAF-Mandats gesagt, dass es eine Gesamtkonzeption
ür Afghanistan geben muss. Ich sage ganz deutlich:
ennoch stimmt die FDP dieses Mal dem Mandat zu.
rstens, weil die Operation „Enduring Freedom“ mehr
einhaltet als nur den Einsatz in Afghanistan. Sie bein-
altet auch den Einsatz gegen den Terrorismus am Horn
on Afrika und die NATO-Seeüberwachung im Rahmen
on „Active Endeavour“ im Mittelmeer.

In Richtung der Grünen sage ich ganz klar: Der Vor-
urf, den Herr Kurnaz gegen die KSK erhebt, muss auf

eden Fall aufgeklärt werden – deswegen haben wir ei-
en Untersuchungsausschuss eingerichtet –, er ist bisher
ber in keiner Weise bestätigt. Ein solcher Vorwurf
echtfertigt nicht den kompletten Rückzug aus der Ope-
ation „Enduring Freedom“.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich auch nicht behauptet!)


Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen
em Mandat für die Operation „Enduring Freedom“ und
em ISAF-Mandat, das wir gerade erst hier, im Deut-
chen Bundestag, verlängert haben. Für die FDP-Bun-
estagsfraktion – das sage ich ganz deutlich – kommt es
icht infrage, unilateral aus einer solchen Mission auszu-
teigen. Gerade angesichts der Situation, die jetzt inner-
alb des Bündnisses, aber auch innerhalb der NATO vor-
errscht, wäre das ein verheerendes Signal.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Sehr wichtig für uns ist, dass ein Mandat realistisch
st. Das von der Bundesregierung vorgesehene Mandat






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
sieht eine Reduzierung der Oberzahl der einzusetzenden
Soldaten um 1 000 auf 1 800 vor. Damit ist eine wesent-
liche Forderung der FDP erfüllt. Auch das ist ein Grund
für uns, zuzustimmen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606400400

Frau Kollegin Homburger, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage?


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1606400500

Bitte.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606400600

Bitte, Herr Kollege Nachtwei.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606400700

Frau Kollegin Homburger, warum hielten Sie es für

ein verheerendes Signal, wenn die deutsche Seite er-
klärte, dass sie nicht mehr an der „Koalition der Willi-
gen“ bei Enduring Freedom teilnimmt, haben aber kein
Problem damit, sich einer EU-Mission im Kongo oder
einer VN-Mission im Libanon zu verweigern?


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Weil es da um neue Mandate geht!)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1606400800

Herr Kollege Nachtwei, bei den von Ihnen angespro-

chenen Fällen ging es um die Erteilung eines Mandats,
nicht um seine Verlängerung. Wir haben an der Kongo-
mission kritisiert, dass es keine Konzeption gibt für die
Stabilisierung des Landes, wenn die Truppen abgezogen
sind, was demnächst der Fall sein wird. Was das
UNIFIL-Mandat angeht, haben wir in einer intensiven
Diskussion deutlich gemacht, dass wir der Meinung
sind, dass wir uns die Möglichkeiten erhalten sollten,
diplomatisch zu vermitteln. Doch hier, an dieser Stelle,
geht es nicht um ein neues Mandat, es geht um die Fort-
setzung eines bestehenden Mandats, eines Mandats, dem
auch Ihre Fraktion einmal zugestimmt hat. Was jetzt aus
Ihrer Fraktion an Einwänden vorgebracht wird – von
Herrn Kuhn, aber auch von Ihrem Bundesvorsitzenden,
Herrn Bütikofer –, ist, mit Verlaub gesagt, scheinheilig.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen von Scheinheiligkeit reden!)


All diese Einwände hätten Sie schon beim ISAF-Mandat
vortragen müssen. Doch diesem haben Sie zugestimmt.
Deswegen ist das, was Sie jetzt machen, in keiner Weise
nachvollziehbar.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil man einmal zugestimmt hat, muss man immer zustimmen? Das ist eine Logik!)


Wir müssen über ein politisches Gesamtkonzept
sprechen. In einer gemeinsamen Unterrichtung des Aus-

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(C (D ärtigen Amtes und des Verteidigungsministeriums ist eutlich gemacht worden, dass die politischen Maßnahen von ganz besonderer Bedeutung sind. Das unter treichen wir ausdrücklich. Aber es reicht eben nicht, ass wir auf UNO-Ebene Resolutionen gegen den Terroismus verabschieden. Vielmehr müssen vor allen Dinen in Afghanistan Fortschritte erzielt werden. In einem ahr, wenn dieses Mandat ausläuft, wird man hier im eutschen Bundestag erneut darüber sprechen müssen. is dahin müssen deutliche Fortschritte in Afghanistan rkennbar sein. Sonst ist der Öffentlichkeit nicht zu veritteln, warum wir uns weiter beteiligen sollen. Deswegen steht für uns im Mittelpunkt: Es braucht nsgesamt Reformen, es braucht Gespräche. Erstens. Das Auftreten einiger Partner in Afghanistan m Zusammenhang von ISAF und OEF führt zu Beeinrächtigungen. Ich glaube, darüber müssen wir sprechen. an darf nicht als Besatzer auftreten, sondern man muss ie Herzen der Menschen gewinnen. Wir brauchen eine rt Verhaltenskodex. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


Zweitens. Die bessere Verzahnung der Maßnahmen,
ie zivil-militärische Zusammenarbeit, ist für uns zen-
ral. Hier muss es Fortschritte geben. Wenn Minister
ung das heute öffentlich einfordert, kann ich das nur un-
erstützen. Es ist dringend notwendig. Wir werden Sie in
inem Jahr daran messen, welche Fortschritte es bei der
erzahnung ziviler und militärischer Vorhaben gegeben
at.

Drittens. Wir brauchen dringend Fortschritte beim
ufbau des Polizeiwesens. Hier hat die Bundesrepublik
eutschland eine Führungsrolle übernommen. Wir for-
ern die Bundesregierung auf, die Anstrengungen deut-
ich zu verstärken, aber auch mit den Afghanen zu spre-
hen. Es kann nicht sein, dass Vetternwirtschaft und
orruption an der Tagesordnung sind. Die Bundesregie-

ung hat auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestags-
raktion mitgeteilt, dass bei der Besetzung von Polizei-
tellen Kandidaten der Vorzug gegeben wurde, die von
hr nicht vorgeschlagen worden waren, und schließt da-
aus, dies beeinträchtige das Beratungsmandat. Das ist
eutliche Kritik. Deswegen ist es dringend erforderlich,
er afghanischen Seite deutlich zu machen, dass Hilfe
igene Anstrengungen gegen Korruption voraussetzt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606400900

Frau Kollegin Homburger, berücksichtigen Sie die

eit?!


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1606401000

Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte. Es geht

ns auch um eine bessere Kontrolle solcher Mandate
urch das Parlament, insbesondere was den Einsatz des
SK, den dieses Mandat beinhaltet, angeht. Wir haben
lar gesagt, dass das Parlament das Recht braucht, von
er Regierung informiert zu werden. Das ist wichtig,






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
weil ein Einsatz des KSK, das verdeckt operiert, zu einer
Mystifizierung führt, die, verbunden mit Gerüchten,
Mutmaßungen und Verdächtigungen Vorschub leistet.
Daran kann auch die Regierung kein Interesse haben.
Deswegen gehen wir davon aus, dass wir uns gemein-
sam darauf verständigen, dass das Parlament über diese
Einsätze zukünftig besser informiert wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606401100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Eckart von

Klaeden, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1606401200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

Der bisherige Verlauf der Debatte veranlasst mich, ei-
nige klarstellende Bemerkungen zum Mandat für die
Operation „Enduring Freedom“ zu machen.

Erster Punkt. Auch wenn wir hier sicherlich eine De-
batte über die Erfolge in Afghanistan und darüber füh-
ren, was in Afghanistan noch zu verbessern ist – ich
werde dazu gleich noch etwas sagen –, so muss doch
deutlich werden, dass sich dieses Mandat nicht allein auf
Afghanistan bezieht, sondern dass der gesamte Krisen-
bogen vom Maghreb über das Horn von Afrika, die ara-
bische Halbinsel und Zentralasien bis hin zum Nordkau-
kasus mit einbezogen wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Richtig! – Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


Ich werde im Laufe meiner Rede auch noch darauf ein-
gehen, welche Entwicklungen es dort gibt – ein Stich-
wort ist zum Beispiel Somalia –, die wir mit zu berück-
sichtigen haben.

Zweiter Punkt. Der Kollege Klose hat den Ausdruck
„Koalition der Willigen“ in diesem Zusammenhang zu-
treffend verwendet. In der Tat teile ich seine Kritik, dass
es besser gewesen wäre, die Bündnissolidarität unmittel-
bar nach dem 11. September 2001 zu betonen. Der Aus-
druck „Koalition der Willigen“ hat bei uns eine Konno-
tation erhalten, als handele es sich dabei um Ad-hoc-
Bündnisse, die außerhalb völkerrechtlicher Vereinbarun-
gen und Grundlagen bestehen.


(Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


– Frau Kollegin Knoche, das trifft für dieses Mandat
ausdrücklich nicht zu; denn dieses Mandat fußt auf einer
klaren völkerrechtlichen Grundlage in Form von meh-
reren Resolutionen der Vereinten Nationen so wie Art. 5
des NATO-Vertrages.

Auch die Diskussion, die in den internationalen Gre-
mien – in der Europäischen Union, in der NATO und vor
allem auch in den Vereinten Nationen – seitdem geführt
worden ist und fortgesetzt wird, zeigt, dass es eben nicht
nur um den Einsatz von Militär geht, sondern dass es ein

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(C (D orhaben der gesamten internationalen Gemeinschaft st, den Terrorismus umfassend zu bekämpfen und sich einer Ursachen anzunehmen. Die Operation „Enduring reedom“ ist dafür kein hinreichender, aber ein wesentliher und wichtiger Beitrag, der in ein politisches Geamtkonzept eingebunden ist und auch weiterhin eingeunden bleibt. Dritter Punkt. Ich will im Zusammenhang mit dem insatz des KSK auch auf die Information des Parlaents eingehen. In der Öffentlichkeit ist der Eindruck ntstanden, als gehe es bei diesem Mandat insbesondere m die Verlängerung des KSK-Einsatzes in Afghanistan. as ist in dieser Schlichtheit ebenfalls nicht richtig. Aufrund dieses Mandats werden zwar auch wieder 00 Kräfte für den KSK-Einsatz in dem von mir bechriebenen geografischen Raum zur Verfügung gestellt, ber es geht ausdrücklich nicht alleine um den Einsatz es KSK in Afghanistan. In diesem Zusammenhang will ich auch darauf hineisen, dass seit der Regierungsübernahme der großen oalition kein einziger KSK-Soldat im Rahmen der peration „Enduring Freedom“ eingesetzt worden ist. ie Bundesregierung weist in ihrem Bericht darauf hin, ass der letzte Einsatz im Mai 2005 stattgefunden hat nd dass im Oktober 2005 – also vor der Regierungsbernahme der großen Koalition – die letzten KSK-Solaten aus Afghanistan abgezogen worden sind. Desween finde ich es, freundlich gesagt, problematisch, dass ie Grünen einen Vorgang, für den sie selbst die Regieungsverantwortung getragen haben, jetzt zum Anlass ehmen, diesem Einsatz nicht weiter zuzustimmen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


Auch die vorgelegte Argumentation ist nicht überzeu-
end. Sie könnten eigentlich nur sagen, dass Sie die
peration „Enduring Freedom“ nicht weiter fortsetzen
ollen, es sei denn, dass Sie die Position vertreten, dage-
en zu stimmen, weil die Mehrheit im Hause sowieso
esichert ist. Das wäre aber nicht sonderlich verantwor-
ungsvoll und das will ich Ihnen auch nicht unterstellen.
as heißt, Ihre Ablehnung könnte nur dann Sinn ma-

hen, wenn Sie wirklich der Überzeugung wären, dass
ir uns aus dieser Operation zurückziehen sollten und
ass – das müsste ja die nächste politische Forderung
ein – diese Operation nicht weiter fortgesetzt werden
ollte. Das würde wiederum die politische Analyse vo-
aussetzen, nach der sich die Situation in Afghanistan Ih-
er Meinung nach so weit stabilisiert hat, dass man auf
ie Operation „Enduring Freedom“ dort und auch in an-
eren Regionen verzichten kann.

Diese Analyse ist doch wirklich abenteuerlich. Ich
äre Ihnen dankbar, wenn Sie in Ihren Redebeiträgen in
ieser Debatte darauf eingehen würden, was Ihr eigener
arteifreund Tom Koenigs – Herr Klose hat in seiner
ede aus diesem beeindruckenden Interview mehrfach
itiert – zur Lage in Afghanistan gesagt hat, und wie Sie
ich vorstellen, wie der erforderliche militärische Bei-
rag ohne Enduring Freedom gewährleistet werden kann.






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
Eines ist völlig klar: Wenn wir Ihrem Vorschlag fol-
gen würden, dann wäre die Anforderung an uns, im Rah-
men des ISAF-Mandates mehr Truppen in den Süden zu
schicken, daraus die logische Konsequenz. Sie würden
kein vernünftiges Argument finden, diese Anforderung
zurückzuweisen. Bündnissolidarität innerhalb der NATO
kann nicht so funktionieren, dass die einen allein die
Verantwortung für Stabilisierungsaufgaben und die an-
deren allein die für Kampfeinsätze übernehmen. Das
kann nicht funktionieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wer Bündnissolidarität und Konsultationen im Bündnis
möchte, der muss zu einer Arbeitsteilung, einem Burden
Sharing bereit sein, sodass die gefährlichen Einsätze
eben nicht nur auf den Schultern der einen und die Stabi-
lisierungsaufgaben, so schwierig sie auch sein mögen,
auf den Schultern der anderen abgeladen werden.


(Widerspruch des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Bundesregierung selbst spricht davon, dass wir es
in Afghanistan mit einem zweigeteilten Land zu tun ha-
ben. Es ist offensichtlich, dass die Schwierigkeiten, die
mit Enduring Freedom bekämpft werden sollen und auch
bekämpft werden, insbesondere im Süden und Südosten
des Landes auftreten. Daraus aber die Konsequenz zu
ziehen, sich aus der Operation „Enduring Freedom“ zu-
rückzuziehen, ist nun wirklich unverantwortlich und mit
der Analyse und der wichtigen Arbeit, die Tom Koenigs
für die Vereinten Nationen in Afghanistan leistet, nicht
vereinbar. Das ist in Ihrer eigenen Argumentation ein
unüberwindbarer Widerspruch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich will kurz einen Punkt aufgreifen, den auch der
Kollege Klose angesprochen hat: Ich bin mir nicht si-
cher, dass sich die Bundesregierung mit dem hier festge-
legten Truppenansatz für das gesamte Jahr der Mandats-
dauer die erforderliche Flexibilität erhält, die nötig ist,
wenn wir den Terrorismus in Afghanistan, aber auch in
anderen Ländern engagiert bekämpfen wollen. Ich gehe
davon aus, dass dieser Entscheidung eine sorgfältige
Analyse zugrunde gelegen hat, auf deren Basis uns die
erforderlichen Reserven bei der Bekämpfung des inter-
nationalen Terrorismus zur Verfügung stehen. Es ist eine
militärische Binsenweisheit, dass man ohne die erforder-
lichen Reserven nicht in eine solche Auseinandersetzung
ziehen darf.

Ich will etwas zu der Frage der politischen Beglei-
tung, der Plafondierung des Kampfes gegen den Terro-
rismus sagen. Dabei will ich gleichzeitig deutlich ma-
chen, dass ich den Begriff „Kampf gegen den
Terrorismus“ im Grunde für falsch halte. Beim Terroris-
mus geht es an sich nicht um eine Ideologie, sondern es
geht beim Terrorismus um eine Methode, mit der eine
Ideologie durchgesetzt werden soll. Bei dieser Ideologie
handelt es sich um eine extremistische Spielart, eine
Denkschule innerhalb des Islam, die totalitär ist, die kei-
nen Unterschied zwischen Politik und Religion macht,

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(C (D ie religiöse Toleranz nicht kennt und der jedes Mittel echt ist, die eigenen Interessen und die eigene Ideologie urchzusetzen. Diese Spielart des islamistischen Extremismus gibt es pätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie hat mit er Gründung der Muslimbrüderschaft Anfang des 0. Jahrhunderts in Ägypten erstmals organisatorisch estalt angenommen und damit in den politischen ampf Eingang gefunden. Sie ist vor allem eine Beweung, die innerhalb des Islam kämpft. Deswegen ist die nalyse, die wir immer wieder hören, wonach bei allen uftretenden Schwierigkeiten im Rahmen der Bekämpung des Terrorismus der Kernkonflikt die Auseinanderetzung zwischen den Israelis und den Palästinensern ei, falsch. Richtig ist – das sehen wir bei der Auseinanersetzung innerhalb der palästinensischen Gebiete –, ass die Auseinandersetzung im Islam stattfindet, nd zwar zwischen der radikalen Bewegung auf der eien Seite und den moderaten Kräften auf der anderen eite. Herr Kollege von Klaeden, gestatten Sie eine Zwi chenfrage des Kollegen Dehm? Ja, bitte. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind aber nicht begeistert!)


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Ja!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606401300
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1606401400


Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606401500

Herr Kollege, habe ich Sie richtig verstanden, dass

ie soeben Ihre Definition von „Terrorismus“ ganz auf
en Islam fokussiert haben?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein, wir meinen auch die Autonomen!)


abe ich Sie auch richtig verstanden, dass Sie dabei den
errorismus des christlichen Fundamentalisten George
ush völlig ausklammern?


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1606401600

Der zweite Teil Ihrer Frage, Herr Kollege, ist selbst

nter Ihrem Niveau.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Zum ersten Teil will ich nur sagen: Ich bin dabei, eine
xtremistische Tendenz innerhalb des Islam zu beschrei-
en. Das heißt überhaupt nicht, dass wir nicht auch an-
ere Formen des Terrorismus kennen. Gerade die Ge-
chichte Ihrer Partei zeigt, dass es in der Geschichte
nseres eigenen Landes auch andere Formen des Terro-
ismus gegeben hat. Wenn Sie Interesse daran haben,
önnen wir uns darüber gerne einmal etwas länger unter-
alten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Oskar Eckart von Klaeden Lafontaine [DIE LINKE]: Sie meinen die Nazis in Ihrem Verein oder wen meinen Sie?)





(A) )


(B) )


– Nein, Herr Kollege Lafontaine, ich spreche – aber
diese Form der Geschichtsverdrängung ist bei Ihnen
auch nichts Neues – zum Beispiel von den Terroristen
der RAF, die unter anderem in der DDR Unterschlupf
gefunden haben und deren Ausbildung in der arabischen
Welt auch von Ihrer Partei mit koordiniert worden ist.


(Lachen bei der Linken)


Die Rechtsnachfolge haben Sie aus politischen Gründen
bewusst nicht gebrochen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist Ihre Sache, wenn Sie Interesse daran haben, diese
Diskussion zu führen. Ich finde, sie gehört jetzt nicht
hierher. Terrorismus im umfassenden Sinne und seine
Erscheinungsformen bilden jedoch ein Kapitel, über das
in diesem Zusammenhang zu reden ist.

Zurück zur Frage des islamistischen Fundamentalis-
mus. Die Folge daraus und die Konsequenz für unser ei-
genes Handeln ist, dass wir darauf achten, die moderaten
Kräfte innerhalb des Islam zu unterstützen. Das ist ein
wesentlicher Punkt dieses politischen Konzepts. Dabei
müssen wir insbesondere auch auf die Transformation
achten, die dafür erforderlich ist. Das Ansehen der Fa-
tah-Bewegung in den palästinensischen Gebieten hat
deswegen so sehr gelitten, weil sie als korruptionsanfäl-
lig gilt. Deswegen ist es unsere Aufgabe, einerseits die
moderaten Kräfte zu stärken, andererseits aber auch auf
eine Transformation in der islamischen Welt hinzuwir-
ken, die Korruption bekämpft und dafür sorgt, dass erste
Standards insbesondere in der Rechtsstaatlichkeit einge-
führt werden, damit die Menschen in der Region erken-
nen, dass das Unternehmen, das wir gemeinsam gegen
den islamistischen Fundamentalismus, gegen den Terro-
rismus führen, auch in ihrem Interesse ist.

Zum Schluss möchte ich noch etwas zur Entwicklung
in Somalia sagen. Wir müssen leider feststellen, dass
sich die Sicherheitslage am Horn von Afrika durch die
politischen Unruhen erheblich verschlechtert hat. Die
Bundesregierung geht in ihrem Bericht darauf ein. Wir
stellen fest, dass auch dort zur Stabilisierung der Han-
delswege, zum Schutz eines friedlichen Austausches der
Einsatz der Bundeswehr weiterhin erforderlich ist. Ins-
besondere die Gefahren, die mit dem Umsturz und den
politischen Unruhen, die wiederum beispielsweise zu ei-
nem Anstieg der Piraterie in dieser Region geführt ha-
ben, verbunden sind, müssen von „Enduring Freedom“
entschlossen angegangen werden.

Es gibt immer mehr Schwierigkeiten aufgrund der
Verknüpfung der Gefahren in der internationalen
Politik. Wir können zum Beispiel die Frage der Verbrei-
tung von Massenvernichtungswaffen nicht mehr so vom
islamistischem Extremismus, von Failing States trennen,
wie das vielleicht noch unmittelbar nach 9/11 der Fall
gewesen ist. Deswegen kommen neue und wichtige Auf-
gaben auf uns zu.

Die Fortsetzung dieses Mandats ist erforderlich, da-
mit wir die kommenden Gefahren abwehren und den po-

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(C (D itischen Prozess der Terrorismusbekämpfung, der Funamentalismusbekämpfung entschlossen und erfolgreich ortsetzen können. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort erhält nun der Kollege Oskar Lafontaine, raktion Die Linke. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Meine Fraktion lehnt den Antrag, den Kampfeinsatz er deutschen Bundeswehr im Rahmen dieses Mandats u verlängern, ab. Wir begründen dies damit, dass schon ie Überschrift dieses Mandats falsch ist. Das Mandat ist berschrieben mit „Enduring Freedom“ – andauernde reiheit. Nach unserer Auffassung wäre es besser, „anauernder Krieg“ zu sagen. Dieser Kampfeinsatz dauert un schon mehrere Jahre und verfehlt auch seine Ziele. an sollte aber nicht nur „andauernder Krieg“ sagen. nserer Überzeugung nach wäre es noch besser, von Enduring Terrorism“, also von „andauerndem Terrorisus“, zu sprechen. Ich will begründen, warum wir im Gegensatz zur ehrheit dieses Hauses zu diesem Ergebnis kommen. ir haben Sie immer wieder darauf hingewiesen, dass es icht möglich ist, den Terrorismus zu bekämpfen, ohne u wissen, was Terrorismus eigentlich ist. Einer der zutändigen Beamten hat, als der Entwurf eines Gesetzes ur Erstellung der Antiterrordatei vorgelegt wurde, danenswerterweise zum ersten Mal eine Definition des Beriffes Terrorismus vorgenommen. Ich empfehle Ihnen, iese Definition zu lesen. In diesem Satz steht, dass solhe Personen zu terroristischen Kreisen gehören, die echtswidrig Gewalt als Mittel zur Durchsetzung interational ausgerichteter politischer Belange anwenden der eine solche Gewaltanwendung unterstützen, vorbeeiten, befürworten oder durch ihre Tätigkeit vorsätzlich ervorrufen. Das deckt sich mit der Definition, die ich hier immer ieder vorgetragen habe. Sofern die deutsche Sprache berhaupt noch einen Sinn hat, fällt diese Mission, die ie unterstützen, in genau diese Kategorie. Das ist der iderspruch, in dem Sie sich befinden und den Sie nicht uflösen können. Jawohl, der vorhin bereits angesprohene Präsident der Vereinigten Staaten hat rechtswidrig ewalt angewendet. Nach dieser Definition ist er jeand, der – sofern die deutsche Sprache überhaupt noch inen Sinn hat – terroristisch vorgeht. Wir werden mit großem Interesse verfolgen, wie Sie it der Antiterrordatei umgehen bzw. welche Klimm üge Sie veranstalten, um deutlich zu machen, dass diese Oskar Lafontaine Datei so auszulegen ist, dass Angehörige des muslimischen Glaubens, die rechtswidrig Gewalt anwenden, Terroristen sind, dass aber jemand aus der westlichen Welt, der rechtswidrig Gewalt anwendet, kein Terrorist ist. Aus diesem Widerspruch werden Sie nicht herauskommen. Ich möchte jetzt auf den geschätzten Kollegen Klose eingehen, der in sehr sachlicher Form vorgetragen hat, wie er seine Befürwortung des Antrags auf Verlängerung des Mandats begründet. Der Kern seiner Aussage war, dass man diesen Kampf mit militärischen Mitteln allein nicht gewinnen könne. Er hat dies wie folgt präzisiert: Wer aber meint, er könne ganz und gar auf militärische Mittel verzichten, der redet sich die Lage schön. Manch einer, der so redet, weiß das auch, was die Sache nicht besser macht. Zweifel sind erlaubt. Reden wider besseres Wissen nicht. Das waren sehr nachdenkliche Ausführungen zum Einsatz militärischer Mittel. Ich möchte dazu Folgendes sagen: Natürlich kann man militärische Mittel, wenn man den Frieden bewahren bzw. „enduring freedom“ herstellen will, nie völlig ausschließen. Die Fragen sind aber: Wie werden sie angewandt? Auf welcher Grundlage werden sie angewandt? Und vor allen Dingen: Werden sie im Rahmen des Völkerrechts angewandt? Wer das Völkerrecht nicht zur Grundlage seines Vorgehens macht, wird den Terrorismus nicht bekämpfen, sondern ihn immer wieder befördern. Ich möchte dem Kollegen Klose unsere Position entgegenhalten: Das Völkerrecht ist nicht nur die Gewährleistung dafür, dass UNO-Beschlüsse, auf die er auch Bezug genommen hat, eingehalten werden. Das Völkerrecht wird verletzt, und zwar grob verletzt, wenn in immer größerer Zahl unschuldige Zivilisten ums Leben kommen, was die Genfer Konvention strikt verbietet. Dieser Kampfeinsatz verstößt permanent gegen die Genfer Konvention. Dies ist der Grund, warum der Einsatz militärischer Mittel in diesem Fall nicht vom Völkerrecht gedeckt ist. Dies ist der Grund, warum wir sagen: Wer so vorgeht, der schützt unser Land nicht, sondern erhöht die Terroranschlagsgefahr in unserem Land; darauf haben die Geheimdienste immer wieder hingewiesen. Weil die beiden Missionen Enduring Freedom und ISAF eng miteinander verwoben sind – darauf hat Herr Klose hingewiesen –, ist das eine logische Konsequenz. Man muss allerdings bereit sein, diese Konsequenz zur Kenntnis zu nehmen. Seitdem die NATO in immer größerem Umfang im Süden Afghanistans bombt, ist dieser Einsatz absurd geworden. Es ist doch kein Wunder, wenn die Nachfahren der Opfer dieser Bombenkämpfe eines Tages Terrorattentate bei uns in Deutschland und in anderen NATOStaaten verüben. Genauso wie heute gesagt wird, dass unsere Freiheit bzw. unser Land am Hindukusch vertei d E g T S s r K g B m F g d z e B I V f g E n a g i I s r – w D e g e K g E v M s d m (C (D igt wird, werden sie eines Tages sagen, dass sie ihre hre und ihre Familien in den NATO-Staaten verteidien. Das ist dieselbe Logik. Das müssen auch Sie eines ages nachvollziehen. Ich fasse zusammen: Dieser Einsatz wird scheitern. ie und die anderen Fraktionen werden eines Tages hier tehen – das prophezeie ich Ihnen – und eine Verlängeung dieses Mandats ablehnen. Wir appellieren an Sie: ehren Sie rechtzeitig um! Dieser Einsatz ist nicht zu ewinnen. Er fördert den Terror, statt ihn zu minimieren. Fritz Kuhn ist der nächste Redner für die Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich öchte mit einer Bitte bzw. einer Aufforderung an die rau Bundeskanzlerin und den Herrn Außenminister beinnen. Frau Merkel, wir haben vor wenigen Wochen en Beschluss gefasst, deutsche Soldaten zur Unterstütung des UNIFIL-Mandats auf See vor dem Libanon inzusetzen. Ich möchte Sie bitten, alles zu unternehmen, was der undesregierung möglich ist, um zu erreichen, dass die sraelis aufhören, permanent gegen die Resolution der ereinten Nationen zu verstoßen. Der jüngste Zwischen all im Zusammenhang mit den französischen Soldaten efährdet meines Erachtens das ganze UNIFIL-Mandat. s ist notwendig, liebe Frau Merkel, dass Sie sich nicht ur in Bezug auf die deutschen Schiffe auf See, sondern uch in Bezug auf die Landflüge über dem Libanon enagieren und dafür eintreten, dass solche Zwischenfälle n Zukunft unterbleiben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606401700

(Beifall bei der LINKEN)

Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606401800

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





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(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606401900
Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606402000

ch fordere Sie zu diesem Schritt auf, weil sonst das ge-
amte Mandat gefährdet wird.

Nachdem wir dem Mandat für die Operation Endu-
ing Freedom in Afghanistan fünfmal zugestimmt haben
viermal in der Regierung und einmal in der Opposition –,
erden wir heute seiner Verlängerung nicht zustimmen.
ie große Mehrheit der Fraktion wird mit Nein stimmen;

in bedeutender Teil wird sich enthalten. Ich will das be-
ründen.

Wir haben unsere Position, dass man in Afghanistan
twas unternehmen muss und dass auch der militärische
ampf gegen den Terrorismus notwendig ist, nicht auf-
egeben. Unsere heutige Entscheidung ist auch nicht als
xitstrategie der Grünen in Bezug auf Afghanistan zu
erstehen. Wir haben vor wenigen Wochen mit großer
ehrheit der Verlängerung des ISAF-Mandats zuge-

timmt.

Uns geht es um Folgendes: Im letzten Jahr eskalierten
ie Berichte der Militärs und – auch deutscher – Diplo-
aten, die unisono unmissverständlich klar machen






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
– auch die Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus
Afghanistan, die vor wenigen Wochen bei uns zu Besuch
waren, haben das bestätigt –, dass die Art und Weise,
wie die OEF in Afghanistan durchgeführt wird, nicht ge-
eignet ist, die Bevölkerung gegen die Taliban und für
den neuen Staat, die Interessen der Völkergemein-
schaft und das Nation Building einzunehmen; vielmehr
wird der notwendige Kampf gegen den Terrorismus sys-
tematisch in seiner Legitimation untergraben. Das ist der
Hauptgrund, warum wir diesmal nicht zustimmen kön-
nen, Frau Merkel.

Wenn wir als Parlamentarier entscheiden, deutsche
Soldaten möglicherweise in Kampfeinsätze zu schicken,
dann müssen wir uns vor unserem Gewissen mehrere
Fragen stellen. Dabei geht es zum einen um die Risiken
– solche Einsätze sind riskant – und zum anderen um die
Frage, ob das definierte Ziel, einen relevanten Beitrag
gegen den Terrorismus leisten zu können, mit der Art
des Mandates erreicht werden kann.

Wir meinen, dass bei dem OEF-Mandat wenig prakti-
sche Mitgestaltung möglich ist. Aus diesem Grund kön-
nen wir nicht verantworten, der Verlängerung des Man-
dats zuzustimmen, wie Sie es begehren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist auch eine Antwort auf die Frage von Frau
Homburger und Herrn von Klaeden. Ich will an dieser
Stelle die Frage an Sie zurückgeben. Sie haben gefragt:
Was wollt ihr eigentlich? Im letzten Jahr keinen KSK-
Einsatz auf Land im Rahmen von OEF. – Ich verstehe
nicht, Herr von Klaeden, wie man vor diesem Hinter-
grund jetzt vor dem Hohen Hause die deutsche Zustim-
mung als unverzichtbar darstellen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe den Verdacht – das sollten wir klären –, dass
einige die Vorstellung haben, dass wir im Falle unserer
Zustimmung zur OEF – in der Hoffnung, dass wie im
letzten Jahr keine Anforderung erfolgt – leichter um die
unangenehme Diskussion in der NATO herumkommen,
wie es mit dem ISAF-Mandat weitergehen soll. Aber mit
dieser billigen Mogelpackung kommen wir aus der inter-
nationalen Verantwortung nicht heraus, ganz zu schwei-
gen von der NATO-Konferenz in Riga am Ende dieses
Monats. Ihre Argumentation stimmt meines Erachtens
nicht. Das kann nicht funktionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Interessant war die Argumentation von Herrn Klose.
Er hat immer von der Stärkung der NATO gesprochen.
Tom Koenigs hat in seinem Interview nur davon gespro-
chen, die NATO dürfe nicht verlieren. Aber heute geht es
nicht um das NATO-Mandat ISAF, sondern um Endu-
ring Freedom, was, wie wir alle wissen, kein NATO-
Mandat ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Rede von Herrn Klose war eine Rede für eine Ver-
stärkung der NATO-Arbeit im Rahmen von ISAF sowie
vielleicht sogar für eine Neukonzeption von ISAF und
für Überlegungen, ob zwischen ISAF und OEF weiter-

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(C (D in so getrennt werden kann wie bislang. Aber die Rede ar mit Sicherheit keine Begründung für die Zustimung zur Verlängerung des OEF-Mandats. Davon hat uch Tom Koenigs nicht geredet. Ich will versuchen, die Differenz zwischen Enduring reedom und dem ISAF-Mandat darzulegen. Das SAF-Mandat ist eindeutig ein NATO-Mandat. Es gibt ine politische Plattform, auf der die Aufgaben und die iele bestimmt werden. Es gibt Rules of Engagement, ie festlegen, wie das Mandat auszuführen ist. Das heißt, ir haben zusammen mit der Bundesregierung bei die em Mandat direkt mitzureden. Auf der NATO-Konfeenz in Riga am Ende dieses Monats wird es eine intenive Diskussion darüber geben, ob es mit militärischen itteln allein noch zu schaffen ist. Es gibt Aussagen des ATO-Generalsekretärs, die auf eine Neubestimmung indeuten. Enduring Freedom hat einen anderen Charakter. Wir aben dort offensichtlich nichts zu melden. Ohne aus geeimen Sitzungen zu berichten, kann ich aufgrund der nterrichtungen, die es gegeben hat, sagen: Nie war das chweigen der Bundesregierung lauter, wenn wir gefragt aben, was im Rahmen der Operation Enduring Freeom konkret geschieht und welchen Einfluss die Bunesregierung hat. ie haben immer über ISAF geredet, wenn wir nach nduring Freedom gefragt haben. Das gibt Aufschluss ber das Problem. Haben Sie nach den Berichten etwa es deutschen Botschafters in Kabul, der meine Analyse oll teilt, versucht, die Regeln, nach denen die OEF unktioniert, zu ändern, Frau Merkel? Haben Sie mit ush geredet? Herr Außenminister, haben Sie mit der ußenministerin der Vereinigten Staaten darüber gereet, wie man den Kampf im Rahmen der OEF so gestalen kann, dass er nicht den Kampf gegen den Terrorisus insgesamt delegitimiert? Ich glaube, Sie haben es icht getan. Jedenfalls haben Sie uns keinen entsprehenden Hinweis gegeben. Das wäre angesichts der krienhaften Zuspitzung des OEF-Mandats in Afghanistan m letzten Jahr aber notwendig gewesen. Deswegen weren wir der Verlängerung des OEF-Mandats nicht zutimmen können. Sie haben nach den Alternativen gefragt. Es hat Vernderungen gegeben. Die Truppenstärke im Rahmen von SAF ist verdreifacht worden. Vieles, was zuvor im Rahen von Enduring Freedom gemacht wurde, wird nun m Rahmen von ISAF durchgeführt, zum Beispiel Luftransporte. Die Fragestellung, was sich vor Ort verändert at und ob es jetzt noch verantwortbar ist, einer Verlänerung des OEF-Mandats zuzustimmen, ist nicht obsoet; denn vieles ist in Afghanistan bereits Realität geworen. Herr Verteidigungsminister, Sie müssen ehrlicher weren. Gestern gab es eine interessante dpa-Meldung über hren Besuch in Kiel. Dort haben Sie – in Vorbereitung Fritz Kuhn auf Riga – gesagt: Wir werden keine deutschen Soldaten in den Süden Afghanistans schicken. Des Weiteren haben Sie ausgeführt, dass die Arbeitsteilung zwischen dem, was wir im Norden machten, und dem, was andere NATO-Mitglieder im Süden machten, gut und sehr effektiv sei. Dann sagten Sie, Herr Jung, wörtlich: Die Menschen sollen deutlich spüren, dass wir nicht Besatzer sind, sondern dass wir dazu da sind, diesem Land zu helfen. Ein bemerkenswerter Satz. Das können wir unterschreiben. Aber in Bezug auf wen haben Sie diesen Satz eigentlich gesagt? Haben Sie das in Bezug auf OEF gesagt? Dann wäre der Antrag der Bundesregierung heute eine Unverschämtheit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Propaganda!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Haben Sie das in Bezug auf ISAF gesagt, dann, so
finde ich, ist die Arbeitsteilung interessant. Die anderen
NATO-Länder agieren also als Besatzer, während wir
dies nicht tun. Ich finde, Sie müssen sich präziser aus-
drücken, wenn Sie darüber sprechen. Ich würde Ihnen
raten, mit einem solchen Satz nicht nach Riga zu fahren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606402100

Herr Kollege, denken Sie an die Zeit.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606402200

Ich komme zum Schluss. – Wir stimmen heute nicht

zu, weil wir die Art und Weise, wie im Rahmen der OEF
gekämpft wird, für delegitimierend in Bezug auf Nation
Building und den notwendigen Kampf gegen den Terro-
rismus halten. Wir werden weiterhin und würden auch
heute dem ISAF-Mandat zustimmen, weil das ein ver-
nünftiges Mandat ist, zu dem wir stehen. Ich glaube, da-
mit ist die Position meiner Fraktion erklärt.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Erklärt, aber nicht verstanden!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606402300

Ich erteile der Kollegin Petra Heß, SPD-Fraktion, das

Wort.


Petra Heß (SPD):
Rede ID: ID1606402400

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

nen und Kollegen! Als Erstes möchte ich meinen
Respekt auch für diejenigen im Parlament zum Aus-
druck bringen, die sich mit der Entscheidung zum Ein-
satz von OEF schwer tun; denn das zeigt, dass die De-
batte von der überwiegenden Mehrheit des Hauses mit
sehr großer Nachdenklichkeit, mit einem hohen Maß an
Verantwortung und vor allen Dingen nicht leichtfertig
geführt wird.

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(C (D Es ist wohl die schwierigste Entscheidung, die das arlament in der zurückliegenden Zeit bezüglich eines insatzes der Bundeswehr treffen musste. Ich gebe aber u bedenken, dass sich der Einsatz, über den wir heute bstimmen, in den deutschen außenund sicherheitspoliischen Gesamtansatz einfügt und ein wichtiges Element esselben darstellt. Deutschland verfolgt mit seiner Auenund Sicherheitspolitik einen umfassenden, einen räventiven und einen multinationalen Ansatz. Das umassende Element resultiert aus der Erkenntnis, dass erolgreiche Krisenund Konfliktbewältigung nur durch ie Kombination von zivilen und militärischen Miteln erfolgen kann. Ich wünschte mir in diesem Zusamenhang übrigens wesentlich mehr Informationen und erichte auch in den Medien von zahlreichen positiven eispielen ebendieser zivil-militärischen Zusammenareit. Es gibt nämlich in Afghanistan inzwischen eine Reierung und vor allen Dingen ein gewähltes Parlament, as sich zu über 27 Prozent aus Frauen zusammensetzt. ädchen können wieder in die Schule gehen. Kinder ürfen wieder auf der Straße spielen, ohne mit der Toesstrafe rechnen zu müssen. 70 Prozent der Bevölkeung können eine medizinische Versorgung in Anspruch ehmen. Zu Zeiten der Talibanherrschaft waren das geade einmal 9 Prozent. Es wurden Brunnen gebohrt und traßen gebaut. Es sind bestimmt nur viele kleine chritte, aber es sind auch für die Afghanen sichtbare chritte in die richtige Richtung und das ist ein Ergebnis ieses eben erwähnten umfassenden Ansatzes. Deshalb erden unsere Soldaten dort nicht als Besatzer wahrgeommen, sondern als Begleiter auf dem Weg hin zu rieden und Entwicklung. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das glauben Sie doch nicht im Ernst!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


in umfassender Ansatz bringt nämlich politische, zi-
ile, ökonomische und militärische Mittel verzahnt zum
insatz, damit sie sich in ihrer Wirkung gegenseitig ver-
tärken. Die Operation Enduring Freedom ist dabei eine
pezielle militärische Komponente dieses Gesamtansat-
es.

Trotz der immer prekärer werdenden Sicherheitslage
st es unbedingt erforderlich, dass ISAF die Wiederauf-
auarbeit kontinuierlich fortsetzen kann. Auch dazu
rauchen wir, mein sehr geschätzter Herr Kollege Kuhn,
nterstützend OEF. Damit diese Kontinuität erreicht
erden kann, wird im Rahmen der Operation Enduring
reedom dafür Sorge getragen, dass die terroristischen
achschubwege unterbrochen werden und ein Wieder-

rstarken der Taliban verhindert wird. Nur so kann Af-
hanistan die Stabilität gegeben werden, die das Land
ür eine friedliche Entwicklung so dringend benötigt.

Auch wir haben ein ureigenes Interesse an einer Be-
riedung Afghanistans; denn Terrorismus macht eben
icht vor unserer Haustüre halt, sondern findet auch in
uropa statt. Deshalb zielt der präventive Ansatz der
ußen- und Sicherheitspolitik darauf ab, Krisen, Kon-

likte und Instabilitäten möglichst erst gar nicht entste-






(A) )



(B) )


Petra Heß
hen zu lassen. Während ISAF in diesem Zusammenhang
ermöglicht, die friedliche und demokratische Entwick-
lung in Afghanistan zu fördern und zu festigen, um der
jetzigen Generation und vor allem der zukünftigen Ge-
neration eine Perspektive jenseits von Armut und Gewalt
zu bieten, tragen wir gemeinsam mit circa 20 Nationen
im Rahmen von OEF dazu bei, den Schutz vor einem
Wiedererstarken der Taliban durch die dauerhafte Unter-
bindung der Kommunikations- und Transportwege und
den aktiven Kampf gegen noch bestehende terroristische
Verbände zu gewährleisten. So unterbindet beispiels-
weise die Marine im Rahmen von OEF am Horn von
Afrika allein durch ihre Präsenz, aber auch durch ge-
zielte Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen traditio-
nelle Transportwege terroristischer Kräfte und schränkt
damit den Zugang zu potenziellen Rückzugsgebieten
ein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Auch damit wird eine wesentliche Voraussetzung für die
Wiederaufbauarbeit in Afghanistan gewährleistet.

Vergessen Sie bitte in diesem Zusammenhang nicht,
dass ein Rückzug von den Unterstützungsleistungen der
Stabilisierungs- und Wiederaufbauarbeit in Afghanistan
einer Entsolidarisierung mit den Vereinten Nationen
gleichkommen und zudem die engagierte Arbeit von tau-
senden von Menschen – auch vieler Deutscher, die in
Hilfsprojekten seit Jahren tätig sind – infrage stellen
würde. Ein Ablassen von der Wiederaufbauarbeit in Af-
ghanistan käme einer Aufkündigung unseres multinatio-
nalen Engagements und damit auch einer Schwächung
der Vereinten Nationen gleich.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig, aber wer fordert das?)


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat nämlich
erst unlängst die Staaten erneut dringend zur Zusammen-
arbeit aufgefordert, um terroristische Handlungen zu
verhüten und zu bekämpfen.

Wenn also die Bundeswehr im Rahmen von ISAF zu-
sammen mit unseren Verbündeten in Afghanistan vor
Ort Wiederaufbauarbeit leistet, schaffen unsere Soldatin-
nen und Soldaten zusammen im Rahmen von OEF und
Hand in Hand mit unseren Verbündeten im Wesentlichen
die Voraussetzung dafür, dass ISAF in der bisherigen
Form weitergeführt werden kann. Hierfür möchte ich
den Soldatinnen und Soldaten, aber auch den zahlrei-
chen zivilen Helferinnen und Helfern sowie ihren Fami-
lien, die – in welchem Bereich auch immer – diesen Ein-
satz mittragen und unterstützen, in der ihnen
gebührenden Form danken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Glauben Sie denn wirklich, dass Menschen in Zukunft
bereit sein werden, die in Afghanistan so dringend benö-
tigte humanitäre Hilfe zu leisten, wenn der Schutz durch
militärische Präsenz vor Ort gänzlich fehlt?

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(C (D (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Reden Sie einmal mit den Leuten!)


Genau an dieser Stelle muss folgende kritische Be-
erkung erlaubt sein: Vor diesem Hintergrund zeugt es

icht gerade von Glaubwürdigkeit, wenn einige Kolle-
innen und Kollegen eben noch für ISAF ihre wohl
berlegte und begründete Zustimmung gegeben haben,
ber einer Verlängerung des OEF-Einsatzes nunmehr ab-
ehnend gegenüberstehen, zumal das neue Mandat an die
atsächlichen Gegebenheiten angepasst wird. In welcher
orm das geschieht, haben wir eben schon gehört.

Lassen Sie uns die Augen nicht davor verschließen:
ie Lage in Afghanistan ist sehr ernst. In den nächsten
onaten wird die Entscheidung fallen, ob es gelingt,
fghanistan zu stabilisieren. Es sind noch mehr Anstren-
ungen der beteiligten Nationen gefordert. OEF als eine
er Voraussetzungen für das erfolgreiche Gelingen von
SAF muss vor diesem Hintergrund verlängert werden,
uch um die militärisch-zivile Zusammenarbeit nicht zu
efährden.

Nur wenn alle Nationen – Nationen, die sich Werten
ie Freiheit, Demokratie und Bürgerrechten verpflichtet

ühlen – an einem Strang ziehen, haben wir eine Chance,
en Kampf gegen den internationalen Terrorismus er-
olgreich zu führen und vor allen Dingen zu gewinnen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606402500

Der nächste Redner ist Herr Kollege Dr. Rainer

tinner von der FDP-Fraktion.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606402600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

ind uns in diesem Hause über eine Tatsache weitestge-
end einig: Der Kampf gegen den Terrorismus ist not-
endig. Aber der Kampf gegen den Terrorismus ist mit
ilitärischen Mitteln allein nicht zu gewinnen. Darüber

errscht, glaube ich, breiter Konsens in diesem Hause.


(Beifall bei der FDP)


leichwohl bedarf es auch heute noch der militärischen
omponente. Auch das sollte unstrittig sein. Diese
omponente brauchen wir, weil das Militär ein Teil
aber auch nur ein Teil – dieses Kampfes ist. Dazu wol-

en wir einen Beitrag leisten.

Wir stimmen heute zu. Unsere Zustimmung ist aber
erbunden mit der Erwartung an die Bundesregierung,
iese militärischen Einsätze stärker als bisher in ein
esamtpolitisches Konzept einzubinden, um deutlich
u machen, welches politische Ziel mit diesen Einsätzen
erbunden ist.

Es stellt sich die Frage nach der Strategie bei OEF.
ber das Ziel sind wir uns einig: Wir wollen den Terro-

ismus bekämpfen und möglichst besiegen. Aber ich be-
weifele, dass wir eine gemeinsame Gesamtstrategie ha-
en – Strategie heißt: Weg zum Ziel –, dass im Bündnis






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
wirklich Konsens darüber besteht, mit welchen Mitteln
wir dieses Ziel gemeinsam erreichen wollen.

Nach unserem Dafürhalten ist es dringend notwendig,
dass wir uns über die Strategie, wie wir dieses Ziel er-
reichen wollen, stärker austauschen und Pflöcke einschla-
gen. Dazu beizutragen, ist Aufgabe der Bundesregierung.
Wir werden in der Parlamentarischen Versammlung der
NATO nächste Woche in Quebec darüber sprechen. Pri-
mär ist es natürlich Aufgabe der Exekutive, mit den
Bündnispartnern darüber zu reden.

In den letzten Monaten hat ISAF von OEF den Süden
und mittlerweile auch den Osten Afghanistans übernom-
men. Wenn man aber sieht, was jetzt im Süden stattfin-
det und wie dort gearbeitet und gekämpft wird, dann
könnte man der Meinung sein: Eigentlich hat OEF dieses
Gebiet von ISAF übernommen und nicht umgekehrt.
Wir müssen über die Relation dieser beiden Mandate
dringend deutlicher sprechen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Eines ist völlig klar: Für den Erfolg in Afghanistan
geht es nicht nur darum, was wir tun, sondern insbeson-
dere darum, wie wir es tun.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Daher müssen wir neben unsere Rules of Engagement
– wir müssen über sie reden; manchmal streiten wir auch
über sie – etwas anderes stellen: Rules of Behaviour,
also Regeln, wie wir eigentlich vorgehen sollen. Denn
nur durch Rules of Behaviour, durch Verhaltensregeln,
können wir dafür sorgen, dass wir gemeinsam Erfolg ha-
ben. Darüber muss geredet werden.

Wir erwarten von der Bundesregierung aber auch,
dass sie uns über die Dauer des Gesamtmandats aufklärt.
Ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtmandats ist,
Herr Minister, der Einsatz am Horn von Afrika. Im Au-
genblick befindet sich sogar die überwiegende Zahl un-
serer Soldaten im Auslandseinsatz dort. Wir müssen uns
auch die Frage stellen, wie lange die Schiffe dort einge-
setzt werden sollen: So lange, bis der letzte Terrorist be-
siegt ist? Das kann ja wohl nicht sein.

Oder müssen wir nicht doch ehrlicher mit uns selber
umgehen? Vielleicht sollten wir feststellen: Der Sinn des
Mandats für den Einsatz am Horn von Afrika ist nicht
nur die Bekämpfung des Terrorismus, sondern auch die
Wahrnehmung anderer – vitaler – Interessen unseres
Landes, zum Beispiel das Interesse an sicheren See- und
Handelswegen. Jeder, der da war, weiß, dass es ganz
wichtig ist, Informationen zu bekommen und diese Re-
gion entsprechend abzusichern.

Lassen Sie mich ein Wort zu den Kolleginnen und
Kollegen von den Grünen sagen. Sie lehnen diesen An-
trag heute ab. Sie haben eine Abwägung vorgenommen
und begründen Ihr Verhalten. Ich respektiere Ihre Be-
gründung, auch wenn ich sie in diesem Zusammenhang
für falsch halte. Ich bitte Sie wirklich, einmal darüber

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(C (D achzudenken, mit welchen Vokabeln Sie uns bedacht aben, ls wir vor einigen Wochen und Monaten uns anders entchieden haben. Das war eine schwierige Entscheidung. ie Sie wissen, haben wir nicht alle dieselbe Entscheiung getroffen. Hier einige Vokabeln, mit denen Sie uner Verhalten beschrieben haben: innenpolitisch motiiert, populistisch, nicht sachorientiert usw. Ich bitte Sie erzlich: Rüsten Sie diesbezüglich ab! (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wenn Sie für sich in Anspruch nehmen, dass Ihre Ar-
umentationslinie jedenfalls respektiert wird, dann tun
ie dies bitte auch in Bezug auf unseren Standpunkt.
err Kuhn, Frau Künast und andere, das ist ein kleiner
ink für die Zukunft. Herr Nachtwei, ich weiß, Sie ha-

en in Ihrer Fraktion eine Sonderrolle eingenommen.
as begrüße ich natürlich sehr. Aber die anderen ma-

hen es eben anders. Ich hoffe, ich habe Ihrer Karriere,
err Nachtwei, jetzt nicht zu sehr geschadet. Das wäre

ehr bedauerlich.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)


Völlig klar ist: Diese militärischen Einsätze müssen
n ein politisches Gesamtkonzept eingebettet sein. Ab-
chließend möchte ich kritisch bemerken: Leider gibt
as Weißbuch zu wenig her, um über die gesamte politi-
che Konzeption von militärischen Einsätzen Kenntnis
u erlangen. Die Diskussion muss angestoßen werden.
ehr geehrte Damen und Herren Minister, Frau Bundes-
anzlerin, die Art, wie Sie die Diskussion über das
eißbuch angestoßen haben, und die Tatsache, dass Sie

u manchen Inhalten wenig konkret Stellung genommen
aben, lassen leider befürchten, dass diese Diskussion in
iesem Land nicht so umfassend geführt wird, wie es
ringend geschehen müsste.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Stinner, das war eine Rede für eine Enthaltung! Haben Sie das gemerkt?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606402700

Nächster Redner ist der Kollege Kurt Rossmanith für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1606402800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren Kollegen! Mit Ausnahme der Fraktion der Lin-
en und insbesondere Herrn Lafontaines herrscht,
laube ich, Einigkeit darüber – das war den Reden in der
ebatte heute Morgen zu entnehmen –, dass der Terror
egen Staaten des transatlantischen Bündnisses nach wie
or ein besonders Besorgnis erregendes Phänomen dar-
tellt. Dies ist der Grund unserer Beteiligung an der Ope-
ation „Enduring Freedom“. Das Mandat hat seine






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith
Grundlage auch in den Vereinten Nationen und dem
Nordatlantischen Vertrag. Deshalb sind wir seit 2001 an
diesem Einsatz beteiligt. Nicht nur wir sind an diesem
Einsatz beteiligt, sondern über 20 Nationen.

Der Antrag der Bundesregierung, über den wir heute
debattieren und entscheiden werden, lautet, dieses Man-
dat über den 15. November 2006 hinaus erneut für zwölf
Monate zu verlängern.

In der heutigen Debatte ist meiner Meinung nach der
Fokus zum Teil etwas zu stark auf Afghanistan gerichtet
worden. Natürlich sind ISAF und Operation „Enduring
Freedom“ miteinander zu sehen. Wir müssen allerdings
auch beachten, dass der deutsche Beitrag in Afghanistan
nur einen relativ geringen Anteil darstellt; das galt ganz
besonders in den letzten zwölf Monaten. Kollege von
Klaeden hat schon darauf hingewiesen: Das beginnt ja
am Horn von Afrika und geht über den Kaukasus bis hin
zum Hindukusch.

Nach 2 800 Kräften maximal, die wir für diese Opera-
tion ja nie im Einsatz hatten, wird die Höchstgrenze jetzt
auf 1 800 festgelegt. Ich will auch einmal darstellen, wie
sich das auf die verschiedenen Kräfte verteilt, weil das
offenbar nicht alle gelesen haben: 1 100 Seestreitkräfte,
100 Spezialkräfte, 200 Lufttransportkräfte, 200 Unter-
stützungskräfte und 200 Sanitätskräfte. Deshalb ist unser
Beitrag am Horn von Afrika der wesentliche Teil.

Die deutschen Marinekräfte sind in der Tat der wich-
tigste Teil bei unserer Teilnahme am internationalen
Kampf gegen den Terrorismus. Unsere Marinekräfte
haben in den vergangenen zwölf Monaten über
2 380 Schiffe abgefragt. Sie haben 180 Schiffe einer ge-
nauen Prüfung unterzogen. Sie haben 14 Schiffe mit so
genannten Boarding-Teams eingehend untersucht. Es ist,
glaube ich, wichtig, auch einmal darauf hinzuweisen,
was da getan wird und dass da nicht Kräfte im Einsatz
sind, die sich mehr oder weniger nur die Zeit vertreiben.

Der Grund für diesen Einsatz ist, dass der Zugang zu
den Rückzugsgebieten der Terroristen verwehrt werden
soll und dass die Transportwege, auf denen Waffen und
Munition bewegt werden, auf denen sich aber auch die
Terroristen selbst bewegen, unterbrochen werden sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Petra Heß [SPD])


Es bleibt absolut notwendig, den Strukturen des
internationalen Terrors Aufmerksamkeit zu widmen
und alles daranzusetzen, diese Strukturen zu zerschla-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])


Es ist für mich deshalb wirklich völlig unverständlich,
dass Sie von der Fraktion der Grünen – Herr Kuhn, was
Sie getan haben, war nichts anderes, als Salz süß zu re-
den – hier aussteigen wollen; denn es war ja Ihr Partei-
kollege Joschka Fischer als Außenminister, der damals
nach dem 11. September 2001 vehement speziell für die-
ses Mandat geworben hat. Der Kollege Klose hat Tom
Koenigs – auch ein Parteikollege von Ihnen – zitiert, der

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(C (D arauf hingewiesen hat, dass wir in diesem Kampf nicht achlassen dürfen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


atürlich ist uns allen bewusst, lieber Kollege Nachtwei
Sie werden hier im Haus niemanden finden, der eine
ndere Meinung hat –, dass die militärische Komponente
ur eine Komponente bei der Bekämpfung des interna-
ionalen Terrorismus ist. Wir debattieren aber heute nicht
ur über diese Komponente der Bekämpfung des inter-
ationalen Terrorismus, sondern wir müssen auch ent-
cheiden, ob wir unsere Beteiligung an der Operation
Enduring Freedom“ um weitere zwölf Monate verlän-
ern. Angesichts dessen ist es mir schlicht und einfach
nverständlich, dass Sie von den Grünen sich jetzt aus
iesem Einsatz zurückziehen wollen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann haben Sie nicht genug zugehört! – Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Leistungsfähige Kontingente der deutschen Streit-
räfte sind im Einsatz und sind in die Gesamtheit der
ntiterroroperationen eingebracht worden. Sie haben

ich bei den Partnernationen hohes Ansehen erworben,
um einen aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit, zum ande-
en aber auch durch die Art, wie sie sich für die Men-
chen vor Ort einsetzen. Ich möchte von dieser Stelle un-
eren Soldatinnen und Soldaten Dank aussprechen, dass
ie diesen Einsatz für unser Land und die Menschen in
iesen Gebieten leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606402900

Eine Zwischenfrage kann ich nur bei großzügiger In-

erpretation der Redezeit zulassen, weil Sie, Herr Kol-
ege Rossmanith, gewiss registriert haben, dass Ihre Re-
ezeit soeben abgelaufen ist.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1606403000

Als ich bemerkt habe, dass der Kollege Nachtwei sich

emeldet hatte, hatte ich noch drei Sekunden.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606403100

Bei solchen Bestellungen muss man aufpassen, damit

an sie noch rechtzeitig innerhalb der Redezeit unter-
ringt.

Wir sind jetzt aber großzügig. Herr Kollege
achtwei, Sie haben das Wort.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606403200

Kollege Kurt Rossmanith, Sie sind Sicherheitspoliti-

er, Sie sind auch Reserveoffizier. Aus beiden Erfah-
ungsbereichen wissen Sie, dass wir den Soldaten, die
ir in einen Einsatz schicken, konkret und überzeugend
ermitteln müssen, dass dieser Einsatz nicht nur






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
grundsätzlich notwendig ist, sondern konkret auch
zweckmäßig und verantwortbar ist. Ich habe in den letz-
ten Tagen festgestellt, dass dieser Einsatz – ich habe im-
merhin zwölf Jahre Erfahrung in diesem Bereich – von
der Bundesregierung so schlecht wie noch kein Einsatz
zuvor begründet wurde. Ergreifen Sie jetzt die Chance,
die Bundesregierung aus der Bredouille herauszubrin-
gen, und sagen Sie konkret, warum die deutsche Beteili-
gung an der Operation „Enduring Freedom“ zweckmä-
ßig und verantwortbar ist und weshalb die Hinweise,
dass der Einsatz in Afghanistan immer kontraprodukti-
ver geworden ist und inzwischen zur Gewalt- und Hass-
spirale beiträgt, nicht stimmt!


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das war ein Debattenbeitrag!)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1606403300

Lieber Kollege Nachtwei, das würde ich gerne tun.

Ich glaube aber, dann wäre der Präsident nicht sehr
glücklich mit mir.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich kurz drei Punkte nennen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606403400

Aber knapp, da Sie mich ja glücklich machen wollen.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1606403500

– Drei Sätze. – Erstens bin ich der Meinung, dass die

Begründung, die die Bundesregierung für ihren Antrag
gegeben hat, überzeugend ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Zweitens habe ich mit den Soldaten gesprochen und
habe Ihnen, Herr Kollege Nachtwei, ja bezüglich unserer
Seestreitkräfte aufgezeigt – ich könnte das für die ande-
ren Streitkräfte auch noch machen, aber den wesentli-
chen Teil stellen ja unsere Seestreitkräfte dar – –


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht gelungen!)


– Nach der Rede, die Sie, Herr Kuhn, gehalten haben,
würde ich an Ihrer Stelle gerade noch etwas dazu sagen,
was anderen gelungen ist; da wäre ich sehr zurückhal-
tend und würde kein Wort dazu mehr sagen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606403600

Die Kommentierung von schon gehaltenen Reden ist

außerhalb der eigentlichen Redezeit nun sicherlich nicht
mehr möglich.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1606403700

Lieber Kollege Nachtwei, im letzten Absatz der Be-

gründung dieses Antrags hat die Bundesregierung noch
einmal dargelegt, dass sie die Information des Parla-
ments und der Fraktionsvorsitzenden entsprechend fort-

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(C (D ühren wird. Das ist für mich das entscheidende Moent. Drittens weiß ich – ich bin nämlich häufig draußen ei den Soldaten, da ich noch aktiver Reservist bin –, ass die Soldaten aus Einheiten, die häufig in Einsätzen ind, nicht nur im Rahmen der „Enduring-Freedom“peration, sondern auch in anderen Operationen, sehr ohl wissen, welchen Auftrag sie wahrzunehmen haben, nd dass sie sich dabei vom Parlament getragen wissen. Gerade deshalb bitte ich Sie ganz herzlich, hier keine paltung vorzunehmen, sondern in einer breiten Mehreit in diesem Parlament den Soldaten, denen wir diesen chwierigen und sehr gefährlichen Auftrag geben, zu eigen, dass sie vom Parlament in toto – wenn ich die inken einmal ausnehme – getragen werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606403800

Das Wort hat nun der Kollege Norman Paech, Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606403900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

ie Bundesregierung möchte nun auch im sechsten Jahr
ie Bundeswehr am so genannten Antiterrorkrieg der
SA beteiligen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Der Vereinten Nationen!)


nsere Fraktion hat das im vorigen Jahr abgelehnt und
ich wiederhole es; Oskar Lafontaine hat es bereits ge-

agt – wir lehnen es auch heute wieder ab,


(Beifall bei der LINKEN)


nd zwar nicht, weil uns plötzlich die Hässlichkeit des
rieges durch geschmacklose Bilder von deutschen Sol-
aten präsentiert wird – so abscheulich das ist. Aber es
uss vollkommen klar sein: Diese Bilder sind harmlos

m Verhältnis zu dem, was täglich dort und in anderen
riegen passiert.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sind von Anfang an gegen die Operation „Endu-
ing Freedom“ gewesen, und zwar weil wir befürchtet
aben, dass sie letztlich nur das produziert, was sie be-
ämpfen will, nämlich Krieg und immer weiteren Terror.
ir werden durch die Entwicklung des letzten Jahres lei-

er bestätigt. Der Terrorismus ist nicht der klassische
eind und Gegner, den man mit den klassischen Mitteln
es Krieges bekämpfen kann. Er hat faktisch in allen
ändern seinen Nachwuchs, seine Versorgungsdepots
nd seine Schlafstätten. Sie müssten eigentlich die ganze
elt unter Terrorverdacht stellen und einen permanenten
usnahmezustand verkünden.

Die Geheimhaltung rund um das KSK ist – das haben
etzt alle begriffen – nicht akzeptabel. Was allerdings nie
eheim war, ist der Auftrag der Bundeswehr unter dem
EF-Mandat. Ich bitte Sie, bevor Sie hier zur Entschei-






(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech
dung schreiten, sich dieses Mandat noch einmal anzuse-
hen. Seit November 2001 befinden wir uns in einem Ver-
teidigungskrieg und es gehört zu den Aufgaben der
Bundeswehr – ich zitiere –,

Terroristen zu bekämpfen, gefangen zu nehmen und
vor Gericht zu stellen sowie Dritte dauerhaft von
der Unterstützung terroristischer Aktivitäten abzu-
halten.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sehr vernünftig!)


Aber gleichzeitig berichtet uns die Bundesregierung
auf unsere Kleine Anfrage hin, dass die Bundeswehr ge-
nau das nicht tut. Die Bundeswehr nehme nämlich gar
keine Personen fest und sie wisse auch nicht, ob Perso-
nen, die von Streitkräften anderer Länder festgenommen
werden, vor Gericht gestellt würden.

Die Bundesregierung konnte uns auch nicht erklären,
was eigentlich der Einsatz der Bundeswehr am Horn
von Afrika mit Terrorismusbekämpfung zu tun hat. Da-
für bestätigt sie allerdings indirekt unsere Vermutung,
dass der Begleitschutz durch die Bundesmarine vor
Dschibuti viel mit dem Irakkrieg zu tun hat. Auf der
Liste der Bundesregierung stehen fast ausschließlich
Kriegsschiffe der USA und Großbritanniens. Auffällig
hoch war die Zahl der eskortierten Kriegsschiffe kurz
vor dem Angriff auf den Irak im Februar und im März
2003.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Aha!)


Sie rechtfertigen den Einsatz nun schon lange mit der
Behauptung, es finde immer noch ein bewaffneter An-
griff auf die USA statt. Mir ist vor allem eines bekannt,
dass es nämlich die USA sind, die in diesen fünf Jahren
einen bewaffneten Angriff unternommen haben, und
zwar auf den Irak. Es ist abenteuerlich, wie die Bundes-
regierung hier das Selbstverteidigungsrecht nach Art. 51
der UNO-Charta biegt und verdreht.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor Sie nun ent-
scheiden, lesen Sie doch bitte noch einmal im Antrag
nach, was der Auftrag der Bundeswehr im Rahmen der
Operation „Enduring Freedom“ tatsächlich ist. Von
Bündnissolidarität steht dort nirgends etwas. Wenn Sie
schon uns nicht folgen wollen, dann folgen Sie diesmal
den Grünen: Lehnen Sie den Antrag ab und verabschie-
den Sie sich heute von einer Mission, die wirklich kei-
nen wirksamen Beitrag zur Terrorismusbekämpfung
leistet und auch nicht mit dem Völkerrecht vereinbar ist!

Eine letzte Bemerkung in Richtung Bundesregierung.
Blicken Sie einmal auf die USA, die offensichtlich jetzt
beginnen, ihre Irakstrategie zu überdenken und zu ver-
ändern. Es wäre Bündnissolidarität, wenn auch Sie jetzt
daran gingen, Ihre Strategie zu überdenken. In den USA
wurde der ehemalige Verteidigungsminister schon Opfer
entsprechender Überlegungen. Ich finde aber, kein Opfer
ist zu groß, um die zurzeit gültige Strategie endlich zu
ändern.

Danke sehr.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Der Kollege Dzembritzki hat nun das Wort für die PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es st richtig, dass wir hier mit großer Ernsthaftigkeit die ebatte führen. Mich bewegen natürlich insbesondere ie Argumente der Grünen, weil wir bis letztes Jahr geeinsam eine Politik betrieben haben, die auch die Ein ätze, die heute besprochen werden, einschloss. Danenswerterweise hat mir der Kollege Nachtwei seine ositionsbeschreibung zur Verfügung gestellt. Denn och vor wenigen Tagen haben wir sehr intensiv in ammelburg über die Fragen globaler Verantwortung iskutiert. Interessant ist – ich denke, man kann es so sagen –, ass die Grünen bestätigen, dass die Bedrohung der inernationalen Sicherheit durch Netzwerke und Akteure es internationalen Terrorismus weiter anhält, dass die ekämpfung des internationalen Terrorismus eine zen rale Herausforderung für die internationale Gemeinchaft bleibt und dass die Bundesrepublik Deutschland m Rahmen der Vereinten Nationen, der Europäischen nion, der NATO und der OSZE ihren Beitrag zu leisten at. Diese Aufgabe ist nicht kurzfristig, sondern nur mit angem Atem, Augenmaß und Konsequenz zu bewältien. Ich denke, dem kann man voll und ganz zustimmen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606404000
Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1606404100

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, Sie
agen sogar, dass die Einsätze von KSK-Soldaten im
ahmen von OEF klar von Einsätzen im Rahmen von

SAF in Afghanistan zu unterscheiden seien. Letztere
eien notwendig und zum Schutz eigener ISAF-Kräfte
usgesprochen hilfreich. Wenn dem so ist, dann verstehe
ch nicht, dass dieser Teil der Argumentation nicht die
otwendige Berücksichtigung findet.

Dass wir einen Teil der internationalen Verantwor-
ung zu tragen haben, ist ein entscheidendes Argument.
ie sprechen davon, dass die transatlantische Kompo-
ente beeinträchtigt sein könnte. Mich ärgert bei dieser
iskussion, dass die transatlantische Zusammenarbeit

usschließlich auf die USA und uns projiziert wird. Ich
ill aber betonen, lieber Herr Kollege Nachtwei, dass

uch Kanada dazugehört. Schauen wir uns einmal den
eitrag der kanadischen Soldatinnen und Soldaten und
er zivilen Einsatzkräfte an. Unsere große Sorge ist, dass
ir unsere Argumentation nicht in die internationale Ge-
einschaft transportieren können, wenn wir uns aus die-

er Gesamtverantwortung zurückziehen. Dadurch könnte
er Eindruck entstehen – ich will das jetzt nicht überspit-
en, aber ich will es zumindest andeuten –, wir würden
ns generell aus dieser Verantwortung zurückziehen. Ich
enke, das steht uns nicht an.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Detlef Dzembritzki
Es ist sehr interessant – ich will in meiner restlichen
Redezeit auf Afghanistan zu sprechen kommen –, dass
wir über diesen Punkt des Antrages am intensivsten dis-
kutieren. Daran kann man sehen, dass wir größte Sorgen
haben, dass das Projekt nicht erfolgreich sein könnte.
Deswegen sage ich immer wieder: Es kommt nicht da-
rauf an, Exit-Strategien zu entwickeln – wir sollten auch
nicht auf ein Scheitern hoffen, um aus der Mission aus-
steigen zu können –, sondern wir müssen Erfolgsstrate-
gien entwickeln, die in Verbindung mit einer Exit-Strate-
gie gesehen werden müssen. Alles andere ist abzulehnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will jetzt nicht weiter auf die Trennung von OEF
und ISAF eingehen, weil meine Redezeit nur knapp be-
messen ist. Ich will aber etwas zu den Spezialkräften
sagen: Das Parlament wurde auf dem dafür vorgesehe-
nen Weg über die Obleute des Verteidigungsausschusses
und des Auswärtigen Ausschusses informiert. Offenbar
reicht diese Information aber nicht aus. Deswegen war
es richtig, dass die Bundesregierung am 25. Oktober er-
klärt hat, eine intensivere Informationspolitik in diesem
sensiblen Bereich betreiben zu wollen. Darauf werden
wir achten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Generell sollte die Berichtstattung seitens der Bun-
desregierung zu Afghanistan in Umfang, Qualität sowie
in der Vernetzung und Verzahnung militärischer und zi-
viler Leistungen, die wir für notwendig halten, besser
werden. Man muss die Kohärenz deutlich erkennen
können. Wir in unserer Fraktion werden das jedenfalls
intensiv verfolgen und darauf achten. Ich ermutige also
die Bundesregierung, die eigene Kohärenz zu stärken;
der Verteidigungsminister hat das gestern erfreulicher-
weise in Agenturmeldungen erklärt.

Aber das Bemühen, Kohärenz herzustellen, muss na-
türlich – Herr Kuhn, einen Teil Ihrer Argumentation will
ich durchaus aufgreifen – auf die internationale Zu-
sammenarbeit übertragen werden. Das heißt, dass man
sich mit seinen Partnern auseinander setzen muss. Ange-
sichts der Diskussion im Zusammenhang mit den Verei-
nigten Staaten sind auch wir Parlamentarier gefordert.
Wir sind in der Parlamentarischen Versammlung der
NATO und in der Versammlung der Westeuropäischen
Union vertreten. Wir haben uns dort mit einzubringen
und den Veränderungsprozess, der in den USA zurzeit
stattfindet und sich in der Entlassung des Verteidigungs-
ministers und der Stärkung derjenigen Kräfte ausdrückt,
die einen anderen Dialog führen wollen, ein Stückchen
zu berücksichtigen und diese Kräfte nicht vor den Kopf
zu stoßen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein konkretes Problem will ich aufgreifen: den Poli-
zeiaufbau in Afghanistan. Dies ist ein Zweig, der die
zivile Sicherheit verstärken soll. Wir sind dort verant-
wortlich; Herr Dr. Stinner, Sie haben das zu Recht ange-
sprochen. Von der Qualität her machen wir eine ordentli-
che Arbeit; darüber haben wir schon im Parlament
gesprochen.

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(C (D Wir alle wissen aber, dass das quantitativ überhaupt icht ausreicht. Nun wende ich mich einmal an das Parament, an uns als Kolleginnen und Kollegen: Wir weren dazu bald eine Debatte führen; denn in der nächsten itzungswoche ist der Haushalt zu beraten. Wenn wir einen, dass die jetzt vorgesehenen Mittel nicht ausrei hen – ich meine das; wir müssen die Mittel verstärken; ir müssen zu einer höheren Quantität und zu einer bes eren Verzahnung in den dezentralen Bereichen komen –, dann müssen wir auch überlegen, wie wir in die em Bereich etwas zulegen können. Mit den Millionen, ie wir dafür vorgesehen haben, kommen wir nicht aus. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as ist doch objektiv nicht zu leugnen. Wir dürfen nicht
m Parlament große Debatten führen und mit dem Finger
uf die Regierung zeigen, wenn wir selbst nicht in der
age sind, den parlamentarischen Stempel aufzudrü-
ken. Das fordere ich von uns ein.

Ich fordere aber auch die Regierung auf, zu schauen,
as wir auf europäischer Ebene tun können. Es gibt zum
eispiel den Europäischen Entwicklungsfonds. Wir
aben in diesem Zusammenhang einmal spontan 250 Mil-
ionen Euro für afrikanische Friedensfazilitäten zur
erfügung gestellt. Warum kann so etwas in dieser drin-
enden, schwierigen und brenzligen Situation in Afgha-
istan nicht auch getan werden? Warum schafft man es
icht, europäische Kapazitäten zu bündeln und temporär
inzubringen?

Ich denke, dass es wirklich lohnenswert wäre, noch
inmal darüber nachzudenken. Denn wir allein werden
ie Probleme in Afghanistan nicht bewältigen. Dies ist
ine internationale Herausforderung, eine internationale
ufgabe. Wir müssen sie erfolgreich zum Abschluss
ringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606404200

Bevor ich dem letzten Redner dieser Debatte das Wort

rteile, begrüße ich auf der Besuchertribüne eine Dele-
ation des Schweizer Nationalrates.


(Beifall)


iebe Kolleginnen und Kollegen, wir freuen uns über Ih-
en Besuch in Deutschland. Wir würdigen gemeinsam,
ie wir das gestern getan haben, die außerordentlich gu-

en und freundschaftlichen Beziehungen zwischen unse-
en Ländern. Auch die meisten von Ihnen würden es
anz gewiss begrüßen, wenn Ihr Besuch im größten Mit-
liedsland der Europäischen Gemeinschaft Ihr Interesse
n der EU befördern würde.


(Beifall)


Nun erteile ich als letztem Redner dieser Debatte dem
ollegen Holger Haibach für die CDU/CSU-Fraktion
as Wort.






(A) )



(B) )


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1606404300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auslandseinsätze
der Bundeswehr zu beschließen, ist immer ein schwieri-
ges Geschäft. Das erfordert viel Nachdenken und es ist
immer eine Gewissensentscheidung. Deswegen habe ich
großen Respekt vor jedem, der sich heute anders ent-
scheidet. Wir sollten die Debatte aber ehrlich und gut
fundiert führen.

Herr Kollege Paech, deshalb sage ich in Ihre Rich-
tung: Hören Sie endlich auf, die Dinge miteinander zu
vermischen! Wir reden heute nicht über den Krieg im
Irak, sondern wir reden über die Verlängerung der Ope-
ration „Enduring Freedom“. Das ist etwas, was auf einer
ganz klaren völkerrechtlichen Grundlage basiert, was
auf einer ganz klaren völkerrechtlichen Grundlage statt-
findet. Das sollten Sie bitte zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn Sie mir nicht glauben, dann schauen Sie einmal
in den Antrag der Bundesregierung. Da heißt es in Nr. 2:

Die Fortsetzung erfolgt auf Grundlage des Arti-
kels 51 der Satzung der Vereinten Nationen, des
Artikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Reso-
lutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicher-
heitsrats der Vereinten Nationen …

Man kann hier also wirklich nicht von einem völker-
rechtswidrigen Vorgehen sprechen. Ich finde, Sie sollten
endlich damit aufhören!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mein zweiter Punkt richtet sich an den Kollegen
Lafontaine: Zu Ihrer Totalverweigerung hat der Kollege
Nachtwei interessanterweise während der Debatte, die
wir vor einem Jahr über diesen Einsatz geführt haben, ei-
nen sehr interessanten Satz gesagt, den ich mit Genehmi-
gung des Präsidenten zitiere:

Die Konsequenzen Ihrer Forderung, bezogen auf
Afghanistan, sind ganz eindeutig und klar: volle
Bewegungs- und Anschlagsfreiheit für die Taliban-
und andere Terrorgruppen und Zerstörung des UN-
mandatierten Stabilisierungsprozesses, der schon
schwierig genug ist.

Das war damals wahr, das ist auch heute richtig. Des-
halb kann ich die heutige Entscheidung der Grünen ein-
fach nicht verstehen und nicht nachvollziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie etwas von der veränderten Rolle von ISAF mitgekriegt? Nein!)


– Ich weiß, dass Sie sehr gern über die veränderte Rolle
von ISAF sprechen, Herr Kollege Nachtwei. Ich würde
Sie gern beim Wort nehmen. Im letzten Jahr haben Sie
dazu Folgendes gesagt:

Umgekehrt: Ohne Enduring Freedom keine ISAF,
keine Stabilisierungschance für Afghanistan. Des-
halb hat sich Präsident Karzai – übrigens im Unter-

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(C (D schied zu den Formulierungen im Antrag der Linkspartei – ausdrücklich für die Präsenz dieser Truppen ausgesprochen. Wenn es richtig ist, dass OEF sozusagen der Rückalt, der Backbone des Einsatzes für ISAF ist – diese peration ist natürlich wesentlich mehr; das wissen wir lle und das ist auch in der heutigen Debatte schon deutich angeklungen –, dann sollten wir auch die Konseuenz ziehen und klar sagen: Jawohl, wir unterstützen uch weiterhin dieses für die Stabilisierung in Afghanisan wichtige und unabdingbare Mandat. Das heißt nicht, dass wir uns nicht auch darüber Geanken machen müssen, wie die Zukunft der beiden andate aussehen muss und wie wir den Stabilisie ungsprozess in Afghanistan weiter vorantreiben müsen. Das ist vollkommen richtig. Es bedeutet auch nicht, ass wir einfach weitermachen können. Wir müssen nur ur Kenntnis nehmen: Momentan ist die Kombination us Operation „Enduring Freedom“, „Active Endeaour“ und ISAF nicht ersetzbar. Ich glaube, das ist die rundlage, auf der wir heute diskutieren müssen. Das üssen wir gemeinsam zur Kenntnis nehmen. Deshalb ird meine Fraktion mit ganz großer Mehrheit ganz eutlich sagen: Jawohl, wir unterstützten auch weiterhin en Kurs, den die Bundesregierung an dieser Stelle eineschlagen hat. Natürlich wurde heute auch viel über Interessen geprochen. Es ist über unser Interesse gesprochen worden, n dieser Stelle zu sagen: Jawohl, die Bekämpfung des errorismus und die Stabilität in dieser Region sind für ns wichtige Dinge, die wir leisten wollen und müssen. ls jemand, der sich inzwischen mehr als vier Jahre lang m Bereich der Menschenrechte betätigt, sage ich auch: ie Stabilisierung kann nur dann funktionieren, wenn ir es schaffen, neben den militärischen Aspekten dieser anzen Angelegenheit auch alle anderen Maßnahmen, ie zum Beispiel unter die Begriffe Nation Building, Deokratisierungsprozess, Ausbildung, Austausch fallen, nzugehen und konsequent zu verfolgen. Auch das ist in er heutigen Debatte schon sehr häufig angeklungen. Das Folgende, glaube ich, muss an dieser Stelle auch rwähnt werden. Wir haben oft erlebt, dass die internaionale Staatengemeinschaft nach schlimmen Ereignisen – denken Sie an Srebrenica, an Ruanda und an viele ndere Katastrophen – gesagt hat: Das wollen wir nicht och einmal erleben, das werden wir nicht noch einmal ulassen. Meine Damen und Herren, es gibt schon genüend Gedenktage für schlimme Ereignisse. Lassen Sie ns mit der heutigen Entscheidung dafür sorgen, dass in ukunft nicht noch ein weiterer Gedenktag hinzuommt! Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606404400

Ich schließe die Aussprache.






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Wir kommen nun zur Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf
Drucksache 16/3321 zum Antrag der Bundesregierung
zur Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher
Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reak-
tion auf terroristische Angriffe gegen die USA. Der Aus-
schuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/3150 an-
zunehmen.

Mir liegen hierzu eine Reihe von persönlichen Erklä-
rungen nach § 31 unserer Geschäftsordnung aus der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen vor, die wir zu
Protokoll nehmen.1)

Für diese Abstimmung ist namentliche Abstimmung
verlangt worden. Ich bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, die Plätze einzunehmen. – Ich eröffne die
Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgeben konnte? – Das scheint nicht der
Fall zu sein. Dann schließe ich die Abstimmung und
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
Auszählung zu beginnen. Wie immer geben wir Ihnen
das Ergebnis der Abstimmung später, vermutlich wäh-
rend des nächsten Tagesordnungspunktes, bekannt.2)

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/
Die Grünen auf Drucksache 16/3366. Wer stimmt für
diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? –
Wer möchte sich der Stimme enthalten? – Dann ist der
Entschließungsantrag abgelehnt.

Tagesordnungspunkt 29 b, Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf
Drucksache 16/3322 zu dem von der Fraktion Die Linke
eingebrachten Entschließungsantrag zu dem Antrag der
Bundesregierung zur Fortsetzung des Einsatzes bewaff-
neter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der ge-
meinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen
die USA. Der Ausschuss empfiehlt, den Entschließungs-
antrag auf Drucksache 16/3151 abzulehnen. Wer stimmt
für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Wer enthält sich der Stimme? – Die Beschlussempfeh-
lung ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen nun zum Tagesordnungspunkt 30 und
zum Zusatzpunkt 8:

30 Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Jürgen Koppelin, Jens Ackermann, Dr. Karl
Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Prüfplanung der Bundesregierung aufgrund
des Koalitionsvertrages in der 16. Legislatur-
periode

– Drucksachen 16/926, 16/2468 –

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1) Anlagen 3 und 4
2) Ergebnis Seite 6331 D

(C (D P 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Daniel Bahr (Münster)

FDP

Mehr Freiheit wagen

– Drucksache 16/3288 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
iese Aussprache wiederum eineinviertel Stunden vor-
esehen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist
as so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
er Kollege Rainer Brüderle für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1606404500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die so ge-

annte große Koalition ist seit ziemlich genau einem
ahr im Amt. Die Bundeskanzlerin sprach in ihrer Regie-
ungserklärung am 30. November letzten Jahres von ei-
er „Koalition der neuen Möglichkeiten“. Aus dieser
Koalition der neuen Möglichkeiten“ ist längst eine Ko-
lition geworden, der fast nichts möglich ist. Sie sind
icht in der Lage, am Arbeitsmarkt die notwendigen Re-
ormen durchzuführen. Sie sind nicht in der Lage, in der
esundheitspolitik mehr Wahlfreiheit zuzulassen. Selbst

n diesem Jahr, wo die Steuerquellen sprudeln wie seit
ielen Jahren nicht mehr, schaffen Sie es nicht, einen
erfassungskonformen Haushalt vorzulegen. Das belegt,
ass Sie das, was Sie sich vorgenommen haben, nicht
inbekommen.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der ge-
amtwirtschaftlichen Entwicklung hat vorgestern der
undesregierung deutlich ins Stammbuch geschrieben,
ass sie das Jahr nicht genutzt hat. Vor einem Jahr trug
as Gutachten den Titel „Die Chance nutzen – Reformen
utig voranbringen“.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


ieses Jahr lautete er „Widerstreitende Interessen – Un-
enutzte Chancen“. Sie haben die Chancen nicht ge-
utzt. Es ist schwarz auf weiß belegt, dass Sie nichts da-
aus gemacht haben.


(Beifall bei der FDP)


s kommt einem fast so vor, als ob Sie auf der Roll-
reppe rückwärts gehen und uns erläutern wollen, es geht
ei Ihnen zügig bergauf.

Ich darf zitieren, was der saarländische Ministerpräsi-
ent Peter Müller – CDU, falls es niemand weiß – ges-
ern gesagt hat. Er sprach von den „quälenden Mei-
ungsbildungsprozessen in der Koalition“ und sagte
örtlich:

Viele hatten die falsche Vorstellung, dass große Ko-
alition gleichbedeutend ist mit großer Veränderung.

er Mann hat Recht. Sie schaffen keine wesentlichen
eränderungen.






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Ich finde es zutiefst unredlich – der Begriff ist
schlecht, aber Sie benutzen ihn –, von der Unterschicht
zu reden und denen, die im Schatten der Gesellschaft

Ordnung bringen.

Sie müssen jetzt die Chance nutzen, bei einer sich be-
zusätzlich zu erschweren,


(Beifall bei der FDP)


wodurch Sie den Konsum, den Sie anregen müssten, ab-
bremsen. Es ist doch keine aufrichtige Diskussion, von
den Betroffenen zu reden, die Probleme zu beschreiben
und ihnen gleichzeitig eines drüberzugeben. Das ist
wahrlich keine in sich schlüssige Politik.

Meine Damen und Herren, Sie müssen sich in der
großen Koalition entscheiden, was Sie wollen. Wollen
Sie verwalten oder wollen Sie gestalten? Die Roten be-
wachen die Schwarzen und die Schwarzen bewachen die
Roten. Die Selbstblockade ist vollkommen. Im Schlaf-
wagen werden Sie die Zukunft aber nicht gewinnen. Sie
müssen schon den Mut zur Veränderung haben und an
die Lösung der Probleme herangehen.

Die Raison d’Être dieser großen Koalition muss sein,
schwierige Reformprozesse anzukurbeln, und nicht, die
Situation noch zu verschlechtern, wie das bei der Ge-
sundheitsreform – das haben die Sachverständigen dar-

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 563;
davon

ja: 436
nein: 101
enthalten: 26

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß

Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt

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(D it wir auf Dauer auf einen höheren Wachstumspfad ommen und den fast 6 Millionen Menschen, die immer och keine Arbeit haben – 4 Millionen Menschen sind es aut Statistik, die anderen befinden sich in ABM und aneren Maßnahmen –, eine echte Chance geben. Nutzen ie die Chancen und verschlafen Sie die Chancen nicht! Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann Ihnen nun as von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermitelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung über die eschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregie ung auf Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher treitkräfte mitteilen. Es geht um die vorhin mehrfach zi ierten Drucksachen 16/3150 und 16/3321. Abgegebene timmen 563. Mit Ja haben gestimmt 436, mit Nein haen gestimmt 101, enthalten haben sich 26 Mitglieder des auses. Damit ist die Beschlussempfehlung angenomen. r. Ralf Brauksiepe onika Brüning eorg Brunnhuber itta Connemann lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn eorg Fahrenschon lse Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann ngrid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606404600

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Michael Glos
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
stehen, mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer das Leben schleunigenden Wirtschaft Reformen durchzuführen, da-
Wann gab es denn je eine be
Konjunktur Gott sei Dank ange
schleunigt? Das ist am wenigs
Regierung. Durch die Restrukt
deutschen Wirtschaft, die boom
die moderaten und vernünftige
die Basis für diese Belebung ge
sozialversicherungspflichtige A
sich das Wachstum beschleunig

Sie sind den Ratschlägen d
beginnenden Aufschwung nich
Mehrwertsteuerkeule abzuwür
Sie tun das Gegenteil von
Wachstums und der Schaffung
Sie würgen die Entwicklung d
Mehrwertsteuer ein Stück wei
ssere Zeit als jetzt, da die
sprungen ist und sich be-
ten das Verdienst dieser

urierungsmaßnahmen der
ende Weltwirtschaft und
n Lohnabschlüsse wurde
legt, aufgrund deren auch
rbeitsplätze entstehen und
t.

er Sachverständigen, den
t gleich wieder mit der

gen, aber nicht gefolgt.
der Beschleunigung des
von mehr Arbeitsplätzen.
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elegt – der Fall ist. Sie haben
s ist ein Armutszeugnis, wenn
enkosten durch eine Gesundh
nd mit einer erheblichen Bei
uch hier tun Sie das Gegentei
ündigt haben.


(Beifall bei d Sie müssen eine konsistente eizige Politik machen und nich ielleicht und sonst was – verha itik flüchten. Ich ahne schon, ahr passiert, wenn wir sowohl 8 die Präsidentschaft innehab itte werden zelebriert und zu ige nicht getan. Nein, die Pol ung der Hausaufgaben anfang (Ces Ihnen deutlich gesagt: man antritt, die Lohnneeitsreform zu reduzieren, tragssteigerung einsteigt. l von dem, was Sie ange er FDP)


, anspruchsvolle und ehr-
t im Konjunktiv – wenn,
rren und in die Außenpo-

was im nächsten halben
in der EU als auch in der
en: Außenpolitische Auf-
Hause wird das Notwen-
itik muss mit der Erledi-
en und das Elementare in






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Maria Michalk

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r. Eva Möllring
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arsten Müller

(Braunschweig)


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ernward Müller (Gera)

r. Gerd Müller
r. Georg Nüßlein
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duard Oswald
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ita Pawelski
r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
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r. Peter Ramsauer
eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
ranz Romer
ohannes Röring
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

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r. Wolfgang Schäuble
artmut Schauerte
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

go Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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ilhelm Josef Sebastian
orst Seehofer
urt Segner
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
ax Straubinger

homas Strobl (Heilbronn)

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r. Hans-Peter Uhl
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erhard Wächter
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erald Weiß (Groß-Gerau)


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r. Gerhard Botz
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(Hildesheim)


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(C (D igmar Gabriel artin Gerster is Gleicke ünter Gloser ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann ina Hauer ubertus Heil olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg erd Höfer is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme icolette Kressl ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller aren Marks atja Mast arkus Meckel etra Merkel r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein Präsident Dr. Norbert Lammert Detlef Müller Michael Müller Gesine Multhaupt Dr. Rolf Mützenich Andrea Nahles Thomas Oppermann Holger Ortel Johannes Pflug Joachim Poß Christoph Pries Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Mechthild Rawert Steffen Reiche Maik Reichel Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Christel Riemann Hanewinckel Walter Riester Sönke Rix Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth Michael Roth Ortwin Runde Marlene Rupprecht Anton Schaaf Axel Schäfer Bernd Scheelen Dr. Hermann Scheer Marianne Schieder Otto Schily Ulla Schmidt Silvia Schmidt Heinz Schmitt Carsten Schneider Olaf Scholz Ottmar Schreiner Reinhard Schultz Ewald Schurer Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Rita Schwarzelühr-Sutter Dr. Margrit Spielmann Jörg-Otto Spiller Dr. Ditmar Staffelt Andreas Steppuhn Ludwig Stiegler Rolf Stöckel Dr. Peter Struck Joachim Stünker Dr. Rainer Tabillion Jörg Tauss Jella Teuchner Dr. h. c. Wolfgang Thierse Jörn Thießen Franz Thönnes Hans-Jürgen Uhl Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger Dr. Marlies Volkmer Hedi Wegener Andreas Weigel Petra Weis G D L D A H D E H M F J D C D R A P M J U O H D E B D M H G H S H In H P J B D H D C G J F D M D D C F C D D D H M N C D ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba eidi Wright anfred Zöllmer DP ens Ackermann r. Karl Addicks hristian Ahrendt aniel Bahr ainer Brüderle ngelika Brunkhorst atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke orst Friedrich r. Christel Happach-Kasan lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch ellmut Königshaus udrun Kopp einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil ein DU/CSU r. Wolf Bauer W H N H M N W S G I K M D R R E D L H C D F U J J S D H K D H E D R D W D K W D D H L C I D U D D K M J K O D U D K K W D olfgang Börnsen ubert Deittert orbert Königshofen enry Nitzsche ichaela Noll orbert Schindler illy Wimmer PD regor Amann ngrid Arndt-Brauer laus Barthel arco Bülow r. Peter Danckert enate Gradistanac einhold Hemker rnst Kranz irk Manzewski othar Mark ilde Mattheis hristoph Strässer r. Wolfgang Wodarg DP we Barth oachim Günther ürgen Koppelin abine LeutheusserSchnarrenberger IE LINKE üseyin-Kenan Aydin arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ornelia Hirsch nge Höger-Neuling r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert skar Lafontaine r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothee Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech P E P D D F D D A J S B D V C A E K B W P U D B U S F R U M M D J W B C E C Ir D H D J fr G E C P R S D D F F D M D D (C (D etra Pau lke Reinke aul Schäfer r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN olker Beck ornelia Behm lexander Bonde kin Deligöz ai Gehring ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske erzy Montag infried Nachtwei rigitte Pothmer laudia Roth lisabeth Scharfenberg hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin aktionslos ert Winkelmeier nthalten DU/CSU eter Albach enate Blank PD r. Bärbel Kofler r. Wilhelm Priesmeier rank Schwabe DP r. Edmund Peter Geisen iriam Gruß r. Heinrich L. Kolb r. Max Stadler Präsident Dr. Norbert Lammert nimmt und meistern wird. reicht. Darüber sollte man sich doch freuen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord(Beifall bei der CDU/CSU neten der SPD – Steffe CSU]: Meistern ist ric Westerwelle [FDP]: Das h Realsatire!)


(Wackernheim)





(A) )


(B) )


(Tuchenbach)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Frankfurt)


(Bönstrup)





(A) )


(B) )

sowie bei Abgeord-
n Kampeter [CDU/
htig! – Dr. Guido
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neten der S

Wir haben noch etwas erre
ag in Deutschland etwa taus
ungspflichtige Beschäftigungs
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icht. Wir schaffen jeden
end neue sozialversiche-
verhältnisse.
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Marieluise Beck (Bremen)

Birgitt Bender

Matthias Berninger
Grietje Bettin
Dr. Thea Dückert
Dr. Uschi Eid
Hans Josef Fell

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Wir setzen die Aussprache zu Tagesordnungspunkt 30
und Zusatzpunkt 8 fort. Nächster Redner ist der Kollege
Dr. Michael Meister für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1606404700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Lieber Kollege Brüderle, wenn Sie vor einem
halben Jahr, im März, gewusst hätten, wie die Bilanz der
großen Koalition nach einem Jahr aussehen würde, dann
hätten Sie wahrscheinlich darauf verzichtet, Ihre Große
Anfrage, die heute zur Debatte steht, einzubringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch wenn Sie gerade am Telefon die neuesten Infor-
mationen einholen: Mit Ihren Erwartungen, die Sie in
der Großen Anfrage formuliert haben, liegen Sie voll da-
neben. Die große Koalition kann nämlich nach zwölf
Monaten eine gute Zwischenbilanz vorweisen. Deshalb
möchte ich mich für diese Debatte ganz herzlich bei Ih-
nen bedanken; denn sie gibt uns Gelegenheit, heute über
die tolle Bilanz der großen Koalition nach einem Jahr zu
diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: In was für einer Traumwelt leben Sie?)


Sehr geehrter Herr Westerwelle, liebe Kollegen von
der FDP, ich darf zunächst einmal aus Ihrer Großen An-
frage zitieren, damit wir wissen, worüber wir reden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich habe doch gar nichts gesagt!)


Deutschland steht vor großen Herausforderungen.
Knapp fünf Millionen Menschen sind offiziell ar-
beitslos … Deutschland befindet sich in einer struk-
turellen Wachstums- und Beschäftigungskrise. Die
öffentlichen Kassen sind in eine nie gekannte Schief-
lage geraten.

So viel aus Ihrer Großen Anfrage.

Ich darf zunächst einmal festhalten: Ja, wir stehen in
Deutschland vor großen Herausforderungen. Womit Sie
als Antragsteller allerdings nicht gerechnet haben, ist,
dass diese große Koalition die Herausforderungen an-

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(C (D atrin Göring-Eckardt riska Hinz nna Lührmann erstin Müller mid Nouripour Krista Sager Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Wolfgang Wieland Margareta Wolf Sanieren, investieren und reformieren, so lautet das otto der großen Koalition. Die ersten gesetzgeberi chen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung und zur örderung von Wachstum und Beschäftigung hat die roße Koalition auf den Weg gebracht. Herr Brüderle, Sie haben eben gesagt, es sei nicht das erdienst der Politik, dass es in Deutschland aufwärts eht. Dazu sage ich Ihnen: Das ist vielleicht nicht das aleinige Verdienst der Politik. Aber mit denen im Hause, ie diese Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung und ur Förderung von Wachstum und Beschäftigung abgeehnt haben, wäre es bestimmt nicht aufwärts gegangen. eshalb haben Sie an diesem Aufschwung auf keinen all ein Verdienst. Wenn daran jemand ein Verdienst hat, ann sind es diejenigen, die im ersten Jahr mutig zugeackt haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die erste Herausforderung ist das Thema Wachstum.
n den Konjunkturprognosen des Sachverständigenrates
Sie haben ihn eben zitiert, Herr Brüderle – wird für
ieses Jahr von einem Wachstum von 2,4 und für nächs-
es Jahr von 1,8 Prozent ausgegangen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist das jetzt ein Schröderoder ein Merkel-Aufschwung?)


uch im nächsten Jahr bleiben die Wachstumskräfte
rotz der Erhöhung der Mehrwertsteuer bestehen. Das ist
ach mehreren Jahren der Stagnation – so der Sachver-
tändigenrat – eine bemerkenswert positive Entwick-
ung. Das heißt, selbst der Sachverständigenrat attestiert
ns in seinem Gutachten, dass es in die richtige Richtung
eht.


(Jörg van Essen [FDP]: Verpasste Chancen!)


ennoch werden wir als große Koalition die Herausfor-
erung, das potenzielle Wachstum in Deutschland zu
tärken, weiter entschlossen angehen.

Die zweite Herausforderung ist der Arbeitsmarkt.
er konjunkturelle Aufschwung hat dazu geführt, dass
ie Binnenwirtschaft und der Arbeitsmarkt positiv belebt
orden sind. Eine halbe Million Arbeitslose weniger als
or einem Jahr! Wenn wir das vor einem Jahr angekün-
igt hätten, dann hätte das kein Mensch in der Republik
eglaubt. Aber die große Koalition hat dieses Ziel er-






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

(Otto Fricke [FDP]: Sie? – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die Wirtschaft macht das!)


– Ja, natürlich schaffen wir das. Das ist, wie ich gesagt
habe, auch ein Verdienst der großen Koalition.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auf die Maßnahmen werde ich gleich noch zu sprechen
kommen. Diejenigen, die nur populistisch daherreden
und keine Alternative aufzeigen, haben daran bestimmt
kein Verdienst.

Ich habe eben gesagt, dass wir als Politik an diesem
Aufschwung nicht das alleinige Verdienst haben. Ich
möchte an dieser Stelle ausdrücklich unterstreichen: Ein
Teil dieses Verdienstes ist auch dem Mitwirken der Ta-
rifpartner geschuldet. Für die verantwortliche Haltung
der Tarifpartner für mehr Arbeitsplätze in Deutschland
möchte ich ausdrücklich danke sagen. Damit haben sie
der Politik und allen Menschen in unserem Lande sehr
geholfen. Ich hoffe, dass wir diese gemeinsamen An-
strengungen fortsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir nehmen die Herausforderung von 4 Millionen
Arbeitslosen an. Wir sind mit dem Rückgang der Ar-
beitslosigkeit um eine halbe Million nicht zufrieden.
Vielmehr müssen wir die Zahl von 4 Millionen Arbeits-
losen weiter reduzieren. Daran werden wir in der Zu-
kunft arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die dritte Herausforderung ist der Bundeshaushalt.
Wir alle haben die positiven Zahlen der Steuerschätzung
gehört. Für uns hat die Rückführung der Nettokredit-
aufnahme erste Priorität. Als wir die Koalitionsver-
handlungen begonnen haben, Herr Kollege Scholz, sind
wir bei der Nettokreditaufnahme von einem Niveau von
etwa 40 Milliarden Euro pro Jahr ausgegangen. In dem
Bundeshaushalt für 2007, über den wir in der nächsten
Sitzungswoche diskutieren werden, wird eine Nettokre-
ditaufnahme von 19,6 Milliarden Euro stehen. Das ist
eine Halbierung binnen eines Jahres. Vor diesem Hinter-
grund kann man sich doch nicht hinstellen und erklären,
dass nichts geschieht. Das ist eine gewaltige Leistung
dieser Koalition und ein Sprung nach vorne. Mir ist aber
auch eine Nettokreditaufnahme von etwa 20 Milliar-
den Euro zu viel. Deswegen werden wir den Weg der
Konsolidierung weiter beschreiten, Herr Brüderle.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich habe Ihnen aufgezeigt, wie die drei großen He-
rausforderungen – Arbeitsmarkt, Wachstum und Staats-
haushalt – angegangen worden sind. Wir werden in 2007
die niedrigste Nettokreditaufnahme seit der Wiederver-
einigung haben. Hier muss man doch anerkennen, dass
es nach vorn geht, und kann nicht einfach wie während
der fünften Jahreszeit in Mainz erklären: Das wollen wir
alles nicht hören.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nichts gegen Mainz!)


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(C (D ir sind hier in Berlin und nicht in Mainz auf dem Faching; wir sind bei der Lösung von ernsthaften politichen Problemen unseres Landes. Sie haben zu Recht gesagt, dass der Aufwärtstrend eilweise konjunkturell bedingt sei. Wir wissen das und ollen dann, wenn auf der Seite der Konjunktur die onne scheint, die Strukturen in unserem Land veränern und damit nicht warten, bis es wieder stürmt und chneit. Deshalb packen wir die Strukturveränderungen n. Wir haben einiges erledigt: Die Föderalismusreform I st von dieser Koalition abgeschlossen worden. Das ollte man anerkennen. Wir haben eine Hightechstrateie auf den Weg gebracht, um unser Land im Bereich Inovationen nach vorn zu bringen. Der Bürokratieabbau st auf den Weg gebracht. Auch das ist nicht nur ein Neenfeld, auf dem nichts geschieht. Auch wenn tolle poulistische Reden dagegen gehalten werden: Es wird anepackt, es wird vorangebracht und es geschieht etwas. Im Zusammenhang mit Populismus und Strukturreforen möchte ich noch das Thema Rente mit 67 nennen. ir alle müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Lebens rwartung der Menschen in unserem Land erfreulichereise wächst. Will man verantwortlich mit dem Thema lterssicherung umgehen, muss man sich die Frage stel en: Müssen wir nicht die Lebensarbeitszeit dieser wachenden Lebenserwartung anpassen? (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Völlig richtig!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as ist kein populäres Thema. Dennoch stellt sich diese
oalition dieser Aufgabe in großer Verantwortung vor
er Zukunft der Menschen in unserem Land, auch wenn
ie dafür nicht mit Beifall bedacht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Richtigerweise!)


Jetzt komme ich zum Thema höhere Belastungen.
err Brüderle, Sie haben es vorhin angesprochen. Sie

ind jedoch auf einem Auge blind. Wir sorgen nämlich
um 1. Januar 2007 für die größte Entlastung in diesem
and,


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


nd zwar in einem Bereich, der für die Zukunft der Men-
chen wichtig ist: bei den Arbeitskosten, bei den Lohn-
ebenkosten.


(Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bitte?)


ie Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sinken um
,3 Prozent. Auch das sollte man gelegentlich einmal er-
ähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Auch wenn der eine oder andere diese Entscheidung
icht mitträgt, bin ich persönlich der Meinung, dass die
trategie, den Haushalt zu sanieren, zu konsolidieren






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
und gleichzeitig auf günstigere Arbeitsmarktkonditionen
zu setzen, die richtige Strategie ist. Dies hat eine nach-
haltige Wirkung auf die Konsolidierung und führt
gleichzeitig zu mehr Beschäftigung und damit zu mehr
Wohlstand für die Menschen. Deshalb werden wir diesen
Weg entschlossen weitergehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Sachverständigen haben zur Einigung bei der
Unternehmensteuerreform nicht Stellung genommen.
Auch hierzu haben wir gemeinsam klare Eckpunkte vor-
gelegt. Wir verbessern damit die Investitionsbedingun-
gen am Standort Deutschland, schaffen mehr Investitio-
nen in Deutschland und verbessern damit die Chancen
auf mehr Arbeitsplätze. Das bringt den Menschen auch
mehr Wohlstand. „Mehr Arbeitsplätze in Deutschland“
ist auch eine Ansage gegen das Thema Unterschicht,
Herr Brüderle. Nicht populistische Reden, sondern bes-
sere Chancen auf dem Arbeitsmarkt brauchen die Men-
schen. Daran wollen wir gemeinsam arbeiten. Die Koali-
tion bringt die Dinge entsprechend voran.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sorgen nicht nur für günstigere Rahmenbedin-
gungen, damit Unternehmen hier mehr investieren. Wir
sorgen auch dafür, dass die Unternehmensgewinne, die
in Deutschland erwirtschaftet werden, hier der Besteue-
rung unterzogen werden. Das ist ein wichtiges Anliegen
und kein ökonomischer Unsinn.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Na, na!)


Ich bin gespannt, wo Sie am Ende stehen: ob Sie die-
jenigen unterstützen, die ihre Gewinne über die Landes-
grenze schieben, oder ob Sie dafür sorgen, dass die Ge-
winne, die in Deutschland erwirtschaftet werden, auch
hier besteuert werden. Wir stellen uns auch dieser Ver-
antwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch stehen wir vor einer wichtigen strukturellen
Entscheidung für den Finanzplatz Deutschland, nämlich
vor der Entscheidung, die Abgeltungsteuer einzufüh-
ren. Dazu darf ich Herrn Steinbrück zitieren:

25 Prozent von x sind besser als 42 Prozent auf nix.

Wenn die Menschen die Steuern, die sie eigentlich
zahlen müssten, nicht zahlen, nützt uns das nichts. Wir
brauchen ein Steuersystem, das von den Menschen ak-
zeptiert wird, sodass sie ihre Pflichten erfüllen. Ferner
müssen wir die Attraktivität des Finanzplatzes Deutsch-
land erhöhen, damit Investoren Investitionen tätigen


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Genau!)


und die Dinge, die notwendig sind, finanzieren. Mit der
Abgeltungsteuer schaffen wir die entsprechenden Vo-
raussetzungen. Außerdem entledigen wir uns damit der
üblen Kontrollmitteilungen, die wir dann nicht mehr

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(C (D rauchen. Ich bin der Meinung, das ist für dieses Land trukturell ein klarer Schritt nach vorne. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte dem Bundeskabinett dafür danken, dass es
ur Erleichterung der Unternehmensnachfolge den
ntwurf eines Gesetzes zur Erbschaftsteuerreform be-
chlossen und auf den parlamentarischen Weg gebracht
at.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


amit wird endlich dafür gesorgt, dass angesichts von
napp 50 000 Unternehmensnachfolgen pro Jahr die ent-
prechenden Arbeitsplätze nicht zum Beispiel deshalb
bgebaut werden, weil bei der Übernahme Liquidität
erloren geht. Es wird ein Beitrag dazu geleistet, dass
in junger Mensch, der die Chance hat, in ein Unterneh-
en einzutreten und dort ein Risiko zu tragen und Ver-

ntwortung zu übernehmen, vom Staat eine Hilfestel-
ung bekommt, statt belastet zu werden. Deshalb tun wir
as.

Wir sind sehr aktiv, wenn es um Existenzgründungen
nd die Schaffung neuer Arbeitsplätze geht. Wir sollten
ns aber in diesem Sinne auch darum kümmern, dass
nternehmen an unserem Standort, die lebensfähig sind,

n der Phase der Erbfolge bzw. des Unternehmensüber-
angs erhalten bleiben und nicht durch staatliche Ein-
riffe behindert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich etwas zur Mittelstandsinitiative der
undesregierung sagen. Es wird immer behauptet, im
inblick auf den Mittelstand geschehe nichts. Doch wir

ind den Abbau bürokratischer Hindernisse ent-
chlossen angegangen. Wir verfolgen dabei einen neuen
nsatz, der aus den Niederlanden stammt. Die Stich-
orte in diesem Zusammenhang lauten Bürokratie-TÜV
nd Standardkostenmodell. Jetzt wird in Deutschland
ndlich mit den Sonntagsreden Schluss gemacht und
ine neue Philosophie verfolgt, um Bürokratie und Re-
ulierungswut zu bekämpfen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mit dem Antidiskriminierungsgesetz?)


ir sind mit Ihnen von der FDP einer Meinung, wenn es
arum geht, mehr Freiheit zu wagen. Aber im Gegensatz
u Ihnen tun wir es und reden nicht nur darüber. Ich bin
lso der Meinung, dass wir die richtige Richtung einge-
chlagen haben.

Ich freue mich, dass der Bundeswirtschaftsminister,
achdem im Juni dieses Jahres das erste Mittelstandsent-
astungsgesetz verabschiedet worden ist, noch in diesem
ahr ein zweites Mittelstandsentlastungsgesetz vorberei-
en wird und dass die Koalition damit konkrete Maßnah-

en zum Bürokratieabbau ergreift.


(Otto Fricke [FDP]: Es ist ja noch nicht einmal ein Vertreter des Ministeriums anwesend!)


Wir wollen die Startbedingungen für Gründer und
leinunternehmer verbessern. Wir wollen die Register-






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
eintragungen bei der Gründung eines Unternehmens be-
schleunigen und ein zentrales Unternehmensregister
schaffen. Hinzu kommt eine Reform des GmbH-Rechts.
All das gehört zusammen. Ich glaube, manchmal leiden
wir und leidet vielleicht auch die Öffentlichkeit darunter,
dass gar nicht mehr wahrgenommen wird, welche Verän-
derungen in unserem Land binnen zwölf Monaten statt-
gefunden haben.


(Jörg van Essen [FDP]: Das Antidiskriminierungsgesetz haben wir nicht vergessen!)


Vielleicht sollten wir mehr darüber reden, was sich zum
Positiven verändert hat, statt immer nur beckmesserisch
über das eine oder andere Detail zu streiten und dabei die
große Linie aus den Augen zu verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


Nun komme ich auf die Stärkung der Innovationsfä-
higkeit des Mittelstandes zu sprechen. Wir wollen
mehr kleine und mittelständische Unternehmen in die
Lage versetzen, Innovationen, Forschung und Entwick-
lung betreiben zu können. Frau Kollegin Aigner, das ist
im Hinblick auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze,
insbesondere in kleinen und mittelständischen Unterneh-
men, eine große Chance. Dieses Thema packen wir ent-
schlossen an. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit
der Modernisierung der beruflichen Bildung. In diesem
Zusammenhang werden neue Berufsbilder und gestufte
Ausbildungsgänge geschaffen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Genau!)


All diese Maßnahmen dienen dem wichtigen Ziel der
Qualifizierung. Wir dürfen nicht nur über die Ergeb-
nisse der PISA-Studie und über Bildungsmängel klagen.
Vielmehr müssen wir diese Probleme konkret angehen
und uns für ein höheres Bildungsniveau und damit für
bessere Arbeitsmarktchancen für die Menschen in unse-
rem Land einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Als letzten Punkt will ich das Thema Wagniskapital
ansprechen. All das, was wir für die Bildung und für die
Schaffung besserer Rahmenbedingungen für die mittel-
ständische Wirtschaft tun, ist gut. Aber wir brauchen
auch diejenigen, die Wachstum finanzieren. Wenn je-
mand, der gute Ideen hat und alle notwendigen Voraus-
setzungen erfüllt, ein Unternehmen gründen möchte,
muss das bezahlt werden können. An dieser Stelle haben
wir ein großes Defizit. Ich möchte dem Bundeskabinett
herzlich dafür Dank sagen, dass es im Zusammenhang
mit der Diskussion über die Eckpunkte der Unterneh-
mensteuerreform und die REITs angekündigt hat, bis
zum 1. Januar 2008 ein Gesetz zur Finanzierung von
Wagniskapital auf den Weg bringen zu wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden an dieser Stelle alles tun, um die Rahmenbe-
dingungen für die Wagniskapitalfinanzierung in Deutsch-
land attraktiver zu machen.

Meine Damen und Herren, Sie alle sind eingeladen,
dabei mitzutun und diese Vorhaben zu unterstützen, da-

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(C (D it wir unser Land in gemeinschaftlichem Geist voranringen und den Menschen Mut für einen neuen Aufruch machen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt ist Deutschland gerettet!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606404800

Das Wort hat nun die Kollegin Dr. Dagmar

nkelmann für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606404900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nun

iegt es an mir, etwas Wasser in den Wein zu gießen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Wie schade! – Das ist doch wirklich völlig unnötig!)


ch hatte in dieser Woche eine Besuchergruppe zu Gast,
ie mich gefragt hat, ob ich mit der Arbeit der Bundesre-
ierung zufrieden sei. Auf meine Gegenfrage, ob sie es
enn sei, kam als Antwort ein vielstimmiges Nein. Nein,
it dieser Regierung kann man nicht zufrieden sein.

Erinnern wir uns an die Situation vor etwas mehr als
inem Jahr: Rot-Grün wurde abgewählt. Das war eine
anz klare Absage an weiteren Sozialabbau, an die
genda 2010 und an Hartz IV.

Dass es seinerzeit eine deutliche Mehrheit für eine
roße Koalition gab, hat etwas mit den großen Proble-
en in diesem Land wie der Massenarbeitslosigkeit und

en Disproportionen in der wirtschaftlichen Entwick-
ung – eine schrumpfende Binnennachfrage bei einem
eutlichen Exportwachstum –, den instabilen sozialen
icherungssystemen – wie sicher ist zum Beispiel die
ente noch? – und der Verschuldung der öffentlichen
aushalte zu tun.

Ein großer Teil der Wählerinnen und Wähler hat
roße Hoffnungen auf die stabile Mehrheit einer gro-
en Koalition gesetzt. In dieser großen Hoffnung haben
ie sie arglistig getäuscht.


(Beifall bei der LINKEN)


s ist auch eine Folge Ihrer Politik, wenn eine Mehrheit
er Bevölkerung inzwischen kein Vertrauen mehr in
ie Demokratie hat.

Vor kurzem beklagte der Vizekanzler, Franz
üntefering, mit Tränen in den Augen, es sei doch un-

air, dass die Wählerinnen und Wähler die CDU/CSU
nd die SPD an ihren Wahlversprechen messen. – Woran
onst sollen die Wählerinnen und Wähler Sie denn mes-
en, wenn nicht an den Wahlversprechen?


(Beifall bei der LINKEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


ie sind doch gerade für Ihre Wahlversprechen gewählt
orden. Die SPD zum Beispiel ist auch deshalb gewählt






(A) )



(B) )


Dr. Dagmar Enkelmann
worden, weil sie die Mehrwertsteuererhöhung als un-
wirtschaftlich und unsozial abgelehnt hat.

Die Halbwertszeit der Wahlversprechen ist offen-
kundig so niedrig wie nie zuvor. Schon der Koalitions-
vertrag ist eine Ansammlung unverbindlicher Absichts-
erklärungen und diverser Prüfaufträge, die die FDP mit
ihrer Großen Anfrage hier nun auf den Prüfstand gestellt
hat.


(Jörg van Essen [FDP]: Dankenswerterweise!)


Wie weit ist die Bundesregierung ein Jahr nach der Wahl
tatsächlich gekommen? Die Antworten geben ein bered-
tes Zeugnis für das Nichthandeln der Regierung. Die
Bundesregierung prüft und prüft und prüft in der Hoff-
nung, dass darüber die Legislaturperiode vorübergeht.

Die Antwort auf die Große Anfrage beweist auch,
dass diese Regierung konzeptionslos ist bzw., wie es
Herr Rüttgers, der Ministerpräsidenten des Landes Nord-
rhein-Westfalen, formuliert hat


(Otto Fricke [FDP]: Er ist in einer anderen Partei!)


– er gehört, glaube ich, der CDU an –, dass die Regie-
rung derzeit keine gemeinsame Leitidee habe und sich
schwer tue, ihrem Regierungshandeln eine klare Kontur
zu geben. Es gebe kein großes Ziel. – Wo er Recht hat,
hat er Recht.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606405000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Olaf Scholz?


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606405100

Gerne.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist das jetzt wirklich nötig?)


– Für die Aufklärung von Herrn Scholz ist das wahr-
scheinlich nötig.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1606405200

Frau Kollegin, war das eben ein Koalitionsangebot an

Herrn Rüttgers?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eindeutig ja! Ganz klar!)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606405300

Da es nach wie vor genug Unterschiede zwischen

Herrn Rüttgers und der Linken gibt, war das selbstver-
ständlich kein Koalitionsangebot. Aber ich finde, das
wirksamste Argument ist immer noch, jemanden mit sei-
nen eigenen Waffen zu schlagen. Da Herr Rüttgers sehr
gut über die Koalition – insbesondere über die CDU –
Bescheid weiß, sollte man ihn auch ab und zu als Autori-
tätsbeweis heranziehen. Vielen Dank, Herr Kollege
Scholz.

Dass die Regierungskoalition konzeptionslos ist, ist
auch die Auffassung der Linken. In einem Punkt ist die

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(C (D egierung allerdings sehr konsequent und ideenreich, nd zwar beim weiteren Abbau des Sozialstaates. Sie issbrauchen Ihre satte Mehrheit, um den Bürgerinnen nd Bürgern immer unverschämter in die Tasche zu greien. azu hat der Kollege Meister zum Beispiel gar nichts esagt. Ich erinnere nur an die Kürzung der Pendlerpauchale und des Sparerfreibetrages, weitere Nullrunden ür Rentnerinnen und Rentner, die de facto Rentenkürungen bedeuten, oder die Rente mit 67 – sie ist im Erebnis ebenfalls eine Rentenkürzung –, steigende Beiräge für Krankenversicherung und Rentenversicherung, ie für das kommende Jahr angekündigt sind, die Verchärfung der Hartz-IV-Regelungen und die Mehrwertteuererhöhung um 3 Prozentpunkte, die offensichtlich in Wahlbetrug ist. Sie verschärfen die soziale Schieflage in rasantem empo. Die Schere zwischen Einkünften aus privatem ermögen einerseits und Löhnen und Gehältern anderereits wird immer größer. Zugleich steigen die Managerehälter in astronomische Höhen, bei der Deutschen ost zum Beispiel um 18 Prozent, bei Eon um 3 Prozent und bei der Commerzbank sogar um 87 Prozent. Die geplante Unternehmensteuer bringt den roßunternehmen weitere Geschenke in einer Größenrdnung von 29 Milliarden Euro im Jahr. Die Realeinommen sinken hingegen. Inzwischen leben 10 Millionen Menschen in Armut darunter sind 2,5 Millionen Kinder –; die Existenzun icherheit nimmt in immer größeren Teilen der Bevölkeung zu. Zu all dem haben Sie nichts gesagt, Herr Meister. ach all dem hat aber auch die FDP nicht gefragt. Ich habe am Anfang von enttäuschten Hoffnungen geprochen. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen von der DP, an dieser Stelle haben auch Sie mich enttäuscht. ch hatte die leise Hoffnung, dass sich die FDP irgendann doch noch zu einer akzeptablen Opposition entwi kelt. Diese Hoffnung haben Sie mit Ihrer Großen Anrage leider enttäuscht. Sie sind wirklich nur eine egierung im Wartestand; das ist schade. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Olaf Scholz für die PD-Fraktion. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Es hören immerhin noch fünf Abgeordnete der SPD zu! Das finde ich gut!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606405400


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1606405500

Meine Damen und Herren! Es ist manchmal wichtig,

ass diejenigen, die noch etwas zu lernen haben, zuhö-
en. Das sind heute die Abgeordneten der FDP.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Olaf Scholz
Ich bedanke mich daher für ihr zahlreiches Erscheinen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Kann ich jetzt einen Kaffee trinken gehen?)


Sie haben nun Gelegenheit, von den Erfahrungen zu pro-
fitieren, die viele Menschen mit der Arbeit der Regie-
rung seit der Neuwahl machen konnten.

Die Große Anfrage bietet uns eine gute Gelegenheit
– sie ist wohl die Fleißarbeit eines Sachbearbeiters der
FDP, der sich den Koalitionsvertrag der Regierungspar-
teien sehr sorgfältig durchgelesen hat –,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das haben wir schon selber gemacht!)


einmal auf den Feldherrnhügel hinaufzusteigen und sich
die Landschaft anzuschauen. Es zeigt sich, dass jenseits
des Tagesgetümmels viele Reformen zustande gekom-
men sind bzw. auf den Weg gebracht wurden. In diesem
Lande bewegt sich etwas. Die große Koalition wird ih-
rem Auftrag und ihren selbst gesteckten Zielen gerecht.

Da einige Punkte noch nicht fertig bearbeitet sind, ha-
ben wir ein gutes Programm bis 2009. Auch das ist
vielleicht eine interessante Botschaft: Diese Koalition
hat nicht ein Arbeitsprogramm für ein, zwei Jahre vorge-
legt, sondern ein Regierungsprogramm, das bis zum
Ende dieser Legislaturperiode reicht


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt versaut der mir noch das Wochenende!)


und das uns die Chance verschafft, Jahr für Jahr, Halb-
jahr für Halbjahr, Monat für Monat dazu beizutragen,
dass Fortschritte in der Gesetzgebung dieses Landes zu-
stande kommen.

Weil es keinen Sinn macht, in politischen Debatten
ständig das zu wiederholen, was andere gesagt haben,
verweise ich Sie zunächst auf die Rede meines Unions-
kollegen. Er hat in seiner schnellen Rede unglaublich
viele Einzelmaßnahmen aufgezählt, die wir schon durch-
geführt haben. Eigentlich müsste er Sie sehr beeindruckt
haben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Absolut! Wir sind fertig!)


– Das habe ich gehofft. Ich muss Ihnen ehrlich sagen,
dass das auch hilfreich wäre; denn während Herr
Brüderle eine etwas wolkige Rede gehalten hat, die ge-
nauso gut zu jedem anderen Tagesordnungspunkt ge-
passt hätte und in der er einfach das gesagt hat, was er
schon immer sagen wollte, ist der Kollege von der Union
konkret geworden, und die Wahrheit ist eben konkret.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber so wie Rainer kann es keiner!)


– Den Karnevalswitz sollten wir noch einmal laut sagen:
So wie Rainer kann es keiner!

Ich will auf das eingehen, was aus meiner Sicht in der
Arbeit des abgelaufenen Jahres bemerkenswert war. Zu-
erst haben wir eine ganze Reihe von Steuervergünsti-
gungen abgebaut. Das finde ich deshalb bemerkenswert,

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(C (D eil die Wirklichkeit unseres Landes ja wie folgt ausieht: Diejenigen, die sich länger damit beschäftigen, issen, dass es ein ganzes Bündel von Steuervergünstiungen gibt, die – so wird es von allen ständig geforert – abgeschafft werden müssten. Aber die politische irklichkeit in diesem Land, das Zusammenspiel von undestag und Bundesrat sowie das Zusammenspiel von egierung und Opposition, hat dazu geführt, dass tiefere insichten, die parteiübergreifend in diesem Hause voranden sind, nicht Gesetzeswirklichkeit werden konnen. Der ehemalige Finanzminister Eichel kann ein Lied avon singen, wie viele seiner Initiativen gescheitert, un aber Gesetzesrealität sind. Dieses Beispiel ist ein eleg dafür, dass es doch einen weit über parteipoliti che Auseinandersetzungen hinausgehenden Konsens ibt. Eine Aufgabe der großen Koalition ist, die Geleenheit zu nutzen und manche Dinge endgültig außer treit zu stellen. Ich will das an einem Einzelbeispiel aus dem Theenbereich Steuervergünstigungen belegen. Es gibt kaum Fachleute außer sehr interessierten Lobyisten, die sich nicht schon seit Jahren darüber einig aren, dass die Eigenheimzulage eine teure und über lüssige Subvention war. Es hat aber wahrscheinlich in iesem Hause kaum einen Politiker und kaum eine Poliikerin gegeben, die geglaubt haben, dass man sie jemals bschaffen kann. Dieses fatalistische Gefühl, das die Poitikerinnen und Politiker, die Journalisten, aber auch die ählerinnen und Wähler begleitet, nämlich dass es eientlich richtig wäre, etwas zu tun, das aber nicht gechieht, weil sich etwas verhakt, ist nicht gut für die deokratische Entwicklung und für den Fortschritt in nserem Land. Insofern bin ich sehr froh, dass wir so ine Maßnahme zustande gebracht haben, und ich bin ehr froh darüber, dass wir das mit der großen Koalition ewältigt haben. Dieser Abbau von Steuervergünstigungen wird auch eiter einen Beitrag dazu leisten, dass wir mit unserem aushalt besser zurechtkommen. Auch das zeichnet sich b. Zu den Dingen, die wir bereits gemacht haben, gehöen auch eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Beleung der Wirtschaftstätigkeit. (Otto Fricke [FDP]: Mehrwertsteuererhöhung!)


a gibt es sehr viel. Eine Maßnahme, die sich als großer
enner erwiesen hat, will ich herausgreifen: die Mög-

ichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit von Hand-
erkerdienstleistungen in Privathaushalten. Das ist

us meiner Sicht eine gute Unterstützung. Damit kom-
en wir weg von der Schwarzarbeit und hin zu einer re-

ulären Tätigkeit und tragen zur Belebung der wirt-
chaftlichen Entwicklung bei. Ich bin viel skeptischer
egenüber Subventionen eingestellt als mancher in der
DP.


(Otto Fricke [FDP]: Gut!)


ber ich bin fest davon überzeugt, dass man in bestimm-
en Situationen durch einen Anreiz eine Entwicklung auf






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
den Weg bringen kann, die weit über die direkt dafür
eingesetzten Mittel hinaus wirkt. Hier geht es darum,
vielen Leuten deutlich zu machen, dass es möglich, rich-
tig und sinnvoll ist, Handwerker mit regulären Arbeiten
zu beauftragen, anstatt Schwarzarbeiter zu beschäftigen.
Damit ist nicht nur ein Lerneffekt, sondern auch ein
wirtschaftlicher Effekt verbunden. Beide Effekte gehen
weit über die unmittelbare Unterstützung hinaus. Ich
hoffe für das deutsche Handwerk und für den deutschen
Mittelstand, dass das diese Auswirkungen hat. Ich lerne
übrigens auch jeden Tag, dass mancher Handwerker bei
Gelegenheit eines Auftrages nun beweisen kann, dass
seine Arbeit so teuer, wie manche Politiker es darstellen,
gar nicht ist und dass man sie sich eigentlich auch ohne
Subventionen leisten könnte.

Das Gleiche gilt für die Maßnahmen zur Gebäudesa-
nierung, die wir unterstützt haben. Auch die gehen in
die richtige Richtung und haben einen Effekt, der weit
über die unmittelbare Unterstützung hinausgeht. Das
trägt dazu bei, dass die Menschen in ihr unmittelbares
Lebensumfeld und in ihr Eigentum etwas investieren,
was für die Zukunft unseres ganzen Landes von zentraler
Bedeutung ist. „Richtig gemacht“, das ist ein guter Be-
richt über die Arbeit der großen Koalition.

Ein anderes Thema, anhand dessen ich exemplarisch
zeigen kann, dass wir etwas zustande bringen, ist die
Einführung des Elterngelds.


(Zuruf der Abg. Ina Lenke [FDP])


Ich will das deshalb sagen, weil auch damit der Erfolg
dieser Koalition bewiesen worden ist. Es geht ja bei vie-
len Themen nicht nur darum, etwas technisch richtig zu
machen und eine kluge Regelung zu finden.


(Zuruf des Abg. Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das haben wir getan. Es geht manchmal auch darum,
ideologische Gräben, Gegensätze, die gar nicht sachlich
begründet sind und die verhindern, dass man das Not-
wendige tut, zu überwinden. So sehr es dem einen oder
anderen in meiner Partei schwer fällt, zu erleben, dass
gute Vorschläge, die in unserer Partei schon lange disku-
tiert worden sind, nun auch von einer Ministerin unseres
Koalitionspartners richtig gefunden werden, so sehr ist
das ein großer Erfolg, und zwar nicht für die SPD, son-
dern für unser Land. Denn es wäre hinderlich, wenn es
wegen eines vermuteten und eigentlich 20 Jahre alten
parteipolitischen Konflikts nicht gelänge, Erfolge für die
Menschen und für die Familien zu erreichen, die sich der
modernen Lebenswirklichkeit unseres Landes anpas-
sen. Das ist uns gelungen und wir haben da manche
Grenzen überschritten. Unabhängig von dieser konkre-
ten Reformleistung wird das bei den Menschen darüber
hinaus dazu beitragen, dass sie sich auf die neue Lebens-
wirklichkeit einstellen. Wir sind mittlerweile von Nord
bis Süd bereit, die Lebenswirklichkeit moderner Fami-
lien zu akzeptieren. Da geht es nicht nur um Elterngeld,
sondern auch um Krippen, um Kindergärten, Ganztags-
schulen usw. Das wird jetzt ganz anders diskutiert als
noch vor zehn Jahren. Da hat die Koalition für das Land

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(C (D nhaltlich und konzeptionell einen Fortschritt über das inaus erreicht, was wir technisch getan haben. Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Herr Kollege? Ja. Herr Scholz, Sie haben gerade von den Krippenplät en gesprochen. Meine Frage betrifft das Elterngeld, das etzt nur für ein Jahr gezahlt wird – ohne die Anschlussetreuung von Kindern. Diese durch den Bund mitzuinanzieren, lehnen Sie permanent – da sind Sie sich eiig in der Koalition – ab. Denn die 1,5 Milliarden Euro us der Zusammenlegung von Arbeitslosenund Sozialilfe, die den Kommunen zur Verfügung stehen sollten, aben Sie bisher nicht den Kommunen gegeben. Insoern vermisse ich, dass der, der die Musik bestellt, auch ezahlt. Sie sprechen vom Erfolg des Elterngeldes. Ich höre ber Frauen, die fragen, wo die Anschlussbetreuung leibt, da ohne sie das Elterngeld nur ein nettes Starteraket für Familien sein würde. Den Erfolg, den wir alle auch die FDP – mit dem Elterngeld erreichen wollen, erden Sie dann nicht haben. Es wird Sie wie ein Bume ang treffen, wenn Sie den Kommunen nicht sehr schnell eld geben, um diese Anschlussbetreuung zu organisie en. Und sagen Sie mir jetzt bitte nicht, das sei nur eine ufgabe der Kommunen. Verehrte Frau Kollegin, die Musik bestellen nicht der und, die Länder oder die Kommunen, sondern – gestaten Sie mir den Hinweis auf unsere Staatsverfassung – ie Wählerinnen und Wähler. Die haben eine andere Poitik in diesem Land bestellt, und zwar mit einer sehr klaen Perspektive. Ihnen ist es nämlich völlig egal, ob nun erade die Gemeinden oder die beiden Staatsebenen also die deutschen Länder oder der Bundesstaat – zu tändig sind. Sie sagen: Ihr müsst das gemeinsam hinriegen. Was wir nach der Föderalismusreform noch verstehen nd hinbekommen müssen, ist, dass es nationale Debaten zu Fragen, die uns alle angehen und bei denen wir lle etwas Richtiges und Neues für das Land machen üssen, gibt, die aber nicht von der einen Ebene auf osten der anderen Ebene gelöst werden können. Bei iesen Aufgaben ist vielmehr eine gemeinsame Anstrenung, ein Zusammenarbeiten notwendig, nicht aber, mit em Finger auf andere zu zeigen. Deshalb ist es ein sehr guter Einfall des Bundes – der etzten Regierung sowie der jetzigen, die daran festhält – ewesen, den Gemeinden 1,5 Milliarden Euro zu geben, amit sie eine ihrer originären Aufgaben neu beginnen önnen. Aber es bleibt dabei, dass nicht die bösen Bunestagsabgeordneten oder die Ministerpräsidenten, son Olaf Scholz dern die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die gewählt werden wollen, von den Wählerinnen und Wählern in Zukunft mit anderen Fragen als früher konfrontiert werden. Die Wähler werden fragen, wieso es nicht längst so ist, wie es sein sollte, nämlich dass wir eine flächendeckende Kinderbetreuung in den Gemeinden, so wie Eltern sie wollen, haben. Das ist meine Antwort auf Ihre Frage. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Schwach!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606405600
Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1606405700
Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1606405800
Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1606405900




(A) )


(B) )


Meine Damen und Herren, wir haben – das ist eine
gute Anknüpfung an dieses Thema – eine Föderalis-
musreform zustande gebracht, an die viele nicht mehr
geglaubt haben. Ich will das deshalb beschreiben, weil
ich meine, dass sie viel erfolgreicher ist, als es in dem
Diskussionsprozess und in den angestrengten Debatten
zu der Zeit, als sie beschlossen wurde, wahrgenommen
worden ist. Der Bund kann mittlerweile viele Gesetze in
eigener Verantwortung machen. Das erleben wir jetzt
etwa bei der Diskussion um die Gesundheitsreform. Es
ist nicht der Bundesrat, der die Regierung aufhalten
kann. Es sind höchstens Politiker, die in Parteivorstän-
den Einfluss haben. Das hat eine andere Qualität, als
wenn sie auf die institutionelle Macht in einem Verfas-
sungsorgan verweisen könnten.


(Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Angesichts der knappen Mehrheiten ist das sehr beruhigend!)


Das Gleiche gilt für viele andere Dinge. Sowohl das an-
fangs der letzten Regierungsperiode auf den Weg ge-
brachte Staatsbürgerschaftsrecht als auch die Gesund-
heitsreformen der letzten Legislaturperiode könnten
nach der Reform der Staatsverfassung vom Bund allein
beschlossen werden, ohne dass ihn jemand dabei aufhal-
ten könnte.

Insofern glaube ich, dass wir das erreicht haben, was
die Bürgerinnen und Bürger von uns erwarten. Sie er-
warten nicht, dass wir uns das Leben leichter machen,
dass wir mit weniger Leuten verhandeln müssen und
dass die Nächte nicht mehr so lang werden. Das klappt ja
– wie man sieht – ohnehin nicht. Sie erwarten, dass wir
einen Weg aus der Situation finden, in der man nicht
mehr überschauen kann, wer es überhaupt war, der da et-
was richtig oder falsch gemacht hat, und in der keiner
von uns mehr erklären kann, wer von der Regierung, der
Opposition, den Ländern und dem Bundestag eigentlich
welchen Anteil an Gesetzen hat.

Das ist anders geworden. Das ist ein großer Fort-
schritt. Langfristig werden die Auswirkungen noch viel
größer sein als das, was durch die Reform der Institutio-
nen selber erreicht worden ist. Darüber hinaus wird die
Politik verständlicher und damit akzeptabler sein. Das
sind wir als Demokraten der Demokratie und den Men-
schen in unserem Lande schuldig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es ist wichtig, dass wir die Föderalismusreform II
– sie betrifft die Finanzverfassung von Bund und Län-
dern – durchführen. Wir werden dazu demnächst eine

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(C (D rbeitsgruppe von Bund und Ländern einsetzen. Ich will hnen sagen: Ich möchte, dass diese Arbeitsgruppe erolgreich ist. Diese Koalition hat in diesem Parlament ine Mehrheit, die Verfassungsänderungen möglich macht. uch aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat ind Verfassungsänderungen möglich. Dies sollte genutzt erden, um eine Reform zustande zu bringen, durch die en Ländern mehr Verantwortung für das, wofür sie seler zuständig sind, zukommt, ohne dass die in der deutchen Finanzverfassung verankerte Solidarität zwischen und und Ländern und den Längern untereinander aufgeeben wird. Diese Aufgabe ist schwierig, aber lösbar. Wir ollen sie jetzt anpacken. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Die letzte größere, schon auf den Weg gebrachte Re-
orm, die ich ansprechen will, ist die Reform des Ge-
undheitswesens.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


s läuft auch da anders, als Ihre Große Anfrage – Stich-
ort „Prüfplanung“ – nahe legt. Schaut man sich Ihre
roße Anfrage an, stellt man fest, dass ein großer Teil
er Fragen die Gesundheitsreform betrifft. Um Ihre Fra-
en beantwortet zu finden, brauchen Sie nur den Gesetz-
ntwurf zu lesen. Das heißt, dieser Koalition ist es gelun-
en, Lösungen für eine ganze Zahl von schwierigen
roblemen zu finden.

Ich will nicht behaupten, dass diese Lösungen iden-
isch mit den möglichen Beschlüssen eines SPD-Partei-
ages sind. Auch behauptet niemand, dass diese Lösun-
en identisch mit den möglichen Beschlüssen eines
DU- oder eines CSU-Parteitages sind. Das kann man
icht behaupten. Aber das erwartet auch niemand von
ns. Vielleicht ist es gut, dass wir die Wahrheit ausplau-
ern: Es ist nicht so, dass sich die Parteien in diesem
ande immer ähnlicher werden und dass sie gar nicht
ehr unterscheidbar sind. Das wird im Hinblick auf die
DP, die Union, die Grünen, uns und gelegentlich sogar
ie PDS behauptet. Über alle wird gleichmacherisch so-
usagen ein und dieselbe Soße gegossen. Wer das tut,
ird der Wirklichkeit nicht gerecht.

Dass es so nicht ist, heißt aber nicht, dass wir wegen
nterschiedlicher Ausgangspunkte keine gemeinsamen
rgebnisse erzielen könnten. Das zu glauben, ist eine völ-

ig undemokratische Vermutung. Es gibt nichts, was im
eheimen vorab als richtig gilt. Es gibt nicht irgendeinen

ichtigen Geheimplan, den irgendjemand versteckt. Ko-
litionsentscheidungen sind immer das Ergebnis einer de-
okratischen Debatte, einer Auseinandersetzung und ei-

es Konsenses. Einen solchen Konsens haben wir erzielt,
m Übrigen gegen den heftigen Widerstand der anfragen-
en FDP.

Gerade unsere Lösung bedeutet mehr Markt, mehr
ettbewerb unter den Leistungsanbietern und damit

ünstigere Preise für das, was die Versicherten brauchen.
ine der interessantesten Beobachtungen, die man auf
iesem Feld macht, ist, dass diejenigen, die das Wort
Wettbewerb“ im Munde führen, immer den Wettbewerb
er Versicherten untereinander meinen. Allerdings sollte






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
es im Gesundheitswesen nicht um diesen Wettbewerb
gehen, sondern um den Wettbewerb um die besten Leis-
tungen für die Versicherten, und das bei vernünftigen
Preisen.

Da sind wir einen ganz erheblichen Schritt vorange-
kommen. Auch das ist eine Leistung dieser Koalition.
Ich denke, die vorzulegende Bilanz ist gut. Die Anzahl
der Koalitionsredner in dieser Debatte wird nicht ausrei-
chen, auf alle Einzelheiten einzugehen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie müssen jetzt selber klatschen, sonst ist das zuwenig Beifall bei Ihnen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606406000

Nächster Redner ist der Kollege Matthias Berninger

für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606406100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

man den Rednern der großen Koalition in dieser Debatte
aufmerksam gelauscht hat, dann hat man festgestellt,
dass sie reden, als befänden sie sich im letzten Regie-
rungsjahr: Heute waren eine ganze Menge Durchhalte-
parolen zu hören.

Die Große Anfrage der FDP, die zu der heutigen De-
batte geführt hat, zeigt – wenn man sich die Prüfaufträge
anschaut, die die große Koalition sich selbst ins Stamm-
buch geschrieben hat –, dass diese große Koalition nicht
nur eine schwere Prüfung für unser Land, sondern auch
für die Ministerien ist. Zwei Drittel der Prüfaufträge sind
alles andere als abgearbeitet. Da gibt es noch reihen-
weise offene Fragen. Ich fürchte, dass Ihnen auch vor
dem Hintergrund der Wahlen im Jahr 2008 die Zeit ein
wenig davonläuft, wenn es darum geht, auf Basis der
Prüfergebnisse noch Reformen voranzubringen. Ange-
sichts Ihrer Bilanz ist das aber eher eine hoffnungsfrohe
Nachricht für die Bürgerinnen und Bürger in diesem
Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Kollege Meister, der einen anderen Termin hat
und deswegen den Saal verlassen musste, hat davon ge-
redet, wie erfolgreich die große Koalition in der Finanz-
politik ist. Eine solche Rede hätte er in der Opposition
nicht nur nicht gehalten, sondern sogar mit heftigsten
Zwischenrufen kritisiert.

Die große Koalition hat es geschafft, im Rahmen der
Bereinigungssitzung am gestrigen Abend die Nettoneu-
verschuldung um sage und schreibe 11 Milliarden Euro
zurückzuführen. Das ist eine gute Nachricht; darüber hat
Herr Meister geredet.


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Dummerweise hat er das Zweite zu sagen vergessen,
nämlich dass dem fast 18 Milliarden an Privatisierungs-
erlösen und zusätzlichen Steuereinnahmen gegenüber-
stehen. Ich bin zwar nur nordhessischer Gesamtschüler,

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(C (D ber ich sehe darin, wenn ich das zusammenrechne, ein rhebliches Ausgabenwachstum. Das ist das eigentliche Problem von Ihnen in der groen Koalition: Sie können Steuern erhöhen, Sie können ie Ausgaben wachsen lassen; wenn dann zusätzlich eld in die Kasse kommt, geben Sie auch das noch aus. ie machen das Gegenteil von nachhaltiger Finanzpoli ik. – Die Union hätte das in ihren besten Zeiten heftig ritisiert. In die gleiche Richtung geht Folgendes: Es herrscht onsens darüber, dass die Arbeitskosten in Deutschland u hoch sind und die zu hohen Arbeitskosten, vor allem m Bereich der schlechter bezahlten Jobs, in dem Beeich also, wo die Arbeitslosigkeit in Deutschland am rößten ist, eines der Haupthindernisse dafür sind, dass eue Arbeit entsteht. Da prahlt man, wie schön man es eschafft habe, den Beitragssatz zur Arbeitslosenversiherung zu senken. Ja, das haben Sie geschafft, finaniert teilweise durch eine Mehrwertsteuererhöhung und eilweise dadurch, dass aufgrund der guten konjunkturelen Lage sich die Einnahmebasis der Arbeitslosenversiherung gebessert hat. Ich finde aber, dass eine große oalition groß genug sein müsste, hier zu sagen, dass sie en Beitragssatz zur Rentenversicherung erhöht und ass sie trotz der ach so tollen Gesundheitsreform auch en Beitragssatz zur Krankenversicherung erhöht, wähend gleichzeitig die Leistungen für die Bürgerinnen und ürger zurückgehen. Das wäre redlicher. Sie haben es mitnichten geschafft, das Problem der ohen Lohnnebenkosten zu lösen, und damit haben Sie ine der Schlüsselbedingungen für die Schaffung neuer rbeit in Deutschland bisher nicht erreicht. Reden Sie ich die Sache nicht schöner, als sie ist! Schlimm wäre es ämlich, wenn Sie an das, was Sie hier an tollen Botchaften von sich gegeben haben, auch tatsächlich glauen würden. Ich bin sehr dankbar dafür, dass das Thema „Wettbeerb im Gesundheitswesen“ angesprochen wurde. Die roße Koalition hat da in manchen Bereichen etwas gechafft. Sie von der großen Koalition haben es aber nicht eschafft, das Thema „Kassenärztliche Vereinigung“ in en Griff zu bekommen. Das liegt weniger an der SPD ls an der CDU/CSU, wenn ich mich an die Koalitionserhandlungen richtig erinnere. Sie haben es nicht gechafft, die Stelle, wo „Mittelalter“ und „Mittelstand“ iteinander verwechselt werden, im Sinne von „Mehr reiheit wagen“ in den Griff zu bekommen, nämlich die rivilegien der Apothekerinnen und Apotheker abzuauen. Es ist doch ein Irrsinn, dass wir in Deutschland m Jahr 2006 vorschreiben, man dürfe nicht mehr als ier Apotheken besitzen und Apotheken dürften auch icht in Fremdbesitz sein. Das ist übrigens auch die Stelle, wo ich von der FDP mmer eine Lektion in Marktwirtschaft bekomme nach em Motto: Wir kennen uns mit der Marktwirtschaft aus. eswegen sind wir an der Stelle gegen Wettbewerb. – Matthias Berninger Ich glaube auch, dass das ein Problem Ihres Antrags ist; darüber müssen wir ebenfalls reden. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist nicht das einzige Problem!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Die Lösungen, die Sie in Ihrem Antrag präsentieren,
muten den Menschen etwas zu. Sie sagen: Der Kündi-
gungsschutz muss weg.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Reformieren! – Weitere Zurufe von der FDP: Das sagen wir gar nicht!)


Sie sagen: Wir müssen generell in vielen Bereichen den
Menschen mehr zumuten. – Was mir auffällt, ist, dass
Sie Ihre recht lange Zeit in der Opposition bisher nicht
dazu genutzt haben, auch an den Stellen, wo die Privile-
gien Ihrer Klientel betroffen sind, Wettbewerb mit dem
gleichen Impetus einzufordern, wie Sie das bei Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmern in schöner Regelmä-
ßigkeit tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist auch ein Punkt, wo die FDP überlegen sollte, ob
das der Glaubwürdigkeit ihrer Position zuträglich ist.

In dem FDP-Antrag gibt es einen Hinweis, den ich
sehr positiv finde. Er hat etwas mit der aktuellen Diskus-
sion in der Union zu tun. Zwei Ministerpräsidenten ha-
ben sich in die sozialpolitische Debatte eingemischt: Der
eine, Herr Rüttgers, ist sozusagen dabei, die schlechten
Tugenden der alten SPD auf die nordrhein-westfälische
CDU und möglicherweise auf die Bundes-CDU zu über-
tragen. Sein Sozialstaatskonzept orientiert sich an dem
dauerhaft beschäftigten, 40 Jahre Beiträge in die Versi-
cherung einzahlenden männlichen Normalerwerbstäti-
gen. Wir wissen, dass es viele Jahre gedauert hat, die
Grundpfeiler der deutschen Sozialpolitik von dieser Vor-
stellung hin zu einer stärkeren Abbildung der Realität in
unserem Lande, die geprägt ist von einer Vielfalt der so-
zialen Probleme, zu verschieben. Herr Rüttgers dagegen
hält an der alten Vorstellung fest und setzt sich deswegen
heftig dafür ein, dass das Arbeitslosengeld I der be-
schriebenen Gruppe länger gewährt wird. Wenn die
Union nun beschließen sollte, diesen Vorschlag aufkom-
mensneutral umzusetzen, dann muss sie ehrlicherweise
auch sagen, dass anderen entsprechend Geld weggenom-
men wird. Ich bin froh, dass die SPD diesen Populismus
nicht mitmacht; ich hoffe, dass sie das auch durchhält.
Ich bin aber sehr verwundert, wie weit die Sozialdemo-
kratisierung der Union – im schlechten Sinne – schon
vorangeschritten ist. Das sieht man daran, dass es gegen
die Vorschläge von Herrn Rüttgers wenig Widerstand
gibt.

Der andere Ministerpräsident, den ich meine, ist Herr
Althaus. Er hat für meine Begriffe den mutigsten sozial-
politischen Vorschlag der letzten Jahre in die sozialpoli-
tische Debatte eingebracht, indem er für die Einführung
eines Grundeinkommens, eines Bürgergeldes oder wie
man dies auch nennen mag, eingetreten ist,


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist das Aufgreifen eines alten FDP-Vorschlags!)


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(C (D as heißt für eine enorme Vereinfachung der Gewährung on Sozialleistungen und für Bürokratieabbau. Er gibt amit eine Antwort auf die Frage, wie wir es schaffen, ür Menschen, die auf die Unterstützung des Staates anewiesen sind, eine ausreichende Grundsicherung zu ewährleisten, die gleichzeitig genügend Anreize zur rbeitsaufnahme enthält. Heute muss jemand, der Areitslosengeld II bekommt, von jedem Euro, den er dauverdient, 80 bis 90 Cent an den Staat abliefern. Wenn as jemand von uns machen müsste, hätte er sofort Vertändnis für Schwarzarbeit. Es ist doch klar, dass ein solhes System den Leuten keinen ausreichenden Anreiz ibt, etwas hinzuzuverdienen. Was mich ärgert, ist, dass es die große Koalition nicht chafft, eine sozialpolitische Diskussion über diese rage zu führen. Auch im Bereich des Niedriglohns kommt sie nicht oran. Wenn man da etwas machen wollte, müsste man as ehrlicherweise mit der Einführung von Mindestöhnen verbinden. Wenn der Staat den Menschen mit iedrigen Einkommen durch Aufstockung der staatlihen Hilfe Beschäftigung leichter ermöglichen will, ann muss er auch dafür Sorge tragen, dass nicht einige rbeitgeber, nämlich die unverantwortlich handelnden, ber ein entsprechendes Dumping die Löhne immer weier nach unten treiben. Deshalb hängt eine Diskussion ber Mindestlöhne eng zusammen mit der Diskussion, ie im Niedriglohnbereich neue Jobs geschaffen werden önnen. Die große Koalition schafft es nicht, hierfür eien konsistenten Vorschlag zu machen. Ich finde, die nion sollte ihre Blockadehaltung gegenüber Mindest öhnen überdenken; denn ohne diese wird man einen iedriglohnbereich nicht vernünftig unterstützen könen. Zum Abschluss möchte ich auf einen Punkt hinweien, der von der großen Koalition sangund klanglos berdigt wurde, wodurch diesem Land erhebliches Zuunftspotenzial geraubt werden wird: Im Jahr 2005 sind n Deutschland über 150 000 Menschen mit hoher Qualiikation ausgewandert und ganze 900 Menschen, also eniger als 1 000, mit hoher Qualifikation eingewanert. Die Koalition hat sich ja zum Ziel gesetzt, die Beingungen für die Einwanderung von Hochqualifizieren zu verbessern. Aber die Arbeitsmarktprotektionisten uf der einen Seite, also die alten Kader im Arbeitsmiisterium, und die nicht ganz so für Einwanderung einestellten Teile der Unionsfraktion auf der anderen Seite aben dieses Projekt sangund klanglos beerdigt und ordern stattdessen, dass dafür gesorgt werden muss, ass nicht so viele Menschen auswandern. Viele junge, ber auch viele ältere Leute mit hoher Qualifikation areiten wegen der Globalisierung und Europäisierung unerer Wirtschaft zeitweise im Ausland und nicht desween, weil es ihnen hier so schlecht gefällt. Unser roblem ist also vielmehr, dass wir zu wenige Hochqua ifizierte aus anderen Ländern dazu bewegen, in unserem and zu arbeiten. Daran könnte die große Koalition etas ändern, wenn sie das Problem beherzt anginge. tattdessen hat sie entsprechende Vorhaben in Form von Matthias Berninger Formelkompromissen beerdigt. Das wird dem Land langfristig schaden. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Dr. Hans-Peter Friedrich für die CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle gen! Wir sind, Herr Brüderle, immer gerne bereit, Anregungen, konstruktive Kritik, Vorschläge und Argumente der Opposition aufzugreifen. Leider war heute in Ihren Redebeiträgen nicht viel Konstruktives feststellbar. Eine Kritik, Herr Brüderle, will ich besonders zurückweisen, nämlich dass unsere Entscheidungsprozesse zu lang dauerten, zu zäh und zu umständlich seien. Das unterscheidet uns, die Volksparteien CDU, CSU und SPD, eben von Klientelparteien. Jeder, der sich in seiner Nachbarschaft, seinem Freundesund Bekanntenkreis umschaut, weiß und spürt, dass es viele verschiedene Interessen in diesem Lande gibt, die sich häufig widersprechen. Wir als Volksparteien haben die Aufgabe, eine große Integrationsleistung zu erbringen und all diese Gruppen zusammenzuführen und die Konflikte, die sich in der Gesellschaft auftun, zu lösen. Demokratie ist mühsam; aber die Mühe lohnt sich und wir stellen uns ihr. Deswegen akzeptiere ich die Kritik, dass alles zu lange dauere, überhaupt nicht. Es geht darum, soziale Spannungen auch innerhalb der Gesellschaft zu vermeiden. Sie haben vorhin dazwischengerufen, der Staat schaffe keine Arbeitsplätze. Richtig. Ebenfalls richtig ist die Analyse, die Sie in Ihrem Antrag aufgegriffen haben – und die schon seit Jahrzehnten in diesem Land von allen gepredigt wird –, dass wir eine strukturelle Beschäftigungskrise haben. Es ist Aufgabe des Staates und der Politik, diese strukturelle Beschäftigungskrise zu beseitigen. Aber auch das ist nicht mit einem Federstrich möglich, sondern das muss ganz mühsam Schritt für Schritt mit vielen kleinen Stellschrauben bewältigt werden. Darüber ist viel geredet worden, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Frage, ob es im Wandel von der Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft nicht genügend Beschäftigungsmöglichkeiten im Dienstleistungsbereich gibt, in Privathaushalten beispielsweise, bei der Kinderbetreuung. Wir reden nicht nur darüber; seit dem 1. Januar dieses Jahres sind die Betreuungskosten für Kleinkinder von der Steuer absetzbar, natürlich nur teilweise, gedeckelt, weil die finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind. Aber der Einstieg in eine Beschäftigungsmöglichkeit in diesem Bereich ist geschafft; darum geht es. Wir entlasten die Bürger von Kosten, wir schaffen neue Arbeitsplätze in diesem Be r h i g B v w m ß s v s n r g d i d w e c K a Z V a K E U r J K 2 d e S s w z a v L d s d e t n d h n R j (C (D eich und wir tun etwas für die Familien. Das ist eine ervorragende Möglichkeit. Kollege Scholz hat es schon angesprochen: Jahrelang st in diesem Land darüber diskutiert worden, was wir egen die Schwarzarbeit tun können. 16 Prozent des ruttoinlandsproduktes werden in der Schwarzarbeit, orbei an den Sozialkassen, erwirtschaftet. Gefordert urde, dass die Handwerkerrechnungen absetzbar geacht werden. Jetzt ist das unter der Regierung der gro en Koalition vollbracht worden. Wir haben den Eintieg in die Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen, on Arbeitskosten im Handwerkerbereich für die Bechäftigung im eigenen Haus und in der eigenen Wohung geschafft. Das ist natürlich – ich verstehe Ihre Aufegung – teilweise gedeckelt; aber der Einstieg ist eschafft. Es geht um das Prinzip. Ich glaube daher, dass es gerechtfertigt ist, zu sagen, ass hier ein Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen n diesem Lande geleistet worden ist. Wir stellen fest, ass die Bauwirtschaft das erste Mal seit vielen Jahren ieder einen Aufschwung zu verzeichnen hat. Das ist ine Trendwende. Wir wissen, dass das immer ein Zeihen für Optimismus ist; denn die Bauwirtschaft ist die onjunkturlokomotive. Wenn gebaut wird, spiegelt das uch einen gewissen Optimismus der Menschen, eine ukunftshoffnung wider, die auch auf den politischen erhältnissen und den politischen Perspektiven beruht. Wir haben als große Koalition auch diesen Prozess ktiv begleitet. Die allererste Maßnahme der großen oalition vor einem Jahr war, zu beschließen, dass die ntscheidung der Vorgängerregierung, die Kosten der nterkunft für die Gemeinden nicht zu ersetzen, zu ückgenommen wird. Die große Koalition hat im letzten ahr entschieden, 3 Milliarden Euro der Kosten der ommunen für die Unterkunft zu übernehmen; das sind 9,1 Prozent. Wir stellen fest, dass in diesem Jahr, 2006, er Rückgang der Investitionen bei den Kommunen das rste Mal gestoppt werden konnte. Die kommunalen pitzenverbände sagen uns, dass die Kommunen in dieem Jahr zum ersten Mal wieder vielleicht einen Aufuchs an Investitionen im öffentlichen Bereich zu ver eichnen haben. Das ist ganz wichtig; denn 70 Prozent ller öffentlichen Aufträge werden von den Kommunen ergeben. Auch das ist ein Beitrag zur Beschäftigung in diesem ande, mit dem in den Kommunen die Auftragsbücher es Bauhandwerks gefüllt werden. Wir haben in diesem Jahr sogar noch eines draufgeetzt: Im neuen Bundeshaushalt werden nicht 3 Milliaren Euro, sondern 4,3 Milliarden Euro – das entspricht inem Anteil von 31,8 Prozent – für die Kosten der Unerkunft, die den Kommunen entstehen, vom Bund überommen. Das schafft Spielräume für die Kommunen, en Investitionsstau, der sich über viele Jahre aufgebaut at, aufzulösen. Wir werden die Einnahmen im kommualen Bereich stabilisieren. Ein Beitrag, der in diese ichtung geht, ist die Unternehmensteuerreform, die etzt auf den Weg gebracht wurde. Dr. Hans-Peter Friedrich Vorhin ist schon einmal das CO2-Gebäudesanierungsprogramm erwähnt worden. Im ersten Jahr der großen Koalition wurde das CO2-Gebäudesanierungsprogramm mit einem Milliardenbetrag ausgestattet. Wir können jetzt eine beispiellose Mobilisierung privaten Kapitals in Investitionen feststellen. Privates Kapital in Höhe von 8 Milliarden bis 9 Milliarden Euro wird in den Baubereich investiert mit dem Ziel, die Bausubstanz zu verbessern, den Wohnungsbestand wertvoller zu machen und Energie einzusparen. Das hat gleichzeitig einen positiven Effekt auf die Beschäftigung; denn mit einem Investitionsvolumen von 1 Milliarde Euro können etwa 25 000 Arbeitsplätze gesichert werden. Das ist eine aktive Politik für Beschäftigung in diesem Lande, die die große Koalition betreibt. Ich habe auch eine gute Nachricht für die Bürgermeister im ganzen Lande. Ab dem 1. Januar des neuen Jahres werden auch die Gemeinden in der Lage sein, im Rahmen des CO2-Gebäudesanierungsprogramms kommunale Gebäude zu modernisieren. Die Bedingungen werden noch in diesem Jahr allen Gemeinden rechtzeitig bekannt gegeben. Ich glaube, dass das ein wirklich positiver Beitrag ist. Wir leisten auch einen Beitrag durch die Bereitstellung von umfangreichen Städtebaufördermitteln. Diese Mittel sind sehr flexibel einsetzbar; denn in den neuen Bundesländern bestehen zum Teil völlig andere Probleme als in den alten Bundesländern. Diese Städtebaufördermittel können sehr gezielt in den Bereichen eingesetzt werden, in denen sich die demografische Veränderung brutal auswirkt, nämlich in den ballungsfernen Gebieten in den neuen wie in den alten Ländern. Das Besondere an diesen Städtebauförderprogrammen ist, dass wir versuchen, die Bürger in die Prozesse vor Ort einzubeziehen. Mit dem Umbau ihrer Städte und Gemeinden soll ihre Lebensqualität gesteigert werden. Der Weg in die Bürgergesellschaft bedeutet: Wir müssen die Bürger dazu animieren, bei der Gestaltung ihres unmittelbaren sozialen Umfeldes mitzuwirken und sich für ihre Heimat einzusetzen. Diese Botschaft in Richtung Bürgergesellschaft wollen wir aussenden. Mit dem Programm „Soziale Stadt“ wollen wir, verknüpft mit sozialpolitischen Maßnahmen, das schwierige soziale Umfeld in Großstädten, aber auch in kleineren Städten verbessern. Damit ebnen wir den Menschen, die dort zum Teil am Rande der Gesellschaft leben, den Weg zurück in die Gesellschaft. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606406200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1606406300

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich glaube, dass die große Koalition in diesem Jahr
gezeigt hat, dass eine breite Basis für die Bewältigung
von Aufgaben geschaffen wurde. Es wurde außerdem
die Voraussetzung dafür geschaffen, das Potenzial dieses
Volkes für das Land, für die Gesellschaft und für die
Volkswirtschaft zu nutzen.

Junge Menschen haben nun Hoffnung auf einen Aus-
bildungsplatz. Ich erinnere in diesem Zusammenhang

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(C (D n die Initiative des Bundeswirtschaftsministers, der sich ngagiert für den Ausbildungspakt eingesetzt hat. Ich ernnere auch daran, dass viele Abgeordnete mit Unterneh en gesprochen haben, um sie davon zu überzeugen, instiegsqualifizierungen für junge Menschen durchzu ühren. Wir dürfen keinen einzigen jungen Menschen in iesem Lande verloren geben. Wir müssen ihnen sagen: nser deutsches Vaterland, also unsere Gesellschaft und nsere Volkswirtschaft, braucht jeden von euch. Das ist ie Botschaft, die die große Koalition aussendet. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


Wir probieren neue Möglichkeiten des Miteinanders
us. Ich erinnere an die Initiative der Bundesfamilien-
inisterin, Mehrgenerationenhäuser einzurichten, also

as Zusammenleben in einer veränderten Gesellschaft
eu zu organisieren. Das alles wollen wir ausprobieren.

Wir werden mit einer Hochtechnologieoffensive da-
ür sorgen, dass, lieber Kollege Berninger, die hoch qua-
ifizierten jungen Menschen, die heute das Land verlas-
en, zurückkommen und in diesem Land eine Chance
aben, sich zu betätigen und einzubringen.

Diese Koalition ist auf einem guten Weg. Wir sind in
iner neuen Zeit dabei, zur alten Kraft dieses Landes zu-
ückzufinden. Dafür stehen wir, die CDU/CSU und die
PD.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606406400

Das Wort hat nun der Kollege Carl-Ludwig Thiele für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1606406500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

olleginnen und Kollegen! Es ist schon erstaunlich:
ier wird über die Bilanz der einjährigen Regierung
urch die große Koalition diskutiert und kein Bundesmi-
ister ist anwesend. Bei der SPD ist nicht einmal ein hal-
es Dutzend Abgeordnete anwesend; es sind lediglich
ünf. Das bedeutet doch, dass der Erfolg, der in unserem
and momentan zu verzeichnen ist, auch von der großen
oalition selbst nicht als Erfolg der Regierung wahrge-
ommen wird. Denn ansonsten könnte sie ganz anders
astehen und mögliche Erfolge ganz anders verkaufen,
ls das heute der Fall ist.


(Beifall bei der FDP)


Fast ein Jahr nach Abgabe der Regierungserklärung
on Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die FDP einen
ntrag unter der Überschrift „Mehr Freiheit wagen“ ein-
ebracht. Exakt das war das Leitmotiv, unter welchem
ie Regierungserklärung der Bundeskanzlerin stand. Ein
ahr nach der Regierungserklärung fordern wir, die FDP,
azu auf, den Gedanken „Mehr Freiheit wagen“ tatsäch-
ich umzusetzen.






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Selbstverständlich freuen wir, die FDP-Fraktion, uns
darüber, dass das Wachstum in unserem Land gestiegen
und die Arbeitslosigkeit gesunken ist und die öffentliche
Hand schon in diesem Jahr erheblich mehr Steuern ein-
nimmt, als noch im Frühjahr geschätzt. Die Entwicklung
sieht positiv aus und wird von uns, der FDP, überhaupt
nicht schlechtgeredet. Manch einer glaubt allerdings,
dass aus dieser positiven Entwicklung der Schluss zu
ziehen sei, Reformen könnten letztlich überflüssig sein.
Die schlichte Argumentation lautet: Nun haben wir den
Aufschwung. Wozu dann noch Reformen? Es geht doch
auch so. – Das war schon das Motto von Gerhard
Schröder; er bezeichnete dieses Vorgehen als „ruhige
Hand“. Ähnlich ist leider das Motto der derzeitigen Bun-
deskanzlerin, die es „Politik der kleinen Schritte“ nennt.
Das reicht nicht für unser Land. Hier muss mehr gesche-
hen; denn man kann sich nicht auf den Lorbeeren ausru-
hen, die momentan zu ernten sind.


(Beifall bei der FDP)


Wer so denkt und handelt, übersieht, dass es nicht die
Anstrengungen der Politik, sondern insbesondere die
Anstrengungen der Wirtschaft sowie der Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer in unserem Land sind, die dazu
beitragen, dass die Entwicklung positiver ist, als sie zu-
vor war. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter konnten
nicht darauf warten, dass sich die Politik bewegt. Sie ha-
ben vielmehr selbst eine Menge unternommen. Die
Wettbewerbsfähigkeit ist erheblich gesteigert worden.
Die Entwicklung bei den Lohnstückkosten ist ausgespro-
chen günstig. Hier schlagen inzwischen Lohnzurückhal-
tung und Rationalisierungsbemühungen kräftig positiv
zu Buche. Die Unternehmen verdienen wieder, zum Teil
sogar kräftig. Sie zahlen mehr Steuern und haben – vor
allem das ist wichtig – deutlich an Substanz gewonnen.
Sie können wieder investieren und Arbeitsplätze schaf-
fen. Die Arbeitsplätze, die jetzt geschaffen werden, sind
nicht durch die Bundesregierung geschaffen worden,
sondern von den Unternehmerinnen und Unternehmern
in unserem Lande.


(Beifall bei der FDP)


Aufgabe der Politik ist, dafür Sorge zu tragen, dass
wir weiter Wachstum haben, weiter Arbeitsplätze ge-
schaffen werden, die Arbeitslosigkeit abgebaut und die
Neuverschuldung gesenkt wird. Deutschland befindet
sich in einem verschärften globalen Wettbewerb. Es gibt
diesen Wettbewerb. Die anderen Staaten warten nicht
darauf, bis wir uns ändern und wettbewerbsfähiger wer-
den, sondern handeln jetzt. Deshalb sind wir aufgefor-
dert, Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen. Das
geht nur durch entschlossenes Handeln.

Die Politik ist in der Pflicht, die Rahmenbedingungen
für Deutschland zu verbessern. Wir freuen uns, dass in
diesem Jahr ein Wachstum von gut 2 Prozent erreicht
wird. Wir müssen aber leider feststellen, dass auch die-
ses Wachstum nur halb so groß ist wie das Wachstum der
Weltwirtschaft und im nächsten Jahr schon wieder unter
2 Prozent liegen wird.

Wir haben durch die große Koalition im Deutschen
Bundestag eine veränderte politische Konstellation.

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(C (D iele Bürger in unserem Land haben gehofft, dass eine roße Koalition in der Lage wäre, mit großen Reformen u großen Lösungen zu gelangen. Sie müssen allerdings eststellen, dass – wie bei der Gesundheitsreform – die rößte Gemeinsamkeit der großen Koalition im Suchen es kleinsten gemeinsamen Nenners besteht. Grundsätziche Reformen fehlen. Vorgestern hat der Sachverstänigenrat der Bundeskanzlerin sein Jahresgutachten mit en Worten übergeben: Frau Bundeskanzlerin, die ungeutzten Chancen! Hier müssen wir ansetzen. Wir können eim Wirtschaftswachstum, bei der Arbeitslosenzahl nd beim Gesundheitswesen besser dastehen. Insofern uss hier mehr geschehen. Gestern Nacht hat der Haushaltsausschuss seine Beraungen zum Haushalt für das Jahr 2007 abgeschlossen. rotz der durch die Steuerschätzung für das nächste Jahr rognostizierten Steuermehreinnahmen in Höhe von ,5 Milliarden Euro wird die Neuverschuldung nur um ,5 Milliarden Euro reduziert. Das ist viel zu wenig; das st viel zu mutlos. Hier müsste mehr geschehen; denn die euverschuldung belastet nach wie vor zukünftige Etats nd die zukünftige Politik. Ich komme zum Schluss. Wir wissen, dass ein höhees Wachstum die Voraussetzung für mehr Beschäftiung, höhere Steuereinnahmen und sinkende Sozialausaben darstellt. Deshalb muss die Regierung alles nterlassen, was das Wachstum gefährdet, und alles unernehmen, was das Wachstum fördert. Daher appellieen wir an die Bundesregierung, aber auch an die Abgerdneten der großen Koalition: Nutzen Sie – dem uftrag des Sachverständigenratgutachtens entspre hend – die Chancen! Wagen Sie endlich mehr Freiheit! n den Bereichen wird die FDP Sie unterstützen. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Carsten Schneider ür die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er Kollege Thiele hat eben zu „Mehr Freiheit wagen“ ufgerufen. Ich will die Gelegenheit nutzen und mir die reiheit nehmen, nach einem Jahr großer Koalition eine ilanz zu ziehen. Das war ja auch Anlass Ihrer Großen nfrage. Ich glaube, dass der Zeitpunkt sehr gut gewählt ist. ie haben eben den Abschluss der Haushaltsberatungen n der letzten Nacht erwähnt. Wir haben im Haushaltsusschuss ein, wie ich meine, sehr gutes Ergebnis erzielt. ie Finanzpolitik ist der Stabilitätsanker dieser Regie ung. Wir hatten das Ziel, das strukturelle Defizit im undeshaushalt, das 60 Milliarden Euro betragen hat, is zum Ende der Legislaturperiode zu halbieren. Der ollege Scholz hat bereits darauf hingewiesen, dass wir un in der Situation sind, durch eine konsequente Politik es Abbaus von Steuervergünstigungen – das ist für Carsten Schneider mich auch eine Frage der Gerechtigkeit –, durch eine klare Struktur im Bundeshaushalt und durch eine Überprüfung der Ausgaben deutliche Einsparungen erreicht zu haben. Dadurch können wir das Ziel der Halbierung des strukturellen Defizits, dessen Erreichung wir uns für 2010 vorgenommen haben, bereits im Jahr 2007 erreichen. Für das Haushaltsjahr 2006 war eine Neuverschuldung von 38 Milliarden Euro geplant. Wahrscheinlich werden wir dieses Jahr mit 30 Milliarden Euro abschließen. Der Grund der Einsparung von 8 Milliarden Euro ist ein besseres Wirtschaftswachstum. Dieses bessere Wirtschaftswachstum kommt nicht von irgendwoher. Ich behaupte nicht, dass es in Gänze auf die Initiativen dieser Bundesregierung zurückgeht. Ich denke aber doch, dass die vom Kollegen Meister angesprochenen Maßnahmen – zum Beispiel die Hightechstrategie und das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, die auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere im Baubereich, für einen Kapazitätsaufbau gesorgt haben – dazu geführt haben, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik erhöht hat. Ich bin mit unserer Bilanz sehr zufrieden. Unser Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr deutlich über 2 Prozent liegen, wahrscheinlich bei 2,6 Prozent. Damit geht eine bessere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt einher. Wir haben eine halbe Million Arbeitslose weniger und viele freie Stellen, was wir in vielen Branchen in den vergangenen Jahren leider nicht in diesem Maße zu verzeichnen hatten. Außerdem haben wir eine deutlich bessere Situation, was die Steuereinnahmen betrifft. All das unterstützt uns bei unserer Aufgabe, dieses Land nach vorne zu bringen. Mit diesem Haushalt können wir insgesamt sehr zufrieden sein. Der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ist seine Aufgaben nicht nur als Fiskalist angegangen, sondern er hat auch seinen wirtschaftspolitischen Anspruch deutlich gemacht. Allein in der vergangenen Woche wurden von dieser Koalition – Stichwort: Unternehmensteuerreform – so viele offene Punkte abgearbeitet, wie viele von uns nicht zu träumen gewagt haben. Von daher sage ich: Die Finanzpolitik ist Stabilitätsanker und Motor dieser Regierung. Ich komme auf den Haushaltsentwurf zu sprechen, den wir gestern im Ausschuss beraten haben. Im Plenum werden wir ihn zwar erst in der nächsten Sitzungswoche beraten, ich möchte aber schon heute einige Schlaglichter setzen: Auf der Seite des Bundes betragen die Mehreinnahmen zwar 8 Milliarden Euro, im Etat waren aber bereits Einnahmen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro eingeplant, sodass der Verteilungsspielraum nur noch circa 6 Milliarden Euro beträgt. Mit diesem Haushalt werden wir die positive Entwicklung verstärken. Wir haben uns nach eingehender Beratung entschlossen, mit den Steuermehreinnahmen erkennbare Risiken abzudecken. Risiken bestehen beispielsweise bei den Kosten der Unterkunft im kommunalen Bereich – Herr Friedrich hat das schon angesprochen –, für den wir Mehrausgaben in Höhe von 2,3 Milliarden Euro veranschlagt haben, und b E R S a 2 n g b a c d 2 d n w r d r p B d d v z V n c r s n c k B w e L s – k h s a W m n m r Z a m (C (D ei der Bundesagentur für Arbeit, bei der wir uns höhere innahmen erhofft haben. Wir haben es geschafft, diese isiken abzudecken. Trotzdem ist es uns gelungen, den größten Teil der teuermehreinnahmen zur Senkung der Nettokreditufnahme zu verwenden. Sie sinkt von den geplanten 2 Milliarden Euro auf 19,5 Milliarden Euro. Das ist der iedrigste Stand seit der Wiedervereinigung. Das ist ein roßer Erfolg dieser großen Koalition. Das sage ich insesondere vor dem Hintergrund der Beteiligung der FDP n früheren Regierungen. Ich denke, dass es ein deutlihes Signal für die mittelfristige Finanzplanung ist, dass ie Nettokreditaufnahme deutlich unter den geplanten 2 Milliarden Euro liegt; denn die Regierung wird bei er Aufstellung des Haushalts 2008 nicht darüber hiausgehen können. Diese Linie wird also fortgeführt erden. Ich hoffe, dass wir am Ende dieser Legislaturpe iode – ich sehe diesbezüglich Einvernehmen zwischen en Regierungsfraktionen – bei einem deutlich niedrigeen Neuverschuldungswert ankommen werden als gelant. Das alles ist enorm wichtig, um das Vertrauen der ürger in den Staat zu stärken. Allein die Verringerung er Neuverschuldung im Jahr 2006 um 8 Milliaren Euro bietet uns im nächsten Jahr einen Spielraum on 300 Millionen Euro, der sich aus geringeren Zinsahlungen ergibt. Deswegen ist jede Reduzierung der erschuldung gut für dieses Land, gut für künftige Geerationen und gut für die wirtschaftliche Entwicklung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606406600

(Beifall bei der SPD)

Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1606406700




(A) )


(B) )


Daneben nehmen wir die Reformen der Sozialversi-
herungssysteme in Angriff. Bezüglich der Gesundheits-
eform haben wir zwar grundsätzliche politische Be-
chlüsse gefasst; wir werden sie im Bundestag allerdings
och beraten müssen. Im Bereich der Arbeitslosenversi-
herung erreichen wir eine Absenkung der Lohnneben-
osten um 2,3 Prozent. Das hat es seit Bestehen dieser
undesrepublik noch nie gegeben. Es ist richtig, dass
ir – Herr Berninger, ich gehe auf Ihre Äußerungen

in – bei der Rentenversicherung eine Erhöhung der
ohnnebenkosten verzeichnen müssen. Netto handelt es
ich trotzdem um eine Entlastung.


(Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Krankenversicherung?)


Wir werden sehen, wie die Situation bei den Kranken-
assen nach der Reform aussehen wird. Im Bundeshaus-
alt haben wir Vorsorge getroffen und den Steuerzu-
chuss um 1 Milliarde Euro erhöht. Ich persönlich war
n den Beratungen über die Gegenfinanzierung beteiligt.
enn man in diesem Bereich weitere Aufbauschritte
achen will, dann ist klar, dass man die mittelfristige Fi-

anzplanung für die Jahre 2008 und 2009 überarbeiten
uss. Wir müssen die Vorhaben auf ihre Gegenfinanzie-

ung prüfen.

Die Notwendigkeit dafür resultiert aus zwei Ursachen.
um einen sind das die von mir benannten Risiken, die
uch 2008 fortbestehen werden. Die Entlastung der Kom-
unen für Investitionen ist bis 2010 durchgeschrieben.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Wir haben uns aber auch darauf zu verständigen, wie sich
der Steuerzuschuss für die gesetzliche Krankenversiche-
rung entwickeln soll. Den werden wir nicht aus konjunk-
turellen Steuermehreinnahmen bestreiten können, weil
konjunkturelle Mehreinnahmen nicht dauerhaft sind. Ein
guter Kaufmann und guter Sachwalter des Bundeshaus-
halts und damit der Interessen der Steuerzahler muss da-
für eine dauerhafte Finanzierung finden. Das wird eine
Aufgabe für Mitte nächsten Jahres sein.

Damit bin ich nicht mehr nur bei der Bilanz, sondern
auch beim Ausblick. Ich glaube, die Bilanz von einem
Jahr großer Koalition ist sehr gut, vor allen Dingen in
dem Bereich, den ich hier zu vertreten habe. Bei der
Festlegung der Prioritäten für die nächsten Jahre wird
uns vieles beschäftigen: das Entwicklungshilfeziel, das
wir erreichen wollen – die Bundeskanzlerin hat das zu-
gesagt; es geht um Milliardenbeträge, die bisher nicht
gegenfinanziert sind –, die Krankenversicherung, aber
auch die Maßnahmen zur Stabilisierung der wirtschaftli-
chen Entwicklung. Ich bin angesichts der erfolgreichen
Politik dieses Jahres guter Dinge, dass es uns gelingen
wird, in dieser Kontinuität auch in den nächsten drei Jah-
ren sehr gute Ergebnisse für dieses Land zu erzielen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606406800

Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege

Ulrich Maurer für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606406900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Was mich erschreckt, ist, wie wenig diese Debatten
die Lebenswirklichkeit der Menschen in diesem Land
widerspiegeln. Sie legen einen Antrag vor mit dem Titel
„Mehr Freiheit wagen“. Ich frage mich immer: Wessen
Freiheit meinen Sie eigentlich? Sie meinen, wenn ich
das richtig verstehe, die Freiheit des Wettbewerbs und
die Freiheit des Marktes.


(Matthias Berninger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht bei den Apotheken! – CarlLudwig Thiele [FDP]: Freiheit für die Bürger!)


Es ist unstreitig, dass die Freiheit des Wettbewerbs und
die Freiheit des Marktes dazu führen, dass die Stärke-
ren stärker und die Schwächeren schwächer werden. Das
ist eine Freiheit, die wir nicht meinen. Ich sage Ihnen:
Sie blenden die Lebenswirklichkeit der Menschen aus.
Uns geht es um die Freiheit der Millionen in diesem
Land, die überschuldet sind. Was ist mit der Freiheit der
Armen in Deutschland, was ist mit der Freiheit der
2,5 Millionen armen Kinder in Deutschland? Was ist mit
der Freiheit der Menschen, die hart arbeiten und am
Ende feststellen, dass es gerade für Nahrung, das Nö-
tigste an Kleidung und die Bezahlung der Wohnung aus-
reicht? Über deren Freiheit müsste debattiert werden in
diesem Land!


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D och über diese Freiheit haben Sie nicht diskutiert. Sie reden von Ihrer Bilanz. Ich finde, man muss die ilanz an der Veränderung der Lebenswirklichkeit der enschen messen. Das werden die, die uns zuhören, uch so sehen. Dann sehe ich, dass die Erfahrung der enschen ist, dass man mit harter Arbeit in diesem Land einen Wohlstand erreicht. Harte Arbeit und qualifizierte rbeit werden besteuert, mit Sozialabgaben belegt, Kaitaleinkünfte hingegen privilegieren Sie. Ich habe lange achgedacht – das finde ich das spannende Thema, wenn ir hier schon über die Bilanz reden –, was die volksirtschaftliche Rationalität dessen, was Sie machen, ist. ch sehe bei der großen Koalition ein Bündnis zwischen eoliberalismus und Fiskalismus. Ich weiß nicht, ob Sie ich über die Lage des Landes im nächsten Jahr im Klaen sind: Sie werden diesem Land durch die verschiedeen steuerpolitischen Beschlüsse, die Sie gefasst haben, 8 Milliarden Euro Kaufkraft entziehen. Die Mehrwertteuererhöhung ist der größte Brocken, aber es kommen ndere hinzu. 9 Milliarden Euro davon schenken Sie den roßen Unternehmen durch die Senkung der Unternehensteuern. Das ist eine Mischung von Einnahmen er öhen auf Kosten der breiten Masse der Bevölkerung nd gleichzeitiger Begünstigung derer, die vor Kraft aum mehr laufen können. Das ist nicht gerecht, aber auch volkswirtschaftlich icht rational. Alle Welt – da können Sie jeden Wirtchaftsteil aufschlagen – spricht davon, dass die Weltonjunktur abkühlt. Die USA diskutieren die Frage, ie tief es in die Rezession geht oder ob es noch für eine albwegs weiche Landung reicht. In dieser weltwirtchaftlichen Situation des Jahres 2007 privilegieren Sie it Ihren steuerpolitischen Beschlüssen erneut einseitig ie Exportindustrie, setzen Sie erneut auf die Begünstiung von Kapitalanlagen, würgen Sie die ohnehin seit ahren schwache Binnennachfrage noch weiter ab. Was oll das werden? Was ist die volkswirtschaftliche Ratioalität einer solchen Politik? Sie feiern sich im Moment für etwas über 200 000 zuätzliche sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverältnisse. Kennen Sie die Zahlen in anderen westlichen ändern? Kennen Sie die Zahlen in Europa? Da ist ja ein herausragender Beitrag sichtbar, im Gegenteil. Sie etzen eine Politik fort, mit der Sie den Brotkorb für den leinen Mann immer höher hängen und diejenigen beünstigen, die Sie immer begünstigt haben. Das ist nicht ur ungerecht, vielmehr wird das im Ergebnis auch dazu ühren, dass die Zahl der Arbeitslosen nicht zurückgehen ird und dass sich die Armutsproblematik und die Ver eilungskämpfe verschärfen werden. Wer in eine sich anahnende weltwirtschaftliche Abkühlung und in eine reessive Situation in anderen Ländern hinein die eigene innenkonjunktur, die er ohnehin schon jahrelang kauttgemacht hat, noch weiter belastet, der ist auf einem öllig falschen Weg. Feiern Sie sich deswegen nicht. Bei dem, was Sie hier eute gefeiert haben, könnte es sich nämlich um etwas Ulrich Maurer Ähnliches wie bei Schillers „Räubern“ handeln. Dort gibt es den Satz: Noch ein letztes Zucken, dann ist es vorüber. – Im nächsten Jahr reden wir darüber. Das Wort zu einer Kurzintervention auf die Rede des Kollegen Schneider erteile ich nun dem Kollegen Koppelin. Seine Wortmeldung wurde vorhin übersehen. Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Ich will es kurz machen. Die Haushaltsberatungen werden wir ja noch durchführen. Der Kollege Schneider ist auf den Haushalt 2007 eingegangen, den der Haushaltsausschuss heute Nacht mit der Mehrheit der Koalition verabschiedet hat. Er hat natürlich einiges vergessen. Trotz der hohen Einnahmen durch die Mehrwertsteuererhöhung, die wir als FDP ablehnen – er hat sie mit über 10 Milliarden Euro beziffert –, und trotz weiterer Steuermehreinnahmen von weit über 10 Milliarden Euro – das bezieht sich immer nur auf den Bund – ist die Neuverschuldung im Haushalt nur um 2,5 Milliarden Euro gesunken. Das ist keine Erfolgsgeschichte. Kollege Schneider, Sie müssen Folgendes feststellen: Aufgrund der hohen Einnahmen, die die große Koalition erzielt, steigt der Schuldenberg zwar langsamer, aber Sie bauen ihn nicht ab und Sie verringern die Schulden im nächsten Bundeshaushalt nicht auf null. Die Chance hätten Sie gehabt. Auf der Ausgabenseite haben sie aber überhaupt nichts getan. Insofern ist dieser Haushalt 2007 keine Erfolgsgeschichte. Noch einmal: Der Schuldenberg steigt zwar langsamer, aber er steigt. Das müssen unsere Kinder und Kindeskinder eines Tages bezahlen. Der eine entscheidende Punkt ist, dass Sie bei den Ausgaben nichts getan haben; der andere – die große Koalition geht darauf überhaupt nicht ein –, dass all diese Gelder, die Sie einnehmen, von den Bürgern stammen. Sie kassieren bei den Bürgern schamlos ab. Darauf sollten Sie einmal achten und eingehen. Kollege Schneider, Sie gehören der sozialdemokratischen Fraktion an. Ich erkenne an, dass Ihr Parteivorsitzender Beck durchaus die richtigen Akzente gesetzt hat – auch der Finanzminister hat dies manchmal getan –, indem er gesagt hat, dass wir die Schulden stärker abbauen müssen. Diese Auffassung teilen wir. Leider haben Sie einen Koalitionspartner, der fleißig ausgibt. Diese Rolle haben Sie als SPD früher eher gehabt. Die SPD übernimmt jetzt die Rolle, die früher die CDU/CSU hatte. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Ihr Koalitionspartner zurzeit keinen aktiven Wirtschaftsoder Finanzpolitiker in seinen Reihen hat, der darauf achtet, dass die Schulden stärker abgebaut werden. d m d w F k i j B d E d I g D E g d K k c s v A v z a w d 3 f D m h (C (D Ich hoffe, dass Sie von den Sozialdemokraten stärker arauf achten – wir tun das allemal –, dass diese Einnahen zum Schuldenabbau genutzt werden. Die Botschaft, ie Sie hier senden, ist falsch: Der Schuldenberg steigt eiter. Herr Kollege Schneider, wollen Sie antworten? Herr Kollege Koppelin, Ihre Einschätzung von SPD inanzpolitik und Stabilität teile ich voll und ganz. Das ann ich unterschreiben. Hier befinden wir als SPD uns n einer großen Kontinuität. Ich will auf den Haushalt 2007 eingehen. Er wird uns a auch noch beschäftigen. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Eichel-Nachfolger!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606407000
Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1606407100

(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606407200
Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1606407300

ei den Beratungen konnten wir den Abstand zwischen
en Investitionen und der Kreditaufnahme, der für die
inhaltung des Art. 115 Grundgesetz maßgeblich ist,
eutlich erhöhen. Nach den Beratungen ist klar, dass die
nvestitionen des Bundes um 500 Millionen Euro stei-
en.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber nicht prozentmäßig!)


ie Nettokreditaufnahme sinkt auf 19,5 Milliarden
uro. Damit ist sie die niedrigste seit der Wiedervereini-
ung. Das heißt, wir haben Spielraum gewonnen. Durch
ie Mittel, die wir letztendlich auch durch die bessere
onjunktur eingenommen haben, haben wir die Netto-
reditaufnahme abgesenkt.

Sie haben die Mehrwertsteuererhöhung angespro-
hen. Sie wissen, dass nur 1 Prozentpunkt davon – das
ind 6,5 bis 7 Milliarden Euro – tatsächlich beim Bund
erbleibt. Wenn wir diese nicht hätten, dann könnten wir
rt. 115 Grundgesetz nicht einhalten.

Das heißt, wenn Sie diese Maßnahme ablehnen, dann
erletzen Sie die Vorgaben des Grundgesetzes. Das führt
u einem verfassungswidrigen Haushalt. Wir brauchen
ber einen Abbau des strukturellen Defizits. Diesen Weg
erden wir weitergehen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: So sind sie bei der FDP!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606407400

Ich schließe die Aussprache.

Zusatzpunkt 8. Wir kommen zur Abstimmung über
en Antrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/
288 mit dem Titel „Mehr Freiheit wagen“. Wer stimmt
ür diesen Antrag? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? –
amit ist der Antrag mit den Stimmen aller Fraktionen
it Ausnahme der FDP-Fraktion, die dafür gestimmt

at, abgelehnt.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 31 a und 31 b so-
wie Zusatzpunkt 9 auf:

31 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Eckart
von Klaeden, Dr. Andreas Schockenhoff, Bernd
Siebert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Markus
Meckel, Niels Annen, Rainer Arnold, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Die NATO vor dem Gipfel in Riga vom 28. bis
29. November 2006

– Drucksache 16/3296 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Paul
Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan
Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

NATO-Gipfel in Riga für Abrüstungsinitiati-
ven nutzen

– Drucksache 16/3280 –

ZP 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Rainer Stinner, Jens Ackermann, Dr. Karl
Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Neues strategisches Konzept für die NATO

– Drucksache 16/3287 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich sehe
dazu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfah-
ren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Eckart von Klaeden für die CDU/CSU-Fraktion das
Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1606407500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

gen! Wir debattieren heute über den NATO-Gipfel in
Riga, der am 28. und 29. November dieses Jahres statt-
finden wird. Die wesentlichen Themen dieses Gipfels
werden die Operationen der NATO sein. Dabei wird es
vor allem um die Lage in Afghanistan gehen. Möglicher-
weise wird auch über die Lage im Kosovo gesprochen,
insbesondere für den Fall, dass die Statusverhandlungen
im nächsten Jahr zu einem Ende kommen werden.

Auch die Lage in Darfur wird möglicherweise ange-
sprochen. Ich rechne allerdings nicht damit, dass die
NATO eine Mission in Darfur plant. Vielmehr wird es
um die Frage gehen, wie die NATO, falls die Mission der
Afrikanischen Union den Vereinten Nationen übertragen
wird, wie bisher logistische und andere Unterstützung
für diese Mission leisten kann.

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(C (D Der Gipfel wird sich mit den globalen Gefahren beassen, denen wir uns ausgesetzt sehen. Wir wissen, dass efahren heutzutage nicht mehr an unseren, sondern auerhalb unserer Grenzen entstehen. Wir wissen, dass lobalisierung Komplexität bedeutet und dass durch die unkle Seite der Globalisierung die Gefahren, die sich urch sie ergeben können, komplexer werden. Massenernichtungswaffen, transnationaler Terrorismus, Failing tates, Energie als eine strategische Waffe: All das sind erauforderungen, mit denen wir uns auseinander zu etzen haben. Die eigentliche Herausforderung, die auf uns zukomen wird, ist, dass diese Gefahren nicht allein auftreten, ondern sich miteinander verbinden können. Die Debatte ber den Iran zeigt, dass sich diese Gefahren zu einer euen größeren Gefahr kombinieren können. Es gibt rnsthafte Hinweise darauf, dass der Iran den Besitz von assenvernichtungswaffen anstrebt und den Terrorisus unterstützt, wie etwa die Hisbollah, die Hamas und en globalen Dschihad. Er setzt seine Energiereserven trategisch ein, um im Weltsicherheitsrat die anderen änder zu Wohlverhalten aus seiner Sicht zu zwingen. Wir stehen vor der Herausforderung, den Konsultaionsmechanismus innerhalb der NATO mit neuem Leen zu erfüllen. Wir sehen, dass die Vereinigten Staaten n der zweiten Amtsperiode von Präsident Bush ihre olitik gegenüber den Bündnispartnern geändert haben nd stärker auf multilaterale Zusammenarbeit setzen. eute wird ganz anders über das Bündnis und seinen ert gesprochen, als das – darüber haben wir schon eute Vormittag gesprochen – vor einigen Jahren der all gewesen ist. Umgekehrt bekennen wir uns als große Koalition in nserem Koalitionsvertrag zu dem Prinzip des effekiven Multilateralismus. Vor allem die Vereinigten taaten sind zu Multilateralismus verpflichtet. Es gibt im Sinne eines Werkzeugkastens der NATO – keine Coalition of the Willing“ mehr. Zunächst wird konsuliert, gemeinsam beraten und gemeinsam entschieden. ber dann wird – diese Anforderung richtet sich an ns – auch gemeinsam gehandelt. Die Amerikaner müsen für den Multilateralismus sorgen. Wir aber müssen ür die Effizienz dieses Multilateralismus sorgen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as zeigt sich insbesondere bei der größten Operation,
ie die NATO zurzeit durchführt, nämlich in Afghanis-
an. Ich will die Afghanistandebatte, die wir heute Mor-
en und auch in den letzten Wochen geführt haben, nicht
iederholen. Dazu fehlt mir auch die Redezeit. Ich will

ber darauf hinweisen, dass im Hinblick auf Afghanistan
or allem vonseiten der Vereinigten Staaten immer wie-
er die nationalen „caveats“, wie es im NATO-Deutsch
eißt, also die nationalen Vorbehalte der Mitgliedstaaten
ezüglich des Einsatzes ihrer Truppen, kritisiert werden.

Ich meine, dass sich diese Kritik nicht an Deutschland
ichten kann. Wir leisten in Afghanistan einen verita-
len, einen wichtigen Beitrag. Es macht auch keinen
inn, den Norden zu destabilisieren, um im Süden Un-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
terstützung leisten zu können. Ich habe schon heute Vor-
mittag auf die Kombination und gegenseitige Ergänzung
von Enduring Freedom und dem ISAF-Mandat hinge-
wiesen.

Klar ist aber auch, dass wir, wenn wir uns der Forde-
rung nach Effizienz stellen, akzeptieren müssen, dass
nationale Vorbehalte das gemeinsame Handeln ein-
schränken und wir in Zukunft – wenn wir ein multilate-
rales Vorgehen der Amerikaner, aber auch anderer wol-
len – von solchen nationalen Vorbehalten schrittweise
Abschied nehmen müssen.

Gleichzeitig richtet sich an die Amerikaner die Auf-
forderung, bei den Rahmenbedingungen gemeinsamer
Einsätze auch gemeinsame Grundlagen zu akzeptieren.
Es ist richtig, dass nationale Vorbehalte dafür sorgen
können, dass die Solidarität im Bündnis unterminiert
wird, weil die Gefahr besteht, dass schwierige Aufgaben
von den einen und Stabilisierungsaufgaben von den an-
deren übernommen werden sollen. Das wird am Ende
nicht funktionieren.

Umgekehrt jedoch unterminieren Sonderregelungen,
die einzelne Staaten für sich in Anspruch nehmen, zum
Beispiel bei der Behandlung von Kriegsgefangenen oder
so genannten unlawful combattants, auch die Bündnisso-
lidarität, weil das dafür sorgt, dass die notwendige Un-
terstützung für das gemeinsame multilaterale Vorgehen
in den Mitgliedstaaten verloren geht. Auch das ist nicht
im Sinne des Bündnisses.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein guter Kommentar zur vorherigen Debatte!)


Es wird auch um die Erweiterung der NATO gehen,
wobei aus den bekannten Gründen, die ich jetzt aufgrund
der begrenzten Redezeit nicht weiter erläutern kann, ein
Membership-Action-Plan, also ein Aufnahmeverfahren
für die Ukraine und für Georgien, zurzeit nicht auf der
Tagesordnung steht. Von den Staaten in Europa, die sich
derzeit um eine Aufnahme bemühen, hat Kroatien die
meisten Fortschritte gemacht und ist am ehesten in der
Lage, NATO-Mitglied zu werden.

Wir werden aber auch über die Frage der so genann-
ten Global Partnerships oder Contact Countries spre-
chen. Es ist völlig klar, dass es dabei nicht um die Erwei-
terung der NATO nach Ostasien geht. Es wird also auch
nicht um eine Erweiterung der Beistandsverpflichtung
aus Art. 5 des NATO-Vertrages gehen. Eine solche Er-
weiterung ist allein schon aufgrund Art. 10 des NATO-
Vertrages, der das Mitgliedsgebiet der NATO geogra-
fisch definiert, ausgeschlossen.

Wir haben aber ein Interesse daran, dass die Koopera-
tion mit den Staaten Ostasiens, die unsere Werte teilen,
intensiviert wird. Ich denke dabei vor allem an Japan
und Südkorea, aber auch an Australien und Neuseeland,
auch wenn diese geografisch nicht zu Ostasien gehören.
All diese Staaten leisten einen wichtigen Beitrag. Man
muss sich einmal vor Augen führen, wie stark Australien
und Neuseeland in Afghanistan engagiert sind, weil sie

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(C (D rkennen, dass der globale islamistische Terrorismus uch die Sicherheit ihrer Länder bedroht. Dies macht eutlich, dass wir ein Interesse daran haben, dass sich taaten wie zum Beispiel Indonesien oder Malaysia deokratisch entwickeln. Das heißt nicht, dass wir uns ort militärisch engagieren wollen. Aber Entwicklungen n diesen Staaten haben Konsequenzen auch für die Siherheitslage bei uns. Wir müssen ein Interesse daran aben, dass sich solche Staaten positiv entwickeln und in Vorbild in der muslimischen Welt für demokratische nd rechtsstaatliche Entwicklung werden können. Desegen sage ich Ja zu einer stärkeren Kooperation mit iesen Staaten. Ich will sechs Kriterien nennen, nach denen die Parterstaaten der NATO ausgesucht werden sollten: Erstens. Es müssen demokratische Staaten sein. Zweitens. Sie müssen einen veritablen Beitrag zu unerem gemeinsamen Auftrag leisten können. Sowohl bei er Wahl der Partnerstaaten der NATO als auch im Rahen zukünftiger Erweiterungen muss geprüft werden, b die Staaten, um die es geht, für die NATO einen Voreil bieten. Drittens. Sie müssen die wichtigen internationalen erträge einhalten, zum Beispiel den Vertrag über die ichtverbreitung nuklearer Waffen. Viertens. Sie dürfen den Terrorismus nicht unterstüten. Fünftens. Sie müssen sich klar darüber sein, dass mit er Kooperation kein Recht auf ein Veto gegen NATOntscheidungen verbunden sein kann und dass sechstens rt. 5 des NATO-Vertrages nicht gilt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Rainer Stinner ür die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Wir haben auf den letzten beiden Münchener onferenzen für Sicherheitspolitik zwei sehr interes ante Reden zum Thema NATO gehört: im Jahre 2005 ine des damaligen Bundeskanzlers und im Jahre 2006 ine der Bundeskanzlerin. Die im Jahre 2005 von Herrn chröder geschriebene Rede ist von Herrn Struck aber ohl nicht verstanden und daher völlig lustlos vorgetraen worden. (Walter Kolbow [SPD]: Völlig falsch, Herr Kollege!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606407600

(Beifall bei der FDP)

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1606407700

Etwas anderes ist nicht möglich. Herr Struck ist doch
in intelligenter Mensch.


(Walter Kolbow [SPD]: Sie waren ja gar nicht dabei!)







(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
– Selbstverständlich war ich dabei. Wetten wir doch,
Herr Kolbow!


(Walter Kolbow [SPD]: Ach was!)


Diese Rede ist so lustlos vorgetragen worden – Herr
Kolbow, auch Sie waren anwesend –, dass sie im weite-
ren Verlauf der Münchener Sicherheitskonferenz sogar
erhebliche Aufmerksamkeit erregt hat.


(Walter Kolbow [SPD]: Sie haben lustlos zugehört!)


– Wenn Sie mir nicht glauben, lesen Sie es nach.

Auch die Frau Bundeskanzlerin hat sich in ihrer Rede,
die sie in diesem Jahr in München gehalten hat, sehr
stark der NATO zugewandt. Wir haben gedacht: Donner-
wetter! Da kommt frischer Wind. Das ist toll. – Sie hat
Ankündigungen gemacht, die wir sehr begrüßen. Zum
Beispiel hat sie darauf hingewiesen, dass sie den Prozess
der Entwicklung eines neuen strategischen Konzepts der
NATO anstoßen möchte. Wir dachten erneut: Donner-
wetter, das ist toll! – Aber was haben wir seit dieser Ta-
gung Anfang Februar dieses Jahres erlebt? Eine Einlö-
sung dieses Versprechens ist bisher nur in Ansätzen oder
gar nicht erfolgt. Das fordern wir natürlich ein.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ihre Rede fängt ja wirklich gut an!)


Ich denke, gerade jetzt, auf dem anstehenden Riga-
gipfel, hätte man die Zeit, dieses Versprechen einzulö-
sen. Denn auf dem Rigagipfel gibt es kein alles andere
überragendes Thema, wie es bei den vorigen Gipfeltref-
fen der NATO der Fall war, als die Situation in Afgha-
nistan im Vordergrund stand; darauf haben Sie hingewie-
sen, Herr von Klaeden. Umso wichtiger ist es, dass wir
uns jetzt im Hinblick auf die NATO mit den grundsätzli-
chen, konzeptionellen Themen beschäftigen.

Ich will aus dem gesamten Bündel möglicher Themen
nur drei ansprechen: Das erste ist die regionale Dimen-
sion der NATO, das zweite ist das Verhältnis der EU zur
NATO und das dritte ist die sehr umstrittene Frage, ob
die NATO ein Werkzeugkasten sein soll.

Zum Thema der regionalen Dimension der NATO
haben Sie, Herr von Klaeden, Ausführungen gemacht.
Ich kann jedes Ihrer Worte unterschreiben. Ich finde das,
was Sie gesagt haben, gut. Aber von der Bundesregie-
rung haben wir dazu bisher nichts gehört. Daher möchte
ich die Regierung bitten, das zu bestätigen, was Herr von
Klaeden gesagt hat


(Zustimmung des Bundesministers Dr. Franz Josef Jung)


– vielleicht haben Sie ja Einfluss auf die Regierung –,
oder aber selbst Initiativen zu ergreifen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Regierung nickt!)


– Wie ich sehe, nickt der Minister. Das ist der kurze
Dienstweg.

Herr von Klaeden, wir müssen noch einen Schritt
weiter gehen. Die NATO hat mit Russland eine strategi-

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(C (D che Partnerschaft. Aber es stellen sich die Fragen: Was eißt das? Ist unser Verhältnis zu den Ländern, die Sie enannt haben – Südkorea, Japan und Australien –, ähnich oder anders gelagert? Gibt es hier einen qualitativen nterschied? (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Darüber müssen wir diskutieren!)


Sehr richtig. Darüber müssen wir diskutieren. Ich bin
hrer Meinung. Zunächst einmal sollten wir aber die
ntwort der Regierung abwarten.

Meiner Meinung nach gibt es einen erheblichen Un-
erschied zwischen solchen Ländern, deren Wertegerüst
erlässlich ist und die die Bedingungen erfüllen, und sol-
hen Ländern, mit denen wir eng zusammenarbeiten
üssen, weil wir zum Beispiel gemeinsame Ziele verfol-

en. Auch hierzu erwarte ich Vorlagen der Bundesregie-
ung. Herr von Klaeden, Ihre Einlassung zu diesem
hema begrüße ich außerordentlich.

Darüber hinaus bin ich der Auffassung, dass es keine
ntgrenzung der NATO geben darf; das betrifft auch
rt. 5 des NATO-Vertrages. Hier sind wir völlig einer
einung. Unter organisatorischen Gesichtspunkten wäre

ine NATO mit 50 Staaten, unabhängig von den rechtli-
hen Bedingungen, nicht schlagkräftiger als eine NATO
it 26 und demnächst vielleicht 27 Mitgliedstaaten.
uch hier sind wir einer Meinung.

Ich komme zum zweiten Thema, das ich genannt
abe: dem Verhältnis zwischen der EU und der
ATO. Wir müssen feststellen: Das Verhältnis zwischen
U und NATO ist schlecht bzw. zerrüttet. Sie dürfen das
ls Regierung nicht so offen sagen; das verstehe ich.
ber wir als Parlamentarier müssen der Realität ins
uge schauen. Das Verhältnis zwischen diesen beiden
rganisationen ist zerrüttet.


(Beifall bei der FDP)


as behindert uns sehr stark.

Das mag zum Teil sicherlich in personellen Inkompa-
ibilitäten zwischen den beiden Spitzenvertretern dieser
rganisationen begründet sein.

Ich sehe die Hauptgründe darin, dass wir ein unter-
chiedliches Verständnis der NATO haben. Das ist ein
roblem innerhalb der EU. So hat unser guter Freund
nd wichtiger Partner Frankreich offensichtlich völlig
ndere Vorstellungen über die politische Dimension der
ATO als wir. Es ist Aufgabe der Bundesregierung, ge-

ade im ersten Halbjahr des nächsten Jahres als Füh-
ungsmacht in Europa in diesen Fragen für Klarheit zu
orgen und sie gegenüber Frankreich deutlich anzuspre-
hen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


rankreich weigert sich zum Beispiel, Herr Minister, das
hema Energie im Zusammenhang mit der NATO anzu-
prechen. Aber spätestens seit letztem Jahr wissen wir
lle, dass dieses Thema erhebliche sicherheitspolitische
omponenten hat. Deshalb muss es innerhalb der NATO
esprochen werden.






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
Der letzte Punkt betrifft die NATO als Werkzeug-
kasten. Wir sind mit der amerikanischen Sicht konfron-
tiert worden und haben uns vehement dagegen ausge-
sprochen. Ich bitte, diese Einstellung zu überdenken.
Schließlich gilt nach wie vor das alte Motto „Wenn du
nur einen Hammer hast, dann ist für dich alles ein
Nagel.“ In diesem Sinne würde ich es begrüßen, wenn
die NATO nicht nur einen Hammer, sondern auch einige
andere Werkzeuge zur Verfügung hätte. Wir alle sind uns
darin einig, dass auch im Rahmen der NATO neben der
militärischen Komponente die Politik eine größere Rolle
spielen muss. Insofern würde ich es begrüßen, wenn sie
über ein breites Bündel von Werkzeugen verfügen
würde.

Entscheidend ist aber nicht, ob wir ein Werkzeug oder
mehrere haben. Es geht vielmehr darum, wer über den
Einsatz welcher Werkzeuge wo und wann entscheidet.
Das ist eine eminent politische Frage. Es ist auch Kredo
der Bundeskanzlerin – ich bitte sie, dieses Kredo auch in
Riga einzulösen –, dass diese politische Frage dort ent-
schieden wird, wo sie hingehört, nämlich im Rahmen der
NATO.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606407800

Nun erteile ich das Wort dem Kollegen Markus

Meckel für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Markus Meckel (SPD):
Rede ID: ID1606407900

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die zentralen Fragen, die in Riga und noch
weit darüber hinaus zur Debatte stehen, sind angespro-
chen worden. Lieber Herr Stinner, Sie haben die beiden
Reden in München erwähnt. Dabei haben Sie aber ver-
gessen, mitzuteilen, was Herr Struck, der die Rede von
Herrn Schröder stellvertretend vorgetragen hat, inhalt-
lich gesagt hat. Er hat kritisiert, dass in der NATO nicht
über die Fragen diskutiert würde, über die im transatlan-
tischen Raum dringend diskutiert werden müsste. Das
müsse erreicht werden. Damit hat er übrigens Recht, un-
abhängig davon, wer die Rede vorgetragen hat.

Insofern ist es zu begrüßen, dass es bei dem früheren
Bundeskanzler und der Bundeskanzlerin in dieser Frage
Kontinuität gibt. Inzwischen ist in der NATO einiges
passiert, wenngleich wir abwarten müssen, inwieweit
diese Entwicklung in Zukunft fortgesetzt werden kann.

Der Forderung nach einem neuen strategischen Kon-
zept stimme ich grundsätzlich zu; die Frage ist nur,
wann man damit beginnt. Ich bin nicht sicher, ob jetzt
der richtige Zeitpunkt dafür ist. Denn ein Konzept wird
dann erstellt, wenn ungefähr klar ist, wohin die Reise ge-
hen soll. Das scheint mir zurzeit aber nicht ganz klar zu
sein. Das heißt, wir brauchen einen längeren Diskus-
sionsprozess innerhalb der NATO, um die angesproche-
nen Fragen zu klären und zu konsensfähigen Antworten

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(C (D u kommen. Davon sind wir in vielen Punkten noch weit ntfernt. Ich bin der festen Überzeugung, dass es in der Frage es Scheidewegs, ob die NATO ein lockeres Forum uner Führung der USA sein soll – dem möglichst viele anehören, die den USA in einer „Coalition of the Willing“ olgen – oder eine verbindliche Allianz, in der gemeinam analysiert, entschieden und gehandelt wird, für uns uropäer wichtig ist, dass die zweite Variante realisiert ird, soweit dies möglich ist. Tendenziell war dies in der ergangenheit bereits der Fall, wenngleich die bereits ngesprochenen Auflösungserscheinungen immer wieer sichtbar wurden. Insofern steht diese Debatte nach ie vor zu Recht auf der Tagesordnung. Ich glaube, dass die kontroverse Diskussion über die icherheitspolitik im NATO-Rat intensiver fortgesetzt erden muss. Schon in diesem Punkt gibt es unter den ATO-Partnern oft keine Einigkeit. So besteht noch icht einmal Einigkeit über die Tagesordnung, weil etwa nser Verbündeter Frankreich, mit dem wir sonst viel zuammenarbeiten, sagt: Wir verstehen die NATO auschließlich als militärisches Instrument und wollen dort einen politischen Dialog führen. Ich bin dagegen der einung, dass es sehr wichtig ist, den Dialog fortzufüh en und insbesondere nach der Präsidentschaftswahl in rankreich im nächsten Jahr zu klaren Positionen zu ommen. Das betrifft den gesamten Bereich der Zusammenareit zwischen NATO und EU. Er wird in Zukunft von minenter Bedeutung sein. Ich bin sogar der festen berzeugung, dass die Zukunft der NATO wesentlich on uns Europäern abhängen wird, von unserer Fähigeit, nicht nur in der Europäischen Union, sondern auch n der NATO mit einer Stimme zu sprechen. Es ist bisang gewissermaßen ein Fauxpas, wenn man im Zusam enhang mit der NATO von einem europäischen Caucus pricht. Ich halte das aber in Zukunft für notwendig. Es st doch absurd, dass Staaten, die Mitglied der EU und er NATO sind, in der EU gemeinsame Positionen finen – hoffentlich haben wir in Zukunft öfter welche –, ber im NATO-Rat so tun, als gäbe es solche Positionen icht. Es muss aber in Zukunft möglich sein, sowohl in er EU als auch in der NATO gemeinsame Positionen zu ertreten. Auch wenn unser amerikanischer Partner das icht gerne sieht, ist es wichtig, dass wir, die Europäer, ünftig im Rahmen der NATO verstärkt mit gemeinsaer Stimme sprechen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as wird uns als Europäer partnerschaftsfähig machen.
islang hat man manchmal den Eindruck, dass wir nur
efolgschaftsfähig sind. Die einen sind willig, die ande-
en nicht. Dann kommt es zu Schwierigkeiten wie beim
rakkrieg.

Die Bewältigung der zentralen Herausforderungen,
or denen wir stehen, hängt wesentlich davon ab, ob wir
uropäer die Fähigkeit und den politischen Willen ha-
en, sicherheitspolitisch gemeinsam zu handeln. Dafür
ind entsprechende Ressourcen notwendig. Hier müssen






(A) )



(B) )


Markus Meckel
wir, glaube ich, noch einiges tun. Die Amerikaner redu-
zieren dies auf die Frage nach dem Budget. Auch ich
glaube, dass beim Budget noch einiges getan werden
muss. Aber viel wichtiger erscheint mir im Augenblick
die Frage, wie wir unsere Ressourcen nutzen. Entspre-
chen alle Beschaffungen, die im Augenblick auf der Ta-
gesordnung stehen und im Plan sind, zielgenau dem
künftigen Einsatz der Bundeswehr? Dies betrifft nicht
nur uns Deutsche, sondern alle Europäer. Insofern ist die
Frage nach der Rüstungsagentur und ihrer Rolle – diese
sollten wir in Europa stärken – ausgesprochen wichtig.

Wenn wir sowohl in der NATO als auch in der Euro-
päischen Union arbeitsteilig vorgehen wollen, dann
muss man darauf vertrauen können, dass andere die Res-
sourcen, die man selbst nicht hat, zur Verfügung stellen.
Wir müssen uns in diesem Zusammenhang selbstkritisch
fragen, welche verbindlichen Zusagen wir unseren Part-
nern eigentlich geben können. Das betrifft uns alle; denn
wir entscheiden im Bundestag über den Einsatz der Bun-
deswehr. Verbindliche Zusagen sind wichtig, damit un-
sere Partner nicht jede Waffe selbst haben müssen und
die europäischen Staaten sowohl in der NATO als auch
in der Europäischen Union verstärkt arbeitsteilig agieren
können. Ich glaube, hier sind einige Fragen in unserem
Diskurs noch offen.

Ich gehöre übrigens zu denjenigen, die der Meinung
sind, dass wir es in Zukunft dann, wenn wir uns nicht
selbst beteiligen wollen, ermöglichen bzw. verbindlich
zusagen sollten, dass deutsche Offiziere in den Stäben
bleiben. Wenn wir dies nicht tun, werden wir unsere Ver-
lässlichkeit in Bezug auf die Handlungsfähigkeit inte-
grierter Strukturen auf Dauer nicht stärken können bzw.
keine ausreichend verlässlichen Partner sein können. Die
Frage nach „civic caveats“ wurde bereits gestellt. Dies
gehört, wie ich finde, wesentlich dazu. Wenn wir die
Verbindlichkeit integrierter Strukturen stärken und
arbeitsteilig vorgehen wollen, um es billiger und effekti-
ver zu machen, dann müssen wir diese Fragen gemein-
sam beantworten.

Die Zusammenarbeit von EU und NATO ist ange-
sprochen worden, auch die Schwierigkeiten und die Blo-
ckade, die wir faktisch haben, weil die Türkei wegen
der ungelösten Zypernfrage alles, was über die konkre-
ten Operationen hinausgeht, blockiert. Es ist auch ange-
sprochen worden, dass unser Partner Frankreich sich im
Grunde freut, dass die Türkei blockiert, weil Frankreich
dann diese Gespräche nicht führen muss. Insofern
glaube ich, dass wir auf parlamentarischer Ebene mit un-
seren französischen und türkischen Freunden stärker ins
Gespräch kommen müssen.

In Riga stehen die globalen Partnerschaften auf der
Tagesordnung. Herr Kollege von Klaeden, dazu haben
Sie das Nötige gesagt. Ich teile völlig die Kriterien, die
angesprochen worden sind. Wir sollten vorsichtig sein
und erst einmal die Fragen der Truppensteller, der Effek-
tivität und des gemeinsamen Verhaltens klären.
Britische, amerikanische oder auch deutsche Soldaten
kommen aus verschiedenen Traditionen und verhalten
sich vor Ort unterschiedlich. Auch über solche Dinge
sollten wir im Rahmen der NATO sehr viel intensiver re-

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(C (D en. Wir sollten die Frage stellen, ob das jeweilige Veralten unseren Zielen entspricht, die Herzen und Köpfe er Menschen in den Einsatzorten zu gewinnen. Lassen Sie mich damit schließen – auch das ist angeprochen worden –, wie es mit Südosteuropa nach den tatusverhandlungen im Kosovo weitergehen soll. Ich in der festen Überzeugung, dass wir, die NATO, bisher elbst ein Problem sind, da wir den Staaten des westichen Balkans bisher die Partnerschaft für den Frieen vorenthalten haben. Ich halte die Zusammenarbeit it dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehema ige Jugoslawien in Den Haag für dringend notwendig. ch halte es aber für falsch, daraus ein Bedingungsgeüge zu konstruieren. Wir erhalten die Chance, mit der artnerschaft für den Frieden auf die Sicherheitsstruktuen dieser Länder Einfluss auszuüben. Ich bin der festen berzeugung, dass wir das tun sollten. Deshalb ist meine rwartung an Riga, dass man diese Schritte geht, geauso übrigens, wie wir das mit Belarus tun. Wenn ich ehe, dass wir mit diesem Diktator die Partnerschaft für en Frieden implementieren – übrigens aus guten Grünen, nämlich um dort etwas sicherheitspolitisch zu tun –, ann frage ich mich, wo der Unterschied zu Serbien, ontenegro und den Staaten des westlichen Balkans ist. iese sind es mit Sicherheit wert, dass wir diesen Schritt ehen, wobei die Forderung nach einer Zusammenarbeit it dem Internationalen Strafgerichtshof aufrechterhal en bleiben muss. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Paul Schäfer, Fraktion ie Linke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ach dem Ende des Kalten Krieges stellte sich die rage: Was passiert mit den hoch gerüsteten Militäründnissen, wenn der jeweilige Feind abhanden gekomen ist? Kann man sie auflösen oder nicht? Weil nicht ein kann, was nicht sein darf, kam schnell das geflüelte Wort für die NATO auf: out of area oder out of usiness. Nun ist die NATO out of area, sie ist weltweit m Geschäft. „We are very busy“, hat uns der NATO-Geeralsekretär kürzlich gesagt. Man geht dabei von einem icherheitsbegriff aus, der bei der organisierten Krimialität anfängt und über die Zufuhr lebenswichtiger Resourcen bis hin zur unkontrollierten Bewegung einer roßen Zahl von Menschen – das steht in NATO-Dokuenten – reicht. Das alles kann unsere Sicherheit bedro en. Gleichzeitig hat man sich 1999 im Jugoslawienrieg selbst zu Militärintervention und Krieg ermächtigt nd hat das in die Doktrin hineingeschrieben. Mit andeen Worten: Die NATO verpflichtet sich zu nichts, erächtigt sich aber zu allem. Paul Schäfer Ich finde, 15 Jahre nach dem Gipfel von Rom müsste eine kritische Bilanz darüber gezogen werden, was man erreicht hat und was nicht. Auf der Agenda steht seit 1991 der Kampf gegen den Terrorismus. Das steht mit wachsendem Gewicht auf der Agenda der NATO. Haben wir in den Folgejahren weniger Terrorismus gehabt oder mehr Terrorismus? War diese Politik von Erfolg gekrönt? Seit 1991 steht in den Dokumenten, die Nichtverbreitung von Atomwaffen, Rüstungskontrolle und Abrüstung hätten größte Bedeutung für die NATO. Hat man hier etwas erreicht? Wir haben inzwischen de facto mehr Atommächte. Wir haben wieder steigende Rüstungsausgaben und auch die globalen Waffenströme wachsen an. Das ist keine Erfolgsstory. Ob das Kosovo als Beispiel dafür taugt, dass die NATO ein Instrument der Krisenreaktion ist, ist sehr in Zweifel zu ziehen. Diese Intervention war mit einem Völkerrechtsbruch verbunden. Das Ziel eines multiethnischen Kosovo ist inzwischen Schall und Rauch. Beim Thema Afghanistan sind wir inzwischen bei Durchhalteparolen angelangt, die lauten: Wir dürfen nicht verlieren. Die NATO findet keinen Weg aus Krieg und Gewalt. Das hängt nach unserer Überzeugung als Linke damit zusammen, dass die NATO ganz überwiegend eine Militärallianz geblieben ist, dass sie überwiegend von den USA dominiert wird und dass sie der Mobilisierung neuer Ressourcen für eine Entwicklungspolitik im Wege steht. Die französische Verteidigungsministerin hat kürzlich bekräftigt, Frankreich sei nur für ein reines Militärbündnis zu haben, weil man sonst falsche politische Botschaften übermittelt, nämlich die einer Kampagne auf Initiative des Westens gegen diejenigen, die seine Auffassung nicht teilen. Sie fragte weiter: Welch einen Vorwand würden wir damit denen liefern, die die These vom Konflikt der Kulturen vertreten? Da wurde wenigstens einmal kritisch darüber nachgedacht, ob wirklich alles gut ist und ob wir, weil der Westen gut ist, über die militärische Stärkung und Handlungsfähigkeit des Westens reden können. Das ist zwar auf französischer Seite nicht konsequent durchdekliniert, ich möchte es aber einmal zuspitzen. Ich habe noch ein anderes Zitat: Der Westen gewann die Welt nicht durch die Überlegenheit seiner Ideen oder Werte oder der Religion, vielmehr durch seine Überlegenheit, organisierte Gewalt anzuwenden. Die Euro-Amerikaner vergessen oft diese Tatsache, der Rest der Welt nicht. – Das hat kein Linker gesagt, sondern Samuel Huntington. Damit hat er einen Punkt problematisiert, den Sie vielleicht auch einmal problematisieren sollten, statt – wie im Antrag der Regierungskoalitionen – einfach zu sagen, wir müssten jetzt die militärische Handlungsfähigkeit der NATO stärken und schon seien wir auf dem Weg zu einer friedlichen Welt. Nein, das wird so nicht funktionieren. m f m t d K m w d t p d f b N W D I R s e c u z b K N m r d i u h W g d Z w O N i a v (C (D Unser Antrag weist in die richtige Richtung. Wir üssen eine konsequente Politik der Zivilisierung ver olgen. Das heißt aber auch, dass wir kritisch reflektieren üssen, dass die NATO nun einmal das größte Aufrüs ungsbündnis ist, das im Moment existiert. Deshalb wieerholen wir unseren Vorschlag. Am Ende des Kalten rieges hieß es: Wer mehr hat, soll mehr geben. Heute üssen wir sagen: Wer so viel hat wie die NATO, sollte enigstens einmal anfangen mit der Abrüstung. Das ist er entscheidende Punkt. Wir reden über die Krise der nuklearen Nichtverbreiung. Auch diesbezüglich kann und muss die NATO ein ositives Signal setzen; dafür könnte einiges getan weren. Unter dem Strich brauchen wir nach unserer Aufassung als Fraktion Die Linke die NATO nicht als gloales Ordnungsbündnis und als Weltpolizist. Gegen eine ATO out of business haben wir nichts. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Der letzte Redner in dieser Debatte ist Herr Kollege infried Nachtwei für die Fraktion des Bündnisses 90/ ie Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! n Riga wird der bisherige US-Verteidigungsminister umsfeld nicht mehr dabei sein. Ich denke, ich spreche ehr vielen aus dem Herzen, wenn ich feststelle, dass das in Gewinn für die NATO und für die internationale Siherheit ist. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wollen wir erst einmal den Nachfolger angucken!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606408000

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606408100

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606408200
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606408300

Als Erstes möchte ich etwas zur NATO im Einsatz,
nd zwar nicht pauschal zur NATO im Einsatz, sondern
ur NATO im Friedenseinsatz sagen: Vor zwei Jahren
eim NATO-Gipfel in Istanbul gab es zum einen den
FOR-Einsatz im Kosovo und zum anderen hatte die
ATO ein Jahr zuvor die ISAF in Afghanistan übernom-
en. Viele von uns erinnern sich noch sehr deutlich da-

an, wie das damals war. Man war darauf gekommen,
ass Kabul allein nicht ausreicht, sondern dass man auch
n die Provinzen gehen muss. Es hat aber im Jahr 2004
nter den NATO-Partnern und Verbündeten enorme Mü-
en gekostet, auf ausreichend Kräfte für die regionalen
iederaufbauteams in den Provinzen zu kommen. Es

ab eine enorme Zögerlichkeit, die auch wesentlich mit
em Irakkrieg zu tun hatte. Damals ist entscheidende
eit verloren gegangen. Inzwischen gibt es die Vollaus-
eitung der NATO-geführten ISAF nach Süd- und
stafghanistan. Seit etlichen Wochen stehen ISAF/
ATO-Truppen erstmalig in der Geschichte der NATO

n Bodenkämpfen, die inzwischen sehr viele Opfer auf
llen Seiten gefordert haben.

Selbstverständlich wird in Riga das Thema „Lasten-
erteilung im Bündnis“ eine erhebliche Rolle spielen. Im






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Süden und im Osten Afghanistans ist der Doppelauftrag
– auf der einen Seite Sicherheit zu schaffen und auf der
anderen Seite Aufbau und Entwicklung zu fördern – be-
sonders kompliziert. Für die dort nicht beteiligten ISAF-
Nationen ist die Situation im Süden und Osten nach mei-
nem Eindruck kaum durchschaubar.

In diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich
darauf hinweisen, dass es meiner Meinung nach falsch
ist, die Arbeit, die im Norden gemacht wird, als so ge-
nannten leichten Job abzutun. Wer da war, weiß, wie
kompliziert und riskant die Situation ist. Bisher war man
dort aber relativ erfolgreich. Es wäre völlig falsch, die
Kräfte dort zu schwächen. Auf der anderen Seite muss
auch klar sein, dass sich der relativ erfolgreiche Weg im
Norden ohne eine Stabilisierung im Süden nicht fortset-
zen lässt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


Nun möchte ich noch auf den Punkt „Kooperation
und Partnerschaften“ zu sprechen kommen. Ich meine,
dies war in der Vergangenheit eine regelrechte Erfolgs-
geschichte. Was vor allem amerikanische Vorschläge zu
einer Global Partnership angeht – ich brauche nicht zu
wiederholen, was meine Vorredner gesagt haben –: Eine
solche Entgrenzung des Bündnisses wäre eine völlige
Überforderung. Dies ist in der Tat abzulehnen. Andere
Konsultations- und Kooperationsmöglichkeiten gibt es
selbstverständlich.

Zum Verhältnis NATO/Europäische Union ist schon
einiges Richtige gesagt worden. Dieses Nebeneinander
reicht absolut nicht. Wir werden das im Kosovo beson-
ders deutlich sehen. Wenn die UN abziehen, dann muss
man zusammenarbeiten. Dasselbe gilt für das Verhältnis
zwischen zivilen Organisationen und NATO. Notwendig
ist eine Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe.

Der Gipfel in Riga ist der erste NATO-Gipfel in ei-
nem ehemaligen Staat der Sowjetunion. Hinzu kommt,
dass dieser Gipfel an einem ganz besonderen, an einem
historischen Ort stattfindet. Den meisten ist wahr-
scheinlich gar nicht bewusst: Vor 66 Jahren befand sich
Lettland seit sechs Monaten unter sowjetischer Besat-
zung. Vor 65 Jahren, am 29. November 1941, wurde in
Riga die Erschießung von mehr als 15 000 Rigenser Ju-
den vorbereitet. Diese Erschießung wurde von der SS
am 30. November 1941 vollzogen. Anlässlich des Ri-
gaer NATO-Gipfels an diesem historischen Ort sollte da-
ran erinnert werden, wofür Militär notwendig sein kann,
nämlich zum Schutz des Völkerrechts, zum Schutz vor
schwersten Menschenrechtsverletzungen. Herr Minister,
es wäre gut, wenn Sie zusammen mit der Kanzlerin in
Riga die Gedenkstätte Rumbula besuchten.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606408400

Ich schließe die Aussprache.

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(C (D Tagesordnungspunkt 31 a. Abstimmung über den Anrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD mit dem itel „Die NATO vor dem Gipfel in Riga vom 28. bis 9. November 2006“. Wer stimmt für den Antrag auf rucksache 16/3296? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen ngenommen. Tagesordnungspunkt 31 b. Abstimmung über den Anrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „NATO-Gipfel n Riga für Abrüstungsinitiativen nutzen“. Wer stimmt ür den Antrag auf Drucksache 16/3280? – Wer ist dageen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen ller Fraktionen mit Ausnahme der Fraktion Die Linke bgelehnt. Zusatzpunkt 9. Interfraktionell wird die Überweisung er Vorlage auf Drucksache 16/3287 an die in der Tagesrdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind ie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind ie Überweisungen so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 34 a und 34 b auf: a)

CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches
Sozialgesetzbuch und des Finanzausgleichsge-
setzes

– Drucksache 16/3269 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Heidrun
Bluhm, Katrin Kunert, Dr. Gesine Lötzsch, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Bundesweite Mindeststandards für angemes-
senen Wohnraum und Wohnkosten für Bezie-
herinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II

– Drucksache 16/3302 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist auch
ür diese Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. –
ch sehe dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so be-
chlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
ollegen Karl Schiewerling für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1606408500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Verlässlichkeit ist einer der Grundpfeiler von politi-
schem Handeln – Verlässlichkeit der Politik und Verläss-
lichkeit zwischen den staatlichen Ebenen, zwischen
Bund, Ländern und Gemeinden. Diese Verlässlichkeit ist
eine der Grundvoraussetzungen für unsere Demokratie.
Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zur Änderung des
Zweiten Buches Sozialgesetzbuch und des Finanzaus-
gleichsgesetzes beweist der Bund, dass er verlässlich ist.

Zugegeben: Bei der Verabschiedung der Hartz-Refor-
men war die Regelung der Übernahme der Kosten der
Unterkunft eines der größten Probleme. Hierbei gab es
sehr unterschiedliche Bewertungen dazu, wie hoch die
Einsparungen beim Wegfall der Sozialhilfe sein würden
und wie viel Bedarfsgemeinschaften überhaupt zugrunde
zu legen sind. Wir hatten zu dieser Zeit keine gesicherte
Datenbasis.

Letztlich verständigte man sich darauf, dass sich der
Bund mit 29,1 Prozent an den von den Kommunen zu
tragenden Unterkunftskosten beteiligt. Es gab bis zuletzt
Streitigkeiten hinsichtlich der Berechung der Unter-
kunftskosten. Der Bund ging nach der horizontalen Be-
rechungsweise vor, während die Kommunen mit der ver-
tikalen Berechnungsweise auf ihre Zahlen kamen. Wir
haben es im SGB-II-Fortentwicklungsgesetz geregelt.

Nicht übersehen werden darf, dass mit der Einführung
von Hartz IV viele Städte finanziell entlastet wurden,
während viele ländliche Kommunen belastet wurden.
Auch nicht von der Hand zu weisen ist, dass diejenigen,
die vorher Sozialhilfe bezogen haben, nun mehr Geld
bekommen, weil die Regelsätze angehoben wurden. Al-
lerdings sind Sonderbedarfe weggefallen. Aber das woll-
ten wir auch. Wir wollten pauschalieren und die Eigen-
verantwortung stärken.

Der Bund hat dabei stets seine klare Intention betont:
Die Kommunen sollen eine verlässliche Entlastung bei
den Kosten für Unterkunft und Heizung für die Bedarfs-
gemeinschaften erhalten, die Arbeitslosengeld II bekom-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem im vorliegenden Gesetzentwurf gefundenen
Kompromiss erreichen wir dieses Ziel für das kom-
mende Jahr und für den überschaubaren Zeitraum bis
2010.


(Beifall bei der CDU/CSU)


2008 wird der Bundesanteil auf dieser Grundlage
zwischen Bund und Ländern neu abgesteckt. Hartz IV
unterliegt nun einmal keinen statischen Regeln, sondern
muss jetzt und in Zukunft den tatsächlichen Entwicklun-
gen angepasst werden. In dem Kompromiss ist auch be-
rücksichtigt, dass die Kommunen aus Eigeninteresse alle
Anstrengungen unternehmen, um die Kosten selbst im
Griff zu behalten.

Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass die These von
der Verlässlichkeit allein schon vom Volumen her in
Euro und Cent umgesetzt wurde. Der Bund erhöht sei-
nen Anteil an den in den Kommunen anfallenden Unter-

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(C (D ringungskosten – für das nächste Jahr werden 4,3 Milliarden Euro angenommen – von ursprünglich Milliarden Euro auf 4,3 Milliarden Euro. Das ent pricht einem Anteil von 31,8 Prozent der Kosten; bisang waren es nur 29,1 Prozent (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gabriele Hiller-Ohm [SPD])


Wir haben somit eine Regelung zu den Kosten gefun-
en, mit der sich der Bund an den höheren Unterkunfts-
osten beteiligt und damit die kommunalen Haushalte
ntlastet. Die Aufteilung der Mittel ist Sache der Länder.
ie müssen das für sich selbst regeln.

Die Kommunen erhalten diese Entlastung ebenso in
en Folgejahren. Der Bund bleibt auch insofern ein ver-
ässlicher Partner. Beide Seiten haben sich auf eine
leitklausel verständigt: Steigt die Anzahl der Bedarfs-

emeinschaften, dann steigt auch der Anteil, den der
und an den Kosten der Unterkunft trägt; sinkt aber die
ahl der Bedarfsgemeinschaften, dann sinkt auch die
eteiligungsquote des Bundes.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


it dieser Gleitklausel passen wir den Bundesanteil
ünftig der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und den
eweils tatsächlich entstehenden Unterbringungskosten
n.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch finde das fair. Das verstehe ich auch unter Verläss-
ichkeit. Indem wir diese Verlässlichkeit zeigen, bewei-
en wir, dass wir uns mit den Kommunen bei der Be-
ämpfung der Arbeitslosigkeit in einem Boot sehen.

Der Kompromiss zeigt auch, dass wir die Probleme,
ie sich aus Langzeitarbeitslosigkeit ergeben, nur ge-
einsam lösen können. Ziel muss es sein, dass die Be-

roffenen weiterhin Hilfe aus einer Hand bekommen.
ir können es uns nicht erlauben, Auseinandersetzun-

en zwischen den unterschiedlichen politischen Ebenen,
wischen Bund, Ländern und Gemeinden, auf dem
ücken der Langzeitarbeitslosen auszutragen. Die fast
4 Monate, seitdem Hartz IV in Kraft ist, haben manche
eränderungen mit sich gebracht. Wir haben diese auf-
egriffen und in Gesetzesform gegossen. Ich bin sicher,
ass wir damit noch nicht am Ende sind. Wir lernen und
ir handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die Grundsicherung ist
ine Herausforderung für alle staatlichen Ebenen: Bund,
änder und Kommunen. Die Kommunen tragen dabei in
ohem Maße zum Gelingen bei, da sie die Menschen vor
rt direkt erreichen. Die Arbeit der Kommunen ent-

cheidet ganz wesentlich darüber, wie erfolgreich die
rinzipien der neuen Grundsicherung für die Menschen

n die Praxis umgesetzt werden. Das gilt für die Arbeit in
en Argen, in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur,
benso wie in den optierenden Kommunen.

Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen belegen, dass im-
er mehr Menschen aus dem SGB-II-Bezug herauskom-






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(B) )


Karl Schiewerling
men – zu unserer großen Freude auch verstärkt Lang-
zeitarbeitslose. Allein 88 000 haben im letzten Monat
den Sprung aus dem ALG-II-Bezug geschafft. Das ist,
wie ich meine, ein großer Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Haben die jetzt Arbeit oder kriegen die nur kein Geld mehr?)


Endlich steigt die Zahl sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigungsverhältnisse. Gegenüber dem Vorjahr gab
es einen Anstieg um 258 000 auf nunmehr 26,56 Millio-
nen. Dieser positive Trend macht sich auch an der finan-
ziellen Lage der Sozialkassen bemerkbar. Liebe Kolle-
ginnen und Kollegen, der von der großen Koalition
eingeschlagene Weg ist richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sozial ist es eben nicht, wenn man den Erwerbslosen
die Regelleistungen weiter erhöht, sondern, wenn man
ihnen Perspektiven aufzeigt, wie sie aus dem staatlichen
Transfersystem herauskommen und den Lebensunterhalt
für sich und ihre Familien aus eigener Kraft erwirtschaf-
ten können. Zugegeben: Es gibt viele Regionen in
Deutschland, wo sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt
schwierig darstellt, und in manchen Teilen Deutschlands
ist die Arbeitslosigkeit immens. Dennoch war es nie
Aufgabe von Hartz IV, neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Hartz IV ist und bleibt eine Grundsicherung. Der Staat
kann nun mal nur die Rahmenbedingungen setzen, wäh-
rend die Wirtschaft die Arbeitsplätze schaffen muss.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wer hat denn immer von mehr Arbeitsplätzen gesprochen?)


Das, was Sie von den Linken in Ihrem Antrag als an-
gemessen und sozial beschreiben, passiert in der Praxis
schon längst. Umzugskosten werden bereits erstattet,
Kautionen werden als Darlehen gezahlt. Wenn ein Er-
werbsloser umziehen muss, bekommt er auch die Kosten
für einen Bulli bezahlt.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Sehr unterschiedlich!)


In meinen Augen ist Ihr Antrag eine weitere Instrumen-
talisierung – ich sage Ihnen das sehr deutlich – der Lang-
zeitarbeitslosen für Ihre parteipolitischen Interessen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Katrin Kunert [DIE LINKE]: Quatsch!)


Sie machen Ihrer vermeintlichen Wählerklientel Hoff-
nungen auf mehr Geld, das die Steuerzahler erst einmal
erwirtschaften müssen.


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Dann haben Sie den Antrag nicht gelesen!)


Das führt nicht zu mehr, sondern zu weniger sozialer Ge-
rechtigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, Verlässlichkeit und Plan-
barkeit – danach sehnen sich die Menschen in unserem

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(C (D and. Deshalb freue ich mich sehr über die Kommentare nd Stellungnahmen der Repräsentanten der kommunaen Spitzenverbände aus den vergangenen Tagen, die eigen, dass dieser Kompromiss auch für sie ein tragfäiges und verantwortbares Werk darstellt und dass auch ie die Verlässlichkeit des Bundes nicht infrage stellen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich würde mich reuen, wenn der Bundesanteil in diesem und im komenden Jahr weiter sinkt. Das wäre nämlich der Indika or dafür, dass immer mehr Menschen wieder in Lohn nd Brot stehen, für sich selbst sorgen können und keier Hilfe der Gemeinschaft bedürfen. Es muss die verässliche Kernaufgabe unseres politischen Handelns ein, genau dafür zu sorgen, dass mehr Menschen eine rwerbsarbeit finden – egal ob mit oder ohne die Hilfetellung des SGB II. Dass wir an diesem großen Ziel erolgreich arbeiten, darauf verlassen sich die Bürgerinnen nd Bürger. Diese Verlässlichkeit müssen wir in diesem ause, in den Ländern und auch im Zusammenspiel von und und Ländern praktizieren und beweisen, indem wir ich sage es sehr deutlich – wie bei diesem Gesetzenturf gemeinsam zielorientiert arbeiten. Ich danke Ihnen. Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Jörg Rohde das ort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Nachdem mittlerweile drei Nachbesserungsesetze zu Hartz IV verabschiedet wurden, beraten wir eute die nunmehr vierte Korrektur des unsäglichen rotrünen Hartz-Murkses. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Halten Sie sich mal ein bisschen zurück!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606408600

(Beifall bei der FDP)

Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1606408700

ie Kollegen von CDU und CSU schaffen es lediglich,
inige schwarze Tupfer in das Gesetz einzubringen. Da
ir auf die Generalrevision der so genannten Hartz-IV-
esetze wohl noch länger warten müssen – als Erstes
ürde ich übrigens gerne den Namen dieser Gesetze än-
ern –, wird dies nicht der letzte Versuch einer Hartz-IV-
orrektur sein.

Kernpunkt der Fortschreibung des Gesetzes, um die
s heute geht, sind die Unterkunftskosten, die zu einem
roßen Teil von den Kommunen zu tragen sind. Diese so
enannten KdU – die Kosten der Unterkunft – sind aber
ur die Symptome in diesem System. Die Ursache für
ie steigenden Kosten in diesem Bereich ist doch die
teigende Anzahl der Bedarfsgemeinschaften. Diese An-
ahl wiederum ist so stark gestiegen, weil im Gesetz der
amals faktisch großen Koalition im Vermittlungsaus-
chuss viele Lücken waren, die von einigen Bürgern ge-
utzt wurden, für die das Gesetz gar nicht gedacht war.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Sind Sie immer noch ärgerlich, dass Sie nicht dabei sein durften?)







(A) )



(B) )


Jörg Rohde
Das war kein Missbrauch – diese Diskussion haben wir
heute schon geführt –, sondern schlicht handwerklicher
Dilettantismus bei der Gesetzgebung;


(Beifall bei der FDP)


die Bürger haben nur den Spielraum der Gesetze voll
ausgenutzt.

Zusätzlich versäumt es die Bundesregierung derzeit,
durch eine bessere Wirtschaftspolitik und eine aktive Ar-
beitsmarktspolitik, die Grundlagen für ein Sinken der
Anzahl der Bedarfsgemeinschaften zu schaffen.

Die Unterkunftskosten schnüren vielen Kommunen
mittlerweile die Kehle zu. Es ist nichts als blanker Hohn,
wenn gerade die Kolleginnen und Kollegen der SPD
jetzt in ihren Kommunen fragen, wie es denn mit dem
Ausbau der Kinderbetreuung aussehe, und meinen, da
müssten doch 2,5 Milliarden Euro sein. Davon kann
keine Rede sein. Die kommunalen Spitzenverbände ha-
ben einen Bedarf von 5,8 Milliarden Euro ausgerechnet,
wenn nach Abzug der Unterkunftskosten noch eine
finanzielle Entlastung der Kommunen von 2,5 Milliar-
den Euro übrig bleiben soll. Ich frage Sie: Nehmen Sie
in Kauf, dass die Kommunen, die bei den KdU verhält-
nismäßig gut abschneiden, in die Kinderbetreuung in-
vestieren, und die Kommunen, bei denen es mit den
KdU nicht so gut läuft, eben nicht? Das kann doch nicht
Ziel Ihrer Politik sein.


(Beifall bei der FDP)


Von Handlungsfähigkeit und Planungssicherheit für
die Kommunen kann jedenfalls keine Rede sein, wenn
Herr Müntefering jetzt eine Kompromisssumme von
4,3 Milliarden Euro überweist. Die Hartz-Gesetze sind
kläglich gescheitert.

Optionskommunen, die bei der Vermittlung in Arbeit
beträchtliche Erfolge erzielen, können die Früchte ihrer
Arbeit nicht ernten, weil die ungedeckten Mehrausgaben
bei den Kosten der Unterkunft jeden eingesparten So-
zialhilfeeuro wieder auffressen.

Positiv möchte ich aber zu der geplanten Gesetzesän-
derung feststellen, dass zukünftig eine gute Arbeit der
Kommunen vor Ort auch kleine finanzielle Vorteile
bringt. Durch die vorgeschlagene Formel zur Berech-
nung der Beteiligung des Bundes an den KdU wird zum
Beispiel eine Optionskommune mehr von dem einge-
sparten Geld behalten können, wenn die Anzahl der Be-
darfsgemeinschaften sinkt, das heißt, wenn vor Ort
Langzeitarbeitslose in Arbeit vermittelt werden. Erst im
Folgejahr wird dann der Verteilungsschlüssel angepasst.
Bei sinkender Anzahl der Bedarfsgemeinschaften sinkt
dann auch der prozentuale Anteil des Bundes an den
KdU.

Umgekehrt wirkt die Formel genauso: Wenn in vielen
Argen nur unzureichend Langzeitarbeitslose in Jobs ver-
mittelt werden, dann steigt die Anzahl der Bedarfsge-
meinschaften, die entsprechende Kommune muss mehr
Geld für die KdU aufbringen – dann kann sie nicht in
Kinderbetreuung investieren – und der Bund würde erst
im Folgejahr seinen Anteil an den Kosten prozentual er-
höhen.

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(C (D Die Anreize zur Arbeit vor Ort gehen meines Erachens in die richtige Richtung, reichen aber noch nicht us. Jetzt müssen Sie auch konsequent sein, meine Daen und Herren von der Koalition: Erlauben Sie den ommunen, sich aus einer Arge zu lösen und für die Zuunft die Option zu wählen! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ach den Erfahrungen der ersten beiden Jahre gibt es be-
eits etliche Kommunen, die gerne optieren würden. Die
amalige gesetzliche Festlegung auf maximal 69 Op-
ionskommunen in Deutschland war doch willkürlich; si-
her erinnern Sie sich noch daran. Geben Sie den Kom-
unen die Freiheit, sich für die Option zu entscheiden,
enn sie das wünschen!

Noch wichtiger als dieser Punkt wären die überfällige
eform der Finanzbeziehungen im föderalen System
nd die Entflechtung der finanziellen Zahlungsströme
wischen Bund, Ländern und Gemeinden. Wenn die
ommunen für die Vermittlung von Langzeitarbeitslo-

en und gleichzeitig für die Finanzierung der KdU ver-
ntwortlich wären, dann wäre man vor Ort noch moti-
ierter, das Richtige zu tun, um diese Kosten in den Griff
u bekommen.


(Beifall bei der FDP)


Da kann die Formel, die ich eben gelobt habe, noch so
chön sein: Ein Leben ohne komplizierte Formeln, aber
afür mit klaren Zuständigkeiten wäre eben viel einfa-
her.


(Beifall bei der FDP)


Die Regierung könnte also noch bessere Gesetze als
as jetzt vorliegende auf den Weg bringen. Es macht
ich daher wütend, dass wir heute zum x-ten Mal hier

en Mangel verwalten, anstatt endlich eine grundlegend
ndere Arbeitsmarktpolitik auf den Weg zu bringen.
enn alle Menschen einen Job hätten, dann müssten wir

iese leidige Diskussion heute gar nicht führen. Aber die
roße Koalition macht keine Politik für mehr Arbeit,
ondern steht der nachhaltigen Schaffung von Arbeits-
lätzen im Weg.


(Beifall bei der FDP)


Zu Hartz IV wurde eine Vielzahl der im Koalitions-
ertrag angeführten Nachbesserungen im Rahmen von
ittlerweile drei Nachbesserungsgesetzen beschlossen.
ine Optimierung sehe ich indes noch nicht. Unter dem
trich müssen wir Arbeitsplätze schaffen, damit die Zahl
er Bedarfsgemeinschaften sinkt und die KdU bei Bund
nd Ländern zurückgehen.

Wir brauchen ein zeitgemäßes Kündigungsschutz-
echt, ein der Zeit angepasstes Tarifvertragsrecht, be-
riebliche Bündnisse für Arbeit und vieles andere mehr.
amit schaffen wir Arbeitsplätze. Ich sehe aber schwarz,
ass die Bundesregierung das schafft.

Ich befürchte vielmehr, dass wir uns weiterhin Gedan-
en über steigende KdU machen müssen, vielleicht schon
ei den Haushaltsberatungen in der nächsten Sitzungswo-
he. Aber das werden Ihnen die Sachverständigen bei der






(A) )



(B) )


Jörg Rohde
Anhörung zu diesem Gesetz, die wir nachher beschließen
wollen, sicher sagen. Auf den Rat der FDP hören Sie lei-
der nicht so gerne.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606408800

Für die Bundesregierung hat der Parlamentarische

Staatssekretär Gerd Andres das Wort.

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Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1606408900


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Das Sozialgesetzbuch II sieht vor, dass die
Kommunen im Zuge der Umsetzung des Vierten Geset-
zes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt um
insgesamt 2,5 Milliarden Euro entlastet werden. Um dies
sicherzustellen, haben Bundestag und Bundesrat 2004
im Vermittlungsverfahren vereinbart, dass sich der Bund
an den Kosten der Unterkunft von Arbeitslosengeld-II-
Empfängern beteiligt. Im Dezember des vergangenen
Jahres wurde im ersten SGB-II-Änderungsgesetzes fest-
gelegt, dass für die Jahre 2005 und 2006 diese Beteili-
gung jeweils 29,1 Prozent beträgt.

Um es an dieser Stelle klar zu sagen: Der Bund steht
zu der Zusage, die Kommunen um 2,5 Milliarden Euro
pro Jahr zu entlasten. Zwei Bemerkungen sind in diesem
Zusammenhang aber unbedingt notwendig.

Erstens. Die Bundesregierung verbindet mit ihrer Zu-
sage an die Kommunen die klare Erwartung, dass diese
Entlastungen zumindest teilweise – im Verfahren war die
Rede von rund 1,5 Milliarden Euro – für den Ausbau
der Kinderbetreuung eingesetzt werden. Ich weiß, dass
einige aufseiten der Länder und Kommunen das nicht
gerne hören. Herr Kollege Rohde, als jemand, der dabei
gewesen ist, weiß ich, was verabredet worden ist. Es
geht um nicht mehr oder weniger als darum, dass auch
die kommunale Seite ihre Zusagen einhält.

Für die Bundesregierung bestehen eindeutige politi-
sche Absprachen. Wir werden ihre Erfüllung gerade vor
dem Hintergrund, dass entsprechendes Handeln der
Kommunen gegenwärtig nicht in ausreichendem Um-
fang erkennbar ist, auch einfordern.

Zweitens. Der Bund kann sicherstellen, dass die
Kommunen insgesamt um 2,5 Milliarden Euro entlastet
werden. Er kann aber nicht die Entlastung jeder einzel-
nen Kommune garantieren. Das lässt unsere Finanzver-
fassung nicht zu.

Nun wünschen sich manche, der Bund würde auch lo-
kal für einen Ausgleich sorgen, weil die eigentlich Ver-
antwortlichen es nicht tun. Aber hier sind eindeutig die
Länder gefragt. Sie müssen im Wege des kommunalen
Finanzausgleichs für den angemessenen Ausgleich sor-
gen. Das kann nicht Aufgabe des Bundes sein.

Das Jahr 2006 neigt sich dem Ende zu. Wir brauchen
dringend eine neue Vereinbarung darüber, wie sich die
Bundesbeteiligung ab 2007 darstellt. Die Gespräche mit
den Ländern haben leider weder auf Fach- noch auf poli-
tischer Ebene zu einer ausreichenden Annährung der

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(C (D ositionen geführt. Ich will die unterschiedlichen tandpunkte noch einmal kurz skizzieren. Der Bund ging auf Basis der vom Bundesministerium ür Arbeit und Soziales im Juni 2006 erstellten Berechungen für das Jahr 2007 zunächst von einer Bundesbeeiligung in Höhe von 15,5 Prozent oder rund Milliarden Euro aus. Diese Annahme bildete auch die rundlage für den entsprechenden Ansatz im Entwurf es Bundeshaushaltes 2007. Die Länder hingegen forerten einen Bundesanteil in Höhe von 43,2 Prozent der 5,8 Milliarden Euro. Das ist schon ein ganz schöner atzen Geld, der da dem Bund abverlangt wird. Ich will kurz darstellen, welche Annahmen hinter den eweiligen Argumentationen stehen. Für den Bund ist lar, dass sowohl der Entlastungsbetrag der Kommunen ufgrund weggefallener Ausgaben für erwerbsfähige Soialhilfebezieher als auch der Entlastungsbetrag der Läner infolge der Änderung des Wohngeldgesetzes auf die olgejahre fortgeschrieben werden muss. Nur so können ie Beund Entlastungen des alten und des neuen Leisungsrechts miteinander verglichen werden. Die Länder ingegen lehnten eine Fortschreibung auf der Entlasungsseite ab. Neben diesem Konflikt bestehen Differenzen hinichtlich der Aufteilung der so genannten dritten ruppe. Mit Einführung des neuen Leistungsrechts kaen Menschen in dieses Leistungssystem, die vorher eder Arbeitslosenhilfe bezogen haben noch Sozialhil eempfänger waren. Länder und Kommunen fordern hier ine vollständige Kostenübernahme durch den Bund. as aber ist aus meiner Sicht völlig unakzeptabel. Die fianziellen Auswirkungen der von Bundestag und Bunesrat gemeinsam beschlossenen Reform würden damit ollständig vom Bund getragen. Dieser Anspruch der änder ist weder sachgerecht noch realitätsnah, insbeondere vor dem Hintergrund, dass es noch immer einelne Länder gibt, die Leistungsausweitungen in diesem ystem fordern. Angesichts der auch nach mehreren Verhandlungsunden weiterhin gegensätzlichen Positionen wurden un im Rahmen eines politischen Spitzengesprächs am . November folgende Kompromisslösungen vereinart: Erstens. Der Beteiligungssatz für das Jahr 2007 wird m Vergleich zu 2006 auf 31,8 Prozent angehoben. Zweitens. Der Beteiligungssatz wird in den Jahren 008 bis 2010 nach Maßgabe der Entwicklung der Zahl er Bedarfsgemeinschaften jeweils durch Bundesgesetz ngepasst. – Herr Rohde, das bedeutet, wir werden uns uch in den kommenden Jahren immer wieder mit Geetzen befassen. Das ist aber nichts Neues und darf einen bgeordneten eigentlich nicht so erschrecken, wie Sie as hier dargestellt haben. – Die Grundlage dafür bietet ine im Gesetz festgelegte Formel. Drittens. Der so genannte Ausgleich Ost wird über onderbedarfsbundesergänzungszuweisungen um ein ahr und damit ebenfalls bis 2010 verlängert. Für den Bund hat dieser Kompromiss erhebliche inanzielle Auswirkungen. Eine Bundesbeteiligung an en Kosten der Unterkunft in Höhe von 31,8 Prozent Parl. Staatssekretär Gerd Andres führt zu einer Belastung in Höhe von 4,3 Milliarden Euro. Die Mehrausgaben im Vergleich zum Ansatz im Haushalt 2007 belaufen sich damit auf die stolze Summe von 2,3 Milliarden Euro. Wer sich diese Zahlen vor Augen führt, kann nur zu der Einschätzung kommen, dass dies ein guter Kompromiss für die Kommunen ist. Sie erhalten Planungssicherheit bis 2010, was die Beteiligung des Bundes an den Leistungen der Unterkunft angeht, und sie werden – das ist meine feste Überzeugung – in den nächsten Jahren um deutlich mehr als die zugesagten 2,5 Milliarden Euro entlastet werden. Denn man muss berücksichtigen – das will ich abschließend anmerken –, dass die kommunalen Finanzierungsdefizite seit 2004 deutlich geringer geworden sind und dass die Perspektiven bei den Steuereinnahmen so schlecht nicht sind. Im Gegenteil: Laut aktueller Steuerschätzung ist für 2006 insgesamt sogar ein Überschuss denkbar. Demnach werden die Steuereinnahmen aller Gemeinden in 2006 bei rund 67 Milliarden Euro und in 2007 bei fast 68 Milliarden Euro liegen. Das sind jeweils rund 4 Milliarden mehr als im Mai geschätzt. Darüber hinaus muss man berücksichtigen, dass die Entwicklung der Steuereinnahmen aller Gemeinden in den Jahren 2005 und 2006 deutlich dynamischer ist als bei Bund und Ländern. Die Experten erwarten, dass sich diese Tendenz bis 2010 fortsetzen kann. Den Einwand der Kommunen, dass der Zuwachs der Einnahmen aus kommunalen Steuern unter anderem wegen der Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2007 vermutlich geringer ausfallen wird als bei Bund und Ländern, lasse ich nicht gelten. Denn die Kommunen sind über den kommunalen Finanzausgleich mittelbar an den Mehreinnahmen der Länder, die sich aus der Erhöhung der Mehrwertsteuer ergeben, beteiligt. Sie werden deshalb nicht von der positiven Steuerentwicklung abgekoppelt. Wenn man dies in einen Zusammenhang mit der deutlichen Entlastung auf der Ausgabenseite, die wir für die Kommunen mit dem heute diskutierten Gesetzentwurf vorsehen, stellt, dann bedeutet das: Die Kommunen verfügen über eine solide Basis für die fortgesetzte Erholung ihrer Finanzen. Damit verfügen Sie über genügend Spielraum, um die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur der Kinderbetreuung nun endlich in Angriff zu nehmen. Der Bund geht davon aus, dass die Kommunen sich beim Ausbau der Kinderbetreuung an die Absprachen halten. Gleichzeitig weisen wir die übertriebenen Forderungen der Länder und Kommunen entschieden zurück. Wer dem Bund immer noch vorwirft, er komme bei den Kosten der Unterkunft seiner Verantwortung nicht nach und lasse die Kommunen finanziell im Stich, der handelt unredlich und unfair. Herzlichen Dank. Für die Fraktion Die Linke hat die Kollegin Katrin Kunert das Wort. W H n V e r t s n n p W r s a F h a s – K W n d s t K m Ü t E 2 r – G g (C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! erte Gäste! Die Linke lehnt Hartz IV nach wie vor ab. artz IV ist Armut per Gesetz. Ihre Reformen haben icht dazu beigetragen, dass die Armut entschärft wird. ielmehr ist sie weiter verschärft worden. Das zeigt sich insbesondere bei der Frage: Was ist für inen ALG-II-Beziehenden ein angemessener Wohnaum? Unsere Hauptkritik bezüglich der Kosten der Unerkunft richtet sich auf zwei Punkte: Erstens. Die Mehrfachdiskriminierungen der Menchen ohne Arbeit werden um einen Punkt erweitert, ämlich dadurch, dass ihre Wohnungen – also ihr ureigeer Lebensraum – infrage gestellt werden. Ihnen wird er Gesetz die Möglichkeit genommen, selbst über ihre ohnung zu bestimmen. Dem hat das Bundessozialge icht mit seiner Entscheidung am Mittwoch nun widerprochen. Wir wollen ein Grundrecht auf Wohnen für lle Menschen! (Beifall bei der LINKEN – Andrea Nahles [SPD]: Das haben wir doch!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606409000

(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606409100

(Beifall bei der LINKEN)


Ich meine, daraus ergibt sich für den Bund in jedem
all ein akuter Handlungsbedarf. Die Bandbreite der bis-
erigen Praxis in den Kommunen bei der Festlegung von
ngemessenem Wohnraum lässt auch willkürliche Ent-
cheidungen der Verwaltung erkennen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Zum Rederecht gehört wohl auch, dass jeder Mist erzählen darf!)


Herr Küster, hören Sie doch erst einmal zu!


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Da sind wir jetzt gespannt!)


Wie sieht die Praxis in den Kommunen aus? Einige
ommunen verzichten völlig auf die Festlegung von
ohnungsgrößen und bestimmen die Angemessenheit

ur nach Kosten. Andere legen die Zimmeranzahl und
ie Fläche als Richtgröße fest. Einige haben für be-
timmte Personengruppen, die besonderen Schutz benö-
igen, Ausnahmeregelungen getroffen. Ein Großteil der
ommunen verzichtet jedoch darauf. Dann gibt es Kom-
unen, die die gesetzliche Frist von sechs Monaten zur
bernahme der zu hohen Unterkunftskosten unterschrei-

en. Das ist gesetzwidrig.


(Lachen bei der SPD – Wolfgang Grotthaus [SPD]: Werden Sie tätig!)


s gibt sogar Kommunen, die für junge Menschen unter
5 Jahren generell die Möglichkeit auf eigenen Wohn-
aum ausschließen. Auch das ist gesetzwidrig.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Sagen Sie, wo, dann werden wir dem nachgehen!)


Herr Kollege, es ist Ihre Pflicht, die Einhaltung dieser
esetze zu kontrollieren, das will ich Ihnen einmal sa-
en!


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Katrin Kunert
Es werden Unterschiede zwischen Bestands- und Zu-
zugshaushalten gemacht, indem Höchstmieten für neu
bezogene Wohnungen festgelegt werden, die bis zu
10 Prozent unter der üblichen Grenze der Angemessen-
heit liegen.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Sie machen es sich ziemlich leicht!)


– Herr Kollege, vergleichen Sie doch einmal die Richtli-
nien in den Kommunen!

Ein weiteres Problem ist das Verhältnis zwischen der
Angemessenheit in den Kommunen und den realen
Wohnungsmarktbedingungen. So liegt die durchschnitt-
liche Kaltmiete in Freiburg pro Quadratmeter um gut
3 Euro über dem Satz von 5,62 Euro pro Quadratmeter,
der einem ALG-II-Beziehenden zusteht. Sieht man sich
die Richtlinie an, so sagt die Vorgabe, dass ein allein le-
bender Erwerbsloser höchstens 45 Quadratmeter bewoh-
nen kann. Diese Wohnung darf maximal 253 Euro kos-
ten. Diese Wohnungen gibt es aber in Freiburg auf dem
freien Wohnungsmarkt nicht! Sie wissen, dass es zu die-
ser Frage bereits eine Reihe von Urteilen der Sozialge-
richte gibt. Es ist also an der Zeit, bundesweite Stan-
dards einzuführen, die mehr Einheitlichkeit, mehr
Objektivität und mehr Gerechtigkeit schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dies haben wir in unserem Antrag beschrieben. Unser
Antrag stützt sich auf die Berliner Richtlinie zu den Kos-
ten der Unterkunft. Was wir hier vorschlagen, wurde
vom rot-roten Senat – also von SPD und Linkspartei – in
Berlin nicht nur beschlossen, sondern auch umgesetzt.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe)


Im Ergebnis muss ich sagen: In Berlin erhielten ledig-
lich 1,8 Prozent der Bedarfsgemeinschaften die Auffor-
derung zur Senkung der Kosten der Unterkunft. Von
circa 350 000 Bedarfsgemeinschaften mussten nur
103 Bedarfsgemeinschaften aus ihrer Wohnung auszie-
hen. Das sind 0,03 Prozent! Für uns ist am wichtigsten:
Menschen ohne Arbeit können in der Frage der Woh-
nung weitestgehend selbst bestimmen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gestatten Sie mir
noch zwei Anmerkungen zum vorliegenden Gesetzent-
wurf bezüglich des Anteils des Bundes an den Kosten
der Unterkunft. Das ist unser zweiter Hauptkritikpunkt.

Erstens. Der Bundesanteil in Höhe von 4,3 Milliarden
Euro wird nicht zur Entlastung der Kommunen beitra-
gen. Ihre Berechnung ist unsolide. In meinem Landkreis
wird sich die Belastung um 1,4 Millionen Euro erhöhen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die unsägliche Mehrwert-
steuererhöhung auswirken wird. Wir werden beantragen,
5,8 Milliarden Euro – wie von den kommunalen Spit-
zenverbänden gefordert – in den Haushalt einzustellen.

Zweitens. Herr Andres, wir fordern Sie erneut auf, ei-
nen anderen Umgang mit den Kommunen zu pflegen.
Wenn es um die Belange der Kommunen geht, gehören
Sie an den Verhandlungstisch. Wir müssen den Kommu-
nen ein verbindliches Mitwirkungsrecht sichern.

Ich danke Ihnen.

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(C (D Das Wort hat die Kollegin Anja Hajduk für die Frak ion des Bündnisses 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! rau Kunert, die Zeit reicht nicht, um intensiv auf Sie inzugehen; deshalb nur eine Bemerkung: Sie verkürzen as Armutsthema auf „Hartz IV ist Armut per Gesetz! ir sind dagegen!“ Die Höhe der staatlichen Zuwendun en im Zusammenhang mit Hartz IV, gleich ob es um die öhe der Zuschüsse für Unterkunftskosten oder um anere Bereiche geht, stehen in einem deutlichen Widerpruch zu dieser platten Äußerung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606409200
Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606409300

enn Sie Armutsbekämpfung darauf reduzieren, dass
er Staat mehr Geld ausschütten soll, dann zeigt das,
ass Sie die Ursachen von Armut nicht vernünftig analy-
iert haben. Eine linke Partei sollte auf das Armutspro-
lem eine bessere Antwort haben als die, die Sie uns hier
orlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD – Jörg Rohde [FDP]: Wir müssen die Ursachen bekämpfen!)


Ich möchte jetzt auf die Kosten für die Unterkunft zu
prechen kommen. Die Entlastung der Kommunen um
,5 Milliarden Euro – Herr Andres hat das vorgetragen;
er Redner von der CDU hat das bestätigt – steht in der
radition dessen, worauf man sich zur Zeit der rot-grü-
en Regierung und im Bundesrat geeinigt hat. Das heißt
erlässlichkeit. Ich sage ausdrücklich, dass wir zu der
ntlastung der Kommunen um 2,5 Milliarden Euro ste-
en.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606409400

Frau Kollegin Hajduk, gestatten Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Kunert?


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606409500

Ja.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606409600

Kollegin Kunert, bitte.


Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606409700

Frau Kollegin, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu neh-

en, dass unser Antrag einen Mindeststandard für die
etroffenen festlegen will, um eine ungerechte Behand-

ung der Betroffenen zu verhindern? Ich habe das Bei-
piel aus Freiburg genannt. Es kann doch nicht im Er-
essen der einzelnen Kommunen liegen, wie viel die
etroffenen für die Kosten der Unterkunft bekommen.
as den Wohnraum angeht, herrschen in den einzelnen
ommunen höchst unterschiedliche Bedingungen vor.
ind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass unser An-

rag gar nicht unbedingt höhere Ausgaben zur Folge hat?






(A) )



(B) )


Katrin Kunert
In Berlin wird diese Regelung bereits umgesetzt. Die
Betriebskosten hat man dort zusammen mit den Mieter-
bünden überprüft und ist so zu Einsparungen gekom-
men. Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass un-
sere Anträge sehr differenziert sind und wir uns immer
in die Situation der Betroffenen hineinversetzen, mit
dem Ziel, ihre Situation zu verbessern?


(Beifall bei der LINKEN)



Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606409800

Frau Kollegin Kunert, ich habe mit meiner Eingangs-

bemerkung gar nicht so sehr auf Ihren Antrag abgeho-
ben. Sie haben zu Recht auf die Differenzierungen hin-
gewiesen. Dass die Wohnkosten in den einzelnen
Kommunen unterschiedlich hoch sind, muss berücksich-
tigt werden. Wir Grünen kritisieren im Zusammenhang
mit Hartz IV selbst, wie Hamburg die Regelung zu den
Wohnkosten auslegt. Diese Probleme will ich gar nicht
leugnen. Ihre Bemerkung zu den Armutsursachen und
zur Armutsbekämpfung fand ich für eine linke Partei
aber nicht differenziert genug. Das habe ich gesagt. Auf
Ihren Antrag bin ich gar nicht eingegangen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Paul Lehrieder [CDU/ CSU]: Deplatziert! – Zuruf von der LINKEN: Worüber reden wir denn heute?)


Jetzt möchte ich mit meiner Rede fortfahren. Wir sind
uns eh nicht einig. Das ist mir schon klar.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Traurig, aber wahr!)


So klar wir Grünen für die festgelegte Entlastung
der Kommunen um 2,5 Milliarden Euro sind – Herr
Andres hat deutlich gemacht, wie schwer das zu berech-
nen ist –, so sehr sind wir aber auch dafür, den alten
Begründungszusammenhang aufrechtzuerhalten: Wir
erwarten, dass die Kommunen mehr Kinderbetreuungs-
plätze schaffen. Ich fordere die große Koalition auf, an
diesem Punkt nicht nachzulassen.

Die Kommunen konnten in den letzten Jahren, um das
ganz klar zu sagen, erfreulicherweise eine Stärkung ihrer
Einnahmeseite verzeichnen, und zwar insbesondere auf
der steuerlichen Seite. Das hat auch mit steuerlichen
Maßnahmen zu tun, die sich zum Beispiel bei der Ge-
werbesteuer erheblich auswirken. Von daher muss man
sagen: Die Zielsetzung, die Kommunen zu entlasten, ist
richtig. Es ist aber auch richtig, darauf hinzuweisen, dass
die Aufwendungen für die Kinderbetreuung von den
Kommunen gestärkt werden müssen.

Ich möchte nicht versäumen, in der heutigen Debatte
deutlich auf Folgendes hinzuweisen: Die Situation, die
zu diesem Gesetzentwurf geführt hat, beruht auf einem
ziemlich unsystematischen Verhandlungshickhack. Ich
sehe durchaus, wie schwierig es für den Bund war, einen
Ausgleich mit den Kommunen zu finden. Hinzu kommt,
dass die Länder, die bei den Verhandlungen gewisserma-
ßen in der Mitte stehen, nicht immer optimale und ehrli-
che Verhandlungspartner waren. Denn es gibt, wie wir
wissen, Gewinnergemeinden. So ist meine Heimatstadt
Hamburg mit Sicherheit überproportional entlastet und

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(C (D räuchte von der Unterstützung bei den Unterkunftskosen gar nicht so zu profitieren. Doch wir wissen ebenso darauf ist hingewiesen worden –, dass es Gemeinden n der Fläche gibt, die davon nicht so profitieren. Genau ier sind die Länder in der Pflicht, über den eigenen Fianzausgleich sicherzustellen, dass es in Zukunft fair zueht. Es kann nicht sein, dass sich die Gesamtbelastung es Bundes immer danach bemisst, dass es noch irendwo im Lande eine Gemeinde gibt, der es anderen egenüber schlechter geht. Hierfür muss es einen fairen usgleich auf der kommunalen Ebene geben. Denn das möchte ich deutlich sagen – der Bund leistet hier ereits Unterstützung in einem Volumen, das im Verhältis zum Gesamthaushalt erheblich ist: Dieses Jahr steurn wir allein für die Kosten der Unterkunft knapp Milliarden Euro bei. Dabei rede ich noch gar nicht von en 27 Milliarden Euro für das Arbeitslosengeld II. Wir aben dieses Jahr allein für die Kosten der Unterkunft ieder außerplanmäßige Mehrausgaben von 450 Millioen Euro. Vor diesem Hintergrund muss ich denjenigen, ie argumentieren, dass die Kommunen eine verlässliche inanzielle Basis brauchen, entgegnen: Auch der Bund raucht finanzielle Verlässlichkeit. Deswegen sind die orderungen, wir sollten die Kommunen doch mit ,8 Milliarden Euro unterstützen, so nicht haltbar geween. Wir müssen an dieser Stelle verantwortungsvoll andeln und gerade als Mitglieder des Bundestages um erständnis dafür werben, dass auch der Bund in einer wickmühle sitzt, was die Kosten angeht. Damit komme ich zum Schluss. Für meine Fraktion öchte ich sagen: Dieses Gesetz stellt keine Dauerlö ung dar. Zu dem Zeitpunkt, wo wir Hartz IV überprüen, werden wir auch diesen Finanzierungsmechanismus berprüfen müssen. Kurzfristig tragen wir es mit, zulasen des Bundes die Finanzierung für die Kommunen siherzustellen. Wir haben dies gestern im Haushaltsauschuss mitgetragen. Doch spätestens ab 2010 werden wir ine klügere Lösung brauchen. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen auf rucksachen 16/3269 und 16/3302 zur federführenden eratung an den Ausschuss für Arbeit und Soziales und ur Mitberatung an den Innenausschuss, den Rechtsauschuss, den Finanzausschuss, den Ausschuss für Wirtchaft und Technologie und den Ausschuss für Verkehr, au und Stadtentwicklung sowie an den Haushaltsaus chuss zu überweisen. Gibt es dazu anderweitige Vorchläge? – Das ist nicht der Fall. Dann sind die Überweiungen so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 33 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der LINKEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Schuldrechtsanpassungsgesetzes – Drucksache 16/1736 — Vizepräsidentin Petra Pau Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 16/3207 – Berichterstattung: Abgeordnete Andrea Astrid Voßhoff Christine Lambrecht Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Jörn Wunderlich Jerzy Montag Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich weise darauf hin, dass wir später über den Gesetzentwurf namentlich abstimmen werden. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Das Wort hat der Kollege Hans-Joachim Hacker für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir behandeln heute noch einmal ein Problem, dessen Wurzeln in der deutschen Teilung liegen. Wir haben es allerdings bereits 1994 bzw. 2002 abschließend geregelt. Um es vorweg zu sagen: Die PDS greift ein Thema auf, bei dem kein Regelungsbedarf, aber auch keine Gestaltungsmöglichkeit im Sinne des Gesetzentwurfes besteht. Natürlich ist es verführerisch, mit den diffusen Ängsten der Menschen zu spielen, insbesondere wenn in den Köpfen Unklarheit über die bestehende Rechtslage herrscht. Das ist aber keine gute Position. Ich will hier für die SPD-Bundestagsfraktion ganz klar sagen: In den Kommunen der neuen Länder muss Klarheit geschaffen werden, wie es mit den Garagenpachtverträgen weitergehen soll. Der Bundesgesetzgeber, wir, sind in dieser Frage nicht der richtige Adressat. Worum geht es? Mit dem Schuldrechtsanpassungsgesetz, das bereits am 1. Januar 1995 in Kraft getreten ist, sind die Nutzungsverträge zur Freizeitgestaltung und Erholung – so hieß das im ZGB der DDR – in bundesdeutsches Recht überführt worden. Dabei handelte es sich insbesondere um Verträge über die so genannten Datschen und über Garagengrundstücke, die heute hier auf der Tagesordnung stehen. Bei der damaligen Gesetzgebung war allen Beteiligten klar, dass es sozialverträgliche Übergangsregelungen geben und dass ein entsprechender Kündigungsschutz für die Nutzer geregelt werden muss. Ich finde, der Gesetzgeber hat damals tatsächlich einen Interessenausgleich zwischen dem Nutzer und dem Grundstückseigentümer hergestellt, der einen weitgehenden Kündigungsschutz, eine Begrenzung der Nutzungsentgelte und eine differenzierte Regelung über die Entschädigung bei der Vertragsbeendigung enthielt. Diese Regelungen gelten noch heute. Ich erinnere daran, dass die zeitlichen Schutzregelungen noch im Gesetzgebungsverfahren deutlich ausge d S t f G e D g r a h 2 P g D r s B n D d g g d m w e z u k i d n k – f W S a D D b S g d f D w (C (D ehnt worden sind. Frau Leutheusser-Schnarrenberger, ie werden sich bestimmt daran erinnern. Der FDP-Par eitag in Rostock hatte dafür eine gute Vorlage geliefert. Wichtig ist auch, anzumerken, dass das Bundesverassungsgericht über die Punkte, die die PDS mit ihrem esetzentwurf in die Diskussion einbringt, bereits 1999 ntschieden hat. (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: So ist das!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606409900




(A) )


(B) )

Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1606410000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as Gericht hat die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes
anz überwiegend bestätigt, zugleich aber auch den Zeit-
aum des generellen Kündigungsschutzes für Garagen
uf den 31. Dezember 1999 beschränkt. Wir reden hier
eute über den Investitionsschutz, der am 31. Dezember
006 ausläuft.

In der Begründung ihres Gesetzentwurfes spricht die
DS von „neuerlichen entschädigungslosen Enteignun-
en der im Geltungsbereich des Rechts der Deutschen
emokratischen Republik erworbenen Eigentümer-

echte“. Ich stelle daher die Frage: Durch welches Ge-
etz hat der Gesetzgeber nach der Wiedervereinigung
ürger in den neuen Ländern entschädigungslos enteig-
et? Das möge die PDS beantworten.

Der Gesetzgeber hat nach der Wiedervereinigung die
iskrepanzen zwischen den zivilrechtlichen Regelungen
es ZGB und des BGB in sozialverträglicher Weise aus-
eglichen. Ich erinnere an das Sachenrechtsbereini-
ungsgesetz, mit dem wir ein Problem gelöst haben, mit
em Zehntausende, vielleicht sogar Hunderttausende Fa-
ilien in den neuen Ländern konfrontiert waren, indem
ir getrenntes Wohngebäudeeigentum und Grundstücks-

igentum zusammengeführt haben. Wir haben die Nut-
ungsrechte für Grundstücke, die Wohnzwecken dienten
nd für die Nutzungsurkunden ausgegeben waren, ganz
lar von Restitutionsansprüchen ausgeschlossen. Das ist
n der Öffentlichkeit jahrelang anders dargestellt wor-
en. Lesen Sie das in § 4 Abs. 2 des Vermögensgesetzes
ach. Dort ist das noch vor der Wiedervereinigung völlig
lar geregelt worden.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ich habe es gerade nicht dabei!)


Ich kann Ihnen das Gesetz bringen, wenn es Ihnen
ehlt. – Wer die Debatte hierzu in den Jahren nach der

iedervereinigung verfolgt hat, der weiß, wer mit den
orgen und Ängsten der Häuslebauer, wie ich finde, ver-
ntwortungslos umgegangen ist.


(Dirk Manzewski [SPD]: Richtig!)


ort, wo keine klaren Rechtspositionen zur Zeit der
DR bestanden, konnte und durfte der Bundesgesetzge-
er auch keine Bevorteilungen zulasten der anderen
eite vornehmen.

Im PDS-Gesetzentwurf ist die Rede von entschädi-
ungslosen Enteignungen im Geltungsbereich des Rechts
er DDR. Ich hatte das schon einmal angesprochen. Mir
allen hier allerdings andere Eigentumseingriffe ein.
iese liegen in der Zeit zwischen 1949 und 1989. Ich
ill Ihnen nur zwei Begriffe nennen, die dafür stehen:






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Hacker
Zwangskollektivierung und Zwangsaussiedlung in der
DDR.

Um das noch einmal auf den Punkt zu bringen:
Würde der Bundestag diesem Gesetzentwurf zustimmen,
dann gäbe er den Nutzern von Garagengrundstücken
Steine statt Brot. Wir würden das Urteil des Bundesver-
fassungsgerichts vom 17. Juli 1999 sehenden Auges ne-
gieren. Für die PDS-Fraktion im Deutschen Bundestag
schein das aber kein Problem zu sein. Ich sage Ihnen das
ganz offen: Das ist kein Ruhmesblatt für die Rechtspoli-
tiker in der PDS-Bundestagsfraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Sie hatten hier schon einmal bessere Vertreter.

In keinem Punkt hat das Bundesverfassungsgericht
eine ungerechtfertige Benachteiligung der Nutzer von
Garagengrundstücken gesehen. Diese Aussage trifft
auch voll auf die Entschädigungsregelung zu. Es ist
seit mehr als zehn Jahren bekannt – das ist richtig –, dass
der Investitionsschutz für die Garagennutzer am
31. Dezember 2006 ausläuft. Das ist nicht zu bestreiten,
das ist damals so geregelt worden ist. Im Falle der Auf-
hebung der Verträge – am 3. Oktober 2022 trifft das
dann auch auf die so genannten Datschen zu – ist durch
den Grundstückseigentümer die Entschädigung in Höhe
des Verkehrswertes und nicht mehr des Zeitwertes vor-
zunehmen. Das ist eine entscheidende Änderung, was
keiner bestreitet.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Ja!)


Da in der aktuellen Diskussion oftmals Unklarheit be-
steht oder auch Unklarheit verbreitet wird, will ich in
dieser Frage noch einmal auf den Kern eingehen. Die
Frage der Entschädigung für das Bauwerk stellt sich erst
dann, wenn der Vertrag tatsächlich beendet wird. Mit
dem Gesetzentwurf wird bewusst oder unbewusst der
Eindruck erweckt, dass die Nutzer mit Ablauf des
31. Dezember 2006 in jedem Fall ihr Eigentum verlie-
ren. Auf die dies betreffende Aussage in der Gesetzesbe-
gründung, nämlich „entschädigungslose Enteignung“,
bin ich bereits eingegangen.

Bevor ich zu den tatsächlichen Handlungsempfehlun-
gen komme, will ich noch auf eine aus meiner Sicht
nicht unwichtige Passage im Gesetzentwurf der PDS
hinweisen. Unter dem Punkt „Kosten“ steht unter
„Haushaltsausgaben“:

Kosten entstehen keine, da mit Entschädigungsleis-
tung sich

– man höre und staune –

der Vermögenshaushalt der betroffenen Kommunen
entsprechend erhöht.

Unter dem Punkt „Vollzugsaufwand“ findet sich natür-
lich: „Keine Kosten“.

Ich kann Ihnen nur empfehlen: Gehen Sie doch mal in
die Kommunen der neuen Länder!

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(C (D prechen Sie doch einmal mit den Kämmerern und den iegenschaftsverwaltern in den neuen Ländern! Die dor igen Kommunalpolitiker würden sich die Haare raufen, enn das, was Sie vorgeschlagen haben, Gesetz würde. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Lachen bei der LINKEN)


Wenn es ein kommunales Interesse geben sollte, die
utzungsrechtsverhältnisse bei den Garagengrundstü-

ken aufzuheben, müsste damit verbunden die Bereit-
chaft bestehen, ganze Garagenkomplexe in die Verwal-
ung zu übernehmen. Natürlich wäre damit ein riesiger
treit zwischen den Kommunen und den Pächtern ver-
unden. Allein aus diesem Grund würden viele Kommu-
en von einem solchen Schritt Abstand nehmen.

Auf der anderen Seite ist auch klar, dass diese Pacht-
erhältnisse in bestimmten Fällen in Zukunft nicht wei-
ergeführt werden können, beispielsweise wegen Wohn-
ebauung oder in den Fällen, in denen die Garagen nicht
estimmungsgemäß genutzt werden. Das war im Übri-
en schon zu DDR-Zeiten so. Das ist also keine neue Si-
uation.


(Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: So ist es!)


as ist auch nicht das Kardinalproblem. Das eigentliche
roblem und deren Lösung liegt darin, dass die Kommu-
en in ihrer eigenen hoheitlichen Verantwortung Rege-
ungen finden müssen. Automatisch – das hatte ich ge-
agt – passiert am 1. Januar 2007 überhaupt nichts, wenn
er Pachtvertrag nicht gekündigt wird.

Wer sich mit der Materie befasst, der wird feststellen,
ass ein Verein, der Verband Deutscher Grundstücksnut-
er, diese Frage seit Jahren kritisch verfolgt. Dieser Ver-
in ist nicht verdächtig, Sprachrohr der Koalition zu
ein. Der Verein hat jüngst in seiner Zeitschrift „Das
rundstück“ hierzu Stellung genommen und auf zahlrei-

he Fälle verwiesen, in denen in den neuen Ländern ge-
au derartige Vereinbarungen zwischen den Kommu-
en und den Garagengrundstücksnutzern getroffen
orden sind.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606410100

Kollege Hacker, ich glaube, die Kolleginnen und Kol-

egen müssen dies in der Zeitschrift des Vereins nachle-
en. Das können Sie hier nicht mehr darstellen.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1606410200

Das ist leider nicht mehr darzustellen. Ich hätte gerne

inige Vereinbarungen der Kommunen zitiert. Aber ich
omme zum Schluss.

Den Gesetzentwurf, den Sie heute vorlegen, kann
an nur mit einem abgewandelten Spruch Ihres früheren
eneralsekretärs bewerten: Rückwärts immer, vorwärts
immer! – Aus diesem Grunde lehnen wir Ihren Gesetz-
ntwurf ab.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Katrin Kunert [DIE LINKE]: Sehr originell!)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606410300

Für die FDP-Fraktion hat die Kollegin Sabine

Leutheusser-Schnarrenberger das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1606410400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Dies ist eine besondere Situation;
denn, Herr Hacker, ich kann Ihren Ausführungen wirk-
lich nur uneingeschränkt zustimmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben völlig richtig die Diskussion wiedergegeben,
die wir seit 1990/91 und dann im Gesetzgebungsverfah-
ren 1994 geführt haben. Damals hat sich der Gesetzge-
ber erstmals der schwierigen Aufgabe gestellt, die sozia-
listische Eigentumsordnung der ehemaligen DDR in das
Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland zu über-
führen und dabei einen gerechten Ausgleich zwischen
den widerstreitenden Interessen von Nutzern und Eigen-
tümern herzustellen.

Das ist mit dem Schuldrechtsanpassungsgesetz ge-
lungen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dabei ist nicht zuletzt auf Druck der FDP im Interesse
der Nutzer die Überführung zeitlich deutlich gestreckt
– wir reden hier von Sachverhalten, die 16 Jahre zurück-
liegen – und durch eine Begrenzung der Nutzungsent-
gelte sozial abgefedert worden.

Das Bundesverfassungsgericht hat dieses Gesetz im
Jahre 1999 im Wesentlichen bestätigt. Das hat mich auch
persönlich sehr gefreut, da ich als Justizministerin für
dieses Gesetz Verantwortung getragen habe. Soweit das
Bundesverfassungsgericht einzelne Regelungen beanstan-
det hat, hat es dies mit einem Verstoß gegen die Eigen-
tumsgarantie des Grundgesetzes begründet.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Genau!)


Das Gesetz war also nicht zu eigentümerfreundlich, es
war vielmehr in einigen Punkten zu nutzerfreundlich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hierzu zählte auch die Entschädigungspflicht des Ei-
gentümers bei vorzeitiger Kündigung.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Genau!)


Insoweit hat Karlsruhe festgestellt, dass eine Entschädi-
gung des Nutzers nur in Betracht komme, wenn die Ver-
tragsbeendigung dem Grundstückseigentümer erhebli-
che wirtschaftliche Vorteile bringe.

Mit diesen Grundsätzen des Bundesverfassungsge-
richtsurteils ist Ihre Forderung in diesem Gesetzentwurf,
dem Nutzer stets eine Entschädigung nach dem Zeitwert

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(C (D es Bauwerks zukommen zu lassen, nicht vereinbar. In ielen Fällen wird das Bauwerk für den Grundstückeientümer keinerlei wirtschaftlichen Wert haben, zum eispiel weil es anderweitig baulich genutzt werden soll. s ist sachgerecht, dass der Nutzer bei einer Eigenkündiung oder bei einer Kündigung nach Ablauf der Investiionsschutzfrist eine Entschädigung nur erhält, wenn der erkehrswert des Grundstücks durch das Bauwerk noch rhöht ist, zum Beispiel bei Fortsetzung einer Garagenutzung. Allein diese Lösung hält sich im Bereich des erfassungsrechtlich Zulässigen und Möglichen. Alle Nutzer – Herr Hacker hat die Fristen genannt – atten und haben ausreichend Zeit, sich auf diese echtslage einzustellen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Gerechtigkeit will, darf nicht auf einem Auge blind
ein. Diesen Vorwurf kann ich Ihnen, Fraktion Die
inke, im Hinblick auf diesen Gesetzentwurf leider nicht
rsparen.


(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Die sind auf beiden Augen blind!)


hre Initiative ist einseitig, sie ist populistisch und ver-
ennt die Rechtsprechung des Bundesverfassungsge-
ichts. Für die FDP ist sie nicht zustimmungsfähig.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606410500

Für die Unionsfraktion spricht nun die Kollegin

ndrea Voßhoff.


Andrea Astrid Voßhoff (CDU):
Rede ID: ID1606410600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Nach dem Einstieg durch Herrn Dr. Hacker und
rau Leutheusser-Schnarrenberger kann ich mir einen
eil meiner Ausführungen sparen. Ich werde versuchen,
eine Redezeit nicht auszuschöpfen und an den Stellen

u begrenzen, wo das rechtlich Notwendige schon ge-
agt ist.

Nicht zum ersten Mal sage ich zu dem Thema Schuld-
echtsanpassung an dieser Stelle – ich glaube, das wissen
lle, die damit zu tun haben –, dass die Regelungen der
echtsverhältnisse zwischen Grundstückseigentümern
nd Nutzern von Erholungs- und Garagengrundstücken
n den neuen Ländern zu den schwierigsten und sensi-
elsten Rechtsfragen im Einigungsrecht gehören. Jeder
on uns, der sich auch in vielen Bürgergesprächen im
ahlkreis damit auseinander setzt, weiß das.

Nicht zum ersten Mal sage ich an dieser Stelle, dass
ie mit dem Schuldrechtsanpassungsgesetz zu regelnden
echtsfragen von zwei völlig gegenläufigen und sehr
motionalen Interessenlagen geprägt sind. Da ist die Be-
roffenheit der Nutzer von Freizeit- und Garagen-






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff
grundstücken auf der einen Seite. Sie haben zu DDR-
Zeiten mit viel Mühe in Zeiten von Materialknappheit,
mit Herzblut und Entbehrungen oftmals ein Datschen-
grundstück überhaupt erst urbar gemacht oder mit viel
Einsatz eine Garage errichtet. Beides waren eben nicht
nur Baulichkeiten aus Holz oder Stein, für viele Betrof-
fene war es auch ein Stückchen eigener Lebensleistung.
Wer könnte diese Menschen nicht verstehen, die sich für
den Erhalt und die dauerhafte Nutzung des von ihnen
Geschaffenen einsetzen?

Diese Bauten, meine Damen und Herren, wurden aber
nun einmal auf fremdem Grund und Boden errichtet. Da-
mit kommen wir zu der anderen Seite, und zwar der In-
teressenlage der Grundstückseigentümer, denen aus
sozialistischer Ideologie heraus mit einem Federstrich
das Eigentum und damit eben auch ein Stück Lebensleis-
tung schlicht entzogen wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Meine Damen und Herren von der Fraktion Die Linke,
für diese Ausgangslage war eine 40-jährige SED-Dikta-
tur verantwortlich – das muss man Ihnen immer wieder
ins Stammbuch schreiben – und nicht das Wiedervereini-
gungsrecht.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ausgehend von dieser gegenläufigen Interessenlage
galt es, die Nutzungsverhältnisse im Zuge der Wieder-
vereinigung in das Miet- und Pachtrecht zu überführen.
Mit dem Schuldrechtsanpassungsgesetz – es ist bereits
angesprochen worden – und den im Jahre 2002 durchge-
führten Änderungen ist das im Wesentlichen gelungen.

Die Fraktion Die Linke startet den erneuten Versuch,
die Entschädigungsregelungen einseitig zugunsten der
Nutzer auszuweiten. Das verkünden Sie mit emotionaler
Begleitmusik, wie ich das nennen möchte, auch in Ihrer
Pressemitteilung, die populistisch ist, in unzulässiger
Weise einseitig emotionalisiert und die Bürger instru-
mentalisiert.

Durch die Wortwahl in Ihren Pressemitteilungen auf
Bundesebene und auf Länderebene erwecken Sie bei den
Betroffenen den Eindruck, als würden die Nutzer von
Garagengrundstücken allein durch die zum Jahresende
ablaufende Frist über Nacht enteignet. Sie sprechen von
beispiellosen Enteignungsaktionen zum Jahresende und
bezeichnen es als skandalös, dass die Enteignung de
facto entschädigungslos erfolge. Das stimmt so nicht,
meine Damen und Herren von der Fraktion Die Linke,
und das wissen Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Richtig ist vielmehr, dass das Eigentum an einem
Bauwerk so lange beim Nutzer verbleibt, bis das Ver-
tragsverhältnis beendet wird. Das hat nichts mit dem
Fristablauf zu tun. Zum Schutz der Nutzer – das ist aus-
geführt worden – findet ein Prozess der sozialen Ab-
federung statt. Ich denke, angesichts aller berechtigten
Interessen, auch der Interessen der Nutzer, ist dieses Er-

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(C (D ebnis akzeptabel. Nicht nur das Bundesverfassungsgeicht hat uns das ins Stammbuch geschrieben, sondern uch die Realität zeigt uns das. Den Garageneigentümern wurde eine Zeitspanne von 6 Jahren eingeräumt – auch das ist schon gesagt woren –, den Datscheneigentümern, wenn es sich um Erhoungsgrundstücke handelt, eine Zeitspanne von 33 Jahen, um sich auf die neuen Herausforderungen und damit uf einen im Ausnahmefall gegebenenfalls möglichen ntschädigungslosen Eigentumswechsel bei Beendiung des Vertrages einzustellen. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass dem rundstückseigentümer 16 bzw. 33 Jahre nach der Wieervereinigung erstmals überhaupt die freie Verfügungsewalt (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Genauso ist das!)


nd damit die uneingeschränkte wirtschaftliche Verwert-
arkeit des ihm nach Art. 14 des Grundgesetzes eben-
alls zustehenden Grundeigentums eingeräumt wird.


(Beifall der Abg. Sabine LeutheusserSchnarrenberger [FDP])


as ist, wie ich denke, im Sinne des Ausgleichs beider
nteressen eine sinnvolle Regelung.

Der Kollege Hacker hatte vorhin keine Zeit mehr, ei-
ige Aussagen des VDGN zu zitieren. Weil uns der
DGN in der Vergangenheit immer sehr kritisch beglei-

et hat, habe ich seine Zeitschriften nicht nur aufbewahrt,
ondern gelegentlich schaue ich sogar hinein. Darin geht
s unter anderem um die Frage: Wie wird ab dem
. Januar 2007 in den Kommunen mit den Garagen-
rundstücken umgegangen? Oftmals sind ja die Kom-
unen der Eigentümer eines Grundstücks.

Der Verband Deutscher Grundstücksnutzer hat sämt-
iche Zeitungsartikel, die zu diesem Thema veröffent-
icht wurden, zusammengestellt. In der „Schweriner
olkszeitung“ vom 1. März dieses Jahres wird aus Gade-
usch in Mecklenburg-Vorpommern berichtet:

Besitzer von 692 Garagen, die auf städtischem
Grund und Boden stehen, können aufatmen. Wer es
wünscht, kann einen Ergänzungsvertrag bis En-
de 2016 abschließen.

In der „Märkischen Oderzeitung“ vom 9. März dieses
ahres hieß es zur Situation in Frankfurt/Oder:

Hier stehen auf städtischem Grund 413 Eigentums-
garagen sowie 4 108 Garagen in 39 Garagen-
gemeinschaften. „Das Schuldrechtsanpassungsge-
setz eröffnet uns die Möglichkeit, im Interesse der
Bürger über die mögliche Kündigungsfrist hinaus
die bestehenden Pachtverträge zu verlängern. Wir
denken in keinem einzigen Fall daran, an den beste-
henden Verhältnissen etwas zu ändern“, erklärt die
Leiterin des Zentralen Immobilienmanagements.

Aus dem thüringischen Mühlhausen berichtet die
Thüringische Landeszeitung“:






(A) )



(B) )


Andrea Astrid Voßhoff
„Unsere Kommune hat ein Interesse daran, dass die
Eigentümer ihre Garagen weiterhin nutzen kön-
nen“, so der dortige Leiter des Sachgebiets Liegen-
schaften. Und es sind nicht wenige Garagen –
schätzungsweise 2 800 …

Durch Ihren Gesetzentwurf – aber nicht nur durch
ihn, sondern auch durch seine Begleitung – wollen Sie
den Eindruck erwecken, als komme es über Nacht zu ei-
ner Enteignung und als drohe nun entweder der Abriss
oder eine höhere Pacht. In der Realität ist die Situation
aber ganz anders. Die Kommunen gehen sehr verantwor-
tungsvoll mit ihrer Verfügungsgewalt als Grundstücksei-
gentümer um.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nehmen Sie das zur Kenntnis, informieren Sie sich und
stellen Sie nicht solche populistischen Anträge!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, keine Frage.
Auch sie hat der VDGN genannt.

Ich appelliere an die Grundstückseigentümer und an
die Wohnungsbaugenossenschaften, die Garagennutzer
nicht darüber im Ungewissen zu lassen, was sie mit den
betroffenen Grundstücken planen. Wie Sie wissen, ist es
aber oftmals so, dass ein Baurecht auf dem Garagen-
grundstück gar nicht besteht und seine wirtschaftliche
Verwertung nicht möglich ist. Diese Fakten, meine Da-
men und Herren von der Linksfraktion, sollten Sie zur
Kenntnis nehmen, statt die Realität immer auszublenden.

Ein zweites Argument gegen Ihren Gesetzentwurf
– eigentlich kann ich es mir ersparen – ist, dass Sie das
Urteil des Bundesverfassungsgerichts schlicht aus-
blenden. Nicht mit einer einzigen Silbe gehen Sie darauf
ein.


(Zuruf von der SPD: Genau das!)


Sie erklären auch nicht, warum der Tenor des Bundes-
verfassungsgerichts, der genau in die entgegengesetzte
Richtung zielt, von Ihnen nicht beachtet wird. Meinem
Anspruch in der Rechtspolitik entspricht es, Entschei-
dungen des Bundesverfassungsgerichts ernst zu nehmen,
statt sie nicht zu berücksichtigen und einfach einen Ge-
setzentwurf einzubringen.


(Beifall des Abg. Hans-Joachim Hacker [SPD])


Ich weiß, wie emotional die Diskussion auch in den
Wahlkreisen geführt wird, aber wie der Kollege Hacker
schon festgestellt hat, tun Sie den Garagennutzern damit
keinen Gefallen. Wenn Ihr Gesetzentwurf beschlossen
würde, dann wären Klagen vor dem Bundesverfassungs-
gericht vorprogrammiert. Dann würde sich die Situation
wiederholen und das Bundesverfassungsgericht würde
wahrscheinlich ähnlich entscheiden.

Einem offenkundig verfassungswidrigen Gesetzent-
wurf können wir nicht zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist zwar sehr chön, dass Sie so zahlreich die Debatte verfolgen, um ann sachund fachkundig abstimmen zu können. Ich itte Sie aber, Ihre Gespräche draußen zu führen, um den eiden folgenden Rednern die Möglichkeit zu geben, ass ihr Debattenbeitrag Gehör findet. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Nicht alles, was man hört, versteht man auch!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606410700

Das Wort hat der Kollege Jörn Wunderlich von der
raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606410800

Vielen Dank. – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe

ollegen! Ich will nicht bei der SED-Diktatur anfangen;


(Zuruf von der CDU/CSU: Das glaube ich!)


ch will auch nicht mit dem Jahr 1949 beginnen. Ich
ange mit dem Punkt an, der rechtlich relevant ist: der
eitritt der DDR zur Bundesrepublik 1990.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Den haben wir gewollt!)


ieser bescherte den Bürgern der DDR nämlich einen
klatanten Umbruch in ihren gewohnten Eigentumsver-
ältnissen, und zwar fast immer zu ihrem Nachteil. Ich
rinnere in diesem Zusammenhang nur an den Grundsatz
Rückgabe vor Entschädigung“, wodurch zehntau-
ende ostdeutsche Familien im Kampf von Haus und
of vertrieben wurden. Diesen Kampf haben viele ver-

oren.


(Beifall bei der LINKEN – Sabine Leutheusser-Schnarrenberger [FDP]: Also wirklich! – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das ist eine Wahrheit, was Sie erzählen!)


Ich begrüße es, dass jetzt jemand aus den ostdeut-
chen Ländern zu dieser Thematik spricht.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Liegt Gladbeck jetzt auch schon im Osten?)


ie Berichterstatter im Ausschuss sind nämlich West-
eutsche, die sich in diese Problematik möglicherweise
icht hineindenken können.


(Unruhe)


Ende dieses Jahres droht es jedenfalls auch den Gara-
enbesitzern an den Kragen zu gehen. Davon sind etwa
ine halbe Million Menschen betroffen. Angesichts die-
er Tatsache finde ich die Lautstärke in diesem Hause
erwunderlich. Das Thema scheint nicht viele zu interes-
ieren.

Nach den Regelungen des Einigungsvertrags bestan-
en jedenfalls die Rechtsverhältnisse der Nutzer und
rundstückseigentümer, auf deren Grundstücken Ge-
äude errichtet waren, nach den Vorschriften des ZGB
er DDR fort.






(A) )



(B) )


Jörn Wunderlich

(Zuruf des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/ CSU])


– Werfen Sie einen Blick auf die Landkarte! Ich setze
mich hier nur mit den Problemen auseinander, was Sie
offensichtlich nicht tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieses Recht wurde aber schon bald aufgeweicht. Im
Schuldrechtsanpassungsgesetz wurde formuliert, dass
mit der Beendigung der Vertragsverhältnisse das nach
dem Recht der DDR begründete und fortgeltende Eigen-
tum an Baulichkeiten an die Grundstückseigentümer
übergeht.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Er kommt aus Gladbeck! Ein Ossi aus Gladbeck!)


Immerhin sah das Gesetz einen Kündigungsschutz vor,
der durch die besagte Entscheidung des Bundesverfas-
sungsgerichts bei Garagen verkürzt wurde. Die so ge-
nannte Investitionsschutzfrist galt noch sieben Jahre
nach Ende der Kündigungsschutzfrist und endet am
31. Dezember dieses Jahres. Die Kündigungsbeschrän-
kungen, die in der auslaufenden Frist noch galten, fallen
zum 1. Januar weg.

Aber es kommt noch dicker: Ab 1. Januar gibt es eine
Entschädigung bei Beendigung der Vertragsverhältnisse
nur noch in Höhe der festgestellten Verkehrswerterhö-
hung, aber auch nur dann, wenn die Verkehrswerterhö-
hung auf die Baulichkeit, also auf die Garagen, zurück-
zuführen ist. Inzwischen liegen sie aber zum Teil in
attraktiven Gewerbelagen. Wenn ein Investor dort ein
Bürogebäude errichtet, um statt der 40 Euro Jahresmiete
für die Garagen 40 Euro pro Quadratmeter im Monat für
Büroraum zu erzielen, dann ist es zwar verständlich,
dass er mit seinen Investitionen den Gewinn verzigfa-
chen will, aber weil die Verkehrswerterhöhung nicht auf
die Garagen zurückzuführen ist, haben die Nutzer in die-
sem Fall keinen Anspruch auf Entschädigung und wer-
den eventuell noch an den Abrisskosten beteiligt.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Lesen Sie doch einmal das Urteil des Bundesverfassungsgerichts!)


– Hören Sie doch einmal zu, Mensch! Beschäftigen Sie
sich doch einmal mit den Problemen vor Ort!


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie werden doch in der Lage sein, das zu erklären!)


In Frankfurt/Oder sollen die Garagennutzer nach Vor-
gabe der Stadt schon jetzt im Hinblick auf mögliche Ab-
risskosten Kautionen zahlen. Es ist doch klar, dass das
zu Unsicherheit führt. Dass es aber auch Gemeinden gibt
– zum Beispiel Bernau –, in denen zugesichert wird, dass
die Verträge weiterlaufen, ist ebenfalls bekannt. Was
aber sagt die kommunale Aufsichtsbehörde dazu? Sie
wird sicherlich einschreiten.


(Lachen bei der SPD)


Die sächsische Staatsregierung sieht ihrerseits keine
Veranlassung, auf die Kommunalaufsicht einzuwirken.

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(C (D ie wirtschaftliche Nutzung steht dabei im Vordergrund. iese Schieflage soll mit dem Gesetzentwurf beseitigt erden. Mehr verlangt dieser Entwurf nicht. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: So interpretiert ein deutscher Richter ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts! Nicht zu glauben!)


Frau Leutheusser-Schnarrenberger, Sie haben das
undesverfassungsgericht falsch zitiert. Tatsächlich be-
eichnet das Bundesverfassungsgericht eine Entschädi-
ung nach dem Zeitwert als sachgerecht und eine Ent-
chädigung nach dem Verkehrswert als angemessen.
as hindert uns denn daran, eine sachgerechte Entschä-

igung in allen Fällen vorzunehmen? Wenn man sich auf
en Standpunkt stellt, dass Gesetze, die verfassungskon-
orm sind, nicht geändert werden dürfen, dann muss ich
ich fragen: Was macht denn die große Koalition stän-

ig?


(Beifall bei der LINKEN)


Für uns ist das Gesetz eine Geste des gerechten Aus-
leichs – dazu bedarf es nur des politischen Willens –,
amit nicht wieder Tausende Menschen im Osten
eutschlands auf der Strecke bleiben.

Ich danke für Ihre „tolle“ Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: Das war ein wunderlicher Beitrag und ist jetzt beendet!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606410900

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wiederhole

eine Bitte, allen Rednerinnen und Rednern die notwen-
ige Aufmerksamkeit zu schenken. Das gilt auch für die
etzte Rednerin in dieser Debatte.

Das Wort hat die Kollegin Silke Stokar von Neuforn
ür die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Werter

err Kollege Wunderlich, ich finde, es ist nicht verwun-
erlich, dass Sie im Jahre 1990 beginnen wollen. Ich
age Ihnen allerdings: So geht es nicht. 1990 hatten wir,
er Bundesgesetzgeber, erst begonnen, das komplexe
hema der Bodenreform aufzugreifen und das SED-Un-

echt zu bereinigen. Wir hatten begonnen, unrechtmä-
ige Enteignungen wieder gutzumachen sowie die Fol-
en von Zwangsausbürgerung und Zwangsaussiedlung
die Menschen wurden nicht wieder in die DDR hinein-

elassen – und des Mauerbaus zu bereinigen. Das ist der
usgangspunkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte zwar keine Rechtsbewertung – ich finde,
err Hacker und Frau Leutheusser-Schnarrenberger ha-
en das bereits sehr gut dargelegt –, wohl aber eine poli-
ische Bewertung vornehmen. Wir reden hier über Ge-
echtigkeit. Das bedeutet für mich, dass man die






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
Interessen der betroffenen Seiten gegeneinander abwägt.
Wir haben es mit der Situation zu tun, dass Alteigentü-
mern das Recht auf ihre Grundstücke zugesprochen
wurde, auf denen Nutzer aus der ehemaligen DDR Dat-
schen und Garagen gebaut haben. Beide haben aufgrund
der teilungsbedingten Entwicklung Rechtsansprüche er-
worben: die einen auf das Grundstück, die anderen auf
das Gebäude. Ich denke, dass der Bundesgesetzgeber in
seiner Verantwortung eine gute Ausgleichsregelung ge-
funden hat. Diese Regelung wurde 1999 vom Bundes-
verfassungsgericht bestätigt.

Meine Damen und Herren von der Linksfraktion, Ihr
populistischer Gesetzentwurf zeigt, dass Sie diese Rege-
lung offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen haben,
dass sie nicht Grundlage Ihrer Politik ist. Sie versuchen
17 Jahre nach dem Mauerfall, die vom Bundesverfas-
sungsgericht bestätigte Ausgleichsregelung außer Kraft
zu setzen und die alte Auseinandersetzung zwischen Alt-
eigentümern und Bewohnern der ehemaligen DDR wie-
der zu emotionalisieren und erneut Grabenkämpfe zu
führen, und das alles auf einer verfassungswidrigen
Grundlage.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben es als Bundesgesetzgeber nicht immer ge-
schafft, für Einzelfallgerechtigkeit zu sorgen. Das ist
auch nicht möglich; das können wir nicht. Ich habe aber
die Hoffnung – ich sehe gute Erfolge –, dass die Men-
schen in den Kommunen weiter sind als die Politik.
Wenn wir verantwortlich handeln wollen, sollten wir den
Betroffenen vor Ort vielleicht empfehlen, selber eine
einvernehmliche Regelung zu finden. In vielen Fällen ist
das möglich.

Versuchen Sie, mithilfe der Kommunen vor Ort zwi-
schen den Menschen, die sich kennen und die miteinan-
der zu tun haben, zu einem Ausgleich zu kommen. Das
ist verantwortungsbewusste Politik. Das ist eine Politik,
die sich nicht nur auf eine Seite stellt. Das ist eine Poli-
tik, die nicht mit dem Instrument der namentlichen Ab-
stimmung arbeitet. Sie tun so, als seien die einen in der
Folge der Wiedervereinigung die Guten und die Gerech-
ten und die anderen die Bösen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Das ist ein Missbrauch des Instruments der namentlichen
Abstimmung. Wir lehnen Ihren Antrag ab und wir leh-
nen auch Ihr Verhalten hier im Parlament ab.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606411000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Frak-
tion Die Linke eingebrachten Gesetzentwurf zur Ände-
rung des Schuldrechtsanpassungsgesetzes auf der Druck-

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(C (D ache 16/1736. Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 16/3207, den Ge etzentwurf abzulehnen. Die Fraktion Die Linke verangt namentliche Abstimmung. Ich bitte die Schriftfüherinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze inzunehmen. Sind alle Plätze besetzt? – Das ist der Fall. ch eröffne die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftührerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu eginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen päter bekannt gegeben.1)


Wir setzen die Beratungen fort. Ich bitte die Kollegin-
en und Kollegen, die der nächsten spannenden Debatte
icht folgen können, den Saal zu verlassen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 36 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes über die Festsetzung der Beitrags-
sätze in der gesetzlichen Rentenversicherung
und der Beiträge und Beitragszuschüsse in der
Alterssicherung der Landwirte für das Jahr
2007

– Drucksache 16/3268 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
azu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Parla-
entarische Staatssekretär Gerd Andres.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1606411100

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Deutschland befindet sich im Aufschwung, die
irtschaft wächst und die Zahl der sozialversicherungs-

flichtigen Beschäftigten steigt. Das ist gut für die Men-
chen, die wieder Arbeit finden, und es ist auch gut für
ie öffentlichen Haushalte und für die Kassen der So-
ialversicherungen.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Warum steigen dann die Rentenbeiträge?)


Die Beitragseinnahmen in der gesetzlichen Renten-
ersicherung haben sich in diesem Jahr sehr positiv ent-
ickelt. Alle Prognosen sagen uns eine Fortsetzung der
irtschaftlichen Dynamik auch im Jahr 2007 voraus.

Ergebnis Seite 6378 C






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Deshalb erhöhen Sie die Mehrwertsteuer!)


Wir dürfen also damit rechnen, dass die gesetzliche
Rentenversicherung weiter gute Einnahmen erzielt. Die
Regierungsparteien CDU, CSU und SPD haben bereits
im Koalitionsvertrag vom November 2005 festgelegt,
dass der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversi-
cherung zum 1. Januar 2007 von 19,5 Prozent auf
19,9 Prozent angehoben werden soll. Dies war der aus
damaliger Sicht notwendige Beitragssatz. Nun haben wir
die Situation, dass aufgrund der guten Einnahmen eine
Erhöhung um lediglich 0,2 Prozentpunkte kurzfristig
ausreichend wäre.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie es doch!)


Viele verlangen deshalb, dass wir den Beitragssatz
nicht auf 19,9 Prozent, sondern nur auf 19,7 Prozent he-
raufsetzen sollen. Ungeachtet dieser Forderungen wird
die Bundesregierung ihre im Koalitionsvertrag niederge-
schriebene Festlegung umsetzen und den Beitrag auf
19,9 Prozent anheben. Ich will Ihnen auch gern erklären,
warum wir das tun.


(Anton Schaaf [SPD]: Weil es so richtig ist!)


Die Politik der Bundesregierung ist geprägt von den
Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Berechenbarkeit.
Im Gegensatz zu den lauten Kritikern schauen wir über
das Jahr hinaus und wollen mit konstanten und verlässli-
chen Entscheidungen das Vertrauen der Menschen in die
Sozialversicherungen stärken. Würden wir den Beitrags-
satz nur auf 19,7 Prozent anheben, dann kämen wir spä-
testens im Jahr 2008 in Schwierigkeiten.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer sagt das denn?)


Nach derzeitiger Einschätzung müssten wir ihn dann
nämlich noch über die jetzt geplanten 19,9 Prozent hi-
naus erhöhen. Wir würden damit unser selbst gestecktes
Ziel, bis zum Jahr 2009 den Beitrag stabil unter
20 Prozent zu halten, leichtfertig aufs Spiel setzen. Viel-
mehr müssten erhebliche Finanzmittel aufgewendet wer-
den, um dieses Ziel überhaupt noch erreichen zu können.
Das aber hätte mit Verantwortung, mit Vertrauen und mit
Verlässlichkeit nichts zu tun. Deshalb halten wir an der
moderaten Anhebung auf 19,9 Prozent fest.


(Zuruf von der FDP: Moderat?)


Dafür senken wir an anderer Stelle umso mehr. Ich
freue mich, dass ich Ihnen aufgrund der guten wirtschaft-
lichen Entwicklung bereits heute einen Änderungsantrag
zum vorliegenden Gesetzentwurf ankündigen kann. Wie
Sie wissen, haben wir die Senkung des Beitragssatzes
zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 Prozent auf
4,5 Prozent zum 1. Januar 2007 bereits mit dem Haus-
haltsbegleitgesetz beschlossen.

Der unerwartet hohe Überschuss, den die Bundes-
agentur für Arbeit erwirtschaftet hat, gibt uns aber
weiteren Handlungsspielraum. Ich will ausdrücklich
wiederholen: Ohne die aktive Arbeitsmarktpolitik einzu-

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(C (D chränken, werden wir den Beitragssatz zum 1. Januar 007 um weitere 0,3 Prozentpunkte auf dann 4,2 Prozent bsenken. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


ie Versicherten werden damit bei der Arbeitslosenver-
icherung um weitere 2,2 Milliarden Euro entlastet. Das
ntlastungsvolumen insgesamt beträgt nunmehr rund
7 Milliarden Euro.

Die stärkere Anhebung der Beiträge zur Rentenver-
icherung wird bei der Arbeitslosenversicherung also
ehr als kompensiert. Die Bundesregierung setzt mit ih-

er Politik ein eindrucksvolles Signal für mehr Wachs-
um und mehr Beschäftigung in Deutschland. Wir sen-
en die Lohnnebenkosten und wir verbessern die
ahmenbedingungen, damit noch mehr neue sozialversi-
herungspflichtige Arbeit entstehen kann. Das ist gut für
ie Einnahmen der Sozialkassen und damit gut für ver-
ässliche und stabile Sozialversicherungssysteme. Ich
üge hinzu: Es ist gut für die Menschen in unserem
and, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und

ür die Arbeitgeber. Es wird möglicherweise weitere
uswirkungen, was die wirtschaftliche Dynamik angeht,
aben.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606411200

Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Dr. Heinrich

olb das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1606411300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch will bereits zu Beginn meiner Rede feststellen: Die
DP-Bundestagsfraktion lehnt die von der Koalition ge-
lante Anhebung des Rentenversicherungsbeitrags auf
9,9 Prozent ab.


(Beifall bei der FDP)


ine solche Erhöhung ist nach den jüngsten Ergebnissen
es Schätzerkreises nicht mehr erforderlich. Selbst Ver-
reter der großen Koalition räumen inzwischen ein, dass
m kommenden Jahr ein Beitrag von 19,7 Prozent ausrei-
hend wäre.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Weil wir so gut regieren!)


Das ist nicht deswegen so, weil Sie gut regieren.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Doch!)


Das ist nicht überraschend; schließlich haben Sie
chon zu Beginn dieses Jahres kräftig Kasse gemacht:
ie haben den Unternehmen mit dem Vorziehen der Fäl-

igkeit der Sozialversicherungsbeiträge mehr als
2 Milliarden Euro abgenommen, um den Sozialver-
icherungen damit mehr Liquidität zukommen zu lassen.
und 10,5 Milliarden Euro davon sind in der Renten-
asse angekommen. Das entspricht einer Beitragssatzer-






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
höhung von 1 Prozentpunkt. Deswegen ist es in hohem
Maße unvernünftig und konjunkturschädlich, wenn Sie
den Rentenbeitragszahlern – diesmal den Arbeitgebern
und den Arbeitnehmern gleichermaßen – nun schon wie-
der in die Tasche greifen.


(Beifall bei der FDP)


Der Erhöhungsbedarf, den Sie sehen, ist zu einem gu-
ten Teil hausgemacht. Wenn die große Koalition auf die
Belastungen der Rentenkasse aufgrund der geplanten
Absenkung der Rentenversicherungsbeiträge der Emp-
fänger von Arbeitslosengeld II verzichten würde – wir
reden hier über rund 2 Milliarden Euro; das entspricht
0,2 Beitragssatzpunkten –, dann könnte der Beitragssatz
sogar konstant bei 19,5 Prozent gehalten werden.

Jetzt sagen Sie nicht, das Geld dafür sei nicht da. Die-
ses Geld war offensichtlich da, wie die Bereitschaft des
Bundes, sich mit zusätzlichen 2,3 Milliarden Euro an
den Kosten der Unterkunft zu beteiligen, zeigt. Aber Sie
haben bei der Verteilung der unerwarteten Steuermehr-
einnahmen andere Prioritäten gesetzt. Ich stelle fest:
Bleibt es bei der Absenkung der Rentenbeiträge von
Hartz-IV-Empfängern bei gleichzeitiger Erhöhung des
Rentenbeitrags auf 19,9 Prozent, ist das Haushaltssanie-
rung auf Kosten der Beitragszahler.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich fordere die Koalition auf, den sich bietenden
Spielraum für möglichst niedrige Beiträge in allen Zwei-
gen der Sozialversicherung konsequent zu nutzen. Wenn
der rentenpolitische Sprecher der Union, Peter Weiß, das
Festhalten an der Rentenbeitragserhöhung damit begrün-
det, dass man den Unternehmen Planungssicherheit ge-
ben wolle,


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Für die Zukunft!)


dann ist das zynisch. Herr Weiß, das Motiv Ihres Han-
delns ist viel einfacher. Wie bei dem Festhalten an der
Mehrwertsteuererhöhung handeln Sie nach dem Motto:
Den politischen Ärger für die Erhöhung haben wir ge-
habt, jetzt wollen wir auch die Kohle sehen. So läuft das
bei Ihnen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Peter Weiß ist nicht zynisch, sondern liebenswürdig!)


Der federführende Minister, Arbeitsminister Franz
Müntefering, hat der staunenden Öffentlichkeit vor kur-
zem erklärt, er wolle sich nicht an seinen Aussagen im
Wahlkampf messen lassen. Aber man wird doch noch
einmal nachfragen dürfen, ob wenigstens die Aussagen
im Koalitionsvertrag ernst zu nehmen sind, ob man
sich als Bürger dieses Landes wenigstens darauf verlas-
sen darf.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Da stehen die 19,9 Prozent drin, Herr Kolb!)


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(C (D ort heißt es im Abschnitt 2.1, Senkung von Lohnzuatzkosten: CDU, CSU und SPD stellen sicher, dass die Lohnzusatzkosten haft unter 40 % gesenkt werden. Ich frage Sie: Wann, wenn nicht jetzt, wollen Sie die renze von 40 Prozent in dieser Legislaturperiode überaupt noch einmal ernsthaft anvisieren? Wenn für Union nd SPD das Ziel, die Lohnnebenkosten unter 0 Prozent zu senken, unverändert gilt, dann darf bei orhandenem Spielraum der Beitragssatz zur Rentenvericherung nicht ohne Not erhöht werden und muss im brigen angesichts einer absehbaren Erhöhung des urchschnittlichen Krankenversicherungsbeitrags um ,5 bis 0,7 Punkte im nächsten Jahr auch der Beitragsatz zur Arbeitslosenversicherung noch stärker reduziert erden, als zuletzt beschlossen und von Ihnen hier voretragen, Herr Staatssekretär. Nun versprechen Sie nach bewährtem Muster als rostpflaster für die Nichtausnutzung von Spielräumen m Hier und Jetzt, dass es dann aber mittelfristig Beiragssatzsenkungen geben soll. Liebe Kolleginnen und ollegen von der Koalition und insbesondere von der PD, wer soll Ihnen das noch glauben? (Dirk Niebel [FDP]: Kein Mensch! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Den Zickzackkurs der FDP glaubt Ihnen auch niemand!)


(Beifall bei der FDP)


s ist noch keine drei Jahre her, dass Sie im RV-Nach-
altigkeitsgesetz die Absenkung des Beitragssatzes zur
entenversicherung auf 18,6 Prozent im Jahr 2010 ange-
ündigt haben. Und jetzt sollen wir froh sein, dass es bei
9,9 Prozent in 2010 bleibt? Wer so handelt, hat seinen
uf ruiniert und darf nicht mehr erwarten, dass seine
nkündigungen noch einmal ernst genommen werden.


(Beifall bei der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Ihre Katastrophenszenarien stimmen nicht!)


Was Sie heute hier mit der mutwilligen Erhöhung von
ohnnebenkosten einleiten, taugt als neues Kapitel in
em Buch „Wie man eine Volkswirtschaft ruinieren
ann“. Die konsequente Absenkung der Lohnneben-
osten – das will ich hier noch einmal feststellen – ist
ie beste Möglichkeit, die konjunkturelle Entwicklung
m kommenden Jahr zu stützen. Wer wie die Koalition
us Angst davor, den Beitragssatz in einem Wahljahr
ventuell wieder erhöhen zu müssen, auf mögliche Ab-
enkungen verzichtet, beschädigt von vornherein die
hancen für eine dauerhafte konjunkturelle Erholung


(Zuruf des Abg. Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU])


nd wird, Herr Weiß, die Probleme am Ende in ver-
chärfter Form vorfinden.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606411400

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Peter Weiß

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1606411500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Man kann mit Reden auch alles vernebeln. Aber Fakt ist,
die gute Nachricht ist: Diese große Koalition hält Wort.
Wir senken die Lohnnebenkosten. Wir senken die So-
zialversicherungsbeiträge.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dauerhaft unter 40 Prozent? – Weitere Zurufe von der FDP: Dauerhaft?)


Wir entlasten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
in diesem Land und die Wirtschaft. Gleichzeitig – das ist
genauso wichtig – sorgen wir für Verlässlichkeit und So-
lidität unserer sozialen Sicherungssysteme mit ihren Bei-
tragssätzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass die Leute durch die Mehrwertsteuer weniger Einkommen haben, sagen Sie nicht!)


Herr Kollege Dr. Kolb, was die FDP macht, ist


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Einfordern, dass Sie den Beitragszahlern das Geld wieder zurückgeben, das Sie am Anfang des Jahres eingenommen haben!)


in höchstem Maße unsolide und unseriös. Man kann üb-
rigens auch in der Opposition seine politische Glaubwür-
digkeit verlieren. Auf dem Weg dahin ist die FDP, die
hier Vorschläge unterbreitet, bei denen sie ganz genau
weiß – das haben Sie zum Schluss sogar zugegeben –,
dass sie nicht für eine dauerhafte Entlastung sorgen, son-
dern dass auf das einmalige Senken wieder eine Erhö-
hung folgt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Solch ein Zickzackkurs ist nicht gut für die deutsche
Wirtschaft, sondern ist Gift für die Wirtschaft.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So ist es!)


Das muss man einmal sagen: Die Giftmischer für die
deutsche Wirtschaft sitzen heute hier bei der FDP.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch bei der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nichts Neues!)


Die große Koalition hat bereits vor einem Jahr in der
Koalitionsvereinbarung angekündigt, dass sie den Bei-
tragssatz zur Rentenversicherung in diesem Jahr und
damit für die gesamte Dauer der Legislaturperiode auf
19,9 Prozent festsetzt. Nun ist es eine erfreuliche Tatsa-
che – darüber sollten wir uns alle eigentlich freuen und
sollten nicht darüber schimpfen –, dass die Einnahmen
bei der Rentenversicherung hervorragend sind, dass wir

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(C (D icht über Löcher in der Rentenkasse reden müssen, sonern Gott sei Dank über genügend Geld in der Rentenasse reden können. Das ist doch eine gute Nachricht. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Polster anlegen! – Zurufe von der FDP)


Deswegen könnten wir – das ist richtig – im kommen-
en Jahr den Beitragssatz zur Rentenversicherung auch
uf 19,7 Prozent festsetzen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha! Hört! Hört! – Weiterer Zuruf von der FDP: Es geht doch!)


ber


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber?)


olitik macht man nicht nur für ein Jahr;


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Man muss wollen!)


olitik muss auch eine längere Perspektive im Auge ha-
en und auf Nachhaltigkeit setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


lle Experten, auch der Schätzerkreis – die müssen es
issen –, sagen uns: Wenn ihr für nächstes Jahr den Bei-

ragssatz zur Rentenversicherung auf 19,7 Prozent fest-
egt, dann ist es so sicher wie das Amen in der Kirche,
ass ihr ihn bereits im Jahr 2008 und dann auch für 2009
uf über 20 Prozent erhöhen müsst.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das ist der Wunsch der FDP!)


as heißt, wir würden bei der Rentenversicherung einen
ickzackkurs fahren. Andererseits sagen sie: Wenn ihr
ber bereits 2007 auf 19,9 Prozent geht, könnt ihr euch
inigermaßen darauf verlassen, dass die deutsche Ren-
enversicherung bis in das Jahr 2012 mit einem Beitrags-
atz von 19,9 Prozent auskommt und die Rente solide
nd sicher finanziert ist.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606411600

Kollege Weiß, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1606411700

Ja, bitte schön.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1606411800

Herr Kollege Weiß, ich unterstelle einmal, das ist al-

es so richtig, wie Sie es hier vortragen.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1606411900

Haben Sie ein Gegenargument, Herr Kolb?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1606412000

Könnten Sie mir vor diesem Hintergrund dann einmal

rklären, wann und wie Sie das auch im Koalitionsver-
rag festgelegte Ziel umsetzen wollen, die Lohnneben-
osten, sprich die Sozialversicherungsbeiträge, dauer-
aft unter 40 Prozent zu senken? Wann fangen Sie damit






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
an? In welchen Bereichen sind Senkungen zu erwarten?
Ist das, was Sie als Ziel formuliert haben, auf Dauer
wirklich verlässlich? Könnten Sie mir dazu bitte einmal
etwas sagen?


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das würde uns auch interessieren! – Dirk Niebel [FDP]: Und die Krankenversicherung nicht vergessen!)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1606412100

Herr Kollege Kolb, die FDP schlägt uns vor, wir soll-

ten den Beitragssatz zur Rentenversicherung nächstes
Jahr auf 19,7 Prozent festlegen. Auch Sie wissen – das
haben Sie hier nicht widerlegt –, dass der Schätzerkreis
uns eindeutig gesagt hat, dass der Beitragssatz dann
2008 und 2009 bei 20,1 Prozent liegt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das kommt doch auf die konjunkturelle Entwicklung im nächsten Jahr an!)


Das heißt, mit der Umsetzung Ihrer Forderung würde
man in den Folgejahren eine Erhöhung der Sozialversi-
cherungsbeiträge auslösen. Sie würden sich also von
dem Ziel, die Lohnnebenkosten auf unter 40 Prozent zu
drücken, weiter weg bewegen. Das wäre die Folge Ihres
Vorschlages, Herr Kolb.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist doch gar nicht gesagt, wenn die Konjunktur im nächsten Jahr läuft!)


– Sehr richtig, auch davon hängt es ab.

Unser Vorschlag ist, die Beiträge auf 19,9 Prozent
festzulegen und damit die Sicherheit zu gewinnen, dass
wir bis zum Jahre 2012 keine Erhöhung der Beiträge
über diese 19,9 Prozent hinaus brauchen werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Warum senken Sie dann bei der Arbeitslosenversicherung?)


Auf diesem Fundament steht die Operation, über die wir
noch reden werden und auf die ich noch zu sprechen
komme, angesichts der jetzt hervorragend laufenden
Konjunktur und der Verbesserung der Lage auf dem Ar-
beitsmarkt den Arbeitslosenbeitrag sogar stärker zu sen-
ken als in der Koalitionsvereinbarung vereinbart,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Reicht nicht!)


nämlich nicht nur um 2, sondern um 2,3 Prozentpunkte.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da müssen Sie noch nachlegen, um auf die 40 Prozent zu kommen!)


Das ist der Einstieg in das Vorhaben, zu Lohnnebenkos-
ten von weniger als 40 Prozent zu kommen. Die von Ih-
nen vorgeschlagene Operation würde diese langfristig
steigen lassen, mit unserer senken wir sie. Deshalb sind
wir auf dem richtigen Weg. Herr Kolb, sehen Sie das
doch endlich ein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben zwei lternativen: Entweder wir legen die Rentenversiche ungsbeiträge für nächstes Jahr auf 19,9 Prozent fest und önnen dann nicht nur in dieser Legislaturperiode, sonern auch in der nächsten Legislaturperiode eine sichere nd solide Finanzierung der Rente gewährleisten, (Dirk Niebel [FDP]: Sie Blüm, Sie! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Rente ist sicher!)


der wir folgen dem Vorschlag der FDP, legen sie auf
9,7 Prozent fest und haben dann in den Jahren darauf
ie Wahl, sie auf über 20 Prozent anzuheben oder mehr
eld aus dem Bundeshaushalt, den wir ja gemeinsam sa-
ieren wollen, bereitzustellen oder die Renten zu kürzen.


(Zurufe von der LINKEN)


or diese Wahl gestellt, gibt es meines Erachtens poli-
isch und auch wirtschaftlich nur einen richtigen Weg,
ämlich die von uns vorgeschlagene Festsetzung auf
9,9 Prozent, was dann auf Dauer zu einer soliden Fi-
anzierung der Rentenversicherung beiträgt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nach den aktuellen Steuerschätzungen werden die
teuereinnahmen im Jahr 2007 voraussichtlich um
0,1 Milliarden Euro höher ausfallen, als in der Steuer-
chätzung vom Mai 2006 prognostiziert. Diese Mehrein-
ahmen und die außergewöhnlich gute Entwicklung am
rbeitsmarkt geben uns die Chance, die Beitragssätze

ur Arbeitslosenversicherung nicht nur wie geplant
on 6,5 auf 4,5 Prozent, sondern um mehr als ein Drittel
uf 4,2 Prozent des Bruttolohns zu senken.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ein Beitragssatz
on 4,2 Prozent zur Arbeitslosenversicherung ist der seit
986, also seit 20 Jahren, historisch tiefste Beitragssatz
ur Arbeitslosenversicherung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch finde, diese Zahl macht wie nur wenig andere Zahlen
eutlich, dass wir in Deutschland tatsächlich eine Trend-
ende auf dem Arbeitsmarkt geschafft haben. Das ist
ie beste Nachricht für die Arbeitnehmerinnen und Ar-
eitnehmer in unserem Land sowie für die vielen Ar-
eitslosen in Deutschland, die auf Arbeit hoffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606412200

Kollege Weiß, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Fricke?


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1606412300

Bitte schön.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU] [zu Abg. Otto Fricke [FDP] gewandt]: Sie sind aber wissbegierig heute!)







(A) )



(B) )


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1606412400

Ja, wissbegierig sind wir; denn – das wissen auch Sie –

Wissen ist Macht.

Deswegen frage ich den Kollegen Weiß: Habe ich ge-
rade richtig verstanden, dass Sie gesagt haben, dass die
Steuermehreinnahmen zu dieser Absenkung geführt ha-
ben? Ist es nicht vielmehr so, dass die Steuermehrzah-
lungen der Bürger im nächsten Jahr – das betrifft insbe-
sondere die Erhöhung der Mehrwertsteuer, jedenfalls zu
1 Prozentpunkt – zu der wesentlichen Absenkung füh-
ren?


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1606412500

Selbstverständlich bin ich auch für die Wissbegierde

des Vorsitzenden des Haushaltsausschusses dankbar, der
offensichtlich auch nach dem Abschluss der Bereini-
gungssitzung gestern noch Fragebedarf bezüglich des
Haushalts hat.

Die Koalition hat in der Koalitionsvereinbarung unter
anderem die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum
1. Januar 2007 geplant, um den Arbeitslosenversiche-
rungsbeitrag zu senken und den Haushalt zu konsolidie-
ren. Das Erfreuliche, Herr Fricke, ist, dass wir nun zu-
sätzlichen Handlungsspielraum gewonnen haben, weil
die gute Konjunktur uns mehr Steuereinnahmen be-
schert, als wir ursprünglich gedacht haben. Deswegen
machen wir zwei wichtige Dinge: Wir senken den Ar-
beitslosenversicherungsbeitrag noch weiter und wir sen-
ken vor allem – das müsste den Haushälter doch eigent-
lich freuen – die Nettokreditaufnahme des Bundes auf
den historisch tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das sind beides positive Nachrichten für unser Land, für
die Bürgerinnen und Bürger und auch für die Wirtschaft.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Mehrwertsteuererhöhung ist eine negative Nachricht!)


Beides gehört zusammen und beides ist, wie ich finde,
ein großartiger Erfolg der großen Koalition.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihr kommt ja von Erfolg zu Erfolg! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Und das leider ohne die FDP!)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, auch wenn es im
Bereich der Gesundheit und der Finanzierung der gesetz-
lichen Krankenkasse im kommenden Jahr noch einmal
zu Beitragserhöhungen kommt, bleibt unter dem Strich
– das ist das Wichtige – für die Bürgerinnen und Bürger
in unserem Land Geld, das ihnen dadurch direkt zugute
kommt, da wir die Lohnnebenkosten, die Beiträge zur
Sozialversicherung, um mindestens 1,4 Prozentpunkte
senken. Das kann jeder an seinem Geldbeutel bemerken.

Deswegen beschließen wir heute ein Gesetz, das, in
Zahlen ausgedrückt, eine Entlastung von rund
17 Milliarden Euro für die Bürgerinnen und Bürger, für
die Beitragszahler in unserem Land bringt. Ich finde, es
gibt kein besseres Rezept, die konjunkturelle Entwick-

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(C (D ung in den nächsten Jahren zu unterstützen und mehr hancen für Beschäftigung zu schaffen, als das, was die roße Koalition mit diesem Beitragsgesetz – Senkung er Arbeitslosenversicherungsbeiträge, Sicherung eines tabilen Niveaus der Rente – heute in Gang setzt. Meine Damen und Herren, wir wollen Stabilität und erlässlichkeit. Beide Beitragssätze – 4,2 Prozent bei er Arbeitslosenversicherung, 19,9 Prozent bei der Renenversicherung – werden, wie uns die Experten sagen, icht nur für ein Jahr Gültigkeit haben, sondern vorausichtlich auf viele Jahre eine stabile Finanzierung der rbeitslosenversicherung und der Rentenversicherung ewährleisten. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das werde ich Ihnen vorhalten, Herr Weiß!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Was die FDP vorschlägt, ist eine Berg- und Talfahrt,
ie an Unseriosität kaum zu überbieten ist. Weil Sie da-
ür wirtschaftlichen Sachverstand, der angeblich bei Ih-
en vorhanden ist, reklamieren, will ich Ihnen sagen:
alter Eucken, der Begründer der Freiburger Schule der
ationalökonomie


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ein Neoliberaler!)


er war kein Neoliberaler –,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Doch, er war ein Neoliberaler!)


at in seinen erstmals im Jahr 1952 erschienenen
Grundsätzen der Wirtschaftspolitik“ Folgendes ge-
chrieben – ich zitiere –:


(Dirk Niebel [FDP]: Sagen Sie es lieber nicht, sonst kriegen Sie noch Ärger!)


Die nervöse Unrast der Wirtschaftspolitik, die oft
heute verwirft, was gestern galt, schafft ein großes
Maß an Unsicherheit und verhindert ... viele Inves-
titionen. Es fehlt die Atmosphäre des Vertrauens.

Das Vertrauen kann erst wiederhergestellt werden,
enn bei wirtschafts- und sozialpolitischen Entschei-
ungen wieder Konstanz und Verlässlichkeit an die erste
telle treten. Genau das machen wir mit unserem Bei-

ragsgesetz. Deshalb bitte ich Sie um Zustimmung. Wir
chaffen für die Wirtschaft wie auch für die Bürgerinnen
nd Bürger in diesem Land verlässliche Rahmenbedin-
ungen. Das ist das, was uns Walter Eucken ins Stamm-
uch geschrieben hat. Die Union und Koalition handeln
anach.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606412600

Für die Fraktion Die Linke hat der Kollege Volker

chneider das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606412700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Fußball-WM ist zu Ende und die Party geht weiter.
Das ist jedenfalls der Eindruck, den man haben kann,
wenn man sieht, wie die große Koalition versucht, sich
zu feiern und die breite Bevölkerung in diese Gute-
Laune-Stimmung einzubeziehen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist eine sehr originelle Bemerkung!)


Fassungslos beobachtet dieselbe Koalition, dass weite
Teile der Bevölkerung partout nicht mitfeiern wollen.
Aber hallo, die Rentenbeiträge werden doch nur maßvoll
erhöht und die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung
sollen in fast demselben Umfang sinken. Ist das denn
nicht – wie die alemannische Frohnatur Peter Weiß nicht
müde wird zu verkünden; wir haben das gerade erlebt –
eine erfreuliche Nachricht?


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Wo er Recht hat, hat er Recht!)


Ist das denn kein Grund zu feiern? Ich fürchte, meine
Damen und Herren von der großen Koalition, Sie haben
immer noch nicht die Sorgen und Nöte der Menschen in
unserem Land verstanden und Sie werden sie auch nicht
verstehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Menschen, so sie denn nicht Arbeitgeber sind, in-
teressiert nicht so sehr, ob sie denn nun die Hälfte von
19,5 oder 19,9 Prozent ihres Bruttolohnes in die Renten-
versicherung zahlen müssen. Die Menschen interessiert
vielmehr, ob sie im Alter für die von ihnen eingezahlten
Leistungen ein auskömmliches Leben erwarten dürfen
oder nicht. Da ist nicht erst in dieser Koalition von der
Politik erheblicher Kredit verspielt worden.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Und das können Sie beurteilen?)


Die Menschen interessiert auch nicht in erster Linie,
ob der Beitragssatz in der Arbeitslosenversicherung bei
4,2 oder 4,5 Prozent liegt. Wenn Unternehmen, die dicke
Gewinne einstreichen, Jobs streichen, haben Arbeitneh-
mer schlicht Angst vor der Zukunft. Sie fragen sich,
wie gut sie für den leider nicht mehr so unwahrscheinli-
chen schlimmsten aller Fälle abgesichert sind. Sie sehen
sich am Anfang einer steilen Rutsche, die selbst den 50-
jährigen Ingenieur nach 25 Arbeitsjahren innerhalb nur
eines Jahres auf das Sozialhilfeniveau hinunterbefördert.
Damit beginnt bereits das Prekariat und nicht erst dann,
wenn man abgehängt ist. Davor haben diese Menschen
Angst.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Menschen interessiert auch, auf welche sonstigen
Hilfen sie hoffen dürfen, wenn der schlimmste aller
Fälle eintritt. Da müssen sie es fast wie Hohn empfinden,
wenn in Ihrem Änderungsantrag steht: „Die aktive Ar-
beitsmarktförderung wird auf hohem Niveau stabili-
siert.“ Im Konzept des Forderns und Förderns kann ich
ein hohes Niveau allenfalls in Bezug auf das Fordern er-
kennen. Spätestens mit den Sanktionen der letzten Ge-

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(C (D etzesänderung haben Sie hier wahrlich Champions-Leaue-Format erreicht. (Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Grotthaus [SPD]: Von Ihnen kommt immer nur die Forderung nach Geld!)


m Fördern verharren Sie dagegen maximal – ich will
inmal gnädig sein und nicht vom Kreisklassenniveau
prechen – auf dem Niveau der Bezirksklasse.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das haben wir doch alles schon im Ausschuss gehört!)


Während Sie all diese Probleme einfach nicht wahr-
ehmen können oder wollen, führen Sie auch noch mit
er FDP einen aus unserer Sicht ebenso überflüssigen
ie einigermaßen abstrusen Streit über die Frage, ob die
oalition ihr im Koalitionsvertrag gesetztes Ziel, die So-

ialversicherungsbeiträge auf unter 40 Prozent zu sen-
en, nun erreicht hat oder nicht.

An dieser Stelle hat uns der Herr Kollege Brandner
jetzt ist er nicht mehr anwesend – eine tolle Erklärung

m Ausschuss für Arbeit und Soziales geliefert. Er hat
ort zwar eingeräumt, dass die Beiträge bei 40,3 Prozent
iegen. Er meinte dann aber, feststellen zu müssen, dass
urch den Verzicht auf einen Urlaubstag


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Feiertag!)


,5 Prozentpunkte eingespart werden könnten und wir
amit tatsächlich bei unter 40 Prozent ankommen wür-
en.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Sie hätten zuhören müssen! Es geht um den Bußund Bettag und nicht um einen Urlaubstag!)


Lassen Sie mich erst einmal zu Ende ausführen; dann
erstehen Sie es vielleicht. – Herr Brandner kam so je-
enfalls auf 39,8 Prozent. Das verschlägt einem schon
ie Sprache.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Erzählen Sie doch nicht solch ein dummes Zeug!)


err Kollege, diese krude Logik bewirkt, dass es zu ei-
er Ersparnis für die Arbeitgeber kommt. Aber die Ar-
eitnehmer müssen eine zusätzliche Leistung erbringen.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Richtig!)


Der Sachverhalt ist also folgendermaßen: 19,9 Pro-
ent der Lohnnebenkosten tragen künftig die Arbeitge-
er und 20,4 Prozent die Arbeitnehmer.


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Genau!)


as macht in der Addition – Volksschule Sauerland –
ieder 40,3 Prozent.


(Beifall bei der LINKEN – Anton Schaaf [SPD]: Auch richtig!)


rstaunlich, dass eine solche Aushöhlung des Solidar-
rinzips von einem Bevollmächtigten der IG Metall zur
echtfertigung der eigenen Politik herangezogen wird!






(A) )



(B) )


Volker Schneider (Saarbrücken)


(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Jetzt beschimpfen Sie mich nicht! Ich bin kein Bevollmächtigter der IG Metall!)


So scheint der Zustand der SPD insgesamt heutzutage zu
sein.

Zusammengefasst: Diese Politik geht an den Interes-
sen der Menschen in unserem Land vorbei. Auf unsere
Unterstützung werden Sie nicht hoffen können.

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606412800

Das Wort hat die Kollegin Irmingard Schewe-Gerigk

für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Im Windschatten des wirtschaftlichen Aufschwungs und
weitgehend unbemerkt, Herr Weiß, greift die große Ko-
alition in die Tasche der Versicherten.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Nein! – Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Stimmt doch nicht!)


Sie will die Rentenversicherungsbeiträge im kommen-
den Jahr von 19,5 auf 19,9 Prozentpunkte erhöhen und
spült damit 3,4 Milliarden Euro der Versicherten in die
Rentenkassen, und zwar in die Rentenkassen, die sie
selbst zuvor geplündert hat. So wurden die Beitragszah-
lungen des Bundes für Langzeitarbeitslose halbiert. Da-
durch fehlen der Rentenkasse jetzt jährlich 2 Milliarden
Euro.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sie haben uns ja sehr solide Rentenkassen hinterlassen!)


Die Mentalität des Staates, den Bundeshaushalt zulasten
der Versicherten zu entlasten, lehnen wir ausdrücklich
ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entschieden!)


Damit stehen wir nicht allein. Der Sozialbeirat hat vor
kurzem die Erhöhung der Sozialbeiträge mit dem aus-
drücklichen Ziel, den Bundeshaushalt zu entlasten, als
verfassungsrechtlich bedenklich kritisiert. Der wirt-
schaftliche Aufschwung lässt ohne ein Zutun der Regie-
rung – ich erinnere an die Rürup-Kommission – Mehr-
einnahmen von 19,4 Milliarden Euro in den
Staatshaushalt fließen. Davon stehen dem Bund knapp
9 Milliarden Euro zur Verfügung. Auch die Rentenkas-
sen profitieren von diesen Mehreinnahmen.

Umso irritierender ist es, dass das Vorhaben der Re-
gierung, die Beiträge zu erhöhen, durchgesetzt werden
soll. Denn in der Vorlage zur Erhöhung der Rentenversi-
cherungsbeiträge wird ohne Scham zugegeben – ich zi-
tiere –, dass ein Beitragssatz von 19,7 Prozent im kom-

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(C (D enden Jahr eigentlich ausreiche, um die gesetzlichen erpflichtungen einzuhalten. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


n der Begründung finden wir die meines Erachtens
reiste Aussage: Durch die Erhöhung des Beitragssatzes
m kommenden Jahr würden die Beitragszahler und der
undeshaushalt in den Jahren 2008 bis 2010 entlastet,


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Und zwar mehr entlastet, Frau ScheweGerigk!)


ndem „die Beitragssatzanhebung im Jahre 2007 über-
ompensiert“ werde.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So ist es!)


Mit anderen Worten: Der Minister sagt: Ich meine es
och nur gut mit euch Versicherten. Ich nehme euch jetzt
ehr weg,


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Nein! Nachhaltigkeit)


amit ich euch später nicht noch einmal etwas wegneh-
en muss. Dann verschone ich euch. – Das ist schon

ine besondere Logik, die meine Fraktion so nicht teilt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Anton Schaaf [SPD]: Jetzt habt ihr euch auch von der Nachhaltigkeit verabschiedet!)


Wer glaubt denn eigentlich an einen Zufall, wenn ge-
ade gestern der Finanzminister erneut ankündigt, er
olle den Bundeszuschuss langfristig auf dem jetzigen
iveau einfrieren, und das, obwohl der Bundeszuschuss
ach eigenen Berechnungen der Regierung in den nächs-
en Jahren um weitere 2 Milliarden Euro steigen müsste.
azu sage ich: Nachtigall, ich hör dir trapsen! Der Bun-
eszuschuss wird nicht mehr erhöht. Stattdessen werden
ann Beitragsatzerhöhungen herangezogen.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Natürlich! Dieser Automatismus steht doch im Gesetz!)


lso kassieren Sie hier schon wieder 2 Milliarden Euro
in.

Das macht deutlich: Die große Koalition entlastet den
undeshaushalt auf Kosten der Beitragszahler. Das ist
ereits in Ihrem Koalitionsvertrag festgelegt worden;
ies wollen Sie offensichtlich fortsetzen. Die Halbierung
er Rentenbeiträge für die Langzeitarbeitslosen – das
abe ich vorhin schon gesagt – führt dazu, dass der Ren-
enkasse 2 Milliarden Euro fehlen. Die Angleichung der
eitragssätze in der Alterssicherung der Landwirte hat
ine ähnliche Wirkung. Hier entlastet sich der Bund um
4 Millionen Euro. Die CDU/CSU hat einige weitere
ürzungsvorschläge in petto, wie man weiß. Da passt es
ut, sich schon einmal ein gutes Polster anzulegen, ähn-
ich der Aktion Eichhörnchen, passend zu dieser Jahres-
eit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk

Wohltat. Es ist keine Wohltat. Herr Müntefering ist lei- über den von der Fraktion Die Linke eingebrachten Ge-
setzentwurf zur Änderung des Schuldrechtsanpassungs-
nimmt Ihnen keiner diese Rolle ab. Wir lehnen das ab.

Herr Weiß, vorhin sagten Sie, die Opposition gehe im
Zickzackkurs. Herr Kollege Weiß, hier müssen Sie ir-
gendetwas verwechselt haben. Der Zickzackkurs ist Ih-

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4
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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 497;
davon

ja: 46
nein: 450
enthalten: 1

Ja

DIE LINKE

Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Diana Golze
Dr. Gregor Gysi
Lutz Heilmann
Cornelia Hirsch

Inge Höger-Neuling
Dr. Barbara Höll
Ulla Jelpke
Dr. Lukrezia Jochimsen
Dr. Hakki Keskin
Katja Kipping
Monika Knoche
Jan Korte
Katrin Kunert
Oskar Lafontaine
Dr. Gesine Lötzsch
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Kornelia Möller
Kersten Naumann
Wolfgang Nešković
Dr. Norman Paech
Petra Pau
Elke Reinke
Paul Schäfer (Köln)

Volker Schneider


(Saarbrücken)

Dr. Ilja Seifert
Dr. Petra Sitte
Frank Spieth
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost

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(D bgegebene Stimmen 497. Mit Ja haben gestimmt 6 Kolleginnen und Kollegen, mit Nein haben gestimmt 50 Kolleginnen und Kollegen, eine Enthaltung. Damit st der Gesetzentwurf abgelehnt. lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann raktionslos ert Winkelmeier ein DU/CSU lrich Adam lse Aigner eter Albach eter Altmaier orothee Bär homas Bareiß orbert Barthle r. Wolf Bauer ünter Baumann rnst-Reinhard Beck eronika Bellmann lemens Binninger arl-Eduard von Bismarck eter Bleser ntje Blumenthal Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Gitta Connemann Leo Dautzenberg Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Georg Fahrenschon Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)


(Reutlingen)


(Bönstrup)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
der nicht da. Wenn morgen Sankt-Martins-Tag ist, dann
gesetzes, Drucksachen 16/1736 und 16/3207, bekannt:
Dieser Weg ist für Sie offen
führt die Mehrwertsteuererhöh
zu Steuermehreinnahmen vo
Euro. Herr Weiß, vorhin habe
zung des vorliegenden Gesetz
Entlastung von 17 Milliarden E
hung zu Mehreinnahmen von
Differenz lässt sich leicht ausre
als generöse Geste, einen Teil
Senkung der Arbeitslosenbeitr
man allerdings dieser Senkung
kenversicherungs- und der Ren
gegenüber, kommt man zu dem
milie mit einem Jahreseinko
ganze 40 Euro weniger an Beitr


(Peter Weiß [Emmendinge merhin! Sie haben die Rechnet man die Mehrwe kommt man zu dem Ergebnis, kommen der sozialversicherun sinkt. Sie sollten sich einmal d suchung des DIW anschauen. Das sind ungefähr 0,5 Proze rungspflichtigen Beschäftigten men jetzt weniger haben. Sie bar der bequemste. Dabei ung im kommenden Jahr n mehr als 20 Milliarden n Sie gesagt, die Umsetentwurfes führe zu einer uro und die Steuererhö20 Milliarden Euro. Die chnen. Sie aber feiern es dieser Differenz für die äge zu verwenden. Stellt die Erhöhung der Krantenversicherungsbeiträge Ergebnis, dass eine Fa mmen von 20 000 Euro ägen jährlich zahlt. n] [CDU/CSU]: ImBeiträge erhöht!)


rtsteuererhöhung hinzu,
dass das verfügbare Ein-
gspflichtig Beschäftigten
ie diesbezügliche Unter-

nt, die die sozialversiche-
an verfügbarem Einkom-
verkaufen das als große

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en von den fünf Wirtschaftswe
ie sollten einmal überlegen, o
en, weil die Ihnen immer so u
ringen. Darüber haben Sie ja s

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS Vizepräsidentin Petra Pau Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird vorges rucksache 16/3268 zur fede en Ausschuss für Arbeit und S ung an den Finanzausschuss, chaft und Technologie, den A andwirtschaft und Verbrauch ür Familie, Senioren, Frauen chuss für Gesundheit sowie de berweisen. Gibt es dazu and as ist nicht der Fall. Dann ist chlossen. Ich komme zurück zum Tag ebe das von den Schriftführer rmittelte Ergebnis der nam (Cisen bescheinigt worden. b Sie die vielleicht absetnangenehme Nachrichten chon nachgedacht. 90/DIE GRÜNEN)


:

chlagen, die Vorlage auf
rführenden Beratung an
oziales und zur Mitbera-
den Ausschuss für Wirt-
usschuss für Ernährung,
erschutz, den Ausschuss
und Jugend, den Aus-
n Haushaltsausschuss zu
erweitige Vorschläge? –
die Überweisung so be-

esordnungspunkt 33 und
innen und Schriftführern
entlichen Abstimmung






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Jürgen Gehb
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung (Konstanz)

Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)


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r. Michael Meister
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r. Eva Möllring
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tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

r. Gerd Müller
ildegard Müller
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r. Georg Nüßlein
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duard Oswald
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r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
eatrix Philipp
onald Pofalla
uprecht Polenz
aniela Raab
homas Rachel
r. Peter Ramsauer
eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
ranz Romer
ohannes Röring
urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

ermann-Josef Scharf
r. Wolfgang Schäuble
artmut Schauerte
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer
ndreas Schmidt (Mülheim)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer
ilhelm Josef Sebastian
urt Segner
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
hristian Freiherr von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
ax Straubinger

homas Strobl (Heilbronn)

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r. Hans-Peter Uhl

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erhard Wächter
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eter Weiß (Emmendingen)

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lisabeth Winkelmeier-
Becker
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illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
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ngrid Arndt-Brauer
ainer Arnold
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r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
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irk Becker
we Beckmeyer
laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
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etra Bierwirth
urt Bodewig
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)

arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert
r. Peter Danckert
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artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
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iegmund Ehrmann
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arin Evers-Meyer
nnette Faße
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abriele Fograscher
ainer Fornahl
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(C (D onika Griefahn erstin Griese chim Großmann olfgang Grotthaus olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann ustav Herzog etra Heß abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg erd Höfer is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel r. Uwe Küster hristine Lambrecht r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel Vizepräsidentin Petra Pau Heinz Schmitt Carsten Schneider Olaf Scholz Ottmar Schreiner Reinhard Schultz FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks Christoph Waitz Dr. Guido Westerwelle Dr. Claudia Winterstein Martin Zeil Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Swen Schulz Ewald Schurer Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Rita Schwarzelühr-Sutter Dr. Margrit Spielmann Jörg-Otto Spiller Dr. Ditmar Staffelt Andreas Steppuhn Ludwig Stiegler Rolf Stöckel Christoph Strässer C D U R P M J U O H M J E B Somit entfällt nach unserer Ge tere Beratung. Ich rufe Tagesordnungspunk Beratung des Antrags d Beck rer Abgeordneter und d NISSES 90/DIE GRÜN Zivilgesellschaftliches Rechtsextremismus g Rechtsprechung zur V zeichen verfassungsw auswerten – Drucksache 16/3202 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Innenausschuss Ausschuss für Menschenrecht hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke orst Friedrich iriam Gruß oachim Günther lke Hoff irgit Homburger B D M V C B G E D D H K A schäftsordnung die wei t 35 auf: er Abgeordneten Volker azar, Kai Gehring, weiteer Fraktion des BÜND EN Engagement gegen esetzlich schützen – erwendung von Kenn idriger Organisationen e und Humanitäre Hilfe A F s d n W L 2 A a c d h ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender rietje Bettin kin Deligöz r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans Josef Fell ai Gehring nja Hajduk R S D J W J M E B D H Nach einer interfraktionellen ussprache eine halbe Stunde raktion Bündnis 90/Die Grün oll. – Auch dazu höre ich kein as so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. is 90/Die Grünen hat der K ort. Volker Beck Frau Präsidentin! Meine D andgericht Stuttgart hat in s 9. September 2006 entschie ntinazisymbolen wie durch uf Buttons oder T-Shirts als V hen verfassungswidriger Org es Strafgesetzbuches zu bestra at das Gericht unter anderem (D ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler argareta Wolf nthalten ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN ans-Christian Ströbele Vereinbarung ist für die vorgesehen, wobei die en fünf Minuten erhalten en Widerspruch. Dann ist Für die Fraktion Bündollege Volker Beck das NIS 90/DIE GRÜNEN)


(Wackernheim)





(A) )


(B) )


(Everswinkel)

amen und Herren! Das
einer Entscheidung vom
den, den Vertrieb von
gestrichene Hakenkreuze
erwendung von Kennzei-
anisationen nach § 86 a
fen. Laut Presseberichten
erklärt, bei Verwendung
Johannes Pflug
Joachim Poß
Christoph Pries
Dr. Wilhelm Priesmeier
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Steffen Reiche (Cottbus)

Maik Reichel
Gerold Reichenbach
Christel Riemann-

Hanewinckel
Walter Riester
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Michael Roth (Heringen)

Ortwin Runde
Anton Schaaf
Axel Schäfer (Bochum)

Bernd Scheelen
Marianne Schieder
Ulla Schmidt (Aachen)

Silvia Schmidt (Eisleben)


Dr. Peter Struck
Joachim Stünker
Dr. Rainer Tabillion
Jella Teuchner
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Dr. Marlies Volkmer
Andreas Weigel
Petra Weis
Gert Weisskirchen


(Wiesloch)

Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Engelbert Wistuba
Dr. Wolfgang Wodarg
Heidi Wright
Manfred Zöllmer

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(Cr. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel örg Rohde r. Konrad Schily arina Schuster r. Max Stadler r. Rainer Stinner lorian Toncar Britta Haßelmann Peter Hettlich Priska Hinz Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Renate Künast Undine Kurth Markus Kurth Monika Lazar Dr. Reinhard Loske Anna Lührmann Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Volker Beck des Hakenkreuzes bestehe unabhängig vom Kontext die Gefahr, sich an das Symbol zu gewöhnen. Ich glaube, dieses Urteil ist ein Schildbürgerstreich der Justiz, der gerade diejenigen kriminalisiert, die sich im öffentlichen Raum mit Zivilcourage gegen den erstarkten Rechtsextremismus wenden wollen. Wir finden, das ist ein Skandal. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Das ist doch noch gar nicht rechtskräftig! Warten Sie doch ab!)





(A) )


(B) )


– Herr van Essen, Sie haben zu Recht bemerkt, dass das
Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Deshalb sagen wir
ebenso wie die Justizministerin, man soll die weitere
Rechtsprechung prüfen.

Wir wollen hier und heute aber als Deutscher Bundes-
tag zum Ausdruck bringen, was die Intention des Ge-
setzgebers war.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Sie wollen das!)


– Richtig, Herr Danckert, wir als Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen wollen zum Ausdruck bringen, dass die In-
tention des Gesetzgebers darin bestand, die Verwendung
entsprechender Symbole nicht mit dem Anschein zuzu-
lassen, verfassungswidrige Organisationen könnten trotz
ihres Verbots ungehindert ihre Wiederbelebung betrei-
ben. Nicht beabsichtigt ist dagegen, die Strafverfolgung
auch für solche Fälle zu eröffnen, in denen Personen de-
monstrativ ihre Ablehnung einer verfasswidrigen Orga-
nisation zum Ausdruck bringen wollen. Das entspricht
der herrschenden Meinung. Die Kommentarliteratur
stellt eindeutig fest: „Bestraft wird die abstrakte Gefahr
einer inhaltlichen Identifizierung mit dem Bedeutungs-
gehalt symbolträchtiger Kennzeichen, deren Verbreitung
oder Verwendung den Anschein erwecken kann, verfas-
sungswidrige Organisationen könnten trotz ihres Verbots
ungehindert ihre Wiederbelebung betreiben.“ So heißt es
bei Tröndle entsprechend.

Herr Kollege van Essen, Sie haben gesagt, wir brau-
chen diese Debatte nicht.


(Jörg van Essen [FDP]: Richtig! Weil wir uns in ein laufendes Justizverfahren nicht einmischen sollten!)


– Ja. Ich respektiere Ihre Meinung. – Ich glaube, wir
brauchen diese Debatte, weil die Polizei des Deutschen
Bundestages auf Anweisung des Direktors – wir haben
im Ältestenrat darüber diskutiert – dieses Urteil zur
Grundlage polizeilichen Handelns macht. Es ist völlig
klar, dass man im Plenum weder für den Erhalt der Wale
in den Weltmeeren werben noch mit Banderolen gegen
den Nationalsozialismus agieren darf. Außerhalb des
Plenarsaals, auf den Wandelgängen, auf den Fluren dür-
fen Parlamentarier aber natürlich, wie alle anderen Bür-
gerinnen und Bürger auch, Erlaubtes zum Ausdruck
bringen.

Gegenwärtig ist es im Hohen Haus Praxis, dass man
mit einem Button am Revers, auf dem ein durchgestri-
chenes Hakenkreuz zu sehen ist, nicht hereingelassen
wird. Ich finde, diese Praxis ist falsch. Das Urteil ist

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(C (D icht rechtskräftig, muss in den Räumlichkeiten des eutschen Bundestages deshalb auch nicht umgesetzt erden. Darüber müssen wir reden. Das darf in Zukunft icht mehr der Fall sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Richtig!)


Die Berliner Staatsanwaltschaft handelt völlig richtig.
ie hat gesagt, durchgestrichene Hakenkreuze sind für
ie kein Anlass für strafrechtliche Ermittlungsverfahren.
ch habe einen Button auf meiner Homepage. Von mir
at noch kein Staatsanwalt deswegen etwas gewollt.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Oh, oh!)


m Platz vor dem Neuen Tor hängt dieses Plakat, auf
em zu sehen ist, wie ein Hakenkreuz in den Papierkorb
eworfen wird – wie es sich gehört. Die Berliner Staats-
nwaltschaft hat zu Recht gesagt: Das ist keine Verlet-
ung des § 86 a StGB.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Können wir ein Foto von dem Plakat machen?)


ch wünschte, das würde auch von der Polizei des Deut-
chen Bundestages so gesehen und das wäre einheitliche

einung in diesem Hause.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Statt uns über durchgestrichene Hakenkreuze aufzure-
en, sollten wir uns lieber darüber aufregen, dass ges-
ern, am Tag der Reichspogromnacht, in Brandenburg
in Gedenkstein von Neonazis geschändet wurde. Das
st ein Grund, um sich aufzuregen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])


s gibt jedoch keinen Grund, gegen irgendwelche Anti-
aschisten vorzugehen.

Ein weiterer Grund, sich aufzuregen, ist der NPD-
arteitag, der morgen in Berlin stattfinden soll. Ich rufe
lle Bürgerinnen und Bürger auf, die in Berlin sind, sich
em Allparteienbündnis anzuschließen und um 10 Uhr
n der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf für ein welt-
ffenes Berlin zu demonstrieren, Flagge zu zeigen und
ielleicht auch durchgestrichene Hakenkreuze zu zeigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Um wie viel Uhr?)


Ich bin Kölner. Ich bin morgen nicht in Berlin. Wir
aben am 11.11. etwas anderes zu feiern. Aber auch das
at mit antifaschistischer Gesinnung zu tun.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie feiern Sankt Martin!)


eshalb möchte ich mit Erlaubnis der Präsidentin zum
chluss ein Karnevalslied


(Zurufe von der SPD: Singen!)







(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

vortragen, das auf dieses Thema Bezug nimmt:

Ich bin ene klene Mann,
der nicht alles verstann.
Eines han auch ich kapiert:
Bei den braune Funke wird nit mitmarschiert.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine fröhliche
Zeit und antifaschistisches Engagement.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606412900

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Dr. Jürgen

Gehb das Wort.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1606413000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der An-

lass für die heutige Debatte ist schon genannt worden.
Herr Beck, Sie haben Ihre Rede mit einer Büttenrede be-
endet. So ist auch der ganze Antrag zu verstehen.

Man mag dieses Urteil des Landgerichts Stuttgart als
Schildbürgerstreich ansehen. Nur, wenn wir jeden
Freitag eine Debatte darüber führen würden, ob man Ur-
teile des Amtsgerichts Dinkelsbühl bis zum Bundesfi-
nanzhof in München für einen Schildbürgerstreich hält,
dann könnte man sicher wochenlang darüber debattie-
ren.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Üblicherweise werden sie nicht hier im Bundestag zur Grundlage polizeilichen Handelns gemacht!)


Wo kommt eigentlich Ihr Misstrauen gegen die Justiz
her? Wie wollen Sie diesem vermeintlichen Fehlurteil
begegnen? Sie stellen einen Antrag im Bundestag mit
dem Petitum, dass der Bundestag feststellen möge, wel-
ches Rechtsgut in § 86 a des Strafgesetzbuches geschützt
ist und welches nicht. Sie alle kennen Montesquieu. Herr
Beck, er ist nicht mit dem Grafen von Monte Christo, ei-
ner Romanfigur, zu verwechseln. Er ist auch nicht ir-
gendein Kochkünstler oder ein Modezar. Er ist einer der
Erfinder des Gewaltenteilungsprinzips.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie arroganter Schnösel!)


Wenn eine Entscheidung dem Unterlegenen nicht ge-
fällt, hat er bei uns in Deutschland die Möglichkeit,
Rechtsmittel einzulegen. Genau das ist hier passiert;
denn der Verurteilte hat Rechtsmittel eingelegt.

Ich selber habe in meiner ersten Presseerklärung ge-
sagt, dass ich durch das Urteil prima facie irritiert war,
aber dass ich Vertrauen habe in unsere Rechtsprechung.
Es kann doch nicht nach jeder tatsächlichen oder auch
nur vermeintlichen Fehlentscheidung des Gerichts der
Gesetzgeber aufgefordert werden, darzulegen, wie die
Bestimmungen auszulegen sind. Herr Beck, dann müs-
sen Sie einen Gesetzentwurf einbringen – darüber kann
man reden. Aber dass der Bundestag feststellen soll, was
de lege lata geschützt ist, das ist intellektuell unterbe-

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(C (D ichtet, das ist handwerklich so dilettantisch, dass man ur sagen kann: Mit Ihrer Büttenrede haben Sie dem uch sprachlich den richtigen Rahmen gegeben. So ist as: Non multum, sed multa. as zum Ersten, was Sie in Ihrem Antrag fordern. Das Zweite ist noch viel schlimmer: Da fordern Sie en Bundestag auf, er soll die Bundesregierung aufforern, für den Fall, dass der Bundesgerichtshof das Urteil estätigt, gesetzlich darzustellen, was mit § 86 a StGB icht gemeint ist. Dass wir hier einen konditionierten eschluss fassen sollen, das ist wirklich ein Unikat. Herr eck, ehrlich gesagt, ich verstehe schon, dass sich heute ein Rechtskundiger von Ihnen hierhin gestellt hat, sonern dass man Sie vorgeschickt hat: Ihnen nimmt man es icht so übel, (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ach, Herr Gehb!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn Sie Paragrafenschlüssel und Notenschlüssel ein-
al nicht auseinander halten können.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Büttenrede könnte langsam auch etwas vertragen! – Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hessischer Karneval!)


hre zweite Forderung geht, wie wir feststellen, auch
icht.

Was bleibt? Wir wollen jetzt einmal schön abwarten,
ie das in den Instanzen weitergeht. Ich will Ihnen eines

agen: Es ist gar nicht so, dass sich die höchstrichterliche
echtsprechung mit so etwas noch nicht befasst hätte.
er Bundesgerichtshof hat bereits mit Entscheidung
om 14. Februar 1973 – in dem Band BGHSt 25,
eite 133 – etwa Folgendes festgestellt: Der Tatbestand
on § 86 a Strafgesetzbuch ist nicht erfüllt, wenn das
ymbol karikierenden Charakter hat und für jeden er-
ennbar ist, dass der Schutzzweck der Norm nicht ver-
etzt wird. Insofern haben wir hier vielleicht ähnliche
achverhalte.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In dem Urteil wird diese Entscheidung zitiert!)


Warten wir einmal in aller Ruhe ab, Herr Beck, wie
er Bundesgerichtshof über das Rechtsmittel des Verur-
eilten entscheidet! Dann können wir uns überlegen, ob
esetzgeberische Maßnahmen nötig sind. Das wird dann
llerdings nicht bei Feststellungen bleiben können, son-
ern dann müssen Sie, wie gesagt, einen entsprechenden
esetzentwurf einbringen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir schon, keine Sorge!)


ber das zivilgesellschaftliche Engagement einfach in
er Weise gesetzlich zu schützen, wie Sie das wollen, ist,
ie gesagt, aus mehreren Gründen nicht möglich.

Dass die Bundesregierung die Rechtsprechung be-
bachten soll, dazu noch eine kleine Belehrung, Herr






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
Beck: Damit stiften Sie gewissermaßen jemanden an,
der ohnehin tatgeneigt ist. Den nennt man den omni
modo facturus; der ohnehin Tatgeneigte.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Treffen Sie sich draußen und machen Sie das unter sich aus!)


Außerdem hat die Bundesjustizministerin zugesagt,
das zu beobachten. Wir beobachten täglich die Recht-
sprechung. Nicht nur die Bundesregierung beobachtet
die Rechtsprechung, sondern auch die Abgeordneten be-
obachten sie, die Presse beobachtet sie. Was soll also Ihr
Schaufensterantrag? Irgendwann stellen wir hier noch
fest, dass der Mensch den aufrechten Gang beherrscht!

Ein Allerletztes, Herr Beck: Selbst wenn diese Ent-
scheidung nicht richtig war, ist zu überlegen, ob das zi-
vilgesellschaftliche Engagement gegen Rechtsextremis-
mus tatsächlich nur dadurch erreicht werden kann,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von „nur“ habe ich nicht gesprochen!)


dass man solche Symbole zeigt, von denen man genauso
gut meinen kann, dass dieser Schund hier generell nichts
zu suchen hat, dass man nicht erst prüfen muss, welchen
Beweggrund derjenige hat, der ein solches Symbol zeigt.
Nun mag es im vorliegenden Fall evident gewesen sein.
Doch schon wenn ich so ein Symbol tragen würde, wür-
den Sie sagen: Na, was macht denn der Herr Gehb da?


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich teile Ihre Unverschämtheiten nicht!)


Was, wenn jemand mit kurzen Haaren und Stiefeln so et-
was trägt?


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt wird’s aber albern!)


Ich sage nur eins: Man muss auch vermeiden, dass
selbst durch solche karikierenden Kennzeichen objektiv
der Eindruck erweckt wird, es gebe noch solche Par-
teien. Also vorsichtig mit Ihrem zivilgesellschaftlichen
Engagement gegen Rechtsextremismus! Immer schön
aufpassen, ob der gesetzliche Schutz nur so erreicht wer-
den kann, wie Sie es fordern.

Ich bin der Meinung, dass er so nicht gefordert wer-
den kann. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse heute in
diesem Hause wird Ihnen der Erfolg auch versagt blei-
ben.

Ich wünsche Ihnen allen und auch den Zuhörern auf
der Tribüne ein schönes Wochenende. Dort oben sitzen
ja fast mehr als hier unten im Deutschen Bundestag. Sie
sehen, mit was wir uns alles beschäftigen müssen. Kom-
men Sie gut nach Hause!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD] und bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606413100

Das Wort hat der Kollege Jörg van Essen für die FDP-

Fraktion.

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(C (D (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wussten Sie das von Montesquieu auch?)



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1606413200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch habe sehr lange überlegt, ob ich heute hier tatsäch-
ich reden oder meine Rede zu Protokoll geben sollte,
eil ich finde, dass die Grünen mit ihrem Antrag all den-

enigen, die den Kampf gegen rechts führen wollen, ei-
en Bärendienst erwiesen haben,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: So ist das!)


eil es doch vollkommen klar ist, dass zur Demokratie,
ie wir schützen wollen, auch der Respekt der Gewal-
en untereinander gehört.

Hier geht es um ein laufendes Gerichtsverfahren.
ir alle haben wahrscheinlich das gleiche Gefühl hin-

ichtlich der Frage, wie es ausgehen wird. Als jemand,
er in der Justiz als Staatsanwalt und Oberstaatsanwalt
n der politischen Abteilung solche Verfahren sehr lange
ühren musste, darf ich jedenfalls sagen, dass ich solche
erfahren immer eingestellt habe.


(Zuruf von der SPD: Sehr gut!)


eswegen habe ich eine Ahnung davon, wie das Ganze
usgehen wird. Ich finde aber, wir sollten hier zeigen,
ass wir Vertrauen in die Justiz haben.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Daniela Raab [CDU/CSU])


s geht hier um ein laufendes Verfahren und es ist doch
eradezu ungewöhnlich, dass sich der Bundestag – ge-
ötigt durch einen Antrag der Grünen – in dieses lau-
ende Verfahren einmischen soll. Ich warne uns davor,
as zu tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Kollege Gehb hat alle Dinge angesprochen, die
us meiner Sicht hier anzusprechen sind. Ich unterstütze
as, was er gesagt hat, mit Nachdruck. Ich habe in dieser
ngelegenheit volles Vertrauen in die Rechtsprechung
es Bundesgerichtshofes. Nach meiner Auffassung wer-
en wir uns deshalb auch mit keinerlei Neufassung des
86 a StGB zu befassen haben.

Falls es anders ausgehen sollte, haben wir das zu re-
pektieren. Dann müssten wir darüber sprechen. So hat
as auch die Bundesjustizministerin gesagt. Das ist nach
einer Auffassung die Antwort, die wir heute hier zu

eben haben – nicht mehr und nicht weniger.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606413300

Das Wort hat der Kollege Peter Danckert für die SPD-

raktion.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie bitte einmal etwas zu der Weisung vom Direktor!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1606413400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

gen! Ich glaube, das Bündnis 90/Die Grünen hat hier
wirklich eine Premiere veranstaltet: In einem laufenden
Strafverfahren ist ein Urteil ergangen, das noch nicht
rechtskräftig ist. Dies wird in den Blickpunkt unserer
parlamentarischen Diskussion gerückt. – Das ist wirk-
lich ein sehr bemerkenswerter Vorgang, auch unter dem
Gesichtspunkt der Gewaltenteilung.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Urteil war schlimmer!)


Wenn wir das getan hätten, dann hätten Sie sofort ein-
gegriffen, nach dem Motto: Was passiert denn hier? Die
Regierungskoalition mischt sich in laufende Verfahren
ein.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ja, unglaublich!)


Lieber Kollege Beck, ich glaube, Sie haben sich, Ihrer
Fraktion und unserem Parlament einen Bärendienst er-
wiesen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Genau! Blamabel!)


Ich weiß nicht, wie es draußen bewertet wird, wenn wir
damit anfangen, uns in gerichtliche Verfahren einzumi-
schen. Wenn ich mich recht erinnere, sprachen Sie da-
von, die Rechtsprechung zu beobachten. Diesen Duktus
halte ich für sehr problematisch.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Unglaublich! Big brother is watching you!)


Wir fangen im Parlament jetzt damit an, uns die Ent-
scheidungen in allen möglichen Rechtsgebieten – nicht
nur im Strafrecht – auf den Tisch zu legen und die
Rechtsprechung zu beobachten, um nicht zu sagen, zu
kontrollieren.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Dieser Vorgang wäre besser unterblieben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe mir das Urteil, das man aufmerksam durch-
lesen muss, besorgt. Zu diesem Urteil sage ich: Ich bin
der festen Überzeugung, dass das beim Dritten Straf-
senat des BGH gut aufgehoben ist. Seit 1972 gibt es dort
eine durchgehend klare Rechtsprechung bezüglich der
Frage, was strafbar ist und was nicht.


(Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)


An dieser Stelle kann man gut davon ausgehen, dass die-
ses Urteil keinen Bestand haben wird.


(Iris Gleicke [SPD]: Das wäre sehr gut!)


Ich weiß, dass ich mich damit auf ein schwieriges
Terrain begebe, aber weil das noch nicht erwähnt wor-
den ist, möchte ich noch einen Gesichtspunkt anspre-
chen, den man bei dieser gut gemeinten Aktion – das un-
terstelle ich dem Angeklagten einmal – auch im

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(C (D interkopf haben muss: Durchgestrichene Hakenkreuze önnen als massenhafte Werbung durchaus auch negaive Effekte haben, eil sie geeignet sind, missbräuchlich verwendet zu erden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Inflationär!)


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Ganz genau!)


as machen wir denn, wenn schwarz gekleidete und
tiefel tragende Menschen mit einem solchen Emblem,
as möglicherweise nicht eindeutig zu identifizieren ist,
urch unsere Straßen laufen?


(Zuruf von der LINKEN: Eindeutig ist es schon!)


ch bitte darum, dass wir uns diesen Gedanken einmal in
ller Ruhe und ohne Emotionen durch den Kopf gehen
assen.

Einige dieser Buttons und Aufkleber aus dem Internet
sie sind nicht so gut erkennbar – sind, unabhängig von
em, was der Betroffene damit bezweckt hat, durchaus
eeignet, Missverständnisse hervorzurufen.


(Josef Philip Winkler DIE GRÜNEN)


uch das müssen wir im Auge haben. Es geht nicht nur
ich glaube, darin sind wir uns alle in diesem Raum
inig – um die eindeutige Bekämpfung des Rechtsradi-
alismus und der Neonazis. Ich bin froh, dass es die
eonazis nicht geschafft haben, in dieses Parlament ein-

uziehen. In einigen Bundesländern ist das ja leider der
all.

Wir sollten davon absehen, missverständliche Wer-
ung entstehen zu lassen. Der Träger eines solchen But-
ons will damit zum Ausdruck bringen – seine Gesin-
ung ist ja ehrenwert –, dass er gegen jede Form von
echtsradikalismus und gegen die Nazis ist. Aber ein
urzer Blick auf einen solchen Button könnte möglicher-
eise den Eindruck hervorrufen, dass er eine andere
endenz verfolgt.

Herr Beck, das, was Sie eben mit dem Naziplakat ge-
acht haben, fand ich gar nicht gut. Die Absicht, die mit

iesem Plakat verfolgt wird, ist erkennbar. Aber müssen
ir dieses Symbol überall in der Öffentlichkeit verbrei-

en? Ich halte das für einen schwierigen Vorgang.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das wird hoffähig!)


ir wäre eine verbale Auseinandersetzung, eine eindeu-
ige Erklärung der Beteiligten viel lieber, als indirekt

erbung für die Nazis zu betreiben, auch wenn das nicht
ewollt ist.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer macht denn hier Werbung für die Nazis? Nehmen Sie das zurück! Das ist der eigentliche Skandal!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert
In diesem Sinne ist alles gesagt worden. Ich muss hier
meine Redezeit nicht voll ausnutzen. Wir sollten solche
Urteile nicht zum Anlass nehmen, eine Debatte darüber
zu führen, was alles möglich ist.

Ich möchte Sie alle an dieser Stelle einladen – einige
haben sich schon entschuldigt –, nächste Woche nach
Halbe zu kommen. Dort ist am 18. November, am Tag
der Demokraten, eine geeignete Gelegenheit, Farbe zu
bekennen, ohne Button präsent zu sein und den Nazis,
wenn sie durch Halbe marschieren, Einhalt zu gebieten.
Das ist mein Wunsch an alle, die das hier zur Kenntnis
genommen haben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606413500

Das Wort hat der Kollege Jan Korte für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606413600

Es ist völlig legitim, dass sich der Bundestag mit ei-

nem offensichtlich gesellschaftlichen Prozess und einer
aktuellen Diskussion auseinander setzt. Was ist das Pro-
blem?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Die Gewaltenteilung in der Demokratie, Herr Kollege!)


Es leuchtet mir nicht ein, dass man in diesem Hause
nicht auch über die Justiz diskutieren kann. Warum
sollte man das nicht tun können? Dieses komische Poli-
tikverständnis teile ich nicht.

Ich will Ihnen sagen, warum ich diesen Antrag der
Grünen ausnahmsweise für wirklich gut halte. Fragen
Sie einmal die Kids, die mit einem solchen Button durch
so genannte No-Go-Areas marschieren. Das ist über-
haupt nicht missverständlich. Die Annahme, dass durch
ein wirklich klares antifaschistisches Symbol der Fa-
schismus irgendwie hoffähig gemacht wird, ist völlig ab-
surd.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gerade die jungen Leute nutzen diese Buttons, um un-
missverständlich deutlich zu machen: Wir haben mit
dem Faschismus und vor allem mit der NS-Vergangen-
heit nichts zu schaffen! Wir machen da nicht mit! Wir
stellen uns dem entgegen!


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Selbst absurde Gerichtsentscheidungen sind im Instanzenzug zu korrigieren, nicht hier!)


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(C (D Die CDU/CSU sollte heute etwas bescheidener sein, achdem sie gestern Abend in der Debatte nichts anderes u tun hatte, als Linke mit rechten Mördern und Totchlägern gleichzusetzen. eswegen würde ich heute etwas bescheidener auftreen; das will ich noch einmal deutlich sagen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will zu diesem Punkt auch noch sagen, dass das
rteil aus Stuttgart ziemlich einmalig ist. Dieses Urteil

ehen alle anderen – darauf ist heute zu Recht hingewie-
en worden – etwas kritischer. Das sieht selbst der säch-
ische Verfassungsschutz ein wenig anders, mit dem wir
nsonsten nicht sehr viel gemeinsam haben.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das glaube ich! – Jörg van Essen [FDP]: Ich weiß, Sie haben vorher woanders gearbeitet!)


Ja genau, in Osnabrück, wo ich herkomme.


(Jörg van Essen [FDP]: Ja, auch da!)


Ich finde, der Bundestag hat die Aufgabe, dann, wenn
s offensichtlich eine solche Problematik und dann eine
ntsprechende Debatte darüber gibt, auch ein politisches
eichen zu setzen, egal, wie er dieses Urteil bewertet.
enn er dazu nichts sagen möchte, gibt es auch dafür
da haben Sie Recht – gute Gründe. Trotzdem haben,
ie ich finde, der Bundestag und die hier Anwesenden
erade jetzt in dieser Situation – ich verweise noch ein-
al auf die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung – die
ufgabe und die Pflicht, denjenigen jungen Menschen
nd denjenigen älteren Antifaschisten, die tagtäglich in
en Kommunen versuchen, sich dem braunen Mob ent-
egenzustellen, Anerkennung und Respekt zu zollen.
atürlich schließt das auch diese Symbole ein. Nur zivil-
esellschaftliches Engagement zu fordern, ist schön und
ut, reicht aber nicht.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Was heißt „schön und gut“? Das ist das Wichtigste!)


as bedeutet vor allem, dass man beim Kampf gegen
echts keine Vorsicht walten lassen kann. Ganz im Ge-
enteil! Man muss hier in die Offensive gehen, und zwar
it Symbolen, ohne Symbole, auf der Straße und auch

ier im Bundestag. Deshalb unterstützen wir den Antrag.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606413700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/3202 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.






(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau

Ich rufe Tagesordnungspunkt 37 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Patrick
Meinhardt, Cornelia Pieper, Uwe Barth, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Offensive Weiterbildung – Weiterbildung als
4. Säule des Bildungswesens ernst nehmen

– Drucksache 16/2702 —
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung war für
die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion der FDP sechs Minuten erhalten sollte.

Auch hier wollten wir eine halbe Stunde debattieren.

Ich eröffne die Aussprache und nehme die Reden der
Kollegin Professor Monika Grütters für die Unionsfrak-
tion, des Kollegen Dr. Ernst Dieter Rossmann für die
SPD-Fraktion, des Kollegen Uwe Barth für die FDP-
Fraktion, der Kollegin Petra Sitte für die Fraktion Die
Linke und des Kollegen Kai Gehring für die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen zu Protokoll.2)

Wir schließen damit die Aussprache. Interfraktionell
wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/3192
an den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik-
folgenabschätzung vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.
Ich eröffne die Aussprache und wir nehmen die Bei-

träge des Kollegen Schummer für die Union, des Kolle-
gen Dr. Ernst Dieter Rossmann für die SPD, des Kolle-
gen Patrick Meinhardt für die FDP, des Kollegen Volker
Schneider für die Fraktion Die Linke und der Kollegin
Priska Hinz für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu
Protokoll.1)

Ich schließe damit die Aussprache. Interfraktionell
wird Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/2702
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 38 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Petra

(Saarbrücken)


Die Zukunft der Lehre und Forschung an
Hochschulen mit Hilfe der Juniorprofessur
stärken

– Drucksache 16/3192 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

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Z
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1) Anlage 5 2)
(D

Eine Information muss ich Ihnen noch geben: Der Äl-
estenrat hat in seiner gestrigen Sitzung vereinbart, dass
ährend der Haushaltsberatungen ab dem 21. November
006 keine Befragung der Bundesregierung, keine Fra-
estunde und auch keine Aktuellen Stunden stattfinden
ollen.


(Otto Fricke [FDP]: Das gehört sich auch so!)


ind Sie damit einverstanden?


(Zustimmung)


Ich höre keinen Widerspruch, sondern ausdrückliche
ustimmung aus den Fraktionen. Dann ist das so be-
chlossen.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Dienstag, den 21. November 2006, 10 Uhr,
in.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche Ihnen
in schönes Wochenende.

Die Sitzung ist geschlossen.