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ID1606408600

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    1. \n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/64 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Dr. Norman Paech, Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Ein- satzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der ge- meinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Artikels 51 der Satzung der Verein- ten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/3150, 16/3151, 16/3322) Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Große Anfrage der Abgeordneten Jürgen Koppelin, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Prüfplanung der Bundesregierung aufgrund des Koalitionsvertrages in der 16. Legislaturperiode (Drucksachen 16/926, 16/2468) . . . . . . . . . . . 6313 B 6327 C 6329 A 6330 A 6331 D 6330 B Deutscher B Stenografisch 64. Sitz Berlin, Freitag, den 10 I n h a l Begrüßung einer Delegation des Schweizer Nationalrates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der ge- meinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Artikels 51 der Satzung der Verein- ten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/3150, 16/3321, 16/3324) E O F P D K D 6328 D 6313 A Hans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 6313 D 6315 C undestag er Bericht ung . November 2006 t : Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . skar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . ritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . etra Heß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . urt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6316 A 6317 A 6318 D 6319 C 6320 C 6322 B 6323 D 6324 D 6325 D 6326 C in Verbindung mit II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mehr Freiheit wagen (Drucksache 16/3288) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: a) Antrag der Abgeordneten Eckart von Klaeden, Dr. Andreas Schockenhoff, Bernd Siebert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Markus Meckel, Niels Annen, Rainer Arnold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Die NATO vor dem Gipfel in Riga vom 28. bis 29. No- vember 2006 (Drucksache 16/3296) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: NATO-Gipfel in Riga für Abrüstungsinitiativen nutzen (Drucksache 16/3280) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Neues strategisches Konzept für die NATO (Drucksache 16/3287) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . M P W T a b K J G K A T Z t n r ( H S A J S N E T E C w d 6330 C 6330 C 6334 A 6337 C 6338 B 6338 D 6340 C 6342 A 6344 A 6345 D 6346 D 6348 B 6349 A 6349 C 6350 A 6350 A 6350 A 6350 B 6351 D arkus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 34: ) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch und des Finanzausgleichsgesetzes (Drucksache 16/3269) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Katrin Kunert, Dr. Gesine Lötzsch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Bundesweite Mindeststan- dards für angemessenen Wohnraum und Wohnkosten für Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II (Drucksache 16/3302) . . . . . . . . . . . . . . . arl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . örg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . atrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 33: weite und dritte Beratung des von der Frak- ion der LINKEN eingebrachten Entwurfs ei- es Gesetzes zur Änderung des Schuld- echtsanpassungsgesetzes Drucksachen 16/1736, 16/3207) . . . . . . . . . . ans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . abine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). . ndrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . örn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 36: rste Beratung des von den Fraktionen der DU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- urfs eines Gesetzes über die Festsetzung er Beitragssätze in der gesetzlichen Ren- 6353 B 6354 D 6355 C 6356 C 6356 D 6357 A 6358 D 6360 A 6361 C 6362 C 6362 D 6363 D 6364 A 6366 A 6366 D 6368 C 6369 D 6370 C 6378 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 III tenversicherung und der Beiträge und Bei- tragszuschüsse in der Alterssicherung der Landwirte für das Jahr 2007 (Drucksache 16/3268) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Monika Lazar, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Zivilgesell- schaftliches Engagement gegen Rechts- extremismus gesetzlich schützen – Rechtsprechung zur Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organi- sationen auswerten (Drucksache 16/3202) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 37: Antrag der Abgeordneten Patrick Meinhardt, Cornelia Pieper, Uwe Barth, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Offensive Weiterbildung – Weiterbildung als 4. Säule des Bildungswesens ernst nehmen (Drucksache 16/2702) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 38: Antrag der Abgeordneten Dr. Petra Sitte, Cornelia Hirsch, Volker Schneider (Saarbrü- cken) und der Fraktion der LINKEN: Die Zu- kunft der Lehre und Forschung an Hoch- schulen mit Hilfe der Juniorprofessur stärken (Drucksache 16/3192) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A L A E U G R g A E H M U u N A z z S s g d A R d ( A E M M D H L R W ( N d B b t t G V N 1 r p A Z d 6370 C 6370 D 6371 D 6373 A 6373 D 6375 A 6376 A 6377 A 6380 B 6380 D 6382 A 6383 C 6384 A 6385 A 6386 A 6386 B 6386 D nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 32 GO der Abgeordneten lla Jelpke (DIE LINKE) zur Beratung der roßen Anfrage: Entwicklung der extremen echten und die Maßnahmen der Bundesre- ierung (63. Sitzung, Tagesordnungspunkt 12) nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten ans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, onika Lazar, Peter Hettlich, Sylvia Kotting- hl, Dr. Anton Hofreiter, Dr. Harald Terpe nd Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentlichen bstimmung über die Beschlussempfehlung u dem Antrag der Bundesregierung: Fortset- ung des Einsatzes bewaffneter deutscher treitkräfte bei der Unterstützung der gemein- amen Reaktion auf terroristische Angriffe egen die USA auf Grundlage des Artikels 51 er Satzung der Vereinten Nationen und des rtikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der esolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) es Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Tagesordnungspunkt 29 a) . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten arieluise Beck (Bremen), Birgitt Bender, atthias Berninger, Dr. Thea Dückert, r. Uschi Eid, Katrin Göring-Eckardt, Anja ajduk, Priska Hinz (Herborn), Anna ührmann, Omid Nouripour, Krista Sager, ainder Steenblock, Silke Stokar von Neuforn, olfgang Wieland und Margareta Wolf Frankfurt) (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN) zu der namentlichen Abstimmung über ie Beschlussempfehlung zu dem Antrag der undesregierung: Fortsetzung des Einsatzes ewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Un- erstützung der gemeinsamen Reaktion auf erroristische Angriffe gegen die USA auf rundlage des Artikels 51 der Satzung der ereinten Nationen und des Artikels 5 des ordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheits- ates der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- unkt 29 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Offensive Weiterbildung – Wei- 6387 A 6387 D 6388 A 6389 B IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 terbildung als 4. Säule des Bildungswesens ernst nehmen (Tagesordnungspunkt 37) . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die Zukunft der Lehre und For- schung an Hochschulen mit Hilfe der Junior- professur stärken (Tagesordnungspunkt 38) . Monika Grütters (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 7 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6390 C 6390 C 6391 C 6392 D 6394 A 6395 A 6395 D 6395 D 6397 B 6399 A 6399 D 6400 D 6401 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6313 (A) ) (B) ) 64. Sitz Berlin, Freitag, den 10 Beginn: 9.0
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    Anlage 6 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6387 (A) ) (B) ) Meyer (Hamm), Laurenz CDU/CSU 10.11.2006 autoritäre Herrschaftsmethoden zu protestieren, unter- kratie und Menschenrechten. Tatsächlich habe ich mich wie folgt geäußert: „Das Anliegen, gegen die Diskriminierung von Frauen, die Entrechtung von Schwulen, gegen Antisemitismus und Lötzer, Ulla DIE LINKE 10.11.2006 Merten, Ulrike SPD 10.11.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt A b h d r m Z Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.11.2006 Annen, Niels SPD 10.11.2006 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 10.11.2006 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 10.11.2006 Blumentritt, Volker SPD 10.11.2006 Caspers-Merk, Marion SPD 10.11.2006 Dagdelen, Sevim DIE LINKE 10.11.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 10.11.2006 Friedhoff, Paul K. FDP 10.11.2006 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 10.11.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 10.11.2006 Granold, Ute CDU/CSU 10.11.2006 Grosse-Brömer, Michael CDU/CSU 10.11.2006 Haustein, Heinz-Peter FDP 10.11.2006 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 10.11.2006 Hinz (Essen), Petra SPD 10.11.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.11.2006 Kossendey, Thomas CDU/CSU 10.11.2006 Kröning, Volker SPD 10.11.2006 Leutert, Michael DIE LINKE 10.11.2006 Link (Heilbronn), Michael FDP 10.11.2006 Löning, Markus FDP 10.11.2006 M P R R R S D V W W W Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Erklärung nach § 32 GO der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) zur Beratung der Großen Anfrage: Entwick- lung der extremen Rechten und die Maßnah- men der Bundesregierung (63. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 12) Frau Kristina Köhler, MdB, hat sich in ihrem Wort- eitrag zu dem oben genannten Tagesordnungspunkt da- in gehend geäußert, ich habe mich in einer Rundmail an en Beirat des „Bündnisses für Demokratie und Tole- anz“ wie folgt geäußert: Erstens. In Deutschland sei es it den Frauenrechten auch nicht viel weiter als im Iran. weitens. Nicht jeder Mensch sehne sich nach Demo- üntefering, Franz SPD 10.11.2006 aula, Heinz SPD 10.11.2006 aidel, Hans CDU/CSU 10.11.2006 amelow, Bodo DIE LINKE 10.11.2006 öspel, René SPD 10.11.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 10.11.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 10.11.2006 aatz, Arnold CDU/CSU 10.11.2006 einberg, Marcus CDU/CSU 10.11.2006 eißgerber, Gunter SPD 10.11.2006 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 10.11.2006 apf, Uta SPD 10.11.2006 ypries, Brigitte SPD 10.11.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6388 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) stütze ich. Der Islamismus, verstanden als politsches Programm und nicht als religiöse Bewegung, verdient den entschiedenen Widerstand aller Demokratinnen und Demokraten.“ Zu den Äußerungen im Einzelnen: Ad Erstens habe ich festgestellt, dass auch „iranische Frauen gerne gleichberechtigt wären“. Daran anschlie- ßend habe ich darauf hingewiesen, „dass auch Frauen in Deutschland die Gleichberechtigung fordern und noch nicht erreicht haben.“ Ad Zweitens: Tatsächlich habe ich mich in dem Schreiben wie folgt geäußert: „ … das Bündnis gegen den Al-Quds-Tag stellt die Verhältnisse im Iran als das ganz ,Andere‘ dar, als absolutes Gegenteil dessen, was im Westen herrschte. In dieser Sichtweise ,sehnen‘ sich die Menschen nach ,Demokratie und Menschenrech- ten‘.“ Das Wort „sehnen“ ist dabei ein Zitat aus dem Aufruf des Bündnisses selbst und durch die Anführungs- striche auch als solches kenntlich gemacht. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Winfried Hermann, Monika Lazar, Peter Hettlich, Sylvia Kotting-Uhl, Dr. Anton Hofreiter, Dr. Harald Terpe und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes be- waffneter deutscher Streitkräfte bei der Unter- stützung der gemeinsamen Reaktion auf terro- ristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Artikels 51 der Satzung der Vereinten Na- tionen und des Artikels 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 29 a) Den Antrag der deutschen Bundesregierung auf Fort- setzung einer deutschen Beteiligung bei der Operation „Enduring Freedom“, OEF, lehnen wir ab. Zu Enduring Freedom gehört der Kriegseinsatz im Süden und Osten Afghanistans. Er findet unter Führung der US-Armee seit fünf Jahren statt. Er schürt die isla- mistische terroristische Gefahr. Er bringt dem Land kei- nen Frieden und keine friedliche Entwicklung. Der Kriegseinsatz Enduring Freedom trägt nicht dazu bei, die islamistische terroristische Gefahr nachhaltig zu mindern oder gar zu beseitigen, nicht in Afghanistan, auch nicht weltweit. Ganz im Gegenteil, durch diesen Kriegseinsatz und insbesondere durch die Art und Weise der Kriegsführung wird diese terroristische Gefahr er- höht und letztlich gefördert. In dem UN-Beschluss, mit dem dieser Kriegseinsatz legitimiert wird, ist keine Rede von einem Recht oder ei- nem Auftrag zur Kriegsführung, sondern davon, dass die Verantwortlichen für die Anschläge vom 11. September 2 g w n a c g F G g b V t S D H S s t f i k t o d s J f R w A z d z b d w f m B g z t m A s a I g K U i F D E E (C (D 001 in New York und Washington der Gerechtigkeit zu- eführt, also vor Gericht – „bring to justice“ – gestellt erden sollen. Gerade das aber ist im Afghanistan-Krieg icht der Fall. In Afghanistan findet Aufstandsbekämpfung statt, die uf die Vernichtung der gegnerischen Kämpfer und sol- her Personen gerichtet ist, die für gegnerische Kämpfer ehalten werden. Fast immer sind auch Zivilisten, rauen und Kinder, unter den Opfern der Kriegseinsätze. anze Ortschaften werden aus der Luft mit Raketen an- egriffen und vollständig zerstört. Unterschiedslos ster- en in den Trümmern Kämpfer und Zivilbevölkerung. erdächtige werden getötet, vertrieben oder nach Guan- anamo verbracht. Das vermutete Umfeld, Häuser und iedlungen werden mit Bomben und Raketen zerstört. ie Erfahrungen dieser Kriegsführung bewirken neuen aß und treiben den Islamisten neue Kämpfer zu. Diese pirale der Gewalt und die Eskalation des Terrors cheint unaufhaltsam. Dieser Kriegseinsatz Enduring Freedom in Afghanis- an hat immer weniger Hoffnung auf Frieden und eine riedliche Entwicklung zur Folge. Die militärische Lage st dramatisch schlechter geworden. Noch Ende 2004 er- lärten Militärkommandeure in Afghanistan die Islamis- en faktisch für besiegt. Aber trotz immer neuer Groß- ffensiven der Streitkräfte von Enduring Freedom sind ie militanten islamistischen Fundamentalisten heute so tark wie nie zuvor seit dem Sturz der Taliban vor fünf ahren. Jede Woche gibt es neue Meldungen von Ge- echten mit Hunderten von Toten. Der britische General ichards befürchtet, dass sich 70 Prozent der Afghanen ieder den Taliban anschließen würden Der Kriegseinsatz Enduring Freedom diskreditiert die ufbaubemühungen im nach Jahrzehnten des Krieges erstörten Afghanistan. Die US-Armee und ihre Verbün- eten werden schon jetzt im Süden und Osten als Besat- er gesehen, die der Bevölkerung nur weitere Leiden ringen. Der Krieg verhindert, dass Aufbaubemühungen er als Besatzer Gesehenen anerkannt und akzeptiert erden. Einer Armee, die gerade noch Gehöfte und Dör- er zerstört und Familienangehörige getötet hat, kann an schwer abnehmen, dass sie Schulen zum Wohle der evölkerung bauen will. Eine Erfolg versprechende Planung für eine Beendi- ung des Krieges und Aufbau und Entwicklung im gan- en Land ist nicht ersichtlich. Stattdessen gilt das „Wei- er so“ und wird die Forderung erhoben nach immer ehr Kampftruppen und schwerem militärischen Gerät. ls wenn mehr Soldaten und mehr Krieg den Frieden chaffen könnten, den zu schaffen in den letzten Jahren uch mit immer mehr Soldaten gänzlich misslungen ist. nzwischen wird das Militär des ISAF-Einsatzes, der ei- entlich anders als der von Enduring Freedom nicht auf riegsführung ausgerichtet war, sondern auf Schutz und nterstützung der Aufbau- und Entwicklungsarbeit, mmer mehr für den Aufgabenbereich von Enduring reedom im Süden und Osten Afghanistans eingesetzt. ie Unterscheidung der Einsätze dort von ISAF und nduring Freedom wird immer weniger möglich. Diese ntwicklung wird dazu beitragen, die ISAF-Kräfte auch Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6389 (A) ) (B) ) im Norden und Westen immer stärker als Besatzer zu se- hen und den Krieg auch in den Norden auszuweiten. Deshalb fordern immer mehr Experten aus dem mili- tärischen und zivilen Bereich, wie der ehemalige Gene- ral Reinhard, die Entwicklung einer Ausstiegsstrategie, um die Eskalation des Krieges zu stoppen und die Chancen einer friedlicheren Entwicklung zu wahren. Auch wir sehen, dass deutsche ISAF-Kräfte, von der NATO gedrängt, zunehmend Teil des Kampfes im südli- chen Afghanistan werden. Das Risiko ist groß, dass sich der Krieg auch in den noch relativ friedlichen Norden ausweitet. Angesichts einer unübersehbaren Gewaltspi- rale und eines immer deutlicher werdenden Scheiterns einer militärischen Befriedung des Landes halten wir eine kritische Reflexion der Afghanistanstrategie für dringend geboten. Dazu gehören auch Überlegungen zu einer verantwortbaren Rückzugsstrategie. Im Abwä- gungsprozess, ob ein Bleiben mehr oder weniger Gewalt bedeutet, sehen wir immer klarer, dass der militärische Weg – Enduring Freedom und ISAF – Gewalt steigert, anstatt sie abzubauen. Der internationale Terrorismus wird so jedenfalls nicht erfolgreich bekämpft. Im Gegen- teil: Selbstmordanschläge, die es früher in Afghanistan gar nicht gab, werden ungewollt gefördert. Es droht die Irakisierung Afghanistans. Die Bundesregierung hat auf jegliche Begründung, die die Verhältnisse in Afghanistan in den Blick nimmt, verzichtet. Sie begründet ihren Antrag allein mit dem Blick auf die Verbündeten und warnt vor einem schlech- ten Signal. Sie klärt weder das Handeln von Enduring Freedom in der Gesamtheit auf noch beantwortet sie die Frage der Einbindung deutscher KSK-Kräfte in die Ope- ration. Sie bezieht auch keine Stellung zu den notwendi- gen Konsequenzen für deutsche Kräfte aus der Inkraft- setzung des Military Commission Act der US- Regierung, der dem international gültigen Kriegsvölker- recht widerspricht und rechtliche Voraussetzungen für folterähnliche Methoden für Militär und Geheimdienste schafft. Es fehlt der Mut und die Kraft, sich von den in- akzeptablen Praktiken der US-Armee zu distanzieren, obgleich die Kritik daran weite Teile der US-Armee er- fasst hat, wie jüngst auch an den US-Kongresswahlen offensichtlich wurde. Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Verlän- gerung des Einsatzes Enduring Freedom ohne Wenn und Aber würde einen verhängnisvollen Weg ohne reale friedliche Perspektive für Afghanistan fortsetzen. Ich lehne diesen Einsatz deshalb ab. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Birgitt Bender, Matthias Berninger, Dr. Thea Dückert, Dr. Uschi Eid, Katrin Göring-Eckardt, Anja Hajduk, Priska Hinz (Herborn), Anna Lührmann, Omid Nouripour, Krista Sager, Rainder Steenblock, Silke Stokar von Neuforn, Wolfgang Wieland und Margareta Wolf (Frankfurt) (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 1 K r N n E e t v w l r i k w s d B m f B v d i I b k A D u t G f g s F O d t b A c s w (C (D zu der namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag der Bundes- regierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffne- ter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Arti- kels 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 29 a) Fünf Jahre nach den schrecklichen Anschlägen vom 1. September 2001 bleibt der international geführte ampf gegen den Terrorismus notwendig. Eine erfolg- eiche Eindämmung und Bekämpfung terroristischer etzwerke und ihrer Akteure bedarf auch weiterhin ei- es starken politischen, zivilen aber auch militärischen ngagements der internationalen Gemeinschaft. Die langfristige Stabilisierung Afghanistans und ein rfolgreicher Wiederaufbauprozess kann zum gegenwär- igen Zeitpunkt ebenfalls nur durch einen Gesamtansatz on politischen, zivilen und militärischen Mitteln ge- ährleistet werden. Aufgrund der prekären Sicherheits- age können zivile Wiederaufbauhelfer ohne eine militä- ische Absicherung nicht tätig werden. Ohne Sicherheit st kein Wiederaufbau in Afghanistan möglich. Umge- ehrt gilt: ohne Wiederaufbau keine Sicherheit. Der Deutsche Bundestag hat sich daher zu Recht vor enigen Wochen für eine Verlängerung des ISAF Ein- atzes in Afghanistan ausgesprochen. Unter der Führung er NATO leistet die Bundeswehr dabei einen wichtigen eitrag zur Stabilisierung Afghanistans und zur Terroris- usprävention. Ohne eine Beteiligung der US-Regierung ist eine er- olgreiche internationale Kooperation als Strategie zur ekämpfung des Terrorismus weder denkbar noch sinn- oll. Dies gilt auch für Afghanistan. Gleichzeitig muss as konkrete Vorgehen der US-Regierung gerade auch m Rahmen von OEF deutlich kritisiert werden. Mit dem n-Kraft-Treten des Military Commissions Act im Okto- er 2006 wird der US-Armee die uneingeschränkte will- ürliche Verhaftung von Terrorverdächtigen sowie die nwendung folterähnlicher Verhörmethoden erlaubt. em US-Präsidenten wird das Recht eingeräumt, „Inhalt nd Anwendung der Genfer Konventionen“ zu interpre- ieren. Diese Missachtung des Völkerrechts zerstört die laubwürdigkeit und Legitimation von Terrorbekämp- ung und beeinträchtigt ihre Wirksamkeit. Außerdem ibt es begründeten Anlass zur Kritik an dem militäri- chen Vorgehen der US-geführten Operation „Enduring reedom“, OEF. Dazu zählt unter anderem die Praxis, piumfelder zu zerstören und auf diese Weise Bauern in ie Hände von „Oppositionellen Militanten Kräften“ zu reiben, ohne das Ziel der Beendigung des Drogenan- aus nachhaltig zu erreichen. Zudem hat sich fünf Jahre nach der Intervention in fghanistan und dem Sturz des Talibanregimes die Si- herheitslage in den Südostprovinzen dramatisch ver- chlechtert. Terroristische und radikalislamistische be- affnete Gruppen wie Taliban, al-Qaida und Mitglieder 6390 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) der Hizb-e Islami unter Führung von Hekmatjar kämp- fen hier teilweise im Verbund mit kriminellen Akteuren der Drogenkartelle gegen die Zentralregierung und be- drohen den fragilen Aufbauprozess. Aussagen von zivi- len und militärischen Afghanistanexperten ergeben über- einstimmend die Bewertung, dass nicht die bloße Präsenz von OEF, sondern deren Art und Weise der Ope- rationsführung den „Oppositionellen Militanten Kräf- ten“ Auftrieb gegeben hat. So hat sich die Sicherheits- lage durch die Zunahme militärischer Attacken von militanten Gruppen in den Südprovinzen von einer „Patt-Situation“ im Vorjahr zu einem regelrechten Auf- stand in diesem Jahr entwickelt. Nach der West-, Süd- und Osterweiterung ist die NATO-geführte und VN-mandatierte Unterstützungs- truppe ISAF mit 31 000 Soldatinnen und Soldaten, davon circa 11 000 US-Truppen, inzwischen in ganz Afghanistan aktiv und stationiert. Viele zentrale Unter- stützungsleistungen – Evakuierung, Luftnahunterstüt- zung –, die früher von OEF für ISAF bereitgestellt wur- den, werden nun auch von ISAF selbst gestellt. ISAF selbst führt heute auch, wie zuletzt im Süden, massive Militäreinsätze zur Aufstandsbekämpfung durch. Militärisches Vorgehen kann nur als Unterstützung ei- ner politischen Strategie und ziviler Wiederaufbaupro- jekte erfolgreich sein. Hierbei hat sich Deutschland in der Vergangenheit als verlässlicher Bündnispartner er- wiesen und leistet einen erheblichen Beitrag, insbeson- dere in Afghanistan. So hat Deutschland als Lead-Nation beim Aufbau einer funktionsfähigen afghanischen Poli- zei qualitativ hervorragende Beiträge geleistet. Um die- sen Beitrag schneller in die Fläche zu bringen, sollte das deutsche Kontingent von derzeit 40 Polizeiberatern deut- lich aufgestockt und in eine EU Polizeimission überführt werden. Gleichzeitig müssen – wie vom Sondergesandten der Vereinten Nationen in Afghanistan, Tom Koenigs, gefor- dert – auch die zivilen Anstrengungen der internationa- len Gemeinschaft in den Provinzen – insbesondere des Südens und Ostens – intensiviert werden, um den „Op- positionellen Millitanten Kräften“ den Nährboden zu entziehen. Hier sind insbesondere die stärkere Unterstüt- zung und Einbeziehungen von lokalen Governance- Strukturen notwendig. Auch müssen insbesondere die USA stärker als bisher auf Pakistan einwirken, um Ter- roristen Rückzugsgebiete an der Grenze zu Afghanistan zu nehmen. Weiterhin leistet die Bundesrepublik im Rahmen der OEF-Mission durch die Bereitstellung von Marinekräf- ten zur Überwachung des Seeraums am Horn von Afrika einen Beitrag zur militärischen Bekämpfung des interna- tionalen Terrorismus. Dieser Einsatz bleibt grundsätzlich auch weiterhin notwendig. Wir halten die Informationspolitik der Bundesregie- rung für völlig unzureichend. Sie hat bis zum heutigen Tag keine umfassende Bewertung über die Erfolge und Misserfolge von OEF vorgelegt und daher auch nicht überzeugend begründen können, warum die Mission un- ter den heutigen Rahmenbedingungen fortgesetzt wer- den soll. Sie hat es zudem versäumt, den Deutschen B E u a l M f d M e t w z z A i g t l B e d l t g h B d d h l d s w g c s s s s d r d L n M r d (C (D undestag kontinuierlich und systematisch über den insatz der deutschen Soldaten im Rahmen von OEF zu nterrichten und hat damit eine wesentliche Grundvor- ussetzung für die parlamentarische Zustimmung ver- etzt. Wir kommen daher zu dem Schluss, dass die OEF- ission in der gegenwärtigen Form immer weniger ziel- ührend und verantwortbar ist. Wir werden dem Antrag er Bundesregierung auf eine Verlängerung des OEF- andats nicht zustimmen und uns unserer Stimme nthalten. Wir fordern die Bundesregierung auf, interna- ional für eine Veränderung der Strategie und Vorgehens- eise von OEF einzutreten. Es ist auch zu prüfen, ob die wei verschiedenen Militärmandate in Afghanistan noch weckmäßig sind. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Offensive Weiterbil- dung – Weiterbildung als 4. Säule des Bildungs- wesens ernst nehmen (Tagesordnungspunkt 37) Uwe Schummer (CDU/CSU): Lebenslanges Lernen st ein Schwerpunktthema dieser Koalition. Die sie be- ründende Koalitionsvereinbarung hat klare Arbeitsauf- räge erteilt. Wir haben uns verpflichtet, in dieser Legis- aturperiode die Weiterbildung als starke Säule in der ildungslandschaft auszubauen. Es ist erfreulich und es rmuntert uns, dass die FDP-Fraktion mit ihrem Antrag ieser Koalitionsvereinbarung von SPD und Union folgt. Die deutsche EU-Präsidentschaft wird Signale für das ebenslange Lernen aussenden. So haben wir im Bundes- agsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- enabschätzung für den 11. Dezember eine Expertenan- örung terminiert, die sich mit dem europäischen ildungsraum beschäftigt. Dabei geht es auch darum, ass Kompetenzen definiert werden, die europaweit in ie berufliche Praxis eingebracht werden können, unab- ängig davon, ob sie schulisch, akademisch oder betrieb- ich entwickelt wurden. Entscheidend ist, dass man über iese Kompetenzen verfügt und dass diese nachprüfbar ind. Wir wollen einen Bildungsraum schaffen, in dem ir zwischen Portugal und Polen Mobilität und Ver- leichbarkeit der Abschlüsse für die Menschen errei- hen. Die Europäische Union darf nicht nur eine Wirt- chaftsorganisation sein; sie muss werden, was sie früher tärker war: eine Lebens-, Kultur- und Bildungsgemein- chaft. Ohne diese Grundlagen wird auch das gemein- ame Wirtschaften nicht funktionieren. In der Koalitionsvereinbarung haben wir angekün- igt, dass wir für das lebenslange Lernen einen Finanzie- ungsmix entwickeln wollen. Dazu gehören einerseits as prämienbegünstigte Bildungssparen, tariffähige angzeitkonten, die auch für Bildungsmaßnahmen ge- utzt werden können, sowie Perspektiven für das eister-BAfög und sich an Studienkrediten orientie- ende Weiterbildungskredite. In einer internen Anhörung er CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die von der Arbeits- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6391 (A) ) (B) ) gruppe Bildung und Forschung sowie dem Parlaments- kreis Mittelstand und der Arbeitnehmergruppe in der Unionsfraktion durchgeführt wurde, haben mit wenigen Ausnahmen alle Experten uns ermuntert, neue Instru- mente zu prüfen und das Thema lebenslanges Lernen verstärkt in die politische Arbeit einzubringen. Wir wer- den dies, entsprechend unserer Koalitionsvereinbarung, zu Beginn des nächsten Jahres vorantreiben. Gemeinsam mit dem Ausschuss werden wir im Januar hierzu eine Expertenanhörung durchführen, um uns über konkrete Konzepte zu verständigen. Wer, wie die Koalition, das Renteneintrittsalter erhö- hen und die Lebensarbeitszeit verlängern will, der muss auch dafür sorgen, dass lebenslanges Lernen möglich ist. Bei der Begründung des Arbeitsförderungsgesetzes von 1967 durch den damaligen Bundesarbeitsminister Hans Katzer ging es darum, dass einige 100 000 Arbeitslose so gefördert werden, dass sie anschließend wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Heute geht es darum, dass im globalen Wettbewerb der Wissensgesell- schaften über 34 Millionen Arbeitnehmer permanent weitergebildet werden. Dies geht nicht mehr über die Arbeitskosten, das kann auch der Steuerzahler nicht schultern, sondern hier ist ein Finanzierungsmix notwen- dig, in dem verstärkt die Selbstfinanzierung und die Wirtschaft nach dem Nutznießerprinzip gefordert sind. Bildungssparen hat für die Erhaltung der Arbeitskraft und die Beschäftigungsfähigkeit sowie für das gesell- schaftliche Leben des Einzelnen den gleichen Stellen- wert wie die Alterssicherung und das Bausparen. Es reicht aber nicht, dies in Sonntagsreden zu sagen, son- dern wir müssen klare Fakten schaffen – Fakten, auf die sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber verlassen können. Wir haben in diesem Hause oft über Exzellenzförde- rung gesprochen. Elite und Exzellenz erhalten wir je- doch erst dann, wenn wir eine solide Breitenbildung or- ganisieren. Ohne Breitenbildung wird auch die Elite sehr mäßig sein. Notwendig ist ein Bildungspakt, an dem sich die großen gesellschaftlichen Kräfte und die unter- schiedlichen politischen Ebenen beteiligen. Ziel muss sein, die Erziehungskraft der Eltern, die Kindergärten als spielerische Vorschulen, eine starke Breitenförderung in der allgemeinen Bildung, die duale Berufsausbildung und das in der Koalitionsvereinbarung angekündigte Konzept zum lebenslangen Lernen zusammenzuführen. Wer dies will, der muss auch die Motivation für Bil- dung verbessern. Bildung ist ein Thema, das aus den pädagogischen Sparten in die allgemeine Öffentlichkeit getragen werden muss. Wer verstärkt die Selbstfinanzie- rung der Bildung anreizen will, der muss auch den Wert von Bildung bewerben. Wir sehen bei der Alphabetisie- rungskampagne einiger Fernsehanstalten, dass nach jeder Ausstrahlung ein tausendfacher Zulauf an die Volkshoch- schulen stattfindet, und das bei einer Bevölkerungs- gruppe, die gemeinhin als „bildungsfern“ definiert wird. Moderne Öffentlichkeitsarbeit gehört eben auch zum le- benslangen Lernen, sodass die Instrumente, die wir ent- wickeln, dann auch umfassend genutzt werden. Den Antrag der FDP sehe ich als Motivation und Er- munterung für die Koalition auf, ihrem Weg voranzu- s z t b b b T H g r D u n s v h d g b l w w w t W i b l d m t W s W t s s n d n b z k u v m t b E d s d 1 f F g (C (D chreiten und die Zusagen der Koalitionsvereinbarung um lebenslangen Lernen einzuhalten. Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): „Auf den ers- en Blick erscheint die aktuelle Situation in der Weiter- ildung von einem Widerspruch gekennzeichnet: Die reite öffentliche Rhetorik über die Bedeutung von le- enslangem Lernen für die persönliche Entfaltung, die eilhabe am Erwerbsleben und die Sicherstellung der umanressourcen in einer alternden Gesellschaft ist un- ebrochen.“ So formuliert das Konsortium Bildungsbe- ichterstattung in dem ersten Bericht zur Bildung in eutschland, den wir im neuen Jahr auch im Parlament mfassend zu diskutieren haben werden. Nur ist es ja icht allein der erste Blick, sondern die Wirklichkeit elbst, die dann auch bei einem zweiten und dritten und ierten Blick sehr deutlich macht, wie groß das Missver- ältnis zwischen Rhetorik und Anspruch einerseits und en aktuellen Entwicklungstendenzen andererseits schon eworden ist und sich noch auszudehnen droht. Weiter- ildung braucht tatsächlich eine Offensive in Deutsch- and. Weiterbildung muss als vierte Säule des Bildungs- esens wirklich ernst genommen werden. Zumindest der Überschrift des FDP-Antrages können ir deshalb aus voller Überzeugung beipflichten. Und ir wollen es auch gerne begrüßen, dass nach der Frak- ion Die Linke jetzt auch die FDP mit einem Antrag zur eiterbildung aus ihrer Sicht das Feld bereitet, das wir m nächsten Jahr dann schwerpunktmäßig gemeinsam zu eackern haben werden. Um noch einmal einige genauere Blicke in die Wirk- ichkeit zu werfen, so wie sie der erste Nationale Bil- ungsbericht darstellt: Erstens. Der Bildungsbericht uss feststellen, dass nach den Daten des Berichtssys- ems Weiterbildung – die individuelle Teilnahme an eiterbildung – seit 1997 kontinuierlich abnimmt. Be- onders krass ist dabei der Rückgang der beruflichen eiterbildung im Osten. Zweitens. Im gesamten Be- rachtungszeitraum der vergangenen fünfzehn Jahre hat ich an den Abständen in der Weiterbildungsquote zwi- chen den unterschiedlichen Bildungsgruppen so gut wie ichts verändert. Nach wie vor erreicht Weiterbildung iejenigen, die besonders qualifiziert sind und gerade icht diejenigen, die Weiterbildung besonders gut ge- rauchen könnten. Drittens. Betrachtet man nur die fünf- ehn EU-Staaten, dann nehmen die deutschen Arbeits- räfte in den Lernaktivitäten insgesamt eher einen nteren Platz ein mit 42 Prozent, während die skandina- ischen Staaten, Österreich und Luxemburg mit Teilnah- equoten bis über 80 Prozent die Spitze bilden. Vier- ens. Öffentliche und private Arbeitgeber investieren eträchtliche Mittel in die Weiterbildung ihres Personals. ntgegen der Rhetorik stagnieren aber in Deutschland iese Mittel oder sind sogar rückläufig. Dies gilt insbe- ondere für die öffentlichen Ausgaben für Weiterbil- ung, die seit einigen Jahren sogar hinter das Niveau von 995 zurückgefallen sind. Dies gilt auch insbesondere ür die Bundesagentur für Arbeit, die ihre Ausgaben zur örderung der beruflichen Weiterbildung erheblich ein- eschränkt hat. 6392 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) Insoweit bestätigen auch die Blicke in die Wirklich- keit, wie sie der erste deutsche Bildungsbericht nach- zeichnet, das, was von der FDP aus einer anderen he- rausragenden Quelle, dem OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2006“, in ihrem Antrag zur Situationsbe- schreibung ausgeführt wird. Diese Diskrepanz im nationalen Bereich wird beson- ders problematisch vor dem Hintergrund der Analyse, der Zielsetzungen und der Programme, wie sie im Zuge des so genannten Lissabonprozesses zur Entwicklung von Europa als einem der leistungsfähigsten und größten wissensbasierten Wirtschaftsräume der Welt verabredet worden sind und zur Strategie des lebenslangen Lernens als europäische Leitvision geführt haben. Der Bildungs- bericht formuliert hierzu in seinen Perspektiven ab- schließend: „Politisch nachdenklich stimmen sollte auch der Sachverhalt, dass Deutschland bei der Weiterbil- dungsbeteiligung einschließlich informeller Lernaktivi- täten innerhalb der EU-Fünfzehn-Staaten eher am unte- ren Ende rangiert. Ob damit nicht auch die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit auf lange Sicht beeinträchtigt wird, ist eine offene Frage.“ Dem wird man widersprechen können und müssen. Es ist keine offene Frage. Die Antwort wird schon jetzt gegeben, wenn sich erste Lücken im Fachkräftebedarf deutlich zeigen. Die Struktur der Arbeitslosigkeit macht jeden Tag aufs Neue klar, dass an Erstausbildung, Wei- terbildung und kontinuierlicher Qualifizierung nicht ge- spart werden darf, wenn Langzeitarbeitslosigkeit mög- lichst vermieden werden soll. Alle Experten sagen voraus, dass mit dem Rückgang im Bedarf an einfacher Arbeit und der Weiterentwicklung der vorrangig wis- sensbasierten Dienstleistungs- und Industriekultur in Deutschland es umso wichtiger werden wird, lebenslan- ges Lernen zum Grundprinzip der persönlichen Lebens- entwicklung, staatlicher Leistungen und Bildungsför- derung und wirtschaftlicher wie unternehmerischer Anstrengungen zu machen. In der Koalitionsvereinbarung von SPD, CDU und CSU sind hierzu die Ziele und Maßnahmen für diese Le- gislaturperiode benannt. Wir wollen die Weiterbildung mittelfristig zur vierten Säule des Bildungssystems ma- chen. Es soll eine Weiterbildung mit System und bun- deseinheitlichen Rahmenbedingungen etabliert werden. Das erfolgreiche Meister-BAföG wird weitergeführt. Die Vielzahl der bestehenden Weiterbildungsangebote soll durch die Optimierung der Bildungsberatung trans- parenter gemacht werden. Die Qualitätssicherung von Weiterbildungsangeboten soll ausgeweitet werden. An der Finanzierung von Weiterbildung müssen sich die Allgemeinheit, die Wirtschaft und der Einzelne in ange- messener Weise beteiligen. Durch Bildungssparen soll ein neues Finanzierungsinstrument entwickelt und dazu das Vermögensbildungsgesetz novelliert werden. Dies soll haushaltsneutral geschehen. Für die sozialdemokra- tische Seite besonders wichtig war die Festlegung, dass insbesondere sozial Benachteiligte gefördert werden sol- len, um deren Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen. Insbesondere Jugendliche und Erwachsene ohne Ab- schluss sollen eine zweite Chance erhalten, um einen S r m b s n b d s k b b r b m i w k d M s c G D z k a b g s g K d v A e a d Q b e r Z d w u d s w s U K i t s (C (D chulabschluss nachholen oder eine Ausbildung erfolg- eich durchlaufen zu können. Dieses Programm wird dabei nicht nur das Bildungs- inisterium, sondern in gleicher Weise auch das Ar- eits- und Wirtschaftsministerium fordern und in An- pruch nehmen. Wir erwarten von der Regierung für das ächste Jahr hierzu konkrete konzeptionelle Vorschläge, ei denen wir als Sozialdemokraten insbesondere darauf ringen werden, dass die konkreten Ideen zum Bildungs- paren für die Mittelschichten auf der einen Seite durch onkrete Förderungsmaßnahmen für die zweite Chance ei den sozial Benachteiligten und Bildungsarmen aus- alanciert werden. Wir brauchen auch klare Verbesse- ungen im Zuge der kritischen Überprüfung des Bereichs eruflicher Weiterbildung nach den Arbeitsmarktrefor- en der letzten Legislaturperiode. Vieles, was sich hier n einer sehr drastischen Form der Reinigungskrise ent- ickelt hat, verdient auch nach unserer Auffassung eine ritische Überprüfung, damit Weiterbildung wieder in ie Priorität kommt, die Maßnahmen auch wirklich die enschen erreichen und fördern und es für die Träger tabile, planbare und damit auch in der Qualität gesi- herte Strukturen geben kann. Das Ziel muss sein, dass wir am Ende nicht nur im rundsätzlichen und in der Rhetorik einen Konsens in eutschland gewinnen, wie Weiterbildung systematisch ur vierten Säule des Bildungswesens ausgebaut werden ann, sondern dies auch ganz praktisch wird zwischen llen Beteiligten, den Gewerkschaften und den Arbeitge- ern, den Bildungsträgern und den Kommunen, den Re- ierungen in den Ländern und im Bund wie auch zwi- chen den Parteien auf allen Ebenen. Für den Bundestag heißt dies, dass wir endlich die ute Vorarbeit, die durch die so genannte Timmermann- ommission aus der vergangenen Legislaturperiode mit em Bericht zur Finanzierung des lebenslangen Lernens orgelegt worden ist, im Parlament aufgreifen, über eine nhörung in die Details gehen, den Bildungsbericht rnst nehmen und dann zu Beginn des nächsten Jahres uch mit konkreten Vorschlägen der Regierung zur För- erung der zweiten Chance wie zum Bildungssparen, zur ualitätssicherung wie zur Systematisierung der Weiter- ildungsqualität wieder da anknüpfen können, wo leider in Rückgang an Weiterbildung in den vergangenen Jah- en zu verzeichnen war – nämlich an der über eine lange eit auch in Deutschland bis in die 80er-Jahre bestehen- en Tendenz, die Weiterbildung im Gleichklang mit achsender Lebensqualität, wirtschaftlicher Prosperität nd Anhebung des individuellen Bildungsniveaus wie er persönlichen kontinuierlichen Weiterbildung zu ver- tärken und in eine positive Dynamik zu bringen. Patrick Meinhardt (FDP): Kluge Köpfe sind die ichtigste Ressource unseres Landes. Bildung und Wis- enschaft müssen wieder in den Vordergrund rücken. nsere Bildungseinrichtungen müssen Neugierde und reativität fördern, zu Leistungsbereitschaft und Eigen- nitiative ermuntern, den Teamgeist stärken und ein posi- ives Verständnis für die Grundbedingungen des wirt- chaftlichen Denkens und die Chancen moderner Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6393 (A) ) (B) ) Technologien vermitteln. Nur mit gut ausgebildeten Menschen bringen wir Deutschland wieder voran – ein Leben lang. Der Antrag der FDP zielt genau darauf: Wer Bildung in ihrer ganzen Bandbreite ernst nimmt, muss im Kin- dergarten anfangen und muss endlich den Schulen im Wettbewerb um die besten Ideen und die optimale Talentförderung Freiheit für eigene Entscheidungen ge- ben. Vor allem aber brauchen wir in Deutschland eine wirkliche offensive Weiterbildung. Lebenslanges Lernen ist zu einem der entscheidenden Faktoren einer nachhaltigen wirtschaftlichen und gesell- schaftlichen Entwicklung geworden. Diese Bedeutung wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter verstärken. Bereits 2030 wird der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung mehr als 40 Prozent betragen. Der Anteil jüngerer Fachkräfte in der Wirtschaft wird sich dramatisch zugunsten der Älteren verschieben. Schon daran wird deutlich, dass diese Entwicklung das Bildungssystem vor eine gewaltige Herausforderung stellt und der Stellenwert von Weiterbildung massiv auf- gewertet werden muss. Angesichts der demografischen Entwicklung muss in ganz besonderer Weise das Potenzial und das Wissen der Erwachsenen genutzt werden. Durch den demografi- schen Wandel erlangen Aufstiegsweiterbildung, Um- stiegsweiterbildung, Nachqualifikation und Wiederein- stiegsqualifikation nach Familienphasen, aber auch allgemeine Weiterbildung zur Stabilisierung von Moti- vation und Schlüsselqualifikationen weiter wachsende Bedeutung. „Ausgelernt“ gibt es nicht mehr. Wir brau- chen die Kompetenz und Erfahrung der älteren Genera- tion und müssen den Rahmen für Weiterbildung fortent- wickeln. Wer über 50 ist, darf nicht aufs Altenteil abgeschoben werden. Dies ist wirkliche soziale Unge- rechtigkeit. Die OECD-Studie hätte alle Alarmsignale in Deutschland auf Rot stellen müssen. Eine Teilnahme- quote von 12 Prozent macht deutlich, dass die Bundesre- gierung in die Gänge kommen muss. Die Situation der Weiterbildung in Deutschland darf nicht weiter verniedlicht werden. Seit 1998 hat die Teil- nahme an Maßnahmen der Weiterbildung Jahr für Jahr abgenommen. Viel zu wenige der deutschen Arbeitneh- mer nehmen an Weiterbildungsmaßnahmen teil, wäh- rend unsere europäischen Nachbarn in Skandinavien, Österreich und Luxemburg mit Teilnahmequoten von über 80 Prozent die Spitze bilden. Dies ist für die Zu- kunft des Wirtschafts-, Bildungs- und Forschungsstand- orts Deutschland höchst gefährlich. Berichte von Exper- ten dürfen nicht nur in Auftrag gegeben werden; die Bundesregierung muss jetzt auch mit einer Offensive Weiterbildung Konsequenzen daraus ziehen! Weiterbildung kann nur erfolgreich sein, wenn sie auf ein aktives Mitwirken der Betroffenen stößt. Die Akzep- tanz der Weiterbildung und ihr Stellenwert in der Bevöl- kerung sind demzufolge von großer Bedeutung auch für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Deswegen fordert die FDP die Bundesregierung auf, eine Kampa- g t H R E n A z l F i f t r e W g d n m a B s T t w b d r w t f l f w v F w m 4 l D d D f b o t d r (C (D ne zu starten, die die Bereitschaft der Bürger, sich wei- erzubilden, erhöht. Die FDP hat Gelder hierfür im aushalt beantragt. Meine Damen und Herren von der egierungskoalition: Machen Sie einfach mit! Drei Schwerpunkte stellen sich für uns als FDP dar: rstens. Die Finanzierung der Weiterbildung muss auf eue und verlässliche Grundlagen gestellt werden. Die usgaben der öffentlichen Hand für Weiterbildung sind wischen 2000 und 2003 von 1,5 Milliarden auf 1,2 Mil- iarden gesunken. Die Bundesanstalt für Arbeit hat ihre örderung beruflicher Weiterbildung von 6,8 Milliarden m Jahr 2000 auf 3,6 Milliarden im Jahr 2004 zurückge- ahren. Während der Staat sich zurückzieht, gibt er wei- erhin keine Anreize, Weiterbildung privat zu finanzie- en. Die Kosten der Weiterbildung sind beträchtlich: Zum inen sind es Kosten des Lebensunterhaltes während der eiterbildung, dann die Kosten möglicherweise entgan- enen Einkommens während dieser Zeit und schließlich ie Kosten der Weiterbildung selbst. Die Kommission „Finanzierung Lebenslangen Ler- ens“ hat zur Finanzierung von Weiterbildungsmaßnah- en bemerkenswerte Vorschläge gemacht, die wir gerne ufgreifen. Deren Empfehlungen lauten: Ausbau des ildungssparens und die Gleichstellung mit dem Bau- paren mit zusätzlichen Arbeitgeberleistungen durch arifregelungen; Finanzierung unternehmensnaher Wei- erbildung durch freiwillige Umlagen wie in der Bau- irtschaft; Verzahnung von SGB-III-Maßnahmen mit etrieblichen Maßnahmen. Alle diese Empfehlungen unterstützt die FDP nach- rücklich. Zweitens. Formen der Weiterbildung wie Fernunter- icht oder das so genannte E-Learning müssen gefördert erden. In anderen Ländern haben sich alle Bildungsbe- eiligten und viele Institutionen aus der Wirtschaft sehr rühzeitig auf eine umfassende Strategie zur Entwick- ung des E-Learnings verständigt und den Aufbau der In- rastruktur in den Bildungseinrichtungen und die Ent- icklung von effizienten E-Learning-Programmen orangetrieben. Dies ist in Deutschland leider nicht der all: Obwohl dieser Bereich der Weiterbildung immer ichtiger wird, fährt die Bundesregierung die Förderung assiv zurück. Die Zahlen belegen dies: 2002: 50 Millionen, 2003: 7,75 Millionen, 2004: 41,8 Millionen, 2005: 27,3 Mil- ionen, 2006: 25 Millionen, 2007: 20 Millionen Euro. 60 Prozent Kürzung seit 2002, dies ist ein Skandal. ie schwarz-rote Regierung setzt die Kürzungsorgie in iesem zukunftsträchtigen Bereich ungeniert fort. eutschland darf hier die Entwicklung nicht verschla- en. Drittens. Die Kriterien der Bundesanstalt bei Weiter- ildunqsmaßnahmen gehören auf den Prüfstand! Wie so ft bei der Arbeit der Bundesagentur führt die Organisa- ionsstruktur des großen zentralistischen Molochs, bei em trotzdem oft die linke Hand nicht weiß, was die echte tut – in den meisten Fällen jedoch genau das Fal- 6394 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) sche –, dazu, dass die von der Bundesanstalt vermittelten Weiterbildungsmaßnahmen nicht den Kriterien einer op- timalen und effizienten Vermittlung entsprechen. Die Bundesanstalt fördert Weiterbildung, die am wirklichen Bedarf vorbei geht, und verschwendet da- durch Gelder der Arbeitnehmer. Wir brauchen eine hö- here Treffsicherheit bei den persönlichen Weiterbildungs- angeboten sowie eine Angebotsvielfalt bei den Trägern. Deshalb fordert die FDP: Die Vermittlung von Wei- terbildungsmaßnahmen der Bundesanstalt muss von Grund auf überprüft werden. Die Vermittlung von Wei- terbildungsmaßnahmen muss auf die kommunale Job- center-Ebene heruntergebrochen werden. Vor Ort wissen die Vermittler am besten, mit welchen Maßnahmen Ar- beitnehmer und Arbeitslose ihre beruflichen Chancen verbessern können. Deswegen muss gelten: Geförderte Maßnahme sind nach der Qualität und nicht nach dem Preis zu vergeben! Förderung des lebenslangen Lernens heißt nach dem Verständnis der Expertenkommission „Finanzierung Le- benslangen Lernens“ und der FDP-Fraktion: „Förderung des Lernens von der Kindheit über die Jugend bis in das Erwachsenenalter auch über das fünfte Lebensjahrzehnt hinaus“. Starten wir endlich die Offensive Weiterbil- dung! Volker Schneider (Saabrücken) (DIE LINKE): Nichts muss das deutsche Bildungswesen derzeit mehr fürchten als internationale Vergleichsstudien. Fortlau- fend sind die Ergebnisse die immer gleichen. Gemessen am eigenen Anspruch kann das Fazit nur lauten: unterir- disch. Das gilt nicht nur für PISA. Das beginnt schon im Vorschulbereich. Nur Österreich „leistet“ sich in diesem Weichen stellenden Bereich eine ähnlich niedrige Quali- fikation des Betreuungspersonals. Das gilt auch für die Hochschulen, die in Bezug auf soziale Selektivität naht- los an das anknüpfen, was in Vorschule und Schule „er- folgreich“ grundgelegt wurde. Und das gilt – natürlich? – auch für den Bereich unse- res heutigen Beratungsgegenstandes, also für die Weiter- bildung. Es mag ja noch ein schwacher Trost sein, dass nach der OECD-Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick 2006“ Deutschland hinsichtlich der Teilnahme- stunden an berufsbezogener Weiterbildung im Laufe ei- nes Berufslebens mit 398 Stunden noch knapp über dem OECD-Mittel von 389 Stunden liegt. Einen Vergleich mit „echten“ Konkurrenten wie Frankreich (713 Stun- den), Schweiz (723 Stunden) und Dänemark (943 Stun- den) sollte man allerdings besser nicht wagen. Dass dabei relativ wenige relativ viele Stunden in An- spruch nehmen, offenbart die Teilnahmequote von 12 Prozent, die um ein Drittel niedriger liegt als das OECD-Mittel (18 Prozent). Beim Blick auf die Vereinig- ten Staaten (37 Prozent), Dänemark (39 Prozent) oder Schweden (40 Prozent) kann man nur noch vor Neid er- blassen. Und wieder einmal – leider – ist auch dieser Bil- dungsbereich in hohem Maße sozial selektiv. In Deutschland nahmen lediglich 3 Prozent der Personen mit einem Bildungsabschluss unterhalb der Sekundar- s u 2 t m W b A K d B t l s B l w a r d m N e t l z h d h g v i l V w f A z u r b s z d s f c d A r g r b i (C (D tufe II im Vergleich zu 7 Prozent in der OECD an Fort- nd Weiterbildungsmaßnahmen teil, während dies 4 Prozent der Personen mit einem Abschluss des Ter- iärbereichs taten (OECD 31 Prozent). Und die Antwort der Bundesregierung? Leider nicht ehr als Lyrik. Der Koalitionsvertrag verspricht, die eiterbildung zur 4. Säule des Bildungssystems auszu- auen. Und in was materialisiert sich diese wohlfeile nkündigung? Angesichts des nach wie vor nebulösen onzeptes Bildungssparen als scheinbar einziger Idee er Bundesregierung könnte man fast feststellen: außer ildungsspesen nichts gewesen. Insoweit teilt die Fraktion Die Linke, die in dem An- rag der FDP zum Ausdruck kommende Kritik. Wir tei- en auch die Einschätzung, dass ein Fortdauern der be- tehenden Defizite sich wirtschaftlich rächen wird. esonders begrüßen wir, dass die Kolleginnen und Kol- egen von der FDP nicht versäumt haben, darauf hinzu- eisen, dass der Fokus in der Weiterbildung nicht nur uf die wirtschaftlichen Aspekte und damit auf die be- ufliche Weiterbildung gerichtet sein darf, sondern auch ie allgemeine und politische Bildung mit einbeziehen uss. Was schlägt uns nun die FDP als Alternative vor? un, man könnte sagen, das, was man von einer Partei rwarten darf, die alles Heil dieser Welt in privater Ini- iative sieht: Bildungssparen, Bildungskredite und nach- aufende Eigenbeteiligung, letzteres immerhin mit „so- ial verträglicher“ Komponente. Bemerkenswert, wie ier das Auftauchen meiner Fraktion auch in der FDP für ie Wiederentdeckung des sozialen Gewissens gesorgt at! Insgesamt soll wieder einmal überwiegend privat vor- esorgt werden für etwas, was doch – oder liege ich da öllig falsch? – zu einem nicht unerheblichen Teil auch m Interesse von Arbeitgebern liegen sollte. So, wie Sie, iebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, hier die erantwortung für den Weiterbildungsbedarf verteilen ollen, drängt sich der Verdacht auf, dass Sie die Kosten ür den Qualifizierungsbedarf in der Wirtschaft von den rbeitgebern auf die Arbeitnehmer und vielleicht noch usätzlich auf den Steuerzahler umlenken wollen. Nicht nur weil Die Linke, solche Umverteilung von nten nach oben grundsätzlich ablehnt, können wir Ih- em Antrag nicht zustimmen, sondern auch weil wir die erechtigte Vermutung hegen, dass dieser Lösungsansatz o nicht zum gewünschten Erfolg führt. Die Bereitschaft u sparen ist nun einmal abhängig von der Attraktivität es Sparziels. Der vielfach bedauernswerte Zustand un- erer Weiterbildungslandschaft und ein Mangel an „Er- olgsaussichten“ bei zu vielen Angeboten der berufli- hen Weiterbildung werden viele potenzielle Adressaten avon abhalten, sich der Mühe und Belastung eigener nstrengungen zu unterziehen. Denn um es mal mit Ih- en Worten zu sagen: Leistung muss sich lohnen. Das ilt auch für diejenigen unterhalb der Gehaltsgrenzen Ih- er Klientel. Erst müsste sich die Attraktiviät von Weiter- ildung positiv verändern, dann steigt das Interesse an hrer Wahrnehmung und die Bereitschaft, dafür auch zu- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6395 (A) ) (B) ) sätzliche eigene Mittel aufzubringen. Nur in der Reihen- folge wird ein Schuh daraus. Dennoch begrüßen wir, dass die FDP nun nach unse- rer Fraktion ebenfalls einen Antrag zur Weiterbildung in den parlamentarischen Ring geworfen hat, und freuen uns auf die Diskussion in den Ausschüssen. Auch Bünd- nis 90/Die Grünen hat einen solchen Antrag in der Pipe- line. Vielleicht gelingt es uns als Oppositionsparteien, gemeinsam die große Koalition aus ihrem Dornröschen- schlaf zu wecken, ansonsten werden wir sie eben zum Jagen tragen müssen. Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Erfreulicherweise gibt es eine große Einigkeit bei den Bildungspolitikerinnen und -politikern der Fraktio- nen: Bei der Weiterbildung muss wesentlich mehr ge- schehen. Diese Einsicht ist aber leider noch nicht bei der Bundesregierung angekommen. Frau Schavan macht nämlich schlicht keine Weiterbildungspolitik. Das biss- chen Bildungssparen, das geplant ist – im Übrigen war- ten wir immer noch auf ein Konzept –, ist völlig unzurei- chend, um auf den Bedarf, den Deutschland bei der Weiterbildung hat, zu reagieren. Hier sollten die Abge- ordneten der Koalitionsfraktionen ihrer Ministerin ein- mal ein bisschen Dampf machen! Die sonst so um die Innovationsfähigkeit Deutschlands bemühte Ministerin sollte sich eine neue Untersuchung des Deutschen Insti- tuts für Wirtschaftsforschung ansehen; der kürzlich ver- öffentlichte Innovationsindikator macht deutlich: Die In- novationsschwächen Deutschlands liegen vor allem im Bildungssystem und hier bei der beruflichen Weiterbil- dung, weniger in der Forschung und der Umsetzung von Forschungsergebnissen. Der Bedarf an Weiterbildung wird in Deutschland vor allem aufgrund der wirtschaftlichen und der demografi- schen Entwicklung massiv ansteigen. Zum Ersten: Wir werden immer älter und steuern um 2020 auf einen Fachkräftemangel zu. Dies bedeutet, dass ältere Be- schäftigte länger arbeiten müssen und auch entsprechend weiterqualifiziert werden müssen. Zum Zweiten: Wir le- ben heute in einer Wissensgesellschaft. Damit gewinnt die Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten und einzu- ordnen, immens an Bedeutung. Immer wichtiger wird auch, Wissen schnell zu erneuern. Das heißt, eine ein- zige, quasi passgenaue Erstausbildung reicht nicht mehr. Weiterqualifizierung muss in allen Lebensphasen ge- schehen. Lebenslanges Lernen wird so zur Chance und Herausforderung für jeden Einzelnen. Es kann nur gelin- gen, wenn alle Menschen frühzeitig, das heißt schon in Kindertagesstätte und Schule, die Kompetenz zum le- benslangen Lernen erlangen. Außerdem müssen wir die berufliche Ausbildung mo- dernisieren und anschlussfähiger an die Weiterbildung machen. Dies kann zum Beispiel bedeuten, Lernorte der beruflichen Ausbildung verstärkt für Weiterbildung zu öffnen. Auch die Hochschulen müssen verstärkt in die Weiterbildung einbezogen werden. Durch Modularisie- rung – immer im Rahmen des Berufsprinzips – kann eine bessere Vereinbarkeit von Aus-und Weiterbildung gelin- gen. t B G g l z f d k a w c d s 1 n w M d w w t g d M a m u k d g s z I W M w e f w i A d t (C (D Extrem wichtig ist auch eine bessere Bildungsbera- ung. Hierfür sind entsprechende Strukturen zu schaffen. ildungsberatung ist vor allem nötig, um die große ruppe der Geringqualifizierten für Weiterbildung zu ewinnen. Sie nehmen heute nur sehr unterdurchschnitt- ich an Weiterbildung teil. Diesbezüglich ist übrigens der FDP-Antrag völlig un- ureichend. Die FDP macht überhaupt keine Vorschläge ür die Gruppe der Geringqualifizierten. Dabei sieht man och, dass ein großer Teil derjenigen, die aus der Schule ommen, nicht die erforderlichen Kompetenzen hat, um m Berufsleben teilzuhaben. Hier tickt eine Zeitbombe; ir müssen auch für diese junge Menschen Ideen entwi- keln, wie sie sich weiterqualifizieren können. Natürlich kann man bei der Diskussion um Weiterbil- ung nicht die Bundesagentur für Arbeit außen vor las- en, wie es die FDP tut. Immerhin finanziert die BA 1 Prozent der Weiterbildung in Deutschland. Hier muss ach den Umbrüchen der letzten Jahre, die zum Teil ge- ollt waren, weil ein undurchsichtiger Dschungel an aßnahmen und Trägern entstanden war, die Weiterbil- ung wieder verstetigt und auf längere Maßnahmen so- ie auf die Förderung Geringqualifizierter ausgerichtet erden. Aber auch die Unternehmen müssen ihrer Verantwor- ung stärker nachkommen. Besondere Schwierigkeiten ibt es oft bei den kleinen und mittleren Unternehmen, a sie entweder keinen Weiterbildungsbedarf für ihre itarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen oder den Zeit- usfall kaum stemmen können. Hier ist es sinnvoll, ge- einsame Weiterbildungsverbünde zu schaffen und zu nterstützen. Auch das Instrument der Jobrotation önnte bei den KMU Abhilfe schaffen. Dies bedeutet, ass für den Mitarbeiter, der zu einer Qualifizierung eht, ein Arbeitsloser in den Betrieb kommt Dies wird ogar öffentlich gefördert, aber in Deutschland noch viel u wenig angewandt, weil die Arbeitsagenturen dieses nstrument nicht dementsprechend empfehlen. Nicht zuletzt muss auch die dünne Datenlage bei der eiterbildung, insbesondere, was die Bewertung und essung des informellen Lernens angeht, verbessert erden. Bildungsforschung – das wäre doch zumindest in Ansatz, der auch der Bundesbildungsministerin ge- allen dürfte. Nach einem Jahr großer Koalition erwarten ir Grünen endlich ein Konzept, wie die Weiterbildung n Deutschland verbessert werden kann. nlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Die Zukunft der Lehre und Forschung an Hochschulen mit Hilfe der Juniorprofessur stärken (Tagesordnungs- punkt 38) Monika Grütters (CDU/CSU): Offenbar haben Bil- ung und Wissenschaft zurzeit in Deutschland Konjunk- ur. Das ist gut so, denn das ist unser aller Zukunft. 6396 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) Deshalb ist es schade und gefährlich, wenn wir immer nur an heute denken und fragen, wo wir bei Wissen- schaft und Kultur noch sparen können, statt an morgen zu denken und zu fragen, was wir alle für Wissenschaft und Kultur tun können. Ein wichtiger Schritt in die wissenschaftspolitische Zukunft und vor allem in die Zukunft vieler Nachwuchs- wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler war die Ein- führung der Juniorprofessur im Jahr 2002, bot – und bie- tet – sie doch die Chance, dem wissenschaftlichen Nachwuchs schon früher als bisher mit oder nach der Habilitation eine berufliche Perspektive an den deut- schen Unis aufzuzeigen. Damit wird übrigens auch ein wichtiger Schritt getan im internationalen Wettbewerb; denn in vielen Ländern sind die Nachwuchswissen- schaftler wesentlich jünger als in Deutschland, wenn sie – hier erst nach der Habilitation mit durchschnittlich über 40 Jahren – endlich in relevante Positionen kom- men. Die Juniorprofessur ist daher eine Riesenchance für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland. Mit ihrer Einführung hat die Bundesregierung Refor- men auf den Weg gebracht, die jungen Nachwuchswis- senschaftlerinnen und -wissenschaftlern in der Qualifi- kationsphase nach der Promotion hervorragende Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Als neuer Karriereweg bietet die Juniorprofessur dem wissenschaftlichen Nach- wuchs einen weiteren Zugang zur Professur und ermög- licht bereits im Alter von Anfang 30 eigenständiges For- schen und Lehren. Im Wettbewerb um die klügsten Köpfe der Welt ist die Juniorprofessur von zentraler Bedeutung: Sie erhöht das Innovationspotenzial in Forschung und Lehre durch junge und motivierte Leistungsträger und steigert gleich- zeitig die Internationalität des Wissenschaftsstandorts Deutschlands durch Schaffung international vergleich- barer Standards. Mit der in Kürze zu erwartenden Um- setzung der Juniorprofessur in Landesrecht auch in Sachsen haben dann alle Bundesländer die Juniorprofes- sur gesetzlich verankert. Bislang liegen zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland nur unzureichende Infor- mationen vor. Aus diesem Grund plant die Bundesregie- rung, im Herbst 2007 den ersten Bundesbericht zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vorzu- legen. Der Bericht wird die Situation des wissenschaftli- chen Nachwuchses darstellen und analysieren sowie Empfehlungen für seine weiteren Entwicklungen und Reformmaßnahmen formulieren. Nach der Studie des Centrums für Hochschulentwick- lung (CHE) und der Jungen Akademie – auf die sich der hier vorliegende Antrag bezieht – sind 59,3 Prozent aller Juniorprofessoren mit ihrer Situation zufrieden, 31,7 Pro- zent sogar sehr zufrieden. Das sind insgesamt über 90 Prozent. Positiv bewertet wurden vor allem die frü- here Selbstständigkeit, die Selbstbestimmung, die hö- here Eigenverantwortung, der Gestaltungsfreiraum oder die größere Unabhängigkeit in Forschung und Lehre. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Juniorprofessoren im Jahr 2005 auf 617 gestie- g d a e g v s F d g i a d H a t g l n f z p n M r A t W h I e v F D p a D z a p g m r d S w S t s f s p T (C (D en, das sind 206 mehr als im Jahr 2004. Eine über- urchschnittlich hohe Erfolgsquote ergibt sich übrigens uch aus den bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ingereichten Forschungsanträgen. Die Förderquote ins- esamt betrug 47,7 Prozent im Zeitraum 2002 bis 2005, on denen wiederum 54,2 Prozent Juniorprofessoren ind. Ein wichtiges Ziel war und ist die Vergrößerung des rauenanteils unter den Wissenschaftlern. Seit 1995 ist er Frauenanteil innerhalb der Professorenschaft stetig ewachsen. Der Anteil der Lehrstuhlinhaberinnen stieg n diesem Zeitraum von 8 Prozent auf über 14 Prozent n. Nach den vorläufigen Ergebnissen für 2005 erreicht ie Zahl für Professorinnen mit rund 5 400 einen neuen öchststand. Der Frauenanteil unter den Juniorprofessoren liegt uch hier weit vorn, er liegt bei 32 Prozent, in den Geis- eswissenschaften sogar bei 48 Prozent. Die Befürchtun- en, dass sich das Modell des Juniorprofessors als fami- ienfeindlich erweisen könnte, haben sich ausdrücklich icht bestätigt. Über die Hälfte aller befragten Juniorpro- essoren der CHE-Studie haben Kinder. Im Gegensatz ur klassischen Professorenlaufbahn scheint die Junior- rofessur es also zuzulassen, Karriere und Familienpla- ung zu vereinbaren. Auch bei den wissenschaftlichen itarbeitern und Assistenten liegt der Frauenanteil bei und 30 Prozent. Wenn das nicht erfreuliche Zahlen sind! Die Juniorprofessur kann auch weiterhin als bester nsatz gesehen werden, wenn es darum geht, auf die na- ional wie international veränderten Bedingungen im issenschafts- und Hochschulbereich zu reagieren. Frü- ere Selbstständigkeit, verbesserte Gleichstellung und nternationalisierung, wissenschaftliche Innovation und ine verbesserte Planbarkeit wissenschaftlicher Karriere- erläufe erscheinen mit der Juniorprofessur erreichbar. Der hier vorliegende Antrag der Linken fordert, das örderprogramm des Bundes nicht auslaufen zu lassen. ie Förderung des Bundes zur Ausstattung der Junior- rofessuren war jedoch von Anfang an bundesseitig nur ls Anschubfinanzierung gedacht und nicht als eine auerbewilligung. Diese Incentives, diese Zusatzfinan- ierung durch den Bund, war natürlich eine große Hilfe, ber mit deren Wegfall wird das Instrument der Junior- rofessur noch lange nicht sterben, wenn die Länder be- reifen, wie erfolgreich es ist und es sich daher zu eigen achen. Mit der Förderalismusreform liegt der Hochschulbe- eich nunmehr noch stärker als bisher in der Kompetenz er Länder. Die Länder müssen folgerichtig nun dafür orge tragen, dass die Voraussetzungen, wie beispiels- eise die Schaffung einer entsprechenden Anzahl von tellen, eine arbeitsfähige Ausstattung oder eine eindeu- ige Zuordnung in die Gruppe der Hochschullehrer, ge- chaffen werden. Der Bund ist jetzt nicht mehr gefragt: Die Juniorpro- essur ist als flexibles Instrument vorgesehen. Die Hoch- chulen bzw. deren Fachbereiche entscheiden, ob Junior- rofessuren oder habilitierte Stellen eingerichtet werden. eilweise klappt das auch gut wie beispielsweise an der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6397 (A) ) (B) ) Humboldt-Universität hier in Berlin; leider gilt das noch nicht flächendeckend. Die Humboldt-Uni war nicht nur die erste Uni, die das Angebot sofort für sich entdeckt und diese Stellen geschaffen hat, sondern sie hat den Ju- niorprofessor in ihrer Strukturplanung eingerichtet und aufgefangen. Die Länder und ihre Hochschulen sollten sich durchaus ein Beispiel an der Humboldt-Uni in Ber- lin nehmen: So hat zum Beispiel jede Juniorprofessur, die dort ausgeschrieben wird, grundsätzlich eine Tenure- Option. Diese Option soll es ermöglichen, die besten Ju- niorprofessorinnen und -professoren auf eine W2-/W3- Lebenszeitprofessur zu berufen und so an der Humboldt- Universität zu halten. Wichtig ist es jetzt also, dass unabhängig von der Bundeszuweisung Stellen an den deutschen Hochschu- len auch in Juniorprofessuren umgewandelt werden. Es muss eine neue Kultur in deutschen Hochschulen entste- hen, bei der die positiven Aspekte der Juniorprofessor aufgegriffen und gezielt gefördert werden. Die in der Studie befindlichen Anregungen und Vorschläge zur Verbesserung dieses neuen Qualifikationsweges müssen von den Ländern und Hochschulen gemeinsam aufge- griffen werden, um die Ausstattungen der Juniorprofes- sur noch weiter zu verbessern. Einmal mehr sind also die Länder und sind die Uni- versitätsleitungen gefragt. Der Bund hat hier einen An- reiz beim Start eines modernen Karrieremodells gege- ben, jetzt nehmen wir die Nutznießer in die Pflicht. Auch die Länder müssen an morgen denken und sich fragen lassen, was sie für ihre Wissenschaftseinrichtungen tun. Ich hoffe, sie alle finden eine gute Antwort darauf. Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Mit ihrem An- trag zu Juniorprofessuren greift die Fraktion Die Linke eine Thematik auf, die den Deutschen Bundestag, die Hochschulen und die interessierte Öffentlichkeit im Rahmen der Neufassung des Hochschulrahmengesetzes im Februar 2002 durch die rot-grüne Bundesregierung sehr stark beschäftigt hat. Die von der damaligen Bildungs- und Forschungsmi- nisterin Edelgard Bulmahn eingeleitete Reform zielte darauf, den Ausbildungsweg junger herausragender Wis- senschaftler bis zur Berufung auf eine Lebenszeitprofes- sur deutlich zu verkürzen und ihnen die Möglichkeit zum Forschen und Lehren in einem viel früheren Sta- dium ihres Lebensweges zu ermöglichen. Besonders prägnant hat der Präsident der Deutschen Forschungsge- meinschaft, Ernst-Ludwig Winnacker, das Problem auf den Punkt gebracht, wenn er feststellt: „In der Wirtschaft führen Leute mit 30 Jahren ganze Unternehmen. In der Wissenschaft dagegen sind wir noch nicht bereit, 30-Jäh- rigen Verantwortung zu geben.“ Tatsächlich unterschied sich Deutschland damals da- mit massiv von den vielen anderen Ländern, in denen die Juniorprofessur, auch in Verbindung mit der Einrichtung des so genannten „Tenure Track“, schon eine Tradition hatte in der Personalentwicklung und dem systemati- schen Aufbau von hoch qualifiziertem Nachwuchs in Forschung und universitärer Lehre. Eine hohe eigene Verantwortung sollte die jungen Spitzenwissenschaftler d s d t s v w k f f z d z L b i d g E s a z B p e g l S B 5 s S w e Q D w l d d k d d s J b d g k p v l z t d S l d (C (D abei fördern und fordern zu einem Zeitpunkt, in dem ich ihre Leistungsfähigkeit aller Erfahrung nach beson- ers stark entfaltet. Die Juniorprofessur sollte ein Bei- rag zur inneren Reform der Hochschulen sein. In ihr ollte die unzeitgemäße Form der alten Ordinarienuni- ersität, mit ihren undemokratischen Strukturen und den issenschafts- und innovationsfeindlichen Abhängig- eitsverhältnissen positiv reformiert werden. Juniorpro- essuren sind auch mit dem Ziel verbunden, hoch quali- izierte jüngere Frauen und Männer an die Hochschulen u binden in Konkurrenz zu anderen Berufsfeldern, um em Bedarf an Hochschullehrern für die Zukunft recht- eitig zu entsprechen. Die Fraktion der SPD freut es, dass auch die Die inke die Institution der Juniorprofessur derart positiv eurteilt, wie es in ihrem Antrag niedergelegt ist. Wir er- nnern uns noch gut daran, welche harten Kontroversen ie damalige mutige und wegweisende Reform der rot- rünen Bundesregierung und ihrer Bildungsministerin delgard Bulmahn in der Auseinandersetzung mit kon- ervativen Hochschulverbänden und Hochschulen, aber uch Teilen der politischen Kräfte von der rechten bis ur ganz linken Seite und mit den Ländern ausgelöst hat. esonders kontrovers war hier die Frage, ob die Junior- rofessur als moderne Alternative zur Habilitation, die ja inen der vielen Sonderwege in Deutschland im Ver- leich zur übrigen Welt darstellt, diese verpflichtend ab- ösen sollte und könnte. Hiergegen klagten Thüringen, achsen und Bayern, wie wir wissen mit Erfolg. Das undesverfassungsgericht erklärte im Juli 2004 die . Novelle des Hochschulrahmengesetzes für verfas- ungswidrig, weil sie den Ländern nicht ausreichend pielraum lassen würde, die Hochschulqualifikations- ege in eigener Zuständigkeit zu ordnen. Seither bleibt s den Ländern überlassen, ob sie die Juniorprofessur als ualifikationsweg neben der Habilitation einrichten. ieser Streit mit den Ländern ging später dann sogar so eit, dass das in diesen Fragen sich besonders unrühm- ich auszeichnende Land Hessen selbst das Engagement es Bundes in Form von Förderprogrammen für die Mo- ernisierung der Hochschule verfassungsrechtlich be- lagte. Dabei bleibt ganz im Gegensatz zu diesen Auseinan- ersetzungen festzustellen: Mittlerweile haben alle Bun- esländer die Juniorprofessur in ihrem Landeshoch- chulrecht eingeführt. Alle Bundesländer, die die uniorprofessur eingeführt haben, sehen Lockerungen eim Verbot der Hausberufung vor und ebenso Wege für en „Tenure Track“, sodass Juniorprofessoren an der ei- enen Hochschule auf eine Professur berufen werden önnen. In der KMK-Vereinbarung für die Lehrver- flichtung in Hochschulen haben sich alle Länder darauf erständigt, für Juniorprofessuren in der ersten Anstel- ungsphase vier Lehrveranstaltungsstunden und in der weiten Anstellungsphase vier bis sechs Lehrveranstal- ungsstunden vorzusehen. Es gibt kein Bundesland, in em es keine Juniorprofessuren gibt. Es gibt auch keine timmen, dass sich irgendein Bundesland von der Mög- ichkeit der Juniorprofessur wieder verabschieden will. Gleichwohl gibt es natürlich Probleme und hat sich ie Institution der Juniorprofessur noch nicht so entwi- 6398 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) ckelt, wie es die damaligen Reformenbetreiber sich ge- wünscht haben. Insgesamt gibt es in der Gesamtheit der deutschen Hochschulen rund 900 Stellen an rund 70 Hochschulen. Damit ist die Zahl wesentlich kleiner, als damals von der Bundesregierung angestrebt, die eine Zahl von 6 000 Stellen in die Planungen eingebracht hat. An den besetzten Professuren halten die Frauen einen Anteil von rund 30 Prozent. Auch hierin gibt es noch eine Abweichung zu der Quote, die eine Größe von min- destens 40 Prozent erreichen soll. Die Verteilung der Ju- niorprofessuren nach Bundesländern zeigt zudem deut- lich, dass diese Institution nicht überall die gleiche Resonanz findet. Besonders markant hebt sich hier Bay- ern negativ ab, indem es angesichts der Größe des Lan- des und der Bedeutung der Hochschulen gerade einmal sechs besetzte Juniorprofessuren gibt. In der Verteilung der Juniorprofessuren nach Disziplinen sind diese beson- ders bei den Naturwissenschaften und in der Mathematik angesiedelt. Auch wenn es keine grundsätzliche Kritik mehr an der Form der Juniorprofessuren gibt, gibt es dennoch auch Vorbehalte gegenüber diesem Qualifizie- rungsweg bei den Betroffenen selbst. Noch vor drei Jah- ren erklärte jeder dritte Juniorprofessor, sich vermutlich auch noch habilitieren zu wollen. Dieses wäre dann al- lerdings das genaue Gegenteil der Intention der Refor- mer, denn die Zeit bis zur Professur sollte ja gerade ver- kürzt und nicht dramatisch verlängert werden. Schließlich erwarten laut Umfrage des CHE, Centrum für Hochschulentwicklung, in Gütersloh rund 10 Prozent der Hochschulleitungen immer noch, dass die Habilita- tion auch künftig bedeutungsvoll bleiben wird. Fast drei Viertel der Hochschulleitungen gehen davon aus, dass die Habilitation in einigen Fächern Voraussetzung für ei- nen Ruf bleiben wird. Wo stehen wir also und wie kann es mit dieser Re- form weitergehen? Woran kann es gelegen haben, dass noch nicht alle Ziele erreicht worden sind? Immerhin hatte die Bundesregierung die Länder bei der Einrich- tung von Juniorprofessuren mit einem großzügigen För- derprogramm unterstützt. Für die für Forschungszwecke erforderliche Erstausstattung der neuen Stellen wurden jeweils bis zu 60 000 Euro bereitgestellt. Insgesamt stan- den weit mehr Mittel über mehrere Jahre bereit, als letzt- lich an die Hochschulen ausgeschüttet werden konnte. Gründe sind sicherlich in den grundsätzlichen Behar- rungskräften im hochschulischen Bereich zu sehen. Die Zögerlichkeit im Aufbau ist auch darin begründet, dass es nicht den breiten Konsens für die Juniorprofessuren von Anfang an gegeben hat, wie er sich jetzt letztlich mit der Verankerung der Juniorprofessur in allen Hochschul- gesetzen doch ausdrückt. Auch die Ablehnung mancher konservativer Bundesländer der Fördermittel des Bundes aus prinzipiellen Gründen heraus mag die Schubkraft für diese Reform geschwächt zu haben. Auch wir von der sozialdemokratischen Seite aus ha- ben deshalb in unseren Eckpunkten für den Hochschul- pakt und bei den ständigen, begleitenden Beratungen hierzu im Bildungsausschuss immer wieder angemahnt, dass in die Qualitätsseite des Hochschulpaktes auch die weitere Förderung und der Ausbau der Juniorprofessur unbedingt einbezogen werden muss. Wir erwarten von d z V n D r B – l Z c t o d l r d F i z t t V C q s b S v d m B l k v d P B u s h s p U d w d L d d m d w a r a s t k (C (D er Regierung, dass sie dieses intensiv betreibt und auch u einem Erfolg führt. Dies wird allerdings nur auf dem erhandlungswege geschehen können und es wird auch ur in Übereinstimmung mit den Ländern machbar sein. enn die Rechtslage durch das Bundesverfassungsge- icht kann auch durch noch so gut gemeinte Anträge im undestag nicht übersprungen werden. Schließlich ist so bedauerlich dies auch sein mag – durch die Födera- ismusreform jetzt entschieden, dass der Bund bis auf ulassungen und Abschlüsse keine hochschulgesetzli- hen Kompetenzen mehr hat. Auch deshalb ist der An- rag der Linksfraktion in vielem nur gut gemeint und hne wirkliche Durchschlagskraft. Entscheidend wird es dagegen an erster Stelle sein, urch die Qualität der Juniorprofessur auch noch die etzten Zweifler davon zu überzeugen, dass dieses der ichtige Weg für die Nachwuchsförderung, die Stärkung er jungen Spitzenkräfte an den Hochschulen und die örderung der Innovationskraft an unseren Universitäten st. Der Hochschulpakt mit dem absehbaren Aufbau von usätzlichen und „jungen“ Lehr- und Forschungskapazi- äten an den Hochschulen wird hierzu viele Möglichkei- en geben. Juniorprofessoren sind neben dem zweiten orschlag der so genannten „Lecturer“ eine große hance, sich auf die absehbare Nachfrage nach hoch ualifiziertem wissenschaftlichem Personal in For- chung und Lehre an den Hochschulen rechtzeitig vorzu- ereiten, damit die Universitäten für die wachsenden tudierendenzahlen mit einem verbesserten Angebot on Lehre und Forschung auch wirklich ein gutes Stu- ium organisieren können. Nachdem der Bund mit dem illionenschweren Programmansatz von Edelgard ulmahn den Ländern für die Juniorprofessuren über ange Zeit ausdrücklich Fördermittel angeboten hat, ann jetzt aber nicht erwartet werden, dass unabhängig om Hochschulpakt diese Mittel trotz der Länderzustän- igkeit noch unendlich weiter vorgehalten werden. Das rogramm der Regierung von Rot-Grün und Edelgard ulmahn war befristet, und läuft jetzt aus, das wussten nd wissen alle Länder. Auch die Hochschulen konnten ich hierauf einstellen und unter diesen Gesichtspunkten alten wir es auch nicht für sinnvoll, über den Hoch- chulpakt hinaus noch weitere Programme als Förder- rogramme des Bundes vorzuhalten, wenn Länder und niversitäten glauben, offensichtlich ohne diese Mittel ie anstehenden Hochschulreformen und Kapazitätser- eiterungen schultern zu können. Es kommt also auf die Werbung in der Sache an. In iesem Sinne wollen wir den Antrag der Faktion Die inke gerne positiv als nochmalige Bestätigung nehmen, ass wir gerade jetzt politisch-programmatisch nicht von en Juniorprofessuren als dem besten Weg in das akade- ische Lehr- und Forschungsamt als Professor abrücken ürfen, sondern dieses politisch-konzeptionell offensiv eiter vertreten. Dass dies gegen alle früheren Zweifler n der Kompetenz der Juniorprofessoren mehr als be- echtigt ist, will ich noch knapp mit einer Information us dem letzten Informationsbrief der Deutschen For- chungsgemeinschaft über die wissenschaftlichen An- ragsaktivitäten von Juniorprofessoren belegen. Danach önnen sich die Juniorprofessoren ausdrücklich trotz ih- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6399 (A) ) (B) ) res vergleichsweise hohen Lehrdeputats im starken Wettbewerb um Drittmittel aus dem Förderfonds der Deutschen Forschungsgemeinschaft sehr gut behaupten. Im Rückblick auf die ersten zwei Jahre des neuen Quali- fikationsweges treten zwei Drittel der Betroffenen Nach- wuchswissenschaftler aus den Lebens- und Naturwissen- schaften und mehr als die Hälfte aus den Ingenieurwissenschaften im Beobachtungszeitraum bis 2004 mindestens einmal als Antragsteller bei der DFG in Erscheinung. Von den Geistes- und Sozialwissenschaft- lern war jeder dritte antragsaktiv. Juniorprofessoren aus den Lebens- und Naturwissenschaften sind mit ihren DFG-Anträgen überdurchschnittlich erfolgreich. Diese Studie belegt also eindrucksvoll, dass die Juniorprofes- sur im Hinblick auf die Forschungsförderung alles an- dere als eine Sackgasse ist, sondern vielmehr ganz im Gegenteil hoch qualifizierte Wege für Forschung und Lehre öffnet. Auch deshalb können wir noch einmal mit allem Nachdruck erwarten, dass die Juniorprofessur als Teil der Gesamtkonzeption des Hochschulpaktes aufge- nommen und weiter verstärkt wird. Auch deshalb sind wir mit guten Argumenten ausgestattet, wenn wir für die Juniorprofessur in Zukunft noch intensiver werben, als wir dies in der Vergangenheit schon getan haben. Uwe Barth (FDP): „Juniorprofessur noch nicht eta- bliert“, das musste ich letzte Woche in der „Welt“ lesen. Dieser gut recherchierte Beitrag zeigt sehr deutlich die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit dieses wissenschaftlichen Qualifikationsweges auf. Und als „Letzten Gruß“ prophezeite die „Welt“ der Juniorprofes- sur das „Aus“. Um eines vorwegzunehmen: Wir Liberale haben die- sen neuen Karriereweg für den Hochschullehrernach- wuchs von Anfang an begrüßt. Vieles sprach dafür. Aber in einem wesentlichen Punkt unterschieden sich unsere Vorstellungen von den Vorschlägen der damaligen rot- grünen Bundesregierung: Sie wollte die Bundesländer und die Hochschulen nämlich dazu zwingen, die Habili- tation faktisch zu verbieten. Dass sich Qualität von allein durchsetzt, dass Wettbewerb auch das wissenschaftliche Geschäft beleben kann und vor allem, dass junge Akade- miker selbst über den eigenen wissenschaftlichen Wer- degang entscheiden wollen, diese Überlegungen passten nicht in das Weltbild der Autoren der damaligen HRG- Novelle. Eines jedoch ist geblieben: Der Glaube der Bundes- länder, dass die Juniorprofessur ein geeigneter Qualifi- kationsweg für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist. So sieht es auch das modernste Hochschulgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das in NRW als „Hoch- schulfreiheitsgesetz“ gerade verabschiedet wurde. In- zwischen haben alle Bundesländer die auf maximal sechs Jahre befristete Juniorprofessur in ihren Landes- hochschulgesetzen aufgenommen. Ich bin davon überzeugt, dass sich für diesen Qualifi- kationsweg zum Hochschullehrer mehr junge Wissen- schaftler entscheiden werden, wenn sich die Mehrbelas- tung durch die frühe Verbindung von Lehre und Forschung auch wirklich auszahlt. Es muss den jungen W W o l b D N d J n w k e p b r z s s s t d C d h w r m L v w t s d E G s d l s p i h C s a W b r s d (C (D issenschaftlern die Entscheidung darüber, welchen eg sie einschlagen wollen – den über die Habilitation der eben jenen über die Juniorprofessur – selbst über- assen bleiben. Allerdings ist es auch ein Irrweg, zu glau- en, dass für jeden Juniorprofessor der Pfad zur festen ienststelle von Anbeginn geebnet ist. Wir Liberale sind uns durchaus bewusst, dass die achfrage nach Studienplätzen in den nächsten Jahren eutlich ansteigen wird. Das wissen auch die Länder. etzt aber, wie es der Antrag der Linken fordert, die Ju- iorprofessoren zu einer Reparaturbrigade für Fehlent- icklungen des Hochschulausbaus, des Hochschulmar- etings oder der Berufungspraxis zu machen, ist doch in Holzweg. Das ist purer Aktionismus. Dieser Vorschlag verkennt absolut, dass auch Junior- rofessoren sich in einer entscheidenden Lebensphase efinden: in der Qualifikationsphase zum Hochschulleh- er! Sie jetzt noch stärker in die Lehre einzubeziehen, sie u verpflichten, noch mehr Prüfungen abzunehmen führt ie nicht auf den Tenure-Track, sondern direkt aufs Ab- tellgleis. Letztendlich zählen bei Neuberufungen doch die For- chungsergebnisse und die wissenschaftliche Reputa- ion; sich diese erarbeiten und verdienen zu können, azu müssen auch die Juniorprofessoren eine faire hance erhalten. Seit Mitte der 90er-Jahre ist die Zahl er Professuren um über 1 500 zurückgegangen. Wir ste- en genau in dem Moment, in dem die Studierenden- elle die Hochschulen erfasst, auch vor einer Emeritie- ungswelle von Professoren. Dass dieses erforderlich acht, schon heute deutschlandweit über 8 000 neue ehrstühle auszuschreiben und mit jungen, hochmoti- ierten Forschern und Hochschullehrern zu besetzen, issen auch die Landesregierungen. Studierendenwellen dürfen nicht dazu führen, Kon- inuität in der Lehre und Forschung aufzugeben. Es müs- en auch weiterhin Lehrstühle gefördert werden, die tra- itionell das Bild der Universitäten prägen und deren rhalt von gesamtstaatlicher Bedeutung, zum Beispiel eisteswissenschaften, Forschungsmuseen, wissen- chaftliche Bibliotheken, ist. Von den einst geplanten 6 000 Juniorprofessuren an en Hochschulen wurden 2005 gerade einmal 617 Stel- en öffentlich erfasst. Im gleichen Jahr aber habilitierten ich über 2 000 Wissenschaftler, darunter auch Junior- rofessoren. Gerade die Juniorprofessoren glauben, so hre Chance auf Berufung auf einen Lehrstuhl zu erhö- en. Der bereits qualifizierte Nachwuchs wartet auf seine hance, die von den Linken vorgeschlagenen, dirigisti- chen Instrumente werden diese nicht erhöhen. Petra Sitte (DIE LINKE): „Vieles ist gut gemeint, ber weder zu Ende gedacht noch konsequent umgesetzt. ie soll sich da Vertrauen ins Hochschulsystem auf- auen?“ Dieser Satz, gefallen auf der Nachwuchskonfe- enz des Bundesministeriums für Bildung und For- chung Anfang Oktober, beschreibt eine Grundkritik an er Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 6400 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) ) (B) ) Paradoxien durchziehen den hochschulpolitischen Alltag dieses Nachwuchses in der Bundesrepublik. Trotz europaweit geringerer Absolventenzahlen nimmt die Bundesrepublik mit rund 25 000 Promotionen jährlich einen Spitzenplatz ein. Trotzdem wird allerorten über mangelnden Nachwuchs und über die Abwanderung desselben geklagt. Offensichtlich wird dieser Nach- wuchs anderswo als so gut eingeschätzt, dass beispiels- weise schon heute bis zu 60 000 in Deutschland ausge- bildete Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an amerikanischen Hochschulen lehren. Wenngleich wir über ein so großes Nachwuchspotenzial verfügen, hat höchstens ein Drittel eine reale Chance auf eine ordentli- che Professur. Vor diesem Hintergrund war die Einführung der Ju- niorprofessur vor einigen Jahren durch den Bund ein richtiger Schritt. Zwar scheiterte ihre Einführung auf Bundesebene im ersten Schritt, aber zwischenzeitlich hat sie Platz in den Hochschulgesetzen der Länder gefun- den. Günstige Bedingungen für die Sicherung von mehr Selbstständigkeit des Nachwuchses, sollte man meinen. Doch das Bundesprogramm zur Förderung der Ausstat- tung von Juniorprofessuren läuft Ende dieses Jahres aus. Das alles hat bei den Adressaten zu erheblichen Unsi- cherheiten geführt. So berichtete selbst die Tageszeitung „Die Welt“ in der vergangenen Woche, dass die Dyna- mik, die Juniorprofessur als alternativen Qualifizie- rungsweg auszubauen, deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Diesen Umstand greift der Antrag auf. Durch die Fö- deralismusreform ist die schrittweise Auflösung erwähn- ter Unsicherheiten in der Nachwuchsentwicklung zwar komplizierter geworden, aber nicht unmöglich. Denn Nachwuchsförderung bettet sich sehr gut in die Prioritä- ten zur Gestaltung eines leistungsfähigen Hochschulwe- sens ein. Gemeint sind die Sicherung der Einheit von Forschung und Lehre sowie ihre entsprechende perso- nelle und finanzielle Absicherung. Eine gemeinsam ver- abredete Strategie zwischen Bund und Ländern soll das Vertrauen des Nachwuchses in Perspektiven stärken. Drei Qualifikationswege stehen heute nach der Promo- tion offen: die Habilitation – einschließlich der kumula- tiven –, die Leitung einer Nachwuchsgruppe in der For- schung und die Juniorprofessur. Auf der Nachwuchskonferenz jedoch wurde darauf gedrungen, die Juniorprofessur auszubauen. Ich sage, eine Einigung zwischen Bund und Ländern über gemein- same Anforderungen an die Juniorprofessur und deren finanzielle Unterstützung muss doch wohl möglich sein. Ursprünglich sollten Juniorprofessuren die anderen Qua- lifizierungswege ersetzen. Das ist weder in den Ländern noch unter den Adressaten mehrheitsfähiges Ziel. Ich muss dies zur Kenntnis nehmen. Allerdings bezeichnet selbst der Präsident der Deutschen Forschungsgemein- schaft, Prof. Winnacker, die Habilitation „als Herr- schaftsinstrument, das Abhängigkeiten hervorbringt“. Insgesamt hat also allein die Existenz neuer Qualifi- zierungswege für viel Bewegung im Gesamtsystem ge- sorgt. Derzeit ist das Modell der Juniorprofessur aller- dings durch die auslaufende Bundesförderung für die E s w u h 2 Z d c m o A w l m e W p c g h k b H r H e u b z l z U s g P - d c s d E u g f t u P g i k s h J (C (D rstausstattung eines solchen Lehrstuhls bedroht. Daher ollte die ausgesprochen positive Resonanz der Nach- uchswissenschaftler auf die Juniorprofessur von Bund nd Ländern als Ansporn verstanden werden, beste- ende Unsicherheiten zu beseitigen. Die aktuellen Verhandlungen zum Hochschulpakt 020 sind für gemeinsame Vereinbarungen ein guter eitpunkt. Eine Bund/Länder-Vereinbarung zum Ausbau ieses Qualifizierungsweges sollte durch ein entspre- hendes Förderprogramm untersetzt werden. Ausgabe- odalitäten sollten einerseits an ursprünglichen Größen- rdnungen anknüpfen, aber die Kritik an der usgabepraxis verarbeiten. Im Bundeshaushalt darf des- egen das Förderprogramm nicht auslaufen. Einstel- ungsvoraussetzungen und Stellenzuschnitt sollten har- onisiert werden. Hierbei sollte zum Beispiel noch inmal über die Lehrbelastung nachgedacht werden. enn dabei von Verlässlichkeit die Rede ist, sind trans- arente Kriterien gemeint, die als Voraussetzung für si- here Perspektiven von Bewerbern und Bewerberinnen leichermaßen zu erfüllen sind. Unter diesen Bedingungen soll auch der Tenure Track elfen, das persönliche vom Forschungsrisiko zu ent- oppeln. War ein berufener Juniorprofessor bzw. eine erufene Juniorprofessorin zuvor an einer anderen ochschule, sollte ihm bzw. ihr die Möglichkeit der Be- ufung auf eine ordentliche Professur an der eigenen ochschule eröffnet werden. Es ist doch absurd, wenn ine Hochschule über Jahre diesen Nachwuchs fördert nd am Ende sagen soll: Du musst jetzt gehen. Das wirkt esonders dramatisch, weil derzeit am Ende der Qualifi- ierungswege viele Betroffene in ein Beschäftigungs- och fallen. Es gibt keine adäquaten Übergänge, die bis u Berufungszusagen angeboten werden könnten. Diese nsicherheit wirkt nachgewiesenermaßen besonders ab- chreckend auf Frauen. Wir wollen mit diesem Antrag keine Zwangsbe- lückung von oben. Aber wir wollen dafür sorgen, dass erspektiven für Nachwuchswissenschaftlerinnen und wissenschaftler in Deutschland erhalten bleiben. Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): „Mit er Einrichtung der Juniorprofessur wurde eine zusätzli- he, international wettbewerbsfähige und zukunftswei- ende Option für eine wissenschaftliche Karriere an eutschen Hochschulen geschaffen.“ Dies klingt nach igenlob – ist es aber nicht. Denn so bewertet das nionsgeführte Bildungsministerium die von der Vor- ängerregierung eingeführte Juniorprofessur. Die von Rot-Grün initiierte Juniorprofessur ist ein Er- olgsmodell, ungeachtet des Störfeuers aus unionsregier- en Ländern. Sie bringt junge Nachwuchswissenschaftler nd -wissenschaftlerinnen früher in verantwortungsvolle ositionen. Bereits nach der Promotion können sie ei- enständig forschen sowie eigene Forschungsprojekte nitiieren und umsetzen. Die paternalistische Abhängig- eit und der jahrelange Prüfungsmarathon junger For- cher und Forscherinnen an deutschen Hochschulen ge- ören damit der Vergangenheit an. Zudem erhöht die uniorprofessur mit der Öffnung eines Karrierewegs an Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 6401 (A) ) (B) ) der eigenen Hochschule die Lebensplanungssicherheit der Nachwuchswissenschaftler und -wisschenschaftle- rinnen. Die Option zum Tenure Track hilft zudem auch den Hochschulen: Juniorprofessuren können für lang- fristige Personalentwicklung genutzt werden. Die Juniorprofessur ist nicht zuletzt ein wichtiges Element der Frauenförderung. Der wissenschaftliche Karriereweg wird dadurch transparenter und besser plan- bar, ein Kriterium, das für Frauen – vor allem als Mütter – noch wichtiger ist als für Männer. Deshalb sind deutlich mehr Juniorprofessuren als Vollzeitprofessuren mit Frauen besetzt. Insgesamt schafft die Juniorprofessur einen neuen at- traktiven Qualifikationsweg in der Wissenschaft. Er kann dazu beitragen, jungen Nachwuchsforschern und -for- scherinnen Perspektiven im Inland und damit Bleibe- gründe im internationalen Wettbewerb zu geben oder sie aus dem Ausland für den Wissenschaftsstandort Deutsch- land zu gewinnen bzw. zurückzugewinnen. Aus diesem Grund ist die Förderung der Juniorprofes- sur unbedingt fortzusetzen. Zur Weiterentwicklung der Personalstruktur und der Schaffung von Lehrkapazitäten muss die Juniorprofessur zusammen mit weiteren Instru- menten wie die vorübergehende Doppelbesetzung von Professuren und die Einführung des Hochschuldozenten – „Lecturer“ – betrachtet werden. Alle drei Personalka- tegorien müssen Teil eines ausgewogenen, zukunftsori- entierten Personalmix an den Hochschulen sein. Dafür setzen wir uns in unserem soeben vorgelegten Antrag zum Hochschulpakt ein, in dessen Rahmen wir die Zu- kunft der Juniorprofessur absichern wollen. Allein insofern ist ein isolierter Antrag zur Juniorpro- fessur, wie jetzt von der Linksfraktion vorgelegt, nicht erforderlich und sinnvoll. Zudem versäumt es die Linke, die Juniorprofessur im umfassenden Kontext „Wissen- schaft als Beruf“ zu betrachten. Hierzu gehören auch Fragen der Befristung, die wir in Kürze in der Aus- schussanhörung zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz der Koalition behandeln werden, der Verbeamtung und neuer Personalkategorien wie dem Hochschuldozenten. Sachlich und logisch falsch ist die Forderung der Lin- ken, Einstellungsvoraussetzungen für Juniorprofessoren hochschulübergreifend zu vereinheitlichen, um damit Hausberufungen zu erleichtern. Beim Tenure Track geht es ja eben um den Verbleib an der Hochschule und nicht um den Wechsel zwischen Universitäten. Mit unnötigen Forderungen zur Vereinheitlichung schränken Sie die Autonomie der Hochschulen ein. Außerdem reißen Sie damit alte Gräben zwischen den Ländern auf. Was brin- gen wohlfeile Forderungen nach Vereinheitlichung von hochschulgesetzlichen Regelungen, wenn die Länder die Klagen dagegen längst gewonnen haben und seit der Fö- deralismusreform ohnehin die alleinige Kompetenz da- für innehaben? Aus diesen Gründen können wir Ihrem Antrag nicht zustimmen. Für die fortgesetzte Förderung der Junior- professur setzen wir Grüne uns auf Bundesebene beim Hochschulpakt und auf Landesebene unvermindert ein. A v d G s v z A – – – – – – m d n (C (D nlage 7 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der FDP hat mit Schreiben vom 8. No- ember 2006 mitgeteilt, dass sie den Antrag Beendigung er Gewalt und Wiederherstellung von demokratischen rundrechten und Menschenrechten in Nepal auf Druck- ache 16/682 zurückziehe. Der Bundesrat hat in seiner 827. Sitzung am 3. No- ember 2006 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 bs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz zur Einführung des Elterngeldes Gesetz zu dem Abkommen vom 12. August 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ghana zur Vermeidung der Doppel- besteuerung und zur Verhinderung der Steuer- verkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, vom Vermögen und vom Veräuße- rungsgewinn Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Oktober 2004 zwischen der Europäischen Union, der Europäi- schen Gemeinschaft und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Assoziierung dieses Staates bei der Umsetzung, Anwendung und Ent- wicklung des Schengen-Besitzstands Gesetz zur Änderung des Zwölften Buches Sozial- gesetzbuch und anderer Gesetze Gesetz zur Änderung des Betriebsrentengesetzes und anderer Gesetze Gesetz zur Errichtung und zur Regelung der Auf- gaben des Bundesamts für Justiz. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 2005 – Drucksachen 16/2156, 16/2548 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 2005 – Drucksachen 16/2157, 16/2548 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung 114. Interparlamentarische Versammlung vom 7. bis 12. Mai 2006 in Nairobi, Kenia – Drucksachen 16/2236, 16/2548 Nr. 1.6 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2006 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 1113 Titel 636 85 6402 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 64. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. November 2006 (A) (C) (B) ) – Zuschüsse zu den Beiträgen zur Rentenversicherung der in Werkstätten beschäftigten behinderten Men- schen – – Drucksachen 16/2713, 16/3053 Nr. 1.2 – Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesrepublik Deutschland ge- mäß Artikel 15 Abs. 1 der Europäischen Charta der Re- gional- oder Minderheitensprachen – Drucksachen 15/3200, 16/820 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab- Drucksache 16/1748 Nr. 1.4 Drucksache 16/1942 Nr. 2.1 Drucksache 16/1942 Nr. 2.26 Drucksache 16/1942 Nr. 2.27 Drucksache 16/2555 Nr. 2.72 Drucksache 16/2555 Nr. 2.73 Drucksache 16/2555 Nr. 2.75 Drucksache 16/2555 Nr. 2.71 Drucksache 16/2555 Nr. 2.90 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/1475 Nr. 2.16 Drucksache 16/1748 Nr. 1.5 Drucksache 16/1748 Nr. 2.2 Drucksache 16/1942 Nr. 2.45 wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte – Stand 30. Juni 2006 – – Drucksachen 16/2463, 16/2548 Nr. 1.10 – Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Berichte für die Europäische Kommission zur Umset- zung des Europäischen Sozialfonds in der Bundesrepu- blik Deutschland – Zeiträume 1994 bis 1999 (Aktualisierung) und 2000 bis 2006 – hier: Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt – Drucksachen 15/2049, 16/820 Nr. 33 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Situation und Entwicklung der Au-pair-Vermittlung – Drucksachen 15/4791, 16/893 Nr. 1 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat Petitionsausschuss Drucksache 16/2555 Nr. 1.33 Rechtsausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.88 Drucksache 16/820 Nr. 1.12 (D Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/1101 Nr. 2.24 Drucksache 16/1942 Nr. 2.9 Drucksache 16/2555 Nr. 1.27 Drucksache 16/2555 Nr. 2.29 Drucksache 16/2555 Nr. 2.62 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 16/150 Nr. 1.7 Drucksache 16/150 Nr. 1.32 Drucksache 16/150 Nr. 1.60 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/1942 Nr. 2.11 Drucksache 16/2555 Nr. 2.33 Drucksache 16/2555 Nr. 2.66 Drucksache 16/2555 Nr. 2.136 Drucksache 16/2695 Nr. l .6 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/150 Nr. 2.266 Drucksache 16/419 Nr. 2.23 Drucksache 16/820 Nr. 1.62 Drucksache 16/820 Nr. 1.66 Drucksache 16/820 Nr. 1.67 Drucksache 16/820 Nr. 1.68 Drucksache 16/820 Nr. 1.69 Drucksache 16/820 Nr. 1.70 Drucksache 16/901 Nr. 1.9 Drucksache 16/901 Nr. 1.10 Drucksache 16/1475 Nr. 2.14 Drucksache 16/1942 Nr. 1.4 Drucksache 16/1942 Nr. 2.22 64. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. November 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl Schiewerling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Verlässlichkeit ist einer der Grundpfeiler von politi-
    schem Handeln – Verlässlichkeit der Politik und Verläss-
    lichkeit zwischen den staatlichen Ebenen, zwischen
    Bund, Ländern und Gemeinden. Diese Verlässlichkeit ist
    eine der Grundvoraussetzungen für unsere Demokratie.
    Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zur Änderung des
    Zweiten Buches Sozialgesetzbuch und des Finanzaus-
    gleichsgesetzes beweist der Bund, dass er verlässlich ist.

    Zugegeben: Bei der Verabschiedung der Hartz-Refor-
    men war die Regelung der Übernahme der Kosten der
    Unterkunft eines der größten Probleme. Hierbei gab es
    sehr unterschiedliche Bewertungen dazu, wie hoch die
    Einsparungen beim Wegfall der Sozialhilfe sein würden
    und wie viel Bedarfsgemeinschaften überhaupt zugrunde
    zu legen sind. Wir hatten zu dieser Zeit keine gesicherte
    Datenbasis.

    Letztlich verständigte man sich darauf, dass sich der
    Bund mit 29,1 Prozent an den von den Kommunen zu
    tragenden Unterkunftskosten beteiligt. Es gab bis zuletzt
    Streitigkeiten hinsichtlich der Berechung der Unter-
    kunftskosten. Der Bund ging nach der horizontalen Be-
    rechungsweise vor, während die Kommunen mit der ver-
    tikalen Berechnungsweise auf ihre Zahlen kamen. Wir
    haben es im SGB-II-Fortentwicklungsgesetz geregelt.

    Nicht übersehen werden darf, dass mit der Einführung
    von Hartz IV viele Städte finanziell entlastet wurden,
    während viele ländliche Kommunen belastet wurden.
    Auch nicht von der Hand zu weisen ist, dass diejenigen,
    die vorher Sozialhilfe bezogen haben, nun mehr Geld
    bekommen, weil die Regelsätze angehoben wurden. Al-
    lerdings sind Sonderbedarfe weggefallen. Aber das woll-
    ten wir auch. Wir wollten pauschalieren und die Eigen-
    verantwortung stärken.

    Der Bund hat dabei stets seine klare Intention betont:
    Die Kommunen sollen eine verlässliche Entlastung bei
    den Kosten für Unterkunft und Heizung für die Bedarfs-
    gemeinschaften erhalten, die Arbeitslosengeld II bekom-
    men.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Mit dem im vorliegenden Gesetzentwurf gefundenen
    Kompromiss erreichen wir dieses Ziel für das kom-
    mende Jahr und für den überschaubaren Zeitraum bis
    2010.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    2008 wird der Bundesanteil auf dieser Grundlage
    zwischen Bund und Ländern neu abgesteckt. Hartz IV
    unterliegt nun einmal keinen statischen Regeln, sondern
    muss jetzt und in Zukunft den tatsächlichen Entwicklun-
    gen angepasst werden. In dem Kompromiss ist auch be-
    rücksichtigt, dass die Kommunen aus Eigeninteresse alle
    Anstrengungen unternehmen, um die Kosten selbst im
    Griff zu behalten.

    Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass die These von
    der Verlässlichkeit allein schon vom Volumen her in
    Euro und Cent umgesetzt wurde. Der Bund erhöht sei-
    nen Anteil an den in den Kommunen anfallenden Unter-

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    (C (D ringungskosten – für das nächste Jahr werden 4,3 Milliarden Euro angenommen – von ursprünglich Milliarden Euro auf 4,3 Milliarden Euro. Das ent pricht einem Anteil von 31,8 Prozent der Kosten; bisang waren es nur 29,1 Prozent (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gabriele Hiller-Ohm [SPD])


    Wir haben somit eine Regelung zu den Kosten gefun-
    en, mit der sich der Bund an den höheren Unterkunfts-
    osten beteiligt und damit die kommunalen Haushalte
    ntlastet. Die Aufteilung der Mittel ist Sache der Länder.
    ie müssen das für sich selbst regeln.

    Die Kommunen erhalten diese Entlastung ebenso in
    en Folgejahren. Der Bund bleibt auch insofern ein ver-
    ässlicher Partner. Beide Seiten haben sich auf eine
    leitklausel verständigt: Steigt die Anzahl der Bedarfs-

    emeinschaften, dann steigt auch der Anteil, den der
    und an den Kosten der Unterkunft trägt; sinkt aber die
    ahl der Bedarfsgemeinschaften, dann sinkt auch die
    eteiligungsquote des Bundes.


    (Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


    it dieser Gleitklausel passen wir den Bundesanteil
    ünftig der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und den
    eweils tatsächlich entstehenden Unterbringungskosten
    n.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    ch finde das fair. Das verstehe ich auch unter Verläss-
    ichkeit. Indem wir diese Verlässlichkeit zeigen, bewei-
    en wir, dass wir uns mit den Kommunen bei der Be-
    ämpfung der Arbeitslosigkeit in einem Boot sehen.

    Der Kompromiss zeigt auch, dass wir die Probleme,
    ie sich aus Langzeitarbeitslosigkeit ergeben, nur ge-
    einsam lösen können. Ziel muss es sein, dass die Be-

    roffenen weiterhin Hilfe aus einer Hand bekommen.
    ir können es uns nicht erlauben, Auseinandersetzun-

    en zwischen den unterschiedlichen politischen Ebenen,
    wischen Bund, Ländern und Gemeinden, auf dem
    ücken der Langzeitarbeitslosen auszutragen. Die fast
    4 Monate, seitdem Hartz IV in Kraft ist, haben manche
    eränderungen mit sich gebracht. Wir haben diese auf-
    egriffen und in Gesetzesform gegossen. Ich bin sicher,
    ass wir damit noch nicht am Ende sind. Wir lernen und
    ir handeln.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, die Grundsicherung ist
    ine Herausforderung für alle staatlichen Ebenen: Bund,
    änder und Kommunen. Die Kommunen tragen dabei in
    ohem Maße zum Gelingen bei, da sie die Menschen vor
    rt direkt erreichen. Die Arbeit der Kommunen ent-

    cheidet ganz wesentlich darüber, wie erfolgreich die
    rinzipien der neuen Grundsicherung für die Menschen

    n die Praxis umgesetzt werden. Das gilt für die Arbeit in
    en Argen, in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur,
    benso wie in den optierenden Kommunen.

    Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen belegen, dass im-
    er mehr Menschen aus dem SGB-II-Bezug herauskom-






    (A) )



    (B) )


    Karl Schiewerling
    men – zu unserer großen Freude auch verstärkt Lang-
    zeitarbeitslose. Allein 88 000 haben im letzten Monat
    den Sprung aus dem ALG-II-Bezug geschafft. Das ist,
    wie ich meine, ein großer Erfolg.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Haben die jetzt Arbeit oder kriegen die nur kein Geld mehr?)


    Endlich steigt die Zahl sozialversicherungspflichtiger
    Beschäftigungsverhältnisse. Gegenüber dem Vorjahr gab
    es einen Anstieg um 258 000 auf nunmehr 26,56 Millio-
    nen. Dieser positive Trend macht sich auch an der finan-
    ziellen Lage der Sozialkassen bemerkbar. Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen, der von der großen Koalition
    eingeschlagene Weg ist richtig.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sozial ist es eben nicht, wenn man den Erwerbslosen
    die Regelleistungen weiter erhöht, sondern, wenn man
    ihnen Perspektiven aufzeigt, wie sie aus dem staatlichen
    Transfersystem herauskommen und den Lebensunterhalt
    für sich und ihre Familien aus eigener Kraft erwirtschaf-
    ten können. Zugegeben: Es gibt viele Regionen in
    Deutschland, wo sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt
    schwierig darstellt, und in manchen Teilen Deutschlands
    ist die Arbeitslosigkeit immens. Dennoch war es nie
    Aufgabe von Hartz IV, neue Arbeitsplätze zu schaffen.
    Hartz IV ist und bleibt eine Grundsicherung. Der Staat
    kann nun mal nur die Rahmenbedingungen setzen, wäh-
    rend die Wirtschaft die Arbeitsplätze schaffen muss.


    (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wer hat denn immer von mehr Arbeitsplätzen gesprochen?)


    Das, was Sie von den Linken in Ihrem Antrag als an-
    gemessen und sozial beschreiben, passiert in der Praxis
    schon längst. Umzugskosten werden bereits erstattet,
    Kautionen werden als Darlehen gezahlt. Wenn ein Er-
    werbsloser umziehen muss, bekommt er auch die Kosten
    für einen Bulli bezahlt.


    (Katrin Kunert [DIE LINKE]: Sehr unterschiedlich!)


    In meinen Augen ist Ihr Antrag eine weitere Instrumen-
    talisierung – ich sage Ihnen das sehr deutlich – der Lang-
    zeitarbeitslosen für Ihre parteipolitischen Interessen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Katrin Kunert [DIE LINKE]: Quatsch!)


    Sie machen Ihrer vermeintlichen Wählerklientel Hoff-
    nungen auf mehr Geld, das die Steuerzahler erst einmal
    erwirtschaften müssen.


    (Katrin Kunert [DIE LINKE]: Dann haben Sie den Antrag nicht gelesen!)


    Das führt nicht zu mehr, sondern zu weniger sozialer Ge-
    rechtigkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, Verlässlichkeit und Plan-
    barkeit – danach sehnen sich die Menschen in unserem

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    (C (D and. Deshalb freue ich mich sehr über die Kommentare nd Stellungnahmen der Repräsentanten der kommunaen Spitzenverbände aus den vergangenen Tagen, die eigen, dass dieser Kompromiss auch für sie ein tragfäiges und verantwortbares Werk darstellt und dass auch ie die Verlässlichkeit des Bundes nicht infrage stellen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich würde mich reuen, wenn der Bundesanteil in diesem und im komenden Jahr weiter sinkt. Das wäre nämlich der Indika or dafür, dass immer mehr Menschen wieder in Lohn nd Brot stehen, für sich selbst sorgen können und keier Hilfe der Gemeinschaft bedürfen. Es muss die verässliche Kernaufgabe unseres politischen Handelns ein, genau dafür zu sorgen, dass mehr Menschen eine rwerbsarbeit finden – egal ob mit oder ohne die Hilfetellung des SGB II. Dass wir an diesem großen Ziel erolgreich arbeiten, darauf verlassen sich die Bürgerinnen nd Bürger. Diese Verlässlichkeit müssen wir in diesem ause, in den Ländern und auch im Zusammenspiel von und und Ländern praktizieren und beweisen, indem wir ich sage es sehr deutlich – wie bei diesem Gesetzenturf gemeinsam zielorientiert arbeiten. Ich danke Ihnen. Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Jörg Rohde das ort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Nachdem mittlerweile drei Nachbesserungsesetze zu Hartz IV verabschiedet wurden, beraten wir eute die nunmehr vierte Korrektur des unsäglichen rotrünen Hartz-Murkses. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Halten Sie sich mal ein bisschen zurück!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

(Beifall bei der FDP)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jörg Rohde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    ie Kollegen von CDU und CSU schaffen es lediglich,
    inige schwarze Tupfer in das Gesetz einzubringen. Da
    ir auf die Generalrevision der so genannten Hartz-IV-
    esetze wohl noch länger warten müssen – als Erstes
    ürde ich übrigens gerne den Namen dieser Gesetze än-
    ern –, wird dies nicht der letzte Versuch einer Hartz-IV-
    orrektur sein.

    Kernpunkt der Fortschreibung des Gesetzes, um die
    s heute geht, sind die Unterkunftskosten, die zu einem
    roßen Teil von den Kommunen zu tragen sind. Diese so
    enannten KdU – die Kosten der Unterkunft – sind aber
    ur die Symptome in diesem System. Die Ursache für
    ie steigenden Kosten in diesem Bereich ist doch die
    teigende Anzahl der Bedarfsgemeinschaften. Diese An-
    ahl wiederum ist so stark gestiegen, weil im Gesetz der
    amals faktisch großen Koalition im Vermittlungsaus-
    chuss viele Lücken waren, die von einigen Bürgern ge-
    utzt wurden, für die das Gesetz gar nicht gedacht war.


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Sind Sie immer noch ärgerlich, dass Sie nicht dabei sein durften?)







    (A) )



    (B) )


    Jörg Rohde
    Das war kein Missbrauch – diese Diskussion haben wir
    heute schon geführt –, sondern schlicht handwerklicher
    Dilettantismus bei der Gesetzgebung;


    (Beifall bei der FDP)


    die Bürger haben nur den Spielraum der Gesetze voll
    ausgenutzt.

    Zusätzlich versäumt es die Bundesregierung derzeit,
    durch eine bessere Wirtschaftspolitik und eine aktive Ar-
    beitsmarktspolitik, die Grundlagen für ein Sinken der
    Anzahl der Bedarfsgemeinschaften zu schaffen.

    Die Unterkunftskosten schnüren vielen Kommunen
    mittlerweile die Kehle zu. Es ist nichts als blanker Hohn,
    wenn gerade die Kolleginnen und Kollegen der SPD
    jetzt in ihren Kommunen fragen, wie es denn mit dem
    Ausbau der Kinderbetreuung aussehe, und meinen, da
    müssten doch 2,5 Milliarden Euro sein. Davon kann
    keine Rede sein. Die kommunalen Spitzenverbände ha-
    ben einen Bedarf von 5,8 Milliarden Euro ausgerechnet,
    wenn nach Abzug der Unterkunftskosten noch eine
    finanzielle Entlastung der Kommunen von 2,5 Milliar-
    den Euro übrig bleiben soll. Ich frage Sie: Nehmen Sie
    in Kauf, dass die Kommunen, die bei den KdU verhält-
    nismäßig gut abschneiden, in die Kinderbetreuung in-
    vestieren, und die Kommunen, bei denen es mit den
    KdU nicht so gut läuft, eben nicht? Das kann doch nicht
    Ziel Ihrer Politik sein.


    (Beifall bei der FDP)


    Von Handlungsfähigkeit und Planungssicherheit für
    die Kommunen kann jedenfalls keine Rede sein, wenn
    Herr Müntefering jetzt eine Kompromisssumme von
    4,3 Milliarden Euro überweist. Die Hartz-Gesetze sind
    kläglich gescheitert.

    Optionskommunen, die bei der Vermittlung in Arbeit
    beträchtliche Erfolge erzielen, können die Früchte ihrer
    Arbeit nicht ernten, weil die ungedeckten Mehrausgaben
    bei den Kosten der Unterkunft jeden eingesparten So-
    zialhilfeeuro wieder auffressen.

    Positiv möchte ich aber zu der geplanten Gesetzesän-
    derung feststellen, dass zukünftig eine gute Arbeit der
    Kommunen vor Ort auch kleine finanzielle Vorteile
    bringt. Durch die vorgeschlagene Formel zur Berech-
    nung der Beteiligung des Bundes an den KdU wird zum
    Beispiel eine Optionskommune mehr von dem einge-
    sparten Geld behalten können, wenn die Anzahl der Be-
    darfsgemeinschaften sinkt, das heißt, wenn vor Ort
    Langzeitarbeitslose in Arbeit vermittelt werden. Erst im
    Folgejahr wird dann der Verteilungsschlüssel angepasst.
    Bei sinkender Anzahl der Bedarfsgemeinschaften sinkt
    dann auch der prozentuale Anteil des Bundes an den
    KdU.

    Umgekehrt wirkt die Formel genauso: Wenn in vielen
    Argen nur unzureichend Langzeitarbeitslose in Jobs ver-
    mittelt werden, dann steigt die Anzahl der Bedarfsge-
    meinschaften, die entsprechende Kommune muss mehr
    Geld für die KdU aufbringen – dann kann sie nicht in
    Kinderbetreuung investieren – und der Bund würde erst
    im Folgejahr seinen Anteil an den Kosten prozentual er-
    höhen.

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    (C (D Die Anreize zur Arbeit vor Ort gehen meines Erachens in die richtige Richtung, reichen aber noch nicht us. Jetzt müssen Sie auch konsequent sein, meine Daen und Herren von der Koalition: Erlauben Sie den ommunen, sich aus einer Arge zu lösen und für die Zuunft die Option zu wählen! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    ach den Erfahrungen der ersten beiden Jahre gibt es be-
    eits etliche Kommunen, die gerne optieren würden. Die
    amalige gesetzliche Festlegung auf maximal 69 Op-
    ionskommunen in Deutschland war doch willkürlich; si-
    her erinnern Sie sich noch daran. Geben Sie den Kom-
    unen die Freiheit, sich für die Option zu entscheiden,
    enn sie das wünschen!

    Noch wichtiger als dieser Punkt wären die überfällige
    eform der Finanzbeziehungen im föderalen System
    nd die Entflechtung der finanziellen Zahlungsströme
    wischen Bund, Ländern und Gemeinden. Wenn die
    ommunen für die Vermittlung von Langzeitarbeitslo-

    en und gleichzeitig für die Finanzierung der KdU ver-
    ntwortlich wären, dann wäre man vor Ort noch moti-
    ierter, das Richtige zu tun, um diese Kosten in den Griff
    u bekommen.


    (Beifall bei der FDP)


    Da kann die Formel, die ich eben gelobt habe, noch so
    chön sein: Ein Leben ohne komplizierte Formeln, aber
    afür mit klaren Zuständigkeiten wäre eben viel einfa-
    her.


    (Beifall bei der FDP)


    Die Regierung könnte also noch bessere Gesetze als
    as jetzt vorliegende auf den Weg bringen. Es macht
    ich daher wütend, dass wir heute zum x-ten Mal hier

    en Mangel verwalten, anstatt endlich eine grundlegend
    ndere Arbeitsmarktpolitik auf den Weg zu bringen.
    enn alle Menschen einen Job hätten, dann müssten wir

    iese leidige Diskussion heute gar nicht führen. Aber die
    roße Koalition macht keine Politik für mehr Arbeit,
    ondern steht der nachhaltigen Schaffung von Arbeits-
    lätzen im Weg.


    (Beifall bei der FDP)


    Zu Hartz IV wurde eine Vielzahl der im Koalitions-
    ertrag angeführten Nachbesserungen im Rahmen von
    ittlerweile drei Nachbesserungsgesetzen beschlossen.
    ine Optimierung sehe ich indes noch nicht. Unter dem
    trich müssen wir Arbeitsplätze schaffen, damit die Zahl
    er Bedarfsgemeinschaften sinkt und die KdU bei Bund
    nd Ländern zurückgehen.

    Wir brauchen ein zeitgemäßes Kündigungsschutz-
    echt, ein der Zeit angepasstes Tarifvertragsrecht, be-
    riebliche Bündnisse für Arbeit und vieles andere mehr.
    amit schaffen wir Arbeitsplätze. Ich sehe aber schwarz,
    ass die Bundesregierung das schafft.

    Ich befürchte vielmehr, dass wir uns weiterhin Gedan-
    en über steigende KdU machen müssen, vielleicht schon
    ei den Haushaltsberatungen in der nächsten Sitzungswo-
    he. Aber das werden Ihnen die Sachverständigen bei der






    (A) )



    (B) )


    Jörg Rohde
    Anhörung zu diesem Gesetz, die wir nachher beschließen
    wollen, sicher sagen. Auf den Rat der FDP hören Sie lei-
    der nicht so gerne.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der FDP)