Protokoll:
16061

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 61

  • date_rangeDatum: 27. Oktober 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:52 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/61 LINKEN: Dem Gesundheitswesen eine stabile Finanzgrundlage geben (Drucksache 16/3096) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Gutachten 2005 des Sachverständigen- rates zur Begutachtung der Entwick- lung im Gesundheitswesen – Koordina- tion und Qualität im Gesundheitswesen (Drucksache 15/5670) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ver- tragsarztrechts und anderer Gesetze (Vertragsarztrechtsänderungsgesetz – VÄndG) (Drucksachen 16/2474, 16/3157) . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans Georg Faust (CDU/CSU) . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . 5967 B 5967 C 5967 D 5980 B 5982 B 5983 D 5984 A 5986 C 5988 A 5989 C 5990 D 5993 A 5994 B, 5994 C Deutscher B Stenografisch 61. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der Gesetzlichen Kran- kenversicherung (GKV-Wettbewerbs- stärkungsgesetz – GKV-WSG) (Drucksache 16/3100) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung von Fusionsprozessen von Krankenkassen (Drucksache 16/1037) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Frank Spieth, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der U D W D R 5967 A 5967 B f) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frank Spieth, Dr. Martina undestag er Bericht ung 7. Oktober 2006 t : Bunge, Inge Höger-Neuling, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der LINKEN: Erlass der Rechtsverordnung zum mor- biditätsorientierten Risikostrukturaus- gleich gemäß § 268 Abs. 2 SGB V (Drucksachen 16/1511, 16/3153) . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . enate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5967 D 5968 A 5970 D 5972 D 5973 D 5976 B 5978 C Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5996 B, 5999 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 Tagesordnungspunkt 23: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschleunigung von Planungsverfahren für Infrastrukturvor- haben (Drucksachen 16/54, 16/3158) . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Vereinfachung und Beschleu- nigung von Zulassungsverfahren für Verkehrsprojekte (Drucksachen 16/1338, 16/3158) . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jan Mücke, Horst Friedrich (Bayreuth), Patrick Döring, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion der FDP ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und Beschleunigung von Zulassungsverfahren für Verkehrspro- jekte (Drucksachen 16/3008, 16/3158) . . . . . . . Karin Roth, Parl. Staatssekretärin BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung zu dem Antrag der Abgeord- neten Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt und weiterer Abgeordneter: Ergänzung des Untersuchungsauftrages des 1. Untersuchungsausschusses (Drucksachen 16/3028, 16/3191) . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V H T A ( w F N u k ( H H R G S T A O L ( W G D A B T Z o W u D Z s ( T A K 5994 C 5994 D 5994 D 5995 A 6001 A 6003 A 6004 B 6006 C 6007 C 6009 A 6010 A 6011 B 6013 A 6014 B 6016 C 6016 D 6017 D 6018 D 6019 C 6021 B olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ermann Gröhe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 25: ntrag der Abgeordneten Hartfrid Wolff Rems-Murr), Ernst Burgbacher, Gisela Piltz, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DP: BOS-Digitalfunk neu ausschreiben – eustart mit transparenter Auftragsvergabe nter Berücksichtigung des Wirtschaftlich- eitsgrundsatzes Drucksache 16/2672) . . . . . . . . . . . . . . . . . . artfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . elmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . oland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . erold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 26: ntrag der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, skar Lafontaine und der Fraktion der INKEN: Für das Recht auf Generalstreik Drucksache 16/2681) . . . . . . . . . . . . . . . . . . erner Dreibus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . itta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . nette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 27: weite und dritte Beratung des von den Abge- rdneten Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, infried Hermann, weiteren Abgeordneten nd der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines weiten Gesetzes zur Änderung des Was- erverbandsgesetzes Drucksachen 16/1642, 16/2806) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 29: ntrag der Abgeordneten Christine Scheel, erstin Andreae, Dr. Gerhard Schick, Margareta 6022 D 6024 A 6025 C 6025 D 6027 B 6028 B 6029 A 6030 A 6031 C 6032 A 6032 B 6033 C 6035 B 6036 B 6037 A 6037 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 III Wolf (Frankfurt) und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Steuerberatung zukunftsfähig machen (Drucksache 16/1886) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Ziffer II der Beschlussemp- fehlung des Ausschusses für Gesundheit zu Änderung des Vertragsarztrechts und anderer Gesetze (Vertragsarztrechtsänderungsgesetz – VÄndG) (Tagesordnungspunkt 22 e) . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Än- derung des Wasserverbandsgesetzes (Tages- ordnungspunkt 27) Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 6038 B 6038 C 6038 B 6039 A 6040 A 6040 D 6041 D 6043 A 6043 C 6044 B dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Vertragsarztrechts und anderer Gesetze (Ver- tragsarztrechtsänderungsgesetz – VÄndG) (Ta- gesordnungspunkt 22 e) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Michael Luther, Günter Baumann, Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, Robert Hochbaum, Dr. Peter Jahr, Manfred Kolbe, Michael Kretschmer, Andreas G. Lämmel, Katharina Landgraf, Maria Michalk, Henry Nitzsche, Arnold Vaatz und Marco Wanderwitz (alle CDU/CSU) zur Abstim- mung über den Entwurf eines Gesetzes zur Z d m A D D D C A A 6040 A u Protokoll gegebene Reden zur Beratung es Antrags: Steuerberatung zukunftsfähig achen (Tagesordnungspunkt 29) ntje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6045 B 6046 D 6047 D 6048 C 6049 B 6050 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 5967 (A) ) (B) ) 61. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
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    Anlage 5 ung 3. Absatz, der letzte Satz eide – und das lassen Sie er FDP sagen – mit ihren euersystemen den Druck höhen, endlich selbst die igen, gehört aus Sicht der enten für diese Erweite- e folgt zu lesen: „Das ist , und alle Länder mit Bei- nnen beispielsweise das oatien nur dann aufneh- raglichen Grundlagen der - und Strukturpolitik der ir uns zukünftige Beitritte abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf – Röring asan koll genommen werden. Es er Kolleginnen und Kolle- U/CSU-Fraktion, Manfred on, Dr. Christel Happach- Dr. Kirsten Tackmann von e Cornelia Behm von der ie Grünen.1) ung über den von der Frak- rünen eingebrachten Ent- zur Änderung des Wasser- tion des BÜNDNISSES Steuerberatung zukunf – Drucksache 16/1886 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss (f) Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Auch hier sollen alle Reden werden. Es handelt sich um die und Kollegen Antje Tillmann v tion, Dr. Hans-Ulrich Krüger Dr. Volker Wissing von der FD Höll von der Fraktion Die Lin von der Fraktion des Bündnisse Interfraktionell wird die Übe Drucksache 16/1886 an die in führten Ausschüsse vorgeschla Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 6039 (A) ) (B) ) Bernd Dr. Paech, Norman DIE LINKE 27.10.2006 Wolff (Wolmirstedt), SPD 27.10.2006 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Otto (Frankfurt), Hans-Joachim FDP 27.10.2006 Waltraud Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ackermann, Jens FDP 27.10.2006 Adam, Ulrich CDU/CSU 27.10.2006 Bülow, Marco SPD 27.10.2006 Burchardt, Ulla SPD 27.10.2006 Eichel, Hans SPD 27.10.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 27.10.2006 Gabriel, Sigmar SPD 27.10.2006 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 27.10.2006 Gerster, Martin SPD 27.10.2006 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.10.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 27.10.2006 Großmann, Achim SPD 27.10.2006 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.10.2006 Hoff, Elke FDP 27.10.2006 Kasparick, Ulrich SPD 27.10.2006 Dr. Küster, Uwe SPD 27.10.2006 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 27.10.2006 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 27.10.2006 Maurer, Ulrich DIE LINKE 27.10.2006 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 27.10.2006 Neumann (Bremen), CDU/CSU 27.10.2006 P R D D S D S S D S T U V W W W W W D W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten ieper, Cornelia FDP 27.10.2006 amelow, Bodo DIE LINKE 27.10.2006 r. Rossmann, Ernst Dieter SPD 27.10.2006 r. Schmidt, Frank SPD 27.10.2006 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 27.10.2006 r. Schwanholz, Martin SPD 27.10.2006 eehofer, Horst CDU/CSU 27.10.2006 tiegler, Ludwig SPD 27.10.2006 r. Stinner, Rainer FDP 27.10.2006* trobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 27.10.2006 oncar, Florian FDP 27.10.2006 lrich, Alexander DIE LINKE 27.10.2006 aatz, Arnold CDU/CSU 27.10.2006 aitz, Christoph FDP 27.10.2006 egner, Kai CSU/CDU 27.10.2006 eisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 27.10.2006 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 27.10.2006 ieland, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.10.2006 r. Wodarg, Wolfgang SPD 27.10.2006 olf (Frankfurt), Margareta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.10.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6040 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 (A) ) (B) ) Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Nummer II der Beschlussempfehlung des Aus- schusses für Gesundheit zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Vertragsarztrechts und anderer Gesetze (Vertragsarztrechtsände- rungsgesetz – VÄndG) (Tagesordnungspunkt 22 e) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum „Ja“ lautet. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Michael Luther, Günter Baumann, Veronika Bellmann, Klaus Brähmig, Robert Hochbaum, Dr. Peter Jahr, Manfred Kolbe, Michael Kretschmer, Andreas G. Lämmel, Katharina Landgraf, Maria Michalk, Henry Nitzsche, Arnold Vaatz und Marco Wanderwitz (alle CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Vertragsarztrechts und anderer Gesetze (Vertragsarztrechtsänderungsgesetz – VÄndG) (Tagesordnungspunkt 22 e) In einigen Regionen Deutschlands, insbesondere in den neuen Bundesländern, besteht hinsichtlich der haus- ärztlichen und fachärztlichen Versorgung ein Engpass. Der Sicherstellungsauftrag ist hier in Gefahr. Deshalb haben wir seit einiger Zeit in Abstimmung mit dem Frei- staat Sachsen neben Maßnahmen zur vertragsärztlichen Flexibilisierung weitere Instrumente zur Abmilderung der regionalen Versorgungsprobleme gefordert. Mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz werden nunmehr eine Reihe sehr sinnvoller Regelungen beschlossen. Das be- grüßen wir ausdrücklich. Allerdings ist im Gesetzgebungsverfahren im Vorgriff auf die weiter gehende Gesundheitsreform das Problem der Entschuldung der Krankenkassen aufgegriffen und in einer Form geregelt worden, die dem besonderen wirt- schaftlichen Handeln einiger Krankenkassen in Sachsen nicht Rechnung trägt. Es handelt sich um den § 265 a SGB V (Finanzielle Hilfen in besonderen Notlagen, zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Entschul- dung). Dieser sieht vor, dass solvente Krankenkassen ei- ner Kassenart künftig nicht mehr freiwillige, sondern verpflichtende Finanzhilfen für verschuldete Kranken- kassen derselben Kassenart aufbringen müssen. Die da- für erforderliche Satzungsänderung soll nicht mehr mit qualifizierter Mehrheit entsprechend der Größe einer Krankenkasse, sondern mit einfacher Mehrheit beschlos- sen werden. Die solventen Krankenkassen sollen ent- sprechend ihrer Leistungsfähigkeit Zahlungen zugunsten Not leidender Krankenkassen derselben Kassenart leis- ten. e d k o s d J h z d B N f t v A G G D A e n d l t k t D v t g d z l D r B L s w n n z m s (C (D Die Vorschrift verfolgt das Ziel, alle Krankenkassen iner Kassenart bis zum 31. Dezember 2007 zu entschul- en. In Ausnahmefällen sollen verschuldete Kranken- assen ein Jahr länger Zeit bekommen, ihre Finanzen zu rdnen. Spätestens Ende 2008 müssen sie schuldenfrei ein. Durch den kurzfristigen Entschuldungsdruck wer- en auch solvente Krankenkassen dazu veranlasst, im ahr 2007 bzw. 2008 ihre Beitragssätze in einem weit öheren Maße als bislang geplant zu erhöhen. Mit dieser Vorschrift werden Zentralisierungstenden- en innerhalb der Kassenlandschaft gestärkt. Ferner han- elt es sich hierbei um einen erheblichen Eingriff in die eitragsautonomie der gesetzlichen Krankenkassen. icht zuletzt wird mit dem von uns kritisierten Paragra- en die Aushebelung des Wettbewerbs der Kassen zulas- en der bisher wirtschaftlich agierenden Krankenkassen orangetrieben. Deshalb können wir der Beschlussempfehlung des usschusses für Gesundheit, Drucksache 16/3157, zum esetz zur Änderung des Vertragsarztrechts und anderer esetze (Vertragsarztrechtsänderungsgesetz – VÄndG), rucksache 16/2474 nicht zustimmen. nlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Zweiten Ge- setzes zur Änderung des Wasserverbandsgeset- zes (Tagesordnungspunkt 27) Dr. Peter Jahr (CDU/CSU): Die letzten Redner in iner parlamentarischen Sitzungswoche haben stets ei- en sehr undankbaren Auftrag: Einerseits verhindern sie en rechtzeitigen Start in die Annehmlichkeiten des Po- itikerwochenendes, andererseits müssen die Redebei- räge auch noch das Ohr der aufmerksamen Öffentlich- eit erreichen. Ich hatte eigentlich vor, den Standpunkt unserer Frak- ion einfach nur mit zwei Sätzen zusammenzufassen: ie Antragsteller beabsichtigen, die Wasser- und Boden- erbände – immerhin per Bundesgesetz – zu verpflich- en, bei der Bemessung der Beiträge der Verbandsmit- lieder die Nutzung der betroffenen Grundstücke und ie dadurch bedingten Unterschiede des Wasserabflusses u berücksichtigen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ehnt den Entwurf des von der Fraktion von Bündnis 90/ ie Grünen eingebrachten Zweiten Gesetzes zur Ände- ung des Wasserverbandsgesetzes, entsprechend der eschlussempfehlung des Ausschusses Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz auf Druck- ache 16/2806, ab. Punkt aus und Basta! Unsere Debatte äre dann hiermit – fast – beendet. Als gut erzogener Demokrat muss ich jedoch noch ei- ige Sätze mehr auf dieses Thema verwenden, um mir icht dem Vorwurf der Arroganz der Mehrheit anhören u müssen. Bei jeder gesetzgeberischen Initiative sollte an sich immer vorher fragen: Erstens. Ist das Anliegen innvoll? Zweitens. Ist dazu ein Gesetz notwendig? Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 6041 (A) ) (B) ) Zur Sinnhaftigkeit wäre Folgendes festzuhalten: Es kann regional durchaus sinnvoll sein, bei der Bemessung der Abwasserbeiträge die unterschiedliche Nutzung der Grundstücke zu berücksichtigen. Unterschiedliche Grund- stücke sind gleich unterschiedliche Wasserabflussmen- gen und unterschiedliche Wasserabflussmengen sind gleich unterschiedlich hohe Beiträge, weil es natürlich einen Unterschied macht, ob ein Grundstück beispiels- weise stark versiegelt oder voll wasseraufnahmefähig ist. Ist dazu ein Gesetz nötig? Hier muss ich eindeutig mit Nein antworten. All das, was Sie regeln wollen, ist heute schon regelbar, wenn die Akteure vor Ort es für nötig halten, das heißt man kann heute schon, wenn man muss und will. Sie wollen daraus ein Müssen ohne Können und Wollen machen, das ist schlicht und ergreifend falsch, und genau das ist auch der Hauptablehnungs- grund. Die vorgeschlagene Änderung ist überflüssig und unnötig. Die Änderungsvorschläge würden zusätzliche Bürokratie produzieren und in die Rechte und Pflichten der Selbstverwaltungsorgane eingreifen. Bemerkenswert ist auch, dass Sie gleich zwei Anträge ins parlamentarische Rennen schickten. Als aufmerksa- mer Leser habe ich einmal beide Anträge der Bündnis- grünen, die in weiten Passagen ja wortgleich sind, ver- glichen. Die Drucksache 16/681 vom 15. Februar 2006 wurde Ende Mai zurückgezogen und durch 16/1642 er- setzt. Warum? Zunächst hatte ich den Eindruck, die Her- ren in der Fraktion haben sich – endlich! – durchgesetzt, denn alle „Eigentümerinnen und Eigentümer“ des alten Antrages sind im neuen Antrag zu „Eigentümer-Schräg- strich-Eigentümerinnen“ mutiert. Ein schöner Erfolg, wage ich als Mann zu sagen! Es mag ja auch wegen sta- tistischer Gründe so sein. Ich vermute nämlich, dass es in Deutschland weitaus mehr Eigentümer gibt als Eigen- tümerinnen. Aber das war es wohl nicht, was einen neuen Antrag gerechtfertigt hätte. Der eigentliche Pferdefuß im Vergleich Altantrag zu Neuantrag findet sich dann aber auf Seite 3, im Vor- schlag für den konkreten Gesetzestext. Hieß es in der zu- rückgezogenen Version 16/681 noch: Dabei muss der Beitragsmaßstab zwingend Unter- schiede des Wasserabflusses angemessen berück- sichtigen. wird daraus in der heute zu beratenden Neufassung in 16/1642: Bei der Feststellung sind die Nutzung der betroffe- nen Grundstücke und die dadurch bedingten Unter- schiede des Wasserabflusses zu berücksichtigen. Damit präsentiert uns der vorliegende Änderungsan- trag von Bündnis 90/Die Grünen allen Ernstes ein wahr- haft kompliziertes und bürokratiegeladenes Monster! Das geltende Bundesrecht bietet mit dem Wasserver- bandsgesetz bereits jetzt die Möglichkeit, die Beiträge der Verbandsmitglieder an die jeweilige Nutzung der Flächen oder an die für die einzelnen Grundstücke tat- sächlich entstehenden Kosten zu knüpfen. Die Länder können dazu differenzierte Regelungen treffen. Im Bun- d T G R a N b b D d g W V N n b l z v H e d N u M U g r h u n d Ä a d a u b W q u d d M Ü e H G l (C (D esland Sachsen ist das zum Beispiel nicht der Fall. rotzdem steht es den Verbänden völlig frei, auf der rundlage des Wasserverbandsgesetzes entsprechende egelungen zu treffen. Mit dem geltenden gesetzlichen Rahmen kann man lso sowohl die Vorteile der Grundstückseigentümer und utznießer betrachten, die diese vom Wasserverband ha- en, als auch die etwaigen Nachteile, die der Wasserver- and von den betreffenden Grundstücksnutzern erleidet. as wird durch eine Einzelfallprüfung ermöglicht. Wenn ie Grundstückseigentümer – und natürlich auch die -ei- entümerinnen! – keinen Vorteil von der Aufgabe des asserverbandes haben und auf der anderen Seite der erband durch das betreffende Grundstück auch keinen achteil bzw. Kostennachteil erleidet, dann erfolgt auch ach geltendem Recht eine interessengerechte Beitrags- emessung. Neben der Dialektik von Vor- und Nachtei- en noch ein weiteres Kriterium, nämlich das der Nut- ungsart, einzufügen, heißt, die Beitragsbemessung zu erkomplizieren und selbst dort, wo kein ernsthafter andlungsbedarf ist, einen künstlichen Aktionismus zu rzeugen, der wieder bei der Einzelfallprüfung landet, iesmal aber völlig unnötig. Wieso sollten wir heute die geltende Praxis ohne jede ot ändern? Übereinstimmend bescheinigen uns Länder nd Verbände, damit also auch die Mitgliederinnen und itglieder, dass keinerlei Handlungsbedarf vorliegt. nd falls das doch einmal der Fall sein sollte, kann die ültige Gesetzeslage jederzeit Abhilfe schaffen. Offensichtlich hat dieser Vorschlag die Mitregie- ungszeit von Bündnis 90/Die Grünen überdauert. Ich abe den Eindruck, dass dieses Gesetzgebungsvorhaben nter Rot-Grün niemals umzusetzen gewesen wäre. Die eue Bundesregierung sieht keinerlei Veranlassung, in iesem Punkt anders zu handeln. Bevor ich schließe, erlaube ich mir noch, auf die erste nderung des Wasserverbandsgesetzes im Jahr 2001 ufmerksam zu machen. Diese einstimmig verabschie- ete Änderung betraf nur ein einziges Wort: Ich zitiere us Drucksache 14/8223, Seite 5: In § 58 Abs. 2 Satz 2 des Wasserverbandsgesetzes vom 12. Februar 1991 (BGBl. I S. 405) wird das Wort „späterer“ durch das Wort „anderer“ ersetzt. Dementsprechend kurz war die Beratungszeit. Ich schließe in der Hoffnung, dass die anderen Redner ns bitte nicht einen noch späteren Wochenendbeginn escheren mögen. Manfred Zöllmer (SPD): Wie heißt es so schön im erbespruch der Berliner Mineralwasserfirma Spree- uell: „Volle Pulle Leben“. Der Mensch, aber auch Tier nd Umwelt brauchen Wasser zum Leben. Wasser be- eutet Leben, deshalb wird auch auf dem Mars ständig anach gesucht. Biologisch betrachtet benötigt der ensch drei bis vier Liter Trinkwasser täglich zum berleben. Die Weltgesundheitsorganisation geht von inem Bedarf von 20 Litern pro Tag für Trinkwasser, ygiene, Waschen und Kochen aus. Wasser ist ein rundbedürfnis und eine Voraussetzung für die mensch- iche Entwicklung. 6042 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 (A) ) (B) ) Aufgrund dieser Erkenntnis haben wir die Verpflich- tung, mit dem Gut Wasser sorgsam umzugehen und poli- tische Entscheidungen zu treffen, die in diesem Sinne förderlich sind. Dies betrifft insbesondere den Umgang mit unseren Gewässern. Das Wasserhaushaltsgesetz gibt uns in seinem Grundsatz in § 1a hier zunächst eine hin- reichende „Gebrauchsanleitung“. Dort heißt es zutref- fend: Die Gewässer sind als Bestandteil des Naturhaus- halts und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu sichern. Sie sind so zu bewirtschaften, dass sie dem Wohl der Allgemeinheit und im Einklang mit ihm auch dem Nutzen Einzelner dienen, vermeidbare Beeinträchtigungen ihrer ökologischen Funktionen und der direkt von ihnen abhängenden Landökosys- teme und Feuchtgebiete im Hinblick auf deren Wasserhaushalt unterbleiben und damit insgesamt eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet wird. Dabei sind insbesondere mögliche Verlagerungen von nachteiligen Auswirkungen von einem Schutz- gut auf ein anderes zu berücksichtigen; ein hohes Schutzniveau für die Umwelt insgesamt, unter Be- rücksichtigung der Erfordernisse des Klimaschut- zes, ist zu gewährleisten. Auch die EU-Wasserrichtlinie stellt zu Recht fest, dass Wasser keine Handelsware darstellt, sondern ein er- erbtes Gut ist, welches geschützt, verteidigt und entspre- chend behandelt werden muss. In Deutschland kommt dieser Anspruch in der Vorstellung zum Ausdruck, dass der Staat die Wasserbewirtschaftung als wichtigen Teil der Daseinsvorsorge ansieht. Dies beinhaltet zum Bei- spiel, Trinkwasser in gleichbleibend hoher Qualität, flä- chendeckend und zuverlässig allen Verbraucherinnen und Verbrauchern zur Verfügung zu stellen. Dabei zielt die Bewirtschaftung auf eine nachhaltige Sicherung der Lebensgrundlagen für alle Bürgerinnen und Bürger und gewährleistet so die Einhaltung hoher Standards der Hy- giene des Gesundheits- und Umweltschutzes. Diese Da- seinsvorsorge ist organisatorisch indes nicht zentralis- tisch in der Hand des Bundesumweltministeriums oder etwa einer Bundeswasserbehörde, sondern stellt in erster Linie eine Länderangelegenheit dar. Gesetzestechnisch bewegen wir uns hier auf dem Feld der konkurrierenden Gesetzgebung. In den Ländern fin- den sich mithin eigene gesetzliche Regelungen, wie etwa im Landeswassergesetz in Nordrhein-Westfalen. Organi- satorisch ist der Gewässerschutz in den Ländern über- wiegend in die Hände der Wasserverbände, die Körper- schaften des öffentlichen Rechts sind, gelegt worden. Die Gesetzgebungskompetenz des Bundes für den Bereich der Wasserverbände wird mit dem Wasserver- bandsgesetz ausgeübt. Den Ländern wird in diesem Ge- setz jedoch ein Selbstverwaltungsmodell zur Verfügung gestellt. Die Inanspruchnahme dieses Instruments durch die Länder variiert zugegebenermaßen sehr stark. Es ist jedoch die Aufgabe der Länder, Details zu regeln, bzw. es obliegt den Satzungen der jeweiligen Wasserver- bände. In meinem Wahlkreis Wuppertal kümmert sich bei- spielsweise seit 1930 der Wupperverband um die Was- s N i g E d d b r S b d g V l G d U B t N t b f w b d d z k s d m v g m r c p w s A a s t s r i K z t n n t U f b d (C (D erwirtschaft. Als einer der großen Wasserverbände in ordrhein-Westfalen tritt er für einen nachhaltigen und ntegralen Umweltschutz ein. Durch Beiträge seiner Mit- lieder werden die Aufgaben des Verbandes finanziert. inzelheiten werden in der Satzung des Wupperverban- es geregelt. So finden sich zum Beispiel in den §§ 26 ff. er Satzung differenzierte Regelungen zur Beitragserhe- ung. Mit Ihrem Gesetzesvorschlag wollen Sie eine Ände- ung des Wasserverbandsgesetzes des Bundes erreichen. ie streben eine Modifizierung des § 30 Wasserver- andsgesetz an, in dem grundsätzlich der Maßstab für ie Verbandsbeiträge geregelt ist. In der Sache selbst eht es Ihnen darum, die Bemessung der Beiträge der erbandsmitglieder so zu gestalten bzw. bundesgesetz- ich festzulegen, dass die Nutzung der betroffenen rundstücke und die dadurch bedingten Unterschiede es Wasserabflusses Berücksichtigung finden. Nicht zu nrecht weisen Sie auf die Unterschiede hin, die es in ezug auf den Wasserabfluss zwischen Wald- und Na- urschutzflächen oder Flächen der landwirtschaftlichen utzung auf der einen Seite und bebauten oder unbebau- en Flächen auf der anderen Seite gibt. Dies wollen Sie ei der Beitragsbemessung berücksichtigt wissen. Fraglich ist jedoch, ob der von Ihnen zusätzlich einzu- ügende Satz in Abs. 1 des § 30 Wasserverbandsgesetzes irklich weiterhelfen würde. Das geltende Bundesrecht ietet in § 30 des Wasserverbandsgesetzes bereits jetzt ie Möglichkeit, die Beiträge der Verbandsmitglieder an ie jeweilige Nutzung der Flächen oder an die für ein- elne Grundstücke tatsächlich entstehenden Kosten zu nüpfen. Eine Reihe von Ländern haben das auch ent- prechend geregelt. Es obliegt aber eben den Ländern, ie für die Durchführung der Gewässerunterhaltungs- aßnahmen zuständig sind und den erwähnten Wasser- erbänden, im Rahmen ihrer Verbandsatzungen diese esetzliche Vorgabe zu nutzen bzw. auszugestalten. Wir einen, dass die bundesrechtlich vorgegebenen Krite- ien für die Bemessung der Verbandsbeiträge hinrei- hend ausgewogen formuliert sind. Eine allen Beitrags- flichtigen gerecht werdende Veranlagung kann so ohne eiteres erreicht werden, ohne dass es einer bundesge- etzlichen Änderung des Gesetzes bedarf. Zudem: Wir haben hier das Subsidiaritätsprinzip aus rt. 23 Grundgesetz zu achten. Sowohl die Länder als uch die Wasserverbände als kleinere Untereinheiten ind in der Lage, die Aufgabe der Wasserbewirtschaf- ung als eigene Angelegenheit zu erledigen. Hieraus ent- teht deren Handlungsvorrang und damit auch der Vor- ang eigener gesetzlicher Regelungen bzw. Regelungen m Rahmen der Satzungen dieser öffentlich-rechtlichen örperschaften. Der unterstützenden Pflicht des Bundes ur Erledigung der Gesamtaufgabe Wasserbewirtschaf- ung ist mit dem geltenden Wasserverbandsgesetz Ge- üge getan. Dies gilt auch für die Normen und die darin iedergeschriebenen Freiräume bei der Beitragsgestal- ung. Das Subsidiaritätsprinzip hat diese Freiräume der ntereinheiten im Blick, deren sich im Rahmen unserer öderalen Struktur die Länder und die Wasserverbände erechtigt bedienen. Wenn hier etwas im Hinblick auf ie Beiträge im Argen liegen sollte, muss dies eben dort Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 6043 (A) ) (B) ) geregelt werden. Wir meinen, dass es einer bundesge- setzlichen Neuregelung nicht bedarf, und lehnen daher Ihren Gesetzentwurf und den damit verbundenen Antrag entsprechend der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ab. Dr. Christel Happach-Kasan (FDP): Der von den Grünen vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Wasserverbandsgesetzes greift ein Problem auf, das seit langem bekannt ist. In einigen Bundesländern wie zum Beispiel dem Bun- desland Brandenburg werden an den Kosten für die Ge- wässerunterhaltung alle Grundeigentümer in gleicher Weise beteiligt, unabhängig davon, ob und in welchem Umfang sie die Dienstleistungen des jeweiligen Wasser- und Bodenverbandes beanspruchen. Es wird nicht diffe- renziert zwischen der Nutzung des Landes und der je- weiligen Notwendigkeit für Maßnahmen der Gewässer- unterhaltung. Für die Nutzung von Flächen der Landwirtschaft wie auch für bebaute Flächen sind deutlich höhere Aufwen- dungen für die Gewässerunterhaltung erforderlich als für Waldflächen oder insbesondere Naturschutzflächen. Dieser erhöhte Aufwand verursacht auch erhöhte Kos- ten. Diese erhöhten Kosten auf alle Landeigentümer um- zulegen, so wie dies zum Beispiel in Brandenburg ge- schieht, ist in zweifacher Weise ungerecht. Zum einen sollte nach dem Verursacherprinzip derjenige zahlen, der die Kosten verursacht. Zum anderen ist festzustellen, dass Waldflächen einen deutlich geringeren Gewinn er- möglichen als landwirtschaftlich genutzte Flächen. Na- turschutzflächen werden zumeist in keiner Weise ge- nutzt, erwirtschaften keine Gewinne. Im Übrigen widersprechen häufig die Maßnahmen der Gewässerun- terhaltung den Schutzzielen der Naturschutzgebiete. Diese Umstände sollten die Gesetze der Länder be- rücksichtigen und in ihren jeweiligen Landesgesetzen für die Landeigentümer nach der Nutzung des Landes differenzierte Beiträge für die Wasser- und Bodenver- bände festsetzen. In den meisten Ländern ist dies auch der Fall. Eine unrühmliche Ausnahme ist Brandenburg. In Sachsen- Anhalt wurde das entsprechende Gesetz erst kürzlich in diesem Sinn geändert. Die im Gesetzentwurf vorgeschlagene Lösung wider- spricht jedoch der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland. Es ist nicht Aufgabe des Bundestages, in einzelnen Bundesländern gegebene Fehlentwicklungen in der Landesgesetzgebung durch Bundesgesetze zu kor- rigieren. Der Deutsche Bundestag ist nicht Korrekturbe- hörde für Fehlentwicklungen auf der Ebene einzelner Länder. Es muss im Land Brandenburg selbst eine Gesetzes- änderung herbeigeführt werden, um diesen Missstand zu ändern. Die Landesregierung aus SPD und CDU hat of- f c d s J r g F R r z s d n l v g G W l u n t W c t S a b d d n a g z r b m r V l d t s s d W o (C (D ensichtlich nicht die Kraft, einen solchen offensichtli- hen Missstand zu beheben. Das ist ein Armutszeugnis. Die Landesregierung kann sich nicht damit herausre- en, dass ihr der Missstand nicht bekannt sei. Er ist auf ehr vielen öffentlichen Veranstaltungen in den letzten ahren in aller Deutlichkeit thematisiert worden. Im Inte- esse des Naturschutzes und des Waldbesitzes muss zü- ig eine gerechtere Lösung herbeigeführt werden. Die Regelung in Brandenburg führt zu erheblichen ehlentwicklungen in der Entwicklung des ländlichen aumes. Wir Liberale teilen die Einschätzung, dass die unge- echte Belastung von Grundeigentümern mit Beiträgen u den Wasser- und Bodenverbänden geändert werden ollte. Nach unserer Auffassung muss dies durch die Än- erung der Landesgesetzes herbeigeführt werden und icht durch die Änderung des Bundesgesetzes. Schließ- ich zeigen die meisten Bundesländer, dass sie mit dem om Bundesgesetz gegebenen Rahmen angemessen um- ehen können. Deshalb enthalten wir uns. Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE): Der von den rünen eingebrachte Gesetzentwurf zur Änderung des asserverbandsgesetzes hat ein gerecht klingendes An- iegen. Bei der Bemessung des Beitrages der Mitglieder nd Nutznießer von Wasser- und Bodenverbänden soll un die Nutzungsart berücksichtigt werden. Das bedeu- et in der Konsequenz unterschiedliche Beiträge für ald- und Naturschutzflächen bzw. für landwirtschaftli- he und bebaute Flächen. Eine „einheitliche Bemessung“ sei „nicht gerechtfer- igt“, so die Antragsteller. Wenn es so wäre, wäre diesem atz zuzustimmen. Denn differenzierte Beiträge sind uch aus unserer Sicht sinnvoll. Nur: Wer sich die Mühe macht und in das Wasserver- andsgesetz aus dem Jahr 1991 hineinschaut, staunt. In er Gesetzesbegründung auf Drucksache 12/6764 hat er Bundesgesetzgeber die Vielgestaltigkeit der Verhält- isse in den einzelnen Verbänden durchaus eingeräumt, ber darauf verwiesen, dass vor Ort gerechte Regelun- en nur mit dem Satzungsrecht erfolgen können. Um das u sichern, wurden dem Satzungsrecht drei differenzie- ende Beitragsbemessungskriterien an die Hand zu ge- en. Laut gültigem Wasserverbandsgesetz soll sich die Be- essung der Verbandsbeiträge nach folgenden Kriterien ichten: Erstens. Vorteilsgerechtigkeit, das heißt nach dem orteil des Beitragsschuldners aus der Aufgabenerfül- ung durch den Verband. Der Gesetzgeber anerkannte amit, dass der Vorteil der Eigentümerinnen und Eigen- ümer sehr unterschiedlich sein kann. Wenn zum Bei- piel die Abführung des Niederschlagwassers in nieder- chlagsarmen Waldregionen schädlich ist, müsste nach em Gesetz dieser Nachteil beitragsmindernd wirken. enn das nicht der Fall ist, wäre die betreffende Satzung der ihre Anwendung fehlerhaft, nicht das Gesetz. 6044 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 (A) ) (B) ) Zweitens. Kostengerechtigkeit. Das heißt, höhere Kosten des Verbandes für Grundstücke sollen zu höhe- ren Beiträgen führen, wobei die Verbände die Kosten nur annähernd ermitteln müssen. Eine von den Kosten ab- weichende Beitragsbemessung darf nur ausnahmsweise und bei ganz bestimmten Maßnahmen vorgenommen werden. Drittens. Verursachergerechtigkeit. Nachteilige Ein- wirkungen von Grundstücken, denen mit Verbandsmaß- nahmen begegnet werden muss, sollen zu höheren Bei- trägen führen. Daraus folgt: Mit den Kriterien der Vorteils-, Kosten- und Verursachergerechtigkeit regelt das gültige Wasser- verbandsgesetz keinesfalls einen undifferenzierten Flä- chenmaßstab, wie der vorliegende Antrag unterstellt. Sollten trotzdem Beiträge nach undifferenzierten Flä- chenmaßstäben in der Praxis erhoben werden oder die Differenzierungen nicht den durch das Gesetz vorgege- benen Kriterien entsprechen, ist das ein Problem der Rechtsanwendung, nicht der Gesetzgebung. Es ist aber eine berechtigte Frage, ob solche Probleme der Rechtsanwendung durch neue bundesgesetzliche Re- gelungen vermieden oder verhindert werden können. Überlegenswert wäre aus unserer Sicht auch ein zu- sätzliches Kriterium: das Solidarprinzip unter den Mit- gliedern. Stärkere Schultern können ja auch größere Las- ten der Beitragsfinanzierung tragen. Fazit: Einen dringenden Bedarf für eine Änderung des Wasserverbandsgesetzes auf Bundesebene sehen wir nicht. Die Länder und die Satzungsgeber können die Re- gelung vor Ort oft passgenauer treffen und aushandeln. Das Problem der Kosten der Gewässerunterhaltung ist ohnehin nicht durch Umverteilung – einer zahlt mehr, der andere weniger – lösbar. Entscheidend für gerechte, bezahlbare und letztlich auch akzeptierte Beitrage ist die Einbeziehung aller betroffenen Grundstücksnutzer in die Maßnahmeplanung und die Sicherung der demokrati- schen Mitwirkung. Hinsichtlich der Beitragsbemessung gibt es in einigen Regionen, wie zum Beispiel in Brandenburg, deutliche Defizite, die aber nicht durch die vorgeschlagenen Ände- rungen des Bundsgesetzes gelöst werden können. Ge- braucht wird ein differenzierter, transparenter und ge- rechter Umlagemaßstab nach eindeutig abgrenzbaren Kriterien. Dieses Anliegen des Antrags teilen wir, er ist aber nicht die Lösung des Problems, deshalb werden wir uns enthalten. Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist meines Erachtens nicht klug, wenn der Bund darauf verzichtet, etwas zu regeln, wo einheitliches Bundes- recht möglich und – wie im Falle der Gewässerunterhal- tung – auch sinnvoller ist als unterschiedliche Landesre- geln. In einigen Bundesländern müssen sich Eigentümer von Wäldern und Naturschutzflächen nach wie vor in gleichem Maße an den Kosten für die Gewässerunterhal- tung beteiligen wie Eigentümer landwirtschaftlicher und b h u d d w a z g t R s a d v w N w w n t w n s v i d w s T s f w k N t c n r d N d r e s i f w i d h t m d s n f v (C (D ebauter Grundstücke. Dort gilt für die Gewässerunter- altungsbeiträge ein einheitlicher Flächenmaßstab. Mit nserem Gesetz wollen wir das ändern. Wir wollen dazu as bundesweit gültige Wasserverbandsgesetz so ändern, ass die Gewässerunterhaltungsverbände verpflichtet erden, die Gewässerunterhaltungsbeiträge zukünftig in llen Bundesländern nach Flächennutzung zu differen- ieren. Eine einheitliche Bemessung der Beiträge unabhän- ig von der Art der Flächennutzung ist nicht gerechtfer- igt. Bei Wald- und Naturschutzflächen ist es in der egel gar nicht erforderlich, einen hohen Grundwasser- tand zu vermeiden. Dies ist bei bebauten Flächen oder uch bei landwirtschaftlichen Nutzflächen, insbesondere en Äckern, zumeist anders. Bebaute Flächen müssen or einem zu hohen Grundwasserstand und vor Hoch- asser geschützt werden. Auch landwirtschaftliche utzflächen werden im Interesse von höheren Erträgen ährend der Vegetationsperiode vor zu hohem Grund- asserstand bewahrt. Dementsprechend haben die Eig- er von bebauten Grundstücken und von Äckern ein In- eresse daran, dass überschüssiges Wasser abgeführt ird, Eigner von Wäldern und Naturschutzflächen aber icht. Dennoch müssen sie genauso viel für die Gewäs- erunterhaltung bezahlen. Das ist weder umweltpolitisch ernünftig noch wirtschaftspolitisch gerechtfertigt. Damit aber nicht genug. In vielen Regionen haben nsbesondere Waldbesitzer nicht nur keinen Nutzen, son- ern sogar einen ökonomischen Schaden durch die Ge- ässerunterhaltung. Denn insbesondere in nieder- chlagsarmen Regionen fehlt den Wäldern in den rockenperioden das Wasser, wenn es in den nieder- chlagsreicheren Zeiten schnell abgeführt wird. Dies ührt zu einem verminderten Wachstum der Bäume, zu- eilen sogar zu Waldbränden und Totalausfall. Oftmals önnen die Erträge aus den eher ertragsarmen Wald- und aturschutzflächen die Kosten für die Unterhaltungsbei- räge – in der Regel mehrere Euro pro Hektar – nicht de- ken. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist auf diesen Flächen icht mehr möglich. Dies betrifft vor allem die trockene- en und ertragsschwächeren Standorte bzw. Regionen in er Bundesrepublik Deutschland, zum Beispiel den ordosten. Gewässerunterhaltungsbeiträge, die nach Nutzungsart ifferenzieren, führen zu einer betriebswirtschaftlich ge- echteren Beitragsbelastung zwischen den Grundstücks- igentümern. Außerdem schaffen sie einen Anreiz, Ver- iegelungen zu vermeiden. In Regionen mit Gewässern, n deren Einzugsgebiet viel Wald und viele Naturschutz- lächen liegen, wird dann nur noch der unabdingbar not- endige Gewässerunterhaltungsaufwand betrieben. Dies st gut für den Landschaftswasserhaushalt – insbeson- ere in den trockeneren Regionen Deutschlands, die äufig unter Wassermangel leiden. Bei der Gewässerun- erhaltung muss endlich umgedacht werden. Es ist nicht ehr angebracht, das Wasser so schnell wie möglich aus er Landschaft abzuleiten. Im Interesse des Hochwasser- chutzes und zur Vermeidung von Dürresituationen ist es otwendig, den Aufwand und somit auch die Beiträge ür die Gewässerunterhaltung in denjenigen Gebieten zu erringern, in denen ein schneller Wasserabfluss nicht Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 6045 (A) ) (B) ) erforderlich ist, also zum Beispiel in den meisten Wäl- dern sowie in Naturschutzgebieten. Eine nutzungsdifferenzierte Bemessung der Beiträge zur Gewässerunterhaltung ist aus diesen Gründen also ökologisch und ökonomisch geboten. Es ist längst über- fällig, dass sie in restlos allen Bundesländern eingeführt werden. Etliche Bundesländer haben dem in ihren Lan- deswassergesetzen bereits Rechnung getragen. Andere hingegen, wie beispielsweise das Land Brandenburg, ha- ben sich bisher dagegen gestemmt, entsprechende Kon- sequenzen zu ziehen – obwohl gerade Brandenburg mas- sive Probleme mit dem Landschaftswasserhaushalt hat. Aufgrund des Klimawandels werden sich diese Pro- bleme zukünftig bundesweit verschärfen. Die große Koalition hat sich in den Ausschussbera- tungen mit unserem Gesetzentwurf inhaltlich gar nicht auseinander gesetzt, sondern einfach nur darauf verwie- sen, die Regelung dieser Frage solle den Bundesländern überlassen bleiben. Mit dieser Argumentation liefern Sie ein ziemlich schwaches Bild. Natürlich ist der Bundes- gesetzgeber in der Lage und berechtigt, dies zu regeln, wenn er es denn für wichtig erachtet. Mit Ihrem Verweis auf die Länderhoheit zeigen Sie nur, dass Ihnen an der Lösung der Fragen des Landschaftswasserhaushaltes und der wirtschaftlichen Nöte der betroffenen Waldbe- sitzer und Eigentümer von Naturschutzflächen in keiner Weise gelegen ist. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Steuerberatung zu- kunftsfähig machen (Tagesordnungspunkt 29) Antje Tillmann (CDU/CSU): Die Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen hat am 20. Juni den Antrag mit dem Titel „Steuerberatung zukunftsfähig machen“ einge- bracht. Viele Punkte des grünen Antrags sind identisch mit dem Ursprungsentwurf aus der 15. Legislaturperi- ode, der damals im parlamentarischen Verfahren stecken blieb. Am 13. Juli hat das BMF den Entwurf eines 8. Ge- setzes zur Änderung des Steuerberatungsgesetzes veröf- fentlicht und es ist festzustellen, dass dieser wie erwartet vieles von dem aufgreift, was schon seit Jahren disku- tiert wird. Schnellschüsse sind nun aber hinsichtlich des sich bewährten Berufsrechts nicht sinnvoll. Die Geset- zesarbeiten im BMF sollten durch den vorliegenden An- trag nicht „unter Druck“ gesetzt werden. Viele Betroffene haben in den letzten Wochen bereits zum BMF-Entwurf Stellung genommen. Es wäre deswe- gen wünschenswert gewesen, die Debatte über den An- trag mit der über das 8. Steuerberatungsänderungsgesetz zu kombinieren. Die Grünen sind der Meinung, dass das Steuerbera- tungsgesetz die Berufsfreiheit von Selbstständigen im Steuer- und Buchhaltungswesen zu sehr einschränke. Sie sagt auch, dass bis ins Kleinste gesetzlich normierte Rechte und Pflichten das Berufsrecht mit Bürokratie überladen würden und praxisfern wären. h g D e s U N g s n E l s u S b w 1 1 r w h r s f K f m d A d a u g t L h s s B s e d a E u f s d s g d s r (C (D Als Mitglied des Finanzausschusses weiß ich, wie ochkomplex das Steuerrecht ist, vor allem auch deswe- en, da es permanenter Entwicklung unterworfen ist. ies gilt im besonderen Maße auch für das Umsatzsteu- rrecht, das auf den ersten Blick zwar überschaubar cheint, seine Tücken aber erst im Detail offenbart. Die msatzsteuervoranmeldung ist nämlich nicht nur ein ebenprodukt der Buchhaltung, sondern erfordert ründliches Fachwissen. Sowohl der Staat als auch die Unternehmen müssen ich auf eine hohe Qualität der Beratung verlassen kön- en. Jährlich verliert der deutsche Fiskus 17 Milliarden uro an Umsatzsteuereinnahmen. Hiervon stammen 3 Mil- iarden Euro aus dem innergemeinschaftlichen Karus- ellbetrug, 7 Milliarden Euro aus dem Vorsteuerbetrug nd weitere 7 Milliarden Euro aus dem Bereich der chwarzarbeit sowie dem eigentlichen Umsatzsteuer- etrug, in dem die gesetzliche Steuer nicht abgeführt ird. Diese 7 Milliarden Euro wachsen ab 2007 auf gut 0 Milliarden Euro an, weil der Umsatzsteuersatz auf 9 Prozent angehoben wird. Vor diesem Hintergrund muss in der mit dem Steuerbe- atungsänderungsgesetz beginnenden Debatte hinterfragt erden, ob selbstständige Buchhalter, also Buchführungs- elfer, die Befugnis haben sollen, Buchhaltungen einzu- ichten, die Lohnbuchhaltung abzuschließen oder die Um- atzsteuervoranmeldung zu erstellen. Es muss sichergestellt sein, dass kein Experimentier- eld zur ungesicherten Steuererhebung begründet wird. önnten nicht stabile und gesicherte Strukturen in Ge- ahr sein, wenn Buchführungen und Steueranmeldungen assiv in den gewerblichen Bereich ausgelagert wer- en? Im Moment ist es so, dass jede kaufmännische usbildung plus drei Jahre Berufspraxis zur Ausübung es Berufs Buchführungshelfer berechtigen. Da gibt es lso Einzelhandelskaufleute, Sport- und Fitnesskaufleute nd Werbekaufleute. Sicherlich hat jeder Kaufmanns- ehilfe auch etwas über die Umsatzsteuer gehört, be- riebliches Rechnungswesen steht ebenfalls auf dem ehrplan aller Ausbildungsberufe. Aber lernt der ange- ende Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirt- chaft oder der Reiseverkehrskaufmann auch den Unter- chied zwischen „steuerfrei“ und „nicht steuerbar“? estenfalls kennt er sich sehr genau aus in den umsatz- teuerlichen Fragen seiner Branche, für die umsatzsteu- rrechtliche Behandlung anderer Themenfelder dürfte ies aber nicht ausreichen. Wir müssen dafür sorgen, die Qualität der Beratung uf dem höchstmöglichen Niveau sicherzustellen. Der ntwurf des BMF sieht vor, maximal Bilanzbuchhaltern nd Steuerfachwirten nach entsprechender Zusatzprü- ung zu gestatten, Umsatzsteuervoranmeldungen zu er- tellen. Ich denke, dass dies das Mindestmaß ist, unter as wir auf keinen Fall gehen sollten. Das von Bündnis 90/Die Grünen vorgeschlagene Ab- icherungs- und Kontrollsystem, das für diese Berufs- ruppe installiert werden soll, entspricht ja wohl kaum er geforderten und allseits gewünschten Entbürokrati- ierung. Da trifft es das BMF schon besser. Eine erfolg- eich abgelegte Prüfung stellt für mich die beste Absi- 6046 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 (A) ) (B) ) cherung und Kontrolle dar, die es gibt. Abgesehen davon verfügen die Industrie- und Handelskammern – wie die rot-grüne Bundesregierung bereits 2002 festgestellt hatte – nicht über „ein Überwachungsinstrumentarium, das dem einer Berufskammer vergleichbar ist“ und sind demnach nicht in der Lage, eine effektive Berufsaufsicht auszu- üben. Eine weitere große Gefahr, die sogar sozialen Spreng- stoff in sich birgt, muss ebenfalls angesprochen werden: Welcher Steuerberater wird denn noch Auszubildende beschäftigen, wenn er befürchten muss, dass Mandanten mit Standard-Fibus in Zukunft von selbstständigen Buchhaltern abgeworben werden? Zurzeit werden bun- desweit immerhin fast 18 000 junge Menschen zum Steuerfachangestellten ausgebildet. Es besteht die Ge- fahr, dass diese Ausbildungsplätze zu großen Teilen wegfallen, denn die Steuerberater können die Azubis ja nicht sofort Jahresabschlüsse für Kapitalgesellschaften und andere mittelständische Mandanten machen lassen. Und die selbstständigen Buchhalter haben keine Befug- nis zur Ausbildung. Das bringt dann wiederum mit sich, dass eventuell neu geschaffene Stellen bei den Buchhal- tern lediglich weggefallene in den Steuerberaterkanz- leien kompensieren. Was den Verbraucherschutz angeht, mache ich noch auf das Folgende aufmerksam: Früher oder später mer- ken die so genannten leichten Mandanten doch, dass ih- nen der Wechsel zum Buchhalter nur kurzfristig finanzi- elle Vorteile bringt, denn der Jahresabschluss und die Steuererklärung, also auch die Umsatzsteuererklärung, müssen und sollen Vorbehaltsaufgabe der Steuerberater bleiben, die gegebenenfalls alles, was der Buchhalter im Jahresverlauf verbucht hat, kontrollieren müssen. Der Wandel der Zeit bringt auch mit sich, dass der Gesamtbetrag der Einkünfte von vielen Steuerpflichti- gen nicht nur aus selbstständiger Arbeit besteht. Die von Bündnis 90/Die Grünen vorgeschlagene Reaktion in Bezug auf die Lohnsteuerhilfevereine hierauf jedoch verfehlt den ursprünglichen Zweck der Lohnsteuerhilfe- vereine nahezu vollständig. Aufgabe der Lohnsteuerhil- fevereine ist die Beratung von Arbeitnehmern im Zu- sammenhang mit deren typischen Einkünften. Dazu gehören Einkünfte aus selbstständiger Arbeit grundsätz- lich nicht! Die vorgeschlagene Beratungsgrenze von 25 000 Euro, bis zu der die Lohnsteuerhilfevereine bei anderen Einkunftsarten beraten dürfen, halte ich daher auch für völlig überzogen. Denn in einem typischen Ar- beitnehmerhaushalt werden Einnahmen aus sonstigen Einkunftsarten wie Kapitalvermögen oder Vermietung und Verpachtung in dieser Höhe die absolute Ausnahme sein. Die zurzeit geltende Grenze von 9 000 Euro ist völ- lig ausreichend und sollte unangetastet bleiben. Ferner fordern Sie die Zulassung von Kooperationen von Steuerberatern mit allen freien Berufen und sogar den gewerblich tätigen Bilanzbuchhaltern, Buchfüh- rungshelfern und Steuerfachwirten. Besteht hier wirklich Regelbedarf? Seit Ende 2004 – § 7 BOStB – steht es je- dem Steuerberater frei, mit freien Mitarbeitern zusam- menzuarbeiten, solange diese unter Anleitung des Steu- erberaters tätig sind. An eine bestimmte formale Q h V K z k l a d d w k d s w l E f d k s r G c g a A W V s d k o z l g u d l d t d u B B – n S M B r Q s b (C (D ualifikation ist dies nicht mehr gebunden, sodass auch eute schon Buchführungshelfer, aber auch beratende olks- oder Betriebswirte von dieser Möglichkeit der ooperation Gebrauch machen können. Die Einführung des Syndikussteuerberaters unterstüt- en wir im Übrigen auch, allerdings mit zwei Einschrän- ungen: Bei der Tätigkeit als Angestellter eines gewerb- ichen Unternehmens besteht aufgrund der Weisungs- bhängigkeit gegenüber dem Arbeitgeber grundsätzlich ie Gefahr einer Beeinträchtigung der Unabhängigkeit es Steuerberaters. Eine solche Gefahr besteht erst recht, enn es zu einer Vervielfältigung der Angestelltentätig- eit kommt. Dies wäre insbesondere dann der Fall, wenn er Syndikus im Rahmen mehrerer geringfügiger Be- chäftigungsverhältnisse für mehrere Arbeitgeber tätig erden würde und somit die Gefahr einer Interessenkol- ission immer größer würde. Aus diesem Grunde ist eine inschränkung der Syndikustätigkeit dahin gehend er- orderlich, dass der Syndikus für das Unternehmen, bei em er angestellt ist, hauptberuflich tätig sein muss. Zweitens sollte der Anwendungsbereich der Syndi- usregelung auf Angestellte von Unternehmen be- chränkt bleiben und nicht auch auf Angestellte von Be- ufs- und Wirtschaftsverbänden erstreckt werden. Im egensatz zu Unternehmen beschränkt sich die steuerli- he Tätigkeit der Verbände nicht auf die Erledigung ei- ener Steuerangelegenheiten, sondern sie sind vielmehr uch befugt, ihren eigenen Mitgliedern im Rahmen ihres ufgabenbereichs Hilfe in Steuersachen zu leisten. enn Steuerberater künftig als Syndikus auch bei einem erband tätig sein dürften, bestünde die Gefahr, dass be- tehende Befugnisgrenzen verletzt werden. So könnten ie Verbände zum Beispiel über den angestellten Syndi- ussteuerberater qualifizierte Steuerberatung erbringen, hne an die Steuerberatergebührenverordnung gebunden u sein. Zusammenfassend plädiere ich dafür, bewährte, qua- itativ hochwertige Beratung nur dann für andere Berufs- ruppen zu öffnen, wenn gute Argumente dafür sprechen nd gleichzeitig sichergestellt ist, dass Strukturen, die ie Höhe des Steueraufkommens gewährleisten, nicht eichtfertig aufgegeben werden. Ob dies der Fall ist, wer- en wir im Laufe des Verfahrens für das 8. Steuerbera- ungsänderungsgesetz erörtern. Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD): Der heutige Antrag er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen ist veraltet nd differenziert zudem nicht zwischen den einzelnen erufsgruppen. Im Gegenteil: Einerseits werfen Sie alle erufsgruppen im Steuer- und Buchhaltungswesen egal welcher Ausbildungshintergrund und Qualitäts- achweis vorhanden ist – in einen Topf und meinen, alle elbstständigen in diesen Berufszweigen müssten mehr arktchancen eingeräumt bekommen, damit sie ihren eruf weitgehend ungehindert ausüben können. Ande- erseits fordern Sie: Die Verbraucher müssen sich auf die ualität der angebotenen Leistung verlassen können und ie müssen darauf vertrauen. Dies ist doch ein Widerspruch. Wie soll ich als Ver- raucher auf eine Leistung vertrauen können, von der Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 6047 (A) ) (B) ) ich weiß, dass derjenige, der die Leistung erbringen will, keinen bzw. nur einen mangelnden Qualitätsnachweis vorzuweisen hat? Dies hat jedenfalls nichts mit Verbrau- cherschutz zu tun, wie wir ihn verstehen und ernst neh- men. Ein wenig wundern muss ich mich über Ihren Antrag auch. Wie Sie wissen, haben wir bereits in der 15. Legis- laturperiode einen Anlauf unternommen, das Berufs- recht des Steuerberaters zu liberalisieren. Im EU-Richt- linienumsetzungsgesetz 2005 war seinerzeit die Liberalisierung vorgesehen. Sie wissen, dass wir die ent- sprechenden Passagen aus dem laufenden Gesetzge- bungsverfahren damals herausgelöst haben mit dem Ziel, die notwendigen Änderungen im Steuerberatungs- recht in einem eigenen Gesetzgebungsverfahren vorzu- nehmen. Aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen kam es dann letztendlich nicht mehr dazu. Sie jedenfalls haben damals die vorgesehenen Änderungen im Steuerbera- tungsänderungsgesetz mitgetragen, die bei weitem nicht so pauschal und indifferenziert waren wie Ihr heutiger Antrag. Fakt ist, dass es seit Anfang August einen Referenten- entwurf gibt, der hinsichtlich der einzelnen Berufsgrup- pen im Steuer- und Buchhaltungswesen sehr ausführlich und sehr genau differenziert. Einzelne Berufsgruppen er- halten hiernach durchaus Kompetenzerweiterungen. Dies erscheint grundsätzlich auch sachgemäß. Obwohl der Referentenentwurf zum Steuerberatungsänderungs- gesetz in den zuständigen Arbeitsgruppen und im Fach- ausschuss noch gar nicht diskutiert wurde, möchte ich ein wenig auf die einzelnen Punkte eingehen, um den sehr geehrten Damen und Herren der Grünen klar zu ma- chen, dass Ihr heutiger Antrag keine Chance hat, Mehr- heiten zu erhalten, vor allem, wie bereits erwähnt, da dies gegen einen qualifizierten Verbraucherschutz spre- chen würde. Schwerpunkt des neuen Gesetzgebungsverfahrens ist in der Tat eine Befugniserweiterung für geprüfte Bilanz- buchhalter und Steuerfachwirte hinsichtlich der Berech- tigung zur Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung für ihre Kunden sowie der Einrichtung der Buchführung. Wichtigstes Kriterium – auch im Sinne eines guten Ver- braucherschutzes – muss hierbei natürlich die fachliche Qualifikation sein. Ziel sollte es sein, durch eine Ver- schärfung der Prüfungsanforderungen, das fachliche Ni- veau von Bilanzbuchhalterinnen und Bilanzbuchhaltern sowie von Steuerfachwirtinnen und Steuerfachwirten in den angesprochenen Bereichen dem der Steuerberater anzugleichen. Gleiches gilt für das Fertigen der Umsatz- steuervoranmeldung. Auch hier muss durch eine geeig- nete Prüfung sichergestellt werden, dass die bezeichnete Berufsgruppe die nötige Qualifikation besitzt. Eine Erweiterung der Befugnisse für Buchhalter bzw. für Buchführungshelfer muss nach derzeitigem Stand der Diskussion jedoch abgelehnt werden, da hier die nö- tige nachweisbare Qualifikation fehlt. Nur aufgrund von langer Berufserfahrung ein Befugniserweiterungsrecht erhalten zu wollen, reicht hier nicht aus. Für Angehörige dieser Berufsgruppen besteht schließlich die Möglich- keit, sich zur geprüften Bilanzbuchhalterin bzw. zum ge- p u u l d ti r z e b g r R g t ü g f S w d z g g d s g s i f T r Ä d s D e D K a v g v f b z d d K t d (C (D rüften Bilanzbuchhalter zu qualifizieren. Das ist richtig nd hat nichts mit Bestandsschutz von Steuerberatern nd Rechtsanwälten zu tun, sondern dient einzig und al- ein der Qualitätssicherung zugunsten der zu betreuen- en Mandanten. Ferner soll es künftig auch möglich sein, eine Koopera- on der Steuerberater mit allen partnerschaftsfähigen Be- ufen im Sinne des Partnerschaftsgesellschaftsgesetzes uzulassen. Auch Steuerberater und Lohnsteuerhilfever- ine können künftig eine Bürogemeinschaft miteinander ilden. Das macht auch Sinn, da Lohnsteuerhilfevereine leichartigen Berufspflichten unterliegen wie Steuerbe- ater. So dürfen sie Hilfeleistungen in Steuersachen im ahmen ihrer Befugnis leisten. Dabei müssen sie sach- emäß, gewissenhaft, verschwiegen und unter Beach- ung der Regelungen zur Werbung ihre Leistung aus- ben. Lassen Sie mich noch ein paar Sätze zur Werbung sa- en. Im Referentenentwurf ist der Umfang der Werbebe- ugnis für Buchhalter, geprüfte Bilanzbuchhalter und teuerfachwirte einer praxisgerechten Lösung zugeführt orden. Schon im 7. Steuerberatungsänderungsgesetz urften die erwähnten Berufsgruppen unter dieser Be- eichnung werben. Sie mussten dabei die von ihnen an- ebotenen Tätigkeiten im Einzelnen aufführen. Hinter- rund war, dass die Werbung nicht irreführend im Sinne es Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb sein ollte. Dies wird im Referentenentwurf nochmals klar eregelt. Auch dies war und ist richtig und dient aus- chließlich dem Verbraucherschutz. Dieser kleine Ausschnitt aus dem Referentenentwurf st somit schon ein Indiz, wie differenziert und wie sorg- ältig wir dieses Thema angehen und wie wir dieses hema bei der entsprechenden Beratung auch diskutie- en werden. Sie wissen, dass es hier sicherlich noch zu nderungen kommen kann, die wir zu gegebener Zeit in en entsprechenden Arbeitsgruppen und im Fachaus- chuss erörtern werden. Hierzu – das muss ich in aller eutlichkeit sagen – ist Ihr Antrag aber leider nicht ge- ignet. Dennoch hoffe ich, dass wir bei den kommenden iskussionen und Beratungen einen größtmöglichen onsens erreichen, a) im Interesse der sachgemäßen Be- rbeitung von Steuerfragen, b) im Interesse eines effekti- en Verbraucherschutzes, c) im Interesse der ordnungs- emäßen Erhebung von Steuern und d) der Sicherung on Steuersubstrat. Ich denke: Jeder selbstständige Buchhalter und Buch- ührungshelfer muss von sich aus ein Interesse daran ha- en, entsprechende Qualifikationen zu erwerben, will er usätzliche Aufgaben übernehmen. Dies vermindert auf er einen Seite das Haftungsrisiko und vergrößert auf er anderen Seite das Vertrauen der sie beauftragenden lientel. Dr. Volker Wissing (FDP): Die FDP lehnt den An- rag von Bündnis 90/Die Grünen ab. Wir leben in einer arbeitsteiligen Gesellschaft und ich enke, wir alle wissen die Vorzüge zu schätzen. Es ist 6048 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 (A) ) (B) ) ein beruhigendes Gefühl, wenn die Arbeit in einer Ge- sellschaft von denjenigen erledigt wird, die dieses am besten können. Es ist gut, wenn der Bäcker die Brötchen backt, der Metzger die Wurst macht und der Automecha- niker die Autos repariert. Der Antrag der Grünen spricht dagegen eine ganz an- dere Sprache. Sie picken sich eine bestimmte Tätigkeit heraus und sagen: Die ist so einfach, das können auch andere erledigen. Das ist, als ob Sie dem Patienten sa- gen: Operieren soll der Chirurg, zunähen kann auch die Krankenschwester. Ich glaube, niemand unter uns hätte ein gutes Gefühl dabei. Genauso verhält es sich auch mit den Abschlussarbeiten der Buchhaltung. Selbst die Grü- nen haben ein mulmiges Gefühl bei der Sache. So fordern sie in einem Atemzug die Einführung einer Be- rufshaftpflicht für die selbstständigen Buchhalter, Buch- führungshelfer etc. und obendrein auch noch die „Ein- führung eines Absicherungs- und Kontrollsystems“ zur Gewährleistung des Verbraucherschutzes. Da reibt man sich dann doch etwas verwundert die Augen. Auf der einen Seite ist das alles so einfach und simpel, auf der anderen Seite brauchen wir aber ein zu- sätzliches Absicherungs- und Kontrollsystem. Was denn nun, einfach oder nicht einfach? Entweder die können es oder die können es nicht. Sie müssen sich schon ent- scheiden. Ihr Antrag ist in sich widersprüchlich und diese Wi- dersprüchlichkeit zieht sich durch die gesamte Argu- mentation. Am Anfang schreiben Sie, dass die Qualität der angebotenen Leistung vertrauenswürdig sein muss. Eine Seite später erklären Sie dann, dass es, um einen ausreichenden Verbraucherschutz zu gewährleisten, not- wendig ist, ein Absicherungs- und Kontrollsystem für Buchhalter, Buchführungshelfer, Bilanzbuchhalter etc. zu installieren. Entweder Sie trauen den Buchführungshel- fern diese Arbeiten zu oder Sie tun es nicht. Sie wollen die Krankenschwester operieren lassen und weil sie ein ungutes Gefühl dabei haben, fordern sie dann ein Absi- cherungs- und Kontrollsystem. Ich versichere Ihnen, die Patienten hätten ein besseres Gefühl, wenn die Krankenschwester Medizin studierte und sie nicht auf Ihr Absicherungs- und Kontrollsystem vertrauen müssten. Der beste Verbraucherschutz ist im- mer noch eine umfassende und fundierte Ausbildung. Die Steuerberater verfügen über ein fundiertes und umfassendes Wissen und die von Ihnen angesprochenen Berufsgruppen können sich dieses ebenfalls aneignen. Es steht jedem offen, sich auf den zugegebenermaßen schweren Weg zu machen und den Beruf des Steuerbera- ters zu erlernen. Deshalb hat es auch nicht mit Protektio- nismus zu tun, wenn wir den Antrag ablehnen. Statt mut- willig das fachliche Niveau abzusenken, sollten wir uns lieber bemühen, mehr Menschen zu unterstützen, dieses zu erreichen. Dazu sagt der Antrag nichts. Unser Steuer- system wird immer komplexer und komplizierter und da passt es wirklich nicht in die Landschaft, die fachlichen Anforderungen an die Beschäftigten in diesem Bereich abzusenken. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Ver- braucherschutz zu tun. G s n i d A A t B H s r M t s n g V d c s s s g f m g M B d w e B c M d d l e B u a g d p t n h Q c F (C (D Ihr Absicherungs- und Kontrollsystem ist das krasse egenteil zu einem vorsorgenden Verbraucherschutz. Sie ind zwar bereit zu riskieren, dass das Kind in den Brun- en fällt, es soll sich aber zumindest nicht so wehtun. Das st keine verantwortungsvolle Verbraucherschutzpolitik, as ist politischer Leichtsinn. Haftpflichtversicherung, bsicherungs- und Kontrollsystem – diese Begriffe sind usdruck Ihres Misstrauens nicht nur Ihrem eigenen An- rag gegenüber, sondern vor allem auch gegenüber den erufsgruppen, für die Sie sich einsetzen wollen. Diese altung verdient keine Unterstützung. Dr. Barbara Höll (DIE LINKE): In einer Gesell- chaft mit dynamische Umbrüchen und Modernisie- ungsschüben in Wirtschaft und im Erwerbsleben der enschen verändern sich selbstverständlich auch tradi- ionelle Berufsbilder und Berufsprofile. Dem muss elbstverständlich auch der Gesetzgeber mit angemesse- en Initiativen entsprechen. Für die einzelnen Berufsstände und die Betroffenen ehen diese Prozesse jedoch nicht selten mit immensen erunsicherungen und Ängsten einher. Berufsinhaber, ie sich professionell einer Tätigkeit wie der steuerli- hen Beratung verschrieben haben, sind davon selbstver- tändlich nicht ausgeschlossen. Angesichts unseres deut- chen Steuersystems in seiner Vielfalt, Komplexität und einen steten Veränderungen verdient dieser Berufsstand anz besondere Anerkennung und Respekt. Steuer- achangestellte, Buchhalter und Bilanzbuchhalter neh- en eine wichtige Stellung im Rahmen eines notwendi- en ordnungsgemäßen Steuerwesens ein. Auch dieser arkt, auf dem sich Steuerfachwirte, Steuerberater, uchhalter und Finanzbuchhalter bewegen, ist beson- ers schnellen Veränderungen und Konkurrenz unter- orfen. Die Erwartungen an den vorliegenden Gesetzes- ntwurf waren und sind seitens der entsprechenden erufsstände hoch. Auch meiner Fraktion sind in den vergangenen Wo- hen und Monaten zahlreiche kritische und besorgte einungen zum vorliegenden Entwurf der Änderung es Steuerberatungsgesetzes zugegangen. So befürchtet er Bundesverband selbstständiger Buchhalter und Bi- anzbuchhalter durch die beabsichtigte Liberalisierung ine Aufweichung bzw. Zersplitterung ihres jeweiligen erufsbildes. Ungerecht fühlen sich auch Steuerberater nd Steuerfachwirte behandelt; quasi per Gesetz ihres nerkannten Berufsstandes beraubt. Eine Berufsgruppe, eine berufliche Qualifizierung ge- en die andere auszuspielen, ist ein zentrales Problem es vorliegenden Gesetzentwurfs und so wirkt er kontra- roduktiv für eine bedarfsgerechte moderne Steuerbera- ung. Wir meinen, dass Liberalisierung und Anpassung icht mit Entwertungen beruflicher Qualifikationen ein- ergehen dürfen. Entscheidendes Kriterium bleibt die ualität der Leistung für die Kunden, für die Verbrau- her. Diese lässt sich nur durch hohe steuerpolitische achkompetenz erzielen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 6049 (A) ) (B) ) Umsatzsteuervoranmeldungen sollten zukünftig nicht mehr von Steuerfachangestellten, sondern nur von ge- prüften Bilanzbuchhaltern und Steuerfachwirten zu ver- anlassen sein. Dies soll ganz sicher auch der Erhöhung der Qualität und Richtigkeit des Umsatzsteuervollzugs dienen. Wo aber bleiben die Steuerfachangestellten mit ihren Kompetenzen und was ist mit den Syndikussteuer- beratern beabsichtigt? Es hat den Anschein, dass Steuer- beratung künftig als selbstständige begleitende Tätigkeit mit unselbstständiger Erwerbsarbeit parallel verlaufen soll. Mit welchem Ziel? Wir sind selbstverständlich für moderne Anpassungen von Berufsbildern, aber sie müssen der Garantie hoher Qualitätsstandards Rechnung tragen und einzelne Be- rufsgruppen nicht diskriminieren. Im Falle des vorlie- genden Gesetzentwurfes ist wie so häufig vieles gut ge- meint, aber unzureichend geklärt. Es scheint fast, dass wieder einmal einigen gegeben und anderen etwas weg- genommen werden soll, ohne hinreichende Erklärung und ohne irgendwelche relevanten finanzpolitischen Auswirkungen. Zusatzprüfungen werden verlangt für geprüfte Bilanzbuchhalter und Steuerfachwirte. Was ge- schieht mit den Steuerfachangestellten? Ja, das alte Steuerberatungssystem muss erneuert werden und den veränderten Bedingungen verbraucher- freundlich angepasst werden. Steuerfachwirte, Bilanz- buchhalter, Buchführungshelfer und selbstständige Buchhalter sollten durch die Gesetzesnovelle versichert sein, sowohl eine Buchhaltung einzurichten, die Lohn- buchhaltung abzuschließen als auch die Umsatzsteuer- voranmeldung zu erstellen. Warum jedoch wird keine Verpflichtung zu Kooperation zwischen Steuerberatern und Buchhaltern bzw. Bilanzbuchhalter angestrebt? Der vorliegende Gesetzesentwurf bleibt den Ansprü- chen an eine moderne Steuerberatung auch im interna- tionalen Maßstab viel schuldig. Was wir brauchen, ist eine für den Bürger finanzierbare effektive, fachlich hochwertige und transparente Steuerberatung. Für alle im Steuer- und Buchhaltungswesen tätigen Berufsgrup- pen brauchen wir faire Wettbewerbsbedingungen und keine Übervorteilung oder Benachteiligung der einen gegenüber der anderen Gruppe. Ausreichende perma- nente Qualifizierung jeder einzelnen steuerberatenden Berufsgruppe und ein allgemeines Leistungs- und Kon- trollsystem für veränderte Verbraucheransprüche müssen gewährleistet sein. Eine Anpassung des Steuerberatungsgesetzes verlangt auch Respekt vor den in diesen für die Wirtschaft und die Gesellschaft so wichtigen Berufen. Der Beunruhi- gung, die dieser Entwurf bei vielen steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Verbänden ausgelöst hat, ist nur zu begegnen mit einem Gesetzentwurf, der die verschiede- nen Interessen der in der Steuerberatung tätigen Men- schen entsprechend berücksichtigt und mit der gesetz- lichen Förderung von Kooperation und fairem Wettbewerb einhergeht. Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Eine tiefgreifende Novelle des Steuerberatungsgesetzes ist überfällig. Das Berufsrecht der Steuerberater muss m d M b B f i s v G w w t h Z v s b B r e U t d d v s d v s e B b b m n r h z p w u U v e z t s k d b d s w s r B x A (C (D oderner und liberaler werden. Es soll allen Selbststän- igen im Steuer- und Buchhaltungswesen ausreichende arktchancen einräumen und ihnen faire Wettbewerbs- edingungen gewähren. Der Referentenentwurf, den das undesfinanzministerium vor der Sommerpause veröf- entlicht hat, wird diesem Anspruch nicht gerecht. Das st keine praxisgerechte Gesetzesreform. Es kann nicht ein, dass Standesinteressen weiter zu einer Abschottung or mehr Wettbewerb führen. Denn dies behindert viele ründer und Selbstständige, ihre Geschäftsideen zu ver- irklichen und Arbeitsplätze zu schaffen. Fairer Wettbe- erb ist auch im Interesse eines preisgünstigen und ransparenten Angebots für die Verbraucher von Buch- altungs- und Steuerberatungsleistungen. Es ist an der eit, eine Reform vorzulegen, die diesen Namen auch erdient! Für die bündnisgrüne Fraktion bedeutet dies, dass elbstständige Buchhalter, Buchführungshelfer, Bilanz- uchhalter sowie Steuerfachwirte endlich die gesetzliche efugnis erhalten, die Buchhaltung einzurichten, vorbe- eitende Abschlussarbeiten in der Finanzbuchhaltung zu rledigen, die Lohnbuchhaltung abzuschließen und die msatzsteuervoranmeldung zu erstellen. Diese berech- igten Forderungen diskutiert die Politik seit Jahren, lei- er größtenteils erfolglos, denn entscheidende Bereiche er Buchhaltung sind immer noch den Steuerberatern orbehalten. Diese starke Einschränkung des Verfas- ungsrechts auf freie Berufswahl ist nicht gerechtfertigt, enn die Qualifikation für die Befugniserweiterung ist orhanden und gesetzlich festgeschrieben. Eine abge- chlossene kaufmännische Ausbildung und dreijährige inschlägige Berufserfahrung sind ausreichend, um die uchhaltung einzurichten, vorbereitende Abschlussar- eiten in der Finanzbuchhaltung zu erledigen, die Lohn- uchhaltung abzuschließen und die Umsatzsteuervoran- eldung zu erstellen. Diese Arbeiten gehören zum ormalen Massengeschäft in der Buchhaltung. Der Refe- entenentwurf des Bundesfinanzministeriums springt ier viel zu kurz. Beispielsweise erhalten den Zugang ur Erstellung der Umsatzsteuervoranmeldung nur ge- rüfte Bilanzbuchhalter und Steuerfachwirte. Damit ird die Berufsgruppe der selbstständigen Buchhalter nd Bilanzbuchhalter aufgesplittert, für den betreuten nternehmer dürfte diese Abgrenzung kaum noch nach- ollziehbar sein. Das ist der falsche Weg. Notwendig ist ine einheitliche, praxisgerechte und plausible Angren- ung des Tätigkeitsfelds für die Buchhalter und geprüf- en Bilanzbuchhalter. Nur so können diese für ihre typi- che Klientel von Klein- und Kleinstbetrieben eine omplette und kostengünstige Buchhaltung anbieten und iese von bürokratischen Tätigkeiten entlasten. Der Ver- raucherschutz muss natürlich gewährleistet sein. Mit er Ausweitung der Beratungsbefugnisse soll der Ab- chluss einer Berufshaftpflichtversicherung verbindlich erden, damit der Verbraucher gegen einen Vermögens- chaden aus einer Falschberatung abgesichert ist. Da- über hinaus soll es eine Berufsaufsicht geben. Ein weiteres Tätigkeitshindernis für selbstständige uchhalter ist die derzeitige Werberegelung. Sie ist pra- isfern und streitanfällig, was durch eine Vielzahl von bmahnverfahren belegt ist. Leider wird auch der neue 6050 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 (A) ) (B) ) Vorschlag des Bundesfinanzministeriums hier kaum Besserung bringen können. Die derzeitige Abmahnpro- blematik muss praxisgerecht gelöst werden. Selbststän- dige Buchhalter und Bilanzbuchhalter müssen über ihre Tätigkeit informieren und wirksam werben können. Die Verhältnisse der Arbeitnehmer haben sich in den letzten Jahren verändert, wie auch das gesamte Wirt- schaftsleben. Das Steuerberatungsgesetz muss diese Ent- wicklungen mitgehen, wenn die steuerliche Beratung der Arbeitnehmer weiterhin zu günstigen Konditionen mög- lich sein soll. Dies ist vor allem notwendig, weil die Lohnsteuerhilfevereine ihre Mandate nicht teilen dürfen. Wenn also ein Arbeitnehmerhaushalt die niedrigen Bera- tungsgrenzen nur geringfügig überschreitet, müsste er komplett zu einem Steuerberater wechseln. Das ist eine unverhältnismäßige Mehrbelastung für die betroffenen Arbeitnehmer. Die Begrenzung der Nebeneinkünfte sollte deshalb auf 25 000 Euro angehoben werden. Außerdem soll diese Grenze zukünftig pro veranlagte Person gel- ten. Damit wird auch in diesem Bereich der Übergang zur Individualveranlagung gefördert und damit den An- forderungen an eine moderne Besteuerung von Ehe und Familie besser entsprochen. Die moderne Arbeitswelt verlangt flexible Arbeitneh- mer, die zum Beispiel neben ihrem Anstellungsverhältnis noch selbstständig tätig sind. Diese Flexibilität wollen wir den Arbeitnehmern erleichtern und unkompliziert ausgestalten. Solange diese selbstständig erzielten Ein- künfte ein Nebeneinkommen darstellen, also unterhalb der neuen Beratungsgrenze für die anderen Einnahmen liegen, sollten die Lohnsteuerhilfevereine auch diese Ar- beitnehmer weiter beraten dürfen. Mit der Beratungs- grenze existiert weiterhin eine klare Trennung zum Tä- tigkeitsbereich der Steuerberater. Außerdem wollen wir eine zutreffendere Bezeichnung für die heutigen Lohn- steuerhilfevereine ermöglichen. Mit der Bezeichnung „Steuerhilfeverein für Arbeitnehmer und Rentner“ wird das tatsächliche Tätigkeitsfeld zutreffender und damit für die Bürgerinnen und Bürger transparenter bezeich- net. Eine Reform des Steuerberatungsgesetzes muss auch flexible Kooperationsmöglichkeiten bis hin zur Büroge- meinschaft der Steuerberater mit anderen freien Berufen und mit den selbstständigen Buchhaltern, Buchführungs- helfern, geprüften Bilanzbuchhaltern und Lohnsteuerhil- fevereinen schaffen. Dies ist im Sinne der Verbraucher. Denn so kann den Bürgerinnen und Bürgern im Schnitt- feld der Tätigkeiten ein optimales und kostengünstiges Leistungsspektrum angeboten werden. Auch hier muss der notwendige Verbraucherschutz gewahrt werden. Berufsrechtliche Rechte und Pflichten, vor allem Ver- schwiegenheitspflicht, Gewissenhaftigkeit, Auskunfts- verweigerungsrecht, Zeugnisverweigerungsrecht und Beschlagnahmeverbot, sind deshalb entsprechend anzu- passen. Im Zuge der Liberalisierung des Steuerberatungsge- setzes soll Steuerberatern die Möglichkeit eingeräumt werden, auch während eines Anstellungsverhältnisses ihren Titel „Steuerberater“ weiter zu führen. Damit soll e u z r v t z g r c S A S A t r m d n m V P t (C (D ine größere Durchlässigkeit zwischen Selbstständigkeit nd Angestelltenverhältnis erreicht werden. Die Pflicht ur Beitragszahlung in die gesetzliche Rentenversiche- ung entsprechend ihrem Arbeitslohn soll aber weiterhin ollen Bestand haben, wie bei allen anderen Angestell- en auch. Die Regierung ist aufgefordert, einen Gesetzentwurf ur Novellierung des Steuerberatungsgesetzes vorzule- en, der diese notwendigen Modernisierungs- und Libe- alisierungsschritte umsetzt und so für faire Berufschan- en, mehr Wettbewerb und mehr Arbeitsplätze in teuerberatung und Buchhaltung sorgt! nlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit chreiben vom 23. Oktober 2006 mitgeteilt, dass sie den ntrag Öffentlicher Personennahverkehr – Wettbewerb ransparent und fair ordnen auf Drucksache 16/1065 zu- ückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 10. bis 13. April 2006 in Straßburg – Drucksachen 16/1805, 16/2086 Nr. 1.1 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung für den Zeitraum 2002 bis 2005 – Drucksachen 15/6012 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/1748 Nr. 1.8 Innenausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.249 Drucksache 16/419 Nr. 2.13 Drucksache 16/629 Nr. 2.34 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 61. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 6051 (A) (C) (B) (D) Drucksache 16/722 Nr. 1.23 Drucksache 16/1475 Nr. 1.4 Drucksache 16/1475 Nr. 2.32 Drucksache 16/1748 Nr. 2.19 Drucksache 16/1748 Nr. 2.20 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/2695 Nr. 1.8 Drucksache 16/2695 Nr. 1.16 Drucksache 16/2695 Nr. 1.17 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/2129 Nr. 2.1 Drucksache 16/2555 Nr. 2.112 Drucksache 16/2555 Nr. 2.146 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 16/150 Nr. 2.9 Drucksache 16/993 Nr. 1.10 Drucksache 16/1942 Nr. 2.4 Drucksache 16/2555 Nr. 2.124 Drucksache 16/2555 Nr. 2.134 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/2555 Nr. 2.117 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/288 Nr. 2.2 Drucksache 16/901 Nr. 1.7 Drucksache 16/901 Nr. 2.19 Drucksache 16/1942 Nr. 1.9 Drucksache 16/2555 Nr. 1.15 61. Sitzung Berlin, Freitag, den 27. Oktober 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606100000

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich begrüße Sie alle herzlich, liebe Kolleginnen und
Kollegen, freue mich über die allgemeine Freude über
die heutige Tagesordnung und habe heute auch keine
Veränderungen der ausgedruckten Tagesordnung anzu-
kündigen.

Wir können gleich, wie vereinbart, zu den Tagesord-
nungspunkten 22 a bis 22 f kommen:

a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Stärkung des Wettbewerbs in der

(GKVWettbewerbsstärkungsgesetz – GKV-WSG)

– Drucksache 16/3100 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und

Redet
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss

b) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung von
Fusionsprozessen von Krankenkassen
– Drucksache 16/1037 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Frank
Spieth, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN
Dem Gesundheitswesen eine stabil
grundlage geben
– Drucksache 16/3096 –

(C (D ung 7. Oktober 2006 1 Uhr Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Verteidigungsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Haushaltsausschuss d)

regierung

Gutachten 2005 des Sachverständigenrates
zur Begutachtung der Entwicklung im
Gesundheitswesen
Koordination und Qualität im Gesundheits-
wesen

– Drucksache 15/5670 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

ext
e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Änderung des Vertragsarztrechts und an-

(Vertragsarztrechtsänderungsgesetz – VÄndG)


– Drucksache 16/2474 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)


– Drucksache 16/3157 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Harald Terpe

der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Auszu dem Antrag der Abgeordneten Frank e Finanzf)

richts de
schuss)






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Spieth, Dr. Martina Bunge, Inge Höger-Neuling,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Erlass der Rechtsverordnung zum morbi-
ditätsorientierten Risikostrukturausgleich
gemäß § 268 Abs. 2 SGB V

– Drucksachen 16/1511, 16/3153 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Carola Reimann

Ich weise darauf hin, dass wir später über das Ver-
tragsarztrechtsänderungsgesetz sowie über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit zum
Antrag der Fraktion Die Linke betreffend Erlass der
Rechtsverordnung zum morbiditätsorientierten Risiko-
strukturausgleich – ich vermute, jeder weiß ganz genau,
was damit gemeint ist – namentlich abstimmen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Dazu höre
ich keinen Widerspruch. Dann ist das so vereinbart.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst der Bundesministerin Ulla Schmidt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1606100100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

Gesetzentwurf zur Stärkung des Wettbewerbs in der ge-
setzlichen Krankenversicherung ist eine gute Grundlage,
die Gesundheitsversorgung in Deutschland auch in Zu-
kunft sicherzustellen.


(Zuruf von der FDP: Es fängt schon falsch an!)


Der Gesetzentwurf macht deutlich: Die große Koali-
tion beugt sich nicht dem Druck der Lobbygruppen. Wir
bringen Reformen auf den Weg, weil wir wissen, dass
Gesundheitspolitik immer Politik für 82 Millionen Men-
schen in diesem Land ist und sich Einzelinteressen, so
berechtigt sie im einzelnen Fall sein mögen, dem Ge-
samtinteresse unterordnen müssen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben in Deutschland aus guten Gründen kein
staatliches und auch kein rein privates Gesundheitswe-
sen. Der Staat ist jedoch immer gefordert, den Rahmen
für einen Wettbewerb um die beste und wirtschaftlichste
Versorgung an geänderte Bedingungen anzupassen.
Diese Gesundheitsreform kommt in schwierigen ökono-
mischen Zeiten ohne Leistungseinschränkungen für die
Versicherten und ohne höhere Zuzahlungen für die kran-
ken Menschen aus. Im Gegenteil: Wo es notwendig ist,
wird der Leistungskatalog erweitert, etwa bei der besse-
ren Versorgung sterbender Menschen, das heißt in der
Palliativmedizin. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn
diese Hilfe für ein Sterben in Würde von manchen Funk-
tionären als überflüssige Leistungsausweitung kritisiert
wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Der vorliegende Gesetzentwurf beinhaltet mehrere eformen: eine Strukturreform, eine Finanzreform, eine rganisationsreform und eine Reform der privaten rankenversicherung. Bei der Reform der Strukturen des Gesundheitsesens gehen wir den Weg der Modernisierung konseuent weiter. Wir schaffen mehr Wahlmöglichkeiten für ie Versicherten: zwischen den Kassen, zwischen unterchiedlichen Tarifund Versorgungsangeboten sowie wischen den Leistungserbringern. Wir setzen Anreize u wirtschaftlichem Verhalten von Patienten und Ärzten. ir bauen die Möglichkeiten von Krankenkassen und eistungserbringern aus, Einzelverträge zu schließen nd die Grenzen zwischen den verschiedenen Versorungsbereichen – niedergelassene Praxis und Behandung im Krankenhaus; Versorgung durch Ärzte und urch Vertreter nicht ärztlicher medizinischer Berufe; rankenhaus und Rehabilitation – zu überwinden. Dem ienen die erweiterten Möglichkeiten zur integrierten ersorgung, wobei in die integrierte Versorgung in Zuunft auch die Pflege einbezogen werden soll. Damit die Bürgerinnen und Bürger Nutznießer dieser eränderungen werden, verpflichten wir die Krankenassen, ihren Mitgliedern Hausarzttarife anzubieten. Wir tärken die Rechtsansprüche gesetzlich Krankenversiherter zum Beispiel auf Impfungen oder auf Leistungen er medizinischen Rehabilitation auch im Alter. Wir wollen nicht, dass die Frage, ob für einen älteren enschen, der einen Schlaganfall hatte und pflegebe ürftig ist, alles getan wird, damit seine Selbstständigeit so lange wie möglich erhalten bleibt, weiterhin im rmessen der Krankenkassen liegt. Wir wollen, dass jeer ältere Mensch einen Rechtsanspruch darauf hat, dass lles getan wird, was zur Erhaltung seiner Selbstständigeit und zur Wahrung seiner Würde notwendig ist. Damit reagieren wir zugleich auf die demografische ntwicklung der Gesellschaft. Die Menschen leben läner. Wir alle haben die Chance, auch nach dem Eintritt ns Rentenalter noch 20 oder 30 Jahre ganz gut zu leben. ir wollen, dass die Menschen, so lange es geht, in ihrer ewohnten Umgebung und so selbstständig wie möglich eben können. nsofern geben wir mit diesem Gesetz eine Antwort auf ie Herausforderung des demografischen Wandels. Wir stellen die Vergütung der niedergelassenen rztinnen und Ärzte auf eine neue Grundlage. Auch ies tun wir, weil wir wollen, dass jeder Einzelne in dieem Land eine gute medizinische Versorgung erhält. eshalb heben wir die geltenden Budgets zum 1. Januar 009 auf. Wir wollen mit den Zuweisungen aus dem Geundheitsfonds – er führt zu einer gerechteren Verteilung er Mittel, die in die gesetzliche Krankenkasse fließen – rreichen, dass krankheitsbedingte Mehrlasten nicht ehr zulasten der Ärzte gehen, sondern von der Versi hertengemeinschaft getragen werden, damit eine gute ersorgung überall möglich ist. Bundesministerin Ulla Schmidt Außerdem wird die ärztliche Leistung im Rahmen bestimmter Mengen zu Preisen in Euro und Cent vergütet. Wir wollen, dass junge Ärzte und Ärztinnen planen können, wenn sie eine Praxis eröffnen. Die gut ausgebildeten Menschen in unserem Land sollen auch in die Regionen gehen, wo medizinische Versorgung nachgefragt wird. Wir wollen Anreize dafür setzen, dass die Mediziner und Medizinerinnen nicht nur nach München, Hamburg, Köln oder in andere Großstädte, sondern auch nach Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, in den Bayerischen Wald, in die Eifel und andere Regionen gehen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Und morgen träumt ihr weiter!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Widerspruch bei der LINKEN)


Die Veränderungen im Arzneimittelbereich und bei
der Versorgung mit Hilfsmitteln stehen beispielhaft für
mehr Wettbewerb. Rabatte und Ausschreibungen helfen,
die Kosten zu senken. Auch die neue Kosten-Nutzen-
Bewertung vermeidet künftig überflüssige Ausgaben.
Es gibt viele Arzneimittel, die sehr viel Geld kosten.
Wenn diese Arzneimittel tatsächlich dazu dienen, Krank-
heiten besser zu behandeln, dann werden die Kassen
diese Preise bezahlen. Es gibt aber viele Arzneimittel,
deren Wert und Nutzen nicht höher als der von anderen
Mitteln ist, die heute auf dem Markt sind. Wir treffen für
die Zukunft eine Regelung, nach der nur das, was mehr
nutzt, mehr kosten darf. Ein Arzneimittel, das nicht mehr
nutzt, darf nicht mehr als andere Mittel, die sich bereits
auf dem Markt befinden, kosten. Auch das dient einer
guten Versorgung der Patientinnen und Patienten. So set-
zen wir das Geld der Versicherten im Gesundheitswesen
wirklich effizient und effektiv ein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir entscheiden heute in zweiter und dritter Lesung,
über Verbesserungen beim Recht der Vertragsärzte.
Ärztinnen und Ärzte haben in Zukunft mehr Freiheit, zu
entscheiden, wie und wo sie sich niederlassen. In Zu-
kunft wird es möglich sein, dass ein Arzt oder eine Ärz-
tin zum Beispiel eine Teilzulassung für eine Praxis er-
hält.

Damit werden wir auch beim Arztberuf dem Wunsch
gerecht, Familie und Beruf besser vereinbaren zu kön-
nen, und wir gehen einen Schritt dahin, dass gut ausge-
bildete Ärztinnen in unserem Lande die Chance haben,
Beruf und Kindererziehung miteinander zu vereinbaren.
Denn wir wollen Ärztinnen, die in Regionen dieses Lan-
des gehen, in denen wir eine gute Versorgung brauchen.
Die Freiheit, die ärztliche Tätigkeit teilweise im Kran-
kenhaus und teilweise in der niedergelassenen Praxis
ausüben zu können, eröffnet vielen Berufseinsteigern
neue Perspektiven.

In Zukunft werden wir alles, was einer solchen Tätig-
keit heute entgegensteht, beseitigen und alles, was hilft,
die Grenze zwischen ambulanter und stationärer Tätig-
keit zu überwinden, ermöglichen. Mit diesen Verände-

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(C (D ungen bringen wir moderne Strukturen auf den Weg nd wir werden den Arztberuf damit attraktiver machen. Ich erlaube mir in diesem Zusammenhang eine Anerkung zu den Drohungen mancher Funktionäre in die en Wochen – insbesondere aus den Facharztverbänden –, an werde aus den Kollektivverträgen austreten. Ich ate dazu, sich einen solchen Schritt gut zu überlegen. Es ibt viele, die einen solchen Schritt begrüßen würden. eshalb sage ich allen, die die Ärzte auf die Straßen chicken wollen: Weisen Sie auch darauf hin, was die olgen des Austritts der Ärzte aus den Kollektivverträen sein werden! Das würde sicherlich ein schnelles nde der im Ausland weitgehend unbekannten doppel en Facharztstruktur bedeuten. Die Kassen würden den icherstellungsauftrag durch die Öffnung der Krankenäuser erfüllen. Und die niedergelassenen Ärztinnen und rzte müssten sich dann um Verträge bewerben. Das ann man wollen und das kann man auch alles organisieen. Aber ich bin dafür, den Ärzten, die man auf die traße schickt, reinen Wein bezüglich der Konsequenzen inzuschenken. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ann werden wir weitersehen.

Das Kernstück der Reform ist die Neuordnung der
inanzierung mit der Einrichtung eines Gesundheits-

onds, der einen neuen Risikostrukturausgleich erst er-
öglicht. Es wird viel von einem bürokratischen Mons-

er geredet.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war Ihr Kanzler Gerhard Schröder!)


ieser Vorwurf ist nicht berechtigt. Schon heute führt
as Bundesversicherungsamt einen Finanzkraftaus-
leich, der unvollständig ist, und einen Risikostruktur-
usgleich durch, der ebenfalls unvollständig und nicht
ielgenau ist. Mit dem Gesundheitsfonds werden wir das
erbessern.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Schauen Sie zu Herrn Schröder! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schröder sitzt hier nicht!)


ir organisieren diese Finanzströme künftig so, dass
ieselben Mitarbeiter des Bundesversicherungsamtes,
ie heute den Risikostrukturausgleich und den Finanz-
raftausgleich durchführen, in Zukunft die Gelder der
ersicherten bündeln und dafür sorgen, dass diese Gel-
er gerecht verteilt werden, damit überall in Deutschland
auf dem Land, in der Stadt und in jeder Region – eine
ute medizinische Versorgung organisiert werden kann.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Es wundert mich sehr, dass jemand von der Linkspartei


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist denn jetzt der Schröder bei den Linken?)


ich dagegen ausspricht, dass wir dafür sorgen, dass in
ie neuen Bundesländer Geld fließt, um Ärztinnen und






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
Ärzte zur Niederlassung in diesen Regionen zu bewe-
gen, was die Menschen dort brauchen. Darüber sollten
Sie einmal nachdenken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Unterschiedliche Krankheitsrisiken und unterschied-
liche Einkommensstrukturen werden so ausgeglichen.
Die Kassen erhalten aus dem Fonds das, was sie zur
durchschnittlichen Versorgung ihrer Versichertenstruktur
benötigen. Dann wird sich zeigen, welche Kasse tatsäch-
lich wirtschaftlich mit dem Geld der Versicherten um-
geht.

Ich sage Ihnen ganz deutlich: Wir wollen mehr
Transparenz, damit die Versicherten sehr viel besser
darüber urteilen können, ob die einzelne Kasse gut wirt-
schaftet oder nicht, ob eine Kasse sich bemüht, zum Bei-
spiel Zusatzbeiträge zu verhindern, gute Versorgungs-
angebote zu organisieren, gute Tarife anzubieten und
von den neuen Möglichkeiten der Preis- und Rabattver-
handlungen Gebrauch zu machen.

Deswegen gehen wir diesen Weg. Viele Kassen wer-
den damit gut zurechtkommen. Es wird viele Kassen ge-
ben, die Beiträge zurückerstatten können, und ebenso
Kassen, die einen Zusatzbeitrag erheben müssen. Aber
weil die Versicherten erstmals Vergleichsmöglichkeiten
haben, werden sie wahrscheinlich mehr von ihrem
Wechselrecht Gebrauch machen, als das heute der Fall
ist. Die Versicherten werden sehen: Überall werden die
gleichen Leistungen angeboten und die Risiken für die
Kassen werden ausgeglichen. Deshalb können sich die
Versicherten entscheiden, ob ihnen ihre Kasse einen Zu-
satzbeitrag wert ist oder ob sie in eine andere Kasse
wechseln, in der sie keinen Zusatzbeitrag zahlen müssen.
So funktioniert das. Ich glaube, das ist notwendig, damit
von den Versicherten Druck auf die Kassen ausgeübt
wird, vernünftig mit den Geldern umzugehen.

Ich sage an dieser Stelle ganz deutlich, dass ich kein
Verständnis dafür habe, dass Vorsitzende von großen
Kassen sagen, in Zukunft eine Politik machen zu wollen
nach dem Motto: Wenn du arm bist, musst du früher
sterben. – Sie sollten sich überlegen, ob sie an der Spitze
einer Krankenkasse richtig sind, und sollten darüber
nachdenken, dass sie ein Vielfaches des Gehalts ihrer
Versicherten, die die Beiträge zahlen müssen, erhalten. –
Das ist nicht die Krankenkasse, wie wir sie wollen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Krankenkassen sollen vielmehr Anwälte der Versi-
cherten sein, ihre Vertreter, die Lobby für die versicher-
ten Menschen, die kranken Menschen. Sie müssen sich
als Dienstleister in diesem Bereich begreifen. Ich glaube,
da ist eine ganze Menge an Veränderungen nötig. Dazu
gehört die Entschlackung der Strukturen in den
Krankenkassen. Wir brauchen weder 250 Krankenkas-
sen noch sieben Spitzenverbände mit sieben Vorständen.
Hier gilt, dass alles so durchforstet und neu organisiert
werden muss,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Planwirtschaft!)


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(C (D ass dabei möglichst wenig Versichertengelder ausgegeen werden; denn wir brauchen diese Gelder für die Verorgung kranker Menschen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der letzte Punkt: Wir reformieren auch die private
rankenversicherung.


(Zuruf von der FDP: Deformieren!)


rstmals wird die private Krankenversicherung sich dem
ettbewerb stellen müssen. Man sieht schon jetzt, dass

ie Unternehmen Furcht davor haben. Die, die immer
on Wettbewerb reden, fürchten den Wettbewerb mehr
ls der Teufel das Weihwasser. Die privat Versicherten
rhalten den Rechtsanspruch, ihre Altersrückstellungen
itzunehmen; auch sie müssen das Recht haben, zu fai-

en Bedingungen von einem Unternehmen in ein anderes
u wechseln.

Wir werden allen nicht versicherten Menschen und al-
en, die originär zur privaten Krankenversicherung gehö-
en, den Rechtsanspruch geben, ohne Ansehen ihres
rankheitsrisikos zu einem Basistarif versichert zu wer-
en, wie es heute auch bei den gesetzlich Versicherten
er Fall ist, und zwar zu bezahlbaren Preisen. Das ist ei-
er der Punkte, über die ich besonders froh bin: dass in
ukunft in Deutschland niemand mehr ohne Kranken-
ersicherungsschutz bleiben muss. Das ist eine der
ichtigsten sozialpolitischen Errungenschaften, die wir
it diesem Gesetz auf den Weg bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


iele Menschen – mehr, als wir glauben – warten darauf.

Ich bitte Sie, in den kommenden Wochen mit uns die-
es Gesetz zu diskutieren. Diese Reform hat ein zentra-
es Anliegen. Es lautet: eine gute medizinische Versor-
ung für 82 Millionen Menschen. Dahinter müssen alle
obbyinteressen zurücktreten. Das ist jedenfalls das
iel, das sich die große Koalition gesetzt hat.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606100200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Daniel Bahr für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1606100300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Was waren das für große Erwartungen an eine
roße Gesundheitsreform, die diese Koalition geweckt
at,


(Heinz Lanfermann [FDP]: Jahrhundertreform!)


nd was ist das für eine breite Ablehnungsfront, die
ieser Reform entgegenschlägt! 90 Prozent der Bevölke-
ung lehnen die Reform ab. Sie sollten die Ablehnung
icht einfach ignorieren, meine Damen und Herren. Sie






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

schützen sich, indem Sie die Kritiker als Lobbyisten be-
zeichnen und ihnen Besitzstandswahrung vorwerfen.
Aber es sollte Sie doch beeindrucken, wenn ehemalige
Gegner sich gegen diese Reform verbünden: Arbeitge-
berverbände und Gewerkschaften,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das ist ja eine neue Allianz in Deutschland!)


gesetzliche Krankenkassen und Privatversicherungen,
Ärzte und Patientenverbände lehnen in Erklärungen
diese Reform gemeinsam ab. Das ist eine Leistung, die
wir uns vor einem Jahr noch nicht hätten vorstellen kön-
nen. Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass der
DGB und die Arbeitgeberverbände eine gemeinsame
Presseerklärung gegen diese Reform der großen Koali-
tion abgeben.

Wenn Sie schon den Betroffenen und Sachverständi-
gen nicht glauben, Frau Schmidt, dann glauben Sie doch
wenigstens Ihrem ehemaligen Kanzler. Schröder er-
klärte, die Gesundheitsreform sei kein großer Wurf. Das
Kernstück der Gesundheitsreform, den so genannten Ge-
sundheitsfonds, lehnt Schröder entschieden ab:

Das ist ein bürokratisches Monstrum, das der Pro-
grammatik beider Parteien widerspricht und den
Versicherten nicht hilft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist wortwörtlich die Formulierung, die die FDP seit
Anfang dieser Reform benutzt.

Frau Schmidt, Sie verhalten sich wie eine Geisterfah-
rerin, die ihre Mitfahrer damit beruhigen will, dass sie all
die Hundert entgegenkommenden Autos als die wahren
Geisterfahrer bezeichnet.

Die Bundesregierung geht mit diesem Gesetz den
Weg in ein staatliches und zentralistisches Gesundheits-
wesen. Die Politik mischt sich künftig viel mehr ein und
bestimmt, wie viel Geld das Gesundheitswesen be-
kommt und was gute bzw. schlechte Medizin ist. Die
Folgen werden Mangelverwaltung und Wartelisten sein.
Die Versorgung jedenfalls wird für die Patienten
schlechter. Es wird für die Versicherten und Patienten
nur teurer, aber nicht besser.


(Beifall bei der FDP – Hilde Mattheis [SPD]: Quatsch! – Elke Ferner [SPD]: Sie glauben den Unsinn doch selber nicht, den Sie erzählen!)


Das vorliegende Gesetz löst keines der Probleme, vor
denen unser Gesundheitswesen steht. Denn die eigentli-
chen Ziele haben Sie während der monatelangen Ver-
handlungen aus den Augen verloren. Die Finanzierung
des Gesundheitswesens belastet weiterhin den Arbeits-
markt. Das Problem waren steigende Beitragssätze.
Was haben Sie aber für nächstes Jahr angekündigt? –
Steigende Beitragssätze. Sie von der Koalition sind da-
für verantwortlich, wenn im nächsten Jahr die Kranken-
kassenbeiträge auf ein Rekordniveau steigen werden.

Heute steht eine namentliche Abstimmung zum Ver-
tragsarztrechtsänderungsgesetz an. Heute stimmen Sie

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(C (D on der Koalition über einen massiven Beitragsanstieg b. Selbst bei Ausnutzung der maximalen Frist bis 2008 ür die Entschuldung der Krankenkassen werden die Allemeinen Ortskrankenkassen im Westen im Jahr 2007 hren Beitrag um etwa 1,5 Prozentpunkte erhöhen und ie im Osten sogar um 2 Prozentpunkte. Die Versicheren werden nächstes Jahr ein Rekordniveau bei den Beiragssätzen erleben. Das ist die Folge Ihrer Politik. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: So ein Unsinn!)


Diese Reform leistet überhaupt keinen Beitrag zu ei-
er nachhaltigen Finanzierung. Sie erreicht eben nicht
ie nötige Abkopplung von den Arbeitskosten. Die Pro-
leme einer alternden Bevölkerung und der dadurch stei-
enden Kosten, die auf das Gesundheitswesen zukom-
en, ignorieren Sie doch. Wir können darüber streiten,
ie die steigenden Kosten verursacht durch eine alternde
esellschaft zu bewältigen sind. Aber Sie gehen das
roblem schlichtweg gar nicht an. Stattdessen werden
ie Lasten in diesem Umlagesystem weiter auf die Zu-
unft geschoben.

Jetzt kommt die Forderung aus den Reihen der SPD
nd der CDU, es müssten mehr Steuergelder in das Ge-
undheitswesen gesteckt werden. Sie wollen damit nur
urzfristig die Löcher stopfen, die Sie selbst aufgerissen
aben. Den Zuschuss aus der Tabaksteuer haben Sie
elbst im letzten Jahr gestrichen. Mit der Mehrwertsteuer-
rhöhung belasten Sie die Krankenkassen um 900 Mil-
ionen Euro.


(Beifall bei der FDP)


Das ist alles andere als planungssicher und nachhal-
ig. Wenn Frau Merkel jetzt angesichts steigender Steu-
reinnahmen mehr Geld für die Krankenkassen fordert,
ber Herr Steinbrück die Haushaltsrisiken und die Mehr-
usgaben für Auslandseinsätze und damit keine Mög-
ichkeit für mehr Steuergelder für die Krankenversiche-
ung sieht, dann können wir erkennen, worauf wir uns
ie nächsten Jahre einstellen müssen. Es wird einen
auerstreit zwischen Finanzpolitik und Gesundheitspo-

itik geben. Die Bundesregierung entscheidet dann, wie
iel Geld sie für das Gesundheitswesen zur Verfügung
tellt. Es hängt vom Gutdünken des Finanzministers und
esundheitsministers ab. Das ist Gesundheit nach Kas-

enlage.


(Beifall bei der FDP)


Sie nennen das Gesetz Wettbewerbsstärkungsgesetz.
abei hat das Gesetz genauso wenig mit Wettbewerb zu

un, wie ein Zitronenfalter Zitronen faltet.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Elke Ferner [SPD]: Manchmal hilft auch lesen! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Könnten Sie den Witz erklären? Ich habe ihn nicht verstanden!)


s gibt demnächst einen bundeseinheitlich festgelegten
eitragssatz. Die Bundesregierung entscheidet dann je-
es Jahr, wie hoch der Beitragssatz für das nächste Jahr
st. Das ist eben keine Abkopplung von den Arbeitskos-
en.






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ihre Rede ist bar jeder Vernunft!)


Der Faktor Arbeit wird weiter belastet.

Was passiert denn, wenn der Beitragssatz erhöht wer-
den muss? Schauen wir uns doch einmal an, wie die Dis-
kussion aussehen wird. Die Bundesregierung wird sich
jedes Jahr Landtagswahlen ausgesetzt sehen. Sie wird
also jedes Jahr versprechen, die Beiträge werden sinken.
So wird sie unter Druck stehen, die Beiträge nicht zu er-
höhen, wenn die Kosten steigen. Das heißt, wir erleben
jedes Jahr die Diskussion, wie durch eine kurzfristige
Kostendämpfungspolitik oder Leistungskürzungen der
Beitragsanstieg verhindert werden kann. Das macht die
Finanzierung des Gesundheitswesens überhaupt nicht
nachhaltig, sondern vom Gutdünken der Politik abhän-
gig.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Was hat denn ein bundeseinheitlich festgelegter Bei-
tragssatz mit Wettbewerb zu tun?

Dann soll das Geld über einen Gesundheitsfonds den
Krankenkassen zugeteilt werden. Der Fonds ist wirklich
ein „Wundermittel“. Er darf 2008 nicht kommen, weil
die Unions-Ministerpräsidenten Angst haben, dass dies
ihre Landtagswahlkämpfe belastet.


(Ernst Burgbacher [FDP]: So ist es!)


Aber der Gesundheitsfonds soll 2009 kommen, um der
Wahlkampfschlager für Ihre Wiederwahl zu sein. Diese
Logik ist bestechend.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Dieser Geldtopf ist eine gigantische Geldsammel-
stelle, die der Umverteilung dient. Die Krankenkassen
können zwar einen Zusatzbeitrag verlangen, er ist aber
sehr eng begrenzt. Das wird Kassensozialismus.


(Widerspruch bei der SPD)


– Wenn Sie mir das nicht glauben – die Bezeichnung
„Fonds“ hört sich ja so gut an –: Ich habe einmal im
„Duden“ nachgeschaut, was unter „Fonds“ zu verstehen
ist. An und für sich geht man davon aus, dass in einem
Fonds Geld für schlechte Zeiten angesammelt wird.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606100400

Herr Kollege Bahr, Sie denken daran, dass Sie nur

eine begrenzte Redezeit zur Verfügung haben. Sie reicht
nicht aus, wenn Sie jetzt mit der Verlesung des Dudens
beginnen.


(Heiterkeit bei der SPD)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1606100500

Ich darf trotzdem aus dem „Duden“ zitieren? – Wel-

che Definition für „Fonds“ steht im „Duden“? Die Ge-
samtheit der im gesamtwirtschaftlichen Interesse ver-
wendbaren materiellen und finanziellen Mittel eines
sozialistischen Betriebes; Definition für die sozialisti-
sche Planwirtschaft.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Lachen bei der CDU/ CSU und der SPD)


ieser Fonds ist der Einstieg in die Planwirtschaft.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gysi freut sich!)


Zum Zusatzbeitrag. Die Kasse kann einen prozen-
ualen oder pauschalen Zusatzbeitrag verlangen. Die Zu-
atzbeiträge dürfen aber nicht mehr als 5 Prozent der Ge-
amtkosten decken. Der Zusatzbeitrag darf nicht mehr
ls 1 Prozent des Einkommens des Versicherten betra-
en. Maximal darf der Zusatzbeitrag nur etwa 35 Euro
m Monat betragen. Bis zu einem Zusatzbeitrag von
Euro wird die Einkommenshöhe nicht überprüft. Bei

inem Zusatzbeitrag von 8,10 Euro muss das Einkom-
en allerdings überprüft werden, sodass die Kranken-

assen quasi zu Finanzämtern werden. Ist der Versi-
herte ein Sozialhilfeempfänger, muss die Kasse auf
inen Zusatzbeitrag verzichten. Bei einem Bezieher von
rbeitslosengeld II übernimmt die Arbeitsagentur den
eitrag. Ein Arbeitsloser hingegen muss den Beitrag in
oller Höhe selbst bezahlen.


(Elke Ferner [SPD]: Falsch, Herr Bahr!)


as wird den Einzug des Zusatzbeitrages so kompliziert
achen, dass er überhaupt nicht mehr Wettbewerb und
ransparenz schafft, sondern nur für mehr Aufwand und
ürokratie sorgt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zu den Leistungserbringern. Den Ärzten wurde ange-
ichts der massiven Proteste die Abschaffung der Budge-
ierung versprochen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606100600

Herr Kollege Bahr, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Scholz?


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1606100700

Bitte sehr.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1606100800

Sie haben gesagt, ein Fonds sei Sozialismus. Mich

ürde interessieren, ob Sie schon einmal von Aktien-
onds gehört haben. Ist das auch Sozialismus?


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1606100900

Herr Kollege Scholz, im „Duden“ stehen in der Tat

wei Definitionen für „Fonds“.


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)


ch würde Ihnen vollkommen zustimmen, wenn Sie den
esundheitsfonds so anlegen würden, wie wir es vor-

chlagen, nämlich wie einen Aktienfonds, damit mit dem
ngelegten Geld die im Alter steigenden Kosten begli-
hen werden können.






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)


(Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] – Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Ah! – Elke Ferner [SPD]: Das ist dann Gesundheit nach Börsenlage!)


Sie nehmen aber nur eine Umverteilung vor. Sie ver-
schieben die Lasten auf die kommenden Generationen.
Sie betreiben doch gar keine Vorsorge für die alternde
Bevölkerung. Sie legen doch gar keine Reserven an.


(Beifall bei der FDP)


Den Ärzten wurde versprochen – Frau Schmidt hat
das eben gesagt –, die Budgetierung abzuschaffen. Was
steht aber in diesem über 500 Seiten schweren Gesetz-
entwurf? Das Geld wird zwar nicht länger budgetiert,
aber die Leistung wird budgetiert. Sobald der Arzt mehr
Leistung erbringt, als er erbringen darf, greift die Abstaf-
felung. Die Budgetierung ist de facto also überhaupt
nicht abgeschafft. Es bleibt weiterhin bei der Budgetie-
rung.


(Beifall bei der FDP – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Sie haben es nicht verstanden!)


– Frau Widmann-Mauz, in dem Gesetz schreiben Sie
eine kostenneutrale Umsetzung vor. Das heißt de facto,
dass Sie bei der Budgetierung bleiben.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie sollten erst einmal richtig lesen! – Zurufe von der SPD)


– Regen Sie sich nicht so auf. Gehen Sie einmal in ein
Krankenhaus in Ihrem Wahlkreis. Reden Sie einmal mit
den Verantwortlichen über das, was ihnen bevorsteht.
Fragen Sie nach, wie sich das Gesetz auf die Versorgung
in den Krankenhäusern in Ihren Wahlkreisen auswirkt.
Pauschal kürzen Sie um 500 Millionen Euro. Sie kürzen
de facto, indem Sie weniger Geld für hoch spezialisierte
Leistungen und für die integrierte Versorgung ausgeben;
es fließt möglicherweise später zurück.

Sie belasten die Krankenhäuser durch die Mehrwert-
steuererhöhung mit weiteren 500 Millionen Euro. Sie
belasten sie dadurch – das wollten wir alle –, dass die
Krankenhäuser die neue Arbeitszeitregelung umsetzen
müssen, durch die neue Tarifeinigung und durch die
Umstellung der Fallpauschalensysteme. Wenn Sie die
Krankenhäuser durch weitere Kürzungen belasten, wird
die Versorgung in den Wahlkreisen vor Ort – bei Ihnen
und bei uns – massiv verschlechtert. Reden Sie mit den
Verantwortlichen in den Krankenhäusern. Sie werden Ih-
nen ihr Leid klagen. Sie werden Ihnen sagen, dass diese
Reform die Krankenhäuser massiv belastet. Planungs-
sicherheit bringt sie auf jeden Fall nicht.


(Beifall bei der FDP)


Zur privaten Krankenversicherung. Die Union hat
es als Erfolg verkauft, dass die private Krankenversiche-
rung nicht abgeschafft wird. Das Ziel der SPD wird mit
diesem Gesetz aber schrittweise erreicht: Wir werden
private und gesetzliche Krankenversicherungen verein-
heitlicht sehen. Die private Krankenversicherung erhält
über den zwangsweise verordneten Basistarif wieder das

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(C (D achleistungsprinzip. Die private Krankenversicherung ird infolge vieler Teile dieses Gesetzentwurfs quasi zu iner gesetzlichen Krankenkasse. Demnächst muss ein ersicherter erst drei Jahre lang in der gesetzlichen rankenversicherung gewesen sein und mehr als 000 Euro pro Monat verdient haben, bis er in eine pri ate Krankenversicherung wechseln kann. Bedeutet das ehr Freiheit wagen? Führt das zu mehr Wahlfreiheit für ie Versicherten? Für die Versicherten hat das zur Folge, ass sie, wenn sie drei Jahre später als bisher in eine priate Krankenversicherung einsteigen, um 10 Prozent höere Prämien zahlen müssen. Nichtversicherte sollen das Recht auf Rückkehr in die esetzliche Krankenversicherung bekommen. Ich als unger Mensch würde mir sagen: Ich steige aus der priaten Krankenversicherung aus. Wenn ich aber im Alter esundheitskosten verursache, weil ich zum Beispiel ine Krankheit habe, dann steige ich wieder in die priate Krankenversicherung ein. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Haben Sie wirklich so wenig Verantwortungsbewusstsein?)


st das ein Beitrag zur nachhaltigen Finanzierung der ge-
etzlichen Krankenversicherung? Es ist alles andere als
as.


(Beifall bei der FDP)


Die Gesundheitspolitik ist und bleibt die Sollbruch-
telle dieser Koalition. Liebe Kolleginnen und Kollegen
on den Regierungsfraktionen, geben Sie Ihre Sturheit
uf und beenden Sie den Weg in ein staatliches und zen-
ralistisches Gesundheitswesen! Werden Sie einsichtig:
ieber keine Reform als eine solch schlechte Reform.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606101000

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Zöller,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1606101100

Grüß Gott, Herr Präsident und liebe Kolleginnen und

ollegen! Wir beraten heute einen Gesetzentwurf, der
esentlich besser ist als von vielen behauptet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte nur auf vier wichtige Punkte hinweisen.
rstens. Dieses Gesetz bringt Verbesserungen für Patien-

en und Versicherte. Zweitens. Es führt zu mehr Wettbe-
erb zwischen den im Gesundheitswesen Beteiligten.
rittens. Es führt zu einer leistungsgerechteren Vergü-

ung der Ärzte. Viertens. Es wird die Lohnzusatzkosten
n Deutschland mittelfristig entlasten.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist aber eine mutige Prophezeiung! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben da drüben jetzt mal Sendepause!)





(A) )


(B) )


Lassen Sie mich die einzelnen Punkte erläutern. Ers-
tens. Das Gesetz ist gut für die Patienten. Zum ersten
Mal wird es im Rahmen einer Gesundheitsreform nicht
zu neuen oder höheren Zuzahlungen kommen.


(Elke Ferner [SPD]: Dank der SPD!)


Zum ersten Mal wird es auch nahezu keine Leistungs-
ausgrenzungen geben. Nur an den Folgekosten von
Schönheitsoperationen und ähnlichen Maßnahmen wer-
den sich die Krankenkassen künftig in geringerem Um-
fang beteiligen. Das ist, wie ich meine, eine vernünftige
Regelung. Denn wir können die Solidargemeinschaft
nicht mit den Kosten selbst verschuldeter Risiken belas-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es gibt also keine Leistungskürzungen. Vielmehr er-
bringen die gesetzlichen Krankenversicherungen in be-
stimmten Bereichen künftig mehr Leistungen.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Na, das werden wir mal sehen!)


Als Beispiel nenne ich nur die Palliativversorgung, die
Mutter/Vater-Kind-Kuren, Impfungen und die Erstattung
der Kosten einer geriatrischen Rehabilitation.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Bei allem Respekt, aber das war es!)


Wir setzen damit nicht nur an den gesundheitspoli-
tisch, sondern auch an den gesellschaftspolitisch richti-
gen Stellen an. Die Verbesserung der Versorgung von
Sterbenden nicht nur durch eine Schmerztherapie, son-
dern auch in Form von Sterbebegleitung ist eine huma-
nere und ethisch vernünftigere Antwort als aktive Ster-
behilfe, über die immer wieder diskutiert wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Eine Verbesserung der Voraussetzungen für die Teil-
nahme an Mutter/Vater-Kind-Kuren ist ein Beitrag zur
Entlastung der Familien und ein wichtiger Bestandteil
der aktuellen Diskussion über die Fälle von Vernachläs-
sigung und Misshandlung von Kindern in zerrütteten Fa-
milien.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Zweitens. Das Gesetz ist gut für die Versicherten.
Künftig werden alle Nichtversicherten von den gesetzli-
chen oder privaten Krankenversicherungen wieder auf-
genommen. Niemand muss ohne Versicherungsschutz
bleiben. Ein selbstständiger Handwerker zum Beispiel
wird seinen Versicherungsschutz in Zukunft nicht verlie-
ren, nur weil er vorübergehend Liquiditätsprobleme hat.

Darüber hinaus erhalten die Versicherten eine Viel-
zahl neuer Wahlrechte. In der gesetzlichen Krankenver-
sicherung wird es Tarife mit Kostenerstattung und
Selbstbehalten geben. Dadurch können die Versicherten
den Umfang ihrer Leistungen stärker als bisher selbst be-
stimmen. Eine weitere wichtige Wahlmöglichkeit, die
geschaffen wird, ist, dass die Patienten ihre Vorsorge-

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(C (D nd Rehabilitationseinrichtungen eigenständig auswähen können. Auch in der privaten Krankenversicherung wird es ünftig mehr Wettbewerb und Wahlrechte geben. Nichtersicherte müssen zu einem bezahlbaren Basistarif wieer in die PKV aufgenommen werden. Personen, die biser wegen Risiken nicht versichert wurden, müssen benfalls ohne Zuschläge zum Basistarif versichert weren. Wir werden auch das Recht der Privatversicherten uf einen nachteilsfreien Wechsel des Krankenversicheungsunternehmens verbessern, indem wir die Altersückstellungen übertragbar machen. All dies wird frichen Wind auch in die PKV bringen, ohne die eitragszahler zu überfordern oder die PKV als bewähr es System der Vollversicherung zu zerstören. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Unser Gesetz wird die Zusammenarbeit der Leis-
ungserbringer verbessern. Stärker als bisher wird sich
ie medizinische Versorgung künftig am Bedarf und an
en Interessen der Versicherten orientieren. Insbeson-
ere an den Schnittstellen zwischen ambulanter und sta-
ionärer Versorgung wird es Verbesserungen geben. Die
ichtigste Voraussetzung für Wettbewerb bleibt erhal-

en: die freie Arzt- und Krankenhauswahl. Ambulanter
nd stationärer Bereich werden stärker in Wettbewerb
reten und sich besser miteinander abstimmen müssen.
lle Beteiligten werden zu einem Versorgungsmanage-
ent verpflichtet. Dem Patienten soll ein reibungsloser
bergang zwischen Akutversorgung, Rehabilitation und
flege ermöglicht werden – ohne unnötige Wartezeiten
nd Pausen der Behandlung. Dadurch wird es künftig
eniger unnötige Liegezeiten im Krankenhaus geben.
ie Patienten werden dort versorgt, wo es ihren Bedürf-
issen am besten entspricht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Unser Gesetz wird zu mehr Wettbewerb führen. Die
rankenkassen erhalten neue Möglichkeiten, mit Arz-
eimittelherstellern, mit Apothekern Vereinbarungen
ber Arzneimittelpreise zu treffen. Damit erreichen wir
ehr Flexibilität, mehr Effizienz, mehr Qualität. Für

eue Arzneimittel sollen die Mehrkosten nicht höher
ein als ihr zusätzlicher Nutzen. Daher wird eine Kos-
en-Nutzen-Bewertung eingeführt. Dabei sollen auch
ehandlungsalternativen berücksichtigt werden. Wir ha-
en sichergestellt, dass sich die Kosten-Nutzen-Bewer-
ung an internationalen Standards orientiert und die Her-
teller somit nicht überfordert. Insbesondere wird die
osten-Nutzen-Bewertung keine zusätzliche Vorausset-

ung für die Zulassung sein. Innovative Arzneimittel, die
inen nachweisbaren Zusatznutzen haben, werden kei-
en Preisminderungen unterliegen. Deshalb wird der
nreiz, in Deutschland innovative Arzneimittel zu ent-
ickeln, so erhalten bleiben.

Die Verordnung von kostenintensiven bzw. speziel-
en Arzneimitteln muss künftig in Abstimmung mit
achlich besonders ausgewiesenen Ärzten erfolgen. Die
erordnenden Ärzte erhalten dadurch nicht nur eine






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
fachliche Bestätigung ihrer Therapieentscheidung, son-
dern sind bei diesen Verordnungen künftig auch von
Wirtschaftlichkeitsprüfungen befreit. Die freie Arztwahl
und die freie Wahl der Therapie bleiben also erhalten.
Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses,
Dr. Hess, hat erklärt, er erwartet einen weiteren positiven
Effekt. Das Hin- und Hergeschiebe von Patienten zwi-
schen Arztpraxen wird nicht mehr stattfinden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unser Gesetz entlastet die Ärzte von Bürokratie und
schafft leistungsgerechtere Vergütung.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Wirtschaftlichkeitsprüfungen werden auf besonders
eklatante Fälle von Unwirtschaftlichkeit konzentriert.
Damit wird nur noch eine ganz eng begrenzte Zahl von
Ärzten geprüft werden müssen.

In der ärztlichen Versorgung werden erste Schritte zur
Abschaffung der Bedarfszulassung eingeleitet. In der
zahnärztlichen Versorgung wird die Bedarfszulassung
bereits mit diesem Gesetz abgeschafft.

Wir werden auch die ärztliche Vergütung von Büro-
kratie entlasten und für die Ärzte kalkulierbarer gestal-
ten. Deshalb wird die bisher von Budgets und sinkenden
Punktwerten geprägte Vergütung durch eine Euro-
Gebührenordnung abgelöst.


(Beifall bei der CDU/CSU – Heinz Lanfermann [FDP]: Mogelpackung!)


In dieser werden vor allem Pauschalvergütungen vorge-
sehen. Für die Erbringung besonders qualifizierter Leis-
tungen gibt es Honorarzuschläge.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Ist das eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?)


Wichtig ist: Die bisherige Budgetierung, mit der an
die Grundlohnsumme angeknüpft wurde, wird abge-
schafft. Die Höhe der finanziellen Mittel hängt künftig
von der Morbidität der Versicherten ab. Das heißt, bei ei-
nem Anstieg des Behandlungsbedarfs der Versicherten
müssen die Krankenkassen mehr Honorar für die Ärzte
zur Verfügung stellen.

Mit dem Gesundheitsfonds leisten wir einen Beitrag
für eine nachhaltige Finanzierung der gesetzlichen Kran-
kenversicherung.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Wo denn?)


Die Finanzierungsstrukturen der gesetzlichen Kran-
kenversicherung werden mit diesem Gesetz auf eine
neue Grundlage gestellt. Durch den Gesundheitsfonds
wird eine wirtschaftliche Verwendung von Beitrags- und
Steuermitteln garantiert und der Wettbewerb zwischen
den Krankenkassen wird deutlich intensiviert. Die Versi-
cherten verfügen künftig über klare Informationen zur
Leistungsfähigkeit ihrer Krankenkasse.

Die Einführung des Gesundheitsfonds führt nicht zu
einem bürokratischen Mehraufwand.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D ie Beiträge werden weiterhin von den Krankenkassen ingezogen und an den Fonds weitergeleitet. Hierzu erden die bestehenden Strukturen beim Bundesver icherungsamt genutzt. Damit entstehen weder neue Beörden noch verlieren Mitarbeiter der Krankenkassen hre Stellen. (Ernst Burgbacher [FDP]: Wer macht es denn dann?)


Die Arbeitgeber haben ab dem Jahr 2011 die Mög-
ichkeit, ihren Verwaltungsaufwand zu reduzieren, in-
em sie sämtliche Sozialversicherungsbeiträge für ihre
itarbeiter an eine Stelle ihrer Wahl entrichten können.
ie Beiträge der Arbeitgeber und der Mitglieder der
rankenkassen werden per Rechtsverordnung festge-

egt. Damit werden die Belastungen der Arbeitgeber
urch die GKV-Beiträge besser kalkulierbar. Der Arbeit-
ehmerbeitrag enthält weiterhin den heutigen Sonderbei-
rag von 0,9 Prozent.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Hervorragend!)


Außerdem können die Krankenkassen bei einem zu-
ätzlichen Finanzbedarf von ihren Versicherten Zusatz-
eiträge von bis zu 1 Prozent des Einkommens erheben.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Deshalb gibt es auch keine Zusatzleistungen!)


mgekehrt können die Krankenkassen künftig auch
berschüsse an ihre Versicherten auszahlen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das werden sie aber nicht tun!)


Letztlich wird der Gesundheitsfonds zusätzlich durch
teuermittel finanziert. Damit erfolgt eine teilweise Fi-
anzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben – insbe-
ondere die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern –
ber Steuermittel.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Herr Zöller, glauben Sie das selbst?)


Mit diesen Elementen, der gesetzlichen Festschrei-
ung der Beiträge, dem zusätzlichen Beitragsanteil der
ersicherten und einer neuen Steuerfinanzierung, gelingt
in Einstieg in eine teilweise Entkopplung der Arbeits-
on den Gesundheitskosten. Die gesetzliche Kranken-
ersicherung wird auf eine langfristig stabilere, gerech-
ere und beschäftigungsfördernde Basis gestellt.

Noch ein Hinweis zu der Länderklausel. Um unver-
ältnismäßige regionale Belastungssprünge zu vermei-
en, werden wir eine Konvergenzphase einführen. Un-
erschiedliche Einnahme- und Ausgabenstrukturen der
assen werden in Schritten von maximal 100 Millio-
en Euro angeglichen. Diese Regelung ist wichtig; denn
ir können regionale Besonderheiten und gewachsene
trukturen nicht gänzlich außer Acht lassen.


(Elke Ferner [SPD]: Höhere Arzthonorare in Bayern!)


ch bin deshalb froh, dass wir die Bedenken der Länder
it dieser Regelung zunächst einmal aufgefangen ha-

en.






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller

(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich denke, Sachsen stimmt nicht zu!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie
mich mit einem Zitat von Albert Einstein schließen:


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt muss er auch noch dafür herhalten! – Heinz Lanfermann [FDP]: Er kann sich nicht mehr wehren!)


Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim
Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich
etwas ändert.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein Hoch auf Einstein! – Ernst Burgbacher [FDP]: Das hat Einstein nicht verdient!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606101200

Das Wort hat nun der Kollege Gregor Gysi, Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gysi folgt Einstein!)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606101300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

habe Ihnen genau zugehört, Kollege Bahr von der FDP.
Wenn Sie ernsthaft versuchen, über den Duden zu be-
greifen, was Sozialismus ist, dann haben Sie gar keine
Chance.


(Heiterkeit im ganzen Hause)


Obwohl ich wenig Zeit habe, biete ich Ihnen an, Sie
einmal in Ihrer Fraktion zu besuchen, um Ihnen zu erklä-
ren, was demokratischer Sozialismus ist.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606101400

Ihr freundliches Angebot setzt aber voraus, dass Sie

wissen, was Sozialismus ist.


(Heiterkeit im ganzen Hause – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Herr Präsident, wen wir in die Fraktion einladen, entscheiden wir!)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606101500

Ja, selbstverständlich, Herr Präsident. Das klingt viel-

leicht ein bisschen anmaßend. Aber ich habe bewusst
nicht von Sozialismus gesprochen, sondern ich habe
„demokratischer Sozialismus“ gesagt. Das ist eine wich-
tige Einschränkung.

Ich hoffe, dass diese Bemerkungen nicht auf meine
Redezeit angerechnet werden. Denn eigentlich geht es
um die Gesundheitsreform.

Es stimmt: Nur dann, wenn man etwas tut, ändert sich
etwas. Insofern hatte Einstein völlig Recht. Aber die von
Ihnen vorgesehenen Änderungen wirken sich von sehr
wenigen Ausnahmen abgesehen zum Nachteil der Versi-
cherten und im Übrigen auch der Unternehmen sowie

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(C (D er Ärztinnen und Ärzte aus. Oder glauben Sie im Ernst, ass – wenn Sie Recht hätten und die Änderungen tatächlich positiv wären – sie alle zu dämlich sind, um das u begreifen? Sie alle stellen sich gegen Ihr Vorhaben, eil sie genau wissen, dass das nicht der Fall ist. (Beifall bei der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: Schließen Sie sich den Forderungen der Ärzte an, oder was?)


Übrigens ist die Pharmaindustrie die einzige Seite, die
eine Kritik übt. Sie sollten einmal darüber nachdenken,
elche Gründe das hat. Ich glaube, das hat seine Ursa-

hen.

Sie haben viele Versuche gestartet, zu einer Gesund-
eitsreform zu kommen. Erst wurde mit Herrn Stoiber
twas verabredet. Am nächsten Tag hat ihm das, was ge-
ade beschlossen worden war, aber nicht mehr gefallen.
ann wurde wieder etwas Neues vereinbart. So folgte
ersuch auf Versuch. Herausgekommen ist keine Re-

orm, sondern Gemurkse.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Sie haben allerdings das Denken hinsichtlich der Ver-
icherung verändert. Das macht mir Sorgen; denn solche
eränderungen bleiben. Sie machen aus der Gesund-
eitsversicherung eine Autoversicherung.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist doch Unsinn, was Sie erzählen! – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wie beim Auto?)


Ich werde es Ihnen erklären. Beim Auto ist es etwas
nderes; da ist die bestehende Versicherungsform ge-
echtfertigt. Die Gesundheitsversicherung muss aber
ine solidarische Versicherung sein.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: So ist es!)


Lassen Sie mich das an zwei Beispielen verdeutlichen.
um einen sagen Sie: Wenn ein Versicherter kaum Versi-
herungsleistungen in Anspruch nimmt, dann kann er im
ächsten Jahr Beiträge zurückbekommen. Zum anderen
agen Sie, man könne eine Teilkaskoversicherung ab-
chließen. Das heißt, man zahlt zum Beispiel 500 Euro
m Jahr selbst; die Versicherung soll nur die Kosten tra-
en, die diesen Betrag überschreiten. Auch in dem Fall
ind geringere Beiträge zu zahlen.

Die Kosten im Gesundheitswesen nehmen aber nicht
b. Welche Aussage steht hinter Ihrem Vorhaben? Sie sa-
en: Jung und Gesund soll nicht länger für Alt und
rank haften.


(Beifall bei der LINKEN – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Wo denn?)


as ist aber ganz klar die Aufgabe der solidarischen Ver-
icherung. Was glauben Sie denn, was Ihre Änderungen
edeuten? Der Gesunde erhält Beiträge zurück und der
ersicherung fehlt dann das Geld zur Finanzierung der
osten.


(Elke Ferner [SPD]: Gucken Sie doch mal, welche Bedingungen daran geknüpft sind!)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Das ist das Prinzip einer Autoversicherung; es ist aber
kein geeignetes Prinzip für eine Gesundheitsversiche-
rung. Damit verändern Sie den Geist dieser Versiche-
rung. Das lehnen wir ab.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war ein schlechtes Beispiel!)


Sie sehen des Weiteren Strafaktionen vor, die völlig
falsch sind. Ich nenne ein Beispiel. Für chronisch
Kranke sollen die Zuzahlungen auf 1 Prozent ihres Jah-
reseinkommens beschränkt werden; für andere Kranke
sind es 2 Prozent. Des Weiteren sehen Sie vor, dass je-
mand, der keine regelmäßige Krebsvorsorge betrieben
hat und der an Krebs erkrankt, bestraft werden soll, in-
dem er nicht mehr als chronisch krank anerkannt wird
und deshalb Zuzahlungen bis zu 2 Prozent des Jahresein-
kommens leisten muss.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Es wird überhaupt niemand bestraft! Im Gegenteil: Wir veranlassen die Menschen, zur Früherkennung zu gehen! Das ist niedrigster Populismus! Das wissen Sie auch!)


Einem Menschen, der so leidet, diese zusätzliche Strafe
aufzubürden, ist unmenschlich und indiskutabel.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihre Argumentation ist unmenschlich!)


Deshalb verstehe ich auch nicht, warum die FDP so
unzufrieden ist. Eine unsolidarische Versicherung müsste
doch eigentlich in Ihrem Sinne sein. Insofern verstehe ich
den Ansatz Ihrer Kritik nicht.


(Widerspruch bei der FDP)


– Das kann ich durchaus belegen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Wir kommen mal zu Ihnen in die Fraktion! Dann sprechen wir über das Gesundheitswesen!)


Jetzt komme ich zum Gesundheitsfonds, den Sie zum
1. Januar 2009 einführen wollen. Sie thematisieren aber
kaum, Frau Bundesgesundheitsministerin, dass alle ge-
setzlichen Krankenkassen, die sich diesem Fonds an-
schließen müssen, entschuldet sein müssen. Es gibt aber
Krankenkassen mit erheblichen Altschulden. Wie sol-
len sie diese Schulden tilgen? Dafür gibt es nur einen
Weg: die Erhöhung der Beiträge, und zwar sowohl für
die Versicherten als auch für die Unternehmen. Das be-
trifft die so genannten Lohnnebenkosten, die in Wirk-
lichkeit eine Abgabe der Unternehmen für die sozialen
Sicherungssysteme sind.


(Elke Ferner [SPD]: Was ist denn Ihr Vorschlag? Dass die Kassen verschuldet bleiben?)


Bis zum 1. Januar 2009 werden die Versicherungsbei-
träge erheblich steigen. Das haben Sie mit keinem Satz
erwähnt, Frau Bundesgesundheitsministerin. Das ist
nicht in Ordnung; denn diese Belastung kommt auf die
Unternehmen und die Versicherten zu.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Also wollen Sie die Schulden erhöhen?)


Des Weiteren frieren Sie die Beiträge der Unterneh-
en ab 2009 ein, nicht aber die der Versicherten. Nach

er von Ihnen geplanten Regelung haben die gesetzli-
hen Krankenkassen das Recht, von den Versicherten ei-
en Zusatzbeitrag zu fordern, wenn die Mittel aus dem
esundheitsfonds nicht ausreichen. Hier kommt wieder
ie alte Kopfpauschale der Union zum Vorschein. Sie
aben aber die Menschen mit zwei Regelungen verwirrt.
lle denken, der monatliche Zusatzbeitrag dürfe nur
Euro betragen. Das ist aber ein Irrtum. Bei 8 Euro
uss lediglich nicht darauf geachtet werden, ob die
renze von 1 Prozent des Haushaltseinkommens über-

chritten wird.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nicht des Haushaltseinkommens, sondern des beitragspflichtigen Einkommens, um das richtig zu stellen!)


enn die gesetzlichen Krankenkassen einen höheren Zu-
atzbeitrag von den Versicherten verlangen, dann muss
ie Grenze von 1 Prozent des Haushaltseinkommens be-
ücksichtigt werden. Der Zusatzbeitrag kann also sehr
iel höher als 8 Euro betragen.

Wenn das alles nicht reicht, dann haben Sie geregelt
Frau Bundesgesundheitsministerin, das haben Sie

alsch dargestellt –, dass die Regierung die Beiträge er-
eut festsetzen darf, und zwar sowohl für die Arbeitneh-
erinnen und Arbeitnehmer als auch für die Arbeitge-

er.

Sie sagen, dass das Gesetz nicht zu Leistungsein-
chränkungen und Beitragserhöhungen führen werde.
ntweder haben Sie Ihren eigenen Gesetzentwurf nicht

ichtig gelesen oder Sie sagen nicht die Wahrheit; denn
as Gegenteil ist richtig.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn eine gesetzliche Krankenkasse in Zukunft vor
er Entscheidung steht, ob sie die Beiträge für die Versi-
herten erhöhen soll, dann muss sie dabei berücksichti-
en, dass viele Versicherte nach einer angekündigten Er-
öhung austreten und zu einer anderen gesetzlichen
rankenkasse wechseln werden. Die Krankenkasse wird
eshalb in der Regel aber einen anderen Weg gehen: Sie
ird die Leistungen einschränken. So haben Sie dann
it Ihrer Reform einen ständigen Leistungsrückgang bei

er medizinischen Versorgung der Bevölkerung organi-
iert. Damit verschärft sich die Tendenz hin zur Zwei-
lassenmedizin. Die Kluft zwischen der ersten und der
weiten Klasse wird so nicht geringer, sondern größer
erden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war in der DDR besser mit der Medizin, gell?)


Sicher, manches schon, vieles nicht.


(Lachen des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
– Die Gesundheitszentren sind nichts anderes als ein
schlechtes Plagiat der Polikliniken; die Idee haben Sie
geklaut.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Für euch, für die Kader war es besser!)


Der Vorteil der Poliklinik bestand darin, dass hier alle
Fachärzte zusammen waren und die Patienten die Mög-
lichkeit hatten, in einem Haus komplett versorgt zu wer-
den. Sie behaupten nun, drei Ärzte seien ein Gesund-
heitszentrum. Sie sollten sich das Modell der Poliklinik
einmal genau anschauen. Dann käme auch etwas Ver-
nünftiges heraus.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Für die Kader hat man in der DDR Medikamente aus dem Westen eingeführt, Sie Heuchler!)


Andere Sachen in der DDR waren viel schlechter. Ich
bin ja nicht so beschränkt, dass ich immer nur in eine
Richtung denken kann; ich kann differenzieren. Das ist
ein großer Vorteil meines Werdeganges.


(Heiterkeit im ganzen Hause)


Lassen Sie uns doch eine vernünftige Gesundheitsre-
form machen! Man kann durchaus etwas verändern. Wir
fordern in unserem Antrag eine Bürgerinnen- und Bür-
gerversicherung, die auf zwei Grundsätzen basiert. Der
erste Grundsatz ist: Die Beitragsbemessungsgrenze darf
nicht bei 3 652,50 Euro festgelegt werden. Wer mehr
verdient, muss auch höhere Beiträge zahlen. Wäre es
denn so katastrophal, wenn wir die Beitragsbemessungs-
grenze schrittweise erhöhten?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schon mal was vom Äquivalenzprinzip gehört?)


Der zweite Grundsatz ist: Alle Einkommen müssen zur
Beitragserhebung herangezogen werden. Alle, wir, die
Abgeordneten sowie Anwälte und Ärzte, müssen in die
gesetzliche Krankenversicherung einzahlen. Dann wäre
das Ganze leicht zu finanzieren; denn dann hätte es so
gut wie keine Auswirkungen mehr, wenn die Zahl der
abhängig Beschäftigten abnähme und die Zahl der
Selbstständigen zunähme. Alle müssen in die gesetzliche
Krankenversicherung einzahlen, unabhängig von der
Einkommensart. Dann hätten wir genügend Geld.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir zudem die Lohnnebenkosten durch eine
Wertschöpfungsabgabe für die Unternehmen ersetzten,
dann sind wir deutlich weiter. Lassen Sie mich ein Bei-
spiel nennen. Ein Gemüsehändler beschäftigt zwei Ver-
käuferinnen. Die Stadt reißt die Straße vor seinem Laden
auf. Sein Umsatz halbiert sich. Solange er keine Verkäu-
ferin entlässt, bleiben die zu entrichtenden Lohnneben-
kosten unverändert. Nach unserem Vorschlag sinken
seine Abgaben aber, weil seine Wertschöpfung abnimmt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606101600

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.

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(C (D Ich bin sofort fertig, Herr Präsident. Wenn die Deutsche Bank aber einen riesengroßen Geinn macht und 8 000 Leute entlässt und damit 8 000al Lohn spart, aber noch immer die gleiche Wertschöp ung hat, dann muss sie nach unserem Modell genauso iel in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen wie zuor. Das wäre sinnvoll. Man kann das Gesundheitswesen solidarisch organiieren. Wir brauchen eine Bürgerversicherung. Ihre Reorm wird aber leider dazu führen, dass der Grundsatz Arm stirbt früher“ zur Realität wird. (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Um Gottes willen!)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606101700

(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606101800

Nächste Rednerin ist die Kollegin Renate Künast,

raktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606101900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Diese Ge-

undheitsreform verdient schon deshalb den Namen
Gesundheitsreform“ nicht, weil sich mindestens die
albe Republik krank fühlte, als sie anschauen musste,
ie Sie diese Reform verhandeln. Das Gezerre zwischen
und und Ländern und die nächtlichen Verhandlungen
achten schon beim Zuschauen krank. Herr Zöller

eischte auf dem außerordentlichen Ärztetag auch noch
m Mitleid, als er sagte: Letzte Nacht waren wir schon
ieder bis 3 Uhr zugange. Ich kann Ihnen sagen: Alle
nwesenden hatten Mitleid mit ihm, sie hatten aber auch
itleid mit der Republik; denn es wäre besser gewesen,

ie hätten nächtens nicht noch einmal Hand angelegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es fiel einmal der Satz vom klaren Durchregieren.
ie Ministerpräsidenten der Bundesländer, zum Beispiel
err Stoiber und andere, waren ja gar nicht an der Ge-

chichte beteiligt?

Hier hat uns die so genannte große Koalition ein so
enanntes Reformwerk vorgelegt. Ich kann Ihnen sagen:
ie Formel von der großen Koalition als großer Reform-
raft geht an dieser Stelle definitiv wieder nicht auf. Das
egenteil ist der Fall. Ihnen fehlt es an der Kraft zu mu-

igen und stimmigen Gesamtkonzepten.

Schauen wir uns einmal an, was Sie angeboten haben!
ie haben gesagt, es solle ein Konzept für nachhaltige
nd gerechte Finanzierung geben, der Wettbewerb solle
ntensiviert und die Lohnnebenkosten sollten dauerhaft
uf unter 40 Prozent gesenkt werden. Herausgekommen
st wieder nur Merkel-Murks. Dieses Wort kann man je-
es Mal benutzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schauen wir uns die Finanzierung an! Sie haben sich
icht an die Kernprobleme herangetraut. Draußen verän-
ert sich die Welt, es verändert sich das Erwerbsleben
nd es gibt unstete Lebensläufe. Es gibt genug Men-






(A) )



(B) )


Renate Künast
schen, deren Einnahmen nicht aus dem klassischen Er-
werbseinkommen stammen, sondern aus Aktienfonds,
was auch die FDP heute endlich gelernt hat, aus Mietein-
nahmen usw. Sie aber ändern nichts an der erwerbsorien-
tierten Finanzierung der GKV. Das heißt, dass dieses de-
finitiv keine große Reform ist. Das wäre vielleicht eine
Reform für das letzte Jahrhundert gewesen, aber ange-
sichts der heutigen Lebensläufe und Einkommenssitua-
tionen keine für das 21. Jahrhundert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Das stimmt!)


Die Privatversicherten bleiben weiter unter sich. Wir
werden künftig nicht mehr, sondern weniger Solidarität
haben.

Herr Zöller, was mich bei Ihnen verwundert hat, ist
der Satz, es könne doch nicht sein, dass man in der Kran-
kenkasse bei selbst verschuldeten Krankheiten solida-
risch sein müsse. Ich wäre noch bereit, mich diesem Ge-
danken zu nähern, wenn Sie ihn logisch zu Ende denken
würden. Wenn Sie schon sagen, jeder müsse beispiels-
weise Krebsvorsorgeuntersuchungen durchführen las-
sen, um nachher nicht finanziell belastet zu werden,
dann denken Sie das als Gesundheitspolitiker einmal zu
Ende. Dann müssen Sie dafür sorgen, dass zum Beispiel
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gaststätten und
Restaurants nicht zwangsweise passiv rauchen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wir sehen, wie damit umgegangen wird. Dann müssten
Sie aus Fürsorge gegenüber den Mitarbeitern sagen, dass
Sie nicht mit dem Zentimeterband messen, wie groß die
Kneipen sind, und dann müssten Sie klare Maßnahmen
zum Arbeitsschutz ergreifen. Prävention gehört auch zur
Gesundheitsreform.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie hatten jahrelang die Möglichkeit, was zu machen! Große Töne spucken und selber nichts gemacht! Sie hatten doch die Möglichkeit! – Zuruf der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


– Frau Widmann-Mauz, Sie krähen fröhlich dazwischen.
Ich weiß, wie Sie gekräht haben, als wir die Inhaltsstoffe
von Tabak öffentlich gemacht haben. Ich weiß auch, wie
Sie gekräht haben, als wir über das Tabakwerbeverbot
geredet haben und es endlich umsetzen wollten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber Sie haben die Chance, eine konsistente Politik zu
machen.

Sie haben angekündigt, den Anstieg des steuerfinan-
zierten Anteils des Gesundheitsfonds zum 1. Januar
2010 zu regeln, weil Sie sich erst einmal bis 2009 retten
wollen. Das glaubt Ihnen ehrlich gesagt kein Mensch.
Was Sie heute, anderthalb Jahre vor den Landtagswah-
len, nicht regeln, werden Sie drei Monate vor der Bun-
destagswahl definitiv auch nicht regeln. Das werden
zumindest Herr Stoiber oder die Mitglieder des Anden-

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(C (D aktes zu verhindern wissen. Damit betuppen Sie uns nd die Republik schon wieder. Warum? Weil Sie es loischerweise nicht schaffen werden – Sie schaffen es ja chon jetzt nicht –, kurz vor dem Jahr 2010 die beitragsreie Mitversicherung von Kindern für die Jahre 2010 nd danach zu regeln. Kein Mensch glaubt dies. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Hätten Sie weniger Schulden hinterlassen, könnten wir viel mehr tun!)


Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Beitrag! Ich weiß,
ass Sie alle neuerdings gemeinsam hier Ihre Nächte
erbringen. Vielleicht wussten Sie damals, als die ent-
prechende Entscheidung anstand, wo der Bundesrat
agt. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass ich damals auch
ie gesehen habe.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sogar Ihr Gefühl trügt Sie!)


eine These ist: Sie gehörten im Zweifelsfalle schon bei
en Bundesratsverhandlungen zu denjenigen, die ge-
remst haben, Herr Zöller.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Bitte was? Sie haben ein schlechtes Personengedächtnis!)


Ändern wird sich die Art und Weise der Beitragsfest-
etzung. Künftig machen das nicht mehr die Kran-
enkassen, sondern der Staat. Damit haben Sie die
öglichkeit, Beitragssatzanhebungen administrativ zu

erhindern. Auch ich meine, dass die Bundesministerin
inige Reformmöglichkeiten hat – das ist richtig –, und
war in Bezug auf die Höhe der Overheadkosten, die
an sich leistet. Trotzdem haben Sie die Ausgabenent-
icklung nicht im Griff. Der Umfang des Gesundheits-

onds wird – vorausgesetzt, er wird eingerichtet – nicht
usreichen. Ich glaube nicht daran, dass dieses bürokrati-
che Monster kommen wird. Auch die Einrichtung die-
es Fonds werden Sie noch vertagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die logische Lösung wird am Ende darin liegen, dass
ine immer stärkere Privatisierung der Gesundheits-
isiken erfolgt. Es wird also nicht mehr Solidarität, son-
ern mehr Privatisierung geben. Am Ende werden nur
ie Versicherten und nicht mehr die Arbeitgeber, nur die-
enigen mit einem Erwerbseinkommen und nicht diejeni-
en, die über andere Einkommen verfügen, hinzuzahlen
üssen. Das halten wir definitiv für keine solidarische
ntwicklung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben wie bei der Mehrwertsteuer zu dem Lö-
ungstrick gegriffen, dass Sie sagen: Wenn wir als große
oalition es selber nicht wissen und auf dem kleinsten
emeinsamen Nenner nicht weiterkommen, dann fassen
ir lieber dem kleinen Mann in die Tasche. – Das wurde
ei der Mehrwertsteuer so gemacht und nun bei der so
enannten Gesundheitsreform schon wieder.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Sie haben das Ganze „Wettbewerbsstärkungsgesetz“
genannt. Ich sage Ihnen dazu ganz ehrlich: Ich traue
zwar Ulla Schmidt zu, dass sie das einmal wollte. Aber
das Ziel, die Stärkung des Wettbewerbs, ist Ihnen mit-
tlerweile im wahrsten Sinne des Wortes abhanden ge-
kommen. Was ist denn das für ein Wettbewerb, dem
sich zum Beispiel die AOK Berlin, bei der viele Arbeits-
lose und chronisch Kranke versichert sind, demnächst
aussetzen muss? Sie lassen die Krankenkassen und die
Versicherten allein.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die kriegen künftig mehr Geld! Was Sie hier vortragen, hat mit dem Gesetz wirklich nichts zu tun!)


Wechseln werden diejenigen, die Geld haben.

Frau Merkel, diese Reform dient am Ende nicht den
Bürgerinnen und Bürgern sowie den Patientinnen und
Patienten. Sie ist nur Ausdruck eines starken Lobbyis-
mus und der Macht der Landesfürsten. Die Beantwor-
tung der Steuerfrage, der Frage, wie wir die beitragsfreie
Mitversicherung von Kindern finanzieren – diesen As-
pekt werden wir nicht vergessen –, haben Sie in Wahr-
heit auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. An
dieser Stelle hat die Gesundheitsreform versagt. An die-
ser Stelle hat Frau Merkel verloren, weil sie ihre Macht
an Herrn Stoiber und andere in der Nacht abgegeben hat,
als sie einknickte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dass dies am Ende bei den meisten Verbänden einen
Boykott ausgelöst hat, verstehe ich. Denn Sie können
niemandem ernsthaft zumuten, etwas, woran Sie nächte-
und monatelang gearbeitet haben, in zwei, drei Tagen
durchzurechnen. Niemand glaubt daran, dass dies eine
gute Gesundheitsreform ist. Ich habe keinen gehört, der
für diese Geldsammelstelle, für dieses bürokratische
Monster, das Sie einrichten wollen,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Gibt es doch gar nicht! Sie sollten sich mal einen anderen Redenschreiber zulegen!)


ein gutes Wort einlegt. Das ist eine Reformattrappe, ein
bürokratisches Monster. Jeder Handwerksbetrieb, bei
dem so viele Fehler geschehen sind und so viele Nach-
besserungen notwendig werden wie bei Ihnen, wäre
längst insolvent. Sie sollten bei der Gesundheitsreform
zurück auf null gehen und noch einmal neu anfangen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606102000

Carola Reimann ist die nächste Rednerin für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1606102100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Nach den nicht immer einfachen Verhandlungen zu den
Eckpunkten liegt nun der Gesetzentwurf zur Gesund-
heitsreform zur ersten Lesung hier im Bundestag vor. In

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(C (D en nun folgenden Ausschusssitzungen und vielfältigen nhörungen werden wir uns als Fachpolitiker nicht nur it den großen Linien beschäftigen, sondern auch in die etails gehen. Dann werden neben Fonds und mögli hen Zusatzbeiträgen andere wichtige Inhalte dieser Reorm stärker im Vordergrund stehen, nämlich die Maßahmen, die vor allem die Versicherten betreffen und die islang viel zu selten Erwähnung gefunden haben – zu nrecht, wie ich finde; denn wir machen Reformen in rster Linie für die Versicherten, nicht für die Akteure nd Interessengruppen im Gesundheitssystem. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich kurz auf einige dieser Punkte einge-
en. Da ist zunächst und in allererster Linie der Umfang
es Leistungskatalogs zu nennen. Man kann es gar
icht oft genug sagen: Dies ist seit langem die erste Re-
orm, bei der der Leistungskatalog ausgebaut wird. Auf-
enommen werden als Pflichtleistungen die Palliativ-
edizin – Herr Kollege Zöller hat das ausgeführt –, die

eriatrische Reha, eine spezialisierte Rehabilitation, die
s älteren Patienten ermöglicht, ihre Selbstständigkeit
ach einer schweren Erkrankung zurückzuerhalten. Au-
erdem werden wir die empfohlenen Schutzimpfungen
owie Mutter/Vater-Kind-Kuren von Satzungs- und Er-
essensleistungen zu Pflichtleistungen der Krankenkas-

en machen. Das alles sind ganz konkrete Maßnahmen,
ie sich für die Versicherten positiv auswirken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ausgebaut werden auch die Wahlmöglichkeiten für
ie Versicherten. Sie können künftig zwischen mehr Ver-
orgungsformen wählen, aber auch zwischen mehr Ver-
icherungs-, Selbstbehalt- und Kostenerstattungstarifen.

Ich möchte an dieser Stelle, weil das hier angespro-
hen wurde, noch kurz auf die Debatte zu den Vorsorge-
ntersuchungen eingehen. Zur Klarstellung: Ziel der
egelung ist es, die Bereitschaft zur Wahrnehmung von
orsorgeuntersuchungen auch durch finanzielle Anreize
u erhöhen. Wir wollen, dass Krankheiten frühzeitig er-
annt und behandelt werden können. Das ist auch im In-
eresse der Versicherten. Wir wollen nicht, dass Men-
chen zusätzlich belastet werden, die bereits jetzt krank
ind oder die die Vorsorgeuntersuchungen aufgrund ih-
es Alters nicht mehr in Anspruch nehmen können, Herr
ysi.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s wird niemand rückwirkend verantwortlich gemacht.
afür sieht der Gesetzentwurf klare Altersgrenzen vor.

Von einigen Stellen wurde hier dennoch wider besse-
es Wissen der Eindruck erweckt, es sollten Menschen
estraft werden, die durch ihre Krebserkrankung ohne-
in schon schwer getroffen sind.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Aber es werden doch auch junge Menschen krank!)







(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
Natürlich hat jeder das Recht zur Kritik an unserem Ent-
wurf. Ich verstehe auch, dass versucht wird, die eigenen
Interessen so gut es geht – auch mithilfe öffentlichen
Drucks – durchzusetzen. Dafür aber mit den Ängsten der
Menschen zu spielen und gezielt Verunsicherung zu
streuen, halte ich für verantwortungslos; dafür habe ich
kein Verständnis.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Darüber hinaus werden die Patientinnen und Patien-
ten von den Strukturreformen profitieren, beispiels-
weise von der besseren Verzahnung von ambulanter und
stationärer Versorgung. Hier ist vor allen Dingen die
Öffnung der Krankenhäuser für die spezialärztliche Be-
handlung im ambulanten Bereich zu nennen. Das hilft
vor allem Menschen mit schweren oder seltenen Erkran-
kungen, für die eine gute Versorgung ganz besonders
wichtig ist.

Weitere wichtige Maßnahmen im Strukturbereich
sind die Erweiterung der integrierten Versorgung – wir
werden die Pflege darin aufnehmen; diese Maßnahme
wird von allen Seiten begrüßt –, die Weiterentwicklung
der Programme für chronisch kranke Menschen, eine
Kosten-Nutzen-Bewertung für Arzneimittel und vieles
mehr. Besonders hervorheben möchte ich die erweiterten
Vertragsmöglichkeiten, die für die Krankenkassen ge-
schaffen werden. Dazu gehört zum Beispiel die Aus-
schreibung von Arzneimittelwirkstoffen und von Hilfs-
mitteln. Die Krankenkassen erhalten damit mehr
Möglichkeiten, durch Verträge mit Leistungserbringern
die Versorgung ihrer Versicherten optimal zu gestalten.
Dazu gehören auch Preisverhandlungen mit der Pharma-
industrie.

Mit den Strukturreformen, den erweiterten Wahlmög-
lichkeiten und der Ausweitung des Leistungskataloges
sind nur einige Inhalte dieser Reform genannt, von de-
nen die Versicherten und Patienten konkret profitieren
werden. Natürlich will ich an dieser Stelle nicht uner-
wähnt lassen, dass das nicht zum Nulltarif zu haben ist.
Leistungskürzungen sind jedoch keine Lösung, weil sie
vor allem die Schwachen und die Kranken treffen. Des-
halb kommen sie für uns Sozialdemokraten nicht in-
frage.


(Beifall bei der SPD)


Das haben wir bei dieser Reform durchgesetzt. Daran
werden wir auch in Zukunft festhalten.

Betrachtet man aber die Finanzsituation der gesetzli-
chen Krankenversicherung, so fällt auf, dass die Pro-
bleme in erster Linie nicht nur auf der Ausgabenseite zu
suchen sind. Die gesetzliche Krankenversicherung leidet
vielmehr auch unter einem Einnahmeproblem. Das liegt
nicht nur an sinkenden Beitragseinnahmen aufgrund von
Arbeitslosigkeit, sondern auch am unterproportionalen
Wachstum der Löhne und Gehälter und an der Erosion
der normalen Arbeitsverhältnisse. Aus genau diesem
Grund wollen wir Sozialdemokraten die Finanzen der
gesetzlichen Krankenversicherung durch eine stärkere
Steuerfinanzierung auf eine solidere und gerechter fi-
nanzierte Basis stellen. Die mit der Reform vorgesehene
Steuerfinanzierung kann nur ein Einstieg sein. Sie ist bei

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(C (D eitem nicht so umfassend, wie wir uns das vorgestellt atten; hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Ich in der Meinung, dass wir dieses Thema auch vor dem intergrund der positiven Prognose für die Steuereinahmen möglichst bald wieder aufgreifen sollten. Lassen Sie mich kurz auf die Situation der Ärztechaft zu sprechen kommen. Entgegen dem Eindruck, er in den letzten Tagen durch einige Ärztefunktionäre rweckt wurde, enthält der vorliegende Gesetzentwurf ür Medizinerinnen und Mediziner in unserem Gesundeitssystem Verbesserungen. Leider bleibt zurzeit wenig aum für eine sachliche Auseinandersetzung, sodass ich ier die Gelegenheit nutzen will, einige der neuen Regeungen anzusprechen. Wir werden mit der Reform das vor allem von den rzten so oft kritisierte Honorarsystem in der ambulan en Versorgung von Punktwerten auf Euround Centeträge umstellen. Damit weiß in Zukunft jeder Medizier, wie viel seine Leistung wert ist. Das entspricht inem seit langem vorgetragenen Wunsch der Ärztinnen nd Ärzte im ambulanten Bereich. uch die Qualität erhält eine größere Bedeutung. So ind für die Erbringung besonders qualifizierter Leistunen in der Euro-Gebührenordnung Honorarzuschläge orgesehen. Zukünftig werden die gesetzlichen Kranenkassen und nicht mehr die Ärzte das Risiko zunehender Behandlungsbedürftigkeit der Patienten tragen. eiterhin werden wir die Leistungserbringer von unnö iger Bürokratie entlasten. So werden überflüssige Konrollen entfallen, Abrechnungsverfahren und Prüfverfahen vereinfacht und entschlackt. Das sind im Übrigen lles Vorschläge, die Ärztinnen und Ärzte in einer Areitsgruppe des Ministeriums selbst erarbeitet haben und ie wir aufgreifen und umsetzen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


Die jüngsten Forderungen aus der Ärzteschaft nach
öheren Honoraren halte ich jedoch für unrealistisch. Es
eht nicht an, dass aus den Reihen der Ärzteschaft selbst
ritisiert wird, die Reform löse auf der einen Seite die
inanzierungsprobleme nicht, auf der anderen Seite aber
ür die eigene Berufsgruppe munter höhere Honorare ge-
ordert werden. Dann müssen die Ärztevertreter auch
hrlich sagen, welche Konsequenzen ihre Forderungen
aben. Wir reden hier von Mehrbelastungen in einer
öhe von 7 Milliarden Euro. Diese 7 Milliarden Euro
üssten die Versicherten bezahlen. Das geht nicht.


(Beifall bei der SPD)


ch appelliere an dieser Stelle nachdrücklich an alle,
uch an die Ärztevertreter, zu einer sachlichen Debatte
urückzukehren. Wir sind nach wie vor zu einem sachli-
hen Dialog mit allen verantwortungsbewussten Ärztin-
en und Ärzten und ihren Vertretern bereit.

Zusammen mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsge-
etz beraten wir heute abschließend das Vertragsarzt-






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
rechtsänderungsgesetz. Dies flexibilisiert das Arztrecht
so, dass die Situation der Ärzte im niedergelassenen
Bereich verbessert wird. Nehmen Sie deshalb bitte zur
Kenntnis, dass es uns mit der Verbesserung der Situation
der Ärzte entgegen aller Polemik sehr ernst ist. Mit dem
Vertragsarztrechtsänderungsgesetz werden wir die ge-
setzlichen Rahmenbedingungen für die vertragsärztliche
und die vertragszahnärztliche Leistungserbringung flexi-
bilisieren und liberalisieren. Unseren Vorstellungen ent-
sprechend soll ein Arzt bzw. eine Ärztin mehr Entschei-
dungsfreiheit darüber haben, wie er bzw. sie sich
niederlässt und Leistungen anbietet. So wird es künftig
möglich sein, wenn man beispielhaft von Berlin ausgeht,
über die KV-Grenzen hinweg in Brandenburg eine Pra-
xiszweigstelle einzurichten. Die Anstellungsmöglichkei-
ten von Ärzten und Zahnärzten werden erleichtert. Wir
werden es ermöglichen, dass Vertragsärzte gleichzeitig
auch als angestellte Ärzte in Krankenhäusern arbeiten
können. Wir heben die Altersgrenze von 55 Jahren für
den Zugang generell auf, in unterversorgten Gebieten
auch die Altersgrenze von 68 Jahren für das Ende der
vertragsärztlichen Tätigkeit. Damit ermöglichen wir den
älteren Arztkolleginnen und Arztkollegen länger den Zu-
gang in die Niederlassung und wir schaffen Entlastung
für die unterversorgten Gebiete. Mit dem Gesetz eröff-
nen wir darüber hinaus zusätzlich finanzielle Anreize für
Ärzte, sich in solchen unterversorgten Gebieten nieder-
zulassen.

Kolleginnen und Kollegen, ich kann Sie alle deshalb
nur aufrufen, dem Gesetzentwurf zur Änderung des Ver-
tragsarztrechts zuzustimmen und in eine konstruktive
und sachliche Beratung der Gesundheitsreform einzutre-
ten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606102200

Das Wort erhält nun der Kollege Heinz Lanfermann

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Endlich mal einer, der was davon versteht!)



Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1606102300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Man könnte ja über manche Regelung im Vertrags-
arztrechtsänderungsgesetz reden, wenn Sie dieses Ge-
setz nicht durch einen Zusatz vergiftet hätten, den Sie
noch hineingebracht haben und der die Entschuldung der
Krankenkassen betrifft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Weil Sie in den nächsten Wochen das Vergnügen haben
werden, dies Ihren Wählern in den Wahlkreisen zu erklä-
ren, will ich jetzt wenigstens einen kleinen Beitrag dazu
leisten, dass Sie wissen, worüber Sie gleich, in etwa ei-
ner Dreiviertelstunde, abstimmen werden.

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(C (D Krankenkassen dürfen grundsätzlich keine Schulden achen – das ist bekannt –, haben sie aber getan, und war im Umfang von mehreren Milliarden Euro, was die ufsichtsbehörden pflichtwidrig zugelassen haben. (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Da waren Sie doch dabei!)


ie Kassen schieben den Schuldenberg vor sich her.
etzt ist die Gemeinschaftspraxis „Schmidt und Merkel“
uf die Schnapsidee gekommen, diesen Gesundheits-
onds einzurichten, der voraussetzt, dass die Kassen
chuldenfrei sind. Also soll in maximal zwei Jahren eine
ntschuldung im Umfang von 3,5 Milliarden Euro
urchgeführt werden, was seriös nicht möglich ist.


(Beifall bei der FDP)


Die scheinbare Lösung dieses Problems hat uns die
oalition im Hauruckverfahren auf den Tisch des Ge-

undheitsausschusses gelegt. Im Gesetz ist zusätzlich
ine Neufassung des § 265 a SGB V – das ist in Art. 1
es Gesetzentwurfs – vorgesehen; das müssen Sie sich
erken. In diesem Paragrafen ist bisher ein freiwilliges
erfahren dafür vorgesehen, wie sich Kassen in Notla-
en gegenseitig helfen können.

Man hat die erste Lesung im Plenum umgangen, weil
an die öffentliche Debatte scheute.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: So ist es!)


ie Neufassung des Paragrafen wird am Mittwochmor-
en vorgelegt. Dann wird die Anhörung am Montag
urchgesetzt.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das stimmt auch nicht!)


m Mittwoch wird beraten oder auch nicht. Heute, am
reitag, wird verabschiedet – mit Ihren Stimmen. Neun
age für ein Gesetzgebungsverfahren, mit dem 3,5 Mil-

iarden Euro verschoben werden! Was die Anhörung be-
rifft, so hatten die Betroffenen und Sachverständigen
erade mal knapp zwei Werktage Zeit für die Erarbei-
ung ihrer Stellungnahmen. So viel, Frau Merkel, zu Ih-
em Motto: Gründlichkeit vor Schnelligkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


n Wahrheit ist das eine Zumutung für alle Beteiligten
nd eine Blamage für das Parlament, verursacht durch
ie rot-schwarze Gesundheitskoalition.

Der Inhalt des Paragrafen ist ebenso unseriös wie das
erfahren. Mehrere Milliarden Euro werden per Gesetz
erschoben mit dem schlichten Hinweis auf die notwen-
ige Solidarität. Dabei spielt bei den Kassen, die Geld,
um Teil viel Geld, erhalten sollen, rechtlich keine
olle, ob sie jahrelang schlecht gewirtschaftet, Beitrags-

atzerhöhungen bewusst unterlassen, zu viel Personal
eschäftigt oder – das soll ja auch vorkommen – zu hohe
orstandsgehälter gezahlt haben.

Bei den Kassen, die verpflichtet werden, zu zahlen,
ird nach Abs. 3 dieses Paragrafen die unterschiedliche
eistungsfähigkeit berücksichtigt; das betrifft insbeson-
ere Beitragssatz und Höhe der Finanzreserven. Das






(A) )



(B) )


Heinz Lanfermann
sind Augenblicksaufnahmen aus 2007. Nicht erwähnt
und damit auch nicht der gesetzliche Maßstab ist die
Vorgeschichte, also das Finanzverhalten in den letzten
Jahren. Das heißt konkret: Auch oder gerade Kassen, die
genauso verschuldet waren, aber die Zeit seit 2003 ge-
nutzt haben, ihre Schulden abzubauen – durch Beitrags-
satzerhöhungen, schmerzliche Einschnitte beim Perso-
nal, bei den Gehältern oder bei den Leistungen für die
Versicherten –,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie müssen den anderen Absatz lesen!)


die jetzt also ordentlich dastehen, werden zu Zahlungen
verpflichtet. Sie zahlen also im Prinzip doppelt – und Sie
erklären das mit „Solidarität“.


(Beifall bei der FDP)


Man kann über Solidarität reden, wenn es darum geht,
freiwillige Hilfen zu organisieren. Wenn man als Gesetz-
geber aber sagt: „Ihr müsst zahlen und fremde Schulden
tilgen“, dann braucht es schon einen Rechtsgrund und
der muss ein wenig konkret sein. Dass man sich einfach
da bedient, wo noch etwas zu holen ist, finden wir zwar
in bestimmten Parteiprogrammen, aber vor der Verfas-
sung hat das noch keinen Bestand.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


Dieser Paragraf ist eine Zumutung und die Begrün-
dung ist eine Anhäufung von Worthülsen. Dem Bundes-
tag wird zugemutet, ein Gesetz zu erlassen, das es ohne
konkrete Vorgaben den Bundesverbänden erlaubt, Kas-
sen mit Sonderopfern – da geht es um mehrere
Milliarden Euro – zu belegen. Mit einer untauglichen
Vorschrift – schauen Sie einmal in Abs. 6 nach! – wird
versucht, den gerichtlichen Rechtsschutz auszuhebeln.


(Zuruf von der FDP: Unglaublich!)


Zudem wird ein fragwürdiges Verfahren der Ab-
stimmung eingeführt. Als noch über die freiwillige
Hilfe abgestimmt wurde, hing das Gewicht eines Ver-
bandes bei der Mehrheitsbildung von der Höhe seiner
Mitgliederzahl ab. Jetzt genügt eine Mehrheit der anwe-
senden Verbände – unabhängig von der Größe –, um mit
einfacher Mehrheit Beschlüsse zu fassen. Wenn also die
Vertreter einiger Verbände im Stau stehen, ist es mög-
lich, dass Saarland, Hamburg, Bremen und Mecklen-
burg-Vorpommern beschließen, dass Niedersachsen, Ba-
den-Württemberg und Bayern ihnen Geld zu zahlen
haben. Gemäß diesem Paragrafen ist ein solcher Be-
schluss rechtswirksam. So machen Sie Gesetze.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es wird auch nicht beachtet, welche Selbsthilfemög-
lichkeiten es eigentlich gibt. Vielleicht lesen Sie einmal
das Urteil aus Karlsruhe zu den Berliner Finanzen. Muss
man sich nicht zunächst selbst helfen – Immobilien ver-
äußern, Vorstandsgehälter senken –, bevor man auf die
Hilfe anderer zugreift?

Das Schlimmste ist: Wir wissen nicht einmal, wie
viele Schulden die einzelnen Kassen haben. Man sagt, es

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(C (D andele sich hierbei um geschützte Sozialdaten. Uns lieen nur generelle Auskünfte vor. Anderen erlauben Sie ber, Geld hinund herzuschieben. Es gibt einen Betimmtheitsgrundsatz und einen Wesentlichkeitsgrundatz. Ein Parlament muss schon selbst Regelungen trefen können. Man kann das nicht auf die Verbände bwälzen. Im Übrigen führt das nach aller Erfahrung azu, dass Frau Schmidt nachher sagt: Ihr hättet das beser regeln können. Es ist eure Schuld, wenn das nicht äuft. Dieses Gesetzgebungsverfahren und der neue § 265 a GB V sind wirklich eine Blamage für dieses Parlament. enn ich mir die Gespräche der letzten Wochen vor Au en führe, stelle ich fest, dass sich die Abgeordneten der DP und der CDU/CSU vollkommen einig darüber sind, ass die ganze Reform Murks ist und die Regelungen abulehnen sind. Der einzige Unterschied ist: Wir sagen es ffentlich. – Durch Ihren Umgang mit diesem Thema aufen Sie, die CDU/CSU-Fraktion, wirklich Gefahr, ich wie Lemminge zu verhalten. Sie sollten stattdessen inmal offen Ihre Meinung sagen. Denken Sie an Leipig; stoppen Sie dieses Gesetz! Danke schön. Das Wort erhält nun die Kollegin Annette Widmannauz, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! enn ich mir heute anhöre, was die FDP von sich gibt, (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Darauf sollten Sie häufiger hören!)


(Anhaltender Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606102400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1606102500

nd verfolge, was Ihr Partner in der Opposition, die PDS
Sie stimmen mittlerweile oft gemeinschaftlich ab –, zu
rkennen gibt,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wenn die Regierungskoalition Mist macht, geht das nicht anders!)


ann ich nur sagen: Es sollte eigentlich Ihren Wählern zu
enken geben, in was für einer Koalition Sie sich in der
pposition befinden. Ich möchte Ihnen folgende Aus-
unft nicht ersparen – Sie sollten sie an Ihre Wählerin-
en und Wähler weitergeben –: Die Umsetzung der Vor-
chläge, die Sie, Herr Bahr, heute im Rahmen dieser
eform unterbreitet haben – mit Mehrausgaben für die
onorierung der Ärzte und für die Umsetzung der Be-

chlüsse des Marburger Bundes in Bezug auf die Kran-
enhäuser –, würde zu einer Mehrbelastung der gesetzli-
hen Krankenversicherung führen, die eine Erhöhung
er Beiträge um mehr als einen Prozentpunkt nötig ma-
hen würde. So viel zum Thema der Beitragssatzerhö-
ungen, zur Senkung der Lohnnebenkosten und zur FDP.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606102600

Frau Kollegin Widmann-Mauz, gestatten Sie eine

Zwischenfrage des Kollegen Westerwelle?


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1606102700

Ja, natürlich.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1606102800

Frau Kollegin, da Sie wiederholt – nun auch coram

publico im Hohen Hause – davon gesprochen haben, es
gebe in der Opposition eine Koalition zwischen FDP und
PDS, erlauben Sie mir folgende Frage: Ist Ihnen be-
kannt, dass in diesem Hause nur eine einzige Partei – Ihr
Koalitionspartner, die SPD – vertreten ist, die sich in ei-
ner Koalition mit der Linkspartei befindet?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Unglaublich!)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1606102900

Sehr geehrter Herr Westerwelle, ich kenne die Partei-

enlandschaft in Deutschland. Mir ist bewusst, welche
Landesregierungen in rot-roter Hand sind. Wir sind uns
auch einig, dass wir nicht mit der Linkspartei koalieren
wollen.

Bezogen auf Ihre Frage können wir uns aber auch an-
schauen, was dort, wo die FDP bis vor wenigen Monaten
mit der SPD koaliert hat – in Rheinland-Pfalz –, bei der
Schuldenaufsicht in Bezug auf die Beiträge der AOK ge-
macht wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie sollten einmal vor der eigenen Haustüre kehren und
mit Ihren Koalitionspartnern gute Politik machen. Dann
wären wir schon ein gutes Stück weiter.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Gesundheitsreform ist eine gute Investition;
denn sie ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit un-
seres Gesundheitswesens. Das hat auch sehr viel mit Ge-
rechtigkeit zu tun.

Ich spreche von der Gerechtigkeit, die noch immer
die besten Zinsen bringt, der Generationengerechtig-
keit. Das heißt nichts anderes, als dass wir die Zukunft
nicht im Heute verbrauchen dürfen. Das gilt für die Um-
weltpolitik und für die Staatsfinanzen, das heißt für den
Bundeshaushalt. Es gilt aber eben auch für die Sozial-
haushalte und für die gesetzliche Krankenversicherung;
denn die Schulden in den gesetzlichen Krankenversiche-
rungen sind die Beitragssatzerhöhungen von morgen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Schulden in der gesetzlichen Krankenversicherung
sind auch Maastricht-relevant. Deshalb ist es unsere
Pflicht, die Schulden der Krankenkassen endlich abzu-
bauen und die Bürden daraus nicht den späteren Genera-
tionen aufzuerlegen. Wir müssen den Schuldenabbau
zielstrebig zu Ende bringen. Es gab nie Kritik daran,
dass wir das bis zum Ende des nächsten Jahres schaffen
wollen.


(Zuruf von der FDP: Bis 2003!)


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(C (D ass es einzelne Kassen dabei nicht immer leicht haben erden, darauf werde ich noch eingehen. Frau Kollegin Künast, Sie waren als ehemaliges Reierungsmitglied (Zuruf von der CDU/CSU: Für Verbraucherschutz!)


it verantwortlich für die Kabinettsbeschlüsse in rot-
rünen Zeiten. Sie haben den Kassen verboten, die Bei-
ragssätze anzuheben, obwohl das richtig gewesen wäre.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie regieren ja schon ein Jahr! Jetzt ist es langsam gut mit anderen Leuten! Machen Sie mal!)


ie haben sie in die Schulden getrieben. Heute aber len-
en Sie in jeder Hinsicht von Ihren Versäumnissen ab
nd arbeiten nur mit bösartigen Unterstellungen. Das ist
nseriös, bestätigt aber das, was Sie in der Vergangen-
eit in der Regierung getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: An der Stelle hat Frau Widmann-Mauz Recht!)


Der Schuldenabbau ist nicht einfacher geworden, seit-
em der Steuerzufluss aus dem Bundeshaushalt eben-
alls rückläufig ist. Das Stichwort Tabaksteuer ist bereits
efallen.

Es muss deshalb klar sein, dass wir uns in dem Mo-
ent, in dem wir Spielraum im Bundeshaushalt haben,

m die gesetzliche Krankenversicherung kümmern müs-
en, insbesondere um gesamtgesellschaftliche Aufgaben
ie die beitragsfreie Versicherung der Kinder. Das ist

ichtig und notwendig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ber allein diese Erkenntnis entbindet uns nicht von der
erantwortung dafür, den Schuldenabbau voranzubrin-
en. Deshalb werden wir den Verschuldungszeitraum für
ie Kassen strecken, die das in einem Kassenverband in
er kurzen Zeit bis Ende 2007 alleine nicht schaffen
önnen. Das geht aber nur, wenn ein schlüssiges Ent-
chuldungskonzept vorgelegt wird.

Bei aller Generationengerechtigkeit – da stimme ich
en Kollegen zu – darf natürlich die Leistungsgerech-
igkeit nicht auf der Strecke bleiben. Warum sollten
assen, die in der Vergangenheit die Beiträge angeho-
en haben, weil sie ihre Verschuldung abbauen mussten,
etzt anderen Kassen, die diesen Verpflichtungen nicht
achgekommen sind, helfen müssen, wenn sie dadurch
elbst in eine Notlage kommen könnten? Deshalb muss
rotz aller Solidarität im Rahmen der Entschuldungsak-
ionen die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Zahler-
asse erhalten bleiben. Klar ist, dass eine Kasse die Ent-
chuldung in zwei Jahren aus eigener Kraft eher schafft,
ls wenn wir den Zeitraum so kurz bemessen, wie es von
ns ursprünglich angedacht war.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
Ich habe Verständnis für jede Krankenkasse, die sich
in der nächsten Zeit solidarisch zeigen muss. Ich denke
da zum Beispiel an die Situation der AOK in Sachsen.
Aber die gesetzliche Krankenversicherung ist eine Soli-
dargemeinschaft. Das galt und gilt in Gesamtdeutsch-
land seit der Einführung des Risikostrukturausgleichs
und seit den milliardenschweren Zahlungen im Rahmen
der West-Ost-Transfers. Jetzt muss das auch für den
Schuldenabbau gelten, und zwar auch, wenn es in der
Bundesrepublik einmal in die andere Richtung geht;
denn Solidarität ist keine Einbahnstraße.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Was für die Schulden der Krankenkassen gilt, gilt an
anderer Stelle auch für die Honorarsituation bei der Ärz-
teschaft. Ich habe großes Verständnis, wenn die nieder-
gelassenen Ärztinnen und Ärzte nach 15 Jahren Budge-
tierung endlich eine verlässliche und leistungsgerechte
Vergütung in Euro und Cent erhalten wollen. Wie sonst
soll das Problem, in Ostdeutschland bzw. allgemein in
unterversorgten Gebieten, sei es in ländlichen Gebieten,
sei es in Gebieten mit Überalterung und hoher Arbeitslo-
sigkeit, Menschen für den Arztberuf überhaupt noch zu
motivieren und zu begeistern, auf Dauer gelöst werden?
Deshalb beenden wir die Budgetierung und führen ein
neues Vergütungssystem ein. In Zukunft wird es eine
bundeseinheitliche vertragliche Gebührenordnung in
Euro und Cent geben.

Was heißt das? Es heißt, Leistung in Mecklenburg-
Vorpommern wird in Zukunft genauso vergütet wie in
Stuttgart oder München. Schauen Sie sich doch an, wie
stark heute die rechnerischen Werte für die Punkte – man
bezahlt die Ärzte ja bisher in Punkten – in Deutschland
differieren: zwischen 36 Cent in Sachsen und 44 Cent
pro Punkt in der KV Trier. Diese Schwankungsbreite ist
überhaupt nicht darstellbar. Sie resultiert aus der unter-
schiedlichen Finanzkraft in den Bundesländern; je nach
Kassenart und Honorarverteilung ist sie in Wirklichkeit
manchmal noch größer. Das ist ungerecht und diese Un-
gerechtigkeit müssen wir beseitigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen, dass der Arzt in Brandenburg für den Ultra-
schall in Zukunft genauso viel Geld bekommt wie sein
Kollege in Rheinhessen.

Deshalb habe ich auch nur wenig Verständnis für
manche Aussagen, die ich derzeit auf Ärztetagen und
Ärztedemos höre,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Gehen Sie doch nicht hin!)


nach dem Motto: „Was geht mich mein Kollege in
Mecklenburg-Vorpommern an? Der Bundesdurchschnitt
ist für mich zu wenig.“ – Dazu fällt mir eigentlich nur
ein Zitat unseres ehemaligen Bundeskanzlers Konrad
Adenauer ein:


(Heinz Lanfermann [FDP]: Da brauchen Sie nur bis Schröder zurückzuschauen! Da müssen Sie nicht bis zu Adenauer zurückgehen!)


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(C (D Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber nicht jeder hat den gleichen Horizont. Erstens verkennen all diese Stimmen, dass auch für ndere freie Heilberufe wie zum Beispiel Apotheker seit angem ein gleiches, bundeseinheitliches Honorar gilt, gal ob die Apotheke auf dem Kudamm oder in meinem eimatdorf liegt. Zweitens nehmen wir insbesondere auf ie unterschiedliche Kostensituation Rücksicht. Ärzte in esonders teuren Regionen wie München, Hamburg, rankfurt oder Stuttgart mit hohen Mieten und höheren ersonalkosten erhalten in Zukunft Zuschläge. Übrigens ird es auch Zuschläge für Ärzte in unterversorgten Geenden geben. Drittens wird es über eine Konvergenzänderklausel zusätzliche Anpassungsregeln geben, um prünge zu vermeiden. Dass die FDP das neue Honorarystem noch nicht ganz verstanden hat, mag vielleicht uch daran liegen, dass es zugegebenermaßen ein anpruchsvoller Text ist. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen, meine Herren, es geht uns um neue
erspektiven für die Ärzteschaft und für ihre wirtschaft-

iche Existenz. Die Budgets müssen ein Ende haben.
ber wir müssen realistisch bleiben; denn die finanziel-

en Dimensionen und die Möglichkeiten, die wir haben,
ind nun einmal begrenzt. Solidarität innerhalb der Ärz-
eschaft ist etwas, worauf auch wir bauen und was wir
rauchen. Die Honorierung des Arztes – und damit die
icherheit der Versorgung, die Sicherheit, dass sich
berhaupt noch ein Arzt findet, der bereit ist, Leistungen
n unattraktiven Gebieten anzubieten – darf in Zukunft
icht vom Anteil der privat Versicherten und der Gutver-
iener in einer Region abhängen, sondern muss bundes-
inheitlich geregelt sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt komme ich zu einem Punkt, der mich wirklich
ehr beschäftigt. Wenn ich sehe, womit die Menschen
erzeit konfrontiert werden, nämlich mit Information
nd am heutigen Morgen auch mit einem hohen Maß an
esinformation, dann kann ich manche Ängste in der
evölkerung durchaus verstehen. Ich dachte, der Ausfall
es DAK-Chefs in der letzten Woche, der zur Verunsi-
herung von Krebspatienten geführt hat, sei der einzige
ieser Art. Aber Sie, Herr Gysi, haben das heute Morgen
och gesteigert. Da muss ich wirklich sagen: Nicht die
egelung ist unverantwortlich oder zynisch; im Gegen-

eil: Wir wollen, dass Menschen früher zur Früherken-
ung gehen, damit sie überhaupt nicht schwer an Krebs
rkranken.


(Widerspruch bei der LINKEN – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Sie wollen sie bestrafen!)


ein, Ihre Polemik ist unverantwortlich und zynisch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ie verunsichern damit die Menschen, die Patientinnen
nd Patienten in unserem Land.

Die Menschen haben Sorge, ob die medizinische Ver-
orgung in Zukunft bezahlbar bleibt, ob die Qualität






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
gesichert ist und ob medizinischer Fortschritt auch in
Zukunft allen zur Verfügung steht.

Die Reform eröffnet erstens neue Leistungen. Die
Kollegen sind darauf eingegangen. Die Stichworte Palli-
ativversorgung, Impfungen, Mutter-und-Kind-Kuren und
geriatrische Rehabilitation sind schon gefallen. Es gibt
zweitens keine Leistungsausgrenzung, mit Ausnahme
der Folgekosten von Schönheits-OPs und Piercings. Ich
denke, wir sind uns in diesem Haus einig, dass dieses in
Zukunft von der Solidargemeinschaft nicht mehr finan-
ziert werden soll.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden drittens die Unterversorgung durch ein-
heitliche Beitragszuweisungen aus dem Fonds, durch ein
neues Honorarsystem und durch die Flexibilisierung des
Arztrechtes abbauen. Wir werden viertens darüber hi-
naus die Wahlmöglichkeiten für die Versicherten erwei-
tern. Ich nenne hier spezifische Versorgungstarife in der
hausärztlichen Versorgung, für chronisch Kranke, Tarife
mit Selbstbehalten und Kostenerstattung.

Wir werden vor allen Dingen fünftens die Vergleich-
barkeit der Kassen untereinander verbessern. Denn das
ist das eigentlich Wichtige an dieser Reform. Der künf-
tige Beitrag besteht eben nicht nur aus dem bundesein-
heitlichen Beitrag, der vom beitragspflichtigen Einkom-
men erhoben wird. Er besteht aus zwei Bestandteilen:
dem gerade genannten prozentualen Beitrag und dem
Zusatzbeitrag, der in der Regel eine Pauschale sein wird.
Jetzt werden die Menschen in Zukunft leichter durch
Vergleichen erkennen können, ob die Leistung der Kasse
den Preis in Euro und Cent auch wert ist.

Ich gebe durchaus zu, ich hätte mir die Preissignale
durch diesen Zusatzbeitrag noch stärker gewünscht.
Denn sozial Schwache sind ja von der Zahlung ausge-
nommen. Die Träger werden ihren Beitrag übernehmen.
Ich kann verstehen, dass die Kassen vor so viel Transpa-
renz Angst haben. Früher konnten sie hinter ihren Bei-
tragssätzen viel verstecken, etwa solche Dinge wie eine
Präventionswoche in einem Viersternehotel. Das wird in
Zukunft nicht mehr finanzierbar sein. Dies ist richtig und
gut. Denn wir brauchen das Geld für die notwendige
gute medizinische Versorgung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Erlauben Sie mir zum Schluss noch ein persönliches
Wort. Verehrte Kolleginnen und Kollegen der SPD,
schwere Wochen und Monate liegen hinter uns. Es gab
harte Verhandlungen, in der keine Seite der anderen et-
was geschenkt hat. Unter dem Strich hat die Koalition
ihre Arbeit gemacht. Es hat sich gelohnt. Wir sind ge-
meinsam mehr aufgestanden, als man uns umwerfen
wollte.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hätten Sie lieber mehr geschlafen! Dann wäre etwas Besseres herausgekommen!)


Wir legen heute ein gutes Reformwerk vor. Es lohnt
sich, dass man es gründlich betrachtet und darüber dis-
kutiert. Das werden wir tun.

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(C (D Am Ende will ich nur noch sagen: Der einzige Mist, uf dem nichts wächst, ist der Pessimist. Wir gehen zuersichtlich in die konkreten Beratungen im Ausschuss. arauf freuen wir uns. Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort dem Kollegen Frank Spieth, raktion Bündnis 90/Die Grünen. Entschuldigung, Fraktion Die Linke. Da war wohl der Wunsch Vater des Gedankens. Da bin ich mir nicht so sicher. ir haben es ja rechtzeitig für das Protokoll korrigiert. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In er Tat haben Sie sich in der großen Koalition nichts gechenkt. Aber vor allen Dingen werden Sie den Menchen, den Versicherten und den Patienten in diesem and nichts schenken. Mit dem heute hier zu behandelnden Vertragsarztechtsänderungsgesetz will die Regierung unter anderem em Ärztemangel, der sich insbesondere in großen Teien der neuen Bundesländer weiter zu verschlimmern roht, begegnen und gleichzeitig bessere Voraussetzunen für die Gründung medizinischer Versorgungszentren chaffen. Diese Ziele und die dafür vorgeschlagenen Intrumente werden von uns in weiten Teilen begrüßt, woei ich nicht verhehle, dass wir uns gewünscht hätten, enn Sie unseren Änderungsanträgen im Ausschuss zuestimmt hätten. Die von Ihnen jetzt vorgeschlagene Flexibilisierung nd Liberalisierung bei der Zulassung von Ärzten eribt nach unserer Auffassung doch nur als Ausnahmereelung für unterversorgte Gebiete einen Sinn. Bei Ihrem orschlag besteht die Gefahr, dass dort, wo viele Ärzte ind, noch mehr Ärzte hinzukommen, aber dort, wo rzte fehlen, keine wesentliche Verbesserung erreicht ird und die Wegeund Wartezeiten der Patienten zum zw. beim Arzt noch länger werden. eshalb wünschte ich mir, Sie hätten der von uns vorgechlagenen Begrenzung auf die unterversorgten Gebiete ugestimmt. (Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Das wäre auch gut gewesen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606103000

(Heiterkeit)

Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606103100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606103200

(Heiterkeit bei der FDP)

Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606103300

(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: So ist es!)


(Beifall bei der LINKEN)


eider konnten Sie unserem Vorschlag nicht folgen.






(A) )



(B) )


Frank Spieth
Trotz der geäußerten Bedenken hätten wir gerne zu-
gestimmt, und zwar gerade wegen der wichtigen berufs-
rechtlichen Verbesserungen für Ärzte, der Verlängerung
der integrierten Versorgung sowie der Absicht, weitere
medizinische Versorgungszentren zu errichten. Sie ha-
ben uns diese Zustimmung unmöglich gemacht, weil Sie
am vergangenen Mittwoch im Hauruckverfahren Ände-
rungsanträge zur Entschuldung der Krankenkassen ein-
gebracht haben, die mit dem Inhalt des vorgelegten Ge-
setzes überhaupt nichts zu tun haben.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Richtig!)


Es drängt sich der Verdacht auf, dass Sie diese brisante
Angelegenheit mit möglichst wenigen Debatten durch-
peitschen wollen,


(Elke Ferner [SPD]: Das ist Unsinn!)


damit Sie Ihren Gesundheitsfonds am 1. Januar 2009
starten können.

Sie wollen die Entschuldung der Krankenkassen
innerhalb eines Jahres erreichen. Wir von der Opposition
konnten auf der von uns durchgesetzten Anhörung am
Montag gemeinsam mit den Krankenkassen und den
Verbänden deutlich machen, dass dadurch bei einzelnen
AOK – beispielsweise bei der AOK in Berlin oder bei
der AOK im Saarland – Beitragssätze von über 21 Pro-
zent erforderlich würden. In Mecklenburg-Vorpommern
und in Rheinland-Pfalz würden Beitragssätze von knapp
18 Prozent erforderlich. Diese Beitragssätze würden das
sofortige Aus der jeweiligen AOK bedeuten; denn jeder
Versicherte, der die Grundrechenarten beherrscht, würde
sofort zu einer anderen Krankenkasse wechseln.

Sie wollen die extremen Beitragssprünge dadurch
vermeiden, dass Sie die Entschuldungszeit in Ausnah-
mefällen bis 2008 strecken und gleichzeitig Umlagen in
der jeweiligen Kassenart erheben. Dieses Verfahren ist
schon im jetzigen Recht vorgesehen, aber nur in Aus-
nahmefällen zur Anwendung gekommen. Jetzt wird es
zur Regel; mit der Folge, dass alle AOK die Beitrags-
sätze um 1 bis 2,5 Prozent erhöhen. Wenn Sie wollen,
dass AOK geschlossen werden, dann sagen Sie das den
Menschen offen.


(Beifall der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


Wenn eine Reduktion der Kassen Ziel Ihrer Politik ist,
dann sollten Sie es hier, im deutschen Parlament, auch
sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben die Absicht, 2008 die Insolvenzfähigkeit
von Krankenkassen einzuführen. Die dramatischen
Konsequenzen dieser Regelung sind Ihnen offenkundig
überhaupt nicht klar. Allein durch die Altersversor-
gungszusagen entstehen milliardenschwere Forderun-
gen. Diese müssten in Zukunft in der Bilanz einer Kran-
kenkasse ausgewiesen werden. Für den Großteil der
Versorgerkassen würde das die sofortige Zahlungsunfä-
higkeit bedeuten. Das würde bei den betroffenen Kassen
und bei allen anderen Beteiligten zu einer Katastrophe
führen. Ich frage Sie: Wer zahlt im Konkursfall die ver-

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(C (D leibenden Rechnungen von Ärzten, Apothekern, Orthoädieschuhmachermeistern und anderen Leistungserringern? Wollen Sie alle Beteiligten mit in diesen onkursstrudel reißen? Die Versicherten und Patienten önnen zwar in anderen Krankenkassen untergebracht erden; welche Folgen mit diesem Gesetz verbunden ind, scheint Ihnen aber vollkommen egal zu sein. Ich halte diese Form der Entschuldung für unverantortlich. Ich bin dafür, dass wir konsequent auf eine ntschuldung der Krankenkassen hinarbeiten; aber mit inem Entschuldungskonzept, in das Anstrengungen der rankenkassen, der Kassenart, aber auch Leistungen des undes einbezogen werden. Die Verschuldung der Kassen ist doch nicht auf deren nwirtschaftliches Verhalten zurückzuführen, sondern urch politische Vorgaben mitverursacht. Sie haben 996 den Risikostrukturausgleich eingeführt. Dadurch erden aber nicht alle Belastungen ausgeglichen. Die itglieder einiger AOK machen 35 Prozent der Bevöl erung eines Bundeslandes aus; diese Kassen tragen ber 60 Prozent der Krankenhauskosten. Dafür kann an die Kassen doch nicht verantwortlich machen. Wie ollen sie aus der Schuldenfalle herauskommen? Frau Ministerin Schmidt, Sie haben diese Entwickung sehenden Auges zugelassen. Sie haben den im ahr 2004 im Bundestag beschlossenen krankheitsorienierten Risikostrukturausgleich dadurch, dass Sie die bereffende Rechtsverordnung nicht erlassen haben, nicht n Kraft gesetzt. Damit tragen Sie einen ganz erheblihen Teil der politischen Verantwortung. (Beifall bei der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: Da hätte der Bundesrat zustimmen müssen!)


Sie haben der Öffentlichkeit noch im März dieses Jah-
es suggeriert, dass die Verschuldungsprobleme in der
KV gelöst seien. Sie sagten wörtlich:

Die gesetzliche Krankenversicherung hat einen
Überschuss von rd. 1,78 Mrd. Euro erzielt. Das sind
800 Mio. Euro mehr, als nach voreiligen Spekula-
tionen in der vergangenen Woche vermutet wurde.
Damit konnte die Nettoverschuldung des Gesamt-
systems der gesetzlichen Krankenversicherung bis
Ende 2005 vollständig abgebaut werden.

iesen Unsinn kann man kaum noch überbieten. Es ist
nverantwortlich, die Öffentlichkeit auf diese Art zu täu-
chen.


(Beifall bei der LINKEN)


ch meine, das geht weit über die berühmte Hutschnur
inaus. Sie sollten endlich selbigen Hut nehmen. Das
äre eine vernünftige Lösung für dieses Land.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606103400

Herr Kollege, das wäre ein guter Schlusssatz gewe-

en.


(Heiterkeit)







(A) )



(B) )


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606103500

Herr Präsident, ich komme zum Schluss.

Wir schlagen dem Deutschen Bundestag vor, die Ent-
schuldung unter anderem über Steuern vorzunehmen.
Die Mittel dafür sind vorhanden. Im Jahre 2007 wollen
Sie den Krankenkassen den Zuschuss aus den Einnah-
men aus der Tabaksteuer in Höhe von 2,7 Milliarden
Euro wegnehmen. Zur Entschuldung wäre dieser Betrag
völlig ausreichend.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606103600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Birgitt Bender,

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606103700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Koali-

tion wirft Nebelkerzen. Sie loben sich für die Verbesse-
rung einzelner Leistungen, die Sie in Ihrem Gesetzent-
wurf vorsehen und die man durchaus begrüßen kann.
Aber über den Gesamtkontext der Reform reden Sie gar
nicht, weil er Ihnen selbst peinlich ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen kann man nur sagen: Gehen Sie zurück auf
Los, ziehen Sie kein Geld ein und fangen Sie von vorne
an! Denn es ist doch so: Die Koalition ist gescheitert, so-
gar an ihren selbst gesetzten Zielen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wohl wahr!)


Wie hießen sie noch? Erstens war von der Abkopp-
lung der Beiträge vom Faktor Arbeit die Rede.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sehr richtig!)


Was geschieht jetzt?


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nichts!)


Jedes Jahr wird von der Bundesregierung ein staatlicher
Einheitsbeitrag festgesetzt. Das ist keine Abkopplung.
Das ist Abhängigkeit vom Faktor Arbeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


Den Faktor Ärger, den Sie sich dadurch jeden Herbst mit
den Gewerkschaften auf der einen Seite und mit den Ar-
beitgebern auf der anderen Seite einhandeln, unterschät-
zen Sie, wie ich glaube, erheblich.

Zweitens hatten Sie versprochen, die Beitragssätze zu
stabilisieren oder sie sogar zu senken. Stattdessen ist
festzustellen: Noch nie waren die Beitragssätze so hoch
wie im nächsten und übernächsten Jahr. Auch was die
Erreichung dieses Ziels betrifft, gilt: Fehlanzeige.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Drittens wurde von beiden Seiten der Koalition eine
verstärkte Steuerfinanzierung versprochen. Stattdessen
werden sich die Zuschüsse an die Kassen nicht erhöhen,
sondern sich sogar verringern. Sie reißen ein Milliarden-
loch in die Finanzen der gesetzlichen Krankenversiche-

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(C (D ungen. Ihre Luftbuchung im Zusammenhang mit dem ersprechen, in der nächsten Legislaturperiode mehr teuereinnahmen dafür bereitzustellen, rettet Sie nicht. Viertens hatte zumindest eine Seite der Koalition verprochen, die Solidarität zu stärken. Da war von der ürgerversicherung die Rede. Was haben wir jetzt? Die rivat Versicherten bleiben unter sich. Eine Stärkung der olidarität findet nicht statt. Vielmehr werden die geetzlich Versicherten noch mehr belastet, und zwar nur ie. Es gibt also weniger Solidarität als vorher. Auch diees Ziel haben Sie also nicht erreicht. Sie haben bereits einige Teilrückzüge angetreten: Der taatliche Einheitsverband der Krankenkassen soll nicht ehr auf Landesebene, sondern nur noch auf Bundes bene installiert werden. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das macht es auch nicht besser!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er Gesundheitsfonds soll keine Riesenbehörde mehr
ein,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aha! Sie haben es endlich erkannt!)


ie die Beiträge einzieht, sondern nur noch eine Geld-
ammelstelle.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das ist auch gut!)


ber davon wird es nicht besser.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Doch!)


Denn was soll der Fonds bewirken? Er soll vor allem
azu dienen, die Krankenkassen auf finanzielle Hunger-
ur zu setzen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das stimmt!)


ie wollen, dass die Krankenkassen von dem Geld, das
ie eingenommen und an den Fonds bezahlt haben, we-
iger zurückbekommen, als sie zur Deckung ihrer Aus-
aben brauchen. Den Rest sollen sie sich bei ihren Versi-
herten holen, und zwar über den Zusatzbeitrag, die
opfpauschale.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist eine solidarische Gesundheitsprämie!)


Die Kopfpauschale ist für die Versicherten, insbeson-
ere für die gering Verdienenden, eine soziale Drohung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ür die Krankenkassen ist sie genau deshalb ein Folter-
nstrument. Das nennen Sie Wettbewerb. Es ist aber kein

ettbewerb, wenn man den Kassen zu wenig Geld in die
and gibt.

Was wird passieren? Die Krankenkassen werden zu-
ächst einmal alles tun, um die Erhebung des Zusatzbei-
rags zu vermeiden: zum einen aufgrund des damit ver-






(A) )



(B) )


Birgitt Bender
bundenen Verwaltungsaufwandes, zum anderen, weil
keine Krankenkasse ihre Versicherten in die Flucht
schlagen will.

Wo werden sich die Krankenkassen das Geld, das ih-
nen fehlt, holen? Sie werden freiwillige Leistungen strei-
chen und versuchen, bei der Versorgung Kranker zu spa-
ren. Hier wird der Weg in die Rationierung gegangen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sehr richtig!)


Das geht zulasten der Patienten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie loben sich immer dafür, diesmal habe es keine zu-
sätzlichen Belastungen der Patienten gegeben.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Das ist doch nicht wahr! Die Versorgung wird sich ver-
schlechtern.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wieso denn? – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie wissen ganz genau, was heute teilweise finanziert wird!)


Was Sie hier mit dem Fonds und dem Zusatzbeitrag ma-
chen, das ist kein Wettbewerb, das ist Wettlauf mit Fuß-
fesseln. Wenn das Ziel nicht erreicht wird, dann sind die
Patienten die Gekniffenen. Das muss man Ihnen vorwer-
fen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben sich eine Hintertür offen gelassen – auch
dieses ein Teilrückzug –:


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir haben die erste Lesung und Sie sprechen schon von Rückzug?)


Der Fonds soll nicht sofort kommen, sondern erst zum
1. Januar 2009. Es glaubt niemand hier im Haus – Sie
selber eingeschlossen –,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


dass Sie zu diesem Zeitpunkt die Chuzpe haben werden,
eine solche Reformattrappe tatsächlich in Kraft zu set-
zen. Nur, bis dahin vergehen zwei Jahre, bis dahin ver-
geht wertvolle Zeit für eine echte Reform, die wir
bräuchten. Stattdessen werden die Beiträge steigen und
eine echte Reform wird es nicht geben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die Strukturmaßnahmen kommen doch ab April nächsten Jahres!)


Das ist Politikversagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen kann ich nur wiederholen: Gehen Sie zurück
auf Los, fangen Sie von vorne an!


(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun das Wort der ollege Hans Georg Faust. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Ein Blick ins Gesetz erleichtert nicht nur die echtsfindung, sondern hilft auch in der politischen Disussion, besonders wenn die Wogen der Kritik hochgeen und die Gischt die Ziele von Reformen zu vernebeln roht. Daher zitiere ich aus § 12 SGB V: Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. es Weiteren ist § 72 SGB V zu entnehmen – das ist esonders im Zusammenhang mit den Ärzteprotesten ervorzuheben –, dass die ärztlichen Leistungen „angeessen vergütet“ werden sollen. Damit sind die we entlichen Rahmenbedingungen, nach denen Patienten eistungen beanspruchen können und in denen Ärzte areiten, dargelegt. Die gefühlte Wirklichkeit scheint, was atienten und Ärzte betrifft, eine vollkommen andere zu ein. Im Mittelpunkt unserer politischen Bemühungen steht uch jetzt der kranke Mensch, der sich in seiner Not an einen Arzt wendet. Also ist die Arzt-Patienten-Bezieung die wichtigste Beziehung in unserem Gesundheitsystem. Sie verdient allen Schutz, sie darf aber auch icht missbraucht werden, um einseitige Interessenlagen nangemessen – ich betone: unangemessen – durchzuetzen. Wir ringen gemeinsam um eine Neuordnung des ystems, das diese sensible Arzt-Patienten-Beziehung rägt und bewahrt. Allen, die sich darum bemühen, den olitischen Parteien, den Krankenkassen, den Leistungsrbringern, der Gemeinschaft der Versicherten – dazu ähle ich auch und gerade die in einer privaten Krankenasse Versicherten –, all denen darf man den ehrlichen illen, zu einem guten Ergebnis zu kommen, nicht ab prechen. 82 Millionen Menschen in Deutschland brauhen jetzt, bei einer immer älter werdenden Bevölkerung nd rasantem medizinischen Fortschritt, zukunftsfähige ösungen. Ob der heute in erster Lesung eingebrachte Entwurf ines GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes in all seinen inzelheiten wesentliche Änderungen erfahren wird, wie r am Ende verabschiedet wird, wird der Verlauf des Geetzgebungsverfahrens zeigen. Aber auch als Arzt halte ch es nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen it Betroffenen für richtig, mit dem parlamentarischen erfahren zu beginnen. Den Gesetzentwurf jetzt in die and des Parlaments zu geben, war richtig. Richtig sind or allem die Ziele dieser Gesundheitsreform: Die Entopplung der Arbeitskosten von den Gesundheitskosten, ie Stärkung des Wettbewerbs zwischen den Krankenersicherungen, die Stärkung der Eigenverantwortung nd der Wahlmöglichkeiten der Versicherten und der Eralt eines differenzierten Versicherungssystems. Dr. Hans Georg Faust Noch einmal: Die Leistungserbringung soll ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein sowie das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Die Leistungserbringung soll aber auch unter Berücksichtigung des allgemein anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse erfolgen. Das ist allen Unkenrufen zum Trotz in Deutschland immer noch so. Das gilt auch im Verhältnis zu den Leistungen, die Privatpatienten bekommen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606103800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1606103900

(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Richtig!)





(A) )


(B) )


Ja, es gibt Unterschiede bei den Wartezeiten, die auf
dem Problem der alten Budgets beruhen. Ja, es gibt Leis-
tungen, die im Rahmen der individuellen Gesundheits-
leistungen vom Patienten bezahlt werden müssen. Ja, es
gibt in den Krankenhäusern neben Dreibettzimmern
auch noch Einbettzimmer als Wahlleistung. Dass Kas-
senpatienten bei der medizinischen Versorgung im Ver-
gleich zu den Privatpatienten generell benachteiligt wer-
den, stimmt aber einfach nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass das so ist, ist ein Verdienst der Ärzte in den Praxen
und Krankenhäusern. Dafür haben sie eine angemessene
Vergütung verdient und sie brauchen flexiblere und mo-
dernere Arbeitsbedingungen.

Ich weiß, dass den Kolleginnen und Kollegen das
Wohl der Patienten am Herzen liegt. Es ist durchaus
nachvollziehbar, dass den Ärztinnen und Ärzten Überle-
gungen zur Finanzierung des Gesundheitssystems in der
akuten Behandlungssituation nachrangig erscheinen.
Forderungen nach einer maximalen Gesundheitsversor-
gung können aber leider nicht erfüllt werden. Auch die
Illusion unbegrenzter Ressourcen gehört einer anderen,
einer heileren Welt an.

Es ist kein Zufall, dass neben der ersten Lesung des
GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes heute auch die ab-
schließende Lesung des Vertragsarztrechtsänderungsge-
setzes erfolgt. Mit diesem Gesetz schaffen wir Hand in
Hand mit der Ärzteschaft die erforderlichen berufsrecht-
lichen Rahmenbedingungen. So werden Ärzte ohne
Begrenzung andere Ärzte anstellen und neben ihrer Ver-
tragsarzttätigkeit auch als angestellte Ärzte im Kranken-
haus arbeiten können. Darüber hinaus wird es Ärzten
nun erlaubt sein, auch an weiteren Orten außerhalb ihres
Sitzes vertragsärztlich tätig zu sein. Ich bin davon über-
zeugt, dass wir mit diesem Gesetz einen richtigen Weg
beschreiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz lassen
wir die Versicherten entscheiden, welche unterschiedli-
chen, auf sie zugeschnittenen Versorgungsformen sie
wählen wollen. Neben den Wahltarifen gibt es in Zu-
kunft die hausarztzentrierte Versorgung, die besondere
ambulante ärztliche Versorgung oder die Möglichkeit,
sich in integrierten Versorgungsformen behandeln zu
lassen. Wettbewerb bedeutet aber auch, dass auf der
Seite der Krankenkassen und insbesondere auf der Seite
der Ärzte alle Leistungsfähigen und -willigen – einzeln

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(C (D der gemeinsam, organisiert in Hausarztverbänden oder n Kassenärztlichen Vereinigungen – die gleichen Chanen bekommen. Meine Damen und Herren, die Gesundheitspolitik ist elten vor Aufgaben in dieser Dimension gestellt woren. Am Ende unserer Operation müssen sich Finanzieung und Struktur unseres Gesundheitssystems aber auf em Weg der Genesung befinden. Noch ein Satz zu Ihnen, Frau Bender. Zur Ehrlichkeit ehört auch, zu sagen, dass die jetzt notwendigen Beiragssatzerhöhungen (Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] unterhält sich mit Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Frau Bender, ich habe Sie gerade angesprochen – mit
nserer Reform nichts zu tun haben. Das wissen Sie
uch.


(Beifall bei der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Natürlich!)


Zu diesen Beitragssatzerhöhungen wäre es auch so ge-
ommen. Sie sind Folge Ihrer sieben Jahre langen ge-
einsamen Gesundheitspolitik in einer anderen Koali-

ion.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Die letzte Reform haben Sie doch auch in einer großen Koalition gemacht!)


s ist einfach unehrlich, die jetzt anstehenden Beitrags-
atzerhöhungen mit der Reform zu verbinden.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wer hat denn die letzte Gesundheitsreform gemacht? – Frank Spieth [DIE LINKE]: Die haben Sie mitverantwortet!)


as bringt uns in der Diskussion, mit der wir hier ge-
einsam um das Ziel ringen, nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606104000

Ich bitte um Nachsicht, aber nach Überschreiten der

edezeit kann ich keine Zwischenfrage mehr zulassen,
eil die Redezeit dadurch verlängert würde.

Das Wort hat jetzt die Kollegin Elke Ferner für die
PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1606104100

Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Die

inwürfe, die heute von der FDP gekommen sind, waren
rgendwie nicht neu.


(Zuruf des Abg. Detlef Parr [FDP])


Es ist merkwürdig: Immer dann, wenn ich rede, wer-
en Sie ganz aufgeregt.






(A) )



(B) )


Elke Ferner

(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Oh nein, nicht aufgeregt, sondern erregt!)


Ich möchte ein paar Zitate nennen: Es war von wach-
senden planwirtschaftlichen und dirigistischen Eingrif-
fen im Gesundheitswesen die Rede.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])


– Das war 1992, als die FDP in der Regierung war! Ich
könnte noch mehr Zitate anführen. Von vielen Akteuren
im Gesundheitswesen wurden immer wieder – auch in
Ihrer Regierungszeit – ähnliche Behauptungen wie heute
vorgebracht. Aber siehe da: Das Gesundheitswesen
funktioniert immer noch. Es ist entgegen Ihren Unkenru-
fen immer wieder deutlich geworden, dass es nicht um
Staatsmedizin oder Gängelung geht. Was Ihnen seiner-
zeit in Ihrer Regierungszeit vorgehalten worden ist, wird
nicht dadurch besser, dass Sie es jetzt wiederholen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Aus meiner Sicht gibt es keine Alternative zur solida-
rischen Krankenversicherung. Über 70 Millionen
Menschen sind bei den gesetzlichen Krankenkassen,
über 8 Millionen Menschen bei den privaten Kranken-
kassen versichert. Ich halte die gesetzliche Krankenver-
sicherung für das beste soziale System, das wir haben,
weil in diesem System so solidarisch wie möglich gere-
gelt wurde, wer für wen einsteht: die Jungen für die Al-
ten, die Gesunden für die Kranken und die Einkommens-
stärkeren für die Einkommensschwächeren.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die SPD für die Union und die Union für die SPD!)


Das wird auch in Zukunft so bleiben, auch wenn insbe-
sondere die FDP die Totalprivatisierung des Gesund-
heitswesens und damit auch der Risiken vorziehen
würde.

Ich möchte hinzufügen, dass es sich im Deutschen
Bundestag ähnlich verhält wie bei den Akteuren im Ge-
sundheitswesen: Die Opposition ist sich einig in dem,
was sie nicht will. Das gilt auch für die Kritik, die der-
zeit von zahlreichen Verbänden im Gesundheitswesen
vorgebracht wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Und von den Gewerkschaften!)


Aber weder aufseiten der Oppositionsfraktionen noch
bei den Akteuren im Gesundheitswesen besteht Einig-
keit darüber, was sie wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP])


– Zu Ihnen komme ich noch, Herr Lanfermann.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der [FDP] – Zuruf von der CDU/CSU: Oh nein!)


Inwieweit Sie sich zur Sache geäußert haben, ist eine an-
dere Frage.

Zu den Zielen der Gesundheitsreform gehört, dass
in Zukunft alle Menschen Versicherungsschutz haben

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(C (D nd – unabhängig davon, wo sie versichert sind – Zuang zu medizinisch notwendigen Behandlungen und um medizinischen Fortschritt erhalten sollen, dass die ffizienzreserven, die im System ohne Zweifel noch orhanden sind, endlich gehoben werden – das hätten ir in großen Teilen schon mit dem Gesundheitsmoderisierungsgesetz erreichen können –, dass die Institutioen reformiert werden und der Bürokratieabbau fortgeetzt wird. Vor diesem Hintergrund frage ich mich, arum Sie sich nicht auch an den Bemühungen beteilien, dies alles zu verbessern, statt das Vorhaben generell bzulehnen. Herr Gysi hat den vorgesehenen Selbstbehalt als die chlechteste Lösung bezeichnet. Dabei hilft ein Blick in en Gesetzentwurf. Ihnen als Jurist sollte das nicht chwer fallen, Herr Gysi. Der Gesetzentwurf sieht vor, ass die Kassen Tarife mit Selbstbehalt anbieten können. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Was heißt das denn?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie Versicherten können sich dafür entscheiden.

Des Weiteren sieht der Gesetzentwurf vor, dass keine
uersubventionierung zulässig ist und dass der GKV
eine Mittel entzogen werden dürfen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wie soll denn das funktionieren?)


ie Tarife müssen entsprechend ausgestaltet werden.

Das entspricht unserer Auffassung: Wir haben be-
usst darauf geachtet, dass sich Junge und Gesunde der
olidargemeinschaft nicht entziehen können.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Aber das ist doch Theorie!)


Ein weiterer Punkt, den Herr Lanfermann angespro-
hen hat, betrifft die Entschuldung der Kassen. Ange-
ommen, die gegenwärtige Regelung würde unverändert
leiben. Dann müssten die Kassen nach geltender
echtslage bis zum Ende des nächsten Jahres schulden-

rei sein.

Mit den Regelungen, die wir nun beschließen wollen,
erden die Kassen zwölf Monate mehr Zeit haben. Das
etrifft insbesondere diejenigen, die die Entschuldung
icht aus eigener Kraft schaffen. In dem Zusammenhang
öchte ich etwas anmerken. Heute Morgen war in den
ickermeldungen zu lesen, dass sächsische Unionsabge-
rdnete dem Gesetzentwurf nicht zustimmen wollen;
enn wenn es zum Auffangen von schwächeren AOKen
urch den AOK-Bundesverband kommen sollte, wäre
ie AOK Sachsen möglicherweise nicht bereit, dazu ih-
en Beitrag zu leisten. Wenn wir ständig nach dem Motto
Sachsen zuerst“ oder „Bayern zuerst“ verfahren, dann
at das mit Solidarität nichts zu tun.


(Beifall bei der SPD)


olidarität bedeutet, dass man sich nicht nur beim Neh-
en, sondern auch beim Geben solidarisch verhält. Es

erwundert mich, eine solche Forderung gerade aus den
eihen der ostdeutschen Abgeordneten zu vernehmen.






(A) )



(B) )


Elke Ferner
Schließlich hat die Bevölkerung im Westen Deutsch-
lands seit der Wiedervereinigung sehr viel Solidarität ge-
genüber der Bevölkerung im Osten geleistet, und zwar
nicht nur in den Sozialversicherungssystemen, sondern
auch über den Solidaritätszuschlag; das muss so bleiben.
Aber man muss auch bereit sein, etwas zurückzugeben,
und darf nicht die Position vertreten: Wir nehmen nur
und geben nichts.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte jetzt auf die private Krankenversiche-
rung eingehen; das ist ein beliebtes Thema. Ich habe
heute Morgen den Tickermeldungen entnehmen dürfen,
dass der Verband der privaten Krankenversicherung be-
fürchtet, dass die Versicherten aufgrund der Tatsache,
dass es nur das Recht gibt, in den Basistarif einzusteigen,
nicht aber eine entsprechende Pflicht, erst dann wech-
seln, wenn sie krank sind. Wir haben nichts dagegen,
eine Versicherungspflicht – ähnlich der für die gesetzlich
Krankenversicherten – für diejenigen zu formulieren, die
dem Rechtskreis der privaten Krankenversicherung zu-
gehören. Es ist sicherlich nicht in Ordnung, wenn man
nur bei Bedarf eine Krankenkasse wählt und sonst Bei-
träge spart. Aber es lag nicht an uns. Meine Damen und
Herren von der Union, ich erneuere das Angebot, das wir
bereits in den vorangegangenen Verhandlungen gemacht
haben: Wenn Sie möchten, können wir das gerne ma-
chen. Dann gäbe es zumindest eine Versicherungspflicht
für alle, egal ob gesetzlich oder privat krankenversichert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Was in diesem Zusammenhang kolportiert wird, ist
zum Teil nicht nachzuvollziehen. Die privaten Kranken-
versicherer behaupten, die Prämien müssten angehoben
werden, weil die Altersrückstellungen im System por-
tabel gemacht würden. Ich frage mich, womit sie rech-
nen. Warum sollen die Prämien steigen, wenn das Geld
doch im System bleibt? Oder wird hier vielleicht eine
ohnehin notwendige Anhebung in den nächsten Jahren
vorbereitet – man muss sich nur die Ausgabensituation
und insbesondere die Ausgabensteigerungen in der pri-
vaten Krankenversicherung anschauen –, um sie an-
schließend auf eine Reform zu schieben, die damit gar
nichts zu tun hat?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte noch in einem weiteren Punkt Sachaufklä-
rung betreiben. Der Vorstandsvorsitzende der Kassen-
ärztlichen Bundesvereinigung behauptet, durch den
Basistarif gingen den Ärzten Honorare der privaten
Krankenversicherung in Höhe von 2 Milliarden Euro
verloren. Wenn man sieht, dass die Gesamtausgaben der
privaten Krankenversicherung inklusive der Kosten für
Krankenhausbehandlungen im Jahr 2004 gerade einmal
16,4 Milliarden Euro betragen haben, dann muss man
annehmen, dass 50 Prozent der PKV-Versicherten in den
Basistarif wechseln. Das ist aber absurd.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bitte deshalb wirklich, uns keine Briefe mehr zu
schicken – ob mit oder ohne Unterschrift –, in denen so
getan wird, als ob man im Namen der Menschen sprä-

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(C (D he, sondern endlich zu einer sachlichen Diskussion zuückzukehren. Des Weiteren wird behauptet, dass wir auf dem Weg n die Staatsmedizin seien. Bislang konnte mir aber nieand erklären, warum es zu mehr Regulierung führt, enn zukünftig ein Spitzenverband weniger Aufgaben ahrnimmt als bislang die sieben Spitzenverbände. Die eplante Umschichtung der Aufgaben von oben nach unen, also die Übertragung von Aufgaben an die Krankenassen, führt eigentlich nicht zu weniger, sondern zu ehr Wettbewerb. Offensichtlich ist aber niemand be eit, die Gesetzentwürfe richtig zu lesen. Ich möchte auf den Wettbewerb und die dafür notendigen Rahmenbedingungen zurückkommen. Wir erden mit Start des Fonds nicht nur die gesetzlichen rankenkassen entschuldet haben. Vielmehr muss zeitleich auch ein zielgenauer Risikostrukturausgleich ingeführt werden. Das ist die zwingende Voraussetzung afür, dass es funktioniert. Es ist auch sichergestellt, ass der Fonds am Anfang zu 100 Prozent die Ausgaben er Kassen deckt. Leider ist nicht gelungen – das sage ich auch ganz kriisch –, beim Zusatzbeitrag, soweit er erforderlich ist, inen Grundlohnausgleich einzuführen. Das konnten wir eider nicht vereinbaren. Ich bitte die Union, noch einal darüber nachzudenken, ob man wirklich will, dass usgerechnet die Kassen mit den einkommensschwahen Mitgliedern einen höheren prozentualen Zusatzbeirag von ihren Mitgliedern erheben müssen als die rundlohnstarken Kassen. Das drückt nicht die unterchiedliche Wettbewerbsfähigkeit aus, sondern die unerschiedliche Einkommenssituation der Mitglieder. Das ann nicht im Interesse der Union sein. Auch möchte ich noch einmal deutlich machen, dass er Zusatzbeitrag auf 1 Prozent des beitragspflichtigen inkommens gedeckelt ist. Was die Frage betrifft, wie as bei denen gehandhabt wird, die Transferleistungen in nspruch nehmen, so ist zu sagen, dass bei Leistungs mpfängern nach SGB XII der Grundleistungsträger die usatzbeiträge übernimmt. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Kommunen! Städte und Kreise! Da wird Freude aufkommen!)


m Rahmen des SGB II ist eine entsprechende Regelung
orgesehen.

Letzter Punkt. Wir als SPD hätten uns gewünscht, in
ine wirklich nachhaltige Finanzierungsreform einstei-
en zu können. Es hat nicht an uns gelegen, dass jetzt die
eitragssätze angehoben werden. Die Anhebung wäre
ber ohne die Reform deutlich höher ausgefallen als
etzt. Auch das muss man dazu sagen. Wir werden nicht
ufhören, dafür zu kämpfen, dass die Finanzierungsbasis
er gesetzlichen Krankenversicherung auf breitere
chultern und eine gerechtere Basis gestellt wird, als das
eute der Fall ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


n diesem Sinne freue ich mich schon auf die Beratun-
en, die in den kommenden Wochen vor uns liegen. Ich






(A) )



(B) )


Elke Ferner
möchte mich ausdrücklich bei den Mitarbeitern und Mit-
arbeiterinnen des Gesundheitsministeriums bedanken,
die wirklich über das Maß dessen, was einem eigentlich
zuzumuten ist, die Abgeordneten in den Verhandlungen
unterstützt haben. Diese Unterstützung ist für das Haus
auch jetzt noch nicht beendet.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606104200

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Jens

Spahn.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1606104300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wer die öffentliche Debatte verfolgt und den Gesetzent-
wurf nicht gelesen hat – man gewinnt an der einen oder
anderen Stelle den Eindruck, dass es auch hier einige an
der Debatte Beteiligte gibt, die ihn noch nicht gelesen
haben –, der könnte einen falschen Eindruck von diesem
Gesetz bekommen, weil fast nur über Überschriften dis-
kutiert wird, aber weniger über Inhalte, auf die viele der
Vorredner, was Wettbewerb, Effizienz und auch eine
bessere Versorgung angeht, schon hingewiesen haben.

Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
FDP, möchte ich kurz auf das eine oder andere eingehen,
was Sie gesagt haben. Sie haben schön öfter den An-
spruch formuliert, eine kritische, aber konstruktive Op-
position zu sein. Dazu würde auch gehören, die Bestand-
teile des Gesetzes anzuerkennen, die in die Richtung
gehen, die Sie doch eigentlich wollen und immer gefor-
dert haben, zum Beispiel Wahltarife, Selbstbehalttarife,
Kostenerstattungstarife oder auch spezielle Versorgungs-
tarife. Das anzuerkennen und mit zu diskutieren, gehörte
hier dazu, nicht einfach nur pauschal Kritik zu üben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Gleiche gilt für die Frage der Entschuldung. Sie
sind doch eine der Parteien, die immer für Generationen-
gerechtigkeit kämpfen. Dann müssten Sie eigentlich
auch eine Partei sein, die nicht bereit ist, zu akzeptieren,
dass die gesetzlichen Krankenkassen widerrechtlich Mil-
liardenschulden aufgetürmt haben. Jetzt weigern Sie
sich, einem Gesetz zuzustimmen, das genau diesem
Schuldenmachen ein Ende setzt. Das ist heuchlerisch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Daher kann ich – zumindest was diesen Bereich angeht –
nur feststellen, dass die FDP nicht konstruktiv ist, son-
dern dass sie, was die platten Überschriften und den Po-
pulismus angeht, in einen Duktus fällt, den wir eigent-
lich von der anderen Seite gewohnt sind. Sie machen mit
den Kollegen mit, wenn es um Praxisgebühr und die
Rente ab 67 geht. Auch jetzt bei den Überschriften zur
allgemeinen Gesundheitsreform ist es das Gleiche wie
bei den linken Kollegen hier im Parlament.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Ich habe das Ding gelesen! Sie wissen nicht, was Sie beschlossen haben!)


Lieber Herr Gysi, ich muss ganz ehrlich sagen, wenn
ch mir von jemandem nicht Zweiklassenmedizin vor-
erfen lassen möchte, dann von einem Mitglied Ihrer
artei, die die direkte Nachfolgepartei der SED ist.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Sie als PDS sind Rechtsnachfolgerin der SED. – Ange-
ichts dessen, dass in der DDR nicht einmal 50 Prozent
er Dialysepatienten vernünftig versorgt worden sind,
eil die entsprechenden Medikamente nicht vorhanden
aren, und es eine Nomenklatura, einen Kader, gab
das müssten Sie doch wissen –, die für sich westliche
edizin vorgesehen hat und für den Rest nicht, können

ie hier nicht von einer Zweiklassenmedizin reden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Kollegin Künast – ich weiß nicht, ob sie noch
nwesend ist –, Sie haben für den kleinen Mann und
ahlweise für die kleine Frau in einer Art und Weise und
it einem Geschrei gekämpft, wie wir es eher von der

opulistischen Linkspartei gewohnt sind, haben sich
ber nur bedingt fachlich-konstruktiv in die Debatte ein-
ebracht.

Ich wünsche mir für den parlamentarischen Prozess,
en wir heute beginnen und den wir mit Anhörungen in
roßem Umfang und Beratungen im Gesundheitsaus-
chuss begleiten werden, schlicht und ergreifend, dass
ie Opposition diesen Entwurf kritisch – das ist ihr gutes
echt –, aber konstruktiv mitgestaltet. Ich habe zum Bei-

piel nicht besonders viele Gegenvorschläge zu den Re-
elungen gehört, die wir angesichts der Beitragssatzent-
icklung, die nun einmal so ist, wie sie ist, vorschlagen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch kann Sie nur einladen, mitzudiskutieren.

Angesichts dessen, was wir aus den Beratungen und
en Anhörungen mitnehmen, werden wir darüber nach-
enken, an der einen oder anderen Stelle Formulierun-
en oder Vorhaben zu ändern. Aber eines ist klar: Die
iele und die Richtung des Weges, den wir beschreiten,
ind korrekt. Wir können jetzt konstruktiv-kritisch da-
über reden, wie man das alles auf richtige Art und

eise umsetzen kann.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eine große Rede, Herr Kollege! Jetzt bin ich überzeugt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606104400

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen auf
en Drucksachen 16/3100 und 16/3096 zur federführen-
en Beratung an den Ausschuss für Gesundheit und zur






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Mitberatung an den Innenausschuss, den Rechtsaus-
schuss, den Finanzausschuss, den Ausschuss für Wirt-
schaft und Technologie, den Ausschuss für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, den Ausschuss
für Arbeit und Soziales, den Verteidigungsausschuss,
den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend, den Ausschuss für Bildung, Forschung und Tech-
nikfolgenabschätzung sowie – betreffend die Druck-
sache 16/3096 – an den Haushaltsausschuss zu
überweisen. Der Gesetzentwurf auf Drucksache 16/3100
soll ausschließlich gemäß § 96 der Geschäftsordnung an
den Haushaltsausschuss überwiesen werden. Die Vorla-
gen auf den Drucksachen 16/1037 und 15/5670 sollen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse über-
wiesen werden. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? –
Das ist nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so
beschlossen.

Tagesordnungspunkt 22 e. Bevor wir zur Abstim-
mung kommen, weise ich darauf hin, dass etliche Kolle-
ginnen und Kollegen zu diesem Tagesordnungspunkt
eine persönliche Erklärung nach § 31 der Geschäftsord-
nung schriftlich abgegeben haben.1)

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurf eines Vertragsarzt-
rechtsänderungsgesetzes, Drucksache 16/2474. Der Aus-
schuss für Gesundheit empfiehlt unter Ziffer I seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/3157, den Ge-
setzentwurf in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich
bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschuss-
fassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen der
Koalition bei Gegenstimmen der FDP-Fraktion und der
Fraktion Die Linke und bei Enthaltung der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Die Fraktion Die Linke ver-
langt namentliche Abstimmung. Ich weise darauf hin,
dass es im Anschluss daran noch eine namentliche Ab-
stimmung gibt. Ich bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen.
Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall.
Ich eröffne die Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Dann schließe ich die
Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen und
Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Er-
gebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt gege-
ben.2)

Wir möchten gerne die Abstimmungen fortsetzen. Ich
bitte die Kolleginnen und Kollegen, die Plätze einzuneh-
men. Ich möchte die Abstimmungsergebnisse überbli-
cken können. Deswegen wäre es auch hilfreich, wenn
die Minister zur Regierungsbank gehen würden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Diese Regierung macht, was sie will!)


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1) Anlage 3
2) Ergebnis Seite 5996 D 3)

(C (D Wir setzen die Abstimmungen fort. Wir kommen nun ur Ziffer II der Beschlussempfehlung des Ausschusses ür Gesundheit auf Drucksache 16/3157. Der Ausschuss mpfiehlt, eine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Koalition bei Gegenstimmen der Opposi ion angenommen. Tagesordnungspunkt 22 f. Abstimmung über die Bechlussempfehlung des Ausschusses für Gesundheit auf rucksache 16/3153 zu dem Antrag der Fraktion Die inke mit dem Titel „Erlass der Rechtsverordnung zum orbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich gemäß 268 Abs. 2 SGB V“. Der Ausschuss empfiehlt, den ntrag auf Drucksache 16/1511 abzulehnen. Die Frak ion Die Linke verlangt namentliche Abstimmung. Ich itte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgeehenen Plätze einzunehmen. Sind die Plätze an den Uren besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimung. Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme noch nicht abgegeben hat? – Ich frage vorsichtsalber noch einmal: Haben alle Kolleginnen und Kolleen ihre Stimme abgegeben? – Das ist der Fall. Ich chließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerinen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. as Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später beannt gegeben.3)


Ich rufe den Tagesordnungspunkt 23 auf:

– Zweite und dritte Beratung des von der Bun-
desregierung eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Beschleunigung von Planungs-
verfahren für Infrastrukturvorhaben

– Drucksache 16/54 –

– Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Vereinfachung und Beschleunigung von Zu-
lassungsverfahren für Verkehrsprojekte

– Drucksache 16/1338 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Abge-

(Bayreuth)

und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent-
wurfs eines Gesetzes zur Vereinfachung und
Beschleunigung von Zulassungsverfahren
für Verkehrsprojekte

– Drucksache 16/3008 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

(15. Ausschuss)


– Drucksache 16/3158 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Hans-Joachim Hacker
Jan Mücke
Lutz Heilmann

Ergebnis Seite 5998 B






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Zum Gesetzentwurf der Bundesregierung liegen ein
Änderungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen und je ein Entschließungsantrag der Fraktion
Die Linke sowie der Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Parla-
mentarische Staatssekretärin Karin Roth.

K
Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1606104500


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-
gen! Eine gut funktionierende Infrastruktur ist eine exis-
tenzielle Voraussetzung für die Sicherung nachhaltiger
Mobilität als Grundlage für Wirtschaft, Arbeit und
Wohlstand. Auch benötigt Deutschland als zentrales
Transitland ein modernes, zukunftsweisendes und leis-
tungsfähiges Infrastrukturnetz, das im europäischen Ver-
gleich herausragt.

Wir wollen dafür sorgen, dass vorhandene Finanzie-
rungsmittel effizient eingesetzt werden. Dies lässt sich
vor allem mit einer Verkürzung der Planungszeiten er-
reichen. Deshalb hat sich die Koalition vorgenommen,
die Planungen zu vereinfachen und zu beschleunigen,
und das Gesetz zur Beschleunigung von Planungsverfah-
ren für Infrastrukturvorhaben auf den Weg gebracht.

Das Infrastrukturbeschleunigungsgesetz soll für das
gesamte Bundesgebiet ein noch weiter vereinfachtes
Planungsrecht in den Bereichen Bau und Änderung von
Bundesfernstraßen, Betriebsanlagen der Eisenbahn, Bun-
deswasserstraßen und Flughäfen sowie bei den Energie-
versorgungsleitungen ermöglichen. Das Gesetz soll
Planungssicherheit schaffen und beschleunigte, entbüro-
kratisierte Entscheidungsprozesse ermöglichen.

Mit der zweiten und dritten Lesung des Entwurfs ei-
nes Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetzes der
Bundesregierung werden wir heute die parlamentari-
schen Beratungen zu einem wichtigen Vorhaben der gro-
ßen Koalition erfolgreich abschließen und damit ein Re-
formversprechen einlösen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Regierungsfraktionen haben den Gesetzentwurf
der Bundesregierung, der bereits ein Beschleunigungs-
potenzial von über zwei Jahren im Vergleich zu heute
enthielt, noch um weitere Verfahrenserleichterungen er-
gänzt. Entsprechend der Koalitionsvereinbarung wur-
den dabei auch die Vorschläge der Länder berücksich-
tigt. Ich bin daher zuversichtlich, dass der Bundesrat der
Version des Gesetzentwurfs, die heute im Plenum verab-
schiedet wird, zustimmen wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will die wich-
tigsten Maßnahmen des Entwurfs des Infrastrukturpla-
nungsbeschleunigungsgesetzes in der Fassung der Be-
schlussempfehlung des federführenden Ausschusses für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zusammenfassen:

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(C (D Erstens. Festlegung der Zuständigkeit des Bundeserwaltungsgerichts in erster und letzter Instanz für usdrücklich benannte Verkehrsprojekte. Die Verkürung des Rechtswegs wird für Projekte genutzt, die zur erstellung der deutschen Einheit, als Hinterlandanbinung der deutschen Seehäfen, als Vorhaben mit internaionalem Bezug, als europäische Erweiterung, oder zur eseitigung gravierender Verkehrsengpässe von besonerer Bedeutung sind. Im Ergebnis geht es bei dieser egelung um 22 Schienen-, 57 Straßenund sechs Was erstraßenvorhaben und sie wird einen Beschleunigungsffekt von etwa anderthalb Jahren zur Folge haben. Daon profitieren die ausgewiesenen Projekte. Die Bundesregierung wird der Aufforderung zur Vorage eines Erfahrungsberichts und zur Überprüfung bzw. ktualisierung der Festlegungskriterien der Vorhaben iste, wie in der Beschlussempfehlung vorgesehen, elbstverständlich nachkommen. Zweitens. Einführung der fristgebundenen Beteiliung von Naturund Umweltschutzvereinigungen, er so genannten Präklusion. Das heißt, auch diese Verinigungen müssen fortan, wie schon heute jeder von eier Planung betroffene Eigentümer, ihre Stellungnahmen nnerhalb von zwei Wochen nach Ende der einmonatigen uslegungsfrist für die Pläne vorbringen. Damit wird für ie Infrastrukturplanung endlich die längst fällige Beseiigung einer nicht begründbaren Besserstellung dieser ereinigungen gegenüber unmittelbar Betroffenen vorenommen. Drittens. Ausweitung der gesetzlichen Pflicht zur uldung von Vorarbeiten. Bislang war diese Verpflich ung auf die Vorbereitung der Planung beschränkt. Künfig müssen Grundstückseigentümer und andere Berechigte auch nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses der der Plangenehmigung zum Beispiel Bodenund rundwasseruntersuchungen, Vermessungen oder vo übergehende Markierungen dulden, soweit diese Maßahmen zur Vorbereitung der Baudurchführung dienen. n der Praxis aufgetretene Probleme bei nicht sofort volliehbaren Planfeststellungsbeschlüssen werden durch iese Ergänzung beseitigt. Viertens. Verankerung von Ermittlungserleichteungen im Falle ortsabwesender Grundeigentümer. ünftig muss die Behörde über die Prüfung von Grunduch und Grundsteuertabelle hinaus keine weiteren zeitaubenden Ermittlungsvorhaben durchführen. Das ist ichtig, weil das wirklich zeitraubend war. ichtig ist bei dieser Änderung vor allem die Erhöhung er Planungssicherheit für alle Beteiligten; denn bisher onnten die mit der Planung befassten Stellen nie sicher ein, ob und, wenn ja, wann ihre Ermittlungsbemühunen vor Gericht als ausreichend angesehen werden. Fünftens. Festlegung einer einheitlichen Geltungsauer der Planungsbeschlüsse. Das heißt, Beschlüsse aben eine primäre Geltungsdauer von zehn Jahren; auf Parl. Staatssekretärin Karin Roth DIE GRÜNEN]: Auf gar keinen Fall!)


(Beifall bei der SPD)


(Zurufe von der SPD: Sehr richtig!)





(A) )


(B) )

genannte Ökostern-Regelung für die Dringlichkeitsstu-
fen „vordringlicher Bedarf“ und „weiterer Bedarf“ pra-
xistauglich gestaltet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In der Praxis waren Rechtsunsicherheiten aufgetreten,
die durch die Änderung beseitigt werden.

Zehntens. Eine Benachrichtigung von Natur- und
Umweltschutzvereinigungen über das Auslegen der
Planungsunterlagen erfolgt im Wege der ortsüblichen
Bekanntmachung. Das heißt, es wird kein besonderes

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4

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 540;
davon

ja: 385
nein: 111
enthalten: 44

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Dr. Christoph Bergner

Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Georg Fahrenschon
Ilse Falk

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(D Vielen Dank. Ich komme zum Tagesordnungspunkt 22 e zurück nd gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftfühern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimung über den von der Bundesregierung eingebrachten ntwurf eines Vertragsarztrechtsänderungsgesetzes beannt: Abgegebene Stimmen 540. Mit Ja haben getimmt 385, mit Nein haben gestimmt 111, Enthaltungen 4. Der Gesetzentwurf ist damit angenommen. r. Hans Georg Faust nak Ferlemann ngrid Fischbach artwig Fischer irk Fischer r. Maria Flachsbarth erbert Frankenhauser r. Hans-Peter Friedrich rich G. Fritz ochen-Konrad Fromme ans-Joachim Fuchtel r. Peter Gauweiler r. Jürgen Gehb orbert Geis berhard Gienger alf Göbel r. Reinhard Göhner osef Göppel eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold einhard Grindel Hermann Gröhe Michael Grosse-Brömer Markus Grübel Manfred Grund Monika Grütters Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg Olav Gutting Holger Haibach Gerda Hasselfeldt Ursula Heinen Uda Carmen Freia Heller Michael Hennrich Jürgen Herrmann Bernd Heynemann Ernst Hinsken Peter Hintze Klaus Hofbauer Franz-Josef Holzenkamp Anette Hübinger Hubert Hüppe Susanne Jaffke Dr. Hans-Heinrich Jordan Neuntens. Im Fernstraßenausbaugesetz wird die so Antrag des Vorhabenträgers is fünf Jahre möglich. Sechstens. Verankerung des zugs bei Betriebsgenehmigung und bei Planfeststellungsbeschl tigen Wasserstraßenprojekten. Siebtens. Die Durchführung verfahrens kann künftig dur werden. Hier waren die Ergebn form entscheidend. Wir haben Gesetzentwurf verankert. Achtens. Die Durchführu termins wird ins pflichtgemäß gestellt. Hier denke ich vor alle weder Einwendungen noch Ste fenen, Vereinen und Verbänden an Großvorhaben, bei denen an gegangener unterschiedlicher E feststeht, dass ein Erörterungste gung führen kann. In diesem B Zeit-, sondern auch erhebliche reicht werden. t eine Verlängerung um gesetzlichen Sofortvollen für Verkehrsflughäfen üssen zu besonders wich eines Raumordnungsch Landesrecht geregelt isse der Föderalismusre sie berücksichtigt und im ng eines Erörterungse Ermessen der Behörde m an die Fälle, in denen llungnahmen von Betrof abgegeben wurden, und gesichts der Vielzahl einingaben von vornherein rmin nicht zu einer Einiereich können nicht nur Kosteneinsparungen er A n s b o e g d n d d – l w e k F nschreiben mehr verschickt. D er Erleichterung des Verfahren Das Ergebnis unserer gemei ehen lassen: Wir erreichen eim Zulassungsverfahren fü hne dass dies – ich möchte da inseitigen Einschränkung de ung oder des Umweltschutze eshalb dieses Reformvorhab ungsrechts gemeinsam parla amit das vorwiegend auf die er beschränkte Sonderplanung es wurde immer allseits gelob and Anwendung finden kann. (Beifall bei der SPD un Ich bitte Sie um Zustimmu urf der Bundesregierung in d mpfehlung des federführende ehr, Bau und Stadtentwic assung. (Undine Kurth [Quedlinbu (Cies trägt ebenfalls zu eis bei. nsamen Arbeit kann sich eine Entbürokratisierung r Infrastrukturvorhaben, s hier betonen – zu einer r Öffentlichkeitsbeteilis führt. Lassen Sie uns en im Bereich des Plamentarisch abschließen, ostdeutschen Bundeslänsrecht für Verkehrswege t – nun in ganz Deutsch d der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606104600

(Hof)


ng zu diesem Gesetzent-
er durch die Beschluss-
n Ausschusses für Ver-

klung fortgeschriebenen

rg] [BÜNDNIS 90/






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Dr. Norbert Lammert
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Patricia Lips
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Gerd Müller
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Sibylle Pfeiffer
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Franz Romer
Johannes Röring

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urt J. Rossmanith
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

ermann-Josef Scharf
r. Wolfgang Schäuble
artmut Schauerte
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

go Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer
ilhelm Josef Sebastian
urt Segner
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
ero Storjohann
ndreas Storm
ax Straubinger

ena Strothmann
ichael Stübgen
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
illy Wimmer (Neuss)


lisabeth Winkelmeier-
Becker
atthias Wissmann
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
regor Amann
erd Andres
iels Annen
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
abine Bätzing
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we Beckmeyer
laus Uwe Benneter

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r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

olker Blumentritt
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)

lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
ris Gleicke
ünter Gloser
enate Gradistanac
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme

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(C (D othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer nette Kramme rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel arin Roth ichael Roth Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Ulla Schmidt Silvia Schmidt Dr. Peter Jahr Manfred Kolbe Carl-Ludwig Thiele Dr. Guido Westerwelle Enthalten Heinz Schmitt Carsten Schneider Olaf Scholz Swen Schulz Ewald Schurer Frank Schwabe Dr. Angelica Schwall-Düren Rolf Schwanitz Rita Schwarzelühr-Sutter Wolfgang Spanier Dr. Margrit Spielmann Jörg-Otto Spiller Dr. Ditmar Staffelt Andreas Steppuhn Ludwig Stiegler Rolf Stöckel Christoph Strässer Dr. Peter Struck Joachim Stünker Dr. Rainer Tabillion Jörg Tauss Jella Teuchner Dr. h. c. Wolfgang Thierse Jörn Thießen Franz Thönnes Hans-Jürgen Uhl Rüdiger Veit Simone Violka Jörg Vogelsänger Dr. Marlies Volkmer Hedi Wegener Andreas Weigel Petra Weis Gunter Weißgerber Dr. Rainer Wend Lydia Westrich Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Heidi Wright Uta Zapf Manfred Zöllmer Brigitte Zypries A K D M H B M F D C D U R A E P M J U O P H D M J D H B D M D H G J H S H In M M H P J B D D Tagesordnungspunkt 22 f. I Schriftführerinnen und Schri gebnis der namentlichen Ab schlussempfehlung des Aussch Antrag der Linken mit dem Tit ndreas G. Lämmel atharina Landgraf r. Michael Luther aria Michalk enry Nitzsche eatrix Philipp arco Wanderwitz DP r. Karl Addicks hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Edmund Peter Geisen iriam Gruß oachim Günther r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht a Lenke ichael Link arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel etlef Parr D H M D H D K D H E D R S D W D W D D H L C I D U D D K M J K M U D D K K W B E P V D D D ch gebe das von den ftführern ermittelte Erstimmung über die Beusses für Gesundheit zum el „Erlass der Rechtsver o g b h f r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dagdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ornelia Hirsch nge Höger-Neuling r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte C K B G K M V C B M G A E D D H K A B W P P D T U S F R U M M D A K W O B K E Ir D R S H D J J rdnung zum morbiditätsorien leich gemäß § 268 Abs. 2 SG ene Stimmen 542. Mit Ja habe aben gestimmt 91, eine Enthal ehlung ist damit angenommen (D DU/CSU arl Schiewerling ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans Josef Fell ai Gehring nja Hajduk ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich riska Hinz r. Anton Hofreiter hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer rista Sager lisabeth Scharfenberg mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin osef Philip Winkler tierten RisikostrukturausB V“ bekannt: Abgege n gestimmt 450, mit Nein tung. Die Beschlussemp. Renate Schmidt Ortwin Runde Marlene Rupprecht Axel Schäfer Dr. Hermann Scheer Marianne Schieder Otto Schily Nein CDU/CSU Günter Baumann Veronika Bellmann Klaus Brähmig Robert Hochbaum G J F D M D D (Cisela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler Frank Spieth Dr. Kirsten Tackmann Dr. Axel Troost Jörn Wunderlich fraktionslos Gert Winkelmeier Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 542; davon ja: 450 nein: 91 enthalten: 1 Ja CDU/CSU Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Georg Fahrenschon Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Dr. Maria Flachsbarth Herbert Frankenhauser Dr. Hans-Peter Friedrich Erich G. Fritz Jochen-Konrad Fromme Hans-Joachim Fuchtel Dr. Peter Gauweiler Dr. Jürgen Gehb Norbert Geis Eberhard Gienger Ralf Göbel Dr. Reinhard Göhner Josef Göppel Peter Götz D U R H M M M M K O H G U M J B E P R K F A H S D D A D B H S A B S V E J J J K M N D H T M G D D J D D A D K D P In E P D S W D r. Wolfgang Götzer te Granold einhard Grindel ermann Gröhe ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund onika Grütters arl-Theodor Freiherr zu Guttenberg lav Gutting olger Haibach erda Hasselfeldt rsula Heinen ichael Hennrich ürgen Herrmann ernd Heynemann rnst Hinsken eter Hintze obert Hochbaum laus Hofbauer ranz-Josef Holzenkamp nette Hübinger ubert Hüppe usanne Jaffke r. Peter Jahr r. Hans-Heinrich Jordan ndreas Jung r. Franz Josef Jung artholomäus Kalb ans-Werner Kammer teffen Kampeter lois Karl ernhard Kaster iegfried Kauder (VillingenSchwenningen)





(A) )


(B) )


(Saarbrücken)


(Tuchenbach)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)


(Hof)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
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ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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r. Günter Krings
r. Martina Krogmann

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Krummacher
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

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r. Norbert Lammert
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(Braunschweig)


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r. Gerd Müller
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atherina Reiche (Potsdam)

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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

ermann-Josef Scharf
r. Wolfgang Schäuble
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r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
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eorg Schirmbeck
ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)


ngo Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
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ilhelm Josef Sebastian
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Susanne Kastner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Peter Friedrich Iris Gleicke Günter Gloser Renate Gradistanac Angelika Graf Dieter Grasedieck Monika Griefahn Kerstin Griese Gabriele Groneberg Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann Nina Hauer Hubertus Heil Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Stephan Hilsberg Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl Volker Kröning Angelika Krüger-Leißner Dr. Hans-Ulrich Krüger Jürgen Kucharczyk Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Waltraud Lehn Helga Lopez Gabriele Lösekrug-Möller Dirk Manzewski Lothar Mark Caren Marks K H M P U D U M D M G F D A T H H J J C D F D M S M G D C W S R K M O M A D M O U S R H C O S E F D R R W D J D A L R C D J D J J atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel arin Roth ichael Roth rtwin Runde arlene Rupprecht xel Schäfer r. Hermann Scheer arianne Schieder tto Schily lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner D J F H R S J D H A P G D L D A D E H U M B F D C D U R A E P M J U O P H D M J D H B D M D H G J H S H I M M H P J B D D G J F D r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein r. 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Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil ein IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dagdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ornelia Hirsch ge Höger-Neuling r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch orothée Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Nešković etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost örn Wunderlich ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Bedeutung, die Sie in den einzelnen Planungsgesetzen enumerativ aufgeführt haben, die erstinstanzliche Zu ständigkeit des Bundesverwa Das kann dazu führen, dass da richt verstopft wird. Er hat das ein Flaschenhalseffekt auftreten Dieser Verstopfungseffekt is che Kriterium, das für uns eine vielmehr die Fragen wesentlic sammenhang mit der möglich einer solchen Regelung aufgew hat darauf verwiesen, dass da richt im Regelfall keine Tatsa ein Rechtsmittelgericht. Das ha ltungsgerichts festsetzt. s Bundesverwaltungsge damit umschrieben, dass könnte. t aber nicht das eigentli Rolle spielt. Für uns sind h, die Herr Hien im Zuen Verfassungswidrigkeit orfen hat. Herr Dr. Hien s Bundesverwaltungsgecheninstanz ist, sondern ben Sie im Übrigen sel G s m v W Z l w i B Das Problem ist auch, dass esetzen, die aus dem Verkehr ichtlich etwas genauer hinsieh an auch diesbezüglich das e ermeiden. Wir sind als FDP eg gegangen. Ich möchte noch auf ein wei usammenhang eingehen. Es b ich eine längere Verfahrens enn das Bundesverwaltungsg st. Die Begründung dafür, das undesländern damals so gem der Bundespräsident bei sbereich kommen, offent. Möglicherweise könnte ine oder andere Problem -Fraktion einen anderen teres Argument in diesem etrifft die Frage, ob wirkdauer zustande kommt, ericht nicht erste Instanz s man das in den neuen acht hat war ja, dass es Volker Beck Cornelia Behm Birgitt Bender Matthias Berninger Grietje Bettin Alexander Bonde Ekin Deligöz Dr. Thea Dückert Dr. Uschi Eid Hans Josef Fell Kai Gehring Anja Hajduk Britta Haßelmann Winfried Hermann Peter Hettlich Priska Hinz Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Thilo Hoppe Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Renate Künast Undine Kurth Markus Kurth Monika Lazar D A K W O B K E I D R S H Nächster Redner in unserer Debatte ist der Kollege Jan Mücke, FDP-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben einen eigenen Gesetzentwurf zur Abstimmung vorgelegt, weil auch wir, die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, das Ziel verfolgen, Vorhaben im Verkehrsbereich schneller zu planen, damit Investitionen in unsere Verkehrsinfrastruktur schneller möglich sind. Über die Fraktionen hinweg haben wir das gemeinsame Ziel formuliert, ein einheitliches und beschleunigtes Planungsrecht für ganz Deutschland zu erreichen. Mit dem Entwurf, den die große Koalition vorlegt, wird dieses Ziel nicht erreicht. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Leider wahr!)


(Hildesheim)





(A) )


(B) )


(Wackernheim)


(Tuchenbach)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1606104700

An einigen Punkten, die ich hier im Einzelnen aufzäh-
len möchte, unterscheiden sich unsere Auffassungen
sehr gravierend. Ich möchte mit einem Punkt anfangen,
der insbesondere bei der Anhörung zu den Gesetzent-
würfen eine sehr große Rolle gespielt hat. Es geht um die
Frage der erstinstanzlichen Zuständigkeit des Bun-
desverwaltungsgerichts. Der Präsident des Bundesver-
waltungsgerichts hat dazu sehr klar Stellung bezogen.
Denn er hat sowohl über die Medien als auch in der An-
hörung selbst davor gewarnt, dass man wieder ein zwei-
geteiltes Planungsrecht schafft, indem man für be-
stimmte Vorhaben mit einer besonderen verkehrlichen

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(C (D r. Reinhard Loske nna Lührmann erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer rista Sager lisabeth Scharfenberg rmingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Jürgen Trittin Josef Philip Winkler fraktionslos Gert Winkelmeier Enthalten CDU/CSU Dr. Georg Nüßlein er erwähnt. Es widerspricht dem Sinn der Gerichtsorgaisation, dass das Bundesverwaltungsgericht in diesen ällen als Tatsacheninstanz angesehen werden soll. Er hat dazu ausgeführt, dass es problematisch ist, dass in Bundesgericht erstund letztinstanzlich in erheblihem Umfang über die Anwendung von Landesrecht ntscheidet und es keinerlei Konfliktausgleich mit den andesgerichten gibt. Ich zitiere aus dem Protokoll: Das st nach unserer verfassungsrechtlichen Lage eigentlich icht vorgesehen. (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Er hat das modifiziert!)


(Beifall bei der FDP)


Die große Koalition geht also sehenden Auges das Ri-
iko ein, dass, wenn der Präsident des Bundesverwal-
ungsgerichts das Gesetz für verfassungswidrig hält, das
undesverwaltungsgericht möglicherweise selbst nach
arlsruhe gehen und ein Normenkontrollverfahren an-

treben wird.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Diese Regierung hat Erfahrung mit Bundesverfassungsgerichtsurteilen. Sie hört erst darauf, wenn sie verloren hat.)


ann sind möglicherweise alle Verfahren, die Sie im
ntwurf des Infrastrukturplanungsbeschleunigungsge-
etzes aufgeführt haben, blockiert. Das ist das Gegenteil
on dem, was wir erreichen wollen. Wir wollen ja, dass
s schneller vorangeht. Das ist aber mit der Regelung,
ie Sie vorschlagen, unter Umständen nicht der Fall.






(A) )



(B) )


Jan Mücke
keine Oberverwaltungsgerichte mit ausreichend vielen
Senaten gab, die hätten entscheiden können. Das Pro-
blem ist mittlerweile behoben. Die Oberverwaltungsge-
richte sind aufgebaut und sehr kompetent ausgestattet.
Deshalb gibt es für eine weitere Sonderregelung in die-
sem Bereich eigentlich keinen Raum.

Ich möchte zu einem weiteren Punkt kommen, der aus
unserer Sicht sehr problematisch ist. Er betrifft die Frage
der Verlängerung der Geltungsdauer von Planfest-
stellungsbeschlüssen. Das wird auf unseren entschiede-
nen Widerstand treffen, und zwar aus zwei Gründen:
Zum einen ist es der Öffentlichkeit gegenüber unehrlich,
die ganze Zeit zu erzählen, Sie wollten Planungsverfah-
ren verkürzen und schneller umsetzen, wenn Sie nicht
auch die Planfeststellungsbeschlüsse, wie wir es wollen,
nach zehn Jahren auslaufen lassen, was den Druck auf
den Vorhabensträger erhöhen würde, endlich zu bauen
und seine Verkehrsprojekte umzusetzen. Wenn hier so-
zusagen noch fünf Jahre zugegeben werden und ein Ei-
gentümer im Einzelfall insgesamt 15 Jahre die Ein-
schränkung seines Eigentums hinnehmen muss, halten
wir das für außerordentlich problematisch.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zum anderen suggerieren Sie der Öffentlichkeit, dass
Sie ein schnelleres Planungsrecht befürworten und damit
unser Land auch in wirtschaftlicher Hinsicht schneller
voranbringen wollen. Die Wahrheit ist aber, dass Sie
zwar Planungsverfahren so weit verkürzen können, wie
es geht; wenn Sie nicht das Geld haben, die Planung
auch umzusetzen,


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist der Pferdefuß!)


dann können Sie sich die ganze Planungsbeschleunigung
schenken. Was Sie mit der Beschleunigung erreichen,
zeigt sich im aktuellen Haushaltsentwurf für 2007: Dort
sind für den Bundesfernstraßenbau 700 Millionen Euro
weniger als im letzten Haushalt von Rot-Grün angesetzt,
die ja bekanntermaßen keine großen Straßenfreunde ge-
wesen sind. Das ist aus meiner Sicht bemerkenswert.

Um eine weitere Zahl zu nennen: Für Fernstraßen
werden im Entwurf des Bundeshaushalts 51,9 Prozent
der Gesamtinvestitionen für Bundesverkehrswege vor-
gesehen. Im Haushalt des Jahres 2005, dem letzten rot-
grünen Haushalt, waren es noch 57 Prozent der Gesamt-
investitionen. Das schönste Planungsrecht nützt nichts,
wenn kein Geld zur Verfügung steht, diese Planung auch
umzusetzen. Wenn Sie an Ihrer Finanzplanung festhal-
ten, dann wird das dazu führen, dass die deutschen Auto-
bahnen weiter verrotten.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie wollen doch die Einnahmen kürzen! Das passt nicht zusammen, Herr Mücke!)


Es gibt auch Punkte, an denen wir uns einig sind,


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Wollen Sie nun bauen oder nicht?)


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(C (D eispielsweise die Regelung zum Erörterungstermin. ir denken, dass man im Einzelfall durchaus darauf ver ichten könnte. Wir haben eine ähnliche Regelung beim aumordnungsverfahren vorgesehen. Wir meinen, ass ein Raumordnungsverfahren generell überflüssig ist nd man es durch eine landesplanerische Stellungnahme rsetzen könnte. Das deckt sich mit den Aussagen von rofessor Ronellenfitsch, der in der Anhörung zu diesem esetzentwurf ausgeführt hat, dass das Raumordnungserfahren im Kontext mit dem Planfeststellungsverfahen so unnötig wie ein Kropf ist. Damit hat er völlig echt. Deshalb haben wir eine solche Regelung vorge chlagen. Dummerweise ist nach der Föderalismusreorm der Ball nun bei den Ländern, eine entsprechende egelung zu schaffen. Ich kann nur darauf setzen, dass ie Länder hier eine vernünftige Regelung finden weren. Ein gravierendes Problem des Gesetzentwurfes der roßen Koalition ist, dass Einzelgesetze geregelt weren, wodurch aus meiner Sicht einige sachfremde unkte mitgeregelt werden, beispielsweise die Erdkabelroblematik. Es wäre sinnvoller gewesen, das in einem esonderten Gesetzgebungsverfahren zu regeln. (Ulrich Kelber [SPD]: Planungsbeschleunigung, Herr Mücke!)


etzt sind Regelungen zur Umsetzung der Erdkabel-
echnik in den Gesetzentwurf eingefügt, was insbeson-
ere unter Kostengesichtspunkten für die deutsche Wirt-
chaft ein Problem sein wird; denn jeder weiß, dass die
rdkabeltechnik sechs- bis siebenmal teurer ist als die

raditionelle Übertragungstechnik.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie müssen sich mal auf den Stand der Technik bringen lassen!)


as wird dazu führen, dass die Netzbetreiber die Kosten
mlegen werden, was wiederum einen weiteren Anstieg
er Strompreise zur Folge haben wird. Das heißt, der Zu-
achs, den wir in diesem Bereich erzielen, wird sich da-
in gehend auswirken, dass die Energie in Deutschland
eurer wird.


(Beifall bei der FDP)


ch hätte mir gewünscht, dass man diesen Punkt in ei-
em gesonderten Gesetzgebungsverfahren geregelt
ätte.

Letzter Punkt. Sie haben bei der Änderung von Einzel-
esetzen ein Einzelgesetz komplett vergessen, nämlich
as Personenbeförderungsgesetz, in dem beispiels-
eise Planfeststellungsverfahren für Straßenbahnen ge-

egelt werden. Darunter zählt zum Beispiel die Berliner
-Bahn, die im Sinne dieses Gesetzes Straßenbahn ist.
s ist keinem Menschen zu erklären, warum die S-Bahn

n Berlin jetzt nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz
on einem verkürzten Planungsverfahren profitieren
oll, die U-Bahn aber nach dem Planungsrecht von 1993
eplant wird. Das ist ein Fehler des Gesetzes. Daran se-
en Sie, dass es richtiger gewesen wäre, beim Verwal-
ungsverfahrensgesetz anzusetzen, um dort die Ände-
ung und Verkürzung des Planungsrechts einheitlich zu
egeln.






(A) )



(B) )


Jan Mücke

(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das kommt, Herr Mücke! Das machen wir ja! Entschließungsantrag! Schritt für Schritt, gründlich und solide!)


– Sie haben das in einem Entschließungsantrag ange-
führt; aber richtiger wäre doch gewesen, das von vorn-
herein umfassend zu klären, statt es auf Einzelgesetze zu
verteilen.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606104800

Das Wort hat der Kollege Dirk Fischer, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1606104900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Deutschland hat sich durch seine geografische Lage
nicht nur zum Transitland Nummer eins in Europa, son-
dern auch zu einem bevorzugten Standort für Logis-
tikdienstleister entwickelt. Gott sei Dank, die Logistik-
branche in Deutschland boomt. Rund 2,7 Millionen
Menschen sind gegenwärtig in diesem Wirtschaftszweig
beschäftigt und ihre Zahl wächst stetig. Eine gute Ver-
kehrsinfrastruktur in unserem Lande ist also eine we-
sentliche Grundvoraussetzung dafür, dass sich diese
Branche mit ihrer enormen Bedeutung für Wachstum
und Beschäftigung erfolgreich weiterentwickeln kann.
Unser dichtes Verkehrsnetz trägt also entscheidend zur
Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes auch im inter-
nationalen Standortvergleich bei.

Um auch weiterhin den Herausforderungen gewach-
sen zu sein, müssen wir die Planung und den Bau unse-
rer Verkehrsinfrastruktur zügig an die Anforderungen
der Wirtschaft und des zunehmenden Personen- und Gü-
terverkehrs anpassen. Die heute geltenden Vorschriften
werden aber den Anforderungen, die man an zügige Ent-
scheidungsprozesse stellen muss, in keiner Weise mehr
gerecht. Um die Planung von Infrastrukturprojekten
künftig effizienter, transparenter und schneller zu ma-
chen, hat die große Koalition den rot-grünen Gesetzent-
wurf grundlegend überarbeitet und nun den Entwurf
eines effizienten Infrastrukturplanungsbeschleunigungs-
gesetzes vorgelegt. Dies ist ein wahrlich langer Name
für erhoffte kurze Planungszeiten.

Der vorliegende Gesetzentwurf packt zugleich zahl-
reiche von der Planungspraxis aufgeworfene Probleme
an und setzt entsprechende Detaillösungen zur Verein-
fachung, Beschleunigung und Stabilisierung der Pla-
nungsprozesse um. Durch die Berücksichtigung der guten
Anregungen aus dem Bundesrat konnte dieser Gesetz-
entwurf im parlamentarischen Verfahren weitgehend mit
den Bundesländern abgestimmt werden. Ich darf an die-
ser Stelle den Berichterstattern der Fraktionen, die hier
eine sorgfältige und langfristig angelegte Detailarbeit
zusammen mit den zuständigen Bundesministerien ge-
leistet haben, ein herzliches Wort des Dankes sagen.

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(C (D Ein bereits erwähntes Kernelement des Gesetzenturfes ist, dass die etwaige gerichtliche Überprüfung ringlicher Verkehrsvorhaben auf das Bundesverwalungsgericht konzentriert wird. Dabei wird die erstund etztinstanzliche Zuständigkeit des Bundesverwaltungserichtes mittels einer Liste auf einzelne Vorhaben mit berragender verkehrlicher Bedeutung im Bereich der traße, Schiene und Wasserstraßen sowie bei Betriebsnlagen einer Magnetschwebebahn begrenzt. Die Bundesregierung soll – das ist unser ausdrückliher Wunsch – die Aktualität der Vorhabensliste im uge der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplaes und der Ausbaugesetze überprüfen. Damit erfolgt ie Zuweisung an das Bundesverwaltungsgericht von ornherein projektbezogen, also zeitlich und sachlich egrenzt. 85 Großprojekte der verschiedenen Verkehrsräger können also sehr viel schneller durchgesetzt weren. Das sind wichtige Projekte im Zuge der Vollendung er deutschen Einheit, Hinterlandanbindungen der deutchen Seehäfen, Vorhaben mit einem besonderen interationalen Bezug – beispielsweise die bessere Vernetzung uropas, die durch die EU-Erweiterung erforderlich ist – nd Vorhaben zur Beseitigung gravierender Verkehrsngpässe. Wir erhoffen uns hier einen Beschleunigungsffekt von etwa einem bis eineinhalb Jahren. Für die Beteiligungsrechte der anerkannten Naturchutzvereinigungen werden Präklusionsfristen eingeührt. Dabei werden die Vereinigungen den privaten Einendern gleichgestellt. Das heißt, sie müssen ihre tellungnahme innerhalb von zwei Wochen nach Ende er einmonatigen Auslegungsfrist der Pläne vorbringen. ies vereinfacht das Anhörungsverfahren, vergrößert essen Transparenz, beschleunigt seinen Abschluss und ntspricht dem Gebot von frühzeitiger und effektiver Ineressenvertretung. Wir erhoffen uns hier einen Bechleunigungseffekt von zwei bis drei Monaten. Auch rfolgt eine Benachrichtigung von Naturund Umweltchutzvereinigungen künftig im Wege der ortsüblichen ekanntmachung über die Auslegung der Planunterlaen. Auf ein gesondertes Anschreiben wird verzichtet. Das Raumordnungsgesetz wird dahin gehend geänert, dass es dem Landesgesetzgeber überlassen wird, im inzelfall von der Durchführung eines Raumordnungserfahrens abzusehen. Die Regelung räumt einerseits em Landesgesetzgeber die Möglichkeit flexibler Reelungen ein, andererseits bleibt aber das Raumordungsverfahren grundsätzlich erhalten. Der gesetzliche ofortvollzug von Betriebsgenehmigungen von Verehrsflughäfen und von Planfeststellungsbeschlüssen bei esonders wichtigen Wasserstraßenprojekten wird vernkert. Im Fernstraßenausbaugesetz wird die so geannte Ökostern-Regelung für die Dringlichkeitsstufen vordringlicher Bedarf“ und „weiterer Bedarf“ praxisauglich gestaltet. Bestehende Rechtsunsicherheiten werden beseitigt, erfahren vereinfacht und beschleunigt. Die Anhörungsehörde kann zukünftig nach pflichtgemäßem Ermessen uf die Erörterung innerhalb des Anhörungsverfahrens erzichten. Hierbei ist insbesondere an die Fälle zu Dirk Fischer denken, in denen fristgerecht keine Einwendungen oder Stellungnahmen eingegangen sind oder in denen von vornherein absehbar ist, dass beim Erörterungstermin wegen unterschiedlichster Interessenlagen keine Chance besteht, einen Konsens zu finden. Die gesetzliche Pflicht des Grundstückseigentümers zur Duldung von Vorarbeiten zur Baudurchführung wird ausgeweitet. Der Aufwand der Anhörungsbehörde zur Ermittlung von ortsabwesenden Grundstücksbetroffenen wird verringert. Die Geltungsdauer von Planfeststellungsbeschlüssen wird auf zehn Jahre, mit einer Verlängerungsoption von weiteren fünf Jahren, erhöht. Hier haben wir einen Wunsch, der im Bundesrat ausdrücklich vorgetragen worden ist, berücksichtigt. Durch diese Änderung wird der Verwaltungsaufwand erheblich verringert, da das vormals nach fünf Jahren erforderliche Verwaltungsverfahren zur Entscheidung über den Verlängerungsantrag künftig erst nach zehn Jahren und damit voraussichtlich nur noch in Ausnahmefällen durchzuführen sein wird. Dadurch wird sichergestellt, dass mit erheblichen öffentlichen Mitteln erworbene Planungsrechte nicht verfallen und bereits aufgebrachte Mittel vollständig verloren gehen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


Mit diesem Gesetz werden die teilweise verkrusteten
Strukturen im Planungsrecht aufgebrochen. Wir ermög-
lichen einen bedarfsgerechten und vor allem zeitnahen
Ausbau der Infrastruktur und leisten gleichzeitig einen
großen Beitrag zum Bürokratieabbau und zur zügigen
Schaffung von Planungssicherheit. Mit diesem Gesetz
verbessern wir die Investitionsbedingungen am Standort
Deutschland und geben einen weiteren deutlichen Im-
puls für mehr Wirtschaftswachstum und Beschäftigung
in unserem Lande.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606105000

Nächster Redner ist der Kollege Lutz Heilmann,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606105100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Werte Gäste! Frau Staatssekretärin, wiederholt muss ich
feststellen, dass Ökologie und Umweltschutz im Hause
Tiefensee überhaupt keinen Stellenwert haben. Wieder
beziehen Sie sich auf Wirtschaft, Arbeit und Wohlstand,
was löblich ist, erwähnen in Ihrer Rede aber leider nicht
die Umwelt.

Herr Kollege Fischer, durch Ihre Rede zog sich das
Prinzip Hoffnung. Das ist offensichtlich das Prinzip
dieser Regierungskoalition, dem sie vermutlich auch
noch die nächsten drei Jahre treu bleiben wird. Herr Kol-
lege Fischer, Sie bezeichnen Bürgerbeteiligung als „ver-
krustete Strukturen“. Das macht deutlich, welchen Stel-

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(C (D enwert die Bürgerinnen und Bürger sowie die Verbände n diesem Land bei Ihnen einnehmen. (Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!)


Doch nun zu dem Gesetzentwurf selbst. Der Titel
nfrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz ist ebenso
onströs wie sein Inhalt. Kein Planungsverfahren wird

adurch wesentlich verkürzt; denn Sie setzen vor allen
ingen auf die Verkürzung von Fristen bei der Beteili-
ung von Verbänden und auf eine Einschränkung hin-
ichtlich des Rechtsweges.

Eine Beschleunigung per se ist nicht notwendig. Kol-
ege Mücke von der FDP hat das deutlich gemacht. Im
ommer dieses Jahres stellte ich eine Kleine Anfrage an
ie Bundesregierung. Sie ergab, dass allein im Bereich
es Straßenbaus zu Ende geplante Projekte mit einem
olumen von 4,8 Milliarden Euro auf Halde liegen. Wa-

um wollen Sie auf Teufel komm raus durch die Ein-
chränkung von Bürgerbeteiligungen eine Beschleuni-
ung der Verfahren erreichen. Diese Summe von
,8 Milliarden Euro ist mehr als das Doppelte von dem,
as für Neubau- und Ausbaumaßnahmen in diesem Be-

eich jährlich zur Verfügung steht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Haben Sie auch gefragt, wo sie auf Halde liegen?)


Nehmen Sie doch einmal die Antwort auf die Kleine
nfrage zur Hand und lesen Sie nach. Vielleicht können
ie ja einen Erkenntnisgewinn daraus ziehen.


(Beifall bei der LINKEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Lesen soll ab und zu bilden!)


m Bau befindliche Projekte sind in dieser Summe noch
icht einmal enthalten. Deshalb setzen Sie auf die Ver-
ängerung der Gültigkeit der Planfeststellungsbe-
chlüsse. Meinen Sie denn tatsächlich, dass wir in
5 Jahren noch den gleichen Bedarf wie heute haben?

Am Mittwoch dieser Woche haben wir im Parlamen-
arischen Beirat für nachhaltige Entwicklung eine Anhö-
ung zum Thema Demografie und Infrastruktur durchge-
ührt. Vielleicht hätten Sie daran teilnehmen und mit den
achverständigen sprechen sollen. Dann hätten Sie viel-

eicht etwas dazugelernt.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Herr Heilmann, wir waren da! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Wir haben schon mit ihnen gesprochen, bevor Sie überhaupt auf die Idee gekommen sind!)


as, was Sie im vorliegenden Gesetzentwurf beschrei-
en, hat mit nachhaltiger Entwicklung gar nichts zu tun.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Sie entwickeln nachhaltig Planungsvorschläge, die Sie aber nicht finanzieren können! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist ja eine typische Oppositionsrede!)







(A) )



(B) )


Lutz Heilmann
– Ich gehöre ja auch der Opposition an.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das merkt man!)


Ich komme auf einen weiteren Punkt zu sprechen.
Gestern stand die Debatte zur Århus-Konvention auf
der Tagesordnung. Ehrlicherweise muss ich zugeben,
dass der von der Regierungskoalition eingebrachte Ent-
wurf eines Gesetzes über die Öffentlichkeitsbeteiligung
einige vernünftige Vorschläge enthält.


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Ach! Das ist ja unglaublich!)


– Ja.

Die Århus-Konvention zielt bekanntlich darauf, die
Rechte der Bürgerinnen und Bürger und der Verbände
auszuweiten; hier sind wir uns bestimmt einig. Aller-
dings müssen Sie mir erklären, wie Sie Ihren Entwurf ei-
nes Gesetzes über die Öffentlichkeitsbeteiligung mit
dem Inhalt des Gesetzentwurfes, den wir gerade beraten
und den Sie heute verabschieden wollen, vereinbaren
wollen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das hat die Mehrheit doch noch nie interessiert! – Zuruf von der CDU/CSU: Keine Sorge! Das kriegen wir schon hin!)


Haben Sie diesen Punkt vielleicht von der gestrigen
Tagesordnung gestrichen, um diesen Widerspruch nicht
deutlich werden zu lassen? Denn andernfalls hätten Sie
gestern eine Ausweitung und heute eine Einschränkung
der Rechte der Bürgerinnen und Bürger beschlossen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mir können Sie das nicht erklären. Aber den Menschen
im Land sollten Sie erklären, was das soll.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist die neue Qualität der Gesetzgebung!)


Zurück zu Ihrem Gesetzentwurf. Er geht an den Pro-
blemen, die wir im Hinblick auf die Planungsverfahren
haben, vorbei. Es gibt Schwierigkeiten bei der Durch-
führung, aber auch im Hinblick auf die Struktur des Pla-
nungsverfahrens. Diese Probleme haben Sie allerdings
überhaupt nicht benannt. Sie beachten sie gar nicht und
gehen einen verkrusteten Weg, anstatt sich endlich ein-
mal über neue und bessere Maßnahmen Gedanken zu
machen.


(Beifall bei der LINKEN)


All die großen und kleinen Ferkeleien, die Ihr Gesetz-
entwurf enthält, wurden vom Kollegen Mücke bereits
recht ausführlich angesprochen; das möchte ich nicht
wiederholen. Besonders wichtig ist aber Folgendes: Sie
behaupten immer, die Liste der Vorhaben sei abschlie-
ßend. Das ist sie aber nicht. Es gibt eine Öffnungsklau-
sel.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ja! – Zurufe von der CDU/CSU: Das ist doch auch richtig! – Die Öffnungsklausel ist doch gut!)


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(C (D as heißt, dass Sie jederzeit beispielsweise eine neue utobahn in die Liste aufnehmen können. (Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Sie haben es überhaupt nicht verstanden! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Was haben Sie denn dagegen?)


rzählen Sie also nicht, die Liste sei abschließend. Sa-
en Sie die Wahrheit und machen Sie deutlich, was Sie
irklich vorhaben.

Gibt es Alternativen? Wir sagen Ja. Erlauben Sie mir
azu einige ganz kurze Bemerkungen. Wie entsteht heut-
utage eine Autobahn? Wie sieht der Weg der Planung
anz konkret aus? Meistens ist es so, dass die Bundes-
änder Bedarf anmelden. Dann werden der Bundesver-
ehrswegeplan erstellt und die entsprechenden Ausbau-
esetze erlassen.


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Genau! Und dann ist die PDS jedes Mal dagegen!)


as alles erfolgt ohne Beteiligung der Öffentlichkeit.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Eine Sauerei ist das!)


Die wichtigen Entscheidungen treffen Sie, ohne je-
anden in diesem Land zu fragen. Das gilt zum Beispiel

ür die Erarbeitung der Ausbaugesetze, in denen festge-
egt wird, dass von A nach B eine vierspurige Straße ge-
aut wird. Können Sie mir das erklären?


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Ja, ich kann Ihnen das erklären! Das dauert jetzt aber zu lange!)


Nein, das können Sie mir nicht erklären. Jedenfalls ist
ie Erklärung, die Sie mir anbieten, für mich nicht aus-
eichend.


(Beifall bei der LINKEN)


Nachdem Sie festgelegt haben, dass eine Straße ge-
aut wird, wird das Raumordnungsverfahren durchge-
ührt. In diesem Rahmen fragen Sie zum ersten Mal die

enschen in diesem Land, ob sie überhaupt ein Inte-
esse an der geplanten Straße haben.


(Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Das interessiert die Regierung doch gar nicht!)


ch denke, das spricht Bände. Daran werden die beste-
enden Mängel deutlich. Im Anschluss an das Raumord-
ungsverfahren erfolgt die Linienfeststellung, danach
as konkrete Planfeststellungsverfahren. Ganz am Ende
ieses Prozesses dürfen die Bürgerinnen und Bürger so-
ie die Verbände erneut ihre Meinung äußern.

Ich habe sehr wohl Verständnis dafür, dass es die Be-
örden nicht gerne sehen, wenn ihre Planungen, die sie
m Laufe mehrerer Jahre entwickelt haben, unter Um-
tänden im Papierkorb landen. Aber das darf kein Grund
afür sein, die Beteiligungsrechte der Menschen einzu-
chränken. Lassen Sie uns deshalb die strukturellen

ängel des Planungsverfahrens angehen.

Wir werden Ihrem Gesetzentwurf heute nicht zustim-
en,






(A) )



(B) )


Lutz Heilmann

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das überrascht uns aber!)


da er an den Problemen, die wir haben, vorbeigeht und
da durch ihn die Rechte der Bürgerinnen und Bürger ein-
geschränkt werden. Die große Koalition ist ja dafür be-
kannt, wie sie mit den Menschen umgeht; ich will in die-
sem Zusammenhang nur Hartz IV erwähnen. Sie
schicken lieber unsere Soldaten in Einsätze überall auf
der Welt.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen: Lehnen Sie diesen Gesetzentwurf bitte ab
und lassen Sie uns das Planungsverfahren daraufhin
überprüfen, was wir besser machen können! Wir als
Linke haben da ein paar Vorschläge zu machen:


(Zuruf von der CDU/CSU: Jaja!)


Als Erstes zu den Ausbaugesetzen: Wenn wir Alter-
nativen von vornherein per Gesetz ausschließen, brau-
chen wir eigentlich nicht weiter darüber zu reden. Deswe-
gen müssen wir die Ausbaugesetze vom Tisch wischen.


(Zuruf von der CDU/CSU: „Vom Tisch wischen“?!)


Als Zweites möchte ich vorschlagen, die Fristen für
die Verbände an die Fristen anzugleichen, die für Be-
hörden gelten. Das Bundesverwaltungsgericht spricht zu
Recht davon, dass die Verbände Verwaltungshelfer sind.
Sie sollen die Planung mit ihrem Sachverstand unterstüt-
zen, man soll sie nicht als Gegner darstellen. Das ist der
große Unterschied zu einem möglicherweise betroffenen
Bürger. Die Verbände sollen als Verwaltungshelfer ihren
Sachverstand einbringen. Deswegen ist eine Gleichstel-
lung mit den Behörden gerechtfertigt.

Als Drittes schlagen wir vor, das Raumordnungsver-
fahren deutlich aufzuwerten, das heißt, dass wirklich Al-
ternativen gegeneinander abgewogen werden, dass man
sich ehrlich überlegt, ob man eine Straße oder eine Schie-
nenanbindung baut – unbeeinflusst von Lobbygruppen.


(Ingo Schmitt [Berlin] [CDU/CSU]: Was Sie da vortragen, ist ein Planungsbehinderungsgesetz!)


Erforderlich ist, innerhalb des Raumordnungsverfahrens
eine breite öffentliche Beteiligung herzustellen. Das er-
höht die Akzeptanz der Entscheidungen, die getroffen
werden, und die Menschen kommen besser damit klar.

Was machen wir denn in diesem Hohen Hause, wenn
wir einen Gesetzentwurf auf den Tisch bekommen? Er
geht in die erste Lesung, dann wird er an den Ausschuss
überwiesen, wo wir regelmäßig Anhörungen durchfüh-
ren und wo wir in einen Dialog mit den Menschen ein-
treten. Das ist auch bei Planungsvorhaben erforderlich.
In diesem Sinne werden wir als Linke uns noch einbrin-
gen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wün-
sche Ihnen ein schönes Wochenende.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Peter Hettlich, Bündnis 90/ ie Grünen. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Liebe Kollegin Blank, gestern haben Sie in hrer Rede gesagt: Was lange währt, wird endlich gut. as galt allerdings dem Gesetz zur Errichtung einer Bundesstiftung Baukultur“. Über den Gesetzentwurf, ber den wir heute diskutieren, kann ich das leider nicht agen. ch kann allenfalls sagen: Der Berg kreißte und gebar ine Maus. enn dieses Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz st wirklich ein Mäuschen geworden, ein ganz trauriges äuschen angesichts der hohen Ansprüche, die die anzlerin und Bundesminister Tiefensee in ihren ersten egierungserklärungen an dieses Gesetz gestellt haben, (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Eine dreibeinige Maus!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606105200
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606105300

(Renate Blank [CDU/CSU]: Wir schon!)


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ja!)


nd angesichts seiner weit reichenden Auswirkungen.

Mit dem Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsge-
etz, das 1991 als Vorläufer des heutigen Infrastruktur-
lanungsbeschleunigungsgesetzes in Kraft getreten war,
ollten ganz andere Probleme gelöst werden. Es ging da-
als um das Problem – das hat der Kollege Mücke ge-

agt –, dass es in Ostdeutschland keine Verwaltungsge-
ichtsbarkeit gab. Es fehlten Verwaltungsstrukturen
nd die Eigentumsverhältnisse waren vielfach nicht ge-
lärt. Deswegen musste man über eine Sonderlösung
achdenken. Das haben wir auch anerkannt. Diese Son-
ersituation hat das Bundesverwaltungsgericht 2004
usdrücklich beschrieben. Es hat ausdrücklich gesagt,
ass in außergewöhnlichen Situationen außergewöhnli-
he Maßnahmen erlaubt sind – aber nicht generell.

In der Tat, einige Verkehrsprojekte „Deutsche Ein-
eit“ konnten in Ostdeutschland relativ schnell fertig ge-
tellt werden; der Kollege Hacker erzählt immer von der

20. Andere Projekte sind trotz Verkehrswegeplanungs-
eschleunigungsgesetz bis heute nicht fertig gestellt: die
38 zwischen Göttingen und Halle; VDE Nr. 1, die

chienenstrecke Lübeck–Stralsund; auch der Ausbau der
9 zwischen Berlin und Nürnberg ist immer noch nicht

bgeschlossen. Selbst das Renommierprojekt der großen
oalition, das VDE Nr. 8.1, der Neu- und Ausbau der
chienenstrecke Erfurt–Nürnberg, kommt nicht voran


(Zuruf von der SPD: Das hat doch damit nichts zu tun!)


nd es gibt noch nicht einmal eine Perspektive, wann
ieses Projekt jemals abgeschlossen sein wird.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Wer hat denn da immer gebremst?)







(A) )



(B) )


Peter Hettlich
Mittlerweile scheint selbst das Ministerium nicht
mehr an die segensreiche Wirkung des Verkehrswege-
planungsbeschleunigungsgesetzes in Bezug auf den Auf-
bau Ost zu glauben. Denn im aktuellen Bericht zum
Stand der Deutschen Einheit taucht dieser Begriff nicht
mehr auf. Ich erinnere mich noch, wie Herr Stolpe an
dieser Stelle gelobt hat, wie segensreich dieses Gesetz
für den Aufbau Ost gewirkt habe. Aber wir sollten so
ehrlich sein, zuzugeben: Der wahre Beschleuniger war
die überproportionale Finanzausstattung der ostdeut-
schen Verkehrsprojekte.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So ist es! – Zuruf von der SPD: Haben wir heute noch!)


Denn auch trotz dieses Gesetzes gilt: Ohne Moos nichts
los.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wo er Recht hat, hat er Recht!)


Über diesem Gesetzentwurf lag vom ersten Tag an
kein Segen. Die frühe Lancierung des unabgestimmten
Referentenentwurfs in die Öffentlichkeit war ein geziel-
ter Affront unseres damaligen Koalitionspartners. Des-
wegen haben wir uns auch geweigert, dieses Gesetz am
Ende der letzten Legislaturperiode im Schweinsgalopp
noch zu verabschieden.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Jetzt sind wir schon wieder bei den Ferkeln!)


Seitdem sind viele Monate ins Land gegangen. Zwi-
schenzeitlich gab es eine Anhörung und mehrere Debat-
ten. Letztendlich diskutieren wir heute aber doch über
den Stolpe-Entwurf mit ein paar kleinen Änderungen. Er
enthält sogar noch ein paar Verschlechterungen. Denken
Sie beispielsweise an die Verlängerung der Gültigkeit
von Planfeststellungsbeschlüssen.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Hättet ihr einmal mitgemacht!)


Von Beschleunigung konnte man bei diesem Gesetzes-
vorhaben überhaupt nicht sprechen. Wir haben in der
Opposition schon immer gefrotzelt, dass man ein Gesetz
zur Beschleunigung des Gesetzesvorhabens zur Umset-
zung des Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetzes
bräuchte.


(Zuruf von der FDP)


– Du hast vielleicht das Originalrecht, aber ich habe es
gerne übernommen. – Dieses Verfahren war und ist ein
wahres Armutszeugnis für die große Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Unsere zentralen Kritikpunkte sind unverändert. Der
Kollege Mücke hat eben zum Thema Eininstanzlichkeit
des Bundesverwaltungsgerichts sehr viel gesagt. Ich er-
innere noch einmal daran, mit welcher Süffisanz er aus
den Stellungnahmen von Dr. Hien, dem Präsidenten des
Bundesverwaltungsgerichts, zitiert hat. Ich kann eigent-

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(C (D ich nur sagen: Genau das ist das Kernproblem dieses erfahrens. Wir lehnen die Eininstanzlichkeit ab und wir erden den Bundespräsidenten diesbezüglich bitten, ich dieses Gesetz etwas näher anzuschauen. Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen ücke? Gerne. Herr Kollege Hettlich, Sie haben mich gerade freund icherweise zitiert und auf eine Äußerung des Präsidenen des Bundesverwaltungsgerichts verwiesen. Ist Ihnen die Stellungnahme der Bundesregierung zu iesem Punkt bekannt? Mit Erlaubnis der Frau Präsidenin möchte ich kurz aus einer Kleinen Anfrage zitieren: Die Sonderregelung der erstund letztinstanzlichen Zuständigkeit des Bundesverwaltungsgerichts für Streitigkeiten über bestimmte Planfeststellungsund Plangenehmigungsverfahren in den neuen Bundesländern war in einer Ausnahmesituation notwendig, um den schnellen Aufbau einer ausreichenden Infrastruktur im Beitrittsgebiet zu ermöglichen. Vergleichbare Probleme bestehen heute und insbesondere im übrigen Bundesgebiet nicht. Eine dauerhafte Ausweitung der erstinstanzlichen Zuständigkeit des Bundesverwaltungsgerichts auf eine Vielzahl von Planfeststellungsund Genehmigungsverfahren widerspricht dessen Charakter als Revisionsgericht. Ist Ihnen diese Äußerung der Bundesregierung beannt? Ich bekenne, dass ich die Kleine Anfrage offensicht ich nicht gelesen habe. Ich kann nur sagen: Dem ist hier ichts hinzuzufügen. Wo die Bundesregierung Recht hat, at sie einfach Recht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606105400
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606105500
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1606105600
Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606105700

Ich kann nur noch einmal darauf hinweisen, dass das
undesverfassungsgericht bereits 1958 in einem Urteil
arauf hingewiesen hat, dass von der Norm, dass die
erwaltungs- und Oberverwaltungsgerichte im Wesent-

ichen erstinstanzlich sind, nur in besonderen Ausnah-
efällen abgewichen werden darf. Ich hatte eben ja

chon gesagt, dass wir Herrn Bundespräsidenten Köhler
anz sicher darum bitten werden, sich dieses Gesetz
Sie haben eben ja so schön auf das Gesetz zur Privati-

ierung der Flugsicherung hingewiesen – noch einmal
enauer anzuschauen.

Interessant ist übrigens, dass Herr Hien von der SPD
ls Sachverständiger benannt wurde.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ja!)







(A) )



(B) )


Peter Hettlich
Das wollte ich an dieser Stelle doch einmal sagen. Er
war nicht der Sachverständige der FDP und er war auch
nicht der Sachverständige von uns Grünen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Es ist nicht das erste Mal, dass die SPD Sachverständige zu einem Urteil bittet und dieses dann völlig ignoriert!)


– Ja.

Sie scheinen ja nicht einmal selber daran zu glauben;
denn wenn Sie wirklich meinen würden, dass das die Ul-
tima Ratio ist, dann hätten Sie keinen Entschließungsan-
trag vorgelegt, in dem Sie geschrieben haben, dass Sie
diese Passage nach zwei Jahren evaluieren wollen. Er-
klären Sie mir doch bitte einmal, was Sie in zwei Jahren
eigentlich evaluieren wollen. Bis dahin ist ja noch nicht
einmal eine erste Verfassungsklage eingereicht, ge-
schweige denn abgeschlossen worden. Über was wollen
wir uns in zwei Jahren eigentlich unterhalten? Ich bin
sehr gespannt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie des Abg. Lutz Heilmann [DIE LINKE])


Liebe Kolleginnen und Kollegen, für uns Grüne ist
die erhebliche Einschränkung der Beteiligungsrechte
ein wesentliches Problem. Das ist ein schwerwiegender
Webfehler in diesem Gesetz. Die demokratischen Rechte
der Verfahrensbeteiligten dürfen nicht eingeschränkt
werden. Aus unserer Sicht ist es vielmehr wichtig, zum
Beispiel durch die frühzeitige Beteiligung Betroffener
neue Wege der Öffentlichkeitsbeteiligung sicherzustel-
len. Hier stimme ich dem Kollegen Heilmann ausdrück-
lich zu; denn dadurch könnten wir Konflikte vermindern
und Planungen wirklich beschleunigen.

Es ist ein Mythos, dass die Verfahren in erster Linie
durch die Beteiligungsrechte Betroffener unnötig in die
Länge gezogen werden; denn die Öffentlichkeitsbeteili-
gung beispielsweise bei der Straßenplanung macht nur
etwa 5 Prozent des gesamten Projektierungszeitraums
aus. Die wirklichen Gründe für Verzögerungen – ober-
flächliche Planung, Planungsmängel, Verfahrensfehler,
mangelhafte Beteiligung und Vergabefehler – werden
dadurch lediglich verschleiert. Gerade das Recht der Be-
troffenen, Projektplanungen zu prüfen, ist ein präventi-
ves Instrument zur Sicherung hoher Qualitätsstandards
bei der Planung. Bekanntlich wird in der Praxis erst bei
besonders gravierenden Planungsmängeln und daher ho-
hen Erfolgsaussichten gerichtlich geklagt.

Wir halten diese Gesetzespassage für einen eklatanten
Verstoß gegen die Árhus-Konvention und das EU-
Recht und sind sehr gespannt, ob sich der Europäische
Gerichtshof auch für diesen Teil des Gesetzes interessie-
ren wird. Der Kollege Kelber – er ist gerade nicht anwe-
send – wird noch zu diesem Tagesordnungspunkt spre-
chen. Vielleicht wird er darauf eingehen, was die
Umweltpolitiker bei den Sozialdemokraten zu diesem
Thema meinen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Bisher sind die nicht maßgeblich!)


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(C (D Die Verlängerung der Gültigkeit von Planfeststelungsbeschlüssen möchte ich nicht weiter kommentieen; darauf ist der Kollege Mücke bereits in epischer änge und Breite eingegangen. Dem kann ich nur zutimmen. Ich frage Sie allerdings, was Sie von der Verängerung auf zehn plus fünf Jahre – also 15 Jahre – erarten, wenn dadurch insgesamt – vom Beginn der lanung bis zur Fertigstellung des Projektes – locker 20 is 30 Jahre vergehen können? Wie wollen Sie neue Erenntnisse – beispielsweise in der Sicherheitsforschung ei Tunneln – berücksichtigen, wenn Sie dadurch das lanfeststellungsverfahren im Grunde neu aufrollen üssten? Das würde mich brennend interessieren. Auch ieser Teil ist Murks. Damit ist er allerdings ein würdier Bestandteil des Gesetzentwurfs. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Projektvorrangliste ist schon fast mein Lieb-
ingsthema geworden; denn sie treibt die Absurditäten
uf die Spitze. Nur 57 – in Wahrheit sind es weit über
00 – Straßenprojekte von hervorragender Bedeutung
ür den Verkehr


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört! Beispiele! – Renate Blank [CDU/CSU]: Die stehen doch auch nicht drin!)


ollen an den Segnungen dieses Gesetzes teilhaben kön-
en. Bei manchen Projekten wie der Verbreiterung der
1 zwischen Hamburg und Bremen von vier auf sechs

puren kann ich noch eine überragende Bedeutung er-
ennen. Aber bei bestimmten aufgeführten Bundesstra-
enprojekten – übrigens fast ausschließlich in Ost-
eutschland – wird sich die überragende bundesdeutsche
edeutung manchem westdeutschen Kollegen nicht er-

chließen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Es ist die Frage, wer da wohnt! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie scheinen an Amnesie zu leiden!)


Die Ortsumfahrung Beeskow mag durchaus regionale
edeutung haben – das will ich nicht bestreiten –, aber
enn sie tatsächlich nur von regionaler Bedeutung ist,
ann gehört sie nicht auf die Liste. Worin liegt die über-
agende bundesdeutsche Bedeutung dieses Projekts?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein Schelm ist, wer Böses darüber denkt, dass eine
ielzahl der Bundesstraßenprojekte aus dem Bundesland

tammt, dem der ehemalige Bundesminister Stolpe viele
ahre als Ministerpräsident vorgestanden hat.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist blanker Zufall!)


as ist pure Kleinstaaterei. Ihrem selbst formulierten
nspruch werden Sie damit nicht gerecht.

Ich bin – das habe ich bereits am Mittwoch im Aus-
chuss festgestellt – sehr gespannt, wie viele dieser Pro-
ekte tatsächlich in Ihrer Fünfjahresliste auftauchen wer-
en. Darüber werden wir sicherlich auch im Ausschuss
och intensiv diskutieren.






(A) )



(B) )


Peter Hettlich

(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Offensichtlich hat Tiefensee noch nicht über die Liste drübergeguckt!)


Das Gesetz wird uns in keiner Weise voranbringen.
Es geht völlig am Ziel vorbei und wird die Verfahren
eher noch verlangsamen, und das zu einem hohen Preis.
Diesen hohen Preis werden wir vom Bündnis 90/Die
Grünen nicht zahlen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606105800

Nächster Redner ist der Kollege Hans-Joachim

Hacker, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1606105900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Deutschland ist Transitland Nummer eins in Europa. Mit
der EU-Osterweiterung, deren wirtschaftliche Dynamik
sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird, hat die
Bedeutung einer optimalen Verkehrsinfrastruktur in
Deutschland weiter zugenommen.

Der Logistikstandort Deutschland in der Mitte Euro-
pas muss sich im Wettbewerb der Wirtschaft und des
Handels so aufstellen, dass er im internationalen Wettbe-
werb vorne liegt. Das bedeutet auch, dass wir bei den
Entscheidungen über die Planung und den Bau von In-
frastrukturprojekten in den Bereichen Straße, Schiene
und Binnenschifffahrt schneller werden müssen. Die Bü-
rokratie muss auch in diesen Bereichen abgebaut wer-
den, ohne dass – das will ich unterstreichen – berechtigte
Bürgerinteressen beschnitten werden.

Für die SPD-Bundestagsfraktion stellt sich die Frage
des Standortwettbewerbs für Deutschland in der Kon-
kurrenz mit den Partnerländern in Europa. Eine leis-
tungsfähige Infrastruktur, die durch die Verkürzung von
Planungszeiten wettbewerbsfähig gestaltet wird, schafft
die Voraussetzungen für neue Arbeitsplätze in Deutsch-
land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem Infrastrukturplanungsbeschleunigungsge-
setz geben wir in der Bundespolitik eine konkrete Ant-
wort auf die Frage, wie die Arbeitslosigkeit zu bekämp-
fen ist.


(Zuruf des Abg. Lutz Heilmann [DIE LINKE])


– Herr Heilmann, Ihre Zwischenrufe zeugen von wenig
Sachkenntnis. Schauen Sie sich doch einmal die Infra-
strukturmaßnahmen in den neuen Bundesländern an!
In meinem Wahlkreis Ludwigslust liegt die Stadt Witten-
burg. Sie liegt an der A 24. Dort haben sich verschiedene
Industriezweige angesiedelt. Die Region um das Auto-
bahnkreuz Neustadt–Glewe/Grabow/Ludwigslust wird
zu einem aufblühenden Industriebereich werden. Das

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(C (D ollten Sie sich einmal ansehen. Das hat etwas mit Infratruktur zu tun. Sie reden viel über die Arbeitslosigkeit n den neuen Ländern. Dass sie viel zu hoch ist, bezweielt keiner. Wir müssen aber helfen, die Arbeitslosigkeit u beseitigen. Das ist eine konkrete Aufgabe der Infratrukturpolitik in den neuen Bundesländern. Das sollten ie endlich zur Kenntnis nehmen. Mit dem Gesetz verfolgen wir gleichzeitig den rundansatz, Bürokratie zu verringern, besser zu regu ieren und vorhandene Finanzmittel effizienter einzuseten. Auf genau diese Herausforderung reagiert die Bunesregierung in ihrem Gesetzentwurf. Herr Hettlich, Ihre ritischen Anmerkungen zu einzelnen Punkten kann ich ut verstehen. Aber Ihre globale Aburteilung des Geetzentwurfs ist für mich nicht ganz nachzuvollziehen. ie saßen schließlich einmal mit im Boot. Wir haben das emeinsam auf den Weg gebracht. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das Boot ist im Flachen und läuft auf Grund!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Koalition unterstützt – ich spreche hier sicherlich
uch für die Kolleginnen und Kollegen von der Union –
en Gesetzentwurf in Punkt und Komma. Da wir bei ein-
elnen Regelungen nach besseren Lösungen suchen, ha-
en wir uns in den Berichterstatterberatungen mit dem
esetzentwurf gründlich auseinander gesetzt. Wir haben
ieses Gesetzgebungsverfahren im Koalitionsvertrag
ereinbart. Wir haben nach praktischen Wegen zur Be-
chleunigung der Verkehrsplanung gesucht. Wer nach
rgebnissen fragt, der soll sich einmal das Projekt A 20
nschauen. Warum wird argumentiert, es sei zu wenig
eld da und deswegen müssten wir schlechter und lang-

amer planen? Das sind doch widersprüchliche Argu-
ente. Natürlich könnten wir noch mehr Mittel einstel-

en. Aber Fakt ist, dass der Verkehrshaushalt, den wir,
ie Parlamentarier, beschließen, im Investitionsbereich
en größten Anteil aufweist. Die Mittel könnten sicher-
ich aufgestockt werden. Aber wir müssen dann ehrlich
agen, woher die Mittel kommen sollen: aus dem Etat
ür Arbeit und Soziales, dem Bildungsetat oder dem Ver-
eidigungsetat.


(Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit!)


Sicherlich dürfen sie nicht aus dem Verteidigungsetat
ommen; denn die Menschen, die im Verteidigungsbe-
eich tätig sind, haben einen Anspruch darauf, ordentlich
ezahlt zu werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606106000

Herr Kollege Hacker, die Kollegin Enkelmann

öchte eine Zwischenfrage stellen. Lassen Sie sie zu?


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1606106100

Ausnahmsweise.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606106200

Bitte, Frau Enkelmann.






(A) )



(B) )


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606106300

Herr Kollege Hacker, ich danke ausdrücklich für Ihre

Großzügigkeit. – Stimmen Sie Herrn Klaus von
Dohnanyi, SPD-Mitglied und ehemaliges Mitglied des
Gesprächskreises „Ost“, der in einem Interview Folgen-
des gesagt hat, zu:

Die Infrastruktur ist für die Standortentscheidung
der Unternehmen nicht mehr der ausschlaggebende
Punkt.

Er sagte weiter: Damit sind wir jetzt fertig, sollten nicht
weitere Großprojekte anfallen, die entbehrlich sind. Die
knappen Mittel sollten eher für den Ausbau der Industrie
verwendet werden.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1606106400

Das eine schließt doch das andere nicht aus. Wir ha-

ben im Haushalt gerade auf Fragen betreffend Wissen-
schaft und Forschung sowie den Industrieausbau kon-
krete Antworten gegeben. Wir bauen doch nicht
flächendeckend Autobahnen in Deutschland, Frau
Enkelmann. Schauen Sie sich einmal die Landkarte von
Deutschland an! Sie werden feststellen, dass sie einen
großen weißen Fleck zwischen Schwerin und Magde-
burg aufweist. Dieser wird durch die A 14 ausgefüllt.
Damit haben wir eine wichtige Entscheidung getroffen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das reicht nicht mehr aus! Genau das ist der Punkt!)


– Deswegen haben wir in den Bereichen Forschung und
Bildung entsprechende Akzente gesetzt, Frau
Enkelmann. Wir haben ein 4-Milliarden-Euro-Pro-
gramm für die Ganztagsschulen aufgelegt. Davon dürf-
ten auch die Schülerinnen und Schüler in Ihrem Wahl-
kreis profitiert haben.

Seien Sie zuversichtlich! Die Koalition ist auf einem
guten Weg. Wir setzen die richtigen Prämissen, auch im
Infrastrukturbereich. – Danke schön für Ihre Frage.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir sind uns mit dem Bundesrat einig, dass der vor-
liegende Gesetzentwurf verabschiedet werden soll. Der
Bundesrat hat in seinem Gesetzentwurf im Wesentlichen
Regelungsbereiche aus dem Gesetzentwurf der Bundes-
regierung aufgegriffen. Ich bin optimistisch, dass der
Gesetzentwurf, den wir heute verabschieden werden, auf
große bzw. vollständige Zustimmung im Bundesrat
stößt.

Ich möchte an dieser Stelle auf die Kernelemente des
Gesetzentwurfs nicht ausführlich eingehen; denn diese
wurden bereits von Frau Staatssekretärin Karin Roth und
Herrn Dirk Fischer dargelegt. Ich nenne nur zwei
Punkte: frühzeitige und effiziente Beteiligung von Um-
weltschutzvereinigungen im Wege der Einführung von
Präklusionsfristen – was Sie, meine Damen und Herren
von der PDS, gesagt haben, stimmt also so nicht – und
Erweiterung der Möglichkeiten des Verzichts auf Erörte-
rungstermine im Anhörungsverfahren. Die Problematik
von nicht ortsansässigen Grundstückseigentümern
wurde bereits angesprochen.

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(C (D Ich will an der Stelle all die Punkte, die im Gesetz steen, nicht noch einmal aufgreifen, weil wir sie im Auschuss ausführlich diskutiert haben. Insofern wurde uns as schon einmal vorgestellt. Wir haben einen Gesetzentwurf, der komplexe Regeungen enthält. Es geht nicht nur um die Verkehrsinfratruktur, also Straße, Bahn und Wasser, sondern auch um en Luftverkehrsbereich, das Magnetschwebebahnplaungsgesetz, es geht um Energiewirtschaftsrecht und mweltrecht und nicht zuletzt um die Verwaltungsge ichtsordnung. Wir haben das ausführlich in einer Anhöung erörtert. Diese Anhörungsergebnisse haben wir in en Berichterstattergesprächen ausgewertet und wir haen die berechtigten Forderungen des Bundesrats einließen lassen. Ich räume ein, dass es in der Anhörung nterschiedliche Argumente gegeben hat. Aber eines ist öllig sicher: Wir haben eine breite Zustimmung zum esetzentwurf bekommen. Das Meinungsbild zu der Erststanzlichkeit des Bundesverwaltungsgerichts war ge eilt. Es wird immer Herr Präsident Hien angeführt, der ort kritische Bemerkungen gemacht hat. Das ist richtig. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Er hat sie nicht nur gemacht, er hat sie niedergeschrieben!)


Herr Hien hat das auch schriftlich niedergelegt – das
ezweifele ich doch gar nicht –, aber das war nicht die
inheitliche Meinung.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Er ist der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts und nicht irgendwer!)


ch beziehe diese Aussage ausdrücklich auf die Frage
er Erstinstanzlichkeit des Bundesverwaltungsgerichts.
etzt wollen wir doch einmal hören, was Herr Hien ge-
agt hat. Von der Opposition wird diese Regelung mas-
iv kritisiert. Bleiben wir einmal bei den Fakten. Richtig
st, dass die Sachverständigen hierzu unterschiedliche
uffassungen vertreten haben. Es gab kein einheitliches
einungsbild. Das stimmt. Mit der Begrenzung der erst-

nstanzlichen Zuständigkeit des Bundesverwaltungsge-
ichts auf wichtige und ausdrücklich ausgewiesene Ver-
ehrsvorhaben hat der Gesetzentwurf aber schon
edenken ausgeräumt. Es geht hier nur um die Erstin-

tanzlichkeit, nicht um eine Veränderung des Planungs-
echts im Allgemeinen. Wir haben die Liste formuliert,
m die Regelung der Erstinstanzlichkeit verfassungs-
echtlich zu untersetzen. Ich zitiere jetzt Herrn Präsiden-
en Hien, der ausführte:

Die allgemeine Belastungssituation ließe es daher
grundsätzlich zu, dem BVerwG zusätzliche Aufga-
ben zu übertragen.

u seinen verfassungsrechtlichen Bedenken erklärte Prä-
ident Hien auf Nachfrage:

Diese Bedenken werden ganz klar minimiert, ver-
mindert, wenn der Gesetzgeber selbst sagt, was er
für verkehrspolitisch so bedeutsam hält.

as tun wir, Herr Hettlich.






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Hacker

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das tun wir mit der Liste ganz eindeutig. Ich könnte Ih-
nen noch einen Vortrag darüber halten, wenn ich nicht
sehen würde, dass die Zeit langsam abläuft. So viel nur,
um der Legendenbildung entgegenzuwirken.

Wir haben auch deswegen eine Liste eingeführt, um
die Anwendbarkeit des erstinstanzlichen Verfahrens zu
beschränken. Wir werden uns nach zwei Jahren berich-
ten lassen. Es liegt dann in der Macht unseres Hauses,
die Liste zu präzisieren. Was ist eigentlich dagegen ein-
zuwenden, dass sich dieses Haus das Recht vorbehält,
diese Liste zu überarbeiten? Es gibt keinen besseren Vor-
schlag als den, dass das Recht, über diese Liste zu ent-
scheiden, von diesem Haus ausgeübt wird. Deswegen ist
es auch richtig, dass wir die drei Entschließungsanträge
eingebracht haben, auf die ich wegen der Kürze der Zeit
nicht näher eingehen kann.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606106500

Herr Kollege, es gibt keine Kürze der Zeit mehr. Sie

sind über der Zeit.


Hans-Joachim Hacker (SPD):
Rede ID: ID1606106600

Frau Präsidentin, ich habe das zu meinem Erschre-

cken selber festgestellt.


(Heiterkeit)


Ich möchte deswegen an dieser Stelle enden.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ihr beschleunigt euch über die Zeit hinaus!)


Ich bedanke mich für die Unterstützung der Bundes-
regierung, für die netten Gespräche in den Berichterstat-
terrunden mit Kollegin Blank und ich bedanke mich bei
all jenen Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss, die
sich durch sachgerechte Argumente in die Diskussion
eingebracht haben.

Vielen Dank, auch Ihnen, Frau Präsidentin.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606106700

Das Wort hat die Kollegin Renate Blank, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Renate Blank (CSU):
Rede ID: ID1606106800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich kann nur feststellen, dass diese große Koalition Wort
hält


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Womit?)


und den Koalitionsvertrag umsetzt, in dem wir festgelegt
hatten, dass im Rahmen eines Planungsbeschleunigungs-
gesetzes die Voraussetzung für eine bundesweit einheit-
liche Straffung, Vereinfachung und Verkürzung der Pla-
nungsprozesse zu schaffen ist. Es geht also nicht nur um
die Beschleunigung, liebe Kollegen von der Opposition,

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(C (D ondern auch um eine bundesweit einheitliche Straffung nd Vereinfachung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Genau das macht ihr ja nicht!)


Auch wenn du mich, Kollege Hettlich, gestern gelobt
ast, muss ich heute etwas gegen die Grünen sagen. Be-
eits im Jahr 2005 hat der damalige Verkehrsminister
en Entwurf eines Infrastrukturplanungsbeschleuni-
ungsgesetzes vorgelegt. Ihr wart damals die Bremser.


(Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt!)


us heutiger Sicht war es gut, dass ihr gebremst habt;
enn jetzt verabschieden wir ein Gesetz, das die große
ustimmung der CDU/CSU und der SPD sowie – darauf
ommt es vor allen Dingen an – die des Bundesrates fin-
et.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das überrascht!)


enn während der intensiven Beratungen haben wir
uch die Wünsche und Anregungen des Bundesrates mit
ufnehmen können. Wir stehen bei diesem Gesetz unter
eitdruck; denn das Verkehrswegeplanungsbeschleuni-
ungsgesetz läuft am 31. Dezember dieses Jahres aus.
ir mussten also handeln.

Mein Dank gilt natürlich meinem Berichterstatterkol-
egen von der SPD, Herrn Kollegen Hacker. Die ge-
äuschlose Zusammenarbeit war sehr gut, effektiv und
ffizient. Mein Dank gilt auch Frau Leue und Herrn
inke vom Verkehrsministerium – diesen Dank sollte
an einmal deutlich formulieren –, die neben uns buch-

täblich in letzter Minute die Einigung zwischen dem
irtschaftsministerium und dem Umweltministerium

um Bereich Energiewirtschaft zu bewältigen hatten. Ich
in allerdings der Meinung, dass die für Erdkabel und
ffshoreanlagen gefundene Lösung von allen zu tragen

st.


(Jan Mücke [FDP]: Vor allen Dingen finanziell!)


a hat sich die Beratungszeit gelohnt.

Kollege Hettlich, welche Beschwer hatten die Grü-
en, dass sie dem damaligen Gesetzentwurf ihre Zustim-
ung verweigerten und dass sie auch dem heutigen Ge-

etzentwurf ihre Zustimmung verweigern? Sie waren
egen die Einführung von Präklusionsfristen für aner-
annte Naturschutzvereine. Das bedeutet, dass aner-
annte Vereine das gleiche Recht wie ein Eigentümer ei-
es Grundstückes haben. Aus meiner Sicht war diese
leichstellung von Eigentümern und Vereinen längst
berfällig.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: So ist es!)


enn bisher konnten Umweltverbände Vorhaben durch
idersprüche bis zum Genehmigungsverfahren aufhal-

en. Ich bin die Leidtragende eines solchen früheren Pla-
ungsrechtes. 30 Jahre lang haben Grüne






(A) )



(B) )


Renate Blank

(Ulrich Kelber [SPD]: So lange gibt es die doch gar nicht! – Gegenruf des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Keine Kritik an einer Rednerin aus der großen Koalition! Das dürfen nur wir!)


mit dem Ankauf eines Sperrgrundstücks den Bau einer
Bundesstraße in meinem Wahlkreis verhindert, den sie
letztendlich im Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes
zu Fall gebracht haben. Heute stehen die Bürger ohne
diese Straße da; ich verweise sie in Zukunft auf die Grü-
nen.

Für mich ist diese Einführung von Präklusionsfristen
ein unerhört wichtiger Punkt, um zur Vereinfachung und
Beschleunigung von Zulassungsverfahren für Verkehrs-
projekte zu kommen. Auch der Wegfall der Ökostern-
regelung ist wichtig. Denn es ist nicht so, dass wir bei
Straßenplanungen die Umwelt vernachlässigen würden.
Es ist doch selbstverständlich, dass die Umwelt dabei
berücksichtigt wird.

Der Faktor Zeit nimmt im internationalen Wettbewerb
in einer Gesellschaft, die auf Knopfdruck Milliarden-
beträge in Sekundenbruchteilen rund um den Globus
schicken kann, stetig an Bedeutung zu. Deshalb stellen
verkrustete Strukturen gerade im Planungsrecht ein In-
vestitionshemmnis erster Kategorie dar, wodurch ein be-
darfsgerechter und vor allem zeitnaher Ausbau der Infra-
struktur behindert wird.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Da brauche ich Geld und keine Planung! Vor allen Dingen mehr Geld!)


Eine leistungsfähige Verkehrs- und Energieinfrastruktur
ist dabei ein wichtiger Standortfaktor und Voraussetzung
für ein produktives, wachstumsorientiertes Deutschland.

Ein Beschleunigungseffekt tritt natürlich auch durch
die gesetzliche Zulassung von Vorarbeiten zur Bauvor-
bereitung nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses
ein; Frau Staatssekretärin hat bereits darauf hingewiesen.

Jetzt komme ich zum Thema Erstinstanzlichkeit bei
den 85 dringlichen Verkehrsprojekten. Es ist nicht so,
dass der Präsident des Bundesverwaltungsgerichtes ge-
sagt hat, eine Verkürzung des Rechtsweges sei nicht
möglich. Allerdings hat er darauf hingewiesen, dass er,
würden bei allen Projekten sofort entsprechende Rechts-
mittel eingelegt, in Personalschwierigkeiten geraten
würde; das muss man anerkennen. Es gab zwei Anhö-
rungen zu diesem Bereich. Viele Gutachter waren der
Meinung, dass eine solche Liste verfassungsgemäß ist
– die Verfassungsmäßigkeit war bei unseren Fragestel-
lungen in den entsprechenden Anhörungen ein wichtiger
Aspekt –, da die Vereinfachung und Beschleunigung
nicht nur für diese 85 dringlichen Verkehrsprojekte
– hier geht es lediglich um die Erstinstanzlichkeit –, son-
dern für alle Verkehrsprojekte gilt.

Das Parlament hat in einem Entschließungsantrag be-
kundet, dass wir einen Erfahrungsbericht nach zwei Jah-
ren wollen;

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(C (D (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nach zwei Jahren seid Ihr ja noch nicht mal mit der Planung fertig!)


enn wir wollen Einfluss – das Parlament ist der Han-
elnde – auf den Fortbestand dieser Liste nehmen. Ein
rojekt ist zum Beispiel schon gestrichen worden, weil
ie Planfeststellung schon gegeben ist. Wir wollen über
en Fortbestand und die Weiterentwicklung des Krite-
ienkatalogs und der Vorhabenliste befinden können. Es
st daher parlamentarische Aufgabe, zu prüfen und zu
ontrollieren, ob das Erforderliche passiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir müssen uns natürlich selbstkritisch fragen, wes-
alb wir Planungsrechte geschaffen haben, die zu Ver-
ahren führten, die so langwierig waren, dass sie am
nde nicht mehr beherrschbar blieben. Ich kann Ihnen
ur aus Bayern berichten: Im Jahr 1958 haben Planun-
en für wirklich schwierige Bundesstraßen nach sieben
is acht Monaten zum Vollzug, also zum Bau geführt;
etzt dauert die Planung teilweise zehn, 15 oder 20 Jahre.
as ist doch nicht mehr hinnehmbar.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Da war ja auch noch Geld da, Renate!)


Ich weiß nicht, ob im Jahr 1958 so viel Geld da war.
atürlich können wir für die Verkehrsinfrastruktur stän-
ig mehr Geld brauchen, das ist klar. Aber wenn der
aushalt nicht mehr hergibt, dann geht es eben nicht.

Wir müssen jetzt alle vorhandenen Ressourcen nut-
en, denn das ist in Zeiten knapper Kassen ein wichtiger
eitrag zum Aufschwung. Wohlstand und Wohlergehen

n Deutschland erfordern Mobilität, und zwar geistige
nd physische.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Und finanzielle!)


Zur Erinnerung: Die tatsächlichen Kosten eines Kilo-
eters Autobahn belaufen sich auf circa 26 Millionen
uro. Davon entfallen nur rund 25 Prozent auf die reinen

nvestitionskosten. 19 Prozent werden für begleitende
nvestitionen wie Lärmschutz, Telematik usw. aufge-
andt. Allein die Verwaltungskosten während der Ge-
ehmigungsphase sind für 35 Prozent der Kosten verant-
ortlich. Auf weitere Behörden und Verbände mit
ostenerstattung sowie weitere von öffentlichen Körper-

chaften getragene Gutachterkosten entfallen 21 Prozent
er Kosten. Das kann doch so nicht weitergehen! Hier
üssen wir eine Änderung in Angriff nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kolleginnen und Kollegen, das Gesetz wird entschei-
end dazu beitragen, dass die Planung von Infrastruktur-
rojekten transparenter, zeitlich schneller und insgesamt
ffizienter wird. Höhere Planungssicherheit und be-
chleunigte Entscheidungsprozesse sind auch entschei-
ende Kriterien für private Investoren, um Kapital für
nfrastrukturvorhaben zur Verfügung zu stellen. Damit
st der Gesetzentwurf ein wichtiges Signal zur Verbesse-
ung der Investitionsbedingungen am Standort Deutsch-






(A) )



(B) )


Renate Blank
land, mit allen positiven Auswirkungen für Wachstum
und Beschäftigung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Und Umwelt?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606106900

Das Wort hat der Kollege Ulrich Kelber, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1606107000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Die meisten meiner Vorrednerinnen und Vorred-
ner haben zu Recht betont, dass eine moderne Dienst-
leistungsgesellschaft auch eine moderne Infrastruktur
benötigt. Ich sage als Umweltpolitiker: Dazu gehören
Straßen und Schienenstrecken.

Dazu gehören aber genauso moderne Energienetze
und eine nachhaltige Energieversorgung. Unsere Ener-
gienetze müssen ausfallsicher und aufnahmefähig für
neue Wettbewerber sein, um endlich zu Modernisierung
und zu fairen Strompreisen zu kommen. Ein solcher An-
satz, über neue Wettbewerber mehr Wettbewerb in die
Energieerzeugung zu bekommen, ist aus meiner Sicht
vielversprechender als der Versuch, in Zeiten einer euro-
päischen Strombörse wieder eine staatliche Preisregulie-
rung einzuführen.


(Beifall bei der SPD)


Unsere Energienetze müssen auch fit gemacht werden
für den wegen erfolgreicher Fördergesetze zum Glück
immer rasanter ansteigenden Anteil erneuerbarer Ener-
gien in Deutschland. Sie müssen so modernisiert wer-
den, dass sie für neue Steuerungsmodelle, wie zum Bei-
spiel virtuelle Kraftwerke, fit sind.

Das heute zu beschließende Gesetz enthält einen
wichtigen Bestandteil, bei dem es um die Energienetze
geht. Er ist ein weiterer entscheidender Durchbruch bei
der Modernisierung unserer Energieerzeugung und dem
Umbau unserer Energienetze hin zu einem größeren An-
teil erneuerbarer Energien und mehr Wettbewerbern.
Mein besonderer Dank gilt auch den Verkehrspolitikern
der Koalition: Ihr habt es ermöglicht, uns mit diesem
Anteil an das Gesetz anzuhängen. Auch dieser Teil hat
etwas mit Planungsbeschleunigung zu tun. Deswegen ist
er an dieser Stelle gut aufgehoben. Freundlicherweise
habt ihr aber auf uns gewartet, bis wir zu der richtigen
Lösung gekommen sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem vorliegenden Gesetz schaffen wir die Grund-
lage, um Planung und Umsetzung der benötigten neuen
Höchst- und Hochspannungsleitungen vor allem im Nor-
den und Osten unseres Landes zu beschleunigen. Mit
diesem Gesetz verschaffen wir den Offshorewindparks
einen neuen massiven Schub, weil wir für diese beson-
ders effizienten Windenergieanlagen auf hoher See end-
lich die Finanzierung des Netzanschlusses sicherstellen.
Damit gibt es erstmals eine Gleichberechtigung: Alle an-

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(C (D eren Kraftwerke wurden schon bisher von den Netzbereibern angeschlossen. Diese Regelungen gelten jetzt uch für die Offshoreanlagen. ie Reaktionen aus der Branche sind vielversprechend. n den nächsten Jahren werden große Milliardensummen nvestiert. Ich gehe davon aus, dass von nun an ein Anteil an ereuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschand bis 2020 von über 30 Prozent möglich wird. inige, die diese Debatte verfolgen, werden die vollstänige Ablösung der Stromerzeugung durch erneuerbare nergien persönlich erleben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Jan Mücke [FDP]: Wer zahlt?)


(Jan Mücke [FDP]: Wer zahlt den Preis?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


amit geht ein deutsches Wirtschaftswunder weiter;
enn in den wenigen Jahren, in denen eine intensive För-
erung der erneuerbaren Energien stattfand, sind in die-
em Bereich bereits 170 000 Arbeitsplätze in unserem
and entstanden.


(Jan Mücke [FDP]: Wie viele Energieunternehmen sind ausgewandert?)


is 2020 können es mindestens 300 000, vielleicht sogar
00 000 Arbeitsplätze sein, die Hälfte davon vermutlich
n den neuen Bundesländern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er Weltmarktführer Deutschland – das sind wir in den
echs Jahren seit dem In-Kraft-Treten des Erneuerbare-
nergien-Gesetzes geworden – wird durch die Export-
tärke, die er schon entwickelt hat, einen Großteil der für
as Jahr 2020 jährlich erwarteten Investitionen von
50 Milliarden Euro weltweit durch Exporte erwirt-
chaften.


(Marko Mühlstein [SPD]: Bravo!)


Ich habe die Einwände der FDP-Abgeordneten, die
ir leider keine Zwischenfrage stellen wollen, nach dem
reis durchaus gehört.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


icht zuletzt führt gerade die Einspeisung von Wind-
trom zu einer Strompreisminderung.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as müssen Sie nicht nur den wissenschaftlichen Gut-
chten glauben. Vielmehr hat selbst Eon im letzten Mo-
at bekannt gegeben, ohne die Kapazitäten durch Wind-
trom gebe es an der Börse wesentlich höhere
trompreise. Das Unternehmen hat in einer Studie
usrechnen lassen, dass diese Kapazitäten bereits eine






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
Preisminderung von über 1 Milliarde Euro pro Jahr für
die Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So viel zu der Frage: Woher kommt das Geld und wem
helfen diese Investitionen? Man darf nicht statisch rech-
nen, Herr Mücke. Wer in einer hochkomplexen Dienst-
leistungs- und Industriegesellschaft lebt, muss zu dyna-
mischen Rechnungen und dynamischen Betrachtungen
von komplexen Vorgängen in der Lage sein.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ihr beschwert euch, dass die Preise steigen!)


Mit dem heute zu beschließenden Gesetz stellen wir
die Offshorewindparks anderen Kraftwerken gleich, die
durch die Netzbetreiber angeschlossen werden müssen.
Für alle neuen Offshorewindparks wird dies zu einer
völlig neuen Situation führen. Ich freue mich, dass auch
im Ausschuss klar gestellt wurde, dass für die Offshore-
windparks, die schon angeschlossen werden können, die
getroffenen Vereinbarungen weiterhin gelten können,
wie man am Beispiel Norderney sehen kann.


(Jan Mücke [FDP]: Strom wird also billiger!)


Wir ermöglichen auch die Nutzung von Erdkabeln
statt Freileitungen in der Nähe von Siedlungen und öko-
logisch sensiblen Bereichen und verkürzen so die Pla-
nungsverfahren.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das macht Strom billiger!)


Ich glaube, dieses Gesetz ist eine gute Entscheidung für
die Zukunft unseres Landes, eine Entscheidung für ein
nachhaltiges Wachstum, für mehr Jobs und für mehr Kli-
maschutz.

Trotz aller Kritik von Umweltpolitikern, zum Beispiel
der Grünen, an bestimmten Teilen kann ich nur sagen:
Dieser Teil des Gesetzes ist nun wirklich über jede Kritik
erhaben. Ich bitte um breite Zustimmung zum Gesamt-
gesetz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606107100

Das Wort hat der Kollege Volkmar Vogel, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Volkmar Uwe Vogel (CDU):
Rede ID: ID1606107200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das vorlie-
gende Gesetz zur Beschleunigung von Planungsverfah-
ren für Infrastrukturvorhaben ist ein gutes Gesetz.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Durch falsches Wiederholen wird es nicht richtiger!)


Es knüpft an das Verkehrswegeplanungsbeschleuni-
gungsgesetz an und findet deswegen die Zustimmung
unserer Fraktion.

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(C (D Mit der Verabschiedung dieses Gesetzes schaffen wir ber den 31. Dezember 2006 hinaus Planungssicherheit das ist ganz wichtig – in den neuen Ländern. leichzeitig – das ist mindestens genauso wichtig – ereichen wir Planungsbeschleunigung im gesamten Land. Ich habe es bereits gesagt: Am 31. Dezember läuft as Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz aus. s galt 15 Jahre, in denen wir in den neuen Ländern die öglichkeit hatten, von bundesgesetzlichen Regelungen bzuweichen, (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das war auch ein gutes Gesetz!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nd zwar für Planung, Genehmigung, Ausführungspla-
ung und Bau. Es waren 15 Jahre, in denen wir die He-
ausforderungen des enormen Nachholbedarfs im Osten
e facto gemeistert haben. Mittlerweile sind die meisten
erkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ abgeschlossen. Ei-
ige sind noch im Bau, aber zumindest der überwie-
ende Teil ist planfestgestellt.

Der Nutzen aus der besseren Infrastruktur in den
euen Bundesländern wird dem gesamten Wirtschafts-
tandort Deutschland helfen. Einige Beispiele dafür: Die

20 – das wurde heute schon angesprochen – verbindet
en norddeutschen Raum um Hamburg und Schleswig-
olstein mit Mecklenburg-Vorpommern. Ich nenne die
14. Wie schnell gelangt man jetzt von Hannover in

en Wirtschaftsraum Leipzig/Halle! Die A 9 verbindet
ayern mit Berlin.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Alles gegen den Willen der SPD beschlossen!)


ie A 71/73, zum Teil noch im Bau, lässt Nordbayern
äher an Thüringen heranrücken.

Autobahn- und Gleisanschluss sind Standortfaktoren.
ewerbeansiedlungen entlang der Trassen sorgen für
eue, innovative Arbeitsplätze, vor allem in den neuen
ändern. Schnelles Genehmigen ermöglicht zügiges
auen. Das bedeutet Arbeitsplätze für unsere Bauleute
or Ort und aus vielen anderen Regionen, bedeutet auch
chnelle Nutzbarkeit von Anlagen und bedeutet letztlich
tandortvorteile. Man kann heute mit Fug und Recht sa-
en: Der Großfeldversuch Verkehrswegeplanungsbe-
chleunigungsgesetz war ein voller Erfolg.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Auch die Kritiker, die heute gesprochen haben, müs-
en doch erkennen:


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP], zur SPD gewandt: Die sitzen da drüben! Die haben es abgelehnt!)


lanungsvereinfachung geht mitnichten zulasten der
mwelt. Die Projekte, die jetzt verwirklicht sind, die

etzt abgeschlossen sind, entsprechen allesamt den heuti-
en Umweltstandards. Sie halten auch jedem Vergleich
tand, allemal dem mit dem Zustand, wie er zur DDR-
eit vorhanden war.






(A) )



(B) )


Volkmar Uwe Vogel
Auch die Bürger- und Eigentümerinteressen wurden
in all diesen Verfahren gewahrt. Das hat natürlich etwas
damit zu tun, dass das Können und die Erfahrungen der
Planer und der Behörden eine frühzeitige Beteiligung si-
cherten.

Sicherlich war bei der Beschleunigung die Ein-
instanzlichkeit der Gerichtsverfahren – auch das ist
heute schon angesprochen worden – von wesentlicher
Bedeutung. Aber das war es nicht allein, sondern es wa-
ren auch die klaren Regelungen zu den Fristen bei der
Anhörung und zur Beteiligung der Betroffenen. Das ist
mitnichten bürgerfeindlich; im Gegenteil. Es ist für den
Bürger wichtiger, genau und eindeutig zu wissen, bis
wann er bei wem seine Bedenken anmelden muss. Das
erreichen wir auch mit dem neuen Infrastrukturpla-
nungsbeschleunigungsgesetz.

Darum ist es allerhöchste Zeit, dass wir die guten Er-
fahrungen, die wir in den letzten 15 Jahren mit dem Be-
schleunigungsgesetz im Osten gesammelt haben, für das
gesamte Bundesgebiet wirken lassen.

Es ist aus meiner Sicht unverständlich, warum es
doch so lange gedauert hat. Die Vorgängerregierung
hätte eher handeln müssen. Die für Sommer 2004 ange-
kündigte Vorlage des Entwurfs eines Gesetzes wurde lei-
der mehrmals verschoben. Nach dem 1. Januar 2007
kann der Genehmigungsstau in Deutschland bei Straße,
Schiene, Wasserstraße und vielleicht zukünftig auch bei
der Magnetschwebebahn endlich abgebaut werden.

Durch die Ausdehnung der Planungserleichterung auf
ganz Deutschland entfällt für die neuen Bundesländer
natürlich der bisherige Beschleunigungsvorsprung.
Durch diesen Vorteil konnte der Osten zu den alten Bun-
desländern aufschließen. Trotzdem muss man sehen: Die
neuen Länder müssen weiter aufholen.

Das Instrument der Vereinfachung und Entbürokrati-
sierung hat sich dort am Beispiel Verkehrswegepla-
nungsbeschleunigungsgesetz bewährt – und das, liebe
Kolleginnen und Kollegen, ohne zusätzliche Kosten; im
Gegenteil. Es wurden durch die kürzeren Genehmi-
gungsverfahren sogar Kosten eingespart. Das macht Mut
für weitere Projekte, so wie sie auch in der Koalitions-
vereinbarung verabredet worden sind. Wir sollten über-
legen, ob wir strukturschwachen Bundesländern ermög-
lichen, zumindest zeitweise von den ausgefeilten
Bundesgesetzen abzuweichen. Möglichkeiten dazu erge-
ben sich im Vergaberecht, im Steuerrecht und im Ar-
beitsrecht. Auch das Infrastrukturplanungsbeschleuni-
gungsgesetz, das wir heute fortschreiben, bietet einen
Ansatzpunkt. Die Entschließungsanträge der großen
Koalition zum Gesetz werden uns dabei helfen.

Auswahlkriterien, bei denen das Beschleunigungsge-
setz Anwendung findet, und Vorhaben, die diesem zuge-
ordnet werden, gilt es fortzuschreiben; denn man muss
eines sehen: Das Leben geht weiter. Im vorliegenden
Gesetzentwurf geht es richtigerweise im Wesentlichen
um die nationalen Verbindungen, die von herausragen-
der Bedeutung für die Wirtschaftsräume und für die ein-
zelnen Handelsströme sind.

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(C (D Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass in ukunft – insbesondere in den nächsten Jahren in den euen Bundesländern – andere Faktoren von herausraender Bedeutung sein werden. Veränderte Verkehrströme werden uns dazu zwingen, Beschleunigungen bei er Planung wichtiger Umgehungsstraßen durchzusetzen owie neue Anbindungen und Schnittstellen zwischen inzelnen Verkehrsträgern, beispielsweise zwischen traße, Schiene, Wasserstraßen und Seehäfen, herzustel en. Wir brauchen veränderte Bedingungen nicht nur für ie Wirtschaft – das möchte ich betonen –, sondern auch ür die Menschen, die Umwelt und den Erhalt unserer ebensqualität. Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit er zuständigen Planungsund Genehmigungsbehörden n den Ländern unerlässlich. Die Länder benötigen pielraum bei der Vereinfachung ihrer Verwaltungsgeetze. Der Erfolg des Verkehrswegeplanungsbeschleuniungsgesetzes ist in hohem Maße auch ein Verdienst erjenigen Planer, die die berechtigten Anliegen von ensch, Natur und Wirtschaft vorausschauend in Ein lang brachten, und jener Behörden, die die Verfahren raxisnah und kompetent begleiteten; diese Behörden utzten die Möglichkeiten im bisherigen gesetzlichen ahmen immer effektiv. Wo solche Planer und Behörden usammenkommen, werden Projekte schnell realisiert. ir müssen uns aber auch über eines im Klaren sein: Wo ies nicht der Fall ist, wird es trotz Infrastrukturplaungsbeschleunigungsgesetzes hier und da zu lange daurn. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bunesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur eschleunigung von Planungsverfahren für Infrastruk urvorhaben, Drucksache 16/54. Der Ausschuss für Verehr, Bau und Stadtentwicklung empfiehlt unter Ziffer I einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/3158, en Gesetzentwurf in der Ausschussfassung anzunehen. Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion des ündnisses 90/Die Grünen vor, über den wir zuerst ab timmen. Abstimmung über den Änderungsantrag des Bündnises 90/Die Grünen. Wer stimmt für den Änderungsantrag uf Drucksache 16/3175? – Wer stimmt dagegen? – Entaltungen? – Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen er Koalition und der FDP – – (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nein, wir haben für den Antrag gestimmt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606107300

Entschuldigung. – Der Änderungsantrag ist mit den
timmen der Koalition bei Gegenstimmen des Bündnis-
es 90/Die Grünen und der FDP und bei Enthaltung der
raktion Die Linke abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
zeichen. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Gesetzentwurf ist damit in zweiter Beratung mit den
Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der Opposi-
tion angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
damit in dritter Beratung und Schlussabstimmung mit
den Stimmen der Koalition bei Gegenstimmen der Op-
position angenommen.

Wir kommen nun zu den Entschließungsanträgen.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion
Die Linke auf Drucksache 16/3177? – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit
den Stimmen von SPD, CDU/CSU und FDP bei Enthal-
tung des Bündnisses 90/Die Grünen bei Gegenstimmen
der Fraktion Die Linke abgelehnt.

Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Fraktion
des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/3176? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Entschlie-
ßungsantrag ist mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU
und FDP bei Gegenstimmen des Bündnisses 90/Die Grü-
nen und Enthaltung der Fraktion Die Linke abgelehnt.

Wir setzen die Abstimmungen zu den Beschlussemp-
fehlungen auf Drucksache 16/3158 fort:

Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem
vom Bundesrat eingebrachten Gesetzentwurf zur Verein-
fachung und Beschleunigung von Zulassungsverfahren
für Verkehrsprojekte, Drucksache 16/1338. Der Aus-
schuss empfiehlt unter Ziffer II seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/3158, den Gesetzentwurf für
erledigt zu erklären. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen des gan-
zen Hauses angenommen.

Abstimmung über den von der Fraktion der FDP ein-
gebrachten Gesetzentwurf zur Vereinfachung und Be-
schleunigung von Zulassungsverfahren für Verkehrspro-
jekte, Drucksache 16/3008. Der Ausschuss für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung empfiehlt unter Ziffer III sei-
ner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/3158, den
Gesetzentwurf abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen von
SPD, CDU/CSU und der Linken bei Enthaltung von
Bündnis 90/Die Grünen und Gegenstimmen der FDP ab-
gelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäftsordnung
die weitere Beratung.

Unter Ziffer IV seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/3158 empfiehlt der Ausschuss, eine Entschlie-
ßung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussemp-
fehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalition
bei Gegenstimmen der Opposition angenommen.

Unter Ziffer V seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss, eine weitere Entschließung anzunehmen.

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(C (D er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer timmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei Gegentimmen von Bündnis 90/Die Grünen und FDP bei Entaltung der Fraktion Die Linke angenommen. Unter Ziffer VI seiner Beschlussempfehlung empiehlt der Ausschuss, noch eine weitere Entschließung nzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalition ei Gegenstimmen der Opposition angenommen. Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 24: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung dem Antrag der Abgeordneten Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian Ahrendt und weiterer Abgeordneter Ergänzung des Untersuchungsauftrages des 1. Untersuchungsausschusses – Drucksachen 16/3028, 16/3191 – Berichterstattung: Abgeordnete Bernhard Kaster Christine Lambrecht Jörg van Essen Dr. Dagmar Enkelmann Volker Beck Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege örg van Essen von der FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir beraten heute über die Erweiterung des Auftrags für en 1. Untersuchungsausschuss. Ich erinnere mich noch ehr gut daran, wie wir vor etwa einem halben Jahr hefig darüber diskutiert haben, ob dieser Untersuchungsusschuss überhaupt notwendig ist. Ich erinnere mich nsbesondere noch an die Ausführungen des Kollegen tünker. Er ist heute nicht da, was ich auch verstehen ann. Denn nach all dem, was er uns damals dazu erzählt at, wie überflüssig dieser Ausschuss ist und wie wenig ir ihn brauchen, hätte ich an seiner Stelle heute auch icht an dieser Debatte teilgenommen. (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Aber er hatte Recht!)

Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1606107400

ch glaube, wir alle in diesem Hause wissen heute, dass
er Antrag, der damals von den Oppositionsfraktionen
ingebracht worden ist, richtig war. Dieser Ausschuss
ar notwendig.

Heute bin ich froh über das, was wir in den letzten
ochen innerhalb der Oppositionsfraktionen verhandelt

aben. Ich will nicht verschweigen, dass diese Verhand-
ungen nicht immer leicht waren. Aber das, was wir in






(A) )



(B) )


Jörg van Essen
den letzten Wochen verhandelt haben und was jetzt in ei-
nen Erweiterungsauftrag für den Untersuchungsaus-
schuss fließt, war ebenfalls notwendig.


(Beifall bei der FDP)


Denn in den letzten Wochen und Monaten hat sich ge-
zeigt, dass es Vorwürfe gegen den Bundesnachrichten-
dienst wegen der Bespitzelung von Journalisten und der
Beschäftigung von Journalisten gibt. Dem muss natür-
lich nachgegangen werden.

Eine Frage, die sich stellt, ist: Passt das zu den übri-
gen Themen, die der Untersuchungsausschuss zu bear-
beiten hat? Es bestand aber allgemein Übereinstimmung,
dass es sinnvoll ist, das Thema in dem schon bestehen-
den Untersuchungsausschuss mit zu behandeln, was wir
als FDP ausdrücklich begrüßen, weil es dann nicht eines
weiteren Ausschusssekretariats und vieler anderer Dinge
bedarf. Es ist eine Frage der Vernunft, dass man ver-
wandte Themen in einem bereits bestehenden Untersu-
chungsausschuss mit behandelt.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Wir sind als Oppositionsfraktionen der Auffassung,
dass die heutige Erweiterung des Untersuchungsauftra-
ges des Ausschusses – dessen Einsetzung ist ja von den
Oppositionsfraktionen als Minderheit beantragt worden –
aufgrund unseres Minderheitenrechts erfolgt. Ich weise
ausdrücklich darauf hin, dass wir als Oppositionsfraktio-
nen großen Wert darauf gelegt haben, bei dem Erweite-
rungsantrag das notwendige Quorum zu erfüllen, das
wir erfüllen müssten, wenn wir einen neuen Untersu-
chungsausschuss einsetzen wollten. So wie es für die
Oppositionsfraktionen selbstverständlich möglich gewe-
sen wäre, einen neuen Untersuchungsausschuss zu bean-
tragen, so können sie aufgrund ihres Minderheitenrechts
auch eine Erweiterung des Auftrages des Untersu-
chungsausschusses, der auf ihren Antrag eingesetzt wor-
den ist, hier im Deutschen Bundestag beantragen.

Aber ich finde es gut, dass – ich war selbst daran be-
teiligt – die Erweiterung des Untersuchungsauftrages
heute nicht nur auf Antrag der Oppositionsfraktionen er-
folgt, sondern von allen Stimmen dieses Hauses befür-
wortet wird, worauf wir uns in den letzten Tagen ver-
ständigen konnten. Ich finde das ganz bemerkenswert.
Deshalb sollte man das heute in der Debatte auch anspre-
chen. Untersuchungsausschüsse sorgen immer für Kon-
frontationen zwischen den verschiedenen Fraktionen,
weil natürlich der eine dem anderen Fehler nachweisen
will, während der andere nachzuweisen versucht, dass er
alles richtig gemacht hat. Von daher läuft das Ganze
kontrovers ab. Aber ich denke, dass es ein Zeichen der
Stärke der Demokratie ist, wenn es gelingt, Fragen wie
die Erweiterung des Untersuchungsauftrages im Kon-
sens zwischen den Fraktionen des Deutschen Bundes-
tages gemeinsam zu verabschieden.


(Beifall bei der FDP)


Das erwähne ich hier ausdrücklich, weil ich diesen Um-
stand außerordentlich positiv finde.

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(C (D Meine Fraktion hat bisher konstruktiv mit dem Kolleen Max Stadler, dem ich an dieser Stelle ganz besoners dafür danke, an den Beratungen des Ausschusses itgearbeitet. Unser Interesse als FDP-Bundestagsfrak ion bleibt weiterhin, das Ganze nicht ausfasern zu lasen, sondern die Dinge konzentriert aufzuklären. Nur ann hat der Ausschuss Sinn. Unser Hauptziel bleibt – das will ich auch in dieser ebatte sagen –, dass wir aus möglicherweise gemach en Fehlern lernen, dass der Ausschuss einen Schwerunkt seiner Arbeit darin sieht, uns gegebenenfalls Vorchläge zu machen, wo Dinge zu verändern und zu erbessern sind. Für uns ist ganz wichtig, dass die Konrolle in diesem Bereich verbessert wird. Wir haben desalb Vorschläge gemacht. Es zeigt sich, dass da, wo acht ausgeübt wird, Kontrolle besonders wichtig ist. as wird in diesen Tagen übrigens auch angesichts der ilder, die veröffentlicht worden sind, deutlich. Dienstufsicht ist wichtig. Sie muss effektiv sein. Das wird für ns ein ganz wichtiges Thema bei der Arbeit des Unteruchungsausschusses sein. Wir werden als Oppositionsfraktion FDP den Auschuss weiter konstruktiv begleiten. Ich denke, dass das, as wir heute auf den Weg bringen, eine gute Ergänzung st und die Arbeit des Ausschusses ganz sicherlich ereichtern wird. Wir stimmen deshalb zu. Das Wort hat der Kollege Bernhard Kaster von der DU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen nd Kollegen! Im März dieses Jahres haben wir die Einetzung des 1. Untersuchungsausschusses zu im Wesentichen vier Themenkomplexen aus der vorangegangenen egislaturperiode hier im Bundestag beschlossen: Ich enne die Stichworte CIA-Flüge und CIA-Gefängnisse, ie Entführung von Khaled el-Masri, Vernehmungen in yrien und Libanon sowie den Einsatz von BND-Mitrbeitern während des Irakkrieges. Bereits bei der Einsetzung dieses Untersuchungsauschusses haben wir als Union wie auch als Koalitionsraktion deutlich gemacht, dass wir das schwerwiegende arlamentarische Kontrollinstrument des Untersuhungsausschusses nicht nur respektieren, sondern in eiem solchen Ausschuss auch sachlich und konstruktiv itarbeiten. Genau das haben wir in den vergangenen ochen und Monaten getan; dies wird und kann keiner estreiten. Das wird auch bei den nunmehr anstehenden rweiterungen des Untersuchungsauftrages in gleicher eise gelten. Es ist sicherlich zu begrüßen, dass wir uns nach der inbringung des Antrages der Opposition gestern im Gechäftsordnungsausschuss auf einen gemeinsamen Bechlusstext verständigen konnten. Wir werden daher der eutigen Ergänzung des Untersuchungsauftrages des . Untersuchungsausschusses zustimmen. Bernhard Kaster Der Fall des in Pakistan in der Nähe zur afghanischen Grenze festgenommenen Bremer Türken Murat Kurnaz und seine Inhaftierung in Guantanamo werden den Untersuchungsausschuss richtigerweise beschäftigen, insbesondere im Hinblick auf die Frage einer möglichen frühzeitigeren Freilassung. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es die Bundeskanzlerin persönlich war, die in diesem Fall sehr frühzeitig zugunsten einer unverzüglichen Freilassung intervenierte. Wir, die Union, und die gesamte Koalition haben nach Bekanntwerden von Anschuldigungen in diesem Fall gegen Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan sofort darauf gedrängt – und die entsprechenden Beschlüsse gefasst –, dass gemäß Art. 45 a des Grundgesetzes der Verteidigungsausschuss als Untersuchungsausschuss für diesen Teil der Fragen tätig wird. Das ist nicht nur von der Sache her vernünftig, sondern das gebietet unser Grundgesetz. Die persönliche Intervention der Bundeskanzlerin im Fall Kurnaz hat für alle deutlich gemacht: Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass im Rahmen der Terrorismusbekämpfung kein Unrecht und auch keine Menschenrechtsverletzungen zugelassen werden dürfen. (Jörg van Essen [FDP]: Wenn das der Vorgänger auch schon gemacht hätte!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606107500
Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1606107600




(A) )


(B) )


Der Zweck heiligt auch hier nicht die Mittel.


(Beifall des Abg. Hermann Gröhe [CDU/ CSU])


Dies ist die eine wichtige Seite. Die andere wichtige
Seite, die andere Botschaft ist – dies sollte in die Arbeit
und in die Arbeitsweise des Untersuchungsausschusses
immer mit einfließen –, dass wir alles nur Erdenkliche
tun, um die Sicherheit unseres Landes und unserer Bür-
ger zu gewährleisten. Hierzu brauchen wir heute mehr
denn je funktionierende Geheimdienste. Bürgerinnen
und Bürger erwarten, dass unsere Sicherheitsbehörden
jedem begründeten Verdacht, jeder Verdächtigung, jeder
verdächtigen oder sich verdächtig machenden Person
ohne Wenn und Aber nachgehen. Auch unter diesen Ge-
sichtspunkten sind Sachverhalte und Erkenntnisse des
Untersuchungsausschusses zu beleuchten und zu bewer-
ten.

Die von den britischen Sicherheitsbehörden vereitel-
ten Anschläge auf mehrere Flugzeuge im Sommer dieses
Jahres, denen monatelange verdeckte Ermittlungen
vorangegangen waren, zeigen uns zum einen die Bedro-
hungslage, die wir in Europa haben, aber auch die
Wichtigkeit funktions- wie kooperationsfähiger Geheim-
dienste.

Der neu hinzukommende Untersuchungskomplex,
nämlich die Überwachung von Journalisten durch
den Bundesnachrichtendienst, hat uns auch gezeigt,
wie umfassend und konsequent sowohl die Bundesregie-
rung wie auch das Parlament durch das Parlamentarische
Kontrollgremium auf das erstmalige Bekanntwerden
dieser Sachverhalte durch die Presse im November 2005
reagiert haben. Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden

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(C (D er Vorwürfe und Einzelheiten hat das Parlamentarische ontrollgremium am 30. November 2005 die Beauftraung des Sachverständigen Dr. Schäfer beschlossen. Die undeskanzlerin und die Bundesregierung haben zudem irekt disziplinarische bzw. arbeitsrechtliche Maßnahen, organisatorische Konsequenzen und die Bearbei ung von Dienstvorschriften in Angriff genommen und mgesetzt. Das Gutachten sollte den Vorwurf aufklären, ob der undesnachrichtendienst Journalisten rechtswidrig mit achrichtendienstlichen Mitteln überwacht hat, um so eren Informanten aus dem Bundesnachrichtendienst zu nttarnen. Die Sachverhalte berühren vor allem das hohe ut der Medienund Pressefreiheit. Daher ist es richtig, ass umgehend und schnell Konsequenzen in dem Sinne ezogen worden sind, wie ich es eben beschrieben habe. Der Untersuchungsausschuss hat nunmehr letztlich ünf große Themenkomplexe abzuarbeiten. Die besonere Sensibilität der Sachverhalte und die besondere ensibilität bezüglich der Funktionsfähigkeit unserer Siherheitsdienste erfordern eine sachlich und fachlich seiöse Abarbeitung offener Fragen. In diesem Sinne wird ie Union die Arbeit des Ausschusses unterstützen und egleiten. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606107700

Das Wort hat jetzt die Kollegen Petra Pau von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606107800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit

inem halben Jahr versucht ein parlamentarischer Aus-
chuss, Licht ins Dunkel zu bringen. Es geht um die
rage, ob auch deutsche Dienste im so genannten Anti-

errorkampf Menschenrechte verletzt haben und, wenn
a, wer davon wusste und wer dies politisch zu verant-
orten hat.

Salopp ist häufig vom BND-Ausschuss die Rede. Es
eht aber nicht nur um den BND, auch nicht nur um Ge-
eimdienste, sondern um schwerwiegende Vorwürfe wie
idnapping und Folter, die mit unserem Rechtsstaat und
em Grundgesetz unvereinbar sind.


(Beifall bei der LINKEN)


s geht um viele Instanzen der Bundesrepublik: von der
ebirgsjägerkaserne bis zum Bundeskanzleramt.

Seit vorgestern befasst sich ein zweiter Untersu-
hungsausschuss mit Menschenrechtsverletzungen im
ntiterrorkampf. Im Fokus stehen das KSK und sein
gieren in Afghanistan. Der Verteidigungsausschuss hat

ich dieser Sache angenommen. Die Fraktion Die Linke
ird sich auch in diesem Ausschuss um größtmögliche
ufklärung bemühen. Allerdings sollte niemand glau-
en, zwei Untersuchungsausschüsse würden doppelt so






(A) )



(B) )


Petra Pau
schnell und doppelt so viel aufklären. Das Gegenteil
könnte sogar der Fall sein; denn der Verteidigungsaus-
schuss bzw. dieser Untersuchungsausschuss tagt geheim
hinter geschlossenen Türen. Geheim ist nun einmal das
Gegenteil von transparent.


(Beifall bei der LINKEN)


Gemessen daran tagt der 1. Untersuchungsausschuss
zumindest hinter Milchglasscheiben, also semiöffent-
lich, was nichts daran ändert, dass die Bundesregierung
zum Teil auch hier eine absurde Geheimniskrämerei ins
Absolute treibt. Deshalb bereitet meine Fraktion, mein
Kollege Nešković, rechtliche Schritte gegen diese Ge-
heimniskrämerei der Bundesregierung vor.


(Beifall bei der LINKEN)


Ungeachtet dessen geht es heute darum, den Untersu-
chungsauftrag des ersten Ausschusses zu präzisieren und
zu ergänzen; denn seit dem Frühjahr sind neue Vorwürfe
aufgetaucht, die natürlich ebenfalls zu untersuchen sind.
Ich wäre froh, wenn wir diese Vorwürfe entkräften könn-
ten. Dazu müsste die Bundesregierung aber – auch das
sage ich hier – endlich aus der Deckung kommen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wohl wahr!)


Auch deshalb begrüße ich die zarten Signale, wonach
Frank-Walter Steinmeier – bei Rot-Grün Kanzleramts-
minister und nunmehr Außenminister – gehört werden
soll. Ebenso gefragt sind natürlich der damalige Außen-
minister Joseph Fischer und der damalige Innenminister
Otto Schily, zumal sich die nötige Untersuchung nicht
nur um die bisher bekannten Fälle Zammar oder Kurnaz
dreht. Die Bespitzelung von Journalisten wie im Fall
„Cicero“ harrt ebenso der Aufklärung. Deshalb der heu-
tige Antrag auf Erweiterung des Untersuchungsauftra-
ges. Die Pressefreiheit ist nicht nur nach Einschätzung
der „Reporter ohne Grenzen“ bedroht. Die Fraktion der
Linken ist der Auffassung, dass das den Bundestag auf-
rütteln sollte.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun möchte ich noch einmal auf den Vorwurf zurück-
kommen, der Bremer Kurnaz sei in Afghanistan von
deutschen KSK-Soldaten misshandelt worden. Die Rede
ist von Ende 2001 und Anfang 2002. Der Verteidigungs-
ausschuss will das untersuchen. Darüber hinausgehend
mahne ich: Etwas stimmt grundsätzlich nicht, womit ich
wieder uns, den Bundestag, meine.

In den letzten Tagen habe ich selbst bei gestandenen,
regierungsgläubigen Abgeordneten den Eindruck ge-
wonnen, dass sie sich hintergangen fühlen. Sie hatten
darauf vertraut, dass das KSK ausschließlich im Rah-
men von Recht und Gesetz agiert, allemal im Ausland.
Nun stellen sie fest, dass sie viel weniger wissen, als sie
eigentlich wissen müssten. Das liegt an einem Konstruk-
tionsfehler in unserem parlamentarischen Betrieb: Das
KSK ist Bestandteil der Bundeswehr, also keine
Geheimarmee. Die Bundeswehr wiederum gilt als Parla-
mentsarmee. Wenn dem so ist, dann müsste das KSK lo-
gischerweise auch vom Bundestag kontrolliert werden.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Genau das passiert aber nicht, weil es nicht gewollt
st. Das Argument, bei dem KSK könnte etwas aus dem
uder gelaufen sein, wendet sich folglich auch gegen
em Bundestag.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
ieses Problem wird dadurch verschlimmert, dass aus
hren Reihen gefordert wird, einen Geheimausschuss zur
ontrolle des KSK einzurichten, der ähnlich wie das
arlamentarische Kontrollgremium, das für die Kon-

rolle der Geheimdienste zuständig ist, fungieren soll.
eheim bleibt nun einmal das Gegenteil von Aufklärung
nd Demokratie.

Deshalb bleibe ich und deshalb bleibt die Fraktion
ie Linke dabei: Wir brauchen mehr Aufklärung, mehr
ransparenz und mehr Demokratie. In diesem Sinne
itte ich Sie um Zustimmung zur Erweiterung des Auf-
rags des Untersuchungsausschusses.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606107900

Das Wort hat jetzt der Kollege Thomas Oppermann

on der SPD-Fraktion.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1606108000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Er-

eiterung des Auftrags des 1. Untersuchungsausschus-
es wird von uns mitgetragen. Dabei geht es zum einen
m die Präzisierung und zum anderen um die Erweite-
ung des Untersuchungsgegenstands.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, etwas zur Ar-
eitsweise dieses Ausschusses zu sagen. Ich bin neu im
eutschen Bundestag. Dennoch handelt es sich nicht um
en ersten Untersuchungsausschuss, den ich erlebe,
ohl aber um den ersten im Bundestag, dem ich ange-
öre.

Gegenwärtig mache ich die Erfahrung, dass die Ver-
ehmung von Zeugen dort anders als ursprünglich vor-
esehen verläuft: Einem Zeugen wird eine Frage nicht
in einziges Mal gestellt, wie es in einem gerichtlichen
erfahren der Fall ist, sondern drei- bis fünfmal. Ihm
ird immer wieder die gleiche Frage gestellt. Nur selten
ibt ein Zeuge eine abweichende Antwort. Ein Untersu-
hungsausschuss, in dem auf diese Art und Weise gear-
eitet wird, ist natürlich eine gewaltige Zeitvernich-
ungsmaschine. Das ist vielleicht auch der Grund dafür,
ass wir mit unseren Untersuchungen bisher noch nicht
ehr weit gekommen sind.

Fleißig war der Ausschuss durchaus: Es wurden be-
eits 237 Beweisanträge gestellt


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein einziger von der Koalition!)


nd über 200 Beweisbeschlüsse gefasst. 36 davon stam-
en von Ihnen, Herr Ströbele. Sie alle waren unergiebig.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)







(A) )



(B) )


Thomas Oppermann
Wir sind keinen Schritt vorangekommen.


(Hans-Christian Ströbele GRÜNEN)

Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: So
ist das!)

Wir haben 36 von Ihnen benannte Zeugen verhört. Bis-
her konnte kein einziger von ihnen den belastbaren Be-
weis erbringen, dass der Bericht der Bundesregierung
vom Bericht des Parlamentarischen Kontrollgremiums
abweicht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann haben Sie wohl gestern nicht zugehört, Herr Kollege!)


– Herr Ströbele, Sie sind ja der Generalbevollmächtigte
des Bündnisses 90/Die Grünen für Verdachtschöpfung.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Sie sind also der oberste Verdachtschöpfer in unserer Re-
publik. Auch diese Rolle muss es geben. Aber Ihre per-
manente Verdachtschöpfung lässt sich durch die Tatsa-
chenfeststellungen des Ausschusses nicht untermauern.
Die Aufgabe eines Untersuchungsausschusses besteht
nicht darin, immer nur Verdacht zu schöpfen – das ist der
Anlass für die Einsetzung eines Untersuchungsaus-
schuss –, sondern darin, Tatsachenfeststellungen zu tref-
fen.

Die Tatsachen, die wir bisher festgestellt haben, sind
eindeutig.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erzählen Sie doch mal, welche Tatsachen Sie gestern erfahren haben!)


Sie belegen, dass die Bundesregierung von den Ver-
schleppungen keine vorzeitige, sondern nur nachträgli-
che Kenntnis hatte. Erst recht belegen die Aussagen aller
Zeugen, die wir bisher vernommen haben, und alle Do-
kumente, die wir bisher zur Kenntnis genommen haben,
dass die Bundesregierung an keiner Verschleppung aktiv
beteiligt war, dass sie also nicht kooperiert hat.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Es reicht ja schon die passive Beteiligung! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir auch nicht gesagt!)


– Ich weiß nicht, wovon Sie gerade reden: Der Untersu-
chungsausschuss hat den Auftrag, zu untersuchen, ob
Reisedaten weitergegeben worden sind und ob sich die
Bundesregierung in irgendeiner Weise an rechtswidrigen
Handlungen beteiligt hat.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Ob sie zum Beispiel den Bundestag belogen hat!)


Natürlich müssen wir ernst nehmen, dass es Unrecht
gegeben hat. Den Personen el-Masri und Kurnaz ist Un-
recht widerfahren. Wie gelegentlich gesagt wird – zu-
mindest gilt das im Fall Kurnaz –, waren sie zum fal-
schen Zeitpunkt am falschen Ort. Aber das rechtfertigt

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(C (D icht, dass sie monatelang bzw. jahrelang festgehalten nd misshandelt wurden. iese Vorfälle nehmen wir ernst. Wir wollen diese Vorürfe aufklären. Allerdings ist es Aufgabe – – (Das Handy des Abg. Thomas Oppermann [SPD] klingelt)


(Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)


Entschuldigung.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war der Außenminister, der keinen Termin mehr frei hat!)


Allerdings ist es die Aufgabe des Ausschusses, fest-
ustellen, ob die Bundesregierung an diesen Vorgängen
n irgendeiner Weise beteiligt war. Wir haben nicht die

öglichkeit, inneramerikanische Vorgänge aufzuklären.
as muss das Parlament in den Vereinigten Staaten ma-

hen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wenn Deutsche beteiligt waren und wenn Deutsche gequält und gefoltert worden sind, dann ist das doch wichtig! – Das Handy des Abg. Thomas Oppermann [SPD] klingelt erneut)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606108100

Herr Kollege Oppermann, jetzt würde ich doch das

andy ausschalten.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1606108200

Ich bin dabei, Herr Präsident. Das ist mir beim ersten
al nicht gelungen. Ich bitte um Nachsicht.

Auch der Verdacht, dass deutsche Beamte sozusagen
n Kumpanei mit den Betreibern illegaler Foltergefäng-
isse verstrickt werden – –


(Das Handy des Abg. Thomas Oppermann [SPD] klingelt nochmals – Jörg van Essen [FDP]: Noch eine schnelle SMS für ein paar Tipps für die Rede!)


Es tut mir wirklich Leid. Jetzt ist es endlich ausgegan-
en. Olaf, kannst du es mir bitte abnehmen? Das ist mir
och nie passiert, dass jemand mein Handy bändigen
uss.


(Abg. Olaf Scholz [SPD] begibt sich zum Rednerpult und nimmt das Handy des Abg. Thomas Oppermann [SPD] an sich – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Von der Technischen Abteilung der SPD! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war der Geheimdienst! – Heiterkeit)


Herr Ströbele, über solche Kontakte verfüge ich nicht.

Wir können feststellen, dass sich die Mitarbeiter deut-
cher Sicherheitsbehörden so verhalten haben, wie man
as von ihnen in einer demokratischen Gesellschaft er-
arten muss. Das jüngste Beispiel ist die Geschichte, die






(A) )



(B) )


Thomas Oppermann
der „Stern“ gerade gebracht hat: dass Beamte des BKA
in Tuzla, die einen Gefangenen hätten vernehmen kön-
nen, diese Gelegenheit nicht wahrgenommen haben,
weil dieser Gefangene offenkundig nicht unter rechts-
staatlichen Bedingungen gefangen gehalten wurde, son-
dern abgereist sind.


(Jörg van Essen [FDP]: Vorbildlich!)


Das sollte man einmal herausstellen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann man dann nicht öffentlich verhandeln?)


Die Erkenntnisse, die wir bisher haben, bestätigen, dass
der deutsche Rechtsstaat funktioniert. Obwohl wir keine
so lange demokratische Tradition haben wie der eine
oder andere Verbündete, ist das im Großen und Ganzen
sehr gut gelaufen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum darf man das dann nicht öffentlich im Ausschuss verhandeln?)


Ich halte es für falsch, Herr Ströbele, wenn Sie unbe-
legte Behauptungen immer wieder in dieser Weise ge-
genüber der Öffentlichkeit formulieren. Dass fanatisierte
Leute daraus eines Tages falsche Schlussfolgerungen
ziehen, das ist eine ernste Gefahr, die ich nicht gering
schätzen würde. Ich wünsche Ihnen nicht, dass so etwas
passiert, aber es ist nicht ausgeschlossen. Deshalb sollten
wir die Aufgabe des Ausschusses, Tatsachen festzustel-
len, sehr ernst nehmen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606108300

Herr Kollege Oppermann, erlauben Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Ströbele?


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1606108400

Ja, bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606108500

Bitte, Herr Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Oppermann, wenn es einen Sachverhalt
wie den, von dem Sie jetzt gesprochen haben – nach dem
Artikel im „Stern“, aus dem auch Sie Ihre Schlussfolge-
rungen gezogen haben –, aufzuklären gilt, hielten Sie es
da nicht für richtig, die Aufklärung – gerade aus den
Gründen, die Sie genannt haben – in öffentlicher Sitzung
des Untersuchungsausschusses vorzunehmen?


(Jörg van Essen [FDP]: Ja!)


So könnte die ganze Welt miterleben, wie aufgeklärt
wird, und ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen aus
dem, was dabei herauskommt.


(Jörg van Essen [FDP]: Ja! Die Beamten gehören auch gelobt!)


Wenn Sie das für richtig halten, warum haben Sie ges-
tern dagegen gestimmt, dass wir über diesen Teil unserer

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(C (D ntersuchungen öffentlich verhandeln, und warum haen Sie anschließend gegen meinen Antrag gestimmt, enigstens die VS-Vertraulich-Qualifizierung nachträg ich aufzuheben, damit die Ergebnisse der Arbeit des ntersuchungsausschusses der Öffentlichkeit mitgeteilt erden können? (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1606108600

Herr Ströbele, das ist nicht ganz zutreffend. Ich habe

m Ausschuss lediglich festgestellt, dass der Ausschuss
in Protokoll, das auf der Vernehmung eines Zeugen, der
ur für eine nicht öffentliche Sitzung eine Aussagege-
ehmigung hatte, und auf der Vorhaltung von Akten, die
ls „Geheim“ eingestuft sind, beruht, nicht im Nachhi-
ein öffentlich machen kann. Durch diesen „Trick“
ürde man die Einstufung als „Geheim“ umgehen. Das
eht nicht. Ich habe im Ausschuss, wie Sie wissen, die
undesregierung gebeten, zu prüfen, ob nicht eine Her-
bstufung der Einstufung dieser Akten möglich ist. Ich
abe gebeten, noch einmal zu überdenken, ob sie wirk-
ich geheimhaltungsbedürftig sind.

Wir wissen aus der Untersuchung dieses Falles, dass
ie Beamten in dem fraglichen Vorfall die möglichen
efangenen überhaupt nicht zu Gesicht bekommen ha-
en, weil sie sozusagen das Feld vorher verlassen haben.
enn Sie dann gegenüber den Zeitungen verlautbaren,

ass deutsche Beamte bei dieser Gelegenheit tiefe Ein-
licke in Foltergefängnisse bekommen hätten, dann ist
as eine unzutreffende, verfälschende Darstellung des
achverhalts. Diese wollte ich kritisieren, Herr Ströbele.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Grund mehr, öffentlich zu verhandeln! – Jörg van Essen [FDP]: Ich bin auch dafür, dass Ströbele immer öffentlich kritisiert wird!)


Herr Ströbele, ich bin für ein Höchstmaß an Öffent-
ichkeit im Ausschuss.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht! Das ist klar die Unwahrheit!)


ch glaube auch, dass die Geheimhaltung nicht viel
ützt. Denn die Geheimhaltung ist im Grunde nur ein
eschleunigungsfaktor, derart eingestufte Unterlagen zu
ublizieren. Das mussten wir bisher feststellen. Alles,
as als geheim eingestuft worden ist, hat das Licht der
ffentlichkeit erreicht.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist aber nicht wirklich überraschend!)


s wurden ja auch schon Strafanträge gestellt. Wir wer-
en sehen, was dabei herauskommt.

Nun zu den beiden Erweiterungen. Herr van Essen,
ch bin nicht Ihrer Meinung, dass es ein Minderheiten-
echt ist, den Auftrag für einen laufenden Untersu-
hungsausschuss mit zusätzlichen Themen, die mit dem






(A) )



(B) )


Thomas Oppermann
ursprünglich zu untersuchenden Thema nichts zu tun ha-
ben, beliebig zu erweitern.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist die herrschende Meinung der Literatur!)


– Ich bin trotzdem anderer Auffassung, weil ein Unter-
suchungsausschuss natürlich kein ständiger Ausschuss
des Parlaments ist, in den man laufend aktuelle Dinge
einspeisen kann.

Das ist im Grunde genommen auch die Neigung von
Herrn Ströbele. Herr Ströbele möchte immer gerne, dass
wir die Zeugen vernehmen, die gerade im Fernsehen ge-
zeigt werden. So kann ein Untersuchungsausschuss aber
nicht arbeiten. Dieser hat natürlich erst einmal die Akten
zu studieren, auch wenn das weniger lustvoll ist. Er muss
sich eine ordentliche Kenntnisbasis verschaffen. Danach
müssen die Zeugen vernommen werden, die mit der Sa-
che zu tun haben. Erst am Ende werden politisch verant-
wortliche Personen vernommen.

Ich bin deshalb sehr dankbar, dass wir uns darauf ver-
ständigen konnten, im Ausschuss nach Komplexen vor-
zugehen und nicht hin und her zu springen, wie es ur-
sprünglich der Wunsch von Herrn Ströbele war. Dadurch
wird die Seriosität der Arbeit sicherlich gewährleistet.
Das ist ein gutes Ergebnis und das war auch einer der
Gründe für uns, weshalb wir die Verständigung gesucht
haben.

Ich muss darauf hinweisen, dass der Gesichtspunkt
der Erweiterung des Untersuchungsauftrags im Fall
Kurnaz – es geht darum, ob es die Möglichkeit gab, ihn
schon vorzeitig aus Guantanamo freizubekommen – be-
reits im Frühjahr im Bericht der Bundesregierung ange-
sprochen worden ist.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Angesprochen, aber nicht geklärt!)


Sie hätten den Fall bereits in den ursprünglichen Unter-
suchungsauftrag mit aufnehmen können, wenn Ihnen das
Schicksal von Herrn Kurnaz wirklich so wichtig gewe-
sen wäre. Jetzt, da das Medieninteresse in diesem Fall so
beachtlich gestiegen ist, entsteht mit einem Male plötz-
lich auch Ihr Interesse an diesem Aspekt. Wir haben aber
überhaupt kein Problem damit, das zu untersuchen. Ich
glaube, die Bundesregierung hat nichts zu verbergen und
zu verheimlichen. Wir werden feststellen, welche Ent-
scheidungen getroffen worden sind und ob sie zu verant-
worten waren oder nicht.

Ich komme noch zu dem zweiten Gesichtspunkt, dem
Schäfer-Bericht. Im Rahmen der so genannten Eigensi-
cherung des BND ist es zur Überwachung von Journa-
listen gekommen. Das muss natürlich nach Recht und
Gesetz geschehen und wird zu untersuchen sein.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das soll überhaupt nicht geschehen!)


– Ja, die Bundesregierung hat auch angeordnet, dass
künftig keine Journalisten mehr überwacht werden dür-
fen.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


as darf aber natürlich nicht dazu führen, dass man
urch eine nicht geschützte Berufsbezeichnung künftig
avor bewahrt werden kann, dass der BND tätig wird.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Inland soll er gar nichts tun!)


arüber muss natürlich noch einmal in aller Ruhe ge-
prochen werden. Jeder kann sich hier Journalist nennen,
odurch er nicht mehr Gegenstand von Untersuchungen

ein dürfte.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht von Untersuchungen des BND!)


otenzielle Terroristen würden sich dann als Erstes einen
resseausweis besorgen. Das kann im Ergebnis natürlich
icht gewollt sein und das hat die Bundesregierung in
ieser Form auch nicht angeordnet.

Ich bin froh darüber, dass wir uns bezüglich des
chäfer-Berichts auf die Kernfragen verständigen
onnten. Es geht darum, wer politisch für diese Praxis
erantwortlich gewesen ist. Die Beantwortung dieser
rage wird uns in den nächsten Monaten ohnehin genü-
end Arbeit bringen. Ursprünglich war einmal davon die
ede, dass dieser Ausschuss seine Arbeit bis zur hinter
ns liegenden Sommerpause beendet. Danach haben wir
ns stillschweigend auf das Ende des Jahres eingelassen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da müssen Sie noch ein paar Jährchen zulegen!)


s wird so sein, dass wir zum Ende des Jahres fertig sein
erden, aber es ist im Augenblick völlig unklar, ob es
as Jahr 2008 oder 2009 sein wird.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bis zum Ende dieser Regierung! Das ist ja nicht mehr lang!)


Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606108700

Das Wort hat jetzt der Kollege Volker Beck vom

ündnis 90/Die Grünen.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606108800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

ege Oppermann, das größte Ungemach droht dem Un-
ersuchungsausschuss womöglich durch eine verkürzte

ahlperiode.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das hätten Sie gerne!)


ielleicht wird er deshalb seine Arbeit nicht erfolgreich
u Ende führen können. Das wollen wir zumindest im
nteresse des Untersuchungsausschusses nicht hoffen. In
nderer Hinsicht kann man dabei durchaus anderer Auf-
assung sein.






(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

Ich denke, der Untersuchungsausschuss und die heute
vorgesehene Erweiterung des Untersuchungsauftrages
zeigen grundsätzlich, dass unsere Demokratie und die
parlamentarische Kontrolle funktionieren und wir bei
Skandalen wie im Fall Kurnaz, der Totenschändung und
der Tätigkeit des KSK in Afghanistan sowie den rechts-
widrigen Übergriffen des Bundesnachrichtendienstes auf
den Status von Journalisten nicht einfach zur Tagesord-
nung übergehen. Vielmehr sorgt die parlamentarische
Opposition dafür, dass diese Themen aufgearbeitet wer-
den und auf exekutives Fehlverhalten einzelner oder
mehrerer Personen auch von politischer Seite entspre-
chend reagiert werden kann. Das halte ich für ein gutes
Zeichen mit Signalwirkung und es unterscheidet uns von
Ländern, in denen Rechtsbrüche und menschenrechts-
widriges Verhalten durch Gesetzgebungsakte der Regie-
rung im Parlament durchgesetzt werden, wie es in den
USA der Fall ist, wo durch den Military Commissions
Act das völkerrechts- und menschenrechtswidrige Vor-
gehen im Antiterrorkampf ausdrücklich legalisiert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Oppermann, Ihre Rede hat gezeigt, dass Herr
Ströbele Sie ganz schön auf Trab hält.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Wir halten ihn auf Trab!)


Dafür danke ich ihm im Namen meiner Fraktion.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb haben wir ihn auch in den Untersuchungsaus-
schuss geschickt. Er scheint der richtige Mann dafür zu
sein. Das haben Sie ihm gerade bescheinigt.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir heute
den Untersuchungsauftrag erweitern; denn wir haben im
Laufe des Verfahrens erkannt, dass wir bei der Einset-
zung des Untersuchungsausschusses nicht alle Kom-
plexe benennen konnten. Dass wir an dieser Stelle nach-
bessern und die Komplexe insgesamt aufarbeiten
wollen, statt vorschnell zu Schlussfolgerungen zu kom-
men, weil der Untersuchungsauftrag nicht alle Kom-
plexe umfasst, ist sicherlich ein sehr wichtiger Impuls
für den Ausschuss.

Der Untersuchungsausschuss ist aber keine Ausrede.
Damit komme ich zu Herrn Kaster, der vorhin sozusagen
das Weihrauchfass vor dem Bundeskanzleramt ge-
schwungen hat angesichts der Heldentaten von Bundes-
kanzlerin Angela Merkel


(Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Kein Neid!)


zu einem Zeitpunkt, als man kein Held sein musste, um
Äpfel zu ernten, die schon überreif am Baum hängen.
Herr Kollege, es gibt keinen Grund dafür, dass wir nach
wie vor nicht wissen, ob die Amerikaner weiter Gefan-
gene über unseren Luftraum hinweg verschleppen, und
dass wir uns von den Amerikanern nicht zusichern las-
sen, dass durch unser nationales Territorium niemand
menschenrechtswidrig verschleppt wird. Wir müssen
entweder von den Amerikanern klare Angaben zu den an
Bord befindlichen Personen erhalten oder wir müssen
jede amerikanische Maschine, die den deutschen Luft-

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(C (D aum überquert oder auf deutschem Territorium landet, arauf überprüfen, ob verschleppte Gefangene an Bord ind. Das können wir jederzeit regeln. Wenn die Bundesanzlerin den von Ihnen verschwenkten Weihrauch tatächlich verdient hat, dann kann sie das gleich nachher elefonisch mit dem amerikanischen Präsidenten besprehen. Lassen Sie mich zum Schluss noch zu einer Verfahensfrage kommen. Herr van Essen hat es dankenswererweise schon angesprochen. Dass wir den Untersuhungsauftrag erweitern, ist das Recht der arlamentarischen Minderheit. Wir sind trotzdem als usdruck des guten Willens und im Interesse eines leis ungsfähigen Ausschusses – es besteht kein Dissens mit er Koalition, dass die Fragen konzentriert angegangen erden sollten – der Koalition in einigen Formulierunen entgegengekommen. Das heißt nicht, dass wir dazu erpflichtet gewesen wären; es zeigt nur das gute parlaentarische Miteinander in diesem Zusammenhang. Es ist aber unzweifelhaft unser Recht – das spreche ch an, weil es im Ältestenrat bezweifelt wurde –, den uftrag einer Minderheitsenquete zu erweitern. Das hat hr Kollege Wiefelspütz in seinem Buch „Der Untersuhungsausschuss“ zweifelsfrei – wenn auch mit Bedaurn – festgestellt: Nach herrschender Meinung kann im Falle einer Minderheitsenquete die qualifizierte Minderheit eine Ergänzung oder Erweiterung des Untersuchungsgegenstandes verlangen, nachdem der Untersuchungsausschuss eingesetzt wurde. echt hat der Kollege Wiefelspütz. Er ist damit nicht alleine. Es gibt noch renommiertere uellen, (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Renommierter als Wiefelspütz gibt es nicht!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie zum Beispiel den Grundgesetzkommentar von
ichael Sachs, der eindeutig feststellt:

Umgekehrt muss er vom Bundestag auf Antrag der
Minderheit verändert werden, wenn dies zur verfas-
sungsmäßigen Durchführung der Untersuchung er-
forderlich ist.

r zitiert dabei ein Urteil des Bundesverfassungsge-
ichts, das feststellt:

Der Minderheit bliebe es in diesem Falle

es war streitig, ob die Erweiterung zulässig ist –

überlassen, den Beschluss des Bundestages, inso-
weit er den Änderungsantrag ablehnt, im anhängi-
gen Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht
anzugreifen.

Nur zur Erinnerung, damit wir uns in Zukunft nicht
ehr über Verfahrensfragen streiten müssen: Zu Beginn

er Sitzungswoche gab es keine Tagesordnung, weil die
oalition uns unsere Rechte nicht von Anfang an zuge-

tanden hat.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606108900

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606109000

Ich finde, es ist gut, dass Sie zur Einsicht gekommen

sind und die Minderheitenrechte respektieren. Weil Sie
sich letztendlich anständig verhalten haben, haben wir
das mit konstruktiven Gesprächen über die Ergänzung
des Untersuchungsauftrags belohnt.

Meine Fraktion wird dem Antrag auf Ergänzung des
Untersuchungsauftrages zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606109100

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

das Wort der Kollege Hermann Gröhe von der CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hermann Gröhe (CDU):
Rede ID: ID1606109200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn wir

heute den Auftrag für den 1. Untersuchungsausschuss in
dieser Wahlperiode auf der Grundlage eines Antrags von
Abgeordneten der Opposition, aber auch einer einver-
nehmlich getroffenen Empfehlung des Geschäftsord-
nungsausschusses gemeinsam erweitern, ist dies auch
ein Ergebnis der insgesamt sachlichen Zusammenarbeit
in den Sitzungen des Untersuchungsausschusses. Dafür
danke ich den Obleuten aller Fraktionen, aber nicht zu-
letzt unserem Ausschussvorsitzenden Siegfried Kauder.
Unser Vorsitzender ist ein unparteilicher Anwalt einer
sachlichen und zügigen Erfüllung des Untersuchungs-
auftrags und der Wahrung der Rechte einschließlich der
Minderheitenrechte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Auch wenn der Untersuchungsausschuss vor genau
29 Wochen eingesetzt wurde, erscheint es mir trotz man-
cher vollmundigen Äußerung verfrüht, Bilanz zu ziehen.
Richtig ist allerdings: Die Arbeit des Untersuchungsaus-
schusses, die durch sie ausgelöste, aber auch eigenstän-
dig vorangetriebene Aufklärungsarbeit der Bundesregie-
rung, die Recherche inländischer und ausländischer
Medien sowie das beharrliche Wirken unserer Justiz ha-
ben weitere wichtige Informationen zutage gebracht.
Dies kann man anerkennen, auch wenn man nach den
insgesamt recht umfassenden Arbeiten des Parlamentari-
schen Kontrollgremiums eine andere Lösung zur Klä-
rung der noch offenen Fragen für effizienter gehalten
hätte als die Einrichtung eines Untersuchungsausschus-
ses.

Herr Beck, ich betone ausdrücklich: Wir freuen uns,
dass unsere Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel, nach
wenigen Monaten Regierungszeit die Freilassung von
Herrn Kurnaz erreicht hat. Ich bin sicher, dass die von
ihr geschaffene gute Atmosphäre in den Beziehungen
mit den USA dies begünstigt hat.

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(C (D err Beck, Sie sprachen in diesem Zusammenhang von eifen Äpfeln. Wir werden sicherlich bald erfahren, waum Joseph Fischer zur Reifung dieser Äpfel so wenig eigetragen hat. Den 1. Untersuchungsausschuss in dieser Legislatureriode verdanken wir dem Minderheitenrecht. Einmal ingesetzt ist der Untersuchungsausschuss dem gesamen Deutschen Bundestag und dem von ihm erteilten Unersuchungsauftrag verpflichtet. Für die CDU/CSUraktion sage ich daher sehr deutlich: Wir wollen eine rfolgreiche und zügige Erfüllung des Auftrages des . Untersuchungsausschusses in dieser Wahlperiode. Da ir einen Untersuchungsausschuss haben und es insbe ondere im Hinblick auf den Fall Kurnaz und die so geannten CIA-Flüge neuere Entwicklungen gibt, ist es ut, dass wir auf jeden Streit darüber verzichten, ob die ehandlung dieser Fragen vom bisherigen Untersuhungsauftrag gedeckt ist. Der heutige Beschluss bringt nsoweit zügig Klarheit. Einem Wunsch der Opposition folgend werden wir ns mit einem weiteren, mit dem bisherigen Untersuhungsauftrag nicht in einem Zusammenhang stehenden ragenkomplex, der so genannten Journalistenausforchung durch den BND, befassen. Angesichts der Tatsache, dass das Recht der parlaentarischen Untersuchungsausschüsse auch im Hin lick auf die Rechtspraxis in diesem Hause fortentwikelt wird, liegt mir allerdings daran, an unserer uffassung festzuhalten: Es gibt kein Minderheitenrecht ur Auftragserweiterung zu einem völlig anderen Sachebiet – hier etwa im Fall der Ausforschung von Journaisten –, sondern es gibt lediglich ein Minderheitenrecht u einer sachlich gebotenen inhaltlichen Arrondierung. ie Opposition – wir haben dies gehört – sieht das aners. Ein Streit – auch mit der möglichen gerichtlichen lärung – ist aber unnötig, weil wir uns verständigt haen. Die Tatsache, dass wir heute den Untersuchungsaufrag erweitern, aber auch die Erfahrungen der letzten ochen machen deutlich: Wir müssen das Vernehungsprogramm straffen, wollen wir in angemessener eit unser Ziel, angemessene Sachaufklärung, Diskusion politischer Verantwortlichkeiten und Empfehlungen ür die Zukunft, leisten. Die Oppositionsfraktionen haen sehr spät, aber sehr umfänglich Beweisanträge im ntersuchungsausschuss gestellt. Inzwischen haben wir anche wenig ertragreiche Vernehmung erlebt, auf die an nach gewissenhaftem Aktenstudium hätte verzich en können. Wir sollten uns daher bald – und nach Mögichkeit wieder gemeinsam – auf eine Straffung unserer rbeit verständigen. Unser Ziel ist es, den Fall el-Masri och in diesem Jahr abzuschließen, was auch die Zeuenvernehmung ehemaliger oder amtierender Bundesinister einschließt. Dabei wird es nicht zuletzt um die mstände und die Zulässigkeit der Verschwiegenheits usage von Otto Schily gehen. Hermann Gröhe Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang eine allgemeine Bemerkung machen. In allen Themenkomplexen, die in unserem Ausschuss behandelt werden, kommt es immer wieder zu spektakulären Medienberichten, etwa zu bewegenden Auftritten der Opfer im Fernsehen. Das in diesem Zusammenhang entstehende öffentliche Interesse müssen wir bei unserer Arbeit berücksichtigen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Es enthebt uns aber keinesfalls – ich hoffe, Sie rufen
noch einmal „sehr gut“ – der eigenen Verantwortung, für
eine sachgerechte, inhaltlich strukturierte Aufklärung zu
sorgen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Trotz eindrucksvoller Talkshowauftritte gilt der schlichte
Grundsatz: Die Lektüre umfangreicher Akten muss der
Vernehmung von Zeugen vorangehen. Sonst wird diese
Zeugenvernehmung wenig ertragreich und verkommt
zum reinen Showprogramm.

Im Hinblick auf das öffentliche Interesse ist – dies
überrascht nicht – die Frage der Öffentlichkeit der Zeu-
genvernehmung immer wieder Gegenstand der Ausei-
nandersetzung. Dies klang auch eben an. Das Bundes-
verfassungsgericht hat in den Leitsätzen zu seinem
Urteil vom 17. Juli 1984 ausgeführt – ich zitiere –:

Das Wohl des Bundes oder eines Landes ... ist im
parlamentarischen Regierungssystem des Grundge-
setzes dem Bundestag und der Bundesregierung ge-
meinsam anvertraut. Die Berufung auf das Wohl
des Bundes gegenüber dem Bundestag kann mithin
in aller Regel dann nicht in Betracht kommen,
wenn beiderseits wirksame Vorkehrungen gegen
das Bekanntwerden von Dienstgeheimnissen ge-
troffen werden.

Leider mussten wir in den letzten Monaten erleben,
dass sowohl aus geheim eingestuften Dokumenten als
auch aus geheimen Sitzungen des Parlamentarischen
Kontrollgremiums Dinge an die Öffentlichkeit drangen.
Wer immer wieder in dieser Weise Recht bricht, handelt
verantwortungslos und erweist dem Untersuchungsan-
spruch des Parlaments einen Bärendienst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die im 1. Untersuchungsausschuss im Hinblick auf
die Untersuchungsauftragserweiterung beschlossenen
Präzisierungen zielen auf eine Beschleunigung der wei-
teren Arbeit. Deswegen werden wir der Beschlussemp-
fehlung zustimmen. Ich bin sicher, die heutige Be-
schlussfassung stellt eine gute Grundlage für die weitere
Arbeit dar. An dieser weiteren Arbeit wird die CDU/
CSU-Bundestagsfraktion wie bisher konstruktiv mitwir-
ken. Nichts wird unter den Teppich gekehrt. Fragwür-
dige Dramatisierungen und Verallgemeinerungen brin-
gen uns aber in der Sache ebenfalls nicht weiter. Dieser
Sache, einer sachlichen Aufklärung, bleiben wir weiter-
hin verpflichtet.

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(C (D Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussmpfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immuniät und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordeten Jens Ackermann, Dr. Karl Addicks, Christian hrendt und weiterer Abgeordneter zur „Ergänzung des ntersuchungsauftrages des 1. Untersuchungsausschus es“, Drucksache 16/3191. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 6/3028 in der Ausschussfassung anzunehmen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist instimmig angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Hartfrid Wolff Piltz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP BOS-Digitalfunk neu ausschreiben – Neustart mit transparenter Auftragsvergabe unter Berücksichtigung des Wirtschaftlichkeitsgrundsatzes – Drucksache 16/2672 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Haushaltsausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wierspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so beschlosen. Ich eröffne die Aussprache. Als erstem Redner gebe ch das Wort dem Kollegen Hartfrid Wolff von der FDPraktion. Hartfrid Wolff Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir brau hen schnellstmöglich den Digitalfunk in Deutschland. as Projekt ist zu wichtig, als dass eine Nichteinführung uf Dauer riskiert werden darf. Allerdings habe ich weifel daran, ob der von der Bundesregierung eingechlagene Weg zum Ziel führt. enn die Einführung des BOS-Digitalfunks ist in ein echnisch, wirtschaftlich und auch politisch unerfreulihes Fahrwasser geraten. ch frage Sie, Herr Altmaier: Hat die Regierung einen lternativplan, falls ihr bisheriges Vorgehen endgültig cheitern sollte? Hartfrid Wolff Das bisherige Auftragsund Vergabeverfahren der Bundesregierung für den BOS-Digitalfunk ist unverantwortlich und undurchsichtig. Die dringend erforderliche Einführung wurde unnötig verzögert und verteuert. Der ursprünglich geplante Weg, das Digitalfunknetz über eine Dienstleistungsausschreibung zu errichten, wurde von der Bundesregierung Ende Januar 2005 verlassen. Der Betrieb wurde ohne Ausschreibung an die Bahntochter DB Telematik vergeben, und zwar einfach so mit telegenem Handschlag. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606109300

(Beifall bei der FDP)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist wahr!)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Auch das ist wahr!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Dann passierte Folgendes: Für den Betrieb des BOS-
Digitalfunks legte die DB Telematik am 31. Juli 2006
ein Angebot in Höhe von 2,6 Milliarden Euro vor; der
im Haushalts- und Finanzplan für den Bund veran-
schlagte Kostenrahmen beträgt aber nur 1,1 Milliarden
Euro.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Hört! Hört!)


Das Angebot der DB Telematik war angesichts der Höhe
der genannten Richtpreise mit den im Bundeshaushalt
bisher veranschlagten Mitteln nicht in Einklang zu brin-
gen.


(Beifall bei der FDP)


Nach einem Ultimatum wird jetzt der Anschein er-
weckt, als sei die DB Telematik plötzlich doch zu einem
Angebot in der Lage, das die Haushaltsvorgaben einhal-
ten könnte. Es drängt sich tatsächlich die Frage auf, wie
das innerhalb von zwei Wochen möglich war. Warum
der plötzliche Wandel? Sind die Leistungen etwa nicht
hinreichend präzise beschrieben oder gibt es Nebenver-
einbarungen, von denen wir nichts wissen? Obwohl die
Bundesregierung immer wieder das Gegenteil behauptet,
wird der Eindruck unabweisbar, dass die Kosten für den
Steuerzahler als eine zu vernachlässigende Größe ange-
sehen werden. Die Gegenleistung der DB Telematik
wirkt ebenso unbestimmt und diffus.

Ähnlich verworren und im Ergebnis fragwürdig ver-
lief die Ausschreibung zur Systemtechnik. Die eigen-
tümlichen Modalitäten dieser Ausschreibung für die Ein-
führung des Digitalfunks, die sinnigerweise zu einem
einzigen verbleibenden Bieter geführt haben, der überra-
schenderweise schließlich auch den Auftrag erhielt, sind
– um es vorsichtig auszudrücken – ebenso merkwürdig
wie die Vergabe des Betriebs.


(Beifall bei der FDP)


Der Ausschluss sämtlicher Bewerber – außer einem –
durch das Beschaffungsamt hat mehr als ein Ge-
schmäckle, wie man im Schwäbischen sagen würde.
Dass alle anderen Mitbewerber, die allesamt keine Null-
achtfünfzehn-Unternehmen waren, ausgeschlossen wur-
den, zeigt, dass die Ausschreibungsbedingungen nicht
nachvollziehbar waren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Nicht nachvollziehbar ist auch, dass zwar die Technik usgeschrieben wird, der Betrieb mit dem Vorwand der icherheit aber nicht. Ist die Technik etwa nicht sichereitsrelevant? (Jörg van Essen [FDP]: Sehr berechtigte Frage!)


arum hat Otto Schily mit Herrn Mehdorn vollendete
atsachen geschaffen und danach nur eine Teilkom-
onente des Gesamtpakets unter den Bedingungen der
echnik der DB Telematik ausgeschrieben? Die Mei-
ungsbildung und Entscheidungsfindung der Bundes-
egierung ist durch ein hohes Maß an Intransparenz und
ndurchsichtigkeit geprägt.


(Beifall bei der FDP)


Gegen daraus resultierende Mutmaßungen und Ver-
ächtigungen helfen nur Offenheit und Transparenz.


(Beifall bei der FDP)


err Staatssekretär, ich möchte Sie dringend auffordern,
em auch nachzukommen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Der schweigt sich heute aus!)


Überall schiebt die Bundesregierung für ihre Spar-
aßnahmen knappe Kassen vor und ausgerechnet bei

iesem Industriegroßauftrag spielt Geld für die Regie-
ung offenbar keine Rolle. Privilegierte Konzerne kön-
en Monopolpreise für nicht garantierte Leistungen ver-
angen. Der Bürger aber wird im Jahr der größten
teuererhöhung der deutschen Nachkriegsgeschichte
infach weiter geschröpft.


(Beifall bei der FDP)


Die Bedingungen der Finanzierung des gesamten
rojekts sind für den Bund, aber auch für jedes einzelne
undesland völlig aus dem Blick geraten. Ein Vertrag
ulasten Dritter, zulasten der Bundesländer, ist unzuläs-
ig. Die FDP hat erhebliche Bedenken gegen die Art und
eise, wie die Bundesregierung die schnellstmögliche

inführung des Digitalfunks durch mögliches Missma-
agement und ein fragwürdiges Vergabeverfahren insge-
amt riskiert.


(Beifall bei der FDP)


Wir fordern deshalb: erstens die Verhandlungen über
en Betrieb des BOS-Digitalfunks mit der DB Telematik
ofort zu stoppen, zweitens den Betrieb des Digitalfunk-
ystems neu auszuschreiben und mit einem transparen-
en Auftragsvergabeverfahren schnellstmöglich zu reali-
ieren


(Beifall bei der FDP)


nd drittens die Errichtung der Bundesanstalt für den Di-
italfunk bis zum Abschluss des neuen Vergabeverfah-
ens auszusetzen. Brauchen wir denn wirklich eine neue
ehörde, wenn nicht ansatzweise absehbar ist, wann sie
as zu tun hat?


(Hellmut Königshaus [FDP]: Genau!)







(A) )



(B) )


Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Eine neue Ausschreibung kann nicht nur die Kosten
für den BOS-Digitalfunk reduzieren, sondern die techni-
sche Verlässlichkeit und die baldige Einführung sicher-
stellen, gegebenenfalls sogar beschleunigen; denn das
durch und durch unklar und intransparent wirkende Ver-
gabeverfahren zum Digitalfunk hat bislang neben im-
mensen Kosten nur Zeitverzögerungen verursacht. Die
jetzigen Nachverhandlungen mit der DB Telematik ver-
zögern die Entscheidungen sogar noch weiter.

Wir sollten im Interesse der Sicherheit der Bürgerin-
nen und Bürger, aber auch der Haushaltslage schnellst-
möglich die beste, aber auch wirtschaftlichste Technik in
Deutschland umsetzen.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen, dass alle Entscheidungen nachvollziehbar
und transparent sind; denn an dem, was in diesem Zu-
sammenhang entschieden wurde – und daran, wie es ent-
schieden wurde –, sind erhebliche Zweifel angebracht –
sachlich, rechtlich und finanziell.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Gerold Reichenbach [SPD]: Alle Instanzen sehen das anders!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606109400

Das Wort hat jetzt der Kollege Helmut Brandt von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1606109500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren Kollegen! Herr Wolff, Sie haben ein paar eher
rhetorische Fragen an den Staatssekretär gestellt; ich
hoffe, ich werde sie in meinen Ausführungen gleichsam
mit beantworten können.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Ich freue mich darauf und bin gespannt! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Staatssekretär könnte doch auch einmal reden!)


– Sie werden nicht nur gespannt sein, sondern in vollem
Umfang Antworten von mir erhalten, die Sie zufrieden
stellen werden.

Drei Anträge stellen Sie: erstens die Verhandlungen
über den Betrieb des BOS-Digitalfunks mit der DB Tele-
matik zu stoppen, zweitens mit einem transparenten
Auftragsvergabeverfahren den Betrieb des Digitalfunk-
systems neu auszuschreiben und schnellstmöglich zu
realisieren – was sich fast ausschließt – und drittens die
Errichtung der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Be-
hörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben bis
zum Abschluss des neuen Vergabeverfahrens auszuset-
zen.

Um es sofort deutlich zu sagen, Herr Wolff: Keine
dieser Forderungen ist gerechtfertigt; ganz im Gegenteil.
Bei der immer gebotenen sachlichen Prüfung von Anträ-
gen drängt sich hier eher der Schluss auf, dass es sich bei

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(C (D en von Ihnen gestellten Anträgen um reine Showanräge handelt. Die Bedeutung und die Wichtigkeit der Einführung es BOS-Digitalfunks werden auch von Ihnen – das haen Sie einführend selbst gesagt – nicht in Abrede getellt. Es heißt in Ihrem eigenen Antrag, dass die Realiierung des BOS-Digitalfunks dringend erforderlich sei nd bereits seit Jahren einen großen Raum in der politichen Debatte einnehme. So weit, so gut – und so weit uch einvernehmlich. Was die FDP tatsächlich ärgert und umtreibt, ist ja icht die Einführung des Digitalfunks, sondern allein die atsache, dass von der vorherigen Bundesregierung, insesondere durch den früheren Bundesinnenminister Otto chily, die Entscheidung getroffen wurde, den Betrieb nd Aufbau des Digitalfunknetzes an die Bahntochter B Telematik zu vergeben. Es ist bekannt – und kann uch von Ihnen als Antragsteller nicht bestritten werden –, ass der so eingeschlagene Weg aufgrund der besondeen Sicherheitsbedürfnisse bei der Einrichtung des Beriebes gerechtfertigt war und ist. (Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Wo ist der Unterschied zu den Vergabeverfahren?)


Darauf komme ich gleich. – Damit steht die Entschei-
ung des damaligen Innenministers im Einklang mit
100 Abs. 2 Buchstabe d des Gesetzes gegen Wettbe-
erbsbeschränkungen und wurde und wird deshalb zu
echt von allen prüfenden Seiten als zulässig angesehen.
ürde man jetzt die laufenden Verhandlungen über den

etrieb des BOS-Digitalfunks mit der DB Telematik
toppen, wie es in Ihrem Antrag gefordert wird, so hätte
ies zur Folge, dass der gesamte, ohnehin schon schwie-
ige Prozess komplett neu mit der nicht vertretbaren
onsequenz gestartet werden müsste, dass sich dann die
inführung des Digitalfunks um mindestens ein Jahr
erzögern würde.

Dies steht aber dem Ziel der schnellstmöglichen Rea-
isierung, die Sie selbst fordern, absolut entgegen.

Bei dieser Betrachtung sind weitere Streckungen zeit-
icher Art durch mögliche Nachprüfungsverfahren noch
icht einmal eingerechnet. Überdies dürften sich diese
eitlichen Verzögerungen entgegen Ihren Ausführungen
erteuernd auswirken. Dies ist nicht im Interesse des
andes und hätte für die innere Sicherheit nach meiner
uffassung fatale Auswirkungen. Außerdem würde der
onsens zwischen dem Bund und den Ländern infrage
estellt. Auch das kann von Ihnen nicht ernsthaft gewollt
ein.

Richtig ist allein, dass aufgrund der von der Vorgän-
erregierung gewählten Vorgehensweise die Verhand-
ungen mit der DB Telematik, insbesondere was die
öhe der angemessen Kosten anbelangt, als schwierig
ezeichnet werden müssen. Das heißt aber nicht, dass sie
icht erfolgversprechend wären. Im Gegenteil: Alles
eutet darauf hin, dass die Verhandlungen innerhalb des
orgesehenen Zeitrahmens bis zum 15. Dezember dieses
ahres erfolgreich abgeschlossen werden.






(A) )



(B) )


Helmut Brandt
Bei dieser Ausgangslage ist der von der FDP-Fraktion
gestellte Antrag unverständlich, ja geradezu kontrapro-
duktiv,


(Beifall bei der CDU/CSU)


und zwar umso mehr, als Ihnen bekannt ist, dass parallel
zu den derzeit geführten Verhandlungen die Zeit bereits
genutzt wird, um ein alternatives Vorgehensmodell
präsentieren zu können – das ist die Antwort auf eine der
von Ihnen gestellten Fragen; Sie wissen selbst, dass im
Augenblick daran gearbeitet wird – für den allerdings
sehr unwahrscheinlichen Fall, dass die Verhandlungen
tatsächlich scheitern sollten und eine Kooperation mit
der DB Telematik nicht zustande käme.

Dieses parallele Vorgehen ist richtig und wird von der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausdrücklich begrüßt
und unterstützt, da es die Position des Bundes bei den
Verhandlungen mit der DB Telematik stärkt und deutlich
macht, dass selbstverständlich nur ein angemessenes und
qualitativ akzeptables Angebot unsere Zustimmung fin-
den wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606109600

Herr Kollege Brandt, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Koppelin?


Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1606109700

Bitte schön.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606109800

Bitte, Herr Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1606109900

Herr Kollege, ich bin als Berichterstatter für den Etat

des Innenministeriums mit dieser Problematik im Haus-
haltsausschuss beschäftigt. Wenn das alles so toll ist, wie
Sie das hier schildern: Warum geniert oder schämt sich
die Bundesregierung, heute einen Vertreter ans Redner-
pult zu schicken? Dann könnte ja dieser klar darlegen,
dass alles zum Besten bestellt sei.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Früher hat dazu immer der Minister geredet!)



Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1606110000

Ich beantworte Ihre Frage folgendermaßen: Es gibt

für die Bundesregierung keinen Grund, sich dafür zu ge-
nieren. Deshalb sehe ich keinen Anlass für Ihre Frage-
stellung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Obwohl ich natürlich nicht für die Bundesregierung
spreche, habe ich Ihnen versprochen, dass ich mit mei-
nen Ausführungen – das haben Sie wahrscheinlich schon
gemerkt – Ihre gestellten Fragen angemessen beantwor-
ten werde.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Nicht wirklich!)



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(C (D Die Antworten auf Ihre restlichen Fragen kommen etzt noch. Ein Stoppen der Verhandlungen über den Betrieb des OS-Digitalfunks mit der DB Telematik kann deshalb erzeit – Herr Wolff, jetzt hören Sie genau zu – von nieandem ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Es ist erfreulich, dass immerhin Ihr eigener FDP-Inenminister Wolf aus Nordrhein-Westfalen dies begrifen hat – das ist übrigens ein sehr guter Mann –; (Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Guter Name!)


enn er hat noch am 27. September dieses Jahres, also
or einem Monat, den Fortgang des Verfahrens gemein-
am mit dem Bund und den übrigen Ländern abgesegnet.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: So was!)


Ja, so was.

In Ihrem Antrag – das tut mir ein bisschen weh – un-
erstellen Sie, dass derzeit das Vergabeverfahren nicht
ransparent sei. Diese Unterstellung muss ich aller-
ings zurückweisen. Zum einen ist die DB Telematik
ufgefordert worden, nach den eindeutigen Vorgaben
on Bund und Ländern ein Angebot zu unterbreiten. Da-
ei haben Bund und Länder die Kalkulation auf das Pla-
ungsprogramm STEM gestützt. Zum anderen ist auch
u berücksichtigen, dass die Verhandlungen dazu geführt
aben – das ist jedenfalls unser bisheriger Wissensstand –,
ass die ursprünglichen Anforderungen nicht mehr in
ollem Umfang als notwendig angesehen werden kön-
en und damit auch Kostensenkungen einhergehen kön-
en und werden.

Der Bundesrechnungshof hat im Januar 2005, als die
ntscheidung gefällt wurde, bereits die Trennung der
ergabeverfahren in Systemtechnik und Betrieb emp-

ohlen und die von der FDP immer wieder geforderte
ienstleistungsausschreibung nicht favorisiert. Im Zuge

ines Nachprüfungsverfahrens wurde der Standpunkt der
orherigen Bundesregierung im Übrigen nochmals be-
tätigt, den Betrieb des BOS-Digitalfunknetzes aus Si-
herheitsgründen freihändig vergeben zu können. Diese
icherheitsgründe bestehen uneingeschränkt fort, so-
ass auch in einem neuen Auftragsvergabeverfahren
iese erhebliche Einschränkung zu berücksichtigen
äre.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Jetzt wird es interessant!)


as Vergabeverfahren in der gewählten Form ist nach
nserer Auffassung – entgegen Ihrer Darstellung – mit-
in hinreichend transparent und gewährleistet auch einen
ualifizierten Vertragsabschluss.

Nun noch zum letzten Punkt Ihres Antrags, der darauf
ielt, die Errichtung der Bundesanstalt für den Digital-
unk der Behörden und Organisationen mit Sicherheits-
ufgaben bis zum Abschluss des neuen Vergabeverfah-
ens auszusetzen. Dazu ist aufgrund meiner bisherigen
usführungen eigentlich nicht mehr viel zu sagen. An-
ers als Ihre Forderung nahe legt, müssen wir im Gegen-
eil alles tun, um sicherzustellen, dass im kommenden






(A) )



(B) )


Helmut Brandt
Jahr mit dem Ausbau des Betriebsnetzes begonnen wer-
den kann, sodass die Vorgabe, bis zum Jahr 2010 den
Betrieb flächendeckend aufzunehmen, auch tatsächlich
eingehalten werden kann.

Insoweit möchte ich Sie auf den Ihnen ja ebenfalls be-
kannten Beschluss des 10. Lenkungsausschusses hinwei-
sen. Mit diesem Beschluss wird der Bund gerade gebe-
ten, dafür Sorge zu tragen, dass die Bundesanstalt für
den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit
Sicherheitsaufgaben spätestens zum 1. März 2007 ihre
Arbeit aufnehmen kann.

All dies sowie der aktuelle Verhandlungsstand sind
Ihnen bestens bekannt, nicht zuletzt aufgrund der Ant-
wort der Bundesregierung vom 9. Februar 2006 auf eine
Kleine Anfrage Ihrer Fraktion.

Ich komme deshalb zu meiner Eingangsbeurteilung
zurück: Ihr Antrag ist ein Showantrag. Wir werden ihm
deshalb nicht zustimmen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606110100

Das Wort hat jetzt der Kollege Roland Claus von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606110200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Noch einmal zur Erinnerung: Worüber reden wir
hier? Ein neuer Polizeifunk wird gebraucht. Der bishe-
rige ist veraltet. Mal ganz einfach gesagt: „Tatort“ ist öf-
ter als „Polizeiruf“.

Die Investition ist ein großes Vorhaben, das sich Bund
und Länder teilen. Deshalb hat sich der Haushaltsaus-
schuss damit auch wiederholt befasst. Wir hatten gerade
gestern eine Beratung mit dem Bundesinnenminister.
Daher will ich meinem geschätzten Vorredner, Herrn
Brandt, sagen: Wenn der Bundesinnenminister uns ge-
genüber eingesteht, dass er allein sechsmal mit dem Vor-
standsvorsitzenden der Bahn AG hat reden müssen – er
hat das nicht als vergnügungssteuerpflichtige Veranstal-
tung bezeichnet –, dann kann da nicht alles paletti sein,
wie Sie es hier darzustellen versuchen.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)


Wir haben dem Bundesinnenministerium zu verste-
hen gegeben: Wir sind dabei. Ein solcher Funk wird ge-
braucht. Aber erspart uns bitte eine Maut Nummer zwei!

Nun hat die Bundesregierung mit der Bahn verhan-
delt, den Vertrag über Systemtechnik mit EADS bereits
abgeschlossen und mit der Bahntochter DB Telematik
Verhandlungen geführt. Ein Vergabeverfahren fand nicht
statt. Als klar war, dass DB Telematik als einzig mögli-
cher Auftragnehmer bleibt, wurde der Preis schlicht fast
verdreifacht. Das hat nichts mit Seriosität zu tun; das
grenzt an Erpressung. Das wollen wir nicht hinnehmen,
meine Damen und Herren.

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(C (D as ist ein Stück aus dem Toll-Collect-Haus. Deshalb ist s auch alles andere als Show, wenn hier im Parlament arüber gesprochen wird. Es war korrekt, dass die FDP hre Opposition sozusagen ins Parlament getragen hat nd solche Forderungen stellt. Ihnen von der FDP muss ich allerdings sagen: Einen roßen Haken hat Ihr Antrag. Der Vertrag mit EADS ist ereits geschlossen; aus dem kommen wir nicht mehr eraus. Das Konstrukt, das wir kritisieren, ist, dass Bundesufträge immer wieder so zugeschnitten werden, dass ur noch einzelne Anbieter bleiben. Sie von der FDP ind ja eigentlich die Chefprivatisierer hier im Hohen aus. Jetzt kämpfen Sie ein bisschen gegen die Ergebisse Ihrer Privatisierung. Da kommt ein Linker schon ns Staunen über so viel Antikapitalismus. Ich glaube, man muss es etwas deutlicher sagen: Unser roblem heißt: staatsnahe Monopolisten. Sie verhalten ich in Bezug auf den Staat ausgesprochen ambivalent. uf der einen Seite sind sie Zuwendungsempfänger. ierbei sind sie so aktiv, dass man sich darüber schon icht mehr wundert, aber doch staunt. Auf der anderen eite sind sie als Auftragnehmer des Bundes unberehenbar. Das sind Zustände, bei denen es nicht bleiben arf. An anderer Stelle, beispielsweise gegenüber ALG-IIeziehern, verschärfen Sie die Maßnahmen der Kon rolle – bis hin zur Durchsuchung – immer weiter. Insoern hätten wir es gern, wenn bei der Wirtschaft dieses andes wenigstens gleiche Maßstäbe angelegt würden. enn das der Fall wäre und dem Bahnvorstand die glei he Härte wie den ALG-II-Beziehern entgegengebracht ürde, dann müssten Linksfraktion und FDP hier längst mnestieanträge stellen. In den letzten Tagen ist auch in Fernsehberichten zur prache gekommen, wie sich die Lobby der staatsnahen onopolisten organisiert: Teilweise haben Industriever reter sogar in Ministerien ihren Platz gefunden. – Das ind Zustände, bei denen es nicht bleiben darf. Ich komme auf ein weiteres Detail zu sprechen. Herr randt, Sie nannten es einen „unwahrscheinlichen Fall“, ass ein alternativer Plan zum Tragen komme. Damit erschlechtern Sie die Verhandlungsposition des Bundes egenüber DB Telematik, und zwar in erheblicher eise. Was ist denn das für eine Botschaft an den bisher voresehenen Auftragnehmer? Die Botschaft ist doch: reibt den Preis weiter in die Höhe! (Helmut Brandt [CDU/CSU]: Sie haben mich falsch verstanden!)


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Roland Claus
– Sie nannten es einen „unwahrscheinlichen Fall“.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606110300

Herr Claus, kommen Sie bitte zum Schluss.


Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606110400

Der FDP gebührt Dank für den Antrag und dafür, dass

sie die Angelegenheit an die Öffentlichkeit gebracht hat.
Wie wir uns in der Sache entscheiden, wird sich im Zuge
der Beratungen zeigen. Auf jeden Fall werden wir dieses
Vorgehen der Bundesregierung nicht akzeptieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606110500

Das Wort hat jetzt der Kollege Gerold Reichenbach

von der SPD-Fraktion.


Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1606110600

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Meine Damen und Herren! Lieber Kollege Wolff
von der FDP, auch wenn man es hundertmal wiederholt,
wird das, was Sie sagen, nicht richtiger. Das Verfahren
bei der Auftragsvergabe war korrekt und transparent.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das bringt mich wirklich zum Lachen!)


Einer der unterlegenen Bieter hat überprüfen lassen, ob
das Verfahren korrekt vonstatten ging. Bei der Überprü-
fung kam es zu keinerlei Beanstandung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Rechtsmittel, die vorher angedroht wurden, weil es
angeblich nicht rechtmäßig zugegangen sei, wurden nie
eingelegt. Auch das ist aus meiner Sicht ein ziemlich
deutlicher Beweis dafür, dass an Ihren Vorwürfen nichts
dran ist.

Wir haben im Ausschuss oft genug darüber gespro-
chen – ich möchte es an dieser Stelle noch einmal sagen –:
Ernst zu nehmende Sicherheitsaspekte, die zu einer
freihändigen Auswahl eines Betreibers für den BOS-
Digitalfunk geführt haben, haben bestanden und beste-
hen weiter.

Vielleicht kann ich Ihnen bei der Klärung der Frage,
was der Unterschied zwischen der Vergabe für die Sys-
temtechnik und der Vergabe an einen Betreiber sei, mit
einem Beispiel weiterhelfen: Wir alle sind uns einig,
dass für einen Streifenwagen die gleichen technischen
Anforderungen gelten müssen wie für einen PKW. Da-
raus schließen wir aber nicht, dass – entsprechend Ihrer
Denkweise – an einen Polizeibeamten die gleichen An-
forderungen gestellt werden sollten wie an einen ganz
normalen PKW-Fahrer. – Gleiches gilt für den Digital-
funk. Er ist das technische Herzstück unseres polizeili-
chen und nicht polizeilichen Sicherheitssystems. Deswe-
gen müssen wir bei dieser Lieferleistungsausschreibung
andere Maßstäbe anlegen als bei der Lieferung von

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(C (D 5 Dokumentenscannern und 50 Flachbettscannern für en Deutschen Bundestag. Außerdem haben nicht zuletzt wirtschaftliche Überegungen zu dem Entschluss geführt, das Vergabeverahren im Bereich der Systemtechnik von der Vergabe an inen geeigneten Betreiber zu trennen. Die von Ihnen faorisierte Gesamtausschreibung der Dienstleistung hätte ns doch in eine dauerhafte Abhängigkeit gebracht. Sie ätte dazu geführt, dass nach der Vergabeentscheidung ein Wettbewerb mehr stattgefunden hätte. In dieser Frage wundert mich Ihr antikapitalistisches ündnis mit der FDP schon etwas, Herr Claus. – Bei eier Laufzeitfestlegung von mindestens zehn Jahren hätte ann das Konsortium aus Betreiber und Systemlieferant as Monopol auf die während dieser Zeit stattfindende echnische Weiterentwicklung des Netzes gehabt. Dieses ystemund Betriebsmonopol hätten wir teuer bezahlen üssen. Den Mechanismus kennen wir zur Genüge aus er Rüstungsindustrie, wo die Kosten in der Regel nach er Vergabe noch einmal drastisch anziehen. Darum hat er Bundesrechnungshof der Bundesregierung ausdrückich zu einer Trennung der Ausschreibung in Bezug auf ystem und Betrieb geraten; mein Vorredner von der DU/CSU ist darauf bereits eingegangen. Ich möchte überhaupt nicht verschweigen, dass die erzeit laufenden Verhandlungen zwischen der Bundesegierung und der DB Telematik in einer sehr schwierien Phase sind. Lange Zeit schien es so, als würde sich as Unternehmen DB Telematik an die Preisvorgaben alten. Kurz vor der Vertragsunterzeichnung – verzeihen ie mir den ironischen Unterton – hat man offensichtlich och einmal nachkalkuliert und plötzlich festgestellt, ass der unternehmerische Gewinn, der zunächst so verockend erschien, auch ein unternehmerisches Risiko mit ich bringt. Schließlich handelt es sich um eine sichereitsrelevante Infrastruktur. Dieses unternehmerische isiko sollte dann über exorbitante Risikozuschläge auf en Auftraggeber – und damit letztlich auf den Steuerahler – abgewälzt werden. Das erleben wir nicht zum ersten Mal. Public Private artnership wird hoch gelobt als eine neue Form der usammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft, von der eide Seiten profitieren. In der Praxis sieht es dann aber ft so aus: die Gewinne für die Unternehmen, die unterehmerischen Risiken für die öffentliche Hand. Dieser ersuchung konnte offensichtlich auch das Staatsunterehmen DB Telematik angesichts des beabsichtigten örsengangs nicht widerstehen. Aber so funktioniert das icht. Das haben Bund, Länder und die Koalitionsfrakionen unmissverständlich deutlich gemacht. Es ist deshalb richtig, dass der Bund mit der B Telematik auf der Grundlage des angepassten Angeots weiter verhandelt. Der neue Vorschlag der B Telematik, mit den Synergieeffekten eines starken artners innerhalb des vorgegebenen Finanzrahmens das rojekt realisieren zu können, ist prüfenswert. Allerings ist auch klar, dass es dabei keine Abstriche bei der ualität, bei der Verfügbarkeit sowie bei der Sicherheit Gerold Reichenbach des Funks geben darf. Es ist auch richtig, dass der Bund parallel zu den weiteren Verhandlungen Alternativmodelle entwickelt, um sich für den Fall der Fälle eine weitere Option offen zu halten. Dies wird auch von den Ländern ausdrücklich so gesehen. Wir sollten uns also parallel zur Vergabe des Betriebs die Alternative des Eigenbetriebs als Möglichkeit offen halten, auch aus den genannten Sicherheitsgründen. Einige Bundesländer denken offenkundig schon darüber nach. Es wäre allerdings fahrlässig, das Kind mit dem Bade auszuschütten und das Verfahren ganz von vorn zu beginnen, so wie Sie von der FDP es fordern. Im Interesse unserer Sicherheit, aber auch im Interesse der Endnutzer – seien es Polizei, Krankenwagen, Leitstellen, Feuerwehren, ehrenamtliche oder hauptamtliche Helfer – müssen Bund und Länder jetzt alles daran setzen, dass die Verhandlungen im Dezember erfolgreich zu Ende gebracht werden. Dann, und erst dann, wird die Bundesanstalt BOS-Digitalfunk errichtet, weshalb ich Ihre Forderung nach einem Stopp der Errichtung dieser Bundesanstalt ohnehin nicht verstanden habe. Etwas anderes war doch nie vorgesehen. Mit der Weiterverfolgung des bisherigen Weges bekommen wir einen von der Systemtechnik unabhängigen Betreiber. Wir wollen in diesem Verfahren sicherstellen, dass die Schnittstellen bei den Endgeräten offen sind. Wir haben dann bei den Endgeräten das, was nicht nur die FDP, sondern auch die Regierungsfraktionen allseits begrüßen: Wettbewerb. Dieser Wettbewerb ist im Interesse der Kommunen und Hilfsorganisationen, die im nicht polizeilichen Bereich den größten Teil der Endgeräte und Anwendungen finanzieren. Würden wir Ihrem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, folgen, würde sich die Einführung des Digitalfunks – der Kollege von der CDU/CSU hat das deutlich gemacht – nicht nur erneut deutlich verzögern, sondern auch erheblich verteuern. So ist es immer bei der FDP. Sie führt zwar das Wort „Wettbewerb“ im Munde; wenn es aber um die Durchsetzung einseitiger Wirtschaftsinteressen geht, macht sie sich für Konsortiumslösungen stark. Dabei wissen auch Sie genau, dass die von Ihnen bevorzugte Dienstleistungsgesamtausschreibung zu einem Quasimonopol führen würde. Nein, die Entscheidung, System und Betrieb getrennt zu vergeben, war und ist richtig. Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich in ihrer Absicht, den eingeschlagenen Weg auch im Interesse unserer Sicherheit erfolgreich zu Ende zu führen. Als letzter Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt erteile ich der Kollegin Silke Stokar von Neuforn, Bündnis 90/Die Grünen, das Wort. G d g F a d s h e n s a e s g T V s m D g r E e r b z z a s g s F k l d T h P s d d s F g b N s S i f b (C (D Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Zuruf von der LINKEN)





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(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Ach!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606110700
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist in

er Politik häufig so, dass man aus den Fehlern der Ver-
angenheit das Beste zu machen versucht, aber wieder
ehler daraus werden. So ist das ganz offensichtlich
uch bei dem Thema BOS-Digitalfunk.

Ich möchte nur einige Punkte ansprechen. Ich habe
amals als Mitglied einer Regierungsfraktion die Ent-
cheidung des ehemaligen Innenministers Otto Schily
ier heftig kritisiert. Er hat damals in Selbstherrlichkeit
ntschieden, die europäischen Ausschreibungsrichtli-
ien, die ja auch Schutzrichtlinien sind, außer Kraft zu
etzen. Darüber hinaus hat er sowohl das Parlament als
uch die Öffentlichkeit getäuscht. Er hat in einer Presse-
rklärung so getan, als habe er einen Vertrag abgeschlos-
en. Erst auf Nachfragen – ich bin der neuen Bundesre-
ierung durchaus dankbar, dass sie zumindest zum Teil
ransparenz hergestellt hat – kam heraus, dass es keinen
ertrag gegeben hat. Die Pressekonferenz war ein In-
trument, die Länder unter Druck zu setzen. Es hatte eine
ündliche Zusage ohne Preisverhandlung an die
B Telematik gegeben.

Man sollte zu diesen Vorgängen hier die Wahrheit sa-
en; denn das sind die Fehler, die die neue Bundesregie-
ung übernommen hat. Sie könnten allerdings auch die
ntscheidung treffen – ich denke, diese Option muss
rnsthaft offen gehalten werden –, diesen Kernfehler zu
evidieren und eine vernünftige, korrekte Neuausschrei-
ung vorzunehmen.

Was der ehemalige Innenminister gemacht hat, ist für
ulässig erklärt worden. Aber der Ablauf der Zeit hat ge-
eigt, dass es kein sinnvolles Vorgehen gewesen ist. Alle
nderen europäischen Länder haben den Auftrag ausge-
chrieben. Das hat der Sicherheit in diesen Ländern nicht
eschadet. Die Kosten sind geringer und die Lösungen
ind besser als in Deutschland. Im Dezember muss die
rage der Neuausschreibung hier inhaltlich ernsthaft dis-
utiert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte nur auf zwei Punkte der neuen Verhand-
ungen eingehen, damit einmal deutlich wird, womit sich
as Parlament neben all den technischen Begriffen beim
hema BOS-Digitalfunk auseinander setzen muss. Man
at sich, um Kosten zu sparen, jetzt entschieden, für den
olizeifunk nicht viele kleine Funktürme aufzubauen,
ondern 30 Meter hohe Funktürme, die dann zum Teil in
er freien Landschaft stehen sollen. Irgendjemand kam
ann wohl auf die Idee, das könnte ein Sicherheitsrisiko
ein oder es könnte Einsprüche von Bürgern geben, die
unkwellen befürchten. Das bedeutet auch eine Verzö-
erung. Das heißt, die theoretische Kostenersparnis
irgt neue Risiken.

Richtig lustig finde ich die Entscheidung, sich in den
aturschutzgebieten, wo kaum Menschen unterwegs

ind, digitale Funklöcher zu leisten. Ich sage nur: Folgen
ie grüner Politik und bauen Sie die Naturschutzgebiete

n Deutschland aus! Dann wird der polizeiliche Digital-
unk am billigsten. Auch das wäre eine Lösung. Aber da
egeben wir uns schon in den Bereich der Satire.






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
Meine Bitte und auch Aufforderung an die Bundes-
regierung – ich finde es bedauerlich, dass heute niemand
von der Bundesregierung das Wort ergreift – ist, mehr
Information über den Stand der Verhandlungen ins Par-
lament und in den Innenausschuss zu bringen. Auch wir
als Grüne werden uns den Fortgang sehr genau ansehen.
Manchmal ist ein Jahr Zeitverlust besser als die Fortset-
zung des Murkses eines Vorgängerministers.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Richtig!)


Wichtig ist, zu einer finanzierbaren und vernünftigen
Lösung zu kommen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606110800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/2672 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und der Frak-
tion der LINKEN

Für das Recht auf Generalstreik

– Drucksache 16/2681 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. Gibt es
dagegen Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist
so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Werner Dreibus für die antragstel-
lende Fraktion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Werner Dreibus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606110900

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Was bedeutet ein Generalstreik? Der Duden
sagt: Ein Generalstreik ist ein allgemeiner, politischen
Zielen dienender Streik der Arbeitnehmer eines Landes.


(Dirk Niebel [FDP]: Es würde schon reichen, wenn die PDS streikt!)


– Das sagt der Duden und nicht Sie. – Ein Generalstreik
ist somit eine politische Willensbekundung, also ein poli-
tischer Streik. In dieser Form kennt und praktiziert ihn die
Mehrzahl der europäischen Länder. Außer Deutschland
gibt es noch zwei weitere Ausnahmen: Dänemark und
Großbritannien. Er ist also in der Mehrzahl der europäi-

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(C (D chen Länder Teil der demokratischen Willensbildung. uch die Europäische Union hat ihn mit der Zustimmung eutschlands in der Europäischen Sozialcharta im rundsatz der Freiheit des Arbeitskampfes ausdrücklich egitimiert. s wird Zeit, so denke ich, dass wir auch hier europäicher werden. Das Arbeitskampfrecht in Deutschland, entwickelt als ichterrecht, begrenzt den Streik hingegen auf tariflich egelbare Ziele. Das sind vor allem Ziele, die das unmitelbare Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern etreffen: Arbeitszeit, Entlohnung etc. Wesentliche Bereiche des Arbeitslebens, die für die eschäftigten ebenfalls von existenzieller Bedeutung ind, werden hingegen vom deutschen „Streikrichterecht“ ausgeklammert. Ein Beispiel: Die Beschäftigten önnen heute nicht darüber mitbestimmen, welche Art on Beschäftigungsverhältnissen Unternehmen anbieen. Sie müssen es hinnehmen, wenn die Politik den nternehmen die Umwandlung beispielsweise sozialersicherungspflichtiger Arbeitsplätze in Minijobs eröglicht und damit der Verunsicherung von Lebensper pektiven den Weg bereitet. Die negativen Folgen olcher Mitbestimmungslücken werden regelmäßig uch in diesem Haus von allen Seiten beklagt: Politikerdrossenheit und mangelndes gesellschaftliches ngagement der Bürger. Aber wir denken, bloße Appelle elfen da nicht weiter. Wenn Sie möchten, dass sich die Bürgerinnen und ürger wieder stärker an der politischen Willensbildung eteiligen und sich für soziale Belange engagieren, dann üssen Sie auch die Möglichkeiten für die Bürgerinnen nd Bürger ausweiten, ihre Meinung kundtun zu dürfen, b es uns Parlamentariern passt oder nicht. (Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Sie sind doch sonst so vernünftig!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ndem Sie das tun, tun Sie zugleich auch etwas für die
emokratie: Wer die Möglichkeit hat, in existenziellen
ragen seine Interessen zum Ausdruck zu bringen, ent-
ickelt ein positiveres Verhältnis zu unserer demokrati-

chen Gesellschaftsordnung.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie war das in der DDR?)


Dass wir in Deutschland einen Nachholbedarf in Sa-
hen Streikrecht haben, hat nicht nur die EU festgestellt.
n einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des
undestages heißt es dazu – Sie können das in der Be-
ründung unseres Antrages nachlesen; ich unterstelle
inmal, dass einige von Ihnen das tun werden –:

… verstößt das deutsche Arbeitskampfrecht mit sei-
ner Begrenzung auf tariflich regelbare Ziele sowie
das gewerkschaftliche Streikmonopol gegen die So-
zialcharta.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau!)







(A) )



(B) )


Werner Dreibus
Die Europäische Sozialcharta ist durch den Deut-
schen Bundestag ratifiziert worden.

Der Bundestag, so füge ich hinzu, hat es bis zum heuti-
gen Tag versäumt, das deutsche Streikrecht den Bestim-
mungen der Europäischen Sozialcharta anzupassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Schwerer noch als diese europarechtlichen Bedenken
gegen das deutsche Streikrecht wiegen die vielfältigen
sozialen Proteste gegen den Sozialabbau und die Ver-
nichtung von Arbeitsplätzen. Ob der Protest der Opela-
ner gegen Werksschließungen, die Montagsdemonstrati-
onen gegen Hartz IV und gegen die Drangsalierung von
ALG-II-Beziehern oder das Nein beispielsweise von
mehr als 200 000 Menschen am vergangenen Wochen-
ende zu Rentenkürzungen, zur Abschaffung der solida-
risch finanzierten Gesundheitsversorgung, zur Jugend-
arbeitslosigkeit und zur Tatenlosigkeit der Regierung bei
der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armutslöhnen –
all das macht deutlich, dass der politische Streik auch in
Deutschland auf der Tagesordnung steht. Wer solche
politischen Meinungsäußerungen für Erpressung hält,
wie einige Damen und Herren aus diesem Hause anläss-
lich der Streiks der Bahnbeschäftigten kürzlich erklärt
haben, der diffamiert damit ein Instrument der Demokra-
tie und die berechtigten Sorgen und Anliegen weiter
Teile der Bevölkerung.


(Beifall bei der LINKEN – Andrea Nahles [SPD]: In welcher Bierlaune ist das denn entstanden?)


Das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr
hat die grundlegenden Sorgen der Bürger in seiner Be-
völkerungsumfrage 2005 untersucht und dokumentiert.
Auf die Frage, wovon sie sich persönlich bedroht fühlen,
antworteten 60 Prozent der Befragten: durch die Kür-
zung von Sozialleistungen. Jeder Zweite fürchtet eine
unzureichende finanzielle Absicherung im Alter, bei Ar-
beitslosigkeit oder Krankheit. Vier von zehn Menschen
haben Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Diese
Ängste wirklich ernst zu nehmen, bedeutet auch, den
Menschen die Möglichkeit zu geben, krassen politischen
Fehlentscheidungen durch einen politischen Streik ent-
gegenzutreten. Wer das nicht tut, der steht im Verdacht,
es mit der Forderung nach Demokratie doch nicht ganz
so genau zu nehmen und die eigenen Entscheidungen
immer für unfehlbar zu halten.

Ich freue mich auf einen konstruktiven Dialog und
konstruktive Debattenbeiträge.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606111000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gitta Connemann von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor genau iner Woche fand hier eine Debatte zum Thema Minestlohn statt. Im Verlauf dieser Debatte sah sich der räsident, Dr. Lammert, gezwungen, dem Vorsitzenden hrer Fraktion, meine Damen und Herren von der Linen, folgenden Hinweis zu erteilen: Nach einer Reihe von entsprechenden Äußerungen … gibt es einen hinreichenden Anlass, darauf hinzuweisen, dass Sie natürlich jedes Recht haben, jede Mehrheitsentscheidung dieses Parlamentes zu kritisieren, dass aber die Behauptung, dass das demokratiefeindlich sei, mit unserem Selbstverständnis, dass Mehrheiten darüber entscheiden, was gelten soll, nur schwer zu vereinbaren ist. er Kollege Lafontaine hatte sich in der Debatte einmal ehr darüber ereifert, dass sich die Abgeordneten der nderen Fraktionen seinem politischen Willen nicht beuen wollten und einen Antrag der Linken ablehnten, brigens mit überwältigender Mehrheit. Er wollte das icht akzeptieren. Die Entscheidung durch Mehrheiten ist aber das Funament der Demokratie. In einer parlamentarischen emokratie ist es die Entscheidung der Mehrheit der bgeordneten; denn wir sind laut Verfassung der Ent cheidungsträger. Wir sind an Aufträge und Weisungen icht gebunden, nur unserem Gewissen unterworfen. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir dürfen auch weiterhin andere Meinungen haben! – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Es gibt kein Politbüro mehr!)

Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1606111100

(Beifall bei der CDU/CSU)


in Druck, durch wen auch immer, darf auf uns nicht
usgeübt werden.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Ach ja?)


Genau diese Möglichkeit der Druckausübung auf Ab-
eordnete wollen Sie, meine Damen und Herren von der
inken, mit Ihrem Antrag eröffnen. Er zielt nämlich da-

auf ab, den Generalstreik in unserem Land zu ermögli-
hen, und zwar – ich zitiere – „maßgeblich unter dem
esichtspunkt des politischen Streiks“.


(Beifall bei der LINKEN)


ie wollen also den politischen Generalstreik. Sie wollen
as Tor für Arbeitsniederlegungen mit politischer Ziel-
etzung öffnen.

Das Recht auf Arbeitskampf ist ein hohes Gut. Die
DU/CSU-Fraktion sieht diese Errungenschaft als un-
erzichtbar an. Zu Recht ist sie grundgesetzlich ge-
chützt. Art. 9 Abs. 3 des Grundgesetzes zeigt aber auch
renzen auf: Der Arbeitskampf muss zur Durchsetzung
on Tarifforderungen geführt werden.

Dies will der politische Streik aber gerade nicht. Er
etrifft politische Forderungen, die sich tarifvertraglich
icht regeln lassen. Nach Ihrem Antrag wären also zu-
ünftig Arbeitskämpfe zulässig, die kein Ziel verfolgen,
as mit den Mitteln des kollektiven Arbeitsrechts






(A) )



(B) )


Gitta Connemann
regelbar wäre. Vielmehr soll der Wille der gesetzgeben-
den Instanzen und der Regierung durch Kampfdruck ge-
beugt werden können, um so bestimmte politische Ent-
scheidungen und Regelungen zu erzwingen. Es geht
Ihnen um die Einflussnahme auf politische Entscheidun-
gen ohne die Legitimation eines Mandats.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sehr deutlich wird dies in einem Interview, das der
Kollege Lafontaine der Zeitschrift „Cicero“ gegeben hat
und das unter der Überschrift „Ich will den General-
streik“ erschienen ist. Ich zitiere: „Unser Ziel ist nicht
die Regierungsverantwortung. Unser Ziel ist es, die Poli-
tik in Deutschland zu verändern“ – und zwar ohne ent-
sprechende parlamentarische Einflussnahme.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da klatschen Sie sogar? – Dirk Niebel [FDP]: Das ist Einschüchterung! Schüchtern Sie sich lieber mal gegenseitig ein! Das hilft bestimmt auch!)


Mit dieser Einstellung, Ihrer Forderung nach dem
Recht auf Generalstreik, befinden Sie sich in bemerkens-
werter Gesellschaft. So fordert die Antifa: „General-
streik jetzt!“ Etwas später skandiert sie: „Bullen schika-
nieren!“ So viel zum Kreis Ihrer Bundesgenossen.


(Lachen bei der LINKEN)


Es gibt in der Rechtsliteratur beachtenswerte Meinun-
gen, nach denen ein politischer Streik in besonderen Fäl-
len den Straftatbestand der Parlamentsnötigung nach
§ 105 des Strafgesetzbuches erfüllen könnte.


(Lachen bei der LINKEN)


Unabhängig davon stellt Ihr Antrag den Versuch eines
Angriffs auf den Kern der parlamentarischen Demo-
kratie dar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Da könnte aber auch der Koalitionspartner SPD klatschen!)


Dennoch debattieren wir heute mit Ihnen. Denn un-
sere Demokratie lebt von der Diskussion über den richti-
gen Weg. Meine Damen und Herren von der Linken, der
Unterschied zwischen Ihnen und uns ist: Wir sagen Ih-
nen nicht den Kampf an, nur weil wir eine andere Mei-
nung vertreten. Wir hören Sie an. Das ist Demokratie.
Das tun wir, obwohl wir in der Sache eigentlich nicht de-
battieren müssten; denn die Rechtswidrigkeit Ihres An-
trags liegt auf der Hand.


(Lachen bei der LINKEN)


Sie begründen Ihren Antrag mit einer Empfehlung
des Sachverständigenausschusses, dem die Kontrolle der
Einhaltung der Europäischen Sozialcharta obliegt, zu
Unrecht. Denn Sie wissen, dass diese Empfehlungen für
die Mitgliedstaaten keine bindende Wirkung entfalten


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Aber die Charta!)


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(C (D nd dass die Charta keine ausdrückliche Garantie eines estimmten Arbeitskampfmittels enthält. Völkerrechtich ist die Bundesrepublik Deutschland berechtigt, das rbeitskampfrecht so zu regeln, wie sie es tut, nämlich m Rahmen der geltenden Verfassung. Auch die koaliionsmäßige Betätigung hat sich innerhalb der Grenzen es Grundgesetzes zu vollziehen. Das tut der politische treik eben nicht. Aus diesem Grund hat das Bundesverfassungsgericht ie Frage, ob Art. 9 Abs. 3 des Grundgesetzes die Wahlerbung einer Gewerkschaft im Betrieb im Vorfeld einer llgemeinen politischen Wahl schützt, verneint. Die Beründung lautete, zur parlamentarischen Demokratie die Sie, meine Damen und Herren von der Linken, die anze Zeit belacht haben –, wie sie das Grundgesetz onstituiert, gehöre die prinzipielle Gleichheit aller poliischen Kräfte, die auf die Willensbildung des Volkes in ahlen Einfluss zu nehmen suchen. Die prinzipielle leichheit finde ihren verfassungsrechtlichen Ausdruck m Schutz der Werbung vor allgemeinen politischen ahlen, wie er durch Art. 38, Art. 28 und Art. 5 des rundgesetzes garantiert sei. Die Annahme eines darüber hinausgehenden, etwa raft eines Öffentlichkeitsauftrages gewährleisteten verassungsrechtlichen Schutzes der Wahlwerbung einzeler Gruppen würde auf eine Privilegierung dieser Grupen hinauslaufen, die im Widerspruch zum Grundprinzip arlamentarischer Demokratie stünde. Also: Dürfen oalitionen schon bei der Werbung keine Vorrechte für ich beanspruchen, die ihnen eine größere Einflussahme sichern würden, dann darf es ihnen erst recht icht gestattet sein, bereits konstituierte Verfassungsrgane mit Arbeitskampfmaßnahmen unter Druck zu etzen. Auch zur Meinungsdemonstration ist der politische treik nicht notwendig, weil unsere Demokratie darauf usgerichtet ist, dass jeder Bürger in den politischen Proess einbezogen werden kann, angefangen vom Wahlecht bis hin zum Recht auf Meinungsfreiheit. Jeder Bürer in diesem Land kann Demonstrationen veranstalten nd an ihnen teilnehmen, aber eben außerhalb der berieblichen Arbeitszeit. Ein politisches Widerstandsrecht ewährt unsere Verfassung nur in den engen Grenzen es Art. 20 Abs. 4 des Grundgesetzes. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich es bei folendem Urteil belassen: Sie sollten dieses Instrument in er verstaubten Requisitenkammer des Regimes liegen assen, aus dem Sie zum Teil hervorgegangen sind, in Instrument in der Tradition der sozialistischen Kaerlehre. Aber es ist traurig. Denn Sie verfolgen damit ein weiergehendes Ziel. Stellen wir uns doch einmal das Szenaio eines Generalstreiks vor: Eisenbahner gehen auf die arrikaden, Flugzeuge und Busse stehen still, in Schu en, Behörden und Krankenhäusern trifft man, wenn berhaupt, nur noch die Notdienste an. Wenn für längere eit niemand arbeitet, wer löst dann Ihrer Meinung nach ie Probleme, die es in unserem Land gibt? Gitta Connemann Was Sie heraufbeschwören wollen, ist Chaos, reines Chaos! Ihnen geht es nicht um das viel beschworene Volk. Denn ein politischer Generalstreik dient diesem doch nicht einmal scheinbar. In Wahrheit richtet er sich immer gegen das Volk. (Dirk Niebel [FDP]: Selbst der Verdi-Streik ging gegen das Volk!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Dirk Niebel [FDP]: Wir!)


(Lachen bei der LINKEN)


Ihnen geht es um unheilvolle Unruhe, um Instrumente
zur Durchsetzung Ihrer Interessen. Dies sieht, wie ich zu
meinem Erstaunen feststellen musste, selbst die „neue
internationale“ so. Sie warnt davor – ich zitiere –, dass
es „Reformisten wie Gysi und Lafontaine“ ermöglicht
wird, „die Bewegung für ihre Zwecke zu missbrau-
chen …“


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie müssen panische Angst haben!)


Meine Damen und Herren von der Linken, Friedrich
Nietzsche hat für den Wert demokratischer Einrichtun-
gen wie unseres Parlaments folgendes Bild gewählt – ich
zitiere –:

Die demokratischen Einrichtungen sind Quaran-
täneanstalten gegen tyrannenhafte Gelüste.

Mit den demokratischen Mitteln dieses Hauses wer-
den wir deshalb Ihren Antrag nach Überweisung in die
Ausschüsse ablehnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606111200

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Heinrich Kolb von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist die FDP jetzt dafür oder dagegen?)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1606111300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

glaube, es ist sinnvoll, sich, wenn man über einen Gene-
ralstreik spricht, die allgemeinen Grundsätze des
Streikrechts in Deutschland in Erinnerung zu rufen. Die
Rechtsprechung hat Regeln für die Zulässigkeit von
Streiks entwickelt. Wichtig und richtig ist, dass jeder
Streik dem Gebot der Verhältnismäßigkeit genügen
muss. Er muss in seiner Zielsetzung, auch in der Durch-
führung, die wirtschaftlichen Möglichkeiten berücksich-
tigen. Ich stimme dem Bundesarbeitsgericht ausdrück-
lich zu, das hieraus unter anderem die wesentliche
Forderung ableitet, dass der Streik zur Erreichung recht-
mäßiger Kampfziele und des nachfolgenden Arbeitsfrie-
dens geeignet und sachlich erforderlich sein muss und
nur als letztes Mittel, nach Ausschöpfung aller Verstän-
digungsmöglichkeiten, ergriffen werden darf. Nach un-

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(C (D erem heutigen Verständnis müssen Streiks den Abchluss eines Tarifvertrags zur Folge haben. Dabei sollte s auch bleiben. Deshalb muss ich Ihnen klar widersprechen, Kollege reibus: In einer parlamentarischen Demokratie muss ie politische Willensbildung durch die dafür vorgeseheen Organe erfolgen; darauf hat auch das Bundesarbeitsericht hingewiesen. Wir können davon ausgehen, dass ie Väter des Grundgesetzes bewusst auf eine ausdrückiche Erwähnung des Streikrechts im Grundgesetz verichtet haben. Sie haben die Europäische Sozialcharta angesprohen. Nach unserer Auffassung lässt Art. 31 Nr. 1 der uropäischen Sozialcharta Einschränkungen und Berenzungen des Arbeitskampfes zu, wenn diese gesetzich vorgeschrieben und in einer demokratischen Gesellchaft zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer der zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordung, der Sicherheit des Staates notwendig sind. Dies ann – das hat die Kollegin Connemann zu Recht gesagt – m Rahmen der Verfassung ausgestaltet werden. Der Arbeitskampf erfährt durch die Verfassung klare echtmäßigkeitsgrenzen. Das Grundgesetz schützt den treik, der auf den Abschluss von Tarifverträgen gerich et ist. Es schützt auch den Streik gegen den Arbeitgeber ur Erzwingung eines Firmentarifvertrages. Es schützt benso einen verhältnismäßigen Warnstreik. Nicht geeckt von der Verfassung ist der politische Streik, der taatliches Handeln erzwingen will. Ein Arbeitskampf, er den vom Volk demokratisch legitimierten Gesetzgeer, die Verwaltung oder die Rechtsprechung zu Regeungen oder Entscheidungen zwingen will, zerstört nach berwiegend vertretener Auffassung den demokratichen Rahmen der Gesellschaft. In speziellen Fällen ann der politische Erzwingungsstreik sogar den traftatbestand der Parlamentsnötigung erfüllen, § 105 trafgesetzbuch. Das institutionell gesicherte Recht auf Arbeitskampf st heute nach vorherrschender Meinung anerkannt. Es ird hergeleitet aus Art. 9 Abs. 3 Grundgesetz und dem ekenntnis des Grundgesetzes zum Rechtsstaat. Allerings bedarf es laut Bundesverfassungsgericht – auch as sagte ich schon – einer bundesgesetzlichen Regelung u seiner näheren Ausgestaltung. Hier will ich, um unere Position noch einmal zu verdeutlichen, in Erinneung rufen, dass die FDP-Fraktion im März dieses Jahres inen Antrag „Innere Sicherheit durch Regelungen zum rbeitskampfrecht gewährleisten“ vorgelegt hat. In die em Antrag haben wir deutlich gemacht, dass die ausgeehnten Streiks im öffentlichen Dienst, die zum Teil zu nverhältnismäßigen Beeinträchtigungen der öffentlihen Sicherheit und Ordnung geführt haben, nicht tragar sind. Insbesondere das Bestreiken der Müllentsorung hat zu einer Beeinträchtigung der öffentlichen icherheit in einem nicht mehr hinnehmbaren Maße geührt. Die unverhältnismäßigen Streiks haben die Komunen und letztlich auch den Steuerzahler in einer unzuutbaren Weise belastet. Dr. Heinrich L. Kolb (Andrea Nahles [SPD]: Jetzt vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


– Nein, das muss man schon im Kontext sehen. Das, was
sich die Linke vorstellt, geht ja noch weit über das hi-
naus, was wir im Frühjahr dieses Jahres erlebt haben.
Für uns steht fest, dass das Gemeinwohl durch einen Ar-
beitskampf nicht unverhältnismäßig beeinträchtigt wer-
den darf und dass die Notfallversorgung der Bevölke-
rung und die innere Sicherheit und Ordnung jederzeit
gewährleistet sein müssen.


(Beifall bei der FDP – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die waren auch gewährleistet!)


Abgesehen von den dargestellten juristischen Beden-
ken muss ich noch einmal die wirtschaftlichen Auswir-
kungen eines politischen Generalstreiks ansprechen.
Herr Dreibus, durch einen Generalstreik, wie Sie ihn
sich hier vorstellen, wird die Wirtschaft aufgrund der Ar-
beitsniederlegung aller Arbeitnehmer zum Stillstand ge-
bracht. Nach Ihrer Forderung von Mindestlöhnen offen-
baren Sie für mich damit erneut, dass Sie in Ihrer
Fraktion nur einen ausgeprägt mangelnden ökonomi-
schen Sachverstand haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Er ist auch politisch nicht ausgeprägt!)


Dass Sie den Antrag stellen, das Recht auf einen Ge-
neralstreik einzuführen, ist populistisch und als pure
Ideologie zu bezeichnen. Die Schäden, die ein politi-
scher Generalstreik für die Gesamtwirtschaft nach sich
ziehen würde, wären verheerend. Sie, die Linke, nehmen
das billigend in Kauf und handeln damit schlicht unver-
antwortlich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich will zum Schluss sagen, dass mich der Gedanke
beschleicht, dass Ihre Motivation für diesen Antrag al-
lein darin zu suchen ist, die Gewerkschaften stärker an
die Linke zu binden. Kollegin Connemann hat das Inter-
view in „Cicero“ ja schon angesprochen. Lafontaine hat
auf die Frage, wie die Linke die Gewerkschaften auf ihre
Seite ziehen kann, ausdrücklich geantwortet:

Das ist einer der Gründe, warum wir das Recht zum
Generalstreik fordern.

Ich denke, wir werden Ihren Antrag in diesem Hause
mit breiter Mehrheit ablehnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606111400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Anette Kramme von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Jetzt könnt ihr wieder was lernen!)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1606111500

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren dort oben auf den

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(C (D ribünen! Ich verbringe im Moment die absurdesten eun Minuten meines Lebens. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann setzen Sie sich doch wieder!)


ir diskutieren über ein wirklich aktuelles Thema von
öchster Brisanz. Die PDS, die Linke, fordert die Ein-
ührung eines Generalstreiks. Die Jahrhundertwende ist
och nicht lange her, aber die, um die es hier konkret
eht, ist schon verdammt lange her.


(Beifall bei der SPD)


Es ist in der Tat interessant, wie oft das Streikrecht in
ieser Legislaturperiode bereits zum Thema in diesem
ause gemacht worden ist. Die Linke will sich den Ge-
erkschaften anbiedern und überschlägt sich in ihren
orderungen nach fragwürdigen Verbesserungen. Es er-
taunt mich verdammt, dass die FDP heute ohne Antrag
leibt. Die FDP will die Gewerkschaften aber grundsätz-
ich an die Leine legen. Ihr wäre es am liebsten, ihnen ei-
en Maulkorb zu verpassen und Streiks grundsätzlich
nmöglich zu machen.


(Dirk Niebel [FDP]: Nein! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben mir gar nicht zugehört!)


Ich denke, es gibt in wunderbarer Weise die politische
einung der SPD zu diesem Thema wieder, wenn ich an

ieser Stelle einfach die entsprechende Rechtsprechung
es Bundesarbeitsgerichts vom 27. Juni 1989 zitiere.


(Dirk Niebel [FDP]: Hat Herr Kolb doch schon getan! Das war doch ganz sachlich!)


ort heißt es: Rechtswidrig ist ein Arbeitskampf, der zur
urchsetzung eines tariflich nicht regelbaren Zieles ge-

ührt wird.


(Dirk Niebel [FDP]: Genau das hat Herr Kolb gesagt!)


Das Gericht begründet dies in sehr nachvollziehbarer
eise damit, dass an den bestreikten Arbeitgeber selbst

ei politischen Streiks keine Forderungen nach Verbes-
erung der Lohn- und Arbeitsbedingungen gestellt wer-
en, sodass er nicht in der Lage ist, den Arbeitskampf
urch ein Nachgeben zu vermeiden oder zu beenden.
on einem gleichen Kräfteverhältnis kann bei einem
olitischen Streik also keine Rede sein. Vielmehr würde
r dem vom BAG geforderten Prinzip der Kampfparität
idersprechen und das Risiko des Arbeitskampfes ein-

eitig zugunsten der Arbeitnehmer verringern.

Gestatten Sie mir an dieser Stelle, dass ich jetzt ein-
ach aufhöre. Man kann die Zeit besser verbringen, als
ich zu diesem Thema zu äußern.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606111600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Brigitte Pothmer von

ündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Frau Pothmer, machen Sie es genauso!)



Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606111700

Ich habe doch nur vier Minuten Redezeit. Insofern bin

ich gezwungen, diesem Beispiel Folge zu leisten.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Dreibus, nach Ihrer Rede ist zumindest eines klar: Wenn
es noch irgendwo in dieser Republik revolutionäres
Potenzial gibt, dann bestimmt nicht in der Linkspartei.
So kleinkariert und bürokratisch, wie Sie die Forderun-
gen nach einem Generalstreik begründen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


sind Sie wohl kaum in der Lage, revolutionäres Poten-
zial zu erzeugen. Da schlafen die Leute ja schon beim
Streik ein.

Als ich Ihren Antrag gelesen habe, fiel mir wieder fol-
gende Szene ein: Herr Gysi – seinerzeit noch Wirt-
schaftssenator in Berlin – bekam unverhofft Besuch von
einigen tausend Beschäftigten, die ihm mitteilen wollten,
was sie von seiner Amtsführung hielten: nämlich gar
nichts. Da stand er mit Trenchcoat und Aktentasche, si-
cherlich auch mit einem Kloß im Hals und dem Herz in
der Hose auf den Stufen seines Amtssitzes und wusste
nicht recht, wie er die Streikenden am politischen Mei-
nungsbildungsprozess beteiligen sollte, wie Sie es jetzt
mit Ihrem Antrag zum Generalstreik fordern.

Diese Menschen wollten keinen Sozialabbau und
keine Entlassungen. Herr Gysi hatte ihnen aber leider
nichts anderes anzubieten. Ich glaube, so richtig revolu-
tionäre Gefühle sind auch bei ihm damals nicht aufge-
kommen. Im Gegenteil – wir erinnern uns –: Er ist dann
bald vom Amt zurückgetreten.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Davongelaufen ist er!)


Jetzt wollen Sie mit Ihrem Antrag für das Recht auf Ge-
neralstreik die Menschen am Meinungsbildungsprozess
beteiligen.

Wie ist das grundsätzlich in einer Demokratie gere-
gelt? Es gibt ein frei gewähltes Parlament, Pressefreiheit
und Demonstrationsfreiheit.


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Was ist mit der Volksabstimmung?)


Das sind die wesentlichen Instrumente für die Kontrolle
der Regierung. Was die arbeitsrechtlichen Auseinander-
setzungen angeht, haben wir den Tarifparteien die Auf-
gabe übertragen, diese zu regeln. Ein Mandat – ge-
schweige eine gesetzliche Legitimation –, den Souverän
zum Beispiel mit einem Generalstreik politisch zu ver-
treten, existiert aus gutem Grund nicht. Ich glaube, das
haben sich die Väter und Mütter unseres Grundgesetzes
gut überlegt.

Was aber wäre bei aller Wertschätzung für die Ge-
werkschaften demokratisch daran, wenn die knapp
7 Millionen DGB-Mitglieder als Interessenvertretung

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(C (D ür 60 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland auftreen würden? Das wäre nicht wirklich demokratisch. Herr Dreibus, Generalstreiks ziehen ihre Legitimation icht daraus, ob sie erlaubt oder verboten sind; sie legitiieren sich vielmehr aus einer gesellschaftlichen mbruchsituation, die Sie nicht qua Gesetz herbeifüh en können. Das müssten Sie doch wissen. Erinnern Sie ich an 1989, als sich in der DDR eine solche Umbruchituation entwickelt hatte! Ihre Vorgänger waren ja daon betroffen. Ihre Vorstellung von revolutionären Situationen ist ehr deutsch und sie erinnert mich an den Ausspruch enins: Wenn die Deutschen eine Revolution machen ollen, dann lösen sie erst einmal eine Bahnsteigkarte. – enau so gehen Sie vor. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Offen gestanden glaube ich, dass es Ihnen gar nicht
m den Generalstreik geht. Ihnen geht es vielmehr um
ie Stimmung, und zwar nicht nur in der Bevölkerung,
ondern vor allem auch in Ihrer eigenen Partei. Bei den
etzten Wahlen in Berlin wären Sie beinahe abgewählt
orden. Dort konnten Sie nämlich nicht mehr nur über
en Klassenkampf schwadronieren, sondern Sie mussten
onkrete Krisenbewältigung betreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU)


Dass das schmerzt, verstehe ich. Das kennen wir
uch. Darunter leidet das eigene Selbstverständnis. Des-
alb fangen Sie jetzt an, die roten Fahnen noch einmal
ufzubügeln. Die Herren Lafontaine, Gysi und Ernst be-
inden sich sozusagen in vorrevolutionärer Lauerstel-
ung. Sie spielen hier sozusagen Halloween für die Bour-
eoisie. Bebel, Lassalle und Liebknecht würden sich im
rabe umdrehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606111800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
rucksache 16/2681 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 27 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Cornelia Behm, Hans-Josef Fell, Winfried
Hermann, weiteren Abgeordneten und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur
Änderung des Wasserverbandsgesetzes

– Drucksache 16/1642 –






(A) (C)



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz (10. Ausschuss)


– Drucksache 16/2806

Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes
Manfred Zöllmer
Dr. Christel Happach-K
Cornelia Behm
Dr. Kirsten Tackmann

Alle Reden sollen zu Proto
handelt sich um die Reden d
gen Dr. Peter Jahr von der CD
Zöllmer von der SPD-Frakti
Kasan von der FDP-Fraktion,
der Fraktion Die Linke sowi
Fraktion des Bündnisses 90/D

Wir kommen zur Abstimm
tion des Bündnisses 90/Die G
wurf eines Zweiten Gesetzes
verbandsgesetzes, Drucksache 16/1642. Der Ausschuss
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
empfiehlt auf Drucksache 16/2806, den Gesetzentwurf

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Christine Scheel, Kerstin Andreae, Dr. Gerhard
Schick, Margareta Wolf (Frankfurt) und der Frak-

90/DIE GRÜNEN

tsfähig machen

Technologie

zu Protokoll genommen
Reden der Kolleginnen
on der CDU/CSU-Frak-
von der SPD-Fraktion,
P-Fraktion, Dr. Barbara

ke und Christine Scheel
s 90/Die Grünen.2)

rweisung der Vorlage auf
der Tagesordnung aufge-
gen. Sind Sie damit ein-

verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter
Beratung bei Zustimmung der Fraktion des Bündnisses 90/
Die Grünen, Gegenstimmen der Koalitionsfraktionen
und Enthaltung der FDP-Fraktion und der Fraktion Die
Linke abgelehnt. Damit entfällt nach unserer Geschäfts-
ordnung die weitere Beratung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 29 auf:

o

d
e

1) Anlage 4 2)

Berichtig
60. Sitzung, Seite 5860 (B),

ist wie folgt zu lesen: „Dass b
mich besonders als Vertreter d
äußerst wettbewerbsfähigen St
auf die alten EU-Mitglieder er
überfälligen Reformen zu erled
FDP zu den stärksten Argum
rung.“ und

2. Absatz, der 2. Satz ist wi
hart für die jetzigen Kandidaten
trittsperspektive, aber wir kö
wichtige europäische Land Kr
men, wenn wir vorher die vert
EU überarbeitet und die Agrar
EU so reformiert haben, dass w
auch wieder leisten können.“
(D

rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 8. November 2006, 13 Uhr,
in.

Ich wünsche ein schönes Wochenende.

Die Sitzung ist geschlossen.